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Kulturfenster Nr. 06|2021 - Dezember 2021

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BLASMUSIK<br />

CHORWESEN<br />

HEIMATPFLEGE<br />

in Südtirol<br />

<strong>Nr</strong>. 6<br />

DEZ.<br />

<strong>2021</strong><br />

Die stillen Beobachter des Wandels<br />

Das Euregio-Jugendblasorchester<br />

Die gute Konzertmoderation<br />

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 71. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift<br />

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 73. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift


vorausgeschickt<br />

Der Start ist geglückt – Danke!<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

Sie halten nun<br />

die letzte Ausgabe<br />

des „KulturFensters“<br />

dieses Jahres in<br />

den Händen. Daher<br />

möchte ich die Gelegenheit<br />

nutzen, mich bei allen zu<br />

bedanken, die uns seit unserem Start vor<br />

einem Jahr tatkräftig unterstützt und damit<br />

wesentlich zum Erfolg der Zeitschrift beigetragen<br />

haben. Persönlich bedanke ich mich<br />

bei den Redaktionsteams der drei Verbände<br />

– allen voran den Verbandsvorsitzenden, die<br />

uns das Vertrauen geschenkt haben, das<br />

„KulturFenster“ in die Zukunft zu öffnen. Ein<br />

großer Dank geht auch an alle Autor*innen,<br />

die uns laufend Berichte der Mitgliedsvereinen<br />

schicken. Erst dadurch wird das „KulturFenster“<br />

bunt und vielfältig. Nicht vergessen<br />

möchte ich den Grafiker Andreas<br />

Rieder, der uns fachlich unterstützt und<br />

mit viel Geduld unsere Wünsche umsetzt.<br />

Zum Jahresabschluss schauen viele von<br />

uns auf das abgelaufene Jahr zurück. Nicht<br />

nur zum Jahresende, sondern das ganze<br />

Jahr hindurch haben es sich die vielen<br />

Chronist*innen in unserem Land zur Aufgabe<br />

gemacht zurückzublicken und zu<br />

dokumentieren, was geschieht. Der Heimatpflegeverband<br />

widmet ihnen das Hauptthema<br />

und zeigt viele Berührungspunkte<br />

zwischen Heimatpflege und Chronikwesen<br />

auf. Zudem gibt es mahnende Worte<br />

in Richtung Politik, die zu einem klaren Bekenntnis<br />

zum Schutz der Natur- und Kulturlandschaft<br />

aufgefordert wird.<br />

Die Blasmusikseiten stellen das Euregio-<br />

Jugendblasorchester in den Fokus. Diese<br />

grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />

der drei Musikverbände ist nicht nur „totes<br />

Papier“, sondern einmal mehr „gelebte<br />

europäische Idee“.<br />

Dass die Moderation eine tragende Säule<br />

des Konzertes ist und damit wesentlich<br />

zum Erfolg beitragen kann und muss, das<br />

wissen Sänger*innen und Musikant*innen<br />

nur zu gut. Wie eine gute Moderation gelingen<br />

kann, das ist diesmal Hauptthema<br />

des Chorverbandes.<br />

Dazu gibt es die gewohnten Rubriken, in<br />

denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />

dokumentieren, bereichsspezifische<br />

Themen aufarbeiten und auch die Jugend<br />

– die Zukunft unserer Vereine – in den Fokus<br />

stellen. Ich wünsche Ihnen wiederum<br />

eine unterhaltsame, aber auch informative<br />

Lektüre und einen aufschlussreichen Blick<br />

durch unser „KulturFenster“.<br />

Stephan Niederegger<br />

Frohe Weihnachten<br />

Gedanken einer Kerze<br />

„Jetzt habt ihr mich<br />

entzündet und<br />

schaut in mein<br />

Licht. Ihr freut<br />

euch an meiner<br />

Helligkeit, an der<br />

Wärme, die ich<br />

spende. Und ich<br />

freue mich, dass ich<br />

für euch brennen darf.<br />

Wäre dem nicht so, läge ich vielleicht<br />

irgendwo in einem alten Karton - sinnlos,<br />

nutzlos. Sinn bekomme ich erst dadurch,<br />

dass ich brenne. Aber je länger ich brenne,<br />

desto kürzer werde ich. Ich weiß, es gibt immer<br />

beide Möglichkeiten für mich: Entweder<br />

bleibe ich im Karton - unangerührt, vergessen,<br />

im Dunkeln - oder aber ich brenne,<br />

werde kürzer, gebe alles her, was ich habe,<br />

zugunsten des Lichtes und der Wärme. Ich<br />

fi nde es besser, etwas herzugeben zu dürfen,<br />

als kalt zu bleiben und im düsteren Karton<br />

zu liegen.... Schaut, so ist es auch mit<br />

euch Menschen! Entweder ihr zieht euch<br />

zurück, bleibt für euch - und es bleibt kalt<br />

und leer-, oder ihr geht auf die Menschen<br />

zu und schenkt ihnen von eurer Wärme und<br />

Liebe, dann erhält euer Leben Sinn. Aber<br />

dafür müsst ihr etwas in euch selbst hergeben,<br />

etwas von eurer Freude, von eurer<br />

Herzlichkeit, von eurem Lachen, vielleicht<br />

auch von eurer Traurigkeit. Ich meine, nur<br />

wer sich verschenkt, wird reicher. Nur wer<br />

andere froh macht, wird selbst froh. Je mehr<br />

ihr für andere brennt, um so heller wird es<br />

in euch selbst. Ich glaube, bei vielen Menschen<br />

ist es nur deswegen düster, weil sie<br />

sich scheuen, anderen ein Licht zu sein. Ein<br />

einziges Licht, das brennt, ist mehr wert als<br />

alle Dunkelheit der Welt. Also, lasst euch ein<br />

wenig Mut machen von mir, einer winzigen,<br />

kleinen Kerze.“<br />

(Autor unbekannt)<br />

Mit diesen tiefsinnigen Gedanken richte<br />

ich mich in dieser Zeit der Ungewissheit,<br />

der Frustration und des Zwiespalts an euch<br />

alle, liebe Musikant*innen und Marketenderinnen,<br />

verehrte Funktionär*innen, wünsche<br />

euch ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest<br />

und einen guten Rutsch in das<br />

Neue Jahr 2022, verbunden mit einem auf-<br />

richtigen und herzlichen Dank für eure wertvolle<br />

Tätigkeit.<br />

Musik und Gemeinschaft sind unsere Flammen,<br />

die immer brennen sollen! Wir können<br />

durch sie sowohl uns gegenseitig als auch<br />

unseren Freunden Mut, Licht, Freude und<br />

Herzlichkeit schenken, die wir jetzt ganz besonders<br />

brauchen<br />

Euer Verbandsobmann<br />

Pepi Fauster<br />

KulturFenster<br />

2 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Inhalt<br />

In dieser Ausgabe<br />

Heimatpege<br />

Chorwesen<br />

Südtirols Chronist*innen begehen runden Geburtstag .......................4<br />

Der Verein Geschichtswerkstatt Freienfeld .........................................7<br />

Ausstellung „Baustelle Südtirol“ ........................................................8<br />

Viele Berührungspunkte zwischen Heimatpflege und Chronikwesen ..9<br />

Josef Rainer aus Trens im Porträt – Ein Leben für das Ehrenamt......10<br />

Dinge des Alltags: Die Christbaumkugel...........................................12<br />

Der alpine Raum steht unter Druck – mehr denn je.........................13<br />

Alexander und Thomas Huber zur Nutzung des alpinen Raumes.....14<br />

Flurnamen aus der Agrargeschichte (5) – Rodungsnamen (3. Teil) ...15<br />

Das spricht gegen die Ski-WM 2029 in Gröden................................16<br />

150 Jahre Pustertaler Bahn – Für eine nachhaltige Verkehrspolitik ..18<br />

Projekt des Bildungsausschusses Niederdorf:<br />

„Kennst du unsere Flurnamen?“ .....................................................19<br />

Restaurierung der Egger-Platzer-Mühle am Birchberg in Naturns.....20<br />

Oswald von Wolkenstein vor 600 Jahren in Prissian gefangen ..........21<br />

Heimatschutzverein Lana bewahrt Kleindenkmaler vor Verfall ..........22<br />

Bundestagung der Österreichischen Trachten- und Heimatverbände .... 23<br />

61. Jahresvollversammlung der Arge Volkstanz in Terlan..................24<br />

In memoriam Verena Mumelter .......................................................25<br />

Moderierte Konzerte eröffnen neue Horizonte..................................60<br />

Südtirol beim Festival der Landesjugendchöre im Burgenland .........63<br />

In Erinnerung an Karl Hermann Vigl ................................................65<br />

Seminar für Chorleiter*innen in der Cusanus-Akademie ..................66<br />

„Holiness“ – Zwei Konzerte des Chors „Raindrops“ .........................67<br />

Seminar für Kinder- und Jugendchorleiter*innen.............................68<br />

Herbstkonzert des Landesjugendchors Südtirol ...............................69<br />

Sängerwanderung – Klangwege in Völs............................................70<br />

Silvesterlied – Gedanken zum abgelaufenen Jahr ............................71<br />

Jugendchor Sexten im Porträt .........................................................72<br />

Broadway-Flair mit dem Jugendchor Sexten....................................73<br />

kurz notiert – Neues von den Chören...............................................74<br />

Blasmusik<br />

Das Euregio-Jugendblasorchester....................................................26<br />

Kapellmeister-Coaching <strong>2021</strong>..........................................................30<br />

Obleute-Tagung <strong>2021</strong> .....................................................................31<br />

7. Südtiroler Dirigentenwerkstatt......................................................33<br />

Broschüre zum Leistungsabzeichen in Südtirol 1971–<strong>2021</strong>.............34<br />

„Opus Blasmusik“ im Konservatorium Bozen ..................................35<br />

Fortbildung „Alles Show“ mit der Stadtkapelle Meran ......................36<br />

Flashmob der Jugendkapelle Lüsen/St.Andrä ..................................38<br />

Holzblasorchester „HoBla-O“ reloaded ............................................39<br />

Erfolg der Jugendkapelle Schnals in Grafenegg................................40<br />

„The Rocket Monkeys“ – Partystimmung mit Blasmusik ..................42<br />

Wenzel Heinrich Veit – ein anerkannter Komponist zu seiner Zeit.....44<br />

Fit in 5 Minuten – Online-Videos zum Üben.....................................45<br />

JuKa Schnals und MK Völs erfolgreich<br />

beim ÖBV-Bundeswettbewerb.........................................................46<br />

„Hopfnmusig“ gewinnt Grand Prix der Blasmusik ............................47<br />

Gelungener Musiksommer in der Hofburg Brixen ............................48<br />

Friedrich Weyermüller wird 85.........................................................50<br />

Josef Oberschmied zum 80er..........................................................50<br />

Neue CD der Unterinntaler Weihnachtsbläser..................................51<br />

„Melodie der Freundschaft“ von Gottfried Veit .................................51<br />

Der Komponist Christian Gamper im Porträt ....................................52<br />

Es war einmal … eine Musikkapelle ................................................55<br />

Blasmusik im Rundfunk..................................................................55<br />

kurz notiert – Neues von den Musikkapellen....................................56<br />

Impressum<br />

Mitteilungsblatt<br />

- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />

- des Südtiroler Chorverbandes<br />

Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />

- des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />

Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it<br />

Anschrift:<br />

Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />

Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />

Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />

IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />

SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />

Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, August, Oktober und<br />

<strong>Dezember</strong>. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />

Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />

zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />

genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />

Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />

sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />

der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />

Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />

Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />

gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung<br />

KulturFenster<br />

3 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Schlanders im Jahr 1888 und im Jahr 2020: Zum<br />

Jubiläum haben Südtirols Chronist*innen die „Baustelle<br />

Südtirol“ dokumentiert. Im Vergleich gut zu sehen ist<br />

die Ausbreitung des Ortes. Er wächst im wörtlichen<br />

Sinn über sich hinaus.<br />

Fotos: Würthle & Spinnhirn/ Raimund Rechenmacher<br />

KulturFenster<br />

4 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


festgehalten<br />

Die stillen Beobachter<br />

des Wandels<br />

Südtirols Chronist*innen begehen runden Geburtstag – Wer sind sie?<br />

Mit einer eindrucksvollen Ausstellung,<br />

die coronabedingt um ein Jahr verschoben<br />

wurde, feiern Südtirols Chronist*innen<br />

heuer „30 + 1“ Jahre. Grund genug für den<br />

Heimatpflegeverband, die wertvolle Arbeit<br />

dieser Ehrenamtlichen zu beleuchten.<br />

Auch wenn sie im Hintergrund arbeiten<br />

und daher von der Öffentlichkeit manchmal<br />

kaum wahrgenommen werden, so<br />

leisten die Chronist*innen durch die Dokumentation<br />

von Ereignissen in Südtirols<br />

Gemeinden einen wesentlichen Beitrag<br />

zur Wertschätzung des Vergangenen und<br />

zum sensible(re)n Umgang mit dem Bestehenden.<br />

Es war Ende der 1980er- bzw. Anfang der<br />

1990er-Jahre, als der Aufbau des Chronikwesens<br />

in Südtirol begann. Damals setzte<br />

sich das Tiroler Landesinstitut, das beim<br />

Südtiroler Kulturinstitut angesiedelt war,<br />

zum Ziel, das Chronikwesen in Südtirol<br />

nach dem Vorbild von Nord- und Osttirol<br />

aufzubauen. 1990 kann daher als inoffizielle<br />

„Geburtsstunde“ der gemeinschaftlich<br />

organisierten Chronist*innen<br />

bezeichnet werden. 1994 ging die Betreuung<br />

der Chronist*innen an das Südtiroler<br />

Landesarchiv über. Im Jahr 2010<br />

wurde Robert Kaserer zum ersten Landeschronisten<br />

in Südtirol gewählt. Seit<br />

2013 ist Rita Thaler Wieser aus Freienfeld<br />

die Vorsitzende der Chronist*innen<br />

in Südtirol.<br />

„KulturFenster“: Wie viele Chronist*innen<br />

gibt es in Südtirol?<br />

Rita Thaler Wieser: Derzeit etwa 300 – leider<br />

nicht in jeder Gemeinde. Es gibt sie<br />

eher in den Dörfern und in kleineren Ortschaften,<br />

da die Arbeit dort überschaubarer<br />

ist als in den Städten. Schließlich<br />

arbeiten alle Chronist*innen ehrenamtlich.<br />

Da braucht es viel Zeit und vor allem<br />

Idealismus, denn man muss gewissermaßen<br />

ständig am Ball bleiben und die Bereitschaft<br />

haben, auch eigene Freizeit zu<br />

schenken, um einen wichtigen Beitrag für<br />

die Gesellschaft zu leisten.<br />

KF: Wie sind die Chronist*innen in Südtirol<br />

organisiert?<br />

Thaler Wieser: In Südtirol gibt es zehn<br />

Bezirke, denen jeweils ein Bezirkschronist<br />

oder eine -chronistin vorsteht. Die<br />

Bezirkschronisten und ihre Stellvertreter<br />

bilden mit der Amtsdirektorin<br />

und der Chronikreferentin am<br />

Landesarchiv den Landesbeirat der<br />

Chronist*innen, dem wiederum der<br />

Landeschronist oder die Landeschronistin<br />

vorsteht. Es gibt auch eine gute Zusammenarbeit<br />

mit den Kollegen in Nordtirol<br />

und die Zeitschrift „Tiroler Chronist“<br />

als gemeinsames Medium.<br />

KF: Wer sind diese Chronisten? Was<br />

tun sie?<br />

Thaler Wieser: Sie sammeln zum einen Informationen<br />

zu Ereignissen auf Orts- und<br />

Gemeindeebene in Form von Zeitungsausschnitten,<br />

Plakaten oder Einladungen<br />

und dokumentieren die Entwicklung und<br />

die Veränderungen ihrer unmittelbaren Lebenswelt<br />

in Form von schriftlichen Beiträgen,<br />

Fotos und/oder Filmen. Die Ergebnisse<br />

münden in der Jahreschronik,<br />

die für eine Gemeinde ein sehr wichtiges<br />

Dokument darstellt. Diese wird über geeignete<br />

Strukturen der Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht. Zwischen den Gemeindeverwaltungen<br />

und den Chronist*innen<br />

gibt es eine Mustervereinbarung, die die<br />

Arbeit regelt.<br />

KF: Warum ist diese Tätigkeit Ihrer Meinung<br />

nach so wichtig für einen Ort, für<br />

eine Gemeinde?<br />

Thaler Wieser: Chronist*innen beobachten<br />

und dokumentieren das Zeitgeschehen<br />

oft über längere Zeiträume und machen<br />

dadurch auf die großen Veränderungen<br />

aufmerksam. Anhand der dabei entstehenden<br />

Chronik-Dokumentationen wird<br />

der Wandel von Natur- und Kulturlandschaft<br />

augenscheinlich. Zu beobachten<br />

sind u. a. auch die politische, technische,<br />

bauliche und landwirtschaftliche<br />

Entwicklung.<br />

Seit 2013 ist Rita Thaler Wieser Landeschronistin.<br />

Foto: Privat<br />

KF: Welche Eigenschaften müssen<br />

Chronist*innen mitbringen?<br />

Thaler Wieser: Entscheidend sind das Interesse<br />

für die Entwicklung und die Veränderungen<br />

im eigenen Ort, eine gewisse<br />

Neugierde, die Freude am Sammeln und<br />

Dokumentieren, zugleich das Bemühen<br />

um Distanz und Objektivität. Hilfreich sind<br />

auch eine gute Beobachtungsgabe, fotografische<br />

Kenntnisse und ein Talent beim<br />

Schreiben und nicht zuletzt die Teamfähigkeit.<br />

Denn eine gute Chronikarbeit kann<br />

heutzutage fast nur noch im Team bewältigt<br />

werden. Chronist*innen sollten auch<br />

kontaktfreudig sein, denn sie suchen in<br />

der Regel die Zusammenarbeit mit Vereinen,<br />

Verbänden und Institutionen, die ihnen<br />

Informationen liefern und somit die<br />

Recherchearbeit erleichtern.<br />

KF: Die Chronistenarbeit bleibt oft an den<br />

älteren Menschen hängen, weil sie mehr<br />

Zeit und vielleicht auch ein größeres Interesse<br />

haben. Wie können Ihrer Meinung<br />

nach neue, auch jüngere Chronisten gewonnen<br />

werden?<br />

Thaler Wieser: Aus Erfahrung weiß ich,<br />

dass auch junge Leute die Entwicklung<br />

KulturFenster<br />

5 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


festgehalten<br />

„<br />

Chronist*innen beobachten und dokumentieren<br />

das Zeitgeschehen oft über längere Zeiträume<br />

„<br />

und machen dadurch auf die großen Veränderungen<br />

aufmerksam.<br />

Rita Thaler Wieser<br />

und die Veränderungen im Ort mit großem<br />

Interesse mitverfolgen. Sie kommunizieren<br />

ihre Ideen vielleicht anders als ältere<br />

Menschen, weil sie eher die sozialen Medien<br />

nutzen. Aber sie fotografieren, kommentieren,<br />

und sie fordern auch Mitsprache,<br />

wenn es um die Entwicklung ihres<br />

Umfeldes geht. Partizipation ist in Mode<br />

gekommen, und das kann durchaus positiv<br />

sein. Denn die Mitarbeit in einem<br />

Chronistenteam gibt ihnen die Möglichkeit,<br />

sich zu entfalten. Besonders im digitalen<br />

Bereich, der im Chronikwesen<br />

immer wichtiger wird, können sie uns „älteren“<br />

Chronist*innen eine wertvolle Unterstützung<br />

sein.<br />

KF: Stichwort Digitalisierung. Wie hat sich<br />

die Arbeit der Chronisten im Vergleich zu<br />

1990 verändert?<br />

Thaler Wieser: Damals wurden Zeitungsartikel<br />

ausgeschnitten, aufgeklebt und in<br />

Ordnern gesammelt. Es wurde analog fotografiert,<br />

Fotos wurden ebenso in Ordner<br />

eingeklebt. Es war noch die Zeit der Einzelkämpfer,<br />

Teamarbeit war ein „Fremdwort“.<br />

Mittlerweile wird nicht nur digital<br />

fotografiert, sondern auch dokumentiert.<br />

Viele Chronist*innen haben Schulungen<br />

besucht und sich dadurch weitergebildet.<br />

Es besteht zudem die Möglichkeit, die digital<br />

erstellten Jahreschroniken in einer<br />

Cloud beim Südtiroler Gemeindenverband<br />

zu sichern. Durch die Digitalisierung<br />

lässt sich einiges beschleunigen. Weniger<br />

geworden ist die Arbeit aber nicht, denn<br />

die Informationsflut wird immer stärker.<br />

KF: Was gefällt Ihnen persönlich an der<br />

Chronikarbeit?<br />

Thaler Wieser: Es ist eine umfassende und<br />

äußerst interessante Aufgabe und zugleich<br />

auch eine Herausforderung. Man braucht<br />

den „Adlerblick“ auf das gesamte Geschehen<br />

in einem Ort, in einer Gemeinde. Und<br />

wenn dann mit Interesse eine Jahreschronik<br />

durchgeblättert wird, die in aufwändiger<br />

Arbeit in unserem Team entstanden<br />

ist, wenn Aufzeichnungen bei wichtigen<br />

Entscheidungen berücksichtigt werden,<br />

erfüllt mich das mit Genugtuung. Außerdem<br />

freue ich mich, wenn ich als Chronistin<br />

Dorfrundgänge mit Schulklassen<br />

machen kann.<br />

Chronik und digitale Herausforderung:<br />

Einst waren es ausschließlich dicke<br />

Bücher, mittlerweile sind die Jahreschroniken<br />

auch in digitaler Form für<br />

die Nachwelt gespeichert.<br />

Foto: Südtiroler Landesarchiv<br />

KulturFenster<br />

6 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

KF: Welche Parallelen sehen Sie zwischen<br />

Heimatpfleger*innen und Chronist*innen?<br />

Thaler Wieser: Ich glaube, beide –<br />

Heimatpfleger*innen und Chronist*innen –<br />

verfolgen mit Interesse die Entwicklungen<br />

und die Veränderungen im Ort. Durch das<br />

längere Beobachten und Dokumentieren<br />

schätzen sie historisch Gewachsenes. Sie<br />

versuchen auf die Einzigartigkeiten im Ort<br />

bzw. in der Gemeinde aufmerksam zu machen.<br />

Ihre Arbeit ist identitätsstiftend, und<br />

sie leisten eine wichtige Kulturarbeit zum<br />

Wohl ihrer Heimatgemeinde.<br />

KF: Inwieweit kann Chronikarbeit die Entwicklung<br />

eines Ortes mit beeinflussen?<br />

Thaler Wieser: Chronik-Dokumentationen<br />

sind identitätsstiftend. Ortstypisches wird<br />

durch historische Aufnahmen dokumentiert.<br />

Auch Bauherren können dadurch angeregt<br />

werden, den Ortsbildcharakter, das<br />

Eigene zu erhalten und Altes und Neues<br />

zu einer Synergie werden zu lassen. Dörfer<br />

können davor bewahrt werden, von historisch<br />

gewachsenen Siedlungen zu Allerweltsdörfern<br />

zu werden.<br />

Interview: Edith Runer<br />

Der Verein Geschichtswerkstatt Freienfeld<br />

Ein gutes Beispiel, wie die Geschichte<br />

einer Gemeinde auf spannende Weise<br />

erforscht und einer breiten Bevölkerung<br />

nähergebracht werden kann, liefert<br />

der Verein Geschichtswerkstatt<br />

Freienfeld. Er erstellt auch die Chronik<br />

der Gemeinde.<br />

Bei Forschungsarbeiten für seine Diplomarbeit<br />

im Pfarrarchiv von Stilfes<br />

und Mauls fand der Historiker Oswald<br />

Überegger Aufzeichnungen über die<br />

Bombardierungen in den letzten beiden<br />

Kriegsjahren 1944/45 in Freienfeld.<br />

Eine kleine Gruppe Geschichtsinteressierter<br />

aus Stilfes, Trens und<br />

Mauls organisierte dazu 1996 Aktionstage.<br />

Die Gruppe nahm später an einer<br />

Fortbildung für Chronisten mit Bezirkschronist<br />

Günther Ennemoser und Paul<br />

Detomaso teil. Begeistert von den Anregungen<br />

begann sie alsbald mit dem<br />

Sammeln von Unterlagen, und 1999<br />

wurden die ersten Chronikbände für<br />

die Jahre 1997 und 1998 vorgestellt.<br />

Die offi zielle Gründung des Vereines<br />

Geschichtswerkstatt Freienfeld erfolgte<br />

im September 1999.<br />

Heute zählt der Verein 13 Mitglieder.<br />

Sie erforschen die Geschichte der Gemeinde,<br />

erstellen gemeinsam eine Jahreschronik,<br />

schaffen ein historisch-kulturelles<br />

Angebot für die Bevölkerung,<br />

etwa mit Ausstellungen, Vorträgen und<br />

Lehrfahrten – und nicht zuletzt befassen<br />

sie sich in Zusammenarbeit mit<br />

dem Heimatpflegeverband Südtirol mit<br />

der Erhaltung der historischen Kulturgüter<br />

in der Gemeinde.<br />

Wichtige Aktionen<br />

Josef Wieser ist seit der Gründung der Präsident<br />

des Vereines. Er nennt die Vernetzung,<br />

etwa mit den Bibliotheken und Bildungsausschüssen,<br />

als wichtige Säule.<br />

Die Gemeindeverwaltung ermögliche es<br />

zudem, dass in den drei Bibliotheken die<br />

Jahreschroniken aufliegen.<br />

Unter den Veranstaltungen in den vergangenen<br />

Jahren sind u. a. die Buchvorstellungen<br />

von Oswald Überegger herausragend, die<br />

Ausstellung „Reisezeit : Zeitreisen“, die die<br />

Entwicklung von Verkehr, Gastwirtschaft<br />

und Tourismus im 19. und 20. Jahrhundert<br />

in Freienfeld, die Vorstellung der „Briefe<br />

zwischen Front und Heimat von Josef und<br />

Franziska Faistnauer (1915 – 1918)“ sowie<br />

die Bücher „Lebensgeschichten aus<br />

Freienfeld“ mit Interviews von den älteren<br />

Mitbürgern und „Ruender, Mahder, Wasserler“<br />

über die Flurnamen.<br />

Im Sommer fanden im Rahmen des Projektes<br />

„Natur (er)leben“ der drei Bildungsausschüsse<br />

von Freienfeld in Zusammenarbeit<br />

mit dem Heimatpflegeverband zwei<br />

Ortsbegehungen in Mauls und Stilfes statt<br />

(siehe KulturFenster 05/<strong>2021</strong>). Dabei wurden<br />

wertvolle Anregungen zur Erhaltung<br />

des Dorfbildcharakters gegeben.<br />

KulturFenster<br />

7 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


festgehalten<br />

Ausstellung „Baustelle Südtirol“<br />

Die Chronist*innen sammelten historisches Bildmaterial und<br />

stellten dem jeweils ein aktuelles Bild gegenüber<br />

Trens einst und heute: „Aus den Gästebüchern<br />

entnehmen wir, dass die Besucher<br />

vom Ausmaß der Entwicklung überrascht<br />

sind“, sagt Rita Thaler Wieser über die<br />

Ausstellung „Baustelle Südtirol“.<br />

Foto: Archiv Thaler Wieser<br />

Auch wenn sie nicht kommentieren, so zeigen<br />

die Chronist*innen mit ihrer Arbeit dennoch<br />

auf, wie es um Südtirols Natur und Kulturlandschaft<br />

steht. Zum runden Geburtstag<br />

organisierten sie die Ausstellung „Baustelle<br />

Südtirol - Siedlungsgrenzen – grenzenlos?“<br />

und sorgten damit für Staunen und Raunen<br />

unter den Betrachtern.<br />

Den Hintergrund der Jubiläumsausstellung<br />

bildete das neue Gesetz zu Raum<br />

und Landschaft und dabei insbesondere<br />

der Bereich der Ausweisung der neuen<br />

Siedlungsgrenzen in den Gemeinden. Die<br />

Chronisten aus den Bezirken sammelten<br />

historisches Bildmaterial und stellten den<br />

Fotos jeweils ein aktuelles, aus derselben<br />

Perspektive aufgenommenes Bild gegenüber.<br />

Raimund Rechenmacher, der stellvertretende<br />

Vorsitzende der Chronisten,<br />

schlug vor, die Fotos auf Schaltafeln zu<br />

präsentieren, um die „Baustelle Südtirol“<br />

deutlich zu machen.<br />

Und das ist offensichtlich gelungen: Der<br />

Vergleich von älteren Aufnahmen zeigt,<br />

wie Dörfer und Städte seit der Zwischenkriegszeit<br />

und insbesondere ab den<br />

1960er-Jahren kontinuierlich gewachsen<br />

sind. „Die Ausstellung ist bisher gut<br />

angekommen“, sagt die Vorsitzende Rita<br />

Thaler Wieser. „Den Gästebüchern entnehmen<br />

wir, dass die Besucher vom Ausmaß<br />

der Entwicklung überrascht sind.“<br />

Damit sei ein wesentliches Ziel schon<br />

erreicht, denn: „Wenn sich die Betrachter<br />

durch diese Bilder berühren lassen,<br />

kann es gelingen, in den nächsten Jahren<br />

die Bewahrung von Kultur und Tradition<br />

mit gesellschaftlichen, wirtschaftlichen<br />

und ökologischen Ansprüchen in<br />

Einklang zu bringen.“ Rita Thaler Wieser<br />

ist auch überzeugt, dass die Ausstellung<br />

für die Gemeindeentwicklungspläne,<br />

die demnächst erstellt werden,<br />

eine Hilfe sein kann.<br />

Zur Ausstellung – derzeit ist sie nur noch<br />

bis zum 31. <strong>Dezember</strong> im Café „Milchbar“<br />

in Sarnthein zu sehen – ist in mehreren<br />

Orten auch eine Publikation erschienen,<br />

die den Gemeinden, Schulen und<br />

Bibliotheken zur Verfügung gestellt wird.<br />

KulturFenster<br />

8 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

„Viele Berührungspunkte“<br />

Für engere Zusammenarbeit zwischen<br />

Heimatpfleger*innen und Chronist*innen<br />

Heimatpflege und Chronikwesen haben<br />

viele Berührungspunkte. Das stellte HPV-<br />

Obfrau Claudia Plaikner bei einer Online-<br />

Fortbildung für Chronist*innen fest. Und<br />

sie legte dar, wo und wie beide Interessensgruppen<br />

noch enger zusammenarbeiten<br />

könnten.<br />

„Naturgemäß haben wir in unseren Tätigkeiten<br />

viele Schnittstellen. Es geht uns<br />

um das historische und volkskundliche<br />

Wissen über unsere Heimat, über die<br />

Wahrnehmung von Veränderung in der<br />

Heimat, es geht um Dokumentation und<br />

um das Nachdenken darüber, wie sich<br />

die Veränderungen auf das soziale, kulturelle<br />

und ökonomische Verhältnis auswirken.<br />

Nicht zuletzt geht es um die Frage,<br />

welchen Beitrag wir mit unseren Verbänden<br />

leisten können, um unsere Heimat<br />

in eine gute Zukunft zu bringen.“ Dies<br />

vorausgeschickt zeigte Claudia Plaikner<br />

anhand der Info-Broschüre des Heimatpflegeverbandes<br />

Südtirol auf, welche<br />

Schwerpunkte dieser setzt, etwa in<br />

Bezug auf die Baukultur, auf Kleindenkmäler,<br />

auf das Brauchtum, aber auch auf<br />

den Klimaschutz.<br />

Durch ihre Recherchearbeit und das Festhalten<br />

von aktuellen Ereignissen seien<br />

auch die Chronisten mit diesen Themen<br />

befasst. Es gebe viele Berührungspunkte:<br />

„Chronist*innen sind oft in Personalunion<br />

auch Heimatpfl eger*innen und umgekehrt“,<br />

stellte Claudia Plaikner fest. „Beiden<br />

geht es um die Wahrnehmung, die<br />

Dokumentation und Wertschätzung des<br />

soziokulturellen, historischen und natürlichen<br />

Umfeldes in Dorf und Stadt und<br />

um dessen sinnvolle Weiterentwicklung.“<br />

Wo können beide Gruppen noch enger<br />

zusammenarbeiten?<br />

„Ich denke, dass es den Chronist*innen<br />

eigen ist, dass sie aufmerksam und bedacht<br />

Veränderungen in ihrem Dorf<br />

wahrnehmen und dokumentieren. Wir<br />

Heimatpfleger*innen haben leider nicht<br />

in allen Dörfern Heimatpflegevereine bzw.<br />

Ortsbeauftragte: Daher wäre es wünschenswert,<br />

wenn Chronist*innen und<br />

Ortsbeauftragte in Personalunion zusammengeführt<br />

würden bzw. sich gegenseitig<br />

unterstützen und ergänzen könnten.“<br />

Mancherorts geschehe das bereits.<br />

Ein gemeinsames Auftreten bei Anliegen<br />

und Vorschlägen, die vor den örtlichen politischen<br />

Entscheidungsträgern deponiert<br />

werden sollten, würde sicher manchmal<br />

auch Sinn machen,<br />

so Claudia Plaikner:<br />

„Generell können<br />

wir uns beide dafür<br />

einsetzen, dass lokale<br />

Besonderheiten<br />

wieder bewusst gemacht<br />

werden und<br />

deren Wert erkannt<br />

wird. Ebenso können<br />

wir uns für die Vertiefung des historischen<br />

und volkskundlichen Wissens, für<br />

einen bewussten Umgang mit unseren<br />

Traditionen, unseren Dialekten, unseren<br />

mündlichen Überlieferungen stark machen.<br />

Dasselbe gilt für die Pflege unserer<br />

historischen und aktuellen Baukultur sowie<br />

unserer Naturlandschaft.“<br />

Heimatpflegeverband<br />

Südtirol<br />

„<br />

Generell können wir uns beide dafür einsetzen, dass<br />

„<br />

lokale Besonderheiten wieder bewusst gemacht werden<br />

und deren Wert erkannt wird.<br />

Claudia Plaikner<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />

Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />

Redaktionsschluss für<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 14. Jänner 2022<br />

