BLASMUSIK
CHORWESEN
HEIMATPFLEGE
in Südtirol
Nr. 6
DEZ.
2021
Die stillen Beobachter des Wandels
Das Euregio-Jugendblasorchester
Die gute Konzertmoderation
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 71. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 73. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift
vorausgeschickt
Der Start ist geglückt – Danke!
Liebe Leserinnen
und Leser,
Sie halten nun
die letzte Ausgabe
des „KulturFensters“
dieses Jahres in
den Händen. Daher
möchte ich die Gelegenheit
nutzen, mich bei allen zu
bedanken, die uns seit unserem Start vor
einem Jahr tatkräftig unterstützt und damit
wesentlich zum Erfolg der Zeitschrift beigetragen
haben. Persönlich bedanke ich mich
bei den Redaktionsteams der drei Verbände
– allen voran den Verbandsvorsitzenden, die
uns das Vertrauen geschenkt haben, das
„KulturFenster“ in die Zukunft zu öffnen. Ein
großer Dank geht auch an alle Autor*innen,
die uns laufend Berichte der Mitgliedsvereinen
schicken. Erst dadurch wird das „KulturFenster“
bunt und vielfältig. Nicht vergessen
möchte ich den Grafiker Andreas
Rieder, der uns fachlich unterstützt und
mit viel Geduld unsere Wünsche umsetzt.
Zum Jahresabschluss schauen viele von
uns auf das abgelaufene Jahr zurück. Nicht
nur zum Jahresende, sondern das ganze
Jahr hindurch haben es sich die vielen
Chronist*innen in unserem Land zur Aufgabe
gemacht zurückzublicken und zu
dokumentieren, was geschieht. Der Heimatpflegeverband
widmet ihnen das Hauptthema
und zeigt viele Berührungspunkte
zwischen Heimatpflege und Chronikwesen
auf. Zudem gibt es mahnende Worte
in Richtung Politik, die zu einem klaren Bekenntnis
zum Schutz der Natur- und Kulturlandschaft
aufgefordert wird.
Die Blasmusikseiten stellen das Euregio-
Jugendblasorchester in den Fokus. Diese
grenzüberschreitende Zusammenarbeit
der drei Musikverbände ist nicht nur „totes
Papier“, sondern einmal mehr „gelebte
europäische Idee“.
Dass die Moderation eine tragende Säule
des Konzertes ist und damit wesentlich
zum Erfolg beitragen kann und muss, das
wissen Sänger*innen und Musikant*innen
nur zu gut. Wie eine gute Moderation gelingen
kann, das ist diesmal Hauptthema
des Chorverbandes.
Dazu gibt es die gewohnten Rubriken, in
denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten
dokumentieren, bereichsspezifische
Themen aufarbeiten und auch die Jugend
– die Zukunft unserer Vereine – in den Fokus
stellen. Ich wünsche Ihnen wiederum
eine unterhaltsame, aber auch informative
Lektüre und einen aufschlussreichen Blick
durch unser „KulturFenster“.
Stephan Niederegger
Frohe Weihnachten
Gedanken einer Kerze
„Jetzt habt ihr mich
entzündet und
schaut in mein
Licht. Ihr freut
euch an meiner
Helligkeit, an der
Wärme, die ich
spende. Und ich
freue mich, dass ich
für euch brennen darf.
Wäre dem nicht so, läge ich vielleicht
irgendwo in einem alten Karton - sinnlos,
nutzlos. Sinn bekomme ich erst dadurch,
dass ich brenne. Aber je länger ich brenne,
desto kürzer werde ich. Ich weiß, es gibt immer
beide Möglichkeiten für mich: Entweder
bleibe ich im Karton - unangerührt, vergessen,
im Dunkeln - oder aber ich brenne,
werde kürzer, gebe alles her, was ich habe,
zugunsten des Lichtes und der Wärme. Ich
fi nde es besser, etwas herzugeben zu dürfen,
als kalt zu bleiben und im düsteren Karton
zu liegen.... Schaut, so ist es auch mit
euch Menschen! Entweder ihr zieht euch
zurück, bleibt für euch - und es bleibt kalt
und leer-, oder ihr geht auf die Menschen
zu und schenkt ihnen von eurer Wärme und
Liebe, dann erhält euer Leben Sinn. Aber
dafür müsst ihr etwas in euch selbst hergeben,
etwas von eurer Freude, von eurer
Herzlichkeit, von eurem Lachen, vielleicht
auch von eurer Traurigkeit. Ich meine, nur
wer sich verschenkt, wird reicher. Nur wer
andere froh macht, wird selbst froh. Je mehr
ihr für andere brennt, um so heller wird es
in euch selbst. Ich glaube, bei vielen Menschen
ist es nur deswegen düster, weil sie
sich scheuen, anderen ein Licht zu sein. Ein
einziges Licht, das brennt, ist mehr wert als
alle Dunkelheit der Welt. Also, lasst euch ein
wenig Mut machen von mir, einer winzigen,
kleinen Kerze.“
(Autor unbekannt)
Mit diesen tiefsinnigen Gedanken richte
ich mich in dieser Zeit der Ungewissheit,
der Frustration und des Zwiespalts an euch
alle, liebe Musikant*innen und Marketenderinnen,
verehrte Funktionär*innen, wünsche
euch ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest
und einen guten Rutsch in das
Neue Jahr 2022, verbunden mit einem auf-
richtigen und herzlichen Dank für eure wertvolle
Tätigkeit.
Musik und Gemeinschaft sind unsere Flammen,
die immer brennen sollen! Wir können
durch sie sowohl uns gegenseitig als auch
unseren Freunden Mut, Licht, Freude und
Herzlichkeit schenken, die wir jetzt ganz besonders
brauchen
Euer Verbandsobmann
Pepi Fauster
KulturFenster
2 06/Dezember 2021
Inhalt
In dieser Ausgabe
Heimatpege
Chorwesen
Südtirols Chronist*innen begehen runden Geburtstag .......................4
Der Verein Geschichtswerkstatt Freienfeld .........................................7
Ausstellung „Baustelle Südtirol“ ........................................................8
Viele Berührungspunkte zwischen Heimatpflege und Chronikwesen ..9
Josef Rainer aus Trens im Porträt – Ein Leben für das Ehrenamt......10
Dinge des Alltags: Die Christbaumkugel...........................................12
Der alpine Raum steht unter Druck – mehr denn je.........................13
Alexander und Thomas Huber zur Nutzung des alpinen Raumes.....14
Flurnamen aus der Agrargeschichte (5) – Rodungsnamen (3. Teil) ...15
Das spricht gegen die Ski-WM 2029 in Gröden................................16
150 Jahre Pustertaler Bahn – Für eine nachhaltige Verkehrspolitik ..18
Projekt des Bildungsausschusses Niederdorf:
„Kennst du unsere Flurnamen?“ .....................................................19
Restaurierung der Egger-Platzer-Mühle am Birchberg in Naturns.....20
Oswald von Wolkenstein vor 600 Jahren in Prissian gefangen ..........21
Heimatschutzverein Lana bewahrt Kleindenkmaler vor Verfall ..........22
Bundestagung der Österreichischen Trachten- und Heimatverbände .... 23
61. Jahresvollversammlung der Arge Volkstanz in Terlan..................24
In memoriam Verena Mumelter .......................................................25
Moderierte Konzerte eröffnen neue Horizonte..................................60
Südtirol beim Festival der Landesjugendchöre im Burgenland .........63
In Erinnerung an Karl Hermann Vigl ................................................65
Seminar für Chorleiter*innen in der Cusanus-Akademie ..................66
„Holiness“ – Zwei Konzerte des Chors „Raindrops“ .........................67
Seminar für Kinder- und Jugendchorleiter*innen.............................68
Herbstkonzert des Landesjugendchors Südtirol ...............................69
Sängerwanderung – Klangwege in Völs............................................70
Silvesterlied – Gedanken zum abgelaufenen Jahr ............................71
Jugendchor Sexten im Porträt .........................................................72
Broadway-Flair mit dem Jugendchor Sexten....................................73
kurz notiert – Neues von den Chören...............................................74
Blasmusik
Das Euregio-Jugendblasorchester....................................................26
Kapellmeister-Coaching 2021..........................................................30
Obleute-Tagung 2021 .....................................................................31
7. Südtiroler Dirigentenwerkstatt......................................................33
Broschüre zum Leistungsabzeichen in Südtirol 1971–2021.............34
„Opus Blasmusik“ im Konservatorium Bozen ..................................35
Fortbildung „Alles Show“ mit der Stadtkapelle Meran ......................36
Flashmob der Jugendkapelle Lüsen/St.Andrä ..................................38
Holzblasorchester „HoBla-O“ reloaded ............................................39
Erfolg der Jugendkapelle Schnals in Grafenegg................................40
„The Rocket Monkeys“ – Partystimmung mit Blasmusik ..................42
Wenzel Heinrich Veit – ein anerkannter Komponist zu seiner Zeit.....44
Fit in 5 Minuten – Online-Videos zum Üben.....................................45
JuKa Schnals und MK Völs erfolgreich
beim ÖBV-Bundeswettbewerb.........................................................46
„Hopfnmusig“ gewinnt Grand Prix der Blasmusik ............................47
Gelungener Musiksommer in der Hofburg Brixen ............................48
Friedrich Weyermüller wird 85.........................................................50
Josef Oberschmied zum 80er..........................................................50
Neue CD der Unterinntaler Weihnachtsbläser..................................51
„Melodie der Freundschaft“ von Gottfried Veit .................................51
Der Komponist Christian Gamper im Porträt ....................................52
Es war einmal … eine Musikkapelle ................................................55
Blasmusik im Rundfunk..................................................................55
kurz notiert – Neues von den Musikkapellen....................................56
Impressum
Mitteilungsblatt
- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen
Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it
- des Südtiroler Chorverbandes
Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it
- des Heimatpflegeverbandes Südtirol
Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it
Anschrift:
Schlernstraße Nr. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen
Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it
Raiffeisen-Landesbank Bozen
IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771
SWIFT-BIC = RZSBIT2B
Jahresabonnement = 20,00 Euro
Ermächtigung Landesgericht Bozen Nr. 27/1948
presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger
Druck: Ferrari-Auer, Bozen
Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, August, Oktober und
Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.
Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht
zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.
genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.
Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit
sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit
der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder
Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.
Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.
gefördert von der Kulturabteilung
der Südtiroler Landesregierung
KulturFenster
3 06/Dezember 2021
Schlanders im Jahr 1888 und im Jahr 2020: Zum
Jubiläum haben Südtirols Chronist*innen die „Baustelle
Südtirol“ dokumentiert. Im Vergleich gut zu sehen ist
die Ausbreitung des Ortes. Er wächst im wörtlichen
Sinn über sich hinaus.
Fotos: Würthle & Spinnhirn/ Raimund Rechenmacher
KulturFenster
4 06/Dezember 2021
festgehalten
Die stillen Beobachter
des Wandels
Südtirols Chronist*innen begehen runden Geburtstag – Wer sind sie?
Mit einer eindrucksvollen Ausstellung,
die coronabedingt um ein Jahr verschoben
wurde, feiern Südtirols Chronist*innen
heuer „30 + 1“ Jahre. Grund genug für den
Heimatpflegeverband, die wertvolle Arbeit
dieser Ehrenamtlichen zu beleuchten.
Auch wenn sie im Hintergrund arbeiten
und daher von der Öffentlichkeit manchmal
kaum wahrgenommen werden, so
leisten die Chronist*innen durch die Dokumentation
von Ereignissen in Südtirols
Gemeinden einen wesentlichen Beitrag
zur Wertschätzung des Vergangenen und
zum sensible(re)n Umgang mit dem Bestehenden.
Es war Ende der 1980er- bzw. Anfang der
1990er-Jahre, als der Aufbau des Chronikwesens
in Südtirol begann. Damals setzte
sich das Tiroler Landesinstitut, das beim
Südtiroler Kulturinstitut angesiedelt war,
zum Ziel, das Chronikwesen in Südtirol
nach dem Vorbild von Nord- und Osttirol
aufzubauen. 1990 kann daher als inoffizielle
„Geburtsstunde“ der gemeinschaftlich
organisierten Chronist*innen
bezeichnet werden. 1994 ging die Betreuung
der Chronist*innen an das Südtiroler
Landesarchiv über. Im Jahr 2010
wurde Robert Kaserer zum ersten Landeschronisten
in Südtirol gewählt. Seit
2013 ist Rita Thaler Wieser aus Freienfeld
die Vorsitzende der Chronist*innen
in Südtirol.
„KulturFenster“: Wie viele Chronist*innen
gibt es in Südtirol?
Rita Thaler Wieser: Derzeit etwa 300 – leider
nicht in jeder Gemeinde. Es gibt sie
eher in den Dörfern und in kleineren Ortschaften,
da die Arbeit dort überschaubarer
ist als in den Städten. Schließlich
arbeiten alle Chronist*innen ehrenamtlich.
Da braucht es viel Zeit und vor allem
Idealismus, denn man muss gewissermaßen
ständig am Ball bleiben und die Bereitschaft
haben, auch eigene Freizeit zu
schenken, um einen wichtigen Beitrag für
die Gesellschaft zu leisten.
KF: Wie sind die Chronist*innen in Südtirol
organisiert?
Thaler Wieser: In Südtirol gibt es zehn
Bezirke, denen jeweils ein Bezirkschronist
oder eine -chronistin vorsteht. Die
Bezirkschronisten und ihre Stellvertreter
bilden mit der Amtsdirektorin
und der Chronikreferentin am
Landesarchiv den Landesbeirat der
Chronist*innen, dem wiederum der
Landeschronist oder die Landeschronistin
vorsteht. Es gibt auch eine gute Zusammenarbeit
mit den Kollegen in Nordtirol
und die Zeitschrift „Tiroler Chronist“
als gemeinsames Medium.
KF: Wer sind diese Chronisten? Was
tun sie?
Thaler Wieser: Sie sammeln zum einen Informationen
zu Ereignissen auf Orts- und
Gemeindeebene in Form von Zeitungsausschnitten,
Plakaten oder Einladungen
und dokumentieren die Entwicklung und
die Veränderungen ihrer unmittelbaren Lebenswelt
in Form von schriftlichen Beiträgen,
Fotos und/oder Filmen. Die Ergebnisse
münden in der Jahreschronik,
die für eine Gemeinde ein sehr wichtiges
Dokument darstellt. Diese wird über geeignete
Strukturen der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht. Zwischen den Gemeindeverwaltungen
und den Chronist*innen
gibt es eine Mustervereinbarung, die die
Arbeit regelt.
KF: Warum ist diese Tätigkeit Ihrer Meinung
nach so wichtig für einen Ort, für
eine Gemeinde?
Thaler Wieser: Chronist*innen beobachten
und dokumentieren das Zeitgeschehen
oft über längere Zeiträume und machen
dadurch auf die großen Veränderungen
aufmerksam. Anhand der dabei entstehenden
Chronik-Dokumentationen wird
der Wandel von Natur- und Kulturlandschaft
augenscheinlich. Zu beobachten
sind u. a. auch die politische, technische,
bauliche und landwirtschaftliche
Entwicklung.
Seit 2013 ist Rita Thaler Wieser Landeschronistin.
Foto: Privat
KF: Welche Eigenschaften müssen
Chronist*innen mitbringen?
Thaler Wieser: Entscheidend sind das Interesse
für die Entwicklung und die Veränderungen
im eigenen Ort, eine gewisse
Neugierde, die Freude am Sammeln und
Dokumentieren, zugleich das Bemühen
um Distanz und Objektivität. Hilfreich sind
auch eine gute Beobachtungsgabe, fotografische
Kenntnisse und ein Talent beim
Schreiben und nicht zuletzt die Teamfähigkeit.
Denn eine gute Chronikarbeit kann
heutzutage fast nur noch im Team bewältigt
werden. Chronist*innen sollten auch
kontaktfreudig sein, denn sie suchen in
der Regel die Zusammenarbeit mit Vereinen,
Verbänden und Institutionen, die ihnen
Informationen liefern und somit die
Recherchearbeit erleichtern.
KF: Die Chronistenarbeit bleibt oft an den
älteren Menschen hängen, weil sie mehr
Zeit und vielleicht auch ein größeres Interesse
haben. Wie können Ihrer Meinung
nach neue, auch jüngere Chronisten gewonnen
werden?
Thaler Wieser: Aus Erfahrung weiß ich,
dass auch junge Leute die Entwicklung
KulturFenster
5 06/Dezember 2021
festgehalten
„
Chronist*innen beobachten und dokumentieren
das Zeitgeschehen oft über längere Zeiträume
„
und machen dadurch auf die großen Veränderungen
aufmerksam.
Rita Thaler Wieser
und die Veränderungen im Ort mit großem
Interesse mitverfolgen. Sie kommunizieren
ihre Ideen vielleicht anders als ältere
Menschen, weil sie eher die sozialen Medien
nutzen. Aber sie fotografieren, kommentieren,
und sie fordern auch Mitsprache,
wenn es um die Entwicklung ihres
Umfeldes geht. Partizipation ist in Mode
gekommen, und das kann durchaus positiv
sein. Denn die Mitarbeit in einem
Chronistenteam gibt ihnen die Möglichkeit,
sich zu entfalten. Besonders im digitalen
Bereich, der im Chronikwesen
immer wichtiger wird, können sie uns „älteren“
Chronist*innen eine wertvolle Unterstützung
sein.
KF: Stichwort Digitalisierung. Wie hat sich
die Arbeit der Chronisten im Vergleich zu
1990 verändert?
Thaler Wieser: Damals wurden Zeitungsartikel
ausgeschnitten, aufgeklebt und in
Ordnern gesammelt. Es wurde analog fotografiert,
Fotos wurden ebenso in Ordner
eingeklebt. Es war noch die Zeit der Einzelkämpfer,
Teamarbeit war ein „Fremdwort“.
Mittlerweile wird nicht nur digital
fotografiert, sondern auch dokumentiert.
Viele Chronist*innen haben Schulungen
besucht und sich dadurch weitergebildet.
Es besteht zudem die Möglichkeit, die digital
erstellten Jahreschroniken in einer
Cloud beim Südtiroler Gemeindenverband
zu sichern. Durch die Digitalisierung
lässt sich einiges beschleunigen. Weniger
geworden ist die Arbeit aber nicht, denn
die Informationsflut wird immer stärker.
KF: Was gefällt Ihnen persönlich an der
Chronikarbeit?
Thaler Wieser: Es ist eine umfassende und
äußerst interessante Aufgabe und zugleich
auch eine Herausforderung. Man braucht
den „Adlerblick“ auf das gesamte Geschehen
in einem Ort, in einer Gemeinde. Und
wenn dann mit Interesse eine Jahreschronik
durchgeblättert wird, die in aufwändiger
Arbeit in unserem Team entstanden
ist, wenn Aufzeichnungen bei wichtigen
Entscheidungen berücksichtigt werden,
erfüllt mich das mit Genugtuung. Außerdem
freue ich mich, wenn ich als Chronistin
Dorfrundgänge mit Schulklassen
machen kann.
Chronik und digitale Herausforderung:
Einst waren es ausschließlich dicke
Bücher, mittlerweile sind die Jahreschroniken
auch in digitaler Form für
die Nachwelt gespeichert.
Foto: Südtiroler Landesarchiv
KulturFenster
6 06/Dezember 2021
Heimatpege
KF: Welche Parallelen sehen Sie zwischen
Heimatpfleger*innen und Chronist*innen?
Thaler Wieser: Ich glaube, beide –
Heimatpfleger*innen und Chronist*innen –
verfolgen mit Interesse die Entwicklungen
und die Veränderungen im Ort. Durch das
längere Beobachten und Dokumentieren
schätzen sie historisch Gewachsenes. Sie
versuchen auf die Einzigartigkeiten im Ort
bzw. in der Gemeinde aufmerksam zu machen.
Ihre Arbeit ist identitätsstiftend, und
sie leisten eine wichtige Kulturarbeit zum
Wohl ihrer Heimatgemeinde.
KF: Inwieweit kann Chronikarbeit die Entwicklung
eines Ortes mit beeinflussen?
Thaler Wieser: Chronik-Dokumentationen
sind identitätsstiftend. Ortstypisches wird
durch historische Aufnahmen dokumentiert.
Auch Bauherren können dadurch angeregt
werden, den Ortsbildcharakter, das
Eigene zu erhalten und Altes und Neues
zu einer Synergie werden zu lassen. Dörfer
können davor bewahrt werden, von historisch
gewachsenen Siedlungen zu Allerweltsdörfern
zu werden.
Interview: Edith Runer
Der Verein Geschichtswerkstatt Freienfeld
Ein gutes Beispiel, wie die Geschichte
einer Gemeinde auf spannende Weise
erforscht und einer breiten Bevölkerung
nähergebracht werden kann, liefert
der Verein Geschichtswerkstatt
Freienfeld. Er erstellt auch die Chronik
der Gemeinde.
Bei Forschungsarbeiten für seine Diplomarbeit
im Pfarrarchiv von Stilfes
und Mauls fand der Historiker Oswald
Überegger Aufzeichnungen über die
Bombardierungen in den letzten beiden
Kriegsjahren 1944/45 in Freienfeld.
Eine kleine Gruppe Geschichtsinteressierter
aus Stilfes, Trens und
Mauls organisierte dazu 1996 Aktionstage.
Die Gruppe nahm später an einer
Fortbildung für Chronisten mit Bezirkschronist
Günther Ennemoser und Paul
Detomaso teil. Begeistert von den Anregungen
begann sie alsbald mit dem
Sammeln von Unterlagen, und 1999
wurden die ersten Chronikbände für
die Jahre 1997 und 1998 vorgestellt.
Die offi zielle Gründung des Vereines
Geschichtswerkstatt Freienfeld erfolgte
im September 1999.
Heute zählt der Verein 13 Mitglieder.
Sie erforschen die Geschichte der Gemeinde,
erstellen gemeinsam eine Jahreschronik,
schaffen ein historisch-kulturelles
Angebot für die Bevölkerung,
etwa mit Ausstellungen, Vorträgen und
Lehrfahrten – und nicht zuletzt befassen
sie sich in Zusammenarbeit mit
dem Heimatpflegeverband Südtirol mit
der Erhaltung der historischen Kulturgüter
in der Gemeinde.
Wichtige Aktionen
Josef Wieser ist seit der Gründung der Präsident
des Vereines. Er nennt die Vernetzung,
etwa mit den Bibliotheken und Bildungsausschüssen,
als wichtige Säule.
Die Gemeindeverwaltung ermögliche es
zudem, dass in den drei Bibliotheken die
Jahreschroniken aufliegen.
Unter den Veranstaltungen in den vergangenen
Jahren sind u. a. die Buchvorstellungen
von Oswald Überegger herausragend, die
Ausstellung „Reisezeit : Zeitreisen“, die die
Entwicklung von Verkehr, Gastwirtschaft
und Tourismus im 19. und 20. Jahrhundert
in Freienfeld, die Vorstellung der „Briefe
zwischen Front und Heimat von Josef und
Franziska Faistnauer (1915 – 1918)“ sowie
die Bücher „Lebensgeschichten aus
Freienfeld“ mit Interviews von den älteren
Mitbürgern und „Ruender, Mahder, Wasserler“
über die Flurnamen.
Im Sommer fanden im Rahmen des Projektes
„Natur (er)leben“ der drei Bildungsausschüsse
von Freienfeld in Zusammenarbeit
mit dem Heimatpflegeverband zwei
Ortsbegehungen in Mauls und Stilfes statt
(siehe KulturFenster 05/2021). Dabei wurden
wertvolle Anregungen zur Erhaltung
des Dorfbildcharakters gegeben.
KulturFenster
7 06/Dezember 2021
festgehalten
Ausstellung „Baustelle Südtirol“
Die Chronist*innen sammelten historisches Bildmaterial und
stellten dem jeweils ein aktuelles Bild gegenüber
Trens einst und heute: „Aus den Gästebüchern
entnehmen wir, dass die Besucher
vom Ausmaß der Entwicklung überrascht
sind“, sagt Rita Thaler Wieser über die
Ausstellung „Baustelle Südtirol“.
Foto: Archiv Thaler Wieser
Auch wenn sie nicht kommentieren, so zeigen
die Chronist*innen mit ihrer Arbeit dennoch
auf, wie es um Südtirols Natur und Kulturlandschaft
steht. Zum runden Geburtstag
organisierten sie die Ausstellung „Baustelle
Südtirol - Siedlungsgrenzen – grenzenlos?“
und sorgten damit für Staunen und Raunen
unter den Betrachtern.
Den Hintergrund der Jubiläumsausstellung
bildete das neue Gesetz zu Raum
und Landschaft und dabei insbesondere
der Bereich der Ausweisung der neuen
Siedlungsgrenzen in den Gemeinden. Die
Chronisten aus den Bezirken sammelten
historisches Bildmaterial und stellten den
Fotos jeweils ein aktuelles, aus derselben
Perspektive aufgenommenes Bild gegenüber.
Raimund Rechenmacher, der stellvertretende
Vorsitzende der Chronisten,
schlug vor, die Fotos auf Schaltafeln zu
präsentieren, um die „Baustelle Südtirol“
deutlich zu machen.
Und das ist offensichtlich gelungen: Der
Vergleich von älteren Aufnahmen zeigt,
wie Dörfer und Städte seit der Zwischenkriegszeit
und insbesondere ab den
1960er-Jahren kontinuierlich gewachsen
sind. „Die Ausstellung ist bisher gut
angekommen“, sagt die Vorsitzende Rita
Thaler Wieser. „Den Gästebüchern entnehmen
wir, dass die Besucher vom Ausmaß
der Entwicklung überrascht sind.“
Damit sei ein wesentliches Ziel schon
erreicht, denn: „Wenn sich die Betrachter
durch diese Bilder berühren lassen,
kann es gelingen, in den nächsten Jahren
die Bewahrung von Kultur und Tradition
mit gesellschaftlichen, wirtschaftlichen
und ökologischen Ansprüchen in
Einklang zu bringen.“ Rita Thaler Wieser
ist auch überzeugt, dass die Ausstellung
für die Gemeindeentwicklungspläne,
die demnächst erstellt werden,
eine Hilfe sein kann.
Zur Ausstellung – derzeit ist sie nur noch
bis zum 31. Dezember im Café „Milchbar“
in Sarnthein zu sehen – ist in mehreren
Orten auch eine Publikation erschienen,
die den Gemeinden, Schulen und
Bibliotheken zur Verfügung gestellt wird.
KulturFenster
8 06/Dezember 2021
Heimatpege
„Viele Berührungspunkte“
Für engere Zusammenarbeit zwischen
Heimatpfleger*innen und Chronist*innen
Heimatpflege und Chronikwesen haben
viele Berührungspunkte. Das stellte HPV-
Obfrau Claudia Plaikner bei einer Online-
Fortbildung für Chronist*innen fest. Und
sie legte dar, wo und wie beide Interessensgruppen
noch enger zusammenarbeiten
könnten.
„Naturgemäß haben wir in unseren Tätigkeiten
viele Schnittstellen. Es geht uns
um das historische und volkskundliche
Wissen über unsere Heimat, über die
Wahrnehmung von Veränderung in der
Heimat, es geht um Dokumentation und
um das Nachdenken darüber, wie sich
die Veränderungen auf das soziale, kulturelle
und ökonomische Verhältnis auswirken.
Nicht zuletzt geht es um die Frage,
welchen Beitrag wir mit unseren Verbänden
leisten können, um unsere Heimat
in eine gute Zukunft zu bringen.“ Dies
vorausgeschickt zeigte Claudia Plaikner
anhand der Info-Broschüre des Heimatpflegeverbandes
Südtirol auf, welche
Schwerpunkte dieser setzt, etwa in
Bezug auf die Baukultur, auf Kleindenkmäler,
auf das Brauchtum, aber auch auf
den Klimaschutz.
Durch ihre Recherchearbeit und das Festhalten
von aktuellen Ereignissen seien
auch die Chronisten mit diesen Themen
befasst. Es gebe viele Berührungspunkte:
„Chronist*innen sind oft in Personalunion
auch Heimatpfl eger*innen und umgekehrt“,
stellte Claudia Plaikner fest. „Beiden
geht es um die Wahrnehmung, die
Dokumentation und Wertschätzung des
soziokulturellen, historischen und natürlichen
Umfeldes in Dorf und Stadt und
um dessen sinnvolle Weiterentwicklung.“
Wo können beide Gruppen noch enger
zusammenarbeiten?
„Ich denke, dass es den Chronist*innen
eigen ist, dass sie aufmerksam und bedacht
Veränderungen in ihrem Dorf
wahrnehmen und dokumentieren. Wir
Heimatpfleger*innen haben leider nicht
in allen Dörfern Heimatpflegevereine bzw.
Ortsbeauftragte: Daher wäre es wünschenswert,
wenn Chronist*innen und
Ortsbeauftragte in Personalunion zusammengeführt
würden bzw. sich gegenseitig
unterstützen und ergänzen könnten.“
Mancherorts geschehe das bereits.
Ein gemeinsames Auftreten bei Anliegen
und Vorschlägen, die vor den örtlichen politischen
Entscheidungsträgern deponiert
werden sollten, würde sicher manchmal
auch Sinn machen,
so Claudia Plaikner:
„Generell können
wir uns beide dafür
einsetzen, dass lokale
Besonderheiten
wieder bewusst gemacht
werden und
deren Wert erkannt
wird. Ebenso können
wir uns für die Vertiefung des historischen
und volkskundlichen Wissens, für
einen bewussten Umgang mit unseren
Traditionen, unseren Dialekten, unseren
mündlichen Überlieferungen stark machen.
Dasselbe gilt für die Pflege unserer
historischen und aktuellen Baukultur sowie
unserer Naturlandschaft.“
Heimatpflegeverband
Südtirol
„
Generell können wir uns beide dafür einsetzen, dass
„
lokale Besonderheiten wieder bewusst gemacht werden
und deren Wert erkannt wird.
Claudia Plaikner
Aus der Redaktion
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des
Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter
folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)
Redaktionsschluss für
die nächste Ausgabe des
„KulturFensters“ ist:
Freitag, 14. Jänner 2022
KulturFenster
9 06/Dezember 2021
informiert & reektiert
„Das habe ich wohl geerbt“
Josef Rainer aus Trens setzt sich ehrenamtlich in vielen
Bereichen ein – Ein Porträt
Es gibt viele Anlässe, um Josef Rainer ein
Porträt zu widmen. In der Adventszeit ist
es bestimmt der Krippenbau, dem sich der
64-jährige Trenser seit 25 Jahren widmet.
Doch er engagiert sich ehrenamtlich in vielerlei
Hinsicht für seine Heimat, für Kirche,
Kultur und Natur.
Mit Josef Rainer am Stubentisch zu sitzen
und in Fotoalben und Aktenordnern zu stöbern
– dafür sollte man sich etwas länger
Zeit nehmen. Es ist ein wahrer Schatz, den
der pensionierte Eisenbahner und leidenschaftliche
Sammler darin hütet. Ein Album
enthält originale Postkarten aus Trens ab
dem Jahr 1890, fein sortiert, frankiert und
gestempelt. In einem anderen bewahrt er
rund 200 Andenkenbilder der weitum bekannten
Wallfahrtskirche Maria Trens auf:
„Die ältesten sind aus dem frühen 18. Jahrhundert.“
Erstanden hat Josef Rainer diese
einzigartigen Erinnerungsstücke vor allem
auf Floh- und Tauschmärkten oder im Internet.
Sie sind für ihn wertvolle Zeugnisse aus
der Geschichte und Kultur seines Heimatortes,
die ihn schon immer interessiert hat.
