279.TIROL - November 2021
Ausgabe 5, November 2021
Ausgabe 5, November 2021
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1
KOMPLEXITÄT
MANAGEN!
Wer, wenn nicht unsere
Gemeinden?
2 MAL 3 MACHTE
IMMER SCHON 4!
Villa Benedikta in Absam
PLANUNGS-
VERBÄNDE
Zusammenarbeiten,
Kräfte bündeln,
eigenständig bleiben
AUSGABE 5 | NOVEMBER 2021
2
3
ZUR BESSEREN ÜBERSICHT
HABEN WIR ZWEI ZENTRA-
LE SCHWERPUNKTE IN DIE-
SER AUSGABE WIE FOLGT
GEKENNZEICHNET.
DIGITALISIERUNG
Die Corona-Krise hat gezeigt, welch
hohen positiven Einfluss die Digitalisierung
in unser aller Leben haben
kann. Alle Artikel im Magazin rund um
dieses Thema sind mit diesem Icon
gekennzeichnet.
ZUKUNFT GEMEINDE
Nur gemeinsam und in Kooperation
mit Expert*innen können die aktuellen
Herausforderungen in den Gemeinden
gelöst werden. Sie finden alle Themen
rund um die Zukunft der Gemeinden
anhand dieser Kennzeichnung.
Die GemNova bemüht sich um eine
gendersensible Sprache in all ihren
Texten. Dies umfasst die Ansprache
nicht nur des männlichen und weiblichen
Geschlechts, sondern auch
des dritten Geschlechts. Dies sind
Personen, die sich nicht in das binäre
Geschlechtssystem „männlich“ und
„weiblich“ einordnen lassen (wollen).
Regionalität und Umweltverträglichkeit
sind uns ein Anliegen.
INHALT
GemNova. inside
8
KOMPLEXITÄT
MANAGEN
GemNova.inside
tirol.modern und innovativ
tirol.sportlich und gesund
tirol.hat Recht
06 Gemeinsam für den
Klimaschutz
08 Komplexität managen
40 Neue Wege in den Tiroler
Gemeinden
42 Digitale Serviceleistungen
in
den Gemeinden
70 Ihr Weg zur Gesunden
Gemeinde
74 Dein Rad für alle Fälle
92 Eigentum verpflichtet
94 Die grüne Vergabe in der
Bauwirtschaft
tirol.investiert
tirol.schmeckts
tirol.mobil
tirol.Politik
12 2 mal 3 machte immer
schon 4!
46 Die neuen Gesichter der
Landesregierung
50 Kooperationen, Kräfte bündeln,
Synergien nutzen
76 Eine Garnele erobert
die Alpen
96 Tirols Gemeinden im Zeitalter
der Elektromobilität
DIE GRENZEN
DER SCHULEN
Ucil ma quam aut fugit, et lant volor sequi-
16 Regionale Wertschöpfung,
regionale Wertschätzung
18 Tiroler Bodenfonds
tirol.kooperiert
tirol.bildet
54 Wir bringen die
Welt an die
Schulen
tirol.traditionell
78 Wolle aus dem Villgratental
als ökologischer Baustoff
tirol.sucht Menschen
atiat audant. Sequae adi tectibernam quo
ommolup tatur.
tirol.kooperiert
22 Zusammenarbeiten, Kräfte
bündeln, eigenständig bleiben
26 Stärkung von
Kleinstbetrieben
60 Wir bringen die Gemeinden
an die Uni
98 Rietz, Delago und die Post
GemNova.Menschen
26
STÄRKUNG VON
KLEINSTBETRIEBEN
tirol.digital
28 Wo ist denn GeOrg?
30 Moderne Kommunikation
tirol.bunt und vielfältig
62 Da war sehr große Angst
dabei
64 Ich hab noch nie einen
Löwen gesehen
tirol.denkt weiter
80 Experimentierfreudiger
Osttiroler Bauer steht
auf Hanf
100 Shangri-La in Tirol
74
tirol.sportlich und gesund
DEIN RAD FÜR
ALLE FÄLLE
tirol.Wissen
82 Dornröschen im Plastikland
33 eGovernment
36 Mehr Knödel für alle
38 Tirols Gemeinden bekommen
eine
Digitalisierungsstrategie
66 Die Zeit, Veränderungen
anderen zu überlassen,
ist vorbei
68 Das Halltal – ein faszinierendes
Naturjuwel
84 Der Weg in die Zukunft
tirol.ist schön
87 Friedhöfe in Tirol
87
tirol.ist schön
FRIEDHÖFE
IN TIROL
Ein Besuch auf stillen Plätzen
6 GemNova.inside
GemNova.inside 7
GEMEINSAM
FÜR DEN
KLIMASCHUTZ
Das Thema Klimaschutz wird immer präsenter. In den
Medien, in der Politik und bei Stammtischgesprächen.
Dramatische Appelle der UNO, Fridays For
Future und viele Bewegungen mehr fordern
die Politik und die Menschen zum dringenden
Handeln auf. Es ist an der Zeit, rasch
und konsequent etwas zu tun. Gefordert
sind wir alle, nicht zuletzt auch im privaten
Umfeld. Gefordert sind natürlich auch die
Gemeinden. Viele Gemeinden haben das
schon erkannt und sind jetzt schon Vorreiter
in Sachen Nachhaltigkeit, Klimaschutz
und Energie.
Die Handlungsmöglichkeiten sind vielfältig,
vielfach aber auch sehr komplex. Wer kennt
schon die „Clean Vehicles Directive“? Wer
kennt sich mit nachhaltiger Beschaffung
aus? Wer kennt die vielen Förderungen,
die es gibt, und weiß, wie man diese beantragt?
Wer weiß, wie man Ausschreibungen
mit nachhaltigen Kriterien gestaltet?
Und wer weiß wirklich, was multimodale
Mobilität bedeutet? Fragen über Fragen,
die sich viele Gemeinden stellen und die
es zu beantworten gilt, um die richtigen
Maßnahmen zu setzen.
Wir als GemNova beschäftigen uns schon
längere Zeit mit obigen Fragen und haben
bereits jetzt breite Expertise in vielen dieser
Themen. Nachhaltiges Bauen ist für
uns nichts Neues. Gesamthafte Mobilitätskonzepte
gehören zu unserer Expertise.
Sich durch den Förderdschungel zu arbeiten,
ist unser täglich Brot. Wir integrieren
bereits nachhaltige Kriterien in Vergaben,
und um nachhaltige Beschaffung haben
wir uns schon vor sechs Jahren gekümmert.
Nicht, dass wir alles aus dem Effeff
beherrschen, aber darauf können Tirols
Gemeinden aufbauen und müssen sich
nicht mit jedem dieser Aspekte zwangsläufig
selbst befassen.
Bei vielen Themen greifen wir auch gerne
auf externe Partner*innen zurück. Wir denken,
es ist das Gebot der Stunde, gemeinsam
zu agieren. Es gibt in Tirol viele Institutionen,
die Wissen und Erfahrung in zahlreichen dieser
Gebiete haben. Es wäre Zeit, dies im
Sinne des Klimaschutzes gemeinsam für
Tirols Gemeinden zu bündeln.
Alois Rathgeb
Niki Kraak
K0mplexität
managen!
bürger*in
8 GemNova.inside
GemNova.inside 9
0litik
WER, WENN
NICHT UNSERE
GEMEINDEN?
Über Komplexität wurde und wird viel geschrieben. Auf die Schnelle habe ich über 100 Bücher dazu gefunden,
die sich mit dem Thema beschäftigen. Nun gut, viele davon sind primär kompliziert geschrieben.
Trotzdem ist es wert, das ein oder andere zu lesen. Es liegt in unserer Natur, dass wir komplexe Dinge
versuchen zu vereinfachen, um sie zu verstehen. Hier schlägt uns jedoch oft unser Gehirn ein Schnippchen
und sucht einfache Erklärungen für komplexe Fragestellungen. Das ist brandgefährlich und ein
Irrtum. Es geht immer darum, komplexe Dinge zuerst zu verstehen und dann einfach darzustellen. Wenn
man den Schritt des Verstehens auslässt bzw. durch Vereinfachung ersetzt, wird es gefährlich und führt
zu vielen Fehlentscheidungen.
Was hat das jetzt mit Gemeinden zu
tun? Oder mit der GemNova? Na ja, in
der Komplexität findet sich eine unserer
Schnittmengen mit den Tiroler
Gemeinden.
Fangen wir mit den Gemeinden an
Wer das Konstrukt Komplexität verstehen
will, muss einfach in eine Gemeinde gehen
und sich dort umhören und umsehen. Die
Gemeinde als kleinste Verwaltungseinheit
ist wohl eines der komplexesten „Gebilde“,
die es gibt. Nicht nur, dass eine Gemeinde
von der Wiege bis zur Bahre alles managen
muss, es kommt noch hinzu, dass dies nicht
in einer Struktur eines Unternehmens passiert.
Mit klarer Führungsperson, mit klaren
Abteilungen und Strukturen usw. In einer
Gemeinde gibt es Entscheidungsgremien,
die Trennung von Politik und Verwaltung,
das Zusammenspiel mit anderen öffentlichen
Einheiten wie Bund und Land, und es
gibt Bürger*innen, deren unterschiedlichs-
ten Interessen berücksichtigt werden müs-
sen. Also nicht einfach top-down, sondern
„kuddelmuddel“, salopp gesagt. Das alles
zu managen und unter einen Hut zu brin-
gen, ist eine Monsteraufgabe, und jede*r
sollte sich verneigen vor jenen Menschen,
die das tun. Das ist echt herausfordernd.
Aber was bedeutet diese Komplexität für
Unternehmen, die mit Gemeinden zusam-
menarbeiten? Zuallererst müssen sie die-
se Komplexität verstehen. Gesamthaft
verstehen. Ohne die Zusammenhänge,
die Einflussfaktoren und die Auswirkun-
gen zu kennen und zu verstehen, wird jede
Zusammenarbeit mit einer Gemeinde zu
einem Risiko für beide Seiten. Zu verste-
hen, welche Räder in Bewegung kommen,
wenn man dies oder jenes macht, ist her-
ausfordernd, aber essenziell wichtig. Zu
verstehen, wenn man was umsetzt, auf
was man achten muss, das nur indirekt
mit dem Thema zu tun hat. Das sind die
Herausforderungen, und das ist die Kunst.
ZUM AUTOR
ALOIS RATHGEB
Alois Rathgeb ist Gründer und
Geschäftsführer der GemNova.
Und damit kommen wir jetzt zur
GemNova
Das Verstehen dieser Komplexität haben
wir uns zur Aufgabe gemacht. Das Verstehen
der Komplexität und die richtigen
Lösungen anzubieten, ist unser Alleinstellungsmerkmal.
GemNova bietet nicht
eine Leistung oder einen Produktbereich
an. Als Komplettanbieter kennen wir die
10 GemNova.inside
GemNova.inside 11
zukunft gemeinde
Wir
bleiben wir
selbst.
Recht
Herausforderungen der Gemeinden, verstehen
die Zusammenhänge und können
damit individuell darauf reagieren. Das ist
unsere Stärke, und deshalb haben wir ein
breites Leistungsangebot. Dadurch können
wir abgestimmt vorgehen, Schnittstellen
vermeiden und damit rascher und kostengünstiger
arbeiten.
Das ist auch der Grund, wieso wir keinen
Bauchladen anbieten. Einen Bauchladen hat
jemand, der von allem ein bisschen hat. Wir
haben von den wichtigsten Themen viel.
Viel Know-how, viel Erfahrung und Kompetenz.
Und wir können diese Dinge verbinden,
in ein großes Ganzes einbetten.
Finanzen
pers0nal
verwaltungsentwicklung und digitalisierung
infrastruktur
Prozessoptimierung und Datenbereinigung,
Digitalisierung in der Verwaltung und Richtung
Bürger*innen.
Und für
all diese Themen
haben wir Fachleute
im Haus. Pr0fis
mit viel K0mpetenz
und erfahrung.
Pr0fis mit Herz und
Hirn.
WIR ALLE SIND GEMEINDE.
Deshalb konzentrieren wir uns auf ausschließlich
sechs Produktgruppen, nicht
mehr und nicht weniger:
pers0nal
Recht
finanzen
Infrastruktur
Zukunft Gemeinde
Verwaltungsentwicklung
und Digitalisierung
That’s it, das ist es. Mehr nicht. Also
kein Bauchladen, sondern Komplexität
verstehen und managen.
Die Herausforderungen für Gemeinden im
Themenfeld Personal liegen in der Suche,
der Auswahl und der Aus- und Weiterbildung
von Menschen, die in Gemeinden arbeiten
oder arbeiten wollen. Ein großes Zukunftsthema
werden Personaldienstleistungen
sein, von der Vertretung bis zur dauerhaften
Übernahme von Leistungen – aktuell vor
allem in der Kinderbetreuung – bis hin zur
Personalabrechnung und Beratung in Personalangelegenheiten.
Und natürlich unser
Angebot in der tirolweiten Sprachberatung.
Für viele Tiroler Gemeinden sind wir eine
wichtige Stütze im Themenfeld
Recht,
vor allem im Vergaberecht, aber auch in
der Begleitung zur DSGVO geworden. Wir
betreuen und beraten Gemeinden aber
auch zu Rechtsthemen wie Verordnungen
und Bescheide oder beim Rechtssicherheits-Check
und in zahlreichen anderen
Rechtsfragen.
Im Bereich der Gemeindefinanzen begleiten
wir Förderungen, bieten den F5-Finanzcheck
an und begleiten Gemeinden beim
Voranschlag, dem Rechnungsabschluss
und dem mittelfristigen Finanzplan. Natür-
lich unterstützen wir Gemeinden bei den
Steuern und Abgaben, machen Kreditausschreibungen
und bieten unser altbewährtes
Know-how im Bereich der Beschaffung
und des Fuhrparkmanagements an.
Eines unserer Steckenpferde ist die Infrastruktur.
Von Studien über Projektentwick-
lung, Bauherrenmanagement sowie rungs- und Finanzierungsberatung bis hin
zu den gesamten Vergabeverfahren und
Immobilien- und Facility-Management bieten
wir die komplette Palette an.
Wo geht die Reise hin? Damit beschäftigen
wir uns unter dem Titel Zukunft Gemeinde.
Für große Herausforderungen wie Kooperationen
und regionale Servicecenter, von
Nachhaltigkeit und Mobilität bis hin zur
gesunden Gemeinde und zum wichtigen
Zukunftsthema der Kommunikation haben
wir uns viel Wissen und Kompetenz angeeignet,
um Gemeinden kompetent zu unterstützen.
In den Themenbereichen Verwaltungsentwicklung
und Digitalisierung beschäftigen
wir Profis für Förde-
Organisationsentwicklung,
Und vor allem auch Menschen, die Gemeinden
verstehen, weil sie nichts anderes
machen als mit und für Gemeinden zu
arbeiten. Menschen, die mit viel Hingabe
für Tirols Gemeinden arbeiten. Menschen,
deren oberstes Ziel es ist, einen gesellschaftlichen
Beitrag zu leisten. Und Menschen,
die wissen und verstehen, welche
Herausforderungen Gemeinden managen
müssen.
Damit schließt sich der Kreis: Gemeinden
sind überaus komplex und benötigen Partner*innen,
die diese Komplexität verstehen
und gesamthafte Lösungen bieten können,
um diese zu managen. Gemeinsam mit
Tirols Gemeinden, denn:
Wir alle
sind
gemeinde!
"
Wir
vertrauen
einander.
Wir sind davon überzeugt, dass Menschen selbstbestimmt handeln können. Wir erwarten von allen
Kolleg*innen, dass sie Verantwortung übernehmen und ihr Tun darauf ausrichten, einen gesellschaftlichen
Beitrag zu leisten. Wir sind alle gleich, wir unterscheiden nicht nach Funktion und
Verantwortlichkeit und begegnen allen mit Wertschätzung. Wir lieben und leben Vielfalt in all ihren
Farben und bleiben bei unserem Handeln authentisch. Jede Person, die diese Grundsätze mitträgt,
kann innerhalb unseres Rahmens mitgestalten, sich einbringen, eigenverantwortlich und eigenorganisiert
handeln und dabei individuelle Wege wählen.
12 tirol.investiert tirol.investiert
13
2 mal 3
machte immer
sch0n 4!
die ideenliste
Lang, willenskraft
v0rhanden.
Villa Benedikta
Was Pippi L. uns lehren kann und wie man sich die Welt
machen kann, widdewidde wie sie einem gefällt.
Nicht nur Pippi L. macht sich die Welt,
wie sie ihr gefällt, auch die Gemeinde
Absam macht sich ihre Villa Benedikta,
widdewidde wie sie ihr gefällt. Die
Gemeinde hat ein Haus, ja sogar eine
Villa, und dort soll demnächst den Jüngsten
der Gesellschaft vielleicht schon ein
erstes Einmaleins nähergebracht werden.
Ja lange ging’s hin und her, dass
dort ein kunterbuntes Haus entsteht.
Aber wie schafft man sich denn ein kunterbuntes
Haus, ja sogar am besten mit
einem Äffchen und einem Pferd? Wen
frägt man denn am besten, wenn man
sich die Welt machen will, widdewidde
wie sie einem gefällt?
Was macht 2 mal 3?
Die Gemeinde Absam begab sich vor Langem
auf eine Reise, um herauszufinden,
was den Gemeindebürger*innen gefällt.
Was macht man denn nun mit der unter
Denkmalschutz und seit drei Jahren leerstehenden
Villa mitten im Dorf? Wie kommt
man drauf, was einem gefällt? Ja, vielleicht
einmal fragen, was den Großen und Kleinen
so gefällt? Gesagt, getan. Unter der
Koordination von Mag. Rainer Krismer und
unterstützt und begleitet von der Dorferneuerung
des Landes Tirol kam es zu
einem Bürger*innenbeteiligungsprozess.
So wurde ein Bürger*innenrat gegründet
und ein Ideenwettbewerb in der Gemeinde
ausgelobt. 97 Ideen später gab es Vorschläge,
Ideen, Konzepte, Visionen rund um das
Thema Generationen und Gemeinschaft,
Kunst/Kultur, Wohnen, Co-Working und vieles
andere. An Ideen mangelte es also nicht.
Wie kommt man jetzt zum Äffchen mit
dem Pferd?
Die Ideenliste lang, die Willenskraft vorhanden
– aber wie setzen wir denn das da
dann um? Ja, wie kommen wir denn nun
OBEN: Die Gemeinde
hat ein Haus, schon ganz
bald ein kunterbuntes
Haus mit einem Garten
für Äffchen und Pferd.
(© Putzlocher/GemNova)
ZUM AUTOR DI ROMAN SCHÖGGL
Roman Schöggl ist ausgebildeter Architekt, ehemaliger
Praktikant in der Abteilung Raumordnung &
Statistik sowie Mitarbeiter in der Dorferneuerung
im Amt der Tiroler Landesregierung und nun seit
Jänner 2021 im Team der GemNova.
14 tirol.investiert
tirol.investiert 15
LINKS: Platz für ein
kunterbuntes Haus
(© Putzlocher/GemNova)
facts
KOSTen
Komplettservice: max.
€ 2.200.000,– brutto
Spiel-
Regeln
"
Die Geschäftsstelle für Dorferneuerung
und Lokale Agenda 21 fördert, berät,
begleitet und unterstützt Gemeinden
bei der Entwicklung von baulichen und
kulturellen Maßnahmen. So freut es uns,
dass nach dem Bürger*innenbeteiligungsprozess
nun der Architekturwettbewerb
durchgeführt wird und so der Villa Benedikta
hoffentlich bald neues Leben in den
alten Mauern eingehaucht werden kann.
di
nik0laus juen
Leiter der Dorferneuerung im
Amt der Tiroler Landesregierung
zum kunterbunten Haus mit dem Äffchen
und dem Pferd? Den Empfehlungen aus
dem Beteiligungsprozess folgend, war es so
weit, einen Architekturwettbewerb auszuloben.
Das, was schon 2 mal 3 machte, wollte
jetzt umgesetzt, renoviert und gebaut
werden. In der bekannten Virusphase kam
die Gemeinde Absam zur GemNova. Ein
Architekturwettbewerb mit sechs geladenen
Architekt*innen macht uns die Villa,
widdewiddewitt, nun wie sie uns gefällt.
Gesagt, begonnen.
Alle Groß und Klein, trallalala, lad ich mir
zur Jury ein!
Unter Bedacht aller Rahmenbedingungen
und den Ergebnissen des Beteiligungsprozesses
war es der Gemeinde Absam und
der GemNova stets ein großes Anliegen,
das Verfahren in kooperativer und gemeinschaftlicher
Absicht mit allen Akteur*innen
abzuwickeln. Nach dem Beteiligungsprozess
wird auch der Architekturwettbewerb
mit den Mitteln der Dorferneuerung des
Landes Tirol unterstützt. Diese hat ihren
Leiter DI Nikolaus Juen sowie ihre neue
weibliche Jurorin in die Jury entsandt. Ein
Vertreter des Bundesdenkmalamts sowie
LINKS: Wege neuer
Möglichkeiten für ein
neues junges Leben in
historischen Mauern
(© Putzlocher/GemNova)
die Fachinspektorin für Elementarbildung
des Landes Tirol sind ebenso eingeladen.
Alle – Groß und Klein – sollen dabei sein.
So ist auch ein Vertreter des Bürger*innenrats,
neben weiteren Vertreter*innen
des Gemeinderats, als stimmberechtigtes
Mitglied in der Jury vertreten. Ein erfahrener
Tiroler Architekt und eine Expertin in
partizipativen Verfahren runden die Jury ab.
Die verschiedenen Zugänge und Ansichten
sollen so bei der Auswahl des Siegerprojekts
berücksichtigt werden.
Wer macht uns aber die Villa nun, widdewidde
wie sie uns gefällt?
Sechs Architekt*innen tüftelten bis Ende
September 2021 an ihren Ideen, entwarfen
und ließen ihren kreativen Ideen freien
Raum. Grundrisse, Schnitte, Ansichten und
auch ein Funktionskonzept wurden erstellt.
Als Beurteilungskriterium wird einerseits
berücksichtigt, wie man mit den Ergebnissen
des Bürger*innenbeteiligungsprozesses
umgeht und andererseits wie die Planer*innen
die Vorgaben des Denkmalschutzes
lösen können.
"
Die ansitzartige späthistorische Villa
Benedikta wurde gegen Ende des
19. Jahrhunderts errichtet und steht in
ihrer Gesamtheit gemäß § 2a der Verordnung
unter Denkmalschutz. Wenn bei der
Planung das historische Erscheinungsbild,
die Grundrissdispositionen und die
wertvollen bauzeitlichen Ausstattungselemente
auf angemessene Weise respektiert
werden, steht einem qualitätsvollen
Weiterbauen seitens der Denkmalpflege
nichts im Wege.
di mag. phil
alexander
0berlechner
Gebietsreferent
Bundesdenkmalamt
Abteilung für Tirol
OBEN: Offene Türen
für neue Ideen
(© Putzlocher/GemNova
Wann kommt denn nun endlich das Äffchen
mit dem Pferd?
Nachdem das Preisgericht im Oktober
2021 das Siegerprojekt ausgewählt hat,
soll es rasch bunt werden – nun sollen die
Umbauarbeiten vonstattengehen. Bürgermeister
Manfred Schafferer freut sich jetzt
schon darauf:
"
Die Villa Benedikta soll ein kunterbuntes Haus unter
anderem mit einer Kinderkrippe, Seminarräumen für
die Absamer Vereine, einem Eltern-Kind-Treff und
einem Dachboden für alle Absamer*innen werden.
Geplant ist auch, dass wir einen Kümmerer in der
Villa Benedikta anstellen, genauso wie wir uns das
im Beteiligungsprozess immer vorgestellt haben.
Ob und vor allem wo und wie nun endlich
das Äffchen und das Pferd aus dem
Fenster schauen werden, werden wir nach
dem Architekturwettbewerb sehen. Wir
alle freuen uns drauf, weil auch wir uns
die Welt machen, widdewidde wie sie
uns gefällt. Das sehen wohl nicht nur
Herr Nilsson und Pippi L. so.
Kinderkrippe mit
2 Gruppen nach § 12
TKKG Abs. 2 und 3
und unter § 2a Verordnung
Denkmalschutz
innen und
außen
Spielfläche
Innen: 660 m²
Garten
Für Äffchen und
Pferd: groooß!
BGM MST.
Manfred
schafferer
Bürgermeister
Gemeinde Absam
16 tirol.investiert tirol.investiert
17
REGIONALE
WERTSCHÖPFUNG,
REGIONALE
WERTSCHÄTZUNG
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Weltwirtschaft immer
mehr vernetzt. Die Globalisierung ist bestimmendes Element des
heutigen Wirtschaftens. In deren Schatten gewinnt aber auch
Regionalität immer mehr an Wichtigkeit. Schlagwort ist
dabei regionale Wertschöpfung. Regionale Hersteller produzieren nah
an den Kundinnen und sorgen für Nachhaltigkeit und schonen die Umwelt.
OBEN: Andreas Haas, Bürgermeister
der Gemeinde Gerlos
(© GemNova)
LINKS: In der Gemeinde
Gerlos entsteht ein neues
Bildungszentrum. (© GemNova)
Wir haben nach Beispielen gesucht, wie
dies in Tirol gelebt wird. Erste Station ist
die Gemeinde Zirl westlich von Innsbruck.
Das Unternehmen hollu, Partner der ersten
Stunde der GemNova, entwickelt seit
115 Jahren innovative Systemlösungen,
die den Reinigungsalltag in vielen Tiroler
Gemeinden vereinfachen. Hollu ist ein
großer Verfechter von Wertschöpfung und
Vernetzung mit Partnerbetrieben in der
Region. „Regionale Wertschöpfung, regionale
Wertschätzung ist für mich alternativlos.
Für mich ist es nicht möglich,
in einer Region zu leben, ohne eine starke
Wirtschaft im Hintergrund zu haben,
sprich Arbeitsplätze. Das ist ein ganz
entscheidender Bestandteil von Wohlstand
für uns alle und auch Sicherheit“,
schildert hollu-Geschäftsführer Simon
Meinschad seine Philosophie. „Wir haben
über Jahre Partnerschaften mit anderen
Unternehmen in der Region aufgebaut.
So entwickeln wir gemeinsam zukunftsfähiges
Leben. Die Produkte legen einen
sehr kurzen Weg zurück, um zum Endverbraucher
zu kommen. Das sind Bausteine,
die es in der nachhaltigen Beschaffung
einfach braucht.“
Ganz ähnlich sieht dies GemNova-
Geschäftsführer Alois Rathgeb: „Der Gem-
Nova war es von Anfang an ein großes
Anliegen, dass wir die heimische Wirtschaft
unterstützen und Aufträge nach
Möglichkeit in Tirol vergeben. Das gelingt
uns zu 95 Prozent bei einem jährlichen
Auftragsvolumen von ungefähr 400 Millionen
Euro. Wir sind daher überzeugt, einen
wesentlichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung
leisten zu können.“ Beschaffungsexperte
Robert Balazinec Kollnig,
ebenfalls vom Unternehmen der Tiroler
Gemeinden, schildert, wie dies im Alltag
gelebt wird: „Der Grundgedanke der Gem-
OBEN: Simon Meinschad,
Geschäftsführer der hollu Systemhygiene
GmbH (© GemNova)
RECHTS: Betriebsstätte der
hollu in Zirl (© hollu)
Nova war ja Kooperation untereinander in
den Tiroler Gemeinden, aber auch mit der
Tiroler Wirtschaft. Von Tag eins ist der
Ansatz in der Beschaffung, aber auch allgemein,
eine Lösung in der Gemeinde zu
finden. Wenn es dort keine Lösung gibt,
erweitern wir den Suchradius für nachgefragte
Produkte auf den Bezirk, dann
auf Tirol und dann auf das ganze Land.
Erst, wenn es keine Lösung vor Ort gibt,
schauen wir über die Grenzen hinaus“,
so Kollnig.
Wir begeben uns nach Gerlos. Die
Gemeinde hat viel Geld aufgebracht, um
eine neue Kinderbetreuungseinrichtung
zu errichten. Viel Wert wurde bei dieser
Investition in die Zukunft nicht nur auf
das künftige Wohlbefinden der Kleinsten
gelegt, sondern auch auf die Stärkung der
Wirtschaft im regionalen Umfeld. „Das
Projekt ist ein Meilenstein in der Weiterentwicklung
unserer Gemeinde. Außerdem
bringt es natürlich für unsere lokalen
Firmen und Wirtschaftstreibenden einen
großen Vorteil“, so Bürgermeister Andreas
Haas. Unterstützt wurde die Gemeinde
Gerlos bei der Durchführung des Großprojekts
von der GemNova. „Wir als GemNova
dürfen zahlreiche Tiroler Gemeinden bei
der Umsetzung ihrer Infrastrukturprojekte
begleiten. Die Gemeinde Gerlos ist dafür
ein ausgezeichnetes Beispiel. Uns ist es
als Unternehmen der Tiroler Gemeinden
immer ein großes Anliegen, regionale
Wertschöpfung voranzutreiben“, so Infrastrukturexperte
Alexander Gostner.
„WIR HABEN ÜBER
JAHRE PARTNER-
SCHAFTEN MIT ANDE-
REN UNTERNEHMEN IN
DER REGION AUFGE-
BAUT. SO ENTWICKELN
WIR GEMEINSAM
ZUKUNFTSFÄHIGES
LEBEN.“
SIMON MEINSCHAD
HOLLU-GESCHÄFTSFÜHRER
ZUM AUTOR
MANFRED SCHIECHTL
25 Jahre Medienerfahrung in verschiedensten
Bereichen bei der Tiroler Tageszeitung und dem
Kurier sind die Basis für seine umfangreiche
Expertise in allen Kommunikationsbelangen.
Kontakt: m.schiechtl@gemnova.at
18 tirol.investiert tirol.investiert
19
Tiroler Bodenfonds –
qualitätsvolle Bebauung,
leistbarer Wohnraum
Von tirolweiten Wohnbauprojekten bis hin zu zahlreichen
interkommunalen Gewerbegebieten: Der Tiroler Bodenfonds
(TBF) realisiert in Zusammenarbeit mit den Gemeinden
laufend zukunftsweisende Projekte.
Bebauungs- und Wohnkonzepte, die in
die Region passen und alle Aspekte der
Nachhaltigkeit berücksichtigen – von
Energieeffizienz über Verkehrskonzepte
bis hin zur Grünraumplanung –, stehen
beim Tiroler Bodenfonds im Fokus.
Der zuständige Landesrat Johannes Tratter
sieht in der Arbeit des Bodenfonds einen
wesentlichen Mehrwert für die heimische
Bevölkerung sowie Wirtschaft: „Der verantwortungsvolle
Umgang mit der begrenzten
Ressource Grund und Boden hat höchste
Priorität. Es geht dabei allem voran um den
Erhalt unserer Lebensqualität für künftige
Generationen. Der Tiroler Bodenfonds
nimmt hier eine wesentliche Rolle ein: Es
werden laufend Projekte zur Schaffung von
leistbarem Wohnraum sowie bodensparenden
Gewerbegebieten umgesetzt.“ Alexander
Erhart, Geschäftsführer des Tiroler
Bodenfonds, ergänzt: „Sei es im privaten
BILD:
LR Johannes Tratter (li.)
und Alexander Erhart,
Geschäftsführer TBF.
(© Land Tirol)
oder gewerblichen Nutzungsbereich, das
künftige Wohlbefinden der Käuferinnen und
Käufer, die Vermeidung von Nutzungskonflikten
und eine verdichtete und nachhaltige
Bauweise sind dem Tiroler Bodenfonds
ein besonderes Anliegen. Erfolgskonzepte
sind dabei sowohl Bürgerbeteiligungsprozesse
als auch der stetige Austausch mit
den Tiroler Gemeinden.“
Regionalen Raum stärken
Der TBF vergibt auch Grundstücke für die
gewerbliche Nutzung. Besonderer Schwerpunkt
liegt dabei auf der Schaffung von
interkommunalen Gewerbegebieten. Regionale
Gewerbegebiete – beispielsweise das
Unternehmerzentrum Aldrans-Sistrans-
Lans – haben gezeigt, dass gemeindeübergreifende
Kooperationen oft der Schlüssel
zum Erfolg sind. Primäres Ziel des TBF
ist dabei die Bereitstellung von preiswerten
Flächen zum Zwecke der wirtschaftlichen
Nutzung sowie die Sicherung von
Arbeitsplätzen in der Region. Trotzdem
wird stets auf die Wahrung des Orts- und
Landschaftsbilds geachtet.
Unterstützung der Gemeinden
Neben der Projektentwicklung unterstützt
der Tiroler Bodenfonds die Tiroler Gemeinden
auch bei der Gestaltung von Raumordnungsverträgen.
