Überwintern im Wasser. Worauf zu achten ist, um auch bei Schnee und Eis auf der sicheren Seite zu sein.
Boot Düsseldorf. Was uns im Jänner auf der bedeutendsten Wassersportmesse des Jahres erwartet. Direktor Petros Michelidakis im Interview.
Mini Transat 2021. Unwetter, Stromausfall, Sprachbarrieren: Christian Kargls abenteuerliche Transatlantikregatta.
Der Wrackjäger. Diplomat und Künstler und Fotograf Stefano Benazzo ist seit 40 Jahren dem Charme des Rosts verfallen.
Privilège Signature 580. Das neue Flaggschiff aus der Serie der hochseetauglichen Segelkatamarane – gebaut am Atlantik, gedacht für die Welt.
Ryck 280. Mit Ryck hat HanseYachts eine neue, sehr wandelbare Motorbootmarke auf den Markt gebracht. Die Top-Version des Außenborder-Weekenders im Test.
Norwegen. Mit OceanLife-Törns auf naturnaher Segelexpedition durch die Inselgruppe der Lofoten.
Im Land der Drachen. Weltumsegler Wolfgang Hausner auf Landgang in Komodo, dem besonders abenteuerlich geführten Jurassic Park Indonesiens.
Unterwasserwelt in der Nordadria. Der schleichende Niedergang eines einst so reichen Ökosystems.
YACHTING, REISEN UND MEER
1/2022 Jänner/Februar
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WINTER FEST
Wassersport zur kalten Jahreszeit? Auch das bringt der Klimawandel mit sich,
sodass immer mehr Eigner ihre Yachten im Wasser belassen möchten. Worauf
zu achten ist, um auch BEI SCHNEE UND EIS auf der sicheren Seite zu sein.
BOOT
Showtime in
Düsseldorf
Was uns 2022 auf
der Messe erwartet.
RYCK 280
Die Neue aus
Greifswald
Das erste Modell der
Motoryacht im Test.
PRIVILÈGE 580
Vom Atlantik
für jede See
So werden High-End-
Katamarane gebaut.
Mit News der österreichischen
Verbände YCA und MSVÖ
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Editorial
Zum Wohl!
2021, was für ein Jahr, so wenig wie in der vergangenen Saison war ich schon lange nicht mehr unter wegs.
Umso prägender waren die Einsichten, die ich im Zuge meiner Vor-Ort-Recherchen gemacht habe. Die
wichtigste: Vorurteile sind schneller da, als man sich selbst eingestehen will.
Im Rahmen einer Weinverkostung
verschlug es mich diesen
Sommer auf ein Weingut im
Norden Istriens. Mein Interesse an
kroatischen Weinen hatte sich aber
schon vor gut 20 Jahren sozusagen
verflüchtigt, die Vorfreude auf den
mir unbekannten Winzer hielt sich
also in Grenzen. Wie konnte mir
das geschehen, wo ich doch weiß,
dass Grenzen im Kopf absolut fehl
am Platz sind?! Der Malvazija 2018
war jedenfalls meine beste Weinentdeckung
der letzten Jahre.
Wechsel nach Deutschland.
Ich bin im November zur Media-
Präsentation der boot 2022 nach
Düsseldorf einge laden. Kurz davor
ist die 2G-Regel in Österreich in
Kraft getreten und in Anbetracht
der Umstände vor einem Jahr – da
wurde die boot 2021 offiziell abgesagt
– bin ich wenig zuversichtlich.
Beim gemeinsamen Abendessen
erzählt mir Direktor Petros
Michelidakis dann mit einer ganz
persönlichen Begeisterung von den
vielen Neuigkeiten und vom Einsatz
aller Beteiligten für die Vorbereitung
der Hallen für die Messe,
die mich völlig überrascht. Soll die
boot 2022 vielleicht doch sein?
Kurz vor Redaktionsschluss
dieser Ausgabe erreicht mich die
Nachricht, dass die für den Wassersport
international so bedeutende
Messe zu Jahresbeginn nun auch
auf höchster politischer Ebene abgesegnet
sei und unter Einhaltung
strenger Hygienemaßnahmen und
der 2G-Pflicht im Jänner über die
Bühne gehen wird. Und wieder
habe ich mich, obwohl ewiger
Optimist, in das Worst-Case
Szenario ziehen lassen …
Anfang Dezember in Österreich.
Vor ein paar Tagen sind wieder
(rund 40.000) Demonstranten
durch Wien gezogen, um ihren
Unmut über den Lockdown und
die Impfpflicht kundzutun. Vor
ein paar Wochen noch wäre mein
Verständnis dafür „überschaubar“
gewesen. Hätte ich da nicht eine
persönliche E-Mail erhalten, in
der mir eine Leserin und bekennende
Impfgegnerin in bewegenden
Worten ihre Bedenken und
Ängste geschildert hat.
Erneut ärgerte ich mich über
mich selbst. Leben wir nicht in
einer Demokratie, in der jeder
eine eigene Meinung haben darf?
Gewalt hat natürlich keinen Platz,
Radikalisierung schon gar nicht.
Aber zum offenen Dialog sollten
wir alle bereit sein – zum Wohl
der Gesellschaft.
Tahsin Özen
redaktion@ocean7.at
„ Die niemals ihre Meinung zurücknehmen,
lieben sie mehr als die Wahrheit.“
Blaise Pascal (1623–1662), Begründer der Wahrscheinlichkeitsrechnung
November 2021: Media-Präsentation der boot 2022 in Düsseldorf.
FOTO: ESZTER KONDOR
1/2022 3
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1/2022 5
Inhalt 1/2022
AM NORDRAND EUROPAS. Mit OceanLife-Törns auf der 18Inselgruppe der Lofoten: Ein norwegisches Natur- und Segelerlebnis.
FOTOS: CLEMENS STECHER, STEFANO BENAZZO, SHUTTERSTOCK
24
DIE FARBE ROSTROT hat es dem italienischen Fotografen Stefano Benazzo angetan.
Seine Suche nach Wracks, die man nicht vergessen sollte, führte ihn um die ganze Welt.
30
WELTUMSEGLER Wolfgang Hausner mit Tochter Vaitea auf der Insel Komodo –
dem besonders abenteuerlich geführten Jurassic Park Indonesiens.
Mit News der österreichischen
Verbände YCA und MSVÖ
FOTO: SHUTTERSTOCK
Rubrik
8 SCHAUFENSTER
Aug in Aug mit großen Haien.
53 IMPRESSUM
Kolumnen
12 BOBBY SCHENK
Halse oder Wende? Entscheidungshilfe
aus der Langfahrtpraxis.
16 OCEAN WOMAN
Edith und Karl aus Tirol: Er liebt das
Segeln, sie die Buchten.
29 ALLES WAS RECHT IST
Nur Diebstahl oder mehr? Was geschah
mit der Charteryacht Jess?
52 GOTTFRIED RIESER
Machen Handys den Seefunk überflüssig?
Ein Plädoyer für die Sprechtaste.
82 SAILING POETRY
Gilgamesch und Odysseus wollen nach
Hause. Umwege sind unvermeidbar.
Reisen
18 NORWEGEN/LOFOTEN
Mit Ocean Life-Törns auf Segel-
Expedition im wilden Norden.
30 INDONESIEN/NUSA TENGGARA
Weltumsegler Wolfgang Hausner
auf der Insel der giftigen Drachen.
Features
24 WRACK-FOTOGRAFIE
Diplomat und Künstler Stefano Benazzo
ist seit 40 Jahren dem Charme des Rosts
verfallen.
36 UNTERWASSERWELT DER
NORDADRIA
Der schleichende Niedergang eines
einst so reichen Ökosystems.
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42 BOOT DÜSSELDORF 2022
Interview mit Messe-Direktor
Petros Michelidakis.
48 ÜBERWINTERN IM WASSER
Tipps für jene Boote, die die kalten
Monate am Steg verbringen sollen.
Yachten
10 BEST OF BOATS AWARD
Zwei von sechs Gewinnerbooten
kommen aus Österreich.
54 PRIVILÈGE SIGNATURE 580
Das neue Flaggschiff aus der Serie
der hochseetauglichen Katamarane.
60 RYCK 280
Das erste Modell der neuen Motorbootmarke
von HanseYachts im Test.
Sport
66 MINI TRANSAT 2021
Unwetter, Stromausfall, Sprachbarrieren:
Christian Kargls
abenteuerliche Transatlantikregatta.
68 ALPE ADRIA SAILING WEEK
Überraschung beim großen Treffen:
Nach zwei Wettfahrten kam die
Schwarze Bora, und die Yachten
mussten weg.
72 ALPE ADRIA CHALLENGE
Die erste Ausgabe der Freundschafts
regatta des YCA mit dem OSYC.
74 GERMAN OPEN
Der Sieg österreichischer Revoluzzer
bei den deutschen Jollenkreuzer
Meisterschaften auf dem Bodensee.
Im Verband
76 YACHT CLUB AUSTRIA
80 MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS
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sodass immer mehr Eigner ihre Yachten im Wasser belassen möchten. Worauf
zu achten ist, um auch BEI SCHNEE UND EIS auf der sicheren Seite zu sein.
BOOT
Showtime in
Düsseldorf
Was uns 2022 auf
der Messe erwartet.
RYCK 280
Die Neue aus
Greifswald
Das erste Modell der
Motoryacht im Test.
PRIVILÈGE 580
Vom Atlantik
für jede See
So werden High-End-
Katamarane gebaut.
Cover: Yacht im Winter
in nördlichen Gefilden.
Tausend Gründe,
ein ParTner
Schaufenster
Hai
8 1/2022
käfigfrei
Text TAHSIN ÖZEN
Ralf Kiefner taucht seit 1975
und arbeitet seit Anfang der
1990er-Jahre erfolgreich als
Autor sowie als Tier- und Unterwasserfotograf,
Unterwasserkameramann
und Produzent. Seine Hai-
Doku „Beyond Fear“ über Interaktionen
mit großen Weißen Haien
ohne Käfig wurde weltweit bei
National Geographic ausgestrahlt.
In seinem neuen Buch „Haie
haben keine Hände“ erzählt er von
seinen einzigartigen Erlebnissen
mit diesen beeindruckenden Meeresräubern
und zeigt dazu fantastische
Fotos aus mehr als 25 Jahren
Taucherfahrung mit Haien. „Wir
versuchen, das natürliche Verhalten
der Tiere bei unserer Arbeit so
wenig wie möglich zu beeinflussen.
Dabei ist es uns wichtig, darauf hinzuweisen,
dass diese engen Interaktionen
und Berührungen mit
den Haien nur möglich waren, weil
die Tiere es uns gestattet haben!“,
so der Autor.
Haie haben keine Hände – spannende
Erlebnisse mit Haien. 176 Seiten
mit 150 Farbabbildungen, Verlag
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2022. Die Gewinner werden per E-Mail verständigt.
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ist ausgeschlossen.
1/2022 9
Best of Boats Award 2021
Stille
Sieger
Mit
dem internationalen Best of Boats Award werden
die sechs besten Motor boote ausgezeichnet. Zwei davon
stammen 2021 aus heimischen Werften: Der solarelektrische
Silent 60 gewann in der Kategorie „Best for
Travel“, und die elektrische Frauscher TimeSquare 20
holte sich den „Best for Future Award“.
Text BERND HOFSTÄTTER
Mit einer Jury aus 16 Fachjournalisten
aus Europa, Russland
und den USA und rund
250 durchgeführten Bootstests ist der
Best of Boats Award einer der wichtigsten
Branchen-Events und, nach
Zahl der beteiligten Länder und Juroren,
die weltgrößte Auszeichnung für
Motorboote. Verliehen wurden die
Preise 2021 am 11. November auf
der Boot & Fun Berlin, dieses Mal –
nach der Solo-Online-Show 2020 –
wieder mit Publikum im Rahmen
eines Gala-Abends.
Unter den sechs Gewinnern, die
zur Preisverleihung auf die Bühne gebeten
wurden, waren zwei österreichische
Werften: Silent Yachts mit
Sitz in Kärnten am Wörthersee und
Frauscher Boote mit Sitz im oberösterreichischen
Ohlsdorf am Traunsee.
LEISE IST TRUMPF
Mit der Silent 60 setzte sich in der
Kategorie Best for Travel eine
Yacht durch, deren ältere Schwester –
die Silent 55 – sich 2019 den Titel
holen konnte. Der solar-elektrische
Katamaran bietet deutlich mehr
Platz und Leistung als das Vorgän
germodell. 42 Solarzellen sorgen
für 17 kWp, die Bat te rie kapazität
beträgt 286 kWh, Top-Speed bis
20 Knoten, und zwar dank des
umweltfreundlichen Antriebs
auf superleise Art.
INNOVATIV ZUM TITEL
Ebenfalls auf das elektrische Mo
torkonzept und erstmals auf zwei
Rümpfe setzte Boote Frauscher
mit der TimeSquare 20, die den
Best for Future Award gewann.
Der erst zum zweiten Mal verge bene
Sonderpreis wird an Motorboote
verliehen, die innovative Technolo
gien und neue Konzepte mit dem
Gedanken der Nachhaltigkeit zu
sammenbringen.
Und genau das macht die Frauscher
Time Square 20: Sie will das
Elektrobootfahren neu definieren,
indem sie Naturgenuss, Ruhe, Ge
selligkeit und Rücksichtnahme in
bisher nicht dagewesener Weise
vereint.
DIE VIER WEITEREN
SIEGERBOOTE
In der Kategorie Best for Beginners
holte sich die Axopar 22 Spyder
den Titel. Mit dem neuen Modell
rundet die finnische Werft ihre Flotte
nach unten ab. Auch die 22 hat den
charakteristischenAxopar-Stufenrumpf,
der von einem 115-PS-
Mercury-Außenbordmotor angetrieben
wird.
In der Kategorie Best for
Fishing setzte sich mit der Quicksilver
705 Pilothouse die neue, größere
Version des mit dem Best of
Boats Award 2020 ausgezeichneten
Pilothouse-Boots von Quicksilver
durch. Die Wahl war eine Bestätigung
des Trends zu multi funk tio
nalen Booten – die 705 kann sowohl
zum Angeln auf See genutzt
werden als auch als kleines Familienboot
für gemütliche Wochen end
ausflüge.
Die Marex 330 Scandinavia überzeugte
die internationale Jury in
der Kategorie Best for Family.
Das neue Modell der norwegischen
Werft ist eine familienfreundlich
weiterentwickelte Kombina tion aus
der Marex 375 und dem BoB-Sieger
Marex 360 CC, jedoch auf einem
33-Fuß-Rumpf.
Marex stattet den Salonbereich
und das Achterdeck mit einem großen
Verdeck aus. Je nach vorherr
„ Der erst zum zweiten Mal vergebene Sonderpreis
wird an Motorboote verliehen, die innovative
Technologien und neue Konzepte mit dem
Gedanken der Nachhaltigkeit zusammenbringen.“
10 1/2022
Neu
2022
Cruise
Außenborder
Best of Boats Award 2021 – Preisverleihung
am 11. November auf der Boot & Fun Berlin.
CRUISE 3.0 T/R
CRUISE 6.0 T/R
CRUISE 12.0 R
Best for Travel: Silent 60.
Best for Future:
Frauscher TimeSquare 20.
Best for Beginners:
Axopar 22 Spyder.
6 PS
Äquivalent
25 PS
9,9 PS Äquivalent
Äquivalent
Cruise Pod
Antriebe
Best for Fishing:
Quicksilver 705 Pilothouse.
Best for Family:
Marex 330 Scandinavia.
Best for Fun:
Waterdream 52 California.
schender Wetterlage können die
Passagiere wählen, ob sie offen im
Cabrio oder geschützt im Salon
sitzen wollen.
Ein für nördliche Breiten Europas
nicht unbedeutendes Feature …
In der Kategorie Best for Fun
gewann die Waterdream 52 California
aus den Niederlanden.
Trotz ihrer fast 16 Meter Länge
und der großen Kabine im Vorschiff
ist die Yacht grundsätzlich
als Daycruiser konzipiert. Die
Rumpflinie ist klassisch, der zentral
gelegene Steuerstand garantiert
Fahrspaß auch bei Vollgas und das
Decks layout macht gute Laune an
Bord, sowohl bei Fahrt als auch
vor Anker.
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CRUISE 6.0 FP
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CRUISE 3.0 FP
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In den Wind gesprochen
Das Kreuz mit der Wende
Ich hab mich gewundert, warum die in dieser Kolumne zu erörternde Leserfrage nicht schon viel früher
gestellt worden ist, denn mit dem geschilderten Problem war jeder Hochseesegler schon konfrontiert.
Erlauben Sie mir, etwas zu
fragen, das normalerweise
nie gesprochen wird, das aber
beim Segeln von grundlegender
Bedeutung ist. Bei frischem Wind
ist es immer Zeit zu reffen. Theoretisch
ist alles einfach, tatsächlich
ändern sich die Dinge, wenn man
in rauer See segelt. Es scheint mir
ziemlich gefährlich, den Bug in den
Wind zu legen (wenn überhaupt
möglich). Meine Frage: Wie wird
das gemacht?“
Gleich vorweg: Meine Antwort
hierzu gilt vor allem den Langfahrtseglern,
definitiv nicht den Jollenseglern
und erst recht nicht den
Regattierern, wo jeder Meter Luv-
Gewinn zählt. In meinen Blauwasserseminaren
habe ich meinen sachkundigen
Zuhörern zum obigen
Foto links, das irgendwo in der
Arafura-See auf meinem Katamaran
aufgenommen wurde, oft folgende
Frage gestellt: Wie schätzen Sie die
Windstärke nach Beaufort ein, die
auf diesem Foto geherrscht hat?
Die meisten Schätzungen liefen auf
drei Windstärken hinaus. Anschließend
zeigte ich dem Publikum mit
der gleichen Frage das Foto oben
rechts – die Antworten pendelten
sich bei fünf bis sechs Beaufort ein.
Beide Fotos aber wurden im Abstand
von ein paar Sekunden gemacht –
einmal die Kamera nach vorne, und
dann nach achtern gehalten. Beide
Fotos erklären vieles und spielen
nachfolgend eine wichtige Rolle.
Fangen wir ganz von vorne an:
Wenden heißt mit dem Bug in den
Wind und dann mit der Restfahrt
auf den anderen Bug fahren. Halsen
ist genau das Gegenteil: Auf einem
Kurs vor dem Wind – oder nahezu
vor dem Wind – wird das Ruder
so gelegt, dass das Heck der Yacht
Zwei Fotos, aber nur eine Momentaufnahme innerhalb weniger Sekunden aus zwei unterschiedlichen Perspektiven.
BOBBY SCHENK
ist Weltumsegler,
Navigations-Experte
und Buchautor.
kolumne@ocean7.at
durch den Wind geht, also der
Wind auf dem neuen Bug nunmehr
von der anderen Bugseite in das
Großsegel bläst. Klar, das lernt man
schon in den ersten Sekunden jedes
Segel-, also auch Jollenkurses.
HALSE = GEFAHR?
Leider lernt der Segeleleve in der
Jolle aber auch, dass eine Wende
ungefährlich ist, nicht aber eine
Halse. Man wird es zwar nicht so
bezeichnen, aber im Hintergrund
schwingt „Halse = gefährlich“ im
gesamten Unterricht mit; z. B. bei
dem (richtigen) Hinweis, dass eine
Halse, wo also der achterliche Wind
plötzlich auf die andere Seite des
Großsegels einfällt, das Schifferl
zum Kentern bringen kann. Richtig
für den Anfänger in einer Jolle!
Falsch für den Dickschiff-Segler,
denn eine Einrumpf-Yacht sollte
unfähig sein zu kentern! Schon
deshalb bin ich kein Freund von
solchen Belehrungen. Nicht nur
können wir mit dem im Jollenkurs
gelehrten Anlegemanöver (Aufschießer)
nichts anfangen, weil
Sachschäden am Dickschiff und
Steg geradezu vorprogrammiert
wären. Gleiches gilt auch für die
Warnung vor der Halse.
Die Mär von der „gefährlichen
Halse“ setzt sich im Seglerleben oft
noch lange Zeit fort. Dabei ist die
richtige Ausführung einer Halse
auf dem offenen Meer – erfahrene
Fahrtensegler wissen das – bei weitem
nicht so gefährlich wie eine
Wende. Schon allein wegen der
maßgeblichen Windstärke. Ein einfaches
Rechenbeispiel zeigt das:
Nehmen wir an, eine Yacht segelt
am Wind, also fast gegenan, mit der
rechenüblichen Schiffsgeschwindigkeit
von 6 kn. Auf der Yacht zeigt
der Windmesser (zum Beispiel der
Verklicker, aber auch der Handwindmesser)
eine Windgeschwindigkeit
von ca 25 kn an. Da die
Yacht fast gegenan läuft, dürfte der
tatsächliche, oder auch der „wahre
Wind“, so um die 19 kn betragen,
denn die Schiffsgeschwindigkeit ist
ja allein für 6 kn Gegenwind gut.
Wir segeln sozusagen in den Wind
hinein.
Umgekehrter Fall: Wir laufen bei
gleichem Wind, der nunmehr von
achtern kommt, vor dem Wind ab.
Deshalb sind die 6 kn Fahrtwind
vom achterlichen (wahren) Wind
abzuziehen, sodass auf dem Schiff
nur mehr ein Wind von 13 kn zu
spüren ist, denn 6 kn „Luftzug“
bekommen wir von der Fahrt
durchs Wasser. Wir kennen das
auch aus der Tatsache, dass Segelschiffe
platt vor dem Laken niemals
schneller als der Wind segeln können
– auch nicht die schnellsten
Katamarane!
Sie ahnen schon, worauf ich hinauswill?
Gewissheit gebe ich Ihnen
gerne in der nächsten Ausgabe.
12 1/2022
Die Westen testen
PANORAMA
Tipps, Trends & Neuheiten
Automatikrettungswesten
sollten alle zwei Jahre
gewartet werden!
RETTUNGS-CHECK. Wo es um Sicherheit von
Menschenleben geht, ist die regelmäßige Inspektion
des entsprechenden Geräts unumgänglich.
Das gilt auch für Automatikrettungswesten,
die ja durch die lange Lagerung an Bord in
salzhaltig feuchtem Klima und mechanische
Belastungen beim Tragen besonders beansprucht
werden. Normalerweise ist ein Wartungsintervall
von jeweils zwei Jahren ab Kauf
empfohlen, wobei die Inspektion entweder
beim jeweiligen Hersteller oder bei autorisierten
Wartungsstationen vorgenommen wird.
Beim Bisamberger Zubehör-Spezialisten Maritimo
umfasst die Kon trolle die Überprüfung
des Schwimmkörpers auf Luftundurchlässigkeit,
einen 24-Std.- Drucktest, eine Funktionskontrolle
des vollautomatischen Aufblassystems
sowie eine Sichtkontrolle der Nahtverbindungen.
Nach erfolgreicher Wartung wird für
die Weste eine aktuelle Serviceplakette sowie
ein Wartungsprotokoll ausgestellt.
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1a App
SUCHEN UND BUCHEN. Der deutsche
Charter-Vermittler 1a Yachtcharter setzt
wie viele Mitbewerber jetzt auch auf eine
eigene App, die im Apple App Store und
bei Google Play verfügbar ist. Mit nur wenigen
Klicks können Charterinteressierte
über verschiedenste Filterfunktionen in
Frage kommende Yachten ermitteln, Favoriten
in der Merkliste speichern, diese mit
der Crew teilen und eine unverbindliche
Buchungsanfrage stellen. Auswählen
kann man aus rund 10.000 Yachten in
250 Stützpunkten in über 40 Ländern.
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PANORAMA
Tipps, Trends & Neuheiten
Dreifuß
FLAGSCHIFF. Die Astus 22.5, das
neue Flaggschiff der Trimaranfamilie
aus Frankreich, wird nun mit einem
Jahr Corona-Verspätung produziert.
Österreich-Importeur Multihull
Sailing hat sich zur Präsentation
auf der Austrian Boat Show in Tulln
für Anfang März schon ein Vorführboot
sowie einige Produktionsslots
für das Frühjahr 2022 reservieren
können. Nach den Bootsmessen in
Paris, Düsseldorf und Tulln wird sich
die Lieferzeit allerdings drastisch
verlängern.
Der Astus 22.5 kann wahlweise
mit oder ohne Foilschwerter geliefert
werden. Der 6,95 Meter lange und
4,90 Meter breite Mehrrümpfer ist
leicht trailerbar und durch seine
große Kajüte mit vier Betten sowie
modularen Küchenelementen auch
zum Wandersegeln geeignet. Preis
inkl. 20 % USt. ab 49.800 Euro.
è www.multihull-sailing.net
Neues Oberhaupt
der Astus Trimarane.
Der Bilge-Sensor
von sense4boat.
Fernmeldetechnik
BOOTSÜBERWACHUNG. In der Marina Punat
auf Krk gehört die Überwachung von liegenden
Booten mittels Sensoren von sense4boat
bereits zum Standard. Die vom Bordnetz autarken
Sensoren kontrollieren Batterie, Bilge
und Temperatur. Wenn einer der eingestellten
Schwellenwerte über- oder unterschritten
wird, schlägt eine kostenlose App via SMS,
Telefon und E-Mail Alarm. Bestellt werden
kann das System – funktioniert weltweit ohne
Roaming – für Marinas und Yachtservicefirmen
direkt über den Importeur (sense4boat@
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BRANCHEN-REGATTA. Wer
noch nie etwas vom ISZ CUP
gehört hat, ist wahrscheinlich
kein Installateur. Seit 23 Jahren
organisiert das Installateur
Service Zentrum – eine Gruppe
von Fachmärkten für konzessionierte
Handwerker – alle
zwei Jahre die Regatta. Waren
beim ersten Cup 35 Schiffe am
Start, so nahmen bei den heurigen
Wettfahrten, die vom 25.
bis 29. September in Pula stattfanden,
68 Yachten teil! Organisiert
werden die Schiffe seit
Bestehen des Cups vom Tiroler
Yachtcharter-Spezialisten
Trend Travel & Yachting,
der mit dieser Ausgabe der
Regatta alle Register zog, da
sie wegen Corona dreimal umgebucht
werden musste. Einen
Sieger gab es heuer natürlich
auch wieder: Das Team ISZ
Strasshof gewann die Allgemeinklasse
sowie die Gesamtwertung
– und das sogar
bei seiner Cup-Premiere.
è www.isz-markt.at
è www.trend-travel-yachting.com
Geprüftes Segel-
Handwerk in Pula.
Mehr
Plastik
müll durch
Corona
Stolz auf Holz
Laut einer von einem Team
von Wissenschaftlern aus
China im Fachmagazin PNAS
veröffent lichen Studie haben
Masken, Schutzausrüstungen
und andere Abfälle der Covid-
19-Pandemie zu 8,4 Millionen
Tonnen zusätz lichem Plastikmüll
geführt. Zum Vergleich:
Laut dem Umweltprogramm
der Vereinten Nationen (UNEP)
ALTERNATIVYACHT. Zattera, italienisch für
Floß, ist der Name eines sympathischen Projekts,
das derzeit in der Werft Castagnola in
Lavagna realisiert wird. Am Konzept haben
u. a. Stararchitekt Renzo Piano und das Nauta
Studio mit gearbeitet. Rumpf und Aufbauten
der bewusst schlicht gehaltenen, 24 Meter langen
3-Kabinen-Yacht sind aus Holz gefertigt,
das hybride Antriebssystem (Dieselgeneratoren
und zwei 135 kW starke E-Motoren)
stammt von Siemens. Die Yacht wird außerdem
mit Solarpaneelen ausgestattet, die den
Energieverbrauch weiter senken.
