APOaktuell AUSGABE 31 – #04 2021
Die aktuelle Ausgabe Herbst 2021. Diesmal mit folgenden redaktionellen Themen: Gut geschützt - Covid 19-Antikörper, Spermidin - Anti-aging-power, Erkältet - Efeu oder Ambroxol?, Vitamin D - Ein Alleskönner und vielem mehr...
Die aktuelle Ausgabe Herbst 2021. Diesmal mit folgenden redaktionellen Themen: Gut geschützt - Covid 19-Antikörper, Spermidin - Anti-aging-power, Erkältet - Efeu oder Ambroxol?, Vitamin D - Ein Alleskönner und vielem mehr...
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MAGAZIN Nr. <strong>31</strong><br />
Das Magazin aus IHRER APOTHEKE<br />
SPERMIDIN<br />
Anti-Aging-Power<br />
<strong>AUSGABE</strong> <strong>#04</strong>/<strong>2021</strong><br />
ERKÄLTET<br />
Efeu oder Ambroxol?<br />
VITAMIN D<br />
Ein Alleskönner<br />
Teil 4:<br />
Gut geschützt<br />
COVID 19-Antikörper <strong>–</strong> das Maß für die Maßnahmen.<br />
APORUBRIKEN COVID-19 VITAMINE & VITALITÄT ERKÄLTUNG MIGRÄNE HAUSMITTEL TIERECKE
NEU<br />
Schmeckt<br />
nach Pfirsich<br />
Vitamin B-Komplex<br />
ratiopharm® direkt<br />
Alle 8 B Vitamine für<br />
zwischendurch<br />
<strong>–</strong> Für einen normalen Energiestoffwechsel<br />
<strong>–</strong> Bei veganer oder vegetarischen Ernährung<br />
<strong>–</strong> Zur Verringerung von Müdigkeit<br />
und Erschöpfung<br />
Nahrungsergänzungsmittel. Ein Nahrungsergänzungsmittel darf nicht als Ersatz<br />
für eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung und einen gesunden<br />
Lebensstil verwendet werden. OTC-AT-00251
1<br />
HERBSTLEUCHTEN<br />
IN DIE ADVENTZEIT<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser!<br />
Ja, es ist wieder soweit. Noch umschmeicheln<br />
uns altweibersommerliche Sonnenstrahlen,<br />
die in der Nacht bereits<br />
der machthungrigen Kälte weichen müssen.<br />
Bald einmal jedoch werden wir ins trübe zähe<br />
Nass des Spätherbstes eintauchen und erst<br />
das vorweihnachtliche Funkeln wird neuen<br />
Glanz in unseren Alltag bringen. Weihnachtssterne,<br />
Punsch und Lebkuchen, Tannenduft<br />
und Kerzenschein erfreuen unsere Herzen<br />
alle Jahre wieder. Die Hoffnung auf Weihnachten<br />
wie früher besteht...<br />
Zurzeit kämpfen wir uns gegen eine neue<br />
Welle an Corona-Infektionen, die 4. mittlerweile.<br />
Noch immer ist das Ausmaß an Immunität<br />
innerhalb der Bevölkerung nicht hoch<br />
genug, um diese Pandemie ins Jenseits zu<br />
schicken. Neben den daraus resultierenden<br />
gesundheitlichen Negativ-Auswirkungen auf<br />
alle ÖsterreicherInnen scheint auch die gesellschaftliche<br />
Kluft zwischen Geimpften und<br />
Impfgegnern immer größer zu werden. Es ist<br />
die heikle Aufgabe der Regierenden auf diese<br />
Probleme die richtige Antwort zu finden.<br />
Wir, die FachexpertInnen von apoaktuell,<br />
versorgen Sie mit aktuellen Informationen, die<br />
Ihnen einen fundierten Zugang zu wichtigen<br />
Gesundheitsthemen liefern. Wir berichten in<br />
dieser Ausgabe natürlich über neueste<br />
Erkenntnisse zu Corona-bezogenen Themen<br />
wie „Gut geschützt <strong>–</strong> die Antikörper“ und<br />
„SARS-CoV-2 und unsere Tiere“. Um unser<br />
Immunsystem drehen sich die Artikel über<br />
Vitamin D und Erkältungen. Ergänzend<br />
erhalten Sie wissenswerte Informationen zur<br />
neuen Anti-Aging-Wunderwaffe Spermidin,<br />
zur Allergie gegen Hausstaubmilbenkot und<br />
über das Volksleiden Migräne. Wie immer<br />
abgerundet durch die Rubriken „Pflanze der<br />
Saison“ und „Apotipp“.<br />
Eine schöne und herzerwärmende<br />
Vorweihnachtszeit<br />
wie damals wünscht<br />
Ihnen Ihr Team von<br />
apoaktuell!<br />
Und... bleiben Sie gesund!<br />
EINLEITUNG
2<br />
04<br />
20<br />
10<br />
30<br />
INHALT<br />
<strong>#04</strong> <strong>2021</strong><br />
COVID-19<br />
04 Gut geschützt <strong>–</strong> Teil 4<br />
Antikörper <strong>–</strong> Die wichtigste Waffe<br />
im Kampf gegen die Pandemie.<br />
ERKÄLTUNG<br />
10 Efeu oder Ambroxol?<br />
Eine Auswahl, die Linderung schafft.<br />
Schulmedizin, pflanzliches Mittel<br />
oder Hausmittel.<br />
VITAMINE<br />
20 Vitamin D <strong>–</strong> ein viel<br />
unterschätztes Allroundtalent.<br />
APOTHEKER TIPP<br />
28 Herbstzeit <strong>–</strong> Kürbiszeit<br />
Die positive Wirkung der Kürbiskerne<br />
auf unsere Gesundheit.<br />
VITALITÄT<br />
30 Spermidin <strong>–</strong><br />
Wunderwaffe gegen das Altern?<br />
APOAKTUELL
36<br />
3<br />
45<br />
28<br />
41<br />
09<br />
KOPFSCHMERZEN TEIL 3<br />
36 Migräne <strong>–</strong> Gewitter im Kopf<br />
Ursachen und Behandlung.<br />
HAUSSTAUBMILBE<br />
STANDARDS<br />
09 Pflanze der Saison<br />
Die Fichte <strong>–</strong> ein Baum<br />
mit Heilwirkung.<br />
48 Impressum<br />
41 Kleine Monster in unserem Haus<br />
Tipps bei Hausstaubmilben-Allergie.<br />
HUND, KATZ' & CO<br />
45 Sars-CoV-2 und unsere Tiere<br />
Können sich unsere Haustiere<br />
anstecken?<br />
INHALT
4
5<br />
SCHUTZ<br />
GEGEN<br />
COVID-19<br />
TEIL 4<br />
Anti<br />
KÖRPER<br />
Die WICHTIGSTE WAFFE im<br />
Kampf GEGEN DIE PANDEMIE.<br />
FACHKOMMENTAR:<br />
MAG. PHARM. ADELHEID TAZREITER<br />
COVID-19
6<br />
Die zukünftige globale<br />
Weiterentwicklung der<br />
COVID-19 Erkrankung<br />
hängt direkt vom<br />
Immunitätsstatus der<br />
Weltbevölkerung ab.<br />
In den letzten 1 ½ Jahren war das Erfassen<br />
der akuten Erkrankung durch SARS-CoV-2<br />
das bestimmende Element für die Inzidenz<br />
und die Zahl der Hospitalisierten und<br />
Intensivpatienten und damit für die von der<br />
Regierung verordneten Einschränkungen.<br />
Zunächst wurden AG (Antigen)-Schnelltests<br />
in großer Zahl durchgeführt, die innerhalb<br />
von 15 Minuten das Ergebnis präsentieren <strong>–</strong><br />
auf Kosten einer sehr hohen Genauigkeit. Es<br />
konnten <strong>–</strong> zwar in geringem Umfang <strong>–</strong> auch<br />
falsch positive oder falsch negative Befunde<br />
entstehen. Bei einem positiven AG-Schnelltest<br />
musste deswegen über die Telefonhotline<br />
1450 das Ergebnis durch einen aufwendigeren,<br />
aber in der Aussagekraft sichereren, PCR-Test<br />
überprüft werden. Das ist bis heute so und<br />
wird auch so bleiben, um akut Erkrankte in<br />
Quarantäne schicken zu können und eine<br />
mögliche Weiterverbreitung des Virus rasch zu<br />
unterbinden.<br />
Um die Pandemie wirklich auf Dauer einzudämmen,<br />
ist jedoch die Höhe der Immunantwort<br />
auf das Virus innerhalb der gesamten<br />
Bevölkerung das Maß aller Dinge. Denn nur,<br />
wenn 70 - 80% der Bevölkerung gegen einen<br />
Angriff von SARS-CoV-2 entsprechend geschützt<br />
sind, kann dieser Pandemie, die weltweit<br />
bereits etwa 5 Millionen (!) Tote gefordert<br />
hat, Einhalt geboten werden. Alleine in Österreich<br />
sind bis jetzt knapp 11.000 Menschen<br />
der Krankheit erlegen. 725.000 Menschen sind<br />
genesen, doch viele davon leiden noch immer<br />
unter Long-COVID Symptomen. Solange das<br />
Virus sich dermaßen weiterverbreiten kann,<br />
wird es zudem auch immer neue Varianten<br />
(„Mutationen“) bilden, die uns dann wieder vor<br />
neue Probleme stellen.<br />
Die Immunantwort unseres<br />
Körpers auf einen Erreger ist ein<br />
HOCHKOMPLEXER VORGANG, an<br />
dem verschiedene Organe, Zelltypen<br />
und chemische Stoffe beteiligt sind.<br />
Hier eine stark vereinfachte Übersicht:<br />
Schafft es ein Erreger (Virus, Bakterium,<br />
Pilz, Wurm u.a.) durch die äußeren Barrieren<br />
unseres Körpers, läuft unser Organismus zur<br />
Höchstform auf, um auf verschiedenen Wegen<br />
den Keim unschädlich zu machen und wieder<br />
aus dem Körper zu entfernen. Das jedem Men-<br />
COVID-19
ANTIKÖRPER <strong>–</strong> DIE WICHTIGSTE WAFFE IM KAMPF GEGEN DIE PANDEMIE 7<br />
schen angeborene „unspezifische Abwehrsystem“<br />
ist unsere „Feuerwehr“ <strong>–</strong> es reagiert sofort<br />
und arbeitet schnell. Es besteht aus speziellen<br />
weißen Blutkörperchen, den Fresszellen<br />
(= Makrophagen), die Bakterien, Viren oder<br />
andere „gefährliche“ Eiweiß-Körper in sich<br />
aufnehmen um sie zu eliminieren. Die Makrophagen<br />
werden durch Botenstoffe angelockt,<br />
welche auch an der Zerstörung der angreifenden<br />
Mikroorganismen beteiligt sind. Das „spezifische<br />
Abwehrsystem“ hingegen tritt etwas<br />
verzögert in Aktion, wenn es bestimmte Proteine<br />
am Erreger (= Antigene) entdeckt. Dann<br />
werden B-Lymphozyten aktiviert und über<br />
Zwischenschritte Antikörper gebildet, auch als<br />
Immunglobuline (Typ A,D,E,G,M) bezeichnet.<br />
Treffen diese auf das Antigen, entsteht ein<br />
Antikörper-Antigen-Komplex, der abgebaut<br />
wird. Parallel dazu werden durch die infizierten<br />
Körperzellen T-Lymphozyten mobilisiert,<br />
die entweder als Killerzellen gegen die Erreger<br />
vorgehen oder, wie auch ihre „Kollegen“ die<br />
