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279.TIROL - November 2021

Ausgabe 5, November 2021

Ausgabe 5, November 2021

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1

KOMPLEXITÄT

MANAGEN!

Wer, wenn nicht unsere

Gemeinden?

2 MAL 3 MACHTE

IMMER SCHON 4!

Villa Benedikta in Absam

PLANUNGS-

VERBÄNDE

Zusammenarbeiten,

Kräfte bündeln,

eigenständig bleiben

AUSGABE 5 | NOVEMBER 2021


2

3

ZUR BESSEREN ÜBERSICHT

HABEN WIR ZWEI ZENTRA-

LE SCHWERPUNKTE IN DIE-

SER AUSGABE WIE FOLGT

GEKENNZEICHNET.

DIGITALISIERUNG

Die Corona-Krise hat gezeigt, welch

hohen positiven Einfluss die Digitalisierung

in unser aller Leben haben

kann. Alle Artikel im Magazin rund um

dieses Thema sind mit diesem Icon

gekennzeichnet.

ZUKUNFT GEMEINDE

Nur gemeinsam und in Kooperation

mit Expert*innen können die aktuellen

Herausforderungen in den Gemeinden

gelöst werden. Sie finden alle Themen

rund um die Zukunft der Gemeinden

anhand dieser Kennzeichnung.

Die GemNova bemüht sich um eine

gendersensible Sprache in all ihren

Texten. Dies umfasst die Ansprache

nicht nur des männlichen und weiblichen

Geschlechts, sondern auch

des dritten Geschlechts. Dies sind

Personen, die sich nicht in das binäre

Geschlechtssystem „männlich“ und

„weiblich“ einordnen lassen (wollen).

Regionalität und Umweltverträglichkeit

sind uns ein Anliegen.


INHALT

GemNova. inside

8

KOMPLEXITÄT

MANAGEN

GemNova.inside

tirol.modern und innovativ

tirol.sportlich und gesund

tirol.hat Recht

06 Gemeinsam für den

Klimaschutz

08 Komplexität managen

40 Neue Wege in den Tiroler

Gemeinden

42 Digitale Serviceleistungen

in

den Gemeinden

70 Ihr Weg zur Gesunden

Gemeinde

74 Dein Rad für alle Fälle

92 Eigentum verpflichtet

94 Die grüne Vergabe in der

Bauwirtschaft

tirol.investiert

tirol.schmeckts

tirol.mobil

tirol.Politik

12 2 mal 3 machte immer

schon 4!

46 Die neuen Gesichter der

Landesregierung

50 Kooperationen, Kräfte bündeln,

Synergien nutzen

76 Eine Garnele erobert

die Alpen

96 Tirols Gemeinden im Zeitalter

der Elektromobilität

DIE GRENZEN

DER SCHULEN

Ucil ma quam aut fugit, et lant volor sequi-

16 Regionale Wertschöpfung,

regionale Wertschätzung

18 Tiroler Bodenfonds

tirol.kooperiert

tirol.bildet

54 Wir bringen die

Welt an die

Schulen

tirol.traditionell

78 Wolle aus dem Villgratental

als ökologischer Baustoff

tirol.sucht Menschen

atiat audant. Sequae adi tectibernam quo

ommolup tatur.

tirol.kooperiert

22 Zusammenarbeiten, Kräfte

bündeln, eigenständig bleiben

26 Stärkung von

Kleinstbetrieben

60 Wir bringen die Gemeinden

an die Uni

98 Rietz, Delago und die Post

GemNova.Menschen

26

STÄRKUNG VON

KLEINSTBETRIEBEN

tirol.digital

28 Wo ist denn GeOrg?

30 Moderne Kommunikation

tirol.bunt und vielfältig

62 Da war sehr große Angst

dabei

64 Ich hab noch nie einen

Löwen gesehen

tirol.denkt weiter

80 Experimentierfreudiger

Osttiroler Bauer steht

auf Hanf

100 Shangri-La in Tirol

74

tirol.sportlich und gesund

DEIN RAD FÜR

ALLE FÄLLE

tirol.Wissen

82 Dornröschen im Plastikland

33 eGovernment

36 Mehr Knödel für alle

38 Tirols Gemeinden bekommen

eine

Digitalisierungsstrategie

66 Die Zeit, Veränderungen

anderen zu überlassen,

ist vorbei

68 Das Halltal – ein faszinierendes

Naturjuwel

84 Der Weg in die Zukunft

tirol.ist schön

87 Friedhöfe in Tirol

87

tirol.ist schön

FRIEDHÖFE

IN TIROL

Ein Besuch auf stillen Plätzen


6 GemNova.inside

GemNova.inside 7

GEMEINSAM

FÜR DEN

KLIMASCHUTZ

Das Thema Klimaschutz wird immer präsenter. In den

Medien, in der Politik und bei Stammtischgesprächen.

Dramatische Appelle der UNO, Fridays For

Future und viele Bewegungen mehr fordern

die Politik und die Menschen zum dringenden

Handeln auf. Es ist an der Zeit, rasch

und konsequent etwas zu tun. Gefordert

sind wir alle, nicht zuletzt auch im privaten

Umfeld. Gefordert sind natürlich auch die

Gemeinden. Viele Gemeinden haben das

schon erkannt und sind jetzt schon Vorreiter

in Sachen Nachhaltigkeit, Klimaschutz

und Energie.

Die Handlungsmöglichkeiten sind vielfältig,

vielfach aber auch sehr komplex. Wer kennt

schon die „Clean Vehicles Directive“? Wer

kennt sich mit nachhaltiger Beschaffung

aus? Wer kennt die vielen Förderungen,

die es gibt, und weiß, wie man diese beantragt?

Wer weiß, wie man Ausschreibungen

mit nachhaltigen Kriterien gestaltet?

Und wer weiß wirklich, was multimodale

Mobilität bedeutet? Fragen über Fragen,

die sich viele Gemeinden stellen und die

es zu beantworten gilt, um die richtigen

Maßnahmen zu setzen.

Wir als GemNova beschäftigen uns schon

längere Zeit mit obigen Fragen und haben

bereits jetzt breite Expertise in vielen dieser

Themen. Nachhaltiges Bauen ist für

uns nichts Neues. Gesamthafte Mobilitätskonzepte

gehören zu unserer Expertise.

Sich durch den Förderdschungel zu arbeiten,

ist unser täglich Brot. Wir integrieren

bereits nachhaltige Kriterien in Vergaben,

und um nachhaltige Beschaffung haben

wir uns schon vor sechs Jahren gekümmert.

Nicht, dass wir alles aus dem Effeff

beherrschen, aber darauf können Tirols

Gemeinden aufbauen und müssen sich

nicht mit jedem dieser Aspekte zwangsläufig

selbst befassen.

Bei vielen Themen greifen wir auch gerne

auf externe Partner*innen zurück. Wir denken,

es ist das Gebot der Stunde, gemeinsam

zu agieren. Es gibt in Tirol viele Institutionen,

die Wissen und Erfahrung in zahlreichen dieser

Gebiete haben. Es wäre Zeit, dies im

Sinne des Klimaschutzes gemeinsam für

Tirols Gemeinden zu bündeln.

Alois Rathgeb

Niki Kraak


K0mplexität

managen!

bürger*in

8 GemNova.inside

GemNova.inside 9

0litik

WER, WENN

NICHT UNSERE

GEMEINDEN?

Über Komplexität wurde und wird viel geschrieben. Auf die Schnelle habe ich über 100 Bücher dazu gefunden,

die sich mit dem Thema beschäftigen. Nun gut, viele davon sind primär kompliziert geschrieben.

Trotzdem ist es wert, das ein oder andere zu lesen. Es liegt in unserer Natur, dass wir komplexe Dinge

versuchen zu vereinfachen, um sie zu verstehen. Hier schlägt uns jedoch oft unser Gehirn ein Schnippchen

und sucht einfache Erklärungen für komplexe Fragestellungen. Das ist brandgefährlich und ein

Irrtum. Es geht immer darum, komplexe Dinge zuerst zu verstehen und dann einfach darzustellen. Wenn

man den Schritt des Verstehens auslässt bzw. durch Vereinfachung ersetzt, wird es gefährlich und führt

zu vielen Fehlentscheidungen.

Was hat das jetzt mit Gemeinden zu

tun? Oder mit der GemNova? Na ja, in

der Komplexität findet sich eine unserer

Schnittmengen mit den Tiroler

Gemeinden.

Fangen wir mit den Gemeinden an

Wer das Konstrukt Komplexität verstehen

will, muss einfach in eine Gemeinde gehen

und sich dort umhören und umsehen. Die

Gemeinde als kleinste Verwaltungseinheit

ist wohl eines der komplexesten „Gebilde“,

die es gibt. Nicht nur, dass eine Gemeinde

von der Wiege bis zur Bahre alles managen

muss, es kommt noch hinzu, dass dies nicht

in einer Struktur eines Unternehmens passiert.

Mit klarer Führungsperson, mit klaren

Abteilungen und Strukturen usw. In einer

Gemeinde gibt es Entscheidungsgremien,

die Trennung von Politik und Verwaltung,

das Zusammenspiel mit anderen öffentlichen

Einheiten wie Bund und Land, und es

gibt Bürger*innen, deren unterschiedlichs-

ten Interessen berücksichtigt werden müs-

sen. Also nicht einfach top-down, sondern

„kuddelmuddel“, salopp gesagt. Das alles

zu managen und unter einen Hut zu brin-

gen, ist eine Monsteraufgabe, und jede*r

sollte sich verneigen vor jenen Menschen,

die das tun. Das ist echt herausfordernd.

Aber was bedeutet diese Komplexität für

Unternehmen, die mit Gemeinden zusam-

menarbeiten? Zuallererst müssen sie die-

se Komplexität verstehen. Gesamthaft

verstehen. Ohne die Zusammenhänge,

die Einflussfaktoren und die Auswirkun-

gen zu kennen und zu verstehen, wird jede

Zusammenarbeit mit einer Gemeinde zu

einem Risiko für beide Seiten. Zu verste-

hen, welche Räder in Bewegung kommen,

wenn man dies oder jenes macht, ist her-

ausfordernd, aber essenziell wichtig. Zu

verstehen, wenn man was umsetzt, auf

was man achten muss, das nur indirekt

mit dem Thema zu tun hat. Das sind die

Herausforderungen, und das ist die Kunst.

ZUM AUTOR

ALOIS RATHGEB

Alois Rathgeb ist Gründer und

Geschäftsführer der GemNova.

Und damit kommen wir jetzt zur

GemNova

Das Verstehen dieser Komplexität haben

wir uns zur Aufgabe gemacht. Das Verstehen

der Komplexität und die richtigen

Lösungen anzubieten, ist unser Alleinstellungsmerkmal.

GemNova bietet nicht

eine Leistung oder einen Produktbereich

an. Als Komplettanbieter kennen wir die


10 GemNova.inside

GemNova.inside 11

zukunft gemeinde

Wir

bleiben wir

selbst.

Recht

Herausforderungen der Gemeinden, verstehen

die Zusammenhänge und können

damit individuell darauf reagieren. Das ist

unsere Stärke, und deshalb haben wir ein

breites Leistungsangebot. Dadurch können

wir abgestimmt vorgehen, Schnittstellen

vermeiden und damit rascher und kostengünstiger

arbeiten.

Das ist auch der Grund, wieso wir keinen

Bauchladen anbieten. Einen Bauchladen hat

jemand, der von allem ein bisschen hat. Wir

haben von den wichtigsten Themen viel.

Viel Know-how, viel Erfahrung und Kompetenz.

Und wir können diese Dinge verbinden,

in ein großes Ganzes einbetten.

Finanzen

pers0nal

verwaltungsentwicklung und digitalisierung

infrastruktur

Prozessoptimierung und Datenbereinigung,

Digitalisierung in der Verwaltung und Richtung

Bürger*innen.

Und für

all diese Themen

haben wir Fachleute

im Haus. Pr0fis

mit viel K0mpetenz

und erfahrung.

Pr0fis mit Herz und

Hirn.

WIR ALLE SIND GEMEINDE.

Deshalb konzentrieren wir uns auf ausschließlich

sechs Produktgruppen, nicht

mehr und nicht weniger:

pers0nal

Recht

finanzen

Infrastruktur

Zukunft Gemeinde

Verwaltungsentwicklung

und Digitalisierung

That’s it, das ist es. Mehr nicht. Also

kein Bauchladen, sondern Komplexität

verstehen und managen.

Die Herausforderungen für Gemeinden im

Themenfeld Personal liegen in der Suche,

der Auswahl und der Aus- und Weiterbildung

von Menschen, die in Gemeinden arbeiten

oder arbeiten wollen. Ein großes Zukunftsthema

werden Personaldienstleistungen

sein, von der Vertretung bis zur dauerhaften

Übernahme von Leistungen – aktuell vor

allem in der Kinderbetreuung – bis hin zur

Personalabrechnung und Beratung in Personalangelegenheiten.

Und natürlich unser

Angebot in der tirolweiten Sprachberatung.

Für viele Tiroler Gemeinden sind wir eine

wichtige Stütze im Themenfeld

Recht,

vor allem im Vergaberecht, aber auch in

der Begleitung zur DSGVO geworden. Wir

betreuen und beraten Gemeinden aber

auch zu Rechtsthemen wie Verordnungen

und Bescheide oder beim Rechtssicherheits-Check

und in zahlreichen anderen

Rechtsfragen.

Im Bereich der Gemeindefinanzen begleiten

wir Förderungen, bieten den F5-Finanzcheck

an und begleiten Gemeinden beim

Voranschlag, dem Rechnungsabschluss

und dem mittelfristigen Finanzplan. Natür-

lich unterstützen wir Gemeinden bei den

Steuern und Abgaben, machen Kreditausschreibungen

und bieten unser altbewährtes

Know-how im Bereich der Beschaffung

und des Fuhrparkmanagements an.

Eines unserer Steckenpferde ist die Infrastruktur.

Von Studien über Projektentwick-

lung, Bauherrenmanagement sowie rungs- und Finanzierungsberatung bis hin

zu den gesamten Vergabeverfahren und

Immobilien- und Facility-Management bieten

wir die komplette Palette an.

Wo geht die Reise hin? Damit beschäftigen

wir uns unter dem Titel Zukunft Gemeinde.

Für große Herausforderungen wie Kooperationen

und regionale Servicecenter, von

Nachhaltigkeit und Mobilität bis hin zur

gesunden Gemeinde und zum wichtigen

Zukunftsthema der Kommunikation haben

wir uns viel Wissen und Kompetenz angeeignet,

um Gemeinden kompetent zu unterstützen.

In den Themenbereichen Verwaltungsentwicklung

und Digitalisierung beschäftigen

wir Profis für Förde-

Organisationsentwicklung,

Und vor allem auch Menschen, die Gemeinden

verstehen, weil sie nichts anderes

machen als mit und für Gemeinden zu

arbeiten. Menschen, die mit viel Hingabe

für Tirols Gemeinden arbeiten. Menschen,

deren oberstes Ziel es ist, einen gesellschaftlichen

Beitrag zu leisten. Und Menschen,

die wissen und verstehen, welche

Herausforderungen Gemeinden managen

müssen.

Damit schließt sich der Kreis: Gemeinden

sind überaus komplex und benötigen Partner*innen,

die diese Komplexität verstehen

und gesamthafte Lösungen bieten können,

um diese zu managen. Gemeinsam mit

Tirols Gemeinden, denn:

Wir alle

sind

gemeinde!

"

Wir

vertrauen

einander.

Wir sind davon überzeugt, dass Menschen selbstbestimmt handeln können. Wir erwarten von allen

Kolleg*innen, dass sie Verantwortung übernehmen und ihr Tun darauf ausrichten, einen gesellschaftlichen

Beitrag zu leisten. Wir sind alle gleich, wir unterscheiden nicht nach Funktion und

Verantwortlichkeit und begegnen allen mit Wertschätzung. Wir lieben und leben Vielfalt in all ihren

Farben und bleiben bei unserem Handeln authentisch. Jede Person, die diese Grundsätze mitträgt,

kann innerhalb unseres Rahmens mitgestalten, sich einbringen, eigenverantwortlich und eigenorganisiert

handeln und dabei individuelle Wege wählen.


12 tirol.investiert tirol.investiert

13

2 mal 3

machte immer

sch0n 4!

die ideenliste

Lang, willenskraft

v0rhanden.

Villa Benedikta

Was Pippi L. uns lehren kann und wie man sich die Welt

machen kann, widdewidde wie sie einem gefällt.

Nicht nur Pippi L. macht sich die Welt,

wie sie ihr gefällt, auch die Gemeinde

Absam macht sich ihre Villa Benedikta,

widdewidde wie sie ihr gefällt. Die

Gemeinde hat ein Haus, ja sogar eine

Villa, und dort soll demnächst den Jüngsten

der Gesellschaft vielleicht schon ein

erstes Einmaleins nähergebracht werden.

Ja lange ging’s hin und her, dass

dort ein kunterbuntes Haus entsteht.

Aber wie schafft man sich denn ein kunterbuntes

Haus, ja sogar am besten mit

einem Äffchen und einem Pferd? Wen

frägt man denn am besten, wenn man

sich die Welt machen will, widdewidde

wie sie einem gefällt?

Was macht 2 mal 3?

Die Gemeinde Absam begab sich vor Langem

auf eine Reise, um herauszufinden,

was den Gemeindebürger*innen gefällt.

Was macht man denn nun mit der unter

Denkmalschutz und seit drei Jahren leerstehenden

Villa mitten im Dorf? Wie kommt

man drauf, was einem gefällt? Ja, vielleicht

einmal fragen, was den Großen und Kleinen

so gefällt? Gesagt, getan. Unter der

Koordination von Mag. Rainer Krismer und

unterstützt und begleitet von der Dorferneuerung

des Landes Tirol kam es zu

einem Bürger*innenbeteiligungsprozess.

So wurde ein Bürger*innenrat gegründet

und ein Ideenwettbewerb in der Gemeinde

ausgelobt. 97 Ideen später gab es Vorschläge,

Ideen, Konzepte, Visionen rund um das

Thema Generationen und Gemeinschaft,

Kunst/Kultur, Wohnen, Co-Working und vieles

andere. An Ideen mangelte es also nicht.

Wie kommt man jetzt zum Äffchen mit

dem Pferd?

Die Ideenliste lang, die Willenskraft vorhanden

– aber wie setzen wir denn das da

dann um? Ja, wie kommen wir denn nun

OBEN: Die Gemeinde

hat ein Haus, schon ganz

bald ein kunterbuntes

Haus mit einem Garten

für Äffchen und Pferd.

(© Putzlocher/GemNova)

ZUM AUTOR DI ROMAN SCHÖGGL

Roman Schöggl ist ausgebildeter Architekt, ehemaliger

Praktikant in der Abteilung Raumordnung &

Statistik sowie Mitarbeiter in der Dorferneuerung

im Amt der Tiroler Landesregierung und nun seit

Jänner 2021 im Team der GemNova.


14 tirol.investiert

tirol.investiert 15

LINKS: Platz für ein

kunterbuntes Haus

(© Putzlocher/GemNova)

facts

KOSTen

Komplettservice: max.

€ 2.200.000,– brutto

Spiel-

Regeln

"

Die Geschäftsstelle für Dorferneuerung

und Lokale Agenda 21 fördert, berät,

begleitet und unterstützt Gemeinden

bei der Entwicklung von baulichen und

kulturellen Maßnahmen. So freut es uns,

dass nach dem Bürger*innenbeteiligungsprozess

nun der Architekturwettbewerb

durchgeführt wird und so der Villa Benedikta

hoffentlich bald neues Leben in den

alten Mauern eingehaucht werden kann.

di

nik0laus juen

Leiter der Dorferneuerung im

Amt der Tiroler Landesregierung

zum kunterbunten Haus mit dem Äffchen

und dem Pferd? Den Empfehlungen aus

dem Beteiligungsprozess folgend, war es so

weit, einen Architekturwettbewerb auszuloben.

Das, was schon 2 mal 3 machte, wollte

jetzt umgesetzt, renoviert und gebaut

werden. In der bekannten Virusphase kam

die Gemeinde Absam zur GemNova. Ein

Architekturwettbewerb mit sechs geladenen

Architekt*innen macht uns die Villa,

widdewiddewitt, nun wie sie uns gefällt.

Gesagt, begonnen.

Alle Groß und Klein, trallalala, lad ich mir

zur Jury ein!

Unter Bedacht aller Rahmenbedingungen

und den Ergebnissen des Beteiligungsprozesses

war es der Gemeinde Absam und

der GemNova stets ein großes Anliegen,

das Verfahren in kooperativer und gemeinschaftlicher

Absicht mit allen Akteur*innen

abzuwickeln. Nach dem Beteiligungsprozess

wird auch der Architekturwettbewerb

mit den Mitteln der Dorferneuerung des

Landes Tirol unterstützt. Diese hat ihren

Leiter DI Nikolaus Juen sowie ihre neue

weibliche Jurorin in die Jury entsandt. Ein

Vertreter des Bundesdenkmalamts sowie

LINKS: Wege neuer

Möglichkeiten für ein

neues junges Leben in

historischen Mauern

(© Putzlocher/GemNova)

die Fachinspektorin für Elementarbildung

des Landes Tirol sind ebenso eingeladen.

Alle – Groß und Klein – sollen dabei sein.

So ist auch ein Vertreter des Bürger*innenrats,

neben weiteren Vertreter*innen

des Gemeinderats, als stimmberechtigtes

Mitglied in der Jury vertreten. Ein erfahrener

Tiroler Architekt und eine Expertin in

partizipativen Verfahren runden die Jury ab.

Die verschiedenen Zugänge und Ansichten

sollen so bei der Auswahl des Siegerprojekts

berücksichtigt werden.

Wer macht uns aber die Villa nun, widdewidde

wie sie uns gefällt?

Sechs Architekt*innen tüftelten bis Ende

September 2021 an ihren Ideen, entwarfen

und ließen ihren kreativen Ideen freien

Raum. Grundrisse, Schnitte, Ansichten und

auch ein Funktionskonzept wurden erstellt.

Als Beurteilungskriterium wird einerseits

berücksichtigt, wie man mit den Ergebnissen

des Bürger*innenbeteiligungsprozesses

umgeht und andererseits wie die Planer*innen

die Vorgaben des Denkmalschutzes

lösen können.

"

Die ansitzartige späthistorische Villa

Benedikta wurde gegen Ende des

19. Jahrhunderts errichtet und steht in

ihrer Gesamtheit gemäß § 2a der Verordnung

unter Denkmalschutz. Wenn bei der

Planung das historische Erscheinungsbild,

die Grundrissdispositionen und die

wertvollen bauzeitlichen Ausstattungselemente

auf angemessene Weise respektiert

werden, steht einem qualitätsvollen

Weiterbauen seitens der Denkmalpflege

nichts im Wege.

di mag. phil

alexander

0berlechner

Gebietsreferent

Bundesdenkmalamt

Abteilung für Tirol

OBEN: Offene Türen

für neue Ideen

(© Putzlocher/GemNova

Wann kommt denn nun endlich das Äffchen

mit dem Pferd?

Nachdem das Preisgericht im Oktober

2021 das Siegerprojekt ausgewählt hat,

soll es rasch bunt werden – nun sollen die

Umbauarbeiten vonstattengehen. Bürgermeister

Manfred Schafferer freut sich jetzt

schon darauf:

"

Die Villa Benedikta soll ein kunterbuntes Haus unter

anderem mit einer Kinderkrippe, Seminarräumen für

die Absamer Vereine, einem Eltern-Kind-Treff und

einem Dachboden für alle Absamer*innen werden.

Geplant ist auch, dass wir einen Kümmerer in der

Villa Benedikta anstellen, genauso wie wir uns das

im Beteiligungsprozess immer vorgestellt haben.

Ob und vor allem wo und wie nun endlich

das Äffchen und das Pferd aus dem

Fenster schauen werden, werden wir nach

dem Architekturwettbewerb sehen. Wir

alle freuen uns drauf, weil auch wir uns

die Welt machen, widdewidde wie sie

uns gefällt. Das sehen wohl nicht nur

Herr Nilsson und Pippi L. so.

Kinderkrippe mit

2 Gruppen nach § 12

TKKG Abs. 2 und 3

und unter § 2a Verordnung

Denkmalschutz

innen und

außen

Spielfläche

Innen: 660 m²

Garten

Für Äffchen und

Pferd: groooß!

BGM MST.

Manfred

schafferer

Bürgermeister

Gemeinde Absam


16 tirol.investiert tirol.investiert

17

REGIONALE

WERTSCHÖPFUNG,

REGIONALE

WERTSCHÄTZUNG

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Weltwirtschaft immer

mehr vernetzt. Die Globalisierung ist bestimmendes Element des

heutigen Wirtschaftens. In deren Schatten gewinnt aber auch

Regionalität immer mehr an Wichtigkeit. Schlagwort ist

dabei regionale Wertschöpfung. Regionale Hersteller produzieren nah

an den Kundinnen und sorgen für Nachhaltigkeit und schonen die Umwelt.

OBEN: Andreas Haas, Bürgermeister

der Gemeinde Gerlos

(© GemNova)

LINKS: In der Gemeinde

Gerlos entsteht ein neues

Bildungszentrum. (© GemNova)

Wir haben nach Beispielen gesucht, wie

dies in Tirol gelebt wird. Erste Station ist

die Gemeinde Zirl westlich von Innsbruck.

Das Unternehmen hollu, Partner der ersten

Stunde der GemNova, entwickelt seit

115 Jahren innovative Systemlösungen,

die den Reinigungsalltag in vielen Tiroler

Gemeinden vereinfachen. Hollu ist ein

großer Verfechter von Wertschöpfung und

Vernetzung mit Partnerbetrieben in der

Region. „Regionale Wertschöpfung, regionale

Wertschätzung ist für mich alternativlos.

Für mich ist es nicht möglich,

in einer Region zu leben, ohne eine starke

Wirtschaft im Hintergrund zu haben,

sprich Arbeitsplätze. Das ist ein ganz

entscheidender Bestandteil von Wohlstand

für uns alle und auch Sicherheit“,

schildert hollu-Geschäftsführer Simon

Meinschad seine Philosophie. „Wir haben

über Jahre Partnerschaften mit anderen

Unternehmen in der Region aufgebaut.

So entwickeln wir gemeinsam zukunftsfähiges

Leben. Die Produkte legen einen

sehr kurzen Weg zurück, um zum Endverbraucher

zu kommen. Das sind Bausteine,

die es in der nachhaltigen Beschaffung

einfach braucht.“

Ganz ähnlich sieht dies GemNova-

Geschäftsführer Alois Rathgeb: „Der Gem-

Nova war es von Anfang an ein großes

Anliegen, dass wir die heimische Wirtschaft

unterstützen und Aufträge nach

Möglichkeit in Tirol vergeben. Das gelingt

uns zu 95 Prozent bei einem jährlichen

Auftragsvolumen von ungefähr 400 Millionen

Euro. Wir sind daher überzeugt, einen

wesentlichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung

leisten zu können.“ Beschaffungsexperte

Robert Balazinec Kollnig,

ebenfalls vom Unternehmen der Tiroler

Gemeinden, schildert, wie dies im Alltag

gelebt wird: „Der Grundgedanke der Gem-

OBEN: Simon Meinschad,

Geschäftsführer der hollu Systemhygiene

GmbH (© GemNova)

RECHTS: Betriebsstätte der

hollu in Zirl (© hollu)

Nova war ja Kooperation untereinander in

den Tiroler Gemeinden, aber auch mit der

Tiroler Wirtschaft. Von Tag eins ist der

Ansatz in der Beschaffung, aber auch allgemein,

eine Lösung in der Gemeinde zu

finden. Wenn es dort keine Lösung gibt,

erweitern wir den Suchradius für nachgefragte

Produkte auf den Bezirk, dann

auf Tirol und dann auf das ganze Land.

Erst, wenn es keine Lösung vor Ort gibt,

schauen wir über die Grenzen hinaus“,

so Kollnig.

Wir begeben uns nach Gerlos. Die

Gemeinde hat viel Geld aufgebracht, um

eine neue Kinderbetreuungseinrichtung

zu errichten. Viel Wert wurde bei dieser

Investition in die Zukunft nicht nur auf

das künftige Wohlbefinden der Kleinsten

gelegt, sondern auch auf die Stärkung der

Wirtschaft im regionalen Umfeld. „Das

Projekt ist ein Meilenstein in der Weiterentwicklung

unserer Gemeinde. Außerdem

bringt es natürlich für unsere lokalen

Firmen und Wirtschaftstreibenden einen

großen Vorteil“, so Bürgermeister Andreas

Haas. Unterstützt wurde die Gemeinde

Gerlos bei der Durchführung des Großprojekts

von der GemNova. „Wir als GemNova

dürfen zahlreiche Tiroler Gemeinden bei

der Umsetzung ihrer Infrastrukturprojekte

begleiten. Die Gemeinde Gerlos ist dafür

ein ausgezeichnetes Beispiel. Uns ist es

als Unternehmen der Tiroler Gemeinden

immer ein großes Anliegen, regionale

Wertschöpfung voranzutreiben“, so Infrastrukturexperte

Alexander Gostner.

„WIR HABEN ÜBER

JAHRE PARTNER-

SCHAFTEN MIT ANDE-

REN UNTERNEHMEN IN

DER REGION AUFGE-

BAUT. SO ENTWICKELN

WIR GEMEINSAM

ZUKUNFTSFÄHIGES

LEBEN.“

SIMON MEINSCHAD

HOLLU-GESCHÄFTSFÜHRER

ZUM AUTOR

MANFRED SCHIECHTL

25 Jahre Medienerfahrung in verschiedensten

Bereichen bei der Tiroler Tageszeitung und dem

Kurier sind die Basis für seine umfangreiche

Expertise in allen Kommunikationsbelangen.

Kontakt: m.schiechtl@gemnova.at


18 tirol.investiert tirol.investiert

19

Tiroler Bodenfonds –

qualitätsvolle Bebauung,

leistbarer Wohnraum

Von tirolweiten Wohnbauprojekten bis hin zu zahlreichen

interkommunalen Gewerbegebieten: Der Tiroler Bodenfonds

(TBF) realisiert in Zusammenarbeit mit den Gemeinden

laufend zukunftsweisende Projekte.

Bebauungs- und Wohnkonzepte, die in

die Region passen und alle Aspekte der

Nachhaltigkeit berücksichtigen – von

Energieeffizienz über Verkehrskonzepte

bis hin zur Grünraumplanung –, stehen

beim Tiroler Bodenfonds im Fokus.

Der zuständige Landesrat Johannes Tratter

sieht in der Arbeit des Bodenfonds einen

wesentlichen Mehrwert für die heimische

Bevölkerung sowie Wirtschaft: „Der verantwortungsvolle

Umgang mit der begrenzten

Ressource Grund und Boden hat höchste

Priorität. Es geht dabei allem voran um den

Erhalt unserer Lebensqualität für künftige

Generationen. Der Tiroler Bodenfonds

nimmt hier eine wesentliche Rolle ein: Es

werden laufend Projekte zur Schaffung von

leistbarem Wohnraum sowie bodensparenden

Gewerbegebieten umgesetzt.“ Alexander

Erhart, Geschäftsführer des Tiroler

Bodenfonds, ergänzt: „Sei es im privaten

BILD:

LR Johannes Tratter (li.)

und Alexander Erhart,

Geschäftsführer TBF.

(© Land Tirol)

oder gewerblichen Nutzungsbereich, das

künftige Wohlbefinden der Käuferinnen und

Käufer, die Vermeidung von Nutzungskonflikten

und eine verdichtete und nachhaltige

Bauweise sind dem Tiroler Bodenfonds

ein besonderes Anliegen. Erfolgskonzepte

sind dabei sowohl Bürgerbeteiligungsprozesse

als auch der stetige Austausch mit

den Tiroler Gemeinden.“

Regionalen Raum stärken

Der TBF vergibt auch Grundstücke für die

gewerbliche Nutzung. Besonderer Schwerpunkt

liegt dabei auf der Schaffung von

interkommunalen Gewerbegebieten. Regionale

Gewerbegebiete – beispielsweise das

Unternehmerzentrum Aldrans-Sistrans-

Lans – haben gezeigt, dass gemeindeübergreifende

Kooperationen oft der Schlüssel

zum Erfolg sind. Primäres Ziel des TBF

ist dabei die Bereitstellung von preiswerten

Flächen zum Zwecke der wirtschaftlichen

Nutzung sowie die Sicherung von

Arbeitsplätzen in der Region. Trotzdem

wird stets auf die Wahrung des Orts- und

Landschaftsbilds geachtet.

Unterstützung der Gemeinden

Neben der Projektentwicklung unterstützt

der Tiroler Bodenfonds die Tiroler Gemeinden

auch bei der Gestaltung von Raumordnungsverträgen.

Dahingehend werden

von den Mitarbeiter*innen des TBF auch

laufende Schulungen und Vorträge in den

Bezirken angeboten. „Die Raumordnung ist

ebenso wichtig wie komplex. Unser Team

stellt den Gemeinden daher bestmögliche

Unterstützung bei Fragen zur Vertragsraumordnung

zur Verfügung“, betont Alexander

Erhart.