KulturFenster<br />

9 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


informiert & reektiert<br />

„Das habe ich wohl geerbt“<br />

Josef Rainer aus Trens setzt sich ehrenamtlich in vielen<br />

Bereichen ein – Ein Porträt<br />

Es gibt viele Anlässe, um Josef Rainer ein<br />

Porträt zu widmen. In der Adventszeit ist<br />

es bestimmt der Krippenbau, dem sich der<br />

64-jährige Trenser seit 25 Jahren widmet.<br />

Doch er engagiert sich ehrenamtlich in vielerlei<br />

Hinsicht für seine Heimat, für Kirche,<br />

Kultur und Natur.<br />

Mit Josef Rainer am Stubentisch zu sitzen<br />

und in Fotoalben und Aktenordnern zu stöbern<br />

– dafür sollte man sich etwas länger<br />

Zeit nehmen. Es ist ein wahrer Schatz, den<br />

der pensionierte Eisenbahner und leidenschaftliche<br />

Sammler darin hütet. Ein Album<br />

enthält originale Postkarten aus Trens ab<br />

dem Jahr 1890, fein sortiert, frankiert und<br />

gestempelt. In einem anderen bewahrt er<br />

rund 200 Andenkenbilder der weitum bekannten<br />

Wallfahrtskirche Maria Trens auf:<br />

„Die ältesten sind aus dem frühen 18. Jahrhundert.“<br />

Erstanden hat Josef Rainer diese<br />

einzigartigen Erinnerungsstücke vor allem<br />

auf Floh- und Tauschmärkten oder im Internet.<br />

Sie sind für ihn wertvolle Zeugnisse aus<br />

der Geschichte und Kultur seines Heimatortes,<br />

die ihn schon immer interessiert hat.<br />

Besondere Beziehung zur<br />

Wallfahrtskirche<br />

In Trens in der Gemeinde Freienfeld ist<br />

Josef Rainer aufgewachsen, dort ist er in die<br />

Schule und in die Kirche gegangen. Mit acht<br />

Jahren hat er erstmals am Altar ministriert.<br />

Seither pflegt er eine besondere Beziehung<br />

zur Wallfahrtskirche. Viele Jahre lang hat er<br />

den hauptberuflichen Mesner ehrenamtlich<br />

unterstützt, war Fahnen- und Himmelträger<br />

bei Prozessionen, hat im Pfarrgemeinderat<br />

mitgearbeitet. Oft kümmerte er sich<br />

in seiner Freizeit um die große Muttergottes-Figur<br />

in der Kirche. Das war aufwändig,<br />

zumal die Figur nach den liturgischen<br />

Farben im Kirchenjahr etwa zwölf Mal im<br />

Jahr neu eingekleidet werden muss. Zudem<br />

hat Josef Rainer über Jahrzehnte<br />

die riesige, aus dem 17. Jahrhundert<br />

stammende Kirchenkrippe betreut,<br />

deren rund 50 Wachsfiguren besonderer<br />

Umsicht bedürfen. Jedes<br />

Jahr brachte er einige davon nach Meran,<br />

wo sie von Hertha Aichner restauriert<br />

wurden. „Auch sie hat das unentgeltlich<br />

gemacht“, betont er. Gemeinsam mit Johann<br />

Salcher brauchte er zwei volle Tage,<br />

um die vier Meter breite Krippe aufzustellen<br />

– das alles um Gottes Lohn.<br />

Auch Josef Rainer selbst ist begeisterter<br />

Krippenbauer. „1994 hat mich ein Bekannter<br />

überredet, einen Krippenbaukurs zu besuchen“,<br />

erinnert er sich. Später hielt er im<br />

Auftrag des Verbandes der Krippenfreunde<br />

über 20 Jahre lang Krippenbaukurse ab, vor<br />

allem im Wipptal, wo dadurch zahlreiche<br />

Tiroler Krippen entstanden sind. Bei Josef<br />

Rainer daheim steht im Advent eine 2,4 Meter<br />

breite „heimatliche Krippe“. So nennt<br />

man die Krippen mit Motiven aus der Umgebung,<br />

in diesem Fall etwa Schloss Sprechenstein<br />

oder die bekannte Reiterkapelle.<br />

Mehrere Jahre hat der detailverliebte Krippenbauer<br />

an diesem Kunstwerk gearbeitet<br />

und es auch auf Ausstellungen gezeigt. Mittlerweile<br />

gibt Josef Rainer keine Kurse mehr,<br />

übt sein Hobby aber nach wie vor aus und<br />

stellt die Krippen zum Beispiel einem Verein<br />

zur Verfügung, der sie für einen guten<br />

Zweck verkauft.<br />

Postkarten aus drei Jahrhunderten hat<br />

Josef Rainer gesammelt. Alle zeigen<br />

seinen Heimatort Trens – ein Stück Geschichte<br />

mit mehr als nur<br />

Sammlerwert.<br />

Foto: Edith Runer<br />

Ein Leben für das Ehrenamt<br />

Josef Rainer lebt für das Ehrenamt, wie er<br />

selber sagt. Er war nach seiner aktiven Zeit<br />

als Freizeitfußballer 27 Jahre lang Schiedsrichter<br />

bei den Jugendmannschaften und<br />

ist nun seit 41 Jahren bei der Freiwilligen<br />

Feuerwehr aktiv, davon war er sieben Jahre<br />

Kommandant. Dabei hat er nicht nur Menschen<br />

geholfen, sondern auch eine Chronik<br />

des Vereines erstellt. „Aus einem Haus,<br />

das abgebrochen werden sollte, habe ich<br />

in letzter Minute Unterlagen gerettet“, erinnert<br />

er sich. Daraus ist in minutiöser Kleinarbeit<br />

eine Dokumentation entstanden, auf<br />

die der Feuerwehrmann sichtlich stolz ist,<br />

weil kaum eine Wehr in Südtirol geschichtlich<br />

so gut erfasst ist.<br />

KulturFenster<br />

10 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

Diese heimatliche Krippe hat Josef Rainer selbst gebaut. Unter anderem sind Schloss<br />

Sprechenstein und die Reiterkapelle zu sehen.<br />

Foto: Privat<br />

Nicht große, aber klare Worte<br />

Josef Rainer ist kein Mann der großen Worte,<br />

aber er handelt, wenn er es für notwendig<br />

empfindet. So hat er u. a. dafür gesorgt, dass<br />

Bildstöcke sowie ein alter Weg zum Schloss<br />

Sprechenstein restauriert bzw. instandgesetzt<br />

wurden , und er hat mit anderen zusammen<br />

auch selbst Hand angelegt, wo<br />

es möglich war. Er beobachtet zudem mit<br />

wachem Auge die Entwicklung in seinem<br />

Heimatort Trens. Und er deponiert seine<br />

Meinung und seine Vorschläge auch bei<br />

der Politik, wenn er merkt, dass etwas in die<br />

falsche Richtung geht. So finden sich zwischen<br />

seinen Sammlerobjekten auch jede<br />

Menge Fotos und Zeitungsausschnitte, die<br />

er hervorholt, wenn er die Veränderungen<br />

im Ort vor Augen führen möchte. Nicht immer<br />

seien sie positiv, meint er. Er erzählt<br />

vom Höfesterben und dem gleichzeitigen<br />

Wachsen der Intensivlandwirtschaft, von<br />

Neubauten, die das Ortsbild beeinträchtigen<br />

oder vom Zweitwohnungstourismus, der<br />

auf der Sonnenseite des Wipptales blühe.<br />

„Ich bin absolut nicht gegen eine Entwicklung“,<br />

unterstreicht er. „Aber sie soll zum<br />

Wohl der Trenser und im Einklang mit der<br />

Landschaft und dem Ortsbild sein.“ Leider<br />

sei das immer seltener der Fall.<br />

Engagement für die Heimat<br />

für ihn kein Anlass, um sich zurückzuziehen.<br />

Immerhin gebe es<br />

auch einige Lichtblicke, die zeigen,<br />

dass der Einsatz nicht ganz<br />

umsonst ist, etwa die Tatsache, dass<br />

der umstrittene Bau einiger Chalets in<br />

unmittelbarer Umgebung der Wallfahrtskirche<br />

nun vor Gericht behandelt werde.<br />

„Den einzigartigen Blick auf die Kirche wird<br />

ein Urteil zwar nicht mehr retten, aber zumindest<br />

ist es ein Zeichen, dass nicht alles<br />

möglich ist.“<br />

Josef Rainer wird sich weiter für seinen<br />

Heimatort Trens einsetzen. „Kultur, Landschaft<br />

und Geschichte waren schon meinen<br />

Vorfahren ein Anliegen. Ich habe das<br />

wohl geerbt“, sagt er mit einem Schmunzeln<br />

an den Lippen und zieht aus dem Regal<br />

eine dicke Mappe hervor. Es ist die Hauschronik,<br />

die er nach einer umfassenden<br />

Recherche zusammengestellt hat und die<br />

seine Familie bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen<br />

lässt.<br />

Sein Engagement für die Heimat ist Josef<br />

Rainer ein großes Anliegen, auch wenn er<br />

mittlerweile nicht mehr ganz so aktiv ist wie<br />

früher. Leider habe er sich damit nicht nur<br />

Freunde gemacht, gesteht er. Doch das ist<br />

Die bekannte Reiterkapelle wurde auf Initiative<br />

von Josef Rainer restauriert.<br />

Foto: Privat<br />

Viele Jahre lang hat Josef Rainer regelmäßig<br />

die Muttergottes in der Wallfahrtskirche<br />

von Trens neu eingekleidet. Foto: Privat<br />

KulturFenster<br />

11 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


informiert & reektiert<br />

Alpiner Raum ohne Wert?<br />

Schutz von Natur- und Kulturlandschaft: Verbände fordern<br />

Politik zu klarem Bekenntnis auf<br />

Scheinbar unscheinbar: der Moorkomplex<br />

in Schnals<br />

Fotos: AVS<br />

Der alpine Raum steht unter Druck – mehr denn<br />

je. Alpenverein Südtirol, Cai Alto Adige, Dachverband<br />

für Natur- und Umweltschutz sowie<br />

Heimatpflegeverband Südtirol beanstanden<br />

die schwindende Wertschätzung der ursprünglichen,<br />

alpinen Natur- und Kulturlandschaften.<br />

An markanten Beispielen fehlt es nicht.<br />

Thema Erschließung: Es scheint, als ob nur<br />

durch eine massive (Über-)Erschließung und<br />

(Über-)Nutzung ein gesellschaftlicher Wert<br />

generiert werden könne. Anders ist es nicht<br />

zu erklären, dass man beispielsweise beim<br />

Neubau der Santnerpass-Hütte über die<br />

architektonische Qualität diskutiert anstatt<br />

festzustellen, dass die Kubatur im Vergleich<br />

zum Bestand mehr als verachtfacht wurde.<br />

Und dies obwohl die Schutzhütte aus alpinistischer<br />

Sicht überhaupt keinen Nutzen<br />

hat. Die einzig berechtigte Frage muss daher<br />

nicht sein, wie, sondern ob Strukturen<br />

wie die Santnerpass-Hütte überhaupt noch<br />

neu gebaut werden sollen.<br />

Ähnliches gilt für den Neubau der Kölner<br />

Hütte, der laut Plan ein Luxushotel werden<br />

soll, ohne Wertschätzung für historische<br />

Bausubstanz und für das angrenzende<br />

UNESCO-Weltnaturerbe. Und auch<br />

das geplante „Hoteldorf“ im Talschluss von<br />

Schnals sprengt nicht nur in seinen Dimensionen<br />

die Grenzen jeder Verträglichkeit,<br />

sondern zeugt auch von mangelnder Sensibilität<br />

gegenüber dem alpinen Raum und<br />

dessen landschaftlicher aber auch ökologischer<br />

Wertigkeit.<br />

Blechlawinen rollen wieder<br />

Thema Verkehr: Nicht nur in den urbanen<br />

Bereichen Südtirols droht mittlerweile kontinuierlich<br />

der Verkehrskollaps, auch über<br />

die Passstraßen wälzen sich die Blechlawinen<br />

zunehmend zäher. Seit vielen Jahren<br />

bemühen sich die Verbände um eine Beruhigung<br />

des alpinen Raumes rund um die<br />

Passstraßen. Passiert ist bisher wenig und<br />

die Auszeichnung als UNESCO-Weltnaturerbe<br />

hat sich vor allem als Marketing-Instrument<br />

entpuppt, mit dem der Andrang auf<br />

diese Gebiete erst richtig angeheizt wurde.<br />

Schutzlose Schutzzonen<br />

Thema Naturschutz: Weder die UNESCO-<br />

Auszeichnung noch die Schutzkategorien<br />

wie „Naturpark“ oder „Natura2000-Gebiet“<br />

haben einen Wert, wenn es um Bauvorhaben<br />

und andere Eingriffe in die Natur<br />

geht. Bestes Beispiel hierzu ist der Fall<br />

Antersasc, bei dem zuerst die Politik trotz<br />

negativer Gutachten in einem dreifach geschützten<br />

Gebiet die Erschließung mittels<br />

Zufahrtsstraße beschließt und nach einem<br />

Rechtsstreit das Projekt vom Staatsrat defi<br />

nitiv genehmigt wird.<br />

Alpenverein Südtirol, CAI Alto Adige, Dachverband<br />

für Natur- und Umweltschutz sowie<br />

Heimatpflegeverband fordern daher von<br />

der Politik ein klares und eindeutiges Bekenntnis<br />

zum Wert der alpinen Natur- und<br />

über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft<br />

und erwarten sich eine deutlich<br />

kohärentere Politik mit konkreten Entscheidungen<br />

in diesem Bereich.<br />

Unterstützung von<br />

alpinistischer Seite<br />

Bei ihrem Einsatz für einen naturbelassenen<br />

alpinen Raum werden die Südtiroler Umweltverbände<br />

auch von den „Huberbuam“<br />

(siehe Statements) und dem jungen Alpinisten<br />

und Bergführer Alex Walpoth unterstützt.<br />

Dieser sagt: „Es gilt die Gratwanderung<br />

zu schaffen zwischen touristischer Nutzung<br />

der Berge auf der einen Seite und größtmöglicher<br />

Bewahrung von deren Ursprünglichkeit<br />

auf der anderen Seite. Bei dieser Gratwanderung<br />

frage ich mich schon seit längerer<br />

Zeit: Klettern wir noch am Grat, oder sind<br />

wir längst schon in die eine oder andere<br />

Flanke hinabgestürzt?“ Walpoth plädiert dafür,<br />

die bislang unberührten Gebiete auch<br />

in Zukunft so zu belassen. Hoch oben auf<br />

dem Berg brauche es keine ausgefallenen<br />

Bauwerke, die mit der natürlichen, überragenden<br />

Schönheit<br />

der Berge ohnehin<br />

nicht konkurrieren<br />

könnten.<br />

„<br />

„<br />

Klettern wir noch am Grat oder sind wir längst schon<br />

in die eine oder andere Flanke hinabgestürzt?<br />

Bergführer Alex Walpoth<br />

KulturFenster<br />

12 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

„Ursprünglichkeit ist<br />

größtes Kapital“<br />

Was die bekannten Huberbuam zur Nutzung des alpinen Raumes sagen<br />

Das sagt der Profibergsteiger und Natura-2000-Botschafter Alexander Huber:<br />

„Wir müssen nachhaltiges Erleben in der Natur entwickeln, denn wir alle wissen, was wir mit den Alpen<br />

hier in der Mitte von Europa geschenkt bekommen haben.“<br />

Und zum Thema Glasturm unterm Rosengarten: „Das ist genau einer dieser Punkte, wo ich das Gefühl<br />

habe, dass wir versuchen, aus den Alpen mehr zu machen als das, was sie sind. Dabei ist gerade die<br />

Natur der großartigste Baumeister. Ich kann nichts damit anfangen, dass ein 22 Meter hoher Glasturm<br />

dann eine Eventlocation in der Mitte der Alpen sein soll. Von mir ein klares Nein zu solchen Projekten.“<br />

Das sagt sein Bruder, der Profibergsteiger Thomas Huber:<br />

„Ich kämpfe für die Ursprünglichkeit der Berge, und zwar vor allem auch für unsere Kinder. Wir haben schon<br />

einen großen Teil unseres Lebens hinter uns, aber unsere Kinder sollten genau diese Ursprünglichkeit leben<br />

können. Wir müssen noch etwas für sie übriglassen.“<br />

Sein Statement zu Rosengarten und Schnals: „Wenn diese Infrastruktur schon Bestand hat, wie ich es im<br />

Schnalstal oder am Rosengarten gesehen habe, dann sollte doch einfach der Bestand verwendet und optimiert<br />

werden. Wobei ich ganz ehrlich sagen muss: Im Schnalstal sollte man alles am besten die Ursprünglichkeit<br />

zurückführen, aber diesen Mut haben wir Menschen leider nicht. Denn wir verbauen uns immer mehr<br />

die Zukunft, weil wir nur kurzfristigen Gewinn im Blick haben. Wenn wir langfristig denken, ist die Ursprünglichkeit<br />

das größte Kapital, das wir haben. Sie ist das, was die Menschen bei uns suchen.“<br />

Bei ihrem Einsatz für einen naturbelassenen alpinen Raum werden die Südtiroler Umweltverbände auch von den Huberbuam unterstützt.<br />

KulturFenster<br />

13 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


informiert & reektiert<br />

Dinge des Alltags<br />

aus Geschichte und<br />

Gegenwart<br />

Die Christbaumkugel<br />

Im 21. Jahrhundert ziert die Christbaumkugel<br />

nicht mehr nur den Lichterbaum, der in<br />

den Wohnzimmern oder in den Kirchen steht.<br />

Auch Bäume, die keine Nadeln tragen, die<br />

im Freien, auf Plätzen oder vor Geschäften<br />

stehen, sind mit großen Kugeln geschmückt.<br />

Sie sind in der Regel aus Kunststoff, meist in<br />

China hergestellt, und unterscheiden sich in<br />

vielerlei Hinsicht von den traditionellen, leicht<br />

zerbrechlichen Christbaumkugeln aus Glas.<br />

Einer der bekannten Herstellungsorte von<br />

Weihnachtsschmuck im 19. Jahrhundert war<br />

Lauscha, eine Stadt im Thüringer Wald, in der<br />

die Menschen hauptsächlich von der Glasherstellung<br />

lebten. Neben den Glaskugeln sind<br />

damals auch Figuren wie Nüsse oder Äpfel als<br />

Christbaumschmuck entstanden. Bis eine Kugel<br />

fertiggestellt war, waren mehrere Arbeitsschritte<br />

notwendig. Das Mundblasen erfolgte<br />

in den Glashütten, die Bemalung und Verzierung<br />

erledigten Familien in Heimarbeit.<br />

Wertvolles Glas statt chinesischer Kunststoff<br />

schmückte einst den Christbaum.<br />

Foto: Hermann Maria Gasser<br />

Im Laufe der Zeit änderten sich die Techniken.<br />

Ab 1860 wurden die Kugeln mit einer<br />

Silbersalzlösung von innen verspiegelt. Außen<br />

wurde ein Leim aufgetragen und mit Gold- und<br />

Silberstaub in verschiedenen Mustern versehen.<br />

Der Kugelhals wurde mit einer kleinen<br />

Säge abgeschnitten, damit der Verschluss befestigt<br />

werden konnte. Damit eine Serie von<br />

Kugeln die gleiche Größe erhielt, gab es Schablonen<br />

aus Holz.<br />

Zuerst war die Herstellung der Kugeln bescheiden,<br />

doch ab 1870 nahm die Nachfrage nach<br />

Christbaumschmuck rasant zu. Die Kugeln<br />

zierten nicht nur Bäume in Europa, sondern<br />

wurden auch nach Amerika exportiert. Lange<br />

Zeit war Lauscha führend, vor dem Ersten<br />

Weltkrieg bekam es Konkurrenz aus Gablonz,<br />

im damaligen Böhmen gelegen. Dort wurden<br />

nicht Kugeln, sondern Weihnachtsschmuck<br />

aus kleinen Perlen hergestellt.<br />

Barbara M. Stocker<br />

Echter Gablonzer Weihnachtsschmuck ist<br />

mittlerweile eine Rarität auf den Christbäumen.<br />

Foto: Anita Augscheller<br />

KulturFenster<br />

14 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

Schwendrodung, Brandrodung<br />

und Räumung<br />

Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (5) – Rodungsnamen (3. Teil)<br />

Waldflur Gschwenden in Verdins (Gemeinde<br />

Schenna): Der Baum am linken Bildrand<br />

„schwendet“ sich von selbst!<br />

Im „KulturFenster“ 05/<strong>2021</strong> wurden Flurnamen<br />

wie Moas, Umas, Runa oder Grin vorgestellt,<br />

die auf die Rodungsart der Schlagrodung<br />

zurückgehen. Es gibt aber weitere<br />

früher angewandte Rodungstechniken, um dem<br />

Wald begehrtes Acker- oder Weideland abzutrotzen:<br />

die Schwend- und die Brandrodung.<br />

Schwendrodung<br />

Bei der Schwendrodung werden die Bäume<br />

geringelt, oder die Rinde wird gleich ganz<br />

abgeschabt. Das dafür notwendige spezielle<br />

eiserne Schabmesser wird Schepser genannt.<br />

Das Entrinden führt zum allmählichen<br />

Absterben bzw. Austrocknen des Baumes.<br />

Das althochdeutsche Verb für das Entrinden<br />

ist swintan „schwinden, abmagern,<br />

welken“, als Kausativ (Veranlassungswort)<br />

swenten „zum Schwinden bringen“. Als Ergebnis<br />

liegt eine swende „durch Schwenden<br />

gewonnenes Landstück“ vor, oder – falls es<br />

sich um mehrere Grundstücke handelt – ein<br />

geswende (Gschwend).<br />

Räuten (= Ausreißen der Wurzelstöcke) und<br />

Schwenden (Entrinden) wurden früher säuberlich<br />

auseinander gehalten, wie eine Passage<br />

aus der Salzburger Waldordnung von<br />

1592 belegt: [...] sollen auch alle [...] innhaber<br />

der gueter ire aigne gehaite haimbholzer<br />

[...] wöder reuten, schwenndten noch<br />

[...] zu grundten raumen, sonnder allain zu<br />

irer hausnotturfft haien<br />

Der Namentyp Gschwend, Gschwand oder<br />

Schwand ist im Alpenraum bzw. in Südtirol<br />

häufig, z. B. Gschwend (Alm im Sarntal/Trienbach;<br />

Gehöft in Ratschings/Kalch;<br />

Hof in Pichl/Gsies); weiters Schwånd (Wald<br />

in St. Felix/Deutschnonsberg; Wald in Obereggen)<br />

oder Gschwånt (Wald oberhalb von<br />

Wans in Walten/Passeier).<br />

In Villnöß gibt es fast ausschließlich alpenromanische<br />

Hofnamen, darunter den<br />

Hof Zerschnat (mda. Zerschnot). Dies ist<br />

die romanische Entsprechung zum deutschen<br />

Gschwend, nämlich alpenromanisch<br />

*tširtšinada (area) „Gegend mit geringelten<br />

Bäumen“; zugrunde liegt das lateinische<br />

Verb circinare „Bäume kreisförmig<br />

einschneiden“.<br />

Brandrodung<br />

Die Wiese Stuber-Brünst in Grissian (Gemeinde<br />

Tisens)<br />

Prominenter im Flurnamenbild vertreten ist<br />

allerdings die Brandrodung. Bei entsprechenden<br />

Witterungsverhältnissen wurden<br />

Buschland, Hecken, aber eben auch<br />

Wald abgebrannt: Der Asche bedeckte Boden<br />

war für wenige Jahre sehr fruchtbar<br />

(Mineraldüngung). Bis ins 19. Jahrhundert<br />

wandte man in Ulten die Technik des<br />

„Brandschlagens“ an. Auf dem niedergebrannten<br />

Boden wurden sogleich Weizen<br />

und Roggen eingesät. Das bezeugen Flurnamen<br />

wie Weizbrand (mda. Woazprånt) in<br />

Tscherms und in Ulten sowie Roggebrand<br />

(mda. Roggeprånt) in Franzensfeste und<br />

in Mühlwald.<br />

Unzählig sind die Flurnamen Brand (mda.<br />

Prånt), Brandl (mda. Prantl) und Brünst<br />

(Hofname in Schenna sowie in Matatz/Passeier).<br />

Außerdem gibt es in Franzensfeste<br />

den Gebrünstegraben und in Grissian eine<br />

Wiese namens Stuber-Brünst.<br />

Weniger auffällig, aber gleichwohl auf einen<br />

Brand zurückgehend, ist der Waldname<br />

Absang (mda. Osånk), z. B. in Latzfons<br />

oder in Weißenbach. Wie der Flurname<br />

verrät, wurde der Wald „abgesengt“, also<br />

abgebrannt. Auch die Familiennamen Singer<br />

oder Senger gehen auf Männer zurück,<br />

die eine Brandrodung durchgeführt haben.<br />

Ursprung des Flurnamens Absang ist das<br />

althochdeutsche Substantiv sengi, das seinerseits<br />

auf das Verb sengên „versengen,<br />

abbrennen“ zurückgeht.<br />

Einen klaren Hinweis auf „Schwenden“ durch<br />

Feuer liefert der Hofname Feuerschwend<br />

(mda. Foischwente) in Sand in Taufers.<br />

Räumung<br />

Nach Schneebrüchen und Lawinenabgängen<br />

müssen Weiden und Felder im<br />

Frühjahr von Ästen und Steinen geräumt<br />

werden, damit im Sommer überhaupt ein<br />

Grasschnitt durchgefürt werden kann. Dafür<br />

stehen die Vinschger Flurname Muntaditsch<br />

(Matsch; 1380 Montadiz) und Maleditsches<br />

(Taufers im Münstertal; 1416<br />

Mundaditscha in Plan), die beide auf. Das<br />

romanische Substantiv lautet "mundaditšja"<br />

(Ort, wo man im Frühling – die Lawinenschaden<br />

– wegräumen muss).<br />

Johannes Ortner<br />

KulturFenster<br />

15 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


informiert & reektiert<br />

Von wegen nachhaltig!<br />

Gröden will für Ski-WM 2029 kandidieren – Das spricht dagegen<br />

Der Vergleich zeigt die Entwicklung von Wolkenstein seit der Ski-WM.<br />

Praktisch „im stillen Kämmerlein“ haben<br />

die Gemeindeausschüsse von Wolkenstein<br />

und St. Christina beschlossen, für die Austragung<br />

der Ski-Weltmeisterschaft 2029 in<br />

Gröden zu kandidieren. Die "Lia per Natura<br />

y Usanzes", der Dachverband für Natur- und<br />

Umweltschutz und der Heimatpflegeverband<br />

sind enttäuscht über die Vorgehensweise<br />

der politisch Verantwortlichen.<br />

„<br />

Eine Weltmeisterschaft kann niemals<br />

nachhaltig sein, zumal sie in<br />

den intensivsten Tagen der Hochsaison<br />

ausgetragen wird und zu unvermeidlichen<br />

Eingriffen in Natur<br />

und Landschaft sowie zu unaufhaltsamem<br />

Ausverkauf von Kultur- und<br />

„<br />

Baugrund führen wird.<br />

Lia per Natura y Usanzes<br />

Die Gemeindeausschüsse von Wolkenstein<br />

und St. Christina haben im stillen Kämmerlein<br />

beschlossen, für die Austragung der<br />

Ski-Weltmeisterschaft 2029 in Gröden zu<br />

kandidieren. Es gab kaum Diskussionen in<br />

den Gemeindestuben, geschweige denn<br />

Zeit, um Informationen über die positiven<br />

bzw. negativen Folgen einer WM einzuholen,<br />

die Bevölkerung wurde nicht befragt.<br />

Die "Lia per Natura y Usanzes", der Dachverband<br />

für Natur- und Umweltschutz und<br />

der Heimatpflegeverband sind enttäuscht<br />

über die Vorgehensweise der politisch Verantwortlichen.<br />

Eine Entscheidung für ein<br />

Megaevent von solcher Tragweite muss<br />

mit der Partizipation der gesamten Bevölkerung<br />

getroffen werden, denn sie trägt<br />

auch die wirtschaftlichen, sozialen und<br />

ökologischen Folgen.<br />

In den 1990er-Jahren stimmte die Grödner<br />

Bevölkerung bereits einmal mehrheitlich<br />

gegen die Austragung einer weiteren<br />

WM. Heute scheint es eine solche demokratische<br />

Diskussionskultur nicht mehr zu geben,<br />

die Bevölkerung wird zwangsbeglückt.<br />

Die WM bringt mehr<br />

Nachteile als Vorteile<br />

Die Vorgaben für die WM werden von der<br />

FIS diktiert, und selbst die Promotoren haben<br />

wenig Mitspracherecht. Die finanziellen<br />

Fördermittel können zu Fehlinvestitionen<br />

führen, die das Tal noch lange nach dem<br />

Ende des Events belasten. Erhöhter Energieund<br />

Raumbedarf, zusätzliche Flächenver-<br />

KulturFenster<br />

16 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

siegelung durch Beton und Asphalt, deformierte<br />

Wohnräume durch die Errichtung<br />

von entseelten Ferienlandschaften, Ausverkauf<br />

von Natur und Landschaft und<br />

das massive Problem des Durchgangsverkehrs,<br />

der das Tal in der Hochsaison<br />

verstopft, sind nur einige der Probleme,<br />

die mit der WM auf Gröden zukommen.<br />

Dabei werden die bereits bestehenden tatsächlichen<br />

Probleme wie überbordender<br />

Verkehr, CO 2<br />

-Ausstoß, Luftverschmutzung<br />

und Lärmbelastung, steigende Lebenshaltungskosten,<br />

völlig überteuertes Wohnen<br />

und Pandemie-Folgewirkungen noch zusätzlich<br />

verschärft. Weitere Umfahrungsstraßen,<br />

die mit WM-Geldern gebaut werden<br />

könnten, lösen weder das Verkehrsproblem<br />

im Tal, noch jenes auf den Pässen. Sie verschieben<br />

es, zumal das Verkehrsaufkommen<br />

im Grödental zunehmen würde. Zusätzliche<br />

Infrastrukturen müssten noch<br />

gebaut werden, deren Kosten von der öffentlichen<br />

Hand getragen werden.<br />

Alles nur ein Märchen<br />

Die Ankündigung, dass man keine weiteren<br />

Skipisten braucht, ist nicht glaubwürdig.<br />

Außerdem wird die WM vielfach in einem<br />

Atemzug mit der Abhaltung der Weltcuprennen<br />

vor Weihnachten genannt. Der<br />

Vergleich hinkt, da die Weltcuprennen in<br />

der Nebensaison ausgetragen werden, in<br />

einem Zeitraum, in dem sich wenige Touristen<br />

im Tal aufhalten. Ganz anders sähe<br />

die tatsächliche Bettenbelegung während<br />

der WM aus, die mitten in die Hauptsaison<br />

fällt. Wir wissen aus Erfahrung, dass<br />

Sportevents dieser Größenordnung Überkapazitäten<br />

in der Beherbergungsbranche<br />

schaffen und Bergtäler im Hinblick<br />

auf erhöhtes Verkehrsaufkommen und Sicherheitskosten<br />

maßlos überfordern. Dazu<br />

kommt ein massiv erhöhter Ressourcenverbrauch,<br />

sprich Strom- und Wasserkonsum,<br />

sowie eine Zunahme der Müllproduktion.<br />

Eine Weltmeisterschaft kann niemals nachhaltig<br />

sein, zumal sie in den intensivsten<br />

Tagen der Hochsaison ausgetragen wird<br />

und zu unvermeidlichen Eingriffen in Natur<br />

und Landschaft sowie zu unaufhaltsamem<br />

Ausverkauf von Kultur- und Baugrund führen<br />

wird. Die steigenden Lebenshaltungs-,<br />

Wohn- und Mietkosten zwingen die Jugend,<br />

in erschwinglichere Gebiete abzuwandern.<br />

Das bedeutet, dass eine gleichmäßige<br />

Verteilung von Lebenschancen<br />

nicht mehr garantiert werden kann. Bestes<br />

Beispiel dafür ist Cortina. Man sollte<br />

aus den Fehlern lernen, die die „Perle der<br />

Dolomiten“ begangen hat.<br />

Die Gemeinde Abtei<br />

macht es vor<br />

Der Gemeinderat in Abtei hat mit breiter<br />

Mehrheit eine Ski-WM-Kandidatur abgelehnt.<br />

Im Gadertal hat man sich darauf besonnen,<br />

dass es an der Zeit ist umzudenken,<br />

dass der „Overtourism“ langfristig keine<br />

Vorteile bringt und Natur- und Kulturlandschaft<br />

geschont werden müssen. Priorität<br />

hat die Eindämmung des Klimawandels, der<br />

sich auch in unseren Bergregionen durch<br />

die Erderwärmung und die sich häufenden<br />

Naturkatastrophen unübersehbar ankündigt.<br />

Volksbefragung ist<br />

notwendig<br />

Die "Lia per Natura y Usanzes", der Dachverband<br />

für Natur- und Umweltschutz und<br />

der Heimatpflegeverband sprechen sich dafür<br />

aus, eine Volksbefragung zum Thema<br />

Ski-WM-Kandidatur 2029 zu machen. Die<br />

Grödner Bevölkerung hat das Recht mitzuentscheiden.<br />

Sie sollte über das Anliegen<br />

der WM-Initiatoren und gleichzeitig über<br />

die Auswirkungen einer derartigen Großveranstaltung<br />

eingehend informiert werden,<br />

bevor eine bindende Abstimmung<br />

entscheidet.<br />

Die Ankündigung, dass man keine weiteren Skipisten braucht, ist nicht glaubwürdig.<br />

