2011/1 - Föderation der Barmherzigen Schwestern
2011/1 - Föderation der Barmherzigen Schwestern
2011/1 - Föderation der Barmherzigen Schwestern
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Nr.1<br />
Januar<br />
Februar<br />
März<br />
<strong>2011</strong><br />
Zeitschrift <strong>der</strong> <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong><br />
Vinzentinischer<br />
Frauengemeinschaften
LIEBE<br />
SCHWESTERN,<br />
am 8. Dezember 1617 überreichte<br />
Vinzenz von Paul,<br />
damals Pfarrer in Châtillonles-Dombes,<br />
einer Gruppe<br />
von Frauen eine denkwürdige<br />
Schrift. Es war die<br />
bischöfliche Bestätigung zur<br />
Gründung <strong>der</strong> ersten Charitégruppe,<br />
einer Vereinigung<br />
von Frauen im Dienste<br />
<strong>der</strong> notleidenden Menschen.<br />
Vinzenz von Paul,<br />
<strong>der</strong> Initiator dieser Gruppe<br />
im Dienst <strong>der</strong> christlichen<br />
Nächstenliebe, stellte seine<br />
Gründung unter den<br />
Schutz Jesu Christi, des<br />
Herrn <strong>der</strong> Barmherzigkeit,<br />
entsprechend <strong>der</strong> Worte<br />
Jesu: »Seid barmherzig, wie<br />
euer Vater im Himmel barmherzig<br />
ist.«<br />
Es muss also etwas Beson<strong>der</strong>es<br />
sein um diese Barmherzigkeit.<br />
Und immer da, wo<br />
Menschen einan<strong>der</strong> begegnen<br />
und aufeinan<strong>der</strong> angewiesen<br />
sind, ist die Barmherzigkeit<br />
die edelste aller<br />
Verhaltensformen. Sie ist ein<br />
Weg auf Gott zu, denn seine<br />
Verheißung bleibt ja bestehen,<br />
dass er allen denen<br />
barmherzig ist, die ihm in<br />
seinen Glie<strong>der</strong>n, den Hilfesuchenden,<br />
Gutes getan<br />
haben.<br />
2<br />
So gewinnt alles selbstlos<br />
helfende Tun seine vornehmste<br />
Motivation aus dem<br />
Willen, Leiden zu lin<strong>der</strong>n,<br />
dringende Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
des Alltags mit allen Gaben<br />
des Geistes und Herzens<br />
aufzufangen in <strong>der</strong> Hinwendung<br />
zum Hilfesuchenden.<br />
Im An<strong>der</strong>en zuerst den<br />
Menschen sehen, dazu will<br />
uns Jesus ermutigen, wenn<br />
er von Barmherzigkeit als<br />
dem vor Gott Wichtigsten<br />
spricht.<br />
Da hören wir in uns den Einwand:<br />
Wird Barmherzigkeit<br />
nicht oft missbraucht und<br />
schamlos ausgenutzt? Vor<br />
allem: Wird nicht oft mit dem<br />
viel bemühten Mantel <strong>der</strong><br />
Barmherzigkeit viel Unrecht<br />
und Versagen überdeckt?<br />
Reicht Barmherzigkeit? Aber<br />
wie sagt doch <strong>der</strong> Prophet:<br />
»Halte fest an Barmherzigkeit<br />
und Recht« (Hos 12,7).<br />
Barmherziges Tun, helfendes<br />
Mit-Sein stellt sich hier dar<br />
in einer tiefen Hochachtung<br />
vor <strong>der</strong> Menschenwürde.<br />
Hier wird <strong>der</strong> Geber selbst<br />
zur Gabe, so wie Christus in<br />
Geistliches Wort<br />
PROVINZOBERIN<br />
SR. HILDEGARD KÖHLER,<br />
KÖLN<br />
seiner Menschwerdung sich<br />
selbst gegeben hat. Und<br />
wir hören die hl. Louise<br />
von Marillac: »Es bedeutet<br />
nichts, sein Geld zu geben,<br />
außer man gibt sich selbst<br />
hin ... und das ist eine heilige<br />
Sache ...« Hier geht uns<br />
<strong>der</strong> Sinn <strong>der</strong> Wortes »teilnehmen«<br />
auf: Einen Teil vom<br />
an<strong>der</strong>en auf sich nehmen<br />
und ihm tragen helfen. Hier<br />
kann Barmherzigkeit sogar<br />
eine schwere Last und Aufgabe<br />
werden, aber sie gewinnt<br />
dadurch mehr als nur<br />
den Wert einer guten Tat.<br />
Hier hat sie Verkündigungscharakter,<br />
denn die Verkündigung<br />
<strong>der</strong> Frohbotschaft<br />
geht, wie die Schrift sagt,<br />
einher mit Zeichen <strong>der</strong><br />
Nächstenliebe. Wie oft ist ja<br />
von uns ein selbstloser,<br />
ungeschuldeter Einsatz in<br />
tausend alltäglichen Dingen<br />
gefragt. Für den vinzentinisch<br />
orientierten Menschen<br />
muss alles Handeln geleitet<br />
sein vom Bewusstsein <strong>der</strong>
Solidarität mit den Leidenden,<br />
nach den Worten im<br />
1. Korinther-Brief, Kap. 13:<br />
»Sie suchen nicht das Ihre,<br />
sie glauben alles, sie hoffen<br />
alles, sie dulden alles.«<br />
Das Horchen, das Hinhören<br />
auf den Anruf <strong>der</strong> Hilfesuchenden<br />
ist wohl <strong>der</strong><br />
Punkt, worin unser aller Auftrag<br />
und Bestreben zusammentrifft.<br />
Vinzenz von Pauls<br />
Aufruf, »... <strong>der</strong> Not <strong>der</strong> Menschen<br />
zu Hilfe eilen wie<br />
zum Feuerlöschen« findet<br />
seine tiefste Begründung<br />
und seine schönste Glücksverheißung<br />
in den Worten<br />
Christi: »... das habt ihr mir<br />
getan.« Höchst christlich und<br />
höchst vinzentinisch.<br />
So wird ein solcher Dienst<br />
immer dem Auftrag entsprechen,<br />
Verteidiger und Zeuge<br />
des Evangeliums des Lebens<br />
zu sein, in welcher Form es<br />
auch immer sei, »denn die<br />
Liebe ist unendlich erfin<strong>der</strong>isch«<br />
(Vinzenz von Paul).<br />
Zum diesjährigen<br />
Titelbild<br />
MICHAEL KÖHLI<br />
Ein eher unscheinbarer<br />
Anfang war es, als<br />
1904 die ersten drei<br />
Vinzentinerinnen nach Speicher<br />
(Eifel) kamen. Die Kirchengemeinde<br />
stellte ein<br />
kleines Häuschen zur Verfügung,<br />
und die <strong>Schwestern</strong><br />
übernahmen zunächst die<br />
ambulante Krankenpflege.<br />
Später kamen eine Kin<strong>der</strong>bewahrschule<br />
und eine Handarbeitsschule<br />
hinzu. Stets am<br />
Hilfebedarf ihrer Zeit orientiert,<br />
betreuten die Schwes-<br />
St. Vinzenz mit<br />
barmherziger<br />
Schwester, August<br />
Demeter, Bad<br />
Wurzach, 1987.<br />
Holzplastik im<br />
Eingangsbereich<br />
des Mutterhauses<br />
St. Maria, Untermarchtal.<br />
Höhe 190 cm,<br />
Breite 45 cm,<br />
Tiefe 30 cm.<br />
Schwerpunkt<br />
KINDER- UND<br />
JUGENDHILFE IM<br />
ST. VINZENZHAUS<br />
SPEICHER<br />
tern im Lauf <strong>der</strong> Jahrzehnte<br />
zunehmend Kin<strong>der</strong> im Heim<br />
und im Kin<strong>der</strong>garten. Der<br />
Kin<strong>der</strong>garten ist heute eine<br />
Kin<strong>der</strong>tagesstätte mit umfassendemBetreuungsangebot,<br />
das Kin<strong>der</strong>heim eine<br />
Einrichtung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und<br />
Jugendhilfe mit differenzierten<br />
Erziehungshilfen.<br />
Das Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfegesetz<br />
definiert einen<br />
Rechtsanspruch von Personensorgeberechtigten<br />
auf<br />
unterschiedlich intensive Hil-<br />
Wir sind alle Findelkin<strong>der</strong>!<br />
Die beiden Heiligen, Vinzenz und Louise, wenden sich auf diesem<br />
Bild einem Kind zu. In Kenntnis <strong>der</strong> Heiligenlegende wissen<br />
wir um ihre liebevolle Zuwendung und Sorge, die den »Findelkin<strong>der</strong>n<br />
von damals« von den beiden Heiligen geschenkt<br />
wurde. Ihr großes, liebendes Interesse hat sicher vielen gutgetan<br />
und zu einem liebenswerten Umgang mit Menschen<br />
befähigt.<br />
Als ich dieses Bild sah, dachte ich sofort: Auch ich – wir Vinzentinerinnen<br />
alle – sind Findelkin<strong>der</strong> dieser Heiligen. Ihre<br />
Weise zu leben und zu lieben, hat uns gefunden und in ihre<br />
Nachfolge berufen, die barmherzige Liebe weiterzugeben.<br />
Jede von uns lebt ihre »Liebesgeschichte <strong>der</strong> Barmherzigkeit«<br />
auf vielfältige Weise. Das ist immer möglich, nicht nur in <strong>der</strong><br />
aktiven Lebensphase, son<strong>der</strong>n auch im hohen Alter, wenn fast<br />
nichts mehr geht und trotzdem eine liebenswürdige Ausstrahlung<br />
es schafft, an<strong>der</strong>e in den Bann <strong>der</strong> Liebe zu ziehen.<br />
SR. URSULA BITTNER<br />
3<br />
�
fen zur Erziehung, sofern<br />
eine dem Wohl des Kindes<br />
entsprechende Versorgung<br />
und Erziehung nicht gewährleistet<br />
ist. Dies betrifft insbeson<strong>der</strong>e<br />
Familien, die aufgrund<br />
von Krisensituationen<br />
o<strong>der</strong> durch Armut, Arbeitslosigkeit<br />
o<strong>der</strong> Erkrankungen<br />
beson<strong>der</strong>s belastet sind.<br />
Das Angebot unserer Tagesgruppen<br />
richtet sich an Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche im Alter<br />
von 6 bis 18 Jahren. Häufige<br />
Aufnahmeanlässe sind schulische<br />
Probleme in Verbindung<br />
mit Auffälligkeiten im<br />
Sozialverhalten sowie erzieherische<br />
Schwierigkeiten in<br />
<strong>der</strong> Familie. Die Zielsetzung<br />
<strong>der</strong> Tagesgruppen ist dabei<br />
eng verknüpft mit dem<br />
Grundgedanken <strong>der</strong> Prävention:<br />
Durch eine Entlastung<br />
des familiären Umfelds, die<br />
Aufarbeitung schulischer und<br />
sozialer Defizite und die Stärkung<br />
<strong>der</strong> Eltern in ihrer erzieherischen<br />
Kompetenz soll<br />
<strong>der</strong> Verbleib <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und<br />
Jugendlichen in <strong>der</strong> Familie<br />
gesichert werden. Zu den<br />
Leistungen <strong>der</strong> Tagesgruppen<br />
zählen <strong>der</strong> Transport von<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Schule zur<br />
Einrichtung sowie von <strong>der</strong><br />
Einrichtung nach Hause, die<br />
Versorgung mit Mittag- und<br />
4<br />
Abendessen, die schulische<br />
Begleitung und För<strong>der</strong>ung,<br />
gezielte Freizeitangebote sowie<br />
die Beratung <strong>der</strong> Eltern.<br />
Entscheidend für den Erfolg<br />
<strong>der</strong> Hilfemaßnahme ist die<br />
intensive und vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
allen Beteiligten: Kin<strong>der</strong>n,<br />
Eltern, Jugendamt, Einrichtung,<br />
Schulen, Therapeuten<br />
und an<strong>der</strong>en Fachdiensten.<br />
In unseren Wohngruppen tritt<br />
bereits kurz nach <strong>der</strong> Aufnahme<br />
die Klärung <strong>der</strong> Perspektiven<br />
in den Vor<strong>der</strong>grund:<br />
Vorrangig wird versucht, eine<br />
Rückführung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in<br />
die eigene Familie zu erreichen.<br />
Ist dies, z. B. aufgrund<br />
von anhalten<strong>der</strong> Gefährdung<br />
nicht möglich, wird die Unterbringung<br />
in einer geeigneten<br />
Pflegefamilie angestrebt.<br />
Wenn keine Pflegefamilie zur<br />
Verfügung steht, bleiben die<br />
Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Regel bis zu<br />
ihrer Verselbstständigung in<br />
<strong>der</strong> Einrichtung. In einer<br />
eigens hierfür konzipierten<br />
Wohngruppe für Jugendliche<br />
werden gezielt lebenspraktische<br />
Fertigkeiten eingeübt.<br />
Danach, in <strong>der</strong> ersten eigenen<br />
Wohnung, erfolgt eine<br />
zunächst recht intensive ambulante<br />
Betreuung, die meist<br />
zügig reduziert und etwa<br />
nach einem Jahr eingestellt<br />
werden kann.<br />
Wie geht es dann weiter? Die<br />
jungen Menschen müssen,<br />
früher als viele Altersgenossen,<br />
ihren eigenen Weg ins<br />
Leben finden. Viele »unserer«<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen<br />
pflegen auch nach ihrer Zeit<br />
in unserer Einrichtung den<br />
Kontakt untereinan<strong>der</strong> und<br />
zu ihren Erzieherinnen und<br />
Erziehern. Diese Verbundenheit<br />
erleben wir als ermutigendes<br />
Zeichen, dass wir die<br />
Kin<strong>der</strong> im Sinne des heiligen<br />
Vinzenz auf einem Teil ihres<br />
Lebensweges gut begleiten<br />
konnten.<br />
Zur Leitlinie für die Arbeit mit<br />
den uns anvertrauten Kin<strong>der</strong>n<br />
und Jugendlichen ist<br />
uns ein Wort von Schwester<br />
Christa, <strong>der</strong> deutschen Generalrätin<br />
in Paris, anlässlich<br />
unseres 100-jährigen Jubiläums<br />
2004 geworden:<br />
Mögen Kin<strong>der</strong> im St. Vinzenzhaus<br />
Heimat, Geborgenheit<br />
und alle nötige Begleitung<br />
und Liebe für den Bau<br />
ihres Lebenshauses finden.