Dahingehend werden
von den Mitarbeiter*innen des TBF auch
laufende Schulungen und Vorträge in den
Bezirken angeboten. „Die Raumordnung ist
ebenso wichtig wie komplex. Unser Team
stellt den Gemeinden daher bestmögliche
Unterstützung bei Fragen zur Vertragsraumordnung
zur Verfügung“, betont Alexander
Erhart.
LINKS:
Vorzeigeprojekt Wildschönau:
Sieben Doppelhäuser ordnen sich
um zwei Plätze an und bilden eine
kleine dörfliche Siedlung.
(© Unisono Architekten ZT GmbH)
Verantwortungsvoll bauen
Verlässlicher Partner
für Tiroler Gemeinden
20
tirol.investiert tirol.investiert 21
BILD:
Für Maximilian Riedmüller,
Mitarbeiter beim TBF, steht
eine verantwortungsvolle
Bauweise im Vordergrund.
(© Land Tirol)
„Etwas zu bauen, das bedeutet Verantwortung
zu übernehmen“, weiß auch Maximilian
Riedmüller, Mitarbeiter des TBF.
Um eine vertretbare architektonische
Qualität zu gewährleisten, lobt der TBF
regelmäßig Architekturwettbewerbe für
die Gestaltung des Projektgebiets aus. Die
bauliche Umsetzung des Wettbewerbsergebnisses
wird einerseits durch einen
Bebauungsplan und örtliche Bauvorschriften
und andererseits durch entsprechende
Vertragsklauseln bei der Vergabe der Bauplätze
sichergestellt.
„Egal ob im privaten oder gewerblichen
Nutzungsbereich, das künftige Wohlbefinden
der Käufer, die Vermeidung von Nutzungskonflikten
und eine verdichtete und
nachhaltige Bauweise sind dem Tiroler
Bodenfonds ein besonderes Anliegen“, so
Maximilian Riedmüller.
Tratzbergsiedlung, Jenbach
Multifunktionsgebäude mit 10 Mietwohnungen, 8 Kindergartengruppen,
2 Kinderkrippengruppen, 2 Gewerbeeinheiten
Wohn und Pflegeheim Haus Maria, Natters
40 Pflegebetten, 8 Tagesbetreuungsplätze, 14 Einheiten
für betreubares Wohnen, 1 Arztpraxis
Haus der Generationen, Volders
Multifunktionsgebäude mit 13 betreubaren Mietwohnungen,
8 Kindergartengruppen, 4 Kinderkrippengruppen,
Vereinsräumlichkeiten
bezahlte Anzeige
Vorzeigeprojekt
Wildschönau
UNTEN:
Alle Terrassen sind Richtung Süden
ausgerichtet, jedes Haus grenzt einerseits
an einen zentralen Platz und
bietet andererseits privaten Rückzugsbereich.
(© Unisono Architekten ZT
GmbH)
Kindergarten Elisabethinum, Axams
6 Kindergartengruppen, 2 Kinderkrippengruppen
Sozialzentrum „Gepflegtes Wohnen“, Mayrhofen
80 Pflegebetten, Räumlichkeiten für Sozialsprengel
und Tagespflege, Zentralgarage für Gemeinde
Kindergarten St. Paulus, Innsbruck
3 Kindergartengruppen, 2 Kinderkrippengruppen
OBEN:
Ein besonderes Plus ist der
freie Talblick bis zur Hohen
Salve. Durch das leicht abfallende
Gelände und die durchdachte
Positionierung der Häuser wird allen
diese Qualität zuteil. (© Unisono
Architekten ZT GmbH)
Ein Vorzeigewohnprojekt befindet sich
beispielsweise in der Gemeinde Wildschönau
in Planung. Den bereits abgeschlossenen
Architekturwettbewerb konnte das
Architekturbüro „Unisono Architekten ZT
GmbH“ für sich entscheiden. Das Projekt
wird gemeinsam mit der NEUE HEIMAT
TIROL Gemeinnützige WohnungsGmbH
umgesetzt.
ZUM AUTOR
MAXIMILIAN
BRANDHUBER, BA
Maximilian Brandhuber ist im Amt der
Tiroler Landesregierung in der Abteilung
Öffentlichkeitsarbeit tätig.
Kontakt:
maximilian.brandhuber@tirol.gv.at
Betreubares Wohnen, Haiming
18 betreubare Mietwohnungen
Einsatzzentrum, Schönwies
Einsatzzentrum für die Feuerwehr und Bergrettung
NEUE HEIMAT TIROL: Erste Adresse für Tirols Gemeinden
Nicht nur wenn es um leistbaren Wohnraum für die Tirolerinnen und Tiroler geht, ist die NEUE HEIMAT TIROL
die erste Wahl für die Tiroler Gemeinden. Auch bei der Errichtung von kommunalen Einrichtungen ist sie ein
gefragter und verlässlicher Partner.
Sozialzentrum „Ankematen“, Kematen
21 betreubare Mietwohnungen, Räumlichkeiten für Lebenshilfe,
Sozialsprengel und Physiotherapie, 1 Arztpraxis
Fotos: NHT/2quadr.at, Oss, Pauli, Vandory, Renderwerk
NEUE HEIMAT TIROL Gemeinnützige WohnungsGmbH . Gumppstraße 47 . 6020 Innsbruck . neueheimat.tirol
22
tirol.kooperiert
tirol.kooperiert
23
Zusammenarbeiten,
Kräfte bündeln,
eigenständig bleiben
BILD:
Auch die Planungsverbände
im Außerfern
nutzen die Möglichkeit
einer Planungsverbandskoordination.
(© shutterstock)
Durch Planungsverbandskoordinatoren und regionale Strukturkonzepte
entstehen neue Chancen und Möglichkeiten der interkommunalen Kooperation
in der Raumordnung.
ZUM AUTOR
MAG. (FH) MAG.
CHRISTIAN
DRECHSLER
Christian Drechsler ist seit
2012 im Amt der Tiroler Landesregierung
tätig. Dort ist er
im Fachbereich Überörtliche
Raumordnung der Abteilung
Raumordnung und Statistik für
die Koordination von Planungsverbänden
zuständig.
Seit 2005 gibt es in Tirol Planungsverbände.
Sie sind gesetzlich verordnete
Zusammenschlüsse von Gemeinden
und stellen öffentlich-rechtliche Körperschaften
dar.
Der Zweck von Planungsverbänden besteht
sowohl in einer gemeinsamen vorausschauenden
Planung und in der Ent- und
Abwicklung gemeinsamer raumordnungsrelevanter
Projekte als auch in der Abstimmung
von größeren Bauvorhaben oder
infrastrukturellen Maßnahmen einzelner
Mitgliedsgemeinden, explizit der Errichtung
von Breitbandinfrastruktur.
Wie auch die Größe der einzelnen Planungsverbände
höchst unterschiedlich ist
– die kleinsten umfassen drei Gemeinden,
der größte Planungsverband 25 Gemeinden
–, so verlief auch ihre bisherige Entwicklung
äußerst inhomogen. Es zeigte sich
sehr bald nach der Verordnung, dass nur in
jenen Planungsverbänden vermehrt interkommunale
Aktivitäten gesetzt wurden,
in denen einer verantwortlichen Person
aus der Kommunalpolitik dies ein Anliegen
gewesen ist oder in denen engagierte
Personen aus der Kommunalverwaltung
den Mehrwert der Kooperation erkannt
haben. Die finanzielle Unterstützung von
Planungsverbandsprojekten erfolgte von
Anfang an, auch um den Anreiz zu schaffen,
über bestehende vor allem zweckorientierte
und operativ tätige Gemeindeverbände
hinaus strategisch wertvolle
Projekte auf Planungsverbandsebene zu
entwickeln. Wachsender finanzieller Druck
auf einzelne, vor allem kleinere und periphere
Gemeinden mit geringer Zentralität
sowie neue und komplexer Aufgaben
bei gleichzeitig steigenden Anforderungen
an die Qualität der Leistung und an die
Erbringung von Leistungen von Gemeinden
erfordern eine abgestimmte räumliche
Entwicklung.
Abstimmung zwischen den Gemeinden
muss organisiert werden: Zu diesem
Zweck können Planungsverbände beim
Land Tirol seit 1. Jänner 2021 Förderungen
beantragen, welche die Beschäftigung
eines sogenannten Planungsverbandskoordinators
unterstützen. Diese Person übernimmt
insbesondere die organisatorischen
Aufgaben des Planungsverbands (Sitzungen,
Berichtswesen), führt seine Geschäftsstelle
als kundiger Ansprechpartner und
Vermittler und ist initiativ für gemeinsame
Projekte.
Planungsverbände sollen als etablierte
Planungseinheit in der regionalen Raumordnung
Tirols gefestigt werden. Bis Ende
2022 soll jeder Tiroler Planungsverband
– sofern nicht schon geschehen – ein
sogenanntes „regionales Strukturkonzept“
entwickelt haben, in dem spezifisch für
das Verbandsgebiet entworfene Ziele und
Maßnahmen einer gemeinsamen räumlichen
Planung textlich festgeschrieben sind.
Diese Ziele und Maßnahmen stellen die
Basis für gemeinsame Projekte oder Vorschläge
für die Ausarbeitung von raumordnungsfachlichen
Regionalplänen dar und
weisen einen Charakter einer akkordierten
Selbstbindung für die jeweiligen Mitgliedsgemeinden
der Planungsverbände auf.
Rechtlich bindend für die Entwicklung
der Gemeinden sind und bleiben die örtlichen
Raumordnungskonzepte. Für die
Entwicklung der „regionalen Strukturkonzepte“
und einzelner raumordnungsrelevanter
Projekte stehen ebenso
finanzielle Mittel des Landes
Tirol bereit und können von den
Planungsverbänden bei der
Abteilung Raumordnung und
Statistik beantragt werden.
Gerade in herausfordernden
Zeiten gilt es, Kräfte zu bündeln
und Synergien zu nutzen.
Die Zusammenarbeit von
Gemeinden über Grenzen hinweg
bedeutet, dass die einzelnen
Gemeinden voneinander
profitieren und miteinander
auf effiziente Art und Weise
die Zukunft planen können.
Die Planungsverbände in Tirol
haben die Vorteile dieses ‚Mit-
einanders‘ bereits erkannt und
setzen mittels gezielter Strategien
die gemeinsame räumliche
Entwicklung um.
JOHANNES TRATTER
LANDESRAT
24 tirol.kooperiert tirol.kooperiert
25
Planungsverbandskoordination
im Bezirk Reutte
„Es freut mich, die Verbände
im Außerfern als Koordinatorin
unterstützen zu dürfen.
Als ersten Schritt führen wir
mit den einzelnen Mitgliedsgemeinden
eine Bestandsaufnahme
und eine Ist-Analyse in
Bezug auf Organisation, Aufgaben
und Tätigkeiten sowie laufende
Projekte des Planungsverbands
durch.“
KARINA KONRAD
KOORDINATION PLANUNGS-
VERBÄNDE, GEMNOVA
P3
P1
P2
P4
BGM. MARTIN SCHÄDLE
PLANUNGSVERBANDSOBMANN
TANNHEIMERTAL (PV 1)
„Als Unternehmen der Tiroler
Gemeinden bildet die GemNova
alle Bereiche ab, die eine
positive Entwicklung unserer
Gemeinden unterstützen und
vorantreiben. Frei nach dem
Motto, ‚Das Rad muss nicht
neu erfunden werden‘, birgt
die Koordinationsfunktion die
Möglichkeit, Synergien in vielen
Bereichen zu nutzen.“
„Um im Planungsverband aktiv
arbeiten zu können, ist es
notwendig, ein professionelles
Umfeld zu gestalten. Bisher
wurden die Aufgaben des
Planungsverbandsobmannes
neben denen des Bürgermeisters
durchgeführt. Die zunehmenden
Aufgaben, sowohl in
den Gemeinden als auch im
Planungsverband, machen es
notwendig, eine Koordinatorin
einzubinden, um professionell
arbeiten zu können.“
BGM. MARTIN HOHENEGG
PLANUNGSVERBANDSOBMANN
ZWISCHENTOREN (PV 4)
Durch eine sinnvolle Bündelung von
Kräften können weitreichende Synergien
geschaffen werden. Dabei liegt
besonders in der Kooperation von
Gemeinden in verschiedensten Tätigkeitsfeldern
ein großes Potenzial.
Auf Initiative von Landesrat Johannes
Tratter soll dieses Potenzial in der Arbeit
der Planungsverbände mittels einer neu
geschaffenen Förderung für die Installation
von Koordinator*innen in den Planungsverbänden
genutzt werden.
Diese Möglichkeit wird ab sofort auch von
den Planungsverbänden des Außerferns in
Anspruch genommen, welche die GemNova
als Planungsverbandskoordinatorin beauftragt
haben. Die Koordinationstätigkeit reicht
von der Administration und Organisation
sämtlicher Maßnahmen innerhalb des Planungsverbands
über die Projektkoordination
bis hin zur Vernetzung zwischen den Mitgliedsgemeinden
und externen Ansprechpartnern.
Im Rahmen einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit Landesrat Johannes
Tratter und den Obmännern der vier Planungsverbände
im Außerfern wurden die
Weichen für die zukünftige Zusammenarbeit
gestellt. Neben einer initialen Bestandsaufnahme
und Analyse stehen bereits weitere
Projekte in den Startlöchern, die in Zusammenarbeit
aller Gemeinden geplant und
umgesetzt werden sollen.
IHRE ANSPRECHPERSON:
MAG. NIKOLAUS KRAAK
N.KRAAK@GEMNOVA.AT
BILD:
V. l. n. r. Nikolaus
Kraak (GemNova),
Bgm. Martin Schädle,
Bgm. Martin Hohenegg,
LR Johannes
Tratter, Bgm.
Wolfgang Winkler,
Bgm. Heinrich
Ginther
(© GemNova)
„In vielen Gemeinden im Außerfern steht mit der
Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl 2022 auch
ein Wechsel in der Gemeindeführung an. Bis sich die
jeweiligen Gemeinderäte in den Orten wieder neu konstituiert
und gefunden haben, vergeht wertvolle Zeit.
Um dieses ‚Interregnum‘ zu überbrücken, können durch
den Planungsverbandskoordinator wichtige dungshilfen vorbereitet
Entschei-
werden.“
BGM. WOLFGANG WINKLER
PLANUNGSVERBANDSOBMANN
REUTTE UND UMGEBUNG (PV 2)
„Die Aufgaben des Planungsverbands
sind immer mehr
geworden, sodass es als
Obmann immer schwieriger
wurde, diese zu bewältigen.
Da der Planungsverband eine
immer größere Rolle spielt, ist
es wichtig, diesen optimal zu
führen.“
BGM. HEINRICH GINTHER
PLANUNGSVERBANDSOBMANN
OBERES LECHTAL (PV 3)
26 tirol.kooperiert tirol.kooperiert
27
Prinzipiell ist es für innovative Unternehmen
nicht entscheidend, zu welcher Größenkategorie
oder Branche sie zählen bzw. in welcher
Region sie beheimatet sind. Essenziell
ist vielmehr, in der Nähe der Kund*innen zu
sein und über geeignete Rahmenbedingungen
zu verfügen, welche für die Erbringung
der Leistungen notwendig sind. Hierunter
zählen u. a. flexible Infrastruktur und Erweiterungsmöglichkeiten,
stabile Internetverbindung
und gute Verkehrserschließung. Vor
allem eine flexible Infrastruktur und Erweiterungsmöglichkeiten
samt Internetausbau
haben dafür gesorgt, dass sich innovative
Kleinstbetriebe in ländlichen Regionen niedergelassen
haben, die der Pandemie zum
Trotz auf Wachstum setzen. Diese Unternehmen
stärken wiederum die jeweilige
Gemeinde und auch ländliche Regionen,
sodass deren Investitionsvorhaben maßgeblich
zur Wertschöpfung in Tirol beitragen.
Kleinstbetriebe werden zukunftsfit
Mit der Wachstumsoffensive unterstützt
das Land Tirol deshalb auch Kleinstbetriebe
dabei, sich mit Investitionen zukunftsfit
zu machen. Es sollen dadurch Anreize
geschaffen werden, um der krisenbedingten
Rezession entgegenzuwirken. Förderungswürdig
sind Investitionsvorhaben,
die eine Verbesserung der Betriebskultur
vorhaben und/oder den Fokus auf eine
Verbesserung des Angebots der Tiroler
Wirtschaft legen. Dazu zählen bauliche
und maschinelle Erweiterungen, Verbesserungen
der betrieblichen Infrastruktur,
Erzeugung neuer oder verbesserter Produkte,
Investitionen in Tourismus- und
Freizeitwirtschaft zur Saisonsverlängerung,
Gewinnung neuer Zielgruppen sowie
Qualitätsverbesserungen.
Die Förderung wird als nicht rückzahlbarer
Einmalzuschuss gewährt und beträgt
10 Prozent der förderbaren Kosten. Der
Mindestbetrag der förderfähigen Investitionskosten
beträgt 5000 Euro. Die Förderungsbemessungsgrundlage
ist mit
100.000 Euro begrenzt. Eine Kombination
mit anderen Zuschussförderungen
des Landes Tirol ist nicht möglich. Die
Wachstumsoffensive für Kleinstbetriebe
wurde verlängert und kann noch bis
31. Dezember 2021 eingereicht werden.
OBEN: Die Wachstumsoffensive
unterstützt Kleinstbetriebe
bei zukunftsweisenden Investitionsvorhaben.
(© shutterstock)
STÄRKUNG VON
KLEINSTBETRIEBEN
AUCH IN LÄNDLICHEN
GEMEINDEN
FÖRDERPOTENZIALE ALS GEMEINDE AUSSCHÖPFEN
Gerade in Zeiten wie diesen, wo alle Fördermöglichkeiten
maximal ausgeschöpft
werden sollten, um das ohnehin schon angespannte
Budget zu entlasten und Investitionen
tätigen zu können, ist es auch für
Gemeinden essenziell, den Überblick im
Förderdschungel zu bewahren.
Ob bei Verbesserung der kommunalen Infrastruktur,
im Bereich der Digitalisierung
oder in Bezug auf Themen rund um Klima,
Umwelt und Mobilität – das Spektrum an
unterschiedlichen Förderprogrammen auf
den diversen Ebenen (Land, Bund, EU) ist
weitreichend.
Gerne unterstützen wir die Gemeinden
dabei, sämtliche Förderpotenziale bestmöglich
zu nutzen. Bei Fragen zu Förderthemen
stehen wir gerne zur Verfügung:
Maximilian Huber, MA
+43 (0)660/29 68 969
m.huber@gemnova.at
ZUM AUTOR
BERNHARD
HOFER, MSC
Bernhard Hofer ist CEO der
Cemit Speeding up Innovation
GmbH, die sowohl Start-ups als
auch Gemeinden und Großunternehmen
im Innovationsprozess
begleitet.
28 tirol.digital tirol.digital
29
WO ist
denn ge0rg?
KLAUS GASTEIGER
Bürgermeister in
Kaltenbach (© GemNova)
Wir haben uns auf die Suche gemacht. Und sind fündig geworden.
In Lans, Serfaus, Weer und Kaltenbach. Vier Gemeinden,
vier konkrete Beispiele dafür, wie GeOrg im Detail funktioniert.
Das Ergebnis: GeOrg, der digitale Gemeindeorganisator, kommt
in den Tiroler Gemeinden immer besser an.
Beginnen wir einfach in der Zillertaler
Gemeinde Kaltenbach. Hier ist Klaus
Gasteiger seit 21 Jahren Bürgermeister.
Diese kleine Tourismusgemeinde ist in
ihrer Entwicklung im Bereich der Digitalisierung
auch schon recht weit fortgeschritten.
In Kaltenbach ist seit einiger
Zeit auch GeOrg im Einsatz. Gasteiger:
„Digitalisierung ist bei uns kein leeres
Wort. Wir gehen mit der Zeit, nehmen
auch gerne eine Vorreiterrolle ein. So
sind wir wohl eine der ersten Gemeinden
Tirols, wo selbst der Überprüfungsausschuss
die Finanzengebarung voll digital
prüft. Ein Meilenstein, ein ganz wichtiger
Meilenstein.“
Konkret bedeutet dies, dass bereits der
Rechnungseingangsprozess komplett
digitalisiert ist. Die Bankauszüge, Finanzonline-Unterlagen
und die Unterlagen aus
dem Unternehmensserviceportal (strukturierte
E-Rechnungen) kommen automatisiert
in das Rechnungseingangsbuch
und werden teilautomatisiert abgearbeitet.
„Über Nacht werden im Hintergrund
alle Daten – auch mit der Bank – verarbeitet,
sodass unsere Finanzverwalterin
am nächsten Morgen nur wenige Belege
händisch nachbuchen muss“, erklärt der
Bürgermeister.
Voraussetzung dafür: ein einheitliches
System, eine einheitliche Basis, eine einheitliche
Erfassung und saubere, eindeutige
Datensätze. „Wir sehen mit einem
Klick die sachliche Prüfung und Anordnung.
Außerdem kann der Überprüfungsausschuss
pro Beleg seine Kommentare
dazu abgeben, diese werden gespeichert
und archiviert. Nach Abschluss sehe ich
als Bürgermeister im Protokoll, welche
Belege wann von wem in welcher Form
geprüft wurden. Das ist schon ein gewaltiger
Quantensprung, verglichen mit dem
alten händischen System. Vorteile gäbe
es noch weitere, diese aber alle aufzuzählen
würde den Rahmen sprengen“,
so Gasteiger.
PAUL GREITER
Bürgermeister in Serfaus
(© Gemeinde Serfaus)
MARKUS ZIJERVELD
Bürgermeister in Weer,
im Bild mit GemNova-Geschäftsführer
Alois Rathgeb (li.)
(© GemNova)
Serfaus im Oberen Gericht
Ortswechsel nach Serfaus ins Obere
Gericht, auf einer beeindruckenden Sonnenterrasse
rund 500 Meter über dem
Inntal gelegen. Seit zwölf Jahren ist hier
Paul Greiter Bürgermeister, im Zivilberuf
Landwirt und Unternehmer. „Wir nutzen
GeOrg seit einigen Monaten und sind
damit hoch zufrieden. Wir haben unsere
Verwaltungsprozesse digitalisiert, das
spart zum einen Kosten, bringt zum anderen
eine höhere Effizienz, Standardprozesse
werden automatisiert, Dateneingaben
müssen nur mehr einmal erfolgen,
Ablagesysteme sind im Arbeitsprozess
integriert“, so der Bürgermeister.
Gleichzeitig wird durch diese digitale
Abwicklung alles einfacher und sicherer,
Rechtssicherheit spielt dabei eine ganz entscheidende
Rolle. „Unser Adress-, Gebäude-
und Wohnungsregister wurde vor der
Umstellung komplett aufgeräumt. Im Rahmen
der Umstellung wurden sämtliche
Grundstücke überprüft, jede Nutzungseinheit
detailliert kontrolliert. Damit haben wir
eine Basis geschaffen, auf die wir jetzt sauber
aufsetzen können, die digitalen Prozesse
laufen sauber und automatisiert durch“,
freut sich Greiter. „Serfaus hat damit einen
wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung
gesetzt.“
Wer, wenn nicht Weer
Die kleine Gemeinde Weer liegt im Bezirk
Schwaz und kann auf eine bemerkenswerte
Geschichte zurückblicken. Schon in
der Bronzezeit (2200–800 v. Chr.) war dieses
Gebiet besiedelt, Funde von Keramikscherben
beweisen dies eindrucksvoll. Klar,
das ist lange her, aber Entwicklung ist in
jeder Zeit wichtig, neue Ideen sind immer
gefragt. Auch Weer machte den Schritt in
die Digitalisierung, setzt nun auf GeOrg.
Bürgermeister Markus Zijerveld, selbst im
IT-Bereich tätig, erklärt die Gründe: „Wir
haben uns die Entscheidung nicht leicht
gemacht, haben ein Jahr lang intensiv
recherchiert. Jetzt haben wir eine Lösung
für die nächsten Jahrzehnte gefunden, die
auf eine gute Grundbasis aufbaut und
erweiterbar ist.“ Um die Gemeindeangestellten
mit dem neuen System nicht zu
überfordern, wurden sie anfangs von der
GemNova begleitet, geschult und unterstützt.
Zentraler Punkt dabei: GeOrg arbeitet
ausschließlich mit den Daten der zentralen
Register, ordnet Gemeindedaten
immer eindeutig zu und verknüpft all diese
Informationen zu rechtskonformen Ergebnissen.
Dadurch entsteht Rechtssicherheit
und eine sinnvolle, effiziente Digitalisierung.
Lans bei Innsbruck
Die Gemeinde Lans liegt nur acht Kilometer
südlich von Innsbruck und überzeugt
mit vielen „Einsern“. Mit Stand 1. Jänner
2021 lebten nämlich exakt 1111 Personen in
Lans. Seit sechs Jahren ist Benedikt Erhard
hier Bürgermeister, eine fürwahr interessante
Persönlichkeit. Seine grundsätzliche
Frage: „Wie schaffen wir es hier in Lans,
dass mühsam zusammengetragenes Wissen
nicht auf einen Schlag verlorengeht?“
Konkreter Anlass: Eine langjährige Mitarbeiterin
der Gemeinde ging in Pension und
nahm nolens volens auch ihr ganzes Wissen
mit.
Erhard: „Wir haben uns darum mit perso-
nenunabhängigem Wissensmanagement
beschäftigt, mit der Informationsweitergabe
in einer modernen
Gemeinde. Der Schlüssel dazu
war die Digitalisierung, war
GeOrg, war ein System, das sich
heute als absolut richtig herausstellt.“
Fazit: Die Angestellten in
der Gemeinde wissen nun ganz
genau, welche Informationen
für wen in welcher Form und
wann zur Verfügung stehen.
Die Quadratur des Kreises
wurde somit nahezu entschlüsselt.
BENEDIKT ERHARD
Bürgermeister in Lans
(© GemNova)
ZUR AUTORIN
DIPL.-KFR. VERENA KAISER
Verena Kaiser ist Projektverantwortliche
im Team Digitalisierung und seit 2020 bei
der GemNova.
Kontakt: v.kaiser@gemnova.at
30 tirol.digital tirol.digital 31
OBEN: Mit
Videoaufnahmen
lassen sich auch
komplexe Sachverhalte
vergleichbar
einfach erklären
und in Szene setzen.
(© Michael
Putzlocher)
MODERNE
KOMMUNIKATION
IM FOKUS VON
TIROLS GEMEINDEN
Sehr viele Tiroler Gemeinden beschäftigen sich verstärkt
mit der Notwendigkeit einer Einführung moderner Kommunikationsformen.
In Gesprächen mit der Politik, aber auch
der Verwaltung zeigt sich den GemNova-Kommunikationsexpert*innen
ein klares Bild, was die Wünsche der Gemeinden
sind. Man möchte sich stärker an der Öffentlichkeitsarbeit
des privaten Sektors orientieren, der mittlerweile viel in
Kommunikation investiert.
AUTOR MANFRED SCHIECHTL
Was erhofft man sich davon? Zunächst wollen
Politik und Verwaltung den Kontakt zu
den Bürger*innen verbessern, das Vertrauen
in die Arbeit der Gemeinde stärken und die
Bevölkerung aktiver ins Gemeindegeschehen
einbinden. Außerdem kann die Transparenz
gesteigert werden. Ebenfalls ein
wichtiger Punkt ist eine gelungene Darstellung,
was die Gemeinde für die Allgemeinheit
leistet. „Kommunikationskanäle haben
sich in den letzten Jahren massiv verändert.
Wo ich früher mit der Gemeindezeitung
oder einem Flugblatt alleine noch etwas
bewirkt habe und die Menschen erreicht
habe, ist dies heute viel zu wenig“, erklärt
GemNova-Geschäftsführer Alois Rathgeb.
„Heute muss ich unterschiedlichste Kanäle
bespielen, vor allem zeichnet sich dabei
das Video mittlerweile als Medium heraus,
welches am besten funktioniert. Denn
mit Video kann man auch komplexe Botschaften
sehr einfach darstellen, und man
erreicht damit alle Zielgruppen.“
Bürger*innen direkt ansprechen
Ein ganz wichtiger Aspekt für viele Tiroler
Gemeinden ist außerdem die Emanzipation
von den klassischen Medien, in denen man
sich oft nicht richtig dargestellt sieht. Vor
allem, wenn es um kritische Berichterstattung
geht. Die Kommunikation soll also nicht
nur per Presseaussendung oder Pressekonferenz
über Mainstreammedien erfolgen.
Man möchte die Information der Bürger*innen
selbst in die Hand nehmen. Durch diese
direkte Ansprache kann die Glaubwürdigkeit
erhöht und können Missverständnisse ausgeschlossen
werden. Und negative Medienberichte
direkt klargestellt werden.
Investition in Kommunikation
Bei der gelungenen Umsetzung von moderner
Kommunikation stößt man in den
Gemeinden allerdings sehr schnell auf große
Herausforderungen. Denn eine nachhaltige
Investition in Kommunikation bindet Ressourcen.
Meist fehlen zudem die Zeit und
die notwendige Expertise. Die GemNova,
das Unternehmen der Tiroler Gemeinden,
nimmt daher ihren Auftrag, die Gemeinden
diesbezüglich zu unterstützen, wahr.
Auf Basis der Ergebnisse und Erkenntnisse
von hunderten Gesprächen in den letzten
Jahren und einer umfassenden Analyse der
aktuellen Situation wurde ein Produkt entwickelt,
das umfassende Kommunikation mit
modernsten Mitteln ermöglicht. Und dies zu
absolut überschaubaren Kosten und minimalem
Arbeitsaufwand für die Gemeinden.
Im Fokus stehen dabei alle relevanten
Medienkanäle – angefangen mit Video,
Text, Bild, Social Media, Newsletter und
nicht zu vergessen analoge Kommunikationsformen
wie der Aushang, der Postwurf
und die klassische Gemeindezeitung.
Es handelt sich dabei um kostengünstige
digitale Kommunikation unter Einbindung
der analogen Formen, damit sich diese
gegenseitig befruchten können.
Videos haben eine
weitaus größere
emotionale Wirkung
als Text. Sie sind der
Schlüssel zu einer
vertieften emotionalen
Bindung.
Das Herzstück des Produkts ist Video, das
sich immer mehr zum unverzichtbaren
Hauptmedium der Kommunikation entwickelt.
Mit keinem anderen Kommunikationsmedium
lassen sich komplexe Sachverhalte
vergleichbar einfach erklären wie mit
Bewegtbildern. Video ist zudem effizienter,
was die Vermittlung von Information betrifft.
Eine Minute Video kann dieselbe Information
weitergeben wie ein langer Textbeitrag,
für den man mehr Zeit zum Lesen braucht
und der schwerer zu verstehen ist. Videos
haben eine weitaus größere emotionale
Wirkung als Text. Sie sind der Schlüssel zu
einer vertieften emotionalen Bindung. Eine
Folgewirkung ist, dass damit viel stärker
Vertrauen aufgebaut werden kann.
Eine zentrale Plattform wird dabei zum
digitalen Marktplatz, an dem sich Gemeinde
und Bevölkerung austauschen, informieren,
ja sogar treffen können, etwa über
digitale Sprechstunden. Außerdem können
Liveübertragungen, Sendungen aus dem
Studio etc. das Programm bereichern. Die
Vereine können eingebunden und eine
moderne Bürgerbeteiligung auf die Beine
gestellt werden. Und in Krisenfällen hat
man zudem ein zentrales Kommunikationsforum
zur Verfügung.
32 ENTGELTLICHE tirol.spart EINSCHALTUNG
tirol.hat recht
tirol.digital
33
DIGITAL KOMMUNIZIEREN
IN GEMEINDEN, TEIL 3
e
g0vernment
Standen zu Beginn der digitalen Transformation in den Gemeinden die
Themen Information und Kommunikation im Vordergrund (vergleiche dazu
Teil 1 und 2 der Serie), ermöglichte der technische Fortschritt im Laufe der
Zeit eine immer bessere Einbindung von Bürger*innen und Unternehmen in
die Prozesse der Verwaltung. Die Geburtsstunde des eGovernments.
EFFIZIENTE ENERGIEVERSORGUNG MIT GAS
Gas erfüllt alle Anforderungen an einen
modernen Energieträger wie Umweltverträglichkeit,
Effizienz und Versorgungssicherheit.
Das Anschlussinteresse
ist daher in Tirol unverändert hoch.
Ob im Haushalt zum Heizen und zur
Warmwasserbereitung, in der Hotellerie
oder als Treibstoff: Biogas und Erdgas
punkten durch ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten,
sind vergleichsweise
emissionsarm und bestechen durch
die ruß- und feinstaubfreie Verbrennung.
Heizen mit Gas reduziert die CO 2
-Emissionen
im Vergleich zu Heizöl um bis zu
25 Prozent. Durch Beimischung von Biogas
oder anderen erneuerbaren Gasen
werden die CO 2
-Emissionen weiter verringert,
mit reinem Biogas betriebene
Gasheizungen sind klimaneutral.