B-Lymphozyten, Gedächtniszellen bilden, um<br />
sich dieses Antigen (diesen Keim) zu „merken“.<br />
GEDÄCHTNISZELLEN BLEIBEN IN<br />
HAB-ACHT-STELLUNG und reagieren<br />
auch Jahre später beim Kontakt<br />
mit diesem Antigen sofort und der<br />
Erreger wird rasch eliminiert, ohne<br />
dass eine Krankheit ausbricht <strong>–</strong> man<br />
hat Immunität erworben (= man ist<br />
immun dagegen).<br />
Für eine schnelle Abwehr bei Kontakt mit<br />
dem Erreger (wie das SARS-CoV-2 Virus) muss<br />
unser Immunsystem also über ausreichend<br />
Antikörper („neutralisierende Antikörper“) verfügen,<br />
die das Andocken des Virus an der Zelle<br />
unterbinden. Andererseits über einen starken<br />
Abwehrmechanismus durch T-Lymphozyten<br />
und deren Gedächtniszellen, der für die Zerstörung<br />
des Erregers und die Bildung neuer<br />
Antikörper zuständig ist.<br />
Gut messbar sind die Antikörper im Blut.<br />
Diese entstehen mit einiger Verzögerung nach<br />
einer COVID-19 Erkrankung mit Symptomatik,<br />
aber auch wenn der Betroffene eine unbemerkte<br />
Infektion durchgemacht hat <strong>–</strong> und<br />
natürlich nach der Impfung.<br />
Beim Nachweis der Antikörper gegen<br />
COVID-19 dreht sich alles um drei Buchstaben:<br />
BAU (binding antibody units)/ml Blut. Sie sind<br />
jene Einheit, die über das Maß an neutralisierenden<br />
Antikörpern im Blut eine Aussage<br />
Antikörper werden auch als Immunglobuline<br />
bezeichnet (3D Rendering).<br />
COVID-19
8<br />
Aktuell sind Antikörper-Tests in den<br />
Laboren sehr aufwändig und teuer.<br />
treffen <strong>–</strong> und damit für viele die Entscheidungsgrundlage<br />
für eine Drittimpfung oder<br />
die Verlängerung des Genesenen-Status oder<br />
auch eine Grundimmunisierung darstellen.<br />
Die Deutung des Wertes ist noch eine etwas<br />
unsichere Sache.<br />
Ab einem WERT VON 100 BAU/ML<br />
ist die Situation klar: ein Schutz besteht<br />
<strong>–</strong> so die Aussage der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) zur Zeit.<br />
Im niedrigen Bereich unter 60 BAU/ml Blut ist<br />
die Interpretation schwieriger. Derzeit scheint<br />
der Schwellenwert für einen sicheren Schutz<br />
zwischen 50 und 60 BAU zu liegen <strong>–</strong> muss aber<br />
immer mit dem Referenzwert des jeweiligen<br />
Labors verglichen werden! Denn es gibt verschiedene<br />
Tests- und Auswertungssysteme, die<br />
dann von Labor zu Labor zu unterschiedlichen<br />
Referenzwerten führen. Ein Vergleich mit den<br />
Werten der Familie oder der Arbeitskollegen<br />
ist daher nicht sinnvoll, wenn diese nicht im<br />
gleichen Labor ausgewertet wurden. Auf dem<br />
Blutbefund befinden sich manchmal auch andere<br />
Messergebnisse unter der Rubrik „SARS-<br />
CoV-2-Antikörper“. Zum Beispiel Werte mit der<br />
Einheit AU/ml, welche sich vom Wert mit der<br />
Einheit BAU/ml sehr unterscheiden. Die WHO<br />
verwendet standardmäßig nur die Ergebnisse<br />
mit der Einheit BAU/ml, sodass diese auch<br />
zum weltweiten Vergleich und als Maßstab für<br />
Empfehlungen herangezogen werden können.<br />
So bedeutend der Antikörper-Test im Blut<br />
für die Beurteilung der epidemiologisch<br />
wichtigen „Herdenimmunität“ ist, so hat er im<br />
Moment (noch) einen großen Nachteil: er ist<br />
sehr aufwendig und teuer. Ein flächendeckender<br />
Einsatz wie beim Antigen-Test ist daher im<br />
Moment nicht möglich. Jedoch wird international<br />
bereits fieberhaft an Testsystemen<br />
gearbeitet, die die Beurteilung des Antikörper-<br />
Ausmaßes für jeden Betroffenen rasch und zu<br />
einem vernünftigen Preis erlauben.<br />
Stand Oktober <strong>2021</strong><br />
COVID-19
DIE WELT EINER<br />
9<br />
Pflanze der Saison<br />
A P O T H E K E<br />
Die Fichte <strong>–</strong> ein Baum mit Heilwirkung<br />
Die der Familie der Kieferngewächse zugehörige<br />
Fichte ist ein bis zu 60m hoher Nadelbaum,<br />
dessen Nadeln sich im Unterschied zur Tanne<br />
rund um den Zweig anordnen und dessen<br />
Zapfen herabhängen (bei der Tanne stehen sie<br />
aufrecht). Die Fichte ist ein Tausendsassa und<br />
erfreut uns Menschen auf unterschiedliche<br />
Weise. Schon bei den Germanen war sie das<br />
Symbol für Kraft und Hoffnung, heute ist sie<br />
in unseren Breiten ein beliebter Weihnachtsbaum.<br />
Das Fichtenharz („Faulpech“) wurde bereits<br />
vor 300 Jahren arzneilich verwendet und<br />
die Pechsalbe für lange Zeit zur wichtigsten<br />
Wundheilsalbe des Alpenraums. Die im Harz<br />
und in den frischen Triebspitzen vorhandenen<br />
Inhaltsstoffe haben mehrere Heilwirkungen:<br />
FICHTENNADELN, TRIEBSPITZEN<br />
Inhaltsstoffe<br />
ätherisches Öl (alpha + beta-Pinen, Bornylacetat,<br />
Borneol, Limonen, Camphen) Terpenkohlenwasserstoffe,<br />
Flavonoide, Abietinsäure, Lignane<br />
Wirkung & Anwendung<br />
antimikrobiell, in den Bronchien<br />
sekretions- und auswurffördernd,<br />
hyperämisierend (durchblutend)<br />
Bei Erkältungen, äußerlich bei rheumatischen<br />
Schmerzen<br />
• frische Fichtenspitzen:<br />
zum Einnehmen: zerstoßen 5 - 6g täglich<br />
für Vollbad: 200 - 300g<br />
• ätherisches Fichtennadelöl (Aetheroleum<br />
Piceae): zum Inhalieren und Einreiben<br />
• Fichtenwipfelsirup<br />
FICHTENHARZ („FAULPECH“),<br />
FICHTENTERPENTIN<br />
Zusammensetzung<br />
Harzsäure + Terpentinöl (ätherisches Öl)<br />
+ Wasser<br />
Wirkung & Anwendung<br />
stark desinfizierend, „eiterziehend“,<br />
entzündungshemmend (antiphlogistisch),<br />
zusammenziehend (adstringierend)<br />
Zur Wundheilung, bei Gelenks- und Gliederschmerzen<br />
(in Salben, Einreibungen)<br />
Achtung: nicht bei Asthma und Keuchhusten!<br />
Nicht in die Augen bringen!<br />
Weitere Verwendung: zum Räuchern (reinigend),<br />
zur Herstellung von Lacken und Kitten.<br />
DIE WELT EINER APOTHEKE
10
11<br />
Erkältung<br />
EFEU ODER AMBROXOL?<br />
FACHKOMMENTAR:<br />
MAG. PHARM. ADELHEID TAZREITER<br />
ERKÄLTUNG
12<br />
Am Schlimmsten ist der<br />
Morgen. Der Kaffee kann<br />
die Watte im Kopf nicht<br />
vertreiben, die Glassplitter<br />
im Hals verschlucken jedes<br />
Wort und der Schnupfen<br />
behindert das Atmen und<br />
Denken.<br />
v v<br />
Man schleppt sich ins Büro, arbeitet<br />
gegen das Hammerwerfen im Kopf<br />
an, verbreitet mit jedem Huster und<br />
Nieser Viren und Bakterien und braucht für<br />
die Hälfte der Arbeit die doppelte Zeit.<br />
Das uns allen bekannte Winterleiden hat<br />
letztes Jahr ein wenig Auszeit genommen und<br />
sich durch FFP2 und Hygienemaßnahmen<br />
nicht so recht verbreiten können. Die Anzahl<br />
an grippalen Infekten war letzten Winter<br />
deutlich niedriger als die Jahre zuvor. Die<br />
jährlich gefürchtete Welle der Echten Grippe<br />
(Influenza) blieb aus. Wenn man so will, einer<br />
der wenigen Vorteile an SARS-CoV-2. Wie die<br />
typischen Erkältungsviren (Rhino-, andere<br />
Corona-, Adenoviren usw.) heuer von Mensch<br />
zu Mensch hüpfen werden, hängt sicherlich<br />
wieder von den allgemeinen COVID-Maßnahmen<br />
<strong>–</strong> speziell von der Maskenpflicht <strong>–</strong> ab.<br />
Ausgestorben sind Erkältungsviren jedoch<br />
sicher nicht.<br />
Eine auf gut Österreichisch auch gern als<br />
„Verkühlung“ bezeichnete Erkältung beginnt<br />
zumeist mit Halsschmerzen und einer rinnenden<br />
Nase. Später gesellt sich trockener Reizhusten<br />
dazu, der nach einiger Zeit in einen<br />
produktiven verschleimten Husten übergeht.<br />
Die Beschwerden dauern 7 - 10 Tage an, falls<br />
sich nicht noch eine Komplikation ergibt. Eine<br />
Erkältung ist an sich harmlos, kann jedoch<br />
schwerere Erkrankungen wie Bronchitis, Asthma,<br />
Nasennebenhöhlen-, Mittelohr- oder sogar<br />
Lungenentzündung nach sich ziehen. Das ist<br />
der Grund, weshalb man einen grippalen Infekt<br />
nie auf die leichte Schulter nehmen sollte.<br />
Auch wenn man arbeiten gehen muss,<br />
sollte man die restliche Zeit Ruhe geben und<br />
möglichst ausgiebig schlafen. Leichte gesunde<br />
Kost und viel Trinken (Erkältungstee,<br />
Hustentee, Vitamingetränke) unterstützen<br />
den Körper im Genesungsprozess. Gegen die<br />
unangenehmen Symptome steht eine große<br />
Auswahl an Arzneimitteln und pflanzlichen<br />
Alternativen bzw. Hausmitteln zur Verfügung.<br />
Schulmedizin und pflanzliche Zubereitungen<br />
(Phytotherapie) können einander dabei positiv<br />
verstärken, haben also einen Synergie-Effekt.<br />
ERKÄLTUNG
ERKÄLTUNG <strong>–</strong> EFEU ODER AMBROXOL?<br />
13<br />
HIER EINE AUSWAHL<br />
Schulmedizin, pflanzliches Mittel<br />
oder Hausmittel<br />
HUSTEN<br />
• Acetylcystein: Hustenlöser <strong>–</strong> verflüssigt<br />
festsitzenden Schleim und fördert dessen<br />
Auswurf (als Granulat, Brausetabletten);<br />
auch für Kinder.<br />
• Ambroxol: Hustenlöser <strong>–</strong> verflüssigt<br />
