Magazin Welli der Südtiroler Bauernjugend
04 2021 04 2021
Ausgabe 4 | erscheint vierteljährlich | Dezember 2021Poste Italiane Spa, Versand im Postabonnement, D.L.353/2003 (conv. in L. 27.02.2004 Nr. 46) Art. 1, Comma 1,NE Bozen • Sonderheft Nr. 2 zur Nr. 21 „Südtiroler Landwirt“vom 26.11.2021 • Gebühr bezahlt – Taxe PercueDAS MAGAZINDER SÜDTIROLERBAUERNJUGENDGemeinsam sind wir starkEine bei uns in Südtirol sehrstark verbreitete Unternehmensstrukturist jene der Genossenschaft.Sie wird nicht nur inder Landwirtschaft angewandt,sondern ist in fast allen Bereichender Wirtschaft zu finden.Typisch für diese Struktur sinddie gemeinsamen Ziele bzw.die gemeinsamen Interessenjener, die der Genossenschaftbeitreten oder diese überhaupterst gründen. Die Grundideeeiner Genossenschaft kann mitdem Motto: „Gemeinsam sindwir stark“, beschrieben werden.Von außen betrachtet ähnelt dieStruktur eines Vereines, wie esdie Südtiroler Bauernjugend ist,sehr stark jener einer Genossenschaft,denn auch in einemVerein ist man nur „gemeinsam“stark.Lukas ParisLandesobmannstellvertreterGenossenschaftlichesEngagementDAS GENOSSENSCHAFTS-WESENJunge Menschen und Frauen sindzunehmend gefragt.Seite 2—5ERFOLGSGESCHICHTEGreta Oberhofer ist seit 2019im Vorstand der KellereiTramin.Seite 6—7AGRIALPDer Innovationspreis undder Jungbauernpreis wurdenvergeben.Seite 8—11
- Seite 2 und 3: GenossenschaftlichesEngagement ist
- Seite 4 und 5: 4Sensibilisieren und motivierenUm d
- Seite 6 und 7: 6 ErfolgsgeschichteGretaOberhoferGr
- Seite 8 und 9: 8 BerichteInnovativster Jungbauer a
- Seite 10 und 11: 10 BerichteJunge bäuerliche Famili
- Seite 12: Und nicht zuletzt…Bauernjugend-Se
Ausgabe 4 | erscheint vierteljährlich | Dezember 2021
Poste Italiane Spa, Versand im Postabonnement, D.L.
353/2003 (conv. in L. 27.02.2004 Nr. 46) Art. 1, Comma 1,
NE Bozen • Sonderheft Nr. 2 zur Nr. 21 „Südtiroler Landwirt“
vom 26.11.2021 • Gebühr bezahlt – Taxe Percue
DAS MAGAZIN
DER SÜDTIROLER
BAUERNJUGEND
Gemeinsam sind wir stark
Eine bei uns in Südtirol sehr
stark verbreitete Unternehmensstruktur
ist jene der Genossenschaft.
Sie wird nicht nur in
der Landwirtschaft angewandt,
sondern ist in fast allen Bereichen
der Wirtschaft zu finden.
Typisch für diese Struktur sind
die gemeinsamen Ziele bzw.
die gemeinsamen Interessen
jener, die der Genossenschaft
beitreten oder diese überhaupt
erst gründen. Die Grundidee
einer Genossenschaft kann mit
dem Motto: „Gemeinsam sind
wir stark“, beschrieben werden.
Von außen betrachtet ähnelt die
Struktur eines Vereines, wie es
die Südtiroler Bauernjugend ist,
sehr stark jener einer Genossenschaft,
denn auch in einem
Verein ist man nur „gemeinsam“
stark.
Lukas Paris
Landesobmannstellvertreter
Genossenschaftliches
Engagement
DAS GENOSSENSCHAFTS-
WESEN
Junge Menschen und Frauen sind
zunehmend gefragt.
Seite 2—5
ERFOLGSGESCHICHTE
Greta Oberhofer ist seit 2019
im Vorstand der Kellerei
Tramin.
Seite 6—7
AGRIALP
Der Innovationspreis und
der Jungbauernpreis wurden
vergeben.
Seite 8—11
Genossenschaftliches
Engagement ist gefragt!
Das Genossenschaftswesen hat in Südtirol eine große wirtschaftliche und gesellschaftliche
Bedeutung. Es leistet einen wesentlichen Anteil an der stabilen
Entwicklung im Land. Dabei wird in den Genossenschaften das Engagement der
jüngeren Generation und der Frauen immer wichtiger und ist zunehmend gefragt.
Die Genossenschaften tragen in
Südtirol maßgeblich zur Wirtschaftskraft
im Land bei. Das genossenschaftliche
Wirtschaften steht dabei
für Solidarität der Mitglieder, Subsidiarität,
regionale Verwurzelung und eine Vielzahl
von Kleinbetrieben, die für Südtirols Wirtschaft
und Gesellschaft prägend sind. Dies
gilt besonders auch für die Landwirtschaft.
Gerade in diesem Bereich trägt das Genossenschaftswesen
zur Unterstützung der
kleinstrukturierten Betriebe und zur Erhaltung
des ländlichen Raumes bei. Ähnliches
gilt für die Kreditgenossenschaften: Auch
diese sind auf der Grundlage von Bedürfnissen
lokaler Gemeinschaften entstanden,
um den Finanzierungsbedarf von Kleinbetrieben
zu decken. Im Laufe der Jahre sind
zu diesen historischen Genossenschaften
weitere hinzugekommen, beispielsweise
die Wohnbaugenossenschaften, verschiedene
Dienstleistungsgenossenschaften,
Energie- und Wassergenossenschaften,
Arbeitsgenossenschaften und Sozialgenossenschaften.
