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Gemälde Alte Meister - Part 1

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ONE OF THE LEADING AUCTION HOUSES IN EUROPE<br />

CATALOGUE II<br />

OLD MASTER PAINTINGS – PART 1<br />

AUCTIONS: THURSDAY, 9 DECEMBER 2021<br />

Exhibition: Saturday, 4 – Tuesday, 7 December 2021


OLD MASTER<br />

PAINTINGS<br />

PART I


208<br />

GIACOMO RAIBOLINI FRANCIA (UM 1486 – 1557)<br />

ODER FRANCESCO RAIBOLINI FRANCIA<br />

(UM 1450 – 1517), ZUG.<br />

DIE HEILIGE FAMILIE MIT EINEM HEILIGEN<br />

Öl auf Holz.<br />

70 x 49 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

In Nahsicht die stehende Madonna in leuchtend rotem<br />

Gewand, blauem Mantel über ihrer linken Schulter,<br />

einem durchsichtigen Schleier über ihrem wohlfrisiertem<br />

Haupt und leicht zusammengelegten Fingerspitzen.<br />

Sie blickt voller Anmut liebevoll auf den nackten Jesusknaben<br />

herab, der auf einer mit rotem Tuch bedeckten<br />

Liege mit Rundkissen liegt und seine rechte Hand<br />

zum Gruß erhoben hat, und dabei aus dem Bild auf<br />

den Betrachter herausschaut. Links hinter Maria Josef<br />

stehend, sie mit ernsten Augen betrachtend. Rechts<br />

zur Seite stehend ein Mönch mit Tonsur, in seiner<br />

linken Hand ein Buch mit drei Steinen haltend; es<br />

könnte sich bei ihm um den Heiligen Liborius handeln,<br />

der im späten Mittelalter als Helfer gegen Leibesnöte,<br />

ins besondere für Stein- und Nierenkranke, angerufen<br />

wurde. Harmonische Malerei, bei der die Farben<br />

Orange, Rot und Blau überwiegend. Feine einfühlsame<br />

Wiedergabe in der typischen Manier der genannten<br />

Maler. Vereinzelt kleine Retuschen.<br />

GIACOMO RAIBOLINI FRANCIA (CA. 1486 – 1557)<br />

OR FRANCESCO RAIBOLINI FRANCIA<br />

(CA. 1450 – 1517), ATTRIBUTED<br />

THE HOLY FAMILY WITH SEVERAL SAINTS<br />

Oil on panel.<br />

70 x 49 cm.<br />

Notes:<br />

A typical characteristic for the two artists is depicting<br />

the Virgin at centre in close-up, mostly holding the<br />

Christ Child in her arms. Usually shown to the right<br />

and left of her, standing behind her shoulders are<br />

one or two saints against a background with a vast<br />

landscape or depiction of the blue sky, as is the case<br />

in the present painting.<br />

€ 25.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Anmerkung:<br />

Für die beiden Künstler typisches Kennzeichen ist<br />

Maria in Nahsicht im Mittelpunkt, meist den Jesusknaben<br />

in ihren Armen haltend. Rechts und links von<br />

ihr, jeweils hinter ihren Schultern stehend, ein oder<br />

zwei Heilige vor dem Ausblick in eine weite Landschaft<br />

oder auf den blauen Himmel, wie bei dem<br />

vorliegenden <strong>Gemälde</strong>. (1290995) (18)<br />

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209<br />

ITALIENISCHER MALER IN DER NACHFOLGE DES<br />

ANDREA SOLARIO, UM 1470 MAILAND – 1525<br />

MADONNA MIT DEM GRÜNEN KISSEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

69 x 55 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Die jugendliche Maria als Maria lactans vor einer<br />

Baumgruppe im Halbbildnis wiedergegeben, mit seitlichen<br />

Durchblicken in Landschaft. Das Bildmotiv bezieht<br />

sich auf ein von Solario geschaffenes <strong>Gemälde</strong>,<br />

das sich im Louvre befindet, jedoch im landschaftlichen<br />

Hintergrund weitgehend abgeändert wurde. Links<br />

oben am Bildrand einige Farbausbrüche.<br />

(11506014) (11)<br />

ITALIAN SCHOOL IN THE FOLLOWING OF<br />

ANDREA SOLARIO, CA. 1470 MILAN – 1525<br />

MADONNA WITH THE GREEN CUSHION<br />

Oil on canvas.<br />

69 x 55 cm.<br />

Unframed.<br />

The youthful Virgin has here been portrayed in halfportrait<br />

as Maria lactans in front of a group of trees. The<br />

image motif relates to Solario’s painting today held at<br />

the Louvre, Paris.<br />

€ 18.000 - € 22.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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210<br />

BEDEUTENDER MEISTER DER SCHULE DER<br />

EMILIA ROMAGNA DES 16. JAHRHUNDERTS<br />

DIE HEILIGE FAMILIE MIT EINER<br />

JUNGEN HEILIGEN MÄRTYRERIN<br />

Öl auf Holz.<br />

70 x 55 cm.<br />

In einem alten Rahmen mit Blattdekor in Vergoldung.<br />

Im Zentrum Maria mit dem Kind, links der Heilige Josef,<br />

rechts ein junges Mädchen mit Märtyrerpalme. Die<br />

Verwendung der Farben weist auf den florentinischen<br />

Manierismus des beginnenden 16. Jahrhunderts hin,<br />

wie er auch bei Parmigianino (1560-1540) zu finden ist.<br />

Verso zwei Einschubleisten sowie Schwalbenschwanzverbindung.<br />

(1171613) (10)<br />

IMPORTANT MASTER OF THE SCHOOL OF<br />

EMILIA ROMAGNA, 16TH CENTURY<br />

THE HOLY FAMILY WITH A YOUNG FEMALE MARTYR<br />

Oil on panel.<br />

70 x 55 cm.<br />

In an old frame with gilt foliage décor.<br />

€ 40.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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211<br />

TOSKANISCHER MALER DES 16. JAHRHUNDERTS<br />

DIE HEILIGE FAMILIE MIT ENGELN<br />

Öl auf Holz. Teils parkettiert.<br />

117 x 91 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

Vor dunklem Hintergrund die sitzende Maria in altrosafarbenem<br />

Gewand mit grünlichem Mantel und Kopfbedeckung,<br />

in ihrem Schoß den auf einem Kissen liegenden,<br />

nur mit einem weißen Tuch um die Hüfte<br />

bekleideten schlafenden Jesusknaben haltend. Liebevoll<br />

hat sie ihren Blick ganz auf den mit rötlichen Pausbacken<br />

Schlafenden gerichtet. Rechts von ihr Josef in<br />

altrosafarbenem Gewand, gebräuntem Gesicht und<br />

grauem Vollbart, mit seinen dunklen Augen Maria<br />

ernsthaft anblickend. Links hinter Maria zwei stehende<br />

Engel mit großen Flügeln, in edlen Gewändern, die<br />

Blicke ganz konzentriert auf Maria und das Kind gerichtet.<br />

Um das Haupt Mariens und Josefs ist zudem<br />

ein schmaler Nimbus erkennbar. Malerei in harmonischer<br />

zurückhaltender Farbgebung, die Dargestellten<br />

durch ihre hellere Kleidung besonders vor dem fast<br />

schwarzen Hintergrund hervorgehoben. Vereinzelt<br />

rest., minimale Retuschen. (1291545) (18)<br />

SCHOOL OF TUSCANY, 16TH CENTURY<br />

THE HOLY FAMILY WITH ANGELS<br />

Oil on panel. <strong>Part</strong>ially parquetted.<br />

117 x 91 cm.<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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212<br />

LUIGI MIRADORI,<br />

GENANNT „GENOVESINO“,<br />

1600/10 – UM 1656, ZUG.<br />

HEILIGE DES KARMELITERORDENS UND FÜRSTEN-<br />

PAAR IN ANBETUNG VOR MARIA MIT DEM KINDE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

139 x 117 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

In einem durch klassische kannelierte Säulen und Ehrenvelum<br />

definierten Innenraum rechts Maria mit<br />

dem Kinde sitzend, deren Häupter durch eine Gloriole<br />

umfangen werden. Der linke Bildraum durch eine<br />

Dreistaffelung definiert durch den ehrerbietig knienden<br />

Hieronymus, der durch seine Kardinalsinsignien<br />

sowie durch den am unteren Bildrand erkennbaren<br />

Löwen identifizierbar ist, sowie Johannes den Evangelisten<br />

mit seinem Attribut dem Kelch mit der daraus<br />

emporsteigenden Schlange (Dämon). Dahinter<br />

ein Fürstenpaar mit ihren Insignien, wobei der Fürst<br />

(vielleicht Marchese Cesare Soresina Vidoni) aus dem<br />

Bild den Betrachter anblickt und somit als möglicher<br />

Stifter des <strong>Gemälde</strong>s in Frage kommt. In der dritten<br />

Reihe drei Karmelitermönche, die in dem Zusammenhang<br />

mit der beschenkten Kirche gestanden habend<br />

dürften. Rest.<br />

Anmerkung:<br />

Aufgrund des Zusammenhanges mit dem Karmeliterordens<br />

und der Tätigkeit Miradoris in Cremona,<br />

käme die Kirche Santi Clemente e Imerio in Frage,<br />

deren Säulen nicht in echten korinthischen Kapitellen<br />

enden, sondern in Lorbeerblättern, die auch auf unserem<br />

<strong>Gemälde</strong> in engem Zusammenhang mit den<br />

Säulen stehen. In der erwähnten Literatur auf Seite<br />

225: „L’ordine, che qui diciamo composito, è alquanto<br />

bastardo: in luogo delle foglie d’acanto ci sonofestoni<br />

di lauro appesi agli occhi delle volute“.<br />

LUIGI MIRADORI,<br />

ALSO KNOWN AS “GENOVESINO”,<br />

1600/10 – CA. 1656, ATTRIBUTED<br />

FEMALE SAINT OF THE CARMELITE ORDER AND<br />

PRINCELY COUPLE IN ADORATION OF THE VIRGIN<br />

AND CHRIST CHILD<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

139 x 117 cm.<br />

Unframed.<br />

Notes:<br />

Due to the connection with the Carmelite Order and<br />

the activity of Luigi Miradori in Cremona, the church<br />

of Santi Clemente e Imerio would be an option to<br />

consider. The columns there are not topped by Corinthian<br />

capitals, but by laurel leaves, which are similar<br />

to the columns in our painting. In the below mentioned<br />

literature see page 225: “L’ordine, che qui diciamo<br />

composito, è alquanto bastardo: in luogo delle foglie<br />

d’acanto ci sonofestoni di lauro appesi agli tatting<br />

delle volute”.<br />

Literature:<br />

Giuseppe Picenardi, Nuova guida di Cremona, Cremona<br />

1820, p. 224-226, with reference that Luigi Miradori<br />

also painted a painting with Mary and the Child<br />

and a Saints of the Carmelite Order. It cannot be ruled<br />

out that the present work is identical with the one<br />

mentioned there see p. 226: “L’ultimoaltare da questo<br />

latomedesimo, vicino alla porta, ove sonnovi Santi<br />

dell’ Ordine Carmelitano in varie maniere rappresentati,<br />

è parimenti opera dello stesso Miradori”.<br />

€ 30.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Literatur:<br />

Giuseppe Picenardi, Nuova guida di Cremona, Cremona<br />

1820, S. 224-226. Dort Verweis, dass Luigi Miradori<br />

auch ein <strong>Gemälde</strong> mit Maria und dem Kind und<br />

Heiligen des Karmeliterordens malte. Es ist nicht<br />

ausgeschlossen, dass es sich hier um das erwähnte<br />

Werk handelt: S. 226: „L’ultimoaltare da questo latomedesimo,<br />

vicino alla porta, ove sonnovi Santi dell’<br />

Ordine Carmelitano in varie maniere rappresentati,<br />

è parimenti opera dello stesso Miradori“.<br />

(1290541) (3) (13)<br />

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213<br />

AMBROSIUS BENSON,<br />

UM 1495 LOMBARDEI – 1550 BRÜGGE<br />

BEWEINUNG CHRISTI VOR WEITER LANDSCHAFT<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

120 x 94,5 cm.<br />

In ebonisiertem breitem Rahmen mit Goldinnenleiste.<br />

Beigegeben in Kopie ein Gutachten von Max Friedländer,<br />

Berlin, 16. November 1929, der das vorliegende<br />

<strong>Gemälde</strong> als charakteristisches Werk von Ambrosius<br />

Benson erkannt hat.<br />

Anbei in Kopie ein Schriftwechsel zwischen Dr.<br />

Richard Doetsch-Benziger, Brüssel, 5. November 1955,<br />

der die Zuschreibung an Benson bestätigt.<br />

Im RKD Image Archive abgebildet unter der Nummer:<br />

0000029931.<br />

Ein „charakteristisches Werk von Amrosius Benson“<br />

(Max Friedländer), eine „magnifique pietà en diagonaletableaux<br />

d’histoire“ (Georges Marlier), wurde uns zur<br />

Versteigerung anvertraut. Das <strong>Gemälde</strong> ist mit einer<br />

reichhaltigen Provenienz- und Ausstellungsgeschichte<br />

bedacht und wurde im Laufe der letzten 120 Jahre<br />

manches Mal in der Literatur erwähnt. Mit dem vorliegenden<br />

<strong>Gemälde</strong> sind wir noch ganz nah dran am<br />

Lehrer Ambrosius Bensons: Gerard David (um 1460-<br />

1523) von dem wir etwa eine Beweinung Christi kennen,<br />

die als Querformat gestaltet ist und im Art Institute<br />

of Chicago (Inv.Nr. 33.1040) aufbewahrt wird.<br />

Eine weitere Pietà aus der Hand Davids wird in der<br />

National Gallery in London verwahrt, erfährt jedoch<br />

bereits eine vertikale Ausrichtung des Körpers Christi.<br />

Auch Benson variierte Hoch- und Querformate bei der<br />

Darstellung seiner Beweinungen Christi. So ist neben<br />

dem hier angebotenen <strong>Gemälde</strong> auch eine querformatige<br />

Darstellung zu finden, die freilich durch ihre<br />

räumliche Beschränkung bei gleicher Präsenz des Personals<br />

in ihren erzählerischen Details beschränkt<br />

bleibt. So wird in den Fine Arts Museums of San<br />

Francisco unter der Inv.Nr. 1956.90 eine Beweinung<br />

verwahrt, die auf fünf statt bei uns sieben Figuren beschränkt<br />

bleibt und ihre Vertikalen den Kreuzstümpfen<br />

Golgatas verdankt, die hier durch locker nebeneinander<br />

stehenden Architekturen Jerusalems abgelöst wurden.<br />

Die Kreuzlösung als traditionelles Motiv statt der Ausblick<br />

auf das Himmlische Jerusalem scheint ohnehin<br />

bei Benson das bevorzugte Motiv für die Pietà im<br />

Hochformat gewesen zu sein, so wird auch eine seitlich<br />

von Vorhängen begrenzte Beweinung im Metropolitan<br />

Museum of Art in New York aufbewahrt, in der<br />

die Kreuzmotive Bevorzugung finden. Es gibt jedoch<br />

ein Beispiel mit dem architektonischen und hügeligen<br />

Hintergrund, die eine Variante unseres <strong>Gemälde</strong>s darstellt<br />

und – ebenfalls als Ambrosius Benson – beim<br />

RKD in Den Haag (Nr. 62619) registriert ist (siehe Vergleichsabb.).<br />

Das hochformatige <strong>Gemälde</strong> zeigt unterlebensgroß<br />

die diagonal aufgerichtete Figur Christi<br />

mit seinen Wundmalen und ausgezehrtem Körper. Vor<br />

ihm Tücher und Salbgefäße, seine Hand liegt in der<br />

Hand seiner Mutter, die von Johannes dem Täufer<br />

hinterfangen wird. Seine weiteren Begleiter bilden<br />

eine kompositorische Einheit, die sich als Silhouette<br />

von der dahinterliegenden Landschaft, die von einem<br />

Fels als Repoussoir rechts eingeleitet wird, abzeichnet.<br />

Der Fels bietet zudem Platz für den für den<br />

Leichnam Christi vorbereiteten Sarkophag, der auch<br />

als architektonisches Element im direkten Vergleich<br />

zum im Hintergrund befindlichen Jerusalem gesehen<br />

werden kann.<br />

Provenienz:<br />

Wohl königliche Sammlung, Spanien.<br />

Sammlung Sir John Watkins Brett.<br />

Privatsammlung Professor How, von diesem 1906<br />

ausgeliehen nach London: Exhibition of works by<br />

Flemish and modern Belgian painters, Guildhall Art<br />

Gallery, London, 3. Mai 1906 - 28. Juli 1906.<br />

Auktion Christie’s, London, 13. Juli 1923, Lot 72.<br />

Arthur Tooth & Sons, London.<br />

Sackville Gallery, London, November 1928.<br />

Auktion Helbing, Düsseldorf, „<strong>Gemälde</strong>(...) aus Rheinischem,<br />

Berliner und Ausländischem Museums- und<br />

Privatbesitz“, 11. März 1933, Lot 3 (mit Schwarz-Weiß-<br />

Abbildung) mit Gutachten von Friedländer.<br />

Hugo Perls, Berlin.<br />

Sammlung Richard Doelsch-Benziger, Basel.<br />

Galerie Libertas, Brügge.<br />

Literatur:<br />

Alfred George Temple, Catalogue of the Exhibition<br />

of works by Flemish and modern Belgian painters,<br />

Guildhall Art Gallery, London, 3. Mai 1906 - 28. Juli<br />

1906, London 1906, S. 58, Nr. 59A.<br />

Annales de la Société d‘Emulation de Bruges, Bd. LVIII,<br />

Brügge 1908.<br />

Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />

à Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957,<br />

S. 161-163, 293, Nr. 43, Abb. Tafel 39.<br />

Max J. Friedländer, Early Netherlandish painting, Bd.<br />

XI, Brüssel 1974, Nr. 252, Tafel 168.<br />

Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> wird beim RKD unter der<br />

Nr. 62614 als eigenhändiges Werk von Ambrosius<br />

Benson klassifiziert.<br />

Ausstellungen:<br />

Exhibition of works by Flemish and modern Belgian<br />

painters, Guildhall Art Gallery, London, 3. Mai 1906<br />

- 28. Juli 1906.<br />

Van Memling tot Pourbus, 1998, Nr. 61, S. 92.<br />

(1290863) (1) (13)<br />

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AMBROSIUS BENSON,<br />

CA. 1495 LOMBARDY – 1550 BRUGES<br />

THE LAMENTATION OF CHRIST IN VAST<br />

LANDSCAPE<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

120 x 94.5 cm.<br />

A copy of an expert’s report by Max Friedländer, Berlin,<br />

dated 16 November 1929 is enclosed. He recognizes<br />

the present painting as a characteristic work by Ambrosius<br />

Benson. A copy of an exchange of letters between<br />

Dr Richard Doetsch-Benziger, Brussels, dated<br />

5 November 1955 is also enclosed, confirming Benson<br />

as the artist.<br />

Also illustrated in the RKD Image Archive under the<br />

number: 0000029931.<br />

Described by experts as a “characteristic work by Ambrosius<br />

Benson” (Max Friedländer) and a “magnifique<br />

pièta en diagonale-tableaux d’histoire” (Georges Marlier),<br />

this work was entrusted to us for auction. The<br />

painting has a substantial provenance and exhibition<br />

history and has been mentioned many times in research<br />

literature over the past 120 years. The painting<br />

is still very similar to works by Ambrosius Benson’s<br />

teacher, Gerard David (ca. 1460-1523), from whom a<br />

Lamentation of Christ in landscape-format is for instance<br />

known and held at the Art Institute of Chicago<br />

(inv. No. 33.1040). Another Pietà by David is held at<br />

the National Gallery in London, but already shows a<br />

vertical alignment of the body of Christ. Benson also<br />

varied portrait and landscape formats for his depictions<br />

of the Lamentation of Christ. In addition to the<br />

present work, there is another landscape-format<br />

painting, which remains limited in its narrative details<br />

due to its spatial restriction while maintaining the<br />

same amount of figure staffage. A Lamentation held<br />

at the Fine Arts Museums of San Francisco (inv. no.<br />

1956.90), for example, is limited to five instead of the<br />

seven figures in the present painting and owes its<br />

vertical accents to the crucifixion stumps on Mount<br />

Calvaray, while they are replaced by loosely juxtaposed<br />

architectures of Jerusalem in the present<br />

painting. Benson’s preferred motif for a Pietà in portrait-format<br />

appears to have been crucifix depictions<br />

as a traditional motif instead of a prospect of the<br />

Heavenly Jerusalem, as is the case in a Lamentation<br />

held at the Metropolitan Museum of Art in New York,<br />

which is limited sideways by curtains and crucifixion<br />

motifs are also favoured here. There is, however, one<br />

example by Ambrosius Benson with an architectural<br />

and hilly background, which is a variant of the present<br />

painting and is listed at the RKD in The Hague (62619)<br />

(see comparative image).<br />

Provenance:<br />

Probably Royal Collection, Spain.<br />

Collection of Sir John Watkins Brett.<br />

Private collection Professor How, on loan to London<br />

in 1906: Exhibition of works by Flemish and modern<br />

Belgian painters, Guildhall Art Gallery, London, 3 May<br />

1906 - 28 July 1906.<br />

Christie’s auction, London, 13 July 1923, lot 72.<br />

Arthur Tooth & Sons, London.<br />

Sackville Gallery, London, November 1928.<br />

Helbing auction, Düsseldorf, Paintings (...) from<br />

Rhenish, Berlin and foreign museum and private<br />

collections, 11 March 1933, lot 3 (with black and<br />

white illustration) with a certificate by Friedländer<br />

Hugo. Perls, Berlin.<br />

Richard Doetsch-Benziger Collection, Basel.<br />

Libertas Gallery, Bruges.<br />

Literature:<br />

Alfred George Temple, Catalogue of the Exhibition<br />

of works by Flemish and modern Belgian painters,<br />

Guildhall Art Gallery, London, 3 May 1906 - 28 July<br />

1906, London 1906,p. 58, no. 59A.<br />

Annales de la Société d’Emulation de Bruges, vol.<br />

LVIII, Bruges 1908.<br />

Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture a<br />

Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957,<br />

pp. 161-163, 293, no. 43, ill. plate 39.<br />

Max J. Friedländer, Early Netherlandish Painting,<br />

vol. XI, Brussels 1974, no. 252, plate 168.<br />

The present painting is listed at the RKD with no.<br />

62614 as an original work by Ambrosius Benson<br />

himself.<br />

Exhibitions:<br />

Exhibition of works by Flemish and modern Belgian<br />

painters, Guildhall Art Gallery, London, 3 May 1906<br />

- 28 July 1906.<br />

Van Memling tot Pourbus, 1998, no. 61, p. 92 .<br />

€ 300.000 - € 400.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Ausschnitt zu Lot 213<br />

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214<br />

GIAMPIETRINO,<br />

EIGENTLICH „GIOVANNI PIETRO RIZZOLI“,<br />

TÄTIG UM 1495 – 1540, ZUG.<br />

MARIA LACTANS<br />

Öl auf Holz.<br />

65 x 50,5 cm.<br />

In ornamental verziertem Kassettenrahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten in Kopie von Mina Gregori,<br />

Florenz, ohne Datum.<br />

Ganz ähnlich wie bei der Maria lactans von Giampietrino,<br />

die jedoch anstelle des Bücherregals den Heiligen<br />

Josef zeigt, ist auch hier Maria zentral im Bild zu sehen,<br />

ihr Kind stillend. Während das <strong>Gemälde</strong> in der Biblioteca<br />

di Castel Vitoni die Kopfbedeckung in gelbem<br />

Ton zeigt, ist das Tuch hier mauve und der Blick Mariae<br />

gleitet in unserem Bild sinnierend in die Zukunft<br />

aus dem Bildraum heraus, während das Vergleichsbild<br />

eine Kommunikationsmotivation zumindest vermuten<br />

lässt, die durch den dahinterstehenden Josef<br />

evoziert wird. Gut vergleichbar ist das Christuskind<br />

etwa mit der Maria lactans in der Galleria Borghese<br />

von Giampietrino. In der Ausführung wirkt unser <strong>Gemälde</strong><br />

als könnte auch ein Nachfolger oder zumindest<br />

die Werkstatt an der Ausführung des <strong>Gemälde</strong>s beteiligt<br />

gewesen sein, während Mina Gregori das <strong>Gemälde</strong> in<br />

die Reifezeit Giampietrinos mit Andrea Solari (1460–<br />

1524) einordnet und somit den Werkzusammenhang<br />

mit Leonardo da Vinci (1452–1519) betont.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Cristina Geddo, Giovan Pietro Rizzoli, il Gianpietrino.<br />

L‘opera completa, in: Journal of Leonardo Studies<br />

& Bibliography of Vinciana, hrsg. Carlo Pedretti, Bd. VI,<br />

1994. (1290452) (2) (13)<br />

GIAMPIETRINO,<br />

ALSO KNOWN AS “GIOVANNI PIETRO RIZZOLI”,<br />

ACTIVE CA. 1495 – 1540, ATTRIBUTED<br />

THE NURSING MADONNA<br />

Oil on panel.<br />

65 x 50.5 cm.<br />

An expert‘s report by Mina Gregori, Florence, n.d. is<br />

enclosed.<br />

Quite similar to the painting of the The Nursing Madonna<br />

by Giampietrino, which, by contrast, shows<br />

Saint Joseph instead of the bookshelf, the Virgin can<br />

also be seen at the centre of this painting, breastfeeding<br />

her child. While the painting held at the Biblioteca<br />

di Castel Vitoni shows the headgear in a yellow<br />

tone, the cloth here is mauve and the Virgin’s gaze is<br />

directed outside the pictorial space, reflecting on the<br />

future, while the comparative painting at least suggests<br />

a communication motivation, which is evoked<br />

by Joseph standing behind her. The figure of the<br />

Christ Child easily compares with The Nursing Madonna<br />

by Giampietrino at the Galleria Borghese. The<br />

execution of our painting looks as if a successor or at<br />

least the workshop could have been involved its execution,<br />

while Mina Gregori places the painting in Giampietrino’s<br />

mature œuvre in collaboration with Andrea<br />

Solari (1460–1524) and thus emphasizes the<br />

work connection with Leonardo da Vinci (1452–1519).<br />

Literature:<br />

cf. Cristina Geddo, Giovan Pietro Rizzoli, il Gianpietrino.<br />

L’opera completa, in: Journal of Leonardo Studies &<br />

Bibliography of Vinciana, Carlo Pedretti (ed.), vol. VI,<br />

1994.<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Vergleiche: Vorzeichnung Giampietrinos<br />

Motiv der Maria lactans<br />

Vergleiche: Giampietrinos Maria lactans in<br />

der Bibliotheca di Castel Vitoni<br />

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215<br />

LORENZO COSTA D. Ä.,<br />

UM 1460 FERRARA – 1535 MANTUA<br />

ANBETUNG DES KINDES MIT SAN NICOLA DA<br />

TOLENTINO, UM 1491/93<br />

Öl auf Weichholz, verso Festigungsleisten.<br />

50 x 41,5 cm.<br />

Verso alter Aufkleber „Auktion Lempertz Nov. 1961,<br />

Kat. 466, Nr. 161“ (dort noch als Piemonteser <strong>Meister</strong><br />

geführt).<br />

Im Ädikularahmen.<br />

Expertise von Dr. Alessandro Delpriori, Universität Florenz.<br />

Hier weitere Einzelangaben und Werkvergleiche.<br />

Das Tafelbild, seiner Maße wegen wohl Auftragsgemälde<br />

für eine Hauskapelle, thematisiert die Geburt<br />

Christi im Stall von Bethlehem. Maria und das am Boden<br />

auf einer Matte liegende Kind sind ins Bildzentrum<br />

gesetzt, rechts daneben steht Josef, barfüßig,<br />

auf einen Stock gestützt. Den Hintergrund bildet der<br />

hölzerne Stall mit Brettervordach, darunter die Hauptfiguren,<br />

dahinter Esel und Ochs. Links eine hügelige<br />

Landschaft, aus der der hier dargestellte Heilige Nikolaus<br />

von Tolentino in Mönchskutte und kniender Haltung<br />

gezeigt wird. Der Mönch und Prediger (um 1245-<br />

1305) wurde 1446 kanonisiert. Der Augustinerheilige<br />

hält hier ein Kreuz und ist durch sein Attribut - ein<br />

Stern, der ihn der Legende nach bei seinen Predigten<br />

begleitete - gekennzeichnet.<br />

Dem <strong>Gemälde</strong> ist eine ausführliche gutachterliche<br />

Beschreibung beigegeben. Danach wird das Werk in<br />

die Frühphase des Malers eingeordnet, also wohl<br />

noch vor der Begegnung mit dem Bolognesen Francesco<br />

Francia (1447-1517) und dessen ausgeprägter<br />

Feinmalerei. So herrscht hier noch eine gewisse Herbheit,<br />

die nähere Verwandtschaft mit seinen Lehrern<br />

Francesco del Cossa (1435-1495) oder Cosmé Tura<br />

(um 1430-1495) zeigt. Dagegen wird der Bologneser<br />

Einfluss spürbar, nachdem Costa - auf der Flucht von<br />

der Pest - dorthin zog, um am Hof von Giovanni Bentivoglio<br />

zu wirken. 1483 wird ein „Costa“ im Zusammenhang<br />

mit dem Palazzo Bentivoglio als Maler<br />

dokumentiert.<br />

Aus öffentlichen Sammlungen sei hier an die „Kreuzigung<br />

mit Stifter“ im Lindenau-Museum <strong>Alte</strong>nburg genannt,<br />

in Ferrara um 1480 entstanden. Wenngleich<br />

das Werk Costas nicht die dynamische Bewegtheit<br />

seines Zeitgenossen Ercole de´ Roberti zeigt, so sei<br />

doch an Gemeinsamkeiten des vorliegenden Bildes<br />

mit dessen „Anbetung des Kindes“ (National Gallery<br />

London) erinnert, mit ähnlichem Aufbau des Stallgebäudes<br />

in Bethlehem. A.R.<br />

LORENZO COSTA THE ELDER,<br />

CA. 1460 FERRARA – 1535 MANTUA<br />

THE ADORATION OF THE CHRIST CHILD WITH<br />

SAN NICOLA DA TOLENTINO, CA. 1491/93<br />

Oil on softwood, with parquetting slats on the reverse.<br />

50 x 41.5 cm.<br />

Old label from Lempertz auction on the reverse, Nov.<br />

1961, cat. 466, no. 161 (listed as Piedmontese master).<br />

Expert‘s report by Dr Alessandro Delpriori, Florence<br />

University enclosed. More details and work examples<br />

of comparison are given in the report.<br />

As a work held in a public collection, the “Crucifixion<br />

with Donor” at Lindenau Museum <strong>Alte</strong>nburg, which<br />

originated in Ferrara in ca. 1480, should be mentioned<br />

here. Even though Costa‘s work does not show the<br />

dynamic emotion of his contemporary Ercole de‘Roberti,<br />

we should nevertheless recall the similarities between<br />

the present painting and his “Adoration of the<br />

Christ Child” (National Gallery London), which shows<br />

a similar structure of the stable building in Bethlehem.<br />

Provenance:<br />

Private collection.<br />

Literatur:<br />

Rolf Toman, Barbara Borngässer, Alexander Rauch,<br />

Uwe Geese, Malerei, in: Renaissance. Kunst und<br />

Architektur des 15. und 16. Jahrhunderts in Europa,<br />

Bath et al. 2011.<br />

Emilio Negro, Nicosetta Roio, Lorenzo Costa (1460-<br />

1535), Modena 2001.<br />

Philip Hendy, Die National-Galerie London, Gütersloh<br />

1978.<br />

€ 20.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung.<br />

Literatur:<br />

Rolf Toman, Barbara Borngässer, Alexander Rauch,<br />

Uwe Geese, Malerei, in: Renaissance. Kunst und<br />

Architektur des 15. und 16. Jahrhunderts in Europa,<br />

Bath u.a. 2011.<br />

Emilio Negro, Nicosetta Roio, Lorenzo Costa (1460-<br />

1535), Modena 2001.<br />

Philip Hendy, Die National-Galerie London, Gütersloh<br />

1978. (12903118) (11)<br />

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216<br />

FRA PAOLINO DA PISTOIA,<br />

1490 – 1547<br />

MADONNA DI LORETO<br />

Öl auf Holz.<br />

120 x 91 cm.<br />

Verso mit zwei alten britischen Etiketten.<br />

In schönem plastisch geschnitztem und vergoldetem<br />

Rahmen des 17. Jahrhunderts.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Alessandro Delpriori,<br />

Florenz, ohne Datum, in Kopie, in welchem die gute<br />

Qualität des vorliegenden <strong>Gemälde</strong>s betont wird.<br />

Im Wesentlichen übernimmt da Pistoia die bekannte<br />

im Musée Condé (Chantilly, Frankreich), befindliche<br />

Komposition von Raphael von 1511, die im Übrigen<br />

die gleichen Maße aufweist wie unser Bild und sich<br />

einst vermutlich in der Sammlung Scipione Borghese<br />

befand. Eine Bettstatt mit weißen Laken und Kissen<br />

leitet in das <strong>Gemälde</strong> ein, auf welchem das Christuskind<br />

liegt und seine Arme emporreckt. Maria, hinter<br />

dem Bett stehend nimmt Bezug auf das Kind, indem<br />

sie einen Arm in unglaublicher Verkürzung nach vorn<br />

streckt und einen transparenten Schleier herabhängen<br />

lässt, nach dem das Kind zu greifen im Begriff ist.<br />

Rechts hinten Josef auf einen Stab sich stützend. Die<br />

Rückwand textil verkleidet. Auf zwei Tafeln, mittig vertikal<br />

zusammengefügt. Rest.<br />

FRA PAOLINO DA PISTOIA,<br />

1490 – 1547<br />

MADONNA DI LORETO<br />

Oil on panel.<br />

120 x 91 cm.<br />

A copy of the expert‘s report by Alessandro Delpriori,<br />

Florence, n.d. is enclosed, emphasizing the painting‘s<br />

good quality.<br />

Pistoia essentially copies the famous composition by<br />

Raphael held at the Musée Condé (Chantilly, France),<br />

created in 1511, which has the same dimensions and<br />

was once held at the Scipione Borghese collection.<br />

Literature:<br />

cf. Ralph Nicholson Wornum (ed.), Biographical catalogue<br />

of the principal Italian painters, London 1855,<br />

p. 130.<br />

€ 30.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Anmerkung:<br />

Der Dominikanermönch Fra Paolino da Pistoia lernte<br />

bei Bernardino del Signoraccio, dessen Stil auf Perugino<br />

verweist und besonders im Frühwerk Pistoias<br />

wiederzufinden ist. 1509 ging er nach Florenz und<br />

wirkte in der Werkstatt von Fra Bartolomeo, deren<br />

Leitung er nach Fra Bartolomeos Tod, übernahm.<br />

1526 zog er mit der gesamten Werkstatt nach Pistoia,<br />

nach seinem Tod erlosch auch die Werkstattaktivität.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Ralph Nicholson Wornum (Hrsg.), Biographical<br />

catalogue of the principal Italian painters, London<br />

1855, S. 130. (1290033) (3) (13)<br />

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217<br />

LAMBERT SUSTRIS,<br />

1515/16 – UM 1595 VENEDIG<br />

Lambert Sustris war ein niederländischer Maler, der<br />

vor allem in Italien und dort speziell in Venedig tätig<br />

war. Er schuf sowohl manieristische mythologische<br />

Szenen als auch eindrucksvolle Bildnisse. Ausgebildet<br />

wurde der wohl in Amsterdam geborene Künstler<br />

wahrscheinlich in Haarlem oder in Utrecht, im Umkreis<br />

von Maarten Jacobsz van Heemskerck (1498-<br />

1574) oder von Jan van Scorel (1495-1562). In den frühen<br />

1530er-Jahren ging er nach Rom, dort arbeitete<br />

er zwischen 1542 und 1544 in der Werkstatt Tiziano<br />

Vecellio (1485-1576).<br />

DAS FEST DER GÖTTER<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

89 x 193 cm.<br />

In dekorativem vergoldetem Rahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. Dr. Giuseppe<br />

Maria Pilo und von Egidio Martini vom 05. Dezember<br />

1979.<br />

In weiter bewaldeter Landschaft, im Licht der spätnachmittäglichen<br />

Sonne, das gerade stattfindende<br />

Fest der Götter, die um einen großen Tisch, teils paarweise<br />

sitzen. Zu den dargestellten Göttern, die durch<br />

ihre Attribute gekennzeichnet sind, gehören am rechten<br />

Tischrand sitzend, mit grauen Haaren und Bart<br />

und in seiner Hand ein Blitzbündel haltend, Zeus, der<br />

oberste olympische Gott der griechischen Mythologie<br />

und mächtiger als alle anderen griechischen Götter<br />

zusammen. Zusätzlich wird ihm als Attribut ein Adler<br />

zur Seite gestellt. Des Weiteren werden hinter ihm<br />

links dargestellt Athena, die Göttin der Weisheit und<br />

des Kampfes mit Helm und Lanze, rechts sitzend die<br />

Göttin Hera mit einem Pfau, Poseidon mit seinem<br />

Attribut, einem Dreizack, sowie auf der linken Seite<br />

stehend Hermes, der Götterbote mit Flügelkappe und<br />

Hermesstab. Am rechten Bildrand zwei Putti, denen<br />

aus einer großen Amphore Wein in ihre Schalen ausgeschenkt<br />

wird. In der linken Hälfte des Hintergrunds<br />

zudem ein Schäfer mit seinen Schafen erkennbar. Figurenreiche<br />

Darstellung mit vielen Details in zurückhaltender<br />

Farbgebung. Rest.<br />

Anmerkung:<br />

Das Motiv mit dem Bankett der Götter lässt sich<br />

auch finden in den um 1517 datierten Fresken von<br />

Raffael (1483-1520), die die Decke der Loggia der<br />

Psyche in der Villa Farnesina schmückten.<br />

(1290513) (3) (18)<br />

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Detail des <strong>Gemälde</strong>s Lot 217<br />

LAMBERT SUSTRIS,<br />

1515/16 – CA. 1595 VENICE<br />

THE FEAST OF THE GODS<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

89 x 193 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Professor Dr<br />

Giuseppe Maria Pilo and by Egidio Martini dated 5<br />

December 1979.<br />

Notes:<br />

The motif with the banquet of the gods can also be<br />

found in frescoes by Raphael (1483-1520), dated ca.<br />

1517, which adorned the ceiling of the Loggia of the<br />

Psyche in the Villa Farnesina.<br />

€ 60.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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35


218<br />

MEISTER DER WEIBLICHEN HALBFIGUREN,<br />

IN DEN NIEDERLANDEN TÄTIG ZWISCHEN 1525<br />

UND 1550<br />

JUNGE FRAU BEIM SCHREIBEN AM TISCH<br />

MIT PRUNKPOKAL<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

53 x 43 cm.<br />

Expertise von Prof. Dr. Paul Vandenbroeck, Univ.<br />

Leuven, mit Literaturverweisen und Einordnung<br />

des <strong>Gemälde</strong>s in den Zeitraum 1535-1540.<br />

Bekanntlich konnte der eigentliche Name des Künstlers<br />

bis heute noch nicht ermittelt werden. Aufgrund<br />

von Bild- und Stilvergleichen prägte Max J. Friedländer<br />

(1867-1958) den Notnamen „<strong>Meister</strong> der weiblichen<br />

Halbfiguren“. Der Malstil lässt annehmen, dass<br />

der Maler überwiegend in den südlichen Niederlanden,<br />

möglicherweise auch in Antwerpen gearbeitet<br />

hat. Seine stets unsignierten Bilder zeigen die meist<br />

jungen Mädchen elegant gekleidet, vor allem aber<br />

mit ausgesprochen anmutigen Gesichtern. Stets werden<br />

sie bei einer Betätigung gezeigt, ob beim Musizieren,<br />

wie das berühmte <strong>Gemälde</strong> in Schloss Rohrau<br />

aus der Graf Harrach´schen Sammlung zeigt, oder die<br />

„Lauternspielerin“ in der Galleria Sabauda in Mailand.<br />

Einige Darstellungen, wie in dem vorliegenden Bild,<br />

zeigen die Halbfigur beim Schreiben. Nicht selten hat<br />

der <strong>Meister</strong> ein Prunkgefäß ins Bild gesetzt, was<br />

dazu geführt hat, bei etlichen dieser Motive die Dargestellte<br />

als Heilige Magdalena zu deuten. Gemeint<br />

wäre hier also die „weltliche“ Heilige vor ihrer religiösen<br />

Sendung. Dies gilt jedoch vor allem bei Darstellung<br />

eines Salbgefäßes. Es sei dahingestellt, ob dies<br />

auch in unserem Falle zutrifft.<br />

In dem hier präsentierten <strong>Gemälde</strong> trägt die junge<br />

Dame ein rotes, mit goldenem Gürtel eng geschnürtes<br />

Miederkleid, eine feine Halskette mit Anhänger<br />

sowie eine mit Steinen besetzte Kette am Rand der<br />

Haube. Auch ihre gerafften Ärmel sind mit Goldreifen<br />

geschmückt. Ihre Schreibhand hält eine Feder, die<br />

Linke ein Radiermesser. Das könnte zur Interpretation<br />

führen, dass sie als unentschlossen bei der Abfassung<br />

ihres Briefes gezeigt werden sollte. Ein dunkles<br />

Futteral auf der hellen Tischplatte und der dahinterstehende<br />

goldene Deckelpokal bereichern die Darstellung.<br />

Auffallend jedoch ist der Körperschatten auf der<br />

grünlich gemalten Rückwand. In solchen Darstellungen<br />

sehen wir bereits den Wandel der Portraitkunst<br />

aus dem Mittelalter hin zur Renaissance. Unabhängig<br />

von der Frage, ob es sich nun um die Darstellung einer<br />

Heiligen handelt, werden die Figuren bereits im<br />

Umfeld ihrer Tätigkeiten erfasst, mit Beschäftigungen<br />

aus dem Alltagsleben.<br />

Wenngleich der <strong>Meister</strong> für die ihn benennenden<br />

halbfigurigen Frauendarstellungen bekannt wurde, so<br />

kennen wir auch religiöse Werke seiner Hand, wie<br />

etwa die „Kreuzabnahme mit Stiftern“ (Münster LWL-<br />

Museum), eine „Versuchung des Heiligen Antonius“<br />

(Dublin, National Gallery) oder die „Landschaft mit<br />

der Ruhe auf der Flucht“ (Wien, Kunsthistorisches Museum).<br />

Darüber hinaus befinden sich seine Werke in<br />

etlichen weiteren, bedeutenden öffentlichen Sammlungen<br />

und Museen. A.R.<br />

MASTER OF THE FEMALE HALF-LENGTHS,<br />

ACTIVE IN THE NETHERLANDS BETWEEN 1525<br />

AND 1550<br />

YOUNG WOMAN WRITING AT A DESK WITH<br />

MAGNIFICENT CUP<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

53 x 43 cm.<br />

An expert‘s report by Professor Dr Paul Vandenbroeck,<br />

Leuven University with bibliography and dating of the<br />

painting to 1535 - 1540 is enclosed.<br />

As is well known, the actual name of the artist has<br />

not yet been identified. Based on image and style examples<br />

of comparison, Max Jacob Friedländer (1867-<br />

1958) coined the notname „Master of Female Half-<br />

Lengths“. Although the master became known for the<br />

half-length depictions of women naming him, religious<br />

works by his hand are also known, such as<br />

“The Deposition from the Cross with Donors” (Münster<br />

LWL Museum), a “Temptation of Saint Anthony”<br />

(Dublin, National Gallery) or the “Landscape with the<br />

Rest on the Flight into Egypt” (Vienna, Kunsthist. Museum).<br />

In addition, his works are held at several other<br />

important public collections and museums.<br />

Provenance:<br />

Formerly private collection, Vienna.<br />

Dorotheum 1986.<br />

Literature:<br />

Max J. Friedländer, Der <strong>Meister</strong> der weiblichen<br />

Halbfiguren, in: <strong>Meister</strong>werke der niederländischen<br />

Malerei des XV. u XVI. Jahrhunderts auf der Ausstellung<br />

zu Brügge 1902. F. Bruckmann, Munich 1903,<br />

pp. 29-30, illustrated on plate 78 and 79.<br />

Ellen Konowitz, The Master of the Female Half-Lengths<br />

Group, Eclecticism, and Novelty, in: Oud Holland,<br />

vol. 113, no. 1/2, 1999.<br />

Gordon Campell, Master of the Female Halflength,<br />

in: The Grove Encyclopedia of Northern renaissance<br />

Art, Oxford 2009.<br />

€ 120.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Provenienz:<br />

Ehem. Privatsammlung Wien.<br />

Dorotheum 1986.<br />

Literatur:<br />

Max J. Friedländer, Der <strong>Meister</strong> der weiblichen<br />

Halbfiguren, in: <strong>Meister</strong>werke der niederländischen<br />

Malerei des XV. und XVI. Jahrhunderts auf der Ausstellung<br />

zu Brügge 1902, München 1903, S. 29-30,<br />

Abb. auf Tafel 78 und 79.<br />

Ellen Konowitz, The Master of the Female Half-<br />

Lengths Group, Eclecticism and Novelty, in: Oud-<br />

Holland, Bd. 113, Nr. 1/2, 1999.<br />

Gordon Campbell, Master of the Female Half-lengths,<br />

in: The Grove Encyclopedia of Northern Renaissance<br />

Art, Oxford 2009. (12903119) (11)<br />

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Detailabbildungen des <strong>Gemälde</strong>s Lot 218<br />

