Gemälde Alte Meister - Part 1
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
ONE OF THE LEADING AUCTION HOUSES IN EUROPE<br />
CATALOGUE II<br />
OLD MASTER PAINTINGS – PART 1<br />
AUCTIONS: THURSDAY, 9 DECEMBER 2021<br />
Exhibition: Saturday, 4 – Tuesday, 7 December 2021
OLD MASTER<br />
PAINTINGS<br />
PART I
208<br />
GIACOMO RAIBOLINI FRANCIA (UM 1486 – 1557)<br />
ODER FRANCESCO RAIBOLINI FRANCIA<br />
(UM 1450 – 1517), ZUG.<br />
DIE HEILIGE FAMILIE MIT EINEM HEILIGEN<br />
Öl auf Holz.<br />
70 x 49 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
In Nahsicht die stehende Madonna in leuchtend rotem<br />
Gewand, blauem Mantel über ihrer linken Schulter,<br />
einem durchsichtigen Schleier über ihrem wohlfrisiertem<br />
Haupt und leicht zusammengelegten Fingerspitzen.<br />
Sie blickt voller Anmut liebevoll auf den nackten Jesusknaben<br />
herab, der auf einer mit rotem Tuch bedeckten<br />
Liege mit Rundkissen liegt und seine rechte Hand<br />
zum Gruß erhoben hat, und dabei aus dem Bild auf<br />
den Betrachter herausschaut. Links hinter Maria Josef<br />
stehend, sie mit ernsten Augen betrachtend. Rechts<br />
zur Seite stehend ein Mönch mit Tonsur, in seiner<br />
linken Hand ein Buch mit drei Steinen haltend; es<br />
könnte sich bei ihm um den Heiligen Liborius handeln,<br />
der im späten Mittelalter als Helfer gegen Leibesnöte,<br />
ins besondere für Stein- und Nierenkranke, angerufen<br />
wurde. Harmonische Malerei, bei der die Farben<br />
Orange, Rot und Blau überwiegend. Feine einfühlsame<br />
Wiedergabe in der typischen Manier der genannten<br />
Maler. Vereinzelt kleine Retuschen.<br />
GIACOMO RAIBOLINI FRANCIA (CA. 1486 – 1557)<br />
OR FRANCESCO RAIBOLINI FRANCIA<br />
(CA. 1450 – 1517), ATTRIBUTED<br />
THE HOLY FAMILY WITH SEVERAL SAINTS<br />
Oil on panel.<br />
70 x 49 cm.<br />
Notes:<br />
A typical characteristic for the two artists is depicting<br />
the Virgin at centre in close-up, mostly holding the<br />
Christ Child in her arms. Usually shown to the right<br />
and left of her, standing behind her shoulders are<br />
one or two saints against a background with a vast<br />
landscape or depiction of the blue sky, as is the case<br />
in the present painting.<br />
€ 25.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Für die beiden Künstler typisches Kennzeichen ist<br />
Maria in Nahsicht im Mittelpunkt, meist den Jesusknaben<br />
in ihren Armen haltend. Rechts und links von<br />
ihr, jeweils hinter ihren Schultern stehend, ein oder<br />
zwei Heilige vor dem Ausblick in eine weite Landschaft<br />
oder auf den blauen Himmel, wie bei dem<br />
vorliegenden <strong>Gemälde</strong>. (1290995) (18)<br />
14 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
209<br />
ITALIENISCHER MALER IN DER NACHFOLGE DES<br />
ANDREA SOLARIO, UM 1470 MAILAND – 1525<br />
MADONNA MIT DEM GRÜNEN KISSEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
69 x 55 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Die jugendliche Maria als Maria lactans vor einer<br />
Baumgruppe im Halbbildnis wiedergegeben, mit seitlichen<br />
Durchblicken in Landschaft. Das Bildmotiv bezieht<br />
sich auf ein von Solario geschaffenes <strong>Gemälde</strong>,<br />
das sich im Louvre befindet, jedoch im landschaftlichen<br />
Hintergrund weitgehend abgeändert wurde. Links<br />
oben am Bildrand einige Farbausbrüche.<br />
(11506014) (11)<br />
ITALIAN SCHOOL IN THE FOLLOWING OF<br />
ANDREA SOLARIO, CA. 1470 MILAN – 1525<br />
MADONNA WITH THE GREEN CUSHION<br />
Oil on canvas.<br />
69 x 55 cm.<br />
Unframed.<br />
The youthful Virgin has here been portrayed in halfportrait<br />
as Maria lactans in front of a group of trees. The<br />
image motif relates to Solario’s painting today held at<br />
the Louvre, Paris.<br />
€ 18.000 - € 22.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
16 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
210<br />
BEDEUTENDER MEISTER DER SCHULE DER<br />
EMILIA ROMAGNA DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
DIE HEILIGE FAMILIE MIT EINER<br />
JUNGEN HEILIGEN MÄRTYRERIN<br />
Öl auf Holz.<br />
70 x 55 cm.<br />
In einem alten Rahmen mit Blattdekor in Vergoldung.<br />
Im Zentrum Maria mit dem Kind, links der Heilige Josef,<br />
rechts ein junges Mädchen mit Märtyrerpalme. Die<br />
Verwendung der Farben weist auf den florentinischen<br />
Manierismus des beginnenden 16. Jahrhunderts hin,<br />
wie er auch bei Parmigianino (1560-1540) zu finden ist.<br />
Verso zwei Einschubleisten sowie Schwalbenschwanzverbindung.<br />
(1171613) (10)<br />
IMPORTANT MASTER OF THE SCHOOL OF<br />
EMILIA ROMAGNA, 16TH CENTURY<br />
THE HOLY FAMILY WITH A YOUNG FEMALE MARTYR<br />
Oil on panel.<br />
70 x 55 cm.<br />
In an old frame with gilt foliage décor.<br />
€ 40.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
18 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
211<br />
TOSKANISCHER MALER DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
DIE HEILIGE FAMILIE MIT ENGELN<br />
Öl auf Holz. Teils parkettiert.<br />
117 x 91 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Vor dunklem Hintergrund die sitzende Maria in altrosafarbenem<br />
Gewand mit grünlichem Mantel und Kopfbedeckung,<br />
in ihrem Schoß den auf einem Kissen liegenden,<br />
nur mit einem weißen Tuch um die Hüfte<br />
bekleideten schlafenden Jesusknaben haltend. Liebevoll<br />
hat sie ihren Blick ganz auf den mit rötlichen Pausbacken<br />
Schlafenden gerichtet. Rechts von ihr Josef in<br />
altrosafarbenem Gewand, gebräuntem Gesicht und<br />
grauem Vollbart, mit seinen dunklen Augen Maria<br />
ernsthaft anblickend. Links hinter Maria zwei stehende<br />
Engel mit großen Flügeln, in edlen Gewändern, die<br />
Blicke ganz konzentriert auf Maria und das Kind gerichtet.<br />
Um das Haupt Mariens und Josefs ist zudem<br />
ein schmaler Nimbus erkennbar. Malerei in harmonischer<br />
zurückhaltender Farbgebung, die Dargestellten<br />
durch ihre hellere Kleidung besonders vor dem fast<br />
schwarzen Hintergrund hervorgehoben. Vereinzelt<br />
rest., minimale Retuschen. (1291545) (18)<br />
SCHOOL OF TUSCANY, 16TH CENTURY<br />
THE HOLY FAMILY WITH ANGELS<br />
Oil on panel. <strong>Part</strong>ially parquetted.<br />
117 x 91 cm.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
20 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
212<br />
LUIGI MIRADORI,<br />
GENANNT „GENOVESINO“,<br />
1600/10 – UM 1656, ZUG.<br />
HEILIGE DES KARMELITERORDENS UND FÜRSTEN-<br />
PAAR IN ANBETUNG VOR MARIA MIT DEM KINDE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
139 x 117 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
In einem durch klassische kannelierte Säulen und Ehrenvelum<br />
definierten Innenraum rechts Maria mit<br />
dem Kinde sitzend, deren Häupter durch eine Gloriole<br />
umfangen werden. Der linke Bildraum durch eine<br />
Dreistaffelung definiert durch den ehrerbietig knienden<br />
Hieronymus, der durch seine Kardinalsinsignien<br />
sowie durch den am unteren Bildrand erkennbaren<br />
Löwen identifizierbar ist, sowie Johannes den Evangelisten<br />
mit seinem Attribut dem Kelch mit der daraus<br />
emporsteigenden Schlange (Dämon). Dahinter<br />
ein Fürstenpaar mit ihren Insignien, wobei der Fürst<br />
(vielleicht Marchese Cesare Soresina Vidoni) aus dem<br />
Bild den Betrachter anblickt und somit als möglicher<br />
Stifter des <strong>Gemälde</strong>s in Frage kommt. In der dritten<br />
Reihe drei Karmelitermönche, die in dem Zusammenhang<br />
mit der beschenkten Kirche gestanden habend<br />
dürften. Rest.<br />
Anmerkung:<br />
Aufgrund des Zusammenhanges mit dem Karmeliterordens<br />
und der Tätigkeit Miradoris in Cremona,<br />
käme die Kirche Santi Clemente e Imerio in Frage,<br />
deren Säulen nicht in echten korinthischen Kapitellen<br />
enden, sondern in Lorbeerblättern, die auch auf unserem<br />
<strong>Gemälde</strong> in engem Zusammenhang mit den<br />
Säulen stehen. In der erwähnten Literatur auf Seite<br />
225: „L’ordine, che qui diciamo composito, è alquanto<br />
bastardo: in luogo delle foglie d’acanto ci sonofestoni<br />
di lauro appesi agli occhi delle volute“.<br />
LUIGI MIRADORI,<br />
ALSO KNOWN AS “GENOVESINO”,<br />
1600/10 – CA. 1656, ATTRIBUTED<br />
FEMALE SAINT OF THE CARMELITE ORDER AND<br />
PRINCELY COUPLE IN ADORATION OF THE VIRGIN<br />
AND CHRIST CHILD<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
139 x 117 cm.<br />
Unframed.<br />
Notes:<br />
Due to the connection with the Carmelite Order and<br />
the activity of Luigi Miradori in Cremona, the church<br />
of Santi Clemente e Imerio would be an option to<br />
consider. The columns there are not topped by Corinthian<br />
capitals, but by laurel leaves, which are similar<br />
to the columns in our painting. In the below mentioned<br />
literature see page 225: “L’ordine, che qui diciamo<br />
composito, è alquanto bastardo: in luogo delle foglie<br />
d’acanto ci sonofestoni di lauro appesi agli tatting<br />
delle volute”.<br />
Literature:<br />
Giuseppe Picenardi, Nuova guida di Cremona, Cremona<br />
1820, p. 224-226, with reference that Luigi Miradori<br />
also painted a painting with Mary and the Child<br />
and a Saints of the Carmelite Order. It cannot be ruled<br />
out that the present work is identical with the one<br />
mentioned there see p. 226: “L’ultimoaltare da questo<br />
latomedesimo, vicino alla porta, ove sonnovi Santi<br />
dell’ Ordine Carmelitano in varie maniere rappresentati,<br />
è parimenti opera dello stesso Miradori”.<br />
€ 30.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Giuseppe Picenardi, Nuova guida di Cremona, Cremona<br />
1820, S. 224-226. Dort Verweis, dass Luigi Miradori<br />
auch ein <strong>Gemälde</strong> mit Maria und dem Kind und<br />
Heiligen des Karmeliterordens malte. Es ist nicht<br />
ausgeschlossen, dass es sich hier um das erwähnte<br />
Werk handelt: S. 226: „L’ultimoaltare da questo latomedesimo,<br />
vicino alla porta, ove sonnovi Santi dell’<br />
Ordine Carmelitano in varie maniere rappresentati,<br />
è parimenti opera dello stesso Miradori“.<br />
(1290541) (3) (13)<br />
22 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
213<br />
AMBROSIUS BENSON,<br />
UM 1495 LOMBARDEI – 1550 BRÜGGE<br />
BEWEINUNG CHRISTI VOR WEITER LANDSCHAFT<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
120 x 94,5 cm.<br />
In ebonisiertem breitem Rahmen mit Goldinnenleiste.<br />
Beigegeben in Kopie ein Gutachten von Max Friedländer,<br />
Berlin, 16. November 1929, der das vorliegende<br />
<strong>Gemälde</strong> als charakteristisches Werk von Ambrosius<br />
Benson erkannt hat.<br />
Anbei in Kopie ein Schriftwechsel zwischen Dr.<br />
Richard Doetsch-Benziger, Brüssel, 5. November 1955,<br />
der die Zuschreibung an Benson bestätigt.<br />
Im RKD Image Archive abgebildet unter der Nummer:<br />
0000029931.<br />
Ein „charakteristisches Werk von Amrosius Benson“<br />
(Max Friedländer), eine „magnifique pietà en diagonaletableaux<br />
d’histoire“ (Georges Marlier), wurde uns zur<br />
Versteigerung anvertraut. Das <strong>Gemälde</strong> ist mit einer<br />
reichhaltigen Provenienz- und Ausstellungsgeschichte<br />
bedacht und wurde im Laufe der letzten 120 Jahre<br />
manches Mal in der Literatur erwähnt. Mit dem vorliegenden<br />
<strong>Gemälde</strong> sind wir noch ganz nah dran am<br />
Lehrer Ambrosius Bensons: Gerard David (um 1460-<br />
1523) von dem wir etwa eine Beweinung Christi kennen,<br />
die als Querformat gestaltet ist und im Art Institute<br />
of Chicago (Inv.Nr. 33.1040) aufbewahrt wird.<br />
Eine weitere Pietà aus der Hand Davids wird in der<br />
National Gallery in London verwahrt, erfährt jedoch<br />
bereits eine vertikale Ausrichtung des Körpers Christi.<br />
Auch Benson variierte Hoch- und Querformate bei der<br />
Darstellung seiner Beweinungen Christi. So ist neben<br />
dem hier angebotenen <strong>Gemälde</strong> auch eine querformatige<br />
Darstellung zu finden, die freilich durch ihre<br />
räumliche Beschränkung bei gleicher Präsenz des Personals<br />
in ihren erzählerischen Details beschränkt<br />
bleibt. So wird in den Fine Arts Museums of San<br />
Francisco unter der Inv.Nr. 1956.90 eine Beweinung<br />
verwahrt, die auf fünf statt bei uns sieben Figuren beschränkt<br />
bleibt und ihre Vertikalen den Kreuzstümpfen<br />
Golgatas verdankt, die hier durch locker nebeneinander<br />
stehenden Architekturen Jerusalems abgelöst wurden.<br />
Die Kreuzlösung als traditionelles Motiv statt der Ausblick<br />
auf das Himmlische Jerusalem scheint ohnehin<br />
bei Benson das bevorzugte Motiv für die Pietà im<br />
Hochformat gewesen zu sein, so wird auch eine seitlich<br />
von Vorhängen begrenzte Beweinung im Metropolitan<br />
Museum of Art in New York aufbewahrt, in der<br />
die Kreuzmotive Bevorzugung finden. Es gibt jedoch<br />
ein Beispiel mit dem architektonischen und hügeligen<br />
Hintergrund, die eine Variante unseres <strong>Gemälde</strong>s darstellt<br />
und – ebenfalls als Ambrosius Benson – beim<br />
RKD in Den Haag (Nr. 62619) registriert ist (siehe Vergleichsabb.).<br />
Das hochformatige <strong>Gemälde</strong> zeigt unterlebensgroß<br />
die diagonal aufgerichtete Figur Christi<br />
mit seinen Wundmalen und ausgezehrtem Körper. Vor<br />
ihm Tücher und Salbgefäße, seine Hand liegt in der<br />
Hand seiner Mutter, die von Johannes dem Täufer<br />
hinterfangen wird. Seine weiteren Begleiter bilden<br />
eine kompositorische Einheit, die sich als Silhouette<br />
von der dahinterliegenden Landschaft, die von einem<br />
Fels als Repoussoir rechts eingeleitet wird, abzeichnet.<br />
Der Fels bietet zudem Platz für den für den<br />
Leichnam Christi vorbereiteten Sarkophag, der auch<br />
als architektonisches Element im direkten Vergleich<br />
zum im Hintergrund befindlichen Jerusalem gesehen<br />
werden kann.<br />
Provenienz:<br />
Wohl königliche Sammlung, Spanien.<br />
Sammlung Sir John Watkins Brett.<br />
Privatsammlung Professor How, von diesem 1906<br />
ausgeliehen nach London: Exhibition of works by<br />
Flemish and modern Belgian painters, Guildhall Art<br />
Gallery, London, 3. Mai 1906 - 28. Juli 1906.<br />
Auktion Christie’s, London, 13. Juli 1923, Lot 72.<br />
Arthur Tooth & Sons, London.<br />
Sackville Gallery, London, November 1928.<br />
Auktion Helbing, Düsseldorf, „<strong>Gemälde</strong>(...) aus Rheinischem,<br />
Berliner und Ausländischem Museums- und<br />
Privatbesitz“, 11. März 1933, Lot 3 (mit Schwarz-Weiß-<br />
Abbildung) mit Gutachten von Friedländer.<br />
Hugo Perls, Berlin.<br />
Sammlung Richard Doelsch-Benziger, Basel.<br />
Galerie Libertas, Brügge.<br />
Literatur:<br />
Alfred George Temple, Catalogue of the Exhibition<br />
of works by Flemish and modern Belgian painters,<br />
Guildhall Art Gallery, London, 3. Mai 1906 - 28. Juli<br />
1906, London 1906, S. 58, Nr. 59A.<br />
Annales de la Société d‘Emulation de Bruges, Bd. LVIII,<br />
Brügge 1908.<br />
Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />
à Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957,<br />
S. 161-163, 293, Nr. 43, Abb. Tafel 39.<br />
Max J. Friedländer, Early Netherlandish painting, Bd.<br />
XI, Brüssel 1974, Nr. 252, Tafel 168.<br />
Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> wird beim RKD unter der<br />
Nr. 62614 als eigenhändiges Werk von Ambrosius<br />
Benson klassifiziert.<br />
Ausstellungen:<br />
Exhibition of works by Flemish and modern Belgian<br />
painters, Guildhall Art Gallery, London, 3. Mai 1906<br />
- 28. Juli 1906.<br />
Van Memling tot Pourbus, 1998, Nr. 61, S. 92.<br />
(1290863) (1) (13)<br />
24 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
AMBROSIUS BENSON,<br />
CA. 1495 LOMBARDY – 1550 BRUGES<br />
THE LAMENTATION OF CHRIST IN VAST<br />
LANDSCAPE<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
120 x 94.5 cm.<br />
A copy of an expert’s report by Max Friedländer, Berlin,<br />
dated 16 November 1929 is enclosed. He recognizes<br />
the present painting as a characteristic work by Ambrosius<br />
Benson. A copy of an exchange of letters between<br />
Dr Richard Doetsch-Benziger, Brussels, dated<br />
5 November 1955 is also enclosed, confirming Benson<br />
as the artist.<br />
Also illustrated in the RKD Image Archive under the<br />
number: 0000029931.<br />
Described by experts as a “characteristic work by Ambrosius<br />
Benson” (Max Friedländer) and a “magnifique<br />
pièta en diagonale-tableaux d’histoire” (Georges Marlier),<br />
this work was entrusted to us for auction. The<br />
painting has a substantial provenance and exhibition<br />
history and has been mentioned many times in research<br />
literature over the past 120 years. The painting<br />
is still very similar to works by Ambrosius Benson’s<br />
teacher, Gerard David (ca. 1460-1523), from whom a<br />
Lamentation of Christ in landscape-format is for instance<br />
known and held at the Art Institute of Chicago<br />
(inv. No. 33.1040). Another Pietà by David is held at<br />
the National Gallery in London, but already shows a<br />
vertical alignment of the body of Christ. Benson also<br />
varied portrait and landscape formats for his depictions<br />
of the Lamentation of Christ. In addition to the<br />
present work, there is another landscape-format<br />
painting, which remains limited in its narrative details<br />
due to its spatial restriction while maintaining the<br />
same amount of figure staffage. A Lamentation held<br />
at the Fine Arts Museums of San Francisco (inv. no.<br />
1956.90), for example, is limited to five instead of the<br />
seven figures in the present painting and owes its<br />
vertical accents to the crucifixion stumps on Mount<br />
Calvaray, while they are replaced by loosely juxtaposed<br />
architectures of Jerusalem in the present<br />
painting. Benson’s preferred motif for a Pietà in portrait-format<br />
appears to have been crucifix depictions<br />
as a traditional motif instead of a prospect of the<br />
Heavenly Jerusalem, as is the case in a Lamentation<br />
held at the Metropolitan Museum of Art in New York,<br />
which is limited sideways by curtains and crucifixion<br />
motifs are also favoured here. There is, however, one<br />
example by Ambrosius Benson with an architectural<br />
and hilly background, which is a variant of the present<br />
painting and is listed at the RKD in The Hague (62619)<br />
(see comparative image).<br />
Provenance:<br />
Probably Royal Collection, Spain.<br />
Collection of Sir John Watkins Brett.<br />
Private collection Professor How, on loan to London<br />
in 1906: Exhibition of works by Flemish and modern<br />
Belgian painters, Guildhall Art Gallery, London, 3 May<br />
1906 - 28 July 1906.<br />
Christie’s auction, London, 13 July 1923, lot 72.<br />
Arthur Tooth & Sons, London.<br />
Sackville Gallery, London, November 1928.<br />
Helbing auction, Düsseldorf, Paintings (...) from<br />
Rhenish, Berlin and foreign museum and private<br />
collections, 11 March 1933, lot 3 (with black and<br />
white illustration) with a certificate by Friedländer<br />
Hugo. Perls, Berlin.<br />
Richard Doetsch-Benziger Collection, Basel.<br />
Libertas Gallery, Bruges.<br />
Literature:<br />
Alfred George Temple, Catalogue of the Exhibition<br />
of works by Flemish and modern Belgian painters,<br />
Guildhall Art Gallery, London, 3 May 1906 - 28 July<br />
1906, London 1906,p. 58, no. 59A.<br />
Annales de la Société d’Emulation de Bruges, vol.<br />
LVIII, Bruges 1908.<br />
Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture a<br />
Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957,<br />
pp. 161-163, 293, no. 43, ill. plate 39.<br />
Max J. Friedländer, Early Netherlandish Painting,<br />
vol. XI, Brussels 1974, no. 252, plate 168.<br />
The present painting is listed at the RKD with no.<br />
62614 as an original work by Ambrosius Benson<br />
himself.<br />
Exhibitions:<br />
Exhibition of works by Flemish and modern Belgian<br />
painters, Guildhall Art Gallery, London, 3 May 1906<br />
- 28 July 1906.<br />
Van Memling tot Pourbus, 1998, no. 61, p. 92 .<br />
€ 300.000 - € 400.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Ausschnitt zu Lot 213<br />
26 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
214<br />
GIAMPIETRINO,<br />
EIGENTLICH „GIOVANNI PIETRO RIZZOLI“,<br />
TÄTIG UM 1495 – 1540, ZUG.<br />
MARIA LACTANS<br />
Öl auf Holz.<br />
65 x 50,5 cm.<br />
In ornamental verziertem Kassettenrahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten in Kopie von Mina Gregori,<br />
Florenz, ohne Datum.<br />
Ganz ähnlich wie bei der Maria lactans von Giampietrino,<br />
die jedoch anstelle des Bücherregals den Heiligen<br />
Josef zeigt, ist auch hier Maria zentral im Bild zu sehen,<br />
ihr Kind stillend. Während das <strong>Gemälde</strong> in der Biblioteca<br />
di Castel Vitoni die Kopfbedeckung in gelbem<br />
Ton zeigt, ist das Tuch hier mauve und der Blick Mariae<br />
gleitet in unserem Bild sinnierend in die Zukunft<br />
aus dem Bildraum heraus, während das Vergleichsbild<br />
eine Kommunikationsmotivation zumindest vermuten<br />
lässt, die durch den dahinterstehenden Josef<br />
evoziert wird. Gut vergleichbar ist das Christuskind<br />
etwa mit der Maria lactans in der Galleria Borghese<br />
von Giampietrino. In der Ausführung wirkt unser <strong>Gemälde</strong><br />
als könnte auch ein Nachfolger oder zumindest<br />
die Werkstatt an der Ausführung des <strong>Gemälde</strong>s beteiligt<br />
gewesen sein, während Mina Gregori das <strong>Gemälde</strong> in<br />
die Reifezeit Giampietrinos mit Andrea Solari (1460–<br />
1524) einordnet und somit den Werkzusammenhang<br />
mit Leonardo da Vinci (1452–1519) betont.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Cristina Geddo, Giovan Pietro Rizzoli, il Gianpietrino.<br />
L‘opera completa, in: Journal of Leonardo Studies<br />
& Bibliography of Vinciana, hrsg. Carlo Pedretti, Bd. VI,<br />
1994. (1290452) (2) (13)<br />
GIAMPIETRINO,<br />
ALSO KNOWN AS “GIOVANNI PIETRO RIZZOLI”,<br />
ACTIVE CA. 1495 – 1540, ATTRIBUTED<br />
THE NURSING MADONNA<br />
Oil on panel.<br />
65 x 50.5 cm.<br />
An expert‘s report by Mina Gregori, Florence, n.d. is<br />
enclosed.<br />
Quite similar to the painting of the The Nursing Madonna<br />
by Giampietrino, which, by contrast, shows<br />
Saint Joseph instead of the bookshelf, the Virgin can<br />
also be seen at the centre of this painting, breastfeeding<br />
her child. While the painting held at the Biblioteca<br />
di Castel Vitoni shows the headgear in a yellow<br />
tone, the cloth here is mauve and the Virgin’s gaze is<br />
directed outside the pictorial space, reflecting on the<br />
future, while the comparative painting at least suggests<br />
a communication motivation, which is evoked<br />
by Joseph standing behind her. The figure of the<br />
Christ Child easily compares with The Nursing Madonna<br />
by Giampietrino at the Galleria Borghese. The<br />
execution of our painting looks as if a successor or at<br />
least the workshop could have been involved its execution,<br />
while Mina Gregori places the painting in Giampietrino’s<br />
mature œuvre in collaboration with Andrea<br />
Solari (1460–1524) and thus emphasizes the<br />
work connection with Leonardo da Vinci (1452–1519).<br />
Literature:<br />
cf. Cristina Geddo, Giovan Pietro Rizzoli, il Gianpietrino.<br />
L’opera completa, in: Journal of Leonardo Studies &<br />
Bibliography of Vinciana, Carlo Pedretti (ed.), vol. VI,<br />
1994.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Vergleiche: Vorzeichnung Giampietrinos<br />
Motiv der Maria lactans<br />
Vergleiche: Giampietrinos Maria lactans in<br />
der Bibliotheca di Castel Vitoni<br />
28 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
215<br />
LORENZO COSTA D. Ä.,<br />
UM 1460 FERRARA – 1535 MANTUA<br />
ANBETUNG DES KINDES MIT SAN NICOLA DA<br />
TOLENTINO, UM 1491/93<br />
Öl auf Weichholz, verso Festigungsleisten.<br />
50 x 41,5 cm.<br />
Verso alter Aufkleber „Auktion Lempertz Nov. 1961,<br />
Kat. 466, Nr. 161“ (dort noch als Piemonteser <strong>Meister</strong><br />
geführt).<br />
Im Ädikularahmen.<br />
Expertise von Dr. Alessandro Delpriori, Universität Florenz.<br />
Hier weitere Einzelangaben und Werkvergleiche.<br />
Das Tafelbild, seiner Maße wegen wohl Auftragsgemälde<br />
für eine Hauskapelle, thematisiert die Geburt<br />
Christi im Stall von Bethlehem. Maria und das am Boden<br />
auf einer Matte liegende Kind sind ins Bildzentrum<br />
gesetzt, rechts daneben steht Josef, barfüßig,<br />
auf einen Stock gestützt. Den Hintergrund bildet der<br />
hölzerne Stall mit Brettervordach, darunter die Hauptfiguren,<br />
dahinter Esel und Ochs. Links eine hügelige<br />
Landschaft, aus der der hier dargestellte Heilige Nikolaus<br />
von Tolentino in Mönchskutte und kniender Haltung<br />
gezeigt wird. Der Mönch und Prediger (um 1245-<br />
1305) wurde 1446 kanonisiert. Der Augustinerheilige<br />
hält hier ein Kreuz und ist durch sein Attribut - ein<br />
Stern, der ihn der Legende nach bei seinen Predigten<br />
begleitete - gekennzeichnet.<br />
Dem <strong>Gemälde</strong> ist eine ausführliche gutachterliche<br />
Beschreibung beigegeben. Danach wird das Werk in<br />
die Frühphase des Malers eingeordnet, also wohl<br />
noch vor der Begegnung mit dem Bolognesen Francesco<br />
Francia (1447-1517) und dessen ausgeprägter<br />
Feinmalerei. So herrscht hier noch eine gewisse Herbheit,<br />
die nähere Verwandtschaft mit seinen Lehrern<br />
Francesco del Cossa (1435-1495) oder Cosmé Tura<br />
(um 1430-1495) zeigt. Dagegen wird der Bologneser<br />
Einfluss spürbar, nachdem Costa - auf der Flucht von<br />
der Pest - dorthin zog, um am Hof von Giovanni Bentivoglio<br />
zu wirken. 1483 wird ein „Costa“ im Zusammenhang<br />
mit dem Palazzo Bentivoglio als Maler<br />
dokumentiert.<br />
Aus öffentlichen Sammlungen sei hier an die „Kreuzigung<br />
mit Stifter“ im Lindenau-Museum <strong>Alte</strong>nburg genannt,<br />
in Ferrara um 1480 entstanden. Wenngleich<br />
das Werk Costas nicht die dynamische Bewegtheit<br />
seines Zeitgenossen Ercole de´ Roberti zeigt, so sei<br />
doch an Gemeinsamkeiten des vorliegenden Bildes<br />
mit dessen „Anbetung des Kindes“ (National Gallery<br />
London) erinnert, mit ähnlichem Aufbau des Stallgebäudes<br />
in Bethlehem. A.R.<br />
LORENZO COSTA THE ELDER,<br />
CA. 1460 FERRARA – 1535 MANTUA<br />
THE ADORATION OF THE CHRIST CHILD WITH<br />
SAN NICOLA DA TOLENTINO, CA. 1491/93<br />
Oil on softwood, with parquetting slats on the reverse.<br />
50 x 41.5 cm.<br />
Old label from Lempertz auction on the reverse, Nov.<br />
1961, cat. 466, no. 161 (listed as Piedmontese master).<br />
Expert‘s report by Dr Alessandro Delpriori, Florence<br />
University enclosed. More details and work examples<br />
of comparison are given in the report.<br />
As a work held in a public collection, the “Crucifixion<br />
with Donor” at Lindenau Museum <strong>Alte</strong>nburg, which<br />
originated in Ferrara in ca. 1480, should be mentioned<br />
here. Even though Costa‘s work does not show the<br />
dynamic emotion of his contemporary Ercole de‘Roberti,<br />
we should nevertheless recall the similarities between<br />
the present painting and his “Adoration of the<br />
Christ Child” (National Gallery London), which shows<br />
a similar structure of the stable building in Bethlehem.<br />
Provenance:<br />
Private collection.<br />
Literatur:<br />
Rolf Toman, Barbara Borngässer, Alexander Rauch,<br />
Uwe Geese, Malerei, in: Renaissance. Kunst und<br />
Architektur des 15. und 16. Jahrhunderts in Europa,<br />
Bath et al. 2011.<br />
Emilio Negro, Nicosetta Roio, Lorenzo Costa (1460-<br />
1535), Modena 2001.<br />
Philip Hendy, Die National-Galerie London, Gütersloh<br />
1978.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung.<br />
Literatur:<br />
Rolf Toman, Barbara Borngässer, Alexander Rauch,<br />
Uwe Geese, Malerei, in: Renaissance. Kunst und<br />
Architektur des 15. und 16. Jahrhunderts in Europa,<br />
Bath u.a. 2011.<br />
Emilio Negro, Nicosetta Roio, Lorenzo Costa (1460-<br />
1535), Modena 2001.<br />
Philip Hendy, Die National-Galerie London, Gütersloh<br />
1978. (12903118) (11)<br />
30 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
216<br />
FRA PAOLINO DA PISTOIA,<br />
1490 – 1547<br />
MADONNA DI LORETO<br />
Öl auf Holz.<br />
120 x 91 cm.<br />
Verso mit zwei alten britischen Etiketten.<br />
In schönem plastisch geschnitztem und vergoldetem<br />
Rahmen des 17. Jahrhunderts.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Alessandro Delpriori,<br />
Florenz, ohne Datum, in Kopie, in welchem die gute<br />
Qualität des vorliegenden <strong>Gemälde</strong>s betont wird.<br />
Im Wesentlichen übernimmt da Pistoia die bekannte<br />
im Musée Condé (Chantilly, Frankreich), befindliche<br />
Komposition von Raphael von 1511, die im Übrigen<br />
die gleichen Maße aufweist wie unser Bild und sich<br />
einst vermutlich in der Sammlung Scipione Borghese<br />
befand. Eine Bettstatt mit weißen Laken und Kissen<br />
leitet in das <strong>Gemälde</strong> ein, auf welchem das Christuskind<br />
liegt und seine Arme emporreckt. Maria, hinter<br />
dem Bett stehend nimmt Bezug auf das Kind, indem<br />
sie einen Arm in unglaublicher Verkürzung nach vorn<br />
streckt und einen transparenten Schleier herabhängen<br />
lässt, nach dem das Kind zu greifen im Begriff ist.<br />
Rechts hinten Josef auf einen Stab sich stützend. Die<br />
Rückwand textil verkleidet. Auf zwei Tafeln, mittig vertikal<br />
zusammengefügt. Rest.<br />
FRA PAOLINO DA PISTOIA,<br />
1490 – 1547<br />
MADONNA DI LORETO<br />
Oil on panel.<br />
120 x 91 cm.<br />
A copy of the expert‘s report by Alessandro Delpriori,<br />
Florence, n.d. is enclosed, emphasizing the painting‘s<br />
good quality.<br />
Pistoia essentially copies the famous composition by<br />
Raphael held at the Musée Condé (Chantilly, France),<br />
created in 1511, which has the same dimensions and<br />
was once held at the Scipione Borghese collection.<br />
Literature:<br />
cf. Ralph Nicholson Wornum (ed.), Biographical catalogue<br />
of the principal Italian painters, London 1855,<br />
p. 130.<br />
€ 30.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Der Dominikanermönch Fra Paolino da Pistoia lernte<br />
bei Bernardino del Signoraccio, dessen Stil auf Perugino<br />
verweist und besonders im Frühwerk Pistoias<br />
wiederzufinden ist. 1509 ging er nach Florenz und<br />
wirkte in der Werkstatt von Fra Bartolomeo, deren<br />
Leitung er nach Fra Bartolomeos Tod, übernahm.<br />
1526 zog er mit der gesamten Werkstatt nach Pistoia,<br />
nach seinem Tod erlosch auch die Werkstattaktivität.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Ralph Nicholson Wornum (Hrsg.), Biographical<br />
catalogue of the principal Italian painters, London<br />
1855, S. 130. (1290033) (3) (13)<br />
32 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
217<br />
LAMBERT SUSTRIS,<br />
1515/16 – UM 1595 VENEDIG<br />
Lambert Sustris war ein niederländischer Maler, der<br />
vor allem in Italien und dort speziell in Venedig tätig<br />
war. Er schuf sowohl manieristische mythologische<br />
Szenen als auch eindrucksvolle Bildnisse. Ausgebildet<br />
wurde der wohl in Amsterdam geborene Künstler<br />
wahrscheinlich in Haarlem oder in Utrecht, im Umkreis<br />
von Maarten Jacobsz van Heemskerck (1498-<br />
1574) oder von Jan van Scorel (1495-1562). In den frühen<br />
1530er-Jahren ging er nach Rom, dort arbeitete<br />
er zwischen 1542 und 1544 in der Werkstatt Tiziano<br />
Vecellio (1485-1576).<br />
DAS FEST DER GÖTTER<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
89 x 193 cm.<br />
In dekorativem vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Dr. Giuseppe<br />
Maria Pilo und von Egidio Martini vom 05. Dezember<br />
1979.<br />
In weiter bewaldeter Landschaft, im Licht der spätnachmittäglichen<br />
Sonne, das gerade stattfindende<br />
Fest der Götter, die um einen großen Tisch, teils paarweise<br />
sitzen. Zu den dargestellten Göttern, die durch<br />
ihre Attribute gekennzeichnet sind, gehören am rechten<br />
Tischrand sitzend, mit grauen Haaren und Bart<br />
und in seiner Hand ein Blitzbündel haltend, Zeus, der<br />
oberste olympische Gott der griechischen Mythologie<br />
und mächtiger als alle anderen griechischen Götter<br />
zusammen. Zusätzlich wird ihm als Attribut ein Adler<br />
zur Seite gestellt. Des Weiteren werden hinter ihm<br />
links dargestellt Athena, die Göttin der Weisheit und<br />
des Kampfes mit Helm und Lanze, rechts sitzend die<br />
Göttin Hera mit einem Pfau, Poseidon mit seinem<br />
Attribut, einem Dreizack, sowie auf der linken Seite<br />
stehend Hermes, der Götterbote mit Flügelkappe und<br />
Hermesstab. Am rechten Bildrand zwei Putti, denen<br />
aus einer großen Amphore Wein in ihre Schalen ausgeschenkt<br />
wird. In der linken Hälfte des Hintergrunds<br />
zudem ein Schäfer mit seinen Schafen erkennbar. Figurenreiche<br />
Darstellung mit vielen Details in zurückhaltender<br />
Farbgebung. Rest.<br />
Anmerkung:<br />
Das Motiv mit dem Bankett der Götter lässt sich<br />
auch finden in den um 1517 datierten Fresken von<br />
Raffael (1483-1520), die die Decke der Loggia der<br />
Psyche in der Villa Farnesina schmückten.<br />
(1290513) (3) (18)<br />
34 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Detail des <strong>Gemälde</strong>s Lot 217<br />
LAMBERT SUSTRIS,<br />
1515/16 – CA. 1595 VENICE<br />
THE FEAST OF THE GODS<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
89 x 193 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor Dr<br />
Giuseppe Maria Pilo and by Egidio Martini dated 5<br />
December 1979.<br />
Notes:<br />
The motif with the banquet of the gods can also be<br />
found in frescoes by Raphael (1483-1520), dated ca.<br />
1517, which adorned the ceiling of the Loggia of the<br />
Psyche in the Villa Farnesina.<br />
€ 60.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
35
218<br />
MEISTER DER WEIBLICHEN HALBFIGUREN,<br />
IN DEN NIEDERLANDEN TÄTIG ZWISCHEN 1525<br />
UND 1550<br />
JUNGE FRAU BEIM SCHREIBEN AM TISCH<br />
MIT PRUNKPOKAL<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
53 x 43 cm.<br />
Expertise von Prof. Dr. Paul Vandenbroeck, Univ.<br />
Leuven, mit Literaturverweisen und Einordnung<br />
des <strong>Gemälde</strong>s in den Zeitraum 1535-1540.<br />
Bekanntlich konnte der eigentliche Name des Künstlers<br />
bis heute noch nicht ermittelt werden. Aufgrund<br />
von Bild- und Stilvergleichen prägte Max J. Friedländer<br />
(1867-1958) den Notnamen „<strong>Meister</strong> der weiblichen<br />
Halbfiguren“. Der Malstil lässt annehmen, dass<br />
der Maler überwiegend in den südlichen Niederlanden,<br />
möglicherweise auch in Antwerpen gearbeitet<br />
hat. Seine stets unsignierten Bilder zeigen die meist<br />
jungen Mädchen elegant gekleidet, vor allem aber<br />
mit ausgesprochen anmutigen Gesichtern. Stets werden<br />
sie bei einer Betätigung gezeigt, ob beim Musizieren,<br />
wie das berühmte <strong>Gemälde</strong> in Schloss Rohrau<br />
aus der Graf Harrach´schen Sammlung zeigt, oder die<br />
„Lauternspielerin“ in der Galleria Sabauda in Mailand.<br />
Einige Darstellungen, wie in dem vorliegenden Bild,<br />
zeigen die Halbfigur beim Schreiben. Nicht selten hat<br />
der <strong>Meister</strong> ein Prunkgefäß ins Bild gesetzt, was<br />
dazu geführt hat, bei etlichen dieser Motive die Dargestellte<br />
als Heilige Magdalena zu deuten. Gemeint<br />
wäre hier also die „weltliche“ Heilige vor ihrer religiösen<br />
Sendung. Dies gilt jedoch vor allem bei Darstellung<br />
eines Salbgefäßes. Es sei dahingestellt, ob dies<br />
auch in unserem Falle zutrifft.<br />
In dem hier präsentierten <strong>Gemälde</strong> trägt die junge<br />
Dame ein rotes, mit goldenem Gürtel eng geschnürtes<br />
Miederkleid, eine feine Halskette mit Anhänger<br />
sowie eine mit Steinen besetzte Kette am Rand der<br />
Haube. Auch ihre gerafften Ärmel sind mit Goldreifen<br />
geschmückt. Ihre Schreibhand hält eine Feder, die<br />
Linke ein Radiermesser. Das könnte zur Interpretation<br />
führen, dass sie als unentschlossen bei der Abfassung<br />
ihres Briefes gezeigt werden sollte. Ein dunkles<br />
Futteral auf der hellen Tischplatte und der dahinterstehende<br />
goldene Deckelpokal bereichern die Darstellung.<br />
Auffallend jedoch ist der Körperschatten auf der<br />
grünlich gemalten Rückwand. In solchen Darstellungen<br />
sehen wir bereits den Wandel der Portraitkunst<br />
aus dem Mittelalter hin zur Renaissance. Unabhängig<br />
von der Frage, ob es sich nun um die Darstellung einer<br />
Heiligen handelt, werden die Figuren bereits im<br />
Umfeld ihrer Tätigkeiten erfasst, mit Beschäftigungen<br />
aus dem Alltagsleben.<br />
Wenngleich der <strong>Meister</strong> für die ihn benennenden<br />
halbfigurigen Frauendarstellungen bekannt wurde, so<br />
kennen wir auch religiöse Werke seiner Hand, wie<br />
etwa die „Kreuzabnahme mit Stiftern“ (Münster LWL-<br />
Museum), eine „Versuchung des Heiligen Antonius“<br />
(Dublin, National Gallery) oder die „Landschaft mit<br />
der Ruhe auf der Flucht“ (Wien, Kunsthistorisches Museum).<br />
Darüber hinaus befinden sich seine Werke in<br />
etlichen weiteren, bedeutenden öffentlichen Sammlungen<br />
und Museen. A.R.<br />
MASTER OF THE FEMALE HALF-LENGTHS,<br />
ACTIVE IN THE NETHERLANDS BETWEEN 1525<br />
AND 1550<br />
YOUNG WOMAN WRITING AT A DESK WITH<br />
MAGNIFICENT CUP<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
53 x 43 cm.<br />
An expert‘s report by Professor Dr Paul Vandenbroeck,<br />
Leuven University with bibliography and dating of the<br />
painting to 1535 - 1540 is enclosed.<br />
As is well known, the actual name of the artist has<br />