Landwirtschaftliche
Genossenschaften
Europaweit gibt es keine zweite Region,
in der die Landwirtschaft in einem so hohen
Ausmaß genossenschaftlich organisiert
ist wie in Südtirol. Dabei sind die
landwirtschaftlichen Genossenschaften
größtenteils dem Raiffeisenverband Südtirol
angeschlossen, dem Dachverband
der Südtiroler Genossenschaften und
deren Verbände, die nach dem „System
Raiffeisen“ errichtet sind. Dazu gehören
die Obst- und Saatbaugenossenschaften,
die Molkereigenossenschaften, die Kellereigenossenschaften,
die Viehwirtschaftsgenossenschaften,
eine Reihe sonstiger
70 %
„Die Bedeutung dieser
Genossenschaften zeigt
sich etwa daran, dass
rund 70 % der heimischen
Weinmenge aus
genossenschaftlicher
Produktion stammt, in
der Obstwirtschaft der genossenschaftliche
Anteil
fast 95 % beträgt und die
in Südtirol produzierte
Milch nahezu zu
100 % genossenschaftlich
verwertet und vermarktet
wird“, sagt Herbert
Von Leon, Obmann des
Raiffeisenverbandes.
landwirtschaftlicher Genossenschaften
und zahlreiche Genossenschaftsverbände
wie beispielsweise VOG Terlan oder VIP
Vinschgau.
Landwirtschaftliche Genossenschaften
werden von Landwirten gegründet und
kümmern sich um die Verarbeitung und
Vermarktung der von den Mitgliedern angelieferten
landwirtschaftlichen Erzeugnis-
Dezember 2021
3
se. „Die Bedeutung dieser Genossenschaften zeigt sich
etwa daran, dass rund 70 % der heimischen Weinmenge
aus genossenschaftlicher Produktion stammt, in der
Obstwirtschaft der genossenschaftliche Anteil fast 95 %
beträgt und die in Südtirol produzierte Milch nahezu zu
100 % genossenschaftlich verwertet und vermarktet wird“,
sagt Herbert Von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes.
Insgesamt konnten die Obst-, Kellerei- und Molkereigenossenschaften
im Jahr 2020 für die angelieferten
Waren in Summe 700 Mio. Euro (ohne Mwst.) an
ihre Mitglieder und Lieferanten ausbezahlen. Sie bilden
damit ein starkes Rückgrat der kleinstrukturierten
landwirtschaftlichen Betriebe. Zudem weisen diese
großen Warengenossenschaften aufgrund ihrer ständigen
Marktpräsenz eine enorme Innovationskraft auf.
„GEnossenschaften Schaffen Wohlstand,
sichern Arbeitsplätze und beleben und
erhalten den ländlichen Raum.“
Herbert Von Leon
» Michael Joas
ist 1. Obmannstellvertreter
der
Sennerei Drei
Zinnen
„Die genossenschaftlich organisierte Landwirtschaft
nimmt eine tragende Rolle für die Schaffung von Wohlstand,
die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Belebung
bzw. den Erhalt des ländlichen Raumes ein“, sagt Herbert
Von Leon.
Junge Mandatarinnen und Mandatare gefragt
Von den rund 700 gewählten Mandataren der verschiedenen
landwirtschaftlichen Genossenschaften und deren
Verbände sind an die 90 Mandatare unter 35 Jahre alt.
Einer von ihnen ist Michael Joas vom Stöfflerhof in
Vierschach.
Der 29-Jährige setzt sich seit mehreren Jahren als gewählter
Mandatar im Genossenschaftswesen ein. Der
Milchbauer im Vollerwerb ist 1. Obmannstellvertreter
der Sennerei Drei Zinnen – Schaukäserei und Verwaltungsrat
im Südtiroler Braunviehzuchtverband. „Es geht
um die Zukunft und den wirtschaftlichen Erfolg unserer
Betriebe, da ist es wichtig, dass auch die Jüngeren in Verantwortung
tätig sind“, sagt der jüngste Mandatar der
Sennerei. Joas betont den Stellenwert der Genossenschaft
für die Landwirte, die vorwiegend Milchbauern sind: „Die
Genossenschaft bildet einen großen Mehrwert für das
ganze Einzugsgebiet“.
Die Zahl der Mandatarinnen unter 35 Jahren in den
landwirtschaftlichen Genossenschaften ist noch sehr
gering und lässt sich an zwei Händen abzählen. Vorwiegend
handelt es sich um Verwaltungsrätinnen in Kellerei-,
Obst- und Viehwirtschaftsgenossenschaften.
Zu diesen „Exotinnen“ gehört auch Magdalena Matzneller
aus Tramin, die im familieneigenen Obst-, Weinbau- und
Rebschulbetrieb tätig ist. Vor zwei Jahren wurde sie als
erste Frau – und mit der zweithöchsten Stimmenanzahl
– in den Verwaltungsrat der Obstgenossenschaft ROEN
gewählt. Magdalena Matzneller: „Ich habe mich sehr
über dieses große Vertrauen gefreut“. Als einzige Frau in
einer Männerriege ist sie im Vorstand gut aufgenommen
worden, hat viel dazugelernt und einen Einblick in die
Abläufe der Genossenschaft und der Vermarktung erhalten,
wie ihn ein „normales“ Mitglied nicht so unmittelbar
bekommt. Die junge Mandatarin ist von den Vorteilen
der genossenschaftlichen Unternehmensform überzeugt:
„Die Obstgenossenschaft ermöglicht es erst, dass sich
die Bauern voll auf die Apfelproduktion konzentrieren
können, und nicht auch noch an die Lagerung und
Vermarktung denken müssen“.
Für den Landwirt stellt die Genossenschaft einen Hilfsund
Ergänzungsbetrieb zu seinem eigenen Unternehmen
dar. „Das heißt, der landwirtschaftliche Betrieb produziert
und die Genossenschaft besorgt in Ergänzung zum autonomen
Betrieb des Mitgliedes die Be- und Verarbeitung
und vor allem den Absatz der Produkte. Dadurch sind für
den Mitgliedsbetrieb eine größere wirtschaftliche Effizienz
und Sicherheit gegeben“, erklärt Johannes Stauder,
Ansprechpartner für die landwirtschaftlichen Genossenschaften
im Raiffeisenverband. Die Verwaltungsrätin
Magdalena Matzneller würde sich aber vor allem noch
eines wünschen. „Es wäre gut, wenn sich noch mehr
junge Frauen wählen lassen und sich damit aktiv in den
Genossenschaften einbringen“, ist Matzneller überzeugt.
