LE-5-2021
LOGISTIK express Zeitschrift ePaper App | Ausgabe 5/2021
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LOGISTIK express<br />
Ausgabe: 5/<strong>2021</strong><br />
HANDEL SIEHT SICH VOR „TAL DER TRÄNEN“<br />
Handelsverband Geschäftsführer Rainer Will im Gespräch<br />
über die unbefriedigende Situation des Handels und über<br />
die Zukunft des Einzelhandels.<br />
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LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong>|S2<br />
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U2
INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />
INHALT 5/<strong>2021</strong><br />
03 Inhalt / Editorial / Impressum<br />
04 Setzt der Erpressbarkeit ein Ende!<br />
06 Und wieder ein Lockdown. Ist der Handel noch zu retten?<br />
12 TECH DAY <strong>2021</strong><br />
14 Paketversand mit Öko-Touch<br />
18 Smarte Logistik 4.0.<br />
28 Neue Erwartungen an die Intralogistik<br />
30 55.000 Paar Laufschuhe pro Tag<br />
34 Mehr Platz für Onlineshop bei Gebrüder LIMMERT<br />
36 Schwerlastverschieberegalanlage mit 41.000 Paletten-Stellplätzen<br />
38 Die Zukunft des (E)Commerce als Game-Changer<br />
42 Die Stadt der Zukunft ist smart und nachhaltig lebenswert<br />
44 Neues Einkaufserlebnis dank Augmented Reality<br />
48 Darum bleibt der Mensch für die Industrie 4.0 unentbehrlich<br />
50 Fly.Bot - Drohnen in der Logistik<br />
54 Künstliche Intelligenz trifft proaktive Aussagen über Logistikprozesse<br />
58 Klimawandel: Nachhaltige Logistik<br />
62 Renaturierung oder aquatischer Exorzismus?<br />
66 Die Inflation ist da und bleibt!<br />
70 Aktion gültig bis Ende <strong>2021</strong><br />
5/<strong>2021</strong><br />
Nun ist es soweit, wir haben<br />
den nächsten und vierten<br />
Lockdown und bekommen<br />
demnächst eine Impfpflicht,<br />
dank unfähiger Regierung.<br />
Doch sollten wir uns jetzt von<br />
Politik / Medien nicht spalten<br />
lassen und im nächsten<br />
Jahr besonders darauf achten.<br />
Denn die kommenden<br />
Monate werden nicht<br />
einfacher... Lesen Sie jetzt<br />
über aktuelle wirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
sowie Lösungsansätze von<br />
Unternehmen zu Industrie/<br />
Handel, Umwelt und Logistik.<br />
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IMPRESSUM:<br />
Inhaber, Herausgeber:<br />
LOGISTIK EXPRESS / MJR MEDIA<br />
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Hameaustraße 44, 1190 Wien<br />
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StV. Peter Nestler | Redaktion:<br />
Angelika Gabor, Dirk Ruppik,<br />
Peter Baumgartner<br />
Bilder: istockphoto.com
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S4<br />
Setzt der Erpressbarkeit ein Ende!<br />
Geld regiert die Welt… die Menschenrechtskonvention verliert ihre Bedeutung,<br />
und alle halten die Füße still – Hauptsache, es kommen keine Flüchtlinge in<br />
die EU. Flugzeuge werden zum Landen gezwungen, Menschen als Druckmittel<br />
zur Außengrenze gekarrt, Andersdenkende gefoltert und inhaftiert… von der<br />
„scharfen Verurteilung“ können sich die Betroffenen nicht mal ein Pflaster kaufen.<br />
Die EU hat sich erpressbar gemacht, und die Konsequenzen tragen die Ärmsten.<br />
REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Die globale Coronapandemie ist<br />
so omnipräsent, dass viele andere<br />
Meldungen in den Hintergrund<br />
rücken. Und doch geschieht es<br />
tagtäglich: Menschen flüchten, hungern,<br />
sterben. Immer wieder treffen sich namhafte<br />
Politiker verschiedener Nationen – G7, G8,<br />
G20 oder wie sie alle heißen – um darüber<br />
zu schwadronieren, was alles falsch läuft und<br />
wer schuld daran ist. Lösungen dazu sind eher<br />
Mangelware, aber im Idealfall wird das Problem<br />
ausgelagert. Nehmen wir als Beispiel<br />
das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei, das<br />
2016 nach kurzer Schockstarre angesichts<br />
der Flüchtlingsströme aus Syrien (huch, da<br />
kommen wirklich Viele, wer hätte das gedacht,<br />
ist ja nur ein Krieg) geschlossen wurde.<br />
Die Quintessenz daraus: die Türkei verhindert<br />
Migration in die EU und nimmt illegal zB<br />
nach Griechenland gereiste Flüchtlinge ohne<br />
Asylanspruch zurück. Im Gegenzug übersiedelt<br />
die EU für jeden zurückgeschickten unerlaubt<br />
Eingereisten einen syrischen Flüchtling<br />
aus der Türkei innerhalb der Union und zahlt 6<br />
Milliarden Euro für die Versorgung. Plus: eine<br />
Erleichterung der Einreise für türkische Staatsbürger.<br />
Was auf dem Papier vielleicht praktikabel<br />
klingen mag – über die menschliche oder<br />
ethische Komponente dieses Handels denken<br />
wir jetzt lieber nicht nach – war von Anfang<br />
an zum Scheitern verurteilt. Eine Verteilung<br />
innerhalb der Mitgliedsländer? Kaum<br />
eine nationale Regierungspartei steigert ihre<br />
Popularität durch die freiwillige Aufnahme<br />
von Flüchtlingen… Im Jahr 2019 hat laut türkischem<br />
Vize-Außenminister Faruk Kaymakci<br />
die Türkei 455.000 Migranten an der Weiterreise<br />
gehindert, im Jahr 2020 immerhin noch<br />
122.000 – und für die Versorgung der rund 3,7<br />
Millionen syrischer Flüchtlinge im Land rund<br />
40 Milliarden Euro ausgegeben. Dem gegenüber<br />
stehen die 4,1 Milliarden Euro, die von<br />
den zugesagten 6 EU-Milliarden bereits gezahlt<br />
wurden. Und es gibt noch eine unausgesprochene<br />
Komponente, die den Deal so<br />
prekär macht: die „Sagt nichts gegen meine<br />
Politik oder meine Person, oder ich winke die<br />
Leute durch und das Flüchtlingsabkommen<br />
ist gestorben“-Klausel. Dabei gab es auch in<br />
den letzten 5 Jahren einige Themen, die sich<br />
durchaus einen größeren Aufschrei verdient<br />
hätten, wie etwa das brutale Vorgehen gegen<br />
seine Gegner beim Putschversuch im Juli<br />
2016, die unmenschlichen Anti-Terrorgesetze,<br />
das Vorgehen gegen Kurden, das Beschneiden<br />
der Pressefreiheit, der Gas-Streit im Mittelmeer<br />
oder die Inhaftierung Andersdenkender,<br />
wie des Kulturförderers Osman Kavala.<br />
Erhebt man offiziell die Stimme wie letztes<br />
Jahr (damals ging es um die Situation in Idlib),<br />
wird einfach die Grenze zu Griechenland<br />
geöffnet, und damit das Tor zur Hölle für die<br />
gebeutelten Flüchtlinge, die voller Hoffnung<br />
Richtung Europa zogen, um dann mit Tränengas,<br />
Blendgranaten und Schlagstöcken<br />
von griechischen Sicherheitskräften zurückgetrieben<br />
zu werden. Zum Glück haben diese<br />
traumatisierten Menschen danach nicht die<br />
Zeitung gelesen, in der zu lesen war, dass<br />
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der<br />
Leyen Griechenland lobte und dafür dankte,<br />
der „Europäische Schild“ zu sein. Egal wie –<br />
Hauptsache es kommt keiner über die Grenze.<br />
Andere Grenze, gleiches Vorgehen<br />
Ich stelle mir vor, wie der Türkische Präsident<br />
Recep Tayyip Erdogan ein Kaffeekränzchen<br />
veranstaltet. Gäste: der belarussische Macht-
haber Alexandr Lukaschenko, Russlands<br />
Präsident Wladimir Putin und der Ungarische<br />
Ministerpräsident Viktor Orban. Sie unterhalten<br />
sich köstlich über ihre Auslegung der<br />
Menschenrechte und wie sie von der EU bekommen,<br />
was sie sich wünschen. Besonders<br />
perfide das Vorgehen Lukaschenkos: Flüchtlinge<br />
aus Krisenregionen wie dem Irak, aus Syrien<br />
und Afghanistan werden mit touristischen<br />
Visa nach Belarus geholt und dann an die<br />
polnische Grenze gebracht, um Druck auszuüben.<br />
Als Reaktion darauf wurde in Polen<br />
flugs ein Grenzzaun errichtet, mehr als 15.000<br />
Sicherheitskräfte patrouillieren. Mit Wasserwerfern<br />
und Tränengas (deja vue?) werden<br />
die Menschen zurückgedrängt, zu Tausenden<br />
verharren sie in bewachten Notlagern<br />
an der Grenze.<br />
Die EU erkennt Lukaschenkos Wahlsieg 2020<br />
nicht an und verhängte aufgrund des Vorgehens<br />
gegen Demonstranten, Medienvertreter<br />
und die Opposition sowie für die<br />
Wahlfälschung Sanktionen, die immer wieder<br />
verstärkt wurden. Dazu zählen ein Reiseverbot<br />
und das Einfrieren von Vermögenswerten von<br />
inzwischen insgesamt 166 Personen und 15 Organisationen,<br />
darunter etliche Mitglieder belarussischer<br />
Behörden und der Diktator selbst.<br />
Die erzwungene Landung eines Ryanair-Jets<br />
in Minsk zur Festnahme des regimekritischen<br />
Journalisten Raman Protasewitsch und seiner<br />
Lebensgefährtin Sofia Sapega sorgte international<br />
für Aufsehen – und natürlich für weitere<br />
Sanktionen wie den Ausschluss belarussischer<br />
Fluglinien aus dem gesamten EU-Luftraum.<br />
Was für ein freundlicher Zeitgenosse er ist,<br />
bewies Lukaschenko mit seiner Begründung<br />
für die Schließung von 270 NGOs während<br />
eines BBC Interviews: „Wir werden all den Abschaum<br />
massakrieren, den ihr, der Westen,<br />
finanziert habt." Der Westen sei nur frustriert,<br />
weil „wir jetzt all eure Strukturen zerstört haben<br />
– eure NGOs und all jene, die ihr bezahlt.“ Gegen<br />
Verfolgungswahn gibt es übrigens Medikamente,<br />
im Idealfall teilt er die dann mit den<br />
anderen Teilnehmern beim oben erwähnten<br />
Kaffeekränzchen. Jedenfalls sind die Sanktionen<br />
natürlich unangenehm, daher das Spiel<br />
mit den Flüchtlingen. Und wie sieht die Strategie<br />
der EU abgesehen von Sanktionen aus?<br />
Sie verspricht ein drei Milliarden Euro schweres<br />
Investitions- und Wirtschaftspaket für Belarus,<br />
sobald das Land demokratisch wird. Und<br />
was macht Lukaschenko? Der freut sich über<br />
eine Milliarde Dollar Sonderziehungsrechte,<br />
die ihm der IWF zur Überwindung der Corona-Pandemie<br />
gewährte und damit im vergangenen<br />
August die Währungsreserven des<br />
Regimes auf einen Schlag um fast zwölf Prozent<br />
erhöhte. Und wenn das nicht reicht, holt<br />
er sich einfach neue Kredite bei seinem guten<br />
Freund Putin. Und lacht über den Westen.<br />
Derweil wird in Litauen der Ausnahmezustand<br />
verhängt, weil die importierten Migranten aus<br />
Belarus nicht nur nach Polen stürmen, sondern<br />
in ihrer Verzweiflung auch in die andere<br />
Richtung ausweichen – wo sie von Soldaten<br />
mit Wasserwerfern empfangen werden (wie<br />
gut, dass es an allen Grenzen einen ausreichenden<br />
Vorrat davon gibt).<br />
Bis dato hat es die EU nicht geschafft, die die<br />
gemeinsame Asylpolitik zu reformieren und so<br />
Migration und Flucht nach Europa dauerhaft<br />
und nachhaltig zu regeln. Der Knackpunkt:<br />
die Umverteilung ankommender Asylwerber<br />
zwischen den Staaten, da einige Länder die<br />
Aufnahme strikt verweigern. Solidarität? Ist<br />
wohl im Mittelmeer ertrunken. Gleichzeitig<br />
werden Konflikte weiter befeuert und Waffenproduzenten<br />
können munter weiter exportieren<br />
und sich am Leid bereichern. Demokratie<br />
und Menschenrechte werden mit<br />
Füßen getreten, aber wir kuschen und lassen<br />
uns erpressen. Wir müssen gemeinsam eine<br />
Pandemie bekämpfen, Terror verhindern, die<br />
Kluft zwischen Arm und Reich verringern und<br />
die Klimaerwärmung stoppen, aber die EU<br />
zerbricht an der Flüchtlingsverteilungsfrage.<br />
Rosige Aussichten… (AG)
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S6<br />
Und wieder ein Lockdown. Ist der<br />
Handel noch zu retten?<br />
Nach 21 Monaten Pandemie hat die Österreichische Regierung noch immer<br />
keine bessere Lösung gefunden als einen harten Lockdown – und das direkt<br />
vor dem (über)lebenswichtigen Weihnachtsgeschäft. Wie soll es nun weitergehen,<br />
was muss man anders machen und wie sieht die Zukunft des Handels aus?<br />
Logistik express im Gespräch mit Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands.<br />
REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
Weitere Ärgernisse seien die schwarz/weiß-<br />
Symbolpolitik und beispielsweise manche<br />
„übererfüllte“ Polizeikontrollen. Jedenfalls<br />
steht das Telefon kaum still, auf allen Kanälen<br />
wird sein Rat gesucht. Schon während der<br />
ersten drei harten Lockdowns musste der<br />
Handel Umsatzverluste von fast einer Milliarde<br />
Euro verkraften – pro Woche wohlgemerkt!<br />
Und das, obwohl unterschiedliche Studien<br />
zeigen, dass der Handel gar kein Corona-<br />
Hotspot ist: AGES-Clusteranalysen belegen,<br />
dass fast 70 Prozent aller Infektionen im Haushalt<br />
passieren, 15 Prozent in der Freizeit. Im<br />
Gegensatz dazu wurde im Einzelhandel bis<br />
dato kein Corona-Cluster nachgewiesen.<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Als Geschäftsführer des Handelsverbands<br />
kommt Rainer Will derzeit<br />
kaum zur Ruhe, schließlich gilt es,<br />
stets auf dem neuesten Stand zu<br />
sein und zwischendurch auch noch Feuerwehr<br />
für die Mitglieder zu spielen. „So bunt<br />
der Handel ist, so komplex sind auch die<br />
Herausforderungen. Die Situation hat sich<br />
gegenüber dem Vorjahr wieder klar verschlechtert.<br />
Wir haben gelernt, den Virus<br />
besser einzuordnen und sehen wie er sich<br />
verändert – aber die Antwort der Politik bleibt<br />
gleich. Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie<br />
müssen wir endlich differenzierte Maßnahmen<br />
auf wissenschaftlicher Basis setzen,<br />
die tatsächlich Wirkung zeigen“, kritisiert er.<br />
An welchen Ecken brennt es gerade am<br />
stärksten?<br />
Soeben gab es weißen Rauch bei der vierten<br />
Runde der Handels-Kollektivvertragsverhandlungen:<br />
erst lagen die Forderungen der Gewerkschaft<br />
- ein Gehaltsplus von 3,5 Prozent,<br />
eine höhere Abgeltung für Mehr- und Nachtarbeit<br />
sowie längerer Urlaub weit vom Angebot<br />
der Arbeitgeberseite - eine Gehaltserhöhung<br />
von knapp über der durchschnittlichen<br />
Inflationsrate – entfernt. „Die Gewerkschaft<br />
wollte das Christkind vorziehen, aber uns ging<br />
es darum, Arbeitsplätze zu erhalten. Gerade<br />
jetzt, wo die doppelten Gehälter anstehen,<br />
fällt der Branche mit dem Lockdown der Umsatz<br />
weg. Ich rechne daher leider mit einigen<br />
Insolvenzen“, so Will.<br />
Für ihn bedeutet die am 23.11. erzielte Einigung<br />
darum ein Ergebnis an der Schmerzgrenze:<br />
„Die starke Erhöhung des Mindestgehalts<br />
im Handel um 3,45 Prozent auf 1.800 Euro<br />
macht die Attraktivität der Branche deutlich.
Diese Tariferhöhung ist auch ein Zeichen der<br />
Dankbarkeit an die Beschäftigten, die in den<br />
letzten zwei Jahren während der Corona-<br />
Pandemie Außergewöhnliches geleistet haben<br />
- wenngleich jeder Euro mehr bei den<br />
Personalkosten den Handelsbetrieben in der<br />
Kassa fehlen wird.“<br />
Eine wichtige Maßnahme im Kampf gegen<br />
Corona ist die Teststrategie. Das Problem:<br />
„Die limitierte Testkapazität, insbesondere<br />
im ländlichen Bereich, und die Öffnungszeiten<br />
der Apotheken stellen eine große<br />
Herausforderung für die Angestellten dar.<br />
Wir waren schon früh im Gespräch mit der<br />
Regierung zum Ausbau einer PCR-Test-<br />
Infrastruktur, aber das wurde abgelehnt.“<br />
Als Branchensprecher hatte er auch vorgeschlagen,<br />
als Positivanreiz für die Erstimpfung<br />
einen 50 Euro Gutschein pro Person, einlösbar<br />
im stationären Handel, bei Dienstleistern oder<br />
Gastronomie im Inland, auszugeben – noch<br />
lange, bevor die burgenländische Impflotterie<br />
startete. „Diese Maßnahme hätte hochgerechnet<br />
maximal 395 Millionen gekostet und<br />
hätte uns womöglich einen weiteren Lockdown<br />
und damit Milliarden erspart – Stichwort<br />
Ausfallbonus. Doch auch dieser Vorschlag<br />
wurde leider abgelehnt“, bedauert Will.<br />
Selbst durch den Lockdown nur für Ungeimpfte<br />
entstand im Non-Food-Bereich ein<br />
Schaden von 350 Millionen pro Woche, da<br />
hätte man den Gutschein schnell herinnen –<br />
und gleichzeitig die Kaufkraft gestärkt. Doch<br />
wohin fließt das Geld, wenn nicht in den<br />
stationären Non-Food-Handel? 20 Prozent<br />
werden eingespart, 20 Prozent landen beim<br />
Nahversorger und ganze 60 Prozent werden<br />
online ausgegeben. „Davon landen allerdings<br />
120 Millionen im Ausland – das größte<br />
Amazon-Förderprogramm, das man sich vorstellen<br />
kann.“<br />
Ein weiteres Anliegen ist ihm die rasche, aber<br />
vor allem vernünftige Entschädigung der Unternehmen<br />
für den Lockdown: „Es ist wichtig,<br />
Wachstum und Filialschließungen in die<br />
Berechnung des Verlustausgleichs einzubeziehen.<br />
Wer 2019 zwei Filialen hatte und jetzt<br />
nur noch eine, erhält die doppelte Förderung.<br />
Im umgekehrten Fall erhält man möglicherweise<br />
gar nichts. Dabei haben jene, die gewachsen<br />
sind, Arbeitsplätze geschaffen und<br />
dürfen dafür nicht bestraft werden.“<br />
RAINER WILL<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
HANDELSVERBAND<br />
ÖSTERREICHS
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S8<br />
Globalisierung versus Regionalisierung:<br />
wer gewinnt?<br />
„Eine Kombination aus beidem. Die Globalisierung<br />
hat nicht alles gehalten, was sie versprochen<br />
hat. Freihandelspakte wie Mercosur<br />
stellen eine Bedrohung dar, wenn beispielsweise<br />
Deutschland bereit ist, den nationalen<br />
Fleischmarkt zu zerstören, um mehr Autos zu<br />
exportieren. Auf der anderen Seite kann man<br />
nicht sagen, dass Regionalisierung bei allem<br />
besser ist. Ideal wäre saisonal und regional.<br />
Denn eine Bio-Gurke aus spanischem Freilandanbau<br />
kann im Winter durchaus eine bessere<br />
CO2-Bilanz aufweisen als eine herkömmliche<br />
Gurke aus einem regionalen, beheizten<br />
Glashaus.“<br />
Der bundesweite Nachhaltigkeitskompass<br />
„Sustainable Commerce Report“, eine großangelegte<br />
Konsumentenstudie mit über<br />
1.000 Befragten, wird jährlich vom Handelsverband<br />
und EY Österreich in Zusammenarbeit<br />
mit MindTake Research erstellt. Zusätzlich<br />
fließt eine Händlerbefragung unter den<br />
Mitgliedern des Handelsverbands mit in die<br />
Ergebnisse ein. Und diese zeigen, dass den<br />
Österreichern Nachhaltigkeit nicht nur wichtig<br />
ist, sondern dass sie auch bereit sind, dafür<br />
zu bezahlen: „Ganze 57 Prozent sind bereit,<br />
für regionale und Bio-Produkte tiefer in die<br />
Tasche zu greifen, jeder Zehnte würde sogar<br />
25 Prozent oder mehr aufzahlen. Für fair<br />
gehandelte Produkte ist knapp die Hälfte<br />
(49 Prozent) bereit, mehr auszugeben.<br />
Das ist eine riesige Chance für den Handel,<br />
hier mit Qualität aus der Region größere Margen<br />
zu erzielen“, so Will. Doch auch die anderen<br />
Erkenntnisse der im Oktober veröffentlichten<br />
Studie sind durchaus interessant. So<br />
sind beispielsweise die Top-Nachhaltigkeitsthemen<br />
der Konsumenten Müllvermeidung,<br />
Recycling, nachhaltige Verpackungen (62 %),<br />
Vermeidung von Produkt- oder Lebensmittelverschwendung<br />
(55 %) sowie Tierwohl (54 %).<br />
„Angesichts dieser Zahlen wäre auch dringend<br />
eine Herkunftskennzeichnung in der<br />
Gastronomie von Nöten. Wenn dann das<br />
Schnitzerl vom österreichischen Rind um ein<br />
paar Prozent mehr kostet als das aus dem<br />
Ausland, würde sicher die Mehrheit lieber das<br />
regionale Produkt kaufen“, ist Will überzeugt.<br />
Dass dann doch wieder weniger nachhaltige<br />
Produkte als möglich im Wagerl landen, liegt<br />
vor allem an vier Punkten: dem teils doch signifikant<br />
höheren Preis für Öko-Produkte (47 %,)<br />
dem Verzichtsunwillen (36 %, nicht jeder mag<br />
Sojaschnitzel), der Bequemlichkeit (23 %) und<br />
der mangelnden Aufklärung (21 %).<br />
„Die Befragten würden aus Nachhaltigkeitsgründen<br />
durchaus lieber vereinzelte leere<br />
Supermarktregale in Kauf nehmen und die<br />
Raumtemperatur daheim um 1°C senken,<br />
als auf Fleisch, Reisen oder ihr eigenes Auto<br />
zu verzichten“, nennt Will eines der Studienergebnisse.<br />
Auch überraschend: besonders<br />
ältere Personen haben sowohl beim<br />
Lebensmittel-, als auch beim Kleidungskauf<br />
überdurchschnittlich hohe Erwartungen<br />
an Nachhaltigkeitsaspekte. Paradox:<br />
18- bis 29-Jährige sind eher bereit aufzuzahlen,<br />
wollen aber auf nichts verzichten.<br />
Stolze 70 Prozent der Studienteilnehmer würden<br />
ein Bonusprogramm für nachhaltigen<br />
Konsum begrüßen und auch nutzen, und drei<br />
Viertel der Bevölkerung finden eine Cashback-Option<br />
interessant – und das quer durch<br />
alle Altersklassen. „Für die Unternehmen ist<br />
es wichtig, ihre eigene Zielgruppe zu kennen<br />
und dementsprechend ihr Angebot zu gestalten“,<br />
fasst Will zusammen. Wenig verwunderlich<br />
daher, dass die parallele Händlerbefragung<br />
ergab, dass 84 Prozent der Händler es<br />
als Chance sehen, im Nachhaltigkeitsbereich<br />
aktiver zu werden.<br />
Die Marke „made in Germany“ ist weltweit ein<br />
Kaufanreiz, wie steht es mit der Marke „made<br />
in Austria“?<br />
„Es ist sehr wichtig, die Marke zu stärken. Und<br />
Österreich ist dafür prädestiniert! Wir sind weltberühmt<br />
für unsere Kunst, Kultur, Musik, aber<br />
auch als Sportnation, Kongressstandort und<br />
Urlaubsreiseziel. Diese Themen muss man mitvermarkten.<br />
Wir haben Qualitätsgütezeichen<br />
mit freiwilligen Selbstverpflichtungen, die weit<br />
über die gesetzlichen Regelungen hinausgehen,<br />
und die Qualität spricht für sich. Sonst<br />
würde Österreich wohl kaum Lebensmittel in<br />
180 Länder exportieren“ schwärmt Will, „weitere<br />
gute Gründe für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung.“<br />
Zudem sei durch die<br />
Pandemie ein Weckruf erfolgt – nicht zuletzt<br />
durch die Unterbrechung der Lieferketten<br />
mit vielen Verzögerungen insbesondere aus
„INVESTITION NACHHALTIGE LOGISTIK“<br />
Im Gespräch mit Post AG Vorstand für Paket & Logistik<br />
Peter Umundum über Innovationen und Investitionen<br />
in und für eine nachhaltige Logistik.<br />
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LOGISTIK express<br />
Ausgabe 3/<strong>2021</strong><br />
Fernost. Will: „Viele merken, dass es besser ist,<br />
lokal einzukaufen. Trotzdem ein Tipp: vorher<br />
anrufen, ob das Gewünschte wirklich lagernd<br />
ist.“ Viele Warengruppen werden überwiegend<br />
importiert – Bekleidung, Baumarktartikel,<br />
Spielzeuge, aber auch die Chipproduktion<br />
erfolgt hauptsächlich in Asien. Können diese<br />
Produkte überhaupt konkurrenzfähig hierzulande<br />
gefertigt werden?„Je höher der Automatisierungsgrad,<br />
desto eher ist die Rückkehr<br />
zu einer europäischen Produktion möglich.<br />
Der Faktor Arbeit mit viel zu hohen Lohnnebenkosten<br />
ist ausschlaggebend. Wir sind hier<br />
in den Top Drei hinter Frankreich und Schweden<br />
– kein ruhmreiches Stockerl! Internationale<br />
Unternehmen schrecken vor der Ansiedelung<br />
in Österreich zurück. Aber das liegt nicht<br />
ausschließlich an den Lohnkosten. In keinem<br />
anderen Land gibt es beispielsweise die Mietvertragsgebühr,<br />
die stolze 1 Prozent der Miete<br />
für 5 Jahre im Voraus geleistet werden muss.<br />
Bei prestigeträchtigen Geschäftsflächen ist<br />
das durchaus eine stolze Summe.<br />
Die ökosoziale Steuerreform ist meiner Ansicht<br />
nach ein wichtiger Schritt zur Stärkung<br />
der Kaufkraft, auch wenn die Effekte bereits<br />
wieder aufgefressen werden. Aktuell sieht die<br />
weltweite Einteilung so aus: die USA stehen für<br />
Software, Asien für die Hardware, und Europa<br />
zahlt dafür. Aber wir dürfen nicht immer nur<br />
Kunden sein! Wenn wir Europa nicht als reines<br />
Museum führen wollen, muss auch die Produktion<br />
wettbewerbsfähig gestaltbar sein“,<br />
fordert Will.<br />
MJR|HANDEL.UMWELT.LOGISTIK<br />
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LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S10<br />
Aber es gibt auch kleine Erfolgserlebnisse,<br />
wie beispielsweise die Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes<br />
per 1. 1. 2023: erstmals<br />
müssen Betreiber von elektronischen Marktplätzen<br />
(Plattformen) und auch ihre Fulfillment-Dienstleister<br />
in ihren Verträgen mit Handelsbetrieben<br />
und Herstellern sicherstellen,<br />
dass diese die gesetzlichen Vorgaben zu<br />
Sammlung und Verwertung von Verpackungen,<br />
Einwegkunststoffprodukten, Elektroaltgeräten<br />
sowie Gerätebatterien einhalten.<br />
„Wir haben drei Jahre lang dafür gekämpft,<br />
diese Gesetzeslücke zu schließen und die<br />
Plattformhaftung umzusetzen. Vor allem die<br />
verstärkte Inpflichtnahme von Marktplätzen<br />
wie Amazon, Wish oder AliExpress lag uns dabei<br />
am Herzen, entstehen doch bislang rund<br />
50 Millionen Euro Schaden pro Jahr durch<br />
Webshops – überwiegend aus dem asiatischen<br />
Raum – die an keinem Sammel- und<br />
Verwertungssystem teilnehmen und daher<br />
auch kein Entpflichtungsentgelt entrichten.“<br />
Auch der Gedanke an den Wegfall der 22<br />
Euro Freigrenze für die Einfuhrumsatzsteuer<br />
bei Warensendungen aus Drittstaaten seit<br />
1. Juli <strong>2021</strong> hebt die Stimmung, denn diese<br />
wurde schon lange gefordert. „Allerdings<br />
werden nun in Belgien große Hubs asiatischer<br />
Hersteller errichtet, um diese Regelung zu umgehen.<br />
Was wir brauchen ist eine faire globale<br />
Mindestbesteuerung“, schlägt Will vor.<br />
Welche Themen beschäftigen den Handel -<br />
aktuell außer Corona?<br />
„Aktuell gibt es drei vorrangige Themenbereiche:<br />
erstens Sicherheit und Gesundheit,<br />
wie Cybercrime, Blackouts usw. Zweitens<br />
Neoökologie – Stichwort green commerce<br />
und zero waste. Drittens die Konnektivität –<br />
customer journey und centricity. Je nach Produktgruppe<br />
beginnen Kunden schon bis zu<br />
drei Monate im Voraus ihren Entscheidungsprozess.<br />
Wer hier ein digitales Schaufenster<br />
anbietet, hat gute Chancen, das Geschäft<br />
zu machen. Unser Omnichannel Readiness<br />
Index <strong>2021</strong>zeige ganz deutlich, dass die Hälfte<br />
der Kunden sich Click& Collect wünschen<br />
– ebenso viele erwarten eine Gratiszustellung<br />
oder Same day delivery. Mit 81 Prozent der<br />
Befragten wünscht sich die große Mehrheit<br />
eine Filterfunktion nach Verfügbarkeit in der<br />
Filiale... Das Problem ist leider, dass zwar 80<br />
Prozent der Händler ein entsprechendes Backend<br />
mit Warenstandsanzeige usw haben,<br />
allerdings kein entsprechendes Frontend, und<br />
die Information nicht an die Kunden weitergeben.“<br />
Auch einen passenden Vergleich<br />
hat der Geschäftsführer parat: „Wir haben<br />
in etwa eine Aufmerksamkeitsspanne von 9<br />
Sekunden, das entspricht einem Goldfisch.<br />
Wenn nun das Video auf der Homepage zu<br />
langsam lädt, dann ist der Goldfisch weg,<br />
und der Hai Amazon schlägt zu.“<br />
Welche Trends sehen Sie -<br />
kurz-, mittel- und langfristig?<br />
„Was schon länger erwartet wird, sich aber<br />
noch nicht so richtig durchsetzt, sind die<br />
Drohnenzustellung, der 3D-Druck und Augmented<br />
Reality. Aber auch Virtual Reality<br />
und Künstliche Intelligenz sind Trends, die<br />
uns früher oder später verstärkt erreichen<br />
werden. Spannend: das Internet der Dinge.<br />
Aber auch big data – Stichwort Storeanalyse<br />
mit Frequenzmessung, Robotics & Automation<br />
und Blockchain sind Trends, die unsere Zukunft<br />
mitbestimmen werden.“<br />
Stichwort Amazon –<br />
was macht sie so erfolgreich?<br />
„Amazon macht Vieles richtig. Sie haben frühzeitig<br />
erkannt, wie wichtig das Fulfillment ist.<br />
Während der Konzern im Jahr 2018 noch 27<br />
Prozent des globalen Umsatzes in die Lieferung<br />
investierte, waren es 2020 bereits 33 Prozent,<br />
das entspricht 120 Milliarden! Das prognostizierte<br />
weltweite Paketvolumen soll bis<br />
2026 220 bis 262 Milliarden Pakete erreichen,<br />
und wenn es so weitergeht, wird ein großer Teil<br />
davon von Amazon sein. Allein im letzten Jahr<br />
erzielte Amazon ein Umsatzplus von 38 Prozent.<br />
Aber auch andere Onlineplattformen<br />
zählen zu den Gewinnern. In diesem Jahr haben<br />
in China die e-Commerce-Ausgaben mit<br />
52,1 Prozent erstmals den stationären Handel<br />
überflügelt.“<br />
Eine letzte Frage: was wünschen Sie sich vom<br />
Christkind?<br />
„Dass die Politik ihre Entscheidungen auf wissenschaftlich<br />
fundierter Basis trifft, und nicht<br />
aus Populismus.“<br />
Danke für das Gespräch!