è www.castagnolayacht.it
Renzos Floß.
produziert die Menschheit insgesamt
rund 300 Millionen
Tonnen Kunststoffabfälle im
Jahr. Vom von der Pandemie
verursachten Plastikmüll sol-
Schlauer strömen
len mindestens 25.000 Tonnen
von Flüssen in die Ozeane gespült
worden sein. Fast 90
Prozent das Corona-Abfalls
entstand dabei in Krankenhäusern,
insbesondere in
asiatischen Ländern.
è www.pnas.org
YACHTSCHRAUBEN. Die in Mailand ansässige
Propeller-Schmiede Ewol hat sich auf für Segelyachten
konzipierte Drehflügelpropeller spezialisiert.
Neueste Entwicklung sind die Sword-
Blätter, deren Sichelform die Schraube leiser
und effizienter laufen lässt. Bei den aus Edelstahllegierungen
gefertigten Drehflügelmodellen
stellt sich der Propeller unter Segeln automatisch
so ein, dass er kaum Wider
stand erzeugt. Während der Motorfahrt
klappen die Blätter in die Höhe
und sorgen für bessere Fahrt. Erhältlich
sind die Ewol-Propeller z. B.
im Onlineshop von Sailtec ab
2.142 Euro.
è www.ewoltech.com
Drehflügelpropeller,
made in Mailand.
Ocean Woman
A guats Weiberleut –
Segeln auf Tirolerisch
Unsere Tiroler lernten wir kurz vor unserer Weltumsegelung kennen. Ijemanja, ihr Wharram-
Katamaran stand wenige Schiffe entfernt von uns auf dem Trockendock der Werft Marina
Stella. Karli, begeisterter Segler seit jeher, rief ein fröhliches „Griaß enk“ von Schiff zu Schiff.
Edith strahlte uns an und lud ohne Umschweife zu Kaffee und Kuchen ein.
FOTO: STEFAN HARING
ALEXANDRA SCHÖLER
ist Weltumseglerin,
Sängerin, Regisseurin,
Buchautorin und seit
2010 Ocean Woman.
kolumne@ocean7.at
Man muss dazusagen, das
Leben in einer Werft ist
hart, staubig, anstrengend
und die Vorbereitungen für eine
Weltumsegelung machen es auch
nicht gerade leichter.
Auf ein Schiff eingeladen zu werden
unter diesen Umständen ist
wirklich selten. Denn niemand
macht das – außer unsere Tiroler.
Wir klopften uns den Staub aus
der Kleidern, wuschen Gesicht und
Hände und kraxelten eine Stunde
später die Leiter rauf ins Cockpit
des Katamarans. Und staunten.
Der Cockpit-Tisch war mit weißem
Tischtuch und blauen Servietten
gedeckt. Blaue Porzellantassen
standen neben weißen Kuchentellern.
Edith stieg gerade aus dem
Niedergang hoch mit einem Tablett
voller köstlicher Nussschnecken.
„Ich hab ein bissl was da gehabt
und schnell was gezaubert!“
Genau so hatte sie auch Karli
verzaubert, denke ich, als die beiden
sich im Teenageralter kennenlernten.
Seine Bemerkung, dass
jemand, der so hübsch ist, sicher
kein Schnitzel backen kann, ließ
Edith nicht auf sich sitzen – und
so ging die Liebe wirklich durch
den Magen.
Edith andererseits wunderte
sich damals in der Werft ziemlich
über mich – wie sie kürzlich zugab.
Diese Seglerin, die tatsächlich
enthusiastisch davon sprach, bald
um die Welt zu segeln. „Ich wusste
nicht, ob ich dich bewundern oder
bedauern soll!“ Für Edith muss
jemand, der so leben will, „durchbeißen“
können, denn das Schönste
am Segeln für sie ist nach all den
Jahren „... das Ankommen!“ Sie
mag Gewitter nicht und dunkle
unruhige Nächte vor Anker, zu viel
Wind und Welle. Dennoch, an der
Seite von Karli war sie all die Jahre
und bis heute dabei. Karli segelt
die langen Strecken mit Freunden.
Entdeckt Griechenland und Albanien
und liebt sein Seebär-Dasein.
Edith kommt nach zum „Buchteln“.
DIE PERFEKTE SEEFRAU
Denn jeder Segeltag ist ein verlorener
Buchttag! Aber sie kann dem
Ganzen auch viele gute Seiten abgewinnen.
„Was ist schöner als ein
Abendessen bei Sonnenuntergang
vor Anker? So einen Luxusurlaub
muss man erst einmal haben – es
wird nie langweilig! Und dann die
Leute, die man trifft, das „Zammhocken“.
Da kommt kein Hotelurlaub
ran – auch wenn es dafür
Stress mit dem Wetter gibt!“
Ich finde, die Tiroler sind wie
viele Fahrtensegler, die wir auf unserer
Reise getroffen haben. Leutselig,
begeisterungsfähig, neugierig,
lustig und unglaublich positiv!
„Das würde dir dann also doch
ge fallen!“, sag ich der Edith. Sie
lacht und schlägt vor, zu dieser besonders
guten Bäckerei in Muzzana
zu fahren, nachdem wir am Markt
in Palazzolo Kaffee getrunken und
Einkäufe erledigt haben. Für mich
ist Edith eine perfekte Seefrau.
Dafür braucht man nicht die Welt
zu umsegeln. Stracchino-Käse mit
Roastbeef und Limette auf Pane
di Grano Duro anzurichten und
die Fähigkeit, überall sein Glück
zu finden, das ist, was man braucht
zum Segeln, egal wie viele Seemeilen
man auf dem Buckel hat.
FOTO: SHUTTERSTOCK
Edith in ihrem Reich auf
einem Wharram-Katamaran
mit Tiroler Spirit und italienisch
angehauchter Küche.
Pane di grano duro mit Stracchino-Käse,
Roastbeef und Limette
Zutaten: Stracchino (italienischer Frischkäse), Roastbeef
(dünn in Scheiben geschnitten), Rucola, Zwiebel in Scheiben,
Limette.
Zubereitung: Das Hartweizenbrot in Scheiben schneiden.
Jede Scheibe mit Stracchino bestreichen, Zwiebelscheiben
darauf verteilen. Rucola und eine Scheibe Roastbeef drauf.
Mit Limettensaft besprenkeln, mit Pfeffer verfeinern.
Buon appetito!
16 1/2022
GlobeSailor kauft Coolsailing
REVIER
Tipps, Trends & Neuheiten
Auf der Bootsmesse Nautic 2021 in Paris gab die weltweit aktive Online-Charteragentur
GlobeSailor offiziell die Übernahme des Mitbewerbers Coolsailing bekannt.
FRANKREICH. Coolsailing – wie
GlobeSailor mit Firmensitz in Paris –
ist seit über 20 Jahren auf dem Markt
etabliert und auf die Vermietung von
Segelbooten und Katamaranen mit
oder ohne Skipper in rund 80 Reisezielen
spezialisiert. Zudem wurden
spezielle Angebote für Firmenseminare
und Wassersportveranstaltungen
im gesamten Mittelmeerraum
entwickelt. 2014 wurde Coolsailing
von der Skiset-Gruppe gekauft, aktuell
ist die Agentur mit über 4.000
Kunden und einem Umsatz von über
zwei Millionen Euro pro Jahr ein beachtlicher
Player auf dem Markt.
Die Skiset-Gruppe will sich nach
der Pandemie wieder auf ihr Kerngeschäft
konzentrieren und trennte sich
daher von Coolsailing, wobei man
den Verkauf an GlobeSailor als beste
Option für das Unternehmen und
die Mitarbeiter bewertete.
GlobeSailor hat sich innerhalb der
letzten zehn Jahre zu einer der führenden
Agenturen in der Bootsvermietung
entwickelt und ist auf Yachtcharter
und Kreuzfahrten mit und
ohne Skipper in mehr als 180 Destinationen
spezialisiert. Mit dieser
Übernahme will das Unternehmen
seinen erfolgreichen Expansionskurs
fortsetzen.
„Trotz oder gerade wegen der
Pandemie stellt die Freizeitschifffahrt
ein attraktives Urlaubsangebot dar –
insbesondere für einen neuen Kundenstamm,
der eine alternative Urlaubsart
ausprobieren möchte“, sagt
Olivier Albahary, Gründer von
GlobeSailor. „Die Leistungen von
Coolsailing und seinem Team aus
Experten, die alle über viele Jahre
Erfahrung in der Branche verfügen,
haben uns von der Qualität der
Agentur und vom Mehrwert dieser
Übernahme überzeugt.“
è www.coolsailing.com
è www.globesailor.de
Coolsailing
gehört ab 2022
zu GlobeSailor.
Marina Punat
AUSGEZEICHNET. Zwei Mal in
den letzten fünf Jahren wurde die
Marina Punat auf der Insel Krk
mit dem Goldenen Anker der
Jutarnji-Liste als „beste kroatische
Marina“ geadelt, 2021 folgte ebenfalls
zum zweiten Mal die Auszeichnung
als „Mein Lieblingshafen“.
Für diese Auszeichnung
besucht die Jury etwa 30 Yachthäfen
und Ankerplätze und befragt
über 1.000 Segler vor Ort. Der
Weg zum Erfolg führt über die
Kombination der Bewertungen der
Fachjury mit den Bewertungen der
befragten Segler – so werden Sieger
gekürt!
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Stimmen der Jury,
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Norwegen
Im wilden
Norden
Von entspannten Pottwalen, prächtigen Seeadlern,
sagenhaften Wasserwirbeln und hellen Sommernächten:
mit OceanLife-Törns auf Segel-Expedition durch die
Inselgruppe der Lofoten.
Text WERNER CONRADY | Fotos CLEMENS STECHER
Hey … da, da … auf 2 Uhr!
Seht ihr, was ist das?
Kann das ein Wal sein?“
Wie auf Kommando
schwenken sechs Ferngläser nach
Osten. Und, tatsächlich: Jetzt ist es
ganz klar. Wasser spritzt auf, schon
von weitem ist der weiße Gischtpilz
zu erkennen. Was wir sehen, nennt
sich Blas. Also die nach dem
Tauchvorgang ausgeatmete Atemluft
eines Pottwals, der jetzt seine
mehrere Meter breite Schwanzflosse
senkrecht in die Höhe stellt,
um sie Sekunden später auf die
Wasseroberfläche knallen zu lassen.
Wir schreiben den 3. August
2021 und befinden uns auf einem
OceanLife-Törn rund um die Lofoten
in Norwegen auf 67 ° nördlicher
Breite. Unser Schiff ist die stabile,
komfortable und für hohe Breiten
aus Aluminium gebaute Expeditionsyacht
Polaris, eine Garcia 52.
OceanLife, das sind Clemens
Stecher und seine Frau Barbara
Wirleitner, beide Profisegler und
18 1/2022
ausgebildete Biologen aus Österreich,
die Segeltörns in naturbelassenen
Revieren mit expeditionsähnlichem
Charakter anbieten.
Diese speziellen Törns sollen Mitsegler
nicht nur möglichst nahe an
die marine Fauna – Wale, Delfine,
Robben, Vögel – heranführen,
sondern auch das Wissen um
biologische Zusammenhänge
vertiefen.
Neben Biologie gibt es während
des einwöchigen Törns aber auch
ein zweites Unterrichtsfach. Barbara
ist RYA Yachtmaster Offshore,
Clemens sogar Yachtmaster Instructor,
und beide teilen – wenn gewünscht
– ihre Erfahrung in Navigation,
Revier kunde, Schiffsführung
oder Gezeitenberechnung gerne mit
den Passagieren. Bevor wir auf den
Pottwal gestoßen sind, hat Clemens
zum Beispiel demonstriert, wie
fachgerechtes Ausbaumen mit dem
Spinnakerbaum so funktioniert,
dass zügiges Reffen jederzeit ohne
allzu große Mühe möglich ist.
Ein Ausflug am frühen
Morgen belohnt die
Wanderer mit einem
atemberaubenden
Ausblick über Reine.
1/2022 19
Norwegen
„ Was wir sehen, ist das Blas eines Pottwals, der jetzt
seine mehrere Meter breite Schwanz flosse senkrecht
in die Höhe stellt, um sie Sekunden später auf die
Wasseroberfläche knallen zu lassen.“
Nach der Fahrt über den
Westfjord tauchen die
Lofoten wie eine Wand
aus Stein aus dem
Nordatlantik auf.
Der Pottwal
zeigt seine Fluke.
Selbst die härtesten Felsformationen
werden von Eis
und Wasser rund geschliffen.
Als der Wal in Sicht kommt,
können wir mit dem neu gelernten
Manöver schnell Geschwindigkeit
aus der Polaris nehmen. Der Wal
lässt sich Zeit, kommt sogar näher
und erst etliche Minuten später
taucht er ins tiefe, kalte Dunkel des
Westfjords ab. Wohl auf der Suche
nach Kalmaren …
Mit guten Freunden in der
nordischen Einsamkeit.
Balsam für die Seele.
AUG IN AUG MIT DEM SEEADLER
Unser Ziel für heute sind die südwestlich
gelegenen Archipele der
Lofoten. Die Hauptinsel Røst ist
bekannt als Ausgangspunkt für
Vogelexkursionen zu den berühmten
Felsen von Vedøa. Kaum woanders
auf der Nordhalbkugel ist
die Vogelwelt in dermaßen großer
Dichte und Diversität zu beobachten,
erklärt uns Barbara.
20 1/2022
ÜBER
JAHRE
Die Gelegenheit ist gut: Navigatorisch
durchaus gefordert, kreuzen
wir durch die aus 365 Klein- und
Kleinstinseln bestehende Welt aus
Wasser, Fels, grünen Rasenmatten
und guanoweißen Vogelkolonien
mit Tausenden von Papageientauchern,
Krabbentauchern, Trottellummen
und vielen anderen nordischen
Arten.
Auf Vedøa schlägt dann die Stunde
der Birdwatcher. Ausgerüstet
mit bester Fernoptik werden selbst
feinste Details wahrgenommen.
Highlight ist die Entdeckung eines
Seeadler-Horstes inklusive prächtigem
Jungvogel. Die Ferngläser lassen
uns quasi in die Augen unseres
Wappentieres schauen. Jetzt werden
wir ruhig und etwas ehrfürchtig.
Deswegen sind wir hier: Um die
nordische, archaische Natur hautnah
zu erleben.
gende Mælstrøm. Wir segeln unter
Vollzeug daran vorbei, spüren die
unregelmäßigen Turbulenzen als
Kabbelsee bzw. unerwartete Ausschläge
der Rechtvoraus-Richtung
und genießen gleichzeitig die Aussicht
auf die Lofotenwand, die sich
pittoresk als mehrere hundert Meter
hohe Reihe von Fels zacken aus
dem Wasser des West fjordes erhebt.
Die Segelschläge zwischen den
Inseln gehören natürlich zu den
Highlights des Lofotentörns.
Clemens und Barbara sorgen aber
auch abseits der nautischen Aktivitäten
für Kurzweil. Besonders
in Erinnerung geblieben sind beispielsweise
eine Raderkundungstour
mit Ferngläsern zur Vogelbeobachtung.
Oder die Fahrt in
Reine mit dem Beiboot zu
Anitas Seafood-Res
Auf Røst im Nord -
westen der Lofoten,
bekannter Ausgangspunkt
für
Vogelexkursionen
zu den Felsen von
Vedøa.
TROMSØ
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SAGENHAFTER MÆLSTRØM
Die Route nach Reine führt uns am
nächsten Tag vorbei an Værøy und
vor allem am sagenumwo benen
Mælstrøm. Die Gezeiten pressen
das Wasser mit enormer Gewalt
zwischen den einzelnen Inseln hindurch,
sodass zum Teil gefährliche
Strudel entstehen.
Der bekannteste davon ist
eben der zwischen Moskenesøy
und Værøy lie
Lofoten
REINE
MÆLSTRØM
Værøy
Røst
Nordmeer
LEKNES
SVOLVÆR
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Norwegen
„ Die Gezeiten pressen das Wasser mit enormer Gewalt zwischen
den einzelnen Inseln hindurch, sodass zum Teil gefährliche
Strudel entstehen.“
taurant im ewig dauernden Sonnenuntergang,
um dort den weltbesten
Seafoodburger zu
verspeisen. Oder die morgendliche
Yoga-Einheit mit Skipperin Barbara
am Pier, umkreist von Möwen.
MYSTIK UND STILLE
Die zwei bezauberndsten Momente
Exportgut Stockfisch –
vor allem nach Italien,
Spanien und Afrika.
(nach der Walsichtung und Anitas
Seafoodburger) erleben wir nicht
an Bord der Polaris, sondern während
zweier Wanderungen auf den
Inseln.
Die eine führt uns auf etwa 500
Höhenmeter und gewährt uns
einen unvergesslichen Blick auf
den Sonnenaufgang, der um diese
Arkto-alpine Vegetation
knapp über Meereshöhe.
Zeit auf dieser nördlichen Breite
nach einer nie ganz dunklen, drei
Stunden dauernden Nacht um etwa
02:30 MESZ zu beobachten ist und
die Lofoten in märchenhaft-mystisches
Licht taucht. Die unzähligen
von den Gletschern nicht glattgeschliffenen
Inselgipfel ragen in
abenteuerlichsten Formen und
Spitzen in das Orange-Rot des
Morgen himmels.
Bei der anderen Wanderung gelangen
wir entlang der Küste und
einiger Hochmoore an einen weißen,
unberührten Strand voller
Muschelschalen und Korallen.
Ja, auch im Nordmeer gedeihen
Korallen. Selten zwar, aber doch.
Hier ist die Gegend weit und außer
dem Ruf der Möwen, der Brachvögel
und der Küstenseeschwalben
still. So still, dass man die in sich
selbst einkehrende Ruhe ganz bewusst
fühlen kann.
Mit der Polaris, einer Garcia 52,
auf OceanLife-Törn in Norwegen.
Vom Leben (in) der Natur
OceanLife-Törns ist sozusagen die Expeditionsabteilung der MCO-SailingAcademy, die
sich als österreichischer Anbieter der RYA-Segelausbildung mit Basis in Tirol (Theorie)
und im Solent (Praxis) angenommen hat. Mit einer Alu-Expeditionsyacht vom Typ Garcia
Exploration 52 segeln die beiden Yachtmaster Clemens Stecher und Barbara Wirleitner
mit bis zu sechs Passagieren in naturbelassenen und ursprünglichen Revieren, wie z. B. im
Atlantik westlich der Kanaren, aber auch in den Norden, in die Hebriden, nach Spitzbergen
oder eben in die Lofoten. Zielgruppen sind Naturliebhaber, Wissenschaftler, Fotografen
und natürlich Segelenthusiasten. Im Juni 2022 stehen die Hebriden auf dem Programm,
allerdings sind die Törns derzeit ausgebucht. Plätze gibt es hingegen noch für die drei
einwöchigen OceanLife-Törns durch die Lofoten im Juli und August 2022.
è www.mco-sailing.com
Der Sonnenuntergang zieht sich
über Stunden und taucht die Natur
in ein fantastisches Abendlicht.
22 1/2022
Bente in der Mitte
FAMILIENNACHWUCHS. Neues von
der Bente 28. Das Bindeglied zwischen
den aktuellen Modellen Bente
24 und 39 hätte ja ursprünglich schon
2020 Premiere feiern sollen, es folgten
allerdings die Fast-Insolvenz der
Werft und die Firmenübernahme
durch Ultramarin und anschließend
Corona – inzwischen wird ein Start
in der zweiten Jahreshälfte 2022 angepeilt.
Das neue Modell soll sich
zwischen großer und kleiner Schwester
platzieren, also den Wohnkomfort
der 39 haben, ohne auf das
schlicht-sportliche Format der 24
zu verzichten. Es wird eine feste
Nasszelle mit einem WC sowie ein
Druckwassersystem und eine Kochstelle
geben. Die Launch-Edition soll
segelfertig in der Grundausstattung
PANORAMA
Tipps, Trends & Neuheiten
rund 100.000 Euro inkl. USt. kosten.
Geplant sind zwei Motorvarianten:
die klassische Diesel-Einbaumaschine
oder alternativ eine elektrische
Version mit Pod-Antrieb.
è www.segelschule.at/vertrieb/bente-24/
Noch eine Zeichnung,
aber ab 2022 Realität:
die Bente 28.
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ONE – THE THING CUSTOMER. IN MIND
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– THE CUSTOMER.
– THE CUSTOMER.
Geisterschiffe
24 1/2022
Der
Seit 40 Jahren fotografiert Stefano Benazzo gestrandete Wracks
in den entlegensten Winkeln der Erde. Eine Möglichkeit, um
dafür zu sorgen, dass ihre Besatzungen nicht vergessen werden.
Text BRUNO CIANCI | Fotos STEFANO BENAZZO
Wrackjäger
La Famille Express, Turks- und
Caicosinseln, Aufnahme von 2018.
Geisterschiffe
„ Die Wracks bringen das
zum Vorschein, was in uns
reich, leidenschaftlich und
vielfältig ist …
Er fotografiert Wracks, damit
sie eine letzte Chance bekommen,
sich auszudrücken
– in Bildern, die
das Leben der Seeleute und ihre Erinnerungen
tragen.
„So bleiben ihre Träume lebendig
und existieren weiter (…). Indem ich
den Überresten von Schiffen meine
Aufmerksamkeit schenke, versuche
ich, sie wieder zum Leben zu erwecken
und diejenigen, die auf ihnen
ge segelt sind, wieder zurückzuholen.“
Mit diesen Worten beschreibt
Stefano Benazzo die Natur seiner
größten Leidenschaft, ein Hobby, das
1969 in Lateinamerika spontan geboren
wurde. In Chile und Peru, wo
sein Vater der italienische Botschafter
in Lima war, hatte Stefano die
Gelegenheit, die ersten Wracks am
Strand mit seiner ersten ana logen
Kamera, einer Nikon F, auf Film zu
verewigen.
1974, nachdem er sein Studium
abgeschlossen, seinen Wehrdienst
abgeleistet und zwei öffentliche
Wettbewerbe gewonnen hatte,
entschied sich Stefano Benazzo
für die diplomatische Laufbahn.
Ein Beruf, der sich nicht durch
viel Freizeit auszeichnet.
So kam es, dass Benazzo – zumindest
für eine Weile – den Zeitvertreib
aufgeben musste, der ihm in die
Wiege gelegt worden war, als er sich
zum ersten Mal jenen geheimnisvollen
und halb versunkenen Silhouetten
näherte, die von Seevögeln, Fischen
und den Seelen toter Seeleute
und Passagiere bewohnt wurden:
wirre Massen aus rostigem Eisen,
Guano und verrottendem Holz.
„Die Wracks bringen das zum
Vorschein, was in uns reich, leidenschaftlich
und vielfältig ist“, sagt
Stefano, „aber auch die Sedimentschichten,
die sich in unserem psychischen
Ozean abgelagert und verkrustet
haben. Eine Art zu sagen,
dass Leidenschaften, wenn sie geboren
werden, dies spontan tun; und
obwohl es kompliziert ist, sie auf
eine rationale Weise zu erklären,
verlassen sie uns im Laufe unseres
Lebens nie. Aus diesem Grund wurde
Benazzos Leidenschaft nicht geschmälert,
als er eine diploma tische
Karriere einschlug, sondern eher
„eingefroren“, während er auf bessere
Zeiten wartete.
In der Zwischenzeit konnte er
sich in den Nachtstunden (Stefano
Benazzo hat schon immer wenig ge
Kaikia, Chios
Island, Griechenland,
Aufnahme von 2018.
schlafen) zwei seiner anderen Leidenschaften
widmen: der Bildhauerei
und den maßstabgetreuen
Modellen von Schiffen, Autos und
architektonischen Konstruktionen.
ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT
Nach 2012, dem Jahr seines Ausscheidens
aus dem diplomatischen
Leben, das in den Positionen des italienischen
Botschafters in Minsk und
Sofia gipfelte, nahm Stefano Benazzo
an Dutzenden von persönlichen und
kollektiven Aus stellungen teil, bei
denen er eine Auswahl seiner Modelle
präsentierte. Am wichtigsten war,
dass Benazzo 2013 endlich wieder
zu seiner ersten Liebe zurückkehren
konnte: der Fotografie.
Wie alle Lieben hat sich auch Stefano
Benazzos Liebe zu gestrandeten
Wracks weiterentwickelt und zu etwas
Höherem und Tieferem erhoben.
Die einzigen Vorteile,
die das Alter mit sich bringt, sind
wahrscheinlich eine größere Menge
an freier Zeit, eine größere Weisheit
und ein größeres Bewusstsein für
das, was uns umgibt; und gerade
Letzteres hat Benazzo erlaubt, die
selben Themen aus einer anderen
Perspektive zu betrachten.
26 1/2022
YACHTCHARTER
UND KREUZFAHRTEN
Milagre da Vida, Fischerboot,
Peniche, Portugal, Aufnahme von 2016.
Unser Team ist
für Sie da!
„Mit dem Alter“, sagt Stefano,
„ist ein Bewusstsein für meine persönliche
Schuld gegenüber Seeleuten
aller Altersgruppen und Länder
gereift, und mein tiefer Respekt vor
ihnen. Da es unmöglich ist, Wracks
in Museen auszustellen, von sehr
seltenen Ausnahmen abgesehen,
beschloss ich, sie für künftige Generationen
weiter zu fotografieren.
Ein Ziel, das ich zum Zeitpunkt der
ersten Bilder, die in Lateinamerika
entstanden sind, nicht vor Augen
hatte: Denn wer denkt schon über
Themen wie Tod, Vermächtnis
oder Erinnerung nach, wenn er
erst zwanzig Jahre alt ist?“
KUNST UND WERKZEUGE
Mit seinen
Foto grafien gibt
Stefano Benazzo
Wracks ein
neues Leben.
DES HANDWERKS
Heute wie damals verwendet
Benazzo Materialien von Nikon.
Es handelt sich natürlich nicht mehr
um eine analoge Kamera, sondern
um ein Z7-Modell. „Ich besitze
auch eine alte Hasselblad, aber ich
ver meide es, eine zu empfindliche
Ausrüstung zu benutzen, weil ich
oft unter sehr schwierigen bis extremen
Wetter- und Seebedingungen
fotografieren muss. Manchmal
kommt es vor, dass ich die ausgewählten
Wracks nach langer Fahrt in
einem Schlauchboot oder auf anderen
Booten, oft in rauer See, erreiche.“
Das war der Fall auf der Reise, die
ihn in Begleitung des französischen
Seglers Jérôme Poncet auf der Ketsch
Golden Fleece von den Falkland in
seln nach Südgeorgien führte: über
einen Monat lang segelte er, um rund
30 Schiffswracks in einer der unwirtlichsten
Ecken der Welt zu entdecken.
Eine Gegend, die die beiden
Abenteurer mit Windspitzen von
fast 90 Knoten empfing, was selbst
für einen Stahlrumpf viel ist.