» Magdalena
Matzneller aus
Tramin ist die
erste Frau mit der
zweithöchsten
Stimmenanzahl in
der Obstgenossenschaft
ROEN
WELLI
4
Sensibilisieren und motivieren
Um den Anteil der Frauen in der Führung
von Genossenschaften zu verstärken, hat
der Raiffeisenverband im Jahr 2015 den
Arbeitskreis „Frauen in der Führung von
Genossenschaften“ eingerichtet. Dabei
handelt es sich um ein wichtiges Thema,
das für das Genossenschaftswesen und für
die Verankerung der genossenschaftlichen
Idee in der Gesellschaft bedeutend ist. Davon
überzeugt ist auch Paulina Schwarz.
Die Verwaltungsrätin im Raiffeisenverband,
Vizeobfrau der Raiffeisenkasse
Etschtal und erfolgreiche Unternehmerin,
wurde erst kürzlich als Vorsitzende des
Arbeitskreises, dem übrigens Frauen und
Männer angehören, bestätigt. „Wir leisten
vor allem Sensibilisierungsarbeit, um
Frauen zu motivieren, für den Verwaltungsoder
Aufsichtsrat zu kandidieren, wir organisieren
Netzwerktreffen für Mandatarinnen
und interessierte Frauen, fördern
den Austausch untereinander und zeigen
Vorbilder auf, um weitere Frauen anzusprechen“,
sagt Schwarz. Dabei verweist sie
auch auf die enge Zusammenarbeit mit den
Organisationen im Bauernbund wie etwa
der Bauernjugend und den Bäuerinnen.
In den aktuell 366 Mitgliedsgenossenschaften
des Raiffeisenverbandes sind die Frauen
heute mit einem Anteil von 15 % in den
Verwaltungs- und Aufsichtsräten sowie
Kontrollausschüssen vertreten, aktuell sind
es rund 422 Frauen und 2.416 Männer.
„Es ist uns daher ein Anliegen, noch mehr
Frauen dazu zu bewegen, sich für die Wahl in den
Genossenschaftsgremien bereitzustellen“, betont
Paul Gasser, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes.
Einiges konnte in den vergangenen
Jahren geleistet werden. Beispielsweise gibt es
in den Raiffeisenkassen nur mehr wenige Verwaltungsorgane,
in denen keine Frau vertreten
ist. Künftig sind für die Raiffeisenkassen eine
geschlechterausgewogene Vertretung und eine
Mindestanzahl von Frauen im Verwaltungs- und
Aufsichtsrat vorgeschrieben. Sehr ausgewogen
ist die Situation in den Gremien der Sozialgenossenschaften.
Passives Wahlrecht nutzen
Das Genossenschaftswesen hat in Südtirol eine große wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung.
Es leistet einen wesentlichen Anteil an der stabilen Entwicklung im Land. Dabei wird in den Genossenschaften
das Engagement der jüngeren Generation und der Frauen immer wichtiger und ist zunehmend
gefragt.
Ganz anders sieht es derzeit noch in den
landwirtschaftlichen Genossenschaften
aus. So sind in den gewählten Gremien
der Obst-, Kellerei- und Molkereigenossenschaften
insgesamt nur 5 % Frauen
vertreten – in Zahlen sind es 23 Frauen
und 487 Männer. Paulina Schwarz: „Das
ist sicherlich historisch und traditionell
bedingt, allerdings haben wir immer mehr
Frauen, die landwirtschaftliche Betriebe
übernehmen und dieses veränderte Bild
sollte sich auch auf die Führungsebene der
Genossenschaften auswirken.“
Etwa 13 % der landwirtschaftlichen Betriebe
in Südtirol sind heute in Frauenhand.
Doch auch wenn jemand nicht Betriebsinhaberin
oder Betriebsinhaber ist, kann er
sich der Wahl für die Gremien einer landwirtschaftlichen
Genossenschaft stellen.
Eine Alternative, die nicht immer hinlänglich
bekannt ist. „Das stimmt leider, dabei
ist das eine sehr interessante Möglichkeit,
ich muss also nicht unbedingt selbst als
Frau die Betriebsinhaberin sein, sondern
kann mir eine Vollmacht vom Mann als
Betriebsinhaber geben lassen“, sagt Paulina
Schwarz. Das Prinzip dabei ist, dass sich
der Einzelunternehmer, und in der Regel
ist der Landwirt ein solcher, in der Vollversammlung
vertreten lassen kann. „Und
zwar vom Ehepartner, von Verwandten bis
zum dritten Grad und von Verschwägerten
bis zum zweiten Grad. Voraussetzung
ist die Mitarbeit im Betrieb. Durch diese
Vollmacht kann der Inhaber oder die Inhaberin
sowohl wählen als auch gewählt
werden“, präzisiert Michael Obrist, Leiter
der Rechtsabteilung im Raiffeisenverband.
Sandra Lamp vom Großbühlhof in Obergummer,
hat diese Möglichkeit der Vertretungsvollmacht
genutzt. Die 34-Jährige
ist seit heuer im Verwaltungsrat der Bioregio.
Die Viehwirtschaftsgenossenschaft
vermarktet Bio-Jungrindfleisch, Sandra
Lamp ist die Ansprechpartnerin der Kunden
und übernimmt die Bestellungen der
Dezember 2021 Blickpunkt 5
Fleischpakete. Weil sie am Hof ihres
Mannes – ein Hof mit biologischer Mutterkuhhaltung
– mitarbeitet, konnte
sie im Herbst in der Bioregio zur Wahl
antreten und ist jetzt die erste Frau im
Vorstand der Genossenschaft. „Ich finde
es spannend, Einblick in die Arbeit der
Genossenschaft zu bekommen, am Erfolg
mitwirken zu können und es freut
mich, dass meine Ideen offen aufgenommen
werden“, sagt Sandra Lamp.
