Kulturfenster Nr. 05|2021 - Oktober 2021
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BLASMUSIK
CHORWESEN
HEIMATPFLEGE
in Südtirol
Nr. 5
OKT.
2021
Sommerprogramm 2021 – Ein positives Signal
Identitätsstiftende Orte schaffen
Geschichte der Blasmusik 1918-1948
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 71. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 73. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift
vorausgeschickt
Wichtige Zeichen und
positive Signale
Liebe Leserinnen und Leser,
auch wenn es zu Beginn des heurigen Jahres
immer noch schwierig war, konkret zu planen,
so war es dem Südtiroler Chorverband
und dem Verband Südtiroler Musikkapellen
(VSM) sehr wichtig, die Schulungsangebote
im allgemeinen und die Sommerangebote
für die Jugend im besonderen nicht wieder
– wie schon im Vorjahr – ausfallen zu lassen.
Während der Chorverband sein Schulungsprogramm
in reduzierter Form bzw. mit weniger
Teilnehmer*innen durchgeführt hat,
hat der VSM anstelle eigener Angebote die
Projekte vor Ort gefördert und die Jugendkapellen
unterstützt. In mehreren Beiträgen
wird über diese erfolgreichen Initiativen
berichtet und damit auch ein „positives Signal“
gesendet als Zeichen der Hoffnung,
„dass die Normalität wieder zurückkehren
wird und die Menschen den Neustart des
Musiklebens erleben“, wie es der Obmann
des Chorverbandes, Erich Deltedesco, so
treffend formulierte.
Wichtige Zeichen setzt auch der Heimatpflegeverband
mit seinem heurigen
Schwerpunktthema zur „Baukultur“.
Er blickt auf seine gemeinsame Tagung
mit der Architekturstiftung Südtirol zurück,
die mit kritischem Auge Antworten
auf die Frage nach „identitätsstiftenden
Orten“ erörtert hat. Auch werden
mit Argusaugen die Prunkbauten der Hotelarchitektur
beleuchtet und die „Eventisierung“
der Landschaft beobachtet.
Der Schutz der Kulturgüter, ein Interreg-
Projekt zur Erhaltung einzigartiger Ortskerne,
ein Porträt der Klöppel-Handwerkskunst
in Prettau sowie die Fortsetzung der
Serien über die Flurnamen aus der Agrargeschichte
und die Dinge des Alltags ergänzen
die einschlägigen Rubriken.
Ein weiteres Zeichen setzt der Verband
Südtiroler Musikkapellen mit dem mittlerweile
abgeschlossenen mehrjährigen Forschungsprojekt
zur Geschichte der Südtiroler
Blasmusik von 1918 bis 1948. Auf
Initiative der damaligen Kulturlandesrätin
Sabina Kasslatter-Mur und in Zusammenarbeit
mit dem Südtiroler Landesarchiv gewährt
das kürzlich erschienene Buch „In
Treue fest durch die Systeme“ teils auch
neue Einblicke in diese bislang – oft auch
bewusst – ausgeklammerte Zeit, wie dies
der Historiker Hubert Mock im Hauptthema
der Blasmusikseiten darlegt.
Dazu gibt es die gewohnten Rubriken, in
denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten
dokumentieren, bereichsspezifische
Themen aufarbeiten und auch die
Jugend – die Zukunft unserer Vereine – in
den Fokus stellen. Ich wünsche Ihnen dazu
wiederum eine unterhaltsame, aber auch
informative Lektüre und einen aufschlussreichen
Blick durch unser „KulturFenster“.
Stephan Niederegger
Singen ist die eigentliche
Muttersprache des Menschen.
„
Sir Yehudi Menuhin
(1916–1999)
„ „
Markante historische Gebäude in unseren
Orten sollen als wertvoller Teil unserer
Geschichte wahrgenommen werden, im
Sinne eines sichtbaren Erinnerns.
„
Günter Dippold (1961)
Ihr habt keine Schuld an dieser Zeit.
Aber ihr macht euch schuldig, wenn
ihr nichts über diese Zeit wissen wollt.
„
„
Esther Bejarano
Holocaust-Überlebende
(1924–2021)
KulturFenster
2 05/Oktober 2021
Inhalt
In dieser Ausgabe
Chorwesen
Popmusik im Chor stellt besondere Ansprüche........................... 4
Chor- und Stimmbildungsawoche in Burgeis............................... 8
Chorleiter*innen-Seminar in Dietenheim..................................... 9
Jugendchor Österreich singt „Songs for Future“ ....................... 10
Endlich wieder Musical-Fever!.................................................. 12
Schulungen als Zeichen der Zuversicht .................................... 13
Jugendchor Voci.ssimo ............................................................ 14
Voci.ssimo singt und jodelt der Pandemie zum Trotze ............... 16
„Mitanond singen“................................................................... 18
Ein humorvoller Post-Corona-Rap für alle Chöre ....................... 19
60 Jahre Männerchor Percha................................................... 20
30 Jahre Chorgesang „VocalArt“ feiert Geburtstag .................... 22
Verabschiedung von Pater Meinrad und
Ehrungen in Ratschings ........................................................... 23
Heimatpege
Identitätsstiftende Orte schaffen – Tagung des
Heimatpflegeverbandes und der Architekturstiftung Südtirol ..... 24
„Les Viles“ – Einzigartige Kulturschätze im Gadertal.................. 26
Hotel-Architektur als Weltanschauungssymbol ......................... 27
Kulturgüterschutz: „Es geht auch um Emotionen“ .................... 28
Die Einzigartigkeit eines Ortes erhalten ..................................... 29
Hotelprojekte: „Politik muss klare Kante zeigen“....................... 30
Tagung der Sachbearbeiter im Passeiertal ................................ 31
Hans Raich erhält Goldenes Ehrenabzeichen des Verbandes.... 32
Streuobstwiesen als Teil der Kulturlandschaft............................ 33
Die gute alte Harass – So kam die Obststeige nach Südtirol ...... 34
Moas, Umas, Ronach und Gerüne
Flurnamen aus der Agrargeschichte, Teil 4 – Rodungsnamen..... 36
Dinge des Alltags: Das Grabkreuz............................................. 37
Ein lebenswertes Straßendorf – Ortsbegehung in Mauls ............ 38
Ortsbild soll erhalten werden – Rundgang durch Stilfes............. 39
Votivtafel restauriert.................................................................. 40
Lieder und Mundartgedichte .................................................... 40
Neue Gedenkplatte auf Cima d’Oro .......................................... 41
Großer Einsatz für Gottes Lohn
Im Gedenken an Heimatpfleger Adolf Bernhart......................... 42
Klöppelspitzen aus Meister(innen)hand
Paula Innerbichler aus Prettau im Porträt ................................. 43
Blasmusik
In Treue fest durch die Systeme
Geschichte der Südtiroler Blasmusik 1918–1948 ..................... 44
Neuerung zur praktischen Prüfung der Leistungsabzeichen...... 48
50 Jahre 2. Autonomiestatut 1972–2022.................................. 49
15. Bezirksjungbläsertage in Bruneck
Ein gut angenommenes Angebot.............................................. 50
VSM untersützt musikalische Jugend Südtirols ......................... 51
Es war einmal … eine Musikkapelle ......................................... 52
Konzertwertung in Toblach abgesagt!........................................ 52
Umfrage: Marschieren – alles Show? ........................................ 53
Marschiershow der MK Latzfons............................................... 58
Herzliche Gratulation zum runden Geburtstag .......................... 59
Mit Musik durch die Schulzeit – Bläserklasse Toblach............... 60
Jugendsommer trotz Corona .................................................... 62
Jugend rockt für den guten Zweck
Rückblick auf das „Sondna Soundfestival“ ............................... 64
10 Jahre Jungbläsertage St. Johann......................................... 65
MK Völs am Schlern beim
ÖBV Blasorchester-Bundeswettbewerb..................................... 66
24. IGEB-Kongress 2022 in Bozen ........................................... 66
63. ÖBV-Kongress in Kärnten................................................... 67
Der Komponist Rupert Hechensteiner im Porträt ...................... 68
Tiroler Verdienstmedaille für
Elmar Windegger und Johann Prader ....................................... 70
In Erinnerung an Karl Hermann Vigl ......................................... 71
„Southbrass“ veröffentlicht zweites Album................................ 72
Zwei Weihnachtsweisen aus dem Pustertal............................... 73
Digitalisierung der Blasmusik
Online-Seminare statt Proberaum............................................. 74
kurz notiert – Neues von den Musikkapellen............................. 75
Impressum
Mitteilungsblatt
- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen
Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it
- des Südtiroler Chorverbandes
Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it
- des Heimatpflegeverbandes Südtirol
Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it
Anschrift:
Schlernstraße Nr. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen
Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it
Raiffeisen-Landesbank Bozen
IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771
SWIFT-BIC = RZSBIT2B
Jahresabonnement = 20,00 Euro
Ermächtigung Landesgericht Bozen Nr. 27/1948
presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger
Druck: Ferrari-Auer, Bozen
Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, August, Oktober und
Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.
Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht
zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.
genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.
Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit
sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit
der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder
Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.
Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.
gefördert von der Kulturabteilung
der Südtiroler Landesregierung
KulturFenster
3 05/Oktober 2021
Sommerprogramm 2021
Der Südtiroler Chorverband hat bereits am Anfang des Jahres
beschlossen, alle Sommerkurse soweit wie möglich abzuhalten.
Im Nachhinein war das eine gute Entscheidung. Die Erfahrung
dieses Sommers lässt sich in einem Satz zusammenfassen:
Weniger Teilnehmer*innen als üblich, aber dafür hochmotiviert.
KulturFenster
4 05/Oktober 2021
hinausgeblickt
Viel Spaß und viele
Herausforderungen
Popmusik im Chor stellt besondere Ansprüche
Hubert von Goisern, die Beatles, aber auch
Linkin Park, Adele oder die Toten Hosen…
Lieder wie diese erklingen heute in so manchem
Konzert. Die Zeiten, in denen man
eher skeptisch auf Chöre geblickt hat, die
Pop- bzw. Rock-Lieder singen, sind wohl
längst vorbei. Inzwischen gibt es im deutschen
Sprachraum sogar viele Chöre, die
sich auf diese „moderne“ Richtung spezialisiert
haben. Was ist zu beachten, wenn man
Popmusik im Chor richtig umsetzen will?
Die Ursprünge aller Chormusik, die man
im weiteren Sinn als Popmusik zusammenfassen
kann, liegen in der afroamerikanischen
Volksmusik, besser bekannt
als Blues. Die kennzeichnenden Merkmale
afro-amerikanischer Musik sind die
musikalischen Parameter von Rhythmus
und Klangfarbe. Sie werden stärker betont
als in der westeuropäischen Musik,
die Melodie und Harmonie in den Vordergrund
stellt. „Die Stimme wird vom Klang
her anders eingesetzt als im klassischen
Chorgesang“, erklärt Prof. Anne Kohler
von der Hochschule für Musik in Detmold.
„Die Bässe imitieren Vocalpercussion,
die Mittelstimmen den klanglichen
Background und die Melodie fi ndet sich
abwechselnd bei Sopran, Alt oder Tenor“.
Popmusik im Chor verlangt also einen
etwas anderen Zugang: Das weiß auch
Schulmusiker und Chorleiter Christoph
Gerl. Mit seinem Popchor Cantaloop gewann
er 2016 den ersten Preis beim Deutschen
Chorfest. Sein Wissen über die
Chorarbeit gibt er unter anderem in seinen
Workshops als Dozent weiter. Seiner
Meinung nach sind bei der Leitung eines
Popchors einige Dinge besonders zu beachten,
andere sind gleich wie bei jedem
Chor: „Wie bei jedem Chor ist auch bei
Popchören das Einsingen sehr wichtig.“
Christoph Gerl setzt dabei auf Übungen,
die den Körper aktivieren und die Fantasie
anregen. Seine Sänger*innen seien
zum Beispiel Zauberer, Könige von Eisland
oder Superman und Superwoman.
„Beim Warm-up können Sie Ihre Chormitglieder
in die unterschiedlichsten Rollen
schlüpfen lassen. Wichtig dabei ist, dass
Sie den ganzen Körper miteinbeziehen.“
Eine genaue Anleitung zu den Übungen,
die Gerl vorschlägt, fi ndet man im Buch
„Crashkurs Singen“.
Den richtigen „Groove“
nden
Bei der Popmusik im Chor ist der berühmte
„Groove“ das Um und Auf. Oft können
Lieder erst mit dem richtigen Groove ihre
volle Wirkung entfalten. Doch wie schafft
man es, dass die vielen Sänger*innen in
einem Chor dabei auf einer Wellenlänge
KulturFenster
5 05/Oktober 2021
5
hinausgeblickt
sind? Gerl hat einen Tipp: „Damit sich
meine Sänger*innen klanglich und rhythmisch
‚vernetzen‘, arbeite ich bei meinem
Chor gerne mit unterschiedlichen Aufstellungen.
Wir singen mit geschlossenen
Augen oder Rücken an Rücken und wir
spiegeln einzelne Stimmfarben und Phrasierungen.
Alles, was dazu beiträgt, das
Ohr zu öffnen und die eigenen Antennen
weit auszustrecken, hilft.“ Christoph Gerl
empfiehlt, mit gezielten Übungen Grundpuls
und Rhythmus im Körper zu verinnerlichen,
etwa mit „A Cappella Grooving
1“. Damit könne man die Vocal Grooves
der einzelnen Stimmen sowie die Songmelodie
erarbeiten, sodass Körperbewegung,
Rhythmus und Melodie eine Einheit
bilden. Den Körper zu aktiveren, spielt
aber nicht nur bei den Einsingübungen
eine Rolle. „Wenn Sie einen Song mit einer
Choreografie begleiten, können Sängerinnen
und Sänger spüren, dass sie
das gesungene Wort nicht nur gebärdendolmetschen,
sondern durch ihren
Körper dem Stück eine zusätzliche Aussage
geben“, erklärt der Chorleiter. Wenn
das der Fall ist, hätten alle ganz schnell
Lust auf choreografische Elemente und
diese könnten mitunter ganz klein sein,
meint Gerl: „Ein gezielter und gerichteter
Blick oder ein Absenken des Kopfes
von allen in der Gruppe zur gleichen Zeit
kann enorm wirkungsvoll sein! Ich mag
Dinge, die nicht aufdringlich sind und einen
Mehrwert in sich tragen, indem sie
dem gesungenen Wort eine weitere Bedeutung
verleihen.“
Die Bedeutung des Gefühls für den richtigen
Groove betont auch Chorleiterin
Tabea Raidt: „Der Rhythmus des Stücks
sollte am Körper der Chorleiterin und der
Chormitglieder zu sehen sein und die
Chorleiterin sollte nach den ersten Takten
auch nicht mehr dirigieren.“ Bei der
Chorleitung sollten nicht nur die Viertel
zu sehen sein wie im klassischen Dirigat.
Popchorleitung hat mehr Körpereinsatz,
auch Achtel und Sechzehntel sollten in
Armen und Körper zu sehen sein. „Wichtig
ist, dass der Chor den Groove spürt!“
Poplieder sind reich an
Harmonien
Um die Qualität der Chorpopmusik zu garantieren,
muss der Popchor vor allem
an der Intonation und Dynamik arbeiten.
Hier bestehe oft die Gefahr, dass einige
Sänger*innen zum Beispiel bei der Aufführung
in die Rufstimme fallen, andere
hingegen nicht – „das klingt dann gruselig“.
An der Intonation müsse daher besonders
bewusst gearbeitet werden, etwa
indem man immer wieder ohne Klavierbegleitung
probt um sicherzustellen, dass
die Intonation von den Stimmen getragen
wird. Besonders schade findet die Expertin,
dass viele Poplieder in vereinfachter
Form gesungen werden: „Popmusik lebt
von reichen Harmonien, also Vier-Klängen
statt Drei-Klängen, Akkorde mit Septimen,
Nonen und weitere Ergänzungen.“
Erweiterte Harmonien seien ein wesentliches
Merkmal der Popchormusik und
es sei schade, wenn auf sie verzichtet
wird. Hier brauche es gezielte Übungen,
um diese Klänge nicht nur passiv im Radio
zu hören, sondern auch selbstbewusst
zu singen. Eine weitere Herausforderung
sei auch die Dynamik: „Poplieder
sind nicht per se laut!“ Der Wechsel von
einer leisen Passage mit neutraler Stimmfärbung
in eine laute Passage ist schwierig
und muss gezielt geübt werden. Dasselbe
gelte für die Ausspracheregeln bei
Popliedern, die sich von den klassischen
unterscheiden.
Bestimmte Aspekte des Popchors könne
man auch in den Schulalltag integrieren,
sagt Gerl. Wichtig sei jedoch, den
Ansprüchen der Kinder gerecht zu werden.
Diese hätten oft mehr Lust am Ausdruck,
an der Bewegung und Intensität
als an der Perfektion: „Jedes Alter und
Niveau hat unterschiedliche Ansprüche,
aber das Bedürfnis dahinter ist immer das
Gleiche: Nämlich gemeinsam zu musizieren
und Musik miteinander zu erleben,
wie tief und unmittelbar Musik in unsere
Gefühlswelt einzudringen vermag.“ Ein
wichtiges Thema ist die Songauswahl.
Diese will auch in Popchören gut überlegt
sein. Christoph Gerl ist zum Beispiel
seit Kindertagen Fan des Songs „You’re
KulturFenster
6 05/Oktober 2021
Chorwesen
The Voice“ von John Farnham:„Ich mag
an dem Stück die Kraft und Zuversicht,
die starke und selbstbewusste Haltung,
die sowohl im Text als auch in der Musik
deutlich zu spüren ist.“
Popchöre sollten an
der Stimmfarbe arbeiten
Was bei der Probe oft vergessen wird,
ist die Arbeit mit den Stimmfärbungen.
Chorleiterin Tabea Raidt betont, dass
jede Richtung ihre eigene Stimmfärbung
braucht: "Abschied vom Walde" sollte doch
anders klingen als "Live is life", ein Liedermacher
sollte eine erzählende sanfte
Stimme haben, ein Gospelsänger einen
satten Klang und ein Popchor ebenfalls
die eigene Klangfarbe finden, die zum
Lied passt. Wenn in den Chören an der
Stimme gearbeitet werde, dann sehr oft
orientiert am klassischen Klangideal. Dies
sei für Popmusik nicht unbedingt geeignet:
Pop-typische Stimmfärbungen hätten
einen „metallischen Klang“, das erfordere
Atmen aus dem Bauch heraus.
Chorleiter*innen müssten daher Zeit in die
Atemtechnik investieren, bevor man an
der Stimmfarbe arbeiten könne. Wichtig
sei es auch, sich mit den dynamischen
Begriffen der Popchormusik vertraut zu
machen und sich auf eine gemeinsame
Sprache zu verständigen: Viele einigen
sich dabei auf die vier Vocal Modes Neutral
(sanft), Curbing (klagend), Overdrive
(gerufen) und Edge (kreischend). Hier
sei es besonders wichtig, mit richtigen
Techniken nicht der Stimme zu schaden.
Nicht zuletzt sei eine funktionierende und
passende Technik mit Mikrofonen und
Lautsprechern eine wesentliche Aufgabe
für den Popchor – falls er das wünscht.
Denn wenn mit Verstärkung gesungen
wird, sollte das genau geplant und geprobt
werden. Die Technik ist nicht Schlechtes,
worüber man die Nase rümpfen soll – sie
kann auch bewusst in geschlossenen Räumen
angewandt werden. Aber sie muss
als wesentlicher Bestandteil der Aufführung
angesehen und integriert werden –
und darf nicht erst bei der letzten Probe
hinzugefügt werden.
Popchormusik ist Musik unserer Zeit – sie
ist weder besser noch schlechter als die
klassische Musik. Aber auch ein Popchor
sollte auf Qualität achten und nicht vergessen,
dass gerade Poplieder zum Teil große
Ansprüche an die Sänger*innen stellen.
Heute ist es fast selbstverständlich, dass ein Chor auch Poplieder singt.
KulturFenster
7 05/Oktober 2021
SCV-Intern
Eintauchen in die
Welt des Liedes
Chor- und Stimmbildungswoche in Burgeis
Ein vielseitiges Repertoire, exzellente
Referenten und Gemeinschaft: Die Chorund
Stimmbildungswoche in der Fürstenburg
in Burgeis vom 26. Juli bis 1. August
bot heuer 40 Teilnehmer*innen eine gute
Gelegenheit, sich im Chorgesang und in
Einzelstimmbildung weiterzuentwickeln.
Mit den international anerkannten Referenten
Rainer Held und Norbert Carlen
wurden im Plenum weltliche und geistliche
Werke von der Renaissance über die
Romantik bis zur Gegenwart (Johann H.
Schein, Antonin Dvořak, Cyrill Schürch
bis Ko Matsushita, Jay Althouse und Ola
Gjeilo) erarbeitet. Ergänzt wurde dieses
umfassende Repertoire mit Werken in
Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch
sowie Werken aus Südamerika.
Kompetenz und Erfahrung
Die Referenten aus der Schweiz sind international
als Dirigenten und Coaches
tätig sowie als Lehrer an Hochschulen
und Leiter von Fortbildungen. So brachten
sie die Kompetenz und die Erfahrung
mit, um die Sänger*innen zu motivieren,
an ihrer Stimme und ihrem Gesang
zu arbeiten. Unterstützt wurden sie dabei
von vier Stimmbildnern, die mit den
Sänger*innen an der Stimme arbeiteten.
Wie Verbandsobmann Erich Deltedesco
betonte, seien die 40 Teilnehmer*innen
„voll motiviert“ gewesen. Üblicherweise
nehmen an der Chor- und Stimmbildungswoche
80 Personen teil. Doch heuer
musste unter Corona-Bedingungen geprobt
werden. Schulungsleiter Rainer
Held zeigte sich erfreut, dass man im Abstand
und ohne Maske habe proben dürfen.
Da die Sänger*innen mehrere Stunden
am Tag singen, wäre das Tragen der
Maske „nicht angenehm gewesen“. Zusätzlich
wurden Tests durchgeführt, um
das Corona-Risiko im Griff zu haben. Somit
war die Chor- und Stimmbildungswoche
insgesamt ein Erfolg. Rainer Held betonte,
dass ihm die Fortbildung viel Spaß
gemacht habe, vor allem auch deshalb,
weil die Sänger*innen eine „sehr lernwillige
und engagierte Truppe“ waren.
Man habe coronabedingt zwar unter etwas
anderen Bedingungen arbeiten müs-
sen als gewohnt, aber mit viel Disziplin
sei die Schulung bravourös gemeistert
worden. Den Abschluss der Woche bildete
ein Konzert im Freien für Passanten
und eine Wortgottesfeier in der Pfarrkirche
Burgeis mit Diakon Norbert Punter.
Weniger Teilnehmer*innen als üblich, aber hochmotiviert: die Chor- und Stimmbildungswoche
in Burgeis
KulturFenster
8 05/Oktober 2021
Chorwesen
Intensiv und lehrreich
Chorleiter*innen-Seminar des Südtiroler Chorverbands in Dietenheim
Das Leben in den Chören geht weiter:
Deshalb braucht es weiterhin gut ausgebildete
Chorleiter*innen. Nach der Corona-Pause
gab es heuer wieder das
traditionelleChorleiter*innen-Seminar des
Südtiroler Chorverbands in Dietenheim, das
in Zusammenarbeit mit dem Verband der
Kirchenchöre Südtirols organisiert wird.
Kursleiterin Nataliya Lukina, vielen unter
anderem als ehemalige künstlerische
Leiterin des Landesjugendchors bekannt,
sieht das Seminar, das vom 1. bis 6. August
in der Landwirtschaftlichen Fachschule
in Dietenheim stattfand, durchaus
positiv: „Es haben sich heuer nur vierzehn
Teilnehmer*innen gemeldet, aber
gerade wegen der geringen Teilnehmerzahl
konnten die Referent*innen auf die
Teilnehmer*innen und jede Teilnehmerin
persönlich und intensiv eingehen.“
Ursprünglich waren vier Studios geplant,
schlussendlich reichten dann drei Studios
jeweils für Anfänger, Fortgeschrittene
und Profis. Die Chorleiter*innen arbeiteten
dabei mit professioneller Unterstützung
der Referent*innen an ihrer Chorleitungstechnik.
Neben dirigiertechnischen
Übungen – angepasst an die Anforderungen
des Repertoires und den Fortschritt
der jeweiligen Teilnehmer*innen - wurden
die Stücke sorgfältig analysiert und besprochen
und natürlich auch umgesetzt.
Dazu gab es einen eigenen Übungschor,
zu dem acht Gastsänger*innen und auch
die Teilnehme*innen gehörten. Weitere
Schwerpunkte waren die Probenmethodik
und Probenarbeit.
„
Diese Krise wird bei den meisten
Leuten die Lust auf mehr Singen,
Zusammenkommen und auch die
Lust auf die eigene sängerische Ausbildung
wecken!
Nataliya Lukina
„
Durch die geringe Teilnehmerzahl konnte
der Einzelunterricht ausgebaut werden:
„Diese Fortbildung war durch die persönliche
Betreuung ein Luxus für alle
Teilnehme*innen, lehrreich und effektiv“,
sagt Nataliya Lukina, die auch für die
Stimmbildung zuständig war.
Die größte Herausforderung sei die Planung
gewesen: „Im Vorfeld hat man natürlich
bis zuletzt gehofft, dass noch einige
Teilnehmer hinzukommen. Ab einem
gewissen Moment musste man sich aber
der Realität stellen. Ich musste die Fortbildung
so planen, dass mit weniger Referenten
die gleiche Leistung erzielt wird.
Das ist glücklicherweise gelungen.“ Dass
der Kurs erfolgreich war, bewiesen die
Teilnehmenden in einem Abschlusskonzert
vor einer kleinen Zuhörerschar. Auch
wenn die geringe Teilnehmerzahl zum Denken
gibt, Nataliya Lukina ist optimistisch,
was die Zukunft der Chöre betrifft: „Diese
Krise wird bei den meisten Leuten die Lust
auf mehr Singen, Zusammenkommen und
auch die Lust auf die eigene sängerische
Ausbildung wecken!“
Heuer fand das ChorleiterInnenseminar
mit reduzierter Teilnehmerzahl statt, war
aber umso effektiver.
KulturFenster
9 05/Oktober 2021
SCV-Intern
Jugendchor Österreich singt
„Songs for Future”
Gemeinsam für den Klimaschutz
Im Jugendchor Österreich (JCÖ) singen die
besten jungen Sänger*innen Österreichs
zwischen 17 und 26 Jahren. Mit Konzerten
auf höchstem Niveau will er ein Botschafter
für die Chorlandschaft Österreich sein.
Sänger*innen aus allen Bundesländern und
aus Südtirol singen mit.
Der Jugendchor Österreich wurde 2014
auf Initiative des Chorverbands Österreich
gegründet. Die Sänger*innen kommen für
eine Probewoche im Sommer, die jedes Jahr
in einem anderen Bundesland stattfindet,
zusammen und studieren mit professioneller
Chorleiter*innen und einer Assistenz
ein besonderes Programm ein, immer unter
Einbindung anderer Kunstformen (Video,
Mode-Design, Literatur, Licht-Design
u.a.). Zwei Stimmbildner, die den jungen
Sänger*innen mit Rat und Tat zur Seite
stehen, ergänzen das künstlerische Team.
Heuer trafen sich die Sänger*innen in der
Steiermark, wie die Sängerin Sofia Berrini
im folgenden Bericht erzählt:
Am 10. Juli trafen 40 Sänger*innen
aus allen Bundesländern Österreichs
und Südtirol in der landwirtschaftlichen
Fachschule in Hatzendorf ein, um gemeinsam
als Jugendchor Österreich miteinander
zu musizieren. Nach einem
kurzen Kennenlernen und organisatorischen
Informationen ging auch schon
die erste Probe los. Unter der Leitung
von Oliver Stech und Florian Maierl galt
es, innerhalb weniger Tage aus einem
Haufen Jugendlicher zwischen 16 und
27 Jahren einen Chor zu formen.
Neben den Chorproben wurden die
Sänger*innen Paul Müller und Christine
dell’Antonio in Einzelstimmbildungsstunden
unterrichtet. Auch der Spaß kam
während der Probetage nicht zu kurz.
Neben einem Badeausflug ins Seebad
der Riegersburg, dem abendlichen Zusammensein
bei Getränken und Musik,
gab es viele Gespräche mit Chormitgliedern
und ganz wichtig natürlich gemeinsames
Singen bei Tag und Nacht.
Nach intensiven Probetagen fand am
16. Juli das große Konzert im „Zentrum
Feldbach“ statt. Unter dem Titel „Songs
for Future“, motiviert durch die Klimaschutzbewegung
„Fridays for Future“,
widmete sich das Konzertprogramm vor
allem dem Klimawandel, um nicht nur
uns Sänger*innen, sondern auch das Publikum
zum Denken und Handeln anzuregen.
Ein Höhepunkt des Abends war
die Poetry-Slammerin Katharina Wenty,
die mit passenden Texten durch das Programm
führte.
Auf nach Ljubljana
Nach dem gelungenen Konzert blieb allerdings
nicht viel Zeit für langes Feiern,
denn noch in derselben Nacht machten
wir uns auf den Weg nach Ljubljana, wo
wir am internationalen Festival „Europa
Cantat“ teilnahmen. Kaum angekommen,
begannen am Morgen bereits die
Proben unter der Leitung des bekannten
KulturFenster
10 05/Oktober 2021
Chorwesen
„
Ich durfte in diesem Jahr zum ersten
Mal Teil des Jugendchor Österreich
sein und das war für mich eine der
besten Chorerfahrungen meines bisherigen
Lebens.
Sofia Berrini
„
jugenchöre im Oktober im Burgenland
wiedersehen, wo der Jugenchor Österreich
2021 noch einmal gemeinsam
auftreten wird.
Ich durfte in diesem Jahr zum ersten
Mal Teil des Jugendchor Österreich sein
und das war für mich eine der besten
bisherigen Chroerfahrungen. Als ich in
Hatzendorf ankam, war ich völlig ohne
Vorstellung, was auf mich zukommen
würde, und hatte auch keine besonderen
Erwartungen. Ich hätte aber niemals
gedacht, mich in einer Gruppe fremder
Menschen so wohlzufühlen und so viel
Spaß zu haben. Ich habe so viele tolle
Menschen kennenlernen, mit ihnen lustige
Abende verbringen und auch von
ihnen lernen dürfen. Ganz besonders
schön fand ich Festivalluft zu schnuppern
beim „Europa Cantat“ in Ljubljana,
wo ich mehrere Konzertsäle gesehen
und selbst darin gesungen habe, wo
wir aber auch neben unseren verschiedenen
Auftritten die Möglichkeit hatten,
Konzerte anzuhören, andere Chöre
zu bewundern und uns von der Musik
berieseln zu lassen.
Das war eine Zeit, die ich auf jeden Fall
nie vergessen werden und deshalb ein
großes Dankeschön an alle, die dieses
Projekt ermöglicht haben – an die Organisation
und vor allem auch an Oliver
und Florian, die großartige Arbeit für
und mit uns gemacht haben!
Es war musikalisch und menschlich
eine große Bereicherung für mich und
ich bin mit einem Stückchen mehr
„Lebensweisheit“ und viel Freude in
meinem Herzen nach Hause zurückgekehrt.
Nach dem schweren Abschied
von den CChorkolleg*innen, aus denen
am Ende dann viel mehr als nur Kollegen,
nämlich Freunde geworden sind,
freue ich mich heute schon, noch einmal
im Herbst die Möglichkeit zu haben,
mit dem Jugendchor Österreich
aufzutreten. Musik, und vor allem das
Singen, sind die beste Brücke zwischen
Menschen und ein unverzichtbarer Teil
meines Lebens!
Die Teilnehmer*innen aus Südtirol:
David Bernardi (Bass), Lisa Deltedesco
(Sopran), Alex Designori (Tenor) Isabella
Stricker (Alt)
lettischen Dirigenten Maris Sirmais, bei
denen der JCÖ mit drei weiteren Jugendchören
– dem Cor Joven Nacional
de Catalunya, dem KGBL Chamber
Choir und der Komorni zbor AG – zusammenarbeiten
durfte. Gemeinsam wurde
ein neues Programm erarbeitet. Der Jugendchor
Österreich führte in Kooperation
mit der Komorni zbor AG das schon
bekannte Stück „Resignation“ von Hugo
Wolf auf und erlernte im Gegenzug ein
slowenisches Volkslied.
Außerdem präsentierte sich der Jugendchor
Österreich mit eigenem Programm
beim „Sing to Slovenia“ Konzert, in der
Slowenischen Philharmonie und bei
einem gemeinsamen Konzert mit dem
Eurochoir in Vipavski Kriz.
Am 21. Juli hieß es schon wieder Abschied
nehmen und nach einem gemeinsamen
Abschluss in der Innenstadt von
Ljubliana fuhren alle Chorsänger*innen
zurück in ihr Bundesland. Alle werden
einander beim Festival der Landes-
KulturFenster
11
05/Oktober 2021
SCV-Intern
Endlich wieder Musical-Fever!
Fortbildung für Jugendliche des Südtiroler Chorverbands
„Am meisten gefreut haben wir uns darüber,
dass heuer 'Musical Fever' wieder stattfinden
konnte!“ Mit diesen Worten brachte
Kursleiter Stephen Lloyd auf den Punkt, was
wohl viele beim Abschlusskonzert der Fortbildung
am 4. September im Vinzentinum
in Brixen gedacht haben.
Im Parzival-Saal zeigten die 21 Jugendlichen
im Alter zwischen 15 und 23, was
sie in einer Woche bei „Musical Fever Plus“
gelernt hatten. Bereits seit vielen Jahren
wird die Schulung von Stephen Lloyd geleitet.
Unterstützt wurde er auch heuer von
einem international anerkannten Expertenteam:
So unterrichtete Sarah Yorker, die
Professorin für Musical an der Folkwang-
Universität in Essen ist, gemeinsam mit
der Musical-Darstellerin Merle Hoch Gesang,
Mia Meneghini Choreographie und
Steffen Jäger Schauspiel.
Beim Abschlusskonzert betonte Stephen
Lloyd vor dem zahlreich erschienen Publikum,
dass „Musical-Fever“ eine anspruchsvolle
Fortbildung ist: Alle Teilnehmer*innen
brachten zwei Lieder mit, die sie bereits
auswendig gelernt hatten. So konnte man
im Kurs darauf aufbauen. „Es ist erstaunlich,
wie viel die Jugendlichen in nicht einmal
einer Woche lernen!“, freute sich der
Kursleiter. Dies sei nicht nur auf das Talent
und Können der Jugendlichen zurückzuführen,
sondern auch auf das besondere
Verständnis der Referent*innen für die jeweilige
Persönlichkeit der Jugendlichen:
„Wir haben nicht so getan, als würden sie
jetzt alles neu lernen, sondern wir haben
auf dem Bestehenden aufgebaut.“
Positiv denken und den Menschen in seinen
Fähigkeiten fördern, sei grundlegend
in diesem Bereich. Dazu kam ein hohes
Maß an individueller Förderung: Die Jugendlichen
erhielten jeden Tag 20 Minuten
Solo-Unterricht, am Nachmittag gab es einen
„Meisterkurs“ mit Chor. Wie auch die
anderen Jahre zeigte auch heuer, dass das
Konzept von „Musical Fever Plus" aufgeht:
Die sechs jungen Männer und 15 jungen
Frauen zeigten in beeindruckenden Soloauftritten,
wie sie an ihrer Stimme und an
ihrem Ausdrucksvermögen gearbeitet haben.