VESPER<br />
Der Bericht von <strong>der</strong><br />
ersten Brotvermehrung<br />
findet sich im<br />
Kapitel 6 des Markusevangeliums.<br />
Markus erzählt da<br />
Gleichnisse, Heilungen und<br />
Wun<strong>der</strong>. In <strong>der</strong> Mitte des Kapitels<br />
steht <strong>der</strong> Höhepunkt:<br />
»Die Aussendung <strong>der</strong> Zwölf<br />
Apostel.« Auch hier kommt<br />
wie<strong>der</strong> die Frage auf: »Woher<br />
kommt Ihm diese Kraft?<br />
Ist Er nicht einer von uns?<br />
Der Sohn von Maria und dem<br />
Zimmermann?«<br />
In diesem Kapitel steht fast<br />
jedes Mal am Ende einer Perikope<br />
die doppelte Reaktion<br />
<strong>der</strong> Leute: Zuerst: »Sie waren<br />
innerlich erstarrt. Alle gerieten<br />
in ein großes Staunen.«<br />
Und die zweite Reaktion:<br />
»Wer Ohren hat, <strong>der</strong> höre.«<br />
»Die Apostel waren bestürzt<br />
und außer sich. Denn sie<br />
waren nicht zur Einsicht gekommen,<br />
als das mit den<br />
Broten geschah, und ihr Herz<br />
war verstockt.«<br />
Das Wort Gottes von <strong>der</strong><br />
Brotvermehrung wird uns<br />
<strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>stagung 2010<br />
40. Jahreskonferenz des <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>srates<br />
<strong>der</strong> Vinzentinischen Gemeinschaften<br />
28. September bis 2. Oktober 2010<br />
im Mutterhaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> <strong>Schwestern</strong><br />
Innsbruck, Haus Marillac<br />
ZUR ERÖFFNUNG DER<br />
JAHRESKONFERENZ<br />
ANSPRACHE VON<br />
SR. DENISE BAUMANN, STRASSBURG,<br />
GEISTLICHE BEIRÄTIN<br />
auf dieser Jahreskonferenz<br />
begleiten. Wir werden sicher<br />
vieles von Erlebnissen und<br />
Geschehnissen in diesen<br />
40 Jahren des <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>slebens<br />
sammeln –<br />
• die Stunde <strong>der</strong> Gründung<br />
<strong>der</strong> <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>: 1970,<br />
• die Intuition und die Vision<br />
<strong>der</strong> Grün<strong>der</strong> für das <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>sleben,<br />
• die gemeinsame Lebensordnung,<br />
• die Gebetsgemeinschaft,<br />
die Dienstgemeinschaft –<br />
alles Gottesgaben und auch<br />
Zeichen unseres Willens<br />
diese <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>sgemeinschaft<br />
weiter aufzubauen.<br />
Mit Staunen, Freude und Lob<br />
des Herrn wollen wir diese<br />
Dankbarkeit besingen.<br />
»Wie viele Brote habt ihr?<br />
Geht und seht nach!« Mit<br />
diesem Wort Jesu sind wir zu<br />
einem zweiten Schritt ein-<br />
5<br />
�
geladen: Geht jetzt und seht<br />
heute nach! Seht nach dem<br />
Brot für die heutigen Menschen!<br />
»Gebt ihr ihnen zu<br />
essen!« Seht nach in <strong>der</strong><br />
internationalen <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>!<br />
Ihr tragt in euch die Überzeugung<br />
und die Absicht, mehr<br />
zusammenzurücken! Geht<br />
und seht nach, was heute<br />
für konkrete Projekte zu verfolgen<br />
sind!<br />
In manchen Stunden sind wir<br />
wie die Apostel in großem<br />
Staunen. An an<strong>der</strong>en Tagen<br />
kommen wir nicht »zur Ein-<br />
sicht, und unsere Augen wie<br />
unser Herz bleiben verschlossen<br />
und verstockt«.<br />
Wir wissen, wie sehr <strong>der</strong> hl.<br />
Vinzenz auf die Ereignisse<br />
seiner Zeit bedacht war. Das<br />
zweite Vatikanische Konzil<br />
legt ebenfalls Gewicht auf<br />
diese Befähigung <strong>der</strong> Christen,<br />
die Zeichen <strong>der</strong> Zeit<br />
zu erkennen: »Zur Erfüllung<br />
ihres Auftrags hat die Kirche<br />
die Pflicht, nach den Zeichen<br />
<strong>der</strong> Zeit zu forschen, und sie<br />
im Licht des Evangeliums zu<br />
AUFNAHME<br />
<strong>der</strong> Gemeinschaft von Zams<br />
in die vinzentinische <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong><br />
bei <strong>der</strong> Gabenbereitung<br />
• Alle Generaloberinnen bringen als Zeichen Brot zum Altar.<br />
• Die Vertreterinnen von Zams werden gerufen.<br />
• Sr. M. Gerlinde liest das Gesuch vor.<br />
• Die Vorsitzende gibt die Zustimmung <strong>der</strong> <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong><br />
und die Antwort aus Rom bekannt.<br />
• Die Geistliche Beirätin übergibt die Statuten und<br />
das Zeichen (Unterschreiben <strong>der</strong> Urkunde).<br />
6<br />
deuten ... Es gilt also, die<br />
Welt, in <strong>der</strong> wir leben, ihre<br />
Erwartungen, Bestrebungen<br />
und ihren oft dramatischen<br />
Charakter zu erfassen und<br />
zu verstehen« (Gaudium et<br />
Spes 4,1).<br />
»Wie viele Brote habt ihr?<br />
Geht und seht nach!« Je<strong>der</strong><br />
Tag dieser Woche wird für<br />
uns Staunen, Freude und<br />
Lob des Herrn bringen. Tiefer<br />
noch, je<strong>der</strong> Tag wird uns<br />
zu einer Bekehrung führen –<br />
je<strong>der</strong> Tag wird uns in die<br />
Richtung einer Metánoia führen,<br />
um die heutige Sendung<br />
und Weltmission besser zu<br />
verstehen und zu erleben.<br />
Möge Jesus heute Abend<br />
das Segensgebet über uns<br />
sprechen! Möge Er die Brote<br />
brechen und sie uns geben!<br />
Damit wir sie mit vielen an<strong>der</strong>en<br />
teilen können! Möge<br />
Jesus auch unsere Augen<br />
öffnen, sodass wir Ihn erkennen!<br />
In dieser Woche ist<br />
Jesus mit uns auf dem<br />
Weg. Mit uns will Er auf <strong>der</strong><br />
<strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>stagung Brotvermehrung<br />
erleben.<br />
▲
▲<br />
Mittwoch, den 29. September<br />
2010: Im Mutterhaus Zams<br />
Eucharistiefeier mit Aufnahme<br />
<strong>der</strong> Kongregation <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> <strong>Schwestern</strong><br />
Zams als 14. <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>smitglied.<br />
Wahl <strong>der</strong><br />
<strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>sleitung<br />
Mitte: Sr. Cäcilie, Generaloberin<br />
in Pa<strong>der</strong>born, Vorsitzende;<br />
links: Sr. M. Rosalia, Generaloberin<br />
in Fulda, stellvertretende<br />
Vorsitzende;<br />
rechts: Sr. Denise, Straßburg,<br />
Geistliche Beirätin (Wie<strong>der</strong>wahl).<br />
<strong>Schwestern</strong>zahl bei <strong>der</strong> <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>stagung<br />
im Oktober 2010<br />
Profess- Novizinnen Postulan-<br />
<strong>Schwestern</strong> tinnen<br />
Augsburg 144 1 1<br />
Freiburg 202 – –<br />
Fulda 158 1 –<br />
Heppenheim 54 – –<br />
Hildesheim 132 1 –<br />
Perú 35 4 1<br />
Innsbruck 102 – –<br />
Meran 91 – –<br />
Treviso 22 – –<br />
Tansania 115 16 12<br />
Dong-Suwon/ 224 3 3<br />
Südkorea<br />
Mananthavady 225 13 10<br />
München 367 – –<br />
Profess- Novizinnen Postulan-<br />
<strong>Schwestern</strong> tinnen<br />
Pa<strong>der</strong>born 323 – –<br />
Straßburg 122 – –<br />
Untermarchtal 411 – –<br />
Tansania 213 14 10<br />
Köln 95 – –<br />
Provinz<br />
Österreich<br />
251 – –<br />
Wien –<br />
Österr. Provinz<br />
207 1 –<br />
Prov. Kremsier 23 1 –<br />
Zams 138 – –<br />
Bozen 72 – –<br />
Perú 5 – –<br />
Zagreb 801 9 3<br />
Gesamt 4532 64 41<br />
7
8<br />
Von Locarno im Tessin<br />
bringt eine Kabinenbahn<br />
den Wan<strong>der</strong>er<br />
auf den Berg Cardada in<br />
1340 m Höhe: Eine bequeme<br />
Anreise, die hilft, das geschäftige<br />
Tal langsam hinter<br />
sich zu lassen.<br />
Dann geht es zu Fuß weiter<br />
auf einem Bergweg, an Wildrosen<br />
und blühenden Wiesen<br />
vorbei, immer bergauf: Ein<br />
manchmal beschwerlicher<br />
Weg, <strong>der</strong> zum Schwitzen,<br />
Schnaufen und Stehenbleiben<br />
bringt.<br />
Das letzte Wegstück führt<br />
in Richtung Gipfelkreuz. Von<br />
dort aus möchte je<strong>der</strong><br />
gern in die weite Landschaft<br />
schauen: Alle Kräfte werden<br />
für den letzten Anstieg gesammelt<br />
in <strong>der</strong> Hoffnung,<br />
das Kreuz dort oben zu<br />
erreichen.<br />
Bildmeditation<br />
GIPFELKR<br />
ZUM<br />
GIPFELKREUZ<br />
UNTERWEGS<br />
SR. URSULA BITTNER<br />
Wer endlich am Ziel angekommen<br />
ist und zum Kreuz<br />
hinaufschaut, <strong>der</strong> weiß – alle<br />
Mühen des Weges haben<br />
sich gelohnt: Die Landschaft<br />
des Lebens liegt hinter ihm,<br />
und er ist mit dem Kreuz<br />
dem Himmel sehr nahe. Im<br />
Bewusstsein dessen wird<br />
sein Leben Ausblick haben.<br />
Das Erreichen des Gipfelkreuzes<br />
und <strong>der</strong> Weg dorthin<br />
sind wie ein Bild für das<br />
Leben. Es gibt lange und<br />
beschwerliche Wegstrecken.<br />
Doch jede Anstrengung,<br />
je<strong>der</strong> Schritt bringt weiter<br />
zum Ziel, zum Kreuz hin, mit<br />
dem Jesus Christus durch<br />
seinen Tod und seine Auferstehung<br />
Erde und Himmel<br />
verbunden hat. Er lädt uns<br />
alle zu diesem Weg ein.
UZ<br />
9<br />
Foto: Heidi Bittner
NEUE<br />
ORDENSLEITUNGEN<br />
10<br />
Pa<strong>der</strong>born<br />
Wahl <strong>der</strong> Ordensleitung 2010<br />
Von links nach rechts:<br />
Sr. Raphaele M. Krämer (Wie<strong>der</strong>wahl,<br />
Generalassistentin);<br />
Sr. M. Cäcilie Müller, Generaloberin<br />
(Wie<strong>der</strong>wahl); Sr. M.<br />
Christiane Peterseim (neu);<br />
Sr. Rotraut Helle (neu); Sr. M.<br />
Magdalena Reinberg (neu);<br />
Sr. M. Katharina (Generalökonomin).<br />
München<br />
Generaloberin: Sr. M. Theodolinde<br />
Mehltretter (Wie<strong>der</strong>wahl).<br />
Ratsschwestern (durch Wie<strong>der</strong>wahl):<br />
Sr. M. Vinzentia Moll;<br />
Sr. M. Veneranda Sachsenhauser;<br />
Sr. M. Adelinde<br />
Schwaiberger.<br />
Ratsschwestern (durch<br />
Neuwahl): Sr. Rosa M. Dick;<br />
Sr. M. Ermenfrieda Ettl.<br />
Den neuen Ordensleitungen<br />
Gottes Segen<br />
für ihr Wirken und für<br />
ihre Mitarbeit in <strong>der</strong><br />
<strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>.<br />
Im Gedenkjahr des 350.<br />
Todestages <strong>der</strong> hl. Louise<br />
von Marillac und des hl. Vinzenz<br />
von Paul hat die vinzentinische<br />
Familie weltweit<br />
ein Jahr für die Armen ausgerufen.<br />
Auch wir im Mutterhaus<br />
in Untermarchtal haben<br />
uns Gedanken gemacht,<br />
welchen Beitrag wir für die<br />
Armen in diesem Jahr ganz<br />
konkret leisten wollen und<br />
können. Daraus sind verschiedene<br />
Ideen entstanden,<br />
Berichte aus Mutterund<br />
Provinzhäusern<br />
Untermarchtal<br />
VON DER ARMUT BEWEGT<br />
WIRD LIEBE ZUR TAT<br />
Rückblick auf das 350. Gedenkjahr<br />
von denen wir einige verwirklichen<br />
wollten. Von den<br />
Schritten, die wir inzwischen<br />
getan haben, will ich Ihnen<br />
berichten.<br />
Das Singspiel »Lichtkreuzung<br />
– Leben für die Armen«<br />
schuf die spirituelle Grundlage<br />
für alle an<strong>der</strong>en Aktionen.<br />
Ausgedacht und entwickelt<br />
wurde es von Sr.<br />
Elisabeth Halbmann, Sr. Marzella<br />
Krieg und Jörg Hudelmaier.<br />
Es knüpft an die
geschichtlichen und spirituellen<br />
Wurzeln unserer Gemeinschaft<br />
an, indem es<br />
Vinzenz von Paul und Louise<br />
von Marillac zu Wort kommen<br />
lässt und ihre Motivation<br />
und geistlichen Kraftquellen<br />
aufzeigt. Von dort her<br />
wird zum Ende des Singspiels<br />
<strong>der</strong> Bogen gespannt<br />
zu den Armen unserer Zeit.<br />
Das Schlusslied des Singspiels<br />
lädt ein und spornt uns<br />
an wie Vinzenz und Louise<br />
unser Leben für die Armen<br />
einzusetzen. In diesem Lied<br />
heißt es:<br />
»Leben für die Armen,<br />
Hoffnung sein und Licht.<br />
Leben für (die), die hungern<br />
nach Gerechtigkeit<br />
und Brot.<br />
Leben für die Armen,<br />
Hilfe sein und Halt.<br />
Leben aus dem Feuer<br />
<strong>der</strong> Barmherzigkeit<br />
in Not.<br />
Leben für die Armen,<br />
Stütze sein und Trost.<br />
Leben auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach Vollendung<br />
ganz in Gott.<br />
Lasst uns weitersehen,<br />
Vinzenz und Louise,<br />
lasst uns weitergehen,<br />
weitergehen den Weg,<br />
den ihr voraus gelebt.«<br />
Ich wünsche uns allen, dass<br />
dieser Refrain uns ansteckt<br />
zur Tat, damit auch die Armen<br />
unserer Zeit durch uns<br />
Hoffnung und Licht, Gerechtigkeit<br />
und Brot, Hilfe und<br />
Halt, Stütze und Trost erfahren,<br />
und wir vom Feuer <strong>der</strong><br />
Barmherzigkeit angesteckt<br />
Liebe zur Tat werden lassen.<br />
Das Singspiel wurde zur<br />
Einstimmung auf das Fest<br />
<strong>der</strong> hl. Louise uraufgeführt.<br />
Wir waren überrascht und<br />
überwältigt, dass die Ankündigung<br />
des Spiels in <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit ein solches<br />
Echo fand! Unsere Vinzenzkirche<br />
war voll besetzt, was<br />
ca. 500 bis 600 Zuhörer<br />
bedeutet. Die Teilnehmer<br />
<strong>der</strong> MEGViS-Tagung kamen<br />
ebenfalls in den Genuss, das<br />
Singspiel zu sehen und zu<br />
hören. Auch an diesem<br />
Abend waren noch Gäste<br />
von außerhalb gekommen.<br />
Dieses Zurückgehen zu unseren<br />
Wurzeln und das<br />
Hören und Schauen auf unsere<br />
Ordenspatrone soll und<br />
wird alle an<strong>der</strong>en Aktionen<br />
durchwirken. Auf diesem<br />
Hintergrund sehe ich auch<br />
unsere Wallfahrt zum Tafelladen<br />
nach Ehingen. Der<br />