not yet been identified. Based on image and style examples<br />
of comparison, Max Jacob Friedländer (1867-<br />
1958) coined the notname „Master of Female Half-<br />
Lengths“. Although the master became known for the<br />
half-length depictions of women naming him, religious<br />
works by his hand are also known, such as<br />
“The Deposition from the Cross with Donors” (Münster<br />
LWL Museum), a “Temptation of Saint Anthony”<br />
(Dublin, National Gallery) or the “Landscape with the<br />
Rest on the Flight into Egypt” (Vienna, Kunsthist. Museum).<br />
In addition, his works are held at several other<br />
important public collections and museums.<br />
Provenance:<br />
Formerly private collection, Vienna.<br />
Dorotheum 1986.<br />
Literature:<br />
Max J. Friedländer, Der <strong>Meister</strong> der weiblichen<br />
Halbfiguren, in: <strong>Meister</strong>werke der niederländischen<br />
Malerei des XV. u XVI. Jahrhunderts auf der Ausstellung<br />
zu Brügge 1902. F. Bruckmann, Munich 1903,<br />
pp. 29-30, illustrated on plate 78 and 79.<br />
Ellen Konowitz, The Master of the Female Half-Lengths<br />
Group, Eclecticism, and Novelty, in: Oud Holland,<br />
vol. 113, no. 1/2, 1999.<br />
Gordon Campell, Master of the Female Halflength,<br />
in: The Grove Encyclopedia of Northern renaissance<br />
Art, Oxford 2009.<br />
€ 120.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Provenienz:<br />
Ehem. Privatsammlung Wien.<br />
Dorotheum 1986.<br />
Literatur:<br />
Max J. Friedländer, Der <strong>Meister</strong> der weiblichen<br />
Halbfiguren, in: <strong>Meister</strong>werke der niederländischen<br />
Malerei des XV. und XVI. Jahrhunderts auf der Ausstellung<br />
zu Brügge 1902, München 1903, S. 29-30,<br />
Abb. auf Tafel 78 und 79.<br />
Ellen Konowitz, The Master of the Female Half-<br />
Lengths Group, Eclecticism and Novelty, in: Oud-<br />
Holland, Bd. 113, Nr. 1/2, 1999.<br />
Gordon Campbell, Master of the Female Half-lengths,<br />
in: The Grove Encyclopedia of Northern Renaissance<br />
Art, Oxford 2009. (12903119) (11)<br />
36 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Detailabbildungen des <strong>Gemälde</strong>s Lot 218<br />
38 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
219<br />
JOACHIM BEUCKELAER,<br />
1533 ANTWERPEN – 1574/75 EBENDA, ZUG.<br />
INTERIEUR EINES FLEISCHHANDELS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
163 x 122 cm.<br />
In vergoldetem breitem Holzrahmen.<br />
Für den Maler typisches großformatiges <strong>Gemälde</strong> mit<br />
einer Kombination von Stillleben und Gruppenbildnis,<br />
wobei dieses in einem Fleischhandel verortet wird,<br />
was durch den Ausblick auf ein innerstädtisches Exterieur<br />
und den Holzladen, der in der rechten oberen<br />
Bildhälfte zu sehen ist, deutlich wird. Auf dem <strong>Gemälde</strong><br />
nicht nur der Händler, sondern auch Kunden zu sehen<br />
sowie ein Junge in der rechten unteren Bildhälfte, der<br />
im Begriff ist eine Schweineblase aufzublasen. Der in<br />
Antwerpen wirkende Maler war auf Marktstillleben<br />
mitunter spezialisiert und so befindet sich eine weitere<br />
Ansicht von 1565, die jedoch einen biblischen Kontext<br />
hat, im Nationalmuseum Stockholm unter der<br />
Inv.Nr. NIM323 und, jedoch seitenverkehrt, ebenfalls<br />
im biblischen Kontext eine solche im Rijksmuseum<br />
Amsterdam unter der Inv.Nr. SKA1451. Besonders<br />
Fisch märke sind von Beuckelaer bekannt, so etwa in<br />
der National Gallery London unter der Inv.Nr. NG6586<br />
oder in Kombination von Fleisch, Fisch und Gemüse<br />
im Louvre unter der Kat.Nr. RF2659 (datiert 1566). Oft<br />
wird der biblische Bezug zu Christus im Haus von<br />
Marta und Maria wiedergegeben. Rest.<br />
(1290575) (13)<br />
JOACHIM BEUCKELAER,<br />
1533 ANTWERP – 1574/75 IBID., ATTRIBUTED<br />
INTERIOR OF A MEAT TRADER<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
163 x 122 cm.<br />
The painter, who was active in Antwerp, specialized<br />
in market still lifes and so another interior from 1565,<br />
which has a biblical context, is held at the National<br />
Museum Stockholm under inv. NIM323 and, however,<br />
inverted, also in the biblical context one in the Rijksmuseum<br />
Amsterdam with inv. SKA1451. Beuckelaer<br />
is particularly well-known for depictions of fish markets,<br />
for example, a painting held at the National Gallery in<br />
London under inv. NG6586 or a combination of meat,<br />
fish and vegetables held at the Louvre under cat.<br />
RF2659 (dated 1566). The biblical reference to Christ<br />
is often given in the house of Martha and Mary. Restored.<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
39
220<br />
SANTI DI TITO,<br />
1536 SANSEPOLCRO/ AREZZO – 1603 FLORENZ<br />
Santi di Tito lernte in Florenz und zog dann nach Rom,<br />
wo er von 1560 bis 1564 blieb, bei den Zuccari-<br />
Brüdern Taddeo (1529-1566) und Federico (1539-<br />
1609) arbeitete, ein Fresko für den Palazzo Salviati,<br />
Rom, ausführte und im Vatikan zu den Fresken im Casino<br />
di Pio IV und im Belvedere, Wien, beitrug. Raffaello<br />
Borghini notierte 1584, dass in Florenz zahlreiche<br />
Portraits, auch von Malern und Bildhauern, aus der<br />
Hand von Santi di Tito vorhanden sind. Nach Baldinucci<br />
waren die Portraits von Santi di Tito auch am Ende<br />
des 17. Jahrhunderts noch sehr kostspielig, aufgrund<br />
ihrer lebensnahen Darstellung.<br />
PORTRAIT EINER ADELIGEN MIT KIND<br />
Öl auf Leinwand.<br />
153,8 x 103,5 cm.<br />
In einem Innenraum, der durch eine ockerfarbene<br />
Wand, den Fußboden und einen Vorhang als solcher<br />
definiert ist und sich rechts zu einer hügeligen italienischen<br />
Flusslandschaft durch eine Doppelbalustrade<br />
abgrenzt, sitzt auf einem Armlehnstuhl eine junge,<br />
reich gekleidete Frau an ihrer Hand ein Kind haltend,<br />
das den Wohlstand der mutmaßlichen Mutter in seiner<br />
Kleidung reflektiert. Mit großer technischer Virtuosität<br />
in der Wiedergabe von Details stellt das Tableau<br />
zwei Personen in roten Amarantdamastgewändern<br />
dar, die mit einem bestickten Goldgürtel, Einlagen<br />
aus Perlen und Edelsteinen, Halsketten und Puffärmeln<br />
geschmückt sind. Die Frisur der Adeligen offenbart ihr<br />
schönes ovales Gesicht und ihre zarten Züge. Auf ihrem<br />
Haar ist ein kostbares Diadem angebracht, das<br />
den leichten und greifbaren Schleier zusammenhält.<br />
Das Kind hält seine Mutter mit der linken Hand, während<br />
es in der rechten Hand einen kleinen Vogel hält.<br />
Durch das mit Vorhängen versehene Fenster auf der<br />
rechten Seite der Leinwand sieht man eine unbestimmte<br />
Landschaft, die von blauen und kalten Farben<br />
bestimmt wird.<br />
Santi di Tito war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten<br />
der florentinischen (und toskanischen) Malerei<br />
des späten 16. Jahrhunderts.<br />
In Florenz wurde er in der Werkstatt von Sebastiano<br />
da Montecarlo ausgebildet und stand in direktem<br />
Kontakt mit Agnolo Bronzino (1503-1572) und Baccio<br />
Bandinelli (1493-1560). Er trat 1554 in die San Luca-<br />
Gilde ein, aber über sein frühes Schaffen ist nur wenig<br />
bekannt, auch weil sich sein malerischer Charakter<br />
erst nach einer Reise nach Rom von 1558 bis 1564<br />
herausbildete, wo er sich dem Klassizismus der Nachfolger<br />
Raffaels annäherte. Zu diesem Zeitpunkt begann<br />
er, in den wichtigsten dekorativen Unternehmen<br />
der Epoche zu arbeiten und nahm Kontakt mit Federico<br />
Zuccari (1561-1565) auf, eine grundlegende Begegnung,<br />
die zur Ausarbeitung antimanieristischer Reformen<br />
führte, die er nach seiner Rückkehr nach Florenz<br />
einbrachte. Diese Reformen wurden von dem Künstler<br />
mit einer unglaublichen Entschlossenheit vorgeschlagen<br />
und hinterließen einen starken Eindruck im<br />
lokalen künstlerischen Umfeld der damaligen Zeit.<br />
Der Künstler wurde vom Hof der Medici aufgenommen<br />
und nahm aktiv am Leben der Akademie von<br />
San Luca teil, ein Engagement, das durch seine Arbeit<br />
am Beerdigungsapparat für Michelangelo und seine<br />
Fresken für den Bau des Salomonischen Tempels in<br />
der Kapelle der Gesellschaft Santissima Annunziata<br />
veranschaulicht werden kann.<br />
Die ersten Werke dieser Phase zeigen typisch römische<br />
Formkonventionen, auch wenn der Maler seinen Stil<br />
bald vereinfachte und zur kompositorischen Einfachheit<br />
und Nüchternheit der florentinischen Malerei des<br />
frühen 16. Jahrhunderts zurückkehrte, verbunden mit<br />
einer intensiven und frommen Religiosität, die den<br />
von der Gegenreformation diktierten Prinzipien folgte.<br />
Diese Form des „Purismus“ behielt er während seiner<br />
gesamten Karriere und in seinen späteren Werken bei<br />
und wurde so zu einem Einflussfaktor der florentinischen<br />
Malerei bis zur Ankunft von Pietro da Cortona<br />
(1596-1669) in Florenz.<br />
Er arbeitete auch im Atelier von Francesco I, wo seine<br />
<strong>Gemälde</strong> stark von dessen formalen Entscheidungen<br />
beeinflusst wurden. (1291404) (13)<br />
SANTI DI TITO,<br />
1536 SANSEPOLCRO/ AREZZO – 1603 FLORENCE<br />
Santi di Tito trained in Florence and then moved to<br />
Rome, where he was active from 1560 to 1564,<br />
working for the Zuccari brothers Taddeo (1529-1566)<br />
and Federico (1539-1609), created a fresco for the<br />
Palazzo Salviati, Rome and contributed to the frescoes<br />
in the Casino di Pio IV in the Vatican and in the<br />
Belvedere, Vienna.<br />
PORTRAIT OF A NOBLEWOMAN WITH CHILD<br />
Oil on canvas.<br />
153.8 x 103.5 cm.<br />
Santi di Tito was one of the most influential figures in<br />
Florentine (and Tuscan) painting of the late 16th century.<br />
In Florence he trained in the workshop of Sebastiano<br />
da Montecarlo and was in direct contact with<br />
Agnolo Bronzino (1503-1572) and Baccio Bandinelli<br />
(1493-1560).<br />
€ 100.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
40 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
221<br />
FRANS FLORIS D. Ä.,<br />
UM 1516 ANTWERPEN – 1570 EBENDA, ZUG.<br />
ADAM UND EVA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
169 x 140 cm.<br />
In Prunkrahmen.<br />
Im Zentrum die hellhäutige nackte Eva mit langen<br />
dunkelblonden Haaren in paradiesischer Landschaft<br />
vor einem großen Apfelbaum mit Früchten stehend,<br />
in ihrer linken Hand noch einen Ast festhaltend, von<br />
dem sie gerade einen Apfel gepflückt hat, den sie in<br />
ihrer rechten Hand hält. Sie blickt auf den Apfel herab,<br />
den sie laut <strong>Alte</strong>m Testament auf Anraten einer<br />
Schlange gepflückt hat, die sich am oberen linken<br />
Bildrand um einen Ast nach unten zu ihr hin windet.<br />
Neben ihr, vor dem Baum sitzend, der nackte, leicht<br />
muskulöse Adam mit dunklerem Inkarnat, dunklen<br />
Haaren und Bart, sie mit seiner linken Hand umarmend,<br />
in der er einen Zweig hält, der Evas Scham<br />
verdeckt. Seine rechte Hand ist in Richtung des Betrachters<br />
leicht ausgestreckt und er blickt mit seinen<br />
dunklen Augen Eva fragend an. Teils Retuschen.<br />
FRANS FLORIS THE ELDER,<br />
CA. 1516 ANTWERP – 1570 IBID., ATTRIBUTED<br />
ADAM AND EVE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
169 x 140 cm.<br />
In magnificent frame.<br />
Notes:<br />
The painting on offer for sale in this lot is very similar<br />
to a work by the artist with an identical motif and a<br />
comparable composition, which was created in ca.<br />
1560 and is held at the Galleria Pitti in Florence (176<br />
x 44 cm). The painting in Florence, however, shows<br />
a larger branch that covers Eve’s pubic area, a landscape<br />
with recognizable animals in the right background<br />
and fruit on a tree as well as below Adam.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ähnelt ganz einem Werk<br />
des Künstlers mit identischem Motiv und vergleichbarer<br />
Darstellung, das ca. 1560 entstanden ist, und<br />
sich in der Galleria Pitti in Florenz befindet (176 x 44<br />
cm). Das in Florenz befindliche <strong>Gemälde</strong> zeigt jedoch<br />
einen größeren Ast, der den Schambereich der Eva<br />
verdeckt, im rechten Hintergrund Landschaft mit erkennbaren<br />
Tieren und mehrere Früchte am Baum<br />
und links unterhalb des Adams. (1281047) (2) (18)<br />
42 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
222<br />
GIOVANNI MARIA BUTTERI,<br />
UM 1540 FLORENZ – 1606 EBENDA, ZUG.<br />
Der Künstler war ein italienischer Maler der manieristischen<br />
Zeit, der in seiner Heimat Florenz tätig war. Er<br />
war Schüler von Alessandro Allori (1535-1607) und<br />
Francesco Salviati (1510-1563). Werke von ihm befinden<br />
sich in den Kirchen Santa Monica und San Barnaba in<br />
Florenz, sowie im Stadtmuseum in Prato.<br />
JESUS UND DIE SAMARITERIN AM BRUNNEN<br />
Öl auf zwei zusammengefügten Holztafeln.<br />
Teils parkettiert.<br />
182 x 245 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
GIOVANNI MARIA BUTTERI,<br />
CA. 1540 FLORENCE - 1606 IBID., ATTRIBUTED<br />
CHRIST AND THE SAMARITAN WOMAN<br />
AT THE WELL<br />
Oil on two joined wooden panels.<br />
<strong>Part</strong>ially parquetted.<br />
182 x 245 cm.<br />
Unframed.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Großformatige Darstellung gemäß dem Bibeltext (Joh<br />
4,5-43). Dargestellt in freier Natur, unter blauem Horizont<br />
mit der auf einer leichten Anhöhe gelegenen<br />
Stadt Samaria, sitzt Christus auf dem Rand eines<br />
Brunnens und ist im Gespräch mit einer vor ihm halb<br />
knienden Samariterin. Jesus hat gerade an dem Brunnen<br />
eine Pause eingelegt und bittet die Frau, ihm etwas<br />
Wasser zum Trinken zu reichen. Die dargestellte<br />
Samariterin in einem langen weißen und gelblichen<br />
faltenreichen Gewand mit rotem kurzem Umhang, den<br />
Kopf auf ihn gerichtet, mit fragendem Handgestus.<br />
Neben sich am Boden stehend eine Amphore und<br />
eine Schale an einer Kette, mit der sie das Wasser<br />
aus dem Brunnen schöpfen möchte. Jesus, in einem<br />
langen Gewand, die Frau ernsthaft anblickend und mit<br />
seiner ausgestreckten linken Hand in den Brunnen<br />
auf die Bedeutung des Wassers des Lebens hinweisend.<br />
In der Mitte links die zurückkehrenden Jünger,<br />
die in der Stadt waren. Im Hintergrund in der Mitte<br />
weitere Gebäude und Bäume als Entwürfe, und somit<br />
unvollendet, wiedergegeben. Qualitätvolle Malerei<br />
in überwiegend monochromer beige-brauner und bläulicher<br />
Farbgebung. Vereinzelt rest., teils Retuschen<br />
und Farbabsplitterungen. (1291851) (3) (18)<br />
44 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
223<br />
SANDRO BOTTICELLI,<br />
UM 1445 FLORENZ – 1510 EBENDA, UMKREIS<br />
HIERONYMUS IN DER EINÖDE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
66 x 55 cm.<br />
In profiliertem und vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giuseppe Fiocco<br />
in Kopie, der das vorliegende Werk Sandro Botticelli<br />
selbst zuordnet und um 1485 datiert.<br />
Prof. Kurt Steinbart, der das vorliegende Werk ebenfalls<br />
als von der Hand Sandro Botticellis erkennt und<br />
das Bild um 1490 datiert.<br />
Ein Felsvorsprung, der von drögem Grün bewachsen<br />
ist und spärlichem Geäst Halt bietet, dient zusammen<br />
mit einer hügeligen italianisierenden Landschaft mit<br />
antikisierender Architekturstaffage als Kulisse für die<br />
dargestellte Szene. Diese lebt neben den umlaufenden<br />
Attributen, wie Kardinalshut und Totenschädel, von<br />
dem im Bildzentrum befindlichen Gesicht des Kardinalsheiligen,<br />
das kontemplativ auf das vor ihm befindliche<br />
Kruzifix ausgerichtet ist und in besonderer Weise ausgearbeitet<br />
ist. Ähnliches kann von Botticellis „Heiligem<br />
Hieronymus“ in der Eremitage in St. Petersburg (Inv.<br />
Nr. 4077) gesagt werden. Das Format ist etwas höher<br />
gewählt, sodass der rückwärtige Hügel in seiner ganzen<br />
Höhe zu sehen ist und mehr Breite in Anspruch<br />
nimmt. In unserem <strong>Gemälde</strong> ist die Hintergrundfolie<br />
gestaucht - ein geschickter Zug des Künstlers, der damit<br />
die Figur des Heiligen näher an den Betrachter<br />
heranzuholen vermag und nun in der Lage ist, seinen<br />
Blick emporzurichten, da nun auch das Kreuz näher<br />
am Betrachter steht. Dadurch wird unserer Meinung<br />
nach der kontemplative Moment verstärkt. Das hier<br />
angebotene <strong>Gemälde</strong> zeigt anders als die St. Petersburger<br />
Tafel eine Hintergrundarchitektur, die als kompositorischer<br />
Ausgleich zum massivem Geschehen<br />
vorne links dient. Gut vergleichbar ist auch der Heilige<br />
Hieronymus auf einer Predella vom Altar von San<br />
Marco in Florenz. Die Predella wird unter der Inv.Nr.<br />
8389 in den Uffizien in Florenz verwahrt. Wie in St.<br />
Petersburg ist das Kruzifix relativ niedrig angebracht,<br />
sodass der Blick, der Kopf und dadurch auch der Nimbus<br />
eine parallele Achsenführung zum linken den<br />
Stein haltenden Unterarm einnehmen. Bei unserem<br />
<strong>Gemälde</strong> bilden die beiden Unterarme eine Parallele.<br />
Der Blick hingegen verläuft parallel zum horizontalen<br />
Schulterblatt, welches anders als im Florentiner und St.<br />
Petersburger <strong>Gemälde</strong> frei liegt und so den Blick auf<br />
diese Achse ermöglicht. Durch diese kompositorische<br />
Besonderheit gewinnt das Bildzentrum, das horizontal<br />
wie vertikal mittig kreuzförmig zusammenläuft und<br />
somit das Bildthema suggestiv unterstützt, an Wichtigkeit.<br />
Ein weiterer Maler, der im Übrigen mit dem<br />
zwei Jahre jüngeren Sandro Botticelli bei Fra Filippo<br />
Lippi (1406-1469) seine Ausbildung erhielt, Jacopo del<br />
Sellaio (1442-1493), kommt für das vorliegende <strong>Gemälde</strong><br />
in Frage. Seine schlanken kahlen Bäume, seine<br />
lebendigen Christuskörper an den Kruzifixen, seine abstrahierten<br />
Schädel und letztendlich auch der höhere<br />
Standpunkt desselben, sowie die abschließende Architekturstaffage<br />
und die horizontal auf dem Boden<br />
liegende klerikale Kopfbedeckung zeigen Parallelen zu<br />
seinen <strong>Gemälde</strong>n, etwa in dem <strong>Gemälde</strong> mit dem<br />
Heiligen Hieronymus, Maria Magdalena und Johannes<br />
dem Täufer im Museo Bandini. Auch hier finden wir<br />
die Achsensymmetrie der Unterarme, den lebensecht<br />
wiedergegebenen Corpus Christi, die vergleichbare<br />
abschließende Architektur und den zunächst unmotiviert<br />
erscheinenden schlanken, doch blattlosen Baumbewuchs.<br />
(1290481) (2) (13)<br />
SANDRO BOTTICELLI<br />
CA. 1445 FLORENCE – 1510 IBID., CIRCLE OF<br />
SAINT JEROME IN THE WILDERNESS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
66 x 55 cm.<br />
A copy of an expert’s report by Professor Giuseppe<br />
Fiocco is enclosed. He attributes the present work to<br />
Sandro Botticelli himself and dates it to ca. 1485.<br />
Professor Kurt Steinbart, who also recognizes the<br />
present painting as an original by Sandro Botticelli<br />
dates the painting to ca. 1490.<br />
The cardinal’s face at the centre of the composition,<br />
gazing contemplatively at the crucifix in front of him,<br />
is painted elaborately, surrounded by attributes, while<br />
other parts of the painting are executed in a cursory<br />
manner according to their importance. This is similar<br />
to a painting titled “Saint Jerome” held at the State<br />
Hermitage in St Petersburg by Sandro Botticelli (inv.<br />
no. 4077). Unlike the Saint Petersburg panel painting,<br />
the work on offer for sale here shows a background<br />
architecture that serves as a compositional balance to<br />
the massive events in the front left. A good comparison<br />
is a painting of Saint Jerome on a predella from<br />
the altar of San Marco in Florence. The predella listed<br />
with inv. no 8389 at the Uffizi Gallery in Florence. Another<br />
painter, who incidentally trained with Fra Filippo<br />
Lippi together with Sandro Botticelli, who was two<br />
years his junior, could also be a possible creator of<br />
the present painting. His slender bare trees, his lively<br />
depiction of the body of Christ on the crucifix, his abstract<br />
skulls, the elevated viewpoint, the architectural<br />
staffage in the background and the clerical headgear<br />
positioned horizontally on the floor show parallels to<br />
his paintings, for example Saint Jerome, Mary Magdalene<br />
and John the Baptist held at the Museo Bandini.<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Vergleiche:<br />
Sandro Botticelli, Hl. Hieronymus,<br />
Eremitage, St. Petersburg<br />
Vergleiche: Sandro Botticelli, Hl. Hieronymus, Predella, Galleria degli Uffizi, Florenz, um 1490 – 1492<br />
46 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
224<br />
FLÄMISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
DIE HEILIGE FAMILIE<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
116 x 90 cm.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Unterhalb eines großen Baumes die sitzende Maria<br />
in langem grau-blauem, rotem und altrosafarbenem<br />
faltenreichem Gewand, den in ihrem Schoß sitzenden<br />
Jesusknaben in weißem Hemdchen eng an sich anschmiegend<br />
haltend. Seine kleinen Hände hat er auf<br />
die Brust Mariens gelegt und blickt, ebenso wie Maria,<br />
mit dunklen glänzenden Augen aus dem Bild auf den<br />
Betrachter heraus. Die Art der Wiedergabe dieser liebevollen<br />
Berührung erinnert an Darstellungen der Maria<br />
lactans. Linksseitig der in dunkelgrünem und hellbraunem<br />
Gewand stehende Josef, in seinen Händen<br />
ein aufgeschlagenes Buch haltend. Er hat einen grauen<br />
Vollbart und blickt mit seinen leicht zusammengekniffenen<br />
Augen über das Buch hinweg auf Maria. Im<br />
Hintergrund die grünen Zweige weiterer Bäume,<br />
während auf der rechten Randseite der Blick in eine<br />
weite Landschaft mit einer kleinen Stadt am Fluss<br />
und einigen Staffagefiguren fällt. Der darüber liegende<br />
hohe Himmel in gelblich-blauem Licht der untergehenden<br />
Sonne. Harmonische Malerei mit besonders<br />
feinen Gesichtern und qualitätvolle Wiedergabe der<br />
teils glänzenden und faltenreichen Kleidungsstücke.<br />
Teils kleine Retuschen, im unteren Bereich minimale<br />
Farbabsplitterungen. (1291561) (18)<br />
€ 9.000 - € 11.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
48 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
225<br />
GIOVANNI FRANCESCO BARBIERI,<br />
GENANNT „GUERCINO“,<br />
1591 CENTO – 1666 BOLOGNA, KREIS DES<br />
ECCE HOMO<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
62,5 x 48 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen mit durchbrochener<br />
Volutenschnitzerei.<br />
Christus nach der Gefangennahme im Halbbildnis vor<br />
braunem Hintergrund, hier wiedergegeben mit Dornenkrone<br />
auf dem Haupt und einem langen Rohrstock<br />
in seiner rechten Hand, als Spottzeichen der<br />
Königswürde, sowie mit einem roten Spottmantel<br />
über seiner linken Schulter herabhängend. Das Inkarnat<br />
bewusst heller aufleuchtend, das Haupt zur Seite<br />
geneigt und den Kopf erhoben, die Konturen in Sfumato<br />
wiedergegeben. Auf seiner linken Wange, sowie<br />
im Bereich der Brust, ist jeweils ein roter Blutstropfen<br />
zu finden. Er hat einen leicht geöffneten<br />
Mund und mit seinen glänzenden, zum Himmel gerichteten<br />
Augen scheint er mit Gottvater zu sprechen.<br />
Qualitätvolle Malerei mit starker Hell-Dunkel-Akzentuierung<br />
in der typischen Manier des Künstlers. Vereinzelt<br />
Retuschen.<br />
GIOVANNI FRANCESCO BARBIERI,<br />
ALSO KNOWN AS “GUERCINO”,<br />
1591 CENTO – 1666 BOLOGNA, CIRCLE OF<br />
ECCE HOMO<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
62.5 x 48 cm.<br />
Notes:<br />
Other Ecce Homo depictions can be found in the<br />
artist’s œuvre. The motif is common during the 16th<br />
and 17th centuries and can also be found in the<br />
œuvre of Bartolomeo Cesi (1556-1629), Bartolomeo<br />
Passarotti (1529-1592), Jusepe de Ribera (1588<br />
/91-1652) and Bartolomé Esteban Murillo (1618-1682).<br />
€ 30.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Im Werk des Künstlers sind weitere Ecce Homo-<br />
Darstellungen zu finden. Das Motiv lässt sich häufig<br />
auch bei anderen Künstlern des 16. und 17. Jahrhunderts<br />
wiederfinden, so auch bei Bartolomeo Cesi<br />
(1556-1629), Bartolomeo Passarotti (1529-1592),<br />
Jusepe de Ribera (1588/91-1652) und Bartolomé<br />
Esteban Murillo (1618-1682). (1281189) (2) (18)<br />
50 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
226<br />
HIERONYMUS GALLE D. Ä.,<br />
1625 – UM 1679<br />
MADONNENBILD IM BLUMENKRANZ<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
78 x 68 cm.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> im RKD-Bildarchiv unter Nummer<br />
0000026656.<br />
Die Bildmotividee, von Jan Brueghel d. Ä. (1568-<br />
1625) bis Peter Paul Rubens (1577-1640) mehrmals<br />
aufgegriffen, zeigt auch hier ein gemaltes gerahmtes<br />
Madonnenbildnis, in Grisailletechnik. Die Rahmung<br />
mit seitlichen Voluten in Art einer Steinrahmung. Um<br />
das Bildnis zieht sich ein, vor dunklem Grund, hell aufleuchtender<br />
Kranz, der unterschiedlichsten Blüten<br />
und Blätter. Darunter rosafarbene Rosen, Malven,<br />
weiße Hortensien, gefiederte Tulpen, Feuerlilien, Iris<br />
sowie Blütenrispen und andere Frühsommerblumen.<br />
Die Blütenblätter äußerst fein gemalt, scheinen vor<br />
dem dunklen, nahezu schwarzen Hintergrund herauszustrahlen.<br />
(12814511) (11)<br />
HIERONYMUS GALLE THE ELDER,<br />
1625 – CA. 1679<br />
A MADONNA IN FLORAL WREATH<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
78 x 68 cm.<br />
The painting is listed in the RKD image archive,<br />
no. 0000026656.<br />
This image motif, repeatedly taken up from an Brueghel<br />
the Elder (1568-1625) to Peter Paul Rubens (1577-<br />
1640), shows a painted framed Madonna portrait in<br />
grisaille. The frame is painted in the style of a stone<br />
frame with volutes on each side. The painting is encircled<br />
by a wreath of flowers and leaves with pink roses,<br />
hollyhocks, white hydrangeas, feathered tulips, fire<br />
lilies, irises and further panicles and early summer<br />
flowers. The petals are painted very finely and are<br />
luminous against the dark, almost black background.<br />
€ 16.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
52 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
227<br />
JAN DAVIDZ DE HEEM,<br />
1606 UTRECHT – 1683/84 ANTWERPEN, ZUG.<br />
JÜNGLINGSBÜSTE, UMGEBEN VON FRUCHT- UND<br />
BLUMENGEBINDEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
170 x 123 cm.<br />
Das äußerst großformatige <strong>Gemälde</strong>, in betörender<br />
Qualität ausgeführt, zeigt im Zentrum der schwarzgrundigen<br />
Gesamtdarstellung eine steinerne Jünglingsbüste<br />
im Stil der Antike. Sie ist umrahmt von einem<br />
trompe-l’oel-artig gemalten, großen barocken Steinrahmen<br />
mit ausziehenden Voluten und einem, unterhalb<br />
der Büste angemeißelten, geflügelten Engelskopf, in<br />
Art eines Epitaphs. Die Wiedergabe der Bildhauerelemente<br />
in Steingrau, leicht verschattet. Umso mehr<br />
bricht die leuchtende Farbenfülle der Frucht- und Blumengebinde<br />
hervor, die in vier größeren <strong>Part</strong>ien zusammengefasst<br />
sind. Zwischen Blattwerk zeigen die<br />
einzelnen Gebinde helle Trauben, Rosen und Hibiskusblüten,<br />
daneben Nelken und entsprechendes<br />
Blattwerk. Dazwischen gebunden sind Pfirsiche, ein<br />
geöffneter Granatapfel, Zitrusfrüchte und Pflaumen,<br />
am Unterrand etliche reife Feigen. Himbeeren und<br />
leuchtend rote Kirschen fügen sich in die Farbkomposition<br />
ein, jeweils vor dem fein gemalten Blattwerk<br />
bewusst abgehoben. In der Blumenstilllebenmalerei<br />
der Zeit üblich, lassen sich auch Insekten wie Maikäfer<br />
und Schmetterling finden. Gemäß der Blumensymbolik<br />
der Zeit erscheinen die einzelnen Blüten und Früchte<br />
auf die Jugend der Knabenbüste zu verweisen, möglicherweise<br />
als eine persönliche Hommage. (†)<br />
(12901422) (11)<br />
JAN DAVIDSZ DE HEEM,<br />
1606 UTRECHT – 1683/84 ANTWERP, ATTRIBUTED<br />
BUST OF A YOUNG MAN SURROUNED<br />
BY BOUQUETS OF FLOWERS AND FRUIT<br />
Oil on canvas.<br />
170 x 123 cm. (†)<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
54 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
228<br />
JAN HARMENSZ. VAN BYLERT,<br />
UM 1597 UTRECHT – 1671 EBENDA<br />
Der Künstler war Sohn eines Glasmalers und nach<br />
Mitteilung des frühen Künstlerbiographen Joachim<br />
von Sandrart d. Ä. (1606-1688) ein Schüler des Abraham<br />
Bloemaert (1564-1651), bevor ihn seine Studienreisen<br />
nach Frankreich und dann nach Italien führten.<br />
In Rom verblieb er wahrscheinlich bis 1624 und stand<br />
dort in Kontakt mit den holländischen Malern Jan Gerritsz<br />
van Bronchorst (1603-1661) oder Cornelis van<br />
Poelenburgh (1586-1667). Ab Mitte der 1620er-Jahre<br />
ließ er sich stark von Michelangelo Merisi il Caravaggio<br />
(1570/71-1610) und Guido Reni (1575-1642) beeinflussen,<br />
wie ebenso von Gerrit van Honthorst (1590-<br />
1656). Er gilt als einer der führenden, wenn nicht<br />
sogar als führendster Vertreter der Utrechter Caravaggisten.<br />
DER LAUTENSPIELER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
105 x 80 cm.<br />
JAN HARMENSZ. VAN BYLERT,<br />
CA. 1597 UTRECHT – 1671, IBID.<br />
LUTE PLAYER<br />
Oil on canvas.<br />
105 x 80 cm.<br />
Literature:<br />
Paul Huys, Jan van Bijlert, 1998, p. 139 Nr. 105,<br />
Pl. 46, circa 1625-1635.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Der Maler hatte sich auf Halbbildnisse spezialisiert,<br />
insbesondere auch von Musikern oder Philosophen,<br />
die in mehreren öffentlichen Sammlungen vertreten<br />
sind, wie das bekannte <strong>Gemälde</strong> mit einem Konzert<br />
mit Lauten- und Cellospielern. Auch das hier vorliegende<br />
Motiv zeigt einen Jüngling im Dreiviertelbildnis<br />
nach rechts, in sitzender Haltung an einer Laute, wobei<br />
sein halb geöffneter Mund andeutet, dass er sich<br />
selbst singend begleitet. Über dem schwarzen kurzen<br />
lockigen Haar ein Barett mit großer weißer Straußenfeder,<br />
eine Reminiszenz auch an das Werk Caravaggios,<br />
wie ebenso die Darstellung des jungen Musikers<br />
mit entblößter Schulter. Farblich dominierend ist das<br />
kräftige Rot im Umhang, das als farblicher Gegenpol<br />
zum hellen Grau-Blau des Hintergrundes steht. Der<br />
Einfluss Caravaggios ist auch in dem vorliegenden<br />
<strong>Gemälde</strong> unverkennbar.<br />
Literatur:<br />
Paul Huys, Jan van Bijlert, 1998, S. 139 Nr. 105,<br />
Pl. 46, circa 1625-1635. (12901421) (11)<br />
56 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
229<br />
MATTHIAS STOMER D. Ä.,<br />
EIGENTLICH „MATTHIAS STOM“,<br />
UM 1600 – UM 1650<br />
Der Caravaggismus im Sinne eines wirkungsvollen<br />
Helldunkel, ist fast allen der Werke Stomers eigen.<br />
Während der Geburtsort bislang noch immer nicht<br />
eindeutig ermittelt werden konnte - der Kunsthistoriker<br />
G. J. Hoogewerff nannte 1942 den Ort Amersfoort -<br />
so wird jedoch eine Lehre bei Gerrit van Honthorst<br />
(1592-1656) allgemein angenommen. Auch weitere<br />
Schulung durch Hendrick ter Brugghen (1588-1629),<br />
Abraham Blomaert (1505-1545) oder Paulus Moreelse<br />
(1571-1638) ist nicht auszuschließen. Der Aufenthalt<br />
Stomers in Italien ist jedenfalls urkundlich nachgewiesen,<br />
wonach er 1630 als „Mattheo Stom, flamengo<br />
pittore di anni 30“ zusammen mit dem Maler Nicolas<br />
Prévost (1604-1670) in Rom, Strada dell’Olmo, wohnhaft<br />
gemeldet war. 1635 jedoch zog er nach Neapel,<br />
wo er weitere fünf Jahre wirkte. 1641 ist er in Sizilien<br />
nachgewiesen, wo er für Kirchenaufträge arbeitete<br />
und drei <strong>Gemälde</strong> für den Herzog von Messina schuf.<br />
So wirkte er den größten Teil seines Lebens in Italien.<br />
ECCE HOMO – DIE VERSPOTTUNG CHRISTI<br />
Öl auf Leinwand.<br />
42,5 x 72,2 cm.<br />
Wir danken Prof. Nicola Spinosa für die freundlichen<br />
Hinweise die Zuschreibung des <strong>Gemälde</strong>s betreffend.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> ist betont querformatig angelegt, und<br />
wie ein Großteil der Bilder aus dem Werk des Malers<br />
bestimmt eine grandiose Lichtregie die Dramatik des<br />
Geschehens. Leicht aus dem Zentrum nach rechts gerückt,<br />
ist Jesus gezeigt, nackt auf einem Steinsockel<br />
sitzend, wobei Oberkörper und Tuch hell ins Licht<br />
gesetzt sind. Vor völlig dunklem Raumhintergrund<br />
leuchten auch die weiteren Figuren auf, wobei als<br />
Lichtquelle die Flamme einer Kerze fungiert, die einer<br />
der Spötter Jesus entgegenhält, abgedeckt jedoch<br />
durch seinen ausgestreckten Arm, der deshalb weitgehend<br />
als Silhouette erscheint. Auch die Komposition<br />
der Figuren, vor allem der links herangetretenen<br />
Männer, in Rüstung bzw. leuchtend blauer, nahezu<br />
höfischer Landsknechtskleidung, mit einem aufgehetzten<br />
Hund, vermittelt der Hauptfigur die zentrale<br />
Wirkung schlechthin. So lassen sich in der linken Bildseite<br />
kompositorisch Diagonalen von links unten nach<br />
rechts oben ausmachen, einschließlich der Beinstellung<br />
Christi, in der rechten Bildseite jedoch entsprechend<br />
gegenläufig, etwa durch den Hornbläser unter<br />
einem ebenfalls diagonal drapierten Vorhang.<br />
Der Malstil Stomers ist unverkennbar, trotz aller Nähe<br />
zu den auch in Italien wirkenden flämischen Caravaggisten.<br />
Ein besonderes, hoch qualitatives Merkmal<br />
seines Schaffens ist die Lebendigkeit und Lebhaftigkeit<br />
in Gestik und Gesichtern seiner Figuren, was<br />
auch in vorliegendem Bild überzeugend zum Ausdruck<br />
kommt. Ob hier die auffallende Farbtrias Rot-<br />
Weiß-Blau als politischer Verweis auf Holland gemeint<br />
ist, kann nur vermutet werden. Erkennbar ist jedenfalls,<br />
dass die Hauptfiguren der Spötter keineswegs<br />
einfache Folterknechte sind, wie sonst üblich, sondern<br />
höfische Gestalten. Auch dies könnte als eine Anspielung<br />
auf die in seiner Heimat Holland sich bereits abzeichnende<br />
Abkehr vom politischen Liberalismus zu<br />
deuten sein. Die Handgesten der Spötter – etwa die<br />
Jesus entgegengestreckten „Figa“– Finger – verraten<br />
jedenfalls die genaue Kenntnis italienischer Verhaltensweisen<br />
und Verhältnisse.<br />
Mit Recht wurde im Werk Stomers ein letztes Aufflammen<br />
des Caravaggismus gesehen. Das vorliegende<br />
<strong>Gemälde</strong> steht kompositorisch in engem Zusammenhang<br />
mit dem Werk desselben Themas, das sich im<br />
Museum Norton Simon, Pasadena, Kalifornien, USA<br />
befindet. Dort ist die Sitzfigur Christi in nahezu gleicher<br />
Weise wiedergegeben, das Kerzenlicht jedoch<br />
dort nicht verdeckt. Dieses Vergleichsbeispiel wird in<br />
die Jahre 1633 bis ca. 1639 eingeordnet, was auch<br />
für das vorliegende Bild zutreffen dürfte.<br />
A. R.<br />
Anmerkung 1:<br />
Laut Nicola Spinosa: Sie Figur des jungen Mannes<br />
mit dem Hut auf der linken Seite ist identisch mit der<br />
auf der Leinwand mit dem gegeißelten Christus, die<br />
sich in der Sammlung Koelliker in Mailand befand,<br />
bevor sie an die Galerie Voena & de Robilant in London<br />
ging und in der Ausstellung „Caravaggio und die<br />
Maler des Nordens“ im Jahr 2016 im Thyssen-Bornemisza-Museum<br />
in Madrid ausgestellt wurde.<br />
(1290387) (11)<br />
Anmerkung 2:<br />
Ehemals TEFAF, Maastricht.<br />
MATTHIAS STOMER THE ELDER,<br />
ACTUALLY „MATTHIAS STOM“,<br />
CA. 1600 – CA. 1650<br />
ECCE HOMO – THE MOCKING OF CHRIST<br />
Oil on canvas.<br />
42.5 x 72.2 cm.<br />
We would like to thank Prof Nicola Spinosa for his<br />
kind advice regarding the attribution of the painting.<br />
The painting in pronounced landscape format, and<br />
like most of the pictures from the painter’s œuvre,<br />
the drama of the scene is affected by his fantastic<br />
direction of light.<br />
The composition of the present painting is very similar<br />
to another work by the artist with the same subject<br />
held at the Norton Simon Museum, Pasadena, California,<br />
USA. There, the seated figure of Christ is<br />
shown in almost the same way, but the candlelight is<br />
unobscured. This similar example is dated between<br />
1633 and ca. 1639, a timeframe, which should also<br />
apply to the present painting.<br />
Notes 1:<br />
According to Nicola Spinosa: the figure of the young<br />
man with the hat on the left is identical to the one<br />
on the canvas with the flagellated Christ, which was<br />
part of the Koelliker Collection in Milan before going<br />
to the Voena & de Robilant Gallery in London and<br />
being exhibited in the exhibition “Caravaggio and the<br />
Painters of the North” at the Thyssen-Bornemisza<br />
Museum in Madrid in 2016.<br />
Notes 2:<br />
Formerly TEFAF, Maastricht.<br />
€ 220.000 - € 250.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
58 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
230<br />
ADRIAEN VAN UTRECHT (1599 – 1652) UND<br />
ERASMUS QUELLINUS D. J. (1607 – 1678), ZUG.<br />
CHRISTUS IM HAUS VON MARTA UND MARIA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
129 x 200 cm.<br />
In dekorativem vergoldetem Rahmen.<br />
Das großformatige <strong>Gemälde</strong> zeigt eine Stelle aus<br />
dem Lukasevangelium, in der Jesus von Marta in ihr<br />
Haus in Bethanien eingeladen wird, wo sie ihn bewirten<br />
möchte. In einem Kücheninterieur Christus auf der<br />
rechten Seite sitzend, in dunklem Gewand und leuchtend<br />
rotem Umhang, neben ihm Maria in einem<br />
