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Winter

| Die Dinge müssen sich weiterdrehen - Coverinterview mit Hubert Wetschnig | | Zu Tisch mit ... Christoph M. Achammer | | Hoch hinaus - Wie sich die Pandemie auf Wartungsverträge auswirkt | Greenwashing - es braucht mehr Tiefgang | Kommentare unter anderem von Andreas Gobiet, Julia Gorschkowa, Hannes Gerstmann, Clemens Hecht, Philipp Kaufmann und Alexander Bosak, Andreas Kreutzer, Yasmin Obojkovits | | Exklusiv im Fokus-Interview: Clemens Demacsek | | Was erwartet die Baubranche: Erich Benischek, Lukas Sattlegger, Georg Stadlhofer | Nachhaltigkeit auf Baustellen mit: Stefan Graf, Helmut Berger, Harald Mezler |mSanieren im Bestand: Herbert Hetzl, Helga Noack, Heinz Hackl, Robert Lechner |

| Die Dinge müssen sich weiterdrehen - Coverinterview mit Hubert Wetschnig |
| Zu Tisch mit ... Christoph M. Achammer |
| Hoch hinaus - Wie sich die Pandemie auf Wartungsverträge auswirkt | Greenwashing - es braucht mehr Tiefgang
| Kommentare unter anderem von Andreas Gobiet, Julia Gorschkowa, Hannes Gerstmann, Clemens Hecht, Philipp Kaufmann und Alexander Bosak, Andreas Kreutzer, Yasmin Obojkovits |
| Exklusiv im Fokus-Interview: Clemens Demacsek |
| Was erwartet die Baubranche: Erich Benischek, Lukas Sattlegger, Georg Stadlhofer | Nachhaltigkeit auf Baustellen mit: Stefan Graf, Helmut Berger, Harald Mezler |mSanieren im Bestand: Herbert Hetzl, Helga Noack, Heinz Hackl, Robert Lechner |

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Die Dinge<br />

müssen sich<br />

weiterdrehen<br />

Hubert Wetschnig<br />

Wir leben Immobilien.<br />

Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement<br />

ehl.at


CARE Österreich<br />

CO2-neutral


Worte füllen keine Hilfspakete.<br />

Ihre Spende schon.<br />

paket.care.at


10 Photovoltaik<br />

Grenzenlose Energie<br />

BauTecFokus.Rubrik<br />

Die Dinge müssen<br />

sich weiterdrehen<br />

INTERVIEW MIT HUBERT WETSCHNIG<br />

54<br />

INHALT<br />

WINTER<br />

Rubriken<br />

6 VOM HERAUSGEBER<br />

7 EDITORIAL<br />

51 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />

Unternehmen & Projekte<br />

10 BILDSTRECKE PHOTOVOLTAIK<br />

22 KURZ UND BÜNDIG<br />

46 AUFSTEIGER<br />

47 PROJEKT IM FOKUS<br />

48 TOP DEAL<br />

49 START-UP<br />

50 PROBLEMLÖSER<br />

Positionen & Meinungen<br />

54 DIE DINGE MÜSSEN SICH WEITERDREHEN<br />

Coverinterview mit Hubert Wetschnig<br />

64 ZU TISCH MIT ...<br />

Christoph M. Achammer<br />

70 HOCH HINAUS<br />

Wie sich die Pandemie auf Wartungsverträge<br />

auswirkt<br />

76 GREENWASHING<br />

Es braucht mehr Tiefgang<br />

82 HISTORISCHE GEBÄUDE ERHALTEN<br />

Man muss Irrtümer aufklären<br />

90 KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />

Kommentar von Andreas Gobiet<br />

91 VOX FEMINA<br />

Kommentar von Julia Gorschkowa<br />

92 SONNENSCHUTZ ALS SCHLÜSSELTECHNOLOGIE<br />

Kommentar von Hannes Gerstmann<br />

93 KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />

Kommentar von Clemens Hecht<br />

94 STYROPOR IM FOKUS<br />

Interview mit Clemens Demacsek<br />

98 NACHHALTIG UMGEBAUT<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann<br />

99 MEDIENARBEIT<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann<br />

und Alexander Bosak<br />

100 UPCYCLING VERSUS RECYCLING<br />

Kommentar von Frank Brün<br />

101 VERZERRTE WAHRNEHMUNG<br />

Kommentar von Andreas Kreutzer<br />

102 ROHSTOFFPOLITIK NEU DENKEN<br />

Kommentar von Bernd Rießland<br />

103 SORGFÄLTIGE PLANUNG<br />

Kommentar von Yasmin Obojkovits<br />

04 BauTecFokus


76<br />

Es grünt so grün ...<br />

Greenwashing im Fokus<br />

106<br />

Round Tables<br />

Was die Branche bewegt<br />

64<br />

Zu Tisch mit ...<br />

Christoph M. Achammer<br />

AUSGABE<br />

Fotos: Dany Eid, Adobe Stock<br />

ImFokus<br />

106 ROUND TABLES<br />

118 SCHULTERSCHLUSS<br />

NUR FÖRDERN IST ZU WENIG<br />

120 WEIN & IMMOBILIEN<br />

Kolumne von Lisa Grüner<br />

124 UMFRAGE<br />

Wie geht es 2022 weiter?<br />

130 BUCHTIPPS<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

05


Auf dem<br />

Holzweg?<br />

„Die Entwaldung in<br />

römischer Zeit war ein<br />

Ergebnis des Expansionsstrebens<br />

des<br />

Römischen Reichs.“<br />

B<br />

auboom in den USA und in China.<br />

Russland stoppt den Export und<br />

Kanadas Bäume . In Kanada kämpft<br />

die Forstwirtschaft mit dem Bergkiefernkäfer.<br />

Fazit: Die Preise für Holz in den<br />

nationalen und internationalen Märkten kletterten<br />

wie wild nach oben. Im Mai 2020 kosteten<br />

2,4 Kubikmeter Bauholz an der US-Rohstoffbörse<br />

noch 250 US-Dollar. Im Mai 2021 ist<br />

der Preis auf 1.500 US-Dollar gestiegen. Mittlerweile<br />

hat sich Preisspirale wieder ein wenig<br />

nach unten gedreht.<br />

Ein Problem bleibt: Beim Holz kann man nicht<br />

einfach die Förderung erhöhen. Wald braucht<br />

Zeit. Gut und gerne 30 Jahre dauert es, bis aus<br />

einem Setzling eine veritable Fichte geworden<br />

ist. Nicht alle Setzlinge kommen durch. Trockenheit<br />

und Hitze, Schädlinge und Unwetter<br />

haben Einfluss auf das Wachstum. Nicht zu<br />

vergessen: Waldbrände, die durch den Klimawandel<br />

angefacht werden könnten. Der Waldbrand<br />

im Rax-Schneeberg-Gebiete in diesem<br />

Jahr wütete auf einer Fläche von 115 Hektar.<br />

gehen auf das Konto der Sektoren „Gebäude“<br />

und „Hochbau“. Werden diese Materialien<br />

durch umweltfreundliche Alternativen wie<br />

Holz ersetzt, trägt dies maßgeblich zur Verbesserung<br />

der Energiebilanz eines Gebäudes<br />

bei. Dass dafür zunehmend mehr Waldflächen<br />

geopfert werden, blenden wir aus.<br />

Schon einmal wurde in Europa an den vorhandenen<br />

Ressourcen Raubbau begangen. Die<br />

Entwaldung in römischer Zeit war ein Ergebnis<br />

des Expansionsstrebens des Römischen<br />

Reichs und dessen Bevölkerungswachstums<br />

– und der Kriegslust. Römische Legionen<br />

kannten keine Rücksicht bei der Gewinnung<br />

von Holz für den Lager- und Schiffbau. In<br />

Südamerika hat sich dafür die Brandrodung<br />

zur Gewinnung von Ackerflächen etabliert.<br />

Dass verantwortungsvolles Handeln in der<br />

Holzbranche nicht immer selbstverständlich<br />

ist, dürfen wir nicht einfach nur zur Kenntnis<br />

nehmen. „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten“:<br />

Das sollten wir beachten. Damit wir eben<br />

nicht am Holzweg sind.<br />

Holz ist zum Rohstoff der Zukunft avanciert.<br />

Darauf ruhen auch große Hoffnungen für<br />

eine emissionsfreie Zukunft. Holz wird immer<br />

wieder nachwachsen. Wird nachhaltig gewirtschaftet,<br />

geht es nie aus und bindet dabei auch<br />

noch kräftig CO2. Aus ökologischer Sicht gilt<br />

Holz deshalb als absoluter Allrounder. Holzfasern<br />

können zum Beispiel sogar Kunststoff<br />

ersetzen.<br />

Holz ist also gut für die Umwelt und fürs<br />

Klima. Oder doch nicht? Im Kampf gegen den<br />

Klimawandel spielt nachhaltiges Bauen eine<br />

entscheidende Rolle. Mehr als ein Drittel des<br />

globalen Energieverbrauchs und rund 40 Prozent<br />

der weltweiten Treibhausgasemissionen<br />

Michael Neubauer<br />

Herausgeber<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

06 BauTecFokus


Und täglich<br />

grüßt …<br />

„Das Zauberwort heißt<br />

wie immer TUN.“<br />

H<br />

allo Murmeltier! Hat es wirklich<br />

sein müssen, dass wir diesen<br />

<strong>Winter</strong> genau das Gleiche erleben<br />

wie letztes Jahr? Lockdown,<br />

abgesagte Weihnachtsfeiern, Einschränkungen<br />

und wenig Aussicht auf ein normales<br />

Leben? Natürlich kannst du nichts dafür, liebes<br />

Murmeltier. Hoffentlich wird dir in deinem<br />

Erdloch nicht zu warm. Dafür können nämlich<br />

nur wir Menschen was, mit dem durch uns<br />

verursachten Klimawandel. Die Energiewende,<br />

allen voran die EU-Taxonomie, soll uns nun<br />

aus dem Versäumnis der letzten Jahrzehnte<br />

herausholen. Schmerzfrei wird das nicht gehen,<br />

zu sehr sind unsere Bestandsimmobilien mit<br />

fossilen Kohlenstoffen beheizt. Raus aus Erdöl,<br />

Kohle und Gas! Rettet uns das? Ja. Und es ist<br />

auch unabdingbar. Sonst haben wir bald das<br />

Klima von Dakar.<br />

umdrehen müssen, wird es jedoch schwierig:<br />

Wir haben einen Mangel an Arbeitskräften und<br />

Material, steigende Kosten und davonlaufende<br />

Zeit. Wer clever ist, schaut sich schleunigst um,<br />

seine Immobilie zukunftsfit zu bekommen.<br />

Was uns sonst noch so bewegt? Bei drei hochkarätig<br />

besetzten Round Tables zu den Themen<br />

Vorfertigung und Automatisierung, Nachhaltigkeit<br />

und CO2-Reduktion auf Baustellen,<br />

und Bauen und Sanieren im Bestand wurde<br />

diskutiert, was auf die Baubranche in nächster<br />

Zeit zukommen wird. Im Coverinterview erzählt<br />

Hubert Wetschnig, was die Habau Group<br />

bewegt, und mit Christoph M. Achammer fand<br />

ein spannendes Zu Tisch mit … im ATP-Büro<br />

statt. Viele andere Themen vom Greenwashing<br />

bis zum Styropor haben Eingang in den<br />

BauTecFokus gefunden.<br />

Aber wie kommen wir<br />

aus der Sache raus?<br />

Der Neubau hat es einfach, wenn es um den<br />

Einbau von klimaneutralen Heiz- und Kühlanlagen<br />

geht. Das große Problem ist der<br />

Bestand. Doch auch hier gibt es Hoffnung,<br />

durch Sanieren, Dämmen,<br />

Umstellen auf Erdwärme. Hier<br />

gilt das Zauberwort für fast alles:<br />

TUN. Wenn erst die große Masse<br />

an Immobilienbesitzern auf die<br />

Idee kommt, dass sie ihre Häuser<br />

und Wohnungen energetisch<br />

Viel Vergnügen beim Lesen!<br />

Herzlichst<br />

Lisa Grüner<br />

Chefredakteurin<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

07


Unternehmen & Projekte<br />

10<br />

KRAFT DER SONNE<br />

Wollen wir die Energiewende schaffen,<br />

müssen wir uns umweltfreundlicher und<br />

unbegrenzter Energiereserven bedienen.<br />

Das Gewinnen von Strom ist zu einem<br />

reinen Technologiethema geworden. Die<br />

Entwicklung der Photovoltaik spielt eine<br />

große Rolle.<br />

46<br />

AUFSTEIGER<br />

Gerald Herndlhofer ergänzt als Dritter<br />

die Geschäftsführung von Drees &<br />

Sommer Österreich. Herndlhofer hat<br />

Bauingenieurwesen studiert und bringt mehr<br />

als 15 Jahre Erfahrung als Projektmanager<br />

in der Immobilienbranche sowie im<br />

Energiesektor mit.<br />

47<br />

FRISCH GEDRUCKT<br />

Im niederösterreichischen<br />

Hausleiten entsteht<br />

Österreichs erstes<br />

Gebäude aus<br />

dem 3D-Drucker.<br />

Umgesetzt wird es vom<br />

Bautechnologiekonzern<br />

Strabag gemeinsam<br />

mit dem Gerüst- und<br />

Schalungshersteller und<br />

3D-Betondruck-Pionier<br />

Peri. Der Rohbau wurde<br />

in rund 45 Stunden reiner<br />

Druckzeit fertiggestellt.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

08 BauTecFokus


ARBEITSWELTEN<br />

B&R Innovations- und Bildungscampus<br />

Eggelsberg, 2016-2021<br />

Foto: Dietmar Tollerian<br />

Foto: Martin Steinkellner<br />

SCWP Rechtsanwälte<br />

Linz, 2012-2013<br />

RLB Campus 25<br />

Linz, 2019, Wettbewerbsbeitrag<br />

Infineon F&E Gebäude<br />

Linz, 2017-2020<br />

KAUFMANN HAAS PARTNER<br />

A R C H I T E K T E N<br />

www.khsa.at<br />

Architektur<br />

Generalplanung<br />

Projektsteuerung<br />

Bauleitung<br />

Projektmanagement


Unternehmen & Projekte<br />

Weil uns die<br />

Sonne lacht<br />

Unbegrenzte Energiereserven nutzen. Das Gewinnen von Strom ist zu einem reinen<br />

Technologiethema geworden. Wir haben eine erste Idee, wie man mittels Photovoltaik<br />

Sonnenenergie in Strom verwandeln kann, wir haben auch eine erste Idee, wie man Wärme<br />

erntet, wir haben aber noch keine Idee, wie wir Wärme puffern oder Strom speichern. Die<br />

Photovoltaik hat in den letzten Jahren an Entwicklungspotenzial gewonnen.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

10 BauTecFokus


Foto: Fotowerder<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

11


Unternehmen & Projekte<br />

GRÖSSTE ALPINE SOLARANLAGE<br />

An der Muttsee-Staumauer in den Glarner Alpen<br />

entsteht seit Sommer 2021 eine Solaranlage mit fast<br />

5.000 Solarmodulen. Die Anlage soll nach der vollständigen<br />

Inbetriebnahme im August 2022 jährlich<br />

rund 3,3 Gigawattstunden Strom produzieren. Das<br />

ist so viel, wie rund 740 durchschnittliche Vier-<br />

Personen-Haushalte verbrauchen. Insgesamt nimmt<br />

die Solaranlage eine Fläche von 10.000 Quadratmetern<br />

ein. Das entspricht rund 1,5 Fußballfeldern. Die<br />

Staumauer ist Teil des Pumpspeicherwerks Limmern<br />

in den Glarner Alpen und die höchstgelegene<br />

Staumauer Europas.<br />

Hersteller: Axpo und IWB<br />

Standort: Schweiz<br />

www.alpinsolar.ch<br />

Fotos: Fotowerder, Alpinsolar, Urbasolar<br />

12 BauTecFokus


GRÖSSTES STÄDTISCHES KRAFTWERK<br />

Ein Jahr nach der Installation des ersten Panels hat das bisher größte städtische Kraftwerk seine ersten Kilowattstunden<br />

produziert. Diese 15-MWp-Anlage wurde auf kontaminiertem Land errichtet. Fast 20 Jahre nach der verheerenden<br />

Explosion im Werk „AZF“ zeugt die Eröffnung des Solarkraftwerks davon, wie viel an der Wiederbelebung dieses<br />

Standortes gearbeitet wurde. Dank des Know-hows und der Expertise der Stadt Toulouse Metropole, der Elektrizitätsbehörde<br />

und den Teams von Urbasolar konnten die innovativen Planungs- und Installationsprozesse umgesetzt<br />

werden. Die Photovoltaikanlage entstand als Land-Art-Konzept und zeichnet sich durch ihr innovatives Design aus.<br />

Sie wurde nach dem Entwurf des bildenden Künstlers Damien Aspe aus Toulouse umgesetzt.<br />

Hersteller: Urbasolar<br />

Standort: Frankreich<br />

urbasolar.com<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

13


Unternehmen & Projekte<br />

14 BauTecFokus


SOLARSCHIRME IM TERRA-PAVILLON<br />

Auf der um ein Jahr verschobenen Expo 2020 in Dubai hat sich das glänzende<br />

kreisförmige Dach von „Terra“, dem Pavillon zum Thema Nachhaltigkeit,<br />

zum Wahrzeichen der Expo 2020 entwickelt. In mehreren Monaten sorgfältiger<br />

Arbeit wurden, ausgehend vom Inneren des Dachs, nach und nach die<br />

einzelnen Module nach außen hin verlegt. Insgesamt wurden 1.055 Module<br />

montiert. Die Solarmodule generieren einen Teil der vier Gigawattstunden<br />

Strom, die der Pavillon pro Jahr erzeugt – genug, um mit einem Nissan<br />

Leaf die halbe Strecke zum Mars zu bewältigen oder mehr als 900.000<br />

Mobiltelefone aufzuladen. Der Pavillon wurde vom britischen Architekturbüro<br />

Grimshaw Architects geplant und erfüllt den Platin-Standard von LEED<br />

(Leadership in Energy and Environmental Design) für ökologische Gebäude.<br />

Auftraggeber: Expo 2020<br />

Standort: Dubai<br />

www.expo2020dubai.com<br />

Fotos: Dany Eid<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

15


Unternehmen & Projekte<br />

SONNENGESCHÜTZT STROM GEWINNEN<br />

Das Solarcarport spendet Schatten und erzeugt<br />

Solarstrom für das Elektroauto und das Einfamilienhaus.<br />

15 Quadratmeter erzeugen Strom für<br />

17.500 Kilometer. Als Sonnenschutz auf der Terrasse<br />

werden transparente Solarmodule eingesetzt. Sie<br />

sind lichtdurchlässig, und es sind keine weiteren<br />

Sonnensegel oder Markisen notwendig. Die Module<br />

sind flexibel einbaubar und als Dach, Zaun oder<br />

Abgrenzung einzusetzen.<br />

Hersteller: Solarterrassen & Carportwerk GmbH<br />

Standort: Flexibel<br />

www.solarcarporte.de<br />

Fotos: Alexandre Zveiger, Carportwerk, rh2010 - stock.adobe.com<br />

16 BauTecFokus


<strong>Winter</strong> 2021<br />

17


Unternehmen & Projekte<br />

ARTENSCHUTZ TRIFFT KLIMASCHUTZ<br />

Am Dach vom Haus des Meeres in Wien produzieren<br />

202 Photovoltaikmodule Sonnenstrom. Auf dem<br />

Dach in 56 Meter Höhe hat Wien Energie innovative<br />

„bifaziale“, also doppelseitige Glas-Glas-PV-<br />

Module verbaut. Diese nutzen die direkte, aber auch<br />

indirekte Lichteinstrahlung zur Energieerzeugung.<br />

Mit dieser neuartigen Technologie wird der Ertrag<br />

der Anlage weiter gesteigert. Insgesamt liefert das<br />

Solardach pro Jahr rund 63.300 Kilowattstunden<br />

Sonnenstrom. Mit dem Ökostrom kann etwa der<br />

gesamte Strombedarf der neuen Zoobereiche im<br />

Zubau abgedeckt werden. Die Anlage dient nicht<br />

nur als Sonnenkraftwerk, sondern auch als Schattenspender<br />

für die Gäste des Dachcafés.<br />

Hersteller: Wien Energie<br />

Standort: Wien<br />

www.haus-des-meeres.at<br />

Fotos: Johannes Zinner, StadtKommunikation/Spatzek<br />

18 BauTecFokus


PHOTOVOLTAIKPARK VERSIEGELT MÜLLDEPONIE<br />

Seit zwölf Jahren ist die Hausmülldeponie Hörtendorf stillgelegt. Bis 2030 muss sie endgültig<br />

verschlossen und abgedichtet sein. Im Zuge dessen plant die Stadt im Sinne ihrer Smart-<br />

City-Strategie als Nachnutzung auf der etwa zehn Hektar großen Fläche der Mülldeponie eine<br />

Dachkonstruktion mit zahlreichen Photovoltaikpaneelen zu errichten. Mit der Photovoltaikanlage<br />

auf der 99.000 Quadratmeter großen Deponieabdeckung könnten 5.000 Haushalte mit<br />

22.300.000 kWh Sonnenenergie versorgt werden. Ein „Blendgutachten“ weist nach, dass es<br />

durch die Photovoltaikpaneele auf der Überdachung zu keiner Blendwirkung und somit zu keinen<br />

Beeinträchtigungen für nahe Gebäude oder den Straßen- und Flugverkehr kommen wird.<br />

Hersteller: Stadtwerke Klagenfurt<br />

Standort: Klagenfurt<br />

www.klagenfurt.at<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

19


Unternehmen & Projekte<br />

20 BauTecFokus


PHOTOVOLTAIKDACHZIEGEL<br />

Aufgesetzte Solarpanele auf den Dächern sind kein optisches Highlight. Die neue Systemlösung von Eternit heißt<br />

„Sunskin“, das ein durchdachtes Design vorgibt. Mit ihrer rahmenlosen, flachen Form fügen sich die Sunskin-Photovoltaikmodule<br />

in die Dachlandschaft ein und sind so eine ästhetische Alternative zu herkömmlichen Aufdachsystemen.<br />

Sunskin ist für beinahe jede Dachform geeignet. Die Module sind nicht nur gerade, sondern auch versetzt<br />

montierbar und erlauben dadurch eine vielfältige Gestaltung der Dachfläche, ganz auf die individuellen Bedürfnisse<br />

abgestimmt. Hinzu kommen Ergänzungsplatten aus Faserzement.<br />

Hersteller: Eternit<br />

Standort: Flexibel<br />

www.eternit.at<br />

Fotos: Meraner & Hauser OHG<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

21


Unternehmen & Projekte<br />

Baustoffproduzent Wienerberger<br />

Gewinnplus<br />

Wienerberger verzeichnet heuer einen Gewinn<br />

über dem Vorkrisenniveau von 2019.<br />

In den ersten drei Quartalen 2021 verfünffachte<br />

der Baustoffproduzent das Ergebnis<br />

gegenüber der Vorjahresperiode von 43,3 auf<br />

227,3 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 14<br />

Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. „Das Rekord-<br />

Nettoergebnis in Höhe von 114,7 Millionen<br />

Euro im dritten Quartal, das entspricht einer<br />

Steigerung von 58 Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahr, ist eine Bestätigung für unseren erfolgreich<br />

umgesetzten Wachstumskurs und<br />

zeigt, dass wir – nach einem sehr starken ersten<br />

Halbjahr – auch in den letzten Monaten<br />

in einem herausfordernden Umfeld richtig<br />

reagiert haben“, so Wienerberger-Vorstandsvorsitzender<br />

Heimo Scheuch. Dazu<br />

zählt auch der organische Wachstums kurs<br />

des Unternehmens: 2021 konnten bisher drei<br />

Akquisitionen getätigt werden, etwa mit Flo-<br />

Plast in Großbritannien.<br />

Hochbausparte zieht weiter an<br />

Baupreise steigen<br />

Auch im dritten Quartal 2021 sind die<br />

Baupreise deutlich gestiegen. Vor allem der<br />

Hochbau verzeichnet deutliche Zuwächse.<br />

Hier stiegen die Preise laut Statistik Austria<br />

um 9,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.<br />

Deutlich geringer war hingegen<br />

der Preiszuwachs im Tiefbau mit 1,3 Prozent.<br />

Der Baupreisindex für Hoch- und Tiefbau<br />

gemeinsam legte um 6,2 Prozent zum dritten<br />

Quartal des Vorjahres zu, im Vergleich<br />

zum Vorquartal stieg er um 1,8 Prozent. Laut<br />

Statistik sind vor allem Bauleistungen wie<br />

Holzbau, Dachabdichtungsarbeiten, Metallbauarbeiten,<br />

Glasfassaden, Beton- und<br />

Stahlbetonarbeiten sowie Aufschließung<br />

und Infrastruktur für den Anstieg in der<br />

Hochbausparte verantwortlich.<br />

Porr erhält größten Hochbau-Einzelauftrag der Firmengeschichte<br />

Volle Hochbau-Pipeline in Deutschland<br />

Der Bauriese Porr wurde mit dem Generalübernehmerauftrag<br />

für die Errichtung<br />

des ABC-Towers am Berliner Alexanderplatz<br />

beauftragt. Mit rund 240 Millionen Euro ist<br />

das Großprojekt der größte Hochbau-Einzelauftrag<br />

in der Geschichte der Porr. Innerhalb<br />

von 41 Monaten Bauzeit soll nach den Plänen<br />

des Architektenbüros O&O Baukunst ein<br />

150 Meter hoher Wohnturm mit über insgesamt<br />

39 Etagen sowie einer Geschossfläche von<br />

42.000 Quadratmetern entstehen. Unter anderem<br />

entstehen 303 Mikroapartments. Schon<br />

jetzt sind die Bauarbeiten in vollem Gange:<br />

Bereits im Spezialtiefbau errichtete die Porr<br />

mit ihrem Tochterunternehmen Stump-Franki<br />

die Baugrube und die damit verbundenen<br />

Dichtungs- und Gründungsaufgaben. Nach<br />

erfolgreichem Abschluss aller Spezialtiefbauarbeiten<br />

im September wurde eine solide Basis<br />

für die Errichtung des zweithöchsten Turms in<br />

Berlin geschaffen. Logistisch herausfordernd<br />

sind die beengten Platzverhältnisse.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

David Schöne und die Projektmanagerin<br />

Carolin Breitschopf stehen ab sofort den bestehenden<br />

und zukünftigen Kunden am neuen Standort von<br />

Drees & Sommer im Zentrum von Linz zur Seite.<br />

Das Wiener Ingenieurbüro<br />

Hoyer Brandschutz verstärkt mit<br />

Martin Tomek als neuen<br />

Projektleiter sein Planungsteam.<br />

News Ticker<br />

Pleite: Der niederösterreichische Hochbau-Verschalungsspezialist VST Building Technologies AG ist pleite und hat ein Sanierungsverfahren<br />

ohne Eigenverwaltung beantragt. Auf Einkaufstour: Der börsennotierte Kranhersteller Palfinger übernimmt die<br />

Unternehmen TSK Kran und Wechselsysteme und TSR Lacktechnik in Duisburg.<br />

Fotos: Austrotherm/Hollaus, pde Integrale Planung / Entwurf von Ortner & Ortner Baukunst, Drees & Sommer Österreich, Robert Tober, klimaaktivAPA-FotoserviceJuhasz, Strabag<br />

22 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />

Elf Unternehmen unterzeichnen<br />

klimaaktiv-Bündnis<br />

Gleich elf heimische Großbetriebe – daunter die Buwog, die<br />

UniCredit Bank Austria und der Leuchtenhersteller Zumtobel<br />

– haben den im Sommer geschlossenen Klimaschutzpakt<br />

„klimaaktiv“ des Umweltministeriums nun auch unterzeichnet.<br />

Sie eint das Ziel, die Kohlenstoffdioxid-Emissionen bis<br />

2030 im Vergleich zu 2005 um fast 57 Prozent zu senken. Das<br />

Vorhaben der Unternehmen mit insgesamt rund 110.000 Mitarbeitern<br />

bedeutet den Angaben zufolge eine CO2-Reduktion<br />

von mehr als 8,4 Millionen Tonnen – das entspreche den<br />

durchschnittlichen jährlichen Treibhausgasemissionen von<br />

mehr als 146.000 Autos oder 57.000 Ölheizungen in Einfamilienhäusern.<br />

Bis spätestens 2040 wollen die Firmen komplett<br />

aus Öl und Gas aussteigen. Somit beginnt für die Projektpartner<br />

mit der Aufnahme in den klimaaktiv-Pakt des Klimaschutzministeriums<br />

ein jährlicher strukturierter Prozess zur<br />

Optimierung ihres vorgelegten Klimaschutzkonzepts. Dafür<br />

braucht es ein breites Bündel an betrieblichen Maßnahmen:<br />

sei es in den Bereichen Mobilität oder etwa Sanierung. Für<br />

2022 ist eine weitere Ausschreibung geplant, um zusätzliche<br />

Mitglieder für die Klimaschutzinitiative zu gewinnen.<br />

Austrotherm übernimmt Dämmstoffproduzenten<br />

Erfolgreiches Closing<br />

Die Austrotherm-Gruppe hat im Zuge eines erfolgreichen Closings<br />

den tschechischen Dämmstoffproduzenten DCD IDEAL<br />

spol. s r.o. zu 100 Prozent übernommen. Über den Kaufpreis<br />

wurde Stillschweigen vereinbart. „Wir schließen mit dem Kauf<br />

von DCD den letzten weißen Fleck in unseren Kernmärkten<br />

Zentral- und Osteuropa und stärken damit die Marktposition<br />

von Austrotherm“, freut sich Klaus Haberfellner, Geschäftsführer<br />

der Austrotherm, über den erfolgreichen Abschluss der<br />

Firmenübernahme. Die DCD IDEAL spol. s r.o. ist ein Familienunternehmen<br />

und gilt in Tschechien als einer der führenden<br />

Hersteller von Styropor-Dämmstoffen für die Baubranche mit<br />

Werken in Slavětín und Dynin.<br />

Höhere Bauleistung für die Strabag 2021<br />

Volle Auftragsbücher<br />

Die Bauleistung des größten heimischen Baukonzerns Strabag<br />

soll heuer dank zahlreicher Aufträge weiter wachsen. In<br />

den ersten drei Quartalen 2021 erhöhte sie sich gegenüber der<br />

Vorjahresperiode um 4 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro, im<br />

Gesamtjahr soll sie über dem Wert im ersten Coronajahr 2020<br />

(15,4 Milliarden Euro) liegen. Die höhere Bauleistung bisher sei<br />

vor allem durch Zuwächse in Österreich bedingt. Im Vergleichszeitraum<br />

des Vorjahres hatte eine vorübergehende Einstellung<br />

der Bautätigkeit zu Beginn der Coronavirus-Krise „das Geschäft<br />

getrübt“. Der Auftragsbestand lag zum Stichtag 30. September<br />

mit 21,6 Milliarden Euro um 14 Prozent über dem Vorjahreswert.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

23


Unternehmen & Projekte<br />

Buwog baut aktuell 2.351 Wohnungen<br />

Gut gefüllte Pipeline<br />

Mit dem Start zweier Projekte in Favoriten und Simmering<br />

baut die Buwog ihr Entwicklungsportfolio weiter aus: Im<br />

10. Wiener Gemeindebezirk entstehen im „Deck10“ in der Laxenburger<br />

Straße 2 in Summe 229 Wohneinheiten. Im Nachbarbezirk<br />

Simmering erfolgte kürzlich der Spatenstich für<br />

das Projekt „Haller“ in der Hallergasse 8 mit 127 Eigentumswohnungen.<br />

Die Fertigstellung des Wohnbauprojekts „Deck<br />

10“ in unmittelbarer Nähe des Wiener Hauptbahnhofs soll<br />

im Herbst 2023 erfolgen. Alle 229 der von BKK3-Architekten<br />

geplanten Wohnungen sind mit Freiflächen ausgestattet und<br />

als Ein- bis Vierzimmerwohnungen mit Wohnflächen von 37<br />

bis 98 Quadratmetern konzipiert. Das Projekt „Haller“ wurde<br />

vom Architekturbüro FOAM geplant. Die Anlage besteht aus<br />

drei Baukörpern mit je vier Stockwerken, die Wohnungen<br />

sind zwischen 50 und 113 Quadratmeter groß. 20 der 79 PKW-<br />

Stellplätze in der hauseigenen Tiefgarage können bei Bedarf<br />

mit E-Ladestationen ausgestattet werden. Die Fertigstellung<br />

ist für den Sommer 2023 geplant. Damit befinden sich aktuell<br />

2.351 Wohnungen der Buwog in Bau, 4.050 weitere sind in<br />

Planung.<br />

Strabag-Geldbuße<br />

Rechtskräftig<br />

Baustoffhersteller Leube kauft zu<br />

Wachstumskurs<br />

Trotz sinkender Umsatzzahlen<br />

Profitsteigerung<br />

Aufgrund der Teilnahme an dem vor<br />

einigen Jahren in Österreich aufgeflogenen<br />

Baukartell ist nun die Geldbuße gegen den<br />

Strabag-Baukonzern von 45,37 Millionen<br />

Euro vom Kartellgericht bestätigt worden.<br />

Die umfängliche Kooperation seitens der<br />

Strabag wirkte sich positiv auf die Höhe des<br />

Bußgelds aus. Die Porr zahlte wegen desselben<br />

Kartellvorwurfs die bisherige Rekordstrafe<br />

von 62 Millionen Euro. Auch dieser<br />

Konzern gab die Preisabsprachen zu. Am<br />

Kartell nahmen laut BWB zahlreiche weitere<br />

Unternehmen teil. Im Frühjahr 2017 hatte<br />

die Bundeswettbewerbsbehörde im Rahmen<br />

ihrer Ermittlungen zu möglichen illegalen<br />

Preisabsprachen in der Bauwirtschaft<br />

Hausdurchsuchungen durchgeführt und<br />

dabei auch umfangreiches Datenmaterial<br />

sichergestellt. Im Herbst 2019 ergingen laut<br />

BWB die ersten Mitteilungen der Beschwerdepunkte<br />

an die betroffenen Unternehmen.<br />

Dabei handelte es sich um einen formalen<br />

Schritt der Wettbewerbshüter, um sich<br />

gegenseitig über die Beschwerdepunkte in<br />

Kenntnis zu setzen.<br />

Die Leube-Gruppe wächst weiter und hat<br />

gleich zwei Unternehmen unter ihrem Dach<br />

vereint: das Betonteile-Werk Wörndl in<br />

Plainfeld und das Unternehmen Burgstaller<br />

Beton in Taiskirchen. Ziel des Expansionskurses<br />

sei es, so Leube, die eigene<br />

Beton- und Betonteil-Expertise weiter auszubauen.<br />

Ab 1. Dezember 2021 firmiert das<br />

Betonteile-Werk Wörndl unter dem Namen<br />

„Leube Betonteile Flachgau GmbH“. Das<br />

Unternehmen hat sich auf die Herstellung<br />

von Fertigteilen aus Beton spezialisiert. 25<br />

Prozent der Firmenanteile bleiben weiterhin<br />

im Besitz des Alleingesellschafters Leonhard<br />

Wörndl-Aichriedler, der auch künftig die<br />

Geschäfte des Unternehmens führen wird.<br />

Das Unternehmen Burgstaller Beton in Taiskirchen<br />

wurde zu 100 Prozent übernommen<br />

und firmiert ab 1. Dezember 2021 unter dem<br />

Namen „Leube Beton Innviertel GmbH“<br />

Sämtliche Mitarbeiter beider Unternehmen<br />

werden übernommen. Die Leube-Gruppe<br />

gilt heute als Profi in den sechs Baustoffsegmenten<br />

und beschäftigt derzeit mehr als<br />

500 Mitarbeiter.<br />

Der Spezialist für technische Gebäudeausrüstung<br />

Caverion verzeichnet im dritten Quartal<br />

2021 mit 493, 7 Millionen Euro einen leichten<br />

Umsatzrückgang (Q3 2022: 515,5 Millionen<br />

Euro. Der Profit hingegen konnte gesteigert<br />

werden. So steigt der Auftragsbestand im dritten<br />

Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr um<br />

16,1 Prozent auf 1.889,7 Millionen Euro (1.627,7<br />

Millionen Euro) und um 5,6 Prozent im Vergleich<br />

zum Ende des zweiten Quartals (1.789,0<br />

Millionen Euro). Das bereinigte EBITA verbesserte<br />

sich im dritten Quartal auf 21,5 Millionen<br />

Euro (21,2 Millionen Euro) oder 4,4 Prozent<br />

(4,1 Prozent) des Umsatzes. Das EBITA lag bei<br />

17,7 Millionen Euro (17,7 Millionen Euro) bzw.<br />

3,6 Prozent (3,4 Prozent) des Umsatzes. Caverion<br />

geht davon aus, dass die Marktnachfrage<br />

im Bereich Services insgesamt positiv sein<br />

wird und sich auch im Bereich Projects bis<br />

Ende 2021 verbessern wird. Allerdings können<br />

erhöhte Materialpreise und längere Lieferzeiten<br />

das Geschäft von Caverion in Zukunft<br />

durchaus beeinflussen, somit setzt Caverion<br />

bei seinem Ausblick voraus, dass die Pandemie<br />

unter Kontrolle gehalten werden kann.<br />

Fotos: AIT/APA-Fotoservice/Hinterramsko, BUWOG / Die goldenen Hirschen<br />

24 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />

100 Millionen Euro für Werkserweiterungen und Neubauten<br />

Megainvestment für Dachbaustoffe<br />

Der Dachsystemhersteller Paul Bauder mit<br />

Firmensitz in Stuttgart beschließt das größte<br />

Investitionsvolumen der Firmengeschichte<br />

innerhalb der nächsten fünf Jahre. Mehr als<br />

100 Millionen Euro werden investiert. Profitieren<br />

wird davon auch das Werk Bruck bei Wien.<br />

Hier soll neben einer neuen Fertigungslinie<br />

zur Herstellung von Bitumenbahnen auch eine<br />

neue Fertigung für den Hochleistungsdämmstoff<br />

PU-Hartschaum gebaut werden, da dieser<br />

nach Angaben des Dachsystemherstellers vor<br />

allem auf den Märkten in Südosteuropa und<br />

Österreich zunehmend an Bedeutung gewinnen<br />

wird. Auch in Süddeutschland, Frankreich<br />

und der Schweiz steigt die Nachfrage nach<br />

Bitumenbahnen und PU-Hartschaum. Für<br />

den Dachsystemhersteller ist es folglich der<br />

nächste logische Schritt, die Produktion mit<br />

einem Werksneubau im Elsaß weiter auszubauen.<br />

Durch die Werkserweiterungen etwa<br />

in Dresden und Landsberg bei Halle sowie die<br />

Neubauten werden Arbeitsplätze für zusätzlich<br />

knapp 200 Mitarbeiter geschaffen. Und<br />

auch der Vertrieb soll in den kommenden<br />

Jahren in allen Märkten Europas weiter ausgebaut<br />

werden. „Wir wollen in unserer Branche<br />

europaweit der attraktivste Arbeitgeber sein“,<br />

so Geschäftsführer Tim Bauder.<br />

ULI tritt IBPDI bei<br />

Neues Mitglied<br />

Das Urban Land Institute (ULI) Germany/<br />

Austria/Switzerland ist neues Mitglied der<br />

International Building Performance & Data<br />

Initiative (IBPDI). Somit bringt sich das<br />

ULI als weltweite, mitgliedergeführte Forschungs-<br />

und Bildungsorganisation sowie<br />

Think Tank der Immobilienwirtschaft fortan<br />

bei der Entwicklung und Etablierung des<br />

Common Data Models for Real Estate (CDM)<br />

als international einheitliche Datensprache<br />

und -semantik der Immobilienwirtschaft<br />

ein. Die IBPDI wurde 2020 von Building-<br />

Minds, Microsoft, pom+ und der RICS<br />

initiiert.<br />

Fundermax räumt doppelt ab<br />

Ausgezeichnet<br />

Gleich zwei der renommiertesten Werbepreise<br />

des Landes holt sich der Hersteller<br />

hochwertiger Fassadenplatten Fundermax<br />

für seinen neuen Markenauftritt: Gold beim<br />

Kärntner Werbepreis CREOS und Silber in<br />

der Königsklasse der Kommunikationspreise,<br />

dem EFFIE Award. So lautet das Jury-<br />

Urteil beim begehrten Kärntner Werbepreis<br />

CREOS: „Mit klarer Bildsprache, modern<br />

und am Punkt wird die Geschichte und Zukunftsperspektive<br />

des Unternehmens eindrucksvoll<br />

dargestellt – ein ,Best practice‘-<br />

Imagefilm.“ Ähnlich wurde dies von der Jury<br />

beim EFFIE-Award wahrgenommen: „Wenn<br />

ein Traditionsunternehmen im Krisenjahr<br />

die gesamte Unternehmensstrategie durch<br />

die Marke neu ausrichtet, ist das mutig und<br />

weitsichtig zugleich. Eine Markenhaltung,<br />

die sich auch wirtschaftlich bezahlt macht:<br />

tolles Umsatzplus und massive Steigerung<br />

der Online-Präsenz. Glänzende Aussichten<br />

für die Zukunft inklusive – und einen EFFIE<br />

in Silber als Draufgabe!“ „Wir haben unseren<br />

Markenauftritt radikal neu gedacht<br />

und unsere Kunden kompromisslos in das<br />

Zentrum unseres Denkens und Handelns gestellt.<br />

Weil es uns darum geht, Design so zu<br />

verstehen, wie es unser Markt versteht und<br />

dem Kunden dient“, so Gernot Schöbitz, Geschäftsführer<br />

und Unternehmenssprecher<br />

bei Fundermax.<br />

AIT auf der Weltausstellung in Dubai<br />

Tool zur digitalen Stadtplanung<br />

Die Experten des City Intelligence Labs<br />

zeigen im Rahmen der Weltausstellung in<br />

Dubai am 17. Februar 2022, wie Städte unter<br />

den Aspekten des Klimawandels, Energie und<br />

Mobilität geplant werden können. Unter dem<br />

Motto „Sustainable Future Urban Planning“<br />

wird an einem realen Stadtmodell gezeigt, wie<br />

sich die Parameter wie beispielsweise Grünflächen,<br />

Freiflächen, Platzierung und Größe von<br />

Gebäuden auf das Mikroklima im Stadtteil<br />

auswirken können. Das City Intelligence Lab<br />

(CIL) fungiert dabei als internationales Vorzeigelabor.<br />

Hier treffen modernste digitale Technologie<br />

und innovative Ansätze auf Big Data<br />

und durch künstliche Intelligenz (KI) gestützte<br />

Stadtplanungstools. Mittels Augmented Reality<br />

können Prozesse und deren Produkte in<br />

Echtzeit in 3D auf einer interaktiven Plattform<br />

analysiert und simuliert werden. Dank des CIL<br />

können die Ideen von Entwicklern, Investoren<br />

und Stadtplanern schneller und kostengünstiger<br />

zusammengeführt werden. Auch Szenarien<br />

wie die Klimasituation in Stadtteilen können<br />

anschaulich simuliert und durchgeplant<br />

werden. Mit der Infrastruktur des CIL kann<br />

zudem eine Vielzahl von möglichen Planungsszenarien<br />

visualisiert werden – und das per<br />

Knopfdruck.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

25


Unternehmen & Projekte<br />

Isover launcht neue Website<br />

Nutzerfreundlich<br />

Der Dämmstoffspezialist Isover hat nicht<br />

nur das Design seiner Website erneuert,<br />

sondern auch sämtliche Services und Angebote<br />

neu aufbereitet. „Inspiriert wurde der<br />

Relaunch durch das Feedback der Kunden“,<br />

berichtet Kathrin Resinger, verantwortliche<br />

Projektleiterin Marketing Digital bei Saint-<br />

Gobain Austria.Um auf die Kundenbedürfnisse<br />

einzugehen, kommen die User ab sofort<br />

mithilfe der neuen schlanken und zielgruppengerechten<br />

Navigation noch schneller an<br />

ihr gewünschtes Ziel. Mit nur einem Klick<br />

gelangt man zu zusätzlichen Services wie<br />

Mengenermittlung, bautechnisch relevante<br />

Daten, technische Infos zum Downloaden.<br />

Zusätzlich werden auch markenübergreifende<br />

Infos von RIGIPS angeboten.<br />

Auszeichnung für die Stadtbibliothek Innsbruck<br />

„+ sonderpreis metallbau“<br />

Der Kärntner Metallbaubetrieb Sauritschnig<br />

wurde am 6. Oktober 2021 für die beste Metallbauleistung<br />

im Rahmen des Aluminium-<br />

Architektur-Preises 2020 der Gemeinschaftsmarke<br />

Alu-Fenster ausgezeichnet. Gemeinsam<br />

mit dem siegreichen Metallbaubetrieb wurden<br />

das Architektenteam der LAAC, der Bauherr<br />

Pema, der Aluminium-Profilsystem-Anbieter<br />

AluKönigStahl und der Oberflächenveredelungsbetrieb<br />

Piesslinger mit einer Urkunde<br />

aus Aluminium ausgezeichnet. Die Fachjury,<br />

die paritätisch aus Vertretern der Architektur-<br />

und Metallbaubranche zusammengesetzt<br />

wurde, begründete ihre Entscheidung wie<br />

folgt: „Besonders markant und fordernd ist die<br />

extreme Kleingliedrigkeit der facettenreichen<br />

Außenfassade. Es kommen unterschiedliche<br />

Konstruktionen in verschiedenen Varianten,<br />

die gerade, polygonal und rund gebogen ausgeführt<br />

sind, zur Anwendung. Das Gebäude sieht<br />

von außen glatt aus, hat aber eine große Komplexität<br />

in den Details und wirkt plastisch.“<br />

Schöck mehrfach ausgezeichnet<br />

Architects’ Darling<br />

Bereits seit Jahren zählen Schöck-Produkte<br />

für Architekten und Planer zu den<br />

„Lieblingen der Baubranche“. So ist es wenig<br />

verwunderlich, dass sich der Hersteller<br />

von Bauprodukten auch 2021 wieder über<br />

drei Auszeichnungen freuen darf. Gold<br />

ging an das tragende Wärmedämmelement<br />

Schöck Isokorb in der Kategorie „Balkone/<br />

Loggien/Terrassen“. Das Trittschallschutzsystem<br />

Tronsole wurde in der Kategorie<br />

„Schallschutz“ mit Silber ausgezeichnet.<br />

Nochmals Silber ging an Sconnex, die neue<br />

Produktfamilie für die thermische Trennung<br />

von Wänden und Stützen als „Beste<br />

Produktinnovation (Rohbau)“. Die Preisverleihung<br />

der Architects‘ Darling Awards<br />

fand am 9. November 2021 im Rahmen der<br />

Celler Werktage statt. An der bundesweit<br />

größten Branchenbefragung haben in diesem<br />

Jahrrund 1.800 Architekten und Planer<br />

teilgenommen.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Andreas Brandner wurde<br />

zum neuen Präsidenten des<br />

European Council of Civil<br />

Engineers (ECCE) gewählt.<br />

Die Bundesinnung der<br />

Bauhilfsgewerbe hat seit<br />

1. November 2021 mit Martin<br />

Greiner eine neue Leitung.<br />

Klaus Thürriedl wurde zum<br />

Präsidenten des Europäischen<br />

Rats der Ingenieurkammern<br />

(ECEC) gewählt.<br />

News Ticker<br />

Nachhaltige Pools: BioWaterPools von BioPools sind auf den Einbau von Naturfiltersystemen spezialisiert und deswegen<br />

besonders nachhaltig. Der Kalkstein-Kies-Filter ist bereits in vielen öffentlichen Bereichen, etwa in Hotels, im Einsatz und spart<br />

so nicht nur die Kosten für chemische Zusätze, sondern auch Stromkosten.<br />

Fotos: alufenster.at/Marc Lins, Somfy/Fotostudio Huger, Techwoodhomes, BKZT, Bundeskammer ZT/Sandra Schartel<br />