Gasheizungen sind kostengünstig und
komfortabel. Für jeden Einsatzbereich
gibt es moderne platz- und energiesparende
Gasgeräte: Brennwertgeräte erreichen
durch die Wärmegewinnung aus den
Abgasen eine maximale Ausnutzung der
eingesetzten Energie und dadurch Einsparungen
bis zu 40 % des Energieverbrauchs
und bis zu 50 %
der Energiekosten gegenüber
Altanlagen. Sie lassen sich
auch sehr gut mit Solaranlagen
oder anderen alternativen
Heizsystemen kombinieren.
Mehr als 120.000 Haushalte,
Industrie- und Gewerbebetriebe
in über 170 Tiroler
Gemeinden profitieren bereits
vom wirtschaftlichen, umweltverträglichen
Energieträger Gas. Dem
großen Interesse nach dem effizienten
Energieträger Gas entsprechend wird das
Gasnetz weiter verdichtet.
NÄHERE INFOS
unter der kostenfreien Serviceline 0800 / 828 829
oder auf www.tigas.at
Mit einer modernen Gasheizung
Energieverbrauch
und Kosten sparen.
e
Cheers
t0
g0vernment
Möglichst alle Amtswege jederzeit und
völlig ortsunabhängig erledigen zu können,
war und ist die Vision. Der Weg
dorthin bleibt ein mühsamer, der zudem
noch lange nicht abgeschlossen ist. Erste
Erfahrungen sammelten Gemeinden
dabei mit der Bereitstellung von Formularen
(z. B. Anmeldung einer Veranstaltung).
Zu Beginn waren es meist einfache
PDF-Dokumente, die zum Download
bereitgestellt wurden. Nur um in der Folge
persönlich, per Fax oder E-Mail an die
Gemeinde retourniert zu werden. Für die
Bürger*innen ein Mehrwert, da außerhalb
der Amtsstunden zugänglich, für die Verwaltung
aber kein Gewinn. Medienbrüche
verhinderten weiterhin ein effizientes und
zeitsparendes Arbeiten.
Mit der Integration elektronischer Formulare,
die online auf der eigenen Gemeindehomepage
oder auf diversen Portalen
ausgefüllt wurden, verbesserte sich die
Situation insofern, als dass Standards
geschaffen und eine elektronische Weiterverarbeitung
ermöglicht wurde. Auf
help.gv.at wurden diese Services damals
für alle Verwaltungsebenen gebündelt
bereitgestellt. Diese Möglichkeit, Prozesse
durchgehend neu zu denken sowie
Bürger*innen und Unternehmen direkt
in den Verwaltungsprozess einzubinden
(Transaktion), bleibt für alle Beteiligten
eine Herausforderung.
34 tirol.digital tirol.digital
35
TECHNISCH
Technisch rückten durch den Austausch
sensibler Daten Fragen der Datensicherheit,
der Authentifizierung, der Echtheit
der Dokumente, der Speicherung udgl. in
den Mittelpunkt der Diskussion. Plötzlich
wanderten die Akten und nicht mehr die
Bürger*innen. Zwischenzeitlich haben die
meisten Gemeinden ihre internen Verwaltungsabläufe
mehr oder weniger digitalisiert.
Softwarelösungen wie GeOrg
(Anbieter: Community) oder K5 (Anbieter:
KufGem) unterstützen sie dabei. Die
Potenziale sind dabei jedoch noch lange
nicht ausgeschöpft. Insbesondere was die
Nutzung von (zentralen) Registern und die
Schnittstelle zu den Bürger*innen betrifft.
(Lesen Sie auf S. 28 in diesem Magazin,
wie Tiroler Gemeinden ihre Verwaltungsprozesse
digitalisiert haben und erfolgreich
mit der Software GeOrg arbeiten.)
Kernaussage 1:
Eine starke Internetanbindung (LWL),
ein klar definiertes IT- und Sicherheitskonzept
sowie eine skalierbare Software,
die mit den Anforderungen mitwächst,
bilden die Basis.
Kernaussage 2:
Es ist nicht Aufgabe der Gemeinden,
selbst eGovernmentlösungen zu entwickeln,
sondern diese bestmöglich zu
implementieren. Dabei braucht es Unterstützung.
Anmerkung: Im Zuge des
Leuchtturmprojekts „Masterplan zur
Digitalisierung von Tirols Gemeinden“
(siehe Seite 38) erarbeitet der Gemeindeverband
ein Programm, das mit
konkreten Umsetzungs- und Betreuungsmaßnahmen
Gemeinden bei deren
digitaler Transformation unterstützt.
STRUKTURELL
Die Herausforderung beim eGovernment
liegt jedoch weniger in der Technik als
vielmehr in der menschlichen Bereitschaft
zur Veränderung. Gelingt es nicht,
Entscheider*innen wie Anwender*innen
von der Sinnhaftigkeit digitaler Transformation
zu überzeugen, verlaufen die
Bemühungen im Sand. Ohne Kulturwandel
in den Gemeinden und ohne Bewusstsein
für ein neues Selbstverständnis der Verwaltung
– vom „Vater Staat“ zum „Partner
Staat“ fehlt das Verständnis für die durch
das eGovernment ermöglichten Prozesse.
Kernaussage 3:
Digitalisierung in den Gemeinden bedarf
eines ganzheitlichen Ansatzes, muss
von der Bürgermeisterin, vom Bürgermeister
gewollt und von den ausführenden
Mitarbeiter*innen mitgetragen
werden. Bereichsverantwortliche
(in größeren Gemeinden ein CDO –
Chief Digital Officer) und externe
Berater*innen erscheinen sinnvoll.
Nutzenorientiert
Aus Usersicht werden Anwendungen nur
dann erfolgreich sein, wenn sie jederzeit
und überall zur Verfügung stehen. Das
heißt auch immer öfter auf mobilen Endgeräten.
Wenn sie einfach (intuitiv) bedienbar
sind, einen echten Nutzen stiften,
Sicherheit garantieren und die Hoheit
über die eigenen Daten ermöglichen.
Die Europäische Union und der Bund
haben dazu schon früh Grundsätze für
ein erfolgreiches eGovernment erarbeitet
und vorgegeben:
Österreich ist diesbezüglich auf einem
sehr guten Weg. Mit oesterreich.gv.at (in
der mobilen Version digitales.amt) liegt
man europaweit beim eGovernment
weit vorne. Immer mehr Anwendungen
stehen Bürger*innen und Betrieben zur
Verfügung, wobei künftig auf bereits einmal
erfasste Daten zurückgegriffen wird.
Tirol hat vor wenigen Wochen SEPL, das
Online-Bürgerportal des Landes lanciert.
Aus Anwendersicht ist es unerheblich, ob
man den Zugang über das Land oder den
Bund wählt. Gleiches muss für Gemeinden
gelten, wenn sie daran denken, lokale
Zugänge für ihre eGovernmentlösungen
und/oder Bürgerkarten zu schaffen.
Kernaussage 4:
Erfolgreiches eGovernment bedarf klarer
Regeln und übergreifender Prozesse.
Vor Alleingängen wird gewarnt.
E-ID
Und noch ein Tipp (Bitte). Viele Anwendungen
bedürfen zur Sicherheit der digitalen
Signatur (künftig abgelöst durch die e-ID).
Animieren Sie Ihre Bürger*innen wann und
wo immer möglich, sich zu registrieren
und auch eine digitale Identität anzunehmen.
Viele Services bauen darauf auf.
animieren Sie Ihre
bürger*innen
wann und w0 immer
mÖglich, sich zu
registrieren und
auch eine digitale
Identität anzunehmen.
Viele Services
bauen darauf auf.
DAS STUFENLOS
PROGRAMM VON
LINDNER
3
MIT
+ Standardmäßig digital
+ Once-only-Prinzip
+ Inklusion und Barrierefreiheit
+ Offenheit und Transparenz
+ Standardmäßig grenzübergreifend
+ Standardmäßig interoperabel
+ Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit
ZUM AUTOR
MAG. MARTIN WEX
Martin Wex ist seit 2019 bei der GemNova
im Bereich Digitalisierung tätig. Darüber hinaus
ist er Landtagsabgeordneter und Vizebürgermeister
von Schwaz.
Kontakt: m.wex@gemnova.at
* Lindner gewährt auf Neufahrzeuge mit Stufenlosgetriebe (Lintrac LDrive und
Unitrac 112/122 LDrive) in Verbindung mit dem TracLink-System 3 Jahre Garantie
lindner-traktoren.at
36 tirol.digital tirol.digital
37
Mehr
Knödel
für a e!
Im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung den steuerfreien
Essensbonus zur Mitarbeiterunterstützung und -motivation von
täglich 4,40 auf bis zu 8,00 Euro angehoben. Mit „Jausengeld“
gibt es seit Kurzem eine regionale Möglichkeit, um seinen Mitarbeiter*innen
diesen Zuschuss unkompliziert anzubieten. Und
damit gleichzeitig die heimische Wirtschaft zu unterstützen.
Es gibt verschiedene Arten, seinen
Mitarbeiter*innen gegenüber Wertschätzung
auszudrücken. Eine davon ermöglicht
der Gesetzgeber – in Form von Essenszuschüssen.
Demnach können bis zu acht
Euro täglich an steuerfreien Zuschüssen
gewährt werden. Für diese geldwerten
Zuwendungen fallen keine Lohnnebenkosten,
Lohnsteuer- und Sozialversicherungsbeiträge
an, somit kommen sie brutto
für netto beim Arbeitnehmer an.
Spürbarer Mehrwert
Neu ist diese Art der Zuwendung nicht,
neu hingegen ist ein regionaler Anbieter
solcher Essensgutscheinlösungen. Der
passende Name: Jausengeld. Wurden viele
solcher Gutscheine bis dato noch in
Papierform ausgestellt, so bietet Jausengeld
nun eine rein digitale Lösung mittels
einer Art Guthabenkarte, die vom Arbeitgeber
flexibel aufgeladen werden kann,
eine App sorgt für den entsprechenden
Überblick über Ausgaben und Guthaben.
Je nach Ausgestaltung kann der Arbeitgeber
täglich einen individuellen Betrag
bis acht Euro aufbuchen, das Guthaben
wöchentlich oder monatlich zur Verfügung
stellen oder nur bestimmte Tage wählen.
Der Mitarbeiter kann die Zuschüsse
täglich ausgeben oder kumulieren, also
ansammeln, bezahlt wird bequem über
die Jausengeld-Karte.
Diese Gutscheinlösungen
bieten nicht nur den Mitarbeiter*innen
einen spürbaren
finanziellen Mehrwert
und ein steuerfreies Add-on
zum Grundgehalt, auch die
Unternehmen profitieren
von einer fairen und vor
allem heimischen Lösung.
Im 21. Jahrhundert angekommen
Diese Gutscheinlösungen bieten nicht
nur den Mitarbeiter*innen einen spürbaren
finanziellen Mehrwert und ein steuerfreies
Add-on zum Grundgehalt, auch
ZUM AUTOR
ROBERT
BALAZINEC
KOLLNIG
Robert Balazinec Kollnig ist
Kundenbetreuer bei Jausengeld
und Ansprechpartner für
jede Art von Fragen rund um
die Essensgutscheinlösung.
Kontakt:
robert.kollnig@jausengeld.at
die Unternehmen profitieren von einer
fairen und vor allem heimischen Lösung.
Dabei funktioniert Jausengeld völlig unabhängig
von der Größe des Unternehmens.
Egal ob ein*e Mitarbeiter*in oder 100:
Pro Mitarbeiter*in wird dem Unternehmen
ein Euro im Monat als Servicegebühr
verrechnet. Das ist überschaubar und einfach
zu kalkulieren. Dafür bekommt der
Unternehmer ein tolles Instrument zur
Mitarbeiterbindung. Und im Gegensatz zu
Papiergutscheinen, die verloren werden
können und somit unwiederbringlich weg
sind, ist das Jausengeld immer im System
gespeichert und kann bei Bedarf auf eine
neue Karte geladen werden. Zudem wird
bei Jausengeld je nach Modus punktgenau
am Ende des Monats mit dem Unternehmen
abgerechnet. Bezahlt wird somit nur,
was auf den Tisch kommt.
Regionale
Wertschöpfung
Eingesetzt werden
kann die Karte
im ausgewählten
Lebensmittelhandel
wie beispielsweise
MPreis sowie natürlich
auch in der heimischen
Gastronomie.
„Unser Ziel
ist es, dass das Geld
sinnvoll verwendet wird.
Es soll nicht einfach nur
rasch verkonsumiert werden, es geht uns
um die Vielfalt und darum, die Gastronomie
zu fördern. Das Mittagessen soll
wieder regionaler und auch bewusster
genossen werden“, sagt Stefan Schober,
Kundenbetreuer bei Jausengeld. „Der
Zuschuss ermöglicht es, vielleicht auch
einmal etwas mehr für sein Mittagessen
auszugeben, als man es sonst getan hätte,
und zu hochwertigeren, gesünderen
Mahlzeiten zu greifen. Zusätzlich möchten
wir den sozialen Aspekt fördern, das
Ritual des gemeinsamen Mittagessens.
So kann der Arbeitgeber zum Beispiel
die Karte jeden Mittwoch wöchentlich
kumuliert bebuchen, und das Büro geht
an diesem Tag gemeinsam zum Essen.“
Das Unternehmen unterstützt seine
Mitarbeiter*innen finanziell, damit diese
wiederum die heimischen Gastronomiebetriebe
unterstützen. Essen für
die Regionalwirtschaft quasi. So können
Essensgutscheine nicht nur die Qualität
des Mittagessens aufwerten, sondern
generell die Wertigkeit fürs Essen heben.
Letztlich geht es bei Jausengeld um den
bewussten Umgang mit Ressourcen, mit
Lebensmitteln, mit Regionalität und darum,
die heimische Wirtschaft zu unterstützen.
Das macht man mit Jausengeld
in mehrerlei Hinsicht.
www.jausengeld.at
Von analog auf Papier – die Schatzbergbahnen
setzen mit Jausengeld auf
eine digitale Essenskartenlösung
Bereits im letzten Jahrtausend hat die
Schatzbergbahn GmbH & Co KG ihren
Mitarbeiter*innen zusätzlich zum Gehalt
damals ein paar Schilling für den Kauf
von Lebensmitteln in Form von selbstgemachten
Papiergutscheinen gegeben.
Begonnen haben sie damit damit in den
1970er Jahren. Die Papiergutscheine konnten
von den Mitarbeiter*innen in vielen
Gastronomiebetrieben in der Wildschönau
eingelöst werden.
„In den letzten 20 Jahren haben wir als
Bergbahnbetrieb viele Veränderungen
miterlebt. Ohne digitale Lösungen für
den Betrieb, wie zum Beispiel ein Ticket-
system, oder die Beschneiung, wäre ein
Betrieb in dieser Form nicht mehr mög-
lich. Jetzt ist es auch Zeit, unsere Essens-
karte zu digitalisieren. Mit Jausengeld
haben wir eine innovative und regionale
Lösung für uns und viele andere Unter-
nehmen in der Wildschönau gefunden“,
sagt der Geschäftsführer der Schatzberg-
bahn, Ludwig Schäffer.
38 tirol.digital tirol.digital
39
TIROLS GEMEINDEN BEKOMMEN
DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE
Die Rolle der Gemeinden wird bei der Digitalisierung des Landes meist unterschätzt. Dabei sind sie es, die
auf lokaler Ebene die Schnittstelle zu Bürger*innen und Unternehmen bilden. Eine bürgerfreundliche Verwaltung,
beste Infrastruktur und bewusstseinsbildende Maßnahmen wären ohne sie nicht umsetzbar. Ein vom
Tiroler Gemeindeverband initiierter und vom Land Tirol geförderter „Masterplan zur Digitalisierung von Tirols
Gemeinden“ greift diese Problematik auf und zeigt Wege, wie Gemeinden bei ihren Digitalisierungsvorhaben
konkret unterstützt werden können.
Alte Strukturen aufbrechen
Die Digitalisierung nimmt keine Rücksicht
auf liebgewonnene Strukturen und setzt
sich über bestehende Grenzen hinweg.
Sie erfasst dabei alle Lebensbereiche
und hat Einfluss auf die gesamte Gesellschaft.
Viel zu tun gibt es dabei auch im
kommunalen Bereich, um mit den Entwicklungen
Schritt halten zu können.
Kernthema bei allen künftigen kommunalen
Digitalisierungsinitiativen wird die
durchgängige Nutzung der bestehenden
Registerdaten (ZMR, Firmenbuch, AGWR
etc.) von Bundes- über Landes- bis hin
zur Gemeindeebene sein. Bis dato ist in
Tirol keine klare Digitalisierungsstrategie
auf kommunaler Ebene vorhanden.
Vielfach führt dies zu unüberlegten und
nicht abgestimmten Digitalisierungsinitiativen
in den Gemeinden, welche zur
Entstehung von Insellösungen beitragen
und dadurch künftigen Kooperationen
den Weg verbauen. Zudem werden hohe
finanzielle Mittel für nicht zukunftssichere
Lösungen aufgewendet. Die Digitalisierung
bringt jedoch nicht nur Herausforderungen
mit sich, sie schafft auch
die Möglichkeit, Prozesse neu zu denken,
klassische Anwendungen durch effizientere,
nutzerfreundliche Lösungsansätze
zu ersetzen und Innovationen anzuregen.
EINE Anwendung für ALLE Anliegen
In den vergangenen Jahren wurden
bereits viele wichtige Schritte gesetzt.
Etwa der Ausbau des Breitbands, der
Aufbau eines digitalen Informationsangebots,
die Einführung der digitalen Amtstafel,
die Umsetzung der
DSGVO oder auch die
Einführung der Barrierefreiheit
für Gemeindewebseiten
und Apps. Doch
am Ende eines langen
Weges aus der analogen
in die digitale Welt mit
all ihren Vorteilen gilt es,
noch das Herz der digitalen
Gemeinde der Zukunft
zum Schlagen zu bringen.
Das Herz wird die zentrale,
alles verbindende kommunale
Softwarelösung der
Zukunft sein. Sämtlichen
Prozessschritten müssen
dabei die zentralen Register
(ZMR, Firmenbuch,
AGWR etc.) als Grundlage
dienen. Nur so kann eine
effiziente, zukunftsfähige
und ganzheitliche Digitalisierung
erfolgen. Darauf
aufbauend wird zukünftig
eine eindeutige e-id zum
Herzstück der kommunalen Digitalisierungsstrategie
werden. Die Bürger*innen
sollten damit direkten Zugriff auf ihre
Daten erhalten. Eine Anwendung für alle
Anliegen – nur das ist bürgerfreundlich
und zukunftsfähig. Zusatzlösungen müssen
nahtlos integrierbar bzw. anbindbar
sein. Je nach Erfordernissen müssen
Module, die eine maßgeschneiderte
Lösung für Gemeinden bieten, an das
Herz angedockt werden können. Digitale
Daten müssen – Standards gehorchend
BILD:
D5-PROGRAMM
Mit dem von Martin Wex
entwickelten D5-Programm
werden Tirols
Gemeinden zukünftig
mit konkreten Digitalisierungsmaßnahmen
unterstützt. (© GemNova/
rawpixels)
– zwischen diesen Modulen austauschbar
sein, sie müssen sozusagen die gleiche
Datensprache sprechen. Nur so können
Synergien genutzt und die Effizienz
gesteigert werden.
Masterplan Digitalisierung
Für eine einzelne Gemeinde ist es ohne
eine Gesamtstrategie nicht möglich, all
diese Entscheidungen zu treffen. Dem
Tiroler Gemeindeverband ist es daher
ein Anliegen, die Gemeinden bei deren
Digitalisierungsentscheidungen nicht im
Regen stehen zu lassen. Im Zuge einer
übergeordneten Strategie, dem „Masterplan
Digitalisierung für Tirols Gemeinden“,
sollen konkrete Handlungsempfehlungen
sowie die nötige Unterstützung bereitgestellt
werden. „Wir haben erkannt, dass
viele unserer Gemeinden bei der Konzeption
und Umsetzung von Digitalisierungsprojekten
Hilfe und Unterstützung
brauchen. Ohne das nötige Wissen und
die Erfahrung laufen Gemeinden Gefahr,
unnötiges Lehrgeld zu bezahlen“, betont
Gemeindeverbandspräsident Schöpf.
Der Masterplan schlägt daher die
Schaffung einer Servicestelle für Tirols
Gemeinden vor. Ausgestattet mit den
nötigen Ressourcen und Kompetenzen
fungiert diese Stelle sowohl als Ansprechpartner
für Tirols Gemeinden als auch als
Schnittstelle zum Land Tirol. Ihr obliegt
auch der Aufbau und die Implementierung
des D5-Programms. Unter dem
D5-Programm versteht man eine Initiative,
die in Anlehnung an das bereits etablierte
e5-Programm für energieeffiziente
Gemeinden (in Tirol umgesetzt durch die
Energie Tirol), teilnehmende Gemeinden
mit konkreten Digitalisierungsmaßnahmen
unterstützt. Gemeinsam mit Stakeholdern
wurden dazu sechs „Entwicklungsachsen
der Digitalisierung“ definiert,
mit strategischen Zielvorgaben versehen
und mit konkreten Maßnahmen zu deren
Erreichung hinterlegt. Basierend auf einer
individuellen Bestandsaufnahme auf Ebene
der jeweiligen Gemeinde soll diese
durch gezielte Maßnahmen, unterstützt
durch Betreuung von D5-Berater*innen,
an diese übergeordneten Ziele herangeführt
werden.
In einem nächsten Schritt werden die Entwicklungsachsen
nunmehr mit konkreten
Maßnahmen, Produkten und Initiativen
versehen. Geht alles nach Plan, soll der
D5-Ansatz im kommenden Jahr anhand
einer Demoregion erprobt werden.
VON ANGELIKA RAFETZEDER
TlROLER
Blaulichtpolizze
Spezialkonzept für Feuerwehrfahrzeuge
inkl. Aufbauten und Ausrüstungsgegenstände.
Versicherte Sparten: Kfz-Haftpflichtversicherung,
Vollkaskoversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung
Neuerungen:
• Erhöhung der Versicherungssumme in der
Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.
• Erhöhung der Versicherungssumme in der
Rechtsschutzversicherung auf EUR 200.000
• Anhänger können im neuen Versicherungskonzept
aufgenommen werden
Unser Spezialisten-Team erreichen
Sie unter 0512 5313-1701 oder per
mail@tiroler.at.
Im Zuge einer übergeordneten
Strategie, dem „Masterplan
Digitalisierung für Tirols
Gemeinden“, sollen konkrete
Handlungsempfehlungen sowie
die nötige Unterstützung
bereitgestellt werden.
IHRE ANSPRECHPERSON:
MARTIN WEX
M.WEX@GEMNOVA.AT
.
40 tirol.modern und innovativ tirol.modern und innovativ 41
NEUE WEGE
IN DEN TIROLER
(© Jannis/BraunTirol Werbung)
FÜR
POLITISCHE PROZESSE
KANN AUFGRUND VON
ÜBERLASTUNG KAUM ZEIT
ERÜBRIGT WERDEN.
GEMEINDEN
ZUKUNFT GEMEINDE - AGENDA 2030
Mit dem Strategieprozess „ZUKUNFT GEMEINDE – Agenda
2030“ gehen Tirols Gemeinden einen neuen Weg: Landesweit
und gemeinsam denken sie über die Bewältigung ihrer Aufgaben
und die Optimierung der Arbeitsabläufe nach. In diesem Beitrag
widmen wir uns den Ergebnissen jener zwei Arbeitskreise,
die sich mit der Gemeinde als politischer Körperschaft und
als Verwaltungseinheit befassten.
ZUM AUTOR
GEORG KEUSCHNIGG
Georg Keuschnigg ist seit März 2020 freier
Mitarbeiter bei GemNova. Er war Abgeordneter
im Nationalrat und Bundesrat. Nach seinem
Ausscheiden aus dem Bundesrat wechselte
er zum Institut für Föderalismus, wo er für
Politik, Kommunikation und Projektmanagement
zuständig war.
Kontakt: g.keuschnigg@gemnova.at
Beauftragt wurde der Strategieprozess
von einer Trägerplattform bestehend
aus Land Tirol, Tiroler Gemeindeverband,
Standortagentur Tirol, Unternehmerische
Hochschule MCI und GemNova Dienstleistungs
GmbH.
Die Covid-19-Pandemie erzwang auch
hier eine Änderung der Zeitplanung; da
die Arbeitskreise im Winter 2020/21
nicht durchgeführt werden konnten, wurde
vereinbart, die Ergebnisse erst nach
den Gemeinderatswahlen und der Konstituierung
der Gemeindeparlamente zu
präsentieren und einer eingehenden Diskussion
zu unterziehen – und zwar im
Frühsommer 2022 in Bezirkskonferenzen
gemeinsam mit den neu- und wiedergewählten
Verantwortungsträger*innen.
Die politische Gemeinde
Der Arbeitskreis „Moderne Bürgergemeinde“
befasste sich mit der Arbeitsweise
und Akzeptanz der politischen Gemeinde
als öffentlicher Körperschaft. Aufgrund
der zunehmenden Verrechtlichung vieler
Bereiche und der steigenden Komplexität
sind die Mitarbeiter*innen in den Gemeindeverwaltungen
derart belastet, dass für
die politischen Prozesse kaum Zeit erübrigt
werden kann; sie sind dem persönlichen
Engagement der gewählten Organe überantwortet.
Elemente einer modernen Bürger*innengemeinde
sind:
1 Bürger*innenbeteiligung
2 Modernes Informations-
und Kommunikationsmanagement
3 Herstellung von
Transparenz
4 Aktives Bürgerservice
5 Zielgruppenarbeit
6 Entwicklung und
Management
aktueller Projekte
Auch wenn sich alle Gemeinden mit den
neuen Herausforderungen einer kritischen
und vielfach bestens informierten Bürger*innengemeinschaft
schwertun, stoßen
die Klein- und Kleinstgemeinden an vor
allem personelle Grenzen. Ein Lösungsansatz
ist, durch Standardisierung von
Prozessen, Auslagerung von Arbeitsbereichen
und offensiven Einsatz von Digitalisierung
und Automatisierung Personalressourcen
für moderne Bürger*innenarbeit
freizuspielen.
Die Gemeinde als Verwaltungskörper
In der überwiegenden Zahl der Fälle
bestehen die Gemeindeverwaltungen aus
kleinsten Teams, die sich mit Spezialisierungen
aller Art schwertun. Die zu erledigenden
Aufgaben sind nicht nur zahlreich,
sondern zunehmend von rechtlicher Brisanz.
So hat ein Team von meist nur zwei,
drei Mitarbeiter*innen neben den Basistätigkeiten
einer Gemeindeverwaltung eine
bis ins Detail normierte Finanzverwaltung
zu führen, Bauverfahren abzuwickeln,
den laufenden Parteienverkehr mit vielen
Serviceelementen zu bewältigen und als
Draufgabe noch Volksbegehren und Wahlen
rechtlich einwandfrei durchzuführen.
Die im Arbeitskreis „Gemeindeverwaltung“
diskutierten strategischen Ansätze
zielen auf interkommunale Entwicklungsund
Durchführungsangebote ab, weil auch
größere Gemeinden wegen der Kleinheit
der Teams und der Überlastung durch die
Tagesarbeit keine eigenständigen Lösungen
erarbeiten können:
Backup durch Spezialist*innen:
Für die Allrounder*innen in den Gemeindeverwaltungen
ist ein Spezialist*innenpool
im Hintergrund für die Gewährleistung
qualitativ angemessener Verwaltungstätigkeiten
unverzichtbar.
Standardisierung von Prozessen:
Der Aufbau einer kommunalen Wissensdatenbank,
aus der die Gemeindemitarbeiter*innen
zum Beispiel Leitfäden für
die Abwicklung einzelner Aufgaben oder
auch Musterbescheide abrufen können,
wäre ein Beitrag dazu, die Vielfalt an Aufgaben
besser zu bewältigen.
Verpflichtende Aus- und Weiterbildung:
Ein Fortschritt bei der Aus- und Weiterbildung
sollte dazu beitragen, dass die
Gemeindemitarbeiter*innen laufend über
den Stand einer modernen Gemeindeverwaltung
informiert sind und Rationalisierungspotenziale
heben können.
„Ohne Geld koa Musig“
Die Schaffung moderner Kooperations-
und Dienstleistungsstrukturen kostet
Geld. Da es sich in allen Fällen um
eine Steigerung der Verwaltungsqualität
handelt, wird man mit Rationalisierungsprozessen
nicht auskommen. Wie
weit solche Strukturen im Verbund aller
Tiroler Gemeinden aufgebaut und finanziert
werden können und wie weit es dazu
der Unterstützung von Bund und Land
bedarf, ist den politischen Verhandlungen
zu überantworten.
42 tirol.modern und innovativ
tirol.modern und innovativ
43
In der letzten Ausgabe von 279.TIROL haben wir aufgezeigt, welche Ebenen Digitalisierung im kommunalen
Bereich aus unserer Sicht umfasst: die Ebene der Verwaltung und die Ebene der Bürger*innen.
Dieser Artikel zeigt anhand eines Beispiels auf, wie sinnvolle und durchgängige Digitalisierung
auf beiden Ebenen aussehen kann. Dafür ist die GemNova eine exklusive Kooperation mit der
Venuzle GmbH aus Graz eingegangen. Den Tiroler Gemeinden steht damit eine digitale Lösung für die
Verwaltung und Buchung von Gemeinderäumlichkeiten, Kursen und Sportstätten zur Verfügung.
ZUM AUTOR
RAPHAEL
SCHALLER
Raphael Schaller ist seit
2019 für die GemNova tätig.
Derzeit absolviert er das
Masterstudium Nachhaltige
Regional- und Destinationsentwicklung
an der Universität
Innsbruck und unterstützt
die GemNova bei Projekten
der Verwaltungsentwicklung
und Digitalisierung.
Kontakt:
r.schaller@gemnova.at
Digitale Serviceleistungen
in den
Gemeinden
So zu digitalisieren, dass es bei den Bürger*innen
ankommt. Das muss die übergeordnete
Zielsetzung von Digitalisierung
im kommunalen Bereich sein. Die Anwendungsmöglichkeiten
sind dabei vielfältig.
Denkt man an die umfangreichen Serviceangebote
(Schwimmbadeintritte, Liftkarten,
Sportkurse, Hüttenübernachtungen …),
welche die Tiroler Gemeinden ihren Bürger*innen
bieten, stellt sich natürlich auch
die Frage, wie kann das alles möglichst
ressourcenschonend und bürger*innenfreundlich
verwaltet werden? Besonders
bei Serviceleistungen, welche sich an die
junge Bevölkerung richten – wie etwa
Sportstätten –, braucht es digitale Zugänge,
damit sich diese so einfach wie möglich
orientieren kann..
Doch auch in der Gemeindeverwaltung
sind die Einsatzmöglichkeiten einer digitalen
Verwaltungs- und Buchungsplattform
vielseitig: Neben der Verwaltung von
Sprechstunden, Gemeindefahrzeugen,
Sitzungsräumen können auch Schulanmeldungen
und die Belegung der Klassenzimmer
gemanagt und auf Infoscreens
dargestellt werden. Nehmen wir das
Beispiel einer digitalen Verwaltung von
Gemeinderäumlichkeiten und Sportstätten:
Die Bürger*innen sind es gewöhnt,
Freizeitaktivitäten online und rund um die
Uhr planen und buchen zu können. Aktuell
kann das Serviceangebot der Gemeinden
oftmals nur eingeschränkt und während
der Öffnungszeiten des Gemeindeamts
gebucht und bezahlt werden.
Die Firma Venuzle hat hier eine anwenderfreundliche
und übersichtliche Softwarelösung
entwickelt. Die digitale Verwaltungsund
Buchungsplattform ermöglicht also
einen bürger*innenfreundlichen Zugang
zu den verschiedenen kommunalen
Serviceangeboten
und gewährleistet eine
schnelle Abwicklung
der Buchung und
Bezahlung unabhängig
von den Gemeindeamtsöffnungszeiten.
Im Regelfall geht mit
der Einführung einer
Organisationssoftware
eine Optimierung
der
Prozesse
einher.
„Die Erfahrungen von Venuzle zeigen,
dass die Einführung einer digitalen
Verwaltungs- und Buchungssoftware
bei kommunalen Kunden bis zu 70 Prozent
Verwaltungsaufwand einsparen
und nebenbei neue und digitalisierte
Serviceangebote für die Bürger*innen
ermöglichen kann,“ erklärt DI Dr. Wolfgang
Lang, CEO der Venuzle GmbH.
Weiters sorgt eine digitale Verwaltungsund
Buchungssoftware für erhöhte Informationsdichte
innerhalb der Verwaltung.