Eines der Lieblingsfotos des Künstlers
stammt von dieser Reise: das des
Schleppers Samson, der auf den Falkland-Inseln
Schiffbruch erlitten hat.
Das Foto wurde für das Cover seines
ersten Buches („Wracks/ Relitti“, erschienen
bei Skira, 2017) ausgewählt
und drückt, wie der Autor selbst sagt,
„die ganze Entschlossenheit der Männer
und Schiffe aus, die in ihrer Arbeit
und aus höchstem Pflichtgefühl
unter schrecklichen Bedingungen gefahren
sind.“
Benazzo will nicht eine lebende Enzyklopädie
der auf der ganzen Welt
gestrandeten Wracks werden: „Ich recherchiere
in Lektüren, Reiseberich
Reste der Fregatte
Amora, Portugal,
Aufnahme von
2016.
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Geisterschiffe
Typische Tonnara-Boote, Tonnara di
Bonagia, Sizilien, Italien, Aufnahme von 2016.
Dimitrios, Baujahr 1950, Griechenland. 1981 in Valtaki,
Laconia, Griechenland, gestrandet. Aufnahme von 2018.
Nave Bayard, Ocean
Harbour, Südgeorgien,
Aufnahme von 2016.
… aber auch die Sedimentschichten, die sich in unserem
psychischen Ozean abgelagert und verkrustet haben.“
ten, Zeugnissen derer, die vor mir
gegangen sind, und natürlich auch
auf Google Earth und im Internet.“
Seine Forschungen führten ihn ins
südliche und westliche Afrika, aber
auch in die Karibik und nach Europa
– dem Kontinent, der für ihn,
zumindest aus logistischer Sicht,
leichter zu erforschen war, wenn
auch mit einigen Ausnahmen.
In Island reiste Stefano Benazzo
zehn Tage lang in der Einsamkeit
über Land, mit einem Schlafsack
und einem gemieteten Auto als
Schlafplatz und Unterkunft. In
Griechenland war er 2018 insgesamt
dreimal, um auf die vielen
Arbeitsboote aufmerksam zu machen,
die jedes Jahr auf dem Altar
des „Fortschritts“ zerstört und geopfert
werden – oft zermalmt von
Bulldozern und Planierraupen.
KRIEGSGEFANGENE,
GEFANGENE DES COVID
Auch Covid-19 konnte den Geist
von Stefano Benazzo nicht bändigen,
obwohl die Pandemie seine
Existenz stark beeinträchtigt hat.
„Da ich nicht reisen konnte“,
so der Künstler, „habe ich 2020
vier Modelle von Kirchen gebaut,
die ich zusammen mit vierzehn
anderen Werken in der renommierten
Accademia delle Arti
del Disegno in Florenz ausstelle.
Darunter wird auch mein neues
maßstabgetreues Modell der italienischen
Kapelle sein, die von ita lie
nischen Kriegsgefangenen während
des Zweiten Weltkriegs auf den
Orkney-Inseln in Schottland gebaut
wurde. Architektonisch ist
die Kirche nicht von besonderem
Interesse, aber aus emotionaler
Sicht hat die Kirche einen immensen
Wert für mich, besonders in
Zeiten von Covid. Die Widerstandsfähigkeit
dieser Sol daten,
die die Kraft fanden zu reagieren,
ohne Kontakt zur Außenwelt und
ohne zu wissen, was die Zukunft
bringen würde, ließ mich an den
Zustand derer denken, die heute
mit der Pandemie leben. Deshalb
entschied ich mich, die italienische
Kapelle in der Ausstellung neben
Projekten von Leon Battista Alberti,
Bramante und Bernini zu zeigen.“
Was die Wracks betrifft, so wird
die Produktion neuer Fotos auf
bessere Zeiten verschoben, aber
Forschung und Ausstellungen gehen
weiter. 2021 wurde im Maritime
Museum von Vancouver eine
persönliche Fotoausstellung von
Benazzo mit dem Titel „Silent
Witness“ gezeigt. Die Pandemie
hat ihn daran gehindert, bei der
Eröffnung auf dem amerikanischen
Kontinent selbst dabei zu sein. Das
sehr zum Leidwesen des Künstlers,
wurden in Oregon doch vor kurzem
erst die Überreste des 1908 bei
Rockaway Beach gesunkenen Dreimasters
Emily G. Reed gefunden.
Eine weitere Aufnahme, um
noch ein Stück Geschichte der Seefahrt
für die
Nachwelt zu sichern.
Denn die
Erinnerungen an
Schiffe und
Crews am Leben
zu erhalten, ist
dem heute
72-jährigen
Wrackjäger Stefano
Benazzo nicht
nur ein Anliegen,
sondern Pflicht.
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Benazzos Buch „Relitti/Wracks“
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28 1/2022
Alles was Recht ist
Was geschah mit der Jess?
Leider kommt es immer wieder vor, dass Schiffe gestohlen werden. So auch die Charteryacht Jess im Oktober in
Kroatien, wie uns als Versicherer der Yacht gemeldet wurde. Zwar folgte auf unseren virtuellen Steckbrief rasch
eine heiße Spur, doch kurz vor Redaktionsschluss verhängten die ermittelnden Behörden einen Informationsstopp.
Sergej (Name geändert) hatte
schon früher mehrmals in
Kroatien und Montenegro
gebucht und war somit bei der
Charteragentur kein Unbekannter.
Er buchte für sich und zwei Familien,
die mit ihm als Skipper den
Charterurlaub verbringen wollten.
Nach der Buchung kam noch die
Anfrage, ob es ein Problem sei, ein
Baby mitzunehmen. Kein Problem.
Vor Antritt des Törns bekam der
Vercharterer dann die Nachricht,
dass aufgrund der Erkrankung des
Babys die Mutter und die zweite
Dame nicht kommen könnten.
Auch o.k. So erschien nun die
Gruppe bestehend aus zwei Herren
und dem ukrainischen Skipper,
checkte ein und lief während der
Nacht aus. So weit alles in Ordnung.
Problematisch wurde es, als das
Schiff nicht zum vereinbarten Zeitpunkt
am 7. Oktober zurückkehrte.
Diebstahl? Umgehend wurden
Yacht-Pool als Versicherer des
Schiffes und die Polizei informiert.
Adresse und Telefonnummer des
Skippers waren dem Vercharterer
bekannt, wir ließen umgehend über
unsere russischen Freunde die
Num mer anrufen. Es meldete sich
tatsächlich Sergej, der gebucht hatte,
und erzählte, dass er von einem ihm
unbekannten Mann gefragt wurde,
ob er mit seiner und einer befreundeten
Familie bereit wäre, einen
Charterurlaub als bezahlter Skipper
zu verbringen. Sergej wollte sich mit
ihnen in einem Hotel treffen. Als er
aber keine Nachricht mehr bekam,
flog er nach Hause in die Ukraine.
Alles Lug und Trug, denn Videoaufnahmen
zeigten, dass der Skipper
und seine russischen Freunde
gemeinsam eingecheckt hatten.
BEWAFFNETTE KRIMINELLE?
Am 10. Oktober informierten wir
unverzüglich etwa 50.000 unserer
Kunden, über den Blog „Unter Segeln“
und dessen soziales Netzwerk
weitere 49.000 Yachties. Tatsächlich:
Einer unserer Kunden war unterwegs
von Kroatien Richtung Montenegro
und wurde am 12. Oktober
von einem seiner Freunde über
unsere Suchaktion informiert.
Das passte ziemlich genau zu den
Beobachtungen, die er gemacht hatte.
Denn er hatte sich schon zwei
Tage davor gewundert über ein
Schiff, das bei herrlichem Segelwind
unter Motor Richtung Süden fuhr.
Noch mehr erstaunte ihn, als das
Schiff bei einbrechender Dunkelheit
in einer verbotenen Bucht ankerte.
Ein Notfall? Per Funk bot er Hilfe
an. Die Antwort: „No Problem, no
Problem, keep away, keep away!“,
FRIEDRICH SCHÖCHL
ist Skipper, Erfinder
der Skipper-Haftpflichtversicherung
und Gründer der Versicherungsgesellschaft
Yacht-Pool.
kolumne@ocean7.at
Die Charteryacht Jess,
eine Dufour 56, Baujahr
2019, verschwand am
7. Oktober spurlos.
FOTO: GERNOT WEILER
mit stark russischem Akzent. Er
fand es eigenartig, dass bereits in
montenegrinischen Gewässern vor
dem Einklarieren geankert wurde,
fuhr jedoch weiter und klarierte
am nächsten Tag in Kotor ein.
Die Marineros in der Marina
verneinten, dass ein Schiff dieser
Größenordnung mit wahrscheinlich
russischer Besatzung letzte Nacht
einklariert hätte. Ein Deutscher
Nachbarlieger aber erzählte ihm:
„In der Nacht kam eine 56 Dufour,
lag zwei Plätze neben mir. Die wohl
russische Crew meinte, dass sie um
5 Uhr morgens weiter nach Griechenland
segeln wollten.“
Aufgrund dieser Meldung verständigten
wir umgehend die kroatische,
montenegrinische und italienische
Polizei. Die Angaben waren
für sie ausreichend, um eine Position
der Jess zu ermitteln.
Am 14. Oktober wurden wir
angewiesen, keine Informationen
mehr weiterzugeben, da nicht auszuschließen
war, dass die Diebe bewaffnet
sind. Selbst die Polizei verzichtete
auf einen Zugriff, da es sich
möglicherweise um mehr handeln
könnte als um einen Yachtdiebstahl.
Bis Redaktionsschluss blieb alles
unter Verschluss. Wie es weiterging,
hoffen wir daher in der nächsten
Ausgabe berichten zu können.
1/2022 29
Im Land der
Indonesien/Nusa Tenggara
FOTO: SHUTTERSTOCK
30 1/2022
Drachen
Der indonesische Teil der Kleinen Sundainseln steckt voller
illustrer Lebewesen. Ob mürrische Hafenkapitäne, diebische
Brunnenwärter oder giftige Riesenechsen: Jedes Eiland hat
mindestens eine Überraschung für jeden Segler parat.
Text und Fotos WOLFGANG HAUSNER
Nusa Tenggara ist eine
Kette von Inseln, die
sich von Bali aus nach
dem Osten erstreckt –
und diese wollen wir erkunden.
Lombok ist die erste davon. Das
Ausklarieren in Bali war eine
ziemliche Prozedur, aber notwendig,
wie sich bald herausstellen
sollte. Gleich nach unserer
Ankunft wurden wir von
Hermanto, dem Hafenkapitän
für diesen Küstenabschnitt, besucht.
Während er umständlich
die Papiere überprüfte, erzählte
er uns gleich von einer Yacht,
die er an die Kette legte, weil sie
nicht ordnungsgemäß in Benoa
ausklariert hatte. Mit Taboo III
hatte er kein Glück, alle Dokumente
waren in Ordnung.
Mir kam seine Geschichte
etwas übertrieben vor, aber nur
zwei Tage später konnte er erneut
zuschlagen, als ein spanisches
Schiff kein C.A.I.T. besaß.
Dieses wichtige Stück Papier, abgestempelt
von vier Ministerien,
kostet über einen Agenten in
Jakarta um die 250 Dollar und
ist ab einem genau festgesetzten
Datum für drei Monate gültig.
Dieses hatten wir natürlich, aber
gleich für einen Aufenthalt von
sechs Monaten, was auch möglich,
aber nicht ganz so einfach
gewesen war.
Trotzdem ist es notwendig,
jeden Monat zu einem Immigration
Office zu pilgern, um unsere
Visa aufs Neue verlängern zu
lassen. Noch nie zuvor musste
ich für den Besuch eines Landes
so viel im Voraus und auch während
des Aufenthaltes planen.
1/2022 31
Indonesien/Nusa Tenggara
Traditionelle Fischerboote
am Strand von Lombok.
„ Die Dürre auf Lombok betraf auch uns,
in den letzten Wochen war kein einziger
Tropfen Regen gefallen.“
Komodowarane,
giftige Riesenechsen.
BANDITEN AM BRUNNEN
Während auf Bali die hohen Berge
für einen ständigen Regenfall sorgen,
beginnt sich in Lombok dieses
Bild zu ändern. Der Westen der
Insel ist noch grün, aber im Süden
säumen bereits braungebrannte
Hügel die vom Indischen Ozean
umspülten malerischen Buchten
und Strände ein. Je weiter wir später
in Nusa Tenggara nach dem Osten
vorstießen, desto trockener sollte
es werden.
Die allgemeine Dürre betraf auch
uns. Normalerweise hatten wir mit
dem aufgefangenen Regenwasser
mehr als genug, aber in den letzten
Wochen war kein einziger Tropfen
gefallen. In der Kombal-Bucht fanden
wir einen Brunnen, aber die
jungen Burschen dort wollten eine
Riesensumme, um die zehn Kanister
zu füllen.
Ich verzichtete auf das lachhafte
Angebot und fand ein paar Meilen
weiter freundliche Leute, die die
Behälter für eine angemessene
Bezahlung aus ihrem Brunnen
füllten. Danach sagten sie mir,
ich könnte mir selbst noch Wasser
holen, so viel ich wollte.
FRESSEN DIE AUCH
MENSCHEN?
An den steilen Hügeln und tiefen
Buchten von Sumbawa vorbei segelten
wir zu den Lagunen der flachen
Paternoster-Inseln in der Floressee.
Wie üblich in neuen Revieren, überprüften
wir die Riffe auf interessante
Schnecken und Muscheln. Nach
ihren Erfolgserlebnissen in Papua-
Neuguinea war Vaitea mit vollem
Eifer dabei und nicht zu bremsen.
Die Inseln selbst waren spärlich
besiedelt, nur ab und zu sahen wir
Paternoster-
Inseln
ein kleines Fischerboot. Bei Sonnenuntergang
erschien der Gipfel
des Agung-Vulkans auf Bali wie
eine in der Luft schwebende Fata
Morgana über dem Meer, immerhin
120 Seemeilen entfernt.
Danach segelten wir wieder südwärts,
um die Riesenechsen auf den
Komodo-Inseln zu sehen. Die erste
und auch interessanteste Begegnung
mit den sogenannten „Komodo
Dragons“ fand auf der Nordseite der
Insel Komodo statt. Vaitea und ich
kletterten einen kahlen Hügel hoch,
umrundeten einen riesigen Felsbrocken
und stolperten fast über
zwei dieser Tiere, die aber so schnell
flüchteten, dass es nur so staubte.
Eines war um die drei Meter lang,
das andere bedeutend kleiner.
Offensichtlich hatten wir die
Warane beim Sonnenbaden gestört,
noch dazu vor ihrer eigenen Haustür,
denn auf der anderen Seite des
Felsens befand sich ein ausgetretenes
Loch, der Eingang zu einer
WOLFGANG HAUSNER
ist Weltumsegler,
Schriftsteller und
ocean7-Autor. Derzeit
weilt er mit seiner
Taboo III, einem
18-Meter-Katamaran,
auf den Philippinen
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Die Höhle
der Drachen.
Vaitea auf
Drachenjagd.
FOTOS: WOLFGANG HAUSNER (2), SHUTTERSTOCK (4)
Höhle. Zu sehen war nichts, nur
dumpfe Geräusche klangen aus
der Tiefe empor.
„Papi, fressen die auch Menschen?“,
fragte Vaitea, die mich jetzt etwas
fester an der Hand hielt. Daran hatte
ich gar nicht gedacht, aber für sie war
diese Überlegung vielleicht naheliegender,
da so ein Tier ja locker doppelt
so groß wie Vaitea ist. „Uns bestimmt
nicht, du hast ja gesehen, wie
die verschreckt waren und blitzartig
abgehauen sind“, versicherte ich ihr.
„Aber da kletterst du nicht rein,
Papi“, Vaitea deutete auf das große
Loch unter dem Felsen. „Keine Sorge,
so verrückt bin ich nicht.“
Soweit bekannt ist, ernähren sich
Komodowarane hauptsächlich von
Wild. Wir hatten schon öfter Rehe
auf den Berghängen bemerkt und
selbst welche aufgestöbert. Auch
schwarze Wildschweine beobachteten
wir, die täglich im Morgengrauen in
dem fast ausgetrockneten Flussbett
herumwühlten und auch den Strand
abtrabten auf der Suche nach etwas
Fressbaren.
FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR
Nach einigen Tagen besuchten wir
das Hauptquartier des Komodo
National Parks auf der anderen Seite
der Insel. Loh Liang liegt am Ende
einer großen Bucht und besteht aus
einem Verwaltungsgebäude sowie
Unterkünften für Touristen.
Bei unserem Antrittsbesuch wurden
wir gleich darauf aufmerksam
gemacht, dass ein Schweizer den
fresswütigen Echsen zum Opfer gefallen
war, außer seinem Fotoapparat
und einem abgelegten Kleidungsstück
wurde nichts mehr von ihm
gefunden. Schrecklich, auch wenn
sich diese blutige Tragödie schon vor
mehr als 20 Jahren ereignet hatte.
Aber dafür jagt sie sicherlich noch
immer vielen Touristen einen kalten
Schauer über den Rücken.
Dann wurde uns nahegelegt, nicht
ohne Begleitung eines Parkführers in
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Indonesien/Nusa Tenggara
der Gegend herumzulaufen, denn für
eine so grobe Fahrlässigkeit wären
wir nicht versichert.
„Wir sind versichert?“, fragte ich,
„Wie kommt das?“„Ganz einfach“,
sagte der gute Mann, „das ist bei
jedem Parkbesuch inbegriffen und
eine ganze Woche lang gültig.“
Die Gebühren? 6.000 Rupien Eintritt,
somit also 2.000 pro Person,
2.000 Rupien für die Benutzung des
Außenborders, 2.000 Rupien für
die Benutzung der Schiffsmaschine,
3.000 Rupien für die Echsenbesichtigung
mit Führer und 600 Rupien
für die Versicherung.
Was insgesamt 13.600 Rupien ausmachte
und sehr viel teurer klang,
als es tatsächlich war – nämlich
kaum mehr als sechs Dollar. Was
würden die Verbliebenen wohl im
Todesfall ausbezahlt bekommen,
wenn die Prämie für eine dreiköpfige
Familie nur einen Vierteldollar
beträgt? Vielleicht die gewaltige
Summe von einer Viertelmillion
Rupien (= 112 Dollar).
RANGER JOHN’S DRACHEN
Auf dem Weg zum Pier lief uns eine
mittelgroße Echse entgegen. Wobei
„laufen“ sicherlich übertrieben war,
denn sie hätte sich nicht langsamer
fortbewegen können. Als das Reptil
uns sah, machte es eine vorsichtige
Kursänderung und torkelte im Zeitlupentempo
davon. Hier handelte
es sich eindeutig um ein Haustier.
„ Wahrscheinlich waren die Warane ent täuscht,
weil wir keine Ziege mitgebracht hatten.“
Am Strand sahen wir ein Wildschwein,
das sich zügiger entfernte.
Etwas weiter von der Station entfernt
bewegten sich die Reptilien
doch flotter. Als wir eines aufstöberten,
warf es sich sofort unter
ein Dickicht und beäugte uns argwöhnisch.
Ranger John begleitete uns am
nächsten Vormittag nach Banu
Nggulung, einem ausgetrockneten
Flussbett, in dem es immer „Drachen“
zu sehen gibt, wie er uns versicherte.
Das stimmte zwar, nur
handelte es sich um ein Dutzend
der lethargischen Sorte, die reglos
im Staub herumlagen. Ich war froh,
mit Vaitea die beiden Echsen in der
freien Wildbahn gesehen zu haben.
Das Duo war prall gewesen, hatte
eine glänzende Schuppenhaut und
bewegte sich lebhaft. Die faltigen
Tiere hier machten einen abgeschlafften
Eindruck und reagierten
auch nicht, als John sie mit seinem
gegabelten Stecken anstupste.
Panoramablick auf
die Insel Padar im
Nationalpark Komodo.
Heute zieren zwei Komodowarane
den Eingang.
Touristin am Pink Beach von Komodo.
Hirsche fressen die Rieseneidechsen
besonders gern.
Die Taboo III vor der Insel Komodo.
GEWALT, GIFT UND BAKTERIEN
Wahrscheinlich waren sie enttäuscht,
weil wir keine Ziege mitgebracht
hatten, wie das manchmal
bei anderen Gruppen der Fall ist.
„Dann werden sie aktiv“, erzählte
John. „Auch tote Echsen werden
von ihren Artgenossen restlos aufgefressen.
Nur bei den Hirschen
bleibt das Geweih übrig“, erklärte er.
Wie kommen diese trägen Reptilien
überhaupt an einen flinken
Hirsch? Mit List und Tücke. Noch
vor dem Morgengrauen liegen sie
neben einem Wildwechsel auf der
Lauer und brechen ihren Opfern
mit einem gewaltigen Schwanzhieb
ein oder mehrere Beine. Auch ein
einziger Biss genügt, um ihre Beute
mit Gift und Bakterien zur Strecke
zu bringen. Die Tiere verenden
qualvoll, ehe sie verspeist werden.
Zugegeben, die Riesenechsen der
Komodo-Insel waren zwar einmalig,
aber unser Bedarf an Reptilien
war bis auf weiteres gedeckt. Jetzt
war es wieder an der Zeit, in neue
Reviere aufzubrechen.
FOTOS: WOLFGANG HAUSNER (1), SHUTTERSTOCK (4)
34 1/2022
Mal Meer, mal weniger
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WILDE KÜSTE. Die Weite des Meers, die
Schwere des Schlicks, die Farbenvielfalt
am Himmel, der Geruch feuchter Frische,
der Geschmack von Salz und das Möwenkreischen
in den Ohren: Was immer die
menschlichen Sinne am Wattenmeer der
Nordsee wahrnehmen können, versucht
der sehr gelungene Bildband „Wunderwelt
Wattenmeer“ auf seinen zahlreichen Fotos
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1939) gilt als einer der bedeutendsten
finnischen Schriftsteller der Moderne
und wird gerade im deutschen
Sprachraum durch Neuübersetzungen
wie derentdeckt. Schauplatz seiner
Roma ne und Erzählungen ist
das finnische Schärenmeer, so auch
in dem Band „Der Wanderer auf
dem Eis“, der drei Erzählungen enthält,
die ein hochatmosphärisches
Bild dieser besonderen Insellandschaft
zeichnen.
Der Wanderer auf dem Eis. Mare
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Seegraswiesen und
Muschelbänke - wo
sind sie geblieben?
Die Nordadria ist das Hausmeer der Österreicher. Meine eigenen Erfahrungen sind wahrscheinlich
stellvertretend für viele Landsleute, die das Meer im Lauf ihres Lebens entdeckten und lieben lernten.
Italiens Sandstrände und die Felsküsten Kroatiens standen am Beginn. Als Kind lernte man dort
schnorcheln und erkundete die aufregende Unterwasserlandschaft mit ihren geheimnisvollen Bewohnern.
Jeder Rote Seestern wurde als sensationeller Fund gefeiert, mit letztem Einsatz hochgetaucht und leider
manchmal auch getrocknet. Das stinkende Exponat verlor rasch die Farbe und führte zur Erkenntnis,
dass man die Tiere in ihrem Lebensraum belassen muss.
Text REINHARD KIKINGER
FOTOS: SHUTTERSTOCK (3)
36 1/2022
Posidonia gedeiht am besten in sauberem, lichtdurchflutetem
Wasser und kommt auf Sedimentböden von 1 bis etwa 35 Meter,
in besonders klarem Wasser sogar bis 50 Meter Tiefe vor.
Der braune Teil ist das Rhizom, eine meist waagrechte Sprossachse, die
mit Wurzeln im Sediment verankert ist. Aus den darüber liegenden Blattscheiden
werden die grünen Blätter wie ein Förderband hervorgeschoben.
Das Seegras Posidonia oceanica, auch Neptunsgras
genannt, vereint in seinen Namen die Meeresgötter der
griechischen und römischen Mythologie. Leider nützt ihm
diese Verbindung zu höheren Mächten nichts, die Bestände
gehen in der Nordadria seit Jahren zurück.
Die dalmatinische Felsküste
wurde touristisch erschlossen,
Griechenland und die
Türkei waren die nächsten
Ziele, und schließlich kamen sogar
exotische Destinationen in tropischen
Meeren in Reichweite. Mit
der Artenfülle von Korallenriffen,
Mangrovenwäldern und indopazifischen
Inseln konnte die Nordadria
nicht mithalten. Doch in Erinnerung
blieben Seegras wiesen, Algenwälder,
interessante Fischarten und
eine reiche Fauna der Felsküsten.
Bei wiederholten Besuchen der
Nordadria verfestigte sich jedoch
der Eindruck, dass hier die Unterwasserwelt
immer mehr verarmt.
Subjektive Täuschung? Es besteht
immer die Gefahr, dass in der Erinnerung
alte Erfahrungen schöner
gespeichert sind, als sie tatsächlich
waren. Persönlich ist es schwierig zu
beurteilen, ob die Unterwasserwelt,
die man vor Jahrzehnten in der
Nordadria vorfand, wirklich gesünder
und artenreicher war, als sie es
heute ist. Objektive Antworten auf
diese Fragen können nur wissenschaftliche
Untersuchungen geben.
Die Ergebnisse eines aktuellen Forschungsprojektes
wurden kürzlich
von einem Team der Universität
Wien präsentiert. Die Kernaussage
der Studie bestätigt die persönliche
Beobachtung, dass die Nordadria
komplette Ökosysteme verliert.
MEERESBÖDEN IN
DER NORDADRIA
Die Studie untersuchte an acht Stationen
nordadriatische Meeresböden
in Kroatien, Slowenien und Italien,
um herauszufinden, ob sich die
Lebensgemeinschaften auf diesen
Sand- und Schlammböden in den
1/2022 37
Arme Nordadria
Die Rhizome sind vieljährig und können dadurch
riffähnliche Strukturen aufbauen. Ihr reichhaltiges
Lückenraumsystem bietet einer vielfältigen
Meeresfauna geeignete Lebensräume.
Im Lauf einer Saison werden die Posidonia-Blätter zunehmend von Algen besiedelt. Diese
Epiphyten wird Posidonia wieder los, indem sie ihre Blätter abwirft und neues Blattmaterial
bildet. Die abgeworfenen Blätter werden von Strömungen und Wellen an manchen Küstenabschnitten
an Land geworfen, wo sie zu imposanten Wällen aufgetürmt werden.
„ Posidonia-Wiesen sind Kinderstube für zahlre
Fülle von Evertebraten. Auch Meeresschildkrö
Gehen die Wiesen verloren, dann verschwinde
Diese filzigen Kugeln
werden oft an Stränden
gefunden. Sie bestehen
aus Rhizomfasern der
Posidonia. Wellengang
hat die Fasern
zu Kugeln geformt und
schließlich an Land
geworfen. Sie werden
auch Meerbälle oder
Seebälle genannt.
letzten Jahrhunderten änderten
und wenn ja, in welche Richtung.
Wie kann diese Fragestellung über
einen Zeitraum von Jahrhunderten
methodisch und aussagekräftig
untersucht werden?
