greenup #11 Leseprobe
Das Zukunfts-Magazin für einen nachhaltigen Lebensstil.
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Nachhaltiger leben!
Unternehmen in der Pflicht
Sorgt das Lieferkettengesetz
für mehr Transparenz?
I 10
Fokus: Mikroplastik
In Kosmetika ist es immer
noch weit verbreitet
I 26
WAS WIR
MORGEN
ESSEN
Systeme,Technologien
und Novel Food
I 34
#11
November – April
€ 6,00
4 190954 506003
22 HÖSCHENPARTY
Vom Zuschnitt über Konfektion und Versand: Diese
Unterwäsche-Labels punkten mit Nachhaltigkeit,
Qualität und heißer Optik
© Habib farindra/Shutterstock.com
70 KLEINER GELDREGEN
Mikrokredite ebnen den Weg für Millionen Kleinstunternehmen,
doch sie sind längst kein Allheilmittel. Investierende
müssen es richtig anstellen, um Renditen zu erzielen
© AJP/Shutterstock.com © Underprotection
34 GENUG ESSEN FÜR ALLE?
Die industriell betriebenen Monokulturen werden 2050
nicht genug abwerfen, zumal Ressourcen schwinden –
auch für Milliarden kleinbäuerliche Betriebe. Über Hightech,
Kreislaufwirtschaft, Permakulturen und neue Nahrungsmittel
78 KEIN HOTEL, BITTE!
Campen ist en vogue. Raus in die Natur, mit dem Wohnmobil,
dem Wohnwagen – oder einfach mit Zelt und Rucksack. Wie das
Vorhaben gelingt und welche (Öko-)Regeln gelten
© Monkey Business Images/Shutterstock.com
4
greenup | INHALT
3 EDITORIAL
PINBOARD
6 DIVERSITÄT IST ESSENZIELL
5 FRAGEN AN SCHAUSPIELERIN ANNABELLE MANDENG
8 ÖKOHUMANISMUS: TEILEN, NICHT HERRSCHEN
DIE GRENZEN DER NATUR AKZEPTIEREN UND ACHTEN
10 GETRACKT VOM START BIS ZUM ZIEL
MEHR TRANSPARENZ DURCH DAS LIEFERKETTENGESETZ?
16 GLEICHBERECHTIGUNG: ISLAND HAT DIE NASE VORN
QUOTEN, VERBOTE UND LOHNGLEICHHEIT
FASHION
18 HALTBARE HAUT AUS FRUCHT, PILZ ODER KAKTUS
VEGANE LEDERALTERNATIVEN WERDEN IMMER BESSER
22 NACHHALTIGE UNTERWÄSCHE
SEXY HÖSCHEN UND WAS NOCH DAZUGEHÖRT
BEAUTY
STORY
26 FEST, VISKOS, AUF EWIG IN DER UMWELT
MIKROPLASTIK IN KOSMETIKPRODUKTEN
34 DIE NAHRUNGS-CHALLENGE
WAS ESSEN WIR IN ZUKUNFT?
URBAN LIFE
48 EIN BÜROHAUS MIT VIEL HOLZ
DAS TIMBER-PIONEER-GEBÄUDE IN FRANKFURT A. M.
50 WEG VON ÖL UND GAS
WELCHE ENERGIEN TAUGEN ZUM EFFIZIENTEN HEIZEN?
56 INNENSTADT. BITTE LEBENSWERT!
WIE SOLLEN UNSERE CITYS IN ZUKUNFT AUSSEHEN?
62 HÖCHSTE ZEIT FÜR KLIMABILDUNG
MEHR FRIDAYS FOR FUTURE IM KLASSENZIMMER
STARTUP
66 AUS PALMBLATT WERDE TELLER
PLÉTA: EINWEGGESCHIRR MIT DER BETELNUSSPALME
68 KUNSTSTOFF AUS HOLZ
EIN ZELLULOSEGRANULAT MIT ZUKUNFT
INVESTMENT
70 MIKROKREDITE: KLEINER GELDREGEN
EIN GUTES INVESTMENT FÜR ANLEGER*INNEN?