In ihrem Fall war es auch der Wunsch
seitens der Männer im Verwaltungsrat,
dass eine Frau im Gremium vertreten
ist. „Ich glaube, es ist heutzutage einfach
wichtig, dass beide Geschlechter präsent
sind“, meint die neue Verwaltungsrätin.
Frauen sollen sich mehr
zutrauen
Paulina Schwarz unterstreicht diese Meinung,
betont aber gleichzeitig: „Viele
Frauen sind aufgrund ihrer vielfachen
Aufgaben sei es in der Familie, in der
Kinderbetreuung und der Arbeit bereits
stark gefordert, das hält sie von einem
Engagement in einer Genossenschaft
oft zurück“. Häufig ist es aber einfach
auch die Scheu, sich eine solche Aufgabe
zuzutrauen. Daher sollten sich Frauen
einfach mehr getrauen und ihr Interesse
an einer Kandidatur für ein Gremium
bekunden. Der Arbeitskreis „Frauen in
der Führung von Genossenschaften“ will
weiterhin dafür sensibilisieren, dass sich
mehr Frauen in den genossenschaftlichen
Gremien engagieren. „Wir wollen bewusst
machen, dass Frauen dazu sehr gut in der
Lage sind“, sagt Schwarz. Denn viele Frauen
in den Genossenschaften verfügen heute
über die nötigen Voraussetzungen und über
eine gute Aus- und Weiterbildung und ihr
Engagement gereicht zum Vorteil der Genossenschaft.
„Ich finde, dass die Bauernjugend
da durchaus ein gutes Vorbild ist,
was die geschlechtergerechte Besetzung der
Gremien anbelangt“, meint die Vorsitzende
des Arbeitskreises Paulina Schwarz.
Genossenschaften in Südtirol
In mehr als hundert Ländern weltweit gibt es Genossenschaften.
Sie zählen rund eine Milliarde Mitglieder
und über 250 Millionen
Beschäftigte. In Südtirol
waren zum 31. Dezember
2020 im Landesregister der
genossenschaftlichen Körperschaften
insgesamt 909
Genossenschaften eingetragen.
Unter den vier, von
der Autonomen Provinz Bozen anerkannten, Genossenschaftsverbände
zählt der Raiffeisenverband Südtirol
die meisten Mitglieder. Ihm waren zum Stichtag 328
Mitgliedsgenossenschaften mit insgesamt 164.262 Einzelmitgliedern
sowie 34 Körperschaften ohne Revisionspflicht
angeschlossen. Der Genossenschaftsverband Cooperazione
Autonoma Dolomiti zählte 200, der Coopbund Alto Adige
Südtirol 141 und die Associazione Generale Cooperative
Italiane 88 Mitgliedsgenossenschaften. 152 Genossenschaften
waren keinem Verband angeschlossen.
Genossenschaftliche
Wurzeln in Südtirol
Die Wurzeln des Genossenschaftswesens
in Südtirol
reichen in die zweite
Hälfte des 19. Jahrhunderts
zurück. Das sozioökonomische
Umfeld befand sich in einer marktwirtschaftlichen
Schieflage und bedrohte vor allem den Bauernstand in
seiner Existenz. Die über Generationen hinweg praktizierten
Wirtschaftsweisen – Bergbauern verkauften ihre
Produkte vor allem an Nachbarn oder auf kleinen Märkten
– konnten sich in der wachsenden kapitalistischen
Konkurrenzwirtschaft nicht mehr behaupten. Die Gesetzmäßigkeiten
des Marktes trafen die Bauern an ihrer
schwächsten Stelle: an der unzureichenden finanziellen
Ausstattung der Höfe. Geldmittel für Investitionen
waren kaum vorhanden. Aber es gab Grund und Boden
für die Erzeugung von nachgefragten Gütern und Humankapital,
das eine vielversprechende Ausgangslage bot.
Den Schlüssel dazu lieferten das Genossenschaftswesen
und besonders das Genossenschaftskonzept Raiffeisens.
Gerade in der Landwirtschaft bestand die Notwendigkeit,
bei Ernte, Verarbeitung und Vermarktung der landwirtschaftlichen
Produkte zusammenzuarbeiten, sodass
die landwirtschaftlichen Genossenschaften zu Recht als
historischer Kern des Südtiroler Genossenschaftswesens
bezeichnet werden können.
1877/78 wurde die erste Sennereigenossenschaft im Pustertal,
1889 der erste Spar- und Darlehenskassenverein in
Welschellen im Gadertal und 1893 die erste Obstgenossenschaft
in Meran gegründet. In den folgenden Jahren und
Jahrzehnten verbreitete sich die „revolutionäre“ Idee des
deutschen Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen
trotz aller Herausforderungen im ganzen Land.
WELLI
6 Erfolgsgeschichte
Greta
Oberhofer
Greta ist Seit 2019
im Vorstand der
Kellerei Tramin.
Welchen Tipp würdest du einem
jungen Menschen geben,
der selbst als Vorstandsmitglied
kandidieren möchte?
Sich einfach trauen!
Mit dem Obmann oder
Vizeobmann vorab ein
Gespräch suchen, ist bestimmt
hilfreich und man sollte den
Mitgliedern auch nicht
gänzlich unbekannt sein.
Rückblickend, würdest du
noch einmal denselben Weg
gehen?
Auf jeden Fall.
Dezember 2021 Erfolgsgeschichte
7
Junge
Powerfrau
Greta Oberhofer Zanetti ist auf dem elterlichen Obst- und
Weinbaubetrieb in Söll aufgewachsen. Diesen baut die
31-Jährige zurzeit gemeinsam mit ihrem Mann und ihren
Eltern um. Greta ist glücklich verheiratet und erwartet
nächstes Jahr ihr erstes Kind.