Die Rückmeldungen der kommunalen
Kund*innen zeigen, dass der Online-Service
mit Buchung und Bezahlung sehr gut
angenommen wird und zu einer Steigerung
der Auslastung von Sportstätten und
Räumlichkeiten führt, besonders auch an
Randzeiten. Durch die Vielzahl an Serviceangeboten
der Gemeinden weckt besonders
auch das Event- und Kursmodul großes
Interesse bei den Gemeinden. Dort
können Anmeldungen für Veranstaltungen
oder Sportkurse, Ferienbetreuung und vieles
mehr abgewickelt werden.
St0ry
Was kann die
S0ftware v0n venuzle?
V0rteile
Wir haben in der letzten Ausgabe die
Bürgerin Lisi kennengelernt. Lisis Heimatgemeinde
verwendet den Venuzle-
City-Manager. Welche Möglichkeiten
bieten sich Lisi als Bürgerin? Dazu ein
paar Anwendungsbeispiele.
1. Lisi hat Geburtstag – dieses Mal möchte
sie eine Party veranstalten und all ihre
Freund*innen einladen. Aus der Gemeindezeitung
weiß sie, dass der Veranstaltungssaal
der Gemeinde auch für Bürger*innen
auf der Venuzle-Plattform buchbar ist. Mit
ihrem Bürgeraccount loggt sich Lisi auf der
Venuzle-Plattform ein und bucht unkompliziert
den Veranstaltungssaal für den
gewünschten Zeitraum. Sogar das Inventar
(Stühle, Tische, Musikanlage etc.) kann
sie mit ein paar einfachen Klicks auswählen.
Sofort wird sie zur Zahlungsabwicklung
weitergeleitet – dies kann sie ganz bequem
per Online-Überweisung oder Kreditkarte
erledigen.
2. Lisi ist Mutter von zwei Kindern. Die
Gemeinde hat für die kommenden Sommerferien
ein Ferienlager mit Betreuung
auf der gemeindeeigenen Almhütte geplant.
Lisi kann ihre zwei Kinder gemütlich von
zuhause über die Venuzle-Plattform für
BELEGUNGSMANAGEMENT
FÜR ANLAGEN ALLER ART
ONLINERESERVIERUNGSMÖGLICHKEIT
– AUCH FÜR BÜRGER*INNEN UND VEREINE
VERWALTUNG UND BUCHUNG
VON KURSEN UND INVENTAR
AUSLASTUNGSSTATISTIKEN
UND BERICHTE
KUNDENKOMMUNIKATION
AUS DEM SYSTEM VIA E-MAIL UND SMS
VARIABLE
MITARBEITERBERECHTIGUNGEN
DEUTSCHSPRACHIGER SUPPORT
UND ONLINE-HANDBUCH
Aus der Bürger*innensicht liegen die Vorteile
klar auf der Hand: Ich kann rund um
die Uhr buchen und meine Aktivitäten
planen. Ob Sport oder Veranstaltungen
– die digitale Verwaltungs- und Buchungsplattform
ermöglicht es, unabhängig von
den Bürozeiten in der Gemeindeverwal-
tung Buchungen vorzunehmen, und ich
erhalte alle dafür notwendigen tionen direkt online. Zudem sehe ich über
Informaeinen
Online-Kalender, was abseits meiner
Buchung los ist. Sollten sich Details zu
meiner Buchung ändern, werde ich automatisiert
per E-Mail oder SMS informiert.
das Ferienlager eintragen und auch gleich
online bezahlen. Alle relevanten Informationen
für das Ferienlager (Programm, Einverständniserklärung
etc.) werden automatisiert
auf ihre E-Mail-Adresse gesendet.
3. Als Mitglied im Tennisverein möchte
Lisi am Wochenende gegen eine Freundin
ein Match spielen. Über die Venuzle-Plattform
kann sie den Platz für den
gewünschten Zeitraum buchen. Für Vereinsmitglieder
gewährt die Gemeinde
einen Sondertarif – ein Klick, und Lisi kann
die Platzreservierung zum Sonderpreis vornehmen.
44 tirol.bildet ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 45
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Tirol zählt zu den Bundesländern mit der
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Dachfläche zur Verfügung haben.
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Wärmeanlagen gesammelt. In Kombination
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Mit einer PV-Anlage von der IKB
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Planung, dem Aufzeigen von
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+ Contracting-Modell: Die Investitionskosten
liegen bei der IKB. Sie bezahlen
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Vertragslaufzeit gehen die Wärme- und
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46 tirol.Politik tirol.Politik
47
DIE NEUEN GESICHTER
DER LANDESREGIERUNG
LANDESRÄTIN
MAG. A ANNETTE LEJA
LANDESRAT
ANTON MATTLE
BILD:
(© Land Tirol/
Birgit Pichler)
ICH HABE DIE
MÖGLICHKEIT,
AN DER POSITI-
VEN ZUKUNFT
TIROLS MIT-
ZUWIRKEN UND
ETWAS ZU
BEWEGEN. DAS
ERFÜLLT MICH
MIT STOLZ.
LRIN MAG. A ANNETTE LEJA
GemNova: Frau Mag. a Leja, Sie sind studierte
Betriebswirtin, waren Geschäftsführerin
im Sanatorium Kettenbrücke in
Innsbruck und sind seit Mai Landesrätin
für Gesundheit, Pflege- und Betreuungseinrichtungen
sowie Wissenschaft und
Forschung in Tirol. Wie haben Sie die
ersten Monate in dieser Funktion erlebt?
LRin Mag. a Annette Leja: Die Funktion
als Landesrätin ist eine absolut reizvolle
Aufgabe und eine große Herausforderung.
Da ich im Landhaus von meinen
Regierungskolleg*innen sowie der Belegschaft
mit offenen Armen willkommen
geheißen wurde, fand ich auch recht
schnell in meinen neuen Alltag. Ich freue
mich jeden Tag aufs Neue, ins Landhaus
zu kommen und für die Tiroler Bevölkerung
zu arbeiten.
Was schätzen Sie an Ihrer neuen Funktion
als Landesrätin besonders?
Als Landesrätin treffe ich täglich viele
Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen,
lerne verschiedene Blickwinkel kennen
und kann mitgestalten. Das macht
mir besonders viel Freude. Ich habe die
Möglichkeit, an der positiven Zukunft
Tirols mitzuwirken und etwas zu bewegen.
Das erfüllt mich mit Stolz.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen
im Gesundheitsbereich für Tirol und
insbesondere für die Tiroler Gemeinden?
Wir leben in einem Land mit ausgezeichneter
Gesundheitsversorgung auf höchstem
Niveau und diese gilt es, auch künftig
zu gewährleisten – und zwar für jede
und jeden, egal ob man auf dem Land lebt
oder in der Stadt. So muss eine wohnortnahe,
kassenärztliche Versorgung
zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein.
Auch die demografische Entwicklung ist
mitunter eine große Herausforderung. In
Zukunft wird es mehr ältere als jüngere
Bürger*innen geben. Es ist wichtig, dass
die Gesundheit und die Lebensqualität
erhalten bleiben – hier spielt die Prävention
eine große Rolle.
Hat sich der Stellenwert von kommunaler
Gesundheitsförderung durch
COVID-19 geändert?
Die COVID-19-Pandemie hat uns vor
Augen geführt, welch große Bedeutung ein
starker gesellschaftlicher Zusammenhalt
auch in gesundheitlichen Belangen hat,
und die Gemeinden sind die Basis dafür.
Umso bedeutender werden ein funktionierendes
Gesundheitssystem, Betreuung
und Pflege sowie Projekte der Gesundheitsförderung
auf Gemeindeebene. Denken
wir zurück an die zahlreichen Testund
Impfaktionen: Hier hat sich einmal
mehr gezeigt, dass die Gemeinden ein
starker Partner sind und wie gut Gesundheitsförderung
direkt in den Gemeinden
funktionieren kann.
Das groß angelegte Projekt „Gesunde
Gemeinde Tirol“, das in einer Arbeitsgemeinschaft
vom avomed, dem Verein
sicheres Tirol und der GemNova umgesetzt
wird, zielt darauf ab, ein Gesundheitsangebot
in den Tiroler Gemeinden
für alle Bürger*innen zu schaffen.
Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die
Gemeinde für das Wohlbefinden der
Tiroler*innen?
Die Gemeinden spielen dabei eine wesentliche
Rolle. Durch innovative Maßnahmen
zur Gesundheitsförderung können die
Lebensqualität und das Wohlbefinden der
Bevölkerung nachhaltig gesteigert werden.
Damit gesundheitsbewusstes Denken und
Handeln als Lebenshaltung fest verankert
wird, ist es wichtig, dass wir laufend
in den verschiedensten Alltagsbereichen
mit „gesunden“ Ideen und Maßnahmen
in Berührung kommen. Dadurch gelingt
es uns, die Menschen direkt vor ihrer
Haustür für einen gesunden Lebensstil
zu begeistern.
Zum Abschluss: Welchen persönlichen
Gesundheitstipp möchten Sie gerne
teilen?
Ich glaube, dass es nicht dieses eine „Allheilmittel“
gibt, das uns alle zu gesunden
Menschen macht. Ich persönlich achte auf
eine ausgewogene Ernährung und ausreichend
Bewegung an der frischen Luft und
trinke viel Wasser.
GemNova: Herr Mattle, Sie waren fast
30 Jahre lang Bürgermeister, saßen
viele Jahre im Tiroler Landtag, auch als
Landtagsvizepräsident. Seit Mai 2021
sind Sie nun zum Wirtschaftslandesrat
aufgestiegen. Wie haben Sie die ersten
Monate in der neuen Funktion erlebt?
LR Anton Mattle: Die erste Zeit war eine
sehr herausfordernde Zeit, da es darum
ging, neue Aufgaben zu erlernen, und parallel
dazu Aufgaben, die man beendet hat,
verantwortungsvoll zu übergeben. Mittlerweile
bin ich sehr gut in meiner neuen
Funktion angekommen, die mir auch große
Freude bereitet und viele Gestaltungsmöglichkeiten
mit sich bringt.
BILD:
(© Land Tirol/
Berger)
48 tirol.Politik
ENTGELTLICHE tirol.Politik EINSCHALTUNG 49
ICH WILL
Als Bürgermeister von Galtür hatten
Sie den direkten Kontakt mit und zu
den Menschen. Vermissen Sie diesen
in Ihrer jetzigen Funktion oder
haben Sie noch Zeit, um direkt mit den
Tiroler*innen zu sprechen?
Natürlich erlebt man als Bürgermeister
tagtäglich hautnah die Bürger*innen. Das
ist in der neuen Aufgabe nicht mehr ganz
so. Aber ich halte es gleich wie damals als
Bürgermeister, ich biete allen Menschen
an, dass ich der Toni oder der Anton bin.
Damit ist eine erste Barriere aus dem
Weg geräumt.
WENN MAN AUS EINER GE-
MEINDE KOMMT, DIE 120 KILO-
METER VON INNSBRUCK ENT-
FERNT IST, DANN IST MAN
SEHR FRÜH IN DAS DIGITALE
ZEITALTER EINGESTIEGEN.
LR ANTON MATTLE
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ESSEN
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AGIEREN
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Zum Inhaltlichen: Das Wort Digitalisierung
ist in aller Munde. Welche Initiativen
sind hierbei von Landesseite für
die Tiroler Gemeinden geplant?
Dass ich das Thema Digitalisierung auch
in meiner neuen Verantwortung mitbetreuen
darf, das freut mich ganz besonders,
da die Gemeinde Galtür bereits 1997
als das vernetzte Dorf gegolten hat. Für
die Gemeinden ist die Digitalisierung ein
ganz klassisches Zukunftsthema, eine
Zukunftsfrage. Wenn wir den Menschen
am Land nicht beste Infrastruktur zur
Verfügung stellen, dann entsteht eine
Chancenungleichheit zwischen dem urbanen
und dem ländlichen Raum. Daher ist
ein umfassendes Bemühen der Politik da,
ähnliche Lebensbedingungen zu schaffen.
Die Digitalisierung ist ein Teil davon.
Wie sieht für Sie die digitale Gemeinde
der Zukunft aus?
Ich gehe davon aus, dass Bürger*innen
zukünftig viele Tätigkeiten, welche heute
klassisch im Gemeindeamt abgewikkelt
werden, wie zum Beispiel die Baueinreichung
und die damit verbundene
Einsichtnahme, digital erledigen können.
Daher lade ich die Bevölkerung ein, diese
Möglichkeiten zu nutzen und in Verbindung
damit auch die digitale Signatur zu
verwenden, um die Sicherheit in der Digitalisierung
gewährleisten zu können.
Lässt sich aus Ihrer Sicht die Digitalisierung
des Gemeindeamts mit einem bürgernahen
Servicegedanken verbinden?
Da habe ich einen sehr klaren Zugang.
Arbeiten, welche automatisiert werden
können, sollen auch digitalisiert werden.
Nichtsdestotrotz sind das Gemeindeamt,
die Gemeindemitarbeiter*innen und der
Bürgermeister oder die Bürgermeisterin
die zentralen Ansprechpersonen. Diesen
Servicegedanken werden die Gemeinden
mit Sicherheit auch weiterhin pflegen.
Welchen Rat geben Sie Bürgermeister*innen
in der Umsetzung von
Digitalisierungsprojekten?
Mir scheint es wichtig, dass sich Gemeinden
von Fachleuten beraten lassen, um
einen passenden Weg für die jeweilige
Gemeinde zu finden. Weiterführend empfehle
ich Konsequenz bei der Umsetzung,
ganz nach dem Motto: „Wer nicht sät, der
kann auch nicht ernten.“
Wie sehr nutzen eigentlich Sie persönlich
all die digitalen Möglichkeiten, beispielsweise
auch Social Media?
Wenn man aus einer Gemeinde kommt,
die 120 Kilometer von Innsbruck entfernt
ist, dann ist man sehr früh in das digitale
Zeitalter eingestiegen. Zudem komme ich
aus einer sehr technisch affinen Familie.
Digital ist somit selbstverständlich
bei uns. Ich persönlich verwende Facebook.
Jedoch muss man sich dabei auch
bewusst sein, welche Gefahren die in
Social Media hinterlegten Algorithmen
mit sich bringen und wie sie die Meinungsbildung
aktiv beeinflussen können.
MEHR DAZU
Dies ist eine Werbemitteilung. Das Veranlagen birgt neben Chancen auch Risiken.
Genauere Informationen zum Produkt finden Sie unter sparkasse.at/fair-invest
Der Zeitpunkt für eine Finanzierung ist
so günstig wie noch nie: Die Zinsen sind
noch immer auf einem Tiefstand. Davon
profitieren Gemeinden, die größere Investitionen
planen. Doch oft lohnt sich auch
ein Experten-Blick auf bereits bestehende
Verbindlichkeiten, weiß Robert Hochrainer,
Experte für Finanzierungen von Kommunen
in der Tiroler Sparkasse: „Wir analysieren
Kredite von Gemeinden und helfen, das kommunale
Kreditportfoliomanagement zu verbessern.
Konkret unterstützen wir dabei, das
Kreditportfolio professionell zu streuen. Wir
geben auch eine Risikoschätzung zur Zinsentwicklung
ab und helfen gezielt, Lösungen
zu finden und einen klaren Überblick über die
Finanzen zu schaffen.“
Förderungen für Investitionen
Die ExpertInnen in der Tiroler Sparkasse
haben auch den exakten Überblick über die
EXPERTEN-BLICK
AUF GEMEINDE-FINANZEN
zahlreichen Fördermodelle für Investitionen.
„Wir unterstützen Gemeinden hier nicht nur
bei der Suche, sondern auch bei der Einreichung.
Mit unserer professionellen Business-Banking-Lösung
Telebanking Pro haben
wir zudem den idealen Finanzmanager für
Gemeinden. Ein Angebot, das sich bezahlt
macht“, ergänzt Hochrainer.
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Passende Finanzierungsformen finden
Gemeinden stehen heute unterschiedliche
Varianten für Finanzierungen zur Verfügung.
Auch hier helfen die ExpertInnen in
der Tiroler Sparkasse weiter: „Investitionsfinanzierungen
eignen sich für mittel- und
langfristige Anschaffungen wie Maschinen,
Betriebsausstattung oder Liegenschaften.
Kredithöhe, Laufzeit und Rückzahlung werden
an die Bedürfnisse und Möglichkeiten
angepasst. Mit dem Leasen von Gebäuden,
Fahrzeugen oder Maschinen wird Eigenkapital
geschont und die Gemeinde bleibt liquide.
Denn mit Leasing nutzt man Objekte,
ohne sie zu besitzen. Hier kommt es auf eine
professionelle Abwägung an, um die beste
Lösung zu finden“, weiß Hochrainer.
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ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
50 tirol.Politik tirol.Politik
51
KOOPERATIONEN
KRÄFTE BÜNDELN,
SYNERGIEN NUTZEN
VIELE GRÖSSERE
UMSETZUNGEN WÄREN
FÜR EINE GEMEINDE
ALLEIN NICHT ZU
STEMMEN.
© Julia Moll
Nur ein Mehr an Zusammen–
arbeit lindert die Probleme.
Bessere Qualität, aber auch effizienteres
Arbeiten und rechtssichere
Ergebnisse – die Vorteile von Kooperation
sind mannigfaltig. Jede Tiroler
Gemeinde hat viele gleiche oder
ähnliche Aufgaben zu erfüllen. Tag
für Tag. Das ist ein guter Punkt, um
anzusetzen. Sei es innerhalb des Planungsverbands
oder auch zwischen
regional schon länger traditionell verbundenen
Kommunen.
Viele Tiroler Gemeinden sind schon
jetzt Meister der Kooperation. Kommunen
sind im Schnitt an bis zu
25 Kooperationen beteiligt. Es werden
beispielsweise Schulen gemeinschaftlich
betrieben – und zwar von der
Volksschule bis hin zur Landesmusikschule.
Auch im Pflegebereich und in
puncto Abfallbewirtschaftung wird eifrig
zusammengearbeitet. Ausbaufähig ist
der Bereich Verwaltung. Die Kooperationen
bei der Zusammenarbeit in der täglichen
Verwaltungsarbeit nimmt zwar
erfreulicherweise stetig zu, es gibt aber
noch Luft nach oben, wie man so schön
sagt. Diese wertvollen Potenziale gilt es
in der Zukunft Stück für Stück zu heben.
Die Vorteile von Kooperationen liegen
auf der Hand: Sie bringen Spezialisierung,
entlasten die Mitarbeiter*innen
und sorgen für mehr Qualität der Dienstleistungen.
Vor allem in Anbetracht der
heute oftmals noch vorherrschenden
„One-Man-Shows“ in der Verwaltung
von vor allem kleinen Gemeinden. Dies
ist für die Mitarbeiter*innen äußerst
belastend, bei Krankenständen oder
Urlauben stehen zudem Teile der Verwaltung
aus Mangel an qualifizierter
Vertretung oder schlicht Personalreserven
oft still.
In diesem fordernden Umfeld erfolgreich
zu bestehen, wird zudem von Jahr
zu Jahr schwieriger, da es immer mehr
neue gesetzliche Auflagen zu erfüllen
gilt und es immer neue Spezialisierungen
braucht. Ich denke da beispielsweise
an die Einführung der VRV 2015,
der DSGVO oder neue Programme für
die Kinderbetreuung. Oftmals gelingt
der Tanz auf dem Seil nur über Formen
der Zusammenarbeit zwischen
den Gemeinden, um einen qualitativen
Absturz zu verhindern. Und um dem
Personal zum rechtmäßigen Anspruch
auf Entlastung zu verhelfen.
Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf
© Land Tirol
Land Tirol fördert
Planungsverbände.
Insgesamt 36 Planungsverbände aus
278 Tiroler Gemeinden sowie der Planungsverband
Innsbruck und Umgebung
setzen sich seit mittlerweile
über 15 Jahren für die Ausarbeitung
von Regionalprogrammen und -plänen
ein, um eine geordnete und zukunftsorientierte
Landesentwicklung bestmöglich
zu gewährleisten. Gerade in
herausfordernden Zeiten gilt es, Kräfte
zu bündeln und Synergien zu nutzen. Die
Zusammenarbeit von Gemeinden über
Grenzen hinweg bedeutet, dass die einzelnen
Gemeinden voneinander profitieren
und miteinander auf effiziente Art
und Weise die Zukunft planen können.
Die Planungsverbände in Tirol haben die
Vorteile dieses „Miteinanders“ bereits
erkannt und setzen mittels gezielter
Strategien die gemeinsame räumliche
Entwicklung um.
Um die Planungsverbände in Tirol in
ihrer Arbeit weiter zu unterstützen,
haben diese seit Anfang des Jahres
2021 die Möglichkeit, eine Förderung
für zusätzliche Planungsverbandskoordinator*innen
zu beantragen. Konkret
werden für diese Initiative seitens
des Landes je Planungsverband bis zu
40.000 Euro pro Jahr zur Verfügung
gestellt. In der Kooperation von Gemeinden
zu Themen der räumlichen Entwicklung
liegt großes Potenzial. Daher
ist es wesentlich, diese Kooperationen,
die durch die Planungsverbände bereits
als Institutionen existieren, weiter mit
Aktivität zu erfüllen. Ist ein solcher
Koordinator, eine solche Koordinatorin
bereits vorhanden, kann die Förderung
auch für spezifische Strategieentwicklungen
und Projekte beantragt werden.
Bis dato wurden dahingehend bereits
rund 162.000 Euro an Fördermittel für
sechs Planungsverbände ausbezahlt.
Rund 55.000 Euro für weitere vier Planungsverbände
sind geplant. Damit
sind rund 217.000 Euro an Fördermitteln
bereits ausbezahlt – das entspricht
einem Drittel des Förderbudgets.
Das Land Tirol setzt seit Jahren auf
interkommunale Zusammenarbeit bzw.
überregionale Entwicklungsstrategien
und unterstützt dahingehend allen voran
auch gemeindeübergreifende Projekte.
Denn: Viele größere Umsetzungen
wären für eine Gemeinde allein nicht zu
stemmen – umso wichtiger ist es, dass
wir diesen Zusammenhalt und die Vorteile
daraus nutzen und fördern.
Ihr LR Mag. Johannes Tratter
52
tirol.Kultur
#
76
der effekt
instagram-
53
#crazy
AUTOR
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interaktiven Displays in Besprechungen!
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AUTOR
GABRIEL
CASTANEDA
Castañeda
2021
12.11. Zirl (T)
18.11. Kufstein (T)
26.11. Götzens (T)
02.12. Innsbruck (T)
06.12. Wien (W)
09.12. Stanz (T)
Wir alle haben sie, unsere kleinen Energieorte,
unsere persönlichen Tankstellen für
unser geistiges und körperliches Wohlbefinden.
Österreich und vor allem Tirol ist voll
mit wunderschönen Hütten, magisch anmutenden
Wäldern, traumhaften Wanderwegen,
pittoresken Dörfern und spektakulären Aussichten
auf majestätische Berglandschaften.
Gerade jetzt im Herbst zeigt sich unser Land
wieder einmal in
voller Pracht.
Viele dieser Hotspots
sind natürlich
schon lange
Tourismusmagnete,
die zu Tode
vermarktet wurden,
und durch
die Flut an Menschen
dort sind
sie oft nur mehr
bedingt einen
Besuch wert. Das
ist ok. Irgendwo
muss man ja
Geld verdienen.
Aber seit ein paar
Jahren sind ja
nicht nur Tourismusverbände
im
Vermarkten von
„Geheimtipps“
aktiv. Scharen von
Influencer*innen
und solche, die
#plemplem
glauben, welche sein zu müssen, fotografieren
und filmen jeden noch so versteckten Winkel
unseres Landes, um ihn dann als „Geheimtipp“
mit der Welt zu teilen. Ja, auch ich habe das
schon gemacht, aber mittlerweile erkenne ich
meine Fehler. Ich teile meine kleinen persönlichen
Wohlfühloasen nicht mehr auf Social
Media. Weil ich absolut keine Lust darauf habe,
dass plötzlich Legionen von Menschen mit dem
Handy in der Hand, anmutend wie Zombies, ein
Selfie von sich machend und den Ausblick vom
„Geheimtipp“ in ihrer Insta-Story teilend, blöd
in der Gegend stehen, während ich mit meinen
Freunden dort eigentlich nur in Ruhe ein Bier
trinken wollte.
Paradebeispiel für diesen Irrsinn ist der Naturpool
am Königssee in Berchtesgaden. Früher ein
echter Geheimtipp, mittlerweile für alle gesperrt,
weil die Influencer*innen Tier- und Pflanzenwelt
dort für ein Instafoto niedergetrampelt haben.
Und das ist ja das völlig Verrückte an der Sache:
Die Leute, die dort hingehen, genießen nicht einfach
den See oder schwimmen darin und freuen
sich an der Sache, sondern pos(t)en für ein Foto,
um ihren Followern zu suggerieren, man würde
es genießen. Da kann man nur sagen: #crazy
#plemplem #posteteuregeheimtippsnicht
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54 tirol.bildet
55
Wir bringen
die Welt an die
Schulen
Am Anfang ein paar Zahlen, die eindrucksvoll
zeigen, wie hoch der Bedarf
an unterstützendem Personal an den
Tiroler Pflichtschulen tatsächlich ist.
Vor fünf Jahren bestand der Bildungspool
der GemNova aus sieben Personen,
vor zwei Jahren waren es bereits 315,
im laufenden Schuljahr sind es aktuell
über 460 Kolleg*innen. Wohin diese
Reise in den nächsten Jahren geht, ist
heute noch nicht im Detail absehbar.
Nur so viel: Der Bedarf wird weiter siv
mas-
steigen.
Der Bedarf an Freizeitpädagog*innen und
Schulassistent*innen an den Tiroler Pflichtschulen
steigt massiv an. Im Bildungspool
der GemNova kümmern sich aktuell über
460 Kolleg*innen darum. Das neueste Projekt
nennt sich „Abenteuer Express“. Damit
wird die große Welt an die einzelnen Schulen
gebracht.
„An unseren Basisschulungen im September
und Oktober haben rund 100 neue
Kolleg*innen teilgenommen“, erzählt Mai
Nguyen-Feichtner von der GemNova. „Viele
davon sind über Empfehlungen und gezielte
Ausschreibungen zu uns gekommen. Dabei
werden sie über die Unternehmungskultur
bei GemNova sowie über Rechte und Pflichten
an den Schulen informiert, erhalten
eine Einführung in freizeitpädagogische
Grundlagen. Aus gutem Grund: Wir wollen
den Schulen nur motivierte, informierte
und empathisch denkende Kolleg*innen
zur Verfügung stellen.“
„Abenteuer Express –
Bewegt um die Welt“
Um den Schüler*innen die große Welt in
die kleinen Klassenzimmer zu bringen,
wurde im Bildungspool der GemNova in
den vergangenen Monaten „Abenteuer
Express – Bewegt um die Welt“ entwickelt.
Die Grundidee: In einer fiktiven Reise um
die Welt wird pro Monat ein bestimmter
Kontinent vorgestellt. Dabei wird jeweils
ein Tier und ein Lebensmittel in den
Fokus gestellt. Für jedes Tier findet sich
eine Beschreibung des Lebensraumes und
der jeweiligen Eigenschaften, die mit den
Kindern gemeinsam thematisiert werden
können. Die Bewegungsformen orientieren
sich an den jeweiligen Eigenschaften der
Tiere und können spielerisch mit den Kin-
dern durchgeführt werden.
„Wir wollen den Kindern die Themen
Bewegung und Ernährung nahebringen,
wobei Spaß und spielerische Wissensvermittlung
immer im Vordergrund stehen“, so
Ute Streiter, die bereits seit vielen Jahren
an der Volksschule Hötting als Freizeitpädagogin
tätig ist. Damit die Kreativität
der beaufsichtigten Kinder nicht zu kurz
kommt, gibt es auch eigene Bastelanleitungen
sowie Malvorlagen. Erlaubt ist einfach
alles, was Freude macht und Schranken im
Kopf beseitigt.
Um den Kindern, allesamt zwischen
sechs und 14 Jahre alt, die Welt auch entsprechend
verständlicher zu machen,
kann in den Räumen der Nachmittagsbetreuung
eine Weltkarte aufgehängt werden,
auf der die einzelnen Kontinente in
unterschiedlichen Farben dargestellt sind.
Auf der folgenden Seite präsentieren
wir Auszüge aus dem „Abenteuer
Express – Bewegt um die Welt“.
In einer
fiktiven
Reise um
die Welt
wird pr0
M0nat
ein bestimmter
K0ntinent
v0rgestellt.
56 tirol.bildet
tirol.bildet
57
Materialsammlung
F0rtbildung.
Weiterbildung.
Auszug aus dem 96 Seiten
umfassenden Skript.
(© GemNova)
Die 96 Seiten umfassende Materialsammlung
beinhaltet Ideen für spielerisch gestal-
tete Bewegungsübungen sowie Rezepte für
eine kulinarische Reise um die Welt.
Besonderes Augenmerk wird innerhalb
des Bildungspools der GemNova
auf die Verbesserung der Qualifikation
von Freizeitpädagog*innen und
Schulassistent*innen gelegt. Deswegen
gibt es laufend Fort- und Weiterbildungen.
Vor Kurzem etwa fanden spezielle
Vorträge zum Thema Autismus und Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung
(ADHS) statt. Wie dann speziell
mit diesen Kindern umzugehen ist, wie
diese bestmöglich unterstützt und gefördert
werden können, auch das wird in den
Fortbildungen gelernt.
Weitere Themen, die unseren Kolleg*innen
in der schulischen Betreuung angeboten
werden, sind u. a. Stressbewältigung im
Alltag mit Achtsamkeits- und Resilienztechniken,
Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern
sowie Inklusion. Denn eines ist klar:
Besonders an den Schulen können immer
wieder besondere Herausforderungen mit
den zu beaufsichtigenden Kindern auftreten.
Worauf Mai Nguyen-Feichtner von der
GemNova noch besonders hinweist:
„Bei fachlichen Fragen können sich die
Kolleg*innen gerne und jederzeit an die
Teambetreuer*innen wenden. Außerdem
gibt es die Möglichkeit der Kollegialen Beratung,
bei der mit anderen Kolleg*innen und
einer unabhängigen Moderation Lösungsvarianten
und Handlungsstrategien zu spezifischen
Fragestellungen aus dem Berufsalltag
erarbeitet werden. Bei besonderen
Herausforderungen bieten wir darüber hinaus
Supervisionen im Einzel- oder Teamsetting
an.“
Im Frühjahr des kommenden Jahres ist
erneut eine Umfrage bei den Kolleg*innen
des Bildungspools geplant, um für das nächste
Schuljahr weitere Maßnahmen zur Optimierung
einzuleiten.
k0ntakt
bildungspool@gemnova.at
+
Jeder Monat konzentriert sich dabei auf eine andere
geografische Region – dabei wird jeweils ein Tier und
ein Lebensmittel in den Fokus gestellt. Es sind außer-
dem noch Bastelanleitungen und Malvorlagen zu finden.
Landkarte
Diese Landkarte kann in den
Räumlichkeiten der schulischen
Betreuung aufgehängt werden,
um zu visualisieren, auf welchem
Kontinent man sich derzeit
thematisch befindet.
Passend dazu
gibt es eine Landkarte
im Posterformat.
(© GemNova)
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(z.B. Kindergärten und Schulen)
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59
im Waschraum
MARIO MAIR
INHABER MAIRAUM
fürs Gebäude
im Waschraum
im Waschraum
fürs Gebäude
fürs Gebäude
Ein Gespräch mit Mario Mair, dem Inhaber von Mairaum.
Über den ungewöhnlichen Namen, die Alleinstellungsmerkmale
sowie die Pläne für die Zukunft.
Digitale Spenderdaten
bringen 25 % weniger
Serviceaufwand
und 30 % mehr
Kundenzufriedenheit.
Mairaum, ein eher ungewöhnlicher
Name. Wie sind Sie darauf gekommen,
was wollen Sie damit ausdrücken? Mario
Mair: Der erste Teil des Wortes ist mein
Mit Name, einer Dosieranlage der zweite Teil bis drückt unsere Tätigkeit
Waschmaschinen
aus. Wir sind die Experten, die Speziali-
zu vier
versorgen. sten für Einrichtungen aller Art. Stellen Sie
sich einfach einen leeren Raum, ein leeres
Gebäude vor. Wir sind dann diejenigen, die
daraus Konferenzräume, Veranstaltungssäle,
Kantinen, Foyers, Schulen oder ganze
Hotelkomplexe machen. Ihre Wünsche sind
unser Anreiz, etwas ganz Tolles, etwas
Außerordentliches zu gestalten.