prachtvollen Kleid mit Perlenschmuck, Spitze und einem<br />
gold-gelben faltenreichen Umhang, dazu sorgsam<br />
dunkelblondes frisiertes Haar mit Perlenschmuck. In<br />
ihrer rechten Hand auf dem Schoß ein Buch haltend.<br />
Sie hat den Worten Christi gelauscht, der mit seiner<br />
rechten Hand auf sie weist, während er sich der stehenden<br />
Marta zuwendet, die sich um die Bewirtung<br />
kümmert. Linksseitig, vor Marta in Überfülle an der<br />
Wand, sowie auf und vor einem Tisch liegend eine<br />
Vielzahl an Obst und Gemüse sowie erlegtem Federvieh<br />
und Fleisch an einer Eisenkrone von der Decke<br />
herabhängend; zu sehen sind auf der Tischplatte ein<br />
großer Korb mit Weintraubenrispen, Pflaumen, Äpfeln<br />
und Pfirsichen, daneben eine Fayence mit roten Kirschen<br />
und am Tischrand schließlich erlegtes Federvieh,<br />
zu dem eine Taube und ein Rebhuhn gehören. Auf<br />
dem Boden stehend eine große glänzende Kupferschale<br />
mit Früchten, eine weitere Fayence mit roten<br />
Beeren, ein darübergelegtes Brett mit einem Eberkopf<br />
und Würstchen, Artischocken sowie davor Kürbisse,<br />
Krautköpfe, Rüben und Spargel. In der hinteren Mitte<br />
des Bildes fällt der Blick schließlich durch eine große<br />
Tür auf einen weiteren Küchenraum, in dem eine Frau<br />
vor einem offenen Kamin steht, über dem ein großer<br />
Kessel hängt und vor dem sich mehrere Bratenspieße<br />
an einer Vorrichtung befinden. Neben der Feuerstelle<br />
mehrere Bretter an der Wand mit diversen aufgestellten<br />
großen Schalen sowie mehrere Krüge. Detailreiche<br />
Darstellung, bei der neben der Überfülle der Speisen<br />
Christus und Maria durch ihre prächtig leuchtende<br />
Kleidung in den Vordergrund gestellt werden.<br />
Ein vergleichbares Werk der beiden Künstler befindet<br />
sich im Staatlichen Museum Schwerin. Zudem wird auf<br />
der Rückseite auf dem Rahmen durch einen Aufkleber<br />
auf die beiden Künstler hingewiesen. Rest., im unteren<br />
Bildbereich horizontale durchgehende Faltspur.<br />
ADRIAEN VAN UTRECHT (1599 – 1652)<br />
AND ERASMUS QUELLINUS THE YOUNGER<br />
(1607 – 1678), ATTRIBUTED<br />
CHRIST IN THE HOUSE OF MARTHA AND MARY<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
129 x 200 cm.<br />
In decorative gilt frame.<br />
The large-format painting shows a passage from the<br />
Gospel of Luke in which Jesus is invited by Martha to<br />
her house in Bethany, where she would like to entertain<br />
him. Detailed depiction in which, in addition to<br />
the overabundance of food, Christ and Mary are highlighted<br />
thanks to their magnificent luminous clothes.<br />
A comparable work by the two artists is held at the<br />
Staatliche Museum in Schwerin.<br />
€ 55.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Wie auf dem <strong>Gemälde</strong> dargestellt kümmert sich<br />
Marta um die Bewirtung, während ihre Schwester<br />
Maria den Worten Christi lauscht; ein oft verwendetes<br />
Beispiel für die „Vita activa und contemplativa“<br />
(tätiges und beschauliches Leben). Die Darstellung<br />
ist vor allem im 16. und 17. Jahrhundert ein beliebtes<br />
Motiv, das auch bei Malern zu finden ist, wie Jacopo<br />
Robusti (1518-1594), Diego Velasquez (1599-1660),<br />
Jan Vermeer van Delft (1632-1675) und Rembrandt<br />
van Rijn (1606-1669). (1290511) (3) (18)<br />
62 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
63
231<br />
GILLIAM FORCHONDT,<br />
TÄTIG UM 1645 – 1677<br />
JESUS ALS GÄRTNER VOR DER KNIENDEN MARIA<br />
MAGDALENA (NOLI ME TANGERE)<br />
Öl auf Kupferplatte.<br />
43,5 x 64,5 cm.<br />
Rechts unten signiert.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz bei,<br />
welches die Eigenhändigkeit des Künstlers bestätigt.<br />
Schilderung der Szene nach dem Johannes-Evangelium,<br />
Kap. 20, 11-18. Die beiden Hauptfiguren in weite Landschaft<br />
gesetzt, im Mittelgrund ein gepflegt angelegter<br />
Garten, rechts die Grabeshöhle mit dem beiseite geschobenen<br />
Stein, davor drei Gestalten. Links hinten im<br />
Tal die fantasievolle Wiedergabe Jerusalems mit dem<br />
Tempel. Rechts hinten der Kalvarienberg mit den noch<br />
aufgerichteten drei Kreuzen.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> von hoher Qualität. Laut Auskunft von<br />
Fred G. Meijer stammen die Figuren von Willem van<br />
Herp, für das stilllebenhafte Arrangement mit Früchten<br />
und Gemüse in der rechten unteren Ecke wird Jan<br />
Brueghel d. J. genannt. Rest. (ausgebesserter Knick)<br />
und partiell erg. am oberen Bildrand. (1171612) (10)<br />
GILLIAM FORCHONDT,<br />
ACTIVE CA. 1645 – 1677<br />
CHRIST AS GARDENER IN FRONT OF THE KNEEL-<br />
ING MARY MAGDALENE (NOLI ME TANGERE)<br />
Oil on copper.<br />
43.5 x 64.5 cm.<br />
Signed lower right.<br />
An expert’s report by Dr Klaus Ertz, confirming the<br />
authenticity is enclosed.<br />
Illustration of a scene from the Gospel of John, chapter<br />
20:11-18. The painting is of high quality. According<br />
to information by Fred G. Meijer, curator at the Rijksbureau<br />
voor Kunsthistorische Documentatie in The<br />
Hague the figures were created by Willem van Herp,<br />
while Jan Brueghel the Younger is mentioned for the<br />
still life-like arrangement of fruit and vegetables in the<br />
lower right corner. Restored (restored crease) and<br />
partially mended at the upper edge of the picture.<br />
€ 35.000 - € 55.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
66 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
67
232<br />
GUIDO RENI,<br />
1575 BOLOGNA – 1642 EBENDA<br />
JUDITH MIT DEM HAUPT DES HOLOFERNES<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
111 x 89 cm.<br />
In breitem punziertem und vergoldetem Rahmen.<br />
Anbei eine Dokumentation von Andrea Emiliani mit<br />
dem Titel: „Giuditta con la testa di Oloferne di Guido<br />
Reni – Le eroine dell’età Barocca L’espressione e la<br />
bellezza di un capolavoro“ und bezieht sich auf das<br />
hier angebotene <strong>Gemälde</strong>.<br />
Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ist mit einem Gutachten<br />
ausgestattet, das bestätigt, „Guido Reni’s Judith and<br />
Holofernes holds a place among the most important<br />
paintings of the 1630s“.<br />
In hochrechteckigem Format wird rechts prominent<br />
ins rechte Licht gerückt Judith gezeigt, deren Schwert<br />
italienischer Form an einem Bett- oder Sitzpfosten<br />
mit Akanthuszier lehnt, der Kopf des assyrischen<br />
Feldherrn Holofernes auf einem weißen Tuch liegend,<br />
das sich bereits mit Blut voll gesogen hat. Die Tötung<br />
des Holofernes wird im Buch Judith im <strong>Alte</strong>n Testament<br />
berichtet. Nach etlichem Brandschatzen und<br />
Morden im gesamten Vorderen Orient, gelangt Holofernes<br />
nach Betulia, wo es Judith gelingt, ihn und<br />
sein Gefolge in ein Gelage zu ver wickeln. Seine Trunkenheit<br />
nutzend, enthauptet sie ihn zusammen mit<br />
ihrer Magd. Einige Stellen des <strong>Gemälde</strong>s lassen zumindest<br />
eine Werkstattmitarbeit vermuten. Rest.<br />
Anmerkung:<br />
Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ist gut vergleichbar mit<br />
einem <strong>Gemälde</strong> gleichen Themas und quasi identischer<br />
Komposition, das von D. Stephen Pepper in seinem<br />
Buch Guido Reni. L’opera completa, Novara 1988,<br />
S. 341 Erwähnung findet (Fondazione Zeri Nummer<br />
55884). Das dortige <strong>Gemälde</strong> hat die Maße 120 x<br />
99 cm. (1290384) (13)<br />
GUIDO RENI,<br />
1575 BOLOGNA – 1642 IBID.<br />
JUDITH WITH THE HEAD OF HOLOFERNES<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
111 x 89 cm.<br />
Attached a report by Andrea Emiliani titled: “Giuditta<br />
con la testa di Oloferne di Guido Reni – Le eroine<br />
dell’età Barocca L’espressione e la bellezza di un<br />
capo lavoro” which refers to the present painting.<br />
It is also accompanied by a certificate confirming that<br />
“Guido Reni’s Judith and Holofernes holds a place<br />
among the most imprant paintings of the 1630s”.<br />
In this upright rectangular format, Judith is shown<br />
prominently in the right light, her sword of Italian<br />
form leaning against a bed or seat post decorated<br />
with acanthus ornaments. The head of the Assyrian<br />
general Holofernes is placed on a white cloth, already<br />
soaked with blood. The killing of Holofernes is reported<br />
in the Book of Judith in the Old Testament. After<br />
pillaging and murdering across the entire Middle<br />
East, Holofernes arrives at Betulia, where Judith manages<br />
to involve him and his entourage in a feast.<br />
Taking advantage of his drunkenness, she and her<br />
behead him. Some parts of the painting suggest<br />
workshop involvement in the execution. Restored.<br />
Notes:<br />
The present painting can easily be compared with<br />
a painting of the same subject and almost identical<br />
composition that D. Stephen Pepper mentions in<br />
his book Guido Reni. L’opera completa, 1988, p. 341<br />
(Fondatione Zeri no. 55884). The painting there measures<br />
120 x 99 cm.<br />
€ 300.000 - € 400.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
70 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
233<br />
MEISTER DER BOLOGNESER SCHULE,<br />
FRÜHES 17. JAHRHUNDERT<br />
ERMINIA BEI DEN HIRTEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
114 x 148 cm.<br />
Das Bildthema geht auf die Erzählung von Torquato<br />
Tassos (1544-1595) und seinem literarischen Werk „La<br />
Gerusalemme liberata“ zurück. Die Heldin Ermenia<br />
ist hier im Zentrum wiedergegeben, zwischen einem<br />
Hirtenpaar, links eine Frau mit Kopftuch, rechts ein<br />
bärtiger Mann, der seine Hand auf einen Korb gelegt<br />
hat. Sie überreicht soeben Perlenhalskette und einen<br />
Ohrring, den der <strong>Alte</strong> prüfend betrachtet. Das <strong>Gemälde</strong><br />
ist ganz dem Malstil der Bologneser Schule verpflichtet,<br />
die Hauptfigur stärker als die beiden Assistenzfiguren<br />
beleuchtet, in deutlicher Hell-Dunkel-Manier des Caravaggismus.<br />
(1290144) (10)<br />
MASTER OF THE BOLOGNESE SCHOOL,<br />
EARLY 17TH CENTURY<br />
ERMINIA AND THE SHEPHERDS<br />
Oil on canvas.<br />
114 x 148 cm.<br />
This scene is drawn from “Jerusalem Delivered”, an<br />
epic poem by the Italian Renaissance author Torquato<br />
Tasso (1544-1595). It is executed in typical Caravaggisti<br />
chiaroscuro manner of painting.<br />
€ 80.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
73
234<br />
BERNARDO STROZZI,<br />
„IL CAPPUCCINO“,<br />
1581 GENUA – 1644 VENEDIG<br />
HEILIGER PETRUS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
73,5 x 58 cm.<br />
In profiliertem und vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Anna Orlando, Juli<br />
2021, in Kopie.<br />
Das bisher noch nicht publizierte <strong>Gemälde</strong> zeigt den<br />
Heiligen Petrus, der durch sein Attribut den Schlüssel,<br />
den er in seiner rechten Hand hält, kenntlich gemacht<br />
ist. Als Halbfigur nach rechts gewandt, präsentiert er<br />
den Schlüssel diagonal nach rechts oben gerichtet,<br />
während sein Blick in einer Achse mit seinem Kragen<br />
und dem weißen Bart verläuft und nach links oben<br />
gerichtet ist, sodass der Komposition eine dynamische<br />
Zickzacklinie innewohnt. In ihrem Gutachten begründet<br />
Anna Orlando ihre Zuschreibung an Strozzi<br />
durch den Malstil, die Technik und die verwendeten<br />
Farben und stellt einen Zusammenhang mit den Aposteldarstellungen<br />
der Flamen Peter Paul Rubens<br />
(1577-1640) und Van Dyck (1599-1641) dar. So ist sowohl<br />
Rubens‘ „Petrus“ im Prado in Madrid als auch<br />
im Palazzo Pallavicini Rospigliosi in Rom wunderbar<br />
mit dem Gesicht des hier dargestellten Petrus zu vergleichen.<br />
Aber auch Van Dycks „Petrus“ in der Hermitage,<br />
dessen Blick jedoch nach rechts oben gerichtet<br />
ist, lässt sich gut vergleichen. (1290446) (3) (13)<br />
BERNARDO STROZZI,<br />
“IL CAPPUCCINO”,<br />
1581 GENOA – 1644 VENICE<br />
SAINT PETER<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
73.5 x 58 cm.<br />
Accompanied by a copy of the expert‘s report by<br />
Anna Orlando, dated July 2021.<br />
Her attribution to Strozzi is justified by means of<br />
painting style, technique and colours used and she<br />
establishes a connection with the depiction of the<br />
apostles by the Flemish painters Peter Paul Rubens<br />
(1577-1640) and Van Dyck (1599-1641). She mentions<br />
a wonderful comparison of the face of Saint Peter<br />
with a depiction of “Saint Peter” by Rubens held at<br />
the Prado in Madrid and another held at the Palazzo<br />
Pallavicini-Rospigliosi in Rome. Furthermore, a depiction<br />
of “Saint Peter” by Van Dyck held at The State<br />
Hermitage Museum, whose gaze is directed to the<br />
top right, also compares well.<br />
€ 40.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
74 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
235<br />
LUCA GIORDANO,<br />
GENANNT „FA PRESTO“,<br />
1632/34 NEAPEL – 1705 EBENDA, ZUG.<br />
Giordano war Schüler von Jusepe de Ribera (1588/91-<br />
1652), wirkte nach seiner väterlichen Lehre in Rom<br />
unter Pietro da Cortona (1596-1669). Er wurde alsbald<br />
durch zahllose Aufträge geehrt, um die italienischen<br />
Paläste mit Fresken und Ölbildern auszustatten. Er<br />
war in flotter und schneller Malweise geübt. 1690<br />
wurde er nach Spanien berufen, wo er unter Karl II 13<br />
Jahre wirkte und zum Ritter ernannt wurde. 1702<br />
kehrte er nach dem Tod Karls II nach Neapel zurück,<br />
wo er noch zahlreiche Aufträge annahm und mit Hilfe<br />
seiner Werkstatt ausführte.<br />
DER HEILIGE HIERONYMUS, EIN BUCH LESEND<br />
Öl auf Leinwand.<br />
71 x 52 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Didier Bodart vom<br />
06. Oktober 2005.<br />
In Nahsicht die nackte Halbfigur des lesenden Heiligen,<br />
in seiner kräftigen rechten Hand ein dickes aufgeschlagenes<br />
Buch haltend, in das er mit leicht geneigtem<br />
Kopf vertieft ist. Er hat lichtes Kopfhaar, einen großen<br />
langen Bart, buschige Augenbrauen, Stirnfalten und<br />
mit leicht geschlossenen dunklen Augen ist er intensiv<br />
in das Buch vertieft. Das Licht aus unbekannter<br />
Quelle fällt von links auf die rechte Schulter und die<br />
rechte Kopf- und Gesichtshälfte, während die andere<br />
Seite im Schatten liegt. Die Formen sind sehr realistisch<br />
mit bravourös gesetzten Licht- und Dunkelheitseffekten.<br />
Die Figur hebt sich vor einem neutralen<br />
dunklen Hintergrund ab.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> ist eines derjenigen, in der der gewalttätige<br />
und qualvolle Naturalismus der Neapolitanischen<br />
Schule am stärksten zum Ausdruck kommt, der<br />
seinen Ursprung auch im Stil eines Jusepe Ribera<br />
hat. Das <strong>Gemälde</strong> ist in flottpinseliger Malweise, die<br />
in der Farbigkeit auch stark an den Stil seines Lehrers<br />
Ribera erinnert, der ebenfalls in Neapel gewirkt hat.<br />
Bodart ordnet das <strong>Gemälde</strong> in die Zeit um 1660 ein,<br />
die schwierigen Lebensbedingungen in den Jahren<br />
1648-1656 und die große Pest von 1656 können die<br />
Härte der frühen Werke von Luca Giordano erklären.<br />
Kleinere Retuschen. (1291451) (4) (18)<br />
LUCA GIORDANO,<br />
ALSO KNOWN AS “FA PRESTO”,<br />
1632/34 NAPLES – 1705 IBID., ATTRIBUTED<br />
SAINT JEROME READING A BOOK<br />
Oil on canvas.<br />
71 x 52 cm.<br />
Accompanied by an expert‘s report by Didier Bodart<br />
dated 6 October 2005.<br />
The painting is one of those that most strongly expresses<br />
the violent and agonizing naturalism of the<br />
Neapolitan school, which has its origins in the deeply<br />
Romanesque style of a Jusepe Ribera. Bodart dates<br />
the painting to ca. 1660, the difficult living conditions<br />
in the years 1648-1656 and the great plague of 1656<br />
may explain the harshness of Luca Giordano‘s early<br />
works. With minor retouching.<br />
€ 18.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
76 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
78 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
236<br />
JOHANN HAUSSER,<br />
TÄTIG UM 1595 – 1603<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
HISTORISCHE SCHLACHTENDARSTELLUNGEN<br />
Öl auf Holz.<br />
Je 43 x 66 cm.<br />
Eines links unten signiert.<br />
In dekorativen Holzrahmen.<br />
Am Ufer eines breiten, in die Tiefe des Bildes verlaufenden<br />
Flusses zwei prachtvolle Reiter in glänzenden<br />
Rüstungen auf ihren Pferden in Rückenansicht, jeweils<br />
einen Speer in den Händen und ein Schwert<br />
um die Hüften tragend, vor sich ein riesiges Heer mit<br />
Soldaten in Helm und Rüstung. Sie brechen wohl gerade<br />
auf, um ein auf der anderen Seite reitendes<br />
Heer durch den Fluss zu verfolgen.<br />
Das zweite <strong>Gemälde</strong> zeigt in weiter Landschaft zwei<br />
Heerführer zu Pferde in intensivem Gespräch und<br />
Verhandlungen. Links auf einem Schimmel ein Mann<br />
mit Vollbart und rotem Barett, während der andere in<br />
Rüstung mit Helm seine Hand für einen möglichen<br />
Friedensschluss ausgestreckt hat. Rechtsseitig drei<br />
weitere Soldaten, teils zu Pferde, in prachtvollen goldenen<br />
und silberfarbigen Rüstungen, einer von ihnen<br />
einen Goldhelm tragend. Im Hintergrund zahlreiche<br />
Lanzen und ein angedeutetes übergroßes Heer, in<br />
beige-brauner Farbgebung. Qualitätvolle Malerei, bei<br />
der besonders diverse Rüstungsteile durch ihre Farbigkeit<br />
und ihren silbernen oder goldenen Glanz in<br />
den Vordergrund gestellt werden. Eine Platte mit<br />
horizontalem Einriss, teils rest. und kleine Retuschen.<br />
(12916223) (18)<br />
JOHANN HAUSSER,<br />
ACTIVE CA. 1595 – 1603<br />
A pair of paintings<br />
HISTORICAL BATTLE SCENES<br />
Oil on panel.<br />
43 x 66 cm each.<br />
One signed lower left.<br />
High-quality painting in which various pieces of armour<br />
are brought to the fore due to their colours and their<br />
silver or gold lustre. One plate with a horizontal tear.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
79
237<br />
HENDRIK FRANS VAN LINT,<br />
1684 ANTWERPEN – 1763 ROM<br />
Als Sohn des Malers Pieter van Lint (1609-1690) erhielt<br />
er seine künstlerische Ausbildung durch den <strong>Meister</strong><br />
Pieter van Bredael (1629-1719), der sein Interesse an<br />
der römischen Landschaftsmalerei weckte und ihn<br />
veranlasste, nach Italien zu gehen. Um 1700 ließ sich<br />
der Künstler in Rom nieder. Er arbeitete im Atelier<br />
des Gaspar van Wittel (1653-1736), dem erfolgreichsten<br />
und gefragtesten Landschaftsmaler der Zeit. Um<br />
1715 wurde van Lint in die „Schildersbent“ von Rom<br />
aufgenommen, eine Art lokale Gilde, die 1627 von einer<br />
Gruppe Nordländer gegründet wurde. In seiner<br />
bildnerischen Produktion, die sich hauptsächlich auf<br />
die Ansichten von Rom und der Landschaft des Latium<br />
konzentrierte, spielten die vom Klassizismus von Claude<br />
Lorrain (1600-1682) inspirierten Ansichten eine relevante<br />
Rolle.<br />
KLASSISCHE LANDSCHAFT MIT DEM TEMPEL<br />
DER SYBILLA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
83 x 141 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia,<br />
ohne Datum (in Kopie vorliegend).<br />
Von erhöhtem Standpunkt Blick auf eine herrliche<br />
Ideal landschaft, eingetaucht in ein klares Morgenlicht,<br />
unter hohem Himmel mit großen weißen Wolkenformationen.<br />
In der Mitte des Vordergrunds, eingerahmt<br />
jeweils links- und rechtsseitig von hohen begrünten<br />
schmalen Bäumen, die in den Himmel reichen, eine<br />
Gruppe von Frauen vor einem Podest mit Steinvase<br />
im Gespräch, vor sich am Boden eine Schale mit Trauben<br />
und eine stehende Amphore. Rechtsseitig ein<br />
bärtiger Mann in einfacher Kleidung, der auf seinem<br />
Kopf einen Korb mit herabhängenden Weintraubenrispen<br />
heranträgt. Linksseitig führt eine alte römische<br />
Brücke über einen breiten blauen Fluss, der sich zum<br />
Horizont schlängelt und dabei zunehmend die helle<br />
Farbigkeit des Himmels annimmt; an seinen Ufern<br />
rechtsseitig eine kleine Stadt, während auf der linken<br />
Seite ein herrschaftliches Gebäude und ein Rundturm<br />
zu erkennen sind. Auf der Brücke selbst eine reitende<br />
Dame im Gespräch mit einem Mann sowie eine<br />
weitere Figur. In der Mitte auf einem Hügel ein mittelalterliches<br />
Dorf mit runden Türmen, einem Tor und<br />
dem Marmortempel der Sybilla. Im Hintergrund zudem<br />
die Profile der türkisfarbenen Berge am Horizont.<br />
Klassische Landschaft, in der der Bezug zu Claude<br />
Lorrains (1600-1682) Erfindungen spürbar ist und von<br />
dem einige Elemente aufgegriffen werden, einschließlich<br />
der charakteristischen römischen Brücke, die parallel<br />
zur Beobachtungsebene angeordnet ist, um die<br />
Landschaftsöffnung zu verstärken. Malerei in zurückhaltender<br />
Farbgebung, die zusammen mit der Komposition<br />
Harmonie und Ruhe ausstrahlt. Wenige Retuschen.<br />
(1291701) (18)<br />
HENDRIK FRANS VAN LINT,<br />
1684 ANTWERP – 1763 ROME<br />
CLASSICAL LANDSCAPE WITH TEMPLE OF SYBIL<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
83 x 141 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia n.d. (copy enclosed).<br />
€ 40.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
80 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
238<br />
PIERRE (AUCH PIETRO) DANDINI,<br />
1646 FLORENZ – 1712 EBENDA, ZUG.<br />
DER TRIUMPH DES DAVID<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
117 x 172 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Im Zentrum des <strong>Gemälde</strong>s, vor den Toren der rechtsseitig<br />
sichtbaren Stadtmauer, der junge David in einem<br />
goldenen Wagen mit Vierergespann neben dem<br />
König sitzend und in seiner rechten Hand den großen<br />
Kopf des getöteten Riesen Goliaths haltend. Hinter<br />
ihm und zu den Seiten des Wagens zahlreiche Soldaten<br />
in Rüstung mit Speeren, die ebenfalls von der<br />
Schlacht zurückkehren. Auf der rechten Bildseite zahlreiche<br />
tanzende und musizierende Frauen in edlen<br />
Gewändern, die die Zurückkehrenden freudig empfangen.<br />
Unter den Frauen eine Harfenspielerin, eine<br />
Frau mit Flöte sowie weitere mit Geige und Tamburin.<br />
Am unteren linken Bildrand eine weitere Frau in glänzendem<br />
Gewand, auf einem weißen Laken einen<br />
nackten Knaben haltend. Qualitätvolle Malerei mit<br />
starken Hell-Dunkel-Kontrasten, dabei diverse Kleidungsstücke<br />
durch Farbe und Glanz besonders hervorgehoben.<br />
Vereinzelt rest., Retuschen.<br />
PIERRE (OR PIETRO) DANDINI,<br />
1646 FLORENCE – 1712 IBID., ATTRIBUTED<br />
THE TRIUMPH OF DAVID<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
117 x 172 cm.<br />
Notes:<br />
There are stylistic and compositional similarities with<br />
the painting titled “Die Krönung des Bacchus”, sold<br />
at Sotheby‘s in New York on 30 January 2016, under<br />
lot 702.<br />
Literature:<br />
cf. Sandro Bellesi, Catalogo dei pittori fiorentini del<br />
’600 e ’700. Biografie e opere, Florence 2009, II,<br />
p. 207, ill. 438.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Stilistische und kompositorische Ähnlichkeiten gibt<br />
es mit dem <strong>Gemälde</strong> „Die Krönung des Bacchus“,<br />
das am 30. Januar 2016 bei Sotheby‘s in New York<br />
unter Lot. 702 versteigert wurde.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Sandro Bellesi, Catalogo dei pittori fiorentini del<br />
‘600 e ‘700. Biografie e opere, Florenz 2009, II, S. 207,<br />
Abb. 438. (1290521) (18)<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
81
239<br />
NORDITALIENISCHER MEISTER<br />
DER ZWEITEN HÄLFTE DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
ALLEGORIE DER LIEBESTREUE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
94 x 170 cm.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> mit zweifellos didaktisch-moralischem<br />
Inhalt zeigt die Allegorie der Liebestreue in Gestalt<br />
einer züchtig gekleideten weiblichen, jedoch anmutigen<br />
Figur, die nach rechts aufrecht sitzt. Auf ihrem Schoß<br />
ein Hund, allegorisches Attribut der Treue. In der vorgehaltenen<br />
rechten Hand hält sie einen Schlüssel, gewissermaßen<br />
Symbol dafür, dass der Schlüssel der<br />
wahren Liebe in der Treue liegt. Links zwei Amoretten<br />
im Gespräch, einer davon hält einen einfachen Brotlaib,<br />
Verweis auf die Bescheidenheit, die mit der Treue einhergeht.<br />
Der mittlere Knabe trägt ein blaues Umhängetuch,<br />
ebenfalls Farbsymbol der Treue. Die Vase im<br />
Hintergrund sowie eine Steinfigur weisen auf einen<br />
höfischen Park, hier als Gefahr der Verführung zu verstehen.<br />
Die Qualität des <strong>Gemälde</strong>s weist auf einen<br />
noch nicht ermittelten Maler von Rang. Farbigkeit und<br />
die klare Linienführung in der Komposition lässt das<br />
Bild in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts datieren.<br />
(1291721) (3) (11)<br />
NORTH ITALIAN MASTER,<br />
SECOND HALF OF THE 17TH CENTURY<br />
ALLEGORY OF FAITHFUL LOVE<br />
Oil on canvas.<br />
94 x 170 cm.<br />
€ 20.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
82 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
240<br />
NICCOLÒ CASSANA,<br />
1659 GENUA ODER VENEDIG – 1713 LONDON<br />
Cassana, der bei seinem Vater Giovanni Francesco<br />
Cassana lernte, war ein äußerst erfolgreicher Maler in<br />
Venedig, der besonders für seine Portraits gerühmt<br />
wurde. Nach einem Aufenthalt in Düsseldorf ab 1711<br />
zog er nach London, wo er 1713 verstarb.<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
DIE VON DER ZEIT OFFENBARTE WAHRHEIT<br />
sowie<br />
SEMIRAMIS EILT HERBEI, UM DIE REVOLTE<br />
IN BABYLON ZU BÄNDIGEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
98 x 138 cm.<br />
Eines monogrammiert „N.C.“.<br />
In breitem ebonisierten und mit Goldornamenten<br />
verziertem Rahmen.<br />
NICCOLÒ CASSANA,<br />
1659 GENOA OR VENICE – 1713 LONDON<br />
A pair of paintings<br />
TRUTH UNVEILED BY TIME<br />
and<br />
SEMIRAMIS STOPPING THE REVOLT<br />
AT BABYLON<br />
Oil on canvas.<br />
98 x 138 cm.<br />
One monogrammed “N.C.”<br />
€ 70.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Einmal eine weibliche allegorische Gestalt mit einem<br />
Erleuchtungsquell in ihrer Hand, vor ihr eine abgenommene<br />
Maske und ein Buch, hinter ihr in dichter<br />
Kompositionsfülle der den Bildraum einnehmende<br />
Kronos mit ausgebreiteten Schwingen und Sense.<br />
Eindrückliche Leistung, mit der Cassana dem Betrachter<br />
die Demaskierung der Lüge durch die Zeit<br />
mit gleichzeitiger Hervorbringung der Wahrheit und<br />
des Wissens darstellt.<br />
Das andere <strong>Gemälde</strong> zeigt Semiramis, welche soeben<br />
Nachricht über die Revolte in der von ihr selbst gegründeten<br />
Stadt Babylon erhält. (1291572) (13)<br />
84 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
85
241<br />
ORAZIO DE FERRARI,<br />
1605 VOLTRI – 1657 GENUA<br />
ESTER VOR AHASVER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
90,5 x 103 cm.<br />
In teilvergoldetem, floral dekoriertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Anna Orlando, Genua,<br />
ohne Datum, in Kopie.<br />
Ganz anders als etwa das <strong>Gemälde</strong> von Artemisia<br />
Gentileschi (1593-um 1654) im Metropolitan Museum<br />
of Art, welches die beiden Hauptfiguren in größerer<br />
Distanz zeigt, liegt Ester in dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong><br />
von Orazio de Ferrari Ahasver förmlich in den Armen,<br />
während sie ihn bittet, ihr Volk zu schonen. Die Darstellung<br />
geht auf das Buch Ester zurück, welches den<br />
König als Herrn von Indien bis Äthiopien beschreibt,<br />
jedoch ist die Erzählung zu Ester vermutlich fiktionaler<br />
Natur, da eine jüdische Königin Ester aufgrund der<br />
Heiratspolitik persischer Könige als unwahrscheinlich<br />
gilt. Ahasver wird im geschichtlichen Kontext mit Xerxes<br />
I (regierte 486-465 v. Chr.) gleichgesetzt. Das vorliegende<br />
<strong>Gemälde</strong> ist bisher noch nicht in der Literatur<br />
veröffentlicht worden und wird von Anna Orlando als<br />
eigenhändiges Werk des Genueser Malers Oratio de<br />
Ferrari anerkannt. Als Vergleich nennt Orlando eine<br />
Variante mit den Maßen 124 x 153 cm, welches sich<br />
in einer Privatsammlung befindet und von Piero Donati<br />
1997 (Katalognummer 63, S. 149) erwähnt wurde.<br />
Dieser schreibt „Da questo momento in pio (ossia<br />
dopo il 1640), questa capacità di coniugare splendore<br />
materico e rigorosa coerenza spaziale connoterà stabilmente<br />
la pittura di Orazio De Ferrari, conferendole<br />
un’intima originalità. Nel campo del quadro da stanza,<br />
questa poetica sottostà, oltre che ai dipinti che si inpirano<br />
alla Passione di Cristo, ad un capolavoro assoluto<br />
quale l’Ester confortata da Assuero, di collezione<br />
privata...“<br />
Literatur:<br />
Vgl. Piero Donati, Orazio De Ferrari, Genua 1997.<br />
Vgl. Anna Orlando, Aggiunte al catalogo di Orazio De<br />
Ferrari, in: La Favola di Latona di Orazio de Ferrari. Il<br />
ritorno di un capolavoro. Con aggiunte al catalogo del<br />
pittore, Genua 2017.<br />
Vgl. Buch Ester, (Est 2,16).<br />
(1290314) (13)<br />
86 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.<br />
ORAZIO DE FERRARI,<br />
1605 VOLTRI – 1657 GENOA<br />
ESTHER IN FRONT OF AHASVER<br />
Oil on canvas.<br />
90.5 x 103 cm.<br />
A copy of the expert’s report by Anna Orlando,<br />
Genoa, no date, is enclosed.<br />
The present painting has not yet been published in<br />
research literature and is recognized by Anna Orlando<br />
as an original work by the Genoese painter Orazio de<br />
Ferrari. Orlando mentions a variant measuring 124 x<br />
153 cm for comparison, which is held at a private collection<br />
and was mentioned by Piero Donati in 1997<br />
(cat. no. 63, p. 149).<br />
Literature:<br />
cf. Piero Donati, Orazio De Ferrari, Genua 1997.<br />
cf. Anna Orlando, Aggiunte al catalogo di Orazio De<br />
Ferrari, in: La Favola di Latona di Orazio de Ferrari. Il<br />
ritorno di un capolavoro. Con aggiunte al catalogo del<br />
pittore, Genua 2017.<br />
cf. The Book of Esther, (Est 2,16).<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN
242<br />
CIRO FERRI,<br />
1634 ROM – 1689 EBENDA, ZUG.<br />
MOSES VERTEIDIGT DIE TÖCHTER DES JETRO<br />
GEGEN FREMDE HIRTEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
116,5 x 164,5 cm.<br />
Die Bibelgeschichte (Ex 2,16) berichtet, wie der junge<br />
Moses während seines Aufenthaltes bei Jetro, dem<br />
Priester von Midian, fremde Hirten vom Brunnen vertrieb,<br />
um die Töchter Jetros zu schützen, und deren<br />
Tiere tränkte. In der Folge gab Jetro Moses die älteste<br />
seiner sieben Töchter, Zippora, zur Frau.<br />
Dieses Bildthema ist auch noch in einer weiteren Version<br />
von Ciro Ferri bekannt, das sich Museum of Fine<br />
Arts in Houston/ Texas befindet. Die Bildauffassung,<br />
mit dem Brunnen in der Bildmitte und den seitlichen<br />
Figuren in beiden Bildern, ist weitgehend identisch,<br />
ebenso die Position der Gestalt des mit dem Stock<br />
agierenden jungen Moses rechts neben dem Brunnen.<br />
Allerdings zeigt sich hier bereits eine Änderung in der<br />
Bildgestaltung, nämlich in der unterschiedlichen Körperhaltung<br />
des Moses. Auch zeigt das Bild in Houston im<br />
Hintergrund bergige Landschaft, während in unserem<br />
Bild am Horizont ein Meeresufer zu sehen ist. Völlig<br />
unterschiedlich jedoch ist die Komposition der Figuren.<br />
Man muss annehmen, dass die Verwendung des<br />
wertvollen Lapislazuli-Blau bei Darstellung der Frauen<br />
nur der in der Bibel genannten Zippora, der Frau Moses,<br />
zugedacht war. So kann in beiden Bildern nur die<br />
weib liche Gestalt im Vordergrund links gemeint sein.<br />
Hier im Bild hält sie einen Wasserkrug, in der Houston<br />
Fassung wird das Blau im Kleid noch mehr hervorgehoben,<br />
und Zippora weist mit dem Fingen auf ihren<br />
Helden. Neben weiteren Unterschieden, wie etwa,<br />
dass im Hintergrund des vorliegenden Bildes die<br />
Stadt des Jetro gezeigt wird, ist jedoch beiden <strong>Gemälde</strong>n<br />
der frühe Stil Ferris gemeinsam, nämlich beeinflusst<br />
von seinem Lehrer Pietro da Cortona (1596-<br />
1669).<br />
Im Palazzo Pitti in Florenz vollendete Ferri die Fresken<br />
seines Lehrers, bevor er wieder nach Rom zurückzog,<br />
wo er sich fernerhin als Architekt betätigte. A.R.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 39, München<br />
u.a. 2003, S. 110. (1290512) (3) (11)<br />
CIRO FERRI,<br />
1634 ROME – 1689 IBID., ATTRIBUTED<br />
MOSES DEFENDING THE DAUGHTERS<br />
OF JETHRO<br />
Oil on canvas.<br />
116.5 x 164.5 cm.<br />
Literature:<br />
cf. Allgemeines Künstlerlexikon vol. 3,<br />
2003, p. 110.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
87
243<br />
NIEDERLÄNDISCHER MANIERIST UM 1600<br />
CERES EMPFÄNGT DEN GÜRTEL DER PROSERPINA<br />
DURCH CYANE<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
94 x 126 cm.<br />
In breitem silberprofilierten Holzrahmen.<br />
Im Zentrum der hügeligen Landschaft Ceres an einer<br />
Quelle sitzend, die zuforderst durch eine daraus emporsteigende<br />
Nymphe spezifiziert wird und durch eine<br />
quelltypische Vegetation umrandet wird. Die Figuren<br />
werden raumfüllend präsentiert. Im rechten Hintergrund<br />
eine helle hügelige Landschaft mit einem Dreispänner,<br />
auf dem Pluto mit seinem Dreizack zu sehen<br />
ist, der Proserpina – Tochter der Ceres – entführt hatte.<br />
Nachdem Ceres schon überall nach Proserpina<br />
gesucht hatte, sitzt sie nun an der Quelle der Cyane<br />
und ihr wird durch den Gürtel eröffnet, dass Proserpina<br />
ihre Jungfräulichkeit verloren haben muss. Rest.<br />
Anmerkung 1:<br />
Eine vergleichbare, jedoch weniger erzählerisch ausgeschmückte,<br />
Darstellung des Künstlers Cornelis<br />
van Haarlem (1562-1638) ist im RKD in Den Haag<br />
unter der Nr. 297823 registriert.<br />
DUTCH MANNERIST, CA. 1600<br />
CERES ACCEPTS THE BELT OF PROSERPINA<br />
BY CYANE<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
94 x 126 cm.<br />
Notes 1:<br />
A similar depiction, however, embellished with fewer<br />
narrative details, is held at the RKD in The Hague,<br />
no. 297823.<br />
Notes 2:<br />
At Roman weddings, a belt was tied with a special<br />
knot, the Nodus Herculaneus, which the groom had<br />
to undo on the wedding night before the bride and<br />
groom could come together for the first time.<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung 2:<br />
Bei der römischen Hochzeit wurde der Gürtel mit<br />
einem besonderen Knoten, dem Nodus Herculaneus,<br />
gebunden, den der Bräutigam in der Hochzeitsnacht<br />
lösen musste, bevor es zur ersten Vereinigung der<br />
Brautleute kommen konnte. (1291166) (13)<br />
Pluto fährt durch die Quelle der Cyane hinab in die<br />
Unterwelt (Virgil Solis, 1581)<br />
90 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
244<br />
FLÄMISCHER MEISTER UM 1600<br />
ALLEGORIE AUF DEN SIEG DER KATHOLISCHEN<br />
KIRCHE ÜBER DAS BÖSE<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
126 x 96 cm.<br />
Darstellung einer allegorischen weiblichen Figur mit<br />
einem Harnisch, welcher zwischen den Brüsten ein<br />
Kruzifix zeigt, das von einem Cherubium getragen<br />
wird. Die weibliche Person durch ein Schwert und einen<br />
Schild bewaffnet, welcher in plastischer Arbeit<br />
(hier in Grisaille wiedergegeben), den auferstandenen<br />
Christus anzeigt. Ein Putto, der auf einem ihrer Beine<br />
Platz genommen hat, die Fama der katholischen Kirche<br />
in die Welt posaunend. Die Figur die Füße auf eine<br />
Steinplatte stützend, unter welcher eine Drachenfigur,<br />
für den Teufel stehend, zerdrückt wird. Die untere<br />
rechte Bildecke mit einem gehörnten Bogenschützen,<br />
welcher mit dem Unterkörper in der Unterwelt zu stecken<br />
scheint. Rechts über der allegorischen Figur die<br />
Christusfigur, die an ihren Stigmata zu erkennen ist,<br />
mit einer Krone. Mit einer ebensolchen Krone bekrönt<br />
er die Kirche bzw. die allegorische Figur derselben,<br />
sodass sie als direkter Nachfolger Christi dargestellt<br />
wird. <strong>Alte</strong>rs- und Gebrauchssp., Bildfläche uneben.<br />
Rest. (12901415) (13)<br />
FLEMISH SCHOOL, CA. 1600<br />
ALLEGORY OF THE TRIUMPH OF THE CATHOLIC<br />
CHURCH OVER EVIL<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
126 x 96 cm.<br />
Signs of ageing and wear, uneven paint surface.<br />
Restored.<br />
€ 70.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
92 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
245<br />
NEAPOLITANISCHER MEISTER<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
DER ERZENGEL MICHAEL IM KAMPF<br />
GEGEN DIE TEUFEL DER UNTERWELT<br />
Öl auf Leinwand.<br />
94 x 70 cm.<br />
Äußerst komplizierte Komposition, mit sich in gegensetzlichen<br />
Richtungen bewegenden Figuren. In der<br />
Farbigkeit und der Wiedergabe des Körperlichen ist<br />
der starke Einfluss von Peter Paul Rubens (1577 -<br />
1640) zu erkennen, mit dem er zusammen an der<br />
Festdekoration in Gent gearbeitet hatte. Alle diese<br />
stilistischen Aspekte legen die Zuschreibung nahe.<br />
So ist auch dieses <strong>Gemälde</strong> gekennzeichnet durch<br />
eine turbulente Zusammenballung von Leibern – hier<br />
Höllengestalten –, gegen die der jugendlich heldenhaft<br />
wiedergegebene Heilige Michael ankämpft. Seine<br />
Bewegung von links oben nach rechts unten, entsprechend<br />
auch dem Lichteinfall im Bild. Sein nach<br />
hinten ausgestreckter rechter Arm hält das Flammenschwert,<br />
