Anstifter 3, 2021 der Stiftung Liebenau
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Magazin <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
3|<strong>2021</strong><br />
Freiwillig engagiert:<br />
für ein blühendes<br />
Gemeinwesen 10<br />
Preiswürdiger<br />
Fernlernunterricht 25<br />
Neuer Standort in Tirol 26
Inhalt<br />
3 Editorial<br />
27 Impressum<br />
28 Spot an: Rauf Abdul<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
4 Glückwunsch zum Dienstjubiläum<br />
6 Impuls: Blumenstraße 1-17<br />
7 kurz und knapp<br />
9 Eine Frage an viele Mitarbeitende<br />
Schwerpunkt:<br />
Freiwillig engagiert für ein blühendes<br />
Gemeinwesen<br />
10 Mit Leidenschaft bei <strong>der</strong> Sache<br />
12 FSJ: Erfahrungen fürs Leben<br />
13 Viel mehr als ein Geschenk<br />
14 Ehrenamt international<br />
16 Altbekanntes im Fahrtwind entdecken<br />
16 Ehrenamt kann je<strong>der</strong><br />
17 Keine Angst vor Anträgen<br />
17 Service: Informationen und Adressen<br />
18 Ein Silversurfer, <strong>der</strong> Gold wert ist<br />
19 Gut geschult fürs Engagement<br />
20 Ehrenamt ist für uns alle wichtig<br />
Aus <strong>der</strong> Praxis<br />
22 Ferien: Abtauchen in eine bunte Welt<br />
22 För<strong>der</strong>preis für Gemeinwesenarbeit<br />
23 Nachlese: Landesgartenschau inklusiv<br />
24 Neu: Bürogemeinschaft QuartierPflege<br />
24 Bewegende Geschichte bewegt Jury<br />
25 „Türöffner“ Ausbildung<br />
25 Preiswürdiger Fernlernunterricht<br />
26 Eigenes Brot schmeckt lecker<br />
26 Gutes Miteinan<strong>der</strong> im Klaraheim<br />
27 Wir sagen Danke!<br />
7<br />
Renate Klein erhält das Ehrenzeichen <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Liebenau</strong> für ihr langjähriges großes Engagement<br />
bei <strong>der</strong> <strong>Liebenau</strong> Schweiz.<br />
10<br />
Freiwilliges Engagement und Ehrenamt haben<br />
viele Facetten. Allen gemeinsam ist das Ziel des<br />
guten Zusammenlebens. Mehr dazu in unserem<br />
Schwerpunkt.<br />
22<br />
Endlich wie<strong>der</strong> Freunde sehen: Kin<strong>der</strong> im Alter<br />
zwischen 6 und 10 Jahren konnten in diesem Jahr<br />
eine Sommerferienfreizeit live erleben.<br />
Infos online<br />
Themendossiers:<br />
Informieren Sie sich umfassend in<br />
unseren Themendossiers „Sozial<br />
digital“, „Arbeiten“, „Den Menschen<br />
zugewandt“, „Medizin und Gesundheit“,<br />
„Gute Arbeit“, „Beson<strong>der</strong>e Familien“ und<br />
„Wohnen“ unter<br />
www.stiftung-liebenau.de/<br />
themendossiers<br />
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www.stiftung-liebenau.de/anstifter<br />
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Informationen über unsere Datenschutzmaßnahmen<br />
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24<br />
Die neue Bürogemeinschaft QuartierPflege in<br />
Ravensburg bündelt Beratungs- und Unterstützungsangebote<br />
an einem Ort.<br />
Termine<br />
Über neue Termine halten wir<br />
Sie weiterhin auf dem Laufenden<br />
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aktuelles/termine<br />
2<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
Editorial<br />
Wie ist Ihre<br />
Meinung?<br />
Die Vorstände <strong>der</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
freuen sich auf<br />
Ihre Rückmeldung:<br />
vorstand@<br />
stiftung-liebenau.de<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
ein Nachmittag in einem Haus <strong>der</strong> Pflege:<br />
Bewohnerinnen und Bewohner sitzen beim Kaffee,<br />
ein Mitarbeiter reicht den Kuchen herum. Aus<br />
dem Lautsprecher klingt Unterhaltungsmusik.<br />
Ein ganz normaler Nachmittag also? Keineswegs.<br />
Da fehlt etwas – o<strong>der</strong> vielmehr jemand: die<br />
Ehrenamtlichen, die früher gerade zur Nachmittagszeit<br />
häufig ins Haus kamen. Sich zu Alleinstehenden<br />
setzten, Geschichten erzählten, musizierten.<br />
Die Coronapandemie hat Lücken gerissen. Zeitweise<br />
waren durch Kontakteinschränkungen und<br />
Abstandsgebote Besuche in den Häusern <strong>der</strong> Pflege<br />
völlig ausgeschlossen. Und viele Ehrenamtliche<br />
gehören selbst zu den Risikogruppen und<br />
sind entsprechend vorsichtig.<br />
Auch in an<strong>der</strong>en Bereichen sind solche Einschnitte<br />
spürbar. In den Lebensräumen für Jung<br />
und Alt etwa, die ja beson<strong>der</strong>s vom freiwilligen<br />
Engagement für- und miteinan<strong>der</strong> leben. Lange<br />
mussten die Gemeinschaftsräume geschlossen<br />
bleiben, Kaffeenachmittage o<strong>der</strong> Sportgruppen<br />
konnten nicht stattfinden. Freizeitangebote für<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen mussten zeitweise<br />
eingestellt werden. Gerade dort hatten sich viele<br />
Menschen freiwillig eingebracht. Die Zahlen des<br />
Jahres 2020 zeigen: In manchen Bereichen ging<br />
die Zahl <strong>der</strong> freiwillig Engagierten um 30 Prozent<br />
zurück.<br />
Trotz hoher Belastungen hielten die Hospizdienste<br />
auch während <strong>der</strong> Pandemie ihr Angebot<br />
aufrecht. Unschätzbar wertvoll waren ihre Besuche<br />
für Bewohnerinnen und Bewohner und ihre<br />
Familien. Und auch die Zahl <strong>der</strong>jenigen, die sich<br />
im Freiwilligen Sozialen Jahr o<strong>der</strong> im Bundesfreiwilligendienst<br />
engagierten, ist vergleichsweise<br />
stabil geblieben.<br />
Seit einigen Monaten än<strong>der</strong>t sich das Gesamtbild<br />
wie<strong>der</strong>, in den Häusern <strong>der</strong> Pflege, in den<br />
Lebensräumen und in <strong>der</strong> Teilhabe. Noch nicht<br />
überall sind so viele freiwillig Engagierte vor Ort<br />
wie vor <strong>der</strong> Pandemie. Manche halten sich aus<br />
Sorge um die eigene Gesundheit zurück, einige<br />
haben an<strong>der</strong>e Formen gefunden, ihre freie Zeit<br />
zu gestalten. Die Verantwortlichen vor Ort sind<br />
bemüht, die vertrauten Ehrenamtlichen wie<strong>der</strong><br />
zu aktivieren o<strong>der</strong> neue zu gewinnen. Und teils<br />
hat die Pandemie sogar neues Engagement hervorgerufen:<br />
Ruheständler und Angehörige meldeten<br />
sich freiwillig, um Besucherinnen und Besucher<br />
zu testen, weil sie wussten, wie wichtig <strong>der</strong><br />
Kontakt zu an<strong>der</strong>en Menschen für das Lebensgefühl<br />
<strong>der</strong> Bewohnerinnen und Bewohner ist.<br />
Die Bedeutung <strong>der</strong> freiwillig Engagierten, für<br />
betreute Menschen ebenso wie für die hauptamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – sie ist<br />
in <strong>der</strong> Coronapandemie einmal beson<strong>der</strong>s deutlich<br />
geworden. Neben aller Fachlichkeit sind es<br />
doch nicht zuletzt die menschlichen Begegnungen,<br />
die unser Leben in <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
ausmachen. Ein Leben, das ohne Ehrenamtliche<br />
ärmer wäre. Wir danken ihnen von Herzen.<br />
Das meint Ihr Vorstand Prälat Michael H. F. Brock Dr. Berthold Broll Dr. Markus Nachbaur<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong> 3
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
• <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
20 Jahre: Sabine Adler, Swen Arff, Susanne<br />
Droste-Gräff, Cordula Kerschhaggl,<br />
Doris Kimpfler, Margit Kramer, Petra<br />
Oberhauser<br />
25 Jahre: Armin Rösch<br />
30 Jahre: Markus Bertele, Elke Fritzsche,<br />
Willibald Hafner-Laux, Michael Staiber<br />
• <strong>Liebenau</strong> Teilhabe<br />
20 Jahre: Klaus Böhm, Bernd Brauchle,<br />
Silke Brugger, Ulrike Buckenheu, Thomas<br />
Dehner, Bernhard Eckstein, Paulette<br />
Eistert, Dagmar Fischer, Stephanie<br />
Gfrerer, Simon Gfrerer, Siegfried Heine,<br />
Carsten Heinrich, Katharina Höhmann,<br />
Bernhard Hösch, Christoph Koschek,<br />
Lucia Lazzeri, Andreas Liehner, Andreas<br />
Lutz, Petra Mandel, Martina Metzler-Weissenrie<strong>der</strong>,<br />
Richard Oklicek,<br />
Christine Paolini, Christian Reiner, Phoebe<br />
Rieger, Martina Rist, Ruth Rothermel,<br />
Natalie Sauer, Carmen Sonntag,<br />
Joachim Späth, Gerhard Unger, Nicole<br />
Wegmann, Jolanta Wojciak<br />
25 Jahre: Marion Behrendt, Elke Breitzke,<br />
Brigitte Dams, Tobias Engenhorst,<br />
Maria Ferreira, Martina Frosch, Dolores<br />
Gregoric, Edmund Heine, Günther<br />
Heine, Silvia Kugel-Harant, Theodor<br />
Lipp, Nicole Quinting, Torsten Rapsch,<br />
Hans-Peter Schlecker, Verena Schuster,<br />
Ekkehard Späth-Löffler<br />
30 Jahre: Isabella Beig, Thomas Damte,<br />
Petra Friedrich, Doris Göldner, Holger<br />
Immisch, Melanie Kleck, Hermann<br />
Kocheise, Manuela Lämmle, Michael<br />
Metzger, Claudia Moosherr, Jörg Munk,<br />
Ursula Nold, Walburga Oberhuber,<br />
Edwin Rief, Anita Ruesch, Jeannette<br />
Schild-Rauch, Dieter Schulz, Carmen<br />
Tran, Ingrid Truckenmüller, Mona Wegst<br />
35 Jahre: Gabriele Großpietsch, Evelyn<br />
Hipp, Ursula Hydara, Christa Knoll-Seidel,<br />
Claudia König, Susanne Lachenmayer,<br />
Irene Malang, Ilona Mohr, Dietmar<br />
Oberhuber, Artur Röhl, Kornelia Spitaler,<br />
Bernd Wiggenhauser, Ursula Wirtz<br />
40 Jahre: Roswitha Boneberg-Behling,<br />
Barbara Feuerstein, Anna-Elisabeth<br />
Geser, Edeltrud Hagg, Renate Hermenau,<br />
Ute Schirmer, Katrin Seger<br />
45 Jahre: Walter Hertenstein<br />
• <strong>Liebenau</strong> Lebenswert Alter und<br />
<strong>Liebenau</strong> Leben im Alter<br />
20 Jahre: Walter Amann, Sylvia Ammann,<br />
Dragica Batinic, Sabine Baumann, Iris<br />
Brauchle, Elena Daubert, Anneliese<br />
Fischer, Dieter Göttle, Klaus Günthör,<br />
Susanne Haide-Bentele, Birgit Hecht,<br />
Manuela Hoffmann, Brigitte Knejski,<br />
Liridona Limani, Elke Lindner, Sonja<br />
Luib, Ramo Mujkic, Lidia Naumann,<br />
Jürgen Prochnau-Weber, Bernd Reik,<br />
Gottfried Reitemann, Thomas Schlegel,<br />
Wolfgang Schlesinger, Christine Spohn,<br />
Doris Wittner, Krystyna Wolszakiewicz<br />
25 Jahre: Sandra Adelberger, Anna Bichert,<br />
Anita Bluhm, Petra Brandenburger,<br />
Sandra Faul, Monika Fiegle, Klara<br />
Frey, Irmgard Hengge, Hussein Joulani,<br />
Barbara Kappes, Agnes Kessler, Helga<br />
Kopf, Ute Kung, Margit Madlener, Marlies<br />
Mennig, Maria Navatta, Inge Nitsch,<br />
Rita Österle, Sengül Özdag, Sonja Rittler,<br />
Gaby Schirrmann, Rainer Schmalzried,<br />
Claudia Schmid-Brügel, Sylvia Schulz,<br />
Marie-Therese Selbitschka, Alexandra<br />
Strobel, Vesna Tomic, Rosimeri Vieira-Geier,<br />
Angela Vosseler, Brigitte Zins<br />
30 Jahre: Marion Becker, Rosalia Christmann,<br />
Reinhard Galle, Annette Käppeler-Strobel,<br />
Stefanie Locher, Sonja<br />
Maddalena, Margareta Mangler, Maria<br />
Olbricht, Monika Röck, Bernadette<br />
Schmidberger, Norbert Schuster, Antonie<br />
Seidel, Christine Sprenger, Frank<br />
Winkler, Cornelia Wörle<br />
35 Jahre: Ulrich Graetsch, Sieglinde Heisel,<br />
Claudia Schmeier<br />
4<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Wir gratulieren!<br />
Auch ohne große Feiern in Präsenz, ließ es sich die <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> nicht nehmen 448 langjährige Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter sowie Beschäftigte <strong>der</strong> Werkstätten für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen (WfbM) zu ehren. Die Geehrten arbeiten<br />
in pflegenden und sozialen Berufen, aber auch in kaufmännischen und technischen Bereichen. 169 von ihnen feierten zehn<br />
beziehungsweise fünfzehn Jahre Unternehmenszugehörigkeit. Der Vorstand sowie die Geschäftsführungen dankten für die<br />
wertvolle Arbeit umso mehr vor dem Hintergrund <strong>der</strong> zusätzlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen durch die Coronapandemie.<br />
• <strong>Liebenau</strong> Berufsbildungswerk<br />
20 Jahre: Regina Amman-Metzger, Martin<br />
Döser, Wolfgang Dreyer, Ulrich Fischer,<br />
Detlev Freyer, Johannes Hettrich, Hilde<br />
Hund, Manfred König, Aradoica Schönherr,<br />