LINKS:

Vorzeigeprojekt Wildschönau:

Sieben Doppelhäuser ordnen sich

um zwei Plätze an und bilden eine

kleine dörfliche Siedlung.

(© Unisono Architekten ZT GmbH)


Verantwortungsvoll bauen

Verlässlicher Partner

für Tiroler Gemeinden

20

tirol.investiert tirol.investiert 21

BILD:

Für Maximilian Riedmüller,

Mitarbeiter beim TBF, steht

eine verantwortungsvolle

Bauweise im Vordergrund.

(© Land Tirol)

„Etwas zu bauen, das bedeutet Verantwortung

zu übernehmen“, weiß auch Maximilian

Riedmüller, Mitarbeiter des TBF.

Um eine vertretbare architektonische

Qualität zu gewährleisten, lobt der TBF

regelmäßig Architekturwettbewerbe für

die Gestaltung des Projektgebiets aus. Die

bauliche Umsetzung des Wettbewerbsergebnisses

wird einerseits durch einen

Bebauungsplan und örtliche Bauvorschriften

und andererseits durch entsprechende

Vertragsklauseln bei der Vergabe der Bauplätze

sichergestellt.

„Egal ob im privaten oder gewerblichen

Nutzungsbereich, das künftige Wohlbefinden

der Käufer, die Vermeidung von Nutzungskonflikten

und eine verdichtete und

nachhaltige Bauweise sind dem Tiroler

Bodenfonds ein besonderes Anliegen“, so

Maximilian Riedmüller.

Tratzbergsiedlung, Jenbach

Multifunktionsgebäude mit 10 Mietwohnungen, 8 Kindergartengruppen,

2 Kinderkrippengruppen, 2 Gewerbeeinheiten

Wohn­ und Pflegeheim Haus Maria, Natters

40 Pflegebetten, 8 Tagesbetreuungsplätze, 14 Einheiten

für betreubares Wohnen, 1 Arztpraxis

Haus der Generationen, Volders

Multifunktionsgebäude mit 13 betreubaren Mietwohnungen,

8 Kindergartengruppen, 4 Kinderkrippengruppen,

Vereinsräumlichkeiten

bezahlte Anzeige

Vorzeigeprojekt

Wildschönau

UNTEN:

Alle Terrassen sind Richtung Süden

ausgerichtet, jedes Haus grenzt einerseits

an einen zentralen Platz und

bietet andererseits privaten Rückzugsbereich.

(© Unisono Architekten ZT

GmbH)

Kindergarten Elisabethinum, Axams

6 Kindergartengruppen, 2 Kinderkrippengruppen

Sozialzentrum „Gepflegtes Wohnen“, Mayrhofen

80 Pflegebetten, Räumlichkeiten für Sozialsprengel

und Tagespflege, Zentralgarage für Gemeinde

Kindergarten St. Paulus, Innsbruck

3 Kindergartengruppen, 2 Kinderkrippengruppen

OBEN:

Ein besonderes Plus ist der

freie Talblick bis zur Hohen

Salve. Durch das leicht abfallende

Gelände und die durchdachte

Positionierung der Häuser wird allen

diese Qualität zuteil. (© Unisono

Architekten ZT GmbH)

Ein Vorzeigewohnprojekt befindet sich

beispielsweise in der Gemeinde Wildschönau

in Planung. Den bereits abgeschlossenen

Architekturwettbewerb konnte das

Architekturbüro „Unisono Architekten ZT

GmbH“ für sich entscheiden. Das Projekt

wird gemeinsam mit der NEUE HEIMAT

TIROL Gemeinnützige WohnungsGmbH

umgesetzt.

ZUM AUTOR

MAXIMILIAN

BRANDHUBER, BA

Maximilian Brandhuber ist im Amt der

Tiroler Landesregierung in der Abteilung

Öffentlichkeitsarbeit tätig.

Kontakt:

maximilian.brandhuber@tirol.gv.at

Betreubares Wohnen, Haiming

18 betreubare Mietwohnungen

Einsatzzentrum, Schönwies

Einsatzzentrum für die Feuerwehr und Bergrettung

NEUE HEIMAT TIROL: Erste Adresse für Tirols Gemeinden

Nicht nur wenn es um leistbaren Wohnraum für die Tirolerinnen und Tiroler geht, ist die NEUE HEIMAT TIROL

die erste Wahl für die Tiroler Gemeinden. Auch bei der Errichtung von kommunalen Einrichtungen ist sie ein

gefragter und verlässlicher Partner.

Sozialzentrum „Ankematen“, Kematen

21 betreubare Mietwohnungen, Räumlichkeiten für Lebenshilfe,

Sozialsprengel und Physiotherapie, 1 Arztpraxis

Fotos: NHT/2quadr.at, Oss, Pauli, Vandory, Renderwerk

NEUE HEIMAT TIROL Gemeinnützige WohnungsGmbH . Gumppstraße 47 . 6020 Innsbruck . neueheimat.tirol


22

tirol.kooperiert

tirol.kooperiert

23

Zusammenarbeiten,

Kräfte bündeln,

eigenständig bleiben

BILD:

Auch die Planungsverbände

im Außerfern

nutzen die Möglichkeit

einer Planungsverbandskoordination.

(© shutterstock)

Durch Planungsverbandskoordinatoren und regionale Strukturkonzepte

entstehen neue Chancen und Möglichkeiten der interkommunalen Kooperation

in der Raumordnung.

ZUM AUTOR

MAG. (FH) MAG.

CHRISTIAN

DRECHSLER

Christian Drechsler ist seit

2012 im Amt der Tiroler Landesregierung

tätig. Dort ist er

im Fachbereich Überörtliche

Raumordnung der Abteilung

Raumordnung und Statistik für

die Koordination von Planungsverbänden

zuständig.

Seit 2005 gibt es in Tirol Planungsverbände.

Sie sind gesetzlich verordnete

Zusammenschlüsse von Gemeinden

und stellen öffentlich-rechtliche Körperschaften

dar.

Der Zweck von Planungsverbänden besteht

sowohl in einer gemeinsamen vorausschauenden

Planung und in der Ent- und

Abwicklung gemeinsamer raumordnungsrelevanter

Projekte als auch in der Abstimmung

von größeren Bauvorhaben oder

infrastrukturellen Maßnahmen einzelner

Mitgliedsgemeinden, explizit der Errichtung

von Breitbandinfrastruktur.

Wie auch die Größe der einzelnen Planungsverbände

höchst unterschiedlich ist

– die kleinsten umfassen drei Gemeinden,

der größte Planungsverband 25 Gemeinden

–, so verlief auch ihre bisherige Entwicklung

äußerst inhomogen. Es zeigte sich

sehr bald nach der Verordnung, dass nur in

jenen Planungsverbänden vermehrt interkommunale

Aktivitäten gesetzt wurden,

in denen einer verantwortlichen Person

aus der Kommunalpolitik dies ein Anliegen

gewesen ist oder in denen engagierte

Personen aus der Kommunalverwaltung

den Mehrwert der Kooperation erkannt

haben. Die finanzielle Unterstützung von

Planungsverbandsprojekten erfolgte von

Anfang an, auch um den Anreiz zu schaffen,

über bestehende vor allem zweckorientierte

und operativ tätige Gemeindeverbände

hinaus strategisch wertvolle

Projekte auf Planungsverbandsebene zu

entwickeln. Wachsender finanzieller Druck

auf einzelne, vor allem kleinere und periphere

Gemeinden mit geringer Zentralität

sowie neue und komplexer Aufgaben

bei gleichzeitig steigenden Anforderungen

an die Qualität der Leistung und an die

Erbringung von Leistungen von Gemeinden

erfordern eine abgestimmte räumliche

Entwicklung.

Abstimmung zwischen den Gemeinden

muss organisiert werden: Zu diesem

Zweck können Planungsverbände beim

Land Tirol seit 1. Jänner 2021 Förderungen

beantragen, welche die Beschäftigung

eines sogenannten Planungsverbandskoordinators

unterstützen. Diese Person übernimmt

insbesondere die organisatorischen

Aufgaben des Planungsverbands (Sitzungen,

Berichtswesen), führt seine Geschäftsstelle

als kundiger Ansprechpartner und

Vermittler und ist initiativ für gemeinsame

Projekte.

Planungsverbände sollen als etablierte

Planungseinheit in der regionalen Raumordnung

Tirols gefestigt werden. Bis Ende

2022 soll jeder Tiroler Planungsverband

– sofern nicht schon geschehen – ein

sogenanntes „regionales Strukturkonzept“

entwickelt haben, in dem spezifisch für

das Verbandsgebiet entworfene Ziele und

Maßnahmen einer gemeinsamen räumlichen

Planung textlich festgeschrieben sind.

Diese Ziele und Maßnahmen stellen die

Basis für gemeinsame Projekte oder Vorschläge

für die Ausarbeitung von raumordnungsfachlichen

Regionalplänen dar und

weisen einen Charakter einer akkordierten

Selbstbindung für die jeweiligen Mitgliedsgemeinden

der Planungsverbände auf.

Rechtlich bindend für die Entwicklung

der Gemeinden sind und bleiben die örtlichen

Raumordnungskonzepte. Für die

Entwicklung der „regionalen Strukturkonzepte“

und einzelner raumordnungsrelevanter

Projekte stehen ebenso

finanzielle Mittel des Landes

Tirol bereit und können von den

Planungsverbänden bei der

Abteilung Raumordnung und

Statistik beantragt werden.

Gerade in herausfordernden

Zeiten gilt es, Kräfte zu bündeln

und Synergien zu nutzen.

Die Zusammenarbeit von

Gemeinden über Grenzen hinweg

bedeutet, dass die einzelnen

Gemeinden voneinander

profitieren und miteinander

auf effiziente Art und Weise

die Zukunft planen können.

Die Planungsverbände in Tirol

haben die Vorteile dieses ‚Mit-

einanders‘ bereits erkannt und

setzen mittels gezielter Strategien

die gemeinsame räumliche

Entwicklung um.

JOHANNES TRATTER

LANDESRAT


24 tirol.kooperiert tirol.kooperiert

25

Planungsverbandskoordination

im Bezirk Reutte

„Es freut mich, die Verbände

im Außerfern als Koordinatorin

unterstützen zu dürfen.

Als ersten Schritt führen wir

mit den einzelnen Mitgliedsgemeinden

eine Bestandsaufnahme

und eine Ist-Analyse in

Bezug auf Organisation, Aufgaben

und Tätigkeiten sowie laufende

Projekte des Planungsverbands

durch.“

KARINA KONRAD

KOORDINATION PLANUNGS-

VERBÄNDE, GEMNOVA

P3

P1

P2

P4

BGM. MARTIN SCHÄDLE

PLANUNGSVERBANDSOBMANN

TANNHEIMERTAL (PV 1)

„Als Unternehmen der Tiroler

Gemeinden bildet die GemNova

alle Bereiche ab, die eine

positive Entwicklung unserer

Gemeinden unterstützen und

vorantreiben. Frei nach dem

Motto, ‚Das Rad muss nicht

neu erfunden werden‘, birgt

die Koordinationsfunktion die

Möglichkeit, Synergien in vielen

Bereichen zu nutzen.“

„Um im Planungsverband aktiv

arbeiten zu können, ist es

notwendig, ein professionelles

Umfeld zu gestalten. Bisher

wurden die Aufgaben des

Planungsverbandsobmannes

neben denen des Bürgermeisters

durchgeführt. Die zunehmenden

Aufgaben, sowohl in

den Gemeinden als auch im

Planungsverband, machen es

notwendig, eine Koordinatorin

einzubinden, um professionell

arbeiten zu können.“

BGM. MARTIN HOHENEGG

PLANUNGSVERBANDSOBMANN

ZWISCHENTOREN (PV 4)

Durch eine sinnvolle Bündelung von

Kräften können weitreichende Synergien

geschaffen werden. Dabei liegt

besonders in der Kooperation von

Gemeinden in verschiedensten Tätigkeitsfeldern

ein großes Potenzial.

Auf Initiative von Landesrat Johannes

Tratter soll dieses Potenzial in der Arbeit

der Planungsverbände mittels einer neu

geschaffenen Förderung für die Installation

von Koordinator*innen in den Planungsverbänden

genutzt werden.

Diese Möglichkeit wird ab sofort auch von

den Planungsverbänden des Außerferns in

Anspruch genommen, welche die GemNova

als Planungsverbandskoordinatorin beauftragt

haben. Die Koordinationstätigkeit reicht

von der Administration und Organisation

sämtlicher Maßnahmen innerhalb des Planungsverbands

über die Projektkoordination

bis hin zur Vernetzung zwischen den Mitgliedsgemeinden

und externen Ansprechpartnern.

Im Rahmen einer gemeinsamen

Pressekonferenz mit Landesrat Johannes

Tratter und den Obmännern der vier Planungsverbände

im Außerfern wurden die

Weichen für die zukünftige Zusammenarbeit

gestellt. Neben einer initialen Bestandsaufnahme

und Analyse stehen bereits weitere

Projekte in den Startlöchern, die in Zusammenarbeit

aller Gemeinden geplant und

umgesetzt werden sollen.

IHRE ANSPRECHPERSON:

MAG. NIKOLAUS KRAAK

N.KRAAK@GEMNOVA.AT

BILD:

V. l. n. r. Nikolaus

Kraak (GemNova),

Bgm. Martin Schädle,

Bgm. Martin Hohenegg,

LR Johannes

Tratter, Bgm.

Wolfgang Winkler,

Bgm. Heinrich

Ginther

(© GemNova)

„In vielen Gemeinden im Außerfern steht mit der

Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl 2022 auch

ein Wechsel in der Gemeindeführung an. Bis sich die

jeweiligen Gemeinderäte in den Orten wieder neu konstituiert

und gefunden haben, vergeht wertvolle Zeit.

Um dieses ‚Interregnum‘ zu überbrücken, können durch

den Planungsverbandskoordinator wichtige dungshilfen vorbereitet

Entschei-

werden.“

BGM. WOLFGANG WINKLER

PLANUNGSVERBANDSOBMANN

REUTTE UND UMGEBUNG (PV 2)

„Die Aufgaben des Planungsverbands

sind immer mehr

geworden, sodass es als

Obmann immer schwieriger

wurde, diese zu bewältigen.

Da der Planungsverband eine

immer größere Rolle spielt, ist

es wichtig, diesen optimal zu

führen.“

BGM. HEINRICH GINTHER

PLANUNGSVERBANDSOBMANN

OBERES LECHTAL (PV 3)


26 tirol.kooperiert tirol.kooperiert

27

Prinzipiell ist es für innovative Unternehmen

nicht entscheidend, zu welcher Größenkategorie

oder Branche sie zählen bzw. in welcher

Region sie beheimatet sind. Essenziell

ist vielmehr, in der Nähe der Kund*innen zu

sein und über geeignete Rahmenbedingungen

zu verfügen, welche für die Erbringung

der Leistungen notwendig sind. Hierunter

zählen u. a. flexible Infrastruktur und Erweiterungsmöglichkeiten,

stabile Internetverbindung

und gute Verkehrserschließung. Vor

allem eine flexible Infrastruktur und Erweiterungsmöglichkeiten

samt Internetausbau

haben dafür gesorgt, dass sich innovative

Kleinstbetriebe in ländlichen Regionen niedergelassen

haben, die der Pandemie zum

Trotz auf Wachstum setzen. Diese Unternehmen

stärken wiederum die jeweilige

Gemeinde und auch ländliche Regionen,

sodass deren Investitionsvorhaben maßgeblich

zur Wertschöpfung in Tirol beitragen.

Kleinstbetriebe werden zukunftsfit

Mit der Wachstumsoffensive unterstützt

das Land Tirol deshalb auch Kleinstbetriebe

dabei, sich mit Investitionen zukunftsfit

zu machen. Es sollen dadurch Anreize

geschaffen werden, um der krisenbedingten

Rezession entgegenzuwirken. Förderungswürdig

sind Investitionsvorhaben,

die eine Verbesserung der Betriebskultur

vorhaben und/oder den Fokus auf eine

Verbesserung des Angebots der Tiroler

Wirtschaft legen. Dazu zählen bauliche

und maschinelle Erweiterungen, Verbesserungen

der betrieblichen Infrastruktur,

Erzeugung neuer oder verbesserter Produkte,

Investitionen in Tourismus- und

Freizeitwirtschaft zur Saisonsverlängerung,

Gewinnung neuer Zielgruppen sowie

Qualitätsverbesserungen.

Die Förderung wird als nicht rückzahlbarer

Einmalzuschuss gewährt und beträgt

10 Prozent der förderbaren Kosten. Der

Mindestbetrag der förderfähigen Investitionskosten

beträgt 5000 Euro. Die Förderungsbemessungsgrundlage

ist mit

100.000 Euro begrenzt. Eine Kombination

mit anderen Zuschussförderungen

des Landes Tirol ist nicht möglich. Die

Wachstumsoffensive für Kleinstbetriebe

wurde verlängert und kann noch bis

31. Dezember 2021 eingereicht werden.

OBEN: Die Wachstumsoffensive

unterstützt Kleinstbetriebe

bei zukunftsweisenden Investitionsvorhaben.

(© shutterstock)

STÄRKUNG VON

KLEINSTBETRIEBEN

AUCH IN LÄNDLICHEN

GEMEINDEN

FÖRDERPOTENZIALE ALS GEMEINDE AUSSCHÖPFEN

Gerade in Zeiten wie diesen, wo alle Fördermöglichkeiten

maximal ausgeschöpft

werden sollten, um das ohnehin schon angespannte

Budget zu entlasten und Investitionen

tätigen zu können, ist es auch für

Gemeinden essenziell, den Überblick im

Förderdschungel zu bewahren.

Ob bei Verbesserung der kommunalen Infrastruktur,

im Bereich der Digitalisierung

oder in Bezug auf Themen rund um Klima,

Umwelt und Mobilität – das Spektrum an

unterschiedlichen Förderprogrammen auf

den diversen Ebenen (Land, Bund, EU) ist

weitreichend.

Gerne unterstützen wir die Gemeinden

dabei, sämtliche Förderpotenziale bestmöglich

zu nutzen. Bei Fragen zu Förderthemen

stehen wir gerne zur Verfügung:

Maximilian Huber, MA

+43 (0)660/29 68 969

m.huber@gemnova.at

ZUM AUTOR

BERNHARD

HOFER, MSC

Bernhard Hofer ist CEO der

Cemit Speeding up Innovation

GmbH, die sowohl Start-ups als

auch Gemeinden und Großunternehmen

im Innovationsprozess

begleitet.


28 tirol.digital tirol.digital

29

WO ist

denn ge0rg?

KLAUS GASTEIGER

Bürgermeister in

Kaltenbach (© GemNova)

Wir haben uns auf die Suche gemacht. Und sind fündig geworden.

In Lans, Serfaus, Weer und Kaltenbach. Vier Gemeinden,

vier konkrete Beispiele dafür, wie GeOrg im Detail funktioniert.

Das Ergebnis: GeOrg, der digitale Gemeindeorganisator, kommt

in den Tiroler Gemeinden immer besser an.

Beginnen wir einfach in der Zillertaler

Gemeinde Kaltenbach. Hier ist Klaus

Gasteiger seit 21 Jahren Bürgermeister.

Diese kleine Tourismusgemeinde ist in

ihrer Entwicklung im Bereich der Digitalisierung

auch schon recht weit fortgeschritten.

In Kaltenbach ist seit einiger

Zeit auch GeOrg im Einsatz. Gasteiger:

„Digitalisierung ist bei uns kein leeres

Wort. Wir gehen mit der Zeit, nehmen

auch gerne eine Vorreiterrolle ein. So

sind wir wohl eine der ersten Gemeinden

Tirols, wo selbst der Überprüfungsausschuss

die Finanzengebarung voll digital

prüft. Ein Meilenstein, ein ganz wichtiger

Meilenstein.“

Konkret bedeutet dies, dass bereits der

Rechnungseingangsprozess komplett

digitalisiert ist. Die Bankauszüge, Finanzonline-Unterlagen

und die Unterlagen aus

dem Unternehmensserviceportal (strukturierte

E-Rechnungen) kommen automatisiert

in das Rechnungseingangsbuch

und werden teilautomatisiert abgearbeitet.

„Über Nacht werden im Hintergrund

alle Daten – auch mit der Bank – verarbeitet,

sodass unsere Finanzverwalterin

am nächsten Morgen nur wenige Belege

händisch nachbuchen muss“, erklärt der

Bürgermeister.

Voraussetzung dafür: ein einheitliches

System, eine einheitliche Basis, eine einheitliche

Erfassung und saubere, eindeutige

Datensätze. „Wir sehen mit einem

Klick die sachliche Prüfung und Anordnung.

Außerdem kann der Überprüfungsausschuss

pro Beleg seine Kommentare

dazu abgeben, diese werden gespeichert

und archiviert. Nach Abschluss sehe ich

als Bürgermeister im Protokoll, welche

Belege wann von wem in welcher Form

geprüft wurden. Das ist schon ein gewaltiger

Quantensprung, verglichen mit dem

alten händischen System. Vorteile gäbe

es noch weitere, diese aber alle aufzuzählen

würde den Rahmen sprengen“,

so Gasteiger.

PAUL GREITER

Bürgermeister in Serfaus

(© Gemeinde Serfaus)

MARKUS ZIJERVELD

Bürgermeister in Weer,

im Bild mit GemNova-Geschäftsführer

Alois Rathgeb (li.)

(© GemNova)

Serfaus im Oberen Gericht

Ortswechsel nach Serfaus ins Obere

Gericht, auf einer beeindruckenden Sonnenterrasse

rund 500 Meter über dem

Inntal gelegen. Seit zwölf Jahren ist hier

Paul Greiter Bürgermeister, im Zivilberuf

Landwirt und Unternehmer. „Wir nutzen

GeOrg seit einigen Monaten und sind

damit hoch zufrieden. Wir haben unsere

Verwaltungsprozesse digitalisiert, das

spart zum einen Kosten, bringt zum anderen

eine höhere Effizienz, Standardprozesse

werden automatisiert, Dateneingaben

müssen nur mehr einmal erfolgen,

Ablagesysteme sind im Arbeitsprozess

integriert“, so der Bürgermeister.

Gleichzeitig wird durch diese digitale

Abwicklung alles einfacher und sicherer,

Rechtssicherheit spielt dabei eine ganz entscheidende

Rolle. „Unser Adress-, Gebäude-

und Wohnungsregister wurde vor der

Umstellung komplett aufgeräumt. Im Rahmen

der Umstellung wurden sämtliche

Grundstücke überprüft, jede Nutzungseinheit

detailliert kontrolliert. Damit haben wir

eine Basis geschaffen, auf die wir jetzt sauber

aufsetzen können, die digitalen Prozesse

laufen sauber und automatisiert durch“,

freut sich Greiter. „Serfaus hat damit einen

wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung

gesetzt.“

Wer, wenn nicht Weer

Die kleine Gemeinde Weer liegt im Bezirk

Schwaz und kann auf eine bemerkenswerte

Geschichte zurückblicken. Schon in

der Bronzezeit (2200–800 v. Chr.) war dieses

Gebiet besiedelt, Funde von Keramikscherben

beweisen dies eindrucksvoll. Klar,

das ist lange her, aber Entwicklung ist in

jeder Zeit wichtig, neue Ideen sind immer

gefragt. Auch Weer machte den Schritt in

die Digitalisierung, setzt nun auf GeOrg.

Bürgermeister Markus Zijerveld, selbst im

IT-Bereich tätig, erklärt die Gründe: „Wir

haben uns die Entscheidung nicht leicht

gemacht, haben ein Jahr lang intensiv

recherchiert. Jetzt haben wir eine Lösung

für die nächsten Jahrzehnte gefunden, die

auf eine gute Grundbasis aufbaut und

erweiterbar ist.“ Um die Gemeindeangestellten

mit dem neuen System nicht zu

überfordern, wurden sie anfangs von der

GemNova begleitet, geschult und unterstützt.

Zentraler Punkt dabei: GeOrg arbeitet

ausschließlich mit den Daten der zentralen

Register, ordnet Gemeindedaten

immer eindeutig zu und verknüpft all diese

Informationen zu rechtskonformen Ergebnissen.

Dadurch entsteht Rechtssicherheit

und eine sinnvolle, effiziente Digitalisierung.

Lans bei Innsbruck

Die Gemeinde Lans liegt nur acht Kilometer

südlich von Innsbruck und überzeugt

mit vielen „Einsern“. Mit Stand 1. Jänner

2021 lebten nämlich exakt 1111 Personen in

Lans. Seit sechs Jahren ist Benedikt Erhard

hier Bürgermeister, eine fürwahr interessante

Persönlichkeit. Seine grundsätzliche

Frage: „Wie schaffen wir es hier in Lans,

dass mühsam zusammengetragenes Wissen

nicht auf einen Schlag verlorengeht?“

Konkreter Anlass: Eine langjährige Mitarbeiterin

der Gemeinde ging in Pension und

nahm nolens volens auch ihr ganzes Wissen

mit.

Erhard: „Wir haben uns darum mit perso-

nenunabhängigem Wissensmanagement

beschäftigt, mit der Informationsweitergabe

in einer modernen

Gemeinde. Der Schlüssel dazu

war die Digitalisierung, war

GeOrg, war ein System, das sich

heute als absolut richtig herausstellt.“

Fazit: Die Angestellten in

der Gemeinde wissen nun ganz

genau, welche Informationen

für wen in welcher Form und

wann zur Verfügung stehen.

Die Quadratur des Kreises

wurde somit nahezu entschlüsselt.

BENEDIKT ERHARD

Bürgermeister in Lans

(© GemNova)

ZUR AUTORIN

DIPL.-KFR. VERENA KAISER

Verena Kaiser ist Projektverantwortliche

im Team Digitalisierung und seit 2020 bei

der GemNova.

Kontakt: v.kaiser@gemnova.at


30 tirol.digital tirol.digital 31

OBEN: Mit

Videoaufnahmen

lassen sich auch

komplexe Sachverhalte

vergleichbar

einfach erklären

und in Szene setzen.

(© Michael

Putzlocher)

MODERNE

KOMMUNIKATION

IM FOKUS VON

TIROLS GEMEINDEN

Sehr viele Tiroler Gemeinden beschäftigen sich verstärkt

mit der Notwendigkeit einer Einführung moderner Kommunikationsformen.

In Gesprächen mit der Politik, aber auch

der Verwaltung zeigt sich den GemNova-Kommunikationsexpert*innen

ein klares Bild, was die Wünsche der Gemeinden

sind. Man möchte sich stärker an der Öffentlichkeitsarbeit

des privaten Sektors orientieren, der mittlerweile viel in

Kommunikation investiert.

AUTOR MANFRED SCHIECHTL

Was erhofft man sich davon? Zunächst wollen

Politik und Verwaltung den Kontakt zu

den Bürger*innen verbessern, das Vertrauen

in die Arbeit der Gemeinde stärken und die

Bevölkerung aktiver ins Gemeindegeschehen

einbinden. Außerdem kann die Transparenz

gesteigert werden. Ebenfalls ein

wichtiger Punkt ist eine gelungene Darstellung,

was die Gemeinde für die Allgemeinheit

leistet. „Kommunikationskanäle haben

sich in den letzten Jahren massiv verändert.

Wo ich früher mit der Gemeindezeitung

oder einem Flugblatt alleine noch etwas

bewirkt habe und die Menschen erreicht

habe, ist dies heute viel zu wenig“, erklärt

GemNova-Geschäftsführer Alois Rathgeb.

„Heute muss ich unterschiedlichste Kanäle

bespielen, vor allem zeichnet sich dabei

das Video mittlerweile als Medium heraus,

welches am besten funktioniert. Denn

mit Video kann man auch komplexe Botschaften

sehr einfach darstellen, und man

erreicht damit alle Zielgruppen.“

Bürger*innen direkt ansprechen

Ein ganz wichtiger Aspekt für viele Tiroler

Gemeinden ist außerdem die Emanzipation

von den klassischen Medien, in denen man

sich oft nicht richtig dargestellt sieht. Vor

allem, wenn es um kritische Berichterstattung

geht. Die Kommunikation soll also nicht

nur per Presseaussendung oder Pressekonferenz

über Mainstreammedien erfolgen.

Man möchte die Information der Bürger*innen

selbst in die Hand nehmen. Durch diese

direkte Ansprache kann die Glaubwürdigkeit

erhöht und können Missverständnisse ausgeschlossen

werden. Und negative Medienberichte

direkt klargestellt werden.

Investition in Kommunikation

Bei der gelungenen Umsetzung von moderner

Kommunikation stößt man in den

Gemeinden allerdings sehr schnell auf große

Herausforderungen. Denn eine nachhaltige

Investition in Kommunikation bindet Ressourcen.

Meist fehlen zudem die Zeit und

die notwendige Expertise. Die GemNova,

das Unternehmen der Tiroler Gemeinden,

nimmt daher ihren Auftrag, die Gemeinden

diesbezüglich zu unterstützen, wahr.

Auf Basis der Ergebnisse und Erkenntnisse

von hunderten Gesprächen in den letzten

Jahren und einer umfassenden Analyse der

aktuellen Situation wurde ein Produkt entwickelt,

das umfassende Kommunikation mit

modernsten Mitteln ermöglicht. Und dies zu

absolut überschaubaren Kosten und minimalem

Arbeitsaufwand für die Gemeinden.

Im Fokus stehen dabei alle relevanten

Medienkanäle – angefangen mit Video,

Text, Bild, Social Media, Newsletter und

nicht zu vergessen analoge Kommunikationsformen

wie der Aushang, der Postwurf

und die klassische Gemeindezeitung.

Es handelt sich dabei um kostengünstige

digitale Kommunikation unter Einbindung

der analogen Formen, damit sich diese

gegenseitig befruchten können.

Videos haben eine

weitaus größere

emotionale Wirkung

als Text. Sie sind der

Schlüssel zu einer

vertieften emotionalen

Bindung.

Das Herzstück des Produkts ist Video, das

sich immer mehr zum unverzichtbaren

Hauptmedium der Kommunikation entwickelt.

Mit keinem anderen Kommunikationsmedium

lassen sich komplexe Sachverhalte

vergleichbar einfach erklären wie mit

Bewegtbildern. Video ist zudem effizienter,

was die Vermittlung von Information betrifft.

Eine Minute Video kann dieselbe Information

weitergeben wie ein langer Textbeitrag,

für den man mehr Zeit zum Lesen braucht

und der schwerer zu verstehen ist. Videos

haben eine weitaus größere emotionale

Wirkung als Text. Sie sind der Schlüssel zu

einer vertieften emotionalen Bindung. Eine

Folgewirkung ist, dass damit viel stärker

Vertrauen aufgebaut werden kann.

Eine zentrale Plattform wird dabei zum

digitalen Marktplatz, an dem sich Gemeinde

und Bevölkerung austauschen, informieren,

ja sogar treffen können, etwa über

digitale Sprechstunden. Außerdem können

Liveübertragungen, Sendungen aus dem

Studio etc. das Programm bereichern. Die

Vereine können eingebunden und eine

moderne Bürgerbeteiligung auf die Beine

gestellt werden. Und in Krisenfällen hat

man zudem ein zentrales Kommunikationsforum

zur Verfügung.


32 ENTGELTLICHE tirol.spart EINSCHALTUNG

tirol.hat recht

tirol.digital

33

DIGITAL KOMMUNIZIEREN

IN GEMEINDEN, TEIL 3

e

g0vernment

Standen zu Beginn der digitalen Transformation in den Gemeinden die

Themen Information und Kommunikation im Vordergrund (vergleiche dazu

Teil 1 und 2 der Serie), ermöglichte der technische Fortschritt im Laufe der

Zeit eine immer bessere Einbindung von Bürger*innen und Unternehmen in

die Prozesse der Verwaltung. Die Geburtsstunde des eGovernments.

EFFIZIENTE ENERGIEVERSORGUNG MIT GAS

Gas erfüllt alle Anforderungen an einen

modernen Energieträger wie Umweltverträglichkeit,

Effizienz und Versorgungssicherheit.

Das Anschlussinteresse

ist daher in Tirol unverändert hoch.

Ob im Haushalt zum Heizen und zur

Warmwasserbereitung, in der Hotellerie

oder als Treibstoff: Biogas und Erdgas

punkten durch ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten,

sind vergleichsweise

emissionsarm und bestechen durch

die ruß- und feinstaubfreie Verbrennung.

Heizen mit Gas reduziert die CO 2

-Emissionen

im Vergleich zu Heizöl um bis zu

25 Prozent. Durch Beimischung von Biogas

oder anderen erneuerbaren Gasen

werden die CO 2

-Emissionen weiter verringert,

mit reinem Biogas betriebene

Gasheizungen sind klimaneutral.

