Kulturfenster Nr. 06|2021 - Dezember 2021
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BLASMUSIK<br />
CHORWESEN<br />
HEIMATPFLEGE<br />
in Südtirol<br />
<strong>Nr</strong>. 6<br />
DEZ.<br />
<strong>2021</strong><br />
Die stillen Beobachter des Wandels<br />
Das Euregio-Jugendblasorchester<br />
Die gute Konzertmoderation<br />
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 71. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift<br />
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 73. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift
vorausgeschickt<br />
Der Start ist geglückt – Danke!<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser,<br />
Sie halten nun<br />
die letzte Ausgabe<br />
des „KulturFensters“<br />
dieses Jahres in<br />
den Händen. Daher<br />
möchte ich die Gelegenheit<br />
nutzen, mich bei allen zu<br />
bedanken, die uns seit unserem Start vor<br />
einem Jahr tatkräftig unterstützt und damit<br />
wesentlich zum Erfolg der Zeitschrift beigetragen<br />
haben. Persönlich bedanke ich mich<br />
bei den Redaktionsteams der drei Verbände<br />
– allen voran den Verbandsvorsitzenden, die<br />
uns das Vertrauen geschenkt haben, das<br />
„KulturFenster“ in die Zukunft zu öffnen. Ein<br />
großer Dank geht auch an alle Autor*innen,<br />
die uns laufend Berichte der Mitgliedsvereinen<br />
schicken. Erst dadurch wird das „KulturFenster“<br />
bunt und vielfältig. Nicht vergessen<br />
möchte ich den Grafiker Andreas<br />
Rieder, der uns fachlich unterstützt und<br />
mit viel Geduld unsere Wünsche umsetzt.<br />
Zum Jahresabschluss schauen viele von<br />
uns auf das abgelaufene Jahr zurück. Nicht<br />
nur zum Jahresende, sondern das ganze<br />
Jahr hindurch haben es sich die vielen<br />
Chronist*innen in unserem Land zur Aufgabe<br />
gemacht zurückzublicken und zu<br />
dokumentieren, was geschieht. Der Heimatpflegeverband<br />
widmet ihnen das Hauptthema<br />
und zeigt viele Berührungspunkte<br />
zwischen Heimatpflege und Chronikwesen<br />
auf. Zudem gibt es mahnende Worte<br />
in Richtung Politik, die zu einem klaren Bekenntnis<br />
zum Schutz der Natur- und Kulturlandschaft<br />
aufgefordert wird.<br />
Die Blasmusikseiten stellen das Euregio-<br />
Jugendblasorchester in den Fokus. Diese<br />
grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />
der drei Musikverbände ist nicht nur „totes<br />
Papier“, sondern einmal mehr „gelebte<br />
europäische Idee“.<br />
Dass die Moderation eine tragende Säule<br />
des Konzertes ist und damit wesentlich<br />
zum Erfolg beitragen kann und muss, das<br />
wissen Sänger*innen und Musikant*innen<br />
nur zu gut. Wie eine gute Moderation gelingen<br />
kann, das ist diesmal Hauptthema<br />
des Chorverbandes.<br />
Dazu gibt es die gewohnten Rubriken, in<br />
denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />
dokumentieren, bereichsspezifische<br />
Themen aufarbeiten und auch die Jugend<br />
– die Zukunft unserer Vereine – in den Fokus<br />
stellen. Ich wünsche Ihnen wiederum<br />
eine unterhaltsame, aber auch informative<br />
Lektüre und einen aufschlussreichen Blick<br />
durch unser „KulturFenster“.<br />
Stephan Niederegger<br />
Frohe Weihnachten<br />
Gedanken einer Kerze<br />
„Jetzt habt ihr mich<br />
entzündet und<br />
schaut in mein<br />
Licht. Ihr freut<br />
euch an meiner<br />
Helligkeit, an der<br />
Wärme, die ich<br />
spende. Und ich<br />
freue mich, dass ich<br />
für euch brennen darf.<br />
Wäre dem nicht so, läge ich vielleicht<br />
irgendwo in einem alten Karton - sinnlos,<br />
nutzlos. Sinn bekomme ich erst dadurch,<br />
dass ich brenne. Aber je länger ich brenne,<br />
desto kürzer werde ich. Ich weiß, es gibt immer<br />
beide Möglichkeiten für mich: Entweder<br />
bleibe ich im Karton - unangerührt, vergessen,<br />
im Dunkeln - oder aber ich brenne,<br />
werde kürzer, gebe alles her, was ich habe,<br />
zugunsten des Lichtes und der Wärme. Ich<br />
fi nde es besser, etwas herzugeben zu dürfen,<br />
als kalt zu bleiben und im düsteren Karton<br />
zu liegen.... Schaut, so ist es auch mit<br />
euch Menschen! Entweder ihr zieht euch<br />
zurück, bleibt für euch - und es bleibt kalt<br />
und leer-, oder ihr geht auf die Menschen<br />
zu und schenkt ihnen von eurer Wärme und<br />
Liebe, dann erhält euer Leben Sinn. Aber<br />
dafür müsst ihr etwas in euch selbst hergeben,<br />
etwas von eurer Freude, von eurer<br />
Herzlichkeit, von eurem Lachen, vielleicht<br />