26 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />

Gebäudeautomation digital verwalten<br />

Zentrale Plattform<br />

Mit seinem neuesten Softwareupdate stellt Loxone eine<br />

Online-Bibliothek, die Loxone Library, als Beta-Version zur Verfügung.<br />

Diese beinhaltet mehr als hundert Templates zur Einbindung<br />

von Komponenten anderer Hersteller. So lassen sich<br />

schon jetzt tausende Geräte vereinfacht ansteuern. Dazu zählen<br />

Energiespeicher von Varta, Tesla und Wechselrichter-Lösungen<br />

von SolarEdge, Kostal, Fronius, TV-Geräte von Samsung via<br />

IR-Fernbedienung, aber auch alle Home-Connect-Produkte des<br />

Marktführers BSH (mit den Marken Bosch, Siemens, Neff und<br />

Gaggenau) und viele mehr. Rüdiger Keinberger, CEO von Loxone,<br />

erläutert: „Mit der Loxone Library bieten wir eine offene<br />

Sammlung von Schnittstellen und Vorlagen, die es Partnern mit<br />

wenigen Klicks ermöglicht, externe Geräte zu integrieren und<br />

vorhandene Vorlagen mit anderen zu teilen.“ Dabei setzt Loxone<br />

nicht nur auf eigene Templates, sondern bietet auch anderen<br />

Herstellern, Partnern und Nutzern die Möglichkeit, eigene<br />

Vorlagen zu hinterlegen. Bei allen Vorlagen wird die jeweilige<br />

Version kenntlich gemacht, und sie können vom Ersteller bei<br />

Bedarf geupdatet werden. Auch Technologien und Geräte, die<br />

direkt in der Loxone Config integriert sind, wie etwa EEBus und<br />

Home Connect, werden zusätzlich in der Loxone Library gelistet,<br />

um Partnern und Kunden eine zentrale Anlaufstelle zu bieten<br />

und die Integrationsmöglichkeiten zu prüfen.<br />

Bauzentrum Hannak setzt auf Somfy<br />

Gegen Überhitzung<br />

Der Salzburger Baufachmarkt Hannak vergrößert seinen<br />

Standort in Salzburg-Gnigl mit neuen Ausstellungsflächen und<br />

modernen Büroräumen. Diese Entscheidung fiel bereits 2019.<br />

Und Platz ist genug, da das Areal rund 20.000 Quadratmeter<br />

umfasst. Architektonisch verbindet eine „Brücke“ das Bestandsgebäude<br />

mit dem neuen viergeschossigen Baukörper. Die<br />

Ausstellungshalle erstreckt sich über das gesamte Erdgeschoss<br />

und ein Galeriegeschoss. Im zweiten und dritten Obergeschoss<br />

befinden sich die neuen Büro-, Besprechungs- und Verwaltungsräume<br />

des Unternehmens. Für viel Tageslicht sorgen die<br />

loggienartigen Außenräume im zweiten Obergeschoss inklusive<br />

einer begrünten Dachterrasse. Um unter anderem die Überhitzung<br />

der Innenräume in den heißen Sommermonaten zu<br />

vermeiden, setzt das Unternehmen auf funkgesteuerte Sonnenschutzlösungen<br />

von Somfy. Ausschlaggebend dafür war nicht<br />

nur die Umsetzung eines einheitlichen Fassadenbilds: „Wir<br />

wollten einen flexiblen Sonnenschutz, mit dem man trotzdem<br />

ins Freie schauen kann. So haben wir uns für funkgesteuerte<br />

Screens entschieden. Uns haben mehrere Faktoren überzeugt:<br />

Das war zum einen der Kostenfaktor und zum anderen der Umstand,<br />

dass durch die Funksteuerung bis zu zwei Drittel weniger<br />

Verkabelung nötig war“, so der angehende Unternehmenschef<br />

Florian Hannak.<br />

Neues Proptech geht an den Start<br />

Smartes Holzhaus<br />

Mit der Techwoodhomes Holding geht ein<br />

neues Proptech-Unternehmen an den Start,<br />

das Smart Home, Nachhaltigkeit und Assisted<br />

Living vereint. Und der Name ist Programm:<br />

Smart-Home-Technologie wird mit Holzbau<br />

kombiniert. Gleich fünf unterschiedliche<br />

Haustypen präsentiert das Unternehmen in<br />

Gaaden bei Mödling nahe Wien. Dieses soll ab<br />

Mai 2022 für Besucher geöffnet werden. Das<br />

Ergebnis ist ein smartes Holzhaus, das mit der<br />

eigens entwickelten Software das Leben im<br />

Haus nachhaltig verändert. Dabei reduziert<br />

die integrierte Thermoenergetik den Energieaufwand<br />

auf ein Minimum und erzeugt ein natürliches<br />

Raumklima. Dieses System lässt sich<br />

bequem via App steuern. Das eigens designte<br />

User Interface ermöglicht eine intuitive Steuerung.<br />

Informationen zum Haus wie z. B. Energieerzeugung,<br />

Strom- und Wasserverbrauch<br />

und Informationen wie Grundbucheintrag,<br />

Einreichplan oder Leitungspläne sind ebenfalls<br />

über die App abrufbar.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

27


Unternehmen & Projekte<br />

Ausgezeichnet wohnen<br />

Mehrfach zertifiziert<br />

Im Rahmen der Übergabefeier wird die<br />

Wohanlage „Flair in the City“ in Atzergsdorf<br />

erneut für ihre nachhaltige Bauweise ausgezeichnet.<br />

So belegen die Auszeichnung<br />

Xella eXcellence sowie die Nachhaltigkeitszertifikate<br />

Green Pass Gold und klimaaktiv<br />

Bronze höchsten Wohnkomfort. Bei dem<br />

mehrgeschossigen Wohnbau – kombiniert<br />

mit Einfamilienhäusern und Stadtvillen –<br />

wurden erstmals mehrere unterschiedliche<br />

Klimakriterien kombiniert und zertifiziert.<br />

Aufgrund zahlreicher klimatechnischer<br />

und thermischer Gegebenheiten erhielt<br />

diese Wohnanlage das in Österreich erstmals<br />

verliehene internationale Zertifikat<br />

Green Pass Gold sowie das klimaaktiv-<br />

Bronze-Nachhaltigkeitszertifikat des Bundesministeriums<br />

für Umwelt. Die Nachhaltigkeit<br />

des Bauprojekts überzeugte auch den<br />

Baustoffhersteller Xella, der im Rahmen der<br />

Eröffnungsfeier „Flair in the City“ mit der<br />

Auszeichnung Xella eXcellence würdigte.<br />

So wurde die Wohnanlage aus hochwertigen<br />

massiven Materialien mit ausgeklügelter<br />

Bauphysik und hoher Beständigkeit<br />

im Niedrigenergiestandard gebaut. Bei den<br />

mineralisch massiven Außenwänden mit<br />

hervorragenden Wärmedämmeigenschaften<br />

und außenliegendem Vollwärmeschutz<br />

wurden dank der hohen Schall- und wärmedämmenden<br />

Eigenschaften Silka-Kalksandstein<br />

und Ytong-Porenbeton verwendet.<br />

Ein ideales Sorptions- und Feuchtespeicherungsvermögen<br />

wird durch spezielle<br />

mineralische Putze und Mineralfarben im<br />

Zusammenspiel mit den mineralischen<br />

Massivwänden erreicht.<br />

TU Graz forscht an Faltwerklösung für Dachausbauprojekte<br />

Zusätzlichen Wohnraum schaffen<br />

Laut Schätzungen gibt es allein in der Steiermark<br />

rund 400.000 Dachböden. Davon<br />

werden 340.000 nicht als Wohnraum genutzt.<br />

Alleine in diesen ungenutzten Dachböden der<br />

Stadt Graz könnte jedoch schon Wohnraum<br />

für rund 36.000 Menschen geschaffen werden.<br />

Oft scheitert das aber auch am Instandsetzungsbedarf.<br />

Jetzt haben Experten der TU Graz<br />

einen holzbasierten Lösungsansatz vorgestellt,<br />

der den Bestand schützen soll und zugleich<br />

eine stützenfreie und flexible Gestaltung des<br />

Dachraumes ermöglichen kann. Entscheidend<br />

ist dabei vor allem der Baustoff, der bei historischen<br />

Dachausbauprojekten zum Einsatz<br />

Zum zehnten Mal hat Ghezzo in Kooperation<br />

mit der TPA Steuerberatung die GBB Awards<br />

an Projekte und Produkte aus dem Immobilienbereich<br />

vergeben, die einen speziellen Fokus<br />

auf Nachhaltigkeit legen. Berücksichtigt wird<br />

dabei der gesamte Lebenszyklus einer Immobilie.<br />

Im Rahmen der zwölften GBB Green<br />

& Blue Building Conference wurden am 9.<br />

November die GBB Awards vergeben. Eine<br />

hochkarätige Jury hat unter einer Vielzahl an<br />

Einreichungen die Gewinner ermittelt. In der<br />

Kategorie „Projekte“ wurden Value One für<br />

kommt. Bei der sogenannten „Faltwerk“-Lösung<br />

besteht das Haupttragsystem aus einem<br />

dreieckförmigen zentral geführten Balken aus<br />

Brettsperrholzplatten, der in Firstrichtung verläuft.<br />

Vorgefertigte Holzelemente – ebenso aus<br />

Brettsperrholz (CLT) – werden an diesen „Faltwerkträger“<br />

angelehnt und bilden die tragende<br />

Dachhaut. Diese Konstruktion genügt den Anforderungen<br />

an Gebäude der Altstadtschutzzonen<br />

ebenso wie auch den statistisch-konstruktiven<br />

und bauphysikalischen Ansprüchen. Ein<br />

Pilotprojekt, bei dem die „Faltwerk“-Lösung<br />

der TU Graz im historischen Bestand zum Einsatz<br />

kommt, ist bereits in Planung.<br />

Wärmerückgewinung mit Daikin<br />

Neues Modell<br />

Daikin bringt das Wärmerückgewinnungsystem<br />

der fünften Generation auf den Makt und<br />

will so Impulsgeber in Sachen Nachhaltigkeit<br />

sein und den CO2-Fußabdruck von Gebäuden<br />

deutlich reduzieren. Gelingen soll das mit der<br />

Einführung des Kältemittels R-32. Mit diesem<br />

lässt sich laut Hersteller der Treibhauseffekt<br />

um bis zu 71 Prozent reduzieren. Dabei sorgt ein<br />

hocheffizientes Wärmerückgewinnungssystem<br />

mit drei Leitungen dafür, dass die Räume<br />

- völlig unabhängig on deren Ausrichtung - im<br />

Zuge der Wärmerückgewinnung gleichzeitg<br />

geheizt oder gekühlt werden können.<br />

GBB Award geht an Value One und 3F Solar<br />

Bonsai für nachhaltige Immobilien<br />

die „Tribünen im Viertel Zwei in Wien“ ausgezeichnet.<br />

In der Kategorie „Produkte/Services“<br />

ging der Award an die Firma 3F Solar mit dem<br />

Hybridkollektor „Solar One“. Traditionell werden<br />

bei den GBB Awards keine Statuetten oder<br />

Pokale verliehen. Die Gewinner erhalten einen<br />

Bonsaibaum, der extra für diesen Zweck vom<br />

Bonsaimuseum in Seeboden gepflanzt wird.<br />

Dies soll die Verantwortung in der Immobilienwirtschaft<br />

symbolisieren, denn die Verantwortung<br />

übernimmt der Preisträger für seinen<br />

lebenden Preis.<br />

Fotos: www.alufenster.at/Christian Richters, Daikin, Xella<br />

28 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />

Wassersparen mithilfe einer Turbine in der Dusche<br />

CO2-Abdruck reduzieren<br />

Dubai gilt als die Stadt der Superlative: Hier werden Tonnen von<br />

Sand aufgeschüttet, um künstliche Inseln in Palmenform zu schaffen,<br />

und auch die Gebäude sind mitunter die höchsten und größten<br />

der Welt. Doch Dubai hat sich auch zum Ziel gesetzt, Vorreiter<br />

in Sachen CO2-Abdruck zu sein – und das im positiven Sinne. Mit<br />

der sogenannten „Clean Energy Strategy 2050“ möchte Dubai die<br />

Stadt mit dem kleinsten CO2-Abdruck weltweit werden. Mithelfen<br />

soll die Rabmer-Ecoturbino, ein Mini-Teil für die Dusche, das<br />

den Wasserverbrauch um rund 40 Prozent senkt. Die Innovation<br />

stammt vom österreichischen Unternehmen Rabmer mit Sitz in<br />

Oberösterreich und garantiert bei gleichzeitiger Reduktion des<br />

Wasserverbrauchs einen gleichbleibenden Duschkomfort. Zum<br />

Einsatz kommen soll die intelligente Lösung vor allem in Hotels.<br />

Im Zuge der österreichischen Wirtschaftsdelegation unter der Leitung<br />

von Bundesministerin Margarete Schramböck wurde nun in<br />

Dubai die Vertriebspartnerschaft zwischen dem oberösterreichischen<br />

Familienunternehmen Rabmer und der in Dubai ansässigen<br />

Firmengruppe Danway unterzeichnet.<br />

| BA12-20G |<br />

Einfach konfigurierbar:<br />

TwinCAT 3 Lighting<br />

Solution für DALI-2<br />

Zwei Objekte erhalten Aluminium-Architektur-Preis<br />

Doppelsieg<br />

Mit dem Paracelsus-Bad in Salzburg und dem BTV Bank- und<br />

Geschäftshaus in Dornbirn wurden dieses Jahr gleich zwei Objekte<br />

mit dem Aluminium-Architektur-Preis ausgezeichnet.<br />

Berger+Parkkinen Architekten waren gemeinsam mit der SIG<br />

Stadt Salzburg Immobilien und dem Metallbaubetrieb Saller<br />

aus Bischofshofen für das Paracelsus-Bad in Salzburg siegreich.<br />

Das Architektenteam Rainer Köberl wurde gemeinsam mit dem<br />

Bauherren BTV und dem Metallbaubetrieb Jobarid für das BTV<br />

Bank- und Geschäftshaus in Dornbirn ausgezeichnet. Der vom<br />

Aluminium-Fenster-Institut, der Architekturstiftung Österreich<br />

und der IG Architektur ausgeschriebene Aluminium-Architektur-<br />

Preis 2020 wurde im Oktober 2021 zum zwölften Mal vergeben.<br />

Mit TwinCAT 3 Lighting Solution stellt Beckhoff eine Lichtlösung vor, die<br />

vom Engineering bis zur Wartung auf die Vereinfachung aller Arbeitsschritte<br />

setzt. Alle typischen Lichtregelungen sind integriert, die Anzahl der DALI-<br />

Linien ist unbegrenzt. TwinCAT 3 Lighting Solution ist auch für Betreiber<br />

leicht über Excel konfigurierbar und zugleich voll HTML- und webfähig,<br />

dezentral skalierbar sowie direkt über Panel bedienbar. Schnelle Funktionsänderungen,<br />

Adressierungen und Erweiterungen sind direkt im Betrieb<br />

möglich, ebenso wie von DALI-Linien unabhängige Gruppierungen.<br />

Scannen und<br />

alles über die<br />

Vorteile der<br />

Lighting Solution<br />

erfahren<br />

Direkt vom Panel aus bedienbar: TwinCAT 3<br />

Lighting Solution vereinfacht die Umsetzung<br />

individueller Lichtlösungen.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

29


Unternehmen & Projekte<br />

Dana und Domoferm sorgen für Sicherheit und Eleganz<br />

Türen für Sicherheit im TrIIIple Tower<br />

Über 1.000 Wohnungseingangstüren aus<br />

heimischer Produktion von Dana und Domoferm<br />

sorgen im Wohnprojekt TrIIIple Tower<br />

für Sicherheit und Lebensqualität. Dabei wurden<br />

über 500 Türen für Einbruchschutz und<br />

Sicherheit ausgestattet. Neben der Sicherheit<br />

wurde großes Augenmerk auf die Oberflächen<br />

und Farben gelegt: Durch das satte Weinrot<br />

der Türaußenseiten wird das Fassadendesign<br />

aufgegriffen. Zum Einsatz kommt dabei<br />

Know-how aus Österreich: Für die Wohnungseingangstüren<br />

des Projekts kombinierten die<br />

Planer Entwicklungen von zwei heimischen<br />

Türprofis: Die sicheren Türen wurden von den<br />

Experten des Dana-Türenwerks im oberösterreichischen<br />

Spital am Pyhrn entwickelt und<br />

werden dort auch produziert. Die Domoferm-<br />

Stahlzargen für Türen mit einbruchhemmender<br />

Funktion stammen aus Gänserndorf im<br />

niederösterreichischen Marchfeld. Das Dana-<br />

Sicherheitskonzept beruht auf mehreren Komponenten<br />

sowie der fachgerechten Montage.<br />

Zumtobel erweitert Tecton-Linie<br />

Lichtlösungen<br />

Industriebereiche müssen sich rund um<br />

die Uhr anpassen und agil auf das sich stetig<br />

verändernde Marktumfeld reagieren.<br />

Diese Dynamik verlangt nicht nur perfekt<br />

abgestimmte Prozesse, sondern ebenso<br />

verlässliche Technologien. Und das beginnt<br />

auch beim Beleuchtungskonzept. So kommt<br />

das System Tecton IP64/IP5 4 von Zumtobel<br />

überall da zum Einsatz, wo beispielsweise<br />

Metall, Holz oder Papier verarbeitet und<br />

Parkhäuser beleuchtet werden, denn es ist<br />

staub- und spritzwassergeschützt. Dafür<br />

sorgt ein durchdachtes Dichtungskonzept<br />

etwa mit einer geschlossenen Endkappe an<br />

den Schienenenden. Aufgrund der sorgfältigen<br />

Auswahl an Materialien ist das System<br />

besonders widerstandsfähig gegen chemische<br />

Einflüsse und mechanische Belastungen:<br />

Im Gegensatz zu klassisch verzinkten<br />

Schienen werden dem Zinkbad Magnesium<br />

und Aluminium zulegiert. Hinzu kommt<br />

eine Lackbeschichtung aus Polyesterharz.<br />

In der Montage ist das Beleuchtungskonzept<br />

Tecton für Industrieanlagen einfach: Es<br />

kommt ohne jedes Wekzeug aus und lässt<br />

sich dabei völlig individuell gestalten. So<br />

können jegliche Module auf die einzelnen<br />

Tragschienen angebracht werden.<br />

German Design Award für Duravit<br />

Herausragend<br />

Die Jury des German Design Award 2022<br />

hat Duravit für Designqualität im Produktund<br />

Kommunikationsdesign gewürdigt.<br />

Der Badhersteller erhält je drei Mal die Auszeichnung<br />

„Winner“ und „Special Mention“<br />

in den Kategorien „Excellent Product Design<br />

– Bath and Wellness“ und „Excellent Communications<br />

Design – Integrated Campaigns<br />

and Advertising“. Die erste Auszeichnung<br />

ging an die Produktlinie White Tulip sowie<br />

die Komplettbadserie D-Neo.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Führungswechsel beim österreichischen Leuchtenproduzenten Trilux: Wolfgang Dvoracek und<br />

Klaus Strohmer übernehmen am 1. Januar 2022 die Geschäftsleitung des Beleuchtungsexperten<br />

von Matthias Sporer, der das Unternehmen Ende des Jahres 2021 verlassen wird. Dvoracek ist<br />

seit 2017 für Trilux im Vertriebsaußendienst und als Teamleiter in Wien tätig.<br />

News Ticker<br />

Gemeinsames Projekt: Engie und Leube möchten die Abwärme der Zementproduktion für rund 3.000 Haushalte nutzen. Das<br />

geplante Gesamtinvestitionsvolumen liegt bei rund 30 Millionen Euro. Erweiterte Ausbaupläne: Der Pelletskesselhersteller<br />

ÖkoFen verdoppelt den Ausbau des Produktionsstandorts in Niederkappel nun auf insgesamt 40.000 Quadratmeter.<br />

Fotos: DANA | JELD-WEN Türen GmbH/Bernhard Schober, Keuco, Ergosun, Panasonic, Trilux<br />

30 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Gebäude, Ausrüstung, Management<br />

„Kaldewei nature protect“<br />

Klimafreundlich<br />

Das Ahlener Sanitärunternehmen Kaldewei<br />

setzt auf klimafreundlichen Stahl. Sogenannter<br />

bluemint Steel von thyssenkrupp<br />

kommt bei der neuen limitierten Produktlinie<br />

„Kaldewei nature protect“ zum Einsatz.<br />

Dabei spart thyssenkrupp bei der Stahlproduktion<br />

100 Prozent CO2 ein. Berücksichtigt<br />

man die Emissionen aus der Vorkette wie<br />

Förderung und Transport der Rohstoffe,<br />

weist das Endprodukt einen um 70 Prozent<br />

geringeren CO2-Fußabdruck nach dem international<br />

anerkannten Green-House-Gas-<br />

Protocol (GHG) aus. Sämtliche Produkte der<br />

Linie werden ab sofort vertrieben.<br />

Baumit simuliert Blackout im Viva-Forschungspark<br />

Wie sich ein <strong>Winter</strong> ohne Heizung anfühlt<br />

Was sich im <strong>Winter</strong> ohne Heizung innerhalb<br />

von 48 Stunden abspielt, haben die Experten<br />

des Viva-Forschungsparks von Baumit in einer<br />

umfassenden Studie simuliert: Im Februar 2020<br />

wurde dazu in zwölf Häuser des Forschungsparks<br />

die Heizung ausgeschaltet. Die anfängliche<br />

Innentemperatur betrug 21 Grad Celsius, die Außentemperatur<br />

lag bei 3 Grad Celsius. „Es macht<br />

einen spürbaren Unterschied, ob ein Gebäude<br />

gedämmt ist oder nicht, ob es in Massiv- oder<br />

Leichtbauweise errichtet wurde. Die aktuelle<br />

Blackout-Simulation zeigt, dass die Kombination<br />

von Wärmedämmung und Speichermasse<br />

eine rasche Abkühlung im Gebäudeinneren<br />

am besten vermeidet und zumindest für 48<br />

Stunden erträgliche Temperaturen sicherstellt“,<br />

bringt Georg Bursik, Geschäftsführer von Baumit,<br />

die Ergebnisse auf den Punkt. Obwohl die<br />

Außentemperaturen in den <strong>Winter</strong>tagen der<br />

Simulation verhältnismäßig mild waren, zeigt<br />

die Auswertung sofort große Temperaturunterschiede<br />

zwischen den getesteten Häusern.<br />

Die niedrigsten Temperaturen wurden im ungedämmten<br />

Viva-Haus mit dem 25-Zentimeter-<br />

Ziegel gemessen. In den gedämmten Häusern<br />

mit Massivwänden lagen die Innentemperaturen<br />

nach zwei Tagen hingegen im Durchschnitt<br />

noch bei erträglichen 17 Grad Celsius.<br />

Keuco vereint Qualität und Design<br />

Passend gemacht<br />

Bei Armaturen im eigenen Bad muss einfach<br />

alles passen: Qualität und Design. Darauf setzt<br />

auch der international tätige Komplettanbieter<br />

für hochwertige Badausstattungen Keuco.<br />

Die Edition 90 etwa, die im Design runde mit<br />

eckigen Elementen verbindet und durch<br />

präzise Oberflächenbearbeitung besonders<br />

langlebig ist. Hier kommt innovative Technik<br />

mit vollautomatischen Robotern zum Einsatz.<br />

Für den letzten Feinschliff sorgt traditionelle<br />

Handarbeit. Dabei werden alle Amaturen am<br />

Hauptsitz im westfälischen Hemer hergestellt<br />

– vom Design bis zum fertigen Produkt.<br />

Integrierte Solardachplatten von Ergosun<br />

Die neue Solarziegel-Generation<br />

Schnell, einfach und ohne jeden Eingriff in<br />

die bestehende Dachstruktur lassen sich die<br />

integrierten Solardachplatten von Ergosun<br />

installieren. Aber die Dachziegel sind nicht nur<br />

einfach zu montieren, sie sind auch noch besonders<br />

leistungsstark: In jeder Dachplatte befindet<br />

sich eine Überbrückungsdiode, um etwa<br />

den Energieverlust durch Lichtreflektion deutlich<br />

zu reduzieren. Laut Hersteller erzeugen<br />

die Solardachplatten damit selbst bei geringem<br />

Lichteinfall und nicht optimaler Ausrichtung<br />

deutlich mehr Strom durch Sonnenenergie als<br />

herkömmliche Sonnenkollektoren. Montiert<br />

werden die Ergosun-Solarziegel, indem sie mit<br />

Schrauben oder Nägeln mit dem Dachgerüst<br />

verbunden werden. Der Photovoltaik-Ziegel<br />

hat bereits ein Solar-PV-Modul, eine Anschlussdose<br />

sowie zwei Steckverbinder für den<br />

einfachen Systemanschluss integriert, sodass<br />

die Bauherren weder zusätzliche Stützsysteme<br />

noch Rahmen benötigen. Die Ergosun-Solarplatten<br />

sind in Matt-Schwarz und als Sonder-<br />

Edition in Terrakotta erhältlich und sind hoch<br />

witterungsbeständig.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

31


Unternehmen & Projekte<br />

Kärntner Holzbaupreis geht an Bürogebäude Theurl<br />

Innenausstattung aus eigener Produktion<br />

Das Bürogebäude Theurl gewinnt in der<br />

Kategorie „Gewerbliche Bauten“ den Holzbaupreis<br />

Kärnten 2021. Die integrale Planung der<br />

beiden Bauabschnitte – High-Tech-Werk und<br />

Bürogebäude – für den Osttiroler Holzproduzenten<br />

erfolgte durch ATP Innsbruck. Das<br />

hochmoderne Werk für Cross-Laminated-Timber-Elemente<br />

(CLT) wurde auf einem rund 12,5<br />

Hektar großen Areal in Kärnten errichtet. Das<br />

Besondere daran: Der Bauabschnitt 1 erzeugte<br />

die Holz-Elemente, aus denen der Bauabschnitt<br />

2 errichtet wurde. Auch innerhalb des Bürogebäudes<br />

kommt der Baustoff Holz zum Einsatz.<br />

So ist nicht nur die Fassade aus Holz, sondern<br />

auch die tragenden Elemente. „Die Holzflächen<br />

der eigenen Produktion und eine zurückhaltende,<br />

aber elegante Innenraumgestaltung<br />

schaffen gemeinsam mit den überhohen Räumen<br />

und einer offenen Büroraumstruktur, die<br />

die Möglichkeit zukünftiger Umstrukturierungen<br />

unterstützt, dennoch ein angenehmes,<br />

großzügiges Raumgefühl und Arbeitsklima.<br />

Insgesamt ein für eine moderne Verwaltung<br />

sehr stimmiges Gebäude und zugleich der perfekte<br />

Werbebotschafter für den Holzbau“, so<br />

die Begründung der Jury.<br />

Signify im Leipziger Stadion<br />

Maßgeschneidert<br />

Bereits 2020 haben der RB Leipzig und<br />

der Weltmarktführer für LED- und Stadionbeleuchtung<br />

Signify eine zukunftsweisende<br />

Partnerschaft abgeschlossen. Im Zuge dieser<br />

Partnerschaft entwickelte Signify ein umfassendes<br />

Lichtkonzept, das unter anderem<br />

die moderne Umrüstung und smarte Steuerung<br />

der Lichtanlagen der Red-Bull-Arena<br />

in Leipzig beinhaltet. Bis Ende 2021 werden<br />

insgesamt circa 2.200 Leuchten installiert,<br />

bis Ende 2022 rund 3.000 Stück. Neben innovativen<br />

Produkten kommt das moderne<br />

IoT-gestützte Lichtmanagement-System<br />

Interact zum Einsatz. Mit diesem lassen sich<br />

die vernetzten Beleuchtungssysteme zentral<br />

und aus der Ferne verwalten. Dieses findet<br />

sich vor allem an der Außenfassade des<br />

Stadions wieder. Konzipiert wurde diese Außenbeleuchtung<br />

von den Lichtplanern der<br />

Licht Kunst Licht AG. Auch in zahlreichen<br />

Bereichen im Innern der Red-Bull-Arena<br />

wurde am Lichtkonzept gefeilt. So transportiert<br />

etwa das Lichtsystem in Zukunft die<br />

Stimmung im Innern: Bei jedem Tor pulsiert<br />

das Stadion mit einer Lightshow in Rot und<br />

Weiß. Um eine optimale Ausleuchtung<br />

für die Zuschauer zu Hause zu garantieren,<br />

wurde auch die Spielfeldbeleuchtung auf ein<br />

neues Level gebracht.<br />

Wietersdorfer revitalisierte Wasserkraftwerke für 12 Millionen Euro<br />

Investment in Grünstrom<br />

Im Oktober 2021 fand die zweijährige Revitalisierung<br />

der Wietersdorfer Kraftwerkskette<br />

entlang der Görtschitz ihren Abschluss. Insgesamt<br />

zwölf Millionen Euro wurden investiert,<br />

um zwei Kraftwerke vollständig neu zu errichten<br />

und ein weiteres zu optimieren. „Durch<br />

umfassende Investitionen in modernste Umwelttechnologie<br />

zählt der Standort Wietersdorf<br />

heute zu den saubersten Zementwerken der<br />

Welt. Deshalb freut es mich, dass wir mit der<br />

Eröffnung der revitalisierten Kraftwerkskette<br />

einen weiteren wichtigen Schritt zu einer<br />

CO2-armen Zementproduktion setzen“, erklärt<br />

Christina Fromme-Knoch, Eigentümervertreterin<br />

und Aufsichtsratsvorsitzende der Wietersdorfer-Gruppe.<br />

Die drei Kraftwerke liefern 18.000 Megawattstunden<br />

Grünstrom, die unter anderem auch<br />

das Zementwerk Wietersdorf zu einem Viertel<br />

mit selbst produzierter erneuerbarer Energie<br />

versorgen. „Das entspricht in etwa der Versorgungsleistung<br />

für 3.600 4-Personen-Haushalte“,<br />

erklärt Florian Salzer, technischer Direktor<br />

von w&p Zement und Verantwortlicher<br />

für die Revitalisierung der Wietersdorfer-Kraftwerkskette.<br />

Sämtliche bauliche Maßnahmen<br />

wurden im Zeitraum von September 2019 bis<br />

Oktober 2021 durchgeführt. Das alte Kraftwerk<br />

in Wietersdorf wurde durch einen Neubau ersetzt,<br />

und die beiden Kraftwerke in Hornburg<br />

und Eberstein wurden zusammengelegt und<br />

ebenfalls durch einen Neubau ersetzt.<br />

Schließlich wurde am dritten Kraftwerk in Wieting,<br />

welches bereits im Jahr 2016 modernisiert<br />

wurde, die Automatisierungstechnik erneuert.<br />

An den Kraftwerksstandorten wurde darüber<br />

hinaus besondere Rücksicht auf ökologische<br />

Begleitmaßnahmen, wie etwa durch den Bau<br />

von Fischaufstiegshilfen im Bereich der Wehranlagen,<br />

genommen. Im Zuge der Kraftwerkserneuerung<br />

wurde die gesamte Produktkompetenz<br />

der Wietersdorfer-Gruppe eingesetzt.<br />

Vom Tochterunternehmen Amiblu, das auf die<br />

Produktion von glasfaserverstärkten Kunststoffrohren<br />

spezialisiert ist, stammen beispielsweise<br />

die verbauten 1.900 Meter Druckrohre.<br />

Das Bindemittel wiederrum stammt von w&p<br />

Zement.<br />

Fotos: HELLA, ATP architekten ingenieure, LAUFEN<br />

32 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Gebäude, Ausrüstung, Management<br />

Resonanz-Schalldämpfer von ATEC<br />

Weniger Lärm<br />

Der Resonanz-Schalldämpfer RSD von ATEC dämpft den Abgasschall<br />

von Blockheizkraftwerken (BHKW) sowie Brennwertgeräten<br />

und ist damit der Spezialist für tiefe Frequenzen – und das nahezu<br />

ohne Druckverlust. Erhältlich ist der Schalldämpfer in zwei verschiedenen<br />

Ausführungen. Das, was den RSD so einzigartig macht, befindet<br />

sich im Innern des robusten Korpus aus Kunststoff-Polypropylen:<br />

Das installierte Edelstahlrohr ist in den ersten 100 Millimetern als<br />

Lochblech ausgeführt. Der Schall dringt durch die Löcher des ansonsten<br />

leeren Korpus ein und wird dann am Schalldämpferboden<br />

reflektiert. Dadurch heben sich die reflektierten und die ankommenden<br />

Schallwellen gegenseitig auf. Der Resonanz-Schalldämpfer<br />

eignet sich im raumluftabhängigen Betrieb für Abgastemperaturen<br />

bis 120 Grad Celsius. Um die Dämpfleistung zusätzlich zu erhöhen,<br />

empfiehlt der Hersteller die Kombination mit Absorptionsschalldämpfern.<br />

Beide Varianten können leicht miteinander verbunden<br />

sowie waagerecht und senkrecht installiert werden. Die Montage der<br />

abgestimmten ATEC-Verbindungshandhabung ist leicht.<br />

Plus X Award für Kasettenmarkisen von Hella<br />

Ausgezeichnet beschattet<br />

Gleich in vier Kategorien wurde die Kasettenmarkise des europäischen<br />

Anbieters für Sonnen- und Wetterschutzsysteme für Gebäude<br />

mit Hauptsitz in Abfaltersbach, Osttirol, Hella mit dem Plus X Award<br />

ausgezeichnet. So überzeugt die Produktreihe die Fachjury in den<br />

Kategorien High Quality, Design, Bedienkomfort und Funktionalität.<br />

Insgesamt bewertet die Fachjury, bestehend aus verschiedenen<br />

Vertretern unterschiedlicher Branchen, die einzelnen Produkte in<br />

Hinblick auf die sieben Gütesiegel-Kategorien Innovation, High<br />

Quality, Design, Bedienkomfort, Funktionalität, Ergonomie und<br />

Ökologie. Die Kassettenmarkisen erhielten im Zuge der Auszeichnung<br />

folgende Gütesiegel: High Quality, Design, Bedienkomfort und<br />

Funktionalität. Die Markisen werden nach Maß gefertigt und lassen<br />

sich frei an der Fassade anbringen.<br />

Design Preis Schweiz für nachhaltige Idee<br />

Kreislauffähige Toilette<br />

Die kreislauffähige Toilette save! von Laufen wurde mit dem<br />

Design Preis Schweiz auszeichnet, und das vor allem weil diese mit<br />

Hilfe des sogenannten „Source Separation Technology“ gleich zwei<br />

Probleme auf einmal löst: die teure und aufwändige Aufbereitung<br />

von Urin im WC-Abwasser und die Verschwendung von wertvollen<br />

Ressourcen. So wird der Urin bereits in der Toilette getrennt gesammelt<br />

und abgeleitet, um die verschiedenen Abwässer dadurch<br />

einfacher verarbeiten zu können. Dabei spielt eine ausgefeilte Geometrie<br />

im Inneren des WC-Keramikbeckens eine zentrale Rolle. So<br />

befindet sich im Keramikkörper eine integrierte „Falle“, die den Urin<br />

unter Ausnutzung der Oberflächenspannung, dem sogenannten<br />

Teekanneneffekt, in Richtung eines eigenen Auslasses leitet und dadurch<br />

separiert. Designt wurde die Toilette in Kooperation mit dem<br />

österreichischen Designstudio EOOS. Laut Nominierungsteam des<br />

Design Preis Schweiz „eine Erfindung, die im zukünftigen Abwassermanagement<br />

eine Schlüsselrolle einnehmen könnte und in ihrer<br />

potenziellen Tragweite kaum zu überschätzen ist.“<br />

Grüne Wasserstoff-Produktion in Gabersdorf<br />

Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Die österreichweit erste außerbetriebliche Produktionsanlage für<br />

„grünen“ Wasserstoff wird von der Energie Steiermark Gabersdorf<br />

errichtet. Mit einer Investitionssumme von rund 10 Millionen Euro<br />

wird auf einem 10.000 Quadratmeter großen Areal eine neuartige<br />

Erzeugungsanlage realisiert. Es wird eine Photovoltaik-Großanlage<br />

mit 6.000 Quadratmeter Kollektorfläche gebaut und mit den Ressourcen<br />

einer bereits bestehenden Biogasanlage kombiniert. Baubeginn<br />

ist das Frühjahr 2022, eine Fertigstellung ist für das Jahresende<br />

geplant. Jährlich sollen rund 300 Tonnen grüner Wasserstoff produziert<br />

werden. Damit kann ein Wasserstoff-Auto über 40 Millionen<br />

Kilometer zurücklegen. Mit dem Projekt können bis zu 5.200 Tonnen<br />

CO2 jährlich eingespart werden. Auch der erste Liefervertrag wurde<br />

kürzlich mit Wolfram Bergbau & Hütten unterzeichnet.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

33


Unternehmen & Projekte<br />

Rehau bringt neue Innovation<br />

Sicher schweißen<br />

Kanalrohre werden immer häufiger<br />

verschweißt. Vor allem bei schwierigen Bodenverhältnissen<br />

und zur Ableitung von aggressiven<br />

Industrieabwässern kommt dieses<br />

Verfahren zum Einsatz. Rehau bietet hierfür<br />

ein Komplettsystem aus Polypropylen, das<br />

eine sichere Verbindung der einzelnen Komponenten<br />

ermöglicht. Der neue Schweißadapter<br />

Awadukt PP Fusion ermöglicht die<br />

Verarbeitung von Standardformteilen. Die<br />

Montage erfolgt analog einer Verbindung<br />

mit Standard-Elektroschweißmuffen. Nach<br />

entsprechenden mechanischen Vorarbeiten<br />

werden das Rohr und das Formteil an<br />

den Adapter angeschlossen und fixiert. Die<br />

Verschweißung kann dann mit einem Verbindungskabel<br />

ausgeführt werden.<br />

Null Emissionen<br />

Neue Baugeräte<br />

Wacker Neuson präsentiert Neuerungen<br />

im Bereich der Zero-Emission-Baugeräte.<br />

Mittlerweile werden drei Akkustampfer,<br />

sechs Akkuplatten und ein Innenrüttlersystem<br />

mit demselben leistungsstarken<br />

Lithium-Ionen-Akku angetrieben. Vor<br />

allem für den Innenrüttler mit Akku-<br />

Umformer-Rucksack (ACBe) steht nun ein<br />

neues Akkumodell namens BP500 mit<br />

einem Energieinhalt von 500 Wattstunden<br />

zur Verfügung. Damit wird das Gewicht<br />

des Rucksacksystems nochmals um circa<br />

3,5 Kilogramm auf zehn Kilogramm reduziert.<br />

Das bedeutet für den Bediener noch<br />

höheren Bedienkomfort. Für den Lithium-<br />

Ionen-Akku steht nun ein neues Standard-<br />

Ladegerät zur Verfügung. Damit liegt die<br />

Ladezeit für den leistungsstärksten Akku<br />

BP1400, der für alle Zero-Emission-Verdichtungsgeräte<br />

verwendet werden kann,<br />

bei nur noch 4,6 Stunden.<br />

Premiere für Liebherr-Kompaktkrane mit Seilausschubtechnik<br />

Die Qual der Wahl<br />

Bereits Ende 2020 hat Liebherr erstmals den<br />

Kompaktkran LTC 1050-3.1 mit einer zweiten<br />

Auslegervariante vorgestellt, doch die Idee<br />

wurde bereits auf der Bauma 2019 entwickelt.<br />

Bei dieser Variante handelt es sich um eine Seilausschubmechanik.<br />

So überzeugt der Kompaktkran<br />

LTC 1050-3.1 vor allem bei Halleneinsätzen,<br />

allerdings sei die Technologie, so Peter<br />

Stöttinger, Firma Felbermayr, in der Praxis oft<br />

nicht so vertraut. Aus diesem Grund wurde<br />

der Kompaktkran mit einem neuen Ausleger<br />

ergänzt, der 31 Meter lang ist und aus dem<br />

Anlenkstück und vier Teleskopteilen besteht.<br />

Die Teleskope werden über einen doppelt<br />

wirkenden, zweistufigen Hydraulikzylinder<br />

aus- und eingefahren. Mit Stufe 1 wird das Teleskop<br />

1 direkt ausgeschoben. Stufe 2 schieben<br />

die Teleskopteile 2 bis 4 über einen Zweifach-<br />

Flaschenzug synchron aus. Auch beim neuen<br />

Ausleger sind hohe teleskopierbare Tragkräfte<br />

realisierbar. Das ist ein wichtiges Kriterium für<br />

Kraneinsätze in Hallen.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Christian Küster ist mit Januar 2022 Sprecher der Geschäfstführung bei Kemper. Komplementiert wird<br />

das Trio durch Michael Rehse, der seit 2017 die Geschäftsführung für die Unternehmensbereiche<br />

Guss- und Gebäudetechnik inne hat, und Martin Thiel, der vor fast zwei Jahren geschäftsführend den<br />

Unternehmensbereich Walzprodukte übernommen hat.<br />

News Ticker<br />

Nachhaltiges Handwerk: ISZ-Markt zieht in die Fabrik Klarenbrunn in Bludenz. Auf einer Fläche von 450 Quadratmetern sind<br />

rund 4.000 Artikel für den täglichen Bedarf von Installateuren lagernd. Zertifiziert: Der Verband für Bauwerksbegrünung (VfB)<br />

entwickelte mit dem Forschungslabor GRÜNSTATTGRAU (GSG) ein Gütesiegel für Betriebe der Begrünungsbranche.<br />

Fotos: Kemper, Hartl Haus, Liebherr<br />

34 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />

Hartl Haus Möbeltischlerei investiert in CNC-Anlage<br />

Präzise arbeiten mit Holz<br />

Neben einer der modernsten Fertighaus-Produktionsanlagen in<br />

Österreich ist Hartl Haus auch für seine modernen Tischlereibetriebe<br />

bekannt. Mit der Bautischlerei, die mit einer Investition von 6,5 Millionen<br />

Euro im Jahr 2020 neu in Betrieb gegangen ist, wird auch der<br />

Maschinenpark der hauseigenen Möbeltischlerei weiter ausgebaut.<br />

Jetzt hat das Unternehmen rund 100.000 Euro für eine neue CNC-<br />

Anlage im Waldviertler Werk investiert. Diese wird in der Möbelproduktion<br />

vor allem für die Herstellung von Schubladen, Auszügen,<br />

Möbelfronten und Möbelkorpusse eingesetzt. Mit der neuen Anlage<br />

erfolgen Arbeiten wie Bohrungen, Fräsungen und Ausschnitte,<br />

wo zuvor fünf bis sechs Arbeitsschritte notwendig waren, nun in<br />

einem Aufspannvorgang. Dies bedeutet eine große Erleichterung<br />

im täglichen Arbeiten in der Küchen- und Möbelherstellung. Damit<br />

hat Hartl Haus nun insgesamt fünf CNC-Bearbeitungszentren in<br />

den Tischlereien in Betrieb. Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren<br />

hat sich Hartl Haus für das Modell Evolution 7405 der Firma<br />

Holzher entschieden. Ausschlaggebend hierfür waren Referenzen<br />

bekannter Tischlereibetriebe, die bereits positive Erfahrungen in der<br />

Verwendung mit der Anlage gemacht haben, und die Tatsache, hier<br />

ein Produkt mit österreichischem Support anzuschaffen.<br />

VÖB stellt erstmals Referenzwerk vor<br />

Rutschfeste Betonpflastersteine<br />

Aus einem umfangreichen Fundus von<br />

Prüfberichten hat der Verband Österreichischer<br />

Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) zum<br />

ersten Mal in Österreich ein Referenzwerk zum<br />

Rutschwiderstand von Betonpflastersteinen<br />

und -platten veröffentlicht. Dieses inkludiert<br />

alle vier national oder international genormten<br />

Versuchsanordnungen, die für Entscheidungsträger<br />

in der österreichischen Bauindustrie<br />

von höchster Relevanz sind: von Betonplatten-<br />

Herstellern über Bauträger, Planer und Architekten,<br />

Baufirmen, Baustoffhändler bis hin zur<br />

AUVA sowie Gutachter und Sachverständige.<br />

„Dieses Referenzwerk ist eine wesentliche<br />

Grundlage für alle, die an der Produktion,<br />

Planung, Montage und Unfallprävention im<br />

Bereich Betonpflastersteine beteiligt sind. Wir<br />

befinden uns jetzt am Beginn der Feststellung,<br />

wo die einzelnen Messmethoden miteinander<br />

korrelieren, und werden unsere Datenbank in<br />

nächster Zeit laufend im Dialog mit den Anwendern<br />

mit neuen Messwerten ergänzen“,<br />

sagt Paul Kubeczko, VÖB-Geschäftsführer<br />

Technik. Die Übersicht wurde nach Maßgabe<br />

und unter Einhaltung von genormten Laborprüfberichten<br />

aus akkreditierten Prüfanstalten<br />

und aus empirischen Versuchen auf Basis<br />

bauseitiger Messwerte über einen Zeitraum<br />

von zwei Jahren erstellt. „Da für die Inverkehrbringung<br />

von Betonpflastersteinen und<br />

-platten herstellerseitig nur die Deklaration<br />

eines ‚ausreichenden‘ Rutschwiderstandes<br />

im Rahmen der CE-Kennzeichnung verpflichtend<br />

ist, bieten wir mit diesem Referenzwerk<br />

eine zusätzliche Orientierungshilfe. Dadurch<br />

unterstützen wir eine qualitätsvolle Herstellung<br />

und Produktauswahl sowie eine sichere<br />

Nutzung dieser Produkte. Wir stehen mit der<br />

Pionierarbeit allerdings erst am Beginn einer<br />

solchen Wertermittlung und sind zukünftig<br />

auf weitere Informationen und verifizierte<br />

Messwerte aller relevanten Akteure angewiesen“,<br />

sagt Stefan Weissenböck, Produktgruppenvorsitzender<br />

für Betonsteine und -platten<br />

im VÖB. Konkret werden folgende Wertskalen<br />

abgebildet: der USRV-Wert gemäß ÖNORM EN<br />

1338 und EN 1339, die in der gesamten EU als<br />

harmonisierte Norm gelten, der μ-Wert gemäß<br />

ÖNORM Z 1261, der R-Wert gemäß DIN 51130<br />

und der ABC-Wert gemäß DIN 51097.<br />

Beitrag zur Ressourcenschonung<br />

Gipsrecycling<br />

Sowohl Gips als auch weitere Komponenten<br />

in Gipsprodukten, wie zum Beispiel<br />

der Karton bei Gipsplatten, als auch die<br />

Komponenten der Trockenbaukonstruktionen,<br />

wie zum Beispiel Metalle bei den Ständerwandsystemen,<br />

können immer wieder<br />

recycelt (multi-recyclingfähig) und somit in<br />

hochwertigen Kreisläufen geführt werden.<br />

Und die Vorteile des Gipsrecyclings liegen<br />

auf der Hand: Je mehr recyclet wird, umso<br />

geringer ist der Bedarf an Primärrohstoffen,<br />

folglich muss weniger importiert werden.<br />

Gleichzeitig kann eine höhere Qualitäten an<br />

Baustoffen produziert werden, da nach der<br />

Aussortierung gipshaltiger Baustoffe bei der<br />

Herstellung von mineralischen Ersatzbaustoffen<br />

der begrenzende Parameter Sulfat<br />

reduziert wird. Derzeit werden jedoch, laut<br />

einer Hochrechnung für das Jahr 2020 durch<br />

den deutschen Bundesverband der Gipsindustrie,<br />

nur rund 10 Prozent der statistisch<br />

erfassten Gipsabfälle in die Gipsindustrie<br />

zurückgeführt, weitere Anteile werden für<br />

sonstige Verwertungen vermarktet. Und das<br />

obwohl Gipsrecyclinganlagen verfügbar sind.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

35


Unternehmen & Projekte<br />

Bosch bringt Professional-18V-System auf den Markt<br />

Ein Akku für alle Werkzeuge<br />

Alle handgeführten Elektrowerkzeuge<br />

von Bosch lassen sich ab sofort mit derselben<br />

Energiequelle versorgen: den Akkus aus<br />

dem Professional-1V-System. Der Clou: Das<br />

Professional-18V-System von Bosch ist mit den<br />

Werkzeugen zahlreicher Profimarken kompatibel<br />

und macht den Einsatz von spezialisierten<br />

Produkten wie Baustrahlern, Kartuschenpressen,<br />

akkuhydraulischen Schneidwerkzeugen<br />

und zum Beispiel auch UV-Lichtanwendungen<br />

zur zuverlässigen Oberflächendesinfektion<br />

gegen das Corona-Virus für die Profis flexibel<br />

und einfach. Durch die Partnerschaft mit<br />

Brennenstuhl, Cox Sulzer, Fein, Heraeus,<br />

Klauke, Ledlenser, Lena Lighting, Sonlux und<br />

Wagner ermöglicht Bosch ein noch breiteres<br />

Anwendungsspektrum, das über das eigene<br />

Werkzeugportfolio hinausgeht. Und damit<br />

nicht genug: Das Professional-18V-System<br />

wird laufend um Geräte namhafter Hersteller<br />

erweitert. In Österreich erzielte die Bosch-<br />

Gruppe 2020 mit 2.940 Mitarbeitern einen<br />

Umsatz von 1,23 Milliarden Euro. Bosch ist seit<br />

1899 in Österreich präsent.<br />

Brenner Basistunnel<br />

Tunnelbohrung<br />

Der Brenner Basistunnel erreicht erstmals<br />

die Staatsgrenze. Möglich gemacht hat das<br />

die Tunnelbohrmaschine (TBM) „Serena“,<br />

die nach 14 Kilometern und 3,5 Jahren Vortrieb<br />

erfolgreich an ihrem Ziel am Brenner<br />

angekommen ist. Die Reise der Tunnelbohrmaschine<br />

begann im Mai 2018. Sie wurde im<br />

Erkundungsstollen des Brenner Basistunnels,<br />

genau genommen beim Baulos Mauls<br />

gestartet, um einen Abschnitt in diesem<br />

Stollen auf Südtiroler Seite zu durchörtern.<br />

Bei dieser Maschine handelt es sich um eine<br />

Doppelschild-Tunnelbohrmaschine mit<br />

einem Durchmesser von 6,85 Metern. Mit<br />

einer Antriebsleistung von 2.800 Kilowatt<br />

hat die Tunnelbohrmaschine sich nicht<br />

einfach nur durch den Fels gegraben, sondern<br />

gleich in einem Arbeitsgang mittels<br />

Nachläuferkonstruktion Fertigbetonteile als<br />

Innenschale versetzt. Zur Erzeugung dieser<br />

Betonelemente wird das Ausbruchgestein<br />

nachhaltig wiederverwertet. Die Tunnelbohrmaschine<br />

„Serena“ hat eine Länge von<br />

knapp 300 Metern und ein Gewicht von<br />

über 1.200 Tonnen. Insgesamt umfasst das<br />

Tunnelsystem des BBT ca. 230 Tunnelkilometer.<br />

Davon sind derzeit 147 Kilometer<br />

ausgebrochen.<br />

Mineralische Baustoffe<br />

Klimaschutz<br />

Der mineralische Baustoff Ziegel soll einen<br />

Beitrag zum Erreichen der Klimaziele<br />

leisten. Den Beweis dafür liefert die Verleihung<br />

des Energy Globe Award Österreich,<br />

bei der in der Sonderkategorie „Massiv Ökologisch“<br />

alle drei Nominierten aus dem Bereich<br />

des mineralischen Baustoffes kamen.<br />

Ausgezeichnet wurde Michael Wallraff aus<br />

Wien mit einem ökologischen Baugruppenprojekt<br />

aus Ziegel in der Nähe des Wiener<br />

Hauptbahnhofs. Ebenso erhielt Bauhütte<br />

Leitl-Werke den Preis für eine massive Vitalziegel-Holzbalken-Decke.<br />

Dritter Sieger<br />

ist Martin Pichler Ziegelwerk mit dem Pia-<br />

Rollmörtel, der Arbeitszeitersparnis durch<br />

rasches Arbeiten und Materialeinsparung<br />

von Zement und Kalk ermöglicht.<br />

Einzigartige Wandbeschichtung<br />

Ohne Biozide<br />

Die Schimmelbildung wird vor allem durch<br />

abtropfendes Kondenswasser und Feuchtigkeit<br />

in den Wänden begünstigt. Dem Abhilfe<br />

verschaffen lässt sich mit der einzigartigen<br />

biozidfreien Farbbeschichtung von KEFA-<br />

System. Diese gewährleistet einen dauerhaften<br />

Kondensschutz. Die Wirkweise des KEFA-<br />

Systems ist dabei rein physikalisch: Durch die<br />

besondere Beschaffenheit der Beschichtung<br />

wird die Oberfläche vergrößert, und es bilden<br />

sich Mikroporen aus. Diese ziehen über den<br />

Kapillareffekt die Feuchtigkeit aus der Wand<br />

und lösen dabei die Oberflächenspannung<br />

des Wassers auf, sodass es sich nicht mehr in<br />

flüssiger Form halten kann und nach außen<br />

diffundiert. So bleibt die Wand trocken, und<br />

kein neuer Schimmel kann sich bilden.<br />

Fotos: Bosch, KEFA System GmbH<br />

36 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />

w&p Zement investiert in Rohsteinaufbereitungsanlage<br />

Nachhaltige Bergbautechnik<br />

Im Sinne eines verantwortungsbewussten Umgangs mit natürlichen<br />

Ressourcen hat w&p Zement über 2,5 Millionen Euro in eine<br />

moderne Rohsteinaufbereitungsanlage am Standort Peggau investiert.<br />

Mit der neuen Anlage soll in Zukunft ein größerer Anteil<br />

des abgebauten Rohguts aufbereitet und anschließend zu hochwertigen<br />

Kalksteinprodukten weiterverarbeitet werden. Bei der<br />

Errichtung setzt das Unternehmen auf lokale Partner: Die Konstruktion<br />

der Anlage erfolgt durch das in Gleisdorf ansässige<br />

Unternehmen Binder+Co in Zusammenarbeit mit dem Wernsteiner<br />

Unternehmen CAB. Die Grazer SteKa zeichnete zudem<br />

für die Elektromontage sowie Porr für sämtliche notwendigen<br />

Baumeisterarbeiten verantwortlich. Erst im Mai dieses Jahres<br />

hatte w&p Zement zwei neue CAT-Muldenkipper für insgesamt<br />

900.000 Euro angeschafft.<br />

REAL ESTATE MEDIA GROUP<br />

REAL ESTATE MEDIA GROUP<br />

ImmoFokus und<br />

BauTecFokus immer &<br />

überall lesen, mit<br />

der REMG-App!<br />

Immobilieninvestoren lesen<br />

den ImmoFokus!<br />

Wachstumsmarkt mit Potenzial<br />

Effiziente Bauteilaktivierung<br />

Seit vielen Jahren erhebt das Klimaschutzministerium im Rahmen<br />

der Kooperation mit der Internationalen Energieagentur IEA die<br />

Marktentwicklung innovativer Energietechnologien in Österreich.<br />

Jetzt wurde im Auftrag des BMK erstmals auch eine Markterhebung<br />

„Energiespeicher in Österreich“ für das Jahr 2020 durchgeführt,<br />

unter anderem auch die thermische Bauteilaktivierung. Klares Fazit<br />

der Studie, wie Projektleiter Peter Biermayr vom Ingenieurbüro Enfo<br />

bestätigt: „Bei der Aktivierung von Bauteilen und Gebäuden handelt<br />

es sich um einen Wachstumsmarkt mit einem großen zukünftigen<br />

Potenzial. Aufgrund der seit dem Jahr 2000 kontinuierlich steigenden<br />

Absatzzahlen von Heizungswärmepumpen gewinnt dieses<br />

Heizsystem immer größere Marktanteile.“<br />

Austroflex ist klimaaktiv-Partner<br />

Energieverluste minimieren<br />

Im Rahmen des klimaaktiv-Jahrestreffens am 18. Oktober 2021<br />

wurden 26 neue Partner vor den Vorhang geholt, die Klimaschutz in<br />

ihren Unternehmen bereits aktiv praktizieren, Qualitätsstandards<br />

umsetzen, diese gemeinsam mit klimaaktiv weiterentwickeln und<br />

als Netzwerkpartner ihr Know-how in die Breite tragen. Zu diesen<br />

Partnern zählt auch der österreichische Produzent von Rohrisoliersystemen<br />

Austroflex. „Die Bereiche Nah- und Fernwärme, Wärmepumpen<br />

und Solaranschlussleitungen und die Dämmung betriebstechnischer<br />

Anlagen haben entscheidendes Einsparpotenzial,<br />

welches mit Austroflex-Produkten und -Know-how realisiert werden<br />

kann“, erklärt dazu Business-Development-Manager Christian Engel.<br />

So erzielen etwa die mit flexiblen AustroPUR plus gedämmten<br />

Rohre bei neuen Netzen die geringsten Verluste.<br />

www.immofokus.at<br />

www.bautecfokus.at<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

37


Unternehmen & Projekte<br />

Baustart für Wohnbauprojekte „Deck 10“ und „Haller“<br />

Buwog baut aktuell 2.351 Wohnungen<br />

ATP in Deutschland<br />

Mühlenbau<br />

Das Mühlenunternehmen GoodMills<br />

erteilt dem Wiener Standort von ATP architekten<br />

ingenieure den Auftrag zur integralen<br />

Planung einer neuen Getreidemühle in<br />

Krefeld. Die Getreidemühle am Krefelder<br />

Rheinhafen hat eine Vermahlungskapazität<br />

von 408.000 Tonnen Getreide pro Jahr.<br />

Das Planungsteam von ATP entwarf einen<br />

geschlossenen Gesamtkomplex, um den<br />

Kernprozess des Gebäudes – die Vermahlung<br />

von Weizen und Roggen sowie den An- und<br />

Abtransport des Getreides bzw. Mehls – optimal<br />

zu unterstützen. Dabei sind die großvolumigen<br />

Gebäudeteile so arrangiert, dass sie<br />

einen trimodalen Warenumschlag erlauben:<br />

Die Getreideanlieferung erfolgt auf allen<br />

Verkehrswegen – über Bahn, Lkw und Schiff.<br />

Bei der Planung und Ausführung stellte<br />

die Gleitbauweise, die mit konventioneller<br />

Stahlbetonbauweise kombiniert wurde, eine<br />

besondere Herausforderung dar. Ausschlaggebend<br />

für diese Art des Schalverfahrens<br />

war vor allem der rasche Baufortschritt, den<br />

es ermöglicht. „Der verriebene Sichtbeton<br />

ist völlig homogen, ohne Durchankerlöcher<br />

und Rahmentafelabdrücke. Das sieht eigentlich<br />

aus wie ein Stück Textil und ist eine Betonqualität,<br />

die man im Industriebau selten<br />

hat“, erklärt Gesamtprojektleiter Ingo Koller.<br />

Mit dem Start zweier Projekte in Favoriten<br />

und Simmering baut die Buwog ihr Entwicklungsportfolio<br />

weiter aus: Im 10. Wiener Gemeindebezirk<br />

entstehen im „Deck 10“ in der<br />

Laxenburger Straße 2 in Summe 229 Wohneinheiten.<br />

Im Nachbarbezirk Simmering erfolgte<br />

kürzlich der Spatenstich für das Projekt „Haller“<br />

in der Hallergasse 8 mit 127 Eigentumswohnungen.<br />

Die Fertigstellung des Wohnbauprojekts<br />

„Deck 10“ in unmittelbarer Nähe des<br />

Wiener Hauptbahnhofs soll im Herbst 2023<br />

erfolgen. Alle 229 der von BKK3-Architekten<br />

geplanten Wohnungen sind mit Freiflächen<br />

ausgestattet und als Ein- bis Vierzimmerwohnungen<br />

mit Wohnflächen von 37 bis 98 Quadratmetern<br />

konzipiert. 138 Wohneinheiten sind<br />

freifinanzierte Mietwohnungen, die restlichen<br />

91 sind Eigentumswohnungen. Das Projekt<br />

„Haller“ wurde vom Architekturbüro FOAM<br />

geplant und befindet sich in fußläufiger Entfernung<br />

zu den beiden U3-Stationen Zippererstraße<br />

und Gasometer. Die Wohnungen sind<br />

zwischen 50 und 113 Quadratmeter groß und<br />

verfügen über private Freiflächen wie Balkon,<br />

Terrasse oder Eigengarten. Die Fertigstellung<br />

ist für den Sommer 2023 geplant.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Harald Gindl wird in den Finanzvorstand von Swietelsky berufen<br />

und neuer CFO der Unternehmensgruppe. Für die Leitung des<br />

Auslandsressorts konnte Klaus Bleckenwegner gewonnen werden,<br />

der ab April 2022 in den Vorstand einziehen wird.<br />

Christoph Paulweber wurde in<br />

den Aufsichtsrat des Bausparerheims<br />

gewählt. Dieser zählt zur<br />

Salzburg-Wohnbau-Gruppe.<br />

News Ticker<br />

Mega Uni-Projekt: Der Architekturwettbewerb für das 313-Millionen-Neubauprojekt des Graz Center of Physics ist abgeschlossen.<br />