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219<br />

JOACHIM BEUCKELAER,<br />

1533 ANTWERPEN – 1574/75 EBENDA, ZUG.<br />

INTERIEUR EINES FLEISCHHANDELS<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

163 x 122 cm.<br />

In vergoldetem breitem Holzrahmen.<br />

Für den Maler typisches großformatiges <strong>Gemälde</strong> mit<br />

einer Kombination von Stillleben und Gruppenbildnis,<br />

wobei dieses in einem Fleischhandel verortet wird,<br />

was durch den Ausblick auf ein innerstädtisches Exterieur<br />

und den Holzladen, der in der rechten oberen<br />

Bildhälfte zu sehen ist, deutlich wird. Auf dem <strong>Gemälde</strong><br />

nicht nur der Händler, sondern auch Kunden zu sehen<br />

sowie ein Junge in der rechten unteren Bildhälfte, der<br />

im Begriff ist eine Schweineblase aufzublasen. Der in<br />

Antwerpen wirkende Maler war auf Marktstillleben<br />

mitunter spezialisiert und so befindet sich eine weitere<br />

Ansicht von 1565, die jedoch einen biblischen Kontext<br />

hat, im Nationalmuseum Stockholm unter der<br />

Inv.Nr. NIM323 und, jedoch seitenverkehrt, ebenfalls<br />

im biblischen Kontext eine solche im Rijksmuseum<br />

Amsterdam unter der Inv.Nr. SKA1451. Besonders<br />

Fisch märke sind von Beuckelaer bekannt, so etwa in<br />

der National Gallery London unter der Inv.Nr. NG6586<br />

oder in Kombination von Fleisch, Fisch und Gemüse<br />

im Louvre unter der Kat.Nr. RF2659 (datiert 1566). Oft<br />

wird der biblische Bezug zu Christus im Haus von<br />

Marta und Maria wiedergegeben. Rest.<br />

(1290575) (13)<br />

JOACHIM BEUCKELAER,<br />

1533 ANTWERP – 1574/75 IBID., ATTRIBUTED<br />

INTERIOR OF A MEAT TRADER<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

163 x 122 cm.<br />

The painter, who was active in Antwerp, specialized<br />

in market still lifes and so another interior from 1565,<br />

which has a biblical context, is held at the National<br />

Museum Stockholm under inv. NIM323 and, however,<br />

inverted, also in the biblical context one in the Rijksmuseum<br />

Amsterdam with inv. SKA1451. Beuckelaer<br />

is particularly well-known for depictions of fish markets,<br />

for example, a painting held at the National Gallery in<br />

London under inv. NG6586 or a combination of meat,<br />

fish and vegetables held at the Louvre under cat.<br />

RF2659 (dated 1566). The biblical reference to Christ<br />

is often given in the house of Martha and Mary. Restored.<br />

€ 35.000 - € 45.000<br />

Sistrix<br />

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39


220<br />

SANTI DI TITO,<br />

1536 SANSEPOLCRO/ AREZZO – 1603 FLORENZ<br />

Santi di Tito lernte in Florenz und zog dann nach Rom,<br />

wo er von 1560 bis 1564 blieb, bei den Zuccari-<br />

Brüdern Taddeo (1529-1566) und Federico (1539-<br />

1609) arbeitete, ein Fresko für den Palazzo Salviati,<br />

Rom, ausführte und im Vatikan zu den Fresken im Casino<br />

di Pio IV und im Belvedere, Wien, beitrug. Raffaello<br />

Borghini notierte 1584, dass in Florenz zahlreiche<br />

Portraits, auch von Malern und Bildhauern, aus der<br />

Hand von Santi di Tito vorhanden sind. Nach Baldinucci<br />

waren die Portraits von Santi di Tito auch am Ende<br />

des 17. Jahrhunderts noch sehr kostspielig, aufgrund<br />

ihrer lebensnahen Darstellung.<br />

PORTRAIT EINER ADELIGEN MIT KIND<br />

Öl auf Leinwand.<br />

153,8 x 103,5 cm.<br />

In einem Innenraum, der durch eine ockerfarbene<br />

Wand, den Fußboden und einen Vorhang als solcher<br />

definiert ist und sich rechts zu einer hügeligen italienischen<br />

Flusslandschaft durch eine Doppelbalustrade<br />

abgrenzt, sitzt auf einem Armlehnstuhl eine junge,<br />

reich gekleidete Frau an ihrer Hand ein Kind haltend,<br />

das den Wohlstand der mutmaßlichen Mutter in seiner<br />

Kleidung reflektiert. Mit großer technischer Virtuosität<br />

in der Wiedergabe von Details stellt das Tableau<br />

zwei Personen in roten Amarantdamastgewändern<br />

dar, die mit einem bestickten Goldgürtel, Einlagen<br />

aus Perlen und Edelsteinen, Halsketten und Puffärmeln<br />

geschmückt sind. Die Frisur der Adeligen offenbart ihr<br />

schönes ovales Gesicht und ihre zarten Züge. Auf ihrem<br />

Haar ist ein kostbares Diadem angebracht, das<br />

den leichten und greifbaren Schleier zusammenhält.<br />

Das Kind hält seine Mutter mit der linken Hand, während<br />

es in der rechten Hand einen kleinen Vogel hält.<br />

Durch das mit Vorhängen versehene Fenster auf der<br />

rechten Seite der Leinwand sieht man eine unbestimmte<br />

Landschaft, die von blauen und kalten Farben<br />

bestimmt wird.<br />

Santi di Tito war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten<br />

der florentinischen (und toskanischen) Malerei<br />

des späten 16. Jahrhunderts.<br />

In Florenz wurde er in der Werkstatt von Sebastiano<br />

da Montecarlo ausgebildet und stand in direktem<br />

Kontakt mit Agnolo Bronzino (1503-1572) und Baccio<br />

Bandinelli (1493-1560). Er trat 1554 in die San Luca-<br />

Gilde ein, aber über sein frühes Schaffen ist nur wenig<br />

bekannt, auch weil sich sein malerischer Charakter<br />

erst nach einer Reise nach Rom von 1558 bis 1564<br />

herausbildete, wo er sich dem Klassizismus der Nachfolger<br />

Raffaels annäherte. Zu diesem Zeitpunkt begann<br />

er, in den wichtigsten dekorativen Unternehmen<br />

der Epoche zu arbeiten und nahm Kontakt mit Federico<br />

Zuccari (1561-1565) auf, eine grundlegende Begegnung,<br />

die zur Ausarbeitung antimanieristischer Reformen<br />

führte, die er nach seiner Rückkehr nach Florenz<br />

einbrachte. Diese Reformen wurden von dem Künstler<br />

mit einer unglaublichen Entschlossenheit vorgeschlagen<br />

und hinterließen einen starken Eindruck im<br />

lokalen künstlerischen Umfeld der damaligen Zeit.<br />

Der Künstler wurde vom Hof der Medici aufgenommen<br />

und nahm aktiv am Leben der Akademie von<br />

San Luca teil, ein Engagement, das durch seine Arbeit<br />

am Beerdigungsapparat für Michelangelo und seine<br />

Fresken für den Bau des Salomonischen Tempels in<br />

der Kapelle der Gesellschaft Santissima Annunziata<br />

veranschaulicht werden kann.<br />

Die ersten Werke dieser Phase zeigen typisch römische<br />

Formkonventionen, auch wenn der Maler seinen Stil<br />

bald vereinfachte und zur kompositorischen Einfachheit<br />

und Nüchternheit der florentinischen Malerei des<br />

frühen 16. Jahrhunderts zurückkehrte, verbunden mit<br />

einer intensiven und frommen Religiosität, die den<br />

von der Gegenreformation diktierten Prinzipien folgte.<br />

Diese Form des „Purismus“ behielt er während seiner<br />

gesamten Karriere und in seinen späteren Werken bei<br />

und wurde so zu einem Einflussfaktor der florentinischen<br />

Malerei bis zur Ankunft von Pietro da Cortona<br />

(1596-1669) in Florenz.<br />

Er arbeitete auch im Atelier von Francesco I, wo seine<br />

<strong>Gemälde</strong> stark von dessen formalen Entscheidungen<br />

beeinflusst wurden. (1291404) (13)<br />

SANTI DI TITO,<br />

1536 SANSEPOLCRO/ AREZZO – 1603 FLORENCE<br />

Santi di Tito trained in Florence and then moved to<br />

Rome, where he was active from 1560 to 1564,<br />

working for the Zuccari brothers Taddeo (1529-1566)<br />

and Federico (1539-1609), created a fresco for the<br />

Palazzo Salviati, Rome and contributed to the frescoes<br />

in the Casino di Pio IV in the Vatican and in the<br />

Belvedere, Vienna.<br />

PORTRAIT OF A NOBLEWOMAN WITH CHILD<br />

Oil on canvas.<br />

153.8 x 103.5 cm.<br />

Santi di Tito was one of the most influential figures in<br />

Florentine (and Tuscan) painting of the late 16th century.<br />

In Florence he trained in the workshop of Sebastiano<br />

da Montecarlo and was in direct contact with<br />

Agnolo Bronzino (1503-1572) and Baccio Bandinelli<br />

(1493-1560).<br />

€ 100.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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40 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.


221<br />

FRANS FLORIS D. Ä.,<br />

UM 1516 ANTWERPEN – 1570 EBENDA, ZUG.<br />

ADAM UND EVA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

169 x 140 cm.<br />

In Prunkrahmen.<br />

Im Zentrum die hellhäutige nackte Eva mit langen<br />

dunkelblonden Haaren in paradiesischer Landschaft<br />

vor einem großen Apfelbaum mit Früchten stehend,<br />

in ihrer linken Hand noch einen Ast festhaltend, von<br />

dem sie gerade einen Apfel gepflückt hat, den sie in<br />

ihrer rechten Hand hält. Sie blickt auf den Apfel herab,<br />

den sie laut <strong>Alte</strong>m Testament auf Anraten einer<br />

Schlange gepflückt hat, die sich am oberen linken<br />

Bildrand um einen Ast nach unten zu ihr hin windet.<br />

Neben ihr, vor dem Baum sitzend, der nackte, leicht<br />

muskulöse Adam mit dunklerem Inkarnat, dunklen<br />

Haaren und Bart, sie mit seiner linken Hand umarmend,<br />

in der er einen Zweig hält, der Evas Scham<br />

verdeckt. Seine rechte Hand ist in Richtung des Betrachters<br />

leicht ausgestreckt und er blickt mit seinen<br />

dunklen Augen Eva fragend an. Teils Retuschen.<br />

FRANS FLORIS THE ELDER,<br />

CA. 1516 ANTWERP – 1570 IBID., ATTRIBUTED<br />

ADAM AND EVE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

169 x 140 cm.<br />

In magnificent frame.<br />

Notes:<br />

The painting on offer for sale in this lot is very similar<br />

to a work by the artist with an identical motif and a<br />

comparable composition, which was created in ca.<br />

1560 and is held at the Galleria Pitti in Florence (176<br />

x 44 cm). The painting in Florence, however, shows<br />

a larger branch that covers Eve’s pubic area, a landscape<br />

with recognizable animals in the right background<br />

and fruit on a tree as well as below Adam.<br />

€ 20.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Anmerkung:<br />

Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ähnelt ganz einem Werk<br />

des Künstlers mit identischem Motiv und vergleichbarer<br />

Darstellung, das ca. 1560 entstanden ist, und<br />

sich in der Galleria Pitti in Florenz befindet (176 x 44<br />

cm). Das in Florenz befindliche <strong>Gemälde</strong> zeigt jedoch<br />

einen größeren Ast, der den Schambereich der Eva<br />

verdeckt, im rechten Hintergrund Landschaft mit erkennbaren<br />

Tieren und mehrere Früchte am Baum<br />

und links unterhalb des Adams. (1281047) (2) (18)<br />

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222<br />

GIOVANNI MARIA BUTTERI,<br />

UM 1540 FLORENZ – 1606 EBENDA, ZUG.<br />

Der Künstler war ein italienischer Maler der manieristischen<br />

Zeit, der in seiner Heimat Florenz tätig war. Er<br />

war Schüler von Alessandro Allori (1535-1607) und<br />

Francesco Salviati (1510-1563). Werke von ihm befinden<br />

sich in den Kirchen Santa Monica und San Barnaba in<br />

Florenz, sowie im Stadtmuseum in Prato.<br />

JESUS UND DIE SAMARITERIN AM BRUNNEN<br />

Öl auf zwei zusammengefügten Holztafeln.<br />

Teils parkettiert.<br />

182 x 245 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

GIOVANNI MARIA BUTTERI,<br />

CA. 1540 FLORENCE - 1606 IBID., ATTRIBUTED<br />

CHRIST AND THE SAMARITAN WOMAN<br />

AT THE WELL<br />

Oil on two joined wooden panels.<br />

<strong>Part</strong>ially parquetted.<br />

182 x 245 cm.<br />

Unframed.<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Großformatige Darstellung gemäß dem Bibeltext (Joh<br />

4,5-43). Dargestellt in freier Natur, unter blauem Horizont<br />

mit der auf einer leichten Anhöhe gelegenen<br />

Stadt Samaria, sitzt Christus auf dem Rand eines<br />

Brunnens und ist im Gespräch mit einer vor ihm halb<br />

knienden Samariterin. Jesus hat gerade an dem Brunnen<br />

eine Pause eingelegt und bittet die Frau, ihm etwas<br />

Wasser zum Trinken zu reichen. Die dargestellte<br />

Samariterin in einem langen weißen und gelblichen<br />

faltenreichen Gewand mit rotem kurzem Umhang, den<br />

Kopf auf ihn gerichtet, mit fragendem Handgestus.<br />

Neben sich am Boden stehend eine Amphore und<br />

eine Schale an einer Kette, mit der sie das Wasser<br />

aus dem Brunnen schöpfen möchte. Jesus, in einem<br />

langen Gewand, die Frau ernsthaft anblickend und mit<br />

seiner ausgestreckten linken Hand in den Brunnen<br />

auf die Bedeutung des Wassers des Lebens hinweisend.<br />

In der Mitte links die zurückkehrenden Jünger,<br />

die in der Stadt waren. Im Hintergrund in der Mitte<br />

weitere Gebäude und Bäume als Entwürfe, und somit<br />

unvollendet, wiedergegeben. Qualitätvolle Malerei<br />

in überwiegend monochromer beige-brauner und bläulicher<br />

Farbgebung. Vereinzelt rest., teils Retuschen<br />

und Farbabsplitterungen. (1291851) (3) (18)<br />

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223<br />

SANDRO BOTTICELLI,<br />

UM 1445 FLORENZ – 1510 EBENDA, UMKREIS<br />

HIERONYMUS IN DER EINÖDE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

66 x 55 cm.<br />

In profiliertem und vergoldetem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giuseppe Fiocco<br />

in Kopie, der das vorliegende Werk Sandro Botticelli<br />

selbst zuordnet und um 1485 datiert.<br />

Prof. Kurt Steinbart, der das vorliegende Werk ebenfalls<br />

als von der Hand Sandro Botticellis erkennt und<br />

das Bild um 1490 datiert.<br />

Ein Felsvorsprung, der von drögem Grün bewachsen<br />

ist und spärlichem Geäst Halt bietet, dient zusammen<br />

mit einer hügeligen italianisierenden Landschaft mit<br />

antikisierender Architekturstaffage als Kulisse für die<br />

dargestellte Szene. Diese lebt neben den umlaufenden<br />

Attributen, wie Kardinalshut und Totenschädel, von<br />

dem im Bildzentrum befindlichen Gesicht des Kardinalsheiligen,<br />

das kontemplativ auf das vor ihm befindliche<br />

Kruzifix ausgerichtet ist und in besonderer Weise ausgearbeitet<br />

ist. Ähnliches kann von Botticellis „Heiligem<br />

Hieronymus“ in der Eremitage in St. Petersburg (Inv.<br />

Nr. 4077) gesagt werden. Das Format ist etwas höher<br />

gewählt, sodass der rückwärtige Hügel in seiner ganzen<br />

Höhe zu sehen ist und mehr Breite in Anspruch<br />

nimmt. In unserem <strong>Gemälde</strong> ist die Hintergrundfolie<br />

gestaucht - ein geschickter Zug des Künstlers, der damit<br />

die Figur des Heiligen näher an den Betrachter<br />

heranzuholen vermag und nun in der Lage ist, seinen<br />

Blick emporzurichten, da nun auch das Kreuz näher<br />

am Betrachter steht. Dadurch wird unserer Meinung<br />

nach der kontemplative Moment verstärkt. Das hier<br />

angebotene <strong>Gemälde</strong> zeigt anders als die St. Petersburger<br />

Tafel eine Hintergrundarchitektur, die als kompositorischer<br />

Ausgleich zum massivem Geschehen<br />

vorne links dient. Gut vergleichbar ist auch der Heilige<br />

Hieronymus auf einer Predella vom Altar von San<br />

Marco in Florenz. Die Predella wird unter der Inv.Nr.<br />

8389 in den Uffizien in Florenz verwahrt. Wie in St.<br />

Petersburg ist das Kruzifix relativ niedrig angebracht,<br />

sodass der Blick, der Kopf und dadurch auch der Nimbus<br />

eine parallele Achsenführung zum linken den<br />

Stein haltenden Unterarm einnehmen. Bei unserem<br />

<strong>Gemälde</strong> bilden die beiden Unterarme eine Parallele.<br />

Der Blick hingegen verläuft parallel zum horizontalen<br />

Schulterblatt, welches anders als im Florentiner und St.<br />

Petersburger <strong>Gemälde</strong> frei liegt und so den Blick auf<br />

diese Achse ermöglicht. Durch diese kompositorische<br />

Besonderheit gewinnt das Bildzentrum, das horizontal<br />

wie vertikal mittig kreuzförmig zusammenläuft und<br />

somit das Bildthema suggestiv unterstützt, an Wichtigkeit.<br />

Ein weiterer Maler, der im Übrigen mit dem<br />

zwei Jahre jüngeren Sandro Botticelli bei Fra Filippo<br />

Lippi (1406-1469) seine Ausbildung erhielt, Jacopo del<br />

Sellaio (1442-1493), kommt für das vorliegende <strong>Gemälde</strong><br />

in Frage. Seine schlanken kahlen Bäume, seine<br />

lebendigen Christuskörper an den Kruzifixen, seine abstrahierten<br />

Schädel und letztendlich auch der höhere<br />

Standpunkt desselben, sowie die abschließende Architekturstaffage<br />

und die horizontal auf dem Boden<br />

liegende klerikale Kopfbedeckung zeigen Parallelen zu<br />

seinen <strong>Gemälde</strong>n, etwa in dem <strong>Gemälde</strong> mit dem<br />

Heiligen Hieronymus, Maria Magdalena und Johannes<br />

dem Täufer im Museo Bandini. Auch hier finden wir<br />

die Achsensymmetrie der Unterarme, den lebensecht<br />

wiedergegebenen Corpus Christi, die vergleichbare<br />

abschließende Architektur und den zunächst unmotiviert<br />

erscheinenden schlanken, doch blattlosen Baumbewuchs.<br />

(1290481) (2) (13)<br />

SANDRO BOTTICELLI<br />

CA. 1445 FLORENCE – 1510 IBID., CIRCLE OF<br />

SAINT JEROME IN THE WILDERNESS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

66 x 55 cm.<br />

A copy of an expert’s report by Professor Giuseppe<br />

Fiocco is enclosed. He attributes the present work to<br />

Sandro Botticelli himself and dates it to ca. 1485.<br />

Professor Kurt Steinbart, who also recognizes the<br />

present painting as an original by Sandro Botticelli<br />

dates the painting to ca. 1490.<br />

The cardinal’s face at the centre of the composition,<br />

gazing contemplatively at the crucifix in front of him,<br />

is painted elaborately, surrounded by attributes, while<br />

other parts of the painting are executed in a cursory<br />

manner according to their importance. This is similar<br />

to a painting titled “Saint Jerome” held at the State<br />

Hermitage in St Petersburg by Sandro Botticelli (inv.<br />

no. 4077). Unlike the Saint Petersburg panel painting,<br />

the work on offer for sale here shows a background<br />

architecture that serves as a compositional balance to<br />

the massive events in the front left. A good comparison<br />

is a painting of Saint Jerome on a predella from<br />

the altar of San Marco in Florence. The predella listed<br />

with inv. no 8389 at the Uffizi Gallery in Florence. Another<br />

painter, who incidentally trained with Fra Filippo<br />

Lippi together with Sandro Botticelli, who was two<br />

years his junior, could also be a possible creator of<br />

the present painting. His slender bare trees, his lively<br />

depiction of the body of Christ on the crucifix, his abstract<br />

skulls, the elevated viewpoint, the architectural<br />

staffage in the background and the clerical headgear<br />

positioned horizontally on the floor show parallels to<br />

his paintings, for example Saint Jerome, Mary Magdalene<br />

and John the Baptist held at the Museo Bandini.<br />

€ 60.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Vergleiche:<br />

Sandro Botticelli, Hl. Hieronymus,<br />

Eremitage, St. Petersburg<br />

Vergleiche: Sandro Botticelli, Hl. Hieronymus, Predella, Galleria degli Uffizi, Florenz, um 1490 – 1492<br />

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224<br />

FLÄMISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

DIE HEILIGE FAMILIE<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

116 x 90 cm.<br />

In dekorativem Rahmen.<br />

Unterhalb eines großen Baumes die sitzende Maria<br />

in langem grau-blauem, rotem und altrosafarbenem<br />

faltenreichem Gewand, den in ihrem Schoß sitzenden<br />

Jesusknaben in weißem Hemdchen eng an sich anschmiegend<br />

haltend. Seine kleinen Hände hat er auf<br />

die Brust Mariens gelegt und blickt, ebenso wie Maria,<br />

mit dunklen glänzenden Augen aus dem Bild auf den<br />

Betrachter heraus. Die Art der Wiedergabe dieser liebevollen<br />

Berührung erinnert an Darstellungen der Maria<br />

lactans. Linksseitig der in dunkelgrünem und hellbraunem<br />

Gewand stehende Josef, in seinen Händen<br />

ein aufgeschlagenes Buch haltend. Er hat einen grauen<br />

Vollbart und blickt mit seinen leicht zusammengekniffenen<br />

Augen über das Buch hinweg auf Maria. Im<br />

Hintergrund die grünen Zweige weiterer Bäume,<br />

während auf der rechten Randseite der Blick in eine<br />

weite Landschaft mit einer kleinen Stadt am Fluss<br />

und einigen Staffagefiguren fällt. Der darüber liegende<br />

hohe Himmel in gelblich-blauem Licht der untergehenden<br />

Sonne. Harmonische Malerei mit besonders<br />

feinen Gesichtern und qualitätvolle Wiedergabe der<br />

teils glänzenden und faltenreichen Kleidungsstücke.<br />

Teils kleine Retuschen, im unteren Bereich minimale<br />

Farbabsplitterungen. (1291561) (18)<br />

€ 9.000 - € 11.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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225<br />

GIOVANNI FRANCESCO BARBIERI,<br />

GENANNT „GUERCINO“,<br />

1591 CENTO – 1666 BOLOGNA, KREIS DES<br />

ECCE HOMO<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

62,5 x 48 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen mit durchbrochener<br />

Volutenschnitzerei.<br />

Christus nach der Gefangennahme im Halbbildnis vor<br />

braunem Hintergrund, hier wiedergegeben mit Dornenkrone<br />

auf dem Haupt und einem langen Rohrstock<br />

in seiner rechten Hand, als Spottzeichen der<br />

Königswürde, sowie mit einem roten Spottmantel<br />

über seiner linken Schulter herabhängend. Das Inkarnat<br />

bewusst heller aufleuchtend, das Haupt zur Seite<br />

geneigt und den Kopf erhoben, die Konturen in Sfumato<br />

wiedergegeben. Auf seiner linken Wange, sowie<br />

im Bereich der Brust, ist jeweils ein roter Blutstropfen<br />

zu finden. Er hat einen leicht geöffneten<br />

Mund und mit seinen glänzenden, zum Himmel gerichteten<br />

Augen scheint er mit Gottvater zu sprechen.<br />

Qualitätvolle Malerei mit starker Hell-Dunkel-Akzentuierung<br />

in der typischen Manier des Künstlers. Vereinzelt<br />

Retuschen.<br />

GIOVANNI FRANCESCO BARBIERI,<br />

ALSO KNOWN AS “GUERCINO”,<br />

1591 CENTO – 1666 BOLOGNA, CIRCLE OF<br />

ECCE HOMO<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

62.5 x 48 cm.<br />

Notes:<br />

Other Ecce Homo depictions can be found in the<br />

artist’s œuvre. The motif is common during the 16th<br />

and 17th centuries and can also be found in the<br />

œuvre of Bartolomeo Cesi (1556-1629), Bartolomeo<br />

Passarotti (1529-1592), Jusepe de Ribera (1588<br />

/91-1652) and Bartolomé Esteban Murillo (1618-1682).<br />

€ 30.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Anmerkung:<br />

Im Werk des Künstlers sind weitere Ecce Homo-<br />

Darstellungen zu finden. Das Motiv lässt sich häufig<br />

auch bei anderen Künstlern des 16. und 17. Jahrhunderts<br />

wiederfinden, so auch bei Bartolomeo Cesi<br />

(1556-1629), Bartolomeo Passarotti (1529-1592),<br />

Jusepe de Ribera (1588/91-1652) und Bartolomé<br />

Esteban Murillo (1618-1682). (1281189) (2) (18)<br />

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226<br />

HIERONYMUS GALLE D. Ä.,<br />

1625 – UM 1679<br />

MADONNENBILD IM BLUMENKRANZ<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

78 x 68 cm.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> im RKD-Bildarchiv unter Nummer<br />

0000026656.<br />

Die Bildmotividee, von Jan Brueghel d. Ä. (1568-<br />

1625) bis Peter Paul Rubens (1577-1640) mehrmals<br />

aufgegriffen, zeigt auch hier ein gemaltes gerahmtes<br />

Madonnenbildnis, in Grisailletechnik. Die Rahmung<br />

mit seitlichen Voluten in Art einer Steinrahmung. Um<br />

das Bildnis zieht sich ein, vor dunklem Grund, hell aufleuchtender<br />

Kranz, der unterschiedlichsten Blüten<br />

und Blätter. Darunter rosafarbene Rosen, Malven,<br />

weiße Hortensien, gefiederte Tulpen, Feuerlilien, Iris<br />

sowie Blütenrispen und andere Frühsommerblumen.<br />

Die Blütenblätter äußerst fein gemalt, scheinen vor<br />

dem dunklen, nahezu schwarzen Hintergrund herauszustrahlen.<br />

(12814511) (11)<br />

HIERONYMUS GALLE THE ELDER,<br />

1625 – CA. 1679<br />

A MADONNA IN FLORAL WREATH<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

78 x 68 cm.<br />

The painting is listed in the RKD image archive,<br />

no. 0000026656.<br />

This image motif, repeatedly taken up from an Brueghel<br />

the Elder (1568-1625) to Peter Paul Rubens (1577-<br />

1640), shows a painted framed Madonna portrait in<br />

grisaille. The frame is painted in the style of a stone<br />

frame with volutes on each side. The painting is encircled<br />

by a wreath of flowers and leaves with pink roses,<br />

hollyhocks, white hydrangeas, feathered tulips, fire<br />

lilies, irises and further panicles and early summer<br />

flowers. The petals are painted very finely and are<br />

luminous against the dark, almost black background.<br />

€ 16.000 - € 18.000<br />

Sistrix<br />

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227<br />

JAN DAVIDZ DE HEEM,<br />

1606 UTRECHT – 1683/84 ANTWERPEN, ZUG.<br />

JÜNGLINGSBÜSTE, UMGEBEN VON FRUCHT- UND<br />

BLUMENGEBINDEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

170 x 123 cm.<br />

Das äußerst großformatige <strong>Gemälde</strong>, in betörender<br />

Qualität ausgeführt, zeigt im Zentrum der schwarzgrundigen<br />

Gesamtdarstellung eine steinerne Jünglingsbüste<br />

im Stil der Antike. Sie ist umrahmt von einem<br />

trompe-l’oel-artig gemalten, großen barocken Steinrahmen<br />

mit ausziehenden Voluten und einem, unterhalb<br />

der Büste angemeißelten, geflügelten Engelskopf, in<br />

Art eines Epitaphs. Die Wiedergabe der Bildhauerelemente<br />

in Steingrau, leicht verschattet. Umso mehr<br />

bricht die leuchtende Farbenfülle der Frucht- und Blumengebinde<br />

hervor, die in vier größeren <strong>Part</strong>ien zusammengefasst<br />

sind. Zwischen Blattwerk zeigen die<br />

einzelnen Gebinde helle Trauben, Rosen und Hibiskusblüten,<br />

daneben Nelken und entsprechendes<br />

Blattwerk. Dazwischen gebunden sind Pfirsiche, ein<br />

geöffneter Granatapfel, Zitrusfrüchte und Pflaumen,<br />

am Unterrand etliche reife Feigen. Himbeeren und<br />

leuchtend rote Kirschen fügen sich in die Farbkomposition<br />

ein, jeweils vor dem fein gemalten Blattwerk<br />

bewusst abgehoben. In der Blumenstilllebenmalerei<br />

der Zeit üblich, lassen sich auch Insekten wie Maikäfer<br />

und Schmetterling finden. Gemäß der Blumensymbolik<br />

der Zeit erscheinen die einzelnen Blüten und Früchte<br />

auf die Jugend der Knabenbüste zu verweisen, möglicherweise<br />

als eine persönliche Hommage. (†)<br />

(12901422) (11)<br />

JAN DAVIDSZ DE HEEM,<br />

1606 UTRECHT – 1683/84 ANTWERP, ATTRIBUTED<br />

BUST OF A YOUNG MAN SURROUNED<br />

BY BOUQUETS OF FLOWERS AND FRUIT<br />

Oil on canvas.<br />

170 x 123 cm. (†)<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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228<br />

JAN HARMENSZ. VAN BYLERT,<br />

UM 1597 UTRECHT – 1671 EBENDA<br />

Der Künstler war Sohn eines Glasmalers und nach<br />

Mitteilung des frühen Künstlerbiographen Joachim<br />

von Sandrart d. Ä. (1606-1688) ein Schüler des Abraham<br />

Bloemaert (1564-1651), bevor ihn seine Studienreisen<br />

nach Frankreich und dann nach Italien führten.<br />

In Rom verblieb er wahrscheinlich bis 1624 und stand<br />

dort in Kontakt mit den holländischen Malern Jan Gerritsz<br />

van Bronchorst (1603-1661) oder Cornelis van<br />

Poelenburgh (1586-1667). Ab Mitte der 1620er-Jahre<br />

ließ er sich stark von Michelangelo Merisi il Caravaggio<br />

(1570/71-1610) und Guido Reni (1575-1642) beeinflussen,<br />

wie ebenso von Gerrit van Honthorst (1590-<br />

1656). Er gilt als einer der führenden, wenn nicht<br />

sogar als führendster Vertreter der Utrechter Caravaggisten.<br />

DER LAUTENSPIELER<br />

Öl auf Leinwand.<br />

105 x 80 cm.<br />

JAN HARMENSZ. VAN BYLERT,<br />

CA. 1597 UTRECHT – 1671, IBID.<br />

LUTE PLAYER<br />

Oil on canvas.<br />

105 x 80 cm.<br />

Literature:<br />

Paul Huys, Jan van Bijlert, 1998, p. 139 Nr. 105,<br />

Pl. 46, circa 1625-1635.<br />

€ 70.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Der Maler hatte sich auf Halbbildnisse spezialisiert,<br />

insbesondere auch von Musikern oder Philosophen,<br />

die in mehreren öffentlichen Sammlungen vertreten<br />

sind, wie das bekannte <strong>Gemälde</strong> mit einem Konzert<br />

mit Lauten- und Cellospielern. Auch das hier vorliegende<br />

Motiv zeigt einen Jüngling im Dreiviertelbildnis<br />

nach rechts, in sitzender Haltung an einer Laute, wobei<br />

sein halb geöffneter Mund andeutet, dass er sich<br />

selbst singend begleitet. Über dem schwarzen kurzen<br />

lockigen Haar ein Barett mit großer weißer Straußenfeder,<br />

eine Reminiszenz auch an das Werk Caravaggios,<br />

wie ebenso die Darstellung des jungen Musikers<br />

mit entblößter Schulter. Farblich dominierend ist das<br />

kräftige Rot im Umhang, das als farblicher Gegenpol<br />

zum hellen Grau-Blau des Hintergrundes steht. Der<br />

Einfluss Caravaggios ist auch in dem vorliegenden<br />

<strong>Gemälde</strong> unverkennbar.<br />

Literatur:<br />

Paul Huys, Jan van Bijlert, 1998, S. 139 Nr. 105,<br />

Pl. 46, circa 1625-1635. (12901421) (11)<br />

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229<br />

MATTHIAS STOMER D. Ä.,<br />

EIGENTLICH „MATTHIAS STOM“,<br />

UM 1600 – UM 1650<br />

Der Caravaggismus im Sinne eines wirkungsvollen<br />

Helldunkel, ist fast allen der Werke Stomers eigen.<br />

Während der Geburtsort bislang noch immer nicht<br />

eindeutig ermittelt werden konnte - der Kunsthistoriker<br />

G. J. Hoogewerff nannte 1942 den Ort Amersfoort -<br />

so wird jedoch eine Lehre bei Gerrit van Honthorst<br />

(1592-1656) allgemein angenommen. Auch weitere<br />

Schulung durch Hendrick ter Brugghen (1588-1629),<br />

Abraham Blomaert (1505-1545) oder Paulus Moreelse<br />

(1571-1638) ist nicht auszuschließen. Der Aufenthalt<br />

Stomers in Italien ist jedenfalls urkundlich nachgewiesen,<br />

wonach er 1630 als „Mattheo Stom, flamengo<br />

pittore di anni 30“ zusammen mit dem Maler Nicolas<br />

Prévost (1604-1670) in Rom, Strada dell’Olmo, wohnhaft<br />

gemeldet war. 1635 jedoch zog er nach Neapel,<br />

wo er weitere fünf Jahre wirkte. 1641 ist er in Sizilien<br />

nachgewiesen, wo er für Kirchenaufträge arbeitete<br />

und drei <strong>Gemälde</strong> für den Herzog von Messina schuf.<br />

So wirkte er den größten Teil seines Lebens in Italien.<br />

ECCE HOMO – DIE VERSPOTTUNG CHRISTI<br />

Öl auf Leinwand.<br />

42,5 x 72,2 cm.<br />

Wir danken Prof. Nicola Spinosa für die freundlichen<br />

Hinweise die Zuschreibung des <strong>Gemälde</strong>s betreffend.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> ist betont querformatig angelegt, und<br />

wie ein Großteil der Bilder aus dem Werk des Malers<br />

bestimmt eine grandiose Lichtregie die Dramatik des<br />

Geschehens. Leicht aus dem Zentrum nach rechts gerückt,<br />

ist Jesus gezeigt, nackt auf einem Steinsockel<br />

sitzend, wobei Oberkörper und Tuch hell ins Licht<br />

gesetzt sind. Vor völlig dunklem Raumhintergrund<br />

leuchten auch die weiteren Figuren auf, wobei als<br />

Lichtquelle die Flamme einer Kerze fungiert, die einer<br />

der Spötter Jesus entgegenhält, abgedeckt jedoch<br />

durch seinen ausgestreckten Arm, der deshalb weitgehend<br />

als Silhouette erscheint. Auch die Komposition<br />

der Figuren, vor allem der links herangetretenen<br />

Männer, in Rüstung bzw. leuchtend blauer, nahezu<br />

höfischer Landsknechtskleidung, mit einem aufgehetzten<br />

Hund, vermittelt der Hauptfigur die zentrale<br />

Wirkung schlechthin. So lassen sich in der linken Bildseite<br />

kompositorisch Diagonalen von links unten nach<br />

rechts oben ausmachen, einschließlich der Beinstellung<br />

Christi, in der rechten Bildseite jedoch entsprechend<br />

gegenläufig, etwa durch den Hornbläser unter<br />

einem ebenfalls diagonal drapierten Vorhang.<br />

Der Malstil Stomers ist unverkennbar, trotz aller Nähe<br />

zu den auch in Italien wirkenden flämischen Caravaggisten.<br />

Ein besonderes, hoch qualitatives Merkmal<br />

seines Schaffens ist die Lebendigkeit und Lebhaftigkeit<br />

in Gestik und Gesichtern seiner Figuren, was<br />

auch in vorliegendem Bild überzeugend zum Ausdruck<br />

kommt. Ob hier die auffallende Farbtrias Rot-<br />

Weiß-Blau als politischer Verweis auf Holland gemeint<br />

ist, kann nur vermutet werden. Erkennbar ist jedenfalls,<br />

dass die Hauptfiguren der Spötter keineswegs<br />

einfache Folterknechte sind, wie sonst üblich, sondern<br />

höfische Gestalten. Auch dies könnte als eine Anspielung<br />

auf die in seiner Heimat Holland sich bereits abzeichnende<br />

Abkehr vom politischen Liberalismus zu<br />

deuten sein. Die Handgesten der Spötter – etwa die<br />

Jesus entgegengestreckten „Figa“– Finger – verraten<br />

jedenfalls die genaue Kenntnis italienischer Verhaltensweisen<br />

und Verhältnisse.<br />

Mit Recht wurde im Werk Stomers ein letztes Aufflammen<br />

des Caravaggismus gesehen. Das vorliegende<br />

<strong>Gemälde</strong> steht kompositorisch in engem Zusammenhang<br />

mit dem Werk desselben Themas, das sich im<br />

Museum Norton Simon, Pasadena, Kalifornien, USA<br />

befindet. Dort ist die Sitzfigur Christi in nahezu gleicher<br />

Weise wiedergegeben, das Kerzenlicht jedoch<br />

dort nicht verdeckt. Dieses Vergleichsbeispiel wird in<br />

die Jahre 1633 bis ca. 1639 eingeordnet, was auch<br />

für das vorliegende Bild zutreffen dürfte.<br />

A. R.<br />

Anmerkung 1:<br />

Laut Nicola Spinosa: Sie Figur des jungen Mannes<br />

mit dem Hut auf der linken Seite ist identisch mit der<br />

auf der Leinwand mit dem gegeißelten Christus, die<br />

sich in der Sammlung Koelliker in Mailand befand,<br />

bevor sie an die Galerie Voena & de Robilant in London<br />

ging und in der Ausstellung „Caravaggio und die<br />

Maler des Nordens“ im Jahr 2016 im Thyssen-Bornemisza-Museum<br />

in Madrid ausgestellt wurde.<br />

(1290387) (11)<br />

Anmerkung 2:<br />

Ehemals TEFAF, Maastricht.<br />

MATTHIAS STOMER THE ELDER,<br />

ACTUALLY „MATTHIAS STOM“,<br />

CA. 1600 – CA. 1650<br />

ECCE HOMO – THE MOCKING OF CHRIST<br />

Oil on canvas.<br />

42.5 x 72.2 cm.<br />

We would like to thank Prof Nicola Spinosa for his<br />

kind advice regarding the attribution of the painting.<br />

The painting in pronounced landscape format, and<br />

like most of the pictures from the painter’s œuvre,<br />

the drama of the scene is affected by his fantastic<br />

direction of light.<br />

The composition of the present painting is very similar<br />

to another work by the artist with the same subject<br />

held at the Norton Simon Museum, Pasadena, California,<br />

USA. There, the seated figure of Christ is<br />

shown in almost the same way, but the candlelight is<br />

unobscured. This similar example is dated between<br />

1633 and ca. 1639, a timeframe, which should also<br />

apply to the present painting.<br />

Notes 1:<br />

According to Nicola Spinosa: the figure of the young<br />

man with the hat on the left is identical to the one<br />

on the canvas with the flagellated Christ, which was<br />

part of the Koelliker Collection in Milan before going<br />

to the Voena & de Robilant Gallery in London and<br />

being exhibited in the exhibition “Caravaggio and the<br />

Painters of the North” at the Thyssen-Bornemisza<br />

Museum in Madrid in 2016.<br />

Notes 2:<br />

Formerly TEFAF, Maastricht.<br />

€ 220.000 - € 250.000<br />

Sistrix<br />

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230<br />

ADRIAEN VAN UTRECHT (1599 – 1652) UND<br />

ERASMUS QUELLINUS D. J. (1607 – 1678), ZUG.<br />

CHRISTUS IM HAUS VON MARTA UND MARIA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

129 x 200 cm.<br />

In dekorativem vergoldetem Rahmen.<br />

Das großformatige <strong>Gemälde</strong> zeigt eine Stelle aus<br />

dem Lukasevangelium, in der Jesus von Marta in ihr<br />

Haus in Bethanien eingeladen wird, wo sie ihn bewirten<br />

möchte. In einem Kücheninterieur Christus auf der<br />

rechten Seite sitzend, in dunklem Gewand und leuchtend<br />

rotem Umhang, neben ihm Maria in einem<br />

prachtvollen Kleid mit Perlenschmuck, Spitze und einem<br />

gold-gelben faltenreichen Umhang, dazu sorgsam<br />

dunkelblondes frisiertes Haar mit Perlenschmuck. In<br />

ihrer rechten Hand auf dem Schoß ein Buch haltend.<br />

Sie hat den Worten Christi gelauscht, der mit seiner<br />

rechten Hand auf sie weist, während er sich der stehenden<br />

Marta zuwendet, die sich um die Bewirtung<br />

kümmert. Linksseitig, vor Marta in Überfülle an der<br />

Wand, sowie auf und vor einem Tisch liegend eine<br />

Vielzahl an Obst und Gemüse sowie erlegtem Federvieh<br />

und Fleisch an einer Eisenkrone von der Decke<br />

herabhängend; zu sehen sind auf der Tischplatte ein<br />

großer Korb mit Weintraubenrispen, Pflaumen, Äpfeln<br />

und Pfirsichen, daneben eine Fayence mit roten Kirschen<br />

und am Tischrand schließlich erlegtes Federvieh,<br />

zu dem eine Taube und ein Rebhuhn gehören. Auf<br />

dem Boden stehend eine große glänzende Kupferschale<br />

mit Früchten, eine weitere Fayence mit roten<br />

Beeren, ein darübergelegtes Brett mit einem Eberkopf<br />

und Würstchen, Artischocken sowie davor Kürbisse,<br />

Krautköpfe, Rüben und Spargel. In der hinteren Mitte<br />

des Bildes fällt der Blick schließlich durch eine große<br />

Tür auf einen weiteren Küchenraum, in dem eine Frau<br />

vor einem offenen Kamin steht, über dem ein großer<br />

Kessel hängt und vor dem sich mehrere Bratenspieße<br />

an einer Vorrichtung befinden. Neben der Feuerstelle<br />

mehrere Bretter an der Wand mit diversen aufgestellten<br />

großen Schalen sowie mehrere Krüge. Detailreiche<br />

Darstellung, bei der neben der Überfülle der Speisen<br />

Christus und Maria durch ihre prächtig leuchtende<br />

Kleidung in den Vordergrund gestellt werden.<br />

Ein vergleichbares Werk der beiden Künstler befindet<br />

sich im Staatlichen Museum Schwerin. Zudem wird auf<br />

der Rückseite auf dem Rahmen durch einen Aufkleber<br />

auf die beiden Künstler hingewiesen. Rest., im unteren<br />

Bildbereich horizontale durchgehende Faltspur.<br />

ADRIAEN VAN UTRECHT (1599 – 1652)<br />

AND ERASMUS QUELLINUS THE YOUNGER<br />

(1607 – 1678), ATTRIBUTED<br />

CHRIST IN THE HOUSE OF MARTHA AND MARY<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