auch von eurer Traurigkeit. Ich meine, nur<br />
wer sich verschenkt, wird reicher. Nur wer<br />
andere froh macht, wird selbst froh. Je mehr<br />
ihr für andere brennt, um so heller wird es<br />
in euch selbst. Ich glaube, bei vielen Menschen<br />
ist es nur deswegen düster, weil sie<br />
sich scheuen, anderen ein Licht zu sein. Ein<br />
einziges Licht, das brennt, ist mehr wert als<br />
alle Dunkelheit der Welt. Also, lasst euch ein<br />
wenig Mut machen von mir, einer winzigen,<br />
kleinen Kerze.“<br />
(Autor unbekannt)<br />
Mit diesen tiefsinnigen Gedanken richte<br />
ich mich in dieser Zeit der Ungewissheit,<br />
der Frustration und des Zwiespalts an euch<br />
alle, liebe Musikant*innen und Marketenderinnen,<br />
verehrte Funktionär*innen, wünsche<br />
euch ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest<br />
und einen guten Rutsch in das<br />
Neue Jahr 2022, verbunden mit einem auf-<br />
richtigen und herzlichen Dank für eure wertvolle<br />
Tätigkeit.<br />
Musik und Gemeinschaft sind unsere Flammen,<br />
die immer brennen sollen! Wir können<br />
durch sie sowohl uns gegenseitig als auch<br />
unseren Freunden Mut, Licht, Freude und<br />
Herzlichkeit schenken, die wir jetzt ganz besonders<br />
brauchen<br />
Euer Verbandsobmann<br />
Pepi Fauster<br />
KulturFenster<br />
2 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Inhalt<br />
In dieser Ausgabe<br />
Heimatpege<br />
Chorwesen<br />
Südtirols Chronist*innen begehen runden Geburtstag .......................4<br />
Der Verein Geschichtswerkstatt Freienfeld .........................................7<br />
Ausstellung „Baustelle Südtirol“ ........................................................8<br />
Viele Berührungspunkte zwischen Heimatpflege und Chronikwesen ..9<br />
Josef Rainer aus Trens im Porträt – Ein Leben für das Ehrenamt......10<br />
Dinge des Alltags: Die Christbaumkugel...........................................12<br />
Der alpine Raum steht unter Druck – mehr denn je.........................13<br />
Alexander und Thomas Huber zur Nutzung des alpinen Raumes.....14<br />
Flurnamen aus der Agrargeschichte (5) – Rodungsnamen (3. Teil) ...15<br />
Das spricht gegen die Ski-WM 2029 in Gröden................................16<br />
150 Jahre Pustertaler Bahn – Für eine nachhaltige Verkehrspolitik ..18<br />
Projekt des Bildungsausschusses Niederdorf:<br />
„Kennst du unsere Flurnamen?“ .....................................................19<br />
Restaurierung der Egger-Platzer-Mühle am Birchberg in Naturns.....20<br />
Oswald von Wolkenstein vor 600 Jahren in Prissian gefangen ..........21<br />
Heimatschutzverein Lana bewahrt Kleindenkmaler vor Verfall ..........22<br />
Bundestagung der Österreichischen Trachten- und Heimatverbände .... 23<br />
61. Jahresvollversammlung der Arge Volkstanz in Terlan..................24<br />
In memoriam Verena Mumelter .......................................................25<br />
Moderierte Konzerte eröffnen neue Horizonte..................................60<br />
Südtirol beim Festival der Landesjugendchöre im Burgenland .........63<br />
In Erinnerung an Karl Hermann Vigl ................................................65<br />
Seminar für Chorleiter*innen in der Cusanus-Akademie ..................66<br />
„Holiness“ – Zwei Konzerte des Chors „Raindrops“ .........................67<br />
Seminar für Kinder- und Jugendchorleiter*innen.............................68<br />
Herbstkonzert des Landesjugendchors Südtirol ...............................69<br />
Sängerwanderung – Klangwege in Völs............................................70<br />
Silvesterlied – Gedanken zum abgelaufenen Jahr ............................71<br />
Jugendchor Sexten im Porträt .........................................................72<br />
Broadway-Flair mit dem Jugendchor Sexten....................................73<br />
kurz notiert – Neues von den Chören...............................................74<br />
Blasmusik<br />
Das Euregio-Jugendblasorchester....................................................26<br />
Kapellmeister-Coaching <strong>2021</strong>..........................................................30<br />
Obleute-Tagung <strong>2021</strong> .....................................................................31<br />
7. Südtiroler Dirigentenwerkstatt......................................................33<br />
Broschüre zum Leistungsabzeichen in Südtirol 1971–<strong>2021</strong>.............34<br />