Nach der Matura an der Oberschule für Landwirtschaft in
Auer hat sie an der BOKU (Universität für Bodenkultur) in
Wien Agrarwissenschaften studiert. Im Jahr 2016 begann
sie ihre Karriere als Obstbauberaterin beim Südtiroler Beratungsring.
„In der Mittelschule mussten wir für die Prüfung
eine Mappe erarbeiten, wo es unter anderem darum ging,
welche Oberschule man gewählt hat und warum. Dazu
habe ich ein Interview mit Maria Elsler geführt, die damals
Obstbauberaterin beim Beratungsring war. Wie es der Zufall
haben wollte, wurde dann genau zum richtigen Zeitpunkt,
als ich von Wien wieder nach Tramin übersiedelt bin, dort
eine Stelle frei“, erzählt Greta schmunzelnd.
Kandidatur im Vorstand der Kellerei
In der Kellerei Tramin war bis zu den Wahlen im Jahr 2019
Karoline Terleth im Vorstand, diese hat sich nicht mehr
der Wahl gestellt, somit wäre keine Frau mehr im Vorstand
gewesen. Ein guter Grund für Greta sich der Wahl zu stellen!
„Ich wollte mich ohnehin schon länger politisch in der
Landwirtschaft engagieren. Dadurch, dass ich beruflich im
Obstbau tätig bin, wollte ich Überschneidungen vermeiden
und habe mich deshalb für den Weinbau entschieden. Weil
mir der Weinbau sowieso mindestens gleich am Herzen liegt,
hat sich die Kellerei Tramin, in der meine Mutter mit ihren
Weinbaugütern Mitglied ist, angeboten.“ Die Wahlen im
Jahr 2019 kamen also wie gerufen, Greta freute sich auf
die neue Herausforderung, die ihr dadurch geboten wurde.
Zuerst war es nur ein Gedanke, aber nach Absprache mit
ihrer Familie war es besiegelt: Greta wollte in den Vorstand
und bei wichtigen Entscheidungen selbst mitreden.
Das Allerwichtigste bei der Kandidatur möchte sie uns aber
nicht vorenthalten: „Ich denke, man muss sich vorher überlegen,
ob man mit einer Wahlniederlage umgehen könnte.
Bei den Wahlen 2019 haben sich auch mehr Kandidaten
» Greta ist in
der Kellerei
Tramin im
Vorstand
aufstellen lassen, als tatsächlich in den Vorstand gewählt
werden konnten. Natürlich muss man auch Interesse an
den Themen des Gremiums haben und sich die nötige
Zeit nehmen.“
Bei ihrer Kandidatur vor zwei Jahren wusste Greta noch
nicht, dass sie ihre Erfahrungen während der schwersten
Zeit für die Kellereien sammeln wird: Der Coronapandemie.
Die schönen Dinge wie Events sind in der Zeit leider
weggefallen. Es hat sich alles vor allem auf die Vorstandssitzungen
konzentriert, dort gilt es, Beschlüsse zu fassen,
Neuanschaffungen zu genehmigen und besonders auch
Mitgliederanliegen vorzubringen.
Bunte Vielfalt in den Vorständen
Greta findet, dass im Vorstand möglichst jede Mitgliederschicht
vertreten sein sollte. Die Kellerei hat junge und
ältere, vor allem aber weibliche und männliche Mitglieder.
Außerdem stammen die Mitglieder aus mehreren Gemeinden.
Natürlich kann dies nicht alles proportional perfekt
abgedeckt sein, das ist auch nicht notwendig, aber eine
gute Mischung macht durchaus Sinn.
So sind in der Kellerei Tramin mehrere jüngere Mitglieder
im Vorstand und sie selbst ist die einzige weibliche Vertretung.
„So bunt wie die Mitglieder sind, so bunt sollte
auch der Vorstand sein. Immer vorausgesetzt, dass jemand
mit Begeisterung und Interesse dabei ist“, erklärt Greta.
WELLI
8 Berichte
Innovativster Jungbauer ausgezeichnet:
Mobile Schlachtbox siegt
Alex Huber aus Gsies gewinnt den Innovationspreis „IM.PULS“ der Südtiroler Bauernjugend. Ulrich
Kager aus St. Pauls und Patrick Sanin aus Kurtatsch sichern sich den zweiten Platz. Platz drei geht
an Elisabeth Innerhofer vom Finkhof in Meran.
Die Südtiroler Bauernjugend ist begeistert:
Findige Jungbäuerinnen und Jungbauern
aus allen Landesteilen haben beim Innovationspreis
IM.PULS mitgemacht. Nach
einem harten Auswahlverfahren zeichnete
die Südtiroler Bauernjugend, am Samstag,
den 20. November um 15 Uhr auf der
Aktionsbühne der alpenländischen Landwirtschaftsschau
Agrialp die drei Gewinner
aus: Alex Huber mit seiner Schlachtbox
kann sich innovativster Jungbauer Südtirols
nennen.
Die erste in Südtirol zugelassene Schlachtbox
von Jungbauer Alex Huber aus Gsies
ermöglicht ein tierschonendes Schlachten
ohne Lebendtransporte und ohne Stress
und Angst auf dem Weg zum Schlachthof.
„Beim Gedanken an das Tierwohl, darf
man die Frage nach der Schlachtung nicht
ausklammern“, erklärt uns Alex. Die Box
ist eine erfolgreich eingesetzte Alternative:
Bei dieser Schlachtung werden die Tiere in
gewohnter Umgebung im Stall – während
sie fressen – durch einen Schuss in den
Kopf betäubt. Mit einer Seilwinde werden
sie gleich darauf in die Schlachtbox
gehoben, wo sie durch Blutentzug getötet
werden. Erst dann werden sie ins Schlachthaus
gebracht und dort verarbeitet. So weiß
auch der Bauer sein Tier in guten Händen.
Alex darf sich über einen Einkaufsgutschein
der landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft
(LHG) im Wert von
3.000 € freuen.