Dazu wurde ein natürliches
Archiv an Zeitzeugen ausgehoben,
nämlich Muschel- und Schneckenschalen,
die in den Böden als vergrabene
Relikte überdauerten. Diese
alten Totgemeinschaften sind Indizien
für die Lebensgemeinschaften
der damaligen Zeit. Der Vergleich
mit den heute an diesen Stationen
lebenden Muschel- und Schneckenarten
führte zu eindeu tigen Ergebnissen.
ARCHIV AM MEERESGRUND
Um von den alten Molluskenschalen
auf die ehemaligen Lebensräume
schließen zu können, waren
genaue Artbestimmungen erforderlich.
Es wurden hunderte Schalen
untersucht. Sobald die Arten bestimmt
waren, konnte durch ihre
bekannten Lebensraumansprüche
auf die damaligen Ökosysteme
geschlossen werden.
Um die Zeitspannen der Totgemeinschaften
zu erfassen, wurden
etwa 2.000 Schalen altersdatiert.
Diese rekonstruierten Daten wurden
mit den gegenwärtigen Tiergemeinschaften
verglichen und
zeigen den dramatischen Niedergang
dieses Lebensraums und den
Verlust seiner Artenvielfalt.
FOTOS: R. KIKINGER (1), SHUTTERSTOCK (4)
38 1/2022
iche Fischarten und Lebensraum für eine
ten halten sich gerne in Seegraswiesen auf.
n auch viele ihrer Bewohner.“
EINDEUTIGER TREND
In den letzten Jahrhunderten
wurden Arten, welche auf der
Oberfläche der Sedimentböden
leben, seltener. An Stelle
dieser reichhaltigen Epifauna
dominieren nun im Sand vergrabene
Arten, opportunistische
Kleinpartikel- und
Planktonfresser. Die einst
unterschiedlichen Gebiete
der Nordadria mit Seegraswiesen,
Muschelbänken und
den sie bewohnenden Lebensgemeinschaften
wurden
zunehmend durch eintönige
Sedimentflächen ersetzt.
Die Gründe dafür sind
vielfältig. Die Überdüngung
durch Abwässer ging in den
letzten Jahrzehnten durch
neue Kläranlagen zwar zurück,
aber andere anthropogene
Einflüsse belasten das
System nach wie vor. Katastrophal
wirkt sich die Bodenschleppnetzfischerei
aus, die
devastierte Meeresböden
hinterlässt.
Hinzu kommt der Klimawandel,
der mit steigenden
Wassertemperaturen die Bildung
von Meeresschleim
fördert und durch Sauerstoffkrisen
zum Massensterben
der Bodenorganismen führen
kann.
SCHLEICHENDE
VERÄNDERUNG
VERSUS KIPPPUNKT
Die Studie der Wiener Paläontologen
belegt eindrücklich
den ökologischen Wandel der
Nordadria während der letzten
Jahrhunderte. Unsere
persönlichen Beobachtungen
erstrecken sich bestenfalls
über einige Jahrzehnte, werden
durch den langfristigen
Trend aber bestätigt. Allerdings
nehmen wir langsame
Veränderungen nicht immer
wahr oder wir verdrängen
sie, wenn wir sie nicht wahrhaben
wollen.
Nicht mehr zu übersehen
sind dann die Folgen, wenn
Ökosysteme kippen. Im Sommer
2021 waren die Schleimplage
im türkischen Marmarameer
oder das Massensterben
im spanischen Mar
Menor, wo tonnenweise erstickte
Fische angeschwemmt
wurden, traurige Beispiele.
Nicht nur Seegraswiesen, auch die Bestände der
größten Muschel des Mittelmeeres, der Großen Steckmuschel
Pinna nobilis, brechen ein. Die komplexen
Ursachen des Pinna-Sterbens sind noch unbekannt,
möglicherweise ist eine Virusinfektion Mitverursacher.
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Quellen:
https://doi.org/10.3354/meps13759
https://science.orf.at/stories/3208004
https://www.sueddeutsche.de/wissen/umweltkatastrophefischsterben-mar-menor-salzwasserlaguneseepferdchen-1.5399148
Muschel-/Schneckenschalen
bleiben lange
erhalten und ermöglichen
Rückschlüsse
auf den Lebensraum,
den die jeweiligen
Arten besiedelten.
Wo sind sie geblieben? Algenwälder, Fische,
Krebse und all die anderen Bewohner des
Felslitorals fehlen an diesem von Seeigeln
kahl gefressenen Küstenabhang.
Die Schwerelosigkeit
ist zwar angenehm, der
Anblick dieser trostlos
leeren Landschaft ist
aber bedrückend.
Die Fotos von den Schleimschichten an der Oberfläche des
Marmarameeres gingen im Sommer 2021 durch die Presse.
Hier ist es nicht mehr möglich, eine Umweltkatastrophe zu
negieren. Die Versuche, den Meeresschleim einzusammeln,
waren vergeblich. Dieser Schlick sank in die Tiefe und legte
sich dort als Leichentuch über alles Leben.
UNTERSCHIEDLICHE
BEURTEILUNGSKRITERIEN
Wolkenloser Himmel, blaues Meer,
malerische Sonnenuntergänge, angenehme
Temperaturen, die Zikaden
zirpen, Quartier und mediterrane
Kost sind perfekt. Der Urlaub
am Meer ist wunderbar! Leergefischtes
Meer, jede Menge Müll
unter Wasser, von Seeigeln kahlgefressenes
Sublitoral, verschwundene
Seegraswiesen und fehlende Braunalgenwälder.
Der Urlaub am selben
Ort kann erschreckend sein, wenn
der Zustand der Unterwasserwelt
beurteilt wird.
Ortswechsel. Graue Riffhaie ziehen
den Korallenpfeiler entlang,
in der Ferne schweben zwei Adlerrochen
vorüber, ein großer Napoleonfisch
lässt sich von den Tauchern
fotografieren. Der Tauchplatz ist
fantastisch! Drei Safariboote sind
hier, ein Taucher hängt neben dem
anderen an der Riffkante, ihre Flossen
zerbröseln die letzten Korallen,
ein Tauchlehrer lockt den Napoleon
mit Futter vor die Kameraobjektive.
Ein zu Tode betauchter Platz, auf
dem die Baumeister des Thilas,
einstmals prächtige Korallen, zerstört
sind.
In beiden Beispielen fallen die
Beurteilungen derselben Destinationen
durch unterschiedliche Personen
sehr unterschiedlich aus.
Das vordergründig Spektakuläre
überdeckt meist das feine Netz ökologischer
Zusammenhänge. Es liegt
wie so oft im Auge des Betrachters.
Subjektives Empfinden und der
ökologische Systemzustand sind
leider selten deckungsgleich.
„ Das Meer war herrlich – ich höre das oft. Diese Beur teilung
stützt sich fast immer auf die Verpackung, die Atmo sphäre,
die Oberfläche. Der Inhalt, nämlich der oft erbärmliche
Zustand der marinen Ökosysteme, bleibt im Verborgenen.“
Reinhard Kikinger, Meeresbiologe, langjähriger Kursleiter an der Uni Wien, an Feldstationen im Mittelmeer und auf den Malediven.
FOTOS: REINHARD. KIKINGER (1), LILLY KIKINGER (2), SHUTTERSTOCK (2)
40 1/2022
Regenerativ gewassert
STAPELLAUF. Mit der LBV35 hätte
heuer das erste in Serie produzierte
vollständig recycelbare Freizeitschiff
auf den Markt kommen sollen. So
ganz konnte der ambitionierte Fahrplan
nicht eingehalten werden, aber
immerhin: Modellnummer 1 des
solar-elektrischen und mit Segeln
fahrbaren Katamarans konnte am
10. November gewassert werden.
Nun stehen umfangreiche Trials
mit Motorantrieb und unter Segel auf
dem Programm. Die LBV35 entsteht
in Zusammenarbeit von La Bella
Verde (LBV) und Innovation
Yachts, dem Projekt des Wiener
Weltum seglers Norbert Sedlacek, der
jene wiederverwertbare Vulkanfaser
ent wickelt hat, aus der der Rumpf des
Kats gefertigt ist.
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Bis zu 22 elektrische
Knoten!
MEHR LEISTUNG. Der italienisch-spanische
Hersteller Magonis bietet seinen
E-Daycruiser Wave e-550 jetzt auch mit
einem 30-kW-Motor von Mag Power an.
Bei den Testfahrten vor der Werft in
Sabaudia wurde damit eine Höchstgeschwindigkeit
von 22 Knoten gemessen.
Erhältlich ist der 5,5-m-Bowrider auch
mit schwächeren E-Motoren, die 4, 10
oder 18 kW leisten.
è www.magonisboats.com
Achten Sie auf
dieses Symbol.
Selbst ist
das Schiff
E-FRACHTER. Mitte November hat
mit der Yara Birkeland das weltweit
erste elektrisch betriebene und
selbstfahrende Containerschiff seine
Jungfernfahrt begangen. Der 80 m lange
Frachter soll in Zukunft bis zu 120
Container aus der norwegischen Stadt
Porsgrunn in den 7 sm entfernten
Hafen von Brevik befördern. Dadurch
sollen pro Jahr rund 40.000 Lkw-Fahrten
eingespart werden. Das Schiff verfügt
über Akkumulatoren mit 6.800
kWh und wird von zwei E-Motoren
mit insgesamt 1.800 kW angetrieben.
In einer zweijährigen Testphase ist eine
Crew an Bord, anschließend soll das
Schiff autonom fahren.
è www.yara.com
Bald als
Geisterschiff
unterwegs.
FOTO: KONGSBERG MARITIME
master-yachting.de
*Ausgewählte Yachten in ausgewählten Zeiträumen bis 60 Tage vor
Beginn der Charter. Bedingungen online auf master-yachting.de
Eintauchen 2022
„Wir sind stolz, grünes Licht für die kommende boot geben zu können, und ich freue mich sehr, die
österreichischen Wassersportler, Einkäufer und Bootsfans in Düsseldorf willkommen zu heißen – auch
die 25 Aussteller wie z. B. die Frauscher Bootswerft“, so begrüßte uns Direktor Petros Michelidakis bei der
Pressekonferenz in den heiligen Hallen am Rhein. Wir nutzten die Gelegenheit und baten ihn zum Interview.
Wird die boot 2022 sicher stattfinden,
wie sicher wird sie für Aussteller und
Besucher sein?
Nach der Veröffentlichung der
neuen Coronaschutzverordnung
des Landes NRW am 24. November
haben wir grünes Licht für die boot
Düsseldorf vom 22. bis 30. Januar
2022. Die Messe Düsseldorf hat
in den vergangenen Monaten sehr
deutlich gezeigt, dass sie ein hoch
professionelles, auf die Besonderheiten
von Messen abgestimmtes und
überzeugendes Hygienekonzept hat.
Unter dem Motto PRO Taction ist
dies an den Eingängen und in den
Hallen gut sichtbar und umgesetzt.
Orientiert an der NRW-Coronaschutzverordnung
wird es zur boot
2022 für Besucher die 2G-Regelung
geben. Damit und mit einer Abstandsregelung,
dem durchgängigen
Tragen von Masken sowie unserer
modernsten Luftaustauschtechnik
in den Hallen werden wir die boot
2022 unter bestmöglichen
Sicherheitsvorkehrungen für Aussteller
und Besucher durchführen.
2021 konnte die boot nicht stattfinden,
wird sie 2022 eine andere sein?
Die boot 2022 knüpft an unsere
2020er-Veranstaltung an. Die Hallenaufteilung
ist größtenteils gleichgeblieben
– also Motorboote aller
Größen und Klassen in den Hallen
1 bis 7a. Beginnend mit den beliebten
Motoryachten zwischen 30
und 60 Fuß in der Halle 1 über das
Einsteigersegment in der Halle 3
und die Halle 4 mit Tendern im
modernsten Design und unserem
E-Boote-Special zu unserer Superboat
Hall 5, die ein hervorragendes
Angebot unter anderem an hochpreisigen
und exklusiven Shadow
Boats zeigt. Sie mündet dann in die
Halle 6 mit unseren „Königinnen“,
den Luxusyachten, sowie in die
Halle 7a mit den Präsentationen
der Superyachthersteller. Action
pur zeigt die Halle 8b. Hier lädt
die WAVE zum Surfen auf der bis
zu 1,50 Meter hohen Welle ein und
der erweiterte und tiefere Pool wird
zum Eldorado der Wingfoiler und
-Surfer. Beide Pools sind mit chlorhaltigem
Wasser, wie im Schwimmbad,
gefüllt und schützen so vor
einer Virenübertragung während
des Sports. In der Halle 9 wird es
ein innovatives Zusatzangebot für
Fachbesucher geben. Im „blue
innovation dock“ sind international
renommierte Experten aus dem
Kreis der Her steller von alternativen
Antrieben, inno vativen Startups,
der europäischen Politik und internationalen
Bootsverbänden am
Start. Die Halle 12 wartet mit einem
neuen Glanzstück auf. Nachdem
unser alter Tauchturm mit über 40
Jahren auf dem Buckel in die Jahre
gekommen war, lädt nun ein neuer
Turm mit einer nahezu 360-Grad-
PETROS MICHELIDAKIS
ist leidenschaftlicher
Segler, Wassersportler
und Direktor der boot
Düsseldorf.
42 1/2022
monegassischen Fürst Albert II.
Stiftung und der Deutschen Meeresstiftung
seit vielen Jahren verleihen,
heben wir innovative Projekte im
Dienste der Meere auf eine international
viel beachtete Bühne. Diesmal
haben wir 27 Bewerbungen.
Die Jury hat fünf Nominierte ausgewählt,
für die die interessierte
Öffentlichkeit im Public Voting
abstimmen konnte. Der Gewinner
des Awards wird auf der boot blue
motion night am 24. Januar in Düsseldorf
bekanntgegeben. Detaillierte
Informationen über die Anwärter
haben wir zusammengefasst unter
è www.oceantributeaward.boot.de
Rundumsicht, vier Meter hoch und
acht Meter breit, die Tauchfreunde
zum Schnuppern ein. Die Hallen 13
und 14 sind weiterhin dem Urlaub
am und auf dem Wasser gewidmet.
Doch haben wir das für 2022 griffiger
und attraktiver für unsere Besucher
zusammengefasst. Unter dem
Motto „destination seaside“ werden
Regionen, Reviere und Charterunternehmen
ihre attraktiven Ziele
und Urlaubsformen vorstellen. In
den Hallen 15 bis 17 landen wir
mitten in der „Seele des Wassersports“,
dem Segeln. Hier gibt es
eine breite Palette an Booten sowohl
für den Rennsport als auch für ein
gemütliches Familiensegeln. Beeindruckend
sind natürlich die Großsegler,
die in der Halle 16 zu bewundern
sind.
Ein Teil der Wassersportbranche hat
unter der Pandemie gelitten …
Leider war die Zeit der Pandemie
für die Tauchbranche sehr schwierig.
Reisebeschränkungen und regionale
Lockdown-Maßnahmen haben ihr
sehr zugesetzt. Umso mehr freut es
uns, dass die Global Player nahezu
ausnahmslos auf die boot zurückgekehrt
sind. Mit dem „dive award“,
dem neuen Tauchturm, der mobilen
Tauchbasis und der neuen Medienlounge
in Halle 11 werden wir den
Tauchsport auch umfassend unterstützen.
Viele Hersteller kündigen
Premieren auf der boot an und kommen
mit einer großen Palette an
Yachten und Booten. So hat die britische
Princess-Werft angekündigt, die
Weltpremieren X80 und V50 auf der
boot in der Halle 6 zu präsentieren.
Zusätzlich wird sie die Award-Gewinnerinnen
X95 und Y72 erstmals
auf einer Messe vorstellen. Sunseeker
fährt die brandneue 100 auf. Und
bei den Segelyachten ist zum Beispiel
X-Yachts mit der neuentwickelten
X4³ ein echter Hingucker.
Nachweislich profitiert von den Lockdowns
haben die Ozeane, Covid-19 wird
aber wohl nicht für den Ocean Tribute
Award 2022 nominiert sein …
Die Bilder vom klaren Wasser in
den venezianischen Kanälen zum
Beispiel waren schon echt beeindruckend.
Mit dem Ocean Tribute
Award, den wir gemeinsam mit der
Die boot ist auch Schaufenster für neue
Trends, was ist 2022 angesagt?
Das Surfen mit einem Wing – einem
Flügel – ist seit einigen Jahren ein
Trend und wir haben ihm schon
2020 auf der boot eine große Präsentationsfläche
auf unserem Pool
gewidmet. Damals stellten wir allerdings
fest, dass der Flatwater Pool
leider ein wenig zu flach ist, um das
Foiling problemlos auszuprobieren.
Wir liefen immer Gefahr, dass der
Pool reißt. Nun haben wir etwas
investiert und den Pool sowohl
vertieft als auch verlängert, er ist
jetzt 65 Meter lang, So können auf
ihm jetzt spannende Wingfoiling-
Demonstrationen mit Loops gezeigt
werden, unsere Windmaschinen
am Ufer des Pools sorgen für die
nötige Brise. Für Einsteiger haben
wir zusätzlich einen Simulator eingerichtet,
auf dem man erst einmal
das richtige Gefühl für das Board
vermittelt bekommt.
boot Düsseldorf, 22.–30. Jänner 2022
Öffnungszeiten: täglich 10–18 Uhr, e-Tickets online erhältlich.
Zutritt nur für Genesene und Geimpfte (2G-Regel).
Tipp: Mit der kostenlosen boot Düsseldorf App (für iOS
und Android-Geräte) lässt sich der Messebesuch optimal
vorbereiten. Der interaktive Gelände- und Hallenplan ist
eine sehr gute Orientierungshilfe auf dem Messegelände.
Per Touch kann man in die einzelnen Hallen springen,
dank stufenlosem Zoomen auf einzelne Stände gehen und
dann alle Informationen des Ausstellers sowie die von ihm
angebotenen Produkte einsehen. Per Volltextsuche lassen
sich alle Aussteller- und Produktdetails der gesamten
boot Düsseldorf-Datenbank finden.
è www.boot.de
1/2022 43
Boot Düsseldorf 2022
Big Pack
MODISCHE ARMADA. Die boot
Düsseldorf ist für Baotić Yachting
mit der Zentrale in Frankfurt
so etwas wie ein Heimspiel, der
Motorboot-Importeur reist daher
mit einer recht großen Flotte vom
Main an den Rhein. Mit der Absolute
60 Fly und der 48 Coupé (Vorstellung
in 6/2021) sind
die Vorboten der neuen Generation
der italienischen Edelwerft erstmals
im deutschsprachigen Raum zu sehen.
Ebenfalls Deutschlandpremiere
feiert der Verdränger Navetta 64
(Test 1/2021).
Sehr gespannt darf man auf den
Aufritt der Motor yachten von De
Antonio sein. Die vor zehn Jahren
gegründete Werft aus Barcelona, die
erst seit 2021 von Baotić Yachting
vertreten wird, ist für ihr stylisches,
ja fast kantiges Design bekannt. Auf
Absolut neuer Look:
Absolute 60 Fly.
der boot Düsseldorf ausgestellt
werden mit der D28 Cruiser das
Einstiegsmodell, mit der D42 Open
die Mitte und mit der D50 Open
das Flaggschiff des spanischen
Herstellers.
è www.baotic-yachting.de
De Antonio D50, das
Flaggschiff aus Barcelona.
Bayrische Motoren Werft
KOMFORT-CRUISER. Mit der
SR36 feiert Bavaria in Düsseldorf
eine Weltpremiere. Während
die vor zwei Jahren vorgestellte
große Schwester SR 41 eine Weiterentwicklung
der Sportreihe
war, ist die SR36 eine komplette
Neuentwicklung.
Neben der klassischen Hardtop-Version,
die optional mit
einer Tür verschlossen werden
kann, wird auch eine offene
Version mit einer flachen Windschutzscheibe
angeboten. Die
serienmäßige Badeplattform und
die hintere Sitzgruppe haben
schon fast Beach-Club-Charakter.
Unter Deck sorgen zwei gleichwertige
Kabinen und ein Bad für
Weekend-Komfort. Gewählt werden
kann unter vier Motorisierungen
(drei Benziner, ein Diesel)
ab 240 PS. Die gezeigte Baunr. 1
geht übrigens nach Kärnten zu
Boote Riedl und wird auch auf
der Messe in Tulln zu sehen sein.
è www.boote-riedl.com
è www.bavariayachts.com
Weltpremiere: Bavaria SR36.
Friaul am Rhein
MARINA-NETZWERK. Auf dem
Stand der Region Friaul-Julisch
Venetien sind auch die 20 Marinas
aus dem Netzwerk FVG Marinas
(insg. über 7.000 Liegeplätze in
der nördlichen Adria) vertreten.
Vorträge, Live-Interviews über
Küste und Boots-Lifestyle in
Friaul-Julisch Venetien und nicht
zuletzt die spannende Knotenrallye,
bei der die Standcrew und
bekannte Segler gegen Besucher
antreten, bringen dem Publikum
Region und Angebot einer der
interessantesten italienischen
Kooperationen im maritimen
Bereich nahe.
è www.fvgmarinas.com
44 1/2022
Fliegen für Anfänger
Foiler für 28.000 Euro.
FOILS-ZWERG. Weltneuheit in Düsseldorf:
Der französische Hersteller Foily
stellt mit der Peacoq eine Segeljolle mit
Foils vor, die vor allem Anfängern das
Segelfluggefühl näherbringen soll. 4,70 m
lang, 1,82 m breit, 140 kg schwer, kann
der Wasserhüpfer als Einhänder oder zu
zweit gesegelt werden, wobei Geschwindigkeiten
bis zu 25 Knoten erreichbar
sein sollen. Die beiden Foils können
leicht entfernt werden, was beim Trailern
ja doch sehr praktisch ist. 2022
will Foily mindestens zwölf Einheiten
bauen, sechs davon (Einstiegspreis rund
28.000 Euro) sind bereits verkauft.
è www.peacoq.fr
Auf dem Schirm
RADAR. Mit den GMR Fantom 18x
und 24x Radomen bringt Garmin
mit einer Sendeleistung von 50 Watt
besonders leistungsstarke Radargeräte
auf den Markt. Die Reichweite
beträgt bis zu 48 sm. Die Motion
Scope-Technologie nutzt den Doppler-Effekt,
um Bewegungsrichtungen
von Zielen zu erkennen und
diese in unterschiedlichen
Farben zu markieren. Dank
des Power-Save Modus kann
der Stromverbrauch im Verhältnis
zur Leistung angepasst werden:
Im Bedarfsfall steht die eingesparte
Leistung zur Verfügung oder der
Stromverbrauch wird reduziert,
wenn keine Leistung nötig ist.
UVP ab € 2.499,–.
è www.garmin.com
Flüsterleiser Startschuss
Alles, was ein E-Kat
können muss.
SOLAR-ELEKTRISCH. Whisper (also
„flüstern“) ist ein beliebter Name für
Yachten, jetzt aber hat sich sogar ein
Hersteller danach benannt: Whisper
Yachts ist ein Projekt von Guy Marchal,
der mit seiner Firma Symphony
Marine bisher an großen Yachten
mitgearbeitet hat. Für seine eigene
Marke plant der Franzose solarelektrische
Katamarane mit 40 bis 60 Fuß.
Eine erste 50-Fuß Yacht wurde vollständig
entwickelt und ist sowohl
technisch (Deep Blue System von
Torqeedo) als auch ausstattungsmäßig
(große Fensterflächen, Salon und
Cockpit eine Einheit, große Badeplattform,
Flybridge) State of the Art.
è www.whisper-yachts.com
Sportlicher Weekender
AUSSENBORDER. Mit der GT320S
stattet die Werft Invictus schon das
dritte Modell ihrer Weekender-Serie
mit Außenborder-Motoren aus.
Vorteile der Motoren am Heck:
mehr Stauraum (man spart sich ja
den Motorraum), größere Benzinund
Wassertanks, höhere Leistung.
Seit letztem Jahr wird Invictus von
Yamaha mit Außenbordern beliefert,
in der GT320S sind es 2 x 300 PS bis
maximal 900 PS (bei den Einbaumotoren
sind es 860 PS). Was man
sonst noch bekommt: vier Schlafplätze
und ein komfortables Duschbad,
einen edlen Materialmix und
italienisches Premiumdesign.
è www.invictus-boote.de
Hecktriebler.
1/2022 45
Boot Düsseldorf 2022
55 Prozent Anzahlung, 5,5 Jahre Charter –
so wird man Eigner einer Dream Yacht
Beneteau und die tschechische Investorengruppe PPF haben sich im großen Stil bei Dream Yacht Charter eingekauft.
Welche Auswirkungen auf Chartergäste und Kaufcharter-Investoren wird das haben? Wir haben dazu Cengiz
Inceören, Gründer von Argos Yachtcharter, dem größten DYC-Partner für den DACH-Markt, befragt.
CENGIZ INCEÖREN
gründete 1979 Argos
Yachtcharter und ist
Experte für Kaufcharter.
60 Millionen Euro sollen für einen
Anteil von 85 Prozent an den Weltmarktführer
geflossen sein …
Wobei es in der Branche ein offenes
Geheimnis ist, dass Beneteau schon
vor dem Deal geplant haben soll,
ein eigenes Unternehmen als neuen
Player auf dem Chartermarkt zu
etablieren. Dann kam die Pandemie,
der Chartermarkt geriet ins Stocken
und die Gelegenheit war günstig,
um sich bei DYC einzukaufen und
die komplette bereits bestehende
Infrastruktur zu übernehmen.
So gesehen war dieser Kauf ein
Schnäppchen.
Welche Auswirkungen wird das
für die Chartergäste haben?
Sie dürfen sich im ersten Schwung
über rund 250 neue Charteryachten
freuen, mit denen die Flotte weltweit
verjüngt wird. Auf der anderen
Seite ist nicht zuletzt wegen der
Pandemie aber auch mit Verteuerungen
zu rechnen.
Beispiel Dream Partnership-Kaufcharterprogramm: Oceanis 40.1, Anzahlung 55 % (€ 153.658,–), 5,5 Jahre
Charterlaufzeit in Kroatien ohne Einnahmen, aber auch ohne Kosten, 12 Wochen freier Charter weltweit,
danach ist man ohne jegliche Schlusszahlung Eigner der Yacht (Neupreis: € 279.427,–).
Was sind die Auswirkungen für
In vestoren, Stichwort „Kaufcharter“?
Es gibt ja mehrere Kaufcharter
Modelle im Angebot, an denen sich
vorläufig nichts ändern wird. Die
sind aber nicht in Stein gemeißelt,
das gilt vor allem für das Dream
Partnership-Programm: 55 % Anzahlung,
5,5 Jahre Charterlaufzeit
ohne Kosten, danach gehört die
Yacht dir – wo gibt es das noch?
Während der Laufzeit sind zudem
12 Wochen Charter auf einer beliebigen
Yacht gleicher Größe überall
auf der Welt inkludiert. Renditen
werden in dieser Zeit nicht ausbezahlt,
aber die müsste man ohnehin
zu einem hohen Prozentsatz
versteuern.
Gild das nur für Beneteau-Yachten?
Absolut nicht, der Werften-Mix
bleibt DYC ebenfalls weltweit erhalten.