die Linke den Rundschild. Auffallend ist<br />
hier, dass die zuoberst über einem Drachen liegende<br />
Männergestalt nahezu portraithafte Gesichtszüge aufweist,<br />
was Anlass zur Vermutung gibt, dass es sich<br />
hier um eine Allegorie des Sieges über einen gestürzten<br />
Gegner handelt. Der Zweizack in der rechten Hand<br />
des Gestürzten ist Attribut der griechischen Hadesgestalt,<br />
Herrscher der Unterwelt. (12901427) (11)<br />
NEAPOLITAN SCHOOL, 17TH CENTURY<br />
MICHAEL THE ARCHANGEL FIGHTING<br />
THE DEVIL IN THE UNDERWORLD<br />
Oil on canvas.<br />
94 x 70 cm.<br />
€ 50.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
94 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
246<br />
GIACOMO FARELLI,<br />
1624 ROM – 1706 NEAPEL<br />
ARIADNE UND BACCHUS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
145 x 193 cm.<br />
In schmalem vergoldetem Rahmen.<br />
Prof. Riccardo Lattuada und Laura Raucci schreiben<br />
das vorliegende <strong>Gemälde</strong> nach eingehender Untersuchung<br />
Giacomo Farelli zu. Das Werk auch in der<br />
2020 publizierten Monografie über den Künstler, ca.<br />
1690 – 1700 datiert.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> schildert die antike Legende, nach der<br />
Ariadne nach Beendigung ihrer Beziehung zu Theseus<br />
vom jugendlichen Weingott Bacchus vor einer Höhle<br />
auf der Insel Naxos aufgefunden wurde. Hier ist der<br />
Moment der ersten Begegnung gezeigt. Die schlafende<br />
Ariadne mit langen blonden Haaren, ihr zarter heller<br />
Körper teils nur mit einem weißen Laken bedeckt,<br />
zudem auf einem blauen Tuch mit goldener Bordüre<br />
liegend. Links von ihr stehend Bacchus in einem violetten,<br />
faltenreich wehendem Umhang, mit Weinlaub<br />
im Haar, die Schlafende behutsam und vorsichtig beobachtend,<br />
in die er sich sofort verliebt. Links hinter<br />
Bacchus eine Figur aus dem Gefolge des Bacchus mit<br />
erhobenem Tamburin. Im Hintergrund die weite Landschaft<br />
im abendlichen Licht der gerade untergegangenen<br />
Sonne. Feine, qualitätvolle Malerei, bei der das<br />
helle Inkarnat der Ariadne und der leicht gebräunte<br />
Körper des Bacchus gegenüber dem dunklen Hintergrund<br />
besonders hervorgehoben werden. Rest., teils<br />
Retuschen.<br />
Provenienz:<br />
Deutsche Privatsammlung.<br />
Auktionhaus Lempertz, Auktion 1132, Fine Art,<br />
18.05.2019, Lot 1263.<br />
Sammlung Chatsworth Castle, England, Auktion in<br />
„Chatsworth: The Attic Sale“, Sotheby‘s, London,<br />
5.-7.10.2010, Lot 66.<br />
GIACOMO FARELLI,<br />
1624 ROME – 1706 NAPLES<br />
ARIADNE AND BACCHUS<br />
Oil on canvas.<br />
145 x 193 cm.<br />
Professor Riccardo Lattuada and Laura Raucci attribute<br />
the painting to the artist and dated it ca. 1690 – 1700 in<br />
their monograph on the painter.<br />
The painting illustrates an ancient legend according to<br />
which Ariadne was found by the youthful wine god<br />
Bacchus in front of a cave on the island of Naxos after<br />
having been abandoned there by Theseus.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Germany.<br />
Lempertz Auction House, Auction 1132, Fine Art,<br />
18 May 2019, lot 1263.<br />
Collection Chatsworth Castle, England, Auction<br />
in “Chatsworth: The Attic Sale”, Sotheby’s London,<br />
5 – 7 October 2010, lot 66.<br />
Notes:<br />
The painting is similar to a depiction of the same subject<br />
by Luca Giordano (1634-1705) held in Verona<br />
(Museo di Castelvecchio).<br />
Literature:<br />
Riccardo Lattuada, Laura Raucci, Vita e opere di<br />
Giacomo Farelli (1629-1706). Artista e gentiluomo<br />
nell’Italia Barocca, Todi 2020, p. 287-288, A83.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Die Darstellung ähnelt einer Darstellung desselben<br />
Themas von Luca Giordano (1634-1705) in Verona<br />
(Museo di Castelvecchio). Auch viele andere Maler<br />
haben sich diesen Themas angenommen, so auch<br />
Tizian, dessen <strong>Gemälde</strong> um 1520-1523 entstand.<br />
Literatur:<br />
Riccardo Lattuada, Laura Raucci, Vita e opere di<br />
Giacomo Farelli (1629-1706). Artista e gentiluomo<br />
nell´Italia Barocca, Todi 2020, S. 287-288, A83.<br />
(1290601) (18)<br />
96 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
97
247<br />
GIACOMO FARELLI,<br />
1624 ROM – 1706 NEAPEL<br />
ALLEGORIE DER CARITAS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
204 x 98 cm.<br />
In breitem marmoriertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Nicola Spinosa, Neapel,<br />
ohne Datum, in Kopie.<br />
Die großformatige Leinwand zeigt vor einem Architekturversatzstück<br />
die allegorische Figur einer jungen<br />
Frau, die im Begriff ist, drei Kinder zu nähren, welche<br />
sie umspielen. Farelli war Schüler von Andrea Vaccaro,<br />
folgte jedoch schon bald dem Stil von Guido Reni<br />
(1575-1642) und Luca Giordano (1643-1705). Viele seiner<br />
<strong>Gemälde</strong> sind als Fresko oder auf Leinwand von<br />
sakralen Themen durchzogen und befinden sich in<br />
den Kirchen Neapels. Seine erste bekannte Altararbeit<br />
in der Chiesa dell’Arciconfraternita della Trinità dei Pellegrini<br />
ist von ihm signiert und datiert 1652. Ein <strong>Gemälde</strong><br />
mit Bathseba im Bade, welches annähernd die<br />
gleichen Maße aufweist wie das hier angebotene<br />
Werk, ist in einer italienischen Privatsammlung zu finden<br />
und wird von Spinosa auf ca. 1676-1683 datiert.<br />
1693 zog Farelli nach Pisa, wo er den Palazzo Pubblico<br />
ausgestaltete- hierbei bediente er sich Darstellungen<br />
biblischen, historischen aber auch mythologischen Inhaltes.<br />
Eine Darstellung mit Venus und Adonis etwa<br />
befindet sich in Melfi in der Basilicata, ein „Samson<br />
und Dalila“ sowie ein „Raub der Sabinerinnen“ befinden<br />
sich in einer Privatsammlung.<br />
GIACOMO FARELLI,<br />
1624 ROME – 1706 NAPLES<br />
ALLEGORY OF CARITAS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
204 x 98 cm.<br />
Accompanied by a copy of an expert’s report by Nicola<br />
Spinosa, Naples, n.d.<br />
Literature:<br />
cf. Achille della Regione, Giacomo Farelli: Opera<br />
completa, Naples 2011.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Vgl. Achille della Ragione, Giacomo Farelli: Opera<br />
completa, Neapel 2011. (1281185) (2) (13)<br />
98 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
248<br />
LOMBARDISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
DAS MARTYRIUM DES HEILIGEN STEPHANUS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
126 x 93 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Der Heilige Stephanus ist im Neuen Testament ein<br />
Diakon der Jerusalemer Urgemeinde. Er wurde vor<br />
dem Hohen Rat angeklagt und verteidigte sich, zudem<br />
sagt er „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn<br />
zur Rechten Gottes stehen.“ Mit diesen<br />
Worten machte er die Mitglieder des Rates so wütend,<br />
dass sie den Auftrag gaben, ihn vor der Stadt zu<br />
steinigen. Das <strong>Gemälde</strong> zeigt den Heiligen in der weißen<br />
Dalmatik eines Diakons, in stark bewegter Haltung<br />
mit hochgerissenem linkem Arm und den Blick<br />
zum Himmel gerichtet, in dem er Gottvater und Jesus,<br />
teils umhüllt von einem wehenden weißen Gewand<br />
und ein großes Holzkreuz in seinem linken Arm haltend,<br />
sieht. Zudem zwei fliegende Putti, von denen einer<br />
eine Krone und eine Märtyrerpalme, eines der Attribute<br />
des Heiligen, hält. Linksseitig ein Soldat zu Pferde<br />
in Rüstung, der den Befehl zur Steinigung erteilt, die<br />
rechtsseitig von zwei kräftigen Männern mit erhobenen<br />
Armen, große Steine haltend, ausgeführt wird. Stark<br />
bewegte Darstellung, bei der der Heilige durch seine<br />
weiß-goldene Kleidung besonders hervorgehoben<br />
wird, während im Hintergrund Gebäude der Stadt zu<br />
erkennen sind. Retuschen. (1281188) (2) (18)<br />
SCHOOL OF LOMBARDY, 17TH CENTURY<br />
THE MARTYRDOM OF SAINT STEPHEN<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
126 x 93 cm.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
100 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
249<br />
JOACHIM VON SANDRART,<br />
1606 FRANKFURT AM MAIN – 1688 NÜRNBERG<br />
BILDNIS EINER ADELIGEN DAME MIT<br />
DEN ATTRIBUTEN DER HEILIGEN CÄCILIA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
103 x 82 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Peter van den Brink,<br />
Aachen, das <strong>Gemälde</strong> dem genannten Künstler zuschreibend.<br />
Dreiviertelbildnis einer an einer Hausorgel sitzenden<br />
jungen Adeligen, nahezu in Lebensgröße wiedergegeben.<br />
Der Blick dem Betrachter entgegengerichtet.<br />
Die rechte Hand hält sie auf die Tastatur, die linke an<br />
den Busen, gleichzeitig einen dünnen Schleier haltend,<br />
der von ihrer Haube herabzieht. Ihre höfische Kleidung<br />
ist insofern idealisiert, als sie hier ein rotes Kleid mit<br />
goldfarbenem Brokatmantel trägt, innen blau gefüttert,<br />
ein Kleidungsstück, das in dieser Erhöhung auch<br />
bei Bildnissen der Heiligen Cäcilia - Patronin der Kirchenmusik<br />
- zu finden ist. Dennoch trägt sie eine Perlenkette<br />
mit Perlenohrring und am Kleidersaum eine Goldbordüre<br />
mit Edelstein-Agraffe. Ihr Haar fällt in dunklen<br />
Locken zur Schulter herab. Die Orgel ist kunstvoll gebaut,<br />
die Pfeifen zwischen vergoldeten Atlanten, die<br />
die Abdeckung tragen. Im Hintergrund erscheint eine<br />
jugendliche Engelsfigur. Insgesamt mit Kleid und Flügel<br />
in deutlich zarteren Farben wiedergegeben, was<br />
diese Gestalt als „Erscheinung“ wirken lässt. Der Engel<br />
hält ein Notenblatt und deutet mit dem rechten<br />
Zeigefinger auf die Noten um der adeligen Musikerin<br />
die musikalischen Hinweise zu geben. Gedanklich ist<br />
dieses Motiv zu verstehen als himmlische Eingebung<br />
der Musik und Komposition. Im Hintergrund ein<br />
grünes Velum, leicht nach rechts zurückgezogen mit<br />
Blick auf eine Bogenarchitektur mit kurzem Landschaftsausblick<br />
auf eine Baumkrone.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> wurde früher Gerard Deleres zugeschrieben,<br />
es erfolgte jedoch durch Peter van den<br />
Brink eine weitaus überzeugendere Zuordnung an<br />
Joachim von Sandrart. Die Zuschreibung stützt sich<br />
vor allem auf stilistische Vergleiche mit den bekannten<br />
Monatsbildern, die Sandrart für den bayerischen<br />
Herzog Maximilian I in den Jahren 1642-44 schuf, die<br />
sich heute im Schloss Schleißheim befinden. In Sitzhaltung,<br />
Körperausführung und anderen Details lassen<br />
sich Parallelen zu mehreren <strong>Gemälde</strong>n dieses Monatszyklus<br />
finden, allerdings ist nach Meinung des Gutachters<br />
das <strong>Gemälde</strong> nicht in München, sondern nach<br />
seiner Rückkehr in Amsterdam 1644 entstanden.<br />
Sandrart, der zunächst in der Druckgrafik bei Isselburg<br />
in Nürnberg arbeitete, danach bei Sadeler in Prag, hielt<br />
sich zwischen 1624/25 in der Werkstatt von Gerard<br />
Honthorst in Utrecht auf, lernte 1627 Rubens kennen<br />
und begann nach einem Aufenthalt in London 1629<br />
seine Reise nach Italien, wo er sich 1632 in Rom niederließ<br />
und dort weitere acht Jahre blieb. Nach Vermutung<br />
von Van dem Brink könnte es sich bei der<br />
Darstellung um Alida Bicker handeln.<br />
JOACHIM VON SANDRART,<br />
1606 FRANKFURT ON THE MAIN –<br />
1688 NUREMBERG<br />
PORTRAIT OF A NOBLEWOMAN WITH<br />
THE ATTRIBUTES OF SAINT CECILIA<br />
Oil on canvas.<br />
103 x 82 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Peter van den<br />
Brink, Aachen attributing the painting to the artist.<br />
Three-quarters format portrait of a young noblewoman<br />
sitting by a house organ almost in life size format.<br />
Van den Brink believes this could be a depiction of<br />
Alida Bicker.<br />
Literature:<br />
Christian Klemm, Joachim von Sandrart: Kunstwerke<br />
und Lebenslauf, Berlin, 1986.<br />
€ 45.000 - € 55.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Christian Klemm, Joachim von Sandrart: Kunstwerke<br />
und Lebenslauf, Berlin 1986. (1281451) (10)<br />
102 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
249 A<br />
PETER PAUL RUBENS (1577–1640)<br />
UND WERKSTATT, ZUG.<br />
VIRTUS UND FORTUNA TRIUMPHIEREN<br />
ÜBER DIE WOLLUST DES BACCHUS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
145 x 170 cm.<br />
In barockisierendem bronziertem Rahmen.<br />
In der Komposition in Form eines Rhombus stellt der<br />
Maler die Figurengruppe in einer besonders vom<br />
Lichteinfall begünstigten Weise hervor: Es sind die<br />
Virtus mit ihrem Helm mit Federbusch und die schräg<br />
vor ihr auf der Weltenkugel mit einem Ruder und wehendem<br />
Velum sitzende Fortuna. Die beiden allegorischen<br />
Figuren reichen sich die Hand. Ihnen wird ein<br />
Lorbeerkranz und ein Zepter überreicht von einem<br />
Genius mit von Früchten gefülltem metallisch schimmerndem<br />
Füllhorn, der wiederum von zwei geflügelten<br />
Puttowesen überfangen wird. Sein Knie, sowie<br />
das der Virtus ruht auf dem Rücken des die Rhombusform<br />
komplettierenden in gewagter und doch gekonnt<br />
ausgeführter Verkürzung wiedergegebenen<br />
Bacchus, den wir gut aus anderen <strong>Gemälde</strong>n von Rubens<br />
und seiner Werkstatt kennen – sein trunkener<br />
Körper liegt bäuchlings auf dem Boden, die Ursache<br />
seiner Trunkenheit und der damit verbundenen unkontrollierten<br />
Wollust, nämlich ein metallisches antikisierendes<br />
Trinkgefäß, liegt ebenfalls auf dem Boden<br />
am unteren Bildrand, von seinen Fingern noch umkrallt.<br />
Besonders die Figurengruppe von Virtus und<br />
Fortuna ist uns wohl bekannt aus einem <strong>Gemälde</strong>,<br />
das im Museo Nacional de Bellas Artes in Buenos Aires,<br />
Argentinien (Inv.Nr. 8629) verwahrt wird und die<br />
beiden Figuren seitenverkehrt wiedergibt (siehe Vergleichsabb.).<br />
Seitenrichtig wiederum ist eine Werkstattarbeit<br />
im Musée Grobet Labadié in Marseille zu<br />
nennen, das jedoch einen geflügelten Mann und eine<br />
Frau zusätzlich zeigt, die nach der behelmten Figur zu<br />
greifen sucht – Michael Jaffé bezeichnete das <strong>Gemälde</strong><br />
als „Allegorie der guten Regierung“, Erwin Panofsky<br />
erkannte die beiden weiblichen Hauptfiguren als<br />
Fortuna und Virtus. Eine ähnliche Ikonografie kennen<br />
wir etwa aus einer Allegorie mit Blick auf die Zitadelle<br />
in Antwerpen aus dem Jahre 1634 im Musée des<br />
Beaux-Arts in Besançon. Komplizierte verkürzte Figuren<br />
sind im Werk des Rubens und seiner Werkstatt<br />
keine Seltenheit und werden gern für ein dramatisches<br />
Schicksal erleidende Figuren wie etwa „Der gefesselte<br />
Prometheus“ („Prometheus Bound“) im Philadelphia<br />
Museum of Art (Inv.Nr. W1950-3-1) verwendet,<br />
wodurch die an den Betrachterraum angrenzende Figur<br />
– wie hier der Bacchus – eine optimale Einleitung<br />
in das Seh- und Empfindungserlebnis durch den Betrachter<br />
bietet. Das hier angebotene <strong>Gemälde</strong> ist von<br />
hoher Qualität und zeigt mit seiner fleischigen Körperlichkeit,<br />
der geschlossenen geschickten Komposition<br />
und dem Rubensschen Kolorit eine große Nähe<br />
zu dem wohl größten nordalpinen Barockmaler und<br />
seiner Werkstatt. (†)<br />
Anmerkung:<br />
Die rechte Rückenfigur ist eine etwas im Uhrzeigersinn<br />
nach rechts gedrehte Variante der rechten Rückenfigur<br />
in „Die Auffindung des kleinen Erichthonios“ von<br />
1616 von Peter Paul Rubens, die in den Sammlungen<br />
des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz/Wien<br />
aufbewahrt ist und mit 218 x 317 cm noch größer ist,<br />
als das hier angebotene qualitätvolle <strong>Gemälde</strong>.<br />
Bezüglich der weiblichen Figur mit Helm vergleiche<br />
auch das <strong>Gemälde</strong> „Tod und Sieg des römischen Konsuls<br />
Decius Mus“ von 1616/1617. Rubens verwendete<br />
solche häufig in seinen <strong>Gemälde</strong>n und variierte vergoldete<br />
Akzente, Federaufsätze und Aufsatzfiguren.<br />
Meist sind es Adler, im hier vorliegenden <strong>Gemälde</strong><br />
eine Schlange. Auch hinsichtlich der entblößten Brust<br />
und des Erdballmotivs, der Schnürung der Sandalen<br />
durch rote Bänder und das rote Gewand insgesamt,<br />
lassen sich die Virtusfiguren gut vergleichen.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Johann Kräftner (Hrsg.), Vorbild Rubens.<br />
Liechtenstein Museum Wien, München 2004.<br />
(1291418)<br />
104 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
105
PETER PAUL RUBENS (1577–1640)<br />
AND WORKSHOP, ATTRIBUTED<br />
VIRTUS AND FORTUNA TRIUMPH OVER THE LUST<br />
OF BACCHUS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
145 x 170 cm.<br />
In Baroque-style bronzed frame.<br />
The artist focuses on a group of illuminated figures in<br />
this rhombus-shaped composition. They are the goddesses<br />
Virtus with a plume helmet and Fortuna sitting<br />
on a globe diagonally in front of her with an oar and<br />
blowing cloth. The figural group of Virtus and Fortuna<br />
are particularly known from a painting held at the<br />
Museo Nacional de Bellas Artes in Buenos Aires, Argentina<br />
(inv. no. 8629) which shows the two figures<br />
inverted (see comparative ill.).<br />
Complicated, foreshortened figures are not uncommon<br />
in Rubens’ œuvre and his workshop and are often<br />
used for figures suffering a dramatic fate such as<br />
“Prometheus Bound” in the Philadelphia Museum of<br />
Art (inv. no. W1950-3-1), whereby the figure nearest<br />
the viewer – like Bacchus in this lot – offers an ideal<br />
introduction to the viewer’s visual and sensory experience.<br />
The painting offered here is of high-quality and<br />
with its fleshy physicality, skilful closed composition,<br />
and its typical Rubens-like colouration, it shows a<br />
great proximity to the probably greatest north Alpine<br />
Baroque painter and his workshop. (†)<br />
Notes:<br />
cf. The figure on the right with its back turned is a<br />
variant of the figure in “The Discovery of little Erichthonius”<br />
from 1616 by Peter Paul Rubens from the<br />
collections of the Prince of Liechtenstein, Vaduz/<br />
Vienna and measuring 218 x 317 cm it is even bigger<br />
than the high-quality painting on offer for sale here.<br />
Regarding the female figure with helmet, compare the<br />
painting “Death and Victory of the Roman Consul<br />
Decius Mus” from 1616/1617. Rubens often used<br />
these in his paintings and varied gilt accents, feather<br />
attachments and applied figures. They are mostly<br />
eagles, but it is a snake in the present painting.<br />
Literature:<br />
cf. Johann Kräftner (ed.), Vorbild Rubens, Liechtenstein<br />
Museum Wien, Munich 2004.<br />
€ 280.000 - € 350.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Vergleiche: Die Auffindung des kleinen Erichthonios von 1616<br />
in den Liechtensteinischen Sammlungen<br />
Vergleiche: <strong>Gemälde</strong> mit Virtus und Fortuna im Museo<br />
Nacional de Bellas Artes in Buenos Aires, Argentinien<br />
106 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
250<br />
JÜRGEN OVENS,<br />
1623 TÖNNING – 1678 FRIEDRICHSTADT, ZUG.<br />
DOPPELPORTRAIT MIT FRAU UND MÄDCHEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
125 x 103 cm.<br />
Verso mit mehreren Sammlungsetiketten und Nummerierungen.<br />
In vergoldetem ornamental verziertem Rahmen mit<br />
Künstlernennung.<br />
Ein Innenraum wird vor allem durch seinen Ausblick<br />
in den städtischen Hintergrund definiert, der links<br />
durch einen roten Vorhang begrenzt wird. Rechts sitzend<br />
eine ältere Frau, vor ihr ein Mädchen in hellem<br />
Gewand, offensichtlich im Gegenzug für mitgebrachte<br />
Blumen eine Münze empfangend.<br />
Provenienz:<br />
Louis Bernard Coclers, Leiden/Paris/Amsterdam/Luik.<br />
Verkauft 1816 per Auktion bei Philippus van der Schley,<br />
Lot 38.<br />
Fideikomiss-Galerie Hannover, 1905, Nr. 276.<br />
Sammlung B. Hausmann, Hannover, Nr. 162,<br />
als Govaert Flinck.<br />
Sotheby’s, London, 12. Mai 1992, Lot 155.<br />
Anmerkung:<br />
Das <strong>Gemälde</strong> wird heute beim RKD in Den Haag unter<br />
der Inv.Nr. 138226 als Jürgen Ovens zugeschrieben<br />
dokumentiert.<br />
Literatur:<br />
Werner Sumowski, <strong>Gemälde</strong> der Rembrandt-Schüler,<br />
Landau/Pfalz 1983, S. 2223, Nr. 33, als möglicherweise<br />
von L. de Jongh.<br />
Katalog der zur Fideikommiss-Galerie des Gesamthauses<br />
Braunschweig und Lüneburg gehörigen<br />
Sammlung von <strong>Gemälde</strong>n und Skulpturen im Provinzial-Museum,<br />
Nr. 276. (1290761) (1) (13)<br />
JÜRGEN OVENS,<br />
1623 TÖNNING – 1678 FRIEDRICHSTADT,<br />
ATTRIBUTED<br />
DOUBLE PORTRAIT OF A WOMAN AND GIRL<br />
Oil on canvas.<br />
125 x 103 cm.<br />
Provenance:<br />
Louis Bernard Coclers, Leiden/Paris/Amsterdam/<br />
Luik.<br />
Sold in 1816 at auction at Philippus van der Schley,<br />
lot 38.<br />
Fidei-Komiss-Galerie Hannover, 1905, no. 276.<br />
B. Hausmann collection, Hannover, no. 162, as<br />
Govaert Flinck.<br />
Sotheby’s, London, 12 May 1992, lot 155.<br />
Notes:<br />
The painting is today listed at the RKD in The Hague<br />
with number 138226 and described as attributed to<br />
Jürgen Ovens.<br />
Literature:<br />
Werner Sumowski, Rembrandt Schüler, Landau/Pfalz<br />
1983, p. 2223, no. 33, possibly as L. de Jongh.<br />
Catalogue of the Fideikommiss gallery of the entire<br />
house in Braunschweig and Lüneburg: collection of<br />
paintings and sculptures belonging to the Provinzial-<br />
Museum, no. 276.<br />
€ 13.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
108 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
251<br />
PETER PAUL RUBENS UND WERKSTATT,<br />
1577 SIEGEN – 1640 ANTWERPEN<br />
BILDNIS DES ERZHERZOGS ALBRECHT VII VON<br />
ÖSTERREICH (13. NOV. 1559 WIEN - 13. JULI 1621<br />
BRÜSSEL)<br />
Öl auf Leinwand.<br />
126 x 99 cm.<br />
Dem <strong>Gemälde</strong> sind ein Gutachten von Prof. Justus<br />
Müller Hofstede, Bonn, vom 30. X. 2007, sowie dokumentierende<br />
Beschreibungen und Provenienz-<br />
Nennungen beigegeben, mit Bildvergleichen, etwa zu<br />
dem ebenfalls von Rubens geschaffenen Bildnis um<br />
1609 (dort vor rotem Hintergrund, danach Kupferstich<br />
von 1615). Das Gutachten datiert das Werk um 1616.<br />
Der österreichische Erzherzog, Sohn Kaiser Maximilians<br />
II. und der Infantin Maria, Tochter Kaiser Karls V., hier<br />
im Halbbildnis nach rechts wiedergegeben. Der Hofmode<br />
der Zeit gemäß in „habsburgisch“ schwarzer<br />
Kleidung, mit breiter, gefältelter Halskrause, in feiner<br />
Spitze gearbeitet. Der Kopf leicht schräg gehalten,<br />
der Blick dem Betrachter zugewandt, über der hohen<br />
Stirn braunes, kurzes Haar, mit kurzem spitzem Kinnbart<br />
und seitlich ausgedrehtem Lippenbart. Über das<br />
schwarze Wams die Goldkette mit dem Orden vom<br />
Goldenen Vlies gelegt, in gleicher Weise heben sich die<br />
Goldknöpfe sowie der fein gestickte schmale Gürtel ab.<br />
Der dunkle Hintergrund hebt – zusammen mit der<br />
schwarzen Kleidung – das Gesicht prominent hervor.<br />
Wie in der höfischen Porträtmalerei üblich, ist die<br />
Grundkomposition und die Ausführung des Porträts<br />
jeweils ein Werk des <strong>Meister</strong>s, der seine Werkstatt<br />
zur Fertigung der weniger anspruchsvollen Details, wie<br />
Kleidung, Accessoires oder Hintergrund heranzog.<br />
Albrecht wurde als Sohn Kaiser Maximilians, am spanischen<br />
Hof Philipps II. erzogen und war als fünfter<br />
Sohn zunächst für den geistlichen Stand vorgesehen.<br />
1577 durch Papst Gregor XIII. zum Kardinal erhoben,<br />
erhielt er 1580 die Würde des Kardinaldiakons der Hl.<br />
Kreuz-Kirche in Jerusalem. Die priesterlichen Weihen<br />
hat er jedoch nie erhalten, verließ den geistlichen<br />
Stand und verehelichte sich mit der Infantin Isabella<br />
Clara Eugenia, der Tochter Philipps II. und wurde damit<br />
Erbe der Niederlande und Herzog von Burgund. 1609<br />
schloss er, nach einer Niederlage, mit Moritz von Oranien<br />
den 12-jährigen Waffenstillstand, und starb 1621<br />
vor erneutem Kriegsbeginn. Albrecht war ein bedeutender<br />
Mäzen der Musik, der Literatur, in der Bildenden<br />
Kunst vor allem des Malers P. P. Rubens und der<br />
Niederländischen Kunst des Goldenen Zeitalters.<br />
In diesem Sinne ist das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ein bedeutendes<br />
Dokument der Begegnung zwischen dem<br />
Mäzen Albrecht VII. und dem Maler Rubens.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Baron Axel Wenner – Gren, Castle Haeringen,<br />
Stockholm.<br />
Sammlung Frey-Naepflin, Stansstad/Nidwalden<br />
Schweiz.<br />
Anmerkung:<br />
Eine vergleichbare Darstellung im Dreiviertelbildnis<br />
nach rechts, an einem Tisch stehend (119 x 92 cm.,<br />
Althorp House / Northhamptonshire, The Earl Spencer)-<br />
Gegenstück zum Bildnis d. Erzherzogin Isabella<br />
Clara Eugenia.<br />
Literatur:<br />
Semblantes, Colcción Granados, dort zit.: Vlieghe,<br />
1987, Diaz Padron, 1985, Vol. II. pp. 1076 f.<br />
J. Müller-Hofstede, A Chronology oft the Portraits<br />
of Albert and Isabella, o. J. (1290146) (10)<br />
PETER PAUL RUBENS AND WORKSHOP,<br />
1577 SIEGEN – 1640 ANTWERP<br />
POTRAIT OF ALBRECHT VII ARCHDUKE OF<br />
AUSTRIA (13 NOV. 1559 VIENNA - 13. JULY 1621<br />
BRUSSELS)<br />
Oil on canvas.<br />
126 x 99 cm.<br />
Provenance:<br />
Baron Axel Wenner Collection – Gren, Castle Haeringen,<br />
Stockholm.<br />
Frey-Naepflin Collection, Stansstad/ Nidwalden<br />
Switzerland.<br />
Notes:<br />
A comparable representation in three-quarter portrait<br />
to the right, standing at a table (119 x 92 cm., Althorp<br />
House/ Northhamptonshire, The Earl Spencer)- counterpart<br />
to the portrait of Archduchess Isabella Clara<br />
Eugenia.<br />
Literature:<br />
Semblantes, Colcción Granados, there cited: Vlieghe,<br />
1987, Diaz Padron, 1985, vol. II. pp. 1076 f.<br />
J. Müller-Hofstede, A Chronology of the Portraits<br />
of Albert and Isabella, n.y.<br />
€ 90.000 - € 110.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
110 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
252<br />
GIOVAN BATTISTA RECCO,<br />
UM 1615 – UM 1660,<br />
IN ZUSAMMENARBEIT MIT GIUSEPPE DI GUIDO,<br />
GENANNT „MEISTER VON FONTANAROSA“<br />
KÜCHENSTILLLEBEN MIT MESSING- UND<br />
KUPFERGEFÄSSEN SOWIE ZWEI DIENERN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
118 x 174 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Dem <strong>Gemälde</strong> ist ein Schreiben von Nicola Spinosa<br />
vom März 2020 beigegeben - im Zusammenhang der<br />
Komplettierung des Werkverzeichnisses - mit Bestätigung<br />
der beiden genannten Maler als Urheber des<br />
<strong>Gemälde</strong>s, mit Hinweis darauf, dass das Werk in die<br />
Zeit Anfang der 1630er-Jahre zu datieren ist.<br />
Das höchst qualitätvolle <strong>Gemälde</strong> ist betont großformatig<br />
angelegt. Die Gegenstände nebeneinandergestellt<br />
in ruhiger Ordnung, von links beleuchtet, was<br />
den metallischen Glanz, vor dem völlig dunklen Hintergrund,<br />
besonders zur Wirkung bringt. Im Hintergrund<br />
zwei Diener, hinter den großformatigen Küchengeräten,<br />
nur im Halbbildnis wiedergegeben, einander zugewandt.<br />
Dabei ist die Figur links im Bild in schräger<br />
Körperhaltung mit Bart und einem leuchtend weißen,<br />
turbanartig geflochtenem Kopftuch gezeigt, womit<br />
der Maler eine bewusste Aufhellung im Bild zu erzielen<br />
suchte. Die Figur am rechten Bildrand eher etwas<br />
verschattet, mit einer roten Kappe und grau-grüner<br />
Joppe. In der Zusammenführung der beiden Bildgattungen,<br />
wie Genrebild und Stillleben, überwiegt hier<br />
Letzteres, wobei die metallischen Gegenstände in<br />
betonter Größe wiedergegeben sind, wie etwa der<br />
Dreifußkessel rechts mit darin eingestellter Schnabelkanne,<br />
der liegende glänzende Eimer im Zentrum des<br />
Bildes sowie die Kupfer- und Messingkessel mit Tellern<br />
und Besteck sowie einem kupfernen Deckel im linken<br />
Bildteil. Neben der äußerst gekonnten Wiedergabe<br />
der glänzenden Metalleffekte, hat der Maler auch einen<br />
großen glasierten Tonkrug ins Bild gesetzt, den der<br />
Diener links im Bild umfängt, mit dunkelgrüner, braun<br />
und rötlich gesprenkelter Keramikglasur. Zweifellos<br />
wollte der Künstler hier ein Höchstmaß an malerischer<br />
Fähigkeit Metallglanz darzustellen erreichen. Im<br />
Sinne dieser Gattungsspezialisierung ist im vorliegenden<br />
<strong>Gemälde</strong> die Zusammenarbeit der beiden genannten<br />
Maler zu erkennen, wobei der Anteil des<br />
Stilllebens dem Maler Giovan Battista Recco zuzuweisen<br />
ist, die Figuren dagegen schuf Giuseppe di Guido,<br />
dessen Gesamtwerk hier auch überwiegend in der<br />
Wiedergabe des Körperlichen liegt, wie etwa sein berühmtes<br />
<strong>Gemälde</strong> des „Heiligen Hieronymus“, um<br />
1620/40 zeigt. A.R.<br />
Giuseppe di Guido (geb. um 1590) war tätig in Süditalien<br />
und Neapel in den Jahren zwischen 1620 und<br />
1640. (1291471) (11)<br />
GIOVAN BATTISTA RECCO,<br />
CA. 1615 – CA. 1660,<br />
IN COLLABORATION WITH GIUSEPPE DI GUIDO,<br />
ALSO KNOWN AS “MASTER OF FONTANAROSA”<br />
KITCHEN STILL LIFE WITH BRASS AND COPPER<br />
VESSELS AND TWO SERVANTS<br />
Oil on canvas.<br />
118 x 174 cm.<br />
Unframed.<br />
Accompanied by confirmation letter by Nicola Spinosa<br />
dated March 2020 regarding the attribution to the artists<br />
and dating the painting to the early 1630s in connection<br />
with the catalogue raisonné.<br />
The painting is of large landscape format and executed<br />
in high quality. The items are placed in order next<br />
to each other and lit from the left, which especially<br />
highlights the metallic sheen against the dark background.<br />
With regards to the specialization in this genre<br />
the collaboration between these two artists is revealing<br />
whereby<br />
Giovan Battista Recco painted the still life and Guiseppe<br />
di Guido the figures, who focused predominantly<br />
on figural paintings in his ouvre as for example<br />
the famous “Saint Jerome”, created ca. 1620/40.<br />
Giuseppe di Guido (born ca. 1590), active in Southern<br />
Italy and Naples between 1620 and 1640.<br />
€ 24.000 - € 28.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
112 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
253<br />
LORENZO PASINELLI,<br />
1629 BOLOGNA – 1700 EBENDA, ZUG.<br />
BILDNIS EINER VORNEHMEN DAME<br />
MIT HÜNDCHEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
126 x 104 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Vor schwarzem Hintergrund sowie einem roten, zur<br />
linken Seite gerafften schweren Brokatvorhang das<br />
Dreiviertelbildnis einer eleganten jungen Dame in einem<br />
eng gegürteten, überwiegend schwarzen Kleid.<br />
Am Kragen und über den Schultern mit reicher weißer<br />
Spitze, dazu mit reichen mehrfarbigen, teils goldenen<br />
Bordüren, Verzierungen, Knöpfen und Schleifen, die<br />
auch die Ärmel und den Bereich der Unterarme zieren.<br />
Dazu eine dunkle Kopfbedeckung mit Schleifen<br />
linksseitig und Schmuckbroschen; des Weiteren eine<br />
Perlenkette um den Hals, Ohrgehänge und jeweils<br />
einem Ring auf jeder Hand. Sie hat leicht rötliches<br />
Haar mit sorgsam herabhängenden Locken, ein feines<br />
zartes Inkarnat mit rötlichen Wangen und mit ihren<br />
glänzenden braunen Augen schaut sie würdevoll aus<br />
dem Bild auf den Betrachter hinaus. Ihre linke Hand<br />
ruht auf einem kleinen weißen struppigen Hündchen<br />
mit braun glänzenden Augen, das auf einem Tischchen<br />
mit rötlicher Decke hockt. Dahinter erkennbar<br />
ein größerer, rot gedeckter Tisch mit einer Prunkvase<br />
und einem prachtvollen Gebinde mit roten, weißen<br />
und gelben Blumen, darunter Anemonen, Chrysanthemen,<br />
Tulpen und Narzissen. Repräsentative Darstellung<br />
mit prachtvollen, teils minutiös herausgearbeiteten<br />
Details in harmonischer Farbgebung, die<br />
Frau durch ihre Kleidung mit weißer Spitze besonders<br />
vor dem dunklen Hintergrund hervorgehoben. Minimale<br />
Retuschen. Am Rand teils leicht durch Rahmung<br />
berieben. Teils kleinere Rahmenschäden.<br />
(1290441) (3) (18)<br />
LORENZO PASINELLI,<br />
1629 BOLOGNA – 1700 IBID., ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF A GENTLEWOMAN WITH<br />
LITTLE DOG<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
126 x 104 cm.<br />
€ 18.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
114 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
115
254<br />
JAN BRUEGHEL D. J.,<br />
1601 ANTWERPEN – 1678 EBENDA<br />
gemalt in den späten 1630er-Jahren in Antwerpen<br />
VASE MIT PRACHTVOLLEM BLUMENSTILLLEBEN<br />
Öl auf Holz.<br />
34,5 x 25 cm.<br />
Verso im Holz Ritzmonogramm „MV“, steht für den<br />
Plattenhersteller Michiel Vriendt.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen<br />
vom 6. November 2021.<br />
Vor dunklem Hintergrund, auf einer hellbraunen Platte<br />
stehend, eine bauchige weiß-blaue Vase mit Blättern<br />
und Vogelmotiv, darin das große prachtvolle Blumenstillleben.<br />
Zu finden sind darin Rosen, Tulpen, Nelken,<br />
eine Schachbrettblume, eine Schwertlilie sowie zahlreiche<br />
Kleinblütler. Neben der Vase links ein paar kleine<br />
gelbe Blüten und rechts die Blüten eines Vergissmeinnichts.<br />
Prachtvolle qualitätvolle und farbenfrohe Malerei,<br />
bei der die Blumen gegenüber dem dunkel gehaltenen<br />
Hintergrund besonders gut zur Geltung kom men.<br />
Die Buntheit der Blumenstillleben dieser Zeit ist als<br />
ein charakteristischer Ausdruck der angestrebten Lebensfülle<br />
generell des Barock zu sehen. Teils Retuschen.<br />
(1290894) (18)<br />
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
1601 ANTWERP – 1678 IBID.<br />
VASE WITH MAGNIFICENT FLOWER STILL LIFE<br />
Oil on panel.<br />
34.5 x 25 cm.<br />
Verso monogram “MV” incised in wood, for the<br />
panelmaker Michiel Vriedt.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr. Klaus Ertz,<br />
Lingen from November 6, 2021.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
116 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
255<br />
PIETRO PAOLINI,<br />
1603 LUCCA – 1681 EBENDA<br />
Paolini wurde bereits sechzehnjährig nach Rom geschickt<br />
um unter der Anleitung von Angelo Caroselli<br />
zu arbeiten und sich die verschiedensten Malerschulen<br />
der Bologneser und Florentiner zu eigen machen zu<br />
können. Dabei ist sein Stil stark vom Caravaggismus<br />
beeinflusst worden. 1628 in Venedig, kehrt er bereits<br />
1631 in seine Heimatstadt Lucca zurück, wo er 1640<br />
seine eigene Akademie zur Ausbildung lokaler Künstler<br />
gegründet hat. Von Giacomo Sardini (1751-1811)<br />
wurde er erstmals in großem Stile als einer der strahlensten<br />
Maler der Luccesischen Schule gewürdigt.<br />
Der Einfluss aus dem Kreis von Bartolomeo Manfredi<br />
ist unverkennbar.<br />
JUNGER GITARRESPIELER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
73 x 60 cm.<br />
In ebonisiertem Holzrahmen.<br />
Beigegeben in Kopie ein Gutachten von Prof. Patrizia<br />
Giusti Maccari.<br />
Das vorliegende Werk ist zudem bei der Fondazione<br />
Zeri unter Nummer 55820 mit Abbildung dokumentiert<br />
als Pietro Paolini<br />
1928 wurde das angebotene <strong>Gemälde</strong> von Adolfo<br />
Venturi noch Caravaggio zugeschrieben.<br />
Vor unbestimmtem Hintergrund das Hüftportrait eines<br />
leicht nach links gewandten jungen Mannes eine Gitarre<br />
spielend, die er in geschickter optischer Verkürzung<br />
in den Betrachterraum hält. Wenngleich das <strong>Gemälde</strong><br />
noch 1928 als Werk Caravaggios galt, erkannte<br />
Federico Zeri es jedoch als eigenhändiges Werk des<br />
lucchesischen Malers Pietro Paolini an. Giusti Maccari<br />
datiert das <strong>Gemälde</strong> in ihrem mehrseitigen Gutachten<br />
auf ca. 1625 - 1630. Ein Hauptaugenmerk seines<br />
Schaffens lag auf allegorischen <strong>Gemälde</strong>n und auf<br />
Portraits- und vermutlich haben wir es hier mit einer<br />
Kombination beider Typoi zu tun, so weißt die Nase<br />
auf portraithafte Züge hin, während die Gitarre auch<br />
als Allegorie des Gehörs verstanden werden kann. Im<br />
Walters Art Museum wird etwa die Allegorie der Fünf<br />
Sinne verwahrt, in der freilich der allgegenwärtige Caravaggismus<br />
der Zeit mit seinen Chiaro- Scuro Effekten<br />
mitschwingt. Überhaupt scheint Musik eines seiner<br />
Lieblingsthemen zu sein, so wird das 1620-1630<br />
entstandene <strong>Gemälde</strong> „Konzert“ im Dallas Museum<br />
of Art aufbewahrt, welches ebenso wie das hier angebotene<br />
<strong>Gemälde</strong> in die Anfangsjahre seiner Römischen<br />
Tätigkeit fällt.<br />
Provenienz:<br />
Laut Fondazione Zeri Römische Privatsammlung.<br />
(1291771) (13)<br />
PIETRO PAOLINI,<br />
1603 LUCCA – 1681 IBID.<br />
YOUNG GUITAR PLAYER<br />
Oil on canvas.<br />
73 x 60 cm.<br />
A copy of the expert‘s report by Professor Patrizia Giusti<br />
Maccari is enclosed. The present painting is also<br />
listed with an illustration at Fondazione Zeri under n.<br />
55820 and described as by Pietro Paolini; when the<br />
painting was offered for sale by Adolfo Venturi in 1928<br />
it was attributed to Caravaggio. Although the painting<br />
was still considered a work by Caravaggio in 1928,<br />
Federico Zeri recognized it as an original work by the<br />
Lucca painter Pietro Paolini. Giusti Maccari dates the<br />
painting in her multi-page report to around 1625-<br />
1630. In his multi-page report Giusti Maccari dates<br />
the painting to ca. 1625 - 1630. The Walters Art Museum,<br />