Besondere Beziehung zur
Wallfahrtskirche
In Trens in der Gemeinde Freienfeld ist
Josef Rainer aufgewachsen, dort ist er in die
Schule und in die Kirche gegangen. Mit acht
Jahren hat er erstmals am Altar ministriert.
Seither pflegt er eine besondere Beziehung
zur Wallfahrtskirche. Viele Jahre lang hat er
den hauptberuflichen Mesner ehrenamtlich
unterstützt, war Fahnen- und Himmelträger
bei Prozessionen, hat im Pfarrgemeinderat
mitgearbeitet. Oft kümmerte er sich
in seiner Freizeit um die große Muttergottes-Figur
in der Kirche. Das war aufwändig,
zumal die Figur nach den liturgischen
Farben im Kirchenjahr etwa zwölf Mal im
Jahr neu eingekleidet werden muss. Zudem
hat Josef Rainer über Jahrzehnte
die riesige, aus dem 17. Jahrhundert
stammende Kirchenkrippe betreut,
deren rund 50 Wachsfiguren besonderer
Umsicht bedürfen. Jedes
Jahr brachte er einige davon nach Meran,
wo sie von Hertha Aichner restauriert
wurden. „Auch sie hat das unentgeltlich
gemacht“, betont er. Gemeinsam mit Johann
Salcher brauchte er zwei volle Tage,
um die vier Meter breite Krippe aufzustellen
– das alles um Gottes Lohn.
Auch Josef Rainer selbst ist begeisterter
Krippenbauer. „1994 hat mich ein Bekannter
überredet, einen Krippenbaukurs zu besuchen“,
erinnert er sich. Später hielt er im
Auftrag des Verbandes der Krippenfreunde
über 20 Jahre lang Krippenbaukurse ab, vor
allem im Wipptal, wo dadurch zahlreiche
Tiroler Krippen entstanden sind. Bei Josef
Rainer daheim steht im Advent eine 2,4 Meter
breite „heimatliche Krippe“. So nennt
man die Krippen mit Motiven aus der Umgebung,
in diesem Fall etwa Schloss Sprechenstein
oder die bekannte Reiterkapelle.
Mehrere Jahre hat der detailverliebte Krippenbauer
an diesem Kunstwerk gearbeitet
und es auch auf Ausstellungen gezeigt. Mittlerweile
gibt Josef Rainer keine Kurse mehr,
übt sein Hobby aber nach wie vor aus und
stellt die Krippen zum Beispiel einem Verein
zur Verfügung, der sie für einen guten
Zweck verkauft.
Postkarten aus drei Jahrhunderten hat
Josef Rainer gesammelt. Alle zeigen
seinen Heimatort Trens – ein Stück Geschichte
mit mehr als nur
Sammlerwert.
Foto: Edith Runer
Ein Leben für das Ehrenamt
Josef Rainer lebt für das Ehrenamt, wie er
selber sagt. Er war nach seiner aktiven Zeit
als Freizeitfußballer 27 Jahre lang Schiedsrichter
bei den Jugendmannschaften und
ist nun seit 41 Jahren bei der Freiwilligen
Feuerwehr aktiv, davon war er sieben Jahre
Kommandant. Dabei hat er nicht nur Menschen
geholfen, sondern auch eine Chronik
des Vereines erstellt. „Aus einem Haus,
das abgebrochen werden sollte, habe ich
in letzter Minute Unterlagen gerettet“, erinnert
er sich. Daraus ist in minutiöser Kleinarbeit
eine Dokumentation entstanden, auf
die der Feuerwehrmann sichtlich stolz ist,
weil kaum eine Wehr in Südtirol geschichtlich
so gut erfasst ist.
KulturFenster
10 06/Dezember 2021
Heimatpege
Diese heimatliche Krippe hat Josef Rainer selbst gebaut. Unter anderem sind Schloss
Sprechenstein und die Reiterkapelle zu sehen.
Foto: Privat
Nicht große, aber klare Worte
Josef Rainer ist kein Mann der großen Worte,
aber er handelt, wenn er es für notwendig
empfindet. So hat er u. a. dafür gesorgt, dass
Bildstöcke sowie ein alter Weg zum Schloss
Sprechenstein restauriert bzw. instandgesetzt
wurden , und er hat mit anderen zusammen
auch selbst Hand angelegt, wo
es möglich war. Er beobachtet zudem mit
wachem Auge die Entwicklung in seinem
Heimatort Trens. Und er deponiert seine
Meinung und seine Vorschläge auch bei
der Politik, wenn er merkt, dass etwas in die
falsche Richtung geht. So finden sich zwischen
seinen Sammlerobjekten auch jede
Menge Fotos und Zeitungsausschnitte, die
er hervorholt, wenn er die Veränderungen
im Ort vor Augen führen möchte. Nicht immer
seien sie positiv, meint er. Er erzählt
vom Höfesterben und dem gleichzeitigen
Wachsen der Intensivlandwirtschaft, von
Neubauten, die das Ortsbild beeinträchtigen
oder vom Zweitwohnungstourismus, der
auf der Sonnenseite des Wipptales blühe.
„Ich bin absolut nicht gegen eine Entwicklung“,
unterstreicht er. „Aber sie soll zum
Wohl der Trenser und im Einklang mit der
Landschaft und dem Ortsbild sein.“ Leider
sei das immer seltener der Fall.
Engagement für die Heimat
für ihn kein Anlass, um sich zurückzuziehen.
Immerhin gebe es
auch einige Lichtblicke, die zeigen,
dass der Einsatz nicht ganz
umsonst ist, etwa die Tatsache, dass
der umstrittene Bau einiger Chalets in
unmittelbarer Umgebung der Wallfahrtskirche
nun vor Gericht behandelt werde.
„Den einzigartigen Blick auf die Kirche wird
ein Urteil zwar nicht mehr retten, aber zumindest
ist es ein Zeichen, dass nicht alles
möglich ist.“
Josef Rainer wird sich weiter für seinen
Heimatort Trens einsetzen. „Kultur, Landschaft
und Geschichte waren schon meinen
Vorfahren ein Anliegen. Ich habe das
wohl geerbt“, sagt er mit einem Schmunzeln
an den Lippen und zieht aus dem Regal
eine dicke Mappe hervor. Es ist die Hauschronik,
die er nach einer umfassenden
Recherche zusammengestellt hat und die
seine Familie bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen
lässt.
Sein Engagement für die Heimat ist Josef
Rainer ein großes Anliegen, auch wenn er
mittlerweile nicht mehr ganz so aktiv ist wie
früher. Leider habe er sich damit nicht nur
Freunde gemacht, gesteht er. Doch das ist
Die bekannte Reiterkapelle wurde auf Initiative
von Josef Rainer restauriert.
Foto: Privat
Viele Jahre lang hat Josef Rainer regelmäßig
die Muttergottes in der Wallfahrtskirche
von Trens neu eingekleidet. Foto: Privat
KulturFenster
11 06/Dezember 2021
informiert & reektiert
Alpiner Raum ohne Wert?
Schutz von Natur- und Kulturlandschaft: Verbände fordern
Politik zu klarem Bekenntnis auf
Scheinbar unscheinbar: der Moorkomplex
in Schnals
Fotos: AVS
Der alpine Raum steht unter Druck – mehr denn
je. Alpenverein Südtirol, Cai Alto Adige, Dachverband
für Natur- und Umweltschutz sowie
Heimatpflegeverband Südtirol beanstanden
die schwindende Wertschätzung der ursprünglichen,
alpinen Natur- und Kulturlandschaften.
An markanten Beispielen fehlt es nicht.
Thema Erschließung: Es scheint, als ob nur
durch eine massive (Über-)Erschließung und
(Über-)Nutzung ein gesellschaftlicher Wert
generiert werden könne. Anders ist es nicht
zu erklären, dass man beispielsweise beim
Neubau der Santnerpass-Hütte über die
architektonische Qualität diskutiert anstatt
festzustellen, dass die Kubatur im Vergleich
zum Bestand mehr als verachtfacht wurde.
Und dies obwohl die Schutzhütte aus alpinistischer
Sicht überhaupt keinen Nutzen
hat. Die einzig berechtigte Frage muss daher
nicht sein, wie, sondern ob Strukturen
wie die Santnerpass-Hütte überhaupt noch
neu gebaut werden sollen.
Ähnliches gilt für den Neubau der Kölner
Hütte, der laut Plan ein Luxushotel werden
soll, ohne Wertschätzung für historische
Bausubstanz und für das angrenzende
UNESCO-Weltnaturerbe. Und auch
das geplante „Hoteldorf“ im Talschluss von
Schnals sprengt nicht nur in seinen Dimensionen
die Grenzen jeder Verträglichkeit,
sondern zeugt auch von mangelnder Sensibilität
gegenüber dem alpinen Raum und
dessen landschaftlicher aber auch ökologischer
Wertigkeit.
Blechlawinen rollen wieder
Thema Verkehr: Nicht nur in den urbanen
Bereichen Südtirols droht mittlerweile kontinuierlich
der Verkehrskollaps, auch über
die Passstraßen wälzen sich die Blechlawinen
zunehmend zäher. Seit vielen Jahren
bemühen sich die Verbände um eine Beruhigung
des alpinen Raumes rund um die
Passstraßen. Passiert ist bisher wenig und
die Auszeichnung als UNESCO-Weltnaturerbe
hat sich vor allem als Marketing-Instrument
entpuppt, mit dem der Andrang auf
diese Gebiete erst richtig angeheizt wurde.
Schutzlose Schutzzonen
Thema Naturschutz: Weder die UNESCO-
Auszeichnung noch die Schutzkategorien
wie „Naturpark“ oder „Natura2000-Gebiet“
haben einen Wert, wenn es um Bauvorhaben
und andere Eingriffe in die Natur
geht. Bestes Beispiel hierzu ist der Fall
Antersasc, bei dem zuerst die Politik trotz
negativer Gutachten in einem dreifach geschützten
Gebiet die Erschließung mittels
Zufahrtsstraße beschließt und nach einem
Rechtsstreit das Projekt vom Staatsrat defi
nitiv genehmigt wird.
Alpenverein Südtirol, CAI Alto Adige, Dachverband
für Natur- und Umweltschutz sowie
Heimatpflegeverband fordern daher von
der Politik ein klares und eindeutiges Bekenntnis
zum Wert der alpinen Natur- und
über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft
und erwarten sich eine deutlich
kohärentere Politik mit konkreten Entscheidungen
in diesem Bereich.
Unterstützung von
alpinistischer Seite
Bei ihrem Einsatz für einen naturbelassenen
alpinen Raum werden die Südtiroler Umweltverbände
auch von den „Huberbuam“
(siehe Statements) und dem jungen Alpinisten
und Bergführer Alex Walpoth unterstützt.
Dieser sagt: „Es gilt die Gratwanderung
zu schaffen zwischen touristischer Nutzung
der Berge auf der einen Seite und größtmöglicher
Bewahrung von deren Ursprünglichkeit
auf der anderen Seite. Bei dieser Gratwanderung
frage ich mich schon seit längerer
Zeit: Klettern wir noch am Grat, oder sind
wir längst schon in die eine oder andere
Flanke hinabgestürzt?“ Walpoth plädiert dafür,
die bislang unberührten Gebiete auch
in Zukunft so zu belassen. Hoch oben auf
dem Berg brauche es keine ausgefallenen
Bauwerke, die mit der natürlichen, überragenden
Schönheit
der Berge ohnehin
nicht konkurrieren
könnten.
„
„
Klettern wir noch am Grat oder sind wir längst schon
in die eine oder andere Flanke hinabgestürzt?
Bergführer Alex Walpoth
KulturFenster
12 06/Dezember 2021
Heimatpege
„Ursprünglichkeit ist
größtes Kapital“
Was die bekannten Huberbuam zur Nutzung des alpinen Raumes sagen
Das sagt der Profibergsteiger und Natura-2000-Botschafter Alexander Huber:
„Wir müssen nachhaltiges Erleben in der Natur entwickeln, denn wir alle wissen, was wir mit den Alpen
hier in der Mitte von Europa geschenkt bekommen haben.“
Und zum Thema Glasturm unterm Rosengarten: „Das ist genau einer dieser Punkte, wo ich das Gefühl
habe, dass wir versuchen, aus den Alpen mehr zu machen als das, was sie sind. Dabei ist gerade die
Natur der großartigste Baumeister. Ich kann nichts damit anfangen, dass ein 22 Meter hoher Glasturm
dann eine Eventlocation in der Mitte der Alpen sein soll. Von mir ein klares Nein zu solchen Projekten.“
Das sagt sein Bruder, der Profibergsteiger Thomas Huber:
„Ich kämpfe für die Ursprünglichkeit der Berge, und zwar vor allem auch für unsere Kinder. Wir haben schon
einen großen Teil unseres Lebens hinter uns, aber unsere Kinder sollten genau diese Ursprünglichkeit leben
können. Wir müssen noch etwas für sie übriglassen.“
Sein Statement zu Rosengarten und Schnals: „Wenn diese Infrastruktur schon Bestand hat, wie ich es im
Schnalstal oder am Rosengarten gesehen habe, dann sollte doch einfach der Bestand verwendet und optimiert
werden. Wobei ich ganz ehrlich sagen muss: Im Schnalstal sollte man alles am besten die Ursprünglichkeit
zurückführen, aber diesen Mut haben wir Menschen leider nicht. Denn wir verbauen uns immer mehr
die Zukunft, weil wir nur kurzfristigen Gewinn im Blick haben. Wenn wir langfristig denken, ist die Ursprünglichkeit
das größte Kapital, das wir haben. Sie ist das, was die Menschen bei uns suchen.“
Bei ihrem Einsatz für einen naturbelassenen alpinen Raum werden die Südtiroler Umweltverbände auch von den Huberbuam unterstützt.
KulturFenster
13 06/Dezember 2021
informiert & reektiert
Dinge des Alltags
aus Geschichte und
Gegenwart
Die Christbaumkugel
Im 21. Jahrhundert ziert die Christbaumkugel
nicht mehr nur den Lichterbaum, der in
den Wohnzimmern oder in den Kirchen steht.
Auch Bäume, die keine Nadeln tragen, die
im Freien, auf Plätzen oder vor Geschäften
stehen, sind mit großen Kugeln geschmückt.
Sie sind in der Regel aus Kunststoff, meist in
China hergestellt, und unterscheiden sich in
vielerlei Hinsicht von den traditionellen, leicht
zerbrechlichen Christbaumkugeln aus Glas.
Einer der bekannten Herstellungsorte von
Weihnachtsschmuck im 19. Jahrhundert war
Lauscha, eine Stadt im Thüringer Wald, in der
die Menschen hauptsächlich von der Glasherstellung
lebten. Neben den Glaskugeln sind
damals auch Figuren wie Nüsse oder Äpfel als
Christbaumschmuck entstanden. Bis eine Kugel
fertiggestellt war, waren mehrere Arbeitsschritte
notwendig. Das Mundblasen erfolgte
in den Glashütten, die Bemalung und Verzierung
erledigten Familien in Heimarbeit.
Wertvolles Glas statt chinesischer Kunststoff
schmückte einst den Christbaum.
Foto: Hermann Maria Gasser
Im Laufe der Zeit änderten sich die Techniken.
Ab 1860 wurden die Kugeln mit einer
Silbersalzlösung von innen verspiegelt. Außen
wurde ein Leim aufgetragen und mit Gold- und
Silberstaub in verschiedenen Mustern versehen.
Der Kugelhals wurde mit einer kleinen
Säge abgeschnitten, damit der Verschluss befestigt
werden konnte. Damit eine Serie von
Kugeln die gleiche Größe erhielt, gab es Schablonen
aus Holz.
Zuerst war die Herstellung der Kugeln bescheiden,
doch ab 1870 nahm die Nachfrage nach
Christbaumschmuck rasant zu. Die Kugeln
zierten nicht nur Bäume in Europa, sondern
wurden auch nach Amerika exportiert. Lange
Zeit war Lauscha führend, vor dem Ersten
Weltkrieg bekam es Konkurrenz aus Gablonz,
im damaligen Böhmen gelegen. Dort wurden
nicht Kugeln, sondern Weihnachtsschmuck
aus kleinen Perlen hergestellt.
Barbara M. Stocker
Echter Gablonzer Weihnachtsschmuck ist
mittlerweile eine Rarität auf den Christbäumen.
Foto: Anita Augscheller
KulturFenster
14 06/Dezember 2021
Heimatpege
Schwendrodung, Brandrodung
und Räumung
Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (5) – Rodungsnamen (3. Teil)
Waldflur Gschwenden in Verdins (Gemeinde
Schenna): Der Baum am linken Bildrand
„schwendet“ sich von selbst!
Im „KulturFenster“ 05/2021 wurden Flurnamen
wie Moas, Umas, Runa oder Grin vorgestellt,
die auf die Rodungsart der Schlagrodung
zurückgehen. Es gibt aber weitere
früher angewandte Rodungstechniken, um dem
Wald begehrtes Acker- oder Weideland abzutrotzen:
die Schwend- und die Brandrodung.
Schwendrodung
Bei der Schwendrodung werden die Bäume
geringelt, oder die Rinde wird gleich ganz
abgeschabt. Das dafür notwendige spezielle
eiserne Schabmesser wird Schepser genannt.
Das Entrinden führt zum allmählichen
Absterben bzw. Austrocknen des Baumes.
Das althochdeutsche Verb für das Entrinden
ist swintan „schwinden, abmagern,
welken“, als Kausativ (Veranlassungswort)
swenten „zum Schwinden bringen“. Als Ergebnis
liegt eine swende „durch Schwenden
gewonnenes Landstück“ vor, oder – falls es
sich um mehrere Grundstücke handelt – ein
geswende (Gschwend).
Räuten (= Ausreißen der Wurzelstöcke) und
Schwenden (Entrinden) wurden früher säuberlich
auseinander gehalten, wie eine Passage
aus der Salzburger Waldordnung von
1592 belegt: [...] sollen auch alle [...] innhaber
der gueter ire aigne gehaite haimbholzer
[...] wöder reuten, schwenndten noch
[...] zu grundten raumen, sonnder allain zu
irer hausnotturfft haien
Der Namentyp Gschwend, Gschwand oder
Schwand ist im Alpenraum bzw. in Südtirol
häufig, z. B. Gschwend (Alm im Sarntal/Trienbach;
Gehöft in Ratschings/Kalch;
Hof in Pichl/Gsies); weiters Schwånd (Wald
in St. Felix/Deutschnonsberg; Wald in Obereggen)
oder Gschwånt (Wald oberhalb von
Wans in Walten/Passeier).
In Villnöß gibt es fast ausschließlich alpenromanische
Hofnamen, darunter den
Hof Zerschnat (mda. Zerschnot). Dies ist
die romanische Entsprechung zum deutschen
Gschwend, nämlich alpenromanisch
*tširtšinada (area) „Gegend mit geringelten
Bäumen“; zugrunde liegt das lateinische
Verb circinare „Bäume kreisförmig
einschneiden“.
Brandrodung
Die Wiese Stuber-Brünst in Grissian (Gemeinde
Tisens)
Prominenter im Flurnamenbild vertreten ist
allerdings die Brandrodung. Bei entsprechenden
Witterungsverhältnissen wurden
Buschland, Hecken, aber eben auch
Wald abgebrannt: Der Asche bedeckte Boden
war für wenige Jahre sehr fruchtbar
(Mineraldüngung). Bis ins 19. Jahrhundert
wandte man in Ulten die Technik des
„Brandschlagens“ an. Auf dem niedergebrannten
Boden wurden sogleich Weizen
und Roggen eingesät. Das bezeugen Flurnamen
wie Weizbrand (mda. Woazprånt) in
Tscherms und in Ulten sowie Roggebrand
(mda. Roggeprånt) in Franzensfeste und
in Mühlwald.
Unzählig sind die Flurnamen Brand (mda.
Prånt), Brandl (mda. Prantl) und Brünst
(Hofname in Schenna sowie in Matatz/Passeier).
Außerdem gibt es in Franzensfeste
den Gebrünstegraben und in Grissian eine
Wiese namens Stuber-Brünst.
Weniger auffällig, aber gleichwohl auf einen
Brand zurückgehend, ist der Waldname
Absang (mda. Osånk), z. B. in Latzfons
oder in Weißenbach. Wie der Flurname
verrät, wurde der Wald „abgesengt“, also
abgebrannt. Auch die Familiennamen Singer
oder Senger gehen auf Männer zurück,
die eine Brandrodung durchgeführt haben.
Ursprung des Flurnamens Absang ist das
althochdeutsche Substantiv sengi, das seinerseits
auf das Verb sengên „versengen,
abbrennen“ zurückgeht.
Einen klaren Hinweis auf „Schwenden“ durch
Feuer liefert der Hofname Feuerschwend
(mda. Foischwente) in Sand in Taufers.
Räumung
Nach Schneebrüchen und Lawinenabgängen
müssen Weiden und Felder im
Frühjahr von Ästen und Steinen geräumt
werden, damit im Sommer überhaupt ein
Grasschnitt durchgefürt werden kann. Dafür
stehen die Vinschger Flurname Muntaditsch
(Matsch; 1380 Montadiz) und Maleditsches
(Taufers im Münstertal; 1416
Mundaditscha in Plan), die beide auf. Das
romanische Substantiv lautet "mundaditšja"
(Ort, wo man im Frühling – die Lawinenschaden
– wegräumen muss).
Johannes Ortner
KulturFenster
15 06/Dezember 2021
informiert & reektiert
Von wegen nachhaltig!
Gröden will für Ski-WM 2029 kandidieren – Das spricht dagegen
Der Vergleich zeigt die Entwicklung von Wolkenstein seit der Ski-WM.
Praktisch „im stillen Kämmerlein“ haben
die Gemeindeausschüsse von Wolkenstein
und St. Christina beschlossen, für die Austragung
der Ski-Weltmeisterschaft 2029 in
Gröden zu kandidieren. Die "Lia per Natura
y Usanzes", der Dachverband für Natur- und
Umweltschutz und der Heimatpflegeverband
sind enttäuscht über die Vorgehensweise
der politisch Verantwortlichen.
„
Eine Weltmeisterschaft kann niemals
nachhaltig sein, zumal sie in
den intensivsten Tagen der Hochsaison
ausgetragen wird und zu unvermeidlichen
Eingriffen in Natur
und Landschaft sowie zu unaufhaltsamem
Ausverkauf von Kultur- und
„
Baugrund führen wird.
Lia per Natura y Usanzes
Die Gemeindeausschüsse von Wolkenstein
und St. Christina haben im stillen Kämmerlein
beschlossen, für die Austragung der
Ski-Weltmeisterschaft 2029 in Gröden zu
kandidieren. Es gab kaum Diskussionen in
den Gemeindestuben, geschweige denn
Zeit, um Informationen über die positiven
bzw. negativen Folgen einer WM einzuholen,
die Bevölkerung wurde nicht befragt.
Die "Lia per Natura y Usanzes", der Dachverband
für Natur- und Umweltschutz und
der Heimatpflegeverband sind enttäuscht
über die Vorgehensweise der politisch Verantwortlichen.
Eine Entscheidung für ein
Megaevent von solcher Tragweite muss
mit der Partizipation der gesamten Bevölkerung
getroffen werden, denn sie trägt
auch die wirtschaftlichen, sozialen und
ökologischen Folgen.
In den 1990er-Jahren stimmte die Grödner
Bevölkerung bereits einmal mehrheitlich
gegen die Austragung einer weiteren
WM. Heute scheint es eine solche demokratische
Diskussionskultur nicht mehr zu geben,
die Bevölkerung wird zwangsbeglückt.
Die WM bringt mehr
Nachteile als Vorteile
Die Vorgaben für die WM werden von der
FIS diktiert, und selbst die Promotoren haben
wenig Mitspracherecht. Die finanziellen
Fördermittel können zu Fehlinvestitionen
führen, die das Tal noch lange nach dem
Ende des Events belasten. Erhöhter Energieund
Raumbedarf, zusätzliche Flächenver-
KulturFenster
16 06/Dezember 2021
Heimatpege
siegelung durch Beton und Asphalt, deformierte
Wohnräume durch die Errichtung
von entseelten Ferienlandschaften, Ausverkauf
von Natur und Landschaft und
das massive Problem des Durchgangsverkehrs,
der das Tal in der Hochsaison
verstopft, sind nur einige der Probleme,
die mit der WM auf Gröden zukommen.
Dabei werden die bereits bestehenden tatsächlichen
Probleme wie überbordender
Verkehr, CO 2
-Ausstoß, Luftverschmutzung
und Lärmbelastung, steigende Lebenshaltungskosten,
völlig überteuertes Wohnen
und Pandemie-Folgewirkungen noch zusätzlich
verschärft. Weitere Umfahrungsstraßen,
die mit WM-Geldern gebaut werden
könnten, lösen weder das Verkehrsproblem
im Tal, noch jenes auf den Pässen. Sie verschieben
es, zumal das Verkehrsaufkommen
im Grödental zunehmen würde. Zusätzliche
Infrastrukturen müssten noch
gebaut werden, deren Kosten von der öffentlichen
Hand getragen werden.
Alles nur ein Märchen
Die Ankündigung, dass man keine weiteren
Skipisten braucht, ist nicht glaubwürdig.
Außerdem wird die WM vielfach in einem
Atemzug mit der Abhaltung der Weltcuprennen
vor Weihnachten genannt. Der
Vergleich hinkt, da die Weltcuprennen in
der Nebensaison ausgetragen werden, in
einem Zeitraum, in dem sich wenige Touristen
im Tal aufhalten. Ganz anders sähe
die tatsächliche Bettenbelegung während
der WM aus, die mitten in die Hauptsaison
fällt. Wir wissen aus Erfahrung, dass
Sportevents dieser Größenordnung Überkapazitäten
in der Beherbergungsbranche
schaffen und Bergtäler im Hinblick
auf erhöhtes Verkehrsaufkommen und Sicherheitskosten
maßlos überfordern. Dazu
kommt ein massiv erhöhter Ressourcenverbrauch,
sprich Strom- und Wasserkonsum,
sowie eine Zunahme der Müllproduktion.
Eine Weltmeisterschaft kann niemals nachhaltig
sein, zumal sie in den intensivsten
Tagen der Hochsaison ausgetragen wird
und zu unvermeidlichen Eingriffen in Natur
und Landschaft sowie zu unaufhaltsamem
Ausverkauf von Kultur- und Baugrund führen
wird. Die steigenden Lebenshaltungs-,
Wohn- und Mietkosten zwingen die Jugend,
in erschwinglichere Gebiete abzuwandern.
Das bedeutet, dass eine gleichmäßige
Verteilung von Lebenschancen
nicht mehr garantiert werden kann. Bestes
Beispiel dafür ist Cortina. Man sollte
aus den Fehlern lernen, die die „Perle der
Dolomiten“ begangen hat.
Die Gemeinde Abtei
macht es vor
Der Gemeinderat in Abtei hat mit breiter
Mehrheit eine Ski-WM-Kandidatur abgelehnt.
Im Gadertal hat man sich darauf besonnen,
dass es an der Zeit ist umzudenken,
dass der „Overtourism“ langfristig keine
Vorteile bringt und Natur- und Kulturlandschaft
geschont werden müssen. Priorität
hat die Eindämmung des Klimawandels, der
sich auch in unseren Bergregionen durch
die Erderwärmung und die sich häufenden
Naturkatastrophen unübersehbar ankündigt.
Volksbefragung ist
notwendig
Die "Lia per Natura y Usanzes", der Dachverband
für Natur- und Umweltschutz und
der Heimatpflegeverband sprechen sich dafür
aus, eine Volksbefragung zum Thema
Ski-WM-Kandidatur 2029 zu machen. Die
Grödner Bevölkerung hat das Recht mitzuentscheiden.
Sie sollte über das Anliegen
der WM-Initiatoren und gleichzeitig über
die Auswirkungen einer derartigen Großveranstaltung
eingehend informiert werden,
bevor eine bindende Abstimmung
entscheidet.
Die Ankündigung, dass man keine weiteren Skipisten braucht, ist nicht glaubwürdig.
KulturFenster
17 06/Dezember 2021
hinausgeblickt
Feiern, aber auch weiterdenken
Memorandum anlässlich „150 Jahre Pustertaler Bahn“ –
Für nachhaltige Verkehrspolitik
Die Pustertaler Bahn ist 150 Jahre alt geworden.
Das ist ein Grund zum Feiern, aber
auch ein Anlass zum Weiterdenken, etwa
an eine nachhaltige Verkehrspolitik.
Im November 1871 wurde die Pustertaler
Bahn offiziell eröffnet. Der fast 200 Kilometer
lange Abschnitt von Villach nach
Franzensfeste, mit Anbindung an die Brennerbahn,
hat Wien mit Innsbruck verbunden.
Zahlreiche Organisationen, darunter
auch der Heimatpflegeverband Südtirol,
haben in einem Memorandum am Rande
der Jubiläumsfeierlichkeiten auf die positiven
Auswirkungen der Pustertaler Bahn
auf das Tal hingewiesen, aber auch ihre
Anliegen für eine nachhaltige Verkehrspolitik
vorgebracht. Die wichtigsten Punkte
zusammengefasst:
• Regional: Bislang lag das Hauptaugenmerk
der Ausbauten auf dem Regionalverkehr.
Das war richtig, aber bei den
nächsten Schritten sollte darauf geachtet
werden, die Verbindungen über längere
Strecken und in die anderen Landesteile
attraktiver zu machen: durch
kürzere Fahrtzeiten und neue Direktverbindungen.
Dafür sind vor allem gezielte
Ausbauten wie neue Kreuzungsstellen
bzw. zweigleisige Abschnitte erforderlich.
• Überregional: Damit kann die Pustertaler
Bahn auch ihrer überregionalen
Bedeutung besser gerecht werden,
z. B. für die Anbindung Osttirols und
Kärntens an die Brennerbahn und als
Zugang für das Cadore.
• Touristisch: Die Bedeutung der Bahn
für den Tourismus soll weiter steigen,
sowohl für die lokale Mobilität
als auch für die Anreise. Dafür muss
u. a. das Angebot an Langstrecken-,
Nacht- und Charterzügen
auf der Brennerbahn entwickelt
werden.
• Klimafreundlich: Der Güterverkehr
sollte beibehalten werden,
vor allem für Massengüter wie
Holz. Dazu sind Anlagen nötig,
vor allem aber passende Logistikkonzepte
und aktives Engagement.
In diesem Zusammenhang
ist die Eindämmung des
Lkw-Transitverkehrs entlang der
Pustertal- und Drautalachse vordringlich,
aber generell bedeutet
eine klimaverträgliche Verkehrspolitik,
den Verkehr in Grenzen zu
halten. Die Ausbauten entlang der Pustertaler
Straße, die u. a. im Zuge der
Olympia-Vorbereitung vorgesehen sind,
gehen in die falsche Richtung.
Mit vielen gut sichtbaren Plakaten und Hinweistafeln
machten die teilnehmenden Organisationen,
darunter auch der Heimatpflegeverband
Südtirol, auf ihre Anliegen
aufmerksam.
KulturFenster
18 06/Dezember 2021
Heimatpege
„Kennst du unsere Flurnamen?“
Projekt des Bildungsausschusses Niederdorf kommt sehr gut an
Oft sind die Flurnamen von Orten nur noch
alteingesessenen Bewohner*innen ein
Begriff. Der Bildungsausschuss Niederdorf
wollte das ändern und hat eine Broschüre
mit dem Titel „Kennst du deine
Flurnamen?“ herausgegeben. Projektleiter
Pepi Fauster über die Entstehung und
erste Erfahrungen.