KulturFenster<br />

17 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


hinausgeblickt<br />

Feiern, aber auch weiterdenken<br />

Memorandum anlässlich „150 Jahre Pustertaler Bahn“ –<br />

Für nachhaltige Verkehrspolitik<br />

Die Pustertaler Bahn ist 150 Jahre alt geworden.<br />

Das ist ein Grund zum Feiern, aber<br />

auch ein Anlass zum Weiterdenken, etwa<br />

an eine nachhaltige Verkehrspolitik.<br />

Im November 1871 wurde die Pustertaler<br />

Bahn offiziell eröffnet. Der fast 200 Kilometer<br />

lange Abschnitt von Villach nach<br />

Franzensfeste, mit Anbindung an die Brennerbahn,<br />

hat Wien mit Innsbruck verbunden.<br />

Zahlreiche Organisationen, darunter<br />

auch der Heimatpflegeverband Südtirol,<br />

haben in einem Memorandum am Rande<br />

der Jubiläumsfeierlichkeiten auf die positiven<br />

Auswirkungen der Pustertaler Bahn<br />

auf das Tal hingewiesen, aber auch ihre<br />

Anliegen für eine nachhaltige Verkehrspolitik<br />

vorgebracht. Die wichtigsten Punkte<br />

zusammengefasst:<br />

• Regional: Bislang lag das Hauptaugenmerk<br />

der Ausbauten auf dem Regionalverkehr.<br />

Das war richtig, aber bei den<br />

nächsten Schritten sollte darauf geachtet<br />

werden, die Verbindungen über längere<br />

Strecken und in die anderen Landesteile<br />

attraktiver zu machen: durch<br />

kürzere Fahrtzeiten und neue Direktverbindungen.<br />

Dafür sind vor allem gezielte<br />

Ausbauten wie neue Kreuzungsstellen<br />

bzw. zweigleisige Abschnitte erforderlich.<br />

• Überregional: Damit kann die Pustertaler<br />

Bahn auch ihrer überregionalen<br />

Bedeutung besser gerecht werden,<br />

z. B. für die Anbindung Osttirols und<br />

Kärntens an die Brennerbahn und als<br />

Zugang für das Cadore.<br />

• Touristisch: Die Bedeutung der Bahn<br />

für den Tourismus soll weiter steigen,<br />

sowohl für die lokale Mobilität<br />

als auch für die Anreise. Dafür muss<br />

u. a. das Angebot an Langstrecken-,<br />

Nacht- und Charterzügen<br />

auf der Brennerbahn entwickelt<br />

werden.<br />

• Klimafreundlich: Der Güterverkehr<br />

sollte beibehalten werden,<br />

vor allem für Massengüter wie<br />

Holz. Dazu sind Anlagen nötig,<br />

vor allem aber passende Logistikkonzepte<br />

und aktives Engagement.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

ist die Eindämmung des<br />

Lkw-Transitverkehrs entlang der<br />

Pustertal- und Drautalachse vordringlich,<br />

aber generell bedeutet<br />

eine klimaverträgliche Verkehrspolitik,<br />

den Verkehr in Grenzen zu<br />

halten. Die Ausbauten entlang der Pustertaler<br />

Straße, die u. a. im Zuge der<br />

Olympia-Vorbereitung vorgesehen sind,<br />

gehen in die falsche Richtung.<br />

Mit vielen gut sichtbaren Plakaten und Hinweistafeln<br />

machten die teilnehmenden Organisationen,<br />

darunter auch der Heimatpflegeverband<br />

Südtirol, auf ihre Anliegen<br />

aufmerksam.<br />

KulturFenster<br />

18 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

„Kennst du unsere Flurnamen?“<br />

Projekt des Bildungsausschusses Niederdorf kommt sehr gut an<br />

Oft sind die Flurnamen von Orten nur noch<br />

alteingesessenen Bewohner*innen ein<br />

Begriff. Der Bildungsausschuss Niederdorf<br />

wollte das ändern und hat eine Broschüre<br />

mit dem Titel „Kennst du deine<br />

Flurnamen?“ herausgegeben. Projektleiter<br />

Pepi Fauster über die Entstehung und<br />

erste Erfahrungen.<br />

Es war vor gut zehn Jahren, als in einer<br />

Konferenz der Grundschule Niederdorf das<br />

Bedauern darüber geäußert wurde, dass<br />

die Kinder nicht einmal mehr das Dorf und<br />

seine Umgebung kennen. Das Lehrkollegium<br />

wollte die berechtigte Sorge nicht<br />

ungehört verhallen lassen. So wurde beschlossen,<br />

das Projekt „Flurnamen kennen<br />

und verwenden“ in das Schulprogramm<br />

aufzunehmen. Später ist daraus die Idee<br />

einer Broschüre entstanden. Über den<br />

Bildungsausschuss Niederdorf bildete<br />

sich im Jahr 2020 eine Arbeitsgruppe,<br />

die das Projekt mit der Unterstützung von<br />

zwei Fachleuten, Albert Kamelger und Johannes<br />

Ortner, umsetzte. Hubert Hilscher<br />

übernahm das Fotografieren.<br />

Aufbau der Broschüre<br />

„<br />

Die Broschüre soll vor allem Kinder<br />

neugierig machen, die Flurnamen<br />

„<br />

kennenzulernen, sie beim Wandern<br />

zu verwenden und sie sich einzuprägen.<br />

Pepi Fauster<br />

Die Broschüre enthält 16 Rundwanderungen<br />

im Gemeindegebiet von Niederdorf,<br />

die durch wichtige Fluren im Umkreis des<br />

Dorfes führen. Zu jeder Wanderung gehören<br />

ein Foto mit den jeweiligen Flurnamen,<br />

eine Wegskizze, eine Wegbeschreibung<br />

und eine Seite zum Selbergestalten.<br />

Hinter den Flurnamen versteckt sich die<br />

Geschichte unseres Dorfes, wie man in der<br />

kurzen „Siedlungsgeschichte“ lesen kann.<br />

Die Flurnamen selbst sind zum Schluss<br />

noch einmal beschrieben.<br />

Die Broschüre ist ansprechend<br />

gestaltet<br />

und richtet sich vor<br />

allem an Kinder.<br />

Die Broschüre soll vor allem<br />

Kinder neugierig machen,<br />

die Flurnamen kennenzulernen,<br />

sie beim Wandern<br />

zu verwenden und sie sich<br />

einzuprägen. Sie wurde in<br />

einer Auflage von 200 Stück gedruckt,<br />

die bereits an alle Lehrkräfte und Kinder<br />

der Grundschule ab der 2. Klasse als Geschenk<br />

verteilt wurden. Jedes Jahr werden<br />

die Kinder der 2. Klasse diese Broschüre<br />

erhalten.<br />

Nachdruck geplant<br />

Die Arbeitsgruppe freut es sehr, dass die<br />

Broschüre von den Kindern sehr gerne<br />

angenommen wird. Sie schätzen das ansprechende<br />

Layout und den klaren Aufbau<br />

und fi nden sich im Heft gut zurecht.<br />

Inzwischen sind zudem viele Erwachsene<br />

des Dorfes auf das handliche Heft aufmerksam<br />

geworden. Auch außerhalb von<br />

Rundwanderung 3.2<br />

Stöckl<br />

Flurnamen<br />

• Schattilepachl<br />

• Noilånd<br />

• Kåtznburg<br />

• Stöckl<br />

• Groaßo Putzaran<br />

• Ålle<br />

• Klanfeldile<br />

• Maiståtta Prugge<br />

• Zwato Gåtto<br />

• Pifångo<br />

• Lane<br />

• Ersto Gåtto/Kiagåtto<br />

• Roda-Platzl<br />

Niederdorf hat man vom innovativen Projekt<br />

erfahren. Mancheiner wollte die Broschüre<br />

erwerben. Obwohl dies zunächst<br />

nicht vorgesehen war, hat sich die Arbeitsgruppe<br />

für einen Nachdruck entschieden.<br />

Die Hefte können nun gegen<br />

einen kleinen Unkostenbeitrag im Meldeamt<br />

der Gemeinde, in der Raiffeisenkasse<br />

und in der Öffentlichen Bibliothek sowie<br />

bei den Mitgliedern der Arbeitsgruppe erworben<br />

werden.<br />

Der Spruch auf der Schlussseite der Broschüre<br />

soll besonders einladen: „Nur wer<br />

sich auf den Weg macht, wird neues Land<br />

entdecken.“<br />

Pepi Fauster<br />

Projektleiter<br />

31<br />

29<br />

KulturFenster<br />

19 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


hinausgeblickt<br />

Wassermühle arbeitet wieder<br />

Heimatpflegeverein Naturns – Plaus EO führt<br />

aufwändige Restaurierung durch<br />

Eine fast 250 Jahre alte Mühle am Birchberg<br />

wurde dank des Heimatpflegevereines<br />

Naturns-Plaus EO vor dem Verfall gerettet.<br />

Am Melsbach in Plaus konnte man noch<br />

bis vor 60 Jahren das Klappern gar einiger<br />

Mühlen hören. Die Bauern mahlten dort<br />

ihr Korn zu Mehl, mit dem sie daheim ihr<br />

Brot backten. Von den fünf Mühlen am<br />

Birchberg hat sich nur die Egger-Platzer-<br />

Mühle in unsere Zeit gerettet, aber mit groben<br />

Zerfallserscheinungen. Es hätte nicht<br />

mehr lange gebraucht, und auch von dieser<br />

fast 250 Jahre alten Mühle – auf der Originaltür<br />

ist das Jahr 1776 eingeritzt – wären<br />

nur mehr Mauerreste übriggeblieben.<br />

Altes Handwerk<br />

Der Heimatpflegeverein Naturns-Plaus EO<br />

hatte es sich zum Ziel gesetzt, das bäuerliche<br />

Handwerk des Kornmahlens der Bevölkerung,<br />

vor allem Schülern und generell<br />

Jugendlichen, aber auch den Touristen zu<br />

zeigen. Deshalb sollte die Mühle vor dem<br />

Verfall bewahrt und wieder aktiviert werden.<br />

Dank der Unterstützung der beiden<br />

Eigentümer des Platzer-und Eggerhofes,<br />

aber auch vieler Freiwilliger und Sponsoren<br />

ist dieses Vorhaben geglückt.<br />

Schwierige Restaurierung<br />

Die Restaurierungsarbeiten waren sehr<br />

arbeitsintensiv, da Material und Baustoffe<br />

nicht direkt zur Mühle transportiert werden<br />

konnten. Ab einem bestimmten Punkt erfolgte<br />

der Weitertransport der Holzdachkonstruktion<br />

und der Steinplatten für den<br />

Innenboden unter großem Kraftaufwand<br />

und auf dem Rücken vieler Freiwilliger.<br />

Handwerklich begabte Hände haben nicht<br />

wenige Reparaturarbeiten an den Mahlmechanismen<br />

ausführen müssen, die zum<br />

Teil aus den Jahren um 1900 stammen,<br />

wie die Jahreszahl 1902 auf dem Mehlkasten<br />

beweist. Als Zeichen des Dankes hat<br />

man eine Mutter-Gottes-Statue – sie war<br />

ein Geschenk – an der Vorderseite unter<br />

dem Giebel angebracht.<br />

Die Egger-Platzer-Mühle vor und nach der Restaurierung<br />

Im Sommer <strong>2021</strong> konnte der Abschluss<br />

der Restaurierungsarbeiten mit einem kleinen<br />

Mühlenfest gefeiert werden.<br />

Erste Gäste<br />

Vom Korn zum Brot – wie das geht, konnten<br />

die Schüler*innen der 4. und 5. Klasse<br />

der Grundschule Plaus bei einem Ausfl ug<br />

zur Mühle bereits miterleben. Die Neugier,<br />

wie so ein Mahlvorgang abläuft, war bei den<br />

Kindern sehr groß. Sie durften immer wieder<br />

das grob gemahlene Korn in die „Goss“<br />

schütten, bis feines Mehl im Mehlkasten übrig<br />

blieb. Das anschließend selbst gebackene<br />

Stockbrot schmeckte natürlich ausgezeichnet.<br />

Im Jahr 2022 sind weitere Mühlenführungen<br />

geplant. Informationen hierzu gibt<br />

es bei Heinrich Kainz, Tel. 342 8795559.<br />

Heinrich Kainz, Ortsvertreter<br />

In dieser Mühle kann nun wieder gemahlen<br />

werden, im Vordergrund Mehlkasten,<br />

Spindel und Kammrad.<br />

Fotos: HPV Naturns-Plaus<br />

KulturFenster<br />

20 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

Oswald von Wolkenstein<br />

„in Gefangenschaft“<br />

Kultur- und Heimatpflegeverein Tisens organisiert Veranstaltung mit<br />

Im Herbst 1421 befand sich der berühmte<br />

Oswald von Wolkenstein in Gefangenschaft<br />

in der Fahlburg in Prissian. Dieser Anlass<br />

bildete genau 600 Jahre später den Rahmen<br />

für ein mittelalterliches Fest, zu dem<br />

der Kultur- und Heimatpflegeverein Tisens,<br />

der Tourismusverein Tisens–Prissian und<br />

die Castellanin Karin Marchegger im Oktober<br />

<strong>2021</strong> in den Burghof luden.<br />

Der Verein „Niedertor mit Gefolge“ begeisterte<br />

mit authentischen Alltagsgegenständen<br />

und Arbeitsriten des Mittelalters. Ein<br />

Goldschmied fertigte vor einem Zelt einen<br />

Silberring an, eine Köchin kochte nach<br />

einem historischen Rezept eine Lauch-<br />

Pilzsuppe, und Ritter Sigmund trat im<br />

Kettenhemd auf.<br />

Mit alten Weisen und Liedern versetzten<br />

Irma und Markus Prieth die Besucher um<br />

Jahrhunderte zurück, während die Vokalgruppe<br />

„Cantori del Borgo“ mit Renaissance-Tänzen<br />

und Liedern das Reenactment<br />

umrahmte. Arnold Zöschg alias<br />

Oswald von Wolkenstein mischte sich teils<br />

stumm, dann wieder gesprächig, ins geschäftige<br />

Treiben im Burghof.<br />

Das „Fahlburg-Trauma“<br />

Organisatoren und Gäste auf der Fahlburg: Heidi Siller, Karin Marchegger, Prof. Max Siller<br />

sowie Elfriede Zöggeler Gabrieli (v. l.)<br />

Den Tageshöhepunkt bildete der Gastvortrag<br />

von Univ.-Prof. Max Siller zum Thema<br />

„Oswald von Wolkenstein und das Fahlburg-Trauma“.<br />

Über 50 Zuhörer*innen<br />

lauschten seinen Ausführungen: Demnach<br />

taten sich zwei Frauen und zwei<br />

Männer zusammen, um Oswald von Wolkenstein<br />

als Gefangenen auf die Fahlburg<br />

zu bringen. Mittels Folter sollte er gezwungen<br />

werden, zwei Drittel der Burg Hauenstein<br />

abzutreten. In seinen Liedern erzählt<br />

Oswald, dass er „in der Vall“, wohl<br />

im Turm in der Vall (heutige Fahlburg), mit<br />

den Füßen an einer Eisenstange an der<br />

Decke aufgehängt (L55,7) und in „spanische<br />

Stiefel“ gezwängt wurde (L 2,42),<br />

die seine Schienbeine verletzte. Diese<br />

traumatischen Erlebnisse verfolgten ihn<br />

bis ins hohe Alter, weshalb Professor Siller<br />

von einem „Fahlburg-Trauma“ sprach.<br />

Am Sonntag nach dem Fest lud der Obmann<br />

des Kultur- und Heimatpflegevereines<br />

Tisens, Hubert Steiner, nach Seis.<br />

Der Burgen- und Archäologie-Experte Ar-<br />

Armin Torggler erklärt den Werdegang der Burg Hauenstein.<br />

min Torggler führte durch die Burgruinen<br />

Salegg und Hauenstein und ließ dabei die<br />

Burgen sowie die Lebensgeschichte von<br />

Oswald von Wolkenstein Revue passieren.<br />

Elfriede Zöggeler Gabrieli<br />

KulturFenster<br />

21 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


geführt und an der linksseitigen Figur,<br />

die den hl. Sebastian darstellt, Ergänzungen<br />

bzw. Auffrischungen mit einer<br />

Neubemalung vorgenommen. Die Fresken<br />

mit dem hl. Florian und die Ölberghinausgeblickt<br />

Bildstöcke beim Runstner<br />

fertig restauriert<br />

Heimatschutzverein Lana bewahrt Kleindenkmäler vor Verfall<br />

Im Auftrag der Familie Günther Lobis und<br />

des Heimatschutzvereins Lana wurden<br />

heuer im Herbst die Restaurierungsarbeiten<br />

an den zwei Bildstöcken beim Runstner<br />

Hof fortgeführt und abgeschlossen.<br />

Bereits 2020 waren die zwei Bildstockdächer<br />

von der Firma Gamper Dach erneuert<br />

bzw. ausgebessert worden. Nun<br />

hat der Restaurator Karl Christanell am<br />

ersten Bildstock, der direkt an der Weggabelung<br />

am alten Völlaner Weg steht,<br />

den Putzuntergrund gereinigt, salzdurchzogene<br />

Putzstellen abgetragen<br />

und anschließend die Verputzarbeiten<br />

durchgeführt. Das relativ gut erhaltene<br />

Maria-Hilf-Bild in der Bildstocknische<br />

wurde mit Kalklasur retuschiert. Das<br />

Eisengitter wurde abgeschliffen, gereinigt,<br />

grundiert und mit Eisenglimmerlack<br />

beschichtet. Einzelne Teile wurden<br />

mit Blattgold versehen.<br />

Beim zweiten Bildstock, der in der Wiese<br />

und entlang des Wanderweges nach Völlan<br />

steht, wurden zunächst einige Ausbesserungsarbeiten<br />

am Verputz durch-<br />

Sie laden zum Innehalten ein: die Bildstöcke in Rateis nach den Restaurierungsarbeiten.<br />

Fotos: A. Innerhofer<br />

szene sind noch gut erhalten und benötigten<br />

keinerlei Eingriffe. Die Kosten<br />

für diese Arbeiten teilen sich die Familie<br />

Lobis und der Heimatschutzverein Lana.<br />

Albert Innerhofer<br />

Maridl Innerhofer: „A Liacht in dr Nocht“ – Gedichte zur Weihnachtszeit, 1991<br />

KulturFenster<br />

22 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


getragen<br />

Als Nachbarn mit dabei<br />

Bundestagung der Österreichischen Trachten- und Heimatverbände<br />

sene den Blick und den Weg zu Traditions-,<br />

Heimat- und Gemeinschaftspflege finden“,<br />

wie sie es selbst definiert. Brauchtum und<br />

Volksmusik stehen dabei im Vordergrund –<br />

und natürlich das Tragen der Tracht.<br />

Unser Brauch<br />

Gruppenbild der Bundestagung<br />

Foto: Hotel Glocknerhof<br />

Als alle verbindendes Medium erscheint dreimal<br />

im Jahr die Zeitschrift „Unser Brauch“,<br />

die alle neun Landesverbände durch ihre<br />

Beiträge stets interessant und informativ<br />

gestalten. Besonders was die Tracht anbelangt<br />

kann man sich aus den Fachartikeln<br />

wertvolle Tipps holen.<br />

Agnes Andergassen<br />

ArGe Lebendige Tracht<br />

Diese interessante Veranstaltung fand heuer<br />

vom 15. bis zum 17. Oktober in Berg im Drautal<br />

statt. Da jedes Jahr ein anderes Bundesland<br />

zum Zug kommt, war diesmal Kärnten an der<br />

Reihe. Agnes Andergassen und Helga Trenkwalder<br />

waren mit dabei.<br />

Gute Freunde<br />

In diesem Bundesverband sind viele Fachbereiche<br />

der Volkskultur vertreten: Volkstanz,<br />

Volkslied und Volksmusik, Mundart,<br />

Brauchtum, Volkskunst und – als alle verbindender<br />

Teil – die Tracht. Und damit kommen<br />

die freundschaftlichen Beziehungen<br />

zur Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht<br />

in Südtirol ins Spiel. Schon seit vielen Jahren<br />

werden wir als Gäste zu dieser Großveranstaltung<br />

eingeladen, wofür wir auch von<br />

dieser Stelle aus nochmals herzlich Danke<br />

sagen möchten. Da auch Vertreter aus Bayern<br />

und der Schweiz eingeladen werden,<br />

kommt es zu einem netten Austausch unter<br />

Trachtenfreunden und zur Knüpfung<br />

guter Kontakte.<br />

Trachtenreferentinnen<br />

In jedem der neun österreichischen Landes-Trachtenverbände<br />

gibt es ein eigenes<br />

Trachtenreferat. Die Aufgaben der<br />

Referent*innen sind vielfältig und nicht immer<br />

einfach. Einen großen Teil machen dabei<br />

die Trachtennähkurse aus, die<br />

von allen Interessierten besucht<br />

werden können. Sehr gefragt sind<br />

auch die Spezialkurse, wo ganz<br />

gezielt auf einzelne Trachtenteile<br />

eingegangen wird. Egal ob Goldhaube<br />

oder Juppe – das Ziel ist<br />

immer die Weitergabe von Fachwissen<br />

und der Erhalt der Tracht.<br />

Gleiche Probleme<br />

Wir sitzen alle im selben Boot,<br />

die Trachtenschneider*innen aus<br />

ganz Österreich, und eben auch<br />

aus Südtirol. Die Anfertigung einer<br />

Tracht wird immer schwieriger, vor allem<br />

was das Finden des dazugehörigen Materials<br />

anbelangt. Da ist die Bundestagung eine<br />

willkommene Gelegenheit, sich nicht nur<br />

schneidertechnisch auszutauschen, sondern<br />

vor allem auch über gute Bezugsquellen.<br />

Auffallend ist dabei die große Offenheit<br />

und Bereitschaft aller, Wissen weiterzugeben<br />

und sich gegenseitig zu unterstützen.<br />

Österreichische<br />

Trachtenjugend<br />

Als selbständige Organisation vertritt sie die<br />

volkskulturellen Interessen der Jugend im<br />

Trachtenbund. Sie möchte dazu beitragen,<br />

dass „Kinder, Jugendliche und junge Erwach-<br />

Trachtenfachfrauen aus ganz Österreich –<br />

und Südtirol<br />

Foto: Agnes Andergassen<br />

Agnes Andergassen, Vizepräsident Günther<br />

Lippitz, Helga Trenkwalder, Präsident Rupert<br />

Klein (v. l.)<br />

Foto: Agnes Andergassen<br />

KulturFenster<br />

23 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


getanzt<br />

Jubiläumsjahr (fast) ohne<br />

Veranstaltungen<br />

61. Jahresvollversammlung der Arge Volkstanz in Terlan<br />

Broschüre „Fesch in Tracht“ vorstellte, sowie<br />

Florian Mair als Pressevertreter.<br />

Im Jahr 2020, das ein Jahr mit verschiedenen<br />

Jubiläumsveranstaltungen werden<br />

sollte, konnten aufgrund der Coronapandemie<br />

nur drei Veranstaltungen stattfinden.<br />

Alle anderen wurden abgesagt:<br />

An der Messfeier in der Pfarrkirche nahmen zahlreiche Volkstänzer*innen teil.<br />

„Es ist mir ein großes Anliegen, euch nach<br />

so langer Zeit persönlich zu begrüßen und<br />

diese Versammlung in Präsenz durchzuführen,<br />

nachdem so viele Versammlungen<br />

im digitalen Raum stattgefunden haben. Es<br />

ist aber auch nachvollziehbar, wenn einige<br />

dieser Einladung nicht gefolgt sind und somit<br />

diese Veranstaltung in einem kleineren<br />

Rahmen stattfindet.“<br />

Hereinspaziert<br />

Diese Sätze der Ersten Vorsitzenden der<br />

Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol,<br />

Monika Rottensteiner, standen am<br />

Beginn der 61. Jahresvollversammlung<br />

am 23. Oktober in Terlan. Nach dem feierlichen<br />

Gottesdienst, der von Don Paolo<br />

Renner in der Pfarrkirche von Terlan zelebriert<br />

und von den Musikantinnen Christine<br />

Hübner (Harfe) und Valentina Resch<br />

(Querflöte) feierlich umrahmt wurde, begaben<br />

sich die Vertreter*innen der Volkstanzgruppen<br />

zum Raiffeisensaal. Dort hatte<br />

die Volkstanzgruppe Terlan einen kleinen<br />

Umtrunk im Freien organisiert. Anschließend<br />

fand im Raiffeisensaal die Vollversammlung<br />

statt.<br />

„Abgesagt!“<br />

Auf die Einladung von Ehrengästen wurde<br />

heuer bewusst verzichtet. Besonders begrüßt<br />

wurden aber Agnes Andergassen,<br />

Erste Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft<br />

Lebendige Tracht, die später auch die neue<br />

➤ 27. <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong> bis 1. Jänner 2022: Winterlehrgang im Haus der Familie<br />

in Lichtenstern/ Ritten (Änderungen aufgrund der Covid-19-Pandemie<br />

vorbehalten)<br />

➤ 12. März 2022: Jahresvollversammlung in Kaltern mit Neuwahlen<br />

Informationen: Büro der ArGe Volkstanz in Südtirol, Tel: 0471/970555 oder<br />

info@arge-volkstanz.org<br />

• Gesamttiroler Maitanz „60 Jahre Volkstanzgruppe<br />

Kaltern-Eppan“ in Eppan –<br />

zuerst verschoben, dann ABGESAGT!<br />

• Sänger- und Musikantenhoangart auf<br />

Schloss Tirol – ABGESAGT!<br />

• Almtanz auf dem Würzjoch, organisiert<br />

von der VTG Gadertal – ABGESAGT!<br />

• Jubiläumskathreintanz im Kursaal von<br />

Meran – ABGESAGT!<br />

• Auch alle Weiterbildungsinitiativen, Kindertanzmodule<br />

sowie die Tanzleiterausbildung<br />

und der Winterlehrgang wurden<br />

abgesagt.<br />

Vorsichtige Planung<br />

Nach langem Stillstand kann aber nun<br />

wieder ein vorsichtiger Blick auf bevorstehende<br />

Veranstaltungen gewagt werden.<br />

Proben können nun (zwar mit Einschränkungen)<br />

wieder stattfinden, Tanzfeste sind<br />

aber auch weiterhin nicht gestattet.<br />

Im Rahmen der Vollversammlung wurden<br />

drei Ehrungen von langjährigen Volkstänzern<br />

der Volkstanzgruppe Kaltern/Eppan<br />

vorgenommen: Eduard Andreoli und Josef<br />

„Luis“ Hofer wurden für 40 Jahre Mitgliedschaft<br />

geehrt. Hubert Giuliani bekam die<br />

Ehrung für 50 Jahre Mitgliedschaft.<br />

Anschließend gab es einen Überblick über<br />

die Veranstaltungen des Jahres <strong>2021</strong> bzw.<br />

eine erste Vorschau auf 2022:<br />

• 17. Februar <strong>2021</strong>: Online-Pressekonferenz<br />

„Aktion Verzicht“<br />

• 15. Mai <strong>2021</strong>: Gesamttiroler Maitanz<br />

– Eppan – ABGESAGT<br />

• 20. Juni <strong>2021</strong>: Jubiläumshoangart „30<br />

Jahre“ auf Schloss Tirol – ABGESAGT<br />

• 18. Juli <strong>2021</strong>: Almtanz auf dem Würzjoch<br />

– VTG Gadertal – ABGESAGT<br />

KulturFenster<br />

24 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Heimatpege<br />

• 18. Juli <strong>2021</strong>: Ausflug Vorstand ArGe<br />

– Rittner Horn<br />

• 23. Oktober <strong>2021</strong>: 61. Jahresvollversammlung<br />

der ArGe Volkstanz in Terlan<br />

• 13. November <strong>2021</strong>: Kathreintanz im<br />

Kursaal von Meran – ABGESAGT<br />

• 27. <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong> – 1.Jänner 2022:<br />

Winterlehrgang im Haus der Familie in<br />

Lichtenstern/ Ritten<br />

• 12.März 2022: Jahresvollversammlung<br />

in Kaltern mit Neuwahlen<br />

Mit einem Dank an die Erste Vorsitzende der<br />

ARGE Volkstanz in Südtirol, Monika Rottensteiner,<br />

fand die Vollversammlung ihr Ende.<br />

Anna Julia Spitaler, Pressereferentin der<br />

ArGe Volkstanz in Südtirol<br />

Vollversammlung unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften<br />

Fotos: ArGe Volkstanz in Südtirol<br />

So wollen wir dich, liebe Verena, in Erinnerung<br />

behalten: mit deiner Ausstrahlung<br />

und Liebenswürdigkeit, mit deinem<br />

Kunstsinn und deiner einzigartigen Einfühlsamkeit<br />

für wertbeständige kulturelle<br />

Anliegen.<br />

Du warst die Netzwerkerin, die uns zusammengeführt<br />

hat – wir erinnern uns,<br />

dass dir dieser Begriff, weil für dich zu<br />

sehr mit der Assoziation der „Verfänglichkeit“<br />

der modernen Welt behaftet, ursprünglich<br />

gar nicht gefallen hat.<br />

Auf der Trostburg im Oktober 2018 bei<br />

einer wunderbaren Feier anlässlich des<br />

Europäischen Kulturerbe-Jahres und<br />

anlässlich des 25-jährigen Bestehens<br />

des Verbandes der Restauratoren und<br />

Konservatoren Südtirols, dessen Präsidentin<br />

du warst, haben die vier Vereinigungen<br />

– VRKS, FAI, SBI, HPV – einen<br />

kulturellen Pakt geschlossen, um das<br />

Kulturerbe-Jahr gemeinsam in die nächste<br />

Dekade zu bringen.<br />

In regelmäßigen Abständen haben wir<br />

gedenken<br />

Die Netzwerkerin<br />

In memoriam Verena Mumelter<br />

uns seitdem im „Stiegl“ unter den von dir<br />

restaurierten Fresken der zwölf Monate zu<br />

einem äußerst anregenden Gedankenaustausch<br />

getroffen und Pläne geschmiedet.<br />

Wie schmerzlich war es für uns alle, zu<br />

erfahren, dass eine Krankheit nach<br />

dir gegriffen hat; wie beeindruckend<br />

war es zu sehen, wie mutig und zuversichtlich<br />

du den Kampf gegen sie aufgenommen<br />

hast; wie zutiefst erschüttert<br />

waren und sind wir, dass du nun<br />

nicht mehr bei uns bist!<br />

Liebe Verena, du bist unserem Auge<br />

fern, aber unserem Herzen so nah!<br />

Wir werden in deinem Sinn am „netz.<br />

werk.kultur.erbe“ weiterspinnen und<br />

dir dabei immer ein ehrendes Andenken<br />

bewahren!<br />

Deine Netzwerker*innen: Simona,<br />

Carlo, Carl Philipp, Claudia, Josef<br />

Ein Foto aus guten Tagen: Claudia Plaikner (Heimatpflegeverband), Carl Philipp von<br />

Hohenbühel (Südtiroler Burgeninstitut), Simona Kettmeir (Fondo Ambiente Italiano),<br />

Verena Mumelter (Verband Südtiroler Restauratoren und Konservatoren), Josef Oberhofer<br />

(Heimatpflegeverband) und Carlo Trentini (Fondo Ambiente Italiano) Foto: VRKS<br />

KulturFenster<br />

25 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Promenadenkonzert 2017 im<br />

vollbesetzten Innenhof der Hofburg in<br />

Innsbruck<br />

KulturFenster<br />

26 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


vorgestellt<br />

Das Euregio-<br />

Jugendblasorchester<br />

Eine europäische Idee seit 2015<br />

Rückblick<br />

Das erste Konzert des Euregio-Jugendblasorchesters fand 2015 in Auer statt – im Bild: VSM-<br />

Verbandsobmann Pepi Fauster, Wolfram Rosenberger, Präsident der „Federazione Bande<br />

Trentine“ Renzo Braus, Landesrat Philipp Achammer, Marco Somadossi, Meinhard Windisch.<br />

Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino, kurz<br />

„Euregio“ genannt, wurde am 14. Juni 2011<br />

gegründet, um die Zusammenarbeit der drei<br />

Regionen auf verschiedensten Ebenen und in<br />

den unterschiedlichsten Bereichen zu stärken<br />

und verstärken. Mobilität, Jugend, Forschung<br />

und Innovation, Katastrophenschutz – die Liste<br />

der Projekte und Initiativen ist lang. Seither<br />

wurden insgesamt 354 Projekte umgesetzt.<br />

Das Euregio-Jugendblasorchester ist eines<br />

davon. Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />

der drei Musikverbände ist<br />

nicht nur „totes Papier“, sondern einmal<br />

mehr „gelebte europäische Idee“, freut<br />

sich VSM-Verbandsjugendleiter Hans Finatzer<br />

anlässlich der heurigen bereits 6.<br />

Auflage dieses grenzüberschreitenden<br />

Jugendprojektes.<br />

2015 trat das Euregio-JuBO zum ersten<br />

Mal auf anlässlich des Gedenkaktes zum<br />

„100. Jahrestag des Kriegseintritts Italiens“<br />

in Innsbruck und beim Euregio-Fest<br />

in Hall in Tirol, damals unter der Leitung<br />

von Wolfram Rosenberger (Tirol), Marco<br />

Somadossi (Trentino) und dem damaligen<br />

VSM-Verbandsjugendleiter Meinhard<br />

Windisch. Letzterer war es auch,<br />

der die Idee zu diesem grenzübergreifenden<br />

Projekt hatte. Neben dem gemeinsamen<br />

Musizieren sei es toll, sich<br />

gegenseitig auch über die musikalischen<br />

Traditionen hinaus kennenzulernen, erklärte<br />

seinerzeit Windisch und war überzeugt,<br />

dass alle drei Länder stark daran<br />

interessiert seien, „auch in Zukunft zusammenzuarbeiten,<br />

in welcher Form wird<br />

sich noch zeigen“.<br />

Er sollte recht behalten: Mit dem seit<br />

2016 vom gemeinsamen Büro der Europaregion<br />

organisierten „Euregio Music<br />

Camp“ wurde diese Zusammenarbeit<br />

auf eine neue Ebene gehoben und als fixer<br />

Bestandteil im Arbeitsjahr der Euregio<br />

verankert: „Die Kultur verbindet die<br />

Menschen, die Musik ganz besonders.“<br />

Seither bekommen musikbegeisterten Ju-<br />

Im Gustav-Mahler-Saal in Toblach gastierte das Euregio-Jugendblasorchester im Jahr 2016.<br />

KulturFenster<br />

27 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


vorgestellt<br />

in einer nahegelegenen Jugendherberge<br />

übernachtet. Die jungen Musiker*innen<br />

freuten sich umso mehr, nach monatelangem<br />

Fernunterricht abseits vom soziokulturellen<br />

Leben endlich wieder in Gemeinschaft<br />

musizieren zu können.<br />

Die Konzerte <strong>2021</strong><br />

Ein Konzert in besonderer Atmosphäre 2018 in Riva del Garda<br />

gendliche jedes Jahr die Chance, gemeinsam<br />

im Euregio-Jugendblasorchester zusammenzuspielen,<br />

neue Freundschaften<br />

zu knüpfen und im Rahmen einer kleinen<br />

Euregio-Konzerttournee wertvolle Erfahrungen<br />

zu sammeln.<br />

Eine Orchesterwoche unter<br />

besonderer Vorsicht<br />

Weil dieses erfolgreiche Projekt 2020 aufgrund<br />

der Pandemie kurzerhand abgesagt<br />

werden musste, haben die Verantwortlichen<br />

seit Jahresbeginn alles darangesetzt,<br />

das Orchesterprojekt <strong>2021</strong> nicht wieder<br />

ausfallen zu lassen. Sie beobachteten<br />

die Situation im Vorfeld mit Argusaugen<br />

und loteten Möglichkeiten und Alternativen<br />

aus um in höchstmöglicher Sicher-<br />

heit proben und arbeiten zu können. Wegen<br />

der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

in Österreich fand das heurige Music-<br />

Camp nicht wie üblich im Kulturzentrum<br />

in Toblach statt, sondern wurde kurzerhand<br />

nach Steinach am Brenner verlegt.<br />

Rund 60 Jugendliche im Alter zwischen<br />

13 und 25 Jahren aus allen drei Landesteilen<br />

folgten der Einladung. Alle Beteiligten<br />

– auch Geimpfte – wurden alle 48<br />

Stunden im Antigen-Screening getestet,<br />

niemand hat die Gruppe während der Orchesterwoche<br />

verlassen. „Gott sei Dank ist<br />

keine Corona-Infektion aufgetreten, die alle<br />

unsere Anstrengungen zunichte gemacht<br />

und auch das heurige Konzertprojekt versenkt<br />

hätte“, zeigt sich Finatzer heute erleichtert.<br />

Im Gemeindesaal und in der Landesmusikschule<br />

Wipptal wurde geprobt,<br />

Die intensive Orchesterwoche vom 24.<br />

Juli bis 1. August in Steinach am Brenner<br />

wurde von den drei Dirigenten Wolfram<br />

Rosenberger, Franco Puliafito und<br />

Hans Finatzer geleitet, wiederum unterstützt<br />

von einem fachmännischen Team<br />

aus Referenten für die einzelnen Register.<br />

Die Konzerttournee führte heuer nach<br />

Pinzolo im Trentino, Eppan im Südtiroler<br />

Überetsch und zu den Innsbrucker<br />

Promenadenkonzerten. Eigentlich hätte<br />

das Konzert in Südtirol auf dem Areal vor<br />

dem Kulturzentrum von Toblach stattfinden<br />

sollen, wurde allerdings wetterbedingt<br />

auf den überdachten Festplatz von<br />

St. Michael/Eppan verlegt. Der Wettergott<br />

meinte es auch in Eppan nicht gut,<br />

aber das Konzert konnte dennoch ohne<br />

Unterbrechung durchgeführt werden, da<br />

Musiker und das zahlreich erschienene<br />

Publikum im Trockenen saßen. In Innsbruck<br />

spielte man wie immer im Innenhof<br />

der kaiserlichen Hofburg, der sich<br />

aber aufgrund der miserablen Witterung<br />

nicht wie gewohnt füllte. Dies tat der guten<br />

Laune und der Spielfreunde keinen<br />

Abbruch, im Gegenteil – die von der Pandemie<br />

am meisten betroffenen Jugendlichen<br />

freuten sich, endlich über ein unbeschwertes<br />

Treffen in Präsenz und auf<br />

das so wichtige Miteinander unter Gleichgesinnten.<br />

In Cavalese war das Euregio-JuBO 2019 zu Gast.<br />

KulturFenster<br />

28 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Die bisherigen Dirigenten des<br />

Euregio-Jugendblasorchesters:<br />

➤ Südtirol: Meinhard Windisch (2015-<br />

2019) und Hans Finatzer (seit<br />

2020)<br />

➤ Trentino: Marco Somadossi (2015-<br />

2016) und Franco Puliafi to (seit<br />

2017)<br />

➤ Tirol: Wolfram Rosenberger (seit<br />

2015)<br />

Die bisherigen Auftrittsorte des<br />

Euregio-Jugendblasorchesters:<br />

➤ 2015: Innsbruck, Trient, Auer<br />

<strong>2021</strong> gastierten das „Südtiroler“ Konzert des Euregio-Jugendblasorchesters in St. Michael-Eppan<br />

– im Vordergrund die drei Dirigenten: (v. l.) Wolfram Rosenberger, Hans Finatzer<br />

und Franco Puliafito<br />

➤ 2016: Toblach, Riva del Garda,<br />

Innsbruck<br />

➤ 2017: Riva del Garda, Toblach,<br />

Innsbruck, Pergine<br />

Kompositionswettbewerb -<br />

Uraufführung<br />

Am 20. Jänner 1972 trat das 2. Autonomiestatut<br />

in Kraft. Anlässlich des 50-jährigen<br />

Jubiläums dieses für Südtirol so geschichtsträchtigen<br />

Datums hat der Südtiroler Landtag<br />

einen Kompositionswettbewerb ausgeschrieben.<br />

Die detaillierten Informationen<br />

dazu wurden in der Oktoberausgabe des<br />

KulturFensters (Seite 49) veröffentlicht.<br />

Das Euregio-Jugendblasorchester wird das<br />

Sieger-Werk anlässlich des Europatages uraufführen,<br />

der voraussichtlich am 7. und<br />

8. Mai 2022 stattfindet.<br />

Stephan Niederegger<br />

➤ 2018: Innsbruck, Riva del Garda,<br />

Toblach<br />

➤ 2019: Cavalese, Sterzing, Innsbruck<br />

➤ 2020: abgesagt!<br />

➤ <strong>2021</strong>: Pinzolo, St. Michael/Eppan,<br />

Innsbruck<br />

Euregio Music Camp 2022<br />

Anmeldungen ab sofort möglich<br />

nahme am Frühjahrsprogramm ist kostenlos,<br />

für die Sommerwoche beträgt<br />

die Teilnahmegebühr 150 Euro.<br />

Ab sofort können sich junge<br />

Musikant*innen zum Euregio Music Camp<br />

anmelden, das vom 23. bis zum 31. August<br />

stattfindet. Konzerte sind auch zum<br />

Jubiläum "50 Jahre 2. Autonomiestatut"<br />

und zum Europatag geplant.<br />

Auch 2022 organisiert die Euregio Tirol-Südtirol-Trentino<br />

in Zusammenarbeit<br />

mit den Blasmusikverbänden<br />

der drei Länder das Euregio Music<br />

Camp. Die Sommerwoche für talentierte<br />

Nachwuchsmusiker*innenfindet vom 23.<br />

Juli bis zum 31. Juli 2022 statt. Als krönender<br />

Abschluss der Orchesterwochen<br />

sind wieder Konzerte in den drei Euregio-Landesteilen<br />

geplant. Neben der klassischen<br />

Sommerwoche und den drei Konzerten<br />

gibt es im kommenden<br />

Jahr weiterer Höhepunkt: So<br />

wird das Jugendblasorchester<br />

anlässlich des Europatags und<br />

zum 50-jährigen Jubiläum des<br />

Zweiten Autonomiestatuts Konzerte<br />

geben. Die Proben dazu<br />

werden im April aufgenommen.<br />

Interessierte können sich neben<br />

dem Euregio Music Camp<br />

im Sommer auch für dieses Zusatzprogramm<br />

vom 14. bis 16.<br />

April 2022 und 5. bis zum zum<br />

8. Mai 2022 anmelden. Die Teil-<br />

Informationen:<br />

➤ www.europaregion.info/musiccamp<br />

Euregio-Jugendblasorchester 2019<br />

Fotos: Wolfgang Alberty<br />

KulturFenster<br />

29 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


VSM intern<br />

Auf Kontinuität gesetzt<br />

Das Kapellmeister-Coaching in seiner sechsten Auflage<br />

Seit den Anfängen des Kapellmeister-Coachings<br />

steht die praxisnahe Begleitung<br />

aktiver Kapellmeister*innen im Mittelpunkt<br />

dieses Fortbildungsangebotes. Auch<br />

für die heurigen sieben Teilnehmer*innen<br />

ein abwechslungsreiches Programm geboten<br />

werden.<br />

Momentaufnahme einer Lehrprobe beim Kapellmeister-Coaching <strong>2021</strong><br />