Möbelhäuser, Einrichtungshäuser gibt
es ja recht viele hier in Tirol. Was zeichnet
Sie aus, worin unterscheiden Sie
sich von Ihren Mitbewerbern? Vor allem
durch unsere Kreativität, unser Engagement,
unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Außerdem erhalten Sie bei uns
für die Wäsche
alles aus einer Hand, von der Idee über die
Konzeption bis hin zu den fertig ausgestatteten
Objekten. Damit gibt es für Sie bei
allen Fragen nur einen einzigen Ansprechpartner,
der alles für Sie erledigt. Sei es die
perfekte Beleuchtung, die richtigen Möbel,
die dazu passenden Accessoires.
Alle reden vom Preis – Leistungs – Verhältnis.
Sie auch? Selbstverständlich.
Auch in diesem Punkt sind wir beispielgebend.
Unsere Kreativität, unser Design,
unsere Qualität, unser Service sind herausragend.
Jeder einzelne Euro ist dabei
bestens investiert. Mein Team und ich
freuen uns darauf, ihre Wünsche umzusetzen.
Sie werden – und ich verspreche
da nicht zu viel – wirklich begeistert sein.
Warum zählen eigentlich Gemeinden zu
Ihrer ganz besonderen Zielgruppe? Weil
unsere Gemeinden vielfach vernachlässigt
werden. Dabei gibt es gerade hier einen
riesengroßen Gestaltungsspielraum, ich
nenne nur Kindergärten, Schulen, Seniorenwohnheime,
Veranstaltungssäle usw.
Wir haben die Kompetenz und die Erfahrung,
insbesondere für Gemeinden eine
tolle Arbeit zu leisten. In den letzten Jahren
durften wir speziell in diesem Bereich
DIGITALISIERUNG SCHAFFT
mehrere Projekte realisieren und haben
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Partner einen Namen
gemacht. Lassen Sie uns einfach miteinander
ins Gespräch kommen.
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Mit einer Dosieranlage bis
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30 % weniger Ausgaben.
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60 tirol.bildet tirol.bildet
61
WIR BRINGEN DIE
GEMEINDEN AN DIE UNI
UND DIE UNI IN DIE
GEMEINDEN!
Univ.-Prof. Dr. Bernhard Fügenschuh
Vizerektor für Lehre und Studierende
an der Universität Innsbruck
„Die weitere Öffnung der Universität Innsbruck liegt nicht
nur mir als Vizerektor sehr am Herzen. Gerade die Weiterbildung
bietet sehr gute Möglichkeiten, um erste Kontakte
zu knüpfen und in vielfältigster Weise zu kooperieren.
Daher freue ich mich, wenn die Universität durch die
Zusammenarbeit mit der GemNova verstärkt mit den
Mitarbeiter*innen der Gemeinden in Austausch tritt und
für beide Seiten Neues und Bereicherndes entsteht.“
FACTBOX
Um das Angebot an Fort- und Weiterbildungen
für Gemeindebedienstete
auf die nächste Stufe zu stellen, ist
die GemNova gerade dabei, mit der
Universität Innsbruck ein Konzept zur
universitären Weiterbildung maßgeschneidert
für den kommunalen Verwaltungsbereich
zu erarbeiten. Der
Universitätskurs ist eine Neuheit
in ganz Österreich, den es in dieser
Form sonst nirgendwo gibt. Besonders
wichtig ist uns bei der Ausarbeitung,
auf die Wünsche und Bedürfnisse der
Gemeinden Rücksicht zu nehmen und
sowohl den Vortragenden als auch den
Weiterbildungsteilnehmer*innen viel
individuellen Gestaltungsspielraum zu
ermöglichen.
WICHTIGE ECKPUNKTE
ZUM PROJEKT
Vielfältige Kursinhalte
Es soll eine breite Palette an unterschiedlichsten
Themen mit explizitem Bezug
zur kommunalen Verwaltung angeboten
werden. Derzeit ist geplant, etwa 15 unterschiedliche
Seminare anzubieten, also
einen vielfältigen Katalog aus Seminaren.
Um den Zertifikatskurs abzuschließen
und das Universitätszertifikat der qualifizierten
Gemeindearbeit zu erhalten,
müssen sieben Seminare positiv absolviert
werden. Die Teilnehmer*innen können
selbst entscheiden, welche Schwerpunkte
sie setzen, da die Bedürfnisse in
den Gemeinden unterschiedlich sind und
jede*r unterschiedliches Vorwissen mitbringt.
Es wird aber auch möglich sein,
nur einzelne Seminare zu besuchen und
dafür jeweils Teilnahmebestätigungen zu
erhalten. Auf diese Weise ist größtmögliche
Flexibilität und Individualisierbarkeit
gegeben, und niemand muss Kursinhalte
besuchen, die für seine oder ihre praktische
Tätigkeit nicht unbedingt benötigt
werden. Den fertig ausgearbeiteten
Seminarkatalog senden wir Anfang 2022
an die Gemeinden aus. Wir können aber
jedenfalls bereits verraten, dass es einige
unterschiedliche rechtliche und finanzspezifische
Themen geben wird, aber
auch Soft Skills in unserem Seminarangebot
nicht zu kurz kommen werden.
Standortflexibles, dezentrales
Angebot
Die Zusammenarbeit mit der Universität
Innsbruck zielt darauf ab, für ganz Tirol
ein attraktives Angebot zu schaffen und
nicht lediglich für den Raum um Innsbruck.
Deshalb wird es Kursangebote auch an
Standorten in den anderen Tiroler Bezirken
geben und gegebenenfalls bei entsprechender
Nachfrage auch einige Optionen
zur virtuellen Teilnahme an Kursinhalten.
Praxis und Theorie ideal kombiniert
Ein weiterer Punkt, der dieses Projekt
besonders machen wird, ist die Gestaltung
der Vortragstätigkeit. Es ist für alle
Kurselemente geplant, dass der praktische
Teil von Expert*innen unterrichtet
wird und der jeweilige Theorieteil von
Lektor*innen der Universität Innsbruck.
Somit ist ein idealer Praxistransfer der
Lerninhalte möglich. Je nach Kurselement
können die theoretischen Inhalte direkt in
praxisnahen Arbeitsaufgaben eingesetzt
werden.
Teilnahmevoraussetzungen
In Absprache mit der Universität haben
wir uns darauf geeinigt, dass wir von
formellen Teilnahmevoraussetzungen
absehen und deshalb die Berufspraxis
bzw. angestrebte berufliche Laufbahn
der Interessent*innen die Basis für die
Teilnahme sein wird. Das bedeutet, dass
auch Personen ohne Matura am Universitätskurs
teilnehmen und die einzelnen
Seminare absolvieren können, um so eine
universitäre Weiterbildung für ihre Arbeit
erhalten zu können. Der Kurs richtet sich
speziell an den Verwaltungsbereich in
den Gemeinden, es können aber selbstverständlich
auch Politiker*innen und
Quereinsteiger*innen daran teilnehmen,
die noch nicht im Gemeindedienst tätig
sind, sondern sich für eine Stelle in einer
Gemeinde bewerben und sich davor spe-
zifisches Wissen aneignen wollen. Auch
Personen, die in anderen Gemeindeeinrichtungen
wie beispielsweise Pflegeheimen
oder Schulen bzw. Kinderbetreuung
tätig sind und Interesse an den Seminaren
im Bereich der Soft Skills für die
kommunale Arbeit haben, sind herzlich
willkommen.
Terminliches
Wir werden uns an den Universitätszeiten
anlehnen und mit den ersten Seminaren
im Sommersemester 2022 starten, also
frühestens im März. Genauere Informationen
dazu werden noch ausgeschickt. Um
die Teilnahme auch für Interessent*innen
mit einer längeren Anfahrt zu den Standorten
zu ermöglichen, werden wir versuchen,
so viele der Inhalte wie möglich in
Halbtagesblöcken anzubieten. Jedes Seminar
wird mit zwei ECTS, also zwei Universitätscredits
bewertet, das entspricht
in etwa 15 Lehreinheiten zu je 45 Minuten.
Diese werden ca. zur Hälfte aus Praxis
und zur Hälfte aus Theorie bestehen,
wobei gerade bei den rechtlichen Seminaren
etwas mehr Theorie anfallen wird.
Kursstart
Voraussetzungen
Themen
Kosten
Standorte
Vortragende
Umfang
Format
Abschluss
Besonderheit
Start der ersten Seminare im Sommersemester 2022
Keine formellen Voraussetzungen nötig, lediglich
beruflicher Gemeindebezug
Rechtliches (DSGVO, TGO etc.), Finanzielles (z. B. VRV
2015), Soft Skills (bspw. Personalführung, Öffentlichkeitsarbeit
usw.)
EUR 700,– pro Seminar, 6+1 gratis
Universität Innsbruck sowie dezentrale Standorte
der Universität und der GemNova in den Bezirken
Expert*innen der GemNova in Kooperation mit
Professor*innen der Universität Innsbruck
2 ECTS also ca. 15 Einheiten à 45 Minuten pro Seminar
Nach Möglichkeit in Halbtagesblöcken in Präsenz,
ggf. auch online
Universitätszertifikat nach Absolvieren von
7 Seminaren, Teilnahmebestätigung bei Abschluss
eines jeden Seminars
Es können auch nur einzelne Seminare besucht
werden. Der Abschluss von 7 Seminaren ist nur für
das Zertifikat notwendig, aber nicht verpflichtend.
ZUR AUTORIN DANIELA KRANZLMÜLLER
Daniela Kranzlmüller ist langjährige GemNova-Mitarbeiterin sowie
Master-Absolventin und aktuell Dissertantin an der Universität
Innsbruck. Als Projektverantwortliche, die damit selbst in der
Theorie und Praxis verankert ist, freut sie sich besonders über
die Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck.
Kontakt: d.kranzlmüller@gemnova.at
Änderungen vorbehalten
62 tirol.bunt und vielfältig tirol.bunt und vielfältig 63
Da war sehr
große Angst dabei
Im Alter von 25 Jahren outete sich Ricardo. Mit 28 begannen die Operationen, um aus Anja Ricardo zu machen. Heute, mit
33, fühlt er sich stärker und selbstbewusster denn je. Ricardo Föger aus Silz im Interview über seinen ganz persönlichen
Weg. Und über die vielen Steine, die es wegzuräumen galt, über die Hindernisse, die es auch heute noch gibt.
ZUR
PERSON
Ricardo wurde 1987 als
Anja Föger in Silz geboren.
Als Anja absolvierte er die
Polizeischule in Feldkirch,
trat danach seinen Dienst
als Polizistin in Tirol an.
Nach seinem Outing und
seiner Geschlechtsumwandlung
eröffnete er
2020 seine eigene Praxis
für energetische Behandlungen
in Silz. Ricardo
Föger lebt mit seiner Frau
Miriam und ihrer Tochter
Elea nach wie vor in Silz.
Im Michael Wagner Verlag
ist kürzlich sein Buch „Der
Mann, der einmal ein Mädchen
war“ erschienen.
Ricardo: .... ja, am schwierigsten war es
in der Hauptschule. Das war die Horrorzeit
für mich. Ich, die kleine Anja, steckte
in einem Mädchenkörper fest, wusste
aber innerlich, dass ich ein männliches
Wesen bin. Dazu die vielen Anfeindungen,
das massive Mobbing meiner damaligen
Mitschüler. Ich war wirklich verzweifelt,
wusste nicht, was ich tun sollte.
Dich muss es innerlich ja förmlich zerrissen
haben.
Nicht nur innerlich. Stell dir einfach die Situation
beim Turnunterricht vor – die Buben
da, die Mädchen dort. Und dann ab in die
Dusche. Für mich war das jedes Mal ein
Horror. Oder die Trennung Handarbeit für
die Mädchen, Handwerken für die Buben.
Und ich mittendrin. Wie gerne hätte die kleine
Anja damals auch Bauklötze zusammengebaut,
Schrauben gedreht.
Dann kam die Pubertät, das Interesse
am anderen Geschlecht.
Das war der nächste Schock für mich.
Meine Schulfreundinnen hatten einen
Freund, ließen sich küssen, sprachen
ausführlich darüber. Um den Schein zu
wahren, hab auch ich mir einen „Freund“
zugelegt, ließ ihn aber körperlich nie an
mich heran. Später, so ab 17, hab ich mir
im Internet eine falsche Identität zugelegt,
bin als Ricardo aufgetreten, hab einfach
das weibliche Geschlecht gesucht …
…. und virtuell auch gefunden.
Ja, später dann auch persönlich getroffen.
Ich hab mich dafür als Mann verkleidet,
meine Brüste abgeklebt, die Anja,
die ich damals noch war, selbst vor mir
versteckt. Was macht man doch alles, um
aus seiner Verzweiflung, seiner Depression
herauszukommen. Bei diesen Begegnungen
hab ich mich endlich als Mann
geben können, wenngleich ich natürlich
keine Intimität zulassen konnte.
Wie lange hast du diese Scheinwelt aufrechterhalten?
Ein paar Jahre, dann ist alles aufgeflogen.
Die Eltern einer „Freundin“ standen plötzlich
bei mir zu Hause vor meinen Eltern
und wollten Ricardo sehen. Die Antwort
meiner Mutter: Bei uns gibt es keinen
Ricardo, nur eine Anja. Dann hat sie mich
angerufen, ich war gerade im Auto unterwegs,
und wollte mich sprechen. Da brach
für mich die ganze Welt zusammen. Ich
wollte mich umbringen, hatte auch schon
die Waffe in der Hand …
…. und dann doch die andere Richtung
gewählt.
Ich hab mich für das Outing entschieden,
ja. Natürlich war da auch große, sehr große
Angst dabei, gleichzeitig ist mir ein riesiger
Stein vom Herzen gefallen. Endlich
das sein zu können, was ich tatsächlich bin,
mich nicht mehr immer und überall verstellen
zu müssen. Zuerst hab ich mit meinen
Eltern gesprochen, mit meinem Bruder, den
Großeltern. Sie alle haben mich verstanden,
haben mich bestärkt, meinen eigenen Weg
zu gehen.
Und im Dorf selbst – wie haben die
Silzer*innen reagiert?
Nach außen hin gab es keine Anfeindung,
keine Kritik. Hinter meinem Rücken wurde
natürlich getuschelt und heftig der Kopf
geschüttelt. So in dem Sinne: „Die Anja will
ein Mann sein, ja wie gibt's denn so etwas.“
Ich bin aber ab diesem Zeitpunkt mit erhobenem
Haupt durch das Dorf gegangen, hab
mich bewusst gezeigt, auch schon männlich
gekleidet. Natürlich hat das für Aufsehen
gesorgt.
Gerade in einem so konservativen Land
wie Tirol! Nach deinen vielen Operationen,
die aus Anja dann Ricardo gemacht
haben, wolltest du ja auch öffentlich darüber
reden, aufklären, Interesse wecken,
als „Mutmacher“ für andere fungieren.
BILD: Ricardo
Föger, ein selbstbewusster,
starker
junger Mann. Wer ihn
ansieht, kann kaum
glauben, wie aus ihm
der Mann wurde, der
er heute ist.
(© Maria Kirchner)
Im persönlichen Bereich ist mir das auch
sehr gut gelungen. Andererseits blieben für
mich Schulen, selbst die Pädak, felsenfest
verschlossen. Und ich habe es ab 2019 wirklich
mehrmals versucht. Dabei gehen doch
Kinder viel offener und natürlicher mit alledem
um. Eine Lehrerin im Oberland hat mir
etwa erzählt, dass es in jedem Jahrgang
ihrer Mittelschule mindestens ein Kind gibt,
dessen sexuelle Orientierung unklar ist. Mir
ist es einfach ein großes Anliegen, meine
persönliche Geschichte zu erzählen, emotional
zu berühren, um damit mehr Offenheit,
mehr Verständnis zu erreichen. Transidentität
sollte doch zumindest in Tirol, in Österreich,
in Europa kein Tabuthema mehr sein.
Hast du diesbezüglich das Gespräch mit
der Politik, etwa der Bildungslandesrätin
gesucht?
Nein, noch nicht. Ich bin aber sofort zu
jedem Gespräch mit der Landesrätin
bereit. Bildung bedeutet doch auch, die
menschliche Vielfalt anzuerkennen. Das
betrifft nicht nur die sexuelle Orientierung.
Eine aktuelle Studie zeigt etwa, dass sich
bei 1.500 Einwohner*innen mindestens
eine Person als transsexuell geoutet hat.
Unsere
Welt ist
bunt, dazu
sollten wir
alle stehen.
RICARDO
FÖGER
Rechne einfach mal hoch, was das für Tirol
bedeutet.
Reine Zahlen sind das eine, öffentliches
Bewusstmachen das andere. Gerade in
konservativen Ländern wird Transidentität
noch immer an den Rand gedrängt.
Da hast du Recht. Menschen bei uns in
Tirol zu überzeugen, braucht sehr viel Zeit,
einfach weil die Angst vor Neuem immer
recht groß ist. Doch steter Tropfen höhlt
den Stein, Veränderungen sind auch bei uns
möglich. Dabei geht es nicht nur um Sexualität,
sondern grundsätzlich um Selbstbestimmung,
um Würde, auch um Kritikfähigkeit.
Was mich besonders positiv stimmt: Gerade
in diesen Monaten outen sich auch in Tirol
immer mehr junge Menschen. Das ist ein
starkes, ein kraftvolles Zeichen. Unsere Welt
ist bunt, dazu sollten wir alle stehen.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
REINHOLD OBLAK
64 tirol.bunt und vielfältig tirol.bunt und vielfältig 65
„Ich hab noch nie einen
Löwen gesehen“
„Fein, dann treffen wir uns um neun im Café. Wie erkenne ich dich, Jennifer?“
Ein Lächeln schwingt durchs Telefon. „An der Farbe.“ So hat es begonnen. Was am Ende
dabei herauskam, lesen Sie nun hier. Die Geschichte, das kleine Porträt einer fürwahr
bemerkenswerten jungen Frau.
Sie zieht schon einige Blicke auf sich, als sie
ins Café kommt. Jennifer ist jung, attraktiv,
groß. Ein auffallend breites Haarband mit
Blumen schmückt ihren Kopf. Außerdem
ist sie dunkelhäutig. Sie stammt aus Afrika,
geboren in Nigeria, im Westen des schwarzen
Kontinents. „Dad ist bereits vor 35 Jahren
nach Innsbruck gekommen, Europa war
und ist für uns die Region, wo wir alle hinwollten.
Europa bedeutete damals Zukunft,
bessere Arbeitsmöglichkeiten, ein glücklicheres
Leben.“ Und heute, frage ich. „Das
galt damals, und das gilt wohl auch heute
noch“, sagt sie nach kurzem Nachdenken.
Jennifer selbst kam dann 2006, gerade mal
sieben Jahre alt, nach Tirol. Gemeinsam
mit ihrem älteren Bruder Elvis und ihrer
älteren Schwester Sandra. Davor war es
dem Vater aus finanziellen Gründen nicht
möglich, die drei Kinder nachzuholen. Die
Mutter blieb in Nigeria, am Golf von Guinea
gelegen, einem Land, das mehr als zehn
Mal so groß wie Österreich ist. Und deren
Bevölkerung gleichzeitig um ein Vielfaches
ärmer ist. „In Innsbruck hab ich dann das
erste Mal richtigen Schnee gesehen, für
mich ein Wunder. Und die Berge, die vielen
hohen Berge rund um die Stadt.“
AUTOR
REINHOLD OBLAK
Hautfarbe, Augenfarbe
Kinder lernen Fremdsprachen meist spielerisch
leicht. Das war auch bei der siebenjährigen
Jennifer so. „In Nigeria wachsen wir
dreisprachig auf. Es gibt die Landessprache
Edo, außerdem wird Pidgin-English und Englisch
gesprochen. Auch in der Schule. Hier
in Tirol hab ich dann Deutsch gelernt. Ich
bin in eine Sprachlernklasse gekommen,
hab viel mit anderen Kindern gespielt und
gelacht, dann auch vier Jahre das Gymnasium
in Innsbruck besucht.“ Schon bald
sprach das dunkelhäutige Mädchen aus
Schwarzafrika das tiefste Tirolerisch.
Im Gymnasium erlebte Jennifer dann die
ersten Anfeindungen, der Hautfarbe wegen.
„Es gab blöde Bemerkungen, etwa: ‚Geh
zurück in dein Land!’. Dann diese Blicke, die
können auch sehr wehtun. Mit einem Mitschüler
ist es sogar zu einer körperlichen
Auseinandersetzung gekommen“, erinnert
sie sich zurück. Oder im Bus, wenn eine
ältere Frau plötzlich ihre Handtasche näher
an sich zieht, nachdem Jennifer neben ihr
Platz genommen hat. Oder ein anderer
Mann einfach aufsteht, als sie sich neben
ihn hinsetzen will. Mittlerweile, sagt Jennifer,
sei das aber schon deutlich besser
geworden. Viele sahen damals, sehen auch
heute noch vor allem ihre Hautfarbe. Die
Farbe ihrer Augen blieb den meisten indes
verborgen.
Spurensuche
Als ihr älterer Bruder nach Amerika auswandert
und ihre ältere Schwester nach
London zieht, fühlt sich Jennifer zunehmend
allein. Ihr Vater heiratete zwischenzeitlich
eine andere Frau, mit ihr hat er noch zwei
weitere Kinder, Jennifers Halbgeschwister.
Eine schwierige, eine sich laufend zuspitzende
Situation. „Ich hab da schon etwas
gebraucht, um die richtige Spur zu finden.
Ich hab viel herumprobiert, teilweise auch
die Orientierung verloren. Nachdem die
innerfamiliären Konflikte massiv zugenommen
haben, bin ich mit 15 von daheim ausgezogen.“
Unterschlupf, nein, eine neue Heimat findet
Jennifer in einer sozialen Einrichtung
namens „Nestwärme“, ein betreutes
Wohnprojekt. Sechs Jahre, bis zu ihrem
21. Lebensjahr, wird sie dort verbringen.
„Das war ein riesengroßes Glück für mich,
eine Möglichkeit, wieder zu mir zu finden,
wichtige Freundschaften zu schließen, meine
Zukunft aktiv anzugehen.“ Es ist die Zeit
ihrer Pubertät, ihres Erwachsenwerdens, die
Zeit, in der sich ihre Persönlichkeit festigt.
Die kleine Wohngemeinschaft teilt sie mit
Vanessa, einem Mädchen aus Bosnien, mit
der sie auch die meiste Zeit zusammen ist.
Ihre wichtigsten Ansprechpartnerinnen in
diesen Jahren sind allerdings zwei Betreuerinnen,
Ines und Martina, die sie auf allen
Ebenen unterstützten.
„Als ich das Gymnasium abgebrochen habe,
machte sich eine große Orientierungslosigkeit
breit. Was soll ich tun, was ist mein Ziel,
welchen Weg schlage ich als nächsten ein?
In dieser Zeit haben mich Ines und Martina
aufgefangen, haben sich auch drei Stunden
am Tag zu mir gesetzt, mit mir geredet,
mich aufgebaut, mir Perspektiven gezeigt.
Das hat unglaublich gutgetan, mir sehr viel
Kraft und Stärke gegeben.“
Schnuppern und Lehre
Bevor Jennifer ihre berufliche Berufung findet,
schnuppert sie herum. Bei einer Zahnärztin,
im Einzelhandel, in einem Jugendzentrum.
Doch dann das große Los, der reine
Zufall, das plötzliche Glück – das Hotel Sailer
im Herzen von Innsbruck. „Ich hab meine
Bewerbungsunterlagen genommen, bin dort
hingegangen, hab mich beim Chef vorgestellt.
Alles komplett cool und unkompliziert.
Und es hat geklappt, ich durfte für drei Jahre
die Lehrstelle antreten.“ Im Vorjahr schloss
sie diese ab, seitdem arbeitet sie im Sailer
als Kellnerin 40 Stunden die Woche. Man
glaubt ihr, wenn sie sagt, dass es für sie
weltweit keinen besseren Arbeitsplatz gibt.
Und Afrika, ihr Geburtsland Nigeria? Nicht
nur geografisch weit, sehr weit weg. Wobei:
„Meine Mum ist noch immer dort. Wir Kinder
möchten sie gerne für immer zu uns
holen, legen auch immer wieder unser Geld
zusammen.“ Zwei Mal war ihre Mutter
bereits in London, bei der Schwester, einmal
sogar in Amerika, beim Bruder. Allein in
Tirol war sie noch nicht, auch der Sprache
wegen, außerdem fehlten Jennifer bisher die
finanziellen Möglichkeiten.
BILD: Jennifer
William hat in Tirol,
in Innsbruck, ihren
Weg gemacht.
(Foto: © GemNova,
Michael Putzlocher)
Löwe und Giraffe
Den Sommer 2013 verbrachte Jennifer übrigens
das letzte Mal in Afrika bei ihrer Mutter
in Nigeria. „Es war schön und traurig
zugleich.“ Besonders herzzerreißend dann
der Abschied. Ganz in Afrika zu bleiben,
war freilich keine Option, denn wo arbeiten,
wovon leben, wie die Zukunft positiv gestalten?
„Die Möglichkeiten hier in Österreich
sind einfach ganz andere. Viele bei uns nehmen
das als selbstverständlich hin, doch es
könnte auch ganz anders sein.“
Hier in Tirol hat die junge Frau neben dem
beruflichen auch ihr privates Glück gefunden.
Seit drei Jahren schon ist sie mit Dominic
zusammen – sein Vater stammt aus
Ghana, seine Mutter aus Hall – seit zwei
Jahren leben sie auch in einer gemeinsamen
Wohnung. „Und Afrika?“, hake ich
nochmals nach. „Afrika hat natürlich einen
ganz wichtigen Platz in meinem Herzen,
es ist das Land, wo ich herkomme.“ Und
nach einer kurzen Nachdenkpause kommt
noch lächelnd folgender Satz: „Aber ich hab
in meinem ganzen Leben noch nie einen
Löwen, noch nie eine Giraffe gesehen.“
„In Innsbruck hab
ich dann das erste
Mal richtigen
Schnee gesehen,
für mich ein
Wunder. Und die
Berge, die vielen
hohen Berge rund
um die Stadt.“
JENNIFER WILLIAM
66 tirol.Wissen
tirol.Wissen 67
Die Zeit,
Veränderungen anderen
zu überlassen, ist vorbei
Der Bürgermeister von Kirchdorf, Gerhard Obermüller, hat sich in seiner
Master-Thesis im Fach „Politische Kommunikation“ dem Thema „Strategische
Kommunikation der Gemeinde am Beispiel der Gemeinden des politischen
Bezirkes Kitzbühel“ gewidmet.
Kommunikation
braucht
einen Start- und
einen laufenden
Strategieprozess
für die
Gemeinde und
somit definierte
Ziele.
Georg Keuschnigg: Lieber Gerhard, du
hast dich in deiner Master-Thesis mit
der strategischen Kommunikation von
Gemeinden auseinandergesetzt. Warum
wird dieses Thema immer wichtiger?
Gerhard Obermüller: Es steckt das Wort
Strategie dahinter und besagt, aus Bedürfnissen
oder auch Visionen eine Formulierung
erarbeitet zu haben, um einen Ablauf
und eben klare Ziele zu erreichen. Strategie
ist Managementfähigkeit, egal ob in Wirtschaft,
Politik, Militär (Strategie kommt aus
dem Altgriechischen „stratos“ = ein Heer
führen) oder auch in der Verwaltung.
Was fällt alles unter strategische Kommunikation?
Die Gemeinde begleitet die Bürger*innen
ein Leben lang, und da gibt es erfreuliche
und unerfreuliche Kommunikationen.
Der große Bereich in der Mitte ist aber
die alltägliche Herausforderung mit ihren
vielen Facetten, sprich Aufgaben einer
Gemeinde.
Kommunikation im eigenen System ist die
Basis, sodann können wir erst mit den Bürger*innen,
den Verwaltungspartnern Bezirk,
Land, diversen Organisationen, aber ganz
besonders mit Interessengruppierungen,
Stakeholdern und auch diversen Lobbyist*innen
die entsprechende Kommunikation
und auch die anzuwendenden Tools
erfolgreich einsetzen. Wer was erfahren
will, muss hören können, und darauf ist
Kommunikation abzustimmen, um Themenführerschaft,
das Wording und das Tun
gestalten zu können.
Die Bevölkerung informiert sich heute
ganz anders als früher. Welche
Bedeutung haben die neuen Medien für
Gemeinden?
Die neuen Medien sind bereits und bleiben
ein Teil der aktiven Kommunikation, und
somit sind diese mit einem klar durchdachten
System zu pflegen. Welche Medien werden
wann, von wem und wie in Anspruch
genommen bzw. bespielt, man braucht
Strategie – warum? Die Erwartungshaltung
einer Behörde ist anders, als es viele
andere Nutzer*innen in diesen Medien ausleben.
Wichtig ist, den Nutzen zu sehen und
vor allem nachhaltig zu arbeiten, aber auch
sorgsamer Umgang will geübt sein.
Warum tun sich viele Gemeinden schwer,
mit den neuen Medien zu arbeiten?
Man könnte auch sagen, warum soll ich
mich damit beschäftigen, es war ja bis
dato alles so fein, eventuell können das die
Nächsten machen. Aber gerade die aktuelle
Pandemie hat uns aufgezeigt, was für Möglichkeiten
bereits bestehen und in welcher
Geschwindigkeit Veränderungsprozesse
gelingen. Daran erkennt man wiederum, wo
der Wille vorhanden ist, denn der Akteur
ist der Schlüssel zur Strategieerreichung.
Welche Rolle spielt das Bewegtbild künftig?
Wir leben in einer Zeit mit vielen Reizüberflutungen,
weshalb Information oder
Gemeindemarketing gut strukturiert sein
soll. Wie in Printmedien ein Bild und ein
kurzgefasster Text die Leserschaft bindet,
so machen es die neuen Medien auch
für kleinere Organisationen möglich. Auch
Gemeinden haben mit dem Einsatz von Bildern
eine neue Art der Mitteilung, die aber
verstanden werden sollte – mit bewegter
Empathie Inhalte vermitteln.
Du siehst die Kommunikation als ein
strategisches Instrument der Gemeindearbeit;
wie könnte man sich für die
Zukunft besser aufstellen?
FAZIT
DES AUTORS
GERHARD
OBERMÜLLER
GERHARD
OBERMÜLLER
Die Zeit, in der Veränderungen
die Nächsten oder
andere umsetzen sollen,
ist im Jahrhundert der
Transformation vorbei.
Strategieprozesse und
eben Veränderungen werden
in jeder Generation mehrmals
stattfinden und müssen mit allen
Möglichkeiten forciert werden.
Details, wissenschaftlich erarbeitet
und aufbereitet, inklusive
Handlungsempfehlungen sind
in meinem neuen Buch „Strategische
Kommunikation der
Gemeinde“ als Begleit- und Nachschlagewerk
für Interessierte
bereitgestellt.
Bestellung unter:
office@dermaler.cc
Kommunikation braucht einen Start- und
einen laufenden Strategieprozess für
die Gemeinde und somit definierte Zie-
le. Dafür braucht es Ressourcen in Zeit,
Technik, Können und Wollen und auch in
der Budgetierung sowie entsprechend
fachliches Personal.
Du sprichst in deinem Buch auch inter-
kommunale Zusammenarbeit sowie die
Zusammenarbeit aller Tiroler Gemeinden
an – an welche Aufgabenstellungen
denkst du dabei?
Es ist wichtig, rechtzeitig Reformen einer
gemeindeübergreifenden, interkommunalen
Zusammenarbeit einzuleiten, die
wir ja bereits in vielen Verbänden erfolgreich
leben. Die Komplexität der künftigen
Zusammenarbeit – und jetzt spreche ich
nicht nur von Herausforderungen, sondern
explizit von Chancen – gilt es zu begreifen
und daraus das Handeln abzuleiten. Nicht
abwarten, bis die Personalressourcen es
erzwingen oder der Rahmen unpassend
wird! Nein, das Lenkrad selbst in die Hand
nehmen und unser Miteinander weiterentwickeln.
© PlaTo)
Natürlich braucht es dafür Systeme und
Expert*innen für die Ausarbeitung, aber
es gibt auch bereits eine Menge an erfolgreichen
Beispielen. Ob interkommunale
Gewerbegebiete, Bauämter oder Freizeiteinrichtungen:
Es wäre noch Potenzial und
reichlich Platz in einigen neuen Feldern
vorhanden. Wir brauchen uns nicht neu zu
erfinden, sondern sich dem gemeinsam
erarbeiteten Schatz Gemeinde in Form
einer Schmetterlingsverpuppung neu
anzunehmen, zu gestalten und zu leben.
Die Transformation des 21. Jahrhunderts
steht an oberster Stelle, wobei auch wir
als Gemeinde entsprechend gefordert sind
und für neue Wege nicht nur offen sein
sollten, sondern diese Herausforderung
annehmen müssen, um weiterhin unserem
Auftrag gerecht werden zu können.