Es war vor gut zehn Jahren, als in einer
Konferenz der Grundschule Niederdorf das
Bedauern darüber geäußert wurde, dass
die Kinder nicht einmal mehr das Dorf und
seine Umgebung kennen. Das Lehrkollegium
wollte die berechtigte Sorge nicht
ungehört verhallen lassen. So wurde beschlossen,
das Projekt „Flurnamen kennen
und verwenden“ in das Schulprogramm
aufzunehmen. Später ist daraus die Idee
einer Broschüre entstanden. Über den
Bildungsausschuss Niederdorf bildete
sich im Jahr 2020 eine Arbeitsgruppe,
die das Projekt mit der Unterstützung von
zwei Fachleuten, Albert Kamelger und Johannes
Ortner, umsetzte. Hubert Hilscher
übernahm das Fotografieren.
Aufbau der Broschüre
„
Die Broschüre soll vor allem Kinder
neugierig machen, die Flurnamen
„
kennenzulernen, sie beim Wandern
zu verwenden und sie sich einzuprägen.
Pepi Fauster
Die Broschüre enthält 16 Rundwanderungen
im Gemeindegebiet von Niederdorf,
die durch wichtige Fluren im Umkreis des
Dorfes führen. Zu jeder Wanderung gehören
ein Foto mit den jeweiligen Flurnamen,
eine Wegskizze, eine Wegbeschreibung
und eine Seite zum Selbergestalten.
Hinter den Flurnamen versteckt sich die
Geschichte unseres Dorfes, wie man in der
kurzen „Siedlungsgeschichte“ lesen kann.
Die Flurnamen selbst sind zum Schluss
noch einmal beschrieben.
Die Broschüre ist ansprechend
gestaltet
und richtet sich vor
allem an Kinder.
Die Broschüre soll vor allem
Kinder neugierig machen,
die Flurnamen kennenzulernen,
sie beim Wandern
zu verwenden und sie sich
einzuprägen. Sie wurde in
einer Auflage von 200 Stück gedruckt,
die bereits an alle Lehrkräfte und Kinder
der Grundschule ab der 2. Klasse als Geschenk
verteilt wurden. Jedes Jahr werden
die Kinder der 2. Klasse diese Broschüre
erhalten.
Nachdruck geplant
Die Arbeitsgruppe freut es sehr, dass die
Broschüre von den Kindern sehr gerne
angenommen wird. Sie schätzen das ansprechende
Layout und den klaren Aufbau
und fi nden sich im Heft gut zurecht.
Inzwischen sind zudem viele Erwachsene
des Dorfes auf das handliche Heft aufmerksam
geworden. Auch außerhalb von
Rundwanderung 3.2
Stöckl
Flurnamen
• Schattilepachl
• Noilånd
• Kåtznburg
• Stöckl
• Groaßo Putzaran
• Ålle
• Klanfeldile
• Maiståtta Prugge
• Zwato Gåtto
• Pifångo
• Lane
• Ersto Gåtto/Kiagåtto
• Roda-Platzl
Niederdorf hat man vom innovativen Projekt
erfahren. Mancheiner wollte die Broschüre
erwerben. Obwohl dies zunächst
nicht vorgesehen war, hat sich die Arbeitsgruppe
für einen Nachdruck entschieden.
Die Hefte können nun gegen
einen kleinen Unkostenbeitrag im Meldeamt
der Gemeinde, in der Raiffeisenkasse
und in der Öffentlichen Bibliothek sowie
bei den Mitgliedern der Arbeitsgruppe erworben
werden.
Der Spruch auf der Schlussseite der Broschüre
soll besonders einladen: „Nur wer
sich auf den Weg macht, wird neues Land
entdecken.“
Pepi Fauster
Projektleiter
31
29
KulturFenster
19 06/Dezember 2021
hinausgeblickt
Wassermühle arbeitet wieder
Heimatpflegeverein Naturns – Plaus EO führt
aufwändige Restaurierung durch
Eine fast 250 Jahre alte Mühle am Birchberg
wurde dank des Heimatpflegevereines
Naturns-Plaus EO vor dem Verfall gerettet.
Am Melsbach in Plaus konnte man noch
bis vor 60 Jahren das Klappern gar einiger
Mühlen hören. Die Bauern mahlten dort
ihr Korn zu Mehl, mit dem sie daheim ihr
Brot backten. Von den fünf Mühlen am
Birchberg hat sich nur die Egger-Platzer-
Mühle in unsere Zeit gerettet, aber mit groben
Zerfallserscheinungen. Es hätte nicht
mehr lange gebraucht, und auch von dieser
fast 250 Jahre alten Mühle – auf der Originaltür
ist das Jahr 1776 eingeritzt – wären
nur mehr Mauerreste übriggeblieben.
Altes Handwerk
Der Heimatpflegeverein Naturns-Plaus EO
hatte es sich zum Ziel gesetzt, das bäuerliche
Handwerk des Kornmahlens der Bevölkerung,
vor allem Schülern und generell
Jugendlichen, aber auch den Touristen zu
zeigen. Deshalb sollte die Mühle vor dem
Verfall bewahrt und wieder aktiviert werden.
Dank der Unterstützung der beiden
Eigentümer des Platzer-und Eggerhofes,
aber auch vieler Freiwilliger und Sponsoren
ist dieses Vorhaben geglückt.
Schwierige Restaurierung
Die Restaurierungsarbeiten waren sehr
arbeitsintensiv, da Material und Baustoffe
nicht direkt zur Mühle transportiert werden
konnten. Ab einem bestimmten Punkt erfolgte
der Weitertransport der Holzdachkonstruktion
und der Steinplatten für den
Innenboden unter großem Kraftaufwand
und auf dem Rücken vieler Freiwilliger.
Handwerklich begabte Hände haben nicht
wenige Reparaturarbeiten an den Mahlmechanismen
ausführen müssen, die zum
Teil aus den Jahren um 1900 stammen,
wie die Jahreszahl 1902 auf dem Mehlkasten
beweist. Als Zeichen des Dankes hat
man eine Mutter-Gottes-Statue – sie war
ein Geschenk – an der Vorderseite unter
dem Giebel angebracht.
Die Egger-Platzer-Mühle vor und nach der Restaurierung
Im Sommer 2021 konnte der Abschluss
der Restaurierungsarbeiten mit einem kleinen
Mühlenfest gefeiert werden.
Erste Gäste
Vom Korn zum Brot – wie das geht, konnten
die Schüler*innen der 4. und 5. Klasse
der Grundschule Plaus bei einem Ausfl ug
zur Mühle bereits miterleben. Die Neugier,
wie so ein Mahlvorgang abläuft, war bei den
Kindern sehr groß. Sie durften immer wieder
das grob gemahlene Korn in die „Goss“
schütten, bis feines Mehl im Mehlkasten übrig
blieb. Das anschließend selbst gebackene
Stockbrot schmeckte natürlich ausgezeichnet.
Im Jahr 2022 sind weitere Mühlenführungen
geplant. Informationen hierzu gibt
es bei Heinrich Kainz, Tel. 342 8795559.
Heinrich Kainz, Ortsvertreter
In dieser Mühle kann nun wieder gemahlen
werden, im Vordergrund Mehlkasten,
Spindel und Kammrad.
Fotos: HPV Naturns-Plaus
KulturFenster
20 06/Dezember 2021
Heimatpege
Oswald von Wolkenstein
„in Gefangenschaft“
Kultur- und Heimatpflegeverein Tisens organisiert Veranstaltung mit
Im Herbst 1421 befand sich der berühmte
Oswald von Wolkenstein in Gefangenschaft
in der Fahlburg in Prissian. Dieser Anlass
bildete genau 600 Jahre später den Rahmen
für ein mittelalterliches Fest, zu dem
der Kultur- und Heimatpflegeverein Tisens,
der Tourismusverein Tisens–Prissian und
die Castellanin Karin Marchegger im Oktober
2021 in den Burghof luden.
Der Verein „Niedertor mit Gefolge“ begeisterte
mit authentischen Alltagsgegenständen
und Arbeitsriten des Mittelalters. Ein
Goldschmied fertigte vor einem Zelt einen
Silberring an, eine Köchin kochte nach
einem historischen Rezept eine Lauch-
Pilzsuppe, und Ritter Sigmund trat im
Kettenhemd auf.
Mit alten Weisen und Liedern versetzten
Irma und Markus Prieth die Besucher um
Jahrhunderte zurück, während die Vokalgruppe
„Cantori del Borgo“ mit Renaissance-Tänzen
und Liedern das Reenactment
umrahmte. Arnold Zöschg alias
Oswald von Wolkenstein mischte sich teils
stumm, dann wieder gesprächig, ins geschäftige
Treiben im Burghof.
Das „Fahlburg-Trauma“
Organisatoren und Gäste auf der Fahlburg: Heidi Siller, Karin Marchegger, Prof. Max Siller
sowie Elfriede Zöggeler Gabrieli (v. l.)
Den Tageshöhepunkt bildete der Gastvortrag
von Univ.-Prof. Max Siller zum Thema
„Oswald von Wolkenstein und das Fahlburg-Trauma“.
Über 50 Zuhörer*innen
lauschten seinen Ausführungen: Demnach
taten sich zwei Frauen und zwei
Männer zusammen, um Oswald von Wolkenstein
als Gefangenen auf die Fahlburg
zu bringen. Mittels Folter sollte er gezwungen
werden, zwei Drittel der Burg Hauenstein
abzutreten. In seinen Liedern erzählt
Oswald, dass er „in der Vall“, wohl
im Turm in der Vall (heutige Fahlburg), mit
den Füßen an einer Eisenstange an der
Decke aufgehängt (L55,7) und in „spanische
Stiefel“ gezwängt wurde (L 2,42),
die seine Schienbeine verletzte. Diese
traumatischen Erlebnisse verfolgten ihn
bis ins hohe Alter, weshalb Professor Siller
von einem „Fahlburg-Trauma“ sprach.
Am Sonntag nach dem Fest lud der Obmann
des Kultur- und Heimatpflegevereines
Tisens, Hubert Steiner, nach Seis.
Der Burgen- und Archäologie-Experte Ar-
Armin Torggler erklärt den Werdegang der Burg Hauenstein.
min Torggler führte durch die Burgruinen
Salegg und Hauenstein und ließ dabei die
Burgen sowie die Lebensgeschichte von
Oswald von Wolkenstein Revue passieren.
Elfriede Zöggeler Gabrieli
KulturFenster
21 06/Dezember 2021
geführt und an der linksseitigen Figur,
die den hl. Sebastian darstellt, Ergänzungen
bzw. Auffrischungen mit einer
Neubemalung vorgenommen. Die Fresken
mit dem hl. Florian und die Ölberghinausgeblickt
Bildstöcke beim Runstner
fertig restauriert
Heimatschutzverein Lana bewahrt Kleindenkmäler vor Verfall
Im Auftrag der Familie Günther Lobis und
des Heimatschutzvereins Lana wurden
heuer im Herbst die Restaurierungsarbeiten
an den zwei Bildstöcken beim Runstner
Hof fortgeführt und abgeschlossen.
Bereits 2020 waren die zwei Bildstockdächer
von der Firma Gamper Dach erneuert
bzw. ausgebessert worden. Nun
hat der Restaurator Karl Christanell am
ersten Bildstock, der direkt an der Weggabelung
am alten Völlaner Weg steht,
den Putzuntergrund gereinigt, salzdurchzogene
Putzstellen abgetragen
und anschließend die Verputzarbeiten
durchgeführt. Das relativ gut erhaltene
Maria-Hilf-Bild in der Bildstocknische
wurde mit Kalklasur retuschiert. Das
Eisengitter wurde abgeschliffen, gereinigt,
grundiert und mit Eisenglimmerlack
beschichtet. Einzelne Teile wurden
mit Blattgold versehen.
Beim zweiten Bildstock, der in der Wiese
und entlang des Wanderweges nach Völlan
steht, wurden zunächst einige Ausbesserungsarbeiten
am Verputz durch-
Sie laden zum Innehalten ein: die Bildstöcke in Rateis nach den Restaurierungsarbeiten.
Fotos: A. Innerhofer
szene sind noch gut erhalten und benötigten
keinerlei Eingriffe. Die Kosten
für diese Arbeiten teilen sich die Familie
Lobis und der Heimatschutzverein Lana.
Albert Innerhofer
Maridl Innerhofer: „A Liacht in dr Nocht“ – Gedichte zur Weihnachtszeit, 1991
KulturFenster
22 06/Dezember 2021
getragen
Als Nachbarn mit dabei
Bundestagung der Österreichischen Trachten- und Heimatverbände
sene den Blick und den Weg zu Traditions-,
Heimat- und Gemeinschaftspflege finden“,
wie sie es selbst definiert. Brauchtum und
Volksmusik stehen dabei im Vordergrund –
und natürlich das Tragen der Tracht.
Unser Brauch
Gruppenbild der Bundestagung
Foto: Hotel Glocknerhof
Als alle verbindendes Medium erscheint dreimal
im Jahr die Zeitschrift „Unser Brauch“,
die alle neun Landesverbände durch ihre
Beiträge stets interessant und informativ
gestalten. Besonders was die Tracht anbelangt
kann man sich aus den Fachartikeln
wertvolle Tipps holen.
Agnes Andergassen
ArGe Lebendige Tracht
Diese interessante Veranstaltung fand heuer
vom 15. bis zum 17. Oktober in Berg im Drautal
statt. Da jedes Jahr ein anderes Bundesland
zum Zug kommt, war diesmal Kärnten an der
Reihe. Agnes Andergassen und Helga Trenkwalder
waren mit dabei.
Gute Freunde
In diesem Bundesverband sind viele Fachbereiche
der Volkskultur vertreten: Volkstanz,
Volkslied und Volksmusik, Mundart,
Brauchtum, Volkskunst und – als alle verbindender
Teil – die Tracht. Und damit kommen
die freundschaftlichen Beziehungen
zur Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht
in Südtirol ins Spiel. Schon seit vielen Jahren
werden wir als Gäste zu dieser Großveranstaltung
eingeladen, wofür wir auch von
dieser Stelle aus nochmals herzlich Danke
sagen möchten. Da auch Vertreter aus Bayern
und der Schweiz eingeladen werden,
kommt es zu einem netten Austausch unter
Trachtenfreunden und zur Knüpfung
guter Kontakte.
Trachtenreferentinnen
In jedem der neun österreichischen Landes-Trachtenverbände
gibt es ein eigenes
Trachtenreferat. Die Aufgaben der
Referent*innen sind vielfältig und nicht immer
einfach. Einen großen Teil machen dabei
die Trachtennähkurse aus, die
von allen Interessierten besucht
werden können. Sehr gefragt sind
auch die Spezialkurse, wo ganz
gezielt auf einzelne Trachtenteile
eingegangen wird. Egal ob Goldhaube
oder Juppe – das Ziel ist
immer die Weitergabe von Fachwissen
und der Erhalt der Tracht.
Gleiche Probleme
Wir sitzen alle im selben Boot,
die Trachtenschneider*innen aus
ganz Österreich, und eben auch
aus Südtirol. Die Anfertigung einer
Tracht wird immer schwieriger, vor allem
was das Finden des dazugehörigen Materials
anbelangt. Da ist die Bundestagung eine
willkommene Gelegenheit, sich nicht nur
schneidertechnisch auszutauschen, sondern
vor allem auch über gute Bezugsquellen.
Auffallend ist dabei die große Offenheit
und Bereitschaft aller, Wissen weiterzugeben
und sich gegenseitig zu unterstützen.
Österreichische
Trachtenjugend
Als selbständige Organisation vertritt sie die
volkskulturellen Interessen der Jugend im
Trachtenbund. Sie möchte dazu beitragen,
dass „Kinder, Jugendliche und junge Erwach-
Trachtenfachfrauen aus ganz Österreich –
und Südtirol
Foto: Agnes Andergassen
Agnes Andergassen, Vizepräsident Günther
Lippitz, Helga Trenkwalder, Präsident Rupert
Klein (v. l.)
Foto: Agnes Andergassen
KulturFenster
23 06/Dezember 2021
getanzt
Jubiläumsjahr (fast) ohne
Veranstaltungen
61. Jahresvollversammlung der Arge Volkstanz in Terlan
Broschüre „Fesch in Tracht“ vorstellte, sowie
Florian Mair als Pressevertreter.
Im Jahr 2020, das ein Jahr mit verschiedenen
Jubiläumsveranstaltungen werden
sollte, konnten aufgrund der Coronapandemie
nur drei Veranstaltungen stattfinden.
Alle anderen wurden abgesagt:
An der Messfeier in der Pfarrkirche nahmen zahlreiche Volkstänzer*innen teil.
„Es ist mir ein großes Anliegen, euch nach
so langer Zeit persönlich zu begrüßen und
diese Versammlung in Präsenz durchzuführen,
nachdem so viele Versammlungen
im digitalen Raum stattgefunden haben. Es
ist aber auch nachvollziehbar, wenn einige
dieser Einladung nicht gefolgt sind und somit
diese Veranstaltung in einem kleineren
Rahmen stattfindet.“
Hereinspaziert
Diese Sätze der Ersten Vorsitzenden der
Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol,
Monika Rottensteiner, standen am
Beginn der 61. Jahresvollversammlung
am 23. Oktober in Terlan. Nach dem feierlichen
Gottesdienst, der von Don Paolo
Renner in der Pfarrkirche von Terlan zelebriert
und von den Musikantinnen Christine
Hübner (Harfe) und Valentina Resch
(Querflöte) feierlich umrahmt wurde, begaben
sich die Vertreter*innen der Volkstanzgruppen
zum Raiffeisensaal. Dort hatte
die Volkstanzgruppe Terlan einen kleinen
Umtrunk im Freien organisiert. Anschließend
fand im Raiffeisensaal die Vollversammlung
statt.
„Abgesagt!“
Auf die Einladung von Ehrengästen wurde
heuer bewusst verzichtet. Besonders begrüßt
wurden aber Agnes Andergassen,
Erste Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft
Lebendige Tracht, die später auch die neue
➤ 27. Dezember 2021 bis 1. Jänner 2022: Winterlehrgang im Haus der Familie
in Lichtenstern/ Ritten (Änderungen aufgrund der Covid-19-Pandemie
vorbehalten)
➤ 12. März 2022: Jahresvollversammlung in Kaltern mit Neuwahlen
Informationen: Büro der ArGe Volkstanz in Südtirol, Tel: 0471/970555 oder
info@arge-volkstanz.org
• Gesamttiroler Maitanz „60 Jahre Volkstanzgruppe
Kaltern-Eppan“ in Eppan –
zuerst verschoben, dann ABGESAGT!
• Sänger- und Musikantenhoangart auf
Schloss Tirol – ABGESAGT!
• Almtanz auf dem Würzjoch, organisiert
von der VTG Gadertal – ABGESAGT!
• Jubiläumskathreintanz im Kursaal von
Meran – ABGESAGT!
• Auch alle Weiterbildungsinitiativen, Kindertanzmodule
sowie die Tanzleiterausbildung
und der Winterlehrgang wurden
abgesagt.
Vorsichtige Planung
Nach langem Stillstand kann aber nun
wieder ein vorsichtiger Blick auf bevorstehende
Veranstaltungen gewagt werden.
Proben können nun (zwar mit Einschränkungen)
wieder stattfinden, Tanzfeste sind
aber auch weiterhin nicht gestattet.
Im Rahmen der Vollversammlung wurden
drei Ehrungen von langjährigen Volkstänzern
der Volkstanzgruppe Kaltern/Eppan
vorgenommen: Eduard Andreoli und Josef
„Luis“ Hofer wurden für 40 Jahre Mitgliedschaft
geehrt. Hubert Giuliani bekam die
Ehrung für 50 Jahre Mitgliedschaft.
Anschließend gab es einen Überblick über
die Veranstaltungen des Jahres 2021 bzw.
eine erste Vorschau auf 2022:
• 17. Februar 2021: Online-Pressekonferenz
„Aktion Verzicht“
• 15. Mai 2021: Gesamttiroler Maitanz
– Eppan – ABGESAGT
• 20. Juni 2021: Jubiläumshoangart „30
Jahre“ auf Schloss Tirol – ABGESAGT
• 18. Juli 2021: Almtanz auf dem Würzjoch
– VTG Gadertal – ABGESAGT
KulturFenster
24 06/Dezember 2021
Heimatpege
• 18. Juli 2021: Ausflug Vorstand ArGe
– Rittner Horn
• 23. Oktober 2021: 61. Jahresvollversammlung
der ArGe Volkstanz in Terlan
• 13. November 2021: Kathreintanz im
Kursaal von Meran – ABGESAGT
• 27. Dezember 2021 – 1.Jänner 2022:
Winterlehrgang im Haus der Familie in
Lichtenstern/ Ritten
• 12.März 2022: Jahresvollversammlung
in Kaltern mit Neuwahlen
Mit einem Dank an die Erste Vorsitzende der
ARGE Volkstanz in Südtirol, Monika Rottensteiner,
fand die Vollversammlung ihr Ende.
Anna Julia Spitaler, Pressereferentin der
ArGe Volkstanz in Südtirol
Vollversammlung unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften
Fotos: ArGe Volkstanz in Südtirol
So wollen wir dich, liebe Verena, in Erinnerung
behalten: mit deiner Ausstrahlung
und Liebenswürdigkeit, mit deinem
Kunstsinn und deiner einzigartigen Einfühlsamkeit
für wertbeständige kulturelle
Anliegen.
Du warst die Netzwerkerin, die uns zusammengeführt
hat – wir erinnern uns,
dass dir dieser Begriff, weil für dich zu
sehr mit der Assoziation der „Verfänglichkeit“
der modernen Welt behaftet, ursprünglich
gar nicht gefallen hat.
Auf der Trostburg im Oktober 2018 bei
einer wunderbaren Feier anlässlich des
Europäischen Kulturerbe-Jahres und
anlässlich des 25-jährigen Bestehens
des Verbandes der Restauratoren und
Konservatoren Südtirols, dessen Präsidentin
du warst, haben die vier Vereinigungen
– VRKS, FAI, SBI, HPV – einen
kulturellen Pakt geschlossen, um das
Kulturerbe-Jahr gemeinsam in die nächste
Dekade zu bringen.
In regelmäßigen Abständen haben wir
gedenken
Die Netzwerkerin
In memoriam Verena Mumelter
uns seitdem im „Stiegl“ unter den von dir
restaurierten Fresken der zwölf Monate zu
einem äußerst anregenden Gedankenaustausch
getroffen und Pläne geschmiedet.
Wie schmerzlich war es für uns alle, zu
erfahren, dass eine Krankheit nach
dir gegriffen hat; wie beeindruckend
war es zu sehen, wie mutig und zuversichtlich
du den Kampf gegen sie aufgenommen
hast; wie zutiefst erschüttert
waren und sind wir, dass du nun
nicht mehr bei uns bist!
Liebe Verena, du bist unserem Auge
fern, aber unserem Herzen so nah!
Wir werden in deinem Sinn am „netz.
werk.kultur.erbe“ weiterspinnen und
dir dabei immer ein ehrendes Andenken
bewahren!
Deine Netzwerker*innen: Simona,
Carlo, Carl Philipp, Claudia, Josef
Ein Foto aus guten Tagen: Claudia Plaikner (Heimatpflegeverband), Carl Philipp von
Hohenbühel (Südtiroler Burgeninstitut), Simona Kettmeir (Fondo Ambiente Italiano),
Verena Mumelter (Verband Südtiroler Restauratoren und Konservatoren), Josef Oberhofer
(Heimatpflegeverband) und Carlo Trentini (Fondo Ambiente Italiano) Foto: VRKS
KulturFenster
25 06/Dezember 2021
Promenadenkonzert 2017 im
vollbesetzten Innenhof der Hofburg in
Innsbruck
KulturFenster
26 06/Dezember 2021
vorgestellt
Das Euregio-
Jugendblasorchester
Eine europäische Idee seit 2015
Rückblick
Das erste Konzert des Euregio-Jugendblasorchesters fand 2015 in Auer statt – im Bild: VSM-
Verbandsobmann Pepi Fauster, Wolfram Rosenberger, Präsident der „Federazione Bande
Trentine“ Renzo Braus, Landesrat Philipp Achammer, Marco Somadossi, Meinhard Windisch.
Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino, kurz
„Euregio“ genannt, wurde am 14. Juni 2011
gegründet, um die Zusammenarbeit der drei
Regionen auf verschiedensten Ebenen und in
den unterschiedlichsten Bereichen zu stärken
und verstärken. Mobilität, Jugend, Forschung
und Innovation, Katastrophenschutz – die Liste
der Projekte und Initiativen ist lang. Seither
wurden insgesamt 354 Projekte umgesetzt.
Das Euregio-Jugendblasorchester ist eines
davon. Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit
der drei Musikverbände ist
nicht nur „totes Papier“, sondern einmal
mehr „gelebte europäische Idee“, freut
sich VSM-Verbandsjugendleiter Hans Finatzer
anlässlich der heurigen bereits 6.
Auflage dieses grenzüberschreitenden
Jugendprojektes.
2015 trat das Euregio-JuBO zum ersten
Mal auf anlässlich des Gedenkaktes zum
„100. Jahrestag des Kriegseintritts Italiens“
in Innsbruck und beim Euregio-Fest
in Hall in Tirol, damals unter der Leitung
von Wolfram Rosenberger (Tirol), Marco
Somadossi (Trentino) und dem damaligen
VSM-Verbandsjugendleiter Meinhard
Windisch. Letzterer war es auch,
der die Idee zu diesem grenzübergreifenden
Projekt hatte. Neben dem gemeinsamen
Musizieren sei es toll, sich
gegenseitig auch über die musikalischen
Traditionen hinaus kennenzulernen, erklärte
seinerzeit Windisch und war überzeugt,
dass alle drei Länder stark daran
interessiert seien, „auch in Zukunft zusammenzuarbeiten,
in welcher Form wird
sich noch zeigen“.
Er sollte recht behalten: Mit dem seit
2016 vom gemeinsamen Büro der Europaregion
organisierten „Euregio Music
Camp“ wurde diese Zusammenarbeit
auf eine neue Ebene gehoben und als fixer
Bestandteil im Arbeitsjahr der Euregio
verankert: „Die Kultur verbindet die
Menschen, die Musik ganz besonders.“
Seither bekommen musikbegeisterten Ju-
Im Gustav-Mahler-Saal in Toblach gastierte das Euregio-Jugendblasorchester im Jahr 2016.
KulturFenster
27 06/Dezember 2021
vorgestellt
in einer nahegelegenen Jugendherberge
übernachtet. Die jungen Musiker*innen
freuten sich umso mehr, nach monatelangem
Fernunterricht abseits vom soziokulturellen
Leben endlich wieder in Gemeinschaft
musizieren zu können.
Die Konzerte 2021
Ein Konzert in besonderer Atmosphäre 2018 in Riva del Garda
gendliche jedes Jahr die Chance, gemeinsam
im Euregio-Jugendblasorchester zusammenzuspielen,
neue Freundschaften
zu knüpfen und im Rahmen einer kleinen
Euregio-Konzerttournee wertvolle Erfahrungen
zu sammeln.
Eine Orchesterwoche unter
besonderer Vorsicht
Weil dieses erfolgreiche Projekt 2020 aufgrund
der Pandemie kurzerhand abgesagt
werden musste, haben die Verantwortlichen
seit Jahresbeginn alles darangesetzt,
das Orchesterprojekt 2021 nicht wieder
ausfallen zu lassen. Sie beobachteten
die Situation im Vorfeld mit Argusaugen
und loteten Möglichkeiten und Alternativen
aus um in höchstmöglicher Sicher-
heit proben und arbeiten zu können. Wegen
der rechtlichen Rahmenbedingungen
in Österreich fand das heurige Music-
Camp nicht wie üblich im Kulturzentrum
in Toblach statt, sondern wurde kurzerhand
nach Steinach am Brenner verlegt.
Rund 60 Jugendliche im Alter zwischen
13 und 25 Jahren aus allen drei Landesteilen
folgten der Einladung. Alle Beteiligten
– auch Geimpfte – wurden alle 48
Stunden im Antigen-Screening getestet,
niemand hat die Gruppe während der Orchesterwoche
verlassen. „Gott sei Dank ist
keine Corona-Infektion aufgetreten, die alle
unsere Anstrengungen zunichte gemacht
und auch das heurige Konzertprojekt versenkt
hätte“, zeigt sich Finatzer heute erleichtert.
Im Gemeindesaal und in der Landesmusikschule
Wipptal wurde geprobt,
Die intensive Orchesterwoche vom 24.
Juli bis 1. August in Steinach am Brenner
wurde von den drei Dirigenten Wolfram
Rosenberger, Franco Puliafito und
Hans Finatzer geleitet, wiederum unterstützt
von einem fachmännischen Team
aus Referenten für die einzelnen Register.
Die Konzerttournee führte heuer nach
Pinzolo im Trentino, Eppan im Südtiroler
Überetsch und zu den Innsbrucker
Promenadenkonzerten. Eigentlich hätte
das Konzert in Südtirol auf dem Areal vor
dem Kulturzentrum von Toblach stattfinden
sollen, wurde allerdings wetterbedingt
auf den überdachten Festplatz von
St. Michael/Eppan verlegt. Der Wettergott
meinte es auch in Eppan nicht gut,
aber das Konzert konnte dennoch ohne
Unterbrechung durchgeführt werden, da
Musiker und das zahlreich erschienene
Publikum im Trockenen saßen. In Innsbruck
spielte man wie immer im Innenhof
der kaiserlichen Hofburg, der sich
aber aufgrund der miserablen Witterung
nicht wie gewohnt füllte. Dies tat der guten
Laune und der Spielfreunde keinen
Abbruch, im Gegenteil – die von der Pandemie
am meisten betroffenen Jugendlichen
freuten sich, endlich über ein unbeschwertes
Treffen in Präsenz und auf
das so wichtige Miteinander unter Gleichgesinnten.
In Cavalese war das Euregio-JuBO 2019 zu Gast.
KulturFenster
28 06/Dezember 2021
Blasmusik
Die bisherigen Dirigenten des
Euregio-Jugendblasorchesters:
➤ Südtirol: Meinhard Windisch (2015-
2019) und Hans Finatzer (seit
2020)
➤ Trentino: Marco Somadossi (2015-
2016) und Franco Puliafi to (seit
2017)
➤ Tirol: Wolfram Rosenberger (seit
2015)
Die bisherigen Auftrittsorte des
Euregio-Jugendblasorchesters:
➤ 2015: Innsbruck, Trient, Auer
2021 gastierten das „Südtiroler“ Konzert des Euregio-Jugendblasorchesters in St. Michael-Eppan
– im Vordergrund die drei Dirigenten: (v. l.) Wolfram Rosenberger, Hans Finatzer
und Franco Puliafito
➤ 2016: Toblach, Riva del Garda,
Innsbruck
➤ 2017: Riva del Garda, Toblach,
Innsbruck, Pergine
Kompositionswettbewerb -
Uraufführung
Am 20. Jänner 1972 trat das 2. Autonomiestatut
in Kraft. Anlässlich des 50-jährigen
Jubiläums dieses für Südtirol so geschichtsträchtigen
Datums hat der Südtiroler Landtag
einen Kompositionswettbewerb ausgeschrieben.
Die detaillierten Informationen
dazu wurden in der Oktoberausgabe des
KulturFensters (Seite 49) veröffentlicht.