Tafelladen in Ehingen wurde<br />
im November 2009 eröffnet.<br />
Dort können bedürftige Menschen<br />
günstig Lebensmittel<br />
einkaufen, die von Groß-<br />
märkten gespendet werden.<br />
Dabei handelt es sich meist<br />
um Lebensmittel, die bald<br />
verbraucht werden müssen,<br />
o<strong>der</strong> um Restbestände.<br />
Im Generalrat hatten wir entschieden,<br />
dass wir diese Einrichtung<br />
unterstützen wollen<br />
mit Produkten aus unserem<br />
Klosterladen. Um eine gewisse<br />
Nachhaltigkeit zu erreichen,<br />
wollten wir nicht<br />
einfach die Produkte dorthin<br />
bringen, son<strong>der</strong>n einen Gutschein<br />
überreichen, <strong>der</strong> es<br />
den Mitarbeitern im Tafelladen<br />
ermöglicht, die Produkte<br />
so abzurufen, wie sie<br />
gebraucht werden. Dabei<br />
handelt es sich um Eier,<br />
Nudeln und verschiedene<br />
Wurstsorten, alles Eigenprodukte<br />
von unserem Hofgut.<br />
Da wir mit dieser Aktion auch<br />
die Öffentlichkeit aufmerksam<br />
machen wollten: Auf die<br />
Armut in unserer unmittelbaren<br />
Umgebung, hatte unser<br />
Herr Superior Briemle die<br />
Idee, dass wir uns innerlich<br />
und äußerlich auf den Weg<br />
machen, uns von <strong>der</strong> Armut<br />
11<br />
�
ewegen lassen und sie ins<br />
Gebet nehmen: von Untermarchtal<br />
nach Ehingen. So<br />
wurden drei Stationen für unterwegs<br />
geplant, bei denen<br />
die verschiedenen Formen<br />
<strong>der</strong> Armut aufgezeigt wurden.<br />
Impulse zur Besinnung,<br />
Worte des hl. Vinzenz und<br />
<strong>der</strong> hl. Louise gaben Anregungen<br />
zum Austausch untereinan<strong>der</strong>.<br />
Diese ganze Aktion<br />
stand unter dem Thema:<br />
»Von <strong>der</strong> Armut bewegt.«<br />
In <strong>der</strong> Presse wurde diese<br />
Aktion mehrmals angekündigt<br />
und auch mit großer<br />
Bereitschaft aufgegriffen.<br />
Auch wenn wir insgesamt<br />
nur etwa 20 Personen waren,<br />
die den ganzen Weg mitgingen,<br />
so wurde unsere<br />
Gruppe in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
sehr wohl wahrgenommen<br />
und positiv aufgenommen.<br />
Bei <strong>der</strong> Statio auf dem<br />
Marktplatz in Mun<strong>der</strong>kingen<br />
gesellten sich weitere Personen<br />
dazu; an<strong>der</strong>e hörten<br />
sich aus einer gewissen Entfernung<br />
an, was da gesagt<br />
wurde.<br />
Bewegend und beeindruckend<br />
war für uns alle die<br />
Begegnung mit den Mit-<br />
12<br />
arbeitern und Mitarbeiterinnen<br />
im Tafelladen. Niemand<br />
von uns kann die Armut einfach<br />
aus <strong>der</strong> Welt schaffen,<br />
wir können aber einen kleinen<br />
o<strong>der</strong> auch großen Beitrag<br />
dazu leisten, Armen zu<br />
helfen. Die Mitarbeiter im<br />
Tafelladen schenken armen<br />
Menschen ihre Zeit, einen<br />
freundlichen, respektvollen<br />
Umgang und ein gutes Wort.<br />
Sie bieten ihnen für kurze<br />
Zeit einen Schonraum, in<br />
dem sie sich wohlfühlen und<br />
aufatmen können, in dem sie<br />
ernst genommen und geachtet<br />
werden. Der Tafelladen ist<br />
so organisiert, dass diejenigen,<br />
die hierher kommen, vor<br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit geschützt<br />
sind; denn viele schämen<br />
sich ihrer Bedürftigkeit.<br />
Mich hat es sehr beeindruckt,<br />
wie durchdacht die<br />
Konzeption dieses Tafelladens<br />
ist. Hier steht wirklich<br />
<strong>der</strong> Mensch in seiner Bedürftigkeit<br />
im Mittelpunkt. Niemand<br />
wird hier einfach abgefertigt,<br />
son<strong>der</strong>n mit Würde<br />
behandelt. Der hl. Vinzenz<br />
hätte seine Freude an diesen<br />
ehrenamtlichen Mitarbeitern!<br />
Sie tun wirklich, was Vinzenz<br />
sagt: »Gott bittet jeden Einzelnen<br />
um den Dienst an den<br />
Armen. Sie sind unsere Herren.<br />
Deshalb muss man sie<br />
mit Milde und Herzlichkeit<br />
behandeln. Sorgt, so gut ihr<br />
könnt, dass ihnen nichts<br />
fehlt, we<strong>der</strong> für den Leib<br />
noch für die Seele. Begegnet<br />
ihnen mit Hochachtung, wie<br />
unserem Herrn, <strong>der</strong> sagt:<br />
›Was ihr einem meiner geringsten<br />
Brü<strong>der</strong> getan habt,<br />
das habt ihr mir getan.‹«<br />
Für die Helfer habe ich<br />
alle Hochachtung! Denn die<br />
»Armen, die unsere Herren<br />
sind«, sind oft sehr anspruchsvolle<br />
Herren und<br />
nicht immer leicht im Umgang.<br />
Ich finde, dass <strong>der</strong><br />
Dienst dieser Ehrenamtlichen<br />
ein echt vinzentinischer<br />
Dienst ist. Das verbindet<br />
uns – und vielleicht<br />
wächst daraus ja eine Zusammenarbeit<br />
für die Armen<br />
unserer Umgebung. Zum<br />
Abschluss dieses erfüllten<br />
und bewegenden Tages sangen<br />
wir gemeinsam die Vesper<br />
in <strong>der</strong> Liebfrauenkirche in<br />
Ehingen, bei <strong>der</strong> wir nochmals<br />
all die Menschen und<br />
ihre Anliegen mit einschlossen,<br />
für die wir unterwegs<br />
waren.<br />
Ich wünschte mir sehr, dass<br />
in diesem Jahr für die Armen<br />
<strong>der</strong> hl. Vinzenz und die<br />
hl. Louise uns helfen, dass<br />
unser Blick geschärft wird<br />
und unser Herz sich weitet<br />
für die vielfältige Not um<br />
uns herum, damit Liebe zur<br />
Tat wird!<br />
SR. M. KARIN WEBER
Innsbruck<br />
ABSCHIED VON<br />
»MUTTER LUISE«<br />
im Mutterhaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
<strong>Schwestern</strong> an<br />
<strong>der</strong> Kettenbrücke.<br />
Am Freitag, dem 27. November<br />
2009, mussten wir<br />
uns von unserer ehemaligen<br />
Generaloberin Schwester<br />
Luise Marillac verabschieden.<br />
Sie wurde in <strong>der</strong><br />
Gruft des Arkadenhofs bei<br />
<strong>der</strong> Mutterhauskirche beigesetzt.<br />
Zahlreich waren<br />
die Trauergäste aus nah<br />
und fern.<br />
Unser Diözesanbischof Dr.<br />
Manfred Scheuer zelebrierte<br />
den Auferstehungs-<br />
Köln<br />
Provinzial P. Norbert Ensch CM<br />
beim Requiem am 19. Oktober<br />
2010 in <strong>der</strong> Kirche des Provinzhauses<br />
Köln-Nippes.<br />
»Dankbarkeit ist das Gedächtnis<br />
des Herzens!« Dieses<br />
chinesische Sprichwort<br />
kam mir in den Sinn, als<br />
ich vom Tod <strong>der</strong> Schwester<br />
Alfonsa erfuhr.<br />
Diese Dankbarkeit möchte<br />
ich zunächst im Namen<br />
<strong>der</strong> deutschen Provinz <strong>der</strong><br />
gottesdienst. Aus Polen<br />
kam Bischof Stanislaus<br />
Budzik. Mit ihm noch viele<br />
Priester aus dem Ausland,<br />
die während ihres Theologiestudiums<br />
in Innsbruck<br />
in unserem Mutterhaus<br />
wohnten.<br />
In <strong>der</strong> Predigt zeichnete<br />
Ordensvikar Prälat Dr. Hermann<br />
Steidl ein wun<strong>der</strong>bares<br />
Bild von unserer<br />
Mutter Luise. Durch 18<br />
Jahre war sie Generaloberin<br />
und setzte sich mit<br />
ganzem Herzen für die Gemeinschaft<br />
ein. Für ihre<br />
großen Verdienste hatte sie<br />
das Verdienstkreuz und<br />
das Ehrenzeichen des Landes<br />
Tirol sowie das soziale<br />
Ehrenzeichen <strong>der</strong> Stadt<br />
Innsbruck erhalten. Als<br />
Vertreter des Landes Tirol<br />
nahm Landtagspräsident<br />
Dr. Herwig van Staa an<br />
<strong>der</strong> Beerdigung teil, Vizebürgermeister<br />
Dr. Eugen<br />
Sprenger in Vertretung <strong>der</strong><br />
Stadt Innsbruck.<br />
Dankbar schauen wir auf<br />
all das zurück, was wir von<br />
Mutter Luise empfangen<br />
haben; es wird uns ermutigen<br />
mit Zuversicht und<br />
Vertrauen weiterzugehen.<br />
NACHRUF AUF SR. ALFONSA<br />
RICHARTZ † 11.10. 2010<br />
Vinzentiner zum Ausdruck<br />
bringen. Danken möchte ich<br />
Schwester Alfonsa für die vielen<br />
Zeichen <strong>der</strong> Verbundenheit<br />
und des Miteinan<strong>der</strong>s<br />
unserer beiden Gemeinschaften.<br />
Mit großem Interesse hat<br />
sie die Entwicklung unserer<br />
kleinen Provinz und gerade<br />
<strong>der</strong> jungen Mitbrü<strong>der</strong> begleitet<br />
und geför<strong>der</strong>t.<br />
Meine erste Begegnung mit<br />
Sr. Alfonsa liegt fast drei Jahrzehnte<br />
zurück. Es war anläss-<br />
lich einer Visitation bei ihren<br />
Mitschwestern in Trier. Ihre<br />
freundliche, aber sehr direkte<br />
und wegweisende Art beeindruckte<br />
mich damals als<br />
Student sehr.<br />
Als ich ihr Jahre später einmal<br />
von dieser ersten Begegnung<br />
erzählte, da lächelte sie ganz<br />
verschmitzt und sagte: »Ja,<br />
ja, ich war nicht immer einfach<br />
für meine Mitmenschen!«<br />
Diese Offenheit und Geradlinigkeit,<br />
auch sich selbst �<br />
13
gegenüber, hat Sr. Alfonsa<br />
ausgezeichnet. Wer mit ihr<br />
ins Gespräch kam, <strong>der</strong> begegnete<br />
nicht nur einer hoch<br />
gebildeten Frau, son<strong>der</strong>n<br />
auch einem offenen und<br />
unvoreingenommenen Gesprächspartner.<br />
Egal welche<br />
Themen zur Sprache kamen,<br />
Sr. Alfonsa versuchte stets<br />
den Brückenschlag zwischen<br />
<strong>der</strong> eigenen Erfahrung und<br />
den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Zeit.<br />
Auch kontroversen Diskussionsthemen<br />
wich sie nicht<br />
aus. Spürbar unwillig wurde<br />
sie allerdings, wenn sie in<br />
einer Diskussion mit <strong>der</strong><br />
Aussage: »Das war aber immer<br />
schon so!« konfrontiert<br />
wurde.<br />
Mit viel Engagement und<br />
Liebe hat Sr. Alfonsa <strong>der</strong><br />
vinzentinischen Familie und<br />
weit darüber hinaus vielen<br />
Menschen das Leben und<br />
Werk des hl. Vinzenz von<br />
Paul, <strong>der</strong> hl. Louise von<br />
Marillac, <strong>der</strong> hl. Katharina<br />
Laboré und weiterer Heiligen<br />
und Seligen unserer<br />
Gemeinschaft durch ihre<br />
Schriften erschlossen und zugängig<br />
gemacht. Neben ihren<br />
zahlreichen Schriften möchte<br />
ich beson<strong>der</strong>s die beiden<br />
Filme über Katharina Laboré<br />
und Rosalie Rendu erwähnen.<br />
In unzähligen Vorträgen und<br />
Referaten hat Sr. Alfonsa es<br />
auf ihre unnachahmliche Art<br />
und Weise geschafft, das Leben<br />
und Werk des hl. Vinzenz<br />
von Paul und seiner Mitarbeiter<br />
lebendig und inspirierend<br />
14<br />
darzustellen. Dabei war es ihr<br />
wichtig den großen Caritas-<br />
Heiligen nicht zum Übermenschen<br />
zu verklären, son<strong>der</strong>n<br />
ihn auch mit Ecken und Kanten<br />
vorzustellen. Wenn Sr.<br />
Alfonsa über Vinzenz von Paul<br />
sprach, dann konnte man als<br />
Zuhörer deutlich etwas von<br />
dem Geist und Feuer spüren,<br />
das alle Werke des Heiligen<br />
durchdrungen hat.<br />
Danken möchte ich Sr.<br />
Alfonsa auch im Namen<br />
<strong>der</strong> MEGViS-Vorbereitungsgruppe.<br />
Als vor über 30 Jahren<br />
die Mitteleuropäische<br />
Gruppe für Vinzentinische<br />
Studien gegründet wurde,<br />
war Sr. Alfonsa eine <strong>der</strong><br />
Initiatoren. Über drei Jahrzehnte<br />
hat sie nicht nur engagiert<br />
mitgearbeitet, son<strong>der</strong>n<br />
MEGViS überall, wohin sie<br />
kam, bekannt gemacht und<br />
zur Mitarbeit und Teilnahme<br />
an den jährlichen Treffen animiert.<br />
Für sie war es eine<br />
Selbstverständlichkeit, immer<br />
wie<strong>der</strong> selbst Vorträge zu<br />
verschiedenen Themen zu<br />
halten. Betrachtet man die<br />
Namensliste <strong>der</strong> Referenten<br />
<strong>der</strong> vergangenen 30 Jahre, so<br />
kann man unschwer feststellen,<br />
dass Sr. Alfonsa den<br />
größten Beitrag geleistet hat.<br />
Man kann ohne jede Übertreibung<br />
sagen, dass die Lücke,<br />
die Sr. Alfonsa durch ihren<br />
Tod hinterlässt, nicht geschlossen<br />
werden kann. Wir<br />
haben heute Vormittag eine<br />
große Frau zu Grabe getragen,<br />
die auf ihre Art einmalig<br />
war und nicht zu ersetzen ist.<br />
Und doch bin ich davon überzeugt,<br />
dass sie uns, wenn sie<br />
jetzt hier wäre, sagen würde:<br />
»Nun macht mal!«<br />
Sie würde uns Mut machen,<br />
unseren ganz persönlichen<br />
und gemeinsamen Weg weiterzugehen.<br />
Sie würde uns ermutigen,<br />
weiter intensiv das<br />
Leben und Werk unserer<br />
Grün<strong>der</strong> zu studieren und die<br />
Verbindung ins Heute und<br />
Jetzt zu suchen und zu leben.<br />
Sie würde uns auffor<strong>der</strong>n,<br />
mit aller Kraft dafür zu<br />
sorgen, dass MEGViS auch in<br />
Zukunft ein fester Bezugspunkt<br />
<strong>der</strong> großen vinzentinischen<br />
Familie in Europa und<br />
ganz beson<strong>der</strong>s im deutschsprachigen<br />
Raum bleibt.<br />
Sr. Alfonsa hat sich oft gefragt,<br />
was <strong>der</strong> hl. Vinzenz<br />
wohl sagen würde, wenn er<br />
ihre Arbeit sehen würde. Ich<br />
bin davon überzeugt, dass<br />
ihm das Engagement und <strong>der</strong><br />
Eifer »seiner Tochter« eine<br />
große Freude war.<br />
Wenn wir jetzt miteinan<strong>der</strong><br />
Eucharistie feiern, dann wollen<br />
wir Gott für Sr. Alfonsa<br />
danken und ihn bitten, dass<br />
er ihr Leben in seiner Herrlichkeit<br />
vollenden möge. Sr.<br />
Alfonsa hat aus einem tiefen,<br />
geerdeten Glauben gelebt<br />
und in ihrem Leben <strong>der</strong> Frohen<br />
Botschaft Jesu Christi als<br />
Tochter <strong>der</strong> christlichen Liebe<br />
gedient.<br />
In diesem Sinne dürfen wir<br />
sagen: Auf Wie<strong>der</strong>sehen,<br />
liebe Schwester Alfonsa!