DAS INTERVIEW FÜHRTE
GEORG KEUSCHNIGG
68
tirol.Wissen
tirol.Wissen
69
das
halltal
Ein faszinierendes Naturjuwel im Karwendel mit
außergewöhnlicher Geschichte.
AUTOR
MANFRED SCHIECHTL
Eines der faszinierendsten Naturjuwele Tirols ist das
Halltal im Karwendel, das auch auf eine außergewöhnliche
Geschichte zurückblicken kann. Vom historischen
Salzbergbau bis hin zu Naturkatastrophen.
Riesige Waldbrände sind ebenso mit dem Halltal
verbunden wie Murenabgänge, welche die Wasserversorgung
im Inntal lahmlegten. Das Halltal ist Thema
einer mehrteiligen Naturdoku von gemnova-tv, die im
Herbst Premiere haben wird.
der letzte
gr0sse waldbrand
2014
am h0chmahdk0pf
hat drei tage
gedauert.
LINKS: Das Halltal
ist trotz seiner Nähe
zum Inntal geprägt
von wildromantischer
Natur. (© Tourismusverband
Hall Watten)
Ein spektakulärer Anblick sind die riesigen
Steinplatten an den Flanken der Speckkarspitze
und des Bettelwurfs. Quadratkilometergroß.
Sie sind das Resultat unvorstellbar
großer Waldbrände in den Jahren 1909 und
1946. „Wenn man die Geschichte ansieht, hat
es im Halltal immer schon große Waldbrände
gegeben, die schon vor 100 Jahren immense
Waldflächen niedergebrannt haben. Der letzte
große Waldbrand 2014 am Hochmahdkopf hat
drei Tage gedauert. Rund 1000 Feuerwehrleute
waren im Einsatz. Zur Unterstützung auch
acht Hubschrauber, die ca. 2000 Mal Wasser
auf den Berg geflogen haben“, schildert
Absams Feuerwehrkommandant Bernhard
Fischler den Kampf gegen das Feuer beim
Jahrhundertwaldbrand, der vor allem nachts
im gesamten mittleren Inntal zu sehen war.
Noch heute sind die Wiederaufforstungsarbeiten
ungebrochen im Gange.
Von der Bettelwurf-Reise ging 1992 eine riesige
Mure ab, welche die Trinkwasserversorgung
in den Gemeinden Absam, Hall in Tirol
und Mils lahmlegte. In den Folgejahren musste
eine neue Trinkwasserversorgung errichtet
werden. Der über einen Kilometer in das Bettelwurfmassiv
reichende Margarethenstollen
versorgt heute zehntausende Menschen im
Inntal mit kristallklarem Trinkwasser. „1992
hat eine riesige Mure unsere Quellen verschüttet.
Heute schützt ein Ablenkdamm in
der Bettelwurf-Reise die neu errichtete Trinkwasserversorgung.
Er muss jedes Jahr saniert
werden, da bei Gewittern und Starkregen
immer wieder große Geröllmassen aus dem
Bettelwurfmassiv herunterkommen“, erzählt
Absams Bürgermeister Manfred Schafferer.
In der Naturdoku von gemnova-tv werden
Absams Bürgermeister Manfred Schafferer,
sein Amtsleiter Michael Laimgruber, Feuerwehrkommandant
Bernhard Fischler, Universitätsprofessor
Christoph Spötl, der Hüttenwirt
von St. Magdalena, Harri Biechl, und viele mehr
von der faszinierenden Geschichte des Tals
erzählen. Von mittelalterlichen Klosterfrauen
am Berg, vom Salzbergbau, von Naturkatastrophen,
von der wunderschönen Fauna und Flora.
70 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund
71
IHR WEG ZUR
GESUNDEN GEMEINDE!
Die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Gesunde Gemeinde Tirol besteht
aus dem avomed, dem Verein Sicheres Tirol und der GemNova. Die Prozessbegleiterinnen
der ARGE Gesunde Gemeinde Tirol beraten und
begleiten Sie auf Ihrem Weg zur „Gesunden Gemeinde“.
Kernidee der Gesunden Gemeinde
ist es, die Gesundheit der Menschen
direkt in der Gemeinde, in der sie wohnen,
arbeiten und leben, zu fördern.
Ein interdisziplinärer, ehrenamtlicher
Arbeitskreis, der sich aus Bürger*innen
der Gemeinde zusammensetzt,
DIE 5 THEMEN DER
GESUNDEN GEMEINDE
1. SOZIALE TEILHABE
Nachbarschaftshilfe, Förderung gemeinsamer
Aktivitäten, Einbindung
vulnerabler Gruppen ...
2. PSYCHOSOZIALE GESUNDHEIT
Umgang mit Stress, mentales Training,
Erste Hilfe für die Seele ...
3. ERNÄHRUNG
Verschiedene Ernährungsprogramme
wie Kochkurse, gesunder
Mittagstisch, regionale Küche, ...
4. VORSORGE
Unfallprävention
durch Training, Förderung
von Vorsorgemaßnahmen …
5. BEWEGUNG
Verschiedene Bewegungsprogramme,
Vorträge ...)
wird vom Gesunde Gemeinde-Team
dabei begleitet, gesundheitsfördernde
Maßnahmen zu entwickeln. Diese
Maßnahmen sollen das Gesundheitsbewusstsein
der Menschen verbessern
und gesundheitsfördernde Strukturen
schaffen.
ZIELE EINER GESUNDEN GEMEINDE
+ Gesundheit der Bürger*innen dort zu
fördern, wo sie leben, arbeiten und
lernen
+ Gesundheitsförderungsprogramm
entwickeln – partizipativ und individuell
+ Schaffung gesunder und nachhaltiger
Strukturen und Angebote
+ Niederschwelligen Zugang
gewährleisten
+ Sozialen Zusammenhalt fördern/
stärken
+ Vernetzung bestehender Angebote
+ Erhöhung der Gesundheitskompetenz
der Bürger*innen
+ Gesundheitsbewusstsein stärken
+ Mehr gesunde Lebensjahre
ermöglichen
Wichtig ist, dass auf die individuellen
Bedürfnisse der Gemeinde eingegangen
wird und mit einem partizipativen Ansatz
Gesundheitsförderungsmaßnahmen entwickelt
werden, die abdecken, was in der
Gemeinde fehlt, und integrieren, was
bereits besteht.
WELCHE INVESTITIONEN KOMMEN AUF
DIE GEMEINDE ZU?
+ Jährlicher Betreuungsbeitrag von
500 Euro
+ Einmalige Anstoßfinanzierung für die
Bedarfserhebung
+ Gemeindebudget: 1 Euro pro
Bürger*in pro Jahr für die Gesundheitsförderung
+ Räumlichkeiten für Veranstaltungen
+ Personelle Ressourcen: Ansprechperson
in der Gemeinde
+ Kommunikation der Veranstaltungen:
Gemeindezeitung, Postwurf, Website,
E-Mail an die Bürger*innen, Social
Media …
7
IN SCHRITTEN
ZUR „GESUNDEN
GEMEINDE“
1
UNVERBINDLICHE
PROJEKTVORSTELLUNG
2
GEMEINDERATSBESCHLUSS
3
INDIVIDUELLE
BEDARFSERHEBUNG
4
STARTWORKSHOP
5
GRÜNDUNG EINES
ARBEITSKREISES
6
AUSARBEITUNG VON
MASSNAHMEN
7
UMSETZUNG DES
GESUNDHEITS-
FÖRDERUNGSPROGRAMMS
BEISPIEL: GEMEINDE FISS
Die Gemeinde Fiss hat die ersten
Schritte zur Gesunden Gemeinde
bereits gemacht und den Fokus
auf die Gesundheitsbedürfnisse der
Fisser*innen gelegt. Im September
2021 wurden bei dem Startworkshop
die individuellen Handlungsfelder
definiert.
Mag. Markus Pale,
BM Fiss
RECHTS:
Das Team
der Gesunden
Gemeinde in
Tirol: Claudia
Hackhofer
(Verein Sicheres
Tirol), Angela
Semrajc, MA
(GemNova) und
Brigitte Mölschl,
MTD (avomed)
„Das Gesunde Gemeinde-Team hat
mit Kompetenz und Feingefühl den
Workshop in Fiss begleitet und moderiert.
Dadurch haben wir jetzt die
Möglichkeit, exakt auf den Bedarf der
Bevölkerung eingehen zu können, um
gemeinsam ein maßgeschneidertes,
nachhaltiges Gesundheitsförderungsprogramm
starten zu können. Für ein
gesundes Fiss und in weiterer Folge
für eine gesunde Region Serfaus Fiss
Ladis.“
ZUR AUTORIN
ANGELA SEMRAJC, MA
Angela Semrajc koordiniert das Gesunde Gemeinde-Tirol-Projekt seitens
der GemNova. Gerne kommt das Gesunde Gemeinde-Team
in Ihre Gemeinde, um das Projekt vorzustellen.
Kontakt: a.semrajc@gesunde-gemeinde.tirol
Gefördert wird das Projekt Gesunde Gemeinde Tirol vom Fonds Gesundes
Österreich, dem Land Tirol und den Sozialversicherungsträgern.
72 tirol.bildet
73
Mehr als
ein Archiv
Alte Ansichten der Gemeinde und Dokumente aus längst vergangenen
Tagen begeistern die Bürger*innen. Im Internet frei zugänglich gemacht,
sorgen sie für hohe Zugriffszahlen, laden zum Mitmachen ein und helfen das
Bewusstsein für die Gemeinde und die Region zu stärken.
HAGLEITNER
STELLT TOURISMUS-
UMFRAGE VOR
Österreicher*innen sind maskenmüder als Deutsche, Frauen hygienehungriger als Männer.
Der Hagleitner Tourismusreport 2021 präsentiert teils überraschende Ergebnisse.
RECHTS: Von 2000
Studienteilnehmern beharren
69 Prozent darauf:
Türklinke, Handlauf und
weitere Kontaktflächen müssen
im Gastgewerbe desinfiziert
sein. (© Hagleitner/
Scheuringer)
OBEN: Jeden Platz sollen
Kellnerinnen und Kellner vor
dem Besucherwechsel desinfizieren,
so der Anspruch
vieler Studienteilnehmer;
62 Prozent unter 2.000
Befragten bekennen sich eindeutig
dazu. (© Hagleitner/
Scheuringer)
ÜBER
HAGLEITNER
Jetzt mit Ihrer Gemeinde mitmachen!
+ Skalierbare, rasch wachsende Internetplattform
für „alte Ansichten“
+ Grafische Verortung auf Google Maps
+ Kostenlos für Endnutzer*innen
+ Intuitive Handhabung
+ Schnittstelle zu (sozialen) Medien
Mehr Infos und Anmeldung auf www.zeitenblicke.at
Insgesamt 2000 Personen zwischen 14
und 69 Jahren haben an dieser Umfrage
des Hygieneunternehmens Hagleitner
zum Tourismus teilgenommen, je zur
Hälfte in Österreich und Deutschland.
40,5 Prozent aller Befragten sind 2021
mindestens einmal im Hotel, 78,2 Prozent
im Restaurant eingekehrt.
Kurz die Ergebnisse im Detail: 71 Prozent
aller Befragten wollen die Hotellobby und
den Gastraum gelüftet wissen. Für 69 Prozent
müssen Kontaktflächen desinfiziert
sein, etwa die Türklinke oder der Handlauf.
Vor dem Besucherwechsel sollen
Kellner*innen auch jeden Platz desinfizieren,
finden 62 Prozent der Befragten.
Frauen bedeutet Hygiene tendenziell mehr
als Männern, dies gilt sowohl im Hotel als
auch im Restaurant. 68 Prozent von ihnen
möchten die WC-Brille selbst vor Ort desinfizieren
können, bei Männern sind es
gerade mal 54 Prozent. Zu ähnlichen Resultaten
kommt die Hagleitner-Umfrage auch
bei Händedesinfektionsspendern oder bei
der Desinfektion von Geschirr, Glas und
Besteck.
Ländervergleich
Bemerkenswert auch der Ländervergleich.
Österreicher*innen pochen bloß zu 36
Prozent auf den Mund-Nasen-Schutz bei
Gästen, bei den Deutschen sind es immerhin
56 Prozent. Gewichtiger erscheint die
Maske allerdings mit Blick auf die Beschäftigten.
41 Prozent in Österreich urteilen:
Mitarbeiter*innen im Gastgewerbe sollen
eine Maske tragen. In Deutschland sind
das wiederum 64 Prozent.
Hagleitner Hygiene gibt es seit
1971, das Unternehmen ist fest
in Familienhand. Hans Georg
Hagleitner hat 1988 die Geschäfte
seines Vaters übernommen
und lenkt seither die Firma. Im
Wirtschaftsjahr 2019/2020 hat
die Hagleitner-Gruppe in Summe
136,5 Millionen Euro umgesetzt,
der Exportanteil macht knapp
50 Prozent aus. 1240 Menschen
arbeiten bei Hagleitner.
Hagleitner gestaltet Hygiene:
Reinigungs- und Desinfektionsmittel,
Kosmetik – dazu Spender,
Dosiergeräte und Apps. Der
Muttersitz befindet sich in Zell
am See, dort wird geforscht,
entwickelt und produziert. Hagleitner
wirkt an 27 Standorten
in zwölf europäischen Ländern.
In 63 Ländern weltweit sind
Erzeugnisse zudem über Partner
verfügbar.
74 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich tirol.denkt und gesund weiter
75
BILD: Mit dem Gravelbike
lässt sich Tirol perfekt
erfahren. (© Oss)
ZUM AUTOR
THOMAS PUPP
Thomas Pupp ist Gründer und Manager
des Tirol KTM Cycling Teams und war
einer der Initiatoren der Rad-WM 2018.
Gemeinsam mit Gerhard Kapeller leitet
er die Ride with passion GmbH.
Dein Rad
für alle Fälle
Cyclocross sind auf Geländetauglichkeit
getrimmte Rennräder, vor allem für
sportliche Spitzenleistungen im Highintensity-Bereich.
In Holland und Belgien zählen
Cyclocross-Rennen zu den größten Veranstaltungen.
Im Handel führten diese Räder
jedoch lange Zeit ein Dasein in der kleinen
Nische. Doch jetzt hat die Radindustrie
dem Crossrad ein schönes Facelifting
gegönnt und damit gleich einen neuen
Fahrradtypus entwickelt: das Gravelbike.
Dessen liebster Untergrund, nämlich Kies
und Schotter, wurde zum sprachlichen
Programm. Aber auch auf asphaltierten
Straßen rollt dieses smarte Allroad-Bike
perfekt nach vorne und eröffnet seinen
treuen Besitzer*innen viele neue Möglichkeiten.
Ein paar Fakten, Einund
Ausblicke
Ja, es existiert. Dieses eine Bike für alle Straßen,
Wege und Gelegenheiten. Quasi eine eierlegende
Wollmilchsau unter den Fahrrädern. Und im Grunde
war es schon immer da. Halt früher mit weniger
erotisierender Bezeichnung: Querfeldeinrad hat das
einmal geheißen und später dann, in der eingedeutschten
Version, Cyclocross.
Gravelbike. Im Kern ein Rennrad, immer
mit Dropbar, also gebogenem Lenker,
aber für das Gelände adaptiert. Gravelbikes
sorgen neben den E-Bikes für gute
Stimmung in der Radindustrie. Aber auch
das immer dichtere Verkehrsaufkommen
auf den Straßen beschert den Gravelbikes
global einen großen Boom. Groß ist
die Nachfrage, groß sind die neuen Freiheiten:
im Wald, auf der Straße und für
ausgedehnte Touren mit leichtem Gepäck
( siehe Radreisen, Tourismus).
Reifen. Modifizierte Rahmengeometrien
und Scheibenbremsen erlauben am
Gravelbike Reifenbreiten, die vor wenigen
Jahren mit herkömmlichen Felgenbremsen
nicht möglich waren. Jetzt rollen
Gravelbikes auf Pneus mit im Schnitt
40 Millimetern und mehr. Bei den Reifenprofilen
gibt es eine große Auswahl für
vielseitiges Vergnügen in der Natur und
auf asphaltierten Straßen.
Schotterpisten. Mit dem Tiroler Mountainbikemodell
hat das Land Tirol eine
gescheite Grundlage für das Fahren
abseits der Straßen geschaffen, und
damit auch für das Graveln. Zwar klettern
gut Trainierte mit dem Gravelbike auch
hoch hinauf zu den Almen, doch liegt das
bevorzugte Terrain eher im kupierten und
welligen Gelände, von dem zwischen dem
Arlberg und dem Kufsteiner Alpenvorland
sowie in praktisch allen Seitentälern
genügend vorhanden ist ( siehe Tourismus,
Radreisen).
Übersetzung. Die breite Auswahl erleichtert
die Ausfahrten in jedem Gelände.
Hinten gibt es Ritzel mit neun und bis zu
50 Zähnen, und vorne hat man die Wahl
zwischen einem oder zwei Kettenblättern.
Diese Kombinationen ermöglichen
Entfaltungen im Gelände, die bis vor wenigen
Jahren ausschließlich Mountainbikes
vorbehalten waren. Das Gravelbike ist
optimal für steile Passagen, bringt aber
auch einem schnellen Stiefel im Flachen
genügend Punch auf das Pedal.
Stahl. War einmal der einzige und wahre
Werkstoff für Fahrradrahmen. Europäische
Manufakturen wie Reynolds in Birmingham
oder Columbus in Mailand erlangten
mit ihren Erfolgen im Radsport Weltruhm.
Dann kam Aluminium. Und dann Karbon.
Alles wurde dem Gewicht und der Steifigkeit
untergeordnet. Doch Gravel verleiht
nun dem guten Stahl in kleinen Nischen
eine blühende Renaissance. Ganz dem
Leitspruch folgend: Steel is real!
Tourismus. In den Vereinigten Staaten
gehen Gravelbikes richtig durch die
BILD: Kultige Strecken beim „Gravel
Innsbruck“. (© Oss)
Decke und sind dort das am schnellsten
wachsenden Segment der Radindustrie.
Aber auch in Europa ist das Trendbike
längst und richtig angekommen. In Italien,
in dieser Wiege der Radkultur und des
Radsports, ist das Gravelbike derzeit die
Nummer eins am aktuellen Radtrendbarometer.
Es herrscht ein richtiger Boom,
der auch neue Möglichkeiten des Radfahrens
und auch neue Chancen für den
Tourismus eröffnet ( siehe Radreisen,
Brenner).
Radreisen. Neudeutsch „Bikepacking“.
Eine Reminiszenz an die große Randonneur-Kultur.
Auf ausgedehnten Reisen
die Welt mit dem Rad entdecken. Wer
aufmerksam in Tirol und darüber hinaus
unterwegs ist, dem fallen sie auf, die
Reisenden auf ihren Gravelbikes und mit
leichtem Gepäck. Höchste Philosophie:
sich mit wenig auf den Weg machen. Und
mit dem besten ökologischen Fußabdruck.
Eine Chance für viele Beherbergungsunternehmen
in den Tiroler Gemeinden
( siehe Tourismus, Brenner).
Brenner. Tor zum Süden. Espresso.
Dolce Vita. Und himmlische Radwege. Vor
Kurzem wurde die Verbindung zwischen
Bologna und Verona eröffnet. Sie ist Teil
der ambitionierten „Sonnen-Route“, einer
Radverbindung vom Brenner bis Sizilien.
Und was ist mit dem Abschnitt von Innsbruck
bis zum Brenner? Nichts. Wenn das
Land eine Brennerautobahn bauen konnte,
Tirol KTM Cycling Team
Seit 2007. Zählt international zu den
erfolgreichsten Talenteschmieden im
U23-Radsport.
Ride with passion GmbH
Leitet die operativen Geschicke des
Teams, führt einen Shop, organisiert Veranstaltungen
wie das „Gravel Innsbruck“
und versteht sich als meinungsbildende
Plattform für die Welt des Rads. Die Gem-
dann wird es wohl auch eine Brennerradbahn
zu Wege bringen. Los geht’s, nur
Mut! ( Siehe Radreisen, Tourismus)
Gravel Innsbruck. Kultig seit 2014 und
immer im September. Kein Rennen, sondern
ein sympathischer Treffpunkt für
alle Freund*innen der velozipeden Fortbewegung.
Mit dem Rennrad, Gravel- oder
Mountainbike. Neben den schönsten kleinen
Wegen begeistern vor allem die vielen
kultigen Streckenabschnitte: der steile
Anstieg unter der Europabrücke, der Ritt
durch den Igler Eiskanal, die Einfahrt in
das Bergiselstadion und die vertikale Kletterei
in der Höttinger Höll, dem „Highway
to Höll“ ( siehe Tourismus).
Freude. Worum geht es beim Radfahren?
Im Grunde um nichts anderes als im täglichen
Leben: Freude. Unabhängigkeit. Und
Freiheit. Diese neuen Allroadbikes sind
dafür das beste „Lebensmittel“. Und Tirol
kann dazu die besten Zutaten liefern: tolle
Landschaften, viele „legale“ Wegstrecken
und gute Einkehrmöglichkeiten.
BILD: Steel is real. Stahlrahmen
feiern bei Gravelbikes ein stylisches
Comeback. (© Oss)
Nova hält an der GmbH eine strategische
Beteiligung.
Der „Ride with passion“-Podcast
Die Welt und das Leben aus der Perspektive
des Rennradlenkers. Zum Reinhören
hier: www.ridewithpassion.tirol/podcast/
ride-with-passion
Die Veranstaltung
Gravel Innsbruck, www.gravelinnsbruck.com
76 tirol.schmeckts
tirol.schmeckts
77
ZUR AUTORIN
ANGELIKA
RAFETZEDER, MA
Angelika Rafetzeder koordiniert
Projekte im Bereich Marketing
und Kommunikation. Als leidenschaftliche
Köchin kocht und
isst sie sich nebenbei gerne
durch die Länder dieser Welt.
Kontakt:
a.rafetzeder@gemnova.at
eine Garnele
er0bert die Alpen
Das kommt mir jetzt nicht mehr in die Tüte, äh,
was rede ich, ins Sackl natürlich! Etwas wehmütig –
ich wollte doch asiatischen Mangosalat mit Garnelen
kochen – gehe ich am Tiefkühlregal vorbei und lasse
die Tiefkühlgarnelen aus Vietnam liegen.
Vielleicht ging es dir, liebe Leserin, lieber Leser,
ja in letzter Zeit genauso?
„Seaspiracy“ – das schmutzige Geschäft
mit unseren Meeren und die Zerstörung
von allem, was darin schwimmt. Diese Netflix-Dokumentation
sollte meinen Fischkonsum
für wohl immer infrage stellen und
war Anstoß dafür, mich näher mit diesem
Thema zu beschäftigen. Salzwasserfische
und Meeresfrüchte, obwohl eigentlich
gesund, sind mit den heutigen Fang- und
Produktionsmethoden faktisch nicht mehr
mit gutem Gewissen konsumierbar. Nachhaltig
– nein! Klimafreundlich – Fehlanzeige.
Regional – auf gar keinen Fall! Und so
rückte für mich als Konsumentin der asiatische
Mangosalat mit Garnelen in weite
Ferne … doch Stopp! Ich möchte die Hoffnung
noch nicht ganz aufgeben.
BILD: Seit 2014
züchten Daniel Flock und
Markus Schreiner in Hall
in Tirol White-Tiger-
Garnelen. (© Alpengarnelen)
Alles fing mit einem Aquarium an
Denn im Jahr 2014 verirrte sich doch tatsächlich
eine Garnele nach Hall in Tirol.
Okay, zugegeben, die Garnele würde sich
im Binnenland Österreich etwas schwertun,
eigenständig ins schöne Tirol zu reisen.
Da brauchte es schon ein paar Helferlein,
die die Garnele nach Tirol brachten
und zur „Alpengarnele“ machten. Daniel
Flock und Markus Schreiner nämlich. Seit
sieben Jahren züchten sie 574 Meter über
dem Meeresspiegel White-Tiger-Garnelen
und schaffen mittlerweile eine Produktionsmenge
von zehn Tonnen im Jahr. „Mein
Interesse an Fischen und Meerestieren
hat eigentlich in meiner Jugend mit einem
Aquarium angefangen“, erzählt Daniel
Flock, einer der beiden Gründer. Einige Jahre
später hatte Daniel dann aufgrund einer
Dokumentation über die Garnelenindustrie
eine zündende Idee. Mit seinem Cousin
Markus fand er sofort einen Verbündeten,
und die ersten Schritte in Richtung heimische
Garnelenzucht wurden gemacht.
Lust bek0mmen?
HIER KANN MAN ALPENGARNELEN KAUFEN:
Vom Lehrling zum Meister
Was folgte, war eine steile Lernkurve für
die beiden Gründer – sie holten sich ihr
Wissen bei internationalen Spezialist*innen
und bauten mit ihrem eigenen technischen
Know-how eine Zuchtanlage. Nach
einem intensiven Entwicklungsprozess
konnten die beiden technikaffinen Entrepreneure
schnell überzeugen – mit einem
makellosen Produkt und einer nachhaltigen
Produktion, die auf Kreislaufwirtschaft ausgelegt
ist. Mittlerweile sind sie selbst die
Spezialisten und werden wöchentlich von
Interessent*innen kontaktiert, die ebenso
in das Geschäft einsteigen wollen. Von der
Konkurrenz bedroht fühlt sich Daniel Flock
allerdings nicht: „Viele sehen nur den Kilopreis
und wissen aber nicht, wie viel Arbeit
tatsächlich dahintersteckt.“ Ein großer Vorteil
für die beiden war jedenfalls ihr technisches
Verständnis. Ohne dieses hätte das
Projekt kaum verwirklicht werden können.
So haben sie zum Beispiel ein ausgeklügeltes
Kreislaufsystem zur Aufbereitung des
Wassers entwickelt, bei dem faktisch kein
Abwasser entsteht.
White-Tiger-Garnelen für die Spitzengastronomie
Ein Sprung ins Jahr 2021: Das Top-Produkt
mit Sushi-Qualität ist in die Spitzenküchen
des Landes eingezogen. Sushi-Qualität
bedeutet, dass man die Garnelen getrost
roh verzehren kann. Daniel Flock isst sie
am liebsten kurz angegrillt und mit einer
Zitrone beträufelt. Dass die Garnelen mit
ihrer hohen Qualität nicht nur die Tiroler*innen
überzeugen, ist kein Wunder –
sogar ein paar einzelne Bestellungen aus
Norwegen und Spanien wurden schon entgegengenommen.
Die Hauptabnehmer*innen
befinden sich natürlich in Österreich.
Vor allem um die Weihnachtszeit sind die
Garnelen bei den Kund*innen sehr beliebt.
Trotz des gut gehenden Geschäfts und
der damit verbundenen Arbeit haben
Daniel und Markus schon eine Vision für
die Zukunft. Dann sollen auch Salzwasserfische
in Hall in Tirol gezüchtet werden.
Somit steht vielleicht in einigen Jahren
auch ein regionaler Red Snapper auf der
Speisekarte. Ich mache mich schon mal
auf die Suche nach einem Rezept …
• Ab Hof (immer freitags von 14 bis 18 Uhr in Hall in Tirol)
• Im Online-Shop www.alpengarnelen.at
• Im ausgewählten Handel (u. a. im Fruchthof Innsbruck oder Interspar)
• Über die „Bauernkiste“
Rezept: SPAGHeTTI,
ALPeNGARNeLeN, PISTAZIeN
1
2
3
4
5
6
7
8
ZUTATEN (FÜR 4 PERSONEN):
- 500 g Spaghetti
- 250 g Alpengarnelen
- 125 ml Noilly Prat od. Weißwein
- 2 Schalotten, fein gehackt
- 100 g Butter
- 80 g Pistazien, ungesalzen
- 1 Prise Salz und Pfeffer
- 2 EL Olivenöl
Pro Person 1 Garnele als Deko beiseite
geben.
Pistazien anmörsern, trocken in
einer Pfanne anrösten.
Die Alpengarnelen schälen.
Die Schalen in Olivenöl kurz
durchrösten, mit Noilly Prat oder
Weißwein ablöschen und abseihen.
Die Butter schmelzen, obigen
Sud zugeben und mit etwas Salz
und Pfeffer würzen. Die sehr fein
gehackten Schalotten kurz darin
schwenken, die Pistazien einrühren.
Die Garnelen im Olivenöl-Buttergemisch
kurz anbraten (ganz
fangfrische Garnelen könnte man
sogar ohne Anbraten roh verwenden).
Spaghetti garen, abgießen und
etwas Nudelwasser beiseite
geben. Die Spaghetti in der heißen
Pfanne mit den Pistazien mischen
und die Alpengarnelen einrühren.
Bei Bedarf etwas Nudelwasser
zugeben und die Spaghetti in der
Sauce emulgieren.
Anrichten und mit einer Garnele
garnieren.
78 tirol.traditionell
tirol.traditionell 79
Wolle aus dem
Villgratental als ökologischer
Dämmstoff
Seit Menschengedenken liefern Schafe
ein wichtiges Produkt für den
Menschen: die Schurwolle. Aufgrund
ihrer vielfältigen und hervorragenden
Eigenschaften wird Wolle seit Jahrtausenden
zum Herstellen für Kleidung
genutzt und dient als Dämmmaterial.
Josef Schett stammt aus einer Bergbauernfamilie,
die über viele Generationen
hinweg traditionelle Milchwirtschaft
betrieb. Bedingt durch die topografischen
Gegebenheiten des Villgratentals, das
für eine Milchwirtschaft im größeren Stil
ungeeignet ist, war der Hof zu klein. Er
reichte auf längere Sicht nicht aus, eine
wirtschaftliche Basis zu schaffen. Als der
Villgrater 1985 den elterlichen Hof übernahm,
stellte er den Betrieb auf Schafzucht
um. Schon als Bub hatte er eine
kleine Schafherde, durch die er eine intensive
Beziehung zu den Tieren aufbauen
konnte. Er vergrößerte den Betrieb durch
den Zukauf von Almen und baute eine
kleine Metzgerei. Anfänglich konzentrierte
er sich auf den Verkauf von Lammfleisch
und anderen Schafprodukten. Schnell
merkte Josef Schett, dass so auch viel
Wolle anfiel. Er überlegte sich, was man
daraus machen kann, nahm Kontakt zur
Universität Innsbruck auf und ließ eine
Studie zu den Marktchancen von Schafwolle
als Dämmmaterial erstellen.
Natürlicher Baustoff mit vielen Vorzügen
Die Untersuchung ergab: Schafwolle hat
großes Potenzial in Sachen Dämmstoff,
allerdings gab es Mitte der 1980er-Jahre
in Österreich keine Möglichkeit, Wolle
entsprechend zu verarbeiten. Der umtriebige
Bauer beschloss daraufhin, die Sache
selbst in die Hand zu nehmen. Er kaufte
eine über 200 Jahre alte Wollkatatsche,
mit der er experimentierte.
Schafwolle kann
bis zu einem Drittel
ihres Eigengewichts an
Feuchtigkeit aufnehmen,
ist feuchtigkeits- und
temperaturausgleichend,
kann nicht schimmeln und
ist verrottungsresistent.
OBEN: Rebecca und Josef Schett
prüfen die Qualität und Verarbeitungsmöglichkeiten
der Schafschurwolle. (© Villgrater Natur
Produkte/Innervillgraten)
Schafwolle
hat einen
hohen
Wärmedämmwert
und eine
positive Auswirkung
auf
das
Raumklima.
OBEN: Filze aus
Schafschurwolle sind
hervorragend als Trittschallschutz
geeignet
und sorgen zusätzlich für
ein gutes Raumklima.
(© Villgrater Natur Produkte/Innervillgraten)
Seine ersten vielversprechenden Versuchsprodukte
schickte er schließlich
zur Eidgenössischen Material- und Forschungsanstalt
(Empa) in St. Gallen/
Schweiz zur Prüfung der bauphysikalischen
Eigenschaften seiner Wolle. Das
Ergebnis: Schafwolle hat einen hohen
Wärmedämmwert, eine positive Auswirkung
auf das Raumklima, brennt erst ab
560 Grad und das ohne den Zusatz von
brandhemmenden Stoffen, absorbiert
Schadstoffe, kann bis zu einem Drittel
ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen,
ist feuchtigkeits- und temperaturausgleichend,
kann nicht schimmeln,
ist verrottungsresistent, und auch Ungeziefer
ist kein Thema. Mit diesem positiven
Resultat reichte der Osttiroler ein
Ansuchen auf die bautechnische Zulassung
ein und bekam die alles entscheidende
europäische technische Bauzulassung.
Außerdem entschloss sich Josef
Schett, den Betrieb erneut zu vergrößern.