Das Siegerprojekt stammt vom Wiener Architekturbüro fasch&fuchs.architekten. Sanierungsstartschuss: Bis 2024 wird<br />

das WUK für rund 22 Millionen Euro umfassend saniert.<br />

Fotos: : SWIETELSKY/Grünwald, BKK3/Laxenburger Straße, Robert Perkovatz/Sedlak Ges.m.b.H., ATP/Friedmann, www.wildbild.at<br />

38 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau<br />

Campus V in Dornbirn<br />

Fortschritt<br />

Im Frühjahr 2021 wurde für das dritte<br />

Neubaugebäude am Campus V in Dornbirn<br />

ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben.<br />

Jetzt steht das Siegerprojekt fest: Gewonnen<br />

hat der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft<br />

Zaffignani Malin López Architekten. Der<br />

Umsetzungsbeginn des Projekts der Prisma-<br />

Unternehmensgruppe ist im Herbst 2022 geplant.<br />

Das neue Gebäude am Campus V soll<br />

zukünftig Unternehmen aus den Bereichen<br />

Innovation, Technologie, Digitalisierung,<br />

Kreativität und Wirtschaftsdienstleistung<br />

beheimaten. Die Erdgeschosszone wird<br />

eine besondere Raum- und Nutzungskonfiguration<br />

erhalten, die durch Transparenz,<br />

Flexibilität und Kooperation geprägt sein<br />

wird. Die dazugehörige Tiefgarage wird<br />

zweigeschossig errichtet. Damit ist der Campus<br />

V Vorarlbergs erster impulsgebender<br />

Unternehmerstandort für Wirtschaft, Wissen<br />

und Kreativität. Mit der Fertigstellung<br />

umfasst das Quartier unter anderem Hochschul-<br />

und Forschungseinrichtungen, eine<br />

Kinderbetreuung, Coworking-Spaces sowie<br />

Restaurants.<br />

Die Sanierungsförderung ist nur die Basis für die Gebäudesanierung<br />

Anreize für Gebäudesanierung<br />

Klimaministerium und Baustoffindustrie<br />

forderten zusätzlich zur Förderung bau- und<br />

wohnrechtliche Regelungen, noch mehr<br />

Fachkräfte für alle Sanierungsphasen und viel<br />

Kommunikation. Schaffte man im geförderten<br />

Bereich vor zehn Jahren Spitzenwerte von<br />

40.000 umfassend sanierten Wohnungen,<br />

waren es 2018 nur noch 13.000 – und waren<br />

2020 nur unwesentlich mehr. Im gleichen<br />

Zeitraum verminderten sich die geförderten<br />

Einzelmaßnahmen, wie zum Beispiel Fensteroder<br />

Heizungstausch, von 50.000 auf 20.000.<br />

Insgesamt sank die Sanierungsförderung der<br />

Länder zwischen dem Höchstwert 2009 und<br />

dem Tiefstwert 2018 um mehr als zwei Drittel<br />

und legte seither nur geringfügig zu. Auch<br />

die Zahl ungeförderter Generalsanierungen<br />

halbierte sich von jährlich 8.000 vor zehn<br />

Jahren auf zuletzt nur noch 4.000. Dafür entwickelten<br />

sich die Einzelbauteilsanierungen<br />

positiv: Wurden Mitte der 2010er Jahre in rund<br />

60.000 Wohnungen thermisch-energetische<br />

Einzelmaßnahmen durchgeführt, waren es zuletzt<br />

110.000. Derzeit liegt die Sanierungsrate<br />

in Österreich bei 1,5 Prozent, das ist die Hälfte<br />

der im aktuellen Regierungsprogramm angepeilten<br />

3 Prozent. Doch Wolfgang Amann, der<br />

Geschäftsführer des IIBW, zeigt sich weiterhin<br />

optimistisch: Es sei möglich, bis 2050 eine<br />

Sanierungsrate von 2,5 Prozent zu erreichen.<br />

Dabei sei Sanierungsförderung lediglich die<br />

Basis, sind sich die Experten einig. Darüber<br />

hinaus braucht es Kompetenzzentren, an die<br />

sich jene wenden können, die bereit sind zu<br />

sanieren wie etwa die Sanierungsberatung<br />

„Hauskunft“ der Stadt Wien. Auch eine breite<br />

Informationsoffensive würde dazu beitragen,<br />

die Sanierungsrate zu erhöhen. „Dass die Menschen<br />

bezüglich Gebäudesanierung derzeit<br />

mit ihrer Bereitschaft und all dem Aufwand<br />

in Sachen Förderung allein gelassen werden,<br />

hemmt Wirtschaft und Klimaschutz“, stellte<br />

Obmann Robert Schmid abschließend fest.<br />

„Umso mehr freuen wir uns über die gemeinsame<br />

Anstrengung von Politik und Wirtschaft,<br />

um alle Möglichkeiten in diesem Bereich anzukurbeln.“<br />

Bei der Umsetzung der Sanierungen<br />

sei die gesamte Baubranche gefordert, vor allem<br />

auch was die notwendige Ausbildung von<br />

Fachkräften angeht.<br />

Wiener ÖJAB-Pflegewohnhaus<br />

Dachgleichefeier<br />

Bis Herbst 2022 entstehen in Wien Meidling<br />

am künftigen Hermann-Glück-Weg<br />

in Summe 214 stationäre Pflegeplätze. Als<br />

Bauunternehmen wurde die Wilhelm-Sedlak-<br />

Gesellschaft beauftragt. Das angrenzende<br />

bisherige Pflegewohnhaus-Gebäude wird<br />

renoviert und von der ÖJAB für Kinderbetreuung,<br />

als Stützpunkt für Hauskrankenpflege,<br />

für Pflegeausbildung und für Generationen-<br />

Wohnen genutzt. Gleich nebenan werden<br />

WBV-GPA und Neues Leben den „Lebenscampus<br />

Wolfganggasse“ errichten. Dort wird das<br />

Berufspädagogische Institut (BPI) der ÖJAB<br />

einziehen. „Das Pflegewohnhaus setzt ökologische<br />

Akzente mit einer Fassadenbegrünung,<br />

Photovoltaik und einer thermischen Bauteilaktivierung,<br />

welche die Gebäudemasse zur<br />

Temperaturregulierung nützt“, erläutert Generalplaner<br />

Architekt Christian Krakora von der<br />

B18 Architekten ZT Gmbh.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

39


Unternehmen & Projekte<br />

Haus der Physik in Innsbruck<br />

Planungsphase<br />

Das Finanzministerium und das Wissenschaftsministerium erteilten<br />

die Planungsfreigabe für das Bauprojekt „Haus der Physik“,<br />

das die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) für die Universität<br />

Innsbruck errichten wird. Ganze 180,8 Millionen Euro investiert die<br />

BIG am Standort. Der Baubeginn ist für Herbst 2024 geplant. Die<br />

Fertigstellung soll dann 2028 erfolgen. Das Haus der Physik wird<br />

am Campus Technik der Universität Innsbruck im Westen der Tiroler<br />

Landeshauptstadt errichtet und soll mit Fertigstellung Platz für<br />

rund 850 Studierende und über 500 Mitarbeiter bieten. Außerdem<br />

können bisher auf den Campus verteilte Institute in einem Gebäude<br />

untergebracht werden. Der Architekturwettbewerb für die Planung<br />

des Neubaus läuft bereits. Im Sommer 2022 soll das Siegerprojekt<br />

feststehen. Das Land Tirol beteiligt sich mit drei Millionen Euro.<br />

Austria Center Vienna wird umgestaltet<br />

Modernisierungsschritt<br />

Das donauSEGEL und der neue Panorama-Walk sind bereits fertiggestellt,<br />

auch die Arbeiten am neuen Zugangsgebäude sind nahezu<br />

abgeschlossen. Nun wird die Eingangshalle modernisiert, auch die<br />

Säle E und F sowie Lounge-Bereiche werden erneuert. Die Fertigstellung<br />

ist für Ende 2022 geplant. Das Großprojekt mit einem Gesamtbudget<br />

von 25,1 Millionen Euro ist bereits seit Sommer 2021 in vollem<br />

Gange. Die Projektsteuerung übernimmt die ARGE HPM Weiner,<br />

als Generalplaner fungiert Vasko + Partner, welcher in Folge eines<br />

Verhandlungsverfahrens beauftragt wurde. Ausführende Generalunternehmer<br />

sind die Firmen Sedlak (Bau), Bacon (Gebäudetechnik)<br />

und Fleck (Elektroinstallationen). Die Fertigstellung ist für Ende 2022<br />

vorgesehen – eine Teilfertigstellung ist bereits für das Frühjahr 2022<br />

beim Radiologenkongress ECR geplant.<br />

ÖBB investiert in den Franz-Josefs-Bahnhof<br />

Barrierefrei reisen<br />

Die Arbeiten am Althan-Quartier oberhalb des Franz-Josefs-Bahnhofs<br />

im neunten Wiener Gemeindebezirk haben längst begonnen,<br />

nun soll auch der Bahnhof mit über 8.000 Fahrgästen einladend, hell<br />

und vor allem barrierefrei werden. Die ÖBB investiert für die Sanierungsarbeiten<br />

bis Juli 2023 insgesamt 54 Millionen Euro. Nicht nur<br />

die Eingangshalle wird komplett erneuert, sondern auch die Gleise<br />

und Weichen zwischenWiens Franz-Josefs-Bahnhof und Spittelau.<br />

Besonders aufwändig sei die Baustelle aufgrund der Überplattung<br />

des Franz-Josefs-Bahnhofes. Für mehr Barrierefreiheit werden alle<br />

fünf Bahnsteige inklusive Bahnsteigausstattung wie Sitzgelegenheiten,<br />

Mistkübel, Wegeleitsystem neu errichtet. Weiters wird das<br />

taktile Leitsystem für sehbehinderte und blinde Menschen über den<br />

gesamten Bahnhof ausgedehnt.<br />

Schweizer Baukonzern errichtet fünf Gebäude im neuen Wohn- und Geschäftsquartier „Central Malley“<br />

Implenia sichert sich Großauftrag in Lausanne<br />

Der Schweizer Baukonzern Implenia hat<br />

von der SBB einen Auftrag im Volumen von<br />

rund 200 Millionen Franken (191,3 Millionen<br />

Euro) erhalten. Als Generalunternehmer baut<br />

Implenia fünf Gebäude im neuen Wohn- und<br />

Geschäftsquartier „Central Malley“ in Lausanne.<br />

Das Projekt „Central Malley“, die erste<br />

Etappe der Sanierung der Industriebrache<br />

Malley in den Gemeinden Prilly und Renens<br />

westlich von Lausanne, sieht vor, inmitten<br />

von Grünflächen ein nachhaltiges Stadtquartier<br />

mit Wohnungen, Büroräumen und<br />

Gewerbeeinheiten zu erstellen. Das Projekt<br />

wurde im Hinblick auf die ökologischen Herausforderungen<br />

konzipiert und ist integraler<br />

Bestandteil des Raumentwicklungsplans des<br />

Ballungszentrums Lausanne, der eine Reihe<br />

ehrgeiziger architektonischer Entwürfe mit<br />

Schwerpunkt auf neue Lebensformen vorsieht.<br />

Implenia erhielt den Zuschlag für den Bau von<br />

fünf Gebäuden, darunter zwei Hochhäuser mit<br />

19 sowie 24 Stockwerken. Die Gebäude weisen<br />

eine Gesamtfläche von 42.200 Quadratmeter<br />

auf, von denen 23.700 Quadratmeter für<br />

Büroflächen, 14.700 Quadratmeter für rund<br />

200 Wohnungen und 3.800 Quadratmeter für<br />

Gewerbeeinheiten vorgesehen sind, und sollen<br />

mit dem Umweltlabel Minergie P-Eco zertifiziert<br />

werden. Das Projekt war 2018 Gegenstand<br />

zweier getrennter Architekturwettbewerbe,<br />

die von den Büros Aeby Perneger & Associés<br />

und Pont 12 Architectes gewonnen wurden.<br />

Jens Vollmar, Head Division Buildings von<br />

Implenia, freut sich über den komplexen<br />

Großauftrag: „Wir haben das Projekt mit einer<br />

Vielfalt von Planungs- und Ausführungskompetenzen<br />

verfolgt und freuen uns darauf, es<br />

jetzt gemeinsam mit SBB Immobilien erfolgreich<br />

zu realisieren.“<br />

Fotos: ÖBB-Feuchtenhofer Archtitekten ZT GmbH, KSP Engel, Modesta<br />

40 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Hoch & Tiefbau<br />

U-Bahn-Bau in Wien<br />

Im Zeitplan<br />

Laut Wiener Linien liegt der Ausbau des<br />

Wiener U-Bahn-Netzes im Zeitplan. Bereits<br />

seit einem Jahr laufen die Bauarbeiten für<br />

die neue U5 bzw. die Verlängerung der U2.<br />

Es handelt sich um ein hochkomplexes U-<br />

Bahn-Bauprojekt, das es in dieser Dimension<br />

seit dem Bau der U3 in der Innenstadt in den<br />

1990er Jahren nicht mehr gegeben hat. Derzeit<br />

sind die Arbeiten in vollem Gange. Mehr als<br />

700 Menschen sind tagtäglich auf den Baustellen.<br />

Rund 60 Unternehmen sind beteiligt.<br />

Das Investitionsvolumen beträgt 2,1 Milliarden<br />

Euro. 2022 sollen die Bauarbeiten verstärkt unterirdisch<br />

stattfinden. Im Rahmen der Netzerweiterung<br />

wird die U2 bis zum Matzleinsdorfer<br />

Platz verlängert. Das Gesamtprojekt soll 2028<br />

fertiggestellt werden.<br />

Niederösterreich plant Einschnitte<br />

Infrastrukturbau<br />

Für 2022 und 2023 ist ein Haushaltsvolumen<br />

von gesamt 14,4 Milliarden Euro geplant,<br />

das Defizit beträgt für beide Jahre in Summe<br />

868 Millionen Euro und wird den Schuldenstand<br />

weiter erhöhen. Während unter<br />

anderem verstärkt in Kinderbetreuung, Bildung<br />

und Forschung investiert werden soll,<br />

werde beim Bau von Infrastruktur gespart,<br />

sagte Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko<br />

(ÖVP) Anfang November. Für 2022 sind im<br />

Doppelbudget Ausgaben in Höhe von 7,1<br />

Milliarden Euro und ein Saldo von minus 530<br />

Millionen Euro vorgesehen. Für 2023 sind 7,3<br />

Milliarden Euro an Ausgaben und ein Saldo<br />

von minus 338 Millionen Euro geplant. Der<br />

Gesamtschuldenstand des Landes soll damit<br />

auf 7,829 Milliarden Euro steigen.<br />

Flexipark Wien Nord<br />

Baustart<br />

Mitte November startete im Gewerbegebiet<br />

Stockerau Ost der Bau von Flexiparks<br />

Wien Nord. Goldbeck Rhomberg wurde<br />

mit der Planung und dem Bau des Gewerbeparks<br />

beauftragt. Die Fertigstellung der<br />

beiden Hallen ist für das zweite Quartal<br />

2022 geplant. Auf dem ca. 10.000 Quadratmeter<br />

großen Grundstück, direkt an<br />

der Autobahnausfahrt A22 Stockerau Ost,<br />

entsteht in den kommenden Monaten ein<br />

moderner Gewerbepark mit zwei Hallen, der<br />

aufgrund seines innovativen und flexiblen<br />

Flächenkonzepts eine breite Kundenspanne<br />

aus unterschiedlichsten Branchen bedienen<br />

wird. Insgesamt werden 3.700 Quadratmeter<br />

Hallenfläche für Lager-, Logistik- und<br />

City-Logistiknutzung sowie für Showrooms<br />

und leichte Produktion entstehen. Büroeinheiten,<br />

Sozialflächen und sonstige kundenspezifische<br />

Anforderungen können dabei<br />

an die individuellen Bedürfnisse der Mieter<br />

angepasst werden. Mit Halleneinheiten ab<br />

130 Quadratmeter bis hin zu 1.800 Quadratmeter<br />

ist Flexiparks Wien Nord sowohl<br />

für KMU als auch für führende international<br />

tätige Unternehmen eine passende Lösung<br />

für einen neuen oder zusätzlichen Unternehmensstandort.<br />

Architektenwettbewerbe im Mainzer Zollhafen entschieden<br />

Siegerprojekte stehen fest<br />

Die LBBW Immobilien-Gruppe hatte die Baufelder<br />

Hafeninsel I und Marina mit einer Bruttogeschossfläche<br />

von rund 14.000 Quadratmetern<br />

nach einem mehrstufigen Bieterprozess<br />

Ende des vergangenen Jahres erworben. Im<br />

Architekturbewerb konnten sich die Entwürfe<br />

von KSP Engel sowie Rapp+Rapp und zanderrotharchitekten<br />

durchsetzen. Auf dem Baufeld<br />

Marina entstehen zwei Bauten, die jeweils von<br />

den Architekturbüros KSP Engel, Frankfurt am<br />

Main (Marina A) und Rapp+Rapp, Amsterdam<br />

(Marina B) gestaltet werden. Der Siegerentwurf<br />

im Projekt Hafeninsel I stammt von zanderrotharchitekten,<br />

Berlin. Der Entwurf ist als<br />

strukturell klassischer Wohnungsbau angelegt.<br />

Der siegreiche Entwurf im Projekt Marina<br />

B stammt vom Architekturbüro Rapp+Rapp.<br />

Hier soll ein Bürogebäude mit Loftcharakter<br />

entstehen. Das Fassadenmaterial besteht über<br />

alle Geschosse hinweg aus hochwertigen Betonfertigteilen.<br />

Im Mainzer Zollhafen entsteht<br />

ein Stadtquartier mit einer urbanen Mischung<br />

aus Stadthäusern, Eigentumswohnungen und<br />

modernen Büroimmobilien.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

41


Unternehmen & Projekte<br />

Alpacem setzt auf Drohnen & Co<br />

Betriebstechnik<br />

HuppView sorgt für Produktivitätssteigerung am Bau<br />

Assistenzsysteme für Bagger<br />

Mit digitalen Extras sorgt Huppenkothen<br />

Baumaschinen mit Sitz in Vorarlberg für eine<br />

deutliche Produktivitätssteigerung auf der<br />

Baustelle. Das gelingt mit dem neuen elektronischen<br />

Assistenzsystem für Bagger der<br />

Mini- und Kompaktklasse HuppView, das nun<br />

nach eineinhalb Jahren Entwicklungszeit auf<br />

den Markt kommt. Es ergänzt die Hub- und<br />

Schwenkbegrenzung HuppLimit. Mithilfe<br />

von HuppView können Baggerfahrer auf der<br />

Baustelle ab sofort viel Zeit einsparen, denn<br />

ein Display im Inneren der Fahrerkabine bildet<br />

die exakte Höhenposition der Löffelschneide<br />

in Relation zum individuell definierbaren Referenzpunkt<br />

ab – und das in Echtzeit. Der Baggerfahrer<br />

kann via Touchscreen Soll-Höhen<br />

und ‐Tiefen festlegen, die ebenfalls visualisiert<br />

werden. Dasselbe gilt für Soll-Winkel, wenn<br />

Gefälle oder Steigungen hergestellt werden<br />

müssen. So lassen sich Messvorgänge und Arbeitsschritte<br />

bei gleichzeitiger präziser Arbeit<br />

einsparen. Anfang 2022 will Huppenkothen<br />

das halbautomatische Planiersystem HuppLevel<br />

auf den Markt bringen. Alle drei Module<br />

sind miteinander kombinierbar und bilden das<br />

elektronische Assistenzsystem HuppTronic.<br />

Die Digitalisierungsoffensive der<br />

Alpacem-Unternehmensgruppe ist in den<br />

vergangenen fünf Jahren voll angelaufen. In<br />

diesem Zeitraum wurden an den Standorten<br />

in Österreich, Slowenien und Italien über<br />

fünf Millionen Euro in Anlagen- und Umwelttechnik<br />

investiert. Heute schwirren in<br />

den Steinbrüchen Drohnen durch die Luft,<br />

in der Produktion laufen tausende Prozessdaten<br />

von einem Punkt zum nächsten, und<br />

Datenbrillen lassen virtuelle Technikwelten<br />

vor den Augen der Mitarbeiter entstehen.<br />

Die Datenbrille kommt vor allem zum Einsatz,<br />

um Know-how länderübergreifend<br />

verfügbar zu machen: „Der Einsatz von<br />

Datenbrillen ermöglicht es uns, technische<br />

Probleme in Rekordzeit zu lösen, und bringt<br />

zudem CO2-Einsparungen durch reduzierte<br />

Reisetätigkeiten von Spezialisten“, erklärt<br />

Lutz Weber, Geschäftsführer von Alpacem<br />

für die Bereiche Technik, Personal und Einkauf.<br />

Der Einsatz von Drohnen hingegen,<br />

etwa in den Steinbrüchen im österreichischen<br />

Wietersdorf, dient unter anderem<br />

dazu, die Sprengungen im Bergbau exakter<br />

planen zu können und Inspektionsflüge<br />

an Orten durchzuführen, die dank Drohne<br />

leichter erreichbar sind.<br />

German Design Award für Bauwerk<br />

Goldstatus<br />

Nach dem Red Dot Design Award hat der<br />

Projektentwickler Bauwerk nun den zweiten<br />

Designpreis in Folge für den Relaunch<br />

seiner Website erhalten: Das Unternehmen<br />

ist Preisträger des renommierten German<br />

Design Awards 2022 in der Kategorie „Excellent<br />

Communications Design – Web“. Die<br />

Jury verlieh an die Webpräsenz die höchste<br />

Auszeichnung „Gold“. Im Rahmen eines<br />

Rebrandings erhielt die Website ein völlig<br />

neues Design.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Seit September ist der Holzbaumeister<br />

Karl Hintermeyer<br />

Werksleiter im Produktionswerk<br />

in Groß-Enzersdorf bei Glorit.<br />

Nach 13 erfolgreichen Jahren verlässt Geschäftsführer<br />

Christian Bolsmann das Unternehmen Pluggit im kommenden<br />

Jahr. Mit dem Abschied von Marketingleiter Dieter Frost steht zum<br />

1. Dezember 2021 ein weiterer Wechsel in der Personalstruktur an.<br />

News Ticker<br />

Aus für Öl und Gas: Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamts zeigt anhaltend hohe Treibhausgasemissionen in den<br />

Bundesländern. Diese nimmt die Umweltschutzorganisation Global 2000 zum Anlass für einen Appell an die Länder. Global<br />

2000 sieht Wasserstoff und erneuerbares Gas als Teil der Lösung.<br />

Fotos: Saint-Gobain Austria GmbH, RMBH GmbH/Herrieden, Markus Frühmann, Glorit<br />

42 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Praxis & Lösung<br />

Josef Rädlinger setzt auf OneStop Pro<br />

Präzise digitale Lösung<br />

Bereits seit über einem Jahr nutzt das Familienunternehmen Josef<br />

Rädlinger die Bausoftware OneStop Pro und bildet mit der Software<br />

den rund 4.500 Maschinen und Fahrzeuge umfassenden Fuhrpark<br />

digital ab. Mithilfe der cloudbasierten Lösung und baustellentauglichen<br />

QR-Codes werden die Fahrzeuge, Baugeräte und -maschinen<br />

digital am PC oder mobil auf der Baustelle verwaltet. So können zu<br />

jeder Zeit und an jedem Ort sämtliche Daten des Maschinen- und<br />

Fuhrparks eingesehen und aktuelle Standorte, Bewegungen oder<br />

Betriebsstunden der Maschinen, Geräte und Fahrzeuge in Echtzeit<br />

erfasst und einheitlich auf einer Karte abgebildet werden. Zusätzlich<br />

lassen sich alle anstehenden Wartungen und Prüfungen in der Software<br />

speichern. In Zukunft will das Bauunternehmen zusätzlich alle<br />

aktiven Baustellen mithilfe der Software erfassen.<br />

Weber Terranova geht mit neuer App digital<br />

Digitales Servicetool<br />

Mit der neuen Weber-App können Handwerker, Bauingenieure<br />

und Architekten ab sofort auf sämtliche Informationen von Weber<br />

Terranova zu jeder Zeit und an jedem Ort zugreifen. Das neue digitale<br />

Servicetool kann kostenlos über den Apple Store oder über den<br />

Google Play Store installiert werden. Die neue App schafft Abhilfe,<br />

zum durch die umfassende Produkt- und Servicevielfalt zu navigieren,<br />

die von einfach zu verarbeitenden Baustoffen für die Bereiche<br />

Fassade, Wand, Wärmedämmung, Beton und Mauermörtel bis hin<br />

zum Boden reicht. Die App bietet zudem die Möglichkeit, Favoriten<br />

zu markieren und so schnell auf die relevanten Themenfelder zuzugreifen.<br />

Unter dem Menüpunkt „myWEBER“ können häufig benötigte<br />

Informationen wie zum Beispiel Kontakte zur Technik-Hotline,<br />

Objekt- und Kundenberater etc.individuell abgespeichert werden.<br />

1. Österreichische Bodenschutzstrategie<br />

Bodenverbrauch reduzieren<br />

Die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) hat unter<br />

dem Vorsitz von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger<br />

(ÖVP) die „1. Österreichisches Bodenschutzstrategie“ auf den Weg<br />

gebracht. Ziel ist es, bis 2030 den Bodenverbrauch um 80 Prozent<br />

auf 2,5 Hektar zu reduzieren. Binnen eines Jahres soll die Strategie<br />

im Einvernehmen von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden beschlossen<br />

werden. Die Kernthemen sind die Ausarbeitung nationaler<br />

Zielsetzungen, die Entwicklung eines bundesweit einheitlichen Monitoringsystems<br />

und bessere Daten für den Bodenverbrauch sowie<br />

der Schutz landwirtschaftlicher Böden und nachhaltige Entwicklung<br />

der Natur-, Grün- und Erholungsräume. Zudem soll ein Aktionsplan<br />

„mit konkreten Aktivitäten, Meilensteinen und Zielhorizonten für<br />

die Umsetzung bis 2030“ ausgearbeitet werden.<br />

Problemlöser von RMBH<br />

Alu-Deckenstrahlplatte<br />

Die neue Aluminium-Deckenstrahlplatte Radia Expert KIT von<br />

RMBH bringt zwei entscheidende Vorteile mit sich: Sie weist eine<br />

hohe Wärmeleistung auf, ist modular aufgebaut und aufgrund des<br />

Materials vor allem eines – leicht. So ist etwa die Wärmeleistung eines<br />

KIT-Elements laut Hersteller nicht nur um rund 25 Prozent höher als<br />

bei gängigen Produkten, es ist auch noch um 30 Prozent leichter. Das<br />

kann vor allem bei Hallen, bei denen die maximale Dachlast zum Beispiel<br />

durch eine Photovoltaikanlage bereits ausgereizt ist, von Vorteil<br />

sein. Die Deckenstrahlplatte aus Aluminium ist in einer Länge von<br />

bis zu sechs Metern erhältlich und über drei Meter breit. Die einzelnen<br />

Platten sind auf der Baustelle zu Elementen von 720, 1.100 und<br />

1.500 Millimeter Breite zusammenzufügen. Dieses Baukastenprinzip<br />

ist nicht nur praktisch, es spart auch noch Frachtkosten.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

43


Unternehmen & Projekte<br />

easy Controls 3.0 von Helios<br />

Smarte Steuerung<br />

Kontrollierte Wohnraumlüftung mit<br />

Wärmerückgewinnung ist in vielen Einoder<br />

Mehrfamilienhäusern längst keine<br />

aufregende Neuheit mehr. Intuitiv und<br />

individuell lässt sich diese jetzt mit dem<br />

smarten Steuerungskonzept easy controls<br />

3.0 von Helios bedienen. Je nach Wunsch<br />

lässt sich die Wohnraumlüftung intuitiv via<br />

Bedienelement, internem Webserver oder<br />

völlig ortsunabhängig per Cloud bedienen.<br />

Das smarte Touch-Bedienelement ist in den<br />

Farben Schwarz und Weiß erhältlich und<br />

laut Hersteller mit nahezu jedem Schalterprogramm<br />

kompatibel.<br />

Forschungsprojekt CICO geht in die nächste Phase<br />

Kreislaufwirtschaft in der Praxis<br />

Aus einem alten Haus ein neues zu bauen,<br />

das ist das Kernziel des Forschungsprojekts<br />

CICO (Circular Concrete), das vor rund einem<br />

Jahr auf Initiative der Salzburg Wohnbau mit<br />

prominenten Partnern gestartet wurde und<br />

sich über drei Jahre und vier Projekte erstreckt.<br />

Praxis und Forschung laufen dabei Hand in<br />

Hand. Aktuell wird mittels BIM (Building Information<br />

Modelling) und einer besonderen<br />

Digitalisierungstechnologie kombiniert mit<br />

einer weiterentwickelten Schad- und Störstoffanalyse<br />

Projekt Nummer drei, der Rückbau<br />

des alten Seniorenwohnheims in Golling, in<br />

Angriff genommen. Gewonnenes Abbruchmaterial,<br />

das in Zukunft als Rohstoff bezeichnet<br />

wird, wird dort für den Neubau einer Wohnanlage<br />

mit 36 Eigentums-, Mietkauf- und<br />

Mietwohnungen fragmentiert und aufbereitet.<br />

So können beim Abbruch des alten Seniorenwohnheims<br />

am Gangsteig in Golling mit der<br />

Anwendung der weiterentwickelten Methoden<br />

rund 4.300 Tonnen an Recyclingmaterial<br />

gewonnen werden. Mehr als ein Drittel davon<br />

wird für die Errichtung der neuen Wohnanlage<br />

Verwendung finden. Darunter auch der alte<br />

Holz-Dachstuhl und 570 Tonnen Ziegel. Der<br />

Baustart für das Wohnbauprojekt der Salzburg<br />

Wohnbau ist im Juli 2022 geplant.<br />

Digitales Baustellenmanagement dank Cathago<br />

Baustoff-Software im Einsatz<br />

Denkmalschutz<br />

Schonend sanieren<br />

In den historischen Gemäuern der ehemaligen<br />

Austria-Tabak-Werke in Fürstenfeld wird<br />

das insgesamt 10.000 Quadratmeter große<br />

Areal unter Berücksichtigung von Denkmalschutzvorgaben<br />

saniert und revitalisiert. Um<br />

die Denkmalschutzauflagen einzuhalten, liefert<br />

der Vorarlberger Baustoffhersteller und -anbieter<br />

Röfix für das Projekt spezielle Systeme und<br />

Materialien sowie eine Reihe von Dienstleistungen.<br />

So wird das Angebot des Baustoffherstellers<br />

durch speziell auf den Denkmalschutz<br />

angepasste Beratungsleistungen ergänzt.<br />

Mit der cloud-basierten Software Cathago<br />

können Unternehmen Baustelle, Einkauf und<br />

Lieferanten digital vernetzen, um alle Materialströme<br />

zentral zu steuern und alltägliche<br />

Prozesse zu automatisieren. Aktuell kommt die<br />

Software bei großen Generalbauunternehmen<br />

wie dem Unternehmen Richard Ditting zum<br />

Einsatz. Die cloud-basierte Software bietet eine<br />

Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten: Bestell- und<br />

Anlieferungsprozesse lassen sich schnell umsetzen.<br />

Zusätzlich kann neben einer direkten<br />

Anbindung an externe Lieferanten auch der<br />

unternehmensinterne Bauhof durch Schnittstellen<br />

über die Software integriert werden. So<br />

können interne Bestellungen von der Baustelle<br />

an das Lager über die Software durchgeführt<br />

werden oder die Verfügbarkeit von Mengengeräten<br />

geprüft werden. Das Berliner Start-up<br />

Cathago wurde Anfang des Jahres 2021 unterstützt<br />

durch die Initiative Mittelstand-Digital<br />

und das Kompetenzzentrum Planen und Bauen<br />

gegründet. Emil Buxmann, Gründer von Cathago:<br />

„Wir haben Cathago stets in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Markt entwickelt und<br />

können dadurch reale Probleme in der Materialbeschaffung<br />

im Baugewerbe lösen.“<br />

Velux-Konzept „Build for Life“<br />

Neue Denkweisen<br />

Wie können Gebäude das Wohlergehen<br />

von Menschen und unserem Planeten fördern?<br />

Mit dieser Frage befasst sich das Konzept<br />

„Build for Life“ des Dachflächenfensterherstellers<br />

Velux. Das Konzept basiert auf<br />

der Erkenntnis, dass die Art und Weise, wie<br />

wir heute bauen, enorme Auswirkungen auf<br />

die Menschen und Ökosysteme hat. Es dient<br />

als Richtungsweiser für Designer, Stadtplaner<br />

sowie Baufachleute. „Häuser und Gemeinden<br />

sollten auf gesunde und regenerative<br />

Designprinzipien ausgerichtet sein und<br />

sowohl für Menschen als auch für den Planeten<br />

entworfen werden. ‚Build for Life‘ ist<br />

mehr als ein Designkonzept, es ist eine Art<br />

zu denken und zu leben“, erklärt Lone Feifer,<br />

Direktorin für nachhaltige Gebäude bei der<br />

Velux-Gruppe. Das Konzept wird durch ein<br />

Kompassmodell erweitert, das sieben strategische<br />

Leitlinien umfasst: Flexibilität, Qualität,<br />

Umwelt, Gesundheit, Gemeinschaft,<br />

Lokalität und Erschwinglichkeit. Mit diesen<br />

sollen Bau- und Entwicklungsprozesse<br />

gesteuert und branchenübergreifende Zusammenarbeit<br />

in einem einfachen, offenen<br />

Rahmen für die Entwicklung und Umgestaltung<br />

von Gebäuden für die Zukunft ermöglicht<br />

werden. Das Kompassmodell wurde<br />

von der Velux-Gruppe in Zusammenarbeit<br />

mit EFFEKT architects, MOE engineers und<br />

LeaderLab entwickelt.<br />

Fotos: Siemens, Röfix AG<br />

44 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Praxis & Lösung<br />

Aspern Smart City Research (ASCR)<br />

Forschungszeit<br />

Grundlegendes Ziel der ASCR ist es, skalierbare und wirtschaftliche<br />

Lösungen für die Energiezukunft im urbanen<br />

Raum zu entwickeln. Ins Leben gerufen wurde das einzigartige<br />

Forschungsprojekt von der Stadt Wien in Kooperation<br />

mit Siemens. Im Jahr 2023 endet die zweite Forschungsperiode,<br />

die sich mit der Anwendung der gesammelten Daten<br />

in der Praxis befasst. Dabei spielt die Reduktion der Systemkomplexität<br />

für die Anwender, die Automatisierung<br />

von Betriebsprozessen auf Basis der gewonnenen Daten<br />

und Betriebserfahrungen eine wesentliche Rolle. Ziel ist<br />

die Schaffung von praxistauglichen Lösungen für Bewohnerinnen<br />

und Bewohner, Netz- und Gebäudebetreiber sowie<br />

Energielieferanten. Die Basis dafür bildet die nahtlose<br />

Kommunikation von Gebäuden mit ihren Bewohnern, dem<br />

intelligenten Netz und Energiemärkten über Aggregatoren,<br />

Energiedienstleistern und Handelsplattformen sowie<br />

darüber hinaus das smarte Laden von Elektro- und Hybrid-<br />

Autos und die Analyse neuer Ansätze der Bereitstellung<br />

thermischer Energie für dezentrales Heizen und Kühlen.<br />

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<strong>Winter</strong> 2021<br />

45


Aufsteiger<br />

Absteiger<br />

Drees & Sommer mit<br />

drittem Geschäftsführer<br />

Aller guten Dinge sind drei. Gerald Herndlhofer ergänzt das Team rund um Philipp Gansch und<br />

Georg Stadlhofer. Herndlhofer hat Bauingenieurswesen studiert und bringt mehr als 15 Jahre Erfahrung<br />

als Projektmanager in der Immobilienbranche sowie im Energiesektor mit. Er soll sich nun auf den Ausbau<br />

der Generalplanung konzentrieren.<br />

1 2003<br />

Gerald Herndlhofer beginnt das berufsbegleitende<br />

Studium Bauingenieurwesen/Baumanagement<br />

am FH Campus Wien, das er 2007<br />

mit der Vertiefung Projektentwicklung/Projektmanagement<br />

abschließt.<br />

4 2012<br />

Herndlhofer wechselt vom Hochbaubereich<br />

in den Bereich der erneuerbaren Energie und<br />

wird Senior Project Manager beim Windkraftanlagenhersteller<br />

ENERCON. Er verantwortet<br />

bei ENERCON großvolumige Windparkprojekte<br />

in Österreich und steigt 2014 zum Abteilungsleiter<br />

für das Projektmanagement in<br />

Österreich auf.<br />

7 2021<br />

Der 38-Jährige wird bei Drees & Sommer Österreich<br />

Geschäftsführer und ist für den Ausbau<br />

der Bereiche Projektmanagement und Generalplanung<br />

verantwortlich.<br />

7<br />

2 2005<br />

Nachdem Herndlhofer seine erste Berufserfahrung<br />

in einem Ziviltechnikerbüro gesammelt<br />

hat, wechselt er zur Siemens AG Österreich<br />

in den Real-Estate-Bereich, wo er als technischer<br />

Assistent der Projektleitung das Projekt<br />

Siemens City Vienna betreut. Für Siemens<br />

schreibt Herndlhofer auch seine Diplomarbeit<br />

zum Thema Standort- und Marktanalyse.<br />

1<br />

2<br />

3 2008<br />

Nach Abschluss des Studiums wechselt Herndlhofer<br />

zur bau-control ZT GmbH in die Projektsteuerung.<br />

Neben einigen Logistikprojekten im<br />

CEE-Raum betreut Herndlhofer in Österreich<br />

u. a. auch ein großes Universitätsprojekt in<br />

Wien als stellvertretender Projektleiter.<br />

3<br />

5 2016<br />

Herndlhofer kehrt in den Hochbau zurück<br />

und wird bei ILF Consulting Engineers Austria<br />

Gruppenleiter für das Projektmanagement.<br />

Neben der übergeordneten Gesamtprojektleitung<br />

eines Krankenhausprojekts in Wien ist er<br />

für das Business Development und den Aufbau<br />

der Gruppe verantwortlich.<br />

4<br />

6 2018<br />

Der Diplomingenieur erhält die Möglichkeit<br />

als nebenberuflicher Vortragender an seine<br />

Hochschule, den FH Campus Wien, zurückzukehren.<br />

Der zertifizierte Projektmanager<br />

hält seit dem Sommersemester 2018 Vorträge<br />

zum Thema Controlling bei Bauvorhaben im<br />

berufsbegleitenden Masterstudium Bauingenieurwesen.<br />

5<br />

6<br />

Foto: Drees&Sommer<br />

46 BauTecFokus


Projekt<br />

ImFokus<br />

2021<br />

Im niederösterreichischen Hausleiten entsteht<br />

Österreichs erstes Gebäude aus dem 3D-Drucker.<br />

Umgesetzt wird es vom Bautechnologiekonzern<br />

Strabag gemeinsam mit dem Gerüst- und Schalungshersteller<br />

und 3D-Betondruck-Pionier Peri.<br />

Fotos: STRABAG/PERI<br />

1<br />

3D-Druck bietet dort,<br />

wo er technisch und<br />

finanziell eingesetzt<br />

werden kann,<br />

mehrere Vorteile: Die<br />

maximale Druckgeschwindigkeit<br />

des in<br />

Hausleiten eingesetzten<br />

BOD2 Portaldruckers<br />

liegt bei einem<br />

Meter pro Sekunde<br />

und verkürzt die<br />

Bauzeit deutlich.<br />

215<br />

Von der Idee bis zum ersten Druck-Tag dauerte es 215 Werktage.<br />

Mitgeplant sind bereits alle Leitungen und Anschlüsse für Wasser,<br />

Strom etc., die der Drucker während des Druckvorganges berücksichtigt.<br />

Der BOD2 ist so zertifiziert, dass auch während des Drucks<br />

im Druckraum gearbeitet werden kann. Manuelle Arbeiten, z. B. das<br />

Verlegen von Leerrohren und Anschlüssen, können auf diese Weise<br />

einfach in den Druckprozess integriert werden.<br />

45<br />

Der Rohbau wurde in rund 45<br />

Stunden reiner Druckzeit fertiggestellt.<br />

Darüber hinaus<br />

ermöglicht der 3D-Druck<br />

Gestaltungsfreiräume<br />

gegenüber dem klassischen<br />

Betonbau wie z.B.<br />

architektonisch ansprechende<br />

abgerundete<br />

Formen.<br />

125<br />

Die Nutzfläche beim Bürozubau<br />

beträgt rund 125 Quadratmeter<br />

und schafft zwölf neue Arbeitsplätze.<br />

Der Trockenmörtel für<br />

den 3D-Druck des Bürozubaus<br />

der Asphaltmischanlage in Hausleiten<br />

kommt von Lafarge. Dieser<br />

garantiert lange Verarbeitbarkeit<br />

und gute Pumpbarkeit.<br />

2<br />

Für die Bedienung des Druckers<br />

sind nur zwei Personen notwendig.<br />

Durch den Einsatz der<br />

3D-Technologie soll langfristig<br />

der massive Fachkräftemangel<br />

abgefedert werden.<br />

4<br />

Der 3D-Drucker trägt das Druckmaterial,<br />

den Trockenmörtel, schichtweise<br />

auf, wodurch die vier Wände<br />

entstehen. Durch das Herstellen<br />

von zwei parallelen Druckbahnen<br />

entsteht eine Hohlwand, die mit Ortbeton<br />

hinterfüllt wird und statisch<br />

als tragendes System wirkt.<br />

3<br />

Peri setzt beim Druckprojekt in Hausleiten den Portaldrucker COBOD BOD2 ein.<br />

Diese Drucktechnologie stammt vom dänischen Hersteller COBOD, an dem PERI<br />

bereits seit 2018 beteiligt ist. Bei dieser Technik bewegt sich der Druckkopf über<br />

drei Achsen auf einem fest installierten Metallrahmen. Damit kann sich der Drucker<br />

an jede Position innerhalb der Konstruktion bewegen und muss nur einmal<br />

kalibriert werden.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

47


Top Deal<br />

ImFokus<br />

Eingekauft<br />

Gleisgebundene Schotterbettreinigung. Die Rhomberg Sersa Rail Group (RSRG) übernimmt<br />

von Balfour Beatty U.S. den Geschäftsbereich „Track Solutions“. Mit dem Kauf steigt die<br />

österreichisch-schweizerische RSRG erstmals in den US-amerikanischen Markt ein.<br />

D<br />

ie Abteilung des US-Eisenbahngeschäfts<br />

der britischen Bauunternehmung<br />

wird in Rhomberg<br />

Sersa North America (RSNA)<br />

umbenannt. Damit steigt RSNA zum größten<br />

Serviceanbieter der gleisgebundenen Schotterbettreinigung<br />

in Nordamerika auf. Bisher<br />

ist die RSRG in sieben Ländern auf den drei<br />

Kontinenten Europa, Australien und Nordamerika<br />

tätig. Mit den USA kommt nun neben<br />

Kanada der größte Bahnmarkt der Welt dazu.<br />

„Mit über 250.000 Kilometern an Güterverkehrsstrecken<br />

und über 40 Großstädten mit<br />

städtischen Bahninfrastrukturen hat das Autoland<br />

USA die mit Abstand größten Gleiskilometer<br />

weltweit“, erklärt der für die RSRG-<br />

Gruppenstrategie verantwortliche CTO Garry<br />

Thür. „Das amerikanische Bahnnetz ist allerdings<br />

im Überlandverkehr im Vergleich mit dem<br />

europäischen Schienennetz sehr stark auf den<br />

Güterverkehr ausgerichtet und hat andere<br />

Instandhaltungsanforderungen.“<br />

Marktführende<br />

Inspektionstechnologien<br />

„Track Solutions“ ist in den USA führend in der<br />

Schotterbett- und Gleisinstandhaltung sowie<br />

in Inspektionstechnologien, der übernommene<br />

Unternehmensteil scannt und analysiert<br />

den Zustand von mehr als 48.000 Gleiskilometern<br />

jährlich.<br />

Mit den marktführenden Inspektionstechnologien<br />

können den Kunden End-to-end-Lösungen<br />

für die Instandhaltung und Sanierung<br />

ihrer Bahninfrastruktur angeboten werden.<br />

Dafür ist eine Flotte von acht Schotterbettreinigungsmaschinen,<br />

darunter drei neue<br />

Plasser-RM80-Maschinen, in Nordamerika<br />

unterwegs, die von mehr als 30 Technikern<br />

betreut werden. Die spezialisierten Power-<br />

Waggons ermöglichen es der RSNA zudem,<br />

noch mehr End-to-end-Lösungen für Schottererneuerungsprojekte<br />

anzubieten.<br />

RSNA wird die bestehenden Verträge mit<br />

öffentlichen und privaten Unternehmen<br />

übernehmen und das Geschäft in den USA<br />

ausbauen. Zum bestehenden Kundenstamm<br />

gehören New Jersey Transit, MTA New York,<br />

das größte US-amerikanische Schienengüterverkehrsnetz<br />

Burlington Northern Santa Fe<br />

(BNSF) und die öffentliche US-Personenverkehrsgesellschaft<br />

Amtrak. <br />

Foto: RSRG<br />

48 BauTecFokus


Start-Up<br />

ImFokus<br />

Atilla Färber, Mitgründer &<br />

CEO Raumpioniere<br />

Gründung<br />

Das Start-up Raumpioniere wurde 2020<br />

von Atilla Färber, Christoph Giger und<br />

Tamás Kiss ins Leben gerufen.<br />

Gründer<br />

Zwei der drei Gründer sind studierte<br />

und tech-begeisterte Architekten, der<br />

dritte ein Werber.<br />

Umsatz<br />

Umsatzerwartung für 2022 350.000<br />

Franken, Tendenz steigend.<br />

Mitarbeitende<br />

5<br />

Bauen<br />

ohne Land<br />

Kampf der Bodenversiegelung. Um die fortlaufende Zersiedelung<br />

zu bremsen, gilt es, Grund und Boden restriktiv zu nutzen, Bestand zu<br />

optimieren und nach innen zu verdichten. Das Start-up Raumpioniere<br />

verspricht eine Lösung.<br />

Die Meinung des Profis<br />

Grundkosten steigen, Raum wird<br />

knapp – utopisch? Mitnichten.<br />

Die Verdichtung von Lebensräumen<br />

wird Häuslbauer und Baubranche<br />

in diesem Jahrhundert<br />

noch ziemlich beschäftigen. Die<br />

Raumpioneere sind wirklich zur<br />

rechten Zeit am rechten Knopf, äh<br />

Ort. Genial!<br />

Foto: Raumpioniere<br />

D<br />

as Start-up aus der Ostschweiz<br />

verspricht Bauen ohne Land.<br />

Raumpioniere hat ein intelligentes<br />

Tool entwickelt, das Verdichtungs-<br />

und Optimierungspotenzial für jedes<br />

Grundstück, jede Liegenschaft und jedes Immobilienportfolio<br />

sichtbar macht. In der ersten<br />

Phase einer Immobilienentwicklung wird das<br />

Potenzial errechnet, gleichzeitig mögliche<br />

Strategien aufgezeigt und per Knopfdruck<br />

eine verlässliche Entscheidungsgrundlage<br />

geboten. Zusätzlich bieten die Raumpioniere<br />

eine Art Landkarte an, mit deren Hilfe sie die<br />

Baulandmobilisierung smarter und effizienter<br />

machen. Konkret lassen sich damit im Bestand<br />

Grundstücke und Liegenschaften mit allen<br />

möglichen und unmöglichen Eigenschaften<br />

finden, auch solche, die in naher Zukunft veräußert<br />

werden.<br />

Nachdem die Raumpioniere aktuell in den<br />

Schweizer Markt eintreten, planen sie, 2022 im<br />

Sinn eines Pilots auch zwei „Footprints“ in Österreich,<br />

das heißt, urbane Regionen mit einem<br />

hohen Siedlungsdruck sowie einer optimalen<br />

Datenlage, zu bearbeiten.<br />

IDEE<br />

GESCHÄFTSMODELL<br />

TIMING<br />

Sabina Berloffa,<br />

BSC Strategy<br />

Consulting GmbH<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

49


Problemlöser<br />

ImFokus<br />

Alfred<br />

Hagenauer<br />

Geschäftsführer<br />

A-NULL Bausoftware<br />

1. DAS PROBLEM<br />

Die BIM-Planung ist ein junges Feld. Erste Pilotprojekte sind umgesetzt,<br />

die Anforderungen von Bauherren und Auftraggebern sind dennoch schwer<br />

einzuordnen. Bestehende Mitarbeiter mit viel Erfahrung in der Planung<br />

widmen sich BIM oft nur zögerlich. Dementsprechend schwierig ist es, hoch<br />

qualifizierte Mitarbeiter mit Praxiserfahrung für BIM-Projekte zu gewinnen.<br />