Gesungen wurden Lieder aus deutschen
wie auch englischsprachigen Musicals,
die Ensemble-Auftritte beeindruckten
durch perfekt abgestimmte und frische
Choreographien. So spürte man nach der
Corona-Zeit wieder einmal die Freude und
die Energie des gemeinsamen Singens.
Erich Deltedesco, Obmann des Südtiroler
Chorverbands, bedankte sich bei den Teilnehmenden
und den Referenten für die
tolle Leistung, aber auch bei der Südtiroler
Landesregierung und der Stiftung Südtiroler
Sparkasse für die Unterstützung dieser
Schulungen, die sonst in dieser Form gar
nicht möglich wären.
Gesang, Tanz und Schauspiel: Musical-Fever Plus ist mehr als nur Singen.
KulturFenster
12 05/Oktober 2021
Chorwesen
„Ein positives Signal senden“
Schulungen als Zeichen der Zuversicht
Die Kultur des Singens hat in Südtirol in den
letzten Jahren ein beachtliches Niveau erreicht.
Dies verdanken wir dem großartigen
Engagement der vielen Chorleiter*innen
und sind sicherlich auch Frucht einer jahrelang
konsequent durchgeführten Schulungs-
und Stimmbildungstätigkeit des
Südtiroler Chorverbandes.
Der Wille, sich ständig weiterzuentwickeln,
ist ein Merkmal, das die vielen tausend
Sänger*innen unseres Landes eint. Das
Wissen um den Fortbildungswillen war
und ist für uns im Verband Verpflichtung
und Ansporn, jedes Jahr vielfältige
und hochqualifizierte Schulungsangebote
– auf Landes- und Bezirksebene
- anzubieten, für alle Sparten des chorischen
Singens.
Im letzten Jahr hat es die Pandemie nicht
zugelassen, alle geplanten Fortbildungsangebote,
bis auf den Workshop für
Chorleiter*innen, mussten abgesagt werden.
Wenn es auch zu Beginn des Jahres
schwierig war, konkret zu planen, so
war es für den Vorstand oberstes Ziel,
die Schulungsangebote auf jeden Fall, in
welcher Form auch immer, durchzuführen.
Wissend, dass die Fortbildungsveranstaltungen
aufgrund der Vorschriften
und Einschränkungen nicht in der uns
vertrauten und gewohnten Form durchgeführt
werden können, wollten wir mit
der Durchführung ein positives Signal in
dieser schwierigen Zeit aussenden. Und
dieses Signal ist bei vielen Sänger*innen
angekommen. Aufgrund der Vorschriften
konnten leider nicht alle eingegangenen
Anmeldungen berücksichtigt werden.
Wenn die Teilnehmerzahl aus bekannten
Gründen auch kleiner war, die Freude und
Begeisterung der Sänger*innen, endlich
wieder zusammenzukommen und sich
gemeinsam fortzubilden, war sehr groß.
So kann man rückblickend mit Freude
feststellen, dass die Schulungswochen
und -wochenenden alle gut verlaufen
sind. Alle Vorschriften wurden genauestens
eingehalten, alle Teilnehmer*innen
wurden zusätzlich auch noch während
der Woche getestet. Wir konnten den
Sicherheitsvorschriften gerecht werden
und trotzdem Fortbildungen auf hohem
Niveau anbieten. Damit hat der Chorverband
gerade in den Zeiten der Pandemie
ein wichtiges Zeichen gesetzt, dass
es möglich ist, das kulturelle und gesellschaftliche
Leben wieder aufzunehmen,
Gemeinschaft zu pflegen und mit Zuversicht
in die Zukunft zu blicken. Freilich
war dies für uns als Organisation,
aber auch für die Teilnehmer*innen und
Referent*innen eine besondere Heraus-
forderung. Daher möchte ich an dieser
Stelle allen danken, dass sie diese Herausforderung
angenommen haben:
Wir sind sehr froh, dass es gelungen ist,
unser geplantes Schulungsprogramm
durchzuführen! Dieser Schulungssommer
soll auch ein Zeichen der Hoffnung
sein, dass die Normalität wieder zurückkehren
wird und wir im nächsten Jahr
wieder unser Schulungsprogramm noch
mehr Teilnehmer*innen anbieten können.
KulturFenster
13 05/Oktober 2021
Jung+
Stimmgewaltig
Jugendchor Voci.ssimo
Eine klingende Gemeinschaft, in der Jeder richtig und wichtig ist
Name:
Jugendchor Voci.ssimo
Sänger*innen:
32 Sängern*innen im Alter
zwischen 14 und 27 Jahren
Unser Motto lautet:
Mit Herzln in die Augen und
Melodien auf den Lippen…
Wer sind wir, was macht uns aus? Was ist
unsere Motivation?
Wir sind ein junger, sangesfreudiger vierstimmiger
Chor, eine klingende Gemeinschaft,
in der Jeder richtig und wichtig ist!
Was uns ausmacht? Mit Sicherheit das
Miteinander, die mitreißende Energie, die
entsteht, wenn wir gemeinsam singen und
plötzlich alle als Einheit die Noten vergessen
und die Musik spüren. Außerdem gibt’s bei
uns immer etwas zu lachen und wir sind auf
eine gute Art und Weise „a issl schräg..."
Die Motivation kommt sicher von den vielen
tollen Momenten, die wir zusammen er-
lebt haben und die „glusten machen“ auf
die Momente, die noch kommen werden.
Wie kam es zur Gründung? Seit wann besteht
der Chor?
Eigentlich wurde Sibille Huber vom Kirchenchor
Völs im Herbst 2016 ursprünglich
„nur“ damit beauftragt, gemeinsam mit
einigen Jugendlichen das Fest zur hl. Firmung
zu umrahmen. Doch diese Jugendlichen
wollten sich damit nicht zufriedengeben
und gemeinsam weitermusizieren! Und
so entstanden wir: Voci.ssimo! Seitdem ist
der Jugendchor nicht mehr wegzudenken.
KulturFenster
14 05 Oktober 2021
Was waren unsere Highlights in der Vergangenheit?
Obwohl der Chor diesen Herbst erst sein
5-jähriges Jubiläum feiert, können wir trotzdem
auf viele unvergessliche Momente und
Erinnerungen zurückblicken. Neben vielen
großartigen Erlebnissen bleibt eines sicher
ungeschlagen: Unsere Stimmbildungsreise
an den Trasimenosee in Umbrien im April
2018. Unzählige Noten, hochmotivierte Jugendliche
und zwei unschlagbare Stimmbildner
(Danke Tamara und Michael!) im
Gepäck haben wir drei Tage lang die Wände
unserer Ferienvilla zum Wackeln gebracht
und die Städte mit Flashmobs unsicher gemacht.
Einfach cool!
Was sind die Pläne für die Zukunft?
So viel es geht zusammen zu singen, Gänsehautmomente
zu erschaffen und für die
Musik zu brennen! Konkret freuen wir uns
auf unser Weihnachtskonzert mit „Schlernsaxess“,
das Wertungssingen in Schwaz,
unserem Sommerkonzert inklusive Fete
mit „Jimi Henndreck“ und eventuell sogar
bald auf eine Konzertreise nach Ham-
burg, die jedoch noch in den Sternen der
Zukunft steht…
Wer kann bei uns mitmachen? Wie kann
man bei uns mitmachen?
Voci.ssimo freut sich über alle singfreudigen
jungen Menschen, die motiviert sind! Verstärkung
können wir nämlich immer gebrauchen
(vor allem in den tiefen Lagen!).
Wenn du also Lust hast, Teil von Voci.ssimo
zu werden, dann kannst du dich einfach
bei uns via E-Mail oder über Instagram und
Facebook melden! Wir freuen uns auf dich!
Sibille Huber
Portrait der Chorleiterin
Sibille Huber, geboren in Nals und verheiretet in Völs, ist Vollblutmama von
vier wunderbar lebendigen Kindern, Lehrerin für Violine und EMP, Orchestermusikerin
und natürlich leidenschaftlich gerne Chorleiterin von Voci.ssimo!
Das Singen und die Musik generell waren von Kindesbeinen an ständige Begleiter
im Leben von Sibille.
Nach den ersten musikalischen Erfahrungen an der Musikschule, im Kirchenchor
von Nals und in verschiedenen Jugend- und Laienorchestern folgte
das IGP-Studium am Mozarteum in Innsbruck/Salzburg sowie Zusatzausbildungen
im Bereich Kinder- und Jugendorchesterleitung und EMP. Seit 2006
ist sie als Orchestermusikerin u.a. bei Innstrumenti und Akademie St. Blasius,
seit 2008 als Musikschullehrerin und immer wieder auch als Chorleiterin
tätig. Seit mittlerweile vier Jahren ist sie außerdem Bezirks-Chorleiterin
im Bezirk Bozen des SCV.
Der Landesjugenchor
Youtube-Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCN0mNqoiwwG9oUgi9iJWo4Q
Instagram: https://www.instagram.com/voci.ssimo
Facebook: https://www.facebook.com/Voci.ssimo
KulturFenster
15 05 Oktober 2021
Nur keine
Schockstarre mehr ...
Voci.ssimo singt und jodelt der Pandemie zum Trotze
Hinter „Voci.ssimo“ versteckt sich ein vierstimmiger
Jugendchor mit Sitz in Völs am
Schlern. Gesungen werden mit Vorliebe
Popsongs, Jazziges, a cappella-Arrangements
berühmter Stücke, aber auch Gospels
und Spirituals für die geistlichen Auftritte.
Der Chor umrahmt rund 10 Messen pro
Jahr, gestaltet weltliche Veranstaltungen
mit und organisiert jährlich ein bis zwei
eigene Konzerte, meist in Kooperation mit
Bands, Orchestern oder Gastensembles.
Nach der ersten Schockstarre Anfang 2020
kam Voci.ssimo bald zum Schluss, dass
Passivität keine Lösung sein konnte! Schon
im Mai 2020 begann der Chor wieder in
Kleingruppen zu singen. Doch der nächste
Lockdown schien vorprogrammiert.
Schockstarre wollte Voci.ssimo nun aber
keine mehr zulassenzulassen – ganz im
Gegenteil: Der Lockdown sollte als Chance
genutzt werden, kreativ zu werden und
vor allem das Gemeinschaftsgefühl, das
Voci.ssimo schlussendlich stark macht,
durfte keinesfalls noch einmal verloren
gehen! Und so ging sprichwörtlich eine
Tür zu, konkret jene des Probelokals, und
eine andere Tür auf: Jene der Arbeit über
neue Medien, aber auch jene der guten
alten „Briefzustellung“.
Eigene Musikvideos
und “Chorprobe to go”
Mit Hilfe von Aaron und David Penn,
Voci.ssimos Technik-Allround-Talenten,
wurden in Windeseile Playbacks zu zwei
von Voci.ssimos Weihnachtsklassikern,
„Down in Bethlehem“ und „Oh holy
night“, eingespielt. Anschließend nahm
jedes Chormitglied die eigene Stimme zu
Hause auf, die daraufhin zu einem gemeinsamen
Chorklang vereint wurde. Das
fi nale Ergebnis waren zwei stimmungsvolle
Weihnachtsvideos, die in allen sozialen
Medien geteilt wurden, um so vielen
Menschen wie möglich digitale Weihnachtswünsche
zu überbringen. Im Kerzenschein
sangen die Chorsänger*innen
vom Weihnachtszauber, den sie so in
alle Stuben nach Hause brachten. Um
die lang anhaltende Pause nach der Advents-
und Weihnachtszeit überbrücken
zu können und den Kontakt zu allen Voci.
ssimo-Mitgliedern nicht zu verlieren, gab
es im Frühjahr 2021 eine Überraschung
als Direktzustellung nach Hause geliefert.
Chorleiterin Sibille Huber und Koordinatorin
Sophia Kornprobst wollten alle
an die „Herzln in die Augen“ erinnern,
und brachten, angelehnt an viele Musikkapellen
des Landes, die Chorprobe einfach
zu den einzelnen Sänger*innen nach
Hause. In der „Chorprobe to go“ war neben
Voci.ssimo-Evergreens auch brandneues
Material zum Einstudieren mit dazugehöriger
Playlist enthalten, bestehend
aus Aufnahmen vergangener Auftritte,
teils aber auch selbst eingespielten Playbacks.
Die Fotos sollten daran erinnern,
welche großartigen und unvergesslichen
Momente schon zusammen erlebt wurden,
und welche Erlebnisse noch auf den
Chor warten würden. Und weil das Proben
manchmal ziemlich anstrengend werden
kann, gab es Snacks zur Stärkung dazu.
Die „Chorprobe to go“ wurde zu jedem Chormitglied
nach Hause geliefert
Weil sich im Mai so langsam wirklich alle
gegenseitig vermissten, beschloss der Vorstand
eine digitale Vollversammlung inklusive
selbst kreiertem Activity-Spiel abzuhalten.
Und obwohl sich alle nur über
Bildschirme sehen und über Lautsprecher
hören konnten, spürte man zum ersten
Mal seit langem wieder, was Voci.ssimo
ausmacht: eine Gemeinschaft.
Und schließlich wurde es auch 2021 wieder
wärmer. Und mit der Wärme folgten
die Lockerungen. 2021 wurde wieder gemeinsam
durch den Sommer gesungen,
gefeiert und gelacht. Höhepunkte waren
sicher das Sommerkonzert mit dem Männerchor
Völs am Schlern sowie die Umrahmung
des Kreisgespräches zu den 17
Klimazielen, organisiert vom Bildungsausschuss
Völs am Schlern, der Bibliothek
Völs am Schlern und dem Komitee,
welches landesweit die Kreisgespräche
dieser Art anregen und leiten sollte. Mit
einer gänsehautverdächtigen Interpretation
des Songs „Engel“ von Rammstein in
einem Chorarrangement von Oliver Gies
forderte der Chor schließlich die Jugend
dazu auf, im übertragenen Sinne keine
Engel zu sein, sich zu wehren und für ihr
Recht auf ein nachhaltigeres Wirtschaften
und Leben und ein Umdenken gegen
den Klimawandel einzustehen. Anschließend
lief der Chor zu alter Höchstform auf
und begeisterte das Publikum mit enthusiastischem,
ansteckend begeisterndem
Chorgesang – so begeisternd, dass es von
den Organisator*innen sogar eine Einladung
zur Gestaltung der Jugend-Klimanacht
2022 in der Eurac in Bozen gab!
So viel Fleiß darf auch gefeiert werden.
KulturFenster
16 05 Oktober 2021
„Ich will kein Engel sein…“ Der Auftritt beim Kreisgespräch zu den 17 Klimazielen
Deshalb, und gerade auch um das Gemeinschaftsgefühl
zu stärken, organisierte
der engagierte Vorstand von Voci.ssimo
zum Abschluss des Sommers 2021 zwei
Veranstaltungen. Am 19. August gab es
zunächst einen stimmungsvollen „Aperitivo
lungo“ auf der wunderschön dekorierten
Dachterrasse des Bibliothek-
Gebäudes, den Kirchturm von Völs zum
Greifen nah! Bei gekühlten Getränken,
Häppchen, Pizza und schließlich über
dem offenen Feuer gegrillten Marshmallows
wurde geratscht, genossen und vor
allem gesungen bis in die Nacht hinein.
Ein unvergessliches Erlebnis für alle Chormitglieder,
welches riesige Freude bereitete
und allen noch lange in schöner Erinnerung
bleiben wird.
Jodelworkshop
Den krönenden Abschluss des Sommerprogramms
2021 und gleichzeitig den Auftakt
des neuen Tätigkeitsjahres 2021/22
bildete schließlich der gemeinsame Wandertag
auf die Tuff-Alm am 11. September,
in dessen Zentrum der Jodelworkshop mit
Markus Prieth stand. Seine fachkundige
Anleitungen haben die anfängliche Skepsis
innerhalb weniger Minuten verfliegen lassen.
Mit großer Begeisterung ließen sich die
Chormitglieder anstecken und sich mehr
und mehr auf das „Spiel des Jodelns“ ein.
Schon bald gelang der Übergang von der
Brust- in die Kopfstimme und schon auf
dem Weg von der ersten Station auf die
Tuff-Alm konnte den Passanten der erste
„Ho-e-i – Jodler" präsentiert werden. Vor
der Tuff-Alm, auf die der Jugendchor
zum Mittagessen einlud, wurde weitergejodelt.
Die Jugendlichen saugten die
Inputs des Referenten förmlich auf und
lernten in Windeseile an drei weiteren Stationen
insgesamt fünf Jodler, von traditionellen
Klassikern über neue Jodler, u.a.
von Markus Prieth selbst bis hin zu einem
jodelverwandten Yelly-Gesang aus Afrika
und einem Strophenlied, in dem Markus
selbst in den Strophen ein Dirndl liebte,
während der Jugendchor im Refrain jodelte
und paschte (klatschte). Die Jodler
wurden nicht nur gesungen, sie wurden
getanzt, geklatscht, gejault, mit modernem
Beatboxen oder Sprechgesang unterlegt
oder einfach in der Stille des Waldes
nachgespürt, während die Sonne durch
die Baumwipfel glitzerte – kurzum: Das
Jodeln wurde nnicht nur gelernt, sondern
mit allen Sinnen erlebt, gespürt und genossen.
Es war unglaublich, wie sehr das
Jodeln die Säger*innen begeisterte, wie
inspiriert alle am Abend nach Hause gingen
und wie viele von ihnen immer noch
die Jodler dieses Tages im Kopf und im
Herzen haben. Danke Markus dafür und
danke den Jugendlichen für ihre Offenheit
und Begeisterungsfähigkeit, mit der
sie sich auf das Experiment eingelassen
haben! Voci.ssimo geht nach diesem Tag
voll motiviert, mit einem tiefen Gefühl des
gemeinsamen Musizierens und mit einem
guten Bauchgefühl in das neue Tätigkeitsjahr
2021/22.
Durch all die gemeinschaftsstiftenden
Momente ist es Voci.ssimo gelungen,
die Mitgliederzahl in der Corona-Zeit
sogar weiter auszubauen und so bleibt
uns nur noch optimistisch in Richtung
der ambitionierten Pläne für das folgende
Tätigkeitsjahr zu blicken, das
unter anderem ein Adventskonzert
mit „Schlernsaxess“, ein Wertungssingen
und ein Sommerfest mit „Jimi
Henndreck“ vorsieht.
Voci.ssimo ist auf jeden Fall bereit!
Referent und Vollblutmusiker Markus Prieth
mit vollem Körpereinsatz beim Jodeln
KulturFenster
17
05 Oktober 2021
entdeckt
„Mitanond singen“
Singen ist die eigentliche Muttersprache des Menschen
„Wir Menschen sind im Singen schöpfende
und schöpferische Klangwesen. Wir vermögen
durch Gesang unsere Welt und unser
Handeln zu beseelen, singend Liebe,
Freude, Hoffnung, Zuversicht
zu schenken,
uns aber auch
den Schmerz von der Seele zu singen...
Singen ist die eigentliche Muttersprache
des Menschen.“ (Sir Yehudi Menuhin)
„Mitanond singen“ – zählt zu den schönsten
Dingen im Leben und das nicht nur wegen
der langen Abstinenz in der Coronazeit.
Dieses Stück von Annelies Oberschmid
soll in einfacher Weise das Glücksgefühl
des gemeinsamen Singens beschreiben
und die Menschen wieder dazu ermutigen.
Es ist eines von vielen Stücken der
Komponistin aus Reischach, die der Leserschaft
des „KulturFensters" in der Ausgabe
3/2021 vorgestellt wurde.
Mitanånd singen
10. Mai 2020
Annelies Oberschmid
1. Mit - a-
2. Ollm no
nånd
oans
sin -
gsun -
gen
gen,
in
wenn
do
ma
sta -
zåmm
dn
kemm
Zeit,
sein,
olls fa mir
Annelies Oberschmied
mit -
ollm
a-
no
nånd
oans
„Mitanond
singen“
zählt zu
den schönsten
Dingen im
Leben!
sin - gen,
gsun - gen
wenns
bei
ins
der
gfreit.
Nåcht.
gfreit,
Nåcht,
A
Und
Jå!
Jå!
Liad
a
kånn
no
brin - gen
gsun - gen,
dir
wenn
die
ma aus -
1. 2.
Se -
nånd
lig -
gång
keit
sein,
und
då
tröhåt
stn
des
di
Herz
von
a
deim
no
Leid.
glåcht.
A
Und
Liad
a
kånn
no
Leid.
glåcht.
KulturFenster
18 05/Oktober 2021
Chorwesen
Nun lasst uns endlich
wieder singen!
Ein humorvoller Post-Corona-Rap für alle Chöre, die dem
Virus getrotzt haben!
Und plötzlich war Corona da, trat uns mit harten Füßen,
doch dieses Virus kann uns mal am A . . . A . . . Abend grüßen!
youtube.com/
watch?v=
V9LZjPNBFp0
Dieser fetzige Rap-Song bringt die Sehnsucht
wohl aller Chorbegeisterten zum
Ausdruck, sich – völlig ausgehungert –
nach der langen „Chor-ohne-Pandemie“
endlich wieder der wunderbar erbaulichen
und verbindenden Leidenschaft
des gemeinsamen Singens widmen zu
können.
Besonders gut eignet er sich thematisch
sowie stimmungsmäßig als Eröffnungsnummer
für das allererste Chorkonzert
nach der viel zu langen Zeit unfreiwilliger
Chorabstinenz.
Der augenzwinkernde Text und der mitreißende
Groove vermitteln neben einer
gehörigen Portion Witz und Ironie eine
enorme Kraft, eine unbändige Lebenslust,
wie sie wohl nur chorisches Singen
und Klingen in uns zu mobilisieren vermag.
So wirkt dieser Song wie ein Befreiungsschlag
– gleich einem rauschenden
Fest in der lang ersehnten Oase nach
einem entbehrungsreichen Gang durch
die Wüste.
Freunde, es hat sich ausgeschwiegen!
Nun lasst uns endlich wieder singen –
und uns selbst und die Welt wieder mit
Frohsinn, Lebensfreude und purer Sangeslust
infizieren . . .
Der Chorsatz ist sowohl in der Besetzung
für SATB als auch für TTBB downloadbar.
Die Noten dürfen frei kopiert werden
und sind ein Geschenk des Textdichters
und des Komponisten an die
Chorwelt anlässlich des Neustarts zum
aktiven Chorleben nach der Corona-Pandemie
2020/21.
Ganz nach dem Motto: Singen verbindet,
Singen befreit, Singen macht glücklich!
Viel Freude, viel Spaß und viele schöne
Begegnungen in und mit der Chormusik!
Notenmaterial für Gemischten Chor und
Männerchor sowie Audio-File zur freien
Verwendung!
Zugang: QR-Code oder
www.mathias-wachter.com
https://mathias-wachter.com/
#corona-song
Text: Bruno Fleisch
Musik: Mathias Wachter
Audio-File: zwo3wir
Notenlayout: Gunter Zahn
KulturFenster
19
05/Oktober 2021
kurz notiert
Lebendiger Beitrag für
Dorfgemeinschaft
Der Männerchor Percha gestaltete feierlich
den Gottesdienst.
Eigentlich hätte das 60-jährige Bestandsjubiläum
des Männerchores Percha schon im
vorigen Jahr stattfinden sollen. Corona-bedingt
musste es aber verschoben werden.
Umso mehr freute sich Obmann Siegfried
Niederwanger, dass am vergangenen 22.
August die Feier endlich stattfinden konnte.
60 Jahre Männerchor Percha
Lange schon hat sich der rührige Obmann
auf dieses Fest vorbereitet und dabei keine
Arbeit und Mühe gescheut. Beim vom Männerchor
musikalisch gestalteten Festgottesdienst
verwies Ortspfarrer Rüdiger Weinstrauch
auf die ehrenamtliche Tätigkeit des
Männerchores, wobei er den Einsatz zum
Wohle der Bevölkerung besonders hervorhob.
Er dankte dem Chor für seinen wertvollen
Dienst, der ein Dasein für andere bedeute
und Ausdruck von Liebe sei, die im
Leben besonders zählt. Im Rahmen dieser
Eucharistiefeier segnete Pfarrer Rüdiger
auch die neuen Trachtenleibchen,
die alle Mitglieder des Männerchores zum
ersten Mal trugen.
Anschließend hieß Obmann Niederwanger
viele Ehrengäste und die Bevölkerung willkommen,
darunter Verbandsobmann Erich
Deltedesco, Pfarrer Rüdiger Weinstrauch,
Bürgermeister Martin Schneider, die Gemeindereferenten,
Altbürgermeister Joachim
Reinalter, den Präsidenten des Pfarrgemeinderates
Markus Seyr sowie die vier
heute noch aktiven Gründungsmitglieder
des Männerchores. In seiner Ansprache
stellte er den geschichtlichen Werdegang
des Männerchores von seinen Anfängen
bis zur Gegenwart vor.
Geschichte des
Männerchors Percha
Begonnen hat alles vor 60 Jahren. Da gegen
Ende der 1950-er Jahre viele Sängerinnen
des damals in Percha bestandenen
Kirchenchores wegheirateten und somit
Percha verließen, begann dieser gemischte
Chor allmählich zu zerbröckeln, worauf er
schließlich im Jahre 1960 aufgelöste wurde.
Aus dem „gemischten“ wurde nun ein reiner
Männerchor, dessen Leitung Franz Huber
übernahm und als Chorleiter den Männerchor
mit viel Einsatz und Idealismus bis
2008 wirkte. Im Jahr 1964 hat sich der Kirchenchor
(damals nur Männerchor) endgültig
zu einem Verein mit Ausschuss, Statut
usw. zusammengeschlossen. Siegfried Niederwanger
wurde dabei zum ersten Obmann
gewählt und als solcher stand er bis 1999
und von 2003 bis 2005 dem Kirchenchor
(heute Pfarrchor) vor. Im Jahre 1974 wurde
auf Anregung von Pfarrer Leopold Neumair
und mit großem Einsatz von Siegfried Niederwager
der gemischte Chor neu ins Leben
gerufen. Parallel zum gemischten Chor bestand
weiterhin der reine Männerchor. Anlässlich
des 50-jährigen Bestandsjubiläums
des Männerchores im Jahre 2010 verselbständigte
sich dieser Chor und wurde ein
eigenständiger Verein. Siegfried Niederwanger
blieb weiterhin und zwar bis zum
heutigen Tag Obmann des Männerchores,
sodass der kompetente und rührige „Sigi“
volle 57 Jahre Obmannschaft aufweisen
kann, ein Erfolg, der wohl als einmalig im
ganzen Land betrachtet werden kann. Im
Jahr 2008 schied Franz Huber als Chorleiter
aus und wurde zum Ehrenchorleiter ernannt.
Die Leitung des Männerchors übernahmen
nun Josef Stoll von 2009 bis 2013
und Alois Regensberger von 2013 bis 2015.
Seither leitet bis heute Albert Pahl diesen
Gesangskörper. Seit 1974 gestalten nun
der gemischte Chor und der Männerchor
abwechselnd die kirchlichen und oft auch
weltlichen Feiern. Vermerkt sei auch, dass
neben diesen beiden Chören weitere Gruppierungen
bestanden bzw. bestehen, wie
der Frauenchor, der Kinderchor, der Projektchor,
der Jugendchor, das Männerquartett,
die Salzburger Familiensinggruppe u.a.
Diese leisten ihren wertvollen Beitrag zur
Gestaltung der Gottesdienste.
Der Tradition verbunden
In seinen weiteren Ausführungen hob Niederwanger
einige Errungenschaften hervor,
die durch seinen tatkräftigen Einsatz in
die Tat umgesetzt wurden. Dabei erwähnte
er die Verwirklichung und die Gestaltung
des Probelokales zunächst im Gemeindevereinshaus
im Jahr 1985 und später im
KiBiZ (Kulturhaus neben der Kirche) im Jahr
2009, wofür er sich besonders für die Beschaffung
der notwendigen finanziellen Mittel
eingesetzt hat. Weiters legte der „Sigi“
einen Wert auf eine einheitliche Chorkleidung.
So gelang es ihm im Jahr 1978 für
die Mitglieder des Männerchores eine einheitliche
Trachtenkleidung anzulegen, die
aus langen schwarzen Hosen, einem hochgeschlossenen
roten Leibl und einem weißen
Hemd bestand. Später kam noch eine
graue Lodenjoppe mit schwarzem Aufschlag
dazu. Weiters ist es dem rührigen Obmann
zu seiner Freude gelungen, im Jahr 1995
eine Chorkleidung für die Mitglieder des
Kirchenchores anzuschaffen. Zum heutigen
Jubiläum erschienen die Mitglieder
der Männerchores mit den neuen schmucken
Trachtenleibchen. Im Laufe seines
60-jährigen Bestehens trat der Männerchor
KulturFenster
20 05/Oktober 2021
Chorwesen
Ortspfarrer Rüdiger Weinstrauch zelebrierte den Festgottesdienst zum 60-jährigen Jubiläum
des Männerchors Percha.
bei weltlichen und kirchlichen Feiern immer
wieder aufund – der Tradition verbunden –
singt er heute noch bei kirchlichen Anlässen,
wie Messfeiern, Begräbnissen oder Andachten,
wobei es ihm ein Anliegen ist, das
geistliche und weltliche Lied zu pflegen und
so einen lebendigen Beitrag für die Dorfgemeinschaft
zu leisten. Siegfried Niederwanger
hat dazu große Aufbauarbeit geleistet
und es ist ihm dabei gelungen, durch die
ganzen Jahre hindurch die Mitglieder des
Chores zusammenzuhalten und die Chorgemeinschaft
zu fördern.
Die Gründungsmitglieder
In seiner Ansprache wies der Obmann auch
auf die vier heute noch lebenden und aktiven
Mitglieder hin, die bei der Gründung
des Männerchores im Jahre 1960 dabei
waren, und hob deren Verdienste besonders
hervor. So nannte er als ältestes
Mitglied dieses Chores den heute 90-jährigen
Johann Zimmerhofer, den „Lanzinger
Hansl“, wie er im Dorf genannt wird. Er
ist Organist und spielt schon 76 Jahre lang
in bewährter Weise die Orgel in der Kirche
von Percha. Als 8-jähriger Bub wurde der
heute 83-jährige Johann Steiner, der „Gönner
Hansl“, von Pfarrer Gilbert Wurzer in
die Chorgemeinschaft aufgenommen. Bald
schon setzte Hochwürden Gilbert den jungen
Gönnersohn aus Wielenberg als jungen
Chorleiter ein, der den Chor von 1950 bis
1960 leitete. Im Jahr1950 wurde der heutige
82-jährige Andreas Durnwalder in den
Chor aufgenommen. 35 Jahre sang Durnwalder
im gemischten Chor und singt seit
1960 ohne Unterbrechung beim Männerchor.
Der „vierte und letzte im Bunde“ war
Siegfried Niederwanger selbst, der inzwischen
ein Alter von 79 Jahren erreicht hat.
Wie er selbst sagt, hat ihn Pfarrer Wurzer
beinahe gezwungen, in den Chor einzutreten.
Gemeinsam mit dem damaligen Schüler,
dem später bekannten Professor Hans
Obkircher hat er von Pfarrer Wurzer unter
strengen Erziehungsmethoden im Widum
das Singen (Sopran) gelernt und ist
somit gut 70 Jahre Chormitglied und 57
Jahre Obmann.
„Unschätzbarer Beitrag für
die Gemeinschaft”
Nach der Ansprache des Chorobmannes
gratulierte Erich Deltedesco, der Obmann
des Südtiroler Chorverbandes, dem Männerchor
zu seinem 60-jährigen Bestehen
und verwies auf die Bedeutung der Musik,
die keine Grenzen kennt und zur Förderung
der Gemeinschaft einen unschätzbaren Beitrag
leistet. Es sind die Musik und der Gesang,
die das Dorfleben bewegen, sie sind
eine Sprache, die alle verstehen und die die
Herzen höher schlagen lässt. In dieser Hinsicht
habe der Männerchor von Percha unter
der bewährten Obmannschaft von Siegfried
Niederwanger für die Bevölkerung Großartiges
geleistet. Er dankte allen Chormitgliedern
und besonders dem Obmann sowie
dem Chorleiter Albert Pahl für ihr langjähriges
Wirken und wünschte sich, dass der
Gesang weiterhin so lebendig bleibe und allen
Menschen weiterhin viel Freude bereite.
Als Anerkennung für die 60-jährige Tätigkeit
überreichte Deltedesco an den Chorobmann
Siegfried Niederwanger die Ehrenurkunde
des Chorverbandes und des
Verbandes Südtiroler Kirchenchöre. Diesen
Dankesworten schlossen sich auch Bürgermeister
Martin Schneider, Altbürgermeister
Joachin Reinalter, der Präsident des Pfarrgemeinderates
Markus Seyr und der Vertreter
der MusikkapellePercha, Reinhold Zimmerhofer,
an. Alle wussten die Arbeit des
Männerchores sehr zu schätzen und dankten
für den selbstlosen Einsatz zum Wohle
der Bevölkerung.
Ehrungen verdienter
Mitglieder
Im Rahmen dieser 60-jährigen Jubiläumsfeier
erfolgte auch die Ehrung lang verdienter
Chormitglieder. Das Ehrenzeichen in Bronze
erhielten Paul Oberhollenzer (für 11 Chordienstjahre)
und Hermann Siessl (16 Chordienstjahre).
Das große goldene Verdienstabzeichen
erhielten Franz Mair (59 Jahre
davon 48 Jahre im Ausschuss) und Norbert
Oberrauch (54 Jahre) und das goldene Verdienstabzeichen
Josef Regensberger (46
Jahre). Sechs Sängern wurde für über 60
Chordienstjahre das diamantene Ehrenabzeichen
verliehen: Johann Zimmerhofer
(76 Chordienstjahre und gleichzeitig Organist),
Johann Steiner (75 Jahre, davon
10 Jahre Chorleiter), Siegfried Niederwanger
(71 Jahre, davon 57 Jahre Obmann),
Andreas Durnwalder (71 Jahre), Albert Pahl
(69 Jahre, davon 65 Jahre Chorleiter) Johann
Oberleiter (64 Jahre, davon 40 Jahre
Sänger in Nasen).