Guido Weishaupt<br />
25 Jahre: Klaus Kolb, Oliver Schweizer,<br />
Christine Türk<br />
Fresz, Dieter Hiller, Michael Lambrecht,<br />
Susanne Weißhaupt<br />
35 Jahre: Petra Waibel-Gleich<br />
40 Jahre: Gabriele Martin<br />
• <strong>Liebenau</strong> Service<br />
(Die Jubilare wurden bereits im Vorjahr<br />
geehrt)<br />
25 Jahre: Thorsten Hohaus, Reiner Kathan,<br />
Marco Laabs, Brigitte Lehmann,<br />
Heino Leibinger, Philipp Marquardt,<br />
Anne Riester, Michael Schaber, Isabell<br />
Schnei<strong>der</strong>, Marcel Wessner<br />
30 Jahre: Heinrich Arnold, Anja Cordes,<br />
Jürgen Markus Dinges, Karola Erika<br />
Anna Hinz, Thomas Markus Popp, Udo<br />
Reichle, Johanna Stumpfögger<br />
30 Jahre: Regina Kümmel<br />
35 Jahre: Gudrun Moser, Gabriele Schnei<strong>der</strong>,<br />
Michael Staerk, Johann Stroh<br />
40 Jahre: Andrea Beck, Claudia Blaser,<br />
Uwe Kleinhammer<br />
• <strong>Liebenau</strong> Kliniken<br />
20 Jahre: Carmen Canzi-Knoblauch, Susanne<br />
Dadgar-Yeganeh, Irmgard Kilian,<br />
Christian Lieske, Frie<strong>der</strong>ike Locher,<br />
Christian Paßenheim, Sonja Pfleghar,<br />
Christoph Sabellek, Urs Schäfer, Miriam<br />
Walser<br />
25 Jahre: Elisabeth Baus, Sigrid Bohnet,<br />
Pascal Bricaire, Daniel Buck, Silke Gigglberger,<br />
Christine Himsl, Anita Hummel,<br />
Werner Klinger<br />
30 Jahre: Elke Brugger, Jutta Danckert,<br />
Roman Eckenfels, Petra Eggler, Monika<br />
20 Jahre: Francesco Gigante, Inge Großmann,<br />
Inga Ketschik, Monika Schrade,<br />
Carmen Schwarzbauer, Justine Wiese<br />
25 Jahre: Rudolf Frei<br />
30 Jahre: Gabriele Arnold, Monika Roth<br />
35 Jahre: Ursula Kuner<br />
• <strong>Liebenau</strong> Beratung und<br />
Unternehmensdienste<br />
20 Jahre: Dietmar Ehrle, Markus Holleczek<br />
• <strong>Liebenau</strong>er Arbeitswelten<br />
20 Jahre: Erwin Bolz, Jaqueline Brückner,<br />
Sonja Buemann, Christian Fuchs,<br />
Thomas Graf, Christa Heinemann, Sven<br />
Lohrey, Kerstin Maxa, Benjamin Müller,<br />
Tatjana Müller, Gabriele Mutschke, Norbert<br />
Nägele, Tanja Schneid, Sascha Sommerfeld,<br />
Irmgard Weiland<br />
35 Jahre: Michael Manfred Freudenberg,<br />
Anne-Maria Hackathorn, Astrid<br />
Janken, Rainer Pfaff, Monika Rack<br />
40 Jahre: Beate Amma, Monika Andreas,<br />
David Andreas, Hei<strong>der</strong>ose Biebl, Armin<br />
Hertnagel, Silvia Andrea Hirschmann,<br />
Regina Klöckler, Helmut Udo Lamprecht,<br />
Siglinde Leupolz, Edith Müller,<br />
Claudia Weber<br />
45 Jahre: Rainer Wolfgang Betz, Siegfried<br />
Liebl, Brigitte Moosherr, Rita Reiss,<br />
Franz Scheriau<br />
• <strong>Liebenau</strong> Gebäude- und<br />
Anlagenservice<br />
25 Jahre: Ildiko Mihalca<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong> 5
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Blumenstraße 1-17<br />
von Prälat Michael H. F. Brock<br />
Es gab eine Zeit, da ging ich liebend gerne in <strong>der</strong> Blumenstraße<br />
1-17 spazieren. Sie ist keine wirkliche Straße, die Blumenstraße.<br />
Sie existiert nur in meiner Fantasie. Aber immer wie<strong>der</strong><br />
kommen mir Bil<strong>der</strong>. In <strong>der</strong> Blumenstraße 3 steht ein rotes Haus<br />
mit einem Garten voller roter Tulpen. Ein Mensch wohnt dort<br />
mit einem roten Schurz und einer roten Bank. Manchmal sitzt<br />
er einfach auf <strong>der</strong> roten Bank und genießt den Anblick seiner<br />
roten Tulpen. Manchmal gießt er seine Tulpen mit rotem Wasser.<br />
Hin und wie<strong>der</strong> pflückt er eine rote Tulpe und verschwindet<br />
in seinem roten Haus. Wahrscheinlich dekoriert er seinen<br />
roten Tisch mit seiner roten Tulpe. In <strong>der</strong> Blumenstraße 5 steht<br />
ein blaues Haus mit einem Garten voller blauen Rosen. Ein<br />
Mensch wohnt dort mit einem blauen Hut und einem blauen<br />
Stuhl. Manchmal sitzt er auf seinem blauen Stuhl und summt<br />
ein Lied. Er summt es leise, denn er will niemanden stören.<br />
Blumenstraße 7 ist wun<strong>der</strong>bar gelb. Blumenstraße 11 grün.<br />
Und 17 ist lilablassblau.<br />
Ich kann mir keinen wirklichen Reim darauf machen. Aber<br />
eines Tages wurden die roten Tulpen weniger, die blauen<br />
Rosen ließen ihre Blütenblätter fallen, das Gelb schien nicht<br />
mehr wun<strong>der</strong>bar und 11 und 17 hatten ihre Farben verloren.<br />
Eines Tages war die Blumenstraße keine Blumenstraße mehr.<br />
Sie hieß nur noch so. Und selbst bei genauem Hinhören konnte<br />
ich das Summen eines Liedes nirgendwo mehr entdecken.<br />
Das ließ mir keine Ruhe. Ich klingelte bei dem Menschen mit<br />
den einst so roten Tulpen. Ich habe mich satt gesehen an den<br />
roten Tulpen, sprach er. Immer nur Rot, Rot und wie<strong>der</strong> Rot.<br />
Rot war alles, was er kannte – rote Tulpen.<br />
Immer nur blaue Rosen, beschwerte sich sein Nachbar. Und<br />
immer das gleiche Lied. Ich verstehe! Der Mensch im gelben<br />
Haus konnte das Gelb nicht mehr sehen. Und Grün und Lilablassblau!<br />
Eines Nachts schlich ich mich in die Blumenstraße. Ich nahm<br />
ein paar rote Tulpenzwiebeln und pflanzte sie in den Garten<br />
des blauen Hauses. Die blauen Rosen in den roten Garten. Vertauschte<br />
Gelb und Grün und mischte überall ein wenig Lilablassblau<br />
dazwischen.<br />
„Oh, woher das schöne Rot?“ hörte ich dann fragen. Und<br />
stolz und froh hörte ich ein: „Von mir natürlich.“ Und: „So<br />
schön – die blauen Rosen zwischen meinen roten Tulpen – wie<br />
reich geschmückt mein Garten auf einmal wirkt.“ Und Grün<br />
und Gelb stimmten mit Lilablassblau ein Lied an. „Nie könnte<br />
ich blaue Rosen züchten“, sagte <strong>der</strong> Mensch aus dem Tulpengarten.<br />
„Und Tulpen lassen bei mir immer die Köpfe hängen“,<br />
gestand <strong>der</strong> Rosenmensch. Und Gelb konnte nur Gelb und<br />
Grün nur Grün. Und Lilablassblau schämte sich immer für ihre<br />
unreine Farbe und bekannte leise: „Meine Farbe kommt nur in<br />
<strong>der</strong> Mischung zur Geltung.“<br />
Und geteilt, fügte ich hinzu. Wie schön ist doch das Gefühl,<br />
mal eine rote Tulpe geschenkt zu bekommen. Meist bekommt<br />
man eine blaue Rose zurück. „O<strong>der</strong> eine gelbe“, sagte <strong>der</strong><br />
Mensch aus dem Garten mit den gelben Sonnenblumen, nahm<br />
seinen gelben Stuhl und setzte sich mit dem Menschen aus<br />
dem blauen Garten mit dem blauen Stuhl in den grünen Garten.<br />
Und Lie<strong>der</strong> höre ich seitdem. Immer wenn ich dort vorbeikomme,<br />
so schöne Lie<strong>der</strong>.<br />
6<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
155 Auszubildende starten<br />
Erneut unter den Bedingungen <strong>der</strong> Pandemie haben Auszubildende<br />
in den verschiedenen Geschäftsfel<strong>der</strong>n und Einrichtungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> ihre berufliche Zukunft<br />
begonnen. Trotz aller coronabedingten Schwierigkeiten ist es<br />
gelungen, die Mehrzahl <strong>der</strong> Ausbildungsplätze und FSJ-Stellen<br />
zu besetzen. „Das zeigt, dass die Sicherheit, die <strong>der</strong> soziale<br />
Bereich für die berufliche Entwicklung zu bieten hat, geschätzt<br />
wird“, sagt Ausbildungsreferentin Johanna Wurm.<br />
Die meisten Auszubildenden gibt es mit rund 70 in <strong>der</strong> Pflege.<br />
In <strong>der</strong> <strong>Liebenau</strong> Teilhabe haben 42 Auszubildende begonnen.<br />
Das sind etwas weniger als im vergangenen Jahr. Das<br />
hängt eng mit den FSJ-Zahlen aus dem Jahr 2020 zusammen:<br />
Denn sehr häufig entscheiden sich FSJ-ler im Anschluss an<br />
ihr FSJ für eine Ausbildung im sozialen Bereich. Im Jahr 2020<br />
konnten wegen <strong>der</strong> Corona-Situation kaum FSJ-ler einreisen.<br />
Derzeit gibt es 22 FSJ-ler. Sonst seien es 35 bis 40. Die Holding<br />
mit Ausbildungsstellen in <strong>der</strong> Verwaltung, dem Garten- und<br />
Landschaftsbau, dem Forst und <strong>der</strong> Landwirtschaft sowie<br />
die <strong>Liebenau</strong> Kliniken halten sich mit jeweils 14 Azubis die<br />
Waage. In den <strong>Liebenau</strong> Kliniken überwiegt mit elf <strong>der</strong> Beruf<br />
<strong>der</strong> Heilerziehungspflege, drei Azubis entschieden sich für die<br />
Jugend- und Heimerziehung. Im Internat des Berufsbildungswerks<br />
Adolf Aich haben sechs Jugend- und Heimerzieher<br />
begonnen. Ebenso viele in <strong>der</strong> <strong>Liebenau</strong> Service GmbH in den<br />
Ausbildungsgängen <strong>der</strong> Systemgastronomie, Hauswirtschaft,<br />
Gebäu<strong>der</strong>einigung und dem Textilservice.<br />
Nähere Infos unter www.stiftung-liebenau.de/ausbildung.<br />
Renate Klein erhält das Ehrenzeichen<br />
Die langjährige Leiterin vom Pflege- und Kurhaus Dorfplatz<br />
Oberhelfenschwil und Geschäftsführerin <strong>der</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Schweiz, Renate Klein, wurde im Mai aus ihrem Amt verabschiedet.<br />
In coronabedingt kleinem Rahmen würdigte <strong>der</strong> Vorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> ihr langjähriges großes Engagement<br />
und verlieh ihr in Anerkennung ihrer Verdienste das<br />
Ehrenzeichen <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>. Damit werden Personen<br />
ausgezeichnet, die sich in herausragen<strong>der</strong> Weise um das Wohl<br />
<strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> und ihre Aufgaben im Sozial- und Bildungsbereich<br />
verdient gemacht haben.<br />
„Exzellente Arbeit“ habe Renate Klein geleistet, sagte Dr.<br />
Berthold Broll (links), Vorstand <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>, und verwies<br />
gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Dr. Markus<br />
Nachbaur (rechts) auf die Preise und Auszeichnungen, die<br />
die Pflege- und Kureinrichtung Oberhelfenschwil unter ihrer<br />
Führung bekommen habe. Mit Weitsicht, Menschlichkeit und<br />
großer Professionalität habe sie das Unternehmen geführt, so<br />
Dr. Broll. „Frau Klein hinterlässt ein fachlich, wirtschaftlich<br />
und personell stabiles Unternehmen, das eine gute Zukunft<br />
hat.“<br />
Renate Klein kam vor 27 Jahren ins Toggenburg. Unter ihrer<br />
Leitung entwickelte sich <strong>der</strong> Dorfplatz Oberhelfenschwil zu<br />
einem erfolgreichen und anerkannten Pflege- und Kurhaus.<br />
Als Gerontologin mit Masterabschluss sowie mit baulicher<br />
Kompetenz als Bauzeichnerin und Innenarchitektin aus ihrem<br />
Erstberuf setzte sie zahlreiche anspruchsvolle und vielfältige<br />
Um- und Erweiterungsbauten erfolgreich um. Sie war maßgeblich<br />
für die erfolgreiche Umwandlung <strong>der</strong> Genossenschaft Dorfplatz<br />
in die gemeinnützige <strong>Liebenau</strong> Schweiz AG, die Integration<br />
in den Verbund <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> und schließlich die<br />
Zusammenführung mit <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> Helios Leben im Alter und<br />
<strong>der</strong>en zwei Pflegeeinrichtungen in Goldach und Brunna<strong>der</strong>n.<br />
Insgesamt bietet die <strong>Liebenau</strong> Schweiz heute 164 Pflegeplätze<br />
sowie am Standort Oberhelfenschwil ein öffentliches Solebad<br />
und ein Restaurant. 218 Mitarbeitende sind an den drei Standorten<br />
beschäftigt. Auf Kleins Kompetenz muss das Unternehmen<br />
auch künftig nicht ganz verzichten. Sie bleibt Mitglied im<br />
Verwaltungsrat <strong>der</strong> <strong>Liebenau</strong> Schweiz.<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong> 7
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
„Eine <strong>der</strong> interessantesten Positionen“<br />
Elke Gundel verstärkt seit 1. September <strong>2021</strong> die Geschäftsführung<br />
<strong>der</strong> <strong>Liebenau</strong> Teilhabe und verantwortet<br />
zusammen mit dem bisherigen Geschäftsführer Jörg Munk die<br />
fachlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Die Diplom-<br />