MOBILITY
FOOD
76 WÜSTENSAND DÜNGT REGENWALD
VON DER SAHARA BIS IN DEN AMAZONAS
78 CAMPIEREN IN DER NATUR
REISEARTEN, REGELN UND ZUBEHÖR
84 URLAUB IN NACHHALTIGEN HOTELS
AUF NACH NORDDEUTSCHLAND!
86 YOUR TEATIME
AUFGÜSSE MIT UND OHNE ECHTEN BLÄTTERN
88 UR-TRADITION INSEKTENSNACK
MEXIKO: PROTEINE AUF SECHS BEINEN
90 EINE FAMILIE UND IHRE GLÜCKLICHEN KÜHE
MIT ÖKOLOGISCHEN PRINZIPIEN ZUM ERFOLG
92 BUNT, PFLANZLICH, GESUND
TIERFREIE REZEPTE NICHT NUR FÜR VEGANER
96 ENGAGEMENT FÜR GUTE LEBENSMITTEL
KAFFEE UND INSEKTENCRACKER
NAVIGATOR
97 IMPRESSUM / ABONNEMENT
98 VORSCHAU
5
LEDERLUSTFRUST
Vegan Style
Si
eht aus wie Leder und fühlt sich
auch so an,
ist aber frei
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Produkten: Vegane
Mater
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nativen zu
gegerbten Tierhäuten
gibt es einige. Und
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strien der Welt
austrocknen könnte
chon vor Jahrtausenden
war die Nachfrage
groß. Heute ist
Leder einer der am meisten
gehandelten Rohstoffe
der Welt. Einst als Abfallprodukt
in der Fleischindustrie
gewertet, umweht
Echtleder ein Hauch von
Luxus. Drittgrößter Lederproduzent
in Europa
ist Deutschland mit über
100 Betrieben und 2.500
Mitarbeitenden. Von rund
500 Millionen Euro Bra
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edere imitate.
© Eugenia Porechenskaya/Shutterstock.com
18
greenup | FASHION
▼ Apfel
Ob Äpfel oder Weintrauben – nach der Saftverarbeitung
wird der übriggebliebene Rest „Trester“
getrocknet, gemahlen und mit biologischen Stoffen
wie Milcheiweiß gemischt. Auf Baumwolle verteilt
und erhitzt, entsteht ein Fruchtleder, das tierischem
Leder weder in Aussehen, Textur oder sonstiger
Qualität nachsteht. Aus dem in Florenz produzierten
Apfelleder macht das Label Luckynelly Designertaschen
für seine Berliner Galerie luckynelly.com. Gründerin Christine
Rochlitz: „Wir möchten Menschen ermutigen, sich gegen Mode
aus tierischen Produkten zu entscheiden. Die Tiere werden meist
unter schrecklichen Bedingungen gehalten, gezüchtet und getötet.“
Weitere fruchtige „Abfallprodukte“, die sich als Lederersatz
eignen: in Spanien veredeltes Vlies aus Ananasblättern („Piñatex“)
von ananas-anam.com oder ein Gefl echt aus Zellwänden von
Bananen und Kokosnüssen („Malai“).
Das Naturtextil Piñatex wird aus den
Fasern von Ananasblättern hergestellt
© Ananas Anam
KLEIDUNG AUS
ABFALL UND
PARASITEN –
GEHT’S NOCH?
