LERNEN MIT ZUKUNFT DEZEMBER 2021
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
LEBENSRAUM: MENSCH
IMPULSMAGAZIN FÜR ERWACHSENE
Dezember 2021
EIN PLÄDOYER
Zurück in die Hörsäle
NEUES MARKETING GEHT WEITER
Der Kommunikator - Teil 6
FEHLER MACHEN ERLAUBT!
Danke vielmals für Ihren Hinweis
inhalt & impressum
inhalt
bildung
Ein Plädoyer für eine lebendige
Bildung
Oder: einfach ganz da sein
Das erste Schuljahr
entwicklung
Ressourcen
Jugend debattiert
Der mentale und emotionale Aspekt
Neues Marketing geht weiter
gesellschaft
Wie barrierefrei ist die Großstadt?
Mehrsprachigkeit
Traditionen ändern sich
Klangwelle im Schlosspark Laxenburg
umwelt
Haie auf Patrouille
Bring mehr Farbe auf den Teller
gedanken
Fehler machen erlaubt
Professor Abakus
Gratis Info-Webinar
vielfalt
Care Pakete
04
06
28
08
10
16
26
12
18
20
32
24
30
14
22
22
34
impressum
Medieninhaber, Herausgeber & Verleger LERNEN
MIT ZUKUNFT, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade
23/ Haus 13, e-mail: office@LmZukunft.at
Herausgeber/Grafik: Karl H. Schrittwieser
Redaktion (Bild/Text): Birgit Menke, Tina Cakara
Titelseite - Foto: © Firenzos | pixabay.com
Blattlinie:
Mit unserer Themenvielfalt laden wir Erwachsene
ein, sich für die Entwicklung unserer Lebenswelt
und für künftige Generationen einzusetzen.
Dazu geben wir Informationen, Gedankenimpulse
und Anregungen.
Die AutorInnen übernehmen selbst die
Verantwortung für den Inhalt ihrer Artikel.
Auflage: 4 mal im Jahr
unterstützung durch
www.improve.or.at
IMPROVE-Bildung mit Zukunft
www.improve.or.at
www.2dudes.online
2 | DEZEMBER 2021
editorial & information
Verstellung:
Andere Funktionen der „Maske“
DASS MENSCHEN IHRE MASKE FALLEN LASSEN, DAS KANN MAN SICH IN
DEN MEISTEN FÄLLEN ABSCHMINKEN - © Gerhard Uhlenbruck
Wir alle kennen die Maske als Instrument, um sich in
einer anderen Form auszuprobieren, z.B. im Theater
die wunderbare Arbeit der Maskenbildner oder
Karneval in Venedig mit seinen venezianischen
Masken etc. Masken haben viele verschiedene Funktionen und
Formen.
Topaktuell hatte und hat die Maske auch eine Schutzfunktion,
um sich vor einem unsichtbaren Feind in einer Pandemie zu
schützen. Diese Masken meine ich nicht.
Wie sieht es mit unseren Lebensmasken aus, die wir je nach Lebenssituation
unwillkürlich an die Gegebenheit anpassen. Durch die mein Gegenüber
nicht auf den ersten Blick erkennen kann, wie es wirklich in mir aussieht?
Lediglich die nicht beeinflussbare Körpersprache sendet Verständigungssignale
aus. Diese nonverbalen Botschaften sind oft unbewusst und daher ist
die Körpersprache sehr viel authentischer als das gesprochene Wort. Doch
nicht immer stimmt unser Eindruck. Was steckt bzw. versteckt sich hinter
unserer Lebensmaske? Ist eine Maske auch ein Selbstschutz vor Abwertung
oder Beleidigungen oder um sich selbst anders darzustellen und sich so gekonnt
in Szene zu setzen? Die Gründe eine Maske zu tragen sind vielfältig.
Gerade in einer Zeit, in der sich wertschätzender Umgang miteinander oftmals
in einem Krisenmodus befindet und man sich genau überlegen muss,
mit wem man welche Themen besprechen kann, ohne dass ein Gespräch
im Streit endet, greifen wir häufig unbewusst zu einer Lebens(schutz)
maske. Für mich ein spannendes, aber auch schwieriges Thema, das sich
zu hinterfragen und zu beleuchten lohnt.
Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Adventszeit und zu Weihnachten
freundliche Gesichter, Tannenduft und ein wenig Wärme im Kreise
Ihrer Familie und Freunde. Bleiben Sie gesund und bleiben Sie uns
auch im nächsten Jahr treu. Einen guten Rutsch in das Jahr 2022,
Ihr
Karl H. Schrittwieser
Obmann und Herausgeber
LERNEN MIT ZUKUNFT
Foto © Gerd Altmmann | pixabay.com
3 | DEZEMBER 2021
information & bildung
Zurück in die Hörsäle:
Ein Plädoyer für eine lebendige Lehre
WAS HAT DIE ONLINE-LEHRE AN DEN HOCHSCHULEN GEBRACHT?
Thomas Kolbe
Fachwissenschaftler
für Versuchstierkunde,
Ao. Prof. für die
Service-Plattform
Biomodels Austria
Veterinärmedizinische
Universität Wien
In den ersten Corona-Wellen waren
Menschenansammlungen hochriskant
und eine Fortführung von Lehrveranstaltungen
an den Unis in den vollen Hörsälen
undenkbar. Mittels Online-Lehre wurde
improvisiert und versucht, das Studienjahr
für die Studierenden zu retten. Mit mehr
oder weniger Erfolg:
In theoretischen Fächern durchaus machbar,
gab es für praktische Übungen leider keinen
auch nur annähernd gleichwertigen Ersatz.
Inzwischen sind die Verantwortungsbewussten
unter Studierenden und Lehrenden
geimpft (soweit gesundheitlich möglich)
und eine Rückkehr in die Hörsäle ist wieder
möglich. Mit kleinen Problemen wie dem
Raummangel, weil es mit den nun erforderlichen
größeren Abständen zwischen
den Zuhörenden großer Hörsäle bedarf und
davon gibt es an den Unis nicht so viele wie
jetzt notwendig wären.
Die Unis selber sehen die Erfahrungen der
Online-Lehre als Chance, ihr Angebot als
sogenannte Hybrid-Lehre auszuweiten: Die
aktiven Studierenden suchen wieder den
direkten Kontakt zu den Lehrenden in den
Hörsälen. Ein Teil der jungen Menschen
folgt der Vorlesung lieber vom heimischen
Sofa aus.
Und berufstätige Studierende können
aufgenommene Vorlesungen am Abend
oder Wochenende “on demand“ abrufen.
Mit diversen Folgen: Die Lehrenden können
nicht mehr voller Begeisterung für ihr Fach
oder ihren Stoff vor den Studierenden aufund
ablaufen, sondern müssen im Fokus der
Kamera an ihrem Pult stehen bleiben. Wie
vor 100 Jahren.
Info-Box:
https://www.univie.ac.at/ueber-uns/weitere-in
https://www.meduniwien.ac.at/web/studieren
https://boku.ac.at/oeffentlichkeitsarbeit/covid
https://www.vetmeduni.ac.at/universitaet/info
4 | DEZEMBER 2021
Denn zusätzliches Personal, das die
Kamera dem Vortragenden nachführt,
gibt es natürlich nicht.
Die Studierenden daheim können
Fragen maximal über den Chat stellen.
Aber Lehrende, die sich auf ihren
Vortrag und die Zuhörerschaft im Saal
konzentrieren, werden kein Auge auf
eventuell im Chat aufpoppende Fragen
haben. Die können sie höchstens nach
der Veranstaltung beantworten. Wenn
die Online-Hörer dann noch in der
Leitung sind. Denn sehen tut man die
Zuhörer daheim nicht.
Mit dem Argument zu geringer Bandbreite
stellen die Studierenden die
Kamera meist aus. Ob auf der anderen
Seite des Computers überhaupt jemand
sitzt und ob diese Person nicht derweil
Emails beantwortet, auf TikTok
unterwegs ist oder für eine andere
Prüfung lernt, sieht das Lehrpersonal
nicht. Spontane Fragen an das Online-
Publikum verpuffen meist effektlos im
digitalen Orkus.
Diejenigen, die die Vorlesung später als
Video anschauen, können ihre Verständnisfragen
maximal per Email oder
in der nächsten Fragestunde stellen.
Derweil ist der Rest mit dem Stoff
schon ein Stück weiter. Da könnten sie
vor der Prüfung genauso gut einfach
das Vorlesungsskript durcharbeiten.
formationen/coronavirus/
de/service-center/covid-19-info-hub/
-19-aktuelle-informationen-zur-lehre-im-ws-2021-22
service/news/news-detail/covid-19-aktuelle-informationen-und-massnahmen
Bleibt zu hoffen, dass die Distanz-Lehre
ein Sonderfall bleibt und im Interesse
aller bald wieder spannende, interessante
und lehrreiche Veranstaltungen
live an den Unis stattfinden können.
Foto: © rosa mielsch | pixabay.com
5 | DEZEMBER 2021
information & bildung
Aufmerksam:
Oder: einfach ganz da sein
VORLEBEN MACHT MEHR SINN ALS VORSCHREIBEN
© Franz Schmidberger
DI Roswitha Wurm
Dipl. Lerndidaktikerin
Lese- und Rechtschreibtrainerin,
Kinderbuchautorin
Interaktive Lesungen
an Schulen buchbar unter:
www.lesenmitkindern.at
Wo bist du nur wieder mit
deinen Gedanken? - Wir
ertappen nicht nur unsere
Kinder dabei, dass sie
nicht ganz bei der Sache sind, wenn
sie ihre Aufgaben erledigen sollen.
Auch wir Erwachsene neigen dazu
unsere Gedanken nicht auf unsere
Arbeit oder auf unseren Gesprächspartner
zu richten.
Ein weiser alter Mann wurde einmal
gefragt: "Warum hast du in deinem
Leben so viel erreicht?“ Ohne zu zögern,
antwortete er: "Mein Geheimnis
ist: wenn ich sitze, dann sitze
ich. Wenn ich stehe, dann stehe ich.
Wenn ich gehe, dann gehe ich!“
"Ja, aber das tun wir doch auch,“
lautete die Antwort seiner Fragesteller.