Volkswirtin gilt als ausgewiesene Expertin im kirchlichen<br />
Arbeitsrecht. Sie hat bisher für den Deutschen Caritasverband<br />
gearbeitet. Zuletzt war sie Geschäftsführerin <strong>der</strong> Arbeitgeberseite<br />
in <strong>der</strong> Arbeitsrechtlichen Kommission, dem zuständigen<br />
Gremium für die Gestaltung des kirchlichen Arbeitsvertragsrechts,<br />
das für rund 25 000 Einrichtungen und Dienste <strong>der</strong><br />
Caritas gilt. Zuvor war sie bei <strong>der</strong> Bundesvereinigung <strong>der</strong> Deutschen<br />
Arbeitgeberverbände und im Wirtschaftsrat <strong>der</strong> CDU<br />
tätig. Zur <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> hat Elke Gundel schon seit einigen<br />
Jahren engen Kontakt. Jetzt freut sie sich auf die neue Aufgabe:<br />
„Eine verantwortliche Tätigkeit in <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe zu<br />
übernehmen, ist <strong>der</strong>zeit eine <strong>der</strong> interessantesten und herausfor<strong>der</strong>ndsten<br />
Positionen, die es zu bekleiden gibt.“<br />
Jörg Munk begrüßt die Erweiterung: „Es gibt jede Menge zu<br />
tun, daher freue ich mich auf die neue Kollegin.“ Der Betriebswirt/M.<br />
A. ist seit 25 Jahren Geschäftsführer <strong>der</strong> <strong>Liebenau</strong> Teilhabe.<br />
Seit einigen Jahren vertritt er die <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> in<br />
verschiedenen Verbänden und Gremien, in denen es um die<br />
Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) geht. Dort<br />
sorgt er insbeson<strong>der</strong>e dafür, dass die Belange <strong>der</strong> betreuten<br />
Menschen mit schweren und Mehrfachbehin<strong>der</strong>ungen im<br />
Reformprozess nicht übersehen werden.<br />
„Mit <strong>der</strong> erweiterten Geschäftsführung werden wir dem<br />
stark wachsenden Aufgabenspektrum <strong>der</strong> Teilhabe gerecht“,<br />
begründet Prälat Michael H. F. Brock, Vorstand <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>,<br />
die Entscheidung. „Außerdem erhält Jörg Munk damit<br />
die nötige Entlastung für seine umfangreichen Aufgaben im<br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> BTHG-Reform.“<br />
„Unglaubliche Bandbreite an ethischen Themen“<br />
Dr. Janina Loh ist seit 1. September<br />
neu in <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>. Als Nachfolgerin<br />
von Dr. Bernhard Preusche<br />
hat sie die Stabsstelle Ethik und die<br />
Geschäftsführung des Ethikkomitees<br />
übernommen. Ihre ersten Erkenntnisse<br />
beim Besuch verschiedenster Einrichtungen:<br />
„In <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> gibt es eine<br />
unglaubliche Bandbreite an ethischen<br />
Themen: Von <strong>der</strong> Pflege- und Medizinethik<br />
über die Umwelt- und Klimaethik<br />
bis hin zu Fragen <strong>der</strong> Arbeitsgerechtigkeit<br />
und Wirtschaftsethik. Ich freue<br />
mich auf diese Vielfalt!“<br />
Dr. Loh ist im Ruhrgebiet aufgewachsen,<br />
ihre Eltern sind als Son<strong>der</strong>schullehrerin<br />
und Hausleiter in <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe<br />
tätig, sodass sie und ihre<br />
Schwester schon früh Kontakt zu Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ungen hatten. „So<br />
gesehen, bin ich hier in <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Liebenau</strong> auch ein Stück auf dem Weg<br />
nach Hause.“ Zum Studium <strong>der</strong> Philosophie<br />
und Germanistischen Linguistik<br />
ist sie nach Berlin gegangen und hat<br />
anschließend an <strong>der</strong> Universität Kiel<br />
und seit 2016 an <strong>der</strong> Universität Wien<br />
im Bereich Technik- und Medienphilosophie<br />
geforscht und gelehrt.<br />
Ein Herzensthema für sie ist das Thema<br />
Verantwortung. Das zeigt sie eindrücklich<br />
an einem Filmprojekt, an dem sie beteiligt<br />
war. In dem Dokumentarfilm „Wer<br />
wir waren“ von Marc Bau<strong>der</strong> äußern sie<br />
und an<strong>der</strong>e Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler sich zum Fortbestand<br />
<strong>der</strong> Menschheit und <strong>der</strong> Erde.<br />
8<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Corona hat die Welt verän<strong>der</strong>t.<br />
Gibt es für Sie persönlich etwas Positives,<br />
was Sie auch in Zukunft beibehalten wollen?<br />
Diese Frage beantworten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Ich schaue ganz an<strong>der</strong>s auf Freundschaften<br />
und pflege sie intensiver.<br />
Ich hätte nichts dagegen, bei großen<br />
Menschenmengen auch in Zukunft<br />
Maske zu tragen. Die globale Abhängigkeit<br />
hat mich erschreckt. Deshalb<br />
freuen mich die Rückbesinnung auf<br />
europäische Sichtweisen und <strong>der</strong><br />
verstärkte Vorsorgegedanke.<br />
Zum Prozess <strong>der</strong> Digitalisierung ganz konkret:<br />
Früher wäre es doch undenkbar<br />
gewesen aus dem Wohnzimmer heraus an<br />
einer Besprechung teilzunehmen – heute<br />
ist Homeoffice eine echte Option. Eine Entwicklung,<br />
die ich sehr begrüße.<br />
David Herrmann,<br />
Berufsbildungswerk Adolf Aich<br />
Anahita Morwarid,<br />
St. Lukas-Klinik<br />
Durch die Reisebeschränkungen habe<br />
ich neue und schöne Ausflugsziele in<br />
<strong>der</strong> Bodenseeregion entdeckt. Dies hat<br />
mir gezeigt, dass es vor <strong>der</strong> eigenen<br />
Haustüre noch vieles zu erleben gibt.<br />
Auch in Zukunft möchte ich weitere<br />
Entdeckungstouren zu Fuß o<strong>der</strong> mit<br />
dem Rad in <strong>der</strong> Region unternehmen.<br />
Rebecca Lang,<br />
<strong>Liebenau</strong> Teilhabe<br />
Sich über das zu freuen, was vor Corona<br />
selbstverständlich war: Bekannte treffen,<br />
zusammen feiern und Ausflüge machen.<br />
Es war, ist Zeit, um einmal darüber<br />
nachzudenken, was wirklich wichtig<br />
ist. Im Alltagstrott vergisst man<br />
manchmal, sich selbst und an<strong>der</strong>e<br />
wertzuschätzen. Die Coronakrise<br />
hat mir wie<strong>der</strong> bewusst gemacht,<br />
auch die einfachen und die scheinbar<br />
nebensächlichen Dinge um mich<br />
herum zu würdigen und Prioritäten<br />
neu zu verteilen.<br />
Inge Großmann,<br />
<strong>Liebenau</strong> Service<br />
Astrid Voraberger,<br />
Seniorenheim Tschermak-<br />
garten, Bregenz<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong> 9
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Mit Leidenschaft und Mut dabei<br />
Freiwillig Engagierte sind eine wichtige Säule des Gemeinwesens<br />
Sie schenken Zeit, Zuwendung, Wissen, Kraft, und sie machen das Leben bunter: Die Rede ist von<br />
Menschen, die sich freiwillig engagieren. Deutschlandweit sind rund 28,8 Millionen o<strong>der</strong> 40 Prozent <strong>der</strong><br />
Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich tätig, so die Zahlen im aktuellen Deutschen Freiwilligensurvey <strong>der</strong><br />
Bundesregierung, <strong>der</strong> seit 1999 alle fünf Jahre erhoben wird. In <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> sind es mehr als<br />
2000 Menschen, die sich für Bewohnerinnen und Bewohner <strong>der</strong> Häuser <strong>der</strong> Pflege engagieren, Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ungen im Alltag o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Freizeit begleiten o<strong>der</strong> sich für ein nachbarschaftliches<br />
Zusammenleben einsetzen.<br />
10<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Einer, <strong>der</strong> seit mehr als 25 Jahren mit freiwillig Engagierten<br />
zu tun hat, ist Harald En<strong>der</strong>le. Der Sozialpädagoge kam 1995<br />
zur <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>, baute die Gemeinwesenarbeit in den<br />
Lebensräumen für Jung und Alt in <strong>der</strong> Ravensburger Weinbergstraße<br />
auf und ist seit 2007 auch hauptamtlicher Quartiersmanager<br />
im Wohngebiet Galgenhalde in <strong>der</strong> Ravensburger<br />
Weststadt (s. auch S. 18). In seiner Aufgabenbeschreibung<br />
stand von Anfang an ganz oben: Freiwillige gewinnen, motivieren,<br />
mo<strong>der</strong>ieren. „Ein lebendiges Gemeinwesen braucht<br />
viele, damit die Verantwortung sich breit verteilt“, so seine<br />
Erfahrung. Zumal die Haltung <strong>der</strong> Ehrenamtlichen sich in den<br />
vergangenen Jahren verän<strong>der</strong>t habe. „Früher haben einzelne<br />
ganz feste Aufgaben dauerhaft übernommen. Heute wollen<br />
sich wenige festlegen auf bestimmte Ämter o<strong>der</strong> Zeiten. Die<br />
Bereitschaft sich einzubringen, ist zwar groß, vielleicht sogar<br />
größer als früher. Aber man will sich spontan einbringen, für<br />
Themen o<strong>der</strong> Projekte, auf die man selbst Lust hat. Und alles<br />
soll möglichst unkompliziert sein.“<br />
Die Tätigkeitsfel<strong>der</strong> sind denn auch so unterschiedlich wie<br />
die Interessen <strong>der</strong> Engagierten. Es gibt die klassische Nachbarschaftshilfe,<br />
etwa den Einkauf für kranke Nachbarn, die Hausaufgabenhilfe<br />
für Kin<strong>der</strong> im Quartier, das Café-Team, das ein<br />
wöchentliches Kaffeetrinken für Bewohnerinnen und Bewohner<br />
organisiert. Neu entwickelt haben sich ein Repair-Café,<br />
eine Digitalsprechstunde, ein Kino-Team, das regelmäßig<br />
Filme zeigt. Nicht zu vergessen die Bewohnerbeiräte und<br />
Hauspaten, die sich für die Interessen <strong>der</strong> Bewohnerschaft<br />
von Lebensräumen o<strong>der</strong> Quartier einsetzen, innerhalb des<br />
Gemeinwesens, aber auch gegenüber den Vermietern.<br />
Würdigung ist wichtig<br />
Deutschlandweit engagieren sich laut Freiwilligensurvey<br />
Frauen genauso häufig wie Männer, am stärksten die 30- bis<br />
49-Jährigen (44,7 Prozent <strong>der</strong> Altersgruppe) und die 14- bis<br />
29-Jährigen (42 Prozent). Entspricht das auch En<strong>der</strong>les Erfahrungen?<br />
„Nicht wirklich“, sagt er. Er schätzt den Frauenteil auf<br />
etwa 75 Prozent. „Aber die Männer holen auf, vor allem bei<br />
Angeboten wie Repair-Café, Digitalsprechstunde, Kino.“ Vor<br />
allem im digitalen Bereich sind auch viele Jüngere dabei. Sie<br />
teilen sich in kleine Teams auf mit wechseln<strong>der</strong> Besetzung,<br />
je nach persönlicher Terminlage, und bieten regelmäßige<br />
Sprechstunden an für alle Fragen rund um Smartphone, Tablet<br />
und Co. „Die ist immer voll“, hat En<strong>der</strong>le beobachtet.<br />
Was motiviert die Freiwilligen? Da zählt <strong>der</strong> Kontakt mit<br />
Menschen, <strong>der</strong> Spaß am eigenen Tun, das Wir-Gefühl, das man<br />
bei gemeinsamen Projekten erleben kann. Was nicht fehlen<br />
darf, ist Anerkennung, vom kurzen „Danke!“ bis zum Fest für<br />
die Ehrenamtlichen. „Wahrgenommen zu werden, gewürdigt<br />
zu werden, das ist wichtig“, so En<strong>der</strong>les Überzeugung. In den<br />
letzten Jahren beobachtet er zudem vermehrt den Wunsch <strong>der</strong><br />
freiwillig Engagierten nach „Input“, zum Beispiel Schulungen,<br />
die helfen, die geplanten Projekte besser umzusetzen. Ein weiterer<br />
Aspekt, <strong>der</strong> zählt, ist die Wohnortnähe. „Wenn mein Einsatz<br />
konkreten Mehrwert für mein eigenes Wohnumfeld hat,<br />
motiviert mich das stärker“, erzählt <strong>der</strong> Quartiersmanager und<br />
belegt das mit dem Beispiel <strong>der</strong> Hauspatinnen und -paten, die<br />
es in den Häusern des Bau- und Sparvereins im Quartier Galgenhalde<br />
gibt. Insgesamt 14 gibt es im Quartier, gewählt von<br />
den Mieterinnen und Mietern mit dem Auftrag, die Interessen<br />
<strong>der</strong> Nachbarschaft im Auge zu behalten. „Das hat nichts mit<br />
Kontrolle zu tun, auch nicht mit Hausmeisterdiensten, son<strong>der</strong>n<br />
eher mit einer fürsorglichen Nachbarschaft.“ So will man<br />
in dem von vielen älteren Menschen bewohnten Quartier <strong>der</strong><br />