2. DIE LÖSUNG<br />

Das Unternehmen A-NULL spezialisiert sich seit über<br />

30 Jahren auf Software und bietet Dienstleistungen,<br />

die speziell auf die Bedürfnisse der Bauplanenden<br />

ausgerichtet sind. Die Lösungen sind darauf ausgerichtet,<br />

dass sich die Planer BIM- und Softwarewissen<br />

in absehbarer Zeit aneignen können. Die dafür<br />

entwickelte A-NULL Fitnesscard begleitet Unternehmen<br />

bei der nachhaltigen Qualifizierung ihrer Mitarbeiter,<br />

die ein ganzes Jahr lang nahezu alle Kurse aus<br />

dem A-NULL Schulungsprogramm besuchen können.<br />

Zusätzlich bietet das Unternehmen Consulting bei<br />

der Umsetzung von Projekten.<br />

3<br />

DIE ZAHL<br />

A-NULL bietet BIM-<br />

Qualifizierung auf drei<br />

Ebenen: Mit der A-NULL<br />

Fitnesscard, den erprobten<br />

Softwarelösungen<br />

und den Consulting-<br />

Paketen sollen Planungswerkzeuge<br />

der Zukunft<br />

erfolgreich eingesetzt<br />

werden können.<br />

Foto: A-NULL<br />

50 BauTecFokus


Vorschau<br />

IMPRESSUM<br />

Lesen Sie in der<br />

nächsten Ausgabe:<br />

Grün, resilient, nachhaltig. Ohne Windkraft und<br />

Photovoltaik keine klimaneutrale Energieversorgung -<br />

Verdichten: Wohnen über dem Supermarkt - Re-Use<br />

und Recycling: Neues Leben für Baumaterialien - Zu<br />

Tisch mit … - Das große Interview mit …<br />

Medieneigentümer<br />

Real Estate Media Group GmbH<br />

Handelskai 94-96<br />

1200 Wien<br />

Tel. +43 1 890 18 26-100<br />

office@media-group.immo<br />

www.media-group.immo<br />

Herausgeber<br />

Mag. Michael Neubauer<br />

Chefredaktion<br />

Mag. Lisa Grüner<br />

Grafik & Layout<br />

Eva Stern<br />

Lektorat<br />

Dr. Melanie Knünz<br />

Michaela Hocek<br />

Ingeborg Morawetz, BA<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Mag. Patrick Baldia,<br />

Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA,<br />

Mag. Michael Neubauer, Gisela Gary,<br />

Mag. Gerald Wagenhofer, sowie die<br />

Kommentatoren<br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: Frühling 2022<br />

Täglich top informiert: www.bautecfokus.at<br />

Den BauTecFokus jetzt immer und überall lesen, mit der REMG-App.<br />

Head of Sales & Relations<br />

Rudolf E. Oezelt<br />

Relations Management<br />

Tanja Klingseis<br />

Fotos<br />

wenn nicht anders angegeben:<br />

Real Estate Media Group/Gabriel Alarcon,<br />

Michael Hetzmannseder, Katharina Schiffl,<br />

Richard Tanzer<br />

Druck<br />

Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />

Der BauTecFokus wendet sich im Sinne der<br />

Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />

und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

und Verständlichkeit kann es bei den<br />

Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />

Ansprechform verwendet wird.<br />

BauTecFokus ist Mitglied bei:<br />

Nachhaltig<br />

innovativ<br />

bauen<br />

Renate Hammer<br />

Herbst 2021<br />

Wir leben Immobilien.<br />

Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement<br />

ehl.at<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

51


Positionen & Meinungen<br />

54<br />

INNOVATIONSGETRIEBEN<br />

Im Coverinterview<br />

spricht Hubert<br />

Wetschnig, CEO der<br />

Habau Group über BIM,<br />

Digitalisierung und die<br />

veränderte Arbeitswelt<br />

auf der Baustelle. Er steht<br />

Veränderungen sehr<br />

offen gegenüber und<br />

findet, die Dinge<br />

müssen sich<br />

weiterdrehen.<br />

64<br />

ZU TISCH MIT ...<br />

ATP-CEO Christoph M. Achammer im<br />

Gespräch über Nachhaltigkeit, integrale<br />

Planung, Frauen in Führungspositionen und<br />

warum er ein Kroatienfan ist. Er vertritt die<br />

Meinung, dass zukünftig ohne ESG nichts<br />

mehr gehen wird.<br />

94<br />

SCHLECHTES IMAGE<br />

Styropor wird immer wieder als<br />

umweltfeindliches Dämmmaterial<br />

angefeindet. Zurecht? Clemens<br />

Demacsek, Geschäftsführer von der<br />

Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-<br />

Hartschaum nimmt Stellung zum<br />

vermeintlichen Problemstoff.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

52 BauTecFokus


Gute Aussichten<br />

Smart Cities, Stadtklima, Architektur, Sozialer<br />

Wohnbau, Nachhaltigkeit, Büros, Wohnungslosigkeit,<br />

Hotellerie, Revitalisierung, Luxus,<br />

Wohnraumgestaltung, Stadtplanung, Investments,<br />

Grätzelentwicklung, …<br />

Wir haben die Gegenwart und Zukunft von<br />

Wohnen und Bauen im Blick.<br />

Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ und unter:<br />

DiePresse.com/immobilien


Positionen & Meinungen<br />

54 BauTecFokus


Die Dinge<br />

müssen sich<br />

weiterdrehen<br />

Innovationsgetrieben. Der CEO der Habau Group<br />

Hubert Wetschnig im Interview über BIM, Digitalisierung<br />

und die veränderte Arbeitswelt auf der Baustelle.<br />

Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />

Die Lockdowns haben die Digitalisierung<br />

angetrieben. Was ist Ihr Resümee?<br />

Hubert Wetschnig: Ich stehe Veränderungen<br />

sehr offen gegenüber und finde, die Dinge<br />

müssen sich weiterdrehen. Wenn man etwas<br />

Positives an der COVID-Situation finden will,<br />

dann ist das in meiner Sicht der Schub, den<br />

die Digitalisierung erhalten hat. Wir wurden<br />

gezwungen, virtuell und hybrid zu arbeiten.<br />

Glücklicherweise waren wir darauf vorbereitet<br />

und hatten die IT-Ausrüstung und Installationen<br />

bereits. Damit war es einfach, auf virtuelle<br />

Kommunikation umzustellen.<br />

Stieß die virtuelle Kommunikation auf<br />

Widerstand?<br />

Bei einem Change-Thema ist die Kommunikation<br />

das Allerwichtigste. Der Lockdown war<br />

ein sehr harter und plötzlicher Change, und<br />

da konnte man nur mehr über den Bildschirm<br />

kommunizieren. Die Leute waren generell<br />

sehr verunsichert durch COVID-19, dazu<br />

kamen die Menschen, die mit Veränderungen<br />

große Probleme haben.<br />

Wie haben Sie das Problem gelöst?<br />

Wir haben uns vermehrt mit den Führungskräften<br />

ausgetauscht und seit dieser Zeit<br />

auch viele andere Projekte umgesetzt, wobei<br />

wir die Digitalisierung bei uns nicht als<br />

Projekt sehen, sondern als einen Teil unserer<br />

Unternehmensstrategie. Wir sehen sie als<br />

Notwendigkeit, um unsere Ziele zu erreichen<br />

und unsere Mitarbeiter zu unterstützen, damit<br />

sie ihre Aufgaben erledigen können. Wenn<br />

man sich so ein Projekt wie diese Baustelle<br />

hier in der Dresdnerstraße in Brigittenau<br />

ansieht, dann läuft die Arbeit ganz anders als<br />

noch vor zehn oder 20 Jahren. Es haben sich<br />

die Aufgaben der Bauleiter verändert. Auch<br />

ihr Verantwortungsbereich, die Kontrollen<br />

von Arbeitspapieren, Sicherheitsthemen usw.<br />

ist viel höher, schon allein deshalb müssen wir<br />

die jungen Mitarbeiter mit digitalen Möglichkeiten<br />

unterstützen.<br />

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?<br />

In meiner Zeit habe ich noch ein Handbuch<br />

von Baugeräten auf der Baustelle gehabt und<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

55


Positionen & Meinungen<br />

„BIM bringt dem<br />

Kunden sehr viel und wir<br />

können damit effizienter<br />

arbeiten und Fehler<br />

vermeiden.“<br />

Hubert Wetschnig,<br />

Habau Group<br />

musste dort nachschlagen, wann die nächste<br />

Überprüfung notwendig ist. Heute kommt ein<br />

E-Mail: „Achtung, die Krankette ist wieder von<br />

einem Zivilingenieur zu überprüfen.“ Solche<br />

Dinge laufen digital, da haben wir große<br />

Schritte gemacht.<br />

Wie ist der Stand zu BIM?<br />

BIM ist ein Beispiel, um effizient zu werden.<br />

Da wird einerseits sehr viel geredet, andererseits<br />

sind die Baufirmen nicht so weit,<br />

wie man überall lesen kann. Wir versuchen,<br />

diese Art des Arbeitens möglichst strukturiert<br />

einzusetzen, um möglichst alle Variablen<br />

bestmöglich zu greifen und proaktiv unsere<br />

Projekte voranzutreiben.<br />

Hat die Pandemie BIM gepusht?<br />

Nein, das hat sie nicht. Die Pandemie hat bei<br />

unseren älteren, konservativen Mitarbeitern<br />

die Einstellung zu digitalen Tools verändert.<br />

Einer unserer Geschäftsführer, der bereits<br />

über 60 ist, war sehr gegen virtuelle Meetings,<br />

in der ersten Woche der Pandemie war er<br />

von der Möglichkeit einer Videokonferenz<br />

begeistert. Da konnten wir die letzten Skeptiker<br />

überzeugen. BIM hätten wir so und anders<br />

gepusht, weil wir der Meinung sind, dass man<br />

BIM-Modelle als modernes Unternehmen einsetzen<br />

muss. Einerseits bringt es dem Kunden<br />

sehr viel, andererseits können wir aber auch<br />

effizienter arbeiten. Wir vermeiden dadurch<br />

Fehler. Früher wurden die Mengen in jedem<br />

Geschoss händisch gerechnet. Mit BIM geht<br />

das auf Knopfdruck, und das hilft vor allem,<br />

wenn der Kunde Änderungen wünscht. Wenn<br />

das Gebäude dann fertig ist, hat der Kunde ja<br />

auch sehr viel von einem auf BIM aufgesetzten<br />

Projekt, weil er eine digitale Übersicht über<br />

alle zu wartenden Teile hat und alles gut<br />

dokumentiert und hinterlegt ist. Beim Betrieb<br />

ist das sehr hilfreich.<br />

Können Sie ein Digitalisierungsbeispiel<br />

anführen?<br />

Wie alle Bauunternehmen müssen wir für den<br />

Kunden alle Kosten zusammentragen, denn<br />

der will einen Preis haben. Um das machen<br />

zu können, haben wir ein eigenes Kalkulationsprogramm<br />

verwendet, dass berechnet, wie<br />

viele Arbeitsstunden, welche Mengen etc. wir<br />

für das Projekt brauchen. Dieses langjährig<br />

eingesetzte Kalkulationsprogramm musste<br />

nun ersetzt werden, weil es nicht mehr stateof-the-art<br />

und mit digitalen Medien nicht<br />

mehr kompatibel war.<br />

Wir hatten dann die Aufgabe, tausende<br />

Mitarbeiter auf das neue Programm zum<br />

Kalkulieren zu schulen. Dies erfolgte über ein<br />

56 BauTecFokus


Hubert Wetschnig<br />

E-Learning-Programm, und die Mitarbeiter<br />

konnten dann eine Prüfung ablegen. Das hat<br />

super funktioniert.<br />

Wird die Digitalisierung durch ESG noch<br />

weiter gepusht?<br />

Das ESG ist ein wesentliches Thema. Da<br />

wir uns als Familienunternehmen mit<br />

Handschlagqualität sehen, gehen wir<br />

wertschätzend mit den Projektparteien um.<br />

Daher behaupten wir, schon sehr weit bei<br />

den drei Buchstaben zu sein. Das Thema<br />

Nachhaltigkeit beschäftigt uns massiv. Es<br />

wird derzeit noch wenig von Kundenseite<br />

gefordert, aber es gibt viele Prozesse, die im<br />

Hochbau und im Infrastrukturbau laufen,<br />

um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.<br />

Eingesetzte Produkte sollten immer wieder<br />

verwendet werden. Wir sind gerade dabei, mit<br />

der TU Graz eine Testphase beziehungsweise<br />

ein Forschungsprojekt umzusetzen, wie man<br />

digital den CO2-Fußabdruck ermitteln kann.<br />

Das Thema beschäftigt die ganze Industrie.<br />

Als Familienunternehmen sehen wir uns<br />

da auch in der Verantwortung. Alle unsere<br />

Standorte sind zum Beispiel mit Photovoltaik-<br />

Anlagen ausgestattet. Ein weiterer Schritt<br />

ist, mehr elektroangetriebene Baugeräte<br />

einzusetzen. Wir sind auch innerhalb der<br />

Unternehmensgruppe dabei zu erforschen,<br />

Hubert Wetschnig studierte Bauingenieurwesen an der TU<br />

Graz und begann seine Karriere 1990 als Leiter für Hochbau<br />

bei der STUAG AG in Wien. Nach der Eingliederung in die Strabag<br />

AG wurde er dort zum Leiter des Bereichs Ingenieurbau<br />

ernannt. 2004 wechselte Wetschnig zur Porr, wo er in unterschiedlichen<br />

Führungspositionen agierte, zuletzt als Executive-<br />

Board-Mitglied. Seit 2017 ist Hubert Wetschnig Geschäftsführer<br />

der HABAU Hoch- und Tiefbaugesellschaft m.b.H. sowie CEO<br />

der Habau Group. Er verantwortet nicht nur technisch das<br />

Geschick der Organisationen, sondern treibt auch mit großem<br />

Erfolg interne Change-Prozesse und den Bereich der Digitalisierung<br />

voran.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

57


Positionen & Meinungen<br />

wo wir noch in Richtung Nachhaltigkeit<br />

drehen können. Das Recyclingthema liegt<br />

uns am Herzen, weil wir ein Unternehmen<br />

sind, dass sich aus dem Erdbau entwickelt<br />

hat. Damit war die Materialgewinnung, auch<br />

im Abbruch, und die ganze Entsorgungskette<br />

immer im Fokus. Die Habau-Gruppe hat ja<br />

108 Jahre Geschichte.<br />

Sie setzen auf die altbewährte Handschlagqualität<br />

…<br />

Wir als Habau-Unternehmensgruppe sind<br />

mit 1,7 Milliarden Umsatz und rund 5.500<br />

Mitarbeitern die Nummer vier am Markt. Wir<br />

sind ein Konzern, aber wir sind ein Familienunternehmen.<br />

Es gibt die zwei Familien,<br />

die Eigentümer sind, die sind auch immer<br />

wieder präsent. Wir haben als oberösterreichisches<br />

Unternehmen die Philosophie der<br />

Handschlagqualität. Wir machen etwas aus,<br />

wir halten das ein, wir kommunizieren direkt<br />

und arbeiten lösungsorientiert mit unseren<br />

Projektpartnern. Das kommt gut an und<br />

spricht sich auch herum.<br />

Was sind die Problemkinder bei den<br />

Abbruchmaterialien?<br />

Asbest ist immer wieder eine große Herausforderung.<br />

Die größte Herausforderung ist<br />

aber, Materialien, die wir bei einem Abbruch<br />

58 BauTecFokus


„Die größte Herausforderung<br />

ist, Materialien, die wir bei<br />

einem Abbruch gewinnen,<br />

just in time bei einem<br />

anderen Projekt einzubauen.“<br />

Hubert Wetschnig,<br />

Habau Group<br />

gewinnen, just in time bei einem anderen<br />

Projekt einzubauen. Kann das Material gerade<br />

nicht verwertet werden, dann muss man es<br />

zwischenlagern. Da haben wir im Flughafenbereich<br />

die Möglichkeiten dazu.<br />

Welche Materialien lassen sich besonders<br />

gut weiterverwenden?<br />

Alles, was im Abbruchbereich ist und nicht<br />

kontaminiert ist, bauen wir bei unseren<br />

Projekten im Straßenbau oder im Tiefbau ein.<br />

Das Material muss ja regional verbaut werden,<br />

es macht keinen Sinn, es lange herumzutransportieren.<br />

Der Transport im Sinne der<br />

Umweltoptimierung wäre kontraproduktiv.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

59


Positionen & Meinungen<br />

„Die Arbeit am Bau wird noch<br />

digitaler werden, und man muss Projekte<br />

mit weniger Personal umsetzen.“<br />

Hubert Wetschnig,<br />

Habau Group<br />

Ändert sich etwas im Einkauf von Material?<br />

Werden vermehrt Ökomaterialien<br />

gekauft?<br />

Es gibt schon ein Umdenken, aber dabei liegt<br />

nicht unbedingt der Fokus auf Ökomaterialien,<br />

sondern eher auf der Durchgängigkeit,<br />

wo wir Verträge mit unseren Kunden eingehen.<br />

Haben wir gewisse Vorgaben im Vertrag<br />

drinnen, dann geht die Kette bei unseren<br />

Lieferanten weiter. Ist keine Vorgabe vom<br />

Kunden da, dann sorgen wir dafür, dass wir<br />

uns flexibel auf zwei, drei Lieferanten stützen,<br />

wo wir früher nur einen hatten. Wir haben<br />

einfach gemerkt, dass Materialausfall schneller<br />

passieren kann, als wir es gewohnt sind.<br />

Vor der Pandemie hat es das nicht gegeben,<br />

dass ein Material gar nicht verfügbar war.<br />

Wie wird sich die Baubranche die nächsten<br />

fünf Jahre entwickeln?<br />

Wir haben einen ganz hohen Zug drauf, um<br />

die Dinge noch weiter zu digitalisieren. Ich<br />

erwarte, dass die Branche noch effizienter<br />

wird und verstärkt auf modulare Bauweisen<br />

setzt. Nachhaltigkeit und biologische Baustoffe<br />

werden an Bedeutung gewinnen. Wir<br />

müssen uns auch darauf einstellen, dass wir<br />

nicht mehr die Mitarbeiteranzahl bekommen,<br />

die wir gewohnt waren. Es kommen jetzt die<br />

geburtenschwächeren Jahrgänge, die gerade<br />

ihr Studium abschließen und in die Branche<br />

einsteigen. Kurz gesagt, es wird noch digitaler<br />

werden, und man muss Projekte mit weniger<br />

Personal umsetzen können. Die papierlose<br />

Baustelle hat sich auch durchgesetzt. Es wird<br />

immer weniger Papier eingesetzt, nur die<br />

Pläne werden noch ausgedruckt und aufgehängt.<br />

Wie sieht es mit Innovationen aus?<br />

Wir beschäftigen uns sehr stark mit Innovationen;<br />

zum Beispiel in Perg in Oberösterreich<br />

haben wir ein großes Werk, wo wir selbst<br />

Betonfertigteile produzieren. Sehr komplexe<br />

und spezielle Aufhängungen, um die Platten<br />

bei den Fassaden zum Halten zu bringen,<br />

werden mit einem 3D-Drucker ausgedruckt. Es<br />

ist toll, da schon so weit zu sein, die Materialien,<br />

die wir brauchen, mit einem Drucker<br />

auszudrucken.<br />

Wie sieht es mit dem Einsatz von Robotik<br />

auf Baustellen aus?<br />

Das ist sicher ein Thema. Vor allem Hilfsmittel<br />

zum Heben werden verstärkt kommen. Auch<br />

der Roboterhund wäre für uns interessant, der<br />

herumgeht, alles festhält und genau dokumentiert.<br />

Wir sind sehr offen für die nächsten<br />

und übernächsten Schritte. Wir waren in<br />

puncto Technik immer ganz vorne mit dabei,<br />

aber der Einsatz muss Sinn machen. Wir<br />

sind sehr hellhörig, welche neuen Dinge und<br />

Entwicklungen es in diesem Bereich gibt.<br />

Inwieweit wirken sich die verzögerten<br />

Baugenehmigungen aus?<br />

Wir wünschen uns natürlich, dass es mit den<br />

Baugenehmigungen weitergeht, sonst wird es<br />

die nächsten Projekte nicht geben. Ich setze<br />

immer wieder bei Ministern ab, dass wir das<br />

Investment auch in den Regionen brauchen.<br />

Wir haben große Organisationen, die ihre<br />

60 BauTecFokus


WORDRAP MIT HUBERT WETSCHNIG<br />

Ihr größtes Laster?<br />

Ausdauer und<br />

Konsequenz!<br />

In den nächsten zehn<br />

Jahren möchten Sie<br />

unbedingt…<br />

Die geplanten Ziele der<br />

Habau Group<br />

erreichen.<br />

Womit haben Sie Ihr<br />

erstes Geld verdient?<br />

Ferialjob in einer<br />

Papierfabrik.<br />

Nehmen Sie<br />

gerne Risiko?<br />

Ja, soweit es<br />

vertretbar ist.<br />

Ihr<br />

Lieblingshobby?<br />

Golf.<br />

Welches Buch liegt<br />

auf Ihrem Schreibtisch?<br />

Keines liegt am<br />

Schreibtisch!<br />

Mit welcher Person<br />

(lebend oder bereits<br />

verstorben) würden Sie<br />

gerne einen Abend<br />

verbringen?<br />

Mit meiner Frau und<br />

meiner Tochter.<br />

Ihren Kaffee trinken<br />

Sie am liebsten…<br />

Schwarz.<br />

Morgen- oder<br />

Abendmensch?<br />

Morgen- und<br />

Abendmensch<br />

Wenn Sie das Radio<br />

im Auto aufdrehen,<br />

was läuft?<br />

Lounge Motion FM<br />

Wenn Sie zehn Millionen<br />

Euro im Lotto gewinnen<br />

würden, was<br />

machen Sie damit?<br />

Mich freuen.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

61


Positionen & Meinungen<br />

62 BauTecFokus


Habau Group<br />

Die Habau Group ist das Dach für 18 Gesellschaften aus den Bereichen<br />

Hochbau, Tiefbau, Fertigteilbau, Pipelinebau, Untertagebau,<br />

Stahl- und Stahlanlagenbau sowie Holzbau und industrielle Fertigungsstätten<br />

für Fertigteilbau, unter ihnen die Habau Hoch- und<br />

Tiefbaugesellschaft m.b.H., die Held & Francke Baugesellschaft<br />

sowie Karl Seidl Bau und Östu-Stettin Hoch- und Tiefbau. Alle Konzernunternehmen<br />

treiben Innovationsthemen wie Digitalisierung,<br />

neue Verfahrenstechniken und Baustoffrecycling voran. Insgesamt<br />

beherbergt der Konzern, dessen Wurzeln als Familienunternehmen<br />

die Unternehmenskultur stark prägen, rund 5.500 Mitarbeiter und<br />

zählt mit einem jährlichen Bauvolumen von 1,5 Milliarden Euro zu den<br />

Top vier der österreichischen Bauindustrie.<br />

Tätigkeiten im Gemeindebereich haben und<br />

nicht nur von einzelnen Großprojekten leben.<br />

Die brauchen diese kleinen Baustellen, das<br />

sogenannte Flächengeschäft wie Gehsteige,<br />

Kanalanschlüsse etc. Da brauchen wir die<br />

Unterstützung für die Gemeinden.<br />

Helfen Förderungen?<br />

Die COVID-Förderungen von sieben bis 14<br />

Prozent waren sehr hilfreich. Viele Betriebe,<br />

die eine Vergrößerung oder einen Umbau<br />

fertig in der Lade liegen hatten, haben diese<br />

Projekte dann doch umgesetzt, weil sie die<br />

Förderung bekommen haben.<br />

Jetzt haben wir den nächsten Lockdown …<br />

Für uns ist wichtig, dass wir weiterhin Klarheit<br />

haben, unter welchen Bedingungen wir auf<br />

den Baustellen und Betrieben arbeiten dürfen.<br />

Wir haben hunderte Mitarbeiter auf den<br />

einzelnen Baustellen, da müssen wir wissen,<br />

wann eine Maske zu tragen ist, wie es mit<br />

der gemeinsamen Anfahrt zur Baustelle und<br />

mit Firmenquartieren aussieht. Diese Dinge,<br />

die aktuell klar sind, müssen wir fortführen,<br />

damit wir Rechtssicherheit und Sicherheit für<br />

unsere Mitarbeiter gewährleisten können.<br />

Führt das zu einem weiteren Materialmangel,<br />

wenn die Supply Chain wieder gestört<br />

wird?<br />

Wir sind es jetzt schon gewohnt, mit diesem<br />

Thema umzugehen. Das heißt nicht, dass es<br />

leicht ist. Manche Dinge haben sich entspannt.<br />

Wir haben circa fünf Hauptbaustoffe, wo wir<br />

Probleme hatten, wie Holz, wo das Material<br />

„Durch die hohen<br />

Materialpreise kommen<br />

Kunden durchaus<br />

in Schwierigkeiten,<br />

weil sich am Ende das<br />

Projekt nicht mehr<br />

rechnet.“<br />

Hubert Wetschnig,<br />

Habau Group<br />

nicht zu bekommen war oder wenn, dann nur<br />

sehr teuer. Das hat sich eingependelt. Dann<br />

haben wir das Stahl- und Bewehrungsthema,<br />

da gibt es eine leichte Entspannung. Alu für<br />

große Fassaden ist noch ein Problem, weil es<br />

sehr teuer ist. Und dann noch Kunststoff für<br />

PVC-Rohre und Dämmstoffe, die wir deshalb<br />

bekommen, weil wir ein gutes partnerschaftliches<br />

Verhältnis mit unseren Lieferanten<br />

haben. Das kommt uns jetzt zugute. Vorbei<br />

ist das Problem mit dem Material aber nicht<br />

und führt bei unseren Kunden durchaus zu<br />

Schwierigkeiten, weil sich am Ende das Projekt<br />

nicht mehr rechnet. Die Lieferkettenthematik<br />

ist mehr im Hochbau ein Problem als im Tiefbau,<br />

da sind diese Materialien nicht im Einsatz.<br />

Wird Urban Mining damit zum Thema?<br />

Das ist bei uns aktuell noch nicht im Fokus.<br />

Wenn die Rohstoffe knapper werden, könnte<br />

es aber durchaus Thema werden. Derzeit<br />

versuchen wir als Firmengruppe eine hohe<br />

Wertschöpfungstiefe und die Produkte selbst<br />

in der Hand zu haben. Wo es möglich ist, recyclen<br />

wir, damit wir nicht abhängig sind. Wir<br />

haben Ressourcenabbaustellen, wo wir selbst<br />

abbauen. Aber wer weiß … in fünf oder zehn<br />

Jahren können sich die Dinge noch ändern.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

63


Positionen & Meinungen<br />

Ohne ESG geht<br />

nichts mehr<br />

Weitblick. ATP-CEO Christoph M. Achammer im Gespräch über Nachhaltigkeit, integrale Planung, Frauen in<br />

Führungspositionen und warum er ein Kroatienfan ist.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

A<br />

uf dem Weg in das Büro von<br />

Christoph M. Achammer werde<br />

ich für eine Studentin gehalten,<br />

außerdem sei er ja gar nicht in<br />

Wien, heißt es seitens eines Mitarbeiters. Beide<br />

Missverständnisse können gleich aufgeklärt<br />

werden. Ich bin hier, um ein Interview zu führen,<br />

und ja, der Top-Architekt ist auch in seinem Büro,<br />

das wir nach ersten Schwierigkeiten, weil abends<br />

der Lift gesperrt wird, dann auch finden. Coronabedingt<br />

führen wir unser „Zu Tisch mit …“ im<br />

Wiener ATP-Büro. Gecatert wird von Dario, dem<br />

Besitzer des Lubin in der Hainburgerstraße 48<br />

im dritten Bezirk. „Das ist quasi unsere Kantine“,<br />

scherzt Achammer. „Besser man hat nachher<br />

keine Termine mehr.“ Damit fängt er an, von<br />

Kroatien zu schwärmen. „Ein sehr unterschätztes<br />

Land in meinen Augen. Stellen Sie sich vor,<br />

da gibt es Austern im See und am Land herrliche<br />

Trüffel, besser geht es doch gar nicht.“ Um mich<br />

davon zu überzeugen, dürfen wir zwei Austern<br />

probieren. Dazu bekommen wir einen Krauthaker<br />

Sauvignon aus Slavonien.<br />

„Herrlich, nicht wahr?“ Achammers Augen<br />

leuchten. Ich möchte ein bisschen etwas von<br />

ihm persönlich erfahren. Der studierte Architekt<br />

erzählt, dass er in Chicago arbeitete, als<br />

sein Vater anrief und ihn fragte, ob er nicht<br />

das Büro in Wien übernehmen möchte, das er<br />

ausbauen wollte. „Ich habe gesagt, ich komme,<br />

wenn du gehst, und er hat ja gesagt. Meinem<br />

Chef in Chicago habe ich gesagt, dass ich drei<br />

Monate unbezahlten Urlaub nehme und dann<br />

zurückkomme. Am 21. August 1987 sind wir<br />

durch das Büro gegangen, und mein Vater hat<br />

mich als neuen Chef vorgestellt. Am 22. August<br />

hat er das Büro geräumt. Das hat mich so beeindruckt,<br />

dass ich das Unternehmen mit meinem<br />

Senior-Partner Sigfried Tritthart neu aufgestellt<br />

und eine Verfassung im Bereich Nachhaltigkeit<br />

festgesetzt habe, und so ist ATP architekten<br />

ingenieure entstanden. Das mache ich jetzt 34<br />

Jahre.“ Der fünffache Vater ist seit 2002 Universitätsprofessor.<br />

„Noch bis nächstes Jahr lehre<br />

ich dort integrale Planung und Industriebau.<br />

Da spielt Nachhaltigkeit schon seit 15 Jahren in<br />

meinem Bestreben eine große Rolle. Wobei –<br />

ich habe immer gesagt, dass ein Umschwung<br />

zur Nachhaltigkeit passiert, wenn es in der Finanzbranche<br />

ankommt. Interessanterweise ist<br />

das im Schatten der COVID-19-Pandemie nun<br />

passiert. Das Nachhaltigkeitsthema ist voll angekommen,<br />

wenn man die Taxonomie, in welcher<br />

Tiefe sie auch kommt, ernst nehmen will.<br />

Jedenfalls ist sie da, und wenn ein Larry Fink von<br />

BlackRock sagt, „we don’t buy other stuff“, dann<br />

ist das sehr ernst zu nehmen. Achammer ist in<br />

einigen Aufsichtsräten von Immobilienfonds<br />

und stellt fest, dass die Kunden aus der Immo-<br />

bilienindustrie massiv auf die EU-Taxonomie<br />

reagieren. „Die Fondsinhaber fragen sich, was<br />

sie jetzt tun müssen, und am schnellsten reagieren<br />

die Banken. Vor eineinhalb Jahren haben sie<br />

noch gelacht, jetzt am Jahresende müssen sie in<br />

irgendeiner Form gemäß der ESG-Kriterien ihre<br />

Kreditportfolios darstellen und ab nächstem<br />

Jahr immer wieder.“<br />

Die Fonds müssen reagieren<br />

„Bei den Neubauten ist es das Problem der<br />

Anbieter“, so Achammer. „Wenn du nicht<br />

taxonomiekonform baust, wird es nicht gekauft.“<br />

Dabei verweist er auf das Dilemma,<br />

das die Architekten geschaffen haben. „Es gibt<br />

keinen kreativen Beruf in der ganzen Industrie,<br />

dem es gelungen ist, seine Bedeutung so zu<br />

minimieren. Im gesamten Lebenszyklus eines<br />

Gebäudes machen die Architekten und Ingenieure<br />

einen Kostenfaktor von unter zwei Prozent<br />

aus. Mit diesen zwei Prozent beeinflussen<br />

wir fast 50 Prozent derselben, sind aber in der<br />

Wertschätzung des Gesamtprozesses quasi bedeutungslos.“<br />

Dabei verweist er auf Produkte<br />

vom Auto bis zur Zahnpasta, wo das Design,<br />

aber auch die Gesamtkonzeption einen großen<br />

Stellenwert haben. „Ich habe für die Automobilindustrie<br />

Designcenter gebaut, da werden<br />

die Entwürfe für neue Modelle in einem fast<br />

sakralen Akt genauestens angesehen.“<br />

64 BauTecFokus


Zu<br />

Tisch<br />

mit …<br />

Christoph M.<br />

Achammer<br />

Gedanken zu einem Menü verfasst<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

65


Positionen & Meinungen<br />

66 BauTecFokus


Als ersten Gang bekommen wir Calamari,<br />

Jakobsmuscheln, Garnelen und Oktopus. Ich<br />

möchte wissen, ob es bei den Planern angekommen<br />

sei, wie wichtig ESG in ihrer Arbeit ist.<br />

„Ich denke schon. Aber die meisten Planungsprozesse<br />

sind so aufgestellt, dass sie diese nicht<br />

erfüllen können.“ ATP sei mit dem Unternehmen<br />

ATP sustain gut aufgestellt. Achammer<br />

verweist auf drei Alleinstellungsmerkmale von<br />

ATP: „Das erste ist, wir sind in Europa von der<br />

Größenordnung mit über tausend Mitarbeitern<br />

Nummer eins und gehen bei jeder Aufgabe<br />

vom Kernprozess des zukünftigen Nutzers<br />

aus. Das zweite und entscheidende ist, dass wir<br />

schon seit 1976 integral aufgestellt sind, von<br />

den damals 60 Angestellten waren 40 Architekten<br />

und die anderen 20 Tragwerksplaner,<br />

HKLS-Ingenieure, Logistiker etc. Das haben<br />

wir vom Prozentsatz beibehalten. Die dritte<br />

Unterscheidung vom Markt ist, dass wir kein<br />

Signature-Office, sondern ein Corporate-Office<br />

sind, in einer lernenden Organisation. Wir haben<br />

keine Finanzbeteiligung, wir gehören nur<br />

den tätigen Architekten und Ingenieuren.“<br />

Bei der Planung eines Gebäudes ist Achammer<br />

bedingungslos. „Wir bauen ein Haus nur dann,<br />

wenn wir nach dem durchgängigen Verstehen<br />

des Kernprozesses, den dieses Haus bedienen<br />

soll, von diesem überzeugt sind. Wir haben<br />

schon Kunden für immer gewonnen, indem<br />

wir beim ersten Mal kein Haus für sie gebaut<br />

haben.“ Die DNA von ATP ist der Industriebau.<br />

„Da kommen wir her. Wir bauen immer noch<br />

25 bis 30 Prozent für Forschung, Entwicklung<br />

und Produktion. Die Planung für die Industrie<br />

hat eine andere Logik als die Immobilienindustrie.<br />

Wir schauen uns beispielsweise genau<br />

an, wie ein Auto zusammengebaut wird, dann<br />

schauen wir uns die Facilities an und planen<br />

erst dann, wenn alles funktional ist.“<br />

Ein Bild im Kopf<br />

Als nächstes serviert uns Dario istrische<br />

Fuzi mit schwarzen Trüffeln und dazu einen<br />

Kozlović Malvazija, eine starke Rebsorte, die<br />

typisch für die istrische Region ist. Die kroatischen<br />

Weine haben sich gut entwickelt, stelle<br />

ich fest. Achammer erzählt von seinen 20<br />

ATP architekten ingenieure<br />

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architektur und Ingenieurwesen sowie<br />

modernes Wissensmanagement ließen ATP architekten ingenieure zum führenden<br />

europäischen Büro für integrale Planung werden. Mehr als 1.000 Mitarbeitende<br />

an derzeit elf Standorten in DACH+CEE planen für Auftraggeber aus Forschung &<br />

Industrie, Handel, Immobilienwirtschaft und Gesundheitswesen, unterstützt durch<br />

eigene Forschungs-, Sonderplanungs- und Consulting-Gesellschaften.<br />

Jahren Lehrtätigkeit an der Universität. „Interdisziplinarität<br />

muss man täglich üben, weil<br />

unsere Branche so heterogen ist. „Ein junger<br />

Mensch, der sich entscheidet, Architektur zu<br />

studieren, hat ein Bild im Kopf. Nach 20 Jahren<br />

erhält er schwarz gekleidet den Pritzker-Preis<br />

und weist in seiner Dankesrede auf die hin,<br />

die ihm den Weg dorthin erschwert haben, die<br />

Bauherren, die Ingenieure etc. Die Ingenieure<br />

der Tragwerksplanung müssen die Bilder, die<br />

ihm die Architekten vorlegen, dazu bringen,<br />

dass sie gebaut werden können, und die Haustechnik<br />

sorgt dafür, dass die Gebäude bewohnt<br />

werden können. Auf den Universitäten wird<br />

massiv akademisch gelehrt, wie das geht. In<br />

der Praxis muss dann die Interdisziplinarität<br />

gelernt werden.“<br />

ATP habe eine Größe erreicht, wo es gelinge,<br />

über Standorte hinweg das Thema Zusammenarbeit<br />

zu leben und diesen integralen<br />

Ansatz zu beschleunigen. „Wenn man daran<br />

denkt: Am Anfang saßen sechs Architekten<br />

und drei Haustechniker, ein Tragwerksplaner<br />

und ein Elektriker zusammen, und es war extrem<br />

schwierig, denen beizubringen, dass sie<br />

gemeinsam ein Haus entwerfen sollen. Da hat<br />

sich viel getan.“<br />

Integrale Planung<br />

Eine Übernahme eines Haustechnikbüros in<br />

Zürich ist gescheitert. „Der Chef war von der<br />

Idee der integralen Planung begeistert, die<br />

Mannschaft bestand aus großartigen Haustechnikern.<br />

Ein Jahr haben wir auf Probe zusammengearbeitet,<br />

bevor wir die Übernahme<br />

besiegeln hätten sollen. Es ging um eine Fabrik<br />

für die IWC, da sitzen viele Uhrmacher und<br />

bauen die Uhren zusammen. Das Projekt war<br />

prädestiniert für die Zusammenarbeit von<br />

Architektur und Haustechnik, ein Schmuckstück.<br />

Doch die Haustechniker wollten einen<br />

Plan zum Rechnen haben. Sie könnten nicht<br />

entwerfen, das sei Aufgabe der Architekten,<br />

sagten sie. Die Erkenntnis daraus war, dass in<br />

der Regel ein, zwei Jahre notwendig sind, bis<br />

ein integraler Kreis entsteht. Es überfordert<br />

immer noch die Leute, auch die Architekten,<br />

wenn sie sich plötzlich mit Tragwerksplanern<br />

und Haustechnikern im Entwurf auseinandersetzen<br />

müssen.“<br />

Die Arbeit in der Praxis<br />

ATP arbeitet in drei Ringen. Im Zentrum sind<br />

die Architekten und Ingenieure, außen die Forschungs-<br />

und Sonderplanungsgesellschaften,<br />

ATP sustain, Health und die MINT architects<br />

in Zürich und Deutschland für Interior, ganz<br />

außen gibt es Consultingeinheiten. „Das sind<br />

jene, die die Verbindung zwischen der Unternehmens-<br />

und Immobilienstrategie vermitteln.<br />

Diese drei Ringe sind derzeit unser Unternehmensorbit,<br />

und aus dem heraus kommt<br />

das Nachhaltigkeitsthema, das wir schon lange<br />

spielen. Dieses bilden wir auch virtuell ab. Seit<br />

sechs Jahren bauen wir unsere Häuser nur<br />

mehr virtuell. Oft müssen wir uns damit abfinden,<br />

dass viele Projektsteuerer unsere Modelle<br />

nicht in Pläne umsetzen können. Aber im Wesentlichen<br />

ist die Modellierung des Gebäudes<br />

der Beginn dieser Nachhaltigkeitsgeschichte.<br />

Wir simulieren im Planungsstadium nicht<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

67


Positionen & Meinungen<br />

nur den Betrieb nach CO2-Werten, sondern<br />

auch die verwendeten Materialien nach CO2-<br />

Werten. Das bedeutet, jedes Element, das wir<br />

da im 3D-Modell einbauen, hat ein Attribut<br />

mit CO2-Belastungen, und daher können wir<br />

jederzeit sagen, was der CO2-Wert der grauen<br />

Energie und auch der CO2-Wert im Betrieb ist.“<br />

Wo es hakt<br />

Dario serviert uns einen Anglerfisch Brudet<br />

mit marinierter Polenta, dazu kredenzt er<br />

einen Korta Katarina 2019 Rosip, einen etwas<br />

stärkeren Wein mit 13,5 Prozent, rauchigem<br />

Abgang und Zimtgeschmack nach hinten.<br />

„Die größte Herausforderung ist es, eine verbundene<br />

Lösung zu schaffen, weil die Dinge<br />

nicht eindimensional betrachtet werden können.<br />

Auf der Kundenseite war Nachhaltigkeit<br />

sehr lang eine ökonomische Frage. Sie finden<br />

heute keinen Auftraggeber, der etwas macht,<br />

wenn es nicht ökonomisch darstellbar ist. Der<br />

Bestand ist natürlich ein Problem. „Viele Immobilien<br />

verlieren im Vergleich zu anderen an<br />

Wert. Wir werden zu intelligenten Lösungen<br />

kommen müssen, abreißen können wir sie<br />

nicht. Wir wollen den CO2-Ausstoß reduzieren.<br />

Das bedeutet, wir müssen aufhören, Kohlenwasserstoffe<br />

zu verbrennen, also Kohle, Gas<br />

und Öl, das ist die Aufgabe bei den Häusern.<br />

Heizung und Kühlung sind ein Thema. Wir<br />

müssen die unendlich vorhandene Energie der<br />

Sonne ausbeuten. Das ist ein reines Technologiethema.<br />

Wir haben eine erste Idee, wie man<br />

mittels Photovoltaik Sonnenenergie in Strom<br />

verwandeln kann, wir haben auch eine erste<br />

Idee, wie man Wärme erntet, wir haben aber<br />

noch keine Idee, wie wir Wärme puffern oder<br />

„Aus meiner Lehrtätigkeit<br />

an der Universität<br />

weiß ich, dass man die<br />

Interdisziplinarität täglich<br />

üben muss.“<br />

Christoph M. Achammer,<br />

ATP architekten ingenieure<br />

Strom speichern. Das hat erst in den letzten<br />

Jahren an Entwicklung zugenommen. Parallel<br />

dazu müssen wir überlegen, wie wir intelligente<br />

Häuser bauen können, die bewohnbar<br />

sind, ohne dass wir im <strong>Winter</strong> viel Wärme und<br />

im Sommer viel Kälte zuführen müssen. Das<br />

muss man dann so umsetzen, dass diese Gebäude,<br />

wenn man sie baut, kein CO2 freisetzen.<br />

Das ist der Job der Architekten.“<br />

Logistik entwickelt sich massiv<br />

ATP sei schon immer stark in der Logistik<br />

gewesen: „Zum Beispiel für Aldi haben wir<br />

außerhalb von Deutschland sämtliche Logistik<br />

gemacht, in Österreich, der Schweiz, in Griechenland,<br />

England. Die Distributionslogistik<br />

hat sich geändert. Heute machen wir zwölf<br />

Amazon-Projekte. Das ist eine ganz andere<br />

Logistik. Ein LKW kommt rein und hunderte<br />

Sprinter wieder raus, weil die Packerl zum Endkunden<br />

fahren. In einem normalen Lager haben<br />

die ein Parkhaus für bis zu 400 Sprinter.“<br />

Und der Retail?<br />

„Der stationäre Handel muss mehr machen als<br />

nur Bedarf zu stillen. Der digitale Handel vermittelt<br />

Perfektion, man klickt drauf und kauft.<br />

Der stationäre Handel muss Überraschung und<br />

menschliche Interaktion bieten. In Zukunft<br />

wird der Handel im Wesentlichen nur mehr im<br />

Erdgeschoß, im Untergeschoß und maximal<br />

im ersten Stock stattfinden.<br />

Christoph M. Achammer<br />

Der Architekt Christoph M. Achammer ist Vorstandsvorsitzender von ATP architekten<br />

ingenieure und Universitätsprofessor an der TU Wien, wo er sich am Lehrstuhl<br />

für Integrale Bauplanung und Industriebau am Institut für interdisziplinäres Bauprozessmanagement<br />

mit der Forschung zu integraler Planung, Nachhaltigkeit, BIM und<br />

Digitalisierung beschäftigt.<br />

Quartiersbildungen<br />

Bei Quartiersbildung sieht Achammer eine<br />

hohe Chance. „Gibt man die Autos weg, hat<br />

man die Straße als kostenlose Erweiterung des<br />

Wohnraums. Das ist auch eine Möglichkeit,<br />

die Versiegelung aufzubrechen, inklusive<br />

einer enormen Erhöhung des Werts der Immobilien<br />

und Lebensqualität. Definiert man eine<br />

Fläche von 400 mal 400 Metern als autofreie<br />

Zone, muss man Transportachsen definieren<br />

68 BauTecFokus


und Stellplätze bauen, aber das Quartier selbst<br />

ist aufgewertet. Dem Ganzen steht das private<br />

Grundstückseigentum im Weg. Da hat die<br />

öffentliche Hand eine Aufgabe, das private<br />

Grundstück aus der Spekulation herauszunehmen.<br />

Intelligente Planungslösungen werden<br />

durch die Spekulation verhindert, weil die Entwickler<br />

keine Grundstücke zu vernünftigen<br />

Preisen bekommen.“<br />

Mitarbeiter und Potenzial<br />

Bei einer hausgemachten Rozada, einer kroatischen<br />

Creme Karamell mit Erdbeeren, Physalis<br />

und Feigen, begleitet von einem halbsüßen<br />

Wein Kozlović Muskat Momjanski kommen<br />

wir auf die Mitarbeiter zu sprechen. „25 Prozent<br />

unserer Mitarbeiter sind in der Partnerschaft.<br />

Das hat mit der Hierarchie nichts zu tun, sondern<br />

ist eine parallele Sache. Einmal im Jahr<br />

treffen wir uns und wählen neue Associates<br />

und Associate Partners, das ist ein aufwändiger<br />

Prozess. 50 Associates und Associate Partners<br />

und alle Sprecher der Standorte treffen sich<br />

über eine Videokonferenz und stellen Wahlvorschläge<br />

vor. Sie schildern, was der oder die<br />

für das Unternehmen bringen kann, und dann<br />

wird abgestimmt. Wir haben 70 verschiedene<br />

Nationen, eine tolle Diversity, aber immer<br />

noch nicht genügend Frauen in Führungspositionen.<br />

Vor allem bei den Bauingenieurinnen<br />

und in der Haustechnik zu wenige. Wir haben<br />

einmal eine Task Force für Frauen ins Leben<br />

gerufen. Damit wollten wir Hindernisse identifizieren,<br />

die verhindern, dass Frauen Karriere<br />

machen. Ich war auch für eine Quote, das ist<br />

aber gar nicht so gut angekommen. Die Skandinavier<br />

und Amerikaner sind uns da weit<br />

voraus. Hierzulande ist es noch gewollt, dass<br />

Kinder ein Karriereknick sind. In den Niederlanden<br />

gibt es eine hochqualifizierte Kinderbetreuung,<br />

da gehen Frauen nach drei Monaten<br />

wieder arbeiten. Bei uns sind Frauen oft drei<br />

bis vier Jahre weg, auch patriarchale Strukturen<br />

unserer Industrie spielen eine Rolle.“ ATP<br />

habe hauseigene Kindergärten im Unternehmen<br />

geschaffen, wo Kinder ab sechs Monaten<br />

bis sechs Jahre betreut werden. „Sogar Männer<br />

bringen die Kinder mit. Die Kindergärten<br />

haben sich sehr bezahlt gemacht. Die Väter<br />

gehen in der Mittagspause mit den Kindern in<br />

den Park und kommen dann wieder. In Wien<br />

war das kein Problem, aber in Tirol im Stammhaus<br />

war es sehr schwierig, einen privaten<br />

Kindergarten zu etablieren.“ Damit stoßen<br />

wir mit dem letzten Achterl an und lassen den<br />

wunderbaren Abend ausklingen.<br />

Das Lubin<br />

Das Restaurant Lubin hat uns aufgrund des<br />

Lockdowns mit dalmatinischen Spezialitäten<br />

im ATP-Büro verwöhnt.<br />

Restaurant Lubin,<br />

Hainburgerstraße 48,<br />

1030 Wien<br />

www.lubin.at<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

69


Positionen & Meinungen<br />

Alles aufsteigend<br />

Auswirkungen der Pandemie. Die Nachfrage nach Liftanlagen ist hoch, demgegenüber stehen Wartezeiten<br />

auf Material und gestiegene Kosten. Wie wirkt sich das auf bestehende Wartungsverträge aus und wie geht es<br />