Auch Raffael Peer, SBJ-Landesobmann, ist
begeistert: „Letztendlich hat der Gedanke
ans Tierwohl die Jury und alle Interessierten,
die beim großen Online-Voting
mitgemacht haben, überzeugt.“ Über 2.000
Südtirolerinnen und Südtiroler haben für
ihr Lieblingsprojekt abgestimmt.
Hartes Auswahlverfahren
Die Punkte der Jury sowie das Ergebnis des
Online-Votings ergaben im Zusammenspiel
die Platzierung der drei Finalisten.
Keine leichte Aufgabe für die hochkarätige
Jury, bestehend aus Astrid Weiss, Mitarbeiterin
der Abteilung Innovation & Energie
im Südtiroler Bauernbund; Klaus Gasser,
Direktor der Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft;
Christian Gruber,
Unternehmensberater und Landwirt; Markus
Riedl, stellvertretender Institutsleiter
bei Fraunhofer Italia; Christian Fischer,
Professor an der Freien Universität Bozen
und Franz Schöpf, Direktor des Amtes für
Innovation und Technologie.
Platz zwei sicherten sich Ulrich
Kager und Patrick Sanin
Über den zweiten Platz und den Einkaufsgutschein
der LHG von 1.500 € jubelten
Ulrich Kager aus St. Pauls und Patrick Sanin
aus Kurtatsch. Die beiden überaus
klugen Burschen bauen in ihrer eigenen
Vertical Farm besonders vitaminreiche
Microgreens an. Das Ziel der Beiden ist
es, großartige landwirtschaftliche Produkte
regional und nachhaltig anzubauen, und
somit entwickelten sie die erste Vertical
Farm in Südtirol.
Die Bio Microgreens sind geerntete Pflänzchen
unterschiedlicher Gemüse- und
Kräutersorten, die fest verwurzelt in einem
Substrat aus Südtiroler Schafwolle
oder Bio-Hanffasern geerntet und in abbaubarem
Karton verpackt werden. Die
Microgreens verwendet man für das individuelle
Garnieren von Vor-, Haupt- und
Nachspeisen, aber auch zum Würzen und
geschmacklichen Aufpeppen verschiedenster
Gerichte.
Platz drei ging an Elisabeth Innerhofer
Die Jungbäuerin Elisabeth Innerhofer und
ihre Familie vom Finkhof in Meran realisierten
sich einen Traum: einen eigenen
Bauernladen in Meran. Eine bunte Vielfalt
an heimischen Produkten erwartet
die Kunden im Bauernladen. „Direkt vom
Bauernhof. Ohne lange Wege, ohne Zwischenhändler
und ohne Qualitätsverlust
kommen die Produkte zu uns in den Laden“,
betont Elisabeth. Neben den eigenen
Weinen des Weinbaubetriebs der Familie
Innerhofer werden im Bauernladen noch
frische und natürliche heimische Produkte
von 44 Bauern aus der näheren Umgebung
verkauft. Der Meraner Bauernladen lädt die
Konsumenten ein, immer wieder Neues zu
entdecken und zu verkosten.
Elisabeth Innerhofer freute sich über den
dritten Platz und den Einkaufsgutschein
der LHG im Wert von 500 €.
Angelika Springeth, SBJ-Landesleiterin
unterstrich: „Alle Teilnehmerinnen und
Teilnehmer des Wettbewerbs haben gezeigt,
wie mutig und ideenreich Südtirols Landwirtschaft
ist. Sie sind mit ganzem Herzen
dabei. Wir sind stolz auf sie.“
Dezember 2021
9
MwSt.-Schuld
16. Februar 2022
Mitgliedsbeitrag 2022
Jedes Mitglied hat die Pflicht, den SBJ-Jahresbeitrag innerhalb des
vorgeschriebenen Termins zu zahlen. Die Landesleitung legt für das
Jahr 2022 eine Empfehlung in Höhe von 6 € fest.
Steuererklärung
Das SBJ-Landessekretariat bietet den Ortsgruppen auch heuer wieder
den Service an, die Steuererklärungen REDDITI EnC 2020 für das
Geschäftsjahr vom 1. September 2020 bis 31. August 2021 auszuarbeiten.
Die SBJ-Ortsgruppen können die Unterlagen bis spätestens
Freitag, 7. Jänner 2022 im SBJ-Landessekretariat abgeben.
Alle Ortsgruppen, die zwischen
1. Oktober und 31. Dezember eine
Veranstaltung organisiert und damit
gewerbliche Einnahmen erwirtschaftet
haben, müssen die MwSt.-Schuld am
16. Februar mittels F24 elektronisch
einzahlen. Wenn das SBJ-Landessekretariat
die Zahlung vornehmen soll,
ist der Auftrag dazu von den Ortsgruppen
schriftlich, mittels F24 Formular
bis zum 5. Februar zu erteilen.
Es gilt der Steuerkodex 6034.
Online-Formular: sbj.it/service
WELLI
10 Berichte
Junge bäuerliche Familie
ausgezeichnet
Stiftung Frick – Heimat Südtirol vergibt in Partnerschaft mit der Südtiroler Bauernjugend den „Jungbauernpreis zur
Förderung der Südtiroler Identität“
bieten. „Man merkt, dass die leidenschaftliche
Führung des Hofes auch an die Kinder
weitergegeben wird. Die enge Bindung der
Kinder zum Hof konnten wir spüren, als
sie uns jedes der Tiere vorstellten“, erklärte
die SBJ-Bezirksleiterin Katharina Gruber.
Thomas und seine Frau Martina entschieden
sich nach ihrer Ausbildung mit ihren
zwei Töchtern den elterlichen Hof von
Thomas zu übernehmen und von Lana
zurück auf den Hof ins Ultental zu ziehen.
Die Familie baute sich dort, neben dem
alten Wirtschaftsgebäude, ein neues Haus.
Die deutsche Volksgruppe in ihrer Tradition
und Identität stärken: Dieses Ziel
verfolgt die „Stiftung Frick – Heimat
Südtirol“. In Partnerschaft mit der Südtiroler
Bauernjugend wurde einer jungen
bäuerlichen Familie auf der Agrialp 2021
der „Jungbauernpreis zur Förderung der
Südtiroler Identität“ verliehen. Er ging an
die Familie Thomas Schwienbacher vom
Riemhof in St. Walburg, Ulten.