Mach’s wie das<br />
Christkind,<br />
kaufsregional.at<br />
5.500<br />
österreichische<br />
Webshops
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S12<br />
TECH DAY <strong>2021</strong><br />
120 hochkarätige Besucher:innen bei Österreichs führendem Tech-Event, dem<br />
TECH DAY <strong>2021</strong>. Retail Innovation Awards verliehen an den jö-Bonusclub,<br />
Hornbach & Hervis. BEITRAG: JULIA GERBER<br />
JULIA GERBER<br />
COMMUNICATIONS<br />
MANAGER<br />
HANDELSVERBAND<br />
Das digitalaffine Who is Who der<br />
Handelsbranche hat sich am 18.<br />
November beim alljährlichen TECH<br />
DAY des Handelsverbandes im 35.<br />
Stock des ThirtyFive getroffen. Der traditionelle<br />
Pflichttermin für die österreichische Onlinehandelsszene<br />
sowie Brancheninteressierte<br />
fand bereits zum 10. Mal statt, corona-bedingt<br />
dieses Mal unter strengsten 2G+ Vorschriften.<br />
120 Teilnehmer:innen verfolgten das von Handelsverband-Präsident<br />
Stephan Mayer-Heinisch<br />
und Handelsverband-Geschäftsführer<br />
Rainer Will eröffnete TECH-Event. Anschließend<br />
gab es eine starke Keynote unter dem<br />
Motto "Neustart Österreich. Besser als es jemals<br />
war." von Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger.<br />
Unter dem Kongressmotto "The Future of Retail<br />
Technology" durfte das Publikum dieses<br />
Jahr dem Best Practice Beispiel von Pauline<br />
Schreuder (Nespresso) & Bernd Schuh (Cope<br />
Content Performance Group) lauschen,<br />
gefolgt von zwei Pecha Kucha Slots: Josef<br />
Grabner (LINK Mobility) präsentierte Conversational<br />
Marketing: Messaging 2.0 für Handel<br />
& eCommerce und Bernhard Hofbauer (A1)<br />
sprach über Smart Retail mit IoT & Analytics.<br />
Richard Proidl (NFON) teilte das Best Practice<br />
Beispiel "Fressnapf in der Cloud", Michael<br />
Schuster (Speedinvest) verriet, wie Quick-<br />
Commerce und Marktplätze die Wertschöp-<br />
fungsketten und damit die Handelswelt verändern<br />
und Christoph Mammerler (CRIF) erklärte<br />
am Beispiel ESG Transparency Plattform, wie<br />
nachhaltiges Handeln heute funktioniert.<br />
Im Podium "Payment Trends powered by P19<br />
Payment Pioneers" mit Martin Sprengseis-Kogler<br />
(bluesource), Petia Niederländer (OeNB),<br />
Christian Renk (PAYONE) und Christian Hana<br />
(Unzer), das von der wunderbaren Birgit Kraft-<br />
Kinz (KRAFTKINZ) moderiert wurde, drehte sich<br />
alles um die Zahlungstrends der Zukunft. Franz<br />
Tretter (hello again) sprach über "Kundenbindung<br />
4.0", während Sabine Walch (Capacity<br />
Blockchain Solutions) die Teilnehmenden<br />
über cryptoWine staunen ließ: Österreichischer<br />
Qualitätswein, der per NFT ersteigert<br />
werden kann. Durch das Startup Zapping<br />
führte Isabel Lamotte (Handelsverband), bei<br />
dem fünf spannende Elevator Pitches stattfanden:<br />
Boomerank, We Ship, Jentis, inoqo<br />
und Fincredible durften ihre digitale Lösung<br />
für Handelsunternehmen präsentieren. Zu<br />
den Schwerpunkten des Events zählten dieses<br />
Mal: digitale Cloudlösungen, Conversational<br />
Marketing im eCommerce, Zahlungstrends,<br />
Kundenbindungslösungen, Kryptowährungen<br />
& NFT und Logistiklösungen. Darüber hinaus<br />
wurden bereits zum 6. Mal die begehrten<br />
Retail Innovation Awards in drei Kategorien<br />
vergeben:
* BEST IN-STORE SOLUTION<br />
* BEST ONLINE BZW. MOBI<strong>LE</strong> SOLUTION<br />
* BEST OMNICHANNEL INNOVATION<br />
60 Einreichungen, 15 Nominierte, 3 Sieger<br />
Hornbach, Hervis und jö Bonus Club heißen<br />
die drei Sieger der diesjährigen "Austrian<br />
Retail Innovation Awards". Mit dem Preis<br />
werden in Österreich tätige Handelsunternehmen<br />
für den Einsatz herausragender, innovativer<br />
Technologie-Lösungen ausgezeichnet.<br />
Die begehrten Trophäen wurden heuer<br />
zum bereits sechsten Mal vergeben – erneut<br />
in Zusammenarbeit mit Huawei als Schirmherr<br />
und Trending Topics als Medienpartner.<br />
"Wir sind sehr stolz und freuen uns, mit jö&GO!<br />
eine Innovation made in Austria für unsere jö<br />
Mitglieder etabliert zu haben. Damit machen<br />
wir das Einkaufen mit jö nicht nur einfacher<br />
und bequemer, sondern stiften zudem den<br />
jö Mitgliedern einen täglichen Nutzen", freut<br />
sich das Geschäftsführer-Duo Hanna Maier<br />
und Mario Günther Rauch.<br />
"Das gesamte Hervis-Team freut sich riesig<br />
über die Auszeichnung mit dem Retail Innovation<br />
Award <strong>2021</strong> in der Kategorie ‚Best<br />
Online Solution‘. Für uns als Omnichannel-<br />
Vorreiter in Österreich ist der Award eine klare<br />
Bestätigung dafür, dass wir mit unserer Digital-<br />
Offensive und der zukunftsweisenden Verzahnung<br />
von On- und Offline-Einkaufserlebnis<br />
auf dem richtigen Weg sind. Gleichzeitig<br />
bieten wir unseren Kundinnen und Kunden im<br />
Rahmen unserer Omnichannel-Strategie<br />
auch österreichweit mobilen Zugang zu den<br />
Beratungsservices des Hervis Teams in den<br />
Stores vor Ort. Damit profitieren alle Hervis-<br />
Kunden sowohl in unseren Stores als auch online<br />
– zu Hause oder unterwegs – von unserer<br />
exzellenten Beratung und einer Reihe zusätzlicher<br />
Services“, ist Joel Hornstra, Leiter Internationales<br />
Projekt- und Prozessmanagement bei<br />
HERVIS, stolz.<br />
Oliver Seda, Vorsitzender der Hervis Geschäftsführung<br />
ergänzt: "Mit dem Award werden<br />
sowohl Hervis, als auch alle Hervis-Kunden als<br />
Gewinner ausgezeichnet. Wir beweisen mit<br />
unserer konsequenten Omnichannel-Strategie,<br />
dass die enge Verzahnung aller Kanäle<br />
die große Zukunfts-Chance für den Handel<br />
ist: Hervis nützt damit sowohl einen klaren<br />
Wettbewerbsvorteil gegenüber dem reinen<br />
Online-Handel als auch einen Erfolgsfaktor<br />
für die Stores – und bietet den Kundinnen<br />
und Kunden damit ein praktisches Einkaufserlebnis<br />
mit deutlichem Mehrwert und wichtigen<br />
Services. Mein Dank gilt an dieser Stelle<br />
besonders auch allen Hervis Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern, die die Omnichannel-<br />
Offensive von Hervis mit ihrem vollen Einsatz<br />
zu einem Erfolgsprojekt machen!"<br />
"Die Auszeichnung in der Kategorie ‚Best Omnichannel<br />
Innovation‘ bestätigt unsere Vorreiterrolle<br />
in der Branche. Im HORN-<br />
BACH Kundenkonto werden neben<br />
Onlinekäufen ab jetzt auch<br />
alle stationären Einkäufe automatisch<br />
erfasst. Durch diese innovative<br />
Verknüpfung von online<br />
und offline haben Kunden den<br />
Überblick über alle Rechnungen<br />
und können Garantieansprüche<br />
und Retouren problemlos über<br />
eine Stelle verwalten", so Michael<br />
Hyna, e-Business Leiter bei HORN-<br />
BACH Österreich.<br />
Johannes Friewald, Marketingleiter<br />
HORNBACH Österreich,<br />
ergänzt: "Außerdem nehmen alle<br />
erfassten Einkäufe an unserem<br />
neuen Service ‚Dauertiefpreise.<br />
Sogar nach dem Kauf.‘ teil. Das<br />
bedeutet, sollte ein Artikel bis<br />
zu 30 Tage nach dem Kauf bei<br />
HORNBACH im Preis sinken, wird<br />
die Differenz im Kundenkonto<br />
automatisch gutgeschrieben.<br />
Unsere Kunden kaufen somit ihre<br />
Projekte immer zum günstigsten<br />
Preis bei HORNBACH."<br />
Rainer Will, Handelsverband:<br />
"Gerade jetzt in der Corona-Krise<br />
braucht der Handel neue Ideen<br />
und innovative Konzepte mit Umsetzungspotenzial<br />
mehr denn je.<br />
Die Qualität der eingereichten<br />
Projekte belegt, dass die österreichischen<br />
Händler mit der Zeit<br />
gehen und Digitalisierung hierzulande<br />
tatsächlich gelebt wird."<br />
(RED)<br />
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LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S14<br />
Paketversand mit Öko-Touch<br />
Onlinebestellungen boomen, mit der Verpackung wächst der Müllberg. Bis jetzt!<br />
Im neuen Pilotprojekt der Post und der FH Oberösterreich in Kooperation mit DM,<br />
Interspar Weinwelt, Intersport, Tchibo und Thalia kommen Mehrwegverpackungen<br />
zum Einsatz. Go green lautet die Devise! Redaktion: Angelika Gabor<br />
den Paketversand – im Februar 2022 geht<br />
es los, bis Juli 2022 dürfen die verschiedenen<br />
Variranten der „Grünen Verpackung“ sich im<br />
echten Leben = Warenverkehr beweisen. Die<br />
Mehrwegverpackungen werden für Bestellungen<br />
bei den fünf kooperierenden Handelsunternehmen<br />
eingesetzt, wobei die Kunden<br />
vorher nicht wissen, ob sie eine Mehrwegverpackung<br />
erhalten oder eine Einwegschachtel.<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Allein im Dezember 2020 stellte die<br />
Post in Österreich mehr als 18 Millionen<br />
Pakete zu. Der Lockdown,<br />
die Pandemiesituation und das<br />
nahende Weihnachtsfest legen die berechtigte<br />
Vermutung nahe, dass es in diesem<br />
Dezember nicht weniger sein wird. Und auch<br />
wenn die Recyclingrate von Altpapier hierzulande<br />
mit rund 78 Prozent über dem europäischen<br />
Durchschnitt liegt, ist das trotzdem eine<br />
große Anzahl an Kartonagen, die auf dem<br />
Müll landen.<br />
„Allein in Österreich sehen wir 30 Prozent<br />
Wachstum beim e-Commerce. Für die Post<br />
spielt Nachhaltigkeit schon seit über 10 Jahren<br />
eine wichtige Rolle, sei es durch den Einsatz<br />
von Elektrofahrzeugen für die CO2-neutrale<br />
Zustellung oder die Errichtung von Photovoltaik-Anlagen.<br />
Mit der „Grünen Verpackung“<br />
gehen wir den nächsten Schritt“, freut<br />
sich DI Peter Umundum, Vorstand für Paket &<br />
Logistik der Österreichischen Post AG.<br />
Seit 2020 forscht die Post gemeinsam mit der<br />
FH Oberösterreich an wiederverwendbaren<br />
und nachhaltigen Verpackungslösungen für<br />
10.000 Schachteln, 4 Varianten<br />
Prof. (FH). DI Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums<br />
an der FH Oberösterreich, war in den<br />
Auswahlprozess involviert, für den Handelsunternehmen<br />
und Kunden gleichermaßen<br />
befragt wurden. Aus den 40 verschiedenen<br />
getesteten Verpackungslösungen wurden<br />
schließlich vier herausgefiltert: Re-Zip Boxen,<br />
Re-Zip Bags, Packoorang Bags und Returnity<br />
Weinboxen. „Umfragen zeigen, dass 80 Prozent<br />
der Kunden Mehrwegverpackungen<br />
wichtig finden – und mehr als die Hälfte der<br />
Befragten dafür auch mehr bezahlen würde.<br />
Zudem kommt demnächst auch der Aktionsplan<br />
für die Kreislaufwirtschaft (CEAP) der Europäischen<br />
Kommission zum Tragen, in dem<br />
es unter anderem um die Verringerung von<br />
Verpackungen geht“, erklärt Staberhofer.<br />
Die Kosten für das Projekt trägt zur Hälfte das<br />
Land Oberösterreich, auch wenn es in ganz<br />
Österreich läuft: sämtliche Postfilialen, Postpartner<br />
und das Filialnetz der Handelspartner<br />
nehmen teil. Umundum: „Wir starten mit insgesamt<br />
10.000 Verpackungen, aber wir sind bereit,<br />
bei Bedarf aufzustocken. Auch erwarten<br />
wir, dass nicht jeder seine Verpackung auch<br />
tatsächlich retourniert. Aber es wird auf jeden<br />
Fall einen erklärenden Begleittext im Paket<br />
sowie eine Informationskampagne während<br />
des Feldversuchs geben.“ Zumindest während<br />
des Pilotprojekts ist die Rückgabe völlig kostenlos<br />
– ein späteres Pfand wird aber abhängig<br />
von der Resonanz nicht ausgeschlossen.
V.L.: DI PETER UMUNDUM, VORSTAND FÜR PAKET & LOGISTIK DER ÖSTERREICHISCHEN POST AG UND<br />
PROF. (FH). DI FRANZ STABERHOFER, <strong>LE</strong>ITER DES LOGISTIKUMS AN DER FH OBERÖSTERREICH (FOTO: CHRISTIAN HUSAR)<br />
Während die Verpackungen aktuell noch<br />
aus Dänemark und China kommen, ist das<br />
Ziel, diese zukünftig in Österreich produzieren<br />
zu lassen. Diesbezügliche Gespräche sind<br />
bereits am Laufen – ein Gewinn für die heimische<br />
Wertschöpfung und die Umwelt.<br />
So funktioniert‘s<br />
Für den Kunden gibt es im Online-Bestellprozess<br />
keine Änderung, er wird wie gewohnt<br />
von den teilnehmenden Unternehmen abgewickelt.<br />
Nur dass die Waren in wiederverwendbaren<br />
Verpackungen via Post ausgeliefert<br />
werden. Diese lassen sich einfach und<br />
klein zusammenfalten und dann entweder<br />
in einen Briefkasten werfen oder persönlich<br />
retournieren: in Post-Geschäftsstellen, SB-Zonen,<br />
beim Post-Zusteller oder in einer Filiale<br />
des Unternehmens, bei dem man bestellt<br />
hat – die gemischte Rückgabe ist zumindest<br />
im Pilotversuch (noch) nicht möglich.<br />
Die Verpackungen werden bei Bedarf gereinigt<br />
und gehen erneut in den Versand. Die<br />
Ergebnisse der im Vorfeld durchgeführten<br />
Studie der FH Oberösterreich über 40 nachhaltige<br />
Verpackungslösungen zeigen, dass<br />
der Aufbau eines Mehrwegzyklus‘ die größten<br />
Emissionseinsparungen erzielt. Im Anschluss<br />
wird die FK eine ökologische Bilanz erstellen,<br />
aber da die Verpackungen aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen oder recyceltem PET<br />
bestehen, ist mit einer durchaus positiven<br />
Nachhaltigkeitsbilanz im Vergleich zu Einwegkartons<br />
zu rechnen.<br />
Die Partner und ihre Motivation<br />
Die fünf involvierten Handelsunternehmen eint<br />
der Gedanke der Nachhaltigkeit als Beweggrund,<br />
an diesem Experiment teilzunehmen:<br />
Das Thema Zukunftsfähigkeit liegt im Fokus<br />
von dm, wie Mag. Elmar Riepl, Bereichsmanager<br />
Logistik, Direktkunden- & Filiallogistik,<br />
erklärt: „Wir möchten unsere Kunden sensibilisieren,<br />
wie jeder Einzelne seinen ökologischen<br />
Fußabdruck reduzieren kann, und das<br />
spiegelt sich beispielsweise auch in unserer<br />
Sortimentsauswahl wieder. Der Onlinehandel<br />
ist ein Serviceangebot an unsere Kunden,<br />
und die „Grüne Verpackung“ eine großartige<br />
Chance, weshalb auch sämtliche Filialen in<br />
die Rückgabe der Verpackungen eingebunden<br />
werden.“<br />
Als Pionier der Mehrwegverpackung von<br />
Getränken im Onlinehandel stand die Teilnahme<br />
an dem Pilotprojekt für Mag. Lukas<br />
Wiesmüller, Leiter Nachhaltigkeit, SPAR Österreich,<br />
nicht zur Debatte: „Schon im Jahr<br />
2000 haben wir mit der weinwelt den ersten<br />
Onlineshop eröffnet und ständig an Verbes-
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S16<br />
serungen gearbeitet. Ab Februar wird nun ein<br />
Teil der Bestellungen auf weinwelt.at in faltbaren<br />
Mehrwegboxen mit gepolsterten Innenfächern<br />
verschickt. Für den Rückversand<br />
werden Beutel mitgeliefert, wo die gefalteten<br />
Boxen platzsparend verstaut und über die<br />
Post retourniert werden können. Mit dem Test<br />
sammeln wir wichtige Erfahrungen für Mehrweg-Logistiklösungen<br />
für alle unsere INTER-<br />
SPAR-Onlineshops und andere Produkte.“<br />
Natur und Emotionen im Freien stehen oft im<br />
Fokus bei den Kampagnen von INTERSPORT,<br />
da liegt das Thema Nachhaltigkeit dann klar<br />
auf der Hand. Mag. Günther Junkowitsch,<br />
Leitung Logistik und Personal, INTERSPORT<br />
AUSTRIA: „Als einer der größten Sportfachhändler<br />
Österreichs bietet Intersport mit seinen<br />
stationären Shops und dem Onlineshop<br />
alles, was das Sportlerherz begehrt. Selbst bei<br />
Onlinebestellungen erfolgt der Kauf regional.<br />
Mit der Teilnahme am Projekt möchten<br />
wir die Bereitschaft der Kunden herausfinden,<br />
beim Einsparen von Verpackung zu<br />
helfen. Es wird spannend zu erfahren, wie<br />
der Konsument auf gebrauchte Verpackungen<br />
reagiert. Für den Anfang werden<br />
wir Textilien, Schuhe und kleinere Produkte<br />
mit der „Grünen Verpackung“ ausliefern.“<br />
Nach 15 Jahren nachhaltiger Geschäftstätigkeit<br />
war für Mag. Erik Hofstädter, Geschäftsführer,<br />
Tchibo Österreich, das Projekt<br />
ein logischer nächster Schritt: „Hinsichtlich<br />
Verpackungen reduzieren wir kontinuierlich<br />
unseren Materialeinsatz - wie bei der nahezu<br />
plastikfreien Textilverpackung oder der<br />
Möglichkeit, Kaffeebohnen verpackungsfrei<br />
einzukaufen - und fördern zudem Mehrweglösungen,<br />
etwa bei Tragetaschen und beim<br />
Coffee to go. Besonders interessant wird sein<br />
zu sehen, wie die Rückgabe funktioniert, in<br />
die natürlich sämtliche Filialen eingebunden<br />
sind. Wir sind gespannt, wie die Kunden die<br />
„Grüne Verpackung“ annehmen und wie gut<br />
das mit den mehreren Zyklen funktioniert.“<br />
In Zeiten von e-Readern und digitalen Büchern<br />
ist der Buchversand zwar rückläufig,<br />
dennoch freut sich Andrea Heumann, Geschäftsführerin,<br />
Thalia Österreich, auf das<br />
Potential des Projektes: „In Zeiten von Onlineshops,<br />
Pandemie und immer größerem Versandaufkommen<br />
müssen Lösungen des Verpackungsproblems<br />
gefunden werden. Unser<br />
Angebot an E-Books, digitalen Hörbüchern,<br />
oder auch unsere aufbereiteten eReader<br />
schont Ressourcen in der Produktion, aber<br />
auch bei Verpackung und Transport. Zwar reduzieren<br />
wir durch unseren Filial-Abholservice<br />
und die neuen, 24h geöffneten Abholstationen<br />
bereits die Anzahl der Versandaktionen,<br />
aber auch die restlichen Sendungen möchten<br />
wir mit der „Grünen Verpackung“ nachhaltig,<br />
recyclebar und umweltfreundlich abwickeln.“<br />
Die Idee der Mehrwegverpackung ist zwar<br />
vielleicht nicht neu, aber in dieser Form<br />
durchaus innovativ, und auch die Vielfalt<br />
der teilnehmenden Unternehmen<br />
verspricht einen aussagekräftigen Praxistest.<br />
Hoffen wir, dass er positiv ausfällt.<br />
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PACKOORANG BAGS:<br />
•.Lebensdauer: 50-100 Zyklen<br />
•.Material: recyceltes PET<br />
•.Sehr hohe Lebensdauer, durch Polsterung auch für zerbrechliche Güter geeignet<br />
RETURNITY WEINBOXEN:<br />
•.Lebensdauer: 100-125 Zyklen<br />
•.Material: recyceltes PET<br />
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Schnell reagieren.<br />
Standzeiten<br />
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LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S18<br />
Smarte Logistik 4.0.<br />
Autonome Roboter für eine pfiffige Lager-Automatisierung, KI-unterstützte<br />
Kameras zur Behältererkennung und -verfolgung ohne jeden menschlichen<br />
Eingriff und Digitale Zwillinge für das physische Lager oder die planende Lieferkette<br />
zeigen den Aufbruch in eine digitale Logistikwelt. Wir blicken auf 12 wichtige<br />
Handlungsfelder, die den Paradigmenwechsel zu einer Logistik 4.0 treiben.<br />
GASTBEITRAG: WOLFGANG KEPLINGER<br />
1. ICH, LOGISTIK-ROBOTER<br />
Smarter Produktivitätsbooster @ Null-Fehler<br />
Früher hatte man entweder ein manuelles<br />
oder ein sehr starr automatisiertes Lager mit<br />
teuren, schweren Regalbediengeräten. Die<br />
intelligente Lager-Automatisierung mit smarten<br />
und flexiblen Lager-Robotern ist einer der<br />
bedeutendsten aktuellen Trends in der Logistik.<br />
Zu den smarten Automatisierungsmöglichkeiten<br />
im Lager gehören:<br />
• Automatisierte Shuttle-Lager mit vielen<br />
kleinen Robotern/Shuttles anstelle der<br />
großen, schweren und wenig flexiblen<br />
Regalbediengeräte ...<br />
ABKÜRZUNGEN:<br />
KLT / GLT Kleinladungsträger / Großladungsträger<br />
AMR<br />
Autonomous Mobile Robot<br />
NFC<br />
Near Field Communication<br />
WoW<br />
Warehouse on Wheels<br />
IoT<br />
Internet of Things<br />
SaaS<br />
Software as a Service<br />
LaaS<br />
Logistics as a Service<br />
KI<br />
Künstliche Intelligenz<br />
LTL<br />
Less than full truck-load<br />
API<br />
Application Programming Interface<br />
RFID<br />
Radio Frequency Identification Technology<br />
UWB<br />
Ultra-Wide-Band<br />
B<strong>LE</strong><br />
Blue Tooth Low Energy<br />
WLAN<br />
Wireless Local Area Network<br />
S&OP<br />
Sales & Operations Planning<br />
OCR<br />
Optical Character Reading<br />
FTF<br />
Fahrerloses Transportfahrzeug<br />
RPA<br />
Robotic Process Automation<br />
ETA<br />
Expected Time of Arrival<br />
• Pick-Buddies, (z.B. von Locus, Geek+ oder<br />
6River Systems) die die manuell gepickte<br />
Ware beim Kommissionierer abholen und<br />
zum Versand bringen ...<br />
• Shelf-Buddies, (z.B. von Amazon oder<br />
Swisslog) die ganze Regale zur Pick-Station<br />
bringen, wo dann manuell kommissioniert<br />
wird ...<br />
• Konzeptionell gänzlich neue, smart automatisierte<br />
Lagertypen wie ...<br />
o Autostore, das ohne Regal auskommt<br />
und durch das direkte Stapeln der Behälter<br />
eine enorme Lagerdichte erzielt ...<br />
o Servus, ein Shuttle-System, bei dem die<br />
Roboter auf Schienen bis in die Produktion<br />
fahren und die gepickten Behälter direkt<br />
an die Montagelinie übergeben ...<br />
o Exotec, ein Shuttle-System, bei dem die<br />
Shuttles selbständig die Vertikalbewegung<br />
(Klettern am Regal) übernehmen,<br />
ansonsten aber frei und autonom verfahrbar<br />
sind
• Autonome Pick-Roboter (z.B. von Magazino<br />
oder identytec), die selbständig<br />
picken bzw. das Material/die Behälter<br />
in den Lagerplatz verräumen...<br />
• Cobots, die Picken bzw. Behälter entstapeln,<br />
sortieren, entleeren und anstellen ...<br />
• Autonomous Mobile Robots (AMRs) die<br />
sich selbständig und autonom im Lager<br />
neben den dort arbeitenden Mitarbeitern<br />
bewegen und als Unterfahr-/<br />
Stapel-/KLT-FTF Material und Behälter<br />
transportieren und bewegen ...<br />
• Autonome Routenzüge (z.B. von Schiller,<br />
Linde oder Asti) für den Transport auf<br />
den Routen mit dem starken Transport-<br />
Volumen ...<br />
Alle roboter-basierte Lösungen zeichnen sich<br />
durch eine deutlich erhöhte Produktivität und<br />
eine weitgehende Fehlerfreiheit aus. Dabei<br />
sind die Systeme intelligent, teilweise autonom,<br />
kollaborativ, flexibel und agil, skalierbar,<br />
elektrisch, energieeffizient und plug&playfähig.<br />
Sie helfen, Mitarbeiter von schweren,<br />
unergonomischen Handlings-Aktivitäten zu<br />
entlasten und übernehmen vielfach diejenigen<br />
Arbeitsschritte, die langweilig, schwierig<br />
oder unter Lean-Gesichtspunkten nicht<br />
wirklich wertschöpfend sind (z.B. lange<br />
Transportwege).<br />
Der große Nutzen, den die Logistik 4.0 für<br />
manuelle Arbeitsplätze erbracht hat, ist es,<br />
den Mitarbeitern die Hände wieder für die<br />
primär wertschöpfenden Logistik-Tätigkeiten<br />
freizuspielen: für das Handling des Materials<br />
bzw. für das Fahren von Staplern oder<br />
Routenzügen. Frei nach dem Motto: „automate<br />
it or wear it“, sollten alle Arbeiten in der<br />
Logistik, die nicht wirtschaftlich automatisiert<br />
werden können, und somit manuell bleiben,<br />
durch Wearables unterstützt werden.<br />
Diese Wear-ables (X-by-Technologien, Handschuhe,<br />
Ringe) sind die technologische<br />
Lösung, um die Informationsmitteilung bzw.<br />
-bestätigung unabhängig von den Händen<br />
zu machen, so dass diese für die Kernaktivitäten<br />
der manuellen Logistik verfügbar sind:<br />
Handling und Lenken. Und damit werden die<br />
Prozesse schlanker, denn die Informationsmitteilung<br />
bzw. die Bestätigung wird in die wertschöpfenden<br />
Kernarbeitsschritte integriert.<br />
WOLFGANG KEPLINGER<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
ECCELL GMBH<br />
2. ENDLICH BEIDHÄNDIG<br />
Wearables befreien die Mitarbeiter<br />
Der mittlerweile fast schon traditionelle Scanner<br />
in der Logistik hilft den Mitarbeitern, Material<br />
eindeutig zu identifizieren und Materialbewegungen<br />
(z.B. Einräumen in einen Lagerplatz<br />
/ Picken von einem Lagerplatz) sicher<br />
zu dokumentieren. Aber der traditionelle<br />
Handscanner beschäftigt die Mitarbeiter mit<br />
Suchen, wo der Scanner ist, oder mit dem<br />
Greifen/Wegstecken des Scanners.<br />
Damit zieht der Scanner die Arbeitsfolgen<br />
sequentiell in die Länge, denn der Mitarbeiter<br />
ist entweder mit dem Scanner beschäftigt<br />
oder er geht/fährt durch das Lager.<br />
Die aktuell wichtigsten Wearables, die<br />
den Mitarbeitern ein frei-/beidhändiges<br />
und somit ergonomisches und produktives<br />
Arbeiten ermöglichen, sind Pick-by-Voice,<br />
Pick-by-Vision/Smart Glasses, Gabel-Stapler<br />
Gabel-Scanner, Scanner-/RFID-Handschuhe,<br />
Daten-Uhren und NFC- und Smart Motion<br />
Ringe, die die Steuerung von Zugangskontrollen,<br />
Qualitätskontrolle und Ausführungsbestätigungen<br />
unterstützen.<br />
Die Wearables erhöhen die Produktivität der<br />
Mitarbeiter, die die Wearables tragen. Was<br />
aber mindestens so wichtig ist: sie verbessern<br />
die Ergonomie der Mitarbeiter und sie<br />
reduzieren Fehler.