Nach Redaktionsschluss erreichte uns die
traurige Nachricht, dass Chorleiter Albert
Pahl am 5. Oktober 2021 unerwartet verstorben
ist: „Die Harmonie, die du in der Musik
gesucht hast, möge dich nun auf deiner
Reise begleiten.“
Erich Deltedesco (links), der Obmann des Südtiroler Chorverbandes mit den geehrten Mitgliedern des Männerchors Percha
Fotos: Johann Passler
KulturFenster
21 05/Oktober 2021
kurz notiert
30 Jahre Chorgesang
„VocalArt“ feiert Geburtstag
Nach mehr als einem Jahr erzwungenen
Stillstandes für alle Kultur- und Musikschaffenden
im Land erleben die Menschen den
Neustart des Musiklebens wie eine Befreiung,
und sie merken, welch hohen Stellenwert
die Musik in ihrem Leben einnimmt, ob
es nun der Besuch eines Konzerts ist oder
die eigene musikalische Tätigkeit im Chor
oder im Instrumentalensemble.
Für die 20 Sänger*innen des Ensembles
„VocalArt“ gilt es, das Jahr 2021 besonders
zu feiern. Im Herbst vor genau 30 Jahren
gründeten einige Musiklehrer*innen unter
der künstlerischen Leitung von Domkapellmeister
Heinrich Walder das Ensemble mit
dem Ziel, anspruchsvolle Werke der Vokalpolyphonie
aus unterschiedlichen Epochen
zur Aufführung zu bringen.
Für die Gründung des Vokalensembles „VocalArt“
vor 30 Jahren bot die Musiklandschaft
Brixens einen überaus günstigen Boden.
Hinzu kamen besondere Glücksfälle,
wie die Neubesetzung der Stelle des Domkapellmeisters
mit Heinrich Walder, seine
persönlichen Beziehungen zu gut ausgebildeten
Musiker*innen und ihre gemeinsame
Idee, einen Chor zu gründen, ein
kleines Vokalensemble mit fl exibler Besetzung,
das es in Brixen noch nicht gab.
Dieses erste „Brixner Vokalensemble“ trat
mit nur 8 Mitgliedern das erste Mal am 14.
Dezember 1991 anlässlich eines Rorateamtes
im Dom zu Brixen auf.
Seither stand das Ensemble regelmäßig mit
unterschiedlichen Programmen auf Konzertbühnen,
in vielen Kirchen des Landes,
aber auch bei Konzertauftritten im benachbarten
Ausland und in Norditalien. Es widmete
sich der alten und neuen Musik und
realisierte auch einige Uraufführungen. Ein
sachkundiges Publikum war dem Ensemble
dabei immer sicher. Im Rückblick erscheinen
die drei Jahrzehnte im Zeichen
der Vokalmusik als eine schier unglaubliche
Leistung, und als beeindruckender
Beweis für Leidenschaft und Ausdauer im
Dienst der Chormusik.
Der Vinschger Marian Polin übernahm
im Herbst 2016 die Ensembleleitung. Er
hat seine Ausbildung zum Kirchenmusiker
und Organisten an der Universität
für Musik und Darstellende Kunst Wien,
an der Anton-Bruckner-Privatuniversität
Das Ensemble VocalArt Brixen bei seiner
Aufführung der Krönungsmesse
von W. A. Mozart in der Pfarrkirche
Vintl aus dem Jahr 2017.
Die Aufzeichnung davon hat auf Youtube
bereits über 150.000 Aufrufe.
Youtube: https://www.youtube.com/
watch?v=1hv5sJe-Fr0&t=1017s
Linz und an der Haute École de Musique
Lausanne/Fribourg erhalten. Unter seiner
Leitung wird der Chor sein Jubiläum mit
einem Festkonzert am 23. Oktober 2021
im Dom zu Brixen begehen, das die Initiative
Musik und Kirche veranstaltet. Auf
dem Programm stehen zum einen die 1798
entstandene „Missa in angustiis“, die sog.
Nelson-Messe und das „Te deum“ von
Joseph Haydn (1732–1809).
KulturFenster
22 05/Oktober 2021
Chorwesen
„Ein Abend mit einem weinenden
und einem lachenden Auge“
Verabschiedung von Pater Meinrad und Ehrungen
Am 6. August, dem Fest der
„Verklärung des Herrn“, war
ein ganz besonderer Abend
für die Dorfgemeinschaft in
Ratschings. Unter den zahlreichen
Gästen konnten unter
anderem Bürgermeister Sebastian
Helfer, Margareth Oberrauch
vom Verband Südtiroler
Kirchenmusik und Klaus
Fischnaller vom Verband Südtiroler
Musikkapellen begrüßt
werden.
Der Frauen- und Mädchenchor Ratschings
wurde für sein 25-jähriges
Wirken geehrt.
Die Pfarrgemeinde verabschiedete
sich an diesem
Abend mit einem Dankgottesdienst
vom langjährigen Aushilfsseelsorger
Pater Meinrad. Der Pfarrverantwortliche
Martin Brunner würdigte das Wirken
und die Art der Seelsorge Pater Meinrads
– stets auf gleicher Augenhöhe, verbunden
mit vielen selbst erlebten Schicksalen und
entsprechenden Antworten auf viele Fragen.
Die Pfarrgemeinde hatte Pater Meinrad
sehr „liebgewonnen“.
Symbolisch wurden Pater Meinrad ein Paar
Schuhe überreicht, die ihn den Schritt in
den neuen Lebensabschnitt nach Meran
erleitern sollen.
Genutzt wurde dieser Abend auch, um Ehrungen
für verdiente Personen zu vergeben,
welche bereits im vorigen Jahr fällig
gewesen wären, durch die Corona-Auflagen
damals aber nicht in feierlichem Rahmen
überreicht werden konnten.
So waren der Mädchen- und Frauenchor besonders
überrascht, als sie für ihre 25-jährige
Tätigkeit geehrt wurden. Hervorgehoben
wurde ihre Eigeninitiative und die Begeisterung
sowie die gute und stetige Weiterbildung
der Sängerinnen. Durch diese guten
Eigenschaften erreichte der Verein großes
Ansehen im Dorf und darüber hinaus.
Auch der ehemalige Pfarrmesner Peter
Schölzhorn wurde für seine pflichtbewusste,
25-jährige Tätigkeit geehrt. Tagtäglich
war Peter mehrmals in der Kirche,
um nach dem Rechten
zu sehen. Es wird sehr
schwierig werden, einen
guten Nachfolger für ihn
zu finden.
Außergewöhnlich war
auch die letzte Ehrung:
Franz Seeber spielt bereits
seit mehr als 60 Jahren,
ehrenamtlich an der
Orgel. Sonntag für Sonntag,
an sämtlichen Feiertagen,
Beerdigungen
und Hochzeiten gestaltet
Seeber mit viel Können
und Schwung die
Eucharistiefeiern mit.
Der aufrichtige Dank wurde Seeber dafür
in Pfitscher Serpentin gemeißelt, welcher
weiters von drei originalen Orgelpfeifen
geziert wurde.
Nach dem feierlichen Schlusssegen durch
Pater Meinrad wurde der Abend vor dem
Vereinshaus mit einem Konzert der Musikkapelle
und Ehrungen verdienter Musikanten
fortgeführt. Bürgermeister Helfer
unterstrich die Wichtigkeit der Vereine,
welche auch für einen guten Zusammenhalt
in der Dorfgemeinschaft fundamental
sind. Er appellierte an alle, sich nicht nur
mit Meinungen der Medien zufriedenzugeben,
sondern diese auch in der Gemeinschaft
und in den Vereinen zu diskutieren,
und dankte abschließend den Geehrten,
welche dafür bestes Beispiel geben.
Redaktionsschluss für
Aus der Redaktion
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Chorwesen
senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter
folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)
die nächste Ausgabe des
„KulturFensters“ ist:
Mittwoch, 17. November 2021
KulturFenster
23 05/Oktober 2021
Eine möglichst stimmige Symbiose von
Natur- und Kulturlandschaft ist für die
Heimatpeger*innen identitätsstiftend.
Foto: Freddy Planinschek
KulturFenster
24 05/Oktober 2021
aufbauend
Identitätsstiftende Orte schaffen
Kritische Beiträge auf der Tagung des Heimatpflegeverbandes
und der Architekturstiftung Südtirol
Was macht einen Ort zu einem identitätsstiftenden
Ort, zu einem Ort, an dem das Zusammenspiel
von Menschen, Kultur- und Naturlandschaft
zu einem ästhetischen Ganzen
wird? Wie entsteht ein lebendiger Ort? Und
welche Voraussetzungen braucht es, um
zu einem identitätsstiftenden Ort zu werden?
Wichtige Fragen, die auf der Tagung
„Identitätsstiftende Orte“ erörtert wurden.
Das Schwerpunktthema 2021 des Heimatpflegeverbandes
ist die Baukultur. Ein Höhepunkt
im Jahresprogramm war deshalb
diese Tagung Mitte September, die der HPV
in Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung
Südtirol organisiert hatte. Das Besondere
daran: Es war eine sogenannte Hybridveranstaltung,
die sowohl in Präsenz
im Bozner Waltherhaus als auch live über
den youtube-Kanal des Heimatpflegeverbandes
verfolgt werden konnte und die für
Interessierte weiterhin auf youtube abrufbar
ist (https://www.youtube.com/c/heimatpflegeverbandsudtirol).
Etwas „Besonderes“
war auch die Vielfalt an Themen,
die an diesem Abend kritisch beleuchtet
und am Ende im Rahmen einer Diskussions-
und Fragerunde vertieft wurden.
Emotion und Partizipation
Claudia Plaikner, die Obfrau des Heimatpflegeverbandes,
stimmte auf die Tagung
ein. Sie setzte sich mit dem Begriff Identitätsstiftung
auseinander, der immer auch
mit dem Begriff Heimat zusammenhänge.
„Heimat entsteht aus emotionalen Bindungen
und sozialer Vernetzung in einem
persönlichen Handlungs- und Verantwortungsraum“,
zitierte sie den Bund für Heimat
und Umwelt in Bonn. Es gehe also
weniger um die Heimat als bauliche Struktur
oder territoriale Verortung, sondern es
gehe insbesondere um Bindung, Vernetzung
der Menschen und um deren persönlich
zu füllenden Handlungs- und Verantwortungsraum.
Für eine Identitätsstiftung unabdingbar
sei die Möglichkeit der gemeinsamen Entscheidung.
„Das hat viel mit Partizipation
und Demokratie zu tun“, unterstrich Claudia
Plaikner – ein Punkt, der später in den
Vorträgen noch eine wichtige Rolle spielen
sollte. Auch Orte und Handlungsräume,
die der besonderen historischen und aktuellen
Situation gerecht werden und diese
weiterentwickeln, seien identitätsstiftend.
Was Architektur bewirkt
„
„
Identitätsstiftung hat viel mit Partizipation
und Demokratie zu tun.
Claudia Plaikner
In diesem Kontext sei natürlich die Architektur
zu nennen, von der eine identitätsstiftende
Wirkung ausgehe. „Die historische
Entwicklung einer Siedlung sollte als Wiedererkennungsmerkmal
deutlich Berücksichtigung
finden, das Neue im Respekt vor
dem schon Vorhandenen gestaltet und eingefügt
werden, ohne den Gestus des Aufgesetzten,
Aufgedrängten zu hinterlassen“,
forderte Claudia Plaikner.
Eine möglichst stimmige Symbiose von
Natur- und Kulturlandschaft sei für die
Maria Hochgruber Kuenzer, Landesrätin für Raumentwicklung,
Landschaft und Denkmalpflege, richtete
zum Auftakt der Tagung einige Grußworte an die
Teilnehmer*innen.
Claudia Plaikner, Obfrau des Heimatpflegeverbandes,
versuchte, Antworten auf die
Frage zu geben: Was ist identitätsstiftend?
Fotos: HPV
Heimatpfleger*innen identitätsstiftend:
„Begegnungs- und Freiräume, Nachbarschaft,
fußgänger- und radfahrerfreundliche
Mobilität, Nahversorgung, Nachhaltigkeit
und Integration, Sicherheit, Erwerbsmöglichkeiten,
adäquates Wohnen, Kulturtätigkeit,
Diskussion, aber auch Traditionen
und Authentisches und viel Vorrecht und
Respekt für die Natur“ – wenn diese Qualitäten
von den Menschen wahrgenommen
würden, so sei das identitätsstiftend.
„Wenn Menschen sich dafür einsetzen, so
entsteht Vertrauen, Beheimatung und Zukunft“,
versicherte Claudia Plaikner.
Edith Runer
Zum Schlagwort „Identitätsstiftende Orte“ meinte sie, dass die
Gemeindeentwicklungsprogramme, die derzeit ausgearbeitet werden, viel verändern
würden. Sie seien auf die Partizipation, also die Beteiligung der Bürger*innen
ausgerichtet, weshalb es aber auch notwendig sei, dass die Menschen vor Ort
bereit sind mitzuarbeiten. Die neuen Kommissionen für Raum und Landschaft,
die die Baukommissionen ersetzen, seien eine Chance für die Südtiroler Baukultur
und damit auch für die Identität der Orte.
KulturFenster
25 05/Oktober 2021
aufbauend
Viles (im Bild Seres) sind ein Paradebeispiel
für identitätsstiftende Orte, die es
zu erhalten gilt. Foto: Freddy Planinschek
„Les Viles“ – Einzigartige
Kulturschätze im Gadertal
Der Begriff „Viles“ mag in manchen Südtiroler
Ohren fremd klingen. Dabei zählen diese
auf Ladinisch „Les Viles“ genannten bäuerlichen
Siedlungen, die man vor allem im Gadertal
antrifft, zu den wertvollsten Schätzen
der heimischen Baukultur. Viles, das sind
kleine Häusergruppen mit einer langen Geschichte
und einem einzigartigen Charakter
im Alpenraum. Die Viles sind daher ein
Paradebeispiel für identitätsstiftende Orte.
Sigrid Piccolruaz, die Gadertaler Architektin,
hat sich im Auftrag des Landes Südtirol
bei mehreren Projekten über Jahre
hinweg der Erhaltung und des Schutzes
der Viles in Enneberg, St. Martin in Thurn
und Wengen angenommen und weiß daher
um den Wert dieser Baukulturschätze.
Viles sind – so erklärte es Sigrid Piccolruaz
– nicht nur einfache Häusergruppen,
sondern jedes für sich ist ein „sozialer
Mikrokosmos“, in dem einzelne
Familien leben, aber die Gemeinschaft
eine große Rolle spielt. Neben dem bäuerlichen
Eigentum hat es immer auch gemeinschaftliche
Plätze gegeben, die von
allen Bewohnern des Ortes in Anspruch
genommen wurden, so der Brunnen, der
Steinofen oder die Tränke für die Tiere.
Diese soziale Konstellation machte die
Viles zum gesellschaftlichen und sozialen
„Erfolgsmodell“, wie man es heute
bezeichnen würde.
Anhand von Damals-heute-Vergleichsfotos
machte Sigrid Piccolruaz in ihrem
Vortrag deutlich, dass gar einige Viles in
der Vergangenheit durch unsachgemäße
Eingriffe ihren Charakter verloren haben
oder ihn fast zu verlieren drohten. „Gemeinschaftsplätze
wurden zum Beispiel
zu Parkplätzen umfunktioniert, Gebäude
ohne Berücksichtigung des historisch Gewachsenen
renoviert oder die Orte durch
Straßen auseinandergerissen, wodurch es
auch zu Zersiedelung kam.“ Das Schutzprogramm
hätte so manchen größeren
Schaden verhindert, doch es wäre laut
Piccolruaz unbedingt
notwendig, weitere
Schutzmaßnahmen
einzuleiten,
damit
die Viles als
identitätsstiftende
Orte erhalten
bleiben.
Der Steinbackofen im Zentrum ist ein Ort der Gemeinschaft.
Foto: S. Piccolruaz
Architektin Sigrid Piccolruaz
Foto: HPV
KulturFenster
26 05/Oktober 2021
Heimatpege
Hotel-Architektur als
Weltanschauungsymbol
Vortrag von Kunsthistorikerin Bettina Schlorhaufer
Die spannende Geschichte hinter einigen
Prunkbauten der Hotelarchitektur erläuterte
Bettina Schlorhaufer in ihrem Vortrag.
Die Kunsthistorikerin und Kuratorin Bettina
Schlorhaufer aus Innsbruck hat durch ihre
Tätigkeit einen starken Bezug zu Südtirol.
Unter anderem leitete sie von 2016 bis 2019
das Projekt „Berghotels 1890–1930: Südtirol,
Nordtirol, Trentino“, woraus ein Buch
mit zwei Bänden entstanden ist. Darin beschreibt
sie die Entstehung der ersten Hotels
in den Alpen, sowohl in den Städten als
auch in entlegenen Hochgebirgslandschaften.
Aus den Untersuchungen ging hervor,
dass sich die Häuser des „Vereins für Alpenhotels
in Tirol“ als Weltanschauungssymbole
ihrer Erbauer in den landschaftlichen
Kontext einfügen sollten. Die den 1890er-
Jahren in Südtirol errichteten Berghotels
seien somit auch als Orte deutschnational
gesinnter Raumbeanspruchung von Gebirgsregionen
bzw. als solche zu sehen, die
unter den kulturellen und politischen Superioritätsvorstellungen
ihrer Betreiber architektonisch
Gestalt annahmen.
Bettina Schlorhaufer brachte in ihrem Vortrag
eine Reihe von Beispielen und beschrieb
das Ansinnen der Erbauer. Sie
Prachtgebäude für betuchte Gäste: das 1894 bis 1896 erbaute Hotel „Karersee“ der Architekten
Musch & Lun
Fotos aus: „Berghotels 1890–1930: Südtirol, Nordtirol, Trentino“
zeigte historische Fotos von Prunkbauten
wie dem Hotel „Brennerbad“, vom „Dolomitenhotel“
in Toblach, vom „Meranerhofe“
oder auch vom Hotel „Sulden“,
das vom einflussreichen Politiker Theodor
Christomannos und dem Architekten
Otto Schmid errichtet wurde. Damals wie
heute waren es meistens nicht einzelne
kleine Bauherren, die einfach nur Gäste
beherbergen wollten, sondern oft standen
– ebenso wie heute – große Aktiengesellschaften
und Investoren hinter den Gebäudekolossen,
die für maximal drei Monate
im Jahr Saison hatten. Gar manche
dieser Hotelbauten wurden später im Ersten
Weltkrieg militärisch genutzt.
Aus den Ausführungen der Referentin ging
hervor, dass die Hotelarchitektur in Südtirol
früher wesentlich von einer quasi importierten
Baukultur geprägt
war. Was das mit
der heutigen Zeit
zu tun hat, das
war vor allem
bei der anschließenden
Diskussionsrunde
Thema
(siehe S. 30).
Theodor Christomannos ließ das 1895 errichtete Hotel „Sulden“ von Architekt
Otto Schmid entwerfen.
Kunsthistorikerin Bettina Schlorhaufer
Foto: HPV
KulturFenster
27 05/Oktober 2021
aufbauend
Kulturgüterschutz:
„Es geht auch um Emotionen“
Vortrag von Landeskonservatorin Karin Dalla Torre
Reichen die bestehenden Instrumente wie
der Ensembleschutz und der Denkmalschutz
aus, um dem in der „Erklärung von Davos“
verankerten Kulturgüterschutz Rechnung zu
tragen? Die Antwort von Karin Dalla Torre
lautet: Nein.
In ihrem Vortrag sprach die Landeskonservatorin
über das kulturelle Erbe und in diesem
Zusammenhang auch vom Schutz des
Ungeschützten, von den vielen Objekten,
die nicht offiziell unter Schutz stehen, aber
zu erhalten wären. „Wir brauchen einen
erweiterten, disziplinübergreifenden Dialog
und eine gemeinsame Strategie über
die Institutionen hinweg“, unterstrich Dalla
Torre. Das Zusammenwirken von Architekturstiftung
Südtirol und Heimatpflegeverband
sei ein positives Beispiel dafür. Dabei
sei das gebaute Kulturerbe nicht der
rückwärtsgewandte Seniorpartner im Zukunftsdiskurs
von hoher Baukultur, Identität
und Nachhaltigkeit, sondern: „Das
gebaute Kulturerbe ist das Kraftzentrum
des Diskurses.“
Die Frage, ob ein Gebäude erhalten, abgerissen,
weitergebaut oder unter Schutz
gestellt wird, sei aber nicht nur eine Frage
des Machbaren und Bezahlbaren, sondern
auch eine Frage der emotionalen Bindung
an das Gebäude: „Alte Häuser speichern
gelebte Leben und erhalten dadurch eine
Seele, deren Tragweite weit über die Qualität,
das Alter der verbauten Materialien und die
Kunstfertigkeit des Bauens hinausgehen.“
Das „Bauinventar Südtirol" soll helfen, besser und im Sinne von identitätsstiftenden Orten
zu planen und zu bauen.
Es gebe leider viele Beispiele von Gebäuden
oder Ensembles, denen die identitätsstiftende
Qualität durch irgendwelche Eingriffe
genommen worden ist. Aus dieser Entwicklung
heraus ist im Landesdenkmalamt das
Projekt „Bauinventar Südtirol“ entstanden.
Ausgehend von einem Pilotprojekt in Schluderns
sollen künftig sämtliche Bauwerke
„
Alte Häuser speichern gelebte Leben
und erhalten dadurch eine
Seele, deren Tragweite weit über
„
die Qualität, das Alter der verbauten
Materialien und die Kunstfertigkeit
des Bauens hinausgehen.
Karin Dalla Torre
in den 116 Gemeinden des Landes nach
bau- und kunsthistorischen sowie volkskundlichen
und kulturlandschaftlichen Aspekten
erhoben werden. Die Ergebnisse
der Erhebungen würden den Verantwortlichen
„Werkzeuge“ in
die Hand geben,
um besser und
im Sinne von
identitätsstiftenden
Orten
planen
und bauen
zu können.
Landeskonservatorin Karin Dalla Torre
Foto: HPV
Aus der Redaktion
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des
Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it
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Redaktionsschluss für
die nächste Ausgabe des
„KulturFensters“ ist:
Mittwoch, 17. November 2021
KulturFenster
28 05/Oktober 2021
Heimatpege
Die Einzigartigkeit
eines Ortes erhalten
Susanne Waiz koordiniert das Interreg-Projekt in Schluderns
Alt und Neu in Harmonie
„Identitätsstiftung hat viel mit Partizipation
und Demokratie zu tun“, sagt die Obfrau
des Heimatpflegeverbandes, Claudia
Plaikner. Ein Beispiel, wie diese Partizipation
gelingen könnte, stellte die Architektin
Susanne Waiz vor.
Sie koordiniert in Schluderns das Interreg-Projekt
„Umsetzbare Ortskernrevitalisierung
Terra Raetica“. Hintergrund
des Projektes ist die Tatsache, dass es
in den fünf Ensembleschutzzonen des
historischen Zentrums noch 60 große
steinerne Stadel gibt, die nicht genutzt
werden – das sind zwei Drittel aller Wirtschaftsgebäude.
Susanne Waiz erklärte
in ihrem Vortrag, dass ab den 1950erund
bis hinein in die 1960er-Jahre zum
einen der Wandel in der Landwirtschaft,
zum anderen auch die 1965 erfolgte Ansiedelung
der Beschlägefabrik Hoppe
in Schluderns zu einem Niedergang
der kleinbäuerlichen Lebenskultur geführt
hatte. Aufgrund besonderer Umstände
seien in Schluderns zum Glück
nicht alle nicht mehr gebrauchten Stadel
Wohn- und anderen Zwecken zugeführt
worden. Aber sie stünden leer. Und das
will die Gemeinde nun mit diesem Projekt
ändern. Architektin Waiz führte einige
Beispiele auf, wie Stadel bereits jetzt
gut genutzt werden. So gibt es etwa einen
Laden mit Vinschger Produkten, ein
Atelier oder ein Museum.
Doch man will diese Entwicklung fortsetzen,
weshalb am 20. November die Aktion
„Offene Türen“ stattfindet. Sie richtet
sich in erster Linie an die Bevölkerung
von Schluderns, die dazu angeregt werden
soll, „Orte zu erinnern“ und dadurch
Ideen für die Zukunft ihres Heimatortes
zu entwickeln. Einige Leerstandsobjekte
im Zentrum werden für diesen einen Tag
für alle zugänglich gemacht, und es gibt
dort auch Aktionen. Außerdem werden
Bauforscher durch die Gebäude führen,
und es soll Gespräche geben, bei denen
Vorschläge gesammelt und später bei der
Umsetzung von Ideen verwendet werden.
„Die Ortskernrevitalisierung muss den
Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung
tragen, und sie wird nur dann funktionieren,
wenn neben der Wohnnutzung auch
andere Bedürfnisse erfüllt werden“, unterstrich
Susanne Waiz. Auf jeden Fall
handelt es sich um ein spannendes Projekt,
dessen Ausgang noch offen ist. Das
Ziel aber ist klar: das
Einzigartige dieses
Dorfes und
damit seine
Identität zu
erhalten.
Aus einem Stadel wird ein Dorfladen mit einheimischen Produkten.
Fotos: Susanne Waiz
Architektin Susanne Waiz
KulturFenster
29 05/Oktober 2021
aufbauend
Hotelprojekte: „Politik muss
klare Kante zeigen“
Podiumsdiskussion konzentriert sich auf den
Tourismus und seine Auswüchse
Die Diskussionsteilnehmer*innen: Bettina Schlorhaufer, Sigrid Piccolruaz, Karin Dalla
Torre, Moderator Carlo Calderan, Susanne Waiz, Claudia Plaikner und Hans Heiss (v. l.)
„
Mit einer Kostenwahrheit im Tourismus
würden sich viele Projekte erübrigen.
Claudia Plaikner
„
„
„
„
Wir haben aus der Geschichte nichts
gelernt. Bettina Schlorhaufer
„
Theodor Christomannos war der Benko
seiner Zeit. Karin Dalla Torre
Auch wenn vielleicht nicht beabsichtigt, so
konzentrierte sich die Podiumsdiskussion
im Anschluss an die Fachvorträge auf ein
großes Thema: Südtirols Tourismus, seine
Hotelburgen und die „Eventisierung“ der
Landschaft.
Neben den Referentinnen und HPV-Obfrau
Claudia Plaikner nahm auch der Historiker
und Tourismusfachmann Hans
Heiss an diesem Gedankenaustausch teil,
den Carlo Calderan von der Architekturstiftung
Südtirol moderierte. Zudem beteiligte
sich das Publikum mit Stellungnahmen
und Fragen an der Diskussion.
Identitätslose Hotelbauten
Einige Punkte und Stimmen aus der Diskussion:
„Südtirol hat aus der Geschichte nichts gelernt.“
Das betonte die Kunstihistorikerin
Brigitte Schlorhaufer, ähnlich formulierte
es auch die Architektin Susanne Waiz. Wie
es schon im 19. Jahrhundert einige wenige
Investoren waren, die mit Prunkbauten eine
elitäre Schicht an Gästen in die Alpen locken
wollten, so sind es auch heute sehr
oft anonyme Investmentgesellschaften, die
allen Fachleuten und vor allem den Bürgern
zuvorkommen. Verträge sind längst
unterschrieben, wenn irgendwelche Gremien
auf den Plan treten. Kurzum: Beim
Bauen hat weder die identitätsstiftende
noch die soziale Komponente Gewicht,
es geht rein um das Wirtschaftliche. Dem
stimmte auch Hans Heiss zu, der meinte,
es zeichne sich schon seit 15 Jahren ein
Trend zum identitätslosen Hotelbau und
zur „Eventisierung“ im Tourismus ab.
Vom Früher ins Heute
Mit einem interessanten Vergleich legte
Landeskonservatorin Karin Dalla Torre
allerdings einen Unterschied von früher
und heute dar. Sie bezeichnete den Hotelpionier
Theodor Christomannos als den
„Benko seiner Zeit“, machte aber deutlich,
dass wir inzwischen in einer Demokratie
leben und entsprechende Instrumente der
Steuerung hätten, um aggressive (Hotel-)
Projekte, zu verhindern. Auch die Landeskonservatorin
gab zu, dass man mit den
herkömmlichen Instrumenten bisher immer
zu spät gekommen sei. Ob die neuen
Leitlinien, die u. a. durch das Tourismusentwicklungskonzept
oder das neue Ge-
setz zu Raum und Landschaft geschrieben
werden, mehr Möglichkeiten des Eingreifens
bieten werden, müsse sich wohl erst
zeigen. Hans Heiss forderte jedenfalls klar
einen Bettenstopp. Die Politik müsse hier
„klare Kante“ zeigen.
HPV-Obfrau Claudia Plaikner unterstrich,
dass es in jedem Fall die Politik sei, die
bestimmten Entwicklungen im Tourismus
einen Riegel vorschieben müsse. Sie forderte
zum einen eine Kostenwahrheit im
Tourismus – „dadurch würden sich viele
Projekte erübrigen“. Zum anderen forderte
sie bessere Gesetze, und da sei die Politik
am Zug. Das neue Gesetz für Raum und
Landschaft habe gezeigt, dass Partizipation
auch eine Worthülse sein kann: „Wir
haben uns zwar stark eingebracht, aber
unsere Vorschläge sind kaum berücksichtigt
worden.“ Sie forderte eine „echte Partizipation
mit Verbindlichkeit“, damit Menschen
auch die Motivation haben, sich für
ihre Anliegen und für Natur und Kulturlandschaft
einzusetzen.
Edith Runer
Diskussion abrufbar unter:
https://www.youtube.com/c/
heimatpflegeverbandsuedtirol
KulturFenster
30 05/Oktober 2021
informiert & reektiert
Heimatpege
Traditionelles Kulturgut
weiterhin fördern
Tagung der Sachbearbeiter im Passeiertal
Die Sachbearbeiter des Heimatpflegeverbandes mit Obfrau Claudia Plaikner und den HPV-Mitarbeitern
In Pfelders im Passeiertal haben sich die
Sachbearbeiter des Heimatpflegeverbandes
im Sommer zu ihrer alljährlichen Tagung getroffen.
Voraussichtlich zum vorletzten Mal,
denn der Heimatpflegeverband hat die Bearbeitung
und Betreuung der Landschaftspflegebeiträge
abgegeben.
Wie im „KulturFenster“ bereits berichtet,
hat der Heimatpflegeverband Ende 2020
die Abwicklung der Ansuchen um Beiträge
für Landschaftspflege aufgrund von
mangelnder Wertschätzung und zunehmender
Bürokratisierung an das Landesamt
für Landschaftsschutz abgegeben.
Nichtsdestotrotz setzt sich der Verband
auch weiterhin mit vollem Einsatz für die
kleinen Paradiese und Wunder ein, die wir
u. a. mit den vielen Kleindenkmälern hier
glücklicherweise – noch – haben. Denn
bei der Sanierung und Wiedererrichtung
von Holzzäunen, Stroh- und Schindeldächern,
Trockensteinmauern, Wegkreuzen,
Bildstöcken, Mühlen usw. geht es nicht um
kosmetische Eingriffe für eine touristische
Scheinwelt, sondern um eine selbstbewusst
gelebte Kultur.
Beitragszahlung ausgesetzt
Im Zuge der Versammlung wurde auch
über die derzeit fehlenden Geldmittel
zum Schutz der Kleindenkmäler disku-
tiert. Denn mit Dekret Nr. 1041 vom 22.
Dezember 2020 hatte die Landesregierung
aufgrund „reduzierter Geldmittel für
das Ressort für Raumentwicklung, Landschaft
und Denkmalpflege“ beschlossen,
die Landschaftspflegebeiträge für das Jahr
2021 auszusetzen. Obfrau Claudia Plaikner
betonte, dass diese Maßnahme eine
der Coronakrise geschuldete, einmalige
Bei der Sanierung und Wiedererrichtung von Kleindenkmälern geht es nicht um kosmetische
Eingriffe für eine touristische Scheinwelt, sondern um eine selbstbewusst gelebte Kultur.
KulturFenster
31 05/Oktober 2021
informiert & reektiert
Ausnahme bleiben muss, wenn das herausragende
Kulturerbe der Südtiroler
Kleindenkmäler nicht auf lange Sicht verschwinden
soll.
Schließlich braucht es nicht sehr viel Geld,
um die Kleindenkmäler zu erhalten. 2020
waren es 1,1 Millionen Euro an Beiträgen,
die vermittelt wurden und die die aufwändige
Arbeit vieler Bauern und anderer Bürger
auf dem ganzen Landesgebiet unterstützt
haben. Wie wichtig diese Beiträge
sind, erkennt man, wenn man sich ein
wenig über die Grenzen Südtirols hinausbewegt.
Dort wo es beispielsweise keine
Subventionen für Schindeldächer gibt,
verschwinden die landschaftsprägenden
Dächer zunehmend. Das könnte auch im
Überetsch und Unterland passieren, wo
viele Dächer mit Mönch-und-Nonne-Ziegeln
gedeckt sind. Da diese aber nicht ge-
fördert werden, ersetzt man sie seit einiger
Zeit häufiger mit roten Industrieziegeln.
Dank an Ehrenamtliche
Die Tagung der Sachbearbeiter ist immer
auch ein kleines gesellschaftliches Ereignis,
bei dem viele Erfahrungen ausgetauscht
werden. Dies wird wohl nur noch einmal der
Fall sein. Denn die Sachbearbeiter kümmern
sich jetzt noch um jene Gesuche, die bis
zum Frühjahr 2020 eingereicht wurden (sie
haben zwei Jahre Gültigkeit) und legen ihre
Tätigkeit daraufhin nieder. Danach wird wohl
noch ein letztes Mal Bilanz gezogen über
jahrzehntelange fruchtbare und vor allem
ehrenamtliche Arbeit, auf die der Heimatpflegeverband
mit Genugtuung und Dankbarkeit
zurückblickt.
Heimatpflegeverband Südtirol
Auch die im Unterland und Überetsch ortsbildprägenden
Dacheindeckungen mit
Mönch- und Nonne-Ziegeln sollten gefördert
werden.
Ein stolzes Lebenswerk
Hans Raich erhält Goldenes Ehrenabzeichen des Verbandes
28 Jahre lang war Hans Raich – Pfeiftaler
Hans – im Auftrag des Heimatpflegeverbandes
Südtirol als Sachbearbeiter für Dächer
und bäuerliche Kleindenkmäler tätig.
Dafür wurde der inzwischen 85-Jährige im
Zuge der Tagung der Sachbearbeiter im
Passeiertal geehrt.
Hans Raich hatte im fernen Jahr 1992 den
anspruchsvollen Auftrag zur Pflege der Kulturlandschaft
übernommen und seither unermüdlich
und gewissenhaft die zahlreichen
Objekte zwischen der Naifschlucht im Süden
des Passeiertales bis zum Timmelsjoch
und Lazins im Norden betreut.