2022 weiter?<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

I<br />

n einem Punkt sind sich alle Aufzugsfirmen<br />

einig: Sie konnten keine wesentlichen<br />

Auswirkungen der COVID-<br />

19-Pandemie auf Wartungsverträge<br />

wahrnehmen, wobei diese Aussage für sowohl<br />

bestehende als auch neu aufgesetzte Verträge<br />

gilt. „Schon vor der Pandemie hatten unsere<br />

Kunden die Möglichkeit, sich aus einer Vielzahl<br />

von Vertragsbausteinen einen auf ihre Bedürfnisse<br />

zugeschnittenen Vertrag zusammenzustellen“,<br />

erklärt Christoph Sengstschmid, Managing<br />

Director von Otis Österreich. „Dieses<br />

Konzept zeigt jetzt umso mehr seine Stärken,<br />

da sich unsere Kunden nun noch mehr Individualität<br />

wünschen, und darauf haben wir mit<br />

unseren Signature-Service-Verträgen die richtige<br />

Antwort.“ Für den Kone-Finanzvorstand<br />

Christian Wukovits war es überraschend, dass<br />

die Nachfrage nach Hygienelösungen, wie<br />

beispielsweise Luftreiniger in Aufzügen oder<br />

Handlauf-Desinfektionseinrichtungen für<br />

Rolltreppen, überschaubar ist. „Hier hätten wir<br />

mit größerer Investitionsbereitschaft seitens<br />

der Gebäudebetreiber gerechnet.“<br />

Schindler hat die Pandemie genutzt und<br />

schnell auf die neuen Bedürfnisse des Marktes<br />

reagiert. „Im Rahmen unserer CleanMobility-<br />

Lösungen bieten wir aktuell ein Produkt für<br />

Fahrtreppen und zwei Produkte für Aufzüge<br />

an“, so Daniel Reisenberger, Geschäftsführer<br />

von Schindler. „Zum Einsatz kommt ultraviolettes<br />

Licht, das die Oberflächen desinfiziert<br />

und somit den Einsatz von herkömmlichen<br />

Desinfektionsmitteln weitgehend reduziert.“<br />

Für Aufzüge gibt es den „UV CleanAir“. Mittels<br />

UV-Strahlen und einem speziellen Filter wird<br />

die Kabinenluft in kürzester Zeit gereinigt. Bei<br />

der Lösung „UV CleanCar“ wird die gesamte<br />

Kabine mittels UV-C-Licht desinfiziert. Drei<br />

ausfallsichere Sensoren prüfen, dass dieser<br />

Vorgang nur erfolgt, wenn keine Fahrgäste<br />

in der Kabine sind, diese steht und die Türen<br />

geschlossen sind.<br />

Service und Reaktionszeit<br />

Fragt man nach, wie die derzeitige Reaktionszeit<br />

auf Wartung, Service und Reparaturen ist,<br />

so fällt die Antwort unterschiedlich aus. „Wir<br />

haben mit unseren Wartungsunternehmen<br />

die Reaktionszeit für den Bedarfsfall genau<br />

verhandelt und diese im Wartungsvertrag<br />

festgehalten“, so Hans-Peter Kranz, Geschäftsführer<br />

von Arealis. „Diese Reaktionszeiten<br />

bzw. Wartungs- und Servicearbeiten konnten<br />

auch in der COVID-19-Pandemie großteils<br />

eingehalten werden.“ Die Reaktionszeit im<br />

Falle von eingeschlossenen Personen ist durch<br />

den Gesetzgeber vorgegeben und ist damit<br />

verpflichtend einzuhalten. „Bei Wartungen<br />

und Reparaturen ist es Vereinbarungssache<br />

zwischen uns und unseren Auftraggebern“,<br />

so Sengstschmid. „Auf Wunsch des Kunden<br />

garantieren wir auch gerne Verfügbarkeiten<br />

von Anlagen, verbunden mit Pönalvereinbarungen<br />

bei Unterschreiten der vereinbarten<br />

Verfügbarkeit.“ Auch bei Kone wird die<br />

Reaktionszeit, also die maximal vereinbarte<br />

Zeitspanne zwischen Meldung einer Störung<br />

und der definierten Reaktion, individuell<br />

für Anlagen vereinbart und ist vertraglich<br />

festgehalten. „Bei Wartungen haben wir pro<br />

70 BauTecFokus


Anlage einen individuellen Terminplan. Auf<br />

Kundenwunsch können Termine individuell<br />

vereinbart oder im Voraus definiert werden,<br />

wie es beispielsweise in den Segmenten<br />

Handel und Gesundheitswesen üblich ist“,<br />

so Wukovits. „Durch unsere patentierte Modulwartung<br />

Kone Care, bei welcher einzelne<br />

Module der Anlage zu flexiblen Terminen<br />

gewartet werden können, konnten wir auch in<br />

Zeiten des Lockdowns die Wartungstermine<br />

nach Rücksprache mit den Kunden individuell<br />

vereinbaren und somit die vertraglich vereinbarte<br />

Wartungsleistung erbringen.“<br />

Digitalisierung<br />

Die digitale Vernetzung nimmt im Bereich der<br />

Wartung bei allen Firmen eine sehr wichtige<br />

Rolle ein und konnte ihre Bedeutung während<br />

der Pandemie nochmals verstärken. „Dank<br />

unserem Ahead Remote Monitoring kann<br />

die Aufzugsanlage von jedem Ort überwacht<br />

werden. Es bildet zusammen mit Ahead Action<br />

Board und Connectivity die dritte Säule der<br />

Ahead-Core-Produktwelt“, so Reisenberger.<br />

„Das intelligente System sammelt, analysiert<br />

und übermittelt anlagenrelevante Daten in<br />

Echtzeit, erkennt Abweichungen vom Normalbetrieb<br />

und passt die Wartungsroutine flexibel<br />

an. So können wir schon reagieren, bevor es<br />

überhaupt zu einem Problem kommt.“<br />

Durch die vorausschauende Wartung können<br />

zum Beispiel Verschleißteile rechtzeitig ausgewechselt<br />

werden, bevor sie einen Ausfall des<br />

Aufzugs provozieren. Bei einem Störfall erhalten<br />

Einsatzzentrale und in weiterer Folge die<br />

Techniker sämtliche relevante Informationen<br />

auch auf ihre Mobiltelefone. Dann kann sofort<br />

entschieden werden, welches Ersatzteil notwendig<br />

ist bzw. welcher Prozess angestoßen<br />

werden soll.<br />

Auch bei View Elevator setzt man auf Digitalisierung:<br />

„Unsere Aufzugsmanagementplattform<br />

wird über Metadaten in der Lage sein, die<br />

Antworten auf viele Fragen zu liefern, die mit<br />

der Wartung und LifeCycle-Kosten zusammenhängen“,<br />

erklärt Johannes Schober, Geschäftsführer<br />

bei View Elevator. „Vorausschauende<br />

Prognosen zu den Folgen einer pandemisch<br />

bedingten Rohstoff- und Logistikkrise sind da<br />

eine andere Dimension.“<br />

Foto: Kone<br />

Lieferkettenproblematik<br />

Kranz sieht die Lieferketten aufgrund der<br />

Pandemie auf globaler Ebene zum Teil stark<br />

beeinträchtigt. „Daraus resultieren auch für<br />

uns in Österreich in weiterer Folge in diversen<br />

Branchen längere Wartezeiten bei der Materialbeschaffung“,<br />

so der Arealis-Geschäftsführer.<br />

Auch Otis spürt derzeit den Materialengpass<br />

und die damit verbundenen längeren Lieferzeiten.<br />

„Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />

eine rasche Kommunikation mit unseren<br />

Kunden“, so Sengstschmid. „Das gibt ihnen<br />

die Möglichkeit, rechtzeitig zu reagieren.“ Bei<br />

Kone soll es laut eigenen Angaben angeblich zu<br />

keinen Lieferverzögerungen im Servicebereich<br />

geführt haben, die Versorgung bei Ersatzteilen<br />

sei derzeit gewährleistet, heißt es. „Bei versorgungskritischen<br />

Komponenten gibt es ein<br />

geregeltes Vorrangsystem für Anlagen, die aufgrund<br />

von Störungen ausgefallen sind“, so Wukovits.<br />

Schindler Österreich ist in der komfortablen<br />

Position, direkt „vor den Toren Wiens“<br />

zu produzieren. „So haben wir für Bauprojekte<br />

in Österreich sehr kurze Transportwege und<br />

können sehr rasch Aufzugsmaterial auf die<br />

Baustelle schaffen“, ist Reisenberger stolz.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

71


Positionen & Meinungen<br />

„Steigende Kosten für<br />

Material und Logistik,<br />

das ist real.“<br />

Christian Wukovits,<br />

Kone<br />

Dennoch sieht hier auch Schober die Lage skeptisch:<br />

„Supplychain-Probleme in der aktuellen<br />

Ausprägung sind tatsächlich eine besondere<br />

und in diesem Ausmaß eine Herausforderung,<br />

da sie nicht bloß von den Marktentwicklungen<br />

einzelner Rohstoffe, sondern zusätzlich von<br />

einer temporären Limitierung der gesamten<br />

globalen Logistik beeinflusst sind.“<br />

Hört man auf die Kunden, so werden durchaus<br />

ärgerliche Stimmen laut, dass die Aufzüge<br />

nicht so schnell wie gewohnt wieder flott<br />

gemacht werden. „Natürlich ist das für die<br />

Kunden nicht erfreulich, für uns ja ebenfalls<br />

nicht, vor allem, weil eine Aufzugsanlage eine<br />

Erleichterung im Alltag bieten soll“, so Kranz<br />

aus Hausverwaltersicht. „Wenn die Aufzugsanlage<br />

aufgrund von Lieferverzögerungen<br />

wochenlang ausfällt, dann können wir den<br />

Unmut unserer Kunden durchaus nachvollziehen.<br />

Dennoch sind wir als Hausverwaltung<br />

immer sehr bemüht, derartige Ausfälle zu vermeiden<br />

oder wenigstens zu minimieren.“<br />

Materialverteuerung<br />

„Steigende Kosten für Material und Logistik,<br />

das ist real“, so Wukovits. „Das kriegen wir<br />

momentan überall zu spüren und wir als Kone<br />

natürlich auch. Deshalb kommen wir auch um<br />

Preisanpassungen nicht herum. Die halte ich<br />

aber noch für moderat, weil wir versuchen,<br />

viel durch langfristige Lieferverträge und<br />

Alternativen abzupuffern. Im Servicebereich<br />

beispielsweise spüren wir die Verteuerung von<br />

72 BauTecFokus


„Wir spüren in mehreren<br />

Branchen längere<br />

Wartezeiten bei der<br />

Materialbeschaffung.“<br />

Hans-Peter Kranz,<br />

Arealis<br />

Materialien nur sehr individuell bei speziellen<br />

Teilgruppen. Bisher haben wir daher bei<br />

Wartungsverträgen, die eine Abdeckung der<br />

Reparaturen beinhalten, keine Kostenadaptierungen<br />

vorgenommen.“ Bei Otis zeichnet<br />

sich ein ähnliches Bild. „Grundsätzlich kann<br />

gesagt werden, dass es keinen Bereich gibt,<br />

wo wir eine verbesserte Kostensituation vorfinden.<br />

In einigen Bereichen, beispielsweise in<br />

der Logistik, sind wir mit hohen zweistelligen<br />

Prozentsatzsteigerungen konfrontiert“, so<br />

Sengstschmid. „Das macht eine Weitergabe<br />

der Kosten unumgänglich, wir müssen unsere<br />

Verkaufspreise nach oben anpassen. Auch hier<br />

gilt eine Transparenz unseren Kunden gegenüber.<br />

Auf diese Weise erreichen wir ein gutes<br />

Maß an Akzeptanz.“<br />

Auch die Hausverwalter spüren die Kostensteigerungen.<br />

„In unseren Wartungsverträgen<br />

sind diverse Reparaturen oder Erhaltungskosten<br />

genau definiert“, so Kranz. „Sollte es zu<br />

etwaigen notwendigen Reparaturen kommen,<br />

die im Zuge der Wartung nicht abgedeckt sind,<br />

so ist das bestehende Wartungsunternehmen<br />

verpflichtet, uns ein schriftliches Offert zukommen<br />

zu lassen. Diese Angebote werden<br />

von unserer Fachabteilung genau geprüft,<br />

ausverhandelt und anschließend freigegeben.<br />

Es ist uns natürlich aufgefallen, dass die Materialien<br />

im Vergleich zum vorherigen Jahr<br />

teurer geworden sind. Diese Preiserhöhungen<br />

können jedoch zu einem großen Anteil<br />

den erschwerten Bedingungen aufgrund der<br />

COVID-19-Pandemie und den allgemeinen<br />

Preiserhöhungen, die jetzt in unserem Alltag<br />

stattfinden, zugeordnet werden.“<br />

Insgesamt muss man erkennen, dass es nicht<br />

nur den einen Grund für höhere Preise im<br />

Service gibt, sondern viele Faktoren hineinspielen:<br />

Umstieg auf alternative Formen der<br />

Mobilität, Kosten durch Corona, Schulungsund<br />

Personalkosten und natürlich der harte<br />

Wettbewerb um Fachkräfte.<br />

Fotos: Arnaud Février/OTIS, Philipp Schmidli, View, Katharina Schiffl, Christian Strobl<br />

Schwierige Lieferketten<br />

Für Schober stellt sich die Lage folgendermaßen<br />

dar: „Es kann davon ausgegangen werden,<br />

dass die Lieferfähigkeit der Ersatzteile für Auf-<br />

„Supplychain-Probleme<br />

in der aktuellen Ausprägung<br />

sind tatsächlich<br />

eine Herausforderung.“<br />

Johannes Schober,<br />

View Elevator<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

73


Positionen & Meinungen<br />

züge kurzfristig nicht dramatisch betroffen ist.<br />

Diese unterliegen einer Lagerhaltung mit entsprechender<br />

Bevorratung. Allerdings könnte<br />

hier bei Andauern der Probleme ein mittelfristiges<br />

Problem entstehen. Anders gestaltet sich<br />

die Situation im Neuanlagenbereich. Denn<br />

diese Systeme werden – auch wenn sie hochgradig<br />

standardisiert und modularisiert sind<br />

– tatsächlich auftragsspezifisch produziert<br />

werden. Wenn hier auch nur einzelne – und<br />

noch so kleine – Komponenten nicht verfügbar<br />

sind, können sehr wohl deutliche Veränderungen<br />

der Lieferzeiten, aber auch der Preise<br />

entstehen. Angebote werden üblicherweise<br />

mit einer definierten Gültigkeitsdauer erstellt,<br />

und in Kaufverträgen wird üblicherweise die<br />

Auswirkung von Preisänderungen bis zur Lieferung<br />

geregelt.“<br />

Kone sieht seine eigenen Lieferketten sehr<br />

stabil, es wurde global vorgesorgt. „Bislang gab<br />

es wenig Probleme, Stahl und Aluminium für<br />

Rolltreppengerüste und Fahrkörbe zu bekommen.<br />

Auch die Zulieferung von Wand- und<br />

Bodenbelägen und von Chips und Halbleitern<br />

für die Anlagensteuerung funktioniert. Toi<br />

toi toi, dass das auch so bleibt, denn in der Tat<br />

herrscht global eine schwierige Situation in<br />

Sachen Lieferketten zurzeit“, so Wukovits. Otis<br />

ist da ähnlich gut aufgestellt. „Wir können die<br />

Herausforderungen, die uns die Lieferketten<br />

bescheren, gut abfedern“, so Sengstschmid.<br />

„Schon in der Vergangenheit war für uns das<br />

Thema Ersatzteilverfügbarkeit und die damit<br />

verbundene lokale Bevorratung dieser von<br />

größter Wichtigkeit.“<br />

Bauboom<br />

Vom Bauboom profitieren natürlich die Aufzugsfirmen.<br />

„Das Neuanlagengeschäft hat<br />

sich trotz der Pandemie von 2019 bis 2021<br />

positiv entwickelt und ist durchschnittlich<br />

um zwei Prozent gestiegen. Die Nachfrage<br />

konnte seitens Kone sehr gut bedient werden,<br />

und es gab bisher keine Schwierigkeiten<br />

in der Abwicklung“, so Wukovits. „Trotzdem<br />

spüren wir natürlich, dass es auf manchen<br />

Baustellen stockt. Wenn ein anderes Gewerk<br />

nicht arbeiten kann, weil selbst Verbrauchsmaterialien<br />

wie Kleber nicht zu bekommen<br />

sind, zieht das Verzögerungen nach sich. Da<br />

müssen wiederum wir flexibel sein.“ Auch<br />

„Wir haben für Bauprojekte<br />

in Österreich sehr<br />

kurze Transportwege.“<br />

Daniel Reisenberger,<br />

Schindler<br />

das Neuanlagengeschäft von Otis profitiert<br />

von der hohen Auftragslage am Bausektor<br />

und zeigt diesbezüglich auch Wachstum. „Die<br />

Nachfrage können wir mit unseren kurzen<br />

Lieferzeiten sehr gut bedienen, weil unsere<br />

Partner durch diese Art der Kurzfristigkeit<br />

ein hohes Maß an Flexibilität gewinnen“, so<br />

Sengstschmid.<br />

Schober sieht hier mögliche Preissteigerungen:<br />

„Da Aufzugspreise in Österreich in der<br />

Beobachtung der letzten drei Jahrzehnte auch<br />

indexbereinigt – entgegen der allgemeinen<br />

Preis- und Kostensteigerungen – stark rückläufig<br />

waren, obwohl die Nachfrage im gesamten<br />

Beobachtungszeitraum stets gestiegen ist,<br />

74 BauTecFokus


„Wir können die Herausforderungen,<br />

die uns die<br />

Lieferketten bescheren,<br />

gut abfedern.“<br />

Christoph Sengstschmid,<br />

Otis Österreich<br />

könnte die aktuelle Verknappung zu einer<br />

Preiskorrektur nach oben führen.“<br />

Ausblick 2022<br />

Schindler setzt weiter auf Digitalisierung<br />

und die Neuentwicklung von modularen<br />

Produkten. „Diese neue Produktgeneration<br />

beeindruckt mit multimedialer Onboard-<br />

Unterhaltung, informiert vorausschauend den<br />

Wartungsservice und ermöglicht maximale<br />

Flexibilität bei Planung, Ausstattung und<br />

Design“, so Reisenberger. „Mit zunehmender<br />

Urbanisierung und einer immer älter werdenden<br />

Bevölkerung steigt auch in Österreich der<br />

Bedarf an Smart Citys, die sich an den Ansprüchen<br />

ihrer Bewohner ausrichten. In diesem<br />

Fotos: Philipp Schmidli, Wilke, Otis<br />

Kontext haben wir mit unserer neuen modularen<br />

Aufzugsgeneration genau den Trend der<br />

Zeit getroffen. Egal ob Werbung bzw. Information<br />

vor oder im Aufzug, 2022 wird man noch<br />

weniger an unseren digitalen Out-of-Home-<br />

Produkten vorbeikommen.“<br />

Auch Otis setzt voll auf die Digitalisierung seines<br />

Wartungsportfolios und auf das damit eng<br />

verbundene Thema Internet of Things (IoT).<br />

Der Kundennutzen liegt klar auf der Hand:<br />

Eine erhöhte Verfügbarkeit der Aufzugsanlagen<br />

durch prädiktive Wartung. „Außerdem<br />

erhöhen wir durch die Bereitstellung von<br />

Echtzeitdaten unsere Transparenz und die<br />

Möglichkeit, proaktiv zu kommunizieren“, so<br />

Sengstschmid. „Derzeit arbeiten wir sehr intensiv<br />

mit den unterschiedlichsten Marktplayern<br />

daran, was wir mit den durch die Digitalisierung<br />

verfügbaren Daten gemeinsam alles<br />

machen können – ich bin überzeugt, dass wir<br />

hier erst am Anfang einer spannenden Reise<br />

stehen.“<br />

Der Fokus von Kone im Neubau für das Jahr<br />

2022 liegt auf dem Thema Nachhaltigkeit.<br />

Es geht um Klimaschutz, um soziale Verantwortung<br />

und um lebenswerte Städte.<br />

„Zudem stehen auf unserer Agenda nach wir<br />

vor neben unseren Kernprodukten ebenfalls<br />

unsere smarten und digitalen Lösungen, um<br />

gemeinsam mit unseren Kunden zukunftsfähige<br />

Gebäude zu entwickeln. Auch das verstehen<br />

wir unter Nachhaltigkeit“, so Wukovits.<br />

Unternehmen wollen Büros in Gebäuden, die<br />

in Errichtung und Betrieb umweltfreundlich<br />

sind. Weil die Unternehmen die Gebäude nicht<br />

selbst bauen, sondern anmieten, lassen immer<br />

mehr Investoren ihre Gebäude zertifizieren.<br />

„Wenn du als Bauherr oder Projektentwickler<br />

und Investor am Markt erfolgreich sein willst,<br />

musst du Gebäude errichten, die immer höhere<br />

Anforderungen erfüllen“, so Wukovits<br />

weiter. „Entsprechend sind wir im Bereich<br />

Fördertechnik und People Flow als Partner<br />

gefragt, unseren Teil beizutragen, und das ist<br />

uns eine große Freude.“ Insgesamt kann man<br />

feststellen, dass die Aufzugsbranche einem<br />

guten Jahr 2022 entgegenblickt.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

75


Positionen & Meinungen<br />

76 BauTecFokus


Es grünt so grün …<br />

Greenwashing. Ein Begriff erobert nun auch die Baubranche. Die Meinungen gehen auseinander, was genau<br />

unter Greenwashing zu verstehen ist. Fakt ist, eine begrünte Fassade, ein paar kleine Bäumchen oder ein<br />

begrüntes Dach reichen nicht aus, um von einer nachhaltigen Immobilie sprechen zu können. Dazu braucht es<br />

schon mehr Tiefgang – und vor allem eine gemeinsame Anstrengung.<br />

Autor: Gisela Gary<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

D<br />

er Modekonzern, der Shirts um<br />

fünf Euro verkauft, die zwar aus<br />

Biobaumwolle sind, aber aus<br />

Bangladesch kommen – die<br />

Wandfarbe, die der Gesundheit gut tut, aber<br />

Bestandteile aus Kautschuk enthält – das Holz,<br />

das ein Nachhaltigkeitsgütesiegel hat, aber<br />

dennoch aus Rumäniens Urwäldern herangekarrt<br />

wird… Beispiele für auf den ersten Blick nicht<br />

offensichtliches Greenwashing gibt es viele.<br />

Der Begriff Greenwashing stammt von USamerikanischen<br />

Umweltaktivisten aus den<br />

70er Jahren. Er beschreibt alles, was umweltfreundlich<br />

wirken soll, es aber nicht ist. Auch<br />

die Bauwirtschaft ist vor dem nicht wirklich<br />

neuen Phänomen nicht gefeit. Man macht halt<br />

alles, was sich gut verkauft. Bio, Öko, Grün –<br />

wie auch immer Baustoffe genannt werden,<br />

der Name alleine macht sie nicht umweltfreundlich.<br />

Zu Inhaltsstoffen und Materialien<br />

kommt beispielsweise noch die sogenannte<br />

graue Energie hinzu, die zur Erzeugung benötigt<br />

oder auch beim Transport verursacht wird.<br />

Auch diese muss einberechnet werden, wenn<br />

ein Produkt als „grün“ eingestuft werden soll.<br />

Doch wie viele andere Kriterien wird auch sie<br />

meist vergessen.<br />

Doch wie soll die Bauwirtschaft – die Bauherren<br />

und letztlich die Konsumenten – mit<br />

der ganzen Grünfärberei umgehen? Sollen<br />

neue Zertifizierungen und weitere Gütesiegel<br />

erfunden werden? Davon raten Experten,<br />

wie Robert Lechner vom Österreichischen<br />

Ökologie-Institut und Vorsitzender des Wiener<br />

Klimarates, ab. „In Österreich ist die Lage<br />

eigentlich sehr klar, es gibt keinen Kampf der<br />

Zertifizierungen“, erklärt er, „Die meisten<br />

Gebäude werden über klimaaktiv ertifiziert.<br />

Doch grüne Fassaden, ein paar kleine Bäume,<br />

und schon sprechen wir von Klimaschutzmaßnahmen<br />

– das ist Greenwashing. Wir brauchen<br />

eine möglichst fossilfreie Gebäudetechnik, die<br />

das Klima schützt, wir brauchen Baustoffe, die<br />

nachhaltig sind, und wir brauchen Gebäude,<br />

die weit über den üblichen Lebenszyklus<br />

nutzbar sind, die flexibel sind, denen man eine<br />

neue Nutzung zuführen kann.“<br />

Der Holzbau werde gern als die einzige Methode<br />

des „grünen Bauens“ bezeichnet – das<br />

ist Greenwashing, vor allem dann, wenn zu<br />

viele Bäume als CO2-Speicher dadurch verloren<br />

gehen, oder wenn der wertvolle Rohstoff<br />

aus anderen Ländern importiert wird. Hier<br />

brauche es, meint Lechner, wieder ein wenig<br />

„Ordnung“ und „Wahrheit“. Gerade würden<br />

bei dem empfindlichen Thema zu viele simple<br />

Abkürzungen genommen. Um emotionale<br />

Missverständnisse gleich vorab aus dem Weg<br />

zu räumen, erläutert Lechner: „Der Holzbau<br />

hat eine große Bedeutung für die Bauzukunft.<br />

Aber eben nur dann, wenn er auch höchst energieeffizient<br />

ist, und Holz nicht quer durch die<br />

Welt gekarrt werden muss. Das gleiche Prinzip<br />

„Wir brauchen eine<br />

möglichst fossilfreie<br />

Gebäudetechnik, die<br />

das Klima schützt.“<br />

Robert Lechner,<br />

Österreichisches<br />

Ökologie-Institut<br />

gilt aber auch für Bauten aus Ziegel oder Beton,<br />

für alle Bauten.“<br />

Boom an Klimaschutzideen<br />

Der Klimawandel ist in aller Munde – die Planer<br />

und die Baubranche sprühen vor Ideen<br />

und Innovationen, die auf eine deutliche CO2-<br />

Reduktion von Gebäuden abzielen. Neben der<br />

Errichtung stehen ebenso die Erhaltungs- und<br />

Betriebskosten, innovative Gebäudetechnikkonzepte<br />

wie auch optimierte Gebäudehüllen<br />

im Fokus. Doch halten die Konzepte, was sie<br />

versprechen? Oder führt der Boom an Klima-<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

77


Positionen & Meinungen<br />

„Es gibt eine sehr<br />

starke fossile Lobby.“<br />

Christian Steininger,<br />

Vasko+Partner Ingenieure<br />

schutzideen zu noch mehr Greenwashing – frei<br />

nach dem Motto: Öko-Pickerl erhalten und wir<br />

machen weiter wie bisher...?<br />

Lechner beruft sich auf das Pariser Klimaschutzabkommen<br />

aus dem Jahr 2015: „Diese<br />

internationale Einigung war entscheidend. Mit<br />

der jetzt dazu gekommenen EU-Taxonomie<br />

gibt es sechs einfache Kriterien: Klimaschutz,<br />

Klimawandel, Ressource Wasser, Kreislaufwirtschaft,<br />

Umweltverschmutzung, und<br />

Biodiversität und Ökosystem Und das sind zugleich<br />

unsere Schwerpunkte, an denen wir uns<br />

orientieren müssen.“ Bis 2040 soll Österreich<br />

den Ausstieg aus fossiler Energie geschafft<br />

haben. Dazu braucht es noch viel mehr Energieeffizienz,<br />

erneuerbare Energien vor Ort<br />

und Betriebsoptimierungen. Zersiedelung und<br />

Versiegelung müssten ein Ende haben, so Lechner<br />

– denn wie nachhaltig kann ein fossilfreier<br />

Wohnbau mitten auf einer grünen Wiese sein?<br />

„Raus aus Gas“ ist das Stichwort, und zugleich<br />

eine gewaltige Herausforderung für<br />

alle. Christian Steininger, Gebäudetechnikexperte<br />

bei Vasko+Partner Ingenieure und<br />

Vorsitzender der Fachgruppe TGA, beobachtet,<br />

dass scheinbar gerade das Thema Klimaschutz<br />

und Energieeffizienz dazu führt, dass<br />

bei einer Äußerung, einem Bauvorhaben<br />

oder einer Zertifizierung schnell Greenwashing<br />

vermutet wird: „Es gibt eine sehr starke<br />

fossile Lobby, die sich redlich bemüht, all ihre<br />

Produkte als öko und sauber zu vermarkten.<br />

Wir machen Projekte für große Bauträger,<br />

da sind wir immer wieder in Besprechungen,<br />

wo ich erst mal erklären muss, was ein<br />

nachhaltiges Gebäude ausmacht, und dass<br />

ein begrüntes Dach eine Alibiübung ist, wenn<br />

es kein Klimaschutz-Konzept für das gesamte<br />

Gebäude gibt.“<br />

Fakt ist, der EU-Aktionsplan wird die Bau- und<br />

Immobilienbranche gewaltig verändern. Um<br />

das in Glasgow beschlossene 1,5-Grad-Ziel<br />

zu erreichen, darf nur noch eine bestimmte<br />

Menge an CO2-Emissionen ausgestoßen werden.<br />

Immobilien sind immerhin für rund 40<br />

Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich.<br />

Antje Schulz-Eickhorst, Leiterin Advisory<br />

Services bei dem Planungs- und Beratungsbüro<br />

Arup, ist davon überzeugt, dass der EU-<br />

Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen<br />

Wachstums ein gut durchdachter Katalog<br />

ist: „Bislang war der Begriff Nachhaltigkeit in<br />

der Immobilienwirtschaft nicht klar definiert<br />

und eröffnete somit weite Interpretationsspielräume.<br />

Die im März dieses Jahres in Kraft<br />

getretene Offenlegungsverordnung für nachhaltige<br />

Investitionen hat die Möglichkeiten<br />

des Greenwashings stark eingeschränkt. Mit<br />

der angekündigten Präzisierung der Taxonomie<br />

als Bezugspunkt für die Offenlegungsverordnung<br />

und der weiteren Maßnahmen<br />

des EU-Aktionsplans wird dem Greenwashing<br />

langfristig die Grundlage entzogen.“<br />

Entscheidung durch Emotionen<br />

Die Psychologie weiß, dass Entscheidungen<br />

oftmals aufgrund von Emotionen und daher<br />

zu einem guten Teil unterbewusst getroffen<br />

werden. Dabei spielen viele Faktoren eine<br />

Rolle. Auch Farben und ihre Symbolwirkung<br />

können einen Einfluss auf die Entscheidungsfindung<br />

haben – so auch die Farbe Grün, die<br />

für Umweltschutz und Achtsamkeit steht.<br />

Das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz<br />

lässt niemanden mehr kalt: jeder Wohnbau,<br />

jedes Unternehmen will grün sein, koste es,<br />

78 BauTecFokus


„Mit der EU-Taxonomieverordnung<br />

und dem<br />

EU-Aktionsplan wird dem<br />

Greenwashing langfristig<br />

die Grundlage entzogen.“<br />

Antje Schulz-Eickhorst,<br />

Arup<br />

Fotos: Aleksandra Pawloff, Adobe Stock<br />

„Erdgas ist alles andere<br />

als sauber, noch viel<br />

mehr: Gas ist Teil des<br />

Problems.“<br />

Johannes Wahlmüller,<br />

Global 2000<br />

was es wolle. So kommt es manchmal auch<br />

mit guten Absichten zu unerwünschtem<br />

Greenwashing.<br />

Doch wird bewusst getäuscht oder nur gut<br />

gemeint? Streng genommen beschreibt der Begriff<br />

Greenwashing eine bewusste Täuschung<br />

eines Konsumenten, der auf der Suche nach<br />

umweltfreundlichen Produkten ist. Die Umweltorganisation<br />

Greenpeace hält dazu fest,<br />

dass hinter Greenwashing auch der Versuch<br />

steht, ein umweltbelastendes Kerngeschäft zu<br />

tarnen. Diese Behauptung kann mit Zahlen<br />

gestützt werden, denn oftmals wird in Werbekampagnen<br />

insgesamt mehr investiert als in<br />

den Umweltschutz. Engagement gegen Greenwashing<br />

kommt nun auch von der IG Lebenszyklus.<br />

Vorstandsmitglied Stephan Heid, Heid<br />

& Partner Rechtsanwälte, initiierte gemeinsam<br />

mit Markus Beham von der Universität Passau<br />

eine „Charta gegen Greenwashing“. Die Charta<br />

stellt sich der aktuellen „Mode“ entgegen, Geschäftsmodelle<br />

zu „begrünen“, und dabei Konsumenten<br />

mittels Marketing-Kampagnen zu<br />

täuschen. Heid und Beham formulierten zehn<br />

Prinzipien, die eine rasche Ersteinschätzung<br />

der „realen Nachhaltigkeit“ eines Geschäftsmodells<br />

ermöglichen. Um der gesellschaftlichen<br />

Verantwortung gegenüber zukünftigen<br />

Generationen gerecht zu werden, stellen die<br />

Initiatoren das Gemeinwohl in den Zielfokus,<br />

und nicht die PR-getriebene Optimierung der<br />

eigenen Marktposition.<br />

Ein aktuelles Beispiel für Greenwashing liefert<br />

das Thema Gas. Es ist zu beobachten, dass in<br />

Werbekampagnen klimaschädliches Gas als<br />

„natürlich“, „sauber“, „umweltfreundlich“<br />

oder als „Partner der erneuerbaren Energien“<br />

präsentiert wird. Erdgas ist allerdings, so Umweltschützer,<br />

alles andere als sauber, es ist<br />

sogar Teil des Problems: „Öl, Gas und Kohle<br />

sind hoch klimaschädlich und sollten rasch<br />

ersetzt werden. Durch Greenwashing wird die<br />

Bevölkerung aber getäuscht und die Politik zur<br />

weiteren Untätigkeit gebracht. Wir fordern die<br />

österreichische Energiewirtschaft dazu auf,<br />

die umfangreichen Greenwashing-Aktivitäten<br />

zu beenden, und stattdessen umsetzbare Lösungsstrategien<br />

für den Ausstieg aus Erdgas<br />

auszuarbeiten“, so Johannes Wahlmüller,<br />

Klima- und Energiesprecher von Global 2000.<br />

Ein ähnliches Urteil fällen Experten über den<br />

Begriff „grünes Gas“ – grünes Gas in der Raum-<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

79


Positionen & Meinungen<br />

„Regionale Produkte,<br />

Rohstoffe und Güter<br />

forcieren.“<br />

Klaus Reisinger,<br />

iC consulenten<br />

„Es braucht auch die<br />

Bauherren, die zu nachhaltigen<br />

Investitionen<br />

stehen.“<br />

Marianne Durig,<br />

Burtscher-Durig ZT<br />

wärme gibt es (noch) nicht, aber der Begriff<br />

klingt gut.<br />

Der weite Weg<br />

Das Engagement von Bauschaffenden ist beeindruckend<br />

– Ingenieure, Architekten und auch<br />

Bauherren liefern wertvollen Input auf dem<br />

Weg zur CO2-Neutralität. Ähnliches gilt auch<br />

für Strom. Klaus Reisinger, iC consulenten, will<br />

regionale Produkte, Rohstoffe und Güter forcieren.<br />

Das spart CO2 und kurbelt die regionale<br />

Wirtschaft an, sofern der Strom für die Produktion<br />

ebenfalls „grün“ bezogen wird. Dafür ist<br />

es notwendig, das Preisniveau von Baustoffen<br />

an ihre tatsächliche Kostenwahrheit mit Blick<br />

auf die Umwelteinwirkungen anzupassen. Einberechnet<br />

werden der CO2-Ausstoß und die<br />

Emissionen anderer Schadstoffe während der<br />

Produktion und des Transports.<br />

Marianne Durig, Architektin, Burtscher-Durig<br />

ZT, beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit<br />

dem Thema „Nachhaltig bauen“: „Wir haben<br />

die ersten Schulturnsäle mit Null-CO2 gebaut,<br />

wir haben genug Erfahrung – aber es braucht<br />

auch die Bauherren, die zu nachhaltigen Investitionen<br />

stehen.“ Als aktuelle Referenzen<br />

nennt sie das Vienna Internationale Busterminal<br />

oder das Landesdienstleistungszentrum<br />

Salzburg: „Da müssen wir in der weiteren<br />

Planung bis zur Bauökologie alles erfüllen.<br />

Nachhaltig bauen ist mittlerweile in jedem Architekturbüro<br />

angekommen. Schwierig finde<br />

ich, dass nachhaltige Ansätze oft bei den ersten<br />

Kostenschätzungen gestrichen werden. Aber<br />

auch, dass ein nachhaltiges Gebäude mit einer<br />

komplexen Haustechnik häufig sich selbst<br />

überlassen wird, halte ich für Greenwashing.“<br />

Bernd Vogl, MA 20, Energieplanung, räumt<br />

ein, dass die perfekte Lösung nicht immer<br />

gleich am Tisch liegt: „Doch wenn wir uns<br />

anschauen, was wir vor 20 Jahren gemacht<br />

haben, wissen wir, dass wir heute viel besser<br />

sind. Wir wissen heute sehr wohl die richtige<br />

Richtung: möglichst intensive Nutzung von<br />

erneuerbarer Energie vor Ort, und gewisse<br />

Qualitäten wie Temperierung von Gebäuden.<br />

Früher hat man die erneuerbaren Energien<br />

mit dem Wirtschaftlichkeitsargument quasi<br />

weggerechnet. Mittlerweile ist klar, dass wir<br />

das Ziel des Umstiegs erreichen wollen und<br />

müssen. Jetzt wird gegen die erneuerbaren<br />

Energien mit Greenwashing argumentiert!<br />

Gut ist, wir haben in Wien eine qualitativ sehr<br />

hochwertige Kultur der Planung, die uns hilft,<br />

optimale Lösungen zu finden, womit wir weltweit<br />

im Spitzenfeld sind.“<br />

Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) hat,<br />

um jeglichem Greenwashing gleich im Vorfeld<br />

einen Riegel vorzuschieben, mit dem Holistic<br />

Building Program einen Kriterienkatalog für<br />

nachhaltiges Bauen und Betreiben entwickelt.<br />

Dirk Jäger, Nachhaltigkeitsexperte der BIG, erläutert<br />

dazu: „Für uns war schon früh klar: Das<br />

Ziel, klimaneutral bis 2040, ist ambitioniert<br />

und eine echte Herausforderung für unseren<br />

80 BauTecFokus


„Wichtiger als am<br />

Papier ist, wie effizient<br />

ein Gebäude im realen<br />

Betrieb funktioniert.“<br />

Dirk Jäger,<br />

Bundesimmobiliengesellschaft (BIG)<br />

„Früher hat man die Erneuerbaren<br />

mit dem Wirtschaftlichkeitsargument<br />

quasi weggerechnet.“<br />

Bernd Vogl,<br />

MA20<br />

Fotos: Stefan Seelig, Adobe Stock<br />

großen Bestand, aber wir arbeiten daran, das<br />

auch zu schaffen. Mit dem Holistic Building<br />

Program, plus einem eigenen Onlinetool,<br />

haben wir Standards gesetzt, die für unsere<br />

Gebäude umgesetzt werden müssen. Wichtiger<br />

als am Papier ist, wie effizient ein Gebäude<br />

im realen Betrieb funktioniert. Wir wollen<br />

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.“ Nachhaltigkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit – ein Ziel, das<br />

die Baubranche eint. Die grünen Meilensteine<br />

bis dahin müssen gemeinsam mit höchster<br />

Transparenz und Effizienz erreicht werden.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

81


Positionen & Meinungen<br />

Historische Gebäude<br />

erhalten – mit<br />

Innovation, Tradition und<br />

EU-Projektförderung<br />

Auf den Punkt gebracht. Historische Gebäude bilden etwa fünf Prozent der europäischen Bausubstanz<br />

und sollen der Nachwelt erhalten bleiben. Da braucht es kreative und innovative Ansätze, vor allem wenn ihr<br />

positiver Einfluss auf die Energiebilanz berücksichtigt wird. Es ist also Zeit, Flagge zu zeigen und vorhandene<br />

Irrtümer aufzuklären.<br />

Autor: Gerald Wagenhofer<br />

L<br />

aut Klimaschutz- und Energiepolitik<br />

der EU muss jeder Mitgliedstaat<br />

eine Reihe von Energieeffizienzzielen<br />

und -vorschriften entwickeln<br />

und festlegen. Dabei sind Gebäude ein Schlüsselelement,<br />

um die gesetzten Ziele zu erreichen.<br />

In Europa gibt es aber zahlreiche historische<br />

Gebäude, die ständig gewartet und saniert<br />

werden müssen, um den Anforderungen an<br />

Nachhaltigkeit und Nutzung gerecht zu werden.<br />

Wenn die verantwortlichen Stellen also ohnehin<br />

Geld ausgeben, erscheint es ökonomisch<br />

und ökologisch sinnvoll, solche Instandhaltungsverfahren<br />

anzuwenden,<br />

• die Kosten sparen,<br />

• die langfristig den Energieverbrauch der<br />

Gebäude senken und<br />

• die den langfristigen Erhalt des Gebäudes<br />

ohne Substanzverlust sichern.<br />

Dies ist eine Herausforderung für die beteiligten<br />

Fachleute, die traditionelles Wissen mit<br />

modernen digitalen Werkzeugen verbinden<br />

müssen. Ohne entsprechende Ausbildung ist<br />

das aber unmöglich.<br />

Die Lösung heißt EU-Projekte! Mit europäischem<br />

Mehrwert wird maßgeschneiderte<br />

Weiterbildung geschaffen, die genau auf die<br />

Bedürfnisse historischer Gebäude zugeschnitten<br />

ist.<br />

Europas Energiefahrplan für Gebäude<br />

Im Jahr 2012 verabschiedete die Europäische<br />

Kommission die Energieeffizienzrichtlinie,<br />

die das Ziel von 20 Prozent Energieeffizienz<br />

bis 2020 festlegt. Im Jahr 2011 wurde bereits<br />

die Initiative BUILDUP Skills (BUS) ins Leben<br />

gerufen, um die Unabhängigkeit Europas von<br />

Energieimporten zu erhöhen. Der Bausektor<br />

soll signifikant zu den Energiezielen für 2020<br />

beitragen.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

82 BauTecFokus


In der Energieeffizienzrichtlinie 2012 wurde jedoch<br />

eine Ausnahme für traditionelle Gebäude<br />

festgelegt. Im Jahr 2018 wiederum, dem Europäischen<br />

Jahr des Kulturerbes, hat der Rat der<br />

Europäischen Union eine OMK-Arbeitsgruppe<br />

(Offene Methode der Koordinierung) eingesetzt.<br />

Diese Gruppe erstellte einen Bericht über<br />

die „Förderung der Zusammenarbeit in der EU<br />

in Bezug auf Qualifikationen, Ausbildung und<br />

Wissenstransfer in Berufen des kulturellen<br />

Erbes“. Ziel war, die Nachhaltigkeit des europäischen<br />

Kulturerbes zu gewährleisten. Anhand<br />

einer SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen,<br />

Chancen, Bedrohungen) wurden die Auswirkungen<br />

auf die europäische Landschaft für<br />

Berufe im Bereich des Kulturerbes aufgelistet<br />

(nur ein Auszug).<br />

Aber hat der Sektor des kulturellen Erbes wirklich<br />

Einfluss auf die Energieeffizienzrichtlinie<br />

der Europäischen Kommission?<br />

Stärken<br />

Schwächen<br />

Chancen<br />

Bedrohungen<br />

Verbesserung der Zugänglichkeit<br />

Nationale Zusammenarbeit/<br />

Netzwerk<br />

Formale Bildung<br />

Berufliche Weiterbildung/<br />

Lebenslanges Lernen/Nichtformale<br />

Bildung<br />

Akkreditierung und Zertifizierung<br />

Einbindung der Gesellschaft<br />

Einbindung junger Menschen<br />

Internationale Zusammenarbeit<br />

Steigerung der Bedeutung des<br />

immateriellen Erbes<br />

Blühendes Handwerk und<br />

Fertigkeiten<br />

Gefährdete Qualifikationen<br />

Bildungslücken<br />

Probleme mit der<br />

Qualitätssicherung im Beruf<br />

Keine Politik zur Förderung von<br />

Berufen im Handwerk und im<br />

Kulturerbe<br />

Europäischer Qualifikationsrahmen<br />

(EQR) und Validierung von<br />

früherem und informellem Lernen<br />

Neue Lernansätze und<br />

Ausbildungsformate<br />

Steigendes Interesse und<br />

Beteiligung am kulturellen Erbe<br />

Sektorenübergreifende<br />

Partnerschaften<br />

Kulturerbe als Schlüsselfaktor für<br />

nachhaltige Entwicklung<br />

Zusammenarbeit zwischen dem<br />

Kulturerbesektor und der formalen<br />

Bildung<br />

Gesetzgebung zur Unterstützung<br />

der Weitergabe von Wissen und<br />

Fähigkeiten<br />

Akademisierung der Gesellschaft<br />

Demografische Auswirkungen<br />

auf die Arbeitskräfte:<br />

Einstellungsprobleme<br />

Kürzung der öffentlichen Mittel und<br />

institutionelle Instabilität<br />

Marktbedingungen und<br />

kommerzieller Druck<br />

Negative Ansichten über das<br />

Kulturerbe<br />

Widersprüchliche Interessen<br />

setzen das Kulturerbe unter Druck<br />

Auswirkungen von Digitalisierung,<br />

Robotik, Automatisierung und<br />

neuen Technologien<br />

Kulturerbe kurbelt die Wirtschaft an<br />

Historische Bauten sind anders<br />

Statistiken zu historischen Gebäuden in<br />

Europa fehlen derzeit. Der Wechsel von der<br />

traditionellen zur modernen Bauweise wurde<br />

in EU-Ländern zu unterschiedlichen Zeiten<br />

zwischen 1920 und 1950 vollzogen. Es werden<br />

daher alle Gebäude vor 1945 in die Analyse<br />

einbezogen.<br />

Typ vor 1945 1945–1969 1970–1979 1980–1989 1990–1999 2000–2010 nach 2010 Summe Altersklassen<br />

Mio Gebäude<br />

Wohngebäude 23,42 24,33 16,97 14,88 13,20 15,51 9,83 118,14<br />

Nicht-Wohngebäude 3,20 2,03 1,08 1,79 1,79 1,93 0,83 12,64<br />

Gesamt 26,63 26,35 18,04 16,67 14,99 17,44 10,65 130,78<br />

Anteil 20,36% 20,15% 13,80% 12,75% 11,46% 13,34% 8,15% 100,00%<br />

Anzahl der Gebäude pro Altersklasse in EU28<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

83


Positionen & Meinungen<br />

Etwa ein Fünftel aller Gebäude in der EU sind<br />

vor 1945 entstanden. Die Zahl denkmalgeschützter<br />

Objekte ist aber wesentlich geringer,<br />

zum Beispiel in Österreich insgesamt 38.519<br />

Denkmäler. Davon sind ca. 26.000 als Gebäude<br />

zu klassifizieren. Dies entspricht bei ca.<br />

2,19 Millionen Gebäuden in Österreich etwa<br />

1,19 Prozent aller Gebäude.<br />

Diese Gebäude benötigen besondere Aufmerksamkeit<br />

in der Erhaltung und damit bestens<br />

geschulte Fachleute. Da die notwendigen traditionellen<br />

Fertigkeiten gefährdet sind, muss<br />

eine lernende Organisation etabliert werden,<br />

die die kulturellen Unterschiede berücksichtigt,<br />

aber auch die verschiedenen Handwerker<br />

in ganz Europa miteinander verbindet.<br />

Historische Gebäude oder Stätten bestehen<br />

in der Regel aus verschiedenen (alten)<br />

Materialien, Stilen und dicken Mauern. Oft<br />

stehen sie unter Denkmalschutz, was häufig<br />

zu Einschränkungen bei der Nutzung und<br />

Zugänglichkeit führt. Dieser Schutz und die<br />

eventuellen Einschränkungen führen zu der<br />

Annahme, dass traditionelle Gebäude immer<br />

ca. 200 kW/h pro m² und mehr haben werden.<br />

Oft herrscht die Vorstellung, dass traditionelle<br />

Gebäude nicht nur in Bezug auf die<br />

Nachhaltigkeit schlecht abschneiden, sondern<br />

dass nur wenige und extrem teure Maßnahmen<br />

zur Verbesserung ihrer Effizienz<br />

ergriffen werden können. Ein Grund dafür<br />

ist, dass die Ausbildung an den Hochschulen<br />

sich fast immer auf Neubauten bezieht, so<br />

dass historische Gebäude in der Praxis falsch<br />

behandelt werden.<br />

Die meisten traditionellen Gebäude verfügen<br />

über Fenster, Türen und andere wichtige Merkmale,<br />

die von Handwerkern auch thermisch<br />

verbessert werden können. Ein gutes Beispiel<br />

aus der Forschung von Historic Scotland zeigt,<br />

dass ein Fenster in schlechtem Zustand, das<br />

normalerweise einen U-Wert von 3,5 hat, leicht<br />

um über 50 Prozent auf einen Wert von 1,7 verbessert<br />

werden kann.<br />

PRO-Heritage greift hier ein und sorgt vor allem<br />

durch internationalen Austausch für die Wiederbelebung<br />

von traditionellem Handwerk.<br />

Wie kann Energieverbrauch historischer<br />

Gebäude gesenkt und die<br />

Barrierefreiheit erhöht werden?<br />

Die Antwort der Bauwirtschaft wird sein, die<br />

Gebäude zu isolieren und die Fenster auszutauschen.<br />

Doch so einfach ist das nicht:<br />

• Das Dämmen einer denkmalgeschützten<br />

Mauer wird von den Denkmalbehörden<br />

untersagt.<br />

• Die Dämmung einer gegliederten Wandfläche<br />

ist mit natürlichen Materialien weder<br />

denkmalverträglich noch kostengünstig<br />

herzustellen.<br />

• Die Dämmung einer Wand oder eines<br />

Daches aus historisch gewachsenen, natürlichen<br />

Materialien wie Kalkstein, Kreide,<br />

Sandstein, Holz usw. muss sachgerecht<br />

ausgeführt werden.<br />

• Der Einbau von luftdichten Fenstern beeinflusst<br />

das natürliche Belüftungssystem im<br />

Gebäude.<br />

• Luftdichte Fenstern mit Isolierverglasung<br />

besitzen kurzfristig gute u-Werte, nach<br />

Ablauf von zehn Jahren verliert sich diese<br />

Wirkung und wird daher von der Fensterindustrie<br />

auch nicht garantiert. Vorher-/<br />

Nachher-Messungen in Schottland belegen,<br />

dass traditionelle Kastenfenster (in gutem<br />

Zustand) über ihre Lebensdauer von mehr<br />

als 100 Jahren konstant niedrigere u-Werte<br />

aufweisen.<br />

Die Anwendung von Isolierung, richtigen<br />

Fenstern und neuen Technologien ist in diesem<br />

Umfeld viel anspruchsvoller als in modernen<br />

Gebäuden oder Gebäudeblocks, da die Bauphysik<br />

dieser Gebäude komplexer ausgelegt ist, als<br />

meist vermutet wird. Diese Besonderheiten<br />

im Umgang mit traditionellen Gebäuden sind<br />

auch nicht in den BUS-Roadmaps enthalten.<br />

Das macht es noch dringender, ein solides Weiterbildungssystem<br />

für Fachleute und Handwerker<br />

sowie Lehrlinge zu entwickeln, die an,<br />

in und mit historischen Gebäuden arbeiten.<br />

84 BauTecFokus


Instandhaltungsmanagement für<br />

gebautes kulturelles Erbe<br />

Das Erasmus+ Projekt MODI-FY bildet Personen<br />

weiter, die im Bereich historische Gebäude<br />

arbeiten und denen es an erforderlichen Fähigkeiten<br />

und Kompetenzen mangelt.<br />

Bei der Entwicklung der Trainingsmaterialien<br />

arbeitete der Projektkoordinator Gerald<br />

Wagenhofer und sein Team mit Partnern<br />

aus ganz Europa zusammen, darunter der<br />

National Trust of England, die portugiesische<br />

Präsidentschaftskanzlei und ein Forschungszentrum<br />

in Italien. Es wurde eine standardisierte<br />

Kompetenzkarte für „Cultural Heritage<br />

Management – Maintenance Manager“ mit<br />

den erforderlichen zertifizierten Fähigkeiten<br />

und Kompetenzen erstellt.<br />

Die entwickelten Trainingskurse sind umfassend<br />

und decken die Instandhaltung des kulturellen<br />

Erbes ab.<br />

Hand in Hand mit dem Abschluss des EU-<br />

Projektes MODI-FY ging die Gründung von The<br />

European Heritage Academy (EHA), die die im<br />

Projekt entwickelten Trainings anbietet und<br />

durchführt. Die Akademie ist eine Kooperation<br />

zwischen Burghauptmannschaft Österreich<br />

und Bundesdenkmalamt mit Sitz in der Kartause<br />

Mauerbach. Über die EHA-Website ist<br />

auch ein E-Learning-Portal aufrufbar, auf dem<br />

die Teilnehmer ihr vorhandenes Wissen über<br />

das gebaute Kulturerbe testen können.<br />

Energieeffizienz in<br />

historischen Gebäuden<br />

Im Jahr 2019 finanzierte die EU im Rahmen<br />

des Programms H2020 das Projekt PRO-<br />

Heritage – PROtect Traditional Built Heritage<br />

Skills. Die Partner des Horizon-2020-Projekts<br />

PRO-Heritage haben sich zum Ziel gesetzt,<br />

eine laufende Weiterbildung für Fachleute<br />

und Handwerker anzubieten, die traditionelle<br />

Kompetenzen und Fertigkeiten für das<br />

gebaute Kulturerbe vermittelt. Darüber hinaus<br />

wird PRO-Heritage quasi die traditionelle<br />

Walz wieder aufleben lassen. Also eine Art<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