129 x 200 cm.<br />

In decorative gilt frame.<br />

The large-format painting shows a passage from the<br />

Gospel of Luke in which Jesus is invited by Martha to<br />

her house in Bethany, where she would like to entertain<br />

him. Detailed depiction in which, in addition to<br />

the overabundance of food, Christ and Mary are highlighted<br />

thanks to their magnificent luminous clothes.<br />

A comparable work by the two artists is held at the<br />

Staatliche Museum in Schwerin.<br />

€ 55.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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Anmerkung:<br />

Wie auf dem <strong>Gemälde</strong> dargestellt kümmert sich<br />

Marta um die Bewirtung, während ihre Schwester<br />

Maria den Worten Christi lauscht; ein oft verwendetes<br />

Beispiel für die „Vita activa und contemplativa“<br />

(tätiges und beschauliches Leben). Die Darstellung<br />

ist vor allem im 16. und 17. Jahrhundert ein beliebtes<br />

Motiv, das auch bei Malern zu finden ist, wie Jacopo<br />

Robusti (1518-1594), Diego Velasquez (1599-1660),<br />

Jan Vermeer van Delft (1632-1675) und Rembrandt<br />

van Rijn (1606-1669). (1290511) (3) (18)<br />

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63


231<br />

GILLIAM FORCHONDT,<br />

TÄTIG UM 1645 – 1677<br />

JESUS ALS GÄRTNER VOR DER KNIENDEN MARIA<br />

MAGDALENA (NOLI ME TANGERE)<br />

Öl auf Kupferplatte.<br />

43,5 x 64,5 cm.<br />

Rechts unten signiert.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz bei,<br />

welches die Eigenhändigkeit des Künstlers bestätigt.<br />

Schilderung der Szene nach dem Johannes-Evangelium,<br />

Kap. 20, 11-18. Die beiden Hauptfiguren in weite Landschaft<br />

gesetzt, im Mittelgrund ein gepflegt angelegter<br />

Garten, rechts die Grabeshöhle mit dem beiseite geschobenen<br />

Stein, davor drei Gestalten. Links hinten im<br />

Tal die fantasievolle Wiedergabe Jerusalems mit dem<br />

Tempel. Rechts hinten der Kalvarienberg mit den noch<br />

aufgerichteten drei Kreuzen.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> von hoher Qualität. Laut Auskunft von<br />

Fred G. Meijer stammen die Figuren von Willem van<br />

Herp, für das stilllebenhafte Arrangement mit Früchten<br />

und Gemüse in der rechten unteren Ecke wird Jan<br />

Brueghel d. J. genannt. Rest. (ausgebesserter Knick)<br />

und partiell erg. am oberen Bildrand. (1171612) (10)<br />

GILLIAM FORCHONDT,<br />

ACTIVE CA. 1645 – 1677<br />

CHRIST AS GARDENER IN FRONT OF THE KNEEL-<br />

ING MARY MAGDALENE (NOLI ME TANGERE)<br />

Oil on copper.<br />

43.5 x 64.5 cm.<br />

Signed lower right.<br />

An expert’s report by Dr Klaus Ertz, confirming the<br />

authenticity is enclosed.<br />

Illustration of a scene from the Gospel of John, chapter<br />

20:11-18. The painting is of high quality. According<br />

to information by Fred G. Meijer, curator at the Rijksbureau<br />

voor Kunsthistorische Documentatie in The<br />

Hague the figures were created by Willem van Herp,<br />

while Jan Brueghel the Younger is mentioned for the<br />

still life-like arrangement of fruit and vegetables in the<br />

lower right corner. Restored (restored crease) and<br />

partially mended at the upper edge of the picture.<br />

€ 35.000 - € 55.000<br />

Sistrix<br />

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67


232<br />

GUIDO RENI,<br />

1575 BOLOGNA – 1642 EBENDA<br />

JUDITH MIT DEM HAUPT DES HOLOFERNES<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

111 x 89 cm.<br />

In breitem punziertem und vergoldetem Rahmen.<br />

Anbei eine Dokumentation von Andrea Emiliani mit<br />

dem Titel: „Giuditta con la testa di Oloferne di Guido<br />

Reni – Le eroine dell’età Barocca L’espressione e la<br />

bellezza di un capolavoro“ und bezieht sich auf das<br />

hier angebotene <strong>Gemälde</strong>.<br />

Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ist mit einem Gutachten<br />

ausgestattet, das bestätigt, „Guido Reni’s Judith and<br />

Holofernes holds a place among the most important<br />

paintings of the 1630s“.<br />

In hochrechteckigem Format wird rechts prominent<br />

ins rechte Licht gerückt Judith gezeigt, deren Schwert<br />

italienischer Form an einem Bett- oder Sitzpfosten<br />

mit Akanthuszier lehnt, der Kopf des assyrischen<br />

Feldherrn Holofernes auf einem weißen Tuch liegend,<br />

das sich bereits mit Blut voll gesogen hat. Die Tötung<br />

des Holofernes wird im Buch Judith im <strong>Alte</strong>n Testament<br />

berichtet. Nach etlichem Brandschatzen und<br />

Morden im gesamten Vorderen Orient, gelangt Holofernes<br />

nach Betulia, wo es Judith gelingt, ihn und<br />

sein Gefolge in ein Gelage zu ver wickeln. Seine Trunkenheit<br />

nutzend, enthauptet sie ihn zusammen mit<br />

ihrer Magd. Einige Stellen des <strong>Gemälde</strong>s lassen zumindest<br />

eine Werkstattmitarbeit vermuten. Rest.<br />

Anmerkung:<br />

Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ist gut vergleichbar mit<br />

einem <strong>Gemälde</strong> gleichen Themas und quasi identischer<br />

Komposition, das von D. Stephen Pepper in seinem<br />

Buch Guido Reni. L’opera completa, Novara 1988,<br />

S. 341 Erwähnung findet (Fondazione Zeri Nummer<br />

55884). Das dortige <strong>Gemälde</strong> hat die Maße 120 x<br />

99 cm. (1290384) (13)<br />

GUIDO RENI,<br />

1575 BOLOGNA – 1642 IBID.<br />

JUDITH WITH THE HEAD OF HOLOFERNES<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

111 x 89 cm.<br />

Attached a report by Andrea Emiliani titled: “Giuditta<br />

con la testa di Oloferne di Guido Reni – Le eroine<br />

dell’età Barocca L’espressione e la bellezza di un<br />

capo lavoro” which refers to the present painting.<br />

It is also accompanied by a certificate confirming that<br />

“Guido Reni’s Judith and Holofernes holds a place<br />

among the most imprant paintings of the 1630s”.<br />

In this upright rectangular format, Judith is shown<br />

prominently in the right light, her sword of Italian<br />

form leaning against a bed or seat post decorated<br />

with acanthus ornaments. The head of the Assyrian<br />

general Holofernes is placed on a white cloth, already<br />

soaked with blood. The killing of Holofernes is reported<br />

in the Book of Judith in the Old Testament. After<br />

pillaging and murdering across the entire Middle<br />

East, Holofernes arrives at Betulia, where Judith manages<br />

to involve him and his entourage in a feast.<br />

Taking advantage of his drunkenness, she and her<br />

behead him. Some parts of the painting suggest<br />

workshop involvement in the execution. Restored.<br />

Notes:<br />

The present painting can easily be compared with<br />

a painting of the same subject and almost identical<br />

composition that D. Stephen Pepper mentions in<br />

his book Guido Reni. L’opera completa, 1988, p. 341<br />

(Fondatione Zeri no. 55884). The painting there measures<br />

120 x 99 cm.<br />

€ 300.000 - € 400.000<br />

Sistrix<br />

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233<br />

MEISTER DER BOLOGNESER SCHULE,<br />

FRÜHES 17. JAHRHUNDERT<br />

ERMINIA BEI DEN HIRTEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

114 x 148 cm.<br />

Das Bildthema geht auf die Erzählung von Torquato<br />

Tassos (1544-1595) und seinem literarischen Werk „La<br />

Gerusalemme liberata“ zurück. Die Heldin Ermenia<br />

ist hier im Zentrum wiedergegeben, zwischen einem<br />

Hirtenpaar, links eine Frau mit Kopftuch, rechts ein<br />

bärtiger Mann, der seine Hand auf einen Korb gelegt<br />

hat. Sie überreicht soeben Perlenhalskette und einen<br />

Ohrring, den der <strong>Alte</strong> prüfend betrachtet. Das <strong>Gemälde</strong><br />

ist ganz dem Malstil der Bologneser Schule verpflichtet,<br />

die Hauptfigur stärker als die beiden Assistenzfiguren<br />

beleuchtet, in deutlicher Hell-Dunkel-Manier des Caravaggismus.<br />

(1290144) (10)<br />

MASTER OF THE BOLOGNESE SCHOOL,<br />

EARLY 17TH CENTURY<br />

ERMINIA AND THE SHEPHERDS<br />

Oil on canvas.<br />

114 x 148 cm.<br />

This scene is drawn from “Jerusalem Delivered”, an<br />

epic poem by the Italian Renaissance author Torquato<br />

Tasso (1544-1595). It is executed in typical Caravaggisti<br />

chiaroscuro manner of painting.<br />

€ 80.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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73


234<br />

BERNARDO STROZZI,<br />

„IL CAPPUCCINO“,<br />

1581 GENUA – 1644 VENEDIG<br />

HEILIGER PETRUS<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

73,5 x 58 cm.<br />

In profiliertem und vergoldetem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Anna Orlando, Juli<br />

2021, in Kopie.<br />

Das bisher noch nicht publizierte <strong>Gemälde</strong> zeigt den<br />

Heiligen Petrus, der durch sein Attribut den Schlüssel,<br />

den er in seiner rechten Hand hält, kenntlich gemacht<br />

ist. Als Halbfigur nach rechts gewandt, präsentiert er<br />

den Schlüssel diagonal nach rechts oben gerichtet,<br />

während sein Blick in einer Achse mit seinem Kragen<br />

und dem weißen Bart verläuft und nach links oben<br />

gerichtet ist, sodass der Komposition eine dynamische<br />

Zickzacklinie innewohnt. In ihrem Gutachten begründet<br />

Anna Orlando ihre Zuschreibung an Strozzi<br />

durch den Malstil, die Technik und die verwendeten<br />

Farben und stellt einen Zusammenhang mit den Aposteldarstellungen<br />

der Flamen Peter Paul Rubens<br />

(1577-1640) und Van Dyck (1599-1641) dar. So ist sowohl<br />

Rubens‘ „Petrus“ im Prado in Madrid als auch<br />

im Palazzo Pallavicini Rospigliosi in Rom wunderbar<br />

mit dem Gesicht des hier dargestellten Petrus zu vergleichen.<br />

Aber auch Van Dycks „Petrus“ in der Hermitage,<br />

dessen Blick jedoch nach rechts oben gerichtet<br />

ist, lässt sich gut vergleichen. (1290446) (3) (13)<br />

BERNARDO STROZZI,<br />

“IL CAPPUCCINO”,<br />

1581 GENOA – 1644 VENICE<br />

SAINT PETER<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

73.5 x 58 cm.<br />

Accompanied by a copy of the expert‘s report by<br />

Anna Orlando, dated July 2021.<br />

Her attribution to Strozzi is justified by means of<br />

painting style, technique and colours used and she<br />

establishes a connection with the depiction of the<br />

apostles by the Flemish painters Peter Paul Rubens<br />

(1577-1640) and Van Dyck (1599-1641). She mentions<br />

a wonderful comparison of the face of Saint Peter<br />

with a depiction of “Saint Peter” by Rubens held at<br />

the Prado in Madrid and another held at the Palazzo<br />

Pallavicini-Rospigliosi in Rome. Furthermore, a depiction<br />

of “Saint Peter” by Van Dyck held at The State<br />

Hermitage Museum, whose gaze is directed to the<br />

top right, also compares well.<br />

€ 40.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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235<br />

LUCA GIORDANO,<br />

GENANNT „FA PRESTO“,<br />

1632/34 NEAPEL – 1705 EBENDA, ZUG.<br />

Giordano war Schüler von Jusepe de Ribera (1588/91-<br />

1652), wirkte nach seiner väterlichen Lehre in Rom<br />

unter Pietro da Cortona (1596-1669). Er wurde alsbald<br />

durch zahllose Aufträge geehrt, um die italienischen<br />

Paläste mit Fresken und Ölbildern auszustatten. Er<br />

war in flotter und schneller Malweise geübt. 1690<br />

wurde er nach Spanien berufen, wo er unter Karl II 13<br />

Jahre wirkte und zum Ritter ernannt wurde. 1702<br />

kehrte er nach dem Tod Karls II nach Neapel zurück,<br />

wo er noch zahlreiche Aufträge annahm und mit Hilfe<br />

seiner Werkstatt ausführte.<br />

DER HEILIGE HIERONYMUS, EIN BUCH LESEND<br />

Öl auf Leinwand.<br />

71 x 52 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Didier Bodart vom<br />

06. Oktober 2005.<br />

In Nahsicht die nackte Halbfigur des lesenden Heiligen,<br />

in seiner kräftigen rechten Hand ein dickes aufgeschlagenes<br />

Buch haltend, in das er mit leicht geneigtem<br />

Kopf vertieft ist. Er hat lichtes Kopfhaar, einen großen<br />

langen Bart, buschige Augenbrauen, Stirnfalten und<br />

mit leicht geschlossenen dunklen Augen ist er intensiv<br />

in das Buch vertieft. Das Licht aus unbekannter<br />

Quelle fällt von links auf die rechte Schulter und die<br />

rechte Kopf- und Gesichtshälfte, während die andere<br />

Seite im Schatten liegt. Die Formen sind sehr realistisch<br />

mit bravourös gesetzten Licht- und Dunkelheitseffekten.<br />

Die Figur hebt sich vor einem neutralen<br />

dunklen Hintergrund ab.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> ist eines derjenigen, in der der gewalttätige<br />

und qualvolle Naturalismus der Neapolitanischen<br />

Schule am stärksten zum Ausdruck kommt, der<br />

seinen Ursprung auch im Stil eines Jusepe Ribera<br />

hat. Das <strong>Gemälde</strong> ist in flottpinseliger Malweise, die<br />

in der Farbigkeit auch stark an den Stil seines Lehrers<br />

Ribera erinnert, der ebenfalls in Neapel gewirkt hat.<br />

Bodart ordnet das <strong>Gemälde</strong> in die Zeit um 1660 ein,<br />

die schwierigen Lebensbedingungen in den Jahren<br />

1648-1656 und die große Pest von 1656 können die<br />

Härte der frühen Werke von Luca Giordano erklären.<br />

Kleinere Retuschen. (1291451) (4) (18)<br />

LUCA GIORDANO,<br />

ALSO KNOWN AS “FA PRESTO”,<br />

1632/34 NAPLES – 1705 IBID., ATTRIBUTED<br />

SAINT JEROME READING A BOOK<br />

Oil on canvas.<br />

71 x 52 cm.<br />

Accompanied by an expert‘s report by Didier Bodart<br />

dated 6 October 2005.<br />

The painting is one of those that most strongly expresses<br />

the violent and agonizing naturalism of the<br />

Neapolitan school, which has its origins in the deeply<br />

Romanesque style of a Jusepe Ribera. Bodart dates<br />

the painting to ca. 1660, the difficult living conditions<br />

in the years 1648-1656 and the great plague of 1656<br />

may explain the harshness of Luca Giordano‘s early<br />

works. With minor retouching.<br />

€ 18.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

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236<br />

JOHANN HAUSSER,<br />

TÄTIG UM 1595 – 1603<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

HISTORISCHE SCHLACHTENDARSTELLUNGEN<br />

Öl auf Holz.<br />

Je 43 x 66 cm.<br />

Eines links unten signiert.<br />

In dekorativen Holzrahmen.<br />

Am Ufer eines breiten, in die Tiefe des Bildes verlaufenden<br />

Flusses zwei prachtvolle Reiter in glänzenden<br />

Rüstungen auf ihren Pferden in Rückenansicht, jeweils<br />

einen Speer in den Händen und ein Schwert<br />

um die Hüften tragend, vor sich ein riesiges Heer mit<br />

Soldaten in Helm und Rüstung. Sie brechen wohl gerade<br />

auf, um ein auf der anderen Seite reitendes<br />

Heer durch den Fluss zu verfolgen.<br />

Das zweite <strong>Gemälde</strong> zeigt in weiter Landschaft zwei<br />

Heerführer zu Pferde in intensivem Gespräch und<br />

Verhandlungen. Links auf einem Schimmel ein Mann<br />

mit Vollbart und rotem Barett, während der andere in<br />

Rüstung mit Helm seine Hand für einen möglichen<br />

Friedensschluss ausgestreckt hat. Rechtsseitig drei<br />

weitere Soldaten, teils zu Pferde, in prachtvollen goldenen<br />

und silberfarbigen Rüstungen, einer von ihnen<br />

einen Goldhelm tragend. Im Hintergrund zahlreiche<br />

Lanzen und ein angedeutetes übergroßes Heer, in<br />

beige-brauner Farbgebung. Qualitätvolle Malerei, bei<br />

der besonders diverse Rüstungsteile durch ihre Farbigkeit<br />

und ihren silbernen oder goldenen Glanz in<br />

den Vordergrund gestellt werden. Eine Platte mit<br />

horizontalem Einriss, teils rest. und kleine Retuschen.<br />

(12916223) (18)<br />

JOHANN HAUSSER,<br />

ACTIVE CA. 1595 – 1603<br />

A pair of paintings<br />

HISTORICAL BATTLE SCENES<br />

Oil on panel.<br />

43 x 66 cm each.<br />

One signed lower left.<br />

High-quality painting in which various pieces of armour<br />

are brought to the fore due to their colours and their<br />

silver or gold lustre. One plate with a horizontal tear.<br />

€ 30.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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79


237<br />

HENDRIK FRANS VAN LINT,<br />

1684 ANTWERPEN – 1763 ROM<br />

Als Sohn des Malers Pieter van Lint (1609-1690) erhielt<br />

er seine künstlerische Ausbildung durch den <strong>Meister</strong><br />

Pieter van Bredael (1629-1719), der sein Interesse an<br />

der römischen Landschaftsmalerei weckte und ihn<br />

veranlasste, nach Italien zu gehen. Um 1700 ließ sich<br />

der Künstler in Rom nieder. Er arbeitete im Atelier<br />

des Gaspar van Wittel (1653-1736), dem erfolgreichsten<br />

und gefragtesten Landschaftsmaler der Zeit. Um<br />

1715 wurde van Lint in die „Schildersbent“ von Rom<br />

aufgenommen, eine Art lokale Gilde, die 1627 von einer<br />

Gruppe Nordländer gegründet wurde. In seiner<br />

bildnerischen Produktion, die sich hauptsächlich auf<br />

die Ansichten von Rom und der Landschaft des Latium<br />

konzentrierte, spielten die vom Klassizismus von Claude<br />

Lorrain (1600-1682) inspirierten Ansichten eine relevante<br />

Rolle.<br />

KLASSISCHE LANDSCHAFT MIT DEM TEMPEL<br />

DER SYBILLA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

83 x 141 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia,<br />

ohne Datum (in Kopie vorliegend).<br />

Von erhöhtem Standpunkt Blick auf eine herrliche<br />

Ideal landschaft, eingetaucht in ein klares Morgenlicht,<br />

unter hohem Himmel mit großen weißen Wolkenformationen.<br />

In der Mitte des Vordergrunds, eingerahmt<br />

jeweils links- und rechtsseitig von hohen begrünten<br />

schmalen Bäumen, die in den Himmel reichen, eine<br />

Gruppe von Frauen vor einem Podest mit Steinvase<br />

im Gespräch, vor sich am Boden eine Schale mit Trauben<br />

und eine stehende Amphore. Rechtsseitig ein<br />

bärtiger Mann in einfacher Kleidung, der auf seinem<br />

Kopf einen Korb mit herabhängenden Weintraubenrispen<br />

heranträgt. Linksseitig führt eine alte römische<br />

Brücke über einen breiten blauen Fluss, der sich zum<br />

Horizont schlängelt und dabei zunehmend die helle<br />

Farbigkeit des Himmels annimmt; an seinen Ufern<br />

rechtsseitig eine kleine Stadt, während auf der linken<br />

Seite ein herrschaftliches Gebäude und ein Rundturm<br />

zu erkennen sind. Auf der Brücke selbst eine reitende<br />

Dame im Gespräch mit einem Mann sowie eine<br />

weitere Figur. In der Mitte auf einem Hügel ein mittelalterliches<br />

Dorf mit runden Türmen, einem Tor und<br />

dem Marmortempel der Sybilla. Im Hintergrund zudem<br />

die Profile der türkisfarbenen Berge am Horizont.<br />

Klassische Landschaft, in der der Bezug zu Claude<br />

Lorrains (1600-1682) Erfindungen spürbar ist und von<br />

dem einige Elemente aufgegriffen werden, einschließlich<br />

der charakteristischen römischen Brücke, die parallel<br />

zur Beobachtungsebene angeordnet ist, um die<br />

Landschaftsöffnung zu verstärken. Malerei in zurückhaltender<br />

Farbgebung, die zusammen mit der Komposition<br />

Harmonie und Ruhe ausstrahlt. Wenige Retuschen.<br />

(1291701) (18)<br />

HENDRIK FRANS VAN LINT,<br />

1684 ANTWERP – 1763 ROME<br />

CLASSICAL LANDSCAPE WITH TEMPLE OF SYBIL<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

83 x 141 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

Gorizia n.d. (copy enclosed).<br />

€ 40.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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238<br />

PIERRE (AUCH PIETRO) DANDINI,<br />

1646 FLORENZ – 1712 EBENDA, ZUG.<br />

DER TRIUMPH DES DAVID<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

117 x 172 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Im Zentrum des <strong>Gemälde</strong>s, vor den Toren der rechtsseitig<br />

sichtbaren Stadtmauer, der junge David in einem<br />

goldenen Wagen mit Vierergespann neben dem<br />

König sitzend und in seiner rechten Hand den großen<br />

Kopf des getöteten Riesen Goliaths haltend. Hinter<br />

ihm und zu den Seiten des Wagens zahlreiche Soldaten<br />

in Rüstung mit Speeren, die ebenfalls von der<br />

Schlacht zurückkehren. Auf der rechten Bildseite zahlreiche<br />

tanzende und musizierende Frauen in edlen<br />

Gewändern, die die Zurückkehrenden freudig empfangen.<br />

Unter den Frauen eine Harfenspielerin, eine<br />

Frau mit Flöte sowie weitere mit Geige und Tamburin.<br />

Am unteren linken Bildrand eine weitere Frau in glänzendem<br />

Gewand, auf einem weißen Laken einen<br />

nackten Knaben haltend. Qualitätvolle Malerei mit<br />

starken Hell-Dunkel-Kontrasten, dabei diverse Kleidungsstücke<br />

durch Farbe und Glanz besonders hervorgehoben.<br />

Vereinzelt rest., Retuschen.<br />

PIERRE (OR PIETRO) DANDINI,<br />

1646 FLORENCE – 1712 IBID., ATTRIBUTED<br />

THE TRIUMPH OF DAVID<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

117 x 172 cm.<br />

Notes:<br />

There are stylistic and compositional similarities with<br />

the painting titled “Die Krönung des Bacchus”, sold<br />

at Sotheby‘s in New York on 30 January 2016, under<br />

lot 702.<br />

Literature:<br />

cf. Sandro Bellesi, Catalogo dei pittori fiorentini del<br />

’600 e ’700. Biografie e opere, Florence 2009, II,<br />

p. 207, ill. 438.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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Anmerkung:<br />

Stilistische und kompositorische Ähnlichkeiten gibt<br />

es mit dem <strong>Gemälde</strong> „Die Krönung des Bacchus“,<br />

das am 30. Januar 2016 bei Sotheby‘s in New York<br />

unter Lot. 702 versteigert wurde.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Sandro Bellesi, Catalogo dei pittori fiorentini del<br />

‘600 e ‘700. Biografie e opere, Florenz 2009, II, S. 207,<br />

Abb. 438. (1290521) (18)<br />

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81


239<br />

NORDITALIENISCHER MEISTER<br />

DER ZWEITEN HÄLFTE DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

ALLEGORIE DER LIEBESTREUE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

94 x 170 cm.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> mit zweifellos didaktisch-moralischem<br />

Inhalt zeigt die Allegorie der Liebestreue in Gestalt<br />

einer züchtig gekleideten weiblichen, jedoch anmutigen<br />

Figur, die nach rechts aufrecht sitzt. Auf ihrem Schoß<br />

ein Hund, allegorisches Attribut der Treue. In der vorgehaltenen<br />

rechten Hand hält sie einen Schlüssel, gewissermaßen<br />

Symbol dafür, dass der Schlüssel der<br />

wahren Liebe in der Treue liegt. Links zwei Amoretten<br />

im Gespräch, einer davon hält einen einfachen Brotlaib,<br />

Verweis auf die Bescheidenheit, die mit der Treue einhergeht.<br />

Der mittlere Knabe trägt ein blaues Umhängetuch,<br />

ebenfalls Farbsymbol der Treue. Die Vase im<br />

Hintergrund sowie eine Steinfigur weisen auf einen<br />

höfischen Park, hier als Gefahr der Verführung zu verstehen.<br />

Die Qualität des <strong>Gemälde</strong>s weist auf einen<br />

noch nicht ermittelten Maler von Rang. Farbigkeit und<br />

die klare Linienführung in der Komposition lässt das<br />

Bild in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts datieren.<br />

(1291721) (3) (11)<br />

NORTH ITALIAN MASTER,<br />

SECOND HALF OF THE 17TH CENTURY<br />

ALLEGORY OF FAITHFUL LOVE<br />

Oil on canvas.<br />

94 x 170 cm.<br />

€ 20.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

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240<br />

NICCOLÒ CASSANA,<br />

1659 GENUA ODER VENEDIG – 1713 LONDON<br />

Cassana, der bei seinem Vater Giovanni Francesco<br />

Cassana lernte, war ein äußerst erfolgreicher Maler in<br />

Venedig, der besonders für seine Portraits gerühmt<br />

wurde. Nach einem Aufenthalt in Düsseldorf ab 1711<br />

zog er nach London, wo er 1713 verstarb.<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

DIE VON DER ZEIT OFFENBARTE WAHRHEIT<br />

sowie<br />

SEMIRAMIS EILT HERBEI, UM DIE REVOLTE<br />

IN BABYLON ZU BÄNDIGEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

98 x 138 cm.<br />

Eines monogrammiert „N.C.“.<br />

In breitem ebonisierten und mit Goldornamenten<br />

verziertem Rahmen.<br />

NICCOLÒ CASSANA,<br />

1659 GENOA OR VENICE – 1713 LONDON<br />

A pair of paintings<br />

TRUTH UNVEILED BY TIME<br />

and<br />

SEMIRAMIS STOPPING THE REVOLT<br />

AT BABYLON<br />

Oil on canvas.<br />

98 x 138 cm.<br />

One monogrammed “N.C.”<br />

€ 70.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Einmal eine weibliche allegorische Gestalt mit einem<br />

Erleuchtungsquell in ihrer Hand, vor ihr eine abgenommene<br />

Maske und ein Buch, hinter ihr in dichter<br />

Kompositionsfülle der den Bildraum einnehmende<br />

Kronos mit ausgebreiteten Schwingen und Sense.<br />

Eindrückliche Leistung, mit der Cassana dem Betrachter<br />

die Demaskierung der Lüge durch die Zeit<br />

mit gleichzeitiger Hervorbringung der Wahrheit und<br />

des Wissens darstellt.<br />

Das andere <strong>Gemälde</strong> zeigt Semiramis, welche soeben<br />

Nachricht über die Revolte in der von ihr selbst gegründeten<br />

Stadt Babylon erhält. (1291572) (13)<br />

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85


241<br />

ORAZIO DE FERRARI,<br />

1605 VOLTRI – 1657 GENUA<br />

ESTER VOR AHASVER<br />

Öl auf Leinwand.<br />

90,5 x 103 cm.<br />

In teilvergoldetem, floral dekoriertem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Anna Orlando, Genua,<br />

ohne Datum, in Kopie.<br />

Ganz anders als etwa das <strong>Gemälde</strong> von Artemisia<br />

Gentileschi (1593-um 1654) im Metropolitan Museum<br />

of Art, welches die beiden Hauptfiguren in größerer<br />

Distanz zeigt, liegt Ester in dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong><br />

von Orazio de Ferrari Ahasver förmlich in den Armen,<br />

während sie ihn bittet, ihr Volk zu schonen. Die Darstellung<br />

geht auf das Buch Ester zurück, welches den<br />

König als Herrn von Indien bis Äthiopien beschreibt,<br />

jedoch ist die Erzählung zu Ester vermutlich fiktionaler<br />

Natur, da eine jüdische Königin Ester aufgrund der<br />

Heiratspolitik persischer Könige als unwahrscheinlich<br />

gilt. Ahasver wird im geschichtlichen Kontext mit Xerxes<br />

I (regierte 486-465 v. Chr.) gleichgesetzt. Das vorliegende<br />

<strong>Gemälde</strong> ist bisher noch nicht in der Literatur<br />

veröffentlicht worden und wird von Anna Orlando als<br />

eigenhändiges Werk des Genueser Malers Oratio de<br />

Ferrari anerkannt. Als Vergleich nennt Orlando eine<br />

Variante mit den Maßen 124 x 153 cm, welches sich<br />

in einer Privatsammlung befindet und von Piero Donati<br />

1997 (Katalognummer 63, S. 149) erwähnt wurde.<br />

Dieser schreibt „Da questo momento in pio (ossia<br />

dopo il 1640), questa capacità di coniugare splendore<br />

materico e rigorosa coerenza spaziale connoterà stabilmente<br />

la pittura di Orazio De Ferrari, conferendole<br />

un’intima originalità. Nel campo del quadro da stanza,<br />

questa poetica sottostà, oltre che ai dipinti che si inpirano<br />

alla Passione di Cristo, ad un capolavoro assoluto<br />

quale l’Ester confortata da Assuero, di collezione<br />

privata...“<br />

Literatur:<br />

Vgl. Piero Donati, Orazio De Ferrari, Genua 1997.<br />

Vgl. Anna Orlando, Aggiunte al catalogo di Orazio De<br />

Ferrari, in: La Favola di Latona di Orazio de Ferrari. Il<br />

ritorno di un capolavoro. Con aggiunte al catalogo del<br />

pittore, Genua 2017.<br />

Vgl. Buch Ester, (Est 2,16).<br />

(1290314) (13)<br />

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ORAZIO DE FERRARI,<br />

1605 VOLTRI – 1657 GENOA<br />

ESTHER IN FRONT OF AHASVER<br />

Oil on canvas.<br />

90.5 x 103 cm.<br />

A copy of the expert’s report by Anna Orlando,<br />

Genoa, no date, is enclosed.<br />

The present painting has not yet been published in<br />

research literature and is recognized by Anna Orlando<br />

as an original work by the Genoese painter Orazio de<br />

Ferrari. Orlando mentions a variant measuring 124 x<br />

153 cm for comparison, which is held at a private collection<br />

and was mentioned by Piero Donati in 1997<br />

(cat. no. 63, p. 149).<br />

Literature:<br />

cf. Piero Donati, Orazio De Ferrari, Genua 1997.<br />

cf. Anna Orlando, Aggiunte al catalogo di Orazio De<br />

Ferrari, in: La Favola di Latona di Orazio de Ferrari. Il<br />

ritorno di un capolavoro. Con aggiunte al catalogo del<br />

pittore, Genua 2017.<br />

cf. The Book of Esther, (Est 2,16).<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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242<br />

CIRO FERRI,<br />

1634 ROM – 1689 EBENDA, ZUG.<br />

MOSES VERTEIDIGT DIE TÖCHTER DES JETRO<br />

GEGEN FREMDE HIRTEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

116,5 x 164,5 cm.<br />

Die Bibelgeschichte (Ex 2,16) berichtet, wie der junge<br />

Moses während seines Aufenthaltes bei Jetro, dem<br />

Priester von Midian, fremde Hirten vom Brunnen vertrieb,<br />

um die Töchter Jetros zu schützen, und deren<br />

Tiere tränkte. In der Folge gab Jetro Moses die älteste<br />

seiner sieben Töchter, Zippora, zur Frau.<br />

Dieses Bildthema ist auch noch in einer weiteren Version<br />

von Ciro Ferri bekannt, das sich Museum of Fine<br />

Arts in Houston/ Texas befindet. Die Bildauffassung,<br />

mit dem Brunnen in der Bildmitte und den seitlichen<br />

Figuren in beiden Bildern, ist weitgehend identisch,<br />

ebenso die Position der Gestalt des mit dem Stock<br />

agierenden jungen Moses rechts neben dem Brunnen.<br />

Allerdings zeigt sich hier bereits eine Änderung in der<br />

Bildgestaltung, nämlich in der unterschiedlichen Körperhaltung<br />

des Moses. Auch zeigt das Bild in Houston im<br />

Hintergrund bergige Landschaft, während in unserem<br />

Bild am Horizont ein Meeresufer zu sehen ist. Völlig<br />

unterschiedlich jedoch ist die Komposition der Figuren.<br />

Man muss annehmen, dass die Verwendung des<br />

wertvollen Lapislazuli-Blau bei Darstellung der Frauen<br />

nur der in der Bibel genannten Zippora, der Frau Moses,<br />

zugedacht war. So kann in beiden Bildern nur die<br />

weib liche Gestalt im Vordergrund links gemeint sein.<br />

Hier im Bild hält sie einen Wasserkrug, in der Houston­<br />

Fassung wird das Blau im Kleid noch mehr hervorgehoben,<br />

und Zippora weist mit dem Fingen auf ihren<br />

Helden. Neben weiteren Unterschieden, wie etwa,<br />

dass im Hintergrund des vorliegenden Bildes die<br />

Stadt des Jetro gezeigt wird, ist jedoch beiden <strong>Gemälde</strong>n<br />

der frühe Stil Ferris gemeinsam, nämlich beeinflusst<br />

von seinem Lehrer Pietro da Cortona (1596-<br />

1669).<br />

Im Palazzo Pitti in Florenz vollendete Ferri die Fresken<br />

seines Lehrers, bevor er wieder nach Rom zurückzog,<br />

wo er sich fernerhin als Architekt betätigte. A.R.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 39, München<br />

u.a. 2003, S. 110. (1290512) (3) (11)<br />

CIRO FERRI,<br />

1634 ROME – 1689 IBID., ATTRIBUTED<br />

MOSES DEFENDING THE DAUGHTERS<br />

OF JETHRO<br />

Oil on canvas.<br />

116.5 x 164.5 cm.<br />

Literature:<br />

cf. Allgemeines Künstlerlexikon vol. 3,<br />

2003, p. 110.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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87


243<br />

NIEDERLÄNDISCHER MANIERIST UM 1600<br />

CERES EMPFÄNGT DEN GÜRTEL DER PROSERPINA<br />

DURCH CYANE<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

94 x 126 cm.<br />

In breitem silberprofilierten Holzrahmen.<br />

Im Zentrum der hügeligen Landschaft Ceres an einer<br />

Quelle sitzend, die zuforderst durch eine daraus emporsteigende<br />

Nymphe spezifiziert wird und durch eine<br />

quelltypische Vegetation umrandet wird. Die Figuren<br />

werden raumfüllend präsentiert. Im rechten Hintergrund<br />

eine helle hügelige Landschaft mit einem Dreispänner,<br />

auf dem Pluto mit seinem Dreizack zu sehen<br />

ist, der Proserpina – Tochter der Ceres – entführt hatte.<br />

Nachdem Ceres schon überall nach Proserpina<br />

gesucht hatte, sitzt sie nun an der Quelle der Cyane<br />

und ihr wird durch den Gürtel eröffnet, dass Proserpina<br />

ihre Jungfräulichkeit verloren haben muss. Rest.<br />

Anmerkung 1:<br />

Eine vergleichbare, jedoch weniger erzählerisch ausgeschmückte,<br />

Darstellung des Künstlers Cornelis<br />

van Haarlem (1562-1638) ist im RKD in Den Haag<br />

unter der Nr. 297823 registriert.<br />

DUTCH MANNERIST, CA. 1600<br />

CERES ACCEPTS THE BELT OF PROSERPINA<br />

BY CYANE<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

94 x 126 cm.<br />

Notes 1:<br />

A similar depiction, however, embellished with fewer<br />

narrative details, is held at the RKD in The Hague,<br />

no. 297823.<br />

Notes 2:<br />

At Roman weddings, a belt was tied with a special<br />

knot, the Nodus Herculaneus, which the groom had<br />

to undo on the wedding night before the bride and<br />

groom could come together for the first time.<br />

€ 35.000 - € 45.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Anmerkung 2:<br />

Bei der römischen Hochzeit wurde der Gürtel mit<br />

einem besonderen Knoten, dem Nodus Herculaneus,<br />

gebunden, den der Bräutigam in der Hochzeitsnacht<br />

lösen musste, bevor es zur ersten Vereinigung der<br />

Brautleute kommen konnte. (1291166) (13)<br />

Pluto fährt durch die Quelle der Cyane hinab in die<br />

Unterwelt (Virgil Solis, 1581)<br />

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244<br />

FLÄMISCHER MEISTER UM 1600<br />

ALLEGORIE AUF DEN SIEG DER KATHOLISCHEN<br />

KIRCHE ÜBER DAS BÖSE<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

126 x 96 cm.<br />

Darstellung einer allegorischen weiblichen Figur mit<br />

einem Harnisch, welcher zwischen den Brüsten ein<br />

Kruzifix zeigt, das von einem Cherubium getragen<br />

wird. Die weibliche Person durch ein Schwert und einen<br />

Schild bewaffnet, welcher in plastischer Arbeit<br />

(hier in Grisaille wiedergegeben), den auferstandenen<br />

Christus anzeigt. Ein Putto, der auf einem ihrer Beine<br />

Platz genommen hat, die Fama der katholischen Kirche<br />

in die Welt posaunend. Die Figur die Füße auf eine<br />

Steinplatte stützend, unter welcher eine Drachenfigur,<br />

für den Teufel stehend, zerdrückt wird. Die untere<br />

rechte Bildecke mit einem gehörnten Bogenschützen,<br />

welcher mit dem Unterkörper in der Unterwelt zu stecken<br />

scheint. Rechts über der allegorischen Figur die<br />

Christusfigur, die an ihren Stigmata zu erkennen ist,<br />

mit einer Krone. Mit einer ebensolchen Krone bekrönt<br />

er die Kirche bzw. die allegorische Figur derselben,<br />

sodass sie als direkter Nachfolger Christi dargestellt<br />

wird. <strong>Alte</strong>rs- und Gebrauchssp., Bildfläche uneben.<br />

Rest. (12901415) (13)<br />

FLEMISH SCHOOL, CA. 1600<br />

ALLEGORY OF THE TRIUMPH OF THE CATHOLIC<br />

CHURCH OVER EVIL<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

126 x 96 cm.<br />

Signs of ageing and wear, uneven paint surface.<br />

Restored.<br />

€ 70.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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245<br />

NEAPOLITANISCHER MEISTER<br />

DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

DER ERZENGEL MICHAEL IM KAMPF<br />

GEGEN DIE TEUFEL DER UNTERWELT<br />

Öl auf Leinwand.<br />

94 x 70 cm.<br />

Äußerst komplizierte Komposition, mit sich in gegensetzlichen<br />

Richtungen bewegenden Figuren. In der<br />

Farbigkeit und der Wiedergabe des Körperlichen ist<br />

der starke Einfluss von Peter Paul Rubens (1577 -<br />

1640) zu erkennen, mit dem er zusammen an der<br />

Festdekoration in Gent gearbeitet hatte. Alle diese<br />

stilistischen Aspekte legen die Zuschreibung nahe.<br />

So ist auch dieses <strong>Gemälde</strong> gekennzeichnet durch<br />

eine turbulente Zusammenballung von Leibern – hier<br />

Höllengestalten –, gegen die der jugendlich heldenhaft<br />

wiedergegebene Heilige Michael ankämpft. Seine<br />

Bewegung von links oben nach rechts unten, entsprechend<br />

auch dem Lichteinfall im Bild. Sein nach<br />

hinten ausgestreckter rechter Arm hält das Flammenschwert,<br />

die Linke den Rundschild. Auffallend ist<br />

hier, dass die zuoberst über einem Drachen liegende<br />

Männergestalt nahezu portraithafte Gesichtszüge aufweist,<br />

was Anlass zur Vermutung gibt, dass es sich<br />

hier um eine Allegorie des Sieges über einen gestürzten<br />

Gegner handelt. Der Zweizack in der rechten Hand<br />

des Gestürzten ist Attribut der griechischen Hadesgestalt,<br />

Herrscher der Unterwelt. (12901427) (11)<br />

NEAPOLITAN SCHOOL, 17TH CENTURY<br />

MICHAEL THE ARCHANGEL FIGHTING<br />

THE DEVIL IN THE UNDERWORLD<br />

Oil on canvas.<br />

94 x 70 cm.<br />

€ 50.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

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246<br />

GIACOMO FARELLI,<br />

1624 ROM – 1706 NEAPEL<br />

ARIADNE UND BACCHUS<br />

Öl auf Leinwand.<br />

145 x 193 cm.<br />

In schmalem vergoldetem Rahmen.<br />

Prof. Riccardo Lattuada und Laura Raucci schreiben<br />

das vorliegende <strong>Gemälde</strong> nach eingehender Untersuchung<br />

Giacomo Farelli zu. Das Werk auch in der<br />

2020 publizierten Monografie über den Künstler, ca.<br />

1690 – 1700 datiert.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> schildert die antike Legende, nach der<br />