Gasheizungen sind kostengünstig und

komfortabel. Für jeden Einsatzbereich

gibt es moderne platz- und energiesparende

Gasgeräte: Brennwertgeräte erreichen

durch die Wärmegewinnung aus den

Abgasen eine maximale Ausnutzung der

eingesetzten Energie und dadurch Einsparungen

bis zu 40 % des Energieverbrauchs

und bis zu 50 %

der Energiekosten gegenüber

Altanlagen. Sie lassen sich

auch sehr gut mit Solaranlagen

oder anderen alternativen

Heizsystemen kombinieren.

Mehr als 120.000 Haushalte,

Industrie- und Gewerbebetriebe

in über 170 Tiroler

Gemeinden profitieren bereits

vom wirtschaftlichen, umweltverträglichen

Energieträger Gas. Dem

großen Interesse nach dem effizienten

Energieträger Gas entsprechend wird das

Gasnetz weiter verdichtet.

NÄHERE INFOS

unter der kostenfreien Serviceline 0800 / 828 829

oder auf www.tigas.at

Mit einer modernen Gasheizung

Energieverbrauch

und Kosten sparen.

e

Cheers

t0

g0vernment

Möglichst alle Amtswege jederzeit und

völlig ortsunabhängig erledigen zu können,

war und ist die Vision. Der Weg

dorthin bleibt ein mühsamer, der zudem

noch lange nicht abgeschlossen ist. Erste

Erfahrungen sammelten Gemeinden

dabei mit der Bereitstellung von Formularen

(z. B. Anmeldung einer Veranstaltung).

Zu Beginn waren es meist einfache

PDF-Dokumente, die zum Download

bereitgestellt wurden. Nur um in der Folge

persönlich, per Fax oder E-Mail an die

Gemeinde retourniert zu werden. Für die

Bürger*innen ein Mehrwert, da außerhalb

der Amtsstunden zugänglich, für die Verwaltung

aber kein Gewinn. Medienbrüche

verhinderten weiterhin ein effizientes und

zeitsparendes Arbeiten.

Mit der Integration elektronischer Formulare,

die online auf der eigenen Gemeindehomepage

oder auf diversen Portalen

ausgefüllt wurden, verbesserte sich die

Situation insofern, als dass Standards

geschaffen und eine elektronische Weiterverarbeitung

ermöglicht wurde. Auf

help.gv.at wurden diese Services damals

für alle Verwaltungsebenen gebündelt

bereitgestellt. Diese Möglichkeit, Prozesse

durchgehend neu zu denken sowie

Bürger*innen und Unternehmen direkt

in den Verwaltungsprozess einzubinden

(Transaktion), bleibt für alle Beteiligten

eine Herausforderung.


34 tirol.digital tirol.digital

35

TECHNISCH

Technisch rückten durch den Austausch

sensibler Daten Fragen der Datensicherheit,

der Authentifizierung, der Echtheit

der Dokumente, der Speicherung udgl. in

den Mittelpunkt der Diskussion. Plötzlich

wanderten die Akten und nicht mehr die

Bürger*innen. Zwischenzeitlich haben die

meisten Gemeinden ihre internen Verwaltungsabläufe

mehr oder weniger digitalisiert.

Softwarelösungen wie GeOrg

(Anbieter: Community) oder K5 (Anbieter:

KufGem) unterstützen sie dabei. Die

Potenziale sind dabei jedoch noch lange

nicht ausgeschöpft. Insbesondere was die

Nutzung von (zentralen) Registern und die

Schnittstelle zu den Bürger*innen betrifft.

(Lesen Sie auf S. 28 in diesem Magazin,

wie Tiroler Gemeinden ihre Verwaltungsprozesse

digitalisiert haben und erfolgreich

mit der Software GeOrg arbeiten.)

Kernaussage 1:

Eine starke Internetanbindung (LWL),

ein klar definiertes IT- und Sicherheitskonzept

sowie eine skalierbare Software,

die mit den Anforderungen mitwächst,

bilden die Basis.

Kernaussage 2:

Es ist nicht Aufgabe der Gemeinden,

selbst eGovernmentlösungen zu entwickeln,

sondern diese bestmöglich zu

implementieren. Dabei braucht es Unterstützung.

Anmerkung: Im Zuge des

Leuchtturmprojekts „Masterplan zur

Digitalisierung von Tirols Gemeinden“

(siehe Seite 38) erarbeitet der Gemeindeverband

ein Programm, das mit

konkreten Umsetzungs- und Betreuungsmaßnahmen

Gemeinden bei deren

digitaler Transformation unterstützt.

STRUKTURELL

Die Herausforderung beim eGovernment

liegt jedoch weniger in der Technik als

vielmehr in der menschlichen Bereitschaft

zur Veränderung. Gelingt es nicht,

Entscheider*innen wie Anwender*innen

von der Sinnhaftigkeit digitaler Transformation

zu überzeugen, verlaufen die

Bemühungen im Sand. Ohne Kulturwandel

in den Gemeinden und ohne Bewusstsein

für ein neues Selbstverständnis der Verwaltung

– vom „Vater Staat“ zum „Partner

Staat“ fehlt das Verständnis für die durch

das eGovernment ermöglichten Prozesse.

Kernaussage 3:

Digitalisierung in den Gemeinden bedarf

eines ganzheitlichen Ansatzes, muss

von der Bürgermeisterin, vom Bürgermeister

gewollt und von den ausführenden

Mitarbeiter*innen mitgetragen

werden. Bereichsverantwortliche

(in größeren Gemeinden ein CDO –

Chief Digital Officer) und externe

Berater*innen erscheinen sinnvoll.

Nutzenorientiert

Aus Usersicht werden Anwendungen nur

dann erfolgreich sein, wenn sie jederzeit

und überall zur Verfügung stehen. Das

heißt auch immer öfter auf mobilen Endgeräten.

Wenn sie einfach (intuitiv) bedienbar

sind, einen echten Nutzen stiften,

Sicherheit garantieren und die Hoheit

über die eigenen Daten ermöglichen.

Die Europäische Union und der Bund

haben dazu schon früh Grundsätze für

ein erfolgreiches eGovernment erarbeitet

und vorgegeben:

Österreich ist diesbezüglich auf einem

sehr guten Weg. Mit oesterreich.gv.at (in

der mobilen Version digitales.amt) liegt

man europaweit beim eGovernment

weit vorne. Immer mehr Anwendungen

stehen Bürger*innen und Betrieben zur

Verfügung, wobei künftig auf bereits einmal

erfasste Daten zurückgegriffen wird.

Tirol hat vor wenigen Wochen SEPL, das

Online-Bürgerportal des Landes lanciert.

Aus Anwendersicht ist es unerheblich, ob

man den Zugang über das Land oder den

Bund wählt. Gleiches muss für Gemeinden

gelten, wenn sie daran denken, lokale

Zugänge für ihre eGovernmentlösungen

und/oder Bürgerkarten zu schaffen.

Kernaussage 4:

Erfolgreiches eGovernment bedarf klarer

Regeln und übergreifender Prozesse.

Vor Alleingängen wird gewarnt.

E-ID

Und noch ein Tipp (Bitte). Viele Anwendungen

bedürfen zur Sicherheit der digitalen

Signatur (künftig abgelöst durch die e-ID).

Animieren Sie Ihre Bürger*innen wann und

wo immer möglich, sich zu registrieren

und auch eine digitale Identität anzunehmen.

Viele Services bauen darauf auf.

animieren Sie Ihre

bürger*innen

wann und w0 immer

mÖglich, sich zu

registrieren und

auch eine digitale

Identität anzunehmen.

Viele Services

bauen darauf auf.

DAS STUFENLOS

PROGRAMM VON

LINDNER

3

MIT

+ Standardmäßig digital

+ Once-only-Prinzip

+ Inklusion und Barrierefreiheit

+ Offenheit und Transparenz

+ Standardmäßig grenzübergreifend

+ Standardmäßig interoperabel

+ Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit

ZUM AUTOR

MAG. MARTIN WEX

Martin Wex ist seit 2019 bei der GemNova

im Bereich Digitalisierung tätig. Darüber hinaus

ist er Landtagsabgeordneter und Vizebürgermeister

von Schwaz.

Kontakt: m.wex@gemnova.at

* Lindner gewährt auf Neufahrzeuge mit Stufenlosgetriebe (Lintrac LDrive und

Unitrac 112/122 LDrive) in Verbindung mit dem TracLink-System 3 Jahre Garantie

lindner-traktoren.at


36 tirol.digital tirol.digital

37

Mehr

Knödel

für a e!

Im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung den steuerfreien

Essensbonus zur Mitarbeiterunterstützung und -motivation von

täglich 4,40 auf bis zu 8,00 Euro angehoben. Mit „Jausengeld“

gibt es seit Kurzem eine regionale Möglichkeit, um seinen Mitarbeiter*innen

diesen Zuschuss unkompliziert anzubieten. Und

damit gleichzeitig die heimische Wirtschaft zu unterstützen.

Es gibt verschiedene Arten, seinen

Mitarbeiter*innen gegenüber Wertschätzung

auszudrücken. Eine davon ermöglicht

der Gesetzgeber – in Form von Essenszuschüssen.

Demnach können bis zu acht

Euro täglich an steuerfreien Zuschüssen

gewährt werden. Für diese geldwerten

Zuwendungen fallen keine Lohnnebenkosten,

Lohnsteuer- und Sozialversicherungsbeiträge

an, somit kommen sie brutto

für netto beim Arbeitnehmer an.

Spürbarer Mehrwert

Neu ist diese Art der Zuwendung nicht,

neu hingegen ist ein regionaler Anbieter

solcher Essensgutscheinlösungen. Der

passende Name: Jausengeld. Wurden viele

solcher Gutscheine bis dato noch in

Papierform ausgestellt, so bietet Jausengeld

nun eine rein digitale Lösung mittels

einer Art Guthabenkarte, die vom Arbeitgeber

flexibel aufgeladen werden kann,

eine App sorgt für den entsprechenden

Überblick über Ausgaben und Guthaben.

Je nach Ausgestaltung kann der Arbeitgeber

täglich einen individuellen Betrag

bis acht Euro aufbuchen, das Guthaben

wöchentlich oder monatlich zur Verfügung

stellen oder nur bestimmte Tage wählen.

Der Mitarbeiter kann die Zuschüsse

täglich ausgeben oder kumulieren, also

ansammeln, bezahlt wird bequem über

die Jausengeld-Karte.

Diese Gutscheinlösungen

bieten nicht nur den Mitarbeiter*innen

einen spürbaren

finanziellen Mehrwert

und ein steuerfreies Add-on

zum Grundgehalt, auch die

Unternehmen profitieren

von einer fairen und vor

allem heimischen Lösung.

Im 21. Jahrhundert angekommen

Diese Gutscheinlösungen bieten nicht

nur den Mitarbeiter*innen einen spürbaren

finanziellen Mehrwert und ein steuerfreies

Add-on zum Grundgehalt, auch

ZUM AUTOR

ROBERT

BALAZINEC

KOLLNIG

Robert Balazinec Kollnig ist

Kundenbetreuer bei Jausengeld

und Ansprechpartner für

jede Art von Fragen rund um

die Essensgutscheinlösung.

Kontakt:

robert.kollnig@jausengeld.at

die Unternehmen profitieren von einer

fairen und vor allem heimischen Lösung.

Dabei funktioniert Jausengeld völlig unabhängig

von der Größe des Unternehmens.

Egal ob ein*e Mitarbeiter*in oder 100:

Pro Mitarbeiter*in wird dem Unternehmen

ein Euro im Monat als Servicegebühr

verrechnet. Das ist überschaubar und einfach

zu kalkulieren. Dafür bekommt der

Unternehmer ein tolles Instrument zur

Mitarbeiterbindung. Und im Gegensatz zu

Papiergutscheinen, die verloren werden

können und somit unwiederbringlich weg

sind, ist das Jausengeld immer im System

gespeichert und kann bei Bedarf auf eine

neue Karte geladen werden. Zudem wird

bei Jausengeld je nach Modus punktgenau

am Ende des Monats mit dem Unternehmen

abgerechnet. Bezahlt wird somit nur,

was auf den Tisch kommt.

Regionale

Wertschöpfung

Eingesetzt werden

kann die Karte

im ausgewählten

Lebensmittelhandel

wie beispielsweise

MPreis sowie natürlich

auch in der heimischen

Gastronomie.

„Unser Ziel

ist es, dass das Geld

sinnvoll verwendet wird.

Es soll nicht einfach nur

rasch verkonsumiert werden, es geht uns

um die Vielfalt und darum, die Gastronomie

zu fördern. Das Mittagessen soll

wieder regionaler und auch bewusster

genossen werden“, sagt Stefan Schober,

Kundenbetreuer bei Jausengeld. „Der

Zuschuss ermöglicht es, vielleicht auch

einmal etwas mehr für sein Mittagessen

auszugeben, als man es sonst getan hätte,

und zu hochwertigeren, gesünderen

Mahlzeiten zu greifen. Zusätzlich möchten

wir den sozialen Aspekt fördern, das

Ritual des gemeinsamen Mittagessens.

So kann der Arbeitgeber zum Beispiel

die Karte jeden Mittwoch wöchentlich

kumuliert bebuchen, und das Büro geht

an diesem Tag gemeinsam zum Essen.“

Das Unternehmen unterstützt seine

Mitarbeiter*innen finanziell, damit diese

wiederum die heimischen Gastronomiebetriebe

unterstützen. Essen für

die Regionalwirtschaft quasi. So können

Essensgutscheine nicht nur die Qualität

des Mittagessens aufwerten, sondern

generell die Wertigkeit fürs Essen heben.

Letztlich geht es bei Jausengeld um den

bewussten Umgang mit Ressourcen, mit

Lebensmitteln, mit Regionalität und darum,

die heimische Wirtschaft zu unterstützen.

Das macht man mit Jausengeld

in mehrerlei Hinsicht.

www.jausengeld.at

Von analog auf Papier – die Schatzbergbahnen

setzen mit Jausengeld auf

eine digitale Essenskartenlösung

Bereits im letzten Jahrtausend hat die

Schatzbergbahn GmbH & Co KG ihren

Mitarbeiter*innen zusätzlich zum Gehalt

damals ein paar Schilling für den Kauf

von Lebensmitteln in Form von selbstgemachten

Papiergutscheinen gegeben.

Begonnen haben sie damit damit in den

1970er Jahren. Die Papiergutscheine konnten

von den Mitarbeiter*innen in vielen

Gastronomiebetrieben in der Wildschönau

eingelöst werden.

„In den letzten 20 Jahren haben wir als

Bergbahnbetrieb viele Veränderungen

miterlebt. Ohne digitale Lösungen für

den Betrieb, wie zum Beispiel ein Ticket-

system, oder die Beschneiung, wäre ein

Betrieb in dieser Form nicht mehr mög-

lich. Jetzt ist es auch Zeit, unsere Essens-

karte zu digitalisieren. Mit Jausengeld

haben wir eine innovative und regionale

Lösung für uns und viele andere Unter-

nehmen in der Wildschönau gefunden“,

sagt der Geschäftsführer der Schatzberg-

bahn, Ludwig Schäffer.


38 tirol.digital tirol.digital

39

TIROLS GEMEINDEN BEKOMMEN

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE

Die Rolle der Gemeinden wird bei der Digitalisierung des Landes meist unterschätzt. Dabei sind sie es, die

auf lokaler Ebene die Schnittstelle zu Bürger*innen und Unternehmen bilden. Eine bürgerfreundliche Verwaltung,

beste Infrastruktur und bewusstseinsbildende Maßnahmen wären ohne sie nicht umsetzbar. Ein vom

Tiroler Gemeindeverband initiierter und vom Land Tirol geförderter „Masterplan zur Digitalisierung von Tirols

Gemeinden“ greift diese Problematik auf und zeigt Wege, wie Gemeinden bei ihren Digitalisierungsvorhaben

konkret unterstützt werden können.

Alte Strukturen aufbrechen

Die Digitalisierung nimmt keine Rücksicht

auf liebgewonnene Strukturen und setzt

sich über bestehende Grenzen hinweg.

Sie erfasst dabei alle Lebensbereiche

und hat Einfluss auf die gesamte Gesellschaft.

Viel zu tun gibt es dabei auch im

kommunalen Bereich, um mit den Entwicklungen

Schritt halten zu können.

Kernthema bei allen künftigen kommunalen

Digitalisierungsinitiativen wird die

durchgängige Nutzung der bestehenden

Registerdaten (ZMR, Firmenbuch, AGWR

etc.) von Bundes- über Landes- bis hin

zur Gemeindeebene sein. Bis dato ist in

Tirol keine klare Digitalisierungsstrategie

auf kommunaler Ebene vorhanden.

Vielfach führt dies zu unüberlegten und

nicht abgestimmten Digitalisierungsinitiativen

in den Gemeinden, welche zur

Entstehung von Insellösungen beitragen

und dadurch künftigen Kooperationen

den Weg verbauen. Zudem werden hohe

finanzielle Mittel für nicht zukunftssichere

Lösungen aufgewendet. Die Digitalisierung

bringt jedoch nicht nur Herausforderungen

mit sich, sie schafft auch

die Möglichkeit, Prozesse neu zu denken,

klassische Anwendungen durch effizientere,

nutzerfreundliche Lösungsansätze

zu ersetzen und Innovationen anzuregen.

EINE Anwendung für ALLE Anliegen

In den vergangenen Jahren wurden

bereits viele wichtige Schritte gesetzt.

Etwa der Ausbau des Breitbands, der

Aufbau eines digitalen Informationsangebots,

die Einführung der digitalen Amtstafel,

die Umsetzung der

DSGVO oder auch die

Einführung der Barrierefreiheit

für Gemeindewebseiten

und Apps. Doch

am Ende eines langen

Weges aus der analogen

in die digitale Welt mit

all ihren Vorteilen gilt es,

noch das Herz der digitalen

Gemeinde der Zukunft

zum Schlagen zu bringen.

Das Herz wird die zentrale,

alles verbindende kommunale

Softwarelösung der

Zukunft sein. Sämtlichen

Prozessschritten müssen

dabei die zentralen Register

(ZMR, Firmenbuch,

AGWR etc.) als Grundlage

dienen. Nur so kann eine

effiziente, zukunftsfähige

und ganzheitliche Digitalisierung

erfolgen. Darauf

aufbauend wird zukünftig

eine eindeutige e-id zum

Herzstück der kommunalen Digitalisierungsstrategie

werden. Die Bürger*innen

sollten damit direkten Zugriff auf ihre

Daten erhalten. Eine Anwendung für alle

Anliegen – nur das ist bürgerfreundlich

und zukunftsfähig. Zusatzlösungen müssen

nahtlos integrierbar bzw. anbindbar

sein. Je nach Erfordernissen müssen

Module, die eine maßgeschneiderte

Lösung für Gemeinden bieten, an das

Herz angedockt werden können. Digitale

Daten müssen – Standards gehorchend

BILD:

D5-PROGRAMM

Mit dem von Martin Wex

entwickelten D5-Programm

werden Tirols

Gemeinden zukünftig

mit konkreten Digitalisierungsmaßnahmen

unterstützt. (© GemNova/

rawpixels)

– zwischen diesen Modulen austauschbar

sein, sie müssen sozusagen die gleiche

Datensprache sprechen. Nur so können

Synergien genutzt und die Effizienz

gesteigert werden.

Masterplan Digitalisierung

Für eine einzelne Gemeinde ist es ohne

eine Gesamtstrategie nicht möglich, all

diese Entscheidungen zu treffen. Dem

Tiroler Gemeindeverband ist es daher

ein Anliegen, die Gemeinden bei deren

Digitalisierungsentscheidungen nicht im

Regen stehen zu lassen. Im Zuge einer

übergeordneten Strategie, dem „Masterplan

Digitalisierung für Tirols Gemeinden“,

sollen konkrete Handlungsempfehlungen

sowie die nötige Unterstützung bereitgestellt

werden. „Wir haben erkannt, dass

viele unserer Gemeinden bei der Konzeption

und Umsetzung von Digitalisierungsprojekten

Hilfe und Unterstützung

brauchen. Ohne das nötige Wissen und

die Erfahrung laufen Gemeinden Gefahr,

unnötiges Lehrgeld zu bezahlen“, betont

Gemeindeverbandspräsident Schöpf.

Der Masterplan schlägt daher die

Schaffung einer Servicestelle für Tirols

Gemeinden vor. Ausgestattet mit den

nötigen Ressourcen und Kompetenzen

fungiert diese Stelle sowohl als Ansprechpartner

für Tirols Gemeinden als auch als

Schnittstelle zum Land Tirol. Ihr obliegt

auch der Aufbau und die Implementierung

des D5-Programms. Unter dem

D5-Programm versteht man eine Initiative,

die in Anlehnung an das bereits etablierte

e5-Programm für energieeffiziente

Gemeinden (in Tirol umgesetzt durch die

Energie Tirol), teilnehmende Gemeinden

mit konkreten Digitalisierungsmaßnahmen

unterstützt. Gemeinsam mit Stakeholdern

wurden dazu sechs „Entwicklungsachsen

der Digitalisierung“ definiert,

mit strategischen Zielvorgaben versehen

und mit konkreten Maßnahmen zu deren

Erreichung hinterlegt. Basierend auf einer

individuellen Bestandsaufnahme auf Ebene

der jeweiligen Gemeinde soll diese

durch gezielte Maßnahmen, unterstützt

durch Betreuung von D5-Berater*innen,

an diese übergeordneten Ziele herangeführt

werden.

In einem nächsten Schritt werden die Entwicklungsachsen

nunmehr mit konkreten

Maßnahmen, Produkten und Initiativen

versehen. Geht alles nach Plan, soll der

D5-Ansatz im kommenden Jahr anhand

einer Demoregion erprobt werden.

VON ANGELIKA RAFETZEDER

TlROLER

Blaulichtpolizze

Spezialkonzept für Feuerwehrfahrzeuge

inkl. Aufbauten und Ausrüstungsgegenstände.

Versicherte Sparten: Kfz-Haftpflichtversicherung,

Vollkaskoversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung

Neuerungen:

• Erhöhung der Versicherungssumme in der

Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.

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Rechtsschutzversicherung auf EUR 200.000

• Anhänger können im neuen Versicherungskonzept

aufgenommen werden

Unser Spezialisten-Team erreichen

Sie unter 0512 5313-1701 oder per

mail@tiroler.at.

Im Zuge einer übergeordneten

Strategie, dem „Masterplan

Digitalisierung für Tirols

Gemeinden“, sollen konkrete

Handlungsempfehlungen sowie

die nötige Unterstützung

bereitgestellt werden.

IHRE ANSPRECHPERSON:

MARTIN WEX

M.WEX@GEMNOVA.AT


.

40 tirol.modern und innovativ tirol.modern und innovativ 41

NEUE WEGE

IN DEN TIROLER

(© Jannis/BraunTirol Werbung)

FÜR

POLITISCHE PROZESSE

KANN AUFGRUND VON

ÜBERLASTUNG KAUM ZEIT

ERÜBRIGT WERDEN.

GEMEINDEN

ZUKUNFT GEMEINDE - AGENDA 2030

Mit dem Strategieprozess „ZUKUNFT GEMEINDE – Agenda

2030“ gehen Tirols Gemeinden einen neuen Weg: Landesweit

und gemeinsam denken sie über die Bewältigung ihrer Aufgaben

und die Optimierung der Arbeitsabläufe nach. In diesem Beitrag

widmen wir uns den Ergebnissen jener zwei Arbeitskreise,

die sich mit der Gemeinde als politischer Körperschaft und

als Verwaltungseinheit befassten.

ZUM AUTOR

GEORG KEUSCHNIGG

Georg Keuschnigg ist seit März 2020 freier

Mitarbeiter bei GemNova. Er war Abgeordneter

im Nationalrat und Bundesrat. Nach seinem

Ausscheiden aus dem Bundesrat wechselte

er zum Institut für Föderalismus, wo er für

Politik, Kommunikation und Projektmanagement

zuständig war.

Kontakt: g.keuschnigg@gemnova.at

Beauftragt wurde der Strategieprozess

von einer Trägerplattform bestehend

aus Land Tirol, Tiroler Gemeindeverband,

Standortagentur Tirol, Unternehmerische

Hochschule MCI und GemNova Dienstleistungs

GmbH.

Die Covid-19-Pandemie erzwang auch

hier eine Änderung der Zeitplanung; da

die Arbeitskreise im Winter 2020/21

nicht durchgeführt werden konnten, wurde

vereinbart, die Ergebnisse erst nach

den Gemeinderatswahlen und der Konstituierung

der Gemeindeparlamente zu

präsentieren und einer eingehenden Diskussion

zu unterziehen – und zwar im

Frühsommer 2022 in Bezirkskonferenzen

gemeinsam mit den neu- und wiedergewählten

Verantwortungsträger*innen.

Die politische Gemeinde

Der Arbeitskreis „Moderne Bürgergemeinde“

befasste sich mit der Arbeitsweise

und Akzeptanz der politischen Gemeinde

als öffentlicher Körperschaft. Aufgrund

der zunehmenden Verrechtlichung vieler

Bereiche und der steigenden Komplexität

sind die Mitarbeiter*innen in den Gemeindeverwaltungen

derart belastet, dass für

die politischen Prozesse kaum Zeit erübrigt

werden kann; sie sind dem persönlichen

Engagement der gewählten Organe überantwortet.

Elemente einer modernen Bürger*innengemeinde

sind:

1 Bürger*innenbeteiligung

2 Modernes Informations-

und Kommunikationsmanagement

3 Herstellung von

Transparenz

4 Aktives Bürgerservice

5 Zielgruppenarbeit

6 Entwicklung und

Management

aktueller Projekte

Auch wenn sich alle Gemeinden mit den

neuen Herausforderungen einer kritischen

und vielfach bestens informierten Bürger*innengemeinschaft

schwertun, stoßen

die Klein- und Kleinstgemeinden an vor

allem personelle Grenzen. Ein Lösungsansatz

ist, durch Standardisierung von

Prozessen, Auslagerung von Arbeitsbereichen

und offensiven Einsatz von Digitalisierung

und Automatisierung Personalressourcen

für moderne Bürger*innenarbeit

freizuspielen.

Die Gemeinde als Verwaltungskörper

In der überwiegenden Zahl der Fälle

bestehen die Gemeindeverwaltungen aus

kleinsten Teams, die sich mit Spezialisierungen

aller Art schwertun. Die zu erledigenden

Aufgaben sind nicht nur zahlreich,

sondern zunehmend von rechtlicher Brisanz.

So hat ein Team von meist nur zwei,

drei Mitarbeiter*innen neben den Basistätigkeiten

einer Gemeindeverwaltung eine

bis ins Detail normierte Finanzverwaltung

zu führen, Bauverfahren abzuwickeln,

den laufenden Parteienverkehr mit vielen

Serviceelementen zu bewältigen und als

Draufgabe noch Volksbegehren und Wahlen

rechtlich einwandfrei durchzuführen.

Die im Arbeitskreis „Gemeindeverwaltung“

diskutierten strategischen Ansätze

zielen auf interkommunale Entwicklungsund

Durchführungsangebote ab, weil auch

größere Gemeinden wegen der Kleinheit

der Teams und der Überlastung durch die

Tagesarbeit keine eigenständigen Lösungen

erarbeiten können:

Backup durch Spezialist*innen:

Für die Allrounder*innen in den Gemeindeverwaltungen

ist ein Spezialist*innenpool

im Hintergrund für die Gewährleistung

qualitativ angemessener Verwaltungstätigkeiten

unverzichtbar.

Standardisierung von Prozessen:

Der Aufbau einer kommunalen Wissensdatenbank,

aus der die Gemeindemitarbeiter*innen

zum Beispiel Leitfäden für

die Abwicklung einzelner Aufgaben oder

auch Musterbescheide abrufen können,

wäre ein Beitrag dazu, die Vielfalt an Aufgaben

besser zu bewältigen.

Verpflichtende Aus- und Weiterbildung:

Ein Fortschritt bei der Aus- und Weiterbildung

sollte dazu beitragen, dass die

Gemeindemitarbeiter*innen laufend über

den Stand einer modernen Gemeindeverwaltung

informiert sind und Rationalisierungspotenziale

heben können.

„Ohne Geld koa Musig“

Die Schaffung moderner Kooperations-

und Dienstleistungsstrukturen kostet

Geld. Da es sich in allen Fällen um

eine Steigerung der Verwaltungsqualität

handelt, wird man mit Rationalisierungsprozessen

nicht auskommen. Wie

weit solche Strukturen im Verbund aller

Tiroler Gemeinden aufgebaut und finanziert

werden können und wie weit es dazu

der Unterstützung von Bund und Land

bedarf, ist den politischen Verhandlungen

zu überantworten.


42 tirol.modern und innovativ

tirol.modern und innovativ

43

In der letzten Ausgabe von 279.TIROL haben wir aufgezeigt, welche Ebenen Digitalisierung im kommunalen

Bereich aus unserer Sicht umfasst: die Ebene der Verwaltung und die Ebene der Bürger*innen.

Dieser Artikel zeigt anhand eines Beispiels auf, wie sinnvolle und durchgängige Digitalisierung

auf beiden Ebenen aussehen kann. Dafür ist die GemNova eine exklusive Kooperation mit der

Venuzle GmbH aus Graz eingegangen. Den Tiroler Gemeinden steht damit eine digitale Lösung für die

Verwaltung und Buchung von Gemeinderäumlichkeiten, Kursen und Sportstätten zur Verfügung.

ZUM AUTOR

RAPHAEL

SCHALLER

Raphael Schaller ist seit

2019 für die GemNova tätig.

Derzeit absolviert er das

Masterstudium Nachhaltige

Regional- und Destinationsentwicklung

an der Universität

Innsbruck und unterstützt

die GemNova bei Projekten

der Verwaltungsentwicklung

und Digitalisierung.

Kontakt:

r.schaller@gemnova.at

Digitale Serviceleistungen

in den

Gemeinden

So zu digitalisieren, dass es bei den Bürger*innen

ankommt. Das muss die übergeordnete

Zielsetzung von Digitalisierung

im kommunalen Bereich sein. Die Anwendungsmöglichkeiten

sind dabei vielfältig.

Denkt man an die umfangreichen Serviceangebote

(Schwimmbadeintritte, Liftkarten,

Sportkurse, Hüttenübernachtungen …),

welche die Tiroler Gemeinden ihren Bürger*innen

bieten, stellt sich natürlich auch

die Frage, wie kann das alles möglichst

ressourcenschonend und bürger*innenfreundlich

verwaltet werden? Besonders

bei Serviceleistungen, welche sich an die

junge Bevölkerung richten – wie etwa

Sportstätten –, braucht es digitale Zugänge,

damit sich diese so einfach wie möglich

orientieren kann..

Doch auch in der Gemeindeverwaltung

sind die Einsatzmöglichkeiten einer digitalen

Verwaltungs- und Buchungsplattform

vielseitig: Neben der Verwaltung von

Sprechstunden, Gemeindefahrzeugen,

Sitzungsräumen können auch Schulanmeldungen

und die Belegung der Klassenzimmer

gemanagt und auf Infoscreens

dargestellt werden. Nehmen wir das

Beispiel einer digitalen Verwaltung von

Gemeinderäumlichkeiten und Sportstätten:

Die Bürger*innen sind es gewöhnt,

Freizeitaktivitäten online und rund um die

Uhr planen und buchen zu können. Aktuell

kann das Serviceangebot der Gemeinden

oftmals nur eingeschränkt und während

der Öffnungszeiten des Gemeindeamts

gebucht und bezahlt werden.

Die Firma Venuzle hat hier eine anwenderfreundliche

und übersichtliche Softwarelösung

entwickelt. Die digitale Verwaltungsund

Buchungsplattform ermöglicht also

einen bürger*innenfreundlichen Zugang

zu den verschiedenen kommunalen

Serviceangeboten

und gewährleistet eine

schnelle Abwicklung

der Buchung und

Bezahlung unabhängig

von den Gemeindeamtsöffnungszeiten.

Im Regelfall geht mit

der Einführung einer

Organisationssoftware

eine Optimierung

der

Prozesse

einher.

„Die Erfahrungen von Venuzle zeigen,

dass die Einführung einer digitalen

Verwaltungs- und Buchungssoftware

bei kommunalen Kunden bis zu 70 Prozent

Verwaltungsaufwand einsparen

und nebenbei neue und digitalisierte

Serviceangebote für die Bürger*innen

ermöglichen kann,“ erklärt DI Dr. Wolfgang

Lang, CEO der Venuzle GmbH.

Weiters sorgt eine digitale Verwaltungsund

Buchungssoftware für erhöhte Informationsdichte

innerhalb der Verwaltung.

Die Rückmeldungen der kommunalen

Kund*innen zeigen, dass der Online-Service

mit Buchung und Bezahlung sehr gut

angenommen wird und zu einer Steigerung

der Auslastung von Sportstätten und

Räumlichkeiten führt, besonders auch an

Randzeiten. Durch die Vielzahl an Serviceangeboten

der Gemeinden weckt besonders

auch das Event- und Kursmodul großes

Interesse bei den Gemeinden. Dort

können Anmeldungen für Veranstaltungen

oder Sportkurse, Ferienbetreuung und vieles

mehr abgewickelt werden.

