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ELMA - Elternmagazin, Dezember 2021

Elternmagazin für die Metropolregion Nürnberg.

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34<br />

TITELTHEMA<br />

© privat<br />

TAGE VOL L E R<br />

LICHTERGLANZ<br />

Miriam Staroselski und ihre Familie gehören der jüdischen<br />

Glaubensgemeinschaft an. Weihnachten feiern<br />

sie nicht, aber besinnlich geht es im <strong>Dezember</strong> dennoch<br />

zu: bei Chanukka. Das Lichterfest erinnert an ein historisches<br />

Wunder. Ihr persönliches Chanukka-Wunder<br />

erlebte Miriam Staroselski, als sie dem Terroranschlag<br />

auf den Berliner Weihnachtsmarkt entging.<br />

Protokoll Kerstin Smirr<br />

Miriam Staroselki feiert<br />

mit ihrer Familie statt<br />

Weihnachten acht<br />

Tage Lichterfest.<br />

„Die Weihnachtstage mag ich sehr,<br />

weil draußen alles ruhig und beleuchtet<br />

ist. Weihnachten selbst<br />

feiern meine Familie und ich nicht.<br />

Wir nutzen die freie Zeit, um zu verreisen.<br />

Ich bin in der Ukraine aufgewachsen.<br />

Damals in der Sowjetunion<br />

war es verboten, seine Religion<br />

auszuüben und religiöse Feste zu<br />

feiern. Die Tradition von Weihnachten<br />

habe ich erst kennengelernt, als<br />

ich mit 17 Jahren nach Deutschland<br />

gezogen bin. Inzwischen bin ich Mutter<br />

von zwei Söhnen. Sie sind zwei<br />

und vier Jahre alt. Der Ältere fragt<br />

schon nach, was es mit Symbolfiguren<br />

wie dem Christkind auf sich hat, wenn<br />

er sie in der Stadt sieht. Dann erkläre<br />

ich ihm, dass wir in einem Land leben,<br />

in dem die Menschen großen Wert auf<br />

das Weihnachtsfest legen, dass es aber<br />

nicht unsere Tradition ist.<br />

Meistens fällt Weihnachten mit Chanukka,<br />

dem achttägigen Lichterfest, zusammen.<br />

Chanukka erinnert daran, dass die<br />

Juden 165 vor Christus den Jerusalemer<br />

Tempel wiedererobert haben. Damals<br />

sollte ein Leuchter im Tempel angezündet<br />

werden, aber es war nur eine kleine<br />

Flasche Olivenöl zurückgeblieben. Es war<br />

ein Wunder, dass der Leuchter trotzdem<br />

34 TITELTHEMA<br />

acht Tage lang brannte. Seitdem feiern<br />

wir Chanukka, und das Öl spielt<br />

als Symbol eine große Rolle. Wir bereiten<br />

Speisen in Öl zu, wie Krapfen<br />

und Kartoffelpuffer. Bei Einbruch der<br />

Dunkelheit zünden wir jeden Tag eine<br />

von acht Kerzen an einem Leuchter<br />

an. Und wir singen. Mein Lieblingslied<br />

heißt ‚Alle diese Wunder’. Ich mag es so<br />

sehr, dass ich es schon unseren Kindern<br />

beigebracht habe.<br />

Unsere Söhne bekommen an jedem der<br />

acht Tage eine Kleinigkeit geschenkt,<br />

zum Beispiel ein Memory-Spiel oder<br />

Schokomünzen als Chanukka-Geld.<br />

Selbst ich mit meinen 36 Jahren bekomme<br />

noch Chanukka-Geld von meiner<br />

Großmutter. In Fürth, Erlangen und<br />

Nürnberg stehen an öffentlichen Plätzen<br />

große Leuchter. An manchen Tagen gehen<br />

wir mit den Kindern hin. Mal feiern<br />

wir mit der Familie, mal mit Freunden<br />

oder der jüdischen Gemeinschaft. An<br />

acht Tagen können wir uns wirklich austoben.<br />

Danach sind meine Kinder erst mal<br />

gesättigt und sie fragen nicht: ‚Warum<br />

feiern alle anderen und wir nicht?’<br />

In meinem Leben habe ich auch persönlich<br />

ein Chanukka-Wunder erlebt. 2016 fielen<br />

Weihnachten und Chanukka zusammen.<br />

Es war ein paar Tage davor. Ich habe in<br />

Berlin studiert und war im vierten Monat<br />

schwanger. Ich war bis abends an der Universität<br />

und hatte<br />

keine Lust, direkt<br />

von dort nach Hause<br />

zu fahren. So bin<br />

ich in Richtung des<br />

Weihnachtsmarkts<br />

gegangen. Plötzlich<br />

fühlte ich mich<br />

nicht gut und habe<br />

mich daher in ein<br />

© privat

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