Vereinzelung entgegenwirken, soziale Strukturen stärken und<br />
eine höhere Identifikation mit dem Wohnumfeld schaffen.<br />
Die Bereitschaft zum Engagement sei groß, so En<strong>der</strong>le, wichtig<br />
seien den Hauspatinnen und -paten aber auch die regelmäßigen<br />
Treffen, bei denen sie Informationen für ihre Arbeit<br />
bekommen, sich austauschen und bei wichtigen Themen mitreden<br />
können.<br />
Strukturen müssen passen<br />
Entscheidend für die För<strong>der</strong>ung von ehrenamtlichem<br />
Engagement, so En<strong>der</strong>les Erfahrung, ist das eigene professionelle<br />
Selbstverständnis. Er hat den Eindruck, dass manche Profis<br />
die Verän<strong>der</strong>ungen im Bereich des ehrenamtlichen Engagements<br />
nicht wahrnehmen. „Oft stimmen die Strukturen nicht<br />
mehr, wie und wo sich Ehrenamtliche engagieren wollen. Und<br />
wenn sich zu wenige Ehrenamtliche für ein Projekt finden,<br />
stimmt vielleicht das Projekt nicht.“ Als Hauptamtlicher eigene<br />
Projektideen zu entwickeln und sie dann von Ehrenamtlichen<br />
umsetzen lassen zu wollen, funktioniere nur selten. Er<br />
setzt auf eine an<strong>der</strong>e Haltung: „Es geht nicht um mich, son<strong>der</strong>n<br />
um die Menschen, die sich engagieren. Sie sind die Experten,<br />
ich bin nur <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ator.“ Der bei <strong>der</strong> Umsetzung unterstützt<br />
und vielleicht Tipps geben kann.<br />
Und welche Tipps hat En<strong>der</strong>le für Menschen, die sich engagieren<br />
wollen? „Gehen Sie an die Themen, die Ihnen selbst<br />
liegen. Bringen Sie Geduld mit, manches wird vielleicht<br />
nicht ankommen, und manche Idee braucht Zeit zu wachsen.“<br />
Anfangs waren es nur drei bis vier Zuschauerinnen und<br />
Zuschauer bei den Kino-Abenden – inzwischen ist <strong>der</strong> Saal<br />
voll. Die wichtigsten Eigenschaften? „Leidenschaft und Mut,<br />
sich auszuprobieren!“ (hr)<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong> 11
Schwerpunkt<br />
Erfahrungen fürs Leben<br />
Was ein FSJ in <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> bringt<br />
Das FSJ half Leon Moll bei <strong>der</strong> Berufsfindung: Er macht die Ausbildung<br />
zum Heilerziehungspfleger.<br />
War es eine gute Entscheidung? „Definitiv“, sagt Leon Moll.<br />
Er hatte sich im August 2020 zu einem Freiwilligen Sozialen<br />
Jahr (FSJ) entschlossen – so wie rund 80 weitere Männer<br />
und Frauen, die fast zeitgleich mit ihm ein FSJ o<strong>der</strong> einen<br />
Bundesfreiwilligendienst (BFD) bei <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
machten. Leon Moll arbeitete etwa ein Jahr lang in <strong>der</strong><br />
Erwachsenenpsychiatrie <strong>der</strong> St. Lukas-Klinik. Er fand, was er<br />
suchte: ein klares Berufsziel und viele Erfahrungen fürs Leben.<br />
Zum Nachtisch gab es heute Apfelkompott. Die leeren<br />
Schälchen stehen noch auf dem Tisch, in <strong>der</strong> Küche klappert<br />
Geschirr, die Atmosphäre auf <strong>der</strong> Station ist entspannt. Einige<br />
Patientinnen und Patienten haben sich zur Mittagsruhe auf<br />
ihr Zimmer zurückgezogen, an<strong>der</strong>e sind gerade in <strong>der</strong> Physiotherapie<br />
o<strong>der</strong> gehen spazieren. Leon Moll sitzt mit vier jungen<br />
Erwachsenen am Tisch und ist ein gefragter Gesprächspartner.<br />
Maria* erzählt von ihrer Familie. Felix* erkundigt sich, wo er<br />
einen Taxischein für die Heimfahrt bekommen kann. Und<br />
Daniel* bittet um einen Rat: Er überlegt, ob er noch länger in<br />
<strong>der</strong> Klinik bleiben soll. Leon Moll wirkt wie ein ruhen<strong>der</strong> Pol,<br />
geht auf jedes Anliegen ein und fragt schließlich: „Wollen wir<br />
noch was spielen?“ Begeistert holt Thomas* die Uno-Karten.<br />
Ein FSJler wie Leon Moll ist für das Stationsteam eine große<br />
Bereicherung. Er unterhält sich mit den Patientinnen und Patienten,<br />
spielt mit ihnen, nimmt sie auf Spaziergänge mit und<br />
achtet auch auf mögliche Beson<strong>der</strong>heiten in ihrem Verhalten.<br />
Er packt in <strong>der</strong> Küche mit an, hilft bei <strong>der</strong> Essensausgabe, übernimmt<br />
Botengänge und ist in fast alle Stationsabläufe eingebunden.<br />
Und vor allem: Er ist da. So einfach dies auch klingen<br />
mag, so wichtig ist seine aufmerksame Präsenz für die Menschen<br />
auf <strong>der</strong> Station und ihre Begleitung im Alltag.<br />
„Mir gefällt es, mit Menschen zu arbeiten, ihnen zu helfen<br />
und etwas zu bewirken. Diese Arbeit ist vielseitig und<br />
anspruchsvoll“, sagt Leon Moll. Dass ihn sein Weg in den sozialen<br />
Bereich führen würde, war nicht vorgegeben. Er machte<br />
zwar als Schüler mal ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung,<br />
begann aber nach dem Realschlussabschluss eine Schreinerlehre.<br />
Bald stellte er fest, dass dies nicht das Richtige für ihn<br />
ist, und entschied sich für ein FSJ – in erster Linie zur Berufsorientierung.<br />
Im Laufe <strong>der</strong> Monate in <strong>der</strong> St. Lukas-Klinik nahm<br />
seine zunächst vage Idee immer deutlichere Konturen an, bis<br />
ihm klar war: „Ich will Heilerziehungspfleger werden.“<br />
Wenn die Entscheidung an<strong>der</strong>s ausgefallen wäre, würde er<br />
das FSJ trotzdem als wertvolle Zeit betrachten. „Ein FSJ ermöglicht<br />
gute Erfahrungen. Da passiert so viel, was man für sein<br />
Leben mitnehmen kann“, erklärt Leon Moll, <strong>der</strong> zuvor nur<br />
wenige, flüchtige Kontakte zu Menschen mit Assistenzbedarf<br />
hatte. Im FSJ lernte er dagegen ständig neue Menschen mit<br />
ihren Eigenheiten kennen und begleitete sie ein paar Wochen<br />
lang – je nachdem, wie lange sie in <strong>der</strong> Klinik waren. „Das ist<br />
ein Einblick in eine fast an<strong>der</strong>e Welt“, sagt er.<br />
Die Sympathien <strong>der</strong> Patientinnen und Patienten sind<br />
dem 21-Jährigen gewiss. „Ich bin <strong>der</strong> Uno-König“, verkündet<br />
Thomas*, als er die Karten-Runde gewinnt. Dann zeigt<br />
er gut gelaunt auf Leon Moll und sagt: „Er ist voll cool!“ (rue)<br />
* Name geän<strong>der</strong>t<br />
12<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Viel mehr als ein Geschenk<br />
Ehrenamtliche bereichern das Haus <strong>der</strong> Pflege St. Sebastian in Wittenhofen<br />
Ein Luftbild zeigt das Haus <strong>der</strong> Pflege St. Sebastian perfekt<br />
eingebettet in die 1300-Seelen-Gemeinde im Deggenhausertal<br />
im Bodenseekreis. Sinnbildlich gilt dies auch für die<br />
soziale Einbindung: Ins Haus in Wittenhofen mit seinen 30<br />
Bewohnerinnen und Bewohnern kommen Ehrenamtliche,<br />
um sich zu engagieren. Wenn es richtig klemmt, kann die<br />
Einrichtungsleitung Yvonne Denzler mit ihrem Team auf das<br />
örtliche bürgerschaftliche Engagement setzen. Mehr dazu im<br />
Gespräch mit Anne Oschwald.<br />
Frau Denzler, in welchen Bereichen engagieren sich Menschen<br />
in Ihrem Haus ehrenamtlich? Das ist sehr unterschiedlich: Ins<br />
Haus kommt eine Frau, die mit ihrem ausgebildeten Hund tiergestützte<br />
Therapie anbietet. Eine an<strong>der</strong>e kümmert sich regelmäßig<br />
um die Wäsche, verteilt sie an die Bewohnerinnen und<br />
Bewohner, bei Bedarf flickt sie sie sogar. Regelmäßig zweimal<br />
im Monat kommt auch ein Klavierspieler und unterhält mit seiner<br />
Musik. Eunise, die Mutter von zwei Kin<strong>der</strong>n, wartet bedingt<br />
durch Corona auf einen Deutschkurs. Die junge Frau aus Nigeria<br />
will die Zeit sinnvoll nutzen und kommt seit vergangenem<br />
November zuverlässig Montag bis Freitag zur Mittagszeit, um<br />
in Küche und Hauswirtschaft Aufgaben zu übernehmen.<br />
Wie entsteht die Verbindung zwischen Ihrem Haus und den<br />
Ehrenamtlichen, welche Beweggründe haben Ehrenamtliche,<br />
sich zu engagieren? Wir haben das Glück, dass die Leute uns<br />
finden: Eine Ehrenamtliche wollte etwas tun, was ihr auch<br />
guttut. Sie kommt zweimal die Woche und das alles neben vier<br />
Kin<strong>der</strong>n mit Homeschooling und Co. Vergangene Weihnachten<br />
sind Frauen aus dem Ort regelmäßig über die Feiertage ins<br />
Haus gekommen und haben für Abwechslung gesorgt. Sie sind<br />
einem Aufruf von uns gefolgt. Fünf Personen vom DRK übernehmen<br />
regelmäßig die Coronatests.<br />
Was bedeutet bürgerschaftliches Engagement? Unlängst vermissten<br />
wir einen Bewohner, <strong>der</strong> abends nicht von seinem<br />
Spaziergang zurückkam. Nach <strong>der</strong> Vermisstenmeldung bei <strong>der</strong><br />
Polizei hat <strong>der</strong> Hubschrauber über dem Dorf nach ihm gesucht.<br />
Die Wittenhofer waren aufgeschreckt, kamen und fragten,<br />
wie sie helfen könnten. Es halfen so viele Leute. Ich kriege<br />
immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Ein ortansässiger<br />
Landwirt hat den Vermissten an<strong>der</strong>ntags glücklicherweise<br />
unversehrt und lediglich hungrig auf einer seiner Wiesen<br />
gefunden.<br />
Wie stärkt man als Einrichtung das Ehrenamt und die Menschen,<br />
die sich engagieren? Ehrenamt läuft nicht von allein.<br />
Mein Plädoyer für ein gelingendes Ehrenamt ist, eine Person<br />
aus dem Team zu benennen, die für das Thema verantwortlich<br />
ist. Wichtig sind verlässliche Absprachen, Anerkennung<br />
und Wertschätzung: Man sollte Ehrenamtliche zu Beginn ihres<br />
Engagements nicht nur im Haus, bei den Mitarbeitenden und<br />
den Bewohnern vorstellen, son<strong>der</strong>n auch in Prozesse im Haus<br />
einbinden. Das wird beson<strong>der</strong>s deutlich in schwierigen Situationen,<br />
wie den Trauerphasen um verstorbene Bewohner, die<br />
auch die Ehrenamtlichen betreffen. Man darf sie auch hierbei<br />
nicht sich selbst überlassen.<br />
Freiwillig Engagierte wie Maria Walker bereichern das Leben und<br />
Arbeiten in den Häusern <strong>der</strong> Pflege.<br />
Was bedeutet Ehrenamt für die Akteure? Die Menschen wollen<br />
ein Feld finden, in dem sie wirksam sein können. Sie<br />
sind von einer inneren Motivation getrieben. Ehrenamtliche<br />
begleiten zum Markt, setzen sich mal mit Bewohnern auf<br />
eine Bank. Durch solche Aktivitäten sind wir – wie<strong>der</strong> – Teil<br />
des Ortsbildes. Für die Bewohner ist es eine willkommene<br />
Abwechslung. Es geht immer um das Geschenk <strong>der</strong> Zeit.<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong> 13
Schwerpunkt<br />
Ehrenamt international<br />
In allen Län<strong>der</strong>n, in denen die <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> mit Diensten<br />
und Einrichtungen tätig ist, bieten Ehrenamtliche eine<br />
wichtige Stütze im Alltag.<br />
Deutschland<br />
Anzahl: 1853<br />
Einsatzgebiete: Gottesdienste, Besuche, Pförtnerdienste,<br />
Veranstaltungen, Seelsorge, Hauswirtschaft, Einkaufsdienst,<br />
Hospiz, Mittagstisch, Fahrdienste, Reparaturdienst,<br />
Digitalisierung<br />
Tätigkeiten:<br />
Corona-Testungen, zum Arzt und zu therapeutischen<br />
Anwendungen begleiten, Orgelspielen, Gartenpflege,<br />
Wäsche legen, verteilen, flicken, Mahlzeiten reichen, vorlesen,<br />
füreinan<strong>der</strong> kochen, Gymnastik, Yoga, Hunde ausführen,<br />
Handarbeitsgruppe, Flohmärkte initiieren, Kin<strong>der</strong><br />
zur Schule begleiten, Haushaltstätigkeiten (in <strong>der</strong> Wohngruppe),<br />
kochen, einkaufen, Kin<strong>der</strong>betreuung, Kurse o<strong>der</strong><br />
persönliche Anleitung (z. B. am Computer), bei Festen<br />
mithelfen, Spaziergänge, Gesellschaftsspiele, Ausflüge,<br />
kegeln, Gruppenangebote, Sportangebote, Begleitung in<br />
einen Verein, ins Kino, zu Konzerten o<strong>der</strong> in den Urlaub,<br />
in den Gottesdienst begleiten<br />
Julian Krüger, Hausleiter (Haus <strong>der</strong> Pflege Magdalena):<br />
Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein<br />