Das ist auch ganz im Interesse
von Beneteau, man will ja die vereinbarten
Preisgarantien gerade in
dieser Teuerungswelle und bei den
vorherrschenden langen Wartezeiten
nicht verlieren. Mit 40 Jahren
Erfahrung empfehle ich meinen
Kunden als Revier das Mittelmeer.
Die Chartersaison dauert dort nur
rund sechs Monate, entsprechend
geringer ist auch der Verschleiß der
Yachten. Aktuell stehen in Griechenland
verschiedenste Kats und Monos
zur Wahl, in Kroatien Monos bis
40 Fuß. Andere Mittelmeer-Destinationen
gibt es auf Anfrage.
Argos Yachtcharter auf der boot Düsseldorf
Halle 13, Stand B09. Cengiz Inceören ist Gründer von Argos
Yachtcharter mit Sitz in Wiesbaden. Er betreut seit 2017
ausschließlich Kunden für das Kaufcharter-Programm und
wird auch auf der Messe gerne und unverbindlich Auskunft
geben. Kontakt/Terminreservierung: Tel. +49 171 4535496
è yachtsales@argos-yachtcharter.de
Sohn Bora führt seit 2017 die Charteragentur. Er wird
ebenfalls auf der boot präsent sein und interessierte
Chartergäste willkommen heißen. Zum Mitnehmen wird
es die druckfrischen Kataloge 2022 für Nah- und Ferndestinationen
geben. Schon jetzt verfügbar zum Download
oder auf Wunsch per Post über die Homepage bestellbar
ist die Ausgabe der europäischen Reviere. Bis zur Messe
folgen die Ferndestinationen in einem gesonderten Band.
è www.argos-yachtcharter.de
Druckfrisch: die
neuen Charterkataloge
für
nah und fern.
46 1/2022
Motormulti
PANORAMA
Tipps, Trends & Neuheiten
KAT-ERWEITERUNG. Der im Februar
auf der Miami Boatshow präsentierte
Leopard 46 Powercat
wird nach dem 53er-Modell der
zweite Motorcat von Robertson und
Caine sein, der keine Segelboot-DNA
besitzt. Deshalb kann der 46PC auch
mit einem eigenen Steuerstand im
Salon sowie einem großen Motorraum
aufwarten. Weitere Highlights:
Durch die Chines in den Seitenrümpfen
recht große Kabinen, Riesen-Reichweite
(bis zu 1.600 sm),
fließende Verbindung zwischen
Cockpit, Salon und Vorschiff
sowie toll ausgestattete Flybridge.
Erhältlich als Eignerversion
mit drei und als Charterversion
mit vier Kabinen.
è www.leopardcatamarans.de
Reine
Motor-DNA.
Sea Shepherd
Aus Zigarettenstummeln
für
Zigarettenstummel.
TASCHENASCHER. Im Zuge der
Baltic Sea Campaign 2021 von
Sea Sheperd wurden 90 km der
Ostseeküste gereinigt und dabei
von rund 35 Kilogramm Zigarettenstummeln
befreit. Im Online-Shop
der Meeresschutzorganisation gibt
es nun auch einen Taschenaschenbecher
zu kaufen, der aus recyceltem
Kunststoff – das verwendete Altplastik
stammt teilweise sogar aus
dem Meer oder wurde an Uferstellen
aufgesammelt – hergestellt ist. Der
Füllstoff besteht zu 5 % aus Stummel-
Granulat, die kleine Dose hat einen
Drehverschluss und Platz für 9 Zigarettenkippen.
Der Produzent Toba
Cycle hat sich auf das Recycling von
Zigaretten spezialisiert. Preis: € 7,50.
è www.sea-shepherd.de
Mit Spannung
in die Zukunft
FOTO: SHUTTERSTOCK
MEHR STROM. Die Elektrobootsmotoren
der Cruise-Serie von
Torqeedo erhalten noch leistungsstärkere
Lithiumbatterien.
Die langlebige und robuste Kon s
truktion eignet sich für Segelund
Motorboote sowie gewerb
liche Boote bis zu 12 Tonnen Gewicht.
Erhältlich mit Ferngas
hebel- oder Pinnensteuerung mit
3, 6, 10 oder 12 kW. News auch zur
boot Düssseldorf: In Halle 9 wird
das „blue innovation dock“
für nachhaltige Antriebs
projekte zu sehen sein –
Torqeedo ist Hauptsponsor
der Initiative.
è www.torqeedo.com
Geldzurück-
Garantie
SICHER BUCHEN. Die Charteragentur
Master Yachting aus
Bayern präsentiert ihr neues
„Safe&Sound“-Package als Pandemie-Schutz
für 2022. Bei Yachten,
die als Teil des „Safe&Sound“-
Programms gekennzeichnet sind,
profitieren Charterkunden von
einer unkomplizierten Geld-zurück
Garantie: Bei Stornierung
aus welchem Grund auch immer
gibt es bis zu 60 Tage vor Abfahrt
das Geld zurück – garantiert.
CEO Michael Müller: „So wird
der Yachtcharterurlaub zur ganz
sicheren Nummer!“
Detaillierte Auskünfte geben
die Yachtcharterexperten unter
Tel. +49 931 465 99 999.
è www.master-yachting.de
1/2022 47
Boot im Winter
48 1/2022
FOTO: SHUTTERSTOCK
Überwintern
im Wasser
Viele Boote und Yachten sehen sich im Herbst ins Trockene manövriert. Warm anziehen
heißt es nun für jenen harten Kern, der die kalten Monate am Steg verbringt. Da der Liegeplatz
im Wasser an Beliebtheit gewinnt, ist eine sorgfältige Vorbereitung geboten.
Text HOLGER FLINDT
HOLGER FLINDT
ist Versicherungsexperte
und Leiter der
Schadensabteilung
bei Pantaenius
Yacht versicherungen.
è pantaenius.com
Immer mehr Eigner ziehen in
Erwägung, ihr Boot oder ihre
Yacht auch während der kalten
Wintermonate im Wasser zu
lassen. Kein Ein- und Auskranen,
mehr Flexi bilität und niedrige Liegeplatzkosten
– Vorteile, die bei dieser
Entscheidung eine bedeutende Rolle
spielen.
Diese Variante des Überwinterns
sollte jedoch gut überlegt sein.
Wer sich in der kalten Jahreszeit die
Option fürs Bootfahren offenhalten
möchte, ist regelmäßig am Steg vor
Ort und hat sein Schiff im Blick.
Ein Schiff, das jedoch nur aus Kostengründen
im Wasser verbleibt
und selten bis gar nicht besucht
wird, leidet sehr schnell unter den
äußeren Witterungs einflüssen.
EIN GEEIGNETER LIEGEPLATZ
Allgemein wiegt sich ein Boot im
Hafenbecken nicht unbedingt in
Sicherheit, denn auch ein milder
Winter kann phasenweise Sturm und
Frost mit sich bringen. Der gewählte
Liegeplatz sollte daher winterfest,
d. h. vor Wind und Wellen gut geschützt
sowie keinem Schwell, keiner
starken Strömung und vor allem
keinem Eisgang ausgesetzt sein.
Zudem bietet nicht jeder Hafen
Winterliegeplätze im Wasser an.
In einigen Häfen werden die Stege
während der kalten Jahreszeit so gar
aus dem Wasser geholt. Ob der jeweilige
Hafen also ganzjährig
ge öffnet hat und auf welche Häfen
alternativ ausgewichen werden
kann, gilt es vor der kalten Jahreszeit
herauszufinden.
Die Infrastruktur des gewählten
Hafens spielt beim Überwintern im
Wasser eine entscheidende Rolle.
Besonders wichtig ist das Vorhandensein
eines ganzjährigen Landstromanschlusses,
denn nur so
kann während besonders kalter
Perioden dauerhaft für Frostfreiheit
an Bord gesorgt werden.
In der Praxis kommt es immer
wieder vor, dass gefrierendes Wasser
Ventile beschädigt und Boote
sowie auch Yachten daraufhin sinken.
Armaturen, Rohrleitungen
und Ventile, die sich im Inneren
des Schiffes oberhalb der Außenwasseroberfläche
befinden, sind
besonders gefährdet. Soll ein Schiff
also für Törns oder gar zum Wohnen
einsatzbereit bleiben, dürfen
die Temperaturen an Bord nicht
unter den Gefrierpunkt fallen.
Der Einsatz eines Heizkörpers
wäre in diesem Zusammenhang
sinnvoll. Elektrische Radiatoren zum
Beispiel, die für den Dauerbetrieb
geeignet und mit einem Thermostat
ausgerüstet sind, verhindern bereits
auf niedriger Stufe, dass gefrierendes
Wasser Schläuche, Leitungen oder
Tanks beschädigt. Grundvoraussetzung
hierfür ist jedoch der Landstromanschluss,
und dieser wird
an Stegen kleinerer Marinas auch
gerne mal abgeschaltet. Eigner sollten
sich daher frühzeitig über die
Gegebenheiten vor Ort informieren
FROSTSCHUTZ
Für den Fall, dass keine Strom versorgung
vorhanden oder die Versorgung
unsicher ist, muss dafür gesorgt
werden, dass in Rohren oder Schläuchen
befindliches Wasser nicht gefrieren
kann und diese zum Platzen
bringt. Oberhalb der Wasserlinie
befindliche Schläuche empfiehlt es
sich im Zweifel abzunehmen, unterhalb
der Wasserlinie befindliche
mit (umweltfreund lichem!) Frostschutzmittel
zu befüllen. Auch die
Maschine sollte bei Minusgraden
zumindest ent wässert oder mit
Frostschutz gespült werden.
1/2022 49
Boot im Winter
Bestimmte Arbeiten am Schiff,
vor allem am Unterwasserschiff,
sind im Wasser nur eingeschränkt
möglich. Wer im Frühjahr also
einen neuen Antifouling-Anstrich
oder sonstige Wartungsarbeiten
plant, sollte sich nach Kran- oder
Slipmöglichkeiten auf dem gewählten
Hafengelände erkundigen.
Bei der Wahl des Winterhafens ist
darauf zu achten, dass ein ganzjähriger
Landstromanschluss vorhanden ist.
Es kommt immer wieder vor, dass gefrierendes
Wasser Ventile beschädigt und Boote
sowie auch Yachten daraufhin sinken.
RICHTIG EINWINTERN
Ist die Entscheidung für einen
Winterliegeplatz im Wasser einmal
gefallen, folgt die ordnungsgemäße
Vorbereitung des Schiffes. Wer in
regelmäßigen Abständen am Steg
vorbeischaut und sein Boot oder
seine Yacht den Winter über nutzt,
hat neben den allgemeinen Sorgfaltspflichten
zunächst keine größeren
Vorbereitungen zu treffen, als
das Schiff am Liegeplatz mit ausreichend
Fendern, Leinen und einer
Plane zu sichern und die Wetterprognosen
im Blick zu behalten.
Anders sieht es jedoch aus, wenn
das Boot oder die Yacht den ganzen
Winter über am Steg verbleibt und
erst im Frühjahr wieder zum Einsatz
kommen soll. In diesem Fall
sollte das Schiff gründlich eingewintert
werden. Nicht nur, um Langfingern
einen Strich durch die Rechnung
zu machen, sondern auch
um Schimmel vorzubeugen und
empfindliche Geräte wie Elek tronik
oder Außenbordmotoren vor niedrigen
Temperaturen zu schützen.
Sämtliche Ausrüstung, die nicht
niet- und nagelfest ist, sollte deshalb
demontiert, von Bord genommen
und frostsicher gelagert werden.
Feuchte Luft in Kombination
mit Frost lässt nichts unbeschadet
und jegliche Ausrüstungsgegenstände,
ob Segel, Persenninge oder
die Sprayhood, erfahren unter freiem
Himmel einen deutlich schnelleren
Verschleiß.
Einwintern heißt weiterhin, den
Anker und die Kette zu reinigen,
empfindliche Holzgegenstände an
Deck mit einer Plane zu schützen
und unter Deck befindliche Polster
aufzustellen oder trocken an Land
zu deponieren. Auch die Bilge sollte
entleert, Schrank- und Schapptüren
geöffnet sowie an Bord befindliche
Batterien vollständig aufgeladen
werden.
„ Wenn es kälter wird, lauert ein großer Feind
des Bootes in der Luft. Feuchtigkeit kann große
Schäden unter Deck anrichten und sogar die
Gesundheit gefährden!“
ACHTUNG, TROPFSTEINHÖHLE!
Wenn es kälter wird, lauert ein großer
Feind des Bootes in der Luft.
Feuchtigkeit kann große Schäden
unter Deck anrichten und sogar die
Gesundheit gefährden!
Ob und wie viel Feuchtigkeit sich
unter Deck sammelt, hängt von
mehreren Faktoren ab. Schimmel,
Spark und Muff sind schlimmstenfalls
die Folge, weshalb es wichtig
ist, entsprechend vorzusorgen. In
der Praxis bewähren sich hierfür
verschiedene Methoden.
Die einen verriegeln ihr Schiff
nahezu wasserundurchlässig und
bringen unter Deck zahlreiche Luftentfeuchter
in Stellung, andere wiederum
erachten eine durchgängige
Zwangsbelüftung an Bord für sinnvoller.
Ähnlich wie beim Stoßlüften
50 1/2022
Soll ein Schiff im Winter für Törns oder
gar zum Wohnen einsatzbereit bleiben,
dürfen die Temperaturen an Bord nicht
unter den Gefrierpunkt fallen.
FOTOS: SHUTTERSTOCK (5), ISTOCK (1)
in der Wohnung oder im Haus bleiben
in diesem Fall möglichst viele
Luken einen Spalt geöffnet, sodass
Luft unter Deck ausreichend zirkulieren
kann. Der ungünstige Nebeneffekt
hierbei ist jedoch, dass stetig
neue Feuchtigkeit in das Innere des
Schiffes gelangen kann.
Wer Feuchtigkeit filtert und
gleichzeitig für einen möglichst
großen Luftaustausch sorgt, sollte
die Behälter des Luftentfeuchters
auf jeden Fall regelmäßig leeren.
Ansonsten kann es passieren, dass
Wasser dann doch irgendwann an
der kalten Rumpfwand kondensiert,
ungehalten in die Bilge fließt
und Schimmel nach sich zieht. Natürlich
kann auch auf ein Heizgerät
zurückgegriffen werden, um zu verhindern,
dass sich Luftfeuchtigkeit
an den Oberflächen absetzt. Der
Energieaufwand bei diesem Vorhaben
sprengt jedoch jegliche
Dimensionen.
Tipp: Beobachten Sie die Wassermenge
im Frühjahr und ändern Sie,
falls nötig, Ihre Strategie zur Reduktion
von Feuchtigkeit an Bord im
kommenden Winter. Spätestens
wenn sich eine länger anhaltende
Frostperiode ankündigt, empfiehlt
es sich, die Maschine einzuwintern,
sämtliche Ventile mit Frostschutz
zu versehen und alle Wassertanks
zu leeren.
Gerade auch in Hinblick auf die
Versicherung ist es ratsam, Sorgfalt
walten zu lassen. Zu den Obliegenheitspflichten
des Schiffseigners
zählt, ausreichende Schutzmaßnahmen
vor Eintritt der Frostperiode
Sämtliche Ausrüstung,
die nicht niet- und
nagelfest ist, sollte
demontiert, von Bord
genommen und frostsicher
gelagert werden.
zu ergreifen. Passiert dies nicht und
ein Schaden tritt ein, kann das eigene
Handeln als grob fahrlässig bewertet
und die Schadenregulierung
infolgedessen entsprechend gemindert
werden.
Wer einen Winterlagerplatz im
Wasser anstrebt, sollte daher rechtzeitig
mit seiner Versicherung über
das Vorhaben sprechen und klären,
ob diese Form der Überwinterung
wie bei Pantaenius im Deckungsschutz
inbegriffen oder samt möglichen
Folgeschäden hiervon ausgeschlossen
ist.
BEHALTEN SIE IHR SCHIFF
IM BLICK!
Das bedeutet, entweder hin und
wieder selbst vorbeischauen, in der
Nähe wohnende Bekannte darum
zu bitten oder mit dem Hafenmeister
zu klären, ob auch im Winter
regelmäßige Kontrollen durchgeführt
werden.
Bei Sturmwarnungen ist ebenfalls
schnelles Handeln gefragt.
Das Schiff sollte ordentlich vertäut,
Festmacher auf Scheuer- und
Schamfilstellen überprüft und
gegebenenfalls ausgetauscht werden
sowie zusätzliche Leinen und
Fender bereitstehen.
1/2022 51
Wissen und Meer
Over, Roger, Out
„Funken ist veraltet, das macht man doch nicht mehr in Zeiten von Handy, E-Mails und Internet.“
Das oder Ähnliches höre ich immer wieder in Gesprächen mit Gleichgesinnten.
Tatsächlich, da ist schon was
Wahres dran, die Zeit und
die Technik bringen immer
wieder neue Entwicklungen mit
sich: Denken wir nur an die Seekarten,
an die Positionsbestimmungen,
an die Features auf un seren
Yachten.
„Ich nehme mein Mobiltelefon
und rufe in der Marina an, da habe
ich meinen Platz reserviert und
auch gleich im Restaurant die
Ćevapčići bestellt!“
Auch richtig und voll praktisch,
da möchte ich gar nichts dagegen
sagen. Als gut vorbereiteter Skipper
habe ich im Vorfeld die Adressenliste
samt Kontaktdaten im Handy
abgespeichert und bin dadurch up
to date.
YOU’RE ON COLLISION COURSE!
Beim Verfassen dieses Artikels höre
ich im Radio (sinngemäß) folgende
Meldung: „Blackout-Übung für
Mitte November geplant – die
Übung geht von der Annahme aus,
dass es zu massiven Einschränkungen
in der Stromerzeugung
kommt. Die Telekommunikation
bricht zusammen, die Koordinierung
der Hilfsmaßnahmen wird
über Funk aufgebaut.“
Aha, dachte ich mir, jetzt wird’s
auch für mich als begeisterten
Funker spannend.
Aber schauen wir uns die Angelegenheit
doch etwas genauer an:
Szenario 1: Es wird Abend, ich
möchte mich in der Marina, im
Hafen etc. anmelden. Ich nehme
mein Mobiltelefon zur Hand und
muss feststellen, dass kein Empfang
vorhanden ist. Damit sind auch
sämtliche Handys meiner Mitsegler,
das Internet, die Versendung
von E-Mails ziemlich auf Eis gelegt.
Das ist ja noch die problemloseste
Variante, denn bitte für die Ćevapčići-Reservierung
brauche ich nun
wirklich kein Netz. Aber was ist,
wenn ein Notfall eintritt?
Szenario 2: Herrlicher
Vorwind Kurs, der Yugo baut eine
lange Welle auf, auf dem Wellenkamm
dreht das Heck nach Luv,
ich schrei noch „Ducken!“ – doch
zu spät, der Großbaum kommt
über und erwischt einen Mitsegler
breitseits am Kopf. Er blutet stark
aus einer Platzwunde, kollabiert,
dringende Hilfe ist angesagt. Ich
greife zum Handy und muss feststellen,
dass … siehe oben.
Szenario 3: Wir sind auf Clubtörn,
fünf Yachten sind als Flotte
unterwegs. Wir wollen uns für den
Abend verabreden: Wo wollen wir
anlegen? Wo ist wer? Wer braucht
was? Mit dem Handy ist es schon
etwas mühsam, weil ich als Flottillenverantwortlicher
alle fünf Skipper
durchrufen muss und wehe, es
entsteht eine Diskussion (nein, in
diese Bucht möchte ich nicht, da
weiß ich ganz was Anderes, Besseres
etc.).
Szenario 4: Die Crew segelt die
Regatta, perfekt, wir sind gut unterwegs,
wir hängen aber dann
doch in der Flaute, auf einmal
kommen uns die „Gegner“ entgegen,
was ist da los? Haben wir was
übersehen? Am Abend erfahren
wir, die Regatta wurde für diesen
Tag abgesagt, die Meldung wurde
über den vereinbarten Kanal verlautbart.
Szenario 5: Ich segle bei Nacht
durchs östliche Mittelmeer, Kurs
Alexandria. Plötzlich knarrt es im
Funkgerät, ich höre „Sailing Ship
Adventure, please change your
course five degrees to the west,
GOTTFRIED
TITZL RIESER
ist Ausbildungsreferent
des Yacht Club Austria.
Er ist passionierter
Fahrtensegler und hat
insgesamt so um die
20.000 Seemeilen in
seinen Logbüchern
dokumentiert.
Sein Motto: „Die See ist
der beste Lehrmeister!“
kolumne@ocean7.at
An alle Skipper, Wachführer
und Na vigatoren
auf den Yachten: Nehmt
die Funksprechtaste
in die Hand!
you’re on collision course.“ Ich
habe tatsächlich den neuen Kurs
angelegt, nach einer Viertelstunde
meldet sich die Funke wieder:
„Thank you, Sir, fair winds!“
NO FUNK, NO FUN!
Ich habe hier beispielsweise Szenarien
beschrieben, die das Funken
unerlässlich machen, und bin
überzeugt, es gibt noch eine Reihe
anderer Einsatzmöglichkeiten für
dieses Sicherheits-Feature an Bord.
Die Grundvoraussetzung für die
Bedienung des Funkgeräts ist natürlich,
dass ich es kann. Da hilft
der kurze SRC-Kurs wenig, da lernt
man zwar die Grundbegriffe, das
war es aber schon. Funken lernt
man durch üben, üben und nochmals
üben. Ich empfehle allen Skippern,
Wachführern und Navigatoren
auf den Yachten: Bitte nehmt
die Sprechtaste in die Hand – ihr
verliert die Scheu vorm Gerät.
Übrigens bietet ein namhafter
Yacht Club in Österreich Funkkurse
als Weiterbildung an – Nachahmung
empfohlen!
52 1/2022
SEGELYACHTEN
Tipps, Trends & Neuheiten
Neue Ausgewogenheit
SPORTLICHE MITTELKLASSE. Fast
vier Jahre hat es gebraucht, bis die
Beneteau First 36 von den ersten
Ankündigungen bis zum Modell
Nr. 1 realisiert wurde, aber jetzt
(genauer: im Jänner auf der Boot
in Düsseldorf) soll endlich die Weltpremiere
gefeiert werden. Zur Erinnerung:
Beneteau hat die First-Reihe
2018 von der slowenischen Werft
Seascape übernommen. Grund für
die Verzögerung der First 36 dürfte
gewesen sein, dass sich die Teams
der beiden Unternehmen erst zusammenfinden
mussten, herausgekommen
ist aber ein feiner Kompromiss
zwischen Cruising und Racing.
Die neue, bei Seascape gebaute
First soll nur 4,8 Tonnen wiegen
und über rund 80 m 2 Segelfläche
am Wind verfügen. Das Cockpit
lässt sich dem Einsatzzweck anpassen,
sprich Bänke und Tisch lassen
sich für Wettfahrten leicht entfernen.
Nettopreis: ab ca. 200.000 Euro.
è www.masteryachting.com
Die neue First
von Beneteau.
Macht sie leicht!
SUPERSEGLER. Nachlese von der
Monaco Yacht Show: Die Baunummer
4 der SW 105 aus der südafrikanischen
Werft Southern Wind
trägt den Namen Taniwha. E
xzessive Nutzung von Kohlefasern
im Rumpf und beim stehenden Gut
sorgen dafür, dass die 35,39 Meter
lange Blauwasserslup rund vier Tonnen
leichter als die bereits gebauten
Schwesterschiffe ist. Deck und Interieur
wurden vom Mailänder Studio
Nauta Yacht Design entworfen, wobei
auch beim Innenausbau leicht
gewichtige Werkstoffe dominieren.
Ruhepause gibt es für die Werft
keine: Eine Baunummer 5 der SW
105 befindet sich in Kapstadt schon
in Bau.
è www.sws-yachts.com
Blauwasser ist ihr Element: Taniwha.
IMPRESSUM
MEDIENINHABER: Satz- und Druck-Team
GmbH, Feschnig straße 232, 9020 Klagenfurt,
+43 463/461 90 25, www.ocean7.at, redaktion@
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„ Gottes sind Wogen und Wind,
Segel aber und Steuer, dass ihr
den Hafen gewinnt, sind euer.“
Gorch Fock (1880–1916, gefallen in der Skagerrak-Seeschlacht),
eigentlich Johann Wilhelm Kinau, niederdeutscher Erzähler, Lyriker,
Elbfischer und Marinesoldat.
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Privilège Signature 580
Erbgut,
alles gut
Mit der Übernahme von Privilège hat die Hanse-Gruppe, der Welt zweitgrößter
Yachthersteller, den Markt der luxuriösen Katamarane betreten. Die Signature-
Reihe, die erste Zusammenarbeit der französischen Werft mit der deutschen
Leitung, soll die sehr spezielle DNA der Zweirümpfer aus Les Sables d’Olonne
weiterführen. Das neue Flaggschiff der Reihe, die Signature 580, hält das
Versprechen jedenfalls ein.
Text WOLFGANG GEMÜND | Fotos WERFT
Es ist kein Zufall, dass in
Les Sables d’Olonne, einem
Städtchen an der französischen
Atlantikküste, sowohl
die Katamarane von Privilège
hergestellt werden als auch die
Vendée Globe gestartet wird. Beides
– die Werft und die Regatta –
geht nämlich auf Philippe Jeantot
zurück. Der zweifache Weltmeister
im Einhandsegeln ließ Anfang
der 1980er-Jahre einen Katamaran
für seine Familie bauen, der für
ein Leben an Bord während ihrer
Besuche gedacht war. Komfort,
Sicherheit und Hochseetauglichkeit
waren die Hauptkriterien der Einzelanfertigung
und sollten sich,
nachdem das Interesse an dem
Katamaran immer größer wurde
und Jeantot 1985 beschloss, ihn in
54 1/2022
Serie zu bauen, fest in die DNA
der neuen, in Les Sables d’Olonne
beheimateten Werft brennen.
Aus „Jeantot Marine“ wurde
1989 „Privilège Marine“, und im
selben Jahr dachte sich Jeantot
auch die Vendée Globe aus,
die spektakuläre Non-Stop-Regatta
für Einhandsegler, bei deren erster
Ausgabe er mitsegelte und Vierter
wurde. Start des Rennens, das einmal
um den Globus führt, war und
ist natürlich Jeantots Heimatstadt
Les Sables d’Olonne.
NEUE MODELLE, ALTE WERTE
Wir galoppieren jetzt durch die
Geschichte, wechseln dreimal den
Besitzer der französischen Werft
und kommen in die Gegenwart.
2017 erwarb die HanseYachts AG
die Mehrheitsanteile von Privilège
1/2022 55
Privilège Signature 580
Katamarane von Privilège muss
man locker doppelt so tief in die
Tasche greifen wie bei den ebenfalls
aus Frankreich kommenden
Mitbe werbern in der Mittelklasse.
Auffällig die flache
Silhouette dank Verzicht
auf eine hoch
gesetzte Flybridge.
und schon ein Jahr später kündigte
man die Entwicklung von drei neuen
Modellen an. Der erste Motorkat
des Herstellers – die Privilège
Euphorie 5 – wurde 2018 präsentiert.
Vor zwei Jahren schaffte es die
Signature 510 ins Wasser, und heuer
im Frühjahr war Baunummer 1
der Signature 580 dran.