LOUISE VON<br />
MARILLAC<br />
UND IHR<br />
SOHN MICHAEL<br />
LE GRAS<br />
Eine außergewöhnliche Frau<br />
Louise von Marillac hatte<br />
ein außerordentlich vielfältiges<br />
Leben. Sie war<br />
Ehefrau, Mutter, Malerin,<br />
Witwe, Oma, Erzieherin, Dienerin<br />
<strong>der</strong> Armen, Stifterin,<br />
Bildnerin, gottgeweihte Frau,<br />
warmherzige Freundin. Sie<br />
besaß eine solide Bildung,<br />
hatte Französisch und Latein<br />
gelernt, schrieb sehr klar,<br />
manchmal mit großer Beredsamkeit,<br />
und hatte eine<br />
scharfsinnige Kenntnis <strong>der</strong><br />
Theologie ihrer Zeit.<br />
Väterlicherseits entstammte<br />
sie einer Aristokraten-Familie.<br />
Ihre Onkel waren in <strong>der</strong><br />
Politik auf höchster Ebene<br />
engagiert. Einer von ihnen<br />
wurde 1632 vor dem Hôtel<br />
de Ville hingerichtet, <strong>der</strong> an-<br />
Vinzentinische Verwandtschaften (siehe Seiten 16/17)<br />
Im Heft 1/2000, Seite 4–5, <strong>der</strong> Zeitschrift heute war eine<br />
Skizze <strong>der</strong> »Verwandtschaftsgrade« <strong>der</strong> vinzentinischen<br />
Frauengemeinschaften abgedruckt. Über den Stammbaum<br />
<strong>der</strong> Vinzentinischen <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong> hinaus (vgl. heute<br />
2/1984) zeigt die Grafik alle von Straßburg ausgegangenen<br />
Gemeinschaften. Die farbliche Unterlegung markiert<br />
die Zugehörigkeit zur <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong> sowie den Gaststatus.<br />
Es ist nun an <strong>der</strong> Zeit, die Übersicht dem neuesten<br />
Stand anzupassen. (Die Grafik lässt sich übrigens leicht<br />
herausnehmen und aufheben.)<br />
Zur Verbreitung <strong>der</strong> Töchter <strong>der</strong> christlichen Liebe,TdcL,<br />
vgl. heute 2/1998.<br />
Vinzentinische<br />
Spiritualität<br />
P. GEORG WITZEL CM,<br />
VORTRAG AUF DER<br />
MEGViS-TAGUNG 2010<br />
<strong>der</strong>e starb im selben Jahr im<br />
Gefängnis von Chateaudun,<br />
weil sie sich <strong>der</strong> Politik von<br />
Kardinal Richelieu wi<strong>der</strong>setzten.<br />
Louise musste deshalb<br />
diskret und sehr wendig sein<br />
in <strong>der</strong> engen Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Herzogin von<br />
Aiguillon, <strong>der</strong> Nichte Richelieus,<br />
und mit <strong>der</strong> Frau des<br />
Marschalls de Schomberg,<br />
<strong>der</strong>en Gatte ihren Onkel Ludwig<br />
ins Gefängnis warf.<br />
Ihr Gatte Anton liebte sie,<br />
aber er starb nach nur<br />
zwölf Jahren Ehe. Ihr Sohn<br />
Michael, obschon Quelle<br />
großer Freude für sie, war<br />
auch Anlass für zahllose<br />
Sorgen in ihrem Leben. Sie<br />
war eine Frau von hoher<br />
Kultur. Wir wissen, dass sie<br />
nicht nur die Bibel gelesen<br />
hatte (für eine Frau ihrer Zeit<br />
etwas Seltenes), son<strong>der</strong>n<br />
auch die Nachfolge Christi,<br />
Weiter auf Seite 18 �<br />
15
16<br />
Superior Antoine Jeanjean (1758–1790) gibt den <strong>Schwestern</strong><br />
Vinzenz von Paul (1737 heiliggesprochen) zum Patron und<br />
vermittelt ihnen dessen Spiritualität (daher: Barmherzige<br />
<strong>Schwestern</strong> vom hl. Vinzenz von Paul).<br />
1734 Zabern / Straßburg<br />
1823 Zams<br />
1832 München<br />
1832 Wien (1877 mit Paris affiliiert)<br />
1842 Deutschordensschwestern<br />
(Wie<strong>der</strong>gründung)<br />
1862 Augsburg<br />
1834 Fulda (Provinz, 1971 Kongregation)<br />
1841 Pa<strong>der</strong>born 1857 Hildesheim<br />
1967 Region in Peru<br />
1846 Freiburg (Provinz, 1971 Kongregation)<br />
1839 Innsbruck 1922 Provinz Bozen, ab 1941 Provinz Meran<br />
1852 (1858) Schwäbisch Gmünd / Untermarchtal 1960 Region in Tansania<br />
1921 Mainz / Heppenheim (Provinz, 1971 Kongregationn)<br />
Die vom Mutterhaus Straßburg<br />
ausgegangenen Gemeinschaften<br />
Vorgeschichte<br />
Im Jahre 1695 gründet Pfarrer Louis Chauvet, inspiriert von den Töchtern<br />
<strong>der</strong> Christlichen Liebe, die Gemeinschaft <strong>der</strong> <strong>Schwestern</strong> von Levesville<br />
(1708 »Paulus-<strong>Schwestern</strong>« von Chartres).<br />
1732 schickt Armand Gaston Kardinal de Rohan von Straßburg 5 Mädchen<br />
zur Ausbildung nach Chartres und gründet nach ihrer Rückkehr 1734 in<br />
Zabern die <strong>Barmherzigen</strong> <strong>Schwestern</strong> (Ordensregel <strong>der</strong> Paulus-<strong>Schwestern</strong><br />
bis 1872).<br />
1842 Szathmár (Ungarn, jetzt Rumänien)<br />
1844 Kongregation<br />
1845 Kremsier (jetzt Tschechien)<br />
1920 autonome Provinz<br />
1995 Provinz von Wien<br />
1845 Zagreb (Kroatien) 1932 Aufteilung in Provinzen: Zagreb, Rijeka, Split<br />
1974 Sarajewo<br />
1939 Provinz in Argentinien<br />
1921 Provinz Bozen<br />
1997 Provinz in Paraguay<br />
1983 Nie<strong>der</strong>lassung in Peru<br />
1959 Römische Delegatur<br />
1963 Bulgarische Delegatur<br />
1841 Graz,<br />
1850 Provinz<br />
von Paris<br />
1844 Salzburg,<br />
1882 Provinz<br />
von Paris<br />
2004 Zusammenschluss:<br />
Provinz Österreich<br />
TdchL<br />
1971 Gründung <strong>der</strong> <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong><br />
Vinzentinischer Frauengemeinschaften<br />
1994 Affiliation mit Paris<br />
1958–1998 Nie<strong>der</strong>lassungen in Kamerun<br />
1951 Provinz Görz, ab 1955 Provinz Treviso<br />
1982 Nie<strong>der</strong>lassungen in Tansania<br />
1995 Region Mitundu<br />
1860 Marienschwestern, 1878 in Ljubliana,<br />
heute Provinzen in Slowenien und Kroatien,<br />
1926 autonome Kongregation (»Marienschwestern<br />
von <strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>tätigen Medaille«)<br />
Provinzen (von Paris): 1905 Ungarn, 1919<br />
Jugoslawien, 1922 Slowakei, 1925 Rumänien<br />
1965 Suwon, Korea 1990 Kongregation
Zum Herausnehmen<br />
1625 Lazaristen / Vinzentiner,<br />
Paris (rue de Sèvres)<br />
1633 Filles de la Charité /<br />
Töchter <strong>der</strong> Christlichen Liebe,<br />
Paris (rue du Bac)<br />
Töchter <strong>der</strong> Christlichen Liebe TdchL<br />
1852 Provinz Köln<br />
1857 Slowakei (Rozsnyó)<br />
1995 Provinz Vricko, Generalat Ruˇzomberok<br />
1862 Provinz Ungarn (Esztergom)<br />
1862 Provinz Karpatalja (Ungarn), jetzt Ukraine<br />
1902 USA: Pittsburgh, 1915/1951 autonome Kongregation<br />
1928 Bedford, 1939 autonom (beide Mitglied<br />
<strong>der</strong> E. Seton-<strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>)<br />
1932/1936 China: Paoking; Taiwan 1952–1958; 1958 autonom<br />
USA, Hawitt (bis 1998)<br />
1976 Mananthavady, Region in Südindien<br />
1994 Kongregation<br />
2000 Nie<strong>der</strong>lassung in USA<br />
Pariser Gemeinschaften<br />
Mitglied <strong>der</strong> <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong><br />
Gaststatus<br />
mögliche Option für Option Gaststatus für Gaststatus<br />
bzw. Mitgliedschaft bzw. Mitgliedschaft möglich<br />
nicht Pariser Mitglied Gemeinschaft <strong>der</strong> <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>, –<br />
kein Gaststatus Gaststatus<br />
nicht Mitglied <strong>der</strong> <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>,<br />
Gründung kein Gaststatus<br />
Inspiration<br />
Gründung<br />
Inspiration<br />
© Kkl, Stand: Januar <strong>2011</strong><br />
17
Fortsetzung von Seite 15<br />
die Bücher des heiligen<br />
Franz von Sales, die Bücher<br />
von Bérulle, und viele an<strong>der</strong>e<br />
volkstümliche geistige<br />
Bücher dieser Zeit.<br />
Sie selber hat einen Katechismus<br />
verfasst, um ihren<br />
<strong>Schwestern</strong> beim Unterricht<br />
<strong>der</strong> armen jungen Mädchen<br />
zu helfen. Wir besitzen heute<br />
noch den Text. In einem<br />
beachtenswerten Dokument<br />
(es hätte im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
entstanden sein können!)<br />
schreibt Louise: »Es ist<br />
augenscheinlich, dass die<br />
göttliche Vorsehung sich in<br />
diesem Jahrhun<strong>der</strong>t des<br />
weiblichen Geschlechtes bedienen<br />
wollte, um zu zeigen,<br />
dass es allein es ist,<br />
das dem geschlagenen<br />
Volke zu Hilfe kommen und<br />
ihm mächtige Hilfe für das<br />
Heil schenken wollte.«<br />
Louises Herkunft<br />
Diese Louise von Marillac<br />
wird am 12. August 1591 als<br />
»natürliche Tochter« des<br />
Louis de Marillac geboren.<br />
Zu dieser Zeit wohnte Herr<br />
Louis de Marillac wahrscheinlich<br />
noch im Schloss<br />
<strong>der</strong>er von Marillac, das<br />
heute <strong>der</strong> Familie Rothschild<br />
gehört, in Ferrière. Aller<br />
Voraussicht nach wird auch<br />
seine kleine Tochter Louise<br />
wenigstens ihr erstes Lebensjahr<br />
dort verbracht<br />
haben. Louises Taufurkunde<br />
blieb bisher unauffindbar. Ein<br />
Kind ohne Mutter, ein Kind<br />
18<br />
<strong>der</strong>en Mutter nicht einmal<br />
genannt werden darf. Dennoch:<br />
Louises Vater schenkt<br />
<strong>der</strong> Kleinen ganz viel Liebe<br />
und Fürsorge. Auch macht<br />
er zu ihren Gunsten schon<br />
früh ein Testament, das ihr<br />
spätere Geldauszahlungen<br />
sichert, denn als »natürliche<br />
Tochter« hat Louise nicht<br />
selbstverständlich Anspruch<br />
auf ein Familienerbe. Wie<br />
sehr <strong>der</strong> Vater sie liebte, zeigt<br />
auch, dass er ihr seinen<br />
Familiennamen gibt.<br />
1595 – nach <strong>der</strong> zweiten<br />
Heirat von Louises Vater –<br />
die zweite Gattin des Herrn<br />
Louis wünschte wohl keinen<br />
Kontakt mit <strong>der</strong> »natürlichen<br />
Tochter« ihres Mannes, –<br />
wird das Kind nie mehr im<br />
väterlichen Haus sein. Die<br />
nächsten Jahre verbringt sie<br />
im vornehmen Dominikanerinnenkloster<br />
zu Poissy bei<br />
Paris, wo ihr eine humanistische<br />
Ausbildung zuteil wird.<br />
Eine Mutter kümmerte sich<br />
nicht um die kleine Louise.<br />
Um so stärker fühlte sie sich<br />
dem Vater verbunden. Der<br />
Vater: »Sie war mein größter<br />
Trost auf <strong>der</strong> Welt. Sie wurde<br />
mir von Gott gegeben für die<br />
Ruhe meines Geistes in den<br />
Kümmernissen des Lebens.«<br />
Deshalb war die Erschütterung<br />
um so heftiger, als er<br />
1604 plötzlich starb.<br />
Schon seit dem Tod ihres<br />
Vaters – Louise ist dreizehn<br />
Jahre alt – es war im Jahr<br />
1604, dachte sie an den Eintritt<br />
in ein Kloster. Sie will<br />
Kapuzinerin werden, um somit<br />
<strong>der</strong> Familie und <strong>der</strong> Welt<br />
Die Tier- und Blumenmotive<br />
auf den folgenden<br />
Seiten verdanken wir<br />
Schwester Edeltraud Ruff,<br />
Mutterhaus Heppenheim.<br />
Die Bil<strong>der</strong> sind mit Farbstiften<br />
gemalt.<br />
zu entschwinden. Das schien<br />
für sie die Lösung aller Probleme.<br />
Allein <strong>der</strong> Provinzial<br />
<strong>der</strong> Kapuziner nimmt Louise<br />
ob ihrer schwächlichen<br />
Gesundheit nicht auf. »Gott<br />
hat an<strong>der</strong>es mit Ihnen vor«,<br />
so sein Kommentar.<br />
Ein völlig neuer Weg<br />
Wenn die Zukunft Louises<br />
nicht das Klosterleben sein<br />
kann, dann bleibt wohl nur<br />
noch die Ehe übrig. So sucht<br />
ihre Familie ihr einen Ehegatten<br />
aus; sie selbst hat nicht<br />
mitzureden. Die Wahl fällt auf<br />
Antoine Le Gras, <strong>der</strong> mit seinen<br />
32 Jahren zehn Jahre<br />
älter ist als seine junge Ehefrau.<br />
Er ist Sekretär bei <strong>der</strong><br />
Regentin, <strong>der</strong> Königinmutter<br />
Maria von Medici.<br />
Am 6. Februar 1613 findet
die Hochzeit in <strong>der</strong> Kirche<br />
St. Gervais statt. Herr Antoine<br />
Le Gras und Louise von<br />
Marillac. Der Heiratsvertrag<br />
bringt ein letztes Mal ihren<br />
Namen in Verbindung mit<br />
ihrer Herkunft: Louise de<br />
Marillac, »natürliche Tochter<br />
des Herrn Louis de Marillac«.<br />
Zum ersten Mal sieht Louise<br />
unerwartet in eine helle,<br />
frohe Zukunft. Das jung vermählte<br />
Paar kauft ein Haus<br />
in Paris im Marais-Viertel.<br />
Das Glück ist vollständig,<br />
als im Herbst dem jungen<br />
Paar ein Sohn geboren wurde,<br />
Michael.<br />
Der kleine Michael<br />
Acht Monate nach Louises<br />
Heirat wurde Michael Le<br />
Gras geboren, am 18. Oktober<br />
1613 (getauft in <strong>der</strong> Kirche<br />
St. Merrie). Er bleibt<br />
Louises einziges Kind, das<br />
sie mehr liebte, als es offensichtlich<br />
gut war. Vinzenz hat<br />
ihr das mehr als einmal gesagt<br />
und sie ermahnt, sich<br />
in dieser übertriebenen Bindung<br />
zu mäßigen. »Wenn Sie<br />
eine tapfere Frau wären, sollten<br />
Sie einmal mit diesen<br />
mütterlichen Spielereien und<br />
allzu großen Zärtlichkeiten<br />
aufhören.« O<strong>der</strong>: »Ich habe<br />
noch nie eine Frau gesehen,<br />
die mehr Mutter gewesen<br />
wäre, als Sie, und in an<strong>der</strong>er<br />
Hinsicht sind Sie fast keine<br />
Frau mehr... Überlassen Sie<br />
Ihren Sohn doch <strong>der</strong> Sorge<br />
Gottes, <strong>der</strong> ihn mehr liebt,<br />
als Sie es vermögen.«<br />