nicht mit Geld zu bezahlendes Gut im Haus <strong>der</strong> Pflege Magdalena.<br />
Die Aufopferung, Loyalität und Spontanität sowie<br />
ergreifende Momente, die hier miteinan<strong>der</strong> erlebt werden,<br />
sind nicht in wenigen Sätzen und Aussagen wirklich<br />
wi<strong>der</strong>zugeben.<br />
Beim ehrenamtlichen Engagement wird gelacht, gesungen,<br />
geweint und zugehört. Von <strong>der</strong> 1:1-Betreuung bis hin<br />
zum gemeinsamen Ausflug wird alles unterstützt durch<br />
die ehrenamtlichen Menschen. Die große Anzahl von<br />
helfenden Händen im Haus <strong>der</strong> Pflege Magdalena ist ein<br />
wesentlicher Bestandteil <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>baren ganzheitlichen<br />
Versorgung <strong>der</strong> Menschen.<br />
Italien<br />
Anzahl: 50<br />
Einsatzgebiete: Betreuung, Gottesdienst, Feste, Instandhaltung<br />
Tätigkeiten:<br />
Mithilfe bei Festen, Besuchsdienste, Essensausgabe,<br />
Hausmeisterdienste, Liturgische Feiern, Verkaufsmärkte,<br />
Tombola, Hilfsfahrten<br />
Cinzia Bonali, Einrichtungsleiterin Casa Santa Teresa (Livraga)<br />
und Casa San Giuseppe (Belgioioso):<br />
In unseren Häusern haben wir tolle engagierte Ehrenamtliche,<br />
die in unterschiedlichen Bereichen mithelfen. Bei<br />
kleinen Hilfen, Besuchsdiensten, Weihnachtsmärkten<br />
o<strong>der</strong> den Gottesdienstbesuchen sind freiwillige Frauen<br />
und Männer mit dabei.<br />
Es sind vorwiegend die christliche Gesinnung und die verschiedenen<br />
Feste im Jahreslauf, die uns miteinan<strong>der</strong> verbinden.<br />
Als Dankeschön gibt es oft ein zufriedenes Lächeln<br />
von den Bewohnerinnen und Bewohnern und aufmerksame<br />
Worte.<br />
Ein Großteil <strong>der</strong> Ehrenamtlichen ist schon seit Jahren<br />
unserer Einrichtung verbunden, und wir sind immer offen<br />
für neue interessierte Menschen, die sich einbringen<br />
möchten.<br />
14<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
Österreich<br />
Anzahl: 200<br />
Einsatzgebiete: Aktivierung, Begleitung<br />
Bulgarien<br />
(Bulgarisch-Deutsches Sozialwerk St. Andreas)<br />
Anzahl: 37<br />
Einsatzgebiete: Projekte für Roma-Kin<strong>der</strong> und -familien<br />
(Kreativ- und Bildungswerkstatt, ambulante Begleitung,<br />
Spiel- und Lerngruppe)<br />
Tätigkeiten:<br />
Besuche, Begleitung außer Haus, Pastorale Dienste, singen,<br />
musizieren, malen, Hospizbegleitung, Rikschaausfahrten<br />
(s. S. 16)<br />
Mag. Markus Schrott, Gesamtleitung Bregenz<br />
Ehrenamtlich beziehungsweise freiwillig engagierte Me-<br />
nschen ergänzen und bereichern die professionell organisierten<br />
und bezahlten Dienste außerordentlich. Im so-<br />
zialen Bereich schaffen sie ein Mehr an Beziehung und<br />
Zuwendung.<br />
Tätigkeiten:<br />
Klei<strong>der</strong>- und Sachspenden, Raumrenovierung, Näharbeiten,<br />
Nachhilfe, Dolmetschen<br />
Monika Heitmann (Projektleitung):<br />
Meine Partnerschaftsprojekte sind chronisch unterfinanziert,<br />
es tun sich immer wie<strong>der</strong> finanzielle Lücken auf, weil<br />
von extern nur anteilig finanziert wird. Freiwillig Engagierte<br />
erbringen informell und punktuell Hilfsdienste.<br />
Schweiz<br />
Anzahl: 17<br />
Einsatzgebiete: Pflege/Aktivierung<br />
Tätigkeiten:<br />
Spaziergänge, vorlesen, singen, Besuche, Werk- und Bastelgruppen<br />
Slowakei<br />
Anzahl: 15<br />
Einsatzgebiete: Pflege und Betreuung<br />
Tätigkeiten:<br />
Gottesdienste, vorlesen, Besuche, Musik, Seelsorge,<br />
Cafébesuche<br />
Martina Stroblova, Geschäftsführung Casa Slovensko n.o.,<br />
Bratislava<br />
Wir sind diesen Menschen sehr dankbar für den Einsatz<br />
und den Enthusiasmus, wodurch sie helfen, dass unsere<br />
Klienten die Zeit bei uns viel reicher empfinden.<br />
Roman Strübi, Hausleiter Seniorenheim Neckertal (Brunna<strong>der</strong>n):<br />
Ehrenamtliche haben bei uns einen sehr hohen Stellenwert:<br />
Zum einen ermöglichen sie zusätzliche Angebote<br />
für unsere Bewohnerinnen und Bewohner. Zum an<strong>der</strong>en<br />
haben die Begegnungen <strong>der</strong> Bewohnerinnen und Bewohner<br />
mit Ehrenamtlichen einen an<strong>der</strong>en Charakter als mit<br />
den Hauptamtlichen. Sie tragen einen großen Teil dazu<br />
bei, dass unsere Bewohner sich im Heim nicht isoliert<br />
fühlen. Sie bilden sozusagen eine weitere Brücke in die<br />
Gesellschaft. Die Altersspanne an Ehrenamtlichen reicht<br />
von 30 bis 85 Jahren. Einige davon waren sogar einmal<br />
selbst hauptamtlich bei uns tätig. Um die 1000 Stunden<br />
pro Jahr werden von Ehrenamtlichen in unserem Haus<br />
geleistet. Im Coronajahr waren es allerdings nur rund 100<br />
Stunden, da viele Ehrenamtliche Sorge davor hatten, dass<br />
sie das Virus ins Haus bringen könnten.<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong><br />
15
Schwerpunkt<br />
Altbekanntes neu entdecken<br />
„Mit <strong>der</strong> Rikscha komme ich wie<strong>der</strong><br />
an den See und an<strong>der</strong>e Plätze, wo<br />
ich früher gerne war. Es ist jedes Mal<br />
ein schöner Ausflug“, sagt Silvia Jarnek,<br />
Bewohnerin des Seniorenheims<br />
Tschermakgarten. Genau darum geht<br />
es den ehrenamtlichen Mitglie<strong>der</strong>n des<br />
Vereins „Radeln ohne Alter – Bregenz“,<br />
die Seniorinnen und Senioren mit eingeschränkter<br />
Mobilität per Rikscha zu<br />
ihren Wunschzielen wie den Bodensee<br />
o<strong>der</strong> die Bregenzer Ache fahren. Das<br />
Angebot gilt von Montag bis Freitag und<br />
ist kostenlos, denn für die 16 geprüften<br />
Rikschafahrer steht <strong>der</strong> gute Zweck im<br />
Mittelpunkt. Gegründet im Sommer<br />
2017 verfügt <strong>der</strong> Verein mittlerweile<br />
über drei Rikschas, die in <strong>der</strong> Tiefgarage<br />
des Sozialzentrums Mariahilf sicher und<br />
unentgeltlich parken.<br />
Markus Schrott, Gesamtleiter <strong>der</strong> Bregenzer<br />
Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>,<br />
ist begeistert von <strong>der</strong> Aktion und<br />
froh, dass die Ausfahrten seit Ende Mai<br />
wie<strong>der</strong> in vollem Umfang möglich sind:<br />
„Das ist eine tolle Sache: Man sieht den<br />
älteren Menschen die Freude richtig<br />
an“, sagt er. „Sie spüren den Fahrtwind<br />
und können mit den Rikschas auch Orte<br />
erreichen, die für sie zu Fuß zu weit weg<br />
o<strong>der</strong> mit dem Auto unzugänglich sind.“<br />
Auch im Haus St. Josef im oberösterreichischen<br />
Gmunden gibt es ein ähnliches<br />
Angebot. (eb)<br />
Ehrenamt kann je<strong>der</strong><br />
Ein Event wie die Landesgartenschau Überlingen (LGS) lockte<br />
viele Menschen (s. auch S. 23). Solch eine große Veranstaltung<br />
braucht viele freiwillige Helferinnen und Helfer. Einer<br />
von ihnen ist Jonny Jäger. Der 37-Jährige wird von Fachkräften<br />
<strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> begleitet. Alle zwei Wochen führte<br />
er im Tandem im Rahmen <strong>der</strong> Inklusiven Landesgartenschau<br />
mit an<strong>der</strong>en Gästeführern Besucherinnen und Besucher übers<br />
Gelände. Die Touren waren in Leichter Sprache, also für alle<br />
gut verständlich. Nicht nur das Thema passte für den gelernten<br />
Landschaftsgärtner, er wollte mit seinem Einsatz auch die<br />
Begegnungen nutzen, um für mehr Verständnis füreinan<strong>der</strong> zu<br />
sorgen. Er resümiert: „Der Austausch von Jung und Alt hat gut<br />
geklappt.“<br />
Für einen bestimmten Zeitraum hat er außerdem im Zweierteam<br />
an einem Einlass geholfen: Eintrittskarten scannen,<br />
Impfungen und Tests prüfen sowie Stempel geben. „Wenn du<br />
ein LGS-T-Shirt anhast, kommst du nicht weit. Die Leute fragen<br />
dich.“ Nicht ganz ohne Stolz deutet er dies auch als Interesse.<br />
Auch die oft positiven Rückmeldungen zur Landesgartenschau<br />
freuten ihn. „Für uns von <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> war es eine<br />
Bereicherung.“ Und: „Ich würde es wie<strong>der</strong> machen."<br />
16<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
Schwerpunkt<br />
Keine Angst vor Anträgen<br />
Ehrenamtliche übernehmen gesetzliche Betreuungen für Menschen mit Einschränkungen<br />
„Ich habe keine Angst vor Anträgen,“ sagt Hermann Bührer.<br />
Unmittelbar ergänzt er: „Ich möchte die Menschen aber auch<br />
kennenlernen und möchte sie besuchen.“ Hermann Bührer ist<br />
einer <strong>der</strong> 274 ehrenamtlichen Betreuer und Betreuerinnen des<br />
Betreuungsvereins St. Martin im Landkreis Ravensburg. Seine<br />
beiden Aussagen enthalten bereits wichtige Kernaufgaben <strong>der</strong><br />
Engagierten. Dem Bankangestellten Bührer sind bürokratische<br />
Vorgänge nicht nur geläufig, sie fallen ihm auch leicht. Auch<br />
war er zehn Jahre lang Bevollmächtigter seiner Tante. Heute ist<br />
er Betreuer von zwei Bewohnern des Fachzentrums Rosenharz<br />
<strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>, die er regelmäßig besucht. Mit Hans-Jürgen<br />
Lorenz etwa macht er nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken<br />
auch Spaziergänge über das parkähnliche Gelände. Oft<br />
gesellt sich dann die Freundin des Betreuten dazu: „Dann sind<br />
wir zu dritt“, schmunzelt Bührer. Sein nahendes Rentenalter<br />
ist ihm Motivation für sein Engagement. „Ich möchte nicht nur<br />
zu Hause sitzen“, sagt er.<br />
Monika Bettinger, Geschäftsführerin des Betreuungsvereins<br />
St. Martin, konnte Herrmann Bührer für das Ehrenamt gewinnen.<br />
Das obligatorische Kennenlerngespräch begleitet sie<br />
immer. Lorenz und Bührer hätten sich auf Anhieb verstanden,<br />
sagt sie. Und: „Es ist mehr als ein Besuchsdienst.“ Administrative<br />
Aufgaben, Kommunikation mit dem Kostenträger o<strong>der</strong><br />
Betreuungsgericht etwa stehen in <strong>der</strong> Regel an. Die Geschäftsführerin<br />
steht den Ehrenamtlichen zusammen mit zwei Mitarbeiterinnen<br />
aber je<strong>der</strong>zeit zur Seite: mit Einführungskursen<br />
und auch beratend bei komplexeren Fragen.<br />
Durch Mehrfachbetreuungen kommen die Engagierten auf<br />
fast 400 Betreuungen. Sie betreuen Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen,<br />
aber auch erkrankte Senioren und Menschen mit körperlichen<br />
o<strong>der</strong> psychischen Einschränkungen, ganz unabhängig,<br />
in welcher Einrichtung sie leben. Etwa die Hälfte <strong>der</strong> Betreuer<br />
sind männlich, was beim Engagement im sozialen Bereich<br />
eher ungewöhnlich ist und Monika Bettinger freut.<br />
Weitere Informationen zum Freiwilligen Engagement:<br />
Freiwilliges Engagement in Deutschland – Fünfter Deutscher<br />
Freiwilligensurvey (FWS 2019):<br />
www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/freiwilliges-engagement-in-deutschland-176834<br />
Ehrenamtlich arbeiten bei <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>:<br />
www.stiftung-liebenau.de/karriere/ehrenamt<br />
Schulungen für Ehrenamtliche:<br />
www.akademie.stiftung-liebenau.de/fort-und-weiterbildungen/freiwillig-engagierte<br />
Patin o<strong>der</strong> Pate werden beim Kin<strong>der</strong>hospizdienst<br />
AMALIE:<br />
www.kin<strong>der</strong>hospizdienst-amalie.org/amalie/paten; www.<br />
kin<strong>der</strong>hospizdienst-amalie.org/amalie/je<br />
Betreuungsverein St. Martin im Landkreis Ravensburg:<br />
www.betreuungsverein-st-martin.de<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong> 17
Schwerpunkt<br />
Ein Silversurfer, <strong>der</strong> Gold wert ist<br />
Ehrenamtliches Engagement ohne Grenzen<br />
„Vielen Dank für Ihre Mühe“, steht auf einem Post-it-Zettel,<br />
<strong>der</strong> an <strong>der</strong> kleinen Pralinenschachtel angebracht ist. Heinz<br />
Eckhardt ist es sichtlich unangenehm, diese kleine Aufmerksamkeit<br />
aus den Händen des Quartiersmanagers im Ravensburger<br />