Da schüttelte der weise Mann den
Kopf und meinte: "Nein, das stimmt
nicht, wenn ihr sitzt, dann steht ihr
schon. Wenn ihr steht, dann geht ihr
bereits…!“
Der alte Mann wusste: Was auch immer
wir tun, sollten wir mit unserer
ganzen Aufmerksamkeit machen.
Das heißt unser Ansinnen, unsere
Gedanken und unsere Konzentration
sollten ganz auf diese eine Sache
gerichtet sein. Genau das fällt uns
allerdings zunehmend schwer.
Zu viele Ablenkungen strömen in
unserer schnelllebigen Zeit auf uns
ein. Das gilt besonders für die letzten
Jahre, in denen uns pandemiebedingt
Sorgen und Nöte plagen.
DEN FOKUS AUSRICHTEN
Aufmerksamkeit wird als die Fähigkeit
beschrieben mit allen Sinnen bei
einer Sache zu bleiben.
Also die Bündelung der Konzentration
auf eine Sache hin.
Dies fällt einem nicht bei allen Tätigkeiten
einfach so zu. Das bedeutet,
dass man Aufmerksamkeit willentlich
steuern und auch trainieren
kann.
Eltern dürfen ihre Kinder damit allerdings
nicht überfordern. Altersabhängig
ist die Zeitspanne, in der sich
ein Kind auf eine Sache konzentrieren
kann, unterschiedlich.
So ist es völlig normal, wenn ein
fünfjähriges Kind nach einer Viertelstunde
Beschäftigung, bei der es
stillsitzen musste, eine andere Tätigkeit
sucht. Natürlich können sich
Kinder in diesem Alter auch einmal
länger mit einer Sache beschäftigen,
wenn sie davon fasziniert sind.
Dennoch übersehen Eltern häufig die
Tatsache, dass sich ihr Kind einfach
seinem Alter entsprechend verhält.
6 | DEZEMBER 2021
Erwachsene projizieren ihr eigenes Konzentrationsvermögen, auf das der Kinder und fordern von
ihnen mitunter eine viel zu lange Aufmerksamkeits- Zeitspanne.
VORBILD SEIN
Da Erwachsene im Allgemeinen und Eltern im Speziellen wie ein Spiegel sind, ist es wichtig, den
Kindern einen aufmerksamen Lebensstil so gut wie möglich vorzuleben.
Wenn sie gerade mit ihrem Kind sprechen, dann sollten sie sich beispielsweise nicht von jedem
beliebigen Klingelton des Handys ablenken lassen. Während der Mahlzeiten sollte nicht auch
noch der Fernseher laufen.
Das Geheimnis für ein aufmerksames und konzentriertes Leben liegt also darin, zu lernen bei der
Sache zu sein und darauf fokussiert zu bleiben, was man gerade tut.
Eine gute Aufmerksamkeitsübung ist es beispielsweise, dem Kind den Auftrag zu geben: "Setze
dich ruhig hin, schließe die Augen und achte auf die Geräusche rund um dich her. Bis ich Stopp
sage.“
Das darf anfangs nur ganz wenige Augenblicke dauern und kann dann gesteigert werden. Diese
Übung hilft auch den Erwachsenen selber innezuhalten und bei sich selbst zu sein.
Ein schöner Vorsatz für die Vorweihnachtszeit.
Roswitha Wurm, Aufmerksamkeit schärfen
Grundschule, Mit allen Sinnen bei der Aufgabe,
Kohl Verlag, ISBN 978-3-98558-103-0
Roswitha Wurm, Aufmerksamkeit schärfen, 5. –
10. Schuljahr, Mit allen Sinnen bei der Aufgabe,
Kohl Verlag, ISBN 978-3-98558-201-3
information & entwicklung
Im Scheinwerferlicht:
Ressourcen
DIE DINGE HABEN NUR DEN WERT DEN MAN IHNEN VERLEIHT (Moliere)
Elisabeth Rechberger
Unternehmensberaterin
für pädag. Bildungseinrichtungen
Business- und Personalcoach
Elternbildnerin
Elementarpädagogin
www.zusammenwachsen.or.at
Ressourcenorientierung ein Wort in
aller Munde, doch was bedeutet
dies für uns Menschen und die
derzeitige Situation. Die Ressourcen
werden in unterschiedliche Bereiche
unterteilt, in persönliche, soziale, materielle
und strukturelle.
Persönliche Ressourcen finden sich wieder
in einem positiven Selbstwertgefühl,
der Selbstwirksamkeit und in Kompetenzen
wie Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit,
Kommunikations- und
Konfliktlösungskompetenz, körperliche
Fitness, Bildung, emotionale Fähigkeiten
und Gesundheitskompetenz.
Beispiele für soziale Ressourcen sind
Netzwerke (Familie, Freunde, Partner,
für uns wichtige Menschen) und positive
soziale Bindungen.
Materielle Ressourcen sind zum Beispiel
die Finanzen, der Besitz von Eigentum,
ein eigenes Auto, Kleidung, usw.
Strukturelle Ressourcen sind unter
anderem sichere Arbeits- und Lebensbedingungen,
der Zugang zu Bildung und
zu einer gesundheitlichen Grundversorgung.
Gerade in dieser herausfordernden
Zeit ist es zunehmend wichtiger,
darauf zu schauen welche Ressourcen
jede / jeder einzelne von uns
hat. Wenn strukturelle und soziale
Ressourcen, Ressourcen die stark
vom „Außen“ beeinflusst sind, ins
Schwanken kommen, ist es umso
wichtiger verstärkt auf seine persönlichen
Ressourcen zu achten.
Diese persönlichen Ressourcen sind
Fähigkeiten, Stärken, Interessen, die
einem helfen, Probleme zu lösen oder
auch Krisen zu überstehen. Es sind all
diese Dinge, die uns dabei helfen, uns
wohlzufühlen, zur Erholung beitragen,
die eigenen Bedürfnisse befriedigen,
um ein lebenswertes Leben zu führen.
Wenn wir unsere eigenen Ressourcen
kennen, fällt es leichter anstehende
Herausforderungen besser zu bewältigen
und Entlastung zu schaffen. Jeder
Mensch hat Ressourcen und Stärken
und jeder Mensch hat dabei andere
Ressourcen, die sie weiterbringen
oder auch entlasten. Für den einen ist
Sport eine hervorragende Ressource,
für einen anderen Menschen ist dies
mit großem Stress verbunden.
Foto © Clker-Free-Vector-Images | pixabay.comn
8 | DEZEMBER 2021
Manchmal sind die eigenen Stärken und Fähigkeiten
verborgen und dem Alltag untergeordnet.
Oft nehmen wir gar nicht wahr, was wir in
unserem Leben bewerkstelligen, anfangen und
abschließen. Und wenn wir es wahrnehmen,
dann wissen wir es oft nicht zu würdigen. „Das
ist doch selbstverständlich“ oder „das ist nichts
Besonderes“.
Genau hier ist es wichtig, unser Licht nicht
weiter unter den Scheffel zu stellen, sondern
es auf die Bühne zu bringen. Auf die Bühne zu
bringen, indem wir uns wieder bewusster werden,
welche Stärken und Fähigkeiten wir in uns
haben und wie wir diese als Kraftquelle für den
Alltag nützen können.
Zum Abschluss eine kleine Übung, um sich wieder
seiner Ressourcen bewusster zu werden.
Finde einen Moment, wo du dich gut gefühlt,
stark gefühlt hast.
Was hat diesen Moment besonders gemacht?
Welche Stärken und Fähigkeiten konnten dadurch
wiederentdeckt werden?
„Entscheide dich, deinen Weg zu gehen, Neues
auszuprobieren, auf dich zu schauen und auf
deine Ressourcen zu achten.“
9 | DEZEMBER 2021
information & entwicklung
Das Finale:
Jugend debattiert
EIN FAIRER WETTSTREIT UM DIE BESTEN ARGUMENTE
Ursula Schoeneich
Direktorin der German
School Campus in Newport
Beach, CA USA
www.germanschoolcampus.
com
Es war das erste Nordamerika-
Finale “Jugend debattiert”, das in
der Woche vom 2.-6. November
mit großem Erfolg in
San Francisco stattfand.
Eine Schülerin der German School
Campus hatte sich bereits im Mai dazu
qualifiziert. Sechzehn Jugendliche von
dreizehn Schulen aus den USA, Kanada
und Mexico nahmen nun in den Regionalfinals
teil.
Die Finaltage fanden in dem Hotel der
Berkely Marina statt, und vom Park aus
hatte man einen Blick auf die Skyline
von San Francisco und die Golden
Gate Bridge.
Aus Deutschland waren Charlott
Hallier, Bundesfinalistin von
2018, und Ansgar Kemmann,
Projektleiter von Jugend debattiert,
für die Workshops angereist.
In einem zweitägigen Training
konnten die Jugendlichen das
Gelernte vertiefen, sich das
Vergessene in Erinnerung rufen
und auch viel dazu lernen. Die
Lehrkräfte erhielten zeitgleich
einen Workshop mit Ansgar
Kenmman.
Wir alle besuchten ein deutsches
Restaurant in Berkeley, und
machten einen Ausflug nach San
Francisco. Natürlich durfte ein
Gruppenfoto an der Golden Gate
Bridge und eine anschließende Cable
Car-Fahrt vom Fisherman’s Wharf zum
Union Square nicht fehlen.
Die Vorrunden fanden an der East Bay
German International School statt, die
Lehrer wurden als Juroren eingesetzt.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
debattierten über die Fragen: “Sollen
Fleischwaren mit Schockfotos versehen
werden?” Sollen Siedlungen in Waldbrandgebieten
aufgegeben werden?”
Die sechzehn Jugendlichen waren
hervorragend in ihren Debatten, jeweils
zwei für “Pro” und zwei für “Contra.”
Am Ende wurden unter den sechzehn
Talenten die vier Finalistinnen und Finalisten
ermittelt.
Das Finale sollte nun im Deutschen
Generalkonsulat in San Francisco stattfinden.
Die vier Finalisten bereiteten sich auf
das Finale vor mit dem Thema:„Soll
der Patentschutz für COVID-Impfstoffe
aufgehoben werden?“
Alle übrigen Teilnehmer konnten noch
einmal eine Shopping Tour in San Francisco
unternehmen.
Nach der Begrüßung des Deutschen
Generalkonsuls aus San Francisco, Oliver
Schramm, konnte die Final Debatte
starten.