Das Euregio-Jugendblasorchester wird das
Sieger-Werk anlässlich des Europatages uraufführen,
der voraussichtlich am 7. und
8. Mai 2022 stattfindet.
Stephan Niederegger
➤ 2018: Innsbruck, Riva del Garda,
Toblach
➤ 2019: Cavalese, Sterzing, Innsbruck
➤ 2020: abgesagt!
➤ 2021: Pinzolo, St. Michael/Eppan,
Innsbruck
Euregio Music Camp 2022
Anmeldungen ab sofort möglich
nahme am Frühjahrsprogramm ist kostenlos,
für die Sommerwoche beträgt
die Teilnahmegebühr 150 Euro.
Ab sofort können sich junge
Musikant*innen zum Euregio Music Camp
anmelden, das vom 23. bis zum 31. August
stattfindet. Konzerte sind auch zum
Jubiläum "50 Jahre 2. Autonomiestatut"
und zum Europatag geplant.
Auch 2022 organisiert die Euregio Tirol-Südtirol-Trentino
in Zusammenarbeit
mit den Blasmusikverbänden
der drei Länder das Euregio Music
Camp. Die Sommerwoche für talentierte
Nachwuchsmusiker*innenfindet vom 23.
Juli bis zum 31. Juli 2022 statt. Als krönender
Abschluss der Orchesterwochen
sind wieder Konzerte in den drei Euregio-Landesteilen
geplant. Neben der klassischen
Sommerwoche und den drei Konzerten
gibt es im kommenden
Jahr weiterer Höhepunkt: So
wird das Jugendblasorchester
anlässlich des Europatags und
zum 50-jährigen Jubiläum des
Zweiten Autonomiestatuts Konzerte
geben. Die Proben dazu
werden im April aufgenommen.
Interessierte können sich neben
dem Euregio Music Camp
im Sommer auch für dieses Zusatzprogramm
vom 14. bis 16.
April 2022 und 5. bis zum zum
8. Mai 2022 anmelden. Die Teil-
Informationen:
➤ www.europaregion.info/musiccamp
Euregio-Jugendblasorchester 2019
Fotos: Wolfgang Alberty
KulturFenster
29 06/Dezember 2021
VSM intern
Auf Kontinuität gesetzt
Das Kapellmeister-Coaching in seiner sechsten Auflage
Seit den Anfängen des Kapellmeister-Coachings
steht die praxisnahe Begleitung
aktiver Kapellmeister*innen im Mittelpunkt
dieses Fortbildungsangebotes. Auch
für die heurigen sieben Teilnehmer*innen
ein abwechslungsreiches Programm geboten
werden.
Momentaufnahme einer Lehrprobe beim Kapellmeister-Coaching 2021
Annelies Gschließer, Monika Steger, Simon
Burger, Christof Grumer, Georg Plazza,
Joachim Schwingshackl und Tobias Tammerle
gingen mit Begeisterung und Motivation
in das Coaching. An insgesamt
sechs Wochenenden wurde an Dirigier- und
Schlagtechnik, Probenmethodik, Kommunikation,
Literatur und Programmgestaltung
und vielem mehr theoretisch und vor allem
praktisch gearbeitet. Abgerundet durch verschiedene
fachspezifische Referate externer
Referenten konnte das Erfolgskonzept
der vergangenen Jahre trotz Corona-Pandemie
erfolgreich weitergeführt werden.
Aus der Not entwickelte sich eine Tugend,
so war die praktische Probenarbeit
im Ensemble fester Bestandteil mehrerer
Kurseinheiten. Dabei wurde abermals
unter Beweis gestellt, dass die Herausforderungen
an den Dirigenten größtenteils
dieselben sind, ob im Ensemble oder im
großen Blasorchester. Dies wurde auch
von den Teilnehmer*innen in den regelmäßigen
Nachbesprechungen der Lehrproben
unterstrichen.
Das Lehrerteam, bestehend aus Philipp
Kufner, Sigisbert Mutschlechner, Meinhard
Windisch und Patrick Gruber, begleitete
die Kapellmeister*innen bei ihrer
Weiterentwicklung. Sowohl bei der
ersten Einheit im April, welche online
per Videokonferenz stattfand als auch an
den jeweiligen Standorten in den Musikschulen
Naturns, Klausen, Terlan, Bruneck
und Sterzing, ging es u.a. darum,
Raum für individuelle Bedürfnisse der
Kapellmeister*innen zu schaffen. Das gemeinsame
Erkennen und Weiterarbeiten
an individuellen Themenschwerpunkten
stellt nach wie vor einen wichtigen Baustein
dieser Fortbildung dar.
Den Kapellmeister*innen vergangener und
vor allem des diesjährigen Coachings spreche
ich an dieser Stelle ein großes Lob und
ein Kompliment aus! Sie haben sich dafür
entschieden, die immer größeren Herausforderungen
in der musikalischen Leitung
einer Musikkapelle anzunehmen, dem Stillstand
und damit einem Rückschritt durch
Weiterbildung entgegenzutreten.
Anmeldungen für das Kapellmeister-Coaching
2022 werden noch gerne entgegengenommen!
Patrick Gruber, Kursleiter
Philipp Kufner war auch diesmal
einer der Hauptreferenten des
Kapellmeister-Coachings.
Sigisbert Mutschlechner und Meinhard
Windisch gehörten ebenfalls zum Lehrerteam.
Patrick Gruber, Referent und
Kursleiter in „Personalunion“
KulturFenster
30 06/Dezember 2021
Blasmusik
Motivation in mehrerlei Hinsicht
Obleute-Tagung des Verbandes Südtiroler Musikkapellen 2021
Aufmerksame Zuhörer*innen im vorgeschriebenen Corona-Sicherheitsabstand in Bozen
Die Reform des sog. Dritten Sektors und
„Mit Motivation aus der Krise“ waren die
Themen des diesjährigen Obleute-Tages
des Verbandes Südtiroler Musikkapellen,
der am Samstag, 30. Oktober 2021,
im Waltherhaus in Bozen stattfand. Nach
einigen Online-Treffen war dies eine willkommene
Möglichkeit des lang ersehnten
direkten persönlichen Austausches. Rund
150 Obleute und Kassier*innen aus den
Mitgliedskapellen folgten der Einladung
und wurden von Verbandsobmann Pepi
Fauster willkommen geheißen.
„Corona hat sich auf die 210 Musikkapellen
in unserem Land unterschiedlich
ausgewirkt“, brachte es der Verbandsobmann
gleich zu Beginn in seiner Einführung
auf den Punkt. Die meisten Musikkapellen
hätten sich im Rahmen der
eigenen Möglichkeiten bemüht, trotz
der schwierigen Umstände ihre Vereinstätigkeit
aufrecht zu erhalten und seien
dabei teils sehr kreativ gewesen, so der
Verbandsobmann. Ihre Ideen und wie sie
es geschafft haben, nicht dem Corona-
Koller zu verfallen, stellten Verbandskapellmeister
Meinhard Windisch und
Pircher Andreas, Obmann der Musikkapelle
Naturns, im zweiten Teil der Tagung
vor.
Der Dritte Sektor als machbare
Herausforderung
Zunächst ging es aber um ein für viele Vereinsverantwortliche
sehr mühsames und leidiges
Thema: die Reform des Dritten Sektors
mit besonderem Augenmerk auf die
Buchführung im Rahmen der neuen gesetzlichen
Bestimmungen. Der Pusterer
Wirtschaftsprüfer Markus Hofer fasste die
Eckpunkte der Reform des Dritten Sektors
noch einmal in wenigen Worten zusammen.
Die Idee, die der gesetzlichen Neuregelung
zugrunde liegt, sei grundsätzlich
auch nicht schlecht: Was bis heute in unzähligen
Bestimmungen und Gesetzen geregelt
ist, wird nun in einem einzigen Maßnahmenpaket
zusammengefasst. So weit
so gut. Allerdings tragen die neuen staatlichen
Bestimmungen der Tatsache nicht
Rechnung, dass das Ehrenamt in Südtirol
eine ganz andere, viel umfassendere Rolle
einnimmt als im restlichen Staatsgebiet.
Gerade für kleinere Vereine stellt die Umstellung
auf die neuen Vorgaben eine Herausforderung
dar, die aber, wie Hofer bestätigte,
doch machbar sei.
Denn bereits heute ist jeder Verein dazu
verpflichtet, beispielsweise ein Kassabuch
zu führen und eine Jahresabschlussrechnung
zu erstellen, die den eigenen Mitgliedern,
öffentlichen Institutionen und Beitragsgewährern
vorgelegt werden muss.
Daran ändert sich auch in Zukunft nichts.
Was sich ändert, ist das Aussehen der Jahresabschlussrechnung:
neue Kapitel, Konten
und Positionen. Doch auch hier gilt der
bekannte Grundsatz: „Die Suppe wird nicht
so heiß gegessen, wie sie gekocht wird.“
Wie Wirtschaftsprüfer Hofer erläuterte, sei
für die korrekte Buchführung gewiss kein
Wirtschaftsberater nötig, sondern einfach
etwas Übung. Anhand der neuen Version
des Kassabuches im Programm VSM-Office
erklärte er, wie eine korrekte Buchführung
erfolgen kann. Alternativ gibt es auch weitere
Programm-Tools, die jedoch eher allgemein
gehalten und nicht spezifisch auf
die Tätigkeit der Musikkapellen zugeschnitten
sind. Verwendet werden können sie alle,
denn das Endprodukt, sprich die fertige Jahresabschlussrechnung,
sieht überall gleich
aus. Auch das sieht die Reform so vor.
KulturFenster
31 06/Dezember 2021
VSM intern
Mit guten Ideen durch die Krise
Der zweite Teil der Tagung stand unter dem
Motto: „Mit Motivation aus der Corona-Pandemie“.
Gespannt verfolgten die zahlreich
anwesenden Vertreter*innen der Musikkapellen
aus ganz Südtirol die Ausführungen
der Referenten Andreas Pircher und Meinhard
Windisch.
Die Musikkapelle Naturns zauberte mit ihren
Internet-Auftritten auf verschiedenen
Social-Media-Plattformen zahlreichen Blasmusikfreunden
ein Lächeln ins Gesicht. Videobeiträge
und sogar ein Film entstanden
in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Tourismusverein.
„Natürlich beschäftigt einen
Verein in dieser Zeit die Frage, wie man Mitglieder
halten kann. „Wir haben durch diese
Aktion sogar neue Mitglieder dazugewonnen“,
berichtet Obmann Andreas Pircher. Das
Projekt war für die Musikant*innen ein ganz
besonderer Anlass und die Vorführung des
Films ein Höhepunkt für das gesamte Dorf.
Verbandskapellmeister Meinhard Windisch,
seines Zeichens auch Kapellmeister der Musikkapelle
Terlan, berichtete vom Corona-
Management seiner Musikkapelle. Messgestaltungen
waren für lange Zeit die wenigen
Möglichkeiten, ausschließlich in kleinen Gruppen
gemeinsam zu musizieren. Dies nahm
die Musikkapelle Terlan zum Anlass und lud
ihre Mitglieder ein, sich zu bunt zusammengewürfelten
Bläsergruppen zusammenzutun.
Diese Gruppen haben in Terlan regelmäßig
die Gottesdienste in der Kirche musikalisch
gestaltet, sehr zur Freude der Dorfgemeinschaft.
Die Noten dazu wurden vom Kapellmeister
eigens bearbeitet, wenn nötig umgeschrieben
und den Musikant*innen vorab
– gemeinsam mit einer Audiodatei, die das
Üben zuhause leichter machte – übermittelt.
Es sei ihm und den Verantwortlichen
der Musikkapelle Terlan immer wichtig gewesen,
nach vorne zu blicken und nicht
den Kopf in den Sand zu stecken. Oft brauche
es nur gute Ideen und die richtige Einstellung,
so Windisch. Der Verbandsobmann
gab noch einige Informationen zur
SIAE, zu den Corona-Bestimmungen, zur
Mitglieder-Vollversammlung des VSM und
zum neu erschienenen Buch „In Treue fest
durch die Systeme“ weiter und meinte zum
Abschluss: „MOTIVATION kommt mit dem
TUN! Es gibt immer einen Weg!“ Mit vielen
Ideen und Anregungen endete die Obleute-
Tagung 2021 und die Anwesenden bedankten
sich mit einem kräftigen Applaus bei den
drei Referenten.
Florian Lahner, Obmann der MK Reischach
Wirtschaftsprüfer Markus Hofer
aus Bruneck vermochte mit
seinem Referat dem leidigen
Thema „Dritter Sektion“ etwas
an Schärfe zu nehmen.
Jahresabschluss 2021
Das neue Kassabuch
Gemäß den Vorschriften des Dritten Sektors muss bereits
für das Jahr 2021 die Jahresabschlussrechnung
nach den neuen Regeln erstellt werden: neue Kapitel,
Konten und Positionen. Dementsprechend wurde
das Kassabuch im Verwaltungsprogramm „VSM-Office“
entsprechend angepasst und ist ab 15. Dezember
in der neuen Form online verfügbar.
Andreas Bonell, VSM-Geschäftsführer
KulturFenster
32 06/Dezember 2021
Blasmusik
„Zwei unglaublich
lehrreiche Tage“
Lehrprobe mit der Bürgerkapelle Lana
Eigentlich wäre es bereits die 8. Auflage
gewesen. Coronabedingt musste im Vorjahr
die mit Björn Bus geplante Dirigentenwerkstatt
abgesagt werden. Somit lud der VSM
heuer zur 7. Südtiroler Dirigentenwerkstatt.
7. Südtiroler Dirigentenwerkstatt mit
Marco Somadossi
Oberstes Ziel dieser mittlerweile jährlich
Anfang November stattfindenden Werkstatt
ist es, aktiven Kapellmeister*innen
mit Hilfe externer Referent*innen Inputs
für ihre praktische musikalische Arbeit
mit der Musikkapelle zu geben. Für die
heurige Auflage ist es gelungen, den bekannten
Blasorchesterdirigenten, Komponisten
und Pädagogen Marco Somadossi
aus Rovereto zu verpflichten. Die Schlagtechnik,
das Klangbild und die Vorbereitung
einer Aufführung sind Schwerpunkte, die
angesprochen und vertieft wurden. Diese
Fortbildung umfasst Blasorchesterliteratur
in unterschiedlichen Stufen, die auch
in praktischen Lehrproben erarbeitet und
vertieft wird.
„Wir konnten zwei unglaublich lehrreiche
Tage mit unserem Referenten verbringen.
Grazie Marco!“, freute sich VSM-Verbandskapellmeister
Meinhard Windisch zum Abschluss.
Er bedankte sich bei den aktiven
und passiven Teilnehmern*innen, besonders
bei der Bürgerkapelle Lana, die sich
als Übungskapelle zur Verfügung stellte.
Stephan Niederegger
Verbandskapellmeister und Kursleiter
Meinhard Windisch zur
Dirigentenwerkstatt 2021:
„Taktschlagen kann jeder. Die Musik in
ein Dirigierbild umzuwandeln und effizient
und sinnvoll zu gestalten, dies benötigt
Übung und eine vertiefte Auseinandersetzung
mit der Partitur“, so Marco Somadossi,
der Referent der diesjährigen Dirigentenwerkstatt
am 5. und 6. November in Nals.
Marco Somadossi aus Rovereto lehrt am
Konservatorium von Udine Blasorchesterleitung,
Komposition, Instrumentierung für
Blasorchester und ist künstlerischer Leiter
des internationalen Wettbewerbs Flicorno
d´ Oro. Sein fundiertes Wissen konnte er in
einem Mix aus Praxis, theoretischen Ansätzen
und fundierten Einblicken in die Partituren
eindrucksvoll darstellen.
Ein wesentlicher Bestandteil der Dirigentenwerkstatt
ist der praktische Teil mit einer
Übungskapelle. Für die heurige Dirigentenwerkstatt
stand die Bürgerkapelle Lana zur
Verfügung. Die aktiven Teilnehmer*innen
hatten so die Möglichkeit, in den zwei Lehrproben
Erlerntes gleich in die Praxis umzusetzen
und unter der Anleitung des Referenten
auch neue Wege zu beschreiten.
Dabei zeigte sich einmal mehr, dass kleine
Änderungen Großes bewirken können. Dass
die Lehrproben nicht nur für die Kursteilnehmer
interessant und lehrreich waren,
bestätigten die vielen Rückmeldungen der
Mitglieder der Bürgerkapelle Lana. Ich wünsche
allen Beteiligten, dass die Begeisterung
und Motivation aus diesen zwei Tagen
noch lange anhalten möge.
Die bisherigen Südt. Dirigenten-Werkstätten:
1. 2014 mit Miguel Etchecongelay
2. 2015 mit Isabelle Ruf-Weber
3. 2016 mit Alex Schillings
4. 2017 mit Jan Cober
5. 2018 mit Franco Cesarini
6. 2019 mit Walter Ratzek
- 2020 mit Björn Bus (abgesagt!)
7. 2021 mit Marco Somadossi
Zufriedene Gesichter bei der Dirigentenwerkstatt 2021: (v. l.) Meinhard Windisch (Kursleiter), Martin Knoll, Charlotte Rainer, Marco Somadossi
(Referent), Bernhard Reifer, Andreas Rechenmacher, Michael Vikoler – im Bild fehlen: Lukas Erb, Gerhard Eschgfäller, Tobias Tammerle
KulturFenster
33 06/Dezember 2021
VSM intern
50 Jahre Leistungsabzeichen
in Südtirol 1971–2021
Neue Broschüre erschienen
Vor 50 Jahren wurden die Leistungsabzeichen
vom damaligen Jugendleiter Karl Pramstaller
in 1971 Südtirol eingeführt.
Seit dieser Zeit waren es über 20.000
Musikant*innen, welche im Laufe ihrer Karriere
eines der begehrten Leistungsabzeichen
absolviert hatten. Die Beweggründe
für das Bronzeabzeichen sind in den meisten
Fällen die Aufnahme in die Musikkapelle
– bei Silber und Gold sind es persönlicher
Ehrgeiz und die Überzeugung, sich
auf dem Instrument weiterzubilden und
weiterzuentwickeln.
In mühevoller Kleinarbeit hat VSM-Verbandsjugendleiter
Hans Finatzer Informationen,
Unterlagen und Daten dieser 50-jährigen
Erfolgsgeschichte von den Anfängen
1971 bis zum Übergang der Prüfungen
an die Landesmusikschuldirektion im Juni
2021 zusammengetragen und daraus eine
neue, sehr informative Broschüre gestaltet.
Diese beschreibt die Vorbereitung und Prüfungen
von einst und jetzt und präsentiert
auch spannende Porträts Südtiroler Musikerpersönlichkeiten.
Die Broschüre wird an alle Musikkapellen
verteilt und liegt im Büro des VSM auf.
Stephan Niederegger
KulturFenster
34 06/Dezember 2021
Redaktionsschluss für
Blasmusik
„Opus Blasmusik“ im
Konservatorium Bozen
Ein neues Projekt in Zusammenarbeit mit dem VSM
„Opus Blasmusik“ ist eine neue Zusammenarbeit
zwischen dem Konservatorium
"Claudio Monteverdi" Bozen und dem Verband
Südtiroler Musikkapellen mit dem
Ziel, Studenten*innen in den Bereichen
Blasmusikleitung, Komposition und Bearbeitungen
für Blasorchester zu fördern.
Sie bekommen damit die Möglichkeit,
ihre Arbeiten im Rahmen ihres Studiums
– begleitet von ihren Professoren Thomas
Ludescher und Eduard Demetz – direkt
in die Praxis umzusetzen. Es entsteht dadurch
auch ein Mehrwert für die beteiligten
Musikkapellen, denn sie erhalten
neue Werke, die für sie komponiert oder
arrangiert bzw. den jeweiligen Gegebenheiten
angepasst werden.
Dabei reicht das Spektrum der Literatur
von Werken für Jugendkapellen und kammermusikalischen
Besetzungen bis hin
zur Besetzung für Blasorchester.
Für die erste Projektphase (zweites Studiensemester
2022) wird eine beschränkte
Anzahl von Musikkapellen zugelassen.
Interessierte Musikapellen können sich
bis 31. Dezember 2021 bei Meinhard
Windisch (Tel.: +39 335 6930006 –
meinhard.windisch@vsm.bz.it) melden.
Die Musikkapellen werden in der Reihenfolge
der Anmeldungen angenommen.
Die Werke werden auf der Homepage
des VSM und des Konservatoriums
veröffentlicht.
Meinhard Windisch
VSM-Verbandskapellmeister
Aus der Redaktion
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten
senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it
die nächste Ausgabe des
„KulturFensters“ ist:
Freitag, 14. Jänner 2022
KulturFenster
35 06/Dezember 2021
hinausgeblickt
Funktionärsausbildung
2022
https://vsm.bz.it
LIVE DABEI
bewegt
Eine tolle Erfahrung
Fortbildung „Alles Show“ mit der
Stadtkapelle Meran
Die Stadtkapelle Meran beim Empfang anlässlich der Verleihung der Verdienstkreuze durch das Land Tirol am 10.10.2021
Zu einer guten Stabführerausbildung gehört
auch das Erlernen, Planen und Begreifen
einer Show. Dies alles gehörte zu unserer
Schwerpunktfortbildungen für 2021. Gestartet
mit den drei Online-Fortbildungen – darüber
bereits berichtet im KF Nr. 2/2021 –
fand am 25. September der praktische Teil
statt, welcher mit 8 Teilnehmern erfolgreich
durchgeführt wurde.
Da der vorgesehene Referent Gerhart Dopler,
Landessstabführer Oberösterreich, kurzfristig
absagen musste, übernahm ich die
Aufgabe, diesen Workshop zu leiten. Im Probelokal
der Stadtkapelle Meran wurde am
Vormittag der theoretische Teil absolviert.
Für das eigens arrangierte Marschmedley
des Kapellmeisters Martin Graber bereitete
ich vorab schon Elemente und Choreografie-Skizzen
vor. Großen Wert legte ich dabei
auf verschiedene Schwerpunkte, z. B.
Schwierigkeitsgrad und die Umsetzbarkeit
der Ideen in der Praxis.
Am Nachmittag fand der praktische Teil
statt. Die Stadtkapelle Meran hat sich dankenswerterweise
als Übungskapelle zur Verfügung
gestellt. Beginnend mit dem Marsch
„Mein Heimatland“ wurde das Erlernte vom
Vormittag umgesetzt. Die Teilnehmer waren
begeistert, konnten sie schon nach relativ
kurzer Zeit Erfolge sehen.
Ich erhielt auch sehr gutes Feedback von
Teilnehmern und auch von Musikant*innen,
was mich sehrt freute. Ich bin deshalb überzeugt,
dass Musik in Bewegung bei vielen
gut ankommt und begeistert.
Hiermit möchte ich allen noch danken,
die sich dieses Jahr für die Musik in Bewegung
eingesetzt haben, und ich wünsche
mir, dass die Begeisterung in den
Kapellen, bei den Stabführern, Kapellmeistern
und Obleuten weiterhin anhält und
somit mit vielen Ideen tolle Shows aufgeführt
werden.
Die einstudierte Show
Beginnend mit dem Marsch „Mein Heimatland”
schwenkten die einzelnen Glieder
diagonal und mit unterschiedlichen Zählzeiten
aus. Es folgte die 45° Schwenkung
mit anschließenden langsamen Schritten
und die Bildung der breiten Formation, welche
gleichmäßig und einheitlich über die
KulturFenster
36 06/Dezember 2021
Blasmusik
Reihen und Glieder erfolgte. Mit der Wiederholung
des 2. Teils erfolgte ein Durchfl
echten der Reihen 1+2 sowie 4+5, wobei
die verschiedenen Schrittwechsel und
die einheitliche Bewegung vorab langsam
ohne Spiel einstudiert wurden. Mit „YMCA“
ging es über in einfache Synchronbewegungen
bis hin zum Posaunensolo von „Cordula
Grün“, worauf sich der Marschblock
auflöste und ein Kreis gebildet wurde. Es
folgten verschiedene Bewegungselemente,
wie Durchfl echten, Doppelkreis und Bewegen
im Kreis, bis ab dem 16. Takt die
tiefen Register ausscherten, um die Eckpfeiler
für das darauffolgende Karree zu
bilden. An ihrem Platz angekommen folgte
eine 4-taktige solistische Einlage des Musikstücks
„Seven Nation Army“ durch das
tiefe Register, wobei der Kreis in sich zusammenfällt,
um das Karree zu bilden...
Klaus Fischnaller
VSM-Verbandsstabführer
Vorabinformation: Stabführertermine 2022 kurz notiert
Grundkurs Süd/West Beginn 10 Jänner (Obermais)
Beginn 17. Jänner ( Kaltern/Tschengls)
Grundkurs Nord/Ost
Aufbaukurs Nord/Ost
Aufbaukurs Süd/West
Coaching in 3 Einheiten
Marschmusikbewertung
Abschlusskurs
Beginn Sa. 05. März
Beginn Sa. 23. April
Beginn Mo. 02. Mai
Beginn 14. Mai - Bezirk Schlanders
Beginn 18. Mai - Bezirk Bozen
Beginn 27. Mai - Bezirk Brixen
Sonntag, 17. Juli Sand in Taufers (Bezirksmusikfest)
Sa. 10. und 17. September
Grundkurs für Stabführer Südwest
Alle vier Einheiten finden jeweils zeitgleich an folgenden Orten statt:
1. Einheit Montag, 10.01.2022 Obermais, Altes Rathaus 18:00-21:00 Uhr
1. Einheit Montag, 17.01.2022 19:00-22:00 Uhr
Zwei Teilnehmer haben uns ihr Feedback zur Stabführerfortbildung in Meran
zukommen lassen. Vielen Dank dafür!
Roman Tumler
Die Fortbildung „Alles Show“ hat mir sehr gut gefallen. Ich habe im letzten Jahr, noch bevor Corona
uns alle in einen musikalischen Tiefschlaf versetzt hatte, den Grundkurs der Stabführerausbildung
besucht. Mit dementsprechend wenig Erfahrung und praktischem Können als Stabführer habe
ich mich dennoch entschlossen, die Fortbildung zu besuchen. Nachdem der ursprünglich geplante
Referent leider absagen musste, ist unser Verbandsstabführer Klaus Fischnaller kurzfristig
und sehr professionell eingesprungen. Am Vormittag hat uns Klaus mit viel Leidenschaft
und fachlichem Wissen den Aufbau einer Marsch-Show aufgezeigt und erklärt, wie man eine
solche plant. Gemeinsam haben wir verschiedene Show-Elemente erarbeitet und besprochen.
Am Nachmittag ging es dann an das praktische Einlernen mit der Übungskapelle. Es war faszinierend
zu sehen, wie das am Vormittag theoretisch Besprochene in die Tat umgesetzt werden konnte
und bereits kleine, einfache Show-Elemente eine große Wirkung erzeugen können. Anhand solcher
einfacher Show-Elemente können Marschierproben in der eigenen Kapelle aufgelockert werden und die
Musikant*innen für Musik in Bewegung motiviert werden.
Mir persönlich hat die Fortbildung erneut bewusstgemacht, dass Musik in Bewegung etwas Schönes und Erhaltenswerts ist. Sowohl das
traditionelle Aufmarschieren bei Prozessionen und Umzügen, aber auch die Teilnahme an Marschmusikbewertungen oder Marsch-Shows
mit modernen innovativen Elementen sollte ein fi xer Bestandteil unserer Kapellen im Land und des Südtiroler Blasmusikwesens sein.
Stefan Ploner
Ich habe mich bisher nicht mit dem Thema Show befasst, wollte mir das mal anschauen,
ein paar Ideen einholen. Im theoretischen Teil war für mich einiges nicht leicht vorzustellen;
bei den praktischen Übungen wurde vieles verständlicher – ein Anstoß, mich mit diesem
Thema zu beschäftigen!
Ein großes Kompliment an den Referenten, Verbandsstabführer Klaus Fischnaller, der kurzfristig
für den vorgesehenen, aber schlussendlich verhinderten Referenten eingesprungen
ist! Klaus hat mit viel Energie und Fachwissen die Weiterbildung geleitet, Übungskapelle und
Kursteilnehmer begeistert!
KulturFenster
37 06/Dezember 2021
hinausgeblickt
bewegt
VSM-Jahresprogramm
2022
https://vsm.bz.it
LIVE DABEI
Geheime Proben für
einen Flashmob
Die Jugendkapelle Lüsen/St. Andrä überrascht mit
einem besonderen Auftritt
Ganz entspannt ging’s los, dann entwickelte
sich der Flashmob der Jugendkapelle
Lüsen/St. Andrä zu einer
Riesenüberraschung.
Nach über einem Jahr Stillstand hat die Jugendkapelle
Lüsen/St. Andrä Mut gefasst
und ein neues Musikjahr gestartet.
Geprobt wurde im Juli und August unter Einhaltung
aller Vorlagen in Kleingruppen und
vorzugsweise im Freien. Die Proben waren
sehr intensiv, zumal die Probenzeit knapp
bemessen und das Konzertprogramm für
die zwei Auftritte in St.Andrä und Lüsen
doch recht vielfältig war. Hinzu kam auch
die Idee, der Musik in Bewegung wieder einen
größeren Stellenwert beizumessen und
einen etwas anderen Konzertbeginn zu zeigen.
Schnell stand die Entscheidung fest,
dafür Verbandstabführer Klaus Fischnaller
ins Boot zu holen. Nach einigen organisatorischen
Treffen im Vorfeld lernten die
Jungmusikant*innen schließlich in zwei
Proben einen Flashmob ein. Musikalisch
unterlegt wurde dieser mit Ausschnitten
des Konzertprogramms, welche die Jugendkapelle
gleichzeitig zum Besten gab.
Dazu das Feedback
der Kinder:
Ganz gespannt haben wir auf Klaus gewartet,
der mit uns die Marschierprobe
für unseren Flashmob abhalten sollte. Unsere
Neugier war groß, und sobald Klaus
die ersten Schritte mit uns besprochen
hatte, waren wir alle positiv überrascht.
Er gab uns zu verstehen, dass es bei der
Musik in Bewegung um Freude am Bewegen
geht, und bezog bei der Zusammenstellung
des Flashmobs unsere eigenen
Ideen ein. Klaus war super vorbereitet und
konnte uns sofort von seiner Idee überzeugen.
Da wollten auch wir mit vollem Einsatz
unser Bestes geben. Die Idee, den
Flashmob vor unseren Eltern und Freunden
geheim zu halten, imponierte uns sofort.
Nach zwei intensiven Proben waren
wir dann bereit für unseren großen Auftritt.
Die Konzertbesucher*innen saßen
alle nichtsahnend auf dem Festplatz und
wunderten sich vielleicht schon, wieso wir
Jungmusikant*innen noch ganz entspannt
quatschten. Bis dann der eingängige Rhythmus
der großen Trommel erklang und der
Flashmob begann. Die Choreografie und
die Überraschung gelangen uns hervorragend
und die Besucher stimmten sogar
spontan ins Klatschen ein.
Wir, die Jugendkapelle Lüsen / St. Andrä,
bedanken uns herzlich bei Klaus und können
nur jeder Jugendkapelle den Tipp geben,
mit unserem Verbandstabführer für die
Musik in Bewegung zusammen zu arbeiten.
Die Jungmusikant*innen der
Jugendkapelle Lüsen/St. Andrä
Über diesen QR-Code kann
man mehr zum Flashmob
der Jugendkapelle Lüsen/
St. Andrä erfahren.
KulturFenster
38 06/Dezember 2021
jung musiziert
Das Holzblasorchester wird von Prof. Walter Ratzek dirigiert und am
Flügel begleitet.