Rahlentreff entgegenzunehmen. „Ist nicht von mir“,<br />
sagt Harald En<strong>der</strong>le schulterzuckend, und unterbindet damit<br />
jeden weiteren Rückgabeversuch seines ehrenamtlichen Mitarbeiters.<br />
Auf solche Titel o<strong>der</strong> Jobbeschreibungen legt Heinz<br />
Eckardt aber ebenfalls keinen Wert. „Ich komme halt jeden<br />
Mittwoch hier im Rahlentreff vorbei und dann unterhalten<br />
wir uns darüber, was gerade ansteht und was ich tun kann“,<br />
erzählt <strong>der</strong> 74-jährige Ur-Ravensburger. Auf die Frage, seit wie<br />
vielen Mittwochen das nun schon so gehe, kommt er ins Grübeln.<br />
Sind es inzwischen schon 16 o<strong>der</strong> „nur“ etwas über 14<br />
Jahre? „Irgendwann spielt das keine Rolle mehr, da zählt man<br />
nur noch die Jahrzehnte.“<br />
Begonnen hat sein Engagement für den Rahlentreff eher<br />
zufällig. Da ist Heinz Eckhardt noch für die MTU als Konstrukteur<br />
tätig, steht aber bereits kurz vor <strong>der</strong> Rente. Seine Tischtennis-Gruppe<br />
benötigt damals einen neuen Trainingsraum und<br />
wird in den Räumlichkeiten <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> an <strong>der</strong> Galgenhalde<br />
fündig. Harald En<strong>der</strong>le ist hier schon damals Drehund<br />
Angelpunkt im Quartier und dringend auf <strong>der</strong> Suche nach<br />
einem ehrenamtlichen Chefredakteur für das Rahlenblättchen.<br />
In dieser monatlich erscheinenden Quartierszeitschrift<br />
finden sich alle Informationen zu den Angeboten und Aktivitäten,<br />
ob es um Kin<strong>der</strong>betreuung o<strong>der</strong> Lachyoga-Kurse geht.<br />
Heinz Eckhardt muss nicht lange überlegen und sagt zu.<br />
Welchen Glückstreffer En<strong>der</strong>le da gelandet hat, kann er zu<br />
diesem Zeitpunkt noch gar nicht wissen. Denn ein Novize ist<br />
Heinz Eckhardt keineswegs. Der passionierte Camper betreibt<br />
einen eigenen Blog im Internet, in dem er über die Griechenlandreisen<br />
mit seiner Frau Hanny berichtet. Hier erfahren<br />
an<strong>der</strong>e Campingbegeisterte nicht nur, welche Sehenswürdigkeiten<br />
und Restaurants die beiden empfehlen, son<strong>der</strong>n auch,<br />
wo die schönsten Stellplätze und die besten Routen zu finden<br />
sind. Die Begeisterung, mit <strong>der</strong> Heinz Eckhardt von diesem<br />
Hobby erzählt, ist so ansteckend, dass nun auch Harald En<strong>der</strong>le<br />
unter die Camper gegangen ist. Der fachliche Austausch<br />
am Mittwochmorgen ist also um ein zusätzliches Themenfeld<br />
reicher.<br />
Auch in seiner Tätigkeit für den Rahlentreff zeigt sich Heinz<br />
Eckhardt stets offen für Neues. Zum Beispiel wenn es um die<br />
Internet-Plattform „nebenan.de“ geht. Hier können sich Nachbarn<br />
online organisieren, Treffen verabreden, Waren und<br />
Dienstleistungen anbieten o<strong>der</strong> sich einfach auf dem Laufenden<br />
halten. „Eine tolle Sache, die sich in Ravensburg lei<strong>der</strong> nie<br />
richtig durchgesetzt hat. In Waldburg funktioniert das deutlich<br />
besser, da hat sich sogar <strong>der</strong> Bürgermeister dafür eingesetzt“,<br />
sagt Eckhardt. Die Neugierde an <strong>der</strong> digitalen Welt brachte<br />
dem bekennenden Silversurfer übrigens noch<br />
einen weiteren Job ein: Er springt bei Bedarf als<br />
„Digitalberater“ in <strong>der</strong> Sprechstunde im Mehrgenerationenhaus<br />
Weinbergstraße ein. Hier können<br />
Senioren an jedem dritten Samstag im Monat<br />
mit ihren Fragen rund um Google, Whatsapp und<br />
das Internet im Allgemeinen Unterstützung finden.<br />
„Es ist schön, wenn ich Leuten in meinem<br />
Alter da noch etwas über Apps erzählen kann,<br />
dabei habe ich mein Smartphone selbst noch gar<br />
nicht so lange“, gibt er zu. Dann erklärt er Harald<br />
En<strong>der</strong>le, was <strong>der</strong> an seinem neuen Campingwagen<br />
unbedingt beachten muss. So ist das halt,<br />
wenn man sich auskennt. (dk)<br />
Heinz Eckhardt – ein engagierter Mann für<br />
alle Fälle im Quartier Galgenhalde.<br />
18<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
Schwerpunkt<br />
Gut geschult fürs Ehrenamt<br />
Bernd Reutemann ist sicher, dass er das Richtige tut: Seit vier<br />
Jahren engagiert er sich für den ambulanten Kin<strong>der</strong>hospizdienst<br />
AMALIE. „Ich habe Respekt vor dieser Aufgabe. Aber<br />
ich glaube, es ist mein Auftrag“, sagt <strong>der</strong> 51-Jährige. Als<br />
ehrenamtlicher Pate begleitet er lebensverkürzend o<strong>der</strong><br />
lebensbedrohlich erkrankte Kin<strong>der</strong> und ihre Familien. Eine<br />
gute Schulung ist in diesem Bereich beson<strong>der</strong>s wichtig.<br />
Die Welt gerät aus den Fugen, wenn ein Kind schwerstkrank<br />
ist o<strong>der</strong> wenn ein Elternteil stirbt. Der Kin<strong>der</strong>hospizdienst<br />
AMALIE, <strong>der</strong> von den Maltesern und <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
getragen wird und in den Landkreisen Ravensburg und Bodenseekreis<br />
tätig ist, begleitet Familien in solchen Situationen.<br />
Ehrenamtliche Patinnen und Paten sind für das kranke Kind<br />
da, verbringen Zeit mit Geschwisterkin<strong>der</strong>n, unterstützen die<br />
Eltern durch Gespräche und begleiten die Familie während <strong>der</strong><br />
Trauerzeit. „Wir versuchen Halt zu geben“, sagt Bernd Reutemann.<br />
„Mit uns darf man lachen, weinen und zornig sein. Man<br />
darf uns alles zutrauen und zumuten, was man dem Umfeld<br />
nicht zutrauen und zumuten kann.“<br />
„Für diese Aufgabe brauchen wir Menschen, die im Leben<br />
stehen und offen sind“, erklärt Barbara Weiland, AMALIE-Koordinatorin<br />
im Bodenseekreis. Und die Ehrenamtlichen selbst<br />
brauchen eine gute Vorbereitung für ihren Dienst. Deshalb<br />
absolvieren sie einen 100-stündigen Qualifizierungskurs in<br />
<strong>der</strong> Akademie Schloss <strong>Liebenau</strong>. Die vier hauptamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
von AMALIE vermitteln die Inhalte selbst. Im<br />
ersten Block steht Grundlagenwissen im Vor<strong>der</strong>grund. Dann<br />
folgt ein Praktikum in einer geeigneten Einrichtung. Im dritten<br />
Teil geht es um Selbstreflexion, die Motivation für dieses<br />
Ehrenamt und die eigenen Vorstellungen von Tod und Trauer.<br />
„Diese Schulungen sind wichtig, damit man sich selbst gut kennenlernt<br />
und auf schwierige Themen vorbereitet ist“, erläutert<br />
Barbara Weiland.<br />
Auch nach diesem Kurs erfahren die Ehrenamtlichen fortlaufend<br />
eine Begleitung. Sie haben die Möglichkeit zur externen<br />
Supervision und treffen sich einmal im Monat zum Austausch,<br />
zur kollegialen Beratung und zu thematischen Schulungen.<br />
„Hier bekommen wir nicht nur Informationen, son<strong>der</strong>n auch<br />
Sicherheit für das, was wir tun“, sagt Bernd Reutemann. Für<br />
ihn sind sowohl die Begegnungen als auch die Inhalte wertvoll:<br />
„Ich habe viel über Achtsamkeit, Sterben und Trauer gelernt.<br />
Dieses Ehrenamt ist die beste Persönlichkeitsschulung, die ich<br />
je gemacht habe“, sagt <strong>der</strong> selbstständige Unternehmensberater<br />
aus Oberteuringen.<br />
Rund 70 Patinnen und Paten engagieren sich <strong>der</strong>zeit für<br />
AMALIE. Neu ist ab Herbst die Möglichkeit, projektorientiert<br />
mitzuarbeiten, beispielsweise bei Ausflügen o<strong>der</strong> bei den<br />
Trauerangeboten für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche. Darauf bereitet<br />
ein sechsstündiger Workshop vor, <strong>der</strong> vor allem Menschen<br />
unter 30 ansprechen soll. Die Beweggründe für eine Mitarbeit<br />
bei AMALIE sind unterschiedlich. Das können eigene Schicksalsschläge<br />
sein, die Dankbarkeit für gesunde Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Wunsch, etwas an die Gesellschaft zurückzugeben. Bei Bernd<br />
Reutemann sind verschiedene Fäden zusammengelaufen: Er<br />
hatte sich eine soziale Aufgabe vorgenommen, war von AMA-<br />
LIE fasziniert, von Begegnungen und Inhalten beeindruckt. Er<br />
sagt: „Irgendwann merkst du: Du tust das Richtige.“ (rue)<br />
Wenn ein Kind schwerstkrank ist o<strong>der</strong> ein Elternteil stirbt,<br />
stehen die Patinnen und Paten vom Kin<strong>der</strong>hospizdienst AMALIE<br />
unterstützend zur Seite.<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong> 19
Leichte Sprache<br />
Ehrenamt ist für uns alle wichtig<br />
Ehrenamtliche schenken Zeit, Zuwendung und Wissen.<br />
In Deutschland sind sehr viele Menschen ehrenamtlich tätig.<br />
Es sind fast 30 Millionen von <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung.<br />
Das hat die Bundesregierung erhoben.<br />
Sie zählt die Ehrenamtlichen alle fünf Jahre.<br />
In Deutschland engagieren sich genauso viele Männer wie Frauen.<br />
Ehrenamtliche haben heute eine an<strong>der</strong>e Einstellung als früher.<br />
Früher haben viele ein Ehrenamt lieber dauerhaft gemacht.<br />
Heute wollen sich Menschen lieber nicht so lange festlegen.<br />
Aber die Bereitschaft für das Ehrenamt ist trotzdem groß.<br />
Bei <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> engagieren sich 2000 Menschen ehrenamtlich.<br />
Ehrenamt bei <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Harald En<strong>der</strong>le ist Sozial-Pädagoge.<br />
Er arbeitet schon sehr lange mit Ehrenamtlichen.<br />
Vor 25 Jahren startete er in den Lebensräumen für Jung und Alt.<br />
In <strong>der</strong> Ravensburger Weinbergstraße baute er das Zusammen-Leben auf.<br />
Seit 2007 ist er auch für ein Quartier verantwortlich.<br />
Das Quartier ist in <strong>der</strong> Galgenhalde in <strong>der</strong> Ravensburger Weststadt.<br />
Zu seinen Aufgaben im Beruf zählte von Anfang an:<br />
Freiwillige gewinnen, motivieren und mo<strong>der</strong>ieren.<br />
Er sagt: Ein lebendiges Zusammen-Leben braucht viele Ehrenamtliche.<br />
Es gibt zum Beispiel einmal in <strong>der</strong> Woche einen Kaffee-Nachmittag.<br />
Einige machen für Nachbarn den Einkauf.<br />
Manche beraten auch bei Fragen zum Internet.<br />
20<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Auch in den Häusern von <strong>der</strong> Pflege arbeiten Ehrenamtliche.<br />
Yvonne Denzler leitet das Haus St. Sebastian in Wittenhofen.<br />
Sie sagt: Ehrenamtliche sind ein Geschenk.<br />
In ihrem Haus hilft zum Beispiel eine Frau bei den Mahlzeiten.<br />
Eine an<strong>der</strong>e Frau kümmert sich um die Wäsche.<br />
Ein Mann kommt zum Klavier spielen.<br />
Für Yvonne Denzler ist wichtig:<br />
Jemand vom Team muss für die Ehrenamtlichen verantwortlich sein.<br />
In Bregenz fahren Ehrenamtliche mit Rikschas.<br />
Das sind Taxi-Fahrrä<strong>der</strong> für den Transport von Personen.<br />
Sie beför<strong>der</strong>n damit Bewohner vom Pflegeheim.<br />
Die Bewohner können so endlich wie<strong>der</strong> bekannte Orte besuchen.<br />
Das macht sie glücklich.<br />
Hermann Bührer ist ehrenamtlicher Betreuer.<br />
Er betreut zwei Männer im Fachzentrum in Rosenharz.<br />
Er besucht sie regelmäßig.<br />
Bührer ist vom Betreuungsverein St. Martin für den Landkreis Ravensburg.<br />
Er sagt: Ich kenne mich gut mit Anträgen aus.<br />
Ich will aber auch eine gute Beziehung zu den betreuten Männern.<br />
Beim Kin<strong>der</strong>-Hospiz-Dienst Amalie gibt es ehrenamtliche Paten.<br />
Sie sind für schwerkranke o<strong>der</strong> sterbende Kin<strong>der</strong> da.<br />
O<strong>der</strong> für Kin<strong>der</strong>, wenn ein Elternteil gestorben ist.<br />
Bernd Reutemann ist ein Pate.<br />
Er ist sich sicher: Ich tue das Richtige.<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong> 21
Aus <strong>der</strong> Praxis<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> Teilhabe und Familie<br />
Abtauchen in eine bunte Unterwasserwelt<br />
Bunte Kraken, Clownfische aus Pappmaché und Fischmuffins:<br />
In diesem Jahr stand das vierwöchige Ferienprogramm<br />