Nachdem die Vergabe der Förderbeiträge
an die Gebäude- und Grundbesitzer an genaue
Vorschriften durch die Landesregierung
gebunden ist, musste Hans schon vor
der Zusage von Beiträgen die Objekte begutachten
und den Eigentümern die Auflagen
zur Beachtung nahelegen. Die Betreuung
während der Durchführung der
Arbeiten war für Hans selbstverständlich,
und krönender Abschluss war die Abnahme
(Kollaudierung), die Hans bei größeren
Bauten wie Stallungen auf Almen
auch Kraxelkünste auf die Dächer abverlangte.
Dann erst konnte der Heimatpflegeverband
von der erfolgten Restaurierung
benachrichtigt werden. Am Verbandssitz
in Bozen wusste man von der Gewissenhaftigkeit
und fachlichen Kompetenz von
Hans, und es konnte zur Auszahlung der
Beiträge geschritten werden.
Hans verwendete nicht nur als Sachbearbeiter
seine Freizeit für die Talgemeinschaft,
sondern war – ebenfalls 28 Jahre lang – Obmann
des Krippenvereines Passeier (1990–
2018), den er mit Hilfe der Ausschussmitglieder
zu seltener Blüte bringen konnte.
Jährlich erfolgten Krippenausstellungen und
Kulturfahrten zu Hochburgen des Krippenbaues.
Ebenso erwähnenswert sind die Verdienste,
die sich Hans um die Pflege des
schönen Dorffriedhofes von St. Martin erworben
hat. Die Gräberpflege gelang ihm
in Zusammenarbeit mit Steinmetzen und
Kunstschmieden sehr gut, besonders im
Bereich der historischen Grabdenkmäler,
die geradezu als Musterbeispiele gekonnter
Grabkultur gelten können.
Bei anderen gesellschaftlichen und kulturellen
Vereinen war Hans ebenso stark beteiligt
wie als Gemeinderat, bei der Volkshochschule,
in der Volksbibliothek St. Martin
und beim Katholischen Verband der Werktätigen
KVW.
Der Nachfolger von Hans Raich ist bis zum
Abschluss der Tätigkeit der Sachbearbeiter
Rudolf Gögele, Feldbauer in St. Martin.
Heinrich Hofer
Hans Raich erhielt von Obfrau Claudia Plaikner
das Goldene Ehrenabzeichen des Heimatpflegeverbandes
sowie eine Ehrenurkunde.
Foto: HPV
KulturFenster
32 05/Oktober 2021
Heimatpege
Streuobstwiesen als Teil
der Kulturlandschaft
Initiative „Baumgart“ soll auf die traditionelle Form der
Landnutzung aufmerksam machen
Wie mehrere andere Vereine und Institutionen
beteiligt sich auch der Heimatpflegeverband
Südtirol an der Initiative
„Baumgart“. Sie hat sich zum Ziel gesetzt,
die Bedeutung der Streuobstwiesen in Südtirol
aufzuzeigen.
Der Begriff Streuobstwiese leitet sich nicht,
wie man vermuten würde, von den weitum
verstreuten Bäumen ab, die sie kennzeichnen.
Vielmehr bezieht sich der Begriff auf
die Nutzung von Streu, die bei dieser Art
der Landnutzung eine ganz besondere Rolle
spielt. Streuobstwiesen, im Dialekt auch
„Pangert“, „Baumgart“ oder „Anger“ genannt,
sind eine traditionelle extensive Form
der Landnutzung. Dabei wird die Produktion
von Obst mit der Bereitstellung von Grünfutter
oder Streu kombiniert. Durch die unregelmäßigen
Abstände der Obstbäume kann
eine Vegetation entstehen, die bei entsprechender
Bearbeitung auch als Grünfutter
genutzt werden kann. Außerdem gibt es im
Unterstockbereich die Möglichkeit, Kräuter
oder Beeren anzubauen. Der Baumbestand
einer Streuobstwiese besteht in der Regel
aus Kern- oder Steinobst, manchmal sind
auch Nuss- oder Kastanienbäume eingestreut.
Streuobstwiesen sind von großer Bedeutung
für die Biodiversität und Sortenvielfalt,
zumal auf diesen Wiesen sehr oft
autochthone Sorten wachsen, die man heutzutage
kaum noch zu kaufen bekommt. Sie
sind Grundlage für einen natürlichen Nährstoffkreislauf
und ein unabdingbarer Bestandteil
unserer Kulturlandschaft. Außerdem
haben Streuobstwiesen einen großen
kulturellen, ästhetischen und damit nicht
zuletzt touristischen Wert.
Initiativen pro
Streuobstwiese
Leider nimmt die Zahl der Streuobstwiesen
in Südtirol, wie andernorts in Mitteleuropa,
stetig ab. Das möchte die Initiative „Baumgart“
der Eurac Research ändern. Eurac
Das traditionelle „Birmehl“ wird von alten
Birnensorten aus Streuobstwiesen in
Verdings gewonnen.
Research ist ein Zentrum für angewandte
Forschung mit Sitz in Bozen, das es sich
mit diesem Projekt nun zum Ziel gesetzt
hat, in Zusammenarbeit mit mehreren Vereinen
und Institutionen, auf den Wert des
Lebensraumes Streuobstwiese aufmerksam
zu machen. Das soll durch die Sammlung
von Daten und Fakten, aber auch durch
Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit
geschehen. So wurde beispielsweise im
September (nach Redaktionsschluss) ein
Fotowettbewerb abgeschlossen. Außerdem
sind, etwa in Zusammenarbeit mit dem
Südtiroler Bauernbund, Fortbildungen,
Vorträge und Workshops geplant, um die
Pflege und Erhaltung dieser traditionellen
Kulturform zu fördern.
Textquelle: Eurac Research
Hier bleibt noch Platz für Vegetation und
Tiere: eine Streuobstwiese in Tschengls.
Fotos: Eurac Research
KulturFenster
33 05/Oktober 2021
informiert & reektiert
Die gute alte Harass
So kam die Obststeige nach Südtirol – Blick in
einen Handwerksbetrieb am Nonsberg
Praktisch ist sie und, auf allen Höfen und
auch sonst in vielen Haushalten findet man
irgendwo im Keller, im Stadel, in der Garage
oder im Abstellraum eine „Harass“,
die zu vielerlei Zwecken genutzt werden
kann. Doch woher stammt eigentlich das
Wort „Harass“, wer fertigt die Steigen an,
und warum verlieren sie – leider – immer
mehr an Bedeutung?
Unter einer Harass verstehen wir im Allgemeinen
eine Obststeige, die aber auch
für vieles andere verwendet wird. Laut
Duden leitet sich das Wort vom französischen
„harasse“ ab, mit dem erstaunlicherweise
neben „belästigen“ auch noch
ein Behälter für die Beförderung von Glas
verstanden wird. Auch in der Schweiz verwendet
man diesen Begriff für eine Lattenkiste,
mit der Flaschen transportiert
werden. So kann man annehmen, dass
der Begriff von der Schweiz aus über den
Vinschgau seinen Einzug in den Südtiroler
Dialekt gefunden hat. Ob die Südtiroler
Jugend in Zukunft allerdings noch weiß,
was eine Harass überhaupt ist, wage ich
zu bezweifeln, denn schon seit langem
wird die praktische Holzsteige von den
Kisten aus Plastik verdrängt.
Ausgeklügelte Form
Eine traditionelle Harass besteht aus 25 Einzelteilen.
Beim Boden werden fünf Stück
50 cm lange Holzlatten relativ eng zusammengeschoben
und an den Schmalseiten
unten auf mit einer Leiste zusammengenagelt.
Die Längsseiten bestehen aus je drei
50 cm langen, 7,5 cm breiten und 7 mm
dicken Fichtenbrettern. An den Schmalseiten
gibt es jeweils zwei 28 cm lange
Latten und eine dritte ganz oben, bei der
ein halbmondförmiger Hebegriff ausgefräst
wird. Die einzelnen Teile werden zunächst
zu einer halben Harass an einem
Eckpfeiler angenagelt. Erst dann baut man
die zwei Hälften zusammen und setzt den
Boden drauf. Den Abschluss bilden zwei
schmale Holzlatten über den Eingriffslöchern,
die eine gute Stapelung der Kisten
ermöglichen.
Holz aus heimischen
Wäldern
Eine Harass wird traditionell aus weichem
Fichtenholz angefertigt. Die Nonsberger
kauften es bei den Bauern in St. Felix. Die
vier Eckpfeiler allerdings bestehen aus härterem
Buchenholz, denn sie müssen der
Harass eine gute Stabilität geben. An ihnen
werden die Seitenlatten angenagelt,
früher von Hand, heute erledigt dies eine
Nagelmaschine. Die vier Eckpfeiler halten
die Kiste zusammen und bestimmen auch
ihre Größe und Belastungsfähigkeit. Früher
waren die Harassen größer als heute.
So an die 30 kg Äpfel konnte eine fassen.
Heute sind sie kleiner, sodass man von
einem durchschnittlichen Füllgewicht von
20 kg ausgehen kann.
Wohl einer der letzten
Bruno Covi, Jahrgang 1943, aus Sarnonico
am Nonsberg, ist Bauer von Beruf und hat
fast sein Lebtag lang Holzsteigen gemacht,
„
Man kann annehmen, dass der Begriff
von der Schweiz aus über den
„
Vinschgau seinen Einzug in den
Südtiroler Dialekt gefunden hat.
Agnes Andergassen
Traditionell werden Harassen aus Fichtenholz angefertigt – Schritt für Schritt entsteht aus den Holzlatten eine Kiste.
KulturFenster
34 05/Oktober 2021
Heimatpege
bauern im Tal damit belieferten. Bruno
Covi erzählt, dass seine Harassen in ganz
Südtirol Abnehmer fanden. Ja sogar in
Österreich, in der Schweiz und im oberitalienischen
Raum waren sie sehr begehrt.
Die Harass –
ein Auslaufmodell?
Ein historischen Foto aus dem Jahr 1939
Foto: Archiv Mathias Ladurner-Parthanes
Harassen wie wir sie nennen. Aus Leidenschaft,
wie er sagt, denn reich wurde er damit
nicht. Bereits sein Vater Luigi, Jahrgang
1906, hat sich mit dem Anfertigen von Harassen
ein kleines Zubrot zum kargen Familieneinkommen
verdient. So wie er taten
dies gar einige im damals noch verschlafenen
Nonsberger Dorf. Freilich wurde damals
noch alles in mühevoller Handarbeit
gemacht. Die ganze Familie musste mithelfen,
so auch der kleine Bruno.
Im Jahr 1970 wurden am Hof von Bruno
Covi Maschinen für die Anfertigung der
Holzteile angekauft, aus zweiter Hand natürlich,
von einem der drei Sägewerke,
die es einstmals in Sarnonico gab. So an
die 100 Harassen pro Tag konnte er nun
anfertigen. Die Nachfrage war groß, vor
allem aus den Obstanbaugebieten des
Überetsch und aus dem Burggrafenamt.
Es gab eigene Händler, die die Harassen
mit Lastwagen abholten und die Obst-
In letzter Zeit hat Bruno Covi vor allem
kleine Holzkistchen gemacht, für Geschenkpackungen
aller Art. Die Nachfrage
nach der guten alten Harass ist
nämlich rapide zurückgegangen. Der
Anschaffungspreis kann es jedenfalls
nicht gewesen sein, denn eine neue Harass
kostet 2 Euro. Bruno Covi verkauft
noch den Restbestand, den er auf Lager
hat. Seit April stehen nun auch bei
ihm die Maschinen still. Hergeben will er
die Maschinen nicht. Denn, wie er sagt,
vielleicht verstehen es die Jungen eines
Tages, dass eine hölzerne Harass ganz
im Sinne von Nachhaltigkeit und Umweltschutz
ist.
Agnes Andergassen
Bruno Covi hat jahrzehntelang
Harassen
von Hand
angefertigt.
Jetzt hat
er sein
Handwerk
aufgegeben.
Bruno Covis Werke sind nun vollendet. Viele Äpfel werden heute in Großkisten gefüllt, ausgewählte
Qualitäten aber nach wie vor in der Harass angeboten. Fotos: Agnes Andergassen
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35 05/Oktober 2021
informiert & reektiert
Moas, Umas, Ronach und Gerüne
Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (4) – Rodungsnamen (2. Teil)
Weise entstand das Verb „abmeizen“, das
Flurnamen vom Typ Umas, Umoas oder
Omes bilden konnte. Beispiele: der Amesberg
in St. Peter/Ahrntal oder die unzähligen
Amesbichl, Ameseggele, Ameswiese
usw. Volksetymologisch werden diese Namen
natürlich immer mit den Ameisen in
Verbindung gebracht.
Unter den „Schlag-Bezeichnungen“ gibt
es auch einen vorrömischen Vertreter,
nämlich die indogermanische Verbform
*bheud- „schlagen“, welche sich in einer
bronzezeitlichen Einzelsprache zu *fussi
„Schlag“ weiterentwickeln konnte. Daraus
wurde im Zuge der Eindeutschung der Ortsname
Pfuss (Kaltern) und vielleicht auch
Fiss im Bezirk Landeck.
Die Gasser-Grin in Ulfas im Passeiertal
Im „KulturFenster“ 04/2021 wurden jene
Rodungsnamen vorgestellt, die das Ausreißen
von Wurzelstöcken zum Thema haben.
Solche Namen sind Raut, Geräut, Ried,
Rungg oder Nofen. In manchen Flurnamen
sind aber auch ganz bestimmte Rodungstechniken
verbaut.
Moas und Umas
Franziszeische Katastermappe (1858): Maiskofel am Gampenpass
Der zu entfernende Baum oder Strauch
wird mit Hack- und Schlagwerkzeugen wie
einem Beil oder einer Runggl abgeschlagen
bzw. abgeschnitten. Das mittelhochdeutsche
Grundwort dafür lautete meizan
„schlagen, hauen“, welches das heute in
manchen Tälern Südtirols noch lebendige
Substantiv Moas „Holzschlag“ schuf. Der
Begriff Moas liegt in vielen Waldnamen
vor, z. B. im „Moaswald“ zwischen Ellen
und Hörschwang, in den „Holzmoasen“
oberhalb von Gesille in Ridnaun oder im
„Moaskofel“ am Gampenpass. Das Wort
Moas, auch Maiß, war im süddeutschen
Sprachgebiet im Hochmittelalter offenbar
sehr produktiv.
Das Verb meizan wurde zusätzlich mit
dem Vorwort „ab“ versehen. Auf diese
Ronach und Gerüne
Geschlagenes Holz wurde zum Trocknen
mitunter für längere Zeit liegen gelassen.
Frischholz „arbeitet“ und verzieht sich, gut
gelagertes Holz dagegen eignet sich besser
als Bauholz. Liegengebliebene, verdorrte
Baumstämme heißen bzw. hießen
altmundartlich „Ronen“ oder „Runen“, zu
althochdeutsch rono. Eine Menge an Ronen
wird „Ronach“ genannt – und das ist
ein häufig anzutreffender Flurname im süddeutschen
Raum. Einige Beispiele: Rauna
(Wald in Unsere Liebe Frau im Walde),
Runa (Bergwiese in Antholz/Obertal, heute
Biathlon-Strecke), Runaberg (Wald in Eggen/Deutschnofen),
Rune (Bergwiesen in
Vöran/Nähe Leadner Alm) und Rona (Bergwiese
in Tonna/Laurein).
Neben dem Mengensuffix auf -ach, wie in
Ronach, gibt es im Deutschen auch das
Mengen-Präfi x Ge-, das wir ja schon bei
Geräut (Grait) kennengelernt haben. Ein
Gerüne („Ansammlung von abgedörrten
Baumstämmen“) wird in der Mundart zu
„Grin“. So heißt dann auch jeweils ein Hof
in Unterreinswald/Sarntal und in Mühlen/
Taufers, sowie eine Bergwiese in Ulfas (Gasser-Grin)
und ein Wald („Grine“) oberhalb
vom Maurer am Sextner Außerberg.
Der Schnalser Familienname Grüner geht
auch nicht auf einen Bewohner „im Grünen“
zurück, sondern leitet sich ebenfalls vom
„Gerüne“ ab, einem abgeholzten Waldteil.
KulturFenster
36 05/Oktober 2021
Heimatpege
Dinge des Alltags
aus Geschichte und
Gegenwart
Vor Allerheiligen herrscht reges Treiben
auf unseren Friedhöfen. Grabsteine und
Kreuze werden gereinigt, die Gräber mit
Kerzen, herbstlichen Blumen und Gestecken
geschmückt. Friedhöfe sind Orte des
Friedens, der Ruhe und des Erinnerns. Sie
sind aber auch Orte, an denen sich der
Wandel der Zeit bemerkbar macht, die Veränderungen
in der Bestattungs- und Trauerkultur.
Neue Gräber unterscheiden sich
in Formen und Materialien von den alten.
Handgeschmiedete Kreuze aus dem 18.
und 19. Jahrhundert enthalten eine große
Formenvielfalt und ein reiches Dekor, so
zum Beispiel Äste,
Blätter, Blüten und
natürlich auch die
Namenstafel mit
dem Namen und
den Lebensdaten
der verstorbenen Person.
Entstanden sind diese Kreuze aus den
Weihwasserkesselträgern, die im Mittelalter
am Eingang der Friedhöfe aufgestellt
waren. Alte Grabkreuze sind ebenfalls oft
noch mit den Armen für den Weihwasserkessel
oder für Kerzen oder Wachsstöcke
ausgestattet, doch viele sind verschwunden,
weil ihnen der Rost zu sehr zugesetzt
hat oder sie neuen Grabformen gewichen
sind.
Als Grundlage für die Herstellung eines
Kreuzes diente meist eine handgefertigte
Zeichnung. Dann wurde das Material zur
Bearbeitung vorbereitet und im heißen
Das Grabkreuz
Feuer formbar gemacht. Der Volksglaube
sah im glühenden Eisen die Kraft, Böses
abzuwehren. Daher wurden auch Votivgaben
aus Eisen hergestellt. Meist stehen
die Kreuze auf einem Sockel, in dem sie
verankert sind.
Im Standardwerk „Das Schlosserbuch. Die
Kunst- und Bauschlosserei in ihrem gewöhnlichen
Umfange mit besonderer Berücksichtigung
der kunstgewerblichen Form“,
das 1897 in Leipzig erschienen ist, war als
Beispiel die Zeichnung eines schmiedeeisernen
Grabkreuzes aus Kaltern abgebildet.
Historische Grabkreuze als Symbole für das
Leben nach dem Tod, in Erinnerung an die
Auferstehung Christi, sind erhaltenswerte
Beispiele der Tiroler Volkskunst. In der Pfarrei
Dietenheim bei Bruneck werden historische
Friedhofkreuze für neue Gräber kostenlos
zur Verfügung gestellt.
Barbara M. Stocker
Grabkreuz samt originalem Sockel aus dem Jahre 1849, Friedhof Terlan Grabkreuz auf dem Friedhof von Dietenheim Fotos: Barbara M. Stocker
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37 05/Oktober 2021
hinausgeblickt
Ein lebenswertes Straßendorf
Ortsbegehung in Mauls
Was macht das Dorf Mauls
lebenswert? Was ist verbesserungswürdig?
Diese und
ähnliche Fragen wurden bei
einem Rundgang durch die
Fraktion der Gemeinde Freienfeld
erörtert. Der Rundgang
war Teil des Projektes
„Natur (er)leben“ der Bildungsausschüsse
von Freienfeld.
Organisiert wurde er
vom Verein Geschichtswerkstatt
und dem Heimatpflegeverband
Südtirol.
Landeschronistin Rita
Thaler Wieser eröffnete die
Ortsbegehung. Toni Puner,
Bezirksobmann des Heimatpflegeverbandes,
übernahm danach die Leitung und gab während
des Rundganges die eindrucksvolle
Geschichte des Ortes wieder. Albert Willeit,
Obmann des HPV-Bezirkes Pustertal, wies
indes auf die jeweiligen Schönheiten, Besonderheiten,
aber auch auf die Problempunkte
hin.
Zehn denkmalgeschützte
Gebäude
Mauls wurde sehr früh besiedelt und hat
sich wegen seiner Lage am Brennerweg
zu einem schönen Straßendorf einerseits
und einem Kirchdorf andererseits entwickelt.
In der kleinen Ortschaft gibt es nicht
weniger als zehn denkmalgeschützte
Gebäude, so u. a.
das Gebäude Einhorn, das
Kramerhaus, das Zollhaus,
den Wielandhof und die Marienkapelle.
Auch weitere
Gebäude wie der Kerscherhof
und der Ballhausstadel
sollten geschützt bzw. aufgewertet
werden. Außerdem
muss man der ausgewiesenen
Bauzone im Süden besondere
Beachtung schenken, denn
dort ist das „Eintrittstor“ von
Mauls, und dieses sollte nicht
durch gestalterische Fehler
beeinträchtigt werden.
Die Ortsbegehung von Mauls war für
alle Teilnehmer*innen bereichernd.
Gestaltung lässt oft zu
wünschen übrig
Das schöne historische Gebäude des
Hoferhofes.
Die Meinungen über die ästhetische Gestaltung
von neuen Gebäuden sind naturgemäß
unterschiedlich. Tatsache ist aber, dass die
globalisierte Architektur mit ihren unzähligen
Formen und Materialien überall im Lande
ein Problem darstellt. Das Übel beginnt oft
schon bei der Lage und Form der Bauzonen
und bei den Durchführungsplänen.
Neben dem Friedhof galt das Interesse vor
allem der Ortsbildgestaltung und der historischen
Bausubstanz. Als Beispiele, die einer
Erhaltung bzw. respektvollen
Sanierung bedürfen,
wurden der Hihlehof samt
Mühle und Backofen sowie
das schöne historische Gebäude
des Hoferhofes genannt,
das für den dörflichen
Charakter an dieser
Stelle mit Nussbaum und
Brunnen ein charakteristisches
Ensemble bildet.
Was weiter auffällt: Wie in
vielen Orten wurden auch in
Mauls Fehler bei der Gestaltung
der Straßen gemacht.
Für Fußgänger und Radfahrer
bleiben dort meist nur –
wenn überhaupt – schmale
Reststreifen. Dabei sollte es in Wohngebieten
genau umgekehrt sein. Das wäre zum
Beispiel mit Wohnstraßen oder zumindest
mit sehr breiten Gehsteigen möglich.
Für Spaziergänger und
Radler
Ein Blickfang ist die einmalige, denkmalgeschützte
Hängebrücke über den Eisack.
Sie war die erste dieser Art in Südtirol und
müsste als kürzeste Fußgängerverbindung
zwischen Pfulters und Mauls reaktiviert
werden.
Die Umgebung von Mauls ist bewaldet und
hat mehrere Bachläufe. Sie lädt zum Spazieren,
Wandern und Erkunden ein. Wander-
und Spazierwege wären
deshalb senioren- und familienfreundlich
auszubauen und
der bereits geplante Themenweg
„Geowelt“ zu verwirklichen.
Auch eine direkte Fahrradwegverbindung
von Mauls
nach Freienfeld wäre wichtig.
Bei einzelnen Gebäuden und
Höfen gibt es noch schöne
Streuobstwiesen, aber auch
Neuanpflanzungen. Diese
sind landschaftsökologisch
für die Biodiversität und für
die Einbindung in die Landschaft
sehr wertvoll.
Toni Puner / Albert Willeit
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38 05/Oktober 2021
Heimatpege
Ortsbild soll
erhalten werden
Rundgang durch Stilfes
So wie in Mauls (siehe eigenen Bericht) fand
im Sommer auch in Stilfes, einer weiteren
Fraktion der Gemeinde Freienfeld, eine Ortsbegehung
statt. Dabei wurde gelobt, getadelt
– und es wurden Verbesserungsvorschläge
gemacht. Einige wichtige Punkte sind in folgendem
Bericht beschrieben.
Rita Thaler und Helmuth Wieser führten
durch den Ort und gaben Einblick in die Geschichte
von Stilfes. Albert Willeit wies auf
Schönes und Problematisches hin, Johannes
Ortner zeigte die kulturellen Ursprünge und
landschaftlichen Merkmale auf.
Demnach wurde Stilfes bereits 827 urkundlich
erwähnt. Es ist in eine einmalige Hügellandschaft
mit schönen Flurgehölzen
eingebettet. Diese natürlichen Siedlungsgrenzen
und Besonderheiten gilt es bewahrend
hervorzuheben. Das sollte auch beim
zu erstellenden Gemeindeplan für Raum
und Landschaft entsprechend Berücksichtigung
finden.
Gebäude und Straßen
Stilfes ist ein Haufendorf, das sich im Laufe
der Jahrhunderte auf dem Kirchhügel organisch
entwickelt hat. Dabei sind Wege, Gassen
und Plätze entstanden, die dem Ort ein
mittelalterliches Flair verleihen und zum Spaziergang
einladen. Die denkmalgeschützten
Gebäude und einige andere Bauten sowie
Bäume und Gärten machen den Charakter
des Dorfes aus und sollten deshalb unbedingt
erhalten werden. Leider ist manches
bereits abgebrochen und teils nicht sensibel
genug neu aufgebaut worden. Auch eine
neu ausgewiesene Wohnbauzone beim alten
Sportplatz entspricht in ihrer rechteckigen
Parzellenform nicht dem Prinzip des organischen
Weiterbauens.
Wie in vielen anderen Orten wurden auch
in Stilfes neuere Straßen eher autogerecht
gebaut. Wünschenswert wären hingegen
Wohnstraßen mit Mischverkehr (Tempo 30)
und Vorrang für Fußgänger oder schmälere
Fahrbahnen und dafür wesentlich breitere
straßenbündige Gehsteige.
Schöne Ensembles und
ein Dorfbachl
In Stilfes gibt es einige schöne Ensembles,
die ausgewiesen werden sollten. Ein lobenswertes
Beispiel ist der Lacknerhof. Gemeinsam
mit dem stattlichen Hofgebäude, dem
Bauerngarten und der Streuobstwiese (Pangert)
bildet es ein wunderbares Ensemble.
Ein ähnlich bedeutsames Ensemble besteht
in Niederried mit dem Maurerhof und zwei
riesigen Kastanienbäumen. Gelungen ist
die Sanierung und Nutzung des Widums,
zudem des Schusterhäusls, des Zollhauses
Öttl, des alten Müllerhauses, des Turmes
vom Wieserwirt und der Höfe Angerer und
Saxl. Die bauliche Gestaltung des Kindergartengebäudes
hingegen entspricht nicht
der örtlichen Bautypologie. Auch die Neugestaltung
des Kirchplatzes mit den vielen
Elementen ist leider misslungen.
Auch in Stilfes gibt es einige Hofaussiedlungen
in die freie Landschaft, die das recht
homogene Bild des Dorfes beeinträchtigen.
Zudem verändert sich bei Aussiedlungen und
der baulichen Umwandlung der alten Hofstelle
meist auch das Ortsbild zum Negativen.
Eine der Besonderheiten von Stilfes ist das
Dorfbachl, das sich ehemals zwischen den
Häusern hindurchschlängelte. Nachdem es
später in Kanäle und Rohre verlegt worden
war, wurde es vor Jahren abschnittsweise
wieder freigelegt, was sehr lobenswert ist.
Der Dorfplatz erhält durch die umliegenden
Häuser eine schöne räumliche Wirkung.
An seiner Gestaltung allerdings ließe sich
noch einiges verbessern. Besondere Achtsamkeit
ist deshalb bei der künftigen Nutzung
und Gestaltung der leerstehenden Gebäude
geboten.
Landschaftlich sehr reizvoll ist auch die
Tschaugasse, ein Hohlweg, durch den einst
der Römerweg führte.
Insgesamt kann man sagen: Stilfes hat ein
im Großen und Ganzen noch sehr gut erhaltenes
Ortsbild ohne allzu große störende Auswüchse.
Dies gilt es nun weiterhin zu erhalten
und manches noch besser zu gestalten.
Albert Willeit
Der Dorfplatz erhält durch die umliegenden
Häuser eine schöne räumliche Wirkung.
Stilfes ist ein Haufendorf und hat gar einige
Besonderheiten zu bieten. Foto: spherea 3D
Mit Hofgebäude, Bauerngarten und Streuobstwiese
stellt der Lacknerhof ein schönes
Ensemble dar.
Groß war das Interesse von Bürger*innen
am Rundgang durch Stilfes. Fotos: A. Willeit
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39 05/Oktober 2021
hinausgeblickt
Votivtafel restauriert
Heimatschutzverein Lana hat ein Marterl renovieren lassen
Am alten Kirchsteig von Oberlana in Richtung
Höllental mit der Wegmarkierung Nr.
6 steht in Rateis auf Halbweg zwischen
dem Runggögl-Hof und dem Blasbichl-
Hof auf exponierter Stelle ein vom AVS
Lana im „Jahr der Berge“ 2002 errichtetes
sehr schönes Wetterkreuz und gegenüber
ein ebenfalls neues hölzernes Wegkreuz
mit einer Bank.
Dort am Wegkreuz ist auch eine Votivtafel
angebracht. Das Marterl war durch Wettereinflüsse
unleserlich geworden, weshalb es
der Heimatschutzverein Lana heuer renovieren
ließ. Diese Gedenktafel erinnert an
Franz Braun (Rafflerbauer, geb. 1870),
der hier seinerzeit tödlich verunglückte. In
Das restaurierte Marterl Foto: Albert Innerhofer
der nun wieder sehr gut leserlichen Schrift
steht Folgendes: „Hier an dieser Stelle verunglückte
Herr Franz Braun Rafflerbauer
in Rateis, tödlich. + Wanderer gedenke mit
einem Vaterunser des Verstorbenen.“
Diese Gedenktafel zeigt oben zentral eine
Muttergottes mit dem Jesukind auf einer
Wolkenbank, darunter den steilen Bergweg
nach Rateis, umgeben von Wald und mit
einer menschlichen Figur, vermutlich dem
dort Verunglückten. Es ist leider nicht genau
beschrieben und bekannt, in welchem Jahr
dieses Unglück geschah (vermutet wird das
Jahr 1943). Vom Restaurator Karl Christanell
wurde diese Tafel mit neuester Lasertechnik
wieder sichtbarer gemacht.
Albert Innerhofer
Die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund
lud kürzlich zu einem geselligen
Beisammensein nach Mauls ein. Der Grund:
Ein neues Liederbuch wurde
vorgestellt.“
Lieder und
Mundartgedichte
Seniorenvereinigung stellt Buch vor
kommen. Natürlich wurde viel gesungen,
wobei Albert Seppi die Singfreudigen mit
Gitarrenklängen begleitete.
's Keschtn-Eßn
Zerscht di Tschaltsch awek
und nochr die Pfoat
und iatz zelescht
hmm-desieße,hoaßeKescht!
Maria Lamprecht-Vieider
„Weil Singen Freude macht“
ist der Titel des von der Arbeitsgruppe
Liederbuch
herausgegebenen kleinen
Werkes. Darin sind nicht
nur Lieder enthalten, sondern
auch einige Mundartgedichte,
die Klothilde Egger
Oberarzbacher aus Steinhaus,
Anna Steinacher aus
Verdings und von Maria Sulzer aus Lana
zur Verfügung gestellt hatten. Leiterin der
Arbeitsgruppe Liederbuch ist Helene Hilber
Nössing.
Zahlreiche Vertreter von Ortsgruppen der
SBB-Seniorenvereinigung aus dem ganzen
Land waren zur Vorstellung ins Wipptal ge-
Antonia Aschbacher (Seniorenvereinigung
Sand in Taufers), Maria Sulzer, Hilde Hellweger
(Seniorenvereinigung Gais), Anna
Hofbauer (Präsidentin Seniorenvereinigung
Pustertal) und Klothilde Egger Oberarzbacher
(beide vorne)
Foto: Seniorenvereinigung Bauernbund
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40 05/Oktober 2021
Heimatpege
Neue Gedenkplatte auf
der Cima d’Oro
Heimatschutzverein Lana ruft zu Erinnerung und zu Frieden auf
Eine Gedenktafel auf einem Gipfel im Ledrotal
soll an das Leid der Soldaten aus Lana
erinnern, die dort gekämpft haben und im
Ersten Weltkrieg gestorben sind.
Als die Männer des k.k. Standschützen-
Bataillons Lana am 19. Mai 1915 gegen
21 Uhr in Burgstall in den Zug stiegen,
um an die südliche Grenze des alten Tirols
zu fahren, ahnten sie nicht, was ihnen
in den nächsten 19 Monaten bevorstehen
würde. Sie wurden im Rayon III, Abschnitt
„Festung Riva“, eingesetzt. Nachdem sie
die ersten drei Monate des Krieges in der
Nähe der Ortschaft Riva (Reif) verbracht
hatten, wurden sie im September 1915 in
den Kampfabschnitt Cima d‘Oro – Bocca
Saval – Nozzolo beordert.
Intensive Recherchen
Obwohl dieser Frontabschnitt von vielen
Offizieren und Soldaten anderer, schwerer
umkämpfter Frontabschnitte als „Salonfront“
bezeichnet wurde, mussten
auch die Lananer Standschützen viele
Entbehrungen und Leid ertragen. Bis
zum Ende des Krieges im November
1918 hatte das k.k. Standschützen-Bataillon
Lana zwölf im Kampf Gefallene
bzw. an Erkrankungen Verstorbene zu
beklagen.
Bereits im August 2009 hatte der Heimatschutzverein
Lana eine Gedenktafel
für die damals erst drei bekannten gefallenen
Standschützen auf dem Vorgipfel
der Cima d‘Oro anbringen lassen. Die
Initiative dazu war von Alexander Schwabl
„
Die Gedenkplatte soll den vorbeikommenden
Wanderern das traurige
Schicksal der Soldaten näher-
„
bringen.
Albert Innerhofer
Die neue Gedenktafel aus Messing am Vorgipfel der Cima d’Oro
vom Kleinen Museum Lana gekommen, der
die Tafel auch anbrachte. Im Laufe seiner
Recherchen für ein neues Buch über die
Standschützen-Bataillone, die im Ledrotal
ihren Kriegsdienst leisteten, stieß Alexander
Schwabl auf weitere fünf Standschützen
und einen Kaiserjäger, die in diesem
Frontabschnitt ihr Leben verloren hatten.
Wiederum fi nanzierte der Heimatschutzverein
Lana eine Gedenkplatte, die Alexander
Schwabl und einige Freunde im
Juni 2012 am Sockel des Gipfelkreuzes
anbrachten.
Haltbares Material
Durch die extremen Wetterverhältnisse
an diesem exponierten Ort verloren die
aus Kunststoff gefertigten Gedenkplatten
schon bald an Qualität und wurden zum
Teil fast unleserlich. So entschied man
sich, eine neue Gedenkplatte anfertigen
zu lassen. Diese besteht nun aus einem
Foto: Heimatschutzverein Lana
Messingblech, in dem der Text mit Laser
eingebrannt wurde. Diese Methode wird
auch auf Grabplatten angewandt und garantiert
eine Haltbarkeit des Textes über
Jahrzehnte. Die Messingplatte ist so groß
wie die beiden alten Platten zusammen
und wurde erneut vom Heimatschutzverein
Lana fi nanziert.