Am Ende überzeugte der siebzehnjährige
Alexander Krull von der German School
of the East Bay in Oakland/Kalifornien
10 | DEZEMBER 2021
die Jurys mit seinem Detailwissen und
seinen messerscharfen Analysen am
meisten.
Alexander wird am 2. Dezember an der
Weltdebatte online teilnehmen. Dort
trifft er auf die Sieger des Osteuropa-,
des Südamerika- und des China-Finals.
Im Juni 2022 ist er zum bundesdeutschen
Finale nach Berlin eingeladen.
Am Anfang des Nordamerika-Wettbewerbs
nahmen 96 Schülerinnen und
Schüler von dreißig Schulen teil. Wir
sind stolz darauf, dass wir beim ersten
Nordamerika Finale dabei waren.
Sicherlich waren die Workshops, die
Regionalfinals und die Finaltage für alle
eine wertvolle Erfahrung.
Fotos © German School Campus New Port Beach USA
11 | DEZEMBER 2021
information & gesellschaft
Mit Rollstuhl in Wien:
Wie barrierefrei ist die Großstadt?
EIN INTERVIEW MIT MARIJANA
Tina Čakara
Studentin
Junge Redaktion
Foto:
Fotostudio primephoto
Marijana ist 27 Jahre alt. Sie
hat von Geburt an eine
körperliche bzw. motorische
Behinderung und sitzt daher
im Rollstuhl. Sie macht momentan ihren
Master in Translation und Internationaler
Entwicklung. Seit 2015 wohnt sie
in Wien. Ich habe mit ihr über Barrierefreiheit
in Österreichs Hauptstadt
gesprochen und darüber, welche bösen
Überraschungen Wiens Altbauten im
Inneren für sie verbergen.
Tina: Bei Barrierefreiheit in einer Großstadt
wie Wien denken die meisten Menschen
zuallererst an Aufzüge in Gebäuden
und bei U-Bahn-Stationen. Was fällt
denn alles unter Barrierefreiheit?
Marijana: Barrierefreiheit bedeutet,
wenn etwas für Personen mit Behinderung
ohne fremde Hilfe zugänglich ist.
Das betrifft sowohl Gebäude, öffentliche
Plätze, Verkehrsmittel, Arbeitsstätten
und Wohnungen, als auch Gebrauchsgegenstände,
Dienstleistungen und
Freizeitangebote.
Dazu gehören nicht nur Aufzüge, sondern
auch Gebärdensprache oder Brailleschrift.
Doch auch hier hört Barrierefreiheit noch
nicht auf: Sie umfasst zum Beispiel auch die
Audiodeskription von Gemälden im Museum
für blinde und sehbeeinträchtigte Personen
oder die Filmuntertitelung für gehörlose und
schwerhörige Menschen. Auch Informationshefte
in Leichter Sprache ermöglichen Barrierefreiheit.
Sie richten sich an Menschen, die
kognitive Beeinträchtigung oder Legasthenie
haben. Barrierefreiheit ist also ein vielfältiges
und vielschichtiges Thema.
Du studierst an der Universität Wien. Wie
sieht denn ein typischer Weg zur Uni für dich
aus? Welchen Herausforderungen begegnest
du?
Ich fahre zur Uni mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
So viele Herausforderungen
hatte ich bis jetzt zum Glück nicht, da das
Verkehrsnetz in Wien in den meisten Fällen
gut organisiert ist. Ich habe aber dann
Probleme, wenn beispielsweise der Aufzug
irgendwo in den U-Bahn-Stationen kaputt ist.
Dann ist meine Fahrt um eine Station verlän-
Foto © Maria Alberto | pixabay.
12 | DEZEMBER 2021
gert. Ich vermeide außerdem alte Straßenbahnen,
weil ich weiß, dass ich wegen der Stufen nicht
einsteigen kann.
Wie begegnen dir die anderen Menschen in der
Öffentlichkeit, wenn sie dich im Rollstuhl sehen?
Ich hatte bis jetzt überwiegend positive Reaktionen.
Kinder sind sehr neugierig und stellen immer
die Frage, warum ich im Rollstuhl sitze. Eltern
antworten ihnen dann, dass es nicht schön ist, so
etwas zu fragen. Für mich ist es aber okay, wenn
Kinder Fragen haben. Man sollte ihnen nicht böse
sein, sie wollen das ja aus Neugier wissen.
Was mich ärgert und ich nicht verstehe, ist, wenn
Leute, die zu Fuß gehen können, ohne Rücksicht
auf Vorrang mit dem Aufzug fahren. Es passiert
oft, dass ich dann vor dem Aufzug zusammen mit
Eltern mit Kinderwagen warten muss.
Wien gilt als sehr barrierefreie Stadt. Was ist dein
Eindruck davon?
Aus meiner Sicht als eine junge Frau, die Rollstuhlnutzerin
ist, ist Wien eine schöne, barrierefreie
Stadt. Sie ermöglicht mir in vielen Bereichen einen
Alltag ohne allzu großer Hürden, wie zum Beispiel
den Weg zur Uni. Es gibt aber immer Verbesserungspotenzial,
aber im Vergleich zu anderen
Städten in Europa, befindet sich Wien auf einem
sehr guten Weg.
Wo siehst du in Wien noch Verbesserungspotenzial
in Bezug auf Barrierefreiheit?
Es gibt sehr oft in Altbauten entweder überhaupt
keine Aufzüge oder sie sind vorhanden, aber es
gibt einige Stufen bis zum Aufzug. Eine gute Lösung
wäre da ein Treppenlift. Sowas sehe ich leider
kaum. Solche Gebäude, die außen wunderschön
aussehen, haben innen eigentlich keine so große
Funktionalität. Ich wünsche mir von der Stadt
daher eine praktische und funktionelle Baugestaltung,
sowohl bei der Außenarchitektur als auch
bei der Innenarchitektur. Das macht den Alltag für
mich in einem großen Maß leichter und ermöglicht
ein selbstständiges Leben, so gut wie es eben geht.
Foto © renma | pixabay.com
13 | DEZEMBER 2021
information & gedanken
Wenn Furchtbares sich zu Fruchtbarem wandelt:
Fehler machen erlaubt!
DANKBARE MENSCHEN SIND WIE FRUCHTBARE FELDER.
SIE GEBEN DAS EMPFANGENE ZEHNFACH ZURÜCK. (August von Kotzebue)
Dr. Manfred Greisinger
Autor, Trainer
Buch-Projekt-Begleiter
Vortragender
Selfness-Coach
ICH-Marke-Pionier
26 Bücher bisher
aktuell:
„WOLFS-WÜRDE –
selbstbestimmt, wild, frei“
www.stoareich.at
Foto: © Gernot Blieberger
Wie kann man solche Fehler
übersehen?! Welcher Idiot
hat das lektoriert? Dabei ist
das Buch insgesamt bezaubernd
und wäre empfehlenswert. - Wenn
da nicht …
Okay, gnädige Frau, wollen Sie erstmal
durchatmen?! Um welches Buch handelt
es sich denn? Ich habe bisher 26 selbst
geschrieben und rund 150 “Auftragswerke”
im Entstehungsprozess begleitet.
Ah: Die “Weisheiten und Rezepte von
Feen und Kobolden” von Eva Bagherpur,
unter dem Titel “Wald- und Wiesengeflüster”
(MyMorawa).
Ein charmantes Büchlein, das wieder für
die Natur sensibilisieren will. - Schön,
dass es Ihnen prinzipiell gefällt. Welche
schweren Fehler haben Ihnen die Lesefreude
geraubt?
„Also auf Seite 35 … da steht doch
tatsächlich: `… es erschien ihnen alles
FRUCHTBAR langweilig und spießig!´
Fruchtbar statt furchtbar … das ist
doch …” - Furchtbar … oder könnte es
tatsächlich fruchtbar heißen?
DANKBAR LÄCHELN ÜBER EINEN
FEHLER?
Meine Seele begann zu lächeln. Ich empfand
im Moment sogar große Dankbarkeit
für diesen Anruf. Und schwang mich
zu einer Lobeshymne auf:
DANKE vielmals für Ihren Hinweis. Ich
darf Ihnen sagen: Ich habe neun furchtbare
Monate hinter mir - eine schwere
Depression, die alles in meinem Leben
aushebelte, lahmlegte; mir jede Hoffnung
und Vision raubte.
Dann passierte die unvorstellbare Wende
und heute wage ich zu sagen: Das war
und ist mein wertvollstes, wichtigstes
Jahr. Ich bin unendlich dankbar für
Foto © Gerd Altmann | pixabay.com
14 | DEZEMBER 2021
DAS FURCHTBARE, das so FRUCHTBAR
wurde …
Das könnte sogar ein neuer Buchtitel
werden.
„Na, Sie haben vielleicht Talent zur Umdeutung!
Sie kennen wohl den Lektor,
der seinen Job nicht kann, und müssen
ihn natürlich verteidigen …”
Ja, ich kenne ihn, er ist ein Teil meiner
alten, sich neu formierenden Persönlichkeit.
- Und ich will mit ihm weiterarbeiten,
wenn mich nicht weitere von Ihnen
gefundene Fehler niederschmettern …
„Jetzt muss sogar ich schmunzeln”,
hörte ich durch's Telefon und die Stimme
wurde heller, geradezu zärtlich. “Das
ist mir auch noch nie passiert, dass wer
Fehler in bewusste Wortschöpfungen
umwandelt, und das sogar plausibel …”
information & entwicklung
Körperliches Training:
Der mentale und emotionale Aspekt
WIE ICH LERNTE DIE QUAL ALS CHANCE ZU SEHEN
Enno Lüning
Student
Ich gehe seit einigen Jahren regelmäßig
ins Fitnessstudio, wobei ich in den
letzten Monaten eine Bestleistung
bezüglich der Häufigkeit des Trainierens
erreicht habe. Es wäre also durchaus
nicht verkehrt das Trainieren als eine
Leidenschaft von mir zu betrachten. Eine
Leidenschaft, bei der ich mir sicher bin,
dass viele andere sie auch teilen oder
aber sie gerne teilen würden. Deswegen
möchte ich hier einen kurzen Einblick in
den Prozess meines Trainings vermitteln.
WAS BEDEUTET SPORT FÜR MICH?
Sportliches Treiben findet für mich in
erster Linie im klassischen Fitnessstudio
statt. Ein Ort voll von verschwitzten Trainierenden.