Ariadne nach Beendigung ihrer Beziehung zu Theseus<br />

vom jugendlichen Weingott Bacchus vor einer Höhle<br />

auf der Insel Naxos aufgefunden wurde. Hier ist der<br />

Moment der ersten Begegnung gezeigt. Die schlafende<br />

Ariadne mit langen blonden Haaren, ihr zarter heller<br />

Körper teils nur mit einem weißen Laken bedeckt,<br />

zudem auf einem blauen Tuch mit goldener Bordüre<br />

liegend. Links von ihr stehend Bacchus in einem violetten,<br />

faltenreich wehendem Umhang, mit Weinlaub<br />

im Haar, die Schlafende behutsam und vorsichtig beobachtend,<br />

in die er sich sofort verliebt. Links hinter<br />

Bacchus eine Figur aus dem Gefolge des Bacchus mit<br />

erhobenem Tamburin. Im Hintergrund die weite Landschaft<br />

im abendlichen Licht der gerade untergegangenen<br />

Sonne. Feine, qualitätvolle Malerei, bei der das<br />

helle Inkarnat der Ariadne und der leicht gebräunte<br />

Körper des Bacchus gegenüber dem dunklen Hintergrund<br />

besonders hervorgehoben werden. Rest., teils<br />

Retuschen.<br />

Provenienz:<br />

Deutsche Privatsammlung.<br />

Auktionhaus Lempertz, Auktion 1132, Fine Art,<br />

18.05.2019, Lot 1263.<br />

Sammlung Chatsworth Castle, England, Auktion in<br />

„Chatsworth: The Attic Sale“, Sotheby‘s, London,<br />

5.-7.10.2010, Lot 66.<br />

GIACOMO FARELLI,<br />

1624 ROME – 1706 NAPLES<br />

ARIADNE AND BACCHUS<br />

Oil on canvas.<br />

145 x 193 cm.<br />

Professor Riccardo Lattuada and Laura Raucci attribute<br />

the painting to the artist and dated it ca. 1690 – 1700 in<br />

their monograph on the painter.<br />

The painting illustrates an ancient legend according to<br />

which Ariadne was found by the youthful wine god<br />

Bacchus in front of a cave on the island of Naxos after<br />

having been abandoned there by Theseus.<br />

Provenance:<br />

Private collection, Germany.<br />

Lempertz Auction House, Auction 1132, Fine Art,<br />

18 May 2019, lot 1263.<br />

Collection Chatsworth Castle, England, Auction<br />

in “Chatsworth: The Attic Sale”, Sotheby’s London,<br />

5 – 7 October 2010, lot 66.<br />

Notes:<br />

The painting is similar to a depiction of the same subject<br />

by Luca Giordano (1634-1705) held in Verona<br />

(Museo di Castelvecchio).<br />

Literature:<br />

Riccardo Lattuada, Laura Raucci, Vita e opere di<br />

Giacomo Farelli (1629-1706). Artista e gentiluomo<br />

nell’Italia Barocca, Todi 2020, p. 287-288, A83.<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Anmerkung:<br />

Die Darstellung ähnelt einer Darstellung desselben<br />

Themas von Luca Giordano (1634-1705) in Verona<br />

(Museo di Castelvecchio). Auch viele andere Maler<br />

haben sich diesen Themas angenommen, so auch<br />

Tizian, dessen <strong>Gemälde</strong> um 1520-1523 entstand.<br />

Literatur:<br />

Riccardo Lattuada, Laura Raucci, Vita e opere di<br />

Giacomo Farelli (1629-1706). Artista e gentiluomo<br />

nell´Italia Barocca, Todi 2020, S. 287-288, A83.<br />

(1290601) (18)<br />

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97


247<br />

GIACOMO FARELLI,<br />

1624 ROM – 1706 NEAPEL<br />

ALLEGORIE DER CARITAS<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

204 x 98 cm.<br />

In breitem marmoriertem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Nicola Spinosa, Neapel,<br />

ohne Datum, in Kopie.<br />

Die großformatige Leinwand zeigt vor einem Architekturversatzstück<br />

die allegorische Figur einer jungen<br />

Frau, die im Begriff ist, drei Kinder zu nähren, welche<br />

sie umspielen. Farelli war Schüler von Andrea Vaccaro,<br />

folgte jedoch schon bald dem Stil von Guido Reni<br />

(1575-1642) und Luca Giordano (1643-1705). Viele seiner<br />

<strong>Gemälde</strong> sind als Fresko oder auf Leinwand von<br />

sakralen Themen durchzogen und befinden sich in<br />

den Kirchen Neapels. Seine erste bekannte Altararbeit<br />

in der Chiesa dell’Arciconfraternita della Trinità dei Pellegrini<br />

ist von ihm signiert und datiert 1652. Ein <strong>Gemälde</strong><br />

mit Bathseba im Bade, welches annähernd die<br />

gleichen Maße aufweist wie das hier angebotene<br />

Werk, ist in einer italienischen Privatsammlung zu finden<br />

und wird von Spinosa auf ca. 1676-1683 datiert.<br />

1693 zog Farelli nach Pisa, wo er den Palazzo Pubblico<br />

ausgestaltete- hierbei bediente er sich Darstellungen<br />

biblischen, historischen aber auch mythologischen Inhaltes.<br />

Eine Darstellung mit Venus und Adonis etwa<br />

befindet sich in Melfi in der Basilicata, ein „Samson<br />

und Dalila“ sowie ein „Raub der Sabinerinnen“ befinden<br />

sich in einer Privatsammlung.<br />

GIACOMO FARELLI,<br />

1624 ROME – 1706 NAPLES<br />

ALLEGORY OF CARITAS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

204 x 98 cm.<br />

Accompanied by a copy of an expert’s report by Nicola<br />

Spinosa, Naples, n.d.<br />

Literature:<br />

cf. Achille della Regione, Giacomo Farelli: Opera<br />

completa, Naples 2011.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Literatur:<br />

Vgl. Achille della Ragione, Giacomo Farelli: Opera<br />

completa, Neapel 2011. (1281185) (2) (13)<br />

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248<br />

LOMBARDISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

DAS MARTYRIUM DES HEILIGEN STEPHANUS<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

126 x 93 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

Der Heilige Stephanus ist im Neuen Testament ein<br />

Diakon der Jerusalemer Urgemeinde. Er wurde vor<br />

dem Hohen Rat angeklagt und verteidigte sich, zudem<br />

sagt er „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn<br />

zur Rechten Gottes stehen.“ Mit diesen<br />

Worten machte er die Mitglieder des Rates so wütend,<br />

dass sie den Auftrag gaben, ihn vor der Stadt zu<br />

steinigen. Das <strong>Gemälde</strong> zeigt den Heiligen in der weißen<br />

Dalmatik eines Diakons, in stark bewegter Haltung<br />

mit hochgerissenem linkem Arm und den Blick<br />

zum Himmel gerichtet, in dem er Gottvater und Jesus,<br />

teils umhüllt von einem wehenden weißen Gewand<br />

und ein großes Holzkreuz in seinem linken Arm haltend,<br />

sieht. Zudem zwei fliegende Putti, von denen einer<br />

eine Krone und eine Märtyrerpalme, eines der Attribute<br />

des Heiligen, hält. Linksseitig ein Soldat zu Pferde<br />

in Rüstung, der den Befehl zur Steinigung erteilt, die<br />

rechtsseitig von zwei kräftigen Männern mit erhobenen<br />

Armen, große Steine haltend, ausgeführt wird. Stark<br />

bewegte Darstellung, bei der der Heilige durch seine<br />

weiß-goldene Kleidung besonders hervorgehoben<br />

wird, während im Hintergrund Gebäude der Stadt zu<br />

erkennen sind. Retuschen. (1281188) (2) (18)<br />

SCHOOL OF LOMBARDY, 17TH CENTURY<br />

THE MARTYRDOM OF SAINT STEPHEN<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

126 x 93 cm.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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249<br />

JOACHIM VON SANDRART,<br />

1606 FRANKFURT AM MAIN – 1688 NÜRNBERG<br />

BILDNIS EINER ADELIGEN DAME MIT<br />

DEN ATTRIBUTEN DER HEILIGEN CÄCILIA<br />

Öl auf Leinwand.<br />

103 x 82 cm.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Peter van den Brink,<br />

Aachen, das <strong>Gemälde</strong> dem genannten Künstler zuschreibend.<br />

Dreiviertelbildnis einer an einer Hausorgel sitzenden<br />

jungen Adeligen, nahezu in Lebensgröße wiedergegeben.<br />

Der Blick dem Betrachter entgegengerichtet.<br />

Die rechte Hand hält sie auf die Tastatur, die linke an<br />

den Busen, gleichzeitig einen dünnen Schleier haltend,<br />

der von ihrer Haube herabzieht. Ihre höfische Kleidung<br />

ist insofern idealisiert, als sie hier ein rotes Kleid mit<br />

goldfarbenem Brokatmantel trägt, innen blau gefüttert,<br />

ein Kleidungsstück, das in dieser Erhöhung auch<br />

bei Bildnissen der Heiligen Cäcilia - Patronin der Kirchenmusik<br />

- zu finden ist. Dennoch trägt sie eine Perlenkette<br />

mit Perlenohrring und am Kleidersaum eine Goldbordüre<br />

mit Edelstein-Agraffe. Ihr Haar fällt in dunklen<br />

Locken zur Schulter herab. Die Orgel ist kunstvoll gebaut,<br />

die Pfeifen zwischen vergoldeten Atlanten, die<br />

die Abdeckung tragen. Im Hintergrund erscheint eine<br />

jugendliche Engelsfigur. Insgesamt mit Kleid und Flügel<br />

in deutlich zarteren Farben wiedergegeben, was<br />

diese Gestalt als „Erscheinung“ wirken lässt. Der Engel<br />

hält ein Notenblatt und deutet mit dem rechten<br />

Zeigefinger auf die Noten um der adeligen Musikerin<br />

die musikalischen Hinweise zu geben. Gedanklich ist<br />

dieses Motiv zu verstehen als himmlische Eingebung<br />

der Musik und Komposition. Im Hintergrund ein<br />

grünes Velum, leicht nach rechts zurückgezogen mit<br />

Blick auf eine Bogenarchitektur mit kurzem Landschaftsausblick<br />

auf eine Baumkrone.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> wurde früher Gerard Deleres zugeschrieben,<br />

es erfolgte jedoch durch Peter van den<br />

Brink eine weitaus überzeugendere Zuordnung an<br />

Joachim von Sandrart. Die Zuschreibung stützt sich<br />

vor allem auf stilistische Vergleiche mit den bekannten<br />

Monatsbildern, die Sandrart für den bayerischen<br />

Herzog Maximilian I in den Jahren 1642-44 schuf, die<br />

sich heute im Schloss Schleißheim befinden. In Sitzhaltung,<br />

Körperausführung und anderen Details lassen<br />

sich Parallelen zu mehreren <strong>Gemälde</strong>n dieses Monatszyklus<br />

finden, allerdings ist nach Meinung des Gutachters<br />

das <strong>Gemälde</strong> nicht in München, sondern nach<br />

seiner Rückkehr in Amsterdam 1644 entstanden.<br />

Sandrart, der zunächst in der Druckgrafik bei Isselburg<br />

in Nürnberg arbeitete, danach bei Sadeler in Prag, hielt<br />

sich zwischen 1624/25 in der Werkstatt von Gerard<br />

Honthorst in Utrecht auf, lernte 1627 Rubens kennen<br />

und begann nach einem Aufenthalt in London 1629<br />

seine Reise nach Italien, wo er sich 1632 in Rom niederließ<br />

und dort weitere acht Jahre blieb. Nach Vermutung<br />

von Van dem Brink könnte es sich bei der<br />

Darstellung um Alida Bicker handeln.<br />

JOACHIM VON SANDRART,<br />

1606 FRANKFURT ON THE MAIN –<br />

1688 NUREMBERG<br />

PORTRAIT OF A NOBLEWOMAN WITH<br />

THE ATTRIBUTES OF SAINT CECILIA<br />

Oil on canvas.<br />

103 x 82 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Peter van den<br />

Brink, Aachen attributing the painting to the artist.<br />

Three-quarters format portrait of a young noblewoman<br />

sitting by a house organ almost in life size format.<br />

Van den Brink believes this could be a depiction of<br />

Alida Bicker.<br />

Literature:<br />

Christian Klemm, Joachim von Sandrart: Kunstwerke<br />

und Lebenslauf, Berlin, 1986.<br />

€ 45.000 - € 55.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Literatur:<br />

Christian Klemm, Joachim von Sandrart: Kunstwerke<br />

und Lebenslauf, Berlin 1986. (1281451) (10)<br />

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249 A<br />

PETER PAUL RUBENS (1577–1640)<br />

UND WERKSTATT, ZUG.<br />

VIRTUS UND FORTUNA TRIUMPHIEREN<br />

ÜBER DIE WOLLUST DES BACCHUS<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

145 x 170 cm.<br />

In barockisierendem bronziertem Rahmen.<br />

In der Komposition in Form eines Rhombus stellt der<br />

Maler die Figurengruppe in einer besonders vom<br />

Lichteinfall begünstigten Weise hervor: Es sind die<br />

Virtus mit ihrem Helm mit Federbusch und die schräg<br />

vor ihr auf der Weltenkugel mit einem Ruder und wehendem<br />

Velum sitzende Fortuna. Die beiden allegorischen<br />

Figuren reichen sich die Hand. Ihnen wird ein<br />

Lorbeerkranz und ein Zepter überreicht von einem<br />

Genius mit von Früchten gefülltem metallisch schimmerndem<br />

Füllhorn, der wiederum von zwei geflügelten<br />

Puttowesen überfangen wird. Sein Knie, sowie<br />

das der Virtus ruht auf dem Rücken des die Rhombusform<br />

komplettierenden in gewagter und doch gekonnt<br />

ausgeführter Verkürzung wiedergegebenen<br />

Bacchus, den wir gut aus anderen <strong>Gemälde</strong>n von Rubens<br />

und seiner Werkstatt kennen – sein trunkener<br />

Körper liegt bäuchlings auf dem Boden, die Ursache<br />

seiner Trunkenheit und der damit verbundenen unkontrollierten<br />

Wollust, nämlich ein metallisches antikisierendes<br />

Trinkgefäß, liegt ebenfalls auf dem Boden<br />

am unteren Bildrand, von seinen Fingern noch umkrallt.<br />

Besonders die Figurengruppe von Virtus und<br />

Fortuna ist uns wohl bekannt aus einem <strong>Gemälde</strong>,<br />

das im Museo Nacional de Bellas Artes in Buenos Aires,<br />

Argentinien (Inv.Nr. 8629) verwahrt wird und die<br />

beiden Figuren seitenverkehrt wiedergibt (siehe Vergleichsabb.).<br />

Seitenrichtig wiederum ist eine Werkstattarbeit<br />

im Musée Grobet Labadié in Marseille zu<br />

nennen, das jedoch einen geflügelten Mann und eine<br />

Frau zusätzlich zeigt, die nach der behelmten Figur zu<br />

greifen sucht – Michael Jaffé bezeichnete das <strong>Gemälde</strong><br />

als „Allegorie der guten Regierung“, Erwin Panofsky<br />

erkannte die beiden weiblichen Hauptfiguren als<br />

Fortuna und Virtus. Eine ähnliche Ikonografie kennen<br />

wir etwa aus einer Allegorie mit Blick auf die Zitadelle<br />

in Antwerpen aus dem Jahre 1634 im Musée des<br />

Beaux-Arts in Besançon. Komplizierte verkürzte Figuren<br />

sind im Werk des Rubens und seiner Werkstatt<br />

keine Seltenheit und werden gern für ein dramatisches<br />

Schicksal erleidende Figuren wie etwa „Der gefesselte<br />

Prometheus“ („Prometheus Bound“) im Philadelphia<br />

Museum of Art (Inv.Nr. W1950-3-1) verwendet,<br />

wodurch die an den Betrachterraum angrenzende Figur<br />

– wie hier der Bacchus – eine optimale Einleitung<br />

in das Seh- und Empfindungserlebnis durch den Betrachter<br />

bietet. Das hier angebotene <strong>Gemälde</strong> ist von<br />

hoher Qualität und zeigt mit seiner fleischigen Körperlichkeit,<br />

der geschlossenen geschickten Komposition<br />

und dem Rubensschen Kolorit eine große Nähe<br />

zu dem wohl größten nordalpinen Barockmaler und<br />

seiner Werkstatt. (†)<br />

Anmerkung:<br />

Die rechte Rückenfigur ist eine etwas im Uhrzeigersinn<br />

nach rechts gedrehte Variante der rechten Rückenfigur<br />

in „Die Auffindung des kleinen Erichthonios“ von<br />

1616 von Peter Paul Rubens, die in den Sammlungen<br />

des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz/Wien<br />

aufbewahrt ist und mit 218 x 317 cm noch größer ist,<br />

als das hier angebotene qualitätvolle <strong>Gemälde</strong>.<br />

Bezüglich der weiblichen Figur mit Helm vergleiche<br />

auch das <strong>Gemälde</strong> „Tod und Sieg des römischen Konsuls<br />

Decius Mus“ von 1616/1617. Rubens verwendete<br />

solche häufig in seinen <strong>Gemälde</strong>n und variierte vergoldete<br />

Akzente, Federaufsätze und Aufsatzfiguren.<br />

Meist sind es Adler, im hier vorliegenden <strong>Gemälde</strong><br />

eine Schlange. Auch hinsichtlich der entblößten Brust<br />

und des Erdballmotivs, der Schnürung der Sandalen<br />

durch rote Bänder und das rote Gewand insgesamt,<br />

lassen sich die Virtusfiguren gut vergleichen.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Johann Kräftner (Hrsg.), Vorbild Rubens.<br />

Liechtenstein Museum Wien, München 2004.<br />

(1291418)<br />

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105


PETER PAUL RUBENS (1577–1640)<br />

AND WORKSHOP, ATTRIBUTED<br />

VIRTUS AND FORTUNA TRIUMPH OVER THE LUST<br />

OF BACCHUS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

145 x 170 cm.<br />

In Baroque-style bronzed frame.<br />

The artist focuses on a group of illuminated figures in<br />

this rhombus-shaped composition. They are the goddesses<br />

Virtus with a plume helmet and Fortuna sitting<br />

on a globe diagonally in front of her with an oar and<br />

blowing cloth. The figural group of Virtus and Fortuna<br />

are particularly known from a painting held at the<br />

Museo Nacional de Bellas Artes in Buenos Aires, Argentina<br />

(inv. no. 8629) which shows the two figures<br />

inverted (see comparative ill.).<br />

Complicated, foreshortened figures are not uncommon<br />

in Rubens’ œuvre and his workshop and are often<br />

used for figures suffering a dramatic fate such as<br />

“Prometheus Bound” in the Philadelphia Museum of<br />

Art (inv. no. W1950-3-1), whereby the figure nearest<br />

the viewer – like Bacchus in this lot – offers an ideal<br />

introduction to the viewer’s visual and sensory experience.<br />

The painting offered here is of high-quality and<br />

with its fleshy physicality, skilful closed composition,<br />

and its typical Rubens-like colouration, it shows a<br />

great proximity to the probably greatest north Alpine<br />

Baroque painter and his workshop. (†)<br />

Notes:<br />

cf. The figure on the right with its back turned is a<br />

variant of the figure in “The Discovery of little Erichthonius”<br />

from 1616 by Peter Paul Rubens from the<br />

collections of the Prince of Liechtenstein, Vaduz/<br />

Vienna and measuring 218 x 317 cm it is even bigger<br />

than the high-quality painting on offer for sale here.<br />

Regarding the female figure with helmet, compare the<br />

painting “Death and Victory of the Roman Consul<br />

Decius Mus” from 1616/1617. Rubens often used<br />

these in his paintings and varied gilt accents, feather<br />

attachments and applied figures. They are mostly<br />

eagles, but it is a snake in the present painting.<br />

Literature:<br />

cf. Johann Kräftner (ed.), Vorbild Rubens, Liechtenstein<br />

Museum Wien, Munich 2004.<br />

€ 280.000 - € 350.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Vergleiche: Die Auffindung des kleinen Erichthonios von 1616<br />

in den Liechtensteinischen Sammlungen<br />

Vergleiche: <strong>Gemälde</strong> mit Virtus und Fortuna im Museo<br />

Nacional de Bellas Artes in Buenos Aires, Argentinien<br />

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250<br />

JÜRGEN OVENS,<br />

1623 TÖNNING – 1678 FRIEDRICHSTADT, ZUG.<br />

DOPPELPORTRAIT MIT FRAU UND MÄDCHEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

125 x 103 cm.<br />

Verso mit mehreren Sammlungsetiketten und Nummerierungen.<br />

In vergoldetem ornamental verziertem Rahmen mit<br />

Künstlernennung.<br />

Ein Innenraum wird vor allem durch seinen Ausblick<br />

in den städtischen Hintergrund definiert, der links<br />

durch einen roten Vorhang begrenzt wird. Rechts sitzend<br />

eine ältere Frau, vor ihr ein Mädchen in hellem<br />

Gewand, offensichtlich im Gegenzug für mitgebrachte<br />

Blumen eine Münze empfangend.<br />

Provenienz:<br />

Louis Bernard Coclers, Leiden/Paris/Amsterdam/Luik.<br />

Verkauft 1816 per Auktion bei Philippus van der Schley,<br />

Lot 38.<br />

Fideikomiss-Galerie Hannover, 1905, Nr. 276.<br />

Sammlung B. Hausmann, Hannover, Nr. 162,<br />

als Govaert Flinck.<br />

Sotheby’s, London, 12. Mai 1992, Lot 155.<br />

Anmerkung:<br />

Das <strong>Gemälde</strong> wird heute beim RKD in Den Haag unter<br />

der Inv.Nr. 138226 als Jürgen Ovens zugeschrieben<br />

dokumentiert.<br />

Literatur:<br />

Werner Sumowski, <strong>Gemälde</strong> der Rembrandt-Schüler,<br />

Landau/Pfalz 1983, S. 2223, Nr. 33, als möglicherweise<br />

von L. de Jongh.<br />

Katalog der zur Fideikommiss-Galerie des Gesamthauses<br />

Braunschweig und Lüneburg gehörigen<br />

Sammlung von <strong>Gemälde</strong>n und Skulpturen im Provinzial-Museum,<br />

Nr. 276. (1290761) (1) (13)<br />

JÜRGEN OVENS,<br />

1623 TÖNNING – 1678 FRIEDRICHSTADT,<br />

ATTRIBUTED<br />

DOUBLE PORTRAIT OF A WOMAN AND GIRL<br />

Oil on canvas.<br />

125 x 103 cm.<br />

Provenance:<br />

Louis Bernard Coclers, Leiden/Paris/Amsterdam/<br />

Luik.<br />

Sold in 1816 at auction at Philippus van der Schley,<br />

lot 38.<br />

Fidei-Komiss-Galerie Hannover, 1905, no. 276.<br />

B. Hausmann collection, Hannover, no. 162, as<br />

Govaert Flinck.<br />

Sotheby’s, London, 12 May 1992, lot 155.<br />

Notes:<br />

The painting is today listed at the RKD in The Hague<br />

with number 138226 and described as attributed to<br />

Jürgen Ovens.<br />

Literature:<br />

Werner Sumowski, Rembrandt Schüler, Landau/Pfalz<br />

1983, p. 2223, no. 33, possibly as L. de Jongh.<br />

Catalogue of the Fideikommiss gallery of the entire<br />

house in Braunschweig and Lüneburg: collection of<br />

paintings and sculptures belonging to the Provinzial-<br />

Museum, no. 276.<br />

€ 13.000 - € 15.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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251<br />

PETER PAUL RUBENS UND WERKSTATT,<br />

1577 SIEGEN – 1640 ANTWERPEN<br />

BILDNIS DES ERZHERZOGS ALBRECHT VII VON<br />

ÖSTERREICH (13. NOV. 1559 WIEN - 13. JULI 1621<br />

BRÜSSEL)<br />

Öl auf Leinwand.<br />

126 x 99 cm.<br />

Dem <strong>Gemälde</strong> sind ein Gutachten von Prof. Justus<br />

Müller Hofstede, Bonn, vom 30. X. 2007, sowie dokumentierende<br />

Beschreibungen und Provenienz-<br />

Nennungen beigegeben, mit Bildvergleichen, etwa zu<br />

dem ebenfalls von Rubens geschaffenen Bildnis um<br />

1609 (dort vor rotem Hintergrund, danach Kupferstich<br />

von 1615). Das Gutachten datiert das Werk um 1616.<br />

Der österreichische Erzherzog, Sohn Kaiser Maximilians<br />

II. und der Infantin Maria, Tochter Kaiser Karls V., hier<br />

im Halbbildnis nach rechts wiedergegeben. Der Hofmode<br />

der Zeit gemäß in „habsburgisch“ schwarzer<br />

Kleidung, mit breiter, gefältelter Halskrause, in feiner<br />

Spitze gearbeitet. Der Kopf leicht schräg gehalten,<br />

der Blick dem Betrachter zugewandt, über der hohen<br />

Stirn braunes, kurzes Haar, mit kurzem spitzem Kinnbart<br />

und seitlich ausgedrehtem Lippenbart. Über das<br />

schwarze Wams die Goldkette mit dem Orden vom<br />

Goldenen Vlies gelegt, in gleicher Weise heben sich die<br />

Goldknöpfe sowie der fein gestickte schmale Gürtel ab.<br />

Der dunkle Hintergrund hebt – zusammen mit der<br />

schwarzen Kleidung – das Gesicht prominent hervor.<br />

Wie in der höfischen Porträtmalerei üblich, ist die<br />

Grundkomposition und die Ausführung des Porträts<br />

jeweils ein Werk des <strong>Meister</strong>s, der seine Werkstatt<br />

zur Fertigung der weniger anspruchsvollen Details, wie<br />

Kleidung, Accessoires oder Hintergrund heranzog.<br />

Albrecht wurde als Sohn Kaiser Maximilians, am spanischen<br />

Hof Philipps II. erzogen und war als fünfter<br />

Sohn zunächst für den geistlichen Stand vorgesehen.<br />

1577 durch Papst Gregor XIII. zum Kardinal erhoben,<br />

erhielt er 1580 die Würde des Kardinaldiakons der Hl.<br />

Kreuz-Kirche in Jerusalem. Die priesterlichen Weihen<br />

hat er jedoch nie erhalten, verließ den geistlichen<br />

Stand und verehelichte sich mit der Infantin Isabella<br />

Clara Eugenia, der Tochter Philipps II. und wurde damit<br />

Erbe der Niederlande und Herzog von Burgund. 1609<br />

schloss er, nach einer Niederlage, mit Moritz von Oranien<br />

den 12-jährigen Waffenstillstand, und starb 1621<br />

vor erneutem Kriegsbeginn. Albrecht war ein bedeutender<br />

Mäzen der Musik, der Literatur, in der Bildenden<br />

Kunst vor allem des Malers P. P. Rubens und der<br />

Niederländischen Kunst des Goldenen Zeitalters.<br />

In diesem Sinne ist das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ein bedeutendes<br />

Dokument der Begegnung zwischen dem<br />

Mäzen Albrecht VII. und dem Maler Rubens.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Baron Axel Wenner – Gren, Castle Haeringen,<br />

Stockholm.<br />

Sammlung Frey-Naepflin, Stansstad/Nidwalden<br />

Schweiz.<br />

Anmerkung:<br />

Eine vergleichbare Darstellung im Dreiviertelbildnis<br />

nach rechts, an einem Tisch stehend (119 x 92 cm.,<br />

Althorp House / Northhamptonshire, The Earl Spencer)-<br />

Gegenstück zum Bildnis d. Erzherzogin Isabella<br />

Clara Eugenia.<br />

Literatur:<br />

Semblantes, Colcción Granados, dort zit.: Vlieghe,<br />

1987, Diaz Padron, 1985, Vol. II. pp. 1076 f.<br />

J. Müller-Hofstede, A Chronology oft the Portraits<br />

of Albert and Isabella, o. J. (1290146) (10)<br />

PETER PAUL RUBENS AND WORKSHOP,<br />

1577 SIEGEN – 1640 ANTWERP<br />

POTRAIT OF ALBRECHT VII ARCHDUKE OF<br />

AUSTRIA (13 NOV. 1559 VIENNA - 13. JULY 1621<br />

BRUSSELS)<br />

Oil on canvas.<br />

126 x 99 cm.<br />

Provenance:<br />

Baron Axel Wenner Collection – Gren, Castle Haeringen,<br />

Stockholm.<br />

Frey-Naepflin Collection, Stansstad/ Nidwalden<br />

Switzerland.<br />

Notes:<br />

A comparable representation in three-quarter portrait<br />

to the right, standing at a table (119 x 92 cm., Althorp<br />

House/ Northhamptonshire, The Earl Spencer)- counterpart<br />

to the portrait of Archduchess Isabella Clara<br />

Eugenia.<br />

Literature:<br />

Semblantes, Colcción Granados, there cited: Vlieghe,<br />

1987, Diaz Padron, 1985, vol. II. pp. 1076 f.<br />

J. Müller-Hofstede, A Chronology of the Portraits<br />

of Albert and Isabella, n.y.<br />

€ 90.000 - € 110.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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252<br />

GIOVAN BATTISTA RECCO,<br />

UM 1615 – UM 1660,<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT GIUSEPPE DI GUIDO,<br />

GENANNT „MEISTER VON FONTANAROSA“<br />

KÜCHENSTILLLEBEN MIT MESSING- UND<br />

KUPFERGEFÄSSEN SOWIE ZWEI DIENERN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

118 x 174 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Dem <strong>Gemälde</strong> ist ein Schreiben von Nicola Spinosa<br />

vom März 2020 beigegeben - im Zusammenhang der<br />

Komplettierung des Werkverzeichnisses - mit Bestätigung<br />

der beiden genannten Maler als Urheber des<br />

<strong>Gemälde</strong>s, mit Hinweis darauf, dass das Werk in die<br />

Zeit Anfang der 1630er-Jahre zu datieren ist.<br />

Das höchst qualitätvolle <strong>Gemälde</strong> ist betont großformatig<br />

angelegt. Die Gegenstände nebeneinandergestellt<br />

in ruhiger Ordnung, von links beleuchtet, was<br />

den metallischen Glanz, vor dem völlig dunklen Hintergrund,<br />

besonders zur Wirkung bringt. Im Hintergrund<br />

zwei Diener, hinter den großformatigen Küchengeräten,<br />

nur im Halbbildnis wiedergegeben, einander zugewandt.<br />

Dabei ist die Figur links im Bild in schräger<br />

Körperhaltung mit Bart und einem leuchtend weißen,<br />

turbanartig geflochtenem Kopftuch gezeigt, womit<br />

der Maler eine bewusste Aufhellung im Bild zu erzielen<br />

suchte. Die Figur am rechten Bildrand eher etwas<br />

verschattet, mit einer roten Kappe und grau-grüner<br />

Joppe. In der Zusammenführung der beiden Bildgattungen,<br />

wie Genrebild und Stillleben, überwiegt hier<br />

Letzteres, wobei die metallischen Gegenstände in<br />

betonter Größe wiedergegeben sind, wie etwa der<br />

Dreifußkessel rechts mit darin eingestellter Schnabelkanne,<br />

der liegende glänzende Eimer im Zentrum des<br />

Bildes sowie die Kupfer- und Messingkessel mit Tellern<br />

und Besteck sowie einem kupfernen Deckel im linken<br />

Bildteil. Neben der äußerst gekonnten Wiedergabe<br />

der glänzenden Metalleffekte, hat der Maler auch einen<br />

großen glasierten Tonkrug ins Bild gesetzt, den der<br />

Diener links im Bild umfängt, mit dunkelgrüner, braun<br />

und rötlich gesprenkelter Keramikglasur. Zweifellos<br />

wollte der Künstler hier ein Höchstmaß an malerischer<br />

Fähigkeit Metallglanz darzustellen erreichen. Im<br />

Sinne dieser Gattungsspezialisierung ist im vorliegenden<br />

<strong>Gemälde</strong> die Zusammenarbeit der beiden genannten<br />

Maler zu erkennen, wobei der Anteil des<br />

Stilllebens dem Maler Giovan Battista Recco zuzuweisen<br />

ist, die Figuren dagegen schuf Giuseppe di Guido,<br />

dessen Gesamtwerk hier auch überwiegend in der<br />

Wiedergabe des Körperlichen liegt, wie etwa sein berühmtes<br />

<strong>Gemälde</strong> des „Heiligen Hieronymus“, um<br />

1620/40 zeigt. A.R.<br />

Giuseppe di Guido (geb. um 1590) war tätig in Süditalien<br />

und Neapel in den Jahren zwischen 1620 und<br />

1640. (1291471) (11)<br />

GIOVAN BATTISTA RECCO,<br />

CA. 1615 – CA. 1660,<br />

IN COLLABORATION WITH GIUSEPPE DI GUIDO,<br />

ALSO KNOWN AS “MASTER OF FONTANAROSA”<br />

KITCHEN STILL LIFE WITH BRASS AND COPPER<br />

VESSELS AND TWO SERVANTS<br />

Oil on canvas.<br />

118 x 174 cm.<br />

Unframed.<br />

Accompanied by confirmation letter by Nicola Spinosa<br />

dated March 2020 regarding the attribution to the artists<br />

and dating the painting to the early 1630s in connection<br />

with the catalogue raisonné.<br />

The painting is of large landscape format and executed<br />

in high quality. The items are placed in order next<br />

to each other and lit from the left, which especially<br />

highlights the metallic sheen against the dark background.<br />

With regards to the specialization in this genre<br />

the collaboration between these two artists is revealing<br />

whereby<br />

Giovan Battista Recco painted the still life and Guiseppe<br />

di Guido the figures, who focused predominantly<br />

on figural paintings in his ouvre as for example<br />

the famous “Saint Jerome”, created ca. 1620/40.<br />

Giuseppe di Guido (born ca. 1590), active in Southern<br />

Italy and Naples between 1620 and 1640.<br />

€ 24.000 - € 28.000<br />

Sistrix<br />

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253<br />

LORENZO PASINELLI,<br />

1629 BOLOGNA – 1700 EBENDA, ZUG.<br />

BILDNIS EINER VORNEHMEN DAME<br />

MIT HÜNDCHEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

126 x 104 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

Vor schwarzem Hintergrund sowie einem roten, zur<br />

linken Seite gerafften schweren Brokatvorhang das<br />

Dreiviertelbildnis einer eleganten jungen Dame in einem<br />

eng gegürteten, überwiegend schwarzen Kleid.<br />

Am Kragen und über den Schultern mit reicher weißer<br />

Spitze, dazu mit reichen mehrfarbigen, teils goldenen<br />

Bordüren, Verzierungen, Knöpfen und Schleifen, die<br />

auch die Ärmel und den Bereich der Unterarme zieren.<br />

Dazu eine dunkle Kopfbedeckung mit Schleifen<br />

linksseitig und Schmuckbroschen; des Weiteren eine<br />

Perlenkette um den Hals, Ohrgehänge und jeweils<br />

einem Ring auf jeder Hand. Sie hat leicht rötliches<br />

Haar mit sorgsam herabhängenden Locken, ein feines<br />

zartes Inkarnat mit rötlichen Wangen und mit ihren<br />

glänzenden braunen Augen schaut sie würdevoll aus<br />

dem Bild auf den Betrachter hinaus. Ihre linke Hand<br />

ruht auf einem kleinen weißen struppigen Hündchen<br />

mit braun glänzenden Augen, das auf einem Tischchen<br />

mit rötlicher Decke hockt. Dahinter erkennbar<br />

ein größerer, rot gedeckter Tisch mit einer Prunkvase<br />

und einem prachtvollen Gebinde mit roten, weißen<br />

und gelben Blumen, darunter Anemonen, Chrysanthemen,<br />

Tulpen und Narzissen. Repräsentative Darstellung<br />

mit prachtvollen, teils minutiös herausgearbeiteten<br />

Details in harmonischer Farbgebung, die<br />

Frau durch ihre Kleidung mit weißer Spitze besonders<br />

vor dem dunklen Hintergrund hervorgehoben. Minimale<br />

Retuschen. Am Rand teils leicht durch Rahmung<br />

berieben. Teils kleinere Rahmenschäden.<br />

(1290441) (3) (18)<br />

LORENZO PASINELLI,<br />

1629 BOLOGNA – 1700 IBID., ATTRIBUTED<br />

PORTRAIT OF A GENTLEWOMAN WITH<br />

LITTLE DOG<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

126 x 104 cm.<br />

€ 18.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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115


254<br />

JAN BRUEGHEL D. J.,<br />

1601 ANTWERPEN – 1678 EBENDA<br />

gemalt in den späten 1630er-Jahren in Antwerpen<br />

VASE MIT PRACHTVOLLEM BLUMENSTILLLEBEN<br />

Öl auf Holz.<br />

34,5 x 25 cm.<br />

Verso im Holz Ritzmonogramm „MV“, steht für den<br />

Plattenhersteller Michiel Vriendt.<br />

In dekorativem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen<br />

vom 6. November 2021.<br />

Vor dunklem Hintergrund, auf einer hellbraunen Platte<br />

stehend, eine bauchige weiß-blaue Vase mit Blättern<br />

und Vogelmotiv, darin das große prachtvolle Blumenstillleben.<br />

Zu finden sind darin Rosen, Tulpen, Nelken,<br />

eine Schachbrettblume, eine Schwertlilie sowie zahlreiche<br />

Kleinblütler. Neben der Vase links ein paar kleine<br />

gelbe Blüten und rechts die Blüten eines Vergissmeinnichts.<br />

Prachtvolle qualitätvolle und farbenfrohe Malerei,<br />

bei der die Blumen gegenüber dem dunkel gehaltenen<br />

Hintergrund besonders gut zur Geltung kom men.<br />

Die Buntheit der Blumenstillleben dieser Zeit ist als<br />

ein charakteristischer Ausdruck der angestrebten Lebensfülle<br />

generell des Barock zu sehen. Teils Retuschen.<br />

(1290894) (18)<br />

JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />

1601 ANTWERP – 1678 IBID.<br />

VASE WITH MAGNIFICENT FLOWER STILL LIFE<br />

Oil on panel.<br />

34.5 x 25 cm.<br />

Verso monogram “MV” incised in wood, for the<br />

panelmaker Michiel Vriedt.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr. Klaus Ertz,<br />

Lingen from November 6, 2021.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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255<br />

PIETRO PAOLINI,<br />

1603 LUCCA – 1681 EBENDA<br />

Paolini wurde bereits sechzehnjährig nach Rom geschickt<br />

um unter der Anleitung von Angelo Caroselli<br />

zu arbeiten und sich die verschiedensten Malerschulen<br />

der Bologneser und Florentiner zu eigen machen zu<br />

können. Dabei ist sein Stil stark vom Caravaggismus<br />

beeinflusst worden. 1628 in Venedig, kehrt er bereits<br />

1631 in seine Heimatstadt Lucca zurück, wo er 1640<br />

seine eigene Akademie zur Ausbildung lokaler Künstler<br />

gegründet hat. Von Giacomo Sardini (1751-1811)<br />

wurde er erstmals in großem Stile als einer der strahlensten<br />

Maler der Luccesischen Schule gewürdigt.<br />

Der Einfluss aus dem Kreis von Bartolomeo Manfredi<br />

ist unverkennbar.<br />

JUNGER GITARRESPIELER<br />

Öl auf Leinwand.<br />

73 x 60 cm.<br />

In ebonisiertem Holzrahmen.<br />

Beigegeben in Kopie ein Gutachten von Prof. Patrizia<br />

Giusti Maccari.<br />

Das vorliegende Werk ist zudem bei der Fondazione<br />

Zeri unter Nummer 55820 mit Abbildung dokumentiert<br />

als Pietro Paolini<br />

1928 wurde das angebotene <strong>Gemälde</strong> von Adolfo<br />

Venturi noch Caravaggio zugeschrieben.<br />

Vor unbestimmtem Hintergrund das Hüftportrait eines<br />

leicht nach links gewandten jungen Mannes eine Gitarre<br />

spielend, die er in geschickter optischer Verkürzung<br />

in den Betrachterraum hält. Wenngleich das <strong>Gemälde</strong><br />

noch 1928 als Werk Caravaggios galt, erkannte<br />

Federico Zeri es jedoch als eigenhändiges Werk des<br />

lucchesischen Malers Pietro Paolini an. Giusti Maccari<br />

datiert das <strong>Gemälde</strong> in ihrem mehrseitigen Gutachten<br />

auf ca. 1625 - 1630. Ein Hauptaugenmerk seines<br />

Schaffens lag auf allegorischen <strong>Gemälde</strong>n und auf<br />

Portraits- und vermutlich haben wir es hier mit einer<br />

Kombination beider Typoi zu tun, so weißt die Nase<br />

auf portraithafte Züge hin, während die Gitarre auch<br />

als Allegorie des Gehörs verstanden werden kann. Im<br />

Walters Art Museum wird etwa die Allegorie der Fünf<br />

Sinne verwahrt, in der freilich der allgegenwärtige Caravaggismus<br />

der Zeit mit seinen Chiaro- Scuro Effekten<br />

mitschwingt. Überhaupt scheint Musik eines seiner<br />

Lieblingsthemen zu sein, so wird das 1620-1630<br />

entstandene <strong>Gemälde</strong> „Konzert“ im Dallas Museum<br />

of Art aufbewahrt, welches ebenso wie das hier angebotene<br />

<strong>Gemälde</strong> in die Anfangsjahre seiner Römischen<br />

Tätigkeit fällt.<br />

Provenienz:<br />

Laut Fondazione Zeri Römische Privatsammlung.<br />

(1291771) (13)<br />

PIETRO PAOLINI,<br />

1603 LUCCA – 1681 IBID.<br />

YOUNG GUITAR PLAYER<br />

Oil on canvas.<br />

73 x 60 cm.<br />

A copy of the expert‘s report by Professor Patrizia Giusti<br />

Maccari is enclosed. The present painting is also<br />

listed with an illustration at Fondazione Zeri under n.<br />

55820 and described as by Pietro Paolini; when the<br />

painting was offered for sale by Adolfo Venturi in 1928<br />

it was attributed to Caravaggio. Although the painting<br />

was still considered a work by Caravaggio in 1928,<br />

Federico Zeri recognized it as an original work by the<br />

Lucca painter Pietro Paolini. Giusti Maccari dates the<br />

painting in her multi-page report to around 1625-<br />

1630. In his multi-page report Giusti Maccari dates<br />

the painting to ca. 1625 - 1630. The Walters Art Museum,<br />

for example, holds The Allegory of the Five Senses,<br />

which resonates with the omnipresent Caravaggism<br />

and its chiaroscuro typical for the time. Music<br />

seems to have been one of his favourite subjects generally,<br />

like the painting Concert (1620-1630) held at<br />

the Dallas Museum of Art for example, which dates<br />

to his early years in Rome like the painting offered for<br />

sale here.<br />

Provenance:<br />

According to Fondazione Zeri held in private collection,<br />

Rome.<br />

€ 80.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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256<br />

NICOLAES MAES,<br />

1634 DORDRECHT – 1693 AMSTERDAM<br />

PORTRAIT EINES JUNGEN MANNES MIT WEISSEM<br />

KRAGEN IN EINER PARKLANDSCHAFT<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

131,4 x 108,5 cm.<br />

Trägt rechts unten eine Signatur „N. Maes (?)“.<br />

In aufwändig gestaltetem bronziertem Rahmen.<br />

Als Dreiviertelstück führt uns der Maler einen etwas<br />

nach rechts gewandten jungen Herrn vor, der fast<br />

den gesamten Bildraum bedeutungsvoll einnimmt.<br />

Ein architektonisches Versatzstück am rechten Rand<br />

dient dem rechten Unterarm als Halt, während die<br />

linke Hand in die Seite gestützt ist. Die zeittypische<br />

manierierte Drehung korrespondiert spiegelbildlich<br />

mit einer links im Mittelgrund stehenden camaieufarbenen<br />

Marmorskulptur, die den Hintergrund als Park<br />

markiert, der vermutlich mit der dargestellten Person<br />

in Verbindung stehen könnte. Ein ähnliches Portrait,<br />

ebenfalls in Parklandschaft, ist von Maes signiert und<br />

wird beim RKD in Den Haag unter Inv.Nr. 195487 dokumentiert.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung Brüssel oder Antwerpen.<br />