Am Samstag, den 19. Juni 2021 stiegen
Alexander Schwabl und Andreas Gurndin
zum Vorgipfel der Cima d’Oro auf, um die
alten Gedenkplatten abzumontieren und
die neue Messingplatte anzubringen. Sie
soll den vorbeikommenden Wanderern das
traurige Schicksal der Soldaten näherbringen
und damit dazu beitragen, die Vergangenheit
nicht zu vergessen und uns alle
zum Frieden ermahnen. Der Dank des Obmannes
des Heimatschutzvereines Lana,
Albert Innerhofer, geht besonders an Alexander
Schwabl, der regelmäßig zahlreiche
Forschungen und Initiativen betreibt.
Albert Innerhofer
KulturFenster
41 05/Oktober 2021
gedenken
Großer Einsatz für Gottes Lohn
Im Gedenken an den Vinschger Heimatpfleger Adolf Bernhart
Am 4. Augustt 2021 ist der langjährige
Heimatpflege-Bezirksobmann des Vinschgaus,
Adolf Bernhart, verstorben.
Neben seinem Brotberuf als Lehrer
an verschiedenen Grundschulen hatte
Adolf schon seit jungen Jahren ein offenes
Herz für die Heimatpflege. Der
Erhalt der einzigartigen Südtiroler Natur-
und Kulturlandschaft, besonders
der historischen Bausubstanz, war ihm
ein großes Anliegen. Dank seines Weitblickes
und seines enormen Einsatzes
gelang es ihm, gar einiges für die Nachwelt
zu erhalten – alles für Gottes Lohn,
also ehrenamtlich.
Lichtenberg gerettet
Als Ortsbeauftragter und Mitglied der
Baukommission in der Gemeinde Prad
über einige Verwaltungsperioden hinweg
vertrat Adolf Bernhart dort die Interessen
und Anliegen der Heimatpflege. Auf
seine Initiative hin wurde 1990 der Ortsverein
gegründet, den er als Obmann
bis 2003 führte. Durch seine Bemühungen
konnte die Burgruine Lichtenberg
vor dem Verfall gerettet werden.
Als Gründungsmitglied des „Kuratoriums
Burgruine Lichtenberg“ arbeitete
er lange darin mit. Der Erhalt der Prader
Sand sowie die Einschränkung des
Transitverkehrs durch den Vinschgau
waren ebenfalls wichtige Themen für
Adolf Bernhart.
Als Heimatpflege-Bezirksobmann von
1976 bis 2004 war er Ansprechpartner
für viele Menschen und war im ganzen
Vinschgau unterwegs. Mit viel Einfühlungsvermögen
gelang es ihm, die Einzelkämpfer
im Bezirk für ein gemeinsames
Auftreten zu gewinnen. Als eine
wichtige Aufgabe empfand er die Erhaltung
von bäuerlichen Kleindenkmälern
als prägende Landschaftselemente,
und er war als Sachbearbeiter
über viele Jahre im Tal und am Berg
dafür unterwegs.
Adolf Bernhart in Begleitung beim „Zug gehen“.
„Zug gehen“ zeigt Wirkung
Ein Herzensanliegen war Adolf Bernhart
die Wiederinbetriebnahme der Vinschger
Bahn. Dabei scheute er keine Mühen. So
unternahm er den über 50 Kilometer langen
Fußmarsch – Adolf nannte es „Zug gehen“
– entlang der Bahnstrecke von Mals
nach Meran, schoss dabei viele Fotos über
den Zustand der Bahnstrecke und deren
Gebäude und konnte dank seines beharrlichen
Standpunktes damit gemeinsam mit
einigen Vinschger Mitstreitern die Landesregierung
davon überzeugen, die Wiederinbetriebnahme
der Vinschger Bahn ins
Investitionsprogramm des Landes aufzunehmen.
Am 5. Mai 2005 fuhr die Bahn
das erste Mal wieder durch den Vinschgau
– für Adolf Bernhart eine große Genugtu-
ung. Und dieses Vinschger Bahnmodell
wurde beispielgebend für andere Strecken
im Land (z. B. Pustertal-Bahn).
Adolf Bernhart verfolgte aber auch weitere
Bahn-Ideen und hegte die Vision einer
Bahnverbindung im Dreiländereck.
Wir Heimatpfleger*innen sehen dies
als sein Vermächtnis an und werden
uns für die Realisierung dieses Projektes
im Rahmen unserer Möglichkeiten
einsetzen.
Für Deinen Einsatz, für all Deine ehrenamtliche
Arbeit im Sinne der Heimatpflege
sind wir Dir, lieber Adolf, zu
großem Dank verpflichtet. Vergelt’s Gott.
Franz Fliri
Bezirksobmann Vinschgau
KulturFenster
42 05/Oktober 2021
getragen
Klöppelspitzen aus
Meister(innen)hand
Die Handwerkskunst hat Paula Innerbichler aus Prettau seit
ihrer Jugend begleitet
zu Meterware, die man für die Trachtenblusen
verwendet. Ganze drei Meter braucht es
davon, damit der Halsausschnitt (180 cm)
und die Ärmelbündchen (je 60 cm) reich besetzt
werden können. Fledermäuse, Schmetterlinge,
„Schneggn und Muggn“ sind nur
einige der vielen Muster, welche die kostbaren
Prettauer Klöppelspitzen ausmachen.
Klöppel-Botschafterin
Paula Innerbichler aus Prettau
Jedes Mal, wenn ich meine Trachtenbluse
anziehe, denke ich voll Hochachtung an
Paula Innerbichler, die mit ihren geschickten
Fingern mir diese wunderschöne Klöppelspitze
angefertigt hat. So eine kunstvolle
Klöppelspitze ist halt einfach das Tüpfelchen
auf dem i einer jeden Miedertracht.
Lebenslange Leidenschaft
Paulas Mutter hatte bereits geklöppelt, wie
viele andere Frauen in Prettau auch. Es
war dies eine Möglichkeit, zum Lebensunterhalt
der Familie beizutragen. So ist es
nicht verwunderlich, dass sich auch Paula
bereits als kleines Mädchen an das Klöppeln
heranwagte. Sie besuchte die Prettauer
Sommer-Klöppelschule bei Antonia
Rubner und der „Pinter Loise“. Das Klöppelfieber
hatte sie voll erwischt. Von da an
sollte sie das „Binggile“ und die hölzernen
Klöppel mit dem aufgespulten Garn ihr Leben
lang begleiten.
Fledermäuse und „Muggn“
Obwohl im hintersten „Tole dinne dahoam“,
ist Paula immer schon eine weltoffene
Frau gewesen. Aus dem gesamten
süddeutschen Raum, vor allem aber aus
Oberitalien bekam sie viele Einladungen,
bei Messen und anderen Veranstaltungen
einem großen Publikum ihre Klöppelkunst
zu zeigen. Auch in Südtirol sagte Paula
nie Nein, wenn ihr die Gelegenheit geboten
wurde, ihr über die Schulter schauen
zu dürfen.
Beschämender Lohn
Als Laie hat man ja gar keine Ahnung, wie
viele Arbeitsstunden hinter einer Klöppelspitze
stecken. Es braucht dazu auch ein
schönes Garn. Aus Leinen muss es sein
und: je feiner desto kostbarer die Spitze. Vor
Sie ist „mit dem Binggile verheiratet“.
allem das Garn aus dem oberitalienischen
Raum hatte es Paula immer schon angetan.
„Ganz glatt und flüssig muss es sein
und keine Knöpfe machen“, wie sie sagt.
Ich frage Paula noch nach dem Verdienst,
der für eine Klöpplerin herausschaut. „So
1 bis 2 Euro die Stunde, mehr lässt sich
damit nicht verdienen.“ Es muss wohl die
ganz große Leidenschaft sein, welche die
Prettauer Frauen an ihrer Klöppelkunst
festhalten lässt.
Agnes Andergassen
ARGE Lebendige Tracht
Die „Klöppelbriefe“, nach deren Vorlage
man die Klöppel dreht und kreuzt, führen
zu wunderschönen Klöppelspitzen: Deckchen
aller Form und Größe, vor allem aber
Klöppelspitzen in Perfektion
Fotos: Agnes Andergassen
KulturFenster
43 05/Oktober 2021
Bild oben: Die Musikkapelle Wangen bei der Einweihung des Siegesdenkmals in Bozen,
12. Juli 1928. (MK Wangen)
Bild unten: Die Musikkapelle Zwölfmalgreien beim Trachtenfest in Meran 1930.
(SLA, Sammlung Oberleiter, Pos. 1817)
KulturFenster
44 05/Oktober 2021
hinterfragt
In Treue fest durch die Systeme
Geschichte der Südtiroler Blasmusik 1918–1948
Notizen zu einem besonderen Projekt
Das Projekt
Als im Herbst 2013 öffentliche Irritationen
im Bundesland Tirol über die Involvierung
maßgeblicher Vertreter der Volks- und Blasmusik
in das NS-Regime auch in Südtirol
medialen Niederschlag fanden, initiierten
der Verband Südtiroler Musikkapellen
(VSM) und das Südtiroler Landesarchiv
auf Anregung der damaligen Landesrätin
für deutsche Schule, Denkmalpflege,
Bildungsförderung, deutsche Kultur und
Berufsbildung, Sabina Kasslatter Mur, das
Forschungsprojekt „Die Geschichte der
Südtiroler Blasmusik 1918–1948“.
Damit wollten die Projektträger nicht nur
die NS-Zeit, sondern die Entwicklung
des Südtiroler Blasmusikwesens vom
Ersten Weltkrieg bis zur Gründung des
Verbandes aufarbeiten lassen. Der Komplexität
der Fragestellung entsprechend
wurde das Projekt als Kooperation zeithistorischer,
musikhistorischer und ethnologischer
Kompetenzen konzipiert. Den
Auftrag zur operativen Durchführung erhielten
der Historiker Hubert Mock (Bozen),
der Musikwissenschaftler Thomas
Nußbaumer (Innsbruck) und der Volkskundler
Christoph Gasser (Seis/Klausen).
Nachdem sich Gasser im Herbst 2019
aus dem Projekt zurückgezogen hatte,
übernahm im Frühjahr 2020 der Innsbrucker
Ethnologe Reinhard Bodner die
Bearbeitung des Themenbereichs „Blasmusik
und Tracht“. Die drei Hauptbeiträge
werden ergänzt durch eine allgemein-kritische
Einführung in die Geschichte der
Blasmusik von Achim Hofer (Landau/
Pfalz) und durch einen Beitrag über das
Verhältnis von (Blas-)Musik und Politik in
der NS-Zeit am Beispiel des Gaues Tirol-
Vorarlberg von Kurt Drexel (Innsbruck).
Gegenstand des Forschungsprojekts sind
die zivilen, vereinsmäßig konstituierten
Südtiroler Blasmusikformationen, die im
Untersuchungszeitraum existierten. Nicht
thematisiert werden die zahlreichen Kleingruppen,
die vielfach innerhalb der Musikkapellen
entstanden und mitunter ein
Die Musikkapelle Gratsch vor dem Restaurant „Fallgatter“, 1914 (heute Provinzhaus der
Barmherzigen Schwestern; MK Gratsch).
selbständiges Tätigkeitsprofil entwickelten.
Ebenso sind die militärische Blasmusik
und italienische Musikkapellen, die vereinzelt
existierten, nicht Gegenstand des
Projekts. Thematisch im Vordergrund
steht die Entwicklung der Vereine, ihrer
Musik und ihrer Präsentation in der Öffentlichkeit,
das heißt ihres Outfits, unter
den unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen.
Die Themenstellung
erforderte es, zwar möglichst viele Vereinsgeschichten
zu rezipieren, den Fokus
projektrelevanter Fragestellungen aber von
den einzelnen Musikkapellen weg hin auf
wiederkehrende Elemente in ihrem Tätigkeitsprofil
zu lenken. Methodisch erfolgt
dies durch qualifizierende Analysen
signifikanter Ereignisse sowie durch vergleichende
Quantifizierungen von Daten
aus Vereins- und amtlich-behördlichen
Quellen. Ein besonderes Anliegen war es,
die Geschichte der im Projektzeitraum aktiven
Kapellen als Ausdruck gesellschaftlicher
Verhältnisse, identitätsstiftender Prägungen
und ideologischer Orientierungen
im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft
zu verstehen.
Musikkapellen von
1918 bis 1948
Im Zuge der Projektabwicklung erwies
es sich als schwierig, den Forschungsgegenstand
zu quantifizieren, das heißt
zu beziffern, wie viele Musikkapellen es
in der Zeit von 1918 bis 1948 gab. Anders
als für die meisten Kapellen haben
sich für manche Blasmusikformationen
nämlich keine Quellen überliefert. Gemeint
sind hier vor allem jene Musikka-
KulturFenster
45 05/Oktober 2021
hinterfragt
Die Musikkapelle Untermais spielt vor der Arena von Verona, 1924 (BK Untermais).
pellen, die – häufig in peripheren Fraktionen
von Gemeinden – einige Jahre aktiv
waren und dann wieder von der Bildfläche
verschwanden – wie zum Beispiel
die Musikkapelle Glaning (Gemeinde Jenesien),
die Musikkapelle St. Oswald (Gemeinde
Kastelruth) oder die Kapelle von
Tarsch (Gemeinde Latsch). Vermutlich
existierten auch in anderen Gemeinden
des Landes zeitweise Musikformationen,
von denen sich heute – zumindest über
den unmittelbar lokalen Rahmen hinaus
– keine Spuren mehr finden. Aus diesem
Grund ist es nicht möglich, die Zahl jener
Musikkapellen definitiv zu ermitteln, die
im Projektzeitraum bestanden. Ergänzt
man die Daten im Mitgliederverzeichnis
des VSM um die Angaben in den vorhandenen
Vereinsfestschriften und um verfügbare
zusätzliche Informationen über
weitere Kapellen, zeigt sich, dass in der
Zeit zwischen 1918 und 1948 im Gebiet
des heutigen Südtirols über kürzere oder
längere Zeit mindestens 175 Musikkapellen
tätig waren.
Die Quellenbasis
Die Musikkapelle Wiesen und die doppelte Besetzung des öffentlichen Raums: Die Musikanten
in Tracht mit 1809 eroberter Trommel und Hellebarden als Symbolen Tiroler Wehrhaftigkeit
unter dem italienischen Schild „Prati“ (MK Wiesen).
Die Quellenbasis für das Projekt lieferten
zu einem großen Teil die Kapellen
selbst mit ihren Vereinsunterlagen und
den zahlreichen Festschriften. Die allermeisten
Musikkapellen zeigten großes Interesse
für das Forschungsvorhaben und
gewährten bereitwillig Einblick in ihre Dokumentation.
In einem einzigen Fall wurde
die Einsichtnahme in das Vereinsarchiv
verweigert. Weitere projektrelevante Quellenbestände
konnten in kommunalen, regionalen
und staatlichen Archiven sowie
in den Archiven verschiedener Verbände,
Einrichtungen und Organisationen ausfindig
gemacht werden. Als besonders aufwändig,
aber auch sehr ertragreich erwies
sich dabei die Sichtung von über 40 Gemeindearchiven.
Trotz der breit angelegten Quellenakquisition,
blieb das Bild speziell bei den Primärquellen
widersprüchlich und mitunter
unbefriedigend, weil es trotz einer
beträchtlichen Menge vorhandener Unterlagen
bisweilen kaum möglich war,
KulturFenster
46 05/Oktober 2021
Blasmusik
Die Algunder Musikkapelle beim Kreisschießen in Meran, 30. April 1944 (MK Algund).
wesentliche Aspekte der Geschichte der
Südtiroler Musikkapellen im Projektzeitraum
adäquat abzudecken. Dieser Befund
wiegt umso schwerer, als es bisher
nur wenige Publikationen gibt, die die gesellschaftliche
und politische Dimension
des Genres „Blasmusik“ thematisieren
und historisch verorten. Sollte sich die
Quellensituation in Zukunft verbessern
– weil zum Beispiel Archivbestände zugänglich
oder überhaupt erst ausfindig
gemacht werden – könnten manche Aspekte
neu thematisiert und viele Fragen
eingehender beantwortet werden.
Die vom VSM und dem Südtiroler Landesarchiv
herausgegebene Geschichte der
Südtiroler Blasmusik von 1918 bis 1948
ist nicht die Summe der Geschichten der
einzelnen in diesem Zeitraum existierenden
Musikkapellen. Ein solcher Ansatz kumulativ-historistischer
Geschichtsschreibung
wäre wissenschaftlich nicht sinnvoll, ein
solcher Anspruch zudem nicht einzulösen.
Die Publikation ist der Versuch, auf der
Basis des verfügbaren und ausgewählten
Quellenmaterials auf zeitgeschichtlicher,
musikgeschichtlicher und ethnologischer
Ebene zentrale Entwicklungslinien
des Südtiroler Blasmusikwesens im Projektzeitraum
aufzuzeigen, das Verhältnis
zwischen den Musikkapellen und den jeweiligen
Regierungen bzw. Regimen darzustellen
und die Rolle der Musikkapellen
für das kollektive Bewusstsein in Südtirol
zu beleuchten. Dabei konnten inhaltlich
zahlreiche neue Facetten thematisiert und
lange Zeit unkritisch Tradiertes hinterfragt
werden. Wer hätte zum Beispiel gedacht,
dass die 1920er Jahre jenes Jahrzehnt in
der Geschichte der Südtiroler Blasmusik
mit den vergleichsweise meisten Gründungen
von Musikkapellen waren? Wer hat
gewusst, dass die Südtiroler Musikkapellen
ihr traditionelles Marschmusikrepertoire
aus der k. u. k. Zeit unter allen politischen
Systemen, die im Projektzeitraum
an der Macht waren, beibehalten haben
und dass die Italianisierung der Südtiroler
Blasmusik durch den Faschismus in
deutlich geringerem Maß stattgefunden
hat als vielfach behauptet? Wie viele im
Land sind sich des Umstandes bewusst,
dass das Tragen von Tracht stets auch
eine politische Dimension aufweist? Und
in welchem Verhältnis stehen Tracht, Uniform,
Mode und Identitätspolitik zueinander?
Diese und zahlreiche weitere Fragen
werden in der Publikation ausführlich behandelt
und in einen theoretisch unterfütterten
Identitätsdiskurs eingebettet.
Bisher stand die jüngere Geschichte der
Südtiroler Blasmusik weder bei der regionalen
Zeitgeschichtsforschung noch bei
den Blasmusikeinrichtungen im Fokus des
Interesses. Der neue Band soll dazu beitragen,
dieses Defizit zu beheben.
Hubert Mock
Zur Person
Hubert Mock
Hubert Mock, geb. 1960 in Bozen, Studium der Geschichte in Wien, 1988/89 Mitarbeit
an der Ausstellung „Option-Heimat-Opzioni“, 1992 Mitbegründer der Arbeitsgruppe
Regionalgeschichte/Gruppo di ricerca per la storia regionale und ihrer
Zeitschrift „Geschichte und Region/Storia e regione“.
Seit 1994 Leiter des Stadtarchivs Brixen, daneben Mitarbeit an verschiedenen Forschungsprojekten,
Mitautor von Publikationen zur regionalen Zeitgeschichte und
zur Geschichte von Brixen.
KulturFenster
47 05/Oktober 2021
VSM intern
Nach 50 Jahren Übergang
an die Musikschulen
Neuerung zur praktischen Prüfung der Leistungsabzeichen
Die Landesmusikschuldirektion und der Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM) haben
den Vertrag zur zukünftigen Abhaltung der Prüfungen zum Leistungsabzeichen unterzeichnet
– v.l. VSM-Obmann Pepi Fauster, Landesmusikschuldirektor Felix Resch und VSM-Verbandsjugendleiter
Hans Finatzer.
Die Unterzeichnung des Vertrages ist der
letzte und wichtigste Baustein für die Übernahme
der praktischen Leistungsabzeichen
durch die Landesdirektion der deutschen
und ladinischen Musikschulen. Vor
knapp 20 Jahren wurde die erste Zusammenarbeit
zwischen beiden Institutionen
beschlossen, denn bereits seit dem Schuljahr
2008 ist die Ausbildung und Abnahme
der Prüfungen in Theorie den Musikschulen
anvertraut worden.
„Die Übergabe der praktischen Leistungsabzeichen
an die Musikschulen ist das
Ergebnis gewachsenen Vertrauens und
basiert auf einer sehr guten Zusammenarbeit“,
so VSM-Verbandsobmann Pepi
Fauster. Landesmusikschuldirektor Felix
Resch bekräftigte dies und verwies auf
die institutionellen Aufgaben der Musikschulen,
welche neben der Ausbildung
zukünftig die Prüfungen in allen Fächern
anbieten werden.
„
Ziel ist es, die Dienste zu verbessern,
um die Leistungsabzeichen weiter
aufzuwerten. Wir sprechen zukünftig
von insgesamt 1.500 Wertungen pro
„
Schuljahr, das ist eine enorme logistische
Herausforderung.
Hans Finatzer
Diesen letzten und entscheidenden Schritt
begleitete VSM-Verbandsjugendleiter Hans
Finatzer, welcher mit Ausdauer und Verhandlungsgeschick
diesen Vertrag zwischen
beiden Trägern vorbereitet und
zum Abschluss gebracht hat.
Die Grundlage für die Übergabe ist das
Bekenntnis zum Rahmenprogramm des
Österreichischen Blasmusikverbandes,
der in Zusammenarbeit mit den Musikschulen
Österreichs den inhaltlichen
Rahmen für die Erlangung des Junior-
Abzeichens sowie der Leistungsabzeichen
in Bronze, Silber und Gold vorgibt.
Darin sind sämtliche Details in allen betreffenden
Fächern genau definiert, damit
die Leistungsstufen den hohen Anforderungen
entsprechen.
Die Vorbereitung und Abnahme der Prüfungen
erfolgen somit ab dem Schuljahr
2021/2022 ausschließlich durch die Musikschulen
des Landes. Dabei sind auch
Anwärter*innen aus anderen Schulen oder
Privatschüler*innen zugelassen. Die Verleihung
der Abzeichen - und auch das ist
neu - wird in Zukunft den Musikkapellen
übertragen, die dafür sorgen, einen passenden,
feierlichen Rahmen für die Verleihung
an ihre Absolvent*innen zu finden.
Die Musikschulen werden die Leistungsabzeichen
an verschiedenen Standorten
auch vormittags anbieten. Eine entsprechende
Einigung mit dem deutschen
Schulamt wurden bereits getroffen. „Ziel
ist es, die Dienste zu verbessern, um die
Leistungsabzeichen weiter aufzuwerten.
Wir sprechen zukünftig von insgesamt
1500 Wertungen pro Schuljahr, das ist
eine enorme logistische Herausforderung“,
ist sich Hans Finatzer bewusst. Im Mittelpunkt
stehen aber die Kinder und Jugendlichen,
welche die wichtigsten Protagonisten
sind, denn für sie bilden die
Leistungsabzeichen lohnende Ziele und
vor allem eine der Motivationsquellen
schlechthin.
Hans Finatzer
VSM-Verbandsjugendleiter
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48 05/Oktober 2021
Blasmusik
50 Jahre 2. Autonomiestatut
1972-2022
Kompositionswettbewerb ausgeschrieben
Das Euregio-Jugendblasorchester
wird die
von einer Fachjury prämierte
Komposition
zu „50 Jahre 2. Autonomiestatut
1972
– 2022“ uraufführen.
Foto: Wolfgang Alberty
Am 20. Jänner 1972 trat das 2. Autonomiestatut
in Kraft. Nachdem das 1. Autonomiestatut
1948 die Hauptverwaltung
in die Hände der Region „Trentino-Südtirol“
und damit de facto der italienischen
Mehrheit des Trentino gelegt hatte, wurden
nun direkt dem Land Südtirol wichtige
Zuständigkeiten übertragen. Anlässlich des
50-jährigen Jubiläums dieses für Südtirol so
geschichtsträchtigen Datums hat der Südtiroler
Landtag einen Kompositionswettbewerb
ausgeschrieben.
Der Wettbewerb für eine Komposition für
symphonisches Blasorchester zum Thema
„50 Jahre 2. Autonomiestatut 1972-2022“
wird in Zusammenarbeit mit der Europaregion
„Tirol, Südtirol und Trentino“ und bei
der künstlerischen Gestaltung mit Unterstützung
des Südtiroler Künstlerbundes,
der Stiftung Haydn von Bozen und Trient,
des Verbandes Südtiroler Musikkapellen
(VSM) und der Hochschule für Musik
„Claudio Monteverdi“ Bozen ausgeschrieben.
Es handelt sich um die zweite Ausgabe
des Europapreises, den der Südtiroler
Landtag 2021 – zum Thema Literatur
– vergeben hat.
Komponisten, die in Südtirol geboren oder
mindestens drei Jahre in Südtirol ansässig
sind, sind eingeladen, ein sieben- bis zwölfminütiges
Musikstück für symphonisches
Blasorchester einzureichen, das auf das
Thema „50 Jahre 2. Autonomiestatut“ Bezug
nimmt. Dafür haben sie sechs Monate
Zeit: Die Partitur muss bis zum 15. Februar
2022 an den Südtiroler Künstlerbund (info@
kuenstlerbund.org – Telefon 0471 977037)
geschickt werden. Eine Fachjury bewertet
die eingereichten Werke und kürt den Gewinner
nach den Kriterien inhaltliche Kohärenz,
Originalität und Durchführbarkeit
in der Schwierigkeitsstufe „C bis D“ für
Blasorchester. Ausgeschrieben wird ein
Preisgeld in Höhe von 4.000 Euro. Das Euregio-Jugendblasorchester
aus Bozen, Innsbruck
und Trient wird das Werk anlässlich
des Europatages, voraussichtlich am
7. und 8. Mai 2022, uraufführen.
Stephan Niederegger
Weitere Informationen zur detaillierten
Ausschreibung können auf der Homepage
des Südtiroler Landtags
www.landtag-bz.org
und des Südtiroler Künstlerbundes
www.kuenstlerbund.org
bzw. über die QR-Codes eingesehen
werden.
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49 05/Oktober 2021
VSM intern
15. Bezirksjungbläsertage
in Bruneck
Ein gut angenommenes Angebot – trotz der schwierigen Umstände
Anstelle des traditionellen Abschlusskonzertes haben die jungen Musikant*innen als „Straßenmusiker“ die Besucher und Gäste der Rienzstadt
unterhalten.
Aufgrund der sehr guten Erfahrungen der
Vorjahre sei es der Wunsch vieler Musikkapellen
gewesen, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen
die traditionelle Kurswoche
für die „ganz jungenMusikant*innen“
auf Bezirksebene anzubieten, erklärt VSM-
Bezirksobmann Johann Hilber und er freut
sich, dass nach der Absage im Vorjahr heuer
dieses Kursangebot möglich war.
Zwar in reduzierter Form, aber dennoch
nicht weniger erfolgreich, wurde Mitte Juli
in den Räumen der Mittelschule „Karl
Meusburger“ die 15. Auflage der traditionellen
Jungbläsertage in Bruneck organisiert.
Rund 45 Buben und Mädchen
aus den Musikkapellen des Pustertales
haben daran teilgenommen. Sie wurden
von einem achtköpfigen Lehrerteam (Stefanie
Burchia, Monika Messner, Barbara
Holzer; Michaela Künig, Christof Gröber,
Hannes Pupp, Erhard Gatterer, Simon
Burger) betreut. 5 Tage lang haben die
jungen Musikantinnen und Musikanten
im Kreise von Gleichgesinnten geübt
und musiziert – in kleinen Gruppen und
„
Viele der vorbeikommenden
Passanten, Besucher und Gäste der
„
Stadt, sind stehengeblieben und
haben den Melodien gelauscht.
Johann Hilber
in größeren Registern. Anstelle des traditionellen
Abschlusskonzertes haben sich
verschiedene Bläsergruppen als „Straßenmusiker’“
am Graben und in der Stadtgasse
präsentiert. Viele der vorbeikommenden
Passanten, Besucher und Gäste
der Stadt, sind stehengeblieben und haben
den Melodien gelauscht.
Bezirksobmann Hilber bedankte sich bei
der Verwaltung der Mittelschule für die
Zurverfügungstellung der Räume und die
gute Zusammenarbeit, bei der Raiffeisenkasse
Bruneck für die Unterstützung und
nicht zuletzt bei seinen Mitarbeitern und
dem Lehrerteam, „dass es trotz der nicht
leichten Umstände gelungen ist, die Kurswoche
anzubieten.“
Stephan Niederegger
KulturFenster
50 05/Oktober 2021
Blasmusik
VSM unterstützt musikalische
Jugend Südtirols
32 Projekte von 50 Jugendkapellen gefördert
In einem gewöhnlichen Sommer fi nden in
Südtirol unzählige Jungbläserwochen statt.
Dabei organisiert der Verband Südtiroler Musikkapellen
(VSM) alljährliche Sommerprojekte
wie Bronzewochen, Jungbläserwochen
für Fortgeschrittene oder das Südtiroler Jugendblasorchester.
Im vergangenen Jahr konnte coronabedingt
keines der für den musikalischen Nachwuchs
wichtigen Angebote in die Tat umgesetzt
werden. Auch im heurigen Jahr war es
aufgrund der unsicheren Lage nicht möglich,
die nötigen Vorbereitungen zu treffen,
um diese Projekte austragen zu können. Um
dennoch den Vereinen und Jugendkapellen
Unterstützung anzubieten, einigte man
sich im Jugendreferat des VSM darauf, ein
Ersatzprogramm auszuarbeiten, welches
insgesamt 31 Projekte mit TeilnehmerInnen
aus über 60 Musikkapellen unterstützte. Die
Jugendkapellen konnten beim Verband für
die Übernahme der Personalkosten der Referenten
und der Anschaffung von Desinfektionsmitteln
ansuchen. „Dabei fi el die
Summe mit rund 70.000 Euro ausgesprochen
hoch aus, welche hunderten von Kindern
und Jugendlichen zugutekam,“ freuen
sich Verbandsgeschäftsführer Andreas Bonell,
Verbandsobmann Pepi Fauster und
Verbandsjugendleiter Hans Finatzer. Siehe
dazu den detaillierten Bericht auf S.62: "Jugendsommer
trotz Corona"
Hans Finatzer
Trotz unsicherer Rahmenbedingungen
können Verbandsgeschäftsführer Andreas
Bonell, Verbandsobmann Pepi
Fauster und Verbandsjugendleiter Hans
Finatzer (v. l.) auf ein reichhaltiges Förderprogramm
für Jugendkapellen verweisen.
BLASMUSIK IM RUNDFUNK
jeden Montag
von 17 bis 18 Uhr
„Dur und Schräg“
Traditionelle und neue
Blasmusik mit Norbert Rabanser
jeden Freitag
von 18 bis 19 Uhr
„Blasmusik“ mit Dieter Scoz
jeden Samstag
von 18 bis 19 Uhr
„Faszination Blasmusik“
mit Arnold Leimgruber
(Wiederholung
am Sonntag um 10 Uhr)
jeden Freitag
von 18 bis 19 Uhr
„Das Platzkonzert“
mit Peter Kostner
KulturFenster
51 05/Oktober 2021
hinausgeblickt
VSM intern
Obleute-Tagung
Waltherhaus Bozen
https://vsm.bz.it
30.10.2021 –
9.00 Uhr
Es war einmal …
eine Musikkapelle
Bitte um Mitarbeit bei der Suche nach verschollenen Musikkapellen
Es hat in der Vergangenheit in unserm Land gar einige Musik-
kapellen gegeben, die im Laufe der Zeit von der Bildfläche verschwunden
sind und vielfach erinnern nur mehr lückenhafte
Notizen von deren vormaliger Existenz.
Nun soll der Versuch gemacht werden, ein vom Vergessen bedrohtes
Kapitel Südtiroler Blasmusikgeschichte zu dokumentieren
und für die Zukunft zu sichern.
Deshalb ersuchen wir alle, die vom Bestand ehemals existierender
und heute verschwundener Musikkapellen oder selbstständiger
Bläserformationen Kenntnis haben, dies mitzuteilen.
Vor allem bitten wir, auch ältere Musikanten oder ältere Menschen
aus der Dorfgemeinschaft anzusprechen und sie nach ihren
diesbezüglichen Erinnerungen zu befragen.
Wenn es neben den bloßen Erinnerungen auch noch konkrete
Unterlagen (Dokumente, Fotos, Zeitungsmeldungen etc.) zu den
verschwundenen Musikkapellen geben sollte, so wären wir für
deren leihweise Überlassung natürlich sehr dankbar. Jeder noch
so kleine Hinweis ist bei der Recherche hilfreich!
Hinweise und Infos bitte direkt an den Verband Südtiroler Musikkapellen,
Schlernstraße 1, 39100 Bozen oder info@vsm.bz.it
GESUCHT!
Erinnerungen, Dokumente,
Fotos, Zeitungsmeldungen etc.
Stephan Niederegger
Konzertwertung in Toblach abgesagt!
Mit Leidenschaft und Zuversicht haben die
Verantwortlichen im Bezirk und Verband
das in Toblach geplante Konzertwertungsspiel
organisiert. Nachdem der ursprüngliche
Termin bereits zwei Mal coronabedingt
verschoben wurde, musste nun wohl oder
übel auch der dritte Termin vom 30. Oktober
abgesagt werden. Aufgrund der derzeitigen,
immer noch ungewissen Situation,
ist eine längerfristige Planung und eine intensive
und kontinuierliche Probenvorbereitung
immer noch schwierig bis kaum möglich.
Ganz nach dem Motto „Aufgeschoben
ist nicht aufgehoben“ freut sich die VSM-
Fachgruppe „Kapellmeister“ bereits auf die
nächsten Wertungsspiele und bedankt sich
vorab sowohl bei den Kapellen, die sich bereits
angemeldet hatten, aber auch bei all
jenen, die sich interessiert gezeigt haben.
Hans Pircher (Tel. +43 664 9191072 –
j.pircher@tsn.at), der sich den Kapellen bereits
für die Vorbereitung auf das Wertungsspiel
zur Verfügung gestellt hatte, kann bis
November weiterhin von allen Interessierten
für einen Probenbesuch oder eine persönliche
Begegnung kontaktiert werden: „Vielleicht
kann dadurch die ruhige Herbstzeit musikalisch
so gut wie möglich genutzt werden.“
Georg Kirchler, Bezirkskapellmeister,
VSM-Bezirk Bruneck
VSM - Konzertwertung
Samstag, 30. Oktober 2021
Im Kulturzentrum Grand Hotel Toblach
KulturFenster
52 05/Oktober 2021
ewegt
Marschieren - alles Show?