Manchmal nicht an so einfach
zu verstehenden Geräten. Schrecklicher
Musik und, am aller wichtigsten, vielen
Gewichten, die nur darauf warten
entgegen der Gravitation von motiviert
zitternden Armen oder Beinen in die
Höhe gestreckt zu werden.
Dort entfaltet sich mein sportliches Erlebnis:
Ein intensives Spiel zwischen strenger
Disziplin und größter Motivation,
zwischen Glücksgefühlen und tatsächlicher
Angst, zwischen Ideal und Realität,
zwischen Gewinn und Verlust, zwischen
intensivem Fokus und schwer zu ignorierender
Ablenkung. Kurz gesagt, ist es
erfüllend in alle möglichen Richtungen.
Dieses Spiel findet zu drei unterschiedlichen
Zeiten bzw. Phasen statt: Vor,
während und nach dem Training.
VOR DEM TRAINING
Diese Phase ist wahrscheinlich die wichtigste,
da dort ein Scheitern das Fortbestehen der
anderen beiden Phasen unmöglich macht. Es
klingt simpel und offensichtlich, dessen Bedeutung
ist jedoch immer wieder zu betonen:
Schaffe ich es nicht im Vorhinein mithilfe von
Disziplin und/oder Motivation den richtigen
mentalen Rahmen zu schaffen, so bleibt mir das
Erlebnis des Trainierens für immer verwehrt.
Eine Stimme, die mich von Anstrengungen und
Unbehagen (der englische Begriff Discomfort
trifft es wohl am besten) abhalten will, gab,
gibt und wird es immer geben. Wir alle kennen
die Ausreden, die sich unser Gehirn zusammenreimt,
jedoch kennen wir auch alle, die
Einen mehr, die Anderen weniger, die positive
Erfüllung, die das Nicht-Akzeptieren dieser
Stimme mit sich bringt. Stelle ich mich dagegen
und bewege mich zum Sport, so schaffe ich mir
die Möglichkeit, ein Gefühl von Stolz und Sinn
zu erleben.
Meine persönliche Erfahrung beinhaltet hier
auch noch ein Art Gestresstsein. Mein eigener
Leistungsanspruch führt zu einer Versagensangst,
welche die Busfahrt zum Fitnessstudio
schon in einen kleinen Kampf mit mir selbst verwandelt:
„Hoffentlich bin ich nicht schwächer
geworden. Hoffentlich ziehe ich bis zum Ende
durch. Ich muss den eigenen Ansprüchen genügen,
nur so kann ich zufrieden sein.“ Es ist zwar
oft anstrengend, aber dieses mentale Ringen
hat mir sehr dabei geholfen, meine Gedanken
auf ein spezifisches Ziel zu bündeln: „Ich werde
gut trainieren!“
Foto: © mohamed hassan | pixabay.com
16 | DEZEMBER 2021
WÄHREND DES TRAININGS
Ist die erste Phase also erfolgreich angegangen
worden, schreite ich nun über
in die, wenig überraschend, intensivste
Phase: Das Trainieren selbst. Dort gibt
es nur einen einzigen Leitgedanken, der
über allen anderen steht: Gehst du nicht
an und über deine Schmerzgrenze, so
war alles umsonst, so hat nichts einen
Sinn. Verspüre ich nicht das Brennen
in meinen Muskeln, höre ich nicht die
Stimme, die mir sagt, ich solle aufhören,
schlägt mein Herz nicht rasend schnell,
schwitzt mein Körper nicht aus jeder
Pore, höre ich auf bevor ich das Gewicht
wirklich nicht mehr stemmen kann, so
habe ich vor mir selbst versagt.
durchgezogen, dann fängt die Zeit der Belohnung an. Es setzt
nun ein Gefühl der Zufriedenheit, des Stolzes, der Gelassenheit
und körperlicher Entspannung ein. In meinem Kopf weiß
ich, dass ich das Richtige getan hab, in meinem Körper spüre
ich es und schlussendlich zelebriert mein gesamtes Ich das
erfolgreiche Training. Die Busfahrt nach Hause ist nun kein
Kampf mehr, sondern die beste Zeit des Tages, jedes einzelnen
Tages.
Letztendlich ist es eine ganz simple Angelegenheit: Bewege
ich mich bewusst in unangenehme Situationen, verlasse ich
also meine Comfortzone, so ziehe ich daraus einen nicht
zu ersetzenden Erfolgsmoment. Wie Joe Rogan es einmal treffend
formulierte:
„Lessons are Learned through Struggle.“
Ich weiß, dass es ziemlich dramatisch
klingt, vor allen Dingen, wenn man
bedenkt, dass es sich hier um einen
Besuch im Fitnessstudio handelt, aber
ich bin felsenfest davon überzeugt,
dass alle anderen Ansätze nicht
annähernd die Kraft haben, mir so
weiterzuhelfen, wie dieser. Meine
Überzeugung nährt sich aus
dem Gefühl, das ich nach dem
Training verspüre.
NACH DEM TRAINING
Habe ich mir also vor dem
Training die mentale Basis für
ein befriedigendes Training
geschaffen, dieses dann auch
Foto: © LouisBauer | pixabay.com
information & gesellschaft
Im Kindergartenalltag:
Mehrsprachigkeit
KENNST DU VIELE SPRACHEN - HAST DU VIELE SCHLÜSSEL FÜR EIN SCHLOSS
(Voltaire)
Mag. a Dr. in Karin Steiner
päd.Entwicklungen
EU- Projektleitung
Die Kinderfreunde-Wien
http://wien.kinderfreunde.at
1
Lebensweltliche Mehrsprachigkeit
beschreibt präziser als der
Begriff „Kinder mit Migrationshintergrund“,
dass der überwiegende
Teil dieser Kinder keine
eigene Migrationserfahrung mehr
hat, sondern bereits in Österreich
geboren ist, jedoch zwei bzw.
mehr Sprachen als alltägliches
Verständigungssprache im familiären
Kontext aktiv nutzt.
2 Im Durchschnitt sprachen im
Kindergartenjahr 2017/2018 33%
der Kinder in Österreich eine
nicht- deutsche Umgangssprache,
wobei der Anteil in Wien mit
60,1% am höchsten war (vgl. Nationaler
Bildungsbericht, 2020).
Sprache und damit verbunden
sprachliche Bildung durchziehen
so gut wie alle Gruppenprozesse
und Interaktionen in elementaren
Bildungseinrichtungen. Sie sind Grundlage
erfolgreicher Bildungsbiographie,
aber auch zentrales Element frühpädagogischer
Bildungsarbeit.
Zunehmend mehr Kinder wachsen in
Österreich und insbesondere in Wien
mehrsprachig auf, und so nimmt auch
die Zahl der Kinder mit einer lebensweltlichen
Mehrsprachigkeit 1 in den
Kindergärten und Schulen stetig zu 2 . In
den ersten Lebensjahren wird der Grundstein
für ein positives Selbstkonzept als
lebenslang lernendes Individuum und die
Bildungsbiografie der Kinder gelegt. Eine
qualitativ hochwertige mehrsprachige
Sprachbildung eröffnet Kindern hierbei
elementare Entwicklungschancen und
ermöglicht ihnen sprachliche und gesellschaftliche
Teilhabe.
In der gängigen Praxis erleben mehrsprachige
Kinder den Kindergarten aber
zumeist als einsprachigen Ort, an dem
ihre Familiensprache(n) nicht berücksichtigt
werden und ihre bislang erworbenen
Sprachkompetenzen keine Rolle spielen
(vgl.Gogolin, 2008, Panagiotopoulou,
2016).
Obwohl an Wiener Kindergärten über
60% mehrsprachige Kinder – Tendenz
steigend - betreut werden, spiegeln
sich ihre Spracherfahrungen weder im
Tagesablauf, in der Raum- und Materialgestaltung
noch in Gesprächen oder
in der Personalstruktur der Kindergärten
wider. Das Sprachen-Mismatch von einsprachigen
(bzw. ausschließlich einsprachig
kommunizierenden) Fachkräften
gegenüber mehrsprachigen Kindern führt
oftmals zur Not der Pädagog*innen, die
die verschiedenen Sprachen der Kinder
mit ihrer Arbeit nur unzureichend vereinbaren
können. Der monolinguale Habitus
der Institution Kindergarten zeigt sich
dann darin, dass von `Sprachlosigkeit´,
`Halbsprachigkeit´ und `Sprachproblemen´
der Kinder die Rede ist, wenn mangelnde
Deutschkenntnisse gemeint sind. Ein Kind
kann geringe Deutschkenntnisse haben,
es ist aber deswegen nicht `sprachlos´,
denn es kann sich wunderbar in seiner
Sprache verständigen.
Diese bis dato sprachlich selbstbewussten
Kinder verlieren sich in dieser neuen, einsprachigen
und fremden Welt des Kindergartens.
Sie sind verunsichert und können
nicht aktiv am Geschehen teilnehmen. Sie
können sich, aber auch ihre Kompetenzen,
kaum zeigen und sie auch nicht weiterentwickeln,
wenn sie den Angeboten des
Kindergartens nicht folgen können. Sie
erleben Ausgrenzung, Diskriminierung und
einen Stillstand in ihrer Entwicklung.
„Durch das Nicht-Anerkennen von
sprachlichen Ressourcen und dem damit
einhergehenden Assimilierungsdruck, sich
die deutsche Schul- und Bildungssprache
anzueignen, um im österreichischen
Bildungssystem bestehen zu können,
werden Bildungseinrichtungen zu Orten,
an denen die sprachliche Vielfalt untergraben
wird. Dadurch gehen die Motivation
18 | DEZEMBER 2021
und das Gefühl des „Dazugehörens“
verloren“ (vgl. Maßnahmenpaket der
Arbeitsgruppe Bildung, 2021).
Ein Konglomerat an fatalen Ausgangssituationen
für ein Kind in
einer Zeit in seinem Leben, wo die
emotionale, soziale, kognitive und
sprachliche Entwicklung sich einander
bedingen und voneinander
abhängig sind. Daher hat im Kindergarten
ein wertschätzender Umgang
gegenüber allen Sprachen eine für
die kindliche Lebenswelt- und Identitätsentwicklung
bedeutende Rolle,
weil die Erstsprachen für lebensweltlich
mehrsprachige Kinder zu Beginn
eine wichtige Brücke sind, um
angstfrei und selbstbewusst, Neues
zu erlernen. Es ist daher Aufgabe
des Kindergartens, diesen Kindern
sprachliche Brücken und Übergangsstrategien
anzubieten, damit sie
nicht verstummen, sondern auf ihr
gesamtes sprachliches Repertoire
zurückgreifen und dieses fürs (Sprachen)Lernen
nutzen können.