„Opus Blasmusik“ im Konservatorium Bozen ..................................35<br />
Fortbildung „Alles Show“ mit der Stadtkapelle Meran ......................36<br />
Flashmob der Jugendkapelle Lüsen/St.Andrä ..................................38<br />
Holzblasorchester „HoBla-O“ reloaded ............................................39<br />
Erfolg der Jugendkapelle Schnals in Grafenegg................................40<br />
„The Rocket Monkeys“ – Partystimmung mit Blasmusik ..................42<br />
Wenzel Heinrich Veit – ein anerkannter Komponist zu seiner Zeit.....44<br />
Fit in 5 Minuten – Online-Videos zum Üben.....................................45<br />
JuKa Schnals und MK Völs erfolgreich<br />
beim ÖBV-Bundeswettbewerb.........................................................46<br />
„Hopfnmusig“ gewinnt Grand Prix der Blasmusik ............................47<br />
Gelungener Musiksommer in der Hofburg Brixen ............................48<br />
Friedrich Weyermüller wird 85.........................................................50<br />
Josef Oberschmied zum 80er..........................................................50<br />
Neue CD der Unterinntaler Weihnachtsbläser..................................51<br />
„Melodie der Freundschaft“ von Gottfried Veit .................................51<br />
Der Komponist Christian Gamper im Porträt ....................................52<br />
Es war einmal … eine Musikkapelle ................................................55<br />
Blasmusik im Rundfunk..................................................................55<br />
kurz notiert – Neues von den Musikkapellen....................................56<br />
Impressum<br />
Mitteilungsblatt<br />
- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />
- des Südtiroler Chorverbandes<br />
Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />
- des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />
Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it<br />
Anschrift:<br />
Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />
Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />
Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />
IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />
SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />
Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, August, Oktober und<br />
<strong>Dezember</strong>. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />
Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />
zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />
genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />
Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />
sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />
der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />
Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />
Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />
gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung<br />
KulturFenster<br />
3 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Schlanders im Jahr 1888 und im Jahr 2020: Zum<br />
Jubiläum haben Südtirols Chronist*innen die „Baustelle<br />
Südtirol“ dokumentiert. Im Vergleich gut zu sehen ist<br />
die Ausbreitung des Ortes. Er wächst im wörtlichen<br />
Sinn über sich hinaus.<br />
Fotos: Würthle & Spinnhirn/ Raimund Rechenmacher<br />
KulturFenster<br />
4 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
festgehalten<br />
Die stillen Beobachter<br />
des Wandels<br />
Südtirols Chronist*innen begehen runden Geburtstag – Wer sind sie?<br />
Mit einer eindrucksvollen Ausstellung,<br />
die coronabedingt um ein Jahr verschoben<br />
wurde, feiern Südtirols Chronist*innen<br />
heuer „30 + 1“ Jahre. Grund genug für den<br />
Heimatpflegeverband, die wertvolle Arbeit<br />
dieser Ehrenamtlichen zu beleuchten.<br />
Auch wenn sie im Hintergrund arbeiten<br />
und daher von der Öffentlichkeit manchmal<br />
kaum wahrgenommen werden, so<br />
leisten die Chronist*innen durch die Dokumentation<br />
von Ereignissen in Südtirols<br />
Gemeinden einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Wertschätzung des Vergangenen und<br />
zum sensible(re)n Umgang mit dem Bestehenden.<br />
Es war Ende der 1980er- bzw. Anfang der<br />
1990er-Jahre, als der Aufbau des Chronikwesens<br />
in Südtirol begann. Damals setzte<br />
sich das Tiroler Landesinstitut, das beim<br />
Südtiroler Kulturinstitut angesiedelt war,<br />
zum Ziel, das Chronikwesen in Südtirol<br />