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S20<br />
3. NO-TOUCH-LOGISTIK<br />
Jeder weitere Schritt wäre Verschwendung.<br />
Einer der größten Aufwands- aber auch<br />
Zeittreiber in der Logistik ist die Anzahl der<br />
notwendigen Handlingsschritte, d.h. wie<br />
oft ein Behälter/eine Palette/ein Karton<br />
angegriffen, aufgenommen, abgestellt,<br />
umgestellt, eingelagert, ausgelagert, aufoder<br />
abgestapelt oder bereitgestellt wird.<br />
Bezüglich einer handlingsarmen No-Touch Inbound-Logistik<br />
gibt es folgende Alternativen<br />
(beginnend mit der schlankesten Alternative):<br />
• Warehouse on Wheels (WoW): Die Materialien<br />
werden direkt im Trailer/in der<br />
Wechselbrücke in der Nähe des Verbau-Ortes<br />
der Materialien bereitgestellt<br />
und erst bei Bedarf dem Trailer/Wechselbrücke<br />
entnommen und sofort verbaut.<br />
WoW wird in der Regel für großvolumige<br />
Schnelldreher angewandt,<br />
die in einem JIT-/JIS-Modus geplant<br />
und bereitgestellt werden, denn es gibt<br />
bei diesem Bereitstellungsmodus keine<br />
logistische Wareneingangskontrolle.<br />
• Dezentraler Wareneingang / Shipto-Line:<br />
Hier werden die Materialien<br />
de-zentral, d.h. Liniennahe angeliefert,<br />
werden ausgeladen und stehen dann<br />
in Form von kleinen Puffern mit einer<br />
geringen Reichweite (wenige Stunden)<br />
direkt am Verbau-Ort zur Verfügung.<br />
Auch diese Bereitstellung wird<br />
primär für schnelldrehende Materialien<br />
im JIT-/JIS-Modus angewandt, hat aber<br />
durch die sofortige Entladung vom<br />
LKW einen Handlingsschritt mehr als<br />
WoW. Dafür werden weniger Gates<br />
benötigt und die LKW können in der<br />
Regel mehr als ein Material anliefern.<br />
• Zentraler Wareneingang / Ship-to-Stock:<br />
Hier werden Materialien traditionell bei<br />
einem zentralen Wareneingang angeliefert,<br />
mit den üblichen Kontrollen bezüglich<br />
richtiger Materialnummer in der<br />
richtigen Anzahl, im richtigen Behälter<br />
und Label, unbeschädigt angeliefert.<br />
Dieser Prozess eignet sich für alle mittelund<br />
langsamdrehenden Materialien.<br />
Ship-to-Stock erfordert aber zusätzliche<br />
Handlingsschritte durch die Einlagerung<br />
im Zentrallager (d.h. produktions-/montagelinienferne<br />
Lagerung) und die bedarfsgerechte<br />
Bereitstellung an der Linie oder<br />
im Supermarkt durch die Logistik.<br />
4. DATEN | DATEN | DATEN<br />
Die transformative Kraft datengestützter Erkenntnisse.<br />
Die aktuellen Ansatzpunkte der<br />
Big Data Analytics sind:<br />
• Zusammenhänge finden, die bisher nicht<br />
gefunden wurden. Dabei helfen moderne<br />
grafische Analysetools (Graph-Analytics,<br />
z.B. von Tableau, Y42, Visplore, …), die<br />
ein intuitives Arbeiten mit großen Datenmengen<br />
erlauben. Um zum Beispiel einen<br />
Zusammenhang zwischen Anlagen im<br />
Markt, Anlagenausfällen und benötigten<br />
Ersatzteilen herzustellen und damit die<br />
Verfügbarkeit der Ersatzteile in der richtigen<br />
Region rechtzeitig sicherzustellen.<br />
• Bedarfe und notwendige Kapazitäten<br />
richtig(er) vorherzusagen. So wie es Amazon<br />
macht und aus dem Absatz von Vergleichs-/Referenzprodukten,<br />
Testregionen<br />
oder dem Verhalten bestimmter Kundengruppen/-cluster<br />
auf zukünftige Bedarfe<br />
hochrechnet und dann die einzelnen
Artikel in einer bedarfsgerechten Menge<br />
vorab in die einzelnen Customer Fulfillment<br />
Center legt. Noch lange bevor der<br />
tatsächliche Kundenbedarf entsteht oder<br />
gar die Kundenbestellungen vorliegen.<br />
• Echtzeit-Simulation und Optimierung<br />
von Lieferketten. Das in Spanien/USA<br />
ansässige Startup Factic bietet z.B. eine<br />
SaaS-Plattform, die prädiktive Analyselösungen<br />
für die Lebensmittel- und<br />
Getränkeindustrie bereitstellt. Dazu werden<br />
Data-Mining- und KI-Techniken<br />
genutzt, um Daten aus internen und<br />
externen Quellen zu analysieren und<br />
zukünftige Verkäufe vorherzusagen.<br />
Aus den prognostizierten Nachfrageabweichungen<br />
werden datengestützte Entscheidungen<br />
abgeleitet, um die Beschaffung<br />
zu automatisieren. Oder Flexport,<br />
ein Start-up aus San Francisco, analysiert<br />
cloud-basiert und in Echtzeit Materialvolumina<br />
von Importeuren, Exporteuren,<br />
Spediteuren, Fluglinien, Schifffahrtslinien,<br />
Häfen, Flughäfen und von Zollbehörden,<br />
die an einzelnen Häfen/Flughäfen/Logistik-Knotenpunkten<br />
erwartet werden.<br />
Damit wird gesteuert, über welche Knotenpunkte<br />
Sendungen geschickt werden<br />
sollen, um möglichst rasch ins Land und<br />
zu den Kunden zu gelangen.<br />
5. NACH IHREM BEDARF<br />
Marktplätze für alles. Der dahinter liegende<br />
Logistiktrend ist die „elastische Logistik“, die<br />
es Unternehmen ermöglicht, ihre Lieferketten<br />
in Zeiten schwankender Nachfrage effizienter<br />
zu gestalten. Das gelingt durch eine<br />
bedarfs-entsprechende Vergrößerung oder<br />
Verkleinerung des logistischen Netzwerkes.<br />
D.h. die ehemals fixen eigenen Assets werden<br />
ersetzt durch Logistik-Leistungsangebote, die<br />
am Markt kurzfristig dazugekauft oder zurückgegeben<br />
werden.<br />
Basis für eine elastische Logistik sind Marktplätze<br />
für Transporte, Läger oder die Letzte<br />
Meile. Die Transport-Marktplätze bringen<br />
den Bedarf an Transportkapazität und das<br />
Angebot der Spediteure kurzfristig zusammen.<br />
Diese Marktplätze gibt es schon länger,<br />
sie existieren für LKW-Ganzladungen, für<br />
LTL-Verkehre aber auch für Stückgut. Die<br />
neueren Lager-/Warehouse-Marktplätze<br />
machen das gleiche im Bereich von Lagerraum<br />
und bringen dort flexibel und kurzfristig<br />
Angebot und Nachfrage zusammen.<br />
Einige bekannte Lager-Marktplätze sind Flexe,<br />
Stowga, Stord, Hive, storingcargo oder loghub.<br />
Und schließlich die letzte Meile-Marktplätze,<br />
die deshalb von großer Bedeutung<br />
sind, weil damit einer der größten Einzel-<br />
Kostenblöcke (meist mindestens ein Drittel<br />
MODULAR<br />
F<strong>LE</strong>XIBEL<br />
TRANSPARENT<br />
Intelligente Software Lösungen für die<br />
intralogistischen Herausforderungen<br />
von heute und morgen.<br />
ssi-schaefer.com
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S22<br />
der gesamten Zustellkosten). So arbeitet z.B.<br />
Walmart in den USA zur Zeit an einem Piloten<br />
mit einem Letzte-Meile-Marktplatz, um die<br />
Express-Lieferungen zeitgerecht zuzustellen.<br />
Amazon hat die Plattform Amazon Flex angekündigt,<br />
das auf „Auf-Abruf-Dienstleister“ zurückgreift,<br />
um die Ausweitung des Prime One<br />
Day Lieferprogramms zu beschleunigen.<br />
6.HELLSEHEREI<br />
Wissen, wo sich ihr Material befindet jederzeit<br />
und überall. Durch die sensorbasierte Verbindung<br />
von Objekten/Gegenständen/Sendungen<br />
mit dem Internet (IoT) wissen wir praktisch<br />
in Echtzeit fast alles über den Zustand dieser<br />
verbundenen Sendungen: neben der Lokation<br />
kennt man entweder die Qualität der ankommenden<br />
Sendung im Detail, oder man<br />
kann rechtzeitig eingreifen, bevor ein qualitativer<br />
Schaden (z.B. durch Hitze) passiert.<br />
Dabei kann die neueste Generation von mikroskopisch<br />
kleinen Sensoren (z.B. von RVMagnetics)<br />
helfen, diesen logistischen Zustand<br />
genau zu erfassen und zu verfolgen.<br />
Die Anwendungen für mit dem Internet verbundenen<br />
Logistiksensoren sind mittlerweile<br />
mannigfaltig: sie helfen Logistik-Gebäude<br />
klimatechnisch besser, effektiver und „grüner/nachhaltiger“<br />
zu steuern. IoT-Systeme<br />
für das Flottenmanagement (z.B. Fleetroot)<br />
optimieren den Einsatz von Fahrzeugen<br />
in Logistikflotten. Oder Echtzeit-Überwachungssysteme<br />
für Container (z.B. das vom<br />
IoT-Startup Globe Tracker) helfen, diese<br />
einfacher zu verfolgen oder zu finden. Ein<br />
Beispiel dafür sind die Service-Angebote<br />
von Roambee, einem Unternehmen, das<br />
ein System zum Monitoring von Lieferketten<br />
anbietet, bestehend aus Sensoren,<br />
über IoT verbunden mit einer Plattform bzw.<br />
mit einem Control Tower zur Überwachung<br />
und Verfolgung von Lokation, Sicherheit und<br />
Zustand der Materialien in der Lieferkette.<br />
Und das flexibel auf Abruf, d.h. als Logistics-as-a-Service.<br />
Ohne Investments für<br />
den Anwender. Durch diese immer feinere<br />
und echtzeit-basierte Verfolgung einzelner<br />
Sendungen wird sich das aktuell eher reaktive<br />
Tracking & Tracing zunehmend in ein<br />
proaktives Management der erwarteten<br />
Ankunftszeit verwandeln (ETA = expected<br />
time of arrival). Damit wird die rückwärtsgerichtete<br />
Frage, „wo ist jetzt gerade mein Material<br />
unterwegs“, immer mehr der Frage weichen<br />
„wann wird mein Material ankommen“<br />
und „was muss ich ggfs. tun, um die Kundenerwartungen<br />
trotz Abweichungen vom geplanten<br />
Zulauf dennoch wie geplant erfüllen<br />
zu können“?<br />
7. SUPER-MODELS<br />
Eine virtuelle Darstellung von allem. Digitale<br />
Zwillinge sind eine einzigartige virtuelle Darstellung<br />
eines potenziellen oder physischen<br />
Objekts oder Prozesses. In der Logistik gibt<br />
es mittlerweile Digitale Zwillinge für Läger/<br />
Distributionszentren. Dabei handelt es sich<br />
um 3D-Modelle eines konkreten Lagers, um<br />
damit die Auslastung und Lagerplätze optimieren<br />
zu können, für den täglichen Betrieb<br />
die Volumen-/Materialströme simulieren und<br />
Engpässe vermeiden zu können oder die<br />
Schicht- und Arbeitszeiten so anzupassen,<br />
dass die bestmöglichen Leistungen und Kundenservices<br />
erreicht werden. dm hat 2020<br />
den deutschen Logistikpreis für sein neues Distributionszentrum<br />
in der Wustermark erhalten.<br />
Auf Basis von digitalen Zwillingen für alle belieferten<br />
Filialen werden im Distributionszentrum<br />
die Waren für die jeweilige Filiale so gepackt,<br />
dass filialspezifisch der Regal-Einräumprozess<br />
möglichst aufwandsarm erfolgen kann. D.h.<br />
das Distributionszentrum berücksichtigt bei der<br />
Colli-Bildung welche Materialien in einer spezifischen<br />
Filiale nebeneinander im Regal liegen.<br />
Logistik-Zwillinge gibt es aber auch für gesamte<br />
Lieferketten. Dann wird diese Lieferkette<br />
vom Lieferanten über die einzelnen Lieferstufen<br />
bzw. über die Logistikdienstleister hinweg<br />
in einem digitalen Zwilling abgebildet.<br />
Diese digitalen Zwillinge dienen dann dazu,
die planenden und steuernden Prozesse der<br />
Logistik zu optimieren. Mit diesen Zwillingen<br />
werden z.B. im Control Tower die Lieferketten<br />
gesteuert. Es wird erkannt, wie sich Engpässe<br />
auf die Lieferkette auswirken, bzw. welche<br />
Verbesserungsmaßnahmen notwendig sind,<br />
um die Auswirkungen auf den Kunden-Lieferservice<br />
möglichst gering zu halten oder die<br />
Kosten für Express-Transporte nicht explodieren<br />
zu lassen.<br />
8.PROGRAMMIERTE WISSENSERWEITERUNG<br />
Wie von Zauberhand. KI (Künstliche Intelligenz)<br />
ist in Kernbereichen der Logistik inzwischen<br />
fest etabliert und führt zu einer<br />
deutlichen Effizienz-, Qualitäts- und Produktivitätsverbesserung.<br />
Zu den Kern-Anwendungsbereichen<br />
der KI in der Logistik gehören:<br />
• Prädiktive Nachfragevorhersagen – im<br />
Bereich der Logistikplanung, als Basis für<br />
zukünftige Kundenbedarfe, als Input für<br />
S&OP-Prozesse. Die sichere Erkennung<br />
und Vorhersage von Kundenbedarfen<br />
lange bevor sie sich tatsächlich realisieren<br />
ist die Basis für robuste Lieferketten<br />
mit einem hohen Kundenservicegrad.<br />
Das neuseeländische Start-up Insite<br />
bietet z.B. KI-basierte Softwarelösungen<br />
für Preisvorhersagen, Nachfrageprognosen<br />
und die Optimierung von<br />
Abläufen und Prozessen an, die vor allem<br />
in der Konsumgüterindustrie und<br />
im Einzelhandel eingesetzt werden.<br />
• Routenoptimierung – sowohl im Bereich<br />
der Letzten Meile der Zustellung als<br />
auch für AMRs im Lager oder auf dem<br />
Fabrikgelände. Das australische Startup<br />
Adiona entwickelt KI-basierte Optimierungssoftware-as-a-Service<br />
(OSaaS),<br />
mit der Unternehmen ihre Logistikprozesse<br />
verbessern und Kosten senken<br />
können, indem Lieferrouten statisch<br />
und dynamisch optimiert werden:<br />
• Prozessautomatisierung basierend<br />
auf der intelligenten Erkennung von<br />
handschriftlich ausgefüllten Formularen<br />
(KI-basierte OCR-Erkennung).<br />
Damit können in internationalen Lieferketten<br />
viele manuelle Papier-/Formular-Prozesse<br />
deutlich vereinfacht, standardisiert<br />
und beschleunigt werden.<br />
Mit einem AutoStore-System von Element Logic<br />
konnte der Online-Händler eXXpozed nicht nur seine<br />
Lagerkapazität vervielfachen, sondern auch seine<br />
Lagerprozesse hinsichtlich Zuverlässigkeit und Effizienz<br />
erheblich optimieren.<br />
Die Zusammenarbeit mit Element Logic<br />
hat in jeder Hinsicht dazu beigetragen, die<br />
Kundenzufriedenheit zu steigern und unsere<br />
Marktposition weiter auszubauen.<br />
Es war für uns die bisher beste Entscheidung in<br />
Bezug auf effizientes und ressourcenoptimiertes<br />
Lagermanagement und garantiert uns<br />
Zukunftssicherheit und nachhaltige<br />
Wachstumschancen.<br />
Andreas Oliver Bindhammer,<br />
Gründer und Geschätsführer<br />
von eXXpozed<br />
OPTIMIZING WAREHOUSE PERFORMANCE<br />
www.elementlogic.de
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S24<br />
• Visuelle Bilderkennung – KI-unterstützte<br />
smarte Kameras erkennen Behälter, Label,<br />
Personen, Maschinen, Stapler und<br />
zeigen diese immer fehlerfreier und mit<br />
einer immer größeren Zuverlässigkeit<br />
an. Damit wird es den AMRs möglich,<br />
selbständig ihre Routen zu finden, auch<br />
wenn sich diese oder die Hindernisse in<br />
den Routen dynamisch verändern. Andere<br />
Anwendungen unterstützen beim<br />
raschen und sicheren Zählen von Materialien<br />
in Behältern, beim Erkennen von<br />
Label im Zuge drohnengestützter Inventur,<br />
bei der Erfassung von Behältern im<br />
Leergutlager oder bei bildschirmgeführten<br />
und kontrollierten Packvorgängen.<br />
9. FAHRER VERLOREN<br />
Wer steuert da im Hintergrund? Die Experten<br />
unterscheiden in die Kategorien des assistierten<br />
Fahrens, des automatisierten und des<br />
autonomen Fahrens.<br />
Der aktuelle Entwicklungsstand in Deutschland<br />
liegt gerade beim Erreichen des Levels<br />
3 - des automatisierten Fahrens. Damit<br />
werden erste Fahrzeuge (z.B. Audi A8,<br />
Daimler S-Klasse) für das hochautomatisierte,<br />
selbständige Fahren auf Autobahnen<br />
bei Geschwindigkeiten unter 60 km/h<br />
und in Stausituationen vollständig an den<br />
Fahr-Computer übergeben, der Fahrer<br />
hat dann keine Kontrollpflicht mehr. Im Bereich<br />
der Logistik gibt es drei Hauptanwendungsbereiche<br />
des autonomen Fahrens:<br />
• Fahrerlose LKW – TuSimple, ein amerikanisches<br />
Start-up, hat sich auf die<br />
technologische Ausstattung von LKW<br />
zum autonomen Fahren spezialisiert.<br />
Das Unternehmen ist zur Zeit führend<br />
mit seinen Level 4 Fähigkeiten für die<br />
USA, bei dem das Fahrzeug bestimmte<br />
Autobahnabschnitte völlig selbständig<br />
bewältigt und der Fahrer die Fahrzeugführung<br />
vollständig abgegeben kann.<br />
In Europa bietet die schwedische Firma Einride<br />
einen fahrerlosen LKW an. Sein futuristisches<br />
Fahrzeugdesign ohne Fahrerkabine zieht die<br />
Blicke auf sich bei den ersten Fahrten auf öffentlichen<br />
Straßen zwischen zwei Logistik-Hubs<br />
vom Anwendungspartner DB Schenker.<br />
• Autonome Fahrzeuge für die Intralogistik<br />
– hier hat sich in den letzten Jahren<br />
die Entwicklung von AGVs (Automated<br />
Guided Vehicles – berührungslos<br />
geführte Fahrzeuge), die unabhängig<br />
von der Führungstechnologie auf mehr<br />
oder weniger fest definierten Routen<br />
unterwegs waren zu den AMRs (Autonomous<br />
Mobile Robots) vollzogen, die<br />
wirklich autonom unterwegs sind, frei<br />
die Route wählen und auch Hindernissen<br />
problemlos ausweichen können.<br />
• Zustell-Rovers für die letzte Meile – diese<br />
autonomen Roboter fahren auf öffentlichen<br />
Straßen und vor allem auch auf<br />
Gehwegen und übernehmen die Hauszustellung<br />
von e-commerce-Bestellungen<br />
oder vielfach auch die Zustellung von Essens-Bestellungen<br />
aus Restaurants.<br />
10. AL<strong>LE</strong>S AUTOMATISIERT<br />
Prozessautomatisierung nicht nur physisch<br />
im Lager. Mit der neuen Blockchain-Technologie<br />
und der RPA (Robotic Process Automation)<br />
stehen nun Technologien bereit,
die auch eine Automatisierung von bisher<br />
manuellen/Back-Office-Prozessen ermöglichen.<br />
Die Blockchain-basierten Smart Contracts<br />
erlauben die automatische Ausführung<br />
von Prozessschritten, wenn bestimmte<br />
Bedingungen erfüllt sind. Der Vorteil dieser<br />
Smart Contracts liegt auch darin, dass diese<br />
Bedingungen nicht unbedingt vor Ort gegeben<br />
sein müssen, sondern die Prozesse auch<br />
aus der Ferne getriggert werden können.<br />
Damit ist die Blockchain-Technologie dafür geeignet,<br />
den Informations-/bisherigen Papierstrom<br />
in Lieferketten zu automatisieren. Zahlungen<br />
können ausgelöst werden bzw. ein<br />
Eigentums- oder Verantwortlichkeitsübergang<br />
kann bestätigt werden, wenn bestimmte<br />
physische Zustände eingetreten sind (wie z.B.<br />
Ware im Hafen XY angekommen) oder wenn<br />
bestimmte Papiere wie Frachtbriefe an bestimmten<br />
Orten erfasst wurden.<br />
Auf diese Weise kann auch die Zollabwicklung<br />
vereinfacht und (teil-) automatisiert<br />
werden. Das Start-up Steamchain erlaubt<br />
z.B. blockchain-basierte Zahlungen, IBM und<br />
Maersk haben gerade ein Bockchain-Projekt<br />
initiiert für eine weltweit durchgängige<br />
Sendungsverfolgung. RPA (Robotic Process<br />
Automation) ermöglicht die kostengünstige<br />
Automatisierung von sich wiederholenden<br />
einfachen Aufgaben (z.B. Daten-Transfer zwischen<br />
verschiedenen EDV-Systemen), eliminiert<br />
dabei menschliche Fehler und reduziert<br />
die Gemeinkosten. RPA-Software führt zum<br />
Beispiel Vorgänge wie die Rechnungsverarbeitung,<br />
die automatische Speicherung von<br />
Informationen in Prüfprotokollen oder die automatische<br />
Eingabe einer Bestellung durch.<br />
11.NACHHALTIG GRÜN<br />
Unserem Planeten zuliebe. Die in der Vergangenheit<br />
eher kleinteiligen Verbesserungen in<br />
Richtung einer grünen Logistik, haben sich in<br />
den letzten Jahren in eine ernstzunehmende<br />
Anwendung von umweltfreundlichen<br />
Technologien und Praktiken gewandelt.<br />
Viele Unternehmen arbeiten nunmehr an<br />
der bekannten 4V-Strategie, um die Logistik<br />
nachhaltiger zu machen: Vermeiden, Verlagern,<br />
Vermindern, Vergüten. So hat z.B.<br />
Gartner bei den Supply Chain Top 25 als<br />
ein Learning von den Besten festgestellt,<br />
dass diese nachhaltig an der Reduktion des<br />
CO2-Fußabdrucks arbeiten, vielfach auch<br />
in enger Zusammenarbeit mit ausgewählten<br />
Lieferanten oder Kunden. Die wichtigsten<br />
Nachhaltigkeits-Trends in der Logistik sind:<br />
• Verringerung des Transportaufkommens<br />
durch bessere Planung, bessere Bedarfsprognosen,<br />
Bündelung von Transporten<br />
gemeinsam mit Lieferanten<br />
und Kunden, um die teilweise 40%<br />
Leerfahrten von LKW zu reduzieren.<br />
Nach all den Aktivitäten in Richtung<br />
same day/2-h deliveries bietet Amazon<br />
nun in den USA den Kunden auch die<br />
Möglichkeit an, eine Zustellung nur innerhalb<br />
der nächsten 6 Tage auszuwählen,<br />
um Transporte bündeln und somit<br />
Fahrten reduzieren und die Zustellung<br />
somit nachhaltiger machen zu können.<br />
• 0-Emission-Fahrzeugflotten – Umstellung<br />
der Fahrzeugflotten auf voll-elektrische<br />
Fahrzeuge bei den Logistik-Dienstleistern.<br />
So hat z.B. DHL schon in den letzten<br />
Jahren insgesamt 20.000 vollelektrische<br />
Streetscooter in Betrieb gestellt und plant<br />
in den nächsten Jahren noch weitere<br />
100.000 in die Flotte zu nehmen. Oder<br />
Amazon, das 100.000 vollelektrische Zustellfahrzeuge<br />
bei Rivian bestellt hat.<br />
• Geschlossene Logistikkreisläufe für Behälter<br />
bzw. wiederverwendbare Verpackungen<br />
– ermöglicht durch neue<br />
Start-ups, die industriellen Kunden aber<br />
auch Endverbrauchern einen geschlossenen<br />
Verpackungskreislauf anbieten.<br />
Dazu zählen Unternehmen wie Loop,<br />
RePack, Returnability oder The Wally<br />
Shop. Oder Ikea, das gerade neue,<br />
umweltschonende und rezyklierbare<br />
Verpackungen aus nachwachsenden<br />
Pilzen (z.B. von Ecovative) testet.<br />
• Logistikgebäude ohne CO2-Emission.<br />
Neben der Nutzung der Dächer von Logistiklägern<br />
zur Strom- oder Wärmeproduktion<br />
mittels Solardächern, geht es nun<br />
mehr und mehr darum, durch intelligente<br />
IoT-basierte Sensoren die Energiesteuerung<br />
(Licht, Wärme, Kälte) weiter zu optimieren<br />
und zu verbessern.