Er kaufte einen Grund und errichtete in
den Jahren 1989 und 1990 ein Betriebsgebäude
inklusive Maschinenpark, in dem
Villgrater Natur Produkte noch heute ist
und produziert. „In den darauffolgenden
Jahren wurden Produkte aus Wolle entwickelt
wie Dämmstoffe und Trittschallfilze,
für die wir 1993 das Baubiologie- und
Ökogütesiegel erhielten. Dadurch konnten
wir den Markt aufbauen, der Anfang der
1990er erst erschlossen werden musste
– mit allem, was dazu gehört“, erinnert
sich Rebecca Schett, Josef Schetts Tochter,
die den Betrieb heute mitführt. Es galt
also, Vertriebspartner und Abnehmer zu
finden. Schließlich nahm einer der größten
österreichischen Baustoffhändler die
Dämmstoffprodukte aus Innervillgraten in
sein Sortiment auf. Dieses Unternehmen
war auch das erste, das eine umfangreiche
Informationsbroschüre über natürliche
Baudämmstoffe veröffentlichte. Heute
liefert das Villgrater Unternehmen Naturprodukte
an Abnehmer in ganz Europa
und vermehrt auch in Osteuropa.
Wolle für die Dämmung von Schulen
und Kindergärten
„Die Nachfrage steigt stetig. Um den
Bedarf zu decken, kaufen wir neben der
Wolle aus Osttirol auch aus ganz Österreich,
Südtirol, der Schweiz und Bayern
zu. Bei uns wird sie verarbeitet und geht
dann in die ‚Welt‘ hinaus. Durch die enge
Zusammenarbeit mit den regionalen
Schafzuchtverbänden haben wir keine
Lieferengpässe“, sagt Rebecca Schett.
Inzwischen findet die Wolle aus dem Villgratental
auch Verwendung beim Bau
von Kindergärten, Schulen und Turnhallen.
Angefragt werden die Dämmstoffe,
Winddichtungen, Geh- und Trittschalldämmfilze
von Architekten, Ausschreibungsteams,
Bauunternehmen und Bauherren
– öffentlich wie privat. So hat ein
Turnhallenbauer über Jahre Wolle nur für
die Geh- und Trittschalldämmung in den
Turnsälen verwendet. Die Vorteile des
Naturmaterials haben ihn schließlich so
überzeugt, dass er Schafwolle heute auch
für die Isolierung der Wände verwendet.
Schafwolle ist eine ökologische
Alternative
Mit wachsendem ökologischen Bewusstsein
steigt auch das Interesse an alternativen
Baustoffen. Zu den vielen Vorzügen
beim Bauen mit Produkten aus Schafwolle
kommt noch hinzu, dass sie kein Sondermüll
ist – sie kann wiederverwertet oder
problemlos kompostiert werden. „Wirtschaftlich
gesehen lohnt sich auch ein
rechnerischer Vergleich. Dabei sollte nicht
das reine Produkt im Mittelpunkt stehen.
Es müssten auch viele andere Faktoren
berücksichtigt werden, auf die es beim
Bauen ankommt. Die Gesamtsumme ist
entscheidend. Daher sind Dämmstoffe
aus Schafwolle neben den natürlichen
positiven Eigenschaften des Grundstoffs
auch rechnerisch eine Alternative“, betont
Rebecca Schett.
ZUM AUTOR
JAN SCHÄFER
Jan Schäfer ist Experte für Marketing
und Kommunikation. Er war maßgeblich
bei der Entstehung des GemNova-Buches
„Wir alle sind Gemeinde“ beteiligt
und unterstützt seit 2020 die GemNova
als Gemeindebetreuer in Osttirol.
Kontakt: j.schaefer@gemnova.at
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tirol.denkt weiter 81
experimentierfreudiger
Osttir0ler Bauer
steht auf Hanf
AUTOR
JAN SCHÄFER
Die Milchwirtschaft hat in Osttirol wie überall in Tirol eine
lange Tradition. Sie prägte und prägt Leute und Landschaften.
Doch Milchwirtschaft ist arbeitsintensiv und bringt
vielen Bauern schon lange nicht mehr genug ein, um kostendeckend
zu wirtschaften – geschweige denn Erträge zu
erzielen. In dieser Situation befand sich auch der Osttiroler
Bauer Michael Halbfurter. Er suchte nach Alternativen.
Wenn er sich mit „Michael Halbfurter, Hanfbauer
aus Stribach“ vorstellt, dann führt das
oft zu Erheiterung. Tatsächlich strahlt er
ständig gute Laune aus. Aber in seinem Fall
ist es das Wort „Hanf“, das im Zusammenhang
mit der Berufsbezeichnung „Bauer“
Gelächter auslöst. Was für viele zunächst
wie ein Scherz klingt, ist für Michael Halbfurter
und seine vierköpfige Familie Teil des
Broterwerbs. Der Osttiroler wuchs gemeinsam
mit fünf Geschwistern in einer typischen
Bauernfamilie auf. Dass er seinem
Vater in den Betrieb folgt, stand für ihn
außer Frage. Schon während der Schulzeit
versorgte Mike, wie er auch genannt
wird, die auf dem Bauernhof lebenden Tiere,
wenn sein Vater alle zwei Jahre zur Kur
ging. In diesen Wochen wurde ihm zum ersten
Mal bewusst, wie wichtig die ständige
Versorgung der Tiere von früh bis spät ist.
Hauptsache der Deckungsbeitrag passt
In der Schule lernte Mike die betriebswirtschaftlichen
Aspekte des Bauernberufs
kennen. In Erinnerung blieb ihm, dass man
aus den Tieren so viel wie möglich „herausholen“
sollte, damit der Deckungsbeitrag
passt. Michael Halbfurter steckte sich nach
der Hofübernahme also Ziele wie beispielsweise
dieses: gesunde, ertragreiche Kühe,
die bis zu 10.000 Liter Milch pro Jahr produzieren.
Das erreichte er auch. Aber irgendwann
merkte der Osttiroler, dass am Ende
trotz der harten Arbeit nichts übrigblieb.
Seine Frau Karin, die aus Lienz stammt
und erst, nachdem sie Mike kennengelernt
hatte, in die Landwirtschaft hineinwuchs,
reflektierte von Zeit zu Zeit ihre Tätigkeit.
„Einmal fragte sie: ‚Eine Kuh trägt wie ein
Mensch neun Monate ihr Kalb aus. Beim
Menschen legt man das Neugeborene
DER EXPERIMENTIER-
FREUDIGE BAUER
MICHAEL HALBFURTER
gleich zur Mutter, und bei der Kuh trennt
man das Kalb gleich von ihr. Sie hat nicht
mal Zeit, es zu beschnuppern. Muss das
so sein?‘“, erzählt Mike. Wieder fing er an
nachzudenken.
Mit den Kindern verstärkte sich das Hinund
Herschieben von Gedanken. „Die Arbeit
wurde nicht weniger, obwohl alles vom Melken
bis zur Abholung optimiert und automatisiert
war. Besonders das Melken stand
stets im Mittelpunkt – wurscht ob man ein
Bier mit dem Nachbarn trinken wollte oder
ob gerade Feiertag war. Für die Kinder ist
man Vorbild, und ich wollte nicht, dass sie
den Eindruck bekommen, das Leben bestünde
nur aus Arbeit. Das Leben hat so viel
mehr zu bieten. Aber das galt nicht nur für
die Kinder. Auch meine Frau und ich kamen
immer mehr zu dieser Einsicht“, erinnert
UNTEN: Seit der
Umstellung von Milchwirtschaft
auf Hanfanbau
haben Karin und
Michael mehr Zeit für die
Familie und neue Ziele.
(© Martin Lugger)
LINKS: Biobauer
Michael Halbfurter
inmitten seiner Hanfpflanzen
kurz vor
der Ernte. (© Martin
Lugger)
Hanf ist ein
Lebensmittel,
das abs0lut
jeder vertra-
gen kann.
sich der Biobauer. Mike stellte über die
Jahre fest, dass er immer mehr die Freude
an dem verlor, was er täglich tat. Das
Arbeitspensum war nicht mehr zu schaffen.
Es musste sich etwas ändern. Aber der
Prozess dauerte zwei Jahre, bis er zu dieser
Einsicht kam. Eine Alternative musste
gefunden werden.
Hanf war Herausforderung und Experiment
zugleich
Wie so oft im Leben der Halbfurters war
es der Zufall, der sie zu einem Vortrag über
Hanf und dessen Möglichkeiten führte. Die
Pflanze weckte das Interesse des Bauern,
er begann, sich mit Hanf auseinanderzusetzen.
Schließlich besorgte er sich Samen
und brachte diese auf einem halben Hektar
aus. Mike experimentierte im Anbau, mit
der Ernte und mit der Veredelung. Schnell
merkte er, Hanf braucht Fläche. Das war
der Moment, in dem die Entscheidung
fiel, die Milchwirtschaft einzustellen. Das
Land, das man nur für die Futterversorgung
benötigt hatte, wurde frei, jetzt konnte
er den Hanfanbau richtig angehen und
Erfahrungen sammeln. „Ich besorgte mir
eine gebrauchte Erntemaschine, die ich
laufend reparieren musste. Einige meiner
Bauernkollegen schüttelten nur den Kopf
und meinten: ‚Mike, wenn du keine Milch
mehr produzierst, bist du doch kein Bauer
mehr!‘ Aber ich bekam auch Zuspruch
gerade von den Jungbauern, die den Schritt
zum Hanfbauern als mutig bezeichneten“,
erinnert sich Michael Halbfurter.
Hanf lässt sich eben nicht nur als Tabak
anbauen. Neben vielen anderen Dingen
kann man aus der vielseitigen Pflanze auch
Lebensmittel wie Öl, Müsli, Tee oder Joghurt
herstellen. „Durch unseren Hofladen haben
wir gemerkt, wie viele Menschen Probleme
mit Kuhmilch haben. Hanf ist jedoch
ein Lebensmittel, das absolut jeder vertragen
kann“, schiebt Ehefrau Karin ein. Und
Hanf kann noch mehr. Die Fasern können
als Dämmstoff beim Bau verwendet werden
und finden Anwendung in der Bekleidungsoder
Werkstoffindustrie. Ein Sportartikelund
ein Kunststoffhersteller haben bereits
bei den Halbfurters angefragt. Hanf ist nicht
nur eine universelle Pflanze, sie lockert auch
den Boden auf und hält Unkraut fern. Und
was Mike und seiner Familie besonders
wichtig ist: Mit dem Hanf kam auch wieder
die Freude an der Arbeit zurück. Jetzt ist
auch Zeit, sich neuen Herausforderungen
zu widmen oder einfach mal Dinge zu tun,
zu denen er und seine Familie Lust haben.
Auch finanziell rechnet sich diese Alternative
zur Milchwirtschaft.
Wenn Freude und Zufriedenheit zurückkehren
Und Mike hat weitere Pläne mit dem Hanf.
Als Nächstes möchte er die Pflanze als
Futtermittel für Vieh ausprobieren. Sie ist
nicht nur gesund, sie wirkt zudem entzündungshemmend.
Ihre positiven Eigenschaften
sind beim Menschen schließlich schon
bekannt. „Wir haben einiges mit und durch
den Hanf gelernt. Vieles haben wir einfach
probiert. So bauen wir inzwischen Senf,
Leinsamen und jetzt auch zum ersten Mal
Linsen an. Nichts ist geplant. Es kommt
halt so, wie es kommt. Tiere haben wir
natürlich auch noch, aber nicht mehr mit
dem Druck wie zuvor. Als der Leinsamen in
voller Blüte stand, zog das Blau der Blüten
die Menschen an. Es ist schon eine Freude,
das zu sehen – solche Momente sind mit
Geld nicht zu bezahlen! Etwas auf diese
Weise für die Erde, den Menschen und die
Umwelt zu tun, macht uns stolz, Bauern zu
sein“, sagt der Osttiroler mit einem zufriedenen
Gesichtsausdruck.
LINKS: Eines
der Produkte, die man
aus Hanf herstellen
kann: gesundes Hanföl.
(© Martin Lugger)
82 tirol.denkt weiter tirol.denkt weiter 83
Wenn Marion Reichart zu sprechen beginnt, hört sie so
schnell nicht wieder auf. Zum einen, weil sie wirklich viel
zu erzählen hat. Zum anderen, weil sie brennt, ihr Herz
voll ist, sie überzeugen, uns alle aufrütteln will. Ihre Vision:
ein möglichst plastikmüllfreies Leben.
Jedes Leben hat Brüche, tiefe Einschnitte.
Dann stellt sich die Frage, in welche
Richtung man weitergeht. Ob man den
Mut hat, Altes hinter sich zu lassen, ins
Unbekannte, Ungewisse, völlig Neue aufzubrechen.
Marion Reichart, die knapp
43-jährige Vorarlbergerin aus Feldkirch,
kennt diese Weggabelungen zur Genüge.
Öfter als andere wohl stand sie vor Kreuzungen
und durfte, musste neue Wege
einschlagen. Bereut hat sie ihre Richtungsänderungen
bis heute nicht.
Der Ökopionier
Franz Reichart war ein Pionier, ein Ökopionier.
Die Siebzigerjahre des vorigen
Jahrhunderts waren die Zeit starken wirtschaftlichen
Wachstums, Bruno Kreisky
leitete viele Reformen ein, vor allem im
Bildungsbereich, Umweltschutz indes hatte
keinen besonderen Stellenwert. Doch
schon damals begann Franz Reichart, der
Vater von Marion, im Keller zu tüfteln und
zu experimentieren. „Papa konnte nicht verstehen,
warum es so viele verschiedene
Reinigungsmittel gibt, alle in Plastikbehälter
verpackt, die quer durch das Land transportiert
werden. Seine Idee war es, eine
universelle Seife herzustellen, die man mit
Wasser verdünnt und damit sehr viel an
Plastikmüll einspart.
„‚Wenn wir nichts
machen‘, das sagte er
immer wieder, ‚dann
ersticken wir bald im
Plastikmüll.‘“
1984 dann kam es zu einer Zäsur, gleich
in mehrfacher Hinsicht. Umweltbewegte
besetzten die Hainburger Au, um letztendlich
erfolgreich gegen ein geplantes Wasserkraftwerk
zu protestieren. Die Grünen
erlebten auch dadurch ihre Geburtsstunde,
Franz Reichart zählte in Vorarlberg zu deren
Gründungsmitgliedern. Und – für unsere
Geschichte wichtig – Reichart gründete Uni
Sapon, um sein universelles Reinigungsmittel
auf den Markt zu bringen. Marion
begann damals übrigens, gerade die erste
Klasse Volksschule in Bludenz zu besuchen.
Papas Vermächtnis
Das Unternehmen entwickelte sich in den
Folgejahren gut, Partnerschaften wurden
geschlossen, die Zeit des Türklinkenputzens
in Privathäusern war langsam vorbei. Uni
Sapon und die Idee dahinter wurde bekannter,
die Umsätze wuchsen, der Gewinn stieg.
Marion machte währenddessen die Matura,
danach eine Ausbildung zur medizinischen
Masseurin, parallel dazu noch eine zur ärztlich
geprüften Aromapraktikerin. „Ich liebte
es einfach, mit ätherischen Ölen zu arbeiten,
Duftkonzepte zu entwickeln und damit
Wohlbefinden zu erzeugen. Der Gemütszustand
von uns Menschen kann damit ungemein
positiv beeinflusst werden.“ Davon ist
Marion auch heute noch überzeugt.
die visi0n:
ein möglichst
astikmüllfreies
n.
Um die Jahrtausendwende gab es für
Franz Reicharts Uni Sapon dann größere
Einschnitte, es wurde auf Lohnproduktion
für andere Unternehmen umgestellt, die
Zukunftsaussichten waren, na ja, in jeder
Hinsicht offen. Marion
ihrerseits zog Anfang
der 2000er Jahre in
die Schweiz, für Vorarlberger*innen
so nahe
wie Südtirol für Nordtiroler*innen,
und arbeitete
als Therapeutin in
einem renommierten
Grand-Hotel. Es ging ihr
gut, sie hatte ihren Weg
gefunden, gemacht.
Doch dann, plötzlich,
2005, die Krebsdiagnose
für ihren Papa. „Das
war natürlich ein Schock. Für uns alle,
besonders für Papa. Was jetzt?“ Ein Jahr
später starb Franz Reichart, sein Unternehmen
befand sich mittlerweile im Sinkflug.
Für Marion zeichnete sich bereits die
nächste Weggabelung ab.
Dornröschenschlaf
„Eigentlich wollte ich mich nach Papas Tod
als Ernährungsberaterin und Masseurin
selbstständig machen, auch, weil ich sehr
viele Zusatzausbildungen gemacht habe.
Andererseits gab es da Papas Vision für ein
umweltverträglicheres Leben, für ein Leben
ohne viel Plastikmüll. So irgendwie war das
ein Auftrag für mich.“ 2008 kam Sohn Liam
zur Welt, ein Jahr später gründete Marion
mit ihrem Mann Peter Uni Sapon neu. „Wir
wollten das Unternehmen aus dem Dornröschenschlaf
holen, neues Leben hineinbringen,
haben dafür auch massiv investiert.
Da ist ein ganzer Rattenschwanz an Kosten
auf uns zugekommen.“ Fragt man nach, so
war es in Summe ein kleiner sechsstelliger
Betrag, der damals kreditfinanziert wurde.
Viele schlaflose Nächte inklusive.
Heute, zwölf Jahre später, steht das Familienunternehmen
wieder in alter Stärke da.
Doch der Weg dahin war natürlich auch
von Brüchen, von Einschnitten gezeichnet.
„Ich bin ja wie die Jungfrau zum Kinde dazu
gekommen, das war sicher die spannendste,
die lehrreichste, mitunter auch die schwierigste
Zeit meines Lebens. Jeder einzelne
Schritt war absolutes Neuland.“ Die größte
OBEN: Peter Metzler und Marion Reichart mit dem
Energy Globe Austria, den sie 2019 für ihre ökologisch
nachhaltige Arbeit erhielten. (© Uni Sapon)
Niederlage, die schwerste Enttäuschung
in dieser Zeit war wohl die Trennung von
einem sehr engen Geschäftspartner. „Von
einem nahestehenden Menschen enttäuscht
zu werden, dem man voll vertraut,
das tut weh, sehr weh.“ Die größte Freude
indes waren und sind die vielen Auszeichnungen,
die Uni Sapon mittlerweile erhalten
hat. „Ich werte das als posthume Anerkennung
für den Mut, die Vision, die Leistungen
meines Vaters, der damals seiner Zeit einfach
weit voraus war.“ Wobei: Ökopioniere
werden auch heute noch nicht überall mit
offenen Armen empfangen.
AUTOR
REINHOLD OBLAK
Uni Sapon (das steht für universelle
Seife) ist ein Familienunternehmen
mit 15 Mitarbeiter*innen. Angeboten
werden fünf umweltverträgliche Reinigungskonzentrate
und drei Waschmittel
für den gesamten Haushalt, die
mit Wasser selbst verdünnt werden.
In dezentralen Abfüllstationen können
diese jederzeit wieder aufgefüllt
werden. Alle Behälter, alle Flaschen
werden wiederverwendet. Damit entfallen
lange Transportwege (keine
CO 2
-Emissionen), außerdem fällt kein
Plastikmüll an. Durch dieses lückenlose
Null-Müll-Konzept ist die Öko-Bilanz
ausgezeichnet. Hauptkund*innen
sind Bioläden, Reformhäuser, Drogerien
und Unverpacktläden. Als eines
der ersten Unternehmen in Tirol
verfügt auch die GemNova über eine
entsprechende Abfüllstation. Website:
www.uni-sapon.com
!
84 tirol.denkt weiter tirol. denkt weiter
85
Der Weg in die Zukunft
Fakten zur Klimakrise
Kürzlich hat der Bericht des Weltklimarats (IPCC)
wieder gezeigt, wie dringend die Menschheit gefordert ist,
die Erderhitzung zu stoppen. Sollte sie das Ziel von Paris
verfehlen – also die globale Erwärmung unter zwei Grad
gegenüber vorindustriellem Niveau zu halten, – können
die Schäden am Planeten nicht mehr rückgängig gemacht
werden. Die Vorboten sind bereits da: starke Niederschläge
und Überschwemmungen, Hitzewellen und Brände, der
Anstieg des Meeresspiegels, Klimaflucht.
ZUR AUTORIN
LISA PRAZELLER, MA
Lisa Prazeller ist seit 2016
für die Kommunikation
bei Klimabündnis Tirol
zuständig. Damit hat sie
ihre Überzeugung zum
Beruf gemacht. Sie freut
sich, dass das Klimabündnis-
Netzwerk stetig wächst.
Kontakt: tirol@klimabuendnis.at
Foto: © Klimabündnis Tirol/Reuter
RECHTS: Am Rio Negro in
Brasilien leben die Partner*innen
des globalen Klimabündnis.
(© Camila Barra/Tunui Cachoiera)
Die Botschaft der internationalen Klimawissenschaftler*innen
aus 195 Ländern ist
eindeutig: Politik und Wirtschaft müssen
jetzt die Weichen für die Zukunft stellen.
Lokal handeln …
Eine Herausforderung für Tiroler Gemeinden
und Betriebe, aber auch eine Chance.
„Die Kosten, die durch die Auswirkungen
des Klimawandels entstehen, sind um ein
Vielfaches höher, als jetzt in die richtigen
Maßnahmen zu investieren“, weiß Klimabündnis-Geschäftsführer
Andrä Stigger. Das
Klimabündnis Tirol ist ein wichtiger Partner
im lokalen Klimaschutz. Sowohl Gemeinden
als auch Betriebe, Schulen und Pfarren
erhalten vom 17-köpfigen Team Beratungen
und Tipps für die eigene Klimaagenda.
„Wir sind die erste
Generation, die den
Klimawandel spürt,
und die letzte, die
etwas dagegen tun
kann.“
Barack Obama
… global denken
80 Tiroler Gemeinden, 70 Betriebe und 47
Bildungseinrichtungen haben sich bereits
dem Klimabündnis angeschlossen. Das
Herzstück ist eine globale Partnerschaft
zwischen europäischen Kommunen und
indigenen Organisationen im Amazonas-
Gebiet Brasiliens. Durch einen jährlichen
Mitgliedsbeitrag unterstützen die Gemeinden
die Arbeit der Menschen, die sich für
den Erhalt des Regenwalds – die grüne
Lunge des Planeten – einsetzen. So konnte
bereits ein Gebiet, das anderthalbmal so
groß ist wie Österreich, als indigenes Siedlungsgebiet
langfristig geschützt werden.
1
2
3
4
5
Seit der Industrialisierung im
19. Jahrhundert ist die globale
Temperatur um ein Grad
gestiegen, in den Alpen sogar
um durchschnittlich zwei Grad.
Bis 2050 wird der größte
Gletscher Österreichs, die
Pasterze am Großglockner, fast
völlig verschwinden.
Tirol hat sich zum Ziel gesetzt,
bis 2050 energieautonom zu
sein. Durch den Ausstieg aus
fossilen Energien würde Tirol
jährlich 2 Milliarden Euro im
Land behalten.
Der Weg zur Klimabündnis-Gemeinde
REDEN:
Erstgespräch mit Klimabündnis
Tirol
ANFANGEN:
Ein KlimaCheck für das
Gemeindegebäude
VERNETZEN UND PLANEN:
Eine Klimawerkstatt mit allen
Interessierten in der Gemeinde
VERANKERN:
Die Gemeinde benennt eine*n
Klimabeauftragte*n und Klimaziele
WEITERSAGEN:
Feierlicher Klimabündnis-Beitritt
Das Beratungsangebot für Gemeinden
konnte durch die Unterstützung
des Landes Tirol ausgebaut werden.
Für die ersten drei Gemeinden ist der
Beitrittsprozess kostenlos.
w
40 Prozent aller Autofahrten
sind kürzer als fünf Kilometer.
Jede zehnte Fahrt ist kürzer als
ein Kilometer.
Täglich wird ca. ein Fußballfeld
(0,6 Hektar) an Boden in
Tirol versiegelt.
50 Prozent der CO 2
-Emissionen
in Tirol gehen auf das
Konto des motorisierten Verkehrs.
UNTEN: Das Rad als
Verkehrsmittel der Zukunft:
schnell, gesund, leise und
klimafreundlich. (© Klimabündnis
Tirol/Lechner)
So unterstützt euch
das Klimabündnis
Wie kann ich den Radverkehr in meiner
Gemeinde attraktiver machen?
Wo kann ich Büromaterial möglichst
fair und nachhaltig kaufen? Wie kann
ich Eltern-Taxis rund um die Schule
vermeiden? Und wie mache ich mein
Gemeindefest zum Green-Event?
Das Klimabündnis Tirol unterstützt
Gemeinden, Betriebe, Schulen und
Pfarren bei der Umsetzung ihrer Klimaziele.
Teil des Programms sind landesweite
Kampagnen wie die Europäische
Mobilitätswoche, um das
Bewusstsein für ein klimafreundliches
Leben in der Bevölkerung zu stärken.
Um ein Kilo Rindfleisch zu
produzieren, werden 1500
Liter Wasser benötigt. Damit
kann eine Person ein Jahr lang
duschen.
In Österreich landen jährlich
157.000 Tonnen ungebrauchte
Lebensmittel im Müll. Pro
Haushalt entspricht das einem
Wert von 400 Euro.
In Österreich arbeiten bereits
20 Prozent der landwirtschaftlichen
Betriebe biologisch.
Bio-Produkte verursachen
bis zu 50 Prozent
weniger Treibhausgase.
Die Gemnova
macht mit!
Die GemNova hat sich auf den Weg
gemacht in eine enkeltaugliche
Zukunft. Nicht nur unsere Angebote
und Dienstleistungen sollen nachhaltigen
Kriterien entsprechen, wir wollen
Klimaschutz auch in den eigenen
vier Wänden leben. Dafür haben wir
das Klimabündnis Tirol als Partner
gewonnen. Der KlimaCheck hat uns
gezeigt, wo die Potenziale für eine
nachhaltige Wirtschaftsweise liegen.
Von Energie und Mobilität über Abfall
und Beschaffung bis hin zu sozialer
Gerechtigkeit – gemeinsam werden
wir Klimabündnis-Betrieb.
86 tirol.bildet
tirol.ist schön
87
JAHRE
GHS
sozial freundlich
sicher bemüht ehrlich
unkompliziert
fair
beständig
neutral
pflichtbewusst
familienfreundlich
modern flexibel
transparent
schlau lernwillig
vorausschauend
kundenorientiert
kompromissbereit
zielorientiert
vorurteilsfrei
hilfsbereit
schnell
dynamisch
lösungsorientiert
kompetent
verlässlich
DER gemeinnützige Bauträger -
mit vielen guten Eigenschaften.
weitsichtig
erfahren
nachhaltig
gemeinnützig
jung
pünktlich
korrekt
FRIEDHÖFE IN TIROL
Zugegeben, bei der Rubrik tirol.istschön sind Friedhöfe
sicherlich nicht das Erste, das einem in den Sinn kommt. Sie
sind zwar Teil jeder Gemeinde, dennoch hegen viele Menschen
gemischte Gefühle, wenn es um Friedhöfe geht. In
dieser Fotostrecke betrachten wir die letzten Ruhestätten
jedoch aus einem anderen Blickwinkel, dem Blickwinkel eines
Fotografen. Und siehe da: Die schönen Seiten eines Friedhofs
zeigen sich.
BILD:
Bunte Blumen, wohin
das Auge reicht, im
Friedhof der Gemeinde
Reith bei Seefeld.
(© Michael Putzlocher)
www.ghs-wohnbau.com
88 tirol.ist schön tirol.ist schön
89
LINKS:
Der Wald der Ewigkeit in
Kundl ist ein öffentlicher
und für jeden zugänglicher
Wald und bietet
eine stimmungsvolle
Ruhestätte außerhalb
normaler Friedhöfe.
(© Michael Putzlocher)
BILD:
Friedhöfe in Tirol sind
oft Orte mit besonders
guter Sicht auf die
Berge und die umliegende
Landschaft –
so auch der Friedhof
der Gemeinde Stanz im
Bezirk Landeck.
(© Michael Putzlocher)
ZUM FOTOGRAFEN
MICHAEL PUTZLOCHER
Michael Putzlocher ist Fotograf und Digital
Creator. Sein Studium absolvierte er
an der FH MultiMediaArt in Salzburg. In
Michaels Studio in Telfs und On-Location
fertigt er ausdrucksstarke, positive und
wirkungsvolle Porträts für Menschen,
Orte und Unternehmen.
UNTEN:
Am Areal der Landesgedächtnisstätte
Tummelplatz hoch
über Amras erinnern
rund 1000 Kreuze und
Gedenkzeichen an
Gefallene in den napoleonischen
Kriegen und
den beiden Weltkriegen.
(© Michael Putzlocher)
90
tirol.ist schön
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 91
VERLÄSSLICHER WINTER-
DIENSTPARTNER FÜR GEMEINDEN:
DER MASCHINENRING
Verlässlichkeit und Sicherheit: Das sind
die wichtigsten Kriterien, wenn es darum
geht, sich für einen Dienstleister für
den Winterdienst zu entscheiden. Über
100 Tiroler Kommunen setzen in diesem
wichtigen Bereich der Daseinsvorsorge
auf die Unterstützung vom Maschinenring,
um für ihre Gemeindebürger*innen
geräumte Straßen und sichere Verkehrswege
zu schaffen.
Seit fast 25 Jahren zählt der Winterdienst
zu den zentralen Dienstleistungen, die
der Maschinenring anbietet und weiterentwickelt:
Genaueste Wetterprognosen
mit vernetzten Alarmierungsprogrammen
kommen dabei genauso zum Einsatz wie
GPS-Tracking für die detaillierte Aufzeichnung
der erledigten Arbeiten.
Eine ständige Rufbereitschaft
und die laufende Kontrolle der
zu betreuenden Verkehrsflächen
bieten größtmögliche
Sicherheit bzw. Entlastung in
den Gemeinden.
500
MITARBEITER
450
TRAKTOREN & LADER
1.400 TONNEN
STREUMITTEL-LAGERKAPAZITÄT
BILD:
Über 100 Gemeinden
setzen beim
Winterdienst auf den
Maschinenring.
(© Maschinenring)
BILD:
Efeu – ein immergrüner
Klassiker auf vielen
Friedhöfen. (© Michael
Putzlocher)
Zusätzlich bieten eine ständige Rufbereitschaft
und die laufende Kontrolle der
zu betreuenden Verkehrsflächen sowie
regelmäßige Aus- und Weiterbildungen
der eingesetzten Arbeitskräfte größtmögliche
Sicherheit für die Auftraggeber*innen
bzw. Entlastung für alle Mitarbeiter*innen
in den Gemeinden.
„Neben dem eigentlichen Räumdienst und
der Streuung haben sich mittlerweile auch
die lückenlose Dokumentation von Routen
und ausgebrachten Streumitteln zu
einem wichtigen Bestandteil unserer Winterdienstaufträge
entwickelt. Durch diese
ständigen Optimierungen der Abläufe
– von der Auftragsannahme bis zur Verrechnung
– können wir so nicht nur den
Bauhofmitarbeiter*innen, sondern ebenso
den Verwaltungskräften in den Gemeindeämtern
Entlastung bieten. Auch im Falle
von Haftungsfragen sind Kommunen durch
die Zusammenarbeit mit dem Maschinenring
auf der sicheren Seite – schließlich
übernehmen wir mit der Beauftragung
auch die rechtliche Verantwortung“, erklärt
Maschinenring-Geschäftsführer Mag. Hannes
Ziegler.
Regionale Dienstleistung, regionale
Wertschöpfung
Arbeitsplätze und Einkommen im Ort,
in der Region abzusichern, ist gerade im
ländlichen Raum eine Aufgabe, der sich
Gemeinden stellen müssen. Wer auf den
Maschinenring als Winterdienstleister
setzt, schafft regionale Wertschöpfung.
„Die Arbeit als Winterdienstleister ermöglicht
es Landwirt*innen, ein zusätzliches
Einkommen zu erwirtschaften – daheim
oder in benachbarten Gemeinden. Wer
den Maschinenring beauftragt, entscheidet
sich so nicht nur für einen sicheren
und verlässlichen Winterdienst, sondern
sorgt zusätzlich dafür, dass Wertschöpfung
und Kaufkraft in der Region bleibt“,
so Maschinenring-Geschäftsführer Hannes
Ziegler abschließend.
WWW.MASCHINENRING.TIROL
92 tirol.hat Recht tirol.hat Recht
93
Objektsicherheitsbegehung
Zuerst braucht es einen umfassenden
Überblick über vorhandene Bescheide, wie
insbesondere den Baubescheid, inklusive
sämtlicher damit verbundener Auflagen.