▼ Eukalyptus
Auf vegane Accessoires wie Gürtel in Lederoptik muss dank der niederbayerischen
Firma Greenfashion niemand verzichten. Aus Fasern von Eukalyptus-Blättern aus
nachhaltiger Forstwirtschaft – ohne Pestizide oder Genmanipulation – lässt sich mit
recyceltem Polyester ein festes Material schaffen. Anschließend entstehen ohne viel
Energie oder Wasser in einer Manufaktur bei Regensburg hochwertige Gürtel der
Marke Noani, kurz für „No animal“. Doch nicht nur grün und tierfrei muss es zugehen,
sondern fair. „Für die Herstellung unserer Produkte soll kein Mensch leiden und ausgebeutet
werden“, so Gründer Fabian Stadler. In Billiglohnländern zu produzieren, kommt
für ihn nicht in Frage. Zum Angebot gehören neben Gürteln auch Sneaker aus Piñatex,
die in Spanien und Portugal fabriziert werden. Erhältlich unter noanifashion.de.
Illustration Kuh S. 19-21: © kondratya/Shutterstock.com
▼ Pilz
„Natur nicht mehr nur kopieren, sondern mit ihr co-konstruieren“,
will Nina Fabert. 2017 gründete die Berlinerin Zvnder, benannt nach
dem in Rumänien verbreiteten Zunderschwamm. Der Baumpilz – ein
Parasit – besiedelt Laubbäume und wächst zu einem knollenartigen
Körper mit harter Schale heran. Darunter: samtig weiches Gewebe,
aus dem Pilzsammler bereits vor Jahrhunderten einen Ersatz
für echtes Leder kreierten oder es wegen seiner antimikrobiellen
Wirkung als Heilmittel einsetzten. Den heute in Rumänien erstellten
Stoff verarbeitet Fabert als sogenannte Fungiskin zu individuellen
Geldbörsen, Basecaps oder Quilts. Zu kaufen unter zvnder.com.
Langfristig könnten die Pilzfasern in Kompressen oder Bekleidung
für Menschen mit Hauterkrankungen eingearbeitet werden, um
Infektionen zu verhindern und Wundheilung zu fördern.
19
MIKROPLASTIK
ES IST JA IMMER
NOCH DA!
Kleinste Kunststoffpartikel in kosmetischen Produkten bleiben
ein Thema. Weil viele Hersteller von Make-up, Lipgloss
& Co. nicht darauf verzichten wollen. Das Problem: Mikroplastik
ist kein wissenschaftlich definierter Begriff und die
absichtliche Verwendung immer noch nicht verboten. Warum
Mikroplastik eingesetzt wird, was es verursacht und welche
Alternativen es gibt
© Dmytro Zinkevych/Shutterstock.com
26
greenup | BEAUTY
Fotos: © Shutterstock.com – Kreditkarte: Sonate / Kosmetik: Mind Pixell
Im März 2021 hat die Umweltorganisation
Greenpeace 664 Kosmetikprodukte
auf Mikroplastik
untersucht, darunter Augen-Make-up,
Lippenstifte, Lipgloss, Makeup,
Highlighter und Puder. Das Ergebnis
war ernüchternd: In 90 Prozent
aller aufs Korn genommenen Augen-
Make-ups und in 73 Prozent der Lippenstifte
und Lipgloss-Produkte wurden
Plastikpartikel nachgewiesen. Da
schrillen die Alarmglocken, denn für
Konsumierende bestehen beste Chancen,
die unerwünschten Substanzen
über empfindliche Körperteile aufzunehmen
oder einzuatmen.
Insgesamt haben die Verantwortlichen
der Studie in drei Vierteln aller
gecheckten Artikel Kunststoffe aufgespürt.
Unter diesen Produkten waren
in 26 Prozent feste Plastikpartikel enthalten,
in den restlichen befanden sich
flüssige, gelartige, halbfeste oder lösliche
synthetische Substanzen. Moment
mal, flüssig? Gelartig? Wie ist denn nun
der Begriff Mikroplastik zu verstehen?
MAN BAUE SICH EINE DEFINITION
Die gängigste Begriffsbestimmung lautet:
Als Mikroplastik werden Kunststoffpartikel
bezeichnet, die einen
Durchmesser von weniger als fünf Millimetern
haben. Dabei wird primäres
Mikroplastik einem Produkt bewusst
hinzugefügt und sekundäres Mikroplastik
entsteht durch Zerfall und
Verwitterung größerer Kunststoffteile,
beispielsweise Plastikverpackungen.