for example, holds The Allegory of the Five Senses,<br />
which resonates with the omnipresent Caravaggism<br />
and its chiaroscuro typical for the time. Music<br />
seems to have been one of his favourite subjects generally,<br />
like the painting Concert (1620-1630) held at<br />
the Dallas Museum of Art for example, which dates<br />
to his early years in Rome like the painting offered for<br />
sale here.<br />
Provenance:<br />
According to Fondazione Zeri held in private collection,<br />
Rome.<br />
€ 80.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
118 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
256<br />
NICOLAES MAES,<br />
1634 DORDRECHT – 1693 AMSTERDAM<br />
PORTRAIT EINES JUNGEN MANNES MIT WEISSEM<br />
KRAGEN IN EINER PARKLANDSCHAFT<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
131,4 x 108,5 cm.<br />
Trägt rechts unten eine Signatur „N. Maes (?)“.<br />
In aufwändig gestaltetem bronziertem Rahmen.<br />
Als Dreiviertelstück führt uns der Maler einen etwas<br />
nach rechts gewandten jungen Herrn vor, der fast<br />
den gesamten Bildraum bedeutungsvoll einnimmt.<br />
Ein architektonisches Versatzstück am rechten Rand<br />
dient dem rechten Unterarm als Halt, während die<br />
linke Hand in die Seite gestützt ist. Die zeittypische<br />
manierierte Drehung korrespondiert spiegelbildlich<br />
mit einer links im Mittelgrund stehenden camaieufarbenen<br />
Marmorskulptur, die den Hintergrund als Park<br />
markiert, der vermutlich mit der dargestellten Person<br />
in Verbindung stehen könnte. Ein ähnliches Portrait,<br />
ebenfalls in Parklandschaft, ist von Maes signiert und<br />
wird beim RKD in Den Haag unter Inv.Nr. 195487 dokumentiert.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung Brüssel oder Antwerpen.<br />
Von da über Van Herck, Antwerpen, 24. Oktober<br />
19927, Lot 57, an:<br />
Alphonse Giroux, Brüssel.<br />
Dessen Auktion:<br />
Brüssel, Giroux, 5. März 1928, Lot 34.<br />
J. Leger & Son, London, 1929.<br />
H.J. Spiller, 1935, von dort über:<br />
Christie's, 26. Juli 1935, Lot 139 an:<br />
Bacon zu 32 Guineas.<br />
Privatsammlung, England, vor 1962.<br />
Auktion, Sotheby's, London, 11. Juli 1962, Lot 111.<br />
Alfred S. Karlsen, Beverly Hills.<br />
Vererbt an Peter Moller, Los Angeles, von welchem<br />
gespendet an:<br />
J. Paul Getty Museum, von diesem versteigert:<br />
Auktion Mai 2007, Sotheby's, Amsterdam, zu Euro<br />
57,600.<br />
Privatsammlung.<br />
Versteigert 7. Dezember 2011, Stockholm Auktionsverket,<br />
verkauft an:<br />
jetzigen Einlieferer.<br />
Literatur:<br />
Das <strong>Gemälde</strong> abgebildet in: Werner Sumowski, <strong>Gemälde</strong><br />
der Rembrandt-Schüler, Bd. I, Landau/Pfalz<br />
1983, S. 2030, Nr. 1409, Abbildung auf Seite S. 2135.<br />
Peter C. Sutton, A guide to Dutch Art in America,<br />
Washington 1986, S. 146 (als Karel Dujardin).<br />
Jennifer M. Kilian, The Paintings of Karel du Jardin.<br />
1626-1678, New York 1993, Bd. II, S. 473 (unter zurückgewiesene<br />
Zuschreibungen).<br />
David Jaffé, Summary Catalogue of European Paintings<br />
in the J. Paul Getty Museum, Los Angeles 1997,<br />
S. 37, abgebildet (als Dujardin).<br />
Fred G. Meijer, The collection of Dutch and Flemish<br />
Still Life Paintings bequeathed by Daisy Linda Ward<br />
to the Ashmolean Museum, Zwolle 2003, S. 247.<br />
Jennifer M. Killian, The Paintings of Karel du Jardin.<br />
1626-1678, catalogue raisonné, Amsterdam 2005,<br />
S. 243, Kat Nr. C38 (unter zurückgewiesene Zuschreibungen).<br />
(1290901) (13)<br />
NICOLAES MAES,<br />
1634 DORDRECHT - 1693 AMSTERDAM<br />
PORTRAIT OF A YOUNG MAN WITH WHITE COLLAR<br />
IN PARK LANDSCAPE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
131.4 x 108.5 cm.<br />
Signed “N. Maes” (?) lower right.<br />
A similar portrait, also showing a park landscape is<br />
signed by Maes and registered at the RKD in the<br />
Hague with no. 195487.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Brussels or Antwerp.<br />
From there via Van Herck, Antwerp, 24 October 1927,<br />
lot 57 to:<br />
Alphonse Giroux, Brussels.<br />
Whose Auction:<br />
Brüssel, Giroux, 5 March 1928, lot 34.<br />
J. Leger & Son, London, 1929.<br />
H. J. Spiller, 1935, from there via:<br />
Christie's, 26 July 1935, lot 139 to:<br />
Bacon for 32 Guineas.<br />
Private collection, England, before 1962.<br />
Auction, Sotheby’s, London, 11 July 1962, lot 111.<br />
Alfred S. Karlsen, Beverly Hills.<br />
Inherited by Peter Moller, Los Angeles who donated<br />
it to:<br />
J. Paul Getty Museum, sold at auction:<br />
Auction Mai 2007, Sotheby's, Amsterdam for 57,600<br />
EUR.<br />
Private collection.<br />
Sold on 7 December 2011, Stockholm Auktionsverket,<br />
sold to:<br />
Current consignor.<br />
Literature:<br />
The painting illustrated in: Werner Sumowski,<br />
<strong>Gemälde</strong> der Rembrandt-Schüler, vol. I, Landau/<br />
Pfalz 1983, p. 2030, no. 1409, ill on p. 2135.<br />
Peter C. Sutton, A guide to Dutch Art in America,<br />
Washington 1986, p. 146 (as Karel Dujardin).<br />
Jennifer M. Kilian, The Paintings of Karel du Jardin.<br />
1626-1678, New York 1993, vol. II, p. 473 (under<br />
rejected attributions).<br />
David Jaffé, Summary Catalogue of European Paintings<br />
in the J. Paul Getty Museum, Los Angeles 1997,<br />
p. 37, ill. (as Dujardin).<br />
Fred G. Meijer, The collection of Dutch and Flemish<br />
Still Life Paintings bequeathed by Daisy Linda Ward<br />
to the Ashmolean Museum, Zwolle 2003, p. 247.<br />
Jennifer M. Killian, The Paintings of Karel du Jardin.<br />
1626-1678, catalogue raisonné, Amsterdam 2005,<br />
p. 243, cat. no. C38 (under rejected attributions).<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
120 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
121
257<br />
JASPER GEERARDS, AUCH „JASPER GEERAERTS“,<br />
UM 1620 – UM 1654 AMSTERDAM<br />
Der Maler zählt zu den bedeutendsten Künstlern im<br />
Bereich des Stilllebens während der Periode des<br />
„Goldenen Zeitalters der holländischen Malerei“. Ähnlich<br />
wie Abraham van Beyeren (1620/21-1690) spezialisierte<br />
er sich überwiegend auf Prunkstillleben. Wahrscheinlich<br />
geboren in Antwerpen, als Schüler der<br />
Sankt Lukas-Gilde dort 1634 eingetragen. Historisch<br />
nicht belegt, doch ganz augenscheinlich hat er bei Jan<br />
Davidsz de Heem (1606-1683/84) studiert, der sich<br />
1636 in Antwerpen niedergelassen hatte. 1644 wurde<br />
er bereits <strong>Meister</strong> der Gilde. 1649 ist er als in Amsterdam<br />
wohnhaft erwähnt, wo er auch verstarb, wobei<br />
sein genaues Todesdatum unbekannt ist. Die Todeseckdaten<br />
nennen das Jahr 1649, als er eine Anzeige<br />
wegen eines gestohlenen <strong>Gemälde</strong>s aus seinem<br />
Atelier erstattete, sowie Oktober 1654, da seine Frau<br />
als Witwe dokumentiert wurde. Seine Hauptwerke<br />
dürften in die Zeit um 1615 einzuordnen sein, wobei<br />
manche seiner Werke früher de Heem zugeschrieben<br />
waren. Werke seiner Hand befinden sich in namhaften<br />
öffentlichen Museen, wie etwa in Den Haag (Museum<br />
Bredius, „Prunkstillleben mit einem Hummer“).<br />
JASPER GEERARDS,<br />
ALSO KNOWN AS “JASPER GEERAERTS”,<br />
CA. 1620 – CA. 1654 AMSTERDAM<br />
The painter is considered one of the most important<br />
still life painters of the Dutch Golden Age period. Although<br />
there is no historical evidence, it is obvious<br />
that he studied with Jan Davidsz de Heem (1606-<br />
1683/84), who settled in Antwerp in 1636. In 1644 he<br />
became master of the guild.<br />
STILL LIFE WITH LOBSTER, ROEMER WINE<br />
GLASS, OYSTERS AND FRUIT<br />
Oil on panel.<br />
58.4 x 48.3 cm.<br />
Signed and dated “1648” lower right.<br />
The present painting is illustrated in RKD with no.<br />
0000048900.<br />
€ 18.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
STILLLEBEN MIT HUMMER, RÖMER, AUSTERN<br />
UND FRÜCHTEN<br />
Öl auf Holz.<br />
58,4 x 48,3 cm.<br />
Rechts unten Restsignatur und Datierung „1648“.<br />
Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ist abgebildet im RKD<br />
unter der Inv.Nr. 0000048900.<br />
Vor einem von links nach rechts aufhellendem braunem<br />
Hintergrund ein Tisch mit schwarzer, glänzender Decke,<br />
auf der sich die sorgsam arrangierten Objekte befinden:<br />
eine rundliche Zinnplatte mit einem leuchtend<br />
roten Hummer mit schwarzem Auge, dessen Zangen<br />
über den Tischrand ragen, eine gelbe Zitrone, drei geöffnete<br />
Austern, ein halb gefülltes Römerglas sowie<br />
eine Rispe Weintrauben mit Blättern. Qualitätvolle<br />
Malerei mit starken gegenüberstehenden Kontrasten<br />
in der typischen Manier des bekannten Künstlers.<br />
Teils rest., Retuschen. (12903111) (18)<br />
122 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
258<br />
MELCHIOR DE HONDECOETER,<br />
1636 UTRECHT – 1695 AMSTERDAM<br />
Melchior de Hondecoeter gehört zu den Hauptmeistern<br />
der holländischen Geflügelmalerei des 17. Jahrhunderts<br />
durch seine Variationen in vielfacher Art und<br />
Weise, meist einheimischer Vögel, Hühner und Enten.<br />
Er konnte auf unvergleichliche Weise die Färbungen<br />
des teils schimmernden Gefieders seiner Tiere auf<br />
die Leinwand bringen.<br />
HENNE MIT SIEBEN KÜKEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
51,5 x 56 cm.<br />
1660er-Jahre.<br />
In teilvergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz vom<br />
18. April 2021.<br />
In weiter bergiger Landschaft, vor der trockenen Wurzel<br />
eines nach rechts sichtbaren Baumes sitzend, eine<br />
Henne mit weißem flauschigem schimmerndem Gefieder.<br />
Umgeben ist sie von ihren Küken, von denen<br />
sich eines in ihrem Gefieder versteckt hat. Im Hintergrund<br />
rechts der Blick auf einen dunklen Baum mit<br />
großem Baumstamm und davor eine Pflanze mit grünen,<br />
teils rötlich-braun vertrockneten Blättern, während<br />
linksseitig der Blick in die Ferne, unter blauem<br />
Himmel mit weißen Wolkenformationen reicht. Laut<br />
Ertz wirken die einzelnen, sehr realistisch dargestellten<br />
Tiere wie kleine Portraits ihrer Gattung. Die Komposition<br />
wirkt voller Dramatik durch das eingesetzte<br />
Licht und durch die gegeneinander gesetzten hellen<br />
und dunklen Federn des Geflügels. Kleine Retuschen.<br />
(1291123) (18)<br />
MELCHIOR DE HONDECOETER,<br />
1636 UTRECHT – 1695 AMSTERDAM<br />
HEN WITH SEVEN CHICKS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
51.5 x 56 cm.<br />
1660s.<br />
An expert’s report by Dr Klaus Ertz, dated 18 April<br />
2021 is enclosed.<br />
According to Ertz, the individual, very realistically depicted<br />
animals look like miniature portraits of their<br />
species. The composition is full of drama due to his<br />
skilful composition of light and the contrasting light and<br />
dark feathers of the poultry. With minor retouching.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
124 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
259<br />
GUILLIAM GABRON,<br />
1619 ANTWERPEN – 1678 EBENDA<br />
STILLLEBEN MIT FRUCHTGIRLANDE<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
48 x 64 cm.<br />
Links unten signiert.<br />
In ebonisiertem, durch Goldleiste akzentuiertem<br />
Rahmen.<br />
Beigegeben eine schriftliche Stellungnahme von Dr.<br />
Fred Meijer, in Kopie, der die Autorschaft des vorliegenden<br />
<strong>Gemälde</strong>s bestätigt.<br />
Vor unbestimmtem Grund eine zu den Seiten nach<br />
oben gebundene Fruchtgirlande, innerhalb welcher<br />
Äpfel, Trauben, Pflaumen, Kirschen und Beeren prangen,<br />
die durch fein aufgefasstes Weinlaub begleitet<br />
werden. Vergleichbare <strong>Gemälde</strong> werden beim RKD in<br />
Den Haag dokumentiert unter der Inv.Nr. 16391 und<br />
20805.<br />
GUILLIAM GABRON,<br />
1619 ANTWERP – 1678 IBID.<br />
STILL LIFE WITH FRUIT GARLAND<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
48 x 64 cm.<br />
Signed lower left.<br />
Accompanied by a statement in writing by Dr Fred<br />
Meijer, who confirms Gabron as the creator of the<br />
present painting. Comparable paintings are listed at<br />
the RKD in The Hague with numbers 16391 and<br />
20805.<br />
Provenance:<br />
Auction, Kettner, Berlin, 12 September 1962, lot 473.<br />
Auction, Leo Spik, Berlin, 27 / 29 June 2002, lot 324.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Provenienz:<br />
Auktion, Kettner, Berlin, 12. September 1962, Lot 473.<br />
Auktion, Leo Spik, Berlin, 27./ 29. Juni 2002, Lot 324.<br />
(1290278) (13)<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
125
260<br />
NICCOLÒ GUARDI,<br />
1715 VENEDIG – 1786, ZUG.<br />
DIE RIALTO-BRÜCKE VON NORDEN AUS GESEHEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
114,7 x 74,9 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Die kontrastreich wiedergegebene Ansicht stimmt<br />
mit der linken Hälfte des <strong>Gemälde</strong>s von Canaletto weitestgehend<br />
überein, das sich früher in der Sommerresidenz<br />
von Elwood B. Hosmer in Montreal befand<br />
und 1725 von dem Sammler Stefano Conti aus Lucca<br />
in Auftrag gegeben wurde. Links ist die Ecke des Palazzo<br />
Civran zu sehen, an dessen Fuß sich der Fondaco<br />
dei Germani entlang des Ufers schlängelt; in der Mitte<br />
die Rialto-Brücke, rechts flankiert vom Palazzo dei<br />
Camerlenghi.<br />
Das Werk zeigt in seiner Substanz das typisch Guardische<br />
in dem bräunlichen Ton der Palette und den<br />
schnellen Pinselstrichen auf grobem Fond, in dem von<br />
kontrastierenden Wolken bewegten Himmel und in<br />
der präzisen Definition der architektonischen Details.<br />
Obwohl die grundlegenden biografischen Informationen<br />
über Nicolò bekannt sind, blieb seine malerische<br />
Persönlichkeit sehr lange im Dunkeln, bis Succi eine<br />
Gruppe stilistisch ähnlicher Ansichten unter seinem<br />
Namen zusammenstellte. Nicolò wird 1790 als „Landschaftsmaler<br />
mit Namen“ und 1853 als „exquisiter<br />
Kammermaler“ erwähnt. Außerdem wissen wir, dass<br />
er in den 1850er-Jahren bereits ein sehr erfolgreicher<br />
Künstler gewesen sein muss, der ebenso bekannt<br />
war wie seine berühmteren Brüder, denn er war Anfang<br />
30 und finanziell so gut gestellt, dass er es sich<br />
leisten konnte, ein Haus zu einem ziemlich hohen<br />
Preis zu mieten.<br />
NICCOLÒ GUARDI,<br />
1715 VENICE – 1786, ATTRIBUTED<br />
THE RIALTO BRIDGE FROM THE NORTH<br />
Oil on canvas.<br />
114.7 x 74.9 cm.<br />
Unframed.<br />
The high-contrast view largely coincides with the left<br />
half of a painting by Canaletto, which was formerly<br />
held at the summer residence of Elwood B. Hosmer<br />
in Montreal and was commissioned by the collector<br />
Stefano Conti from Lucca in 1725.<br />
The present work is essentially typical for Guardi with<br />
its brownish colour palette, swift brushstrokes on a<br />
coarse background, the sky moved by contrasting<br />
clouds and precisely rendered architectural details. It<br />
can therefore be assumed that the artist was a veduta<br />
painter who was active in Guardi's workshop in the<br />
1740s and studied the graphics of Canaletto and Marieschi.<br />
(†)<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Da es keine Zeichnungen, signierten oder dokumentierten<br />
Werke des Malers gibt, hat Succi die Figur<br />
des Nicolò vedutista geschaffen, indem er ihm einige<br />
<strong>Gemälde</strong> im Stil der Guardis zuschrieb, die nicht der<br />
Hand des berühmteren Francesco zugeschrieben<br />
werden können – wie es Morassi vorgeschlagen hatte,<br />
der sie auf die jugendliche Aktivität des letzteren<br />
verwies, als er in der Werkstatt von Antonio war. Wir<br />
nehmen also an, dass es sich bei dem Maler um einen<br />
Vedutisten handelte, der in den 1740er-Jahren in<br />
der Werkstatt Guardis tätig war und die Grafiken von<br />
Canaletto und Marieschi studierte. (†) (1291411) (13)<br />
126 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
261<br />
VENEZIANISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
PROZESSION DES DOGEN ÜBER<br />
DEN MARKUSPLATZ IN DEN MARKUSDOM<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
120 x 172 cm.<br />
Darstellung des Markusplatzes vom Canal Grande<br />
aus, mit auf der rechten Seite liegendem Dogenpalast<br />
und dahinterliegendem Markusdom. Links der Campanile<br />
mit wehenden roten Fahnen, auf der Mitte des<br />
Markusplatzes stehend. Das dargestellte Gewässer<br />
mit zahlreichen personenbesetzten Booten sowie<br />
großen und kleinen Gondeln. Ein großes Boot mit<br />
figürlicher Schnitzerei von der Ankunft des Dogen<br />
zeugend, von diesem bewegt sich die Figurenstaffage<br />
ringförmig in den Markusdom, gesäumt von einigen<br />
um Almosen Bittenden sowie weiterer Figurenstaffage,<br />
die Spiel- und anderen Tätigkeiten nachgehen. Marktstände,<br />
die Geflügel verkaufen, und eine Theaterbühne,<br />
säumen den Platz. Das Thema in ähnlicher Darstellung<br />
bei Joost Amman (1539 - 1591) mit einer Dogenprozessionsdarstellung,<br />
welche ebenfalls das große<br />
Gondelboot auf der rechten Seite vor dem Dogenpalast<br />
darstellt und eine ähnliche Personenreihung aufweist,<br />
welche gen Markusdom strömt (z.B. Elisha<br />
Whittelsey Collection, Nr. 49955, Der Holzschnitt von<br />
1565), <strong>Alte</strong>rs- und Gebrauchssp., besch., rest.<br />
(1290148) (13)<br />
SCHOOL OF VENICE, 17TH CENTURY<br />
PROCESSION OF THE DOGE ACROSS SAINT<br />
MARK’S SQUARE INTO ST. MARK’S BASILICA<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
120 x 172 cm.<br />
€ 60.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
128 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
129
262<br />
HENDRIK VAN CLEVE III,<br />
UM 1525 ANTWERPEN – UM 1589 EBENDA, ZUG.<br />
Hendrik van Cleve war ein flämischer Maler, Zeichner<br />
und Druckgrafiker. Er ist bekannt für topografische<br />
Ansichten, darunter Ansichten von Rom und dem<br />
Vatikan, sowie für imaginäre Landschaften. Traditionell<br />
wurden ihm eine große Anzahl von Darstellungen des<br />
Baus des Turms zu Babel zugeschrieben, die inzwischen<br />
jedoch teils anonymen flämischen Malern zugeordnet<br />
werden. Es wird davon ausgegangen, dass<br />
er sich zwischen 1551 und 1555 in Italien aufhielt und<br />
dort viele Zeichnungen anfertigte, die er später in seinen<br />
Werken verwendete.<br />
GROSSE PROZESSION MIT EINZUG<br />
EINES PAPSTES IN ROM<br />
Öl auf Holz.<br />
52,5 x 72 cm.<br />
HENDRIK VAN CLEVE III,<br />
CA. 1525 ANTWERP – CA. 1589 IBID., ATTRIBUTED<br />
LARGE PROCESSION OF A POPE<br />
ENTERING ROME<br />
Oil on panel.<br />
52.5 x 72 cm.<br />
At the centre of the painting is the great Saint Peter’s<br />
Square with a procession, with the Pope under a red<br />
canopy at its centre. Numerous figures, including other<br />
dignitaries attend this event and are depicted on<br />
horseback or in horse-drawn carriages.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Im Zentrum des <strong>Gemälde</strong>s der große Petersplatz mit<br />
einer Prozession, in deren Mittelpunkt sich der Papst<br />
unterhalb eines roten Baldachins befindet. Zahlreiche<br />
Figuren, darunter weitere Würdenträger, teils zu Pferde,<br />
teils mit Pferdewagen, wohnen diesem Ereignis bei.<br />
Jeweils auf der linken und rechten Randseite des<br />
Platzes befinden sich Reiter und Kanonen, die Salutschüsse<br />
abfeuern, deren Rauch nach oben steigt. Auf<br />
dem Platz selbst ist zudem der hohe vatikanische<br />
Obelisk zu erkennen. Im Vordergrund eine weitere<br />
historische Szene; dazu am linken Bildrand ein Herrscher<br />
auf einem hohen Thron mit Zepter und Reichsapfel,<br />
unter einem rötlichen Baldachin, unterhalb dessen<br />
Thrones ein weiterer Regent mit goldener Krone<br />
kniet. Der hohe Himmel in leuchtendem Blau, nach<br />
links jedoch das Licht der gelblich-rötlichen Sonne<br />
erkennbar. Figurenreiche historische Darstellung in<br />
feiner Manier mit vielen Details. Rest., teils Retuschen.<br />
(12901436) (18)<br />
132 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
133
263<br />
WILLIAM JAMES,<br />
TÄTIG 1730 – 1780<br />
In London in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
tätiger Vedutenmaler.<br />
BLICK AUF VENEDIG VON DER RIVA DEGLI<br />
SCHIAVONI<br />
Öl auf Leinwand.<br />
74 x 115 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, 2021.<br />
William James war zwischen 1746 und 1771 als<br />
Vedutist tätig; die einzigen Informationen über seine<br />
künstlerische Persönlichkeit finden sich in Edward<br />
Edwards‘ Anecdotes of Painters von 1808, in dem<br />
James als „Schüler“ oder Mitarbeiter von Canaletto<br />
während dessen Aufenthalt in England zwischen<br />
1746 und 1755 erwähnt wird. Sein künstlerischer<br />
Werdegang wurde teilweise durch eine Reihe von<br />
Londoner Ansichten rekonstruiert, die sich im Besitz<br />
des Ashmolean Museums in Oxford und der British<br />
Royal Collections befinden. Im Text des oben genannten<br />
Edwards findet sich jedoch die einzige Erwähnung<br />
seiner Malerei venezianischer Sujets, die der<br />
Biograf selbst als stark mit Canaletto verwandt ansieht.<br />
Die Zuschreibung einiger Ansichten, die auf den<br />
internationalen Markt gelangten, an William James<br />
und vor allem das Vorhandensein einiger <strong>Gemälde</strong>,<br />
auf denen sein Name vollständig auf einer an den<br />
Originalrahmen angebrachten Plakette steht, lassen<br />
auf eine reiche Produktion von Stadtpanoramen schließen,<br />
die im Allgemeinen dem malerischen Repertoire<br />
von Antonio Canal entnommen sind, Werke, die es<br />
dem englischen Maler ermöglichten, zu den „vedutisti<br />
di Venezia“ (Vedutenmalern von Venedig) gezählt zu<br />
werden, obwohl seine biografische Abfolge keinen<br />
Hinweis auf einen möglichen Aufenthalt in der Lagunenstadt<br />
gibt. Aus der von Antonio Visentini zusammengestellten<br />
Sammlung Prospectus Magni Canalis<br />
Venetiarum gibt es zahlreiche <strong>Gemälde</strong>, die ihm zugeschrieben<br />
werden. James war einer der bekanntesten<br />
Schüler Canalettos, der den Geschmack der venezianischen<br />
Stätten indirekt aufnahm, indem er die Werke<br />
betrachtete, die der <strong>Meister</strong> mit nach England gebracht<br />
hatte, und indem er an seiner Seite arbeitete,<br />
als er die große Nachfrage seiner Auftraggeber nach<br />
Ansichten der von ihnen so geliebten Lagunenstadt<br />
befriedigte. Dieses <strong>Gemälde</strong> kann als eines der <strong>Meister</strong>werke<br />
des Malers betrachtet werden: Inspiriert<br />
von einem Prototyp von Canaletto, hat das <strong>Gemälde</strong><br />
eine fast unwirkliche atmosphärische Stabilität und<br />
einen typisch englischen Geschmack in der festen,<br />
schillernden Farbgebung, ohne die verblassende Wirkung<br />
der Sonne. Die lebhaften, kräftigen Farben und<br />
die Verwendung eines sehr starken, kristallinen Lichts,<br />
das dazu beiträgt, jedes minimale Element der Architektur<br />
analytisch zu erfassen, sind Konstanten in seinen<br />
Bildern. (†) (1291412) (13)<br />
WILLIAM JAMES,<br />
ACTIVE 1730 – 1780<br />
Veduta painter active in London during the second<br />
half of the 18th century.<br />
VIEW OF VENICE FROM THE RIVA DEGLI<br />
SCHIAVONI<br />
Oil on canvas.<br />
74 x 115 cm.<br />
Unframed.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
dated 2021.<br />
William James was active as a veduta painter between<br />
1746 and 1771; the only information about his<br />
artistic personality is found in Edward Edwards’ Anecdotes<br />
of Painters of 1808, in which James is mentioned<br />
as a “student” or collaborator of Canaletto<br />
during his stay in England between 1746 and 1755.<br />
His artistic career has been partially reconstructed<br />
through several London views held at the Ashmolean<br />
Museum at Oxford and the British Royal Collections.<br />
(†)<br />
€ 130.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
136 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
137
264<br />
HENDRIK FRANS VAN LINT,<br />
1684 ANTWERPEN – 1763 ROM<br />
Hendrik Frans van Lint wird in Antwerpen als Sohn<br />
des Historienmalers Pieter van Lint (1629-1719) und<br />
dessen zweiter Frau Anna Moeren geboren. Da sein<br />
Vater starb als er erst 6 Jahre alt war, wurde van Lint<br />
1696 Lehrling bei Peeter van Bredael, einem Maler<br />
von italianisierenden Landschaften. Van Lint blieb<br />
nicht, um seine Lehre zu beenden, sondern ging zwischen<br />
1697 und 1700 nach Rom. 1697 trat van Lint<br />
den Bentvueghels bei, einer Vereinigung von hauptsächlich<br />
niederländischen und flämischen Künstlern,<br />
die in Rom arbeiteten. Bei den Bentvueghels war es<br />
üblich, sich einen ansprechenden Spitznamen zuzulegen.<br />
Van Lints Name war „Lo Studio“. Dieser Spitzname<br />
mag ihm wegen seiner akribischen Technik gegeben<br />
worden sein. Van Lint scheint sich zudem im<br />
Kreis des holländischen Vedutenmalers Gaspar van<br />
Wittel bewegt zu haben, der in Rom als „Il Vanvitelli“<br />
bekannt war. Van Wittel hatte sich 1675 in Rom niedergelassen,<br />
wo er mit seinen topografischen Ansichten<br />
zu einem der meistgefragten Künstler seiner Gene ration<br />
geworden war. Van Lint blieb für den Rest seines<br />
Lebens überwiegend in Rom.<br />
ANSICHT VON VENEDIG MIT DEM MARKUSBECKEN<br />
UND DEM BUCINTORO<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
26,5 x 41,5 cm.<br />
Rechts unten signiert „H Fran van Lint F 7“.<br />
In dekorativem, vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Ralph Toledano vom<br />
1. Oktober 2020.<br />
Venedig, Blick über das Markusbecken auf die Piazetta<br />
mit den Säulen des Hl. Theodor und dem Markuslöwen,<br />
seitlich davon links die Bibliotheca Nazionale<br />
Marciana und rechts der Dogenpalast. Im Hintergrund<br />
der Markusdom, der hohe Campanile und der<br />
Uhrturm. Sehr ungewöhnlich ist diese Frontalansicht<br />
des Markusbeckens, das von den meisten Venezianern<br />
in Anlehnung an die theatralische Kultur der Lagunenstadt<br />
aus der Ferne oder aus der Nähe dargestellt<br />
wird. Diese Frontalität, so Toledano, kennzeichnet van<br />
Lints Bestreben, die Realität von Orten wiederzugeben<br />
ohne sie inszenieren zu müssen.<br />
Auf dem Wasser sind mehrere besetzte Gondeln zu<br />
sehen sowie am Ufer rechts ankernd der teils abgedeckte,<br />
prachtvolle Bucintoro, das offizielle Staatsschiff<br />
des Dogen.<br />
Von der ehemaligen Datierung auf dem <strong>Gemälde</strong> ist<br />
nur noch die „7“ zu erkennen. Es ist anzunehmen,<br />
dass dieses <strong>Gemälde</strong> während einer der Reisen entstanden<br />
ist, die van Lint zusammen mit Gaspar van<br />
Wittel, genannt „Il Vanvitelli“ (1653-1736) in die Lagune<br />
unternahm. Die Art und Weise, wie das Wasser gemalt<br />
wird, ist grundlegend Il Vanvitelli zu verdanken:<br />
Es bewegt sich und wirbelt mit der für den Künstler<br />
typischen Flüssigkeit.<br />
Die genaue Beschreibung der Sehenswürdigkeiten,<br />
die Aufmerksamkeit des Miniaturisten für die kleinsten<br />
Details entsprechen den akribischen Bemühungen<br />
van Lints. Diese topografische Treue verbindet<br />
sich mit der Atmosphäre, mit der die Helligkeit des<br />
Himmels und das warme Licht dargestellt werden.<br />
Zusammen bringen sie van Lints besondere Genialität<br />
auf einen Nenner.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Andrea Busiri Vici, Peter, Hendrik e Giacomo van<br />
Lint, Rom 1987. (1260732) (2) (18)<br />
HENDRIK FRANS VAN LINT,<br />
1684 ANTWERP – 1763 ROME<br />
VIEW OF VENICE WITH SAINT MARK’S BASIN<br />
AND BUCINTORO<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
26.5 x 41.5 cm.<br />
Signed “H Fran van Lint F 7” lower right.<br />
In decorative, gilt frame.<br />
Accompanied by an expert’s report by Ralph Toledano,<br />
dated 1 October 2020.<br />
Depiction of Venice with the Saint Mark’s Basin towards<br />
the Piazetta di San Marco with the two columns<br />
of Saint Theodore and the Lion of Saint Mark, the<br />
Bibliotheka Nazionale Marciano to the left and the<br />
Doge’s Palace to the right.<br />
The painting was formerly dated but only the number<br />
“7” is still visible. It can be assumed that the painting<br />
was created during van Lint’s travels to Venice that he<br />
undertook with his colleague Vanvitelli .<br />
Literature:<br />
cf. Andrea Busiri Vici, Hendrik e Giacomo van Lint,<br />
Rome 1987.<br />
€ 40.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
140 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
141
265<br />
ANTONIO JOLI,<br />
1700 MODENA – 1777 NEAPEL<br />
BLICK AUF DEN BACINO DI SAN MARCO MIT<br />
DER KIRCHE S. GIORGIO MAGGIORE UND DER<br />
GIUDECCA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
56 x 97 cm.<br />
In barockisierendem vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von G. Briganti,<br />
Oktober 1990.<br />
Wir kennen viele Werke von Antonio Joli, in denen er<br />
den lichten Glanz des Dargestellten geschickt einfängt<br />
und zweidimensional zu transportieren versteht<br />
- wie auch hier, wo er als zusätzlichen Kniff die links in<br />
den Bildgrund führende Diagonale bis weit in den<br />
Himmel und die rechte Bildseite führt.<br />
Antonio Joli wurde in seiner Geburtsstadt Modena in<br />
der Werkstatt von Raffaello Rinaldi (1648-1722), genannt<br />
Il Menia, ausgebildet, wo er sich auf perspektivische<br />
Ansichten spezialisierte. Im <strong>Alte</strong>r von 20 Jahren<br />
reiste Joli nach Rom, um sich unter der Leitung der<br />
berühmten <strong>Meister</strong> Giovanni Paolo Panini und Codazzi<br />
ausbilden zu lassen, denen er seinen internationalen<br />
Stil verdankte, der später sehr begehrt werden sollte.<br />
Nach seiner Rückkehr nach Modena im Jahr 1725 und<br />
einem kurzen Aufenthalt in Perugia, wo er an der Innenausstattung<br />
des Palazzo Donnini und des Palazzo<br />
Crispoldi arbeitete, beschloss der Künstler 1732, nach<br />
Venedig zu gehen.<br />
Dort taucht er in die Welt des Bühnenbildes ein und<br />
beginnt, sich auf die Szenografie zu spezialisieren -<br />
eine erfolgreiche Tätigkeit, die ihn während seiner gesamten<br />
Karriere begleiten sollte.<br />
In den folgenden zehn Jahren besuchte er die großen<br />
europäischen Höfe, sowohl in England und Deutschland<br />
als auch in Spanien. Diese Erfahrungen waren<br />
für seine Karriere von grundlegender Bedeutung, nicht<br />
nur, um sein persönliches Netzwerk zu erweitern,<br />
sondern auch, um seinen eigenen Stil zu entwickeln.<br />
In diesen Jahren wurde in seinen Veduten zunehmend<br />
die Weitwinkelperspektive eingesetzt, eine Technik, die<br />
eindeutig von den Werken Vanvitellis und Canalettos<br />
inspiriert war.<br />
Sein Ruf als gefeierter Vedutenmaler machte ihn in der<br />
Folgezeit zum gefragtesten Künstler bei ausländischen,<br />
aristokratischen Grand-Touristen in Italien, insbesondere<br />
bei der englischen Elite: Sir William Hamilton<br />
und Lord Montague Brudenell – die in der Tat zu seinen<br />
aktivsten Mäzenen gehörten. Schließlich beschloss<br />
er 1762, sich in Neapel niederzulassen, wo er Bühnenbildner<br />
des berühmten Teatro San Carlo wurde und<br />
den Rest seines Lebens dort verbrachte. (†)<br />
ANTONIO JOLI,<br />
1700 MODENA – 1777 NAPLES<br />
VIEW OF THE BACINO DI SAN MARCO WITH SAN<br />
GIORGIO MAGGIORE AND GIUDECCA<br />
Oil on canvas.<br />
56 x 97 cm.<br />
An expert’s report by G. Briganti, October 1990 is<br />
enclosed. (†)<br />
Provenance:<br />
Sotheby’s, London, 16 April 1980, lot 18.<br />
Galleria Salamon, Milan 1990.<br />
Literatur:<br />
Roberto Middione, Antonio Joli, Soncino 1995, p. 66,<br />
plate 11.<br />
Mario Manzelli, Antonio Joli. Opera pittorica, Venice<br />
1999, p. 102, ill. 74.<br />
Ralph Toledano, Antonio Joli. Modena 1770-1777<br />
Napoli, Turin 2006, p. 202.<br />
€ 240.000 - € 300.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Provenienz:<br />
Sotheby's, London, 16. April 1980, Lot 18.<br />
Galleria Salamon, Mailand, 1990.<br />
Literatur:<br />
Roberto Middione, Antonio Joli, Soncino 1995, S. 66,<br />
Tafel 11.<br />
Mario Manzelli, Antonio Joli. Opera pittorica, Venedig<br />
1999, S. 102, Abb. 74.<br />
Ralph Toledano, Antonio Joli. Modena 1770-1777<br />
Napoli, Turin 2006, S. 202. (1291413) (13)<br />
142 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
143
266<br />
CORNELIS DE VOS,<br />
UM 1585 HULST – 1651 ANTWERPEN<br />
GROSSMUT DES SCIPIO<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
85,5 x 123,5 cm.<br />
In breitem profiliertem Nussbaumrahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz vom<br />
29. März 2021 in Kopie, der das <strong>Gemälde</strong> im Original<br />
gesehen hat und von der Autorschaft des genannten<br />
Künstlers überzeugt ist und das <strong>Gemälde</strong> in die<br />
1640er-Jahre in Antwerpen datiert.<br />
Als Vergleich führt Ertz das <strong>Gemälde</strong> „Allegorie der<br />
Vergänglichkeit“ im Herzog Anton Ulrich-Museum in<br />
Braunschweig an, dessen Gold glänzende Gegenstände<br />
ähnlich gearbeitet sind, wie die auf dem vorliegenden<br />
<strong>Gemälde</strong> befindlichen Kostbarkeiten.<br />
CORNELIS DE VOS,<br />
CA. 1585 HULST – 1651 ANTWERP<br />
THE CLEMENCY OF SCIPIO<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
85.5 x 123.5 cm.<br />
Accompanied by a copy of the expert’s report by Dr<br />
Klaus Ertz dated 29 March 2021. He assessed the<br />
painting in person, is convinced of de Vos’ authorship<br />
and dates it to the 1640s in Antwerp.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Publius Cornelius Scipio Africanus (235-183 v. Chr.)<br />
war nach der Eroberung von Neu Karthago eine Jungfrau<br />
von außerordentlicher Schönheit als Gefangene<br />
zugefallen, so wird uns von Titus Livius in seiner<br />
sagenhaften Geschichte Roms (Ab urbe condita XXVI,<br />
50) berichtet. Diese war mit Allucius dem vornehmsten<br />
Jüngling unter den Keltiberern verlobt, worauf der<br />
Feldherr ihre Eltern und den Bräutigam zu sich kommen<br />
ließ, um die Reinheit des Mädchens und ihre<br />
Achtung zu garantieren. Allucius musste darauf jedoch<br />
seiner Forderung Freund des römischen Staates<br />
zu werden nachkommen. Die Kostbarkeiten, welche<br />
die Eltern des Mädchens dem Feldherren anboten,<br />
sind hier im <strong>Gemälde</strong> gut zur Schau getragen.<br />
(1290313) (13)<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
147
267<br />
SIMONE PIGNONI,<br />
1611 – 1698, ZUG.<br />
LUDWIG IX VON FRANKREICH GIBT EIN BANKETT<br />
FÜR BEDÜRFTIGE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
81 x 57 cm.<br />
in vergoldetem profiliertem Holzrahmen.<br />
Zu dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong>, das Pignone zugeschrieben<br />
werden kann, gibt es drei Vergleichsbeispiele.<br />
Einmal das <strong>Gemälde</strong> in den Uffizien (Inv.Nr.<br />
1890) mit den Maßen 117 x 93 cm. Desweiteren ein<br />
<strong>Gemälde</strong>, das unserem <strong>Gemälde</strong> bis auf winzige<br />
Unterschiede (Höhe der Hand des mittleren Putto,<br />
Balustraden der rückwärtigen Architekturen und Falte<br />
des Tischtuches) gleicht. Dieses <strong>Gemälde</strong> war zunächst<br />
bei Julius Weitzner, New York, 1963 und dann<br />
bei Antichità Bacarelli, Florenz, 1973. Desweiteren<br />
befindet sich eine oben rundbogig abschließende Version<br />
des <strong>Gemälde</strong>s in der Kapelle des San Luigi in der<br />
Kirche Santa Felicita in Florenz. Rest.<br />
Anmerkung:<br />
Ludwig IX wurde 1297 heilig gesprochen und lebte<br />
bereits zu Lebzeiten das Leben eines „prud’homme“,<br />
dem Eigenschaften wie Höflichkeit, Mäßigkeit, Vernuft<br />
und Tapferkeit zugesprochen wurden und der Frankreich<br />
auf den Höhepunkt der Macht und des Wohlstandes<br />
verhalf.<br />
Literatur:<br />
Gute Vergleichsbeispiele für unser <strong>Gemälde</strong> sind<br />
abgebildet in: Francesca Baldassari, Simone Pignoni,<br />
Turin 2008, S. 168, Abb. 115, 115a und 116.<br />
(1290391) (13)<br />
SIMONE PIGNONI,<br />
1611 – 1698, ATTRIBUTED<br />
LOUIS IX OF FRANCE HOLDING A BANQUET FOR<br />
BEGGARS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
81 x 57 cm.<br />
The present painting, which can be attributed to<br />
Pignone, has three comparative examples. The first<br />
is held at the Uffizi Gallery (inv. no. 1890) with the<br />
dimensions 117 x 93 cm. Secondly, a painting that resembles<br />
our painting except for tiny differences<br />
(height of the hand of the central putto, balustrades<br />
architecture in the background and the fold of the tablecloth).<br />
This second painting was first held by Julius<br />
Weitzner, New York, 1963 and then by Antichita<br />
Bacarelli, Florence, 1973. There is also version with<br />
half-circle at the top held at the chapel of San Luigi in<br />
the Church of Santa Felicita in Florence. Restored.<br />
Detailabbildung<br />
Literature:<br />
Good examples of comparison for the present painting<br />
are illustrated in: Francesca Baldassari, Simone<br />
Pignoni, Turin 2008, p. 168, ill. 115, 115a and 116.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
148 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
150 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
268<br />
DEUTSCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
CHRISTI GEBURT MIT ANBETUNG DER ENGEL<br />
und<br />
ANBETUNG DER HEILIGEN DREI KÖNIGE<br />
Öl auf Kupferplatte.<br />
Je ca. 33,5 x 28,5 cm.<br />
(1171614) (10)<br />
GERMAN SCHOOL, 17TH CENTURY<br />
A pair of paintings<br />
NATIVITY WITH ADORATION OF THE ANGELS<br />
and<br />
ADORATION OF THE THREE MAGI<br />
Oil on copper.<br />
Ca. 33.5 x 28.5 cm each.<br />
€ 28.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
151
269<br />