festsitzenden Schleim und fördert den<br />
Abtransport (Saft, Lösung).<br />
• Guaifenesin: Schleimlöser <strong>–</strong> verflüssigt<br />
das Bronchialsekret (in höherer Dosierung<br />
beruhigend und muskelerschlaffend) <strong>–</strong><br />
Sirup, Saft, Tropfen für Erwachsene und<br />
Kinder ab 14 Jahren, nicht überdosieren!<br />
• Dextrometorphan: Hustenstiller <strong>–</strong> wirkt<br />
zentral auf das Nervensystem, dämpft den<br />
Hustenreiz, stärkste rezeptfreie Alternative<br />
zu Codein.<br />
VORSICHT<br />
nicht für Kinder unter 14 Jahren geeignet;<br />
nicht überdosieren!<br />
• Efeu-Extrakt: pflanzliches Arzneimittel, in<br />
niedriger Dosierung wirksam sowohl als<br />
Hustenlöser als auch bei krampfartigem<br />
und Reiz-Husten, wirkt auswurffördernd<br />
und krampflösend.<br />
Husten? *<br />
*<br />
JETZT<br />
JETZT<br />
b€3,-<br />
Kauf Kauf<br />
eim eim eines<br />
eines Sanof<br />
Sanof Hustenprodukts<br />
Hustenprodukts ** ** !<br />
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Gut Gut durch<br />
den Gut den durch Tag.<br />
den Tag.<br />
eim Kauf eines Sanof Hustenprodukts ** !<br />
SPAREN<br />
SPAREN<br />
Löst den Schleim.<br />
Löst den Schleim.<br />
Ideal auch<br />
für Ideal für die die auch Nacht.<br />
für die Nacht.<br />
Stillt den Reizhusten.<br />
Stillt den Reizhusten.<br />
* * Produkte bitte bitte zeitversetzt einnehmen. Bitte Bitte beachten Sie Sie die die Hinweise auf auf der der jeweiligen Gebrauchsinformation.<br />
** gültig ** Produkte gültig von von 15.10. bitte 15.10. zeitversetzt <strong>–</strong> <strong>–</strong> 30.11.<strong>2021</strong> einnehmen. beim beim Kauf Kauf Bitte eines eines beachten Produktes Sie der die der Hinweise Marken auf Mucosolvan der jeweiligen ® , ® , Muconatural Gebrauchsinformation.<br />
® und ® und Silomat ® ,<br />
® ,<br />
** gültig einzulösen von 15.10. in teilnehmenden <strong>–</strong> 30.11.<strong>2021</strong> Apotheken, beim Kauf solange eines der Produktes der Vorrat Vorrat reicht. der reicht. Marken Mucosolvan ® , Muconatural ® und Silomat ® ,<br />
Über Über einzulösen Wirkung und in und teilnehmenden mögliche unerwünschte Apotheken, Wirkungen solange der informieren Vorrat reicht.<br />
Sie Sie Gebrauchsinformationen/ Gebrauchsanweisung, Arzt Arzt oder oder Apotheker.<br />
Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Sie Gebrauchsinformationen/ Gebrauchsanweisung, Arzt oder Apotheker.<br />
MAT-AT-2101202 <strong>–</strong> v 1.0 <strong>–</strong> 09/<strong>2021</strong><br />
MAT-AT-2101202 <strong>–</strong> v <strong>–</strong> 1.0 v 1.0 <strong>–</strong> <strong>–</strong> 09/<strong>2021</strong>
14<br />
ERKÄLTUNG <strong>–</strong> EFEU ODER AMBROXOL?<br />
• Eibisch-Extrakt: pflanzliches Arzneimittel,<br />
Hustenstiller <strong>–</strong> enthält Schleimstoffe, wirkt<br />
schleimhautberuhigend und reizmildernd;<br />
gut für Kinder geeignet; als Saft oder<br />
Lutschtabletten (in Kombination mit<br />
Thymian), als Tee, andere Kombinationen.<br />
• Isländisch Moos: pflanzliches Mittel<br />
zur Stillung des Hustenreizes<br />
(Lutschtabletten, Saft).<br />
• Brusteinreibung: wirkt bei Bronchitis<br />
und Keuchhusten entspannend.<br />
In etwa 250ml<br />
erwärmtes Olivenöl<br />
3 Teelöffel Thymian<br />
geben und 30 Minuten<br />
abgedeckt ziehen<br />
lassen. Anschließend<br />
auf eine für die Haut<br />
Thymian<br />
angenehm warme Temperatur bringen und<br />
auf die Brust auftragen.<br />
• Zwiebelsaft: obwohl er kein Geschmackserlebnis<br />
ist, wird er sehr erfolgreich bei<br />
Kindern angewendet! Zwiebel hat einen<br />
antibakteriellen Effekt und wirkt rasch bei<br />
Atemwegsbeschwerden.<br />
Eine ganze Zwiebel wird klein gehackt.<br />
Etwa 4 - 6 Esslöffel Honig dazugeben und<br />
ca. 100ml Wasser hinzufügen. Vorsichtig<br />
erwärmen und 10 min. leicht köcheln<br />
lassen. Den Ansatz danach etliche Stunden<br />
ziehen lassen und abschließend auspressen.<br />
3 - 5 Mal täglich 1 EL (bei Kindern TL)<br />
einnehmen.<br />
SCHNUPFEN<br />
• Kochsalzlösung (0,9%) / Meerwasser<br />
(mit und ohne wundheilungsförderndem<br />
Dexpanthenol): zur Befeuchtung der Nasenschleimhäute<br />
(Spray od. Spülung).<br />
• Xylometazolin:<br />
Nasenspray zur Schleimhautabschwellung<br />
nicht länger als 1 Woche anwenden (kann<br />
sonst zu Schleimhautschädigung führen!).<br />
Ähnliche Wirkstoffe : Naphazolin,<br />
Tramazolin, Phenylephrin u.a).<br />
Ziebel hat einen antibakteriellen Effekt und sehr<br />
erfolgreich bei Kindern angewendet.<br />
• Salz + Tee-Inhalation:<br />
löst den Schleim und befreit die Atemwege.<br />
Bringen Sie einen halben Liter Wasser in<br />
einem Topf zum Sieden. Dann fügen Sie 2<br />
Teelöffel Salz sowie je 1 Teelöffel Thymian,<br />
Anis und Kamille hinzu. Den Kopf über den<br />
ERKÄLTUNG
STÄRKER<br />
ALS DIE<br />
ERKÄLTUNG<br />
Eucalyptus<br />
Topf halten (Achtung: darf nicht mehr zu<br />
heiß sein!) und ein Geschirrtuch über Kopf<br />
und Topf legen und kräftig einatmen. Die<br />
Inhalation sollte 5 - 10 Minuten dauern.<br />
• Schlüsselblume + Enzianwurzel +<br />
Sauerampfer + Holunderblüten +<br />
Eisenkraut: Kombination pflanzlicher<br />
Extrakte bei Nasennebenhöhlen <strong>–</strong><br />
Pfefferminze<br />
Entzündungen (Sinusitis) als Saft,<br />
Dragees, Tropfen.<br />
• Ätherische Öle für Inhalationen;<br />
Bäder, Einreibungen, Wickel:<br />
Eucalyptus, Thymian, Fichtennadel,<br />
BEI ERSTEN<br />
ERKÄLTUNGS-<br />
SYMPTOMEN<br />
Kiefernadel, Pfefferminze, Campher,<br />
Teebaum, Myrthe, Speik <strong>–</strong> „befreiende“ und<br />
lösende Wirkung.<br />
Campher<br />
ACHTUNG<br />
Menthol und Campher sind<br />
nicht für Asthmatiker geeignet!<br />
Vorsicht Allergiker, Babys und<br />
Kleinkinder, Schwangere<br />
Teebaum<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
BEI SCHNUPFEN<br />
UND FIEBER<br />
Über Wirkung und mögliche unerwünschte<br />
Wirkungen informieren Gebrauchsinformation,<br />
Arzt oder Apotheker.<br />
LMR-CH-<strong>2021</strong>0916-19
16<br />
ERKÄLTUNG <strong>–</strong> EFEU ODER AMBROXOL?<br />
OHRENSCHMERZEN<br />
• Schulmedizinische Wirkstoffe<br />
sind rezeptpflichtig!<br />
• Ohrenkompresse mit Ätherischem<br />
Lavendelöl: wirkt entzündungshemmend<br />
und beruhigend.<br />
Eine Kugel Watte oder besser Heilwolle mit<br />
1 Tropfen 100%igem biologischem<br />
Lavendelöl beträufeln und aufs Ohr legen.<br />
Mit einem Stirnband oder einer Haube<br />
fixieren.<br />
• homöopathische Ohrentropfen<br />
HALSSCHMERZEN<br />
Lutschtabletten, Halssprays<br />
oder Gurgellösungen mit:<br />
• Flurbiprofen: entzündungshemmend,<br />
schmerzstillend, abschwellend<br />
für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren.<br />
VORSICHT<br />
Asthmatiker (!) und bei gleichzeitiger<br />
Einnahme von blutverdünnenden<br />
Medikamenten, Schwangerschaft<br />
• Benzydamin, Desqualin,<br />
Chlorhexidin u.a.: desinfizierende und<br />
entzündungsberuhigende Wirkung.<br />
• Tyrothricin u.a.: antibakteriell wirksam.<br />
• Gurgeln mit lauwarmen Salbeitee: wirkt<br />
adstringierend, entzündungshemmend.<br />
Lavendelöl wirkt entzündungshemmend<br />
und beruhigend.<br />
• Thymian, Eibisch: als Lutschtablette zur<br />
Unterstützung des Abhustens von zähem<br />
Schleim und Linderung des Hustenreizes.<br />
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Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren<br />
Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker. OTC-AT-00141
18<br />
ERKÄLTUNG <strong>–</strong> EFEU ODER AMBROXOL?<br />
• Paracetamol: Schmerz- und Fiebermittel <strong>–</strong><br />
wirkt schmerzstillend und fiebersenkend.<br />
Die Anwendung der "Essigpatscherl" empfiehlt<br />
sich besonders bei Kindern.<br />
ALLGEMEINMITTEL<br />
Oft in Kombination mit schleimhautabschwellendem<br />
Wirkstoff, Hustenlöser<br />
oder Vitamin C<br />
• Acetylsalicylsäure: entzündungshemmend,<br />
schmerzstillend, fiebersenkend <strong>–</strong><br />
ab 8 Jahren.<br />
VORSICHT<br />
Nicht für Asthmatiker; Schwangere,<br />
nicht bei Einnahme von Blutverdünnern,<br />
nicht bei Magengeschwüren oder Gastritis<br />
• Ibuprofen: Schmerzmittel bei<br />
verschiedenen Schmerzzuständen <strong>–</strong> wirkt<br />
entzündungshemmend, schmerzstillend,<br />
fiebersenkend (Tabletten, Kapseln, Saft),<br />
Vorsicht: Neben- und Wechselwirkungen<br />
beachten! Auch gut für Kinder geeignet.<br />
Gerne auch in Kombinationen mit anderen<br />
Wirkstoffen (zB: mit Vitamin C) beste<br />
Alternative zu Erkältungsmitteln, die<br />
blutverdünnende Nebenwirkungen haben,<br />
auch für Asthmatiker und Schwangere<br />
geeignet! Besonders gut für Kinder<br />
anwendbar.<br />
ACHTUNG: Nicht überdosieren!<br />
• Essigpatscherl bei Körpertemperatur<br />
über 38,5° Grad: sind das wohl berühmteste<br />
Hausmittel und senken das Fieber auf<br />