Annelies Gschließer, Monika Steger, Simon<br />

Burger, Christof Grumer, Georg Plazza,<br />

Joachim Schwingshackl und Tobias Tammerle<br />

gingen mit Begeisterung und Motivation<br />

in das Coaching. An insgesamt<br />

sechs Wochenenden wurde an Dirigier- und<br />

Schlagtechnik, Probenmethodik, Kommunikation,<br />

Literatur und Programmgestaltung<br />

und vielem mehr theoretisch und vor allem<br />

praktisch gearbeitet. Abgerundet durch verschiedene<br />

fachspezifische Referate externer<br />

Referenten konnte das Erfolgskonzept<br />

der vergangenen Jahre trotz Corona-Pandemie<br />

erfolgreich weitergeführt werden.<br />

Aus der Not entwickelte sich eine Tugend,<br />

so war die praktische Probenarbeit<br />

im Ensemble fester Bestandteil mehrerer<br />

Kurseinheiten. Dabei wurde abermals<br />

unter Beweis gestellt, dass die Herausforderungen<br />

an den Dirigenten größtenteils<br />

dieselben sind, ob im Ensemble oder im<br />

großen Blasorchester. Dies wurde auch<br />

von den Teilnehmer*innen in den regelmäßigen<br />

Nachbesprechungen der Lehrproben<br />

unterstrichen.<br />

Das Lehrerteam, bestehend aus Philipp<br />

Kufner, Sigisbert Mutschlechner, Meinhard<br />

Windisch und Patrick Gruber, begleitete<br />

die Kapellmeister*innen bei ihrer<br />

Weiterentwicklung. Sowohl bei der<br />

ersten Einheit im April, welche online<br />

per Videokonferenz stattfand als auch an<br />

den jeweiligen Standorten in den Musikschulen<br />

Naturns, Klausen, Terlan, Bruneck<br />

und Sterzing, ging es u.a. darum,<br />

Raum für individuelle Bedürfnisse der<br />

Kapellmeister*innen zu schaffen. Das gemeinsame<br />

Erkennen und Weiterarbeiten<br />

an individuellen Themenschwerpunkten<br />

stellt nach wie vor einen wichtigen Baustein<br />

dieser Fortbildung dar.<br />

Den Kapellmeister*innen vergangener und<br />

vor allem des diesjährigen Coachings spreche<br />

ich an dieser Stelle ein großes Lob und<br />

ein Kompliment aus! Sie haben sich dafür<br />

entschieden, die immer größeren Herausforderungen<br />

in der musikalischen Leitung<br />

einer Musikkapelle anzunehmen, dem Stillstand<br />

und damit einem Rückschritt durch<br />

Weiterbildung entgegenzutreten.<br />

Anmeldungen für das Kapellmeister-Coaching<br />

2022 werden noch gerne entgegengenommen!<br />

Patrick Gruber, Kursleiter<br />

Philipp Kufner war auch diesmal<br />

einer der Hauptreferenten des<br />

Kapellmeister-Coachings.<br />

Sigisbert Mutschlechner und Meinhard<br />

Windisch gehörten ebenfalls zum Lehrerteam.<br />

Patrick Gruber, Referent und<br />

Kursleiter in „Personalunion“<br />

KulturFenster<br />

30 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Motivation in mehrerlei Hinsicht<br />

Obleute-Tagung des Verbandes Südtiroler Musikkapellen <strong>2021</strong><br />

Aufmerksame Zuhörer*innen im vorgeschriebenen Corona-Sicherheitsabstand in Bozen<br />

Die Reform des sog. Dritten Sektors und<br />

„Mit Motivation aus der Krise“ waren die<br />

Themen des diesjährigen Obleute-Tages<br />

des Verbandes Südtiroler Musikkapellen,<br />

der am Samstag, 30. Oktober <strong>2021</strong>,<br />

im Waltherhaus in Bozen stattfand. Nach<br />

einigen Online-Treffen war dies eine willkommene<br />

Möglichkeit des lang ersehnten<br />

direkten persönlichen Austausches. Rund<br />

150 Obleute und Kassier*innen aus den<br />

Mitgliedskapellen folgten der Einladung<br />

und wurden von Verbandsobmann Pepi<br />

Fauster willkommen geheißen.<br />

„Corona hat sich auf die 210 Musikkapellen<br />

in unserem Land unterschiedlich<br />

ausgewirkt“, brachte es der Verbandsobmann<br />

gleich zu Beginn in seiner Einführung<br />

auf den Punkt. Die meisten Musikkapellen<br />

hätten sich im Rahmen der<br />

eigenen Möglichkeiten bemüht, trotz<br />

der schwierigen Umstände ihre Vereinstätigkeit<br />

aufrecht zu erhalten und seien<br />

dabei teils sehr kreativ gewesen, so der<br />

Verbandsobmann. Ihre Ideen und wie sie<br />

es geschafft haben, nicht dem Corona-<br />

Koller zu verfallen, stellten Verbandskapellmeister<br />

Meinhard Windisch und<br />

Pircher Andreas, Obmann der Musikkapelle<br />

Naturns, im zweiten Teil der Tagung<br />

vor.<br />

Der Dritte Sektor als machbare<br />

Herausforderung<br />

Zunächst ging es aber um ein für viele Vereinsverantwortliche<br />

sehr mühsames und leidiges<br />

Thema: die Reform des Dritten Sektors<br />

mit besonderem Augenmerk auf die<br />

Buchführung im Rahmen der neuen gesetzlichen<br />

Bestimmungen. Der Pusterer<br />

Wirtschaftsprüfer Markus Hofer fasste die<br />

Eckpunkte der Reform des Dritten Sektors<br />

noch einmal in wenigen Worten zusammen.<br />

Die Idee, die der gesetzlichen Neuregelung<br />

zugrunde liegt, sei grundsätzlich<br />

auch nicht schlecht: Was bis heute in unzähligen<br />

Bestimmungen und Gesetzen geregelt<br />

ist, wird nun in einem einzigen Maßnahmenpaket<br />

zusammengefasst. So weit<br />

so gut. Allerdings tragen die neuen staatlichen<br />

Bestimmungen der Tatsache nicht<br />

Rechnung, dass das Ehrenamt in Südtirol<br />

eine ganz andere, viel umfassendere Rolle<br />

einnimmt als im restlichen Staatsgebiet.<br />

Gerade für kleinere Vereine stellt die Umstellung<br />

auf die neuen Vorgaben eine Herausforderung<br />

dar, die aber, wie Hofer bestätigte,<br />

doch machbar sei.<br />

Denn bereits heute ist jeder Verein dazu<br />

verpflichtet, beispielsweise ein Kassabuch<br />

zu führen und eine Jahresabschlussrechnung<br />

zu erstellen, die den eigenen Mitgliedern,<br />

öffentlichen Institutionen und Beitragsgewährern<br />

vorgelegt werden muss.<br />

Daran ändert sich auch in Zukunft nichts.<br />

Was sich ändert, ist das Aussehen der Jahresabschlussrechnung:<br />

neue Kapitel, Konten<br />

und Positionen. Doch auch hier gilt der<br />

bekannte Grundsatz: „Die Suppe wird nicht<br />

so heiß gegessen, wie sie gekocht wird.“<br />

Wie Wirtschaftsprüfer Hofer erläuterte, sei<br />

für die korrekte Buchführung gewiss kein<br />

Wirtschaftsberater nötig, sondern einfach<br />

etwas Übung. Anhand der neuen Version<br />

des Kassabuches im Programm VSM-Office<br />

erklärte er, wie eine korrekte Buchführung<br />

erfolgen kann. Alternativ gibt es auch weitere<br />

Programm-Tools, die jedoch eher allgemein<br />

gehalten und nicht spezifisch auf<br />

die Tätigkeit der Musikkapellen zugeschnitten<br />

sind. Verwendet werden können sie alle,<br />

denn das Endprodukt, sprich die fertige Jahresabschlussrechnung,<br />

sieht überall gleich<br />

aus. Auch das sieht die Reform so vor.<br />

KulturFenster<br />

31 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


VSM intern<br />

Mit guten Ideen durch die Krise<br />

Der zweite Teil der Tagung stand unter dem<br />

Motto: „Mit Motivation aus der Corona-Pandemie“.<br />

Gespannt verfolgten die zahlreich<br />

anwesenden Vertreter*innen der Musikkapellen<br />

aus ganz Südtirol die Ausführungen<br />

der Referenten Andreas Pircher und Meinhard<br />

Windisch.<br />

Die Musikkapelle Naturns zauberte mit ihren<br />

Internet-Auftritten auf verschiedenen<br />

Social-Media-Plattformen zahlreichen Blasmusikfreunden<br />

ein Lächeln ins Gesicht. Videobeiträge<br />

und sogar ein Film entstanden<br />

in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Tourismusverein.<br />

„Natürlich beschäftigt einen<br />

Verein in dieser Zeit die Frage, wie man Mitglieder<br />

halten kann. „Wir haben durch diese<br />

Aktion sogar neue Mitglieder dazugewonnen“,<br />

berichtet Obmann Andreas Pircher. Das<br />

Projekt war für die Musikant*innen ein ganz<br />

besonderer Anlass und die Vorführung des<br />

Films ein Höhepunkt für das gesamte Dorf.<br />

Verbandskapellmeister Meinhard Windisch,<br />

seines Zeichens auch Kapellmeister der Musikkapelle<br />

Terlan, berichtete vom Corona-<br />

Management seiner Musikkapelle. Messgestaltungen<br />

waren für lange Zeit die wenigen<br />

Möglichkeiten, ausschließlich in kleinen Gruppen<br />

gemeinsam zu musizieren. Dies nahm<br />

die Musikkapelle Terlan zum Anlass und lud<br />

ihre Mitglieder ein, sich zu bunt zusammengewürfelten<br />

Bläsergruppen zusammenzutun.<br />

Diese Gruppen haben in Terlan regelmäßig<br />

die Gottesdienste in der Kirche musikalisch<br />

gestaltet, sehr zur Freude der Dorfgemeinschaft.<br />

Die Noten dazu wurden vom Kapellmeister<br />

eigens bearbeitet, wenn nötig umgeschrieben<br />

und den Musikant*innen vorab<br />

– gemeinsam mit einer Audiodatei, die das<br />

Üben zuhause leichter machte – übermittelt.<br />

Es sei ihm und den Verantwortlichen<br />

der Musikkapelle Terlan immer wichtig gewesen,<br />

nach vorne zu blicken und nicht<br />

den Kopf in den Sand zu stecken. Oft brauche<br />

es nur gute Ideen und die richtige Einstellung,<br />

so Windisch. Der Verbandsobmann<br />

gab noch einige Informationen zur<br />

SIAE, zu den Corona-Bestimmungen, zur<br />

Mitglieder-Vollversammlung des VSM und<br />

zum neu erschienenen Buch „In Treue fest<br />

durch die Systeme“ weiter und meinte zum<br />

Abschluss: „MOTIVATION kommt mit dem<br />

TUN! Es gibt immer einen Weg!“ Mit vielen<br />

Ideen und Anregungen endete die Obleute-<br />

Tagung <strong>2021</strong> und die Anwesenden bedankten<br />

sich mit einem kräftigen Applaus bei den<br />

drei Referenten.<br />

Florian Lahner, Obmann der MK Reischach<br />

Wirtschaftsprüfer Markus Hofer<br />

aus Bruneck vermochte mit<br />

seinem Referat dem leidigen<br />

Thema „Dritter Sektion“ etwas<br />

an Schärfe zu nehmen.<br />

Jahresabschluss <strong>2021</strong><br />

Das neue Kassabuch<br />

Gemäß den Vorschriften des Dritten Sektors muss bereits<br />

für das Jahr <strong>2021</strong> die Jahresabschlussrechnung<br />

nach den neuen Regeln erstellt werden: neue Kapitel,<br />

Konten und Positionen. Dementsprechend wurde<br />

das Kassabuch im Verwaltungsprogramm „VSM-Office“<br />

entsprechend angepasst und ist ab 15. <strong>Dezember</strong><br />

in der neuen Form online verfügbar.<br />

Andreas Bonell, VSM-Geschäftsführer<br />

KulturFenster<br />

32 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

„Zwei unglaublich<br />

lehrreiche Tage“<br />

Lehrprobe mit der Bürgerkapelle Lana<br />

Eigentlich wäre es bereits die 8. Auflage<br />

gewesen. Coronabedingt musste im Vorjahr<br />

die mit Björn Bus geplante Dirigentenwerkstatt<br />

abgesagt werden. Somit lud der VSM<br />

heuer zur 7. Südtiroler Dirigentenwerkstatt.<br />

7. Südtiroler Dirigentenwerkstatt mit<br />

Marco Somadossi<br />

Oberstes Ziel dieser mittlerweile jährlich<br />

Anfang November stattfindenden Werkstatt<br />

ist es, aktiven Kapellmeister*innen<br />

mit Hilfe externer Referent*innen Inputs<br />

für ihre praktische musikalische Arbeit<br />

mit der Musikkapelle zu geben. Für die<br />

heurige Auflage ist es gelungen, den bekannten<br />

Blasorchesterdirigenten, Komponisten<br />

und Pädagogen Marco Somadossi<br />

aus Rovereto zu verpflichten. Die Schlagtechnik,<br />

das Klangbild und die Vorbereitung<br />

einer Aufführung sind Schwerpunkte, die<br />

angesprochen und vertieft wurden. Diese<br />

Fortbildung umfasst Blasorchesterliteratur<br />

in unterschiedlichen Stufen, die auch<br />

in praktischen Lehrproben erarbeitet und<br />

vertieft wird.<br />

„Wir konnten zwei unglaublich lehrreiche<br />

Tage mit unserem Referenten verbringen.<br />

Grazie Marco!“, freute sich VSM-Verbandskapellmeister<br />

Meinhard Windisch zum Abschluss.<br />

Er bedankte sich bei den aktiven<br />

und passiven Teilnehmern*innen, besonders<br />

bei der Bürgerkapelle Lana, die sich<br />

als Übungskapelle zur Verfügung stellte.<br />

Stephan Niederegger<br />

Verbandskapellmeister und Kursleiter<br />

Meinhard Windisch zur<br />

Dirigentenwerkstatt <strong>2021</strong>:<br />

„Taktschlagen kann jeder. Die Musik in<br />

ein Dirigierbild umzuwandeln und effizient<br />

und sinnvoll zu gestalten, dies benötigt<br />

Übung und eine vertiefte Auseinandersetzung<br />

mit der Partitur“, so Marco Somadossi,<br />

der Referent der diesjährigen Dirigentenwerkstatt<br />

am 5. und 6. November in Nals.<br />

Marco Somadossi aus Rovereto lehrt am<br />

Konservatorium von Udine Blasorchesterleitung,<br />

Komposition, Instrumentierung für<br />

Blasorchester und ist künstlerischer Leiter<br />

des internationalen Wettbewerbs Flicorno<br />

d´ Oro. Sein fundiertes Wissen konnte er in<br />

einem Mix aus Praxis, theoretischen Ansätzen<br />

und fundierten Einblicken in die Partituren<br />

eindrucksvoll darstellen.<br />

Ein wesentlicher Bestandteil der Dirigentenwerkstatt<br />

ist der praktische Teil mit einer<br />

Übungskapelle. Für die heurige Dirigentenwerkstatt<br />

stand die Bürgerkapelle Lana zur<br />

Verfügung. Die aktiven Teilnehmer*innen<br />

hatten so die Möglichkeit, in den zwei Lehrproben<br />

Erlerntes gleich in die Praxis umzusetzen<br />

und unter der Anleitung des Referenten<br />

auch neue Wege zu beschreiten.<br />

Dabei zeigte sich einmal mehr, dass kleine<br />

Änderungen Großes bewirken können. Dass<br />

die Lehrproben nicht nur für die Kursteilnehmer<br />

interessant und lehrreich waren,<br />

bestätigten die vielen Rückmeldungen der<br />

Mitglieder der Bürgerkapelle Lana. Ich wünsche<br />

allen Beteiligten, dass die Begeisterung<br />

und Motivation aus diesen zwei Tagen<br />

noch lange anhalten möge.<br />

Die bisherigen Südt. Dirigenten-Werkstätten:<br />

1. 2014 mit Miguel Etchecongelay<br />

2. 2015 mit Isabelle Ruf-Weber<br />

3. 2016 mit Alex Schillings<br />

4. 2017 mit Jan Cober<br />

5. 2018 mit Franco Cesarini<br />

6. 2019 mit Walter Ratzek<br />

- 2020 mit Björn Bus (abgesagt!)<br />

7. <strong>2021</strong> mit Marco Somadossi<br />

Zufriedene Gesichter bei der Dirigentenwerkstatt <strong>2021</strong>: (v. l.) Meinhard Windisch (Kursleiter), Martin Knoll, Charlotte Rainer, Marco Somadossi<br />

(Referent), Bernhard Reifer, Andreas Rechenmacher, Michael Vikoler – im Bild fehlen: Lukas Erb, Gerhard Eschgfäller, Tobias Tammerle<br />

KulturFenster<br />

33 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


VSM intern<br />

50 Jahre Leistungsabzeichen<br />

in Südtirol 1971–<strong>2021</strong><br />

Neue Broschüre erschienen<br />

Vor 50 Jahren wurden die Leistungsabzeichen<br />

vom damaligen Jugendleiter Karl Pramstaller<br />

in 1971 Südtirol eingeführt.<br />

Seit dieser Zeit waren es über 20.000<br />

Musikant*innen, welche im Laufe ihrer Karriere<br />

eines der begehrten Leistungsabzeichen<br />

absolviert hatten. Die Beweggründe<br />

für das Bronzeabzeichen sind in den meisten<br />

Fällen die Aufnahme in die Musikkapelle<br />

– bei Silber und Gold sind es persönlicher<br />

Ehrgeiz und die Überzeugung, sich<br />

auf dem Instrument weiterzubilden und<br />

weiterzuentwickeln.<br />

In mühevoller Kleinarbeit hat VSM-Verbandsjugendleiter<br />

Hans Finatzer Informationen,<br />

Unterlagen und Daten dieser 50-jährigen<br />

Erfolgsgeschichte von den Anfängen<br />

1971 bis zum Übergang der Prüfungen<br />

an die Landesmusikschuldirektion im Juni<br />

<strong>2021</strong> zusammengetragen und daraus eine<br />

neue, sehr informative Broschüre gestaltet.<br />

Diese beschreibt die Vorbereitung und Prüfungen<br />

von einst und jetzt und präsentiert<br />

auch spannende Porträts Südtiroler Musikerpersönlichkeiten.<br />

Die Broschüre wird an alle Musikkapellen<br />

verteilt und liegt im Büro des VSM auf.<br />

Stephan Niederegger<br />

KulturFenster<br />

34 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Redaktionsschluss für<br />

Blasmusik<br />

„Opus Blasmusik“ im<br />

Konservatorium Bozen<br />

Ein neues Projekt in Zusammenarbeit mit dem VSM<br />

„Opus Blasmusik“ ist eine neue Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Konservatorium<br />

"Claudio Monteverdi" Bozen und dem Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen mit dem<br />

Ziel, Studenten*innen in den Bereichen<br />

Blasmusikleitung, Komposition und Bearbeitungen<br />

für Blasorchester zu fördern.<br />

Sie bekommen damit die Möglichkeit,<br />

ihre Arbeiten im Rahmen ihres Studiums<br />

– begleitet von ihren Professoren Thomas<br />

Ludescher und Eduard Demetz – direkt<br />

in die Praxis umzusetzen. Es entsteht dadurch<br />

auch ein Mehrwert für die beteiligten<br />

Musikkapellen, denn sie erhalten<br />

neue Werke, die für sie komponiert oder<br />

arrangiert bzw. den jeweiligen Gegebenheiten<br />

angepasst werden.<br />

Dabei reicht das Spektrum der Literatur<br />

von Werken für Jugendkapellen und kammermusikalischen<br />

Besetzungen bis hin<br />

zur Besetzung für Blasorchester.<br />

Für die erste Projektphase (zweites Studiensemester<br />

2022) wird eine beschränkte<br />

Anzahl von Musikkapellen zugelassen.<br />

Interessierte Musikapellen können sich<br />

bis 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong> bei Meinhard<br />

Windisch (Tel.: +39 335 6930006 –<br />

meinhard.windisch@vsm.bz.it) melden.<br />

Die Musikkapellen werden in der Reihenfolge<br />

der Anmeldungen angenommen.<br />

Die Werke werden auf der Homepage<br />

des VSM und des Konservatoriums<br />

veröffentlicht.<br />

Meinhard Windisch<br />

VSM-Verbandskapellmeister<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />

senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 14. Jänner 2022<br />

KulturFenster<br />

35 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


hinausgeblickt<br />

Funktionärsausbildung<br />

2022<br />

https://vsm.bz.it<br />

LIVE DABEI<br />

bewegt<br />

Eine tolle Erfahrung<br />

Fortbildung „Alles Show“ mit der<br />

Stadtkapelle Meran<br />

Die Stadtkapelle Meran beim Empfang anlässlich der Verleihung der Verdienstkreuze durch das Land Tirol am 10.10.<strong>2021</strong><br />

Zu einer guten Stabführerausbildung gehört<br />

auch das Erlernen, Planen und Begreifen<br />

einer Show. Dies alles gehörte zu unserer<br />

Schwerpunktfortbildungen für <strong>2021</strong>. Gestartet<br />

mit den drei Online-Fortbildungen – darüber<br />

bereits berichtet im KF <strong>Nr</strong>. 2/<strong>2021</strong> –<br />

fand am 25. September der praktische Teil<br />

statt, welcher mit 8 Teilnehmern erfolgreich<br />

durchgeführt wurde.<br />

Da der vorgesehene Referent Gerhart Dopler,<br />

Landessstabführer Oberösterreich, kurzfristig<br />

absagen musste, übernahm ich die<br />

Aufgabe, diesen Workshop zu leiten. Im Probelokal<br />

der Stadtkapelle Meran wurde am<br />

Vormittag der theoretische Teil absolviert.<br />

Für das eigens arrangierte Marschmedley<br />

des Kapellmeisters Martin Graber bereitete<br />

ich vorab schon Elemente und Choreografie-Skizzen<br />

vor. Großen Wert legte ich dabei<br />

auf verschiedene Schwerpunkte, z. B.<br />

Schwierigkeitsgrad und die Umsetzbarkeit<br />

der Ideen in der Praxis.<br />

Am Nachmittag fand der praktische Teil<br />

statt. Die Stadtkapelle Meran hat sich dankenswerterweise<br />

als Übungskapelle zur Verfügung<br />

gestellt. Beginnend mit dem Marsch<br />

„Mein Heimatland“ wurde das Erlernte vom<br />

Vormittag umgesetzt. Die Teilnehmer waren<br />

begeistert, konnten sie schon nach relativ<br />

kurzer Zeit Erfolge sehen.<br />

Ich erhielt auch sehr gutes Feedback von<br />

Teilnehmern und auch von Musikant*innen,<br />

was mich sehrt freute. Ich bin deshalb überzeugt,<br />

dass Musik in Bewegung bei vielen<br />

gut ankommt und begeistert.<br />

Hiermit möchte ich allen noch danken,<br />

die sich dieses Jahr für die Musik in Bewegung<br />

eingesetzt haben, und ich wünsche<br />

mir, dass die Begeisterung in den<br />

Kapellen, bei den Stabführern, Kapellmeistern<br />

und Obleuten weiterhin anhält und<br />

somit mit vielen Ideen tolle Shows aufgeführt<br />

werden.<br />

Die einstudierte Show<br />

Beginnend mit dem Marsch „Mein Heimatland”<br />

schwenkten die einzelnen Glieder<br />

diagonal und mit unterschiedlichen Zählzeiten<br />

aus. Es folgte die 45° Schwenkung<br />

mit anschließenden langsamen Schritten<br />

und die Bildung der breiten Formation, welche<br />

gleichmäßig und einheitlich über die<br />

KulturFenster<br />

36 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Reihen und Glieder erfolgte. Mit der Wiederholung<br />

des 2. Teils erfolgte ein Durchfl<br />

echten der Reihen 1+2 sowie 4+5, wobei<br />

die verschiedenen Schrittwechsel und<br />

die einheitliche Bewegung vorab langsam<br />

ohne Spiel einstudiert wurden. Mit „YMCA“<br />

ging es über in einfache Synchronbewegungen<br />

bis hin zum Posaunensolo von „Cordula<br />

Grün“, worauf sich der Marschblock<br />

auflöste und ein Kreis gebildet wurde. Es<br />

folgten verschiedene Bewegungselemente,<br />

wie Durchfl echten, Doppelkreis und Bewegen<br />

im Kreis, bis ab dem 16. Takt die<br />

tiefen Register ausscherten, um die Eckpfeiler<br />

für das darauffolgende Karree zu<br />

bilden. An ihrem Platz angekommen folgte<br />

eine 4-taktige solistische Einlage des Musikstücks<br />

„Seven Nation Army“ durch das<br />

tiefe Register, wobei der Kreis in sich zusammenfällt,<br />

um das Karree zu bilden...<br />

Klaus Fischnaller<br />

VSM-Verbandsstabführer<br />

Vorabinformation: Stabführertermine 2022 kurz notiert<br />

Grundkurs Süd/West Beginn 10 Jänner (Obermais)<br />

Beginn 17. Jänner ( Kaltern/Tschengls)<br />

Grundkurs Nord/Ost<br />

Aufbaukurs Nord/Ost<br />

Aufbaukurs Süd/West<br />

Coaching in 3 Einheiten<br />

Marschmusikbewertung<br />

Abschlusskurs<br />

Beginn Sa. 05. März<br />

Beginn Sa. 23. April<br />

Beginn Mo. 02. Mai<br />

Beginn 14. Mai - Bezirk Schlanders<br />

Beginn 18. Mai - Bezirk Bozen<br />

Beginn 27. Mai - Bezirk Brixen<br />

Sonntag, 17. Juli Sand in Taufers (Bezirksmusikfest)<br />

Sa. 10. und 17. September<br />

Grundkurs für Stabführer Südwest<br />

Alle vier Einheiten finden jeweils zeitgleich an folgenden Orten statt:<br />

1. Einheit Montag, 10.01.2022 Obermais, Altes Rathaus 18:00-21:00 Uhr<br />

1. Einheit Montag, 17.01.2022 19:00-22:00 Uhr<br />

Zwei Teilnehmer haben uns ihr Feedback zur Stabführerfortbildung in Meran<br />

zukommen lassen. Vielen Dank dafür!<br />

Roman Tumler<br />

Die Fortbildung „Alles Show“ hat mir sehr gut gefallen. Ich habe im letzten Jahr, noch bevor Corona<br />

uns alle in einen musikalischen Tiefschlaf versetzt hatte, den Grundkurs der Stabführerausbildung<br />

besucht. Mit dementsprechend wenig Erfahrung und praktischem Können als Stabführer habe<br />

ich mich dennoch entschlossen, die Fortbildung zu besuchen. Nachdem der ursprünglich geplante<br />

Referent leider absagen musste, ist unser Verbandsstabführer Klaus Fischnaller kurzfristig<br />

und sehr professionell eingesprungen. Am Vormittag hat uns Klaus mit viel Leidenschaft<br />

und fachlichem Wissen den Aufbau einer Marsch-Show aufgezeigt und erklärt, wie man eine<br />

solche plant. Gemeinsam haben wir verschiedene Show-Elemente erarbeitet und besprochen.<br />

Am Nachmittag ging es dann an das praktische Einlernen mit der Übungskapelle. Es war faszinierend<br />

zu sehen, wie das am Vormittag theoretisch Besprochene in die Tat umgesetzt werden konnte<br />

und bereits kleine, einfache Show-Elemente eine große Wirkung erzeugen können. Anhand solcher<br />

einfacher Show-Elemente können Marschierproben in der eigenen Kapelle aufgelockert werden und die<br />

Musikant*innen für Musik in Bewegung motiviert werden.<br />

Mir persönlich hat die Fortbildung erneut bewusstgemacht, dass Musik in Bewegung etwas Schönes und Erhaltenswerts ist. Sowohl das<br />

traditionelle Aufmarschieren bei Prozessionen und Umzügen, aber auch die Teilnahme an Marschmusikbewertungen oder Marsch-Shows<br />

mit modernen innovativen Elementen sollte ein fi xer Bestandteil unserer Kapellen im Land und des Südtiroler Blasmusikwesens sein.<br />

Stefan Ploner<br />

Ich habe mich bisher nicht mit dem Thema Show befasst, wollte mir das mal anschauen,<br />

ein paar Ideen einholen. Im theoretischen Teil war für mich einiges nicht leicht vorzustellen;<br />

bei den praktischen Übungen wurde vieles verständlicher – ein Anstoß, mich mit diesem<br />

Thema zu beschäftigen!<br />

Ein großes Kompliment an den Referenten, Verbandsstabführer Klaus Fischnaller, der kurzfristig<br />

für den vorgesehenen, aber schlussendlich verhinderten Referenten eingesprungen<br />

ist! Klaus hat mit viel Energie und Fachwissen die Weiterbildung geleitet, Übungskapelle und<br />

Kursteilnehmer begeistert!<br />

KulturFenster<br />

37 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


hinausgeblickt<br />

bewegt<br />

VSM-Jahresprogramm<br />

2022<br />

https://vsm.bz.it<br />

LIVE DABEI<br />

Geheime Proben für<br />

einen Flashmob<br />

Die Jugendkapelle Lüsen/St. Andrä überrascht mit<br />

einem besonderen Auftritt<br />

Ganz entspannt ging’s los, dann entwickelte<br />

sich der Flashmob der Jugendkapelle<br />

Lüsen/St. Andrä zu einer<br />

Riesenüberraschung.<br />

Nach über einem Jahr Stillstand hat die Jugendkapelle<br />

Lüsen/St. Andrä Mut gefasst<br />

und ein neues Musikjahr gestartet.<br />

Geprobt wurde im Juli und August unter Einhaltung<br />

aller Vorlagen in Kleingruppen und<br />

vorzugsweise im Freien. Die Proben waren<br />

sehr intensiv, zumal die Probenzeit knapp<br />

bemessen und das Konzertprogramm für<br />

die zwei Auftritte in St.Andrä und Lüsen<br />

doch recht vielfältig war. Hinzu kam auch<br />

die Idee, der Musik in Bewegung wieder einen<br />

größeren Stellenwert beizumessen und<br />

einen etwas anderen Konzertbeginn zu zeigen.<br />

Schnell stand die Entscheidung fest,<br />

dafür Verbandstabführer Klaus Fischnaller<br />

ins Boot zu holen. Nach einigen organisatorischen<br />

Treffen im Vorfeld lernten die<br />

Jungmusikant*innen schließlich in zwei<br />

Proben einen Flashmob ein. Musikalisch<br />

unterlegt wurde dieser mit Ausschnitten<br />

des Konzertprogramms, welche die Jugendkapelle<br />

gleichzeitig zum Besten gab.<br />

Dazu das Feedback<br />

der Kinder:<br />

Ganz gespannt haben wir auf Klaus gewartet,<br />

der mit uns die Marschierprobe<br />

für unseren Flashmob abhalten sollte. Unsere<br />

Neugier war groß, und sobald Klaus<br />

die ersten Schritte mit uns besprochen<br />

hatte, waren wir alle positiv überrascht.<br />

Er gab uns zu verstehen, dass es bei der<br />

Musik in Bewegung um Freude am Bewegen<br />

geht, und bezog bei der Zusammenstellung<br />

des Flashmobs unsere eigenen<br />

Ideen ein. Klaus war super vorbereitet und<br />

konnte uns sofort von seiner Idee überzeugen.<br />

Da wollten auch wir mit vollem Einsatz<br />

unser Bestes geben. Die Idee, den<br />

Flashmob vor unseren Eltern und Freunden<br />

geheim zu halten, imponierte uns sofort.<br />

Nach zwei intensiven Proben waren<br />

wir dann bereit für unseren großen Auftritt.<br />

Die Konzertbesucher*innen saßen<br />

alle nichtsahnend auf dem Festplatz und<br />

wunderten sich vielleicht schon, wieso wir<br />

Jungmusikant*innen noch ganz entspannt<br />

quatschten. Bis dann der eingängige Rhythmus<br />

der großen Trommel erklang und der<br />

Flashmob begann. Die Choreografie und<br />

die Überraschung gelangen uns hervorragend<br />

und die Besucher stimmten sogar<br />

spontan ins Klatschen ein.<br />

Wir, die Jugendkapelle Lüsen / St. Andrä,<br />

bedanken uns herzlich bei Klaus und können<br />

nur jeder Jugendkapelle den Tipp geben,<br />

mit unserem Verbandstabführer für die<br />

Musik in Bewegung zusammen zu arbeiten.<br />

Die Jungmusikant*innen der<br />

Jugendkapelle Lüsen/St. Andrä<br />

Über diesen QR-Code kann<br />

man mehr zum Flashmob<br />

der Jugendkapelle Lüsen/<br />

St. Andrä erfahren.<br />

KulturFenster<br />

38 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


jung musiziert<br />

Das Holzblasorchester wird von Prof. Walter Ratzek dirigiert und am<br />

Flügel begleitet.<br />

Fotos: Konrad Pichler<br />

Holzblasorchester<br />

HoBla-O“ reloaded<br />

“<br />

Plattform für junge Musiker*innen<br />

und Komponist*innen<br />

Das „HoBla-O“ gibt Holzbläser*innen die<br />

Möglichkeit, in dieser speziellen Besetzung<br />

Orchestererfahrung zu sammeln.<br />

Nach der covidbedingten Zwangspause<br />

im Jahre 2020/21 startete das Holzblasorchester<br />

mit dem Projekt „Orchestertage<br />

HoBla-O <strong>2021</strong>“ wieder durch und bot ausgewählten<br />

jungen Musiker*innen eine<br />

Bühne, auf der speziell für diese Besetzung<br />

arrangierte Orchesterliteratur und<br />

in Auftrag gegebene Werke zur Aufführung<br />

gelangen.<br />

Unter der bewährten Leitung von Prof. Walter<br />

Ratzek (Berlin) sowie eines 8-köpfigen<br />

Dozententeams wurde ein herausforderndes<br />

Konzertprogramm einstudiert.<br />

Die Orchestermitglieder stammen aus den<br />

Südtiroler Landesmusikschulen, den Oberschulen<br />

mit musikalischem Schwerpunkt,<br />

aus dem Konservatorium „C. Monteverdi“<br />

Bozen und aus dem Tiroler Landeskonservatorium.<br />

Konzertmeister ist Luca Moranduzzo,<br />

der derzeit sein Klarinettenstudium<br />

an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“<br />

in Berlin absolviert.<br />

Im Jahre 2009 wurde vom damaligen Direktor<br />

der Musikschule Unterland, Konrad<br />

Pichler, und Alexandra Pedrotti, damals<br />

Klarinettenlehrerin an der MuS Unterland<br />

und jetzt deren Direktorin, die Idee geboren,<br />

ein erweitertes Holzbläserensemble<br />

mit Sitz an der Musikschuldirektion Unterland<br />

zu gründen.<br />

Den entscheidenden Impuls dafür gab ein<br />

Konzertprojekt mit Prof. Hans Obkircher,<br />

der das Orchester in den darauffolgenden 5<br />

Jahren selbst geleitet und auch den Großteil<br />

des Repertoires eigens arrangiert und dem<br />

Orchester auf den Leib geschrieben hat.<br />

Er ist am vergangenen 13. Februar überraschend<br />

verstorben. In einer Schweigeminute<br />

beim heurigen Konzert – Anfang November<br />

in Auer – wurde seiner gedacht. Sein Vermächtnis<br />

besteht darin, so Alexandra Pedrotti,<br />

„an den Holzbläserklang im Sinne einer<br />

modernen Orchestrierung geglaubt und<br />

sie visionär entwickelt zu haben.“<br />

Die Idee wurde im Rahmen der Sommerwoche<br />

„Colour Wind“ aufgegriffen. Seitdem treffen<br />

sich fortlaufend rund 50 Musiker*innen<br />

aus dem gesamten Land, um ein bunt gefächertes<br />

Programm auf hohem Niveau<br />

aufzuführen. Ziel war und ist es, nicht<br />

nur ein vielfältiges Orchester-Repertoire<br />

aufzubauen, sondern auch motivierten<br />

Musikstudenten*innen die Möglichkeit zu<br />

geben, in dieser speziell für Holzbläser adaptierten<br />

Besetzung Orchestererfahrungen<br />

zu sammeln.<br />

Eines der wichtigsten Grundprinzipien<br />

dieses Projektes ist es auch, jungen<br />

Komponist*innen eine Plattform für ihre<br />

Werke zu bieten. So wurden mittlerweile<br />

Stücke von Thomas Mahlknecht, Manuel<br />

Zwerger, Helmuth Hödl, Andrea Götsch<br />

u.a. uraufgeführt. Heuer erlebte das Werk<br />

„Rhapsody für Holzblasorchester“ des Südtiroler<br />

Komponisten Lukas M. Gasser seine<br />

Uraufführung.<br />

Einen zusätzlichen Höhepunkt bildete die<br />

„Rhapsody in Blue“ von George Gershwin,<br />

bei dem Prof. Ratzek selbst den Solopart<br />

am Klavier übernommen hat.<br />

Heidrun Mark<br />

KulturFenster<br />

39 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Erfolgreiches Wochenende<br />

in Grafenegg<br />

Jugendkapelle Schnals begeistert beim Österreichischen<br />

Jugendblasorchester-Wettbewerb<br />

Freude über den riesigen Erfolg – die Jugendkapelle<br />

Schnals hat Grafenegg mit<br />

ihrer Musik und Begeisterung erobert.<br />

Die Jugendkapelle Schnals – sie wurde im<br />

Jahr 2004 gegründet – kann auf eine erfolgreiche<br />

Teilnahme beim 10. Österreichischen<br />

Jugendblasorchester-Wettbewerb in Grafenegg<br />

(Niederösterreich) zurückblicken (s. eigener<br />

Bericht S. 46): Die Jungmusikant*innen<br />

unter der Leitung von Charlotte Rainer sicherten<br />

sich den zweiten Platz in der Altersstufe<br />

AJ. Dazu hat Verbandsjugendleiter-Stellvertreter<br />

Hannes Schrötter der Dirigentin folgendes<br />

Gespräch geführt:<br />

Hannes Schrötter: Charlotte, mit welchen<br />

Erfahrungen und Eindrücken seid ihr nach<br />

Hause zurückgekehrt?<br />

Charlotte Rainer: Gemeinsam etwas erlebt<br />

zu haben, das unvergessen bleibt. Viele<br />

wunderschöne Momente auf der Bühne,<br />

beim Musizieren, aber auch als Gemeinschaft<br />

an diesem Wochenende und in den<br />

Monaten zuvor. Genau das haben wir so<br />

vermisst und jetzt umso mehr genießen<br />

dürfen. Ich bin sehr dankbar dafür, ein Teil<br />

dieses Ganzen gewesen zu sein.<br />

Schrötter: Wie verliefen die Vorbereitungen<br />

auf den Wettbewerb?<br />

Ch. Rainer: Für die Verwirklichung dieser<br />

Reise wurde von jedem das Maximum<br />

abverlangt. Ich habe die<br />

Jungmusikant*innen bereits im Sommer<br />

darauf vorbereitet, dass wir unter<br />

sehr schwierigen Bedingungen an diesem<br />

Wettbewerb teilnehmen werden. Schlussendlich<br />

hat die Lust, endlich wieder gemeinsam<br />

Musik zu machen und etwas<br />

als Gruppe unternehmen zu können, den<br />

Aufwand jedoch relativiert.<br />

KulturFenster<br />

40 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Schrötter: Wie lief euer Auftritt bzw. der<br />