GILLIS MOSTAERT,<br />
UM 1534 HULST – 1598 ANTWERPEN<br />
LOT UND SEINE TÖCHTER VOR DEM BRENNENDEN<br />
SODOM UND GOMORRHA<br />
Öl auf Holz. Teilparkettiert.<br />
41 x 55 cm.<br />
Beigegeben Expertise von Dr. Luuk Pijl vom 3. Dezember<br />
2018, das Werk um 1580/1590 datierend.<br />
Dargestellt eine Szene aus dem <strong>Alte</strong>n Testament:<br />
Nach der Rettung aus dem brennenden Sodom und<br />
Gomorrah war Lot mit seinen beiden Töchtern ins Gebirge<br />
geflüchtet. Aus Sorge um fehlende Nachkommen<br />
und in Ermangelung fehlender Ehemänner wussten<br />
sich die jungen Frauen nicht anders zu helfen, als ihrem<br />
Vater Wein einzuflößen und sich des Nachts zu ihm zu<br />
legen. Auf dem <strong>Gemälde</strong> sind die drei Figuren sitzend<br />
an einem gedeckten Tisch auf der linken Bildseite zu<br />
sehen: die Töchter in eleganter Kleidung mit weitem<br />
Dekollete, von denen eine ihren Arm liebevoll um den<br />
Vater gelegt hat, um ihn zu verführen. Dieser hält bereits<br />
einen goldenen Weinbecher in seiner Hand. Die<br />
zweite Tochter hinter dem Vater hat nachdenklich über<br />
ihr Tun den Kopf auf ihre rechte Hand gestützt. Im<br />
Hintergrund, eingebettet in eine Flusslandschaft mit Gebirge,<br />
die brennenden Städte mit leuchtenden, hohen<br />
gelben und roten Flammen und starkem aufsteigenden<br />
Rauch und Qualm, der den nächtlichen Himmel zusätzlich<br />
verdunkelt. In der Bildmitte ist zudem eine kleine<br />
graue Gestalt zu erkennen: Es könnte sich dabei um<br />
die Frau des Lot handeln, die sich bei der Flucht aus<br />
Sodom noch einmal umwandte und dadurch zur Salzsäule<br />
erstarrte. Malerei, bei der die Feuersbrunst in<br />
kräftigen gelb-roten Farbtönen und die Verführung des<br />
Lot im Vordergrund stehen. Diese Bibelszene wurde<br />
von dem Künstler mehrfach dargestellt.<br />
Provenienz:<br />
Belgische Privatsammlung.<br />
Anmerkung:<br />
Der flämische Maler und Zeichner betrieb eine große<br />
Werkstatt in Antwerpen. Er war vor allem bekannt<br />
für seine Winterlandschaften und seine Szenen mit<br />
Feuern und nächtlichen Szenen, die zu den begehrtesten<br />
Stücken seiner Zeit gehörten.<br />
(1290766) (1) (18)<br />
GILLIS MOSTAERT,<br />
CA. 1534 HULST – 1598 ANTWERP<br />
LOT AND HIS DAUGTHERS, WITH SODOM<br />
AND GOMORRAH BURNING<br />
Oil on panel. <strong>Part</strong>ially parquetted.<br />
41 x 55 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr. Luuk Pijl<br />
dated 3 December 2018, dating the painting to<br />
1580/1590.<br />
This is a depiction of a scene from the Old Testament.<br />
After escaping from the burning towns of Sodom and<br />
Gomorrah, Lot and his two daughters fled to the<br />
mountains. Believing they were the only survivors,<br />
the two young women resorted to incest in order to<br />
preserve humankind, after making their father drunk<br />
with wine.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Belgium.<br />
€ 10.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
152 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
270<br />
RICHARD BRAKENBURGH,<br />
1650 HARLEM – 1702 EBENDA<br />
ABSCHIED DES FELDHERRN URIJA VON BATSEBA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
87 x 76,5 cm.<br />
Unten mittig signiert.<br />
Ungerahmt.<br />
Das Thema schildert eine Episode des <strong>Alte</strong>n Testaments<br />
aus dem Buch Samuel (2 Sam 11). Danach belauscht<br />
König David die schöne Batseba im Bade und<br />
verliebte sich in sie. Jedoch war sie die Ehefrau seines<br />
hethitischen Feldherrn Urija, der in einem Kampf im<br />
Norden eingesetzt war. David ließ ihn anlässlich einer<br />
Kampfpause zu sich holen. Urija kam zurück, weigerte<br />
sich jedoch in weiser Ahnung, im Haus seiner Gattin<br />
zu nächtigen. Bei erneut befohlenem Einsatz ins<br />
Kampfgeschehen veranlasste David, Urija an die vorderste<br />
Front zu versetzen, wo er auch getötet wurde.<br />
Diese unmoralische Handlung König Davids wurde<br />
vom Propheten Nathan kundgetan und verurteilt. Das<br />
Kind aus dieser Beziehung starb jedoch nach sieben<br />
Tagen. Der zweite Sohn Davids von Batseba war Salomon,<br />
der auf den Thron folgen sollte.<br />
Richard Brakenburgh, Maler des „Goldenen Zeitalters“<br />
der Holländischen Malerei, hat die in der Bibel<br />
weit nüchterner geschilderte Geschichte hier in ein<br />
barock-theatralisches Festensemble verlegt. Eine<br />
weite hohe Halle, dicht gefüllt von einer Menschenmenge,<br />
zeigt eine von Säulen getragene Empore im<br />
Hintergrund. Dort oben thront König David unter einem<br />
Herrschaftsschirm. Links im Bildmittelgrund ist Urija<br />
zu sehen, umgeben von Soldaten. Fassungslos blickt<br />
er zu David hinauf, während seine Gattin Batseba rot<br />
gekleidet, rechts im Bild hingelagert zu sehen ist, umgeben<br />
von verzweifelten Frauen sowie von erstaunten<br />
<strong>Alte</strong>n. In einer Abschiedsgeste weist sie in Richtung<br />
ihres Gatten, jedoch eine Weintazza in der Hand, als<br />
Anspielung auf ihr Verhalten. Der Oberkörper leicht<br />
entblößt soll an die biblisch vorangegangene Badeszene,<br />
gleichzeitig an die verführerische Schönheit<br />
Batsebas erinnern.<br />
In nahezu sämtlichen Werken Brakenburghs finden<br />
sich vergleichsweise große Figurenansammlungen.<br />
So auch in seinen Bildern „Geburtstagsfest“ von<br />
1682 oder „Le lever de la mariée“ von 1690. Der barocken<br />
theaterhaften Bildauffassung entsprechend sind<br />
auch in das vorliegende <strong>Gemälde</strong> Stilllebenmotive mit<br />
Gegenständen wie Gambe, Laute, Notenheft und<br />
Prunkgefäße im Vordergrund eingebracht. Als Schüler<br />
des Adriaen van Ostade (1610-1685), wohl auch von<br />
Bernard Schendel (1649-1709), hatte der Maler alsbald<br />
großen Erfolg. Im Museum Brüssel findet sich<br />
sein „Kinderfest“, signiert und datiert 1698. In diesen<br />
Zeitraum dürfte wohl auch das vorliegende <strong>Gemälde</strong><br />
einzuordnen sein. A. R. (1290769) (1) (11)<br />
€ 6.000 - € 8.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
153
271<br />
FRANCESCO PACECCO DE ROSA,<br />
UM 1605 NEAPEL – 1656 EBENDA<br />
ESTHER UND ASUERO<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
150 x 195 cm.<br />
In profiliertem Holzrahmen mit Restvergoldung.<br />
Das Bildthema des <strong>Alte</strong>n Testaments behandelt hier<br />
die Geschichte Esthers, künftiger Gemahlin des Perserkönigs<br />
Ahasveros (Asuero), die dessen Gunst gewinnt<br />
durch ihre Anmut und die Tatsache, dass sie ihn<br />
vor einem Attentat warnt. Ihr und ihrem Vormund<br />
Mordechai wird die Rettung der jüdischen Bevölkerung<br />
im Perserreich zugeschrieben. Diese hätten innerhalb<br />
eines Tages ermordet werden sollen, Ester<br />
vereitelt jedoch den Genozid durch ein Gegendekret,<br />
welches den Juden gestattet am 13. Adar selbst für<br />
ihr Leben zu kämpfen, sodass keiner mehr wagte<br />
dem ersten Dekret zu folgen (Buch Ester). Hieraus<br />
entstand das Purimfest.<br />
FRANCESCO PACECCO DE ROSA,<br />
CA. 1605 NAPLES – 1656 IBID.<br />
ESTHER AND AHASUERUS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
150 x 195 cm<br />
Literature:<br />
published in: Achille della Ragione, Pacecco De<br />
Rosa, Opera Completa, Naples 2006, p. 9.<br />
€ 40.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Publiziert in: Achille della Ragione, Pacecco De Rosa.<br />
Opera Completa, Neapel 2006, S. 9.<br />
(1290571) (13)<br />
154 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
155
272<br />
LOMBARDISCHER CARAVAGGIST<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
KREUZTRAGUNG CHRISTI<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
117 x 100 cm.<br />
In schlichtem Holzrahmen.<br />
Vor dunklem Grund dem Caravaggismus eigenen<br />
Chiaro-Scuro verpflichtet Christus das Kreuz tragend.<br />
Beide Hände umfassen den rechten Querbalken,<br />
während er von links her von zwei Schergen Bedrängung<br />
erfährt. Rest. (1291403) (13)<br />
LOMBARDIAN CARAVAGGISTI,<br />
17TH CENTURY<br />
CHRIST CARRYING THE CROSS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
117 x 100 cm.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
156 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
157
273<br />
BENEDETTO GENNARI IL GIOVANE,<br />
1633 CENTO – 1715 BOLOGNA, ZUG.<br />
Benedetto Gennari war Neffe und <strong>Meister</strong>schüler des<br />
Guercino (1591-1666), verfeinerte jedoch seine Farbsprache.<br />
1672 brach er nach Paris auf, 1674 nach London.<br />
SALOME WEIST AUF DAS HAUPT DES JOHANNES<br />
Öl auf Leinwand.<br />
98 x 114 cm.<br />
Die Königstochter ist hier als zentrale Figur im Bild<br />
gezeigt. Im Halbbildnis nach links gewandt, hält sie<br />
den Kopf der rechts stehenden Magd entgegen, während<br />
sie gleichzeitig mit der Hand auf das Haupt des<br />
Johannes weist, das von einem Jüngling herangetragen<br />
wird. Das Attribut des Heiligen, der Kreuzstab<br />
mit Schriftband „ECCE.“ ist am Kerkergitter links im<br />
Hintergrund zu sehen. Welche Funktion die Magd<br />
rechts im Bild hat, die ihre Hand an Salomes Schulter<br />
legt, ist nur schwer zu deuten. Ihr Gesichtsausdruck<br />
lässt vermuten, dass sie Salome möglicherweise auf<br />
deren Schuld hinweist. Die Betroffenheit im Ausdruck<br />
Salomes und der fragende Blick dem Betrachter gegenüber<br />
ließe dies erklären. Der Maler hat durch den<br />
betonten Kleiderausschnitt die Erotik der gesamten<br />
Johanneslegende herausgestellt.<br />
Was den Stil betrifft, so lassen sich mehrere Bildbeispiele<br />
mit Werken des Gennari zum Vergleich heranziehen.<br />
Nicht zu übersehen jedoch ist der Einfluss<br />
seines Lehrers Giovanni Francesco Barbieri, besser<br />
bekannt als Guercino (1591-1666). Zuweilen finden<br />
sich Bilder, die eine Unterscheidung der Hände schwer<br />
macht. Auffallend ist bei Gennari die ausgesprochen<br />
hohe <strong>Meister</strong>schaft in der Wiedergabe von Gesichtern<br />
und Händen, was auch das vorliegende Bild auszeichnet,<br />
wie auch die zahlreichen weiteren Werke seiner<br />
Hand. A. R.<br />
Literatur:<br />
Vgl. N. Roio, Benedetto Gennari, in: La scuola del<br />
Guercino, Modena, 2004, S. 135-206.<br />
Kat. Art collection of Fondazione Cassa di Risparmio<br />
di Cesena. (1290602) (11)<br />
BENEDETTO GENNARI IL GIOVANE,<br />
1633 CENTO – 1715 BOLOGNA, ATTRIBUTED<br />
SALOME POINTS TO THE HEAD OF SAINT JOHN<br />
THE BAPTIST<br />
Oil on canvas.<br />
98 x 114 cm.<br />
Literature:<br />
cf. N. Roio, Benedetto Gennari, in: La scuola del Guercino,<br />
Modena 2004, pp. 135-206.<br />
Catalogue Art collection of Fondazione Cassa di Risparmio<br />
di Cesena.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
158 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
274<br />
CESARE FRACANZANO,<br />
UM 1605 BISCEGLIE (BARI) – 1651 BARLETTA, ZUG.<br />
DER UNGLÄUBIGE THOMAS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
120 x 165 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Jesus steht rechtsseitig im hellem Gewand und hat<br />
dieses bereitwillig zur Seite gezogen, um so seine<br />
helle Brust mit dem Wundmal frei zu legen. Der vor<br />
ihm stehende ungläubige Thomas, in rotem Umhang,<br />
steht leicht vorgebeugt und sticht mit seinem Zeigefinger<br />
weit hinein in die Wunde; Jesus hält Thomas<br />
Handgelenk umfasst und führt dessen Hand sanft,<br />
aber bestimmt an seine Wunde. Links von Jesus, vor<br />
dunklem Hintergrund, vier weitere Jünger, die das<br />
Geschehen aufmerksam betrachten sowie rechtsseitig<br />
ein Jünger in ockergelbem Gewand, der als einziger<br />
aus dem Bild auf den Betrachter hinausschaut,<br />
um ihn so in das Geschehen mit einzubeziehen. Darstellung,<br />
die sich auf Caravaggio bezieht und ganz in<br />
dessen typischer Manier mit starken Hell-Dunkel-<br />
Kontrasten wiedergegeben ist, wobei insbesonders<br />
das Gewand und der Körper Christi wie auch das Gesicht<br />
des rechtsseitig Stehenden durch die helle Beleuchtung<br />
aus nicht sichtbarer Quelle hervorgehoben<br />
werden. Verso eine Unterlegung, vereinzelt Retuschen,<br />
teils Farbabrieb.<br />
Anmerkung 1:<br />
Der ungläubige Thomas ist eines der berühmtesten<br />
<strong>Gemälde</strong> von Michelangelo Merisi da Caravaggio.<br />
Das 107 x 146 cm große <strong>Gemälde</strong> hängt heute in der<br />
Bildergalerie im Park des Schlosses Sanssouci in<br />
Potsdam und dürfte zwischen 1601 und 1603 entstanden<br />
sein.<br />
Anmerkung 2:<br />
Cesare Fraganzano war ein Maler des Frühbarock,<br />
der zur Schule von Neapel gerechnet wird. Er studierte<br />
in Neapel in der Werkstatt von Jusepe de Ribera.<br />
(1280902) (18)<br />
CESARE FRACANZANO,<br />
CA. 1605 BISCEGLIE (BARI) – 1651 BARLETTA,<br />
ATTRIBUTED<br />
DOUBTING THOMAS<br />
Oil on canvas.<br />
120 x 165 cm.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
275<br />
ANDRIES DANIELS (1580 – 1640) UND<br />
AMBROSIUS FRANCKEN (1544 – 1618)<br />
MARIA MIT DEM KINDE UND ZWEI PUTTI<br />
IN BLUMENKRANZ<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
68 x 51 cm.<br />
Breiter bronzierter Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
November 2021.<br />
Vor camaieuhaftem Hintergrund ein hochovales Zentrum<br />
von einer schimmernden goldenen Linie markiert.<br />
Darin auf einem manieristischen Thron Maria<br />
sitzend mit nach links gerichtetem Blick und auf ihrem<br />
Schoß das Jesuskind haltend, welches links im<br />
Begriff ist nach der Hand des leicht tänzelnden Johannesknaben<br />
zu greifen. Hinter diesem ein Putto Marias<br />
Lilienszepter haltend. Umlaufender Blumenkranz mit<br />
feinen und differenziert gestalteten Blüten wie Lilien,<br />
Rosen, Tulpen, Tagetes, aber auch Früchten wie Erdbeeren<br />
und Johannesbeeren, wobei die Erdbeere mit<br />
ihren Blüten traditionell als eine Frucht Marias begriffen<br />
wird. Wie in Antwerpen üblich, fand auch in dem<br />
vorliegenden Werk eine Zusammenarbeit zweier Spezialisten<br />
statt. Während Andries Daniels als Blumenexperte<br />
für den Blumenkranz sorgte, der hier in herrlich<br />
frischen Farben erstrahlt, malte Ambrosius Francken<br />
die Figurengruppe. Rest. (1290899) (13)<br />
ANDRIES DANIELS (1580 – 1640) AND<br />
AMBROSIUS FRANCKEN (1544 – 1618)<br />
MARY WITH THE CHILD AND TWO PUTTI<br />
IN FLORAL WREATH<br />
Oil on wood. Parquetted.<br />
68 x 51 cm.<br />
An expert’s report by Dr. Klaus Ertz, Lingen, November<br />
2021 is enclosed.<br />
€ 8.000 - € 10.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
160 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
276<br />
MICHELE DESUBLEO,<br />
1602 MAUBEUGE – 1676 PARMA, ZUG.<br />
DER JUNGE JOHANNES DER TÄUFER<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
74 x 60,5 cm.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Massimo Pirondini,<br />
der das <strong>Gemälde</strong> Michele Desubleo zuschreibt.<br />
Brustbildnis des jungen Heiligen vor dunklem landschaftlichem<br />
Hintergrund mit langem, in der Mitte gescheiteltem<br />
lockigem Haar und einem Fellgewand,<br />
das über seine rechte Schulter sowie über seinen linken<br />
Oberarm über den Brustbereich verläuft. Er hält<br />
in seiner linken Hand einen langen Kreuzstab mit<br />
Spruchband, darauf zu lesen „Ecce Agnus Dei“ (Seht<br />
das Lamm Gottes). Er hat ein zartes helles Inkarnat,<br />
leicht gerötete Wangen und Nase, einen roten Mund<br />
und blickt mit seinen großen braunen Augen leicht<br />
nach unten aus dem Bild heraus. Zusätzlich trägt er<br />
über seiner rechten Schulter einen faltenreichen roten<br />
Mantelüberwurf. Feine Malerei mit besonderer Hell-<br />
Dunkel-Akzentuierung, bei der vor allem der Brustbereich<br />
und das helle Gesicht gegenüber der dunklen<br />
Umgebung und Kleidung hervorgehoben werden.<br />
Vereinzelt Retuschen. (1281182) (2) (18)<br />
MICHELE DESUBLEO,<br />
1602 MAUBEUGE – 1676 PARMA, ATTRIBUTED<br />
THE YOUNG SAINT JOHN THE BAPTIST<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
74 x 60.5 cm.<br />
Attached is an expert’s report by Massimo Pirondini,<br />
who attributes the painting to Michele Desubleo.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
162 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
ist der Innenraum weit detaillierter dargestellt, mit dekoriertem<br />
Betpult, oder dem rechts hinten sichtbaren<br />
Blick in das Schlafgemach mit Bettbaldachin. Zudem<br />
ist hier auch eine Gottvater-Halbfigur in Wolken über<br />
der Szene eingefügt. Die Farbigkeit zeigt sich ausgesprochen<br />
manieristisch, mit changierenden Rot-Gelb-<br />
Farben in der Wiedergabe des Textilen.<br />
Granacci, ein enger Freund Michelangelos (1475-<br />
1564), mit dem er zeitweise zusammengearbeitet hat,<br />
war Schüler des Domenico Ghirlandaio (1449-1494),<br />
somit stand er auch mit dem genannten Filippino Lippi<br />
in engem Kontakt. Jedenfalls aber weisen Details<br />
im Bild, wie etwa das Betpult eine spätere Stilstufe.<br />
Kaum merklich leichte Wölbung, verso Festigungsleisten.<br />
Rest. A. R.<br />
277<br />
FRANCESCO D‘ANDREA DI MARCO GRANACCI,<br />
1469 VILLAMANGA – 1543 FLORENZ, ZUG.<br />
DIE VERKÜNDIGUNG<br />
Öl/ Tempera auf Holz.<br />
144 x 82 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Für die Thematik der Verkündigung des Engels an<br />
Maria folgt die Darstellung der in Italien tradierten<br />
Komposition, wie wir sie bereits in der Frührenaissance,<br />
etwa bei Filippino Lippi (um 1457-1504) finden.<br />
Maria ist auch hier rechts am Betpult dargestellt,<br />
während der Engel von rechts oben heranschwebt.<br />
Eine vergleichbare kompositionielle Darstellung hat<br />
Granacci auch in seiner „Annunciazione“ angewendet,<br />
die sich in der Sammlung des Corsham Court, Wiltshire<br />
befindet. In dem hier präsentierten Bild allerdings<br />
Literatur.<br />
Vgl. C. van Holst, Francesco Granacci, München 1974,<br />
S. 23, 136-137.<br />
Ausstellungskatalog: IL giardino di San Marco. Maestri<br />
e compagni del giovane Michelangelo, Mailand 1992,<br />
S. 52.<br />
Ausstellungskatalog: Maestri e botteghe. Pittura a<br />
Firenze alla fine del Quattrocento, Mailand 1992,<br />
S. 75.<br />
Ausstellungskatalog: Museo di Arte Sacra di San<br />
Francesco a Greve in Chianti. Guida alla visita del<br />
museo e alla scoperta del territorio Florenz 2005,<br />
S. 32-33.<br />
(1291888) (3) (11)<br />
FRANCESCO D’ANDREA DI MARCO GRANACCI,<br />
1469 VILLAMANGA – 1543 FLORENCE, ATTRIBUTED<br />
THE ANNUNCIATION<br />
Oil/ tempera on panel.<br />
144 x 82 cm.<br />
Literature.<br />
cf. C. van Holst, Francesco Granacci, Munich 1974,<br />
pp. 23, 136-137.<br />
Il giardino di San Marco. Maestri e compagni del giovane<br />
Michelangelo, exhibition catalogue, Milan 1992,<br />
p. 52.<br />
Maestri e botteghe. Pittura a Firenze alla fine del Quattrocento,<br />
exhibition catalogue, Milan 1992, p. 75.<br />
Museo d’arte Sacra di San Francesco a Greve in<br />
Chianti. Guida alla visita del museo e alla scoperta<br />
del territorio, exhibition catalogue, Florence 2005,<br />
p. 32-33.<br />
€ 18.000 - € 22.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
164 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
278<br />
RUTILIO DI LORENZO MANETTI,<br />
1571 SIENA – 1639 EBENDA, ZUG.<br />
MARIA MAGDALENA ALS BÜSSERIN IM GEBET<br />
MIT ENGELN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
96 x 72, 5 cm.<br />
In Goldrahmen.<br />
Dem Magdalena-Thema hat sich der Maler mehrfach<br />
angenommen. So etwa mit seinem <strong>Gemälde</strong> „Ekstase<br />
der Heiligen Magdalena“ (Forenz, Palazzo Pitti)<br />
oder „Tod der Maria Magdalena“ in der Kirche Saint-<br />
Eustache, Paris, um 1625. Anders als dort, wo es sich<br />
um die Darstellung der liegenden Heiligen handelt, ist<br />
hier das Hochformat gewählt. Magdalena sitzt hinter<br />
einem Tisch mit daraufliegendem Schädel auf dem<br />
Gebetbuch, Attribute der Heiligen. Die Hände verschränkt,<br />
der Blick meditativ nach unten gerichtet, das<br />
Haar aufgelöst, als ikonographischer Verweis auf ihre<br />
einstige Lasterhaftigkeit. Von den beiden links herantretenden<br />
Engeln weist einer auf die Dornenkrone<br />
Jesu. So sind auch die Tränen in ihrem Gesicht zu verstehen.<br />
Die Malweise zeigt ganz den Hell-Dunkel-Stil des<br />
gleichaltrigen Michelangelo Merisi il Carravaggio<br />
(1570/71-1610). Werke seiner Hand finden sich häuptsächlich<br />
in Siena, so etwa die Fresken im Palazzo Pubblico,<br />
aber auch in Pisa, wo er 1618 areitete, sowie in<br />
Casole d´Elsa. Seine damalige Berühmtheit verschaffte<br />
ihm seine Beisetzung im Dom seiner Heimatstadt<br />
Siena. A. R. (1291884) (3) (11)<br />
RUTILIO DI LORENZO MANETTI,<br />
1571 SIENA – 1639 IBID., ATTRIBUTED<br />
THE PENITENT SAINT MARY MAGDALENE IN<br />
PRAYER WITH ANGELS<br />
Oil on canvas.<br />
96 x 72.5 cm.<br />
€ 16.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
165
279<br />
NICCOLINO VAN HOUBRAKEN,<br />
AUCH „NICOLA VAN HOUBRAKEN“,<br />
1663 – 1723/24<br />
STILLLEBEN MIT TOPFPFLANZEN,<br />
GEMÜSE UND EINEM HUND<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
147,5 x 186,8 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> ist verzeichnet und abgebildet im RKD<br />
unter der Abb.Nr. 0000168911.<br />
Vor einem nicht näher bestimmbaren Hintergrund mit<br />
Steinmauer auf der rechten Seite die von der Sonne,<br />
aus unbekannter Quelle, beschienene große Zimmerpflanze<br />
mit rot-grünen und weiß gefärbten Blättern in<br />
einem Tontopf, daneben, aus einer Öffnung herausragend<br />
weiße Lilien und große Rosenzweige. Rechts<br />
daneben eine mit Bast umwickelte Weinflasche, ein<br />
Fayenceteller mit einem Stück Brot sowie ein leeres<br />
Weinglas. Auf der rechten Bildseite ein weiterer hellbrauner<br />
Tontopf mit rosa blühendem Rosenstock. Im<br />
Vordergrund links liegend Gemüse und ein erlegter<br />
Hahn, sowie rechtsseitig ein kleiner weiß-brauner<br />
Hund vor einem geflochtenen Korb stehend, vor dem<br />
nicht ganz reife Tomaten liegen. Seine braunen Augen<br />
sind ganz auf den nach oben mit den Krallenfüßen<br />
gestreckt liegenden Hahn gerichtet. Stimmungsvolle<br />
Malerei mit gekonnter Lichtführung. Teils Retuschen.<br />
NICCOLINO VAN HOUBRAKEN,<br />
ALSO KNOWN AS “NICOLA VAN HOUBRAKEN”,<br />
1663 – 1723/24<br />
STILL LIFE WITH POT PLANT, VEGETABLES<br />
AND ONE DOG<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
147.5 x 186.8 cm.<br />
The painting is listed and illustrated at the RKD<br />
with ill. no. 0000168911.<br />
Notes:<br />
The artist was a late Baroque Italian painter of Flemish<br />
descent. He specialized in paintings depicting<br />
playful arrangements of fruit, vegetables, flora and<br />
animals indoors or in forests. The present painting<br />
belongs to one of these arrangements. His work<br />
was highly valued by the Medici court in Florence.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Der Künstler war ein italienischer Maler des Spätbarock,<br />
der flämischer Abstammung war. Er spezialisierte<br />
sich auf <strong>Gemälde</strong>, die spielerische Arrangements<br />
von Obst, Gemüse, Vegetation, Tieren in<br />
Innenräumen oder in Wäldern darstellen. Zu einem<br />
dieser Arrangements gehört auch das vorliegende<br />
<strong>Gemälde</strong>. Seine Arbeiten wurden vom Medici-Hof<br />
in Florenz sehr geschätzt. (1290891) (18)<br />
166 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
167
280<br />
NIEDERLÄNDISCHER MEISTER<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
DUTCH SCHOOL,<br />
17TH CENTURY<br />
AUF WALFANG<br />
WHALING<br />
Öl auf Holz.<br />
60 x 84 cm.<br />
Auf leicht bewegtem Meer drei prachtvolle Fregatten<br />
mit geblähten Segeln unter niederländischer Beflaggung,<br />
auf der Jagd nach den im Meer schwimmenden<br />
Walen. Im Vordergrund links ein großer Wal mit<br />
ausstoßender Wasserfontäne, rechtsseitig gefolgt von<br />
zwei mit Walfängern besetzten Booten. Weitere Wale<br />
und Boote sind rechtsseitig des Bildes zu erkennen,<br />
sowie auf der linken Seite die Schwanzflosse eines<br />
Wals neben der überragend großen prachtvollen Fregatte.<br />
Am rechten Bildrand sind Eisberge zu erkennen,<br />
was auf den Walfang in der Arktik verweisen könnte.<br />
Malerei in zurückhaltender Farbgebung mit hohem<br />
überwiegend grau-blauem Himmel, was atmosphärisch<br />
auf die Kälte verweisen könnte. Kleine Restaurierung.<br />
Oil on panel.<br />
60 x 84 cm.<br />
€ 10.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Ähnliche Walfangdarstellungen lassen sich auch bei<br />
anderen Künstlern des 17. Jahrhunderts finden, so<br />
u.a. bei Abraham Jansz Storck (um 1635-1710).<br />
(1290765) (1) (18)<br />
168 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
281<br />
HENDRICK VAN STEENWIJK,<br />
1580 – UM 1649, ZUG.<br />
INNERES EINER GOTISCHEN KIRCHE<br />
MIT SEITLICHEM BLICK IN DIE STADT<br />
Öl auf Holz.<br />
34,5 x 45,5 cm.<br />
Das <strong>Gemälde</strong>, da hier neben dem Blick in das gotische<br />
Langschiff, mit Stichkappengewölbe, Seitenaltar,<br />
Kanzel und Lettner, auch die Aussicht in die Altstadt<br />
gegeben ist. Ein Kirchturm im Hintergrund zeigt<br />
Verwandtschaft mit denen der Kirchen von Antwerpen,<br />
also dem Geburts- und Wirkungsort des Malers.<br />
Wie immer in diesen Kircheninterieurs, bietet sich<br />
auch hier die Darstellung in extremer Feinmalerei.<br />
Das besondere Interesse des Malers galt auch der<br />
gelungenen Wiedergabe der perspektivischen Erfassung,<br />
was auch durch das Schachbrett- Paviment zum<br />
Ausdruck kommen sollte. Nicht weniger interessant ist<br />
hier die Schilderung der Figurenstaffage mit Geistlichen,<br />
Bürgern und Bettlern, von denen sich zwei an<br />
den Pfeilern der Vorhalle links postiert haben.<br />
HENDRICK VAN STEENWIJK,<br />
1580 – CA. 1649, ATTRIBUTED<br />
INTERIOR OF A GOTHIC CHURCH<br />
WITH VIEW OF A TOWN<br />
Oil on panel.<br />
34.5 x 45.5 cm.<br />
The painting, is of great interest as it depicts the view<br />
of the Gothic nave with its lancet vault, side altar, pulpit<br />
and rood screen as well as a view the old town.<br />
Literature:<br />
cf. for a similar painting Jeremy Howarth, The Steenwijick<br />
family as masters of perspective, 2009, p.199,<br />
Nr. II B 219.<br />
cf. Bernard G. Maillet, “Interieurs d‘églised 1580-<br />
1720, La peinture architecturale des écoles du Nord”,<br />
2012, S. 250, Nr. M-0434, as Abel Grimmer.<br />
€ 22.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Vgl. für eine ähnliche Komposition Jeremy Howarth,<br />
The Steenwijick family as masters of perspective,<br />
2009, S.199, Nr. II B 219.<br />
Vgl. Bernard G. Maillet, „Interieurs d‘églised 1580-<br />
1720, La peinture architecturale des écoles du Nord“,<br />
2012, S. 250, Nr. M-0434, dort das <strong>Gemälde</strong> als<br />
Abel Grimmer. (12807810) (1) (11)<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
169
282<br />
PIETER GIJSELS,<br />
1621 ANTWERPEN – 1690 EBENDA<br />
FLUSSLANDSCHAFT MIT ANLEGESTELLE<br />
Öl auf geätzter Kupferstichplatte.<br />
40 x 52 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen<br />
vom 4. November 2021.<br />
Der Flusslauf zieht nach links hinten, am Ufer mehrere<br />
Segelschiffe und Kähne, zum Teil mit Figuren<br />
besetzt. Auf der heller beleuchteten Uferböschung<br />
reiche Figurenstaffage mit Lastenträgern und Pferdefuhrwerk.<br />
Flotte Pinseltechnik und theatralische Lichtregie,<br />
was bereits für die Spätzeit der holländischen<br />
Landschaftsauffassung spricht.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> ist auf die Rückseite einer Kupferstichplatte<br />
gemalt. Dort ist die Darstellung der römischen<br />
Gemahlin des Kaisers Domitian zu erkennen. Am Unterrand<br />
gestochene Legende mit Betitelung „Domitia<br />
Longina“ sowie mehrzeiliger Text des holländischen<br />
Kupferstechers, mit Druckblattbezeichnung Tafel „II.“<br />
A.R. (1290893) (11)<br />
PIETER GIJSELS,<br />
1621 ANTWERP – 1690 IBID.<br />
RIVER LANDSCAPE WITH SHIP LANDING STAGE<br />
Oil on etched copper engraving plate.<br />
40 x 52 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr. Klaus Ertz,<br />
Lingen from November 4, 2021.<br />
€ 18.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
283<br />
FRANS SNYDERS,<br />
1579 ANTWERPEN – 1657 EBENDA<br />
JUNGE MAGD MIT FEDERVIEH<br />
IN KÜCHENINTERIEUR<br />
Öl auf Holz. Teilparkettiert.<br />
124,5 x 95 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
In Nahsicht in einem Interieur ein junges Küchenmädchen<br />
in leuchtend roter Jacke mit weißem Kragen<br />
und weißer Haube, vor sich in ihren Händen einen<br />
Hahn haltend. Sie hat ein feines zartes Gesicht und<br />
mit ihren leuchtenden hellbraunen Augen blickt sie<br />
aus dem Bild auf den Betrachter heraus. Links hinter<br />
ihr, an einer Wand an einem Nagel hängend, zwei<br />
Hühnervögel sowie an einem weiteren Nagel ein großer<br />
herabhängender Hase. Auf der vor ihr stehende großen<br />
Tischplatte am linken Rand mehrere erlegte kleinere<br />
Vögel, eine Keramikschale, gefüllt mit frischen leuchtenden<br />
Erdbeeren und einer herausragenden kleinen<br />
weißen Nelke, daneben ein Bündel mit Spargel. Am<br />
rechten Bildrand eine große glänzende Henkelschale<br />
mit darin eingestecktem Tontopf und am unteren<br />
Rand eine prachtvolle Artischocke. Malerei in der typischen<br />
Manier, bei der besonders das leuchtende Rot<br />
der Jacke des Mädchens und der weiße Kragen dem<br />
dunkleren Hintergrund kontrastreich gegenüberstehen.<br />
Teils rest., teils Retuschen.<br />
Ein vergleichbares <strong>Gemälde</strong> ist auch im Kölner Wallraf-<br />
Richartz-Museum zu finden „Köchin mit Esswaren“.<br />
Literatur:<br />
Dieses <strong>Gemälde</strong> ist abgebildet in: Hella Robels,<br />
Frans Snyders, München 1989, S. 173, Nr. 5.<br />
Vgl. auch Hella Robels, Stilleben- und Tiermaler,<br />
1579-1657, München 1989. (1291672) (3) (18)<br />
FRANS SNYDERS,<br />
1579 ANTWERP – 1657 IBID.<br />
KITCHEN INTERIOR WITH YOUNG<br />
MAID AND FOWL<br />
Oil on panel. <strong>Part</strong>ially parquetted.<br />
124.5 x 95 cm.<br />
Literature:<br />
Painting illustrated in: Hella Robels, Frans Snyders,<br />
Munich 1989, p. 173, no. 5.<br />
cf. Hella Robels, Stilleben- und Tiermaler, 1579-1657,<br />
Munich 1989.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
170 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
284<br />
JAN WIJNANTS,<br />
1632 HAARLEM – 1684 AMSTERDAM<br />
LANDSCHAFT MIT ERHEBUNG, ABGESTORBENEM<br />
BAUM UND FIGURENSTAFFAGE VOR DORF.<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
34 x 44,5 cm.<br />
Rechts unten signiert „J. Wynants“.<br />
In gekehltem ebonisiertem Rahmen.<br />
Beigegeben kunsttechnologischer Bericht von Conzen,<br />
Düsseldorf, vom November 2014 in Kopie.<br />
Wie in manchen anderen <strong>Gemälde</strong>n Wijnants’, wie<br />
etwa im Oldenburger Landesmuseum, erhebt sich in<br />
der rechten Hälfte ein sandiger Hügel, der von Bäumen<br />
hinterfangen ist, davor eine Baumruine, der das <strong>Gemälde</strong><br />
seine vertikale Akzentuierung verdankt. Links<br />
einige Figuren teils mit Hunden vor Dorfstaffage.<br />
(1291161) (13)<br />
JAN WIJNANTS,<br />
1632 HAARLEM – 1684 AMSTERDAM<br />
LANDSCAPE WITH ELEVATION, DEAD TREE<br />
AND FIGURE STAFFAGE OUTSIDE VILLAGE<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
34 x 44.5 cm.<br />
Signed “J. Wynants” lower right.<br />
A copy of an art technological report by Conzen,<br />
Dusseldorf, dated November 2014 is enclosed.<br />
€ 16.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
172 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
285<br />
GILLIS VAN CONINXLOO II,<br />
1544 ANTWERPEN – 1607 AMSTERDAM, ZUG.<br />
ÜBERFALL IN EINER WALDLANDSCHAFT<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
37 x 42 cm.<br />
Unsigniert.<br />
Das ineinander Verweben von Landschaften mit erzählerischer<br />
Figurenstaffage ist vor allem durch das<br />
Werk Brueghels beliebt geworden. Auch hier wirkt<br />
das Bild auf den ersten Blick überwiegend als eine<br />
Laubwaldlandschaft; knorrige, zumeist paarweise stehende<br />
Baumstämme tragen dichte Kronen mit von<br />
links beleuchtetem Laubwerk, in feinpinseliger Malweise<br />
aufgesetzt. Drei Schneisen gliedern das Walddickicht.<br />
Die Hauptszenerie im Vordergrund schildert einen<br />
Überfall durch Freibeuter gegen Bauern; einen am<br />
Boden knienden, mit gefalteten Händen flehenden<br />
Mann sowie eine fliehende Frau, verfolgt von einem<br />
Räuber mit Federhut und Schwert. Am Boden Gepäck<br />
und Körbe zerstreut. Genauere Betrachtung lässt<br />
auch noch innerhalb des Walddickichts davoneilende<br />
Personen erkennen. Selbst in der rechten unteren<br />
Ecke lässt sich eine Person zwischen Baumstämmen<br />
ausmachen. Nicht weniger ideenreich ist die Wiedergabe<br />
von Waldbrücken über einen Graben links - vorne<br />
ein fragiler Holzsteg, weiter hinten eine gemauerte Bogenbrücke.<br />
So hat das <strong>Gemälde</strong> - wie dies vom Werk<br />
des Malers generell zu sagen ist - gewissermaßen<br />
den Reiz eines Suchbildes mit überraschenden Einzelheiten.<br />
Variierende Beleuchtungseffekte der hellgrün bis<br />
herbstbraun gefärbten Bäume zeigen ganz die Handschrift<br />
von Coninxloos, wobei die Qualität kaum Zweifel<br />
an der Eigenhändigkeit des genannten Malers aufkommen<br />
lassen sollten. A. R.<br />
Provenienz:<br />
Süddeutsche Sammlung.<br />
Dorotheum, Wien, 2007.<br />
Anmerkung:<br />
Coninxloo, vor allem für diese Waldlandschaften bekannt<br />
geworden, wurde 1570 Mitglied der Lukasgilde,<br />
zog im Zuge der Religionswirren 1585 zunächst nach<br />
Zeeland, dann 1587 nach Frankenthal. Zusammen mit<br />
anderen <strong>Meister</strong>n, wie etwa Pieter Schoubroeck (um<br />
1570-um 1607) oder Hendrik van der Borcht, zählte<br />
er nun zur sog. Frankenthaler Malergruppe, als deren<br />
bedeutendster Vertreter er gesehen wird. Erst 1597<br />
kehrte er, hoch geehrt, nach Amsterdam zurück.<br />
Literatur:<br />
Klaus Ertz, Coninxloo, Gillis III van, in: Allgemeines<br />
Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten<br />
und Völker (AKL), Bd. 20, Saur, München u. a. 1998,<br />
S. 522.<br />
Martin Papenbrock, Landschaften des Exils. Gillis van<br />
Coninxloo und die Frankenthaler Maler Europäische<br />
Kulturstudien. Bd. 12, Köln u. a. 2001.<br />
Nils Büttner, Landschaften des Exils? Anmerkungen<br />
zu Gillis van Coninxloo und zur Geschichte der flämischen<br />
Waldlandschaft aus Anlass einer Neuerscheinung,<br />
in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 66,<br />
2003, S. 546-580. (1270157) (11)<br />
GILLIS VAN CONINXLOO II,<br />
1544 ANTWERP – 1607 AMSTERDAM, ATTRIBUTED<br />
ROBBERY IN FOREST LANDSCAPE<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
37 x 42 cm.<br />
Unsigned.<br />
Provenance:<br />
Collection, Southern Germany.<br />
Dorotheum, Vienna, 2007.<br />
Literature:<br />
Klaus Ertz, Coninxloo, Gillis III van, in: Allgemeines<br />
Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten<br />
und Völker (AKL), vol. 20, Munich et. al. 1998, p. 522.<br />
Martin Papenbrock, Landschaften des Exils. Gillis van<br />
Coninxloo und die Frankenthaler Maler, in: Europäische<br />
Kulturstudien, vol. 12, Cologne et. al. 2001.<br />
Nils Büttner, Landschaften des Exils? Anmerkungen<br />
zu Gillis van Coninxloo und zur Geschichte der flämischen<br />
Waldlandschaft aus Anlass einer Neuerscheinung, in:<br />
Zeitschrift für Kunstgeschichte 66, 2003, pp. 546-580.<br />
€ 25.000 - € 27.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
173
286<br />
JAN BRUEGHEL D. J.,<br />
1601 – 1678<br />
BLUMENKORB MIT MARIENKÄFER<br />
Öl auf Holz.<br />
49,5 x 64 cm.<br />
In profiliertem Goldrahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
November 2021.<br />
Ein geflochtener Weidenkorb, der auf einem hölzernen<br />
Gestell steht, sieht täuschend echt aus. Die Tulpen,<br />
teure Sammlerobjekte der damaligen Zeit, stehen in<br />
einem geordneten Durcheinander neben Rosen und<br />
Anemonen. Die Farben sind in perfekter Harmonie<br />
gehalten, wo die ausgewogene Verteilung von Gelb,<br />
Rosa und Weiß mit ein paar roten Blumen die Komposition<br />
belebt. Das <strong>Gemälde</strong> erhält einen dekorativen<br />
Wert mit einer unterschwelligen symbolischen Bedeutung<br />
für die Eitelkeit. Die vergängliche Schönheit eines<br />
Blumenstraußes feiert die göttliche Schöpfung und<br />
lädt uns ein, über die Kurzlebigkeit des Lebens nachzudenken.<br />
Die extreme Sorgfalt, mit der die Frische<br />
und der Glanz dieser Blumen wiedergegeben werden,<br />
spiegelt auch den Geschmack für ästhetischen Genuss<br />
und Kontemplation wider - typisch für eine kultivierte<br />
Gesellschaft. (†)<br />
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
1601 – 1678<br />
WICKER BASKET WITH FLORAL ARRANGEMENT<br />
AND LADYBIRD<br />
Oil on panel.<br />
51 x 64 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, November 2021. (†)<br />
Provenance:<br />
Private collection, Southern Germany.<br />
€ 120.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Provenienz:<br />
Süddeutsche Privatsammlung. (1281303) (13)<br />
174 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
175
287<br />
PAUL BRIL,<br />
UM 1553/54 BREDA – 1626 ROM, ZUG.<br />
Bril hatte schon zu Lebzeiten, vor allem in Rom, viele<br />
Maler beeinflusst, wie etwa den Niederländer Cornelis<br />
van Poelenburgh (1586-1667), oder den Frankfurter<br />
Adam Elsheimer (1574/78-1610/20).<br />
BEWEGTE LANDSCHAFT MIT VERSCHATTETEM<br />
HÜGEL UND SCHAFHIRTEN<br />
Öl auf Leinwand. Wachsdoubliert.<br />
66,5 x 96 cm.<br />
Vielfalt von Landschaftseindrücken in einem einzigen<br />