Musikant*innen zur Musik in Bewegung befragt
Die MK Prad am Stilfser Joch
bei der Marschmusikbewertung
in Latsch 2019
Der Marschauftritt ist nach wie vor das optische und akustische Aushängeschild einer jeden Musikkapelle und erreicht mehr Publikum
als jede konzertante Aufführung. Um zu erfahren, welchen Stellenwert die so genannte „Musik in Bewegung“ einnimmt, hat VSM-
Stabführer Klaus Fischnaller Musikant*innen quer durchs Land dazu befragt. Die Antworten ergeben einen interessanten Einblick und
sollen auch zum Gedankenaustausch anregen.
Gilbert Delueg, MK Feldthurns
Welchen Stellenwert haben für dich die
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?
Prozessionen und Einzüge sind Traditionen,
die verankert sind und gepflegt werden
sollen/müssen, da sie auch die Identität
eines Volkes teilweise widerspiegeln.
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung
interessant für das Publikum ist?
Wenn eine Musikkapelle schneidig dahermarschiert,
macht das immer ein schönes Bild.
Für das Publikum ist dies manchmal sogar interessanter
ist als ein Konzert.
Warum wird für Marschauftritte wenig(er) geprobt
als für Konzerte?
Die Hauptprobentätigkeit liegt für die meisten
Kapellen in der Vorbereitung für die Konzerte, bei
denen sich eine Kapelle möglichst gut präsentieren
will. Dadurch bleibt meist leider wenig(er)
Zeit für die Marschierproben und diese werden
dann oft auch als Mehraufwand angesehen.
Sind für dich Choreografie und Figuren ein
wichtiger Bestandteil der Musik, oder „übertriebene
Show“?
Grundsätzlich fi nde ich, dass es keiner
Kapelle schaden würde, einmal ein solches
Vorhaben anzugehen. Ich finde
nicht, dass diese Art von Musik in Bewegung
eine „übertriebene Show“ ist.
Manche Kapellen, die im konzertanten
Bereich vielleicht nicht so die Möglichkeiten
haben, können sich evtl. genau
auf diese Art und Weise ihrem Publikum
erfolgreich präsentieren.
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein
Marschauftritt für dich?
Ein Marschauftritt hat für mich immer einen
gewissen Reiz, egal ob es eine Prozession
oder ein Einzug bei der Erstkommunion
im Dorf ist. Vor allem verspürt auch
die Bevölkerung, dass der Verein gerade
bei diesen Anlässen für sie da ist.
KulturFenster
53 05/Oktober 2021
ewegt
Martin Egger, MK Prissian
Welchen Stellenwert haben für dich die
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?
Für mich haben die Prozessionen und Einzüge
im eigenen Dorf einen großen Stellenwert.
Zum einen wird damit die Tradition
erhalten und zum anderen kann man
sich bei diesen Gelegenheiten von seiner
besten Seite zeigen.
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung
interessant für das Publikum ist?
Ja, ich bin schon der Meinung, dass Musik
in Bewegung interessant für das Publikum
ist. Musik in Bewegung bietet dem
Publikum die Möglichkeit, die Kapelle auf
eine andere Art und Weise zu erleben. Die
Darbietungen sind für das Publikum abwechslungsreich
und kurzweilig.
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)
geprobt als für Konzerte?
Ich denke, die Vorbereitung auf die Konzerte
hat für viele Kapellmeister Priorität.
Meist wird das Jahresprogramm so geplant,
dass es mehr Konzertauftritte als
Marschauftritte gibt.
Sind für dich Choreografie und Figuren
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder
„übertriebene Show“?
Mir gefällt es, wenn eine Kapelle eine
interessante Choreografie darbietet. Zudem
kann das Erlernen dieser Choreografien
eine interessante Abwechslung
zur regulären Probentätigkeit für die Musikanten
sein.
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein
Marschauftritt für dich?
Bei einem Marschauftritt, kann ich die Kapelle
musikalisch und optisch dem Publikum
ansprechend präsentieren.
Alexander Janser, BK Latsch
Welchen Stellenwert haben für dich die
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?
Für mich haben sie einen hohen Stellenwert,
da dadurch die Feierlichkeiten einen
besonderen Wert bekommen.
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung
interessant für das Publikum ist?
Musik in Bewegung ist vor allem dann interessant
für das Publikum, wenn sie sauber
und diszipliniert vorgebracht wird. Der optische
Eindruck beim Marschieren ist sehr
wichtig und um einen guten Eindruck zu
hinterlassen, benötigt es Marschierproben.
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)
geprobt als für Konzerte?
Weil es zusätzliche Proben braucht und
das einigen Mitgliedern zu viel wird.
Sind für dich Choreografie und Figuren
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder
„übertriebene Show“?
Um Marschierproben interessant zu machen,
braucht es Figuren. Dadurch wird
sowohl das Interesse der Mitglieder als
auch jenes des Publikums gefördert. Mittlerweile
haben wir zahlreiche Shows eingelernt
und unseren Musikantinnen und
Musikanten hat dies immer sehr gut gefallen.
Natürlich muss der Stabführer die volle
Unterstützung der Vereinsführung haben.
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein
Marschauftritt für dich?
Wenn man sauber und präzise marschiert,
dazu noch gut musiziert, ist das eine Herausforderungen
für jeden Musikanten und
für das Publikum und die Musikanten ein
tolles Erlebnis. Durch Choreografien und
Figuren erhalten die Marschauftritte noch
eine besondere Note.
Oliver Leitner, MK Teis
Welchen Stellenwert haben für dich die
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?
Diese Auftritte sind für mich genauso wichtig
wie ein gutes Konzert. Das Aufrechterhalten
unserer Traditionen durch das Mitgestalten
der Prozessionen gehört zum Dorfleben.
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung
interessant für das Publikum ist?
MusikinBewegungistfürdieMusikant*innen
gleichermaßen interessant wie für das Publikum.
Dies beweist einmal mehr, dass diese
Veranstaltungen immer gut besucht sind,
wie z.B. auch Marschmusikbewertungen.
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)
geprobt als für Konzerte?
Sind die verschiedenen Elemente des Marschierens
einmal gut einstudiert, gelingt es mit wenigen
Proben, das Erlernte wieder aufzufrischen.
Sind für dich Choreografie und Figuren
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder
„übertriebene Show“?
Showelemente können für das Publikum,
aber auch für die Musikant*innen
attraktiv sein. Für mich ist es deshalb
wichtig, neue Figuren einzustudieren
und diese bei den verschiedenen Auftritten
vorzuführen.
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein
Marschauftritt für dich?
Es ist immer wieder eine Herausforderung,
sauber und genau zu marschieren und damit
„einen guten Eindruck“ beim Publikum
zu hinterlassen.
KulturFenster
54 05/Oktober 2021
Blasmusik
Martin Malfertheiner, MK Völs am Schlern
Welchen Stellenwert haben für dich die
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?
Prozessionen haben für mich deshalb einen
hohen Stellenwert, weil ich es wichtig finde,
die Tradition im Dorf aufrecht zu erhalten.
Auch Einzüge bei diversen Festen sind mei-
ner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil
der Veranstaltungen, da sich die Musikkapelle
dabei als solche präsentieren kann.
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung
interessant für das Publikum ist?
Ja, ich finde, dass die Musik in Bewegung sehenswert
für das Publikum ist. Eine Kapelle
zieht die Blicke immer auf sich, sobald diese
im Gleichschritt durch die Straßen zieht. Zudem
können besonders beim Marschieren die
einzigartigen Trachten präsentiert werden.
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)
geprobt als für Konzerte?
Priorität der Musikkapelle ist das musikalische
Auftreten. Die Verteilung der Proben muss an die
Anzahl der jeweiligen Auftritte angepasst werden.
Sind für dich Choreografie und Figuren ein
wichtiger Bestandteil der Musik, oder „übertriebene
Show“?
Arbeitet die Kapelle sporadisch auf eine
Marschiershow hin, sind Choreografie und
Figuren eine tolle Abwechslung für die Musikanten.
Die Herausforderung dabei ist die
Mitarbeit eines jeden einzelnen Mitgliedes,
wobei die Präsenz den wichtigsten Faktor
für eine funktionierende Show bildet.
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein
Marschauftritt für dich?
Beim Marschauftritt sind musikalisches
Können, diszipliniertes Auftreten und Zusammenhalt
innerhalb der Kapelle gefragt.
Diese Kombination macht den Reiz
für mich aus.
Maximilian Messner, MK St. Georgen und
MK Pfalzen
Welchen Stellenwert haben für dich die
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?
Für mich haben diese einen hohen Stellenwert,
da bei solchen Auftritten die Anzahl
der Zuschauer normalerweise sehr
hoch ist.
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung
interessant für das Publikum ist?
Ja, denn eine Figur in der Marschformation
hinterlässt auch für musikalisch weniger
Interessierte sofort einen Eindruck.
Sind für dich Choreografie und Figuren
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder
„übertriebene Show“?
Als übertrieben würde ich dies keineswegs
bezeichnen, aber eine Choreografie oder
Figuren erfordern um einiges mehr an Probenaufwand,
verglichen mit dem Standardprogramm
der Marschmusik.
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein
Marschauftritt für dich?
Marschmusik hat den Reiz, dass Grundlagen
relativ schnell geprobt und verbessert
werden können. Schon mit einem sauber
ausgerichteten Block kann ein guter Marschauftritt
einem großen Publikum präsentiert
werden.
Stefan Obexer, MK Schabs
Welchen Stellenwert haben für dich die
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?
Die musikalische Umrahmung von Prozessionen
und Einzügen haben für mich einen
wichtigen Stellenwert. Man hat in der Coronazeit
gemerkt, dass etwas fehlt, wenn
die Musikkapelle nicht dabei sein kann.
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung
interessant für das Publikum ist?
Ich glaube, dass sie für das Publikum sehr
interessant ist. Dabei geht es aber meiner
Meinung nicht um das perfekte Marschieren,
sondern um das Gesamtpaket:
klingendes Spiel, Musik in Bewegung, das
imposante Bild einer Musikkapelle in Formation
und unsere schöne Tracht.
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)
geprobt als für Konzerte?
Ich glaube, dass die jährlichen Marschauftritte
wichtig sind, aber dafür nicht sehr
viele Marschierproben notwendig sind, da
man ja nicht ständig was Neues erlernt.
Die Marschierproben sind wichtig, um das
Marschieren zu festigen und zu verbessern.
Für Konzerte werden oft neue Stücke geprobt,
daher ist der Aufwand dafür größer.
Sind für dich Choreografie und Figuren
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder
„übertriebene Show“?
Weder noch. Standardfi guren wie die
„Große Wende“ oder das „Abfallen“
sind für das Marschieren oft wichtig,
aber sie sind keine Show. Einstudierte
Showelemente und Choreografien sind
toll,für die normalen Auftritte benötigt
man sie jedoch selten. Übertrieben
würde ich solche „Shows“ aber trotzdem
nicht nennen
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein
Marschauftritt für dich?
Da ich in der Vergangenheit selbst Stabführer
war, freue ich mich immer wieder,
wenn ich unseren Stabführer manchmal
ersetzen darf. Ich muss sagen, das macht
immer noch Spaß.
KulturFenster
55 05/Oktober 2021
ewegt
Karl Anton Pegoraro, MK Taufers im Münster
Welchen Stellenwert haben für dich die
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?
Für mich gehört die Musik in Bewegung
und die traditionelle Marschmusik zur gelebten
Kultur in unserem Land.
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung
interessant für das Publikum ist?
Ich empfinde, dass die Musik in Bewegung
eine tolle Ergänzung zur Konzertlandschaft
unserer Blasmusik sein kann und sowohl
beim Publikum als auch bei den Musikanten
für Abwechslung sorgt. Neben der
Konzertlandschaft kann die Musik in Bewegung
zu den passenden Anlässen wie
das Salz in der Suppe wirken. Besonders
kleinere Kapellen, wie die unsere, können
sich mit einer sauberen Darbietung gekonnt
präsentieren und in Szene setzen.
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)
geprobt als für Konzerte?
Ich bin ein Freund von kurzweiligen, gezielten
und knackigen Marschierproben.
Wer das Marschieren jährlich pflegt, sollte
eigentlich einen soliden Grundstock an
Musikanten haben, die die jährlich benötigten
Formationen, Befehle und Abläufe
verstanden haben und umsetzen können.
Sind für dich Choreografie und Figuren
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder
„übertriebene Show“?
Wir führen zu besonderen Anlässen wie Jubiläen
oder Hochzeiten eigens eingelernte kurze
Showelemente auf. Dies soll eine besondere
Widmung oder Ehre an die Jubilare darstellen
und es hat seine Wirkung bisher nie verfehlt.
Marschauftritte mit minutenlangen Showprogrammen
wie z.B. beim Bundeswettbewerb
sind eine andere Liga und vor diesen Teilnehmern
ziehe ich meinen Hut, denn da steckt
sehr viel Können, Wissen, Fleiß, Motivation
und Opferbereitschaft dahinter.
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein Marschauftritt
für dich?
Ein Marschauftritt ist für mich eine Möglichkeit
unser Dorf, unser Tal oder unser Land
bestmöglich zu präsentieren und auch als
kleinere Kapelle Emotionen zu schenken und
nachhaltig Eindruck zu hinterlassen – beim
Publikum und besonders bei den Musikkollegen
der Kapelle, denn solche Auftritte zählen
in meinen Augen zu den schönsten und
kameradschaftlichsten.
Hans-Jürgen Riedl, MK Tschengls
Welchen Stellenwert haben für dich die
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?
Für mich ist die Musik in Bewegung nicht
weniger bedeutend als die Konzertmusik.
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung
interessant für das Publikum ist?
Ein Einmarsch in gepflegter Tracht mit einem
schneidig und korrekt gespielten Marsch erfreut
jeden Liebhaber der Blasmusik, aber auch
manchen Laien. Wir marschieren meist vor
größerem Publikum als bei manchem Konzert.
Sind für dich Choreografie und Figuren
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder
„übertriebene Show“?
Das einfache Antreten und Aufmarschieren
der Kapelle sind bereits Choreografie. Für
eine gute „Show“ fi nde ich ist es wichtig,
dass die Grundelemente des Marschierens
beherrscht werden. Das Musikalische sollte
keineswegs vernachlässigt werden, und das
ist eine zusätzliche Herausforderung.
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein
Marschauftritt für dich?
Für mich als Schlagzeuger ist ein Marschauftritt
immer etwas Besonderes, da
das Schlagzeugregister zusätzlich gefordert
wird.
Ulrich Heiss, MK Pfalzen
Welchen Stellenwert haben für dich die
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?
Für mich haben diese Auftritte einen großen
Stellenwert, da genau für solche Anlässe unsere
Dorfkapelle gegründet wurde und diese
Aufgaben auch im Statut verankert sind.
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung
interessant für das Publikum ist?
Unbedingt, denn die Besucherzahlen verdeutlichen
dies ja. Viele Gäste und auch Einheimische
fahren nur wegen Aufmärschen
und Umzügen unserer Kapellen zu einem
Fest oder Konzert.
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)
geprobt als für Konzerte?
Leider wird Musik in Bewegung als notwendiges
Übel betrachtet. Besonders bei den
älteren Generationen.
Sind für dich Choreografie und Figuren
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder
„übertriebene Show“?
Ich würde sie nicht als „wichtig“ einstufen,
aber bei einigen Kapellen können sie notwendig
oder hilfreich sein, um keine Langeweile
aufkommen zu lassen und neue
Anreize zu schaffen.
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein
Marschauftritt für dich?
Jeder Marschauftritt ist eine Herausforderung,
präzise zu marschieren und
gleichzeitig zu musizieren – ein jedes
Mal aufs Neue.
KulturFenster
56 05/Oktober 2021
Blasmusik
Katharina Trockner, MK Völs am Schlern
Welchen Stellenwert haben für dich die
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?
Der Auftritt in Marschformation ist immer
eine beeindruckende Angelegenheit,
egal ob bei Prozessionen oder bei Einzügen.
Beide sind wichtig für das Dorfleben,
auch wenn ich leider beobachten kann,
dass kirchliche Marschauftritte einen höheren
Stellenwert bei den Musikant*innen
haben als die weltlichen.
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung
interessant für das Publikum ist?
Musik in Bewegung ist mit Sicherheit
interessant und beeindruckend für das
Publikum. Das beste Beispiel sind die
vielen neugierigen Gesichter der Zuschauer.
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)
geprobt als für Konzerte?
Unabhängig, ob Marschauftritt oder
Konzert, es ist wichtig, dass die Musikkapelle
klare Ziele vor Augen hat. Ohne
Ziele und Auftritte hat eine Vereinstätigkeit
wenig Sinn. Zudem kommt es auf
die Häufigkeit der Auftritte an – wenn
mehr Konzerte anstehen, ist es für mich
auch selbstverständlich, dass auch mehr
konzertant geprobt wird.
Sind für dich Choreografie und Figuren
ein wichtiger Bestandteil der Musik, oder
„übertriebene Show“?
Weder noch, ich finde, dass eine Musikkapelle,
die einen gelungenen Marschauftritt
hinlegt, durchaus beeindrucken
kann. Von mir aus gesehen sind
Choreografien und Figuren jedoch die
„Kirsche auf der Sahnetorte“ und somit
kein Muss. Wenn die Grundkenntnisse
beim Marschieren stimmen, dann habe
ich nichts dagegen, auch mal etwas dazuzulernen.
Genau das fi nde ich so beeindruckend
an Marschiershows – die
Arbeit, die da dahintersteckt – die auch
manche abschreckt.
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein
Marschauftritt für dich?
Ein Marschauftritt reizt mich, da es immer
wieder eine Herausforderung ist, sei
es musikalisch als auch von der Koordination
her. Jeder hat seinen Platz und seine
Aufgaben. Wenn diese gut ausgeführt werden,
dann greift alles in einander, wie bei
einem Zahnrad – und es läuft.
Stefan Rechenmacher, MK Kortsch
Welchen Stellenwert haben für dich die
Prozessionen und Einzüge im Dorf/Stadt?
Für mich als Kapellmeister sind dies sehr
wertvolle Auftritte unserer Musikkapelle. Sie
bringen Festlichkeit und Schönheit in unser
Dorf. Zudem erreicht die Musikkapelle damit
Menschen, welche eventuell zu einem
Konzert als Zuhörer nicht kommen würden.
Hast du das Gefühl, dass Musik in Bewegung
interessant für das Publikum ist?
Dies hängt sehr von der Kreativität und Motivation
des Stabführers ab. Musik in Bewegung
kann sehr abwechslungsreich präsentiert
werden. Das Publikum erkennt und
honoriert diese Kreativität.
Warum wird für Marschauftritte wenig(er)
geprobt als für Konzerte?
Die erste Berufung einer Musikkapelle ist
es, gute Blasmusik zu spielen. Dafür schlägt
das Herz eines jeden Kapellmeisters. Sehr
viel Kleinarbeit in Register- und Vollproben
ist dort notwendig. Dieses musikalische Fundament
kommt auch der Musik in Bewegung
zugute. Daher ist jede Probe auch bereits Teil
der Musik in Bewegung. Wieviel letztendlich
für Marschauftritte geprobt wird, hängt aber
vom Stabführer der Musikkapelle ab. Hierfür
ist eine langfristige Planung und Abstimmung
mit dem Kapellmeister sehr wichtig.
Sind für dich Choreografie und Figuren ein
wichtiger Bestandteil der Musik, oder „übertriebene
Show“?
Für mich kommt es auf die Dosierung und
die jeweilige Veranstaltung an. Bei den
Marschauftritten im eigenen Dorf, zu kirchlichen
und weltlichen Feierlichkeiten, sollte
die festliche Umrahmung im Vordergrund
stehen. Gerne kann dort ein kleiner Farbtupfer
eingebaut werden. Mehr sollte es
aber nicht sein.
Welchen Reiz (oder auch keinen) hat ein
Marschauftritt für dich?
Dies ist ein wesentlicher kultureller Beitrag
unserer Musikkapelle für unser Dorf
und unser Land Südtirol. Natürlich schlägt
mein Herz als Kapellmeister in erster Linie
für die konzertante Blasmusik, aber in einer
guten Zusammenarbeit mit dem Stabführer
ist Marschmusik auch für mich als
Kapellmeister sehr reizvoll.
KulturFenster
57 05/Oktober 2021
ewegt
„Wir marschieren“
Marschiershow der MK Latzfons
Die Gründung des ASV Latzfons liegt rund
50 Jahre zurück. Am 21. August 2021 fand
– coronabedingt mit einem Jahr Verspätung
– die Jubiläumsfeier statt. Natürlich darf bei
so einer Feier die Musikkapelle nicht fehlen.
Dazu studierte die Kapelle eine choreografische
Darbietung mit dem VSM-Verbandsstabführer
Klaus Fischnaller ein.
Dass Musik in Bewegung das Publikum
begeistert, steht außer Frage, wobei
ein sicheres Auftreten und die Beherrschung
von Showelementen dem
Auftritt den notwendigen Effekt verleihen.
Außerdem spielen die Synergien
zwischen Kapellmeister und Stabführer
eine zentrale Rolle. Dafür waren vier intensive
Marschierproben notwendig. Die
Musikanten nahmen mit Begeisterung an
den Proben und der Aufführung teil und
gaben ihr Bestes. Mit den Klängen des
Marsches „Wir marschieren“ von Helmut
Zsaitsits wurde die Showparade musikalisch
untermalt.
Der Ablauf:
➤ Aufstellung der Kapelle in Fünferreihen
➤ Einschlagen und Losmarschieren
➤ Verflechtungen der beiden rechten und linken Außenreihen
➤ Rechts schaut - Gruß durch Blick zum Publikum
➤ Schwenkung nach links
➤ 180-Grad-Wendung zum Publikum
➤ Nochmalige 180-Grad-Wendung Richtung Platzmitte
➤ Anhalten bei klingendem Spiel
➤ Breite Formation
➤ Beenden des Marsches
➤ Beginn des Fußmarsches der Schlagzeuger durch die Reihen
➤ Auflösen der Formation nach Pfeifsignal und Konzertaufstellung zum Publikum
➤ Wiederholung des Trios nach kurzem Einschlagen mit Schnapsverkostung
➤ Musikantengruß
➤ Abmarsch in Einzelreihe zum Podium
Detail am Rande: Ursprünglich sollte die MK Latzfons als Vertretung des VSM an der
Marschierparade zum 70-jährigen Jubiläum des Trientner Blasmusikverbandes teilnehmen.
Die im Juni 2020 coronabedingt abgesagten Feiern werden im heurigen Herbst
nachgeholt. Dabei wird der Film des Showauftritts der MK Latzfons gezeigt. Zudem
nimmt die Kapelle am Festumzug – ohne Showelemente – teil.
Franz Fink und Roland Mitterrutzner
KulturFenster
58 05/Oktober 2021
persönlich
Blasmusik
Herzliche Gratulation
zum 80er, 60er und 50er!
Drei Funktionäre aus dem Fachbereich „Musik“
im Verband Südtiroler Musikkapellen feierten
ihren runden Geburtstag
Walter Cazzanelli beging am 21. Juli dieses
Jahres seinen 80. Geburtstag. Der überaus
rüstige Jubilar kann auf eine sehr umfangreiche
Tätigkeit im Blasmusikbereich
zurückblicken. Er ist seit 64 Jahren Mitglied
der Musikkapelle Leifers und spielt
dort nach wie vor sehr eifrig die Posaune.
In jungen Jahren war er zusätzlich als Instrumentenwart
und Archivar im Vorstand
tätig, bis er von 1964 – 1983 und in den
Jahren 2001-2002 die Kapelle als Kapellmeister
leitete. Von 1985 – 2000 war er Kapellmeister
der MK Auer.
Neben diesen Aufgaben stellte er sich auch
von 1980 – 1998 als Bezirkskapellmeister
im Bezirk Bozen sowie von 1995 – 2007
als stellvertretender Verbandskapellmeister
ehrenamtlich in den Dienst der Musikkapellen
und ihrer Anliegen. Er bemühte
sich stets um ein qualitätsvolles Musizieren
und legte großen Wert auf eine wertvolle
Blasmusikliteratur. Er nimmt nach wie
vor sehr interessiert am Musikgeschehen
teil und freut sich sehr, wenn „alte“ Erinnerungen
wachgerüttelt werden.
Markus Silbernagl feierte am 18. September
seinen 60. Geburtstag. Seit 1977 (44
Jahre) ist er aktiver Musikant und Schlagzeuger.
Nach Kapellmeister-Kursen des Verbandes
Südtiroler Musikkapellen ergänzte er
seine Dirigentenausbildung mit dem Lehrgang
„Blasorchester-Leitung“ in Trossingen
und am Konservatorium in Innsbruck. In
Trossingen ließ er sich auch zum internationalen
Juror für sinfonische Blasmusik ausbilden
und war darauf als Wertungsrichter
bei Wettbewerben im In- und Ausland tätig.
Seit dem Jahre 1987 bekleidet er das Amt
des Kapellmeisters in den Musikkapellen
Kastelruth, Zwölfmalgreien und Karneid.
Mit der MK Zwölfmalgreien setzte er besondere
Akzente und war mit seinen Musikprogrammen
Vorreiter mit neuer, zeitgenössischer
Blasmusik. So entstand die viel
beachtete CD „Gegenwind".
Darüber hinaus stellte er sich für 9 Jahre
(1998 – 2007) als Bezirkskapellmeister
im Bezirk Bozen zur Verfügung und war
von 2007 – 2019, also 12 Jahre lang, Verbandskapellmeister-Stellvertreter,
wo er besondere
Aufgaben bei der Dirigenten-Ausbildung
übernahm.
Zu seiner Tätigkeit in der Blasmusik nahm
er noch die Chormusik dazu, die ihm ein
großes Anliegen ist. Derzeit leitet er den Kirchenchor
Kastelruth.
Meinhard Windisch vollendete am 3. August
seinen 50. Geburtstag. Auch er kann
bereits eine breite musikalische Tätigkeit
nachweisen. Er ist 1985 der Musikkapelle
Nals beigetreten und spielt dort nach wie
vor die Trompete. Dort war er auch von
1998 bis 2008 Kapellmeister. Er dirigierte
die Musikkapelle Oberbozen von 2008 –
2019 und wechselte im Jahr 2020 zur Musikkapelle
Terlan.
Mit viel Freude und Engagement war auch
er bereit, zusätzliche verantwortungsvolle
Aufgaben im Verband zu übernehmen. Er
bekleidete von 2007 – 2013 das Amt des
Verbandsjugendleiter-Stellvertreters. Die
Landesversammlung wählte ihn 2013 zum
Verbandsjugendleiter. Dieses Amt hatte er
bis 2019 inne. Er legte seine ganze musikalische
und organisatorische Kompetenz
in die Jugendarbeit und konnte wesentliche
Schritte setzen. Im Jahre 2019 trat er die
Stelle des Verbandskapellmeisters an, die
er derzeit mit Weitblick und dem Ziel für ein
niveauvolles Musikmachen leitet.
Der Vorstand des VSM gratuliert den drei
Jubilaren sehr, sehr herzlich und bedankt
sich ganz aufrichtig für die verdienstvollen
Tätigkeiten. Er wünscht im Namen aller Musikkameraden
viel Glück und Segen für die
weiteren Jahre, ganz besonders Gesundheit
und viel Freude an der Musik.
Pepi Fauster, Verbandsobmann
Walter Cazzanelli
Markus Silbernagl
Meinhard Windisch
KulturFenster
59 05/Oktober 2021
jung musiziert
Die Bläserklasse Toblach bringt Farbe in
den Schulalltag – Applaus für die Kinder
und den Dirigent Thomas Kiniger.
Mit Musik durch die Schulzeit
Bläserklasse Toblach: Seit acht Jahren erfolgreich
Die Grundidee einer Bläserklasse ist ganz
einfach: Schülerinnen und Schüler erlernen,
üblicherweise im Rahmen des Schulalltags,
in der Gemeinschaft ein Instrument.
Auch hierzulande findet dieses Konzept mehr
und mehr Anklang. Dass die Bläserklasse
ein probates Mittel sein kann, um die Nachwuchsarbeit
in der eigenen Musikkapelle
nachhaltig zu fördern, zeigt das Beispiel der
Musikkapelle Toblach. Thomas Kiniger, Instrumentallehrer
für tiefes Blech und Mitglied
der örtlichen Musikkapelle, spricht
über „seine“ Bläserklasse.
KulturFenster: Die Bläserklasse in Toblach
war die erste ihrer Art in Südtirol, als sie vor
8 Jahren ins Leben gerufen wurde. Welche
Motivation steckte damals dahinter?
Thomas Kiniger: Im Spätsommer 2013 gab
es bei der Musikkapelle Toblach aus verschiedensten
Gründen fast keine Jungmusikanten
mehr. Die Jahre davor fi el es uns
immer schwerer, Kinder für ein Blasinstrument
zu begeistern. Deshalb mussten wir
uns nach einer Alternative umschauen. Kapellmeister
Sigisbert Mutschlechner, der
damalige Obmann Hermann Rienzner und
ich stießen dabei auf das Konzept der Yamaha
Bläserklasse, das z. B. in Österreich
und Deutschland schon länger besteht. Der
Grundgedanke der Bläserklasse „Jedem
Kind ein Instrument“ begeisterte uns sofort
und wir beschlossen, uns mit der Bläserklasse
intensiv auseinanderzusetzten. Wir
trafen uns mit Lukas Schallenberg, dem
Vertreter der Yamaha Bläserklasse Österreich.
Dieser stellte uns das Konzept genau
vor und stellte uns verschiedenste Unterlagen
bereit, die uns den Start erleichterten.
Um dieses Projekt auf sichere Beine
zu stellen, war es uns von Anfang an wichtig,
verschiedene Partner mit einzubinden.
Deshalb ist die Bläserklasse Toblach auch
ein Gemeinschaftsprojekt der Musikkapelle,
der Grundschule, der Gemeinde und der
Musikschule Oberes Pustertal.
Jeder dieser 4 Partner unterstützt dieses
Projekt finanziell und/oder organisatorisch.
KF: Wie hat die örtliche Schule auf diese
neue Idee reagiert?
Kiniger: Unser Glück war es, dass der damalige
Direktor des Schulsprengels Toblach,
Stephan Oberrauch, sofort begeistert
vom Konzept der Bläserklasse („Jedem
Kind ein Instrument“) war. In mehreren Gesprächen
konnte er die anfängliche Skepsis
der Lehrpersonen der Grundschule ausräumen
und es entwickelte sich eine sehr
gute Zusammenarbeit.
KF: Welche und wie viele Kinder sind Teil
der Bläserklasse? Wie lange dauert ein solches
Projekt?
Kiniger: Am Projekt Bläserklasse nehmen
jährlich die Schüler/innen der 4. und 5.
Klassen der Grundschule Toblach teil. Die
Anmeldung zum Projekt erfolgt freiwillig.
Umso erfreulicher ist es für uns, dass jedes
Jahr zwischen 40- 60 Kinder teilnehmen.
Die Bläserklasse fi ndet im Rahmen des
Wahlpflichtunterrichts statt. Sie beginnt
KulturFenster
60 05 Oktober 2021
Die Spannung steigt: Die Jungmusikant*innen bereiten sich auf das nächste Stück vor.
suchen, umrahmen die Martinsfeier der
Grundschule oder veranstalten mehrere
Weihnachtskonzerte (z.B. für die Senioren,
für die Schulgemeinschaft und Eltern).
Anfang April findet dann das große
Abschlusskonzert statt, da nehmen auch
die 4. Klassen teil. Bei diesem Konzert
präsentieren sich verschiedene Solisten
mit Klavierbegleitung, es erklingen verschiedene
Ensemblestücke der jeweiligen
Register und als Abschluss spielen
die beiden Bläserklassenkapellen der 4.
und 5. Klassen jeweils mehrere Stücke.
Anfang Oktober und endet Anfang April.
Am Dienstagvormittag erhält jeder Schüler/in
eine halbe Stunde Einzelunterricht
mit dem jeweiligen Instrumentallehrer. An
ca. 10-12 Donnerstagnachmittagen wird
dann in der großen Gruppe geprobt.
KF: Wie werden die Instrumente unter den
Kindern verteilt?
Kiniger: Ende Mai / Anfang Juni besuchen
wir mit den Instrumentallehrern die
Thomas Kiniger ist Musiklehrer und Mitglied
der Musikkapelle Toblach. Foto: wisthaler.com
3. Klassen und stellen dabei das Projekt
und die Instrumente vor. Anschließend
kann jedes Kind jedes Instrument ausgiebig
testen. Die Instrumentallehrer bewerten
dabei die Eignung des Schülers,
diese fließt dann auch in die Instrumentenzuteilung
mit ein.
Am Ende der Vorstellung erhält jeder
Schüler einen Wunschzettel, worauf jedes
Instrument abgebildet ist. Jeder Schüler
darf drei Wünsche abgeben und diese
auch werten. Wir teilen dann den Kindern
die Instrumente zu und versuchen dabei
immer den ersten Wunsch zu erfüllen.
KF: Welche Vor- (oder auch Nachteile) erkennst
du im Vergleich zum herkömmlichen
Unterricht an der Musikschule?
Kiniger: Ein großer Vorteil im Vergleich
zum Unterricht an der Musikschule ist,
dass wir nach wenigen Wochen schon
in der großen Gruppe zusammenspielen
können. Dadurch entsteht sofort ein
Gemeinschaftsgefühl. Die Kinder verstehen
auch relativ schnell, dass es auf jeden
Einzelnen ankommt und jeder/jede
seine Stimme gut spielen muss, damit
das Zusammenspiel klappt. Wenn jemand
mal eine Stelle nicht gut kann,
weil er nicht viel geübt hat, muss man
als Dirigent manchmal gar nichts sagen,
denn die Kinder regeln das auf ihre
Art: „Is negschtimo hosche des zi
kenn, voston?“ oder „Iatz geasche
ham zi übm“.
Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass
der Unterricht während der Schulzeit
stattfinden kann.
KF: Finden im Rahmen der Bläserklasse
auch Konzerte statt?
Kiniger: Ja, es finden mehrere Konzerte
im Laufe eines Bläserklassenjahres
statt. Die 5. Klassen, die
schon das 2. Bläserklassenjahr be-
KF: Wie fi elen die Rückmeldungen der
Kinder und ihrer Eltern bis jetzt aus?
Kiniger: Die meisten Eltern loben das Projekt
sehr. Einige Kinder würden gar nie ein
Instrument probieren, da ihre Eltern sie
für unmusikalisch halten. Dass der Unterricht
während des Schulunterrichts stattfinden
kann, erspart einigen Eltern einen
zusätzlichen organisatorischen Stress. Die
Kinder spielen gerne, weil meistens ein
Großteil der Klassengemeinschaft auch
ein Instrument spielt und das Gemeinschaftsgefühl
somit sehr stark ist.
KF: Welches Fazit kannst du und die Musikkapelle
Toblach nach 8 Jahren Bläserklasse
ziehen?