Mit der Signature-Reihe möchte
Privilège seine Position als Premiumhersteller
von hochseetauglichen
Katamaranen festigen. Die
Rümpfe und das Brückendeck
werden aufwendig in Sandwichbauweise
in modernstem Laminat-
Verfahren hergestellt, was rund
einen Monat dauert.
Die Modelle sind grundsätzlich
in zwei Kabinenlayouts erhältlich,
können aber darüber hinaus maßgefertigt
werden. Ausstattung,
Rigg, Polster, Holz, Farbe – das
alles kann der zukünftige Eigner
frei wählen. Der technische Aufwand
bei der Produktion, die
hochwertige Ausstattung bei Rigg,
Beschlägen und Interieur sowie
die Semi-Custom-Bauweise haben
natürlich ihren Preis – für die
FLACH UND LUFTIG
Die 580 also. Mit den durchgehenden
Fensterfronten an beiden
Rümpfen und den negativen Vorsteven
macht der Kat eine sehr
sportliche und moderne Figur.
Auffällig ist die flache Silhouette
durch den Verzicht auf die im
Trend stehenden, hoch bauenden
Flybridges. Zwar thront auf dem
Sonnendach eine Sitzgruppe, die
aber nicht wie ein eigenes, drittes
Stockwerk, sondern eher wie eine
luftige Dachterrasse wirkt.
Während die Signature 510 eine
Weiterentwicklung der bewährten
Série 5 ist und hauptsächlich eine
modernere Innenausstattung erhalten
hat, ist die 580 ein kompletter
Neuentwurf.
Konzipiert wurde die Yacht dabei
von innen nach außen – es lagen
also zuerst die Vorschläge des
Innendesigners Franck Darnet für
das Interieur vor, danach erst durfte
Schiffsdesigner Marc Lombard
ran, der schon in den Anfangsjahren
mit Philippe Jeantot zusammengearbeitet
hat.
Auf einem 18-Meter-Katamaran
lässt es sich für sechs bis zehn Personen
eh schon recht komfor tabel
segeln und leben, aber das Raumgefühl
der 580, die Sitzgelegenheiten,
die Größe der Kabinen und
ihre Stehhöhen sowie die Sicht
nach außen sorgen für einen ge
wissen Wow-Effekt.
„ Die Privilège 580 Signature ist der erste Katamaran
unter 60 Fuß mit einem direkten Zugang von der
Eignerkabine zum Vorschiffs-Cockpit.“
Jens Gerhardt, Vertriebsvorstand Hanse
56 1/2022
Das Cockpit als gefällige
Wohlfühloase, auf
einem Zwischendeck
thront der Steuerstand.
Die Flybridge: eine
luxuriöse Wohnlandschaft
unter freiem
Himmel.
STEUERN VOM
Privilège Signature 580
Länge ü. a.
Breite
Tiefgang
Verdrängung
max. Zuladung
Frischwasser
Tank
18,65 m
9,18 m
1,75 m
29 t
6 t
1.000 l
1.000 l
Segel
Großsegel 121 m 2
Genua 92 m 2
Stagsegel (optional) 51 m 2
Gennaker (optional) 176 m 2
Motor
Yanmar, 2 x 75 PS
Kabinen 3 oder 4
CE-Kategorie A-12
Preis exkl. USt. ab € 1.740.000,–
Händler: Hanse (Deutschland) Vertriebs GmbH & Co. KG,
D-83233 Bernau am Chiemsee, Chiemseestraße 65
è www.hanseyachtsvertrieb.de
ZWISCHENDECK
Erhältlich ist die 580 in zwei
Innenraum-Versionen. Beim für
den Chartereinsatz gedachten
4-Kabiner befindet sich die große
U-förmige Küche im Salon, der
außerdem über eine große Sitzgruppe
mit verstellbarem Tisch
und eine separate Navigationsecke
verfügt. In der 3-Kabinen-
Version ist die Kombüse längsseits
im Steuerbordrumpf verbaut,
wodurch im Salon Platz für eine
zusätzliche Eckcouch ist.
Der Salon geht bündig in das
hintere Cockpit über, das ebenfalls
über eine Sitzgruppe und
eine Sofa-Liegelandschaft verfügt.
Sehr elegant sind die geschwungenen
Stufen hinunter zu den beiden
Badeplattformen. Optional ist im
Heck ein Tenderlift für ein Beiboot
und zusätzlichen Platz auf
dem Achterdeck erhältlich. Ein
zweites Cockpit befindet sich vor
dem Salon im Vorschiff. Auch
hier finden sich Sitzgelegenheiten,
aber auch ein direkter Zugang zur
Eignerkabine – sehr innovativ!
Durchgehende Fensterfronten
an beiden Rümpfen.
Steuerstand
auf Backbord.
Sportlich-elegant
der negative Steven.
1/2022 57
Privilège Signature 580
Wo aber ist der Steuerstand? Der
befindet sich um drei Stufen erhöht
auf der Backbordseite des hinteren
Cockpits, sozusagen auf einer Art
Podest zwischen Cockpit und Flydeck.
Der Vorteil: Man genießt
nicht nur einen hervorragenden
Überblick über die Umgebung und
die Segel, sondern ist auch ständig
auf Tuchfühlung mit den Gästen
im Cockpit und auf dem Flydeck.
Der Nachteil: Bei Schlechtwetter
ist man durch die erhöhte Position
trotz verglaster Sprayhood vermehrt
den Elementen ausgesetzt.
Der Steuerstand kann aber mit
versenkbaren Abdeckungen mit
Fenstern – wie übrigens das gesamte
hintere Cockpit – geschlossen
werden.
BLICK ZURÜCK NACH VORN
Was Philippe Jeantot zur neuen
Privilège 580 sagen würde? Der
hohe Komfort würde ihm sicher
gefallen. Und dass das Thema
Sicherheit sich in vielen Details
(z. B. die breiten Gangways mit der
hohen Reling und den zahlreichen
Griffen oder der bündige Abschluss
der Decksluken) widerspiegelt,
würde auch seinen Beifall finden.
Geradezu entzückt wäre er vom
Steuerstand, wo alle Fallen, Reffleinen
und Schoten zentral zusammenlaufen,
sodass der Katamaran
auch für zwei Personen leicht zu
handhaben ist. Wobei man wohl
davon ausgehen kann, dass Jeantot
diesen Katamaran wohl auch al leine
segeln könnte.
Edle Materialien – hochwertig verarbeitet: Konzipiert wurde die Signature 580
von innen nach außen – es lagen also zuerst die Vorschläge des Innendesigners
Franck Darnet für das Interieur vor, danach erst durfte Schiffsdesigner Marc
Lombard ans Werk.
Kleinere Schwester:
Privilège Signature 510.
58 1/2022
MOTORYACHTEN
Tipps, Trends & Neuheiten
(T)Raumschiff
Viel Raum auf 27 Meter.
GLASPALAST. Das erste Modell der
futuristischen Superyacht Wally
WHY 200 konnte beim Cannes
Yachting Festival besichtigt werden.
Durch den Verzicht auf Seitendecks
bietet das 27 Meter lange Raumschiff
auf drei Decks verteilte 200 m 2
Wohnfläche für bis zu zwölf Gäste.
Die Highlights der bei Ferretti gebauten
Yacht finden sich ganz vorne
und hinten. Die Eignersuite im Bug
ist mit einer riesigen, durchgehenden
Verglasung ausgestattet, die eine
200°-Sicht bietet. Und der Beach
Club am Heck lässt sich mit Hilfe
hydraulisch aufklappender Seitenwände
erweitern.
è www.wally.com
Sonnenkräftig
HYBRIDYACHT. Mit der 58 Fly will die
auf Hybridmotoryachten spezialisierte
slowenische Werft Greenline nächsten
Herbst ihr zweitgrößtes Modell auf den
Markt bringen. Wie gehabt finden sich
auf der Flybridge und dem Hardtop
zahlreiche Solarpaneele, die 3,6 kW
Strom produzieren können. Angetrieben
wird die 58 Fly entweder als Hybridantrieb
mit zwei Cummins-Dieselmotoren
(610 oder 715 PS) und zwei 25 kW starken
E-Motoren oder als reiner Diesel
mit zwei 1.000 PS leistenden Caterpillar-
Diesel. Unter Deck gibt es drei Kabinen
und zwei Nasszellen, wobei der begehbare
Kleiderschrank der VIP-Kabine durch
ein drittes Bad ersetzt werden kann.
è www.greenlinehybrid.com
Stromert im nächsten
Herbst durch Wasser.
Pool zum Bett
Light Metal
NEUE MARKE. Der Boom bei
Motorkatamaranen macht so
mancher Werft Mut, am wachsenden
Markt mitzunaschen.
StellarCat mit Sitz in Fort
Lauderdale, USA, ist so eine
Neugründung, die mit Motorkats
komplett aus Aluminium
reüssieren möchte.
Die Vorteile des Materials:
Leichtigkeit, Langlebigkeit und
Hier ist alles Alu, was man sieht.
Korrosionsbeständigkeit. Geplant
sind Modelle mit 20 und
25 Meter Länge, großzügigen
Decksflächen, viel Wohnraum
und verschiedenen Motorkonfigurationen
der Volvo
IPS-Serie, die Geschwindigkeiten
von bis zu 30 Knoten
und Reichweiten von bis zu
3.600 sm zulassen.
è www.stellarcat.global
LUXUSSTUDIE. Noch ist die
T760 Apache nur eine Studie
der italienischen Nobelwerft
Tankoa. Aber wer
weiß: Vielleicht inspiriert
das Konzept der Superyacht
aus Stahl (Rumpf) und Alu
(Aufbauten) den einen oder
anderen Käufer. Highlights:
drei Swimmingpools (der
im Bug reicht bis in die
Für Leute, die gern schwimmen.
Eignerkabine hinein), aufklappbare
Seitenwände zur
Vergrößerung des Beachclubs,
120 m 2 Salon am
Hauptdeck.
Motorisiert wird der 76
Meter-Luxuskreuzer mit bis
zu 2 x 2.500 PS starken Dieseln,
die für einen Topspeed
von 16,5 Knoten sorgen.
è www.tankoa.it
1/2022 59
Ryck 280
60 1/2022
Vorwärts
zu Ryck
HanseYachts hat seine Motor bootpalette
um eine dritte, komplett neue
Marke erweitert. Das erste Boot, die
Ryck 280, gibt einen Vor ge schmack
auf die frisch geschaffene Linie:
Sportliche Weekender mit offenem
Deck, die sehr variabel zu konfigurieren
sind. machte
sich bei den ersten Testfahrten
an der Cote d’Azur mit dem neuen
Angebot vertraut.
Text AREK REJS
Fotos AREK REJS, WERFT
1/2022 61
RYCK Ryck 280
In den vergangenen Jahren hat
die HanseYachts AG ihr Portfolio
um zwei Motorbootmarken
erweitert: Fjord im Jahr 2005
und Sealine im Jahr 2017. Beide
Marken waren allerdings schon
weltweit bekannt und bewährt,
HanseYachts musste sie nur
wieder profitabel machen.
Ryck ist eine ganz andere Geschichte.
Ryck ist eine komplett
neue Marke, die die Werft von
Grund auf aufbauen und vermarkten
muss. Natürlich haben unsere
deutschen Nachbarn dank eines
umfangreichen Händlernetzes
und der langjährigen Zusammenarbeit
mit namhaften Bootsdesignern
und Marketing-Spezialisten
gute Voraussetzungen, allzu leicht
wird es trotzdem nicht. Vor allem,
weil die Konkurrenz in dem Segment,
in dem Ryck debütiert, sehr
stark ist!
MADE IN GERMANY?
Der Name der Marke leitet sich
vom Namen des Flusses ab, der
durch Greifswald fließt, die Stadt,
in der sich der Hauptsitz der
HanseYachts befindet. Die Werft
liegt am Nordufer des Ryck, der
den Produktionsstandort mit der
Ostsee verbindet. Doch obwohl als
„Made in Germany“ bezeichnet,
steht die Ryck 280, das 9,5 Meter
lange Debüt der neuen Marke,
mehr für den multinationalen
Zugang, der auch die alte Hansestadt
Greifswald auszeichnet.
Das Grundkonzept für das neue
Boot – offenes Deck, Außenborder-
Antrieb, mittiger Steuerstand, recht
große Kabine unter Deck – stammt
aus Greifswald, federführend am
Zeichenbrett war aber der britische
Designer Bill Dixon.
Der in Italien geborene Produktmanager
Andrea Zambonini ist für
den Erfolg des gesamten Projekts
verantwortlich, und die Yacht selbst
wird in der Werft der Gruppe in
Polen gebaut.
JEDER, WIE ER MAG
In der Basisversion handelt es sich
bei der Ryck 280 um ein einfaches,
schlicht eingerichtetes Boot mit
offenem Deck, einer L-Bank am
Heck und zwei Sitzen am Steuerstand.
In dieser Version gibt es in
der Kajüte nur eine Toilette und
einen (sehr großen) Stauraum,
die Liege am Heck hat keine Matratzen.
Doch die Basisversion lässt sich
vielfältig aufwerten. Ein Online-
Tool für die individuelle Konfiguration
findet sich auf der Website
der Marke. Mit dem passenden
Zubehör wird aus der Ryck 280 je
nach Wunsch ein familienfreundlicher
Weekender, ein wassersporttauglicher
Flitzer oder ein komfortables
Fischerboot.
Motoren gibt es von 250 bis 350
PS. In der Basisversion ohne Motor
kommt die Yacht auf 69.841 Euro,
inkl. 20 Prozent Umsatzsteuer!
Natürlich kann sich der Preis nach
Hinzufügen aller Extras leicht
verdoppeln, aber wenn man kein
besonders anspruchsvoller Bootsbesitzer
ist, kann man für relativ
wenig Geld ein sehr gutes, modernes
und gut aussehendes Boot
erstehen.
Der Stufenrumpf mit
scharfem V und der
sehr markante negative
Steven sorgen sicher
für Fahrvergnügen.
62 1/2022
In der Basisversion
eine L-Bank, in der Top-
Version eine L-Couch.
Motoren gibt es von
250 bis 350 PS, im Bild
die 300 PS-Version.
Sonnendeck.
Steuerstand
mit zwei Sitzen.
Cruising Speed: 26 Knoten bei
4.500 bis 5.000 U/min, der Verbrauch
liegt dann bei ca. 50 l/h.
„ Die Ryck 280 als Multitalent mit herausragendem
Design ist leicht zu manövrieren und zudem trailerbar,
was sie zu einem flexiblen Weekender in nahen und
fernen Revieren macht.“
Andrea Zambonini, Produktmanager
GETESTETES TOP-MODELL
Die Ryck 280, die wir testen durften,
war eine ziemlich üppig ausgestattete
Version. Die Yacht wurde von einem
Mercury Verado-Motor mit 300 PS
angetrieben. Auf dem Boot gab es ein
bequemes L-förmiges Achter-Sofa,
unter dem sich neben einem großen
Staufach zwei Schubladenkühlschränke
befanden, außerdem ein Klapptisch
und eine sehr bequeme Sonnenliege für
zwei Personen im Bugbereich. Hinter
den Sitzen am Steuerstand befand sich
eine Wetbar mit einem zweiflammigen
Gaskocher und einer Spüle. Ein solides
T-Top schützte uns vor Regen oder
übermäßigem Sonnenschein.
Auf dem getesteten Boot hatten wir
auch eine Wohnkabine für zwei Personen.
Die Kajüte ist geräumig, hell und
erstaunlich hoch, mit einem sehr breiten
und über zwei Meter langen Doppelbett,
auf dem man bequem sitzen
kann, ohne Gefahr zu laufen, mit dem
Kopf an die Decke zu stoßen. An der
Steuerbordseite der Kabine befindet
sich eine separate Toilette mit Waschbecken
und Schränken, auf der Backbordseite
gibt es Kleiderschränke, man
könnte hier aber auch eine Miniküche
mit Mikrowellenherd einrichten.
SICHER AN DECK
Auf dem Deck der Yacht kann man sich
bequem und geschützt bewegen. Die
Bordwände sind hoch genug (0,6 m),
um mit Kindern sicher zu reisen. Am
Bug sind die Seitenwände niedriger,
Ryck 280
Gesamtlänge
Breite
Tiefgang
Verdrängung
Kraftstofftank
Wassertank
Motoren
CE-Kategorie
9,51 m
2,81 m
0,91 m
2.070 kg
300 l
88 l
Mercury Verado 250/300/350 PS
Max. Personenanzahl 8
Basispreis ohne Motor exkl. USt. 58.690,–
Händler: Hanse (Deutschland) Vertriebs GmbH & Co. KG,
D-83233 Bernau am Chiemsee, Chiemseestraße 65
è www.hanseyachtsvertrieb.de
C
1/2022 63
Ryck 280
„ Die Kajüte ist geräumig, hell und erstaunlich
hoch, mit einem sehr breiten und
über zwei Meter langen Doppelbett.“
aber dort ist das gesamte Deck von
hohen, soliden Geländern umgeben.
Sehr angenehm: Der gesamte Cockpitbereich
befindet sich auf einer
Ebene. Die einzigen Stufen auf der
Yacht sind die, die zur Kabine führen,
eine niedrige Stufe von der
Badeplattform zum Cockpit und
zwei Stufen, die sich auf beiden
Seiten des Steuerstands befinden
und vom Cockpit zum Bug führen.
RUHIG BIS ZU 40 KNOTEN
Bei den Testfahrten bei kabbeliger
See wurden der Stufenrumpf mit
scharfem V und der sehr markante
negative Steven auf eine harte Probe
gestellt. Die Befürchtungen, mit dem
geraden Bug bei großen Wellen
Wasser aufzunehmen, zerstreuten
sich rasch.
Die Ryck ist sehr manövrierfreudig
und kommt dank des gestuften
Rumpfs rasch und fast unmerklich
ins Gleiten. Bei unserem Test haben
wir eine Höchstgeschwindigkeit von
37 Knoten bei 5.800 U/min erreicht.
Bei ruhiger See wären wohl auch
40 Knoten zu schaffen. Die angenehmste
Reisegeschwindigkeit liegt
bei etwa 26 Knoten, somit bei etwa
4.500 bis 5.000 U/min. Die Ryck ist
dann leise unterwegs, und der Kraftstoffverbrauch
liegt bei 50 l/h. Bei
Höchstgeschwindigkeit verbraucht
sie etwa 94 l/h.
FAZIT
Mit der Ryck 280 reiht sich die HanseYachts
AG in die wachsende und
immer beliebter werdende Familie
der Wochenend-Familienboote ein.
In diesem Segment ist die Konkurrenz
ziemlich stark, aber die neue
Marke besitzt einen starken technischen
und Marketing-Background.
Auch das Boot selbst hebt sich
mit seiner interessanten Linienführung,
dem negativen Steven und der
Möglichkeit, aus vielen individuellen
Optionen zu wählen, von den Mitbewerbern
ab. Natürlich lockt es
auch mit seinem attraktiven Preis.
Man kann also davon ausgehen, dass
sich Ryck ein ordentliches Stück
vom Kuchen abschneiden wird.
Mit dem passenden Zubehör wird aus der
Ryck 280 ein familienfreund licher Weekender,
ein wassersporttauglicher Flitzer
oder ein komfortables Fischerboot.
64 1/2022
PANORAMA
Tipps, Trends & Neuheiten
Solarhaupt
Die Silent 100 Explorer
mit geöffnetem Hardtop.
E-KAT. Nachdem das neue Flaggschiff, die
100 Explorer, auf dem Cannes Yachting
Festival vorgestellt wurde, hat die in Kärnten
beheimatete Werft Silent Yachts bereits
das erste Exemplar des solarelektrischen
Katamarans mit einer geplanten
Auslieferung im Jahr 2023 verkauft. Der
31-Meter-Kat besitzt Solarzellen, die bis zu
40 kWp produzieren und die gemeinsam
mit zwei bis drei Dieselgeneratoren Batterien
mit einer Kapazität von 800 kWh laden.
Zwei 340 kW-Elektromotoren bringen
14–16 Knoten Fahrt. Einmalig: Das mit
Solarpaneelen bestückte Hardtop kann geöffnet
werden und gibt ein Flydeck frei, das
als Sonnendeck oder Hubschrauberlandeplatz
genutzt werden kann.
è www.silent-yachts.com
Auf den Spuren der Möwen
RADAR. Mit den Cyclone-Radarsystemen
hat Raymarine neue High-
End-Geräte vorgestellt, die sich haupt
sächlich an Fischer-, aber auch Powerboot-Besitzer
richten. Die Form der
Antenne wurde von Flugzeugflügeln
inspiriert und sorgt für die höchste
Windwiderstands fähigkeit (bis 100
Knoten!) dieser Geräteklasse. Die
RangeFusion-Tech nologie liefert eine
überragende Auflösung von Radar
echos sowohl im Nah- als auch im
Fernbereich. Ein verstärkter „Bird-Mode“
erkennt Seevögel auf große Distanzen,
womit sich Fischschwärme leichter
finden lassen. Die Sendeleistung bei
den Cyclone-Antennen
liegt bei 55 Watt und bei
den CyclonePro Antennen bei 110
Watt. Alle Cyclone-Geräte arbeiten
mit den Axiom, Axiom+, AxiomPro
und den AxiomXL-Multifunktions
Bildschirmen.
è www.yachtelektronik.at
Cyclone: Kann trotz
Flügelform nicht fliegen,
sonst aber fast alles.
Markenzuwachs
Galeon 500 Fly.
ÖSTERREICH-VERTRETUNG. Neben
der Werftvertretung für Sunreef Katamarane
hat Florian Zimmermann mit
seiner Firma Promare nun auch die
österreichische Vertretung für Galeon
und Greenline ins Portfolio genommen.
Möglich wurde das durch eine
Koopera tion mit Atal Nautica und
Aventure Boats aus Slowenien, die
diese Marken seit Jahrzehnten sehr
erfolgreich repräsentieren. Die Modelle
der Greenline-Werft können jederzeit
im Testcenter in Izola besichtigt
werden. Von der Marke Galeon
stehen Promare sogar noch einige
wenige Slots für die Saison 2022 zur
Verfügung. Darunter die Bestseller
500 Fly und 510 Skydeck und ebenfalls
die 440 Fly.
è www.pro-mare.com
Wärmespeicher
MID-LAYER. Die neue Cell-Isolationsjacke
von Zhik soll beim Wassersport
und an Land warm halten.
Dank der schmalen Passform und
der atmungsaktiven Konstruktion
ist die Jacke ideal als Zwischenschicht
unter einer Shell-Jacke. Die
verschweißte Beschichtung sorgt
dafür, dass weder Wind noch Wasser
durch die Nähte eindringen kann.
Gefüttert ist die Jacke mit Repreve,
einer recycelten Faser, die nur wenig
Wasser aufnimmt und schnell
trocknet. In Schwarz oder Platin zu
einem UVP von € 169,95 erhältlich.
è www.zhik.com
Wärmt, ohne
dick aufzutragen.
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MEHR SERVICE,
MEHR KOMPETENZ.
Mini Transat 2021
Ich hab
gebetet
Mit der Teilnahme am Mini Transat 2021 stellte
sich Christan Kargl erneut einer französischen
Übermacht. Er trotzte mit seinem 6,5-Meter-Boot
nicht nur Unwettern, Stromproblemen und
Sprachbarrieren, sondern sicherte sich nach
all den psychischen und physischen Strapazen
auch noch einen Platz im Spitzenfeld.
Interview TAHSIN ÖZEN | Fotos VINCENT OLIVAUD
Sechster im Gesamt-Ranking – wie
fühlst du dich nach all den Strapazen?
Bin auf mich selbst mächtig stolz
und hab vor allem auf der ersten
Etappe gezeigt, was mit einer doch
heiklen Wettersituation schaffbar
ist. Ich hab glaub ich die Situation
am besten genutzt und mit dem
Stopover im südlichsten Hafen eine
taktisch gute Leistung abgeliefert.
Jetzt in Guadeloupe ist die Erleichterung
sehr groß und vor allem die
letzten Tage vor dem Ziel waren
voll von Unsicherheit und Selbstzweifel.
Umso größer ist die Last,
die im Ziel von den Schultern gefallen
ist. Das Gefühl ist unbeschreiblich,
auch wenn die Umstände hier
in Guadeloupe nicht viel Partystimmung
aufkommen lassen.
Sturmwarnung noch in spanischen
Gewässern, und dann bricht auch noch
die Stromversorgung zusammen.
Wie heikel war die Lage tatsächlich?
Ich habe mich recht eng mit Melwin
Fink abgesprochen und den südlichsten
Hafen als Stopover in den
Büchern gesucht. Das erschien uns
taktisch sinnvoll und wir waren
sehr verwundert, als wir gehört
haben, dass alle schon 36 Stunden
vor der Front zügig in die Häfen
fahren. Von einer Absprache zwischen
den Seglern und einem
geordneten Neustart haben wir
aufgrund der fehlenden Info auf
Englisch nichts mitbekommen.
Die Sturmwarnung selbst war eindringlich
und nachvollziehbar. Kap
Finisterre ist bei aktiven Kaltfronten
sicher einer der Plätze, wo man
definitiv nicht sein möchte. Die von
der Küste reflektierte Welle und das
vorgelagerte Unterwassergebirge
erzeugen un geheure Kreuzseen und
massive Brecher – kein guter Platz
für Minis. Wir wussten, dass die
Fronten im Süden deutlich schwächer
sein würden, und wurden
durch den spanischen Wetterbericht
um 15 UTC bestätigt. Der
Ausfall der Batterie war ein ziemlich
blöder Zeitpunkt, am Anfang
der Nacht. Das hieß kein Schlaf
und keine Möglichkeit, Segel zu
wechseln oder zu reffen. In der
darauffolgenden Nacht noch eine
Front ohne Autopiloten abzuwettern,
war keine Option und vor
allem in einer der meistbefah renen
Schifffahrtsrouten Europas nicht
ratsam. Somit war der Stop, um zu
schlafen, auch taktisch sinnvoll.
Sturmwind, hohe Wellen, kein Schutz –
haben dich die Geister von 2005 an
Bord heimgesucht?
Die erste Front in der Biskaya war
hart und deutlich intensiver als in
unseren Meteo-Briefings angekündigt.
Ich bin mit Fock und zwei
Reffs mehrmals bei Hagel und
Regenschauern flach am Wasser
gelegen. Ich hab gebetet, dass die
OneSails-Wäsche das unbeschadet
überstehen wird, und konnte erst
in den frühen Morgenstunden aufatmen,
als die kleinen Cumulus-
Wolken die Rückseite der Front
angekündigt haben. Ich war tatsächlich
recht angespannt, an Schlaf
war ohnehin nicht zu denken. Die
Geister von 2005 hab ich nicht
ge sehen und die restliche Transat-
Regatta war auch kein Sturm mehr
in unserem Fahrwasser.
66 1/2022
Mit Skipper Melwin Fink scheinst du
nun auch einen Sohn gefunden zu
haben …
Ich denke, dass die gesamte deutsche
Truppe mit Lina, Melwin, Lennart
und Marc sehr gut zusammengehalten
hat. Wir haben natürlich
auch Informationen ausgetauscht
und uns gegenseitig gepusht. Ganz
ehrlich, diesen Gegenpol zur französischen
Clique brauchten wir und
haben immer wieder auf englische
Übersetzungen gedrängt. Mit den
Protesten und Anträgen auf Wiedergutmachung
mussten vor allem
Melwin und ich ganz eng
zusammenrücken. Wir haben in
akribischer Kleinarbeit Daten über
die Stopovers der Konkurrenz gesammelt
und ausgewertet und viele
Argumente gegen die Entscheidung
des Protestkomittees zusammengetragen.