St0ry

Was kann die

S0ftware v0n venuzle?

V0rteile

Wir haben in der letzten Ausgabe die

Bürgerin Lisi kennengelernt. Lisis Heimatgemeinde

verwendet den Venuzle-

City-Manager. Welche Möglichkeiten

bieten sich Lisi als Bürgerin? Dazu ein

paar Anwendungsbeispiele.

1. Lisi hat Geburtstag – dieses Mal möchte

sie eine Party veranstalten und all ihre

Freund*innen einladen. Aus der Gemeindezeitung

weiß sie, dass der Veranstaltungssaal

der Gemeinde auch für Bürger*innen

auf der Venuzle-Plattform buchbar ist. Mit

ihrem Bürgeraccount loggt sich Lisi auf der

Venuzle-Plattform ein und bucht unkompliziert

den Veranstaltungssaal für den

gewünschten Zeitraum. Sogar das Inventar

(Stühle, Tische, Musikanlage etc.) kann

sie mit ein paar einfachen Klicks auswählen.

Sofort wird sie zur Zahlungsabwicklung

weitergeleitet – dies kann sie ganz bequem

per Online-Überweisung oder Kreditkarte

erledigen.

2. Lisi ist Mutter von zwei Kindern. Die

Gemeinde hat für die kommenden Sommerferien

ein Ferienlager mit Betreuung

auf der gemeindeeigenen Almhütte geplant.

Lisi kann ihre zwei Kinder gemütlich von

zuhause über die Venuzle-Plattform für

BELEGUNGSMANAGEMENT

FÜR ANLAGEN ALLER ART

ONLINERESERVIERUNGSMÖGLICHKEIT

– AUCH FÜR BÜRGER*INNEN UND VEREINE

VERWALTUNG UND BUCHUNG

VON KURSEN UND INVENTAR

AUSLASTUNGSSTATISTIKEN

UND BERICHTE

KUNDENKOMMUNIKATION

AUS DEM SYSTEM VIA E-MAIL UND SMS

VARIABLE

MITARBEITERBERECHTIGUNGEN

DEUTSCHSPRACHIGER SUPPORT

UND ONLINE-HANDBUCH

Aus der Bürger*innensicht liegen die Vorteile

klar auf der Hand: Ich kann rund um

die Uhr buchen und meine Aktivitäten

planen. Ob Sport oder Veranstaltungen

– die digitale Verwaltungs- und Buchungsplattform

ermöglicht es, unabhängig von

den Bürozeiten in der Gemeindeverwal-

tung Buchungen vorzunehmen, und ich

erhalte alle dafür notwendigen tionen direkt online. Zudem sehe ich über

Informaeinen

Online-Kalender, was abseits meiner

Buchung los ist. Sollten sich Details zu

meiner Buchung ändern, werde ich automatisiert

per E-Mail oder SMS informiert.

das Ferienlager eintragen und auch gleich

online bezahlen. Alle relevanten Informationen

für das Ferienlager (Programm, Einverständniserklärung

etc.) werden automatisiert

auf ihre E-Mail-Adresse gesendet.

3. Als Mitglied im Tennisverein möchte

Lisi am Wochenende gegen eine Freundin

ein Match spielen. Über die Venuzle-Plattform

kann sie den Platz für den

gewünschten Zeitraum buchen. Für Vereinsmitglieder

gewährt die Gemeinde

einen Sondertarif – ein Klick, und Lisi kann

die Platzreservierung zum Sonderpreis vornehmen.


44 tirol.bildet ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 45

Jetzt Förderungen sichern

und Stromkosten senken

0800 500 502/ www.ikb.at/sonnenstrom

SONNENSTROM

UND WÄRME

VON DER IKB

Tirol zählt zu den Bundesländern mit der

höchsten Sonneneinstrahlung in Österreich.

Nutzen Sie als Gemeinde dieses

Energiepotenzial und profitieren Sie von

der Kraft der Sonne, wenn Sie eine freie

Dachfläche zur Verfügung haben.

Me n IKB-Sonnenstrom

Als Energieexperte hat die Innsbrucker

Kommunalbetriebe AG (IKB) über Jahrzehnte

viel Erfahrung in der Planung, Umsetzung

und Wartung von Photovoltaik- und

Wärmeanlagen gesammelt. In Kombination

mit einer leistungsstarken Wärmelösung

reduzieren Sie mit einer solchen Anlage

nicht nur sofort Ihre Energiekosten, sondern

senken auch die CO 2

-Emissionen Ihrer

Gemeinde.

Mit einer PV-Anlage von der IKB

auf dem Dach der Gemeinde wird in

Aldrans die Kraft der Sonne zur

Energiegewinnung genutzt. (© IKB)

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Die IKB bietet Ihnen interessante Finanzierungsmöglichkeiten

an, um das Haushaltsbudget

Ihrer Gemeinde nicht unnötig

zu belasten.

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FINANZIERUNGSMÖGLICHKEITEN:

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kontaktieren Sie uns am besten

noch heute – wir freuen

uns auf Sie!

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von Strompreisänderungen

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Planung, dem Aufzeigen von

Fördermöglichkeiten bis zur

Umsetzung kommt alles aus

einer Hand

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liegen bei Ihnen. Die IKB übernimmt die

Wartung, Betreuung und den Betrieb

Ihrer Wärme- und Photovoltaikanlagen.

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durch Sofortkauf

oder Contracting

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+ Contracting-Modell: Die Investitionskosten

liegen bei der IKB. Sie bezahlen

eine monatliche Rate bis zum Ende der

vereinbarten Laufzeit. Nach Ablauf der

Vertragslaufzeit gehen die Wärme- und

Photovoltaikanlagen in Ihr Eigentum über.

MARTIN ANGERER

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46 tirol.Politik tirol.Politik

47

DIE NEUEN GESICHTER

DER LANDESREGIERUNG

LANDESRÄTIN

MAG. A ANNETTE LEJA

LANDESRAT

ANTON MATTLE

BILD:

(© Land Tirol/

Birgit Pichler)

ICH HABE DIE

MÖGLICHKEIT,

AN DER POSITI-

VEN ZUKUNFT

TIROLS MIT-

ZUWIRKEN UND

ETWAS ZU

BEWEGEN. DAS

ERFÜLLT MICH

MIT STOLZ.

LRIN MAG. A ANNETTE LEJA

GemNova: Frau Mag. a Leja, Sie sind studierte

Betriebswirtin, waren Geschäftsführerin

im Sanatorium Kettenbrücke in

Innsbruck und sind seit Mai Landesrätin

für Gesundheit, Pflege- und Betreuungseinrichtungen

sowie Wissenschaft und

Forschung in Tirol. Wie haben Sie die

ersten Monate in dieser Funktion erlebt?

LRin Mag. a Annette Leja: Die Funktion

als Landesrätin ist eine absolut reizvolle

Aufgabe und eine große Herausforderung.

Da ich im Landhaus von meinen

Regierungskolleg*innen sowie der Belegschaft

mit offenen Armen willkommen

geheißen wurde, fand ich auch recht

schnell in meinen neuen Alltag. Ich freue

mich jeden Tag aufs Neue, ins Landhaus

zu kommen und für die Tiroler Bevölkerung

zu arbeiten.

Was schätzen Sie an Ihrer neuen Funktion

als Landesrätin besonders?

Als Landesrätin treffe ich täglich viele

Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen,

lerne verschiedene Blickwinkel kennen

und kann mitgestalten. Das macht

mir besonders viel Freude. Ich habe die

Möglichkeit, an der positiven Zukunft

Tirols mitzuwirken und etwas zu bewegen.

Das erfüllt mich mit Stolz.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen

im Gesundheitsbereich für Tirol und

insbesondere für die Tiroler Gemeinden?

Wir leben in einem Land mit ausgezeichneter

Gesundheitsversorgung auf höchstem

Niveau und diese gilt es, auch künftig

zu gewährleisten – und zwar für jede

und jeden, egal ob man auf dem Land lebt

oder in der Stadt. So muss eine wohnortnahe,

kassenärztliche Versorgung

zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein.

Auch die demografische Entwicklung ist

mitunter eine große Herausforderung. In

Zukunft wird es mehr ältere als jüngere

Bürger*innen geben. Es ist wichtig, dass

die Gesundheit und die Lebensqualität

erhalten bleiben – hier spielt die Prävention

eine große Rolle.

Hat sich der Stellenwert von kommunaler

Gesundheitsförderung durch

COVID-19 geändert?

Die COVID-19-Pandemie hat uns vor

Augen geführt, welch große Bedeutung ein

starker gesellschaftlicher Zusammenhalt

auch in gesundheitlichen Belangen hat,

und die Gemeinden sind die Basis dafür.

Umso bedeutender werden ein funktionierendes

Gesundheitssystem, Betreuung

und Pflege sowie Projekte der Gesundheitsförderung

auf Gemeindeebene. Denken

wir zurück an die zahlreichen Testund

Impfaktionen: Hier hat sich einmal

mehr gezeigt, dass die Gemeinden ein

starker Partner sind und wie gut Gesundheitsförderung

direkt in den Gemeinden

funktionieren kann.

Das groß angelegte Projekt „Gesunde

Gemeinde Tirol“, das in einer Arbeitsgemeinschaft

vom avomed, dem Verein

sicheres Tirol und der GemNova umgesetzt

wird, zielt darauf ab, ein Gesundheitsangebot

in den Tiroler Gemeinden

für alle Bürger*innen zu schaffen.

Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die

Gemeinde für das Wohlbefinden der

Tiroler*innen?

Die Gemeinden spielen dabei eine wesentliche

Rolle. Durch innovative Maßnahmen

zur Gesundheitsförderung können die

Lebensqualität und das Wohlbefinden der

Bevölkerung nachhaltig gesteigert werden.

Damit gesundheitsbewusstes Denken und

Handeln als Lebenshaltung fest verankert

wird, ist es wichtig, dass wir laufend

in den verschiedensten Alltagsbereichen

mit „gesunden“ Ideen und Maßnahmen

in Berührung kommen. Dadurch gelingt

es uns, die Menschen direkt vor ihrer

Haustür für einen gesunden Lebensstil

zu begeistern.

Zum Abschluss: Welchen persönlichen

Gesundheitstipp möchten Sie gerne

teilen?

Ich glaube, dass es nicht dieses eine „Allheilmittel“

gibt, das uns alle zu gesunden

Menschen macht. Ich persönlich achte auf

eine ausgewogene Ernährung und ausreichend

Bewegung an der frischen Luft und

trinke viel Wasser.

GemNova: Herr Mattle, Sie waren fast

30 Jahre lang Bürgermeister, saßen

viele Jahre im Tiroler Landtag, auch als

Landtagsvizepräsident. Seit Mai 2021

sind Sie nun zum Wirtschaftslandesrat

aufgestiegen. Wie haben Sie die ersten

Monate in der neuen Funktion erlebt?

LR Anton Mattle: Die erste Zeit war eine

sehr herausfordernde Zeit, da es darum

ging, neue Aufgaben zu erlernen, und parallel

dazu Aufgaben, die man beendet hat,

verantwortungsvoll zu übergeben. Mittlerweile

bin ich sehr gut in meiner neuen

Funktion angekommen, die mir auch große

Freude bereitet und viele Gestaltungsmöglichkeiten

mit sich bringt.

BILD:

(© Land Tirol/

Berger)


48 tirol.Politik

ENTGELTLICHE tirol.Politik EINSCHALTUNG 49

ICH WILL

Als Bürgermeister von Galtür hatten

Sie den direkten Kontakt mit und zu

den Menschen. Vermissen Sie diesen

in Ihrer jetzigen Funktion oder

haben Sie noch Zeit, um direkt mit den

Tiroler*innen zu sprechen?

Natürlich erlebt man als Bürgermeister

tagtäglich hautnah die Bürger*innen. Das

ist in der neuen Aufgabe nicht mehr ganz

so. Aber ich halte es gleich wie damals als

Bürgermeister, ich biete allen Menschen

an, dass ich der Toni oder der Anton bin.

Damit ist eine erste Barriere aus dem

Weg geräumt.

WENN MAN AUS EINER GE-

MEINDE KOMMT, DIE 120 KILO-

METER VON INNSBRUCK ENT-

FERNT IST, DANN IST MAN

SEHR FRÜH IN DAS DIGITALE

ZEITALTER EINGESTIEGEN.

LR ANTON MATTLE

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ESSEN

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INVESTIEREN

Fair investieren.

Ab 50 Euro im Monat.

Zum Inhaltlichen: Das Wort Digitalisierung

ist in aller Munde. Welche Initiativen

sind hierbei von Landesseite für

die Tiroler Gemeinden geplant?

Dass ich das Thema Digitalisierung auch

in meiner neuen Verantwortung mitbetreuen

darf, das freut mich ganz besonders,

da die Gemeinde Galtür bereits 1997

als das vernetzte Dorf gegolten hat. Für

die Gemeinden ist die Digitalisierung ein

ganz klassisches Zukunftsthema, eine

Zukunftsfrage. Wenn wir den Menschen

am Land nicht beste Infrastruktur zur

Verfügung stellen, dann entsteht eine

Chancenungleichheit zwischen dem urbanen

und dem ländlichen Raum. Daher ist

ein umfassendes Bemühen der Politik da,

ähnliche Lebensbedingungen zu schaffen.

Die Digitalisierung ist ein Teil davon.

Wie sieht für Sie die digitale Gemeinde

der Zukunft aus?

Ich gehe davon aus, dass Bürger*innen

zukünftig viele Tätigkeiten, welche heute

klassisch im Gemeindeamt abgewikkelt

werden, wie zum Beispiel die Baueinreichung

und die damit verbundene

Einsichtnahme, digital erledigen können.

Daher lade ich die Bevölkerung ein, diese

Möglichkeiten zu nutzen und in Verbindung

damit auch die digitale Signatur zu

verwenden, um die Sicherheit in der Digitalisierung

gewährleisten zu können.

Lässt sich aus Ihrer Sicht die Digitalisierung

des Gemeindeamts mit einem bürgernahen

Servicegedanken verbinden?

Da habe ich einen sehr klaren Zugang.

Arbeiten, welche automatisiert werden

können, sollen auch digitalisiert werden.

Nichtsdestotrotz sind das Gemeindeamt,

die Gemeindemitarbeiter*innen und der

Bürgermeister oder die Bürgermeisterin

die zentralen Ansprechpersonen. Diesen

Servicegedanken werden die Gemeinden

mit Sicherheit auch weiterhin pflegen.

Welchen Rat geben Sie Bürgermeister*innen

in der Umsetzung von

Digitalisierungsprojekten?

Mir scheint es wichtig, dass sich Gemeinden

von Fachleuten beraten lassen, um

einen passenden Weg für die jeweilige

Gemeinde zu finden. Weiterführend empfehle

ich Konsequenz bei der Umsetzung,

ganz nach dem Motto: „Wer nicht sät, der

kann auch nicht ernten.“

Wie sehr nutzen eigentlich Sie persönlich

all die digitalen Möglichkeiten, beispielsweise

auch Social Media?

Wenn man aus einer Gemeinde kommt,

die 120 Kilometer von Innsbruck entfernt

ist, dann ist man sehr früh in das digitale

Zeitalter eingestiegen. Zudem komme ich

aus einer sehr technisch affinen Familie.

Digital ist somit selbstverständlich

bei uns. Ich persönlich verwende Facebook.

Jedoch muss man sich dabei auch

bewusst sein, welche Gefahren die in

Social Media hinterlegten Algorithmen

mit sich bringen und wie sie die Meinungsbildung

aktiv beeinflussen können.

MEHR DAZU

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Der Zeitpunkt für eine Finanzierung ist

so günstig wie noch nie: Die Zinsen sind

noch immer auf einem Tiefstand. Davon

profitieren Gemeinden, die größere Investitionen

planen. Doch oft lohnt sich auch

ein Experten-Blick auf bereits bestehende

Verbindlichkeiten, weiß Robert Hochrainer,

Experte für Finanzierungen von Kommunen

in der Tiroler Sparkasse: „Wir analysieren

Kredite von Gemeinden und helfen, das kommunale

Kreditportfoliomanagement zu verbessern.

Konkret unterstützen wir dabei, das

Kreditportfolio professionell zu streuen. Wir

geben auch eine Risikoschätzung zur Zinsentwicklung

ab und helfen gezielt, Lösungen

zu finden und einen klaren Überblick über die

Finanzen zu schaffen.“

Förderungen für Investitionen

Die ExpertInnen in der Tiroler Sparkasse

haben auch den exakten Überblick über die

EXPERTEN-BLICK

AUF GEMEINDE-FINANZEN

zahlreichen Fördermodelle für Investitionen.

„Wir unterstützen Gemeinden hier nicht nur

bei der Suche, sondern auch bei der Einreichung.

Mit unserer professionellen Business-Banking-Lösung

Telebanking Pro haben

wir zudem den idealen Finanzmanager für

Gemeinden. Ein Angebot, das sich bezahlt

macht“, ergänzt Hochrainer.

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Passende Finanzierungsformen finden

Gemeinden stehen heute unterschiedliche

Varianten für Finanzierungen zur Verfügung.

Auch hier helfen die ExpertInnen in

der Tiroler Sparkasse weiter: „Investitionsfinanzierungen

eignen sich für mittel- und

langfristige Anschaffungen wie Maschinen,

Betriebsausstattung oder Liegenschaften.

Kredithöhe, Laufzeit und Rückzahlung werden

an die Bedürfnisse und Möglichkeiten

angepasst. Mit dem Leasen von Gebäuden,

Fahrzeugen oder Maschinen wird Eigenkapital

geschont und die Gemeinde bleibt liquide.

Denn mit Leasing nutzt man Objekte,

ohne sie zu besitzen. Hier kommt es auf eine

professionelle Abwägung an, um die beste

Lösung zu finden“, weiß Hochrainer.

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ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG


50 tirol.Politik tirol.Politik

51

KOOPERATIONEN

KRÄFTE BÜNDELN,

SYNERGIEN NUTZEN

VIELE GRÖSSERE

UMSETZUNGEN WÄREN

FÜR EINE GEMEINDE

ALLEIN NICHT ZU

STEMMEN.

© Julia Moll

Nur ein Mehr an Zusammen–

arbeit lindert die Probleme.

Bessere Qualität, aber auch effizienteres

Arbeiten und rechtssichere

Ergebnisse – die Vorteile von Kooperation

sind mannigfaltig. Jede Tiroler

Gemeinde hat viele gleiche oder

ähnliche Aufgaben zu erfüllen. Tag

für Tag. Das ist ein guter Punkt, um

anzusetzen. Sei es innerhalb des Planungsverbands

oder auch zwischen

regional schon länger traditionell verbundenen

Kommunen.

Viele Tiroler Gemeinden sind schon

jetzt Meister der Kooperation. Kommunen

sind im Schnitt an bis zu

25 Kooperationen beteiligt. Es werden

beispielsweise Schulen gemeinschaftlich

betrieben – und zwar von der

Volksschule bis hin zur Landesmusikschule.

Auch im Pflegebereich und in

puncto Abfallbewirtschaftung wird eifrig

zusammengearbeitet. Ausbaufähig ist

der Bereich Verwaltung. Die Kooperationen

bei der Zusammenarbeit in der täglichen

Verwaltungsarbeit nimmt zwar

erfreulicherweise stetig zu, es gibt aber

noch Luft nach oben, wie man so schön

sagt. Diese wertvollen Potenziale gilt es

in der Zukunft Stück für Stück zu heben.

Die Vorteile von Kooperationen liegen

auf der Hand: Sie bringen Spezialisierung,

entlasten die Mitarbeiter*innen

und sorgen für mehr Qualität der Dienstleistungen.

Vor allem in Anbetracht der

heute oftmals noch vorherrschenden

„One-Man-Shows“ in der Verwaltung

von vor allem kleinen Gemeinden. Dies

ist für die Mitarbeiter*innen äußerst

belastend, bei Krankenständen oder

Urlauben stehen zudem Teile der Verwaltung

aus Mangel an qualifizierter

Vertretung oder schlicht Personalreserven

oft still.

In diesem fordernden Umfeld erfolgreich

zu bestehen, wird zudem von Jahr

zu Jahr schwieriger, da es immer mehr

neue gesetzliche Auflagen zu erfüllen

gilt und es immer neue Spezialisierungen

braucht. Ich denke da beispielsweise

an die Einführung der VRV 2015,

der DSGVO oder neue Programme für

die Kinderbetreuung. Oftmals gelingt

der Tanz auf dem Seil nur über Formen

der Zusammenarbeit zwischen

den Gemeinden, um einen qualitativen

Absturz zu verhindern. Und um dem

Personal zum rechtmäßigen Anspruch

auf Entlastung zu verhelfen.

Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf

© Land Tirol

Land Tirol fördert

Planungsverbände.

Insgesamt 36 Planungsverbände aus

278 Tiroler Gemeinden sowie der Planungsverband

Innsbruck und Umgebung

setzen sich seit mittlerweile

über 15 Jahren für die Ausarbeitung

von Regionalprogrammen und -plänen

ein, um eine geordnete und zukunftsorientierte

Landesentwicklung bestmöglich

zu gewährleisten. Gerade in

herausfordernden Zeiten gilt es, Kräfte

zu bündeln und Synergien zu nutzen. Die

Zusammenarbeit von Gemeinden über

Grenzen hinweg bedeutet, dass die einzelnen

Gemeinden voneinander profitieren

und miteinander auf effiziente Art

und Weise die Zukunft planen können.

Die Planungsverbände in Tirol haben die

Vorteile dieses „Miteinanders“ bereits

erkannt und setzen mittels gezielter

Strategien die gemeinsame räumliche

Entwicklung um.

Um die Planungsverbände in Tirol in

ihrer Arbeit weiter zu unterstützen,

haben diese seit Anfang des Jahres

2021 die Möglichkeit, eine Förderung

für zusätzliche Planungsverbandskoordinator*innen

zu beantragen. Konkret

werden für diese Initiative seitens

des Landes je Planungsverband bis zu

40.000 Euro pro Jahr zur Verfügung

gestellt. In der Kooperation von Gemeinden

zu Themen der räumlichen Entwicklung

liegt großes Potenzial. Daher

ist es wesentlich, diese Kooperationen,

die durch die Planungsverbände bereits

als Institutionen existieren, weiter mit

Aktivität zu erfüllen. Ist ein solcher

Koordinator, eine solche Koordinatorin

bereits vorhanden, kann die Förderung

auch für spezifische Strategieentwicklungen

und Projekte beantragt werden.

Bis dato wurden dahingehend bereits

rund 162.000 Euro an Fördermittel für

sechs Planungsverbände ausbezahlt.

Rund 55.000 Euro für weitere vier Planungsverbände

sind geplant. Damit

sind rund 217.000 Euro an Fördermitteln

bereits ausbezahlt – das entspricht

einem Drittel des Förderbudgets.

Das Land Tirol setzt seit Jahren auf

interkommunale Zusammenarbeit bzw.

überregionale Entwicklungsstrategien

und unterstützt dahingehend allen voran

auch gemeindeübergreifende Projekte.

Denn: Viele größere Umsetzungen

wären für eine Gemeinde allein nicht zu

stemmen – umso wichtiger ist es, dass

wir diesen Zusammenhalt und die Vorteile

daraus nutzen und fördern.

Ihr LR Mag. Johannes Tratter


52

tirol.Kultur

#

76

der effekt

instagram-

53

#crazy

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GABRIEL

CASTANEDA

Castañeda

2021

12.11. Zirl (T)

18.11. Kufstein (T)

26.11. Götzens (T)

02.12. Innsbruck (T)

06.12. Wien (W)

09.12. Stanz (T)

Wir alle haben sie, unsere kleinen Energieorte,

unsere persönlichen Tankstellen für

unser geistiges und körperliches Wohlbefinden.

Österreich und vor allem Tirol ist voll

mit wunderschönen Hütten, magisch anmutenden

Wäldern, traumhaften Wanderwegen,

pittoresken Dörfern und spektakulären Aussichten

auf majestätische Berglandschaften.

Gerade jetzt im Herbst zeigt sich unser Land

wieder einmal in

voller Pracht.

Viele dieser Hotspots

sind natürlich

schon lange

Tourismusmagnete,

die zu Tode

vermarktet wurden,

und durch

die Flut an Menschen

dort sind

sie oft nur mehr

bedingt einen

Besuch wert. Das

ist ok. Irgendwo

muss man ja

Geld verdienen.

Aber seit ein paar

Jahren sind ja

nicht nur Tourismusverbände

im

Vermarkten von

„Geheimtipps“

aktiv. Scharen von

Influencer*innen

und solche, die

#plemplem

glauben, welche sein zu müssen, fotografieren

und filmen jeden noch so versteckten Winkel

unseres Landes, um ihn dann als „Geheimtipp“

mit der Welt zu teilen. Ja, auch ich habe das

schon gemacht, aber mittlerweile erkenne ich

meine Fehler. Ich teile meine kleinen persönlichen

Wohlfühloasen nicht mehr auf Social

Media. Weil ich absolut keine Lust darauf habe,

dass plötzlich Legionen von Menschen mit dem

Handy in der Hand, anmutend wie Zombies, ein

Selfie von sich machend und den Ausblick vom

„Geheimtipp“ in ihrer Insta-Story teilend, blöd

in der Gegend stehen, während ich mit meinen

Freunden dort eigentlich nur in Ruhe ein Bier

trinken wollte.

Paradebeispiel für diesen Irrsinn ist der Naturpool

am Königssee in Berchtesgaden. Früher ein

echter Geheimtipp, mittlerweile für alle gesperrt,

weil die Influencer*innen Tier- und Pflanzenwelt

dort für ein Instafoto niedergetrampelt haben.

Und das ist ja das völlig Verrückte an der Sache:

Die Leute, die dort hingehen, genießen nicht einfach

den See oder schwimmen darin und freuen

sich an der Sache, sondern pos(t)en für ein Foto,

um ihren Followern zu suggerieren, man würde

es genießen. Da kann man nur sagen: #crazy

#plemplem #posteteuregeheimtippsnicht

klausner.at | +43 512 391940 | clevertouch@klausner.at

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www.castaneda.tv


54 tirol.bildet

55

Wir bringen

die Welt an die

Schulen

Am Anfang ein paar Zahlen, die eindrucksvoll

zeigen, wie hoch der Bedarf

an unterstützendem Personal an den

Tiroler Pflichtschulen tatsächlich ist.

Vor fünf Jahren bestand der Bildungspool

der GemNova aus sieben Personen,

vor zwei Jahren waren es bereits 315,

im laufenden Schuljahr sind es aktuell

über 460 Kolleg*innen. Wohin diese

Reise in den nächsten Jahren geht, ist

heute noch nicht im Detail absehbar.

Nur so viel: Der Bedarf wird weiter siv

mas-

steigen.

Der Bedarf an Freizeitpädagog*innen und

Schulassistent*innen an den Tiroler Pflichtschulen

steigt massiv an. Im Bildungspool

der GemNova kümmern sich aktuell über

460 Kolleg*innen darum. Das neueste Projekt

nennt sich „Abenteuer Express“. Damit

wird die große Welt an die einzelnen Schulen

gebracht.

„An unseren Basisschulungen im September

und Oktober haben rund 100 neue

Kolleg*innen teilgenommen“, erzählt Mai

Nguyen-Feichtner von der GemNova. „Viele

davon sind über Empfehlungen und gezielte

Ausschreibungen zu uns gekommen. Dabei

werden sie über die Unternehmungskultur

bei GemNova sowie über Rechte und Pflichten

an den Schulen informiert, erhalten

eine Einführung in freizeitpädagogische

Grundlagen. Aus gutem Grund: Wir wollen

den Schulen nur motivierte, informierte

und empathisch denkende Kolleg*innen

zur Verfügung stellen.“

„Abenteuer Express –

Bewegt um die Welt“

Um den Schüler*innen die große Welt in

die kleinen Klassenzimmer zu bringen,

wurde im Bildungspool der GemNova in

den vergangenen Monaten „Abenteuer

Express – Bewegt um die Welt“ entwickelt.

Die Grundidee: In einer fiktiven Reise um

die Welt wird pro Monat ein bestimmter

Kontinent vorgestellt. Dabei wird jeweils

ein Tier und ein Lebensmittel in den

Fokus gestellt. Für jedes Tier findet sich

eine Beschreibung des Lebensraumes und

der jeweiligen Eigenschaften, die mit den

Kindern gemeinsam thematisiert werden

können. Die Bewegungsformen orientieren

sich an den jeweiligen Eigenschaften der

Tiere und können spielerisch mit den Kin-

dern durchgeführt werden.

„Wir wollen den Kindern die Themen

Bewegung und Ernährung nahebringen,

wobei Spaß und spielerische Wissensvermittlung

immer im Vordergrund stehen“, so

Ute Streiter, die bereits seit vielen Jahren

an der Volksschule Hötting als Freizeitpädagogin

tätig ist. Damit die Kreativität

der beaufsichtigten Kinder nicht zu kurz

kommt, gibt es auch eigene Bastelanleitungen

sowie Malvorlagen. Erlaubt ist einfach

alles, was Freude macht und Schranken im

Kopf beseitigt.

Um den Kindern, allesamt zwischen

sechs und 14 Jahre alt, die Welt auch entsprechend

verständlicher zu machen,

kann in den Räumen der Nachmittagsbetreuung

eine Weltkarte aufgehängt werden,

auf der die einzelnen Kontinente in

unterschiedlichen Farben dargestellt sind.

Auf der folgenden Seite präsentieren

wir Auszüge aus dem „Abenteuer

Express – Bewegt um die Welt“.

In einer

fiktiven

Reise um

die Welt

wird pr0

M0nat

ein bestimmter

K0ntinent

v0rgestellt.


56 tirol.bildet

tirol.bildet

57

Materialsammlung

F0rtbildung.

Weiterbildung.

Auszug aus dem 96 Seiten

umfassenden Skript.

(© GemNova)

Die 96 Seiten umfassende Materialsammlung

beinhaltet Ideen für spielerisch gestal-

tete Bewegungsübungen sowie Rezepte für

eine kulinarische Reise um die Welt.

Besonderes Augenmerk wird innerhalb

des Bildungspools der GemNova

auf die Verbesserung der Qualifikation

von Freizeitpädagog*innen und

Schulassistent*innen gelegt. Deswegen

gibt es laufend Fort- und Weiterbildungen.

Vor Kurzem etwa fanden spezielle

Vorträge zum Thema Autismus und Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung

(ADHS) statt. Wie dann speziell

mit diesen Kindern umzugehen ist, wie

diese bestmöglich unterstützt und gefördert

werden können, auch das wird in den

Fortbildungen gelernt.

Weitere Themen, die unseren Kolleg*innen

in der schulischen Betreuung angeboten

werden, sind u. a. Stressbewältigung im

Alltag mit Achtsamkeits- und Resilienztechniken,

Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern

sowie Inklusion. Denn eines ist klar:

Besonders an den Schulen können immer

wieder besondere Herausforderungen mit

den zu beaufsichtigenden Kindern auftreten.

Worauf Mai Nguyen-Feichtner von der

GemNova noch besonders hinweist:

„Bei fachlichen Fragen können sich die

Kolleg*innen gerne und jederzeit an die

Teambetreuer*innen wenden. Außerdem

gibt es die Möglichkeit der Kollegialen Beratung,

bei der mit anderen Kolleg*innen und

einer unabhängigen Moderation Lösungsvarianten

und Handlungsstrategien zu spezifischen

Fragestellungen aus dem Berufsalltag

erarbeitet werden. Bei besonderen

Herausforderungen bieten wir darüber hinaus

Supervisionen im Einzel- oder Teamsetting

an.“

Im Frühjahr des kommenden Jahres ist

erneut eine Umfrage bei den Kolleg*innen

des Bildungspools geplant, um für das nächste

Schuljahr weitere Maßnahmen zur Optimierung

einzuleiten.

k0ntakt

bildungspool@gemnova.at

+

Jeder Monat konzentriert sich dabei auf eine andere

geografische Region – dabei wird jeweils ein Tier und

ein Lebensmittel in den Fokus gestellt. Es sind außer-

dem noch Bastelanleitungen und Malvorlagen zu finden.

Landkarte

Diese Landkarte kann in den

Räumlichkeiten der schulischen

Betreuung aufgehängt werden,

um zu visualisieren, auf welchem

Kontinent man sich derzeit

thematisch befindet.

Passend dazu

gibt es eine Landkarte

im Posterformat.

(© GemNova)

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ENTGELTLICHE 58

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59

im Waschraum

MARIO MAIR

INHABER MAIRAUM

fürs Gebäude

im Waschraum

im Waschraum

fürs Gebäude

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Ein Gespräch mit Mario Mair, dem Inhaber von Mairaum.

Über den ungewöhnlichen Namen, die Alleinstellungsmerkmale

sowie die Pläne für die Zukunft.

Digitale Spenderdaten

bringen 25 % weniger

Serviceaufwand

und 30 % mehr

Kundenzufriedenheit.