Von da über Van Herck, Antwerpen, 24. Oktober<br />

19927, Lot 57, an:<br />

Alphonse Giroux, Brüssel.<br />

Dessen Auktion:<br />

Brüssel, Giroux, 5. März 1928, Lot 34.<br />

J. Leger & Son, London, 1929.<br />

H.J. Spiller, 1935, von dort über:<br />

Christie's, 26. Juli 1935, Lot 139 an:<br />

Bacon zu 32 Guineas.<br />

Privatsammlung, England, vor 1962.<br />

Auktion, Sotheby's, London, 11. Juli 1962, Lot 111.<br />

Alfred S. Karlsen, Beverly Hills.<br />

Vererbt an Peter Moller, Los Angeles, von welchem<br />

gespendet an:<br />

J. Paul Getty Museum, von diesem versteigert:<br />

Auktion Mai 2007, Sotheby's, Amsterdam, zu Euro<br />

57,600.<br />

Privatsammlung.<br />

Versteigert 7. Dezember 2011, Stockholm Auktionsverket,<br />

verkauft an:<br />

jetzigen Einlieferer.<br />

Literatur:<br />

Das <strong>Gemälde</strong> abgebildet in: Werner Sumowski, <strong>Gemälde</strong><br />

der Rembrandt-Schüler, Bd. I, Landau/Pfalz<br />

1983, S. 2030, Nr. 1409, Abbildung auf Seite S. 2135.<br />

Peter C. Sutton, A guide to Dutch Art in America,<br />

Washington 1986, S. 146 (als Karel Dujardin).<br />

Jennifer M. Kilian, The Paintings of Karel du Jardin.<br />

1626-1678, New York 1993, Bd. II, S. 473 (unter zurückgewiesene<br />

Zuschreibungen).<br />

David Jaffé, Summary Catalogue of European Paintings<br />

in the J. Paul Getty Museum, Los Angeles 1997,<br />

S. 37, abgebildet (als Dujardin).<br />

Fred G. Meijer, The collection of Dutch and Flemish<br />

Still Life Paintings bequeathed by Daisy Linda Ward<br />

to the Ashmolean Museum, Zwolle 2003, S. 247.<br />

Jennifer M. Killian, The Paintings of Karel du Jardin.<br />

1626-1678, catalogue raisonné, Amsterdam 2005,<br />

S. 243, Kat Nr. C38 (unter zurückgewiesene Zuschreibungen).<br />

(1290901) (13)<br />

NICOLAES MAES,<br />

1634 DORDRECHT - 1693 AMSTERDAM<br />

PORTRAIT OF A YOUNG MAN WITH WHITE COLLAR<br />

IN PARK LANDSCAPE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

131.4 x 108.5 cm.<br />

Signed “N. Maes” (?) lower right.<br />

A similar portrait, also showing a park landscape is<br />

signed by Maes and registered at the RKD in the<br />

Hague with no. 195487.<br />

Provenance:<br />

Private collection, Brussels or Antwerp.<br />

From there via Van Herck, Antwerp, 24 October 1927,<br />

lot 57 to:<br />

Alphonse Giroux, Brussels.<br />

Whose Auction:<br />

Brüssel, Giroux, 5 March 1928, lot 34.<br />

J. Leger & Son, London, 1929.<br />

H. J. Spiller, 1935, from there via:<br />

Christie's, 26 July 1935, lot 139 to:<br />

Bacon for 32 Guineas.<br />

Private collection, England, before 1962.<br />

Auction, Sotheby’s, London, 11 July 1962, lot 111.<br />

Alfred S. Karlsen, Beverly Hills.<br />

Inherited by Peter Moller, Los Angeles who donated<br />

it to:<br />

J. Paul Getty Museum, sold at auction:<br />

Auction Mai 2007, Sotheby's, Amsterdam for 57,600<br />

EUR.<br />

Private collection.<br />

Sold on 7 December 2011, Stockholm Auktionsverket,<br />

sold to:<br />

Current consignor.<br />

Literature:<br />

The painting illustrated in: Werner Sumowski,<br />

<strong>Gemälde</strong> der Rembrandt-Schüler, vol. I, Landau/<br />

Pfalz 1983, p. 2030, no. 1409, ill on p. 2135.<br />

Peter C. Sutton, A guide to Dutch Art in America,<br />

Washington 1986, p. 146 (as Karel Dujardin).<br />

Jennifer M. Kilian, The Paintings of Karel du Jardin.<br />

1626-1678, New York 1993, vol. II, p. 473 (under<br />

rejected attributions).<br />

David Jaffé, Summary Catalogue of European Paintings<br />

in the J. Paul Getty Museum, Los Angeles 1997,<br />

p. 37, ill. (as Dujardin).<br />

Fred G. Meijer, The collection of Dutch and Flemish<br />

Still Life Paintings bequeathed by Daisy Linda Ward<br />

to the Ashmolean Museum, Zwolle 2003, p. 247.<br />

Jennifer M. Killian, The Paintings of Karel du Jardin.<br />

1626-1678, catalogue raisonné, Amsterdam 2005,<br />

p. 243, cat. no. C38 (under rejected attributions).<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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121


257<br />

JASPER GEERARDS, AUCH „JASPER GEERAERTS“,<br />

UM 1620 – UM 1654 AMSTERDAM<br />

Der Maler zählt zu den bedeutendsten Künstlern im<br />

Bereich des Stilllebens während der Periode des<br />

„Goldenen Zeitalters der holländischen Malerei“. Ähnlich<br />

wie Abraham van Beyeren (1620/21-1690) spezialisierte<br />

er sich überwiegend auf Prunkstillleben. Wahrscheinlich<br />

geboren in Antwerpen, als Schüler der<br />

Sankt Lukas-Gilde dort 1634 eingetragen. Historisch<br />

nicht belegt, doch ganz augenscheinlich hat er bei Jan<br />

Davidsz de Heem (1606-1683/84) studiert, der sich<br />

1636 in Antwerpen niedergelassen hatte. 1644 wurde<br />

er bereits <strong>Meister</strong> der Gilde. 1649 ist er als in Amsterdam<br />

wohnhaft erwähnt, wo er auch verstarb, wobei<br />

sein genaues Todesdatum unbekannt ist. Die Todeseckdaten<br />

nennen das Jahr 1649, als er eine Anzeige<br />

wegen eines gestohlenen <strong>Gemälde</strong>s aus seinem<br />

Atelier erstattete, sowie Oktober 1654, da seine Frau<br />

als Witwe dokumentiert wurde. Seine Hauptwerke<br />

dürften in die Zeit um 1615 einzuordnen sein, wobei<br />

manche seiner Werke früher de Heem zugeschrieben<br />

waren. Werke seiner Hand befinden sich in namhaften<br />

öffentlichen Museen, wie etwa in Den Haag (Museum<br />

Bredius, „Prunkstillleben mit einem Hummer“).<br />

JASPER GEERARDS,<br />

ALSO KNOWN AS “JASPER GEERAERTS”,<br />

CA. 1620 – CA. 1654 AMSTERDAM<br />

The painter is considered one of the most important<br />

still life painters of the Dutch Golden Age period. Although<br />

there is no historical evidence, it is obvious<br />

that he studied with Jan Davidsz de Heem (1606-<br />

1683/84), who settled in Antwerp in 1636. In 1644 he<br />

became master of the guild.<br />

STILL LIFE WITH LOBSTER, ROEMER WINE<br />

GLASS, OYSTERS AND FRUIT<br />

Oil on panel.<br />

58.4 x 48.3 cm.<br />

Signed and dated “1648” lower right.<br />

The present painting is illustrated in RKD with no.<br />

0000048900.<br />

€ 18.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

STILLLEBEN MIT HUMMER, RÖMER, AUSTERN<br />

UND FRÜCHTEN<br />

Öl auf Holz.<br />

58,4 x 48,3 cm.<br />

Rechts unten Restsignatur und Datierung „1648“.<br />

Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ist abgebildet im RKD<br />

unter der Inv.Nr. 0000048900.<br />

Vor einem von links nach rechts aufhellendem braunem<br />

Hintergrund ein Tisch mit schwarzer, glänzender Decke,<br />

auf der sich die sorgsam arrangierten Objekte befinden:<br />

eine rundliche Zinnplatte mit einem leuchtend<br />

roten Hummer mit schwarzem Auge, dessen Zangen<br />

über den Tischrand ragen, eine gelbe Zitrone, drei geöffnete<br />

Austern, ein halb gefülltes Römerglas sowie<br />

eine Rispe Weintrauben mit Blättern. Qualitätvolle<br />

Malerei mit starken gegenüberstehenden Kontrasten<br />

in der typischen Manier des bekannten Künstlers.<br />

Teils rest., Retuschen. (12903111) (18)<br />

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258<br />

MELCHIOR DE HONDECOETER,<br />

1636 UTRECHT – 1695 AMSTERDAM<br />

Melchior de Hondecoeter gehört zu den Hauptmeistern<br />

der holländischen Geflügelmalerei des 17. Jahrhunderts<br />

durch seine Variationen in vielfacher Art und<br />

Weise, meist einheimischer Vögel, Hühner und Enten.<br />

Er konnte auf unvergleichliche Weise die Färbungen<br />

des teils schimmernden Gefieders seiner Tiere auf<br />

die Leinwand bringen.<br />

HENNE MIT SIEBEN KÜKEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

51,5 x 56 cm.<br />

1660er-Jahre.<br />

In teilvergoldetem Rahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz vom<br />

18. April 2021.<br />

In weiter bergiger Landschaft, vor der trockenen Wurzel<br />

eines nach rechts sichtbaren Baumes sitzend, eine<br />

Henne mit weißem flauschigem schimmerndem Gefieder.<br />

Umgeben ist sie von ihren Küken, von denen<br />

sich eines in ihrem Gefieder versteckt hat. Im Hintergrund<br />

rechts der Blick auf einen dunklen Baum mit<br />

großem Baumstamm und davor eine Pflanze mit grünen,<br />

teils rötlich-braun vertrockneten Blättern, während<br />

linksseitig der Blick in die Ferne, unter blauem<br />

Himmel mit weißen Wolkenformationen reicht. Laut<br />

Ertz wirken die einzelnen, sehr realistisch dargestellten<br />

Tiere wie kleine Portraits ihrer Gattung. Die Komposition<br />

wirkt voller Dramatik durch das eingesetzte<br />

Licht und durch die gegeneinander gesetzten hellen<br />

und dunklen Federn des Geflügels. Kleine Retuschen.<br />

(1291123) (18)<br />

MELCHIOR DE HONDECOETER,<br />

1636 UTRECHT – 1695 AMSTERDAM<br />

HEN WITH SEVEN CHICKS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

51.5 x 56 cm.<br />

1660s.<br />

An expert’s report by Dr Klaus Ertz, dated 18 April<br />

2021 is enclosed.<br />

According to Ertz, the individual, very realistically depicted<br />

animals look like miniature portraits of their<br />

species. The composition is full of drama due to his<br />

skilful composition of light and the contrasting light and<br />

dark feathers of the poultry. With minor retouching.<br />

€ 25.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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259<br />

GUILLIAM GABRON,<br />

1619 ANTWERPEN – 1678 EBENDA<br />

STILLLEBEN MIT FRUCHTGIRLANDE<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

48 x 64 cm.<br />

Links unten signiert.<br />

In ebonisiertem, durch Goldleiste akzentuiertem<br />

Rahmen.<br />

Beigegeben eine schriftliche Stellungnahme von Dr.<br />

Fred Meijer, in Kopie, der die Autorschaft des vorliegenden<br />

<strong>Gemälde</strong>s bestätigt.<br />

Vor unbestimmtem Grund eine zu den Seiten nach<br />

oben gebundene Fruchtgirlande, innerhalb welcher<br />

Äpfel, Trauben, Pflaumen, Kirschen und Beeren prangen,<br />

die durch fein aufgefasstes Weinlaub begleitet<br />

werden. Vergleichbare <strong>Gemälde</strong> werden beim RKD in<br />

Den Haag dokumentiert unter der Inv.Nr. 16391 und<br />

20805.<br />

GUILLIAM GABRON,<br />

1619 ANTWERP – 1678 IBID.<br />

STILL LIFE WITH FRUIT GARLAND<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

48 x 64 cm.<br />

Signed lower left.<br />

Accompanied by a statement in writing by Dr Fred<br />

Meijer, who confirms Gabron as the creator of the<br />

present painting. Comparable paintings are listed at<br />

the RKD in The Hague with numbers 16391 and<br />

20805.<br />

Provenance:<br />

Auction, Kettner, Berlin, 12 September 1962, lot 473.<br />

Auction, Leo Spik, Berlin, 27 / 29 June 2002, lot 324.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Provenienz:<br />

Auktion, Kettner, Berlin, 12. September 1962, Lot 473.<br />

Auktion, Leo Spik, Berlin, 27./ 29. Juni 2002, Lot 324.<br />

(1290278) (13)<br />

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125


260<br />

NICCOLÒ GUARDI,<br />

1715 VENEDIG – 1786, ZUG.<br />

DIE RIALTO-BRÜCKE VON NORDEN AUS GESEHEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

114,7 x 74,9 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Die kontrastreich wiedergegebene Ansicht stimmt<br />

mit der linken Hälfte des <strong>Gemälde</strong>s von Canaletto weitestgehend<br />

überein, das sich früher in der Sommerresidenz<br />

von Elwood B. Hosmer in Montreal befand<br />

und 1725 von dem Sammler Stefano Conti aus Lucca<br />

in Auftrag gegeben wurde. Links ist die Ecke des Palazzo<br />

Civran zu sehen, an dessen Fuß sich der Fondaco<br />

dei Germani entlang des Ufers schlängelt; in der Mitte<br />

die Rialto-Brücke, rechts flankiert vom Palazzo dei<br />

Camerlenghi.<br />

Das Werk zeigt in seiner Substanz das typisch Guardische<br />

in dem bräunlichen Ton der Palette und den<br />

schnellen Pinselstrichen auf grobem Fond, in dem von<br />

kontrastierenden Wolken bewegten Himmel und in<br />

der präzisen Definition der architektonischen Details.<br />

Obwohl die grundlegenden biografischen Informationen<br />

über Nicolò bekannt sind, blieb seine malerische<br />

Persönlichkeit sehr lange im Dunkeln, bis Succi eine<br />

Gruppe stilistisch ähnlicher Ansichten unter seinem<br />

Namen zusammenstellte. Nicolò wird 1790 als „Landschaftsmaler<br />

mit Namen“ und 1853 als „exquisiter<br />

Kammermaler“ erwähnt. Außerdem wissen wir, dass<br />

er in den 1850er-Jahren bereits ein sehr erfolgreicher<br />

Künstler gewesen sein muss, der ebenso bekannt<br />

war wie seine berühmteren Brüder, denn er war Anfang<br />

30 und finanziell so gut gestellt, dass er es sich<br />

leisten konnte, ein Haus zu einem ziemlich hohen<br />

Preis zu mieten.<br />

NICCOLÒ GUARDI,<br />

1715 VENICE – 1786, ATTRIBUTED<br />

THE RIALTO BRIDGE FROM THE NORTH<br />

Oil on canvas.<br />

114.7 x 74.9 cm.<br />

Unframed.<br />

The high-contrast view largely coincides with the left<br />

half of a painting by Canaletto, which was formerly<br />

held at the summer residence of Elwood B. Hosmer<br />

in Montreal and was commissioned by the collector<br />

Stefano Conti from Lucca in 1725.<br />

The present work is essentially typical for Guardi with<br />

its brownish colour palette, swift brushstrokes on a<br />

coarse background, the sky moved by contrasting<br />

clouds and precisely rendered architectural details. It<br />

can therefore be assumed that the artist was a veduta<br />

painter who was active in Guardi's workshop in the<br />

1740s and studied the graphics of Canaletto and Marieschi.<br />

(†)<br />

€ 60.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Da es keine Zeichnungen, signierten oder dokumentierten<br />

Werke des Malers gibt, hat Succi die Figur<br />

des Nicolò vedutista geschaffen, indem er ihm einige<br />

<strong>Gemälde</strong> im Stil der Guardis zuschrieb, die nicht der<br />

Hand des berühmteren Francesco zugeschrieben<br />

werden können – wie es Morassi vorgeschlagen hatte,<br />

der sie auf die jugendliche Aktivität des letzteren<br />

verwies, als er in der Werkstatt von Antonio war. Wir<br />

nehmen also an, dass es sich bei dem Maler um einen<br />

Vedutisten handelte, der in den 1740er-Jahren in<br />

der Werkstatt Guardis tätig war und die Grafiken von<br />

Canaletto und Marieschi studierte. (†) (1291411) (13)<br />

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261<br />

VENEZIANISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

PROZESSION DES DOGEN ÜBER<br />

DEN MARKUSPLATZ IN DEN MARKUSDOM<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

120 x 172 cm.<br />

Darstellung des Markusplatzes vom Canal Grande<br />

aus, mit auf der rechten Seite liegendem Dogenpalast<br />

und dahinterliegendem Markusdom. Links der Campanile<br />

mit wehenden roten Fahnen, auf der Mitte des<br />

Markusplatzes stehend. Das dargestellte Gewässer<br />

mit zahlreichen personenbesetzten Booten sowie<br />

großen und kleinen Gondeln. Ein großes Boot mit<br />

figürlicher Schnitzerei von der Ankunft des Dogen<br />

zeugend, von diesem bewegt sich die Figurenstaffage<br />

ringförmig in den Markusdom, gesäumt von einigen<br />

um Almosen Bittenden sowie weiterer Figurenstaffage,<br />

die Spiel- und anderen Tätigkeiten nachgehen. Marktstände,<br />

die Geflügel verkaufen, und eine Theaterbühne,<br />

säumen den Platz. Das Thema in ähnlicher Darstellung<br />

bei Joost Amman (1539 - 1591) mit einer Dogenprozessionsdarstellung,<br />

welche ebenfalls das große<br />

Gondelboot auf der rechten Seite vor dem Dogenpalast<br />

darstellt und eine ähnliche Personenreihung aufweist,<br />

welche gen Markusdom strömt (z.B. Elisha<br />

Whittelsey Collection, Nr. 49955, Der Holzschnitt von<br />

1565), <strong>Alte</strong>rs- und Gebrauchssp., besch., rest.<br />

(1290148) (13)<br />

SCHOOL OF VENICE, 17TH CENTURY<br />

PROCESSION OF THE DOGE ACROSS SAINT<br />

MARK’S SQUARE INTO ST. MARK’S BASILICA<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

120 x 172 cm.<br />

€ 60.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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129


262<br />

HENDRIK VAN CLEVE III,<br />

UM 1525 ANTWERPEN – UM 1589 EBENDA, ZUG.<br />

Hendrik van Cleve war ein flämischer Maler, Zeichner<br />

und Druckgrafiker. Er ist bekannt für topografische<br />

Ansichten, darunter Ansichten von Rom und dem<br />

Vatikan, sowie für imaginäre Landschaften. Traditionell<br />

wurden ihm eine große Anzahl von Darstellungen des<br />

Baus des Turms zu Babel zugeschrieben, die inzwischen<br />

jedoch teils anonymen flämischen Malern zugeordnet<br />

werden. Es wird davon ausgegangen, dass<br />

er sich zwischen 1551 und 1555 in Italien aufhielt und<br />

dort viele Zeichnungen anfertigte, die er später in seinen<br />

Werken verwendete.<br />

GROSSE PROZESSION MIT EINZUG<br />

EINES PAPSTES IN ROM<br />

Öl auf Holz.<br />

52,5 x 72 cm.<br />

HENDRIK VAN CLEVE III,<br />

CA. 1525 ANTWERP – CA. 1589 IBID., ATTRIBUTED<br />

LARGE PROCESSION OF A POPE<br />

ENTERING ROME<br />

Oil on panel.<br />

52.5 x 72 cm.<br />

At the centre of the painting is the great Saint Peter’s<br />

Square with a procession, with the Pope under a red<br />

canopy at its centre. Numerous figures, including other<br />

dignitaries attend this event and are depicted on<br />

horseback or in horse-drawn carriages.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Im Zentrum des <strong>Gemälde</strong>s der große Petersplatz mit<br />

einer Prozession, in deren Mittelpunkt sich der Papst<br />

unterhalb eines roten Baldachins befindet. Zahlreiche<br />

Figuren, darunter weitere Würdenträger, teils zu Pferde,<br />

teils mit Pferdewagen, wohnen diesem Ereignis bei.<br />

Jeweils auf der linken und rechten Randseite des<br />

Platzes befinden sich Reiter und Kanonen, die Salutschüsse<br />

abfeuern, deren Rauch nach oben steigt. Auf<br />

dem Platz selbst ist zudem der hohe vatikanische<br />

Obelisk zu erkennen. Im Vordergrund eine weitere<br />

historische Szene; dazu am linken Bildrand ein Herrscher<br />

auf einem hohen Thron mit Zepter und Reichsapfel,<br />

unter einem rötlichen Baldachin, unterhalb dessen<br />

Thrones ein weiterer Regent mit goldener Krone<br />

kniet. Der hohe Himmel in leuchtendem Blau, nach<br />

links jedoch das Licht der gelblich-rötlichen Sonne<br />

erkennbar. Figurenreiche historische Darstellung in<br />

feiner Manier mit vielen Details. Rest., teils Retuschen.<br />

(12901436) (18)<br />

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133


263<br />

WILLIAM JAMES,<br />

TÄTIG 1730 – 1780<br />

In London in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />

tätiger Vedutenmaler.<br />

BLICK AUF VENEDIG VON DER RIVA DEGLI<br />

SCHIAVONI<br />

Öl auf Leinwand.<br />

74 x 115 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, 2021.<br />

William James war zwischen 1746 und 1771 als<br />

Vedutist tätig; die einzigen Informationen über seine<br />

künstlerische Persönlichkeit finden sich in Edward<br />

Edwards‘ Anecdotes of Painters von 1808, in dem<br />

James als „Schüler“ oder Mitarbeiter von Canaletto<br />

während dessen Aufenthalt in England zwischen<br />

1746 und 1755 erwähnt wird. Sein künstlerischer<br />

Werdegang wurde teilweise durch eine Reihe von<br />

Londoner Ansichten rekonstruiert, die sich im Besitz<br />

des Ashmolean Museums in Oxford und der British<br />

Royal Collections befinden. Im Text des oben genannten<br />

Edwards findet sich jedoch die einzige Erwähnung<br />

seiner Malerei venezianischer Sujets, die der<br />

Biograf selbst als stark mit Canaletto verwandt ansieht.<br />

Die Zuschreibung einiger Ansichten, die auf den<br />

internationalen Markt gelangten, an William James<br />

und vor allem das Vorhandensein einiger <strong>Gemälde</strong>,<br />

auf denen sein Name vollständig auf einer an den<br />

Originalrahmen angebrachten Plakette steht, lassen<br />

auf eine reiche Produktion von Stadtpanoramen schließen,<br />

die im Allgemeinen dem malerischen Repertoire<br />

von Antonio Canal entnommen sind, Werke, die es<br />

dem englischen Maler ermöglichten, zu den „vedutisti<br />

di Venezia“ (Vedutenmalern von Venedig) gezählt zu<br />

werden, obwohl seine biografische Abfolge keinen<br />

Hinweis auf einen möglichen Aufenthalt in der Lagunenstadt<br />

gibt. Aus der von Antonio Visentini zusammengestellten<br />

Sammlung Prospectus Magni Canalis<br />

Venetiarum gibt es zahlreiche <strong>Gemälde</strong>, die ihm zugeschrieben<br />

werden. James war einer der bekanntesten<br />

Schüler Canalettos, der den Geschmack der venezianischen<br />

Stätten indirekt aufnahm, indem er die Werke<br />

betrachtete, die der <strong>Meister</strong> mit nach England gebracht<br />

hatte, und indem er an seiner Seite arbeitete,<br />

als er die große Nachfrage seiner Auftraggeber nach<br />

Ansichten der von ihnen so geliebten Lagunenstadt<br />

befriedigte. Dieses <strong>Gemälde</strong> kann als eines der <strong>Meister</strong>werke<br />

des Malers betrachtet werden: Inspiriert<br />

von einem Prototyp von Canaletto, hat das <strong>Gemälde</strong><br />

eine fast unwirkliche atmosphärische Stabilität und<br />

einen typisch englischen Geschmack in der festen,<br />

schillernden Farbgebung, ohne die verblassende Wirkung<br />

der Sonne. Die lebhaften, kräftigen Farben und<br />

die Verwendung eines sehr starken, kristallinen Lichts,<br />

das dazu beiträgt, jedes minimale Element der Architektur<br />

analytisch zu erfassen, sind Konstanten in seinen<br />

Bildern. (†) (1291412) (13)<br />

WILLIAM JAMES,<br />

ACTIVE 1730 – 1780<br />

Veduta painter active in London during the second<br />

half of the 18th century.<br />

VIEW OF VENICE FROM THE RIVA DEGLI<br />

SCHIAVONI<br />

Oil on canvas.<br />

74 x 115 cm.<br />

Unframed.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

dated 2021.<br />

William James was active as a veduta painter between<br />

1746 and 1771; the only information about his<br />

artistic personality is found in Edward Edwards’ Anecdotes<br />

of Painters of 1808, in which James is mentioned<br />

as a “student” or collaborator of Canaletto<br />

during his stay in England between 1746 and 1755.<br />

His artistic career has been partially reconstructed<br />

through several London views held at the Ashmolean<br />

Museum at Oxford and the British Royal Collections.<br />

(†)<br />

€ 130.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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137


264<br />

HENDRIK FRANS VAN LINT,<br />

1684 ANTWERPEN – 1763 ROM<br />

Hendrik Frans van Lint wird in Antwerpen als Sohn<br />

des Historienmalers Pieter van Lint (1629-1719) und<br />

dessen zweiter Frau Anna Moeren geboren. Da sein<br />

Vater starb als er erst 6 Jahre alt war, wurde van Lint<br />

1696 Lehrling bei Peeter van Bredael, einem Maler<br />

von italianisierenden Landschaften. Van Lint blieb<br />

nicht, um seine Lehre zu beenden, sondern ging zwischen<br />

1697 und 1700 nach Rom. 1697 trat van Lint<br />

den Bentvueghels bei, einer Vereinigung von hauptsächlich<br />

niederländischen und flämischen Künstlern,<br />

die in Rom arbeiteten. Bei den Bentvueghels war es<br />

üblich, sich einen ansprechenden Spitznamen zuzulegen.<br />

Van Lints Name war „Lo Studio“. Dieser Spitzname<br />

mag ihm wegen seiner akribischen Technik gegeben<br />

worden sein. Van Lint scheint sich zudem im<br />

Kreis des holländischen Vedutenmalers Gaspar van<br />

Wittel bewegt zu haben, der in Rom als „Il Vanvitelli“<br />

bekannt war. Van Wittel hatte sich 1675 in Rom niedergelassen,<br />

wo er mit seinen topografischen Ansichten<br />

zu einem der meistgefragten Künstler seiner Gene ration<br />

geworden war. Van Lint blieb für den Rest seines<br />

Lebens überwiegend in Rom.<br />

ANSICHT VON VENEDIG MIT DEM MARKUSBECKEN<br />

UND DEM BUCINTORO<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

26,5 x 41,5 cm.<br />

Rechts unten signiert „H Fran van Lint F 7“.<br />

In dekorativem, vergoldetem Rahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Ralph Toledano vom<br />

1. Oktober 2020.<br />

Venedig, Blick über das Markusbecken auf die Piazetta<br />

mit den Säulen des Hl. Theodor und dem Markuslöwen,<br />

seitlich davon links die Bibliotheca Nazionale<br />

Marciana und rechts der Dogenpalast. Im Hintergrund<br />

der Markusdom, der hohe Campanile und der<br />

Uhrturm. Sehr ungewöhnlich ist diese Frontalansicht<br />

des Markusbeckens, das von den meisten Venezianern<br />

in Anlehnung an die theatralische Kultur der Lagunenstadt<br />

aus der Ferne oder aus der Nähe dargestellt<br />

wird. Diese Frontalität, so Toledano, kennzeichnet van<br />

Lints Bestreben, die Realität von Orten wiederzugeben<br />

ohne sie inszenieren zu müssen.<br />

Auf dem Wasser sind mehrere besetzte Gondeln zu<br />

sehen sowie am Ufer rechts ankernd der teils abgedeckte,<br />

prachtvolle Bucintoro, das offizielle Staatsschiff<br />

des Dogen.<br />

Von der ehemaligen Datierung auf dem <strong>Gemälde</strong> ist<br />

nur noch die „7“ zu erkennen. Es ist anzunehmen,<br />

dass dieses <strong>Gemälde</strong> während einer der Reisen entstanden<br />

ist, die van Lint zusammen mit Gaspar van<br />

Wittel, genannt „Il Vanvitelli“ (1653-1736) in die Lagune<br />

unternahm. Die Art und Weise, wie das Wasser gemalt<br />

wird, ist grundlegend Il Vanvitelli zu verdanken:<br />

Es bewegt sich und wirbelt mit der für den Künstler<br />

typischen Flüssigkeit.<br />

Die genaue Beschreibung der Sehenswürdigkeiten,<br />

die Aufmerksamkeit des Miniaturisten für die kleinsten<br />

Details entsprechen den akribischen Bemühungen<br />

van Lints. Diese topografische Treue verbindet<br />

sich mit der Atmosphäre, mit der die Helligkeit des<br />

Himmels und das warme Licht dargestellt werden.<br />

Zusammen bringen sie van Lints besondere Genialität<br />

auf einen Nenner.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Andrea Busiri Vici, Peter, Hendrik e Giacomo van<br />

Lint, Rom 1987. (1260732) (2) (18)<br />

HENDRIK FRANS VAN LINT,<br />

1684 ANTWERP – 1763 ROME<br />

VIEW OF VENICE WITH SAINT MARK’S BASIN<br />

AND BUCINTORO<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

26.5 x 41.5 cm.<br />

Signed “H Fran van Lint F 7” lower right.<br />

In decorative, gilt frame.<br />

Accompanied by an expert’s report by Ralph Toledano,<br />

dated 1 October 2020.<br />

Depiction of Venice with the Saint Mark’s Basin towards<br />

the Piazetta di San Marco with the two columns<br />

of Saint Theodore and the Lion of Saint Mark, the<br />

Bibliotheka Nazionale Marciano to the left and the<br />

Doge’s Palace to the right.<br />

The painting was formerly dated but only the number<br />

“7” is still visible. It can be assumed that the painting<br />

was created during van Lint’s travels to Venice that he<br />

undertook with his colleague Vanvitelli .<br />

Literature:<br />

cf. Andrea Busiri Vici, Hendrik e Giacomo van Lint,<br />

Rome 1987.<br />

€ 40.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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141


265<br />

ANTONIO JOLI,<br />

1700 MODENA – 1777 NEAPEL<br />

BLICK AUF DEN BACINO DI SAN MARCO MIT<br />

DER KIRCHE S. GIORGIO MAGGIORE UND DER<br />

GIUDECCA<br />

Öl auf Leinwand.<br />

56 x 97 cm.<br />

In barockisierendem vergoldetem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von G. Briganti,<br />

Oktober 1990.<br />

Wir kennen viele Werke von Antonio Joli, in denen er<br />

den lichten Glanz des Dargestellten geschickt einfängt<br />

und zweidimensional zu transportieren versteht<br />

- wie auch hier, wo er als zusätzlichen Kniff die links in<br />

den Bildgrund führende Diagonale bis weit in den<br />

Himmel und die rechte Bildseite führt.<br />

Antonio Joli wurde in seiner Geburtsstadt Modena in<br />

der Werkstatt von Raffaello Rinaldi (1648-1722), genannt<br />

Il Menia, ausgebildet, wo er sich auf perspektivische<br />

Ansichten spezialisierte. Im <strong>Alte</strong>r von 20 Jahren<br />

reiste Joli nach Rom, um sich unter der Leitung der<br />

berühmten <strong>Meister</strong> Giovanni Paolo Panini und Codazzi<br />

ausbilden zu lassen, denen er seinen internationalen<br />

Stil verdankte, der später sehr begehrt werden sollte.<br />

Nach seiner Rückkehr nach Modena im Jahr 1725 und<br />

einem kurzen Aufenthalt in Perugia, wo er an der Innenausstattung<br />

des Palazzo Donnini und des Palazzo<br />

Crispoldi arbeitete, beschloss der Künstler 1732, nach<br />

Venedig zu gehen.<br />

Dort taucht er in die Welt des Bühnenbildes ein und<br />

beginnt, sich auf die Szenografie zu spezialisieren -<br />

eine erfolgreiche Tätigkeit, die ihn während seiner gesamten<br />

Karriere begleiten sollte.<br />

In den folgenden zehn Jahren besuchte er die großen<br />

europäischen Höfe, sowohl in England und Deutschland<br />

als auch in Spanien. Diese Erfahrungen waren<br />

für seine Karriere von grundlegender Bedeutung, nicht<br />

nur, um sein persönliches Netzwerk zu erweitern,<br />

sondern auch, um seinen eigenen Stil zu entwickeln.<br />

In diesen Jahren wurde in seinen Veduten zunehmend<br />

die Weitwinkelperspektive eingesetzt, eine Technik, die<br />

eindeutig von den Werken Vanvitellis und Canalettos<br />

inspiriert war.<br />

Sein Ruf als gefeierter Vedutenmaler machte ihn in der<br />

Folgezeit zum gefragtesten Künstler bei ausländischen,<br />

aristokratischen Grand-Touristen in Italien, insbesondere<br />

bei der englischen Elite: Sir William Hamilton<br />

und Lord Montague Brudenell – die in der Tat zu seinen<br />

aktivsten Mäzenen gehörten. Schließlich beschloss<br />

er 1762, sich in Neapel niederzulassen, wo er Bühnenbildner<br />

des berühmten Teatro San Carlo wurde und<br />

den Rest seines Lebens dort verbrachte. (†)<br />

ANTONIO JOLI,<br />

1700 MODENA – 1777 NAPLES<br />

VIEW OF THE BACINO DI SAN MARCO WITH SAN<br />

GIORGIO MAGGIORE AND GIUDECCA<br />

Oil on canvas.<br />

56 x 97 cm.<br />

An expert’s report by G. Briganti, October 1990 is<br />

enclosed. (†)<br />

Provenance:<br />

Sotheby’s, London, 16 April 1980, lot 18.<br />

Galleria Salamon, Milan 1990.<br />

Literatur:<br />

Roberto Middione, Antonio Joli, Soncino 1995, p. 66,<br />

plate 11.<br />

Mario Manzelli, Antonio Joli. Opera pittorica, Venice<br />

1999, p. 102, ill. 74.<br />

Ralph Toledano, Antonio Joli. Modena 1770-1777<br />

Napoli, Turin 2006, p. 202.<br />

€ 240.000 - € 300.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Provenienz:<br />

Sotheby's, London, 16. April 1980, Lot 18.<br />

Galleria Salamon, Mailand, 1990.<br />

Literatur:<br />

Roberto Middione, Antonio Joli, Soncino 1995, S. 66,<br />

Tafel 11.<br />

Mario Manzelli, Antonio Joli. Opera pittorica, Venedig<br />

1999, S. 102, Abb. 74.<br />

Ralph Toledano, Antonio Joli. Modena 1770-1777<br />

Napoli, Turin 2006, S. 202. (1291413) (13)<br />

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143


266<br />

CORNELIS DE VOS,<br />

UM 1585 HULST – 1651 ANTWERPEN<br />

GROSSMUT DES SCIPIO<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

85,5 x 123,5 cm.<br />

In breitem profiliertem Nussbaumrahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz vom<br />

29. März 2021 in Kopie, der das <strong>Gemälde</strong> im Original<br />

gesehen hat und von der Autorschaft des genannten<br />

Künstlers überzeugt ist und das <strong>Gemälde</strong> in die<br />

1640er-Jahre in Antwerpen datiert.<br />

Als Vergleich führt Ertz das <strong>Gemälde</strong> „Allegorie der<br />

Vergänglichkeit“ im Herzog Anton Ulrich-Museum in<br />

Braunschweig an, dessen Gold glänzende Gegenstände<br />

ähnlich gearbeitet sind, wie die auf dem vorliegenden<br />

<strong>Gemälde</strong> befindlichen Kostbarkeiten.<br />

CORNELIS DE VOS,<br />

CA. 1585 HULST – 1651 ANTWERP<br />

THE CLEMENCY OF SCIPIO<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

85.5 x 123.5 cm.<br />

Accompanied by a copy of the expert’s report by Dr<br />

Klaus Ertz dated 29 March 2021. He assessed the<br />

painting in person, is convinced of de Vos’ authorship<br />

and dates it to the 1640s in Antwerp.<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Publius Cornelius Scipio Africanus (235-183 v. Chr.)<br />

war nach der Eroberung von Neu Karthago eine Jungfrau<br />

von außerordentlicher Schönheit als Gefangene<br />

zugefallen, so wird uns von Titus Livius in seiner<br />

sagenhaften Geschichte Roms (Ab urbe condita XXVI,<br />

50) berichtet. Diese war mit Allucius dem vornehmsten<br />

Jüngling unter den Keltiberern verlobt, worauf der<br />

Feldherr ihre Eltern und den Bräutigam zu sich kommen<br />

ließ, um die Reinheit des Mädchens und ihre<br />

Achtung zu garantieren. Allucius musste darauf jedoch<br />

seiner Forderung Freund des römischen Staates<br />

zu werden nachkommen. Die Kostbarkeiten, welche<br />

die Eltern des Mädchens dem Feldherren anboten,<br />

sind hier im <strong>Gemälde</strong> gut zur Schau getragen.<br />

(1290313) (13)<br />

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147


267<br />

SIMONE PIGNONI,<br />

1611 – 1698, ZUG.<br />

LUDWIG IX VON FRANKREICH GIBT EIN BANKETT<br />

FÜR BEDÜRFTIGE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

81 x 57 cm.<br />

in vergoldetem profiliertem Holzrahmen.<br />

Zu dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong>, das Pignone zugeschrieben<br />

werden kann, gibt es drei Vergleichsbeispiele.<br />

Einmal das <strong>Gemälde</strong> in den Uffizien (Inv.Nr.<br />

1890) mit den Maßen 117 x 93 cm. Desweiteren ein<br />

<strong>Gemälde</strong>, das unserem <strong>Gemälde</strong> bis auf winzige<br />

Unterschiede (Höhe der Hand des mittleren Putto,<br />

Balustraden der rückwärtigen Architekturen und Falte<br />

des Tischtuches) gleicht. Dieses <strong>Gemälde</strong> war zunächst<br />

bei Julius Weitzner, New York, 1963 und dann<br />

bei Antichità Bacarelli, Florenz, 1973. Desweiteren<br />

befindet sich eine oben rundbogig abschließende Version<br />

des <strong>Gemälde</strong>s in der Kapelle des San Luigi in der<br />

Kirche Santa Felicita in Florenz. Rest.<br />

Anmerkung:<br />

Ludwig IX wurde 1297 heilig gesprochen und lebte<br />

bereits zu Lebzeiten das Leben eines „prud’homme“,<br />

dem Eigenschaften wie Höflichkeit, Mäßigkeit, Vernuft<br />

und Tapferkeit zugesprochen wurden und der Frankreich<br />

auf den Höhepunkt der Macht und des Wohlstandes<br />

verhalf.<br />

Literatur:<br />

Gute Vergleichsbeispiele für unser <strong>Gemälde</strong> sind<br />

abgebildet in: Francesca Baldassari, Simone Pignoni,<br />

Turin 2008, S. 168, Abb. 115, 115a und 116.<br />

(1290391) (13)<br />

SIMONE PIGNONI,<br />

1611 – 1698, ATTRIBUTED<br />

LOUIS IX OF FRANCE HOLDING A BANQUET FOR<br />

BEGGARS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

81 x 57 cm.<br />

The present painting, which can be attributed to<br />

Pignone, has three comparative examples. The first<br />

is held at the Uffizi Gallery (inv. no. 1890) with the<br />

dimensions 117 x 93 cm. Secondly, a painting that resembles<br />

our painting except for tiny differences<br />

(height of the hand of the central putto, balustrades<br />

architecture in the background and the fold of the tablecloth).<br />

This second painting was first held by Julius<br />

Weitzner, New York, 1963 and then by Antichita<br />

Bacarelli, Florence, 1973. There is also version with<br />

half-circle at the top held at the chapel of San Luigi in<br />

the Church of Santa Felicita in Florence. Restored.<br />

Detailabbildung<br />

Literature:<br />

Good examples of comparison for the present painting<br />

are illustrated in: Francesca Baldassari, Simone<br />

Pignoni, Turin 2008, p. 168, ill. 115, 115a and 116.<br />

€ 20.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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268<br />

DEUTSCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

CHRISTI GEBURT MIT ANBETUNG DER ENGEL<br />

und<br />

ANBETUNG DER HEILIGEN DREI KÖNIGE<br />

Öl auf Kupferplatte.<br />

Je ca. 33,5 x 28,5 cm.<br />

(1171614) (10)<br />

GERMAN SCHOOL, 17TH CENTURY<br />

A pair of paintings<br />

NATIVITY WITH ADORATION OF THE ANGELS<br />

and<br />

ADORATION OF THE THREE MAGI<br />

Oil on copper.<br />

Ca. 33.5 x 28.5 cm each.<br />

€ 28.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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151