Solange mehrsprachige Kommunikation
jedoch in den Bildungseinrichtungen
unsichtbar bleibt, können
die vielseitigen Sprachkompetenzen
der Kinder nicht als weitere Bildungschancen
genutzt werden und
wertvolle Sprachenkapazitäten für
die Gesellschaft sich nicht entfalten.
Fotos: © Kinderfreunde Wien
19 | DEZEMBER 2021
information & gesellschaft
Weihnachten:
Traditionen ändern sich
DIE BEDEUTUNG DES FESTES FÜR JUNGE ERWACHSENE
Dominika Letko
Grafikerin
Weihnachten naht. Es ist der
erste Gedanke, wenn wir
Anfang September im Supermarkt
unterwegs sind und
leicht kopfschüttelnd die ersten Lebkuchen
im Sortiment bemerken. Oder,
wenn die Herbst- und Halloween-Deko
nach dem 31. Oktober plötzlich von
Plastik-Weihnachtsmännern und Adventkränzen
ersetzt wird. Spätestens dann,
wenn im Radio das erste Mal „Last
Christmas“ zu hören ist. Weihnachten ist
für uns hauptsächlich mit diesen kulturellen
Schmuckstücken verbunden – aber
war’s das schon?
So schön Weihnachten in seiner romantisierten
Erscheinung voller feierlicher
Dekoration, Glühwein und dem ersten
Schneefall auch ist, so fragt man sich
manchmal, wie bedeutend weihnachtliche
Werte jenseits ihrer kulturellen
Symbole sind. Wo früher Tradition und
religiöse Aspekte die zentralen Motive
an Weihnachten waren, distanzieren sich
junge Generationen vermehrt von diesen
Werten und feiern Weihnachten vor
allem wegen seiner kulturellen Bräuche.
Doch das bedeutet nicht, dass junge
Erwachsene keine tieferen Wertvorstellungen
mit Weihnachten verbinden.
MEINE BEZIEHUNG ZU
WEIHNACHTEN
Mein Bezug zu Weihnachten weicht von
dem eines durchschnittlichen Menschen
in meinem Alter wahrscheinlich eher
ab. Ich komme aus einer katholischen
Familie mit Wurzeln in der Slowakei, wo
Weihnachten hauptsächlich mit religiösen
und traditionellen Werten verbunden
ist. Das Weihnachtsessen wird
von Jahr zu Jahr gleich zubereitet
und das gemeinsame Tischgebet wird
vor und nach dem Essen gesprochen.
Danach bringt das Christkind die Geschenke
und nach einem feierlichen
Abend wird noch die Christmette
besucht.
TRADITIONEN ÄNDERN SICH
Als ich noch ein Kind war, hatte
dieser feste Ablauf des Weihnachtsabends
immer etwas Besonderes.
Im Vordergrund standen natürlich
die Geschenke, die für mich – so wie
für die meisten Kinder – das Beste
an Weihnachten waren. Nun bin ich
erwachsen und meine Familie, die
recht groß ist, ist mittlerweile etwas
zersplittert, wodurch sich auch am
Weihnachtsfest einiges geändert
hat. Ich habe sogar einige Weihnachtsabende
bei anderen Familien
verbracht, die eigene Traditionen für
das Fest hatten, und es war auch
etwas wie ein Blick in eine andere
Welt. Da habe ich gemerkt, wie intim
das Weihnachtsfest eigentlich ist und,
dass es beinahe etwas Ungewöhnliches
ist, wenn es mal anders als
gewohnt verbracht wird.
WEIHNACHTEN UND
DAS MATERIELLE
Was mir jedoch auch mit dem Erwachsenwerden
bewusst wurde, ist,
wie materialistisch Weihnachten oft
ausgerichtet ist, vor allem in der Konsumgesellschaft.
Auch wenn das im
Sinne der Wirtschaft ist, so fällt doch
auf, wie ab November die Menschen
Foto: © S.Hermann & F.Richter | pixabay.com (Bildausschnitt)
20 | DEZEMBER 2021
in einen stressbehafteten Kaufrausch fallen,
weil sie für unzählige Freund*innen
und Verwandte Geschenke benötigen.
Zu Weihnachten ist das Schenken zwar
zentral, weil viele Menschen so ihre
Liebe ausdrücken möchten, jedoch setzt
es viele unter Druck. Dabei gibt es so
viele Aspekte, die über das Materielle
hinausgehen: die gemeinsame Zeit mit
den Liebsten, die Besinnung und der
Genuss dieser Momente. Das kann der
vorweihnachtliche Stress jedoch alles
etwas verschleiern.
WIE SEHEN DAS ANDERE?
Ich habe mich in meinem Freundeskreis
etwas umgehört und gefragt, was Weihnachten
für sie bedeutet. Eine Freundin
erzählt mir: „Ich liebe das Schenken
an Weihnachten. Eigentlich notiere ich
mir schon das ganze Jahr über, was
geschenkemäßig für meine Freunde und
Familie in Frage kommt. Wenn man
genau zuhört, dann schimmert immer etwas
durch. Das kann schon stressig sein,
aber ich liebe es einfach, den Ausdruck
in den Augen des anderen zu sehen,
vor allem wenn der gar nicht damit
gerechnet hat. Es macht mich einfach
glücklich.“ Eine andere Freundin erklärt
mir: „Weihnachten ist für viele ein
Anlass, Zeit miteinander zu verbringen,
auch, wenn man sich sonst nicht so oft
sieht. Das finde ich sehr schön. Da merkt
man, dass vielen in dieser Zeit bewusst
wird, was ihnen besonders wichtig ist,
und zwar ihre zwischenmenschlichen Beziehungen.“
Ein Freund entgegnet mir:
„Das ganze Drum und Dran mit Weihnachtsmusik
und Geschenken brauch
ich persönlich nicht unbedingt, aber
Weihnachten mit der Familie feiern, das
ist ein Muss.“
WAS ZÄHLT, IST DIE ZEIT
ZUSAMMEN
In einem Punkt sind sich meine
Freund*innen aber einig: Zu Weihnachten
steht die Familie im Vordergrund.
Vor oder nach den Feiertagen widmet
man sich noch dem Freundeskreis,
zusammen in der kleinen Runde und
mit Wichteln. Auch wenn der religiöse
Aspekt von Weihnachten mehr und mehr
in den Hintergrund rückt, so vergessen
die Menschen aber trotzdem nie die Botschaft,
die der christliche Glaube so gern
vermittelt und vor allem an Weihnachten
betont, die Nächstenliebe.
Foto: © krakenimages | pixabay.com
21 | DEZEMBER 2021
information & gedanken
Verständlich und einfach erklärt:
Professor Abakus
Prof. Abakus ist ein aufgeweckter Junge. Er erzählt von
Erlebnissen und Beobachtungen aus seiner kleinen
Welt und bezieht das Verhalten Erwachsener mit ein.
Verträumt, idealistisch und mit einem Augenzwinkern
beschäftigt er sich mit der Welt von heute und morgen. Und
da gibt es in seinen Augen einiges zu tun.
• "Glück ist in der Seele zu Hause" ist eine Geschichte über
Wünsche für eine bessere Welt
Zu finden sind alle HÖR | IMPULSE auf unserer Homepage:
http://magazin.LmZukunft.at/podcasts.html
Aber auch auf Youtube und SoundCloud finden Sie Professor
Abakus, geben Sie einfach „Professor Abakus“ ein.
Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com
BERUF? PRIVATLEBEN? BEZIEHUNG?
Schauen wir gemeinsam hinter unsere Lebensmasken.
GRATIS INFO-WEBINAR | Anmeldung unter office@improve.or.at
Bildausschnitte: © Mag.art Heimo Schrittwieser (Acryl auf Leinen)
22 | DEZEMBER 2021
Schenken
Sie doch heuer
eine Ziege.
Schenken mit Sinn macht mehrfach Freude
Einerseits unterstützen Sie damit Projekte, die notleidenden Menschen
im In- und Ausland helfen. Andererseits kann diese Unterstützung in Form
eines Billets als Geschenk an eine liebe Person weitergegeben werden.
schenkenmitsinn.at
T-SHIRT
DAZU SCHENKEN
© iStockphoto (Antagain)
information & umwelt
Haus des Meeres: :
Haie auf Patrouille
DER WISSENSCHAFTLICH GEFÜHRTE ZOO, UNTERGEBRACHT IN EINEM
EHEMALIGEN FLAKTURM, BIETET IHNEN EIN EINZIGARTIGES ERLEBNIS
Direktor Dr. Michael Mitic
Geschäftsführung
Haus des Meeres/Wien
AQUA TERRA ZOO
www.haus-des-meeres.at
Das Haus des Meeres beherbergt
neuerdings Epauletten-Haie.
Benannt sind diese Tiere nach
auffallenden Flecken auf den
Schultern, die an den Jackenschmuck
von hohen Militärs erinnern.
Ein weiteres Merkmal, das sie von
anderen Haien unterscheidet, macht sie
zu außergewöhnlichen Fischen: die bis
1m lang werdenden Epauletten-Haie
nutzen ihre vier Flossen, um damit über
den Meeresboden zu spazieren und ähneln
dabei gehenden Salamandern. Ein
Kurzvideo finden Sie anbei. Wenn Sie es
in voller Länge und Auflösung möchten,
bitte um kurze Rückmeldung. Die
indopazifischen Riffbewohner können so
auch bei Niedrigwasser und in flachen
Gezeitentümpeln auf Jagd gehen. Sie
kommen mit sauerstoffarmem Wasser
zurecht und sind daher für die Jagd auf
kleine Krusten- und Weichtiere bestens
gewappnet.
Epauletten-Haie legen regelmäßig Eier,
aus denen nach mehreren Monaten Reifungszeit
jeweils ein Jungtier schlüpft.
Diese Fortpflanzungsart teilen sie mit
40% der über 500 bekannten Haiarten.