Kiniger: Wir können ein sehr positives Fazit
ziehen. Mittlerweile haben wir wieder sehr
viele Jungmusikanten in Ausbildung. Ca
10-15 Prozent aller teilnehmenden Kinder
spielen mittlerweile in der Musikkapelle
mit. Dies freut uns sehr. Durch das
Projekt Bläserklasse ist auch die Sichtbarkeit
und die Akzeptanz der Kapelle
im Dorf gestiegen. Viele Eltern konnten
bei ihrem Kind sehen, wie viel Zeitaufwand,
Fleiß und Begeisterung notwendig
ist, um ein Instrument zu erlernen.
Interesse
geweckt?
Interview: Hannes Schrötter
Am Montag, dem 27.12.2021 findet in
Stegen im Rahmen der „NFA” (Neue
Funktionärsausbildung) eine Informationsveranstaltung
zur Bläserklasse statt.
Weitere Infos folgen auf www.vsm.bz.it
KulturFenster
61 05 Oktober 2021
Jugendmusiksommer
trotz Corona
Zahlreiche vom VSM geförderte Projekte hielten
die Blasmusik in Schwung
auf der Sennesalm. Darauf folgten regelmäßige
Proben, zweimal wöchentlich für
ca. eine Stunde, im Musikpavillon und im
Vereinsaal von Wengen. Zusätzlich wurde
eine Marschshow einstudiert, mit der die
zwei Abschlusskonzerte in St. Kassian und
St. Vigil eröffnet wurden.
Positive Rückmeldungen
Förderung von Jugendarbeit
vor Ort - Bedarfserhebung
Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche
Maßnahmen. Sobald im
Frühjahr 2021 klar wurde, dass die Jungbläserwochen
des VSM in diesem Jahr
nicht in ihrer traditionellen Form hätten
stattfi nden können, beriet sich die Fachgruppe
Jugend über ein Alternativkonzept.
Schnell war man sich einig, dass ein angemessenes
Angebot erstellt werden sollte,
um die Jugendkapellen und die Jugendarbeit
vor Ort zu fördern. Gesagt, getan:
Unter der Leitung von Hans Finatzer haben
Hannes Schrötter, Matthias Kirchler
und Daniel Götsch eine Umfrage an alle
JugendleiterInnen der Mitgliedskapellen
erstellt, um zu erfahren, welches Angebot
gebraucht und gut angenommen werden
könnte. Nach Rücksprache mit dem Verbandsvorstand
und der Geschäftsstelle einigte
sich die Fachgruppe Jugend darauf,
die Kosten von Lehrpersonen von Sommerprojekten
zu übernehmen. Es wurden
sämtliche Lehrer*innen vom VSM vergütet,
insofern es sich dabei um Musiklehrer,
Musikstudenten oder um diplomierte
Musiker handelte.
Und so kam es, dass 31 Sommerprojekte
mit Teilnehmer*innen aus 66 Musikkapellen
finanziell unterstützt werden konnten.
800 Jungmusikant*innen
dabei
Mit neun Projekten wurden im Bezirk Bruneck
die meisten Jugendkapellen gefördert,
gefolgt vom Bezirk Bozen mit acht und
vom Bezirk Meran mit sieben Projekten.
Im Bezirk Brixen wurden vier, im Bezirk
Schlanders zwei und im Bezirk Sterzing
wurde ein Projekt unterstützt. Rund 800
Jungmusikant*innen nahmen insgesamt
an diesen Angeboten teil.
Beeindruckend sind die beiden Projekte, die
die ganze Talschaft miteinbezogen haben.
Gerade kleinere Kapellen konnten durch
solche Projekte aktiv gestärkt werden und
ihre Zusammenarbeit mit den Nachbarkapellen
ausbauen. Im Passeiertal wurden die
Jungbläsertage Passeiertal mittlerweile zum
elften Mal abgehalten. Eigentlich für Anfänger
konzipiert, wurde Intensivunterricht
am Instrument angeboten, außerdem wurden
Teil- und Vollproben abgehalten. Zusätzlich
boten die Lehrer*innen verschiedene
Module an (Rhythmus, Singen,
Harmonie, Improvisation), aus denen
am Ende ein Song entstand.
Das Projekt wird fi nanziell auch
von den Gemeinden des Passeiertales
mitgetragen und somit
konnte heuer zusätzlich ein Filmer
beauftragt werden, der das
Projekt dokumentierte. Im Gadertal
hingegen fand ein solches
Gemeinschaftsprojekt aller neun
Musikkapellen des Tales heuer
zum ersten Mal statt. Es erstreckte
sich über mehrere Wochen hinweg.
Um sich persönlich und musikalisch
kennenzulernen, startete es mit einem
zweitätigen Workshop mit Übernachtung
Der Rückmeldungen der Projektleiter*innen
über die heurige Förderung waren durchwegs
positiv. Gar einige waren begeistert
davon, dass der VSM diese Förderung für
die Jugendarbeit angeboten hat - gerade
auch weil die eigenen Einnahmen der Vereine
heuer größtenteils geringer ausfielen.
Anna Vonmetz
„Dorfrog“
… bei den Projektleiter*innen
Das beliebteste Musikstück:
„Happy“ von Pharell Williams (Myriam
Tschenett, Mals), Medley aus „König der Löwen“
(Lukas Erb, Passeier), „Baby Elephant
Walk“ (Angelika Tauber, „Munterland“),
„Brazil“ (Michaela Huber, Nals, Christian
Schwarz/Sandra Kofler, Lana), „Schokolade“
von der Band „Deine Freunde“ bei dem einige
Jungmusikanten gerappt haben (Sabrina
Gasser, Gries), ein Medley von Queen,
bei dem das Publikum mitgeklatscht hat
(Maximilian Messner, St. Georgen), „7 Nation
Army“, „Hulapalu“ und „Uptown Funk“
(Elisabeth Moser, Prags), ein Marschmusikmedley
arrangiert vom eigenen Kapellmeister
für die Marschmusikshow im Juni
2022 (Katharina Weger, Meran)
Das aktivste Publikum:
➤ Bei den „Jenesinger Soundtschäckern“,
als sie die Singstimme des Stückes „Siyahamba“
im Publikum verteilten und
zum Mitsingen animierten (Veronika
Völser, Jenesien).
➤ Die interessierten Truthähne bei den
Proben der Müjiga di jogn Val Badia auf
der Sennesalm, als eine Gruppe wegen
Schlechtwetter im Stall üben musste;
aber auch Schweine und andere neugierige
Tiere auf der Weide freuten sich über
die Musik (Stefanie Burchia, Gadertal).
Der wirksamste Strafdienst:
➤ Handy abnehmen (Kathrin Donà, Girlan)
➤ Eine Runde mehr laufen beim Morgensport
(Carmen Ramoser, Lajen).
KulturFenster
62 05 Oktober 2021
Der strengste Morgensport:
Als ein Lauftrainer engagiert wurde und auf
einmal alle wieder laufen konnten (Utta Mayr,
Zwölfmalgreien).
Die coolste Freizeitbeschäftigung:
➤ Die Poolparty und der Casinoabend bei
den Jungbläsertagen der Juka „Extra
Drei“ (Kathrin Donà, Girlan),
➤ Werwolf, 1, 2 oder 3 und die Stockpizza
(Kathrin Egger, St. Michael)
➤ Nasse Abkühlung an der „Insel“ beim
Fluss in Nals (Michaela Huber, Nals)
➤ Pfeifelespiel und Spieleolympiade mit
Aufführung eines Theaters, bei dem meistens
die Lehrer durch den Kakao gezogen
wurden (Utta Mayr, Zwölfmalgreien),
➤ Als die Kids den Tresor (mit den Eisgutscheinen)
knacken mussten, indem sie
jeden Tag ein Rätsel richtig lösten (Hannes
Schrötter, Algund),
➤ Besuch der Feuerwehr mit Feuerlöschen,
Dorfführung (Myriam Tschenett, Mals),
➤ Kinoabend im Probelokal (Maria Jocher,
Wiesen),
➤ Riesen Mensch-ärgere-dich nicht (Lisa
Mutschlechner, Reischach).
➤ Calcetto und „Großes Fahndlstehlen“
(Katharina Weger, Meran)
Wenn schon Maske, dann wenigstens mit Spaß – die JuKa Lana hat es vorgemacht.
Konzert mit mediterranem
Flair – die JuKa Welsberg-
Taisten spielte im Park auf.
Das Sommerprojekt hat sichtlich
Spaß gemacht; die Michaeler JuKa
liefert den Beweis.
Junge und Junggebliebene musizieren
gemeinsam in der Jugendkapelle
der Pfarrmusik Olang.
Eine tolle Überraschung: Als der Radiosender
Südtirol 1 beim Jugendcamp der MK
Lajen, Waidbruck, Barbian in Nobls vorbeischaute
und sie mit Eis versorgte. Damit wurden
sie für ihr geniales Foto (aufgenommen
mit einer Drohne) für die Aktion „Heiß auf
Eis“ entschädigt (Carmen Ramoser, Lajen)
Das Highlight des Projektes:
Als endlich die Sonne rausgekommen ist
bei den Jungbläsertagen der Pfeffersberger
Piezn auf der Alm (Sabine Reifer, Pfeffersberg);
-Die geniale Marschshow, die Verbandsstabführer
Klaus Fischnaller gemeinsam
mit allen Beteiligten erarbeitete und einstudierte
(Carolin Profanter, Brigitte Kaneider,
St. Andrä-Lüsen);
➤ Das gelungene Abschlusskonzert bei perfektem
Wetter im Park von Welsberg der
JUKA Welsberg/Taisten (Lena Peintner,
Taisten); wie alle Jungmusikant*innen
mit Begeisterung dabei waren und richtig
gestrahlt haben (Barbara Holzer, Pfalzen);
➤ Die Abschlusskonzerte und die gute Zusammenarbeit
zwei eher kleiner Kapellen
(Elisabeth Moser, Prags),
➤ Besuch des Hochseilgartens „Ötzi
Rope Park“ in Schnals (Charlotte Rainer,
Schnals).
Hier geht's zur detaillierten Übersicht der
geförderten Projekte (von West nach Ost):
https://vsm.bz.it/wp-content/uploads/Jugendmusiksommer-trotz-Corona.pdf
Die JuKa „Unlocked“ präsentiert
sich als richtige Bigband.
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63 05 Oktober 2021
jung musiziert
Jugend rockt fur den
guten Zweck
:
Ein Rückblick auf ein Festival der besonderen Art
Für den guten Zweck taten sich Blas- und Rockmusik in Sand in Taufers zusammen.
Für einen guten Zweck die Bühne des
„Sondna Soundfestival“ in Sand in Taufers
gerockt haben Mitte August die Formationen
„Young Sound“, die „Millina Jugendkapelle“,
die JuKa Luttach/Weißenbach, die
Ahrna JuKa, „The Rocket Monkeys“, The
Criminal Beasts“ und die „Chill Down“ –
allesamt bekannte Namen aus der jüngsten
Südtiroler Musikszene.
Namen, die nicht allein für junge Bands,
sondern auch für soziales Engagement
stehen, wie man am gelungenen Event
erkennen konnte. Dieses war zur Freude
der Veranstalter „Young Sound“ und „Chill
Down“ ziemlich gut besucht.
Weit über tausend Personen haben sich
das große Repertoire von traditioneller Blasmusik
über Pop bis hin zu fetziger Rockmusik
nicht entgehen lassen und für eine
unvergessliche Festival-Stimmung gesorgt.
„Es war ein ständiges Kommen und Gehen“,
erzählt Roland Kirchler, einer der Organisatoren
des „Sondna Soundfestivals“.
„Die Stimmung war super und jede Formation
wurde mit tosendem Applaus begrüßt.
Gewinner waren auf alle Fälle alle
Kids!“ Dies ist sehr erfreulich, schließlich
haben die jungen Bands alle Hebel in Bewegung
gesetzt, um dieses Festival auf die
Beine zu bringen. Denn in Zeiten von Corona
war es kein Leichtes, ein Event wie
dieses zu organisieren. „Es war eine große
Herausforderung, die geltenden Richtlinien
einzuhalten. Doch wir haben im Vornherein
ein Konzept ausgearbeitet, welches
uns ermöglichte, die Kontrolle darüber zu
haben, wer und wie viele Leute sich auf
dem Areal befinden“, sagt Roland Kirchler.
Die Mühe war es allemal wert, denn
die sieben Musikbands verfolgten mit ihrem
Festival im Musikpavillon von Sand
in Taufers ein wichtiges Ziel: „Wir wollten
mit dieser Veranstaltung daran erinnern,
dass es immer noch Kinder gibt, die tagtäglich
ihren Kampf gegen den Krebs führen,
auch wenn das momentan wegen Corona
bei vielen in den Hintergrund gerückt
ist.“ Und das haben die Veranstalter geschafft
– und noch mehr: Auch der Erlös
dieses Festivals war für jene Kinder gedacht
und so konnten die Organisatoren
„Chill Down“ und „Young Sound“ dem
Kinderkrebsverein REGENBOGEN voller
Stolz einen Scheck im Wert von 1.200
Euro überreichen.
Susanne Huber
Der Flyer der Veranstaltung
KulturFenster
64 05 Oktober 2021
10 Jahre Jungblasertage St. Johann
:
Die Initiative von Matthias Kirchler lebt weiter
Ein junger Musikantengruß aus dem Ahrntal
Im Jahre 2011 rief Matthias Kirchler die
Jungbläsertage (JBT) von St. Johann ins Leben
und seither werden diese alljährlich von
der Musikkapelle St. Johann in Ahrn EO veranstaltet.
Nachdem Matthias Kirchler neun
Jahre lang als Kursleiter der Hauptorganisator
war, übernahm heuer Petra Niederkofler,
Jugendleiterin der Musikkapelle, erstmals
die Leitung.
Nachdem die Jungbläsertage aufgrund der
Ereignisse im letzten Jahr eine Pause einlegen
mussten, wurde heuer mit der zehnten
Aufl age ein Jubiläum gefeiert. Vom 3. bis
zum 7. August konnten junge Musiker*innen
aus dem Tauferer Ahrntal teilnehmen. Trotz
gewisser Einschränkungen, die es aufgrund
der aktuellen Lage einzuhalten galt, gab es
42 Teilnehmer*innen zu verzeichnen. All
jene, die an den JBT teilnehmen, müssen
mindestens seit einem Jahr ein Blasinstrument
erlernen – dies gilt neben Spaß und
Freude am gemeinsamen Musizieren als
einzige Anmeldevoraussetzung.
Unterrichtet wurden die Kinder und Jugendlichen
von einem achtköpfigen Lehrerteam
aus ganz Südtirol, sowohl in Teilproben wie
auch in Ensembles, Großregister- und Vollproben.
Neben den Orchesterproben fanden
auch Marschierproben statt, die, wie
jedes Jahr, von Helmuth Gasteiger, Stabführer
der Musikkapelle St. Johann in Ahrn
EO, geleitet wurden.
Am Ende der Jungbläsertage St. Johann
fand wie immer das Abschlusskonzert mit
eröffnender Marschiershow auf dem Festplatz
bei der Mittelschule St. Johann statt.
Dabei haben die Jungmusikant*innen immer
die Möglichkeit zu zeigen, was sie in
der Woche mit viel Einsatz und Fleiß zusammen
eingelernt haben. Trotz der aktuellen
Auflagen fanden viele interessierte
Zuhörer den Weg zum Abschlusskonzert
und belohnten die Teilnehmer*innen mit
großem Applaus für ihr fleißiges Üben.
Kursleiterin Petra Niederkofler wurde neben
der Musikkapelle St. Johann in Ahrn
EO in besonderer Weise von vier Musikantinnen
der Musikkapelle unterstützt.
Diese übernahmen anfallende Transkrip-
Abschlusskonzert der Jungbläsertage
St. Johann mit Dirigentin Monika Steger
tionen von Musikstücken, Kopierarbeiten
und andere organisatorische Aufgaben.
Eine weitere Unterstützung kam von Seiten
des ECHO-Projektes des Jugendzentrums
Aggregat Steinhaus. Zwei Jugendliche, die
an diesem Freizeitprojekt für die Sommermonate
teilnahmen, haben in der Mittagspause
ein Mitglied der Musikkapelle bei
der Essensausgabe tatkräftig unterstützt.
Abschließend soll all jenen, die nun schon
seit zehn Jahren die JBT St. Johann ermöglichen,
ein riesengroßer Dank ausgesprochen
werden. Ein besonderer Dank
geht natürlich an Matthias Kirchler, ohne
den dieses Projekt nie zustande gekommen
wäre!
Sophia Auer
KulturFenster
65 05 Oktober 2021
hinausgeblickt
MK Völs am Schlern vertritt
Südtirol in Niederösterreich
Teilnahme am ÖBV Blasorchester-Bundeswettbewerb der Stufe C in Grafenegg
Der Österreichische Blasmusikverband veranstaltet
am 24. Oktober 2021 im Auditorium
Grafenegg in Niederösterreich den österreichischen
Blasorchesterwettbewerb der
Stufe C. Die teilnehmenden Musikkapellen
müssen dabei ein Pflichtstück und zwei
Selbstwahlstücke mit einer reinen Spielzeit
von mindestens 12 bis maximal 20 Minuten
zum Besten geben. Die Musikkapelle Völs
am Schlern wird Südtirol beim diesjährigen
Wettbewerb vertreten. Sie wurde von der
Fachgruppe Musik im Verband Südtiroler
Musikkapellen (VSM) aufgrund der ausgezeichneten
Leistung, die sie beim Wertungsspiel
2019 in Auer erzielte hatte, nominiert.
Wir wünschen den Musikantinnen und Musikanten
mit ihrem Obmann Martin Rabensteiner
und Kapellmeister Michael Vikoler
viel Erfolg und bedanken uns für die Bereitschaft,
diese Herausforderung in diesen
doch unsicheren Zeiten anzunehmen.
Meinhard Windisch
Verbandskapellmeister
Die ausgezeichnete Leistung der Musikkapelle Völs am Schlern beim Wertungsspiel 2019
in Auer zeigt Früchte; sie vertritt die Südtiroler Musikkapellen beim Blasorchester-Bundeswettbewerb
des ÖBV im niederösterreichischen Grafenegg.
Fundament unserer Erziehung,
Gesellschaft, Kultur und Identität
24. IGEB-Kongress 2022 in Bozen
Die Internationale Gesellschaft zur Erforschung
und Förderung der Blasmusik (IGEB)
hält ihren nächsten Kongress in Südtirol ab
und wird vom 13. bis zum 18. Juli 2022
am Musikkonservatorium “Claudio Monteverdi”
in Bozen zu Gast sein. Ab sofort können
dazu Vorschläge für einen Vortrag oder
ein Poster eingereicht werden.
Die Teilnehmer, die für den ursprünglich geplanten
Kongress in Valencia (Spanien) im
Jahr 2020 ausgewählt wurden, sollten ihre
Teilnahme per Mail bestätigen.
Diese 24. Konferenz will die Wichtigkeit der
Militär- und Amateurmusikkapellen für die
Bildung und den Bestand der Musikkultur
sowie der Identität von Gesellschaften in den
Fokus rücken.
Die Vorschläge sollen sich dazu auf eine der
folgenden 6 Kategorien beziehen:
➤ Blasmusikvereine und -verbände, musikalische
Ausbildung;
➤ Blasmusikrepertoire und Aufführungen;
➤ wegweisende Lehrer/innen im Bereich der
Blasmusik, Komponisten und Aufführende;
➤ (Externe) Kulturelle Einflüsse auf die
Blasmusik;
➤ Soziales Umfeld und die damit verbundenen
Entwicklungen;
➤ Blasmusik und urbane Klanglandschaften;
Darüber hinaus sollen auch Vorschläge, die
andere Ansätze im Themenfeld betreffen
– aktuelle Forschungsschwerpunkte inbegriffen
– berücksichtigt werden.
Die Themenentwürfe (250 Wörter) müssen
mit einem kurzen Lebenslauf bis zum 28.
November 2021 per E-Mail an die Vorsitzende
des wissenschaftlichen Ausschusses
(rodriguezgloria@uniovi.es) mit Kopie
an igeb@uni.lu eingesandt werden. Die Autoren
der angenommenen Beiträge werden
innerhalb 31. Jänner 2022 benachrichtigt.
Zusätzlich sucht die IGEB Leiter*innen der
Konferenzsitzungen. Interessierte können
dazu per Email einen kurzen Lebenslauf
einsenden.
Anmeldeunterlagen und weitere Informationen
sind unter http://www.igeb.net abrufbar.
Gloria A. Rodríguez-Lorenzo, Mitglied im
Wissenschaftlichen Ausschuss der IGEB
KulturFenster
66 05/Oktober 2021
Blasmusik
IGEB Forschungspreis -
Ausschreibung für 2022
Die Internationale Gesellschaft zur Erforschung
und Förderung der Blasmusik hat
den Forschungspreis 2022 ausgeschrieben,
der im Rahmen des 24. Kongresses 2022
in Bozen überreicht wird. Nominierungen,
einschließlich Selbstnominierungen, sind
für Dissertationen auf dem Gebiet der Blasmusikforschung
(Blas-, Bläser- und Militärmusik
weltweit, instrumentenkundliche Themen)
möglich. Sie müssen zwischen 2019
und März 2022 abgeschlossen und in Englisch,
Deutsch, Französisch, Italienisch oder
Spanisch geschrieben sein.
Die Arbeiten sollen in Form einer digitalen
Datei (einschließlich Zusammenfassung)
im PDF-Format innerhalb 2.
Jänner 2022 per Email an Jon Mitchell
(jon.mitchell@umb.edu) eingereicht werden.
Weitere Informationen sind unter:
www.igeb.net abrufbar.
Damien François Sagrillo
IGEB-Präsident
63. Kongress des
Österreichischen Blasmusikverbandes
Mit Pauken und Trompeten in die Zukunft
Kürzlich trafen sich im malerischen Heiligenblut
(Kärnten) Vertreter aus ganz Österreich,
Südtirol und Liechtenstein, um beim
63. Kongress des Österreichischen Blasmusikverbandes
(ÖBV) gemeinsam zukunftsträchtige
Projekte zu planen.
Die Erfahrungen aus den letzten Monaten
und Jahren haben auch in der Blasmusik
Spuren hinterlassen und es musste vielfach
auf Online-Alternativen zurückgegriffen
werden. So war es nicht verwunderlich,
dass gerade dieser Bereich zu den
Kernthemen in den Plenarsitzungen und
Arbeitsgruppen diskutiert wurde, um die
Blasmusik zukunftsfit zu machen.
Mit Bundeskapellmeister Walter Rescheneder
(OÖ), Bundesstabführer Gerhard
Imre (Burgenland) und Bundesschriftführer-Stellvertreter
Oskar Bernhart
(Steiermark) gingen drei "Blasmusik-Urgesteine"
in ihren wohlverdienten Funktionärs-
Ruhestand und legten ihre Ämter in jüngere
Hände. Ebenso schied Bundesmedienreferentin
Raphaela Dünser aus dem Präsidium
aus. So wird nun der Tiroler Helmut
Schmid als neuer Bundeskapellmeister die
musikalischen Agenden im ÖBV leiten, Erik
Brugger (Vorarlberg) übernimmt die Funktion
des Bundesstabführers, Rainer Schabereiter
(Steiermark) wurde als neuer Bundesmedienreferent
und Dr. Andreas Blutmager
(Burgenland) als Schriftführer-Stellvertreter
in das Präsidium gewählt.
Der Steirer Erich Riegler steht dem ÖBV
als bewährter Präsident weiter vor - gemeinsam
mit den einzelnen Landesverbänden,
aber vor allem den zigtausenden
Musikerinnen und Musikern in Stadt
und Land wird auch in Zukunft mit Pauken
und Trompeten musiziert.
Neuer Bundesjugendvorstand
Zusätzlich zum Präsidium wurde auch
der Bundesjugendvorstand der Österreichischen
Blasmusikjugend neu gewählt.
Nachdem Helmut Schmid als Bundesjugendreferent
sein Amt niederlegte und neue Aufgaben
als Bundeskapellmeister übertragen
bekommt, übernimmt sein bisheriger Stellvertreter
Andreas Schaffer (Kärnten) diese
Funktion. Ihm zur Seite stehen der bisherige
Stellvertreter Gerhard Forman (Niederösterreich)
und Bundesjugendfinanzreferentin
Karin Vierbauch (Kärnten). Als zweite
Stellvertreterin wurde die Salzburgerin Katrin
Fraiß neu in den Vorstand gewählt.
Christine Daberer, MSc
ÖBV-Bundesgeschäftsstelle
Das Foto zeigt die Stabübergabe vom scheidenden Bundeskapellmeister Walter Rescheneder
(rechts) an seinen Nachfolger Helmut Schmid.
KulturFenster
67 05/Oktober 2021
komponiert
„Bletterbach Canyon“ von
Rupert Hechensteiner
Eine musikalische Führung durch die Geologie einer besonderen Landschaft
„Bletterbach Canyon“ ist ein Auftragswerk
des GEOPARC Bletterbach anlässlich 10
Jahre Dolomiten UNESCO Welterbe (2009-
2019) - gewidmet der Musikkapelle Aldein.
Der Komponist Rupert Hechensteiner
sagt zu seinem Werk Folgendes:
Die Bletterbach- Schlucht zwischen Aldein
und Radein, entstanden seit der letzten Eiszeit
vor ca. 18.000 Jahren, ist wie ein großer
Querschnitt durch die verschiedenen
Gesteinsschichten, die sich vor Jahrmillionen
geformt haben. Der Bletterbach selbst
ist es, der uns auf diese Reise durch Zeit
und Gestein einlädt. Musikalisch in meiner
Fantasie zuerst als dünnes kleines Bächlein,
das sich Schicht um Schicht in die
Tiefe gräbt und sich selber dabei immer
wieder wandelt, mal auf weiches Material
trifft und dann wieder auf hartes. Im Lauf
der Zeit gewinnt der Fluss an Stärke und
Dynamik, um dann wieder langsam und
träge seine Energie fließen zu lassen, sich
mit dem Gestein verbindet, es bearbeitet
und so diese einzigartige Landschaft nach
und nach formt.
Diese Reise führt uns von der obersten
Contrin-Formation zu den Werfener Schichten,
weiter zur Bellerophon-Formation und
über den Grödner Sandstein zum Quarzporphyr
am Grunde der Bletterbach-Schlucht.
So wie jede Gesteinsschicht ihre Merkmale
hat, unterscheiden sich auch die entsprechenden
musikalischen Ideen. Das Motiv
des Bletterbachs bleibt - wenn auch gewandelt
- erkennbar und zieht sich wie ein
roter Faden durch diese Reise durch Zeit
und Gestein.
Rupert Hechensteiner bezeichnet sich
selbst als „kompositorischen Autodidakt“.
KulturFenster hat ihn zu seiner Tätigkeit als
Komponist und Musiker befragt:
KulturFenster: Rupert Hechensteiner, als
Musiker sind Sie bekannt. Auch als Komponist?
Welches waren Ihre bis dato liebsten
Werke? Kann man sie irgendwo anhören?
Rupert Hechensteiner: Ich komponiere sehr
gerne, aber nur ab und zu, wenn sich die Gelegenheit
ergibt. Zu Beginn waren es Lieder
für die Kinderferien in Eppan oder für die
Theatergruppe KÜB, später die Musik zum
Musical „Riesen-Spaß auf Pitschefört" - ein
Projekt der Musikschule Klausen, dann einige
Lieder für den Jugend- und Pfarrchor
St. Pauls. Es gab sogar einen kurzen Ausflug
in die Welt der „dance music“. Zwei meiner
Zur Person
Geboren 1975 in Bozen, studierte Rupert Hechensteiner Saxophon an der
Hochschule für Musik und darstellenden Kunst in Wien bei Oto Vrhovnik und
am Conservatorio G.B. Martini in Bologna bei Gilberto Monetti sowie Musikwissenschaften/DAMS
in Wien und Bologna.
Neben seiner Unterrichtstätigkeit an den Musikschulen von Überetsch, Ritten
und Sarntal absolvierte er zahlreiche Auftritte mit den verschiedensten
Ensembles, u.a. mit der Zitherspielerin Reinhilde Gamper, dem „Time 4 Sax"
Quartett, Symphonic Winds, der „Pleite Band" und dem Brass Ensemble „Eggental
Brass".
Er schrieb unter anderem Lieder für die „Kühne Überetscher Bühne" und den
Chorverein St. Pauls, die Musik für das Musical „Riesen-Spaß auf Pitschefört",
die Auftragskomposition „Fantasie für Altsaxophon und Orgel" für Pauls Sakral,
„Le sacre du vin" für die Kellerei St. Pauls zu ihrem hundertjährigen Jubiläum
sowie für Eggental Brass „Sobrass", ein Stück für Sopransaxophon und Blechbläserensemble
(von Hans Finatzer 2017 für Sopran Saxophon und die Musikkapelle
St. Pauls arrangiert). Für Symphonic Winds komponierte er 2017
in Zusammenarbeit mit Ivan Marini „Primas", sein erstes größeres Werk für
Blasorchester (erschienen beim Ruh Verlag).
Für die Musikkapelle Aldein entstand das Werk "Bletterbach Canyon", das im
Jahre 2019 uraufgeführt wurde.
Seine Saxophon Quintette „Easy Driving" und „Luna Libre" sind im Schott-advance
music Verlag erschienen, sein Saxophon Septett „Irish Perpetuum" im
Verlag „Deine Blasmusik“.
KulturFenster
68 05/Oktober 2021 2021
Blasmusik
Saxophon Quintette sind bei „Schott - advance
music“ erschienen. Das erste größere
Werk „Sobrass" habe ich dann für Eggental
Brass geschrieben, sodann in Zusammenarbeit
mit Ivan Marini das Werk „Primas"
für Symphonic Winds (erschienen
im Ruh Musik AG Verlag) und nun „Bletterbach
Canyon" für die Musikkapelle Aldein.
Mein liebstes Werk ist meist jenes, das
zuletzt entstanden ist. „Bletterbach Canyon"
ist meine bisher größte Komposition.
KF: Als Saxophonist treten Sie im ganzen
Land auf. Welches Genre gefällt Ihnen besonders?
Hechensteiner: Mir gefallen fast alle Genres
und ich mag Abwechslung, im Grunde
alles, was nicht zu sehr in eine extreme
Richtung geht.
KF: Wie haben Sie auf die Anfrage des GE-
OPARC Bletterbach und der Musikkapelle
Aldein zu einem Auftragswerk für Blasmusik
zunächst reagiert?
Hechensteiner: Ich war sehr erfreut über
diese Anfrage und das Vertrauen, das mir
entgegengebracht wurde. Ich habe Saxophon
und Musikwissenschaften studiert, als
Komponist bin ich aber Autodidakt. Deshalb
war es mir auch wichtig und hilfreich, dass
mir Michael Erschbamer mit Rat und Tat zur
Seite gestanden ist und meine Komposition
durchgesehen hat und - wo es nötig war -
mir Verbesserungsvorschläge gegeben hat.
KF: Was waren die besonderen Herausforderungen
bei „Bletterbach Canyon"? Wie
gehen Sie an solche Kompositionen heran?
Hechensteiner: Bei „Bletterbach Canyon"
fand ich die Grundidee passend, die Entstehung
der Schlucht durch den Bach - die
Reise des Baches durch die fünf Gesteinsschichten
- musikalisch darzustellen. Zwischen
jeder Schicht tritt in gewandelter Form
immer wieder das Thema des Baches hervor.
Somit war die Grundstruktur klar. Als
nächstes bedurfte es musikalischer Ideen
der einzelnen Elemente. Musikalische Einfälle
in Form von Melodien, Harmoniefolgen
oder Rhythmen kommen mir oft, wenn
ich mich ans Klavier setze, manchmal aber
auch während ganz anderer Tätigkeiten.
Diese musikalischen Einfälle gilt es nun
zu verarbeiten, auszubauen. Dies ist meist
die sehr viel größere Arbeit, weil ich viele
Möglichkeiten durchgehe und entscheiden
muss, was ich behalte oder verwerfe. Dabei
versuche ich stets, das gesamte Werk
im Auge zu behalten und abwechslungsreich
zu gestalten: also Abwechslung in den
Tempi, der Dynamik, dem Rhythmus, den
Harmonien, der Klangfarbe usw. Ein Ziel
für mich bei diesem Projekt war es, wenn
möglich für jedes Register interessante Momente
einzubauen, sodass die ausführenden
Musikant*innen Spaß am Musik machen
haben.
KF Wie schätzen Sie eine andere Komposition
ein, die zufällig zeitgleich entstand:
„Bletterbach" von Roberto David Rusconi
im Auftrag der Stiftung Haydn?
Hechensteiner: Sehr interessant! Leider
kenne ich diese Komposition noch nicht!
Werde sie mir aber, sobald sich die Möglichkeit
bietet, gerne anhören.
KF: Wird Ihr Werk in einem Verlag erscheinen?
Hechensteiner: Ich hoffe, dass wir einen
Verlag fi nden, der das Werk veröffentlicht.
Auf jeden Fall versuchen wir es!
KF: Was wünschen Sie den Musikanten der
Aldeiner Musikkapelle in Bezug auf Ihr Werk?
Hechensteiner: Ich wünsche den Musikant*innen,
dass sie Freude an der Musik
haben, wann immer sie den „Bletterbach
Canyon" vom Papier in Schall und
Klang umwandeln - und wenn dabei Emotionen
entstehen, bin ich mehr als glücklich!
KulturFenster
69 05/Oktober 2021
Redaktionsschluss für
geehrt
Hohe Auszeichnung für zwei
verdiente Musiker
Verdienstmedaille des Landes Tirol für Elmar Windegger und Johann Prader
Am vergangenen Hochunserfrauentag, dem
15. August, haben Johann Prader aus Afers
und Elmar Windegger aus Prissian zusammen
mit anderen Süd-, Nord- und Osttiroler*innen
die Verdienstmedaille des Landes Tirol verliehen
bekommen. Die beiden Musiker und
langjährigen Kapellmeister erhielten die
hohe Auszeichnung für ihre Verdienste um
das Musikwesen sowie ihre vielfältigen Aktivitäten
zum Wohle der Dorfgemeinschaft
und darüber hinaus.
Elmar Windegger, Jahrgang 1950, ist seit
seinem neunten Lebensjahr aktives Mitglied
bei der Musikkapelle Prissian. Ab
1967 bis zum heutigen Tag ist er als Kapellmeister
tätig, also volle 54 Jahre, davon
40 Jahre bei der MK Prissian, und
14 Jahre bei anderen Musikkapellen im
Burggrafenamt (Andrian, Völlan und St.
Walburg/Ulten).
Die Freude am Musizieren, die Liebe zur
Heimat, die tiefe Verbundenheit zur echten
Tiroler Blasmusik und die unerschöpfliche
Energie sind charakteristische Eigenschaften,
die Elmar Windegger seit über 60
Jahren als Musikant, Sänger, Kapellmeister
und Komponist auszeichnen. Zudem
hat er ganze Generationen von Jungmusikanten
ausgebildet und „ihnen die Liebe
zur Blasmusik ins Herz gelegt“, wie es in
einer Laudatio heißt.