nach dem Vorbild von Nord- und Osttirol<br />
aufzubauen. 1990 kann daher als inoffizielle<br />
„Geburtsstunde“ der gemeinschaftlich<br />
organisierten Chronist*innen<br />
bezeichnet werden. 1994 ging die Betreuung<br />
der Chronist*innen an das Südtiroler<br />
Landesarchiv über. Im Jahr 2010<br />
wurde Robert Kaserer zum ersten Landeschronisten<br />
in Südtirol gewählt. Seit<br />
2013 ist Rita Thaler Wieser aus Freienfeld<br />
die Vorsitzende der Chronist*innen<br />
in Südtirol.<br />
„KulturFenster“: Wie viele Chronist*innen<br />
gibt es in Südtirol?<br />
Rita Thaler Wieser: Derzeit etwa 300 – leider<br />
nicht in jeder Gemeinde. Es gibt sie<br />
eher in den Dörfern und in kleineren Ortschaften,<br />
da die Arbeit dort überschaubarer<br />
ist als in den Städten. Schließlich<br />
arbeiten alle Chronist*innen ehrenamtlich.<br />
Da braucht es viel Zeit und vor allem<br />
Idealismus, denn man muss gewissermaßen<br />
ständig am Ball bleiben und die Bereitschaft<br />
haben, auch eigene Freizeit zu<br />
schenken, um einen wichtigen Beitrag für<br />
die Gesellschaft zu leisten.<br />
KF: Wie sind die Chronist*innen in Südtirol<br />
organisiert?<br />
Thaler Wieser: In Südtirol gibt es zehn<br />
Bezirke, denen jeweils ein Bezirkschronist<br />
oder eine -chronistin vorsteht. Die<br />
Bezirkschronisten und ihre Stellvertreter<br />
bilden mit der Amtsdirektorin<br />
und der Chronikreferentin am<br />
Landesarchiv den Landesbeirat der<br />
Chronist*innen, dem wiederum der<br />
Landeschronist oder die Landeschronistin<br />
vorsteht. Es gibt auch eine gute Zusammenarbeit<br />
mit den Kollegen in Nordtirol<br />
und die Zeitschrift „Tiroler Chronist“<br />
als gemeinsames Medium.<br />
KF: Wer sind diese Chronisten? Was<br />
tun sie?<br />
Thaler Wieser: Sie sammeln zum einen Informationen<br />
zu Ereignissen auf Orts- und<br />
Gemeindeebene in Form von Zeitungsausschnitten,<br />
Plakaten oder Einladungen<br />
und dokumentieren die Entwicklung und<br />
die Veränderungen ihrer unmittelbaren Lebenswelt<br />
in Form von schriftlichen Beiträgen,<br />
Fotos und/oder Filmen. Die Ergebnisse<br />
münden in der Jahreschronik,<br />
die für eine Gemeinde ein sehr wichtiges<br />
Dokument darstellt. Diese wird über geeignete<br />
Strukturen der Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht. Zwischen den Gemeindeverwaltungen<br />
und den Chronist*innen<br />
gibt es eine Mustervereinbarung, die die<br />
Arbeit regelt.<br />
KF: Warum ist diese Tätigkeit Ihrer Meinung<br />
nach so wichtig für einen Ort, für<br />
eine Gemeinde?<br />
Thaler Wieser: Chronist*innen beobachten<br />
und dokumentieren das Zeitgeschehen<br />
oft über längere Zeiträume und machen<br />
dadurch auf die großen Veränderungen<br />
aufmerksam. Anhand der dabei entstehenden<br />
Chronik-Dokumentationen wird<br />
der Wandel von Natur- und Kulturlandschaft<br />
augenscheinlich. Zu beobachten<br />
sind u. a. auch die politische, technische,<br />
bauliche und landwirtschaftliche<br />
Entwicklung.<br />
Seit 2013 ist Rita Thaler Wieser Landeschronistin.<br />
Foto: Privat<br />
KF: Welche Eigenschaften müssen<br />
Chronist*innen mitbringen?<br />
Thaler Wieser: Entscheidend sind das Interesse<br />
für die Entwicklung und die Veränderungen<br />
im eigenen Ort, eine gewisse<br />
Neugierde, die Freude am Sammeln und<br />
Dokumentieren, zugleich das Bemühen<br />
um Distanz und Objektivität. Hilfreich sind<br />
auch eine gute Beobachtungsgabe, fotografische<br />
Kenntnisse und ein Talent beim<br />
Schreiben und nicht zuletzt die Teamfähigkeit.<br />
Denn eine gute Chronikarbeit kann<br />
heutzutage fast nur noch im Team bewältigt<br />
werden. Chronist*innen sollten auch<br />
kontaktfreudig sein, denn sie suchen in<br />
der Regel die Zusammenarbeit mit Vereinen,<br />
Verbänden und Institutionen, die ihnen<br />
Informationen liefern und somit die<br />
Recherchearbeit erleichtern.<br />
KF: Die Chronistenarbeit bleibt oft an den<br />
älteren Menschen hängen, weil sie mehr<br />
Zeit und vielleicht auch ein größeres Interesse<br />
haben. Wie können Ihrer Meinung<br />
nach neue, auch jüngere Chronisten gewonnen<br />
werden?<br />
Thaler Wieser: Aus Erfahrung weiß ich,<br />
dass auch junge Leute die Entwicklung<br />
KulturFenster<br />
5 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
festgehalten<br />
„<br />
Chronist*innen beobachten und dokumentieren<br />
das Zeitgeschehen oft über längere Zeiträume<br />
„<br />