Mairaum, ein eher ungewöhnlicher

Name. Wie sind Sie darauf gekommen,

was wollen Sie damit ausdrücken? Mario

Mair: Der erste Teil des Wortes ist mein

Mit Name, einer Dosieranlage der zweite Teil bis drückt unsere Tätigkeit

Waschmaschinen

aus. Wir sind die Experten, die Speziali-

zu vier

versorgen. sten für Einrichtungen aller Art. Stellen Sie

sich einfach einen leeren Raum, ein leeres

Gebäude vor. Wir sind dann diejenigen, die

daraus Konferenzräume, Veranstaltungssäle,

Kantinen, Foyers, Schulen oder ganze

Hotelkomplexe machen. Ihre Wünsche sind

unser Anreiz, etwas ganz Tolles, etwas

Außerordentliches zu gestalten.

Möbelhäuser, Einrichtungshäuser gibt

es ja recht viele hier in Tirol. Was zeichnet

Sie aus, worin unterscheiden Sie

sich von Ihren Mitbewerbern? Vor allem

durch unsere Kreativität, unser Engagement,

unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Außerdem erhalten Sie bei uns

für die Wäsche

alles aus einer Hand, von der Idee über die

Konzeption bis hin zu den fertig ausgestatteten

Objekten. Damit gibt es für Sie bei

allen Fragen nur einen einzigen Ansprechpartner,

der alles für Sie erledigt. Sei es die

perfekte Beleuchtung, die richtigen Möbel,

die dazu passenden Accessoires.

Alle reden vom Preis – Leistungs – Verhältnis.

Sie auch? Selbstverständlich.

Auch in diesem Punkt sind wir beispielgebend.

Unsere Kreativität, unser Design,

unsere Qualität, unser Service sind herausragend.

Jeder einzelne Euro ist dabei

bestens investiert. Mein Team und ich

freuen uns darauf, ihre Wünsche umzusetzen.

Sie werden – und ich verspreche

da nicht zu viel – wirklich begeistert sein.

Warum zählen eigentlich Gemeinden zu

Ihrer ganz besonderen Zielgruppe? Weil

unsere Gemeinden vielfach vernachlässigt

werden. Dabei gibt es gerade hier einen

riesengroßen Gestaltungsspielraum, ich

nenne nur Kindergärten, Schulen, Seniorenwohnheime,

Veranstaltungssäle usw.

Wir haben die Kompetenz und die Erfahrung,

insbesondere für Gemeinden eine

tolle Arbeit zu leisten. In den letzten Jahren

durften wir speziell in diesem Bereich

DIGITALISIERUNG SCHAFFT

mehrere Projekte realisieren und haben

EFFIZIENZ uns als verlässlicher UND NACHHALTIGKEIT

Partner einen Namen

gemacht. Lassen Sie uns einfach miteinander

ins Gespräch kommen.

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60 tirol.bildet tirol.bildet

61

WIR BRINGEN DIE

GEMEINDEN AN DIE UNI

UND DIE UNI IN DIE

GEMEINDEN!

Univ.-Prof. Dr. Bernhard Fügenschuh

Vizerektor für Lehre und Studierende

an der Universität Innsbruck

„Die weitere Öffnung der Universität Innsbruck liegt nicht

nur mir als Vizerektor sehr am Herzen. Gerade die Weiterbildung

bietet sehr gute Möglichkeiten, um erste Kontakte

zu knüpfen und in vielfältigster Weise zu kooperieren.

Daher freue ich mich, wenn die Universität durch die

Zusammenarbeit mit der GemNova verstärkt mit den

Mitarbeiter*innen der Gemeinden in Austausch tritt und

für beide Seiten Neues und Bereicherndes entsteht.“

FACTBOX

Um das Angebot an Fort- und Weiterbildungen

für Gemeindebedienstete

auf die nächste Stufe zu stellen, ist

die GemNova gerade dabei, mit der

Universität Innsbruck ein Konzept zur

universitären Weiterbildung maßgeschneidert

für den kommunalen Verwaltungsbereich

zu erarbeiten. Der

Universitätskurs ist eine Neuheit

in ganz Österreich, den es in dieser

Form sonst nirgendwo gibt. Besonders

wichtig ist uns bei der Ausarbeitung,

auf die Wünsche und Bedürfnisse der

Gemeinden Rücksicht zu nehmen und

sowohl den Vortragenden als auch den

Weiterbildungsteilnehmer*innen viel

individuellen Gestaltungsspielraum zu

ermöglichen.

WICHTIGE ECKPUNKTE

ZUM PROJEKT

Vielfältige Kursinhalte

Es soll eine breite Palette an unterschiedlichsten

Themen mit explizitem Bezug

zur kommunalen Verwaltung angeboten

werden. Derzeit ist geplant, etwa 15 unterschiedliche

Seminare anzubieten, also

einen vielfältigen Katalog aus Seminaren.

Um den Zertifikatskurs abzuschließen

und das Universitätszertifikat der qualifizierten

Gemeindearbeit zu erhalten,

müssen sieben Seminare positiv absolviert

werden. Die Teilnehmer*innen können

selbst entscheiden, welche Schwerpunkte

sie setzen, da die Bedürfnisse in

den Gemeinden unterschiedlich sind und

jede*r unterschiedliches Vorwissen mitbringt.

Es wird aber auch möglich sein,

nur einzelne Seminare zu besuchen und

dafür jeweils Teilnahmebestätigungen zu

erhalten. Auf diese Weise ist größtmögliche

Flexibilität und Individualisierbarkeit

gegeben, und niemand muss Kursinhalte

besuchen, die für seine oder ihre praktische

Tätigkeit nicht unbedingt benötigt

werden. Den fertig ausgearbeiteten

Seminarkatalog senden wir Anfang 2022

an die Gemeinden aus. Wir können aber

jedenfalls bereits verraten, dass es einige

unterschiedliche rechtliche und finanzspezifische

Themen geben wird, aber

auch Soft Skills in unserem Seminarangebot

nicht zu kurz kommen werden.

Standortflexibles, dezentrales

Angebot

Die Zusammenarbeit mit der Universität

Innsbruck zielt darauf ab, für ganz Tirol

ein attraktives Angebot zu schaffen und

nicht lediglich für den Raum um Innsbruck.

Deshalb wird es Kursangebote auch an

Standorten in den anderen Tiroler Bezirken

geben und gegebenenfalls bei entsprechender

Nachfrage auch einige Optionen

zur virtuellen Teilnahme an Kursinhalten.

Praxis und Theorie ideal kombiniert

Ein weiterer Punkt, der dieses Projekt

besonders machen wird, ist die Gestaltung

der Vortragstätigkeit. Es ist für alle

Kurselemente geplant, dass der praktische

Teil von Expert*innen unterrichtet

wird und der jeweilige Theorieteil von

Lektor*innen der Universität Innsbruck.

Somit ist ein idealer Praxistransfer der

Lerninhalte möglich. Je nach Kurselement

können die theoretischen Inhalte direkt in

praxisnahen Arbeitsaufgaben eingesetzt

werden.

Teilnahmevoraussetzungen

In Absprache mit der Universität haben

wir uns darauf geeinigt, dass wir von

formellen Teilnahmevoraussetzungen

absehen und deshalb die Berufspraxis

bzw. angestrebte berufliche Laufbahn

der Interessent*innen die Basis für die

Teilnahme sein wird. Das bedeutet, dass

auch Personen ohne Matura am Universitätskurs

teilnehmen und die einzelnen

Seminare absolvieren können, um so eine

universitäre Weiterbildung für ihre Arbeit

erhalten zu können. Der Kurs richtet sich

speziell an den Verwaltungsbereich in

den Gemeinden, es können aber selbstverständlich

auch Politiker*innen und

Quereinsteiger*innen daran teilnehmen,

die noch nicht im Gemeindedienst tätig

sind, sondern sich für eine Stelle in einer

Gemeinde bewerben und sich davor spe-

zifisches Wissen aneignen wollen. Auch

Personen, die in anderen Gemeindeeinrichtungen

wie beispielsweise Pflegeheimen

oder Schulen bzw. Kinderbetreuung

tätig sind und Interesse an den Seminaren

im Bereich der Soft Skills für die

kommunale Arbeit haben, sind herzlich

willkommen.

Terminliches

Wir werden uns an den Universitätszeiten

anlehnen und mit den ersten Seminaren

im Sommersemester 2022 starten, also

frühestens im März. Genauere Informationen

dazu werden noch ausgeschickt. Um

die Teilnahme auch für Interessent*innen

mit einer längeren Anfahrt zu den Standorten

zu ermöglichen, werden wir versuchen,

so viele der Inhalte wie möglich in

Halbtagesblöcken anzubieten. Jedes Seminar

wird mit zwei ECTS, also zwei Universitätscredits

bewertet, das entspricht

in etwa 15 Lehreinheiten zu je 45 Minuten.

Diese werden ca. zur Hälfte aus Praxis

und zur Hälfte aus Theorie bestehen,

wobei gerade bei den rechtlichen Seminaren

etwas mehr Theorie anfallen wird.

Kursstart

Voraussetzungen

Themen

Kosten

Standorte

Vortragende

Umfang

Format

Abschluss

Besonderheit

Start der ersten Seminare im Sommersemester 2022

Keine formellen Voraussetzungen nötig, lediglich

beruflicher Gemeindebezug

Rechtliches (DSGVO, TGO etc.), Finanzielles (z. B. VRV

2015), Soft Skills (bspw. Personalführung, Öffentlichkeitsarbeit

usw.)

EUR 700,– pro Seminar, 6+1 gratis

Universität Innsbruck sowie dezentrale Standorte

der Universität und der GemNova in den Bezirken

Expert*innen der GemNova in Kooperation mit

Professor*innen der Universität Innsbruck

2 ECTS also ca. 15 Einheiten à 45 Minuten pro Seminar

Nach Möglichkeit in Halbtagesblöcken in Präsenz,

ggf. auch online

Universitätszertifikat nach Absolvieren von

7 Seminaren, Teilnahmebestätigung bei Abschluss

eines jeden Seminars

Es können auch nur einzelne Seminare besucht

werden. Der Abschluss von 7 Seminaren ist nur für

das Zertifikat notwendig, aber nicht verpflichtend.

ZUR AUTORIN DANIELA KRANZLMÜLLER

Daniela Kranzlmüller ist langjährige GemNova-Mitarbeiterin sowie

Master-Absolventin und aktuell Dissertantin an der Universität

Innsbruck. Als Projektverantwortliche, die damit selbst in der

Theorie und Praxis verankert ist, freut sie sich besonders über

die Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck.

Kontakt: d.kranzlmüller@gemnova.at

Änderungen vorbehalten


62 tirol.bunt und vielfältig tirol.bunt und vielfältig 63

Da war sehr

große Angst dabei

Im Alter von 25 Jahren outete sich Ricardo. Mit 28 begannen die Operationen, um aus Anja Ricardo zu machen. Heute, mit

33, fühlt er sich stärker und selbstbewusster denn je. Ricardo Föger aus Silz im Interview über seinen ganz persönlichen

Weg. Und über die vielen Steine, die es wegzuräumen galt, über die Hindernisse, die es auch heute noch gibt.

ZUR

PERSON

Ricardo wurde 1987 als

Anja Föger in Silz geboren.

Als Anja absolvierte er die

Polizeischule in Feldkirch,

trat danach seinen Dienst

als Polizistin in Tirol an.

Nach seinem Outing und

seiner Geschlechtsumwandlung

eröffnete er

2020 seine eigene Praxis

für energetische Behandlungen

in Silz. Ricardo

Föger lebt mit seiner Frau

Miriam und ihrer Tochter

Elea nach wie vor in Silz.

Im Michael Wagner Verlag

ist kürzlich sein Buch „Der

Mann, der einmal ein Mädchen

war“ erschienen.

Ricardo: .... ja, am schwierigsten war es

in der Hauptschule. Das war die Horrorzeit

für mich. Ich, die kleine Anja, steckte

in einem Mädchenkörper fest, wusste

aber innerlich, dass ich ein männliches

Wesen bin. Dazu die vielen Anfeindungen,

das massive Mobbing meiner damaligen

Mitschüler. Ich war wirklich verzweifelt,

wusste nicht, was ich tun sollte.

Dich muss es innerlich ja förmlich zerrissen

haben.

Nicht nur innerlich. Stell dir einfach die Situation

beim Turnunterricht vor – die Buben

da, die Mädchen dort. Und dann ab in die

Dusche. Für mich war das jedes Mal ein

Horror. Oder die Trennung Handarbeit für

die Mädchen, Handwerken für die Buben.

Und ich mittendrin. Wie gerne hätte die kleine

Anja damals auch Bauklötze zusammengebaut,

Schrauben gedreht.

Dann kam die Pubertät, das Interesse

am anderen Geschlecht.

Das war der nächste Schock für mich.

Meine Schulfreundinnen hatten einen

Freund, ließen sich küssen, sprachen

ausführlich darüber. Um den Schein zu

wahren, hab auch ich mir einen „Freund“

zugelegt, ließ ihn aber körperlich nie an

mich heran. Später, so ab 17, hab ich mir

im Internet eine falsche Identität zugelegt,

bin als Ricardo aufgetreten, hab einfach

das weibliche Geschlecht gesucht …

…. und virtuell auch gefunden.

Ja, später dann auch persönlich getroffen.

Ich hab mich dafür als Mann verkleidet,

meine Brüste abgeklebt, die Anja,

die ich damals noch war, selbst vor mir

versteckt. Was macht man doch alles, um

aus seiner Verzweiflung, seiner Depression

herauszukommen. Bei diesen Begegnungen

hab ich mich endlich als Mann

geben können, wenngleich ich natürlich

keine Intimität zulassen konnte.

Wie lange hast du diese Scheinwelt aufrechterhalten?

Ein paar Jahre, dann ist alles aufgeflogen.

Die Eltern einer „Freundin“ standen plötzlich

bei mir zu Hause vor meinen Eltern

und wollten Ricardo sehen. Die Antwort

meiner Mutter: Bei uns gibt es keinen

Ricardo, nur eine Anja. Dann hat sie mich

angerufen, ich war gerade im Auto unterwegs,

und wollte mich sprechen. Da brach

für mich die ganze Welt zusammen. Ich

wollte mich umbringen, hatte auch schon

die Waffe in der Hand …

…. und dann doch die andere Richtung

gewählt.

Ich hab mich für das Outing entschieden,

ja. Natürlich war da auch große, sehr große

Angst dabei, gleichzeitig ist mir ein riesiger

Stein vom Herzen gefallen. Endlich

das sein zu können, was ich tatsächlich bin,

mich nicht mehr immer und überall verstellen

zu müssen. Zuerst hab ich mit meinen

Eltern gesprochen, mit meinem Bruder, den

Großeltern. Sie alle haben mich verstanden,

haben mich bestärkt, meinen eigenen Weg

zu gehen.

Und im Dorf selbst – wie haben die

Silzer*innen reagiert?

Nach außen hin gab es keine Anfeindung,

keine Kritik. Hinter meinem Rücken wurde

natürlich getuschelt und heftig der Kopf

geschüttelt. So in dem Sinne: „Die Anja will

ein Mann sein, ja wie gibt's denn so etwas.“

Ich bin aber ab diesem Zeitpunkt mit erhobenem

Haupt durch das Dorf gegangen, hab

mich bewusst gezeigt, auch schon männlich

gekleidet. Natürlich hat das für Aufsehen

gesorgt.

Gerade in einem so konservativen Land

wie Tirol! Nach deinen vielen Operationen,

die aus Anja dann Ricardo gemacht

haben, wolltest du ja auch öffentlich darüber

reden, aufklären, Interesse wecken,

als „Mutmacher“ für andere fungieren.

BILD: Ricardo

Föger, ein selbstbewusster,

starker

junger Mann. Wer ihn

ansieht, kann kaum

glauben, wie aus ihm

der Mann wurde, der

er heute ist.

(© Maria Kirchner)

Im persönlichen Bereich ist mir das auch

sehr gut gelungen. Andererseits blieben für

mich Schulen, selbst die Pädak, felsenfest

verschlossen. Und ich habe es ab 2019 wirklich

mehrmals versucht. Dabei gehen doch

Kinder viel offener und natürlicher mit alledem

um. Eine Lehrerin im Oberland hat mir

etwa erzählt, dass es in jedem Jahrgang

ihrer Mittelschule mindestens ein Kind gibt,

dessen sexuelle Orientierung unklar ist. Mir

ist es einfach ein großes Anliegen, meine

persönliche Geschichte zu erzählen, emotional

zu berühren, um damit mehr Offenheit,

mehr Verständnis zu erreichen. Transidentität

sollte doch zumindest in Tirol, in Österreich,

in Europa kein Tabuthema mehr sein.

Hast du diesbezüglich das Gespräch mit

der Politik, etwa der Bildungslandesrätin

gesucht?

Nein, noch nicht. Ich bin aber sofort zu

jedem Gespräch mit der Landesrätin

bereit. Bildung bedeutet doch auch, die

menschliche Vielfalt anzuerkennen. Das

betrifft nicht nur die sexuelle Orientierung.

Eine aktuelle Studie zeigt etwa, dass sich

bei 1.500 Einwohner*innen mindestens

eine Person als transsexuell geoutet hat.

Unsere

Welt ist

bunt, dazu

sollten wir

alle stehen.

RICARDO

FÖGER

Rechne einfach mal hoch, was das für Tirol

bedeutet.

Reine Zahlen sind das eine, öffentliches

Bewusstmachen das andere. Gerade in

konservativen Ländern wird Transidentität

noch immer an den Rand gedrängt.

Da hast du Recht. Menschen bei uns in

Tirol zu überzeugen, braucht sehr viel Zeit,

einfach weil die Angst vor Neuem immer

recht groß ist. Doch steter Tropfen höhlt

den Stein, Veränderungen sind auch bei uns

möglich. Dabei geht es nicht nur um Sexualität,

sondern grundsätzlich um Selbstbestimmung,

um Würde, auch um Kritikfähigkeit.

Was mich besonders positiv stimmt: Gerade

in diesen Monaten outen sich auch in Tirol

immer mehr junge Menschen. Das ist ein

starkes, ein kraftvolles Zeichen. Unsere Welt

ist bunt, dazu sollten wir alle stehen.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE

REINHOLD OBLAK


64 tirol.bunt und vielfältig tirol.bunt und vielfältig 65

„Ich hab noch nie einen

Löwen gesehen“

„Fein, dann treffen wir uns um neun im Café. Wie erkenne ich dich, Jennifer?“

Ein Lächeln schwingt durchs Telefon. „An der Farbe.“ So hat es begonnen. Was am Ende

dabei herauskam, lesen Sie nun hier. Die Geschichte, das kleine Porträt einer fürwahr

bemerkenswerten jungen Frau.

Sie zieht schon einige Blicke auf sich, als sie

ins Café kommt. Jennifer ist jung, attraktiv,

groß. Ein auffallend breites Haarband mit

Blumen schmückt ihren Kopf. Außerdem

ist sie dunkelhäutig. Sie stammt aus Afrika,

geboren in Nigeria, im Westen des schwarzen

Kontinents. „Dad ist bereits vor 35 Jahren

nach Innsbruck gekommen, Europa war

und ist für uns die Region, wo wir alle hinwollten.

Europa bedeutete damals Zukunft,

bessere Arbeitsmöglichkeiten, ein glücklicheres

Leben.“ Und heute, frage ich. „Das

galt damals, und das gilt wohl auch heute

noch“, sagt sie nach kurzem Nachdenken.

Jennifer selbst kam dann 2006, gerade mal

sieben Jahre alt, nach Tirol. Gemeinsam

mit ihrem älteren Bruder Elvis und ihrer

älteren Schwester Sandra. Davor war es

dem Vater aus finanziellen Gründen nicht

möglich, die drei Kinder nachzuholen. Die

Mutter blieb in Nigeria, am Golf von Guinea

gelegen, einem Land, das mehr als zehn

Mal so groß wie Österreich ist. Und deren

Bevölkerung gleichzeitig um ein Vielfaches

ärmer ist. „In Innsbruck hab ich dann das

erste Mal richtigen Schnee gesehen, für

mich ein Wunder. Und die Berge, die vielen

hohen Berge rund um die Stadt.“

AUTOR

REINHOLD OBLAK

Hautfarbe, Augenfarbe

Kinder lernen Fremdsprachen meist spielerisch

leicht. Das war auch bei der siebenjährigen

Jennifer so. „In Nigeria wachsen wir

dreisprachig auf. Es gibt die Landessprache

Edo, außerdem wird Pidgin-English und Englisch

gesprochen. Auch in der Schule. Hier

in Tirol hab ich dann Deutsch gelernt. Ich

bin in eine Sprachlernklasse gekommen,

hab viel mit anderen Kindern gespielt und

gelacht, dann auch vier Jahre das Gymnasium

in Innsbruck besucht.“ Schon bald

sprach das dunkelhäutige Mädchen aus

Schwarzafrika das tiefste Tirolerisch.

Im Gymnasium erlebte Jennifer dann die

ersten Anfeindungen, der Hautfarbe wegen.

„Es gab blöde Bemerkungen, etwa: ‚Geh

zurück in dein Land!’. Dann diese Blicke, die

können auch sehr wehtun. Mit einem Mitschüler

ist es sogar zu einer körperlichen

Auseinandersetzung gekommen“, erinnert

sie sich zurück. Oder im Bus, wenn eine

ältere Frau plötzlich ihre Handtasche näher

an sich zieht, nachdem Jennifer neben ihr

Platz genommen hat. Oder ein anderer

Mann einfach aufsteht, als sie sich neben

ihn hinsetzen will. Mittlerweile, sagt Jennifer,

sei das aber schon deutlich besser

geworden. Viele sahen damals, sehen auch

heute noch vor allem ihre Hautfarbe. Die

Farbe ihrer Augen blieb den meisten indes

verborgen.

Spurensuche

Als ihr älterer Bruder nach Amerika auswandert

und ihre ältere Schwester nach

London zieht, fühlt sich Jennifer zunehmend

allein. Ihr Vater heiratete zwischenzeitlich

eine andere Frau, mit ihr hat er noch zwei

weitere Kinder, Jennifers Halbgeschwister.

Eine schwierige, eine sich laufend zuspitzende

Situation. „Ich hab da schon etwas

gebraucht, um die richtige Spur zu finden.

Ich hab viel herumprobiert, teilweise auch

die Orientierung verloren. Nachdem die

innerfamiliären Konflikte massiv zugenommen

haben, bin ich mit 15 von daheim ausgezogen.“

Unterschlupf, nein, eine neue Heimat findet

Jennifer in einer sozialen Einrichtung

namens „Nestwärme“, ein betreutes

Wohnprojekt. Sechs Jahre, bis zu ihrem

21. Lebensjahr, wird sie dort verbringen.

„Das war ein riesengroßes Glück für mich,

eine Möglichkeit, wieder zu mir zu finden,

wichtige Freundschaften zu schließen, meine

Zukunft aktiv anzugehen.“ Es ist die Zeit

ihrer Pubertät, ihres Erwachsenwerdens, die

Zeit, in der sich ihre Persönlichkeit festigt.

Die kleine Wohngemeinschaft teilt sie mit

Vanessa, einem Mädchen aus Bosnien, mit

der sie auch die meiste Zeit zusammen ist.

Ihre wichtigsten Ansprechpartnerinnen in

diesen Jahren sind allerdings zwei Betreuerinnen,

Ines und Martina, die sie auf allen

Ebenen unterstützten.

„Als ich das Gymnasium abgebrochen habe,

machte sich eine große Orientierungslosigkeit

breit. Was soll ich tun, was ist mein Ziel,

welchen Weg schlage ich als nächsten ein?

In dieser Zeit haben mich Ines und Martina

aufgefangen, haben sich auch drei Stunden

am Tag zu mir gesetzt, mit mir geredet,

mich aufgebaut, mir Perspektiven gezeigt.

Das hat unglaublich gutgetan, mir sehr viel

Kraft und Stärke gegeben.“

Schnuppern und Lehre

Bevor Jennifer ihre berufliche Berufung findet,

schnuppert sie herum. Bei einer Zahnärztin,

im Einzelhandel, in einem Jugendzentrum.

Doch dann das große Los, der reine

Zufall, das plötzliche Glück – das Hotel Sailer

im Herzen von Innsbruck. „Ich hab meine

Bewerbungsunterlagen genommen, bin dort

hingegangen, hab mich beim Chef vorgestellt.

Alles komplett cool und unkompliziert.

Und es hat geklappt, ich durfte für drei Jahre

die Lehrstelle antreten.“ Im Vorjahr schloss

sie diese ab, seitdem arbeitet sie im Sailer

als Kellnerin 40 Stunden die Woche. Man

glaubt ihr, wenn sie sagt, dass es für sie

weltweit keinen besseren Arbeitsplatz gibt.

Und Afrika, ihr Geburtsland Nigeria? Nicht

nur geografisch weit, sehr weit weg. Wobei:

„Meine Mum ist noch immer dort. Wir Kinder

möchten sie gerne für immer zu uns

holen, legen auch immer wieder unser Geld

zusammen.“ Zwei Mal war ihre Mutter

bereits in London, bei der Schwester, einmal

sogar in Amerika, beim Bruder. Allein in

Tirol war sie noch nicht, auch der Sprache

wegen, außerdem fehlten Jennifer bisher die

finanziellen Möglichkeiten.

BILD: Jennifer

William hat in Tirol,

in Innsbruck, ihren

Weg gemacht.

(Foto: © GemNova,

Michael Putzlocher)

Löwe und Giraffe

Den Sommer 2013 verbrachte Jennifer übrigens

das letzte Mal in Afrika bei ihrer Mutter

in Nigeria. „Es war schön und traurig

zugleich.“ Besonders herzzerreißend dann

der Abschied. Ganz in Afrika zu bleiben,

war freilich keine Option, denn wo arbeiten,

wovon leben, wie die Zukunft positiv gestalten?

„Die Möglichkeiten hier in Österreich

sind einfach ganz andere. Viele bei uns nehmen

das als selbstverständlich hin, doch es

könnte auch ganz anders sein.“

Hier in Tirol hat die junge Frau neben dem

beruflichen auch ihr privates Glück gefunden.

Seit drei Jahren schon ist sie mit Dominic

zusammen – sein Vater stammt aus

Ghana, seine Mutter aus Hall – seit zwei

Jahren leben sie auch in einer gemeinsamen

Wohnung. „Und Afrika?“, hake ich

nochmals nach. „Afrika hat natürlich einen

ganz wichtigen Platz in meinem Herzen,

es ist das Land, wo ich herkomme.“ Und

nach einer kurzen Nachdenkpause kommt

noch lächelnd folgender Satz: „Aber ich hab

in meinem ganzen Leben noch nie einen

Löwen, noch nie eine Giraffe gesehen.“

„In Innsbruck hab

ich dann das erste

Mal richtigen

Schnee gesehen,

für mich ein

Wunder. Und die

Berge, die vielen

hohen Berge rund

um die Stadt.“

JENNIFER WILLIAM


66 tirol.Wissen

tirol.Wissen 67

Die Zeit,

Veränderungen anderen

zu überlassen, ist vorbei

Der Bürgermeister von Kirchdorf, Gerhard Obermüller, hat sich in seiner

Master-Thesis im Fach „Politische Kommunikation“ dem Thema „Strategische

Kommunikation der Gemeinde am Beispiel der Gemeinden des politischen

Bezirkes Kitzbühel“ gewidmet.

Kommunikation

braucht

einen Start- und

einen laufenden

Strategieprozess

für die

Gemeinde und

somit definierte

Ziele.

Georg Keuschnigg: Lieber Gerhard, du

hast dich in deiner Master-Thesis mit

der strategischen Kommunikation von

Gemeinden auseinandergesetzt. Warum

wird dieses Thema immer wichtiger?

Gerhard Obermüller: Es steckt das Wort

Strategie dahinter und besagt, aus Bedürfnissen

oder auch Visionen eine Formulierung

erarbeitet zu haben, um einen Ablauf

und eben klare Ziele zu erreichen. Strategie

ist Managementfähigkeit, egal ob in Wirtschaft,

Politik, Militär (Strategie kommt aus

dem Altgriechischen „stratos“ = ein Heer

führen) oder auch in der Verwaltung.

Was fällt alles unter strategische Kommunikation?

Die Gemeinde begleitet die Bürger*innen

ein Leben lang, und da gibt es erfreuliche

und unerfreuliche Kommunikationen.

Der große Bereich in der Mitte ist aber

die alltägliche Herausforderung mit ihren

vielen Facetten, sprich Aufgaben einer

Gemeinde.

Kommunikation im eigenen System ist die

Basis, sodann können wir erst mit den Bürger*innen,

den Verwaltungspartnern Bezirk,

Land, diversen Organisationen, aber ganz

besonders mit Interessengruppierungen,

Stakeholdern und auch diversen Lobbyist*innen

die entsprechende Kommunikation

und auch die anzuwendenden Tools

erfolgreich einsetzen. Wer was erfahren

will, muss hören können, und darauf ist

Kommunikation abzustimmen, um Themenführerschaft,

das Wording und das Tun

gestalten zu können.

Die Bevölkerung informiert sich heute

ganz anders als früher. Welche

Bedeutung haben die neuen Medien für

Gemeinden?

Die neuen Medien sind bereits und bleiben

ein Teil der aktiven Kommunikation, und

somit sind diese mit einem klar durchdachten

System zu pflegen. Welche Medien werden

wann, von wem und wie in Anspruch

genommen bzw. bespielt, man braucht

Strategie – warum? Die Erwartungshaltung

einer Behörde ist anders, als es viele

andere Nutzer*innen in diesen Medien ausleben.

Wichtig ist, den Nutzen zu sehen und

vor allem nachhaltig zu arbeiten, aber auch

sorgsamer Umgang will geübt sein.

Warum tun sich viele Gemeinden schwer,

mit den neuen Medien zu arbeiten?

Man könnte auch sagen, warum soll ich

mich damit beschäftigen, es war ja bis

dato alles so fein, eventuell können das die

Nächsten machen. Aber gerade die aktuelle

Pandemie hat uns aufgezeigt, was für Möglichkeiten

bereits bestehen und in welcher

Geschwindigkeit Veränderungsprozesse

gelingen. Daran erkennt man wiederum, wo

der Wille vorhanden ist, denn der Akteur

ist der Schlüssel zur Strategieerreichung.

Welche Rolle spielt das Bewegtbild künftig?

Wir leben in einer Zeit mit vielen Reizüberflutungen,

weshalb Information oder

Gemeindemarketing gut strukturiert sein

soll. Wie in Printmedien ein Bild und ein

kurzgefasster Text die Leserschaft bindet,

so machen es die neuen Medien auch

für kleinere Organisationen möglich. Auch

Gemeinden haben mit dem Einsatz von Bildern

eine neue Art der Mitteilung, die aber

verstanden werden sollte – mit bewegter

Empathie Inhalte vermitteln.

Du siehst die Kommunikation als ein

strategisches Instrument der Gemeindearbeit;

wie könnte man sich für die

Zukunft besser aufstellen?

FAZIT

DES AUTORS

GERHARD

OBERMÜLLER

GERHARD

OBERMÜLLER

Die Zeit, in der Veränderungen

die Nächsten oder

andere umsetzen sollen,

ist im Jahrhundert der

Transformation vorbei.

Strategieprozesse und

eben Veränderungen werden

in jeder Generation mehrmals

stattfinden und müssen mit allen

Möglichkeiten forciert werden.

Details, wissenschaftlich erarbeitet

und aufbereitet, inklusive

Handlungsempfehlungen sind

in meinem neuen Buch „Strategische

Kommunikation der

Gemeinde“ als Begleit- und Nachschlagewerk

für Interessierte

bereitgestellt.

Bestellung unter:

office@dermaler.cc

Kommunikation braucht einen Start- und

einen laufenden Strategieprozess für

die Gemeinde und somit definierte Zie-

le. Dafür braucht es Ressourcen in Zeit,

Technik, Können und Wollen und auch in

der Budgetierung sowie entsprechend

fachliches Personal.

Du sprichst in deinem Buch auch inter-

kommunale Zusammenarbeit sowie die

Zusammenarbeit aller Tiroler Gemeinden

an – an welche Aufgabenstellungen

denkst du dabei?

Es ist wichtig, rechtzeitig Reformen einer

gemeindeübergreifenden, interkommunalen

Zusammenarbeit einzuleiten, die

wir ja bereits in vielen Verbänden erfolgreich

leben. Die Komplexität der künftigen

Zusammenarbeit – und jetzt spreche ich

nicht nur von Herausforderungen, sondern

explizit von Chancen – gilt es zu begreifen

und daraus das Handeln abzuleiten. Nicht

abwarten, bis die Personalressourcen es

erzwingen oder der Rahmen unpassend

wird! Nein, das Lenkrad selbst in die Hand

nehmen und unser Miteinander weiterentwickeln.