85


Positionen & Meinungen<br />

regelmäßige Studienreisen für Handwerke,<br />

die den Austausch und die Sicherung von<br />

Kompetenzen und Fertigkeiten in ganz Europa<br />

weiter fördert. Damit erfüllt PRO-Heritage<br />

die Hauptbedürfnisse:<br />

• Schutz traditioneller Kompetenzen und<br />

Fertigkeiten für gebautes Kulturerbe, relevant<br />

für Energieeffizienz und erneuerbare<br />

Energien<br />

• Notwendigkeit, angemessen ausgebildete<br />

und geschulte Fachleute und Handwerker<br />

in die „sanfte“ Erhaltung, Instandhaltung<br />

und laufende Pflege einzubeziehen<br />

• Notwendigkeit, Fachleute und Handwerker<br />

zu zertifizieren, um Anerkennung ihrer<br />

Kompetenzen und Fähigkeiten zu ermöglichen.<br />

Anforderungen der Praxis<br />

In einem Workshop wurde die folgende Vision<br />

festgelegt: Was ist ein intaktes traditionelles<br />

Gebäude? Und was muss getan werden, um es<br />

intakt zu halten? Eine weitere Schlussfolgerung<br />

war, dass es an Trainings für Handwerker im<br />

Hinblick auf traditionelle Fertigkeiten, einschließlich<br />

des Energieaspekts, mangelt. Da es<br />

sich um denkmalgeschützte Gebäude handelt,<br />

gibt es eine Behörde, die genehmigt, was zu<br />

tun ist – die Zertifikate haben also einen Zweck<br />

und einen Nutzen; natürlich auch für private<br />

Bauherren – man denke an die Fragen der Substanzerhaltung,<br />

der Bodenversiegelung, des<br />

Abrisses traditioneller Gebäude gegenüber der<br />

Sanierung und Instandhaltung. Das Problem ist<br />

ein Mangel an qualifizierten Handwerkern, die<br />

ein traditionelles Gebäude mit den richtigen<br />

Methoden instand halten. Daher wurde definiert,<br />

die EHA zu erweitern, um die Position der<br />

Handwerker im Wettbewerb zu stärken. Heute<br />

wird in der Regel der billigste Anbieter gewählt,<br />

aber durch die Einführung eines Zertifikats für<br />

Handwerker, die in der Lage sind, auch historische<br />

Gebäude zu sanieren, erhalten diese<br />

Betriebe einen Wettbewerbsvorteil, da zum<br />

Beispiel die Burghauptmannschaft Österreich<br />

diese Zertifikate auch einfordert.<br />

Der folgende Ansatz wurde für PRO-Heritage<br />

umgesetzt:<br />

1. Erarbeiten eines gemeinsamen Verständnisses<br />

für Energieeffizienz traditioneller<br />

Gebäude<br />

Abbildung: Energieeffizienz von traditionellen Gebäuden<br />

Feuchtigkeitsabwehr<br />

Dampf<br />

undurchlässig<br />

Feuchtigkeitsmanagement<br />

Dampf<br />

durchlässig<br />

Nicht<br />

atmungsaktiv<br />

Nicht<br />

atmungsaktiv<br />

Dampfdicht<br />

Dampfoffen<br />

86 BauTecFokus


Die Energieeffizienz umfasst:<br />

• Alle Möglichkeiten, Gebäude energieeffizienter<br />

zu machen<br />

• Das ursprüngliche Gebäude so gut wie<br />

möglich instand zu setzen, ohne etwas hinzuzufügen<br />

• Nachrüstung<br />

• Ganzheitliche Betrachtung des Gebäudes<br />

als System, als „kommunizierendes Gefäß“<br />

Gerald Wagenhofer,<br />

UBW<br />

Ganzheitlich bedeutet hier:<br />

Der effektivste Weg, Energieeffizienz und<br />

Nachhaltigkeit zu gewährleisten, besteht darin,<br />

historische Gebäude instand zu halten.<br />

Damit sie so lange wie möglich halten, nicht<br />

ersetzt werden müssen und nicht unter vermeidbarem<br />

Verfall leiden, dessen Behebung<br />

Energie und CO2 erfordern würde. Dazu muss<br />

man das Gebäude verstehen, also die Werte,<br />

den Bestand und den Zustand.<br />

Gerald Wagenhofer<br />

Geschäftsführender Gesellschafter der<br />

UBW Unternehmensberatung Wagenhofer.<br />

Seit 30 Jahren in der Unternehmensberatung<br />

mit Schwerpunkten in<br />

den Bereichen Prozessgestaltung, Prozessmanagement,<br />

Prozesscontrolling,<br />

Aufbauorganisation und Wirtschaftlichkeitsanalysen<br />

unterstützt der Betriebswirt<br />

seine Kunden bei der Projektdefinition,<br />

der Programmauswahl, der Antragseinreichung,<br />

dem Projektmanagement,<br />

dem Projekt-monitoring (-controlling)<br />

und der externen Projektevaluation von<br />

EU-Projekten. Wagenhofer ist auch zertifizierter<br />

Trainer und Projektkoordinator des<br />

Erasmus+ Projekt MODI-FY<br />

Abbildung: Behandlung von denkmalgeschützten, traditionellen und modernen Gebäuden<br />

Traditionelle Bauweise<br />

Moderne Bauweise<br />

Traditionell und denkmalgeschützt Traditionell, aber nicht denkmalgeschützt Modern, nicht denkmalgeschützt<br />

Behandelt als traditionelles Gebäude<br />

Behandelt als modernes Gebäude<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

87


Positionen & Meinungen<br />

2. Identifizieren und Auswählen relevanter<br />

Handwerker:<br />

• Schmied<br />

• Zimmermann<br />

• Dachdecker<br />

• Spengler<br />

• Steinmetz<br />

• Maler/Dekorateur<br />

• Maurer<br />

• (Bau-)Tischler<br />

• Konservator<br />

• Elektriker<br />

• Facility Manager<br />

3. Definieren traditioneller Kompetenzen und<br />

Fertigkeiten für das gebaute Kulturerbe<br />

4. Evaluieren ausgewählter Aus- und<br />

Weiterbildungsanbieter für traditionelle<br />

baukulturelle Kompetenzen und Fähigkeiten<br />

5. Ausarbeiten und Durchführen von Trainings<br />

mit folgenden Schwerpunkten:<br />

• Was ist für Handwerker wichtig, um erfolgreich<br />

in/an traditionellen Gebäuden<br />

zu arbeiten?<br />

• Wie können/werden die richtigen Verfahren<br />

die Energieeffizienz historischer<br />

Gebäude verbessern?<br />

• Welche Auswirkungen des Klimawandels<br />

müssen wir berücksichtigen und<br />

bewältigen?<br />

6. Ableiten von Empfehlungen zu traditionellen<br />

Kompetenzen und Fähigkeiten für<br />

Energieeffizienz in Kulturstätten<br />

7. Entwickeln einer strukturierten Zertifizierung<br />

auf der Grundlage des ECQA-Systems<br />

Ein europaweit anerkanntes Zertifikat für PRO-<br />

Heritage Energy Experts für Handwerker und<br />

andere Fachleute, die im Bereich historischer<br />

Gebäude arbeiten<br />

Das Projekt trägt dazu bei, Handwerke und<br />

Kompetenzen am Leben zu erhalten, die als<br />

gefährdet oder sogar aussterbend gelten. In<br />

PRO-Heritage werden ausgewählte traditionelle<br />

Handwerke erforscht, aufgelistet und in<br />

ein anspruchsvolles Berufsbildungsangebot<br />

(Vocational Education and Training) überführt,<br />

um diejenigen zu unterstützen, die diese<br />

Handwerkskunst noch ausüben. Gleichzeitig<br />

wird es für neue und junge Handwerker am<br />

Leben erhalten, wodurch die Vermittlung<br />

traditioneller Fertigkeiten und Kompetenzen<br />

sichergestellt wird, die der europäische Kulturerbesektor<br />

dringend benötigt.<br />

Formelle und strukturierte Weiterbildungskurse<br />

über Energieeffizienz und erneuerbare<br />

Energien, die auf traditionelle Gebäude angewandt<br />

werden, sind immer noch Mangelware.<br />

In den meisten Fällen handelt es sich um Projekte,<br />

viele davon von der EU finanziert, die zu<br />

Leitlinien bei der Sanierung von historischen<br />

Gebäuden führen. Es gibt in den meisten EU-<br />

Ländern Universitätskurse und Masterstudiengänge,<br />

die sich mit der Instandhaltung, Restaurierung<br />

und Konservierung von Gebäuden<br />

oder mit Energieeffizienz und erneuerbaren<br />

Energien befassen. Allerdings ohne einen speziellen<br />

Schwerpunkt auf die Energieeffizienz<br />

88 BauTecFokus


traditioneller Handwerkstechniken für traditionelle<br />

Gebäude zu haben.<br />

Eine Verbesserung der Weiterbildung in<br />

Fragen der Energieeffizienz für Fachleute in<br />

Fragen zu Wärmedämmung, Zugluftschutz,<br />

Tischlerei, Verglasung, Instandhaltung oder<br />

Technologien für Energieeffizienz hat das Potenzial,<br />

den Sektor des Kulturerbes in Bezug<br />

auf die Nachhaltigkeit erheblich positiv zu<br />

beeinflussen. Dies würde die Unabhängigkeit<br />

Europas von Energieimporten im Einklang mit<br />

der Energieeffizienzrichtlinie (2012/27/EU)<br />

und der BUS-Initiative erhöhen.<br />

In der Hofburg Wien hat die Burghauptmannschaft<br />

Österreich verschiedene Maßnahmen<br />

zur Verbesserung der Energieeffizienz umgesetzt<br />

und weist nun einen Energieverbrauch<br />

von ca. 80 kW/h pro m² auf.<br />

In einer Auswertung der genehmigten Projekte<br />

in Österreich hat das Bundesdenkmalamt<br />

festgestellt, dass die durchschnittliche Verbesserung<br />

der Energieeffizienz bei historischen<br />

Gebäuden ca. 90 kWh pro m² und Jahr beträgt.<br />

PRO-Heritage-Trainingskurse unterstützen<br />

die Eigentümer traditioneller Gebäude eine<br />

Reduktion um 90 kWh pro m² und Jahr zu erreichen.<br />

Damit kann der Endenergieverbrauch<br />

in den nächsten fünf Jahren in Europa um circa<br />

0.3 PJ reduziert werden. So wie es die Hofburg<br />

Wien bereits tut, ist eine Reduktion von<br />

130 kWh pro m² und Jahr erreichbar.<br />

Die Ausgangsfrage war, ob die Steigerung der<br />

Energieeffizienz traditioneller Gebäude Auswirkungen<br />

auf die Energieeffizienzrichtlinie<br />

der Europäischen Kommission haben könnte.<br />

Die Antwort ist ein klares und lautes JA! Der<br />

Aufwand für eine sachgerechte Instandhaltung<br />

entsteht ohnehin, da die Länder ihr kulturelles<br />

Bauerbe erhalten wollen.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

89


Zum Autor<br />

Andreas Gobiet, Präsident des Verbands der Ziviltechniker-<br />

und Ingenieurbetriebe (VZI).<br />

Kreislaufwirtschaft: Die Wiederentdeckung<br />

des Ur-Menschlichen<br />

Kommentar: Andreas Gobiet<br />

Recycling und Wiederverwendung sind natürliche Verhaltensweisen<br />

des Menschen seit tausenden von Jahren. Allerdings hat erst die Moderne<br />

das Nicht-Recycling erfunden. Doch werfen wir mal einen kurzen<br />

Rückblick in unsere „nähere“ Vergangenheit: Schon in der Steinzeit<br />

wurden Werkzeuge oder Bauten recycliert und wiederverwendet. Vor<br />

etwa 2.000 Jahren, also bei den gar nicht so „alten Römern“, wurde das<br />

Prinzip des Wiederverwendens von Baustoffen ökonomisiert, das heißt,<br />

in sämtlichen Städten des Imperiums gab es in der Nähe von Friedhöfen<br />

(sic!) Wertstoffhöfe, wo Baumaterialien von „rückgebauten“ Häusern,<br />

Tempeln etc. gesammelt, klassifiziert und an damalige Baufirmen zum<br />

Bau von neuen Gebäuden wieder verkauft wurden. Das nenne ich mal<br />

eine durchdachte und nachhaltige Kreislaufwirtschaft der Antike!<br />

Neu als Trend<br />

Erst mit der industriellen Revolution und des damit einher gehenden<br />

gewinnmaximierenden Wirtschaftssystems wurde es „en vogue“ alles<br />

neu zu produzieren, zu bauen, zu konsumieren. Das ging eine Zeit lang<br />

gut, aber nur bis zu dem Zeitpunkt, da sich das Klima begann zu ändern,<br />

Umweltkatastrophen häufiger wurden und die Ressourcen merklich immer<br />

weniger wurden. Das Prinzip des Neuen und des immer mehr<br />

bekam ein Fragezeichen zur Seite gestellt, das seit einigen Jahren<br />

immer größer wurde. Aus dem Fragezeichen wurde rasch der hart<br />

gefühlte Klimawandel, Baustoffe wurden und werden immer teurer<br />

und rarer, Immobilienpreise explodieren und wir fragen uns:<br />

Wie kann Wohnen leistbar bleiben (wieder werden)?<br />

Bevor das geschehen kann, müssen alle Materialien für den Bau gesammelt,<br />

klassifiziert und digital erfasst werden. Das ist die Stunde des<br />

BIM-Merkmalservers, in dem genau diese Daten gesammelt und dann<br />

genutzt werden können.<br />

Gemeinsam mit Digital Findet Stadt, dem AIT Austrian Institute of<br />

Technology, Austrian Standard und zahlreichen anderen Playern der<br />

Branche arbeitet der VZI an der Weiterentwicklung der bestehenden<br />

BIM-Definitionen. Es geht darum, eine gemeinsame Sprache für BIM<br />

zu finden, ein einheitliches BIM-Vokabular. Dafür sollen 30.000 Properties/Merkmale<br />

produkt-, hersteller- und interessensneutral definiert<br />

werden, die kostenlos für alle zugänglich sein sollen und die Basis für<br />

eine zeitgemäße und digital funktionierende Kreislaufwirtschaft sind.<br />

Damit sichern sich die Städte ihre Zukunft, in dem sie Umweltschäden<br />

vermeiden, den Menschen ihre (leistbare) Lebensqualität und auch in<br />

Zukunft eine wettbewerbsfähige Wirtschaft sichern. Und das gelingt<br />

nur, wenn die Wertschöpfung vom Verbrauch endlicher Ressourcen<br />

entkoppelt wird, damit diese nachhaltig wird.<br />

Daten sammeln<br />

Dem Fetisch des ungehemmten Ressourcenverbrauchs in der<br />

Bauwirtschaft muss eine Ökonomie des Teilens, der Wiederverwendung<br />

und Recyclings entgegengestellt werden. Das heißt, dass<br />

die aktuelle lineare Ökonomie durch eine vernunftbasierte und<br />

nachhaltige zyklische Kreislaufwirtschaft ersetzt werden muss,<br />

die alle Materialien in den Produktionszyklus zurückfließen lässt.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

90 BauTecFokus


Zum Autor<br />

Arch. Julia Gorschkowa hat auf der TU Wien Architektur<br />

studiert. Seit 2011 ist sie als selbstständige Architektin und<br />

Immobilienprojektentwicklerin mit Schwerpunkt Wohnbau<br />

mit ihrem Unternehmen REOconsult e.U. in Wien tätig.<br />

Kreislaufbauwirtschaft<br />

ist eine Querschnittsmaterie<br />

Kommentar: Julia Gorschkowa<br />

* VERORDNUNG (EU) Nr. 305/2011 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 9. März 2011<br />

**KreislaufBAUwirtschaft – Skizze White Paper Umweltbundesamt 2021<br />

Jede Erneuerung und jeder Wandel sind in der Regel lange Prozesse,<br />

egal, in welchem Bereich sie stattfinden. Da Bauabfälle mindestens 30<br />

Prozent der gesamten Abfälle bilden, passiert gerade ein Umdenken auf<br />

allen Ebenen unserer Gesellschaft. Die Bereitschaft für die Wiederverwertung<br />

der Baustoffe, um unsere globalen Ressourcen zu schonen und<br />

den voranschreitenden Klimawandel zu stoppen, steigt.<br />

Wie sieht ein kreislauffähiges Gebäude aus? *<br />

• Das Bauwerk, seine Baustoffe und Teile müssen nach dem Abriss wiederverwendet<br />

oder recycelt werden können.<br />

• Das Bauwerk muss dauerhaft sein.<br />

• Für das Bauwerk müssen umweltverträgliche Rohstoffe und Sekundärbaustoffe<br />

verwendet werden.<br />

Wo liegen die Probleme bei der Umsetzung<br />

der Kreislauffähigkeit am Bau? **<br />

• Es gibt noch zu wenig Wissen bei der Qualitätssicherung von Recycling-Materialien.<br />

• Die gesetzlichen Rahmenbedingungen verursachen einen hohen bürokratischen<br />

Aufwand.<br />

• Investoren, die eine Immobilie nicht selbst bewirtschaften, haben oft<br />

keine Motivation, die Mehrkosten für ein kreislaufähiges Gebäude zu<br />

tragen.<br />

• Die Investition in die erforderliche komplexere Planung und Errichtung<br />

eines kreislauffähigen Gebäudes hängt stark von der Motivation<br />

der Bauherren ab.<br />

• Das bereits vorhandene Wissen über Lebenszykluskosten wird in der<br />

Praxis noch nicht angewandt – es fehlt an langfristigen Umsetzungsstrategien.<br />

Welche Konzepte und Instrumente<br />

stehen uns zur Verfügung?<br />

Um nur ein paar Beispiele zu nennen:<br />

• Investieren in den Bestand. Ein ressourcenschonendes Gebäude<br />

ist ein am längsten genutztes, das immer wieder saniert oder modernisiert<br />

werden kann. In diesen Bereich fallen beispielsweise gut<br />

bewährte Wiener Gründerzeithäuser als lebendes Beispiel mit hoher<br />

Flexibilität in der Umnutzung.<br />

• Weiterentwicklung der Verwendung der modularen Bauweise aus<br />

nachwachsenden Baustoffen wie Holz. Dafür sollen die Flexibilität<br />

der Flächenwidmungen und Vorschriften für ihre Umsetzung bestmöglich<br />

verbessert werden.<br />

• Sorgfältige und gezielte Planung und Dokumentation (BIM) von Anfang<br />

an, die das zukünftige Recycling des Gebäudes mitberücksichtigt<br />

und dessen Wert für die aktuellen und zukünftigen Immobilienbesitzer<br />

und Käufer klar darstellt bzw. sichtbar (Stichwort Zertifizierung) macht.<br />

Das Thema kann nur unter der engen Mitwirkung aller in die Bauwirtschaft<br />

führend involvierten Akteure wie Gesetzgeber und Behörden,<br />

Bauherren, Baustoffproduzenten und Planer gemeinsam forciert werden.<br />

Es soll ein freundliches Klima für Förderungen erreicht und Forschung<br />

und Entwicklung samt Wissensverbreitung erhöht werden. Das<br />

heißt, wir haben noch viel zu tun.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

91


Zum Autor<br />

Hannes Gerstmann ist Sprecher des Bundesverbandes<br />

Sonnenschutztechnik Österreich. Den Bezug zur Praxis hält<br />

er durch sein Planungsbüro, das sich mit der nutzerorientierten<br />

Optimierung transparenter Flächen beschäftigt, aufrecht.<br />

Sonnenschutz ist eine Schlüsseltechnologie<br />

zur Erreichung der Klimaziele!<br />

Kommentar: Hannes Gerstmann<br />

Am 29. Juli 2021 trat das Europäische Klimagesetz in Kraft. Dieses<br />

legt ein rechtlich verbindliches Ziel von Netto-Treibhausgasemissionen<br />

bis 2050 fest. Die Dekarbonisierung der Energieversorgung stellt eine<br />

enorme Herausforderung dar. Jede zusätzliche Belastung erhöht das<br />

Risiko, dass dieses Ziel nicht erreicht wird.<br />

Die aktive Raumkühlung in Gebäuden dürfte in Europa bis 2050 rasch<br />

zunehmen. Haupttreiber für den steigenden Kühlbedarf sind sowohl die<br />

zunehmende Überwärmung von Gebäuden aufgrund des Klimawandels<br />

als auch der gestiegene Komfortbedarf der Gebäudebenutzer.<br />

Bedarf an Kühlung steigt<br />

Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt in ihrem „Business-asusual“-Szenario,<br />

dass in Europa die Anzahl an Klimageräten von derzeit<br />

115 auf 275 Millionen Einheiten im Jahr 2050 ansteigen wird. Außerdem<br />

werden sich die Betriebsstunden der bestehenden und zukünftigen<br />

Anlagen erhöhen. Mehr Klimaanlagen benötigen mehr Strom und das<br />

wirkt sich auch auf die Treibhausgasemissionen aus, denn nicht jede<br />

Anlage wird mit erneuerbarer Energie betrieben.<br />

Nicht außer Acht lassen darf man<br />

in diesem Zusammenhang das Aufheizen<br />

der Außentemperatur durch Abwärme.<br />

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass<br />

das Potenzial bewährter Technologien<br />

wie die Prävention gegen Überwärmung<br />

mittels passiver Systeme (temporärer<br />

Außenbeschattungen von Fenstern und<br />

Fassaden) voll ausgeschöpft wird, um den<br />

Strombedarf für Raumkühlung so gering<br />

wie möglich zu halten, damit bis 2050 die<br />

Klimaneutralität erreicht und das Pariser<br />

Abkommen erfüllt wird.<br />

Dynamischer Sonnenschutz an transparenten Bauteilen ist eine Schlüsseltechnologie,<br />

um die Überhitzungen von Gebäuden zu vermeiden<br />

bzw. den Einsatz von Kühlgeräten hinsichtlich der Dimensionierung<br />

und Betriebsstunden zu minimieren. Das Ziel muss sein, den klimabedingten<br />

zusätzlichen Energiebedarf für Raumkühlung gering zu halten<br />

und die Außentemperatur nicht durch Abwärme zusätzlich zu belasten.<br />

Ganzheitliche Betrachtung<br />

Der Schutz vor Überwärmung muss in der Planung stets ganzheitlich<br />

betrachtet werden, damit keine Reboundeffekte in Kauf genommen und<br />

Einsparpotenzial beim Kühlen nicht oder nur teilweise realisiert werden.<br />

Eine intelligent gesteuerte Beschattung von transparenten Flächen<br />

gewährleistet sowohl die Nutzung solarer Gewinne als auch die Versorgung<br />

von Innenräumen mit natürlichem Licht. Zum einen erreicht man<br />

damit eine Reduktion des Heizenergieverbrauchs, denn im Vergleich zu<br />

unbeweglichen oder manuell betriebenen Beschattungen, maximieren<br />

automatisierte Systeme temporär die passiven solaren Wärmegewinne<br />

und zum anderen wird die Tageslichtautonomie ganzjährig verbessert,<br />

was sich positiv auf die Energieverbrauch<br />

der Beleuchtung auswirkt.<br />

Dieser Dreifachnutzen des automatisierten,<br />

dynamischen Sonnenschutzes<br />

ist, wie der Smart Readiness Indikator<br />

(SRI) zeigt, ein wesentliches Element<br />

zur Optimierung der Energieeffizienz<br />

und mindert die Emissionen im Bereich<br />

des Kühlens, Heizens und Beleuchtens.<br />

Dynamischer Sonnenschutz ist eine bewährte<br />

Schlüsseltechnologie mit großem<br />

Potenzial hinsichtlich der Anpassung des<br />

europäischen Gebäudebestands an den<br />

Klimawandel.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

92 BauTecFokus


Zum Autor<br />

Clemens Hecht, Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme<br />

(QG), Referent an der WKO, Geschäftsführer<br />

der Fachvereinigung Mineralwolleindustrie (FMI), Tätigkeit in<br />

verschiedenen nationalen und europäischen Verbänden.<br />

Wie werden Wandflächen rund?<br />

Durch Kreislaufwirtschaft!<br />

Kommentar: Clemens Hecht<br />

Für den Vollwärmeschutz wird in Österreich zu etwa 80 Prozent<br />

Extrudiertes Polystyrol (EPS), umgangssprachlich auch als Styropor bekannt,<br />

für die Dämmung verwendet. Da diese Komponente wesentlich<br />

für den Vollwärmeschutz ist, dreht sich für die Kreislaufwirtschaft auch<br />

alles um die Frage: „Was tun mit dem EPS, wenn es nicht mehr gebraucht<br />

wird?“ EPS besteht zu circa 98 Prozent aus Luft, die restlichen zwei Prozent<br />

Material können in den Rohstoffkreislauf zurückkehren, für neues<br />

EPS. In Holland wurde dieses Jahr eine solche Wiederverwertungsanlage<br />

in Betrieb genommen. Wir, die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme,<br />

sind Mitglied der Non-Profit-Genossenschaft PolyStyreneLoop<br />

(www.polystyreneloop.eu).<br />

Möglichkeiten nutzen<br />

Auch wenn sich aufgrund der langen Lebensdauer der verwendeten<br />

WDVS (Wärmedämmverbundsysteme) die aktuellen Rücklaufmengen<br />

in Grenzen halten, gibt es Verwertungsmöglichkeiten für den<br />

Dämmstoff EPS. Solvolyse nennt sich die Lösung.<br />

Die technische und wirtschaftliche<br />

Durchführbarkeit von EPS-Recycling wurde 2016 mit einer Pilotanlage<br />

aufgezeigt. Basis dafür ist CreaSolv®, ein Prozess entwickelt vom Fraunhofer<br />

Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV.<br />

Langfristig gesehen soll überhaupt nichts mehr entsorgt werden. Unser<br />

Ziel ist, alles was produziert wird, im Kreislauf zu halten. Grundsätzlich gibt<br />

es drei Möglichkeiten der Weiter- bzw. Wiederverwertung von Alt-EPS:<br />

- Aufdoppelung auf bestehende WDVS (sollte das System dann tatsächlich<br />

irgendwann nicht mehr verwendet und rückgebaut werden,<br />

gelten die zwei folgenden Punkte)<br />

- Rohstoffliche Verwertung: Zuführung in den Produktionskreislauf<br />

der Dämmstoffe (u. a. CreaSolv®-Verfahren)<br />

- Energetische Verwertung: Dieser Bereich ist von großer praktischer<br />

Bedeutung- EPS kann z. B. zu einem Anteil von 2 Prozent des Brenngutgewichts<br />

mit dem Hausmüll restlos verbrannt werden.<br />

Langlebigkeit<br />

Aufgrund der Langlebigkeit von (qualitativ verarbeiteten) WDVS gibt es<br />

aktuell ein sehr geringes Abfallaufkommen von EPS aus WDVS, selbst<br />

der Pilotanlage fehlte es an Versuchsmaterial. Da hier das Stichwort<br />

Flammschutzmittel themenschwer wiegt: HBCD als Flammschutzmittel<br />

wird für die Produktion von EPS in Österreich bereits seit Anfang<br />

2016 nicht mehr verwendet. HBCD wurde durch ein polymeres<br />

Flammschutzmittel ersetzt. In der Experimente-Show „DämmWeise“<br />

mit Kabarettist Martin Puntigam (bekannt von den Science Busters)<br />

veranschaulichte ich übrigens diesen Rückgewinnungsprozess.<br />

https://www.youtube.com/watch?v=tkDuM6oMJx8<br />

Rund vierzig Prozent der verbrauchten Energie in Europa entfallen auf<br />

den Gebäudesektor. Das bedeutet, dass Klimaziele nur mit erheblichen<br />

Verbesserungen bei der Energieeffizienz im Gebäudebestand erreicht<br />

werden können. Daher mein Fazit: Dämmen macht Sinn.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

93


Positionen & Meinungen<br />

Viel Luft<br />

um nichts?<br />

Schlechtes Image. Styropor wird immer wieder als umweltfeindliches<br />

Dämmmaterial angefeindet. Zurecht? Clemens Demacsek,<br />

Geschäftsführer von der Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum<br />

nimmt Stellung zum vermeintlichen Problemstoff.<br />

Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />

Mit welchen Vorurteilen muss Styropor<br />

kämpfen?<br />

Clemens Demacsek: Heute dreht sich alles<br />

um zwei Kernthemen: Schonung fossiler<br />

Ressourcen und Kreislaufwirtschaft. In beiden<br />

Fällen hat Styropor zu Unrecht mit Vorurteilen<br />

zu kämpfen.<br />

Styropor ist zwar ein Erdölprodukt, benötigt<br />

aber außerordentlich wenig von diesem<br />

wertvollen Rohstoff, da es zu 98 Prozent aus<br />

Luft und zu lediglich 2 Prozent aus Polystyrol,<br />

dem Zellgerüst, besteht. Über die Lebensdauer<br />

des Produktes betrachtet können mit jedem Liter<br />

Erdöl, aus dem Styropor zur Dämmung von<br />

Gebäuden hergestellt wird, bis zu 200 Liter<br />

Heizöl eingespart werden. Es gibt somit wohl<br />

kaum eine bessere Verwendung für Erdöl, als<br />

Dämmstoff daraus zu erzeugen!<br />

Styropor hat das beste Recyclingkonzept.<br />

Unsere Produkte sind – einmal verbaut – bis zu<br />

100 Jahre im Einsatz, bevor sie dann wiederverwendet<br />

werden können. Der damit in den<br />

Gebäuden „im Einsatz“ befindliche Styropordämmstoff<br />

ist somit unser Rohstoff der<br />

Zukunft. Das ist ökonomisch wie ökologisch<br />

äußerst sinnvoll.<br />

Warum ist das so?<br />

Aus dem Bauch heraus würde man meinen,<br />

dass Styropor bei der Herstellung große<br />

Mengen fossiler Ressourcen benötigt. Tut<br />

es aber nicht. Aufklärung findet man in den<br />

Öko-Bilanzen der Produkte. Dabei stellt<br />

man fest, dass jeder Dämmstoff fossile<br />

Ressourcen benötigt. Der eine mehr, der<br />

andere weniger.<br />

Hinzu kommt, dass von Beginn an die Öko-<br />

Kennwerte je Kilogramm angegeben wurden.<br />

Diese dürfen jedoch nicht miteinander verglichen<br />

werden, weil sie nicht berücksichtigen,<br />

wie viel Luft in einem Dämmstoff enthalten<br />

ist. Während nämlich für die Herstellung<br />

von einem Kubikmeter Fassaden-Styropor<br />

lediglich 15 bis 18 Kilogramm Polystyrol<br />

benötigt werden, ist der Materialaufwand bei<br />

„Aufklärung<br />

findet man<br />

in den Öko-<br />

Bilanzen der<br />

Produkte.“<br />

Clemens Demacsek,<br />

Güteschutzgemeinschaft<br />

Polystyrol-Hartschaum<br />

94 BauTecFokus


Clemens Demacsek<br />

Clemens Demacsek hat Bauingenieurswesen<br />

auf der TU-Wien studiert. Seit 2001<br />

ist er Geschäftsführer der Güteschutzgemeinschaft<br />

Polystyrol-Hartschaum und<br />

seit 2017 ist er zusätzlich Geschäftsführer<br />

der GDI 2050 – Gebäudehülle+Dämmstoff<br />

Industrie 2050.<br />

anderen Fassadendämmstoffen bis zu zehn<br />

Mal höher. Beispielsweise liegt die Rohdichte<br />

von Putzträgerplatten aus Holzfaser bei ca.<br />

190 Kilogramm pro Kubikmeter. Aber selbst<br />

volumenbezogene Öko-Kennwerte sind nicht<br />

vergleichbar, weil es auch auf die Wärmeleitfähigkeit<br />

ankommt. Schlechter dämmende<br />

Produkte benötigen eine größere Dämmdicke,<br />

um dieselbe Dämmwirkung zu erzielen. Daher<br />

müssen Dämmstoffe fairerweise je Funktions-<br />

einheit – unter Berücksichtigung von Rohdichte<br />

und Wärmeleitfähigkeit – miteinander<br />

verglichen werden.<br />

Welche Ökobilanz hat Styropor im Vergleich<br />

zu anderen Dämmmaterialien?<br />

Aufgrund seines geringen Rohstoffeinsatzes<br />

(98 Prozent Luft, 2 Prozent Polystyrol) und seiner<br />

sparsamen Herstellung hat Styropor eine<br />

hervorragende Öko-Bilanz. Die Auswertung<br />

der aktuellen Umwelt-Produktdeklarationen<br />

(EPD) hinsichtlich der drei wesentlichen<br />

Kennwerte „Primärenergieinhalt nicht<br />

erneuerbar (PEI n.e.)“, „Treibhauspotential<br />

(GWP100)“ und „Versäuerungspotential (AP)“,<br />

zusammengefasst im ΔOI3-Index, verdeutlicht,<br />

dass sich Styropor durchaus<br />

auf Augenhöhe mit den „ökologischen<br />

Alternativen“ Mineralschaum und<br />

Holzfaser befindet.<br />

Dämmstoff für WDVS PEI n.e. MJ *) GWP100 kg CO 2<br />

-Äquiv. *) AP kg SO 2<br />

-Äquiv. *) ΔOI3 EPD-Nr.<br />

EPS grau 43,19 1,51 0,0038 2,19 EPD-EUM-20160273-IBG1-EN<br />

EPS weiß 48,51 1,69 0,0043 2,47 EPD-EUM-20160269-IBG1-EN<br />

Hanffaser 49,45 -2,77 0,0113 2,69 baubook-Nr. 1383 ip<br />

Holzfaser 98,45 -10,08 0,0116 3,15 EPD-PAV-2013254-CBG2-DE<br />

Mineralschaum 55,35 4,43 0,0067 3,47 EPD-XEL-20180168-IBD1-DE<br />

Steinwolle 49,04 5,25 0,0252 5,87 EPD-DRW-20180118-IBC1-DE<br />

*) je Funktionseinheit (1 m² Fläche mit R = 1 m²·K/W)<br />

Quelle: Institut Bauen und Umwelt e. V. (IBU) und baubook<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

95


Positionen & Meinungen<br />

„Styropor<br />

ist regional<br />

verfügbar. Es gibt<br />

zahlreiche über<br />

ganz Österreich<br />

verteilte<br />

Herstellungsbetriebe.“<br />

Clemens Demacsek,<br />

Güteschutzgemeinschaft<br />

Polystyrol-Hartschaum<br />

Wir haben ja sehr viele heimische Styroporhersteller<br />

…<br />

Styropor ist regional verfügbar. Es gibt zahlreiche<br />

über ganz Österreich verteilte Herstellungsbetriebe:<br />

Flatz in Vorarlberg, Steinbacher<br />

in Tirol, Bachl in Oberösterreich, Swisspor und<br />

Austyrol in Niederösterreich, Austrotherm in<br />

Burgenland sowie EPS Industries und Hirsch<br />

Porozell in Kärnten. Zusätzlich gibt es mit<br />

Sunpor in Niederösterreich einen großen<br />

EPS-Rohstoffhersteller. Das schafft Arbeitsplätze<br />

und spart CO2-Emissionen durch kurze<br />

Transportwege!<br />

Wie hoch ist der Styroporbedarf in Österreich?<br />

Wie viel Styropor muss noch<br />

zusätzlich importiert werden?<br />

Die Transportweite von Styropor ist aufgrund<br />

der geringen Dämmstoffkosten sehr<br />

beschränkt. Daher gibt es nur vereinzelte<br />

Importe aus dem angrenzenden Ausland.<br />

Schaut man sich die Dämmstoffimporte<br />

an, zeigt sich ein interessantes Bild.<br />

Steinwolle, Schaumglas, Glaswolle, Kork,<br />

Holzfaser und Jute werden nicht in Österreich<br />

produziert. Warum ist das so?<br />

Bei Stein- und Glaswolle hängt das damit zusammen,<br />

dass solche Werke relativ teuer sind.<br />

Daher gibt es nur wenige in Europa. Bei Kork<br />

ist der Grund, dass die für die Gewinnung notwendige<br />

Korkeiche nur in Portugal vorkommt.<br />

Für Holzfaser gibt es keine Begründung.<br />

Recycling und Kreislaufwirtschaft sind bei<br />

allen Baumaterialien große Themen. Wie<br />

ist der Stand bei Styropor?<br />

Mit dem mechanischen Recycling von<br />

Styropor wurde im Jahr 1963 begonnen. Am<br />

lösemittelbasierten Recycling wird seit 20<br />

Jahren intensiv geforscht. Solche Entwicklungen<br />

benötigen zahlreiche Forschungsprojekte<br />

und viel Zeit, um zur Umsetzung zu gelangen.<br />

Beim lösemittelbasierten Recycling gab es<br />

zunächst eine Pilotanlage im Fraunhofer-<br />

Institut mit einer Jahresleistung von wenigen<br />

Tonnen. Am 16. Juni 2021 wurde in Terneuzen,<br />

Niederlande, die Demoanlage „PolyStyrene-<br />

Loop“ mit einer Recyclingkapazität von 3.300<br />

Tonnen pro Jahr eröffnet. Die nächste Anlage<br />

wird wieder um eine Stufe größer ausfallen<br />

und ist bereits in Planung.<br />

Welche Verfahren zum Recycling von<br />

Styropor gibt es?<br />

Erstens das mechanische Recycling: Bei<br />

diesem Verfahren werden die Styroporabfälle<br />

zu Granulat vermahlen. Es wird zum Beispiel<br />

Wärmedämmplatten zugesetzt, dient aber<br />

auch als Zuschlagstoff für Leichtbeton, gebundene<br />

EPS-Schüttungen und Dämmputze sowie<br />

als Porenbildner in der Ziegelindustrie.<br />

Zweitens das lösemittelbasierte Recycling: Bei<br />

diesem Verfahren wird das Polystyrol unter<br />

Verwendung von Lösungsmitteln wiedergewonnen.<br />

Am bekanntesten ist das CreaSolv®-<br />

Verfahren des deutschen Fraunhofer-Institutes<br />

für Verfahrenstechnik und Verpackung.<br />

Konkret werden zunächst die Styroporabfälle<br />

in kleine Fragmente zerkleinert. Diese kommen<br />

dann in ein spezielles Lösemittel, das se-<br />

96 BauTecFokus


lektiv nur auf das Zielpolymer und bestimmte<br />

lösliche Verunreinigungen wirkt. Entscheidend<br />

dabei ist, dass die Polymerkettenstruktur<br />

des Kunststoffs in der Lösung erhalten bleibt.<br />

Nach dem Herausfiltern der unlöslichen<br />

Verunreinigungen durchläuft die Lösung den<br />

Prozess der Ausfällung, um die verbleibenden<br />

löslichen Verunreinigungen physikalisch vom<br />

reinen Polymer abzutrennen. Dazu wird das<br />

Lösemittel abdestilliert und kann so wieder<br />

in den Prozess zurückgeführt und erneut<br />

verwendet werden. Das ausgefällte Polymer<br />

durchläuft einen Trocknungsprozess und wird<br />

als Feststoff wieder zu neuen Granulaten mit<br />

den gleichen Eigenschaften wie das ursprüngliche<br />

Neumaterial extrudiert.<br />

Der CreaSolv®-Prozess funktioniert wie eine<br />

Waschmaschine auf molekularer Ebene.<br />

Genau wie ein sauberes Hemd aus einer<br />

Maschine erhält man beim CreaSolv®-Prozess<br />

saubere und völlig intakte Polymerketten. Bei<br />

dieser Technologie kommen nur physikalische<br />

Prozessschritte zum Einsatz, was bedeutet,<br />

dass das Polymer immer nur seinen physikalischen<br />

Aggregatzustand von fest zu flüssig<br />

und wieder zurück zu fest ändert. Es finden<br />

keinerlei chemische Reaktionen statt, da diese<br />

das Polymer zerstören würden (siehe auch das<br />

YouTube-Video CreaSolv® Prozess Animation).<br />

Welche Schwierigkeiten gibt es dabei? Wie<br />

ist es zum Beispiel mit Putzresten?<br />

Putzreste können beim lösemittelbasierten<br />

Recycling herausgefiltert werden.<br />

Das Flammschutzmittel HBCD ist ja ein<br />

Problem und darf nicht mehr verwendet<br />

werden. Kann man das Abbruchmaterial<br />

dann noch verwerten?<br />

Abbruchmaterial kann mit dem lösemittelbasierten<br />

Recycling verwertet werden. Das in<br />

Altdämmstoffen enthaltene Flammschutzmittel<br />

HBCD wird herausgefiltert und zerstört.<br />

Dabei kann das im HBCD enthaltene wertvolle<br />

Brom zurückgewonnen und wiederverwendet<br />

werden.<br />

Zusätzlich kann Abbruchmaterial thermisch<br />

verwertet werden. Ein mechanisches Recycling<br />

ist nicht möglich.<br />

Wie wird sich die Verwendung von<br />

Styropor in den nächsten zehn Jahren<br />

entwickeln?<br />

Die größte Entwicklung der letzten Jahre ist<br />

das expandierte Polystyrol mit Infrarotstrahlungsabsorbern.<br />

Für dieses graue EPS wird<br />

Graphit verwendet, wodurch die Dämmwirkung<br />

um ca. 25 Prozent verbessert wird.<br />

Ohne die Verwendung von EPS-Dämmplatten<br />

wird die Klimakrise im Gebäudebereich bis<br />

2050 kaum zu lösen sein. Daher wird die<br />

Nachfrage in den kommenden 20/30 Jahren<br />

weiter zunehmen.<br />

Warum ist es so schwierig, Recyclingstoffe<br />

als Rohstoff zu bekommen?<br />

Beispielsweise wird der Heizwert von Styropor<br />

in Müllverbrennungsanlagen und in<br />

Zementwerken genutzt: 1 Kilogramm Abfälle<br />

spart 1,3 Liter wertvolles Heizöl. Der Vorteil<br />

dieses Verfahrens liegt darin, dass nur geringe<br />

Anforderungen an die Sauberkeit der Styroporabfälle<br />

gestellt werden.<br />

Sie starten ja im nächsten Jahr ein großes<br />

Kreislaufwirtschaftsprojekt. Können Sie<br />

mir dazu etwas erzählen?<br />

Die österreichische Styroporindustrie startet<br />

2022 ein großes Kreislaufwirtschaftsprojekt<br />

mit allen Beteiligten der gesamten Wertschöpfungskette.<br />

Das Projektkonsortium umfasst<br />

EPS-Rohstoffhersteller, Hersteller von EPS-<br />

Dämmstoffen und -Verpackungen, Verarbeiter<br />

von Dämmstoffen und Abbruchunternehmen,<br />

Hersteller von Elektrogeräten und Händler,<br />

Abfallsammler und -entsorger sowie Hersteller<br />

von Recyclingmaschinen. Im Rahmen des<br />

Projektes sollen insbesondere die folgenden<br />

beiden Fragen geklärt werden:<br />

• Wie können die aktuellen und zukünftigen<br />

EPS-Abfall- und -Recyclingmengen quantifiziert<br />

(= gemessen) werden? Dabei sind<br />

die Abfallströme EPS-Baustellenabfälle,<br />

EPS-Abbruchabfälle und EPS-Verpackungsabfälle<br />

zu unterscheiden.<br />

• Durch welche technischen, organisatorischen<br />

und behördlichen Maßnahmen<br />

können die von der europäischen EPS-<br />

Industrie vereinbarten Recyclingquoten<br />

erreicht werden?<br />

Wie sieht es aus mit Verpackungsmaterial,<br />

zum Beispiel beim Kauf eines Fernsehers?<br />

Wird dieses Styropor recycelt?<br />

Unverschmutztes Verpackungsmaterial kann<br />

problemlos mechanisch recycelt werden.<br />

Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum<br />

Die GPH – Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum – ist die Interessensvertretung<br />

und Verbandsorganisation der Styropor-Hersteller und -Rohstofflieferanten<br />

in Österreich. Angesichts der zunehmenden Umweltproblematik setzt sich die GPH<br />

seit vielen Jahren für die Forcierung von Maßnahmen zur Wärmedämmung ein. Ein<br />

wichtiges Ziel der GPH ist die die möglichst umfassende und neutrale Information der<br />

jeweiligen Zielgruppen über Eigenschaften, Anwendungsgebiete und Kennzeichnung<br />

von Styropor durch Bereitstellung von detailliertem Dokumentationsmaterial.<br />

Welche Recyclingziele müssen erreicht<br />

werden? Braucht es gesetzliche Maßnahmen,<br />

um zu Recyclingmaterial zu<br />

kommen?<br />

Die europäische EPS-Industrie hat sich zum<br />

Ziel gesetzt, bis 2025 eine Recyclingquote<br />

von 46 Prozent zu erreichen. Dabei sollen<br />

Verpackungsabfälle zu 50 Prozent, Dämmstoffabfälle<br />

aus dem Gebäuderückbau zu 27<br />

Prozent, Dämmstoffabfälle aus dem Neubau<br />

und der Renovierung zu 80 Prozent sowie<br />

EPS-Abfälle aus dem Tiefbau zu 90 Prozent<br />

recycelt werden.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

97


#12<br />

BauKaufmann<br />

Regelmäßige Kolumne über Max B. und<br />

seine Erlebnisse als Mitarbeiter.<br />

Nachhaltig umgebaut<br />

Szenen zum Schmunzeln und Nachdenken<br />

Kommentar: Philipp Kaufmann<br />

In diesem Monat hat Max B. ein Büro für eine Übergabe an den neuen<br />

Mieter fertigzustellen und legt sich mächtig ins Zeug. Bei diesem Projekt<br />

hat Hubert Allmächtig, der Alleinentscheider und Boss, sich für eine<br />

restlos konsequente Nachhaltigkeit entschieden und Max B. folgendes<br />

Credo auf den Weg mitgegeben: Unser Mieter liebt Blue Buildings. und<br />

wir haben ihm eines verkauft, jetzt liegt es an Ihnen. Enttäuschen Sie<br />

mich nicht und machen Sie uns stolz.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Max B. hat Nachhaltigkeit nicht auf der Uni gelernt und ist etwas ratlos.<br />

Er holt sich Rat bei einem jüngeren Freund, der in diesem Bereich studiert<br />

hat. Max B. durchsucht das Internet und findet zahllose gute Ratgeber<br />

und macht sich an die Umsetzung. Die Ausschreibung ist ein Kinderspiel,<br />

denn er verwendet Mustertexte seines Freundes, und der Umfang der Arbeiten<br />

ist überschaubar. Es gilt, den Teppich zu erneuern. Hier setzt er auf<br />

Cradle-to-Cradle. Bei der Elektrik setzt er auf den KNX-Standard und wird<br />

mit Bewegungsmeldern das Licht nur eingeschaltet lassen, wenn Nutzer<br />

im Büro sind. Mit der intelligenten Steuerung setzt er auf CO2-Messungen<br />

und die KI-basierende Regelung der Lüftung. Bei den Malerarbeiten<br />

will er mineralische Farben verwenden und verzichtet beim Trockenbau<br />

auf die klassischen Platten , die nichts zum Innenraumklima beitragen,<br />

kein Wasser speichern und auch<br />

keine VOCs aus der Luft entfernen<br />

können. Er ist glücklich und zufrieden.<br />

Sein Job scheint ihm dieses<br />

Mal sinnvoller und sinnstiftender<br />

als sonst zu sein. Sein Umbau wird<br />

Menschen ein Umfeld schaffen,<br />

welches zu ihrer Gesundheit beiträgt<br />

und umgekehrt auf keinen<br />

Fall krank machen wird. Innerlich<br />

dankt er Allmächtig für die Chance<br />

und den Freiraum, den er bekommen<br />

hat. Erstmals in seiner langen Zeit beim Unternehmen darf er etwas<br />

mehr ausgeben und gute Qualität einkaufen. So macht Arbeiten Spaß,<br />

und Max B. ist von diesem Projekt restlos begeistert.<br />

Fertigstellung<br />

Freitag, 11 Uhr: Am Montag wird das Objekt übergeben, und Max B. ist<br />

unter Druck. Die Fertigstellung wird bei diesem nachhaltigen Projekt<br />

ein Husarenstück: Alle Beteiligten drängen sich gleichzeitig im Objekt<br />

herum, und vieles ist noch nicht fertig, leider auch durch Lieferverzögerungen<br />

verursacht. Der Elektriker fragt ihn was, der Bodenleger will eine<br />

Entscheidung. Dort gilt es eine Entscheidung zu treffen, dort einen Kompromiss<br />

zu suchen, damit der Übergabetermin nicht gefährdet wird. Alle<br />

helfen zusammen, alle geben ihr Bestes. Der eine organisiert noch schnell<br />

etwas beim Baumarkt, der andere holt etwas vom Lieferanten. Es zeigt sich<br />

wieder einmal: Wenn alle zusammenhelfen, ist Unmögliches möglich.<br />

Montag, 9.15 Uhr: Übergabe. Der Mieter ist gekommen und will zur<br />

Überraschung die Qualität überprüfen. So etwas gab es noch nie. Er will<br />

eine Innenraumluftmessung, eine VOC-Messung. Max B. ist verwirrt.<br />

Allmächtig stimmt den Wünschen des Mieters zu.<br />

Das Ergebnis ist da und ist niederschmetternd:<br />

Die Werte sind<br />

katastrophal, und der Mieter zieht<br />

nicht ein. Was ist passiert? Bei der<br />

kurzfristigen Fertigstellung sind<br />

Materialien eingebracht worden,<br />

die einfach nicht passen. Keiner<br />

kontrollierte, was am Freitag vor<br />

Fertigstellung an Klebern, Schäumen<br />

oder Holz kurzfristig organisiert<br />

wurde. Das Ergebnis ist jetzt<br />

leider aktenkundig .<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

98 BauTecFokus


BauMarketing<br />

Gedankensplitter zum Marketing<br />

als regelmäßige Kolumne.<br />

Grundbausteine für die Medienarbeit<br />

Regelmäßiger Kommentar: Philipp Kaufmann und Alexander Bosak<br />

In der letzten Kolumne haben wir uns mit dem PR-Einmaleins auseinandergesetzt<br />

und uns Gedanken zu „A guate G’schicht“ gemacht. Am<br />

Schluss ging es um die Unterschiede einer Presseaussendung, einer<br />

Pressekonferenz bzw. eines Events zu einer exklusiven Geschichte in einem<br />

einzelnen Medium. Am Ende all dieser Überlegungen steht ein Jahresplan<br />

bzw. ein Kommunikationskonzept fürs Unternehmen, bei dem<br />

die jeweiligen Instrumente in unterschiedlicher Intensität eingesetzt<br />

werden. Ein guter Plan ist die beste Voraussetzung für den Erfolg, und<br />

gerade eine integrierte Kommunikation will gut überlegt sein. Neben<br />

der tagesaktuellen Medienarbeit gibt es aber eine Basisarbeit; hier steht<br />

nicht der schnelle einzelne Artikel im Vordergrund, sondern die Basis<br />

für die langfristige Zusammenarbeit. Wir sprechen vom Aufbau und der<br />

Pflege der Journalistenkontakte.<br />

Journalistenbeziehung<br />

Immens wichtig für eine langjährige, erfolgreiche Medien- und Pressearbeit<br />

ist eine gute Beziehung zu den Personen, die darüber schreiben:<br />

den Journalisten. Wie erreicht man dies am<br />

besten? Mit guten Geschichten, gutem Bildmaterial,<br />

dem Vermeiden von PR-Floskeln, der<br />

Verwendung von konkreten Inhalten bzw.<br />

Zitaten mit „Fleisch“. Und vor allem: mit<br />

Ehrlichkeit. Ehrlichkeit währt auch<br />

im Journalismus bzw. in der<br />

PR-Arbeit am längsten. Dies<br />

heißt nicht, dass man jedes<br />

noch so kleine Detail öffentlich<br />

machen muss, aber bei<br />

Nachfragen gilt es, die Wahrheit<br />

zu sagen, auch wenn dies<br />

unangenehm ist. Die allermeisten<br />

Journalisten werden es Ihnen<br />

danken. Zudem ist die Fähigkeit,<br />

schnell reagieren zu können, das A und O. Die meisten Journalisten<br />

stehen selbst unter massivem Zeitdruck und warten maximal ein paar<br />

Stunden, denn mehrere Tage auf ihr Material. Dies bietet auch Chancen<br />

für PR-Verantwortliche, die auf Anfragen schnell reagieren können.<br />

Eine gute Möglichkeit, die Beziehung aufzubauen, sind beispielsweise<br />

Hintergrundgespräche. Dieser Beziehungsaufbau sollte nicht zur Rush-<br />

Hour stattfinden und auch nicht unter Druck. Bei diesen Aktivitäten ist<br />

es auch nicht das Ziel, mit einer Geschichte durchzudringen , vielmehr<br />

lernt der Journalist Sie und Ihr Unternehmen kennen, und Sie haben die<br />

Chance, eine Vertrauensbasis aufzubauen.<br />

Clipping-Report<br />

Wenn alles geschafft ist, geht es an die Nacharbeiten. Wer hat was, wann,<br />

wo und wie geschrieben? Je nachdem, wie groß das Unternehmen ist, ist es<br />

mal einfacher, mal schwieriger, sämtliche erschienenen Artikel über das<br />

eigene Unternehmen zu finden. Hier bieten sich automatische Clipping-<br />

Dienste oder Google an. Bezahlte Dienste suchen aktiv<br />

nach den Artikeln, insbesondere in Printmedien.<br />

Diese gibt es in preiswerten bis zu<br />

sehr teuren Kategorien. Wofür man<br />

sich auch entscheidet, eine professionelle<br />

und schnelle Pressearbeit<br />

ist ohne einen solchen Clipping-<br />

Report fast nicht möglich.<br />

Abschließend noch ein Praxistipp:<br />

Nutzen Sie die Zeit für<br />

den Beziehungsaufbau und<br />

rufen Sie Michael Neubauer<br />

an – es gibt keinen besseren<br />

Journalisten in der Bau- und<br />

Immobilienwirtschaft.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

99


Zum Autor<br />

Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management<br />

und Gründungsvorsitzender der AREAMA – Austrian Real<br />

Estate Asset Management Association.<br />

Upcycling versus Recycling<br />

Kommentar: Frank Brün<br />

Upcycling ist eine kreative, positive Art mit dem Müllproblem der<br />

Gegenwart umzugehen, aber keine Lösung für die Zukunft. Ganz im<br />

Gegenteil.<br />

Wir leben in einer Überflussgesellschaft, die zugleich eine Wegwerfgesellschaft<br />

ist. Wir leisten uns Tag für Tag, Wertstoffe auszusortieren und zu<br />

entsorgen, die ihre Aufgabe durchaus noch erfüllen könnten: Kleidung,<br />

Deko und insbesondere elektronische Geräte. Unsere Überflussgesellschaft<br />

ist so getaktet, dass ständig schon neuere Produkte auf dem Markt<br />

verfügbar sind. Wegen diesem Zuviel, das unseren Bedarf weit übersteigt,<br />

findet sich in unserem Abfall immer etwas, das sich upcyceln lässt.<br />

Aus alt mach neu<br />

Wegwerfen war gestern. Upcycling ist der Trend, wenn es darum geht,<br />

aus Altem etwas Neues zu machen. Aus Anzugshosen werden<br />

Röcke, aus LKW-Planen werden Taschen und alte Flaschen<br />

werden zu Lampen. Ist Upcycling besser als Recycling?<br />

Der Vorteil besteht darin, dass das Leben von Produkten<br />

verlängert und dadurch Müll vermieden wird, wobei<br />

das jedoch eher eine lebensverlängernde Maßnahme<br />

ist, da früher oder später die meisten upgecycelten<br />

Produkte auf dem Müll landen. Genau wie<br />

ihre nicht-upgecycelten Gegenstücke.<br />

Aber ist das gut?<br />

Auch wenn man durch Upcycling Müll<br />

vermeidet bzw. die Müllentstehung nach<br />

hinten verschiebt, löst es nicht das Problem<br />

des Ressourcenverbrauchs. Ist eine<br />

als Tischvase umgebaute PET-Flasche<br />

nachhaltig? Eher nicht, denn um sie im<br />

Recyclingkreislauf zu ersetzen, muss<br />

mit Rückgriff auf Erdöl eine neu produziert<br />

werden. Für eigentlich gute Zwecke werden tausende Flaschen dem<br />

Recycling entzogen.<br />

Der Upcycling-Trend signalisiert, dass wir vieles zu früh ausrangieren<br />

und entsorgen. Andererseits ist Upcycling eine Quelle neuer Wertschöpfung,<br />

die Arbeitsplätze schafft. Dieser Effekt ist in weniger überfließenden<br />

Gesellschaften als der unseren gut zu beobachten.<br />

Wir sollten uns vor dem Kauf jedes upgecycelten Produkts aber überlegen,<br />

ob es wirklich Sinn macht. Fragwürdig ist insbesondere der Trend,<br />

aus neuen Materialien vermeintlich hippe Upcycle-Produkte zu machen,<br />

wie z. B. der stylische Kronleuchter aus nie benutzten Weinflaschen oder<br />

coole Wohnzimmermöbel aus nagelneuen Europaletten, bei denen der<br />

Used-Look nur aufgemalt wird.<br />

Fotos: Stephan Huger, Sima.pix, Adobe Stock<br />

100 BauTecFokus


Zum Autor<br />

Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks<br />

Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu<br />

30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei<br />

Marktanalysen und Projekten.<br />

Verzerrte Wahrnehmung<br />

Kommentar: Andreas Kreutzer<br />

Das Verhältnis von Wahrnehmung zu Wirklichkeit stellt ein Grundproblem<br />

dar, das für Philosophie und Wissenschaft seit der Antike zu<br />

den großen Herausforderungen zählt. Speziell die öffentliche Wahrnehmung<br />

ist oftmals nicht viel mehr als Fiktion. So auch beim Thema<br />

Baustoff-Recycling. Denn das ubiquitäre Deutungsmuster hat nur noch<br />

bedingt etwas mit der Realität zu tun. Baustoff-Recycling wird in Österreich<br />

seit Beginn der 1990er-Jahre professionell betrieben<br />

– ob mobil auf Baustellen oder stationär. Aufbereitungsanlagen<br />

sind flächendeckend vorhanden. Zuletzt wurden<br />

über achtzig Prozent der mineralischen Fraktion der<br />

Verwertung zugeführt. Mehr als sieben Millionen<br />

Tonnen Recycling-Baustoffe kommen Jahr für Jahr<br />

zum Einsatz. Die Gründe liegen nicht zuletzt in<br />

den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die<br />

es in Österreich zum Teil seit Jahrzehnten<br />

gibt, wie etwa das Altlastensanierungsgesetz,<br />

die Deponieverordnung und die Recycling-Baustoff-Verordnung.<br />

Für viele<br />

Bauunternehmen ist Baustoff-Recycling<br />

bereits Usus. Strabag erzeugte<br />

bzw. verwendete im Geschäftsjahr<br />

2020 rund 500.000 Tonnen Sekundärbaustoffe.<br />

Bei Porr werden jährlich rund<br />

zwei Millionen Tonnen an Baurestmassen<br />

recycelt.<br />

Ende der Deponien<br />

Laut aktuellster Novelle der Deponieverordnung dürfen ab 2024 die<br />

meisten mineralischen Baustoffe – etwa Ziegel aus der Produktion, dem<br />

Straßenaufbruch und dem Betonabbruch – in keinem Fall mehr deponiert<br />

werden. In den Jahren 2026/2027 wird die Liste auf Gipsplatten,<br />

Gipswandbauplatten, faserverstärkte Gipsplatten sowie künstliche Mineralfasern<br />

erweitert. Doch auch in anderen bauaffinen Warengruppen<br />

landet kaum noch etwas auf der Deponie. So werden seit vielen Jahren<br />

etwa von allen in Österreich ausgebauten, weil erneuerten Kunststofffenstern<br />