Im idyllischen Eingangsbereich am Ansitz
des Jakob Holzner, nahe der Wehrburg,
bereitete die Musikkapelle
Prissian ihrem geehrten
Kapellmeister einen würdigen
Empfang.
Nach den Gruß- und Gratulationsworten
von Obmann
Georg Gamper wurde dieser
besondere Tag in fröhlicher
Runde bis in den Abend hinein
gefeiert.
Auch Johann Prader aus Afers
erhielt am vergangenen 15.
August in Innsbruck die Verdienstmedaille
des Landes Tirol.
Er wurde damit für seine
Verdienste geehrt, u.a. 60
Jahre als Mitglied der Musikkapelle
Afers, 40 davon als
Kapellmeister, sowie als Kapellmeister
der Musikkapellen
Lüsen und St. Andrä, 19 Jahre
als Vorstandsmitglied im VSM-
Bezirk Brixen und als Mitglied
des Kirchenchors von Afers.
Der Verband Südtiroler Musikkapellen
gratuliert den beiden
verdienten Musikern zur hohen
Auszeichnung und wünscht
weiterhin Gesundheit und viel
Freude beim Musizieren.
Pepi Fauster
Georg Gamper
Seit 54 Jahren steht Elmar Windegger
am Dirigentenpult. Am vergangenen 15.
August wurde er mit der Verdienstmedaille
des Landes Tirol geehrt.
Die Landeshauptleute Günther Platter
und Arno Kompatscher übereichten im
"Congress Innsbruck" die Verdienstmedaille
an Johann Prader.
Aus der Redaktion
die nächste Ausgabe des
„KulturFensters“ ist:
Mittwoch, 17. November 2021
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten
senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it
KulturFenster
70 05/Oktober 2021
gedenken
Unermüdlich im
Einsatz für die Musik
In Erinnerung an Karl Hermann Vigl (1939-2021)
Karl Hermann Vigl (†)
Am 26. September ist der weitum bekannte
Musiker Karl Hermann Vigl im Alter
von 82 Jahren verstorben. Er war u.a.
von 1975 bis 1979 Schriftleiter unserer
Verbandszeitschrift. Mit freundlicher Genehmigung
der Kulturredaktion wiederholen
wir den Nachruf aus der Tageszeitung
„Dolomiten“ vom 28.09.2021 und erinnern
in ehrendem Gedenken an den verdienten
Musiker:
Seine Kritiken füllen in seinem Meraner
Domizil an die 30 große Faszikel. Aber das
Vermächtnis des unermüdlichen Komponisten,
Musiklehrers, Chorleiters und
Musikphilologen ist am Ende ein beachtliches
Oeuvre und verdiente eine eigenständige
Würdigung.
Karl H. Vigl wurde 1939 in Lengmoos am
Ritten geboren. Der Vater war Lehrer und
Musiker und hinterließ eine Reihe von
Kompositionen, der Sohn ergriff dann
auch den Lehrerberuf. Daneben studierte
er von Kind auf Klavier, Orgel und Violine,
später auch das Horn. Die Beherrschung
so verschiedener Instrumente befähigte
ihn bald zu einem ausgedehnten Studium
der Komposition und Tonsatz, etwa bei
Andrea Mascagni und Hugo Herrmann,
von 1961/1962 bei Johann Degen, Oswald
Jaeggi und Hermann Schröder sowie
1971/72 Zwölftontechnik bei Renè
Leibowitz.
Er absolvierte mehrere Kapellmeisterlehrgänge
und war ein geschätzter Chorleiter
in Gries, Meran, Leifers, Bozen, Tramin,
Goldrain und Neumarkt. Als Kapellmeister
dirigierte er die Musikkapellen von
Tiers, Sarnthein und Branzoll. Er unterrichtete
Musik an mehreren Grund- und
Mittelschulen unseres Landes.
Von 1963 bis 1978 war er Bundeschorleiter
im Südtiroler Sängerbund, seit 1968
gestaltete er als freier Mitarbeiter Hörfunksendungen
für RAI Südtirol. Von 1970
bis 1973 vertiefte er seine Studien in der
Musikpaläografie zur frühen europäischen
und Alten Musik in Cremona.
Karl H. Vigl war ob seiner kompetenten
und oft auch spitzen Feder ein Musikschriftsteller
bester Schule, von 1975
bis 1979 leitete er als Schriftleiter die
Zeitschrift „Südtiroler Volkskultur“ und
verfasste von 1981 bis 1995 eine ansehnliche
Anzahl von Musikkritiken
für „Dolomiten“-Kultur.
Als Anreger und Organisator der Musik
im Lande hatte er von 1980 bis
1996 die Musikfachgruppe im Südtiroler
Künstlerbund inne. Von den
1988 Jahren an gehörte Karl H. Vigl
20 Jahre lang dem Präsidium der Internationalen
Gesellschaft zur Erforschung
der Blasmusik (IGEB) an und
fungierte seit 2000 als deren Vizepräsident
und später Ehrenmitglied.
Eines seiner wichtigsten Anliegen
war ihm da die systematische Erforschung
aller Aspekte der Musik für
Bläser. Sein kompositorisches Schaffen
umfasst Werke für Blasorchester,
für Instrumentalensembles und Chor
und eine ganze Reihe sakraler Musik.
In strenger Auswahl wären da
die „Hymnische Intrade für kleine Kapelle“
(1961), eine „Miniatursinfonie“
nach klassischem Muster (1966) und
eine „Sinfonische Intrade“ (1966),
eine „Klangaktion für symphonische
Harmonie“ (1987), ein „Arunda-Triptychon“
und das „Burlesk-Pasticcio
15.02“ für Bläserkammerkapelle
(1990), das „ReReRe-Quodlibet“ für
Euphonium und Blasorchester (2002)
und ein „Myon-Triptychon“ nach romantischen
Skizzen (2004) zu nennen.
In seiner sakralen Musik ragen
ein „Ökumenisches Te Deum“
(1978), mehrere Gesänge für Sonntagskantaten
und „Deutsche Orgelpsalmen“
hervor.
Ferruccio Delle Cave
KulturFenster
71 05/Oktober 2021
entdeckt
Darum Blasmusik!
„Southbrass“ veröffentlicht zweites Album
Southbrass – wer kennt sie
noch nicht – mischt schon seit
einigen Jahren die internationale
Blasmusikszene gehörig
auf. Im Jahr 2018 konnten
sie den Grand Prix der Blasmusik
für sich entscheiden und
setzten sich gegen Gruppen aus
Deutschland, der Schweiz, Österreich
und Südtirol durch.
Mit dem Sieg empfahlen sich
die jungen Musiker für andere
namhafte Events wie unter anderem
das Egerländer Open-Air,
das Münchner Oktoberfest und
das Woodstock der Blasmusik!
Mit „Lucky Life“ erschien 2019
ihre erste CD und vor einigen
Wochen konnten sie mit Freude
ihr neues Album „Darum Blasmusik!"
präsentieren. Dazu wurden
den Musikern einige Fragen
gestellt:
Kulturfenster: Euer neues Album
ist vor Kurzem erschienen.
Wie ist dieser Titel entstanden
und welche Message
verbirgt sich dahinter?
Southbrass: Wie viele junge Musiker, die
sich der Blasmusik verschrieben haben,
sind auch wir sehr von der böhmischmährischen
Musikrichtung angetan. Mit
unserer Musik wollen wir Emotionen transportieren
und dem Zuhörer näherbringen.
In den vergangenen Jahren wurde die Blasmusik
jedoch oftmals in eine Schublade
geworfen und immer wieder als veraltet
bezeichnet. Mit unserem neuen Tonträger
wollen wir genau das Gegenteil beweisen
und unser klares Bekenntnis zur Blasmusik
ausdrücken: „Darum Blasmusik!“
KF: Was dürfen sich eure Fans von eurem
neuen Tonträger erwarten?
Southbrass: Auf der CD gibt es nichts zu
hören, was es in irgendeiner Form bereits
irgendwo gibt. Bei zehn von den insgesamt
dreizehn Titeln handelt es sich um Eigenkompositionen,
die übrigen drei Werke
wurden eigens für uns geschrieben. Neben
traditionellen Stücken wie Polkas,
Seit Jahren in der Blasmusikszene erfolgreich
– Southbrass: (v. l.)
Phillipp Cottini (Tenorhorn/Posaune) –
MK Leifers; Alexander Egger (Bariton/
Solo-Posaune) – MK Jenesien; Markus
Oberrauch (Tuba) – MK Frangart; Michael
Prossliner (Schlagzeug) – MK
Kastelruth; Hannes Plieger (Trompete)
– MK Lajen; Matthias Wenter (Flügelhorn)
– Mk Lengmoos; Jonas Wilhalm
(Flügelhorn) – MK St. Michael Eppan
„
Der Hörer der CD darf zu keinem
Zeitpunkt erahnen, ob das Stück
mit nüchternem Magen um 9 Uhr
morgens, oder mit vollem Magen
um 20 Uhr abends gespielt wurde.
„
Man muss zu jeder Zeit zu 100%
authentisch klingen!
Southbrass
Walzern und Märschen sind
auch wieder einige moderne
Nummern dabei. Wir haben
sehr viel Kraft und Zeit investiert
und sind nun sehr froh,
dieses Endprodukt präsentieren
zu dürfen. Wir hoffen, dass
diese Freude auch beim Hören
unserer CD spürbar wird!
KF: Ein Großteil der Stücke
wurde von euch selbst komponiert.
Wie viel Aufwand steckt
hinter einer Eigenkomposition
und wie geht man diese an?
Southbrass: Anfänglich startet
alles mit einer einfachen
kurzen Tonfolge, die einem in
den Sinn kommt. Jeder von
uns hat dabei so seine eigene
Methode der Inspiration. Dem
einen genügt ein ruhiger Moment
beim Fischen oder bei
der Jagd, ein anderer wiederum
nimmt sich bewusst die
Zeit zum Notenschreiben.
Mit den digitalen Medien wie
Handy und Computer lassen
sich diese Ideen schnell aufzeichnen und
später zu einer Melodie verarbeiten. Die
ersten Entwürfe werden dann in der Probe
angespielt. Für uns ist es sehr wichtig, die
Meinungen eines jeden Einzelnen einzuholen,
denn jeder betrachtet das Stück aus
einer anderen Perspektive. Durch die unterschiedlichen
Inputs bekommen unsere
Kompositionen den individuellen Southbrass-Charakter
und sind somit auch ideal
auf uns abgestimmt. Die Kernidee des Musikstückes
bleibt dabei aber immer erhalten
und die Entscheidung dem jeweiligen
Komponisten überlassen.
KF: Mit den frisch komponierten Stücken
geht es dann ab ins Tonstudio! Wie verläuft
so eine Aufnahme und welche Anforderungen
gilt es zu meistern?
Southbrass: Die Aufnahmen entstanden
in Ludwigshafen nahe Stuttgart in den berühmten
Bauer-Studios, in denen bereits
Ernst Mosch und seine Egerländer Musikanten
etliche Tonträger aufgenommen
KulturFenster
72 05/Oktober 2021
Blasmusik
haben. Mit diesem Hintergrundwissen in
diesem fast schon ehrwürdigen Tonstudio
angelangt, gingen uns sieben Jungmusikern
natürlich allerhand Gedanken
durch den Kopf. Selbst unsere Aufnahmeleiter
hatten schon mit den Egerländer
Musikanten zusammengearbeitet
und haben daher eine immense Erfahrung
mitgebracht, die wir sehr zu schätzen
wussten.
Uns war es ein Anliegen, die Stücke als
gesamte Einheit aufzunehmen, und nicht
wie normalerweise üblich, jede Stimme als
separate Tonspur. So konnten wir das nötige
Feeling für diese Musik, ähnlich wie
bei einem Live-Auftritt, aufrechterhalten.
So eine Aufnahme erfordert eine gehörige
Menge an Konzentration. Ein kleiner
Patzer bei einem Live-Event wird einem
in der Regel ja meist schnell verziehen,
denn Fehler sind ja menschlich. Aber bei
einer Aufnahme muss natürlich alles stimmen,
denn später am Tonträger hört man
alles „schwarz auf weiß“. Nach zweieinhalb
Tagen war die Aufnahme im Kasten
und wir sind unendlich dankbar für diese
großartige Erfahrung!
Alexander Mayr
„Southbrass“ ist seit September 2020 offizielles Mitglied des Labels „Hutter Music“.
Die neue Southbrass-CD „Darum Blasmusik!“ ist online unter www.huttermusic.com
oder unter diesem QR-Code bestellbar.
„
„
Weil Blasmusik Körper und Geist befriedigt und eine
Lebenseinstellung ist. Sie wird auf der Bühne gelebt
und im ganzen Körper gespürt!
Southbrass
Zwei Weihnachtsweisen aus dem Pustertal
Für Blasorchester instrumentiert von Gottfried Veit
Wohl zu keiner anderen Zeit wie zu Weihnachten
wird so viel gesungen und musiziert.
Christen auf der ganzen Welt unterstreichen
damit ihre Freude über die
Geburt Jesu. Dieses weihnachtliche Musizieren
hat vor allem in den Alpenländern
eine besondere Tradition. Noch heute fi n-
det man eine Vielzahl an Hirten- und Krippenliedern.
Meist sind es Volkslieder mit
einem schlichten Text – nicht selten im Dialekt,
einer ebenso schlichten melodischen
Gestalt und einer einfachen Harmonie mit
den Hauptdreiklängen von Tonika, Dominante
und Subdominante.
Auf der Suche nach Bläsersätzen für kleine
Besetzungen wird man schnell(er) fündig.
Wer allerdings nach Bearbeitungen für Blasorchester
stöbert, tut sich schon um einiges
schwerer. Gottfried Veit hat nun zwei
alpenländische Weihnachtslieder aus dem
Pustertal für Blasorchester instrumentiert.
Inhaltlich „staunen“ die Lieder „Ihr Hirten
im Freien“ und „Es blühen die Maien“ über
das Wunder von Weihnachten. Veit stellt
in seiner Instrumentation die weitmensurierten
„Dialekt-Instrumente“ Flügelhorn,
Tenorhorn und Bariton besonders in den
Vordergrund. Aber auch die pastorale
Klangfarbe der Klarinette ist unverzichtbarer
Bestandteil dieser Orchestrierung
von Gottfried Veit, seines Zeichens selbst
Klarinettist und langjähriger Klarinettenlehrer.
Die Doppelrohrblattinstrumente Oboe
und Fagott sowie die Saxophone können
bei Bedarf dazugenommen werden.
Stephan Niederegger
Die Noten zu den von Gottfried Veit arrangierten
Weihnachtsliedern sind im
Musikverlag TATZER erschienen und im
einschlägigen Fachhandel erhältlich.
KulturFenster
73 05/Oktober 2021
entdeckt
Digitalisierung der Blasmusik
Online-Seminare statt Proberaum
Die Corona-Pandemie hat neben den vielen
Einschränkungen auch wesentlich zur Digitalisierung
beigetragen bzw. die technische
Entwicklung um einige Jahre beschleunigt
und für neue kreative Angebote gesorgt.
Sowohl im privaten wie auch im beruflichen
Umfeld haben sich Onlineplattformen etabliert
als Alternative zu den durch die Corona-Maßnahmen
stark eingeschränkten
Kontakten. Live-Chats, Online-Sitzungen –
aber vor allem auch Webinare sind heute
teils schon Routine. So auch im Bereich
der Blasinstrumente, Blasmusik, Musiker
und deren Weiterbildung.
Es gibt mittlerweile neben Online-Musikunterricht
und vereinzelt Online-Proben
vermehrt auch Kursangebote im Internet.
Die Aus- und Weiterbildungsangebote des
VSM wurden in den letzten eineinhalb Jahren
großteils über gängige Onlineplattformen
abgewickelt. In Ergänzung dazu
sei auf zwei weitere Onlinedienste hingewiesen,
die teils auch kostenlos genutzt
werden können.
BlasmusikONline – der Veranstaltungskalender des ÖBV
www.blasmusik.at/BlasmusikONline
Seit einigen Monaten bietet der Österreichische Blasmusikverband (ÖBV) gemeinsam mit allen Landesund
Partnerverbänden einen Aus- und Weiterbildungskatalog an. Damit will man den Musikvereinen,
Funktionären und Musikanten Möglichkeiten zur Weiterbildung bieten. Dieser Veranstaltungskalender
mit den unterschiedlichsten Angeboten in den Bereichen Organisation, Musikalisch, Marschieren und
Jugend befindet sich am Blasmusik-Wiki. Neben den Online-Terminen werden auch Präsenzveranstaltungen
angeboten:
Blasmusik.Digital – Das Weiterbildungsportal
www.blasmusik.digital
Gestartet als Online Konferenz im Juli 2020, ist die Marke „Blasmusik.Digital" nach intensiver Entwicklungsarbeit
und weiteren Lockdownphasen zu einer Weiterbildungsplattform gewachsen, in der Fachdozenten
und Experten zu Themen rund um Musikinstrumente, Musiktheorie, Pädagogik, Methodik, Technik und
Gesundheit in Online-Seminaren ihr Wissen den Teilnehmern zur Verfügung stellen. In der Form von Live
Webcast mit Dozent und Moderator können die Teilnehmer ihre Fähigkeiten auf dem Instrument trainieren,
neue Spieltechniken direkt am Bildschirm mitüben und ihre Fragen im Live Chat an die Dozenten stellen.
Hinter der Plattform und der Ausgestaltung steht ein junges und motiviertes Team rund um Gründer und
Geschäftsführer Michael Schönstein. Dieser ist selbst ausgebildeter Dirigent sinfonischer Blasorchester und
Marketing-Spezialist in der Software-Branche. Er bringt daher viel Insiderwissen rund um die Szene mit
ein. Vielleicht ist nicht zuletzt dies einer der Erfolgsbausteine, die „Blasmusik.Digital" derzeit zum alternativen
Proberaum für viele Musiker macht, die alle unter dem Lockdown der Musik- und Kulturszene leiden.
KulturFenster
74 05/Oktober 2021
kurz notiert
kurz notiert –
das neue „Musikpanorama“
… für Nachrichten aus den Musikkapellen
Nachdem durch diverse Lockerungen
nun wieder Proben, Auftritte und Veranstaltungen
von Musikkapellen „erlaubt“
sind, laden wir auch wieder ein,
uns Berichte davon zukommen zu lassen.
Im Zuge der Neugestaltung des
„KulturFensters“ ist die ehemalige Rubrik
„Musikpanorama“ in „kurz notiert“
unbenannt worden; sie soll aber weiterhin
als Plattform für die Berichterstattung
aus den Musikkapellen und
damit zu einem regen Erfahrungsaustausch
genutzt werden.
Damit aber alle Artikel Platz fi nden
können, ist es notwendig, dass die jeweiligen
Texte nicht mehr als 1.500
Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen.
Die Berichterstatter*innen der Musikkapellen
sind gebeten, diese Vorgabe
einzuhalten. Ein aussagekräftiges und
vor allem drucktaugliches Foto - in entsprechend
guter Auflösung und mit
Bildtext - ist ebenfalls immer sehr willkommen.
Bitte auch immer den Redaktionsschluss
beachten!
Wir freuen uns auf viele „kurz notierte“
Meldungen!
Die Redaktion
Cyriak Gatterer ist Ehrenpräsident der MK Pfalzen
Cyriak Gatterer, Pramstallerbauer in Pfalzen,
bekleidete Jahrzehnte lang das Amt des
Präsidenten des Aufsichtsrates der Musikkapelle
Pfalzen und ging dieser über viele
Jahre hinweg auch als Fähnrich voran. Im
Jahr 2020 legte Cyriak nach 43 Jahren Präsidentschaft
sein Amt nieder und übergab
die Stafette dem von der Vollversammlung
neugewählten Präsidenten Franz Plangger.
Im Rahmen eines Ständchens im August
wurde Cyriak, aufgrund des einstimmigen
Beschlusses des Ausschusses, die Ehrenpräsidentschaft
der Musikkapelle Pfalzen
verliehen. In seiner Amtszeit als Präsident
stand er jedem Ausschuss stets mit
Rat und Tat zur Seite, knüpfte viele Kontakte
zu verschiedenen Musikkapellen aus
dem In- und Ausland und organisierte unzählige
Austauschkonzerte. Zudem wurden
die Zuhörer der traditionellen Pfalzner
Frühjahrskonzerte von Cyriak alljährlich
gekonnt und mit Charme durch das Konzertprogramm
geführt. Die Musikkapelle
Pfalzen bedankt sich für die langjährige
Vereinstreue und den großen Einsatz zum
Wohle der Musikkapelle.
Georg Seeber
Cyriak Gatterer (mit Urkunde) wurde für seine jahrzehntelange Treue zur Musikkapelle
Pfalzen mit der Ehrenpräsidentschaft ausgezeichnet – im Bild mit Ehefrau Margareth und
Musikobmann Georg Seeber.
KulturFenster
75 05/Oktober 2021
kurz notiert
Musik- und Erlebniswoche, ein voller Erfolg!
Sommerangebot der MK Naturns für den musikalischen Nachwuchs
Hohe und tiefe, laute und leise, schnelle und
langsame, unerfahrene und gekonnte Klänge
erfüllten vom 9. bis 13. August die Musikschule
und das Probelokal in Naturns und
brachten sie im Hochsommer zum Klingen.
Die Musikkapelle Naturns organisierte
zum 2. Mal ein Sommerangebot für
Jungmusikant*innen von Naturns und
Plaus, welches sich an alle richtete, die ein
Instrument lernen wollen oder bereits spielen.
Trotz großer organisatorischer Herausforderungen
kann auf eine gelungene und
vor allem für die Kinder und Jugendlichen
bereichernde Woche zurückgeblickt werden.
Neben diversen Freizeitaktivitäten wurden
verschiedene Gruppenspiele angeboten, die
ganz im Zeichen der Musik standen. Das Musizieren
mit den Instrumenten in verschiedenen
Formationen stellte aber nach wie vor
das Highlight dar. Die Anfänger*innen durften
ein Instrument ihrer Wahl ausprobieren
und das Erlernte am Ende der Woche beim
gemeinsamen Orchesterspiel zum Besten
geben. Dabei wurden sie von den Jugendlichen
unterstützt, die ihr Können auch in
fortgeschrittenen Ensembles unter Beweis
stellen konnten.
Die Woche mündete in ein erfolgreiches Abschlusskonzert
im Innenhof der Musikschule.
Aus Gesprächen mit den Teilnehmer*innen
und Eltern gingen durchwegs positive Rückmeldungen
und der Wunsch nach einer Wiederholung
des Projekts hervor. Somit wird
bei den Verantwortlichen der Musikkapelle
bereits über die Angebote zur Jugendförderung
im Herbst diskutiert.
Philipp Götsch
Eine Woche voller Musik, das war im heurigen Sommer für junge Musikantinnen und Musikanten
in Naturns wieder möglich.
Stilvolle Musik unterm Sternenhimmel
Das Konzert-Comeback der Musikkapelle Naturns am Tag 600
Am Tag 600 erfolgte der Auftakt zum ersten Konzert der Musikkapelle Naturns nach dem langen Konzertlockdown.
Nach 599 Tagen im Konzertlockdown präsentierte
die Musikkapelle Naturns am 21.
Juli 2021 das erste von insgesamt drei Serenadenkonzerten
am Rathausplatz von
Naturns.
Unterm Sternenhimmel stilvoller Musik zu
lauschen, war nicht nur zu Mozarts Zeiten
eine beliebte Freizeitgestaltung, auch an
den drei Abendkonzerten der Musikkapelle
Naturns bewies das zahlreich anwesende
Publikum, dass Musik wohl die einzige
Sprache der Leidenschaft ist. Mit einem
breitgefächerten Musikmenü in mannigfaltigen
Stilrichtungen begeisterte die Musikkapelle
unter der Leitung von Dietmar
Rainer die Konzertbesucher. Den leidenschaftlichen
Auftakt zum Konzert gab die
Kapelle mit festlichen Konzertmarschklängen,
die symbiotisch zu wunderschönen
Themen und ausgedehnten Melodien im
Trio standen. Während es die herzogliche
Tanzmusik aus der Zeit der Renaissance
bis hin zu den zeitgenössischen spanischen
Tanzmusikmelodien charakteristisch zu
ludischen, lyrischen und majestätischen
Höreindrücken brachte, schafften es hin-
gegen die verträumten Solomelodien von
Philipp Götsch am Euphonium dem Universum
sogar eine Sternschnuppe zu entlocken,
die im „Kalterer See“ des gleichnamigen
Konzertwalzers farbenreich erlosch.
Auch Popmusik, von romantisch bis pulsierend,
ja sogar gepaart mit Klassik, gab
die Kapelle zum Besten. Rudolf Mair und
Benedikt Kofler glänzten mit einem beeindruckenden
Paukenduett. Abgeschlossen
wurde der Serenadenreigen mit jubelnden
Marschklängen.
Fabian Fleischmann
KulturFenster
76 05/Oktober 2021
Blasmusik
Viele Gründe zum Feiern für die
Musikkapelle St. Pauls
Trachteneinweihung, Kapellmeisterwechsel und Ehrungen
Am 15. August lud die Musikkapelle St.
Pauls zu ihrem traditionellen Musikfest
ein. Heuer gab es gleich mehrere Höhepunkte
in der Geschichte der Musikkapelle
zu feiern.
Zum einen wurde die erneuerte Männertracht,
die im Jahre 1954 angeschafft worden
war, von Dekan Alexander Raich feierlich
eingeweiht. Die Eigenheit dieser neuen
Tracht besteht in der blauen Joppe, die
einzigartig im Überetsch/Unterland ist. Die
schwarze Stoffhose wird durch eine dunkle
Kniebundlederhose, das blau-weiße
Seidentuch durch einen Flor ersetzt. Der
Hut geht in eine zylindrische Form über,
die Trachtenschuhe werden mit Messingschnallen
versehen. Der bereits bestehende
Gürtel wird mit der neuen Tracht
weiterhin getragen.
Ein weiterer Höhepunkt war der Wechsel an
der Spitze der Kapelle. Seit 2010 dirigierte
Hans Finatzer die Paulsner Musikantinnen
und Musikanten und bereicherte das Kulturprogramm
mit einzigartigen Konzerten.
Er übergab den Dirigierstab an Christoph
Stadler, einem Musikanten aus den eigenen
Reihen, der bereits die Jugendkapelle
leitete und einige Jahre dem Musikverein
Lana vorstand.
Da die Cäciliafeier im Herbst ausfiel, wurde
das Musikfest auch als Anlass genommen,
um die ausständigen Ehrungen nachzuholen.
Heinz Plunger (Klarinette) und Oskar
Schweigkofler (Flügelhorn) sind bereits 60
Jahre lang aktive Musikanten. Ihnen wurde
das Große Verbands-Ehrenzeichen in Gold
am Bande von VSM-Bezirksobmann Stefan
Sinn überreicht. Des Weiteren erhielt
Michael Ohnewein (Tuba) das Ehrenzeichen
in Silber für seine 25jährige Tätigkeit.
Zudem wurden drei langjährige Mitglieder,
die unsere Kapelle in den letzten Jahren
verlassen haben, zu Ehrenmitgliedern ernannt,
und zwar Fritz Kager, Oswald Menghin
und Thomas Pfeifer.
Karin Winkler
Die beiden Stabführer Erich Haas und Samuel
Ebner präsentieren die neue Paulsner Männertracht.
Ehrungen bei der Musikkapelle St. Pauls: (v. l.) Bezirksobmann Stefan Sinn, Michael Ohnewein (25 Jahre), Oskar Schweigkofler (60
Jahre), Heinz Plunger (60 Jahre), Obmann Franz Schweigkofler, die Ehrenmitglieder Oswald Menghin und Thomas Pfeifer, Gebietsvertreter
Wilfried Bernard. Es fehlt Fritz Kager.
KulturFenster
77 05/Oktober 2021
kurz notiert
200 Jahre Musikkapelle Kiens
Ein würdiges Fest mit Abendkonzerten, Jubiläumspolka und Festakt
Die Musikkapelle Kiens besteht bereits seit 200 Jahren – das Jubiläum am 29. August war ein Fest für das ganze Dorf.
Im August startete die Musikkapelle Kiens
nach einem Jahr Pause und somit mit
einem Jahr Verspätung die Feierlichkeiten
zum 200jährigen Bestehen. Dazu wurden
drei Abendkonzerte in den verschiedenen
Fraktionen der Gemeinde organisiert. Diese
boten nicht nur die Möglichkeit, endlich
wieder vor Publikum spielen zu können,
sie wurden auch dazu genutzt, der Dorfbevölkerung
die Geschichte der Musikkapelle
mit Hilfe einer Fotoshow und Anekdoten
aus der Chronik näherzubringen.
Seit 1820 nämlich gestaltet die Musikkapelle
aktiv das Dorfleben mit.
Im Rahmen der Konzerte wurde jeweils
die von Armin Kofler eigens für diesen
Anlass komponierte „Jubiläums Polka“
uraufgeführt.
Am 29. August 2021 folgte im Beisein vieler
Gäste aus nah und fern der Höhepunkt
der Feierlichkeiten - der offizielle Festakt.
Nach dem festlichen Einzug mit Fahnenabordnungen
der anderen Vereine des
Dorfes und der umliegenden Dörfer wurde
am Pavillon in Kiens mit Pfarrer Michael
Bachmann der Festgottesdienst gefeiert.
Im anschließenden Festakt erklang noch
einmal die „Jubiläums Polka“ sowie verschiedene
Märsche zu Ehren verdienter
Mitglieder der Kapelle. Bürgermeister Andreas
Falkensteiner, Landesrat Philipp Achammer,
der Verbandsobmann des VSM,
Pepi Fauster, und der Bürgermeister der
Partnergemeinde Weiterstadt, Ralf Möller,
überbrachten in ihren Ansprachen
und Grußworten viele Glückwünsche zum
Jubiläum.
Die Wertschätzung seitens der Bürgerinnen
und Bürger ist für die Kapelle ein wichtiger
Antrieb, weiterhin alle Hürden und Herausforderungen
zu bewältigen. Natürlich geht
das nicht ohne die Unterstützung anderer
Vereine, der Gemeinde, von Unternehmen
oder besonderen Musikliebhabern.
So blickt die Musikkapelle Kiens in Dankbarkeit
zurück und hofft gleichzeitig, dass
es nie mehr so ein leises Jahr gibt, wie es
das vergangene war. Die Einladung zum
Jubiläums-Frühjahrskonzert sowie zum
Jubiläums-Kirschta soll jedenfalls im Jahr
2022 nachgeholt werden.
Verena Huber
KulturFenster
78 05/Oktober 2021
Blasmusik
Ein festlicher Abend in Ratschings
Musikanten, Sängerinnen und Organist geehrt
Der Abend des Freitags, 6. August, war ein
ganz besonderer für die Dorfgemeinschaft
in Ratschings. Er stand ganz im Zeichen
der Ehrung verdienter Persönlichkeiten,
die zwar bereits im vergangenen Jahr fällig
gewesen wäre, aber aufgrund der Corona-Pandemie
verschoben werden musste.
Für den musikalischen Rahmen sorgte die
Musikkapelle Ratschings im Anschluss an
einen Dankgottesdienst, bei dem sowohl
der langjährige Seelsorger Pater Meinrad
als auch der Pfarrmesner Peter Schölzhorn
verabschiedet wurden, mit einem Konzert
vor dem Vereinshaus. Im Laufe des Konzertes
wurde der Frauen- und Mädchenchor
für dessen 25-jährige Tätigkeit geehrt
sowie auch Franz Seeber, der 60 Jahre
lang als überaus fleißiger Organist tätig war.
Anton Obex wurde für seine 15-jährige
Tätigkeit im Ausschuss der Musikkapelle
Ratschings mit dem Verdienstzeichen in
Silber des Verbandes Südtiroler Musikkapellen
ausgezeichnet. Für seine nunmehr
40 Jahre währende aktive Mitgliedschaft
wurde Luis Leitner das Verbands-Ehrenzeichen
in Gold überreicht, während Sebastian
Leitner und Johann Haller das Große
Ehrenzeichen in Gold für ihre 50 Jahre als
aktive Musikanten verliehen bekamen.
Bürgermeister Sebastian Helfer, Marga-
reth Oberrauch vom Verband Südtiroler
Kirchenmusik und Klaus Fischnaller vom
Verband Südtiroler Musikkapellen nahmen
die Ehrungen vor und überbrachten den
Geehrten den Dank und die Glückwünsche
der Gemeinde und der Verbände.
MK Ratschings
Die Musikkapelle Ratschings umrahmte mit ihrem Konzert einen festlichen Abend, der
ganz im Zeichen zahlreicher Ehrungen, aber auch des Abschieds stand.
Ein „60-Jähriger“ und vier Neulinge bei der MK Prissian
Großes Ehrenzeichen in Gold am Bande und Leistungsabzeichen verliehen
Im Rahmen eines ihrer traditionellen
Sommerkonzerte am Musikpavillon von
Prissian wurde an Emil Matscher das
Große Ehrenzeichen in Gold am Bande
des VSM in Anerkennung seiner 60-jährigen
Tätigkeit als Musikant bei der Musikkapelle
Prissian überreicht.
Bürgermeister Christoph Matscher und
der VSM-Verbandskapellmeister Meinhard
Windisch richteten würdigende
Worte an den Geehrten und hoben den
kulturellen Wert seiner langjährigen Vereinstätigkeit
für die Dorfgemeinschaft
hervor.
Im Verlauf des Konzertes wurden auch
an vier Jung-Musikantinnen die Urkunden
zum Leistungsabzeichen übergeben:
Marie Mair (Klarinette), Elisabeth
Margesin (Querflöte) und Eva Windegger
(Querflöte) erhielten das Leistungsabzeichen
in Bronze, und Anna Windegger
(Flügelhorn/Trompete) jenes in Gold
mit ausgezeichnetem Erfolg.
Das Konzert, das unter der musikalischen
Leitung von Kapellmeister Elmar Windegger
stand und von Manfred Holzer moderiert
wurde, erhielt von den vielen Zu-
hörern großen Applaus , ebenso wie der
langgediente Musikant Emil Matscher und
die vier Jungmusikant*innen.
Georg Gamper
Eine besondere Ehrung beim Sommerkonzert der MK Prissian. (v. l.) Bürgermeister Christoph
Matscher, VSM-Verbandskapellmeister Meinhard Windisch, Emil Matscher, Obmann
Georg Gamper, Kapellmeister Elmar Windegger.
KulturFenster
79 05/Oktober 2021
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05.-06.11.2021
Dirigentenwerkstatt
mit Marco Sommadossi im Haus der Vereine in Nals mit der Bürgerkapelle Lana
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13.11.2021
„Intensivseminar Chorleitung“
Praktische Tipps und Tricks für den Choralltag -
Referent: Roland Büchner
Infos unter:
scv.bz.it/intensivserminarchorleitung/