© PlaTo)

Natürlich braucht es dafür Systeme und

Expert*innen für die Ausarbeitung, aber

es gibt auch bereits eine Menge an erfolgreichen

Beispielen. Ob interkommunale

Gewerbegebiete, Bauämter oder Freizeiteinrichtungen:

Es wäre noch Potenzial und

reichlich Platz in einigen neuen Feldern

vorhanden. Wir brauchen uns nicht neu zu

erfinden, sondern sich dem gemeinsam

erarbeiteten Schatz Gemeinde in Form

einer Schmetterlingsverpuppung neu

anzunehmen, zu gestalten und zu leben.

Die Transformation des 21. Jahrhunderts

steht an oberster Stelle, wobei auch wir

als Gemeinde entsprechend gefordert sind

und für neue Wege nicht nur offen sein

sollten, sondern diese Herausforderung

annehmen müssen, um weiterhin unserem

Auftrag gerecht werden zu können.

DAS INTERVIEW FÜHRTE

GEORG KEUSCHNIGG


68

tirol.Wissen

tirol.Wissen

69

das

halltal

Ein faszinierendes Naturjuwel im Karwendel mit

außergewöhnlicher Geschichte.

AUTOR

MANFRED SCHIECHTL

Eines der faszinierendsten Naturjuwele Tirols ist das

Halltal im Karwendel, das auch auf eine außergewöhnliche

Geschichte zurückblicken kann. Vom historischen

Salzbergbau bis hin zu Naturkatastrophen.

Riesige Waldbrände sind ebenso mit dem Halltal

verbunden wie Murenabgänge, welche die Wasserversorgung

im Inntal lahmlegten. Das Halltal ist Thema

einer mehrteiligen Naturdoku von gemnova-tv, die im

Herbst Premiere haben wird.

der letzte

gr0sse waldbrand

2014

am h0chmahdk0pf

hat drei tage

gedauert.

LINKS: Das Halltal

ist trotz seiner Nähe

zum Inntal geprägt

von wildromantischer

Natur. (© Tourismusverband

Hall Watten)

Ein spektakulärer Anblick sind die riesigen

Steinplatten an den Flanken der Speckkarspitze

und des Bettelwurfs. Quadratkilometergroß.

Sie sind das Resultat unvorstellbar

großer Waldbrände in den Jahren 1909 und

1946. „Wenn man die Geschichte ansieht, hat

es im Halltal immer schon große Waldbrände

gegeben, die schon vor 100 Jahren immense

Waldflächen niedergebrannt haben. Der letzte

große Waldbrand 2014 am Hochmahdkopf hat

drei Tage gedauert. Rund 1000 Feuerwehrleute

waren im Einsatz. Zur Unterstützung auch

acht Hubschrauber, die ca. 2000 Mal Wasser

auf den Berg geflogen haben“, schildert

Absams Feuerwehrkommandant Bernhard

Fischler den Kampf gegen das Feuer beim

Jahrhundertwaldbrand, der vor allem nachts

im gesamten mittleren Inntal zu sehen war.

Noch heute sind die Wiederaufforstungsarbeiten

ungebrochen im Gange.

Von der Bettelwurf-Reise ging 1992 eine riesige

Mure ab, welche die Trinkwasserversorgung

in den Gemeinden Absam, Hall in Tirol

und Mils lahmlegte. In den Folgejahren musste

eine neue Trinkwasserversorgung errichtet

werden. Der über einen Kilometer in das Bettelwurfmassiv

reichende Margarethenstollen

versorgt heute zehntausende Menschen im

Inntal mit kristallklarem Trinkwasser. „1992

hat eine riesige Mure unsere Quellen verschüttet.

Heute schützt ein Ablenkdamm in

der Bettelwurf-Reise die neu errichtete Trinkwasserversorgung.

Er muss jedes Jahr saniert

werden, da bei Gewittern und Starkregen

immer wieder große Geröllmassen aus dem

Bettelwurfmassiv herunterkommen“, erzählt

Absams Bürgermeister Manfred Schafferer.

In der Naturdoku von gemnova-tv werden

Absams Bürgermeister Manfred Schafferer,

sein Amtsleiter Michael Laimgruber, Feuerwehrkommandant

Bernhard Fischler, Universitätsprofessor

Christoph Spötl, der Hüttenwirt

von St. Magdalena, Harri Biechl, und viele mehr

von der faszinierenden Geschichte des Tals

erzählen. Von mittelalterlichen Klosterfrauen

am Berg, vom Salzbergbau, von Naturkatastrophen,

von der wunderschönen Fauna und Flora.


70 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund

71

IHR WEG ZUR

GESUNDEN GEMEINDE!

Die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Gesunde Gemeinde Tirol besteht

aus dem avomed, dem Verein Sicheres Tirol und der GemNova. Die Prozessbegleiterinnen

der ARGE Gesunde Gemeinde Tirol beraten und

begleiten Sie auf Ihrem Weg zur „Gesunden Gemeinde“.

Kernidee der Gesunden Gemeinde

ist es, die Gesundheit der Menschen

direkt in der Gemeinde, in der sie wohnen,

arbeiten und leben, zu fördern.

Ein interdisziplinärer, ehrenamtlicher

Arbeitskreis, der sich aus Bürger*innen

der Gemeinde zusammensetzt,

DIE 5 THEMEN DER

GESUNDEN GEMEINDE

1. SOZIALE TEILHABE

Nachbarschaftshilfe, Förderung gemeinsamer

Aktivitäten, Einbindung

vulnerabler Gruppen ...

2. PSYCHOSOZIALE GESUNDHEIT

Umgang mit Stress, mentales Training,

Erste Hilfe für die Seele ...

3. ERNÄHRUNG

Verschiedene Ernährungsprogramme

wie Kochkurse, gesunder

Mittagstisch, regionale Küche, ...

4. VORSORGE

Unfallprävention

durch Training, Förderung

von Vorsorgemaßnahmen …

5. BEWEGUNG

Verschiedene Bewegungsprogramme,

Vorträge ...)

wird vom Gesunde Gemeinde-Team

dabei begleitet, gesundheitsfördernde

Maßnahmen zu entwickeln. Diese

Maßnahmen sollen das Gesundheitsbewusstsein

der Menschen verbessern

und gesundheitsfördernde Strukturen

schaffen.

ZIELE EINER GESUNDEN GEMEINDE

+ Gesundheit der Bürger*innen dort zu

fördern, wo sie leben, arbeiten und

lernen

+ Gesundheitsförderungsprogramm

entwickeln – partizipativ und individuell

+ Schaffung gesunder und nachhaltiger

Strukturen und Angebote

+ Niederschwelligen Zugang

gewährleisten

+ Sozialen Zusammenhalt fördern/

stärken

+ Vernetzung bestehender Angebote

+ Erhöhung der Gesundheitskompetenz

der Bürger*innen

+ Gesundheitsbewusstsein stärken

+ Mehr gesunde Lebensjahre

ermöglichen

Wichtig ist, dass auf die individuellen

Bedürfnisse der Gemeinde eingegangen

wird und mit einem partizipativen Ansatz

Gesundheitsförderungsmaßnahmen entwickelt

werden, die abdecken, was in der

Gemeinde fehlt, und integrieren, was

bereits besteht.

WELCHE INVESTITIONEN KOMMEN AUF

DIE GEMEINDE ZU?

+ Jährlicher Betreuungsbeitrag von

500 Euro

+ Einmalige Anstoßfinanzierung für die

Bedarfserhebung

+ Gemeindebudget: 1 Euro pro

Bürger*in pro Jahr für die Gesundheitsförderung

+ Räumlichkeiten für Veranstaltungen

+ Personelle Ressourcen: Ansprechperson

in der Gemeinde

+ Kommunikation der Veranstaltungen:

Gemeindezeitung, Postwurf, Website,

E-Mail an die Bürger*innen, Social

Media …

7

IN SCHRITTEN

ZUR „GESUNDEN

GEMEINDE“

1

UNVERBINDLICHE

PROJEKTVORSTELLUNG

2

GEMEINDERATSBESCHLUSS

3

INDIVIDUELLE

BEDARFSERHEBUNG

4

STARTWORKSHOP

5

GRÜNDUNG EINES

ARBEITSKREISES

6

AUSARBEITUNG VON

MASSNAHMEN

7

UMSETZUNG DES

GESUNDHEITS-

FÖRDERUNGSPROGRAMMS

BEISPIEL: GEMEINDE FISS

Die Gemeinde Fiss hat die ersten

Schritte zur Gesunden Gemeinde

bereits gemacht und den Fokus

auf die Gesundheitsbedürfnisse der

Fisser*innen gelegt. Im September

2021 wurden bei dem Startworkshop

die individuellen Handlungsfelder

definiert.

Mag. Markus Pale,

BM Fiss

RECHTS:

Das Team

der Gesunden

Gemeinde in

Tirol: Claudia

Hackhofer

(Verein Sicheres

Tirol), Angela

Semrajc, MA

(GemNova) und

Brigitte Mölschl,

MTD (avomed)

„Das Gesunde Gemeinde-Team hat

mit Kompetenz und Feingefühl den

Workshop in Fiss begleitet und moderiert.

Dadurch haben wir jetzt die

Möglichkeit, exakt auf den Bedarf der

Bevölkerung eingehen zu können, um

gemeinsam ein maßgeschneidertes,

nachhaltiges Gesundheitsförderungsprogramm

starten zu können. Für ein

gesundes Fiss und in weiterer Folge

für eine gesunde Region Serfaus Fiss

Ladis.“

ZUR AUTORIN

ANGELA SEMRAJC, MA

Angela Semrajc koordiniert das Gesunde Gemeinde-Tirol-Projekt seitens

der GemNova. Gerne kommt das Gesunde Gemeinde-Team

in Ihre Gemeinde, um das Projekt vorzustellen.

Kontakt: a.semrajc@gesunde-gemeinde.tirol

Gefördert wird das Projekt Gesunde Gemeinde Tirol vom Fonds Gesundes

Österreich, dem Land Tirol und den Sozialversicherungsträgern.


72 tirol.bildet

73

Mehr als

ein Archiv

Alte Ansichten der Gemeinde und Dokumente aus längst vergangenen

Tagen begeistern die Bürger*innen. Im Internet frei zugänglich gemacht,

sorgen sie für hohe Zugriffszahlen, laden zum Mitmachen ein und helfen das

Bewusstsein für die Gemeinde und die Region zu stärken.

HAGLEITNER

STELLT TOURISMUS-

UMFRAGE VOR

Österreicher*innen sind maskenmüder als Deutsche, Frauen hygienehungriger als Männer.

Der Hagleitner Tourismusreport 2021 präsentiert teils überraschende Ergebnisse.

RECHTS: Von 2000

Studienteilnehmern beharren

69 Prozent darauf:

Türklinke, Handlauf und

weitere Kontaktflächen müssen

im Gastgewerbe desinfiziert

sein. (© Hagleitner/

Scheuringer)

OBEN: Jeden Platz sollen

Kellnerinnen und Kellner vor

dem Besucherwechsel desinfizieren,

so der Anspruch

vieler Studienteilnehmer;

62 Prozent unter 2.000

Befragten bekennen sich eindeutig

dazu. (© Hagleitner/

Scheuringer)

ÜBER

HAGLEITNER

Jetzt mit Ihrer Gemeinde mitmachen!

+ Skalierbare, rasch wachsende Internetplattform

für „alte Ansichten“

+ Grafische Verortung auf Google Maps

+ Kostenlos für Endnutzer*innen

+ Intuitive Handhabung

+ Schnittstelle zu (sozialen) Medien

Mehr Infos und Anmeldung auf www.zeitenblicke.at

Insgesamt 2000 Personen zwischen 14

und 69 Jahren haben an dieser Umfrage

des Hygieneunternehmens Hagleitner

zum Tourismus teilgenommen, je zur

Hälfte in Österreich und Deutschland.

40,5 Prozent aller Befragten sind 2021

mindestens einmal im Hotel, 78,2 Prozent

im Restaurant eingekehrt.

Kurz die Ergebnisse im Detail: 71 Prozent

aller Befragten wollen die Hotellobby und

den Gastraum gelüftet wissen. Für 69 Prozent

müssen Kontaktflächen desinfiziert

sein, etwa die Türklinke oder der Handlauf.

Vor dem Besucherwechsel sollen

Kellner*innen auch jeden Platz desinfizieren,

finden 62 Prozent der Befragten.

Frauen bedeutet Hygiene tendenziell mehr

als Männern, dies gilt sowohl im Hotel als

auch im Restaurant. 68 Prozent von ihnen

möchten die WC-Brille selbst vor Ort desinfizieren

können, bei Männern sind es

gerade mal 54 Prozent. Zu ähnlichen Resultaten

kommt die Hagleitner-Umfrage auch

bei Händedesinfektionsspendern oder bei

der Desinfektion von Geschirr, Glas und

Besteck.

Ländervergleich

Bemerkenswert auch der Ländervergleich.

Österreicher*innen pochen bloß zu 36

Prozent auf den Mund-Nasen-Schutz bei

Gästen, bei den Deutschen sind es immerhin

56 Prozent. Gewichtiger erscheint die

Maske allerdings mit Blick auf die Beschäftigten.

41 Prozent in Österreich urteilen:

Mitarbeiter*innen im Gastgewerbe sollen

eine Maske tragen. In Deutschland sind

das wiederum 64 Prozent.

Hagleitner Hygiene gibt es seit

1971, das Unternehmen ist fest

in Familienhand. Hans Georg

Hagleitner hat 1988 die Geschäfte

seines Vaters übernommen

und lenkt seither die Firma. Im

Wirtschaftsjahr 2019/2020 hat

die Hagleitner-Gruppe in Summe

136,5 Millionen Euro umgesetzt,

der Exportanteil macht knapp

50 Prozent aus. 1240 Menschen

arbeiten bei Hagleitner.

Hagleitner gestaltet Hygiene:

Reinigungs- und Desinfektionsmittel,

Kosmetik – dazu Spender,

Dosiergeräte und Apps. Der

Muttersitz befindet sich in Zell

am See, dort wird geforscht,

entwickelt und produziert. Hagleitner

wirkt an 27 Standorten

in zwölf europäischen Ländern.

In 63 Ländern weltweit sind

Erzeugnisse zudem über Partner

verfügbar.


74 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich tirol.denkt und gesund weiter

75

BILD: Mit dem Gravelbike

lässt sich Tirol perfekt

erfahren. (© Oss)

ZUM AUTOR

THOMAS PUPP

Thomas Pupp ist Gründer und Manager

des Tirol KTM Cycling Teams und war

einer der Initiatoren der Rad-WM 2018.

Gemeinsam mit Gerhard Kapeller leitet

er die Ride with passion GmbH.

Dein Rad

für alle Fälle

Cyclocross sind auf Geländetauglichkeit

getrimmte Rennräder, vor allem für

sportliche Spitzenleistungen im Highintensity-Bereich.

In Holland und Belgien zählen

Cyclocross-Rennen zu den größten Veranstaltungen.

Im Handel führten diese Räder

jedoch lange Zeit ein Dasein in der kleinen

Nische. Doch jetzt hat die Radindustrie

dem Crossrad ein schönes Facelifting

gegönnt und damit gleich einen neuen

Fahrradtypus entwickelt: das Gravelbike.

Dessen liebster Untergrund, nämlich Kies

und Schotter, wurde zum sprachlichen

Programm. Aber auch auf asphaltierten

Straßen rollt dieses smarte Allroad-Bike

perfekt nach vorne und eröffnet seinen

treuen Besitzer*innen viele neue Möglichkeiten.

Ein paar Fakten, Einund

Ausblicke

Ja, es existiert. Dieses eine Bike für alle Straßen,

Wege und Gelegenheiten. Quasi eine eierlegende

Wollmilchsau unter den Fahrrädern. Und im Grunde

war es schon immer da. Halt früher mit weniger

erotisierender Bezeichnung: Querfeldeinrad hat das

einmal geheißen und später dann, in der eingedeutschten

Version, Cyclocross.

Gravelbike. Im Kern ein Rennrad, immer

mit Dropbar, also gebogenem Lenker,

aber für das Gelände adaptiert. Gravelbikes

sorgen neben den E-Bikes für gute

Stimmung in der Radindustrie. Aber auch

das immer dichtere Verkehrsaufkommen

auf den Straßen beschert den Gravelbikes

global einen großen Boom. Groß ist

die Nachfrage, groß sind die neuen Freiheiten:

im Wald, auf der Straße und für

ausgedehnte Touren mit leichtem Gepäck

( siehe Radreisen, Tourismus).

Reifen. Modifizierte Rahmengeometrien

und Scheibenbremsen erlauben am

Gravelbike Reifenbreiten, die vor wenigen

Jahren mit herkömmlichen Felgenbremsen

nicht möglich waren. Jetzt rollen

Gravelbikes auf Pneus mit im Schnitt

40 Millimetern und mehr. Bei den Reifenprofilen

gibt es eine große Auswahl für

vielseitiges Vergnügen in der Natur und

auf asphaltierten Straßen.

Schotterpisten. Mit dem Tiroler Mountainbikemodell

hat das Land Tirol eine

gescheite Grundlage für das Fahren

abseits der Straßen geschaffen, und

damit auch für das Graveln. Zwar klettern

gut Trainierte mit dem Gravelbike auch

hoch hinauf zu den Almen, doch liegt das

bevorzugte Terrain eher im kupierten und

welligen Gelände, von dem zwischen dem

Arlberg und dem Kufsteiner Alpenvorland

sowie in praktisch allen Seitentälern

genügend vorhanden ist ( siehe Tourismus,

Radreisen).

Übersetzung. Die breite Auswahl erleichtert

die Ausfahrten in jedem Gelände.

Hinten gibt es Ritzel mit neun und bis zu

50 Zähnen, und vorne hat man die Wahl

zwischen einem oder zwei Kettenblättern.

Diese Kombinationen ermöglichen

Entfaltungen im Gelände, die bis vor wenigen

Jahren ausschließlich Mountainbikes

vorbehalten waren. Das Gravelbike ist

optimal für steile Passagen, bringt aber

auch einem schnellen Stiefel im Flachen

genügend Punch auf das Pedal.

Stahl. War einmal der einzige und wahre

Werkstoff für Fahrradrahmen. Europäische

Manufakturen wie Reynolds in Birmingham

oder Columbus in Mailand erlangten

mit ihren Erfolgen im Radsport Weltruhm.

Dann kam Aluminium. Und dann Karbon.

Alles wurde dem Gewicht und der Steifigkeit

untergeordnet. Doch Gravel verleiht

nun dem guten Stahl in kleinen Nischen

eine blühende Renaissance. Ganz dem

Leitspruch folgend: Steel is real!

Tourismus. In den Vereinigten Staaten

gehen Gravelbikes richtig durch die

BILD: Kultige Strecken beim „Gravel

Innsbruck“. (© Oss)

Decke und sind dort das am schnellsten

wachsenden Segment der Radindustrie.

Aber auch in Europa ist das Trendbike

längst und richtig angekommen. In Italien,

in dieser Wiege der Radkultur und des

Radsports, ist das Gravelbike derzeit die

Nummer eins am aktuellen Radtrendbarometer.

Es herrscht ein richtiger Boom,

der auch neue Möglichkeiten des Radfahrens

und auch neue Chancen für den

Tourismus eröffnet ( siehe Radreisen,

Brenner).

Radreisen. Neudeutsch „Bikepacking“.

Eine Reminiszenz an die große Randonneur-Kultur.

Auf ausgedehnten Reisen

die Welt mit dem Rad entdecken. Wer

aufmerksam in Tirol und darüber hinaus

unterwegs ist, dem fallen sie auf, die

Reisenden auf ihren Gravelbikes und mit

leichtem Gepäck. Höchste Philosophie:

sich mit wenig auf den Weg machen. Und

mit dem besten ökologischen Fußabdruck.

Eine Chance für viele Beherbergungsunternehmen

in den Tiroler Gemeinden

( siehe Tourismus, Brenner).

Brenner. Tor zum Süden. Espresso.

Dolce Vita. Und himmlische Radwege. Vor

Kurzem wurde die Verbindung zwischen

Bologna und Verona eröffnet. Sie ist Teil

der ambitionierten „Sonnen-Route“, einer

Radverbindung vom Brenner bis Sizilien.

Und was ist mit dem Abschnitt von Innsbruck

bis zum Brenner? Nichts. Wenn das

Land eine Brennerautobahn bauen konnte,

Tirol KTM Cycling Team

Seit 2007. Zählt international zu den

erfolgreichsten Talenteschmieden im

U23-Radsport.

Ride with passion GmbH

Leitet die operativen Geschicke des

Teams, führt einen Shop, organisiert Veranstaltungen

wie das „Gravel Innsbruck“

und versteht sich als meinungsbildende

Plattform für die Welt des Rads. Die Gem-

dann wird es wohl auch eine Brennerradbahn

zu Wege bringen. Los geht’s, nur

Mut! ( Siehe Radreisen, Tourismus)

Gravel Innsbruck. Kultig seit 2014 und

immer im September. Kein Rennen, sondern

ein sympathischer Treffpunkt für

alle Freund*innen der velozipeden Fortbewegung.

Mit dem Rennrad, Gravel- oder

Mountainbike. Neben den schönsten kleinen

Wegen begeistern vor allem die vielen

kultigen Streckenabschnitte: der steile

Anstieg unter der Europabrücke, der Ritt

durch den Igler Eiskanal, die Einfahrt in

das Bergiselstadion und die vertikale Kletterei

in der Höttinger Höll, dem „Highway

to Höll“ ( siehe Tourismus).

Freude. Worum geht es beim Radfahren?

Im Grunde um nichts anderes als im täglichen

Leben: Freude. Unabhängigkeit. Und

Freiheit. Diese neuen Allroadbikes sind

dafür das beste „Lebensmittel“. Und Tirol

kann dazu die besten Zutaten liefern: tolle

Landschaften, viele „legale“ Wegstrecken

und gute Einkehrmöglichkeiten.

BILD: Steel is real. Stahlrahmen

feiern bei Gravelbikes ein stylisches

Comeback. (© Oss)

Nova hält an der GmbH eine strategische

Beteiligung.

Der „Ride with passion“-Podcast

Die Welt und das Leben aus der Perspektive

des Rennradlenkers. Zum Reinhören

hier: www.ridewithpassion.tirol/podcast/

ride-with-passion

Die Veranstaltung

Gravel Innsbruck, www.gravelinnsbruck.com


76 tirol.schmeckts

tirol.schmeckts

77

ZUR AUTORIN

ANGELIKA

RAFETZEDER, MA

Angelika Rafetzeder koordiniert

Projekte im Bereich Marketing

und Kommunikation. Als leidenschaftliche

Köchin kocht und

isst sie sich nebenbei gerne

durch die Länder dieser Welt.

Kontakt:

a.rafetzeder@gemnova.at

eine Garnele

er0bert die Alpen

Das kommt mir jetzt nicht mehr in die Tüte, äh,

was rede ich, ins Sackl natürlich! Etwas wehmütig –

ich wollte doch asiatischen Mangosalat mit Garnelen

kochen – gehe ich am Tiefkühlregal vorbei und lasse

die Tiefkühlgarnelen aus Vietnam liegen.

Vielleicht ging es dir, liebe Leserin, lieber Leser,

ja in letzter Zeit genauso?

„Seaspiracy“ – das schmutzige Geschäft

mit unseren Meeren und die Zerstörung

von allem, was darin schwimmt. Diese Netflix-Dokumentation

sollte meinen Fischkonsum

für wohl immer infrage stellen und

war Anstoß dafür, mich näher mit diesem

Thema zu beschäftigen. Salzwasserfische

und Meeresfrüchte, obwohl eigentlich

gesund, sind mit den heutigen Fang- und

Produktionsmethoden faktisch nicht mehr

mit gutem Gewissen konsumierbar. Nachhaltig

– nein! Klimafreundlich – Fehlanzeige.

Regional – auf gar keinen Fall! Und so

rückte für mich als Konsumentin der asiatische

Mangosalat mit Garnelen in weite

Ferne … doch Stopp! Ich möchte die Hoffnung

noch nicht ganz aufgeben.

BILD: Seit 2014

züchten Daniel Flock und

Markus Schreiner in Hall

in Tirol White-Tiger-

Garnelen. (© Alpengarnelen)

Alles fing mit einem Aquarium an

Denn im Jahr 2014 verirrte sich doch tatsächlich

eine Garnele nach Hall in Tirol.

Okay, zugegeben, die Garnele würde sich

im Binnenland Österreich etwas schwertun,

eigenständig ins schöne Tirol zu reisen.

Da brauchte es schon ein paar Helferlein,

die die Garnele nach Tirol brachten

und zur „Alpengarnele“ machten. Daniel

Flock und Markus Schreiner nämlich. Seit

sieben Jahren züchten sie 574 Meter über

dem Meeresspiegel White-Tiger-Garnelen

und schaffen mittlerweile eine Produktionsmenge

von zehn Tonnen im Jahr. „Mein

Interesse an Fischen und Meerestieren

hat eigentlich in meiner Jugend mit einem

Aquarium angefangen“, erzählt Daniel

Flock, einer der beiden Gründer. Einige Jahre

später hatte Daniel dann aufgrund einer

Dokumentation über die Garnelenindustrie

eine zündende Idee. Mit seinem Cousin

Markus fand er sofort einen Verbündeten,

und die ersten Schritte in Richtung heimische

Garnelenzucht wurden gemacht.

Lust bek0mmen?

HIER KANN MAN ALPENGARNELEN KAUFEN:

Vom Lehrling zum Meister

Was folgte, war eine steile Lernkurve für

die beiden Gründer – sie holten sich ihr

Wissen bei internationalen Spezialist*innen

und bauten mit ihrem eigenen technischen

Know-how eine Zuchtanlage. Nach

einem intensiven Entwicklungsprozess

konnten die beiden technikaffinen Entrepreneure

schnell überzeugen – mit einem

makellosen Produkt und einer nachhaltigen

Produktion, die auf Kreislaufwirtschaft ausgelegt

ist. Mittlerweile sind sie selbst die

Spezialisten und werden wöchentlich von

Interessent*innen kontaktiert, die ebenso

in das Geschäft einsteigen wollen. Von der

Konkurrenz bedroht fühlt sich Daniel Flock

allerdings nicht: „Viele sehen nur den Kilopreis

und wissen aber nicht, wie viel Arbeit

tatsächlich dahintersteckt.“ Ein großer Vorteil

für die beiden war jedenfalls ihr technisches

Verständnis. Ohne dieses hätte das

Projekt kaum verwirklicht werden können.

So haben sie zum Beispiel ein ausgeklügeltes

Kreislaufsystem zur Aufbereitung des

Wassers entwickelt, bei dem faktisch kein

Abwasser entsteht.

White-Tiger-Garnelen für die Spitzengastronomie

Ein Sprung ins Jahr 2021: Das Top-Produkt

mit Sushi-Qualität ist in die Spitzenküchen

des Landes eingezogen. Sushi-Qualität

bedeutet, dass man die Garnelen getrost

roh verzehren kann. Daniel Flock isst sie

am liebsten kurz angegrillt und mit einer

Zitrone beträufelt. Dass die Garnelen mit

ihrer hohen Qualität nicht nur die Tiroler*innen

überzeugen, ist kein Wunder –

sogar ein paar einzelne Bestellungen aus

Norwegen und Spanien wurden schon entgegengenommen.

Die Hauptabnehmer*innen

befinden sich natürlich in Österreich.

Vor allem um die Weihnachtszeit sind die

Garnelen bei den Kund*innen sehr beliebt.

Trotz des gut gehenden Geschäfts und

der damit verbundenen Arbeit haben

Daniel und Markus schon eine Vision für

die Zukunft. Dann sollen auch Salzwasserfische

in Hall in Tirol gezüchtet werden.

Somit steht vielleicht in einigen Jahren

auch ein regionaler Red Snapper auf der

Speisekarte. Ich mache mich schon mal

auf die Suche nach einem Rezept …

• Ab Hof (immer freitags von 14 bis 18 Uhr in Hall in Tirol)

• Im Online-Shop www.alpengarnelen.at

• Im ausgewählten Handel (u. a. im Fruchthof Innsbruck oder Interspar)

• Über die „Bauernkiste“

Rezept: SPAGHeTTI,

ALPeNGARNeLeN, PISTAZIeN

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ZUTATEN (FÜR 4 PERSONEN):

- 500 g Spaghetti

- 250 g Alpengarnelen

- 125 ml Noilly Prat od. Weißwein

- 2 Schalotten, fein gehackt

- 100 g Butter

- 80 g Pistazien, ungesalzen

- 1 Prise Salz und Pfeffer

- 2 EL Olivenöl

Pro Person 1 Garnele als Deko beiseite

geben.

Pistazien anmörsern, trocken in

einer Pfanne anrösten.

Die Alpengarnelen schälen.

Die Schalen in Olivenöl kurz

durchrösten, mit Noilly Prat oder

Weißwein ablöschen und abseihen.

Die Butter schmelzen, obigen

Sud zugeben und mit etwas Salz

und Pfeffer würzen. Die sehr fein

gehackten Schalotten kurz darin

schwenken, die Pistazien einrühren.

Die Garnelen im Olivenöl-Buttergemisch

kurz anbraten (ganz

fangfrische Garnelen könnte man

sogar ohne Anbraten roh verwenden).

Spaghetti garen, abgießen und

etwas Nudelwasser beiseite

geben. Die Spaghetti in der heißen

Pfanne mit den Pistazien mischen

und die Alpengarnelen einrühren.

Bei Bedarf etwas Nudelwasser

zugeben und die Spaghetti in der

Sauce emulgieren.

Anrichten und mit einer Garnele

garnieren.


78 tirol.traditionell

tirol.traditionell 79

Wolle aus dem

Villgratental als ökologischer

Dämmstoff

Seit Menschengedenken liefern Schafe

ein wichtiges Produkt für den

Menschen: die Schurwolle. Aufgrund

ihrer vielfältigen und hervorragenden

Eigenschaften wird Wolle seit Jahrtausenden

zum Herstellen für Kleidung

genutzt und dient als Dämmmaterial.

Josef Schett stammt aus einer Bergbauernfamilie,

die über viele Generationen

hinweg traditionelle Milchwirtschaft

betrieb. Bedingt durch die topografischen

Gegebenheiten des Villgratentals, das

für eine Milchwirtschaft im größeren Stil

ungeeignet ist, war der Hof zu klein. Er

reichte auf längere Sicht nicht aus, eine

wirtschaftliche Basis zu schaffen. Als der

Villgrater 1985 den elterlichen Hof übernahm,

stellte er den Betrieb auf Schafzucht

um. Schon als Bub hatte er eine

kleine Schafherde, durch die er eine intensive

Beziehung zu den Tieren aufbauen

konnte. Er vergrößerte den Betrieb durch

den Zukauf von Almen und baute eine

kleine Metzgerei. Anfänglich konzentrierte

er sich auf den Verkauf von Lammfleisch

und anderen Schafprodukten. Schnell

merkte Josef Schett, dass so auch viel

Wolle anfiel. Er überlegte sich, was man

daraus machen kann, nahm Kontakt zur

Universität Innsbruck auf und ließ eine

Studie zu den Marktchancen von Schafwolle

als Dämmmaterial erstellen.

Natürlicher Baustoff mit vielen Vorzügen

Die Untersuchung ergab: Schafwolle hat

großes Potenzial in Sachen Dämmstoff,

allerdings gab es Mitte der 1980er-Jahre

in Österreich keine Möglichkeit, Wolle

entsprechend zu verarbeiten. Der umtriebige

Bauer beschloss daraufhin, die Sache

selbst in die Hand zu nehmen. Er kaufte

eine über 200 Jahre alte Wollkatatsche,

mit der er experimentierte.

Schafwolle kann

bis zu einem Drittel

ihres Eigengewichts an

Feuchtigkeit aufnehmen,

ist feuchtigkeits- und

temperaturausgleichend,

kann nicht schimmeln und

ist verrottungsresistent.

OBEN: Rebecca und Josef Schett

prüfen die Qualität und Verarbeitungsmöglichkeiten

der Schafschurwolle. (© Villgrater Natur

Produkte/Innervillgraten)

Schafwolle

hat einen

hohen

Wärmedämmwert

und eine

positive Auswirkung

auf

das

Raumklima.

OBEN: Filze aus

Schafschurwolle sind

hervorragend als Trittschallschutz

geeignet

und sorgen zusätzlich für

ein gutes Raumklima.

(© Villgrater Natur Produkte/Innervillgraten)

Seine ersten vielversprechenden Versuchsprodukte

schickte er schließlich

zur Eidgenössischen Material- und Forschungsanstalt

(Empa) in St. Gallen/

Schweiz zur Prüfung der bauphysikalischen

Eigenschaften seiner Wolle. Das

Ergebnis: Schafwolle hat einen hohen

Wärmedämmwert, eine positive Auswirkung

auf das Raumklima, brennt erst ab

560 Grad und das ohne den Zusatz von

brandhemmenden Stoffen, absorbiert

Schadstoffe, kann bis zu einem Drittel

ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen,

ist feuchtigkeits- und temperaturausgleichend,

kann nicht schimmeln,

ist verrottungsresistent, und auch Ungeziefer

ist kein Thema. Mit diesem positiven

Resultat reichte der Osttiroler ein

Ansuchen auf die bautechnische Zulassung

ein und bekam die alles entscheidende

europäische technische Bauzulassung.