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S26<br />
12. SEHEN UND GESEHEN WERDEN<br />
Zuverlässige Bilderkennung von allem. Die<br />
Firma identpro bietet zur Zeit eine sensorbasierte<br />
Lösung für die scannerfreie Behälter-/<br />
GLT-Verfolgung mittels Stapler an. Dabei<br />
werden die Stapler mit verschiedenen Sensoren<br />
ausgestattet, zur kontinuierlichen Bestimmung<br />
der aktuellen x-/y-Koordinate des<br />
Staplers im Raum und einem Höhensensor auf<br />
der Gabel zur Bestimmung der z-Koordinate.<br />
Bei jeder Änderung der Gabel-Beladung<br />
werden die x-/y-/z-Koordinaten in eine Datenbank<br />
weggeschrieben (digitaler Zwilling).<br />
Damit kann mit einer einzigen, einmaligen<br />
Erfassung eines GLTs oder einer Palette (ein<br />
einziger Scan z.B. am Wareneingang) in<br />
Echtzeit jede aktuelle Lokalisierung einer<br />
jeden Palette/GLTs über den digitalen Zwilling<br />
ermittelt werden. Das ist eine funktionierende<br />
Lösung zur scannerfreien aber<br />
dennoch zuverlässigen Materialverfolgung<br />
von GLTs/Paletten mittels Stapler.<br />
An einem der wahrscheinlich wirkungsvollsten<br />
technologischen Trends wird zur Zeit noch<br />
gearbeitet: die automatisierte, KI-kamera-basierte<br />
Behälterverfolgung ohne Label-Scannung.<br />
Beim Computer-Vision-Ansatz werden<br />
KI-basierte Kamerasysteme verwendet, die<br />
kontinuierlich sowohl von fixen Plätzen aus<br />
(z.B. montiert an der Decke einer Produktionsoder<br />
Lagerhalle) bzw. von mobilen Plätzen<br />
(auf AMR/Routenzügen/Staplern) jede Bewegung<br />
im Sichtfeld der jeweiligen Kamera verfolgen<br />
und intelligent identifizieren. Die Software<br />
stellt dann sicher, dass die Bewegung<br />
eines jeden Behälters lückenlos mitverfolgt<br />
wird (angeboten z.B. von logivations). Dabei<br />
wird auf KI-Unterstützung zugegriffen. Auch<br />
wenn diesbezügliche Lösungen sich noch<br />
vielfach in Pilot- und Testanwendungen befinden,<br />
zeichnet sich hier eine der spannendsten<br />
Entwicklungen für die nächsten Jahre ab, die<br />
die Intralogistik wirklich revolutionieren kann.<br />
Die KI-basierte Label-Erkennung ist heute<br />
schon Standard bei den am Markt befindlichen<br />
Inventurdrohen und funktioniert dort<br />
schon fehlerfrei. Die Anwendung von KI-basierten<br />
Kamerasystemen am Wareneingang,<br />
um eine vollautomatisierte Logistikprüfung<br />
(richtige Ware, richtige Menge, übereinstimmend<br />
mit der Bestellung, richtiges Label, richtige<br />
Verpackung, und transportschadenfrei<br />
angeliefert) ist nur eine natürliche Weiterentwicklung<br />
dieser Kamera-Wundersysteme. Damit<br />
wird sich dann auch der Wareneingang<br />
der One-Touch-Logistik nähern, noch produktiver<br />
werden, und eine der Voraussetzungen<br />
für eine zukünftig dann automatisierte<br />
Entladung der LKW schaffen.<br />
Nicht alle der 12 Handlungsfelder sind für alle<br />
Unternehmen gleich relevant. Es gilt, Schwerpunkte<br />
zu setzen in Abhängigkeit von den Branchenanforderungen<br />
und der bereits realisierten<br />
Logistik 4.0-Roadmap. Was aber sicher ist:<br />
unter den 12 die Logistik grundsätzlich verändernden<br />
Handlungsfelder sind wahrscheinlich<br />
mindestens 8 mit echter Handlungsrelevanz<br />
für jedes einzelne Unternehmen. Identifizieren<br />
Sie Ihre Top-Veränderungsbereiche und starten<br />
Sie möglichst rasch mit der Umsetzung.<br />
Die Themen sind spannend, denn noch nie<br />
hat es so viele technologische Neuerungs-<br />
Chancen in der Logistik gegeben wie heute.<br />
(RED)
40.000 LeserInnen informieren sich<br />
monatlich crossmedial über LOGISTIK<br />
EXPRESS zu Unternehmen, Produkte<br />
und Dienstleistungen.<br />
Vielen Dank für Ihr Interesse an<br />
unseren Leistungen und Services.<br />
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LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S28<br />
Neue Erwartungen an die Intralogistik<br />
Same-Day-Lieferung in die Kleinstadt<br />
Nicht zuletzt beeinflusst durch die pandemische Lage hat sich der Wettbewerb<br />
im E-Commerce-Bereich bedeutend zugespitzt. Eine McKinsey-Umfrage<br />
kam zu dem Ergebnis, dass zudem die Markentreue der Kunden abnimmt.<br />
Geschuldet sei dies vor allem dem vereinfachten Preisvergleich. Viele Händler<br />
im Bereich e-Grocery setzen daher auf Micro-Fulfillment-Center und automatisieren<br />
Lagerhallen zunehmend, um konkurrenzfähige Lieferzeiten anzubieten.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
JOACHIM KIENINGER<br />
DIRECTOR STRATEGIC<br />
BUSINESS<br />
DEVELOPMENTE<strong>LE</strong>MENT<br />
LOGIC GERMANY GMBH<br />
Das e-Grocery Zeitalter: Automatisierung<br />
als Antwort. Noch vor wenigen<br />
Jahren konnte sich wohl kaum jemand<br />
vorstellen, eines Tages seine<br />
Lebensmittel über eine App zu bestellen und<br />
noch am selben Tag bis an die Haustür geliefert<br />
zu bekommen. Nun ist dies für viele<br />
Kunden gerade im Großstadtraum gang und<br />
gäbe. Von der monatlichen Getränkelieferung<br />
ins Büro bis hin zum Wocheneinkauf sind<br />
Begriffe wie „Sofortlieferung“ oder „innerhalb<br />
von 120 Minuten“ für viele Unternehmer zum<br />
erschreckenden Reality-Check geworden.<br />
Das andere Sektoren nachziehen, ist weniger<br />
eine Frage als vielmehr eine Feststellung.<br />
Um derartige Services anbieten zu können,<br />
setzen viele Supermärkte auf Ladeninterne<br />
oder externe „Dark Stores“ (für den Kunden<br />
nicht zugängliche Lagereinheiten). Ob nun<br />
Click-and-Collect oder Home Delivery in letzter<br />
Instanz eingesetzt wird – eins ist klar: Laufen<br />
die Prozesse im Lager zu langsam oder fehlerbehaftet<br />
ist die Kundenzufriedenheit gefährdet.<br />
Bei abnehmender Markentreue sind die<br />
Folgen fatal. Wie kann dem also effizient und<br />
zukunftsorientiert entgegengewirkt werden?<br />
Die Erfolgsstory des schwedischen Durchstartes<br />
„Matsmart“ zeigt, dass smarte und<br />
skalierbare Automatisierung die Antwort ist.<br />
Das Konzept von Matsmart ist, Lebensmittel<br />
vergünstigt zu verkaufen, die ansonsten aufgrund<br />
von Überproduktion, fehlerhafter Verpackung,<br />
saisonalen Trends oder kurzer Haltbarkeit<br />
entsorgt würden. <strong>2021</strong> verdreifachte<br />
der Konzern seine Kapazität mithilfe von<br />
149 AutoStore Robotern von Element Logic.<br />
Pro Stunde kommissionieren diese bis zu 6.000<br />
Artikel aus 88.000 Behältern. Beeindruckend<br />
und zukunftsfähig, da das System jederzeit<br />
problemlos erweiterbar ist. Die Platzanforderungen<br />
sind selbst für kleinere Unternehmen<br />
minimal, wie das deutsche Familienunternehmen<br />
Leslii (30 Mitarbeiter) zeigt. Mit einem<br />
Flächenbedarf von nur 100 m² und vier Robotern<br />
verfügt Leslii über eines der kleinsten<br />
und gleichzeitig kosteneffizientesten Auto-<br />
Store-Systeme in Deutschland. Das System erzielt<br />
täglich 1.500 Picks. Jährlich werden rund<br />
2 Millionen Artikel an Händler in ganz Europa<br />
versandt. Vorreiter in der Same-Day-Lagerlogistik<br />
bleiben jedoch bisher die Lebensmittelhändler.<br />
Diese greifen mittlerweile auf sogenannte<br />
Micro-Fulfillment-Center zurück,<br />
um kleinere Ortschaft rechtzeitig zu beliefern.<br />
Micro-Fulfillment - maximum Delivery<br />
Den Einsatz kleinerer Lager für die lokale<br />
Bestellabwicklung bezeichnet man als<br />
Micro-Fulfillment. „Ein Logistiktrend dieser Größenordnung<br />
findet normalerweise nur statt,<br />
wenn sich die Branche vom Endverbraucher<br />
zum Wandel gezwungen sieht. In den USA<br />
trieb Amazon vor einigen Jahren den Trend<br />
zur schnelleren lokalen Lieferung voran. Heute<br />
setzen die Branchen- und Markterwartungen<br />
in den USA den europäischen Markt unter<br />
Druck“, erklärt Joachim Kieninger, Director<br />
Strategic Business Development von Element<br />
Logic Deutschland. Kurz gesagt weiten diese<br />
kleinen Ableger die Lieferreichweite von<br />
Unternehmen auch auf kleinere Ortschaften<br />
aus und beschleunigen gleichzeitig Retourenprozesse.<br />
Auch die Transportkosten werden<br />
so beeinflusst.
„Die Lieferzeit hängt unmittelbar von der Entfernung<br />
ab. Je näher man beim Kunden ist,<br />
desto genauer kann man angeben, wann<br />
die Bestellung voraussichtlich zugestellt wird.<br />
Eine präzise Sendungsverfolgung wird für die<br />
Customer Journey immer wichtiger“, sagt<br />
Kieninger.<br />
Nun liegt der Gedankengang nahe, auch<br />
diese Ableger durch automatisierte Prozesse<br />
zu wahren Produktivitätsmonstern zu machen.<br />
Der größte Vorteil an automatisierten Centern<br />
ist, dass die Lagerkapazität erheblich<br />
gesteigert wird, während die Modularität<br />
eine einfache Erweiterbarkeit gewährleistet.<br />
„Im Moment ist es noch ein zusätzlicher Service,<br />
den Unternehmen anbieten, um die<br />
Kundenzufriedenheit zu steigern. Mit steigender<br />
Nachfrage und der stärkeren Gewöhnung<br />
an eine schnelle Lieferung werden<br />
Micro-Fulfillment-Center jedoch wahrscheinlich<br />
zum Standard werden. Ich denke, dass<br />
das in den kommenden fünf bis zehn Jahren<br />
der Fall sein wird“, meint Kieninger.<br />
Ein aufblühender Trend für Unternehmen,<br />
die sich zunächst von den positiven Effekten<br />
eines automatisierten Standorts (ob Hauptoder<br />
Micro-) überzeugen wollen, ist das Konzept<br />
„Automation-as-a-Service“.<br />
Das Automation-Abo<br />
„Wir werden wahrscheinlich in fünf Jahren automatisieren,<br />
wenn wir größer sind und mehr<br />
Geld haben.“ - Künftig will Element Logic<br />
auch Kunden mit finanziellen Einstiegshürden<br />
die Möglichkeit geben ihr Unternehmen von<br />
den Vorteilen der AutoStore-Technologie profitieren<br />
zu lassen. Eine Art Abo-Modell ist nicht<br />
ausgeschlossen und bietet viele Vorteile.<br />
Der Einbau ist leicht, die Skalierbarkeit des<br />
Systems nach oben und unten hoch. Gerade<br />
für Geschäfte mit saisonalen Schwankungen<br />
klingt das wie Zukunftsmusik. Eine sehr<br />
reale und profitable Zukunft. Mehr Informationen<br />
zum Wandel der Intralogistik finden<br />
sie im offiziellen Whitepaper von Element<br />
Logic „Drei neue Trends für die Intralogistik“.<br />
(RED)<br />
Element Logic |<br />
Whitepaper:<br />
www.elementlogic.de/<br />
whitepaper-downloads/
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S30<br />
55.000 Paar Laufschuhe pro Tag -<br />
ASICS hält sich fit für die Zukunft<br />
ASICS, gegründet 1949, ist eine der weltweit führenden Marken für Sportschuhe<br />
und Sportbekleidung. ASICS verfolgt die Mission, Sportequipment und Dienstleistungen<br />
für einen gesunden und erfüllenden Lebensstil zur Verfügung zu stellen.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
Wir haben uns für<br />
das OSR Shuttle<br />
Evo entschieden, weil<br />
wir mit diesem System<br />
unsere Aufträge deutlich<br />
schneller erfüllen<br />
können und flexibler in<br />
der Abarbeitung sind.<br />
OLIVER DEMINGUES<br />
Plant Manager<br />
ASICS<br />
Das OSR Shuttle Evo zeichnet sich durch hohe Leistungsfähigkeit,<br />
Ausfallsicherheit und Lagerdichte aus. Das<br />
System bei ASICS verfügt über 38.000 Stellplätze.<br />
ASICS steht für Anima Sana in Corpore<br />
Sano, also gesunder Geist,<br />
gesunder Körper. Diese Mission unterstützt<br />
auch das neue automatisierte<br />
Distributionszentrum im französischen<br />
Garons und hilft der Welt dabei, in Bewegung<br />
zu bleiben: Von hier aus erfolgt die B2B-Distribution<br />
der Sportartikel in 20 Länder Europas.<br />
Zu Spitzenzeiten verlassen am Tag bis zu<br />
55.000 Paar Schuhe das DC Garons. Zusätzlich<br />
bietet die skalierbare Automatisierungslösung<br />
ASICS ausreichend Raum für zukünftiges<br />
Wachstum.<br />
Automatisierung für optimalen Service, zufriedene<br />
Mitarbeiter und Geschäftswachstum<br />
Das Unternehmen ASICS steht für Innovation<br />
und Verantwortung, sowohl gegenüber Kunden<br />
als auch Mitarbeitern. Mit dem neuen<br />
Automatisierungsprojekt wollte ASICS einerseits<br />
den Kundenservice optimieren und<br />
andererseits ideale Arbeitsbedingungen<br />
für seine Mitarbeiter im Lager schaffen.<br />
Eine weitere Herausforderung bestand darin,<br />
das logistische System so auszulegen, dass<br />
ganzjährig ein effizienter Betrieb sichergestellt<br />
ist und die Leistung zu den Peak-Zeiten<br />
im Frühjahr und um Weihnachten verdoppelt<br />
werden kann.<br />
Zuverlässiger Partner und Lösung -<br />
aus einer Hand gesucht<br />
Eine Kombination aus erprobter Automatisierungstechnologie,<br />
maßgeschneiderter<br />
Software sowie effizienter Prozesse, die<br />
auf die Anforderungen von ASICS abgestimmt<br />
sind, ermöglichen hohe Leistung<br />
und individualisierte Service-Leistungen<br />
für die B2B-Kunden in 20 Ländern Europas.<br />
„Wir waren auf der Suche nach einer zuverlässigen<br />
Automatisierungslösung mit gerin-
Bei ASICS sind 5 topmoderne Pick-it-Easy-Arbeitsplätze im Einsatz. Pro Stunde<br />
können bis zu 2.500 Stück an den Arbeitsplätzen bearbeitet werden.<br />
gem Wartungsbedarf, hoher Ausfallsicherheit<br />
und ausreichend Flexibilität, um uns in unserem<br />
Wachstum zu unterstützen. Das System<br />
von KNAPP bietet uns all dies“, erklärt Yann<br />
Bourgeon Maintenance and Facility Manager,<br />
ASICS.<br />
Die Reise eines Sportschuhs -<br />
durch das DC Garons<br />
Wie funktionieren die Prozesse im neuen Distributionszentrum<br />
von ASICS nun? Und welche<br />
Wege und Arbeitsschritte durchläuft ein Paar<br />
Sportschuhe von der Anlieferung bis zur Auslieferung<br />
an einen Store? Begeben Sie sich<br />
mit uns auf die Reise.<br />
um eine weitere Gasse mit 9.500 Stellplätzen<br />
erweitern. Für eine optimale Platzausnutzung<br />
werden die Behälter doppeltief gelagert: Der<br />
Füllgrad des Systems beträgt 97 Prozent.<br />
KiSoft sorgt für Transparenz<br />
An welchem der 38.000 Stellplätze befindet<br />
sich nun unser Sportschuh? Wie viele Stück<br />
und welche Größen sind sonst noch auf Lager?<br />
Können alle Aufträge wie geplant erfüllt<br />
werden und wie ist der Status jedes einzelnen<br />
Shuttles?<br />
Mithilfe der<br />
Automatisierung<br />
unserer Prozesse beherrschen<br />
wir heute unsere<br />
Materialflüsse besser<br />
und erreichen eine<br />
höhere Zuverlässigkeit<br />
der Informationen.<br />
MAIDER THICOIPE<br />
Operational Support<br />
Manager<br />
ASICS<br />
Warenanlieferung und Wareneingang<br />
Die Waren werden in Großpackungen in Überkartons<br />
angeliefert und in einem statischen<br />
Hochregallager eingelagert. Pro Tag kommen<br />
30.000 Paar Schuhe sowie Sportequipment<br />
im Lager an.<br />
Decanting I Umpacken in Lagerbehälter<br />
An 6 Wareneingangsarbeitsplätzen packen<br />
Mitarbeiter die Schuhkartons und Sportbekleidung<br />
für die Einlagerung in das automatische<br />
Lagersystem in Lagerbehälter um. In jedem<br />
Lagerbehälter passen 8 Paar Schuhe, dies<br />
sorgt für optimale Lagerdichte im System.<br />
Lagerung im OSR Shuttle Evo<br />
Das OSR Shuttle Evo ist die neueste Generation<br />
unserer Shuttle-Systeme und zeichnet<br />
sich durch besonders hohe Leistungsfähigkeit,<br />
Ausfallsicherheit und Lagerdichte<br />
aus. Aktuell besteht das zentrale Lagersystem<br />
aus 4 Gassen und 64 Ebenen mit 38.000<br />
Stellplätzen. Das System lässt sich bei Bedarf<br />
Optimale Ergonomie: Jeder Wareneingangsarbeitsplatz<br />
ist mit einem<br />
Palettenheber ausgestattet.
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S32<br />
Wir konnten unsere<br />
Ziele schneller als<br />
geplant erreichen und<br />
haben mittlerweile<br />
unsere Leistungsziele<br />
übertroffen. Mit der<br />
neuen Lösung können<br />
wir nun besser auf die<br />
Anforderungen des<br />
Marktes eingehen.<br />
CYRIL <strong>LE</strong>BLOND<br />
Logistics Manager<br />
ASICS:<br />
Ist die Auslastung der Arbeitsstationen gleichmäßig?<br />
Antworten auf alle diese Fragen und<br />
noch mehr weiß die intelligente All-in-One-<br />
Software KiSoft. Alle Informationen und Leistungsdaten<br />
sind am Leitstand oder auch am<br />
mobilen Tablet zu überblicken.<br />
Auftragsstart I Kartonaufrichter<br />
Für die unterschiedlichen Auftragsgrößen sind<br />
im Lager 2 Kartongrößen im Einsatz: 2 Kartonaufrichter<br />
formen die Kartons und stellen einen<br />
kontinuierlichen Nachschub an Kartons<br />
im Kommissionierbereich sicher. Pro Stunde<br />
werden 800 Kartons aufgerichtet.<br />
Ergonomische Auftragsbearbeitung<br />
Work smart, not hard. So lautet das Motto an den<br />
Pick-it-Easy-Arbeitsplätzen. Die Auftragsbearbeitung<br />
erfolgt im Ware-zur-Person-Prinzip.<br />
Die Arbeitsplätze kombinieren ergonomisches<br />
Design mit optimaler Leistung und fehlerfreier<br />
Auftragsbearbeitung. Bei ASICS sind<br />
insgesamt 5 dieser topmodernen Pick-it-Easy-<br />
Arbeitsplätze im Einsatz und schaffen ein angenehmes<br />
Arbeitsumfeld. Rund 2.500 Stück<br />
können pro Stunde gleichzeitig an den Arbeitsplätzen<br />
bearbeitet werden.<br />
Value-Added-Services<br />
Nach der Kommissionierung erhalten die Versandkartons<br />
im Value-Added-Service-Bereich<br />
noch den letzten Feinschliff. Hier werden zum<br />
Beispiel Werbematerialen oder Zolldokumente<br />
beigegeben und Großkartons aus dem Hochregallager<br />
mit der Lieferung konsolidiert.<br />
Belegbeigabe I Kartonverschließer<br />
Lieferscheine und Packlisten werden ebenfalls<br />
automatisch gedruckt und immer an den<br />
letzten Karton einer Lieferung übergeben. Ein<br />
automatischer Kartonverschließer verschließt<br />
die Versandkartons; große Kartons werden<br />
bei Bedarf in der Höhe gekürzt, um Platz im<br />
Transportfahrzeug zu sparen.<br />
Versand<br />
Im Versandbereich ist jede Rampe einem Zielland<br />
zugeordnet. Die fertigen Versandkartons<br />
werden auf unterschiedliche Rampen verteilt<br />
und verladen. Und ab geht die Reise in eines<br />
von 20 Ländern und einen von 10.000 Stores.<br />
Mit starker Partnerschaft zum Erfolg<br />
Partnerschaftliche Zusammenarbeit und<br />
offene Kommunikation sind für uns der<br />
Schlüssel zum Projekterfolg. Durch enge Zusammenarbeit<br />
konnte das Projekt wie geplant<br />
– trotz der Corona-Pandemie – umgesetzt<br />
werden und den Betrieb aufnehmen.<br />
„Die Zusammenarbeit mit ASICS ist partnerschaftlich<br />
und geprägt von Offenheit. Für<br />
mich als Projektmanager ist es immer das<br />
Schönste, wenn das System in Betrieb geht<br />
und zur Zufriedenheit des Kunden läuft“, freut<br />
sich Philipp Jaklin, Senior Project Manager bei<br />
KNAPP über den Erfolg. Zufrieden mit der Zusammenarbeit<br />
und vor allem den Ergebnissen<br />
im täglichen Anlagenbetrieb zeigt sich<br />
auch ASICS-Logistik-Manager Cyril Leblonde:<br />
„Die Zusammenarbeit mir KNAPP zeichnet<br />
sich durch die Professionalität aus. So konnten<br />
wir unsere Ziele schneller als geplant erreichen<br />
und haben mittlerweile unsere Leistungsziele<br />
übertroffen. Mit der neuen Lösung<br />
können wir nun besser auf die Anforderungen<br />
des Marktes eingehen.“ Mit intelligenter<br />
Automatisierung hält sich ASICS fit für die<br />
Zukunft und ist bereit für weiteres Wachstum.<br />
(RED)
6. eCommerce<br />
Logistik- Day<br />
09. September <strong>2021</strong>, Wien<br />
Hybrid Event<br />
Österreichischer Handelsverband<br />
Bleiben Sie gut informiert. Sichern Sie<br />
sich Ihren Informationsvorsprung.<br />
Mehr auf www.logistik-express.com/<br />
ecommerce-logistik-day/<br />
Medienpartner:<br />
BLOGTOUR | LOGINSIDER | WATCHBLOG | ECOMMERCE LOGISTIK-DAY<br />
40.000 LeserInnen informieren sich monatlich crossmedial über LOGISTIK<br />
EXPRESS zu Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen.<br />
www.logistik-express.com
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S34<br />
Mehr Platz für Onlineshop bei<br />
Gebrüder LIMMERT<br />
An seinem Standort wachsen, den Output bei gleichbleibender Flexibilität erhöhen<br />
und Artikel deutlich dichter einlagern: Das sind die Ziele, mit denen die<br />
Salzburger Gebrüder LIMMERT AG ihr Versandlager am Stammsitz vergrößert.<br />
Herzstück der Erweiterung wird eine AutoStore-Anlage von Reesink Logistic<br />
Solutions Austria (RLS). BEITRAG: REDAKTION<br />
Harald Ebner: „Nach drei Jahren Planung<br />
wird nun der nächste große Meilenstein für<br />
LIMMERT erreicht und damit eine lang ersehnteVision<br />
erfüllt. Um das stetige Wachstum<br />
des Unternehmens weiterhin zu gewährleisten<br />
und um den Servicegrad für unsere<br />
Kunden laufend zu verbessern, haben<br />
wir uns entschieden diesen großen Schritt<br />
nun zu wagen!“<br />
auslegen zu können, müssen für ein neues<br />
Gebäude Betonsäulen im Untergrund verankert<br />
werden, die das Fundament tragen und<br />
die Flächenbelastung verringern. Weil dieses<br />
Vorgehen deutlich aufwendiger als ein Standardbau<br />
ist, hat sich LIMMERT für ein kleines<br />
Gebäude mit besonders kompaktem automatischem<br />
Lagersystem entschieden.<br />
Harald Ebner<br />
Vorstand<br />
Gebrüder LIMMERT AG<br />
Der Elektrogroßhändler zählt zu<br />
den größten Anbietern in Österreich<br />
und setzt traditionell auf<br />
Innovationen. Mit spürbarem<br />
Erfolg: Unter anderem durch den schnell<br />
wachsenden Online-Shop nähert sich das<br />
Versandlager seiner Kapazitätsgrenze. Deshalb<br />
hat das Unternehmen entschieden,<br />
die Lagerkapazität am Firmensitz in Salzburg<br />
auszubauen. Besondere Herausforderung<br />
dabei: Der Boden auf dem Grundstück der<br />
Gebrüder LIMMERT AG ist besonders weich<br />
und kann nur begrenzte Lasten tragen.<br />
Ein Ausbau innerhalb des Bestandsgebäudes<br />
kam deshalb nicht in Frage. Auch für einen<br />
Neubau müssen wichtige Grundregeln<br />
beachtet werden. Um die Baustatik robust<br />
Viele Artikel, wenig Raum, hohe Effizienz<br />
In dem 1.000 Quadratmeter großen Neubau<br />
installiert RLS eine AutoStore-Anlage mit einer<br />
Grundfläche von 800 Quadratmetern. Durch<br />
dieses System kann LIMMERT seine Lagerfläche<br />
um 28.000 zusätzliche Lagerplätze mehr<br />
als verdoppeln. Das gelingt, weil AutoStore<br />
die größtmögliche Lagerdichte erreicht. Auf<br />
dieser Grundfläche werden 28.000 Behälter lagern.<br />
Für die Kommissionierung hat RLS 28 Roboter<br />
und sechs Carousel Ports vorgesehen,<br />
die jeweils einen Durchsatz von bis zu 400 Behältern<br />
pro Stunde erlauben. Zu einem späteren<br />
Zeitpunkt kann LIMMERT noch einen weiteren<br />
Port ergänzen. Der dafür benötigte Frame<br />
wird bereits bei Installation der Anlage eingebaut.<br />
„Mit dem AutoStore stellen wir auch die<br />
Kommissionierung auf das Prinzip Ware-zur-<br />
Person um“, berichtet Alexander Stabauer,<br />
der die Logistik von LIMMERT leitet. „So
kann das Unternehmen seine Versandaufträge<br />
deutlich schneller bearbeiten,<br />
gleichzeitig sinkt das Risiko für Fehlpicks<br />
und andere Prozessfehler“, erklärt Markus<br />
Grabner, Senior Sales Manager von RLS.<br />
Von diesem Verbesserungspotenzial ist auch<br />
Alexander Stabauer überzeugt: „Wir haben<br />
uns für die Zusammenarbeit mit RLS entschieden,<br />
weil sie als Marktführer in der DACH-<br />
Region die meiste Erfahrung mit Auto-<br />
Store-Systemen haben.“<br />
AutoStore der Gebrüder LIMMERT AG<br />
in Zahlen:<br />
• 800 Quadratmeter Grundfläche<br />
• 28 Roboter<br />
• 6 Carousel Ports (1 Erweiterungsframe)<br />
• 28.000 Behälter<br />
• 800 Behälterandienungen pro Stunde<br />
Mit über 25.000 lagernden Artikeln und über<br />
14.200 m² Gesamtfläche ist die Gebrüder LIM-<br />
MERT AG einer der großen österreichischen<br />
Elektrogroßhändler mit Sitz in Salzburg. Die<br />
langjährige Erfahrung auf einem sich ständig<br />
verändernden Markt ermöglicht LIMMERT ein<br />
flexibles Reagieren auf neue Technologien<br />
und Produkte, sowie die konsequente Umsetzung<br />
der Wünsche ihrer Kunden.<br />
Die langjährigen Beziehungen und der persönliche<br />
Kontakt zu den Kunden des Unternehmens<br />
begründen die Motivation für<br />
täglich vollen Einsatz. Sowohl die Prozesse<br />
als auch die Organisation sind danach ausgerichtet,<br />
Geschäftspartner bestmöglich zu<br />
betreuen. Beweglich, immer wieder neu und<br />
doch beständig und damit wiedererkennbar:<br />
die Gebrüder LIMMERT Aktiengesellschaft.<br />
(RED)<br />
Reesink Logistic Solutions ist Teil von Royal<br />
Reesink und gehört zu den Top 3 AutoStore-<br />
Integratoren weltweit mit über 100 erfolgreich<br />
ausgelieferten AutoStore-Projekten.<br />
Die RLS-Unternehmen konzentrieren sich<br />
auf die Einhaltung höchster Qualitätsstandards<br />
und bringen gleichzeitig einzigartige<br />
Lösungen in jedes Projekt ein,<br />
indem sie eine maßgeschneiderte Planung<br />
und eine ordnungsgemäße Integration<br />
des AutoStore-Systems in jedes Lager<br />
realisieren.<br />
Mit fundiertem Wissen und langjähriger<br />
Erfahrung können die RLS-Unternehmen<br />
die Anbindung an jedes beliebige ERP/<br />
WMS-System unterstützen oder ihre eigene<br />
maßgeschneiderte SPS-Software namens<br />
LogiCS implementieren. Das AutoStore-System<br />
wird mit Hilfe dieser brandneuen und<br />
intuitiven LogiCS-Benutzeroberfläche optimal<br />
eingesetzt. Sie revolutioniert den Markt<br />
mit einem frischen Ansatz und der „Weniger<br />
ist mehr“-Philosophie. 24/7 Service und<br />
Wartung stehen für alle Kunden bereit, was<br />
die RLS-Unternehmen zu sehr zuverlässigen<br />
und jederzeit verfügbaren Partnern macht.