Leider kam es nie zu einer
vernünftigen Anhörung, aber zusammengeschweißt
hat das natürlich
ganz enorm. Ich sehe Melwin
nicht als Sohn, aber 44 Lebensjahre
entspannen dann doch ein wenig
und diese Gelassenheit habe ich
versucht, an Melwin weiterzugeben.
Das Mini-Transat gilt auch als Teststrecke
für Innovationen. Womit warst
du an Bord der All Hands on Deck sehr
zufrieden, was wäre noch ausbaufähig
oder neu zu denken gewesen?
Als Serienboot sind die Innovationen
nicht ganz so offensichtlich
und beschränken sich auf Details
in der Ausrüstung. Die geklebten
Solarpaneele von Solbian sowie
zwei Hochleistungs-Flex-Paneele
waren eine perfekte Lösung für
mehr als genug Energie auf der
zweiten Etappe und extrem zuverlässig.
Auch die akribische Suche
nach der leichtesten Ausrüstung
(Paddel, Ankerkette …) hat sich
definitiv ausgezahlt. Die spannendsten
Innovationen bei den
Prototypen waren unter anderem
Teleskop-Kiele und aufblasbare
Segel, wie das in ähnlicher Weise
beim America’s Cup umgesetzt
wurde, sowie neue Foils, die tatsächlich
auch die 6,5 Meter langen
Offshore-Flitzer aus dem Wasser
heben.
Ist das Minitransat 2021 wirklich dein
letztes großes Hochseerennen, wie du
vor der Regatta schon verkündet hast?
Das ist eine echt schwierige Frage,
aber vorrangig ist nach dem dreijährigen
Projekt nun mal meine Familie.
Die ist während dieser psychisch wie
physisch fordernden Zeit definitiv zu
kurz gekommen. Im Moment sacken
gerade die Erlebnisse und ich bin
sicher, dass in ein oder zwei Monaten
irgendwas Spannendes auftaucht –
mal schauen …
Die All Hands on Deck ist verkauft
und ich bin sehr stolz, dass Lisa
Berger mit meinem Maxi eine weitere
Kampagne für das Mini Transat 2023
startet. Dafür stehe ich natürlich mit
all meinem Wissen zur Verfügung
und freue mich, Lisa bei der Erfüllung
ihres Traumes zu unterstützen.
Es gibt noch zwei weitere Projekte
von Martin und Roland. Beide haben
bereits Minis gekauft und starten
ebenfalls im Frühjahr mit dem Projekt
Mini Transat 2023 bzw. 2025.
Ich bin daher sehr stolz, dass unsere
recht kleine Segel-Community in
Österreich noch weitere „verrückte“
Solosegler hervorbringt.
26 Tage, 23 Stunden und
58,5 Minuten benötigte
Christian Kargl für den
Mini Transat EuroChef
2021 und belegte den
6. Platz im Gesamtranking.
Der 19-jährige
Deutsche Melwin Fink
wurde Dritter, sein
Landsmann Lennart
Burke 20. Auf Platz 1
segelte Favorit Hugo
Dhallenne in 26 Tagen
und 2 Stunden.
è www.minitransat.fr
„ Der Ausfall der Batterie war ein blöder Zeitpunkt,
am Anfang der Nacht. Das hieß kein Schlaf und
keine Möglichkeit, Segel zu wechseln oder zu reffen.“
1/2022 67
Alpe Adria Sailing Week
Abenteuer
und Meer
Nachdem sie zweimal verschoben werden musste, wurde die 14. Alpe Adria Sailing
Week im Oktober doch noch gestartet. Die Freude war da, dann kam aber auch
die Schwarze Bora: Aufgrund der Gefahr musste die Regatta vorzeitig beendet
werden. Womit die eigentliche Herausforderung begann – die Yachten in der Nacht
in Sicherheit in ihre Heimathäfen zurückzubringen. Ein Erfahrungsbericht von
Profiseglerin Conny Schifter, die sich ihre fünfte Teilnahme an der Regatta wohl
etwas anders vorgestellt hatte.
Text CONNY SCHIFTER | Fotos UDO REICHMANN
Die 14. Alpe Adria Sailing
Week (AASW) hatte keinen
leichten Start. Letztes Jahr
aufgrund der Pandemie abgesagt,
musste die Regatta heuer aus
demselben Grund von Mai auf
Oktober verschoben werden. Am
3. Oktober dann endlich das „Go“
in der Marina Punat auf der Insel
Krk. Am ersten Tag nach dem
ersten „Staberl“ zu wenig Wind
für weitere Wettfahrten, am zweiten
Tag zu viel Wind, am dritten
Tag eine verkürzte Wettfahrt. Und
dann begannen die Probleme erst
so richtig.
DIE VORBEREITUNGEN
Der Wetterbericht hatte für die
nächsten Tage eine Schwarze Bora
vorausgesagt, weitere Wettfahrten
waren keine Option mehr. Vorrangiges
Ziel war es jetzt, die Segelyachten
von Punat möglichst
schnell in Sicherheit in ihren Heimathafen
nach Murter zu bringen.
Bei einer kurzen Skipperbesprechung
wurde genau das abgeklärt.
Die Veranstalter organisierten
Pizza am Steg, während die Crews
die Boote klar für den Starkwind
machten. Spibäume wurden verräumt,
die doppelten Schoten
aufgeschossen – es war offensichtlich,
sie würden in den nächsten
zwölf Stunden nicht zum Einsatz
kommen.
Das Tape auf den Beschlägen
und Klampen und die Protestflagge
am Achterstag wurden entfernt.
So verwandelten sich die
Schiffe langsam von Regattabooten
wieder in Fahrtenyachten.
Bald war eine gewisse Anspannung
unter den Crews bemerkbar,
am Steg wurden Diskussionen geführt.
Tipps und Routenoptionen
wurden ausgetauscht. Wo würde
der Wind schwächer oder die
CONNY SCHIFTER
ist Fahrtenseglerin,
Regattaseglerin und als
Ausbildnerin für den
Yacht Club Austria tätig.
68 1/2022
Richtung vorteilhafter sein?
Am Abend ging es dann los.
STURMFAHRT
An Bord unserer Leo waren wir
zu viert. Alle hatten ausreichend
Erfahrung, was die Wacheinteilung
recht einfach machte: jeweils
zwei Personen zu je drei Stunden.
Kurz nach dem Auslaufen blies
bereits ein angenehmer Wind,
der uns volle Segel setzen ließ.
Es war ein wunderschöner Abend,
die ersten Sterne waren schon zu
sehen, und das Schiff rauschte am
Wind dahin.
Während meiner Wache, zwei
Stunden waren bereits vergangen,
begrüßte uns die Schwarze Bora
mit all ihrer Kraft. Als bei maximal
gerefftem Segel, 30 Knoten
Böen und einer besetzten Großschot
wie im Regattamodus unsere
Leo trotzdem noch zu luvgierig
war, beschlossen wir, das Großsegel
ganz zu bergen und nur
mehr mit stark gereffter Genua
weiterzusegeln.
Schiff und Crew waren sofort
wieder entspannt und ruhig. Mit
dem Ende meiner Wache setzte
der Regen ein und der Wind ließ
nach. Während meine Crew-Kollegen
das Ölzeug fester um sich
wickelten und den Motor starteten,
kroch ich müde ins Bett.
Zu meiner nächsten Wache war
der Regen zwar noch da, die Bora
dafür aber auch wieder zurück.
Nur mit Vorsegel erkundeten wir
mit dem Fernglas unsere Gegend,
identifizierten Leuchtfeuer, beobachteten
andere Boote.
Der Sonnenaufgang zauberte
ein Lächeln in unsere vor Kälte
ganz rot gewordenen Gesichter
und als der Regen dann auch noch
aufhörte, waren wir überglücklich.
1/2022 69
Alpe Adria Sailing Week
Alles neu macht der
Mai: Die Einheitsklasse
wird ab 2022 auf Elan
E4-Yachten gesegelt.
HAPPY END
In Murter angekommen, trafen
wir auf unsere Segelkollegen.
Alle waren müde und durchgefroren,
aber wohlauf. Die Verwunderung
war groß, als wir
erfuhren, dass die Busse aus Krk
Verspätung hatten, weil die Brücke
zum Festland gesperrt war.
Anscheinend darf sie ab einer
Windgeschwindigkeit von
120 km/h nicht mehr befahren
werden. Während wir Richtung
Süden dem wirklich starken
Wind davongesegelt waren, hatte
die Bora mit all ihrer Wucht in
Punat zugeschlagen. Einige
wurden bei dieser Information
etwas bleich um die Nase.
Als wir abends gesund und
sicher zurück in Punat waren,
konnte man die Erleichterung
in den Gesichtern der Veranstalter
sehen. Auch wenn die diesjährige
Alpe Adria Sailing Week
ganz anders als erwartet ablief,
passte das Motto „Segeln unter
Freunden“ wie immer.
Der Einsatz und die Hilfsbereitschaft
jedes Einzelnen und
die Zusammenarbeit aller ist
nicht nur gelebte Seemannschaft,
sondern zugleich Motivation der
Veranstaltung. So stelle ich mir
„Segeln unter Freunden“ vor
und genau das ist es, was die
Alpe Adria Sailing Week so besonders
macht. Freu mich schon
auf das Wiedersehen 2022!
Mit Elan ins nächste Jahr
Neue Regatta, neue Flotte, neues Glück: Organisator Fritz Abl
über die letzte und nächste Ausgabe der Alpe Adria Sailing Week.
Die herannahende Schwarze
Bora und die ständigen
Wetterwarnungen der
offiziellen Wetterdienste ließen
keinen Gedanken an weitere
Wettfahrten mehr zu“, erklärt
AASW-Organisator Fritz Abl im
Nachhinein noch einmal das Ende
der Regatta nach nur zwei Wettfahrten
und erzählt, wie erleichtert
er war, dass es dann noch alle
Crews geschafft hatten, die Nachtund
Sturmfahrten in die Heimathäfen
gesund und ohne Schäden
an den Yachten zu überstehen.
„Das war große Seemannschaft
genau nach unserem Motto ,Segeln
unter Freunden‘, auch wenn’s
einmal richtig hart wird!“ Genau
unter diesem Motto wird auch die
15. Alpe Adria Sailing Week stehen.
Starttermin ist der 22. Mai
2022, Ort des Geschehens wieder
die Marina Punat auf Krk.
Ein neues Highlight kann Fritz
Abl, Crew-Commander des YCA
Kärnten, schon jetzt ankündigen:
„Wir haben uns entschlossen, die
Einheitsklasse-Flotte nach sechs
Jahren auf den Beneteau First 35
zu wechseln, und können im Mai
2022 mit neueren und schnittigeren
Elan E4-Yachten um den
32. Austria Cup segeln.“
15. Pantaenius Alpe Adria
Sailing Week, 22.–26. Mai 2022,
Information und Anmeldung
unter
è www.aasw.at
FRITZ ABL
ist Crew-Commander
des YCA Kärnten.
Die traditionsreiche Alpe Adria Sailing Week
kommt auch bei den Nachwuchs-Talenten des
Yacht Club Austria besonders gut an.
70 1/2022
MARINA PUNAT — THE LARGEST MARINA OF NORTHERN ADRIATIC
A FAVORITE DESTINATION AND HOME PORT OF MANY BOATERS
Restaurants | Hotel & Resort | Pool & Lounge | Bungalows
Surrounded by nature for carefree stay with complete privacy
#marinapunat
www.marina—punat.hr
Alpe Adria Challenge
Vereint segeln
Ende September fand in Kroatien die erste Freundschaftsregatta von YCA
und OSYC, den zwei mitgliederstärksten Hochseevereinen Österreichs, statt.
Resümee: abwechslungsreiche Bedingungen, dramatisches Finale und viel Spaß.
Text WOLFGANG GEMÜND | Fotos VERANSTALTER
Am 27. September fiel in
Biograd der Startschuss
zur ersten Alpe Adria
Challenge. Schon 2017
überlegten sich der Yacht Club
Austria (YCA) und der Austrian
Offshore Yacht Club (OSYC)
eine gemeinsam auszutragende
Langstreckenregatta, aber bis zur
Durchführung sollte es – auch
Covid-19-bedingt – fünf Jahre
lang dauern.
Ende September trafen sich
schließlich jeweils drei Teams der
beiden Hochseevereine zur freundschaftlichen
Wettfahrt. Die Strecke
führte nonstop 160 Seemeilen von
Biograd über Hvar nach Vis und
über Žirje wieder retour nach Biograd.
Gesegelt wurde mit sechs
Bavaria Cruiser 46 OD. Für einige
Teilnehmer war dies die erste Regattaluft
überhaupt, und so freuten
sich alle auf spannende zwei bzw.
drei Tage/Nächte auf hoher See
unter Segel.
Es war alles dabei: von Windflaute
bis Bora, Ententeich und Kreuzsee,
Rennzicken und Stehpartien,
von wunderschönen Sonnenaufund
-untergängen unter Segeln,
Hochs und Tiefs, Seekrankheit und
verkühlten Teilnehmern bis zu
gutem Essen und wärmendem Tee,
Schwitzen und Frieren und einem
schlussendlich spannenden Finale.
JEDE SEKUNDE ZÄHLTE
Nach 32 Stunden konnte die
Evodia unter Skipper Manfred
Strobl (OSYC) das Rennen mit nur
50 Sekunden Vorsprung auf die
Bella III (Skipper Helmut Pleischl,
OSYC) für sich entscheiden.
Die Enigma (Skipper Bernhard
Nestinger, OSYC) erreichte vier
Stunden später das Ziel, noch länger
brauchten die Cara (Skipper
Christian Köhler, YCA) und die
Neo Star V (Skipper Franz Schalk,
YCA). Leider Pech hatte die Crew
72 1/2022
der Sirius (Skipper Harald Schwanzer,
YCA), die mit technischem Schaden
( lockere Innenwant und somit instabiler
Mast) aufgeben musste. In der Gesamtwertung
gewann damit natürlich der
OSYC erstmalig und verdient den Alpe
Adria-Challenge-Wanderpokal und auch
das Blaue Band für das schnellste Schiff.
Gemeinsamer Tenor: Der Testlauf war
ein Erfolg, man freut sich auf die nächste
Langstreckenregatta! Die einen, weil sie
die ersten Plätze verteidigen, und die
anderen, weil sie sich den Wanderpokal
auch holen wollen.
Der Termin für die zweite Alpe Adria
Challenge steht schon fest: 1. bis 8. Ok tober
2022! Das Starterfeld dürfte deut lich
größer ausfallen, denn geplant ist, viele
weitere österreichische Clubs mit an Bord
zu holen.
è www.aasw.at
Die erste Alpe Adria
Challenge wurde
zwischen dem YCA und
dem OSYC ausgesegelt.
Die Flotte wächst
Die fünf Bavaria 46 Cruiser der AAC
(Beitrag links) wurden von Pitter
Yachtcharter gestellt. Die Flotte des
Kroatien-Experten wird 2022 mit
36 neuen Yachten glänzen.
BEST OF. Klaus Pitter freut sich über den großen CEO KLAUS PITTER
freut sich über Nachwuchs
in der Pitter
Nachwuchs in der Familie: Yachten der Werften
Bavaria, Dufour, Jeanneau, Beneteau, Fountaine Yachtcharter-Flotte.
Pajot, Bali und Lagoon – allesamt Baujahr 2022 –
werden für die Gäste bereitstehen. Doch welche
sind die persönlichen Favoriten des begeisterten
Regatta- und Fahrtenseglers?
„Bei den Bavaria Yachten ist es
eindeutig die Bavaria Cruiser 46.
Sie ist die ideale Urlaubsyacht für
Familien und größere Freundesrunden,
ein bewährtes Konzept
von Bavaria mit bestmöglicher
Raumausnutzung und einfachem
Handling. Ein wirklich schönes
Schiff mit guten Segeleigenschaften,
großer Badeplattform und Bavaria 46 Cruiser.
den größten und breitesten Vorschiffskabinen
in ihrer Klasse.
Bei den Dufour Yachten beliebt
sind die 470, die 430 und die 390.
Mir gefällt die goldene Mitte, denn
die 430 ist ein sehr komfortables
Schiff mit besten Segeleigenschaften.
Aber auch ein elegantes Urlaubsschiff
mit 4 Kabinen, wobei Dufour 430.
die Stockbettkabine als zusätzlicher
Stauraum genutzt werden kann.
Bei den Katamaranen ist die
Astréa 42 von Fountaine Pajot
mein Favorit. Sie hat ein modernes
Erscheinungsbild mit riesigem
Cockpit und jede der vier Kabinen
verfügt über ein eigenes WC. Im
Gesamten ein sehr großzügiges
Astréa 42.
Konzept mit viel Komfort, sie hat
alles, was man sich für einen tollen
Segelurlaub auf einem Katamaran wünscht. Sie hat
viel Platz für bis zu zehn Personen und auch der Steuermann
bzw. die Steuerfrau ist dank des halbhohen
Steuerstandes beim Bordleben stets aktiv dabei und
hat dennoch immer einen optimalen Rundumblick.
Natürlich bin ich auch schon gespannt auf die neue
Isla 40, das Nachfolgermodell der Lucia 40, weil sie
ein ideales Einsteigermodell und auch für kleinere
Gruppen eine tolle Option ist.“ Alle neuen Yachten:
è www.pitter-yachting.com
1/2022 73
German Open
Die „German Open“ sind seit jeher einer der
Höhepunkte der Jollenkreuzer-Segelszene und,
wie der Name schon sagt, fest in deutscher
Erfolgshand. Bis, ja, bis zu diesem Jahr.
Text ROLAND REGNEMER
Fotos MEDIAART/PACHSCHWÖLL
Die Gallier aus
dem Burgenland
Wer Andreas Zethner aus
Mörbisch kennt, weiß, der
41-jährige Burgenländer
ist kein Mann der lauten und großen
Worte. Aber einer, der Taten setzt.
Auf dem Wasser und auch zu Lande.
Auf heimischen Gewässern im Allgemeinen
und dem Neusiedler See
im Speziellen gilt er seit Jahren als
einer der Großen der Regattaszene.
Mit dem ersten Sieg eines rotweiß-roten
Teams bei den Internationalen
Deutschen Meisterschaften
2021 auf dem Bodensee trug er sich
gemeinsam mit Erich Zethner und
Günter Stagl in die Jollenkreuzer
Geschichtsbücher ein.
ZEICHEN DER ZEIT?
Dabei ist vor allem der Weg zum internationalen
Titel bezeichnend. Im
Rückspiegel der letzten zehn Jahre,
aber auch im Zerrbild der aktuellen
gesellschaftlichen Ereignisse.Vor
knapp zehn Jahren entschloss sich
Zethner zum Kauf eines neuen Jollenkreuzers.
Die besten und schnellsten
Rümpfe kamen auch damals
schon aus Deutschland. Doch entgegen
der Gepflogenheit, sich ein zwar
maßgeschneidertes, aber doch fertig
gebautes Schiff zu kaufen, holte sich
der Burgenländer eine gerade einmal
zusammengeklebte Skizze einer fertigen
Rennyacht. Ober- und Unterdeck
waren verleimt, aber selbst die
Abdichtungs- und Lackierarbeiten
nahm er mit seinem Team selbst vor.
„Wir haben jede Schraube, jede
Klemme, jeden Block und jedes
System neu gedacht, geplant und
verbaut. Auch der Mast war bei
Lieferung nur ein Stück passendes
Aluminium“, so der Mörbischer.
Über den Winter wurde geschraubt,
gefeilt, gesägt und getüftelt. Unter
anderem auch mit OneSails-Mastermind
Christian Binder, der selbst die
eine oder andere Seemeile mit dem
Jollenkreuzer an Erfahrung einzubringen
hatte. Für die erste Saison
mit dem Eigenbau zeigte man mit
neuen Trimmsystemen, zahlreichen
Mo di fikationen in der Bedienung
und einem „Leinen-Klavier“ auf, das
auch im Cockpit so mancher Hochsee-Rennyacht
für Kopfzerbrechen
gesorgt hätte.
REDUZIERT AUFS MAXIMUM
Man muss in der Regattageschichte
schon bis ins Jahr 2013 zurückblättern,
um die Zethner-Truppe nicht
an der Spitze der heimischen Jahresrangliste
zu finden. Interessant ist
allerdings, wie Steuermann Andreas
Zethner die Etablierung dort erklärt
und auch die Parallelen zum Erfolg
bei den „German Open“ dazu zieht:
„Wir haben unser Boot über die Jahre
sukzessive zurückgebaut. Das Motto
war und ist „weniger ist mehr“. Weni
74 1/2022
ger Trimmmöglichkeiten, einfachere Systeme
und Konzentration auf das Wesentliche – also
die Auseinandersetzung mit Wind, Wasser
und Gegnern. Unsere Erfahrungen waren,
dass Trimmeinrichtungen, die man nicht
ständig mitfährt, mehr Performance kosten,
als wenn sie gar nicht erst vorhanden sind.“
Den vorläufig finalen Beweis dazu haben sie
Ende der heurigen Saison auf dem Bodensee
angetreten. Der Sieg zum Internationalen
Deutschen Meistertitel führte über Konstanz
und die geringste Anzahl an Fehlern, letztendlich
ohne Wettfahrtsieg, aber mit drei
zweiten Plätzen in vier Wettfahrten.
„Wir haben uns in dem für uns Österreicher
doch ungewohnt großen und natürlich unglaublich
starken Feld durch Besinnung auf
unsere Stärken behauptet. Beim Start haben
wir uns aus dem Trubel rausgehalten, das eine
oder andere Mal auf die vermeintlich bessere
Position auf der besseren Seite verzichtet. Dafür
konnten wir unseren Stil durchziehen. Die
typischen Bodensee-Leichtwindbedingungen
sind eigentlich gar nicht unsere Stärke, umso
mehr stolz sind wir auf unseren Sieg.“
Ergebnis der German Open der 20 qm Jollenkreuzer
WV Friedrichshafen-Fischbach e.V., Bodensee/GER
1. Zethner/Zethner/Stagl (AUT) / 12 Pkt. (2, 6, 2, 2)
2. Magdanz/Madicke/Sekura (GER) / 14 Pkt. (3, 4, 4, 3)
3. Wendel/Diedering/Schaale (GER) / 15 Pkt. (10, 1, 3, 1)
10. Gottwald/Klenner/Kristen (AUT) / 35 Pkt. (13, 11, 6, 5)
Das siegreiche Trio
aus dem Burgenland:
Andreas Zethner, Erich
Zethner und Günther
Stagl zu Wasser,
im sicheren Hafen
und unter Spinnaker.
AUF INS PARADIES.
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IPS-Touchscreen-Display sorgt für breitere Betrachtungswinkel und
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und Wetter optimal ablesbar. Die 7 und 9 Zoll Kartenplotter kommen
jetzt mit beinahe doppelter Prozessorleistung. Bei der Navigation
unterstützt dich die Auto Guidance Technologie und unsere
optionalen BlueChart g3 Seekarten.
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YACHT CLUB AUSTRIA
News Jänner/Februar 2022
FOTO: SHUTTERSTOCK
YCA-AUSBILDUNG
Die Straße von Messina
Bei der RYA Yachtmaster-Ausbildung steht vor allem die Praxis im Vordergrund. Sie ist eine spannende
Herausforderung und bringt viel Erfahrung in nicht alltäglichen Revieren und unter nicht alltäglichen
Bedingungen. Wenn zum Beispiel das Wasser kocht, Wirbel und brechende Wellen toben, täglich stark
wechselnde Strömungen herrschen – wie in der Straße von Messina.
Links: In der Straße von
Messina. Oben: Halt in
Riposto mit Besuch auf
dem Fischmarkt.
Text und Fotos CHRISTIAN SPERNER, RYA YACHTMASTER-AUSBILDNER
Von Nordwesten kommend
signalisiert uns der „Pilone
di Torre“ Faro von weitem
schon, dass wir auf einen besonders
interessanten Teil unseres Törns
zusteuern. Die Sonne scheint, der
Wind lässt uns im Stich, was aber
nichts ausmacht, die Straße von
Messina wollten wir sowieso unter
Motor passieren.
Mit Hilfe der App bereiten wir
uns darauf vor, was uns erwartet:
Strömungen bis zu 5 kn Richtung
SW nahe dem Festland, beim Punta
Pezzo im Verkehrstrennungsgebiet
etwas weniger, steuerbords, nahe
der Küste von Sizilien, wieder um
die 4 kn Richtung W. Diese unterschiedlichen
Strömungsgeschwindigkeiten
und -richtungen sind
auch Auslöser für die starken
Wirbel und brechenden Wellen.
Sechs Stunden später hätten wir
all das gegen uns gehabt.
Wenn das Wasser wieder etwas
ruhiger wird, nähern wir uns einem
interessanten navigatorischen Bereich.
Das Verkehrstrennungsgebiet
wird, bedingt durch den starken
Fährverkehr zwischen Festland und
Messina, mit einem „Kreisverkehr“
unterbrochen. Hier heißt es wirklich
aufpassen: Fähren, Frachter,
eine Menge kleiner Fischerboote
und manchmal auch Schwertfischerboote.
Mit Glück sieht man so ein echt
beeindruckendes Schwertfischfangboot
in Aktion. Der Bugspriet
ist bis zu 15 m lang, im Mast sitzt
der Kapitän und gibt die Befehle.
Schwertfische schlafen am Tag nahe
der Oberfläche, bei Leichtwind und
glattem Meer können sie leicht harpuniert
werden.
Nächste Station ist Riposto, eine
gut ausgebaute und gut geschützte
Marina, nördlich von Catania. Es
fällt schwer, an den Fischgeschäften
vorbeizugehen, ohne zumindest
einen ausgedehnten Blick auf das
reiche Angebot zu machen. Ebenfalls
dabei: Schwertfischsteaks.
Eine Überraschung bescherte uns
der Ätna. Als wir am Morgen aufwachten,
erkannten wir unser Boot
nicht mehr. Der Vulkan war in der
Nacht aktiv und hat unser Boot mit
einer schwarzen Aschenschicht bedeckt.
Glücklicherweise nur grobkörnige
Asche, die sich mit Wasser
leicht abspülen ließ.
Im Rahmen der RYA Yachtmaster-Ausbildung
im YCA wird man
auf solche und ähnliche Routen
und Reviere bestens vorbereitet.
Weitere Informationen gibt es
auf unserer Homepage mit der
Blog-Serie „Tides & Streams“!
Interessenten melden sich bei
è christian.sperner@yca.at
è www.yca.at
76 1/2022
YCA-AUSBILDUNG
Zwei neue RYA Yachtmaster
Die Vorbereitung begann bereits im November 2020. Angepasst an die Covid-Situation,
startete der Theoriekurs mit acht Teilnehmern. Der umfangreiche Stoff wurde dabei in
mehreren Zoom-Meetings und an einem Präsenz-Wochenende abgehandelt.