Wettbewerbstag konkret ab?<br />

Ch. Rainer: Der Auftritt war am Samstag,<br />

23. Oktober um 9:50 Uhr eingeplant.<br />

Nach dem Einspielen ging es auf die<br />

Bühne. Nur einige wenige hatten bereits<br />

zuvor einmal auf einer so großen Bühne<br />

gestanden. Die Anspannung war kaum<br />

zu übertreffen. Alle waren voll konzentriert,<br />

gaben alles und haben mit Freude<br />

musiziert. Unsere Begeisterung hat sich<br />

wohl auf das Publikum und die Juroren<br />

übertragen. Die durchaus positiven und<br />

lobenden Kommentare im Feedbackbogen<br />

bestätigen dies.<br />

Der Wettbewerbstag lief mit einigen Konzertbesuchen,<br />

der Teilnahme an mehreren<br />

Workshops und vielfältigem Unterhaltungsprogramm<br />

recht interessant<br />

ab. Mit Spannung wurde die Bekanntgabe<br />

der Ergebnisse erwartet. Als wir<br />

als Zweitplatzierte auf die Bühne geholt<br />

wurden, waren der Jubel und die<br />

Freude riesengroß!<br />

Schrötter: Wie zufrieden seid ihr mit dem<br />

Endresultat?<br />

Ch. Rainer: Nachdem der Erstplatzierte<br />

ein Auswahlorchester aus mehreren Musikschulen<br />

war, fühlte sich unser zweiter<br />

Platz für uns wie ein Sieg an. Es gab nur<br />

eins zu hören: „ES WAR SOOO COOOOL!“<br />

Der krönende Abschluss dieser Reise<br />

war ein Überraschungsempfang vieler<br />

Eltern und Geschwister, welche sogar<br />

einen roten Teppich vor dem Bus ausrollten<br />

und uns mit tosendem Applaus,<br />

Getränken und einem kleinen Imbiss erwarteten.<br />

Wir haben für dieses einmalige<br />

Ereignis enorm viel investiert und sind<br />

dafür mit einem unvergesslichen Erlebnis<br />

belohnt worden.<br />

Schrötter: Welches ist euer persönliches<br />

Rezept für solch eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit?<br />

Ch. Rainer: Ich bin überzeugt, dass einerseits<br />

die Kontinuität sehr wichtig ist,<br />

man jedoch auch Mut zu Neuem haben<br />

soll. Wenn man sich immer wieder<br />

zu Proben und Auftritten trifft und dabei<br />

Musik in der Gemeinschaft erlebt,<br />

dann bleibt Musik attraktiv. Stillstand<br />

heißt für mich Rückschritt. Das haben<br />

wir im letzten Jahr erlebt. Mit der Arbeit<br />

in den Sommermonaten und dem Mut,<br />

sich in diesen Zeiten einem Wettbewerb<br />

zu stellen, haben wir es geschafft, einen<br />

Großteil der Jugend zu halten.<br />

Ein Wort, um das Wochenende zu beschreiben: Cool (Sophie), Spaß (Marie),<br />

flott (Paul), lustig (Anna)!<br />

Nachgefragt...<br />

bei den Jungs und Mädels der<br />

Jugendkapelle Schnals<br />

Sophie erzählt, dass die Vorbereitungen auf den Wettbewerb bereits im Sommer<br />

begonnen haben: „Bei einem mehrtägigen Sommercamp wurden mehrere<br />

Stücke, darunter auch die Wettbewerbsstücke, eingelernt. Natürlich blieb genug<br />

Zeit für weitere Aktivitäten und tolle Spiele.“<br />

Über die Gefühlslage vor dem Auftritt: „Vor dem Auftritt habe ich mich gut gefühlt,<br />

natürlich war ich auch ein bisschen aufgeregt“, so Marie. Sophie und Anna<br />

stimmen dem zu und erzählen, wie erleichtert und glücklich sie nach dem Auftritt<br />

waren. Paul blieb cool und hat von der Aufregung nicht viel mitbekommen<br />

– wie sollte es bei einem Tubisten auch anders sein?<br />

Ob die Jungmusikant*innen in Hinblick auf den Wettbewerb mehr geübt haben?<br />

Da fallen die Antworten unterschiedlich aus. Jedenfalls haben sich alle ausreichend<br />

mit den beiden Stücken beschäftigt – sei es in der Musikschule, sei es<br />

bei der Probe oder beim Üben zu Hause.<br />

KulturFenster<br />

41 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Bereit zum Abheben -<br />

The Rocket Monkeys“<br />

“<br />

Fünf junge Musikanten machen mit Blasmusik Partystimmung<br />

„The Rocket Monkeys“ – die junge Band auf Erfolgskurs<br />

Mit dem Gewinn des 1. Südtiroler Schulband-Contests<br />

haben die „Rocket Monkeys“<br />

vor zwei Jahren den ersten Meilenstein<br />

in ihrer noch jungen Bandgeschichte<br />

gesetzt und seither gezeigt: Wo immer sie<br />

auch auftreten, da kommt Stimmung auf.<br />

Nun ist die talentierte Band für weitere<br />

große Auftritte bereit.<br />

KulturFenster: Wer seid ihr und woher<br />

kommt ihr?<br />

Martin Lantschner: Wir, die „Rocket Monkeys“,<br />

sind eine fünfköpfige Band, bestehend<br />

aus Felix Mahlknecht (Trompete),<br />

Markus Psenner (Saxophon), Peter Psaier<br />

(Tuba), Samuel Tschager (Drums) und<br />

mir (Posaune). Vier Mitglieder stammen<br />

aus Steinegg, unser Tubist kommt aus<br />

Villnöß. Wir sind allesamt zwischen 13<br />

und 17 Jahre „jung“.<br />

KF: Welcher musikalischen „Schublade“<br />

ordnet ihr euch zu?<br />

Lantschner: Wir spielen hauptsächlich<br />

Party-Musik, so treffen in unserem Programm<br />

verschiedene Genres (u.a. Pop,<br />

Rock, Funk) aufeinander.<br />

Seit unseren Anfängen orientieren wir<br />

uns an den „Pamstiddn Kings“; unsere<br />

größten Vorbilder sind zurzeit „LaBrass-<br />

Banda“ und auch die „Lucky Chops“.<br />

KF: Wie lange gibt es eure Band bereits<br />

und wie seid ihr auf die Idee zur Gründung<br />

gekommen?<br />

Lantschner: Man mag es nicht glauben,<br />

aber die Ursprünge der „Rocket Monkeys“<br />

gehen gar einige Jahre zurück. Vor rund<br />

sechs Jahren traten mein Bruder Fabian<br />

sowie meine Cousins Felix, Samuel und<br />

ich (damals noch an der Tuba) erstmals<br />

zusammen auf. Wir konnten noch kaum<br />

Noten lesen, haben uns aber grob über<br />

den Ablauf der Stücke abgesprochen,<br />

selbst einige Texte geschrieben und haben<br />

dann wild drauf los gespielt. Diese<br />

Auftritte fanden bei uns zuhause statt und<br />

wir nannten uns die „Rockenden Schim-<br />

KulturFenster<br />

42 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


pansen“. Einige Jahre später waren Felix,<br />

Samuel und ich auf der Geburtstagsfeier<br />

unseres Großvaters und dort haben<br />

wir ganz spontan einen Auftritt eingelegt.<br />

Daraus ging der Entschluss hervor, eine<br />

Band zu gründen. Wir holten Markus<br />

mit ins Boot und somit waren die „Rocket<br />

Monkeys“ geboren. Nach unserem<br />

Sieg beim Schulband-Contest nahmen<br />

wir noch einen Tubisten in unsere Gruppe<br />

auf, um für den nötigen Schub im tiefen<br />

Register zu sorgen. Wie vielleicht<br />

schon bemerkt, wurden<br />

aus den „rockenden<br />

Affen“ aufgrund eines Übersetzungsfehlers<br />

einfach die<br />

„Raketen-Affen“, was unserer<br />

Spielfreude aber keinen<br />

Abbruch getan hat.<br />

KF: Kannst du uns etwas<br />

von eurer Teilnahme beim<br />

Südtiroler Schulband-Contest<br />

erzählen?<br />

Lantschner: Knapp 15<br />

Bands wurden zum Finale<br />

der ersten Ausgabe des<br />

Wettbewerbs „Musik macht<br />

Schule“ ins Bozner Stadttheater<br />

eingeladen. Natürlich<br />

wurden wir lauthals<br />

von unseren Mitschülern<br />

der Mittelschule Blumau<br />

unterstützt. Letzten Endes<br />

konnten wir uns gegen eine<br />

starke Konkurrenz durchsetzen und wurden<br />

mit einem Geldpreis und einer Auftrittsmöglichkeit<br />

beim „Rock im Ring“-<br />

Festival belohnt.<br />

KF: Dieser Auftritt am Ritten war sicherlich<br />

ein weiterer Höhepunkt in eurer Geschichte?<br />

Lantschner: Allerdings! Wir durften zu Beginn<br />

des Festivals einen Auftritt einlegen,<br />

doch das war noch nicht alles. Wir trafen<br />

danach auf unsere großen Vorbilder der<br />

„LaBrassBanda“, lernten sie persönlich<br />

kennen und durften zur „Prime-Time“<br />

nochmals vor und mit ihnen zusammen<br />

auftreten: ein gewaltiges Erlebnis!<br />

hatte. Mit unserer Interpretation ihres Hits<br />

sicherten wir uns den Spezialpreis und<br />

bekamen einen Auftritt als Vorband zugesichert.<br />

Dieser hat sich aufgrund mehrerer<br />

Umstände bisher leider noch nicht<br />

verwirklicht. Wir hoffen, dass er bald stattfinden<br />

kann.<br />

KF: Woher bezieht ihr eure Stücke?<br />

Lantschner: Den Großteil unserer Stücke<br />

arrangieren wir selbst oder wir hören sie<br />

von Aufnahmen im Internet ab - somit<br />

drücken wir den meisten Songs gleich unseren<br />

eigenen Stempel auf. Auch Michael<br />

Lantschner, erfahrener Trompeter bei<br />

den „Pamstiddn Kings“, ist uns in vielen<br />

Situationen immer wieder eine Hilfe<br />

- sei es musikalisch wie organisatorisch.<br />

Und wenn wir während der Proben wieder<br />

einmal zu viel Blödsinn treiben, holt<br />

er uns wieder auf den Boden der Tatsachen<br />

zurück. Sehr oft proben wir mittlerweile<br />

aber auch eigenständig.<br />

KF: Wie sieht euer perfekter Auftritt aus?<br />

Lantschner: Im besten Falle brodelt die<br />

Stimmung vor unserem Auftritt schon -<br />

und wir bringen sie dann endgültig zum<br />

Kochen. Gerade unsere Auftritte im heimischen<br />

Steinegg, wo wir bereits mehrfach<br />

im Rahmen des „Steinegg Live“-Festivals<br />

aufgetreten sind, sind für uns von<br />

unvergleichlichem Charakter. Deshalb bezeichnen<br />

wir diesen Auftritt immer gerne<br />

als „Rückkehr in die Heimat“.<br />

KF: Nehmen wir an, euer Auftritt<br />

steht kurz bevor und ihr<br />

müsst ordentlich Stimmung<br />

„in die Bude“ bringen. Welche<br />

drei Stücke nehmt ihr mit auf<br />

die Bühne?<br />

Lantschner: Auf jeden Fall die<br />

Hits „Autobahn“ und „Scheena<br />

Dog“ von „LaBrassBanda“, sowie<br />

„Take a Look around“ von<br />

„Limp Bizkit“.<br />

KF: Gibt es bereits feste Pläne<br />

und Ziele für die Zukunft?<br />

Lantschner: Einige Auftritte im<br />

Winter sind bereits im Gespräch,<br />

außerdem freuen wir uns auf<br />

den Auftritt als Vorband der<br />

„LaBrassBanda“, wenn auch<br />

noch kein konkreter Termin feststeht.<br />

Außerdem möchten wir<br />

im nächsten Jahr unser fünfjähriges<br />

Bestehen feiern - wir<br />

müssen uns aber noch beraten, in welcher<br />

Form das Jubiläum stattfinden soll.<br />

Ansonsten hoffen wir in nächster Zukunft<br />

natürlich auf zahlreiche Auftritte, um unseren<br />

Bekanntheitsgrad schrittweise zu<br />

steigern - wir freuen uns über jede Möglichkeit.<br />

Und wer weiß, vielleicht können<br />

wir eines Tages unseren Vorbildern folgen<br />

und auch auf großen Events außerhalb<br />

von Südtirol auftreten: Das ist auf jeden<br />

Fall unser Traum.<br />

Interview:<br />

Hannes Schrötter<br />

KF: Das sollte nicht euer letztes Aufeinandertreffen<br />

mit dieser Band gewesen<br />

sein, stimmt das?<br />

Lantschner: Ganz genau, wir nahmen<br />

im letzten Jahr an der „Discobauer-Challenge“<br />

teil, welche die deutsche Band<br />

in den sozialen Netzwerken ausgerufen<br />

„Folgt uns auch auf Instagram: therocketmonkeys!“<br />

KulturFenster<br />

43 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


hinausgeblickt<br />

BJBO Bruneck<br />

23.12.<strong>2021</strong><br />

um 20 Uhr in St. Johann i. A.<br />

26.12.<strong>2021</strong><br />

um 18 Uhr in Toblach<br />

https://vsm.bz.it<br />

hinausgeblickt<br />

Wenzel Heinrich Veit<br />

Leben und Werk eines zu seiner Zeit allgemein<br />

anerkannten Komponisten<br />

er regelmäßig bei den Schulgottesdiensten<br />

die Orgel spielte. 1841 wirkte er kurze Zeit<br />

als Musikdirektor des städtischen Orchesters<br />

von Aachen. Das Angebot einer adäquaten<br />

Anstellung in Augsburg lehnte er allerdings<br />

ab. Vom Jahre 1850 an war er Rat<br />

beim k. u. k. Oberlandesgericht in Prag und<br />

von 1854 bis 1862 Präsident des Kreisgerichtes<br />

in Eger, dem heutigen Cheb. 1862<br />

wurde Wenzel Heinrich Veit sogar Kreisgerichtspräsident<br />

in Leitmeritz. Dort leitete er<br />

nicht nur die Organisten-, sondern auch<br />

die Sängerschule. Zudem war er als Mitglied<br />

tonangebender Prager Musikvereine<br />

prägend für das Musikleben dieser bedeutenden<br />

Stadt. 1847 erfolgte sogar seine Ernennung<br />

zum Ehrenmitglied des „Dom-Musik-Vereins“<br />

in Salzburg.<br />

Das musikalische Schaffen<br />

Wenzel Heinrich Veit (1806 – 1864) war zu seiner Zeit ein anerkannter Komponist.<br />

Wenzel Heinrich Veit (Václav Jindrich Veit)<br />

wurde am 19. Januar 1806 in Repnitz, einem<br />

Ortsteil von Libochowan, im Kaisertum Österreich<br />

geboren und starb am 16. Februar<br />

1864 in Leitmeritz. Er war ein deutschböhmischer<br />

Komponist und Jurist.<br />

Biograsches<br />

Der Sohn eines wohlhabenden Pachthofbesitzers<br />

in Repnitz studierte von 1821 bis 1828<br />

Jura und Philosophie an der Karls-Universität<br />

in Prag und erhielt anschließend eine feste<br />

Anstellung beim Magistrat der Stadt Prag.<br />

Die Musikalität scheint Wenzel Heinrich Veit<br />

von seinem Vater, Johann Wenzel Veit, vererbt<br />

bekommen zu haben, denn dieser betätigte<br />

sich zeit seines Lebens als Sänger und<br />

Geiger. Als Musiker war Sohn Wenzel Heinrich<br />

Veit mehr oder weniger Autodidakt. Eine<br />

elementare Ausbildung auf diesem Gebiet<br />

erhielt er bereits in seinem Geburtsort, wo<br />

ihn sein Volksschullehrer Wenzel Bernd im<br />

Klavierspiel und Musiklehre unterrichtete.<br />

Später erlernte er auch das Orgel- und das<br />

Violinspiel. Durch zielstrebige bzw. unaufhörliche<br />

Pflege der Musik erreichte Veit aber<br />

schon bald ein musikalisches Niveau, das<br />

ihn den damaligen Fachmusikern ebenbürtig<br />

machte. Wenzel Heinrich Veit kommt<br />

1815 nach Leitmeritz ins Gymnasium, wo<br />

Schon im Jahre 1835 gab Wenzel Heinrich<br />

Veit drei Streichquintette beim Verlag Hofmeister<br />

in Leipzig als op. 1 heraus, denen<br />

bald als op. 20 ein viertes Quintett folgte.<br />

1839 erschien sein erstes Streichquartett<br />

op. 3 in Druck. Seinen eigentlichen Durchbruch<br />

als Komponist erlebt Veit aber 1835,<br />

als er auf Betreiben von Prof. Friedrich Pixis<br />

- dem damaligen Direktor des Prager<br />

Konservatoriums - mehrere seiner Werke<br />

öffentlich präsentierte. 1838 nimmt sogar<br />

Robert Schumann wohlwollende Notiz<br />

von Kompositionen Veits, als er einige seiner<br />

Werke bei einem sogenannten „Quartettmorgen“<br />

spielte. Wenzel Heinrich Veit<br />

komponierte im Laufe seines Lebens u.a.<br />

zwei Sinfonien, mehrere Ouvertüren, ein<br />

Violinkonzert, eine „Missa solemnis“, eine<br />

„Große Festmesse“, Lieder und Männerquartette<br />

sowie eine ganze Reihe von<br />

Kammermusikwerken. Auch veröffentlichte<br />

er ein „Leitmeritzer Gesangsbuch“.<br />

Sein letztes Opus war das Auftragswerk<br />

„Te Deum“, welches er für die Einweihung<br />

der Karolinentaler Kirche in Prag komponierte.<br />

Seine blasmusikalischen Beiträge<br />

als Komponist sind einerseits das „Notturno“<br />

op. 24 für sechs Hörner und andererseits<br />

sein „Schlachtgesang“ für 16<br />

KulturFenster<br />

44 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Stimmen mit Blasinstrumenten.<br />

Der gesamte Nachlass Veits wurde 1872<br />

von seiner Familie an das Nationalarchiv<br />

übergeben und in der Folge vom tschechischen<br />

Archiv für nationales Schrifttum<br />

übernommen. Am 14. September 1999<br />

wurde im Rahmen einer ganztägigen Feier<br />

zu Ehren Wenzel Heinrich Veits vor dem<br />

Stadttheater in Leitmeritz eine überlebensgroße<br />

Büste feierlich enthüllt.<br />

Bedeutung für<br />

die Nachwelt<br />

Zu Lebzeiten wurde Wenzel Heinrich Veit<br />

vor allem als Komponist von Kammermusikwerken<br />

und Vokalmusik geschätzt. Diese<br />

Tatsache spiegelt sich auch heute noch wider,<br />

da fast ausnahmslos nur solche Kompositionen<br />

gegenwärtig als Notenausgaben<br />

oder Tonträgereinspielungen greifbar sind.<br />

Wenzel Heinrich Veits Sohn, August Emanuel<br />

Veit (1850 Prag – 1931 Brünn) besuchte<br />

die Konservatorien von Prag und<br />

Dresden. Er wandte sich dem Theater zu<br />

und gelangte über Sondershausen, St.<br />

Gallen, Teplitz, Magdeburg, Riga, Hannover<br />

und Olmütz nach Brünn, wo er 1899 erster<br />

Kapellmeister des Deutschen Theaters<br />

wurde. Dort förderte er vor allem die Werke<br />

von Richard Wagner und Anton Bruckner.<br />

Er war auch Mitbegründer und Dirigent der<br />

„Philharmonischen Konzerte“ von Brünn.<br />

Das Werkverzeichnis gibt es im Internet-<br />

Portal bei „Klassika: Startseite“.<br />

Gottfried Veit<br />

Ehrenkapellmeister des VSM<br />

Ein Beispiel aus dem reichhaltigen Schaffen von Wenzel Heinrich Veit: die Vertonung der<br />

Ballade „Der König in Thule“ von J. W. von Goethe<br />

Fit in 5 Minuten<br />

Der Steirische Blasmusikverband startet mit<br />

einer neuen Serie: Fit in 5 Minuten.<br />

Ziel der Serie ist es, den Musiker*innen in<br />

kurzen Videos Tipps zur Spieltechnik zu<br />

geben.<br />

Die Beispiele sind dabei genau jenem Repertoire<br />

entnommen, das uns alle trifft.<br />

KulturFenster 45 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


hinausgeblickt<br />

JuKa Schnals und MK Völs erfolgreich<br />

beim ÖBV-Bundeswettbewerb<br />

Blasmusikwettbewerb im Zeichen von<br />

„70 Jahre Österreichischer Blasmusikverband“<br />

Zufriedene Gesichter bei der Preisverleihung: Einen fabelhaften Platz in der Altersgruppe<br />

AJ erspielte sich die Jugendkapelle Schnals mit Charlotte Rainer am Dirigentenpult.<br />

Den Beginn des dreitägigen „Wettbewerb-<br />

Marathons“ vom 23. bis 25. Oktober <strong>2021</strong><br />

in Grafenegg (Niederösterreich) machte die<br />

Österreichische Blasmusikjugend mit der<br />

Durchführung des 10. Österreichischen Jugendblasorchester-Wettbewerbs,<br />

an dem<br />

zwölf Jugendorchester aus allen Bundesländern<br />

teilnahmen.<br />

Südtirol war durch die Jugendkapelle<br />

Schnals unter der Leitung von Charlotte<br />

Rainer vertreten und erreichte mit 87,90<br />

von 100 Punkten das zweitbeste Ergebnis<br />

in der Altersklasse AJ. Das Jugendblasorchester<br />

Bad Leonfelden (Oberösterreich)<br />

und Landeck Wind - das JBO der LMS<br />

Landeck (Tirol) erspielten ex-aequo den<br />

1. Platz. So bunt wie die vielen Jugendorchester<br />

war auch das umfangreiche Rahmenprogramm<br />

beim „Tag der Österreichischen<br />

Blasmusikjugend“, unter anderem<br />

mit einem gemeinsamen Konzert von Chris<br />

Steger und dem JBO St. Rupert.<br />

Im Rahmen des Österreichischen Blasorchesterwettbewerbs<br />

der Stufe C traten zehn<br />

Orchester aus Österreich und Südtirol an.<br />

Den Tagessieg konnte sich die Musikkapelle<br />

Trautmannsdorf vor der Stadtmusikkapelle<br />

Amras (Tirol) sichern. Den dritten Platz erreichte<br />

die Musikkapelle Völs am Schlern<br />

mit Michael Vikoler als Dirigenten.<br />

Höchste Ehren wurden dem ÖBV beim<br />

Ein Treffen „auf höchster<br />

Ebene“ gab es für Kapellmeister<br />

Michael Vikoler (4.v.l.)<br />

und Obmann Martin Rabensteiner<br />

(6.v.l.) mit dem österreichischen<br />

Bundespräsidenten Alexander<br />

Van der Bellen (5.v.l.)<br />

– VSM-Verbandskapellmeister<br />

Meinhard Windisch (rechts)<br />

freut sich über den Erfolg der<br />

Völser.<br />

abendlichen Festkonzert „70 Jahre Österreichischer<br />

Blasmusikverband“ zuteil,<br />

denn niemand geringerer als Bundespräsiden<br />

Alexander Van der Bellen erwies der<br />

österreichischen Blasmusik mit seiner Anwesenheit<br />

die größte Wertschätzung, die er<br />

auch in seiner Rede zum Ausdruck brachte.<br />

Das Festkonzert wurde musikalisch vom SBO<br />

Ried unter Prof. Karl Geroldinger gestaltet<br />

und von Friedrich Anzenberger moderiert.<br />

Dabei war auch die Uraufführung von „Van<br />

Gogh“ des Komponisten Thomas Doss zu<br />

hören. Am 1. Jänner 2022 wird im Stadttheater<br />

Bozen auch seine Blasmusikoper<br />

„Blasmusikpop“ uraufgeführt; das Werk ist<br />

eine Auftragskomposition der Bürgerkapelle<br />

Gries anlässlich ihres 200-Jahr-Jubiläums.<br />

Im Rahmen des Festkonzerts wurde auch<br />

die Chronik „70 Jahre Österreichischer<br />

Blasmusikverband“ von Friedrich Anzenberger<br />

sowie die Jubiläums-CD „Wir leben<br />

Blasmusik“ mit den 15 besten Werken<br />

des Marsch-Kompositionswettbewerbs<br />

offiziell vorgestellt und auch dem Bundespräsidenten<br />

sowie dem Landeshauptfrau-<br />

Stellvertreter von Niederösterreich, Stephan<br />

Pernkopf, überreicht. Chronik und<br />

Jubiläums-CD können über die Homepage<br />

des ÖBV (www.blasmusik.at/shop) bzw. per<br />

Mail (office@blasmusik.at) bestellt werden.<br />

Den Abschluss des einzigartigen Wochenendes<br />

bildete der 2. Österreichische Bundeswettbewerb<br />

der Höchststufe am 25.<br />

Oktober, den das SBO Ried für sich entscheiden<br />

konnte.<br />

Friedrich Anzenberger<br />

Für die Musikkapelle Völs war die Teilnahme<br />

am Wettbewerb ein besonderes<br />

Erlebnis, wie ihrem Bericht zu entnehmen<br />

ist:<br />

Die Musikantinnen und Musikanten hatten<br />

diesen Tag mit Freude, aber auch mit<br />

ein wenig Lampenfieber erwartet. Nach<br />

einer Vorbereitungszeit von zirka 6 Wochen<br />

fühlten sie sich bereit, ihr Bestes<br />

zu geben.<br />

KulturFenster<br />

46 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Einen großen Erfolg<br />

konnten Kapellmeister<br />

Michael Vikoler<br />

und die Musikkapelle<br />

Völs am Schlern mit<br />

dem 3. Platz (Stufe C)<br />

für sich verbuchen.<br />

Die Musikkapelle Völs hatte im Mai 2019<br />

das Wertungsspiel des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) in Auer mit<br />

der Höchstpunktezahl abgeschlossen<br />

und nominierte sich daher als Südtiroler<br />

Vertretung am Blasmusikwettbewerb.<br />

Neben dem Pflichtstück „Stratos“ von<br />

Thomas Doss wurden die beiden Stücke<br />

„Kyrill“ von Otto M. Schwarz und „Lord<br />

Tullamore“ von Carl Wittrock gespielt. Die<br />

beiden letzteren Musikstücke wurden von<br />

Kapellmeister Michael Vikoler aus einer<br />

vorgegebenen Liste des Veranstalters ausgewählt.<br />

Die 4-köpfige Jury, der auch der<br />

Komponist des Pflichtstückes angehörte,<br />

gab nach jedem Stück ihre Bewertung ab.<br />

Am Abend bei der Preisverteilung wurden<br />

die Punkte bekanntgegeben. Obmann<br />

Martin Rabensteiner und Kapellmeister<br />

Michael Vikoler ließen sich die Preisverteilung<br />

nicht entgehen, und umso mehr<br />

Übergabe der Chronik und der<br />

Jubiläums-CD, v. l. ÖBV-Präsident<br />

Erich Riegler, Autor Friedrich<br />

Anzenberger, Bundespräsident<br />

Alexander van der Bellen<br />

und Stephan Pernkopf, Landeshauptfrau-Stellvertreter<br />

von<br />

Niederösterreich<br />

freuten sie sich über den erspielten Erfolg.<br />

Die Musikkapelle Völs hatte nämlich<br />

mit 91,29 Punkten den 3. Platz erreicht<br />

– ein Superergebnis!<br />

„Hopfnmusig“ gewinnt Grand Prix der Blasmusik<br />

Zum zweiten Mal in<br />

Folge geht der begehrte Preis nach Südtirol<br />

War es 2018 die Gruppe „South Brass“, ist<br />

es nun die Südtiroler „Hopfnmusig“, die am<br />

31. Oktober <strong>2021</strong> den begehrten 1. Preis<br />

des Grand Prix der Blasmusik – neben den<br />

„Don Bosco Musikanten“ aus Bamberg und<br />

der „Strawanzer Blasmusik“ aus Vorarlberg<br />

– in der „Blackbox“ in Kempten für sich entscheiden<br />

konnte.<br />

Bereits zwei Mal in Folge konnte eine Südtiroler<br />

Formation dieser Besetzung den<br />

in der Szene begehrten Preis einheimsen,<br />

was neben Fleiß und Ausdauer der<br />

Gruppe auf eine lebendige Blasmusikkultur<br />

und eine exzellente Ausbildung in Südtirol<br />

schließen lässt.<br />

Hans Finatzer<br />

VSM-Verbandsjugendleiter<br />

In Kempten im Allgäu erfolgreich: die „Hopfnmusig“ aus Südtirol<br />

Foto: Facebook<br />

KulturFenster<br />

47 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


gehört & gesehen<br />

Gelungener Musiksommer<br />

in der Hofburg Brixen<br />

Bürgerkapelle und Kulturverein Brixen mit vielfältigem<br />

Programm von hoher Qualität<br />

Tolle Atmosphäre und hohes musikalisches Niveau: die Bürgerkapelle Brixen und die Musikkapelle Villnöß im Innenhof der Brixner Hofburg<br />