Man muss wissen, Michael<br />
ist ein sehr quengeliges<br />
Kind, das viel weint und sich<br />
nicht so entwickelt wie an<strong>der</strong>e<br />
Kin<strong>der</strong> seines Alters. Er<br />
ist von angeborener Schwerfälligkeit<br />
und Unbeständigkeit.<br />
Unter den Augen einer<br />
überängstlichen Mutter entwickelt<br />
er sich langsam. Der<br />
Kleine soll viele Ohrenschmerzen<br />
gehabt haben<br />
und gelegentlich auch Mittelohrentzündung.<br />
Noch ist er<br />
nicht in <strong>der</strong> Lage, seine<br />
Schmerzen erklären zu können.<br />
Seine Tränen sind ein<br />
Hilferuf an die Mutter, die<br />
nicht recht weiß, wie sie sich<br />
verhalten soll.<br />
Probleme mit ihrem Sohn<br />
Im Oktober 1644 machte<br />
Louise von Marillac eine<br />
Wallfahrt nach Chartres, um<br />
sich <strong>der</strong> Genossenschaft <strong>der</strong><br />
Jungfrau Maria anzuvertrauen<br />
und sie zu bitten, für<br />
immer ihre einzige Mutter<br />
und Wächterin zu sein. Am<br />
Sonntag, dem 16. Oktober<br />
1644, betete Louise ganz<br />
beson<strong>der</strong>s für ihren Sohn<br />
Michael. »Der Sonntag galt<br />
den Anliegen meines Sohnes.«<br />
Nach ihrer Rückkehr<br />
steht Louise den verschiedensten<br />
Schwierigkeiten gegenüber.<br />
Der Lebenswandel<br />
ihres Sohnes Michael verletzt<br />
ihr mütterliches Herz.<br />
Die Genossenschaft <strong>der</strong><br />
Töchter <strong>der</strong> christlichen<br />
Liebe ist erschüttert durch<br />
den Austritt von älteren<br />
<strong>Schwestern</strong>. Ein wirklicher<br />
»Sturm« bricht über Louise<br />
herein und trifft sie mit dem,<br />
was ihr am liebsten ist:<br />
Ihr Sohn Michael und die<br />
Genossenschaft <strong>der</strong> Töchter<br />
<strong>der</strong> christlichen Liebe.<br />
Die Probleme<br />
vergrößern sich<br />
Am 2. Dezember 1644, nach<br />
ihrer Wallfahrt nach Chartres,<br />
schreibt Louise an Herrn Vinzenz<br />
einen sehr besorgten<br />
Brief. Ihr Sohn ist plötzlich<br />
verschwunden; man weiß<br />
nicht, wo er ist. Sie schreit<br />
ihre Not heraus und ruft um<br />
Hilfe. Die Mutter schreibt an<br />
Vinzenz: »Ich bin über meinen<br />
Sohn tief beunruhigt ...<br />
ich weiß nicht, ob er bei Ihnen<br />
war..., Sie wissen, dass<br />
mein Kummer und meine<br />
Angst groß sind ... auf dieser<br />
Welt bin ich ohne jede Hilfe.<br />
Nur Sie helfen mir noch.«<br />
Welches sind also Louises<br />
Befürchtungen gegenüber<br />
ihrem Sohn? Warum diese<br />
Unruhe? Ist Michael mit 31<br />
Jahren nicht frei, sein Leben<br />
selbst zu gestalten?<br />
Doch kommen wir zurück zu<br />
seiner Kind- und Jugendzeit.<br />
Schwierige Kindheit<br />
Michael Le Gras hatte eine<br />
schwierige Kindheit. Vom<br />
neunten bis zwölften Lebensjahr<br />
erlebte er einen<br />
kranken Vater, <strong>der</strong> sehr reizbar<br />
war, und eine traurige,<br />
depressive Mutter. Nach<br />
dem Tod seines Vaters im<br />
Jahr 1625 – Michael ist erst<br />
zwölf Jahre alt – hat er das<br />
19<br />
�
Glück, Herrn Vinzenz kennenzulernen,<br />
<strong>der</strong> für ihn die<br />
Rolle des Erziehers übernimmt<br />
und den fehlenden<br />
Vater vertritt. »Ihr Herr Sohn«<br />
Michael ist dreizehn (15)<br />
Jahre alt. Seine Mutter hat<br />
ihn in ein Internat gegeben,<br />
das von einer neugegründeten<br />
Priestergemeinschaft geleitet<br />
wird. Aber die Sorgen<br />
um ihren Sohn lassen ihr<br />
keine Ruhe. In mehreren<br />
Briefen mahnt Vinzenz sie<br />
zur Ruhe und zur Vernunft<br />
und verweist auf die Güte<br />
und Liebe Gottes: »Wie gut<br />
ist es, ein Kind Gottes zu<br />
sein; denn er liebt diese<br />
seine Kin<strong>der</strong> zärtlicher, als<br />
Sie das Ihrige lieben, obgleich<br />
Sie mehr Zärtlichkeit<br />
dafür haben, als jede an<strong>der</strong>e<br />
Mutter, die ich kenne, zu<br />
ihren Kin<strong>der</strong>n ...«<br />
Nach drei Jahren gefällt es<br />
Michael nicht mehr in dem<br />
Internat, obwohl er da eine<br />
verhältnismäßig große Unabhängigkeit<br />
genießt. Michael<br />
ist 23 Jahre alt und weiß immer<br />
noch nicht, was er will.<br />
Deshalb meint Louise, er<br />
solle bei den Priestern des<br />
Vinzenz von Paul Exerzitien<br />
machen. Michael geht auf<br />
den Vorschlag seiner Mutter<br />
ein. Einige Tage später berichtet<br />
Vinzenz ihr: »... Ihr<br />
Herr Sohn hat die Exerzitien<br />
sehr gut begonnen. Unser<br />
Mitbru<strong>der</strong> de Sergis ist ihm<br />
bei seiner inneren Einkehr<br />
behilflich. Michael hat mir<br />
gesagt, das Militär käme für<br />
ihn nicht infrage; so bleiben<br />
nur noch <strong>der</strong> geistliche<br />
20<br />
Stand und die Beamtenlaufbahn.<br />
Er wird über die zwei<br />
Möglichkeiten nachdenken<br />
und danach trachten, zu<br />
einem Entschluss zu kommen.«<br />
Im Internat arbeitet<br />
Michael unregelmäßig und<br />
zeigt sich sehr unentschieden,<br />
was seine Zukunft<br />
anbelangt: Soll er Priester<br />
werden o<strong>der</strong> nicht?<br />
Zustände im Haus<br />
<strong>der</strong> Mutter<br />
Als seine Mutter die ersten<br />
Töchter <strong>der</strong> christlichen Liebe<br />
in ihrem Haus aufnimmt<br />
ist Michael 20 Jahre alt. Wie<br />
mag dieser junge Mann reagiert<br />
haben, als er sah, dass<br />
sein Haus von Mädchen bewohnt<br />
wurde, um die sich<br />
seine Mutter sehr kümmerte<br />
und die er nicht kannte? In<br />
<strong>der</strong> Hoffnung, Michael würde<br />
sich zum Priestertum entscheiden,<br />
gab sie ihn, wie<br />
oben schon erwähnt, in das<br />
strenge Priesterseminar, das<br />
Bourdoise kurz vorher gegründet<br />
hatte. Doch hielt er<br />
es da nicht lange aus; Louise<br />
musste ihn wie<strong>der</strong> nach<br />
Hause holen: »Entwe<strong>der</strong> will<br />
Gott ihn nicht als Priester<br />
o<strong>der</strong> die Menschen sind<br />
dagegen. Jedenfalls hat<br />
Michaels Eifer sehr nachgelassen.<br />
Wie mir scheint,<br />
hat er sich sehr geän<strong>der</strong>t.<br />
Ich sprach darüber mit <strong>der</strong><br />
Oberin <strong>der</strong> Visitandinnen.<br />
Sie sagte mir: Schicken Sie<br />
ihn ins Priesterseminar. Die<br />
Gründe dafür werde ich<br />
Ihnen mündlich mitteilen.«<br />
In seiner Antwort mahnte<br />
Vinzenz sie erneut, ihren<br />
Sohn »Gottes Willen zu überlassen,<br />
weil er mehr Gott<br />
gehört als Ihnen.« Etwas<br />
später lobte er sie, weil sie<br />
versucht hatte, seinem Rat<br />
zu folgen. Zugleich bat er,<br />
Michael zu erlauben, weiter<br />
seinen Talar zu tragen, weil<br />
er das so gern möchte.<br />
Schließlich kam <strong>der</strong> Junge<br />
auf eigenen Wunsch in das<br />
ausgezeichnete Jesuitenkolleg<br />
von Clermont, um als<br />
Interner weiter zu studieren,<br />
was für Louise finanzielle<br />
Schwierigkeiten mit sich<br />
brachte. Nicht nur seine<br />
schwache Gesundheit, son<strong>der</strong>n<br />
auch sein schwieriger,<br />
unberechenbarer Charakter<br />
veranlassten Vinzenz, ihn<br />
während <strong>der</strong> Ferien bei sich<br />
aufzunehmen, zuerst im<br />
Collège-des-bons-Enfants,<br />
später in Saint Lazare.<br />
Es war Louises Traum und<br />
Wunsch, dass er Priester<br />
werden möchte. Er wurde<br />
daher alsbald in die Soutane<br />
gekleidet, ins Kolleg<br />
St. Nikolaus eingereiht und<br />
ins Jesuitenkolleg nach Clermont<br />
gegeben, wo er seine<br />
Studien mit <strong>der</strong> Theologie<br />
abschließen sollte. Im Briefwechsel<br />
seiner Mutter mit<br />
Vinzenz verfolgen wir die Geschichte<br />
seiner Gesundheit,<br />
seiner Studien und Fluchtversuche,<br />
seiner Abneigungen<br />
und guten Vorsätze, seiner<br />
Abführzeiten und A<strong>der</strong>lässe,<br />
seine Zornausbrüche<br />
und Unterwerfungen. Er weiß<br />
nicht, was er will; oftmals
möchte er gar nichts tun. Er<br />
hat Ansporn nötig, meint<br />
seine Mutter, und spornt ihn<br />
an, beson<strong>der</strong>s in dem Augenblick,<br />
als es sich um die<br />
Entscheidung handelt, ob er<br />
die nie<strong>der</strong>en Weihen empfangen<br />
soll.<br />
Hier geraten wir schier in<br />
ein fieberhitziges Drama. Die<br />
Gewalt <strong>der</strong> Gefühle, <strong>der</strong> Leidenschaften,<br />
die im Spiel<br />
sind, können wir uns aus den<br />
Briefen ablesen, in denen<br />
sich Vinzenz bemüht, die<br />
Mutter zu beruhigen. Die Beziehungen<br />
zwischen Michael<br />
und seiner Mutter scheinen<br />
oft gespannt und konfliktgeladen<br />
zu sein. Eines Tages<br />
geht <strong>der</strong> besorgte Michael zu<br />
Herrn Vinzenz und erzählt<br />
ihm seine Unterredung mit<br />
seiner Mutter. »Ihr Herr Sohn<br />
sagte mir ruhig und gelassen,<br />
dass er bei Ihnen war<br />
und dass Sie sich nicht<br />
wohlgefühlt hätten.« Was<br />
mag <strong>der</strong> Sohn erzählt haben,<br />
dass das Leid <strong>der</strong> Mutter<br />
einen Ohnmachtsanfall her-<br />
vorrief? Ist <strong>der</strong> Schmerz<br />
<strong>der</strong> Louise von Marillac mit<br />
dem <strong>der</strong> heiligen Monika zu<br />
vergleichen bezüglich ihres<br />
Sohnes Augustinus?<br />
Inzwischen hoffte Louise<br />
weiter, Michael wolle Priester<br />
werden, aber Vinzenz bremste<br />
dieses Verlangen. Doch<br />
Michael äußerte, er wolle<br />
Theologie studieren. Hinterher<br />
aber zeigte sich, dass er<br />
diesen Wunsch nur geäußert<br />
hatte, um seiner Mutter eine<br />
Freude zu machen. 1636<br />
unternahm er Exerzitien, um<br />
Klarheit über seine Berufung<br />
zu erhalten. Nach einiger Zeit<br />
war er ehrlich genug zu bekennen,<br />
dass er ganz und<br />
gar nicht daran denke, Priester<br />
zu werden; lieber wolle<br />
er sterben.<br />
An an<strong>der</strong>er Stelle sagt Vinzenz,<br />
<strong>der</strong> nochmals auf den<br />
Priesterberuf Michaels zu<br />
sprechen kommt: »Ich habe<br />
noch nie eine Frau gesehen,<br />
wie Sie, und keine die gewisse<br />
Dinge so schlimm auslegt.<br />
Die Wahl Ihres Sohnes,<br />
sagen Sie, ist ein Beweis des<br />
Gerichtes Gottes über Sie.<br />
Sie haben bestimmt Unrecht,<br />
diesem Gedanken Raum zu<br />
geben und noch mehr, es<br />
zu sagen.« – »Ich habe Sie<br />
schon früher oft gebeten,<br />
nicht mehr so zu sprechen.<br />
Im Namen Gottes, bessern<br />
Sie sich hierin, und wissen<br />
Sie ein für alle Mal, diese bitteren<br />
Gedanken sind vom<br />
Bösen, während die unseres<br />
Herrn sanft und lieblich sind,<br />
und bedenken Sie, dass die<br />
Fehler <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nicht im-<br />
mer den Vätern angerechnet<br />
werden, beson<strong>der</strong>s wenn sie<br />
sie unterweisen ließen und<br />
ein gutes Beispiel waren, wie<br />
Sie es Gott sei Dank getan<br />
haben.«<br />
Michael entscheidet sich<br />
also immer mehr gegen den<br />
Priesterberuf. Er wünscht,<br />
die Soutane abzulegen, die<br />
er seit <strong>der</strong> Zeit des »kleinen<br />
Seminars« trägt. Louise leidet.<br />
Wäre dieser Schritt nicht<br />
eine Untreue gegenüber<br />
Gott?<br />
Zwei Jahre später verlangt<br />
Vinzenz von Louise, dass sie<br />
endlich die Freiheit ihres<br />
Sohnes achten möge. Eine<br />
Berufung kann nicht von<br />
einer Mutter erzwungen werden.<br />
Gott allein ist <strong>der</strong>en<br />
Urheber. Der folgende kurze<br />
Brief des heiligen Vinzenz an<br />
die heilige Louise schreit die<br />
große Not Michaels heraus<br />
(lei<strong>der</strong> ist dieser Brief ohne<br />
Datum).<br />
An Louise von Marillac!<br />
Heute ist Samstag früh.<br />
Heute früh habe ich Ihren<br />
Brief bekommen, nachdem<br />
<strong>der</strong> vorliegende schon geschrieben<br />
war. Ihr Herr Sohn<br />
hat zu Herrn De La Salle<br />
gesagt – ich muss es Ihnen<br />
als Antwort auf Ihren Brief<br />
sagen – er trete nur in diesen<br />
Stand, weil Sie es wollten; er<br />
habe sich deswegen den Tod<br />
gewünscht (in <strong>der</strong> ersten<br />
Fassung des Briefes hieß es,<br />
er habe Ihnen den Tod gewünscht<br />
und sich dazu).<br />
Ihnen zu gefallen würde er<br />
daher die nie<strong>der</strong>en Weihen<br />
21<br />
�
empfangen. Nun, ist dies<br />
eine Berufung? Er würde,<br />
glaube ich, lieber selbst sterben,<br />
als dass er Ihren Tod<br />
wünschte. Wie es auch sei,<br />
ob es aus <strong>der</strong> Natur kommt<br />
o<strong>der</strong> vom Teufel, sein Wille<br />
ist nicht frei, in einer Sache<br />
von solchem Gewicht eine<br />
Entscheidung zu treffen, und<br />
Sie dürfen es nicht wünschen.<br />
Vor einiger Zeit hat<br />
ein guter Junge aus unserer<br />
Stadt in solcher Geistesverfassung<br />
den Subdiakonat<br />
empfangen; er konnte nicht<br />
zu den an<strong>der</strong>en Weihegraden<br />
zugelassen werden. Möchten<br />
Sie Ihren Herrn Sohn <strong>der</strong><br />
selben Gefahr aussetzen?<br />
Überlassen Sie es Gott, ihn<br />
zu führen! Er ist noch mehr<br />
sein Vater, als Sie seine Mutter<br />
sind, und liebt ihn noch<br />
mehr als Sie. Überlassen Sie<br />
ihm die Führung! Er wird ihn,<br />