sanfte Art, allerdings nicht schmerzstillend.<br />
1 Liter Wasser erwärmen auf eine<br />
Temperatur, die nur 1 - 2° Grad unter der<br />
gemessenen Körpertemperatur liegt (bei<br />
Erwachsenen können es 2 - 3° Grad sein).<br />
Einen Schuss Essig zufügen und verrühren.<br />
Darin ein Baumwolltuch (zum Beispiel ein<br />
Geschirrtuch) tränken, auswringen und um<br />
die Beine von der Kniekehle abwärts bis zu<br />
den Knöcheln wickeln. Ein Wolltuch darüber<br />
schlagen. Nach etwa 8 - 10 Minuten diese<br />
Prozedur wiederholen.<br />
ACHTUNG: Die Temperatur darf<br />
nicht zu schnell gesenkt werden, da das<br />
Herz sonst zu stark belastet wird. Sollte<br />
der Patient zu frieren beginnen, muss die<br />
Behandlung sofort gestoppt werden.<br />
ERKÄLTUNG
MIKRONÄHRSTOFFE<br />
Vorbeugend oder zur<br />
Krankheitsverkürzung<br />
Gesunde Gemüse- und Obstreiche<br />
Ernährung (entsprechend der<br />
Österreichischen Ernährungspyramide)<br />
enthält Vitamine und Mineralstoffe um<br />
in etwa den Tagesbedarf zu decken. Im<br />
Falle einer Erkrankung ist der Bedarf<br />
bestimmter Mikronährstoffe erhöht und<br />
sollte zusätzlich abgedeckt oder schon<br />
vorbeugend eingenommen werden.<br />
• Zink: 15 - 30mg (bis zu 60mg) täglich, um<br />
die Erkrankungsdauer und Intensität zu<br />
verringern.<br />
• Vitamin D: die aktive Form Vitamin D3<br />
stärkt das Immunsystem (unterstützt die<br />
Funktionen der weißen Blutkörperchen),<br />
tägl. etwa 15 - 20 mcg.<br />
Was noch<br />
stärker ist<br />
als der<br />
Regen?<br />
Mein Immunsystem.<br />
• Selen: kann die Antikörper-Bildung<br />
(Immunglobuline G) ankurbeln,<br />
tägl. 30 - 70mcg.<br />
• Vitamin C: wirkt als Radikalfänger,<br />
tägl. 150 - 200mg oder im Einzelfall höher.<br />
• Vitamin A: immunstimulierende Wirkung<br />
(Achtung: schwangere Frauen nur in<br />
kleinen Dosen anwenden <strong>–</strong> schädigend<br />
für den Embryo).<br />
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20
21<br />
Vitamin D<br />
Ein viel unterschätztes<br />
Allroundtalent.<br />
FACHKOMMENTAR:<br />
MAG. PHARM. GABRIELE MÜLLER<br />
VITAMINE & VITALITÄT
22<br />
Wir alle kennen Vitamin D<br />
im Zusammenhang mit der<br />
Knochengesundheit.<br />
Doch es kann noch viel, viel mehr. Hier<br />
sind ein paar Beispiele gesundheitsfördernder<br />
Wirkungen, die rund um<br />
das Sonnenvitamin nach neuesten Erkenntnissen<br />
diskutiert werden:<br />
• Knochen und Muskel-Gesundheit:<br />
Minimierung des Risikos von Stürzen,<br />
Knochenbrüchen und Osteoporose<br />
besonders im höheren Alter<br />
• Stärkung des Immunsystems:<br />
Verminderung von Infektionen mit<br />
Bakterien oder Viren (auch Corona) und<br />
Verbesserung allergischer Probleme<br />
• Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall:<br />
Senkung eines erhöhten Blutdrucks,<br />
Reduktion des Arteriosklerose-Risikos,<br />
Verbesserung der Herzmuskelleistung<br />
• Minimierung des Krebsrisikos und<br />
Erhöhung der Lebensqualität in der<br />
Krebstherapie<br />
• Schützende Wirkung für unsere<br />
Nervenzellen (Prävention von z.B.<br />
Morbus Alzheimer und Parkinson)<br />
• Vorbeugung und Therapie von Autoimmunerkrankungen<br />
wie Multiple Sklerose,<br />
Diabetes Typ 1, rheumatoide Arthritis usw.<br />
• Prävention und Verbesserung von<br />
Diabetes Typ 2 Erkrankungen<br />
(Altersdiabetes)<br />
• Aufrechterhaltung einer gesunden Darmflora<br />
sowie der wichtigen Darmbarriere<br />
• Reduktion von Entzündungsprozessen<br />
im Körper: Steigerung der Produktion<br />
entzündungshemmender und antiallergischer<br />
Botenstoffe. Wichtig bei Allergien,<br />
Neurodermitis, Asthma, COPD (chronisch<br />
obstruktive Lungenerkrankung), Morbus<br />
Crohn, Rheuma usw.<br />
• Gesundheit von Mutter und Kind in der<br />
Schwangerschaft und Stillzeit<br />
VITAMINE & VITALITÄT
VITAMIN D <strong>–</strong> EIN VIEL UNTERSCHÄTZTES ALLROUNDTALENT<br />
23<br />
VITAMIN D <strong>–</strong><br />
EIGENTLICH EIN HORMON<br />
Vitamine sind lebenswichtige Stoffe, die<br />
unser Körper nicht (ausreichend) selbst produzieren<br />
kann. Streng genommen ist Vitamin<br />
D also gar kein richtiges Vitamin, denn unser<br />
Körper kann es mit Hilfe von UV-B Strahlen<br />
der Sonne aus einer Form des Cholesterins<br />
selbst herstellen. Hierbei wird in unserer<br />
Haut beim Sonnenbaden das sogenannte<br />
Provitamin D gebildet. Aus diesem entsteht<br />
dann mit Hilfe unserer Körpertemperatur<br />
das Vitamin D (Cholecalciferol). In der Leber<br />
wird dieses durch ein Magnesium abhängiges<br />
Enzym zum Calcidiol (25-Hydroxy-Vitamin<br />
D) umgewandelt. Diese Substanz stellt den<br />
wichtigsten Parameter bei der Bestimmung<br />
des Vitamin D Wertes im Blut dar. Die Stoffwechsel<br />
aktive Substanz allerdings ist das<br />
Calcitriol (1,25-Dihydroxy-Vitamin D), welches<br />
in den Nieren und vielen Geweben und<br />
Organen unseres Körpers aus dem Calcidiol<br />
wiederum mit Hilfe eines Magnesium abhängigen<br />
Enzyms entsteht. Dieses Calcitriol stellt<br />
die aktive Wirkform dar, der die oben genannten<br />
Stoffwechselfunktionen zugeschrieben<br />
werden. Chemisch ist sie den Steroidhormonen<br />
zuzuordnen. Andere Steroidhormone<br />
sind etwa die Sexualhormone (z.B. Östrogen<br />
oder Testosteron) oder die Corticosteroide<br />
(z.B. Cortison). Viele unserer Zellen (Zellen<br />
der Nerven, des Immunsystems, der Muskeln,<br />
des Magen-Darm-Traktes, der Bauchspeicheldrüse,<br />
der Eierstöcke, der Gebärmutter uvm.)<br />
verfügen über eigene Vitamin D-Rezeptoren.<br />
Auf diese Weise werden u.a. lebenswichtige<br />
Stoffwechselprozesse kontrolliert. Ein Mangelzustand<br />
kann somit katastrophale Folgen<br />
haben.<br />
Man erkennt hierbei auch, dass es kein aktiviertes<br />
Vitamin D ohne ausreichende Magnesiumversorgung<br />
geben kann. Das heißt: steigt<br />
der Vitamin D-Blutspiegel trotz Einnahme<br />
eines Vitamin D Präparates nicht, könnte dies<br />
an einem Magnesiummangel liegen.<br />
VITAMIN D MANGEL <strong>–</strong><br />
EIN WEIT VERBREITETES PROBLEM<br />
In unseren Breiten herrscht laut aktuellen<br />
Daten eine Unterversorgung mit Vitamin D<br />
von etwa 80 - 90% der gesamten Bevölkerung.<br />
Aber wieso ist das so, wenn unser Körper<br />
die Substanz doch selbst herstellen kann und<br />
uns Medien unterschiedlichster Art immer<br />
und immer wieder suggerieren, dass wir mit<br />
„richtiger und gesunder Ernährung“ keinen<br />
Vitamin-Mangel bekommen können?<br />
Raus in die Natur! Unser Körper kann mit Hilfe<br />
von UV-B Strahlen Vitamin D selbst herstellen.<br />
© ORIGINAL Kinderhotels Europa<br />
VITAMINE & VITALITÄT
24<br />
VITAMIN D <strong>–</strong> EIN VIEL UNTERSCHÄTZTES ALLROUNDTALENT<br />
• Geographische Lage: wir befinden uns auf<br />
der Nordhalbkugel der Erde. Hier erreicht<br />
die Sonne von Oktober bis März nicht die<br />
notwendige Höhe, um die zur Vitamin D<br />
Synthese benötigte UV-B Strahlung von 290<br />
bis <strong>31</strong>5 nm auf unserer Haut zu erzeugen<br />
(UV-Index < 3).<br />
• Geringe Halbwerts-Zeit: Die unterschiedlichen<br />
Vitamin D-Formen sind nur begrenzt<br />
und vor allem nicht allzu lange speicherbar.<br />
Die Halbwertszeit der aktivierten Form<br />
(Calcitriol) beträgt nur 3 Stunden, die<br />
des Calcidiols etwa 2 - 3 Wochen und des<br />
Vitamin D (Cholecalciferol) ca. 24 Stunden.<br />
Früher glaubte man, dass wir im Sommer<br />
eine Art Vitamin D Depot für den Winter<br />
anlegen können. Leider ist das aufgrund<br />
der geringen Speicherbarkeit nicht möglich.<br />
Da ab Oktober kaum eine körpereigene<br />
Synthese aufgrund der geringen Sonneneinstrahlung<br />
mehr möglich ist, sind spätestens<br />
im Dezember/Januar unsere Reserven<br />
Unser Vitamin D Bedarf kann leider nicht<br />
allein durch die Ernährung gedeckt werden.<br />
fast aufgebraucht. Auch ein möglicher<br />
Grund für immer genau zu dieser Zeit auftretende<br />
Grippe- und Erkältungswellen.<br />
• Sonnenschutzmittel: Präparate mit hohen<br />
Lichtschutzfaktoren sind für unsere Haut<br />
extrem wichtig, um sie vor den schädlichen<br />
Auswirkungen der UV Strahlung<br />
wie Sonnenbrand, Hautalterung und Krebs<br />
zu schützen. Aber: Auch die körpereigene<br />
Vitamin D Produktion wird so fast gänzlich<br />
unterdrückt.<br />
• Lebensumstände: Wir alle sitzen im Sommer,<br />
wenn die Sonne scheint, den größten<br />
Teil des Tages im Büro, im Auto, vor dem<br />
Fernseher oder an beschatteten Orten. Wir<br />
halten uns also nicht überwiegend draußen<br />
in der Sonne, sondern in geschlossenen<br />
Räumen auf.<br />
• Vitamin D arme Lebensmittel: Leider gibt<br />
es keine Möglichkeit unseren Vitamin D<br />
Bedarf rein über die Nahrung zu decken.<br />
Denn hierfür wäre nur der Lebertran<br />