Das Wetter hat es nicht immer gut gemeint<br />

mit dem heurigen Musiksommer<br />

in der Hofburg; trotzdem ist er in jeder<br />

Hinsicht gut gelungen. Die Vielfalt und<br />

die Qualität der gebotenen Veranstaltungen<br />

haben in diesem Jahr außerordentlich<br />

viele Brixner und Gäste in den<br />

wunderbaren Innenhof der Hofburg gelockt<br />

– oder fallweise ins Forum Brixen,<br />

das glücklicherweise als Schlecht-Wetter-Alternative<br />

bereitstand.<br />

Die Bürgerkapelle Brixen setzte zusammen<br />

mit der Musikkapelle Villnöss den<br />

markanten Auftakt. Kapellmeister Hans<br />

Pircher ließ in kluger Art zuerst die Blechbläser,<br />

dann die Holzbläser und schließlich<br />

ein spezielles Ensemble mit der herausragenden<br />

Solistin Yishu Jiang am Violoncello<br />

in Aktion treten. Im Forum boten<br />

die Blechbläser brillante Eröffnungsmusik<br />

und als Kontrapunkt einen Choral und<br />

das Solostück für Flügelhorn „Share my<br />

yoke“ von Joy Webb. Anschließend ließen<br />

die Holzbläser ihre Klangfarben in einer<br />

Ouvertüre und in „Poeme Blue“ von Fritz<br />

Neuböck spielen. Höhepunkt des Abends<br />

war wohl das Konzert für Violoncello und<br />

Ensemble (Bläser, Gitarre, Drumset, Bass)<br />

von Friedrich Gulda. Das Stück verfehlte<br />

seine Wirkung auch beim Brixner Publikum<br />

nicht, sei es durch die grenzüberschreitende<br />

stilistische Vielfalt vom Jazz<br />

bis zur Volksmusik, sei es durch das pa-<br />

KulturFenster<br />

48 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Das speziell zusammengestelltes Ensemble mit der Solistin Yishu Jiang am Violoncello und Dirigent Hans Pircher<br />

ckende Spiel der Solistin oder die subtile<br />

musikalische Leitung des Kapellmeisters.<br />

Das Bayerische Landesjugendorchester<br />

unter dem umsichtig und motivierend<br />

agierenden Dirigenten Radoslaw Szulc<br />

spielte ein Fagottkonzert von Mozart in stilsicherer<br />

Manier. Darauf stand die Symphonie<br />

<strong>Nr</strong>. 4 von Johannes Brahms auf dem<br />

Programm. Streicher wie Bläser konnten<br />

ihre instrumentalen und musikalischen<br />

Qualitäten zweifellos unter Beweis stellen<br />

und das Publikum begeistern.<br />

Das Orchester der Studienstiftung des<br />

Deutschen Volkes präsentierte unter der<br />

„<br />

Die organisatorische Zusammenarbeit<br />

zwischen Bürgerkapelle Brixen<br />

und Kulturverein Brixen Musik hat<br />

sich wiederum sehr bewährt und<br />

„<br />

Brixen eine vielfältige und qualitätsvolle<br />

Reihe von sommerlichen<br />

Musikabenden geschenkt.<br />

Leitung von Martin Wettges sommerliche<br />

„Traumbilder“. In der durch dezente Beleuchtung<br />

verfeinerten Atmosphäre des<br />

Hofburg-Innenhofes führte das anspruchsvolle<br />

Programm von Händels „Sinfonia“<br />

aus „Belshazzar“ über Bellini bis zu Mahler,<br />

Richard Wagner und Arnold Schönberg.<br />

Darauf folgte das Haydn Orchester mit<br />

Marco Pierobon an der Trompete und<br />

am Dirigentenpult mit dem Programm<br />

„Black Music“. Mit gekonnten Arrangements<br />

von Scott Joplin, Louis Armstrong,<br />

Ella Fitzgerald, Dizzie Gillespie in Orchesterfassung<br />

begeisterte er das zahlreiche<br />

Publikum im Brixner Forum.<br />

Das zweite Konzert der Bürgerkapelle<br />

Brixen und der Musikkapelle Villnöss<br />

konnte nun in der Hofburg stattfinden und<br />

fand sehr großen Publikumszuspruch. Die<br />

einzigartige Atmosphäre im Innenhof mit<br />

klug eingesetzter Beleuchtung von Fassaden<br />

und Arkadenbögen gab der Aufführung<br />

eine zusätzliche Dimension.<br />

Staunen riefen die beiden jugendlichen<br />

Ensembles „Monteverdi Wind Quintet“ und<br />

„Oktakis“ hervor. Erlesene Kammermusik<br />

ließ sommerliche Stimmung aufkommen,<br />

wenn Mozarts Serenade KV 388 oder Rinaldo<br />

Mirandas Quintett sehr kultiviert und<br />

engagiert musiziert wurden. Das Publikum<br />

ließ sich von der musikalisch durchwegs<br />

überzeugenden Interpretation und dem<br />

jugendlichen Elan der Musiker buchstäblich<br />

mitreißen.<br />

Den Abschluss des Musiksommers in der<br />

Hofburg bildete ein Abend mit Solitst*innen<br />

der Südtiroler Operettenspiele, u. a. mit<br />

Roman Pichler, Clara Sattler, Georg Hasler<br />

und Leo Ploner. In lockerer Folge waren<br />

Arien und Duetten zu hören, begleitet<br />

von Othmar Trenner am Klavier. Die<br />

zahlreichen Operetten-Fans sind jedenfalls<br />

auf ihre Kosten gekommen.<br />

Die organisatorische Zusammenarbeit zwischen<br />

Bürgerkapelle Brixen und Kulturverein<br />

Brixen Musik hat sich wiederum<br />

sehr bewährt und Brixen eine vielfältige<br />

und qualitätsvolle Reihe von sommerlichen<br />

Musikabenden geschenkt.<br />

Nathan Vikoler<br />

KulturFenster<br />

49 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


persönlich<br />

Einem treuen Freund und besonderen<br />

„Altvorderen“ zum Geburtstag<br />

ÖBV Ehrenpräsident Univ. Prof. Hofrat Dr. Friedrich Weyermüller wird 85<br />

Wenn man von Blasmusik spricht, kann<br />

man den Namen „Weyermüller“ nicht unerwähnt<br />

lassen.<br />

Über die Blasmusik hinaus freundschaftlich verbunden: Friedrich Weyermüller (rechts)<br />

und VSM-Ehrenobmann Gottfried Furgler<br />

Friedrich Weyermüller, von seinen Freunden<br />

„Fritz“ genannt, prägt seit vielen Jahren<br />

das Blasmusikwesen in Österreich und<br />

darüber hinaus.<br />

Am 28. <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong> feiert er seinen<br />

85. Geburtstag – Anlass genug, um aufrichtig<br />

Dank und Anerkennung auszusprechen.<br />

Unvergessen sind seine beeindruckenden<br />

Festansprachen bei Jubiläen, von<br />

Musikkapellen geschätzt und gefragt seine<br />

Motivationsseminare, bei welchen er mit<br />

fundiertem Wissen und viel Humor den<br />

Teilnehmern Verantwortungsbewusstsein<br />

und Einsatzbereitschaft vermittelte. Sein<br />

organisatorisches Geschick konnte er als<br />

Präsident des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />

(1980-2002) und des Internationalen<br />

Musikbundes CISM (1980-1992)<br />

eindrucksvoll unter Beweis stellen.<br />

Das freundschaftliche Verhältnis unter den<br />

Landesverbänden lag ihm sehr am Herzen.<br />

So regte er den Partnerschaftsvertrag zwischen<br />

dem ÖBV und den Landesverbänden<br />

von Südtirol und Liechtenstein an und<br />

rief den Freundeskreis „Altvordere“ (ehemalige<br />

Funktionäre und Ehrenmitglieder<br />

des ÖBV) ins Leben.<br />

Vom Direktor des Pädagogischen Instituts<br />

des Landes Tirol bis zum Landesschulinspektor<br />

für die Pflichtschulen Tirols war<br />

seine berufliche Laufbahn vielseitig und<br />

erfolgreich.<br />

Der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

schließt sich den zahlreichen Gratulanten<br />

an und wünscht dem Jubilar, seines Zeichens<br />

Träger des VSM-Verdienststerns, viele<br />

glückliche und gesunde Jahre mit seiner Lieben<br />

Gattin „Otti“ und den beiden Töchtern<br />

Barbara und Veronika: Ad multos annos!<br />

Gottfried Furgler<br />

VSM-Ehrenobmann<br />

Der Sepp, ein 80er<br />

Josef „Sepp“ Oberschmied, Ehrenmitglied<br />

des VSM-Bezirks Bruneck, feierte am vergangenen<br />

30. November seinen 80. Geburtstag.<br />

Dies nahmen Bezirksobmann Johann<br />

Hilber und Bezirksstabführer Franz<br />

Plangger zum Anlass, dem rüstigen Jubilar<br />

die herzlichsten Glückwünsche des Bezirksvorstandes<br />

sowie der Pusterer Musikkapellen<br />

zu überbringen.<br />

1968 wurde Josef Oberschmied als Jugendleiterstellvertreter<br />

in den Bezirksvorstand<br />

von Bruneck gewählt. Später bekleidete er<br />

mehrmals das Amt des Bezirksjugendleiters,<br />

Bezirkskapellmeisters und über viele<br />

Jahre des Bezirkskapellmeister-Stellvertreters.<br />

Gleichzeitig saß er auch mehrmals im<br />

Vorstand des VSM, unter anderem als Verbandskapellmeister-Stellvertreter.<br />

Neben dieser jahrzehntelangen Arbeit im<br />

Bezirk und Verband war er Kapellmeister<br />

in St. Georgen, Bruneck, Reischach und<br />

Percha und hat dort besondere Spuren hinterlassen.<br />

Zudem war er auch ein sehr beliebter<br />

Klarinettenlehrer an der Musikschule<br />

der Rienzstadt und hat Generationen von<br />

Musikant*innen begleitet und gefördert.<br />

Sein Augenmerk galt stets einer gediegenen<br />

Ausbildung der Jugend sowie die<br />

Weiter- und Fortbildung der Kapellmeister.<br />

„Mit vollem Einsatz, ohne Mühen zu<br />

scheuen, setzte er sich 33 Jahre lang für<br />

das Wohl der Blasmusik ein!“, hob Hilber<br />

hervor: „Unsere Wertschätzung sowie<br />

die besten Glückwünsche zu deinem<br />

80. Geburtstag!“<br />

Stephan Niederegger<br />

Alles Gute zum runden Geburtstag!<br />

KulturFenster<br />

50 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


entdeckt<br />

Weihnachtsweisen für guten Zweck<br />

Neue CD „Advent in Tirol“ der Unterinntaler Weihnachtsbläser<br />

Jedes Jahr produzieren die Unterinntaler<br />

Weihnachtsbläser gemeinsam mit professionellen<br />

Musikern eine Weihnachts-CD.<br />

Der Erlös geht traditionell an einen guten<br />

Zweck. Auch das Notenmaterial der eingespielten<br />

Stücke, die bei Edition-Rinner<br />

erhältlich sind, werden gespendet.<br />

Heuer kommen die Einnahmen aus den<br />

CD-Verkäufen in Not geratenen Familien,<br />

der Kinderkrebshilfe und anderen sozialen<br />

Einrichtungen zugute.<br />

Ganz nach dem Motto „Es geschieht nichts<br />

Gutes, außer man tut es“ stellen die Unterinntaler<br />

Weihnachtsbläser die Verbindung<br />

zwischen Musik und sozialem Engagement<br />

her. Koordiniert wird das Projekt<br />

von Peter Obrist und Erwin Feiß mit Unterstützung<br />

vom Eltern-Kind-Zentrum Schwaz.<br />

Die CD kann bei Peter Obrist um 15 Euro,<br />

entweder über telefonische Bestellung unter<br />

+43 676/ 4851151 oder per Mail (peterobrist@ymail.com)<br />

erworben werden.<br />

Notensätze der eingespielten Weihnachtslieder<br />

sind beim Musikverlag Edition Rinner<br />

per Mail (office@edition-rinner.at) erhältlich.<br />

Peter Obrist<br />

Unter dem Titel „Advent in Tirol“ haben die Unterinntaler Weihnachtsbläser ihre neue CD<br />

herausgebracht<br />

Foto Cover: Peter Manninger<br />

„Melodie der Freundschaft“ von Gottfried Veit<br />

Ein nicht alltägliches Konzertstück für Alphorn und Blasorchester<br />

Eine nicht alltägliche Komposition von<br />

Gottfried Veit ist soeben beim Musikverlag<br />

Tatzer erschienen. Eine ausführliche<br />

Werksbeschreibung über die Bauweise<br />

und die traditionellen Einsatzmöglichkeiten<br />

des Alphorns fi ndet man in der<br />

Einführung. Das Konzertstück „Melodie<br />

der Freundschaft“ ist als kleine Rondo-<br />

Form (ABACA) mit kurzem Vor- sowie<br />

Nachspiel angelegt. Die gefällige Hauptmelodie<br />

wird zweimal durch einen Tutti-<br />

Teil ergänzt. Charakteristisch für dieses<br />

Konzertstück ist, dass es trotz des naturtönigen<br />

Soloinstruments eine bemerkenswerte<br />

harmonische Mannigfaltigkeit<br />

aufweist.<br />

Die Komposition hat Gottfried Veit der<br />

allseits bekannten Schweizer Alphornistin<br />

Lisa Stoll gewidmet. Das rund dreiminütige<br />

Konzertstück stellt an die Musiker<br />

des Blasorchesters spieltechnisch keine<br />

besonderen Anforderungen. Die Solostimme<br />

kann, laut Angabe des Komponisten,<br />

auch von einem Tenorhorn oder<br />

einer Posaune gespielt werden. Mit der<br />

vorliegenden Notenausgabe kann die<br />

„Melodie der Freundschaft“ zudem in<br />

vier verschiedenen Versionen dargeboten<br />

werden: Alphorn solo, Alphorn und<br />

Klavier, Alphorn und Orgel, Alphorn und<br />

Blasorchester.<br />

Melodie der Freundschaft – für Alphorn<br />

in F und Blasorchester von Gottfried Veit<br />

– Musikverlag TATZER<br />

Walter Cazzanelli<br />

KulturFenster<br />

51 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


komponiert<br />

„Neue Musik“ als Chance<br />

für die Blasmusik<br />

Christian Gamper, Komponist und Dirigent aus dem Ultental<br />

„NEUE Musik“, nicht zu verwechseln mit<br />

zeitgenössischer Musik, die speziell in der<br />

Blasmusik für eine sehr neoromantische Tonsprache<br />

steht, kann für die diese auch eine<br />

Chance sein. Neue Perspektiven, neue Spieltechniken,<br />

neue Klänge/Klangvorstellungen<br />

können neue Horizonte schaffen und auch<br />

das Verständnis für das traditionelle Musizieren<br />

befruchten und folglich verbessern.<br />

Zwischen rebellierenden<br />

Welten<br />

Liest man die Titel der ersten Kompositionen<br />

von Christian Gamper, „Voiles Boarischer“<br />

(2009), mi.n(i)atürlich (2009)<br />

oder „Das Rauschen of the al.men in His<br />

(2010), so spiegelt sich darin von Anfang<br />

an eine klare Vorstellung des persönlichen<br />

Komponierstils wider: die große Liebe zur<br />

alpenländischen Volksmusik, die Emanzipation<br />

von Geräuschen als Stilmittel, subtile<br />

Seitenhiebe gegenüber dem Pseudointelektuellem<br />

und der große Mut, das „Alte“<br />

wieder mit ins Boot zu nehmen. In diesem<br />

Spannungsfeld entstehen die Kompositionen<br />

von Christian Gamper und sind deswegen<br />

schwer einzuordnen, weil sie weder<br />

radikal avantgardistisch sind, noch naiv<br />

rückwärtsgewandt. Die Werke sind mit<br />

der Intention geschrieben, publikumsgefällig<br />

zu sein, was im extremsten Sinn der<br />

„Neuen Musik“ nicht unbedingt als ein legitimes<br />

Kriterium gilt, sie eröffnen aber im<br />

Kompostionsprozess eine große Herausforderung<br />

im Brückenschlag zwischen rebellierenden<br />

Welten.<br />

„<br />

Wer Mut zum „Alten“ hat, wird beschenkt<br />

mit noch mehr Mut zu<br />

„„Neuem“.<br />

Christian Gamper<br />

Zur Person<br />

Christian Gamper wird 1978 in Bozen<br />

geboren und wächst in St. Nikolaus im<br />

Ultental auf. Sein Vater spielt in der Musikkapelle;<br />

dadurch kommt es sehr früh<br />

zum Kontakt mit Blasmusik und Volksmusik.<br />

Mit bereits 18 Jahren übernimmt<br />

er die Leitung der Kapelle und beginnt<br />

zugleich die 3-jährige Kapellmeisterausbildung<br />

an der Musikschule Meran bei<br />

Prof. Hans Obkircher, Dietrich Oberdörfer<br />

und Christian Graf. Diese Ausbildung<br />

sollte den Start in seine professionelle<br />

Musikerlaufbahn markieren.<br />

Im Alter von 23 Jahren beginnt er seine<br />

Ausbildung am Tiroler Landeskonservatorium<br />

in Innsbruck. Das Studium im Konzertfach<br />

Dirigieren bei Prof. Edgar Seipenbusch<br />

und Tito Ceccherini kann Christian<br />

Gamper im November erfolgreich mit der<br />

Diplomprüfung beenden. Zugleich beginnt<br />

er im Wintersemester 2007 das Studium<br />

im Fach Komposition und Musiktheorie<br />

bei Prof. Dr. Martin Lichtfuss und Franz<br />

Baur. Im Juni 2012 schließt er dieses<br />

Studium mit Auszeichnung ab. Es folgen<br />

zwei Meisterjahre und zahlreiche Uraufführungen,<br />

auch unter seiner Leitung.<br />

Neben Uraufführungen im ORF und im<br />

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum<br />

kommt es zur Uraufführung einer Auftragskomposition<br />

bei den Gustav Mahler<br />

Musikwochen in Toblach; der Auftrag<br />

kommt vom Südtiroler Künstlerbund, deren<br />

Mitglied Christian Gamper seit 2011<br />

ist und für den er bereits einige Werke<br />

schreiben durfte. Seine Werke werden,<br />

neben den unten genannten, auch von<br />

der Akademie St. Blasius, vom Leonhard<br />

Lechner Chor und vom Kammerchor „NovoCanto“<br />

uraufgeführt. Vom letztgenannten<br />

wurde das Werk „Iod.ler fantastique“<br />

auf CD eingesungen, die in Zusammenarbeit<br />

mit dem Tiroler Sängerbund und<br />

dem Konservatorium entstand.<br />

Inspiriert sind seine Werke durch die große<br />

Leidenschaft, den Sommer auf der Alm<br />

zu verbringen und die innige Wertschätzung<br />

musikalischer Vorfahren.<br />

Auf den Spuren von Dufay,<br />

Bartok und Ligeti<br />

Eine große Nähe spüre er, so sagt Christian<br />

Gamper, zur Vokalpolyphonie der Renaissance,<br />

am bevorzugtesten zu der des<br />

späten Mittelalters bzw. der frühen Renaissance<br />

(Dufay), zur von der Volksmusik beeinflussten<br />

Musik Bartoks und zur Klang-/<br />

Klangflächenkomposition Ligetis.<br />

Sie sind deswegen Inspiration und Muse, auf<br />

deren Ästhetik aufbauend mutig „Neues“ zu<br />

schaffen. Dabei spielt, wie auch schon erwähnt,<br />

die Aleatorik, also die Hereinnahme<br />

des Zufalls und die Verwendung neuer auch<br />

teilweise selbst entwickelter Spieltechniken<br />

oder allgemein musikalischer Materialien<br />

eine große Rolle; wie z.B. die hexatonische<br />

Tonleiter („Hexatonik“) in seinem Werk für<br />

Brassband „Alpesmande through falling angels“.<br />

(Seite 1 der Partitur)<br />

Gamper gelingt es – trotz Neuem und teilweise<br />

Irritierendem in seinen Werken – mit<br />

seiner doch noch moderaten Tonsprache<br />

ein spannendes Hörerlebnis zu schaffen.<br />

KulturFenster<br />

52 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


123<br />

123<br />

123<br />

<br />

<br />

F123<br />

F123<br />

**) o fen<br />

= einmalige Repition der markierten Figur<br />

<br />

sim.<br />

sim.<br />

sim.<br />

Blasmusik<br />

22<br />

Picc.<br />

154<br />

M Ohne Zeitmaß (aleatorisch)<br />

Dauer bis N : ca. 60 '<br />

<br />

<br />

PARTITUR<br />

Piccolo<br />

1.Flöte<br />

2.Flöte<br />

1./2.Oboe<br />

(2.auch Englischhorn)<br />

Fagott<br />

1.Klarinette in B<br />

div.a3<br />

2.Klarinette in B<br />

div.a3<br />

3.Klarinette in B<br />

div.a2<br />

Altklarinette in Es<br />

Bassklarinette in B<br />

Kontrabasskl. in B<br />

1./2.Altsaxophon in Es<br />

Tenorsaxophon in B<br />

Baritonsaxophon in Es<br />

Kontrabass<br />

1./3.Horn in F<br />

2./4.Horn in F<br />

1.Trompete in B<br />

2.Trompete in B<br />

3.Trompete in B<br />

1.Posaune in C<br />

2.Posaune in C<br />

3.Posaune in C<br />

Pauken<br />

Percussion 1<br />

(kl./gr.Trommel)<br />

Percussion 2<br />

(kl.Trommel/Becken)<br />

Percussion 3<br />

(kl.Trommel/Tambourin)<br />

Röhrenglocken,Tamtam<br />

Vibraphon, Tamtam<br />

Harfe<br />

1./2.Flügelhorn in B<br />

Tenorhorn in B<br />

Bariton/<br />

Euphonium in C<br />

1./2.Tuba in C<br />

Lento q = 60<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

"Multiphonic"<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

pp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ppp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ppp<br />

<br />

<br />

<br />

pp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

pp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

pp<br />

snares on<br />

<br />

im Uhrzeigersinn (Freq. 0.25 : 1)<br />

<br />

<br />

ppp<br />

pp<br />

snares on<br />

im Uhrzeigersinn (Freq. : 1 U/Viertel)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ppp<br />

pp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ppp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

nach Philippe de Vitry's isorhytmischer Motette "IN ARBORIS" (1317)<br />

Meraner Festmotette<br />

Auftragskomposition der Bürgerkapelle Untermais anlässlich der 700-Jahrfeier der Stadt Meran<br />

INTRODUKTION<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ppp<br />

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<br />

<br />

ppp<br />

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<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

pizz.<br />

<br />

<br />

<br />

pp<br />

<br />

*) nur Luft hineinblasen<br />

<br />

<br />

<br />

*) <br />

<br />

pp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

*) nur Luft hineinblasen<br />

*) <br />

<br />

<br />

pp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

*) nur Luft hineinblasen<br />

*) <br />

ppp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

*) nur Luft hineinblasen<br />

*) <br />

ppp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

*) nur Luft hineinblasen<br />

*) <br />

ppp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

glis.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Lento q = 60<br />

pp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

gliss.<br />

gliss.<br />

gliss.<br />

gliss.<br />

<br />

<br />

gliss.<br />

<br />

<br />

<br />

ppp<br />

gliss.<br />

Christian Gamper<br />

<br />

gliss.<br />

<br />

<br />

Fl.1<br />

Fl.2<br />

Ob.1/2<br />

Fag.<br />

1.Kl.<br />

2.Kl.<br />

3.Kl.<br />

Alt Kl.<br />

B. Kl.<br />

Kb. Kl.<br />

1./2. A.Sax.<br />

T. Sax.<br />

Bar. Sax.<br />

Kb.<br />

Hn.1/3<br />

Hn.2/4<br />

1.Tpt.<br />

2.Tpt.<br />

3.Tpt.<br />

Pk.<br />

Perc.1<br />

Röhrengl.<br />

Vib.<br />

Hfe.<br />

Flgh.1/2<br />

Tenh.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

> 6 Sekunden ><br />

pp<br />

pp<br />

> 3 Sekunden > sim.<br />

> > 6 Sekunden <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

> 6 Sekunden > > 3 Sekunden ><br />

pp p<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

*) <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

pp p<br />

> 6 Sekunden > <br />

><br />

<br />

> 6 Sekunden <br />

<br />

><br />

pp<br />

<br />

> 6 Sekunden > 6 Sekunden ><br />

<br />

> 3 Sekunden > <br />

sim.<br />

<br />

> 6 Sekunden ><br />

<br />

> 6 Sekunden ><br />

<br />

<br />

<br />

> 3 Sekunden > sim.<br />

pp<br />

> 6 Sekunden ><br />

<br />

<br />

> 3 Sekunden > sim.<br />

> 6 Sekunden ><br />

<br />

sim.<br />

<br />

<br />

> 3 Sekunden > ><br />

pp<br />

<br />

> 6 Sekunden ppp<br />

ppp<br />

pp<br />

kl .Tr<br />

Tamtam<br />

M<br />

ppp<br />

F123<br />

f ff <br />

*)<br />

ppp<br />

*)<br />

pp<br />

pp <br />

Ohne Zeitmaß (aleatorisch)<br />

Dauer bis N : ca. 60 '<br />

ppp<br />

ppp<br />

(Flöten und Klarinetten)<br />

> 6 Sekunden ><br />

pp<br />

pp<br />

pp<br />

pp<br />

(Flöten und Klarinetten)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

a2<br />

*) nur Luft hineinblasen<br />

a2<br />

*)<br />

+ <br />

B123<br />

<br />

*) + o<br />

*) <br />

*) nur Luft hineinblasen<br />

**) **) halb offen<br />

*) nur Luft hineinblasen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

snares on<br />

im Uhrzeigersinn (Freq. : 0.5 U/sek)<br />

**) **) halb offen<br />

*) nur Luft hineinblasen<br />

10 Sekunden > <br />

**) **) halb offen<br />

o<br />

*) nur Luft hineinblasen<br />

<br />

<br />

<br />

10 Sekunden > <br />

<br />

<br />

<br />

> 3 Sekunden ><br />

> 3 Sekunden ><br />

= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum 3. Signal (Vibraphon)<br />

<br />

10 Sekunden > <br />

<br />

<br />

<br />

> 3 Sekunden > sim.<br />

= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum nächsten Signal (Vibraphon)<br />

<br />

= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum dri ten Signal (Vibraphon)<br />

<br />

<br />

= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum dri ten Signal (Vibraphon)<br />

<br />

= fortlaufende Repition der markierten Figur<br />

bis zum zweiten Signal (Vibraphon)<br />

= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum dri ten Signal (Vibraphon)<br />

*)mit 2 Kontrabassbögen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

**)<br />

o<br />

*) nur Luft hineinblasen<br />

*)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

**) **) halb offen<br />

<br />

<br />

*) nur Luft hineinblasen<br />

<br />

10 Sekunden > <br />

<br />

<br />

10 Sekunden > <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum 3. Signal (Vibraphon)<br />

= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum 3. Signal (Vibraphon)<br />

*) 1. <br />

<br />

Einblick in die Partitur der<br />

„Meraner Festmotette“<br />

f<br />

<br />

Englischhorn<br />

Meraner Festmotette<br />

„<br />

Angeregt durch die Gemeinde Meran und<br />

die Bürgerkapelle Untermais, entstand im<br />

Auftrag letzterer anlässlich der 700–Jahrfeier<br />

der Stadt Meran die „Meraner Festmotette“<br />

und wurde am 19. März 2017<br />

durch die Bürgerkapelle im Meraner Kursaal<br />

uraufgeführt.<br />

Typisch für den Kompositionsstil Gampers<br />

dient dem Werk als interaktiver Transmitter<br />

die isorhythmische Motette „IN ARBO-<br />

RIS“ von Philippe de Vitry. Sie ist Brückenbauer<br />

ins spätmittelalterliche Jahr 1317, in<br />

dem die Motette entstanden sein könnte,<br />

und vor allem ins Jahr, in dem Meran sein<br />

Stadtrecht erhält. Thematisch/motivisches<br />

Fundament bildet der „cantus firmus“ aus<br />

Vitry’s Motette und wird auch in der Exposition<br />

von den Musikanten als solcher gesungen,<br />

und in das polyphone Geflecht<br />

verwoben.<br />

Die Introduktion und der pastorale Mittelteil<br />

sind klanglich sehr reizvoll gestaltet;<br />

Multiphonics in den Flöten, Clusterklänge,<br />

Emanzipation des Geräusches<br />

und z.B. die Hereinnahme des Zufalls Für mich als Komponist und Dirigent<br />

ist es immer wieder eine große<br />

(Aleatorik) als kompositorisches Mittel<br />

(in diesen Teilen gibt es keine Taktstriche Ehre, dem Wesen der Musik dienen<br />

und kein Metrum) geben dem Werk einen<br />

klanglichen und gestalterischen Reiz,<br />

Christian Gamper<br />

„<br />

zu dürfen.<br />

neben der lebendigen polyphonen Motette<br />

(siehe Beispiel S. 22 aus der Partitur<br />

oben rechts)<br />

KulturFenster<br />

53 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


NATURTONREIHE F Horn<br />

Bezeichnung des Tons in der Normalnotation<br />

+Abweichung zur temperierten Stimmung in cent<br />

Griffe :<br />

Zug1: ca.2cm<br />

Zug2: ca.6mm<br />

Zug3: ca.1.8cm ausgezogen<br />

Teilton<br />

*)<br />

F0<br />

as1<br />

-50<br />

Bezeichnung des Tons in der Normalnotation<br />

+Abweichung zur temperierten Stimmung in cent<br />

b1<br />

-31<br />

c2<br />

-50<br />

23 1<br />

I.<br />

123 23<br />

0 123<br />

Oktave<br />

1 0<br />

7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.<br />

cis2<br />

+36<br />

-31 +4 -14 -49 +2 +40<br />

Griffe : 23 1 123 23<br />

F Horn >Zug1: ca.4.5cm<br />

I.<br />

Zug2: ca.2.5cm<br />

Zug3: ca.2cm ausgezogen<br />

as<br />

-50<br />

b<br />

-31<br />

c1<br />

-50<br />

cis1<br />

+36<br />

0 123<br />

Oktave<br />

e2<br />

-14<br />

-31<br />

1 0<br />

fis2<br />

-19<br />

2<br />

2<br />

as2<br />

-62<br />

1<br />

1<br />

b2<br />

-31 c3<br />

*) Abweichung von der temperierten Stimmung in cent<br />

e1<br />

-14<br />

fis1<br />

-19<br />

as1<br />

-62<br />

0<br />

b1<br />

-31<br />

0<br />

0<br />

c2<br />

0<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

komponiert<br />

Wichtige Stationen im Schaffen des<br />

Komponisten Christian Gamper<br />

2009: erste Kompositionen: „Voiles–Boarischer“<br />

für Hackbrett und Klavier;<br />

„mi.n(i)atürlich“ – 4 Minia-<br />

<br />

<br />

<br />

1.Trompete in B<br />

(hexatonic scale)<br />

2.Trompete in B<br />

turen für Blockflöte, Gitarre und<br />

(hexatonic scale)<br />

3.Trompete in B<br />

(hexatonic scale)<br />

Streichquartett – Uraufführung im<br />

4.Trompete in B<br />

(hexatonic scale)<br />

Konservatorium<br />

2011: Aufnahme in den Südtiroler Künstlerbund<br />

F0<br />

1.Horn in F <br />

2.Horn in F<br />

2015: „L’anima of the al.men in Deses.<br />

(hexatonic scale) <br />

Preludio concertante“ – Uraufführung<br />

durch das Hayden Orchester<br />

Vibraphon<br />

<br />

von Bozen und Trient<br />

<br />

Tam tam <br />

-31cent<br />

2015: „Niklaser Parodiemesse“ für Dorfkapelle<br />

– Uraufführung durch die<br />

2.Posaune<br />

3<br />

1.Posaune<br />

2<br />

<br />

MK St. Nikolaus/Ulten im Rahmen<br />

des Festgottesdienstes zum<br />

-31cent<br />

3.Posaune<br />

<br />

Bass-Posaune<br />

<br />

1.Tuba<br />

17. Landesmusikfest in der Stadtpfarrkirche<br />

St. Nikolaus in Meran<br />

<br />

2.Tuba <br />

2016: „Das Paradies im Tod“ – Symphonische<br />

Skizze für Kammerorchester<br />

und Frauenchor – Uraufführung und<br />

Einspielung auf CD durch das Kammerorchester<br />

„Innstrumenti“ (Link: www.helbling.com)<br />

2017: „Meraner Festmotette“ für Blasorchester –<br />

Auftragskomposition der Bürgerkapelle Untermais<br />

anlässlich der 700-Jahrfeier der Stadt<br />

Meran (Link: www.christiangamper.com)<br />

2018: 1. Streichquartett „Tumpfer Klasele“ in Fis-Moll<br />

– Uraufführung durch das „Cedag Quartett“<br />

2018: „Concertino“ für Steirische Harmonika und<br />

Streichquartett - Uraufführung durch Franz<br />

Posch und das „Cedag Quartett“<br />

2018: „Muattr Maria“ – Motette für gemischten<br />

Chor, Text: Maridl Innerhofer – Uraufführung<br />

durch den „New Liszt Ferenc<br />

Chamber Choir“ aus Budapest<br />

im Rahmen des Festivals<br />

MUSICA SACRA in Pordenone<br />

(bereits 2017 für Sopran und<br />

Streichquartett geschrieben, Uraufführung<br />

durch Martina Bortolotti<br />

und das „Amarida“ Quartett)<br />

<strong>2021</strong>: „Solem ruaus“ – Larghetto für Klarinette<br />

und Streichquartett – Uraufführung<br />

durch Andrea Götsch<br />

Klarinette in B<br />

und das „Amarida“ Quartett<br />

<br />

<strong>2021</strong>: „O SOLE VERO“ für Männerchor,<br />

Violine 1<br />

erscheint im November <strong>2021</strong> in<br />

einem Sammelband unter dem Titel<br />

„Nativitas Domini“, mit Werken<br />

Violine 2<br />

für die Weihnachtszeit von Komponisten<br />

aus allen 20 Regionen<br />

Viola<br />

Italiens. Auftraggeber ist der nationale<br />

Chorverband FENIARCO,<br />

Violoncello<br />

dessen Partner auch der Südtiroler<br />

Chorverband ist.<br />

<br />

Christian Gamper<br />

Tempo di Allemande e=67<br />

"HEXATONIK" (Trp.1-4)<br />

II.<br />

gliss.<br />

III.<br />

IV.<br />

V.<br />

VI.<br />

VII.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

f ff p pp<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

gliss.<br />

<br />

"HEXATONIK"(2.HN.)<br />

f<br />

ff<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

f ff p espress. mf ppp<br />

gliss.<br />

II.<br />

III.<br />

gewidmet allen Schutzengeln<br />

TÄÑxáÅtÇwx à{ÜÉâz{ ytÄÄ|Çz tÇzxÄá<br />

IV.<br />

V.<br />

VI.<br />

VII.<br />

<br />

<br />

Tempo di Allemande e=67<br />

<br />

<br />

I.ALLEMANDE<br />

("falling angels")<br />

<br />

<br />

(2+2+3)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

f p pp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

f ff ppp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

f ff ppp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

(2+2+3)<br />

<br />

<br />

ppp<br />

p f p<br />

-31 cent<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

7 <br />

gliss. (sehr langsam)<br />

(Lippen am Mundstück)<br />

<br />

<br />

<br />

pp<br />

fp f p<br />

Aah<br />

-31cent<br />

-31 cent<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

7 (Lippen am Mundstück)<br />

<br />

gliss. (sehr langsam)<br />

<br />

pp<br />

fp f p<br />

Aah<br />

-31 cent<br />

<br />

(Lippen am Mundstück)<br />

3 <br />

<br />

<br />

gliss. (sehr langsam) 7 <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

fp f p<br />

pp<br />

Aah<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ff<br />

<br />

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sim.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ff<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

mp<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ff <br />

p<br />

Larghetto e = 60<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Solem ruaus<br />

"Feierliche Ruhe"<br />

LARGHETTO FÜR KLARINETTENQUINTETT<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

3<br />

<br />

p 3<br />

ppp<br />

3 p pp<br />

3 <br />

3 3 <br />

con sord.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

3<br />

p 3<br />

3<br />

ppp p <br />

con sord.<br />

3 <br />

<br />

<br />

<br />

3<br />

3<br />

<br />

<br />

<br />

con sord.<br />

<br />

3 <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

3 <br />

<br />

3<br />

<br />

<br />

con sord.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

3<br />

3<br />

<br />

<br />

3<br />

p ppp p<br />

<br />

<br />

<br />

Christian Gamper<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Christian Gamper<br />

<br />

<br />

<br />

Christian Gamper, der Komponist<br />

und Dirigent, mit dem Mut zu<br />

Neuem und der innigen Wertschätzung<br />

der musikalischen Vorfahren<br />

KulturFenster<br />

54 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Es war einmal …<br />

eine Musikkapelle<br />

Bitte um Mitarbeit bei der Suche nach verschollenen Musikkapellen<br />

Es hat in der Vergangenheit in unserm Land gar einige Musikkapellen<br />

gegeben, die im Laufe der Zeit von der Bildfläche verschwunden<br />

sind und vielfach erinnern nur mehr lückenhafte<br />

Notizen von deren vormaliger Existenz.<br />

Nun soll der Versuch gemacht werden, ein vom Vergessen bedrohtes<br />

Kapitel Südtiroler Blasmusikgeschichte zu dokumentieren<br />

und für die Zukunft zu sichern.<br />

Deshalb ersuchen wir alle, die vom Bestand ehemals existierender<br />

und heute verschwundener Musikkapellen oder selbstständiger<br />

Bläserformationen Kenntnis haben, dies mitzuteilen.<br />

Vor allem bitten wir, auch ältere Musikanten oder ältere Menschen<br />

aus der Dorfgemeinschaft anzusprechen und sie nach ihren<br />

diesbezüglichen Erinnerungen zu befragen.<br />

Wenn es neben den bloßen Erinnerungen auch noch konkrete<br />

Unterlagen (Dokumente, Fotos, Zeitungsmeldungen etc.) zu den<br />

verschwundenen Musikkapellen geben sollte, so wären wir für<br />

deren leihweise Überlassung natürlich sehr dankbar. Jeder noch<br />

so kleine Hinweis ist bei der Recherche hilfreich!<br />

Hinweise und Infos bitte direkt an den Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />

Schlernstraße 1, 39100 Bozen oder info@vsm.bz.it<br />

GESUCHT!<br />

Erinnerungen, Dokumente,<br />

Fotos, Zeitungsmeldungen etc.<br />

Stephan Niederegger<br />

BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />

jeden Montag<br />

von 17 bis 18 Uhr<br />

„Dur und Schräg“<br />

Traditionelle und neue<br />

Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />

jeden Freitag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />

jeden Samstag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Faszination Blasmusik“<br />

mit Arnold Leimgruber<br />

(Wiederholung<br />

am Sonntag um 10 Uhr)<br />

jeden Freitag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Das Platzkonzert“<br />

mit Peter Kostner<br />

KulturFenster<br />

55 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


kurz notiert<br />

kurz notiert –<br />

das neue „Musikpanorama“<br />

… für Nachrichten aus den Musikkapellen<br />

Nachdem durch diverse Lockerungen<br />

nun wieder Proben, Auftritte und Veranstaltungen<br />

von Musikkapellen „erlaubt“<br />

sind, laden wir auch wieder ein,<br />

uns Berichte davon zukommen zu lassen.<br />

Im Zuge der Neugestaltung des<br />

„KulturFensters“ ist die ehemalige Rubrik<br />

„Musikpanorama“ in „kurz notiert“<br />

unbenannt worden; sie soll aber weiterhin<br />

als Plattform für die Berichterstattung<br />

aus den Musikkapellen und<br />

damit zu einem regen Erfahrungsaustausch<br />

genutzt werden.<br />

Damit aber alle Artikel Platz fi nden<br />

können, ist es notwendig, dass die jeweiligen<br />

Texte nicht mehr als 1.500<br />

Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen.<br />

Die Berichterstatter*innen der Musikkapellen<br />

sind gebeten, diese Vorgabe<br />

einzuhalten. Ein aussagekräftiges und<br />

vor allem drucktaugliches Foto – in<br />

entsprechend guter Auflösung und mit<br />

Bildtext – ist ebenfalls immer sehr willkommen.<br />

Bitte auch immer den Redaktionsschluss<br />

beachten!<br />

Wir freuen uns auf viele „kurz notierte“<br />

Meldungen!<br />

Die Redaktion<br />

Fest der hl. Cäcilia <strong>2021</strong><br />

Nicht einfach waren die vergangenen zwei Vereinsjahre für die Bürgerkapelle Schlanders<br />

Nach einer weiteren Corona bedingten<br />

Durststrecke von Herbst 2020 bis ins<br />

späte Frühjahr <strong>2021</strong> konnte die Bürgerkapelle<br />

ihre Vereinstätigkeit, wenn auch<br />

mit Einschränkungen, endlich wieder<br />

aufnehmen.<br />

Die Hoffnung, diesen Herbst nun die traditionelle<br />

Cäcilienfeier mit Mittagessen abhalten<br />

zu können, schwand leider durch<br />

das Covid19-Infektionsgeschehen der<br />

vergangenen Wochen. Die Vereinsführung<br />

hat daher kurzfristig entschieden,<br />

die heurigen Cäcilienfeierlichkeiten nur<br />

in eingeschränktem Rahmen abzuhalten.<br />

Die Musikant*innen trafen sich zur Gestaltung<br />

des Sonntagsgottesdienstes in<br />

der Pfarrkirche, bei dem Hochwürden Sebastian<br />

Egger in seiner Predigt anerkennende<br />

und wertschätzende Worte für den<br />

Verein fand.<br />

Beim anschließenden offiziellen Teil für<br />

die Mitglieder im Probelokal mit kurzen<br />

Ansprachen des Obmanns und des Kapellmeisters<br />

überbrachte Bürgermeister<br />

Dieter Pinggera die Grußworte der Gemeindeverwaltung.<br />

Er dankte jedem einzelnen<br />

Vereinsmitglied für den großen Zusammenhalt<br />

und das Verantwortungs- und<br />

Gemeinschaftsbewusstsein im Verein in<br />

diesen schwierigen Zeiten.<br />

Höhepunkt und zugleich Abschluss der<br />

Feierlichkeiten waren die Ehrungen verdienter<br />

Mitglieder der beiden Vereinsjahre<br />

2020 (Verbandsehrenzeichen in Bronze für<br />

15 Jahre: Julia Horrer, Julia Tappeiner, Johannes<br />

Ziernheld; Verbandsehrenzeichen<br />

in Silber für 25 Jahre: Martin Ohrwalder,<br />

Walburg Gamper; Verbandsehrenzeichen<br />

in Gold für 40 Jahre: Stephan Horrer) und<br />

<strong>2021</strong> (Verbandsehrenzeichen in Bronze für<br />

15 Jahre: Sandra Gutgsell, Kurt Gufler; Verbandsehrenzeichen<br />

in Silber für 25 Jahre:<br />

Manuel Regensburger, Martin Ratschiller).<br />

Die Bürgerkapelle hofft, ihre Probentätigkeit<br />

mit der bisherigen Disziplin weiterführen<br />

zu können, und freut sich bereits jetzt<br />

darauf, nach der letztjährigen Pause am<br />

kommenden 30. <strong>Dezember</strong> wieder musikalische<br />

Glückwünsche für das Jahr 2022<br />

überbringen zu dürfen.<br />

KulturFenster<br />

56 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

Fünf 40er und ein 60er bei der MK St. Peter<br />

Richard Federer zum Ehrenmitglied ernannt<br />

Da auch heuer aufgrund der unsicheren<br />

Lage das traditionelle Cäcilienkonzert der<br />

MK St. Peter nicht stattfand und somit auch<br />

die Ehrungen nicht vorgenommen werden<br />

konnten, wurden diese im Rahmen eines<br />

Konzertes im Anschluss an den Sonntagsgottesdienst<br />

vorgenommen. Das Goldene<br />

Ehrenzeichen für 40 Jahre Vereinstätigkeit<br />

gab es für Gabi Rabanser, Georg Solderer,<br />

Manfred Federer, Stefan Kerschbaumer<br />

und Thomas Rabanser. Das große Ehrenzeichen<br />

in Gold am Bande für 60 Jahre<br />

Mitgliedschaft wäre eigentlich schon letztes<br />

Jahr fällig gewesen, musste aber aus hinlänglich<br />

bekannten Gründen heuer nachgeholt<br />

werden.<br />

Diese nicht alltägliche Ehrung ging an den<br />

Klarinettisten Karl Rabanser, der zudem<br />

12 Jahre als Kapellmeister tätig war und<br />

noch viel länger als Stabführer die Musikkapelle<br />

auf Umzüge und Prozessionen vorbereitete.<br />

Den „krönenden“ Höhepunkt bildete<br />

die Ernennung von Richard Federer<br />

zum Ehrenmitglied der Kapelle. Er war 64<br />

Jahre lang aktiv dabei, spielte Flügelhorn<br />

und war Obmann von 1965 bis 1970. Unter<br />

seiner Führung wurden die heutigen<br />

Trachten angekauft.<br />

Weiters wurden den beiden Jung-Musikantinnen<br />

Laura und Sandra Solderer (Klarinette)<br />

das Leistungsabzeichen in Bronze<br />

verliehen und schließlich konnte mit Katharina<br />

Brugger (Klarinette) eine neue Musikantin<br />

vorgestellt werden.<br />

Obmann Christian Schenk dankte allen<br />

Geehrten sowie allen Musikant*innen für<br />

ihren unermüdlichen, ehrenamtlichen<br />

Einsatz, gerade auch in diesen schwierigen<br />

Zeiten.<br />

Christian Schenk<br />

Ehrungen bei der Musikkapelle St. Peter: (v. l.) Obmann Christian Schenk, Manfred Federer,<br />

Stefan Kerschbaumer, Gabi Rabanser, Ehrenmitglied Richard Federer, Georg Solderer,<br />

Thomas Rabanser, Kapellmeister Helmuth Valersi und Karl Rabanser<br />

Eine „verdiente Heimat“ für die Musikkapelle Jenesien<br />

Übergabe und Segnung des neuen Musikprobelokals<br />

Am 10. Oktober war es endlich soweit.<br />

Das neue Jenesier Musikhaus konnte im<br />

Rahmen eines Festaktes seiner Bestimmung<br />

übergeben werden.<br />

Gerhard Hofer, der Obmann der Musikkapelle<br />

Jenesien, begrüßte neben den Mitgliedern<br />

der Kapelle die Vertreter der Dorfvereine<br />

und der benachbarten Musikkapellen<br />

sowie viele Ehrengäste vor dem Neubau.<br />

Den musikalischen Gruß überbrachten die<br />

Fanfarenbläser der Musikkapelle Jenesien.<br />

Bereits unter Obmann Thomas Wieser war<br />

mit dem Neubau begonnen worden, nachdem<br />

das alte Probelokal nach 30 Jahren<br />

zu klein für die stetig wachsende Musikkapelle<br />

geworden war. Im neuen zweistöckigen<br />

Gebäude entstanden neben anderen<br />

Räumlichkeiten ein großes Probelokal<br />

und ein Gemeinschaftsraum. Thomas<br />

Wieser bedankte sich nicht nur bei Bürgermeister<br />

Paul Romen, der das Projekt<br />

tatkräftig unterstützte, sondern auch bei<br />

den Musikant*innen, die vieles in Eigenleistung<br />

erledigten. In seinen Grußworten<br />

betonte der Bürgermeister, dass „die verdiente<br />

Heimat“ für die Musikkapelle vor<br />

allem „als Zeichen des Respekts vor dem<br />

Dienst, den ihr jahrein, jahraus für unser<br />

Dorf leistet“ zu sehen sei. In diesem<br />

Sinne äußerten sich auch der Kulturlandesrat<br />

Philipp Achammer und Christian<br />

Schwarz, der die Glückwünsche des Ver-<br />

bandes Südtiroler Musikkapellen überbrachte.<br />

Der Höhepunkt war die Segnung<br />

der Räumlichkeiten des neuen Musikhauses<br />

durch Pater Peter Stuefer OSB,<br />

den Prior des Klosters Muri Gries. Musikalisch<br />

umrahmt wurde die Feierstunde<br />

von der Musikkapelle Jenesien.<br />

MK Jenesien<br />

Die Musikkapelle Jenesien umrahmte den Festakt zur Einweihung ihres neuen Musikhauses.<br />

KulturFenster<br />

57 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


kurz notiert<br />

Am 15. Oktober fand im vereinseigenen<br />

Probelokal im Premstallerhof am Bozner<br />

Boden die Generalversammlung der Musikkapelle<br />

Zwölfmalgreien statt.<br />

85. Generalversammlung der<br />

Musikkapelle Zwölfmalgreien<br />

Neustart mit Kurs auf das traditionelle Cäcilienkonzert<br />

Die neu aufgenommenen Musikant*innen Silvia Baumgartner, Sabine Staffler, Patrick Florio<br />

und Alex Kleinrubatscher mit Obmann Stefan Declara und Kapellmeister Stefan Aichner<br />

(© MK Zwölfmalgreien/Oliver Oppitz)<br />

Nach der Begrüßung durch Obmann<br />

Stefan Declara und dem Totengedenken<br />

folgten die Berichte der verschiedenen<br />

Funktionäre über das Vereinsjahr 2020.<br />

Infolge der Coronapandemie und der damit<br />

zusammenhängenden Einschränkungen<br />

war das Vereinsleben im Jahr<br />

2020 stark eingeschränkt. Leider mussten<br />

auch sämtliche geplanten Veranstaltungen<br />

zum 100-jährigen Bestehen der<br />

Musikkapelle abgesagt werden. Lediglich<br />

ein Platzkonzert in Bozen und das traditionelle<br />

Jugendcamp im Sarntal konnten<br />

abgehalten werden. Außerdem wurden einige<br />

kirchliche Feiern mit kleineren Gruppen<br />

musikalisch umrahmt.<br />

Obmann Stefan Declara und Kapellmeister<br />

Stefan Aichner bedankten sich bei<br />

den Anwesenden für ihr Durchhaltevermögen,<br />

den Einsatz und die Motivation<br />

beim Neustart. Im Rahmen der Versammlung<br />

konnten fünf neue Mitglieder<br />

und zwei neue Marketenderinnen in den<br />

Verein aufgenommen werden. Drei ehemalige<br />

Musikanten, welche jeweils über<br />

50 Jahre lang aktiv in den Reihen der<br />

Musikkapelle mitgewirkt hatten, wurden<br />

als Ehrenmitglieder in den Verein aufgenommen.<br />

Stefan Declara<br />

Die Musikkapelle Niederdorf erschließt neue Horizonte<br />

Stephan Niederegger übergibt Taktstock an Simon Burger - Ehrungen<br />

Im Frühjahr konnte auch die MK Niederdorf<br />

allmählich wieder ihre Tätigkeit aufnehmen.<br />

Mit einer nötigen Portion Optimismus<br />

wurde nach einem kleinen Sommerprogramm<br />

ein Herbstkonzert geplant. Damit<br />

erfüllte sich die Kapelle den lang gehegten<br />

Wunsch, im Gustav-Mahler-Saal von Toblach<br />

zu spielen.<br />

Mit der „Fanfare for a New Horizon“ von<br />

Thomas Doss übergab Stephan Niederegger<br />

offiziell den Taktstock im fliegenden<br />

Wechsel und bei klingendem Spiel an seinen<br />

Nachfolger Simon Burger, der die Kapelle<br />

bereits seit Anfang des Jahres leitet.<br />

Die bekannte Fantasie „Oregon“ (Jacob<br />

de Haan) wurde in Niederdorf erstmals<br />

1990 von der Speckbacher Stadtmusik<br />

Hall in Tirol unter der Leitung von Herbert<br />

Ebenbichler aufgeführt. Sie war Gast beim<br />

140-jährigen Jubiläum der Niederdorfer.<br />

Damit spannte sich der Bogen zum 170.<br />

Geburtstag, der 2020 sehr still und leise<br />

gefeiert werden musste. Tanzers „Festtag“,<br />

neu arrangiert von Dietmar Rainer, leitete<br />

schließlich zum Höhepunkt des Abends:<br />

Walter Kamelger und Toni Fauster wurden<br />

zu Ehrenmitgliedern ernannt – als Dank und<br />

Anerkennung für 44 bzw. 65 Jahre aktive<br />

Mitgliedschaft. Für sie dirigierte der scheidende<br />

Kapellmeister Stephan Niederegger<br />

den Alte-Kameraden-Marsch.<br />

Die „Austrian Fantasy“ (Gerald Oswald),<br />

„You Raise Me Up“ (Rolf Løvland, arr.<br />

Bert Appermont) und das Medley „80er<br />

KULT(tour)“ von Thiemo Kraas ergänzten<br />

das Konzert. Mit zwei Zugaben bedankte<br />

sich die Kapelle beim Publikum.<br />

Alois Fauster<br />

Ehrungen bei der MK Niederdorf: (v. l.) Simon Burger, Stephan Niederegger, Toni Fauster,<br />

Walter Kamelger, Musikobmann Robert Burger und Vizeobmann Florian Tschurtschenthaler<br />

KulturFenster<br />

58 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Blasmusik<br />

MK St. Lorenzen schließt ungewöhnliche Musiksaison ab<br />

Cäcilienfeier im kleinen Rahmen mit Verabschiedung zweier „Powerfrauen“<br />

Wegen der Corona-Regeln verzichtete die<br />

Kapelle auch heuer auf eine traditionelle<br />

Cäcilienfeier mit Familienangehörigen,<br />

wollte aber diesmal die Feier nicht wie im<br />

Vorjahr ganz ausfallen lassen. Nach dem<br />

Festgottesdienst, den Kapellmeister Jakob<br />

Augschöll mit zwei Blechbläser- und<br />

einem Holzbläserensemble musikalisch<br />

gestaltete, trafen sich die Musikant*innen<br />

im Probelokal zu einer kleinen Jahresabschlussfeier.<br />

Diese bot auch den gebührenden<br />

Rahmen, um zwei „Powerfrauen“<br />

– wie es Obmann Philipp Kofler formulierte<br />

– zu verabschieden, da sie die Kapelle<br />

nun verlassen.<br />

Die Marketenderin Andrea „Andi“ Wisthaler<br />

ist seit 2010 Marketenderin, führt seit 2016<br />

die Vereinschronik und war „unsere Grafikerin<br />

und die Frau für fast alles“. Die Flötistin<br />

Viktoria „Vicky“ Erlacher spielt seit<br />

1999 in der Kapelle, war 2010 bis 2015 im<br />

Vorstand und ist die dienstälteste Frau in<br />

der Kapelle. Gemeinsam mit Fabian Frenner<br />

gründete sie 2010 die Jugendkapelle<br />

„JuKaStL“ – heute ein nicht mehr wegzudenkender<br />

Grundstein für den musikalischen<br />

Nachwuchs im Verein. Mit einem<br />

Erinnerungsfoto und einem Blumenstrauß<br />

Cäcilienfeier bei der MK<br />

St. Lorenzen: Musikobmann<br />

Philipp Kofler bedankte<br />

sich bei der Marketenderin<br />

Andrea Wisthaler (links) und<br />

der Flötistin und ehemaligen<br />

Jugendleiterin Viktoria<br />

Erlacher (rechts).<br />

bedankte sich der Obmann bei beiden für<br />

ihre langjährige Tätigkeit und wünschte<br />

ihnen Alles Beste für die Zukunft. Die<br />

Musikant*innen schlossen sich mit anhaltendem<br />

Applaus diesem Dank und den<br />

Glückwünschen an.<br />

Stephan Niederegger<br />

Musikkapelle Gufidaun ehrt treue Mitglieder<br />

Anlass zum Dank für großen Einsatz bei der Cäcilienfeier<br />

Am Samstag, 13. November <strong>2021</strong>, fand in<br />

Gufidaun die alljährliche Cäcilienfeier der<br />

Musikkapelle Gufidaun statt.<br />

Dabei wurden neun Mitglieder der Musikkapelle<br />

für ihre langjährige Vereinstreue<br />

ausgezeichnet. Kathrin Prader, Ruth Grünfelder<br />

und Marco Lamber wurden für ihre<br />

15-jährige Mitgliedschaft in der Musikkapelle<br />

geehrt. Walter Santin und Karl Vorhauser<br />

nahmen das Ehrenzeichen in Gold<br />

für ihre 40-jährige Tätigkeit entgegen. Ausgezeichnet<br />

für 50-jährige Mitgliedschaft<br />

wurden Albert Thaler, Klaus Messner und<br />

Alois Gruber. Otto Schenk wurde für seine<br />

60-jährige Mitgliedschaft bei der Musikkapelle<br />

mit dem Großen Ehrenzeichen in<br />

Gold am Bande ausgezeichnet.<br />

Obmann Roman Pramstrahler hob besonders<br />

die Gewissenhaftigkeit und Verlässlichkeit<br />

als Stütze und Vorbild für den gesamten<br />

Verein hervor und bedankte sich bei den<br />

geehrten Mitgliedern für ihren Einsatz, Fleiß<br />

und ihre Sorgfalt. Der Bezirksobmann des<br />

VSM, Josef Ploner, und Fraktionsvorsteher<br />

Arthur Unterfrauner überreichten die Ehrenurkunden<br />

und schlossen sich den Dankesworten<br />

des Obmannes an. Anschließend<br />

richtete Obmann Pramstrahler seinen Dank<br />

an alle Musikanten und wünschte ihnen weiterhin<br />

viel Erfolg und Freude an der Musik.<br />

Ein ganz besonderer Dank galt dem sehr<br />

engagierten Kapellmeister Christian Unterhofer.<br />

Auch Vizeobmann Roman Oberrauch<br />

nutzte die Gelegenheit, um dem Obmann<br />

im Namen aller Musikanten herzlichst für<br />

seinen immensen Einsatz für die Musikkapelle<br />

zu danken.<br />

MK Gufidaun<br />

Nicht weniger als neun Musikanten wurden bei der Cäcilienfeier der MK Gufidaun von<br />

VSM-Bezirksobmann Josef Ploner (Bildmitte) und Fraktionsvorsteher Arthur Unterfrauner<br />

(links) für ihren langjährigen Einsatz geehrt.<br />

Foto: Markus Mantinger<br />

KulturFenster<br />

59 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Das Erleben und der Genuss von Musik …<br />

… kann durch eine gute Moderation verstärkt und intensiviert<br />

werden. Sie muss aber, wie alles was auf der Bühne geschieht,<br />

gut vorbereitet sein. Sie ist Teil der Aufführung und ermöglicht<br />

es, die Barriere zwischen Bühne und Publikum zu verringern.<br />

KulturFenster<br />

60 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


hinausgeblickt<br />

„Dem Publikum Brücken bauen“<br />

Die Moderation ist eine tragende Säule des Konzerts<br />

Auch wenn die vierte Pandemie-Welle momentan<br />

kaum Konzerte zulässt, so wird doch<br />

wieder die Zeit kommen, dass ein Chor<br />

ein Konzert gestalten wird. Dass ein Konzert<br />

mehr ist als nur irgendwelche Lieder<br />

zu singen, sondern ein sinnvolles Konzept<br />

braucht, vielleicht auch ein Thema<br />

oder einen inneren Zusammenhang – dies<br />

ist den meisten Konzertveranstaltern bewusst.<br />

Viele Konzerte sehen auch eine Moderation<br />

vor. Dieser Teil des Konzerts ist<br />

in seiner Wichtigkeit nicht zu unterschätzen,<br />

macht doch die Hinführung des Publikums<br />

zu den aufgeführten Werken einen<br />

wesentlichen Bestandteil aus, wenn<br />

das Konzert gelingen soll.<br />

Die deutsche Zeitschrift „Chorzeit“ beschäftigt<br />

sich in ihrer Novemberausgabe gerade<br />

mit diesem wichtigen Thema. Der Musikjournalist<br />

Arne Sonntag erwähnt gleich zu<br />

Beginn seiner Ausführungen, wie es zum<br />

Teil immer noch abläuft: „Mit Programmzettel<br />

in der Hand verfolgt das Publikum<br />

mehr oder weniger aufmerksam den abgedruckten<br />

Ablauf.“ Wer viele Konzerte besucht<br />

und dabei auch das Publikum beobachtet<br />

hat, kann dies wohl bestätigen:<br />

Manchmal leidet die Aufmerksamkeit und<br />

auch die Begeisterung, wenn man nicht<br />

„geführt“ wird. Deshalb hat der Autor wohl<br />

recht, wenn er schreibt: „Moderierte Konzerte<br />

eröffnen neue Horizonte.“<br />

„Chorzeit“ bringt das Beispiel des Stuttgarter<br />

Theaterpädagogen Hannes Michl, der<br />

mit verschiedenen Chören unterschiedliche<br />

Formen der Moderation ausprobiert<br />

hat. Dabei kamen auch so kreative Ansätze<br />

vor wie etwa szenische Umsetzungen. Es<br />

muss nicht gleich eine „Theateraufführung“<br />

werden, aber dem Publikum „Brücken<br />

zu bauen“ zum Werk sei wesentlich,<br />

betont Michl: So könne man etwa die<br />

Zuhörer*innen auf bestimmte Momente<br />

und Passagen der Komposition hinweisen<br />

oder natürlich Hintergrundinformationen<br />

zum Werk geben. Wichtig ist, dass<br />

eine Verbindung zwischen Sänger*innen,<br />

Werk und Publikum hergestellt wird. Das<br />

sei oft auch eine Chance, einem Publikum<br />

weniger bekannte Werke näher zu<br />

bringen. Dabei sollte man weniger auf abstrakte<br />

Werkerklärungen als auf Geschichten<br />

und Anekdoten setzen. Dadurch entsteht<br />

eine emotionale Gemeinschaft von<br />

Chor und Publikum. Was viele Südtiroler<br />

Chöre bereits umsetzen, ist die Moderation<br />

durch die Sänger*innen selbst. Dies<br />

wirkt besonders authentisch und sympathisch.<br />

Michl betont, dass die Moderation<br />

eine wesentliche Säule des Konzerts ist:<br />

„Man sollte eine Moderation nicht auf die<br />

leichte Schulter nehmen.“ Der Moderator<br />

bzw. die Moderatorin sollten sich mit ihrer<br />

Aufgabe identifizieren, also gerne vor<br />

dem Publikum sprechen. Die Moderation<br />

braucht abgesehen von dieser Bereitschaft<br />

und „Begabung“ auch eine gute Vorbereitung.<br />

Viele Konzerte leiden darunter, dass<br />

die Moderation nicht gut vorbereitet ist. Dabei<br />

sollte man nach Michl etwa 80 Prozent<br />

der Moderation vorbereiten. Freilich muss<br />

man auch offen sein für situationsbezogene<br />

Moderation, also sich nicht stur an einen<br />

vorgeschriebenen Text halten. Doch es ist<br />

wichtig „dramaturgisch vorauszudenken“,<br />

wie es Michl nennt.<br />

Moderationstipps<br />

Michl empfiehlt dabei, die erste Anmoderation<br />

mit einem sogenannten „Attention<br />

Grabber“ zu beginnen, um die Aufmerksamkeit<br />

des Publikums auf sich zu<br />

ziehen. Dies ist eine Grundregel, die allgemein<br />

in der Rhetorik von Bedeutung<br />

ist. Wie viele Rhetorik-Experten betonen,<br />

kann man am Anfang das Publikum gewinnen,<br />

wenn man etwas erzählt, das aus<br />

dem Leben des Publikums, mit seiner Umwelt<br />

und Gegenwart zu tun hat, wenn man<br />

die Zuhörer*innen direkt anspricht, wenn<br />

man einen interessanten oder auch provokanten<br />

Gedanken formuliert oder einen<br />

Kontrast aufbaut. Dies kann in Form einer<br />

kleinen Erzählung, einer Anekdote aus dem<br />

Alltag oder aber auch aus dem Leben des<br />

Komponisten geschehen. Wichtig ist, dass<br />

diese erste Anmoderation gut vorbereitet<br />

und überlegt ist – und nicht dem Zufall<br />

überlassen wird. Dazu muss man sich<br />

auch überlegen, wer das Zielpublikum ist,<br />

was der Anlass des Konzerts ist, was wohl<br />

KulturFenster<br />

61 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong><br />

61


hinausgeblickt<br />

„<br />

Wie bei jedem Vortrag ist der erste<br />

Eindruck entscheidend. Es zahlt sich<br />

also aus, einige Zeit in eine gute Anmoderation<br />

zu investieren, anstatt<br />

nur mit einer klassischen Begrüßung<br />

zu beginnen und Informationen zum<br />

Werk vorzulesen.<br />

Arne Sonntag<br />

„<br />

die Erwartungen an das Konzert sind, was<br />

das Thema des Konzerts ist. Die Anmoderation<br />

sollte dabei nicht beliebig oder „an<br />

den Haaren herbeigezogen“ wirken. Wie<br />

bei jedem Vortrag ist der erste Eindruck<br />

entscheidend. Es zahlt sich also aus, einige<br />

Zeit in eine gute Anmoderation zu investieren,<br />

anstatt nur mit einer klassischen<br />

Begrüßung zu beginnen und Informationen<br />

zum Werk vorzulesen.<br />

Was allgemein für Vorträge und Präsentationen<br />

gilt, muss auch für die Moderation<br />

gelten: Es wird nicht abgelesen, Moderationskärtchen<br />

dienen höchstens dazu mit<br />

wichtigen Stichworten ein Leitfaden für<br />

das freie Sprechen zu bieten. Die Grundregel,<br />

dass der Blickkontakt zum Publikum<br />

gehalten werden muss, ist dabei selbstverständlich.<br />

Michl betont in diesem Zusammenhang,<br />

dass „mindestens in jeder<br />

Moderation einmal die Personengruppen,<br />

die ja oft auch in unterschiedlichen Richtungen<br />

sitzen, fokussiert werden müssen“.<br />

Der Moderator bzw. die Moderatorin sollen<br />

daher frei über ihren Stoff verfügen, eine<br />

zum Publikum offene Haltung haben. Dazu<br />

braucht es vor allem innere Ruhe. Michl<br />

empfiehlt daher vor dem ersten Satz: „Ankommen,<br />

Ausatmen, Anschauen, Anfangen.“<br />

Ruhe, Präsenz und Fokus auf das<br />

Publikum sind das Um und Auf in jeder<br />

Präsentation, so auch bei der Konzertmoderation.<br />

Diese Ruhe bekommt man vor<br />

allem durch eine gute Vorbereitung. „Man<br />

kann das auch üben“, ist Michl überzeugt.<br />

Dabei kann es helfen, wenn andere (Sänger<br />

und Sängerinnen) auch ein Feedback<br />

geben. Ein ganz wichtiger Tipp, den der<br />

Theaterpädagoge mitgibt, ist der Hinweis,<br />

dass man auf der Bühne sich nicht verstellen<br />

darf: „Ich darf auch ich sein.“ Das<br />

ist besser als Perfektionismus. Zu viel Perfektionismus<br />

und Routine sind auch nicht<br />

gut: „Einen Funken von Nervosität oder ein<br />

bisschen Ungewissheit gehört einfach dazu.<br />

Das ist das Salz in der Suppe!“ Michl hat<br />

mit dieser Beobachtung sicher recht: Gerade<br />

dieser Funken „Menschlichkeit“ und<br />

„Gefühl“ lässt eben auch den Funken beim<br />

Publikum überspringen. Was für den Chor<br />

und seine „Leistung“ gilt, gilt auch für den<br />

Moderator oder die Moderatorin: Authentizität,<br />

Begeisterung und Präsenz wiegen<br />

so manchen „Fehler“ auf!<br />

Natürlich gelten bei der Moderation auch<br />

weitere allgemeine Regeln des Vortragens<br />

vor Publikum: Einfache Sätze statt langer<br />

Satzgebilde, langsames und deutliches<br />

Sprechen – und vor allem sollte man sich<br />

bei jedem Moderationsteil überlegen: Wie<br />

wirkt das auf das Publikum? Wie würde<br />

ich reagieren, wenn ich das jetzt höre? Ist<br />

es zu langatmig, zu kompliziert? Versteht<br />

man die Zusammenhänge? Grundsätzlich<br />

muss gelten: Wesentliches satt Unwichtigem<br />

sagen, Kompliziertes einfach<br />

sagen, darauf achten, „kurz“ zu bleiben<br />

statt langatmig zu werden!<br />

Mut zur Kreativität<br />

Hat man einmal diese Grundregeln verinnerlicht<br />

– womit man schon eine ordentliche<br />

Moderation gestalten könnte – darf<br />

man ruhig auch den Mut zu kreativeren<br />

Moderationen entwickeln. Hier hat die<br />

Theaterpädagogik viele Vorschläge, was<br />

uns auch bewusst macht, dass ein Konzert<br />

eben nicht nur Musik, sondern auch<br />

„Theater“ ist! Ein mutiger Ansatz wäre etwa,<br />

dass sich der Moderator in die Rolle des<br />

Komponisten oder des Textautors versetzt<br />

und aus dieser Perspektive zum Publikum<br />

spricht. Michl bringt das Beispiel von einem<br />

Konzert mit Vertonungen von Eduard Mörike.<br />

Hier könnte der Moderator auch als<br />

Mörike verkleidet auftreten – und aus seiner<br />

Perspektive die Werke vorstellen. Das<br />

Einbauen von Erlebnissen und Gedanken<br />

des Dichters fällt so leichter und wirkt unmittelbar<br />

und spannend. Es könnten auch<br />

mehrere Personen aus den Liedern oder<br />

aus dem Leben des Dichters auftreten<br />

und die Moderation kann so zu einer szenischen<br />

Gestaltung des Liedes ausgebaut<br />

werden. Hier spricht Michl indirekt etwas<br />

Wichtiges an. Noch immer vernachlässigen<br />

viele Konzertaufführungen die Tatsache,<br />

dass Chorkonzerte immer Texte und<br />

Inhalte haben, oft auf Dichtungen basieren,<br />

die das Publikum beim Zuhören gar<br />

nicht vollständig versteht. Die Moderation<br />

kann hier mit kreativen Ansätzen den Text<br />

in den Mittelpunkt rücken. Traditionellere<br />

Ansätze sind das Erzählen von „Geschichten“:<br />

sei es zu den Werken, zu den Komponisten<br />

oder auch zum Chor selbst – wie es<br />

ihm bei der Auseinandersetzung mit den<br />

Werken gegangen ist.<br />

Ein weiterer kreativer Ansatz wäre das<br />

Moderieren mit Perspektivenwechsel innerhalb<br />

des Konzerts, etwa die Kommentierung<br />

der Werke aus der Sicht des Dichters,<br />

des Komponisten oder aus der Sicht<br />

einer Zuhörerin. Oder man überlegt sich,<br />

wie man mit dem Publikum in Interaktion<br />

treten könnte, dass also der „Erzähler“<br />

das Publikum direkt anspricht. Für solche<br />

Ansätze braucht es natürlich eine gewisse<br />

Souveränität. Wenn man sich nicht zu solchen<br />

szenischen Darbietungen vorwagen<br />

möchte – so ist doch eines immer eine Garantie<br />

für eine gute Moderation, wie auch<br />

Michl betont: Humor. Tatsächlich ist eine<br />

gewisse, natürlich nicht künstlich aufgesetzte<br />

humorvolle Haltung wohl das beste<br />

Mittel, das Publikum für die Schönheit des<br />

Chorgesangs zu gewinnen.<br />

Paul Bertagnolli<br />

KulturFenster<br />

62 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Chorwesen<br />

Ein Gemeinschaftserlebnis der<br />

besonderen Art<br />

Südtirol beim Festival der Landesjugendchöre im Burgenland<br />

„Wir CHÖRN z´sam“ – unter diesem Motto<br />

fand vom 23. bis zum 24. Oktober im Burgenland<br />

das Festival der Landesjugendchöre<br />

statt. Rund 400 junge Sängerinnen<br />

und Sänger aus allen Bundesländern und<br />

Südtirol waren zu Gast. Es gab Workshops<br />

und Platzkonzerte, Höhepunkt war ein gemeinsames<br />

Konzert im Kulturzentrum Eisenstadt.<br />

Wie die Landesjugendchöre der österreichischen<br />

Bundesländer hat auch der Landesjugendchor<br />

Südtirol sich zum Ziel gesetzt,<br />

mit jungen begabten Sänger*innen<br />

auf hohem Niveau anspruchsvolle Werke<br />

zu erarbeiten und aufzuführen – und so<br />

auch als musikalischer Botschafter des<br />

Landes zu wirken. Die Chormitgliederim<br />

Alter zwischen 16 und 28 aus allen Landesteilen<br />

erarbeiten an mehreren Probenwochenenden<br />

ein breitgefächertes Konzertprogramm<br />

und treten regelmäßig in<br />

Südtirol, aber auch außerhalb der Landesgrenzen<br />

auf. Ein besonderes Ereignis<br />

war das Festival der Landesjugendchöre<br />

im Burgenland, das alle drei Jahre<br />

in einem anderen Bundesland stattfindet.<br />

Die Sänger*innen zeigten sich beeindruckt<br />

vom Gemeinschaftserlebnis.<br />

„Die Jugendlichen brauchen das, dass<br />

sie sich vernetzen, zusammenkommen<br />

und zusammen singen“, erklärte Ingrid<br />

Puschautz-Meidl, Präsidentin vom Chorverband<br />

Burgenland.<br />

Um den Austausch zwischen den Chören<br />

zu fördern und die Möglichkeit zur<br />

musikalischen Fortbildung zu bieten,<br />

fanden im Rahmen des Festivals auch<br />

Workshops statt. Hier konnten die Teilnehmer<br />

und Teilnehmerinnen neue Leute<br />

kennenlernen und neues Programm erarbeiten.<br />

„Vom Inhalt her war das schon<br />

sehr spannend, sowas macht man ja normalerweise<br />

nicht und das war eine super<br />

Gelegenheit“, zeigte sich etwa Sängerin<br />

Marie-Theres Zingerle vom Landesjugendchor<br />

Südtirol begeistert.<br />

Krönender Abschluss des Chorfestivals<br />

war ein Festkonzert im Kulturzentrum<br />

von Eisenstadt.<br />

KulturFenster<br />

63 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Einige Impressionen zum Festival der<br />