Die vier Tiere, die seit kurzem die Korallenfischabteilung
des Haus des Meeres
bewohnen, sind selbst Nachzuchten und
haben bereits Eier gelegt.
Foto: © Haus des Meeres
24 | DEZEMBER 2021
INFO
Books4Life ist ein Netzwerk
karitativer Second-Hand-Buchläden,
die sich dem Verkauf und
der Aufwertung von Büchern
verschrieben haben.
Unsere Vision ist
• Armut zu bekämpfen
• Bildung zu fördern
• Umwelt zu schonen und
• literaturbegeisterte
Menschen zu vernetzen
Unser Verein besteht ausschließlich
aus Freiwilligen.
Somit ist es uns möglich, 90%
des Umsatzes unkompliziert
und direkt an unsere Spendenpartner
weiterzugeben.
DER SOZIALE
BUCHLADEN IN WIEN
BÜCHER KAUFEN
& SPENDEN
Die einfachste Möglichkeit, uns zu
unterstützen, ist mit einem Bücherkauf!
Shop: Schlösselgasse 8 / 1080 Wien
Online-Shop: http://shop.b4l-wien.at
Bücherspenden nehmen wir auch
gern - bitte nur nach Absprache über
info@b4l-wien.at!
Du willst uns unterstützen? So geht‘s:
EVENTS BESUCHEN
Wir basteln mit bedruckten Blättern,
feilen mit euch am Poetryslam und
bieten Schreiberlingen eine Bühne.
Zwei der Spendenempfänger
werden jährlich neu gewählt.
Unsere beiden fixen Partner sind:
Als aktives Mitglied engagierst
du dich im Shop, im Marketing,
bei Events, in der IT oder Verwaltung.
Es gibt genug zu tun!
MITGLIED WERDEN
Als unterstützendes Mitglied
hilfst du uns, die Miete zu
stemmen und bekommst dafür
50% Rabatt auf deinen Einkauf.
Neugierig geworden?
Wir freuen uns auf dich!
info@b4l-wien.at
http://www.b4l-wien.at
ANDERE VON UNSERER IDEE BEGEISTERN
information & entwicklung
Der Kommunikator - Teil 6:
Neues Marketing geht weiter
DIE KOLUMNE FÜR ALLE, DIE ETWAS ZU SAGEN HABEN
Mag. Markus Neumeyer ˇ M.A.
Mitgründer von
Two Dudes –
Das Kreativnetzwerk
www.2dudes.online
Arbeitet außerdem als
Texter, Autor und Ghostwriter
neumeyermax@gmail.com
Wir alle kommunizieren. Das ist ein alter Hut, den uns bereits Paul
Watzlawick aufgesetzt hat. Doch er bezog sich in seinen weltbekannten
Axiomen auf uns Menschen. Als Kommunikator, der mit Kommunikation
sein Geld verdient, beschäftige ich mich in erster Linie mit jenen Informationen,
die von Organisationen und Unternehmen unter die Leute gebracht werden.
Hier sprechen wir von Unternehmenskommunikation, also PR oder Marketing, intern
oder extern. Im Marketingbereich entwickelt sich gerade eine neue, interessante
Strömung.
Marketing wird oft mit plumper Werbung gleichgesetzt, doch es kann soviel mehr
sein. In ihrem neu erschienenen Buch „Meaning is the new Marketing“ präsentieren
die beiden langjährigen Marketing-Profis Yousef Hammoudah und Nico Zeh eine
neue, zeitgerechte und allumfassende Art Marketing zu betreiben. Ihr 7-C-Modell
soll einen Handlungsrahmen bieten, der gängige Marketing-Maßnahmen durch
ein gemeinsames, nachhaltig wirksames Bedürfnis ersetzt. Anhand von Fallstudien
global bekannter Unternehmen illustrieren sie die Anwendbarkeit ihres Modells auf
eindrucksvolle Weise. Es ist die evolutionäre Weiterentwicklung von den Ideen und
Modellen bekannter Marketing-Gurus wie Simon Sinek, Peter Drucker und Philip
Kotler. Mir scheint, es ist der richtige Weg.
SIEBEN FAKTOREN MIT C
Auf Basis des von den beiden Autoren vorgestellten 7-C-Modells wird anhand von
sieben Faktoren das Verhältnis von Unternehmen zu öffentlichen Gesellschaften
bestimmt. Es geht darum, die optimale Wirkungskraft eines Unternehmens zu definieren
und damit zu arbeiten. Für Hammoudah und Zeh ist gutes Marketing gleichermaßen
nachhaltig, inklusiv, ethisch verantwortungsvoll und trotzdem kreativ,
effektiv und vor allem erfolgreich. Sie versuchen mit ihrem Buch Kommunikationsprofis
zu erreichen, die eher auf gekonntes Storytelling abfahren, als auf klassische
und meist staubtrockene Ratgeberliteratur. Die folgenden 7-Cs sollen Unternehmen
aber auch Organisationen, Gründer*Innen, Parteien, Vereinen oder NGOs dabei helfen,
mit System ihren eigenen Kern zu erkennen – sie bauen dabei aufeinander auf.
CHARACTER
Das erste C, wie „Character“ (Charakter), beschreibt den bereits erwähnten inneren
Kern, laut Hammoudah und Zeh, die Quelle der Kraft. Sie meinen damit die Summe
all unserer gemeinsamen Werte und Glaubenssätze, aber auch das gemeinsame
Verständnis von Erfolg. Vergleichbare Begriffe wären: Markenkern, Markenidentität
und Markenwerte (nicht zu verwechseln mit dem finanziellen Wert einer Marke).
Foto: © Peggy und Marco Lachmann-Anke | pixabay.com
26 | DEZEMBER 2021
CHALLENGE
Das zweite C, wie „Challenge“ (Herausforderung) offenbart die inneren Wunden, die sich in der Welt reflektieren. An
diesem Punkt muss man sich die wichtige Frage stellen, welches Problem in der Welt man eigentlich lösen möchte.
Vergleichbare Begriffe wären: Markenvision, Markenherausforderung und Schlüsselproblem.
COMMITMENT
Das dritte C, wie “Commitment“ (Versprechen), artikuliert das Versprechen an die Welt, die bereits ausgemachten
„Wunden“ zu heilen. Es geht darum, die gesamte Wertschöpfung auf die Lösung des inneren und äußeren Konflikts
hin auszurichten. Commitment geht dabei weiter, als der in diesem Zusammenhang oft verwendete Begriff „Purpose“,
der lediglich eine Absicht, jedoch keine unmittelbare Handlung beschreibt. Weitere vergleichbare Begriffe lauten:
Mission, Markenversprechen, Zieldefinition.
COMPETENCE
Das vierte C, wie „Competence“ (Fähigkeiten) vereint die Kräfte, die das gemachte „Commitment“ wirksam werden
lassen. Im neuen, wirkungsvollen und nachhaltigen Marketing sollen alle Fähigkeiten den beschlossenen Verpflichtungen
untergeordnet werden. Hier wird bestimmt, welche Instrumente und Ressourcen für die Realisation der Ziele
benötigt werden. Weitere vergleichbare Begriffe sind: Wertschöpfungskette, Betrieb, Ökosystem.
CONTRIBUTION
Das fünfte C, wie „Contribution“ (der eigene Beitrag), steht für jene Qualität, die wir in das Leben bringen möchten.
Es beschreibt den „Wertbeitrag“ den wir (ein Unternehmen) leisten will. Je klarer dieser BeItrag definiert ist, umso
besser kristallisiert sich das Alleinstellungsmerkmal des eigenen Angebots heraus, die sogenannte USP. Ähnliche
Begriffe aus der Marketingwelt sind: Produkt, Dienstleistung und eben Wertbeitrag sowie Alleinstellungsmerkmal.
Hier beantwortet man die Frage: Was ist unser Beitrag für Welt?
CULTURE
Das sechste C, wie “Culture“, verbindet uns in unserer Kraft und unserer Liebe. Hier gilt es Relevanz und Vertrauen
zu Menschen zu entwickeln, deren Herausforderungen sich mit den eigenen Ansprüchen deckt. Die Ansprache dieser
Bedürfnisgruppen erzeugt eine natürliche und authentische Resonanz. Ähnliche Begriffe sind: Zielgruppen, Interessensgruppen,
Bedürfnisgruppen.
CHANGE
Das siebte C, wie “Change“ (Veränderung), offenbart die Resultate unserer Kraft, aus der sie zur Entfaltung gelangten.
Change ist der übergeordnete Prozess, der unser gesamtes Wirken in sich verbindet. Hier wird die Frage
beantwortet, welches Ergebnis man sich als Konsequenz der geleisteten Intervention gewünscht hat. Vergleichbare
Begriffe sind: Ziel, Alleinstellungsmerkmal, KPI.
FAZIT UND ANREGUNG
„Meaning is the new Marketing” ist ein überraschend philosophisches Werk. Es geht weit über klassische Fachliteratur
hinaus und lässt über den Tellerrand blicken. Es zeigt, dass attraktive Marken für mehr stehen müssen, als nur
für eine positive Bilanz. Gutes Marketing ist der Welt etwas schuldig und lässt Wirtschaft und Konsumenten in einer
noch nie dagewesenen Art und Weise näher zusammenrücken. Es ist gut für soviel Menschen wie möglich. Hierbei
werden Werte geteilt und die Kommunikation erfolgt auf Augenhöhe. Ein Muss für alle Marketer die sich ihrer großen
Verantwortung bewusst sind. Sehr lesenswert.
Buchtipp:
Meaning ist the new Marketing – Ein Impulsgeber für Marken, Organisationen und Menschen,
die Sinn in ihrem Schaffen suchen. Fachbuch. Yousef Hammoudah, Nico Zeh. 312 Seiten, Euro
34,95 (gebunden), 2021 erschienen im Campus Verlag. ISBN: 978-3-5935-1469-7
27 | DEZEMBER 2021
information & bildung
Eine neue Welt:
Das erste Schuljahr
MÜSSEN SICH UNSERE KINDER AN DAS SYSTEM ANPASSEN ODER
DAS SYSTEM AN DIE KINDER?
Patricia Weiner
Nah am Leben Coaching
& Beratung e.U.
www.nah-am-leben.at
Max hat keine Lust mehr auf die
Schule. Er ist hoffnungslos,
und denkt, dass er das alles
sowieso nicht schafft.