und machen dadurch auf die großen Veränderungen<br />
aufmerksam.<br />
Rita Thaler Wieser<br />
und die Veränderungen im Ort mit großem<br />
Interesse mitverfolgen. Sie kommunizieren<br />
ihre Ideen vielleicht anders als ältere<br />
Menschen, weil sie eher die sozialen Medien<br />
nutzen. Aber sie fotografieren, kommentieren,<br />
und sie fordern auch Mitsprache,<br />
wenn es um die Entwicklung ihres<br />
Umfeldes geht. Partizipation ist in Mode<br />
gekommen, und das kann durchaus positiv<br />
sein. Denn die Mitarbeit in einem<br />
Chronistenteam gibt ihnen die Möglichkeit,<br />
sich zu entfalten. Besonders im digitalen<br />
Bereich, der im Chronikwesen<br />
immer wichtiger wird, können sie uns „älteren“<br />
Chronist*innen eine wertvolle Unterstützung<br />
sein.<br />
KF: Stichwort Digitalisierung. Wie hat sich<br />
die Arbeit der Chronisten im Vergleich zu<br />
1990 verändert?<br />
Thaler Wieser: Damals wurden Zeitungsartikel<br />
ausgeschnitten, aufgeklebt und in<br />
Ordnern gesammelt. Es wurde analog fotografiert,<br />
Fotos wurden ebenso in Ordner<br />
eingeklebt. Es war noch die Zeit der Einzelkämpfer,<br />
Teamarbeit war ein „Fremdwort“.<br />
Mittlerweile wird nicht nur digital<br />
fotografiert, sondern auch dokumentiert.<br />
Viele Chronist*innen haben Schulungen<br />
besucht und sich dadurch weitergebildet.<br />
Es besteht zudem die Möglichkeit, die digital<br />
erstellten Jahreschroniken in einer<br />
Cloud beim Südtiroler Gemeindenverband<br />
zu sichern. Durch die Digitalisierung<br />
lässt sich einiges beschleunigen. Weniger<br />
geworden ist die Arbeit aber nicht, denn<br />
die Informationsflut wird immer stärker.<br />
KF: Was gefällt Ihnen persönlich an der<br />
Chronikarbeit?<br />
Thaler Wieser: Es ist eine umfassende und<br />
äußerst interessante Aufgabe und zugleich<br />
auch eine Herausforderung. Man braucht<br />
den „Adlerblick“ auf das gesamte Geschehen<br />
in einem Ort, in einer Gemeinde. Und<br />
wenn dann mit Interesse eine Jahreschronik<br />
durchgeblättert wird, die in aufwändiger<br />
Arbeit in unserem Team entstanden<br />
ist, wenn Aufzeichnungen bei wichtigen<br />
Entscheidungen berücksichtigt werden,<br />
erfüllt mich das mit Genugtuung. Außerdem<br />
freue ich mich, wenn ich als Chronistin<br />
Dorfrundgänge mit Schulklassen<br />
machen kann.<br />
Chronik und digitale Herausforderung:<br />
Einst waren es ausschließlich dicke<br />
Bücher, mittlerweile sind die Jahreschroniken<br />
auch in digitaler Form für<br />
die Nachwelt gespeichert.<br />
Foto: Südtiroler Landesarchiv<br />
KulturFenster<br />
6 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
KF: Welche Parallelen sehen Sie zwischen<br />
Heimatpfleger*innen und Chronist*innen?<br />
Thaler Wieser: Ich glaube, beide –<br />
Heimatpfleger*innen und Chronist*innen –<br />
verfolgen mit Interesse die Entwicklungen<br />
und die Veränderungen im Ort. Durch das<br />
längere Beobachten und Dokumentieren<br />
schätzen sie historisch Gewachsenes. Sie<br />
versuchen auf die Einzigartigkeiten im Ort<br />
bzw. in der Gemeinde aufmerksam zu machen.<br />
Ihre Arbeit ist identitätsstiftend, und<br />
sie leisten eine wichtige Kulturarbeit zum<br />
Wohl ihrer Heimatgemeinde.<br />
KF: Inwieweit kann Chronikarbeit die Entwicklung<br />
eines Ortes mit beeinflussen?<br />
Thaler Wieser: Chronik-Dokumentationen<br />
sind identitätsstiftend. Ortstypisches wird<br />
durch historische Aufnahmen dokumentiert.<br />
Auch Bauherren können dadurch angeregt<br />
werden, den Ortsbildcharakter, das<br />
Eigene zu erhalten und Altes und Neues<br />
zu einer Synergie werden zu lassen. Dörfer<br />
können davor bewahrt werden, von historisch<br />
gewachsenen Siedlungen zu Allerweltsdörfern<br />
zu werden.<br />
Interview: Edith Runer<br />
Der Verein Geschichtswerkstatt Freienfeld<br />
Ein gutes Beispiel, wie die Geschichte<br />
einer Gemeinde auf spannende Weise<br />
erforscht und einer breiten Bevölkerung<br />
nähergebracht werden kann, liefert<br />
der Verein Geschichtswerkstatt<br />
Freienfeld. Er erstellt auch die Chronik<br />
der Gemeinde.<br />
Bei Forschungsarbeiten für seine Diplomarbeit<br />
im Pfarrarchiv von Stilfes<br />
und Mauls fand der Historiker Oswald<br />
Überegger Aufzeichnungen über die<br />
Bombardierungen in den letzten beiden<br />
Kriegsjahren 1944/45 in Freienfeld.<br />
Eine kleine Gruppe Geschichtsinteressierter<br />
aus Stilfes, Trens und<br />
Mauls organisierte dazu 1996 Aktionstage.<br />