unter dem Motto „Unterwasserwelt“ – und die Kin<strong>der</strong> waren<br />
begeistert. 90 Vor- und Grundschulkin<strong>der</strong> mit und ohne Behin<strong>der</strong>ungen<br />
freuten sich, dass die integrative Ferienfreizeit <strong>der</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> in Hegenberg in den Sommerferien wie<strong>der</strong><br />
stattfinden konnte.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Pandemie mussten im letzten Jahr die Ferienfreizeiten<br />
abgesagt werden, traurig nicht nur für Kin<strong>der</strong>,<br />
die oftmals zum wie<strong>der</strong>holten Male teilnahmen, son<strong>der</strong>n<br />
auch eine große Herausfor<strong>der</strong>ung für die Eltern, die Ferienbetreuungszeiten<br />
abzudecken. „Wir merken deutlich, dass<br />
viele Eltern am Limit sind. Der Urlaub ist aufgebraucht, die<br />
Überstunden abgebaut, und viele Familien sind froh, dass das<br />
Ferienprogramm diesen Sommer wie<strong>der</strong> stattfinden kann. Wir<br />
mussten irgendwann eine Warteliste einführen“, erzählt Theresa<br />
Amann, Koordinatorin <strong>der</strong> Ferienfreizeiten.<br />
Feste Gruppen mit maximal 15 Kin<strong>der</strong>n und ein beson<strong>der</strong>es<br />
Testkonzept machten die Durchführung <strong>der</strong> Ferienfreizeit<br />
unter Coronabedingungen möglich. Als Glücksfall kam hinzu,<br />
dass die Ferienfreizeit in größere Räumlichkeiten in Hegenberg<br />
umziehen konnte.<br />
Integrative Ferienfreizeiten werden nicht nur in den Sommerferien,<br />
son<strong>der</strong>n auch in den Herbst-, Oster- und Pfingstferien<br />
angeboten. Nähere Infos dazu unter Telefon 07542 10-2403<br />
o<strong>der</strong> ferienbetreuung@stiftung-liebenau.de<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Amtzeller Gemeinwesenarbeit gewinnt För<strong>der</strong>preis<br />
Im weiten Umkreis gibt es kein vergleichbares Projekt, das<br />
die Gemeinwesenarbeit in einem Stadtteil o<strong>der</strong> Dorf auf die<br />
Basis einer Genossenschaft stellt: In <strong>der</strong> Gemeinde Amtzell<br />
besteht bereits ein vielfältiges zivilgesellschaftliches Engagement<br />
im sozialen und kulturellen Bereich. Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
betreibt erfolgreich die „Lebensräume für Jung und Alt“<br />
und bringt einen großen Erfahrungsschatz im Bereich Gemeinwesenarbeit<br />
ein. Die Hermann- und Aloisia-Kränzle-<strong>Stiftung</strong><br />
plant auf dem Kapellenberg eine weitere Mehrgenerationen-Wohnanlage<br />
und möchte die Engagement-Kultur för<strong>der</strong>n.<br />
Gemeinsam wollen die drei Partner die vorhandenen Kräfte<br />
und Strukturen in <strong>der</strong> 4250-Einwohner-Gemeinde Amtzell<br />
nach dem Subsidiaritätsprinzip bündeln, stärken und erweitern.<br />
Zugutekommen soll dies <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung.<br />
Das innovative Amtzeller Modell wurde für das För<strong>der</strong>projekt<br />
„Genossenschaftlich getragene Quartiersentwicklung“<br />
ausgewählt, das vom Ministerium für Soziales, Gesundheit<br />
und Integration Baden-Württemberg finanziert wird. Die Teilnehmer<br />
profitieren von zahlreichen Beratungs- und Betreuungsleistungen.<br />
Bei den vier prämierten Initiativen sehen die<br />
Jury-Mitglie<strong>der</strong> ein ganz beson<strong>der</strong>es Potenzial im Hinblick auf<br />
die drängenden Fragen in <strong>der</strong> Quartiersentwicklung.<br />
22<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
Aus <strong>der</strong> Praxis<br />
Landesgartenschau Überlingen – ein Fest für alle<br />
Egal ob Jung o<strong>der</strong> Alt, mit o<strong>der</strong> ohne Behin<strong>der</strong>ungen:<br />
Die inklusive Landesgartenschau in Überlingen<br />
lud von Mai bis Oktober alle ein, bei verschiedenen<br />
Aktivitäten mitzumachen. Möglich machten<br />
das umfangreiche bunte Programm die <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Liebenau</strong> mit ihren vielen Kooperationspartnern<br />
sowie die För<strong>der</strong>ung durch Aktion Mensch.<br />
Menschen mit<br />
Behin<strong>der</strong>ungen<br />
zeigten, wie ein<br />
Fahrrad aussehen<br />
könnte: kreativ<br />
mit Resten o<strong>der</strong><br />
Alltagsmüll.<br />
Julian Hutter von<br />
HutterMusic, Musiker<br />
Benny Spähn, die Brassband<br />
Fättes Blech, die<br />
Brassband Rosenharz<br />
sowie 15 Menschen mit<br />
Behin<strong>der</strong>ungen haben<br />
gemeinsam einen inklusiven<br />
Song und ein<br />
Musikvideo<br />
aufgenommen:<br />
„WIR – Die Inkluencer“.<br />
Eigens geschulte<br />
Inklusions-Reporter<br />
berichteten bei<br />
IdeenVeschper auf<br />
Instagram: Jens<br />
Haug im Interview<br />
mit Grafiker<br />
Andreas Sisic.<br />
Einfach, bunt und wirkungsvoll:<br />
Franz Völk<br />
von <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
baute mit Jung und<br />
Alt verschiedene<br />
Legorampen.<br />
Interviews wurden<br />
teils live<br />
übertragen. Den<br />
Koordinator <strong>der</strong><br />
Inklusiven Landesgartenschau,<br />
Nils<br />
Pasternak, freut’s.<br />
Unter Anleitung von<br />
Grafiker Andreas Sisic<br />
entstand das Banner<br />
„Ich – Du – Er – Sie –<br />
WIR“. Geschmückt hat<br />
es das Musikvideo.<br />
Ege Karar und Bogumila Jahns (rechts) von<br />
<strong>der</strong> EUTB-Beratungsstelle des Landesverbandes<br />
<strong>der</strong> Gehörlosen in Baden-Württemberg<br />
führten in das Thema Gebärdensprache<br />
ein. Sonja Fertig (Mitte) dolmetschte in<br />
Gebärden- und Lautsprache.<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong><br />
23
Aus <strong>der</strong> Praxis<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> Pflege und Lebensräume<br />
Bürogemeinschaft eröffnet<br />
Neue Wege geht die <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> in <strong>der</strong> Ravensburger<br />
Weststadt. Am 1. Juli wurde die Bürogemeinschaft „Quartier-<br />
Pflege RV-West“ von <strong>der</strong> Sozialstation St. Anna, dem Betreuungsdienst<br />
Zuhause und dem Quartiersmanagement <strong>der</strong> Galgenhalde<br />
im Neubau des Bau- und Sparvereins Ravensburg<br />
eröffnet. Für Menschen, die Unterstützungsbedarf haben, liegen<br />
die Vorteile auf <strong>der</strong> Hand: Ein Ort mit einer Vielzahl von<br />
maßgeschnei<strong>der</strong>ten Angeboten und Versorgungsstrukturen.<br />
„Wir wollten ein lokales Unterstützungsnetzwerk schaffen,<br />
das verschiedene Dienstleister und ihre Kompetenzen<br />
vereint“, erklärte Dr. Alexan<strong>der</strong> Lahl (2.v.l.), Geschäftsführer<br />
<strong>der</strong> Pflegeunternehmen <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>. „Die Bürogemeinschaft<br />
ist für mich das Sinnbild <strong>der</strong> sorgenden Gemeinschaft,<br />
weil so niemand mit seinen Bedürfnissen alleingelassen<br />
werden muss, son<strong>der</strong>n schnell richtige Ansprechpartner<br />
findet und von den verschiedenen Ansätzen profitiert.“ Die<br />
Idee ist, dass ältere und alte Menschen so lange als möglich in<br />
ihrem gewohnten Zuhause, ihrem Quartier bleiben und dabei<br />
unkompliziert die Angebote <strong>der</strong> Dienstleister in Anspruch nehmen<br />
können.<br />
Lothar Reger (2.v.r.), Vorstand Bau- und Sparverein, sieht in<br />
<strong>der</strong> Bürogemeinschaft eine Stärkung des Quartiers und freut<br />
sich auf eine weiterhin gute Partnerschaft mit <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>.<br />
Für die Stadt Ravensburg sei es ein Privileg, „dass sie<br />
für das erste Gemeinschaftsbüro ausgewählt wurde. Sie unterstütze<br />
die Zielsetzung sehr, so <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> Stadt Ravensburg,<br />
Stefan Goller-Martin (rechts).<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> Pflege und Lebensräume<br />
Bewegende Geschichte überzeugt Jury<br />
Einen außergewöhnlichen Wettbewerb<br />
hat Elisabeth Feltmann, Bewohnerin<br />
im Haus <strong>der</strong> Pflege St. Hildegard<br />
in Böblingen, gewonnen. Der Kreisseniorenrat<br />
im Landkreis Böblingen lobt<br />
jährlich einen Schreibwettbewerb aus.<br />
Das Thema in diesem Jahr: „Krise – überstanden!?“<br />
Dass es im Leben auch an<strong>der</strong>e Krisen<br />
als die rund um Corona gibt, hat<br />
Elisabeth Feltmann bewegend in ihrer<br />
Erzählung nie<strong>der</strong>geschrieben. Ausgewählt<br />
aus 59 Texten von Menschen im<br />
Alter zwischen 11 und 99 Jahren überzeugte<br />
sie die Jury aus Vertretern von<br />
Tageszeitungen und Kreisseniorenrat.<br />
1938 in Rumänien geboren, musste<br />
sie als Kind fliehen. Was sie mit ihrer<br />
Familie dabei erlebt hat, was für sie das<br />
schönste Weihnachtsgeschenk nach<br />
ihrer Rückkehr in die Heimat war und<br />
an welche Menschen sie immer noch<br />
denkt, ist von ihr zu erfahren.<br />
Voller Stolz hat die 83-Jährige, auf<br />
dem Bild mit Birgit Fischer vom Haus St.<br />
Hildegard, den Preis, den die Sparkasse<br />
Böblingen gespendet hat, durch Vorstand<br />
Daniel Wengenroth (links) und<br />
Kreisseniorenrat Peter Renelt (rechts)<br />
entgegengenommen.<br />
Aus den 41 ausgewählten Geschichten<br />
entstand ein begehrtes Leseheft. Es ist<br />
auf <strong>der</strong> Internetseite des Kreisseniorenrats<br />
Böblingen als pdf zu finden.<br />
24<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
Aus <strong>der</strong> Praxis<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> Bildung<br />
„Türöffner“ in die Zukunft<br />
Ihren erfolgreichen Abschluss konnten 140 junge Menschen<br />
mit beson<strong>der</strong>em Teilhabebedarf im Ravensburger Berufsbildungswerk<br />
(BBW) feiern (Bild oben). Auch bei 53 Absolventinnen<br />
und Absolventen aus Ulm war die Freude groß: Sie<br />
hatten ihre Ausbildung im Regionalen Ausbildungszentrum<br />
(RAZ) o<strong>der</strong> den Abschluss an <strong>der</strong> Max-Gutknecht-Schule (MGS)<br />
in <strong>der</strong> Tasche. Christian Braun, Geschäftsführer des <strong>Liebenau</strong>er<br />
Berufsbildungswerks lobte das Durchhaltevermögen mit dem<br />
die jungen Teilnehmenden, trotz Sorgen und Unsicherheiten,<br />
ihren Weg durch die Pandemie gegangen sind. Auch für diesen<br />
Jahrgang war wochenlanges Lernen zuhause mit fachlicher,<br />
sozialpädagogischer und psychologischer Betreuung ein großer<br />
Bestandteil <strong>der</strong> Ausbildung. Braun betonte, wie stark eine<br />
abgeschlossene Berufsausbildung als „Türöffner“ fungiert und<br />
gute Perspektiven für junge Menschen bietet.<br />
Dass alle Absolventinnen und Absolventen sowohl praktisch<br />
als auch schriftlich bestanden hätten, sei ein Erfolg, den alle<br />
gemeinsam erreicht haben – inklusive Eltern, lobte <strong>der</strong> Einrichtungsleiter<br />
vom RAZ, Johannes Hettrich.<br />
Das Ausbildungsjahr <strong>2021</strong>/22 begann am BBW für 219 junge<br />
Menschen, 134 von ihnen machen eine Berufsausbildung.<br />
38 Jugendliche fingen im RAZ ihre Ausbildung an o<strong>der</strong> nehmen<br />
an einer berufsvorbereitenden Maßnahme teil.<br />
Preis für gelungenen Fernlernunterricht<br />
„Da bin ich schon stolz, dass wir vorne mit dabei waren“,<br />
meint Cihan Kilic, ein Teilnehmer <strong>der</strong> Berufsvorbereitende<br />
Bildungsmaßnahme (BvB) am Regionalen Ausbildungszentrum<br />
(RAZ) in Ulm. Er zeigt im selbstgedrehten Lehrfilm<br />
„Arbeitstechnik beim Feilen ebener Flächen“ als Hauptdarsteller<br />
vor <strong>der</strong> Kamera, wie man die Feile richtig ansetzt und<br />
richtig feilt. Dieses Video für den Fernlernunterricht begeisterte<br />
die Jury beim beOnline-Wettbewerb für Berufliche Schulen<br />
<strong>der</strong> Baden-Württemberg-<strong>Stiftung</strong> so sehr, dass <strong>der</strong> Beitrag<br />
unter 35 Einsendungen zu den drei Erstplatzierten in <strong>der</strong> Kategorie<br />