Marie sitzt jeden Tag 2 Stunden an ihren
Hausaufgaben. Sie steht unter Anspannung
und weint viel.
Moritz hält sich jeden Tag an der Tür fest,
weil er nicht in die Schule gehen mag. Er
ist überfordert von all an Anforderungen,
die an ihn gestellt werden.
Lisa macht in der Schule nicht mit, und
hat jeden Tag mit ihren Eltern Konflikte
wegen der Hausaufgaben. Sie sieht den
Sinn dieser vielen Zettel nicht.
Was haben alle Kinder gemeinsam? Sie
sind VolksschülerInnen, sogenannte
ErstklasslerInnen, und gehen seit gerade
einmal 2,5 Monaten in die Schule.
Sie alle mögen ihre LehrerInnen, haben
Freunde in der Klasse, sind wissbegierig
und schlau. Sie alle haben sich auf die
Schule gefreut. Sie alle wurden bitter
enttäuscht.
Wenn ein Kind in die Schule kommt, betritt
es eine neue Welt. Eine Welt, die es
zuvor so noch nicht kannte. Es erfordert
eine riesengroße Anpassungsleistung
den strukturellen Anforderungen nachzukommen,
seine Aufmerksamkeit aufs
Lernen zu richten, die Anforderungen, die
an einen gestellt werden zu erfüllen und
von nun an „so viel zu müssen und so
wenig zu dürfen“ – wie ich immer wieder
in meiner Praxis von VolksschülerInnen
höre.
Ich erlebe immer mehr hoffnungslose,
gestresste, demotivierte Kinder und
verzweifelte Eltern, die massiv unter
Druck stehen, ihre Kinder „zum Funktionieren“
zu bringen. Denn der Zeitplan
ist straff, die Vorgaben sind stramm
und das System ermöglicht nur einen
minimalen Rahmen an Individualität.
Es bleibt kein Platz dafür sich schwerer
zu tun, mit der Veränderung und der
neuen Situation. Es bleibt keine Zeit,
länger zu brauchen, um in die neuen
Aufgaben und Strukturen zu wachsen.
Gerade hochsensitive, gefühlsstarke
und sehr selbstbestimmte Kinder tun
sich oftmals schwer sich an diese große
Veränderung und die Anforderungen
anzupassen. Sie brauchen Zeit, Geduld,
Verständnis, einen liebevollen Blick,
eine Hand, die sie in ihrer Individualität
begleitet und Räume für sie und ihr
individuelles Sein schafft.
Doch ist für all das in unserem derzeitigen
Schulsystem Platz? Einem System,
dass auf Schnelligkeit, Leistung und
Anpassung ausgerichtet ist? Einem
System, dass auch von Ausführenden
– sprich den PädagogInnen ebenso
Schnelligkeit, Leistungsfokussierung
und hohe Anpassung an Vorgaben
fordert?
Meine erschreckende Erkenntnis der
letzten Jahre ist: NEIN, dafür ist kaum
bis gar kein Platz.
Gefordert wird, dass sich Kinder dem
bestehenden System anpassen. Und
das können auch viele, wenn auch
das nicht heißen muss, dass es ihnen
wirklich entspricht. Andere wiederum
28 | DEZEMBER 2021
tun sich schwerer bis sehr schwer.
Aber sind nicht in der Gesellschaft und im
Leben auch hohe Anpassungsfähigkeiten,
Leistungsfokus, Ehrgeiz usw. gefordert?
Ja sind sie, und ja es ist auch wichtig,
dass Kinder Rahmenbedingungen vorfinden,
die ihnen ein Hineinwachsen in die
Gesellschaft ermöglichen. Kindgerecht.
Entwicklungsgerecht. Individuell zugeschnitten.
Motivierend statt Demotivierend.
Doch ein System, das mehr Anpassung
erfordert, als es bereit ist selbst zu
leisten, kann Kinder nicht abholen und
mitnehmen, sondern es produziert Frust,
Stress, Angst und Resignation.
Wenn das System nicht endlich mehr auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet
wird, sich nicht endlich den Kindern anpasst, werden sich diese
Probleme noch verstärken.
Das Problem ist das System. Das Thema haben die Ausführenden. Den
Druck verspüren die Eltern und geben ihn weiter. Die Leidtragenden sind
die Kinder. Kinder können den Druck nicht mehr weitergeben. Kinder
suchen die Schuld bei sich.
Sie fühlen sich schuldig nicht den Erwartungen zu entsprechen. Schuldig,
den Anforderungen nicht gerecht zu werden. Sie fühlen sich schuldig, weil
sie enttäuschen. Sie sind zu leise, zu laut, zu unaufmerksam, stellen zu
wenige oder zu viele Fragen, sind zu schnell oder zu langsam, zu unselbständig,
zu vergesslich, zu zappelig, unruhestiftend, zu ungenau, zu wenig
engagiert – sie sind nicht gut genug, nicht gut so wie sie sind.
Sie fühlen sich schuldig ein Kind zu sein – schuldig sie selbst zu sein.
Und dafür sollte sich niemand schuldig fühlen müssen!
Foto © Ronny Sefria | pixabay.com
29 | DEZEMBER 2021
information & umwelt
Essen aus der Seelentrösterkiste:
Bring mehr Farbe auf den Teller!
DIE SEELE ERNÄHRT SICH VON DEM, WORÜBER SIE SICH FREUT (Aurelius Augustinus)
Mag. a Julia
Geißler-Katzmann
selbstständige
Ernährungswissenschafterin
Outdoorpädagogin &
Kinesiologin nach Dr. med.
Klinghardt
Vorträge und Workshops
Nähere Informationen unter
www.julika.at
Wenn die Nebelschwaden die
Novembertage trist machen und
die Stimmung gegen Null steuert,
empfehle ich dringend einen Griff
in die kulinarische Seelentrösterkiste. Ob die
derzeitige Stimmung in unserem Land oder
einfach der Novembernebel auf unser Gemüt
drückt - bei Vielen steigt hier der Gusto
nach Süßem und Fettigem an. Kein Wunder,
denn am schnellsten steigt der Serotoninspiegel
(verantwortlich für Glücksgefühle)
bei einer Mischung aus Kohlenhydraten,
Zucker und hohem Fettgehalt an. Doch
nicht zwangsläufig muss immer das fettige
Schokomousse oder die Cremeschnitte als
Stimmungsmacher herhalten. Alleine, wenn
wir durch Farben am Teller gute Laune in
den Alltag bringen, ist schon viel für unsere
Seele getan.
LUST AUF LEUCHTENDE FARBEN IM
GRAUEN DEZEMBERALLTAG?
Dann ist genau jetzt der ideale Zeitpunkt, um
sich einen schmackhaften, orangen Kürbis,
rote Linsen oder grünen Palmkohl mit roter
Chili in die Pfanne zu hauen. Bestimmte
Inhaltsstoffe (ätherische Öle, Alkaloide oder
Bitterstoffe) beleben Körper und Geist und
verjagen die schlechte Laune!
Ob das Capsaicin in Chilischoten oder das
Gingerol im Ingwer, Tryptophan in den
Hülsenfrüchten oder das Theobromin und
Koffein in Schokolade und Kaffee, sie gelten
als Gute-Laune-Macher!
Leuchtende Farben in gesunden Produkten
mit wahrem Genuss zu kombinieren zaubert
uns ein nachhaltig gutes Bauchgefühl!
ORANGE WIE EIN KÜRBIS
Der Herbst hat die Kürbissaison eingeläutet
und mit ihr abwechslungsreiche
Gerichte. Die Farbe „orange“ steht für
Kreativität, Lebensfreude und Neugier.
Meine Empfehlung: Zugreifen, gerade
im Winter! Denn orange leuchtende Kürbisse,
wie der Hokkaido, weisen besonders
hohe Werte an Betacarotin (Provitamin
A) auf. Dieses wird im Körper zu
Vitamin A umgewandelt und unterstützt
die Sehkraft, Haut und Haare. Das
zusätzlich in ihm enthaltene Vitamin C
und E macht ihn noch reicher an Antioxidantien.
Vitamin B1, B2, B6, Folsäure,
Magnesium, Eisen und Phosphor runden
sein Nährstoffprofil ab. Durch diese
Kombination aus Inhaltsstoffen erhält
unsere Immunabwehr optimale Unterstützung!
Das Kürbisfleisch überzeugt durch wenig
Säure, ist kalorienarm und sehr leicht
verdaulich.
Für Kreative lässt er viele Möglichkeiten
offen, denn Kürbis kann man vielseitig
verarbeiten. Hier ein paar Anregungen
für zuhause:
Den Kürbis schälen, Stielansatz und
Spitze abschneiden und beliebig weiterverwenden.
Als Rohkost schmeckt er fein
geraspelt im Salat.
Für die schnelle Küche landet er gemeinsam
mit roten Linsen und Karotten im
Suppentopf und wird so zu einer wahren
„mood-food“ Kombination.
Foto: © Beverly Buckley | pixabay.com
30 | DEZEMBER 2021
Wer es einfach will, schneidet und mariniert ihn mit
Öl und Gewürzen und schiebt ihn danach ins Rohr.
Selbst Kuchen und Apfelmus kann man mit Kürbis
verfeinern.
Will man Kürbis länger genießen, kocht man ihn in
Chutneys und Marmeladen ein!
DUNKELGRÜN WIE PALMKOHL
Die Farbe dunkelgrün soll beruhigend auf uns wirken.
Grüntöne symbolisieren die Kraft der Natur. Wie gut,
dass es diese Woche in meinem regionalen Gemüsekisterl
den grünen Palmkohl gab.
Er gehört zu den ältesten Blattkohlarten, wird vor
allem in Italien kultiviert und zählt zu den Kreuzblütlern.
Palmkohl überzeugt durch seinen hohen Gehalt
an Eisen, Folsäure, Vitamin C und beta-Carotin.
Kohl ist ja in unseren Breiten das typische Wintergemüse,
natürlich schmeckt der auch gemeinsam
mit Erdäpfel in der Suppe oder für Eilige nudelig
geschnitten mit Zwiebel und Knoblauch, Ingwer und
den letzten Gartenchilis scharf und kurz in der Pfanne
angebraten!
GELB WIE MAIS
Heiterkeit und Optimismus, das bringt uns die Farbe
Gelb!
