ELMA - Elternmagazin, Dezember 2021
Elternmagazin für die Metropolregion Nürnberg.
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TITELTHEMA<br />
© privat<br />
TAGE VOL L E R<br />
LICHTERGLANZ<br />
Miriam Staroselski und ihre Familie gehören der jüdischen<br />
Glaubensgemeinschaft an. Weihnachten feiern<br />
sie nicht, aber besinnlich geht es im <strong>Dezember</strong> dennoch<br />
zu: bei Chanukka. Das Lichterfest erinnert an ein historisches<br />
Wunder. Ihr persönliches Chanukka-Wunder<br />
erlebte Miriam Staroselski, als sie dem Terroranschlag<br />
auf den Berliner Weihnachtsmarkt entging.<br />
Protokoll Kerstin Smirr<br />
Miriam Staroselki feiert<br />
mit ihrer Familie statt<br />
Weihnachten acht<br />
Tage Lichterfest.<br />
„Die Weihnachtstage mag ich sehr,<br />
weil draußen alles ruhig und beleuchtet<br />
ist. Weihnachten selbst<br />
feiern meine Familie und ich nicht.<br />
Wir nutzen die freie Zeit, um zu verreisen.<br />
Ich bin in der Ukraine aufgewachsen.<br />
Damals in der Sowjetunion<br />
war es verboten, seine Religion<br />
auszuüben und religiöse Feste zu<br />
feiern. Die Tradition von Weihnachten<br />
habe ich erst kennengelernt, als<br />
ich mit 17 Jahren nach Deutschland<br />
gezogen bin. Inzwischen bin ich Mutter<br />
von zwei Söhnen. Sie sind zwei<br />
und vier Jahre alt. Der Ältere fragt<br />
schon nach, was es mit Symbolfiguren<br />
wie dem Christkind auf sich hat, wenn<br />
er sie in der Stadt sieht. Dann erkläre<br />
ich ihm, dass wir in einem Land leben,<br />
in dem die Menschen großen Wert auf<br />
das Weihnachtsfest legen, dass es aber<br />
nicht unsere Tradition ist.<br />
Meistens fällt Weihnachten mit Chanukka,<br />
dem achttägigen Lichterfest, zusammen.<br />
Chanukka erinnert daran, dass die<br />
Juden 165 vor Christus den Jerusalemer<br />
Tempel wiedererobert haben. Damals<br />
sollte ein Leuchter im Tempel angezündet<br />
werden, aber es war nur eine kleine<br />
Flasche Olivenöl zurückgeblieben. Es war<br />
ein Wunder, dass der Leuchter trotzdem<br />
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acht Tage lang brannte. Seitdem feiern<br />
wir Chanukka, und das Öl spielt<br />
als Symbol eine große Rolle. Wir bereiten<br />
Speisen in Öl zu, wie Krapfen<br />
und Kartoffelpuffer. Bei Einbruch der<br />
Dunkelheit zünden wir jeden Tag eine<br />
von acht Kerzen an einem Leuchter<br />
an. Und wir singen. Mein Lieblingslied<br />
heißt ‚Alle diese Wunder’. Ich mag es so<br />
sehr, dass ich es schon unseren Kindern<br />
beigebracht habe.<br />
Unsere Söhne bekommen an jedem der<br />
acht Tage eine Kleinigkeit geschenkt,<br />
zum Beispiel ein Memory-Spiel oder<br />
Schokomünzen als Chanukka-Geld.<br />
Selbst ich mit meinen 36 Jahren bekomme<br />
noch Chanukka-Geld von meiner<br />
Großmutter. In Fürth, Erlangen und<br />
Nürnberg stehen an öffentlichen Plätzen<br />
große Leuchter. An manchen Tagen gehen<br />
wir mit den Kindern hin. Mal feiern<br />
wir mit der Familie, mal mit Freunden<br />
oder der jüdischen Gemeinschaft. An<br />
acht Tagen können wir uns wirklich austoben.<br />
Danach sind meine Kinder erst mal<br />
gesättigt und sie fragen nicht: ‚Warum<br />
feiern alle anderen und wir nicht?’<br />
In meinem Leben habe ich auch persönlich<br />
ein Chanukka-Wunder erlebt. 2016 fielen<br />
Weihnachten und Chanukka zusammen.<br />
Es war ein paar Tage davor. Ich habe in<br />
Berlin studiert und war im vierten Monat<br />
schwanger. Ich war bis abends an der Universität<br />
und hatte<br />
keine Lust, direkt<br />
von dort nach Hause<br />
zu fahren. So bin<br />
ich in Richtung des<br />
Weihnachtsmarkts<br />
gegangen. Plötzlich<br />
fühlte ich mich<br />
nicht gut und habe<br />
mich daher in ein<br />
© privat