269<br />

GILLIS MOSTAERT,<br />

UM 1534 HULST – 1598 ANTWERPEN<br />

LOT UND SEINE TÖCHTER VOR DEM BRENNENDEN<br />

SODOM UND GOMORRHA<br />

Öl auf Holz. Teilparkettiert.<br />

41 x 55 cm.<br />

Beigegeben Expertise von Dr. Luuk Pijl vom 3. Dezember<br />

2018, das Werk um 1580/1590 datierend.<br />

Dargestellt eine Szene aus dem <strong>Alte</strong>n Testament:<br />

Nach der Rettung aus dem brennenden Sodom und<br />

Gomorrah war Lot mit seinen beiden Töchtern ins Gebirge<br />

geflüchtet. Aus Sorge um fehlende Nachkommen<br />

und in Ermangelung fehlender Ehemänner wussten<br />

sich die jungen Frauen nicht anders zu helfen, als ihrem<br />

Vater Wein einzuflößen und sich des Nachts zu ihm zu<br />

legen. Auf dem <strong>Gemälde</strong> sind die drei Figuren sitzend<br />

an einem gedeckten Tisch auf der linken Bildseite zu<br />

sehen: die Töchter in eleganter Kleidung mit weitem<br />

Dekollete, von denen eine ihren Arm liebevoll um den<br />

Vater gelegt hat, um ihn zu verführen. Dieser hält bereits<br />

einen goldenen Weinbecher in seiner Hand. Die<br />

zweite Tochter hinter dem Vater hat nachdenklich über<br />

ihr Tun den Kopf auf ihre rechte Hand gestützt. Im<br />

Hintergrund, eingebettet in eine Flusslandschaft mit Gebirge,<br />

die brennenden Städte mit leuchtenden, hohen<br />

gelben und roten Flammen und starkem aufsteigenden<br />

Rauch und Qualm, der den nächtlichen Himmel zusätzlich<br />

verdunkelt. In der Bildmitte ist zudem eine kleine<br />

graue Gestalt zu erkennen: Es könnte sich dabei um<br />

die Frau des Lot handeln, die sich bei der Flucht aus<br />

Sodom noch einmal umwandte und dadurch zur Salzsäule<br />

erstarrte. Malerei, bei der die Feuersbrunst in<br />

kräftigen gelb-roten Farbtönen und die Verführung des<br />

Lot im Vordergrund stehen. Diese Bibelszene wurde<br />

von dem Künstler mehrfach dargestellt.<br />

Provenienz:<br />

Belgische Privatsammlung.<br />

Anmerkung:<br />

Der flämische Maler und Zeichner betrieb eine große<br />

Werkstatt in Antwerpen. Er war vor allem bekannt<br />

für seine Winterlandschaften und seine Szenen mit<br />

Feuern und nächtlichen Szenen, die zu den begehrtesten<br />

Stücken seiner Zeit gehörten.<br />

(1290766) (1) (18)<br />

GILLIS MOSTAERT,<br />

CA. 1534 HULST – 1598 ANTWERP<br />

LOT AND HIS DAUGTHERS, WITH SODOM<br />

AND GOMORRAH BURNING<br />

Oil on panel. <strong>Part</strong>ially parquetted.<br />

41 x 55 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr. Luuk Pijl<br />

dated 3 December 2018, dating the painting to<br />

1580/1590.<br />

This is a depiction of a scene from the Old Testament.<br />

After escaping from the burning towns of Sodom and<br />

Gomorrah, Lot and his two daughters fled to the<br />

mountains. Believing they were the only survivors,<br />

the two young women resorted to incest in order to<br />

preserve humankind, after making their father drunk<br />

with wine.<br />

Provenance:<br />

Private collection, Belgium.<br />

€ 10.000 - € 12.000<br />

Sistrix<br />

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270<br />

RICHARD BRAKENBURGH,<br />

1650 HARLEM – 1702 EBENDA<br />

ABSCHIED DES FELDHERRN URIJA VON BATSEBA<br />

Öl auf Leinwand.<br />

87 x 76,5 cm.<br />

Unten mittig signiert.<br />

Ungerahmt.<br />

Das Thema schildert eine Episode des <strong>Alte</strong>n Testaments<br />

aus dem Buch Samuel (2 Sam 11). Danach belauscht<br />

König David die schöne Batseba im Bade und<br />

verliebte sich in sie. Jedoch war sie die Ehefrau seines<br />

hethitischen Feldherrn Urija, der in einem Kampf im<br />

Norden eingesetzt war. David ließ ihn anlässlich einer<br />

Kampfpause zu sich holen. Urija kam zurück, weigerte<br />

sich jedoch in weiser Ahnung, im Haus seiner Gattin<br />

zu nächtigen. Bei erneut befohlenem Einsatz ins<br />

Kampfgeschehen veranlasste David, Urija an die vorderste<br />

Front zu versetzen, wo er auch getötet wurde.<br />

Diese unmoralische Handlung König Davids wurde<br />

vom Propheten Nathan kundgetan und verurteilt. Das<br />

Kind aus dieser Beziehung starb jedoch nach sieben<br />

Tagen. Der zweite Sohn Davids von Batseba war Salomon,<br />

der auf den Thron folgen sollte.<br />

Richard Brakenburgh, Maler des „Goldenen Zeitalters“<br />

der Holländischen Malerei, hat die in der Bibel<br />

weit nüchterner geschilderte Geschichte hier in ein<br />

barock-theatralisches Festensemble verlegt. Eine<br />

weite hohe Halle, dicht gefüllt von einer Menschenmenge,<br />

zeigt eine von Säulen getragene Empore im<br />

Hintergrund. Dort oben thront König David unter einem<br />

Herrschaftsschirm. Links im Bildmittelgrund ist Urija<br />

zu sehen, umgeben von Soldaten. Fassungslos blickt<br />

er zu David hinauf, während seine Gattin Batseba rot<br />

gekleidet, rechts im Bild hingelagert zu sehen ist, umgeben<br />

von verzweifelten Frauen sowie von erstaunten<br />

<strong>Alte</strong>n. In einer Abschiedsgeste weist sie in Richtung<br />

ihres Gatten, jedoch eine Weintazza in der Hand, als<br />

Anspielung auf ihr Verhalten. Der Oberkörper leicht<br />

entblößt soll an die biblisch vorangegangene Badeszene,<br />

gleichzeitig an die verführerische Schönheit<br />

Batsebas erinnern.<br />

In nahezu sämtlichen Werken Brakenburghs finden<br />

sich vergleichsweise große Figurenansammlungen.<br />

So auch in seinen Bildern „Geburtstagsfest“ von<br />

1682 oder „Le lever de la mariée“ von 1690. Der barocken<br />

theaterhaften Bildauffassung entsprechend sind<br />

auch in das vorliegende <strong>Gemälde</strong> Stilllebenmotive mit<br />

Gegenständen wie Gambe, Laute, Notenheft und<br />

Prunkgefäße im Vordergrund eingebracht. Als Schüler<br />

des Adriaen van Ostade (1610-1685), wohl auch von<br />

Bernard Schendel (1649-1709), hatte der Maler alsbald<br />

großen Erfolg. Im Museum Brüssel findet sich<br />

sein „Kinderfest“, signiert und datiert 1698. In diesen<br />

Zeitraum dürfte wohl auch das vorliegende <strong>Gemälde</strong><br />

einzuordnen sein. A. R. (1290769) (1) (11)<br />

€ 6.000 - € 8.000<br />

Sistrix<br />

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153


271<br />

FRANCESCO PACECCO DE ROSA,<br />

UM 1605 NEAPEL – 1656 EBENDA<br />

ESTHER UND ASUERO<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

150 x 195 cm.<br />

In profiliertem Holzrahmen mit Restvergoldung.<br />

Das Bildthema des <strong>Alte</strong>n Testaments behandelt hier<br />

die Geschichte Esthers, künftiger Gemahlin des Perserkönigs<br />

Ahasveros (Asuero), die dessen Gunst gewinnt<br />

durch ihre Anmut und die Tatsache, dass sie ihn<br />

vor einem Attentat warnt. Ihr und ihrem Vormund<br />

Mordechai wird die Rettung der jüdischen Bevölkerung<br />

im Perserreich zugeschrieben. Diese hätten innerhalb<br />

eines Tages ermordet werden sollen, Ester<br />

vereitelt jedoch den Genozid durch ein Gegendekret,<br />

welches den Juden gestattet am 13. Adar selbst für<br />

ihr Leben zu kämpfen, sodass keiner mehr wagte<br />

dem ersten Dekret zu folgen (Buch Ester). Hieraus<br />

entstand das Purimfest.<br />

FRANCESCO PACECCO DE ROSA,<br />

CA. 1605 NAPLES – 1656 IBID.<br />

ESTHER AND AHASUERUS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

150 x 195 cm<br />

Literature:<br />

published in: Achille della Ragione, Pacecco De<br />

Rosa, Opera Completa, Naples 2006, p. 9.<br />

€ 40.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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Literatur:<br />

Publiziert in: Achille della Ragione, Pacecco De Rosa.<br />

Opera Completa, Neapel 2006, S. 9.<br />

(1290571) (13)<br />

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155


272<br />

LOMBARDISCHER CARAVAGGIST<br />

DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

KREUZTRAGUNG CHRISTI<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

117 x 100 cm.<br />

In schlichtem Holzrahmen.<br />

Vor dunklem Grund dem Caravaggismus eigenen<br />

Chiaro-Scuro verpflichtet Christus das Kreuz tragend.<br />

Beide Hände umfassen den rechten Querbalken,<br />

während er von links her von zwei Schergen Bedrängung<br />

erfährt. Rest. (1291403) (13)<br />

LOMBARDIAN CARAVAGGISTI,<br />

17TH CENTURY<br />

CHRIST CARRYING THE CROSS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

117 x 100 cm.<br />

€ 30.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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157


273<br />

BENEDETTO GENNARI IL GIOVANE,<br />

1633 CENTO – 1715 BOLOGNA, ZUG.<br />

Benedetto Gennari war Neffe und <strong>Meister</strong>schüler des<br />

Guercino (1591-1666), verfeinerte jedoch seine Farbsprache.<br />

1672 brach er nach Paris auf, 1674 nach London.<br />

SALOME WEIST AUF DAS HAUPT DES JOHANNES<br />

Öl auf Leinwand.<br />

98 x 114 cm.<br />

Die Königstochter ist hier als zentrale Figur im Bild<br />

gezeigt. Im Halbbildnis nach links gewandt, hält sie<br />

den Kopf der rechts stehenden Magd entgegen, während<br />

sie gleichzeitig mit der Hand auf das Haupt des<br />

Johannes weist, das von einem Jüngling herangetragen<br />

wird. Das Attribut des Heiligen, der Kreuzstab<br />

mit Schriftband „ECCE.“ ist am Kerkergitter links im<br />

Hintergrund zu sehen. Welche Funktion die Magd<br />

rechts im Bild hat, die ihre Hand an Salomes Schulter<br />

legt, ist nur schwer zu deuten. Ihr Gesichtsausdruck<br />

lässt vermuten, dass sie Salome möglicherweise auf<br />

deren Schuld hinweist. Die Betroffenheit im Ausdruck<br />

Salomes und der fragende Blick dem Betrachter gegenüber<br />

ließe dies erklären. Der Maler hat durch den<br />

betonten Kleiderausschnitt die Erotik der gesamten<br />

Johanneslegende herausgestellt.<br />

Was den Stil betrifft, so lassen sich mehrere Bildbeispiele<br />

mit Werken des Gennari zum Vergleich heranziehen.<br />

Nicht zu übersehen jedoch ist der Einfluss<br />

seines Lehrers Giovanni Francesco Barbieri, besser<br />

bekannt als Guercino (1591-1666). Zuweilen finden<br />

sich Bilder, die eine Unterscheidung der Hände schwer<br />

macht. Auffallend ist bei Gennari die ausgesprochen<br />

hohe <strong>Meister</strong>schaft in der Wiedergabe von Gesichtern<br />

und Händen, was auch das vorliegende Bild auszeichnet,<br />

wie auch die zahlreichen weiteren Werke seiner<br />

Hand. A. R.<br />

Literatur:<br />

Vgl. N. Roio, Benedetto Gennari, in: La scuola del<br />

Guercino, Modena, 2004, S. 135-206.<br />

Kat. Art collection of Fondazione Cassa di Risparmio<br />

di Cesena. (1290602) (11)<br />

BENEDETTO GENNARI IL GIOVANE,<br />

1633 CENTO – 1715 BOLOGNA, ATTRIBUTED<br />

SALOME POINTS TO THE HEAD OF SAINT JOHN<br />

THE BAPTIST<br />

Oil on canvas.<br />

98 x 114 cm.<br />

Literature:<br />

cf. N. Roio, Benedetto Gennari, in: La scuola del Guercino,<br />

Modena 2004, pp. 135-206.<br />

Catalogue Art collection of Fondazione Cassa di Risparmio<br />

di Cesena.<br />

€ 30.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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274<br />

CESARE FRACANZANO,<br />

UM 1605 BISCEGLIE (BARI) – 1651 BARLETTA, ZUG.<br />

DER UNGLÄUBIGE THOMAS<br />

Öl auf Leinwand.<br />

120 x 165 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Jesus steht rechtsseitig im hellem Gewand und hat<br />

dieses bereitwillig zur Seite gezogen, um so seine<br />

helle Brust mit dem Wundmal frei zu legen. Der vor<br />

ihm stehende ungläubige Thomas, in rotem Umhang,<br />

steht leicht vorgebeugt und sticht mit seinem Zeigefinger<br />

weit hinein in die Wunde; Jesus hält Thomas<br />

Handgelenk umfasst und führt dessen Hand sanft,<br />

aber bestimmt an seine Wunde. Links von Jesus, vor<br />

dunklem Hintergrund, vier weitere Jünger, die das<br />

Geschehen aufmerksam betrachten sowie rechtsseitig<br />

ein Jünger in ockergelbem Gewand, der als einziger<br />

aus dem Bild auf den Betrachter hinausschaut,<br />

um ihn so in das Geschehen mit einzubeziehen. Darstellung,<br />

die sich auf Caravaggio bezieht und ganz in<br />

dessen typischer Manier mit starken Hell-Dunkel-<br />

Kontrasten wiedergegeben ist, wobei insbesonders<br />

das Gewand und der Körper Christi wie auch das Gesicht<br />

des rechtsseitig Stehenden durch die helle Beleuchtung<br />

aus nicht sichtbarer Quelle hervorgehoben<br />

werden. Verso eine Unterlegung, vereinzelt Retuschen,<br />

teils Farbabrieb.<br />

Anmerkung 1:<br />

Der ungläubige Thomas ist eines der berühmtesten<br />

<strong>Gemälde</strong> von Michelangelo Merisi da Caravaggio.<br />

Das 107 x 146 cm große <strong>Gemälde</strong> hängt heute in der<br />

Bildergalerie im Park des Schlosses Sanssouci in<br />

Potsdam und dürfte zwischen 1601 und 1603 entstanden<br />

sein.<br />

Anmerkung 2:<br />

Cesare Fraganzano war ein Maler des Frühbarock,<br />

der zur Schule von Neapel gerechnet wird. Er studierte<br />

in Neapel in der Werkstatt von Jusepe de Ribera.<br />

(1280902) (18)<br />

CESARE FRACANZANO,<br />

CA. 1605 BISCEGLIE (BARI) – 1651 BARLETTA,<br />

ATTRIBUTED<br />

DOUBTING THOMAS<br />

Oil on canvas.<br />

120 x 165 cm.<br />

€ 20.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

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275<br />

ANDRIES DANIELS (1580 – 1640) UND<br />

AMBROSIUS FRANCKEN (1544 – 1618)<br />

MARIA MIT DEM KINDE UND ZWEI PUTTI<br />

IN BLUMENKRANZ<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

68 x 51 cm.<br />

Breiter bronzierter Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />

November 2021.<br />

Vor camaieuhaftem Hintergrund ein hochovales Zentrum<br />

von einer schimmernden goldenen Linie markiert.<br />

Darin auf einem manieristischen Thron Maria<br />

sitzend mit nach links gerichtetem Blick und auf ihrem<br />

Schoß das Jesuskind haltend, welches links im<br />

Begriff ist nach der Hand des leicht tänzelnden Johannesknaben<br />

zu greifen. Hinter diesem ein Putto Marias<br />

Lilienszepter haltend. Umlaufender Blumenkranz mit<br />

feinen und differenziert gestalteten Blüten wie Lilien,<br />

Rosen, Tulpen, Tagetes, aber auch Früchten wie Erdbeeren<br />

und Johannesbeeren, wobei die Erdbeere mit<br />

ihren Blüten traditionell als eine Frucht Marias begriffen<br />

wird. Wie in Antwerpen üblich, fand auch in dem<br />

vorliegenden Werk eine Zusammenarbeit zweier Spezialisten<br />

statt. Während Andries Daniels als Blumenexperte<br />

für den Blumenkranz sorgte, der hier in herrlich<br />

frischen Farben erstrahlt, malte Ambrosius Francken<br />

die Figurengruppe. Rest. (1290899) (13)<br />

ANDRIES DANIELS (1580 – 1640) AND<br />

AMBROSIUS FRANCKEN (1544 – 1618)<br />

MARY WITH THE CHILD AND TWO PUTTI<br />

IN FLORAL WREATH<br />

Oil on wood. Parquetted.<br />

68 x 51 cm.<br />

An expert’s report by Dr. Klaus Ertz, Lingen, November<br />

2021 is enclosed.<br />

€ 8.000 - € 10.000<br />

Sistrix<br />

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276<br />

MICHELE DESUBLEO,<br />

1602 MAUBEUGE – 1676 PARMA, ZUG.<br />

DER JUNGE JOHANNES DER TÄUFER<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

74 x 60,5 cm.<br />

In dekorativem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Massimo Pirondini,<br />

der das <strong>Gemälde</strong> Michele Desubleo zuschreibt.<br />

Brustbildnis des jungen Heiligen vor dunklem landschaftlichem<br />

Hintergrund mit langem, in der Mitte gescheiteltem<br />

lockigem Haar und einem Fellgewand,<br />

das über seine rechte Schulter sowie über seinen linken<br />

Oberarm über den Brustbereich verläuft. Er hält<br />

in seiner linken Hand einen langen Kreuzstab mit<br />

Spruchband, darauf zu lesen „Ecce Agnus Dei“ (Seht<br />

das Lamm Gottes). Er hat ein zartes helles Inkarnat,<br />

leicht gerötete Wangen und Nase, einen roten Mund<br />

und blickt mit seinen großen braunen Augen leicht<br />

nach unten aus dem Bild heraus. Zusätzlich trägt er<br />

über seiner rechten Schulter einen faltenreichen roten<br />

Mantelüberwurf. Feine Malerei mit besonderer Hell-<br />

Dunkel-Akzentuierung, bei der vor allem der Brustbereich<br />

und das helle Gesicht gegenüber der dunklen<br />

Umgebung und Kleidung hervorgehoben werden.<br />

Vereinzelt Retuschen. (1281182) (2) (18)<br />

MICHELE DESUBLEO,<br />

1602 MAUBEUGE – 1676 PARMA, ATTRIBUTED<br />

THE YOUNG SAINT JOHN THE BAPTIST<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

74 x 60.5 cm.<br />

Attached is an expert’s report by Massimo Pirondini,<br />

who attributes the painting to Michele Desubleo.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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ist der Innenraum weit detaillierter dargestellt, mit dekoriertem<br />

Betpult, oder dem rechts hinten sichtbaren<br />

Blick in das Schlafgemach mit Bettbaldachin. Zudem<br />

ist hier auch eine Gottvater-Halbfigur in Wolken über<br />

der Szene eingefügt. Die Farbigkeit zeigt sich ausgesprochen<br />

manieristisch, mit changierenden Rot-Gelb-<br />

Farben in der Wiedergabe des Textilen.<br />

Granacci, ein enger Freund Michelangelos (1475-<br />

1564), mit dem er zeitweise zusammengearbeitet hat,<br />

war Schüler des Domenico Ghirlandaio (1449-1494),<br />

somit stand er auch mit dem genannten Filippino Lippi<br />

in engem Kontakt. Jedenfalls aber weisen Details<br />

im Bild, wie etwa das Betpult eine spätere Stilstufe.<br />

Kaum merklich leichte Wölbung, verso Festigungsleisten.<br />

Rest. A. R.<br />

277<br />

FRANCESCO D‘ANDREA DI MARCO GRANACCI,<br />

1469 VILLAMANGA – 1543 FLORENZ, ZUG.<br />

DIE VERKÜNDIGUNG<br />

Öl/ Tempera auf Holz.<br />

144 x 82 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Für die Thematik der Verkündigung des Engels an<br />

Maria folgt die Darstellung der in Italien tradierten<br />

Komposition, wie wir sie bereits in der Frührenaissance,<br />

etwa bei Filippino Lippi (um 1457-1504) finden.<br />

Maria ist auch hier rechts am Betpult dargestellt,<br />

während der Engel von rechts oben heranschwebt.<br />

Eine vergleichbare kompositionielle Darstellung hat<br />

Granacci auch in seiner „Annunciazione“ angewendet,<br />

die sich in der Sammlung des Corsham Court, Wiltshire<br />

befindet. In dem hier präsentierten Bild allerdings<br />

Literatur.<br />

Vgl. C. van Holst, Francesco Granacci, München 1974,<br />

S. 23, 136-137.<br />

Ausstellungskatalog: IL giardino di San Marco. Maestri<br />

e compagni del giovane Michelangelo, Mailand 1992,<br />

S. 52.<br />

Ausstellungskatalog: Maestri e botteghe. Pittura a<br />

Firenze alla fine del Quattrocento, Mailand 1992,<br />

S. 75.<br />

Ausstellungskatalog: Museo di Arte Sacra di San<br />

Francesco a Greve in Chianti. Guida alla visita del<br />

museo e alla scoperta del territorio Florenz 2005,<br />

S. 32-33.<br />

(1291888) (3) (11)<br />

FRANCESCO D’ANDREA DI MARCO GRANACCI,<br />

1469 VILLAMANGA – 1543 FLORENCE, ATTRIBUTED<br />

THE ANNUNCIATION<br />

Oil/ tempera on panel.<br />

144 x 82 cm.<br />

Literature.<br />

cf. C. van Holst, Francesco Granacci, Munich 1974,<br />

pp. 23, 136-137.<br />

Il giardino di San Marco. Maestri e compagni del giovane<br />

Michelangelo, exhibition catalogue, Milan 1992,<br />

p. 52.<br />

Maestri e botteghe. Pittura a Firenze alla fine del Quattrocento,<br />

exhibition catalogue, Milan 1992, p. 75.<br />

Museo d’arte Sacra di San Francesco a Greve in<br />

Chianti. Guida alla visita del museo e alla scoperta<br />

del territorio, exhibition catalogue, Florence 2005,<br />

p. 32-33.<br />

€ 18.000 - € 22.000<br />

Sistrix<br />

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278<br />

RUTILIO DI LORENZO MANETTI,<br />

1571 SIENA – 1639 EBENDA, ZUG.<br />

MARIA MAGDALENA ALS BÜSSERIN IM GEBET<br />

MIT ENGELN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

96 x 72, 5 cm.<br />

In Goldrahmen.<br />

Dem Magdalena-Thema hat sich der Maler mehrfach<br />

angenommen. So etwa mit seinem <strong>Gemälde</strong> „Ekstase<br />

der Heiligen Magdalena“ (Forenz, Palazzo Pitti)<br />

oder „Tod der Maria Magdalena“ in der Kirche Saint-<br />

Eustache, Paris, um 1625. Anders als dort, wo es sich<br />

um die Darstellung der liegenden Heiligen handelt, ist<br />

hier das Hochformat gewählt. Magdalena sitzt hinter<br />

einem Tisch mit daraufliegendem Schädel auf dem<br />

Gebetbuch, Attribute der Heiligen. Die Hände verschränkt,<br />

der Blick meditativ nach unten gerichtet, das<br />

Haar aufgelöst, als ikonographischer Verweis auf ihre<br />

einstige Lasterhaftigkeit. Von den beiden links herantretenden<br />

Engeln weist einer auf die Dornenkrone<br />

Jesu. So sind auch die Tränen in ihrem Gesicht zu verstehen.<br />

Die Malweise zeigt ganz den Hell-Dunkel-Stil des<br />

gleichaltrigen Michelangelo Merisi il Carravaggio<br />

(1570/71-1610). Werke seiner Hand finden sich häuptsächlich<br />

in Siena, so etwa die Fresken im Palazzo Pubblico,<br />

aber auch in Pisa, wo er 1618 areitete, sowie in<br />

Casole d´Elsa. Seine damalige Berühmtheit verschaffte<br />

ihm seine Beisetzung im Dom seiner Heimatstadt<br />

Siena. A. R. (1291884) (3) (11)<br />

RUTILIO DI LORENZO MANETTI,<br />

1571 SIENA – 1639 IBID., ATTRIBUTED<br />

THE PENITENT SAINT MARY MAGDALENE IN<br />

PRAYER WITH ANGELS<br />

Oil on canvas.<br />

96 x 72.5 cm.<br />

€ 16.000 - € 18.000<br />

Sistrix<br />

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165


279<br />

NICCOLINO VAN HOUBRAKEN,<br />

AUCH „NICOLA VAN HOUBRAKEN“,<br />

1663 – 1723/24<br />

STILLLEBEN MIT TOPFPFLANZEN,<br />

GEMÜSE UND EINEM HUND<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

147,5 x 186,8 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> ist verzeichnet und abgebildet im RKD<br />

unter der Abb.Nr. 0000168911.<br />

Vor einem nicht näher bestimmbaren Hintergrund mit<br />

Steinmauer auf der rechten Seite die von der Sonne,<br />

aus unbekannter Quelle, beschienene große Zimmerpflanze<br />

mit rot-grünen und weiß gefärbten Blättern in<br />

einem Tontopf, daneben, aus einer Öffnung herausragend<br />

weiße Lilien und große Rosenzweige. Rechts<br />

daneben eine mit Bast umwickelte Weinflasche, ein<br />

Fayenceteller mit einem Stück Brot sowie ein leeres<br />

Weinglas. Auf der rechten Bildseite ein weiterer hellbrauner<br />

Tontopf mit rosa blühendem Rosenstock. Im<br />

Vordergrund links liegend Gemüse und ein erlegter<br />

Hahn, sowie rechtsseitig ein kleiner weiß-brauner<br />

Hund vor einem geflochtenen Korb stehend, vor dem<br />

nicht ganz reife Tomaten liegen. Seine braunen Augen<br />

sind ganz auf den nach oben mit den Krallenfüßen<br />

gestreckt liegenden Hahn gerichtet. Stimmungsvolle<br />

Malerei mit gekonnter Lichtführung. Teils Retuschen.<br />

NICCOLINO VAN HOUBRAKEN,<br />

ALSO KNOWN AS “NICOLA VAN HOUBRAKEN”,<br />

1663 – 1723/24<br />

STILL LIFE WITH POT PLANT, VEGETABLES<br />

AND ONE DOG<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

147.5 x 186.8 cm.<br />

The painting is listed and illustrated at the RKD<br />

with ill. no. 0000168911.<br />

Notes:<br />

The artist was a late Baroque Italian painter of Flemish<br />

descent. He specialized in paintings depicting<br />

playful arrangements of fruit, vegetables, flora and<br />

animals indoors or in forests. The present painting<br />

belongs to one of these arrangements. His work<br />

was highly valued by the Medici court in Florence.<br />

€ 20.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Anmerkung:<br />

Der Künstler war ein italienischer Maler des Spätbarock,<br />

der flämischer Abstammung war. Er spezialisierte<br />

sich auf <strong>Gemälde</strong>, die spielerische Arrangements<br />

von Obst, Gemüse, Vegetation, Tieren in<br />

Innenräumen oder in Wäldern darstellen. Zu einem<br />

dieser Arrangements gehört auch das vorliegende<br />

<strong>Gemälde</strong>. Seine Arbeiten wurden vom Medici-Hof<br />

in Florenz sehr geschätzt. (1290891) (18)<br />

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167


280<br />

NIEDERLÄNDISCHER MEISTER<br />

DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

DUTCH SCHOOL,<br />

17TH CENTURY<br />

AUF WALFANG<br />

WHALING<br />

Öl auf Holz.<br />

60 x 84 cm.<br />

Auf leicht bewegtem Meer drei prachtvolle Fregatten<br />

mit geblähten Segeln unter niederländischer Beflaggung,<br />

auf der Jagd nach den im Meer schwimmenden<br />

Walen. Im Vordergrund links ein großer Wal mit<br />

ausstoßender Wasserfontäne, rechtsseitig gefolgt von<br />

zwei mit Walfängern besetzten Booten. Weitere Wale<br />

und Boote sind rechtsseitig des Bildes zu erkennen,<br />

sowie auf der linken Seite die Schwanzflosse eines<br />

Wals neben der überragend großen prachtvollen Fregatte.<br />

Am rechten Bildrand sind Eisberge zu erkennen,<br />

was auf den Walfang in der Arktik verweisen könnte.<br />

Malerei in zurückhaltender Farbgebung mit hohem<br />

überwiegend grau-blauem Himmel, was atmosphärisch<br />

auf die Kälte verweisen könnte. Kleine Restaurierung.<br />

Oil on panel.<br />

60 x 84 cm.<br />

€ 10.000 - € 12.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Anmerkung:<br />

Ähnliche Walfangdarstellungen lassen sich auch bei<br />

anderen Künstlern des 17. Jahrhunderts finden, so<br />

u.a. bei Abraham Jansz Storck (um 1635-1710).<br />

(1290765) (1) (18)<br />

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281<br />

HENDRICK VAN STEENWIJK,<br />

1580 – UM 1649, ZUG.<br />

INNERES EINER GOTISCHEN KIRCHE<br />

MIT SEITLICHEM BLICK IN DIE STADT<br />

Öl auf Holz.<br />

34,5 x 45,5 cm.<br />

Das <strong>Gemälde</strong>, da hier neben dem Blick in das gotische<br />

Langschiff, mit Stichkappengewölbe, Seitenaltar,<br />

Kanzel und Lettner, auch die Aussicht in die Altstadt<br />

gegeben ist. Ein Kirchturm im Hintergrund zeigt<br />

Verwandtschaft mit denen der Kirchen von Antwerpen,<br />

also dem Geburts- und Wirkungsort des Malers.<br />

Wie immer in diesen Kircheninterieurs, bietet sich<br />

auch hier die Darstellung in extremer Feinmalerei.<br />

Das besondere Interesse des Malers galt auch der<br />

gelungenen Wiedergabe der perspektivischen Erfassung,<br />

was auch durch das Schachbrett- Paviment zum<br />

Ausdruck kommen sollte. Nicht weniger interessant ist<br />

hier die Schilderung der Figurenstaffage mit Geistlichen,<br />

Bürgern und Bettlern, von denen sich zwei an<br />

den Pfeilern der Vorhalle links postiert haben.<br />

HENDRICK VAN STEENWIJK,<br />

1580 – CA. 1649, ATTRIBUTED<br />

INTERIOR OF A GOTHIC CHURCH<br />

WITH VIEW OF A TOWN<br />

Oil on panel.<br />

34.5 x 45.5 cm.<br />

The painting, is of great interest as it depicts the view<br />

of the Gothic nave with its lancet vault, side altar, pulpit<br />

and rood screen as well as a view the old town.<br />

Literature:<br />

cf. for a similar painting Jeremy Howarth, The Steenwijick<br />

family as masters of perspective, 2009, p.199,<br />

Nr. II B 219.<br />

cf. Bernard G. Maillet, “Interieurs d‘églised 1580-<br />

1720, La peinture architecturale des écoles du Nord”,<br />

2012, S. 250, Nr. M-0434, as Abel Grimmer.<br />

€ 22.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Literatur:<br />

Vgl. für eine ähnliche Komposition Jeremy Howarth,<br />

The Steenwijick family as masters of perspective,<br />

2009, S.199, Nr. II B 219.<br />

Vgl. Bernard G. Maillet, „Interieurs d‘églised 1580-<br />

1720, La peinture architecturale des écoles du Nord“,<br />

2012, S. 250, Nr. M-0434, dort das <strong>Gemälde</strong> als<br />

Abel Grimmer. (12807810) (1) (11)<br />

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169


282<br />

PIETER GIJSELS,<br />

1621 ANTWERPEN – 1690 EBENDA<br />

FLUSSLANDSCHAFT MIT ANLEGESTELLE<br />

Öl auf geätzter Kupferstichplatte.<br />

40 x 52 cm.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen<br />

vom 4. November 2021.<br />

Der Flusslauf zieht nach links hinten, am Ufer mehrere<br />

Segelschiffe und Kähne, zum Teil mit Figuren<br />

besetzt. Auf der heller beleuchteten Uferböschung<br />

reiche Figurenstaffage mit Lastenträgern und Pferdefuhrwerk.<br />

Flotte Pinseltechnik und theatralische Lichtregie,<br />

was bereits für die Spätzeit der holländischen<br />

Landschaftsauffassung spricht.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> ist auf die Rückseite einer Kupferstichplatte<br />

gemalt. Dort ist die Darstellung der römischen<br />

Gemahlin des Kaisers Domitian zu erkennen. Am Unterrand<br />

gestochene Legende mit Betitelung „Domitia<br />

Longina“ sowie mehrzeiliger Text des holländischen<br />

Kupferstechers, mit Druckblattbezeichnung Tafel „II.“<br />

A.R. (1290893) (11)<br />

PIETER GIJSELS,<br />

1621 ANTWERP – 1690 IBID.<br />

RIVER LANDSCAPE WITH SHIP LANDING STAGE<br />

Oil on etched copper engraving plate.<br />

40 x 52 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr. Klaus Ertz,<br />

Lingen from November 4, 2021.<br />

€ 18.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

283<br />

FRANS SNYDERS,<br />

1579 ANTWERPEN – 1657 EBENDA<br />

JUNGE MAGD MIT FEDERVIEH<br />

IN KÜCHENINTERIEUR<br />

Öl auf Holz. Teilparkettiert.<br />

124,5 x 95 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

In Nahsicht in einem Interieur ein junges Küchenmädchen<br />

in leuchtend roter Jacke mit weißem Kragen<br />

und weißer Haube, vor sich in ihren Händen einen<br />

Hahn haltend. Sie hat ein feines zartes Gesicht und<br />

mit ihren leuchtenden hellbraunen Augen blickt sie<br />

aus dem Bild auf den Betrachter heraus. Links hinter<br />

ihr, an einer Wand an einem Nagel hängend, zwei<br />

Hühnervögel sowie an einem weiteren Nagel ein großer<br />

herabhängender Hase. Auf der vor ihr stehende großen<br />

Tischplatte am linken Rand mehrere erlegte kleinere<br />

Vögel, eine Keramikschale, gefüllt mit frischen leuchtenden<br />

Erdbeeren und einer herausragenden kleinen<br />

weißen Nelke, daneben ein Bündel mit Spargel. Am<br />

rechten Bildrand eine große glänzende Henkelschale<br />

mit darin eingestecktem Tontopf und am unteren<br />

Rand eine prachtvolle Artischocke. Malerei in der typischen<br />

Manier, bei der besonders das leuchtende Rot<br />

der Jacke des Mädchens und der weiße Kragen dem<br />

dunkleren Hintergrund kontrastreich gegenüberstehen.<br />

Teils rest., teils Retuschen.<br />

Ein vergleichbares <strong>Gemälde</strong> ist auch im Kölner Wallraf-<br />

Richartz-Museum zu finden „Köchin mit Esswaren“.<br />

Literatur:<br />

Dieses <strong>Gemälde</strong> ist abgebildet in: Hella Robels,<br />

Frans Snyders, München 1989, S. 173, Nr. 5.<br />

Vgl. auch Hella Robels, Stilleben- und Tiermaler,<br />

1579-1657, München 1989. (1291672) (3) (18)<br />

FRANS SNYDERS,<br />

1579 ANTWERP – 1657 IBID.<br />

KITCHEN INTERIOR WITH YOUNG<br />

MAID AND FOWL<br />

Oil on panel. <strong>Part</strong>ially parquetted.<br />

124.5 x 95 cm.<br />

Literature:<br />

Painting illustrated in: Hella Robels, Frans Snyders,<br />

Munich 1989, p. 173, no. 5.<br />

cf. Hella Robels, Stilleben- und Tiermaler, 1579-1657,<br />

Munich 1989.<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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284<br />

JAN WIJNANTS,<br />

1632 HAARLEM – 1684 AMSTERDAM<br />

LANDSCHAFT MIT ERHEBUNG, ABGESTORBENEM<br />

BAUM UND FIGURENSTAFFAGE VOR DORF.<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

34 x 44,5 cm.<br />

Rechts unten signiert „J. Wynants“.<br />

In gekehltem ebonisiertem Rahmen.<br />

Beigegeben kunsttechnologischer Bericht von Conzen,<br />

Düsseldorf, vom November 2014 in Kopie.<br />

Wie in manchen anderen <strong>Gemälde</strong>n Wijnants’, wie<br />

etwa im Oldenburger Landesmuseum, erhebt sich in<br />

der rechten Hälfte ein sandiger Hügel, der von Bäumen<br />

hinterfangen ist, davor eine Baumruine, der das <strong>Gemälde</strong><br />

seine vertikale Akzentuierung verdankt. Links<br />

einige Figuren teils mit Hunden vor Dorfstaffage.<br />

(1291161) (13)<br />

JAN WIJNANTS,<br />

1632 HAARLEM – 1684 AMSTERDAM<br />

LANDSCAPE WITH ELEVATION, DEAD TREE<br />

AND FIGURE STAFFAGE OUTSIDE VILLAGE<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

34 x 44.5 cm.<br />

Signed “J. Wynants” lower right.<br />

A copy of an art technological report by Conzen,<br />

Dusseldorf, dated November 2014 is enclosed.<br />

€ 16.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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285<br />

GILLIS VAN CONINXLOO II,<br />

1544 ANTWERPEN – 1607 AMSTERDAM, ZUG.<br />

ÜBERFALL IN EINER WALDLANDSCHAFT<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

37 x 42 cm.<br />

Unsigniert.<br />

Das ineinander Verweben von Landschaften mit erzählerischer<br />

Figurenstaffage ist vor allem durch das<br />

Werk Brueghels beliebt geworden. Auch hier wirkt<br />

das Bild auf den ersten Blick überwiegend als eine<br />

Laubwaldlandschaft; knorrige, zumeist paarweise stehende<br />

Baumstämme tragen dichte Kronen mit von<br />

links beleuchtetem Laubwerk, in feinpinseliger Malweise<br />

aufgesetzt. Drei Schneisen gliedern das Walddickicht.<br />

Die Hauptszenerie im Vordergrund schildert einen<br />

Überfall durch Freibeuter gegen Bauern; einen am<br />

Boden knienden, mit gefalteten Händen flehenden<br />

Mann sowie eine fliehende Frau, verfolgt von einem<br />

Räuber mit Federhut und Schwert. Am Boden Gepäck<br />

und Körbe zerstreut. Genauere Betrachtung lässt<br />

auch noch innerhalb des Walddickichts davoneilende<br />

Personen erkennen. Selbst in der rechten unteren<br />

Ecke lässt sich eine Person zwischen Baumstämmen<br />

ausmachen. Nicht weniger ideenreich ist die Wiedergabe<br />

von Waldbrücken über einen Graben links - vorne<br />

ein fragiler Holzsteg, weiter hinten eine gemauerte Bogenbrücke.<br />

So hat das <strong>Gemälde</strong> - wie dies vom Werk<br />

des Malers generell zu sagen ist - gewissermaßen<br />

den Reiz eines Suchbildes mit überraschenden Einzelheiten.<br />

Variierende Beleuchtungseffekte der hellgrün bis<br />

herbstbraun gefärbten Bäume zeigen ganz die Handschrift<br />

von Coninxloos, wobei die Qualität kaum Zweifel<br />

an der Eigenhändigkeit des genannten Malers aufkommen<br />

lassen sollten. A. R.<br />

Provenienz:<br />

Süddeutsche Sammlung.<br />

Dorotheum, Wien, 2007.<br />

Anmerkung:<br />

Coninxloo, vor allem für diese Waldlandschaften bekannt<br />

geworden, wurde 1570 Mitglied der Lukasgilde,<br />

zog im Zuge der Religionswirren 1585 zunächst nach<br />

Zeeland, dann 1587 nach Frankenthal. Zusammen mit<br />

anderen <strong>Meister</strong>n, wie etwa Pieter Schoubroeck (um<br />

1570-um 1607) oder Hendrik van der Borcht, zählte<br />

er nun zur sog. Frankenthaler Malergruppe, als deren<br />

bedeutendster Vertreter er gesehen wird. Erst 1597<br />

kehrte er, hoch geehrt, nach Amsterdam zurück.<br />

Literatur:<br />

Klaus Ertz, Coninxloo, Gillis III van, in: Allgemeines<br />

Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten<br />

und Völker (AKL), Bd. 20, Saur, München u. a. 1998,<br />

S. 522.<br />

Martin Papenbrock, Landschaften des Exils. Gillis van<br />

Coninxloo und die Frankenthaler Maler Europäische<br />

Kulturstudien. Bd. 12, Köln u. a. 2001.<br />

Nils Büttner, Landschaften des Exils? Anmerkungen<br />

zu Gillis van Coninxloo und zur Geschichte der flämischen<br />

Waldlandschaft aus Anlass einer Neuerscheinung,<br />

in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 66,<br />

2003, S. 546-580. (1270157) (11)<br />

GILLIS VAN CONINXLOO II,<br />

1544 ANTWERP – 1607 AMSTERDAM, ATTRIBUTED<br />

ROBBERY IN FOREST LANDSCAPE<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

37 x 42 cm.<br />

Unsigned.<br />

Provenance:<br />

Collection, Southern Germany.<br />

Dorotheum, Vienna, 2007.<br />

Literature:<br />

Klaus Ertz, Coninxloo, Gillis III van, in: Allgemeines<br />

Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten<br />

und Völker (AKL), vol. 20, Munich et. al. 1998, p. 522.<br />

Martin Papenbrock, Landschaften des Exils. Gillis van<br />

Coninxloo und die Frankenthaler Maler, in: Europäische<br />

Kulturstudien, vol. 12, Cologne et. al. 2001.<br />

Nils Büttner, Landschaften des Exils? Anmerkungen<br />

zu Gillis van Coninxloo und zur Geschichte der flämischen<br />

Waldlandschaft aus Anlass einer Neuerscheinung, in:<br />

Zeitschrift für Kunstgeschichte 66, 2003, pp. 546-580.<br />

€ 25.000 - € 27.000<br />

Sistrix<br />

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173


286<br />

JAN BRUEGHEL D. J.,<br />

1601 – 1678<br />

BLUMENKORB MIT MARIENKÄFER<br />

Öl auf Holz.<br />

49,5 x 64 cm.<br />

In profiliertem Goldrahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />

November 2021.<br />

Ein geflochtener Weidenkorb, der auf einem hölzernen<br />

Gestell steht, sieht täuschend echt aus. Die Tulpen,<br />

teure Sammlerobjekte der damaligen Zeit, stehen in<br />

einem geordneten Durcheinander neben Rosen und<br />

Anemonen. Die Farben sind in perfekter Harmonie<br />

gehalten, wo die ausgewogene Verteilung von Gelb,<br />

Rosa und Weiß mit ein paar roten Blumen die Komposition<br />

belebt. Das <strong>Gemälde</strong> erhält einen dekorativen<br />

Wert mit einer unterschwelligen symbolischen Bedeutung<br />

für die Eitelkeit. Die vergängliche Schönheit eines<br />

Blumenstraußes feiert die göttliche Schöpfung und<br />

lädt uns ein, über die Kurzlebigkeit des Lebens nachzudenken.<br />

Die extreme Sorgfalt, mit der die Frische<br />

und der Glanz dieser Blumen wiedergegeben werden,<br />

spiegelt auch den Geschmack für ästhetischen Genuss<br />

und Kontemplation wider - typisch für eine kultivierte<br />

Gesellschaft. (†)<br />

JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />

1601 – 1678<br />

WICKER BASKET WITH FLORAL ARRANGEMENT<br />

AND LADYBIRD<br />

Oil on panel.<br />

51 x 64 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />

Lingen, November 2021. (†)<br />

Provenance:<br />

Private collection, Southern Germany.<br />

€ 120.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Provenienz:<br />

Süddeutsche Privatsammlung. (1281303) (13)<br />

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175


287<br />

PAUL BRIL,<br />

UM 1553/54 BREDA – 1626 ROM, ZUG.<br />

Bril hatte schon zu Lebzeiten, vor allem in Rom, viele<br />

Maler beeinflusst, wie etwa den Niederländer Cornelis<br />

van Poelenburgh (1586-1667), oder den Frankfurter<br />

Adam Elsheimer (1574/78-1610/20).<br />

BEWEGTE LANDSCHAFT MIT VERSCHATTETEM<br />

HÜGEL UND SCHAFHIRTEN<br />

Öl auf Leinwand. Wachsdoubliert.<br />

66,5 x 96 cm.<br />

Vielfalt von Landschaftseindrücken in einem einzigen<br />

Bild zu vereinen, gehört zu den typischen Merkmalen<br />

des Malers Paul Bril, der schon 1582 nach Rom zog.<br />

Trotz der Einflüsse der italienischen Malerei behielt er<br />

allerdings die Effekte der ins helle Türkis-Grün getauchten<br />

Landschaftshintergründe bei, wie sie seit<br />

Brueghel gängig waren. In geschickter Weise ist auch<br />

dieses <strong>Gemälde</strong> durch eine fantasievolle Aufteilung in<br />

unterschiedliche Sichtbereiche gekennzeichnet. Dreifach<br />

zeigt sich die Komposition gegliedert: auf einem<br />

verschatteten baumbestandenen Hügel erheben sich<br />

ländliche Giebelgebäude, während die seitlichen landschaftlichen<br />

Ausblicke in hellem Licht erscheinen.<br />

Links ein schmaler, sonnig beschienener, von Häusern<br />

gesäumter Weg mit einem Eselreiter, rechts der<br />

Blick in eine breite, in blauer Luftperspektive nach unten<br />

ziehende Schlucht, eingefasst von Felsgestein<br />

mit darauf sich erhebender verfallener Architektur,<br />

aber auch mit nach unten ziehenden Jägern. Eine marode<br />

gebogene Holzbrücke schwingt über einen Gebirgsbachlauf<br />

hinweg. Die Staffage zeigt links unten<br />

einen am Hügel rastenden Hirten zwischen seinen<br />

weidenden Schafen, im Gespräch mit einer Frau, die<br />

eine Spinnwirtel hält. Diese Vielfalt der landschaftlichen<br />

Aspekte, aber auch der gezielt unterschiedlichen<br />

Beleuchtungseffekte vermitteln dem Bild die<br />

Wirkung hoher Lebendigkeit. Dabei lassen sich feine<br />

Unterschiede der Lichtgebung beobachten: Während<br />

rechts im Bild eine morgendliche Kühle vorherrscht,<br />

zeigt sich der Himmel links oben in Morgenröte. Es<br />

entbehrt nicht einer gewissen Raffinesse, dass der<br />

Maler links im Vordergrund die so eng nebeneinander<br />

positionierten Staffagefiguren so unterschiedlich beleuchtet<br />

zeigt, ein Kunstgriff, der auch in den weiteren<br />

Bildpartien zu sehen ist. A. R. (1290669) (1) (11)<br />

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PAUL BRIL,<br />

CA. 1553/54 BREDA – 1626 ROME, ATTRIBUTED<br />

ANIMATED LANDSCAPE WITH SHADOWY HILL<br />

AND SHEPHERDS<br />

Oil on canvas. Relined with wax.<br />

66.5 x 96 cm.<br />

Combining a variety of landscape impressions in a<br />

single picture is one of the typical characteristics of<br />

the painter Paul Bril, who moved to Rome as early as<br />

1582.<br />

€ 25.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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177