Außerdem entschloss sich Josef

Schett, den Betrieb erneut zu vergrößern.

Er kaufte einen Grund und errichtete in

den Jahren 1989 und 1990 ein Betriebsgebäude

inklusive Maschinenpark, in dem

Villgrater Natur Produkte noch heute ist

und produziert. „In den darauffolgenden

Jahren wurden Produkte aus Wolle entwickelt

wie Dämmstoffe und Trittschallfilze,

für die wir 1993 das Baubiologie- und

Ökogütesiegel erhielten. Dadurch konnten

wir den Markt aufbauen, der Anfang der

1990er erst erschlossen werden musste

– mit allem, was dazu gehört“, erinnert

sich Rebecca Schett, Josef Schetts Tochter,

die den Betrieb heute mitführt. Es galt

also, Vertriebspartner und Abnehmer zu

finden. Schließlich nahm einer der größten

österreichischen Baustoffhändler die

Dämmstoffprodukte aus Innervillgraten in

sein Sortiment auf. Dieses Unternehmen

war auch das erste, das eine umfangreiche

Informationsbroschüre über natürliche

Baudämmstoffe veröffentlichte. Heute

liefert das Villgrater Unternehmen Naturprodukte

an Abnehmer in ganz Europa

und vermehrt auch in Osteuropa.

Wolle für die Dämmung von Schulen

und Kindergärten

„Die Nachfrage steigt stetig. Um den

Bedarf zu decken, kaufen wir neben der

Wolle aus Osttirol auch aus ganz Österreich,

Südtirol, der Schweiz und Bayern

zu. Bei uns wird sie verarbeitet und geht

dann in die ‚Welt‘ hinaus. Durch die enge

Zusammenarbeit mit den regionalen

Schafzuchtverbänden haben wir keine

Lieferengpässe“, sagt Rebecca Schett.

Inzwischen findet die Wolle aus dem Villgratental

auch Verwendung beim Bau

von Kindergärten, Schulen und Turnhallen.

Angefragt werden die Dämmstoffe,

Winddichtungen, Geh- und Trittschalldämmfilze

von Architekten, Ausschreibungsteams,

Bauunternehmen und Bauherren

– öffentlich wie privat. So hat ein

Turnhallenbauer über Jahre Wolle nur für

die Geh- und Trittschalldämmung in den

Turnsälen verwendet. Die Vorteile des

Naturmaterials haben ihn schließlich so

überzeugt, dass er Schafwolle heute auch

für die Isolierung der Wände verwendet.

Schafwolle ist eine ökologische

Alternative

Mit wachsendem ökologischen Bewusstsein

steigt auch das Interesse an alternativen

Baustoffen. Zu den vielen Vorzügen

beim Bauen mit Produkten aus Schafwolle

kommt noch hinzu, dass sie kein Sondermüll

ist – sie kann wiederverwertet oder

problemlos kompostiert werden. „Wirtschaftlich

gesehen lohnt sich auch ein

rechnerischer Vergleich. Dabei sollte nicht

das reine Produkt im Mittelpunkt stehen.

Es müssten auch viele andere Faktoren

berücksichtigt werden, auf die es beim

Bauen ankommt. Die Gesamtsumme ist

entscheidend. Daher sind Dämmstoffe

aus Schafwolle neben den natürlichen

positiven Eigenschaften des Grundstoffs

auch rechnerisch eine Alternative“, betont

Rebecca Schett.

ZUM AUTOR

JAN SCHÄFER

Jan Schäfer ist Experte für Marketing

und Kommunikation. Er war maßgeblich

bei der Entstehung des GemNova-Buches

„Wir alle sind Gemeinde“ beteiligt

und unterstützt seit 2020 die GemNova

als Gemeindebetreuer in Osttirol.

Kontakt: j.schaefer@gemnova.at


80 tirol.denkt weiter

tirol.denkt weiter 81

experimentierfreudiger

Osttir0ler Bauer

steht auf Hanf

AUTOR

JAN SCHÄFER

Die Milchwirtschaft hat in Osttirol wie überall in Tirol eine

lange Tradition. Sie prägte und prägt Leute und Landschaften.

Doch Milchwirtschaft ist arbeitsintensiv und bringt

vielen Bauern schon lange nicht mehr genug ein, um kostendeckend

zu wirtschaften – geschweige denn Erträge zu

erzielen. In dieser Situation befand sich auch der Osttiroler

Bauer Michael Halbfurter. Er suchte nach Alternativen.

Wenn er sich mit „Michael Halbfurter, Hanfbauer

aus Stribach“ vorstellt, dann führt das

oft zu Erheiterung. Tatsächlich strahlt er

ständig gute Laune aus. Aber in seinem Fall

ist es das Wort „Hanf“, das im Zusammenhang

mit der Berufsbezeichnung „Bauer“

Gelächter auslöst. Was für viele zunächst

wie ein Scherz klingt, ist für Michael Halbfurter

und seine vierköpfige Familie Teil des

Broterwerbs. Der Osttiroler wuchs gemeinsam

mit fünf Geschwistern in einer typischen

Bauernfamilie auf. Dass er seinem

Vater in den Betrieb folgt, stand für ihn

außer Frage. Schon während der Schulzeit

versorgte Mike, wie er auch genannt

wird, die auf dem Bauernhof lebenden Tiere,

wenn sein Vater alle zwei Jahre zur Kur

ging. In diesen Wochen wurde ihm zum ersten

Mal bewusst, wie wichtig die ständige

Versorgung der Tiere von früh bis spät ist.

Hauptsache der Deckungsbeitrag passt

In der Schule lernte Mike die betriebswirtschaftlichen

Aspekte des Bauernberufs

kennen. In Erinnerung blieb ihm, dass man

aus den Tieren so viel wie möglich „herausholen“

sollte, damit der Deckungsbeitrag

passt. Michael Halbfurter steckte sich nach

der Hofübernahme also Ziele wie beispielsweise

dieses: gesunde, ertragreiche Kühe,

die bis zu 10.000 Liter Milch pro Jahr produzieren.

Das erreichte er auch. Aber irgendwann

merkte der Osttiroler, dass am Ende

trotz der harten Arbeit nichts übrigblieb.

Seine Frau Karin, die aus Lienz stammt

und erst, nachdem sie Mike kennengelernt

hatte, in die Landwirtschaft hineinwuchs,

reflektierte von Zeit zu Zeit ihre Tätigkeit.

„Einmal fragte sie: ‚Eine Kuh trägt wie ein

Mensch neun Monate ihr Kalb aus. Beim

Menschen legt man das Neugeborene

DER EXPERIMENTIER-

FREUDIGE BAUER

MICHAEL HALBFURTER

gleich zur Mutter, und bei der Kuh trennt

man das Kalb gleich von ihr. Sie hat nicht

mal Zeit, es zu beschnuppern. Muss das

so sein?‘“, erzählt Mike. Wieder fing er an

nachzudenken.

Mit den Kindern verstärkte sich das Hinund

Herschieben von Gedanken. „Die Arbeit

wurde nicht weniger, obwohl alles vom Melken

bis zur Abholung optimiert und automatisiert

war. Besonders das Melken stand

stets im Mittelpunkt – wurscht ob man ein

Bier mit dem Nachbarn trinken wollte oder

ob gerade Feiertag war. Für die Kinder ist

man Vorbild, und ich wollte nicht, dass sie

den Eindruck bekommen, das Leben bestünde

nur aus Arbeit. Das Leben hat so viel

mehr zu bieten. Aber das galt nicht nur für

die Kinder. Auch meine Frau und ich kamen

immer mehr zu dieser Einsicht“, erinnert

UNTEN: Seit der

Umstellung von Milchwirtschaft

auf Hanfanbau

haben Karin und

Michael mehr Zeit für die

Familie und neue Ziele.

(© Martin Lugger)

LINKS: Biobauer

Michael Halbfurter

inmitten seiner Hanfpflanzen

kurz vor

der Ernte. (© Martin

Lugger)

Hanf ist ein

Lebensmittel,

das abs0lut

jeder vertra-

gen kann.

sich der Biobauer. Mike stellte über die

Jahre fest, dass er immer mehr die Freude

an dem verlor, was er täglich tat. Das

Arbeitspensum war nicht mehr zu schaffen.

Es musste sich etwas ändern. Aber der

Prozess dauerte zwei Jahre, bis er zu dieser

Einsicht kam. Eine Alternative musste

gefunden werden.

Hanf war Herausforderung und Experiment

zugleich

Wie so oft im Leben der Halbfurters war

es der Zufall, der sie zu einem Vortrag über

Hanf und dessen Möglichkeiten führte. Die

Pflanze weckte das Interesse des Bauern,

er begann, sich mit Hanf auseinanderzusetzen.

Schließlich besorgte er sich Samen

und brachte diese auf einem halben Hektar

aus. Mike experimentierte im Anbau, mit

der Ernte und mit der Veredelung. Schnell

merkte er, Hanf braucht Fläche. Das war

der Moment, in dem die Entscheidung

fiel, die Milchwirtschaft einzustellen. Das

Land, das man nur für die Futterversorgung

benötigt hatte, wurde frei, jetzt konnte

er den Hanfanbau richtig angehen und

Erfahrungen sammeln. „Ich besorgte mir

eine gebrauchte Erntemaschine, die ich

laufend reparieren musste. Einige meiner

Bauernkollegen schüttelten nur den Kopf

und meinten: ‚Mike, wenn du keine Milch

mehr produzierst, bist du doch kein Bauer

mehr!‘ Aber ich bekam auch Zuspruch

gerade von den Jungbauern, die den Schritt

zum Hanfbauern als mutig bezeichneten“,

erinnert sich Michael Halbfurter.

Hanf lässt sich eben nicht nur als Tabak

anbauen. Neben vielen anderen Dingen

kann man aus der vielseitigen Pflanze auch

Lebensmittel wie Öl, Müsli, Tee oder Joghurt

herstellen. „Durch unseren Hofladen haben

wir gemerkt, wie viele Menschen Probleme

mit Kuhmilch haben. Hanf ist jedoch

ein Lebensmittel, das absolut jeder vertragen

kann“, schiebt Ehefrau Karin ein. Und

Hanf kann noch mehr. Die Fasern können

als Dämmstoff beim Bau verwendet werden

und finden Anwendung in der Bekleidungsoder

Werkstoffindustrie. Ein Sportartikelund

ein Kunststoffhersteller haben bereits

bei den Halbfurters angefragt. Hanf ist nicht

nur eine universelle Pflanze, sie lockert auch

den Boden auf und hält Unkraut fern. Und

was Mike und seiner Familie besonders

wichtig ist: Mit dem Hanf kam auch wieder

die Freude an der Arbeit zurück. Jetzt ist

auch Zeit, sich neuen Herausforderungen

zu widmen oder einfach mal Dinge zu tun,

zu denen er und seine Familie Lust haben.

Auch finanziell rechnet sich diese Alternative

zur Milchwirtschaft.

Wenn Freude und Zufriedenheit zurückkehren

Und Mike hat weitere Pläne mit dem Hanf.

Als Nächstes möchte er die Pflanze als

Futtermittel für Vieh ausprobieren. Sie ist

nicht nur gesund, sie wirkt zudem entzündungshemmend.

Ihre positiven Eigenschaften

sind beim Menschen schließlich schon

bekannt. „Wir haben einiges mit und durch

den Hanf gelernt. Vieles haben wir einfach

probiert. So bauen wir inzwischen Senf,

Leinsamen und jetzt auch zum ersten Mal

Linsen an. Nichts ist geplant. Es kommt

halt so, wie es kommt. Tiere haben wir

natürlich auch noch, aber nicht mehr mit

dem Druck wie zuvor. Als der Leinsamen in

voller Blüte stand, zog das Blau der Blüten

die Menschen an. Es ist schon eine Freude,

das zu sehen – solche Momente sind mit

Geld nicht zu bezahlen! Etwas auf diese

Weise für die Erde, den Menschen und die

Umwelt zu tun, macht uns stolz, Bauern zu

sein“, sagt der Osttiroler mit einem zufriedenen

Gesichtsausdruck.

LINKS: Eines

der Produkte, die man

aus Hanf herstellen

kann: gesundes Hanföl.

(© Martin Lugger)


82 tirol.denkt weiter tirol.denkt weiter 83

Wenn Marion Reichart zu sprechen beginnt, hört sie so

schnell nicht wieder auf. Zum einen, weil sie wirklich viel

zu erzählen hat. Zum anderen, weil sie brennt, ihr Herz

voll ist, sie überzeugen, uns alle aufrütteln will. Ihre Vision:

ein möglichst plastikmüllfreies Leben.

Jedes Leben hat Brüche, tiefe Einschnitte.

Dann stellt sich die Frage, in welche

Richtung man weitergeht. Ob man den

Mut hat, Altes hinter sich zu lassen, ins

Unbekannte, Ungewisse, völlig Neue aufzubrechen.

Marion Reichart, die knapp

43-jährige Vorarlbergerin aus Feldkirch,

kennt diese Weggabelungen zur Genüge.

Öfter als andere wohl stand sie vor Kreuzungen

und durfte, musste neue Wege

einschlagen. Bereut hat sie ihre Richtungsänderungen

bis heute nicht.

Der Ökopionier

Franz Reichart war ein Pionier, ein Ökopionier.

Die Siebzigerjahre des vorigen

Jahrhunderts waren die Zeit starken wirtschaftlichen

Wachstums, Bruno Kreisky

leitete viele Reformen ein, vor allem im

Bildungsbereich, Umweltschutz indes hatte

keinen besonderen Stellenwert. Doch

schon damals begann Franz Reichart, der

Vater von Marion, im Keller zu tüfteln und

zu experimentieren. „Papa konnte nicht verstehen,

warum es so viele verschiedene

Reinigungsmittel gibt, alle in Plastikbehälter

verpackt, die quer durch das Land transportiert

werden. Seine Idee war es, eine

universelle Seife herzustellen, die man mit

Wasser verdünnt und damit sehr viel an

Plastikmüll einspart.

„‚Wenn wir nichts

machen‘, das sagte er

immer wieder, ‚dann

ersticken wir bald im

Plastikmüll.‘“

1984 dann kam es zu einer Zäsur, gleich

in mehrfacher Hinsicht. Umweltbewegte

besetzten die Hainburger Au, um letztendlich

erfolgreich gegen ein geplantes Wasserkraftwerk

zu protestieren. Die Grünen

erlebten auch dadurch ihre Geburtsstunde,

Franz Reichart zählte in Vorarlberg zu deren

Gründungsmitgliedern. Und – für unsere

Geschichte wichtig – Reichart gründete Uni

Sapon, um sein universelles Reinigungsmittel

auf den Markt zu bringen. Marion

begann damals übrigens, gerade die erste

Klasse Volksschule in Bludenz zu besuchen.

Papas Vermächtnis

Das Unternehmen entwickelte sich in den

Folgejahren gut, Partnerschaften wurden

geschlossen, die Zeit des Türklinkenputzens

in Privathäusern war langsam vorbei. Uni

Sapon und die Idee dahinter wurde bekannter,

die Umsätze wuchsen, der Gewinn stieg.

Marion machte währenddessen die Matura,

danach eine Ausbildung zur medizinischen

Masseurin, parallel dazu noch eine zur ärztlich

geprüften Aromapraktikerin. „Ich liebte

es einfach, mit ätherischen Ölen zu arbeiten,

Duftkonzepte zu entwickeln und damit

Wohlbefinden zu erzeugen. Der Gemütszustand

von uns Menschen kann damit ungemein

positiv beeinflusst werden.“ Davon ist

Marion auch heute noch überzeugt.

die visi0n:

ein möglichst

astikmüllfreies

n.

Um die Jahrtausendwende gab es für

Franz Reicharts Uni Sapon dann größere

Einschnitte, es wurde auf Lohnproduktion

für andere Unternehmen umgestellt, die

Zukunftsaussichten waren, na ja, in jeder

Hinsicht offen. Marion

ihrerseits zog Anfang

der 2000er Jahre in

die Schweiz, für Vorarlberger*innen

so nahe

wie Südtirol für Nordtiroler*innen,

und arbeitete

als Therapeutin in

einem renommierten

Grand-Hotel. Es ging ihr

gut, sie hatte ihren Weg

gefunden, gemacht.

Doch dann, plötzlich,

2005, die Krebsdiagnose

für ihren Papa. „Das

war natürlich ein Schock. Für uns alle,

besonders für Papa. Was jetzt?“ Ein Jahr

später starb Franz Reichart, sein Unternehmen

befand sich mittlerweile im Sinkflug.

Für Marion zeichnete sich bereits die

nächste Weggabelung ab.

Dornröschenschlaf

„Eigentlich wollte ich mich nach Papas Tod

als Ernährungsberaterin und Masseurin

selbstständig machen, auch, weil ich sehr

viele Zusatzausbildungen gemacht habe.

Andererseits gab es da Papas Vision für ein

umweltverträglicheres Leben, für ein Leben

ohne viel Plastikmüll. So irgendwie war das

ein Auftrag für mich.“ 2008 kam Sohn Liam

zur Welt, ein Jahr später gründete Marion

mit ihrem Mann Peter Uni Sapon neu. „Wir

wollten das Unternehmen aus dem Dornröschenschlaf

holen, neues Leben hineinbringen,

haben dafür auch massiv investiert.

Da ist ein ganzer Rattenschwanz an Kosten

auf uns zugekommen.“ Fragt man nach, so

war es in Summe ein kleiner sechsstelliger

Betrag, der damals kreditfinanziert wurde.

Viele schlaflose Nächte inklusive.

Heute, zwölf Jahre später, steht das Familienunternehmen

wieder in alter Stärke da.

Doch der Weg dahin war natürlich auch

von Brüchen, von Einschnitten gezeichnet.

„Ich bin ja wie die Jungfrau zum Kinde dazu

gekommen, das war sicher die spannendste,

die lehrreichste, mitunter auch die schwierigste

Zeit meines Lebens. Jeder einzelne

Schritt war absolutes Neuland.“ Die größte

OBEN: Peter Metzler und Marion Reichart mit dem

Energy Globe Austria, den sie 2019 für ihre ökologisch

nachhaltige Arbeit erhielten. (© Uni Sapon)

Niederlage, die schwerste Enttäuschung

in dieser Zeit war wohl die Trennung von

einem sehr engen Geschäftspartner. „Von

einem nahestehenden Menschen enttäuscht

zu werden, dem man voll vertraut,

das tut weh, sehr weh.“ Die größte Freude

indes waren und sind die vielen Auszeichnungen,

die Uni Sapon mittlerweile erhalten

hat. „Ich werte das als posthume Anerkennung

für den Mut, die Vision, die Leistungen

meines Vaters, der damals seiner Zeit einfach

weit voraus war.“ Wobei: Ökopioniere

werden auch heute noch nicht überall mit

offenen Armen empfangen.

AUTOR

REINHOLD OBLAK

Uni Sapon (das steht für universelle

Seife) ist ein Familienunternehmen

mit 15 Mitarbeiter*innen. Angeboten

werden fünf umweltverträgliche Reinigungskonzentrate

und drei Waschmittel

für den gesamten Haushalt, die

mit Wasser selbst verdünnt werden.

In dezentralen Abfüllstationen können

diese jederzeit wieder aufgefüllt

werden. Alle Behälter, alle Flaschen

werden wiederverwendet. Damit entfallen

lange Transportwege (keine

CO 2

-Emissionen), außerdem fällt kein

Plastikmüll an. Durch dieses lückenlose

Null-Müll-Konzept ist die Öko-Bilanz

ausgezeichnet. Hauptkund*innen

sind Bioläden, Reformhäuser, Drogerien

und Unverpacktläden. Als eines

der ersten Unternehmen in Tirol

verfügt auch die GemNova über eine

entsprechende Abfüllstation. Website:

www.uni-sapon.com

!


84 tirol.denkt weiter tirol. denkt weiter

85

Der Weg in die Zukunft

Fakten zur Klimakrise

Kürzlich hat der Bericht des Weltklimarats (IPCC)

wieder gezeigt, wie dringend die Menschheit gefordert ist,

die Erderhitzung zu stoppen. Sollte sie das Ziel von Paris

verfehlen – also die globale Erwärmung unter zwei Grad

gegenüber vorindustriellem Niveau zu halten, – können

die Schäden am Planeten nicht mehr rückgängig gemacht

werden. Die Vorboten sind bereits da: starke Niederschläge

und Überschwemmungen, Hitzewellen und Brände, der

Anstieg des Meeresspiegels, Klimaflucht.

ZUR AUTORIN

LISA PRAZELLER, MA

Lisa Prazeller ist seit 2016

für die Kommunikation

bei Klimabündnis Tirol

zuständig. Damit hat sie

ihre Überzeugung zum

Beruf gemacht. Sie freut

sich, dass das Klimabündnis-

Netzwerk stetig wächst.

Kontakt: tirol@klimabuendnis.at

Foto: © Klimabündnis Tirol/Reuter

RECHTS: Am Rio Negro in

Brasilien leben die Partner*innen

des globalen Klimabündnis.

(© Camila Barra/Tunui Cachoiera)

Die Botschaft der internationalen Klimawissenschaftler*innen

aus 195 Ländern ist

eindeutig: Politik und Wirtschaft müssen

jetzt die Weichen für die Zukunft stellen.

Lokal handeln …

Eine Herausforderung für Tiroler Gemeinden

und Betriebe, aber auch eine Chance.

„Die Kosten, die durch die Auswirkungen

des Klimawandels entstehen, sind um ein

Vielfaches höher, als jetzt in die richtigen

Maßnahmen zu investieren“, weiß Klimabündnis-Geschäftsführer

Andrä Stigger. Das

Klimabündnis Tirol ist ein wichtiger Partner

im lokalen Klimaschutz. Sowohl Gemeinden

als auch Betriebe, Schulen und Pfarren

erhalten vom 17-köpfigen Team Beratungen

und Tipps für die eigene Klimaagenda.

„Wir sind die erste

Generation, die den

Klimawandel spürt,

und die letzte, die

etwas dagegen tun

kann.“

Barack Obama

… global denken

80 Tiroler Gemeinden, 70 Betriebe und 47

Bildungseinrichtungen haben sich bereits

dem Klimabündnis angeschlossen. Das

Herzstück ist eine globale Partnerschaft

zwischen europäischen Kommunen und

indigenen Organisationen im Amazonas-

Gebiet Brasiliens. Durch einen jährlichen

Mitgliedsbeitrag unterstützen die Gemeinden

die Arbeit der Menschen, die sich für

den Erhalt des Regenwalds – die grüne

Lunge des Planeten – einsetzen. So konnte

bereits ein Gebiet, das anderthalbmal so

groß ist wie Österreich, als indigenes Siedlungsgebiet

langfristig geschützt werden.

1

2

3

4

5

Seit der Industrialisierung im

19. Jahrhundert ist die globale

Temperatur um ein Grad

gestiegen, in den Alpen sogar

um durchschnittlich zwei Grad.

Bis 2050 wird der größte

Gletscher Österreichs, die

Pasterze am Großglockner, fast

völlig verschwinden.

Tirol hat sich zum Ziel gesetzt,

bis 2050 energieautonom zu

sein. Durch den Ausstieg aus

fossilen Energien würde Tirol

jährlich 2 Milliarden Euro im

Land behalten.

Der Weg zur Klimabündnis-Gemeinde

REDEN:

Erstgespräch mit Klimabündnis

Tirol

ANFANGEN:

Ein KlimaCheck für das

Gemeindegebäude

VERNETZEN UND PLANEN:

Eine Klimawerkstatt mit allen

Interessierten in der Gemeinde

VERANKERN:

Die Gemeinde benennt eine*n

Klimabeauftragte*n und Klimaziele

WEITERSAGEN:

Feierlicher Klimabündnis-Beitritt

Das Beratungsangebot für Gemeinden

konnte durch die Unterstützung

des Landes Tirol ausgebaut werden.

Für die ersten drei Gemeinden ist der

Beitrittsprozess kostenlos.

w

40 Prozent aller Autofahrten

sind kürzer als fünf Kilometer.

Jede zehnte Fahrt ist kürzer als

ein Kilometer.

Täglich wird ca. ein Fußballfeld

(0,6 Hektar) an Boden in

Tirol versiegelt.

50 Prozent der CO 2

-Emissionen

in Tirol gehen auf das

Konto des motorisierten Verkehrs.

UNTEN: Das Rad als

Verkehrsmittel der Zukunft:

schnell, gesund, leise und

klimafreundlich. (© Klimabündnis

Tirol/Lechner)

So unterstützt euch

das Klimabündnis

Wie kann ich den Radverkehr in meiner

Gemeinde attraktiver machen?

Wo kann ich Büromaterial möglichst

fair und nachhaltig kaufen? Wie kann

ich Eltern-Taxis rund um die Schule

vermeiden? Und wie mache ich mein

Gemeindefest zum Green-Event?

Das Klimabündnis Tirol unterstützt

Gemeinden, Betriebe, Schulen und

Pfarren bei der Umsetzung ihrer Klimaziele.

Teil des Programms sind landesweite

Kampagnen wie die Europäische

Mobilitätswoche, um das

Bewusstsein für ein klimafreundliches

Leben in der Bevölkerung zu stärken.

Um ein Kilo Rindfleisch zu

produzieren, werden 1500

Liter Wasser benötigt. Damit

kann eine Person ein Jahr lang

duschen.

In Österreich landen jährlich

157.000 Tonnen ungebrauchte

Lebensmittel im Müll. Pro

Haushalt entspricht das einem

Wert von 400 Euro.

In Österreich arbeiten bereits

20 Prozent der landwirtschaftlichen

Betriebe biologisch.

Bio-Produkte verursachen

bis zu 50 Prozent

weniger Treibhausgase.

Die Gemnova

macht mit!

Die GemNova hat sich auf den Weg

gemacht in eine enkeltaugliche

Zukunft. Nicht nur unsere Angebote

und Dienstleistungen sollen nachhaltigen

Kriterien entsprechen, wir wollen

Klimaschutz auch in den eigenen

vier Wänden leben. Dafür haben wir

das Klimabündnis Tirol als Partner

gewonnen. Der KlimaCheck hat uns

gezeigt, wo die Potenziale für eine

nachhaltige Wirtschaftsweise liegen.

Von Energie und Mobilität über Abfall

und Beschaffung bis hin zu sozialer

Gerechtigkeit – gemeinsam werden

wir Klimabündnis-Betrieb.


86 tirol.bildet

tirol.ist schön

87

JAHRE

GHS

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FRIEDHÖFE IN TIROL

Zugegeben, bei der Rubrik tirol.istschön sind Friedhöfe

sicherlich nicht das Erste, das einem in den Sinn kommt. Sie

sind zwar Teil jeder Gemeinde, dennoch hegen viele Menschen

gemischte Gefühle, wenn es um Friedhöfe geht. In

dieser Fotostrecke betrachten wir die letzten Ruhestätten

jedoch aus einem anderen Blickwinkel, dem Blickwinkel eines

Fotografen. Und siehe da: Die schönen Seiten eines Friedhofs

zeigen sich.

BILD:

Bunte Blumen, wohin

das Auge reicht, im

Friedhof der Gemeinde

Reith bei Seefeld.

(© Michael Putzlocher)

www.ghs-wohnbau.com


88 tirol.ist schön tirol.ist schön

89

LINKS:

Der Wald der Ewigkeit in

Kundl ist ein öffentlicher

und für jeden zugänglicher

Wald und bietet

eine stimmungsvolle

Ruhestätte außerhalb

normaler Friedhöfe.

(© Michael Putzlocher)

BILD:

Friedhöfe in Tirol sind

oft Orte mit besonders

guter Sicht auf die

Berge und die umliegende

Landschaft –

so auch der Friedhof

der Gemeinde Stanz im

Bezirk Landeck.

(© Michael Putzlocher)

ZUM FOTOGRAFEN

MICHAEL PUTZLOCHER

Michael Putzlocher ist Fotograf und Digital

Creator. Sein Studium absolvierte er

an der FH MultiMediaArt in Salzburg. In

Michaels Studio in Telfs und On-Location

fertigt er ausdrucksstarke, positive und

wirkungsvolle Porträts für Menschen,

Orte und Unternehmen.

UNTEN:

Am Areal der Landesgedächtnisstätte

Tummelplatz hoch

über Amras erinnern

rund 1000 Kreuze und

Gedenkzeichen an

Gefallene in den napoleonischen

Kriegen und

den beiden Weltkriegen.

(© Michael Putzlocher)


90

tirol.ist schön

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 91

VERLÄSSLICHER WINTER-

DIENSTPARTNER FÜR GEMEINDEN:

DER MASCHINENRING

Verlässlichkeit und Sicherheit: Das sind

die wichtigsten Kriterien, wenn es darum

geht, sich für einen Dienstleister für

den Winterdienst zu entscheiden. Über

100 Tiroler Kommunen setzen in diesem

wichtigen Bereich der Daseinsvorsorge

auf die Unterstützung vom Maschinenring,

um für ihre Gemeindebürger*innen

geräumte Straßen und sichere Verkehrswege

zu schaffen.

Seit fast 25 Jahren zählt der Winterdienst

zu den zentralen Dienstleistungen, die

der Maschinenring anbietet und weiterentwickelt:

Genaueste Wetterprognosen

mit vernetzten Alarmierungsprogrammen

kommen dabei genauso zum Einsatz wie

GPS-Tracking für die detaillierte Aufzeichnung

der erledigten Arbeiten.

Eine ständige Rufbereitschaft

und die laufende Kontrolle der

zu betreuenden Verkehrsflächen

bieten größtmögliche

Sicherheit bzw. Entlastung in

den Gemeinden.

500

MITARBEITER

450

TRAKTOREN & LADER

1.400 TONNEN

STREUMITTEL-LAGERKAPAZITÄT

BILD:

Über 100 Gemeinden

setzen beim

Winterdienst auf den

Maschinenring.

(© Maschinenring)

BILD:

Efeu – ein immergrüner

Klassiker auf vielen

Friedhöfen. (© Michael

Putzlocher)

Zusätzlich bieten eine ständige Rufbereitschaft

und die laufende Kontrolle der

zu betreuenden Verkehrsflächen sowie

regelmäßige Aus- und Weiterbildungen

der eingesetzten Arbeitskräfte größtmögliche

Sicherheit für die Auftraggeber*innen

bzw. Entlastung für alle Mitarbeiter*innen

in den Gemeinden.

„Neben dem eigentlichen Räumdienst und

der Streuung haben sich mittlerweile auch

die lückenlose Dokumentation von Routen

und ausgebrachten Streumitteln zu

einem wichtigen Bestandteil unserer Winterdienstaufträge

entwickelt. Durch diese

ständigen Optimierungen der Abläufe

– von der Auftragsannahme bis zur Verrechnung

– können wir so nicht nur den

Bauhofmitarbeiter*innen, sondern ebenso

den Verwaltungskräften in den Gemeindeämtern

Entlastung bieten. Auch im Falle

von Haftungsfragen sind Kommunen durch

die Zusammenarbeit mit dem Maschinenring

auf der sicheren Seite – schließlich

übernehmen wir mit der Beauftragung

auch die rechtliche Verantwortung“, erklärt

Maschinenring-Geschäftsführer Mag. Hannes

Ziegler.

Regionale Dienstleistung, regionale

Wertschöpfung

Arbeitsplätze und Einkommen im Ort,

in der Region abzusichern, ist gerade im

ländlichen Raum eine Aufgabe, der sich

Gemeinden stellen müssen. Wer auf den

Maschinenring als Winterdienstleister

setzt, schafft regionale Wertschöpfung.

„Die Arbeit als Winterdienstleister ermöglicht

es Landwirt*innen, ein zusätzliches

Einkommen zu erwirtschaften – daheim

oder in benachbarten Gemeinden. Wer

den Maschinenring beauftragt, entscheidet

sich so nicht nur für einen sicheren

und verlässlichen Winterdienst, sondern

sorgt zusätzlich dafür, dass Wertschöpfung

und Kaufkraft in der Region bleibt“,

so Maschinenring-Geschäftsführer Hannes

Ziegler abschließend.

WWW.MASCHINENRING.TIROL


92 tirol.hat Recht tirol.hat Recht

93

Objektsicherheitsbegehung

Zuerst braucht es einen umfassenden

Überblick über vorhandene Bescheide, wie

insbesondere den Baubescheid, inklusive

sämtlicher damit verbundener Auflagen.

Eine zentrale Frage dabei ist: Entspricht

das Objekt in allen relevanten Details dem

Bescheid bzw. werden die Räume auch

noch so genutzt wie geplant? Eine Brandschutztür

beispielsweise könnte zwar zum

Errichtungszeitpunkt den Anforderungen

entsprochen haben, genügt aber den aktuellen

Vorgaben nicht mehr. Hat sich die

Nutzung geändert, können sich ebenfalls

andere Anforderungen an den Brandschutz

ergeben. In der Praxis erleben es

die Expert*innen der BIG auch oft, dass

geschlossene Brandschutztüren als lästig

empfunden und daher von Nutzer*innen

EIGENTUM

VERPFLICHTET

ZUM AUTOR

DR. WOLFGANG RAUTH

Wolfgang Rauth ist Leiter des Objekt & Facility

Managements der Bundesimmobiliengesellschaft in Tirol.