Fotos: Konrad Pichler
Holzblasorchester
HoBla-O“ reloaded
“
Plattform für junge Musiker*innen
und Komponist*innen
Das „HoBla-O“ gibt Holzbläser*innen die
Möglichkeit, in dieser speziellen Besetzung
Orchestererfahrung zu sammeln.
Nach der covidbedingten Zwangspause
im Jahre 2020/21 startete das Holzblasorchester
mit dem Projekt „Orchestertage
HoBla-O 2021“ wieder durch und bot ausgewählten
jungen Musiker*innen eine
Bühne, auf der speziell für diese Besetzung
arrangierte Orchesterliteratur und
in Auftrag gegebene Werke zur Aufführung
gelangen.
Unter der bewährten Leitung von Prof. Walter
Ratzek (Berlin) sowie eines 8-köpfigen
Dozententeams wurde ein herausforderndes
Konzertprogramm einstudiert.
Die Orchestermitglieder stammen aus den
Südtiroler Landesmusikschulen, den Oberschulen
mit musikalischem Schwerpunkt,
aus dem Konservatorium „C. Monteverdi“
Bozen und aus dem Tiroler Landeskonservatorium.
Konzertmeister ist Luca Moranduzzo,
der derzeit sein Klarinettenstudium
an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“
in Berlin absolviert.
Im Jahre 2009 wurde vom damaligen Direktor
der Musikschule Unterland, Konrad
Pichler, und Alexandra Pedrotti, damals
Klarinettenlehrerin an der MuS Unterland
und jetzt deren Direktorin, die Idee geboren,
ein erweitertes Holzbläserensemble
mit Sitz an der Musikschuldirektion Unterland
zu gründen.
Den entscheidenden Impuls dafür gab ein
Konzertprojekt mit Prof. Hans Obkircher,
der das Orchester in den darauffolgenden 5
Jahren selbst geleitet und auch den Großteil
des Repertoires eigens arrangiert und dem
Orchester auf den Leib geschrieben hat.
Er ist am vergangenen 13. Februar überraschend
verstorben. In einer Schweigeminute
beim heurigen Konzert – Anfang November
in Auer – wurde seiner gedacht. Sein Vermächtnis
besteht darin, so Alexandra Pedrotti,
„an den Holzbläserklang im Sinne einer
modernen Orchestrierung geglaubt und
sie visionär entwickelt zu haben.“
Die Idee wurde im Rahmen der Sommerwoche
„Colour Wind“ aufgegriffen. Seitdem treffen
sich fortlaufend rund 50 Musiker*innen
aus dem gesamten Land, um ein bunt gefächertes
Programm auf hohem Niveau
aufzuführen. Ziel war und ist es, nicht
nur ein vielfältiges Orchester-Repertoire
aufzubauen, sondern auch motivierten
Musikstudenten*innen die Möglichkeit zu
geben, in dieser speziell für Holzbläser adaptierten
Besetzung Orchestererfahrungen
zu sammeln.
Eines der wichtigsten Grundprinzipien
dieses Projektes ist es auch, jungen
Komponist*innen eine Plattform für ihre
Werke zu bieten. So wurden mittlerweile
Stücke von Thomas Mahlknecht, Manuel
Zwerger, Helmuth Hödl, Andrea Götsch
u.a. uraufgeführt. Heuer erlebte das Werk
„Rhapsody für Holzblasorchester“ des Südtiroler
Komponisten Lukas M. Gasser seine
Uraufführung.
Einen zusätzlichen Höhepunkt bildete die
„Rhapsody in Blue“ von George Gershwin,
bei dem Prof. Ratzek selbst den Solopart
am Klavier übernommen hat.
Heidrun Mark
KulturFenster
39 06 Dezember 2021
Erfolgreiches Wochenende
in Grafenegg
Jugendkapelle Schnals begeistert beim Österreichischen
Jugendblasorchester-Wettbewerb
Freude über den riesigen Erfolg – die Jugendkapelle
Schnals hat Grafenegg mit
ihrer Musik und Begeisterung erobert.
Die Jugendkapelle Schnals – sie wurde im
Jahr 2004 gegründet – kann auf eine erfolgreiche
Teilnahme beim 10. Österreichischen
Jugendblasorchester-Wettbewerb in Grafenegg
(Niederösterreich) zurückblicken (s. eigener
Bericht S. 46): Die Jungmusikant*innen
unter der Leitung von Charlotte Rainer sicherten
sich den zweiten Platz in der Altersstufe
AJ. Dazu hat Verbandsjugendleiter-Stellvertreter
Hannes Schrötter der Dirigentin folgendes
Gespräch geführt:
Hannes Schrötter: Charlotte, mit welchen
Erfahrungen und Eindrücken seid ihr nach
Hause zurückgekehrt?
Charlotte Rainer: Gemeinsam etwas erlebt
zu haben, das unvergessen bleibt. Viele
wunderschöne Momente auf der Bühne,
beim Musizieren, aber auch als Gemeinschaft
an diesem Wochenende und in den
Monaten zuvor. Genau das haben wir so
vermisst und jetzt umso mehr genießen
dürfen. Ich bin sehr dankbar dafür, ein Teil
dieses Ganzen gewesen zu sein.
Schrötter: Wie verliefen die Vorbereitungen
auf den Wettbewerb?
Ch. Rainer: Für die Verwirklichung dieser
Reise wurde von jedem das Maximum
abverlangt. Ich habe die
Jungmusikant*innen bereits im Sommer
darauf vorbereitet, dass wir unter
sehr schwierigen Bedingungen an diesem
Wettbewerb teilnehmen werden. Schlussendlich
hat die Lust, endlich wieder gemeinsam
Musik zu machen und etwas
als Gruppe unternehmen zu können, den
Aufwand jedoch relativiert.
KulturFenster
40 06 Dezember 2021
Schrötter: Wie lief euer Auftritt bzw. der
Wettbewerbstag konkret ab?
Ch. Rainer: Der Auftritt war am Samstag,
23. Oktober um 9:50 Uhr eingeplant.
Nach dem Einspielen ging es auf die
Bühne. Nur einige wenige hatten bereits
zuvor einmal auf einer so großen Bühne
gestanden. Die Anspannung war kaum
zu übertreffen. Alle waren voll konzentriert,
gaben alles und haben mit Freude
musiziert. Unsere Begeisterung hat sich
wohl auf das Publikum und die Juroren
übertragen. Die durchaus positiven und
lobenden Kommentare im Feedbackbogen
bestätigen dies.
Der Wettbewerbstag lief mit einigen Konzertbesuchen,
der Teilnahme an mehreren
Workshops und vielfältigem Unterhaltungsprogramm
recht interessant
ab. Mit Spannung wurde die Bekanntgabe
der Ergebnisse erwartet. Als wir
als Zweitplatzierte auf die Bühne geholt
wurden, waren der Jubel und die
Freude riesengroß!
Schrötter: Wie zufrieden seid ihr mit dem
Endresultat?
Ch. Rainer: Nachdem der Erstplatzierte
ein Auswahlorchester aus mehreren Musikschulen
war, fühlte sich unser zweiter
Platz für uns wie ein Sieg an. Es gab nur
eins zu hören: „ES WAR SOOO COOOOL!“
Der krönende Abschluss dieser Reise
war ein Überraschungsempfang vieler
Eltern und Geschwister, welche sogar
einen roten Teppich vor dem Bus ausrollten
und uns mit tosendem Applaus,
Getränken und einem kleinen Imbiss erwarteten.
Wir haben für dieses einmalige
Ereignis enorm viel investiert und sind
dafür mit einem unvergesslichen Erlebnis
belohnt worden.
Schrötter: Welches ist euer persönliches
Rezept für solch eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit?
Ch. Rainer: Ich bin überzeugt, dass einerseits
die Kontinuität sehr wichtig ist,
man jedoch auch Mut zu Neuem haben
soll. Wenn man sich immer wieder
zu Proben und Auftritten trifft und dabei
Musik in der Gemeinschaft erlebt,
dann bleibt Musik attraktiv. Stillstand
heißt für mich Rückschritt. Das haben
wir im letzten Jahr erlebt. Mit der Arbeit
in den Sommermonaten und dem Mut,
sich in diesen Zeiten einem Wettbewerb
zu stellen, haben wir es geschafft, einen
Großteil der Jugend zu halten.
Ein Wort, um das Wochenende zu beschreiben: Cool (Sophie), Spaß (Marie),
flott (Paul), lustig (Anna)!
Nachgefragt...
bei den Jungs und Mädels der
Jugendkapelle Schnals
Sophie erzählt, dass die Vorbereitungen auf den Wettbewerb bereits im Sommer
begonnen haben: „Bei einem mehrtägigen Sommercamp wurden mehrere
Stücke, darunter auch die Wettbewerbsstücke, eingelernt. Natürlich blieb genug
Zeit für weitere Aktivitäten und tolle Spiele.“
Über die Gefühlslage vor dem Auftritt: „Vor dem Auftritt habe ich mich gut gefühlt,
natürlich war ich auch ein bisschen aufgeregt“, so Marie. Sophie und Anna
stimmen dem zu und erzählen, wie erleichtert und glücklich sie nach dem Auftritt
waren. Paul blieb cool und hat von der Aufregung nicht viel mitbekommen
– wie sollte es bei einem Tubisten auch anders sein?
Ob die Jungmusikant*innen in Hinblick auf den Wettbewerb mehr geübt haben?
Da fallen die Antworten unterschiedlich aus. Jedenfalls haben sich alle ausreichend
mit den beiden Stücken beschäftigt – sei es in der Musikschule, sei es
bei der Probe oder beim Üben zu Hause.
KulturFenster
41 06 Dezember 2021
Bereit zum Abheben -
The Rocket Monkeys“
“
Fünf junge Musikanten machen mit Blasmusik Partystimmung
„The Rocket Monkeys“ – die junge Band auf Erfolgskurs
Mit dem Gewinn des 1. Südtiroler Schulband-Contests
haben die „Rocket Monkeys“
vor zwei Jahren den ersten Meilenstein
in ihrer noch jungen Bandgeschichte
gesetzt und seither gezeigt: Wo immer sie
auch auftreten, da kommt Stimmung auf.
Nun ist die talentierte Band für weitere
große Auftritte bereit.
KulturFenster: Wer seid ihr und woher
kommt ihr?
Martin Lantschner: Wir, die „Rocket Monkeys“,
sind eine fünfköpfige Band, bestehend
aus Felix Mahlknecht (Trompete),
Markus Psenner (Saxophon), Peter Psaier
(Tuba), Samuel Tschager (Drums) und
mir (Posaune). Vier Mitglieder stammen
aus Steinegg, unser Tubist kommt aus
Villnöß. Wir sind allesamt zwischen 13
und 17 Jahre „jung“.
KF: Welcher musikalischen „Schublade“
ordnet ihr euch zu?
Lantschner: Wir spielen hauptsächlich
Party-Musik, so treffen in unserem Programm
verschiedene Genres (u.a. Pop,
Rock, Funk) aufeinander.
Seit unseren Anfängen orientieren wir
uns an den „Pamstiddn Kings“; unsere
größten Vorbilder sind zurzeit „LaBrass-
Banda“ und auch die „Lucky Chops“.
KF: Wie lange gibt es eure Band bereits
und wie seid ihr auf die Idee zur Gründung
gekommen?
Lantschner: Man mag es nicht glauben,
aber die Ursprünge der „Rocket Monkeys“
gehen gar einige Jahre zurück. Vor rund
sechs Jahren traten mein Bruder Fabian
sowie meine Cousins Felix, Samuel und
ich (damals noch an der Tuba) erstmals
zusammen auf. Wir konnten noch kaum
Noten lesen, haben uns aber grob über
den Ablauf der Stücke abgesprochen,
selbst einige Texte geschrieben und haben
dann wild drauf los gespielt. Diese
Auftritte fanden bei uns zuhause statt und
wir nannten uns die „Rockenden Schim-
KulturFenster
42 06 Dezember 2021
pansen“. Einige Jahre später waren Felix,
Samuel und ich auf der Geburtstagsfeier
unseres Großvaters und dort haben
wir ganz spontan einen Auftritt eingelegt.
Daraus ging der Entschluss hervor, eine
Band zu gründen. Wir holten Markus
mit ins Boot und somit waren die „Rocket
Monkeys“ geboren. Nach unserem
Sieg beim Schulband-Contest nahmen
wir noch einen Tubisten in unsere Gruppe
auf, um für den nötigen Schub im tiefen
Register zu sorgen. Wie vielleicht
schon bemerkt, wurden
aus den „rockenden
Affen“ aufgrund eines Übersetzungsfehlers
einfach die
„Raketen-Affen“, was unserer
Spielfreude aber keinen
Abbruch getan hat.
KF: Kannst du uns etwas
von eurer Teilnahme beim
Südtiroler Schulband-Contest
erzählen?
Lantschner: Knapp 15
Bands wurden zum Finale
der ersten Ausgabe des
Wettbewerbs „Musik macht
Schule“ ins Bozner Stadttheater
eingeladen. Natürlich
wurden wir lauthals
von unseren Mitschülern
der Mittelschule Blumau
unterstützt. Letzten Endes
konnten wir uns gegen eine
starke Konkurrenz durchsetzen und wurden
mit einem Geldpreis und einer Auftrittsmöglichkeit
beim „Rock im Ring“-
Festival belohnt.
KF: Dieser Auftritt am Ritten war sicherlich
ein weiterer Höhepunkt in eurer Geschichte?
Lantschner: Allerdings! Wir durften zu Beginn
des Festivals einen Auftritt einlegen,
doch das war noch nicht alles. Wir trafen
danach auf unsere großen Vorbilder der
„LaBrassBanda“, lernten sie persönlich
kennen und durften zur „Prime-Time“
nochmals vor und mit ihnen zusammen
auftreten: ein gewaltiges Erlebnis!
hatte. Mit unserer Interpretation ihres Hits
sicherten wir uns den Spezialpreis und
bekamen einen Auftritt als Vorband zugesichert.
Dieser hat sich aufgrund mehrerer
Umstände bisher leider noch nicht
verwirklicht. Wir hoffen, dass er bald stattfinden
kann.
KF: Woher bezieht ihr eure Stücke?
Lantschner: Den Großteil unserer Stücke
arrangieren wir selbst oder wir hören sie
von Aufnahmen im Internet ab - somit
drücken wir den meisten Songs gleich unseren
eigenen Stempel auf. Auch Michael
Lantschner, erfahrener Trompeter bei
den „Pamstiddn Kings“, ist uns in vielen
Situationen immer wieder eine Hilfe
- sei es musikalisch wie organisatorisch.
Und wenn wir während der Proben wieder
einmal zu viel Blödsinn treiben, holt
er uns wieder auf den Boden der Tatsachen
zurück. Sehr oft proben wir mittlerweile
aber auch eigenständig.
KF: Wie sieht euer perfekter Auftritt aus?
Lantschner: Im besten Falle brodelt die
Stimmung vor unserem Auftritt schon -
und wir bringen sie dann endgültig zum
Kochen. Gerade unsere Auftritte im heimischen
Steinegg, wo wir bereits mehrfach
im Rahmen des „Steinegg Live“-Festivals
aufgetreten sind, sind für uns von
unvergleichlichem Charakter. Deshalb bezeichnen
wir diesen Auftritt immer gerne
als „Rückkehr in die Heimat“.
KF: Nehmen wir an, euer Auftritt
steht kurz bevor und ihr
müsst ordentlich Stimmung
„in die Bude“ bringen. Welche
drei Stücke nehmt ihr mit auf
die Bühne?
Lantschner: Auf jeden Fall die
Hits „Autobahn“ und „Scheena
Dog“ von „LaBrassBanda“, sowie
„Take a Look around“ von
„Limp Bizkit“.
KF: Gibt es bereits feste Pläne
und Ziele für die Zukunft?
Lantschner: Einige Auftritte im
Winter sind bereits im Gespräch,
außerdem freuen wir uns auf
den Auftritt als Vorband der
„LaBrassBanda“, wenn auch
noch kein konkreter Termin feststeht.
Außerdem möchten wir
im nächsten Jahr unser fünfjähriges
Bestehen feiern - wir
müssen uns aber noch beraten, in welcher
Form das Jubiläum stattfinden soll.
Ansonsten hoffen wir in nächster Zukunft
natürlich auf zahlreiche Auftritte, um unseren
Bekanntheitsgrad schrittweise zu
steigern - wir freuen uns über jede Möglichkeit.
Und wer weiß, vielleicht können
wir eines Tages unseren Vorbildern folgen
und auch auf großen Events außerhalb
von Südtirol auftreten: Das ist auf jeden
Fall unser Traum.
Interview:
Hannes Schrötter
KF: Das sollte nicht euer letztes Aufeinandertreffen
mit dieser Band gewesen
sein, stimmt das?
Lantschner: Ganz genau, wir nahmen
im letzten Jahr an der „Discobauer-Challenge“
teil, welche die deutsche Band
in den sozialen Netzwerken ausgerufen
„Folgt uns auch auf Instagram: therocketmonkeys!“
KulturFenster
43 06 Dezember 2021
hinausgeblickt
BJBO Bruneck
23.12.2021
um 20 Uhr in St. Johann i. A.
26.12.2021
um 18 Uhr in Toblach
https://vsm.bz.it
hinausgeblickt
Wenzel Heinrich Veit
Leben und Werk eines zu seiner Zeit allgemein
anerkannten Komponisten
er regelmäßig bei den Schulgottesdiensten
die Orgel spielte. 1841 wirkte er kurze Zeit
als Musikdirektor des städtischen Orchesters
von Aachen. Das Angebot einer adäquaten
Anstellung in Augsburg lehnte er allerdings
ab. Vom Jahre 1850 an war er Rat
beim k. u. k. Oberlandesgericht in Prag und
von 1854 bis 1862 Präsident des Kreisgerichtes
in Eger, dem heutigen Cheb. 1862
wurde Wenzel Heinrich Veit sogar Kreisgerichtspräsident
in Leitmeritz. Dort leitete er
nicht nur die Organisten-, sondern auch
die Sängerschule. Zudem war er als Mitglied
tonangebender Prager Musikvereine
prägend für das Musikleben dieser bedeutenden
Stadt. 1847 erfolgte sogar seine Ernennung
zum Ehrenmitglied des „Dom-Musik-Vereins“
in Salzburg.
Das musikalische Schaffen
Wenzel Heinrich Veit (1806 – 1864) war zu seiner Zeit ein anerkannter Komponist.
Wenzel Heinrich Veit (Václav Jindrich Veit)
wurde am 19. Januar 1806 in Repnitz, einem
Ortsteil von Libochowan, im Kaisertum Österreich
geboren und starb am 16. Februar
1864 in Leitmeritz. Er war ein deutschböhmischer
Komponist und Jurist.
Biograsches
Der Sohn eines wohlhabenden Pachthofbesitzers
in Repnitz studierte von 1821 bis 1828
Jura und Philosophie an der Karls-Universität
in Prag und erhielt anschließend eine feste
Anstellung beim Magistrat der Stadt Prag.
Die Musikalität scheint Wenzel Heinrich Veit
von seinem Vater, Johann Wenzel Veit, vererbt
bekommen zu haben, denn dieser betätigte
sich zeit seines Lebens als Sänger und
Geiger. Als Musiker war Sohn Wenzel Heinrich
Veit mehr oder weniger Autodidakt. Eine
elementare Ausbildung auf diesem Gebiet
erhielt er bereits in seinem Geburtsort, wo
ihn sein Volksschullehrer Wenzel Bernd im
Klavierspiel und Musiklehre unterrichtete.
Später erlernte er auch das Orgel- und das
Violinspiel. Durch zielstrebige bzw. unaufhörliche
Pflege der Musik erreichte Veit aber
schon bald ein musikalisches Niveau, das
ihn den damaligen Fachmusikern ebenbürtig
machte. Wenzel Heinrich Veit kommt
1815 nach Leitmeritz ins Gymnasium, wo
Schon im Jahre 1835 gab Wenzel Heinrich
Veit drei Streichquintette beim Verlag Hofmeister
in Leipzig als op. 1 heraus, denen
bald als op. 20 ein viertes Quintett folgte.
1839 erschien sein erstes Streichquartett
op. 3 in Druck. Seinen eigentlichen Durchbruch
als Komponist erlebt Veit aber 1835,
als er auf Betreiben von Prof. Friedrich Pixis
- dem damaligen Direktor des Prager
Konservatoriums - mehrere seiner Werke
öffentlich präsentierte. 1838 nimmt sogar
Robert Schumann wohlwollende Notiz
von Kompositionen Veits, als er einige seiner
Werke bei einem sogenannten „Quartettmorgen“
spielte. Wenzel Heinrich Veit
komponierte im Laufe seines Lebens u.a.
zwei Sinfonien, mehrere Ouvertüren, ein
Violinkonzert, eine „Missa solemnis“, eine
„Große Festmesse“, Lieder und Männerquartette
sowie eine ganze Reihe von
Kammermusikwerken. Auch veröffentlichte
er ein „Leitmeritzer Gesangsbuch“.
Sein letztes Opus war das Auftragswerk
„Te Deum“, welches er für die Einweihung
der Karolinentaler Kirche in Prag komponierte.
Seine blasmusikalischen Beiträge
als Komponist sind einerseits das „Notturno“
op. 24 für sechs Hörner und andererseits
sein „Schlachtgesang“ für 16
KulturFenster
44 06/Dezember 2021
Blasmusik
Stimmen mit Blasinstrumenten.
Der gesamte Nachlass Veits wurde 1872
von seiner Familie an das Nationalarchiv
übergeben und in der Folge vom tschechischen
Archiv für nationales Schrifttum
übernommen. Am 14. September 1999
wurde im Rahmen einer ganztägigen Feier
zu Ehren Wenzel Heinrich Veits vor dem
Stadttheater in Leitmeritz eine überlebensgroße
Büste feierlich enthüllt.
Bedeutung für
die Nachwelt
Zu Lebzeiten wurde Wenzel Heinrich Veit
vor allem als Komponist von Kammermusikwerken
und Vokalmusik geschätzt. Diese
Tatsache spiegelt sich auch heute noch wider,
da fast ausnahmslos nur solche Kompositionen
gegenwärtig als Notenausgaben
oder Tonträgereinspielungen greifbar sind.
Wenzel Heinrich Veits Sohn, August Emanuel
Veit (1850 Prag – 1931 Brünn) besuchte
die Konservatorien von Prag und
Dresden. Er wandte sich dem Theater zu
und gelangte über Sondershausen, St.
Gallen, Teplitz, Magdeburg, Riga, Hannover
und Olmütz nach Brünn, wo er 1899 erster
Kapellmeister des Deutschen Theaters
wurde. Dort förderte er vor allem die Werke
von Richard Wagner und Anton Bruckner.
Er war auch Mitbegründer und Dirigent der
„Philharmonischen Konzerte“ von Brünn.
Das Werkverzeichnis gibt es im Internet-
Portal bei „Klassika: Startseite“.
Gottfried Veit
Ehrenkapellmeister des VSM
Ein Beispiel aus dem reichhaltigen Schaffen von Wenzel Heinrich Veit: die Vertonung der
Ballade „Der König in Thule“ von J. W. von Goethe
Fit in 5 Minuten
Der Steirische Blasmusikverband startet mit
einer neuen Serie: Fit in 5 Minuten.
Ziel der Serie ist es, den Musiker*innen in
kurzen Videos Tipps zur Spieltechnik zu
geben.
Die Beispiele sind dabei genau jenem Repertoire
entnommen, das uns alle trifft.
KulturFenster 45 06/Dezember 2021
hinausgeblickt
JuKa Schnals und MK Völs erfolgreich
beim ÖBV-Bundeswettbewerb
Blasmusikwettbewerb im Zeichen von
„70 Jahre Österreichischer Blasmusikverband“
Zufriedene Gesichter bei der Preisverleihung: Einen fabelhaften Platz in der Altersgruppe
AJ erspielte sich die Jugendkapelle Schnals mit Charlotte Rainer am Dirigentenpult.
Den Beginn des dreitägigen „Wettbewerb-
Marathons“ vom 23. bis 25. Oktober 2021
in Grafenegg (Niederösterreich) machte die
Österreichische Blasmusikjugend mit der
Durchführung des 10. Österreichischen Jugendblasorchester-Wettbewerbs,
an dem
zwölf Jugendorchester aus allen Bundesländern
teilnahmen.
Südtirol war durch die Jugendkapelle
Schnals unter der Leitung von Charlotte
Rainer vertreten und erreichte mit 87,90
von 100 Punkten das zweitbeste Ergebnis
in der Altersklasse AJ. Das Jugendblasorchester
Bad Leonfelden (Oberösterreich)
und Landeck Wind - das JBO der LMS
Landeck (Tirol) erspielten ex-aequo den
1. Platz. So bunt wie die vielen Jugendorchester
war auch das umfangreiche Rahmenprogramm
beim „Tag der Österreichischen
Blasmusikjugend“, unter anderem
mit einem gemeinsamen Konzert von Chris
Steger und dem JBO St. Rupert.
Im Rahmen des Österreichischen Blasorchesterwettbewerbs
der Stufe C traten zehn
Orchester aus Österreich und Südtirol an.
Den Tagessieg konnte sich die Musikkapelle
Trautmannsdorf vor der Stadtmusikkapelle
Amras (Tirol) sichern. Den dritten Platz erreichte
die Musikkapelle Völs am Schlern
mit Michael Vikoler als Dirigenten.
Höchste Ehren wurden dem ÖBV beim
Ein Treffen „auf höchster
Ebene“ gab es für Kapellmeister
Michael Vikoler (4.v.l.)
und Obmann Martin Rabensteiner
(6.v.l.) mit dem österreichischen
Bundespräsidenten Alexander
Van der Bellen (5.v.l.)
– VSM-Verbandskapellmeister
Meinhard Windisch (rechts)
freut sich über den Erfolg der
Völser.
abendlichen Festkonzert „70 Jahre Österreichischer
Blasmusikverband“ zuteil,
denn niemand geringerer als Bundespräsiden
Alexander Van der Bellen erwies der
österreichischen Blasmusik mit seiner Anwesenheit
die größte Wertschätzung, die er
auch in seiner Rede zum Ausdruck brachte.
Das Festkonzert wurde musikalisch vom SBO
Ried unter Prof. Karl Geroldinger gestaltet
und von Friedrich Anzenberger moderiert.
Dabei war auch die Uraufführung von „Van
Gogh“ des Komponisten Thomas Doss zu
hören. Am 1. Jänner 2022 wird im Stadttheater
Bozen auch seine Blasmusikoper
„Blasmusikpop“ uraufgeführt; das Werk ist
eine Auftragskomposition der Bürgerkapelle
Gries anlässlich ihres 200-Jahr-Jubiläums.
Im Rahmen des Festkonzerts wurde auch
die Chronik „70 Jahre Österreichischer
Blasmusikverband“ von Friedrich Anzenberger
sowie die Jubiläums-CD „Wir leben
Blasmusik“ mit den 15 besten Werken
des Marsch-Kompositionswettbewerbs
offiziell vorgestellt und auch dem Bundespräsidenten
sowie dem Landeshauptfrau-
Stellvertreter von Niederösterreich, Stephan
Pernkopf, überreicht. Chronik und
Jubiläums-CD können über die Homepage
des ÖBV (www.blasmusik.at/shop) bzw. per
Mail (office@blasmusik.at) bestellt werden.
Den Abschluss des einzigartigen Wochenendes
bildete der 2. Österreichische Bundeswettbewerb
der Höchststufe am 25.
Oktober, den das SBO Ried für sich entscheiden
konnte.
Friedrich Anzenberger
Für die Musikkapelle Völs war die Teilnahme
am Wettbewerb ein besonderes
Erlebnis, wie ihrem Bericht zu entnehmen
ist:
Die Musikantinnen und Musikanten hatten
diesen Tag mit Freude, aber auch mit
ein wenig Lampenfieber erwartet. Nach
einer Vorbereitungszeit von zirka 6 Wochen
fühlten sie sich bereit, ihr Bestes
zu geben.
KulturFenster
46 06/Dezember 2021
Blasmusik
Einen großen Erfolg
konnten Kapellmeister
Michael Vikoler
und die Musikkapelle
Völs am Schlern mit
dem 3. Platz (Stufe C)
für sich verbuchen.
Die Musikkapelle Völs hatte im Mai 2019
das Wertungsspiel des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen (VSM) in Auer mit
der Höchstpunktezahl abgeschlossen
und nominierte sich daher als Südtiroler
Vertretung am Blasmusikwettbewerb.
Neben dem Pflichtstück „Stratos“ von
Thomas Doss wurden die beiden Stücke
„Kyrill“ von Otto M. Schwarz und „Lord
Tullamore“ von Carl Wittrock gespielt. Die
beiden letzteren Musikstücke wurden von
Kapellmeister Michael Vikoler aus einer
vorgegebenen Liste des Veranstalters ausgewählt.
Die 4-köpfige Jury, der auch der
Komponist des Pflichtstückes angehörte,
gab nach jedem Stück ihre Bewertung ab.
Am Abend bei der Preisverteilung wurden
die Punkte bekanntgegeben. Obmann
Martin Rabensteiner und Kapellmeister
Michael Vikoler ließen sich die Preisverteilung
nicht entgehen, und umso mehr
Übergabe der Chronik und der
Jubiläums-CD, v. l. ÖBV-Präsident
Erich Riegler, Autor Friedrich
Anzenberger, Bundespräsident
Alexander van der Bellen
und Stephan Pernkopf, Landeshauptfrau-Stellvertreter
von
Niederösterreich
freuten sie sich über den erspielten Erfolg.
Die Musikkapelle Völs hatte nämlich
mit 91,29 Punkten den 3. Platz erreicht
– ein Superergebnis!
„Hopfnmusig“ gewinnt Grand Prix der Blasmusik
Zum zweiten Mal in
Folge geht der begehrte Preis nach Südtirol
War es 2018 die Gruppe „South Brass“, ist
es nun die Südtiroler „Hopfnmusig“, die am
31. Oktober 2021 den begehrten 1. Preis
des Grand Prix der Blasmusik – neben den
„Don Bosco Musikanten“ aus Bamberg und
der „Strawanzer Blasmusik“ aus Vorarlberg
– in der „Blackbox“ in Kempten für sich entscheiden
konnte.
Bereits zwei Mal in Folge konnte eine Südtiroler
Formation dieser Besetzung den
in der Szene begehrten Preis einheimsen,
was neben Fleiß und Ausdauer der
Gruppe auf eine lebendige Blasmusikkultur
und eine exzellente Ausbildung in Südtirol
schließen lässt.
Hans Finatzer
VSM-Verbandsjugendleiter
In Kempten im Allgäu erfolgreich: die „Hopfnmusig“ aus Südtirol
Foto: Facebook
KulturFenster
47 06/Dezember 2021
gehört & gesehen
Gelungener Musiksommer
in der Hofburg Brixen
Bürgerkapelle und Kulturverein Brixen mit vielfältigem
Programm von hoher Qualität
Tolle Atmosphäre und hohes musikalisches Niveau: die Bürgerkapelle Brixen und die Musikkapelle Villnöß im Innenhof der Brixner Hofburg
Das Wetter hat es nicht immer gut gemeint
mit dem heurigen Musiksommer
in der Hofburg; trotzdem ist er in jeder
Hinsicht gut gelungen. Die Vielfalt und
die Qualität der gebotenen Veranstaltungen
haben in diesem Jahr außerordentlich
viele Brixner und Gäste in den
wunderbaren Innenhof der Hofburg gelockt
– oder fallweise ins Forum Brixen,
das glücklicherweise als Schlecht-Wetter-Alternative
bereitstand.