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S36<br />
Schwerlastverschieberegalanlage<br />
mit 41.000 Paletten-Stellplätzen geht<br />
an Offergeld Logistik<br />
Das im Hinblick auf Kapazität und Lagerdichte außergewöhnliche Verschieberegalsystem<br />
wird in eine Halle integriert, die der Logistikdienstleister in Dormagen<br />
neu errichtet hat, um mehrere Lager zu zentralisieren sowie die Prozesse bei<br />
steigender Durchsatzleistung zu straffen und effizienter auszurichten. Als Intralogistikpartner<br />
unterstützt SSI Schäfer Offergeld bei dieser Neuausrichtung und<br />
überzeugte mit einem exakt auf die Vorgaben und baulichen Gegebenheiten<br />
zugeschnittenen Lösungskonzept. BEITRAG: REDAKTION<br />
Seit Gründung im Jahr 1924 ist die Offergeld-Gruppe<br />
parallel zu den Anforderungen<br />
der Kunden kontinuierlich<br />
gewachsen und heute europaweit<br />
mit 15 Niederlassungen vertreten. In optimierten<br />
Liefer- und Wertschöpfungsketten übernimmt<br />
der Logistikdienstleister Verantwortung<br />
für die oftmals hochsensiblen Prozesse seiner<br />
Kunden in den Bereichen Beschaffung, Lagerhaltung,<br />
Transport, Mehrwertdienstleistungen<br />
(VAS) und Distribution.<br />
Langfristige Partnerschaft -<br />
perspektivisch geplant<br />
Minimierte Kosten, kurze Durchlaufzeiten,<br />
schlanke Prozesse und durchgängige Transparenz<br />
entlang der Lieferkette sind entscheidende<br />
Faktoren, die in die jeweils individuell<br />
konzipierten Logistiklösungen von Offergeld<br />
einfließen. Um die Abläufe in Zeiten wachsenden<br />
Kostendrucks und sich dynamisch<br />
verändernder Marktbedingungen weiter zu<br />
optimieren, zentralisiert der Dienstleister nun<br />
mehrere Lager am Standort Dormagen in<br />
einem 9.600 m² umfassenden Neubau. Die<br />
schnelle Reaktion auf die Anfrage und das<br />
vorgestellte Lösungskonzept waren unter<br />
anderem ausschlaggebend, SSI Schäfer mit<br />
der Lieferung und Installation der Schwerlast-Verschieberegalanlage<br />
zu beauftragen.<br />
„Als familiengeführtes Unternehmen bieten<br />
wir moderne Dienstleistungen aus einer Hand<br />
und punkten mit festen Werten und kurzen<br />
Entscheidungswegen. Diese Ausrichtung<br />
kennzeichnet auch SSI Schäfer, sodass beste<br />
Voraussetzungen für eine langfristig angelegte<br />
Partnerschaft gegeben sind“, sagt Philipp<br />
Kreuer, Prokurist der Offergeld Zentralverwaltung<br />
(OVZ) GmbH & Co. KG, Würselen. André<br />
Schmidt, Projektvertrieb SSI Schäfer, ergänzt:<br />
„Wir freuen uns, die weitere Expansion von<br />
Offergeld auf dieser Basis zunächst mit einem<br />
auf die aktuellen Erfordernisse zugeschnittenen<br />
Leistungsmodul unterstützen zu können,<br />
das bei gesteigerter Performance dazu beiträgt,<br />
Prozess- und Betriebskosten nachhaltig<br />
zu senken.“<br />
Flexible Lösung mit hoher Lagerdichte -<br />
auf minimaler Fläche<br />
In einem ersten Schritt installiert SSI Schäfer<br />
in dem neuen Logistikzentrum eine Schwerlast-Verschieberegalanlage<br />
mit 41.000<br />
Paletten-Stellplätzen für variierende Produkte,<br />
unter anderem aus der Industrie und dem<br />
Automotive-Sektor. Diese Lösung bietet im<br />
Vergleich zu stationär angeordneten Regalzeilen<br />
eine Platzersparnis von bis zu 45 %.<br />
Gleichzeitig wird durch den Einsatz der Verschieberegalanlage<br />
die Lagerkapazität um<br />
bis zu 90 % erhöht, da bedeutend weniger<br />
Verkehrsflächen erforderlich sind. Das System<br />
besteht aus fünf Blöcken, ist rund 125 m lang<br />
und 67 m breit. Die oberste Palette wird in einer<br />
Höhe von ca. 11 m abgesetzt. Auf diese<br />
Weise lässt sich eine besonders hohe Lagerdichte<br />
erzielen, die angesichts des begrenzt<br />
zur Verfügung stehenden Hallenvolumens
Um die Abläufe in Zeiten wachsenden Kostendrucks und sich dynamisch<br />
verändernder Marktbedingungen weiter zu optimieren, zentralisiert<br />
Offergeld Logistik (www.offergeld.de) nun mehrere Lager am Standort<br />
Dormagen in einem 9.600 m² umfassenden Neubau.<br />
auf Basis stationärer Regalzeilen nicht realisierbar<br />
ist. Auch die Prozess- und Energiekosten<br />
fallen moderater aus. Das modular aufgebaute<br />
Verschieberegalsystem ist skalierbar<br />
und lässt sich bei steigenden Kapazitätsanforderungen<br />
in Verbindung mit einem Anbau<br />
jederzeit erweitern.<br />
Kurze Realisierungsdauer -<br />
dank Modulbauweise<br />
Mit der Schienenmontage und der Regaleinbringung<br />
wurde begonnen, die Inbetriebnahme<br />
ist im Oktober <strong>2021</strong> erfolgt. Im Rahmen<br />
des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses<br />
prüft Offergeld Logistik parallel die Option, am<br />
Standort Dormagen ergänzend ein Fahrerloses<br />
Transportsystem (FTS) für Großladungsträger<br />
einzusetzen, das SSI Schäfer in Kombination<br />
mit einer Verschieberegalanlage exklusiv<br />
aus einer Hand anbietet. Auch die Zahl<br />
der autonom im Verbund agierenden Fahrzeuge<br />
kann bei steigenden Leistungsanforderungen<br />
flexibel aufgestockt werden. (RED)<br />
Die SSI Schäfer Gruppe ist der weltweit führende Lösungsanbieter von modularen<br />
Lager- und Logistiksystemen. Das Unternehmen beschäftigt am<br />
internationalen Hauptsitz in Neunkirchen (Deutschland) sowie weltweit in<br />
rund 70 operativ tätigen Gesellschaften und an sieben Produktionsstätten<br />
im In- und Ausland rund 10.500 Mitarbeiter. Verteilt auf sechs Kontinente<br />
entwickelt SSI Schäfer innovative Konzepte und Lösungen in den<br />
Branchen seiner Kunden und gestaltet so die Zukunft der Intralogistik<br />
Das Unternehmen plant, konzeptioniert und produziert Systeme zur Einrichtung<br />
von Lagern und Betrieben, manuelle und automatische Lager-,<br />
Förder-, Kommissionier- und Sortiersysteme sowie Lösungen für Abfalltechnik<br />
und Recycling. SSI Schäfer hat sich zu einem der größten Anbieter für<br />
releasefähige Software für den innerbetrieblichen Materialfluss entwickelt.<br />
Mehr als 1.100 Software-Experten entwickeln hochperformante Anwendungen<br />
und stehen den Kunden für Lösungen zur intelligenten Verknüpfung<br />
von Software- und Hardwarekomponenten beratend zur Seite. Das<br />
umfassende Softwareportfolio mit WAMAS® und SAP deckt alle Vorgänge<br />
von der Lager- bis zur Materialflussverwaltung ab. Gleichzeitig optimiert<br />
SSI Schäfer mit eigenen Lösungen die Produktivität und Arbeitsleistung der<br />
Kunden und schafft die Möglichkeit, durch Messung und Bewertung mit<br />
Hilfe von KPIs das Lager aktiv zu bewirtschaften.
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S38<br />
Die Zukunft des (E)Commerce als<br />
Game-Changer<br />
Die Pandemie hat den E-Commerce beflügelt. Den gesamten E-Commerce?<br />
Grenzüberschreitender E-Commerce und digitaler Lebensmittelhandel als Game-<br />
Changer. BEITRAG: WALTER TREZEK<br />
WALTER TREZEK<br />
VICE-CHAIR<br />
ELOGISTICS-WORKING<br />
GROUP ECOMMERCE<br />
EUROPE<br />
CHAIRMAN OF THE UPU<br />
CONSULTATIVE<br />
COMMITTEE (CC)<br />
UND EXPERTE DES<br />
LOGISTIC-NATIVES E.V.<br />
Die Pandemie hat das Wachstum<br />
des E-Commerce nach Schließungen<br />
oder Einschränkungen<br />
im stationären Handel weiter beflügelt,<br />
davon ausgenommen war der grenzüberschreitende<br />
E-Commerce. Vor der<br />
Pandemie war der grenzüberschreitende<br />
E-Commerce das mit Abstand am schnellsten<br />
wachsende Marktsegment mit doppelt<br />
so hohen Wachstumsraten wie der inländische<br />
E-Commerce. Obwohl die Grenzen<br />
innerhalb Europas während der Pandemie<br />
weitgehend für Paketdienste offen blieben,<br />
lag die Herausforderung in der Einstellung<br />
des Flugverkehrs.<br />
Der starke Rückgang des grenzüberschreitenden<br />
E-Commerce wurde durch die<br />
Postdienste verursacht: Im Gegensatz zu<br />
Express- und Paketzustellern waren die Postgesellschaften<br />
von Annullierungen der normalerweise<br />
für Postsendungen genutzten<br />
Passagierflüge betroffen. Die Statistiken des<br />
Weltpostvereins (UPU) sprechen eine klare<br />
Sprache: der grenzüberschreitende Verkehr<br />
zwischen benannten Postbetreibern ist gegenüber<br />
2019 immer noch um ca. 40% zurückgegangen,<br />
jener der Express- und Paketzustelldienste<br />
stark gestiegen. In der EU wird<br />
diese Entwicklung durch neue Regelungen<br />
noch verschärft: Während das Import-One-<br />
Stop-Shop (IOSS)-Modell für Marktplätze<br />
und gewerbliche Paketdienste eine Entlastung<br />
zu bieten scheint, sind die Kunden der<br />
Postgesellschaften von einer Vielzahl, teils<br />
intransparenter, länderspezifischer und oft<br />
unerschwinglich hoher Zusatzgebühren, die<br />
sich negativ auf das Geschäft auswirken,<br />
betroffen.<br />
Wachstum des digitalen Lebensmitteleinzelhandels,<br />
seine Auswirkungen auf E-Commerce,<br />
Logistikmodelle und den stationären<br />
Handel<br />
Eine weitere Entwicklung war das starke<br />
Wachstum des digitalen Lebensmitteleinzel-
„INVESTITION NACHHALTIGE LOGISTIK“<br />
Im Gespräch mit Post AG Vorstand für Paket & Logistik<br />
Peter Umundum über Innovationen und Investitionen<br />
in und für eine nachhaltige Logistik.<br />
Mehr auf logistik-express.com<br />
LOGISTIK express<br />
Ausgabe 3/<strong>2021</strong><br />
handels. Die Lieferung von Lebensmitteln an<br />
Endverbraucher und der Ausbau der dazugehörigen<br />
Logistikinfrastruktur, für eine schnelle<br />
Lieferung, hauptsächlich in städtischen Gebieten,<br />
wurde durch Restaurantschließungen<br />
weiter stimuliert. Allein in den USA stieg der<br />
digitale Lebensmittel- und Getränke- Einzelhandel<br />
von 2019 bis <strong>2021</strong> um 2/3 (von 13 auf<br />
21 Milliarden USD). Es wird erwartet, dass der<br />
digitale Lebensmitteleinzelhandel das am<br />
schnellsten wachsende E-Commerce-Marktsegment<br />
bleibt, obwohl der Gesamtanteil<br />
des digitalen Lebensmitteleinhandels am gesamten<br />
Einzelhandel vergleichsweise gering<br />
ist (etwa 5 % in den USA, <strong>2021</strong>), sogar weniger<br />
als 2 % in Europa.<br />
Neue Herausforderungen für die Geschäftsmodelle<br />
der Marktplätze und Zustellung<br />
Kundenerwartungen wurden durch den<br />
marktbeherrschenden online Händler in Europa<br />
geprägt. Verbraucher erwarten jetzt<br />
von jedem Händler Amazon-Serviceniveau.<br />
Dies bleibt eine Herausforderung für viele,<br />
insbesondere den stationären Handel, der<br />
zunehmen auf online-zu-offline (O2O), besser<br />
bekannt als "Omnichannel", umstellt. Das<br />
Kernlogistikprogramm von Amazon – "Prime"<br />
– ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor und hat die<br />
Lieferung am nächsten Tag zum Standard gemacht.<br />
Die Logistikinfrastruktur von Amazon<br />
ist darauf ausgelegt, dieses Serviceniveau<br />
kostengünstig zu erfüllen. Außerhalb Chinas<br />
konnte kein Wettbewerber mit diesem Modell<br />
mithalten. Das derzeitige Geschäftsmodel<br />
des E-Commerce ist durch das exponentielle<br />
Wachstum des digitalen Lebensmitteleinzelhandels<br />
unter Druck geraten.<br />
Die Kundenerwartungen ändern sich: Lieferung<br />
am nächsten Tag reicht nicht mehr<br />
Die Pandemie hat eine sehr interessante Entwicklung<br />
ausgelöst: Im Jahr 2020 wuchs der<br />
E-Commerce-Umsatz von Amazon um 21 %<br />
lag damit deutlich unter dem Marktdurchschnitt<br />
von 32 %.<br />
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LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S40<br />
FLORIAN SEIKEL<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
LOGISTIC NATIVES E.V.<br />
Im Gegensatz dazu erzielte Walmart ein<br />
Umsatzwachstum von 44%, unter anderem<br />
aufgrund der Nutzung seiner Filialen<br />
als Mikrologistik-Hubs. In städtischen Gebieten<br />
hat Walmart damit begonnen, seine<br />
lokal verfügbaren Produkte (30.000 –<br />
140.000 Artikel, die über 90% des gesamten<br />
Online-Bestellvolumens abdecken)<br />
innerhalb eines Lieferfensters von 2 bis 3<br />
Stunden an Kunden im Umkreis von wenigen<br />
Kilometern, um einen Standort zu<br />
liefern. Dazu werden entweder eigene<br />
Ressourcen oder Zustelldienste auf der<br />
letzten Meile genutzt, die dem Modell der<br />
Lebensmittellieferdienste folgen. Der stationäre<br />
Einzelhandel hat damit die Liefererwartungen<br />
der Verbraucher geändert. Bei<br />
diesem O2O-Dienstleistungsangebot können<br />
Online-Marktakteure, die sich auf ein<br />
Logistikmodell ohne dichtes Netz lokaler<br />
Mikro-Hubs verlassen, nicht konkurrieren.<br />
Neue Logistikmodelle revolutionieren Kundenerwartungen<br />
In der Vergangenheit war die Umsetzung des<br />
O2O Modells eher einseitig: Während schnell<br />
wachsende, erfolgreiche Online-Händler<br />
ihre digitalen Ressourcen, Marketingstrategien<br />
und Finanzkraft dazu nutzten, Einzelhandelsgeschäfte<br />
zu eröffnen oder zu erwerben<br />
(oft nur Showrooms), haben klassische<br />
stationäre Händler es bisher weitgehend<br />
versäumt, digitale Warenwirtschaft und<br />
Kundenservice zu implementieren, um ihre<br />
Märkte vor ihren reinen Online-Konkurrenten<br />
zu schützen.<br />
Das neue O2O-Logistikmodell für den Einzelhandel<br />
verändert Kundenerwartungen<br />
Die Lebensmittellieferung hat jedoch, stark<br />
stimuliert durch COVID, ein neues Logistikmodell<br />
hervorgebracht: Stark nachgefragte<br />
Produkte werden jetzt online im stationären<br />
Einzelhandel bestellt und innerhalb von 60 bis<br />
120 Minuten an die Kunden geliefert. Dieses<br />
Modell betrifft nicht den Lebensmittelhandel,<br />
das Grundsortiment des Einzelhandels<br />
von 4.000 bis 15.000 Artikeln ist betroffen.<br />
Digitalisierung verbindet Intraund<br />
Extralogistik<br />
Die Filialzustellung war noch nie die Herausforderung<br />
für den stationären Handel. Doch<br />
Der logistic-natives e.V. ist das internationale<br />
Netzwerk für Logistik & Infrastruktur<br />
des modernen Handels und repräsentiert<br />
über 30.000 Branchenunternehmen. Dabei<br />
unterstützen wir bei der Befähigung<br />
zur fortschreitenden Digitalisierung von<br />
Unternehmen und der Zustellung von<br />
Handelswaren durch digitale Kommunikationsmedien<br />
im Sinne der Zustellungsoptimierung,<br />
Nachhaltigkeit, life-cycle- &<br />
Retourenmanagements und der Kreislauflogistik.<br />
Sehr gerne können Sie dem internationalen<br />
Netzwerk beitreten und mit uns den Markt<br />
aktiv gestalten. Für Hintergründe, Fragen<br />
steht Ihnen Geschäftsführer Florian Seikel<br />
(Florian.Seikel@logistic-natives.com) sehr<br />
gerne zur Verfügung.<br />
während die Intralogistik und Filialversorgung<br />
für den stationären Handel vollständig digitalisiert<br />
und hocheffizient ist, hinken Kundenservice<br />
und Convenience bisher hinterher<br />
und erfüllen nicht die Kundenerwartungen,<br />
die Online-Marktplätze mit ihren B2C-E-Commerce-Extralogistiklösungen<br />
versprechen.<br />
Die Kenntnis der lokalen Kundenpräferenzen,<br />
verbunden mit einem lokalen Einzugsgebiet,<br />
kann der stationäre Handel auf ein hocheffizientes<br />
Extralogistikmodell mit Outlets als Micro-<br />
Hubs anwenden, das den B2C-Lieferoptionen<br />
reiner Online-Player überlegen ist. Durch<br />
die gleichzeitige Umwandlung von Outlets<br />
in Micro-Hubs ist ihr Wert massiv gestiegen.<br />
Outlets sind kein reiner zusätzlicher Vertriebskanal<br />
mehr, sondern ein zentraler und unverzichtbarer<br />
Bestandteil des Logistikmodells, um<br />
stark nachgefragte Waren über bereits bestehende<br />
lokale Lieferstrukturen bereitzustellen.<br />
Diese Entwicklung ist in einigen Märkten, z. B.<br />
Südostasien, noch weiter fortgeschritten und<br />
wurde von Walmart in den USA erfolgreich<br />
übernommen, getestet und ausgerollt. Als<br />
Reaktion darauf sind große Logistikanbieter und<br />
Marktplätze dabei, städtische Mikro-Hub-Infrastrukturen<br />
zu übernehmen, oder auch<br />
aufzubauen. Sie könnten aber gegenüber<br />
dem stationären Handel, der bereits (theoretisch)<br />
die Top-Lagen besitzt, im Nachteil sein.<br />
(WT)
HRESTICKET JAH<br />
STICKET JAHREST<br />
JAHRESTICKET<br />
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JAHRESTICK<br />
HANDELSVERBAND<br />
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erhältlich bis 31. Jänner 2022<br />
auf der Website<br />
www.handelsverband.at<br />
VARIANTE<br />
1<br />
VARIANTE<br />
HV Preis: für Mitglieder & Partner des<br />
Handelsverbandes sowie EHI Mitglieder<br />
Für alle vier Großveranstaltungen des<br />
Handelsverbandes:<br />
- Handelskolloquium<br />
- eCommerce Day<br />
- Tag des Handels<br />
- Tech Day<br />
Regulärer Tarif € 1.880,-<br />
HV Preis € 940,-<br />
Für die drei in Wien stattfindenden<br />
Großveranstaltungen des<br />
Handelsverbandes:<br />
- Handelskolloquium<br />
- eCommerce Day<br />
- Tech Day<br />
Regulärer Tarif € 1.200,-<br />
HV Preis € 600,-
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S42<br />
Die Stadt der Zukunft ist smart<br />
und nachhaltig lebenswert<br />
Wachsende Städte und die Notwendigkeit nachhaltigen Handelns erfordern<br />
für moderne Städte neue Konzepte. Smart City ist ein solches – und<br />
es sollte auch bei kleinen Städten eingesetzt werden. Österreichische<br />
Unternehmen spielen in der Planung und Umsetzung von Smart<br />
Cities eine wichtige Rolle. Wir haben die Ideen der A1 Telekom Austria Group<br />
unter die Lupe genommen. TEXT: PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />
Im Grunde sollen die Entwicklungskonzepte<br />
für Smart Cities dabei helfen Städte<br />
effizienter, technologisch fortschrittlicher,<br />
umweltverträglicher und sozial inklusiver<br />
zu gestalten – sie stellen die Antwort auf die<br />
Herausforderungen einer modernen Stadt<br />
dar. Diese Konzepte beinhalten sowohl technische<br />
Innovationen aus den unterschiedlichsten<br />
Gebieten wie auch wirtschaftliche<br />
und gesellschaftliche Neuerungen. Die technischen<br />
Innovationen für Smart Cities stehen<br />
großteils im Zusammenhang mit den Internet<br />
of Things – damit werden Technologien einer<br />
umfassenden Infrastruktur in Informationsgesellschaften<br />
zusammengefasst, die es ermöglichen,<br />
physische und virtuelle Objekte<br />
miteinander zu vernetzen und sie durch Informations-<br />
und Kommunikationstechniken miteinander<br />
kooperieren zu lassen.<br />
A1 positioniert sich bereits seit Jahren im IoT-Bereich.<br />
Dabei werden verschiedene Schwerpunkte<br />
gesetzt und zahlreiche innovative<br />
Lösungen in diversen Branchen positioniert.<br />
Allen ist gemeinsam, dass sie zu mehr Effizienz,<br />
Kostenersparnissen und zu mehr Sicherheit<br />
beitragen sollen. Eine der Branchen,<br />
die A1 als wichtiges Fokusthema sieht ist die<br />
Stadt der Zukunft – eine Smart City. Und damit<br />
schließt sich wieder der Kreis.<br />
A1 liefert Tools für Smart Cities<br />
Die Experten bei A1 verstehen eine Smart City<br />
als Stadt, in der sich die EinwohnerInnen wohl<br />
und sicher fühlen, sich Zeit bei Anreisen innerhalb<br />
der Stadt sparen und ohne viel Nachdenken<br />
nachhaltige Entscheidungen treffen.<br />
Es ist eine Stadt, in der Entscheidungen basierend<br />
auf Fakten und Analysen getroffen werden<br />
und zum Wohlbefinden aller BürgerInnen<br />
beitragen. Die Smart City ist aber für A1 auch<br />
eine hochtechnologische Stadt mit optimal<br />
gesteuerten Abläufen in vielen Lebensbereichen<br />
– von der Müllsammlung über die Luftgütemessung,<br />
den Winterräumdienst bis hin<br />
zum Asset Management in der modernen<br />
Mobilität.