Bild zu vereinen, gehört zu den typischen Merkmalen<br />
des Malers Paul Bril, der schon 1582 nach Rom zog.<br />
Trotz der Einflüsse der italienischen Malerei behielt er<br />
allerdings die Effekte der ins helle Türkis-Grün getauchten<br />
Landschaftshintergründe bei, wie sie seit<br />
Brueghel gängig waren. In geschickter Weise ist auch<br />
dieses <strong>Gemälde</strong> durch eine fantasievolle Aufteilung in<br />
unterschiedliche Sichtbereiche gekennzeichnet. Dreifach<br />
zeigt sich die Komposition gegliedert: auf einem<br />
verschatteten baumbestandenen Hügel erheben sich<br />
ländliche Giebelgebäude, während die seitlichen landschaftlichen<br />
Ausblicke in hellem Licht erscheinen.<br />
Links ein schmaler, sonnig beschienener, von Häusern<br />
gesäumter Weg mit einem Eselreiter, rechts der<br />
Blick in eine breite, in blauer Luftperspektive nach unten<br />
ziehende Schlucht, eingefasst von Felsgestein<br />
mit darauf sich erhebender verfallener Architektur,<br />
aber auch mit nach unten ziehenden Jägern. Eine marode<br />
gebogene Holzbrücke schwingt über einen Gebirgsbachlauf<br />
hinweg. Die Staffage zeigt links unten<br />
einen am Hügel rastenden Hirten zwischen seinen<br />
weidenden Schafen, im Gespräch mit einer Frau, die<br />
eine Spinnwirtel hält. Diese Vielfalt der landschaftlichen<br />
Aspekte, aber auch der gezielt unterschiedlichen<br />
Beleuchtungseffekte vermitteln dem Bild die<br />
Wirkung hoher Lebendigkeit. Dabei lassen sich feine<br />
Unterschiede der Lichtgebung beobachten: Während<br />
rechts im Bild eine morgendliche Kühle vorherrscht,<br />
zeigt sich der Himmel links oben in Morgenröte. Es<br />
entbehrt nicht einer gewissen Raffinesse, dass der<br />
Maler links im Vordergrund die so eng nebeneinander<br />
positionierten Staffagefiguren so unterschiedlich beleuchtet<br />
zeigt, ein Kunstgriff, der auch in den weiteren<br />
Bildpartien zu sehen ist. A. R. (1290669) (1) (11)<br />
176 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
PAUL BRIL,<br />
CA. 1553/54 BREDA – 1626 ROME, ATTRIBUTED<br />
ANIMATED LANDSCAPE WITH SHADOWY HILL<br />
AND SHEPHERDS<br />
Oil on canvas. Relined with wax.<br />
66.5 x 96 cm.<br />
Combining a variety of landscape impressions in a<br />
single picture is one of the typical characteristics of<br />
the painter Paul Bril, who moved to Rome as early as<br />
1582.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
177
288<br />
HANS BOL,<br />
1534 MECHELEN – 1593 AMSTERDAM, ZUG.<br />
MINIATURTONDO<br />
Durchmesser: 6,3 cm.<br />
Verso feine Holzabdeckelung mit schwarzem Lacksiegel<br />
und gestochenem ovalem Aufkleber mit Wappen<br />
und Krone mit Devisenumschrift „MARE NASCITUR<br />
FORTITUDO / EX MUSEO DE LA VILLESTREUX“<br />
(Grafen Perre de la villestreux).<br />
Eingelegt in einem aufwändig gearbeiteten runden,<br />
vergoldeten Bronzerahmen mit Perlstabdekor und<br />
Hängering, die Abdeckelung verso mit originaler Verschraubung.<br />
Herstellermonogramm „F/E“ sowie Gravur<br />
auf dem klappbaren Stellfuß „Giroux/Paris“ (1776-<br />
1848).<br />
Darstellung eines Eisvergnügens, mit seitlichen Häusern,<br />
Figurenstaffage im Vordergrund und einer Stadt<br />
am Horizont, bei der es sich wohl um die Heimatstadt<br />
des Malers, Mechelen, handelt.<br />
Die Miniatur in äußerst feiner Technik, in heller, dem<br />
winterlichen Licht entsprechender Farbigkeit geschaffen.<br />
Der Blick aus der Kavaliersperspektive zeigt mehrere<br />
Männer, Frauen und Kinder, als Zuschauer des tiefer<br />
liegenden Eisvergnügens mit zahlreichen Schlittschuhläufern.<br />
Die Dächer der seitlichen Gebäude verschneit,<br />
dazwischen entlaubte schlanke Bäume. Am<br />
Horizont eine Stadt mit davorstehenden, hell wiedergegebenen<br />
Rundtürmen der Stadtbefestigung: links<br />
eine doppeltürmige Festungsanlage, rechts ein einfacher<br />
Rundturm. Dahinter eine Kathedrale, links davon<br />
ein weiterer Kirchturm.<br />
Der Vergleich mit alten Stadtansichten zeigt, dass es<br />
sich hier wohl um die Geburtsstadt des Malers, Mechelen<br />
handeln dürfte. Dafür sprechen die genannten<br />
Doppeltürme, wobei der linke wohl der St. Peters<br />
Kirche zuzuordnen wäre. Die St. Rambolds-Kirche im<br />
Zentrum hatte noch im 17. Jhdt. eine spitze Turmerscheinung.<br />
Hans Bol zeigte auch in seinen größeren Bildern eine<br />
ausgesprochen feine Pinseltechnik und nicht selten<br />
eine helle Farbigkeit. In seinen Landschaften komponierte<br />
er gerne <strong>Part</strong>ien seiner Heimat in phantasievollen<br />
Arrangements. A. R.<br />
HANS BOL,<br />
1534 MECHELEN – 1593 AMSTERDAM, ATTRIBUTED<br />
MINIATURE TONDO<br />
Diameter: 6.3 cm.<br />
Fine wooden cover with black lacquer seal and engraved<br />
oval label with coat of arms and crown and<br />
circumscription in Latin: “MARE NASCITUR FORTITU<br />
DO / EX MUSEO DE LA VILLESTREUX“ on the back.<br />
Provenance:<br />
Former collection Rau for UNICEF.<br />
Note:<br />
A winter landscape of very similar composition by<br />
Bol and almost identical depiction of the ice with the<br />
skaters created in 1586 is held at the Miniature Cabinet<br />
of the Collections of Munich Residenz, Rich<br />
Rooms (r. 62).<br />
€ 25.000 - € 27.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Provenienz:<br />
Ehemals Sammlung Rau für UNICEF.<br />
Anmerkung:<br />
Eine sehr ähnlich komponierte Winterlandschaft von<br />
seiner Hand mit nahezu derselben Wiedergabe der<br />
Eisfläche mit Schlittschuhläufern, entstanden 1586,<br />
befindet sich im Miniaturenkabinett der Sammlungen<br />
der Münchener Residenz, Reiche Zimmer (R. 62).<br />
Hans Bol zählt zu den bedeutenden Flamen der niederländischen<br />
Malerei der Hochrenaissance. 1560<br />
wurde er Mitglied der Malergilde in seiner Heimatstadt.<br />
1572, bei der Plünderung der Stadt durch die<br />
Spanier verlor er seinen gesamten Besitz und musste<br />
zwei Mal fliehen, worauf er sich nur noch der Miniaturmalerei<br />
verschrieb. 1574 wurde er Mitglied der<br />
Lukasgilde in Amsterdam, wo er auch in der Oude<br />
Kerk beigesetzt wurde. (1270153) (11)<br />
178 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Vergrößerung, Originalgröße 6,3 cm<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
179
289<br />
JAN VAN KESSEL D. Ä.,<br />
UM 1626 ANTWERPEN – 1679 EBENDA<br />
SCHMETTERLINGE, MUSCHELN,<br />
INSEKTEN UND BLÜTENZWEIG<br />
Öl auf Eichenholz.<br />
18,5 x 24,5 cm.<br />
Mittig unten signiert „J. V. Kessel fecit A° 1661“.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
vom 19. Februar 2016. Dieses auch mit der kunsthistorischen<br />
Erinnerung daran, dass der Maler ab 1653<br />
Miniaturräume vor hellem Grund schuf und das 1661<br />
entstandene Bild sich damit in den stilistischen Zeitraum<br />
des Werkes problemlos einordnet. Zudem ist<br />
eine Farbpigmentanalyse von Prof. Dr. Schreiner,<br />
Wien, beigegeben.<br />
Die Objekte auf beigegrauem Untergrund gemalt, mit<br />
jeweiliger zarter Schattengebung, im Zentrum Strauchstängel<br />
mit Knospen und blauen Blüten einer Borretschpflanze,<br />
auch Gurkenkraut genannt, darauf ein<br />
Nachtfalter. Das farbige Zentrum überwiegend in den<br />
Farben Grün und Blau, kreisförmig umgeben von eher<br />
brauntonigen Insekten und Schmetterlingen sowie<br />
Seemuscheln und Wasserschnecken. Dazwischen<br />
kleinere Laufkäfer, eine zart gemalte Mücke sowie<br />
eine Libelle links oben. Die Farboberfläche weist<br />
feinstes Craquelé auf. (†) (12901429) (11)<br />
JAN VAN KESSEL THE ELDER,<br />
CA. 1626 ANTWERP – 1679 IBID.<br />
BUTTERFLIES, SHELLS, INSECTS<br />
AND BLOSSOM BRANCH<br />
Oil on oak panel.<br />
18.5 x 24.5 cm.<br />
Signed “J. V. Kessel fecit A° 1661” at lower centre.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, dated 19 February 2016. The report explains<br />
that the artist had been painting miniature interiors<br />
set against light backgrounds since 1653 and that<br />
the work on offer here, created in 1661, easily fits<br />
into this stylistic period. A pigment analysis by Prof.<br />
Dr. Schreiner, Vienna, is enclosed.<br />
Very fine craque lure to the paint surface. (†)<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
180 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
290<br />
JAN VAN KESSEL D. Ä.,<br />
UM 1626 ANTWERPEN – 1679 EBENDA<br />
REIHER IM KAMPF MIT FALKEN<br />
Öl auf Leinwand, auf Holz aufgezogen.<br />
52 x 69 cm.<br />
Rechts unten signiert „IVKessel Fecit A° 1675“.<br />
In partiell vergoldetem Holzrahmen.<br />
Niedriger weiter Horizont in Luftperspektive dargestellt<br />
mit dem Betrachter nahem Uferstück, darauf drei<br />
Reiher, wobei der Linke soeben von einem Falken attakiert<br />
worden ist. Weitere Falken und Reiher sind in der<br />
Luft dargestellt, anderes Federvieh wird in friedlicherer<br />
Situation in natürlicher Umgebung gezeigt. Einen (weniger<br />
prächtigen) Kampf mit Reihern zeigt ein <strong>Gemälde</strong><br />
in Dunkerque, Musée des Beaux-Arts, Inv.Nr. P. 279.<br />
Rest.<br />
Provenienz:<br />
Ehemals Sammlung Lindgens, Köln.<br />
Literatur:<br />
Klaus Ertz und Christa Nitze-Ertz, Die Maler Jan van<br />
Kessel, Lingen 2012, S. 214, Nr. 202. Dort auch Hinweis<br />
auf die Provenienz. (1290106) (13)<br />
JAN VAN KESSEL THE ELDER,<br />
CA. 1626 ANTWERP – 1679 IBID.<br />
HERONS FIGHTING FALCONS<br />
Oil on canvas, laid on panel.<br />
52 x 69 cm.<br />
Signed “IVKessel Fecit A° 1675” lower right.<br />
In parcel-gilt wooden frame.<br />
Low, broad horizon in aerial perspective with the riverside<br />
close to the viewer. A (less magnificent) fight<br />
with herons can be seen in a painting held at the<br />
Musée des Beaux-Arts, Dunkerque with inventory no.<br />
P. 279. Restored.<br />
Provenance:<br />
Previously Lindgens Collection, Cologne.<br />
Literature:<br />
Klaus Ertz and Christa Nitze-Ertz, Die Maler Jan van<br />
Kessel, Lingen 2012, p. 214, no. 202. With reference<br />
regarding its provenance.<br />
€ 20.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
181
184 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
291<br />
FREDERICK BOUTTATS D. Ä.,<br />
1612 – 1661, ZUG.<br />
PAAR STILLEBEN MIT VÖGELN, FRÖSCHEN,<br />
MEERSCHWEINCHEN UND EINEM AFFEN<br />
Öl auf Holz.<br />
14,4 x 20 cm.<br />
Verso mit alten Sammlungsetiketten und Notizen.<br />
In ebonisiertem Wellenleistenrahmen.<br />
Auf monochromem cremefarbenem Grund jeweils<br />
gleichmäßig verteilte Tierwesen. Die teils exotischen<br />
Vögel teils auf einem blattfreien Ast sitzend, während<br />
ein Kranich seinen langen Hals als Vertikale kompositorisch<br />
gegen die Äste entgegenrichtet. Auf dem Boden<br />
fressende Meerschweinchen, ein Frosch und ein Affe.<br />
FREDERICK BOUTTATS THE ELDER,<br />
1612 – 1661 , ATTRIBUTED<br />
PAIR OF STILL LIFES WITH BIRDS, FROGS,<br />
GUINEA PIGS AND MONKEY<br />
Oil on panel.<br />
14.4 x 20 cm.<br />
Provenance:<br />
Viennese collection.<br />
Galerie Carrol, Munich, 27 August 1972 as Friedrich<br />
Bouttats.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Provenienz:<br />
Wiener Sammlung.<br />
Galerie Carrol, München, 27. August 1972, als Friedrich<br />
Bouttats. (1290273) (13)<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
185
292<br />
ROELANT SAVERY,<br />
1576/78 KORTRIJK, BELGIEN – 1639 UTRECHT,<br />
NIEDERLANDE<br />
LANDSCHAFT MIT EINEM ANGREIFENDEN<br />
LÖWEN<br />
Öl auf Holz.<br />
23 x 32 cm.<br />
Links unten Signatur „Roelandt Savery fe.“<br />
In bergiger Landschaft vor einer Höhle ein Löwe, der<br />
ein weiß-braunes Pferd angegriffen hat, es mit seinen<br />
Vorderpfoten festhält und bereits zugebissen hat, sodass<br />
leichte Blutflecken zu erkennen sind. Im Hintergrund<br />
rechts ein den Hang herablaufender Stier und<br />
der hohe blaue Himmel mit weißen Wolkenformationen,<br />
in dem zahlreiche Vögel und Kraniche fliegen.<br />
Retuschen. (1290892) (18)<br />
ROELANT SAVERY<br />
1576/78 KORTRIJK, BELGIUM – 1639 UTRECHT,<br />
NETHERLANDS<br />
LANDSCAPE WITH AN ATTACKING LION<br />
Oil on panel.<br />
23 x 32 cm.<br />
Signed “Roelandt Savery fe.” lower left.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
186 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
293<br />
CHRISTOPH JACOBSZ VAN DER LAMEN,<br />
UM 1605 BRÜSSEL – UM 1651 ANVERS, ZUG.<br />
Antwerpener Schule des 17. Jahrhunderts<br />
INTERIEUR MIT TRIC TRAC SPIELENDEN<br />
ELEGANTEN FIGUREN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
45,5 x 63 cm.<br />
In einem nüchternen Interieur bewegen sich in höflicher<br />
Atmosphäre mit Zurückhaltung und Eleganz drei<br />
vornehme Kavaliere und zwei Damen. Hier wird Tric<br />
Trac gespielt, das sich auf einem Tisch befindet, und<br />
getrunken, aber auf eine würdige Art und Weise.<br />
Wenn die Eleganz der Charaktere mit ihren herausgeputzten<br />
Kleidern, feinen weißen Spitzenkragen und<br />
Draperien einen hohen sozialen Rang verrät, zeigt<br />
eine genauere Betrachtung, dass die Männer, die ihre<br />
Hüte aufbehalten haben, zwei barhäuptige Frauen besuchen.<br />
Wir finden also ein wiederkehrendes Thema<br />
im Niederländischen der holländischen Malerei, in der<br />
die Herren, die gekommen sind, um eine Art Gesellschaftsspiel<br />
zu spielen. In Wirklichkeit verbergen sich<br />
hinter diesen Worten noch galantere Einsätze. Wir befinden<br />
uns hier erst in der Anfangsphase: der Abend<br />
hat gerade erst begonnen, da wird eine Flasche in<br />
eine Kühlbox links unten auf dem Boden gestellt.<br />
Hier gibt es keine unangemessenen Gesten, Höflichkeit<br />
ist das Gebot der Stunde. Die perfekt ausgewogene<br />
Komposition ist Teil dieser Maßnahme, bei der<br />
die Figurengruppe in einer symmetrischen Anordnung<br />
die Mitte einnimmt, deren Achse dieser Mann<br />
im Hintergrund ist, unter einem Marinegemälde, von<br />
dem aus der gesamte Raum organisiert wird, bis hin<br />
zu den Massen eines Schranks und einer Tür auf der<br />
rechten Seite, die die Szene einrahmen. Qualitätvolle<br />
Malerei mit gekonnter Licht- und Schattensetzung. (†)<br />
Anmerkung:<br />
Christoffel van der Lamen (1607/08-1651/52) war ein<br />
flämischer Maler, der sich auf Genreszenen spezialisiert<br />
hatte. Er war der Sohn des Malers Jacob van<br />
der Lamen (1584-1624). Er lernte bei ihm, bevor er<br />
ein Schüler von Frans Francken dem Jüngeren (1581-<br />
1642) wurde. Zwischen 1620 und 1634 ließ er sich in<br />
Amsterdam nieder, wo er seine Vorliebe für Szenen<br />
gesellige Zusammenkünfte zeigte, bei denen gespielt,<br />
getrunken oder getanzt wird, inspiriert von den nieder<br />
ländischen Malern Dirck Hals (1591-1656), Pieter<br />
Codde (1599-1678) und vor allem Anthonie Palamedes<br />
(1602-1673), von dem er einige seiner Kompositionen<br />
entlehnt hat. Zurück in Antwerpen, wurde er<br />
Professor an der Gilde von Saint Luc im Jahr 1636.<br />
Danach nahm seine Karriere Fahrt auf und er schuf<br />
zahlreiche <strong>Gemälde</strong>. Seine Handschrift ist durch die<br />
häufige Verwendung von Charakteren mit manchmal<br />
stereotypen Haltungen leicht zu erkennen. Seine<br />
Werke finden sich heute in den Sammlungen der<br />
größten westlichen Museen, angefangen mit dem<br />
Musée du Louvre. (1291939)<br />
CHRISTOPH JACOBSZ VAN DER LAMEN,<br />
CA. 1605 BRUSSELS – CA. 1651 ANVERS,<br />
ATTRIBUTED<br />
School of Antwerp, 17th century<br />
INTERIOR WITH ELEGANT FIGURES PLAYING<br />
TRIC TRAC<br />
Oil on canvas.<br />
45.5 x 63 cm.<br />
His works are today held in collections of the biggest<br />
museums in the West, starting with the Musée du<br />
Louvre. (†)<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
187
294<br />
BERNARDO CANAL,<br />
1674 VENEDIG – 1744<br />
VEDUTE VON VENEDIG MIT DEM PALAZZO<br />
DUCALE UND DEM SCHIAVONI-UFER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
76 x 116 cm.<br />
Beigegeben Gutachten von Dr. Filippo Pedrocco,<br />
Venedig vom 09. Februar 2009.<br />
Der Blick auf den Dogenpalast, die Markussäule und<br />
die nach hinten ziehende Häuserfassade, ist aus<br />
leicht erhöhter Kavaliersperspektive vom Canal Grande<br />
aus zu sehen, die anliegenden und abfahrenden Gondeln<br />
im Vordergrund. Aufgrund der Beobachtung der<br />
technischen Charakteristik in Canals Werk kann das<br />
vorliegende <strong>Gemälde</strong>, nach Auskunft des Gutachtens<br />
von Dr. Filippo Pedrocco, an den Anfang des Jahres<br />
1735 datiert werden. Im beiliegenden Gutachten werden<br />
ferner zwei <strong>Gemälde</strong> im Museum Budapest erwähnt,<br />
die mit dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong> in Verbindung<br />
zu bringen sind.<br />
BERNARDO CANAL,<br />
1674 VENICE – 1744<br />
VEDUTA OF VENICE WITH THE DOGE’S PALACE<br />
AND THE SCHIAVONI RIVERSIDE<br />
Oil on canvas.<br />
76 x 116 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr. Filippo<br />
Pedrocco, Venice dated 9 February 2009.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Bernardo Canal gehört zum älteren und früheren<br />
Kreis der venezianischen Vedutisten, wie Lucca Carlevaris<br />
(1663/65-1729/31), Johann Richter (1665-1745)<br />
oder Bernardo Bellotto (1721-1780), während sein Sohn<br />
Giovanni Antonio Canal (1697-1768) als der bekannte<br />
Canaletto aus diesem Kreis hervorging. In den Aufzeichnungen<br />
der venezianischen Malergilde wird er in<br />
den Jahren 1737-1743 erwähnt, taucht erstmals 1717<br />
auf, als er zusammen mit seinem Bruder Cristoforo<br />
und seinem Sohn Antonio Bühnendekorationen für<br />
das Teatro Sant’Angelo in Venedig schuf. 1719/20 ist<br />
er in Rom nachweisbar, dort ebenfalls zusammen mit<br />
seinem Sohn mit Dekorationen für das Opernhaus beschäftigt,<br />
wobei wir erfahren, dass er Kulissen für die<br />
Opern von Alessandro Scarlatti (1660-1725) schuf, die<br />
1720 aufgeführt wurden. Sein Malstil unterscheidet<br />
sich von dem seines Sohnes Canaletto im Wesentlichen<br />
durch eine stärkere Kontrastierung und Betonung<br />
dunklerer Konturen. (12901416) (11)<br />
188 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
189
295<br />
ANTONIO JOLI,<br />
1700 MODENA – 1777 NEAPEL<br />
BLICK AUF DEN CAMPIDOGLIO IN ROM, VOM<br />
FUSS DER TREPPE AUS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
73,5 x 97 cm.<br />
Verso auf Rahmen zwei rote Wachssiegel auf dem<br />
Rahmen und der Leinwand, zudem auf Leinwand<br />
eine Grafenkrone.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Ralph Toledano,<br />
Paris vom 21. Dezember 2014 und ein Gutachten von<br />
Roberto Middione vom 20. Januar 2014.<br />
Diese römische Ansicht zeigt das Kapitol, von unterhalb<br />
der Cordonata aus gesehen, mit der Treppe der<br />
Kirche Santa Maria in Aracæli zur Linken. Die Cordonata<br />
ist der Spitzname der majestätischen Rampe mit<br />
niedrigen und tiefen Stufen, die zum Kapitolsplatz<br />
führt. Den Anfang markieren zwei ägyptische Löwen<br />
aus einem Isis-Tempel, die 1582 als Brunnenfiguren<br />
verwendet wurden.<br />
Der berühmte Platz, der von Michelangelo entworfen<br />
und von Giacomo della Porta und Girolamo Rainaldi<br />
ausgeführt wurde, wird von drei Palästen begrenzt.<br />
Es handelt sich um den Senatorenpalast am Ende, den<br />
Konservativen Palast auf der rechten Seite und den<br />
Kapitolinischen Palast auf der linken Seite. Im Mittelpunkt<br />
des Platzes steht das bronzene Reiterstandbild<br />
von Marc Aurel, das hier teils von einer weiteren<br />
Skulptur verdeckt ist.<br />
Von der Kirche Santa Maria in Aracæli und ihrer gleichnamigen<br />
Treppe ist auf diesem <strong>Gemälde</strong> nur die rechte<br />
Seite zu sehen.<br />
Laut Prof. Toledano gibt es für diese Ansicht keine<br />
genaue Vorgeschichte. Tatsächlich sind die meisten<br />
Darstellungen des Kapitols von der Ebene des Platzes<br />
aus aufgenommen. Das einzige Werk, das der vorliegenden<br />
Komposition ähnelt, ist das von Piranesi (enthalten<br />
in Vedute di Roma, eine zwischen 1748 und<br />
1765 veröffentlichte Sammlung von Drucken). In Piranesis<br />
Werk erscheinen die Backsteinfassade der Kirche<br />
und ihre Treppe (die links von den Bürgerhäusern begrenzt<br />
wird, die beim Bau des Altare della Patria abgerissen<br />
wurden) in ihrer Gesamtheit. Da wir die<br />
Chronologie der Veröffentlichung von Piranesis Grafiken<br />
nicht kennen, ist es nicht möglich festzustellen,<br />
ob Antonio Joli von dem Kupferstecher zu diesem<br />
<strong>Gemälde</strong> inspiriert wurde.<br />
Aufgrund der reifen Handschrift, der topografischen<br />
Sicherheit der Zeichnung, der Objektivität des ruhigen<br />
Lichts und der kantigen Perspektive, die an die Arbeit<br />
des Künstlers als Bühnenbildner erinnert, entspricht<br />
diese Ansicht der Reife von Antonio Joli. Die Lichtbrechung<br />
auf den Gebäuden rechts, die den Hintergrund<br />
bilden, ist typisch für Antonio Joli. Der Künstler arbeitete<br />
von 1744 bis 1749 in London und anschließend<br />
von 1749 bis 1754 in Madrid. In diesem Jahr kehrte er<br />
nach Italien zurück, ließ sich aber erst 1759 in Neapel<br />
nieder. Zwischen 1754 und 1759 unternahm er mehrere<br />
Reisen auf die Halbinsel und nach Sizilien, wo er<br />
verschiedene Stadtansichten malte. In den Jahren<br />
1756-1758 war sein wichtigster Auftraggeber Sir John<br />
Brudennell, für den er zahlreiche Ansichten malte, die<br />
sich heute größtenteils in den Sammlungen von Lord<br />
Montagu of Beaulieu und dem Duke of Buccleuch befinden.<br />
Der Stil der vorliegenden Ansicht ähnelt dem des reichhaltigen<br />
Kerns, der diesem sehr raffinierten englischen<br />
Reisenden und Sammler zur Verfügung gestellt wurde,<br />
so sehr, dass er ein Teil davon gewesen sein könnte.<br />
Diese schöne Ansicht wird durch zahlreiche kleine<br />
Figuren von Jolis eigener Hand belebt. Die langen,<br />
schmalen Typen finden sich in mehreren neapolitanischen<br />
Ansichten aus der Reifezeit des Künstlers<br />
wieder. Die beiden Männer rechts im Vordergrund,<br />
der eine gelehnt, der andere auf antiken Ruinen sitzend,<br />
verweisen dagegen auf die volleren Figuren<br />
Paninis, dessen Schüler Joli in seiner Jugend in Rom<br />
war, bevor er nach Umbrien zurückkehrte und sich<br />
später um 1732 in Venedig niederließ. (†)<br />
Literatur:<br />
Vgl. Ralph Toledano, Antonio Joli, Turin 2006, u.a. Nr.<br />
VV.III.I, S. 264 ; VV.III.2, S.265; VV.VI.I,S.270; N.XXX-<br />
VI, S. 387.<br />
Vgl. Roberto Middione, Antonio Joli, Soncino 1995.<br />
(1291417) (18)<br />
ANTONIO JOLI,<br />
1700 MODENA – 1777 NAPLES<br />
VIEW OF THE CAMPIDOGLIO IN ROME, FROM<br />
THE FOOT OF THE STAIRS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
73.5 x 97 cm.<br />
An expert’s report by Professor Ralph Toledano, Paris,<br />
dated 21 December 2014 is enclosed as is an expert’s<br />
report by Roberto Middione, dated 20 January 2014.<br />
This vista of Rome shows the Capitol, seen from the<br />
foot of the Cordonata, with the stairs of the Basilica<br />
of Santa Maria in Ara Coeli on the left. (†)<br />
Literature:<br />
cf. Ralph Toledano, Antonio Joli, Turin 2006, et al.<br />
no. VV.III.I, p. 264; VV.III.2, p. 265; VV.VI.I, p. 270;<br />
N.XXXVI, p. 387.<br />
cf. Roberto Middione, Antonio Joli, Soncino 1995.<br />
€ 100.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Detailabbildung<br />
190 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
191
296<br />
GIACOMO GUARDI,<br />
1764 VENEDIG – 1835 EBENDA, ZUG.<br />
PIAZZA DI SAN MARCO IN VENEDIG<br />
Öl auf Leinwand.<br />
45 x 60 cm.<br />
Giacomo war der Sohn des berühmten Francesco<br />
Guardi (1712-1793). Er profitierte von dessen Namen,<br />
arbeitete allerdings nicht in der Qualität seines Vaters,<br />
allenthalben für den touristischen Sammlermarkt der<br />
späteren Grand-Tour-Interessen. Gezeigt ist hier die<br />
große Piazza, von dem Schriftsteller Alfred de Musset<br />
„Salon Europas“ genannt, mit Blick auf die Basilica di<br />
San Marco, mit dem rechts stehenden Campanile.<br />
Seitlich wird der Platz gesäumt von den Prokuratien<br />
von Sansovino, Scamozzi und Longhena errichtet,<br />
links hinten ist der Torre dell´Orologio mit der astronomischen<br />
Uhr zu sehen. Die Vedute der Gebäude ist<br />
bewusst tief angesetzt, um dem südlichen Wolkenhimmel<br />
darüber größeren Raum zu geben. Die Staffagefiguren<br />
zeigen noch ganz die Kleidertradition des<br />
ausgehenden 18. Jahrhunderts. A. R. (1290522) (11)<br />
GIACOMO GUARDI,<br />
1764 VENICE – 1835 IBID., ATTRIBUTED<br />
PIAZZA DI SAN MARCO IN VENICE<br />
Oil on canvas.<br />
45 x 60 cm.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
192 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
297<br />
VIVIANO CODAZZI (1604 – 1670) IN ZUSAMMEN-<br />
ARBEIT MIT FILIPPO LAURI (1623 – 1694)<br />
BLICK ÜBER DEN TIBER MIT DER KIRCHE<br />
SAN GIOVANNI DEI FIORENTINI<br />
Öl auf Leinwand.<br />
74 x 100 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen mit Rocaillen.<br />
Dem <strong>Gemälde</strong> ist eine ausführliche Dokumentation<br />
beigegeben, die die Feststellung beinhaltet, dass das<br />
<strong>Gemälde</strong> bereits 1955 erstmals durch Giuliano Briganti<br />
als ein Werk des Codazzi anerkannt und 1983<br />
veröffentlicht wurde. In der Dokumentation werden<br />
Vergleichsbeispiele genannt, sowohl aus dem Werk<br />
des Codazzi als auch des Lauri, wie etwa das <strong>Gemälde</strong><br />
„Opfer von Kain und Abel“.<br />
Wie häufig in der Malerei der Zeit und in den entsprechenden<br />
Themen, handelt es sich auch hier um eine<br />
Zusammenarbeit zweier Maler, wobei Codazzi hier<br />
Architektur und Hintergrund und Lauri die Figurenstaffage<br />
geschaffen hat. Gezeigt ist ein im Spätlicht<br />
von links beleuchteter Palast mit zwei Loggia-Risaliten,<br />
durch deren Bögen die Fensterfassade zu sehen<br />
ist. Die Loggien getragen von mächtigen Rundsäulen<br />
mit ionischen Kapitellen über einer Treppenanlage. Im<br />
oberen Geschoss ein geöffnetes Fenster mit zwei<br />
Personen. An der langen mittleren Zugangstreppe<br />
mehrfigurige Szenerie: Jesus vor den Aposteln, von<br />
denen einige einen Bottich herangetragen haben. Dabei<br />
dürfte es sich um die Szene der bevorstehenden<br />
Hochzeit zu Kana handeln. Rechts im Bild einige<br />
weitere, auf den Stufen sitzende Gestalten sowie<br />
zwei Männer im Gespräch. Links der verschattet stehende<br />
Springbrunnen mit hoher Brunnenschale, davor<br />
zwei Esel neben abgestelltem Gepäck und Gefäßen.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> insgesamt in hervorragender, den beiden<br />
genannten Künstlern entsprechenden, Malqualität.<br />
Bei genauerer Sichtung des <strong>Gemälde</strong>s wird deutlich,<br />
dass die Figuren nach Fertigstellung der architektonischen<br />
Elemente eingefügt wurden, da die vorbereitenden<br />
Untermalungen zum Teil noch erkennbar sind.<br />
Literatur:<br />
Das <strong>Gemälde</strong> in der Literatur mehrfach genannt und<br />
abgebildet:<br />
Giuliano Briganti, Ludovica Trezzani, Laura Laureati,<br />
Viviano Codazzi, in: I Pittori Bergamaschi dal XIII al<br />
XIX secolo, Il Seicento, I, Bergamo 1983, S. 704,<br />
Nr. 128; S. 736, Abbildung 2.<br />
David Ryley Marshall, Viviano and Niccolò Codazzi<br />
and the Baroque architectural fantasy, Mailand-Rom<br />
1993, S. 324, VC 191.<br />
Giancarlo Sestieri, Il Capriccio architettonico in<br />
Italia nel XVII e XVIII secolo, Rom 2015, I, S. 363,<br />
Abbildung 117. (12901426) (18)<br />
VIVIANO CODAZZI (1604 – 1670) IN COLLABORA-<br />
TION WITH FILIPPO LAURI (1623 – 1694)<br />
PALACE ARCHITECTURE WITH ADJOINING<br />
GARDEN, FOUNTAIN AND BIBLICAL SCENE<br />
Oil on canvas.<br />
74 x 100 cm.<br />
Literature:<br />
The painting is mentioned several times in specialised<br />
literature and illustrated in:<br />
Giuliano Briganti, L. Trezzani, L. Laureati, V. Codazzi,<br />
in: I Pittori Bergamaschi dal XIII al XIX secolo, Il Seicento,<br />
I, Bergamo 1983, p. 704, no. 128; p. 736, ill. 2.<br />
David Ryley Marshall, Viviano and Niccolò Codazzi<br />
and the Baroque Architectural Fantasy, Milan/Rome<br />
1993, p. 324, VC 191.<br />
Giancarlo Sestieri, Il Capriccio architettonico in Italia<br />
nel XVII e XVIII secolo, Rome 2015, I, p. 363, ill. 117.<br />
€ 50.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
193
298<br />
CARLO BONAVIA,<br />
TÄTIG 1755 NEAPEL – 1788<br />
PAAR KÜSTENSTÜCKE BEI UNTERSCHIEDLICHER<br />
WITTERUNG<br />
Öl auf Leinwand.<br />
160 x 237 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo<br />
Sestieri, Rom.<br />
Vermutlich bereits als Pendants konzipiert bieten die<br />
vorliegenden <strong>Gemälde</strong> einen spannenden Gegensatz.<br />
Einerseits eine aufgepeitschte See bei Sturm, der in<br />
die Segel bläst und die Bäume an der Küste peitscht<br />
und die Arbeit der Fischer ins Todesbedrohliche setzt,<br />
auf der anderen Seite ein <strong>Gemälde</strong>, das eine ruhige<br />
Stimmung im Sonnenuntergang mit starr vor sich hinblickenden<br />
Kühen und aufgetakelten Segeln, deren einziger<br />
Zweck es zu sein scheint, dem Maler als Garant<br />
zu dienen, dass kein Wind geht.<br />
Über das Leben von Carlo Bonavia ist bisher erstaunlich<br />
wenig bekannt, obwohl immer mehr seiner äußerst<br />
attraktiven <strong>Gemälde</strong> ans Licht kommen. Man nimmt<br />
an, dass er aus Rom stammte, aber zwischen 1751<br />
und 1788, den Jahren seiner frühesten und letzten<br />
datierten <strong>Gemälde</strong>, in Neapel arbeitete. Er scheint in<br />
der neapolitanischen Landschaftstradition von Salvator<br />
Rosa (1615-1673) und Leonardo Coccorante (1680-<br />
1750) ausgebildet worden zu sein, war aber viel stärker<br />
von den Werken Claude-Joseph Vernets (1714-<br />
1789) beeinflusst, der 1737 und 1746 in Neapel<br />
weilte. Bonavias <strong>Gemälde</strong> haben mit Vernets <strong>Gemälde</strong>n<br />
eine köstliche Rokoko-Palette aus blassen<br />
Blautönen, cremefarbenen Gelbtönen, Rosatönen und<br />
sanftem Grün sowie eine eher atmosphärische als<br />
analytische Herangehensweise an die Landschaft gemeinsam.<br />
Wie Vernet malte Bonavia Capricci, in denen<br />
reale Elemente der neapolitanischen Landschaft<br />
– wie etwa das Grabmal des Virgil – in eine imaginäre<br />
Umgebung gesetzt werden.<br />
Bonavias idyllische Landschaften waren bei den<br />
Grand Tourists, die im achtzehnten Jahrhundert nach<br />
Neapel strömten, sehr beliebt. Zu seinen Auftraggebern<br />
gehörte Lord Brudenell, der einen Ausbruch des<br />
Vesuvs in Auftrag gab (signiert und datiert 1757, Sammlung<br />
Lord Montagu, Beaulieu). Ein weiterer bedeutender<br />
Mäzen war Graf Karl Joseph Firmian, österreichischer<br />
Botschafter in Neapel 1753-58, der 17 seiner<br />
Werke besaß, darunter Landschaften, mythologische<br />
und literarische Themen. (†)<br />
Anmerkung:<br />
Zu den öffentlichen Sammlungen mit <strong>Gemälde</strong>n von<br />
Carlo Bonavia gehören die Accademia di San Luca<br />
(Rom), die Dulwich Picture Gallery, die Fine Arts<br />
Muse ums of San Francisco, die Honolulu Academy<br />
of Arts, das Metropolitan Museum of Art, das Museo<br />
di Capodimonte (Neapel) und Stourhead (Wiltshire,<br />
England).<br />
Literatur:<br />
Vgl. William George Constable, Carlo Bonavia, in: Art<br />
Quarterly, Bd. XXII, Nr. 1, 1959, S. 19-44. (1291415)<br />
(13<br />
194 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
CARLO BONAVIA,<br />
ACTIVE 1755 NAPLES – 1788<br />
A PAIR OF COASTAL LANDSCAPES WITH VARYING<br />
WEATHER CONDITIONS<br />
Oil on canvas.<br />
160 x 237 cm.<br />
Unframed.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri, Rome.<br />
It can be assumed that the present pair of paintings<br />
were conceived as counterparts and they offer an exciting<br />
contrast. One depicts a stormy sea with blowing<br />
sails and trees along the coast putting the fishermen<br />
in peril, the other shows a calm atmosphere at<br />
sunset with cows staring straight ahead and rigged<br />
sails, who only appear to serve the painter’s purpose<br />
in demonstrating that there is no wind. (†)<br />
Notes:<br />
Public collections with paintings by Carlo Bonavia<br />
include the Accademia di San Luca (Rome), the Dulwich<br />
Picture Gallery, the Fine Arts Museums of San<br />
Francisco, the Honolulu Academy of Arts, the Metropolitan<br />
Museum of Art, the Museo di Capodimonte<br />
(Naples) and Stourhead (Wiltshire, England).<br />
Literature:<br />
cf. William George Constable, Carlo Bonavia, in:<br />
Art Quarterly, vol. XXII, no. 1, 1959, pp. 19-44.<br />
€ 95.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
195
299<br />
CHARLES FRANÇOIS LACROIX DE MARSEILLE,<br />
UM 1700 MARSEILLE – 1782 BERLIN, ZUG.<br />
HAFEN VON NEAPEL MIT BLICK AUF DEN<br />
AUSBRECHENDEN VESUV<br />
Öl auf Leinwand.<br />
77 x 129 cm.<br />
Der Franzose war erstmals 1754 in Rom, hielt sich<br />
wechselnd in Italien wie in der Provence auf. Stets<br />
jedoch malte er im Stil seines Lehrers Joseph Vernet<br />
(1714-1789). Ab 1776 stellte er seine Werke in Paris<br />
aus, mit so großem Erfolg, dass etliche seiner Bilder<br />
von Le Veau und Le Mire in Stichwerken publiziert<br />
wurden. Stets sind seine ruhigen Hafenlandschaften<br />
in ein diffuses oder abendliches Licht getaucht, nicht<br />
selten mit Vollmond in Wolken. Gelegentlich aber<br />
auch dramatisiert durch einen Wasserfall, wie etwa<br />
sein Bild „Villa in Tivoli“ (Bodemuseum Berlin). Hier ist<br />
es der Feuer speiende Vesuv, dessen Rauchschwaden<br />
in Gegensatz zum Sonnenuntergangshimmel gesetzt<br />
sind. Schlank und gebrechlich wirken die Schiffsmasten<br />
zwischen dem Bergkegel und dem Uferturm<br />
rechts. Die Staffagefiguren, darunter drei orientalische<br />
Kauffahrer mit Turbanen, über den Steinstufen hervorgehoben,<br />
beleben die Szene vor dem weiten Horizont<br />
und stellen orientierende Größenverhältnisse her. Der<br />
Maler hat sich mehrfach der Darstellung des Vesuvausbruchs<br />
gewidmet, ein Thema, das sicher in seiner<br />
Heimat Frankreich und Paris auf großes Interesse<br />
gestoßen ist.<br />
A. R.<br />
CHARLES FRANÇOIS LACROIX DE MARSEILLE,<br />
CA. 1700 MARSEILLE – 1782 BERLIN, ATTRIBUTED<br />
THE HARBOUR OF NAPLES WITH VIEW OF<br />
MOUNT VESUVIUS IN ERUPTION<br />
Oil on canvas.<br />
77 x 129 cm.<br />
Literature:<br />
cf. Michael Kitson, Claude to Corot: The Development<br />
of Landscape Painting in France, Colnaghi<br />
1990.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Vgl. Michael Kitson, Claude to Corot: The Development<br />
of Landscape Painting in France. Colnaghi<br />
1990. (1291674) (3) (11)<br />
196 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
197
300<br />
BALTHASAR VAN DEN BOSSCHE,<br />
1681 – 1715, ZUG.<br />
Maler des 17. Jahrhunderts.<br />
IM BILDHAUERATELIER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
64 x 82 cm.<br />
Im fantasiereich dargestellten Inneren eines Akademiegebäudes,<br />
mit Raumbögen und Velum an der<br />
Loggia, sind zahlreiche Bildhauer mit mehreren Werkstücken<br />
beschäftigt. Im Zentrum wird an einer monumentalen<br />
Plastik zweier herkulischer Kämpfer gearbeitet,<br />
eine weitere große Steinfigur liegt am Boden,<br />
während der meißelnde Steinmetz mit Hammer und<br />
Schariereisen darauf sitzt und zu einem Gehilfen herabblickt,<br />
der die Steinsplitter zusammenkehrt. Andere<br />
Gruppen beschäftigen sich mit Zeichnen oder der<br />
Herstellung kleinerer Kopfplastiken. Die Darstellung<br />
generell war ein Bildthema des Van den Bossche und<br />
geht möglicherweise auf ein verschollenes <strong>Gemälde</strong><br />
des Künstlers zurück. Dennoch vermittelt das Bild einen<br />
guten Eindruck der kunstakademischen Arbeitsweise<br />
des 17. Jahrhunderts. A. R. (1291677) (3) (11)<br />
BALTHASAR VAN DEN BOSSCHE,<br />
1681 – 1715, ATTRIBUTED<br />
17th century painter.<br />
THE WORKSHOP OF THE SCULPTOR<br />
Oil on canvas.<br />
64 x 82 cm.<br />
The depiction in general was a common subject of<br />
Van den Bossche and possibly goes back to a lost<br />
painting by the artist. It also gives a good impression<br />
of style of art academy painting in the 17th century.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
198 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
301<br />
VENEZIANISCHER MALER DES 18. JAHRHUNDERTS<br />
(ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
PAAR VENEZIANISCHE CAPRICCI<br />
Öl auf Leinwand.<br />
30 x 40 cm.<br />
In vergoldetem gekehltem Rahmen.<br />
Als Gegenstücke gearbeitet zeigen diese beiden<br />
<strong>Gemälde</strong> mittleren Formates in guardieskem Duktus<br />
jeweils eine venezianische Gewässerlandschaft mit<br />
Figurenstaffage, Ruinenversatzstücken und deren<br />
vegetabilen Bewuchs. Rest. (1291766) (13)<br />
€ 7.000 - € 9.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
199
302<br />
HENDRIK FRANS VAN LINT,<br />
1684 ANTWERPEN – 1763 ROM, ZUG.<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
VEDUTE DER VILLA DI SAN CARLO BORROMEO<br />
DI SENAGO<br />
sowie<br />
VEDUTE DES CASTELLO DI PESCHIERA BORROMEO<br />
Öl auf Leinwand.<br />
31,5 x 59 cm.<br />
Eines der beiden links unten signiert „H. von Lint“.<br />
Van Lint war einer der wichtigsten Protagonisten der<br />
Landschaftsmalerei in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts,<br />
und als gebürtiger Antwerpener ließ er sich<br />
1700 in Rom nieder, wo er in der Werkstatt von Gaspar<br />
van Wittel (1653-1736) arbeitete, der für seine detaillierten<br />
Darstellungen der Ewigen Stadt berühmt war.<br />
Ein weiterer Künstler, den Lint sehr bewunderte, war<br />
Claude Lorrain (1600-1682): Seine idealen, in sanftes<br />
Licht gehüllten Ansichten, deren akribische Technik<br />
Zeichnungen erforderte, die oft an Ort und Stelle ausgeführt<br />