wenn es sein Wunsch ist, zu<br />
an<strong>der</strong>er Zeit zu berufen wissen<br />
o<strong>der</strong> ihm eine Aufgabe<br />
zuweisen, die seinem Heile<br />
dient. Ich erinnere mich an<br />
einen Priester, <strong>der</strong> bei uns<br />
war. Er hat in solcher Geistesverwirrung<br />
die Priesterweihe<br />
empfangen. Gott weiß,<br />
wo er jetzt ist ...!<br />
Vinzenz Depaul<br />
Das energische Auftreten<br />
des Herrn Vinzenz ermöglicht<br />
es Michael und seiner<br />
Mutter, die Dinge klarer zu<br />
sehen. Langsam kommt<br />
Michael von dem Gedanken<br />
an das Priestertum ab.<br />
Er trifft junge Männer seines<br />
Alters und führt ein ziemlich<br />
verlottertes, unordentliches<br />
22<br />
Leben. Louise macht sich<br />
große Sorgen um das Verhalten<br />
ihres Sohnes. Das Verschwinden<br />
im Dezember<br />
1644 – oben berichtete ich<br />
schon darüber – kränkt sie<br />
mehr, als dass sie darüber<br />
überrascht wäre. Michael ist<br />
inzwischen 31 Jahre alt. Sie<br />
fragt sich, ob Michael mit<br />
einem Mädchen verschwunden<br />
ist. Ja, er ist plötzlich mit<br />
einem Mädchen verschwunden.<br />
Dann kam die Nachricht,<br />
dass beide für einige<br />
Monate gefangen genommen<br />
wurden. Das Mädchen<br />
kommt zu den »Töchtern <strong>der</strong><br />
Magdalena« in ein Kloster,<br />
das gefallene Mädchen aufnimmt.<br />
Michael kommt nach<br />
St. Lazare. Im Juli 1645<br />
(also sieben Monate danach)<br />
setzt sich <strong>der</strong> Geistliche vom<br />
»Kloster Magdalena« für das<br />
Mädchen ein, denn es lassen<br />
sich bei ihr Anzeichen für<br />
eine Besserung feststellen,<br />
und sie wünscht, nach<br />
Hause zurückzukehren. Nach<br />
seiner Freilassung wird Michael<br />
in St. Lazare schwer<br />
krank. Zur Beruhigung seiner<br />
Mutter ließ Vinzenz ihn durch<br />
zwei <strong>Schwestern</strong> pflegen.<br />
Auch bot er ihm eine Unterkunft<br />
in St. Lazare an. Aber<br />
Michael wies dieses Angebot<br />
zurück.<br />
Louise hat wenig Vertrauen,<br />
denn sie weiß, dass ihr Sohn<br />
nur einen Wunsch hat, seine<br />
Geliebte wie<strong>der</strong>zufinden. Er<br />
ist 32 Jahre. Wie<strong>der</strong>um teilt<br />
sie Vinzenz ihren ganzen<br />
mütterlichen Kummer mit.<br />
»Michaels Plan ist, das<br />
Mädchen zu heiraten und<br />
sich nach <strong>der</strong> Heirat mit<br />
den Eltern des Mädchens<br />
zusammenzutun, die Weinhändler<br />
sind, o<strong>der</strong>, sich in<br />
jene Gegend dort zurückzuziehen<br />
und als Faulenzer<br />
dort in Frieden zu leben. Und<br />
das Mädchen will allen Anschein<br />
nach heraus, denn es<br />
glaubt, dass Michael es aufsuche,<br />
wenn es aus dem<br />
Kloster heraus kommt. Mein<br />
Herr, ich bitte Sie demütigst<br />
um Verzeihung, dass ich<br />
Ihnen von diesen Angelegenheiten<br />
berichte, die mir noch<br />
wie zu Beginn sehr gegenwärtig<br />
sind und mir peinlicher<br />
sind, als ich es ausdrücken<br />
kann.«<br />
Die Monate vergehen; es<br />
scheint, dass Michael sich<br />
nicht mehr um dieses Mädchen<br />
kümmert, wohl eine<br />
vorübergehende Liebe. Doch<br />
sein Verhalten bleibt nach<br />
wie vor Grund zur Besorgnis<br />
für seine Mutter. Eines Tages<br />
entschließt sie sich, mit ihm<br />
zu sprechen. Michael verkraftet<br />
die Worte seiner Mutter<br />
schlecht und verschwindet<br />
von neuem. »Meine Not<br />
ist groß! Wenn Gott mir nicht<br />
hilft, weiß ich nicht, was ich<br />
tun soll. Helfen Sie mir, dass<br />
ich mich fest an Jesus, den<br />
Gekreuzigten, halte. Ich habe<br />
meinem Sohn etwas gesagt,<br />
weshalb ich jetzt Angst<br />
habe«, so schreibt Louise an<br />
Herrn Vinzenz.<br />
Die Jahre von 1645 bis 1648<br />
sind für Louise kummervolle<br />
Jahre. Wie<strong>der</strong> kommt über<br />
ihren Sohn etwas ans Licht,
was Louise große Sorge<br />
bereitet. Zum Beispiel: Was<br />
tut ihr Sohn mit Graf von<br />
Mauny? Wen empfängt er<br />
in seinem Zimmer in St. Lazare?<br />
Welche Tat begeht er<br />
dort? Die Briefe jener Zeit<br />
zeigen, wie sehr Louise leidet,<br />
wie sehr sie in Not ist<br />
um das Seelenheil ihres Sohnes.<br />
Verständliche Muttersorgen!<br />
Louise lebt in ständiger<br />
Unruhe. »Ich kann nicht<br />
leugnen, dass ich heute sehr<br />
in Angst bin. Ich meine sogar,<br />
dass ich verdammt bin ...<br />
Es beschäftigt mich so sehr,<br />
dass ich mich wegen meines<br />
Sohnes und wegen mir<br />
selbst Gottes Plan unterworfen<br />
habe.« In seinem Brief an<br />
Louise schreibt Vinzenz wie<strong>der</strong>:<br />
»Mademoiselle, seien<br />
Sie ruhig, seien Sie gut zu<br />
sich selbst, lassen Sie ein<br />
wenig Freude in Ihre Seele<br />
hinein.« – »Sie sind zu<br />
traurig, und das ist nicht<br />
gut.«<br />
Gemälde <strong>der</strong> heiligen<br />
Jungfrau<br />
Im März 1646 schickt Louise<br />
ein Bild, eine Darstellung <strong>der</strong><br />
heiligen Jungfrau, nach St.<br />
Lazare und schreibt an Vinzenz:<br />
»Mein Anliegen ist,<br />
dass das Gemälde <strong>der</strong> heiligen<br />
Jungfrau ... als Bild eines<br />
Altares dienen soll, <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
heiligen Jungfrau geweiht ist,<br />
um so die Fehler meines<br />
Sohnes gut zu machen. Ich<br />
verkaufte dafür einige restliche<br />
Ringe. Mein Herr, darum<br />
bitte ich Sie sehr demütig,<br />
dass dieses Bild in Ihrer Kirche<br />
angebracht werde, als<br />
Sühne für die Tat, die mein<br />
Sohn in einem Ihrer Häuser<br />
begangen hat.«<br />
Michael ist 34 Jahre alt<br />
Im April 1647 äußert Louise<br />
ihr schmerzliches Leid, dass<br />
Michael ihr immer noch verursacht:<br />
»Mein Gott, mein<br />
Stolz lässt mich diesbezüglich<br />
leiden, und es wäre mir<br />
eine große Erleichterung, davon<br />
befreit zu sein. Der heiligste<br />
Wille Gottes ließ es<br />
nicht zu, und so sei er auf<br />
immer gepriesen.«<br />
Es kann sein, dass Louises<br />
ganze Not sich in dieser Zeit<br />
verschlimmert durch das unbewusste<br />
Trauma ihrer Leiden<br />
während ihrer Kindheit<br />
und Jugendzeit. Entdeckt<br />
Louise in ihrem Sohn nun im<br />
Alter zwischen 32 und 35<br />
Jahren vielleicht ihren eigenen<br />
Vater wie<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sie<br />
außerehelich gezeugt hatte?<br />
Fürchtet sie nicht in ihrem<br />
Innersten, dass ein Kind gezeugt<br />
wurde, ein Kind, das<br />
wie sie, ein Leben lang Leid<br />
ertragen müsste? Hier kann<br />
man Louise verstehen!<br />
1649 –<br />
Amtmann von St. Lazare<br />
Mit dem Versuch, Michael zu<br />
festigen, vertraut Herr Vinzenz<br />
ihm 1649 den Dienst<br />
eines Vogtes an, das heißt,<br />
die Aufgabe als Amtmann<br />
des Gebietes von St. Lazare.<br />
Damit verbunden war auch<br />
die Funktion eines Richters<br />
bei Streitigkeiten unter den<br />
Pächtern. Bis 1656 behielt<br />
Michael diese Stellung. Seine<br />
Mutter suchte ihn zu<br />
verheiraten, doch ohne den<br />
gewünschten raschen Erfolg.<br />
Ihr Vorhaben brachte ihr am<br />
Vorabend des Himmelfahrttages<br />
1649 eine Rüge von<br />
Herrn Vinzenz ein. »Mademoiselle,<br />
im Namen Gottes,<br />
machen Sie sich keinen<br />
Kummer wegen des Herrn<br />
Amtmannes. Sehen Sie<br />
nicht, welch außerordentliche<br />
Führung <strong>der</strong> Herr mit<br />
ihm unternommen hat, und<br />
das eigentlich ohne Sie?<br />
Lassen Sie seine göttliche<br />
Majestät walten. Er wird wohl<br />
<strong>der</strong> Mutter, die für so viele<br />
Kin<strong>der</strong> sorgt, durch die<br />
Sorge, die er für das Ihre<br />
trägt, zeigen können, wie<br />
zufrieden er damit ist, und<br />
dass Sie ihm an Güte we<strong>der</strong><br />
zuvorkommen noch ihn<br />
übertreffen können.«<br />
Kurz danach stellt Madame<br />
Romilly, eine Freundin von<br />
Louise von Marillac, als zukünftige<br />
Frau von Michael<br />
Mademoiselle Portier vor,<br />
<strong>der</strong>en Eltern in <strong>der</strong> Pfarre St.<br />
Paul wohnen. Es ist eine<br />
Begegnung zwischen den<br />
beiden Familien nötig, um zu<br />
wissen, was je<strong>der</strong> Teil zur<br />
Aussteuer beitragen wird.<br />
Louise von Marillac, die in<br />
Liancourt auf Besuch weilt,<br />
wird durch Herrn Vinzenz<br />
vertreten. Sie empfiehlt ihm<br />
Vorsicht und Diskretion, die<br />
üblich sind in diesem sozia-<br />
Weiter auf Seite 26 �<br />
23
SR. M. KARIN WEBER,<br />
UNTERMARCHTAL<br />
LEBENS-<br />
ORDNUNG –<br />
DAS LEBEN<br />
ORDNEN<br />
Bei diesem Bild dachte<br />
ich daran, dass <strong>der</strong><br />
hl. Vinzenz wohl sehr<br />
oft so zu den <strong>Schwestern</strong><br />
gesprochen hat: freundlich,<br />
gütig, aber auch fest, engagiert<br />
und überzeugend. Es<br />
galt, die junge Gemeinschaft<br />
zu prägen und zu formen;<br />
ihnen zu helfen, eine neue<br />
Identität zu entwickeln. Vor<br />
24<br />
allem als religiöse Gemeinschaft<br />
mussten sie zusammenfinden<br />
und eine gemeinsame<br />
Ordnung ihres Lebens<br />
aufbauen. Dies tat Vinzenz in<br />
den Konferenzen, die er den<br />
<strong>Schwestern</strong> hielt, und Louise<br />
leitete die <strong>Schwestern</strong> dazu<br />
an, diese in ihrem Alltag zu<br />
verwirklichen. So entwickelten<br />
sie Regeln, die ihr Zu-<br />
sammenleben ordneten und<br />
den einzelnen <strong>Schwestern</strong><br />
halfen, ihr geistliches Leben<br />
und ihren Dienst miteinan<strong>der</strong><br />
in Einklang zu bringen.<br />
Damals wie heute machten<br />
die <strong>Schwestern</strong> die Erfahrung,<br />
wie schwierig das<br />
sein kann. Es ist erstaunlich<br />
und bewun<strong>der</strong>nswert, in welcher<br />
Offenheit die Schwes-
tern bei den Konferenzen<br />
über diese Schwierigkeiten<br />
gesprochen haben. Da hatten<br />
sie uns manches voraus!<br />
Hier einige Beispiele aus <strong>der</strong><br />
Konferenz vom 22. Januar<br />
1645: »Ich bekenne, oft gegen<br />
die Regeln gefehlt zu<br />
haben, und fast gegen alle,<br />
beson<strong>der</strong>s gegen die Achtung,<br />
die ich meinen Mitschwestern<br />
schulde. Um es<br />
in Zukunft besser zu machen,<br />
muss ich mich von mir<br />
selber losschälen und mich<br />
fest an den Willen Gottes<br />
halten, den ich in unseren<br />
Regeln finde; denn sie sind<br />
uns durch unsere Obern<br />
gegeben. Mein Vorsatz ist,<br />
mehr Liebe denn je für die<br />
Ausübung <strong>der</strong> Regeln zu ha-<br />
Bildbetrachtung<br />
ben. Gott gebe mir dazu die<br />
Gnade, wenn es ihm gefällt.«<br />
»... Ich kann keine gute Tochter<br />
<strong>der</strong> christlichen Liebe<br />
sein, ohne die Regeln <strong>der</strong><br />
Genossenschaft auszuüben,<br />
gegen die ich fast immer<br />
gefehlt habe, seit ich das<br />
Glück habe, hier zu sein. Um<br />
nicht in meine Fehler zu<br />
fallen, muss ich mich selbst<br />
überwinden.«<br />
Natürlich ist dies ein an<strong>der</strong>es<br />
Lebensgefühl und eine an<strong>der</strong>e<br />
Sprache, die uns hier<br />
entgegenkommt; und doch<br />
steckt im Kern eine Wahrheit,<br />
die auch in unserer Lebensordnung<br />
heute festgeschrieben<br />
ist, für die wir jedoch<br />
immer noch auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach einer passenden Form<br />
sind. Im fünften Kapitel<br />
unserer Lebensordnung »Leben<br />
in schwesterlicher Gemeinschaft«<br />
heißt es: »Über<br />
unseren Weg als geistliche<br />
Gemeinschaft und über unseren<br />
Dienst geben wir uns<br />
immer wie<strong>der</strong> Rechenschaft:<br />
Wir versuchen, unser Leben<br />
vom Evangelium her zu sehen<br />
und zu gestalten und<br />
einan<strong>der</strong> im Glauben zu stärken.<br />
Dem Gespräch kommt<br />
dabei beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />
zu ...«<br />
In unserer Lebensordnung<br />
atmen wir die Luft des Evan-<br />
geliums und die Freiheit des<br />
Geistes Gottes. Sie schenkt<br />
uns eine Weite, die unsere<br />
Entscheidung herausfor<strong>der</strong>t<br />
und die Bildung unseres<br />
Gewissens und Vertiefung<br />
unserer vinzentinischen Spiritualität<br />
als selbstverständlich<br />
voraussetzt. Die kreative<br />
Entschiedenheit und Klarheit,<br />
die uns <strong>der</strong> hl. Vinzenz<br />
vorgelebt hat, for<strong>der</strong>t und<br />
för<strong>der</strong>t unsere Lebensordnung.<br />
Dies verlangt jedoch,<br />
kommunikative Beziehungen<br />
in <strong>der</strong> Gemeinschaft zu<br />
leben, um einan<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
jeweiligen An<strong>der</strong>sartigkeit annehmen<br />
und ertragen zu<br />
können, und es wird immer<br />
ein Mühen darum sein!<br />
Als die oben angeführte Konferenz<br />
gehalten wurde, gab<br />
es noch keine geschriebene<br />
Regel. Deshalb waren auch<br />
die Konferenzen so wichtig<br />
für die Gemeinschaft. Damit<br />
unsere Lebensordnung lebendig<br />
bleibt und unsere<br />
Gemeinschaften lebendig<br />
erhält, sollten wir uns vielleicht<br />
wie<strong>der</strong> an die Konferenzen<br />
