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Kinder und Eltern 4/2021

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MEILENSTEIN<br />

Von der Gründung des „Arbeitervereins <strong>Kinder</strong>fre<strong>und</strong>e“<br />

im Jahr 1908 bis in die Gegenwart<br />

Unser Haus in der Albertgasse<br />

Der 1905 gegründete Verein „Freie Schule“ trat für eine moderne Pädagogik ein. Das als Musterschule geplante Gebäude in der<br />

Albertgasse beherbergt heute die Verwaltung der Wiener <strong>Kinder</strong>fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> zeugt von den fortschrittlichen Prinzipien des<br />

Vereins, der sich 1923 mit den <strong>Kinder</strong>fre<strong>und</strong>en zusammenschloss.<br />

„MEHR LICHT FÜR ALLE“<br />

Pädagog*innen sollten vom Machtbestreben ablassen <strong>und</strong> vielmehr<br />

gemeinsam mit den ihnen anvertrauten <strong>Kinder</strong>n nach freiheitlicher<br />

Selbstbestimmung suchen. Hier war nicht der Informationsvorsprung<br />

des Lehrpersonals entscheidend, sondern die Fähigkeit<br />

Bildung zu ermöglichen, die immer die Würde des Menschen<br />

im Blick hat. In diesem aufklärerischen Licht durften die <strong>Kinder</strong><br />

in der „Freien Schule“ gedeihen.<br />

Für ein solches Unterfangen brauchte es einen passenden Ort. Im<br />

Jahr 1910 war es so weit: In der Albertgasse 23, in der Wiener Josefstadt,<br />

konnte mit der Umsetzung begonnen werden. Auch bei der<br />

Planung des Gebäudes wurde bereits auf Mitbestimmung geachtet,<br />

denn wenn <strong>Eltern</strong>, <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Lehrer*innen ihre Bedürfnisse<br />

<strong>und</strong> Vorstellungen einbringen, können sie ein Gefühl für „ihre<br />

Schule“ entwickeln. Die „Freie Schule“ war von einem emanzipatorischen<br />

Geist geleitet, der eine demokratische Gesellschaft begründen<br />

wollte.<br />

Gemeinsames Spiel auf dem Dach der „Freien Schule“.<br />

Nach dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert, in dem Schulen fast ausschließlich<br />

der katholischen Kirche unterstanden <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong> mit Härte<br />

zu Obrigkeitshörigkeit erzogen wurden, sahen Pädagog*innen im<br />

frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert großen Reformbedarf. Liberale <strong>und</strong> sozialistische<br />

Kräfte taten sich im Verein „Freie Schule“ zusammen <strong>und</strong><br />

suchten nach neuen Wegen in der Erziehung. Die Ideen wurden<br />

rasch sehr populär, bald nach seiner Gründung hatte der Verein bereits<br />

20.000 Mitglieder.<br />

TANZEN AUF DEN DÄCHERN<br />

Das Haus Albertgasse 23 spiegelt<br />

die Prinzipien des Vereins wider.<br />

Riesige Fenster sollten möglichst<br />

viel Licht in die Schulräume hineinlassen.<br />

Bäder <strong>und</strong> Duschen<br />

ermöglichten Hygiene auch für<br />

<strong>Kinder</strong> aus armen Haushalten.<br />

Freiheit meinte auch spielerische<br />

Leichtigkeit. So gab es neben<br />

dem Turnsaal auch auf der<br />

Dachterrasse die Möglichkeit für<br />

gemeinsames Spiel <strong>und</strong> Sport.<br />

Die Albertgasse 23 heute.<br />

Die „Freie Schule“ war ein großer Erfolg <strong>und</strong> wurde von zahlreichen<br />

späteren Prominenten, wie beispielsweise dem österreichischen<br />

Philosophen Karl Popper besucht. Die Erkenntnis, dass eine<br />

Einheitsschule mit gleichzeitiger Begabtenförderung die beste<br />

Möglichkeit ist, sowohl für die Entfaltung des Individuums als auch<br />

für die Demokratisierung der Gesellschaft, hat auch heute große<br />

Aktualität, wie das neueste Buch von Prof. Heinz Weiss zur „Freien<br />

Schule“ dokumentiert (siehe Seite 5 dieser Ausgabe).<br />

Fotos: Archiv der Wiener <strong>Kinder</strong>fre<strong>und</strong>e/Frank Jödicke<br />

Österreichische Post AG, MZ 02Z032251 M Verlagspostamt 1080 Wien, Erscheinungsort Wien<br />

Impressum:<br />

Verleger <strong>und</strong> Herausgeber: Österreichische <strong>Kinder</strong>fre<strong>und</strong>e, Landesorganisation<br />

Wien, Albertgasse 23, 1080 Wien, Tel.: 01/401 25, ZVR: 493711481. Geschäftsführer:<br />

Christian Morawek. Chefredaktion: Michaela Müller-Wenzel; CvD <strong>und</strong> Buchseite:<br />

Evelyn Steinthaler. Anzeigen: Marion Pregesbauer. Redaktion, Grafiken <strong>und</strong> Fotoredak<br />

tion: Frank Jödicke. Produktion: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es<br />

GmbH, 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1; Artdirector: Peter-Paul<br />

Waltenberger; Fotos (sofern nicht anders angegeben): Wiener <strong>Kinder</strong>fre<strong>und</strong>e. Druck:<br />

Gutenberg-Werbering GmbH, Anastasius-Grün-Straße 6, 4021 Linz.<br />

Erscheinungsdatum: November <strong>2021</strong><br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz unter<br />

https://kinderfre<strong>und</strong>e.at/datenschutz<br />

Liebe <strong>Kinder</strong>fre<strong>und</strong>e!<br />

Die Datenschutzerklärung der Wiener <strong>Kinder</strong>fre<strong>und</strong>e finden Sie unter www.wien.kinderfre<strong>und</strong>e.at/dsgvo.<br />

Sollten Sie die Zusendung unserer Zeitschrift nicht mehr wünschen, teilen Sie uns dies jederzeit <strong>und</strong> ohne<br />

Angabe von Gründen mit: per Post an die Wiener <strong>Kinder</strong>fre<strong>und</strong>e, 1080 Wien, Albertgasse 23,<br />

per Telefon: 01/401 25-20060 oder per E-Mail: redaktion@wien.kinderfre<strong>und</strong>e.at

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