Der Mobilfunkkonzern kann schon jetzt<br />
Lösungen für Fragen einer Smart City<br />
liefern, von der Basis bis hin zu konkreten<br />
Tools. Für die Stadtverwaltung<br />
interessant ist A1 City Insights. Dieses<br />
Analysewerkzeug soll die umfangreiche<br />
Analyse einer Stadt ermöglichen,<br />
indem es dabei hilft bestimmte<br />
Fragestellungen zu beantworten.<br />
Die Daten werden nach der Erhebung<br />
anonymisiert, sie sind also nicht<br />
auf einzelne BewohnerInnen einer<br />
Stadt zurückzuführen. Als Mehrwert<br />
des Tools ergeben sich Antworten auf<br />
planerische Aufgaben in einer Stadt:<br />
Aufgrund der Analysen können faktenbasierte<br />
Entscheidungen getroffen<br />
werden – wo soll gebaut werden,<br />
welche Transportmittel sollen weiter<br />
ausgebaut werden, wo fehlen Transportmittel,<br />
wo sollte das Kultur- und<br />
Freizeitangebot ausgeweitet werden?<br />
Informationen zum zugrundeliegenden<br />
Produkt sind im Internet zu finden:<br />
www.a1.net/a1-mobilityinsights<br />
A1 City Insights hat zwei Produktgeschwister:<br />
A1 Event Insights und A1<br />
Tourism Insights, ebenfalls beides<br />
Analysewerkzeuge in spezifischen<br />
Themenbereichen. Das erste ermöglicht<br />
die Analyse von Events: Woher<br />
kamen die Besucher, wohin sind<br />
sie danach abgereist, wie lange<br />
waren sie bei dem Event vor Ort?<br />
Das zweite Tool schafft spezielle Analysen<br />
für den Bedarf des Tourismus:<br />
Woher kommen die Touristen, wie lange<br />
bleiben sie vor Ort, welche Aktivitäten<br />
und Attraktionen nehmen sie in<br />
Anspruch, von welchen Regionen<br />
oder Ländern kommen sie, welches<br />
Verkehrsnetz nutzen sie? Gerade<br />
nach der aktuellen Pandemie können<br />
solche Analysen wertvolle Inputs<br />
für die Wiederbelebung und optimale<br />
Vermarktung von Tourismus im Inund<br />
Ausland liefern.<br />
Ein weiterer Bereich für intelligente<br />
Werkzeuge in Smart Cities sind Sensoren<br />
und deren entsprechende Konnektivität.<br />
Die Sensoren erfassen Daten zu<br />
diversen Parametern wie z. B. Luftgüte,<br />
Temperatur, Füllstand und senden diese<br />
an eine eigene Plattform. Wird der<br />
eingestellte Höchst- oder Niedrigstwert<br />
über- oder unterschritten, kann ein<br />
Alarm und eine Benachrichtigung ausgelöst<br />
werden.<br />
Bereits verfügbare Beispiele dazu sind:<br />
•.Müllcontainerfüllstand: Müllcontainer<br />
werden mit einer speziellen<br />
Sensorik zur Füllstandmessung ausgestattet.<br />
Die Müllabfuhr wird über<br />
den Füllstand informiert und fährt ausschließlich<br />
dorthin, wo die Müllcontainer<br />
tatsächlich geleert gehören.<br />
So werden einerseits Kosten gespart,<br />
weil die Müllabfuhr effizienter wird. Andererseits<br />
wird die Umwelt geschont,<br />
weil die Müllabfuhr gezielt dort unterwegs<br />
ist, wo es tatsächlich notwendig<br />
wird – der CO2-Abdruck wird reduziert.<br />
•.Hydranten Sicherheitslösung: Dieses<br />
Tool hilft dabei, den nicht autorisierten<br />
Zugriff auf die Hydranten in einer Stadt<br />
zu identifizieren und bei missbräuchlicher<br />
Verwendung umgehend zu melden<br />
bzw. einzugreifen.<br />
•.A1 Asset Insight: Eine Lösung für das<br />
Tracking von Fahrzeugen jeder Art,<br />
etwa E-Scootern und Fahrrädern. So<br />
kann ein Unternehmen all seine mobilen<br />
Assets immer im Blick behalten.<br />
•.Luftgütemessung: A1 bietet eine Sensorik<br />
an, die die Feinstaubbelastung<br />
und die Luftqualität in einem bestimmten<br />
Gebiet misst und gemeinsam in<br />
einem Dashboard abbildet. Aufgrund<br />
dessen können Stadt- und Verkehrsplaner<br />
Entscheidungen für die Weiterentwicklung<br />
der Stadt treffen (z. B. zusätzliche<br />
Grünzonen, Umleitungen oder<br />
eine Aufteilung des Verkehrs).<br />
•.A1 Charge App: Damit das Finden,<br />
Laden und Bezahlen von Elektrofahrzeugen<br />
unterschiedlicher Art noch<br />
einfacher wird, bietet A1 eine App<br />
an, in der alle Tankstellen von (derzeit)<br />
ÖAMTC sowie A1 für Elektroautos<br />
abgebildet sind. Verfügbar ist die App<br />
für alle Endgeräte. Sie beinhaltet eine<br />
Anzeige, ob die ausgewählte Tankstelle<br />
zum Zeitpunkt frei ist. Mit einer „Pro<br />
Option“ der App wird es den Anwendern<br />
auch ermöglicht, Tankstellen von<br />
diversen anderen Anbietern einzusehen.<br />
(PN)
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S44<br />
Neues Einkaufserlebnis dank<br />
Augmented Reality<br />
Augmented Reality revolutioniert die Möglichkeiten, wie sich interessierte<br />
Käufer mit neuen Produkten auseinandersetzen. Dies vollkommen online, ortsund<br />
zeitunabhängig am eigenen Laptop. Damit potenzielle Käufer die Produkte<br />
im Internet auch finden, leisten Online-Plattformen wie jene von Visable wertvolle<br />
Dienste. BEITRAG: REDAKTION<br />
Ohne zu ahnen, was die neue<br />
Technologie in Zukunft alles verändern<br />
kann, hatten viele Menschen<br />
beim Aufkommen des<br />
Handy-Spiels «Pokémon Go» einen ersten<br />
Berührungspunkt mit Augmented Reality. Im<br />
Pokémon-Spiel konnten die Handynutzer virtuelle<br />
Monster fangen. Durch das Smartphone<br />
betrachtet, wirkte es so, als würden sich die<br />
Figuren in der realen Umgebung befinden.<br />
Das Kult-Spiel hat seinen Hype zwar längst<br />
hinter sich gelassen, doch in der Zwischenzeit<br />
ist viel passiert. Augmented Reality wird heute<br />
nicht nur im Gaming-Bereich angewandt,<br />
auch im Marketing, in der Medizin oder im<br />
Handel gibt es immer mehr Anwendungsfälle.<br />
Augmented-Reality-Anwendungen reichern<br />
die aktuelle Umgebung des Nutzers mit virtuellen<br />
Informationen an und erhöhen somit<br />
seinen Handlungsspielraum. Einfach beschrieben<br />
handelt es sich um ein virtuelles<br />
Bild, welches über die reale Welt gelegt wird.<br />
Häufig wird Augmented Reality in einem<br />
Atemzug mit Virtual Reality genannt, einer<br />
verwandten Technologie. Bei Virtual Reality<br />
handelt es sich allerdings um ein komplett virtuelles<br />
Bild. Um dieses zu erleben, sind Equipment<br />
wie beispielsweise eine Virtual-Reality-<br />
Brille sowie zusätzlich sehr leistungsstarke<br />
Server nötig. Experten sind sich deswegen<br />
einig, dass sich vorerst Augmented Reality<br />
als Technologie – zumindest ausserhalb der<br />
Gaming-Branche – durchsetzen wird. Im Einkauf<br />
seitens Unternehmen kann die Technologie<br />
wesentliche Beiträge leisten. Sie bietet<br />
zum Beispiel die Möglichkeit, die Produktsuche<br />
zu erleichtern. Darüber hinaus kann die<br />
Technologie bei der Wartung und Reparatur<br />
von Maschinen zum Einsatz kommen.<br />
Augmented Reality unterstützt -<br />
die Produktsuche<br />
Einkäufer von Unternehmen suchen heute<br />
passende Produkte zunehmend online und<br />
vergleichen so Preise, Eigenschaften und Bewertungen.<br />
Der Beschaffungsprozess ist gerade<br />
bei hoch spezifischen und technischen<br />
Produkten überaus komplex. Er kann mittels<br />
Augmented-Reality-Anwendungen deutlich<br />
vereinfacht werden. Ein Beispiel: Amazons<br />
App-Funktionalität „Augmented Reality<br />
View“ ermöglicht es potenziellen Käufern, Einrichtungsgegenstände,<br />
elektronische Geräte<br />
und vieles mehr über die App direkt in die<br />
reale Umgebung zu projizieren. Interessenten<br />
können so einschätzen, ob der gewünschte<br />
Gegenstand in die Wohnung passt.<br />
Eine ähnliche Funktion ist natürlich auch im<br />
B2B-Bereich denkbar. Einkäufer seitens Unternehmen<br />
können von Augmented Reality<br />
profitieren, wenn sie sich vorgängig ein Bild<br />
davon machen können, wie sich ein Produkt<br />
später in die reale Umgebung integriert. Inklusive<br />
aller relevanten Produktinfos wie Größe<br />
oder Funktionalitäten. Auf diese Weise wird<br />
eine zeit- und ortsunabhängige Auseinandersetzung<br />
mit hoch komplexen Beschaffungsgegenständen<br />
möglich.<br />
Ihr komplettes Potenzial können diese Anwendungen<br />
in Kombination mit einem videobasierten<br />
Beratungsgespräch entfalten. So können<br />
einzelne Funktionalitäten der Maschinen<br />
oder anderer Produkte detailliert vorgeführt<br />
oder erläutert werden. Auch individuelle Anforderungen<br />
an das Produkt lassen sich direkt<br />
am Objekt diskutieren und spezifizieren. Diese<br />
Art der technischen Unterstützung erlaubt es<br />
Einkäufern, umfassend informierte Kaufent-
scheidungen zu treffen. Sie hat somit das Potenzial,<br />
den Einkäufern zukünftig viele böse<br />
Überraschungen zu ersparen, die sie vorher<br />
unter Umständen bei Katalogbestellungen<br />
erlebt haben.<br />
Digitale Produktpräsentation kombiniert -<br />
mit Online-Marketing<br />
Professionelle Einkäufer müssen heute effizient<br />
und kostengünstig arbeiten. Deshalb spielt die<br />
Online-Recherche eine immer grössere Rolle.<br />
Anbieter, die die neuen Möglichkeiten der digitalen<br />
Produktpräsentation nutzen möchten,<br />
müssen damit auch immer ins Online-Marketing<br />
investieren. Was nützt die beste 3D-Animation,<br />
das schönste 360-Grad-Video oder<br />
die fortgeschrittenste Augmented-Reality-<br />
Anwendung, wenn das Produkt, um das es<br />
geht, online gar nicht gefunden wird? Vorbei<br />
sind die Zeiten, in welchen beruflich recherchierende<br />
Beschaffungsprofis Katalogbücher<br />
durchwälzt haben und von Messe zu Messe<br />
gereist sind.<br />
Gerade Messereisen ins Ausland, die eventuell<br />
noch mit Übernachtungen verbunden<br />
sind, fallen heute oft der Sparkeule zum Opfer.<br />
Die Corona-Pandemie verleiht dem Online-Marketing<br />
zusätzlich Schub. Weil wegen<br />
Covid-19 reihenweise Messen abgesagt werden<br />
mussten, ist deren Bedeutung zusätzlich<br />
gesunken. Während der Pandemie haben<br />
sich auch noch mehr Menschen als zuvor daran<br />
gewöhnt, ihre Einkäufe online zu tätigen.<br />
Das private Einkaufsverhalten beeinflusst natürlich<br />
auch die Gewohnheiten professioneller<br />
Einkäufer. Diese möchten ansprechende<br />
Produktinformationen mit gut verständlichen<br />
Texten, detaillierten Spezifikationen und Bildmaterial<br />
im Internet recherchieren und vergleichen<br />
können. In Zukunft können sie sich<br />
die Produkte in einer Virtual-Reality-Darstellung<br />
ansehen oder durch eine clevere Augmented-Reality-Anwendung<br />
in den Raum<br />
projizieren lassen, um eine bessere Vorstellung<br />
zu erhalten.<br />
Damit beruflich recherchierende Einkäufer<br />
die Produkte im Internet finden können, ist es<br />
von Vorteil, wenn die Anbieter auf digitalen<br />
Plattformen wie wlw („Wer liefert was“) und<br />
EUROPAGES präsent sind. Denn die Firmenprofile<br />
und Produkte auf diesen Plattformen<br />
sind auch über Google und andere allgemeine<br />
Suchmaschinen auffindbar. Die Plattformen<br />
wlw und EUROPAGES gehören zur<br />
Muttergesellschaft Visable, die mit ihren Online-Marketing-Services<br />
zusätzliche Möglichkeiten<br />
bietet, die Reichweite im Internet zu<br />
erhöhen.<br />
Online-Marketing kombiniert mit digitalen Produktpräsentationen<br />
vereinfacht den Kaufprozess.<br />
Ein Einkäufer aus Südamerika, der sich für<br />
CNC-Fräsmaschinen interessiert, findet zum<br />
Beispiel dank entsprechenden Produktinformationen<br />
auf wlw und EUROPAGES eine Maschine<br />
eines österreichischen Anbieters. Dank
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S46<br />
einer App dieses Anbieters kann sich der<br />
Einkäufer die Maschine in seinem Büro bis ins<br />
kleinste Detail ansehen. Den Messebesuch<br />
in Europa verbunden mit Reisekosten von<br />
mehreren Tausend Euros und dem zeitlichen<br />
Aufwand kann er sich so in Zukunft sparen.<br />
Dank Augmented und Virtual Reality können<br />
sich professionelle Einkäufer mit nur einem<br />
Klick ein gewünschtes Produkt vom Arbeitsplatz<br />
aus ansehen und erhalten detaillierte<br />
Informationen. Messen und persönliche Kontakte<br />
werden nicht komplett ersetzt, doch<br />
die Kaufentscheide werden in einem ersten<br />
Schritt vermehrt online angebahnt. Möchte<br />
sich ein Unternehmen beispielsweise eine<br />
große und teure Maschine kaufen, so wird es<br />
nach einem Online-Vergleich auch Gespräche<br />
mit einem Verkaufsberater, Ingenieuren<br />
und vielleicht sogar dem Geschäftsführer<br />
geben. Da sind die individuelle Beratung<br />
und der persönliche Kontakt nach wie vor<br />
wichtig. Doch die anfängliche Recherche<br />
wird vermehrt nur noch online stattfinden.<br />
Wartungsarbeiten an Geräten und Maschinen<br />
aus der Ferne<br />
Neben der Produktsuche gibt es im B2B-Bereich<br />
noch viele weitere Anwendungen von<br />
Augmented Reality. So können beispielsweise<br />
auch Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />
an Geräten und Maschinen Augmented-<br />
Visable unterstützt industriell tätige Unternehmen,<br />
deren Produkte und Dienstleistungen<br />
für Einkäufer international zugänglich zu<br />
machen. Als speziell auf Geschäftskunden<br />
zugeschnittene Verbindung aus eigenen<br />
B2B-Plattformen und Online-Marketing-Services<br />
wie zum Beispiel Google Ads und Retargeting<br />
bietet das Unternehmen ein breit<br />
gefächertes digitales Portfolio zur Reichweiten-Steigerung<br />
im Internet. Zu den von der<br />
Visable GmbH betriebenen Plattformen gehören<br />
wlw («Wer liefert was»), heute die führende<br />
B2B-Plattform in der D-A-CH-Region<br />
mit rund 620.000 registrierten Firmen, sowie<br />
die europäische B2B-Plattform EUROPAGES,<br />
auf der rund 3 Millionen Firmen registriert<br />
sind. Zusammen erreichen die Plattformen<br />
monatlich rund 4 Millionen B2B-Einkäufer,<br />
die nach detaillierten Unternehmens- und<br />
Produktinformationen suchen.<br />
Reality-gestützt durchgeführt werden. Mithilfe<br />
einer speziellen Brille können Techniker eine<br />
Projektion des spezifischen Gerätes aufrufen<br />
und haben so die Besonderheiten des Gerätes<br />
im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen. Das<br />
alles funktioniert ortsunabhängig. Auf diese<br />
Weise können sich Monteure gezielt auf einen<br />
Auftrag vorbereiten und vorab Zeit -und<br />
Materialaufwand gezielt abschätzen. Das erspart<br />
Monteuren Zeit und unter Umständen<br />
unnötige Wege und minimiert die Zeiten, in<br />
denen defekte Geräte stillstehen.<br />
Digitalisierung des Produktsortiments und Verkaufsschulung<br />
Bevor Augmented Reality gewinnbringend in<br />
Unternehmen eingesetzt werden kann, müssen<br />
einige Voraussetzungen erfüllt sein. So<br />
müssen, um die Produktsuche unterstützen zu<br />
können, alle Katalogdaten der Hersteller digital<br />
vorliegen. Darüber hinaus ist es nötig, die<br />
Vertriebsmitarbeiter zu schulen, um virtuelle<br />
Verkaufsgespräche führen zu können.<br />
Augmented-Reality-gestützte Wartungsarbeiten<br />
lassen sich ebenfalls nur umsetzen, wenn<br />
die Monteure über spezielle Brillen verfügen,<br />
die entsprechende Darstellungen ermöglichen.<br />
Aber auch auf Einkäuferseite müssen<br />
bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. So<br />
können die Produkte natürlich nur mit den<br />
entsprechenden Apps oder Brillen virtuell betrachtet<br />
werden.<br />
Was im Endkundengeschäft schon seit einiger<br />
Zeit erprobt ist und genutzt wird, findet im<br />
B2B-Bereich aktuell nur zaghaften Anklang.<br />
Dabei haben Technologien wie Augmented<br />
Reality aber auch Virtual Reality das Potenzial,<br />
auch das Einkaufsverhalten von professionellen<br />
Einkäufern auf ein ganz neues Level<br />
zu heben. Auch wenn Unternehmen nur<br />
langsam anfangen, sich mit den Themen<br />
Augmented Reality und Virtual Reality auseinander<br />
zu setzen, sollten sie dennoch möglichst<br />
früh Anwendungsmöglichkeiten einplanen<br />
und beginnen, ihren Produktkatalog<br />
zu digitalisieren. Hierfür können Online-Plattformen<br />
wie wlw – Wer liefert was – und<br />
EUROPAGES dank ihren vielfältigen Möglichkeiten<br />
zur Produktpräsentation optimal genutzt<br />
werden, wobei sich gleichzeitig auch die<br />
Online-Auffindbarkeit der Produkte erhöht.<br />
(RED)
LOGISTIK EXPRESS<br />
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LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S48<br />
Darum bleibt der Mensch für die<br />
Industrie 4.0 unentbehrlich<br />
Intelligente Roboter, automatisierte Abläufe im Logistikprozess oder zielgerichtete<br />
Industrieverfahren – viele Unternehmen träumen von einer Smart Factory. Daran<br />
hat sich auch <strong>2021</strong> nichts geändert. Zu Recht! Jedoch zeigt gerade dieses Jahr,<br />
dass der Mensch weiterhin die ausführende Kraft bleibt. GASTBEITRAG: AXEL SCHMIDT<br />
Die Welt, der Konsum und die zugrundeliegenden<br />
Supply Chains verändern sich teilweise<br />
rasant. Der damit einhergehende Zwang zu<br />
flexiblen Prozessen bleibt dagegen konstant.<br />
An welchen Stellschrauben lässt sich jedoch<br />
drehen? Welche Muster lassen sich erkennen?<br />
Wo liegen etwaige Optimierungspotenziale?<br />
AXEL SCHMIDT<br />
SENIOR<br />
COMMUNICATIONS<br />
MANAGER<br />
PROGLOVE<br />
Den angekündigten Rückgang<br />
menschlicher Arbeitskräfte hat es<br />
nicht gegeben. Und auch in 2022<br />
wird sich daran eher nichts ändern.<br />
Mehr denn je wird es aber darauf ankommen,<br />
digitale Prozesse und menschliches Handeln<br />
zu integrieren, Daten lösungsorientiert auszuwerten<br />
und eine bessere Zusammenarbeit zwischen<br />
Mensch und Maschine zu ermöglichen.<br />
Geht es um Industrie 4.0 und die Digitalisierung<br />
logistischer Prozesse, fallen häufig<br />
Begriffe wie Digital Twin und Künstliche Intelligenz<br />
(KI). Mit Ausblick auf das Jahr 2022 werden<br />
viele Trends und Wünsche für eine bessere<br />
Industrie und smartere Produktionshallen<br />
laut. Auch die Folgen der Corona-Pandemie<br />
hallen weiterhin nach und bestimmen noch<br />
immer den Arbeitsablauf einiger Unternehmen.<br />
Zukünftig werden nicht nur mehr Flexibilität<br />
in der Produktion, sondern auch auf<br />
Manager-Level gefordert. Allerdings gilt es<br />
dabei, sich nur mit einer Top-Down-Perspektive<br />
zu begnügen. Von einer besseren Zusammenarbeit<br />
innerhalb unterschiedlicher Abteilungen<br />
kann das ganze Unternehmen bis<br />
hin zu den im Lager arbeitenden Menschen<br />
profitieren.<br />
So banal das auch klingen mag: Grundlage<br />
dafür bildet die zielführende Analyse von<br />
Daten. Nur woher kommen eben diese Informationen?<br />
Maschinen sammeln sie im Grunde<br />
ja automatisch. Wie aber steht es mit dem<br />
Menschen? Umso mehr da man hier natürlich<br />
auch den Datenschutz beachten muss. Wearables<br />
wie beispielsweise ein smarter Handschuhscanner<br />
können diese Lücke schließen.<br />
Die Voraussetzung dabei ist natürlich, dass<br />
man die Daten aggregiert und in anonymisierter<br />
Form verarbeitet. Dann jedoch lassen<br />
sich etwa Time-Motion-Studien durchführen,<br />
Hotspots und Blocker erkennen oder auch<br />
Vergleiche von Arbeitsstationen vornehmen.<br />
Der Human Digital Twin rückt damit also in<br />
Reichweite.<br />
Digitale Vernetzung von Mensch und<br />
Maschine ist der Schlüssel zur Industrie 4.0<br />
Immer mehr Systeme sollen den Menschen<br />
mit der digitalen Produktionsumgebung vernetzen.<br />
Die Automatisierung schreitet weiter<br />
voran und somit auch die Aufgabe für den<br />
Mensch diese zu überprüfen. Denn programmierte<br />
Maschinen funktionieren zwar perfekt<br />
für die Aufgabe, für die sie konzipiert wurden,<br />
doch das Denken kann nur ein Mensch übernehmen.<br />
Allein der Mensch ist in der Lage unvorhergesehene<br />
Situationen unmittelbar auszuwerten<br />
und spontane Entscheidungen zu<br />
treffen. Zeigt eine Maschine eine Fehlermeldung<br />
an und schaltet sich ab, bleibt sie ab-
geschaltet. Erst der Mensch führt<br />
eine Maschine also zur Wertigkeit.<br />
Oder andersrum: Maschinen entfalten<br />
ihren Sinn erst, wenn sie<br />
dem Menschen nutzen. Die Zielsetzung<br />
der Industrie 4.0 wird es<br />
also auch zukünftig sein, das Bestmögliche<br />
aus KI-gesteuerten Maschinen<br />
herauszuholen und mit<br />
den Fähigkeiten des Menschen zu<br />
verbinden. Denn eine Künstliche<br />
Intelligenz oder andere Technologie,<br />
die bisher ohne unbekannte<br />
Probleme intuitiv funktioniert und<br />
korrekt handelt, gibt es nicht und<br />
wird es in naher Zukunft auch nicht geben.<br />
Technologie schafft Freiräume für Menschen,<br />
um diese bei bestimmten Anforderungen zu<br />
entlasten und deren Weiterentwicklung voranzutreiben.<br />
Der Schlüssel der Produktion ist<br />
es deshalb, eine einwandfreie Vernetzung<br />
von Mensch und Maschine herzustellen. Gerade<br />
darum geht der Trend eben auch zu intelligenten<br />
Wearables.<br />
Human Digital Twin als<br />
reale Zukunftsvorstellung<br />
Auch im nächsten Jahr werden etliche neue<br />
Trends das Licht der Welt erblicken. Ob das<br />
die Digitalisierung beschleunigen wird, sei dahingestellt.<br />
Entscheidend bleibt es aber in erster<br />
Linie, deren Möglichkeiten angemessen<br />
einzuschätzen. Technologien wie zum Beispiel<br />
VR und AR können dabei helfen, potenzielle<br />
Szenarien durchzuspielen, um auf dieser Basis<br />
Vorhersagen zu treffen. Dabei kann es sich<br />
um virtuelle Modelle wie z.B. eine neue Lagerhalle<br />
handeln, jedoch auch um die Abläufe<br />
und Prozesse innerhalb des Unternehmens.<br />
Doch auch im Arbeitsablauf können so<br />
wichtige Daten über die Prozesse aller Mitarbeitenden<br />
gesammelt und deren Arbeitswege<br />
so sinnvoller gestaltet werden. Industrie<br />
Wearables wie beispielsweise smarte<br />
Handschuhscanner werden vom Mitarbeiter<br />
auf dem Handrücken getragen. Sie liefern<br />
deshalb sozusagen die wahre Geschichte<br />
des Shop Floors. Derlei Daten maximieren<br />
ihren Wert übrigens, wenn man sie mit<br />
den Daten in anderen Enterprise-Systemen<br />
wie ERP, WMS, MDM oder BI verbindet.<br />
Denn sie schaffen so eine vollkommen neue<br />
Perspektive, weil sie eine Bottom-Up-Ansicht<br />
der Werks- und Betriebshallen erzeugen. Eben<br />
die fehlt nämlich in den allermeisten Fällen.<br />
Der digitale Zwilling ist dabei jedoch mehr als<br />
nur das virtuelle Abbild einer einzelnen Person.<br />
Er ist die Kombination von Daten, Ansichten<br />
und Aktivitäten. Sein Zweck besteht nicht<br />
darin, den Menschen zu ersetzen, sondern ihn<br />
zu ergänzen, ihn zu schützen, ihn zu stärken.<br />
Man darf gespannt sein, welche Neuerungen<br />
in 2022 den Markt bereichern werden. Manche<br />
werden wieder verschwinden, ohne dass<br />
man sie richtig zur Kenntnis genommen hat.<br />
Die alles entscheidenden Fragen werden sie<br />
dabei darum drehen, welchen Wert sie realisieren<br />
können und mit welchem Aufwand sie<br />
bei der Einführung verbunden sind. Industrie<br />
Wearables amortisieren sich oft in weniger als<br />
sechs Monaten. Sie steigern die Effizienz und<br />
entlasten den Mitarbeiter vor Ort. Zudem lassen<br />
sie sich ohne große Hürden einführen und<br />
sind ein wesentlicher Schritt in Richtung des<br />
Human Digital Twin. Vor allen Dingen aber<br />
stellen sie den Menschen endlich wieder in<br />
den Mittelpunkt. Und wenn <strong>2021</strong> etwas gezeigt<br />
hat, dann dass das unbedingt nottut.<br />
(RED)
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S50<br />
Fly.Bot - Drohnen in der Logistik<br />
Ein Status, drei unterschiedliche Einsatzbereiche für Drohnen in der Logistik haben<br />
sich herauskristallisiert. Einer zum Transport von Informationen, zwei zum Transport<br />
von physischen Lasten. GASTBEITRAG: WOLFGANG KEPLINGER<br />
WOLFGANG KEPLINGER<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
ECCELL GMBH<br />
Der erste Hype um den Einsatz von<br />
Drohnen in der Logistik ist verflogen.<br />
Er ist nach ersten Piloteinsätzen<br />
einem realistischen Pragmatismus<br />
gewichen – von einer durch die Drohne<br />
auf den Kopf gestellten Zustelllogistik ist zur Zeit<br />
nur wenig zu spüren. Auch wenn der Gartner<br />
Hype Cycle der Drohne die Spitze der überzogenen<br />
Erwartungen erst noch in der Zukunft<br />
prophezeit, hat man in der Logistik-Wirklichkeit<br />
eher das Gefühl, dass die Drohne bereits das<br />
Tal der Tränen bezüglich der an sie gestellten<br />
Erwartungen durchlaufen hat und nunmehr<br />
realistische Einschätzungen über mögliche<br />
Drohneneinsätze in der Logistik anstehen. Drei<br />
unterschiedliche Einsatzbereiche für Drohnen<br />
in der Logistik haben sich herauskristallisiert.<br />
Einer zum Transport von Informationen, zwei<br />
zum Transport von physischen Lasten.<br />
1. Drohnen zur Gewinnung und zum Transport<br />
von Information<br />
Die Inspektion und Überwachung von großen<br />
Außenanlagen wie Brücken, Hochspannungsleitungen,<br />
Windparkanlagen oder Photovoltaikanlagen<br />
ist der außerhalb der Logistik<br />
der am weitesten realisierte Einsatzbereich<br />
von Drohnen. Logistiknähere aber ähnliche<br />
Drohnen-Anwendungen für die Gewinnung<br />
von Information sind die äußere Sichtprüfung<br />
von großen Fliegern, die Überwachung von<br />
Produktionswerken bezüglich des Zulaufs von<br />
LKW oder von Hafenanlagen über den Einlauf<br />
von Schiffen. Bei den letztgenannten Anwendungen<br />
steht die Drohne aber im Wettbewerb<br />
mit GPS-basierten Lokalisierungslösungen<br />
in Kombination mit Geo-Fencing.<br />
In der Logistik selber ist zur Zeit die am meisten<br />
verbreitete Drohnen-Anwendung diejenige<br />
zur automatischen Erfassung von Beständen<br />
bzw. zur Inventurerstellung, vorwiegend in<br />
manuellen Palettenlägern. Die Anbieter entsprechender<br />
Systeme sehen den Vorteil dieser<br />
Logistikdrohnen in der Generierung von<br />
aktuellen und richtigen Beständen, sowie in<br />
der einfacheren, sichereren, richtigeren und<br />
effizienteren Erfassung dieser Bestandsdaten.<br />
Die Hauptanwendungen findet man dafür in<br />
Lägern der Lebensmittel- und Chemieindustrie
sowie in schnelldrehenden Lägern. Dieser<br />
Anwendung ist allerdings entgegenzuhalten,<br />
dass die drohnenunterstützte Inventur dazu<br />
dient, Schwächen im bestehenden Prozess<br />
(nämlich die Unkenntnis, welches Material<br />
aktuell an welchem Platz lagert) durch eine<br />
effiziente, technisch digitalisierte Lösung zu<br />
kaschieren. Im Sinne eines auch bei der Digitalisierung<br />
geltenden Lean-Paradigmas, sollten<br />
aber nur Prozesse digitalisiert werden, die<br />
effizient, verschwendungsfrei und robust sind.<br />
Am Markt angeboten werden drei technologisch<br />
unterschiedliche Arten der Inventurdrohne:<br />
• Manuell durch einen menschlichen<br />
Piloten geflogene Inventurdrohnen<br />
• Autonom fliegende Drohnen<br />
• „Follow-me“-Drohnen, die einem bodengeführten<br />
autonomen Rover folgen<br />
Die Zukunft gehört natürlich den beiden autonomen<br />
Lösungsrichtungen. Der Vorteil der<br />
rover-basierten Drohnen liegt in der einfacheren<br />
Navigations-Software für die Drohne<br />
(der AMR-Rover übernimmt ja die Navigation<br />
in der x-/y-Achse) aber vor allem in einer<br />
deutlich längeren Laufzeit. Dadurch dass<br />
die Drohne über eine Leitung mit dem Rover<br />
verbunden ist, kann ein deutlich leistungsfähigerer<br />
und damit schwererer Akku in den<br />
Rover integriert werden, was die Flugzeit einer<br />
Drohne mit einer Akkuladung von 0,5h auf<br />
5,0h verzehnfacht. Allerdings werden auch<br />
die autonom fliegenden Drohnen mit einer<br />
Ladestation mit mehreren Akkus und einem<br />
selbständigen Akkuwechsel diesbezüglich<br />
Fortschritte erzielen. Zielen die aktuellen Einsatzbereiche<br />
der Inventur-Drohnen vor allem<br />
auf die betriebsfreien Zeiten in einem Lager<br />
(Nacht/Wochenende), werden zukünftig die<br />
autonomen Drohnen auch keine Einschränkungen<br />
des gleichzeitigen Betriebs mit dem<br />
(autonomen) mobilen Lagerequipment haben.<br />
Für die Richtigkeit der Inventurerstellung<br />
selber ist es aber kein Nachteil, diese in der<br />
betriebsfreien Lagerzeit durchzuführen.<br />
Die Drohne als technologisches Hilfsmittel alle<br />
Lagerplätze einfach und ohne großen Zusatzaufwand<br />
erreichen zu können, ist aber nur<br />
ein Aspekt dieser Lösung. Ein weiterer wichtiger<br />
technologische Baustein liegt in einer<br />
KI-unterstützten Kamera zur Erkennung der<br />
Label, in einer Kamera für Fotoaufnahmen<br />
der Label, in einer Software zur Auslesung der<br />
Labelinformation und in einer <strong>LE</strong>D-Leuchte<br />
zur Ausleuchtung des Kamerabereichs, da<br />
die Drohnen auch in der betriebsfreien (und<br />
somit unbeleuchteten) Lagerzeit eingesetzt<br />
werden. D.h. der Neuigkeitscharakter die-
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S52<br />
ser technologischen Lösung liegt nicht nur<br />
in der Drohne als Fluggerät, sondern auch<br />
in der autonomen Steuerung der Drohne<br />
und/oder des Rovers und vor allem in der KIbasierten<br />
Computervision, die Label bzw.<br />
Behälter/Paletten erkennt und auslesen und<br />
speichern kann. Der führende Anbieter von<br />
diesen Lösungen in Deutschland ist die Firma<br />
Doks. Inventurdrohnen können aber auch<br />
bei Linde, Eyesee, Corvus, Ware, Flytware<br />
und anderen Anbietern bezogen werden.<br />
Mit diesen Technologien (KI-basierte Computervision)<br />
kann ein beschriebenes Drohnensystem<br />
auch für die Zählung von (Leergut-)Behältern<br />
eingesetzt werden, d.h. für<br />
Lagerbereiche, in denen in der Regel keine<br />
Buchung der zu- und abgeführten Behälter<br />
erfolgt. Dies kann im Zusammenhang mit einer<br />
Drohne passieren, die den Lagerbereich<br />
abfliegt (sowohl in einem Lagergebäude<br />
oder auch im Freien/Außenlagerbereich)<br />
bzw. ohne Drohnen durch fix montierte<br />
Ki-unterstützte Kamerasysteme an der<br />
Gebäudedecke.<br />
2. Drohnen für den Intralogistik-Transport<br />
Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet für Logistik-Drohnen<br />
liegt im Intralogistikbereich beim<br />
Transport physischer Güter. Dabei werden<br />
die Drohnen nicht den Transport von großen<br />
Materialströmen/-volumina übernehmen,<br />
sondern in einem wohl-selektierten Spot-to-<br />
Spot Transportbereich eingesetzt werden.<br />
Die großen Massenströme werden auch zukünftig<br />
am Boden verlaufen.<br />
Die diesbezüglich in Pilot-Anwendungen getesteten<br />
bzw. in Daueranwendung stehenden<br />
Drohnen-Einsätze dienen ...<br />
• In großflächigen Produktionswerken zum<br />
Transport von eiligen Express-Lieferungen<br />
von Fehlteilen an der Linie, um eine<br />
Produktionsunterbrechung bzw. einen<br />
Bandstillstand zu vermeiden<br />
• der Anbindung von externen Logistik-Hubs<br />
mit Produktionswerken (ebenfalls<br />
für Express-Lieferungen, wie es z.B.<br />
Seat in seinem Werk in Martorell macht).<br />
• der Anbindung von dezentralen Einheiten<br />
mit einem mit hochwertigem Equipment<br />
ausgestatteten Zentrallabors (z.B.<br />
bei ThyssenKrupp, wo 4 Hochöfen mit<br />
dem Zentrallabor über eine Drohne verbunden<br />
wurden)<br />
• der Verbindung von Operationssälen mit<br />
einem Zentrallabor, wenn dieses räumlich<br />
distanziert liegt<br />
Allen Intralogistik-Transportanwendungen<br />
gleich ist: transportiert werden einzelne Produkte<br />
bzw. Samples, die nicht zu groß und<br />
nicht zu schwer sind und die schnell an einer<br />
weiter entfernten Stelle gebraucht werden.<br />
Dabei fliegen die Drohnen in der Regel nicht<br />
weiter als 5 km, nicht länger als 0,5h und nicht<br />
schneller als 50 km/h. Der Vorteil von vielen<br />
dieser Intralogistik-Lösungen: es wird meist<br />
über privatem Betriebsgelände geflogen,<br />
öffentliche Flächen sind nicht betroffen, was<br />
den tlw. langwierigen, teuren und oftmals<br />
noch gar nicht geregelten Erwerb von Fluglizenzen<br />
erleichtert. Auch der Umgang mit<br />
den Problembereichen der Logistikdrohnen,<br />
ihr Lärm und die Gewährung der Sicherheit<br />
des Transports, lässt sich auf privaten Grundstücken<br />
leichter klären und regeln, als für<br />
Drohnen, die im öffentlichen Raum fliegen.<br />
3. Last Mile Delivery<br />
Der dritte große Einsatzbereich von Drohnen<br />
liegt in der Zustellung von (E-Commerce-)Sendungen<br />
auf der letzten Meile. Hier haben alle<br />
großen Logistik-Anbieter wie Amazon, UPS,<br />
DHL, FedEx u.a. ihre ersten Piloterfahrungen<br />
mit Drohnen hinter sich. Dabei haben sich drei<br />
sinnvolle Einsatzbereiche herauskristallisiert:<br />
1. Versorgung von in der Regel dünn<br />
besiedelten Gebieten, die schwierig zu<br />
erreichen sind, wie z.B. Inseln oder Bergregionen<br />
2. Versorgung von dicht besiedelten städtischen<br />
Gebieten aus urbanen Logistik-Hubs,<br />
um schneller als bei der traditionellen<br />
Zustellung mit dem Paketwagen zu sein<br />
(0,5h – 2,0h-Lieferung)<br />
3. Drohnen, die mit einem Paketwagen in<br />
die Zustellregion gebracht werden, und<br />
dann den Fahrer bei der Überwindung der<br />
allerletzten Meile unterstützen<br />
Technologisch sind die wichtigsten Fragen für<br />
die kleinen Paket-Drohnen weitgehend geklärt.