91 Prozent nachweislich einer Wiederverwertung zugeführt.<br />

Zugegeben, bei Verbundmaterialien ist eine industrielle Lösung für eine<br />

sortenreine Trennung nach wie vor nicht wirklich in Sicht. Aber Hand<br />

aufs Herz, hat aus umwelttechnischer Sicht die Wiederverwertung von<br />

Baustoffen wirklich höchste Priorität, zumal deren Lebenszyklus<br />

deutlich länger ist, als der der meisten anderen Waren<br />

und Güter, die unsere Volkwirtschaft begründen?<br />

Äpfel- und Birnenvergleich<br />

Fenster werden im Durchschnitt alle 45 Jahre<br />

erneuert, Vollwärmeschutz nach rund sechzig<br />

Jahren und Dachmaterial für Steildächer nicht<br />

vor siebzig Jahren. Dem gegenüber stehen<br />

etwa Mobiltelefone mit einer durchschnittlichen<br />

Nutzungsdauer von drei Jahren und<br />

Kleidungsstücke werden nach rund fünf<br />

Jahren entsorgt. Hat eigentlich schon<br />

jemand erhoben, wie viele ungetragene<br />

Teile direkt im Altkleidercontainer landen?<br />

Durch geplante Obsoleszenz fallen alleine<br />

in Österreich jährlich hunderte Tonnen<br />

an zusätzlichem Elektroschrott an. Nicht, dass<br />

deshalb ein Recycling von Baumaterialen nicht<br />

notwendig wäre, aber haben wir in Sachen Kreislaufwirtschaft<br />

nicht andernorts dringenderen Handlungsbedarf? Um am<br />

Bau zu bleiben, beispielsweise im angesagten Holzbau: Brettsperrholz<br />

und Leimbinder können aufgrund des Bindemittels im Prinzip nicht<br />

wiederverwertet, sondern nur verbrannt werden. Verbrennt man Holz,<br />

wird die viel gelobte CO2-Senke aber wieder aufgefüllt. Vielleicht sollten<br />

wir öfter mal die durch eine Nachhaltigkeits-Olympiade getriebenen<br />

Argumentationen zu Ende denken.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

101


Zum Autor<br />

Verbandsobmann Bernd Rießland studierte Klavier und Bauingenieurwesen.<br />

Nach Stationen im Wirtschaftsministerium,<br />

bei Erste Bank und Wirtschaftsagentur Wien ist er seit 2010<br />

Vorstandsmitglied der SOZIALBAU AG.<br />

Rohstoffpolitik neu denken<br />

Kommentar: Bernd Rießland<br />

Ohne Baustoffe kein Bauen – so einfach ist das. Und<br />

gleichzeitig so schwierig, wie die aktuelle Situation zeigt.<br />

Denn die momentane Krise am Baustoffmarkt trifft auch<br />

die gemeinnützigen Bauträger mit voller Wucht. Darum<br />

erleben wir gerade eine sehr merkwürdige Situation: Vieles<br />

soll gebaut oder saniert werden, aber immer mehr Projekte<br />

stehen still. Das Fehlen einzelner, vermeintlich unbedeutender<br />

Produkte kann die zügige Umsetzung großer Investitionen<br />

aufhalten.<br />

Daraus ergeben sich in unserer Branche mehrere Probleme.<br />

Probleme für die ausführenden Baufirmen, die vertragliche<br />

Verpflichtungen nicht einhalten können. Probleme für<br />

die Investierenden, die ihre Unternehmensziele nicht einhalten<br />

können. Vor allem aber Probleme bei den Bewohnern,<br />

bei denen das Grundbedürfnis Wohnen mangels zu<br />

geringem Angebots nicht zu leistbaren Preisen befriedigt<br />

werden kann.<br />

Problem der Abhängigkeit<br />

Lösungen zu dieser Baustoffkrise sind nicht einfach zu finden. Durch<br />

die Auslagerung vieler Produktionsstätten aus Europa in andere Erdteile<br />

haben wir uns in Abhängigkeiten begeben. Dieses selbst gemachte<br />

Problem, gepaart mit hoher bzw. zu hoher Nachfrage, war ein Baustein<br />

dieser kritischen Situation. Bei der Gesundheitsversorgung (Stichwort<br />

Maskenverfügbarkeit) und Energie (Stichwort Blackout) ist das für jeden<br />

sofort ersichtlich. Aber auch beim Wohnen entsteht durch geringes Angebot<br />

mangels Baustopps physischer Mangel an zusätzlichen Wohnungen.<br />

Die Preisspirale bei Eigentumsobjekten und Grundstücken dreht<br />

sich daher nach oben. Aber auch hohe Preisanstiege bei der Wiedervermietung<br />

schon bestehender individueller und institutioneller Anlegerwohnungen<br />

gehen damit einher, was gerade in den letzten Monaten<br />

wieder deutlich vor Augen geführt wurde.<br />

Umdenken bei den Rohstoffen<br />

Zwei Ansatzpunkte müssen wir daher verstärkt angehen: Den sorgsamen<br />

Umgang mit Baustoffen, wozu z.B. auch das Baustoffrecycling<br />

zählt. Dies ist ein wichtiger Ansatz, der in Österreich noch immer in den<br />

Kinderschuhen steckt. Derzeit werden österreichweit beispielsweise nur<br />

zehn Prozent des Altbetons recycelt. Diese Versäumnisse gilt es schleunigst<br />

aufzuholen.<br />

Der zweite Ansatz muss die Regionalisierung der Lieferketten sein. Aus<br />

Umweltsicht sind regionale Kreisläufe anzustreben, um die Umweltbelastung<br />

durch Verkehrsströme zu minimieren. Sie können aber auch für<br />

Innovation genutzt werden. Nicht zuletzt geht es um das Zurückgewinnen<br />

von Arbeitsplätzen und damit regionaler Wirtschaftsleistung sowie<br />

regionaler Haushaltseinkommen. Packen wir es an.<br />

Fotos: Horst Dockal, Adobe Stock<br />

102 BauTecFokus


Zum Autor<br />

Yasmin Obojkovits leitet die Abteilung Baumanagement<br />

der EHL Immobilien Management und ist in dieser Funktion<br />

für die Koordination von baulichen Erhaltungsarbeiten bis<br />

hin zu Gewerbe- und Wohnungsumbauten, verantwortlich.<br />

Reduktion von „grauer Energie“ und Ressourcen im<br />

Bauwesen – am Anfang steht die sorgfältige Planung<br />

Kommentar: Yasmin Obojkovits<br />

Das Errichten und Betreiben von<br />

Gebäuden ist mittlerweile für rund 40<br />

Prozent der globalen CO₂-Emissionen<br />

verantwortlich. Um dieser unerfreulichen<br />

Entwicklung entgegenzuwirken,<br />

sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen.<br />

Ein Gebäude nachhaltig zu gestalten,<br />

bedeutet nicht allein die Energieeinsparung<br />

während des Betriebs. Denn<br />

betrachtet man den Lebenszyklus<br />

eines Bauwerks, so entfällt ein großer<br />

Teil der erzeugten Gesamtemissionen auf die Phase vor der ersten Nutzung.<br />

Daher ist bereits vor Errichtung eines Objekts zu prüfen, wie diese<br />

sogenannten „grauen Energien“ bestmöglich reduziert werden können.<br />

Der indirekte Energiebedarf setzt sich unter anderem aus der Gewinnung,<br />

Herstellung und Lagerung der Baustoffe, den Transport und Logistikwegen<br />

sowie dem Bauvorgang selbst zusammen.<br />

Zuerst die Parameter bewerten<br />

Hat man diese Parameter bewertet, ist in weitere Folge zu analysieren,<br />

wieviel an Emissionen für laufende Wartungen und Instandhaltungen<br />

ausgestoßen werden. Abschließend müssen auch der Abbruch und die<br />

Entsorgung evaluiert werden.<br />

Mithilfe einer Lebenszyklusanalyse können diese Vielzahl an Informationen<br />

gebündelt und die grauen Emissionen berechnet werden. Die LCA<br />

(Life Cycle Assessment) bewertet den Umwelteinfluss von Produkten<br />

und Prozessen über deren ganzen Lebenszyklus. Mithilfe von Benchmarking<br />

ist es möglich, in der eigenen Planung in Relation zu Referenzgebäuden<br />

Emissionstreiber zu identifizieren und diese zu optimieren.<br />

Als Folge von Bevölkerungs- und<br />

Wirtschaftswachstum sowie<br />

fortschreitender Urbanisierung<br />

steigt auch der Ressourcenkonsum<br />

im Bauwesen. Anstatt Rohstoffe<br />

immer wieder der Natur<br />

zu entnehmen, wäre es wichtig,<br />

Materialien im Sinne eines Kreislaufansatzes<br />

wiederzuverwenden<br />

und zu verwerten. Optimal wäre<br />

es, wenn Bestandsgebäude als<br />

temporäre Ressourcenspeicher<br />

dienen und der Abbruch wieder in<br />

einen Neubau zurückfließen kann. Voraussetzung dafür ist, dass sich<br />

die einzelnen Bauteile sortenrein trennen lassen, daher muss bereits<br />

bei der Planung ein Rückbau und Verwertungskonzept für Baustoffe<br />

entwickelt werden.<br />

Der Planungsprozess wird aufwändiger<br />

Daraus lässt sich schlussfolgern, dass der Planungsprozess künftig aufwändiger<br />

werden wird. Die Planer müssen sich mit den Themen der<br />

Ökologie auseinandersetzen und die verschiedenen Baustoffe für die<br />

jeweilige Ausführung vergleichen, um Bewertungen über „graue Energie“<br />

und den Ressourceneinsatz machen zu können. Vernünftig wäre es<br />

Materialien dort einzusetzen, wo sie nachhaltig, dauerhaft, optisch ansprechend,<br />

ausführungstechnisch und kostentechnisch gut realisierbar<br />

sind. Aus diesen Kriterien ergeben sich meist hybride Gebäudekonstruktionen,<br />

die langlebig und kreislauffähig sind.<br />

Wir, im EHL Baumanagement beraten unsere Kunden gern bezüglich<br />

CO2-Reduktion und Ressourcenschonung und zeigen mögliche Optionen<br />

auf um diese dann gemeinsam mit dem Liegenschaftseigentümer<br />

umzusetzen.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

103


ImFokus<br />

106<br />

ROUND TABLES<br />

Bei drei hochkarätig besetzten Round<br />

Tables zu den Themen Vorfertigung und<br />

Automatisierung, Nachhaltigkeit und CO 2<br />

-<br />

Reduktion auf Baustellen und Bauen und<br />

Sanieren im Bestand wurde diskutiert,<br />

was auf die Baubranche in nächster Zeit<br />

zukommen wird.<br />

120<br />

QUALITÄTSSTEIGERUNG<br />

Technik und Automatisierung bergen ein<br />

hohes Einsparungspotenzial. Grundlage dafür<br />

ist eine Hinterlegung, Zusammenführung und<br />

Analyse von Daten. Eine Herausforderung,<br />

erklärt Christian Pillwein, Leiter der<br />

Gebäudeautomation bei Beckhoff.<br />

124<br />

WAS ERWARTET UNS 2022?<br />

Die Auftragsbücher sind<br />

voll, wie geht es weiter?<br />

Der BauTecFokus hat<br />

herumgefragt: Werden<br />

Bauvorhaben aufgrund<br />

der hohen Baupreise<br />

stillgelegt, verschoben<br />

oder eingestellt? Wie<br />

sieht es mit Investitionen<br />

in die Infrastruktur aus?<br />

Foto: Adobe Stock<br />

104 BauTecFokus


Entgeltliche Einschaltung<br />

Packen wir’s an<br />

Unter diesem Motto widmet sich die AUVA im Rahmen ihres aktuellen<br />

Präventionsschwerpunkts Muskel-Skelett-Erkrankungen.<br />

Foto: Fotolia<br />

S<br />

chmerzen in Rücken, Nacken oder<br />

Gelenken – wer kennt das nicht?<br />

Werden diese körperlichen Probleme<br />

hauptsächlich durch die Arbeit<br />

verursacht, dann spricht man von arbeitsbedingten<br />

Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE).<br />

Sie sind in Europa das häufigste arbeitsbedingte<br />

Gesundheitsproblem, der Fehlzeitenreport 2020<br />

belegt auch für Österreich hohe Zahlen. Demzufolge<br />

waren MSE im Vorjahr für rund ein<br />

Fünftel (21,3 Prozent) aller Krankenstandstage<br />

verantwortlich. Erkrankungen des Bewegungsund<br />

Stützapparats haben freilich nicht nur negative<br />

Auswirkungen auf das Wohlbefinden der<br />

Beschäftigten, sie erzeugen auch massive Kosten.<br />

Hohe Kosten<br />

Nicht weniger als 1,6 Milliarden Euro für Betriebe,<br />

Gesundheits- und Sozialsystem sowie<br />

die Betroffenen selbst lassen sich jährlich<br />

insgesamt auf arbeitsbedingte MSE zurückführen.<br />

Das geht aus einer Schätzung der AUVA<br />

auf Basis des Fehlzeitenreports sowie einer<br />

WIFO-Studie aus 2020 zu den Kosten arbeitsbedingter<br />

Erkrankungen hervor. Von MSE sind<br />

Beschäftigte in vielen Branchen und Bereichen<br />

betroffen. Einer der größten Risikofaktoren ist<br />

das Heben und Bewegen schwerer Lasten wie<br />

es etwa bei Tätigkeiten auf Baustellen häufig<br />

vorkommt. Auch wiederholte Hand- und<br />

Armbewegungen oder Vibrationen wie sie<br />

beim Bedienen von handgeführten Maschinen<br />

auftreten sowie Arbeiten in ermüdenden<br />

Positionen, z. B. bei Überkopfarbeiten, können<br />

Beschwerden verursachen.<br />

Ganzheitlicher Ansatz<br />

Zur Vorbeugung von MSE ist ein ganzheitlicher<br />

Ansatz wichtig, der von technischen<br />

Lösungen wie Bauaufzügen über organisatorische<br />

Maßnahmen bis hin zu Schulungen zum<br />

richtigen Heben und Tragen reicht. Manchmal<br />

sind es ganz einfache und kostengünstige<br />

Maßnahmen, die viel bewirken können: Etwa<br />

die regelmäßige Wartung von Transporthilfen,<br />

damit diese leichtgängig<br />

bleiben und auch wirklich<br />

verwendet werden. Auch ein<br />

genauerer Blick auf Pausen,<br />

Arbeitsdichte und -tempo<br />

kann bei der Belastungsreduktion<br />

helfen.<br />

Partner der Unternehmen<br />

Die AUVA steht Unternehmen in Sachen<br />

Prävention beratend zur Seite, auch im<br />

Rahmen der Präventionsschwerpunkte.<br />

2021/2022 stehen Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />

im Fokus, angeboten werden Veranstaltungen,<br />

Publikationen, Ergonomie-<br />

Tools sowie direkte Beratung vor Ort in<br />

den Betrieben. Workshops, Seminare und<br />

Webinare zum Thema können während<br />

des Schwerpunkts um die Hälfte reduziert<br />

gebucht werden.<br />

Speziell auf das Bau- und Baunebengewerbe<br />

ist das Präventionsprogramm<br />

„baufit“ zugeschnitten. Es umfasst die Vermittlung<br />

von Wissen über körpergerechtes<br />

Arbeiten, Ausgleichsübungen, die sich<br />

gut in den Arbeitsalltag integrieren lassen,<br />

die Förderung des Gefahrenbewusstseins<br />

sowie arbeitspsychologische Aspekte.<br />

Alle Infos zum Schwerpunkt finden Interessierte<br />

auf www.auva.at/mse<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

105


ImFokus<br />

Was erwartet die<br />

Baubranche 2022?<br />

Erster Round Table. Bei drei hochkarätig besetzten Round Tables zu den Themen Vorfertigung und<br />

Automatisierung, Nachhaltigkeit und CO 2<br />

-Reduktion auf Baustellen und Bauen und Sanieren im Bestand wurde<br />

diskutiert, was auf die Baubranche in nächster Zeit zukommen wird.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

B<br />

eim Round Table zum Thema<br />

Vorfertigung und Automatisierung<br />

in der Baubranche diskutierten<br />

Glorit-Geschäftsführer Lukas<br />

Sattlegger, Geschäftsführer von Drees & Sommer<br />

Georg Stadlhofer und Erich Benischek,<br />

Geschäftsführer des Fertighauszentrums Blaue<br />

Lagune, was die Baubranche nächstes Jahr<br />

bewegen wird.<br />

„Vor 30 Jahren habe ich gesagt, irgendwann<br />

geht alles in Richtung Vorfertigung“, eröffnet<br />

Benischek. „Es ist hat bei den kleinen Häusern<br />

begonnen, ist immer mehr in den großvolumigen<br />

Bau gekommen, und was derzeit einen<br />

steilen Aufstieg macht, ist der Modulbau als<br />

solcher, also die klassische Raumzellenfertigung.“<br />

Benischek geht davon aus, dass sich der<br />

Bereich der Vorfertigung massiv entwickeln<br />

wird. Nicht zuletzt wegen des Arbeitskräftemangels.<br />

„Früher haben wir uns die Leute aus<br />

dem Osten geholt, aber die bekommen wir jetzt<br />

nicht mehr“, fügt er hinzu. „Diese kritische<br />

Situation unterstützt natürlich die Vorfertigung.“<br />

Den Knackpunkt sieht er derzeit bei den<br />

hierfür notwendigen Investitionen, da die Produktionsanlagen<br />

verbessert werden müssen.<br />

Für Stadlhofer wird das nächste Jahr für die<br />

Baubranche ein Jahrzehnt der Veränderungen<br />

einläuten. „Die Taxonomie-Verordnung, die<br />

seit 2018 in Kraft ist, zwingt die Unternehmen<br />

zur Offenlegung ihrer Bauweisen“, so der<br />

Geschäftsführer von Drees & Sommer. „Die<br />

nächsten drei Kriterien kommen nächstes<br />

Jahr ins Spiel, und das bedeutet, dass sich jeder<br />

überlegen muss, wie er seine Objekte kreislauffähig<br />

machen kann.“ Nachfrage und Bedarf<br />

an kreislauffähigen Materialien steigen, und<br />

Drees & Sommer verzeichnet immer mehr<br />

Anfragen diesbezüglich. „Nächstes Jahr im<br />

März ist der Jahresbericht fällig, dazu kommt<br />

das Thema der nachhaltigen Finanzierung, das<br />

bedeutet, dass jeder Euro dahin zu bewerten<br />

ist, ob er nachhaltig investiert ist.“<br />

106 BauTecFokus


Dazu bringt Benischek das Problem der Kreislaufwirtschaft<br />

auf den Punkt: „Niemand hat<br />

das bis jetzt gelernt, das bedeutet, man muss<br />

sich in die Thematik hineindenken.“ Laut ihm<br />

beginnt das Thema bereits bei der Definition.<br />

„Man muss die Langlebigkeit des Gebäudes<br />

und die Nachnutzung im Auge haben. Auch<br />

wäre es wichtig, eine Baudokumentation, aber<br />

auch eine Aufbau- und Montagedokumentation<br />

zu haben.“ Hier fordert er ein Umdenken<br />

ein. „Man muss die Gebäude wieder zerlegen<br />

beziehungsweise abtragen können. Das bedeutet,<br />

dass Leim durch Steckverbindungen<br />

ersetzt werden muss und Verschraubungen<br />

Sinn machen.“ Dazu muss man prinzipiell in<br />

Basisfunktionen und Nachnutzungsmöglichkeiten<br />

denken. „Baue ich ein Hotel, muss ich<br />

mir jetzt schon überlegen, was ist, wenn es in<br />

20 Jahren nicht mehr geht. Will ich es in Offices<br />

umbauen, brauche andere Raumhöhen.“ Man<br />

muss vom Denken des maximalen Ertrages<br />

von der ersten Sekunde weggehen und in die<br />

Köpfe bringen, dass diese Dinge Geld kosten.<br />

Sattlegger bricht das Thema auf die Sicht<br />

eines Bauträgers und ausführenden Betriebs<br />

herunter. „Die EU-Taxonomie schärft das Bewusstsein<br />

für Nachhaltigkeit, und da gibt es<br />

einen Aufholbedarf. Wir sind mit dem Einsatz<br />

von Holz und unserer Holzriegelbauweise gut<br />

aufgestellt“, erklärt er. „Es werden aber auch<br />

andere Werkstoffe, also ökologische Baustoffe<br />

in den Vordergrund treten, und die haben ein<br />

anderes Preisniveau.“ Für Benischek ist klar,<br />

dass es zu einer Koexistenz der Baustoffe kommen<br />

werde. „Man muss sich überlegen, welche<br />

Hölzer man einsetzt. Es wird auch derzeit viel<br />

experimentiert, zum Beispiel mit Stroh und<br />

Lehm, aber das kann derzeit nur kleinvolumig<br />

eingesetzt werden.“ So benötigt eben jeder<br />

Baustoff seine Zeit. Benischek erinnert sich<br />

daran, wie sehr Asbest gehypt wurde, bevor er<br />

dann verteufelt wurde. Das Gleiche mit Spanplatten<br />

und Formaldehyd. „Man muss weg<br />

von Verbundstoffen, die Bindemittel werden<br />

da eine wichtige Rolle spielen.“ Sattlegger bestätigt,<br />

dass bei den Materialien viel getestet<br />

werde. „Aber ein gesamtheitliches System zu<br />

einem vernünftigen Preis gibt es noch nicht.<br />

Bei Glorit setzen wir auf qualitätsvolle und<br />

langzeiterprobte Systeme.“<br />

Für Stadlhofer ist die Kompetenz einer kreislauffähigen<br />

Planung wichtig. „Hier haben wir<br />

noch viel zu lernen. Die Planung ist beim Holzbau<br />

anders als beim Stahlbetonbau. Man muss<br />

„Niemand hat die Kreislaufwirtschaft<br />

bis jetzt<br />

gelernt, das bedeutet,<br />

man muss sich in die<br />

Thematik hineindenken.“<br />

Erich Benischek,<br />

Blaue Lagune<br />

vieles durchdenken, um ein Standardprodukt<br />

entwickeln zu können. Eine Baudatenbank,<br />

aber auch die Modularisierung helfen da sehr.“<br />

Beim Baupreis geht er davon aus, dass sich dieser<br />

auf einem gewissen Niveau normalisieren<br />

wird. Beim Thema leistbarer Wohnraum kann<br />

Vorfertigung und Standardisierung helfen,<br />

günstiger zu bauen. Zusammenfassend meint<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

107


ImFokus<br />

„Unsere langjährigen<br />

Partnerschaften mit Lieferanten<br />

und Geschäftspartnern<br />

waren für uns<br />

ein wesentlicher Faktor.“<br />

Lukas Sattlegger,<br />

Glorit<br />

er, dass man neue Materialien und Planungsansätze<br />

zusammengenommen neu denken<br />

muss.<br />

Benischek bringt das Beispiel der Materialnomaden<br />

zur Diskussion. Er wurde gemeinsam<br />

mit einem Team vor die Aufgabe gestellt, sich<br />

die Nachnutzung eines Parkdecks zu überlegen.<br />

Der Aha-Effekt war für ihn, dass man<br />

Träger und Stützen zerlegen kann. Es wurde<br />

aber auch die Idee geboren, einen Markt oder<br />

ein Fachmarktzentrum in das Erdgeschoss zu<br />

bauen, oben das Parkdeck zu belassen und das<br />

Obergeschoss als Urban Farming zu nutzen.<br />

„Schlussendlich waren wir bei fünf Prozent<br />

Abfall, das ist die Erkenntnis von ‚learning by<br />

doing‘.“<br />

Sattlegger sieht, dass sich bei den Baupreisen<br />

eine Entspannung abzeichnet – zumindest<br />

beim Holz, bei Kunststoffen allerdings noch<br />

nicht. Auch das Verfügbarkeitsproblem flaut<br />

langsam wieder ab. „Die Preise sind um 13<br />

Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.<br />

Es hat einen Aufholeffekt gegeben, der<br />

sich wohl 2022 wieder normalisieren wird.“<br />

Benischek sieht das ähnlich: „Aufholeffekt<br />

und Materialmangel beruhigen und pendeln<br />

sich ein. Jedenfalls hat uns die Pandemie die<br />

Abhängigkeit von Asien drastisch vor Augen<br />

geführt. Wir haben es vernachlässigt, bei uns<br />

zu produzieren. Gestemmt wurden die Probleme<br />

bei der Materialverfügbarkeit vor allem<br />

dort, wo gute Partnerschaften gelebt wurden.“<br />

Hier hackt Sattlegger ein: „Unsere langjährigen<br />

Partnerschaften mit Lieferanten und<br />

Geschäftspartnern waren für uns ein wesentlicher<br />

Faktor. Wir konnten dadurch durchproduzieren<br />

und waren immer handlungsfähig.<br />

Da wir zudem stark auf Regionalität setzen,<br />

sind wir unabhängiger als andere. Das klingt<br />

einfach, ist es auch – es bedarf aber schon einer<br />

nachhaltigen Strategie und entsprechender<br />

Aufbauarbeit.“<br />

Für Benischek ist klar, dass es immer wichtiger<br />

wird, Aufklärungsarbeit zu leisten: „Gesetzliche<br />

Rahmenbedingungen sind notwendig,<br />

aber wir müssen auch nachdenken, was uns<br />

die Zukunft wert ist.“ Dazu ergänzt Stadlhofer,<br />

108 BauTecFokus


dass der Zwang zur Wirtschaftlichkeit bestehen<br />

bleibe. „Aber was sich schon geändert hat,<br />

sind gewisse Regeln in der Beurteilung und<br />

ein gewisser Abwertungsdruck für Bestandsimmobilien.<br />

Natürlich will der Investor den<br />

maximalen Profit herausbekommen.“ Für<br />

den Bestand fordert er Fördersysteme, da dieser<br />

sonst nicht geschaffen werden kann. „Es<br />

braucht eine Dokumentation. Beim Neubau<br />

ist das kein Problem, aber beim Bestand weiß<br />

ich nicht, was da drin ist. Es gibt keinen Standard,<br />

wie beim Auto zum Beispiel das Serviceheft.“<br />

Hier ergänzt Benischek, dass man in die<br />

Tiefe gehen müsse: „Auch die Vorlieferanten<br />

müssen bekanntgegeben werden. Man muss<br />

zur Wurzel gehen, bis ins letzte Detail.“ Da<br />

müssen Digitalisierung, BIM und Materialdatenbanken<br />

eingesetzt werden. „Aber es sind<br />

noch keine Lösungen out of the box“, ergänzt<br />

Stadlhofer.<br />

Beim Thema Vorfertigung wirft Benischek<br />

ein, dass sich die Produktionsstätten sehr<br />

gewandelt hätten. „Wo früher 60 Leute tätig<br />

waren, arbeiten heute 5–6 Menschen. Wir sind<br />

auf Kurs der Industrialisierung und Robotik.<br />

Aber was machen wir mit den Menschen?“<br />

Hier sieht Stadlhofer keinen Grund zur Sorge.<br />

„Die Arbeitskräfte schaffen Produktivität für<br />

andere hoch qualitative Arbeit. Sie müssen<br />

sich weiterbilden und lernen, komplexe Steuersysteme<br />

managen zu können.“ Sattlegger<br />

setzt bei Glorit auf einen hohen Vorfertigungsgrad:<br />

„Wand und Deckenelemente sind<br />

fix und fertig, die Fassade ist vorbereitet und<br />

vernetzt, dann wird auf der Baustelle alles<br />

montiert.“ Bei Glorit werden etwa 60 Prozent<br />

des Hauses im Werk vorgefertigt. „Da wir<br />

unsere Grundrisse perfekt an die Gegebenheiten<br />

des Grundstücks anpassen, ist für uns<br />

ein noch höherer Vorfertigungsgrad nicht<br />

sinnvoll möglich.“<br />

Als gemeinsame Problemlösung, die alle als<br />

Wunsch für die nächsten Jahre formulieren,<br />

wäre eine Homogenisierung der Bauordnung,<br />

also österreichweite Vorschriften. Diese<br />

Maßnahme würde zu einer Innovationsförderung<br />

führen, so Benischek, Sattlegger und<br />

Stadlhofer.<br />

„Die Arbeitskräfte<br />

müssen sich weiterbilden<br />

und lernen, komplexe<br />

Steuersysteme managen<br />

zu können.“<br />

Georg Stadlhofer,<br />

Drees & Sommer<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

109


ImFokus<br />

Nachhaltigkeit<br />

auf Baustellen<br />

Zweiter Round Table. Zum Schwerpunktthema „Nachhaltigkeit auf<br />

Baustellen“ diskutierten Stefan Graf, geschäftsführender Gesellschafter von<br />

Leyrer + Graf, Helmut Berger, Geschäftsführer von Allplan, und Harald Mezler,<br />

Geschäftsführer von Lindner, miteinander. Dabei ging es um die Themen<br />

Energieeffizienz und CO 2<br />

-Reduzierung im Baubetrieb beziehungsweise<br />

auf Baustellen, Nachhaltigkeit, ESG und EU-Taxonomie.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

W<br />

ir als Bauunternehmen sind<br />

extrem stark im ausführenden<br />

Prozess tätig, weil es<br />

bei uns darum geht, gewisse<br />

Elemente zusammenzufügen. Wir haben wenig<br />

Einfluss auf Materialien, die werden vom Ausschreiber<br />

und vom Planer vorgegeben. Unser<br />

Hebel ist die Ausführung, also das Zusammenfügen“,<br />

eröffnet Graf. „Wir bewegen auf den<br />

Baustellen große Massen, wir bewegen sie<br />

horizontal als auch vertikal, und dort ist der<br />

große Energiebedarf angesiedelt. Hier muss<br />

man auf die Optimierung der Bauabläufe setzen<br />

und versuchen, sowohl Ressourcen als auch<br />

Energie einzusparen. Der zweite Hebel ist die<br />

Logistik, Stichwort Transporteffizienz.“<br />

Leyrer + Graf setzt zusätzlich auf Photovoltaik<br />

beim Betrieb der Büros und beschäftigt sich<br />

mit dem Einsatz von Grünstrom, wie man von<br />

gasbetriebenen Anlagen auf elektrische um-<br />

stellen und den Fuhrpark auf E-Mobilität<br />

umstellen kann. „Etwas weitergedacht, aber<br />

nicht mehr ganz auszuschließen ist Wasserstoff“,<br />

ergänzt Stefan Graf. „Es ist noch Zukunftsmusik,<br />

aber definitiv auf unserem Schirm.“<br />

Mezler, der auf Innenausbau spezialisiert ist,<br />

führt an, dass bei Familienunternehmen das<br />

„S“ in ESG ohnehin gelebt wird und oft als<br />

selbstverständlich gilt. „Wir sind auch Gründungsmitglied<br />

von DGNB und beschäftigen<br />

uns schon lange mit Nachhaltigkeit“, so Mezler.<br />

„Wir haben auch vor einigen Jahren begonnen,<br />

unsere Produkte mit einem Mehrwert abzubilden.“<br />

So existieren für alle Produkte UPD (Umweltproduktdeklarationen).<br />

Darüber hinaus<br />

sind viele Produkte Cradle-to-Cradle zertifiziert<br />

und die Werke ökozertifiziert. „Zudem ist<br />

es wichtig, sich anzusehen, was die Produkte<br />

im Gebäude zusätzlich zu ihrer Grundfunktion<br />

leisten. Zum Beispiel für die Gesundheit<br />

der Mitarbeiter und was sie an visuellem und<br />

thermischem Komfort bringt.“ Nachhaltigkeit<br />

sieht er als Grundbestreben seines Unternehmens.<br />

In Baden hat Lindner mit der Gemeinde<br />

ein Wasserkraftwerk gebaut. Mit dem Strom<br />

lädt Lindner unter anderem seine Elektroautos.<br />

„Wir sind auch ein produzierendes Unternehmen,<br />

die Lindner-Gruppe macht circa ein<br />

Drittel des Umsatzes mit Industrieproduktion,<br />

da hat man andere Hebel“, so Mezler. „Da geht<br />

es natürlich um CO2 bei der Produktion, aber<br />

auch darum, was verwende ich? Holzplatten,<br />

die CO2 binden, oder Platten aus Kalziumsulfat,<br />

die ich mehrmals im Kreislauf führen und<br />

als Gebrauchtplatten einsetzen kann.“ Für ihn<br />

ist das Thema Kreislaufwirtschaft sehr wichtig.<br />

Die großen Hürden, die 2026/27 vor uns liegen,<br />

wie Deponierungsverbot von Mineralwolle<br />

und Gips, zeigen, wohin die Reise gehen kann.<br />

110 BauTecFokus


„Etwas weitergedacht,<br />

aber nicht mehr ganz<br />

auszuschließen ist<br />

Wasserstoff.“<br />

Stefan Graf,<br />

Leyrer + Graf<br />

Damit wird die Rücknahme ihrer Produkte<br />

für die Hersteller ein Thema. Für manche<br />

Materialien wie zum Beispiel Gips kann man<br />

Wiederverwertung wahrscheinlich nur über<br />

die Entsorgungskosten steuern, da der Grundstoff<br />

so günstig ist, dass sich Recycling sonst<br />

nicht rechnet. „Da werden sich einige neue<br />

Geschäftsmodelle auftun.“<br />

„In der Gebäudetechnik muss man effizient<br />

planen, um mit möglichst wenig Energieeinsatz<br />

auszukommen, in den letzten Jahren wird<br />

immer mehr auf Zertifizierungen Wert gelegt“,<br />

so Berger. „Für gute Haustechnik gibt man da<br />

und dort auch mehr Geld aus.“ Sieht man sich<br />

die Baustelle selber an, so erklärt er weiter, so<br />

könne die Gebäudetechnik komplett vom Gebäude<br />

getrennt werden, sodass die Materialien<br />

im Kreislauf gehalten werden können. Allplan<br />

ist neben der Gebäudetechnik in der zweiten<br />

Schiene weltweit als Consulter im Bereich<br />

Energie- und Ressourceneffizienz und CO2-<br />

Vermeidung tätig. „Wir sehen, dass wir Europäer<br />

weltweit einen besonders hohen Standard<br />

haben, wo man sich Zeit nimmt, Probleme<br />

auf eine vernünftige Art zu lösen“, so Berger.<br />

„Gerade wir Europäer müssen uns die Zeit nehmen,<br />

Lösungen zu finden und diese international<br />

bereitzustellen, vor allem für Länder, die<br />

die Mittel nicht haben.“ Der Allplan-Geschäftsführer<br />

ist zuversichtlich, dass die komplette<br />

Dekarbonisierung von einzelnen Sektoren im<br />

nächsten Jahrzehnt möglich ist. „2030 sollte<br />

es in Wien einen CO2-neutraler Zement geben.<br />

Das ist ein Riesenschritt, weil man Zement<br />

maximal 150 Kilometer transportiert, da er extrem<br />

schwer und billig ist.“ In die Entwicklung<br />

des CO2-neutralen Zements sollen sehr viele<br />

Förderungen hineinfließen. Lafarge, Verbund,<br />

OMV und Borealis, aber auch die Voest mit<br />

Stahlproduktion mit Wasserstoff haben die<br />

Chance erkannt und versuchen, die Fördertöpfe<br />

auszuschöpfen.<br />

„Der Trend zur Digitalisierung wird gerade vom<br />

Megatrend Nachhaltigkeit, das Schlagwort für<br />

alles, was mit Klima und Klimawandel zu tun<br />

hat, abgelöst“, so Graf. „Das ist wichtig, weil<br />

die Effekte auf die Umwelt bereits beobachtbar<br />

sind. Jetzt liegt es an uns, eine technische und<br />

eine wirtschaftliche Sichtweise einzunehmen,<br />

um das Problem zu lösen.“ Graf spricht<br />

in diesem Zusammenhang den Verzicht an.<br />

„Über den wird es nicht funktionieren, weil<br />

die Masse nicht bereit ist, auf Wohlstand und<br />

Annehmlichkeit zu verzichten. Man hört ja<br />

beispielsweise von Entwicklungsländern, die<br />

ihr Recht auf Umweltverschmutzung nahezu<br />

einfordern.“ Daher ist für Graf klar, dass das<br />

Klima nur durch neue Technologien und eine<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

111


ImFokus<br />

„Für jeden neue Mieter<br />

muss man neu ausbauen,<br />

das ist eine Chance, Materialien<br />

in die Kreislaufwirtschaft<br />

hineinzubekommen.“<br />

Helmut Berger,<br />

Allplan<br />

stete Forschung und Entwicklung gerettet<br />

werden kann. „Der technologische Fortschritt<br />

ist da. Derzeit ist der Wirkungsgrad bei Wasserstofferzeugung<br />

noch gering und die Frage<br />

offen, ob es auch wirtschaftlich darstellbar<br />

und die Technologie skalierbar ist.“ Dennoch<br />

ist Graf optimistisch, da es viele Visionen und<br />

Ideen zur Rettung des Klimas gibt, der Teufel<br />

aber oft im Detail steckt.<br />

Mezler stellt hier die philosophische Frage, was<br />

genau Verzicht sei. „Ist es Verzicht, wenn wir<br />

Doppelbodenplatten wiederverwenden und der<br />

Kunde kein neues Produkt bekommt, oder ist<br />

das clevere Kreislaufwirtschaft?“ Alles, was man<br />

nicht produzieren muss, spart CO2, es fällt nur<br />

das CO2 vom Transport an. „Interessant wird es<br />

dann, wenn das Wiederverwenden einen Kostenvorteil<br />

bringt“, so Mezler weiter. „Langfristig<br />

werden wir uns daran gewöhnen müssen, dass<br />

manche Sachen nicht neu sind.“ Als weiteren<br />

Punkt führt er die Option an, dass man Produkte<br />

in Zukunft nicht mehr verkauft, sondern vermietet.<br />

„Betrachten wir einen Businesspark auf<br />

der grünen Wiese: Der steht circa 30 Jahre. Ist<br />

es dann nicht ein attraktives Geschäftsmodell,<br />

wenn ich das Gebäude miete? Der Eigentümer<br />

nimmt die Wertsteigerung des Grundstücks<br />

mit, der Errichter und Vermieter baut das Gebäude<br />

ab, das gleichzeitig ein Rohstofflager ist<br />

und für die Neuerrichtung verwendet werden<br />

kann.“ Dabei spielt er darauf an, dass man<br />

eigentlich seit 2013 weiß, dass das kanadische<br />

Holz aufgrund von Bränden und Borkenkäfer<br />

knapp wird, dennoch war man 2021 diesbezüglich<br />

überrascht. Da muss man sich die Frage<br />

stellen, was man sonst noch übersieht? „Vielleicht<br />

ist es nicht schlecht, in 40 Jahren Holz,<br />

Beton, Stahl etc. in einem Gebäude ‚gelagert‘<br />

zu haben.“ Ergänzend führt er an, dass Lindner<br />

eine Rücknahmegarantie auf Doppelböden aus<br />

Kalziumsulfat hat. „Die hätten wir heuer gut<br />

brauchen können, aber es kam wenig zurück.“<br />

Im Innenausbau geht es immer noch mehr in<br />

Richtung modulares Bauen. Dabei haben Produkte<br />

unterschiedliche Lebenszyklen. „Ein Bodenbelag<br />

ist das am schnellsten drehende Produkt<br />

und kommt oft schon nach zehn Jahren<br />

raus, ein Doppelboden und eine Metalldecke<br />

werden erst alle 30 bis 40 Jahre ersetzt, aber<br />

das Gebäude planen wir meist für einen viel<br />

längeren Zeitraum“, so Mezler. Berger findet<br />

die Tatsache interessant, dass man sich beim<br />

Bau eines Gebäudes auf das Grundstück, den<br />

Skelettbau und die Fassade konzentriert und<br />

den Innausbau mietet. „Man muss mit jedem<br />

Mieter innen neu ausbauen. Das kann man<br />

112 BauTecFokus


als Chance sehen, Materialien in die Kreislaufwirtschaft<br />

hineinzubekommen“, so Berger.<br />

„Wobei ein Mietsystem nur Sinn macht, wenn<br />

es günstiger ist.“<br />

Mezler hakt da ein: „Man muss die Produkte<br />

in ihrer Langlebigkeit verbessern und sie dann<br />

refurnishen und idealerweise so lange im<br />

Kreislauf halten, wie auch das CO2 in der Luft<br />

bleibt.“ Klar ist, dass immer der Preis entscheidet,<br />

aber Miete sei seiner Meinung nach auch<br />

ein Weg, um Lebenszykluskosten sichtbar zu<br />

machen. „Ein Beispiel: Zahlen wir die Waschmaschine<br />

nach Waschgang und nicht pro<br />

Stück, würden diese so gebaut werden, dass<br />

sie 20.000 Gänge aushalten“, so der Lindner-<br />

Geschäftsführer. „Bei großen Druckern haben<br />

wir bereits den Preis pro Kopie, also eigentlich<br />

ein auf das Ergebnis bezogenes Mietsystem,<br />

im Gegensatz zu Haushaltsdruckern oder Kapselkaffeemaschinen,<br />

die in der Anschaffung<br />

günstig sind, die Druckerpatronen oder die<br />

Kaffeekapseln aber teuer sind.“<br />

Graf begrüßt das Modell, zeigt aber auch die<br />

Herausforderung auf, die das mit sich bringt.<br />

„Die Berechnung bei einem Drucker, Scanner<br />

etc. ist im Vergleich zu einem Gebäude<br />

simpel“, erklärt der CEO von Leyrer + Graf.<br />

„Gebäude sind nicht so leicht simplifizierbar,<br />

dahinter steht ein enormer Kapital- und Ressourceneinsatz.“<br />

Zudem gäbe es Modelle wie<br />

das Bauträger-Modell bereits. Hier ergänzt<br />

Mezler, dass diese aber noch weitergedacht<br />

werden können. Er führt als leichter greifbares<br />

Beispiel den Bodenbelag als Mietsystem an.<br />

„Dieser wird einmal im Jahr grundgereinigt,<br />

alle zehn Jahre bekommt man einen neuen<br />

Belag. Nimmt man dann weiter die Trennwand<br />

und den Doppelboden dazu, hätte man schon<br />

einen vermietbaren Innenausbau.<br />

„In der Haustechnik ist das hauptsächlich<br />

eingesetzte Material Stahl, da kann ich alles<br />

wieder zerlegen und wiederverwenden. Derzeit<br />

wird recycelt, Refurnishment ist mir nicht<br />

bekannt. Natürlich könnte man zum Beispiel<br />

Lüftungskanäle oder andere Komponenten abbauen<br />

und wiederverwenden, da sind aber die<br />

Kosten des Neuen zu gering, und bei Pumpen,<br />

Gebläsen oder Kältemaschinen sind die neuen<br />

Komponenten effizienter als die alten“, meint<br />

„Interessant wird die<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

dann, wenn das<br />

Wiederverwenden einen<br />

Kostenvorteil bringt.“<br />

Harald Mezler,<br />

Lindner<br />

Berger. Für Graf ist klar, dass zukünftig Standardisierung<br />

und Modularisierung stärker<br />

Thema werden – auf Kosten der Individualität.<br />

„Es ist immer auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit.<br />

Bei vielen historischen Gebäuden<br />

kostet die Sanierung mehr als ein Neubau.“<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

113


ImFokus<br />

Sanieren im Bestand<br />

Dritter Round Table. Zum Thema „Bauen und Sanieren im Bestand“ diskutierten Robert Lechner,<br />

Geschäftsführer des Österreichischen Ökologie-Instituts und von pulswerk, Helga Noack, Geschäftsführerin<br />

von DenkMalNeo, Herbert Hetzel, Geschäftsführer von Beyond Carbon Energy und Heinz Hackl, Public Affairs<br />

