18.11.2021 Aufrufe

POPSCENE Dezember 12/21

Das total umsonste Popkulturmagazin

Das total umsonste Popkulturmagazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GENUSS<br />

KLEINE TONHALLE<br />

DAS GUT GEHÜTETE GEHEIMNIS DER<br />

LEGENDÄREN BOLOGNESE-SOSSE<br />

Wenn man in Saarbrücken von Kult-Kneipen<br />

spricht, dann steht sie ganz oben auf der<br />

Liste: die Kleine Tonhalle in der Alt-Saarbrücker<br />

Wilhelm-Heinrich-Straße unweit der Ludwigskirche.<br />

Betrieben wird sie von Billy und<br />

Georgi. Man kann auch sagen, dass die beiden<br />

Bulgaren die Kleine Tonhalle gerettet haben.<br />

Als die Brüder die legendäre Spaghetti-Kneipe<br />

im Februar 2008 neu eröffneten, hatten<br />

viele schon mit dieser Location abgeschlossen.<br />

Ingo Zickler, der Mann, der die Kneipe 1979<br />

als Ingos Kleine Tonhalle eröffnet hatte, war<br />

da bereits seit drei Jahren tot. Ein Versuch,<br />

seine Kleine Tonhalle weiterzuführen war da<br />

bereits gescheitert. Ein Grund dafür war, dass<br />

es dem Wirt, der Ingos Kneipe nach dessen Tod<br />

übernommen hatte, nicht gelungen war, die<br />

Spaghetti so zuzubereiten, wie sie die Stammgäste<br />

liebten.<br />

Das Rezept für seine Bolognese-Soße mit Pilzen<br />

hatte Ingo mit ins Grab genommen. Klar<br />

war immer nur: Lorbeerblätter sind auch drin.<br />

Georgi, der damals schon in der Gastronomie<br />

gearbeitet hat, war Stammgast in der Kleinen<br />

Tonhalle. Das lag auch daran, dass bei Ingo<br />

Bulgarinnen und Bulgaren arbeiteten. Das<br />

wiederum hatte damit zu tun, dass Bulgarien<br />

und die Menschen dort Ingo faszinierten. Aus<br />

dieser Zeit kannte Georgi zwei Studentinnen,<br />

die bei Ingo in der Küche gearbeitet haben. Mit<br />

ihnen haben er und sein Bruder Billy, der selbst<br />

22<br />

Koch ist, das Soßenrezept rekonstruiert – und<br />

es originalgetreu hinbekommen.<br />

Nach drei Jahren Unterbrechung wurden also<br />

wieder Ingo-Spaghetti mit viel Käse in drei Größen<br />

serviert: Anfänger, Normal und Kämpfer.<br />

Die Kneipe selbst haben die neuen Inhaber<br />

behutsam renoviert. Das alte schwarze Telefon<br />

hängt noch neben dem Tresen und funktioniert<br />

noch. Die Speisekarte hat Billy allerdings<br />

verändert und deutlich ausgeweitet. Da hat<br />

er als kreativer Koch auch seine eigene Handschrift<br />

hinterlassen. So hat er zum Beispiel<br />

auch Nudeln mit eigener Soße („à la Billy“) auf<br />

der Karte, aber auch Schnecken und Schweinemedaillons<br />

mit Pilzrahmsoße und Pommes.<br />

Seit einiger Zeit gibt es mittags auch ein<br />

Stammessen. Wobei die legendären Spaghetti<br />

auch dann das meist bestellte Gericht ist.<br />

Vor drei Jahren haben die beiden Brüder, die<br />

zwischenzeitlich auch das Balkan-Restaurant-<br />

Dubrovnik in der Kupfergasse auf der anderen<br />

Saarseite übernommen haben, den Mietvertrag<br />

um 20 Jahre verlängert. Bis 2038 ist die<br />

Versorgung mit Tonhallen-Spaghetti also gesichert.<br />

Sicher sei auch, sagte Georgi: „Die geheimen<br />

Zutaten von Ingos Rezept werden wir<br />

nicht verraten.“<br />

Text: Katharina Rolshausen | Bild: Kleine Tonhalle<br />

KLEINETONHALLE.DE<br />

GENUSS

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!