(Vorsicht vor Verunreinigung mit Schwermetallen,<br />
Pestiziden usw.) wirklich geeignet.<br />
Fetter Fisch müsste täglich in größeren<br />
Mengen gegessen werden. In Milchprodukten,<br />
Eiern und Gemüse ist der Gehalt für<br />
eine optimale Versorgung zu niedrig.<br />
• Im Alter lässt aufgrund der Veränderung<br />
des Hautgewebes (Haut wird dünner) die<br />
körpereigene Produktion nach. Deshalb<br />
sollte dies bei Senioren unbedingt mit Vitamin<br />
D Präparaten ausgeglichen werden.<br />
VITAMINE & VITALITÄT
Die Vitamin D-<br />
• Bestimmte Medikamente können<br />
den Vitamin D Bedarf erhöhen<br />
(z.B. Antiepileptika).<br />
• Manche Krankheiten wie z.B. entzündliche<br />
Darmerkrankungen beeinträchtigen<br />
die Aufnahme von Vitamin D negativ.<br />
• Magnesiummangel: Wie wir gesehen<br />
haben, ist Magnesium insbesondere zur<br />
Aktivierung von Vitamin D unbedingt<br />
notwendig. Auch bei diesem Mineral<br />
besteht bei weiten Teilen der Bevölkerung<br />
ein Mangel. Um optimal versorgt<br />
zu sein, sollten täglich ungefähr 4 - 6 mg<br />
Magnesium pro KG Körpergewicht (im<br />
Durchschnitt 300 mg Magnesium) aufgenommen<br />
werden.<br />
Vitamin D wird in Mikrogramm (µg) oder in<br />
internationalen Einheiten (I.E.) angegeben.<br />
1 µg entspricht 40 I.E. bzw. 1 I.E. entspricht<br />
0,025 µg Vitamin D.<br />
Unser täglicher Bedarf liegt bei ca. 2000<br />
- 4000 I.E. am Tag je nach Körpergewicht.<br />
Es sollten bei wenig Aufenthalt in der<br />
Sonne und besonders im Winter 40 - 60 I.E.<br />
pro KG Körpergewicht zugeführt werden,<br />
um die Versorgung zu sichern. Eine tägliche<br />
Einnahme ist aufgrund der kurzen<br />
Halbwertszeit des Vitamin D von nur 24<br />
Stunden einer wöchentlichen Anwendung<br />
unbedingt vorzuziehen.<br />
Ein optimaler Blutwert liegt bei 40 ng/ml<br />
- 60 ng/ml. Dieser sollte regelmäßig beim<br />
Arzt oder im Labor kontrolliert werden.<br />
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Nahrungsergänzungsmittel
26<br />
VITAMIN D <strong>–</strong> EIN VIEL UNTERSCHÄTZTES ALLROUNDTALENT<br />
EXPERTEN-TIPP:<br />
Gehen Sie so viel wie möglich an die<br />
frische Luft und zeigen Sie Haut dabei<br />
<strong>–</strong> auch und besonders in der kalten<br />
Jahreszeit. Ein gemütlicher Herbstspaziergang<br />
oder eine Runde Toben mit<br />
den Sprösslingen tut auch der Seele gut.<br />
Gerade in der Schwangerschaft ist eine<br />
gute Versorgung mit Vitamin D extrem<br />
wichtig. Hier sollte eine noch engmaschigere<br />
Kontrolle stattfinden.<br />
Bei einer Unterversorgung mit dem Sonnenvitamin<br />
wird in der Schilddrüse der Gegenspieler<br />
des Vitamin D, das Parathormon,<br />
gebildet. Diese Substanz hat viele gesundheitsschädliche<br />
Eigenschaften wie z.B.:<br />
• Begünstigung von Verkalkung der<br />
Arterienwände und der Herzklappen<br />
• Erhöhung des Blutdruckes<br />
• erhöhtes Risiko für<br />
Herzrhythmusstörungen<br />
Senkt man die Parathormon-Produktion, indem<br />
man genügend Vitamin D zuführt, senkt<br />
man also im Gegenzug die Gefahr für unser<br />
Herz-Kreislaufsystem.<br />
NAHRUNGSERGÄNZUNG<br />
MIT VITAMIN D<br />
Es gibt unterschiedliche Präparate zur<br />
Abdeckung einer optimalen Vitamin D-<br />
Versorgung. Erhältlich sind sie beispielsweise<br />
in Kapseln, Tabletten, Ölen oder Mundsprays.<br />
Als Vitamin D2 bezeichnet man die pflanzliche<br />
Form, das sogenannte Ergocalciferol.<br />
Dieses unterscheidet sich chemisch nur<br />
minimal vom tierischen Vitamin D3 (Cholecalciferol).<br />
Neuere Studien deuten darauf hin,<br />
dass Vitamin D3 wirksamer sein könnte als<br />
Vitamin D2.<br />
BLUT-SPIEGEL REGELMÄSSIG<br />
KONTROLLIEREN LASSEN<br />
Vitamin D als fettlösliche Substanz kann<br />
überdosiert werden. Eine schädliche Wirkung<br />
(wie etwa Nierenverkalkung) ist durch frei<br />
verkäufliche Nahrungsergänzungspräparate<br />
zwar selten, aber möglich. Als unbedenkliche<br />
Dosierungsobergrenze wurde von der europäischen<br />
Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />
die Dosis von 4.000 I.E. (entspricht 100µg) Vitamin<br />
D3 pro Tag für Erwachsene festgelegt.<br />
Auf der sicheren Seite ist man sowohl gegen<br />
eine Überdosierung aber auch gegen einen<br />
Mangel, wenn man den Vitamin D-Blutstatus<br />
regelmäßig kontrollieren lässt, besonders in<br />
der kalten Jahreszeit. Eine höher dosierte<br />
Dauereinnahme sollte stets mit einem Arzt<br />
abgeklärt werden.<br />
VITAMINE & VITALITÄT
27<br />
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28<br />
TIPP<br />
APOTHEKER<br />
HERBSTZEIT <strong>–</strong> KÜRBISZEIT<br />
Im Herbst leuchten sie wieder auf den Feldern und als Dekoration vor und in den Häusern: die<br />
Kürbisse. Auch wenn man nicht in der Süd-Steiermark wohnt, wo es überall das köstliche Kernöl<br />
direkt vom Erzeuger gibt, ist die positive Wirkung der Kürbiskerne auf unsere Gesundheit mittlerweile<br />
überall bekannt.<br />
Die grünen Samen vor allem des Arzneikürbisses<br />
(Cucurbita pepo) schmecken<br />
als nussiger Snack und dienen gleichzeitig<br />
als Heilmittel. Traditionell verwendet<br />
man sie gegen Blasen- und Prostataleiden.<br />
Sie enthalten eine Vielzahl an wertvollen<br />
sekundären Pflanzenstoffen und<br />
Antioxidantien wie z.B.:<br />
• Lignane, das sind Phytoöstrogene, die<br />
bei weiblichen Wechseljahrbeschwerden<br />
helfen.<br />
• antioxidativ und antibakteriell wirkende<br />
Phenolsäuren oder Polyphenole wie<br />
Cumarinsäure, Ferulasäure uvm.<br />
• Phytosterole oder Phytosterine wie z.B.<br />
Beta-Sitosterol, Sitostanol usw.<br />
• antioxidative Carotinoide wie<br />
Betacarotin, Lutein, Luteoxanthin uvm.<br />
Das hochwertige Öl besteht zu ca. 80%<br />
aus ungesättigten Fettsäuren. Davon<br />
sind ungefähr 35 % einfach ungesättigt<br />
(z.B. Ölsäure) und etwa 45 % mehrfach<br />
ungesättigt (z.B. Linolsäure). Des Weiteren<br />
sind wichtige Vitamine wie Vitamin E,<br />
A, und B und Mineralstoffe wie Zink, Eisen<br />
und Magnesium in den Kernen enthalten.<br />
Auch der Gehalt an wertvollen Aminosäuren<br />
(ca.19 g pro 100 g) wie z.B. das<br />
L-Tryptophan, das als Serotonin-Vorstufe<br />
unsere Stimmung heben kann, ist nicht<br />
zu verachten.<br />
Die oben genannten Phytosterole sollen<br />
bei gutartiger Prostata-Vergrößerung<br />
(BPH = Benigne Prostata Hyperplasie)<br />
helfen. Diese führt bei Männern zu<br />
Schwierigkeiten beim Harnlassen („Harnstottern“),<br />
zu häufigem Harndrang (unangenehm<br />
in der Nacht und auch unter-<br />
APOTHEKER TIPP
HERBSTZEIT <strong>–</strong> KÜRBISZEIT 29<br />
wegs) und oft zu immer wiederkehrenden<br />
Blasenentzündungen. Für die Problematik<br />
wird das Dihydrotestosteron (DHT) verantwortlich<br />
gemacht. Phytosterole sollen<br />
das Enzym, welches die DHT Produktion<br />
TIPP<br />
beeinflusst, hemmen und so den DHT-<br />
Blutspiegel reduzieren. Außerdem senken<br />
sie den Cholesterinspiegel.<br />
Auch dem androgenetischen, kreisrunden<br />
Haarausfall könnten die Inhaltsstoffe der<br />
Kürbiskerne auf natürliche Weise vorbeugen.<br />
Supplemente mit Kürbiskernextrakt<br />
des Arzneikürbises sollen vor allem gegen<br />
Beschwerden der Harnwege und Prostata<br />
helfen.<br />
Kürbiskerne als gesunder Snack<br />
Folgendes ist bei den kleinen Power-<br />
Paketen zu beachten:<br />
• Die empfohlene Tages-Verzehrmenge<br />
liegt bei ca. zwei bis drei Esslöffeln, also<br />
etwa 30 Gramm. Eine Überdosierung<br />
im eigentlichen Sinn gibt es nicht.<br />
Allerdings sind die Kerne ziemliche<br />
Kalorienbomben. 100g enthalten<br />
um die 580 kcal. Außerdem könnten<br />
Phytosterine in größeren Mengen<br />
eingenommen die Resorption von<br />
gesunden fettlöslichen Stoffen (z.B.<br />
Betacarotin) und Vitaminen (z.B.<br />
Vitamin A und E) beeinträchtigen.<br />
• Kürbiskerne sollten immer an einem<br />
trockenen, dunklen und kühlen Platz<br />
aufbewahrt werden. Durch den hohen<br />
ungesättigten Fettgehalt werden sie<br />
schnell ranzig. Deshalb empfiehlt es<br />
sich auch, diese nicht allzu lange zu<br />
lagern.<br />
VORSICHT: nicht alle Kürbiskerne<br />
sind genießbar. Manche Sorten vor<br />
allem von Zierkürbissen können giftig<br />
sein, da sie Cucurbitacine enthalten<br />
können. Die Kerne von herkömmlichen<br />
Speisesorten wie etwa Hokkaido sind<br />
hingegen in der Regel unbedenklich.<br />
Beim Kauf von Kürbiskernen sollte vor<br />
allem auf die Sorte und auf das Verfalldatum<br />
geachtet werden. Ansonsten ist es<br />
Geschmacksache, ob man diese naturbelassen,<br />
gesalzen, geröstet oder schokoliert<br />
verzehren möchte. Mittlerweile findet<br />
man sie in Brot und Brötchen, Salaten,<br />
Müslis, Panade von Schnitzeln und Backhendln<br />
oder als Geheimtipp: Vanilleeis<br />
mit Kürbiskernöl und Kürbiskernen <strong>–</strong> ein<br />
Gedicht.<br />