Manager von Velux.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

H<br />

etzel eröffnet die Diskussion:<br />

„Ich gehe davon aus, dass 2022<br />

ein Gamechanger für Bestandsimmobilien<br />

wird. Das liegt an<br />

den Anforderungen aus der EU-Taxonomie,<br />

die in den ersten sechs Monaten des nächsten<br />

Jahres durchschlagen werden und eine Großzahl<br />

an Veränderungen auslösen wird“, ist der<br />

Geschäftsführer von Beyond Carbon Energy<br />

überzeugt. Er geht davon aus, dass die EU-<br />

Taxonomie-Regeln, da sie zum ersten Mal von<br />

der Finanzierungsseite ausgehen, einen völlig<br />

neuen Bedarf in diesem Markt identifizieren<br />

werden. „Die Bestandhalter sind sensibel, denn<br />

nicht alle Immobilien der institutionellen In-<br />

vestoren sind mit Eigenkapital finanziert. Ich<br />

gehe davon aus, dass das einen Sanierungsbedarf<br />

auslösen wird, der nicht befriedigt werden<br />

kann“, so Hetzel. „Das steht in keinem Verhältnis<br />

zu dem, was der laufende Wohnbedarf in<br />

dieser Stadt ausmacht, die Dimension, um die<br />

es geht, ist riesig, und es werden alle auf den<br />

Zug aufspringen.“ Da man aber heute schon<br />

nicht wisse, wo man die Mitarbeiter herbekommen<br />

soll, werde es ein großes Problem werden.<br />

„Derzeit haben wir eine Sanierungsquote von<br />

zwei Prozent, was passiert, wenn die restlichen<br />

98 Prozent in Bewegung kommen“, fragt er in<br />

die Runde. „Das wird spannend und aufregend<br />

werden.“<br />

Hier schließt sich Hackl an: „Ich kann eher für<br />

den kleinvolumigen Bereich sprechen, da ist<br />

während der Corona-Zeit viel spontan renoviert<br />

worden. Die Menschen hatten viel Zeit,<br />

einen Sanierungsbedarf wahrzunehmen, und<br />

davon haben wir geschäftlich profitiert.“ Laut<br />

Hackl fehlt aber der Plan für eine strukturierte<br />

Sanierung. Auch er sieht nicht, wie diese arbeitskräftetechnisch<br />

umgesetzt werden können.<br />

„Wir haben die Menge an ausgebildeten<br />

Kräften nicht. Daher braucht es einen Wandel<br />

in Richtung serieller Sanierung, industrieller<br />

oder halbindustrieller Vorfertigung und neue<br />

Technologien“, fügt der Velux-Geschäftsführer<br />

hinzu.<br />

114 BauTecFokus


„Das Jahr 2022 wird aufgrund<br />

der EU-Taxonomie<br />

ein Gamechanger für<br />

Bestandsimmobilien.“<br />

Herbert Hetzl,<br />

Beyond Carbon Energy<br />

ten Prozent der Gebäude gehören.“ Das würde<br />

bedeuten, dass ein Gründerzeithaus den energietechnischen<br />

Anforderungen der letzten<br />

zehn bis 15 Jahre entsprechen muss, damit sie<br />

taxonomiekonform ist, egal wie das erreicht<br />

wird. „Was macht also der Markt, wenn viel<br />

Geld da ist? – Und es ist viel Geld am Markt. Der<br />

wird taxonomiekonforme Immobilien in Österreich<br />

nicht so schnell finden und weicht auf<br />

Neubauten aus, weil diese jetzt schon auf den<br />

technischen Standard vorbereitet sind.“ Damit<br />

widerspricht er Hetzel, dass die Entwicklung<br />

nicht nach innen, also Richtung Sanierung<br />

gehe, auch wenn das gut wäre. Aber in Bezug<br />

auf die Finanzierung glaubt er, dass der Neubau<br />

weiter boomen werde. „Vor allem, wenn<br />

das Geld schnell ausgegeben werden muss.“<br />

Damit greift er auch schon das nächste Thema<br />

auf: „Wir müssen weg vom Flächenfraß in<br />

Richtung qualitätsvolle Nachverdichtung“,<br />

erklärt er. Hier sollten auch durch die Raumordnung<br />

Schranken gesetzt werden, damit<br />

nicht mehr in die grüne Wiese gebaut, sondern<br />

saniert werde. „Da braucht es mutige Leute, die<br />

sich über so was auch drübertrauen.“<br />

Serielle Sanierung wird notwendig<br />

Noack findet das Tempo spannend, mit dem<br />

es in die Umsetzung gehen soll. „Das geht nur<br />

mit serieller Sanierung“, so die DenkMalNeo-<br />

Geschäftsführerin. „Man muss sich überlegen,<br />

wie wir das notwendige Know-how entwickeln<br />

und weitergeben. Generell wird die Frage spannend,<br />

wie wir in Zukunft miteinander arbeiten<br />

werden. Da wird sich die gesamte Arbeitswelt<br />

mitentwickeln müssen, vor allem im Hinblick<br />

auf die höheren Klimaziele.“<br />

Lechner schließt sich der Meinung von Herbert<br />

Hetzel an. „Die EU-Taxonomie wird einen<br />

Schub in Richtung Nachhaltigkeit auslösen.“<br />

Er ist aber skeptisch, dass der österreichische<br />

Markt darauf vorbereitet ist. „Die Taxonomie<br />

für Bestandsimmobilien, also alles, was vor<br />

Dezember 2020 errichtet wurde, sieht vor, dass<br />

sie dann konform sind, wenn sie zu den 15 bes-<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

115


ImFokus<br />

„Die Umsetzung der Sanierungen<br />

wird nur mit<br />

dem Einsatz von serieller<br />

Sanierung möglich sein.“<br />

Helga Noack,<br />

DenkMalNeo<br />

Ein weiteres Problem des Bestandes sei, erklärt<br />

Hetzel, dass das Wohnungseigentumsgesetz<br />

es nicht ermögliche, dass die Immobilien die<br />

nächsten 200 Jahre erleben könnten, weil man<br />

nichts verändern könne, wenn sich einer querlege.<br />

An den Zinshäusern werde ständig etwas<br />

verändert und modernisiert, je nach Mietrechtsgesetz.<br />

Es werden Bäder gebaut, Gas eingeleitet<br />

etc., und man habe sie über 200 Jahre gebracht.<br />

Die Häuser haben sich viel gefallen lassen, weil<br />

es Reserven gegeben habe und einen Eigentümer,<br />

der Entscheidungen getroffen habe. Bei<br />

neuen Wohnungseigentumsobjekten gehe es<br />

nicht, weil man technische Reserven habe. Man<br />

könne dort keine Wohnungen zusammenlegen<br />

oder trennen oder ein Büro daraus machen etc.<br />

Daher werden diese Immobilien eine kurze<br />

Halbwertszeit haben.<br />

Problem Arbeitskräftemangel<br />

Zum Arbeitskräftethema fügt er hinzu, dass<br />

die Pandemie gezeigt habe, was passiere,<br />

wenn die Grenzen geschlossen seien. „Wir<br />

haben am Bau schon lange keine Tagespendler<br />

mehr, die Leute kommen von weiter her und<br />

bleiben einen Monat oder länger und gehen<br />

dann zurück. Wenn sie nicht kommen dürfen,<br />

dann kommt es zu bösen Verzögerungen.“<br />

Man werde sehen, wie der jetzige Lockdown<br />

das aktive Baugeschehen dämpfe. Hackl fügt<br />

hinzu, dass die Arbeitskräfte nicht nur im städtischen,<br />

sondern mittlerweile auch im ländlichen<br />

Bereich fehlen, da in puncto Ausbildung<br />

viel verschlafen worden sei.<br />

„Beim Thema Geld muss man unterscheiden,<br />

ob wir von Geld reden, das eine Veranlagung<br />

sucht und noch keine gefunden hat, oder über<br />

das Geld, das schon investiert ist“, so Hetzel.<br />

„Das Geld, das schon in den Immobilien steckt,<br />

ist ein Problem, weil sich das bestehende Portfolio<br />

bei fehlender Taxonomiekonformität<br />

abwertet. Die Diskussion führen wir erst, wenn<br />

die Banken die Kredite teuer machen. Aber das<br />

wirkliche Thema ist, dass die Investoren nicht<br />

mehr transaktionsfähig sind. Die alten Spielregeln<br />

gelten nicht mehr, sprich die Mieten steigen<br />

nach dem VPI, haben eine Finanzierung,<br />

und dann findet der Investor keinen, der ihm<br />

dieses Haus abkauft. Deswegen verliert es über<br />

Gebühr an Wert, „Taxonomie beats Location“.<br />

Wertverlust bei schlechten Immobilien<br />

Lechner stellt dazu eine spannende These auf:<br />

„Produzieren wir jetzt eine strukturelle, praktisch<br />

legistisch vorgegebene Blase, weil wir Taxonomie<br />

leben müssen? Das würde bedeuten,<br />

dass Kartenhäuser zusammenbrechen, wenn<br />

die Immobilien weniger wert werden, genauso<br />

wie die Altersversorgung.“ Hetzel bestätigt<br />

das, worauf Hackl die Zusatzfrage stellt, ob das<br />

den betroffenen Bestandhaltern bewusst sei.<br />

Hetzel verneint dies. „Die meisten Menschen,<br />

die eine Wohnung kaufen, beschäftigen sich<br />

nicht so intensiv mit Immobilien, tätigen aber<br />

damit die oft größte Investition ihres Lebens.“<br />

„Wenn ich den Designern der Taxonomie guten<br />

Willen unterstelle, dann ist das intelligent<br />

aufgezogen“, meint Lechner. „Dennoch muss<br />

man sich bewusst sein, dass die Taxonomie<br />

auch toxische Bestimmungen enthält, wie<br />

zum Beispiel, dass auf Ackerflächen mit mittlerer<br />

und hoher Bonität nicht mehr neu gebaut<br />

werden darf. Damit wäre die Stadtentwicklung<br />

in Wien, Linz, Graz etc. vorbei. Das ist in der Begutachtung<br />

durchgerutscht, wenn es so gelebt<br />

wird.“<br />

Noack wirft ein, dass die Taxonomie zunächst<br />

ein Werkzeug sei. „Was wir wissen, ist, dass<br />

ab jetzt Berichtspflichten für gewisse Kreise<br />

gelten. Was wir noch nicht wissen, ist, wofür<br />

die Taxonomie in Zukunft außerdem noch<br />

„Es fehlen der Plan<br />

für eine strukturierte<br />

Sanierung und die<br />

Arbeitskräfte für die<br />

Umsetzung.“<br />

Heinz Hackl,<br />

Velux<br />

116 BauTecFokus


„Bestandsimmobilien<br />

müssen energieeffizienter<br />

werden, und Sanierungsförderungen<br />

müssen<br />

abgeholt werden.“<br />

Robert Lechner,<br />

Ecology, pulswerk<br />

hergenommen wird. Wenn man es herunterbricht<br />

und seinen eigenen Immobilienbestand<br />

beleuchten möchte, sehe ich noch gar nicht<br />

die Maßstäbe. Wie kommen wir denn überhaupt<br />

zu den Zahlen, dass man das Portfolio<br />

vergleichbar bewerten kann?“ Hetzel meint,<br />

dass dies fix geregelt sei. „Verbessern sich die<br />

Zahlen bei sogenannten schlechten Immobilien<br />

nicht, so erhöhen die Banken ihren Eigenkapitalanteil<br />

für die Finanzierung, und damit<br />

machen sie die Finanzierung teuer.“<br />

Noack meint dazu, dass erkannt wrde, dass der<br />

Klimawandel eine Menge Geld kosten werde<br />

und dass die Idee hinter der Taxonomie sei,<br />

Finanzströme umzuleiten. Hetzel hat darauf<br />

mit seiner Firma Beyond Carbon Energy eine<br />

Antwort: „Ich bin ein Unternehmer, der das<br />

Problem mit einer CO2-freien Wärme-Kälte-<br />

Versorgung löst.“<br />

Technologie wird den Ausschlag geben<br />

„Es gibt viel gute Technologieentwicklung“,<br />

so Lechner. „Aber nicht jedes Gebäude, das<br />

schon steht, hat das Recht stehen zu bleiben,<br />

weil es schon mal da ist. In der Gründerzeit<br />

hat man viel abgerissen und umgesiedelt, hat<br />

Wien praktisch neu gebaut, eben gegründet<br />

im wahrsten Sinne des Wortes. Es würde<br />

heute nicht diese Bauten geben, wenn nicht<br />

ordentlich investiert worden wäre. Manche<br />

Gebäude kann man nur neu bauen, weil es viel<br />

aufwändiger wäre zu sanieren.“ Hackl meint,<br />

dass man aufpassen müsse, dass man es sich<br />

mit dem Abreißen nicht zu einfach mache. Er<br />

führt das Gebäude von „Universalversand“ in<br />

Salzburg, ein Betonbunker, an, wo überlegt<br />

wurde, es zu sprengen. Stattdessen wurde im<br />

Bestand adaptiert, weil sehr viel Beton dort<br />

eingesetzt worden sei.<br />

Dem fügt Noack hinzu, dass eine profunde Prüfung<br />

vor dem Abriss notwendig sei. „Am Anfang<br />

muss man sich intensiv mit der Bausubstanz<br />

auseinandersetzen, es bauhistorisch und<br />

bauphysikalisch prüfen etc.“, so Noack. „Wir<br />

haben theoretisch so viel Baubestand, dass wir<br />

gar nicht neu bauen müssten. Ziel der Immobilienbranche<br />

kann es nicht sein, wie Autos und<br />

Fleisch an den Pranger gestellt zu werden. Man<br />

muss Gebäude bis zum Ende des Lebenszyklus<br />

denken und neue Modelle finden.“<br />

Für Hetzel ist eines klar: „Wenn es gelingt, dass<br />

wir aus dem Gas rauskommen, dann schaffen<br />

wir den Klimawandel, denn wenn dort der<br />

größte Impact möglich ist, dann muss ich dort<br />

das Problem lösen.“ Lechner sieht das große<br />

Problem in Wien, wo sehr viele Wohnungen<br />

mit Gas beheizt werden. „2035 müssen wir aus<br />

dem Gas raus, da muss man den Markteilnehmern<br />

klarmachen, dass diese Heizungsart vorbei<br />

ist. Bestandsimmobilien müssen energieeffizienter<br />

werden, und Sanierungsförderungen<br />

müssen abgeholt werden.“<br />

Eine Möglichkeit, aus dem Heizungsdilemma<br />

herauszukommen, sei die Suche nach systemischen<br />

umweltfreundlichen Lösungen, die man<br />

schnell skalieren könne. Auch eine Energie-<br />

Flatrate wäre denkbar, denn man spare beim<br />

Verwalten und Verrechnen von Energie.<br />

Stattdessen lege man bei den Gesamtinvestitionskosten<br />

ein bisschen drauf und refinanziere<br />

langfristig über die Miete.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

117


ImFokus<br />

Fördern allein ist<br />

zu wenig<br />

Sanieren aktivieren. Politik und Wirtschaft fordern konkrete Anreize. Die Renovierung bestehender<br />

Gebäude anzukurbeln, ist für die Erreichung der Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 unerlässlich und<br />

sichert zudem Wertschöpfung und Arbeitsplätze.<br />

S<br />

elten verbinden sich die Benefits<br />

für Klima und Wirtschaft so gut<br />

wie beim Sanieren“, stellte Sektionschef<br />

Jürgen Schneider aus dem<br />

Klimaministerium fest. Er bezog sich damit<br />

auf eine Studie zur Gebäudesanierung in<br />

Österreich, die das Institut für Immobilien,<br />

Bauen und Wohnen (IIBW) gemeinsam mit<br />

dem Umweltbundesamt erstellt und vor Ort<br />

präsentiert wurde.<br />

„Die Ergebnisse zeigen, dass Fördern allein zu<br />

wenig ist, um bei der Wohnhaussanierung in<br />

die Gänge zu kommen“, analysierte der Geschäftsführer<br />

des IIBW. Es brauche darüber<br />

hinaus bau- und wohnrechtliche Regelungen,<br />

noch mehr Fachkräfte für alle Sanierungsphasen<br />

und viel Kommunikation. Schaffte<br />

man im geförderten Bereich vor zehn Jahren<br />

Spitzenwerte von 40.000 umfassend sanierten<br />

Wohnungen, waren es 2018 nur noch 13.000<br />

– und waren 2020 nur unwesentlich mehr.<br />

Im gleichen Zeitraum verminderten sich die<br />

geförderten Einzelmaßnahmen, wie zum<br />

Beispiel Fenster- oder Heizungstausch, von<br />

50.000 auf 20.000. Insgesamt sank die Sanierungsförderung<br />

der Länder zwischen dem<br />

Höchstwert 2009 und dem Tiefstwert 2018<br />

um mehr als zwei Drittel und legte seither nur<br />

geringfügig zu.<br />

„Förderungen für<br />

Sanieren müssen<br />

vereinfacht werden.“<br />

Jürgen Schneider,<br />

Klimaministerium<br />

Foto: Fachverband der Stein- und keramischen Industrie/APA-Fotoservice/Juhasz<br />

118 BauTecFokus


„Sanierungsförderung<br />

ist nur die Basis. Weitere<br />

attraktive Anreize müssen<br />

geschaffen werden.“<br />

Robert Schmid,<br />

Fachverbandes der Steinund<br />

keramische Industrie<br />

„Fördern allein ist zu<br />

wenig, um bei der<br />

Wohnhaussanierung in<br />

die Gänge zu kommen.“<br />

Wolfgang Amann,<br />

Institut für Immobilien, Bauen<br />

und Wohnen (IIBW)<br />

Auch die Zahl ungeförderter Generalsanierungen<br />

halbierte sich von jährlich 8.000 vor zehn<br />

Jahren auf zuletzt nur noch 4.000. Dafür entwickelten<br />

sich die Einzelbauteilsanierungen<br />

positiv: Wurden Mitte der 2010er Jahren in<br />

rund 60.000 Wohnungen thermisch-energetische<br />

Einzelmaßnahmen durchgeführt, waren<br />

es zuletzt 110.000.<br />

Anhebung der Sanierungsrate auf 2,5<br />

Prozent bis 2025 möglich<br />

Derzeit liegt die Sanierungsrate in Österreich<br />

bei 1,5 Prozent, das ist die Hälfte der im aktuellen<br />

Regierungsprogramm angepeilten 3<br />

Prozent. Amann zeigte sich jedoch optimistisch,<br />

was die Potenziale der Sanierung angeht:<br />

Es sei möglich, die Sanierungsrate bis 2025<br />

um 1 Prozentpunkt auf 2,5 Prozent zu heben.<br />

Dies sei wesentlich am Weg zur Klimaneutralität<br />

bis 2040. In den Jahren von 2005 bis<br />

2012 wurden die Treibhausgasemissionen im<br />

Sektor Gebäude um ein Drittel gesenkt, das<br />

sind 4 Millionen Tonnen CO2. „Wir brauchen<br />

dieselbe Performance in den kommenden sieben<br />

Jahren. Was schon einmal ging, ist wieder<br />

möglich“, so Amann.<br />

Kompetenzzentren schaffen,<br />

Wertschöpfung aufzeigen<br />

Robert Schmid, der Obmann des Fachverbandes<br />

der Stein- und keramischen Industrie, hakte<br />

hier ein: „Wir sehen ja, dass großes Interesse an<br />

Sanierungen besteht. Dieses Potenzial gilt es zu<br />

aktivieren.“ Schmid zeigte zudem auf, wie dies<br />

erreicht werden könne: „Die zur Verfügung<br />

gestellte Sanierungsförderung ist nur die Basis,<br />

im nächsten Schritt müssen weitere attraktive<br />

Anreize geschaffen werden.“ Dazu gehöre in<br />

erster Linie der Aufbau von Kompetenzzentren<br />

als Anlaufstelle für Sanierungswillige – ein<br />

One-Stop-Shop, wie etwa die Sanierungsberatung<br />

„Hauskunft“ der Stadt Wien.<br />

Zudem brauche es dringend eine breite Informationsoffensive<br />

in Richtung Endkonsumenten,<br />

damit die Fördergelder auch tatsächlich<br />

abgeholt werden. Die Gesellschaft müsse von<br />

der Notwendigkeit der Gebäudesanierung<br />

überzeugt werden – nur dann könne die Sanierungsrate<br />

umgehend erhöht werden. Andererseits<br />

bedeuten die genannten Maßnahmen<br />

allein in der Hochbausanierung eine Steigerung<br />

des Produktionsvolumens um 60 Prozent<br />

von derzeit rund 10 Milliarden Euro auf rund<br />

16 Milliarden Euro bis 2025 – „das nützt nicht<br />

nur dem Klima, da entstehen Arbeitsplätze für<br />

Fachkräfte“, so Schmid.<br />

Sanierungen steuerlich begünstigen<br />

Zur hohen Zahl der ungeförderten Sanierungen<br />

kommentierte Schneider: „Hier zeigt sich ganz<br />

klar das Interesse, die Bereitschaft und nicht zuletzt<br />

das Bewusstsein der Bürger. Dass bisher so<br />

viele ohne Förderungen sanieren, zeigt die Notwendigkeit<br />

der Vereinfachung.“ Zugleich sollen<br />

die Bundesförderungen aufgestockt werden,<br />

zusätzlich zu der mit 650 Millionen Euro dotierten<br />

Sanierungsoffensive 2021/2022. Schneider<br />

konnte hier auch schon ins Detail gehen: „Es<br />

wird 2022 und 2023 jeweils 90 Millionen Euro<br />

mehr geben für den Umstieg von fossilen auf<br />

klimafreundliche Heizsysteme, die Mittel für<br />

soziale Abfederung für einkommensschwache<br />

Haushalte werden ebenfalls 2022 und 2023 von<br />

jährlich 50 auf 90 Millionen Euro erhöht. Dazu<br />

kommen 2022 zusätzlich 60 Millionen Euro für<br />

den mehrgeschossigen Wohnbau.“ Zudem werden<br />

als Teil der Öko-Steuerreform Sanierungen<br />

künftig steuerlich begünstigt.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

119


Wein &<br />

Immobilien<br />

Frisch von der Leber weg<br />

Ein lockeres Gespräch bei einem Lokalstreifzug in<br />

der Gösser Bierklinik mit Christian Pillwein, Leiter<br />

der Gebäudeautomation bei Beckhoff.<br />

Immobilien<br />

werden Richtung<br />

Qualität gedrillt<br />

Green Deal und Nachhaltigkeit. Technik und Automatisierung bringen ein hohes Einsparungspotenzial.<br />

Grundlage dafür ist eine Hinterlegung, Zusammenführung und Analyse von Daten. Eine Herausforderung.<br />

Kolumne: Lisa Grüner<br />

N<br />

omen est omen“ ist ein lateinisches<br />

Sprichwort. Deswegen wollte ich<br />

Christian Pillwein unbedingt im<br />

Rahmen meiner Weinkolumne<br />

interviewen. Doch dieser bevorzugt Bier. Frau<br />

ist ja auch flexibel und bestellt sich ein Krügerl<br />

Gösser Zwickel. Was die Branche im Moment<br />

so durchrüttelt, möchte ich wissen. „Der Entstehungsprozess<br />

der Immobilien wird derzeit<br />

stark in Richtung Qualität gedrillt. EAG (Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz)<br />

ist ein großes Thema<br />

und der Green Deal ein guter Hebel, um Gedachtes<br />

auf den Boden zu bringen“, so Pillwein. „Es<br />

wird Zeit, dass alle – vom Investor, Bauherrn,<br />

Planer, Betreiber – ins Tun kommen.“ Für ihn<br />

ist fix, dass Entscheider, die eine Immobilie bauen<br />

und bis jetzt nur kaufmännische Ziele hatten,<br />

jetzt darauf achten müssen, dass die Immobilie<br />

einen langfristigen Wert hat. Dafür müssen sie<br />

eine Basis für verschiedene Nutzungsarten<br />

einbauen, also Flexibilität mitdenken. Durch<br />

die EU-Taxonomie sind jetzt Geldinstitute involviert,<br />

und das verändert die Bewertung, erhöht<br />

den Druck. Finanzierungen werden dann freigegeben,<br />

wenn die Immobilien eine gewisse<br />

Grundqualität haben, optisch gut auszusehen<br />

genügt nicht mehr. Doch nicht nur die Funktionalität,<br />

auch der Nutzer muss im Vordergrund<br />

stehen. Dass nicht mehr der Return of Investment<br />

im Vordergrund steht, bedeutet eine grundlegende<br />

Veränderung für die Branche. „Der Investor und<br />

Bauherr muss sich noch viel mehr überlegen,<br />

was er genau will, und seine Bestellqualität<br />

überdenken. Baut man Glasfronten, so hat das<br />

einen Impact auf den Betrieb, die Kubatur hat<br />

Einfluss auf Technik. Häuser kann man so bauen,<br />

dass zum Beispiel Lüftungs- und Kälteanlagen<br />

überflüssig werden.“ Für Pillwein steht außer<br />

Frage, dass Betreiber mehr Mitspracherecht bei<br />

120 BauTecFokus


Fotos: Beckhoff, Adobe Stock<br />

der Planung bekommen sollten. „Sie haben die<br />

Erfahrung, wie man Gebäude steuert und betreibt.“<br />

Als Flaschenhals sieht er den Ansatz des gegenwärtigen<br />

Planungsprozesses und das Verständnis<br />

von Digitalisierung. „Jeder versteht unter<br />

Digitalisierung etwas anderes. Hier wäre es<br />

wichtig, alle Disziplinen abzuholen.“ Schwierig<br />

ist, dass der Investor sehr früh indirekt über den<br />

Einsatz von Technik entscheidet und somit den<br />

CO2-Ausstoß während des Lebenszyklus zu<br />

wenig im Fokus hat. „Im Betrieb ist ein geringer<br />

CO2-Ausstoß eine Gewinnsteigerung.“<br />

„Den Lebenszyklus muss<br />

man im Fokus haben, denn<br />

im Betrieb ist ein geringer<br />

CO2-Ausstoß eine große<br />

Gewinnsteigerung.“<br />

Alle reden von BIM<br />

Bei einem Schladminger Märzen sind wir auch<br />

schon beim ewigen Thema BIM. „Die einen<br />

reden über BIM und meinen 3D-Planung“, so<br />

Pillwein. „Dass aber auch die Funktionalität<br />

abgebildet werden muss, ist vielen noch nicht<br />

klar, beziehungsweise stehen noch keine geeigneten<br />

Werkzeuge dafür zur Verfügung. Da<br />

braucht es noch Aufklärungsarbeit und Zusammenarbeit<br />

aller am Planungsprozess beteiligten<br />

Disziplinen. Alles, was physisch vorhanden<br />

ist, wird in heutigen Planungswerkzeugen<br />

bereits abgebildet, jedoch die Funktionalitäten,<br />

die zum Beispiel eine Raumkonditionierung<br />

beschreiben, fehlt in den Planungsunterlagen.<br />

Dass das in BIM dargestellt werden kann, übersteigt<br />

so manchen Horizont.“ Dass es ein sehr<br />

komplexes Thema ist, streitet Pillwein nicht<br />

ab. „Wir durften bei verschiedenen Planungen<br />

mitwirken und unseren Input eingeben. Da haben<br />

wir selbst gesehen, wie schwierig es ist, Digitalisierung<br />

in die bestehenden BIM-Modelle<br />

zu integrieren. Die Haustechnik besteht aus<br />

vielen Silo-Themen, Zutrittssystemen, Multimedia,<br />

Beleuchtung, Antriebstechnik, Fenster,<br />

Lüftung etc. Hier gilt es, die Informationen<br />

zusammenzuführen. Vereinfacht gesagt spielen<br />

zum Beispiel Beleuchtung und Heizung<br />

zusammen, aber auch ein Beschattungssystem<br />

mit der Kühlung. Die Gewerke brauchen einen<br />

gemeinsamen Nenner, um die relevanten<br />

Daten miteinander verschränken zu können<br />

– dazu werden sinnvolle Schnittstellen benötigt.<br />

Aus einem großen Datenpool werden<br />

dann Daten mittels Analysetools evaluiert und<br />

Algorithmen zugeführt. Als individuelle Variable<br />

bleibt immer der Nutzer. Füttert man den<br />

Algorithmus mit den relevanten Informationen,<br />

kann dieser mitlernen und immer besser<br />

werden.“ Woran scheitert es dann? „Immer<br />

an der gemeinsamen Datenbasis“, so Pillwein.<br />

„Die Kreativität der einzelnen Branchen ist<br />

sehr groß, wenn es darum geht, ihren Markt zu<br />

schützen. Das bedeutet, dass sie sich wehren,<br />

Daten zur Verfügung zu stellen.“ Diesbezüglich<br />

Christian Pillwein,<br />

Beckhoff<br />

verweist er darauf, dass technisch schon sehr<br />

viel möglich und vorhanden ist. „Interessant<br />

ist, dass gerade jetzt sehr viele Start-ups entstehen,<br />

die dem Planer die Arbeit abnehmen und<br />

helfen, den Weg der Digitalisierung zu gehen.“<br />

In Gesetzestexten steht, dass Immobilien<br />

ein Monitoring haben müssen, um Energiesparpotenziale<br />

zu heben. Daten werden auf<br />

Servern abgelegt, doch es braucht jemanden,<br />

der die Daten analysiert, verknüpft und einen<br />

Mehrwert kreiert. „Es gibt noch zu wenige<br />

Firmen, die sich damit beschäftigen, zum<br />

Beispiel Bewegungsmuster zu analysieren. In<br />

der Hotellerie kann man viele Informationen<br />

über den Gast sammeln und entsprechende<br />

Rückschlüsse ziehen.“ Für viele Firmen ist<br />

es nach wie vor ein großer Akt, die Daten<br />

zur Verfügung zu stellen, dabei könnte es so<br />

einfach sein: eine Lüftungsanlage oder eine<br />

Zutrittskontrolle, die sich selbst optimieren.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

121


Pillwein plädiert darauf, aus diesem Silodenken<br />

auszubrechen. „Es braucht neue Disziplinen,<br />

die mit Daten, Wissen und Verknüpfung<br />

umgehen können.“ Hier ist seine Hoffnung die<br />

integral-interdisziplinäre Planung. „Man muss<br />

ein Gebäude so gesamtheitlich sehen wie die<br />

Anatomie eines Menschen.“<br />

Bei der Planung von Gebäuden kann von vielen<br />

Inhalten und Ansätzen profitiert werden. Je<br />

weniger Technik man braucht, umso geringer<br />

sind die Kosten. Intelligente Beleuchtungskonzepte<br />

mit Bewegungsmeldern sparen Geld,<br />

setzt man so wenig Sensoren wie möglich ein,<br />

spart man noch mehr. „Bei einem Hotel haben<br />

wir durch intelligente und ganzheitliche<br />

Automatisierung 3.500 Stück Sensoren à 200<br />

Euro eingespart. Dazu kommen die nicht notwendigen<br />

Wartungskosten und Flexibilitäten<br />

für Umnutzungen“, erzählt Pillwein. „Dahinter<br />

steht ein mathematisches Modell. Zum Beispiel<br />

kann ich Daten einer intelligenten Wetterstation,<br />

geografische und geometrische Daten mit<br />

der Azimutberechnung in einem Modell hinterlegen<br />

und spare dadurch Helligkeitssensorik im<br />

Raum ein. Das kann alles im digitalen Zwilling<br />

abgebildet werden und auf beliebig viele Räume<br />

skaliert werden. Und dann hast du eine Technik,<br />

die du nicht bemerkst, weil sie einfach perfekt<br />

funktioniert.“ Dazu bringt er ein Beispiel in<br />

Hagenberg, wo Räume über eine ganzheitliche<br />

Gebäudeautomation gesteuert werden. „Im<br />

Outlook wird ein Termin eingetragen, dass ein<br />

Meeting mit x Personen stattfindet. Der Raum<br />

arbeitet mit diesen Informationen. Das Licht<br />

geht rechtzeitig an, die Präsentation ist gestartet,<br />

die Raumklimatisierung perfekt eingestellt.<br />

Während der Präsentation ist die Beschattung<br />

gesperrt. Das alles ist möglich.“ Dennoch, so<br />

fügt er hinzu, wollen Menschen durch ein<br />

Bedienelement Einfluss auf die Umgebung<br />

nehmen. „Manchmal will man die Möglichkeit<br />

haben, zum Beispiel das Licht zu dimmen oder<br />

die Beschattung zu bedienen.“<br />

Geringer Ressourcenverbrauch<br />

Es macht Sinn, sich mit den Materialien auseinanderzusetzen.<br />

Die Natur beeinflusst die Technik<br />

maßgeblich. In Deutschland gibt es einen<br />

interessanten Investor, der so ökologisch wie<br />

möglich baut. Der hat keine Lüftungsanlage<br />

im Gebäude, sondern lüftet über die Fenster situativ<br />

und automatisch. Die Mitarbeiter fühlen<br />

sich im Gebäude wohl, die Investitionskosten<br />

waren geringer als herkömmlich, und auch<br />

die Betriebskosten betragen nur ein Achtel<br />

eines vergleichbaren Gebäudes. „Innovationen<br />

werden durch Regulatorien verhindert“,<br />

so Pillwein. „Es werden Lüftungsanlagen<br />

vorgeschrieben, wo es keine braucht, anstatt<br />

zu fragen, wann eine Lüftungsanlage sinnvoll<br />

eingesetzt ist.“<br />

Als Letztes bestellen wir ein Staro brno und<br />

schließen den Kreis, indem wir wieder zum<br />

Green Deal zurückkommen: „Die Entwicklungen<br />

in der Energiewirtschaft wirken sich<br />

auf die Immobilienbranche aus“, so Pillwein.<br />

„Die Erneuerbaren-Energiegemeinschaft ist<br />

perfekt für den lokalen Austausch von Energie<br />

und auch die Bürgergemeinschaft, wo Energie<br />

überregional ausgetauscht werden kann. Gerade<br />

beim Thema Versorgungssicherheit und<br />

Resilienz ist es sinnvoll, die Energie dort zu<br />

erzeugen, wo sie benötigt wird. Beim Wärmeund<br />

Heizungsbedarf ist die Immobilie gefragt.<br />

Aber man sollte nicht nur von Energieeffizienz,<br />

sondern von Ressourceneffizienz reden<br />

und auch Technik einsparen. Denn auch in<br />

technischen Geräten sind Materialien enthalten,<br />

wofür in anderen Ländern die Natur<br />

ausgebeutet wird.“<br />

122 BauTecFokus


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ImFokus<br />

124 BauTecFokus


Die Auftragsbücher<br />

sind voll, wie geht<br />

es weiter?<br />

Herumgefragt. Werden Bauvorhaben aufgrund der hohen Baupreise stillgelegt,<br />

verschoben oder eingestellt? Wie sieht es mit Investitionen in die Infrastruktur aus?<br />

Der BauTecFokus hat um einen Forecast für das erste und zweite Halbjahr 2022<br />

gebeten. Dazu wurde noch gefragt, welche Lehren aus der Pandemie gezogen<br />

wurden und was sich bei der Angebotslegung geändert hat.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

125


ImFokus<br />

Thomas Wetzstein,<br />

Vasko+Partner<br />

Ja, uns geht’s aktuell sehr gut. Wie es weitergeht,<br />

ist immer die Gretchenfrage am Bau –<br />

doch wir sind zuversichtlich. Zudem haben wir<br />

einige große Bauvorhaben, die in jedem Fall die<br />

kommenden Jahre für eine gute Auslastung<br />

unseres Büros sorgen werden. Und nein, wir<br />

haben das Glück, dass kein einziges Projekt, an<br />

dem wir maßgeblich beteiligt sind, eingestellt<br />

werden musste – aufgrund der Pandemie gab<br />

es natürlich Leistungsverschiebungen, aber<br />

die haben wir bereits wieder eingeholt. Unsere<br />

Lehre aus der Pandemie ist vor allem, dass wir<br />

mit wesentlich höherer Effizienz bei Besprechungen<br />

auskommen. Das sehen auch unsere<br />

Bauherren und Projektpartner so. Virtuelle<br />

Besprechungen sind, wenn sie gut organisiert<br />

und vorbereitet sind, für uns eine neue Erfahrung<br />

und ein toller Erfolg. Denn wir arbeiten<br />

nun mit Sicherheit noch effizienter – mit kleineren<br />

Besprechungsrunden und mit weniger<br />

Reibungsverlusten. Voraussetzung für virtuelles<br />

Arbeiten ist jedoch eine gute Datenübertragung/Netzwerkverbindung.<br />

Mal sehen, ob<br />

das so bleibt. Wir bei Vasko+Partner setzen<br />

jedenfalls weiter auf Videokonferenzen, soweit<br />

es gut klappt. In puncto Angebotslegung sehen<br />

wir keine großen Veränderungen. Eventuell<br />

hat sich bei dem einen oder anderen Bauherren<br />

– ohne Namen zu verraten – aber vielleicht<br />

doch die Bestellqualität verbessert. Insgesamt<br />

sind wir zufrieden und blicken optimistisch in<br />

die Zukunft.<br />

Karl-Heinz Strauss,<br />

Porr<br />

Wenn wir in die Zukunft schauen, sehen wir die<br />

Bauindustrie als großen Gewinner, besonders<br />

in den nächsten drei bis fünf Jahren. Wir als<br />

Porr haben einen sehr hohen Auftragsbestand,<br />

und es gibt Förderprogramme der Regierung<br />

und der Europäischen Union, deren Auswirkungen<br />

jetzt spürbar werden. Auch der Klimawandel<br />

wird uns natürlich beschäftigen und –<br />

bei allen negativen Auswirkungen – auch viele<br />

neue Geschäftsmodelle aufzeigen. Die Porr ist<br />

schon heute bestens dafür aufgestellt, auch alle<br />

anderen Megatrends – von der Urbanisierung<br />

über die Mobilität bis zur Digitalisierung – zu<br />

bedienen. LEAN und BIM sind bereits großflächig<br />

im Einsatz. Beim Bauablauf wird es Unterstützungsleistungen<br />

durch Automatisierung<br />

und Roboter geben. Darüber hinaus sind wir<br />

schon sehr nahe an der papierlosen Baustelle.<br />

Was den Materialmangel betrifft, können wir<br />

heute sagen, dass das nur noch Halbleiter und<br />

dadurch verursachte Verzögerungen betrifft.<br />

Es gibt noch ein paar logistische Probleme,<br />

aber es ist mehr oder weniger alles vorhanden.<br />

Man muss nur früher bestellen. Aber da haben<br />

wir als Porr vorausschauend agiert. Wie auch<br />

bei der Covid-19-Pandemie. Die wird uns noch<br />

länger begleiten. Aber durch eine sehr hohe<br />

Impfquote bei der Porr – im Büro und auf der<br />

Baustelle – konnten und können wir Schlimmeres<br />

verhindern. Wir werden auch weiterhin<br />

Impfungen anbieten und flächendeckend testen.<br />

In allen Märkten der Porr.<br />

126 BauTecFokus


Stephan Messner,<br />

AluKönigStahl<br />

Foto: Sissi Furgler, Leo Hagen, Klaus Vyhnalek, Astrid Knie, V+P, Foto Tschank GmbH, Adobe Stock<br />

Wir sehen aktuell, dass viele unserer Kunden<br />

eine sehr gute Auslastung bis weit in das<br />

nächste Jahr 2022 haben, allerdings sehen<br />

wir auch, dass der Ausschreibungsmarkt, vor<br />

allem in Bezug auf das Volumen, aktuell etwas<br />

nachlässt. Das ist aber nach so intensiven und<br />

boomenden Jahren nicht ganz ungewöhnlich.<br />

Man darf auch nicht vergessen, dass sich die<br />

Auslastung der Firmen auch durch die noch<br />

immer aktuellen Liefer-/Verfügbarkeitsthemen<br />

verschieben. Wir sehen aber auch viele<br />

neue, interessante und größere Projekte, allerdings<br />

kommen die erst frühestens 2023 auf<br />

den Markt.<br />

Zusätzlich haben die gestiegenen Baupreise<br />

dazu geführt, dass viele Projekte auf der<br />

Bremse stehen oder insgesamt verschoben<br />

wurden, da die Entscheidungsträger die aktuell<br />

überhitzte Phase abwarten und die prognostizierte<br />

Beruhigung der Marktpreis- und<br />

Liefersituation auch generieren wollen. Wann<br />

das passiert ist aber schwer vorauszusagen.<br />

Das ist auch der Grund, warum eine Prognose<br />

für 2022 nicht so einfach ist. Trotz der<br />

aktuell erkennbaren Stagnation planen wir<br />

optimistisch.<br />

Schauen wir auf die aktuellen Projekte und<br />

Ausschreibungen gehen wir davon aus, dass<br />

das erste Halbjahr 2022 auch noch durch<br />

Verschiebungen der laufenden Projekte unterstützt<br />

wird. Das zweite Halbjahr 2022 wird aber<br />

davon abhängig sein, wie schnelle die Bremse<br />

bei vielen in der Entscheidung befindlichen<br />

Projekten gelöst werden kann.<br />

Schauen wir auf aktuelle Trends in der Immobilienentwicklung,<br />

sehen wir zusätzliche Chancen<br />

durch den (wieder) weiterwachsenden<br />

Trend, nachhaltig und ressourcenschonend zu<br />

bauen und vor allem auch zu sanieren. Mit unseren<br />

Metallbausystemen, Schüco und Jansen,<br />

können wir Konzepte wie Cradle-to-Cradle im<br />

Bau und die Reduktion des CO2-Fußabdruckes<br />

bestehender und zukünftiger Immobilien, sehr<br />

gut unterstützen.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

127


ImFokus<br />

Thomas Birtel,<br />

Strabag SE<br />

Wir blicken derzeit im Konzern auf einen<br />

Rekordauftragsbestand von über 21 Milliarden<br />

Euro, auch in Österreich konnten wir<br />

außerordentlich viele Auftragseingänge verzeichnen.<br />

Im Hochbau sind nur noch wenige<br />

Corona-Auswirkungen zu spüren. Auch wenn<br />

gewisse Asset-Klassen wie Hotels gelitten haben,<br />

wird dies kompensiert durch Wohn- und<br />

Büroimmobilien. Im Verkehrswegebau sind<br />

die Projekte traditionell kürzer, die Visibilität<br />

für das Jahr 2022 damit noch nicht ganz so gut<br />

gegeben. Aber dennoch stimmen uns die in<br />

Aussicht gestellten Investitionen in Infrastruktur<br />

hier positiv. Auch bei den Baumaterialien<br />

stabilisiert sich – wie von uns erwartet – der<br />

Markt wieder. Mengenseitig sehen wir deutlich<br />

weniger Einschränkungen, die Preise haben<br />

sich auf hohem Niveau stabilisiert. In der<br />

Angebotslegung versuchen wir stärker, Partneringmodelle,<br />

bei STRABAG nennen wir das<br />

teamconcept, zu forcieren. Gerade die Corona-<br />

Pandemie hat gezeigt, dass die partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber<br />

und Auftragnehmer der beste Weg ist, um Krisen,<br />

welcher Art auch immer, zu bewältigen.<br />

Wir hoffen, dass wir künftig nicht nur private,<br />

sondern auch vermehrt öffentliche Auftraggeber<br />

davon überzeugen können.<br />

128 BauTecFokus


Wolfgang Kradischnig,<br />

Delta<br />

Ich denke, dass sich die „überhitzte“ Marktsituation<br />

wieder etwas abkühlen wird. Das<br />

heißt, dass die Auftragslage mit Frühjahr<br />

2022 wieder auf dem Niveau der Vorjahre sein<br />

wird. Die Rohstoffthematik hat sich bis dahin<br />

wahrscheinlich auch entspannt, dennoch bin<br />

ich der Überzeugung, dass die Endlichkeit der<br />

Ressourcen dazu führen wird, dass Gebäude<br />

rohstoffsparsamer (Bestandssanierungen) und<br />

rohstofferhaltender (Rückbaukonzepte, Urban<br />

Mining) geplant werden müssen. Bauprojekte<br />

werden sich aufgrund der hohen Baupreise<br />

maximal verschieben, aber nicht stillgelegt<br />

werden – wenn der Bedarf da ist, muss letztlich<br />

trotzdem gebaut werden. Entscheidend sind<br />

dabei die EU-Taxonomie und der European<br />

Green Deal: Wir müssen Gebäude nachhaltig<br />

bauen, damit sie finanzierbar bleiben.<br />

Investitionen in die Infrastruktur kann ich<br />

aus unserer Hochbauexpertise heraus so<br />

einschätzen, dass diese notwendig sind und<br />

weiterhin sein werden – mehr denn je werden<br />

Kindergärten, Schulen und Wohnungen sowie<br />

gesundheitstechnische und pharmatechnische<br />

Bauten gebraucht. Ich glaube, dass es<br />

der Wirtschaft gutgehen wird, allerdings wird<br />

ein immer stärkerer Druck auf jenen lasten,<br />

die nicht in der Lage sind, ihr Business nachhaltig<br />

auszurichten. Jene Unternehmen, die<br />

sich jetzt auf nachhaltige Lösungen und Geschäftsmodelle<br />

vorbereiten, werden hingegen<br />

weiterhin gefragt sein. Wir haben gelernt, mit<br />

der Pandemie umzugehen, und sind mittlerweile<br />

in der Lage, sowohl im Bürobereich als<br />

auch im Baustellenbereich durch Einhaltung<br />

entsprechender Hygiene- und G-Regeln unser<br />

Business erfolgreich weiter zu betreiben. Auch<br />

in der Angebotslegung hat sich durch Corona<br />

eigentlich nichts wesentlich geändert.<br />

Erich Frommwald,<br />

Kirchdorfer-Gruppe<br />

Auch in der Kirchdorfer-Gruppe sind die Auftragsbücher<br />

bis weit in das kommende Jahr<br />

gut gefüllt, insbesondere in den Bereichen<br />

Hoch- und Tiefbau sowie Infrastruktur. Es gibt<br />

einige Projekte, die von diesem Jahr auf 2022<br />

verschoben wurden. Den Hauptgrund hierfür<br />

sehen wir in der mangelnden Verfügbarkeit<br />

von Rohstoffen, Vormaterialien und vor allem<br />

von Personal. Möglicherweise spielen auch die<br />

höheren Herstellungskosten eine Rolle.<br />

Eine durchaus positive Entwicklung lässt sich<br />

bei zukünftigen Investitionen in die Infrastruktur<br />

feststellen. Speziell der Bahnbereich<br />

wird weiterhin eine große Rolle spielen. Wir<br />

gehen davon aus, dass die Umsätze des ersten<br />

Halbjahres 2022 nicht ganz denen von 2021<br />

entsprechen werden. Im zweiten Halbjahr<br />

sollten wir aber zumindest die Umsätze dieses<br />

Jahres erreichen.<br />

Die Pandemie hat uns gelehrt, dass es zu unvorhersehbaren<br />

„Störungen“ von bisher ungeahnter<br />

Tragweite kommen kann. Dadurch<br />

wurde unser Risikobewusstsein geschärft. Projekte<br />

jeglicher Art – nicht zuletzt zukünftige<br />

Investitionen – wurden kritischer betrachtet.<br />

Skurrile Preisentwicklungen von beispielsweise<br />

Energie, Treibstoffen oder Stahl haben<br />

zu einer unerwarteten Veränderung in der<br />

Angebotslegung geführt. Angebote haben<br />

eine kürzere Gültigkeit, und Indikatoren für<br />

die wesentlichen Kostentreiber wie Stahl oder<br />

CO2 werden nun miteinbezogen.<br />

<strong>Winter</strong> 2021<br />

129


Buchtipps<br />

EDITOR´S<br />

CHOICE:<br />

Lesenswert!<br />

189 Seiten<br />

ISBN: 9783800753093<br />

VDE-Verlag | 2021<br />

€ 56,00<br />

Heiko Schwarzburger, Sven Ullrich<br />

Sonnenstrom aus der Gebäudehülle<br />

Bauwerkintegrierte Photovoltaik, abgekürzt BIPV (Building Integrated Photovoltaic), hat sich mittlerweile<br />

zu einem interessanten Geschäftsfeld entwickelt. Die Möglichkeiten, Solarpaneele in Fassade oder Dach zu<br />

integrieren, werden technisch und ästhetisch immer ausgefeilter und wirtschaftlicher. Das Interesse, diese<br />

Möglichkeiten kennenzulernen und zu nutzen, steigt – auch vor dem Hintergrund der seit 2021 geltenden EU-<br />

Gebäuderichtlinie, die für neue Gebäude eine weitgehend ausgeglichene Energiebilanz (nearly zero energy)<br />

fordert. Dieses Werk richtet sich an B2B-Zielgruppen, die Dächer und Fassaden für Solarstrom nutzen wollen<br />

– im Neubau und in der Bestandssanierung. Die Autoren zeigen anhand von zahlreichen Fotos die vielfältigen<br />

Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten von BIPV, geben ausführliche Hinweise zur Technik, Planung und<br />

Wirtschaftlichkeit und präsentieren Tipps zum Betrieb und zur Wartung der Anlagen.<br />

Wer modern baut, baut mit der Sonne.<br />

297 Seiten<br />

ISBGN: 9783738802771<br />

Fraunhofer Irb Stuttgart Verlag | 2021<br />

€ 71,00<br />

180 Seiten<br />

ISBN: 9783879076741<br />

Wichmann Herbert Verlag | 2021<br />

€ 32,00<br />

Mike de Saldanha<br />

Smart Bauen<br />

Smart zu bauen bedeutet, ein ganzheitliches<br />

Konzept zu entwickeln, das für die<br />

jeweilige Bauaufgabe sowohl eine Optimierung<br />

des Energie- und Materialverbrauchs<br />

als auch der Behaglichkeit und Gestaltung<br />

zum Ziel hat. Der Autor stellt eine Vielzahl<br />

von zukunftsorientierten Baukonzepten vor – ausgehend vom einzelnen Raum<br />

über die Fassade und das Gebäude bis hin zu ganzen Stadtteilen. Die Strategien<br />

und Konstruktionsprinzipien werden jeweils unter dem Aspekt einer intelligenten<br />

und energieoptimierten Bauweise betrachtet und anhand von zahlreichen<br />

Praxisbeispielen anschaulich vermittelt. Experten und Akteure kommen dabei<br />

zu Wort und geben ihre Erfahrungen weiter. Durch den interdisziplinären und<br />

themenübergreifenden Ansatz wendet sich dieses Werk gleichermaßen an Architekten<br />

und Ingenieure wie an Bauherren und alle, die sich für Architektur<br />

und Stadtplanung im Kontext der Energiewende interessieren.<br />

Josef Kauer, Hardy Lehmkühler,<br />

Rasso Steinmann<br />

BIM & GIS<br />

Sowohl BIM (Building Information Modelling)<br />

als auch GIS (Geoinformationssysteme) beschreiben<br />

die uns umgebende räumliche Welt in digitaler Form. Beide Welten<br />

existieren seit mehr als 30 Jahren. Die moderne IT ermöglicht nun erstmals die<br />

Symbiose von beiden Welten mit teilweise erstaunlichen Auswirkungen. Das<br />

Buch führt sowohl in die Grundlagen von GIS, als auch von BIM ein Es zeigt<br />

auf, wie bessere Entscheidungen durch die kombinierte Nutzung beider Welten<br />

erzielt werden und wo es u. a. noch Handlungsbedarf in Deutschland gibt, um<br />

diese Mehrwerte zu heben. Untermauert wird das Buch durch internationale<br />

und nationale Best-Practice-Beispiele – dort wo die Synergien aus beiden Welten<br />

schon sichtbar werden.<br />

144 Seiten<br />

ISBN: 9783955535292<br />

Detail Verlag | 2021<br />

€ 42,69<br />

Isabella Marbo<br />

Bauen für die Gemeinschaft in Wien<br />

Die vorgestellten Wohnprojekte in Wien entstanden aus dem Wunsch, Lebenskonzepte zu entwickeln, die den Gemeinschaftssinn<br />

stärken und zu einer solidarischen Gesellschaft beitragen – Baugruppen und partizipative Projekte, Quartiershäuser, temporäre<br />

oder permanente soziale Wohn- und Arbeitsformen für Randgruppen wie Obdachlose und Asylberechtigte.<br />

Privatwohnungen können verkleinert werden, wenn es mehr gemeinsam genutzte Flächen gibt. Das reduziert den Bedarf an<br />

Grund und Boden und gibt dem Gemeinschaftsleben Spiel- und Möglichkeitsräume. Die Kürzel der Baugruppe B.R.O.T. tragen<br />

ihr Programm im Namen: Begegnen, Reden, Offensein, Teilen. Bei diesen Wohn- und Lebensmodellen geht es um Alternativen<br />

zum kapitalistischen Investorendenken. Die Nutzer bringen sich ein, auch bei der Projektplanung.<br />

130 BauTecFokus


Unser Fokus:<br />

vorausblickend<br />

nachhaltig.<br />

Foto: Marjolein den Hartog<br />

Der bewusste Umgang mit Ressourcen steht bei Wienerberger stets im Fokus.<br />

Diese Verantwortung nehmen wir bereits bei der Rohstoffgewinnung ernst:<br />

So werden z.B. Tongruben nach dem Abbau nicht einfach zurückgelassen,<br />

sondern schrittweise wieder ins Ökosystem eingegliedert. Auf diese Weise<br />

erwächst aus Baugruben wieder ein artenreicher Lebensraum.<br />

we are wienerberger


Wir leben<br />

Know-how.<br />

Den Durchblick behalten.<br />

Mit den EHL Marktberichten.<br />

Büro | Einzelhandel | Wohnen | Vorsorge | Zinshaus<br />

Die ständige Beobachtung und Analyse des Marktes durch unser Market Research Team sowie<br />

der laufende Dialog mit unseren KundInnen sind die Grundlage für die EHL Marktberichte.<br />

Unsere Marktberichte bieten einen umfassenden Einblick in die aktuelle Marktsituation im<br />

Gewerbe-, Wohn- und Investmentbereich und stellen eine solide Basis für gezielte Investitionsund<br />

Standortentscheidungen dar. Denn wir leben Know-how.<br />

Office<br />

Wir leben<br />

Büromarktbericht<br />

Wien |Herbst 2021<br />

Vorsorge<br />

Wir leben<br />

Vorsorgewohnungen in Wien<br />

Marktbericht | Herbst 2021<br />

Wir leben<br />

Immobilien.<br />

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