Die Bürgerkapelle Brixen setzte zusammen
mit der Musikkapelle Villnöss den
markanten Auftakt. Kapellmeister Hans
Pircher ließ in kluger Art zuerst die Blechbläser,
dann die Holzbläser und schließlich
ein spezielles Ensemble mit der herausragenden
Solistin Yishu Jiang am Violoncello
in Aktion treten. Im Forum boten
die Blechbläser brillante Eröffnungsmusik
und als Kontrapunkt einen Choral und
das Solostück für Flügelhorn „Share my
yoke“ von Joy Webb. Anschließend ließen
die Holzbläser ihre Klangfarben in einer
Ouvertüre und in „Poeme Blue“ von Fritz
Neuböck spielen. Höhepunkt des Abends
war wohl das Konzert für Violoncello und
Ensemble (Bläser, Gitarre, Drumset, Bass)
von Friedrich Gulda. Das Stück verfehlte
seine Wirkung auch beim Brixner Publikum
nicht, sei es durch die grenzüberschreitende
stilistische Vielfalt vom Jazz
bis zur Volksmusik, sei es durch das pa-
KulturFenster
48 06/Dezember 2021
Blasmusik
Das speziell zusammengestelltes Ensemble mit der Solistin Yishu Jiang am Violoncello und Dirigent Hans Pircher
ckende Spiel der Solistin oder die subtile
musikalische Leitung des Kapellmeisters.
Das Bayerische Landesjugendorchester
unter dem umsichtig und motivierend
agierenden Dirigenten Radoslaw Szulc
spielte ein Fagottkonzert von Mozart in stilsicherer
Manier. Darauf stand die Symphonie
Nr. 4 von Johannes Brahms auf dem
Programm. Streicher wie Bläser konnten
ihre instrumentalen und musikalischen
Qualitäten zweifellos unter Beweis stellen
und das Publikum begeistern.
Das Orchester der Studienstiftung des
Deutschen Volkes präsentierte unter der
„
Die organisatorische Zusammenarbeit
zwischen Bürgerkapelle Brixen
und Kulturverein Brixen Musik hat
sich wiederum sehr bewährt und
„
Brixen eine vielfältige und qualitätsvolle
Reihe von sommerlichen
Musikabenden geschenkt.
Leitung von Martin Wettges sommerliche
„Traumbilder“. In der durch dezente Beleuchtung
verfeinerten Atmosphäre des
Hofburg-Innenhofes führte das anspruchsvolle
Programm von Händels „Sinfonia“
aus „Belshazzar“ über Bellini bis zu Mahler,
Richard Wagner und Arnold Schönberg.
Darauf folgte das Haydn Orchester mit
Marco Pierobon an der Trompete und
am Dirigentenpult mit dem Programm
„Black Music“. Mit gekonnten Arrangements
von Scott Joplin, Louis Armstrong,
Ella Fitzgerald, Dizzie Gillespie in Orchesterfassung
begeisterte er das zahlreiche
Publikum im Brixner Forum.
Das zweite Konzert der Bürgerkapelle
Brixen und der Musikkapelle Villnöss
konnte nun in der Hofburg stattfinden und
fand sehr großen Publikumszuspruch. Die
einzigartige Atmosphäre im Innenhof mit
klug eingesetzter Beleuchtung von Fassaden
und Arkadenbögen gab der Aufführung
eine zusätzliche Dimension.
Staunen riefen die beiden jugendlichen
Ensembles „Monteverdi Wind Quintet“ und
„Oktakis“ hervor. Erlesene Kammermusik
ließ sommerliche Stimmung aufkommen,
wenn Mozarts Serenade KV 388 oder Rinaldo
Mirandas Quintett sehr kultiviert und
engagiert musiziert wurden. Das Publikum
ließ sich von der musikalisch durchwegs
überzeugenden Interpretation und dem
jugendlichen Elan der Musiker buchstäblich
mitreißen.
Den Abschluss des Musiksommers in der
Hofburg bildete ein Abend mit Solitst*innen
der Südtiroler Operettenspiele, u. a. mit
Roman Pichler, Clara Sattler, Georg Hasler
und Leo Ploner. In lockerer Folge waren
Arien und Duetten zu hören, begleitet
von Othmar Trenner am Klavier. Die
zahlreichen Operetten-Fans sind jedenfalls
auf ihre Kosten gekommen.
Die organisatorische Zusammenarbeit zwischen
Bürgerkapelle Brixen und Kulturverein
Brixen Musik hat sich wiederum
sehr bewährt und Brixen eine vielfältige
und qualitätsvolle Reihe von sommerlichen
Musikabenden geschenkt.
Nathan Vikoler
KulturFenster
49 06/Dezember 2021
persönlich
Einem treuen Freund und besonderen
„Altvorderen“ zum Geburtstag
ÖBV Ehrenpräsident Univ. Prof. Hofrat Dr. Friedrich Weyermüller wird 85
Wenn man von Blasmusik spricht, kann
man den Namen „Weyermüller“ nicht unerwähnt
lassen.
Über die Blasmusik hinaus freundschaftlich verbunden: Friedrich Weyermüller (rechts)
und VSM-Ehrenobmann Gottfried Furgler
Friedrich Weyermüller, von seinen Freunden
„Fritz“ genannt, prägt seit vielen Jahren
das Blasmusikwesen in Österreich und
darüber hinaus.
Am 28. Dezember 2021 feiert er seinen
85. Geburtstag – Anlass genug, um aufrichtig
Dank und Anerkennung auszusprechen.
Unvergessen sind seine beeindruckenden
Festansprachen bei Jubiläen, von
Musikkapellen geschätzt und gefragt seine
Motivationsseminare, bei welchen er mit
fundiertem Wissen und viel Humor den
Teilnehmern Verantwortungsbewusstsein
und Einsatzbereitschaft vermittelte. Sein
organisatorisches Geschick konnte er als
Präsident des Österreichischen Blasmusikverbandes
(1980-2002) und des Internationalen
Musikbundes CISM (1980-1992)
eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Das freundschaftliche Verhältnis unter den
Landesverbänden lag ihm sehr am Herzen.
So regte er den Partnerschaftsvertrag zwischen
dem ÖBV und den Landesverbänden
von Südtirol und Liechtenstein an und
rief den Freundeskreis „Altvordere“ (ehemalige
Funktionäre und Ehrenmitglieder
des ÖBV) ins Leben.
Vom Direktor des Pädagogischen Instituts
des Landes Tirol bis zum Landesschulinspektor
für die Pflichtschulen Tirols war
seine berufliche Laufbahn vielseitig und
erfolgreich.
Der Verband Südtiroler Musikkapellen
schließt sich den zahlreichen Gratulanten
an und wünscht dem Jubilar, seines Zeichens
Träger des VSM-Verdienststerns, viele
glückliche und gesunde Jahre mit seiner Lieben
Gattin „Otti“ und den beiden Töchtern
Barbara und Veronika: Ad multos annos!
Gottfried Furgler
VSM-Ehrenobmann
Der Sepp, ein 80er
Josef „Sepp“ Oberschmied, Ehrenmitglied
des VSM-Bezirks Bruneck, feierte am vergangenen
30. November seinen 80. Geburtstag.
Dies nahmen Bezirksobmann Johann
Hilber und Bezirksstabführer Franz
Plangger zum Anlass, dem rüstigen Jubilar
die herzlichsten Glückwünsche des Bezirksvorstandes
sowie der Pusterer Musikkapellen
zu überbringen.
1968 wurde Josef Oberschmied als Jugendleiterstellvertreter
in den Bezirksvorstand
von Bruneck gewählt. Später bekleidete er
mehrmals das Amt des Bezirksjugendleiters,
Bezirkskapellmeisters und über viele
Jahre des Bezirkskapellmeister-Stellvertreters.
Gleichzeitig saß er auch mehrmals im
Vorstand des VSM, unter anderem als Verbandskapellmeister-Stellvertreter.
Neben dieser jahrzehntelangen Arbeit im
Bezirk und Verband war er Kapellmeister
in St. Georgen, Bruneck, Reischach und
Percha und hat dort besondere Spuren hinterlassen.
Zudem war er auch ein sehr beliebter
Klarinettenlehrer an der Musikschule
der Rienzstadt und hat Generationen von
Musikant*innen begleitet und gefördert.
Sein Augenmerk galt stets einer gediegenen
Ausbildung der Jugend sowie die
Weiter- und Fortbildung der Kapellmeister.
„Mit vollem Einsatz, ohne Mühen zu
scheuen, setzte er sich 33 Jahre lang für
das Wohl der Blasmusik ein!“, hob Hilber
hervor: „Unsere Wertschätzung sowie
die besten Glückwünsche zu deinem
80. Geburtstag!“
Stephan Niederegger
Alles Gute zum runden Geburtstag!
KulturFenster
50 06/Dezember 2021
entdeckt
Weihnachtsweisen für guten Zweck
Neue CD „Advent in Tirol“ der Unterinntaler Weihnachtsbläser
Jedes Jahr produzieren die Unterinntaler
Weihnachtsbläser gemeinsam mit professionellen
Musikern eine Weihnachts-CD.
Der Erlös geht traditionell an einen guten
Zweck. Auch das Notenmaterial der eingespielten
Stücke, die bei Edition-Rinner
erhältlich sind, werden gespendet.
Heuer kommen die Einnahmen aus den
CD-Verkäufen in Not geratenen Familien,
der Kinderkrebshilfe und anderen sozialen
Einrichtungen zugute.
Ganz nach dem Motto „Es geschieht nichts
Gutes, außer man tut es“ stellen die Unterinntaler
Weihnachtsbläser die Verbindung
zwischen Musik und sozialem Engagement
her. Koordiniert wird das Projekt
von Peter Obrist und Erwin Feiß mit Unterstützung
vom Eltern-Kind-Zentrum Schwaz.
Die CD kann bei Peter Obrist um 15 Euro,
entweder über telefonische Bestellung unter
+43 676/ 4851151 oder per Mail (peterobrist@ymail.com)
erworben werden.
Notensätze der eingespielten Weihnachtslieder
sind beim Musikverlag Edition Rinner
per Mail (office@edition-rinner.at) erhältlich.
Peter Obrist
Unter dem Titel „Advent in Tirol“ haben die Unterinntaler Weihnachtsbläser ihre neue CD
herausgebracht
Foto Cover: Peter Manninger
„Melodie der Freundschaft“ von Gottfried Veit
Ein nicht alltägliches Konzertstück für Alphorn und Blasorchester
Eine nicht alltägliche Komposition von
Gottfried Veit ist soeben beim Musikverlag
Tatzer erschienen. Eine ausführliche
Werksbeschreibung über die Bauweise
und die traditionellen Einsatzmöglichkeiten
des Alphorns fi ndet man in der
Einführung. Das Konzertstück „Melodie
der Freundschaft“ ist als kleine Rondo-
Form (ABACA) mit kurzem Vor- sowie
Nachspiel angelegt. Die gefällige Hauptmelodie
wird zweimal durch einen Tutti-
Teil ergänzt. Charakteristisch für dieses
Konzertstück ist, dass es trotz des naturtönigen
Soloinstruments eine bemerkenswerte
harmonische Mannigfaltigkeit
aufweist.
Die Komposition hat Gottfried Veit der
allseits bekannten Schweizer Alphornistin
Lisa Stoll gewidmet. Das rund dreiminütige
Konzertstück stellt an die Musiker
des Blasorchesters spieltechnisch keine
besonderen Anforderungen. Die Solostimme
kann, laut Angabe des Komponisten,
auch von einem Tenorhorn oder
einer Posaune gespielt werden. Mit der
vorliegenden Notenausgabe kann die
„Melodie der Freundschaft“ zudem in
vier verschiedenen Versionen dargeboten
werden: Alphorn solo, Alphorn und
Klavier, Alphorn und Orgel, Alphorn und
Blasorchester.
Melodie der Freundschaft – für Alphorn
in F und Blasorchester von Gottfried Veit
– Musikverlag TATZER
Walter Cazzanelli
KulturFenster
51 06/Dezember 2021
komponiert
„Neue Musik“ als Chance
für die Blasmusik
Christian Gamper, Komponist und Dirigent aus dem Ultental
„NEUE Musik“, nicht zu verwechseln mit
zeitgenössischer Musik, die speziell in der
Blasmusik für eine sehr neoromantische Tonsprache
steht, kann für die diese auch eine
Chance sein. Neue Perspektiven, neue Spieltechniken,
neue Klänge/Klangvorstellungen
können neue Horizonte schaffen und auch
das Verständnis für das traditionelle Musizieren
befruchten und folglich verbessern.
Zwischen rebellierenden
Welten
Liest man die Titel der ersten Kompositionen
von Christian Gamper, „Voiles Boarischer“
(2009), mi.n(i)atürlich (2009)
oder „Das Rauschen of the al.men in His
(2010), so spiegelt sich darin von Anfang
an eine klare Vorstellung des persönlichen
Komponierstils wider: die große Liebe zur
alpenländischen Volksmusik, die Emanzipation
von Geräuschen als Stilmittel, subtile
Seitenhiebe gegenüber dem Pseudointelektuellem
und der große Mut, das „Alte“
wieder mit ins Boot zu nehmen. In diesem
Spannungsfeld entstehen die Kompositionen
von Christian Gamper und sind deswegen
schwer einzuordnen, weil sie weder
radikal avantgardistisch sind, noch naiv
rückwärtsgewandt. Die Werke sind mit
der Intention geschrieben, publikumsgefällig
zu sein, was im extremsten Sinn der
„Neuen Musik“ nicht unbedingt als ein legitimes
Kriterium gilt, sie eröffnen aber im
Kompostionsprozess eine große Herausforderung
im Brückenschlag zwischen rebellierenden
Welten.
„
Wer Mut zum „Alten“ hat, wird beschenkt
mit noch mehr Mut zu
„„Neuem“.
Christian Gamper
Zur Person
Christian Gamper wird 1978 in Bozen
geboren und wächst in St. Nikolaus im
Ultental auf. Sein Vater spielt in der Musikkapelle;
dadurch kommt es sehr früh
zum Kontakt mit Blasmusik und Volksmusik.
Mit bereits 18 Jahren übernimmt
er die Leitung der Kapelle und beginnt
zugleich die 3-jährige Kapellmeisterausbildung
an der Musikschule Meran bei
Prof. Hans Obkircher, Dietrich Oberdörfer
und Christian Graf. Diese Ausbildung
sollte den Start in seine professionelle
Musikerlaufbahn markieren.
Im Alter von 23 Jahren beginnt er seine
Ausbildung am Tiroler Landeskonservatorium
in Innsbruck. Das Studium im Konzertfach
Dirigieren bei Prof. Edgar Seipenbusch
und Tito Ceccherini kann Christian
Gamper im November erfolgreich mit der
Diplomprüfung beenden. Zugleich beginnt
er im Wintersemester 2007 das Studium
im Fach Komposition und Musiktheorie
bei Prof. Dr. Martin Lichtfuss und Franz
Baur. Im Juni 2012 schließt er dieses
Studium mit Auszeichnung ab. Es folgen
zwei Meisterjahre und zahlreiche Uraufführungen,
auch unter seiner Leitung.
Neben Uraufführungen im ORF und im
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
kommt es zur Uraufführung einer Auftragskomposition
bei den Gustav Mahler
Musikwochen in Toblach; der Auftrag
kommt vom Südtiroler Künstlerbund, deren
Mitglied Christian Gamper seit 2011
ist und für den er bereits einige Werke
schreiben durfte. Seine Werke werden,
neben den unten genannten, auch von
der Akademie St. Blasius, vom Leonhard
Lechner Chor und vom Kammerchor „NovoCanto“
uraufgeführt. Vom letztgenannten
wurde das Werk „Iod.ler fantastique“
auf CD eingesungen, die in Zusammenarbeit
mit dem Tiroler Sängerbund und
dem Konservatorium entstand.
Inspiriert sind seine Werke durch die große
Leidenschaft, den Sommer auf der Alm
zu verbringen und die innige Wertschätzung
musikalischer Vorfahren.
Auf den Spuren von Dufay,
Bartok und Ligeti
Eine große Nähe spüre er, so sagt Christian
Gamper, zur Vokalpolyphonie der Renaissance,
am bevorzugtesten zu der des
späten Mittelalters bzw. der frühen Renaissance
(Dufay), zur von der Volksmusik beeinflussten
Musik Bartoks und zur Klang-/
Klangflächenkomposition Ligetis.
Sie sind deswegen Inspiration und Muse, auf
deren Ästhetik aufbauend mutig „Neues“ zu
schaffen. Dabei spielt, wie auch schon erwähnt,
die Aleatorik, also die Hereinnahme
des Zufalls und die Verwendung neuer auch
teilweise selbst entwickelter Spieltechniken
oder allgemein musikalischer Materialien
eine große Rolle; wie z.B. die hexatonische
Tonleiter („Hexatonik“) in seinem Werk für
Brassband „Alpesmande through falling angels“.
(Seite 1 der Partitur)
Gamper gelingt es – trotz Neuem und teilweise
Irritierendem in seinen Werken – mit
seiner doch noch moderaten Tonsprache
ein spannendes Hörerlebnis zu schaffen.
KulturFenster
52 06/Dezember 2021
123
123
123
F123
F123
**) o fen
= einmalige Repition der markierten Figur
sim.
sim.
sim.
Blasmusik
22
Picc.
154
M Ohne Zeitmaß (aleatorisch)
Dauer bis N : ca. 60 '
PARTITUR
Piccolo
1.Flöte
2.Flöte
1./2.Oboe
(2.auch Englischhorn)
Fagott
1.Klarinette in B
div.a3
2.Klarinette in B
div.a3
3.Klarinette in B
div.a2
Altklarinette in Es
Bassklarinette in B
Kontrabasskl. in B
1./2.Altsaxophon in Es
Tenorsaxophon in B
Baritonsaxophon in Es
Kontrabass
1./3.Horn in F
2./4.Horn in F
1.Trompete in B
2.Trompete in B
3.Trompete in B
1.Posaune in C
2.Posaune in C
3.Posaune in C
Pauken
Percussion 1
(kl./gr.Trommel)
Percussion 2
(kl.Trommel/Becken)
Percussion 3
(kl.Trommel/Tambourin)
Röhrenglocken,Tamtam
Vibraphon, Tamtam
Harfe
1./2.Flügelhorn in B
Tenorhorn in B
Bariton/
Euphonium in C
1./2.Tuba in C
Lento q = 60
"Multiphonic"
pp
ppp
ppp
pp
pp
pp
snares on
im Uhrzeigersinn (Freq. 0.25 : 1)
ppp
pp
snares on
im Uhrzeigersinn (Freq. : 1 U/Viertel)
ppp
pp
ppp
nach Philippe de Vitry's isorhytmischer Motette "IN ARBORIS" (1317)
Meraner Festmotette
Auftragskomposition der Bürgerkapelle Untermais anlässlich der 700-Jahrfeier der Stadt Meran
INTRODUKTION
ppp
ppp
pizz.
pp
*) nur Luft hineinblasen
*)
pp
*) nur Luft hineinblasen
*)
pp
*) nur Luft hineinblasen
*)
ppp
*) nur Luft hineinblasen
*)
ppp
*) nur Luft hineinblasen
*)
ppp
glis.
Lento q = 60
pp
gliss.
gliss.
gliss.
gliss.
gliss.
ppp
gliss.
Christian Gamper
gliss.
Fl.1
Fl.2
Ob.1/2
Fag.
1.Kl.
2.Kl.
3.Kl.
Alt Kl.
B. Kl.
Kb. Kl.
1./2. A.Sax.
T. Sax.
Bar. Sax.
Kb.
Hn.1/3
Hn.2/4
1.Tpt.
2.Tpt.
3.Tpt.
Pk.
Perc.1
Röhrengl.
Vib.
Hfe.
Flgh.1/2
Tenh.
> 6 Sekunden >
pp
pp
> 3 Sekunden > sim.
> > 6 Sekunden
> 6 Sekunden > > 3 Sekunden >
pp p
*)
pp p
> 6 Sekunden >
>
> 6 Sekunden
>
pp
> 6 Sekunden > 6 Sekunden >
> 3 Sekunden >
sim.
> 6 Sekunden >
> 6 Sekunden >
> 3 Sekunden > sim.
pp
> 6 Sekunden >
> 3 Sekunden > sim.
> 6 Sekunden >
sim.
> 3 Sekunden > >
pp
> 6 Sekunden ppp
ppp
pp
kl .Tr
Tamtam
M
ppp
F123
f ff
*)
ppp
*)
pp
pp
Ohne Zeitmaß (aleatorisch)
Dauer bis N : ca. 60 '
ppp
ppp
(Flöten und Klarinetten)
> 6 Sekunden >
pp
pp
pp
pp
(Flöten und Klarinetten)
a2
*) nur Luft hineinblasen
a2
*)
+
B123
*) + o
*)
*) nur Luft hineinblasen
**) **) halb offen
*) nur Luft hineinblasen
snares on
im Uhrzeigersinn (Freq. : 0.5 U/sek)
**) **) halb offen
*) nur Luft hineinblasen
10 Sekunden >
**) **) halb offen
o
*) nur Luft hineinblasen
10 Sekunden >
> 3 Sekunden >
> 3 Sekunden >
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum 3. Signal (Vibraphon)
10 Sekunden >
> 3 Sekunden > sim.
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum nächsten Signal (Vibraphon)
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum dri ten Signal (Vibraphon)
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum dri ten Signal (Vibraphon)
= fortlaufende Repition der markierten Figur
bis zum zweiten Signal (Vibraphon)
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum dri ten Signal (Vibraphon)
*)mit 2 Kontrabassbögen
**)
o
*) nur Luft hineinblasen
*)
**) **) halb offen
*) nur Luft hineinblasen
10 Sekunden >
10 Sekunden >
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum 3. Signal (Vibraphon)
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum 3. Signal (Vibraphon)
*) 1.
Einblick in die Partitur der
„Meraner Festmotette“
f
Englischhorn
Meraner Festmotette
„
Angeregt durch die Gemeinde Meran und
die Bürgerkapelle Untermais, entstand im
Auftrag letzterer anlässlich der 700–Jahrfeier
der Stadt Meran die „Meraner Festmotette“
und wurde am 19. März 2017
durch die Bürgerkapelle im Meraner Kursaal
uraufgeführt.
Typisch für den Kompositionsstil Gampers
dient dem Werk als interaktiver Transmitter
die isorhythmische Motette „IN ARBO-
RIS“ von Philippe de Vitry. Sie ist Brückenbauer
ins spätmittelalterliche Jahr 1317, in
dem die Motette entstanden sein könnte,
und vor allem ins Jahr, in dem Meran sein
Stadtrecht erhält. Thematisch/motivisches
Fundament bildet der „cantus firmus“ aus
Vitry’s Motette und wird auch in der Exposition
von den Musikanten als solcher gesungen,
und in das polyphone Geflecht
verwoben.
Die Introduktion und der pastorale Mittelteil
sind klanglich sehr reizvoll gestaltet;
Multiphonics in den Flöten, Clusterklänge,
Emanzipation des Geräusches
und z.B. die Hereinnahme des Zufalls Für mich als Komponist und Dirigent
ist es immer wieder eine große
(Aleatorik) als kompositorisches Mittel
(in diesen Teilen gibt es keine Taktstriche Ehre, dem Wesen der Musik dienen
und kein Metrum) geben dem Werk einen
klanglichen und gestalterischen Reiz,
Christian Gamper
„
zu dürfen.
neben der lebendigen polyphonen Motette
(siehe Beispiel S. 22 aus der Partitur
oben rechts)
KulturFenster
53 06/Dezember 2021
NATURTONREIHE F Horn
Bezeichnung des Tons in der Normalnotation
+Abweichung zur temperierten Stimmung in cent
Griffe :
Zug1: ca.2cm
Zug2: ca.6mm
Zug3: ca.1.8cm ausgezogen
Teilton
*)
F0
as1
-50
Bezeichnung des Tons in der Normalnotation
+Abweichung zur temperierten Stimmung in cent
b1
-31
c2
-50
23 1
I.
123 23
0 123
Oktave
1 0
7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.
cis2
+36
-31 +4 -14 -49 +2 +40
Griffe : 23 1 123 23
F Horn >Zug1: ca.4.5cm
I.
Zug2: ca.2.5cm
Zug3: ca.2cm ausgezogen
as
-50
b
-31
c1
-50
cis1
+36
0 123
Oktave
e2
-14
-31
1 0
fis2
-19
2
2
as2
-62
1
1
b2
-31 c3
*) Abweichung von der temperierten Stimmung in cent
e1
-14
fis1
-19
as1
-62
0
b1
-31
0
0
c2
0
komponiert
Wichtige Stationen im Schaffen des
Komponisten Christian Gamper
2009: erste Kompositionen: „Voiles–Boarischer“
für Hackbrett und Klavier;
„mi.n(i)atürlich“ – 4 Minia-
1.Trompete in B
(hexatonic scale)
2.Trompete in B
turen für Blockflöte, Gitarre und
(hexatonic scale)
3.Trompete in B
(hexatonic scale)
Streichquartett – Uraufführung im
4.Trompete in B
(hexatonic scale)
Konservatorium
2011: Aufnahme in den Südtiroler Künstlerbund
F0
1.Horn in F
2.Horn in F
2015: „L’anima of the al.men in Deses.
(hexatonic scale)
Preludio concertante“ – Uraufführung
durch das Hayden Orchester
Vibraphon
von Bozen und Trient
Tam tam
-31cent
2015: „Niklaser Parodiemesse“ für Dorfkapelle
– Uraufführung durch die
2.Posaune
3
1.Posaune
2
MK St. Nikolaus/Ulten im Rahmen
des Festgottesdienstes zum
-31cent
3.Posaune
Bass-Posaune
1.Tuba
17. Landesmusikfest in der Stadtpfarrkirche
St. Nikolaus in Meran
2.Tuba
2016: „Das Paradies im Tod“ – Symphonische
Skizze für Kammerorchester
und Frauenchor – Uraufführung und
Einspielung auf CD durch das Kammerorchester
„Innstrumenti“ (Link: www.helbling.com)
2017: „Meraner Festmotette“ für Blasorchester –
Auftragskomposition der Bürgerkapelle Untermais
anlässlich der 700-Jahrfeier der Stadt
Meran (Link: www.christiangamper.com)
2018: 1. Streichquartett „Tumpfer Klasele“ in Fis-Moll
– Uraufführung durch das „Cedag Quartett“
2018: „Concertino“ für Steirische Harmonika und
Streichquartett - Uraufführung durch Franz
Posch und das „Cedag Quartett“
2018: „Muattr Maria“ – Motette für gemischten
Chor, Text: Maridl Innerhofer – Uraufführung
durch den „New Liszt Ferenc
Chamber Choir“ aus Budapest
im Rahmen des Festivals
MUSICA SACRA in Pordenone
(bereits 2017 für Sopran und
Streichquartett geschrieben, Uraufführung
durch Martina Bortolotti
und das „Amarida“ Quartett)
2021: „Solem ruaus“ – Larghetto für Klarinette
und Streichquartett – Uraufführung
durch Andrea Götsch
Klarinette in B
und das „Amarida“ Quartett
2021: „O SOLE VERO“ für Männerchor,
Violine 1
erscheint im November 2021 in
einem Sammelband unter dem Titel
„Nativitas Domini“, mit Werken
Violine 2
für die Weihnachtszeit von Komponisten
aus allen 20 Regionen
Viola
Italiens. Auftraggeber ist der nationale
Chorverband FENIARCO,
Violoncello
dessen Partner auch der Südtiroler
Chorverband ist.
Christian Gamper
Tempo di Allemande e=67
"HEXATONIK" (Trp.1-4)
II.
gliss.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
f ff p pp
gliss.
"HEXATONIK"(2.HN.)
f
ff
f ff p espress. mf ppp
gliss.
II.
III.
gewidmet allen Schutzengeln
TÄÑxáÅtÇwx à{ÜÉâz{ ytÄÄ|Çz tÇzxÄá
IV.
V.
VI.
VII.
Tempo di Allemande e=67
I.ALLEMANDE
("falling angels")
(2+2+3)
f p pp
f ff ppp
f ff ppp
(2+2+3)
ppp
p f p
-31 cent
7
gliss. (sehr langsam)
(Lippen am Mundstück)
pp
fp f p
Aah
-31cent
-31 cent
7 (Lippen am Mundstück)
gliss. (sehr langsam)
pp
fp f p
Aah
-31 cent
(Lippen am Mundstück)
3
gliss. (sehr langsam) 7
fp f p
pp
Aah
ff
p
sim.
ff
mp
ff
p
Larghetto e = 60
Solem ruaus
"Feierliche Ruhe"
LARGHETTO FÜR KLARINETTENQUINTETT
3
p 3
ppp
3 p pp
3
3 3
con sord.
3
p 3
3
ppp p
con sord.
3
3
3
con sord.
3
3
3
con sord.
3
3
3
p ppp p
Christian Gamper
Christian Gamper
Christian Gamper, der Komponist
und Dirigent, mit dem Mut zu
Neuem und der innigen Wertschätzung
der musikalischen Vorfahren
KulturFenster
54 06/Dezember 2021
Blasmusik
Es war einmal …
eine Musikkapelle
Bitte um Mitarbeit bei der Suche nach verschollenen Musikkapellen
Es hat in der Vergangenheit in unserm Land gar einige Musikkapellen
gegeben, die im Laufe der Zeit von der Bildfläche verschwunden
sind und vielfach erinnern nur mehr lückenhafte
Notizen von deren vormaliger Existenz.
Nun soll der Versuch gemacht werden, ein vom Vergessen bedrohtes
Kapitel Südtiroler Blasmusikgeschichte zu dokumentieren
und für die Zukunft zu sichern.
Deshalb ersuchen wir alle, die vom Bestand ehemals existierender
und heute verschwundener Musikkapellen oder selbstständiger
Bläserformationen Kenntnis haben, dies mitzuteilen.
Vor allem bitten wir, auch ältere Musikanten oder ältere Menschen
aus der Dorfgemeinschaft anzusprechen und sie nach ihren
diesbezüglichen Erinnerungen zu befragen.
Wenn es neben den bloßen Erinnerungen auch noch konkrete
Unterlagen (Dokumente, Fotos, Zeitungsmeldungen etc.) zu den
verschwundenen Musikkapellen geben sollte, so wären wir für
deren leihweise Überlassung natürlich sehr dankbar. Jeder noch
so kleine Hinweis ist bei der Recherche hilfreich!
Hinweise und Infos bitte direkt an den Verband Südtiroler Musikkapellen,
Schlernstraße 1, 39100 Bozen oder info@vsm.bz.it
GESUCHT!
Erinnerungen, Dokumente,
Fotos, Zeitungsmeldungen etc.
Stephan Niederegger
BLASMUSIK IM RUNDFUNK
jeden Montag
von 17 bis 18 Uhr
„Dur und Schräg“
Traditionelle und neue
Blasmusik mit Norbert Rabanser
jeden Freitag
von 18 bis 19 Uhr
„Blasmusik“ mit Dieter Scoz
jeden Samstag
von 18 bis 19 Uhr
„Faszination Blasmusik“
mit Arnold Leimgruber
(Wiederholung
am Sonntag um 10 Uhr)
jeden Freitag
von 18 bis 19 Uhr
„Das Platzkonzert“
mit Peter Kostner
KulturFenster
55 06/Dezember 2021
kurz notiert
kurz notiert –
das neue „Musikpanorama“
… für Nachrichten aus den Musikkapellen
Nachdem durch diverse Lockerungen
nun wieder Proben, Auftritte und Veranstaltungen
von Musikkapellen „erlaubt“
sind, laden wir auch wieder ein,
uns Berichte davon zukommen zu lassen.