Natur belassene Kerne lassen sich zu<br />
Hause durch schonendes Rösten in der<br />
Pfanne oder im Backofen bei niedriger<br />
Temperatur zu einer knusprigen, gesunden<br />
Köstlichkeit verwandeln. Das Öl mit<br />
seiner dunkelgrünen Farbe verfeinert<br />
durch seinen nussigen Geschmack viele<br />
Speisen wie Salate, Eierspeisen, Topfen,<br />
Suppen oder Müslis usw.<br />
Und noch ein kleiner Tipp:<br />
Die grünen Flecken auf der Kleidung vom<br />
Kürbiskernöl verschwinden in der Sonne.<br />
APOTHEKER TIPP
30
<strong>31</strong><br />
Spermidin<br />
<strong>–</strong> WUNDERWAFFE gegen<br />
das ALTERN?<br />
FACHKOMMENTAR:<br />
MAG. PHARM. GABRIELE MÜLLER<br />
ZELLERNEUERUNG
32<br />
Dieses körpereigene<br />
Polyamin soll Alterungsprozessen<br />
entgegenwirken<br />
(Anti-Aging), vor Demenz<br />
schützen und sogar bei<br />
Krebs und gegen Corona-<br />
Viren helfen.<br />
Die menschliche Zelle (3D Rendering)<br />
Falls sich die Ergebnisse erster Studien<br />
bestätigen würden, wäre Spermidin<br />
eine potentielle Wunderwaffe gegen<br />
das Altern.<br />
WAS IST SPERMIDIN EIGENTLICH?<br />
Es handelt sich um eine biogene Substanz,<br />
die in vielen Lebensmitteln enthalten ist,<br />
und auch von unserem Körper selbst hergestellt<br />
werden kann. Man wurde in den 70er<br />
Jahren erstmals richtig auf sie aufmerksam.<br />
Aufgrund der Ähnlichkeit mit Spermin und<br />
dessen Vorkommen in der männlichen Samenflüssigkeit<br />
gab man der Substanz den etwas irreführenden<br />
Namen „Spermidin“. Mittlerweile<br />
weiß man, dass Spermidin in den Zellen aller<br />
Lebewesen <strong>–</strong> auch in Pflanzen <strong>–</strong> vorkommt.<br />
Einige unserer Darmbakterien können<br />
Spermidin produzieren. Man geht jedoch<br />
davon aus, dass unsere Zellen durch die<br />
körpereigene Produktion nicht ausreichend<br />
versorgt werden. Der fehlende Teil sollte mit<br />
der Ernährung zugeführt werden.<br />
WORIN ist Spermidin<br />
natürlicherweise ENTHALTEN?<br />
Einen erwähnenswerten Gehalt findet man in<br />
Lebensmitteln wie z.B. Weizenkeimen, Pilzen,<br />
Birnen, Kaffee, Kohl, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten,<br />
gereiftem Käse und Sojabohnen.<br />
WIE WIRKT SPERMIDIN?<br />
Man könnte diese spannende Substanz als<br />
eine Art Müllabfuhr für unsere Zellen bezeichnen,<br />
denn sie regt deren Selbstreinigungsprozess<br />
an. Spermidin kann die sogenannte<br />
Autophagie, einen Zell-Recycling-Prozess,<br />
aktivieren.<br />
WAS IST AUTOPHAGIE?<br />
So bezeichnet man die „Entrümpelung“ und<br />
Reinigung der Zellen, indem sich die schadhaften<br />
Zellen quasi selbst fressen. Angesammelter<br />
„Zellmüll“ wie etwa gesundheitsgefährdendes<br />
und schädliches Abfallmaterial der Zelle,<br />
Schadstoffe, Krankheitserreger, fehlerhaft<br />
ZELLERNEUERUNG
HAUSMITTEL GEGEN ENTZÜNDUNGEN<br />
33<br />
gefaltete Eiweißketten (wichtig bei neurodegenerativen<br />
Prozessen) usw. werden dadurch<br />
entsorgt und/oder recycelt. Gleichzeitig findet<br />
ein beschleunigter Stoffwechsel in unseren<br />
Zellkraftwerken, den sogenannten Mitochondrien<br />
statt.<br />
AUCH FASTEN HILFT<br />
Auch beim Fasten oder Intervall-Fasten,<br />
bei welchem man 16 Stunden am Stück keine<br />
Nahrung aufnimmt (16:8 Fasten), wird dieser<br />
Selbstreinigungsprozess in Gang gesetzt. Denn<br />
hier stehen den Zellen weniger Nährstoffe von<br />
außen zur Verfügung. Folglich verwerten sie<br />
mittels Autophagie ihre eigenen Ressourcen.<br />
Das Fasten galt lange als einzige Methode,<br />
diesen für den Körper wichtigen Reparaturvorgang<br />
zu initiieren. Mittlerweile gibt es sich<br />
mehrende und ernst zu nehmende Hinweise,<br />
dass Spermidin ähnlich positive Effekte auch<br />
ohne Nahrungsverzicht stimuliert.<br />
Alzheimer oder Morbus Parkinson auslösen,<br />
führen. Auf diese Weise soll Spermidin möglicherweise<br />
auch eine altersbedingte Versteifung<br />
des Herzmuskels verlangsamen. Darüber<br />
hinaus könnte es hilfreich bei der Vorbeugung<br />
der Arteriosklerose und bei hohem Blutdruck<br />
sein. Auch die Hirn- und Gedächtnisleistungen<br />
sollen verbessert werden. Sogar beim Thema<br />
Corona werden dem Spermidin mittlerweile<br />
positive Wirkungen zugeschrieben. Es gibt<br />
Hinweise, dass die Immunantwort verstärkt<br />
und sogar die Vermehrung der Viren selbst<br />
gehemmt wird.<br />
Seit einiger Zeit sind auch hochwertige Spermidin-haltige<br />
Nahrungsergänzungsmittel im<br />
Handel. Diese werden vorwiegend aus Weizenkeimen<br />
oder Sojabohnen gewonnen. Vorsicht<br />
geboten ist jedoch bei unerlaubt reißerischen,<br />
gesundheitsbezogenen Werbeaussagen zu<br />
Spermidin-Präparaten. Besonders unseriöse<br />
POTENTIELLE WIRKUNGEN<br />
von Spermidin<br />
Wir alle altern. Die Wissenschaft sucht nach<br />
Substanzen und Methoden, diesen Prozess<br />
aufzuhalten oder zu verlangsamen. Spermidin<br />
ist hier ein hoffnungsvoller Kandidat. Denn<br />
laut Studien soll die Substanz Alterungsvorgängen<br />
der Haut, der Gelenke, des Gehirns,<br />
des Herz-Kreislaufsystems und auch des<br />
Immunsystems entgegenwirken können.<br />
Da die Zellen „entmüllt werden“, kann dies<br />
zur Minderung von Ablagerungen, welche<br />
degenerative Erkrankungen wie beispielsweise<br />
Die Wissenschaft sucht nach Methoden<br />
den Alterungsprozess zu verlangsamen.<br />
ZELLERNEUERUNG
34<br />
Laut Studien soll Spermidin Alterungsvorgängen der Haut, der Gelenke, des Gehirns,<br />
des Herz-Kreislaufsystems und auch des Immunsystems entgegenwirken können.<br />
Onlineplattformen und Internet-Händler<br />
werben teilweise mit haarsträubenden Versprechen.<br />
Der Gehalt und Inhalt der Produkte<br />
wird hier meist weder geprüft und noch überwacht.<br />
Deshalb sollten diese Präparate nur in<br />
Apotheken oder bei geprüften, zertifizierten<br />
Fachhändlern erworben werden.<br />
Die Bioverfügbarkeit <strong>–</strong> also wieviel zugeführtes<br />
Spermidin tatsächlich im Blut und in den<br />
Zellen ankommt <strong>–</strong> muss in nächster Zeit noch<br />
genauer untersucht werden.<br />
Fest steht, je älter wir werden, desto weniger<br />
Spermidin steht uns natürlicherweise zur Verfügung.<br />
Der Gehalt in unseren Zellen nimmt<br />
mit dem Alter leider zusehends ab. Eine zusätzliche<br />
Versorgung könnte die altersbedingt<br />
nachlassende Hirnleistung verbessern und die<br />
Zellalterung verlangsamen.<br />
ANTI AGING <strong>–</strong> WAS HILFT?<br />
Unser Alterungsprozess ist teilweise genetisch<br />
vorprogrammiert. Der so veranlagte Part<br />
ist leider kaum beeinflussbar. Der andere Teil<br />
allerdings wird von äußeren Faktoren wie<br />
Ernährung, Lebensgewohnheiten, Stress, Genussmitteln<br />
und vielem mehr geprägt. Dabei<br />
können Antioxidantien wie die sogenannten<br />
Polyphenole aus Pflanzen helfen. Hierzu zählt<br />
man u.a. Carotinoide (z.B. Betacarotin, Lutein,<br />
Zeaxanthin, Lycopin usw.), Anthocyane (z.B.<br />
in Himbeeren oder Rotkohl), Catechine (z.B.<br />
in grünem Tee, das bekannte OPC (oligomere<br />
Proanthocyanidine) aus beispielsweise<br />
Traubenkernen oder Pinien) oder das Resveratrol<br />
aus dem Wein. All diese sekundären<br />
Pflanzenstoffe wirken gesundheitsfördernd<br />
und können unsere Zellen schützen. In diese<br />
Reihe nützlicher Substanzen reiht sich das<br />
Spermidin vielversprechend ein. Oft werden<br />
verschiedene dieser Stoffe in Nahrungsergänzungsmitteln<br />
miteinander kombiniert.<br />
Die Daten zum Effekt von Spermidin sind<br />
spannend. Es bleibt weitergehende Studien<br />
abzuwarten, um die Wirkung am Menschen<br />
vollständig abzuklären.<br />
ZELLERNEUERUNG
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Zink hat eine Funktion bei der Zellteilung, trägt zu einer normalen DNA-und Eiweißsynthese, sowie dem Schutz<br />
der Zelle vor oxidativem Stress bei. | Vitamin C und Zink tragen zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei.<br />
Thiamin trägt zu einer normalen psychischen Funktion und einer normalen Funktion des Nervensystems bei.<br />
In Kooperation mit<br />
der Universität Graz
36<br />
KOPF-<br />
SCHMERZEN<br />
TEIL 3<br />
Migräne<br />
GEWITTER IM KOPF<br />
FACHKOMMENTAR:<br />
MAG. PHARM. GABRIELE MÜLLER<br />
KOPFSCHMERZEN
37<br />
Die heftigen, anfallsartigen,<br />
oft einseitigen, pochenden<br />
Kopfschmerzen, welche immer<br />
wiederkehren, schränken<br />
die Lebensqualität der<br />
Betroffenen sehr stark ein.<br />
Man geht davon aus, dass die Symptome<br />
der Migräne durch eine Entzündung<br />
an den Gefäßen der Hirnhaut<br />
ausgelöst werden. Diese wiederum entsteht<br />
wohl durch zu schnelle Steuerungsvorgänge,<br />
bei denen Nerven- und Mastzellen vermehrt<br />
Botenstoffe und Entzündungsmediatoren<br />
freisetzen, was zu einer Erweiterung der<br />