Die Gruppe nahm später an einer<br />
Fortbildung für Chronisten mit Bezirkschronist<br />
Günther Ennemoser und Paul<br />
Detomaso teil. Begeistert von den Anregungen<br />
begann sie alsbald mit dem<br />
Sammeln von Unterlagen, und 1999<br />
wurden die ersten Chronikbände für<br />
die Jahre 1997 und 1998 vorgestellt.<br />
Die offi zielle Gründung des Vereines<br />
Geschichtswerkstatt Freienfeld erfolgte<br />
im September 1999.<br />
Heute zählt der Verein 13 Mitglieder.<br />
Sie erforschen die Geschichte der Gemeinde,<br />
erstellen gemeinsam eine Jahreschronik,<br />
schaffen ein historisch-kulturelles<br />
Angebot für die Bevölkerung,<br />
etwa mit Ausstellungen, Vorträgen und<br />
Lehrfahrten – und nicht zuletzt befassen<br />
sie sich in Zusammenarbeit mit<br />
dem Heimatpflegeverband Südtirol mit<br />
der Erhaltung der historischen Kulturgüter<br />
in der Gemeinde.<br />
Wichtige Aktionen<br />
Josef Wieser ist seit der Gründung der Präsident<br />
des Vereines. Er nennt die Vernetzung,<br />
etwa mit den Bibliotheken und Bildungsausschüssen,<br />
als wichtige Säule.<br />
Die Gemeindeverwaltung ermögliche es<br />
zudem, dass in den drei Bibliotheken die<br />
Jahreschroniken aufliegen.<br />
Unter den Veranstaltungen in den vergangenen<br />
Jahren sind u. a. die Buchvorstellungen<br />
von Oswald Überegger herausragend, die<br />
Ausstellung „Reisezeit : Zeitreisen“, die die<br />
Entwicklung von Verkehr, Gastwirtschaft<br />
und Tourismus im 19. und 20. Jahrhundert<br />
in Freienfeld, die Vorstellung der „Briefe<br />
zwischen Front und Heimat von Josef und<br />
Franziska Faistnauer (1915 – 1918)“ sowie<br />
die Bücher „Lebensgeschichten aus<br />
Freienfeld“ mit Interviews von den älteren<br />
Mitbürgern und „Ruender, Mahder, Wasserler“<br />
über die Flurnamen.<br />
Im Sommer fanden im Rahmen des Projektes<br />
„Natur (er)leben“ der drei Bildungsausschüsse<br />
von Freienfeld in Zusammenarbeit<br />
mit dem Heimatpflegeverband zwei<br />
Ortsbegehungen in Mauls und Stilfes statt<br />
(siehe KulturFenster 05/<strong>2021</strong>). Dabei wurden<br />
wertvolle Anregungen zur Erhaltung<br />
des Dorfbildcharakters gegeben.<br />
KulturFenster<br />
7 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
festgehalten<br />
Ausstellung „Baustelle Südtirol“<br />
Die Chronist*innen sammelten historisches Bildmaterial und<br />
stellten dem jeweils ein aktuelles Bild gegenüber<br />
Trens einst und heute: „Aus den Gästebüchern<br />
entnehmen wir, dass die Besucher<br />
vom Ausmaß der Entwicklung überrascht<br />
sind“, sagt Rita Thaler Wieser über die<br />
Ausstellung „Baustelle Südtirol“.<br />
Foto: Archiv Thaler Wieser<br />
Auch wenn sie nicht kommentieren, so zeigen<br />
die Chronist*innen mit ihrer Arbeit dennoch<br />
auf, wie es um Südtirols Natur und Kulturlandschaft<br />
steht. Zum runden Geburtstag<br />
organisierten sie die Ausstellung „Baustelle<br />
Südtirol - Siedlungsgrenzen – grenzenlos?“<br />
und sorgten damit für Staunen und Raunen<br />
unter den Betrachtern.<br />
Den Hintergrund der Jubiläumsausstellung<br />
bildete das neue Gesetz zu Raum<br />
und Landschaft und dabei insbesondere<br />
der Bereich der Ausweisung der neuen<br />
Siedlungsgrenzen in den Gemeinden. Die<br />
Chronisten aus den Bezirken sammelten<br />
historisches Bildmaterial und stellten den<br />
Fotos jeweils ein aktuelles, aus derselben<br />
Perspektive aufgenommenes Bild gegenüber.<br />
Raimund Rechenmacher, der stellvertretende<br />
Vorsitzende der Chronisten,<br />
schlug vor, die Fotos auf Schaltafeln zu<br />
präsentieren, um die „Baustelle Südtirol“<br />
deutlich zu machen.<br />
Und das ist offensichtlich gelungen: Der<br />
Vergleich von älteren Aufnahmen zeigt,<br />
wie Dörfer und Städte seit der Zwischenkriegszeit<br />
und insbesondere ab den<br />
1960er-Jahren kontinuierlich gewachsen<br />
sind. „Die Ausstellung ist bisher gut<br />
angekommen“, sagt die Vorsitzende Rita<br />
Thaler Wieser. „Den Gästebüchern entnehmen<br />
wir, dass die Besucher vom Ausmaß<br />
der Entwicklung überrascht sind.“<br />
Damit sei ein wesentliches Ziel schon<br />
erreicht, denn: „Wenn sich die Betrachter<br />
durch diese Bilder berühren lassen,<br />
kann es gelingen, in den nächsten Jahren<br />
die Bewahrung von Kultur und Tradition<br />
mit gesellschaftlichen, wirtschaftlichen<br />
und ökologischen Ansprüchen in<br />
Einklang zu bringen.“ Rita Thaler Wieser<br />
ist auch überzeugt, dass die Ausstellung<br />