Im Zuge der Neugestaltung des
„KulturFensters“ ist die ehemalige Rubrik
„Musikpanorama“ in „kurz notiert“
unbenannt worden; sie soll aber weiterhin
als Plattform für die Berichterstattung
aus den Musikkapellen und
damit zu einem regen Erfahrungsaustausch
genutzt werden.
Damit aber alle Artikel Platz fi nden
können, ist es notwendig, dass die jeweiligen
Texte nicht mehr als 1.500
Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen.
Die Berichterstatter*innen der Musikkapellen
sind gebeten, diese Vorgabe
einzuhalten. Ein aussagekräftiges und
vor allem drucktaugliches Foto – in
entsprechend guter Auflösung und mit
Bildtext – ist ebenfalls immer sehr willkommen.
Bitte auch immer den Redaktionsschluss
beachten!
Wir freuen uns auf viele „kurz notierte“
Meldungen!
Die Redaktion
Fest der hl. Cäcilia 2021
Nicht einfach waren die vergangenen zwei Vereinsjahre für die Bürgerkapelle Schlanders
Nach einer weiteren Corona bedingten
Durststrecke von Herbst 2020 bis ins
späte Frühjahr 2021 konnte die Bürgerkapelle
ihre Vereinstätigkeit, wenn auch
mit Einschränkungen, endlich wieder
aufnehmen.
Die Hoffnung, diesen Herbst nun die traditionelle
Cäcilienfeier mit Mittagessen abhalten
zu können, schwand leider durch
das Covid19-Infektionsgeschehen der
vergangenen Wochen. Die Vereinsführung
hat daher kurzfristig entschieden,
die heurigen Cäcilienfeierlichkeiten nur
in eingeschränktem Rahmen abzuhalten.
Die Musikant*innen trafen sich zur Gestaltung
des Sonntagsgottesdienstes in
der Pfarrkirche, bei dem Hochwürden Sebastian
Egger in seiner Predigt anerkennende
und wertschätzende Worte für den
Verein fand.
Beim anschließenden offiziellen Teil für
die Mitglieder im Probelokal mit kurzen
Ansprachen des Obmanns und des Kapellmeisters
überbrachte Bürgermeister
Dieter Pinggera die Grußworte der Gemeindeverwaltung.
Er dankte jedem einzelnen
Vereinsmitglied für den großen Zusammenhalt
und das Verantwortungs- und
Gemeinschaftsbewusstsein im Verein in
diesen schwierigen Zeiten.
Höhepunkt und zugleich Abschluss der
Feierlichkeiten waren die Ehrungen verdienter
Mitglieder der beiden Vereinsjahre
2020 (Verbandsehrenzeichen in Bronze für
15 Jahre: Julia Horrer, Julia Tappeiner, Johannes
Ziernheld; Verbandsehrenzeichen
in Silber für 25 Jahre: Martin Ohrwalder,
Walburg Gamper; Verbandsehrenzeichen
in Gold für 40 Jahre: Stephan Horrer) und
2021 (Verbandsehrenzeichen in Bronze für
15 Jahre: Sandra Gutgsell, Kurt Gufler; Verbandsehrenzeichen
in Silber für 25 Jahre:
Manuel Regensburger, Martin Ratschiller).
Die Bürgerkapelle hofft, ihre Probentätigkeit
mit der bisherigen Disziplin weiterführen
zu können, und freut sich bereits jetzt
darauf, nach der letztjährigen Pause am
kommenden 30. Dezember wieder musikalische
Glückwünsche für das Jahr 2022
überbringen zu dürfen.
KulturFenster
56 06/Dezember 2021
Blasmusik
Fünf 40er und ein 60er bei der MK St. Peter
Richard Federer zum Ehrenmitglied ernannt
Da auch heuer aufgrund der unsicheren
Lage das traditionelle Cäcilienkonzert der
MK St. Peter nicht stattfand und somit auch
die Ehrungen nicht vorgenommen werden
konnten, wurden diese im Rahmen eines
Konzertes im Anschluss an den Sonntagsgottesdienst
vorgenommen. Das Goldene
Ehrenzeichen für 40 Jahre Vereinstätigkeit
gab es für Gabi Rabanser, Georg Solderer,
Manfred Federer, Stefan Kerschbaumer
und Thomas Rabanser. Das große Ehrenzeichen
in Gold am Bande für 60 Jahre
Mitgliedschaft wäre eigentlich schon letztes
Jahr fällig gewesen, musste aber aus hinlänglich
bekannten Gründen heuer nachgeholt
werden.
Diese nicht alltägliche Ehrung ging an den
Klarinettisten Karl Rabanser, der zudem
12 Jahre als Kapellmeister tätig war und
noch viel länger als Stabführer die Musikkapelle
auf Umzüge und Prozessionen vorbereitete.
Den „krönenden“ Höhepunkt bildete
die Ernennung von Richard Federer
zum Ehrenmitglied der Kapelle. Er war 64
Jahre lang aktiv dabei, spielte Flügelhorn
und war Obmann von 1965 bis 1970. Unter
seiner Führung wurden die heutigen
Trachten angekauft.
Weiters wurden den beiden Jung-Musikantinnen
Laura und Sandra Solderer (Klarinette)
das Leistungsabzeichen in Bronze
verliehen und schließlich konnte mit Katharina
Brugger (Klarinette) eine neue Musikantin
vorgestellt werden.
Obmann Christian Schenk dankte allen
Geehrten sowie allen Musikant*innen für
ihren unermüdlichen, ehrenamtlichen
Einsatz, gerade auch in diesen schwierigen
Zeiten.
Christian Schenk
Ehrungen bei der Musikkapelle St. Peter: (v. l.) Obmann Christian Schenk, Manfred Federer,
Stefan Kerschbaumer, Gabi Rabanser, Ehrenmitglied Richard Federer, Georg Solderer,
Thomas Rabanser, Kapellmeister Helmuth Valersi und Karl Rabanser
Eine „verdiente Heimat“ für die Musikkapelle Jenesien
Übergabe und Segnung des neuen Musikprobelokals
Am 10. Oktober war es endlich soweit.
Das neue Jenesier Musikhaus konnte im
Rahmen eines Festaktes seiner Bestimmung
übergeben werden.
Gerhard Hofer, der Obmann der Musikkapelle
Jenesien, begrüßte neben den Mitgliedern
der Kapelle die Vertreter der Dorfvereine
und der benachbarten Musikkapellen
sowie viele Ehrengäste vor dem Neubau.
Den musikalischen Gruß überbrachten die
Fanfarenbläser der Musikkapelle Jenesien.
Bereits unter Obmann Thomas Wieser war
mit dem Neubau begonnen worden, nachdem
das alte Probelokal nach 30 Jahren
zu klein für die stetig wachsende Musikkapelle
geworden war. Im neuen zweistöckigen
Gebäude entstanden neben anderen
Räumlichkeiten ein großes Probelokal
und ein Gemeinschaftsraum. Thomas
Wieser bedankte sich nicht nur bei Bürgermeister
Paul Romen, der das Projekt
tatkräftig unterstützte, sondern auch bei
den Musikant*innen, die vieles in Eigenleistung
erledigten. In seinen Grußworten
betonte der Bürgermeister, dass „die verdiente
Heimat“ für die Musikkapelle vor
allem „als Zeichen des Respekts vor dem
Dienst, den ihr jahrein, jahraus für unser
Dorf leistet“ zu sehen sei. In diesem
Sinne äußerten sich auch der Kulturlandesrat
Philipp Achammer und Christian
Schwarz, der die Glückwünsche des Ver-
bandes Südtiroler Musikkapellen überbrachte.
Der Höhepunkt war die Segnung
der Räumlichkeiten des neuen Musikhauses
durch Pater Peter Stuefer OSB,
den Prior des Klosters Muri Gries. Musikalisch
umrahmt wurde die Feierstunde
von der Musikkapelle Jenesien.
MK Jenesien
Die Musikkapelle Jenesien umrahmte den Festakt zur Einweihung ihres neuen Musikhauses.
KulturFenster
57 06/Dezember 2021
kurz notiert
Am 15. Oktober fand im vereinseigenen
Probelokal im Premstallerhof am Bozner
Boden die Generalversammlung der Musikkapelle
Zwölfmalgreien statt.
85. Generalversammlung der
Musikkapelle Zwölfmalgreien
Neustart mit Kurs auf das traditionelle Cäcilienkonzert
Die neu aufgenommenen Musikant*innen Silvia Baumgartner, Sabine Staffler, Patrick Florio
und Alex Kleinrubatscher mit Obmann Stefan Declara und Kapellmeister Stefan Aichner
(© MK Zwölfmalgreien/Oliver Oppitz)
Nach der Begrüßung durch Obmann
Stefan Declara und dem Totengedenken
folgten die Berichte der verschiedenen
Funktionäre über das Vereinsjahr 2020.
Infolge der Coronapandemie und der damit
zusammenhängenden Einschränkungen
war das Vereinsleben im Jahr
2020 stark eingeschränkt. Leider mussten
auch sämtliche geplanten Veranstaltungen
zum 100-jährigen Bestehen der
Musikkapelle abgesagt werden. Lediglich
ein Platzkonzert in Bozen und das traditionelle
Jugendcamp im Sarntal konnten
abgehalten werden. Außerdem wurden einige
kirchliche Feiern mit kleineren Gruppen
musikalisch umrahmt.
Obmann Stefan Declara und Kapellmeister
Stefan Aichner bedankten sich bei
den Anwesenden für ihr Durchhaltevermögen,
den Einsatz und die Motivation
beim Neustart. Im Rahmen der Versammlung
konnten fünf neue Mitglieder
und zwei neue Marketenderinnen in den
Verein aufgenommen werden. Drei ehemalige
Musikanten, welche jeweils über
50 Jahre lang aktiv in den Reihen der
Musikkapelle mitgewirkt hatten, wurden
als Ehrenmitglieder in den Verein aufgenommen.
Stefan Declara
Die Musikkapelle Niederdorf erschließt neue Horizonte
Stephan Niederegger übergibt Taktstock an Simon Burger - Ehrungen
Im Frühjahr konnte auch die MK Niederdorf
allmählich wieder ihre Tätigkeit aufnehmen.
Mit einer nötigen Portion Optimismus
wurde nach einem kleinen Sommerprogramm
ein Herbstkonzert geplant. Damit
erfüllte sich die Kapelle den lang gehegten
Wunsch, im Gustav-Mahler-Saal von Toblach
zu spielen.
Mit der „Fanfare for a New Horizon“ von
Thomas Doss übergab Stephan Niederegger
offiziell den Taktstock im fliegenden
Wechsel und bei klingendem Spiel an seinen
Nachfolger Simon Burger, der die Kapelle
bereits seit Anfang des Jahres leitet.
Die bekannte Fantasie „Oregon“ (Jacob
de Haan) wurde in Niederdorf erstmals
1990 von der Speckbacher Stadtmusik
Hall in Tirol unter der Leitung von Herbert
Ebenbichler aufgeführt. Sie war Gast beim
140-jährigen Jubiläum der Niederdorfer.
Damit spannte sich der Bogen zum 170.
Geburtstag, der 2020 sehr still und leise
gefeiert werden musste. Tanzers „Festtag“,
neu arrangiert von Dietmar Rainer, leitete
schließlich zum Höhepunkt des Abends:
Walter Kamelger und Toni Fauster wurden
zu Ehrenmitgliedern ernannt – als Dank und
Anerkennung für 44 bzw. 65 Jahre aktive
Mitgliedschaft. Für sie dirigierte der scheidende
Kapellmeister Stephan Niederegger
den Alte-Kameraden-Marsch.
Die „Austrian Fantasy“ (Gerald Oswald),
„You Raise Me Up“ (Rolf Løvland, arr.
Bert Appermont) und das Medley „80er
KULT(tour)“ von Thiemo Kraas ergänzten
das Konzert. Mit zwei Zugaben bedankte
sich die Kapelle beim Publikum.
Alois Fauster
Ehrungen bei der MK Niederdorf: (v. l.) Simon Burger, Stephan Niederegger, Toni Fauster,
Walter Kamelger, Musikobmann Robert Burger und Vizeobmann Florian Tschurtschenthaler
KulturFenster
58 06/Dezember 2021
Blasmusik
MK St. Lorenzen schließt ungewöhnliche Musiksaison ab
Cäcilienfeier im kleinen Rahmen mit Verabschiedung zweier „Powerfrauen“
Wegen der Corona-Regeln verzichtete die
Kapelle auch heuer auf eine traditionelle
Cäcilienfeier mit Familienangehörigen,
wollte aber diesmal die Feier nicht wie im
Vorjahr ganz ausfallen lassen. Nach dem
Festgottesdienst, den Kapellmeister Jakob
Augschöll mit zwei Blechbläser- und
einem Holzbläserensemble musikalisch
gestaltete, trafen sich die Musikant*innen
im Probelokal zu einer kleinen Jahresabschlussfeier.
Diese bot auch den gebührenden
Rahmen, um zwei „Powerfrauen“
– wie es Obmann Philipp Kofler formulierte
– zu verabschieden, da sie die Kapelle
nun verlassen.
Die Marketenderin Andrea „Andi“ Wisthaler
ist seit 2010 Marketenderin, führt seit 2016
die Vereinschronik und war „unsere Grafikerin
und die Frau für fast alles“. Die Flötistin
Viktoria „Vicky“ Erlacher spielt seit
1999 in der Kapelle, war 2010 bis 2015 im
Vorstand und ist die dienstälteste Frau in
der Kapelle. Gemeinsam mit Fabian Frenner
gründete sie 2010 die Jugendkapelle
„JuKaStL“ – heute ein nicht mehr wegzudenkender
Grundstein für den musikalischen
Nachwuchs im Verein. Mit einem
Erinnerungsfoto und einem Blumenstrauß
Cäcilienfeier bei der MK
St. Lorenzen: Musikobmann
Philipp Kofler bedankte
sich bei der Marketenderin
Andrea Wisthaler (links) und
der Flötistin und ehemaligen
Jugendleiterin Viktoria
Erlacher (rechts).
bedankte sich der Obmann bei beiden für
ihre langjährige Tätigkeit und wünschte
ihnen Alles Beste für die Zukunft. Die
Musikant*innen schlossen sich mit anhaltendem
Applaus diesem Dank und den
Glückwünschen an.
Stephan Niederegger
Musikkapelle Gufidaun ehrt treue Mitglieder
Anlass zum Dank für großen Einsatz bei der Cäcilienfeier
Am Samstag, 13. November 2021, fand in
Gufidaun die alljährliche Cäcilienfeier der
Musikkapelle Gufidaun statt.
Dabei wurden neun Mitglieder der Musikkapelle
für ihre langjährige Vereinstreue
ausgezeichnet. Kathrin Prader, Ruth Grünfelder
und Marco Lamber wurden für ihre
15-jährige Mitgliedschaft in der Musikkapelle
geehrt. Walter Santin und Karl Vorhauser
nahmen das Ehrenzeichen in Gold
für ihre 40-jährige Tätigkeit entgegen. Ausgezeichnet
für 50-jährige Mitgliedschaft
wurden Albert Thaler, Klaus Messner und
Alois Gruber. Otto Schenk wurde für seine
60-jährige Mitgliedschaft bei der Musikkapelle
mit dem Großen Ehrenzeichen in
Gold am Bande ausgezeichnet.
Obmann Roman Pramstrahler hob besonders
die Gewissenhaftigkeit und Verlässlichkeit
als Stütze und Vorbild für den gesamten
Verein hervor und bedankte sich bei den
geehrten Mitgliedern für ihren Einsatz, Fleiß
und ihre Sorgfalt. Der Bezirksobmann des
VSM, Josef Ploner, und Fraktionsvorsteher
Arthur Unterfrauner überreichten die Ehrenurkunden
und schlossen sich den Dankesworten
des Obmannes an. Anschließend
richtete Obmann Pramstrahler seinen Dank
an alle Musikanten und wünschte ihnen weiterhin
viel Erfolg und Freude an der Musik.
Ein ganz besonderer Dank galt dem sehr
engagierten Kapellmeister Christian Unterhofer.
Auch Vizeobmann Roman Oberrauch
nutzte die Gelegenheit, um dem Obmann
im Namen aller Musikanten herzlichst für
seinen immensen Einsatz für die Musikkapelle
zu danken.
MK Gufidaun
Nicht weniger als neun Musikanten wurden bei der Cäcilienfeier der MK Gufidaun von
VSM-Bezirksobmann Josef Ploner (Bildmitte) und Fraktionsvorsteher Arthur Unterfrauner
(links) für ihren langjährigen Einsatz geehrt.
Foto: Markus Mantinger
KulturFenster
59 06/Dezember 2021
Das Erleben und der Genuss von Musik …
… kann durch eine gute Moderation verstärkt und intensiviert
werden. Sie muss aber, wie alles was auf der Bühne geschieht,
gut vorbereitet sein. Sie ist Teil der Aufführung und ermöglicht
es, die Barriere zwischen Bühne und Publikum zu verringern.
KulturFenster
60 06/Dezember 2021
hinausgeblickt
„Dem Publikum Brücken bauen“
Die Moderation ist eine tragende Säule des Konzerts
Auch wenn die vierte Pandemie-Welle momentan
kaum Konzerte zulässt, so wird doch
wieder die Zeit kommen, dass ein Chor
ein Konzert gestalten wird. Dass ein Konzert
mehr ist als nur irgendwelche Lieder
zu singen, sondern ein sinnvolles Konzept
braucht, vielleicht auch ein Thema
oder einen inneren Zusammenhang – dies
ist den meisten Konzertveranstaltern bewusst.
Viele Konzerte sehen auch eine Moderation
vor. Dieser Teil des Konzerts ist
in seiner Wichtigkeit nicht zu unterschätzen,
macht doch die Hinführung des Publikums
zu den aufgeführten Werken einen
wesentlichen Bestandteil aus, wenn
das Konzert gelingen soll.
Die deutsche Zeitschrift „Chorzeit“ beschäftigt
sich in ihrer Novemberausgabe gerade
mit diesem wichtigen Thema. Der Musikjournalist
Arne Sonntag erwähnt gleich zu
Beginn seiner Ausführungen, wie es zum
Teil immer noch abläuft: „Mit Programmzettel
in der Hand verfolgt das Publikum
mehr oder weniger aufmerksam den abgedruckten
Ablauf.“ Wer viele Konzerte besucht
und dabei auch das Publikum beobachtet
hat, kann dies wohl bestätigen:
Manchmal leidet die Aufmerksamkeit und
auch die Begeisterung, wenn man nicht
„geführt“ wird. Deshalb hat der Autor wohl
recht, wenn er schreibt: „Moderierte Konzerte
eröffnen neue Horizonte.“
„Chorzeit“ bringt das Beispiel des Stuttgarter
Theaterpädagogen Hannes Michl, der
mit verschiedenen Chören unterschiedliche
Formen der Moderation ausprobiert
hat. Dabei kamen auch so kreative Ansätze
vor wie etwa szenische Umsetzungen. Es
muss nicht gleich eine „Theateraufführung“
werden, aber dem Publikum „Brücken
zu bauen“ zum Werk sei wesentlich,
betont Michl: So könne man etwa die
Zuhörer*innen auf bestimmte Momente
und Passagen der Komposition hinweisen
oder natürlich Hintergrundinformationen
zum Werk geben. Wichtig ist, dass
eine Verbindung zwischen Sänger*innen,
Werk und Publikum hergestellt wird. Das
sei oft auch eine Chance, einem Publikum
weniger bekannte Werke näher zu
bringen. Dabei sollte man weniger auf abstrakte
Werkerklärungen als auf Geschichten
und Anekdoten setzen. Dadurch entsteht
eine emotionale Gemeinschaft von
Chor und Publikum. Was viele Südtiroler
Chöre bereits umsetzen, ist die Moderation
durch die Sänger*innen selbst. Dies
wirkt besonders authentisch und sympathisch.
Michl betont, dass die Moderation
eine wesentliche Säule des Konzerts ist:
„Man sollte eine Moderation nicht auf die
leichte Schulter nehmen.“ Der Moderator
bzw. die Moderatorin sollten sich mit ihrer
Aufgabe identifizieren, also gerne vor
dem Publikum sprechen. Die Moderation
braucht abgesehen von dieser Bereitschaft
und „Begabung“ auch eine gute Vorbereitung.
Viele Konzerte leiden darunter, dass
die Moderation nicht gut vorbereitet ist. Dabei
sollte man nach Michl etwa 80 Prozent
der Moderation vorbereiten. Freilich muss
man auch offen sein für situationsbezogene
Moderation, also sich nicht stur an einen
vorgeschriebenen Text halten. Doch es ist
wichtig „dramaturgisch vorauszudenken“,
wie es Michl nennt.
Moderationstipps
Michl empfiehlt dabei, die erste Anmoderation
mit einem sogenannten „Attention
Grabber“ zu beginnen, um die Aufmerksamkeit
des Publikums auf sich zu
ziehen. Dies ist eine Grundregel, die allgemein
in der Rhetorik von Bedeutung
ist. Wie viele Rhetorik-Experten betonen,
kann man am Anfang das Publikum gewinnen,
wenn man etwas erzählt, das aus
dem Leben des Publikums, mit seiner Umwelt
und Gegenwart zu tun hat, wenn man
die Zuhörer*innen direkt anspricht, wenn
man einen interessanten oder auch provokanten
Gedanken formuliert oder einen
Kontrast aufbaut. Dies kann in Form einer
kleinen Erzählung, einer Anekdote aus dem
Alltag oder aber auch aus dem Leben des
Komponisten geschehen. Wichtig ist, dass
diese erste Anmoderation gut vorbereitet
und überlegt ist – und nicht dem Zufall
überlassen wird. Dazu muss man sich
auch überlegen, wer das Zielpublikum ist,
was der Anlass des Konzerts ist, was wohl
KulturFenster
61 06/Dezember 2021
61
hinausgeblickt
„
Wie bei jedem Vortrag ist der erste
Eindruck entscheidend. Es zahlt sich
also aus, einige Zeit in eine gute Anmoderation
zu investieren, anstatt
nur mit einer klassischen Begrüßung
zu beginnen und Informationen zum
Werk vorzulesen.
Arne Sonntag
„
die Erwartungen an das Konzert sind, was
das Thema des Konzerts ist. Die Anmoderation
sollte dabei nicht beliebig oder „an
den Haaren herbeigezogen“ wirken. Wie
bei jedem Vortrag ist der erste Eindruck
entscheidend. Es zahlt sich also aus, einige
Zeit in eine gute Anmoderation zu investieren,
anstatt nur mit einer klassischen
Begrüßung zu beginnen und Informationen
zum Werk vorzulesen.
Was allgemein für Vorträge und Präsentationen
gilt, muss auch für die Moderation
gelten: Es wird nicht abgelesen, Moderationskärtchen
dienen höchstens dazu mit
wichtigen Stichworten ein Leitfaden für
das freie Sprechen zu bieten. Die Grundregel,
dass der Blickkontakt zum Publikum
gehalten werden muss, ist dabei selbstverständlich.
Michl betont in diesem Zusammenhang,
dass „mindestens in jeder
Moderation einmal die Personengruppen,
die ja oft auch in unterschiedlichen Richtungen
sitzen, fokussiert werden müssen“.
Der Moderator bzw. die Moderatorin sollen
daher frei über ihren Stoff verfügen, eine
zum Publikum offene Haltung haben. Dazu
braucht es vor allem innere Ruhe. Michl
empfiehlt daher vor dem ersten Satz: „Ankommen,
Ausatmen, Anschauen, Anfangen.“
Ruhe, Präsenz und Fokus auf das
Publikum sind das Um und Auf in jeder
Präsentation, so auch bei der Konzertmoderation.
Diese Ruhe bekommt man vor
allem durch eine gute Vorbereitung. „Man
kann das auch üben“, ist Michl überzeugt.
Dabei kann es helfen, wenn andere (Sänger
und Sängerinnen) auch ein Feedback
geben. Ein ganz wichtiger Tipp, den der
Theaterpädagoge mitgibt, ist der Hinweis,
dass man auf der Bühne sich nicht verstellen
darf: „Ich darf auch ich sein.“ Das
ist besser als Perfektionismus. Zu viel Perfektionismus
und Routine sind auch nicht
gut: „Einen Funken von Nervosität oder ein
bisschen Ungewissheit gehört einfach dazu.
Das ist das Salz in der Suppe!“ Michl hat
mit dieser Beobachtung sicher recht: Gerade
dieser Funken „Menschlichkeit“ und
„Gefühl“ lässt eben auch den Funken beim
Publikum überspringen. Was für den Chor
und seine „Leistung“ gilt, gilt auch für den
Moderator oder die Moderatorin: Authentizität,
Begeisterung und Präsenz wiegen
so manchen „Fehler“ auf!
Natürlich gelten bei der Moderation auch
weitere allgemeine Regeln des Vortragens
vor Publikum: Einfache Sätze statt langer
Satzgebilde, langsames und deutliches
Sprechen – und vor allem sollte man sich
bei jedem Moderationsteil überlegen: Wie
wirkt das auf das Publikum? Wie würde
ich reagieren, wenn ich das jetzt höre? Ist
es zu langatmig, zu kompliziert? Versteht
man die Zusammenhänge? Grundsätzlich
muss gelten: Wesentliches satt Unwichtigem
sagen, Kompliziertes einfach
sagen, darauf achten, „kurz“ zu bleiben
statt langatmig zu werden!
Mut zur Kreativität
Hat man einmal diese Grundregeln verinnerlicht
– womit man schon eine ordentliche
Moderation gestalten könnte – darf
man ruhig auch den Mut zu kreativeren
Moderationen entwickeln. Hier hat die
Theaterpädagogik viele Vorschläge, was
uns auch bewusst macht, dass ein Konzert
eben nicht nur Musik, sondern auch
„Theater“ ist! Ein mutiger Ansatz wäre etwa,
dass sich der Moderator in die Rolle des
Komponisten oder des Textautors versetzt
und aus dieser Perspektive zum Publikum
spricht. Michl bringt das Beispiel von einem
Konzert mit Vertonungen von Eduard Mörike.
Hier könnte der Moderator auch als
Mörike verkleidet auftreten – und aus seiner
Perspektive die Werke vorstellen. Das
Einbauen von Erlebnissen und Gedanken
des Dichters fällt so leichter und wirkt unmittelbar
und spannend. Es könnten auch
mehrere Personen aus den Liedern oder
aus dem Leben des Dichters auftreten
und die Moderation kann so zu einer szenischen
Gestaltung des Liedes ausgebaut
werden. Hier spricht Michl indirekt etwas
Wichtiges an. Noch immer vernachlässigen
viele Konzertaufführungen die Tatsache,
dass Chorkonzerte immer Texte und
Inhalte haben, oft auf Dichtungen basieren,
die das Publikum beim Zuhören gar
nicht vollständig versteht. Die Moderation
kann hier mit kreativen Ansätzen den Text
in den Mittelpunkt rücken. Traditionellere
Ansätze sind das Erzählen von „Geschichten“:
sei es zu den Werken, zu den Komponisten
oder auch zum Chor selbst – wie es
ihm bei der Auseinandersetzung mit den
Werken gegangen ist.
Ein weiterer kreativer Ansatz wäre das
Moderieren mit Perspektivenwechsel innerhalb
des Konzerts, etwa die Kommentierung
der Werke aus der Sicht des Dichters,
des Komponisten oder aus der Sicht
einer Zuhörerin. Oder man überlegt sich,
wie man mit dem Publikum in Interaktion
treten könnte, dass also der „Erzähler“
das Publikum direkt anspricht. Für solche
Ansätze braucht es natürlich eine gewisse
Souveränität. Wenn man sich nicht zu solchen
szenischen Darbietungen vorwagen
möchte – so ist doch eines immer eine Garantie
für eine gute Moderation, wie auch
Michl betont: Humor. Tatsächlich ist eine
gewisse, natürlich nicht künstlich aufgesetzte
humorvolle Haltung wohl das beste
Mittel, das Publikum für die Schönheit des
Chorgesangs zu gewinnen.
Paul Bertagnolli
KulturFenster
62 06/Dezember 2021
Chorwesen
Ein Gemeinschaftserlebnis der
besonderen Art
Südtirol beim Festival der Landesjugendchöre im Burgenland
„Wir CHÖRN z´sam“ – unter diesem Motto
fand vom 23. bis zum 24. Oktober im Burgenland
das Festival der Landesjugendchöre
statt. Rund 400 junge Sängerinnen
und Sänger aus allen Bundesländern und
Südtirol waren zu Gast. Es gab Workshops
und Platzkonzerte, Höhepunkt war ein gemeinsames
Konzert im Kulturzentrum Eisenstadt.
Wie die Landesjugendchöre der österreichischen
Bundesländer hat auch der Landesjugendchor
Südtirol sich zum Ziel gesetzt,
mit jungen begabten Sänger*innen
auf hohem Niveau anspruchsvolle Werke
zu erarbeiten und aufzuführen – und so
auch als musikalischer Botschafter des
Landes zu wirken. Die Chormitgliederim
Alter zwischen 16 und 28 aus allen Landesteilen
erarbeiten an mehreren Probenwochenenden
ein breitgefächertes Konzertprogramm
und treten regelmäßig in
Südtirol, aber auch außerhalb der Landesgrenzen
auf. Ein besonderes Ereignis
war das Festival der Landesjugendchöre
im Burgenland, das alle drei Jahre
in einem anderen Bundesland stattfindet.
Die Sänger*innen zeigten sich beeindruckt
vom Gemeinschaftserlebnis.
„Die Jugendlichen brauchen das, dass
sie sich vernetzen, zusammenkommen
und zusammen singen“, erklärte Ingrid
Puschautz-Meidl, Präsidentin vom Chorverband
Burgenland.
Um den Austausch zwischen den Chören
zu fördern und die Möglichkeit zur
musikalischen Fortbildung zu bieten,
fanden im Rahmen des Festivals auch
Workshops statt. Hier konnten die Teilnehmer
und Teilnehmerinnen neue Leute
kennenlernen und neues Programm erarbeiten.
„Vom Inhalt her war das schon
sehr spannend, sowas macht man ja normalerweise
nicht und das war eine super
Gelegenheit“, zeigte sich etwa Sängerin
Marie-Theres Zingerle vom Landesjugendchor
Südtirol begeistert.
Krönender Abschluss des Chorfestivals
war ein Festkonzert im Kulturzentrum
von Eisenstadt.
KulturFenster
63 06/Dezember 2021
Einige Impressionen zum Festival der
Landesjugendchöre im Burgenland
KulturFenster
64 06/Dezember 2021
gedenken
Für eine moderne Volkskultur
Im Gedenken an Karl H. Vigl
Am 26. September verstarb in Meran
82-jährig der Komponist, Chorleiter, Kapellmeister,
Lehrer und Kulturpublizist
Karl H. Vigl. (siehe auch KulturFenster
Nr.5/2021, S.71)
Wie viele Kulturschaffende im Lande
möchte auch der Südtiroler Chorverband
sein ehrendes Gedenken zum
Ausdruck bringen: Karl H. Vigl hat sich
nicht nur um die Blasmusik, sondern
auch um die Chorkultur bedeutende
Verdienste erworben. Vigl war von 1963
bis 1977 Bundeschorleiter des Südtiroler
Sängerbunds.
Er war Träger des Goldenen Ehrenzeichens
des Südtiroler Chorverbands.