Blutgefäße führt. Es kommt zu einer örtlichen<br />
Neurotransmitter-Überflutung (Neurotransmitter<br />
sind Botenstoffe) des Gehirns. Die Reaktion<br />
unseres Organismus darauf ist einerseits<br />
Übelkeit und Brechreiz, andererseits eine<br />
Entzündung in dem betroffenen Gebiet, welche<br />
die pulsierenden Schmerzen verursacht.<br />
Durch die vorübergehende Fehlfunktion der<br />
schmerzregulierenden Systeme reagiert man<br />
überempfindlich auf Reize.<br />
Die Veranlagung dazu ist leider erblich.<br />
Frauen leiden häufiger unter Migräne als<br />
Männer. Denn die Konzentration mancher<br />
Botenstoffe wie beispielsweise Serotonin im<br />
Blut ist abhängig vom weiblichen Zyklus und<br />
kann stark schwanken. So erklärt sich das<br />
häufige Auftreten von Migräneattacken beim<br />
Eisprung oder der Menstruation.<br />
AUSLÖSEFAKTOREN (Trigger)<br />
Bestimmte Reize können einen Anfall begünstigen.<br />
Deshalb sollten Betroffene unbedingt<br />
konsequent ein Kopfschmerz-Tagebuch<br />
führen, um ihre individuellen Auslöser herauszufinden.<br />
Hier einige BEISPIELE:<br />
• Unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus<br />
mit zu wenig aber auch zu viel Schlaf<br />
• Stark wechselnde Essgewohnheiten, beispielsweise<br />
Unterzuckerung beim Fasten<br />
• Hormonschwankungen z.B. Eisprung,<br />
Menstruation, Beginn oder Beendigung der<br />
Einnahme von Hormonpräparaten oder<br />
nach einer Schwangerschaft<br />
• Stress: hier kommt der Migräneanfall meist<br />
erst nach der Anspannung in der Erholungsphase<br />
(Wochenend- oder Urlaubsmigräne)<br />
KOPFSCHMERZEN
38<br />
MIGRÄNE <strong>–</strong> GEWITTER IM KOPF<br />
• Bestimmte Nahrungsmittel<br />
<strong>–</strong> z.B. Schokolade, Käse, Zitrusfrüchte,<br />
Alkohol, besonders Rotwein<br />
• Äußere Reize wie flackerndes Licht, Lärm<br />
oder Gerüche<br />
• Wetter- und/oder Höhenveränderungen<br />
• Starke Emotionen<br />
wie z.B. ausgeprägte Freude oder Trauer<br />
• Medikamente<br />
wie etwa Arzneimittel, die die Gefäße<br />
erweitern (z.B. Bluthochdruckmittel,<br />
Nitropräparate oder Potenzmittel)<br />
VERLAUF eines Migräneanfalls<br />
Verschiedene Vorboten, etwa eine besonders<br />
gute Laune, Gereiztheit und/oder ein richtiger<br />
Heißhunger auf Süßes können eine Migräneattacke<br />
ankündigen.<br />
Darauf folgt bei einem kleinen Teil der<br />
Betroffenen die so genannte Aura mit Lichtblitzen,<br />
Farb- oder Doppelbildern oft begleitet<br />
von Schwindel, Sprach-, Geruchs- und/oder<br />
Geschmacksstörungen. Danach kommen die<br />
pulsierenden, pochenden oder stechenden<br />
Schmerzen. Meist breiten diese sich auf einer<br />
Kopfseite beginnend über Stirn, Schläfe, und<br />
den Augenbereich aus.<br />
Körperliche Aktivität und Bewegung verstärken<br />
die Symptome meist. Ein Anfall kann<br />
in der Regel 4 bis 72 Stunden anhalten. Danach<br />
verschwinden die Beschwerden allmählich. Es<br />
folgt häufig ein längeres Schlafbedürfnis.<br />
Auswirkungen auf die<br />
LEBENSQUALITÄT<br />
Migräne beeinträchtigt durch ihre heftigen,<br />
anfallsartigen Symptome die Lebensqualität<br />
und auch die Arbeitsfähigkeit erheblich.<br />
Man ist oft tagelang komplett außer Gefecht<br />
gesetzt. Die ständige Angst vor der nächsten<br />
Attacke minimiert oft die Vorfreude auf<br />
schöne Ereignisse.<br />
DIAGNOSE von Migräne<br />
Frauen sind häufiger von Migräne betroffen.<br />
Die Veranlagung dazu ist leider erblich.<br />
Ein Facharzt kann Migräne am besten mit<br />
einem Kopfschmerztagebuch diagnostizieren.<br />
Betroffene sollten daher Zeitpunkt, Art,<br />
Stärke, Dauer, Begleiterscheinungen, mögliche<br />
Auslöser und eine eventuelle Medikation der<br />
Kopfschmerzen genauestens dokumentieren.<br />
KOPFSCHMERZEN
39<br />
Facharzt kann Migräne am besten mit einem<br />
Kopfschmerztagebuch diagnostizieren.<br />
AKUTE MIGRÄNE-THERAPIE<br />
Migräne ist ursächlich leider noch nicht<br />
heilbar. Die Symptome können aber mit Medikamenten<br />
gelindert werden. Zusätzlich sollte<br />
man sich vor weiteren Reizen schützen, sich<br />
hinlegen und den Raum abdunkeln.<br />
Bei leichten Migräneattacken helfen rezeptfreie<br />
Schmerzmittel (NSARs) wie Acetylsalicylsäure,<br />
Paracetamol oder Ibuprofen gut. Gegen<br />
die Übelkeit können z.B. Ingwer oder geeignete<br />
Kräuter-Magentropfen eingesetzt werden.<br />
Generell sollten Schmerzmittel nicht<br />
zu häufig angewendet werden, denn auch<br />
verschreibungsfreie Substanzen haben Nebenwirkungen<br />
wie z.B. eine Schädigung der<br />
Magenschleimhaut, der Nieren und/oder der<br />
Leber, erhöhte Blutungsneigung u.a.<br />
Schwerere Attacken mit oder ohne Aura<br />
können mit den sogenannten „Triptanen“ (z.B.<br />
Sumatriptan, Zolmitriptan usw.) behandelt<br />
werden. Zolmitriptan gibt es seit Kurzem in<br />
einer 2 Stück Notfalls-Packung ohne ärztliches<br />
Rezept in der Apotheke zu kaufen. Dieser<br />
Wirkstoff wirkt gefäßverengend, entzündungshemmend<br />
und schmerzlindernd. Auch<br />
die Übelkeit wird verbessert. Er dient nicht zur<br />
Vorbeugung sondern nur zur Akut-Therapie.<br />
Höher dosierte Triptan-Präparate sind verschreibungspflichtig.<br />
Die übliche Dosis von einer Tablette sollte<br />
sofort zu Beginn der Kopfschmerzphase eingenommen<br />
werden. Kehren die Beschwerden<br />
wieder, so kann im Bedarfsfall nach ein paar<br />
Stunden eine zweite Tablette eingenommen<br />
werden.<br />
KOPFSCHMERZEN<br />
KIDS CORNER
40<br />
MIGRÄNE <strong>–</strong> GEWITTER IM KOPF<br />
Vor Erstanwendung der Triptane sollte auf<br />
jeden Fall ein Arzt konsultiert werden, ob diese<br />
Substanz individuell geeignet ist. Denn bei<br />
bestimmten Vorerkrankungen (z.B. Bluthochdruck,<br />
Herzerkrankungen usw.) oder bei<br />
Anwendung anderer Arzneimittel (z.B.<br />
Johanniskraut, Antidepressiva usw.) ist<br />
Vorsicht geboten.<br />
Besser als jedes Medikament ist es vorzubeugen,<br />
um die Häufigkeit, die Dauer und die<br />
Intensität der Anfälle zu reduzieren.<br />
Migräne VORBEUGUNG<br />
Präparate, die prophylaktisch dauerhaft angewendet<br />
werden können, sind z.B. das Mutterkraut<br />
oder eine Kombination von Magnesium,<br />
Coenzym Q10 und Vitamin B2. Außerdem befinden<br />
sich Migräne vorbeugende Probiotika<br />
(Mittel zum Aufbau der Darmflora) im Handel.<br />
Neben dem Vermeiden von Stress und<br />
gezielten Entspannungstechniken wie z.B. die<br />
Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR) eignet<br />
sich ebenfalls stressfreier Ausdauersport<br />
(Schwimmen, Laufen...) hervorragend, um<br />
Migräne einzudämmen.<br />
Ein regelmäßiger, ausreichender Schlaf ist<br />
enorm wichtig. Auch starke Schwankungen<br />
des Blutzuckerspiegels sollten vermieden werden.<br />
Sind die Triggerfaktoren bekannt, gilt es,<br />
diese möglichst fern zu halten. So könnte man<br />
beispielsweise Musik oder den Fernseher leiser<br />
stellen oder bei zu starker Lichteinstrahlung<br />
eine Sonnenbrille tragen.<br />
WICHTIG<br />
Leidet man öfter an Migräne oder Kopfschmerzen<br />
bzw. dauern diese längere Zeit<br />
an, muss in jedem Fall ein Arzt hinzugezogen<br />
werden.<br />
Stressreduktion und Ausdauersport können<br />
helfen Migräneanfällen vorzubeugen.<br />
Eine Migräne-Therapie sollte grundsätzlich<br />
nie ohne ärztliche Beratung und Absprache<br />
begonnen werden. Denn Experten zufolge<br />
schlucken zahlreiche Menschen viel zu<br />
häufig Schmerzmittel und leiden dann außer<br />
an den Nebenwirkungen an einem von den<br />
Schmerz-Medikamenten selbst ausgelösten<br />
Kopfschmerz.<br />
KOPFSCHMERZEN
41<br />
KLEINE<br />
Monster<br />
IN UNSEREM<br />
HAUS<br />
FACHKOMMENTAR:<br />
MAG. PHARM. ADELHEID TAZREITER<br />
HAUSSTAUBMILBE
42<br />
Auch unser hoch<br />
entwickelter und<br />
leistungsfähiger Körper<br />
macht manchmal Fehler.<br />
Einer davon führt zu<br />
Allergien.<br />
Dermatophagoides<br />
<strong>–</strong> die Hausstaubmilbe<br />
In meist völlig harmlosen Substanzen sieht<br />
der Organismus einen Feind und fährt all<br />
seine Abwehrmechanismen hoch. Der/<br />
Die Betroffene entwickelt unangenehme bis<br />
schwere Krankheitssymptome, obwohl alles<br />
eigentlich nur ein Irrtum ist. Gerade bei den<br />
Jüngsten sind solche widersinnigen Immunreaktionen<br />
auf dem Vormarsch.<br />
Substanzen, die Allergien auslösen,<br />
nennt man Allergene. Am<br />
häufigsten rufen folgende Stoffe<br />
ÜBEREMPFINDLICHKEITS-<br />
REAKTIONEN hervor:<br />
• Inhalationsallergene:<br />
Pollen (Blütenstaub), Hausstaubmilben<br />
(Milbenkot), Tierhaare (Katze!),<br />
Schimmelpilze<br />
• Nahrungsmittelallergene<br />
(Säuglinge und Kleinkinder):<br />
Kuhmilch, Hühnerei, Getreide, Nüsse,<br />
Hülsenfrüchte u.a.<br />
• Insektengifte<br />
in Österreich Wespen- und Bienengift<br />
• Medikamente<br />