„INVESTITION NACHHALTIGE LOGISTIK“<br />
Im Gespräch mit Post AG Vorstand für Paket & Logistik<br />
Peter Umundum über Innovationen und Investitionen<br />
in und für eine nachhaltige Logistik.<br />
Mehr auf logistik-express.com<br />
LOGISTIK express<br />
Ausgabe 3/<strong>2021</strong><br />
Die aktuelle Entwicklung geht mittlerweile<br />
soweit, dass Volocopter an einer vollelektrischen<br />
Drohne arbeitet, die eine Palette mit<br />
bis zu 200 kg über 40 km transportieren kann.<br />
Die Zustellung über und in dünn besiedeltes<br />
Gebiet ist nicht nur von den Genehmigungen,<br />
sondern auch von der Frage der Wirtschaftlichkeit<br />
geprägt. Das größte Problem<br />
beim Einsatz von Drohnen für die letzte Meile<br />
in dicht besiedeltem Gebiet sind zur Zeit...<br />
o Die Akzeptanz durch die breite Bevölkerung<br />
(Lärm und Sicherheit) und vor allem<br />
o Die vielfach ausstehenden Regularien zum<br />
Betrieb von Drohnen im öffentlichen Raum.<br />
Die Schweiz gilt hier als Innovationstreiber<br />
und nimmt diesbezüglich hierbei in Europa<br />
eine Vorreiterrolle ein. Seit 2017 arbeiten dort<br />
das Bundesamt für Zivilluftfahrt und Skyguide<br />
zusammen, um einen geregelten Drohnenverkehr<br />
testweise im öffentlichen Raum hinzubekommen.<br />
Dabei werden Fragen nach<br />
Flughöhen, Sicherheit, Steuerung, gesperrte<br />
und erlaubte Korridore bzw. Einflugschneisen/<br />
Drohnenautobahnen für die Erreichung von<br />
größeren Städten besprochen und geklärt.<br />
Die Regularien, die Sicherheit im öffentlichen<br />
Raum und der von den Drohnen versursachte<br />
Lärm sind die größten Hürden, um der Last<br />
Mile Delivery durch Drohnen zum Durchbruch<br />
zu verhelfen. Diese Hürden sind zur Zeit in Europa<br />
so groß, dass die Zustellung durch Drohnen<br />
in den nächsten Jahren nicht zu einem<br />
Standard-Angebot der Logistik-Dienstleister<br />
bzw. der Paket- und Expressdienstleister werden<br />
wird. Ihre Pizza werden Sie in den nächsten<br />
Jahren immer schneller und mit einer hohen<br />
Wahrscheinlichkeit noch warm zugestellt<br />
bekommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie<br />
Ihnen mit einer Drohne vors Stadt-Haus gestellt<br />
wird, ist allerdings für die nächsten Jahre<br />
sehr gering. (RED)<br />
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LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S54<br />
Künstliche Intelligenz trifft proaktive<br />
Aussagen über Logistikprozesse<br />
Wie lernende Systeme das Supply Chain Management verbessern und erleichtern.<br />
In diesem Zusammenhang ist Künstliche Intelligenz (KI) Zeit das „Buzzword“<br />
schlechthin. GASTBEITRAG: MIRKO HARTIG<br />
MIRKO HARTIG<br />
ASSOCIATE TECHNICAL<br />
CONSULTANT IOT & AUTO-<br />
MATISIERUNG<br />
<strong>LE</strong>OGISTICS GMBH<br />
Im Grunde genommen streben wir doch<br />
alle danach, stets die angemessenste<br />
Technologie zur Lösung unserer Probleme<br />
zu benutzen. Gerade die Logistikwelt mit<br />
ihren hohen Anforderungen an Effizienz und<br />
hohem Wettbewerbsdruck ist daher stets an<br />
neuen Möglichkeiten der Optimierung interessiert.<br />
In diesem Zusammenhang ist Künstliche<br />
Intelligenz (KI) seit geraumer Zeit das<br />
„Buzzword“ schlechthin. Sie ist ein Bereich der<br />
Informatik, welcher versucht, intellektuelle<br />
Aufgaben, die normalerweise von Menschen<br />
ausgeführt werden, zu automatisieren – die<br />
Routenberechnung in den Navigationsgeräten<br />
ist dafür ein gutes Beispiel (und niemand<br />
will das mehr missen).<br />
Ein kurzer Überblick über KI, maschinelles Lernen<br />
und Deep Learning<br />
Zum Bereich der künstlichen Intelligenz gehören<br />
auch das maschinelle und tiefe Lernen.<br />
Wie diese Gebiete zueinanderstehen, soll die<br />
folgende Grafik verdeutlichen. In der klassischen<br />
Programmierung programmiert man<br />
explizit die Regeln, nach denen Daten verarbeitet<br />
werden sollen. Und dies ist in vielen<br />
Situationen auch ausreichend. Bei den Aufgaben<br />
in der Transportlogistik beeinflussen<br />
jedoch sehr viele Variablen den optimalen<br />
Prozessablauf, was eine effektive Lösung<br />
mit vorher festgelegten Regeln deutlich erschwert.<br />
An dieser Stelle kommt das maschinelle<br />
Lernen ins Spiel. Sind also die Prozesse<br />
zu kompliziert, um sie mit festen Regeln zu beschreiben,<br />
dann macht es Sinn, diese Technik<br />
einmal genauer zu betrachten. leogistics hat<br />
den Ehrgeiz, logistische Prozesse mithilfe von<br />
KI zu optimieren.<br />
Maschinelles Lernen<br />
Das faszinierende am maschinellen Lernen ist,<br />
dass das System nicht explizit programmiert,<br />
sondern mit sehr vielen Beispielen (Daten) trainiert<br />
wird. Vereinfacht gesagt, werden die zu<br />
verarbeitenden Daten und die gewünschte(n)<br />
Antwort(en) bzw. Ergebnisse in das System<br />
Abbildung 1: Bereiche<br />
der künstlichen Intelligenz
gegeben. Dieses findet dabei nach und<br />
nach statistische Strukturen in den Daten und<br />
erstellt daraus entsprechende Regeln. Und<br />
genau diese Regeln können dann dazu genutzt<br />
werden, um über die vom System vorher<br />
nie gesehenen Daten Aussagen zu treffen.<br />
Deep Learning<br />
Deep Learning ist ein spezifisches Teilgebiet<br />
des maschinellen Lernens. Es bildet eine neue<br />
Sichtweise auf Lerndarstellungen aus Daten,<br />
die den Schwerpunkt auf das Lernen aufeinanderfolgender<br />
Schichten von immer aussagekräftigeren<br />
Darstellungen legt. Heutige<br />
Deep-Learning-Modelle bestehen aus dutzenden<br />
oder gar hunderten von aufeinander<br />
folgenden Schichten von Darstellungen, welche<br />
mit den Daten automatisch trainiert werden.<br />
Diese gestapelten Schichtdarstellungen<br />
werden in der Regel über Modelle trainiert,<br />
die auch als “neuronale Netze” bezeichnet<br />
werden und beispielsweise in der Bilderkennung<br />
sehr verbreitet sind. Das vielleicht prominenteste<br />
Beispiel hierfür ist die Entsperrung<br />
des Mobiltelefons per Face-ID.<br />
Die Bedeutung von KI in der Logistik<br />
Bei Logistikprozessen werden täglich riesige<br />
Mengen an Daten erzeugt. Warum sollten<br />
diese Daten nicht benutzt werden, um KI-Systeme<br />
in Betrieb zu nehmen? Dadurch ist es<br />
möglich, manuelle oder bereits automatisierte<br />
Prozesse z. B. zeitlich zu optimieren – das myleo<br />
/ slot-Zeitfensterbuchungssystem erzielt so<br />
schon heute eine effiziente Steuerung und<br />
Planung von Beladungen und Entladungen<br />
an der Laderampe. Auch können neue Methoden<br />
und Verhaltensweisen definiert werden,<br />
welche im besten Falle aus reaktiven<br />
Prozessen proaktive macht. Für die Planungssicherheit<br />
würde dies konkrete Vorhersagen<br />
für die Zukunft anstelle von Vermutungen<br />
oder Schätzungen bedeuten.<br />
Der Einsatz von KI-Systemen verspricht also<br />
neue Möglichkeiten und Potenziale, die Produktivität<br />
und Effizienz zu erhöhen und Kosten<br />
zu reduzieren. Dem gegenüber stehen jedoch<br />
auch Hemmnisse, welche es zu berücksichtigen<br />
gilt. Der Mangel an Spezialist:innen und<br />
Fachkräften bleibt ein altbekanntes Problem<br />
und auch die Sorge von Mitarbeiter:innen,<br />
dass KI-Systeme ihre berufliche Existenz bedrohen<br />
könne, sollte berücksichtigt werden.<br />
Sind diese Hürden jedoch überwunden, eröffnen<br />
sich Anwender:innen vielfältige Möglichkeiten,<br />
die Abläufe und Prozesse der gesamten<br />
Lieferkette zu optimieren.<br />
Die bereits heute möglichen Anwendungen<br />
etablieren sich<br />
Bezahlbare leistungsfähige Hardware, schnelle<br />
Netzwerke und Speichermöglichkeiten in<br />
der Cloud verhelfen KI-Anwendungen schon<br />
Abbildung 2: Unterschied<br />
zwischen maschinellem<br />
Lernen und klassischer<br />
Programmierung
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S56<br />
jetzt zur weiten Verbreitung. Zweifelsohne,<br />
der umfangreiche Einsatz von künstlicher Intelligenz<br />
in der Logistik steckt noch in der Entwicklung<br />
und wird erst in den nächsten Jahren<br />
das volle Potenzial ausschöpfen können.<br />
Bis heute haben sich, und das nicht grundlos<br />
– jedoch schon einige Möglichkeiten der<br />
Anwendungen etabliert.<br />
Fallbeispiel: Konsumabsichten durch KI vorausschauend<br />
planen<br />
So ist es beispielsweise möglich, Vorhersagen<br />
über Konsumabsichten von Endkunden<br />
zu machen. Werden Daten aus Verkaufsstatistiken<br />
und/oder sozialen Netzwerken mit<br />
in die Planung einbezogen, können etwa<br />
Über- oder gar Fehlbestände in der Lagerhaltung<br />
vermieden und letzten Endes Kosten<br />
eingespart werden.<br />
Fallbeispiel: Lagerhaltung flexibel anpassen<br />
dank KI<br />
Auch die Lagerhaltung bei größeren Unternehmen<br />
ist mittlerweile automatisiert und<br />
KI-gestützt, indem zu den typischen Aufgaben<br />
auf Veränderungen reagiert wird und<br />
die folgenden Abläufe flexibel angepasst<br />
werden. So erkennt die Technik etwa Ware,<br />
welche häufig ein- und ausgelagert wird<br />
und platziert diese näher am Beginn eines<br />
Regals und spart dadurch Wege und wertvolle<br />
Zeit ein.<br />
Des Weiteren können beispielsweise Korrelationen<br />
in Daten gefunden werden, welche<br />
die Qualität von Produkten oder Dienstleistungen<br />
betrifft. Die daraus neu abgeleiteten<br />
Metriken können dann zu einer weiteren<br />
Qualitäts- bzw. Serviceverbesserung führen.<br />
Vereinfacht gesagt: Wer hätte vor zwei Jahren<br />
gedacht, dass ausgerechnet die Arbeit<br />
im Homeoffice die Zahl der Krankmeldungen<br />
reduzieren würde. Eine KI, wäre sie mit<br />
den entsprechenden Daten trainiert worden,<br />
hätte dies voraussehen können.<br />
Fallbeispiel: LKW-Zulauf und Wartungen<br />
KI-gestützt optimieren<br />
Weit verbreitet sind ebenfalls Systeme, die<br />
die voraussichtliche Ankunftszeit durch Beobachtung<br />
von Telemetriedaten eines<br />
Fahrzeugs an einem bestimmten Zielort vorhersagen.<br />
Diese Daten werden zur vorausschauenden<br />
Wartung genutzt. Reparaturen<br />
erledigt man doch besser, bevor ein Schaden<br />
entsteht. Das senkt die Wartungskosten,<br />
macht Wartungszeiten planbar und erhöht<br />
die Ausfallsicherheit.<br />
Fallbeispiel: Auslastung der Lagertore durch<br />
Objekterkennung vorausschauend planen<br />
Die weiter oben erwähnte Deep-Learning-Technologie,<br />
also die visuelle KI, kann<br />
zur Objekterkennung eingesetzt werden. Dies<br />
ermöglicht beispielsweise einen vollautomatisierten<br />
Wareneingang, ohne dass es Baroder<br />
QR-Codes benötigt. Produkte, Abmessungen,<br />
Gewicht oder beschädigte Kartons<br />
sind mit dieser Technik identifizier-, mess- und<br />
zählbar geworden. Eine weitere Möglichkeit<br />
ist, Ladetore wie bei einem Kunden von leogistics<br />
von einer Kamera überwachen zu lassen.<br />
Die Objekterkennung identifiziert, welches Tor<br />
frei bzw. besetzt ist und ermöglicht auch hier eine<br />
bessere Planbarkeit und Auslastung der Tore.<br />
Ein Blick in die Zukunft – Science Fiction oder<br />
Realität?<br />
In den nächsten Jahren wird die Logistik<br />
sicherlich von Datenbrillen unterstützt. Es<br />
werden zunehmend Waren von autonomen<br />
Fahrzeugen in den Lagern bewegt. Inventuren<br />
könnten autonome Drohnen übernehmen.<br />
Bis allerdings die Lieferroboter die Produkte<br />
zum Endkunden an die Haustür bringen,<br />
ist es noch ein weiter Weg. Aber die Anfänge<br />
sind gemacht! Denn es gilt: Jeder Schritt in<br />
Richtung „Maschinen verdienen für uns (die<br />
Gesellschaft) das Geld“ – und sei er noch so<br />
klein – ist ein Schritt in die richtige Richtung.<br />
Wer erst einmal verstanden, dass lernende<br />
Systeme mit den Eingangsdaten<br />
und den gewünschten Antworten erstellt<br />
werden und sich daraus die Regeln<br />
zur Datenverarbeitung ergeben, ist in der<br />
Lage, seine Logistikprozesse zu optimieren,<br />
wenn nicht sogar zu revolutionieren!<br />
Es lohnt sich also, sich mit KI näher zu befassen,<br />
neue Technologien einzusetzen und damit<br />
auch signifikant Geld zu sparen.<br />
(RED)
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gesucht?<br />
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UNSER JOBSERVICE
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S58<br />
Klimawandel: Nachhaltige Logistik<br />
Um eine starke Senkung der Emissionen bzw. eine CO2-neutrale Logistik zu erreichen,<br />
muss eine "Verkehrs- und Energiewende" stattfinden. Transport-Unternehmen<br />
und Logistiker werden langfristig nur durch eine nachhaltige Geschäftsausrichtung<br />
wettbewerbsfähig bleiben. REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />
Die Nachhaltigkeit wird immer mehr zum<br />
Wettbewerbsvorteil. Eine zunehmende Zahl<br />
von Unternehmen hat erkannt, dass Nachhaltigkeit<br />
nicht nur das Betreiben von Risikomanagement<br />
bedeutet, sondern neue Chancen<br />
eröffnet, im sozialen, ökologischen und<br />
ethischen Bereich einen gewinnbringenden<br />
Wettbewerbsvorteil zu generieren. Dabei sind<br />
die Themenbereiche der Nachhaltigkeit weit<br />
gespannt und reichen von der Einflussnahme<br />
auf die Umwelt, den Arbeitsplatz, die Gesellschaft<br />
und Ökonomie bis hin zur Produktverantwortung.<br />
Einen großen Teil der Anstrengungen<br />
im Bereich Nachhaltigkeit machen<br />
Technologien zur CO2-Emissionseinsparung<br />
aus, um den Klimawandel zu verlangsamen.<br />
DIRK RUPPIK<br />
JOURNALIST<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Laut des Brundtland-Berichts (Our Common<br />
Future, 1987) ist „eine Nachhaltige<br />
Entwicklung eine Entwicklung, die<br />
die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt,<br />
ohne zu riskieren, dass künftige Generationen<br />
ihre eigenen Bedürfnisse nicht<br />
mehr befriedigen können.“ Carsten Deckert,<br />
Professor für Innovation und Produktionsmanagement<br />
an der Hochschule Düsseldorf,<br />
definiert die Aufgaben der Nachhaltigen Logistik<br />
wie folgt: „Bei Green Logistics werden<br />
die Logistikfunktionen Transport, Lagerung<br />
und Verpackung an den ökologischen Zielen<br />
der Nachhaltigkeit – Ressourceneffizienz<br />
und Umweltverträglichkeit – ausgerichtet.<br />
Die Aufgabe der grünen Logistik besteht darin,<br />
die richtige Menge der richtigen Objekte<br />
am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt in<br />
der richtigen Qualität zu den richtigen Kosten<br />
unter möglichst geringem Ressourcenverbrauch<br />
und möglichst geringen Emissionen<br />
zur Verfügung zu stellen.“<br />
Verkehrssektor muss bis 2050 Treibhausgase<br />
um 80 bis 95 Prozent senken<br />
Die Minderung der Kohlenstoffdioxid (CO2)<br />
Emissionen ist ein erklärtes Ziel nicht nur in<br />
der Transport- und Logistik-Branche, sondern<br />
auch der gesamten deutschen Wirtschaft.<br />
Bis 2050 will Deutschland weitgehend treibhausgas-<br />
bzw. CO2-neutral werden. Laut der<br />
Studie „Klimaschutzbeitrag des Verkehrs bis<br />
2050“ des Umweltbundesamtes will die Bundesregierung<br />
die Treibhausgasemissionen<br />
über alle Sektoren bis 2050 um 80 bis 95 Prozent<br />
gegenüber 1990 senken. Bis 2030 sollen<br />
sie um 40 bis 42 Prozent gegenüber 1990 reduziert<br />
werden. Der Beitrag des Verkehrssektors<br />
und die daraus abgeleiteten Handlungsoptionen<br />
wurden in der Studie untersucht.<br />
In Deutschland wurden gemäß des Umweltbundesamtes<br />
(UBA) 2019 rund 805 Millionen<br />
Tonnen Treibhausgase freigesetzt – rund 54<br />
Millionen Tonnen oder 6,3 Prozent weniger als<br />
2018. Gründe für diese Entwicklung sind die<br />
erfolgreiche Reform des europäischen Emissionshandels,<br />
der niedrige Gaspreis, der Ausbau<br />
von Wind- und Sonnenenergie sowie die<br />
Abschaltung erster Kohlekraftwerksblöcke.
Die CO2-Emissionen des Verkehrssektors lagen<br />
in 2019 mit 163,5 Millionen Tonnen auf<br />
einem leicht höheren Niveau als im Vorjahr<br />
(+0,7 Prozent). Zwar kamen verbrauchsärmere<br />
Fahrzeuge auf den Markt, gleichzeitig<br />
nahm aber auch der Kfz-Bestand zu (+1,6 Prozent),<br />
sodass in der Summe mehr Benzin und<br />
Diesel verbraucht wurde. In 2020 sanken die<br />
Emissionen wegen der Lockdowns um 11,4<br />
Prozent auf 146 Millionen Tonnen.<br />
Verkehrs- und Energiewende vonnöten<br />
Um eine starke Senkung der Emissionen bzw.<br />
eine CO2-neutrale Logistik zu erreichen, muss<br />
eine "Verkehrs- und Energiewende" stattfinden.<br />
Die Verkehrswende umfasst Maßnahmen<br />
zur Verkehrsvermeidung, der Verkehrsverlagerung<br />
und der Effizienzsteigerung<br />
der Verkehrs- und Transportmittel. Letzteres<br />
schließt beispielsweise bessere Auslastungsgrade<br />
der Fahrzeuge, eine energetisch sparsamere<br />
Fahrweise und energieeffizientere<br />
Verkehrsmittel mit ein. Der Anteil des Schienengüterverkehrs<br />
kann gleichzeitig laut Studie<br />
bis 2050 im Vergleich zu heute auf mehr<br />
als das Zweieinhalbfache gesteigert werden.<br />
Die gleichzeitig stattfindende Energiewende<br />
bedeutet die Ablösung von fossilen Energieträgern<br />
oder die Verwendung von CO2-armen<br />
Energieträgern. Die direkte Nutzung<br />
von Strom aus erneuerbaren Energieträgern<br />
für den Antrieb von Elektromotoren soll zur<br />
Norm werden. Daraus folgt die Verdrängung<br />
von Verbrennungsmotoren. Da der Weg bis<br />
zum All-Electric Aircraft in der kommerziellen<br />
Luftfahrt noch sehr weit ist, muss man hier<br />
zunächst auf Energieträger wie synthetische<br />
Kraftstoffe und Wasserstoff setzen, die aus erneuerbaren<br />
Energien, vorzugsweise regenerativem<br />
Strom, hergestellt werden.<br />
Die aus Strom erzeugten Kraftstoffe PtG (Power<br />
to Gas) und PtL (Power to Liquid) sind nur<br />
mit hohen Energieverlusten zu produzieren.<br />
Der Primärenergieverbrauch in 2050 steigt<br />
dadurch gegenüber 2005 um 36 Prozent (bezogen<br />
auf den Gesamtverkehr). Durch beide<br />
Techniken lassen sich Wasserstoff und Methan<br />
beziehungsweise flüssige Kraft- und Rohstoffe<br />
herstellen. Wenn der Strom aus erneuerbaren<br />
Energiequellen stammt, sind diese Kraftstoffe<br />
der Schlüssel für die Energiewende.