für die Gemeindeentwicklungspläne,<br />
die demnächst erstellt werden,<br />
eine Hilfe sein kann.<br />
Zur Ausstellung – derzeit ist sie nur noch<br />
bis zum 31. <strong>Dezember</strong> im Café „Milchbar“<br />
in Sarnthein zu sehen – ist in mehreren<br />
Orten auch eine Publikation erschienen,<br />
die den Gemeinden, Schulen und<br />
Bibliotheken zur Verfügung gestellt wird.<br />
KulturFenster<br />
8 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
„Viele Berührungspunkte“<br />
Für engere Zusammenarbeit zwischen<br />
Heimatpfleger*innen und Chronist*innen<br />
Heimatpflege und Chronikwesen haben<br />
viele Berührungspunkte. Das stellte HPV-<br />
Obfrau Claudia Plaikner bei einer Online-<br />
Fortbildung für Chronist*innen fest. Und<br />
sie legte dar, wo und wie beide Interessensgruppen<br />
noch enger zusammenarbeiten<br />
könnten.<br />
„Naturgemäß haben wir in unseren Tätigkeiten<br />
viele Schnittstellen. Es geht uns<br />
um das historische und volkskundliche<br />
Wissen über unsere Heimat, über die<br />
Wahrnehmung von Veränderung in der<br />
Heimat, es geht um Dokumentation und<br />
um das Nachdenken darüber, wie sich<br />
die Veränderungen auf das soziale, kulturelle<br />
und ökonomische Verhältnis auswirken.<br />
Nicht zuletzt geht es um die Frage,<br />
welchen Beitrag wir mit unseren Verbänden<br />
leisten können, um unsere Heimat<br />
in eine gute Zukunft zu bringen.“ Dies<br />
vorausgeschickt zeigte Claudia Plaikner<br />
anhand der Info-Broschüre des Heimatpflegeverbandes<br />
Südtirol auf, welche<br />
Schwerpunkte dieser setzt, etwa in<br />
Bezug auf die Baukultur, auf Kleindenkmäler,<br />
auf das Brauchtum, aber auch auf<br />
den Klimaschutz.<br />
Durch ihre Recherchearbeit und das Festhalten<br />
von aktuellen Ereignissen seien<br />
auch die Chronisten mit diesen Themen<br />
befasst. Es gebe viele Berührungspunkte:<br />
„Chronist*innen sind oft in Personalunion<br />
auch Heimatpfl eger*innen und umgekehrt“,<br />
stellte Claudia Plaikner fest. „Beiden<br />
geht es um die Wahrnehmung, die<br />
Dokumentation und Wertschätzung des<br />
soziokulturellen, historischen und natürlichen<br />
Umfeldes in Dorf und Stadt und<br />
um dessen sinnvolle Weiterentwicklung.“<br />
Wo können beide Gruppen noch enger<br />
zusammenarbeiten?<br />
„Ich denke, dass es den Chronist*innen<br />
eigen ist, dass sie aufmerksam und bedacht<br />
Veränderungen in ihrem Dorf<br />
wahrnehmen und dokumentieren. Wir<br />
Heimatpfleger*innen haben leider nicht<br />
in allen Dörfern Heimatpflegevereine bzw.<br />
Ortsbeauftragte: Daher wäre es wünschenswert,<br />
wenn Chronist*innen und<br />
Ortsbeauftragte in Personalunion zusammengeführt<br />
würden bzw. sich gegenseitig<br />
unterstützen und ergänzen könnten.“<br />
Mancherorts geschehe das bereits.<br />
Ein gemeinsames Auftreten bei Anliegen<br />
und Vorschlägen, die vor den örtlichen politischen<br />
Entscheidungsträgern deponiert<br />
werden sollten, würde sicher manchmal<br />
auch Sinn machen,<br />
so Claudia Plaikner:<br />
„Generell können<br />
wir uns beide dafür<br />
einsetzen, dass lokale<br />
Besonderheiten<br />
wieder bewusst gemacht<br />
werden und<br />
deren Wert erkannt<br />
wird. Ebenso können<br />
wir uns für die Vertiefung des historischen<br />
und volkskundlichen Wissens, für<br />
einen bewussten Umgang mit unseren<br />
Traditionen, unseren Dialekten, unseren<br />
mündlichen Überlieferungen stark machen.<br />
Dasselbe gilt für die Pflege unserer<br />
historischen und aktuellen Baukultur sowie<br />
unserer Naturlandschaft.“<br />
Heimatpflegeverband<br />
Südtirol<br />
„<br />
Generell können wir uns beide dafür einsetzen, dass<br />
„<br />
lokale Besonderheiten wieder bewusst gemacht werden<br />
und deren Wert erkannt wird.<br />
Claudia Plaikner<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />
Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />
Redaktionsschluss für<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Freitag, 14. Jänner 2022<br />
KulturFenster<br />
9 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
informiert & reektiert<br />
„Das habe ich wohl geerbt“<br />
Josef Rainer aus Trens setzt sich ehrenamtlich in vielen<br />
Bereichen ein – Ein Porträt<br />
Es gibt viele Anlässe, um Josef Rainer ein<br />
Porträt zu widmen. In der Adventszeit ist<br />
es bestimmt der Krippenbau, dem sich der<br />
64-jährige Trenser seit 25 Jahren widmet.<br />