Der gelbe Mais bietet uns nicht nur Ballaststoffe,
sondern auch viele B-Vitamine. Somit unterstützt er
unser Nervenkostüm und unsere Muskeln. Kaut man
ihn richtig lange, so schmeckt er zudem richtig süß.
Daher kommt er bei Kindern meist richtig gut an.
Da er im Dezember als frische Ware nicht verfügbar
ist, greifen wir lieber auf das Tiefkühlprodukt zurück.
REZEPT
HEITERKEITSSUPPE AUS MAIS UND
LINSEN FÜR DIE SEELE
Zutaten: 1 Zwiebel, etwas Butter, 1 TL
Curry, 300 g Mais (aufgetaut oder frisch),
1 Tasse gelbe Linsen, 1/2 Apfel, 1 l Gemüsebrühe,
2 Knoblauchzehen, Korianderpulver,
gemahlenen Kümmel, Salz, Pfeffer,
frische Petersilie, einen kleinen Schuss
gutes, kaltgepresstes Öl
ZUBEREITUNG:
Zwiebel schälen, fein hacken, in Butter
anbraten und die gemahlenen Gewürze
kurz mitrösten. Linsen dazugeben und
mit Gemüsesuppe aufgießen. 10 Minuten
köcheln lassen. Dann den halben Apfel
grob schneiden und den Tiefkühlmais
dazugeben. Weitere 5-10 Minuten kochen
lassen. Die Knoblauchzehen reinpressen
und anschließend pürieren. Suppe mit Salz
und Pfeffer abschmecken und mit klein
gehackter, frischer Petersilie (und etwas
Sauerrahm) verfeinern. Die Suppe in die
Teller geben und mit einem kleinen Schuss
hochwertigem Öl aufwerten.
31 | DEZEMBER 2021
information & gesellschaft
Kulturelle Innovation:
Klangwelle im Schlosspark Laxenburg
SHOW AUS WASSER, FEUER, LICHT UND MUSIK
Dipl.Ing. Alexander Ristic
Associated Press Austria
Diesen Sommer fand im Schlosspark
Laxenburg erstmalig die
Klangwelle statt. Die Kulisse
in Hintergrund war das bezaubernde
Ambiente des Schlossparks
Laxenburg. Eine faszinierende und
magische Show aus Wasser, Feuer,
Licht, Artistik und Musik. Das ist etwas
kulturell Innovatives, da es alle Sinne
anspricht.
So etwas Ähnliches gab es bis jetzt nur
in Las Vegas, vor dem Hotel Mirage.
Bekannt ist das Hotel vor allem wegen
den „Fountains of Bellagio“, einer computergesteuerten
Wassershow am See
vor dem Hotel.
Diese Show wurde erfolgreich nach
Österreich gebracht und um einiges
verbessert und verfeinert. Sobald die
Dämmerung begann, startete direkt
vor der Franzensburg eine fantastische
Show, welche die Besucher verzauberte.
Fontänen beginnen Walzer zu tanzen,
Wasserstrahlen schießen feuerwerksgleich
hoch in den Nachthimmel,
magische Laserstrahlen fliegen im
Rhythmus der bekanntesten Melodien
der Pop- und Rockgeschichte über das
Wasser, Feuerbälle erhellen gemeinsam
mit faszinierenden Bildern und
Videoprojektionen den Nachthimmel
und all das begleitet von professionellen
Akrobatinnen und Akrobaten.
An zwölf Veranstaltungsabenden im
August und September 2021 konnte die
Klangwelle die Besucherinnen und Besucher
in eine faszinierende musikalische
Welt eintauchen lassen.
Die Klangwelle in Laxenburg, ein
Erlebnis der Sonderklasse, ist auch für
nächstes Jahr geplant. Man muss nicht
mehr nach Las Vegas fliegen, um dieses
musikalische Highlight zu erleben und zu
genießen.
Ein Besuch kann sehr empfohlen werden.
Es wird ein unvergessliches Erlebnis
für Sie und Ihre Begleiter.
Klangwelle in Laxenburg: klangwellelaxenburg.at
Fotos: © DI Alexander Ristic
32 | DEZEMBER 2021
33 | DEZEMBER 2021
information & vielfalt
Doris Henninger:
Care Pakete
HÖXTER/WESER, WESERBERGLAND, NORDRHEIN-WESTFALEN (1945 – 1953)
Artikel aus:
Unvergessene Weihnachten.
Band 10
36 besinnliche und heitere
Zeitzeugen-Erinnerungen.
192 Seiten, viele Abbildungen,
Ortsregister.
Taschenbuch-Ausgabe
ISBN: 978-3-86614-244-2
Gebundene Ausgabe
ISBN: 978-3-86614-243-5
Zeitgut Verlag, Berlin.
www.zeitgut.com
Fotos: © Zeitgut-Verlag
34 | DEZEMBER 2021
Care Pakete – die Seligkeit für
uns fünf Flüchtlingskinder! Und
natürlich auch für unsere Mutter,
die Kriegerwitwe war. Wer das
vermittelt hatte? Ich weiß es nicht mehr.
Kam dieser Segen über das Rote Kreuz
oder die Kirchengemeinde?
Aber die Namen der großzügigen Spender
sind mir nach über sechzig Jahren
noch im Gedächtnis: Elfie Cederfeld aus
Schweden und Martha Wettermark aus
den USA.
Elfie Cederfeld war Lehrerin. Sie wollte
mich adoptieren. Meine Mutter lehnte
das dankend ab. Von keinem ihrer Kinder
hätte sie sich freiwillig getrennt, trotz
aller Not. Zwar war das Angebot verlockend,
da bei uns damals Mangel an
allem herrschte, aber irgendwie ging es
doch immer weiter.
Bei Elfie Cederfeld wäre ich bestimmt
gut aufgehoben gewesen. Sie hatte viel
Platz und viel Geld. In unserer Flüchtlingsunterkunft
lebten damals zeitweise
14 Personen auf achtzig Quadratmetern.
Dennoch, wie hätte ich Mutter und
meine vier Geschwister vermißt! Sie waren
mit ihrer Lebendigkeit meine Rettung
damals, als unsere Mutter in Depressionen
versank.
Einige Zeit später, 1953, ich war inzwischen
neun Jahre alt und wir wohnten
nicht mehr in der Flüchtlingsbehausung,
besuchte uns Elfie Cederfeld mit ihrer
Schwester und einer Freundin. Es waren
sehr sympathische, liebevolle Frauen,
die mir bestimmt jede Förderung hätten
zukommen lassen. Wäre ich in Schweden
aufgewachsen, mein Lebensweg
wäre ganz anders verlaufen. Ich bin
trotzdem dankbar, daß meine Mutter
es damals abgelehnt hat.
Die Care Pakete aus den USA von
Martha Wettermark enthielten viele
Herrlichkeiten. Heute würden wir sagen:
Typisch amerikanisch. Spielsachen,
so bunt! Aber natürlich auch Lebensmittel,
die wir ehrfürchtig bestaunten
und genossen.
Zwei- bis dreimal im Jahr kamen diese
Pakete. Vor Weihnachten konnten wir
alljährlich ganz sicher darauf vertrauen,
eines zu erhalten.
Einmal, ich mag vielleicht vier oder
fünf Jahre alt gewesen sein, malte ich
auf meinen Weihnachtswunschzettel
ein Kaffeeservice für Puppen und einen
Teddybären. Den Zettel legte ich für
das Christkind auf die Küchenfensterbank.
Und dann erlebte ich die schönste
Überraschung, die sich denken
läßt: Das Weihnachtspaket aus den
USA enthielt neben anderen, für uns
damals unerreichbaren Schätzen und
Köstlichkeiten auch ein Puppenservice
aus rosa Plastik und einen Teddybär.
Ein Wunder! Meine Mutter beteuerte
später, sie habe Martha Wettermark
von meinem Wunsch nichts geschrieben.
Ich war selig!
Meinen Teddy Ströppchen liebte ich
heiß und innig. Eine Freundin meiner
Mutter nähte ihm einen richtigen
Anzug, damit er auch chic aussah.
Natürlich hätte ihm auch ohne
Anzug mein ganzes glückliches Kinderherz
gehört.
Die Schweden-Pakete waren nüchterner.
Aber natürlich auch sehr beliebt. Da gab
es unter anderem warme graue Strümpfe,
die leider immer kratzten. Die Kleidung aus
den USA bestand aus rosa Baby-Dolls mit
Rüschen und anderen exotischen Modellen.
Herrlich!
Dagegen kamen die grauen Wollstrümpfe
aus Schweden bei uns Kindern natürlich
nicht an. Trotzdem wärmten sie uns in den
kalten Wintern damals, und wir wollten sie
nicht missen.
Besuch aus Schweden 1953: Rechts steht meine Mutter mit uns drei
Mädels, die große Schwester sitzend, links neben meiner Mutter Elfie
Cederfeld, dann meine Großmutter mit einer Freundin, links schwedische
Freundinnen von Elfie Cederfeld. Meine beiden Brüder sind
nicht mit auf dem Foto.
Neben nützlicher Kleidung aus Schweden
gab es auch immer Süßigkeiten: Marabou-
Schokolade!
Heute bekommt man sie in jedem Ikea
Markt. Wir versuchten, sie gut einzuteilen,
was nicht immer gelang. Aber Mutter kannte
ihre Rangen und versteckte einiges bis zum
Heiligen Abend. Da fanden wir auf unseren
Tellern manches Leckere wieder. Überhaupt
konnte unsere Mutter zaubern. Wie sie das
gemacht hat?
Leider kann ich sie nicht mehr fragen. Als
Neunundsiebzigjährige ist sie mit der Familie
meiner älteren Schwester nach Kanada
ausgewandert und dort 1988 gestorben. Wie
gerne würde ich heute noch so manches von
ihr wissen. Dieser Kriegsmütter-Generation
gelten meine ganz große Bewunderung und
mein Dank.
Ebenso wie den großzügigen
Spenderinnen aus Schweden und den USA.
1949: Mein geliebter Teddy Ströppchen
darf Roller fahren. Mein warmer
Teddymantel auf dem Foto stammt
wie er aus einem Carepaket aus
Amerika.
UNSER WEB-KIOSK
http://magazin.Lmzukunft.at
Umfangreiches Archiv zur Nachlese
BESUCHEN SIE UNS:
www.facebook.com/lernen.mit.zukunft