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S60<br />
Die 95-prozentige Treibhausgaseinsparung<br />
hängt wesentlich von der Substitution konventioneller<br />
durch erneuerbare Kraftstoffe<br />
ab. Die Herstellung von PtG und PtL benötigt<br />
große Mengen erneuerbaren Stroms, der in<br />
diesen Mengen wirtschaftlich in Deutschland<br />
nicht produziert werden kann. Insbesondere<br />
PtL müsste zukünftig, wie heute Rohöl importiert<br />
werden.<br />
Damit die Verkehrs- und Energiewende umgesetzt<br />
werden kann, sind u. a. Anreize zur<br />
Steigerung der Energieeffizienz z. B. über CO2-<br />
und Energieverbrauchs-Flottenwerte für Pkw<br />
sowie leichte und schwere Nutzfahrzeuge<br />
notwendig. Die Umschichtung der Fahrzeugflotte<br />
hin zu strombasierten Antriebssystemen<br />
sowie zur Schaffung der entsprechenden<br />
Ladeinfrastruktur muss ebenso gefördert werden.<br />
Weiterhin müssen Maßnahmen zur Vermeidung,<br />
Verlagerung und zur effizienteren<br />
Verkehrsabwicklung einschließlich des Ausbaus<br />
der notwendigen Verkehrsinfrastruktur<br />
durchgeführt werden.<br />
Intralogistik muss zur<br />
Nachhaltigkeit beitragen<br />
Zur Gestaltung nachhaltiger Logistiksysteme<br />
und damit einer grünen Logistik kann neben<br />
dem Transportbereich vor allem die Intralogistik<br />
beitragen. Dabei stehen bei der umweltgerechten<br />
Gestaltung des Betriebes<br />
bzw. Lagers Energie-, Wärme- und Wassermanagement,<br />
die Nutzung von regenerativen<br />
Energien, Kraftstoffeinsparung im Fuhrpark,<br />
moderne Lagertechnik und effiziente Fördersysteme<br />
sowie leistungsfähige Softwaresysteme<br />
im Mittelpunkt.<br />
Maßnahmen als Unternehmen<br />
konkret umsetzen<br />
Eines der wichtigen Ziele der Nachhaltigkeit<br />
in der Logistik ist, CO2-neutral zu wirtschaften.<br />
Transport-Unternehmen und Logistiker<br />
werden langfristig nur durch eine nachhaltige<br />
Geschäftsausrichtung wettbewerbsfähig<br />
bleiben. Viele Logistiker laufen Gefahr, ohne<br />
klar bestimmte Nachhaltigkeitsziele bzw.<br />
CO2-Reduktions-Ziele ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
einzubüßen. Zentraler Grund für die<br />
betriebswirtschaftliche Relevanz der Nachhaltigkeit<br />
sind die fortwährend steigenden<br />
Energiepreise. Zudem fragen Kunden zunehmend<br />
nach nachhaltigen Dienstleistungen.<br />
Was können Logistik-Unternehmen nun tun,<br />
um CO2-neutral zu werden?<br />
Einerseits müssen die eingesetzten Fahrzeuge<br />
energieeffizienter werden und außerdem<br />
muss mittelfristig der Umstieg auf Elektroantriebe<br />
erfolgen. Der Kraftstoffverbrauch kann u. a.<br />
durch die Vermeidung überflüssiger Transportwege<br />
(z. B. durch Transportwege-optimierung<br />
durch Künstliche Intelligenz), Fahrerschulungen<br />
zum Umgang mit Fahrzeugen (Senken<br />
des Kohlendioxid-Ausstoß um bis zu vier Prozent),<br />
Einsatz von Reifen mit kleinerem Rollwiderstand<br />
und ein regelmäßige Reifendruckkontrolle<br />
(Einsparungen bis zu sechs Prozent<br />
möglich) reduziert werden.<br />
Weiterhin bietet sich die Optimierung der<br />
Anzahl der Niederlassungen, die Zusammenarbeit<br />
mit nachhaltigen Dienstleistern, die<br />
Nutzung klimaneutraler Transport- und Versandarten,<br />
die Vermeidung von Leerfahrten<br />
und eine optimierte verlustfreie Beladung von<br />
Transportfahrzeugen an, um Kohlendioxid<br />
zu reduzieren und die Umwelt zu schonen.<br />
Auch ganze Logistikzentren können energieeffizient<br />
gestaltet werden. Grundsätzlich wird<br />
ein energieeffizientes Logistikzentrum von<br />
zwei Säulen getragen:<br />
• eine CO2-neutrale Energiebereitstellung<br />
(Nutzung regenerativer Energiequellen und<br />
überschüssiger Prozessenergie)<br />
• eine effiziente Energienutzung (energieeffiziente<br />
Gebäudestruktur und Förder- bzw. Gebäudetechnik)<br />
Dazu muss eine ganzheitliche Betrachtung<br />
der Energiebedarfe und Energiekreisläufe im<br />
Logistikzentrum erfolgen. Die Energieverbräuche<br />
und -kosten müssen genaustens aufgeschlüsselt<br />
werden. Neue technische Lösungen<br />
in den Teilbereichen der Fördertechnik<br />
und Gebäudetechnik leisten einen Beitrag<br />
zur Energieeffizienz. Das Logistikzentrum sollte<br />
schon bei Neubau ganzheitlich geplant werden.<br />
Neben den genannten Säulen ist auch<br />
die Sensibilisierung der Mitarbeiter für das<br />
Thema Klimaschutz ratsam, denn sie können<br />
dabei helfen, Energie einzusparen, wo es<br />
möglich ist.<br />
(DR)
Die Welt der<br />
nachhaltigen<br />
Logistik<br />
• logistik-express.com<br />
• binnenschiff-journal.at<br />
• umwelt-journal.at<br />
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• mylogistics.business<br />
m.jaklitsch@logistik-express.at
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S62<br />
Renaturierung oder aquatischer<br />
Exorzismus?<br />
Fließende Gewässer wurden über viele hundert Jahre „reguliert“. Einer der Hauptgründe<br />
für Regulierungsmaßnahmen war die Angst vor dem (Hoch)Wasser. Aber<br />
auch aus landwirtschaftlichen Gründen suchte man nach Möglichkeiten, das<br />
Wasser zu beseitigen. REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />
Hey, Pippi<br />
Langstrumpf!<br />
Zwei mal drei<br />
macht vier,<br />
widewidewitt<br />
und drei<br />
macht neune,<br />
ich mach mir<br />
die Welt,<br />
widewide<br />
wie sie mir<br />
gefällt...<br />
LIFE-Projekt: Jetzt bekommen Wachau Touristen eine neue, viel schönere Au –<br />
für die nächsten 100 Jahre / Bild: Svetlana Werner<br />
PETER BAUMGARTNER<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Der Dämon Wasser musste ausgetrieben<br />
werden, weil er Hab und<br />
Gut und sogar das Leben der<br />
Menschen bedrohte. Man könnte<br />
also sagen, Wasserbauer sind aquatische<br />
Exorzisten.<br />
Der Exorzist, der den Exorzismus durchführt,<br />
soll in eine direkte Kommunikation mit dem<br />
Dämon treten und versuchen, dessen „Beseitigung“<br />
herbeizuführen. Beim Exorzismus geht<br />
es also um die Abwendung des Bösen bis hin<br />
zu dessen Ausrottung. Genau wie im Wasserbau.<br />
Die Rituale, die dabei angewendet<br />
wurden und noch werden, sind vielfältig. Vielleicht<br />
nennt man deshalb die Trockenlegung<br />
von Feuchtgebieten in der Fachsprache<br />
„Wasseraustrieb“. Jedenfalls geschah die<br />
Besitzergreifung von aquatischen Ökosystemen<br />
über die Jahrhunderte zunehmend<br />
effizient. Wie effizient, zeigt zum Beispiel eine<br />
Forschungsarbeit (ENVIEDAN (Environmental<br />
history of the Viennese Danube, Umweltgeschichte<br />
der Wiener Donau 1500 – 1890) von<br />
Verena Winiwarter. Die Wissenschaftlerin des<br />
Jahres 2013 hat mit einem interdisziplinären<br />
Team 500 Jahre Donauregulierung in Wien<br />
dokumentiert. Dabei wurde sichtbar, wie gravierend<br />
sich der Fluss selbst durch relativ einfache<br />
Wasserbaumethoden, in erdgeschichtlich<br />
gesehen kurzer Zeit, verändert hat.<br />
Fast unglaublich, wie aus einem Fluss, dessen<br />
Adern einst das Wiener Becken vollständig<br />
durchzogen, ein träg fließender Kanal wurde.<br />
Die langfristigen Folgen dieser menschlichen<br />
Aktivitäten sehen wir heute und sind Gegenstand<br />
einer Bewegung, die sich weltweit Renaturierung<br />
nennt. Inzwischen wurde nämlich<br />
erkannt, dass der Verlust von Überschwem-
mungsflächen ebenso verheerende Auswirkungen<br />
hat, wie seinerzeit der unregulierte<br />
Fluss. Allerdings werden jetzt die Kosten entstandener<br />
Schäden, zum Beispiel durch Überschwemmungen,<br />
um ein Vielfaches höher.<br />
Die neue Erkenntnis lautet daher, wir müssen<br />
an den Flüssen wieder einen naturnahen Zustand<br />
herbeiführen. Es muss „renaturiert“ werden.<br />
Menschliche Eingriffe in die Natur sollen<br />
durch menschliche Eingriffe weitestgehend<br />
beseitigt werden und langfristig soll sich das<br />
Ökosystem ohne menschliche Hilfe wieder<br />
selbst regenerieren und erhalten. Dominierendes<br />
Streben ist die „Konnektivität“. Das Prinzip<br />
Vernetzung dominiert den gesellschaftlichen<br />
Wandel in allen Lebensbereichen – so auch<br />
im Wasserbau.<br />
Grundlage für die Zielsetzung sind eine Reihe<br />
von Verordnungen, übergeordnete Planungen,<br />
Studien und Gesetze, die inzwischen<br />
festlegen, was bis wann und wie zu geschehen<br />
hat. Da gibt es zum Beispiel die Wasserrahmenrichtlinie<br />
(WRRL, 2000/60/EG). Sie<br />
wurde 2000 von den EU-Mitgliedsstaaten verabschiedet<br />
und sollte die europäische Wasserpolitik<br />
grundlegend reformieren. Erstmals<br />
werden darin Gewässer (Flüsse, Seen, Übergangsgewässer,<br />
Grundwasser, Küstengewässer)<br />
als Ökosysteme verstanden und erstmals<br />
werden Ziele für einen besseren Zustand dieser<br />
mit konkreten Fristen beschrieben. Zentrale<br />
Teile der Richtlinie sind ein Verschlechterungsverbot<br />
und eine Verbesserungspflicht. Schon<br />
2027 sollen diese Vorgaben erfüllt sein.<br />
Daneben gibt es den Green Deal der EU und<br />
als dessen Herzstück die EU-Biodiversitätsstrategie.<br />
Sie nennt als Ziel, die Biodiversität in Europa<br />
bis 2030 auf den Weg der Erholung zu bringen.<br />
Auf österreichischer Seite ist für die Zielsetzung<br />
neben den EU-Vorgaben das Wasserrechtsgesetz<br />
und der mittlerweile 3. Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan<br />
(NGP), der noch<br />
<strong>2021</strong> veröffentlicht wird, maßgeblich. Der wiederum<br />
fußt auf einer Strategischen Umweltprüfung<br />
(SUP) und beschreibt zum Beispiel,<br />
welche Gewässerrenaturierungen schwerpunktmäßig<br />
durchzuführen sind und welche<br />
finanziellen Mittel dafür bereitgestellt werden.<br />
Was sich die Nationalstaaten hier vorgenommen<br />
haben, ist eine Mammutaufgabe. Ähnlich<br />
wie das Vorhaben, dass unsere Vorfahren<br />
vor 500 Jahren begonnen haben, stehen wir<br />
jetzt vor der Aufgabe, alles wieder zu korrigieren.<br />
Der Bericht über den „Zustand der<br />
Natur in der Europäischen Union“ (2013-2018)<br />
zeigt, dass sich der Erhaltungszustand der Lebensräume<br />
im Vergleich zur Vorperiode nicht<br />
verbessert hat. Nur 15 % der Lebensraumbewertungen<br />
weisen auf einen guten Erhaltungszustand<br />
hin.<br />
Man steht in der EU praktisch erst am Beginn<br />
des Handlungsbedarfes. Entsprechend dramatisch<br />
klingt die Warnung der EU, wenn die<br />
Bemühungen um eine Ökologisierung nicht<br />
beschleunigt werden: „Geschieht dies nicht,<br />
so wird dies nicht nur die fortgesetzte Erosion<br />
unseres gemeinsamen Naturerbes zur Folge<br />
haben, sondern auch die fortgesetzte Erosion<br />
der lebenswichtigen Funktionen, die dieses<br />
Erbe liefert und die letztlich die Grundlage für<br />
die Gesundheit und den Wohlstand der Menschen<br />
bilden“. Der nächste Zustandsbericht<br />
(2027) wird also zur Zäsur. Zahlreiche Umweltorganisationen<br />
in Österreich kritisieren und<br />
verweisen auf eine Studie der Universität für<br />
Bodenkultur (BOKU), dass aktuell nur noch 15<br />
Prozent der Flüsse ökologisch intakt sind.<br />
Bereits 2010 hat der Rechnungshof die Umsetzung<br />
der Wasserrahmenrichtlinie überprüft<br />
und kritisiert, dass die vorgegebenen Ziele bis<br />
2027 nicht erreicht werden. Auch im zweiten<br />
Bericht (2019-Ökologisierung Fließgewässer,<br />
zweite Sanierungsperiode), kritisierte der RH<br />
die massiven Verzögerungen in Österreich,<br />
die sogar ein Vertragsverletzungsverfahren<br />
seitens der EU zur Folge hatten. Aktuell kritisiert<br />
der WWF, dass Österreich nur einen Bruchteil<br />
des Finanzbedarfs zur Verfügung stellt, um die<br />
Vorhaben rechtzeitig umzusetzen. Besonders<br />
harsche Kritik übt der EU-RH an der EU-Agrar-
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S64<br />
Aulandschaft Rossatz Wachau: Millionen glücklicher Wachau-Besucher wissen nicht, dass<br />
das nur eine minderwertige „Zweitau“ ist, was sie bisher bewundert und geliebt haben.<br />
politik. Diese sei nicht geeignet, die Landwirtschaft<br />
dazu zu bringen, dass sie die Anforderungen<br />
der Wasserrahmenrichtlinie erfüllt.<br />
Vielmehr fördere die EU-Agrarpolitik eine ineffiziente<br />
Wassernutzung.<br />
Das klingt alles sehr kompliziert – ist es auch.<br />
Schließlich geht es nicht nur darum, unzählige<br />
Renaturierungsmaßnahmen zu setzen. Es geht<br />
auch um die Verteilung von sehr viel Geld.<br />
Wer ein Stück vom Kuchen bekommt, unterliegt<br />
einem komplizierten Prozedere, das nur<br />
von Experten durchschaubar ist. Bevor noch<br />
ein einziger Stein in der Natur bewegt wird,<br />
kämpfen Unternehmen und Organisationen<br />
mit dem Schöpflöffel und Baggerschaufel am<br />
Fördertopf. Eines der wichtigsten Finanzierungsprogramme<br />
für diese Aufgaben ist EU-LI-<br />
FE. In der Programmperiode <strong>2021</strong>-2027 stehen<br />
seitens der EU 5,43 Mrd. Euro an Fördergeld<br />
zur Verfügung. Die Finanzierung der Renaturierungsmaßnahmen<br />
erinnert ein wenig an<br />
das beliebte DKT-Brettspiel, das ursprünglich<br />
eigentlich „Spekulatio“ hieß und fast schon<br />
so alt ist, wie die Wasserbauwirtschaft. Tatsächlich<br />
gibt es seit <strong>2021</strong> „Das kaufmännische<br />
Talent“-DKT auch als Wachau-Version.<br />
Neben einer Donaulände kann man auch<br />
einen Treppelweg erwerben und damit spekulieren.<br />
Zur Präsentation des Spieles sind extra<br />
Nationalratspräsidenten Mag. Wolfgang<br />
Sobotka, Landeshauptmann-Stv. Dr. Stephan<br />
Pernkopf und der für die Donau zuständige<br />
Staatssekretär Dr. Magnus Brunnner in die<br />
Wachau-Gemeinde Rossatz-Arnsdorf zu Bgm.<br />
Erich Polz gereist.<br />
Die Frage ist, kann das übergeordnete Ziel der<br />
Renaturierung und Beseitigung degradierter<br />
Ökosysteme überhaupt gelingen? Was ist ein<br />
natürlicher Lebensraum? Welchen Zustand<br />
sollen wir herstellen? Den von vor 100 Jahren,<br />
von vor 500 oder gar zehntausend Jahren?<br />
Man könnte auch die Prädonau als ideales<br />
Ziel anstreben. Wer bestimmt, welche<br />
ehemaligen Regulierungsbauwerke wieder<br />
abgerissen werden sollen? Vielleicht den<br />
Marchfeldschutzdamm, der der Donau 34<br />
Quadratkilometer Auland gekostet hat?<br />
Anlässlich der aktuellen Neugestaltung des
Was würden die vielen Wasserbauexperten<br />
machen, wenn keine neuen Eingriffe in die Natur<br />
erfolgen sollen und Rückbauten auch nicht?<br />
Was jetzt gerade passiert ist, dass sich die Wirtschaft<br />
die gesellschaftliche Änderung zunutze<br />
macht und die Kriegskasse füllt. Wir haben<br />
nämlich die paradoxe Situation, dass Renaturierungsmaßnahmen<br />
und neue Eingriffe in<br />
die Natur parallel laufen. Das wird so nicht<br />
mehr lange gehen. Der Widerstand wächst.<br />
Vor dem Hintergrund der Dekarbonisierung in<br />
der Energieversorgung, wachsen die Begehrlichkeiten<br />
bezüglich erneuerbarer Energie.<br />
Besonders der Ausbau der Wasserkraft soll die<br />
Energieversorgung retten. Eine ganze Reihe<br />
von namhaften Experten läuft aber bereits<br />
dagegen Sturm, weil sie der Meinung sind,<br />
das würde den gegenwärtigen Trend des<br />
Biodiversitätsverlusts verschärfen.<br />
Nordwestbahnhof-Geländes in Wien, würde<br />
sich auch die Gelegenheit ergeben, dass<br />
alte „Fahnenstangenwasser“ – welches 1838<br />
endgültig zugeschüttet wurde, wieder freizulegen.<br />
Dann könnten Schiffe endlich wieder<br />
am Augarten anlegen. Es stellt sich auch<br />
noch die Frage, wessen natürlicher Lebensraum<br />
soll prioritär geschützt werden? Den der<br />
Fische, der Vegetation oder des Wassers?<br />
Forscher an der Uni Wien halten fest, dass<br />
eine vollständige Regeneration des Ökosystems<br />
oftmals nur in historischen oder geologischen<br />
Zeiträumen möglich ist. Andere<br />
behaupten überhaupt, dass wir mit dem Vermächtnis<br />
vergangener Generationen werden<br />
leben müssen. Nährstoffeinträge aus der<br />
Landwirtschaft, Abwasser Einträge, Regulierungen,<br />
Kraftwerksbauten, Feststoffhaushalt,<br />
Sohleeintiefung usw., all das wird uns bis in<br />
alle Ewigkeit begleiten. Ist also alles rund um<br />
die Renaturierung und Ökologisierung für die<br />
Katz, wenn wir es eh nicht schaffen? Da muss<br />
man wohl einwenden, dass sich der ganze<br />
Aufwand jedenfalls für die Wirtschaft lohnt.<br />
Alle Umweltorganisationen haben sich bereits<br />
ebenfalls gegen neue Wasserkraftwerke<br />
ausgesprochen, die nicht naturverträglich<br />
gebaut werden. Zusammenfassend bleibt<br />
eine zentrale Frage unbeantwortet: Wie<br />
ernst ist es den Entscheidungsträgern mit<br />
der Ökologisierung? Unser Flusssystem und<br />
das aquatische Ökosystem hat zwar einen<br />
großen Anteil am Gesamtsystem, ist aber<br />
eben nur ein Teil des großen Ganzen. Damit<br />
das Gesamtsystem funktioniert, müssen alle<br />
Räder ineinandergreifen. Hat schon mal jemand<br />
gesagt, wir müssen nicht nur Flüsse,<br />
sondern auch Autobahnen renaturieren?<br />
Wie sinnbefreit ist das Ansinnen, Flüsse hochwasserfit<br />
zu machen, wenn gleichzeitig die<br />
Bodenversiegelung an Land ungehindert<br />
fortschreitet? Welchen Sinn hat der Schutz<br />
von Fischbeständen, wenn gleichzeitig die<br />
Einträge aus der Landwirtschaft und Industrie<br />
zunehmen? Brauchen wir mehr Natur nur deshalb,<br />
damit wir noch mehr Natur verbrauchen<br />
und zerstören können? »Es ist noch nie gelungen,<br />
ein Problem an seinem Ende zu reparieren.<br />
Man muss an seine Ursachen gehen«,<br />
sagt die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter<br />
(PB)
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S66<br />
Die Inflation ist da und bleibt!<br />
Die Menschen müssen verstehen, dass man nicht ein wenig Inflation haben<br />
kann – weil ein wenig Inflation immer zu mehr Inflation führt und höhere Inflation<br />
unweigerlich zu noch höherer Inflation. GASTBEITRAG: MARC FRIEDRICH<br />
MARC FRIEDRICH<br />
HONORARBERATUNG<br />
FRIEDRICH<br />
VERMÖGENSSICHERUNG<br />
Anscheinend hat Hayek recht.<br />
Denn seit Monaten steigt sie immer<br />
weiter. Die Inflation hat in Deutschland<br />
mit 3,9 Prozent im August ein<br />
28 Jahreshoch erreicht. Im September wurde<br />
dies sogar nochmals mit 4,1 Prozent getoppt<br />
und auch im Oktober ist die Inflationsrate<br />
nochmals kräftig angestiegen auf 4,5 Prozent.<br />
Auch in der Eurozone ist die Inflation weiter<br />
auf dem Vormarsch: Sie stieg von 2,2 Prozent<br />
auf 4,1 Prozent zuletzt. Noch stärker hat<br />
die Inflation in den USA zugelegt: 5,4 Prozent!<br />
Gründe gibt es viele: die anziehende<br />
Nachfrage und Nachholeffekte, die gestörten<br />
Lieferketten, Deglobalisierung sowie das<br />
viele Geld, dass die Staaten mit Konjunkturprogrammen<br />
und die Notenbanken mit der<br />
Druckerpresse über den Volkswirtschaften<br />
kräftig ausschütten. Von offizieller Seite werden<br />
fleißig verbale Beruhigungspillen verteilt.<br />
Ökonomen wie Marcel Fratzscher und natürlich<br />
die EZB, um die nicht demokratisch gewählte<br />
und wegen Geldwäsche vorbestrafte<br />
EZB-Präsidentin Christine Lagarde, werden<br />
nicht Müde den Menschen einzutrichtern,<br />
dass dies lediglich ein temporäres, kurzfristiges<br />
Ereignis ist. Man solle keine Angst haben<br />
und alles andere wäre reine Panikmache.<br />
Als die Inflation weiter gestiegen ist, hat man<br />
das Narrativ geändert und feiert die Inflation<br />
als was Gutes: Die notwendige grüne Inflation.<br />
Zuletzt hat Lagarde dann ihre Meinung<br />
doch ändern müssen, da die Inflation in der<br />
Eurozone auf ein neues Hoch gestiegen ist<br />
von 4,1 Prozent.<br />
Gerne wird in Deutschland der Mehrwertsteuereffekt<br />
als Grund angeführt. Im Zuge der<br />
Corona-Krise hatte die Bundesregierung als
eine Maßnahme die Absenkung der Mehrwertsteuer<br />
von 19 Prozent auf 16 Prozent<br />
bzw. von 7 Prozent auf 5 Prozent durchgeführt.<br />
Nun wurde diese wieder rückgängig<br />
gemacht und aus diesem Anpassungsprozess<br />
steige die Inflation kurzfristig. Interessant<br />
ist aber, dass Länder die keine Steuern gesenkt<br />
haben, ebenfalls 3,4 oder gar 5 Prozent<br />
Inflation nun vermelden.<br />
Ich habe in meinem aktuellen Bestseller die<br />
Inflation in Aussicht gestellt sowie schon im<br />
März in einem Video davor gewarnt und<br />
wurde belächelt. Dabei war diese Prognose<br />
ein „no brainer“. Denn wie auch die Bank of<br />
England festgestellt hat: In den letzten 800<br />
Jahren kam ein Jahr nach dem Beginn einer<br />
Pandemie immer eine Inflation! Ich gehe davon<br />
aus, dass die angespannten Lieferketten<br />
mindestens bis Ende 2022 anhalten werden,<br />
wenn nicht sogar länger, wenn es weitere<br />
Lockdowns geben sollte.<br />
Selbstverständlich werden die Staaten weiter<br />
Schulden machen und parallel haben<br />
sich die Notenbanken in eine ausweglose<br />
Sackgasse manövriert, aus der sie nicht mehr<br />
rauskommen. Sie müssen, um das fragile<br />
Kartenhaus weiterhin zu stabilisieren die Zinsen<br />
im Keller belassen und Geld ins System<br />
pumpen. Würde man das eine oder beides<br />
ändern, wäre Ende Gelände. Das mickrige<br />
Wirtschaftswachstum würde kollabieren, die<br />
Schulden explodieren, Zombieunternehmen<br />
und Zombiestaaten kippen und die Börse<br />
deutlich korrigieren. All das will man weder<br />
bei der FED noch bei der EZB.<br />
Die Europäische Zentralbank betont immer<br />
wieder, dass die Wahrung der „Preisniveaustabilität“<br />
ihr oberstes Ziel und ihr wichtigster<br />
Auftrag ist. Hierfür strebt sie eine Inflationsrate<br />
von 2 Prozent pro Jahr an. Für mich ist dies<br />
seit jeher paradox, denn das bedeutet nichts<br />
anderes, als dass wir alle jedes Jahr effektiv<br />
„Man kann einen Teil<br />
des Volkes die ganze<br />
Zeit täuschen und das<br />
ganze Volk für einen<br />
Teil der Zeit. Aber man<br />
kann nicht das gesamte<br />
Volk über die ganze Zeit<br />
hinwegtäuschen.“<br />
Abraham Lincoln
LOGISTIK express 5/<strong>2021</strong> | S68<br />
Steigt die Geldmenge gleich schnell wie das<br />
Wirtschaftswachstum eines Landes, ist alles<br />
im Lot und es herrscht theoretisch keine Geldentwertung,<br />
da allem neuen Geld auch<br />
neue Wirtschaftsgüter (Waren oder Dienstleistungen)<br />
gegenüberstehen. Steigt jedoch<br />
die umlaufende Geldmenge stärker als das<br />
Angebot an neuen Wirtschaftsgütern, verteilt<br />
sich mehr Geld auf die vorhandenen Waren<br />
und Dienstleistungen, deren Preise dann früher<br />
oder später steigen. Die Inflation ist also<br />
direkt abhängig von der Ausweitung der<br />
Geldmenge. Die Gleichung lautet...<br />
Wahre Inflation = Geldmengenwachstum<br />
(M3) abzüglich Wirtschaftswachstum (BIP)<br />
Diese Gleichung geht auf die Quantitätstheorie<br />
des schottischen Philosophen und Ökonomen<br />
David Hume (1711–1776) zurück.<br />
Für das beste Ergebnis nimmt man die Geldmenge<br />
M3. In der Geldmenge M3 sind alle<br />
Arten des Geldes enthalten (M1 und M2), wie<br />
das folgende Schaubild aufzeigt: Seit Einführung<br />
des Euro im Jahr 2001 haben wir bis 2020<br />
offiziell schon 28,2 Prozent an Kaufkraft verloren.<br />
Inoffiziell ist es weit mehr, nämlich 87,53<br />
Prozent! Und diese Zahlen sind vor der steigenden<br />
Inflation <strong>2021</strong>! Jetzt liegen wir definitiv<br />
über 90 Prozent!<br />
2 Prozent Kaufkraft verlieren. Bei einer jährlichen<br />
Inflation von 2 Prozent verliert man<br />
nach 35 Jahren die Hälfte seiner Kaufkraft.<br />
Wenn die Inflation nur um einen Prozentpunkt<br />
auf 3 Prozent steigt, ist man schon<br />
nach 24 Jahren die Hälfte seiner Kaufkraft<br />
los. Wenn wir dauerhaft bei 4 Prozent bleiben<br />
sollen, kann sich jeder ausmalen wohin<br />
die Reise geht.<br />
In unserem falsch gestrickten Schuldgeldsystem<br />
wird die Enteignung der Bürger kontinuierlich<br />
weitergehen und die Gesellschaft<br />
immer weiter gespalten. Seit Einführung des<br />
Euros 2001 ist die offizielle Entwertung unseres<br />
Geldes bei fast 30 Prozent. Die wahre<br />
Inflation ist natürlich weitaus höher. Das<br />
wissen wir alle intuitiv.<br />
Marc Friedrich ist sechsfacher Bestsellerautor,<br />
Finanzexperte, Redner, Vordenker,<br />
Freigeist und Gründer der Honorarberatung<br />
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Ausgabe 3/<strong>2021</strong><br />
Fakt ist: Wir alle werden durch die Inflation<br />
still und leise enteignet, denn wir verlieren<br />
Kaufkraft. Wir können für unser hart erarbeitetes<br />
Geld immer weniger erwerben, da der<br />
Euro stetig an Wert verliert. Die Inflation spiegelt<br />
sich in den steigenden Assetpreisen wie<br />
Immobilien, Aktien, Kunst, Oldtimer und vor<br />
allem Bitcoin. Diese sind zuletzt rasant gestiegen.<br />
Gegenüber Bitcoin ist der Euro und<br />
alle anderen Papierwährungen sogar schon<br />
in der Hyperinflation. Aus diesem Grund<br />
war es noch nie wichtiger seine Kaufkraft<br />
vor der Inflation zu schützen. Geld auf dem<br />
Konto macht keinen Sinn, nicht nur wegen<br />
der Inflation, die an der Kaufkraft knabbert,<br />
sondern auch wegen der seit 2016 andauernden<br />
Nullzinsphase der EZB und dem Risiko<br />
der Enteignung durch das SAG Gesetz.<br />
Nichtsdestotrotz liegen fast 3 Billionen Euro<br />
auf der hohen Kante deutsche Sparer. Die<br />
Flucht ins Betongold ist auch nicht mehr ratsam,<br />
dass die Preise in vielen Bereichen schon<br />
im Blasenmodus sind und in anderen Städten<br />
auch schon recht ambitioniert sind. Solange<br />
die Staaten weiterhin unlimitiert Schulden<br />
machen und die Notenbank unlimitiert Geld<br />
druckt, müssen Sie genau das Gegenteil machen<br />
als eine Art Lebensversicherung für Ihre<br />
Kaufkraft. Sie müssen in durch die Natur und<br />
durch die Mathematik limitierte Werte investieren.<br />
Diese sind die altbewährten Wertspeicher<br />
wie Gold, Silber, Diamanten aber auch<br />
Rohstoffe und Aktien und das neue digitale<br />
Gold Bitcoin. In meinem neuen Buch und auf<br />
meinem YouTube Kanal gibt es hierzu viele<br />
wertvolle Tipps. Beginnen Sie jetzt! Denn die<br />
Inflation wird nicht durch ein Weihnachtswunder<br />
verschwinden, auch wenn Lagarde und<br />
Co sich das sehnlichst wünschen.<br />
(RED)<br />
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