288<br />

HANS BOL,<br />

1534 MECHELEN – 1593 AMSTERDAM, ZUG.<br />

MINIATURTONDO<br />

Durchmesser: 6,3 cm.<br />

Verso feine Holzabdeckelung mit schwarzem Lacksiegel<br />

und gestochenem ovalem Aufkleber mit Wappen<br />

und Krone mit Devisenumschrift „MARE NASCITUR<br />

FORTITUDO / EX MUSEO DE LA VILLESTREUX“<br />

(Grafen Perre de la villestreux).<br />

Eingelegt in einem aufwändig gearbeiteten runden,<br />

vergoldeten Bronzerahmen mit Perlstabdekor und<br />

Hängering, die Abdeckelung verso mit originaler Verschraubung.<br />

Herstellermonogramm „F/E“ sowie Gravur<br />

auf dem klappbaren Stellfuß „Giroux/Paris“ (1776-<br />

1848).<br />

Darstellung eines Eisvergnügens, mit seitlichen Häusern,<br />

Figurenstaffage im Vordergrund und einer Stadt<br />

am Horizont, bei der es sich wohl um die Heimatstadt<br />

des Malers, Mechelen, handelt.<br />

Die Miniatur in äußerst feiner Technik, in heller, dem<br />

winterlichen Licht entsprechender Farbigkeit geschaffen.<br />

Der Blick aus der Kavaliersperspektive zeigt mehrere<br />

Männer, Frauen und Kinder, als Zuschauer des tiefer<br />

liegenden Eisvergnügens mit zahlreichen Schlittschuhläufern.<br />

Die Dächer der seitlichen Gebäude verschneit,<br />

dazwischen entlaubte schlanke Bäume. Am<br />

Horizont eine Stadt mit davorstehenden, hell wiedergegebenen<br />

Rundtürmen der Stadtbefestigung: links<br />

eine doppeltürmige Festungsanlage, rechts ein einfacher<br />

Rundturm. Dahinter eine Kathedrale, links davon<br />

ein weiterer Kirchturm.<br />

Der Vergleich mit alten Stadtansichten zeigt, dass es<br />

sich hier wohl um die Geburtsstadt des Malers, Mechelen<br />

handeln dürfte. Dafür sprechen die genannten<br />

Doppeltürme, wobei der linke wohl der St. Peters­<br />

Kirche zuzuordnen wäre. Die St. Rambolds-Kirche im<br />

Zentrum hatte noch im 17. Jhdt. eine spitze Turmerscheinung.<br />

Hans Bol zeigte auch in seinen größeren Bildern eine<br />

ausgesprochen feine Pinseltechnik und nicht selten<br />

eine helle Farbigkeit. In seinen Landschaften komponierte<br />

er gerne <strong>Part</strong>ien seiner Heimat in phantasievollen<br />

Arrangements. A. R.<br />

HANS BOL,<br />

1534 MECHELEN – 1593 AMSTERDAM, ATTRIBUTED<br />

MINIATURE TONDO<br />

Diameter: 6.3 cm.<br />

Fine wooden cover with black lacquer seal and engraved<br />

oval label with coat of arms and crown and<br />

circumscription in Latin: “MARE NASCITUR FORTITU­<br />

DO / EX MUSEO DE LA VILLESTREUX“ on the back.<br />

Provenance:<br />

Former collection Rau for UNICEF.<br />

Note:<br />

A winter landscape of very similar composition by<br />

Bol and almost identical depiction of the ice with the<br />

skaters created in 1586 is held at the Miniature Cabinet<br />

of the Collections of Munich Residenz, Rich<br />

Rooms (r. 62).<br />

€ 25.000 - € 27.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Provenienz:<br />

Ehemals Sammlung Rau für UNICEF.<br />

Anmerkung:<br />

Eine sehr ähnlich komponierte Winterlandschaft von<br />

seiner Hand mit nahezu derselben Wiedergabe der<br />

Eisfläche mit Schlittschuhläufern, entstanden 1586,<br />

befindet sich im Miniaturenkabinett der Sammlungen<br />

der Münchener Residenz, Reiche Zimmer (R. 62).<br />

Hans Bol zählt zu den bedeutenden Flamen der niederländischen<br />

Malerei der Hochrenaissance. 1560<br />

wurde er Mitglied der Malergilde in seiner Heimatstadt.<br />

1572, bei der Plünderung der Stadt durch die<br />

Spanier verlor er seinen gesamten Besitz und musste<br />

zwei Mal fliehen, worauf er sich nur noch der Miniaturmalerei<br />

verschrieb. 1574 wurde er Mitglied der<br />

Lukasgilde in Amsterdam, wo er auch in der Oude<br />

Kerk beigesetzt wurde. (1270153) (11)<br />

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Vergrößerung, Originalgröße 6,3 cm<br />

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179


289<br />

JAN VAN KESSEL D. Ä.,<br />

UM 1626 ANTWERPEN – 1679 EBENDA<br />

SCHMETTERLINGE, MUSCHELN,<br />

INSEKTEN UND BLÜTENZWEIG<br />

Öl auf Eichenholz.<br />

18,5 x 24,5 cm.<br />

Mittig unten signiert „J. V. Kessel fecit A° 1661“.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />

vom 19. Februar 2016. Dieses auch mit der kunsthistorischen<br />

Erinnerung daran, dass der Maler ab 1653<br />

Miniaturräume vor hellem Grund schuf und das 1661<br />

entstandene Bild sich damit in den stilistischen Zeitraum<br />

des Werkes problemlos einordnet. Zudem ist<br />

eine Farbpigmentanalyse von Prof. Dr. Schreiner,<br />

Wien, beigegeben.<br />

Die Objekte auf beigegrauem Untergrund gemalt, mit<br />

jeweiliger zarter Schattengebung, im Zentrum Strauchstängel<br />

mit Knospen und blauen Blüten einer Borretschpflanze,<br />

auch Gurkenkraut genannt, darauf ein<br />

Nachtfalter. Das farbige Zentrum überwiegend in den<br />

Farben Grün und Blau, kreisförmig umgeben von eher<br />

brauntonigen Insekten und Schmetterlingen sowie<br />

Seemuscheln und Wasserschnecken. Dazwischen<br />

kleinere Laufkäfer, eine zart gemalte Mücke sowie<br />

eine Libelle links oben. Die Farboberfläche weist<br />

feinstes Craquelé auf. (†) (12901429) (11)<br />

JAN VAN KESSEL THE ELDER,<br />

CA. 1626 ANTWERP – 1679 IBID.<br />

BUTTERFLIES, SHELLS, INSECTS<br />

AND BLOSSOM BRANCH<br />

Oil on oak panel.<br />

18.5 x 24.5 cm.<br />

Signed “J. V. Kessel fecit A° 1661” at lower centre.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />

Lingen, dated 19 February 2016. The report explains<br />

that the artist had been painting miniature interiors<br />

set against light backgrounds since 1653 and that<br />

the work on offer here, created in 1661, easily fits<br />

into this stylistic period. A pigment analysis by Prof.<br />

Dr. Schreiner, Vienna, is enclosed.<br />

Very fine craque lure to the paint surface. (†)<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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290<br />

JAN VAN KESSEL D. Ä.,<br />

UM 1626 ANTWERPEN – 1679 EBENDA<br />

REIHER IM KAMPF MIT FALKEN<br />

Öl auf Leinwand, auf Holz aufgezogen.<br />

52 x 69 cm.<br />

Rechts unten signiert „IVKessel Fecit A° 1675“.<br />

In partiell vergoldetem Holzrahmen.<br />

Niedriger weiter Horizont in Luftperspektive dargestellt<br />

mit dem Betrachter nahem Uferstück, darauf drei<br />

Reiher, wobei der Linke soeben von einem Falken attakiert<br />

worden ist. Weitere Falken und Reiher sind in der<br />

Luft dargestellt, anderes Federvieh wird in friedlicherer<br />

Situation in natürlicher Umgebung gezeigt. Einen (weniger<br />

prächtigen) Kampf mit Reihern zeigt ein <strong>Gemälde</strong><br />

in Dunkerque, Musée des Beaux-Arts, Inv.Nr. P. 279.<br />

Rest.<br />

Provenienz:<br />

Ehemals Sammlung Lindgens, Köln.<br />

Literatur:<br />

Klaus Ertz und Christa Nitze-Ertz, Die Maler Jan van<br />

Kessel, Lingen 2012, S. 214, Nr. 202. Dort auch Hinweis<br />

auf die Provenienz. (1290106) (13)<br />

JAN VAN KESSEL THE ELDER,<br />

CA. 1626 ANTWERP – 1679 IBID.<br />

HERONS FIGHTING FALCONS<br />

Oil on canvas, laid on panel.<br />

52 x 69 cm.<br />

Signed “IVKessel Fecit A° 1675” lower right.<br />

In parcel-gilt wooden frame.<br />

Low, broad horizon in aerial perspective with the riverside<br />

close to the viewer. A (less magnificent) fight<br />

with herons can be seen in a painting held at the<br />

Musée des Beaux-Arts, Dunkerque with inventory no.<br />

P. 279. Restored.<br />

Provenance:<br />

Previously Lindgens Collection, Cologne.<br />

Literature:<br />

Klaus Ertz and Christa Nitze-Ertz, Die Maler Jan van<br />

Kessel, Lingen 2012, p. 214, no. 202. With reference<br />

regarding its provenance.<br />

€ 20.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

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181


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291<br />

FREDERICK BOUTTATS D. Ä.,<br />

1612 – 1661, ZUG.<br />

PAAR STILLEBEN MIT VÖGELN, FRÖSCHEN,<br />

MEERSCHWEINCHEN UND EINEM AFFEN<br />

Öl auf Holz.<br />

14,4 x 20 cm.<br />

Verso mit alten Sammlungsetiketten und Notizen.<br />

In ebonisiertem Wellenleistenrahmen.<br />

Auf monochromem cremefarbenem Grund jeweils<br />

gleichmäßig verteilte Tierwesen. Die teils exotischen<br />

Vögel teils auf einem blattfreien Ast sitzend, während<br />

ein Kranich seinen langen Hals als Vertikale kompositorisch<br />

gegen die Äste entgegenrichtet. Auf dem Boden<br />

fressende Meerschweinchen, ein Frosch und ein Affe.<br />

FREDERICK BOUTTATS THE ELDER,<br />

1612 – 1661 , ATTRIBUTED<br />

PAIR OF STILL LIFES WITH BIRDS, FROGS,<br />

GUINEA PIGS AND MONKEY<br />

Oil on panel.<br />

14.4 x 20 cm.<br />

Provenance:<br />

Viennese collection.<br />

Galerie Carrol, Munich, 27 August 1972 as Friedrich<br />

Bouttats.<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Provenienz:<br />

Wiener Sammlung.<br />

Galerie Carrol, München, 27. August 1972, als Friedrich<br />

Bouttats. (1290273) (13)<br />

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185


292<br />

ROELANT SAVERY,<br />

1576/78 KORTRIJK, BELGIEN – 1639 UTRECHT,<br />

NIEDERLANDE<br />

LANDSCHAFT MIT EINEM ANGREIFENDEN<br />

LÖWEN<br />

Öl auf Holz.<br />

23 x 32 cm.<br />

Links unten Signatur „Roelandt Savery fe.“<br />

In bergiger Landschaft vor einer Höhle ein Löwe, der<br />

ein weiß-braunes Pferd angegriffen hat, es mit seinen<br />

Vorderpfoten festhält und bereits zugebissen hat, sodass<br />

leichte Blutflecken zu erkennen sind. Im Hintergrund<br />

rechts ein den Hang herablaufender Stier und<br />

der hohe blaue Himmel mit weißen Wolkenformationen,<br />

in dem zahlreiche Vögel und Kraniche fliegen.<br />

Retuschen. (1290892) (18)<br />

ROELANT SAVERY<br />

1576/78 KORTRIJK, BELGIUM – 1639 UTRECHT,<br />

NETHERLANDS<br />

LANDSCAPE WITH AN ATTACKING LION<br />

Oil on panel.<br />

23 x 32 cm.<br />

Signed “Roelandt Savery fe.” lower left.<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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293<br />

CHRISTOPH JACOBSZ VAN DER LAMEN,<br />

UM 1605 BRÜSSEL – UM 1651 ANVERS, ZUG.<br />

Antwerpener Schule des 17. Jahrhunderts<br />

INTERIEUR MIT TRIC TRAC SPIELENDEN<br />

ELEGANTEN FIGUREN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

45,5 x 63 cm.<br />

In einem nüchternen Interieur bewegen sich in höflicher<br />

Atmosphäre mit Zurückhaltung und Eleganz drei<br />

vornehme Kavaliere und zwei Damen. Hier wird Tric<br />

Trac gespielt, das sich auf einem Tisch befindet, und<br />

getrunken, aber auf eine würdige Art und Weise.<br />

Wenn die Eleganz der Charaktere mit ihren herausgeputzten<br />

Kleidern, feinen weißen Spitzenkragen und<br />

Draperien einen hohen sozialen Rang verrät, zeigt<br />

eine genauere Betrachtung, dass die Männer, die ihre<br />

Hüte aufbehalten haben, zwei barhäuptige Frauen besuchen.<br />

Wir finden also ein wiederkehrendes Thema<br />

im Niederländischen der holländischen Malerei, in der<br />

die Herren, die gekommen sind, um eine Art Gesellschaftsspiel<br />

zu spielen. In Wirklichkeit verbergen sich<br />

hinter diesen Worten noch galantere Einsätze. Wir befinden<br />

uns hier erst in der Anfangsphase: der Abend<br />

hat gerade erst begonnen, da wird eine Flasche in<br />

eine Kühlbox links unten auf dem Boden gestellt.<br />

Hier gibt es keine unangemessenen Gesten, Höflichkeit<br />

ist das Gebot der Stunde. Die perfekt ausgewogene<br />

Komposition ist Teil dieser Maßnahme, bei der<br />

die Figurengruppe in einer symmetrischen Anordnung<br />

die Mitte einnimmt, deren Achse dieser Mann<br />

im Hintergrund ist, unter einem Marinegemälde, von<br />

dem aus der gesamte Raum organisiert wird, bis hin<br />

zu den Massen eines Schranks und einer Tür auf der<br />

rechten Seite, die die Szene einrahmen. Qualitätvolle<br />

Malerei mit gekonnter Licht- und Schattensetzung. (†)<br />

Anmerkung:<br />

Christoffel van der Lamen (1607/08-1651/52) war ein<br />

flämischer Maler, der sich auf Genreszenen spezialisiert<br />

hatte. Er war der Sohn des Malers Jacob van<br />

der Lamen (1584-1624). Er lernte bei ihm, bevor er<br />

ein Schüler von Frans Francken dem Jüngeren (1581-<br />

1642) wurde. Zwischen 1620 und 1634 ließ er sich in<br />

Amsterdam nieder, wo er seine Vorliebe für Szenen<br />

gesellige Zusammenkünfte zeigte, bei denen gespielt,<br />

getrunken oder getanzt wird, inspiriert von den nieder<br />

ländischen Malern Dirck Hals (1591-1656), Pieter<br />

Codde (1599-1678) und vor allem Anthonie Palamedes<br />

(1602-1673), von dem er einige seiner Kompositionen<br />

entlehnt hat. Zurück in Antwerpen, wurde er<br />

Professor an der Gilde von Saint Luc im Jahr 1636.<br />

Danach nahm seine Karriere Fahrt auf und er schuf<br />

zahlreiche <strong>Gemälde</strong>. Seine Handschrift ist durch die<br />

häufige Verwendung von Charakteren mit manchmal<br />

stereotypen Haltungen leicht zu erkennen. Seine<br />

Werke finden sich heute in den Sammlungen der<br />

größten westlichen Museen, angefangen mit dem<br />

Musée du Louvre. (1291939)<br />

CHRISTOPH JACOBSZ VAN DER LAMEN,<br />

CA. 1605 BRUSSELS – CA. 1651 ANVERS,<br />

ATTRIBUTED<br />

School of Antwerp, 17th century<br />

INTERIOR WITH ELEGANT FIGURES PLAYING<br />

TRIC TRAC<br />

Oil on canvas.<br />

45.5 x 63 cm.<br />

His works are today held in collections of the biggest<br />

museums in the West, starting with the Musée du<br />

Louvre. (†)<br />

€ 30.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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187


294<br />

BERNARDO CANAL,<br />

1674 VENEDIG – 1744<br />

VEDUTE VON VENEDIG MIT DEM PALAZZO<br />

DUCALE UND DEM SCHIAVONI-UFER<br />

Öl auf Leinwand.<br />

76 x 116 cm.<br />

Beigegeben Gutachten von Dr. Filippo Pedrocco,<br />

Venedig vom 09. Februar 2009.<br />

Der Blick auf den Dogenpalast, die Markussäule und<br />

die nach hinten ziehende Häuserfassade, ist aus<br />

leicht erhöhter Kavaliersperspektive vom Canal Grande<br />

aus zu sehen, die anliegenden und abfahrenden Gondeln<br />

im Vordergrund. Aufgrund der Beobachtung der<br />

technischen Charakteristik in Canals Werk kann das<br />

vorliegende <strong>Gemälde</strong>, nach Auskunft des Gutachtens<br />

von Dr. Filippo Pedrocco, an den Anfang des Jahres<br />

1735 datiert werden. Im beiliegenden Gutachten werden<br />

ferner zwei <strong>Gemälde</strong> im Museum Budapest erwähnt,<br />

die mit dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong> in Verbindung<br />

zu bringen sind.<br />

BERNARDO CANAL,<br />

1674 VENICE – 1744<br />

VEDUTA OF VENICE WITH THE DOGE’S PALACE<br />

AND THE SCHIAVONI RIVERSIDE<br />

Oil on canvas.<br />

76 x 116 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr. Filippo<br />

Pedrocco, Venice dated 9 February 2009.<br />

€ 70.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Bernardo Canal gehört zum älteren und früheren<br />

Kreis der venezianischen Vedutisten, wie Lucca Carlevaris<br />

(1663/65-1729/31), Johann Richter (1665-1745)<br />

oder Bernardo Bellotto (1721-1780), während sein Sohn<br />

Giovanni Antonio Canal (1697-1768) als der bekannte<br />

Canaletto aus diesem Kreis hervorging. In den Aufzeichnungen<br />

der venezianischen Malergilde wird er in<br />

den Jahren 1737-1743 erwähnt, taucht erstmals 1717<br />

auf, als er zusammen mit seinem Bruder Cristoforo<br />

und seinem Sohn Antonio Bühnendekorationen für<br />

das Teatro Sant’Angelo in Venedig schuf. 1719/20 ist<br />

er in Rom nachweisbar, dort ebenfalls zusammen mit<br />

seinem Sohn mit Dekorationen für das Opernhaus beschäftigt,<br />

wobei wir erfahren, dass er Kulissen für die<br />

Opern von Alessandro Scarlatti (1660-1725) schuf, die<br />

1720 aufgeführt wurden. Sein Malstil unterscheidet<br />

sich von dem seines Sohnes Canaletto im Wesentlichen<br />

durch eine stärkere Kontrastierung und Betonung<br />

dunklerer Konturen. (12901416) (11)<br />

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189


295<br />

ANTONIO JOLI,<br />

1700 MODENA – 1777 NEAPEL<br />

BLICK AUF DEN CAMPIDOGLIO IN ROM, VOM<br />

FUSS DER TREPPE AUS<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

73,5 x 97 cm.<br />

Verso auf Rahmen zwei rote Wachssiegel auf dem<br />

Rahmen und der Leinwand, zudem auf Leinwand<br />

eine Grafenkrone.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Prof. Ralph Toledano,<br />

Paris vom 21. Dezember 2014 und ein Gutachten von<br />

Roberto Middione vom 20. Januar 2014.<br />

Diese römische Ansicht zeigt das Kapitol, von unterhalb<br />

der Cordonata aus gesehen, mit der Treppe der<br />

Kirche Santa Maria in Aracæli zur Linken. Die Cordonata<br />

ist der Spitzname der majestätischen Rampe mit<br />

niedrigen und tiefen Stufen, die zum Kapitolsplatz<br />

führt. Den Anfang markieren zwei ägyptische Löwen<br />

aus einem Isis-Tempel, die 1582 als Brunnenfiguren<br />

verwendet wurden.<br />

Der berühmte Platz, der von Michelangelo entworfen<br />

und von Giacomo della Porta und Girolamo Rainaldi<br />

ausgeführt wurde, wird von drei Palästen begrenzt.<br />

Es handelt sich um den Senatorenpalast am Ende, den<br />

Konservativen Palast auf der rechten Seite und den<br />

Kapitolinischen Palast auf der linken Seite. Im Mittelpunkt<br />

des Platzes steht das bronzene Reiterstandbild<br />

von Marc Aurel, das hier teils von einer weiteren<br />

Skulptur verdeckt ist.<br />

Von der Kirche Santa Maria in Aracæli und ihrer gleichnamigen<br />

Treppe ist auf diesem <strong>Gemälde</strong> nur die rechte<br />

Seite zu sehen.<br />

Laut Prof. Toledano gibt es für diese Ansicht keine<br />

genaue Vorgeschichte. Tatsächlich sind die meisten<br />

Darstellungen des Kapitols von der Ebene des Platzes<br />

aus aufgenommen. Das einzige Werk, das der vorliegenden<br />

Komposition ähnelt, ist das von Piranesi (enthalten<br />

in Vedute di Roma, eine zwischen 1748 und<br />

1765 veröffentlichte Sammlung von Drucken). In Piranesis<br />

Werk erscheinen die Backsteinfassade der Kirche<br />

und ihre Treppe (die links von den Bürgerhäusern begrenzt<br />

wird, die beim Bau des Altare della Patria abgerissen<br />

wurden) in ihrer Gesamtheit. Da wir die<br />

Chronologie der Veröffentlichung von Piranesis Grafiken<br />

nicht kennen, ist es nicht möglich festzustellen,<br />

ob Antonio Joli von dem Kupferstecher zu diesem<br />

<strong>Gemälde</strong> inspiriert wurde.<br />

Aufgrund der reifen Handschrift, der topografischen<br />

Sicherheit der Zeichnung, der Objektivität des ruhigen<br />

Lichts und der kantigen Perspektive, die an die Arbeit<br />

des Künstlers als Bühnenbildner erinnert, entspricht<br />

diese Ansicht der Reife von Antonio Joli. Die Lichtbrechung<br />

auf den Gebäuden rechts, die den Hintergrund<br />

bilden, ist typisch für Antonio Joli. Der Künstler arbeitete<br />

von 1744 bis 1749 in London und anschließend<br />

von 1749 bis 1754 in Madrid. In diesem Jahr kehrte er<br />

nach Italien zurück, ließ sich aber erst 1759 in Neapel<br />

nieder. Zwischen 1754 und 1759 unternahm er mehrere<br />

Reisen auf die Halbinsel und nach Sizilien, wo er<br />

verschiedene Stadtansichten malte. In den Jahren<br />

1756-1758 war sein wichtigster Auftraggeber Sir John<br />

Brudennell, für den er zahlreiche Ansichten malte, die<br />

sich heute größtenteils in den Sammlungen von Lord<br />

Montagu of Beaulieu und dem Duke of Buccleuch befinden.<br />

Der Stil der vorliegenden Ansicht ähnelt dem des reichhaltigen<br />

Kerns, der diesem sehr raffinierten englischen<br />

Reisenden und Sammler zur Verfügung gestellt wurde,<br />

so sehr, dass er ein Teil davon gewesen sein könnte.<br />

Diese schöne Ansicht wird durch zahlreiche kleine<br />

Figuren von Jolis eigener Hand belebt. Die langen,<br />

schmalen Typen finden sich in mehreren neapolitanischen<br />

Ansichten aus der Reifezeit des Künstlers<br />

wieder. Die beiden Männer rechts im Vordergrund,<br />

der eine gelehnt, der andere auf antiken Ruinen sitzend,<br />

verweisen dagegen auf die volleren Figuren<br />

Paninis, dessen Schüler Joli in seiner Jugend in Rom<br />

war, bevor er nach Umbrien zurückkehrte und sich<br />

später um 1732 in Venedig niederließ. (†)<br />

Literatur:<br />

Vgl. Ralph Toledano, Antonio Joli, Turin 2006, u.a. Nr.<br />

VV.III.I, S. 264 ; VV.III.2, S.265; VV.VI.I,S.270; N.XXX-<br />

VI, S. 387.<br />

Vgl. Roberto Middione, Antonio Joli, Soncino 1995.<br />

(1291417) (18)<br />

ANTONIO JOLI,<br />

1700 MODENA – 1777 NAPLES<br />

VIEW OF THE CAMPIDOGLIO IN ROME, FROM<br />

THE FOOT OF THE STAIRS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

73.5 x 97 cm.<br />

An expert’s report by Professor Ralph Toledano, Paris,<br />

dated 21 December 2014 is enclosed as is an expert’s<br />

report by Roberto Middione, dated 20 January 2014.<br />

This vista of Rome shows the Capitol, seen from the<br />

foot of the Cordonata, with the stairs of the Basilica<br />

of Santa Maria in Ara Coeli on the left. (†)<br />

Literature:<br />

cf. Ralph Toledano, Antonio Joli, Turin 2006, et al.<br />

no. VV.III.I, p. 264; VV.III.2, p. 265; VV.VI.I, p. 270;<br />

N.XXXVI, p. 387.<br />

cf. Roberto Middione, Antonio Joli, Soncino 1995.<br />

€ 100.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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Detailabbildung<br />

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191


296<br />

GIACOMO GUARDI,<br />

1764 VENEDIG – 1835 EBENDA, ZUG.<br />

PIAZZA DI SAN MARCO IN VENEDIG<br />

Öl auf Leinwand.<br />

45 x 60 cm.<br />

Giacomo war der Sohn des berühmten Francesco<br />

Guardi (1712-1793). Er profitierte von dessen Namen,<br />

arbeitete allerdings nicht in der Qualität seines Vaters,<br />

allenthalben für den touristischen Sammlermarkt der<br />

späteren Grand-Tour-Interessen. Gezeigt ist hier die<br />

große Piazza, von dem Schriftsteller Alfred de Musset<br />

„Salon Europas“ genannt, mit Blick auf die Basilica di<br />

San Marco, mit dem rechts stehenden Campanile.<br />

Seitlich wird der Platz gesäumt von den Prokuratien<br />

von Sansovino, Scamozzi und Longhena errichtet,<br />

links hinten ist der Torre dell´Orologio mit der astronomischen<br />

Uhr zu sehen. Die Vedute der Gebäude ist<br />

bewusst tief angesetzt, um dem südlichen Wolkenhimmel<br />

darüber größeren Raum zu geben. Die Staffagefiguren<br />

zeigen noch ganz die Kleidertradition des<br />

ausgehenden 18. Jahrhunderts. A. R. (1290522) (11)<br />

GIACOMO GUARDI,<br />

1764 VENICE – 1835 IBID., ATTRIBUTED<br />

PIAZZA DI SAN MARCO IN VENICE<br />

Oil on canvas.<br />

45 x 60 cm.<br />

€ 25.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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297<br />

VIVIANO CODAZZI (1604 – 1670) IN ZUSAMMEN-<br />

ARBEIT MIT FILIPPO LAURI (1623 – 1694)<br />

BLICK ÜBER DEN TIBER MIT DER KIRCHE<br />

SAN GIOVANNI DEI FIORENTINI<br />

Öl auf Leinwand.<br />

74 x 100 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen mit Rocaillen.<br />

Dem <strong>Gemälde</strong> ist eine ausführliche Dokumentation<br />

beigegeben, die die Feststellung beinhaltet, dass das<br />

<strong>Gemälde</strong> bereits 1955 erstmals durch Giuliano Briganti<br />

als ein Werk des Codazzi anerkannt und 1983<br />

veröffentlicht wurde. In der Dokumentation werden<br />

Vergleichsbeispiele genannt, sowohl aus dem Werk<br />

des Codazzi als auch des Lauri, wie etwa das <strong>Gemälde</strong><br />

„Opfer von Kain und Abel“.<br />

Wie häufig in der Malerei der Zeit und in den entsprechenden<br />

Themen, handelt es sich auch hier um eine<br />

Zusammenarbeit zweier Maler, wobei Codazzi hier<br />

Architektur und Hintergrund und Lauri die Figurenstaffage<br />

geschaffen hat. Gezeigt ist ein im Spätlicht<br />

von links beleuchteter Palast mit zwei Loggia-Risaliten,<br />

durch deren Bögen die Fensterfassade zu sehen<br />

ist. Die Loggien getragen von mächtigen Rundsäulen<br />

mit ionischen Kapitellen über einer Treppenanlage. Im<br />

oberen Geschoss ein geöffnetes Fenster mit zwei<br />

Personen. An der langen mittleren Zugangstreppe<br />

mehrfigurige Szenerie: Jesus vor den Aposteln, von<br />

denen einige einen Bottich herangetragen haben. Dabei<br />

dürfte es sich um die Szene der bevorstehenden<br />

Hochzeit zu Kana handeln. Rechts im Bild einige<br />

weitere, auf den Stufen sitzende Gestalten sowie<br />

zwei Männer im Gespräch. Links der verschattet stehende<br />

Springbrunnen mit hoher Brunnenschale, davor<br />

zwei Esel neben abgestelltem Gepäck und Gefäßen.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> insgesamt in hervorragender, den beiden<br />

genannten Künstlern entsprechenden, Malqualität.<br />

Bei genauerer Sichtung des <strong>Gemälde</strong>s wird deutlich,<br />

dass die Figuren nach Fertigstellung der architektonischen<br />

Elemente eingefügt wurden, da die vorbereitenden<br />

Untermalungen zum Teil noch erkennbar sind.<br />

Literatur:<br />

Das <strong>Gemälde</strong> in der Literatur mehrfach genannt und<br />

abgebildet:<br />

Giuliano Briganti, Ludovica Trezzani, Laura Laureati,<br />

Viviano Codazzi, in: I Pittori Bergamaschi dal XIII al<br />

XIX secolo, Il Seicento, I, Bergamo 1983, S. 704,<br />

Nr. 128; S. 736, Abbildung 2.<br />

David Ryley Marshall, Viviano and Niccolò Codazzi<br />

and the Baroque architectural fantasy, Mailand-Rom<br />

1993, S. 324, VC 191.<br />

Giancarlo Sestieri, Il Capriccio architettonico in<br />

Italia nel XVII e XVIII secolo, Rom 2015, I, S. 363,<br />

Abbildung 117. (12901426) (18)<br />

VIVIANO CODAZZI (1604 – 1670) IN COLLABORA-<br />

TION WITH FILIPPO LAURI (1623 – 1694)<br />

PALACE ARCHITECTURE WITH ADJOINING<br />

GARDEN, FOUNTAIN AND BIBLICAL SCENE<br />

Oil on canvas.<br />

74 x 100 cm.<br />

Literature:<br />

The painting is mentioned several times in specialised<br />

literature and illustrated in:<br />

Giuliano Briganti, L. Trezzani, L. Laureati, V. Codazzi,<br />

in: I Pittori Bergamaschi dal XIII al XIX secolo, Il Seicento,<br />

I, Bergamo 1983, p. 704, no. 128; p. 736, ill. 2.<br />

David Ryley Marshall, Viviano and Niccolò Codazzi<br />

and the Baroque Architectural Fantasy, Milan/Rome<br />

1993, p. 324, VC 191.<br />

Giancarlo Sestieri, Il Capriccio architettonico in Italia<br />

nel XVII e XVIII secolo, Rome 2015, I, p. 363, ill. 117.<br />

€ 50.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

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193


298<br />

CARLO BONAVIA,<br />

TÄTIG 1755 NEAPEL – 1788<br />

PAAR KÜSTENSTÜCKE BEI UNTERSCHIEDLICHER<br />

WITTERUNG<br />

Öl auf Leinwand.<br />

160 x 237 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo<br />

Sestieri, Rom.<br />

Vermutlich bereits als Pendants konzipiert bieten die<br />

vorliegenden <strong>Gemälde</strong> einen spannenden Gegensatz.<br />

Einerseits eine aufgepeitschte See bei Sturm, der in<br />

die Segel bläst und die Bäume an der Küste peitscht<br />

und die Arbeit der Fischer ins Todesbedrohliche setzt,<br />

auf der anderen Seite ein <strong>Gemälde</strong>, das eine ruhige<br />

Stimmung im Sonnenuntergang mit starr vor sich hinblickenden<br />

Kühen und aufgetakelten Segeln, deren einziger<br />

Zweck es zu sein scheint, dem Maler als Garant<br />

zu dienen, dass kein Wind geht.<br />

Über das Leben von Carlo Bonavia ist bisher erstaunlich<br />

wenig bekannt, obwohl immer mehr seiner äußerst<br />

attraktiven <strong>Gemälde</strong> ans Licht kommen. Man nimmt<br />

an, dass er aus Rom stammte, aber zwischen 1751<br />

und 1788, den Jahren seiner frühesten und letzten<br />

datierten <strong>Gemälde</strong>, in Neapel arbeitete. Er scheint in<br />

der neapolitanischen Landschaftstradition von Salvator<br />

Rosa (1615-1673) und Leonardo Coccorante (1680-<br />

1750) ausgebildet worden zu sein, war aber viel stärker<br />

von den Werken Claude-Joseph Vernets (1714-<br />

1789) beeinflusst, der 1737 und 1746 in Neapel<br />

weilte. Bonavias <strong>Gemälde</strong> haben mit Vernets <strong>Gemälde</strong>n<br />

eine köstliche Rokoko-Palette aus blassen<br />

Blautönen, cremefarbenen Gelbtönen, Rosatönen und<br />

sanftem Grün sowie eine eher atmosphärische als<br />

analytische Herangehensweise an die Landschaft gemeinsam.<br />

Wie Vernet malte Bonavia Capricci, in denen<br />

reale Elemente der neapolitanischen Landschaft<br />

– wie etwa das Grabmal des Virgil – in eine imaginäre<br />

Umgebung gesetzt werden.<br />

Bonavias idyllische Landschaften waren bei den<br />

Grand Tourists, die im achtzehnten Jahrhundert nach<br />

Neapel strömten, sehr beliebt. Zu seinen Auftraggebern<br />

gehörte Lord Brudenell, der einen Ausbruch des<br />

Vesuvs in Auftrag gab (signiert und datiert 1757, Sammlung<br />

Lord Montagu, Beaulieu). Ein weiterer bedeutender<br />

Mäzen war Graf Karl Joseph Firmian, österreichischer<br />

Botschafter in Neapel 1753-58, der 17 seiner<br />

Werke besaß, darunter Landschaften, mythologische<br />

und literarische Themen. (†)<br />

Anmerkung:<br />

Zu den öffentlichen Sammlungen mit <strong>Gemälde</strong>n von<br />

Carlo Bonavia gehören die Accademia di San Luca<br />

(Rom), die Dulwich Picture Gallery, die Fine Arts<br />

Muse ums of San Francisco, die Honolulu Academy<br />

of Arts, das Metropolitan Museum of Art, das Museo<br />

di Capodimonte (Neapel) und Stourhead (Wiltshire,<br />

England).<br />

Literatur:<br />

Vgl. William George Constable, Carlo Bonavia, in: Art<br />

Quarterly, Bd. XXII, Nr. 1, 1959, S. 19-44. (1291415)<br />

(13<br />

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CARLO BONAVIA,<br />

ACTIVE 1755 NAPLES – 1788<br />

A PAIR OF COASTAL LANDSCAPES WITH VARYING<br />

WEATHER CONDITIONS<br />

Oil on canvas.<br />

160 x 237 cm.<br />

Unframed.<br />

Accompanied by an expert’s report by Professor<br />

Giancarlo Sestieri, Rome.<br />

It can be assumed that the present pair of paintings<br />

were conceived as counterparts and they offer an exciting<br />

contrast. One depicts a stormy sea with blowing<br />

sails and trees along the coast putting the fishermen<br />

in peril, the other shows a calm atmosphere at<br />

sunset with cows staring straight ahead and rigged<br />

sails, who only appear to serve the painter’s purpose<br />

in demonstrating that there is no wind. (†)<br />

Notes:<br />

Public collections with paintings by Carlo Bonavia<br />

include the Accademia di San Luca (Rome), the Dulwich<br />

Picture Gallery, the Fine Arts Museums of San<br />

Francisco, the Honolulu Academy of Arts, the Metropolitan<br />

Museum of Art, the Museo di Capodimonte<br />

(Naples) and Stourhead (Wiltshire, England).<br />

Literature:<br />

cf. William George Constable, Carlo Bonavia, in:<br />

Art Quarterly, vol. XXII, no. 1, 1959, pp. 19-44.<br />

€ 95.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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195


299<br />

CHARLES FRANÇOIS LACROIX DE MARSEILLE,<br />

UM 1700 MARSEILLE – 1782 BERLIN, ZUG.<br />

HAFEN VON NEAPEL MIT BLICK AUF DEN<br />

AUSBRECHENDEN VESUV<br />

Öl auf Leinwand.<br />

77 x 129 cm.<br />

Der Franzose war erstmals 1754 in Rom, hielt sich<br />

wechselnd in Italien wie in der Provence auf. Stets<br />

jedoch malte er im Stil seines Lehrers Joseph Vernet<br />

(1714-1789). Ab 1776 stellte er seine Werke in Paris<br />

aus, mit so großem Erfolg, dass etliche seiner Bilder<br />

von Le Veau und Le Mire in Stichwerken publiziert<br />

wurden. Stets sind seine ruhigen Hafenlandschaften<br />

in ein diffuses oder abendliches Licht getaucht, nicht<br />

selten mit Vollmond in Wolken. Gelegentlich aber<br />

auch dramatisiert durch einen Wasserfall, wie etwa<br />

sein Bild „Villa in Tivoli“ (Bodemuseum Berlin). Hier ist<br />

es der Feuer speiende Vesuv, dessen Rauchschwaden<br />

in Gegensatz zum Sonnenuntergangshimmel gesetzt<br />

sind. Schlank und gebrechlich wirken die Schiffsmasten<br />

zwischen dem Bergkegel und dem Uferturm<br />

rechts. Die Staffagefiguren, darunter drei orientalische<br />

Kauffahrer mit Turbanen, über den Steinstufen hervorgehoben,<br />

beleben die Szene vor dem weiten Horizont<br />

und stellen orientierende Größenverhältnisse her. Der<br />

Maler hat sich mehrfach der Darstellung des Vesuvausbruchs<br />

gewidmet, ein Thema, das sicher in seiner<br />

Heimat Frankreich und Paris auf großes Interesse<br />

gestoßen ist.<br />

A. R.<br />

CHARLES FRANÇOIS LACROIX DE MARSEILLE,<br />

CA. 1700 MARSEILLE – 1782 BERLIN, ATTRIBUTED<br />

THE HARBOUR OF NAPLES WITH VIEW OF<br />

MOUNT VESUVIUS IN ERUPTION<br />

Oil on canvas.<br />

77 x 129 cm.<br />

Literature:<br />

cf. Michael Kitson, Claude to Corot: The Development<br />

of Landscape Painting in France, Colnaghi<br />

1990.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Literatur:<br />

Vgl. Michael Kitson, Claude to Corot: The Development<br />

of Landscape Painting in France. Colnaghi<br />

1990. (1291674) (3) (11)<br />

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197


300<br />

BALTHASAR VAN DEN BOSSCHE,<br />

1681 – 1715, ZUG.<br />

Maler des 17. Jahrhunderts.<br />

IM BILDHAUERATELIER<br />

Öl auf Leinwand.<br />

64 x 82 cm.<br />

Im fantasiereich dargestellten Inneren eines Akademiegebäudes,<br />

mit Raumbögen und Velum an der<br />

Loggia, sind zahlreiche Bildhauer mit mehreren Werkstücken<br />

beschäftigt. Im Zentrum wird an einer monumentalen<br />

Plastik zweier herkulischer Kämpfer gearbeitet,<br />

eine weitere große Steinfigur liegt am Boden,<br />

während der meißelnde Steinmetz mit Hammer und<br />

Schariereisen darauf sitzt und zu einem Gehilfen herabblickt,<br />

der die Steinsplitter zusammenkehrt. Andere<br />

Gruppen beschäftigen sich mit Zeichnen oder der<br />

Herstellung kleinerer Kopfplastiken. Die Darstellung<br />

generell war ein Bildthema des Van den Bossche und<br />

geht möglicherweise auf ein verschollenes <strong>Gemälde</strong><br />

des Künstlers zurück. Dennoch vermittelt das Bild einen<br />

guten Eindruck der kunstakademischen Arbeitsweise<br />

des 17. Jahrhunderts. A. R. (1291677) (3) (11)<br />

BALTHASAR VAN DEN BOSSCHE,<br />

1681 – 1715, ATTRIBUTED<br />

17th century painter.<br />

THE WORKSHOP OF THE SCULPTOR<br />

Oil on canvas.<br />

64 x 82 cm.<br />

The depiction in general was a common subject of<br />

Van den Bossche and possibly goes back to a lost<br />

painting by the artist. It also gives a good impression<br />

of style of art academy painting in the 17th century.<br />

€ 12.000 - € 15.000<br />

Sistrix<br />

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301<br />

VENEZIANISCHER MALER DES 18. JAHRHUNDERTS<br />

(ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />

PAAR VENEZIANISCHE CAPRICCI<br />

Öl auf Leinwand.<br />

30 x 40 cm.<br />

In vergoldetem gekehltem Rahmen.<br />

Als Gegenstücke gearbeitet zeigen diese beiden<br />

<strong>Gemälde</strong> mittleren Formates in guardieskem Duktus<br />

jeweils eine venezianische Gewässerlandschaft mit<br />

Figurenstaffage, Ruinenversatzstücken und deren<br />

vegetabilen Bewuchs. Rest. (1291766) (13)<br />

€ 7.000 - € 9.000<br />

Sistrix<br />

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199


302<br />

HENDRIK FRANS VAN LINT,<br />

1684 ANTWERPEN – 1763 ROM, ZUG.<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

VEDUTE DER VILLA DI SAN CARLO BORROMEO<br />

DI SENAGO<br />

sowie<br />

VEDUTE DES CASTELLO DI PESCHIERA BORROMEO<br />

Öl auf Leinwand.<br />

31,5 x 59 cm.<br />

Eines der beiden links unten signiert „H. von Lint“.<br />

Van Lint war einer der wichtigsten Protagonisten der<br />

Landschaftsmalerei in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts,<br />

und als gebürtiger Antwerpener ließ er sich<br />

1700 in Rom nieder, wo er in der Werkstatt von Gaspar<br />

van Wittel (1653-1736) arbeitete, der für seine detaillierten<br />

Darstellungen der Ewigen Stadt berühmt war.<br />

Ein weiterer Künstler, den Lint sehr bewunderte, war<br />

Claude Lorrain (1600-1682): Seine idealen, in sanftes<br />

Licht gehüllten Ansichten, deren akribische Technik<br />

Zeichnungen erforderte, die oft an Ort und Stelle ausgeführt<br />

wurden, waren in der Tat unerlässlich für diejenigen,<br />

die die klassizistische Ästhetik der römischen<br />

Landschaft heraufbeschwören wollten. Es ist<br />

daher nicht verwunderlich, dass seine Werke sowohl<br />

von den aristokratischen Reisenden auf der Grand<br />

Tour als auch von den großen Patrizierfamilien wie<br />

den Altoviti, den Pamphili und den Sacchetti mit Begeisterung<br />

gesammelt wurden. Don Lorenzo Colonna<br />

zum Beispiel besaß nicht weniger als siebzig Landschaften<br />

des Künstlers in seiner Sammlung. Erstaunlich<br />

ist auch die Darstellungsvielfalt von van Lint, der<br />

seine stark charakterisierten und wiedererkennbaren<br />

Ansichten, die das Ergebnis wiederholter Aufenthalte<br />

in der Stadt sind, nur selten repetierte.<br />

Die beiden hier angebotenen Ansichten sind als Sujet<br />

recht ungewöhnlich und selten, da van Lints Ansichten<br />

von Venedig bekannt sind, nicht aber von der<br />

Lombardei.<br />

Der Blick auf die Villa San Carlo Borromeo ist von<br />

oben aufgenommen, wodurch die architektonische<br />

Einbettung in die weite Landschaft deutlich wird: Der<br />

Eingang zur Villa erfolgt durch ein großes Portal, durch<br />

das eine Kutsche in das <strong>Gemälde</strong> einfährt, und man<br />

kann die Größe des Bauwerks und die Weite der<br />

Gärten erkennen. Die Landschaft geht in einer Mischung<br />

aus Salbeigrün und kühlen Blautönen in den<br />

Horizont über, an die auch der romantische wolkenverhangene<br />

Himmel erinnert.<br />

Die Villa San Carlo Borromeo, die heute ein Kunstausstellungszentrum<br />

ist, steht auf einem künstlichen<br />

Hügel, der die Basis einer keltischen Siedlung aus<br />

dem 8. Jahrhundert vor Christus. Später bauten die<br />

Römer ihre Festung, die bereits von Julius Cäsar genutzt<br />

wurde. Dann waren die Langobarden an der<br />

Reihe, sie zu ihrer Festung zu machen. Auf seinen<br />

Ruinen errichtete die Familie Visconti im 14. Jahrhundert<br />

den „Palazzo“, der von allen vier Seiten umschlossen<br />

ist. Es war Federico Borromeo (1564-<br />

1631), der 1629 die eine Seite abriss. Im Jahr 1630<br />

empfing er die besten Theologen der damaligen Zeit<br />

in der Villa, um sie vor der Pest in Mailand zu retten.<br />

Weitere Eingriffe wurden von Giberto Borromeo<br />

(1671-1740) durchgeführt. Damals war das heutige<br />

Erdgeschoss noch das erste Stockwerk. Giberto vervollständigte<br />

die Einrichtung, indem er Möbel, Kronleuchter<br />

und prächtige Kunstwerke zu all dem hinzufügte,<br />

was Federico bereits dort aufgestellt hatte. Im<br />

Laufe von sieben Jahrhunderten sollen viele Menschen<br />

die Villa besucht haben, von Leonardo da Vinci<br />

bis zu den Schriftstellern und Künstlern der Sforza,<br />

vom Heiligen Karl Borromäus (1538-1584) bis zu Ippolito<br />

Pindemonte (1753-1828), von Denis Diderot (1713 -<br />

-1784) bis Stendhal (1783-1842), von Alessandro<br />

Manzoni (1785-1873) bis Benedetto Croce (1866-<br />

1952), von Filippo Tommaso Marinetti (1876-1944), bis<br />

Giovanni Verga (1840-1922) und Luigi Pirandello<br />

(1867- 1936). Die Ansicht des Schlosses von Peschiera<br />

Borromeo ist schräg, um die Hauptfassade und die<br />

202 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.