„Fachpraktischer Unterricht“ gehörte. Dazu gab es 250<br />
Euro Preisgeld.<br />
Der Film wurde zusammen mit zahlreichen Unterlagen im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Heimlernphase produziert. „Wir haben uns viel<br />
Mühe gegeben, die Materialien für den fachpraktischen Unterricht<br />
einfach und leicht zugänglich zu machen“, erläutert Ausbil<strong>der</strong><br />
Manfred Lieb. Von ihm stammt auch das Drehbuch zum<br />
Film. Medienpädagoge Olaf Schra<strong>der</strong> sieht weitere Effekte: „Die<br />
Jugendlichen lernen, vor <strong>der</strong> Kamera zu agieren, mit Medientechnik<br />
umzugehen und Inhalte so klar, kompakt und deutlich<br />
wie möglich rüberzubringen. Lehrfilme sind zudem eine tolle<br />
Ergänzung zu schriftlichen Unterlagen. Anleitungsfilme kommen<br />
in Industrie und Handwerk auch stets zum Einsatz.“<br />
Das RAZ will weitere Lehrfilme auf <strong>der</strong> hauseigenen Lernplattform<br />
„ILIAS“ zur Verfügung stellen. Als nächstes ist ein<br />
Film in <strong>der</strong> Küche geplant, denn Ausbil<strong>der</strong> Reinhard Klein hat<br />
beim beOnline-Wettbewerb ebenfalls einen Preis für seine<br />
Materialien und Aufgaben bekommen.<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong> 25
Aus <strong>der</strong> Praxis<br />
Leichte Sprache<br />
Selbst-gebackenes Brot schmeckt lecker<br />
In <strong>der</strong> Lebenswelt St. Antonius hatten einige Personen eine Idee.<br />
Die Lebenswelt ist in Spittal an <strong>der</strong> Drau in Österreich.<br />
Zwei Betreuerinnen und vier Bewohner wollten Brot backen.<br />
Sie sagen: Selbst-gebackenes Brot schmeckt am besten.<br />
Gebacken haben sie in <strong>der</strong> Küche von <strong>der</strong> Wohnung Sissy.<br />
Sie wählten einen Teig für Ciabatta.<br />
Der Teig war mit Oliven und Tomaten.<br />
Die einen schnitten am liebsten die Zutaten.<br />
An<strong>der</strong>e mochten das Kneten gerne machen.<br />
Alle hatten viel Spaß und Unterhaltung.<br />
Schon bevor sie das leckere Brot zusammen verzehrten.<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> Österreich<br />
Gewohntes Miteinan<strong>der</strong> bleibt<br />
Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> hat zum 1. Mai den Betrieb des Klaraheims<br />
in Hall vom Orden <strong>der</strong> Tertiarschwestern übernommen.<br />
Für die 58 pflegebedürftigen Bewohnerinnen und Bewohner<br />
sowie alle Mitarbeitenden läuft <strong>der</strong> Betrieb wie gewohnt weiter.<br />
Auch die Ordensschwestern im Klaraheim kommen ihren<br />
Aufgaben wie zuvor nach und freuen sich auf die Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> als einem kompetenten und<br />
erfahrenen Partner. „Wir erwarten einen regen Austausch<br />
von Kompetenz und Erfahrung und ein lebendiges Miteinan<strong>der</strong>“,<br />
sagte Klaus Müller (links), Geschäftsführer <strong>der</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Österreich. Die Tertiarschwestern haben bereits in Italien gute<br />
Erfahrungen mit dem deutschen Sozialunternehmen gemacht.<br />
„Wir handeln nach ähnlichen Grundsätzen“, bekräftigte Sr.<br />
Gertrud Schernthanner (2.v.l.), Provinzoberin <strong>der</strong> Provinz Hall<br />
in Tirol, die das Klaraheim bis zur Übernahme zusammen mit<br />
Sr. Maria Luise Eberharter (Mitte) geschäftsführend vertreten<br />
hat. Verantwortlich sind jetzt Mag. Claudia Angerer-Foissner<br />
als Heimleiterin und Richard Kuster als Pflegedienstleiter.<br />
Das Klaraheim wurde im Jahr 1961 im Zuge <strong>der</strong> Klostererweiterung<br />
als eines <strong>der</strong> ersten Häuser errichtet, das schwer<br />
pflegebedürftige Menschen aufnahm. Heute leben hier 58 ältere<br />
Menschen, acht davon Ordensschwestern, mit 35 weiteren<br />
Ordensschwestern Tür an Tür.<br />
Im Äußeren wie im Inneren verschwimmen die Grenzen,<br />
denn alle, die im Klaraheim leben und arbeiten, profitieren<br />
vom harmonischen Miteinan<strong>der</strong>. Der Klostergarten ebenso<br />
wie <strong>der</strong> geschmückte Eingangsbereich, das Café und die<br />
Kapelle zeugen vom Wirken <strong>der</strong> Ordensfrauen. Darüber hinaus<br />
engagieren sich 13 von ihnen in <strong>der</strong> Betreuung im Haus.<br />
26<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Freude<br />
inklusive<br />
Ihre Spende<br />
für die <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Spendenkonto Sparkasse Bodensee<br />
IBAN: DE35 6905 0001 0020 9944 71<br />
BIC: SOLADES1KNZ<br />
Impressum<br />
<strong>Anstifter</strong> - Magazin <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Wir sagen Danke!<br />
Digitale Teilhabe für „Netz-Checker“<br />
Der Umgang mit Smartphone, Instagram,<br />
Whatsapp und Co. ist spannend<br />
und macht neugierig, wird aber nicht<br />
selten von Unsicherheit begleitet. Die<br />
technische Ausstattung allein reicht<br />
nicht, es braucht auch einiges an Wissen<br />
über den Umgang mit den neuen Medien.<br />
Das gilt vor allem auch für Menschen<br />
mit Einschränkungen. Ihnen digitale<br />
Teilhabe zu ermöglichen, hat sich das<br />
Projekt „Netz-Checker“ <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
zum Ziel gesetzt, indem es die<br />
Medienkompetenz rund um das Thema<br />
in Workshops und Schulungen för<strong>der</strong>t<br />
und wichtiges Handwerkszeug für den<br />
täglichen Umgang mitgibt. Neben <strong>der</strong><br />
finanziellen För<strong>der</strong>ung durch Aktion<br />
Mensch erhielt das Projekt För<strong>der</strong>mittel<br />
über 20.000 Euro vom Ideenwettbewerb<br />
zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Medienkompetenz in<br />
Baden-Württemberg.<br />
Schöne Ferien für Kin<strong>der</strong><br />
Das jährliche Golfturnier <strong>der</strong> Aichstettener<br />
Firma Gisoton Wandsysteme auf<br />
dem Golfplatz Memmingen hat bereits<br />
Tradition. Das Beson<strong>der</strong>e daran: Die<br />
Startgebühren werden gespendet. In<br />
diesem Jahr kam die Unterstützung von<br />
1.000 Euro aus den „15. Gisoton Open“<br />
den Ferienprogrammen <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Liebenau</strong> zugute. Die Ferienfreizeiten<br />
und Märchenerlebnistage bieten Kin<strong>der</strong>n<br />
mit und ohne Behin<strong>der</strong>ungen ein<br />
buntes Programm: gemeinsam spielen,<br />
lachen, Spaß haben, sich verkleiden<br />
und Abenteuer erleben – das macht<br />
Freude und bietet Abwechslung. Gleichzeitig<br />
werden die Eltern entlastet und<br />
bekommen eine Atempause geschenkt.<br />
Das Programm kann jedoch nur durch<br />
Spenden angeboten werden.<br />
Musik hilft bei Trauer<br />
Zukünftig werden die Kin<strong>der</strong>trauergruppen<br />
vom ambulanten Kin<strong>der</strong>- und<br />
Jugendhospizdienst in Friedrichshafen<br />
und Überlingen, unter <strong>der</strong> Trägerschaft<br />
<strong>der</strong> Malteser und <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>,<br />
vom Verein „Musik hilft Menschen“<br />
finanziert. Die Gruppen können damit<br />
nicht nur fortgeführt, son<strong>der</strong>n sogar<br />
erweitert werden. Bei dem Verein finden<br />
sich Musikerinnen und Musiker aus<br />
<strong>der</strong> Region unter an<strong>der</strong>em für musikalische<br />
Aktionen zusammen. Dabei rufen<br />
sie zu Spenden auf, mit denen sie Familien<br />
mit kranken Kin<strong>der</strong>n in sozialen<br />
Notlagen unterstützen.<br />
Auflage: 8 500<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Redaktion:<br />
Helga Raible (hr), verantw.; Anne<br />
Oschwald (ao), Daniel Krüger (dk),<br />
Susanne Droste-Gräff (sdg)<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
Siggenweilerstraße 11<br />
88074 Meckenbeuren<br />
Tel. 07542 10-1238<br />
E-Mail: helga.raible@<br />
stiftung-liebenau.de<br />
Druck:<br />
Siegl Druck und Medien<br />
GmbH & Co. KG, Friedrichshafen<br />
Autoren in dieser Ausgabe:<br />
Elke Benicke (eb), Ruth Eberhard (rue)<br />
Die Texte in Leichter Sprache (S. 20, 21,<br />
26) wurden übersetzt von Anne<br />
Oschwald und geprüft von <strong>der</strong> Prüfergruppe<br />
<strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>.<br />
Piktogramme: METACOM Symbole ©<br />
Annette Kitzinger<br />
Bildnachweise: Felix Kästle (S. 1), Marco<br />
Mehl (S. 3), stock.adobe.com (S. 4, 6, 14,<br />
15), <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> (S. 7, 8, 10, 13, 18,<br />
22, 23, 24, 25, 26, 27), Katharina Gossow<br />
(S. 8), privat (S. 9, 28), Ruth Eberhard<br />
(S. 12), Ulrike Klisch (S. 16), Anne Oschwald<br />
(S. 16, 22, 23), Karin Volz (S. 17),<br />
Stefanie Auer-Schamarek (S. 19), Svenja<br />
Kranz (S. 22).<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong> 27
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>, Siggenweilerstr. 11, 88074 Meckenbeuren<br />
ZKZ 20677, PVSt, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt<br />
Spot an!<br />
Ihre Meinung ist gefragt, Herr Abdul<br />
Rauf Abdul,<br />
35 Jahre,<br />
verheiratet,<br />
seit 2015 in<br />
<strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong>,<br />
Versand<br />
Catering –<br />
<strong>Liebenau</strong> Service<br />
Mein erster Tag in <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> … war voller<br />
spannen<strong>der</strong> Eindrücke. Ich habe mich gleich<br />
wohl gefühlt an meinem neuen Arbeitsplatz und<br />
gespürt, dass mir die Arbeit viel Spaß machen wird.<br />
An meiner Tätigkeit gefällt mir beson<strong>der</strong>s, … dass<br />
sie so vielfältig ist. Je<strong>der</strong> Tag ist an<strong>der</strong>s, und gemeinsam<br />
schaffen wir es immer, gute Lösungen für kleine<br />
und große Herausfor<strong>der</strong>ungen zu finden.<br />
Wenn ich nicht in <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> arbeiten würde,<br />
würde ich … wie<strong>der</strong> als Koch tätig sein. Das war mein<br />
Beruf, bevor ich zur <strong>Stiftung</strong> gekommen bin.<br />
Was ich beson<strong>der</strong>s gut kann, ist … indisch zu<br />
kochen. Mein Hähnchencurry mit Mandelreis durfte<br />
ich sogar schon einmal beim Frontcooking in <strong>der</strong><br />
Kantine in <strong>Liebenau</strong> zubereiten.<br />
Diese Fähigkeit würde ich gern besitzen: Noch<br />
sicherer im Umgang mit unseren Computerprogrammen<br />
zu sein.<br />
Religion bedeutet für mich … Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft<br />
und noch so viel mehr. Das Motto meiner<br />
Religionsgemeinschaft lautet: „Liebe für alle,<br />
Hass für keinen.“ Danach lebe ich.<br />
Wenn Sie nicht arbeiten: Wie ist Ihr Tag perfekt?<br />
Ich schlafe aus und nehme mir dann Zeit, für meine<br />
Frau und mich zu kochen. Den Rest des Tages verbringe<br />
ich mit Lesen und Musikhören. Das entspannt<br />
mich und gibt mir Kraft für meine Arbeit.<br />
An <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> schätze ich, dass … ich<br />
nicht als pure Arbeitskraft wahrgenommen werde,<br />
son<strong>der</strong>n als Mensch, täglich Wertschätzung für<br />
meine Arbeit erfahre und einen sicheren Arbeitsplatz<br />
gefunden habe.<br />
Mein Lebensmotto heißt: Diene <strong>der</strong> Menschheit,<br />
damit die Beziehungen in einer Gesellschaft sich<br />
zum Positiven entwickeln können.<br />
Mit meiner Arbeit möchte ich erreichen, dass …<br />
unser Essen an<strong>der</strong>en Menschen Freude bereitet<br />
und ein wenig zu <strong>der</strong>en Lebensqualität beiträgt.<br />
Worauf ich auf keinen Fall verzichten möchte: Auf<br />
die Möglichkeit, jeden Tag etwas dazuzulernen,<br />
beruflich und persönlich.<br />
Soziale Berufe sind … wichtig für die Gesellschaft!<br />
Die Menschen, die soziale Berufe erlernen, helfen<br />
an<strong>der</strong>en, die Herausfor<strong>der</strong>ungen des Lebens zu<br />
meistern. Sie führen damit eine Welle <strong>der</strong> Inspiration<br />
und Motivation über Generationen hinweg fort.<br />
anstifter 3 | <strong>2021</strong>