Landesjugendchöre im Burgenland<br />

KulturFenster<br />

64 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


gedenken<br />

Für eine moderne Volkskultur<br />

Im Gedenken an Karl H. Vigl<br />

Am 26. September verstarb in Meran<br />

82-jährig der Komponist, Chorleiter, Kapellmeister,<br />

Lehrer und Kulturpublizist<br />

Karl H. Vigl. (siehe auch KulturFenster<br />

<strong>Nr</strong>.5/<strong>2021</strong>, S.71)<br />

Wie viele Kulturschaffende im Lande<br />

möchte auch der Südtiroler Chorverband<br />

sein ehrendes Gedenken zum<br />

Ausdruck bringen: Karl H. Vigl hat sich<br />

nicht nur um die Blasmusik, sondern<br />

auch um die Chorkultur bedeutende<br />

Verdienste erworben. Vigl war von 1963<br />

bis 1977 Bundeschorleiter des Südtiroler<br />

Sängerbunds.<br />

Er war Träger des Goldenen Ehrenzeichens<br />

des Südtiroler Chorverbands.<br />

Sein Wirken für die Chorkultur umfasste<br />

die verschiedensten Bereiche:<br />

Durch seinen Einsatz für den Sängerbund<br />

wie auch als Kulturpublizist und<br />

Komponist, aber auch als Chorleiter hat<br />

Vigl das Chorleben in Südtirol entscheidend<br />

mitgeprägt. Neben seiner Tätigkeit<br />

als Lehrer leitete Vigl mehrere Chöre,<br />

von 1959 bis 1961 den Kirchenchor<br />

Tiers, von 1961 bis 1971 den Männergesangverein<br />

(MGV) Gries, von 1965<br />

bis 1977 den Singkreis J. E. Ploner in<br />

Leifers, von 1968 bis 1973 den Lehrersingkreis<br />

Bozen, von 1974 bis 1977<br />

den MGV Meran, von 1977 bis 1983<br />

den Frauenchor Tramin und schließlich<br />

auch den Kirchenchor Neumarkt.<br />

Als jüngster Bundeschorleiter<br />

des Südtiroler Sängerbundes war<br />

er bestrebt, den Chören die einheimische<br />

Musikkultur näher zu bringen,<br />

ihnen aber auch die Möglichkeit<br />

zu bieten an Fortbildungskursen<br />

und Seminaren im In- und Ausland<br />

teilzunehmen.<br />

Immer wieder fi el er bei Konzerten<br />

in verschiedenen Ländern mit seiner<br />

anspruchsvollen und gekonnt<br />

aufgeführten Literatur auf. Besonders<br />

das Zusammenwirken von Singstimmen<br />

und Bläsern war ihm ein<br />

großes Anliegen. Karl H. Vigl hinterlässt<br />

nicht nur zahlreiche Musikrezensionen,<br />

die ein Bild von der<br />

Musikkultur in Südtirol geben, sondern<br />

auch zahlreiche weltliche wie<br />

geistliche Kompositionen für Chöre<br />

und Musikkapellen.<br />

Der Südtiroler Chorverband wird Karl<br />

H. Vigls Wirken für die Volkskultur<br />

in Südtirol in ehrendem Gedenken<br />

bewahren.<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Chorwesen<br />

senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />

Redaktionsschluss für<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 14. Jänner 2022<br />

KulturFenster<br />

65 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


SCV-Intern<br />

Es singt immer der<br />

ganze Mensch<br />

Seminar für Chorleiter*innen in der Cusanus-Akademie<br />

„Das Instrument ´Singen´ ist nicht nur der<br />

Kehlkopf, sondern der ganze Mensch mit<br />

Leib und Seele.“<br />

Mit diesem Satz brachte Referent Roland<br />

Büchner beim Chorleiter*innenseminar<br />

in Brixen seine Haltung zum Chorgesang<br />

auf den Punkt. Am Seminar in der Cusanus-Akademie<br />

am 23. Oktober nahmen 34<br />

Chorleiter und Chorleiterinnen teil. Der deutsche<br />

Kirchenmusiker und Chorleiter Roland<br />

Büchner war von 1994 bis 2019 Domkapellmeister<br />

am Regensburger Dom und somit<br />

Chorleiter der Regensburger Domspatzen.<br />

Er ist in Südtirol bei vielen Sänger*innen als<br />

hervorragender Referent und Chorleiter bekannt,<br />

betonte Verbandschorleiterin Renate<br />

Unterthiner und freute sich über die rege<br />

Teilnahme am Seminar. „Es war eine sehr<br />

lehrreiche und interessante Fortbildung, in<br />

der es vor allem um die Stimme und den<br />

Chorklang ging“, erklärt Unterthiner. Ziel<br />

war es, den Chorleiter*innen das Instrument<br />

Stimme näher zu bringen und ihnen<br />

Tipps und Tricks für die Chorproben bzw.<br />

den Choralltag mitzugeben. In diesem Sinne<br />

ging der Referent auf wichtige Punkte ein,<br />

wie Körperhaltung, Atmung, Artikulation,<br />

Tonansatz, Resonanz, Vokalausgleich sowie<br />

Lagen- und Registerausgleich. Außerdem<br />

erarbeiteten die Teilnehmer*innen gemeinsam<br />

vier Lieder und versuchten dabei,<br />

das Gelernte umzusetzen.<br />

KulturFenster<br />

66 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Chorwesen<br />

Chor Raindrops gibt<br />

Konzert „Holiness“<br />

Zwei Abende im Zeichen der Romantik und<br />

der zeitgenössischen Chormusik<br />

Der Chor „„Raindrops““ unter der Leitung von Michela Virgadaula sang in Niederlana<br />

und Dorf Tirol neben der Delibes-Messe mit Orgelbegleitung auch Werke aus der modernen<br />

Chormusik.<br />

Foto: Chor „Raindrops“<br />

folgte ein Wechsel traditioneller<br />

amerikanischer<br />

Melodien und zeitgenössischer<br />

Chormusik<br />

– etwas von John<br />

Rutter, einem der bedeutendsten<br />

lebenden<br />

Komponisten für Chorund<br />

Kirchenmusik, der<br />

sich durch seinen Erfindungsreichtum<br />

an Melodien<br />

auszeichnet, die<br />

er aus verschiedensten<br />

Epochen und Kulturen<br />

zusammenfügt, bis hin<br />

zur federleichten Komposition<br />

von Eric Whitacre<br />

oder einer ergreifend<br />

schönen Liebeserklärung<br />

aus der Filmmusik<br />

Ennio Morricones.<br />

Wenn auch keine klassischen<br />

Adventkonzerte, so waren die beiden<br />

Abende doch ein wunderbarer Auftakt<br />

für die besinnliche Zeit im Jahr.<br />

Klare Stimmen, wunderschöne Melodien und<br />

eine magisch in Szene gesetzte Kulisse: nach<br />

über zwei Jahren Konzertpause lud der Lananer<br />

Chor „Raindrops“ im November zum<br />

Konzert „Holiness“ in die Pfarrkirche Niederlana<br />

und in die Pfarrkirche Dorf Tirol.<br />

Wenn wir Musik hören oder selbst singen,<br />

ist unser gesamtes Hirnareal aktiviert und<br />

lässt aus einfachen Tonwellen ein ganzes<br />

Feuerwerk an Musik entstehen. Während<br />

Melodieverarbeitung in der rechten Hemisphäre<br />

geschieht, liegt die Rhythmusverarbeitung<br />

in der linken. Beide werden durch<br />

Musik aufeinander abgestimmt und verbunden.<br />

Man stelle sich vor, welche Energie am<br />

Werk ist, wenn Menschen gemeinsam singen.<br />

Nach zwei Jahren ohne Auftrittsmöglichkeit<br />

konnte der Chor „Raindrops“ diese<br />

Energie und die Freude am Gesang endlich<br />

wieder teilen – natürlich unter Einhaltung<br />

aller notwendigen Sicherheitsmaßnahmen<br />

für Chor und Publikum. Die 13 Sängerinnen<br />

aus dem Burggrafenamt wurden dabei von<br />

Michaela Virgadaula geleitet. Für die Begleitung<br />

an Orgel und Klavier zeichnete Johanna<br />

Innerhofer verantwortlich, während<br />

Roman Winkler den Chor und die Kulisse<br />

mit Lichteffekten in Szene setzte.<br />

Im Mittelpunkt des Konzertes stand zunächst<br />

die Musik von Lèo Delibes, ein<br />

Komponist der französischen Romantik,<br />

mit seiner Messe brève, arrangiert für<br />

zweistimmigen Frauenchor. Anschließend<br />

Der Chor „Raindrops“<br />

Die „Raindrops“ sind eine Gruppe Sängerinnen,<br />

die sich für jedes Genre begeistern<br />

- egal ob Klassik, Jazz, Gospel, Musical,<br />

Pop oder Volkslieder, bei Konzerten,<br />

Hochzeiten oder anderen Festen. Im Jahr<br />

2000 von Heidi Nock gegründet, entwickelten<br />

sich die „Raindrops“ von einem<br />

kleinen Ensemble aus sechs Lananer Sängerinnen<br />

zu einem gefragten Konzertchor<br />

mit mittlerweile 25 jungen Frauen aus dem<br />

ganzen Burggrafenamt. Seit 2014 leitet Michela<br />

Virgadaula, Professorin für Gesang<br />

und Musik am Gymme Meran mit Landesschwerpunkt<br />

Musik, den Chor. Als Obfrau<br />

schwingt auch Julia Zöschg ab und an die<br />

Stimmgabel. Während der Proben werden<br />

die Sängerinnen meist von Sandra Giovinazzo<br />

am Klavier begleitet.<br />

KulturFenster<br />

67 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


SCV-Intern<br />

Eine Frage der Haltung<br />

Seminar für Kinder- und Jugendchorleiter*innen mit Y. M. Kinoshita<br />

Chorleiter*innen und Lehrer*innen, die mit<br />

Kindern im Grund- und Mittelschulalter arbeiten,<br />

hatten am 9. Oktober im Kolpinghaus<br />

in Bozen Gelegenheit, an einem Workshop<br />

zum Thema „Chorleitung" mit Yoshihisa Matthais<br />

Kinoshita teilzunehmen. Er ist Dozent<br />

für Kinderchorleitung an der Hochschule<br />

für Musik und Theater in München.<br />

Im Mittelpunkt des Seminars standen Literatur<br />

für Kinder- und Jugendchöre, Stimmbildung<br />

mit Kindern sowie das Thema Persönlichkeitsentwicklung<br />

der Kinder über<br />

das Singen. Elf Interessierte nahmen an<br />

diesem Seminar teil und erhielten vom<br />

Referenten wertvolle Anregungen für die<br />

Chorarbeit mit Kindern. Kinoshita ist vor<br />

allem für die Leitung des Wolfratshauser<br />

Kinderchors bekannt, der sich unter seiner<br />

Leitung zu einem der führenden Kinderchöre<br />

Bayerns und Deutschlands entwickelte.<br />

Besonderes Merkmal dieses Chores<br />

ist es, dass keine Auslese bei den Kindern<br />

stattfindet und auch scheinbar stimmlich<br />

nicht begabte Kinder durch eine intensive<br />

Stimmbildung an die hohen Ansprüche herangeführt<br />

werden. 1998 wurde Y.M. Kinoshita<br />

mit dem Wolfratshauser Kinderchor<br />

Sieger in der Kategorie Kinderchöre beim<br />

Deutschen Chorwettbewerb in Regensburg.<br />

Er sagt über seine Erfahrungen mit<br />

dem Chor: „Es sind viele Kinder, die am<br />

Anfang kommen und keine Melodie grade<br />

singen können, überhaupt nicht singen<br />

können, die Stimmung nicht halten können,<br />

gar nix.“ Und gerade das scheint für<br />

ihn eine große Herausforderung zu sein,<br />

aber auch eine Frage der Haltung, nämlich<br />

das Kind nicht aufgrund seiner „Begabung“<br />

zu beurteilen, sondern seine Persönlichkeit<br />

zu sehen, einfach mit ihm zu<br />

arbeiten, an das Potential zu glauben. So<br />

mag man wohl das Geheimnis guter Kinderchorleitung<br />

in einer gewissen Liebe zu<br />

den Kindern und ihrer Weiterentwicklung<br />

sehen, ein Ernstnehmen jedes Einzelnen:<br />

„Wie schafft man es, jedes Kind zu sehen?<br />

Das hat etwas mit meiner Haltung zu tun.<br />

Und dann, dass ich den Kindern das Gefühl<br />

gebe, egal wie viel sie können, in dem<br />

Moment, wo sie in den Chor reinkommen,<br />

dass sie die Möglichkeit haben, da immer<br />

mitzumischen, was wir machen, auch<br />

wenn das Niveau sehr hoch ist, zwischendurch.“<br />

Zugleich aber will er die Kinder in<br />

neue Welten führen, sie auch herausfordern,<br />

etwa in der Auswahl der Werke. Ein<br />

Chorleiter muss nicht nur Lieder bringen,<br />

die den Kindern von vorneherein gefallen,<br />

er setzt auf einen Mix, wobei Renaissancelieder<br />

und Pop gleichermaßen vorkommen:<br />

„Und wenn ich ein neues Stück auflege,<br />

dann sag ich den Kindern: Eure Kommentare<br />

will ich gar nicht hören. Wir machen<br />

das einfach, und wenn wir´s können, dann<br />

singen wir´s vor und dann können wir immer<br />

noch überlegen, ob wir´s im Repertoire<br />

behalten, weil es gibt, natürlich auch<br />

manchmal Stücke, wo ich mich vertue.“<br />

Aus dieser Haltung – Ernstnehmen und Akzeptanz<br />

eines jeden und zugleich die Förderung<br />

und das Fordern – ergibt sich dann<br />

die Freude am Singen, für den Chorleiter<br />

wie für die jungen Sänger*innen, die am<br />

liebsten seinen Chor nicht mehr verlassen<br />

würden: „Wer hat schon die Möglichkeit<br />

mit Kindern und Jugendlichen solange zusammenzuarbeiten?<br />

Die sind dann ja fünf,<br />

sechs, sieben, neun oder zehn Jahre bei<br />

mir gewesen. Das ist eigentlich eine unglaubliche<br />

Freude und ein unheimlicher<br />

Gewinn, so lange mit Kindern arbeiten zu<br />

können, wenn sie wollen.“ Ein guter Kinderchorleiter<br />

ist also wie ein guter Lehrer:<br />

Hinter der Leistung muss der Kinderchorleiter<br />

bzw. die Kinderchorleiterin immer das<br />

Kind als Menschen sehen und ihn als solchen<br />

akzeptieren.<br />

KulturFenster<br />

68 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Chorwesen<br />

„Eine Stille sucht mich heim“<br />

Herbstkonzert des Landesjugendchors Südtirol<br />

Unter dem Motto „Peace, Light, Love“ gestalteten<br />

die 36 Sänger und Sängerinnen<br />

des Landesjugendchors Südtirol unter der<br />

Leitung von Johann van der Sandt im November<br />

in Meran und Bruneck ein Konzert.<br />

Im Zentrum des Konzertprogramms von<br />

insgesamt 13 Liedern stand dabei das<br />

Werk „A Silence haunts me“ von Jake<br />

Runestad (*1986), um das sich thematisch<br />

die anderen Werke gruppierten. Wie<br />

der Chor im Programm schreibt, lädt das<br />

Werk mit dem Titel „Eine Stille sucht mich<br />

heim“ ein, „uns auf das zu besinnen,<br />

was wir haben und dankbar für unsere<br />

Gesundheit zu sein“. Das Werk basiert<br />

nämlich auf dem Schicksal von Beethoven,<br />

der nach und nach das Gehör verlor<br />

und daran verzweifelt. In einem Brief<br />

an seine Brüder, der heute als „Heiligenstädter<br />

Testament“ bekannt ist, schildert<br />

Beethoven seinen Hörverlust, die Selbstmordgedanken<br />

und die Hoffnung, es doch<br />

irgendwie zu schaffen. Der Brief wurde<br />

nie abgeschickt. Todd Boss adaptierte<br />

das Heiligenstädter Testament zu einem<br />

poetischen Monolog, der den Kummer<br />

Beethovens besonders deutlich macht.<br />

Jake Runestad vertonte diesen Monolog<br />

mit Verweis auf Beethovens Ballette, die<br />

Kreaturen des Prometheus und einige<br />

andere bekannte Kompositionen. Gegen<br />

Ende beschreiben die kurzen Glocken alles,<br />

was bleibt: Tinnitus, dann kurze Hoffnung,<br />

und schließlich vollkommene Stille.<br />

Außerdem führten der Landesjugendchor,<br />

der am Klavier von Bea de Wit begleitet<br />

wurde, folgende Werke auf: „Verleih<br />

uns Frieden“ von Felix Mendelssohn-<br />

Bartholdy, „Ubi caritas“ von Ola Gjeilo,<br />

„Jerusalem luminosa“ von Abby Betinis<br />

(*1980), „O nata lux“ von Guy Forbes,<br />

„Ndisondela kuwe“ (isiXhosa/Südafrikanisches<br />

Gebet), „Ndikhokhele“ (isiZulu/<br />

Südafrikanisches Gebet), „Ritornar!“ von<br />

Pieter Bezuidenhout (*1987), „Der Erlkönig“<br />

von Ludwig von Beethoven, arr.:<br />

Jaakko Mäntyjärvi, „Sing gently“ von Eric<br />

Whitacre (*1970) , „Love of my life“ von<br />

Freddie Mercury, arr.: Mia Makaroff, „Underneath<br />

the stars“ von Kate Rusby, arr.:<br />

Jim Clements, und „Didn’t my Lord deliver<br />

Daniel“, ein African American spiritual,<br />

arr.: Mia Makaroff. Der Dank des Chors<br />

galt der Stimmbildnerin Petra Sölva sowie<br />

dem achtköpfigen Moderationsteam, den<br />

freiwilligen Helfer*innen, dem Südtiroler<br />

Chorverband, dem Verband der Kirchenmusik<br />

Südtirol und der Landesdirektion<br />

der deutschen und ladinischen Musikschulen<br />

sowie der Landesregierung für<br />

die finanzielle Unterstützung.<br />

KulturFenster<br />

69<br />

05/Oktober <strong>2021</strong>


SCV-Intern<br />

Klangwege in<br />

Völs am Schlern<br />

Sängerwanderung des Bezirks Bozen<br />

Gute Laune und angenehmes Herbstwetter<br />

waren die richtigen Zutaten, um Gesang<br />

mit einer Wanderung unter Südtirols Symbolberg,<br />

dem Schlern, zu verbinden. Geplant<br />

war diese Unternehmung des Bezirks<br />

Bozen eigentlich für das Frühjahr 2020,<br />

was aber pandemiebedingt nicht durchführbar<br />

war. Deshalb wurde sie am 2. Oktober<br />

<strong>2021</strong> nachgeholt.<br />

Ausgangspunkt für die „Klangwege in Völs<br />

am Schlern“ war die prähistorische Anhöhe<br />

am Peter Bühl oberhalb des Hauptortes.<br />

Bezirksobmann Josef Vieider hieß<br />

die motivierteren Teilnehmer mit einem<br />

herzlichen Gruß willkommen. Die ausgedehnte<br />

Rundwanderung führte durch eine<br />

reizvolle Landschaft, zunächst in das Tal<br />

des Schlernbaches. Bei der historischen<br />

Moarmüller Mühle überraschten Vertreter<br />

des Jugendchores Völs am Schlern mit<br />

einem frischen Aperitif. Nach einem Abstecher<br />

zum Huber Weiher gab es eine<br />

gemütliche Mittagspause am Völser Weiher.<br />

Weiter ging es zum sog. „Hexen-<br />

stein“, einem eiszeitlichen Findling im<br />

nahegelegenen Wald. Sagenerzählerin<br />

„Hexe Marta“ begleitete die Gruppe und<br />

fesselte mit ihren Erzählungen. Bei jeder<br />

Gelegenheit stimmte Bezirkschorleiterin<br />

Sibille Huber ein passendes Lied an. Im<br />

leichten Abstieg nach St. Konstantin vorbei<br />

an der namengebenden, idyllischen<br />

Kirche erreichte die Gruppe den im Wald<br />

versteckt liegenden Konstantiner Weiher.<br />

Auch hier wusste „Hexe Marta“ von allerhand<br />

seltsamen Wesen zu erzählen und<br />

mit einem Lied wurde das „Rasterle“ abgerundet.<br />

Nach einer abschließenden<br />

halben Stunde Fußmarsch erreichten<br />

Sängerinnen und Sänger am späteren<br />

Nachmittag wieder den Hauptort Völs<br />

am Schlern, wo der Wandertag des Bezirks<br />

Bozen mit einigen abschließenden<br />

Liedern den Ausklang fand.<br />

KulturFenster<br />

70 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Chorwesen<br />

Silvesterlied<br />

Gedanken zum abgelaufenen Jahr<br />

Anna Steinacher aus Verdings bei Klausen<br />

ist eine im deutschen Sprachraum bekannte<br />

Mundartdichterin, die wunderbare Texte und<br />

Gedichte zu kirchlichen und weltlichen An-<br />

lässen verfasst. Beim „Silvesterlied“ hat sie<br />

ihre Gedanken zum abgelaufenen Jahr zu<br />

Papier gebracht. Florin Pallhuber, ebenfalls<br />

aus Verdings, hat den Text vertont.<br />

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KulturFenster<br />

71 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Jung+<br />

Stimmgewaltig<br />

Jugendchor Sexten<br />

Kurz und knapp<br />

Wir sind 28 Sängerinnen und drei Sänger<br />

im Alter von 15-25 Jahren.<br />

Unser Motto lautet:<br />

Zusammenbringen, zusammen singen,<br />

zusammen sein.<br />

Wer wir sind<br />

Wir sind eine junge und motivierte Gruppe<br />

Jugendlicher, die sich in Ihrer Freizeit treffen,<br />

um ihr gemeinsame Passion, die Musik,<br />

zu teilen und zu leben.<br />

Was uns motiviert<br />

Wir wollen Menschen mit unserer Musik<br />

bewegen.<br />

Uns gibt es seit…<br />

2005. Der Chor wurde von Hannes Tschurtschenthaler<br />

gegründet. Die Idee war, in<br />

Sexten einen Jugendchor auf die Beine<br />

zu stellen und junge Leute zu motivieren,<br />

zusammen Musik zu machen.<br />

Unsere Highlights<br />

Unsere Highlights waren mit Sicherheit unsere<br />

Musicals in den Jahren 2010, 2017,<br />

2019 und im heurigen Herbst <strong>2021</strong>. Diese<br />

Aufführungen haben uns die Möglichkeit<br />

gegeben unsere Leidenschaft mit allen<br />

zu teilen, und das Feedback von den Zuschauern<br />

hat uns gezeigt, dass auch ein bescheidener<br />

Jugendchor aus einem kleinen<br />

Dorf Leute begeistern und bewegen kann.<br />

Pläne für die Zukunft…<br />

Weiter wie bisher! Mit viel Freude singen!<br />

Wer kann bei uns mitmachen?<br />

Sangesfreudige Sextner*innen mit Vorstufe<br />

im Kinderchor!<br />

Hannes<br />

Tschurtschenthaler<br />

Jahrgang 1987 –<br />

er ist seit vielen<br />

Jahren begeisterter<br />

Chorsänger<br />

bei verschiedenen<br />

Chören und<br />

Ensembles. Er hat<br />

einen Abschluss<br />

der Kirchenmusikschule<br />

in Brixen<br />

und das Gesangsstudium<br />

am Tiroler<br />

Landeskonservatorium<br />

in Innsbruck absolviert. Heute ist er<br />

Gesangslehrer am SOWI-Gymnasium<br />

in Bruneck.<br />

KulturFenster<br />

72 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Broadway-Flair in Sexten<br />

Jugendchor Sexten begeistert mit „Everybody needs somebody“.<br />

Mit dem Musical „Everybody needs<br />

somebody“ hat der Jugendchor<br />

Sexten wieder mal ins Schwarze<br />

getroffen und für seine Darbietung<br />

viel Lob und Anerkennung geerntet.<br />

Die 30-köpfige Truppe um<br />

Chorleiter Hannes Tschurtschenthaler<br />

hat sich den Sommer über intensiv<br />

auf das Musical vorbereitet<br />

und konnte am 1. Oktober zu seiner<br />

Premiere laden. Die jungen Talente<br />

begeisterten das Publikum mit<br />

ihren Stimmen sowohl als Solisten<br />

als auch im Chor. Mit viel Witz und<br />

schwungvollen Szenen, einstudiert<br />

von Katharina Gspahn Thaler Hofer,<br />

konnten die jungen Sextner*innen<br />

auch als Schauspieler*innen voll überzeugen.<br />

Sie vermittelten so dem Publikum die<br />

Geschichte rund um die etwas kriminellen<br />

Blue Sisters, die das Waisenhaus<br />

retten wollen, in dem zwei<br />

von ihnen selbst aufgewachsen<br />

sind. Die Sänger*innen verzauberten<br />

das Publikum mit dem<br />

selbstarrangierten Stück und<br />

mit vielen Ohrwürmern von<br />

Elvis Presley, Aretha Franklin,<br />

Dolly Parton, Ray Charles oder<br />

den Blues Brothers. Viele fleißige<br />

Hände unterstützten das<br />

Projekt bravourös, auch hinter<br />

der Bühne und an der Tonund<br />

Licht-Technik. Das Musical<br />

hat dem Jugendchor viel<br />

Freude und Spaß bereitet und<br />

wohl auch die Lust entfacht,<br />

sich bald wieder an ein solches Projekt zu wagen. Neben<br />

den gemeinsamen Auftritten auf der Bühne vermag ein solches<br />

Projekt auch einen starken Zusammenhalt und tiefe<br />

Freundschaften zu schaffen.<br />

Instagram:<br />

www.instagram.com/<br />

jugendchor_sexten/<br />

Die Sänger*innen des Jugendchors<br />

Sexten begeisterten als<br />

Schauspieler*innen und verzauberten<br />

das Publikum mit tollen<br />

Musical-Ohrwürmern.<br />

Facebook:<br />

www.facebook.com/Jugendchor-<br />

Sexten-1870800679809170<br />

KulturFenster<br />

73 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


kurz notiert<br />

Treue Mitglieder<br />

Kirchenchor Gufidaun<br />

Am Samstag, 13. November <strong>2021</strong> fand in<br />

Gufidaun die alljährliche Cäcilienfeier statt.<br />

Die Mitglieder der Musikkapelle und des<br />

Kirchenchores, deren Angehörige und Ehrengäste<br />

trafen sich im Josef-Telfner-Haus<br />

zum gemeinsamen Abendessen. In fröhlicher<br />

Runde stellten Jungmusikanten ihr<br />

Können unter Beweis und der Kirchenchor<br />

begeisterte mit passenden volkstümlichen<br />

Gesängen. Für den Kirchenchor Gufidaun<br />

überreichten die Obfrau Emanuela Degan<br />

Prader und der Bezirksobmann des Verbandes<br />

der Südtiroler Chöre Gottfried Gläserer<br />

die Ehrenurkunden an Frau Andrea<br />

Oberpertinger Weifner für ihre zehnjährige<br />

Mitgliedschaft. Anerkennung und Dankesworte<br />

gab es auch für ihre 6-jährige Tätigkeit<br />

als Obfrau. Die Sängerin Johanna<br />

Vorhauser wurde für ihre 25-jährige Mitgliedschaft<br />

im Verein das Ehrenzeichen in<br />

Silber verliehen. Sie hatte über acht Jahre<br />

die Vereinskasse über und ihr wurde dafür<br />

gedankt. Und die letzte Ehrenurkunde<br />

erhielt die geschätzte Sängerin Rosmarie<br />

Pramsohler Messner. Für ihre 40-jährige<br />

Mitgliedschaft im Verein wurde ihr<br />

das goldene Ehrenabzeichen verliehen.<br />

Sie war zudem über zehn Jahre im Ausschuss<br />

tätig und ein Jahr stand sie dem<br />

Kirchenchor als Obfrau vor. Abschließend<br />

bedankte sich Herr Gläserer für den wertvollen<br />

musikalischen Einsatz aller Sänger<br />

und Musikanten.<br />

Nach den Ehrungen und den anerkennenden<br />

Worten der Ehrengäste bedankte<br />

sich die Chorobfrau Emanuela Degan Prader<br />

bei allen Chormitgliedern und dem Ausschuss.Die<br />

Chorobfrau selbst erntete viele<br />

wertschätzende Worte durch die Vizeobfrau<br />

Margareth Leitner Vorhauser.<br />

Ein ganz besonderer Dank galt dem sehr<br />

engagierten Kapellmeister, Chorleiter und<br />

Organist Christian Unterhofer. Er ist eine<br />

große Bereicherung für die gesamte Dorfgemeinschaft.<br />

Ihm gelingt es immer wieder<br />

mit seiner schwungvollen, professionellen<br />

und frischen Art den Chor und die<br />

Musikkapelle zu hervorragenden Leistungen<br />

zu bringen.<br />

Mariella Christanell<br />

Bezirksobmann Gottfried Gläserer mit den geehrten Chormitgliedern<br />

Foto: Markus Mantinger<br />

Für langjährigen Einsatz geehrt<br />

Zum Fest der heiligen Cäcilia, Patronin<br />

der Kirchenmusik, gestaltete der Kirchenchor<br />

Elvas die Messfeier musikalisch<br />

mit. Im Anschluss verlieh Obfrau<br />

Verena Profanter drei Personen aus dem<br />

Chor eine Urkunde für ihre 15-jährige<br />

Mitgliedschaft beim Chor. Stefanie Tauber<br />

ist seit 15 Jahren mit Einsatz und<br />

Fleiß dabei und gestaltet kirchliche wie<br />

weltliche Feiern mit. „Auf dich kann<br />

man immer zählen“, betonte Obfrau<br />

Profanter. Geehrte wurde auch Hannes<br />

Auer. „Du bereicherst unseren Chor mit<br />

deiner satten Bass-Stimme und bist immer<br />

vorne mit dabei“, sagte Verena Profanter.<br />

2006 übernahm Benedikt Baldauf<br />

mit 15 Jahren den Kirchenchor Elvas<br />

als Chorleiter. Seitdem spielt er auch an<br />

der Orgel in Elvas. „Trotz Studium, Arbeit<br />

und vielen anderen Projekten bist<br />

du uns nie von der Seite gewichen“,<br />

Kirchenchor Elvas<br />

freute sich Profanter. Auch Pfarrer Christian<br />

Breunig gratulierte den Jubilaren<br />

und betonte in der Predigt die Wich-<br />

tigkeit der Musik für die Botschaft des<br />

Evangeliums. „Die Musik hilft, die Frohe<br />

Botschaft nicht nur mit dem Verstand,<br />

sondern mit ganzem Herzen aufzunehmen“,<br />

sagte er. Mit einem Dank an Pfarrer<br />

Christian Breunig, dem Pfarrgemeinderat<br />

und der Pfarrgemeinde endete die<br />

gemeinsame Feier.<br />

Obfrau Verena Profanter, Benedikt Baldauf, Stefanie Tauber, Hannes Auer und Pfarrer<br />

Christian Breunig (v.l.)<br />

KulturFenster<br />

74 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


Chorwesen<br />

Im Gedenken an die Opfer der Pandemie<br />

Domchor Bozen lädt zu besonderem Konzert<br />

Der Domchor Bozen lud am 29. Oktober<br />

zu einer Gedenkfeier in den Bozner Dom<br />

„für die vielen Menschen, die in der Zeit<br />

der Pandemie verstorben sind“, wie der<br />

Domchor in seiner Einladung schreibt. Das<br />

Gedenken sei auch „den Hinterbliebenen<br />

gewidmet, die ihre Lieben nicht begleiten<br />

konnten.“ Unter der Leitung von Domkapellmeister<br />

Tobias Chizzali führte der Domchor<br />

gemeinsam mit vier Gesangssolisten<br />

und dem Domorchester mit Orgel das „Requiem<br />

in c moll“ von Michael Haydn auf.<br />

Nach einleitenden Orgelklängen von Bach<br />

gedachte Dekan Bernhard Holzer in seiner<br />

Ansprache der Verstorbenen und sprach<br />

den Hinterbliebenen Trost zu. Er betonte,<br />

wie wichtig es sei, richtig Abschied nehmen<br />

zu können. Danach wurde die Osterkerze<br />

entzündet. „Auch wenn die Pandemie<br />

noch nicht überwunden ist, sollte dies<br />

ein Moment des Innehaltens sein, der unsere<br />

solidarische Verbundenheit zum Ausdruck<br />

bringt und zeigt, dass wir als Glaubensgemeinschaft<br />

Anteil nehmen und die<br />

Toten und das Leid der Angehörigen nicht<br />

vergessen“, sagte der Dekan.<br />

Der Domchor hatte sich für das „Requiem<br />

in c moll“ von Michael Haydn entschieden,<br />

da dieses Werk mit seiner bewegenden<br />

Geschichte auch in dieser schweren Zeit<br />

der Pandemie Menschen Trost und Hoffnung<br />

spenden und sie im Glauben stärken<br />

kann. Das Requiem entstand vor genau<br />

250 Jahren. In nur zwei Wochen komponiert,<br />

wurde es anlässlich des Todes des<br />

Salzburger Fürsterzbischofs Sigismund<br />

Graf Schrattenbach, einem im Volk sehr<br />

beliebten Bischof und großen Mäzen der<br />

Kunst, im <strong>Dezember</strong> 1771 uraufgeführt. Es<br />

war Michael Haydns erste große kirchenmusikalische<br />

Komposition für seinen verstorbenen<br />

ersten Dienstherrn in Salzburg.<br />

Bei der Erstaufführung wirkten sehr wahrscheinlich<br />

auch der 15jährige W.A. Mozart<br />

und dessen Vater mit. Das Werk entstand<br />

aber auch unter dem Eindruck der persönlichen<br />

Trauer: Haydns einziges Kind, Aloisia<br />

Josepha, starb im Januar 1771 noch<br />

vor Vollendung des ersten Lebensjahres.<br />

Teile aus dem Requiem erklangen auch<br />

bei Michael Haydns eigener Totenmesse,<br />

aber auch bei den Trauerfeierlichkeiten<br />

für seinen Bruder Joseph Haydn in Wien.<br />

Der Domchor bat als Zeichen des Gedenkens<br />

die Zuhörer, nach dem Konzert auf<br />

den Applaus zu verzichten, um Raum<br />

zu geben für Besinnung und Innehalten.<br />

Dazu ertönten auch kurz die Glocken als<br />

Zeichen, dass dieses Konzert in erster Linie<br />

eine Andacht war, ganz im Zeichen des<br />

Gedenkens und der Trauer.<br />

Kirchenchor von Dorf Tirol ehrt langjährige Mitglieder<br />

Chöre waren wie viele andere Vereine hart<br />

von der Pandemie betroffen. Durch Probenund<br />

Auftrittsverbote waren sie zu monatelanger<br />

Untätigkeit gezwungen. Im Herbst<br />

war jedoch ein langsames Herantasten an<br />

das gemeinsame Singen wieder möglich.<br />

Der Kirchenchor von Dorf Tirol hat den<br />

21. November, den so genannten Cäciliensonntag<br />

zum Anlass genommen, langjährigen<br />

Mitgliedern zu danken und ihnen<br />

die gemeinsamen Ehrenurkunden des Verbands<br />

der Kirchenmusik und des Chorverbands<br />

zu überreichen. Das Engagement in<br />

einem Verein wie dem Kirchenchor ist nicht<br />

nur ein schöner und erfüllender Dienst an<br />

der Pfarrgemeinde, sondern ist auch mit<br />

großem zeitlichen Aufwand ein mal in der<br />

Woche geprobt und schließlich Sonntags die<br />

Messe musikalisch umrahmt wird. So galt<br />

der aufrichtige Dank in diesem Jahr ganz<br />

besonders Christine Lang (für 25 Jahre),<br />

Sabine Gstrein und Ulrike Hasler (für 40<br />

Jahre) und Franz Lang (für 70 Jahre) chormusikalische<br />

Tätigkeit. Eine traurige Note<br />

erhielt die Feier insofern, als dass die Ehrung<br />

für Trudi Kofler (für 60 Jahre), leider<br />

nur posthum erfolgen konnte.<br />

Karl Werner (Chorverband Bezirk Burggrafenamt/Vinschgau),<br />

Martha Pircher (Obfrau mit<br />

der Urkunde für Trudi Kofler), Mag. Edmund<br />

Ungerer (Pfarrer), Stefan Gstrein (Chorleiter<br />

mit der Madonnenplakette für Trudi Kofler),<br />

Franz Lang, Christine Lang – es fehlen<br />

Sabine Gstrein und Ulrike Hasler.<br />

KulturFenster<br />

75 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>


www.hpv.bz.it<br />

Termine<br />

Kontakt: Tel. 0471 973693, E-Mail:<br />

info@hpv.bz.it<br />

Facebook: https://www.facebook.com/HPV.Suedtirol<br />

Veranstaltungen und andere Videos auf unserem youtube-Kanal:<br />

https://www.youtube.com/c/heimatpflegeverbandsudtirol<br />

hpv.bz.it<br />

12.02.2022<br />

Musik in kleinen Gruppen<br />

13. Landeswettbewerb in Auer<br />

Infos unter:<br />

https://vsm.bz.it/<br />

19.03.2022<br />

73. Vollversammlung<br />

mit Neuwahlen des SCV<br />

im Vereinshaus Nals – Beginn: 16 Uhr<br />

Infos unter:<br />

https://scv.bz.it/vollversammlung

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