wurden, waren in der Tat unerlässlich für diejenigen,<br />
die die klassizistische Ästhetik der römischen<br />
Landschaft heraufbeschwören wollten. Es ist<br />
daher nicht verwunderlich, dass seine Werke sowohl<br />
von den aristokratischen Reisenden auf der Grand<br />
Tour als auch von den großen Patrizierfamilien wie<br />
den Altoviti, den Pamphili und den Sacchetti mit Begeisterung<br />
gesammelt wurden. Don Lorenzo Colonna<br />
zum Beispiel besaß nicht weniger als siebzig Landschaften<br />
des Künstlers in seiner Sammlung. Erstaunlich<br />
ist auch die Darstellungsvielfalt von van Lint, der<br />
seine stark charakterisierten und wiedererkennbaren<br />
Ansichten, die das Ergebnis wiederholter Aufenthalte<br />
in der Stadt sind, nur selten repetierte.<br />
Die beiden hier angebotenen Ansichten sind als Sujet<br />
recht ungewöhnlich und selten, da van Lints Ansichten<br />
von Venedig bekannt sind, nicht aber von der<br />
Lombardei.<br />
Der Blick auf die Villa San Carlo Borromeo ist von<br />
oben aufgenommen, wodurch die architektonische<br />
Einbettung in die weite Landschaft deutlich wird: Der<br />
Eingang zur Villa erfolgt durch ein großes Portal, durch<br />
das eine Kutsche in das <strong>Gemälde</strong> einfährt, und man<br />
kann die Größe des Bauwerks und die Weite der<br />
Gärten erkennen. Die Landschaft geht in einer Mischung<br />
aus Salbeigrün und kühlen Blautönen in den<br />
Horizont über, an die auch der romantische wolkenverhangene<br />
Himmel erinnert.<br />
Die Villa San Carlo Borromeo, die heute ein Kunstausstellungszentrum<br />
ist, steht auf einem künstlichen<br />
Hügel, der die Basis einer keltischen Siedlung aus<br />
dem 8. Jahrhundert vor Christus. Später bauten die<br />
Römer ihre Festung, die bereits von Julius Cäsar genutzt<br />
wurde. Dann waren die Langobarden an der<br />
Reihe, sie zu ihrer Festung zu machen. Auf seinen<br />
Ruinen errichtete die Familie Visconti im 14. Jahrhundert<br />
den „Palazzo“, der von allen vier Seiten umschlossen<br />
ist. Es war Federico Borromeo (1564-<br />
1631), der 1629 die eine Seite abriss. Im Jahr 1630<br />
empfing er die besten Theologen der damaligen Zeit<br />
in der Villa, um sie vor der Pest in Mailand zu retten.<br />
Weitere Eingriffe wurden von Giberto Borromeo<br />
(1671-1740) durchgeführt. Damals war das heutige<br />
Erdgeschoss noch das erste Stockwerk. Giberto vervollständigte<br />
die Einrichtung, indem er Möbel, Kronleuchter<br />
und prächtige Kunstwerke zu all dem hinzufügte,<br />
was Federico bereits dort aufgestellt hatte. Im<br />
Laufe von sieben Jahrhunderten sollen viele Menschen<br />
die Villa besucht haben, von Leonardo da Vinci<br />
bis zu den Schriftstellern und Künstlern der Sforza,<br />
vom Heiligen Karl Borromäus (1538-1584) bis zu Ippolito<br />
Pindemonte (1753-1828), von Denis Diderot (1713 -<br />
-1784) bis Stendhal (1783-1842), von Alessandro<br />
Manzoni (1785-1873) bis Benedetto Croce (1866-<br />
1952), von Filippo Tommaso Marinetti (1876-1944), bis<br />
Giovanni Verga (1840-1922) und Luigi Pirandello<br />
(1867- 1936). Die Ansicht des Schlosses von Peschiera<br />
Borromeo ist schräg, um die Hauptfassade und die<br />
202 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
HENDRIK FRANS VAN LINT,<br />
1684 ANTWERP – 1763 ROME, ATTRIBUTED<br />
A pair of paintings<br />
VEDUTA OF THE VILLA DI SAN CARLO<br />
BORROMEO DI SENAGO<br />
and<br />
CASTELLO DI PESCHIERA BORROMEO<br />
Oil on canvas.<br />
31.5 x 59 cm.<br />
One painting signed “H. van Lint“ lower left.<br />
Tiefe hervorzuheben, die sich in einer einfachen landwirtschaftlichen<br />
Umgebung abzeichnet: Das Schloss<br />
hat einen schlanken zentralen Turm, vier Ecktürme<br />
und einen Wassergraben, der das gesamte Gebäude<br />
umgibt. Es ist der älteste borromäische Besitz in der<br />
Lombardei. Die erste Erwähnung stammt aus dem<br />
Jahr 1422, als Filippo Maria Visconti, Herzog von<br />
Mailand, Vitaliano Borromeo den Auftrag erteilte, die<br />
„Peschiera“ zu befestigen, eine ländliche Anlage, die<br />
bereits im Besitz der Frati Negri (Augustinermönche)<br />
war.<br />
Zehn Jahre später erhielt Borromeos die herzogliche<br />
Erlaubnis, „einen Graben, eine Zugbrücke und ein Tor<br />
in dem Palast, der Peschiera genannt wird“, zu bauen.<br />
So entstand aus einem bereits bestehenden Gebäudekomplex<br />
die Burg in der Form, die wir heute noch sehen<br />
können, mit Mauern, Türmen, Ravelin und einem<br />
großen Wassergraben; ein befestigtes Gebäude, das<br />
in seiner Art in der Lombardei einzigartig ist wegen<br />
seiner runden Türme, die in dieser Region ungewöhnlich<br />
sind und während der spanischen Herrschaft teilweise<br />
abgebaut wurden.<br />
Zwischen 1448 und 1450, während der militärischen<br />
Operationen zur Eroberung des Herzogtums Mailand,<br />
war das Schloss der strategische Sitz von Francesco<br />
Sforza. Später weilte hier Ludwig XII, König von<br />
Frankreich, als Gast der Familie Borromeo, einer der<br />
berühmtesten Patrizierfamilien Mailands, die durch<br />
das Bankgeschäft reich wurde. (†)<br />
Van Lint was one of the main protagonists of landscape<br />
painting in the first half of the 18th century,<br />
originally from Antwerp, he settled in Rome in 1700,<br />
where he worked in the workshop of Gaspar van Wittel,<br />
famous for his detailed depictions of the Eternal<br />
City. (†)<br />
Literature:<br />
cf. Andrea Busiri Vici, Peter, Hendrik e Giacomo van<br />
Lint. Tre pittori di Anversa del’600 e ‘700 lavorano a<br />
Roma, Rome 1987.<br />
€ 45.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Vgl. Andrea Busiri Vici, Peter, Hendrik e Giacomo van<br />
Lint. Tre pittori di Anversa del‘600 e ’700 lavorano a<br />
Roma, Rom 1987. (1291414) (13)<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
203
303<br />
MICHELE GIOVANNI MARIESCHI,<br />
1696/1710 – 1743 VENEDIG<br />
Michele Marieschi war nur eine kurze Lebens- und<br />
Schaffenszeit gegönnt. Es wird angenommen, dass<br />
er seine Lehre in der Werkstatt seines Vaters, eines<br />
Architekturmalers und Holzstechers erhielt. Vermutlich<br />
war er in Deutschland Ende der 1720er-Jahre<br />
oder nach 1731 als Theatermaler tätig, um 1735 nach<br />
Venedig zurückzukehren, wo er zwischen 1735 und<br />
1741 Mitglied der Malergilde Fraglia de‘Pittori wurde.<br />
Unterstützt wurde er durch Gaspare Diziani (1689-<br />
1767). Bekannt ist, dass der Kunstliebhaber Freiherr<br />
von der Schulenburg, Generalfeldmarschall im Dienste<br />
der Republik Venedig vom Künstler 1738 zwei<br />
Veduten erwarb. 1741 entstand eine Serie von 21 Radierungen.<br />
Werke seiner Hand finden sich in mehreren<br />
öffentlichen Sammlungen, wie in Prag, Warschau,<br />
Stockholm, Mailand oder Hannover.<br />
DIE RIALTOBRÜCKE IN VENEDIG<br />
Öl auf Leinwand.<br />
61,3 x 101,2 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Egidio Martini.<br />
Der Blick auf die Brücke, über das Wasser des Canal<br />
Grande, ist von Süden gerichtet. Brücke und rechte<br />
Häuserzeile stehen in vollem Sonnenlicht, der Kanal<br />
belebt von zahlreichen Gondeln, Lasten- und Segelschiffen.<br />
Die linken Häuserfronten liegen im Schatten.<br />
Reiche Figurenstaffage – auf den Schiffen wie an den<br />
Uferstraßen – dokumentieren das rege Treiben der<br />
Lagunenstadt. So etwa sind Arbeiter an großen Weinfässern<br />
auf einem Lastkahn beschäftigt. Die Fässer<br />
tragen Buchstabenbezeichnungen. Die Figuren vor<br />
den Gebäuden oft in Gruppen dargestellt, die miteinander<br />
kommunizieren. Blaue Markisen an einem Palazzo<br />
rechts, beleben die bräunlich-gelben Fassaden.<br />
Die Biographie des Malers gibt wenig Aufschluss<br />
über seine Lehrjahre, allerdings war bereits sein Vater<br />
Antonio als Architekturmaler und „intagliatore“ genannt.<br />
In den Jahren um 1725 oder nach 1731 arbeitete<br />
er als Theatermaler in Deutschland und kehrte<br />
aber 1735 wieder in die Lagunenstadt zurück. Hier<br />
wurde er Mitglied der Malergilde „Fraglia dei Pittori“.<br />
Bekannt ist, dass Marieschi von dem Kupferstecher<br />
und Maler Gaspare Diziani (1689-1767), aber auch<br />
durch den Sammler Freiherr von der Schulenburg,<br />
Generalfeldmarschall im Dienst der Republik Venedig,<br />
gefördert wurde, der zwei seiner Werke zu hohen<br />
Preisen erwarb. Vermutlich haben auch Bühnenbild-<br />
Entwürfe des Malerkollegen Marco Ricci (1676/79-<br />
1729/30) Einfluss auf manche seiner Bilder gehabt.<br />
1741 entstand sein Stichwerk mit 21 Radierungen von<br />
Venedigveduten.<br />
Zahlreiche seiner <strong>Gemälde</strong>, vor allem Venedigansichten,<br />
aber auch fantasiereiche Architekturvisionen, befinden<br />
sich heute in bedeutenden Sammlungen und<br />
Museen. So etwa besitzen die Städte Prag, Warschau<br />
oder das Niedersächsische Landesmuseum Werke<br />
seiner Hand. A. R.<br />
Literatur:<br />
Michael Levey, Painting in Eighteenth-Century Venice,<br />
Oxford 1980.<br />
Vgl. Fabio Mauroner, Michele Marieschi with Catalogue<br />
of the Etchings, in: The Print Collector‘s Quarterly,<br />
April 1940, 27 (2), S. 179. (1291461) (11)<br />
MICHELE GIOVANNI MARIESCHI,<br />
1696/1710 – 1743 VENICE<br />
THE RIALTO BRIDGE IN VENICE<br />
Oil on canvas.<br />
61.3 x 101.2 cm.<br />
Accompanied by an expert‘s report by Professor<br />
Egidio Martini.<br />
The barrels are inscribed with letters. Many of his<br />
paintings, especially vedutas of Venice, but also imaginative<br />
architectural visions, are now held in important<br />
collections and museums. The cities of Prague, Warsaw<br />
or the Niedersächsische Landesmuseum, for<br />
example, hold works by his hand.<br />
Literature:<br />
Michael Levey, Painting in Eighteenth-Century Venice,<br />
Oxford 1980.<br />
cf. Fabio Mauroner, Michele Marieschi with Catalogue<br />
of the Etchings, in: The Print Collector‘s Quarterly,<br />
April 1940, 27 (2), p. 179.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
204 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
304<br />
APOLLONIO FACHINETTI,<br />
GENANNT „DOMENICHINI“,<br />
TÄTIG 1740 VENEDIG – UM 1770<br />
Apollonio Facchinetti wurde auch Domenichini oder<br />
Menichino genannt und war der wichtigste Künstler<br />
der in Venedig ansässigen Familie Apollonio. Hinweise<br />
zum Leben des Künstlers sind relativ rar. Er war möglicherweise<br />
ein Schüler von Luca Carlevaris (1663/65-<br />
1729/31) und scheint ab etwa 1740 als unabhängiger<br />
Künstler tätig gewesen zu sein. Die von ihm stammende<br />
zusammengehörige Werkgruppe von dreizehn<br />
Veduten in der namensgebenden Stifung Langmatt in<br />
Baden in der Schweiz hat man aufgrund architektonischer<br />
Details in das Jahr 1744 datiert. Sein Werk ist<br />
mit dem Schaffen von Michele Giovanni Marieschi<br />
(1696/1710-1743) und Francesco Albotto (1721/22-1757)<br />
in Verbindung gebracht worden. Es ist auch mit Arbeiten<br />
von Francesco Tironi (um 1745-1797), in der Manier<br />
Giovanni Antonio Canal (1697-1768) vergleichbar.<br />
VEDUTE MIT DER RIALTO-BRÜCKE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
53 x 69 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />
Rom vom 19. September 2021, ohne Unterschrift, in<br />
Kopie.<br />
In lebendigem Duktus lässt der Maler den Blick des<br />
Betrachters über den Kanal auf die Rialto-Brücke gleiten,<br />
die er geschickt in Szene gesetzt hat, die Gewässerlinien<br />
transformierte er transparent und flüssig auf<br />
die Leinwand. Im Zentrum unter fast klarem, hohem,<br />
türkis-blauem Himmel die prachtvolle Rialto-Brücke,<br />
auf der zahlreiche rot und hellblau gekleidete Figuren<br />
zu erkennen sind. Jeweils links- und rechtsseitig ein<br />
Treppenaufgang zur Brücke und die prachtvollen Gebäude<br />
der Stadt, die rechts von der Sonne bestrahlt<br />
werden, zusammen mit der Brücke, während die Gebäude<br />
auf der linken Seite verschattet bleiben. Auf<br />
dem ruhig fließenden türkis-blauen Wasser zahlreiche<br />
Gondoliere mit roten Kopfbedeckungen. Für den<br />
Künstler typisch sind insbesondere die schlanken<br />
faden förmigen Figuren und eine kalligraphische Definition<br />
der Architektur. Harmonische Malerei in zurückhaltender<br />
Farbgebung, lediglich die Figuren setzen<br />
Farb akzente. Vereinzelt Retuschen, insbesondere am<br />
Rand des Bildes.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Fabio Collezionisti e vedutisti settecenteschi<br />
in Venezia, in: Arte Veneta, Bd. 1, 1947, S. 48-49.<br />
Vgl. Gertrude Borghero, Mythos Venedig. Venezianische<br />
Veduten des 18. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog,<br />
Mailand 1994, S. 38-51.<br />
Vgl. Le vedute Langmatt. Anonimo venezino, in:<br />
Franco Maria Ricci, 1994, S. 83-104.<br />
Vgl. Apollonio Domenichini. Il Maestro della Fondazione<br />
Langmatt, in: Da Canaletto a Zuccarelli, Ausstellungskatalog,<br />
Udine 2003, S. 103-107.<br />
(1291891) (4) (13)<br />
APOLLONIO FACHINETTI,<br />
ALSO KNOWN AS “DOMENICHINI”,<br />
ACTIVE 1740 VENICE – CA. 1770<br />
VEDUTA WITH RIALTO BRIDGE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
53 x 69 cm.<br />
Accompanied by a copy of the expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri, Rome dated 19 September<br />
2021, unsigned.<br />
€ 15.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
206 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
207
305<br />
VINCENZO CHILONE,<br />
1758 – 1839, ZUG.<br />
DER CANAL GRANDE MIT BLICK NACH NORD<br />
OSTEN VOM PALAZZO BALBI IN RICHTUNG<br />
DER RIALTO-BRÜCKE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
46 x 74 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Von seinen ersten Werken an widmete sich Chilone<br />
der Malerei venezianischer Ansichten nach den Lehren<br />
Canalettos (1697-1768). Sein Festhalten an der Manier<br />
des <strong>Meister</strong>s, insbesondere sein großes Geschick in<br />
der Perspektive, machte es zunächst schwierig, den<br />
Korpus seines eigenen Schaffens zu rekonstruieren.<br />
Es wird berichtet, dass er viele Kinder hatte und dass<br />
er, um seine Ausgaben zu bestreiten, lange Zeit als<br />
Bühnenbildner arbeitete.<br />
Das hier angebotene Werk ist von Canalettos Prototyp<br />
„Der Canal Grande mit Blick nach Nordosten“ vom<br />
Palazzo Balbi zur Rialto-Brücke inspiriert (insbesondere<br />
das in Constable links Nr. 212, Tafel 45 veröffentlichte<br />
<strong>Gemälde</strong>), von dem es sich im Detail und in der<br />
Anordnung und Anzahl der Boote, welche die Lagune<br />
bevölkern, sowie im persönlichen Stil der Palette mit<br />
ihren kühleren und kontrastreichen Farben unterscheidet.<br />
Viel Platz wird dem Himmel und der Bewegung<br />
der Wolken eingeräumt, auf denen der Künstler verweilt<br />
und die von einem dunklen Grau in der linken<br />
unteren Ecke nach rechts oben hin weiß werden. Die<br />
Gondeln und die Architektur werfen lange, deutliche<br />
Schatten auf die Lagune, die an einen Sommertag in<br />
den heißesten Stunden erinnern.<br />
Der Blick scheint wahrscheinlich vom Ca' Foscari aus<br />
aufgenommen worden zu sein. Ganz links im Bild ist<br />
der Palazzo Balbi zu erkennen, der sich durch seine<br />
palladianische Architektur auszeichnet, während rechts<br />
unter anderem die Paläste Contarini und Mocenigo zu<br />
sehen sind. Im Hintergrund kann man in der Ferne<br />
einen Teil der Rialto-Brücke erkennen. In diesem Werk<br />
zeigt sich die außerordentliche <strong>Meister</strong>schaft des Malers<br />
in der geschickten Verwendung der Perspektive.<br />
Die Boote im Vordergrund verleihen der Szene Dynamik,<br />
da sie in verschiedenen Richtungen im Raum angeordnet<br />
sind, während sie in Richtung der Rialto<br />
Brücke alle horizontal ausgerichtet sind, fast so, als ob<br />
sie dem Betrachter eine ruhige Atempause verschaffen<br />
sollen.<br />
Ungewöhnlich ist das Spiel der Schatten auf den<br />
Booten: Sie sind ziemlich scharf und kontrastieren mit<br />
dem hellen Wasser, was vielleicht auf die Tageszeit<br />
zurückzuführen ist, zu der das Motiv aufgenommen<br />
wurde. Der Himmel wird unten von blauen Wolken<br />
durchzogen, während sie oben leichte weiße Formen<br />
zeichnen. (1291402) (13)<br />
VINCENZO CHILONE,<br />
1758 – 1839, ATTRIBUTED<br />
THE GRAND CANAL WITH VIEW TO THE NORTH<br />
EAST FROM THE PALAZZO BALBI TO THE RIALTO<br />
BRIDGE<br />
Oil on canvas.<br />
46 x 74 cm.<br />
Chilone specialized in the painting of Venetian vedutas<br />
from his early works after the style of Canaletto<br />
(1697-1768).<br />
The work offered here is inspired by Canaletto’s prototype<br />
„The Canal Grande with a view to the northeast“<br />
from the Palazzo Balbi to the Rialto Bridge (in<br />
particular the painting published in Constable Links<br />
no. 212, plate 45), from which it differs in detail and in<br />
its arrangement and number of boats populating the<br />
lagoon, as well as the personal style of the colour palette<br />
with its cooler and more contrasting shades. The<br />
play of shadows on the boats is unusual: they are<br />
quite sharp and contrast with the bright water, which<br />
may be due to the time of day when the subject was<br />
created. The sky is criss-crossed with blue clouds below<br />
while they draw light white shapes further up.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
208 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
306<br />
WILLIAM JAMES,<br />
TÄTIG 1730 – 1780<br />
In London in der zweiten Hälfte des 18. Jahr hunderts<br />
tätiger Vedutenmaler. (Abb. folgende Seiten)<br />
VEDUTE VON SANTA MARIA DELLA SALUTE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
93 x 94 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi.<br />
William James war zwischen 1746 und 1771 als Vedutist<br />
tätig; die einzigen Informationen über seine<br />
künstlerische Persönlichkeit finden sich in Edward<br />
Edwards´ Anecdotes of Painters von 1808, in dem<br />
James als „Schüler“ oder Mitarbeiter von Canaletto<br />
während dessen Aufenthalt in England zwischen 1746<br />
und 1755 erwähnt wird. Sein künstlerischer Werdegang<br />
wurde teilweise durch eine Reihe von Londoner<br />
Ansichten rekonstruiert, die sich im Besitz des Ashmolean<br />
Museums in Oxford und der British Royal<br />
Collections befinden. Im Text des oben genannten<br />
Edwards findet sich jedoch die einzige Erwähnung<br />
seiner Malerei venezianischer Sujets, die der Biograf<br />
selbst als stark mit Canaletto verwandt ansieht. Die<br />
Zuschreibung einiger Ansichten, die auf den internationalen<br />
Markt gelangten, an William James und vor<br />
allem das Vorhandensein einiger Leinwände, auf denen<br />
sein Name vollständig auf einer an den Originalrahmen<br />
angebrachten Plakette steht, lassen auf eine<br />
reiche Produktion von Stadtpanoramen schließen, die<br />
im Allgemeinen dem malerischen Repertoire von Antonio<br />
Canal entnommen sind, Werke, die es dem<br />
englischen Maler ermöglichten, zu den „vedutisti<br />
di Venezia“ (Vedutenmalern von Venedig) gezählt zu<br />
werden, obwohl seine biografische Abfolge keinen<br />
Hinweis auf einen möglichen Aufenthalt in der Lagunenstadt<br />
gibt.<br />
James war einer der bekanntesten Schüler Canalettos,<br />
der den Geschmack der venezianischen Stätten<br />
indirekt aufnahm, indem er die Werke betrachtete,<br />
die der <strong>Meister</strong> mit nach England gebracht hatte, und<br />
indem er an seiner Seite arbeitete, als er die große<br />
Nachfrage seiner Auftraggeber nach Ansichten der<br />
von ihnen so geliebten Lagunenstadt befriedigte. Das<br />
vorliegende meisterhafte <strong>Gemälde</strong> zeigt als bedeutendste<br />
architektonische Formation die bekannte<br />
Kirche Santa Maria della Salute, vor ihr Gondeln und<br />
Transportkähne, das rechte Bildviertel mit der Kanalbebauung<br />
von kompositorisch ausgleichenden Wolkenformationen<br />
überspannt. (1291401) (13)<br />
WILLIAM JAMES,<br />
ACTIVE 1730 – 1780<br />
Veduta painter active in London in the second half of<br />
the 18th century. (Ill. following pages)<br />
VEDUTA OF SANTA MARIA DELLA SALUTE<br />
Oil on canvas.<br />
93 x 94 cm.<br />
Unframed.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi.<br />
William James was active as a veduta painter between<br />
1746 and 1771; the only information about his<br />
artistic career is found in Edward Edwards’ Anecdotes<br />
of Painters of 1808, in which James is mentioned as<br />
a “student” or collaborator of Canaletto during his<br />
stay in England between 1746 and 1755.<br />
The present masterful painting shows one of the<br />
most important architectural structures of Venice, the<br />
well-known Basilica of Santa Maria della Salute with<br />
gondolas and barges in the front and buildings along<br />
the canal along the right quarter of the painting. Cloud<br />
formations stretching overhead across the painting<br />
add balance to the composition.<br />
€ 100.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
209
Lot 306<br />
210 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
307<br />
FLÄMISCHER MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
ANSICHT VON ANTWERPEN AN<br />
EINEM SONNIGEN TAG<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
96,5 x 151,5 cm.<br />
In ebonisiertem Kehlrahmen.<br />
Von einem Hafenkai aus gesehen wird dem Betrachter<br />
die Stadtsilhouette von Antwerpen offenbar, vor welcher<br />
sich die glatten Bastionsmauern im Sonnenlicht<br />
spiegeln und aufgetakelte Segelschiffe mit niederländischer<br />
Beflaggung den Vordergrund beleben. Rest.<br />
FLEMISH SCHOOL, 17TH CENTURY<br />
VIEW OF ANTWERP ON A SUNNY DAY<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
96.5 x 151.5 cm.<br />
Notes:<br />
The present painting is listed at the RKD in The<br />
Hague inv. no. 232991.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ist beim RKD in Den Haag<br />
unter Inv.Nr. 232991 verzeichnet. (1290712) (1) (13)<br />
212 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
308<br />
JACOPO AMIGONI,<br />
1682 VENEDIG – 1752 MADRID<br />
BILDNIS EINES FELDHERRN VOM ORDEN<br />
„COSTANTINIANO DI SAN GIORGIO“<br />
Öl auf Leinwand.<br />
140 x 90 cm.<br />
Zuweisung durch Expertise von Mauro U. Lucco vom<br />
21. Juni 2015. Die Zuweisung an Amigoni, der auch in<br />
München (Schloss Schleißheim, Frauen dom etc.) tätig<br />
war, wird in dem beiliegenden Gutachten durch Bildvergleiche<br />
indiziert. Amigoni, der aus geh end von Venedig<br />
und Flandern ganz Europa bereist hat, einschließlich<br />
London oder Madrid, schuf neben seinen<br />
religiösen Themen zahlreiche Adelsbildnisse.<br />
Im Dreiviertelbildnis, im Harnisch, vor Wolkenhintergrund,<br />
mit grau gepudertem lockigem Haar. Die Körperhaltung<br />
nach rechts, der Kopf nach links gewandt, mit<br />
aufmerksam-kritischem Blick. Handschuh an der rechten<br />
Hand, ein roter Umhang dokumentiert seine adelige<br />
Herrschaftswürde. An der Brust das Ordenskreuz an<br />
langer Kette.<br />
Der Orden angeblich schon 313 durch Kaiser Konstantin<br />
gegründet worden sein. 1699 wurde er in Parma<br />
eingeführt, dann in Neapel 1735. Die Zugehörigkeitsbedingungen<br />
zu diesem Orden erforderten 250 Jahre<br />
bei den vier Vorfahren, väterlicher- wie mütterlicherseits,<br />
oder 400 Jahre Adel im väterlichen Viertel. Daraus<br />
ergibt sich, dass es sich bei dem hier Portraitierten<br />
um ein Mitglied des europäischen Hochadels handeln<br />
muss. So ist nicht nur stilistisch, sondern auch durch<br />
dieses Attribut die Entstehung des Bildes in die Jahre<br />
1699-1730 zu setzen, genauer gesagt, kurz nach 1720.<br />
A. R.<br />
Literatur:<br />
Maria Cristina Pavan Taddei, Amigoni (Amiconi), Iacopo.<br />
In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.), Dizionario Biografico<br />
degli Italiani (DBI). Band 2: Albicante-Ammannati.<br />
Istituto della Encic-lopedia Italiana, Rom 1960.<br />
Gregor Gatscher-Riedl, In Hoc Signo Vinces – Die Geschichte<br />
des Heiligen Konstantinischen Ritterordens<br />
vom Heiligen Georg. Zwischen religiösem Mythos<br />
und politischem Anspruch von Byzanz nach Neapel,<br />
Wien 2012. (1281186) (2) (11)<br />
JACOPO AMIGONI,<br />
1682 VENICE – 1752 MADRID<br />
PORTRAIT OF A GENERAL FROM THE ORDER<br />
“CONSTANTINIANO DI SAN GIORGIO”<br />
Oil on canvas.<br />
140 x 90 cm.<br />
The enclosed expert’s report by Mauro U. Lucco dated<br />
21 June 2015 identifies Amigoni, who was also<br />
active in Munich (Schleißheim Palace, Frauendom<br />
etc.) as the creator of this work by comparing other<br />
works.<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
213
309<br />
FLÄMISCHER MALER<br />
DES AUSGEHENDEN 17. JAHRHUNDERTS<br />
BLUMENSTILLLEBEN MIT INSEKTEN<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
55 x 41 cm.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Vor hellbraunem Hintergrund, auf einer Tischplatte mit<br />
hellem Tuch stehend, eine bauchige Glasvase, darin die<br />
prachtvollen weiß-roten und eine gelb-rot geflammte<br />
Tulpe. Mehrere Insekten beleben das Bild, so auf<br />
der Tischdecke drei Falter, eine Libelle, ein großer,<br />
schwarz glänzender Hirschhornkäfer, ein kleiner Marienkäfer<br />
sowie eine gold glänzende Biene. Auch im Bereich<br />
der Tulpen sind mehrere Insekten zu erkennen,<br />
darunter Falter und eine Libelle. Feine qualitätvolle<br />
Malerei, bei der die Tulpenblüten zwischen den leuchtend<br />
grünen Blättern in naturalistischer Manier wiedergegeben<br />
werden. Rest., Retuschen.<br />
(12907613) (1) (18)<br />
FLEMISH SCHOOL,<br />
LATE 17TH CENTURY<br />
FLOWER STILL LIFE WITH INSECTS<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
55 x 41 cm.<br />
Fine, high-quality painting with the tulip blossoms<br />
between the radiant green leaves are depicted in a<br />
naturalistic manner. Restored, retouched.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Detailabbildung<br />
214 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
310<br />
ANTONIO BELLUCCI,<br />
1654 PIEVE DI SOLIGO – 1726 EBENDA, ZUG.<br />
DER HEILIGE SEBASTIAN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert. Im Hochoval.<br />
116 x 99 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Der Legende nach war Sebastian Hauptmann unter<br />
Kaiser Diokletian am kaiserlichen Hof. Als der Kaiser<br />
von Sebastians christlichem Glauben erfuhr, ließ er<br />
ihn an einen Baum binden und von Bogenschützen<br />
erschießen. Er war jedoch nicht tot, sondern wurde<br />
von einer Witwe namens Irene gepflegt. In Nahsicht<br />
ist das Dreiviertelbildnis des schwer Verwundeten mit<br />
freiem Oberkörper zu erkennen, der mit erhobenem<br />
Kopf und glänzenden, leicht tränenden Augen zum<br />
Himmel schaut. Zu seiner linken Seite die in einem<br />
rot-weißen Gewand mit gelbem Tuch gekleidete Irene,<br />
die gerade versucht einen Pfeil aus seinem Arm zu ziehen<br />
und ihn zu pflegen. Ein weiterer, bereits entfernter<br />
Pfeil liegt auf seinem mit Blutspritzern versehenen<br />
weißen Lendentuch. Im Hintergrund eine Helferin der<br />
Irene, die beim Pflegen der Wunden zuschaut und<br />
hilft. Feine qualitätvolle Malerei, wobei die Physiognomie<br />
des Heiligen und der fast makellose, leicht muskulöse<br />
helle Körper besonders hervorgehoben werden.<br />
Vereinzelt rest., teils Retuschen und an den Rändern<br />
teils Farbabrieb.<br />
ANTONIO BELLUCCI,<br />
1654 PIEVE DI SOLIGO – 1726 IBID., ATTRIBUTED<br />
SAINT SEBASTIAN<br />
Oil on canvas. Relined. In vertical oval.<br />
116 x 99 cm.<br />
Unframed.<br />
€ 30.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Nur wenige Heilige sind in der Kunst so oft dargestellt<br />
wie der Märtyrer Sebastian, der meist nackt an einem<br />
Baumstamm stehende, von Pfeilen durchbohrte junge<br />
Mann. Zu den Künstlern gehören u.a. Pietro Perugino<br />
(1445/46-1523), Il Veronese (1528-1588) und Anthonius<br />
van Dyck (1599-1641). (1290701) (18)<br />
216 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
311<br />
RÖMISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
DER HEILIGE SEBASTIAN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
108 x 81 cm.<br />
Der jugendliche Heilige im Dreiviertelbildnis an einen<br />
Baum gebunden, sein linker Arm und die Brust mit<br />
Pfeilen durchbohrt. Teils mit herabtropfendem Blut,<br />
das sich teils auf seinem, um die Hüfte gebundenen<br />
Lendenschurz befindet. Den Kopf hat er leicht erhoben,<br />
den Mund leicht geöffnet und er blickt voller<br />
Angst mit seinen dunklen glänzenden Augen zum<br />
Himmel. Der stark beleuchtete, teils nackte muskulöse<br />
Oberkörper des Heiligen hebt sich vor dem<br />
dunklen landschaftlichen Hintergrund besonders ab.<br />
Feine, höchst qualitätvolle Malerei, insbesondere des<br />
Retuschen, kleinere Rahmenschäden.<br />
(1290544) (3) (18)<br />
ROMAN PAINTER, 17TH CENTURY<br />
SAINT SEBASTIAN<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
108 x 81 cm.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
218 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
312<br />
FRANCESCO TREVISANI,<br />
1656 CAPODISTRIA – 1746 ROM<br />
Schüler von Antonio Zanchi (1631-1722) in Venedig,<br />
später von Carlo Maratti (1625-1713) in Rom beeinflusst,<br />
ferner von Guido Reni (1575-1642), Paolo Veronese<br />
(1528-1588) und Pietro da Cortona (1596-1669).<br />
MARIA MIT DEM KIND BEI DER LEKTÜRE<br />
DES GEBETBUCHS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
76 x 62 cm.<br />
Im Buch monogrammiert.<br />
Das Kind auf einem Tisch sitzend, das Köpfchen müde<br />
an die Schulter der Mutter gelehnt, in den Händen ein<br />
Apfel sowie ein kleines Kreuz, das einen Schatten auf<br />
die Brust der Mutter wirft. Beleuchtet von links durch<br />
eine Kerze, deren Flamme vom Velum abgedeckt<br />
wird. Betonter, gekonnter Sfumatoeffekt bei milder<br />
Kerzenlichtbeleuchtung. (1281456) (11)<br />
FRANCESCO TREVISANI,<br />
1656 CAPODISTRIA – 1746 ROME<br />
THE VIRGIN AND CHILD READING<br />
A PRAYER BOOK<br />
Oil on canvas.<br />
76 x 62 cm.<br />
Monogrammed in book.<br />
The Christ Child is sitting on a table with its head<br />
sleepily leaning against its mother´s shoulder. It is<br />
holding an apple and a small cross in its hands – the<br />
cross’ shadow is falling on its mother´s chest. A candle<br />
hidden behind a veil lights the scene from the left.<br />
The work is painted in emphasized masterful sfumato<br />
in soft candlelight.<br />
€ 14.000 - € 16.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
220 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
313<br />
AERT JANSZ. MARIENHOF,<br />
TÄTIG UM 1640 – UM 1652<br />
JOSEPH UND DIE FRAU DES POTIPHAR<br />
Öl auf Eichenholz.<br />
65,5 x 53 cm.<br />
Links unten schwer lesbar signiert.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Zertifikat vom Dorotheum, Wien vom<br />
10.01.11, worin sich für den Hinweis an den oben genannten<br />
Maler bei Prof. Dr. Werner Sumowski bedankt<br />
wird.<br />
Szene des <strong>Alte</strong>n Testaments, wonach Potiphars Frau<br />
den jungen Joseph vergeblich zu verführen versucht;<br />
hier in einem abgedunkelten Innenraum wiedergegeben<br />
mit Beleuchtung der Szenerie von links durch<br />
ein halb von einem Vorhang verdecktes Fenster. Die<br />
junge Frau versucht den Jüngling an den Kleidern zurückzuhalten,<br />
während dieser nach rechts flieht. Den<br />
Zipfel seines Umhangs hält sie fest, womit sie der<br />
Legende nach, später die Tat beweisen wollte. Neben<br />
der Darstellung der beiden Hauptfiguren gibt der Maler<br />
auch stilllebenhaft etliche Prunkgefäße wie einen<br />
Silberkrug im Vordergrund oder eine chinesische Vase<br />
im Hintergrund feinpinselig wieder. Insgesamt, auch<br />
das Stoffliche hier in großer Könnerschaft vorgeführt.<br />
Der beidseitig zurückgezogene Vorhang verleiht der<br />
Szenerie einen besonderen Aspekt: Der Bildbetrachter<br />
wird Zeuge einer intimen Szene. (1290276) (11)<br />
AERT JANSZ. MARIENHOF,<br />
ACTIVE CA. 1640 – CA. 1652<br />
JOSEPH AND POTIPHAR’S WIFE<br />
Oil on oak panel.<br />
65.5 x 53 cm.<br />
Signed barely legible lower left.<br />
Enclosed is a certificate from the Dorotheum, Vienna<br />
dated 10.01.11, thanking Prof. Dr. Werner Sumowski<br />
for the reference to the above-mentioned painter.<br />
Old Testament scene depicting Potiphar‘s wife trying<br />
in vain to seduce young Joseph.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
222 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
314<br />
SEBASTIANO CONCA,<br />
AUCH GENANNT „IL CAVALIERE“,<br />
1676/80 GAETA – 1764 NEAPEL, ZUG.<br />
DIE HEILIGE CÄCILIA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
135 x 100 cm.<br />
In gekehltem und vergoldetem Holzrahmen.<br />
Das in der Fototeca der Fondazione Zeri unter Nummer<br />
61072 geführte <strong>Gemälde</strong> wird dort uneingeschränkt<br />
Sebastiano Conca zugewiesen. Es zeigt das bei Conca<br />
beliebte Sitzmotiv einer Frau mit dem nach oben<br />
gerichteten Blick. Drei Cherubim beziehungsweise Putti<br />
begleiten sie bei ihrem ihr attributiv zukommendem<br />
Orgelspiel.<br />
Provenienz:<br />
Eduardo Moratilla, Paris.<br />
Literatur:<br />
Vgl. M. di Macco, Sebastiano Conca (1680-1764),<br />
Gaeta 1981, S. 160.<br />
SEBASTIANO CONCA,<br />
ALSO KNOWN AS “IL CAVALIERE”,<br />
1676/80 GAETA – 1764 NAPLES, ATTRIBUTED<br />
SAINT CECILIA<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
135 x 100 cm.<br />
The painting is listed at the Fototeca of Fondazione<br />
Zeri under number 61072 and is attributed unreservedly<br />
to Sebastiano Conca.<br />
Provenance:<br />
Eduardo Moratilla, Paris.<br />
Literature:<br />
cf. M. di Macco, Sebastiano Conca (1680-1764), Gaeta<br />
1981, p. 160.<br />
€ 7.500 - € 10.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Vergleiche:<br />
Ein kompositionell dem hiesigen <strong>Gemälde</strong> sehr nahe<br />
stehendes Bild wurde am 10. Juli 1974 als Lot 84<br />
bei Sotheby’s, London versteigert und unterscheidet<br />
sich vornehmlich durch den Blumenkranz über dem<br />
Haupt der Heiligen. (1280872) (2) (13)<br />
224 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
315<br />
PAUWELS CASTEELS,<br />
1625 ANTWERPEN – 1677 EBENDA, ZUG.<br />
NEPTUN UND AMPHITRITE<br />
Öl auf Kupfer.<br />
54 x 75 cm.<br />
In ebonisiertem teilvergoldetem Profilrahmen.<br />
Die vielfigurige Szene ist ganz in der Malweise von<br />
Pauwels Casteels, der sich auf <strong>Gemälde</strong> mit dichter<br />
Figurenstaffage, zumeist Schlachtenszenen, spezialisiert<br />
hatte. Hier sehen wir Amphitrite auf einem barocken<br />
Delfin diagonal in der Bildfläche lagernd und mit<br />
ihrer vornehmen Blässe als Quelle des Lichts und der<br />
Bedeutung des <strong>Gemälde</strong>s dienend und wirkungsvoll<br />
mit der Hautfarbe eines Nereiden kontrastierend, der<br />
sich über sie beugt. Ein dichtes Gefolge von Tritonen<br />
und Nereiden belebt die Szene, die von Neptun überschattet<br />
wird, der sich mit seinem Dreizack auf einer<br />
Troika nähert, der von Tritonen gezogen wird.<br />
PAUWELS CASTEELS,<br />
1625 ANTWERP – 1677 IBID., ATTRIBUTED<br />
NEPTUNE AND AMPHITRITE<br />
Oil on copper.<br />
54 x 75 cm.<br />
Notes:<br />
A comparable painting monogrammed with letters<br />
“P.C.” and attributed to Casteels is listed at the RKD<br />
in The Hague with no. 55693.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
Ein vergleichbares „P.C.“ monogrammiertes <strong>Gemälde</strong>,<br />
welches Casteels zugeschrieben wird, ist beim RKD<br />
in Den Haag unter Inv. Nr. 55693 verzeichnet.<br />
(12907612) (1) (13)<br />
226 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6,500 additional images.
316<br />
BENEDETTO LUTI,<br />
1666 FLORENZ – 1724 ROM, ZUG.<br />
DAS GOLDENE ZEITALTER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
124 x 141 cm.<br />
In teilvergoldetem Rahmen.<br />
Das Goldene Zeitalter ist ein Begriff aus der antiken<br />
Mythologie. Er bezeichnet die als Idealzustand betrachtete<br />
friedliche Urphase der Menschheit vor der<br />
Entstehung der Zivilisation. Dem griechischen Mythos<br />
zufolge waren die sozialen Verhältnisse im Goldenen<br />
Zeitalter ideal und die Menschen hervorragend in<br />
ihre natürliche Umwelt eingebettet. Zu sehen ist eine<br />
weite bergige Landschaft, in der die dargestellten<br />
Menschen in friedlichem Zusammensein mit Tieren<br />
leben. Linksseitig ein junger Mann, der auf einen Baum<br />
geklettert ist und wohl versucht Früchte herunterzuschütteln.<br />
Rechtsseitig eine weitere Figur, die gerade<br />
Weintrauben pflückt. Im Vordergrund rechts ein junges<br />
Paar, nur mit ein paar dünnen Laken verhüllt, sowie<br />
linksseitig eine junge liegende Frau auf einem türkisfarbenen<br />
Tuch, vor ihr sitzend ein kleiner Hund und von<br />
links zwei Hasen. In der Mitte ein am Boden liegendes<br />
Kind, das wohl mit einem Bären spielt, während<br />
weitere Kinder auf einem Tier, wohl einem Löwen,<br />
sitzend reiten. In der Mitte des Hintergrunds haben<br />
einige Figuren einen Kreis gebildet und scheinen zu<br />
tanzen. Harmonische, friedliche wirkende Darstellung<br />
in weichen zarten Farb tönen. Wenige kleinere Retuschen.<br />
(1290561) (18)<br />
BENEDETTO LUTI,<br />
1666 FLORENCE – 1724 ROME, ATTRIBUTED<br />
THE GOLDEN AGE<br />
Oil on canvas.<br />
124 x 141 cm.<br />
In parcel-gilt frame.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
227
KATALOG III<br />
GEMÄLDE ALTE MEISTER – TEIL 2<br />
Zum nächsten Katalog, bitte hier klicken:<br />
ONE OF THE LEADING AUCTION HOUSES IN EUROPE<br />
CATALOGUE III<br />
OLD MASTER PAINTINGS – PART 2<br />
AUCTIONS: THURSDAY, 9 DECEMBER 2021<br />
Exhibition: Saturday, 4 – Tuesday, 7 December 2021