zurückerinnern und<br />
diese Möglichkeit des Austausches<br />
aufgreifen, um so<br />
das Feuer <strong>der</strong> Begeisterung<br />
in unseren Gemeinschaft neu<br />
zu entfachen.<br />
25
Fortsetzung von Seite 23<br />
len Milieu. »Aus Vorsichtsgründen<br />
beachte man, bei<br />
allen Gelegenheiten nicht<br />
klar zu sagen, was man besitzt,<br />
falls die Angelegenheit<br />
nicht gut ausgehen sollte.«<br />
Drei Tage später berichtet<br />
Herr Vinzenz: »Man gibt diesem<br />
guten Mädchen 15 000<br />
Livres, und sie kann nach<br />
dem Tod ihrer Eltern noch<br />
auf weitere hoffen. Ich erzählte<br />
in Gegenwart von<br />
Madame von Aiguillon die<br />
Einzelheiten des Vermögens<br />
von Herrn Amtmann, denn<br />
sie war <strong>der</strong> Ansicht, dass<br />
man die Dinge nicht nur allgemein<br />
sagt, wie Sie es<br />
meinten.«<br />
Herr Vinzenz war sich bewusst,<br />
dass er entgegen den<br />
Empfehlungen von Louise<br />
von Marillac gehandelt hat.<br />
Deswegen stützt er sich auf<br />
die Meinung <strong>der</strong> Herzogin<br />
von Aiguillon. Was für ein<br />
Unterschied in <strong>der</strong> Ansicht<br />
und welche Freiheit zwischen<br />
Herrn Vinzenz und<br />
Mademoiselle Le Gras!<br />
Die Hochzeit von Michael<br />
und Mademoiselle Portier<br />
kommt nicht zustande, denn<br />
<strong>der</strong> Vater wünscht sich für<br />
seine Tochter eine »gute Partie«.<br />
So muss von neuem<br />
nach einem Mädchen Ausschau<br />
gehalten werden.<br />
Hochzeit mit<br />
Gabrielle Le Clerc<br />
Die Wahl fällt auf Gabrielle Le<br />
Glerc, die Tochter des Herrn<br />
26<br />
von Chennevières. Die Vereinbarungen<br />
zwischen den<br />
beiden Familien verliefen<br />
rasch und ohne Schwierigkeiten.<br />
Im Dezember 1649 teilt<br />
Louise Herrn Vinzenz ihre<br />
Freude mit, dass sie ihre<br />
zukünftige Schwiegertochter<br />
gesehen habe, die in Begleitung<br />
ihres Onkels kam, um<br />
die letzten Hochzeitsvorbereitungen<br />
zu treffen.<br />
Aber Louise von Marillac<br />
muss noch einen an<strong>der</strong>en,<br />
viel schwierigeren und heikleren<br />
Schritt unternehmen.<br />
Damit die zukünftigen Eheleute<br />
leben können, stellt sich<br />
die Frage, ob für Michael,<br />
nach Sitte <strong>der</strong> Zeit, das Amt<br />
eines Beraters am Rechnungshof<br />
gekauft werden<br />
soll, das zu <strong>der</strong> Zeit Herr<br />
de La Rochemaillet innehat,<br />
ein Onkel <strong>der</strong> Braut. Louise<br />
ist arm, und sie sieht sich<br />
genötigt, die Hilfe ihrer Familie<br />
zu erbitten. Sie wendet<br />
sich an Herrn Graf von<br />
Maure, den Ehemann <strong>der</strong><br />
Anne d’Attichy, einer ihrer<br />
Cousinen: »Als Christ muss<br />
ich die Missachtungen lieben,<br />
die normalerweise die<br />
Folgen <strong>der</strong> Armut sind.«<br />
Louise erklärt, dass sie über<br />
wenig Geld und Güter verfügt,<br />
die sie ihrem Sohn<br />
geben könnte und erinnert<br />
demütig an die Hilfe, die<br />
sie und ihr Mann den Kin<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> d’Attichy nach<br />
dem Tod <strong>der</strong> Eltern gewährt<br />
hatten. Einen ähnlichen<br />
Schritt unternimmt Louise bei<br />
Marie Angélique d’Attichy.<br />
Es scheint, dass diese verschiedenen<br />
Bitten gut aufgenommen<br />
wurden.<br />
Trauung in St. Sauveur<br />
Michael ist 37 Jahre alt.<br />
Der 18. Januar 1650 ist für<br />
Louise von Marillac ein Freudentag.<br />
An diesem Tag findet<br />
die Hochzeit von Michael<br />
und Gabrielle in <strong>der</strong> Kirche<br />
vom heiligen Erlöser statt.<br />
Nach Sjef Sarneel in seinem<br />
Buch Den Menschen zuliebe<br />
hat Michael seiner Mutter<br />
nicht einmal mitgeteilt, wann<br />
und wo die Hochzeit stattfinden<br />
würde.<br />
Am Vorabend erhält sie von<br />
Herrn Vinzenz einen Brief:<br />
»Ich bitte unseren Herrn,<br />
dass er die Vermählten segnen<br />
möge und dass er Ihnen<br />
die Verfassung schenke, die<br />
er <strong>der</strong> heiligen Jungfrau<br />
während <strong>der</strong> Hochzeit von<br />
Kana gab.«<br />
Anfang des darauffolgenden<br />
Jahres kommt die kleine<br />
Louise-Renate zur Welt. Zur<br />
größten Freude <strong>der</strong> Großmutter<br />
und <strong>der</strong> <strong>Schwestern</strong><br />
bringen die Eltern die kleine<br />
Tochter oft mit in die Gemeinschaft.<br />
Louise-Renate<br />
wird »die kleine Schwester«<br />
genannt. Die Heirat konnte<br />
übrigens die Sorge von<br />
Louise nicht nehmen. Im<br />
September 1651 wurde Michael<br />
erneut sehr krank und<br />
danach auch taub. Überdies<br />
bereitete ihm seine Frau<br />
Schwierigkeiten, die sich<br />
aber bald wie<strong>der</strong> lösten. Der<br />
Sohn jedoch sollte bis
zum Ende das Kreuz seiner<br />
Mutter bleiben.<br />
In <strong>der</strong> Familie seiner Frau<br />
gab es Ärger, Missstimmung<br />
und Streit. Louise musste<br />
sich damit befassen, Frieden<br />
zu stiften. Da Michael selbst<br />
taub wurde, musste er sein<br />
Amt als Rat am Münzhof aufgeben.<br />
Louise nahm die Last<br />
mit sich ins Grab. Immer<br />
hatte sie das unbestimmte<br />
Bewusstsein gehabt, dieser<br />
Sohn sei eine Strafe. Sie verurteilte<br />
den Gedanken und<br />
überwand ihn durch ihre<br />
Liebe und ihr Vertrauen auf<br />
Gottes Güte. Aber sie konnte<br />
nicht verhin<strong>der</strong>n, dass sie<br />
schwer daran trug und sich<br />
sagte, es sei in ihrem Leben<br />
von ihrer Geburt an kein<br />
einziger Tag ohne Leid gewesen.<br />
Beim Sterben von Louise<br />
sind Michael, seine Frau und<br />
seine Tochter anwesend, und<br />
empfangen ihren Segen. Als<br />
Louise die Wegzehrung und<br />
die Krankensalbung empfangen<br />
hatte – es war am<br />
4. Februar 1660 – sagte sie<br />
zu ihrem Sohn: »Ich bitte den<br />
Vater, den Sohn und den<br />
Heiligen Geist durch die Vollmacht,<br />
die er den Vätern und<br />
Müttern gegeben hat, ihre<br />
Kin<strong>der</strong> zu segnen, dass er<br />
auch Euch seinen Segen<br />
gebe, Euch von allen irdischen<br />
Dingen losschäle und<br />
an sich ziehe. Lebt als gute<br />
Christen!«<br />
Aus dem Testament <strong>der</strong> heiligen<br />
Louise:<br />
»Ich bitte meinen Sohn, er<br />
möge oft eingedenk sein, zu<br />
Gott für die Seelenruhe seines<br />
Vaters zu beten und sich<br />
an sein frommes Leben zu<br />
erinnern, da er sehr gottesfürchtig<br />
und bestrebt war,<br />
sich stets untadelig zu zeigen.<br />
Beson<strong>der</strong>s möge er sich<br />
an seine Geduld in Ertragung<br />
<strong>der</strong> schweren Leiden erinnern,<br />
die in seinen letzten Lebensjahren<br />
über ihn kamen,<br />
in denen er so große Tugenden<br />
übte.«<br />
Michael stirbt erst 1696, mit<br />
83 Jahren. Louise-Renate,<br />
die durch ihre Heirat zu<br />
Mademoiselle von Ormilly<br />
wird, scheint keine Kin<strong>der</strong> zu<br />
haben. Im Jahr 1631 fragt<br />
sich Louise von Marillac, die<br />
immer auf <strong>der</strong> Suche nach<br />
dem Willen Gottes ist, ob es<br />
möglich ist, ihr Leben als<br />
Familienmutter mit <strong>der</strong> Ausbildung<br />
zur Dienerin <strong>der</strong><br />
Armen zu verbinden. Herr<br />
Vinzenz antwortet ihr mit<br />
seinem Realismus und mit<br />
feinem Humor: »Es war gut,<br />
dass unser Herr Sie nicht zu<br />
Seiner Mutter erwählt hat,<br />
denn Sie glauben nicht, den<br />
Willen Gottes in den mütterlichen<br />
Pflichten zu finden, die<br />
er von Ihnen für Ihren Sohn<br />
verlangt. O<strong>der</strong> vielleicht meinen<br />
Sie, dass Sie das hin<strong>der</strong>t,<br />
den Willen Gottes in<br />
an<strong>der</strong>en Dingen tun zu können.<br />
Nichts weniger als das,<br />
denn <strong>der</strong> Wille Gottes stellt<br />
sich nicht gegen den Willen<br />
Gottes. Ehren Sie in solchen<br />
Fällen die Gelassenheit <strong>der</strong><br />
heiligen Jungfrau.«<br />
Nachtrag: Tod <strong>der</strong> heiligen<br />
Louise von Marillac<br />
Am 4. Februar 1660 erkrankte<br />
Louise und ein<br />
starkes Fieber, verbunden<br />
mit einem neuartigen Geschwulst<br />
am Arm, brachte<br />
ihr Leben in Gefahr. Als die<br />
Krankheit nach acht Tagen<br />
nicht wich, empfing sie die<br />
Wegzehrung und die Krankensalbung.<br />
Vinzenz konnte<br />
wegen seiner großen<br />
Schwäche und seiner immer<br />
mehr zunehmenden Krankheit<br />
keinen Besuch mehr bei<br />
Louise machen. Durch einen<br />
Mitbru<strong>der</strong> ließ er ihr sagen:<br />
»Sie gehen zuerst, ich aber<br />
hoffe, Sie im Himmel bald<br />
wie<strong>der</strong> zu sehen.« Vom<br />
13. bis 15. März nahm die<br />
Krankheit noch zu. Es war<br />
dann am 15. März um sechs<br />
Uhr morgens. Der Zustand<br />
<strong>der</strong> Sterbenden verschlechterte<br />
sich zusehends. Gegen<br />
elf Uhr segnete sie ein letztes<br />
Mal die <strong>Schwestern</strong>, empfing<br />
den päpstlichen Segen und<br />
verschied. Es war <strong>der</strong> Mon-<br />
27<br />
�
tag nach dem Passionssonntag<br />
am 15. März 1660 zwischen<br />
elf und zwölf Uhr.<br />
Louise hatte 68 Jahre, sieben<br />
Monate und vier Tage<br />
gelebt. Ihre sterblichen Überreste<br />
wurden in <strong>der</strong> Pfarrkirche<br />
St. Laurent in <strong>der</strong><br />
Kapelle <strong>der</strong> Heimsuchung<br />
zur letzten Ruhe bestattet.<br />
Im Seligsprechungsprozess<br />
des heiligen Vinzenz von<br />
Paul erklärte Abbé Gobillon,<br />
nach dem Begräbnis Louises<br />
und noch lange Zeit nachher<br />
habe er bei ihrem Grab einen<br />
eigentümlichen Wohlgeruch<br />
wahrgenommen. Die <strong>Schwestern</strong>,<br />
die das Grab aufsuchten,<br />
bemerkten ihn ebenfalls,<br />
trugen ihn in ihren Klei<strong>der</strong>n<br />
mit fort und verbreiteten<br />
ihn in den Krankensälen, in<br />
denen sie Dienst taten.<br />
Louise von Marillac wurde<br />
am 9. Mai 1920 seliggesprochen<br />
und am 11. März 1934<br />
erfolgte ihre Heiligsprechung.<br />
Im Jahr 1960 erklärte<br />
Papst Johannes XXIII. die<br />
heilige Louise von Marillac<br />
zur »Patronin all jener, die<br />
sich den sozialen Werken <strong>der</strong><br />
christlichen Nächstenliebe<br />
widmen.«<br />
Louise von Marillac lebt als<br />
»die Dienerin <strong>der</strong> Armen« in<br />
<strong>der</strong> Geschichte weiter. Sie<br />
wird immer aktuell bleiben,<br />
denn »Arme habt ihr immer<br />
unter euch.«<br />
Erlauben Sie mir, Ihnen jetzt<br />
die letzten Worte des heiligen<br />
Vinzenz und <strong>der</strong> heiligen<br />
Louise ans Herz zu legen.<br />
Vinzenz sagte zu den Töchtern<br />
<strong>der</strong> christlichen Liebe<br />
28<br />
kurz nach dem Tod von<br />
Louise und kurz vor seinem<br />
eigenen: »Wie viel mehr<br />
Grund haben wir, auf jene zu<br />
schauen, die Eure Mutter<br />
ist, da sie Eure Gemeinschaft<br />
ins Leben gerufen hat. Ihr<br />
habt Euch nicht selbst das<br />
Dasein gegeben, son<strong>der</strong>n sie<br />
hat Euch in unserem Herrn<br />
zur Existenz verholfen.«<br />
Louise selbst gab den um<br />
ihr Sterbebett versammelten<br />
<strong>Schwestern</strong> dieses letzte<br />
geistliche Testament: »Meine<br />
lieben <strong>Schwestern</strong>, ich fahre<br />
fort, Gott für Euch um seinen<br />
Segen anzuflehen und ich<br />
bitte ihn, er möge Euch die<br />
Gnade schenken, in Eurem<br />
Beruf auszuharren, damit Ihr<br />
ihm so dient, wie er es von<br />
Euch verlangt. Tragt große<br />
Sorge für den Armendienst,<br />
und vor allem, lebt gut miteinan<strong>der</strong>,<br />
in großer Eintracht<br />
und Herzlichkeit, liebt Euch<br />
gegenseitig und ahmt so die<br />
Vereinigung und das Leben<br />
unseres Herrn nach. Bittet<br />
die heilige Jungfrau, sie möge<br />
Eure einzige Mutter sein.«<br />
Verwendete Literatur<br />
Schwester Alfonsa Richartz, »Eine<br />
ungewöhnliche Mutter», Johannes-<br />
Verlag Leutesdorf, 1988.<br />
Sjef Sarneel CM, »Den Menschen<br />
zuliebe«, Her<strong>der</strong> Verlag, 1990.<br />
Jean Calvet, »Louise von Marillac«,<br />
Räber-Verlag Luzern, 1962.<br />
P. Otto Schnelle, CM Vinzenz von<br />
Paul, »Briefe an eine besorgte<br />
Mutter«, Johannes-Verlag Leutesdorf,<br />
1983.<br />
»Die heilige Louise von Marillac«,<br />
von einem Missionspriester, Graz<br />
1934, Druckerei und Verlag <strong>der</strong><br />
Lazaristen.<br />
Statistik<br />
Bevölkerung: 48,1 Mio.;<br />
Staatsform: Präsidialrepublik;<br />
Sprache: Koreanisch;<br />
Alphabetisierung: Männer<br />
99 %, Frauen 96 %;<br />
Religionen: Buddhisten 10,7<br />
Mio., Protestanten 8,6 Mio.,<br />
Katholiken 5,1 Mio., Min<strong>der</strong>heiten<br />
von Konfuzianern,<br />
Muslimen;<br />
Mitgliedskirchen im Ökumenischen<br />
Rat <strong>der</strong> Kirchen:<br />
Anglikanische Kirche von<br />
Korea, Koreanische Methodistische<br />
Kirche, Presbyterianische<br />
Kirche in <strong>der</strong> Republik<br />
Korea, Presbyterianische<br />
Kirche von Korea.<br />
Seit dem 7. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
existierte Korea als<br />