Eine zentrale Frage dabei ist: Entspricht
das Objekt in allen relevanten Details dem
Bescheid bzw. werden die Räume auch
noch so genutzt wie geplant? Eine Brandschutztür
beispielsweise könnte zwar zum
Errichtungszeitpunkt den Anforderungen
entsprochen haben, genügt aber den aktuellen
Vorgaben nicht mehr. Hat sich die
Nutzung geändert, können sich ebenfalls
andere Anforderungen an den Brandschutz
ergeben. In der Praxis erleben es
die Expert*innen der BIG auch oft, dass
geschlossene Brandschutztüren als lästig
empfunden und daher von Nutzer*innen
EIGENTUM
VERPFLICHTET
ZUM AUTOR
DR. WOLFGANG RAUTH
Wolfgang Rauth ist Leiter des Objekt & Facility
Managements der Bundesimmobiliengesellschaft in Tirol.
Kontakt: wolfgang.rauth@big.at
Diese Binsenweisheit hat nichts an Aktualität verloren. Unter dem
Schlagwort „Rechtssicherer Gebäudebetrieb“ unterstützt die Bundesimmobiliengesellschaft
(BIG) die Tiroler Gemeinden rund um Gebäuderelevante
Haftungsthemen. Beim Thema „Rechtssicherer Gebäudebetrieb“
geht es um die Sicherheit von Gemeindeobjekten. Sicherheit
bedeutet in diesem Zusammenhang die Erfüllung behördlicher Auflagen
sowie eine darüberhinausgehende Betrachtung des Objekts hinsichtlich
des bautechnischen Zustands mit Blick auf die aktuelle Nutzung. Was im
ersten Moment sperrig und aufwändig klingt, bringt bei strukturierter
Herangehensweise klare Vorteile.
aufgekeilt werden – damit kann der
Schutz nicht gewährleistet werden, und es
besteht die Gefahr, dass sich die Türe verzieht
und nicht mehr einwandfrei schließt.
Oder die Lagerung von Gegenständen
in Gangbereichen: Was oft als Lappalie
abgetan wird, ist im Ernstfall eine wesentliche
Gefahrenquelle, weil der Fluchtweg
eingeengt oder gar verstellt wird. Auch
Nutzungsänderungen können in Zusammenhang
mit den Fluchtwegen zu Problemen
führen. Werden zum Beispiel Nebenräume
in einer Schule zu Klassenzimmern
umfunktioniert, führt das dazu, dass sich
mehr Menschen im Objekt aufhalten. In
diesem Fall reichen die Fluchtwegsbreiten
der Gänge und Türen nicht mehr aus, und
es müssen möglicherweise zusätzliche
Fluchtwege geschaffen werden.
„Wir empfehlen, diese Themen unbedingt
ernst zu nehmen. Wer hier frei nach dem
Motto, ‚solange nichts passiert, geht es
mich nichts an‘, vorgeht, kann schnell
Bekanntschaft mit der Staatsanwaltschaft
machen“, erklärt Wolfgang Rauth,
Teamleiter des Objekt & Facility Management
Tirol der BIG. „Wesentlich zielführender
ist eine Gebäudebegehung mit offenen
Augen und Hausverstand, verbunden
mit einer genauen Dokumentation der
vorgefundenen Zustände.“ Sollte dabei
Handlungsbedarf erkannt werden, erfolgt
eine Beschreibung der geplanten Mängelbehebung
und eine Einschätzung des
Zeithorizonts dafür. Eine Prioritätenliste
hilft dabei, entsprechend strukturiert vorzugehen.
Die Fachleute der BIG lehnen sich deshalb
an die Struktur der ÖNORM B 1301 an, die
Objektsicherheitsbegehung wird in elektronischer
Form dokumentiert inklusive
Mängelbeschreibungen und dazugehöriger
Fotos.
Zustandserfassung und -analyse (ZEA)
Hand aufs Herz – wie gut wissen Sie über
den aktuellen Zustand Ihrer Immobilien
Bescheid? Welche gezielten Baumaßnahmen
sind notwendig, um Ihre Gebäude in
einem guten Zustand zu erhalten oder
gar zu verbessern? Und vor allem: Wie
viel wird das kosten?
Diese und ähnliche Fragen stellen sich
wohl viele Tiroler Bürgermeister*innen.
Wer es genau wissen will, hat mit der
Zustandserfassung und -analyse der BIG
das richtige Werkzeug. Damit wird aufgezeigt,
wie viel Geld in den kommenden
Jahren für welche Baumaßnahmen im
Budget vorgesehen werden muss, wenn
man nicht Gefahr laufen will, irgendwann
vor einem unfinanzierbaren Problem zu
stehen.
SICHERHEITSBEGEHUNGEN
OBJEKTSTAMMDATEN
ZUSTANDSERFASSUNG & -ANALYSE
TECHNISCHE
HAUSVERWALTUNG
Mithilfe der innovativen Software AiBA-
TROS® wird eine systematische Analyse
des Gebäudezustands durchgeführt und
auf Basis zentraler geometrischer Kerngrößen
ein anschaulicher Überblick über
den Zustand einzelner Bauteile geliefert.
Daraus wird eine übersichtliche Zusammenstellung
von Maßnahmenpaketen
für die Erhaltung oder Verbesserung des
Gebäudezustands generiert. Durch den
Abgleich mit einer Datenbank wird eine
fundierte Grobkostenschätzung erstellt. In
dieser Datenbank sind tatsächlich abgerechnete
Baukosten aus der Betreuung
von weit über 100 Millionen Quadratmeter
Immobilienfläche hinterlegt. So erhalten
Sie eine objektivierte Grundlage für die
Entscheidung in Ihrer Gemeinde.
Auf Wunsch übernehmen wir gerne auch
die gesamte Koordination der Planung
und Umsetzung von Instandhaltungsund
Instandsetzungsmaßnahmen. Die
Ausschreibung von Leistung entspricht
KAUFMÄNNISCHE HAUSVERWALTUNG
PROJEKTMANAGEMENT
KOORDINATION
EXTERNER DIENSTLEISTER
INSTAND-
HALTUNGSPLANUNG
zu 100 Prozent dem Bundesvergabegesetz,
zum Projektmanagement gehören
natürlich auch die Abnahme der Leistungen,
die Freigabe von Abrechnungen und
die Übergabe in die Nutzung.
ALLES
AUS
EINER
HAND
Für viele Tiroler Gemeinden
ist ein fachgerechtes
und gesetzeskonformes
Gebäudemanagement
aufgrund der ohnehin
schon vielfältigen Aufgaben
herausfordernd. Aus
diesem Grund bieten die
Bundesimmobiliengesellschaft
und die GemNova
Facility Management,
Service und Wartung für
Gemeindeimmobilien an.
Bei Interesse steht
Ihnen Mag. Nikolaus
Kraak (n.kraak@gemnova.at)
für Anfragen
zur Verfügung.
94 tirol.hat Recht
tirol.hat Recht 95
DIE grüne Vergabe IN
DER BAUWIRTSCHAFT
ZU DEN AUTOREN
RA DR. STEPHAN HEID
Partner bei Heid & Partner Rechtsanwälte,
Spezialgebiete: Vergabe
von komplexen Infrastruktur- und
Bauprojekten, Gesundheits- und
Mobilitätsbereich, Digitalisierung und
Green Procurement. Herausgeber des
„Kommentar BVergG 2018“, „Handbuch
Vergaberecht“ und RPA.
RA MAG. BERTHOLD
HOFBAUER
Partner bei Heid & Partner Rechtsanwälte,
Spezialgebiete: Vergaberecht,
Nachhaltigkeitsrecht, Green Public
Procurement und Vergabe-Compliance.
Mitherausgeber des „Kommentar
BVergG 2018“ und der „Zeitschrift für
Nachhaltigkeitsrecht“ (NR).
Mit § 20 Abs 5 BVergG 2018 und der
Verankerung der „Umweltgerecht -
heit“ als allgemeinen Vergabegrundsatz
findet die „grüne Vergabe“ ihren
gesetzlichen Niederschlag. Das Nachhaltigkeitsprinzip
ist im Vergaberecht
angekommen. Da Gebäude mit einem
Energieverbrauch von rund 40 Prozent
einen wesentlichen Teil des Gesamtenergieverbrauchs
innerhalb der
EU ausmachen, 1 scheint es geboten,
gegenständlich einen ersten Blick auf
die neue „grüne Vergabewelt“ im Baubereich
zu werfen. Im demnächst an
dieser Stelle erscheinenden zweiten
Teil folgen sodann die „grünen“ Spezialthemen:
Lebenszykluskosten und
Gütesiegel im Bau.
§ 20 Abs 5 BVergG 2018 definiert die
Berücksichtigung der „Umweltgerechtheit
der Leistung“ als allgemeinen Vergabegrundsatz
und somit gleichbedeutend
mit den „klassischen“ Grundsätzen der
Bietergleichbehandlung, Nichtdiskriminierung
und Transparenz. Vergabeunterlagen,
die diesem Nachhaltigkeitsprinzip
widersprechen, sind somit rechtswidrig
und mit Nichtigerklärung bedroht.
1
ErwGr 3 GebäudeRL
2
Abrufbar unter: https://www.nabe.gv.at/nabe-aktionsplan/
„Nachhaltigkeit“ als technische
Spezifikation
Ökologische Kriterien können grundsätzlich
quer über den gesamten Beschaffungsprozess
berücksichtigt werden
(„horizontales Nachhaltigkeitsprinzip“).
Was allerdings bei der technischen Leistungsspezifikation
verabsäumt wurde,
lässt sich auf späteren Ebenen nur
schwer bis ungenügend korrigieren.
Es sollte daher einer grünen bzw. konstruktiven
Festlegung des Auftragsgegenstandes
durch technische Spezifikationen
der Vorzug gegeben werden.
Ökologisch-technische Anforderungen an
den Leistungsgegenstand ergeben sich
in der Baubranche insbesondere durch
Vorgabe von Baustandards, durch die Festlegung
von Anforderungen an einzelne
Baustoffe (z. B. Vorgabe eines zwingenden
Recyclinganteils beim verbauten
Zement) oder an das ganze Gebäude (z. B.
eine Zertifizierung nach dem „klimaaktiv
Gold“-Standard). Für öffentliche Auftraggeber
des Bundes muss zudem zwingend
der Österreichische Aktionsplan zur nachhaltigen
öffentlichen Beschaffung 2020
(naBe-Aktionsplan 2020) 2 herangezogen
werden, der eine Auflistung verpflichtend
anzuwendender Nachhaltigkeitskriterien
für den Baubereich vorsieht. Konkret
teilen sich die Spezifikationen für bauliche
Anlagen in die Beschaffungsgruppe 15
„Hochbau“ und die Beschaffungsgruppe 16
„Tiefbau“. In den Kriterien für den Hochbau
wird überwiegend auf die Planung,
Nutzung und den Rückbau von Gebäuden,
aber auch auf die Verwertung der Baurestmassen
als Recyclingbaustoff Bezug
genommen. Wesentliche Kriterien sind
hierbei zum Beispiel das (Mindest-)Erreichen
des klimaaktiv-Standards „Silber“,
die Anwendung des „Energy Efficiency
First“-Prinzips oder das Einrichten eines
Produkt- und Chemikalienmanagements,
um sicherzustellen, dass im Innenraum
emissions- arme Baustoffe eingesetzt
werden und das fertige Gebäude über eine
hohe Innenraumluftqualität verfügt. Für
die Beschaffungsgruppe des Tiefbaus ist
z.B. die Erarbeitung eines Materialkonzepts
bei der Planung (u. a. Einsatz
von Recyclingbaustoffen) verpflichtend
vorzuschreiben oder die Einhaltung
gewisser Emissionsgrenzwerte für
Baumaschinen. Daneben müssen auch
unionsrechtliche Anforderungen beachtet
werden: So schreibt die EU-GebäudeRL
im Hinblick auf die Gesamtenergieeffizienz
von Neubauten vor, dass seit 2021
nur mehr „Nearly Zero Energy“-Gebäude
errichtet werden dürfen.
„Nachhaltigkeit“ als Vergabekriterium
Auch auf der Ebene der Eignungs-, Auswahl-
und Zuschlagskriterien kann das
vergaberechtliche Nachhaltigkeitsprinzip
verwirklicht werden. Hierfür finden sich
an mehreren Stellen des BVergG 2018
Anhaltspunkte. Zum einen finden sich
gesetzliche Vorgaben in § 78 Abs 1 Z 5
BVergG 2018, wonach ein Wettbewerber
von der Teilnahme am Vergabeverfahren
auszuschließen ist, wenn er im Rahmen
seiner beruflichen Tätigkeit schwere
Verfehlungen gegen Bestimmungen des
Umweltrechts begangen hat. Zum anderen
kann ein öffentlicher Bauherr gemäß
§ 87 Abs 2 BVergG 2018 als Eignungsnachweis
verlangen, dass ein Bieter
bestimmte Systeme bzw. Normen für das
SEIT 2021 DÜRFEN
NACH DER
EU-GEBÄUDERICHTLINIE
NUR MEHR
„NEARLY ZERO ENERGY“-
GEBÄUDE ERRICHTET
WERDEN.
Umweltmanagement erfüllt (z. B. EMAS,
ISO 14001 oder gleichwertig). Das Vergaberecht
macht – mit Ausnahme der
Einhaltung der klassischen Vergabegrundsätze
– keine verbindlichen Vorgaben
bei der Festlegung von Auswahl- und
Zuschlagskriterien, weshalb beispielsweise
auch die technische Ausstattung der
einzusetzenden Baufahrzeuge oder die
Reduktion der Umweltbelastung durch
Verringerung von Transportkilometern
auf die Baustelle als Zuschlagskriterien
herangezogen werden können.
Auch in diesem Zusammenhang
kann auf den naBe-Aktionsplan
2020 verwiesen
werden, der optionale Vorgaben
als Zuschlagskriterien
definiert (z. B. Vergabe von
Zusatzpunkten entsprechend
dem prozentuellen Anteil recycelter
Gesteinskörnung, die von
einer mobilen Anlage direkt auf
der Baustelle erzeugt wird).
96 tirol.mobil
tirol.mobil 97
ZU DEN AUTOR*INNEN
MICHAEL EITERER, BA
Michael Eiterer beschäftigt sich seit
rund zehn Jahren mit der Gemeindeverwaltung
und war jahrelang selbst
in einer Tiroler Stadtverwaltung tätig,
bei der er vor allem den Umwelt-,
Energie- und Naturschutzausschuss
betreute, mit dem er zahlreiche Projekte
umsetzte. Im Zuge seines Studiums
der Betriebswirtschaft führte
er eine tirolweite Untersuchung zur
Beschaffenheit der Elektromobilität in
den Tiroler Gemeinden durch und gab
dabei Handlungsempfehlungen aus
Theorie und Praxis.
Kontakt: eiterer@gmx.at
DR. NICOLE PALAN
Dr. Nicole Palan ist als Wissenschaftlerin
an der Karl-Franzens-Universität
Graz sowie als Lektorin an Universitäten
und Fachhochschulen in ganz Österreich
tätig. In ihrer Forschung setzt sie
sich mit Themen der Globalisierung,
Digitalisierung und wirtschaftlichen
Transformation auseinander.
Kontakt: nicole.palan@uni-graz.at
TIROLS GEMEINDEN IM
ZEITALTER DER
ELEKTROMOBILITÄT
HABEN SIE SCHON EINMAL
EIN ELEKTROFAHRZEUG
AUSPROBIERT ODER DENKEN
SIE DARÜBER NACH?
BILD: E-Fahrzeuge können in
einem Lebenszyklus bis zu
90 Prozent der CO 2
-Emissionen
im Vergleich zu fossil
betriebenen Fahrzeugen einsparen.
(© Energie Tirol)
Der Ausbau der Elektromobilität soll das Erreichen der Klimaziele in der Europäischen
Union vorantreiben, da der Verkehr derzeit einer der Hauptfaktoren bei der
Verursachung von Treibhausgasemissionen darstellt. Unter anderem sollen die
Treibhausgasemissionen in der EU bis 2030 um 55 bis 60 Prozent reduziert und
bis Mitte des 21. Jahrhunderts die Nettotreibhausgase sogar auf null gesenkt werden,
sodass die Mitgliedstaaten klimaneutral wirtschaften. Damit einhergehend ist
geplant, bis 2025 alle Subventionen für fossile Brennstoffe einzustellen.
Derzeit sind in Österreich 29 Prozent der
CO 2
-Emissionen auf den Verkehrssektor
zurückzuführen – in Tirol liegt dieser
Wert mit 35 Prozent sogar darüber. Einen
wichtigen Beitrag zu einer Verminderung
dieser klimaschädlichen Emissionen können
E-Fahrzeuge darstellen, welche während
des Lebenszyklus bis zu 90 Prozent
der CO 2
-Emissionen im Vergleich zu fossil
betriebenen Fahrzeugen einsparen
können. In diesem Zusammenhang sind
Initiativen der öffentlichen Hand bei der
Erleichterung des Übergangs zu emissionsloser
bzw. emissionsarmer Mobilität
von großer Bedeutung. Mit diversen Klimaund
Energiestrategien wie beispielsweise
„mission2030“ oder „So fährt Tirol 2050“
versuchen staatliche Einrichtungen, den
Verkehrssektor in Zukunft möglichst emissionslos
zu gestalten. Neben der Förderung
der elektrisch betriebenen Autos kommt
der notwendigen Ladeinfrastruktur eine
immer größere Bedeutung für die Marktdurchdringung
zu.
Auch die Mitarbeit von Kommunen ist
durch ihre Vorbildwirkung beim Übergang
zu klima freundlicheren Fortbewegungsmöglichkeiten
unumgänglich. Eine umfassende
Bestandsaufnahme zur Durchdringung
von E-Fahrzeugen in die Tiroler
Gemeinden ist daher wesentlich. Aus diesem
Grund wurde im Sommer 2020 eine
wissenschaftliche Befragung der Tiroler
Gemeinden durchgeführt.
Die Ergebnisse
Die Untersuchung kann aufzeigen, dass
37,8 Prozent der an der Befragung teilnehmenden
Tiroler Gemeinden zum Befragungszeitpunkt
elektrifizierte Fahrzeuge, vor
allem E-Autos und E-Bikes, besitzen. Dabei
stellen E-Autos mit 64,1 Prozent den höchsten
Anteil an allen rein elektrisch betriebenen
Fahrzeugen dar. Bemerkenswert dabei
ist, dass mittlerweile knapp ein Viertel des
gesamten kommunalen Tiroler Automobilbestandes
(bis zu 3,5 Tonnen höchstzulässiges
Gesamtgewicht) elektrifiziert wurde. Die
Beliebtheit von E-Bikes ist daran ersichtlich,
dass 28,1 Prozent aller elektrisch betriebe-
nen und von Tiroler Gemeinden gekauften
Fahrzeuge elektrisch betriebene Fahrräder
darstellen. Hingegen besitzen die befragten
Tiroler Gemeinden vergleichsweise wenige
E-Scooter und E-Motorräder.
Staatliche Förderungen wurden für die
Anschaffung von zwei Dritteln der E-Fahrzeuge
in Anspruch genommen, womit die
Bedeutung monetärer Unterstützung auch
beim Umstieg der Kommunen auf E-Fahrzeuge
verdeutlicht wird.
Für das Jahr 2021 hat das Land Tirol das
Förderbudget für nachhaltige Mobilität
im Bereich der E-Mobilität auf 333.000
Euro erhöht, um den Ausbau des E-Carsharings
(das derzeit nur von 13,8 Prozent
der Gemeinden angeboten wird) und der
gemeindeeigenen E-Ladestationen deutlich
voranzutreiben.
Interessanterweise handelt es sich bei über
zwei Dritteln der Kommunen mit eigenen
E-Fahrzeugen um Gemeinden bis zu 5000
Einwohner*innen und auch durchaus um
ländlichere Kommunen. Dabei ist 80 Prozent
der befragten Gemeinden ihre Vorbildfunktion
beim Umstieg auf nachhaltige Fahrzeuge
auch bewusst und wichtig.
Der Großteil der Gemeinden, welche im
Besitz von E-Fahrzeugen sind, verfügt
zudem über einen Klima-, Energie- oder
Naturschutzausschuss. Die Einsetzung
themenspezifischer Ausschüsse oder die
Teilnahme an Umweltprogrammen haben
sichtlich positive Auswirkungen auf die
E-Mobilität in den Gemeinden. Beispielsweise
kann folgendes Muster identifiziert
werden: Gemeinden mit einem Umwelt-,
Klima-, Energie- oder Naturschutzausschuss
wenden im Durchschnitt 0,24
Prozent ihres Gesamtbudgets für E-Mobilität
auf, während Gemeinden ohne oben
erwähnte Ausschüsse nur ca. 0,11 Prozent
des Gemeindebudgets für E-Mobilität
verwenden. Ebenfalls ist der Anteil
an E-Fahrzeugen bzw. die Beabsichtigung
der Anschaffung von E-Fahrzeugen bei
Gemeinden mit zuständigen Ausschüssen
mit einem Prozentsatz von 85,7 Prozent
deutlich höher als bei Gemeinden ohne
Ausschuss mit einem Anteil von 66,7 Prozent.
Damit wird deutlich, dass die spezifische
Auseinandersetzung mit diesen
Themen auch innerhalb der Gemeindepolitik
unumgänglich ist.
Maßnahmen für Gemeinden
Welche Maßnahmen können Gemeinden
weiterhin setzen, um die Bewusstseinsbildung
der Bevölkerung zu forcieren? Städte
und Gemeinden können beispielsweise
durch gezielte Parkplatzpolitik, Testmöglichkeiten
von E-Fahrzeugen, die Ausweitung
des Angebots an E-Carsharing, die Integration
von E-Mobilität in den kommunalen
Wohnbau, die Gewährung von monetären
Förderungen oder die Umstellung der eigenen
Fahrzeugflotte zur Förderung von Elektromobilität
beitragen.
Insgesamt untermauert die Befragung,
dass sich die Tiroler Gemeinden bereits auf
einem guten Weg befinden und wichtige
Weichenstellungen vornehmen, um Klimaund
Energieziele zu erreichen.
E-FAHRZEUGBESTAND DER TIROLER GEMEINDEN
E-AUTOMOBILE
E-BIKES
E-SCOOTER
E-MOTORRÄDER
6,3%
1,6%
28,1%
64,1%
98 tirol.sucht Menschen tirol.sucht Menschen
99
RIETZ,
DELAGO &
DIE POST
Jede Medaille hat zwei Seiten. Die einen
suchen händeringend motivierte, gut ausgebildete
Mitarbeiter*innen für ihren
Betrieb. Die anderen suchen einen interessanten
Job. Doch was, wenn beide Seiten
nicht zusammenfinden?
OBEN: Die wachsende
Gemeinde Rietz, gerade
mal 30 Kilometer westlich
von Innsbruck gelegen.
(© GemNova)
Rietz ist eine immer größer werdende
Gemeinde im Inntal, gerade mal 30 Kilometer
westlich von Innsbruck gelegen. Seit
den 1970er Jahren hat sich die Bevölkerung
auf fast 2500 Menschen verdoppelt.
Eigentlich ein gutes, ein positives Zeichen.
Hermann Delago (1875–1962), der in Bergsteigerkreisen
bekannte Alpinist und Führerautor,
stammte etwa aus Rietz. Unter
anderem hat er, der begnadete Alleingänger,
den schwierigsten der drei Vajolettürme
im Rosengarten erstbestiegen.
Am 22. September 1895, über die Kaminreihen
der Südwand, mutterseelenalleine,
wohlgemerkt. Seitdem trägt ebendieser
Delagoturm seinen Namen. In Kletterkreisen
ist diese Tour, mittlerweile durch die
vielen Begehungen freilich ziemlich abgeschmiert,
nach wie vor ein Begriff.
Natürlich ist nicht selbstverständlich
Doch zurück ins Hier und Heute. Die
Gemeinde Rietz hat natürlich, wiewohl
so selbstverständlich ist das gar nicht,
einen Postpartner. Damit die rund 2500
Menschen dort auch das entsprechende
Service nutzen können.
Briefe und Pakete
aufgeben etwa.
Untergebracht ist die
Post praktischerweise
gleich im Gemeindeamt.
Geöffnet ist
sie zu den Zeiten des
Parteienverkehrs.
Betrieben wird die
Post direkt von der
Gemeinde, sie stellt
dafür sogar eine
eigene Mitarbeiterin
zur Verfügung, in
Tirol keine Seltenheit.
Freudiger Umstände wegen ging ebendiese
Gemeindebedienstete im Sommer
in Karenz, womit der Post mangels Personal
die Schließung drohte. Ein nicht zu
akzeptierender Umstand. Nun war guter
Rat teuer, denn so einfach und schnell war
ein Ersatz nicht zu finden. Motiviertes, gut
ausgebildetes Personal ist eben rar. Auch
für Gemeinden wie Rietz.
Gerhard Krug, seit 25 Jahren Bürgermeister
der Gemeinde, und nein, diese Zeitdauer
ist in Tirol keine Seltenheit, wusste
rasch Rat. „Ich hab gleich mit der GemNova
Kontakt aufgenommen, weil die in solchen
Situationen mein erster Ansprechpartner
ist. Tatsächlich ist es denen
rasend schnell gelungen, einen temporären
Ersatz bis September zu finden.
Dann kommt unsere neue Mitarbeiterin
und wird von den GemNova-Leuten entsprechend
eingeschult und beraten. Eine
runde Sache, der Postpartner in Rietz
blieb immer geöffnet.“
Zauberwort „Personalpool“
Das Zauberwort, welches die beiden Seiten
zusammenbringt, heißt „Personalpool“.
„Ob Urlaub, Krankenstand, Karenz
oder ein sonstiger unerwarteter Ausfall in
der Gemeindeverwaltung – wir stehen bei
Personalengpässen jederzeit, auch sehr
kurzfristig, zur Verfügung. Von Unterstützung
im Bauamt über die Finanzverwaltung
und Lohnverrechnung bis hin zum
Bürgerservice können wir den Gemeinden
Dienstleistungen aus unserem Personalpool
anbieten“, so Maximilian Huber, verantwortlich
für das Personalmanagement
bei der GemNova.
Auch in Rietz hat sich somit eine klassische
Win-win-Situation für beide Seiten
ergeben. Bürgermeister Gerhard Krug:
„Wir haben mit der GemNova gesprochen,
und die hat uns rasch und unbürokratisch
unterstützt.“
OBEN: Im Oktober
siedelten Postpartner
und Bürgerservice in die
neuen Räumlichkeiten im
Gemeindeamt Rietz. Dort
schult Georg Hochfilzer
(GemNova) die neue
Gemeindemitarbeiterin
Daniela Mader-Seiwald
in ihre Aufgaben ein.
(© GemNova)
ZUM AUTOR
MAG. REINHOLD
OBLAK
Aufgewachsen in Kärnten
studierte er an den Universitäten
Wien und Perugia,
Italien. Er war viele Jahre
Journalist, Konzernsprecher,
Vorstand und Aufsichtsrat.
Seit 2018 ist er bei der
GemNova für die Unternehmenskommunikation
zuständig.
Kontakt:
r.oblak@gemnova.at
100 GemNova.menschen GIPFELPYRAMIDE DES
GemNova.menschen
101
NUPTSE
Shangri-La
in Tir0l
AUTOR
REINHOLD OBLAK
Klein-Tibet liegt hinten, ganz hinten im Zillergrund.
Zu erkennen an den buddhistischen Gebetsmühlen, den unglaublich
bunten, laut flatternden Gebetsfahnen – inmitten hoher
Berge. Fast eine Art Shangri-La in Tirol also. Was Laszlo Csörgö
damit zu tun hat? Um das rauszufinden, sollten Sie
jetzt einfach weiterlesen.
„Mein Herz schlägt für Nepal, für die dortige
Kultur, die ungemein freundlichen
Menschen. Fünf Mal bin ich schon dort
gewesen, drei Mal privat zum Trekking,
zwei Mal beruflich. Wenn es nicht ganz
anders gekommen wäre, würde ich wohl
noch heute als Deutschtrainer und -prüfer
dort arbeiten.“ Wer so spricht, ist Laszlo
Csörgö, gebürtiger Ungar und seit zwei
Jahren in Schwaz daheim. Klingt doch
etwas verwirrend, oder? Also der Reihe
nach.
140 Kilometer östlich von Budapest, in
einer Kleinstadt namens Mezőkövesd,
im Norden Ungarns, ist der mittlerweile
43-jährige und 1,85 Meter große Laszlo
aufgewachsen. Im Gymnasium lernte er
neben Latein auch Deutsch, war freilich
nicht der fleißigste Schüler, fiel in der
neunten Klasse in Deutsch fast durch.
Bei einer, wie er heute noch sagt, „sehr
netten Studentin“ nahm er Nachhilfe in
Deutsch und bekam plötzlich große Lust.
Die fast logische Konsequenz: Er verliebte
sich tatsächlich in diese Sprache, begann
an der Hochschule Deutsch zu studieren,
machte seinen Abschluss und arbeitete
fortan zwölf Jahre als Deutschlehrer an
jenem Gymnasium, wo er seinerzeit in
Deutsch fast strauchelte. Fürwahr interessant,
welche Geschichten das Leben so
schreibt. Parallel dazu studierte er noch
Germanistik und schloss dieses Studium
ebenfalls ab.
Wien, Kathmandu
2012 dann verließ Laszlo sein Land und
zog nach Wien. „Meine damalige Freundin
wohnte in Klosterneuburg, ich bekam
in Wien einen interessanten Job als
Deutschlehrer für Arbeitslose. Außerdem
wollte ich immer schon mal im Ausland
leben.“ Gut, Wien ist nicht Kathmandu,
Österreich nicht Nepal, doch auch kleine
Schritte führen ans Ziel.
Ganze sieben Jahre sollte Laszlo in Wien
und an diesem Job hängen bleiben. Mit
Höhen, mit Tiefen, mit Lachen, mit Weinen,
wie es halt so ist in unser aller Leben.
Zwischendurch, im Oktober 2017, reiste
er dann das erste Mal nach Nepal, organisiert
von einem Klosterneuburger Reisebüro,
um ins Annapurna-Basecamp zu
trekken. „Seitdem liebe ich dieses Land
und die Menschen.“
Bereits zwei Monate später war er abermals
dort, diesmal beruflich. „Ich hab eine
BILD: Laszlo Csörgö in
Nepal, unmittelbar vor der
prächtigen Gipfelpyramide
des Nuptse. Beruflich ist der
gebürtige Ungar mittlerweile
felsenfest in Tirol verankert.
(© privat)
”ein Teil
meiner Seele
ist d0rt
geblieben."
Anzeige auf Facebook gesehen, dass in
Nepal Deutschprüfer für eine Woche
gesucht werden. Ich hab sofort geantwortet
und wurde als Volontär genommen.
Bezahlt wurden mir nur der Flug und
die Unterkunft, aber das passte schon
so.“ Seine Aufgabe in Bhaktapur, unweit
von Kathmandu gelegen: Nepalesen die
Deutschprüfung abnehmen. „Viele junge
Menschen dort lernen Deutsch, um nach
Europa zu kommen. Wer Fremdsprachen
spricht, hat einfach große Vorteile. Und in
weiterer Folge vielleicht auch einen Job
im Ausland.“
Wien, Innsbruck, Schwaz
Einen neuen Job gab es dann im Herbst
2019 auch für Laszlo. Er kündigte in Wien,
hatte plötzlich zwei Optionen. „Ich habe
mit meiner Mama in Ungarn gesprochen.
Soll ich tatsächlich in mein Shangri-La
nach Nepal, wo mir eine Daueranstellung
als Deutschtrainer angeboten wurde, oder
nach Tirol, wo es ja auch viele Berge gibt.
Leicht ist mir diese Entscheidung wirklich
nicht gefallen.“ Es wurde Tirol, wo er ja
seit 2015 immer wieder Urlaub in den
Bergen machte. Und dabei auch einige Dreitausender
wie den Furgler, Hangerer, die
Kreuzspitze oder das Wilde Mannle bestieg.
Erst vor ein paar Wochen, gerade noch
rechtzeitig vor dem ersten Schneefall,
bestieg Laszlo auch die Hofmannspitze
und den Scheiblehnkogel im hintersten
Windachtal.
Und so ist Laszlo nun bereits seit zwei
Jahren als Deutschtrainer und -prüfer bei
der GemNova beschäftigt. „Ich unterrichte
Menschen aus der ganzen Welt, mache
Prüfungsvorbereitungen, nehme die Prüfungen
ab. Dabei lernen beide Seiten sehr
viel, die einen die deutsche Sprache, ich
viel von deren Kultur und Lebenseinstellung.
Für mich ist das der schönste Job
der Welt.“
Und Nepal, was ist aus seinem Nepal
geworden? „Ein Teil meiner Seele ist dort
geblieben. Im Herbst 2019 war ich das
letzte Mal dort, im Everest-Basecamp,
dann kam Corona. Im nächsten Jahr will
ich abermals zurück, zum Trekking. Ich
möchte die Manaslu-Umrundung machen.
Gemeinsam mit nepalesischen Freunden.
Aber ich komme natürlich wieder zurück
nach Tirol, weil hier gibt es ja auch ein
Shangri-La.“
102
102
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