Vorstandsmitglied der Stiftung Frick Georg
Mayr übergab am Sonntag um 15 Uhr die
handgeschriebene Urkunde an die Familie
Schwienbacher. In seiner Ansprache erzählte
er über die Gründung der Stiftung
und über die Familie Frick. Aufgrund des
sozialen Hintergrundes der Preisträgerfamilie
entschied der Stiftungsvorstand, den
Preis um 2.000 € zu erhöhen, somit ist der
Preis heuer mit 7.000 € dotiert.
Der Bezirk Meran der Südtiroler Bauernjugend
hat die Familie Thomas
Schwienbacher als Preisträger ausgewählt.
Die Bezirksleiterin Katharina Gruber erklärte
in ihrer Rede ihre Intension, warum
die Familie ausgewählt wurde: „Der Bezirk
Meran sieht die Familie vom Riemhof als
besonders geeignet für den heurigen Jungbauernpreis
zur Förderung der Südtiroler
Identität. Aus unserer Sicht erfüllt sie alle
Kriterien und wir stehen voll und ganz hinter
ihr und sehen sie als Vorbildfamilie.“
„Wir sehen sie als
vorbildfamilie.“
Katharina Gruber
Leidenschaft am Hof
Der Riemhof liegt auf 1.700 Metern
Meereshöhe und ist ca. sieben Kilometer
vom Dorf entfernt. Der Hof und das
Wohnhaus liegen getrennt voneinander
und gehören zur Gemeinde St. Walburg im
Ultental. Auf dem geschlossenen Hof leben
der 38-jährige Thomas mit seinen Kindern
Jana, 9 Jahre alt, und Emma, 5 Jahre alt.
Im alten Bauernhaus leben die Eltern von
Thomas, Oskar und Elsa Schwienbacher.
Der geschlossene Hof ist ein Milchviehbetrieb,
auf ihm werden vorwiegend Kühe
der Rasse Fleckvieh gehalten. Ebenfalls
leben auf dem Hof mehrere Hühner und
ein Hahn, zwei Schafe, drei Ziegen, zwei
Schweine, ein Pony, zwei Meerschweinchen
und mehrere Katzen. Jana und Emma bemühen
sich besonders den vielen Tieren
ein liebevolles zu Hause auf dem Hof zu
Tragischer Schicksalsschlag und
Umweltkatastrophe
Im Jahr 2020 traf die Familie ein Schicksalsschlag:
Martina wurde nach kurzer
schwerer Krankheit aus der Mitte ihrer
Liebsten gerissen. Seitdem kümmert sich
Thomas gemeinsam mit seinen Eltern
und seinen Schwiegereltern um seine zwei
Töchter und den Hof.
Das Jahr 2020 war noch nicht vorbei, da
lösten sich zwei Muren über dem Hof, eine
oberhalb des Hauses und eine unmittelbar
oberhalb des Stalles, welche auch einige
Maschinen beschädigten. Doch auch davon
ließ sich die Familie nicht unterkriegen
und richtete alles wieder her.
Thomas hat viele weitere Ideen und Projekte,
welche er gerne umsetzen würde,
zum Beispiel die Errichtung eines neuen
Stalles und Stadels. Ein altes Haus, welches
auch zum Hof gehört, wird zu Ferienwohnungen
für Urlaub auf dem Bauernhof
umgebaut. „Es ist erstaunlich, wie sich
die Familie für den Erhalt des Hofes, das
bäuerliche Leben und somit für die Weitergabe
der traditionellen Werte einsetzt.
Die Arbeit auf dem Hof ist nicht immer
einfach, nicht umsonst wurde der Hof mit
130 Erschwernispunkten gekennzeichnet“,
erklärt SBJ-Bezirksobmann Daniel Sprenger.
„Wir wünschen der Familie alles Gute
für die Zukunft und viel Erfolg bei der
Umsetzung ihrer Projekte“, so Sprenger.
Dezember 2021
Berichte 11
Fahrt in die historische
Stadt Bologna
44 Mitglieder der Südtiroler Bauernjugend fuhren am Wochenende von 12. bis 14. November
gemeinsam nach Bologna, um die Kultur und die Landwirtschaft vor Ort kennenzulernen.
Den ersten Halt machte die Gruppe am Freitag bereits entlang
der Reisestrecke beim Kiwi-Betrieb „Casetta dei Monti“ in
Bussolengo in Verona. Die Kiwis benötigen ein mildes und
warmes Klima, das man vor allem im Gebiet um den Gardasee
findet. Dort konnten die interessierten Jungbäuerinnen
und Jungbauern die Anbaufläche der Kiwifrüchte besichtigen.
Wie die Kiwi-Pflanzen zurückgeschnitten, bestäubt, gedüngt,
geschützt und geerntet werden, wurde im Rahmen der Betriebsführung
erklärt.
Anschließend ging es mit dem Bus zu der Prosecco Kellerei Ca.
Salina, die sich auf einem Hügel im Herzen des Valdobbiadene
Gebiets befindet. Die Kellerei hatte ein beeindruckendes
Panorama zu bieten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
verkosteten acht verschiedene Prosecchi und erfuhren mehr
über die genaue Herstellung und Geschichte des Schaumweins.
Nach einer zweistündigen Fahrt ging es direkt ins Zentrum
von Bologna.
Nudelmanufaktur und Parmesankäserei
am zweiten Tag
Am nächsten Morgen fuhr die Gruppe zu einer Nudelmanufaktur
namens „la Casa del Tortellino“, die sich außerhalb von
Bologna befindet. Dort werden die Tortellini in Handarbeit
gemacht. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten zusehen,
wie die Tortellini vor Ort gefertigt werden. Alle waren
sehr interessiert und aufmerksam. In Kleingruppen konnte
dann jeder selbst sein Geschick testen und Ravioli anfertigen.