HENDRIK FRANS VAN LINT,<br />

1684 ANTWERP – 1763 ROME, ATTRIBUTED<br />

A pair of paintings<br />

VEDUTA OF THE VILLA DI SAN CARLO<br />

BORROMEO DI SENAGO<br />

and<br />

CASTELLO DI PESCHIERA BORROMEO<br />

Oil on canvas.<br />

31.5 x 59 cm.<br />

One painting signed “H. van Lint“ lower left.<br />

Tiefe hervorzuheben, die sich in einer einfachen landwirtschaftlichen<br />

Umgebung abzeichnet: Das Schloss<br />

hat einen schlanken zentralen Turm, vier Ecktürme<br />

und einen Wassergraben, der das gesamte Gebäude<br />

umgibt. Es ist der älteste borromäische Besitz in der<br />

Lombardei. Die erste Erwähnung stammt aus dem<br />

Jahr 1422, als Filippo Maria Visconti, Herzog von<br />

Mailand, Vitaliano Borromeo den Auftrag erteilte, die<br />

„Peschiera“ zu befestigen, eine ländliche Anlage, die<br />

bereits im Besitz der Frati Negri (Augustinermönche)<br />

war.<br />

Zehn Jahre später erhielt Borromeos die herzogliche<br />

Erlaubnis, „einen Graben, eine Zugbrücke und ein Tor<br />

in dem Palast, der Peschiera genannt wird“, zu bauen.<br />

So entstand aus einem bereits bestehenden Gebäudekomplex<br />

die Burg in der Form, die wir heute noch sehen<br />

können, mit Mauern, Türmen, Ravelin und einem<br />

großen Wassergraben; ein befestigtes Gebäude, das<br />

in seiner Art in der Lombardei einzigartig ist wegen<br />

seiner runden Türme, die in dieser Region ungewöhnlich<br />

sind und während der spanischen Herrschaft teilweise<br />

abgebaut wurden.<br />

Zwischen 1448 und 1450, während der militärischen<br />

Operationen zur Eroberung des Herzogtums Mailand,<br />

war das Schloss der strategische Sitz von Francesco<br />

Sforza. Später weilte hier Ludwig XII, König von<br />

Frankreich, als Gast der Familie Borromeo, einer der<br />

berühmtesten Patrizierfamilien Mailands, die durch<br />

das Bankgeschäft reich wurde. (†)<br />

Van Lint was one of the main protagonists of landscape<br />

painting in the first half of the 18th century,<br />

originally from Antwerp, he settled in Rome in 1700,<br />

where he worked in the workshop of Gaspar van Wittel,<br />

famous for his detailed depictions of the Eternal<br />

City. (†)<br />

Literature:<br />

cf. Andrea Busiri Vici, Peter, Hendrik e Giacomo van<br />

Lint. Tre pittori di Anversa del’600 e ‘700 lavorano a<br />

Roma, Rome 1987.<br />

€ 45.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Literatur:<br />

Vgl. Andrea Busiri Vici, Peter, Hendrik e Giacomo van<br />

Lint. Tre pittori di Anversa del‘600 e ’700 lavorano a<br />

Roma, Rom 1987. (1291414) (13)<br />

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203


303<br />

MICHELE GIOVANNI MARIESCHI,<br />

1696/1710 – 1743 VENEDIG<br />

Michele Marieschi war nur eine kurze Lebens- und<br />

Schaffenszeit gegönnt. Es wird angenommen, dass<br />

er seine Lehre in der Werkstatt seines Vaters, eines<br />

Architekturmalers und Holzstechers erhielt. Vermutlich<br />

war er in Deutschland Ende der 1720er-Jahre<br />

oder nach 1731 als Theatermaler tätig, um 1735 nach<br />

Venedig zurückzukehren, wo er zwischen 1735 und<br />

1741 Mitglied der Malergilde Fraglia de‘Pittori wurde.<br />

Unterstützt wurde er durch Gaspare Diziani (1689-<br />

1767). Bekannt ist, dass der Kunstliebhaber Freiherr<br />

von der Schulenburg, Generalfeldmarschall im Dienste<br />

der Republik Venedig vom Künstler 1738 zwei<br />

Veduten erwarb. 1741 entstand eine Serie von 21 Radierungen.<br />

Werke seiner Hand finden sich in mehreren<br />

öffentlichen Sammlungen, wie in Prag, Warschau,<br />

Stockholm, Mailand oder Hannover.<br />

DIE RIALTOBRÜCKE IN VENEDIG<br />

Öl auf Leinwand.<br />

61,3 x 101,2 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. Egidio Martini.<br />

Der Blick auf die Brücke, über das Wasser des Canal<br />

Grande, ist von Süden gerichtet. Brücke und rechte<br />

Häuserzeile stehen in vollem Sonnenlicht, der Kanal<br />

belebt von zahlreichen Gondeln, Lasten- und Segelschiffen.<br />

Die linken Häuserfronten liegen im Schatten.<br />

Reiche Figurenstaffage – auf den Schiffen wie an den<br />

Uferstraßen – dokumentieren das rege Treiben der<br />

Lagunenstadt. So etwa sind Arbeiter an großen Weinfässern<br />

auf einem Lastkahn beschäftigt. Die Fässer<br />

tragen Buchstabenbezeichnungen. Die Figuren vor<br />

den Gebäuden oft in Gruppen dargestellt, die miteinander<br />

kommunizieren. Blaue Markisen an einem Palazzo<br />

rechts, beleben die bräunlich-gelben Fassaden.<br />

Die Biographie des Malers gibt wenig Aufschluss<br />

über seine Lehrjahre, allerdings war bereits sein Vater<br />

Antonio als Architekturmaler und „intagliatore“ genannt.<br />

In den Jahren um 1725 oder nach 1731 arbeitete<br />

er als Theatermaler in Deutschland und kehrte<br />

aber 1735 wieder in die Lagunenstadt zurück. Hier<br />

wurde er Mitglied der Malergilde „Fraglia dei Pittori“.<br />

Bekannt ist, dass Marieschi von dem Kupferstecher<br />

und Maler Gaspare Diziani (1689-1767), aber auch<br />

durch den Sammler Freiherr von der Schulenburg,<br />

Generalfeldmarschall im Dienst der Republik Venedig,<br />

gefördert wurde, der zwei seiner Werke zu hohen<br />

Preisen erwarb. Vermutlich haben auch Bühnenbild-<br />

Entwürfe des Malerkollegen Marco Ricci (1676/79-<br />

1729/30) Einfluss auf manche seiner Bilder gehabt.<br />

1741 entstand sein Stichwerk mit 21 Radierungen von<br />

Venedigveduten.<br />

Zahlreiche seiner <strong>Gemälde</strong>, vor allem Venedigansichten,<br />

aber auch fantasiereiche Architekturvisionen, befinden<br />

sich heute in bedeutenden Sammlungen und<br />

Museen. So etwa besitzen die Städte Prag, Warschau<br />

oder das Niedersächsische Landesmuseum Werke<br />

seiner Hand. A. R.<br />

Literatur:<br />

Michael Levey, Painting in Eighteenth-Century Venice,<br />

Oxford 1980.<br />

Vgl. Fabio Mauroner, Michele Marieschi with Catalogue<br />

of the Etchings, in: The Print Collector‘s Quarterly,<br />

April 1940, 27 (2), S. 179. (1291461) (11)<br />

MICHELE GIOVANNI MARIESCHI,<br />

1696/1710 – 1743 VENICE<br />

THE RIALTO BRIDGE IN VENICE<br />

Oil on canvas.<br />

61.3 x 101.2 cm.<br />

Accompanied by an expert‘s report by Professor<br />

Egidio Martini.<br />

The barrels are inscribed with letters. Many of his<br />

paintings, especially vedutas of Venice, but also imaginative<br />

architectural visions, are now held in important<br />

collections and museums. The cities of Prague, Warsaw<br />

or the Niedersächsische Landesmuseum, for<br />

example, hold works by his hand.<br />

Literature:<br />

Michael Levey, Painting in Eighteenth-Century Venice,<br />

Oxford 1980.<br />

cf. Fabio Mauroner, Michele Marieschi with Catalogue<br />

of the Etchings, in: The Print Collector‘s Quarterly,<br />

April 1940, 27 (2), p. 179.<br />

€ 70.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

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304<br />

APOLLONIO FACHINETTI,<br />

GENANNT „DOMENICHINI“,<br />

TÄTIG 1740 VENEDIG – UM 1770<br />

Apollonio Facchinetti wurde auch Domenichini oder<br />

Menichino genannt und war der wichtigste Künstler<br />

der in Venedig ansässigen Familie Apollonio. Hinweise<br />

zum Leben des Künstlers sind relativ rar. Er war möglicherweise<br />

ein Schüler von Luca Carlevaris (1663/65-<br />

1729/31) und scheint ab etwa 1740 als unabhängiger<br />

Künstler tätig gewesen zu sein. Die von ihm stammende<br />

zusammengehörige Werkgruppe von dreizehn<br />

Veduten in der namensgebenden Stifung Langmatt in<br />

Baden in der Schweiz hat man aufgrund architektonischer<br />

Details in das Jahr 1744 datiert. Sein Werk ist<br />

mit dem Schaffen von Michele Giovanni Marieschi<br />

(1696/1710-1743) und Francesco Albotto (1721/22-1757)<br />

in Verbindung gebracht worden. Es ist auch mit Arbeiten<br />

von Francesco Tironi (um 1745-1797), in der Manier<br />

Giovanni Antonio Canal (1697-1768) vergleichbar.<br />

VEDUTE MIT DER RIALTO-BRÜCKE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

53 x 69 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />

Rom vom 19. September 2021, ohne Unterschrift, in<br />

Kopie.<br />

In lebendigem Duktus lässt der Maler den Blick des<br />

Betrachters über den Kanal auf die Rialto-Brücke gleiten,<br />

die er geschickt in Szene gesetzt hat, die Gewässerlinien<br />

transformierte er transparent und flüssig auf<br />

die Leinwand. Im Zentrum unter fast klarem, hohem,<br />

türkis-blauem Himmel die prachtvolle Rialto-Brücke,<br />

auf der zahlreiche rot und hellblau gekleidete Figuren<br />

zu erkennen sind. Jeweils links- und rechtsseitig ein<br />

Treppenaufgang zur Brücke und die prachtvollen Gebäude<br />

der Stadt, die rechts von der Sonne bestrahlt<br />

werden, zusammen mit der Brücke, während die Gebäude<br />

auf der linken Seite verschattet bleiben. Auf<br />

dem ruhig fließenden türkis-blauen Wasser zahlreiche<br />

Gondoliere mit roten Kopfbedeckungen. Für den<br />

Künstler typisch sind insbesondere die schlanken<br />

faden förmigen Figuren und eine kalligraphische Definition<br />

der Architektur. Harmonische Malerei in zurückhaltender<br />

Farbgebung, lediglich die Figuren setzen<br />

Farb akzente. Vereinzelt Retuschen, insbesondere am<br />

Rand des Bildes.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Fabio Collezionisti e vedutisti settecenteschi<br />

in Venezia, in: Arte Veneta, Bd. 1, 1947, S. 48-49.<br />

Vgl. Gertrude Borghero, Mythos Venedig. Venezianische<br />

Veduten des 18. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog,<br />

Mailand 1994, S. 38-51.<br />

Vgl. Le vedute Langmatt. Anonimo venezino, in:<br />

Franco Maria Ricci, 1994, S. 83-104.<br />

Vgl. Apollonio Domenichini. Il Maestro della Fondazione<br />

Langmatt, in: Da Canaletto a Zuccarelli, Ausstellungskatalog,<br />

Udine 2003, S. 103-107.<br />

(1291891) (4) (13)<br />

APOLLONIO FACHINETTI,<br />

ALSO KNOWN AS “DOMENICHINI”,<br />

ACTIVE 1740 VENICE – CA. 1770<br />

VEDUTA WITH RIALTO BRIDGE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

53 x 69 cm.<br />

Accompanied by a copy of the expert’s report by Professor<br />

Giancarlo Sestieri, Rome dated 19 September<br />

2021, unsigned.<br />

€ 15.000 - € 18.000<br />

Sistrix<br />

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207


305<br />

VINCENZO CHILONE,<br />

1758 – 1839, ZUG.<br />

DER CANAL GRANDE MIT BLICK NACH NORD­<br />

OSTEN VOM PALAZZO BALBI IN RICHTUNG<br />

DER RIALTO-BRÜCKE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

46 x 74 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Von seinen ersten Werken an widmete sich Chilone<br />

der Malerei venezianischer Ansichten nach den Lehren<br />

Canalettos (1697-1768). Sein Festhalten an der Manier<br />

des <strong>Meister</strong>s, insbesondere sein großes Geschick in<br />

der Perspektive, machte es zunächst schwierig, den<br />

Korpus seines eigenen Schaffens zu rekonstruieren.<br />

Es wird berichtet, dass er viele Kinder hatte und dass<br />

er, um seine Ausgaben zu bestreiten, lange Zeit als<br />

Bühnenbildner arbeitete.<br />

Das hier angebotene Werk ist von Canalettos Prototyp<br />

„Der Canal Grande mit Blick nach Nordosten“ vom<br />

Palazzo Balbi zur Rialto-Brücke inspiriert (insbesondere<br />

das in Constable links Nr. 212, Tafel 45 veröffentlichte<br />

<strong>Gemälde</strong>), von dem es sich im Detail und in der<br />

Anordnung und Anzahl der Boote, welche die Lagune<br />

bevölkern, sowie im persönlichen Stil der Palette mit<br />

ihren kühleren und kontrastreichen Farben unterscheidet.<br />

Viel Platz wird dem Himmel und der Bewegung<br />

der Wolken eingeräumt, auf denen der Künstler verweilt<br />

und die von einem dunklen Grau in der linken<br />

unteren Ecke nach rechts oben hin weiß werden. Die<br />

Gondeln und die Architektur werfen lange, deutliche<br />

Schatten auf die Lagune, die an einen Sommertag in<br />

den heißesten Stunden erinnern.<br />

Der Blick scheint wahrscheinlich vom Ca' Foscari aus<br />

aufgenommen worden zu sein. Ganz links im Bild ist<br />

der Palazzo Balbi zu erkennen, der sich durch seine<br />

palladianische Architektur auszeichnet, während rechts<br />

unter anderem die Paläste Contarini und Mocenigo zu<br />

sehen sind. Im Hintergrund kann man in der Ferne<br />

einen Teil der Rialto-Brücke erkennen. In diesem Werk<br />

zeigt sich die außerordentliche <strong>Meister</strong>schaft des Malers<br />

in der geschickten Verwendung der Perspektive.<br />

Die Boote im Vordergrund verleihen der Szene Dynamik,<br />

da sie in verschiedenen Richtungen im Raum angeordnet<br />

sind, während sie in Richtung der Rialto­<br />

Brücke alle horizontal ausgerichtet sind, fast so, als ob<br />

sie dem Betrachter eine ruhige Atempause verschaffen<br />

sollen.<br />

Ungewöhnlich ist das Spiel der Schatten auf den<br />

Booten: Sie sind ziemlich scharf und kontrastieren mit<br />

dem hellen Wasser, was vielleicht auf die Tageszeit<br />

zurückzuführen ist, zu der das Motiv aufgenommen<br />

wurde. Der Himmel wird unten von blauen Wolken<br />

durchzogen, während sie oben leichte weiße Formen<br />

zeichnen. (1291402) (13)<br />

VINCENZO CHILONE,<br />

1758 – 1839, ATTRIBUTED<br />

THE GRAND CANAL WITH VIEW TO THE NORTH<br />

EAST FROM THE PALAZZO BALBI TO THE RIALTO<br />

BRIDGE<br />

Oil on canvas.<br />

46 x 74 cm.<br />

Chilone specialized in the painting of Venetian vedutas<br />

from his early works after the style of Canaletto<br />

(1697-1768).<br />

The work offered here is inspired by Canaletto’s prototype<br />

„The Canal Grande with a view to the northeast“<br />

from the Palazzo Balbi to the Rialto Bridge (in<br />

particular the painting published in Constable Links<br />

no. 212, plate 45), from which it differs in detail and in<br />

its arrangement and number of boats populating the<br />

lagoon, as well as the personal style of the colour palette<br />

with its cooler and more contrasting shades. The<br />

play of shadows on the boats is unusual: they are<br />

quite sharp and contrast with the bright water, which<br />

may be due to the time of day when the subject was<br />

created. The sky is criss-crossed with blue clouds below<br />

while they draw light white shapes further up.<br />

€ 25.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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306<br />

WILLIAM JAMES,<br />

TÄTIG 1730 – 1780<br />

In London in der zweiten Hälfte des 18. Jahr hunderts<br />

tätiger Vedutenmaler. (Abb. folgende Seiten)<br />

VEDUTE VON SANTA MARIA DELLA SALUTE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

93 x 94 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi.<br />

William James war zwischen 1746 und 1771 als Vedutist<br />

tätig; die einzigen Informationen über seine<br />

künstlerische Persönlichkeit finden sich in Edward<br />

Edwards´ Anecdotes of Painters von 1808, in dem<br />

James als „Schüler“ oder Mitarbeiter von Canaletto<br />

während dessen Aufenthalt in England zwischen 1746<br />

und 1755 erwähnt wird. Sein künstlerischer Werdegang<br />

wurde teilweise durch eine Reihe von Londoner<br />

Ansichten rekonstruiert, die sich im Besitz des Ashmolean<br />

Museums in Oxford und der British Royal<br />

Collections befinden. Im Text des oben genannten<br />

Edwards findet sich jedoch die einzige Erwähnung<br />

seiner Malerei venezianischer Sujets, die der Biograf<br />

selbst als stark mit Canaletto verwandt ansieht. Die<br />

Zuschreibung einiger Ansichten, die auf den internationalen<br />

Markt gelangten, an William James und vor<br />

allem das Vorhandensein einiger Leinwände, auf denen<br />

sein Name vollständig auf einer an den Originalrahmen<br />

angebrachten Plakette steht, lassen auf eine<br />

reiche Produktion von Stadtpanoramen schließen, die<br />

im Allgemeinen dem malerischen Repertoire von Antonio<br />

Canal entnommen sind, Werke, die es dem<br />

englischen Maler ermöglichten, zu den „vedutisti<br />

di Venezia“ (Vedutenmalern von Venedig) gezählt zu<br />

werden, obwohl seine biografische Abfolge keinen<br />

Hinweis auf einen möglichen Aufenthalt in der Lagunenstadt<br />

gibt.<br />

James war einer der bekanntesten Schüler Canalettos,<br />

der den Geschmack der venezianischen Stätten<br />

indirekt aufnahm, indem er die Werke betrachtete,<br />

die der <strong>Meister</strong> mit nach England gebracht hatte, und<br />

indem er an seiner Seite arbeitete, als er die große<br />

Nachfrage seiner Auftraggeber nach Ansichten der<br />

von ihnen so geliebten Lagunenstadt befriedigte. Das<br />

vorliegende meisterhafte <strong>Gemälde</strong> zeigt als bedeutendste<br />

architektonische Formation die bekannte<br />

Kirche Santa Maria della Salute, vor ihr Gondeln und<br />

Transportkähne, das rechte Bildviertel mit der Kanalbebauung<br />

von kompositorisch ausgleichenden Wolkenformationen<br />

überspannt. (1291401) (13)<br />

WILLIAM JAMES,<br />

ACTIVE 1730 – 1780<br />

Veduta painter active in London in the second half of<br />

the 18th century. (Ill. following pages)<br />

VEDUTA OF SANTA MARIA DELLA SALUTE<br />

Oil on canvas.<br />

93 x 94 cm.<br />

Unframed.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi.<br />

William James was active as a veduta painter between<br />

1746 and 1771; the only information about his<br />

artistic career is found in Edward Edwards’ Anecdotes<br />

of Painters of 1808, in which James is mentioned as<br />

a “student” or collaborator of Canaletto during his<br />

stay in England between 1746 and 1755.<br />

The present masterful painting shows one of the<br />

most important architectural structures of Venice, the<br />

well-known Basilica of Santa Maria della Salute with<br />

gondolas and barges in the front and buildings along<br />

the canal along the right quarter of the painting. Cloud<br />

formations stretching overhead across the painting<br />

add balance to the composition.<br />

€ 100.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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209


Lot 306<br />

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307<br />

FLÄMISCHER MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

ANSICHT VON ANTWERPEN AN<br />

EINEM SONNIGEN TAG<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

96,5 x 151,5 cm.<br />

In ebonisiertem Kehlrahmen.<br />

Von einem Hafenkai aus gesehen wird dem Betrachter<br />

die Stadtsilhouette von Antwerpen offenbar, vor welcher<br />

sich die glatten Bastionsmauern im Sonnenlicht<br />

spiegeln und aufgetakelte Segelschiffe mit niederländischer<br />

Beflaggung den Vordergrund beleben. Rest.<br />

FLEMISH SCHOOL, 17TH CENTURY<br />

VIEW OF ANTWERP ON A SUNNY DAY<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

96.5 x 151.5 cm.<br />

Notes:<br />

The present painting is listed at the RKD in The<br />

Hague inv. no. 232991.<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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Anmerkung:<br />

Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ist beim RKD in Den Haag<br />

unter Inv.Nr. 232991 verzeichnet. (1290712) (1) (13)<br />

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308<br />

JACOPO AMIGONI,<br />

1682 VENEDIG – 1752 MADRID<br />

BILDNIS EINES FELDHERRN VOM ORDEN<br />

„COSTANTINIANO DI SAN GIORGIO“<br />

Öl auf Leinwand.<br />

140 x 90 cm.<br />

Zuweisung durch Expertise von Mauro U. Lucco vom<br />

21. Juni 2015. Die Zuweisung an Amigoni, der auch in<br />

München (Schloss Schleißheim, Frauen dom etc.) tätig<br />

war, wird in dem beiliegenden Gutachten durch Bildvergleiche<br />

indiziert. Amigoni, der aus geh end von Venedig<br />

und Flandern ganz Europa bereist hat, einschließlich<br />

London oder Madrid, schuf neben seinen<br />

religiösen Themen zahlreiche Adelsbildnisse.<br />

Im Dreiviertelbildnis, im Harnisch, vor Wolkenhintergrund,<br />

mit grau gepudertem lockigem Haar. Die Körperhaltung<br />

nach rechts, der Kopf nach links gewandt, mit<br />

aufmerksam-kritischem Blick. Handschuh an der rechten<br />

Hand, ein roter Umhang dokumentiert seine adelige<br />

Herrschaftswürde. An der Brust das Ordenskreuz an<br />

langer Kette.<br />

Der Orden angeblich schon 313 durch Kaiser Konstantin<br />

gegründet worden sein. 1699 wurde er in Parma<br />

eingeführt, dann in Neapel 1735. Die Zugehörigkeitsbedingungen<br />

zu diesem Orden erforderten 250 Jahre<br />

bei den vier Vorfahren, väterlicher- wie mütterlicherseits,<br />

oder 400 Jahre Adel im väterlichen Viertel. Daraus<br />

ergibt sich, dass es sich bei dem hier Portraitierten<br />

um ein Mitglied des europäischen Hochadels handeln<br />

muss. So ist nicht nur stilistisch, sondern auch durch<br />

dieses Attribut die Entstehung des Bildes in die Jahre<br />

1699-1730 zu setzen, genauer gesagt, kurz nach 1720.<br />

A. R.<br />

Literatur:<br />

Maria Cristina Pavan Taddei, Amigoni (Amiconi), Iacopo.<br />

In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.), Dizionario Biografico<br />

degli Italiani (DBI). Band 2: Albicante-Ammannati.<br />

Istituto della Encic-lopedia Italiana, Rom 1960.<br />

Gregor Gatscher-Riedl, In Hoc Signo Vinces – Die Geschichte<br />

des Heiligen Konstantinischen Ritterordens<br />

vom Heiligen Georg. Zwischen religiösem Mythos<br />

und politischem Anspruch von Byzanz nach Neapel,<br />

Wien 2012. (1281186) (2) (11)<br />

JACOPO AMIGONI,<br />

1682 VENICE – 1752 MADRID<br />

PORTRAIT OF A GENERAL FROM THE ORDER<br />

“CONSTANTINIANO DI SAN GIORGIO”<br />

Oil on canvas.<br />

140 x 90 cm.<br />

The enclosed expert’s report by Mauro U. Lucco dated<br />

21 June 2015 identifies Amigoni, who was also<br />

active in Munich (Schleißheim Palace, Frauendom<br />

etc.) as the creator of this work by comparing other<br />

works.<br />

€ 35.000 - € 45.000<br />

Sistrix<br />

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213


309<br />

FLÄMISCHER MALER<br />

DES AUSGEHENDEN 17. JAHRHUNDERTS<br />

BLUMENSTILLLEBEN MIT INSEKTEN<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

55 x 41 cm.<br />

In dekorativem Rahmen.<br />

Vor hellbraunem Hintergrund, auf einer Tischplatte mit<br />

hellem Tuch stehend, eine bauchige Glasvase, darin die<br />

prachtvollen weiß-roten und eine gelb-rot geflammte<br />

Tulpe. Mehrere Insekten beleben das Bild, so auf<br />

der Tischdecke drei Falter, eine Libelle, ein großer,<br />

schwarz glänzender Hirschhornkäfer, ein kleiner Marienkäfer<br />

sowie eine gold glänzende Biene. Auch im Bereich<br />

der Tulpen sind mehrere Insekten zu erkennen,<br />

darunter Falter und eine Libelle. Feine qualitätvolle<br />

Malerei, bei der die Tulpenblüten zwischen den leuchtend<br />

grünen Blättern in naturalistischer Manier wiedergegeben<br />

werden. Rest., Retuschen.<br />

(12907613) (1) (18)<br />

FLEMISH SCHOOL,<br />

LATE 17TH CENTURY<br />

FLOWER STILL LIFE WITH INSECTS<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

55 x 41 cm.<br />

Fine, high-quality painting with the tulip blossoms<br />

between the radiant green leaves are depicted in a<br />

naturalistic manner. Restored, retouched.<br />

€ 20.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

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Detailabbildung<br />

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310<br />

ANTONIO BELLUCCI,<br />

1654 PIEVE DI SOLIGO – 1726 EBENDA, ZUG.<br />

DER HEILIGE SEBASTIAN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert. Im Hochoval.<br />

116 x 99 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Der Legende nach war Sebastian Hauptmann unter<br />

Kaiser Diokletian am kaiserlichen Hof. Als der Kaiser<br />

von Sebastians christlichem Glauben erfuhr, ließ er<br />

ihn an einen Baum binden und von Bogenschützen<br />

erschießen. Er war jedoch nicht tot, sondern wurde<br />

von einer Witwe namens Irene gepflegt. In Nahsicht<br />

ist das Dreiviertelbildnis des schwer Verwundeten mit<br />

freiem Oberkörper zu erkennen, der mit erhobenem<br />

Kopf und glänzenden, leicht tränenden Augen zum<br />

Himmel schaut. Zu seiner linken Seite die in einem<br />

rot-weißen Gewand mit gelbem Tuch gekleidete Irene,<br />

die gerade versucht einen Pfeil aus seinem Arm zu ziehen<br />

und ihn zu pflegen. Ein weiterer, bereits entfernter<br />

Pfeil liegt auf seinem mit Blutspritzern versehenen<br />

weißen Lendentuch. Im Hintergrund eine Helferin der<br />

Irene, die beim Pflegen der Wunden zuschaut und<br />

hilft. Feine qualitätvolle Malerei, wobei die Physiognomie<br />

des Heiligen und der fast makellose, leicht muskulöse<br />

helle Körper besonders hervorgehoben werden.<br />

Vereinzelt rest., teils Retuschen und an den Rändern<br />

teils Farbabrieb.<br />

ANTONIO BELLUCCI,<br />

1654 PIEVE DI SOLIGO – 1726 IBID., ATTRIBUTED<br />

SAINT SEBASTIAN<br />

Oil on canvas. Relined. In vertical oval.<br />

116 x 99 cm.<br />

Unframed.<br />

€ 30.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Anmerkung:<br />

Nur wenige Heilige sind in der Kunst so oft dargestellt<br />

wie der Märtyrer Sebastian, der meist nackt an einem<br />

Baumstamm stehende, von Pfeilen durchbohrte junge<br />

Mann. Zu den Künstlern gehören u.a. Pietro Perugino<br />

(1445/46-1523), Il Veronese (1528-1588) und Anthonius<br />

van Dyck (1599-1641). (1290701) (18)<br />

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311<br />

RÖMISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

DER HEILIGE SEBASTIAN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

108 x 81 cm.<br />

Der jugendliche Heilige im Dreiviertelbildnis an einen<br />

Baum gebunden, sein linker Arm und die Brust mit<br />

Pfeilen durchbohrt. Teils mit herabtropfendem Blut,<br />

das sich teils auf seinem, um die Hüfte gebundenen<br />

Lendenschurz befindet. Den Kopf hat er leicht erhoben,<br />

den Mund leicht geöffnet und er blickt voller<br />

Angst mit seinen dunklen glänzenden Augen zum<br />

Himmel. Der stark beleuchtete, teils nackte muskulöse<br />

Oberkörper des Heiligen hebt sich vor dem<br />

dunklen landschaftlichen Hintergrund besonders ab.<br />

Feine, höchst qualitätvolle Malerei, insbesondere des<br />

Retuschen, kleinere Rahmenschäden.<br />

(1290544) (3) (18)<br />

ROMAN PAINTER, 17TH CENTURY<br />

SAINT SEBASTIAN<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

108 x 81 cm.<br />

€ 12.000 - € 15.000<br />

Sistrix<br />

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312<br />

FRANCESCO TREVISANI,<br />

1656 CAPODISTRIA – 1746 ROM<br />

Schüler von Antonio Zanchi (1631-1722) in Venedig,<br />

später von Carlo Maratti (1625-1713) in Rom beeinflusst,<br />

ferner von Guido Reni (1575-1642), Paolo Veronese<br />

(1528-1588) und Pietro da Cortona (1596-1669).<br />

MARIA MIT DEM KIND BEI DER LEKTÜRE<br />

DES GEBETBUCHS<br />

Öl auf Leinwand.<br />

76 x 62 cm.<br />

Im Buch monogrammiert.<br />

Das Kind auf einem Tisch sitzend, das Köpfchen müde<br />

an die Schulter der Mutter gelehnt, in den Händen ein<br />

Apfel sowie ein kleines Kreuz, das einen Schatten auf<br />

die Brust der Mutter wirft. Beleuchtet von links durch<br />

eine Kerze, deren Flamme vom Velum abgedeckt<br />

wird. Betonter, gekonnter Sfumatoeffekt bei milder<br />

Kerzenlichtbeleuchtung. (1281456) (11)<br />

FRANCESCO TREVISANI,<br />

1656 CAPODISTRIA – 1746 ROME<br />

THE VIRGIN AND CHILD READING<br />

A PRAYER BOOK<br />

Oil on canvas.<br />

76 x 62 cm.<br />

Monogrammed in book.<br />

The Christ Child is sitting on a table with its head<br />

sleepily leaning against its mother´s shoulder. It is<br />

holding an apple and a small cross in its hands – the<br />

cross’ shadow is falling on its mother´s chest. A candle<br />

hidden behind a veil lights the scene from the left.<br />

The work is painted in emphasized masterful sfumato<br />

in soft candlelight.<br />

€ 14.000 - € 16.000<br />

Sistrix<br />

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313<br />

AERT JANSZ. MARIENHOF,<br />

TÄTIG UM 1640 – UM 1652<br />

JOSEPH UND DIE FRAU DES POTIPHAR<br />

Öl auf Eichenholz.<br />

65,5 x 53 cm.<br />

Links unten schwer lesbar signiert.<br />

In dekorativem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Zertifikat vom Dorotheum, Wien vom<br />

10.01.11, worin sich für den Hinweis an den oben genannten<br />

Maler bei Prof. Dr. Werner Sumowski bedankt<br />

wird.<br />

Szene des <strong>Alte</strong>n Testaments, wonach Potiphars Frau<br />

den jungen Joseph vergeblich zu verführen versucht;<br />

hier in einem abgedunkelten Innenraum wiedergegeben<br />

mit Beleuchtung der Szenerie von links durch<br />

ein halb von einem Vorhang verdecktes Fenster. Die<br />

junge Frau versucht den Jüngling an den Kleidern zurückzuhalten,<br />

während dieser nach rechts flieht. Den<br />

Zipfel seines Umhangs hält sie fest, womit sie der<br />

Legende nach, später die Tat beweisen wollte. Neben<br />

der Darstellung der beiden Hauptfiguren gibt der Maler<br />

auch stilllebenhaft etliche Prunkgefäße wie einen<br />

Silberkrug im Vordergrund oder eine chinesische Vase<br />

im Hintergrund feinpinselig wieder. Insgesamt, auch<br />

das Stoffliche hier in großer Könnerschaft vorgeführt.<br />

Der beidseitig zurückgezogene Vorhang verleiht der<br />

Szenerie einen besonderen Aspekt: Der Bildbetrachter<br />

wird Zeuge einer intimen Szene. (1290276) (11)<br />

AERT JANSZ. MARIENHOF,<br />

ACTIVE CA. 1640 – CA. 1652<br />

JOSEPH AND POTIPHAR’S WIFE<br />

Oil on oak panel.<br />

65.5 x 53 cm.<br />

Signed barely legible lower left.<br />

Enclosed is a certificate from the Dorotheum, Vienna<br />

dated 10.01.11, thanking Prof. Dr. Werner Sumowski<br />

for the reference to the above-mentioned painter.<br />

Old Testament scene depicting Potiphar‘s wife trying<br />

in vain to seduce young Joseph.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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314<br />

SEBASTIANO CONCA,<br />

AUCH GENANNT „IL CAVALIERE“,<br />

1676/80 GAETA – 1764 NEAPEL, ZUG.<br />

DIE HEILIGE CÄCILIA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

135 x 100 cm.<br />

In gekehltem und vergoldetem Holzrahmen.<br />

Das in der Fototeca der Fondazione Zeri unter Nummer<br />

61072 geführte <strong>Gemälde</strong> wird dort uneingeschränkt<br />

Sebastiano Conca zugewiesen. Es zeigt das bei Conca<br />

beliebte Sitzmotiv einer Frau mit dem nach oben<br />

gerichteten Blick. Drei Cherubim beziehungsweise Putti<br />

begleiten sie bei ihrem ihr attributiv zukommendem<br />

Orgelspiel.<br />

Provenienz:<br />

Eduardo Moratilla, Paris.<br />

Literatur:<br />

Vgl. M. di Macco, Sebastiano Conca (1680-1764),<br />

Gaeta 1981, S. 160.<br />

SEBASTIANO CONCA,<br />

ALSO KNOWN AS “IL CAVALIERE”,<br />

1676/80 GAETA – 1764 NAPLES, ATTRIBUTED<br />

SAINT CECILIA<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

135 x 100 cm.<br />

The painting is listed at the Fototeca of Fondazione<br />

Zeri under number 61072 and is attributed unreservedly<br />

to Sebastiano Conca.<br />

Provenance:<br />

Eduardo Moratilla, Paris.<br />

Literature:<br />

cf. M. di Macco, Sebastiano Conca (1680-1764), Gaeta<br />

1981, p. 160.<br />

€ 7.500 - € 10.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Vergleiche:<br />

Ein kompositionell dem hiesigen <strong>Gemälde</strong> sehr nahe<br />

stehendes Bild wurde am 10. Juli 1974 als Lot 84<br />

bei Sotheby’s, London versteigert und unterscheidet<br />

sich vornehmlich durch den Blumenkranz über dem<br />

Haupt der Heiligen. (1280872) (2) (13)<br />

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315<br />

PAUWELS CASTEELS,<br />

1625 ANTWERPEN – 1677 EBENDA, ZUG.<br />

NEPTUN UND AMPHITRITE<br />

Öl auf Kupfer.<br />

54 x 75 cm.<br />

In ebonisiertem teilvergoldetem Profilrahmen.<br />

Die vielfigurige Szene ist ganz in der Malweise von<br />

Pauwels Casteels, der sich auf <strong>Gemälde</strong> mit dichter<br />

Figurenstaffage, zumeist Schlachtenszenen, spezialisiert<br />

hatte. Hier sehen wir Amphitrite auf einem barocken<br />

Delfin diagonal in der Bildfläche lagernd und mit<br />

ihrer vornehmen Blässe als Quelle des Lichts und der<br />

Bedeutung des <strong>Gemälde</strong>s dienend und wirkungsvoll<br />

mit der Hautfarbe eines Nereiden kontrastierend, der<br />

sich über sie beugt. Ein dichtes Gefolge von Tritonen<br />

und Nereiden belebt die Szene, die von Neptun überschattet<br />

wird, der sich mit seinem Dreizack auf einer<br />

Troika nähert, der von Tritonen gezogen wird.<br />

PAUWELS CASTEELS,<br />

1625 ANTWERP – 1677 IBID., ATTRIBUTED<br />

NEPTUNE AND AMPHITRITE<br />

Oil on copper.<br />

54 x 75 cm.<br />

Notes:<br />

A comparable painting monogrammed with letters<br />

“P.C.” and attributed to Casteels is listed at the RKD<br />

in The Hague with no. 55693.<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Anmerkung:<br />

Ein vergleichbares „P.C.“ monogrammiertes <strong>Gemälde</strong>,<br />

welches Casteels zugeschrieben wird, ist beim RKD<br />

in Den Haag unter Inv. Nr. 55693 verzeichnet.<br />

(12907612) (1) (13)<br />

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316<br />

BENEDETTO LUTI,<br />

1666 FLORENZ – 1724 ROM, ZUG.<br />

DAS GOLDENE ZEITALTER<br />

Öl auf Leinwand.<br />

124 x 141 cm.<br />

In teilvergoldetem Rahmen.<br />

Das Goldene Zeitalter ist ein Begriff aus der antiken<br />

Mythologie. Er bezeichnet die als Idealzustand betrachtete<br />

friedliche Urphase der Menschheit vor der<br />

Entstehung der Zivilisation. Dem griechischen Mythos<br />

zufolge waren die sozialen Verhältnisse im Goldenen<br />

Zeitalter ideal und die Menschen hervorragend in<br />

ihre natürliche Umwelt eingebettet. Zu sehen ist eine<br />

weite bergige Landschaft, in der die dargestellten<br />

Menschen in friedlichem Zusammensein mit Tieren<br />

leben. Linksseitig ein junger Mann, der auf einen Baum<br />

geklettert ist und wohl versucht Früchte herunterzuschütteln.<br />

Rechtsseitig eine weitere Figur, die gerade<br />

Weintrauben pflückt. Im Vordergrund rechts ein junges<br />

Paar, nur mit ein paar dünnen Laken verhüllt, sowie<br />

linksseitig eine junge liegende Frau auf einem türkisfarbenen<br />

Tuch, vor ihr sitzend ein kleiner Hund und von<br />

links zwei Hasen. In der Mitte ein am Boden liegendes<br />

Kind, das wohl mit einem Bären spielt, während<br />

weitere Kinder auf einem Tier, wohl einem Löwen,<br />

sitzend reiten. In der Mitte des Hintergrunds haben<br />

einige Figuren einen Kreis gebildet und scheinen zu<br />

tanzen. Harmonische, friedliche wirkende Darstellung<br />

in weichen zarten Farb tönen. Wenige kleinere Retuschen.<br />

(1290561) (18)<br />

BENEDETTO LUTI,<br />

1666 FLORENCE – 1724 ROME, ATTRIBUTED<br />

THE GOLDEN AGE<br />

Oil on canvas.<br />

124 x 141 cm.<br />

In parcel-gilt frame.<br />

€ 20.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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KATALOG III<br />

GEMÄLDE ALTE MEISTER – TEIL 2<br />

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ONE OF THE LEADING AUCTION HOUSES IN EUROPE<br />

CATALOGUE III<br />

OLD MASTER PAINTINGS – PART 2<br />

AUCTIONS: THURSDAY, 9 DECEMBER 2021<br />

Exhibition: Saturday, 4 – Tuesday, 7 December 2021

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