5 GRAMM PLASTIK PRO
WOCHE NEHMEN WIR ZU UNS.
DAS ENTSPRICHT DEM
GEWICHT EINER KREDITKARTE
Schätzung einer Studie der University of
Newcastle 2019
Hier liegt der Hase im Pfeffer – sprich das Mikroplastik im Produkt: Flüssige und feste
Polymere sind in dekorativen Schönheitsprodukten immer noch stark präsent
Flüssige Kunststoffe zählen nach dieser
Definition nicht dazu – und dennoch
haben sie einen Löwenanteil am gesamten
Primärplastik in kosmetischen
Produkten. Zudem ist es schwierig,
flüssige Kunststoffe im Labor nachzuweisen,
da es kein einfaches methodisches
Standardverfahren gibt. Greenpeace
musste sich an dieser Stelle auf
die von der herstellenden Firma angegebenen
Inhaltsstoffe verlassen. Problematisch
ist auch, wenn per Definition
eine Untergrenze für den Durchmesser
von Mikroplastik festgelegt wird, beispielsweise
0,001 Millimeter. An dieser
Stelle fallen wachsartige und lösliche
Kunststoffe durchs Raster und ein Unternehmen
könnte (nach eigener Definition)
sein Produkt mit „mikroplastikfrei”
bewerben.
UM WELCHE KUNSTSTOFFE GEHT ES
UND WARUM WERDEN SIE EINGESETZT?
Kunststoffe, also synthetisch hergestellte
biologisch nichtabbaubare
Substanzen, erfüllen in kosmetischen
Rezepturen unterschiedlichste Funktionen.
Feste Bestandteile wie Polyethylen
(PE) dienen als Füllstoff oder
Schleifmittel, um Hautschuppen abzutragen
(Peelings, Zahnpasta) oder
dazu, einem Make-up eine bestimmte
Viskosität zu verleihen. Das lösliche
Polymer Acrylates Copolymer (AC)
reduziert elektrostatische Aufladungen
der Haare oder bildet einen Film
auf Haut und Nägeln. Es kommt zum
Beispiel in Haargelen vor. Mittels Polyvinylpyrrolidon
(PVP) lässt sich die
gewünschte Zähflüssigkeit von Makeup
erreichen, es optimiert zudem die
Verteilung von Farbpigmenten. Dieser
Stoff sorgt auch für die bessere
Durchmischung von wässrigen und
öligen Bestandteilen (Emulgator) und
verbessert die Stabilität der Emulsion.
Wer sich fragt, was etwa Plexiglas
(Polymethylmethacrylat), Bauschaum
(Polyurethane) oder beim Hausbau
als Dämmstoff genutztes Polyethylen
in einem Kosmetikprodukt bewirken,
wirft einen Blick auf die nachstehende
Tabelle.
PLASTIK NOTWENDIG ODER NICHT?
Aus den genannten Beispielen wird ersichtlich,
dass Inhaltsstoffe aus Plastik in
Kosmetika häufig gleich mehrere Zwecke
erfüllen. Einige Unternehmen, die dieses
Thema transparent kommunizieren, sagen
zwar, dass es bei manchen Produkten
im Bereich der dekorativen Kosmetik
derzeit keine (billigen?) Stoffalternativen
gibt, um die von den Konsumierenden
gewünschten Effekte zu erzielen. Dennoch
ist man intensiv auf der Suche nach
biologischen Alternativen. Wer vermag
diese Aussagen ohne abgeschlossenes
Chemiestudium und wissenschaftliche
Expertise zu beurteilen?
27
WAS WIR
MORGEN
ESSEN
34
greenup | STORY
Die Frage nach der Zukunft unserer Ernährung bündelt
alle Herausforderungen unserer Zeit. Klimawandel, gesunde
Lebensmittel, ressourcenschonender Anbau und
smarte Technologien sind in aller Munde. In welche
Richtung(en) lohnt es sich zu denken?