Sein Wirken für die Chorkultur umfasste
die verschiedensten Bereiche:
Durch seinen Einsatz für den Sängerbund
wie auch als Kulturpublizist und
Komponist, aber auch als Chorleiter hat
Vigl das Chorleben in Südtirol entscheidend
mitgeprägt. Neben seiner Tätigkeit
als Lehrer leitete Vigl mehrere Chöre,
von 1959 bis 1961 den Kirchenchor
Tiers, von 1961 bis 1971 den Männergesangverein
(MGV) Gries, von 1965
bis 1977 den Singkreis J. E. Ploner in
Leifers, von 1968 bis 1973 den Lehrersingkreis
Bozen, von 1974 bis 1977
den MGV Meran, von 1977 bis 1983
den Frauenchor Tramin und schließlich
auch den Kirchenchor Neumarkt.
Als jüngster Bundeschorleiter
des Südtiroler Sängerbundes war
er bestrebt, den Chören die einheimische
Musikkultur näher zu bringen,
ihnen aber auch die Möglichkeit
zu bieten an Fortbildungskursen
und Seminaren im In- und Ausland
teilzunehmen.
Immer wieder fi el er bei Konzerten
in verschiedenen Ländern mit seiner
anspruchsvollen und gekonnt
aufgeführten Literatur auf. Besonders
das Zusammenwirken von Singstimmen
und Bläsern war ihm ein
großes Anliegen. Karl H. Vigl hinterlässt
nicht nur zahlreiche Musikrezensionen,
die ein Bild von der
Musikkultur in Südtirol geben, sondern
auch zahlreiche weltliche wie
geistliche Kompositionen für Chöre
und Musikkapellen.
Der Südtiroler Chorverband wird Karl
H. Vigls Wirken für die Volkskultur
in Südtirol in ehrendem Gedenken
bewahren.
Aus der Redaktion
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Chorwesen
senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter
folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)
Redaktionsschluss für
die nächste Ausgabe des
„KulturFensters“ ist:
Freitag, 14. Jänner 2022
KulturFenster
65 06/Dezember 2021
SCV-Intern
Es singt immer der
ganze Mensch
Seminar für Chorleiter*innen in der Cusanus-Akademie
„Das Instrument ´Singen´ ist nicht nur der
Kehlkopf, sondern der ganze Mensch mit
Leib und Seele.“
Mit diesem Satz brachte Referent Roland
Büchner beim Chorleiter*innenseminar
in Brixen seine Haltung zum Chorgesang
auf den Punkt. Am Seminar in der Cusanus-Akademie
am 23. Oktober nahmen 34
Chorleiter und Chorleiterinnen teil. Der deutsche
Kirchenmusiker und Chorleiter Roland
Büchner war von 1994 bis 2019 Domkapellmeister
am Regensburger Dom und somit
Chorleiter der Regensburger Domspatzen.
Er ist in Südtirol bei vielen Sänger*innen als
hervorragender Referent und Chorleiter bekannt,
betonte Verbandschorleiterin Renate
Unterthiner und freute sich über die rege
Teilnahme am Seminar. „Es war eine sehr
lehrreiche und interessante Fortbildung, in
der es vor allem um die Stimme und den
Chorklang ging“, erklärt Unterthiner. Ziel
war es, den Chorleiter*innen das Instrument
Stimme näher zu bringen und ihnen
Tipps und Tricks für die Chorproben bzw.
den Choralltag mitzugeben. In diesem Sinne
ging der Referent auf wichtige Punkte ein,
wie Körperhaltung, Atmung, Artikulation,
Tonansatz, Resonanz, Vokalausgleich sowie
Lagen- und Registerausgleich. Außerdem
erarbeiteten die Teilnehmer*innen gemeinsam
vier Lieder und versuchten dabei,
das Gelernte umzusetzen.
KulturFenster
66 06/Dezember 2021
Chorwesen
Chor Raindrops gibt
Konzert „Holiness“
Zwei Abende im Zeichen der Romantik und
der zeitgenössischen Chormusik
Der Chor „„Raindrops““ unter der Leitung von Michela Virgadaula sang in Niederlana
und Dorf Tirol neben der Delibes-Messe mit Orgelbegleitung auch Werke aus der modernen
Chormusik.
Foto: Chor „Raindrops“
folgte ein Wechsel traditioneller
amerikanischer
Melodien und zeitgenössischer
Chormusik
– etwas von John
Rutter, einem der bedeutendsten
lebenden
Komponisten für Chorund
Kirchenmusik, der
sich durch seinen Erfindungsreichtum
an Melodien
auszeichnet, die
er aus verschiedensten
Epochen und Kulturen
zusammenfügt, bis hin
zur federleichten Komposition
von Eric Whitacre
oder einer ergreifend
schönen Liebeserklärung
aus der Filmmusik
Ennio Morricones.
Wenn auch keine klassischen
Adventkonzerte, so waren die beiden
Abende doch ein wunderbarer Auftakt
für die besinnliche Zeit im Jahr.
Klare Stimmen, wunderschöne Melodien und
eine magisch in Szene gesetzte Kulisse: nach
über zwei Jahren Konzertpause lud der Lananer
Chor „Raindrops“ im November zum
Konzert „Holiness“ in die Pfarrkirche Niederlana
und in die Pfarrkirche Dorf Tirol.
Wenn wir Musik hören oder selbst singen,
ist unser gesamtes Hirnareal aktiviert und
lässt aus einfachen Tonwellen ein ganzes
Feuerwerk an Musik entstehen. Während
Melodieverarbeitung in der rechten Hemisphäre
geschieht, liegt die Rhythmusverarbeitung
in der linken. Beide werden durch
Musik aufeinander abgestimmt und verbunden.
Man stelle sich vor, welche Energie am
Werk ist, wenn Menschen gemeinsam singen.
Nach zwei Jahren ohne Auftrittsmöglichkeit
konnte der Chor „Raindrops“ diese
Energie und die Freude am Gesang endlich
wieder teilen – natürlich unter Einhaltung
aller notwendigen Sicherheitsmaßnahmen
für Chor und Publikum. Die 13 Sängerinnen
aus dem Burggrafenamt wurden dabei von
Michaela Virgadaula geleitet. Für die Begleitung
an Orgel und Klavier zeichnete Johanna
Innerhofer verantwortlich, während
Roman Winkler den Chor und die Kulisse
mit Lichteffekten in Szene setzte.
Im Mittelpunkt des Konzertes stand zunächst
die Musik von Lèo Delibes, ein
Komponist der französischen Romantik,
mit seiner Messe brève, arrangiert für
zweistimmigen Frauenchor. Anschließend
Der Chor „Raindrops“
Die „Raindrops“ sind eine Gruppe Sängerinnen,
die sich für jedes Genre begeistern
- egal ob Klassik, Jazz, Gospel, Musical,
Pop oder Volkslieder, bei Konzerten,
Hochzeiten oder anderen Festen. Im Jahr
2000 von Heidi Nock gegründet, entwickelten
sich die „Raindrops“ von einem
kleinen Ensemble aus sechs Lananer Sängerinnen
zu einem gefragten Konzertchor
mit mittlerweile 25 jungen Frauen aus dem
ganzen Burggrafenamt. Seit 2014 leitet Michela
Virgadaula, Professorin für Gesang
und Musik am Gymme Meran mit Landesschwerpunkt
Musik, den Chor. Als Obfrau
schwingt auch Julia Zöschg ab und an die
Stimmgabel. Während der Proben werden
die Sängerinnen meist von Sandra Giovinazzo
am Klavier begleitet.
KulturFenster
67 06/Dezember 2021
SCV-Intern
Eine Frage der Haltung
Seminar für Kinder- und Jugendchorleiter*innen mit Y. M. Kinoshita
Chorleiter*innen und Lehrer*innen, die mit
Kindern im Grund- und Mittelschulalter arbeiten,
hatten am 9. Oktober im Kolpinghaus
in Bozen Gelegenheit, an einem Workshop
zum Thema „Chorleitung" mit Yoshihisa Matthais
Kinoshita teilzunehmen. Er ist Dozent
für Kinderchorleitung an der Hochschule
für Musik und Theater in München.
Im Mittelpunkt des Seminars standen Literatur
für Kinder- und Jugendchöre, Stimmbildung
mit Kindern sowie das Thema Persönlichkeitsentwicklung
der Kinder über
das Singen. Elf Interessierte nahmen an
diesem Seminar teil und erhielten vom
Referenten wertvolle Anregungen für die
Chorarbeit mit Kindern. Kinoshita ist vor
allem für die Leitung des Wolfratshauser
Kinderchors bekannt, der sich unter seiner
Leitung zu einem der führenden Kinderchöre
Bayerns und Deutschlands entwickelte.
Besonderes Merkmal dieses Chores
ist es, dass keine Auslese bei den Kindern
stattfindet und auch scheinbar stimmlich
nicht begabte Kinder durch eine intensive
Stimmbildung an die hohen Ansprüche herangeführt
werden. 1998 wurde Y.M. Kinoshita
mit dem Wolfratshauser Kinderchor
Sieger in der Kategorie Kinderchöre beim
Deutschen Chorwettbewerb in Regensburg.
Er sagt über seine Erfahrungen mit
dem Chor: „Es sind viele Kinder, die am
Anfang kommen und keine Melodie grade
singen können, überhaupt nicht singen
können, die Stimmung nicht halten können,
gar nix.“ Und gerade das scheint für
ihn eine große Herausforderung zu sein,
aber auch eine Frage der Haltung, nämlich
das Kind nicht aufgrund seiner „Begabung“
zu beurteilen, sondern seine Persönlichkeit
zu sehen, einfach mit ihm zu
arbeiten, an das Potential zu glauben. So
mag man wohl das Geheimnis guter Kinderchorleitung
in einer gewissen Liebe zu
den Kindern und ihrer Weiterentwicklung
sehen, ein Ernstnehmen jedes Einzelnen:
„Wie schafft man es, jedes Kind zu sehen?
Das hat etwas mit meiner Haltung zu tun.
Und dann, dass ich den Kindern das Gefühl
gebe, egal wie viel sie können, in dem
Moment, wo sie in den Chor reinkommen,
dass sie die Möglichkeit haben, da immer
mitzumischen, was wir machen, auch
wenn das Niveau sehr hoch ist, zwischendurch.“
Zugleich aber will er die Kinder in
neue Welten führen, sie auch herausfordern,
etwa in der Auswahl der Werke. Ein
Chorleiter muss nicht nur Lieder bringen,
die den Kindern von vorneherein gefallen,
er setzt auf einen Mix, wobei Renaissancelieder
und Pop gleichermaßen vorkommen:
„Und wenn ich ein neues Stück auflege,
dann sag ich den Kindern: Eure Kommentare
will ich gar nicht hören. Wir machen
das einfach, und wenn wir´s können, dann
singen wir´s vor und dann können wir immer
noch überlegen, ob wir´s im Repertoire
behalten, weil es gibt, natürlich auch
manchmal Stücke, wo ich mich vertue.“
Aus dieser Haltung – Ernstnehmen und Akzeptanz
eines jeden und zugleich die Förderung
und das Fordern – ergibt sich dann
die Freude am Singen, für den Chorleiter
wie für die jungen Sänger*innen, die am
liebsten seinen Chor nicht mehr verlassen
würden: „Wer hat schon die Möglichkeit
mit Kindern und Jugendlichen solange zusammenzuarbeiten?
Die sind dann ja fünf,
sechs, sieben, neun oder zehn Jahre bei
mir gewesen. Das ist eigentlich eine unglaubliche
Freude und ein unheimlicher
Gewinn, so lange mit Kindern arbeiten zu
können, wenn sie wollen.“ Ein guter Kinderchorleiter
ist also wie ein guter Lehrer:
Hinter der Leistung muss der Kinderchorleiter
bzw. die Kinderchorleiterin immer das
Kind als Menschen sehen und ihn als solchen
akzeptieren.
KulturFenster
68 06/Dezember 2021
Chorwesen
„Eine Stille sucht mich heim“
Herbstkonzert des Landesjugendchors Südtirol
Unter dem Motto „Peace, Light, Love“ gestalteten
die 36 Sänger und Sängerinnen
des Landesjugendchors Südtirol unter der
Leitung von Johann van der Sandt im November
in Meran und Bruneck ein Konzert.
Im Zentrum des Konzertprogramms von
insgesamt 13 Liedern stand dabei das
Werk „A Silence haunts me“ von Jake
Runestad (*1986), um das sich thematisch
die anderen Werke gruppierten. Wie
der Chor im Programm schreibt, lädt das
Werk mit dem Titel „Eine Stille sucht mich
heim“ ein, „uns auf das zu besinnen,
was wir haben und dankbar für unsere
Gesundheit zu sein“. Das Werk basiert
nämlich auf dem Schicksal von Beethoven,
der nach und nach das Gehör verlor
und daran verzweifelt. In einem Brief
an seine Brüder, der heute als „Heiligenstädter
Testament“ bekannt ist, schildert
Beethoven seinen Hörverlust, die Selbstmordgedanken
und die Hoffnung, es doch
irgendwie zu schaffen. Der Brief wurde
nie abgeschickt. Todd Boss adaptierte
das Heiligenstädter Testament zu einem
poetischen Monolog, der den Kummer
Beethovens besonders deutlich macht.
Jake Runestad vertonte diesen Monolog
mit Verweis auf Beethovens Ballette, die
Kreaturen des Prometheus und einige
andere bekannte Kompositionen. Gegen
Ende beschreiben die kurzen Glocken alles,
was bleibt: Tinnitus, dann kurze Hoffnung,
und schließlich vollkommene Stille.
Außerdem führten der Landesjugendchor,
der am Klavier von Bea de Wit begleitet
wurde, folgende Werke auf: „Verleih
uns Frieden“ von Felix Mendelssohn-
Bartholdy, „Ubi caritas“ von Ola Gjeilo,
„Jerusalem luminosa“ von Abby Betinis
(*1980), „O nata lux“ von Guy Forbes,
„Ndisondela kuwe“ (isiXhosa/Südafrikanisches
Gebet), „Ndikhokhele“ (isiZulu/
Südafrikanisches Gebet), „Ritornar!“ von
Pieter Bezuidenhout (*1987), „Der Erlkönig“
von Ludwig von Beethoven, arr.:
Jaakko Mäntyjärvi, „Sing gently“ von Eric
Whitacre (*1970) , „Love of my life“ von
Freddie Mercury, arr.: Mia Makaroff, „Underneath
the stars“ von Kate Rusby, arr.:
Jim Clements, und „Didn’t my Lord deliver
Daniel“, ein African American spiritual,
arr.: Mia Makaroff. Der Dank des Chors
galt der Stimmbildnerin Petra Sölva sowie
dem achtköpfigen Moderationsteam, den
freiwilligen Helfer*innen, dem Südtiroler
Chorverband, dem Verband der Kirchenmusik
Südtirol und der Landesdirektion
der deutschen und ladinischen Musikschulen
sowie der Landesregierung für
die finanzielle Unterstützung.
KulturFenster
69
05/Oktober 2021
SCV-Intern
Klangwege in
Völs am Schlern
Sängerwanderung des Bezirks Bozen
Gute Laune und angenehmes Herbstwetter
waren die richtigen Zutaten, um Gesang
mit einer Wanderung unter Südtirols Symbolberg,
dem Schlern, zu verbinden. Geplant
war diese Unternehmung des Bezirks
Bozen eigentlich für das Frühjahr 2020,
was aber pandemiebedingt nicht durchführbar
war. Deshalb wurde sie am 2. Oktober
2021 nachgeholt.
Ausgangspunkt für die „Klangwege in Völs
am Schlern“ war die prähistorische Anhöhe
am Peter Bühl oberhalb des Hauptortes.
Bezirksobmann Josef Vieider hieß
die motivierteren Teilnehmer mit einem
herzlichen Gruß willkommen. Die ausgedehnte
Rundwanderung führte durch eine
reizvolle Landschaft, zunächst in das Tal
des Schlernbaches. Bei der historischen
Moarmüller Mühle überraschten Vertreter
des Jugendchores Völs am Schlern mit
einem frischen Aperitif. Nach einem Abstecher
zum Huber Weiher gab es eine
gemütliche Mittagspause am Völser Weiher.
Weiter ging es zum sog. „Hexen-
stein“, einem eiszeitlichen Findling im
nahegelegenen Wald. Sagenerzählerin
„Hexe Marta“ begleitete die Gruppe und
fesselte mit ihren Erzählungen. Bei jeder
Gelegenheit stimmte Bezirkschorleiterin
Sibille Huber ein passendes Lied an. Im
leichten Abstieg nach St. Konstantin vorbei
an der namengebenden, idyllischen
Kirche erreichte die Gruppe den im Wald
versteckt liegenden Konstantiner Weiher.
Auch hier wusste „Hexe Marta“ von allerhand
seltsamen Wesen zu erzählen und
mit einem Lied wurde das „Rasterle“ abgerundet.
Nach einer abschließenden
halben Stunde Fußmarsch erreichten
Sängerinnen und Sänger am späteren
Nachmittag wieder den Hauptort Völs
am Schlern, wo der Wandertag des Bezirks
Bozen mit einigen abschließenden
Liedern den Ausklang fand.
KulturFenster
70 06/Dezember 2021
Chorwesen
Silvesterlied
Gedanken zum abgelaufenen Jahr
Anna Steinacher aus Verdings bei Klausen
ist eine im deutschen Sprachraum bekannte
Mundartdichterin, die wunderbare Texte und
Gedichte zu kirchlichen und weltlichen An-
lässen verfasst. Beim „Silvesterlied“ hat sie
ihre Gedanken zum abgelaufenen Jahr zu
Papier gebracht. Florin Pallhuber, ebenfalls
aus Verdings, hat den Text vertont.
,,
KulturFenster
71 06/Dezember 2021
Jung+
Stimmgewaltig
Jugendchor Sexten
Kurz und knapp
Wir sind 28 Sängerinnen und drei Sänger
im Alter von 15-25 Jahren.
Unser Motto lautet:
Zusammenbringen, zusammen singen,
zusammen sein.
Wer wir sind
Wir sind eine junge und motivierte Gruppe
Jugendlicher, die sich in Ihrer Freizeit treffen,
um ihr gemeinsame Passion, die Musik,
zu teilen und zu leben.
Was uns motiviert
Wir wollen Menschen mit unserer Musik
bewegen.
Uns gibt es seit…
2005. Der Chor wurde von Hannes Tschurtschenthaler
gegründet. Die Idee war, in
Sexten einen Jugendchor auf die Beine
zu stellen und junge Leute zu motivieren,
zusammen Musik zu machen.
Unsere Highlights
Unsere Highlights waren mit Sicherheit unsere
Musicals in den Jahren 2010, 2017,
2019 und im heurigen Herbst 2021. Diese
Aufführungen haben uns die Möglichkeit
gegeben unsere Leidenschaft mit allen
zu teilen, und das Feedback von den Zuschauern
hat uns gezeigt, dass auch ein bescheidener
Jugendchor aus einem kleinen
Dorf Leute begeistern und bewegen kann.
Pläne für die Zukunft…
Weiter wie bisher! Mit viel Freude singen!
Wer kann bei uns mitmachen?
Sangesfreudige Sextner*innen mit Vorstufe
im Kinderchor!
Hannes
Tschurtschenthaler
Jahrgang 1987 –
er ist seit vielen
Jahren begeisterter
Chorsänger
bei verschiedenen
Chören und
Ensembles. Er hat
einen Abschluss
der Kirchenmusikschule
in Brixen
und das Gesangsstudium
am Tiroler
Landeskonservatorium
in Innsbruck absolviert. Heute ist er
Gesangslehrer am SOWI-Gymnasium
in Bruneck.
KulturFenster
72 06 Dezember 2021
Broadway-Flair in Sexten
Jugendchor Sexten begeistert mit „Everybody needs somebody“.
Mit dem Musical „Everybody needs
somebody“ hat der Jugendchor
Sexten wieder mal ins Schwarze
getroffen und für seine Darbietung
viel Lob und Anerkennung geerntet.
Die 30-köpfige Truppe um
Chorleiter Hannes Tschurtschenthaler
hat sich den Sommer über intensiv
auf das Musical vorbereitet
und konnte am 1. Oktober zu seiner
Premiere laden. Die jungen Talente
begeisterten das Publikum mit
ihren Stimmen sowohl als Solisten
als auch im Chor. Mit viel Witz und
schwungvollen Szenen, einstudiert
von Katharina Gspahn Thaler Hofer,
konnten die jungen Sextner*innen
auch als Schauspieler*innen voll überzeugen.
Sie vermittelten so dem Publikum die
Geschichte rund um die etwas kriminellen
Blue Sisters, die das Waisenhaus
retten wollen, in dem zwei
von ihnen selbst aufgewachsen
sind. Die Sänger*innen verzauberten
das Publikum mit dem
selbstarrangierten Stück und
mit vielen Ohrwürmern von
Elvis Presley, Aretha Franklin,
Dolly Parton, Ray Charles oder
den Blues Brothers. Viele fleißige
Hände unterstützten das
Projekt bravourös, auch hinter
der Bühne und an der Tonund
Licht-Technik. Das Musical
hat dem Jugendchor viel
Freude und Spaß bereitet und
wohl auch die Lust entfacht,
sich bald wieder an ein solches Projekt zu wagen. Neben
den gemeinsamen Auftritten auf der Bühne vermag ein solches
Projekt auch einen starken Zusammenhalt und tiefe
Freundschaften zu schaffen.
Instagram:
www.instagram.com/
jugendchor_sexten/
Die Sänger*innen des Jugendchors
Sexten begeisterten als
Schauspieler*innen und verzauberten
das Publikum mit tollen
Musical-Ohrwürmern.
Facebook:
www.facebook.com/Jugendchor-
Sexten-1870800679809170
KulturFenster
73 06 Dezember 2021
kurz notiert
Treue Mitglieder
Kirchenchor Gufidaun
Am Samstag, 13. November 2021 fand in
Gufidaun die alljährliche Cäcilienfeier statt.
Die Mitglieder der Musikkapelle und des
Kirchenchores, deren Angehörige und Ehrengäste
trafen sich im Josef-Telfner-Haus
zum gemeinsamen Abendessen. In fröhlicher
Runde stellten Jungmusikanten ihr
Können unter Beweis und der Kirchenchor
begeisterte mit passenden volkstümlichen
Gesängen. Für den Kirchenchor Gufidaun
überreichten die Obfrau Emanuela Degan
Prader und der Bezirksobmann des Verbandes
der Südtiroler Chöre Gottfried Gläserer
die Ehrenurkunden an Frau Andrea
Oberpertinger Weifner für ihre zehnjährige
Mitgliedschaft. Anerkennung und Dankesworte
gab es auch für ihre 6-jährige Tätigkeit
als Obfrau. Die Sängerin Johanna
Vorhauser wurde für ihre 25-jährige Mitgliedschaft
im Verein das Ehrenzeichen in
Silber verliehen. Sie hatte über acht Jahre
die Vereinskasse über und ihr wurde dafür
gedankt. Und die letzte Ehrenurkunde
erhielt die geschätzte Sängerin Rosmarie
Pramsohler Messner. Für ihre 40-jährige
Mitgliedschaft im Verein wurde ihr
das goldene Ehrenabzeichen verliehen.
Sie war zudem über zehn Jahre im Ausschuss
tätig und ein Jahr stand sie dem
Kirchenchor als Obfrau vor. Abschließend
bedankte sich Herr Gläserer für den wertvollen
musikalischen Einsatz aller Sänger
und Musikanten.
Nach den Ehrungen und den anerkennenden
Worten der Ehrengäste bedankte
sich die Chorobfrau Emanuela Degan Prader
bei allen Chormitgliedern und dem Ausschuss.Die
Chorobfrau selbst erntete viele
wertschätzende Worte durch die Vizeobfrau
Margareth Leitner Vorhauser.
Ein ganz besonderer Dank galt dem sehr
engagierten Kapellmeister, Chorleiter und
Organist Christian Unterhofer. Er ist eine
große Bereicherung für die gesamte Dorfgemeinschaft.
Ihm gelingt es immer wieder
mit seiner schwungvollen, professionellen
und frischen Art den Chor und die
Musikkapelle zu hervorragenden Leistungen
zu bringen.
Mariella Christanell
Bezirksobmann Gottfried Gläserer mit den geehrten Chormitgliedern
Foto: Markus Mantinger
Für langjährigen Einsatz geehrt
Zum Fest der heiligen Cäcilia, Patronin
der Kirchenmusik, gestaltete der Kirchenchor
Elvas die Messfeier musikalisch
mit. Im Anschluss verlieh Obfrau
Verena Profanter drei Personen aus dem
Chor eine Urkunde für ihre 15-jährige
Mitgliedschaft beim Chor. Stefanie Tauber
ist seit 15 Jahren mit Einsatz und
Fleiß dabei und gestaltet kirchliche wie
weltliche Feiern mit. „Auf dich kann
man immer zählen“, betonte Obfrau
Profanter. Geehrte wurde auch Hannes
Auer. „Du bereicherst unseren Chor mit
deiner satten Bass-Stimme und bist immer
vorne mit dabei“, sagte Verena Profanter.
2006 übernahm Benedikt Baldauf
mit 15 Jahren den Kirchenchor Elvas
als Chorleiter. Seitdem spielt er auch an
der Orgel in Elvas. „Trotz Studium, Arbeit
und vielen anderen Projekten bist
du uns nie von der Seite gewichen“,
Kirchenchor Elvas
freute sich Profanter. Auch Pfarrer Christian
Breunig gratulierte den Jubilaren
und betonte in der Predigt die Wich-
tigkeit der Musik für die Botschaft des
Evangeliums. „Die Musik hilft, die Frohe
Botschaft nicht nur mit dem Verstand,
sondern mit ganzem Herzen aufzunehmen“,
sagte er. Mit einem Dank an Pfarrer
Christian Breunig, dem Pfarrgemeinderat
und der Pfarrgemeinde endete die
gemeinsame Feier.
Obfrau Verena Profanter, Benedikt Baldauf, Stefanie Tauber, Hannes Auer und Pfarrer
Christian Breunig (v.l.)
KulturFenster
74 06/Dezember 2021
Chorwesen
Im Gedenken an die Opfer der Pandemie
Domchor Bozen lädt zu besonderem Konzert
Der Domchor Bozen lud am 29. Oktober
zu einer Gedenkfeier in den Bozner Dom
„für die vielen Menschen, die in der Zeit
der Pandemie verstorben sind“, wie der
Domchor in seiner Einladung schreibt. Das
Gedenken sei auch „den Hinterbliebenen
gewidmet, die ihre Lieben nicht begleiten
konnten.“ Unter der Leitung von Domkapellmeister
Tobias Chizzali führte der Domchor
gemeinsam mit vier Gesangssolisten
und dem Domorchester mit Orgel das „Requiem
in c moll“ von Michael Haydn auf.
Nach einleitenden Orgelklängen von Bach
gedachte Dekan Bernhard Holzer in seiner
Ansprache der Verstorbenen und sprach
den Hinterbliebenen Trost zu. Er betonte,
wie wichtig es sei, richtig Abschied nehmen
zu können. Danach wurde die Osterkerze
entzündet. „Auch wenn die Pandemie
noch nicht überwunden ist, sollte dies
ein Moment des Innehaltens sein, der unsere
solidarische Verbundenheit zum Ausdruck
bringt und zeigt, dass wir als Glaubensgemeinschaft
Anteil nehmen und die
Toten und das Leid der Angehörigen nicht
vergessen“, sagte der Dekan.
Der Domchor hatte sich für das „Requiem
in c moll“ von Michael Haydn entschieden,
da dieses Werk mit seiner bewegenden
Geschichte auch in dieser schweren Zeit
der Pandemie Menschen Trost und Hoffnung
spenden und sie im Glauben stärken
kann. Das Requiem entstand vor genau
250 Jahren. In nur zwei Wochen komponiert,
wurde es anlässlich des Todes des
Salzburger Fürsterzbischofs Sigismund
Graf Schrattenbach, einem im Volk sehr
beliebten Bischof und großen Mäzen der
Kunst, im Dezember 1771 uraufgeführt. Es
war Michael Haydns erste große kirchenmusikalische
Komposition für seinen verstorbenen
ersten Dienstherrn in Salzburg.
Bei der Erstaufführung wirkten sehr wahrscheinlich
auch der 15jährige W.A. Mozart
und dessen Vater mit. Das Werk entstand
aber auch unter dem Eindruck der persönlichen
Trauer: Haydns einziges Kind, Aloisia
Josepha, starb im Januar 1771 noch
vor Vollendung des ersten Lebensjahres.
Teile aus dem Requiem erklangen auch
bei Michael Haydns eigener Totenmesse,
aber auch bei den Trauerfeierlichkeiten
für seinen Bruder Joseph Haydn in Wien.
Der Domchor bat als Zeichen des Gedenkens
die Zuhörer, nach dem Konzert auf
den Applaus zu verzichten, um Raum
zu geben für Besinnung und Innehalten.
Dazu ertönten auch kurz die Glocken als
Zeichen, dass dieses Konzert in erster Linie
eine Andacht war, ganz im Zeichen des
Gedenkens und der Trauer.
Kirchenchor von Dorf Tirol ehrt langjährige Mitglieder
Chöre waren wie viele andere Vereine hart
von der Pandemie betroffen. Durch Probenund
Auftrittsverbote waren sie zu monatelanger
Untätigkeit gezwungen. Im Herbst
war jedoch ein langsames Herantasten an
das gemeinsame Singen wieder möglich.
Der Kirchenchor von Dorf Tirol hat den
21. November, den so genannten Cäciliensonntag
zum Anlass genommen, langjährigen
Mitgliedern zu danken und ihnen
die gemeinsamen Ehrenurkunden des Verbands
der Kirchenmusik und des Chorverbands
zu überreichen. Das Engagement in
einem Verein wie dem Kirchenchor ist nicht
nur ein schöner und erfüllender Dienst an
der Pfarrgemeinde, sondern ist auch mit
großem zeitlichen Aufwand ein mal in der
Woche geprobt und schließlich Sonntags die
Messe musikalisch umrahmt wird. So galt
der aufrichtige Dank in diesem Jahr ganz
besonders Christine Lang (für 25 Jahre),
Sabine Gstrein und Ulrike Hasler (für 40
Jahre) und Franz Lang (für 70 Jahre) chormusikalische
Tätigkeit. Eine traurige Note
erhielt die Feier insofern, als dass die Ehrung
für Trudi Kofler (für 60 Jahre), leider
nur posthum erfolgen konnte.
Karl Werner (Chorverband Bezirk Burggrafenamt/Vinschgau),
Martha Pircher (Obfrau mit
der Urkunde für Trudi Kofler), Mag. Edmund
Ungerer (Pfarrer), Stefan Gstrein (Chorleiter
mit der Madonnenplakette für Trudi Kofler),
Franz Lang, Christine Lang – es fehlen
Sabine Gstrein und Ulrike Hasler.
KulturFenster
75 06/Dezember 2021
www.hpv.bz.it
Termine
Kontakt: Tel. 0471 973693, E-Mail:
info@hpv.bz.it
Facebook: https://www.facebook.com/HPV.Suedtirol
Veranstaltungen und andere Videos auf unserem youtube-Kanal:
https://www.youtube.com/c/heimatpflegeverbandsudtirol
hpv.bz.it
12.02.2022
Musik in kleinen Gruppen
13. Landeswettbewerb in Auer
Infos unter:
https://vsm.bz.it/
19.03.2022
73. Vollversammlung
mit Neuwahlen des SCV
im Vereinshaus Nals – Beginn: 16 Uhr
Infos unter:
https://scv.bz.it/vollversammlung