Text und Fotos CHRISTIAN SPERNER, RYA YACHTMASTER-AUSBILDNER
YACHT CLUB AUSTRIA
GENERALSEKRETARIAT
Estermannstraße 6, 4020 Linz
+43(0)732 781086, office@yca.at
www.yca.at
COMMODORE
Christian Schifter
+43(0)664 5315353
cschifter@yca.at
Tides, Streams, Secundary Ports,
Weather, Pilotage, Passage Planning
und vieles mehr wurde
durchgeackert und vertieft. Das eine
oder andere Thema aus den zurück
liegenden FB2/3-Kursen war natürlich
dabei. Um zur Prüfung antreten zu
können, müssen einige Praxisvoraussetzungen
erfüllt sein: vor allem die geforderten
Tidenmeilen und die 60 nm-
Passagen sind für manche noch eine
Hürde. Die beiden neuen RYA Yachtmaster
Offshore Chris G. und Christian
K. hatten diese bereits in der Tasche,
sodass sie prompt antreten konnten.
Nach einem Workshop zur Vorbereitung
ging es zum Tidal Training in den
Solent. Der Solent bietet alles, was an
Anforderungen beim Segeln gestellt
werden kann, und ist das ideale Revier,
um sich gezielt auf das Yachtmaster
Examen vorzubereiten. Wir sehen diese
Trainingstage direkt vor dem Prüfungswochenende
auch als Perfektionstraining
für einen erfolgreichen Abschluss.
Der RYA Prüfer kommt für zwei Tage
an Bord. Er möchte dabei natürlich
wissen, wo die Grenzen des theoretischen
und praktischen Könnens der
zukünftigen Yachtmaster liegen. Ein
umfangreiches und faires Feedback
schließt die Prüfung ab.
Unsere beiden Kandidaten konnten
den Prüfer mit Bravour überzeugen.
Ein willkommener Anlass für eine
kleine Feier an Bord. Herzlichen
Glückwunsch!
Christian und Trainer
Gottfried bei der Tiden-
Planung vor der Passage.
Unsere beiden neuen
RYA Yachtmaster
Offshore: Chris
(l. vorne) und
Christian (r. hinten),
Tim (RYA-Prüfer
vorne Mitte) mit
der Crew Josef
und Rupert sowie
Trainer Gottfried
(r. vorne).
Josef meint: Das muss
doch gefeiert werden!
CREW WIEN, NÖ, BURGENLAND
Crew-Commander
Günther Holzinger
+43(0)664 2108020
guenther.holzinger@yca.at
CREW SALZBURG
Crew-Commander
Hubert Kraft
+43(0)664 9645011
hubert.kraft@yca.at
CREW OBERÖSTERREICH
Crew-Commander,
Generalsekretär
Thomas Hickersberger
+43(0)676 3067224
thomas.hickersberger@yca.at
CREW TIROL UND VORARLBERG
Crew-Commander
Johannes Lindig
+43(0)660 5208136
j.lindig@tsn.at
CREW KÄRNTEN
Crew-Commander
Fritz Abl
+43(0)664 2436871
office@yca-crew-ktn.at
www.yca-crew-ktn.at
Leuchtfeuerverzeichnis Adria
Text DR. HANS SCHMIDT
CREW STEIERMARK
Crew-Commander
Mike Hecker
+43/(0)0676 6086035
mike.hecker@yca.at
Die einzige deutschsprachige und
aktuellste Ausgabe des LFZ
ADRIA „von Capo Spartivento
bis zur griechischen Westküste“ ist ab
sofort KOSTENLOS als Online-Ausgabe
abrufbar. Dr. Hans Schmidt ist YCA-
Ehrenmitglied und Verfasser einer ganzen
Reihe nautischer Publikationen.
Nach 25 Jahren wurde die LFZ-Buch-
Ausgabe vom Verlag eingestellt, nachdem
das Buch mit den laufenden Nachträgen
zu einer „flatternden“ Ausgabe
angewachsen war. Auf vielfachen
Wunsch hat sich Dr. Hans Schmidt bereit
erklärt, die Online-Ausgabe mit den
aktuellsten amtlichen Mitteilungen der
hydrographischen Institute der Mittelmeer-Länder
weiterzuführen: „Und zwar
kostenlos, so lange dies möglich ist.“
Gratisbestellung einfach per E-Mail
an Dr. Hans Schmidt:
è nautik.schmidt@t-online.de
AUSBILDUNG
YCA-Ausbildungsleiter
Gottfried „Titzl“ Rieser
+43(0)664 3706027
gottfried.rieser@yca.at
NAUTISCHES
KOMPETENZ-ZENTRUM
Wolfgang Hurch
+43 (0)732 781086
wolfgang.hurch@yca.at
1/2022 77
YACHT CLUB AUSTRIA
News Jänner/Februar 2022
YCA-CLUBABEND
Endlich nach langer Zwangspause wieder
der erste Clubabend in voller Präsenz in
unserem bewährten Innsbrucker Stammlokal!
Wir knüpften Knoten und kochten Knödel –
live statt virtuell – und mit wachsender
Begeisterung.
Text INGRID KRISMER, FRANZ VOGLER
Fotos ANDREA STEIDL, INGRID KRISMER,
FRANZ VOGLER
Knoten knüpfen &
Knödel kochen
Knoten und Knödel
waren beim YCA-
Clubabend in Innsbruck
Programm.
Noch hielt sich der Andrang
in Grenzen, war es das
regnerische Wetter oder
doch die Angst vor Corona? Alle
Teilnehmer waren jedenfalls voll
motiviert. Birgit, Gabi, Claudia
und Ingrid finalisierten ihre mitgebrachten
Rohnen-, Kaspress-,
Leber- und Pizzaknödel vor Ort.
Die Leberknödelsuppe samt Krautsalat
ging als Sieger aus dem Kochduell
hervor und erhielt dafür das
Kochbuch „Kochen nach Beaufort“.
Nachdem der Hunger mittels
köstlicher und reichlich vorhandener
Knödel gestillt werden konnte,
ging es ans Knotenknüpfen. Ingrid
und Franz zeigten anhand der von
ihnen produzierten PowerPoint-
Präsentation neben den gängigen
Knoten auch eine „Affenfaust“,
den „Fancyknoten“ und den „Diamant-
oder Hohenzollernknoten“.
Diese wurden von allen auch
gleichermaßen erfolgreich nachgeknüpft.
Unser Ausbildungsleiter Günter
überraschte uns dann noch mit einer
„Schmetterlings-Schlaufe“ und
unser Crew Commander Johannes
mit der „langen Trompete“ (ein
Entlastungsknoten). Da der „beste
Knotenknüpfer“ nicht eindeutig zu
ermitteln war, ging der Preis – ein
kunstvolles „Knotenbrett“ – an die
Vortragenden Ingrid und Franz.
Herzlichen Dank an alle Knödelkocher
und Knotenknüpfer, die
zu diesem lustigen und genussvollen
YCA-Clubabend beigetragen
haben. Großen Applaus gab es
natürlich auch für unsere beiden
Veranstalter Ingrid und Franz für
diese originelle und äußerst lehrreiche
Präsentation!
78 2/2021 1/2022
YCA-AUSBILDUNG
Mein erster
Überstell-Törn
Ich bin Ivona, 22 Jahre alt und
habe im September 2020 die
FB2-Ausbildung beim Yacht
Club Austria begonnen. Der
Trainingstörn mit Trainer
Rupert Hutterer in Izola
hat mir die Augen geöffnet:
Ich muss noch viel lernen.
Text und Foto I V O N A B I L A N D Z I C ,
FB2 TRAINEE
Da kam mir das „Special
Offer“ des YCA gerade
recht. Wir Trainees haben
bekanntlich Vorrang bei Überstellungen
der Regatta-Yachten,
wie diesmal zum Austria-Cup in
Punat auf der Insel Krk.
Über die Nachtfahrt und das
reibungslose An- und Ablegen
des Segelbootes im Hafenbereich
machte ich mir schon gewisse
Sorgen. Dies änderte sich jedoch
rasch, als ich meinen Skipper
Gottfried „Titzl“ Rieser und den
Rest meiner Übersteller-Crew
kennenlernte. Die Crew kam am
Samstag in Jezera an. Um 15 Uhr
hieß es „Leinen los“. Ich hatte
gemeinsam mit Titzl die erste
Wache bis 21 Uhr und die zweite
Wache ab 3 Uhr mit der Hafenansteuerung
frühmorgens um
7 Uhr auf Punat.
Am besten gefallen hat mir
natürlich der großartige Sonnenuntergang
am Meer. Ein heißer
Kaffee mit Kuchen, eine sternenklare
Nacht, in der ich vieles über
die Sternbilder erfahren konnte.
Kurz vor der Hafeneinfahrt fragte
ich Titzl nach dem besten Tipp
für mich als Segel-Anfängerin,
wo raufhin ich die Antwort bekam,
dass Übung den Meister macht.
Dass man lernen muss, Ruhe zu
bewahren (er meinte „keep cool“),
und dass selbst die erfahrensten
Skipper immer noch Fehler machen.
Diesen Tipp nahm ich mir
beim Anlegen der Leo zu Herzen.
Ich war überhaupt nicht nervös
und legte das Segelboot einwandfrei,
rückwärts fahrend, allen üblichen
Unannehmlichkeiten zum
Trotz mit dem Heck – also „römisch-katholisch“
– an den Steg.
Dies war für mich der krönende
Abschluss eines lehrreichen und
spannenden Überstellungsörns.
Bei dieser Gelegenheit möchte
ich gerne junge engagierte Personen,
insbesondere Damen, dazu
motivieren, über den eigenen
Schatten zu springen und sich
dem Segelsport zu widmen. Um
vor allem eine neue, herausfordernde
Leidenschaft mit viel
„ Action, Sightseeing und Adventure“
zu entdecken.
Ich bedanke mich bei meinen
Crew-Mitgliedern Titzl, Thomas
und Ralf und freue mich schon
jetzt auf die nächsten spannenden
Törns mit dem YCA!
YCA-Services und
-Vorteilspartner
Wir bauen laufend unser Netzwerk zu starken
Partnern aus. Damit können wir unseren YCA-
Mitgliedern attraktivste Konditionen in vielen Bereichen
anbieten, siehe unsere Service-/Vorteils -
partner auf è www.yca.at
Marinas: Sondertarif für Tages- bzw. Jahres-
Liegeplätze. Italien: Marina Certosa (Venedig),
Marina Aprilia Marittima (Lignano*). Kroa tien:
Marina Vrsar, Marina Funtana, Marina Punat,
Marina Frapa in Rogoznica und Dubrovnik. Spanien:
Marine Project Iberia (Barcelona).
Charter: Müller Yachtcharter, Pitter Yachtcharter,
My SeaTime Yachtcharter d.o.o. (Kroa tien), Ionian
Charter (Griechenland), four seasons yachting
GmbH (Deutschland).
Service: MEC-Energietechnik, SeaHelp, Seemannsladen.at,
Thomas Pernsteiner, Schiffs-Sachverständiger,
ocean7-Magazin, Marina-Buchungsplattform
seasy.at
Versicherung: Pantaenius.
YCA-Stützpunkte: Alle Marinas wie oben angeführt
+ Ionian Charter.
Interessierten Sponsoren und Partnern bieten wir
gerne attraktivste Kooperationsformen und Möglichkeiten
für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Wir freuen uns auf Ihre Anfragen und Vorschläge:
è marketing@yca.at
* In Kooperation mit der Agenzia Adrianautica und
Agenzia Immobiliare-Nautica & Yachting San Marco.
YCA-Events und -Veranstaltungen
7. Jänner Online-Meeting OÖ Vorbereitung für FB3-Kartenarbeit
10. Jänner Online-Meeting FB3-Kurs Theorie Ausbildung
14. Jänner Online/Präsenz FB3 Kurs Theorie Ausbildung
18. Jänner Online Meeting Seminar für Sailing Apps – Jimdo
22. Jänner Ansfelden OÖ „Praxis des Funkens und GMDSS“
25. Jänner Linz-Dornach OÖ Clubabend: Kroatien und Konoba Guide
31. Jänner Online-Kurs Stmk. FB4-Kurs Theorie Ausbildung
4. Februar Graz SRC Short Range Certificate, 2 Tage
8. Februar Online-Workshop Radar-Plotting-Praxis
9. Februar Linz Seminar über Regattasegeln , 4 Abende
12. Februar Ansfelden OÖ „Navigation Apps analog/digital“
22. Februar Linz-Dornach OÖ „Rund Europa” D. u R. Pötschner
22. Februar Online Meeting Seminar für Sailing Apps – MS Excel
26. Februar Seiersberg Erste Hilfe-Kurs
Allfällige Änderungen vorbehalten.
Clubabende
Sämtliche YCA-Clubabende (online oder real), Aus- und Weiterbildungs-Möglichkeiten
tagesaktuell abrufbar unter è www.yca.at/vereinonline
Crew Kärnten: Clubabende 14-tägig, siehe è www.yca-crew-ktn.at
Gäste und Freunde sind an den YCA-Clubabenden ebenfalls willkommen!
1/2022 79
M
V
S
Ö
MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH
News Jänner/Februar 2022
Boralana 53 – Aqua! Aqua!
Heuer erreichten uns einige spektakuläre Bilder und Videos aus der Nordadria. Die SY Portopiccolo
touchierte die SY Joker und brachte eine kontroversielle Diskussion in Gang. Immerhin meldeten
einige Crews Windspitzen zwischen 30 und 40 Knoten. Ist eine Regatta unter diesen Bedingungen
Seemannschaft oder Wahnsinn?
Text HARALD SCHWANZER | Fotos BIRGIT MACHTINGER
Alljährlich am zweiten Oktoberwochenende
richtet sich
der Fokus der Segelszene
auf Triest. Die weltgrößte Regatta
startet genau vor den Toren der altehrwürdigen
Stadt. So sind Regattafelder
von 1.500 Schiffen Normalität.
Kleine Jolle bis zum schnittigen
Racer – an der „Molo Audace“ ist
alles vertreten. Sehen und gesehen
werden lautet die Devise.
Man promeniert entlang der
Stände und Zelte, findet regionale
Köstlichkeiten, Segelsportgeschäfte
und die neuesten Merchandisingartikel.
Trauben von Menschen
sammeln sich, wenn ein neuer Racer
aus einem fernen Land anlegt.
Skijet-Shows und kleine Klassenregatten
bieten Gelegenheit zum
Staunen. Ein Leckerbissen für Segler
vor einer wundervollen Kulisse.
Abseits des Barcolana Village sind
die Gassen ebenso voll. Man genießt
im Sonnenschein seine italienische
Kaffeespezialität oder einen
Aperol Spritz. Wer Glück hat,
ergattert noch einen Tisch am
Canal Grande di Trieste auf der
Via Gioacchino Rossini in einem
der zahlreichen Straßencafés.
Einzig der kalte Wind lässt einen
die Haube tiefer ins Gesicht rutschen.
Die Bora weht nun schon
den zweiten Tag. Kalt, böig, schneidend.
Und Triest ist eine ihrer beliebtesten
Einfallsschneisen, tobt
dort oft besonders wild. Der Wetterbericht
lässt für das morgige
Rennen keinen Zweifel entstehen!
Es wird eine windige Regatta. Die
einen munkeln von einer Absage
Die Barcolana in Triest
ist die größte Regatta
der Welt und als solche
auch im Guinness-Buch
der Weltrekorde eingetragen.
Die 53. Auflage
war wetterbedingt auch
eine der herausforderndsten
des Jahres.
der großen Regatta. Andere warten
geduldig auf eine offizielle Nachricht.
Noch ist keine Entscheidung
gefallen und die Registrierung läuft
planmäßig weiter?
NAHE DEM SONNENSCHUSS
Es ist Sonntag, der Tag des großen
Rennens. Das Bulletin des Race
Committee verlautbart um 08:37
Uhr: Heute Morgen fand die Wetterbesprechung
bei der Hafenbehörde
statt. Die Wettfahrtleitung
bestätigt auf Basis der OSMER-
Prognosen und der mit dem Hafenmeisteramt
geteilten Einschätzungen
die Abfahrt um 10:30 Uhr und
schließt Boote der Kategorien
Flunder, Meteor, IX und VIII vom
Start aus. Die Auswahl ergibt sich
aus der Vorhersage von deutlich
Nicht alle Crews hatten Stress.
Der Respekt fuhr mit – deutlich
mehr Abstand als üblich.
80 1/2022
HARALD SCHWANZER
ist Ausbildungsreferent
im Yacht Club Austria
der Crew Steiermark.
ansteigenden Bora-Böen auf der
Rennstrecke ab 12 Uhr mittags.
Wer die Barcolana schon einmal
erlebt hat, der kennt diesen ergreifenden
Moment. Man fährt allein
aus dem Hafen, nimmt Kurs auf
den Startbereich. Ein weiteres
Schiff gesellt sich hinzu, ein drittes
Schiff, ein viertes Schiff. Je näher
man dem Faro della Vittoria
kommt, dem beeindruckenden
Leuchtturm von Triest, an dessen
„ Einige Schiffe kommen
sichtlich in Schwierigkeiten.
Teilweise auch gravierende
Schwierigkeiten.“
BIRGIT MACHTINGER
ist Fotografin für
Business-Reportagen,
Reise- und Landschaftsfotografie.
Segeln ist
ihre Leidenschaft.
Gekentert – mitten im Teilnehmerfeld,
wenig Platz zum Ausweichen.
Antagonistisch – Unter Spi
am gebrochen Mast vorbei.
Fuß die Startlinie liegt, umso enger
werden die Reihen der Boote. Backbord,
Steuerbord oder achteraus:
Eine ungeheuerlich große Anzahl
an Booten ist gekommen, um dieses
Fest zu feiern. Die Bora hält
an diesem Vormittag noch Siesta.
Die Windanzeiger bleiben ruhig,
erste Segel werden gesetzt, der
Funk wird abgehört.
Der Start ist planmäßig und spektakulär
wie immer. Es ist schwer, die
Boje zwischen all den Booten auszumachen.
Irgendwo da vorne muss
sie sein. Aufgeregt sucht man den
Horizont ab, versucht anhand der
anderen Boote Orientierung zu finden,
blickt zwischen den Segeln
hindurch – vielleicht erhascht man
einen Blick auf die Boje, um Gewissheit
zu erlangen.
Kurz vor der ersten Boje fängt
das Spektakel an, die Böen werden
härter, die Windanzeige fängt an zu
tanzen. Man spürt, dass jederzeit
ein Sonnenschuss drohen kann.
Viele Boote fahren dennoch mit
Vollzeug, die Großschot ist ständig
besetzt. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt
dürfte auch das Video der
SY Portopiccolo entstanden sein.
Wer es noch nicht kennt: Zu finden
auf Youtube unter „Barcolana 53,
Il momento della rottura della
randa di Portopiccolo in fase di
partenza“ (Der Moment, als der
Portopiccolo das Großsegel reißt).
Oder kurz auch zu finden unter
„Portopiccolo crash“.
Die Böen nehmen entsprechend
den Prognosen deutlich zu. Einige
Schiffe kommen sichtlich in Schwierigkeiten.
Teilweise auch gravierende
Schwierigkeiten. Birgit Machtinger
ist als Fotografin mittendrin. Fängt
einige dramatischen Szenen mit der
Kamera ein. Um 11:23 Uhr wird
eine Verkürzung verkündet. Nur
30 Minuten später wird die nächste
Meldung verlautbart. Für die Kategorien
2, 3, 4, 5, 6 und 7 wird das
Rennen abgebrochen, verkündet
das Race Committee um 11:54 Uhr.
Die Verkürzung bei Marke 3 steht
für die Kategorien Mega Yacht,
Super Maxi, Maxi, 0 und 1.
Damit endet die 53. Barcolana für
die meisten Schiffe vorzeitig. Währenddessen
entzünden sich schon
die ersten Diskussionen: War es
fahrlässig, die Regatta zu starten?
MEHR WIND, MEHR TRAINING
An diesem Morgen waren die Entscheidungen,
die das Rennkomitee
treffen musste, wohl nicht einfach.
Die Lage wurde aufgrund des Ausschlusses
bestimmter Bootsklassen
wohl richtig eingeschätzt. Teilnehmer
berichten aber, dass dennoch
Boote dieser Klassen im Startfeld
gesichtet wurden. Die SY Noami
unter Skipper Gernot Rom (YCA),
die den beachtlichen 24. Platz in
der Klasse und den 76. Platz in der
Gesamtwertung erreichte, hatte ein
Erlebnis der besonderen Art. So
berichtet Steuermann Thomas
Hecker, dass eine Schwertjolle
knapp vor dem Bug kenterte und
er nur mit größter Mühe ausweichen
konnte.
Auf der SY Styria war Mike
Hecker (YCA), der in seiner Klasse
als 17. und Gesamt-57. das Rennen
beendete, Augenzeuge der oben
geschilderten Kollision der Portopiccolo
mit der SY Joker. Dennoch
berichtete er von einer „beherrschbaren
Lage“ und sah sich selbst nie
in einer kritischen Situation.
Am Ende muss wohl jeder Skipper
selbst entscheiden, ob er den
Bedingungen vor Ort gewachsen
ist. Ist die Crew fähig, Starkwindsituationen
zu meistern? Habe ich
an den neuralgischen Punkten die
besten Crewmitglieder positioniert?
Eines ist allerdings wohl unbestritten:
Um solche Bedingungen
zu beherrschen, bedarf es einer
fundierten Ausbildung, welche die
Trainees auch behutsam an ihre
Leistungsgrenzen bringt. Dazu gehören
auch Ausfahrten bei mehr
als 25 Knoten in Trainingswochen.
Natürlich nur, soweit es der jeweilige
Skipper verantworten kann.
Schwerwettertrainingseinheiten
sind eine Gratwanderung. „Man
fährt doch nicht mehr aus“, hört
man meistens.
Es ist einerseits gute Seemannschaft,
unnötige Risiken und Starkwind
zu vermeiden. Es ist andererseits
aber auch unabdingbar, dass
gute Seemannschaft auch mit
schwierigen Wetterbedingungen
fertig wird, damit die Sicherheit für
Crew und Boot zu keiner Zeit gefährdet
ist.
1/2022 81
Sailing Poetry
Gilgamesch trifft
auf Odysseus
Gilgamesch und Odysseus begegnen einander am Tor der Unterwelt; zwei Könige der Antike; auf
der Suche nach Unsterblichkeit der eine, nach dem glücklichen Leben eines Sterblichen der andere.
Gilgamesch, dem in der Unterwelt
Boot und Fährmann
abhanden gekommen sind,
bittet Odysseus, an Bord kommen
zu dürfen – was ihm gewährt wird.
Die Herren stellen einander vor:
Gilgamesch, König von Uruk,
Odysseus, König von Ithaka. Zwei
Könige der Antike, die Antworten
suchen. Ich suchte die Unsterblichkeit,
sagt Gilgamesch, und ich habe
die Pflanze des ewigen Lebens gefunden,
jetzt will ich heimkehren
nach Uruk. Du bist auf meinem
Boot willkommen, sagt Odysseus;
auch ich will heimkehren, nach
Ithaka. Von dort lasse ich dich
aufs Festland übersetzen, auf dem
Landweg gelangst du dann nach
Uruk … Bald heben die Herren an
Bord gemeinsam Nestors Becher.
Circe hat mir die Kurse nach
Ithaka beschrieben, erzählt Odysseus:
nach der Insel des rauchenden
Vulkans, den man das Leuchtfeuer
des Mittelmeeres nennt, Kurs
ALFRED ZELLINGER
ist Schriftsteller und
erlernte das Segeln in
der O-Jolle des Vaters
auf dem Traunsee. Dort
segelt er heute einen
30er-Schärenkreuzer,
auf dem Meer eine
46er Grand Soleil.
kolumne@ocean7.at
Der Stromboli, auch
„Leuchtfeuer des
Mittelmeeres“ genannt.
Süd, um Sizilien zu runden, was
der längere, aber sichere Weg wäre,
oder den kürzeren Weg, Kurs Südost,
durch zwischen den tödlichen
Strudeln der Charybdis auf der
einen und der mörderischen Scylla
auf der anderen Seite. Ich werde
den kürzeren Weg wählen …
Man löst die Leinen, die Männer
sitzen in Reihn und schlagen die
Wellen mit Riemen.
DIE LIEBHABER
Die Durchfahrt zwischen Scylla
und Charybdis gelingt, doch an
das vielköpfige Ungeheuer verlieren
sie sechs Seeleute. Dann bricht ein
Sturm los und das Schiff strandet
auf der Insel Ogygia. Dessen Herrin,
Kalypso, bewirtet die Herren,
verliebt sich in Odysseus, will ihn
zum Bleiben überreden mit dem
Versprechen des ewigen Lebens.
Doch Odysseus lehnt das Angebot
letztlich ab. Das ewige Leben erscheint
ihm weniger attraktiv als
das glückliche Leben eines Sterblichen.
Er lässt sein Boot instand setzen
und legt ab. Doch wieder zieht
ein Sturm auf, des Odysseus Boot
kentert, Gilgamesch und Odysseus
werden an den Strand gespült, verkriechen
sich im Gebüsch, schlafen
erschöpft ein. Die Pflanze des ewigen
Lebens jedoch ist verloren.
Geweckt werden sie vom Lachen
junger Frauen, die eben ihre Wäsche
an der Flussmündung gewaschen
haben und sich nun dem
Ballspiel widmen. Die Herren bedecken
ihre Blößen mit Zweigen,
treten heraus aus den Büschen und
stellen sich vor. Eine der Frauen, es
ist Nausikaa, Königstochter in
Scheria, nimmt sich der Schiffbrüchigen
an, gibt ihnen Kleider
und Nahrung, führt sie an den Hof
ihres Vaters Alkinoos, wo sie ihre
Geschichte erzählen. Nausikaa
beginnt, sich in die beiden zu verlieben.
Sie sind zwar älter, aber
sie sind jung genug; immer sind
Männer jung genug, wenn sie einer
jungen Frau gefallen, lässt Homer
sie sagen.
Sie bedeutet den beiden, dass
sie bleiben könnten, geachtet am
Hof des Königs, als ihre offiziellen
Liebhaber (warum gibt es das Wort
Mätresse eigentlich nur in seiner
weiblichen Form?). Die Herren
fühlen sich geschmeichelt und
lassen sich gern in Nausikaas
Gemächer führen; nach einiger
Zeit ziehen sie es jedoch vor, trotz
Nausikaas Schönheit, Klugheit
und herzlichen Wesens ein Schiff
zu rüsten, Mast und Segel an Bord
zu tragen und die Ruder in die
Dollen zu hängen.
Es ist der Wille der Götter, sagt
Odysseus, dass ich zurückfahre
nach Ithaka. Es ist der Wille der
Götter, dass ich zurückfahre nach
Uruk, sagt Gilgamesch. Sie lösen
die Leinen, wieder sitzen die Männer
in Reihn und schlagen die
Wellen mit Riemen; Kurs Ithaka.
Im nächsten Sailing Poetry,
meine Damen und Herren, begleiten
wir Odysseus und Gilgamesch bis
Ithaka – doch Penelope ist nicht mehr
da. Die ist des Wartens überdrüssig
geworden und hat ein Schiff gerüstet,
ihren Herumtreiber zu suchen.
82 1/2022
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