eigenständiges Königreich.<br />
Dieses sah sich ab<br />
dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t Übergriffen<br />
aus Japan und <strong>der</strong><br />
Mandschurei ausgesetzt, bis<br />
es 1910 von Japan annektiert<br />
wurde. Es blieb bis<br />
zum Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
unter <strong>der</strong> gewaltsamen<br />
japanischen Kolonialherrschaft.<br />
1945 wurde<br />
Korea entlang des 38. Breitengrades<br />
in zwei militärische<br />
Besatzungszonen geteilt.<br />
Die Streitkräfte <strong>der</strong><br />
UdSSR besetzten den Norden<br />
und die <strong>der</strong> Vereinigten<br />
Staaten von Amerika (USA)<br />
den Süden des Landes. Im<br />
Norden entstand eine kommunistischeGesellschaftsordnung,<br />
im Süden eine<br />
Militärregierung. 1950 griff<br />
Nordkorea Südkorea an, und<br />
es folgte ein dreijähriger
In Südkorea liegt das Mutterhaus Suwon. In dieser Ausgabe<br />
<strong>der</strong> Zeitschrift heute wird das Land Korea kurz<br />
vorgestellt: seine Geschichte sowie die gegenwärtige<br />
soziale und religiöse Situation; es folgen Anregungen<br />
für Dank und Fürbitte sowie ein Gebet, welches in<br />
Korea formuliert wurde* (Kkl.).<br />
KOREA<br />
Krieg, in den auch chinesische<br />
und US-Truppen (unter<br />
einem Mandat <strong>der</strong> Vereinten<br />
Nationen) involviert waren.<br />
Ein Waffenstillstand, <strong>der</strong> immer<br />
noch existiert, wurde<br />
1953 unterzeichnet. Seitdem<br />
befinden sich beide Seiten<br />
formell im Kriegszustand und<br />
sind durch eine fast unpassierbare<br />
demilitarisierte Zone<br />
aus Beton und Stacheldraht<br />
getrennt.<br />
Das Land erholte sich nur<br />
schwer vom Krieg. 1961<br />
brachte ein Putsch General<br />
Park Chung Hee an die<br />
Macht. Er setzte eine Reihe<br />
von Reformen um, die zu<br />
einem spektakulären Wirtschaftswachstum<br />
führten.<br />
Sein System war aber politisch<br />
repressiv, und Südkorea<br />
lebte in den 1970er-<br />
Jahren unter Kriegsrecht.<br />
Park wurde 1979 ermordet,<br />
und es folgte ein Jahrzehnt<br />
<strong>der</strong> Gewalt und <strong>der</strong> politischen<br />
Instabilität. 1987/1988<br />
gab es erstmals freie demokratische<br />
Wahlen, und eine<br />
neue Verfassung wurde verabschiedet.<br />
1991 wurden sowohl<br />
Südkorea als auch<br />
Nordkorea in die Vereinten<br />
Nationen aufgenommen und<br />
unterzeichneten einen Nichtangriffspakt.<br />
Die Asienkrise<br />
1997 traf Südkorea hart und<br />
führte zu einem erneuten<br />
Regimewechsel, als Kim<br />
Dae-jung als demokratischer<br />
Oppositionspolitiker zum Präsidenten<br />
gewählt wurde. Im<br />
Jahr 2000 hielten Kim Daejung<br />
und <strong>der</strong> nord-koreanische<br />
Führer Kim Jong-il das<br />
erste Gipfeltreffen bei<strong>der</strong><br />
Län<strong>der</strong> seit 1953 ab. Die Gespräche<br />
werden auf offizieller<br />
Ebene fortgesetzt, aber in<br />
sehr langsamen Tempo. Es<br />
wurden außerdem Treffen<br />
arrangiert für Familien, die<br />
durch den Krieg auseinan<strong>der</strong>gerissen<br />
wurden. Die<br />
Aussöhnung bei<strong>der</strong> Staaten<br />
wird in den letzten Jahren<br />
durch den Streit um das<br />
nordkoreanische Atomprogramm<br />
belastet.<br />
Korea hatte über die Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
hinweg unterschiedliche<br />
Berührungspunkte mit<br />
dem Christentum, vor allem<br />
durch Japan und China, aber<br />
erst im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, als<br />
koreanische Missionare ihre<br />
Arbeit begannen, fasste <strong>der</strong><br />
christliche Glaube wirklich<br />
Fuß. Diese Missionare waren<br />
bei Besuchen in China in<br />
Kontakt mit römisch-katholischen<br />
Priestern und christlicher<br />
Literatur gekommen.<br />
Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t wurden<br />
Christen von <strong>der</strong> Regierung<br />
verfolgt, das Land für Auslän<strong>der</strong><br />
geschlossen. Die USA<br />
einigten sich mit Korea 1884<br />
darauf, dass presbyterianische<br />
und methodistische<br />
Missionare einreisen durften.<br />
An<strong>der</strong>e folgten ihnen, und<br />
das Christentum wuchs.<br />
Diese protestantischen Kirchen<br />
waren eng in den<br />
Wi<strong>der</strong>stand gegen die japanische<br />
Besatzung eingebunden.<br />
Die Bischöfliche Kirche von<br />
Korea ist die größte evangelische<br />
Denomination im Land,<br />
dicht gefolgt von <strong>der</strong> Pfingstkirche<br />
und den Assemblies<br />
of God (Versammlungen Gottes).<br />
Durch großen Einsatz<br />
<strong>der</strong> einheimischen Christinnen<br />
und Christen wuchs die<br />
Zahl <strong>der</strong> protestantischen<br />
Gläubigen, aber gleichzeitig<br />
sind auch Spaltungen zwi-<br />
29<br />
�
schen den größeren Denominationen<br />
entstanden. Es gibt<br />
heute etwa 100 verschiedene<br />
Denominationen in<br />
Südkorea, von denen viele<br />
Ableger <strong>der</strong> Missionskirchen<br />
sind. An<strong>der</strong>e vermischen das<br />
Christentum mit Mystizismus,<br />
Naturalismus und Moralsystemen<br />
wie dem Konfuzianismus.<br />
Vor allem in den<br />
Städten hat <strong>der</strong> christliche<br />
Glaube zugenommen. Seit<br />
den 1990er-Jahren haben<br />
die Kirchen, vor allem die<br />
pfingstlerischen und charismatischen,<br />
einen enormen<br />
Zuwachs und eine Erneuerung<br />
erlebt. Viele koreanische<br />
Missionare sind heute<br />
in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n tätig.<br />
30<br />
Gebet aus Korea<br />
Vielen Menschen in Nordund<br />
Südkorea ist die Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
bei<strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />
ein großes Anliegen. Eine<br />
Reihe kirchlicher und ökumenischer<br />
Organisationen<br />
haben Komitees gegründet,<br />
um mit den Regierungen<br />
Kontakt aufzunehmen und<br />
den Dialog in diese Richtung<br />
zu för<strong>der</strong>n. Eine dieser ökumenischen<br />
Organisationen<br />
ist <strong>der</strong> National Council of<br />
Churches in Korea, <strong>der</strong> 1924<br />
gegründet wurde und acht<br />
Denominationen und über<br />
ein Drittel <strong>der</strong> Christen in<br />
Südkorea repräsentiert.<br />
* Aus: IN GOTTES HAND. GEMEINSAM<br />
BETEN FÜR DIE WELT. Gebete aus <strong>der</strong><br />
weltweiten Ökumene, Lembeck/Bonifatius,<br />
2008.<br />
Herr, <strong>der</strong> du von den Toten zum Leben auferstanden bist,<br />
wir rühmen und preisen deinen Namen.<br />
O Gott, Schöpfer und Lebensspen<strong>der</strong>!<br />
Wir bekennen unsere Sünden durch deine Macht,<br />
die uns verbindet.<br />
Zeige uns dein Erbarmen und vergib uns.<br />
Du hast uns eins gemacht,<br />
wir aber sind schon seit langer Zeit zerspalten<br />
und sind noch immer von Konflikten und Leid zerrissen.<br />
O Jesus Christus, Heiler unserer Spaltung!<br />
Hilf, dass wir uns an den Schmerz und das Leid Koreas erinnern,<br />
wann immer wir uns an dein Leiden am Kreuz erinnern.<br />
Hilf den Koreanern, ihr Kreuz <strong>der</strong> Vereinigung auf sich zu nehmen,<br />
damit sie die Kraft haben,<br />
mit ihrem Austausch und ihrer Kooperation fortzufahren.<br />
Führe sie, sodass sie sich weiterhin um Einigung bemühen.<br />
Leite sie in ihrem Bemühen, Frieden in Nordostasien zu stiften<br />
und die Harmonie <strong>der</strong> ganzen Schöpfung zu erreichen,<br />
wenn sie sich einan<strong>der</strong> vergeben und sich in Einheit verbinden.<br />
Dies erbitten wir im Namen Jesu Christi,<br />
<strong>der</strong> starb, aber wie<strong>der</strong> auferstand,<br />
um den wahren Frieden in die Welt zu bringen.<br />
ANREGUNGEN<br />
FÜR DANK<br />
UND FÜRBITTE<br />
Wir danken für:<br />
• Die blühenden christlichen<br />
Kirchen in Südkorea.<br />
• Alle, welche die sich selbst<br />
verschenkende Liebe Christi<br />
in Kulturen bezeugen, die<br />
den Reichtum sehr hoch<br />
schätzen.<br />
• Alle, die dafür arbeiten,<br />
Nord- und Südkorea einan<strong>der</strong><br />
näherzubringen.<br />
• Die Christinnen und Christen,<br />
die auch in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heit<br />
Christus bezeugen.<br />
Wir bitten um/für:<br />
• Ein Ende <strong>der</strong> atomaren Rüstung.<br />
• Einen größeren Schutz <strong>der</strong><br />
Menschenrechte und einen<br />
Rückgang von politischer<br />
Korruption.<br />
• Alle Familien, die von <strong>der</strong><br />
Trennung von Nord- und<br />
Südkoreas betroffen sind.<br />
• Frieden in dieser Region, in<br />
<strong>der</strong> es häufig zu Spannungen<br />
und Missverständnissen<br />
kommt.<br />
• Alle in Nordkorea, die unter<br />
Unterernährung leiden und<br />
dem Verhungern nahe sind.<br />
• Hoffnung für die Menschen<br />
in Nordkorea, die nur Verzweiflung,<br />
Not und Gewalt<br />
gesehen haben.<br />
• Alle, die Macht, Ansehen<br />
und Reichtum anstelle geistiger<br />
Vollkommenheit suchen:<br />
dass sie erfüllt und<br />
erneuert werden mögen.
Heft 1/<strong>2011</strong> INHALT 43. Jahrgang<br />
Sr. Hildegard Köhler, Köln: Geistliches Wort 2<br />
Schwerpunkt: Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe 3<br />
Zum diesjährigen Titelbild 3<br />
Von <strong>der</strong> <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong>stagung 2010 5<br />
Beitritt <strong>der</strong> Kongregation Zams 6<br />
Bildmeditation 8<br />
Aus Mutter- und Provinzhäusern<br />
Neue Ordensleitungen: Pa<strong>der</strong>born, München 10<br />
Untermarchtal 10<br />
Nachruf: Mutter Luise, Innsbruck 13<br />
Nachruf: Sr. Alfonsa, Köln 13<br />
P. Georg Witzel CM: Louise von Marillac<br />
und ihr Sohn Michael Le Gras 15–28<br />
Vinzentinische Verwandtschaften (Grafik) 16<br />
Bildbetrachtung 24<br />
Korea – vorgestellt 28<br />
Einladung zu Exerzitien innerhalb <strong>der</strong> <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong> 31<br />
Inhalt 31<br />
Bildmeditation 32<br />
Einladung zu Exerzitien<br />
1.–8. 4. <strong>2011</strong><br />
Fastenexerzitien<br />
mit Sr. Felicia, Sr. Gabriele<br />
Maria und Frau Isolde Wölfling,<br />
Heilpraktikerin<br />
3.–10. 3. <strong>2011</strong><br />
Meditationsexerzitien<br />
mit Sr. Elisabeth und<br />
Sr. Luitraud<br />
21.–27. 8. <strong>2011</strong><br />
Einzelexerzitien<br />
mit Sr. Elisabeth<br />
16.–23. 10. <strong>2011</strong><br />
Wan<strong>der</strong>exerzitien<br />
in Bad Wildbad<br />
Kontakt: 07393 30-0<br />
heute<br />
herausgegeben im Auftrag <strong>der</strong> <strong>Fö<strong>der</strong>ation</strong><br />
Vinzentinischer Frauengemeinschaften<br />
von Superior Dr. Winfried Kurzschenkel,<br />
Kanalstraße 22, 36037 Fulda,<br />
Tel.: (06 61) 2 85-133, Fax: -200 / � 70668.<br />
E-Mail: winfried.kurzschenkel@gmx.de<br />
Erscheinungsweise vierteljährlich.<br />
Die Zeitschrift kann bezogen werden über<br />
obige Adresse. Das Jahresabonnement<br />
kostet einschließlich Versand 8,– € und wird<br />
im 1. Quartal erbeten: Mutterhaus Fulda,<br />
Sparkasse Fulda 41 026 414 (BLZ 530 501 80).<br />
Abbestellung nur zum 31.Dezember mit<br />
einmonatiger Kündigungsfrist.<br />
Korrespondentinnen in den<br />
Mutterhäusern/Provinzhäusern:<br />
Augsburg: Sr. M. Beatrix Franger<br />
Freiburg: Sr. Anna Lioba Fackler<br />
Fulda: Sr. Felizitas Renkel<br />
Heppenheim: Sr. Christine Lorey<br />
Hildesheim (mit Region in Peru):<br />
Sr. Regina Maria Lührsen<br />
Innsbruck (mit Region in Tansania):<br />
Sr. Pauline Thorer<br />
Mananthavady: Sr. Celina John<br />
Meran: Sr. Klara Rabensteiner<br />
München: Wolfgang Dausch<br />
Pa<strong>der</strong>born: Sr. Ursula Bittner<br />
Straßburg: Sr. Marguerite Schwein<br />
Suwon (Korea): Sr. Katharina Cha<br />
Treviso: Sr. Lorenza Sponton<br />
Untermarchtal (mit Region in Tansania):<br />
Sr. M. Karin Weber<br />
Wien: Sr. Sigharda Leitner<br />
Zams (mit Nie<strong>der</strong>lassungen in Peru):<br />
Sr. Dr. M. Gerlinde Kätzler<br />
Provinz Graz TdcL:<br />
Sr. Angela Platzer, Sr. Donata Hampel<br />
Provinz Köln TdcL: Sr. Alfonsa Richartz †<br />
Gestaltung: Jürgen Weber, Limburg<br />
E-Mail: ju_weber@arcor.de<br />
Druck: Limburger Vereinsdruckerei GmbH,<br />
Senefel<strong>der</strong>straße 2, 65549 Limburg<br />
Mutterhaus Untermarchtal Mutterhaus Fulda<br />
Einzelexerzitien<br />
auf dem Sonnenhof,<br />
Kassel-Wilhelmshöhe<br />
10. 5.–18. 5. <strong>2011</strong><br />
29. 5.– 6. 6. <strong>2011</strong><br />
26. 6.– 4. 7. <strong>2011</strong><br />
Superior Winfried<br />
Kurzschenkel,<br />
Kontakt: 0661 285-0<br />
31
Text: Sr. Ursula Bittner · Foto: Heidi Bittner<br />
Immer wie<strong>der</strong> Brücken bauen<br />
von Mensch zu Mensch?<br />
Eine Brücke musst du bauen,<br />
eine Brücke kannst du bauen,<br />
eine Brücke wirst du bauen, wenn du...<br />
Immer wie<strong>der</strong> Brücken bauen<br />
von dir zu Gott hin?<br />
Eine Brücke musst du bauen,<br />
eine Brücke kannst du bauen,<br />
eine Brücke wirst du bauen, wenn du...