Für das gemeinsame Mittagessen ging es weiter zum Restaurant
„Azienda Agricola Ca ‚Berti“. Der Familienbetrieb produziert
selbst Wein und Prosecco, den die Gruppe, während des
traditionellen Essens verkosten konnte.
Gleich danach ging es zur Besichtigung der Parmesankäserei
„4 Madonne“. Dort konnten die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer hautnah miterleben, wie der originale Parmigiano
Reggiano hergestellt wird. Die kleine Verkostung im
Anschluss regte die Lust auf den Käse an und füllte die
Taschen der Gruppe.
Eindrücke der Stadt Bologna
Vor der Rückreise am dritten Tag gab es noch eine interessante
Stadtführung durch die historische Stadt Bologna.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschrieben daraufhin
Bologna als quicklebendig, voller Sehenswürdigkeiten
und nach dem gemeinsamen Mittagessen als eine der
besten Küchen Italiens.
Nach dem Essen ging es mit dem Bus zur Kellerei „Gavioli
Antica Cantina“. Dort wurde der Gruppe nicht nur die
Kellerei gezeigt, sondern auch das historische Museum, in
dem die früheren Produktionsmaterialien für den Wein
zur Schau gestellt werden.
Die Gruppe kehrte am Sonntagabend mit vielen neuen
Eindrücken und neuen Freundschaften nach Südtirol
zurück.
» Die Gruppe kehrte am Sonntagabend mit vielen neuen Eindrücken
und neuen Freundschaften nach Südtirol zurück.
WELLI
Und nicht zuletzt…
Bauernjugend-
Seminar
Gespräch zwischen
Zündholz und Kerze
Es kam der Tag, da sagte das Zündholz zur Kerze: „Ich habe den
Auftrag, dich anzuzünden.“
„Oh nein“, erschrak die Kerze, „nur das nicht. Wenn ich brenne,
sind meine Tage gezählt. Niemand mehr wird meine Schönheit
bewundern.“
Das Zündholz fragte: „Aber willst du denn ein Leben lang kalt
und hart bleiben, ohne zuvor gelebt zu haben?“
„Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften“, flüstert
die Kerze unsicher und voller Angst.
„Es ist wahr“, entgegnete das Zündholz. „Aber das ist doch das
Geheimnis unserer Berufung: Wir sind berufen, Licht zu sein.
Was ich tun kann, ist wenig. Zünde ich dich nicht an, so verpasse
ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, Feuer zu
entfachen. Du bist eine Kerze. Du sollst für andere leuchten und
Wärme schenken. Alles, was du an Schmerz und Leid und Kraft
hingibst, wird verwandelt in Licht. Du gehst nicht verloren,
wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weitertragen.
Nur wenn du dich versagst, wirst du sterben...“
Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung:
„Ich bitte dich, zünde mich an ...“
Für die kommende Zeit wünschen wir besinnliche
Stunden, ein frohes
Weihnachtsfest, Gesundheit, Glück und
viel Erfolg für das Jahr 2022!
» Bauernjugend filzt „Potschn“
Filzschuhe sind robust und halten die Füße auch bei
großer Kälte wohlig warm. Passend für die kommende
kalte Jahreszeit hat die Südtiroler Bauernjugend mithilfe
von Referentin Maria Anna Ganthaler Hofer gleich zwei
Termine angeboten, um warme „Potschn“ zu filzen.
Aus einer Wolle, einem Stück Seife und einem Kübel Wasser
kann man vieles zaubern. Referentin für Handarbeits- und
Dekorationskurse Maria Anna aus Mareit zeigte den interessierten
Teilnehmerinnen und Teilnehmern am letzten
Wochenende im Oktober im Südtiroler Bauernbund in Bozen
eine einfache Möglichkeit, aus farbiger Wolle wunderbare
Hausschuhe herzustellen.
Nach der Einführung durften die freudigen Teilnehmerinnen
selbst Hand anlegen, Marianne hat ihnen dafür die Anleitung
zum Filzen ausgeteilt. Jeder konnte sich eine Wollfarbe
aussuchen und sich entscheiden, Schlüpfer oder Patschen zu
filzen. Es brauchte nicht viele Hilfsmittel, um die „Potschn“ zu
fertigen: ein Kübel mit warmem Wasser, eine spitzige Schere,
eine Kernseife und einen Schwamm. Als ersten Schritt wurde
die Wolle genau ausgemessen und nach Gramm gewogen,
um für die richtige Schuhgröße genug Filz zu haben. Durch
Schablonen konnte der Schuh geformt und somit genau
gefilzt werden. Es stellte sich heraus, dass die Schwierigkeit
beim Filzen, die Falten waren, die sich während des Reibens
bildeten. Um dies zu vermeiden, erklärte Marianne, dass es
wichtig sei, den nassen „Potsch“ immer wieder von allen
Seiten zu bearbeiten.
Zum Schluss wurden die „Potschn“ gründlich ausgewaschen,
in eine Leiste gegeben und durch Schläge mit einem Brett
stabilisiert. Nach dem Trocknen können die „Potschn“ nun
zum Einsatz kommen. Die selbstgemachten Hausschuhe sind
nicht nur passend für die kalte Jahreszeit, sondern auch eine
schöne und einzigartige Geschenkidee für geliebte Menschen.
Impressum
Eigentümer und Herausgeber:
Südtiroler Bauernbundgenossenschaft
Kanonikus-Michael-Gamper-Straße 5, 39100 Bozen
Druck: Longo AG • SpA
Schriftleitung:
Kanonikus-Michael-Gamper-Straße 5, 39100 Bozen
Tel.: 0471 999401
E-Mail: bauernjugend@sbb.it
Chefredakteur: Bernhard Christanell
Redaktion: Evi Andergassen, Sandra Scarizuola und Anna Schenk
Grafisches Konzept: Effekt GmbH
R.O.C.: 006699
Fotos: Marco Parisi, Raffeisen und SBJ
Erscheint viermal jährlich. Namentlich gekennzeichnete Beiträge
geben die Meinung des Autors wieder.