Kontakt: wolfgang.rauth@big.at

Diese Binsenweisheit hat nichts an Aktualität verloren. Unter dem

Schlagwort „Rechtssicherer Gebäudebetrieb“ unterstützt die Bundesimmobiliengesellschaft

(BIG) die Tiroler Gemeinden rund um Gebäuderelevante

Haftungsthemen. Beim Thema „Rechtssicherer Gebäudebetrieb“

geht es um die Sicherheit von Gemeindeobjekten. Sicherheit

bedeutet in diesem Zusammenhang die Erfüllung behördlicher Auflagen

sowie eine darüberhinausgehende Betrachtung des Objekts hinsichtlich

des bautechnischen Zustands mit Blick auf die aktuelle Nutzung. Was im

ersten Moment sperrig und aufwändig klingt, bringt bei strukturierter

Herangehensweise klare Vorteile.

aufgekeilt werden – damit kann der

Schutz nicht gewährleistet werden, und es

besteht die Gefahr, dass sich die Türe verzieht

und nicht mehr einwandfrei schließt.

Oder die Lagerung von Gegenständen

in Gangbereichen: Was oft als Lappalie

abgetan wird, ist im Ernstfall eine wesentliche

Gefahrenquelle, weil der Fluchtweg

eingeengt oder gar verstellt wird. Auch

Nutzungsänderungen können in Zusammenhang

mit den Fluchtwegen zu Problemen

führen. Werden zum Beispiel Nebenräume

in einer Schule zu Klassenzimmern

umfunktioniert, führt das dazu, dass sich

mehr Menschen im Objekt aufhalten. In

diesem Fall reichen die Fluchtwegsbreiten

der Gänge und Türen nicht mehr aus, und

es müssen möglicherweise zusätzliche

Fluchtwege geschaffen werden.

„Wir empfehlen, diese Themen unbedingt

ernst zu nehmen. Wer hier frei nach dem

Motto, ‚solange nichts passiert, geht es

mich nichts an‘, vorgeht, kann schnell

Bekanntschaft mit der Staatsanwaltschaft

machen“, erklärt Wolfgang Rauth,

Teamleiter des Objekt & Facility Management

Tirol der BIG. „Wesentlich zielführender

ist eine Gebäudebegehung mit offenen

Augen und Hausverstand, verbunden

mit einer genauen Dokumentation der

vorgefundenen Zustände.“ Sollte dabei

Handlungsbedarf erkannt werden, erfolgt

eine Beschreibung der geplanten Mängelbehebung

und eine Einschätzung des

Zeithorizonts dafür. Eine Prioritätenliste

hilft dabei, entsprechend strukturiert vorzugehen.

Die Fachleute der BIG lehnen sich deshalb

an die Struktur der ÖNORM B 1301 an, die

Objektsicherheitsbegehung wird in elektronischer

Form dokumentiert inklusive

Mängelbeschreibungen und dazugehöriger

Fotos.

Zustandserfassung und -analyse (ZEA)

Hand aufs Herz – wie gut wissen Sie über

den aktuellen Zustand Ihrer Immobilien

Bescheid? Welche gezielten Baumaßnahmen

sind notwendig, um Ihre Gebäude in

einem guten Zustand zu erhalten oder

gar zu verbessern? Und vor allem: Wie

viel wird das kosten?

Diese und ähnliche Fragen stellen sich

wohl viele Tiroler Bürgermeister*innen.

Wer es genau wissen will, hat mit der

Zustandserfassung und -analyse der BIG

das richtige Werkzeug. Damit wird aufgezeigt,

wie viel Geld in den kommenden

Jahren für welche Baumaßnahmen im

Budget vorgesehen werden muss, wenn

man nicht Gefahr laufen will, irgendwann

vor einem unfinanzierbaren Problem zu

stehen.

SICHERHEITSBEGEHUNGEN

OBJEKTSTAMMDATEN

ZUSTANDSERFASSUNG & -ANALYSE

TECHNISCHE

HAUSVERWALTUNG

Mithilfe der innovativen Software AiBA-

TROS® wird eine systematische Analyse

des Gebäudezustands durchgeführt und

auf Basis zentraler geometrischer Kerngrößen

ein anschaulicher Überblick über

den Zustand einzelner Bauteile geliefert.

Daraus wird eine übersichtliche Zusammenstellung

von Maßnahmenpaketen

für die Erhaltung oder Verbesserung des

Gebäudezustands generiert. Durch den

Abgleich mit einer Datenbank wird eine

fundierte Grobkostenschätzung erstellt. In

dieser Datenbank sind tatsächlich abgerechnete

Baukosten aus der Betreuung

von weit über 100 Millionen Quadratmeter

Immobilienfläche hinterlegt. So erhalten

Sie eine objektivierte Grundlage für die

Entscheidung in Ihrer Gemeinde.

Auf Wunsch übernehmen wir gerne auch

die gesamte Koordination der Planung

und Umsetzung von Instandhaltungsund

Instandsetzungsmaßnahmen. Die

Ausschreibung von Leistung entspricht

KAUFMÄNNISCHE HAUSVERWALTUNG

PROJEKTMANAGEMENT

KOORDINATION

EXTERNER DIENSTLEISTER

INSTAND-

HALTUNGSPLANUNG

zu 100 Prozent dem Bundesvergabegesetz,

zum Projektmanagement gehören

natürlich auch die Abnahme der Leistungen,

die Freigabe von Abrechnungen und

die Übergabe in die Nutzung.

ALLES

AUS

EINER

HAND

Für viele Tiroler Gemeinden

ist ein fachgerechtes

und gesetzeskonformes

Gebäudemanagement

aufgrund der ohnehin

schon vielfältigen Aufgaben

herausfordernd. Aus

diesem Grund bieten die

Bundesimmobiliengesellschaft

und die GemNova

Facility Management,

Service und Wartung für

Gemeindeimmobilien an.

Bei Interesse steht

Ihnen Mag. Nikolaus

Kraak (n.kraak@gemnova.at)

für Anfragen

zur Verfügung.


94 tirol.hat Recht

tirol.hat Recht 95

DIE grüne Vergabe IN

DER BAUWIRTSCHAFT

ZU DEN AUTOREN

RA DR. STEPHAN HEID

Partner bei Heid & Partner Rechtsanwälte,

Spezialgebiete: Vergabe

von komplexen Infrastruktur- und

Bauprojekten, Gesundheits- und

Mobilitätsbereich, Digitalisierung und

Green Procurement. Herausgeber des

„Kommentar BVergG 2018“, „Handbuch

Vergaberecht“ und RPA.

RA MAG. BERTHOLD

HOFBAUER

Partner bei Heid & Partner Rechtsanwälte,

Spezialgebiete: Vergaberecht,

Nachhaltigkeitsrecht, Green Public

Procurement und Vergabe-Compliance.

Mitherausgeber des „Kommentar

BVergG 2018“ und der „Zeitschrift für

Nachhaltigkeitsrecht“ (NR).

Mit § 20 Abs 5 BVergG 2018 und der

Verankerung der „Umweltgerecht -

heit“ als allgemeinen Vergabegrundsatz

findet die „grüne Vergabe“ ihren

gesetzlichen Niederschlag. Das Nachhaltigkeitsprinzip

ist im Vergaberecht

angekommen. Da Gebäude mit einem

Energieverbrauch von rund 40 Prozent

einen wesentlichen Teil des Gesamtenergieverbrauchs

innerhalb der

EU ausmachen, 1 scheint es geboten,

gegenständlich einen ersten Blick auf

die neue „grüne Vergabewelt“ im Baubereich

zu werfen. Im demnächst an

dieser Stelle erscheinenden zweiten

Teil folgen sodann die „grünen“ Spezialthemen:

Lebenszykluskosten und

Gütesiegel im Bau.

§ 20 Abs 5 BVergG 2018 definiert die

Berücksichtigung der „Umweltgerechtheit

der Leistung“ als allgemeinen Vergabegrundsatz

und somit gleichbedeutend

mit den „klassischen“ Grundsätzen der

Bietergleichbehandlung, Nichtdiskriminierung

und Transparenz. Vergabeunterlagen,

die diesem Nachhaltigkeitsprinzip

widersprechen, sind somit rechtswidrig

und mit Nichtigerklärung bedroht.

1

ErwGr 3 GebäudeRL

2

Abrufbar unter: https://www.nabe.gv.at/nabe-aktionsplan/

„Nachhaltigkeit“ als technische

Spezifikation

Ökologische Kriterien können grundsätzlich

quer über den gesamten Beschaffungsprozess

berücksichtigt werden

(„horizontales Nachhaltigkeitsprinzip“).

Was allerdings bei der technischen Leistungsspezifikation

verabsäumt wurde,

lässt sich auf späteren Ebenen nur

schwer bis ungenügend korrigieren.

Es sollte daher einer grünen bzw. konstruktiven

Festlegung des Auftragsgegenstandes

durch technische Spezifikationen

der Vorzug gegeben werden.

Ökologisch-technische Anforderungen an

den Leistungsgegenstand ergeben sich

in der Baubranche insbesondere durch

Vorgabe von Baustandards, durch die Festlegung

von Anforderungen an einzelne

Baustoffe (z. B. Vorgabe eines zwingenden

Recyclinganteils beim verbauten

Zement) oder an das ganze Gebäude (z. B.

eine Zertifizierung nach dem „klimaaktiv

Gold“-Standard). Für öffentliche Auftraggeber

des Bundes muss zudem zwingend

der Österreichische Aktionsplan zur nachhaltigen

öffentlichen Beschaffung 2020

(naBe-Aktionsplan 2020) 2 herangezogen

werden, der eine Auflistung verpflichtend

anzuwendender Nachhaltigkeitskriterien

für den Baubereich vorsieht. Konkret

teilen sich die Spezifikationen für bauliche

Anlagen in die Beschaffungsgruppe 15

„Hochbau“ und die Beschaffungsgruppe 16

„Tiefbau“. In den Kriterien für den Hochbau

wird überwiegend auf die Planung,

Nutzung und den Rückbau von Gebäuden,

aber auch auf die Verwertung der Baurestmassen

als Recyclingbaustoff Bezug

genommen. Wesentliche Kriterien sind

hierbei zum Beispiel das (Mindest-)Erreichen

des klimaaktiv-Standards „Silber“,

die Anwendung des „Energy Efficiency

First“-Prinzips oder das Einrichten eines

Produkt- und Chemikalienmanagements,

um sicherzustellen, dass im Innenraum

emissions- arme Baustoffe eingesetzt

werden und das fertige Gebäude über eine

hohe Innenraumluftqualität verfügt. Für

die Beschaffungsgruppe des Tiefbaus ist

z.B. die Erarbeitung eines Materialkonzepts

bei der Planung (u. a. Einsatz

von Recyclingbaustoffen) verpflichtend

vorzuschreiben oder die Einhaltung

gewisser Emissionsgrenzwerte für

Baumaschinen. Daneben müssen auch

unionsrechtliche Anforderungen beachtet

werden: So schreibt die EU-GebäudeRL

im Hinblick auf die Gesamtenergieeffizienz

von Neubauten vor, dass seit 2021

nur mehr „Nearly Zero Energy“-Gebäude

errichtet werden dürfen.

„Nachhaltigkeit“ als Vergabekriterium

Auch auf der Ebene der Eignungs-, Auswahl-

und Zuschlagskriterien kann das

vergaberechtliche Nachhaltigkeitsprinzip

verwirklicht werden. Hierfür finden sich

an mehreren Stellen des BVergG 2018

Anhaltspunkte. Zum einen finden sich

gesetzliche Vorgaben in § 78 Abs 1 Z 5

BVergG 2018, wonach ein Wettbewerber

von der Teilnahme am Vergabeverfahren

auszuschließen ist, wenn er im Rahmen

seiner beruflichen Tätigkeit schwere

Verfehlungen gegen Bestimmungen des

Umweltrechts begangen hat. Zum anderen

kann ein öffentlicher Bauherr gemäß

§ 87 Abs 2 BVergG 2018 als Eignungsnachweis

verlangen, dass ein Bieter

bestimmte Systeme bzw. Normen für das

SEIT 2021 DÜRFEN

NACH DER

EU-GEBÄUDERICHTLINIE

NUR MEHR

„NEARLY ZERO ENERGY“-

GEBÄUDE ERRICHTET

WERDEN.

Umweltmanagement erfüllt (z. B. EMAS,

ISO 14001 oder gleichwertig). Das Vergaberecht

macht – mit Ausnahme der

Einhaltung der klassischen Vergabegrundsätze

– keine verbindlichen Vorgaben

bei der Festlegung von Auswahl- und

Zuschlagskriterien, weshalb beispielsweise

auch die technische Ausstattung der

einzusetzenden Baufahrzeuge oder die

Reduktion der Umweltbelastung durch

Verringerung von Transportkilometern

auf die Baustelle als Zuschlagskriterien

herangezogen werden können.

Auch in diesem Zusammenhang

kann auf den naBe-Aktionsplan

2020 verwiesen

werden, der optionale Vorgaben

als Zuschlagskriterien

definiert (z. B. Vergabe von

Zusatzpunkten entsprechend

dem prozentuellen Anteil recycelter

Gesteinskörnung, die von

einer mobilen Anlage direkt auf

der Baustelle erzeugt wird).


96 tirol.mobil

tirol.mobil 97

ZU DEN AUTOR*INNEN

MICHAEL EITERER, BA

Michael Eiterer beschäftigt sich seit

rund zehn Jahren mit der Gemeindeverwaltung

und war jahrelang selbst

in einer Tiroler Stadtverwaltung tätig,

bei der er vor allem den Umwelt-,

Energie- und Naturschutzausschuss

betreute, mit dem er zahlreiche Projekte

umsetzte. Im Zuge seines Studiums

der Betriebswirtschaft führte

er eine tirolweite Untersuchung zur

Beschaffenheit der Elektromobilität in

den Tiroler Gemeinden durch und gab

dabei Handlungsempfehlungen aus

Theorie und Praxis.

Kontakt: eiterer@gmx.at

DR. NICOLE PALAN

Dr. Nicole Palan ist als Wissenschaftlerin

an der Karl-Franzens-Universität

Graz sowie als Lektorin an Universitäten

und Fachhochschulen in ganz Österreich

tätig. In ihrer Forschung setzt sie

sich mit Themen der Globalisierung,

Digitalisierung und wirtschaftlichen

Transformation auseinander.

Kontakt: nicole.palan@uni-graz.at

TIROLS GEMEINDEN IM

ZEITALTER DER

ELEKTROMOBILITÄT

HABEN SIE SCHON EINMAL

EIN ELEKTROFAHRZEUG

AUSPROBIERT ODER DENKEN

SIE DARÜBER NACH?

BILD: E-Fahrzeuge können in

einem Lebenszyklus bis zu

90 Prozent der CO 2

-Emissionen

im Vergleich zu fossil

betriebenen Fahrzeugen einsparen.

(© Energie Tirol)

Der Ausbau der Elektromobilität soll das Erreichen der Klimaziele in der Europäischen

Union vorantreiben, da der Verkehr derzeit einer der Hauptfaktoren bei der

Verursachung von Treibhausgasemissionen darstellt. Unter anderem sollen die

Treibhausgasemissionen in der EU bis 2030 um 55 bis 60 Prozent reduziert und

bis Mitte des 21. Jahrhunderts die Nettotreibhausgase sogar auf null gesenkt werden,

sodass die Mitgliedstaaten klimaneutral wirtschaften. Damit einhergehend ist

geplant, bis 2025 alle Subventionen für fossile Brennstoffe einzustellen.

Derzeit sind in Österreich 29 Prozent der

CO 2

-Emissionen auf den Verkehrssektor

zurückzuführen – in Tirol liegt dieser

Wert mit 35 Prozent sogar darüber. Einen

wichtigen Beitrag zu einer Verminderung

dieser klimaschädlichen Emissionen können

E-Fahrzeuge darstellen, welche während

des Lebenszyklus bis zu 90 Prozent

der CO 2

-Emissionen im Vergleich zu fossil

betriebenen Fahrzeugen einsparen

können. In diesem Zusammenhang sind

Initiativen der öffentlichen Hand bei der

Erleichterung des Übergangs zu emissionsloser

bzw. emissionsarmer Mobilität

von großer Bedeutung. Mit diversen Klimaund

Energiestrategien wie beispielsweise

„mission2030“ oder „So fährt Tirol 2050“

versuchen staatliche Einrichtungen, den

Verkehrssektor in Zukunft möglichst emissionslos

zu gestalten. Neben der Förderung

der elektrisch betriebenen Autos kommt

der notwendigen Ladeinfrastruktur eine

immer größere Bedeutung für die Marktdurchdringung

zu.

Auch die Mitarbeit von Kommunen ist

durch ihre Vorbildwirkung beim Übergang

zu klima freundlicheren Fortbewegungsmöglichkeiten

unumgänglich. Eine umfassende

Bestandsaufnahme zur Durchdringung

von E-Fahrzeugen in die Tiroler

Gemeinden ist daher wesentlich. Aus diesem

Grund wurde im Sommer 2020 eine

wissenschaftliche Befragung der Tiroler

Gemeinden durchgeführt.

Die Ergebnisse

Die Untersuchung kann aufzeigen, dass

37,8 Prozent der an der Befragung teilnehmenden

Tiroler Gemeinden zum Befragungszeitpunkt

elektrifizierte Fahrzeuge, vor

allem E-Autos und E-Bikes, besitzen. Dabei

stellen E-Autos mit 64,1 Prozent den höchsten

Anteil an allen rein elektrisch betriebenen

Fahrzeugen dar. Bemerkenswert dabei

ist, dass mittlerweile knapp ein Viertel des

gesamten kommunalen Tiroler Automobilbestandes

(bis zu 3,5 Tonnen höchstzulässiges

Gesamtgewicht) elektrifiziert wurde. Die

Beliebtheit von E-Bikes ist daran ersichtlich,

dass 28,1 Prozent aller elektrisch betriebe-

nen und von Tiroler Gemeinden gekauften

Fahrzeuge elektrisch betriebene Fahrräder

darstellen. Hingegen besitzen die befragten

Tiroler Gemeinden vergleichsweise wenige

E-Scooter und E-Motorräder.

Staatliche Förderungen wurden für die

Anschaffung von zwei Dritteln der E-Fahrzeuge

in Anspruch genommen, womit die

Bedeutung monetärer Unterstützung auch

beim Umstieg der Kommunen auf E-Fahrzeuge

verdeutlicht wird.

Für das Jahr 2021 hat das Land Tirol das

Förderbudget für nachhaltige Mobilität

im Bereich der E-Mobilität auf 333.000

Euro erhöht, um den Ausbau des E-Carsharings

(das derzeit nur von 13,8 Prozent

der Gemeinden angeboten wird) und der

gemeindeeigenen E-Ladestationen deutlich

voranzutreiben.

Interessanterweise handelt es sich bei über

zwei Dritteln der Kommunen mit eigenen

E-Fahrzeugen um Gemeinden bis zu 5000

Einwohner*innen und auch durchaus um

ländlichere Kommunen. Dabei ist 80 Prozent

der befragten Gemeinden ihre Vorbildfunktion

beim Umstieg auf nachhaltige Fahrzeuge

auch bewusst und wichtig.

Der Großteil der Gemeinden, welche im

Besitz von E-Fahrzeugen sind, verfügt

zudem über einen Klima-, Energie- oder

Naturschutzausschuss. Die Einsetzung

themenspezifischer Ausschüsse oder die

Teilnahme an Umweltprogrammen haben

sichtlich positive Auswirkungen auf die

E-Mobilität in den Gemeinden. Beispielsweise

kann folgendes Muster identifiziert

werden: Gemeinden mit einem Umwelt-,

Klima-, Energie- oder Naturschutzausschuss

wenden im Durchschnitt 0,24

Prozent ihres Gesamtbudgets für E-Mobilität

auf, während Gemeinden ohne oben

erwähnte Ausschüsse nur ca. 0,11 Prozent

des Gemeindebudgets für E-Mobilität

verwenden. Ebenfalls ist der Anteil

an E-Fahrzeugen bzw. die Beabsichtigung

der Anschaffung von E-Fahrzeugen bei

Gemeinden mit zuständigen Ausschüssen

mit einem Prozentsatz von 85,7 Prozent

deutlich höher als bei Gemeinden ohne

Ausschuss mit einem Anteil von 66,7 Prozent.

Damit wird deutlich, dass die spezifische

Auseinandersetzung mit diesen

Themen auch innerhalb der Gemeindepolitik

unumgänglich ist.

Maßnahmen für Gemeinden

Welche Maßnahmen können Gemeinden

weiterhin setzen, um die Bewusstseinsbildung

der Bevölkerung zu forcieren? Städte

und Gemeinden können beispielsweise

durch gezielte Parkplatzpolitik, Testmöglichkeiten

von E-Fahrzeugen, die Ausweitung

des Angebots an E-Carsharing, die Integration

von E-Mobilität in den kommunalen

Wohnbau, die Gewährung von monetären

Förderungen oder die Umstellung der eigenen

Fahrzeugflotte zur Förderung von Elektromobilität

beitragen.

Insgesamt untermauert die Befragung,

dass sich die Tiroler Gemeinden bereits auf

einem guten Weg befinden und wichtige

Weichenstellungen vornehmen, um Klimaund

Energieziele zu erreichen.

E-FAHRZEUGBESTAND DER TIROLER GEMEINDEN

E-AUTOMOBILE

E-BIKES

E-SCOOTER

E-MOTORRÄDER

6,3%

1,6%

28,1%

64,1%


98 tirol.sucht Menschen tirol.sucht Menschen

99

RIETZ,

DELAGO &

DIE POST

Jede Medaille hat zwei Seiten. Die einen

suchen händeringend motivierte, gut ausgebildete

Mitarbeiter*innen für ihren

Betrieb. Die anderen suchen einen interessanten

Job. Doch was, wenn beide Seiten

nicht zusammenfinden?

OBEN: Die wachsende

Gemeinde Rietz, gerade

mal 30 Kilometer westlich

von Innsbruck gelegen.

(© GemNova)

Rietz ist eine immer größer werdende

Gemeinde im Inntal, gerade mal 30 Kilometer

westlich von Innsbruck gelegen. Seit

den 1970er Jahren hat sich die Bevölkerung

auf fast 2500 Menschen verdoppelt.

Eigentlich ein gutes, ein positives Zeichen.

Hermann Delago (1875–1962), der in Bergsteigerkreisen

bekannte Alpinist und Führerautor,

stammte etwa aus Rietz. Unter

anderem hat er, der begnadete Alleingänger,

den schwierigsten der drei Vajolettürme

im Rosengarten erstbestiegen.

Am 22. September 1895, über die Kaminreihen

der Südwand, mutterseelenalleine,

wohlgemerkt. Seitdem trägt ebendieser

Delagoturm seinen Namen. In Kletterkreisen

ist diese Tour, mittlerweile durch die

vielen Begehungen freilich ziemlich abgeschmiert,

nach wie vor ein Begriff.

Natürlich ist nicht selbstverständlich

Doch zurück ins Hier und Heute. Die

Gemeinde Rietz hat natürlich, wiewohl

so selbstverständlich ist das gar nicht,

einen Postpartner. Damit die rund 2500

Menschen dort auch das entsprechende

Service nutzen können.

Briefe und Pakete

aufgeben etwa.

Untergebracht ist die

Post praktischerweise

gleich im Gemeindeamt.

Geöffnet ist

sie zu den Zeiten des

Parteienverkehrs.

Betrieben wird die

Post direkt von der

Gemeinde, sie stellt

dafür sogar eine

eigene Mitarbeiterin

zur Verfügung, in

Tirol keine Seltenheit.

Freudiger Umstände wegen ging ebendiese

Gemeindebedienstete im Sommer

in Karenz, womit der Post mangels Personal

die Schließung drohte. Ein nicht zu

akzeptierender Umstand. Nun war guter

Rat teuer, denn so einfach und schnell war

ein Ersatz nicht zu finden. Motiviertes, gut

ausgebildetes Personal ist eben rar. Auch

für Gemeinden wie Rietz.

Gerhard Krug, seit 25 Jahren Bürgermeister

der Gemeinde, und nein, diese Zeitdauer

ist in Tirol keine Seltenheit, wusste

rasch Rat. „Ich hab gleich mit der GemNova

Kontakt aufgenommen, weil die in solchen

Situationen mein erster Ansprechpartner

ist. Tatsächlich ist es denen

rasend schnell gelungen, einen temporären

Ersatz bis September zu finden.

Dann kommt unsere neue Mitarbeiterin

und wird von den GemNova-Leuten entsprechend

eingeschult und beraten. Eine

runde Sache, der Postpartner in Rietz

blieb immer geöffnet.“

Zauberwort „Personalpool“

Das Zauberwort, welches die beiden Seiten

zusammenbringt, heißt „Personalpool“.

„Ob Urlaub, Krankenstand, Karenz

oder ein sonstiger unerwarteter Ausfall in

der Gemeindeverwaltung – wir stehen bei

Personalengpässen jederzeit, auch sehr

kurzfristig, zur Verfügung. Von Unterstützung

im Bauamt über die Finanzverwaltung

und Lohnverrechnung bis hin zum

Bürgerservice können wir den Gemeinden

Dienstleistungen aus unserem Personalpool

anbieten“, so Maximilian Huber, verantwortlich

für das Personalmanagement

bei der GemNova.

Auch in Rietz hat sich somit eine klassische

Win-win-Situation für beide Seiten

ergeben. Bürgermeister Gerhard Krug:

„Wir haben mit der GemNova gesprochen,

und die hat uns rasch und unbürokratisch

unterstützt.“

OBEN: Im Oktober

siedelten Postpartner

und Bürgerservice in die

neuen Räumlichkeiten im

Gemeindeamt Rietz. Dort

schult Georg Hochfilzer

(GemNova) die neue

Gemeindemitarbeiterin

Daniela Mader-Seiwald

in ihre Aufgaben ein.

(© GemNova)

ZUM AUTOR

MAG. REINHOLD

OBLAK

Aufgewachsen in Kärnten

studierte er an den Universitäten

Wien und Perugia,

Italien. Er war viele Jahre

Journalist, Konzernsprecher,

Vorstand und Aufsichtsrat.

Seit 2018 ist er bei der

GemNova für die Unternehmenskommunikation

zuständig.

Kontakt:

r.oblak@gemnova.at


100 GemNova.menschen GIPFELPYRAMIDE DES

GemNova.menschen

101

NUPTSE

Shangri-La

in Tir0l

AUTOR

REINHOLD OBLAK

Klein-Tibet liegt hinten, ganz hinten im Zillergrund.

Zu erkennen an den buddhistischen Gebetsmühlen, den unglaublich

bunten, laut flatternden Gebetsfahnen – inmitten hoher

Berge. Fast eine Art Shangri-La in Tirol also. Was Laszlo Csörgö

damit zu tun hat? Um das rauszufinden, sollten Sie

jetzt einfach weiterlesen.

„Mein Herz schlägt für Nepal, für die dortige

Kultur, die ungemein freundlichen

Menschen. Fünf Mal bin ich schon dort

gewesen, drei Mal privat zum Trekking,

zwei Mal beruflich. Wenn es nicht ganz

anders gekommen wäre, würde ich wohl

noch heute als Deutschtrainer und -prüfer

dort arbeiten.“ Wer so spricht, ist Laszlo

Csörgö, gebürtiger Ungar und seit zwei

Jahren in Schwaz daheim. Klingt doch

etwas verwirrend, oder? Also der Reihe

nach.

140 Kilometer östlich von Budapest, in

einer Kleinstadt namens Mezőkövesd,

im Norden Ungarns, ist der mittlerweile

43-jährige und 1,85 Meter große Laszlo

aufgewachsen. Im Gymnasium lernte er

neben Latein auch Deutsch, war freilich

nicht der fleißigste Schüler, fiel in der

neunten Klasse in Deutsch fast durch.

Bei einer, wie er heute noch sagt, „sehr

netten Studentin“ nahm er Nachhilfe in

Deutsch und bekam plötzlich große Lust.

Die fast logische Konsequenz: Er verliebte

sich tatsächlich in diese Sprache, begann

an der Hochschule Deutsch zu studieren,

machte seinen Abschluss und arbeitete

fortan zwölf Jahre als Deutschlehrer an

jenem Gymnasium, wo er seinerzeit in

Deutsch fast strauchelte. Fürwahr interessant,

welche Geschichten das Leben so

schreibt. Parallel dazu studierte er noch

Germanistik und schloss dieses Studium

ebenfalls ab.

Wien, Kathmandu

2012 dann verließ Laszlo sein Land und

zog nach Wien. „Meine damalige Freundin

wohnte in Klosterneuburg, ich bekam

in Wien einen interessanten Job als

Deutschlehrer für Arbeitslose. Außerdem

wollte ich immer schon mal im Ausland

leben.“ Gut, Wien ist nicht Kathmandu,

Österreich nicht Nepal, doch auch kleine

Schritte führen ans Ziel.

Ganze sieben Jahre sollte Laszlo in Wien

und an diesem Job hängen bleiben. Mit

Höhen, mit Tiefen, mit Lachen, mit Weinen,

wie es halt so ist in unser aller Leben.

Zwischendurch, im Oktober 2017, reiste

er dann das erste Mal nach Nepal, organisiert

von einem Klosterneuburger Reisebüro,

um ins Annapurna-Basecamp zu

trekken. „Seitdem liebe ich dieses Land

und die Menschen.“

Bereits zwei Monate später war er abermals

dort, diesmal beruflich. „Ich hab eine

BILD: Laszlo Csörgö in

Nepal, unmittelbar vor der

prächtigen Gipfelpyramide

des Nuptse. Beruflich ist der

gebürtige Ungar mittlerweile

felsenfest in Tirol verankert.

(© privat)

”ein Teil

meiner Seele

ist d0rt

geblieben."

Anzeige auf Facebook gesehen, dass in

Nepal Deutschprüfer für eine Woche

gesucht werden. Ich hab sofort geantwortet

und wurde als Volontär genommen.

Bezahlt wurden mir nur der Flug und

die Unterkunft, aber das passte schon

so.“ Seine Aufgabe in Bhaktapur, unweit

von Kathmandu gelegen: Nepalesen die

Deutschprüfung abnehmen. „Viele junge

Menschen dort lernen Deutsch, um nach

Europa zu kommen. Wer Fremdsprachen

spricht, hat einfach große Vorteile. Und in

weiterer Folge vielleicht auch einen Job

im Ausland.“

Wien, Innsbruck, Schwaz

Einen neuen Job gab es dann im Herbst

2019 auch für Laszlo. Er kündigte in Wien,

hatte plötzlich zwei Optionen. „Ich habe

mit meiner Mama in Ungarn gesprochen.

Soll ich tatsächlich in mein Shangri-La

nach Nepal, wo mir eine Daueranstellung

als Deutschtrainer angeboten wurde, oder

nach Tirol, wo es ja auch viele Berge gibt.

Leicht ist mir diese Entscheidung wirklich

nicht gefallen.“ Es wurde Tirol, wo er ja

seit 2015 immer wieder Urlaub in den

Bergen machte. Und dabei auch einige Dreitausender

wie den Furgler, Hangerer, die

Kreuzspitze oder das Wilde Mannle bestieg.

Erst vor ein paar Wochen, gerade noch

rechtzeitig vor dem ersten Schneefall,

bestieg Laszlo auch die Hofmannspitze

und den Scheiblehnkogel im hintersten

Windachtal.

Und so ist Laszlo nun bereits seit zwei

Jahren als Deutschtrainer und -prüfer bei

der GemNova beschäftigt. „Ich unterrichte

Menschen aus der ganzen Welt, mache

Prüfungsvorbereitungen, nehme die Prüfungen

ab. Dabei lernen beide Seiten sehr

viel, die einen die deutsche Sprache, ich

viel von deren Kultur und Lebenseinstellung.

Für mich ist das der schönste Job

der Welt.“

Und Nepal, was ist aus seinem Nepal

geworden? „Ein Teil meiner Seele ist dort

geblieben. Im Herbst 2019 war ich das

letzte Mal dort, im Everest-Basecamp,

dann kam Corona. Im nächsten Jahr will

ich abermals zurück, zum Trekking. Ich

möchte die Manaslu-Umrundung machen.

Gemeinsam mit nepalesischen Freunden.

Aber ich komme natürlich wieder zurück

nach Tirol, weil hier gibt es ja auch ein

Shangri-La.“


102

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IMPRESSUM: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: GemNova Dienstleistungs GmbH | Adamgasse 7a, A-6020 Innsbruck, office@gemnova.at,

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Text:Quell, Innsbruck, www.text-quell.at. Redaktionsschluss: 15.10.2021. Mit „Entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnete Artikel sind bezahlte Informationen

und fallen nicht in die Verantwortlichkeit der Redaktion.


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