Text: Jochen Korte
© Anatolii © iStock.com/TommL
Riepin/Shuttersto
35
GUTES
KLIMA IM
HOLZ-
OFFICE
© Visualisierungen: bloomimages
VERGLASTE LOBBY
MEETING ZONE UND LOUNGE
48
greenup | URBAN LIFE
FRANKFURT
AM MAIN
Das Timber-Pioneer-Projekt, welches bis zum zweiten Quartal 2023
in der Bankenmetropole (Europa-Allee) verwirklicht wird, ist ein multifunktionales,
in Holz-Hybrid-Bauweise errichtetes Bürogebäude.
Es ist das erste seiner Art in Frankfurt am Main, errichtet von der UBM Development
Deutschland, die sich als Immobilienentwicklerin bereits mit anderen
Green-Building- und Smart-Office-Vorhaben in Europas Metropolen
einen Namen gemacht hat. Die Konstruktion umfasst neun Ebenen, inklusive
Tiefgarage mit Mobility Hub und Dachterrasse, und bietet 14.000 Quadratmeter
Bürofläche in 33 mietbaren Einheiten. Natürlich gewachsenes Holz
und Holzwerkstoffe sind wesentliche Baubestandteile und finden sich in
Trägerverkleidungen, Bodenbelägen und Treppenaufgängen bis hin zu dekorativen
Raumelementen. Dadurch wird, im Vergleich zu herkömmlichen
Bauweisen, ein Riesenbatzen CO 2 eingespart – 80 Prozent gemäß einer Angabe
des Unternehmens. Doch es gibt noch mehr Vorteile: Die verbauten
1500 Kubikmeter Holz (unter anderem FSC-zertifiziertes Fichtenholz) regulieren
Temperatur und Luftfeuchtigkeit, sorgen für Energieeffizienz und
schaffen ein gesundes Raum- und Arbeitsklima.
CREATIVE AREA
TREFFPUNKT COFFEE POINT
49
Öko-Camping
IN DER NATUR,
MIT DER NATUR
Unter freiem Himmelszelt schlafen, unabhängig
sein von Zivilisation und Technologie, ein
Leben im Grünen: Der Traum vom Camping ist
ein Traum, der viel mit dem eins sein mit der
Natur zu tun hat, mit dem „Ausbrechen“ aus
den Gewohnheiten des Stadtlebens. Hinein
in eine Idylle mit Grillenzirpen statt Autolärm
und Glühwürmchen statt Leuchtreklame
© iStock.com/Rocky89
greenup | MOBILITY
Camping ist an und für sich eine
der klimafreundlichsten Arten
zu Reisen, besonders im Vergleich
zu einem Urlaub mit Flugreise
und Hotelübernachtung. Aber unbedacht
können Camper auch unnötigen
Müll verursachen, Energie verschwenden
und eine schädliche CO 2 -Bilanz
nach sich ziehen. Darum achten immer
mehr Menschen darauf, auch beim
Campen möglichst bewusst natürliche
Ressourcen zu schonen. Der Trend
geht zum naturnahen Camping, mit
möglichst wenig Zivilisationsballast
und ohne Spuren zu hinterlassen.
teilweise durch den Kraftstoffverbrauch
des mobilen Zuhauses wieder hinzukommen.
Die Reisevariante, die eindeutig
am besten für das Klima ist, ist, wenn
man die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln
antritt und am Ferienort oder
gleich auf einem Campingplatz in ein
gemietetes Mobil zieht. Gerade mal 251
Kilogramm CO 2e fielen bei dem beispielhaften
Rügen-Trip dann an.
SHARING LOHNT SICH
FÜR DAS KLIMA:
MIT ÖFFIS UND
MIET-CAMPER VER-
HINDERST DU 70 %
AN EMISSIONEN IM
VERGLEICH ZU EINER
ANREISE MIT DEM
EIGENEN CAMPING-
MOBIL
UMWELTBILANZ VON CARAVAN & CO.