beispielsweise bestimmte Antibiotika<br />
(Penicillin) u.a.<br />
• Kontaktallergene:<br />
Nickel (im Modeschmuck) u.a. <strong>–</strong><br />
selten bei Kindern<br />
Hausstaubmilben-Allergiker leiden besonders<br />
im Winter unter Symptomen. Ihr<br />
Abwehrsystem reagiert auf den trockenen<br />
Kot der winzigen spinnenartigen Hausstaubmilben,<br />
der sich überall im Staub ansammelt.<br />
Das sagt jedoch nichts über den hygienischen<br />
HAUSSTAUBMILBE
KLEINE MONSTER IN UNSEREM HAUS<br />
43<br />
Zustand der Wohnung aus, auch in einem<br />
sehr gepflegten häuslichen Umfeld leben<br />
die Milben als natürliche Bewohner, die sich<br />
von den Hautschuppen ernähren, die wir<br />
Menschen tagsüber verlieren. Durch Luftbewegungen<br />
wird der Hausstaub von uns eingeatmet<br />
und kann bei Allergikern folgende<br />
Beschwerden auslösen, die besonders in der<br />
Nacht und am Morgen auftreten:<br />
• Tränende Augen<br />
• Juckende Nase und Niesattacken<br />
• Langwieriger Schnupfen<br />
Langwieriger Schnupfen kann auch Symptom<br />
einer Hausstaubmilben-Allergie sein.<br />
• Hautreaktionen<br />
• Husten und Atemnot<br />
• Allergisches Asthma (!)<br />
Ob diese Symptome durch eine allergische<br />
Reaktion auf Hausstaubmilben-Kot erzeugt<br />
werden, kann der Arzt/die Ärztin mittels<br />
Allergietest (Hauttest) relativ rasch feststellen.<br />
Je nach Schwere des Krankheitsbildes werden<br />
auch Medikamente verschrieben. Atemnot<br />
und allergisches Asthma sind ernste Symptome,<br />
die rasch behandelt werden müssen<br />
und nicht auf die leichte Schulter genommen<br />
werden dürfen. Eventuell rät Ihnen der Arzt/<br />
die Ärztin auch zu einer sogenannten Hyposensibilisierung:<br />
dabei handelt es sich um eine<br />
Langzeittherapie, bei der die betroffene Person<br />
langsam an das Allergen (zB.: Milbenkot)<br />
gewöhnt wird. Ziel ist, dass das Immunsystem<br />
des Allergikers nach der Therapie nicht mehr<br />
auf den Hausstaubmilben-Kot reagiert.<br />
Abgesehen von entsprechenden<br />
Arzneimitteln gibt es eine Reihe von<br />
TIPPS, mit denen eine allergische<br />
Reaktion verhindert oder abgemildert<br />
werden kann.<br />
• Raumtemperatur und Luftzirkulation<br />
Milben lieben eine hohe Luftfeuchtigkeit<br />
und warmes Klima. Die Luftfeuchtigkeit<br />
sollte idealerweise nicht höher als bei<br />
40 - 50% liegen, die Raumtemperatur des<br />
Schlafzimmers nicht über 18 Grad.<br />
• Bett und Bettwäsche<br />
Ein Lieblingsort der Milben ist unsere<br />
Matratze. Um den Kontakt mit dem schlafenden<br />
Allergiker zu unterbinden, stehen<br />
folgende Produkte im Fachhandel zur<br />
Verfügung:<br />
HAUSSTAUBMILBE
44<br />
Milbendichte Bettwäsche ist im<br />
Fachhandel zu erwerben.<br />
• allergendichte Überzüge für die<br />
Matratze<br />
• milbendichte Bettwäsche <strong>–</strong> regelmäßiges<br />
Waschen bei mindestens 60°C<br />
tötet die kleinen unliebsamen Tierchen.<br />
Andererseits sind Milben auch kälteempfindlich.<br />
Bei Temperaturen unter 0 °C<br />
sterben sie nach spätestens 24 Stunden<br />
ab. Kuscheltiere sollten daher häufig die<br />
Kühltruhe besuchen.<br />
• Wohnumgebung<br />
Eine komplett staub- und milbenfreie<br />
Wohnung ist leider unmöglich zu erreichen,<br />
aber es gibt ein paar Tipps, die helfen<br />
können, die Milbenanzahl und deren Kot<br />
zu reduzieren.<br />
• Verwenden Sie einen Staubsauger mit<br />
HEPA-Filter, dieser reinigt nicht nur,<br />
sondern kann Milbenkot, Pollen oder<br />
Sporen aus der angesogenen Luft filtern.<br />
• Entfernen Sie Teppichböden und<br />
Teppiche und soweit möglich andere<br />
Staubfänger. Glatte Böden sind am besten<br />
und sollten mindestens 2x pro Woche<br />
nass (!) gewischt werden bis in jede Ecke,<br />
damit Staub und Milbenkot nicht in der<br />
Luft landen. Auch die Einrichtungsgegenstände<br />
sollten regelmäßig feucht gereinigt<br />
werden.<br />
• Luftveränderung<br />
Kuren oder Urlaube in Höhenlagen über<br />
1.200 Metern im Hochgebirge oder am Meer<br />
schaffen Kindern und Erwachsenen mit<br />
ausgeprägten Allergie-Symptomen zumindest<br />
zeitweise Erleichterung und bessern<br />
zudem das Allgemeinbefinden.<br />
HAUSSTAUBMILBE
45<br />
SARS-COV-2<br />
UND UNSERE<br />
Tiere<br />
FACHKOMMENTAR:<br />
MAG. PHARM. ADELHEID TAZREITER<br />
HUND, KATZ' & CO
46<br />
SARS-COV-2 UND UNSERE TIERE<br />
Die meisten Tierbesitzer<br />
haben sich sicher schon<br />
gefragt, ob sich ihre<br />
Lieblinge mit dem seit<br />
2019 grassierenden völlig<br />
neuartigen Corona-Virus<br />
anstecken können.<br />
Und umgekehrt, ob vielleicht das im<br />
Familienverband lebende Haustier den<br />
Erreger auf sein Frauchen oder Herrchen<br />
übertragen kann. Oder Schweine, Rinder<br />
und Geflügel auf den Landwirt.<br />
Die Welt erlebt eine Pandemie durch ein<br />
Virus, das völlig neu ist und über das wir<br />
nichts wussten. Die Gefährlichkeit und auch<br />
Tödlichkeit der Erkrankung COVID-19 hält<br />
Forscher und Wissenschaftler rund um den<br />
Globus seit Anfang 2019 in Atem und überall<br />
wird fieberhaft nach neuen Erkenntnissen<br />
gesucht. Natürlich sind dabei zunächst die Art<br />
der Übertragung, der Krankheitsverlauf und<br />
die Impfung für Menschen im Vordergrund<br />
gestanden. Einige wissenschaftliche Tierorganisationen<br />
und Forschungsteams beschäftigen<br />
sich jedoch mit der Auswirkung und einer<br />
allfälligen Ansteckungsgefahr für Tiere und<br />
von Tieren.<br />
Aktuelle Veröffentlichungen der Weltorganisation<br />
für Tiergesundheit (OIE) und weiterer<br />
damit befasster Tierärzte (wie etwa Dorothee<br />
Bienzle von der kanadischen Universität<br />
in Guelph) kommen zu dem Ergebnis, dass<br />
mehrere Tierrassen (einschließlich Hunde und<br />
Katzen) anfällig für SARS-CoV-2 sind und Infektionen<br />
durchmachen. Diese werden oft gar<br />
nicht bemerkt, können jedoch auch zu (relativ<br />
milden) Symptomen führen, wie etwa Kraftund<br />
Appetitlosigkeit, Husten, laufende Nase,<br />
Atemprobleme und Durchfall.<br />
ANFÄLLIG FÜR DIE INFEKTION<br />
mit SARS-CoV-2 mit je nach<br />
Tierrasse keiner oder leichter<br />
Symptomatik sind:<br />
Auch Hamster können anfällig für eine<br />
Infektion mit Sars-CoV-2 sein.<br />
Haustiere<br />
Goldhamster, Katzen, Hunde, Frettchen<br />
Nutztiere<br />
Kaninchen, Nerze u.a.<br />
HUND, KATZ' & CO
47<br />
Studien haben ermittelt, dass sich Katzen<br />
nicht selten mit Sars-CoV-2 infizieren.<br />
Wildtiere<br />
Großkatzen (Tiger, Löwen, Pumas<br />
u.a), Gorillas, Makaken, Krallenaffen,<br />
Nilflughunde, Waschbärhunde u.a.<br />
KAUM ANFÄLLIG bzw. wenig<br />
Symptome gibt es bei:<br />
Rindern, Schweinen, Geflügel<br />
(Hühner, Enten, Truthahn u.a.) <strong>–</strong> also der<br />
Großteil unserer Fleischlieferanten!<br />
Nach derzeitigem Kenntnisstand ist für<br />
Hunde das Ansteckungs- und Infektionsrisiko<br />
eher klein und auch die Verbreitung des Virus<br />
über Hunde gering. Anders bei unseren Stubentigern:<br />
Studien haben ermittelt, dass sich<br />
Katzen (ähnlich wie marderartige Tiere wie<br />
z.B. Frettchen und Großkatzen wie Tiger und<br />
Löwen) nicht selten mit Sars-Cov-2 infizieren.<br />
Auch gibt es weltweit bereits einige Fälle, in<br />
denen positiv getestete Samtpfoten Krankheitssymptome<br />
zeigten.<br />
Katzen können unter Versuchsbedingungen<br />
das Virus bis zu fünf Tagen unter Artgenossen<br />
verbreiten. Es ist belegt, dass Katzen sich beim<br />
Menschen anstecken können, eine umgekehrte<br />
Übertragung, also von Katzen auf den<br />
Menschen, ist bisher aber nicht bekannt.<br />
Die Gefahr, dass unser Vierbeiner vielleicht<br />
das Virus im Haarkleid, an der Schnauze<br />
oder an den Pfoten von draußen oder von<br />
einem Infizierten an uns heranbringt,<br />
und damit eine Ansteckung verursacht,<br />
ist als sehr gering einzustufen, aber nicht<br />
unmöglich. Deshalb sollte man immer<br />
vorsichtig sein und die Hygienemaßnahmen<br />
einhalten. Keinesfalls jedoch dürfen wir<br />
unsere Lieblinge einem Desinfektionsbad<br />
unterziehen oder mit Desinfektionsmittel<br />
besprühen, da das für sie nicht verträglich<br />
ist. Besser, wir halten beim Kuscheln mehr<br />
Abstand.
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einen gesunden, wunderschönen Herbst!<br />
Ihr <strong>APOaktuell</strong> Team<br />
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Geschäftsführung<br />
Birgit Mauritz<br />
Fachkommentare, Einleitungen, Apotheker-Tipp,<br />
Die Welt einer Apotheke, Pflanze der Saison<br />
Mag. pharm. Adelheid Tazreiter,<br />
Mag. pharm. Gabriele Müller<br />
Art Direction<br />
Mauritz Design<br />
Lektorat<br />
Ingeborg Weißenbäck-Sokolowski<br />
Druck: Druckerei Berger,<br />
Ferdinand Berger & Söhne GmbH<br />
2019-20-021<br />
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