2020 hat der Caravaning Industrie
Verband eine Studie beim Institut für
Energie und Umweltforschung Heidelberg
(ifeu) in Auftrag gegeben, die die
Klimabilanz von verschiedenen Reisen
mit Reisemobilen und Caravans untersucht
hat. Einige der Ergebnisse waren
gute Nachrichten für die Wohnwagen-
Industrie, wie die Tatsache, dass Urlaube
mit Reisemobil oder Caravan im
Vergleich zu anderen beliebten Reiseformen
weniger klimaschädlich sind. Bei
einer zweiwöchigen Frankfurt-Rügen-
Reise wurden Emissionen von 1.048
Kilogramm CO 2 -Äquivalente (CO 2e )
errechnet, wenn sie mit Pkw und Hotel-
„Hinterlasse
nur Fußspuren,
nimm nur
Erinnerungen mit“
alte Reiseweisheit
© Roman Borodaev/Shutterstock.com
BUCHTIPP
Nele Landero Flores
Camping.
Das große Handbuch
€ 29 / ebook: € 23,99
Camping-Symbole S. 58-63: © Artco/Shutterstock.com
übernachtungen angetreten wird. Fährt
man mit dem Campingmobil auf einen
Campingplatz sinken die Emissionen
auf knapp über 800 Kilogramm, auf einem
bescheidenen Stellplatz wäre man
bei 731 Kilogramm. Der Unterschied ist
allerdings nicht gerade gewaltig, da die
CO 2e -Kosten, die man für den Verzicht
auf ein Hotel einspart (600 Kilogramm),
Der Umweltvorteil einer Campingreise
relativiert sich immer mehr mit der
zurückgelegten Strecke. Bereits bei einer
2.000 Kilometer langen Rundreise
von Frankfurt nach Südfrankreich verbraucht
ein teilintegriertes Campingmobil
so viel fossiles Benzin, dass es sich
eher lohnt, mit dem Pkw in ein Hotel
zu fahren – bei beiden kommt man laut
ifeu-Studie etwa auf 1.000 Kilogramm.
Das ist sogar etwas weniger als die innerdeutsche
Reise, was damit zusammenhängt,
dass der teils mit Atomkraft
betriebene französische Strom weniger
Emissionen verursacht.
Camping ist Leidenschaft und Lebensgefühl
– aber als Einsteiger*in hat man erst
einmal eine Menge Fragen. Für die perfekte
Vorbereitung auf den Campingtrip haben
die Reiseblogger von camperstyle.de
jetzt ein umfangreiches und zeitgemäßes
Handbuch herausgebracht. Hier findest
du auf 400 Seiten reihenweise Tipps und
Checklisten rund um Campingfahrzeuge,
Reiseplanung und Ausstattung – alles was
ein Camping-Neuling wissen muss.
camperstyle.de/campingbuch
79
NEXT
Kaufen, anziehen, wegwerfen
Schnell designt, in Fernost produziert, billig auf den Markt geworfen, kurz
getragen und in den Müll damit: Fast Fashion heißt dieses Business-Konzept
der Textilindustrie. Abgesehen vom Fast Profi t der Unternehmen hat
niemand wirklich Freude daran. Weder die Arbeiter*innen in Südostasien
noch die Umwelt. Und die Konsumierenden letztendlich auch nicht wirklich.
Eine Näherin in Bangladesch verdient 90 Euro im Monat, die während
der Produktion eingesetzten Chemikalien vergiften das Grundwasser und
die Qualität der Kleidungsstücke verspricht häufi g keine lange Lebensdauer.
Inwieweit helfen Verbrauchersiegel wie der Grüne Knopf oder GOTS?
Sorgen sie für ausreichende Transparenz? Wie können wir bewusster mit
Kleidungsstücken umgehen?
Mehr dazu in der nächsten Ausgabe
greenup #12 – ab 06.05.2022 im Handel
© Maridav/Shutterstock.com
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