Doch er engagiert sich ehrenamtlich in vielerlei<br />
Hinsicht für seine Heimat, für Kirche,<br />
Kultur und Natur.<br />
Mit Josef Rainer am Stubentisch zu sitzen<br />
und in Fotoalben und Aktenordnern zu stöbern<br />
– dafür sollte man sich etwas länger<br />
Zeit nehmen. Es ist ein wahrer Schatz, den<br />
der pensionierte Eisenbahner und leidenschaftliche<br />
Sammler darin hütet. Ein Album<br />
enthält originale Postkarten aus Trens ab<br />
dem Jahr 1890, fein sortiert, frankiert und<br />
gestempelt. In einem anderen bewahrt er<br />
rund 200 Andenkenbilder der weitum bekannten<br />
Wallfahrtskirche Maria Trens auf:<br />
„Die ältesten sind aus dem frühen 18. Jahrhundert.“<br />
Erstanden hat Josef Rainer diese<br />
einzigartigen Erinnerungsstücke vor allem<br />
auf Floh- und Tauschmärkten oder im Internet.<br />
Sie sind für ihn wertvolle Zeugnisse aus<br />
der Geschichte und Kultur seines Heimatortes,<br />
die ihn schon immer interessiert hat.<br />
Besondere Beziehung zur<br />
Wallfahrtskirche<br />
In Trens in der Gemeinde Freienfeld ist<br />
Josef Rainer aufgewachsen, dort ist er in die<br />
Schule und in die Kirche gegangen. Mit acht<br />
Jahren hat er erstmals am Altar ministriert.<br />
Seither pflegt er eine besondere Beziehung<br />
zur Wallfahrtskirche. Viele Jahre lang hat er<br />
den hauptberuflichen Mesner ehrenamtlich<br />
unterstützt, war Fahnen- und Himmelträger<br />
bei Prozessionen, hat im Pfarrgemeinderat<br />
mitgearbeitet. Oft kümmerte er sich<br />
in seiner Freizeit um die große Muttergottes-Figur<br />
in der Kirche. Das war aufwändig,<br />
zumal die Figur nach den liturgischen<br />
Farben im Kirchenjahr etwa zwölf Mal im<br />
Jahr neu eingekleidet werden muss. Zudem<br />
hat Josef Rainer über Jahrzehnte<br />
die riesige, aus dem 17. Jahrhundert<br />
stammende Kirchenkrippe betreut,<br />
deren rund 50 Wachsfiguren besonderer<br />
Umsicht bedürfen. Jedes<br />
Jahr brachte er einige davon nach Meran,<br />
wo sie von Hertha Aichner restauriert<br />
wurden. „Auch sie hat das unentgeltlich<br />
gemacht“, betont er. Gemeinsam mit Johann<br />
Salcher brauchte er zwei volle Tage,<br />
um die vier Meter breite Krippe aufzustellen<br />
– das alles um Gottes Lohn.<br />
Auch Josef Rainer selbst ist begeisterter<br />
Krippenbauer. „1994 hat mich ein Bekannter<br />
überredet, einen Krippenbaukurs zu besuchen“,<br />
erinnert er sich. Später hielt er im<br />
Auftrag des Verbandes der Krippenfreunde<br />
über 20 Jahre lang Krippenbaukurse ab, vor<br />
allem im Wipptal, wo dadurch zahlreiche<br />
Tiroler Krippen entstanden sind. Bei Josef<br />
Rainer daheim steht im Advent eine 2,4 Meter<br />
breite „heimatliche Krippe“. So nennt<br />
man die Krippen mit Motiven aus der Umgebung,<br />
in diesem Fall etwa Schloss Sprechenstein<br />
oder die bekannte Reiterkapelle.<br />
Mehrere Jahre hat der detailverliebte Krippenbauer<br />
an diesem Kunstwerk gearbeitet<br />
und es auch auf Ausstellungen gezeigt. Mittlerweile<br />
gibt Josef Rainer keine Kurse mehr,<br />
übt sein Hobby aber nach wie vor aus und<br />
stellt die Krippen zum Beispiel einem Verein<br />
zur Verfügung, der sie für einen guten<br />
Zweck verkauft.<br />
Postkarten aus drei Jahrhunderten hat<br />
Josef Rainer gesammelt. Alle zeigen<br />
seinen Heimatort Trens – ein Stück Geschichte<br />
mit mehr als nur<br />
Sammlerwert.<br />
Foto: Edith Runer<br />
Ein Leben für das Ehrenamt<br />
Josef Rainer lebt für das Ehrenamt, wie er<br />
selber sagt. Er war nach seiner aktiven Zeit<br />
als Freizeitfußballer 27 Jahre lang Schiedsrichter<br />
bei den Jugendmannschaften und<br />
ist nun seit 41 Jahren bei der Freiwilligen<br />
Feuerwehr aktiv, davon war er sieben Jahre<br />
Kommandant. Dabei hat er nicht nur Menschen<br />
geholfen, sondern auch eine Chronik<br />
des Vereines erstellt. „Aus einem Haus,<br />
das abgebrochen werden sollte, habe ich<br />
in letzter Minute Unterlagen gerettet“, erinnert<br />
er sich. Daraus ist in minutiöser Kleinarbeit<br />
eine Dokumentation entstanden, auf<br />
die der Feuerwehrmann sichtlich stolz ist,<br />
weil kaum eine Wehr in Südtirol geschichtlich<br />
so gut erfasst ist.<br />
KulturFenster<br />
10 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
Diese heimatliche Krippe hat Josef Rainer selbst gebaut. Unter anderem sind Schloss<br />
Sprechenstein und die Reiterkapelle zu sehen.<br />
Foto: Privat<br />
Nicht große, aber klare Worte<br />
Josef Rainer ist kein Mann der großen Worte,<br />
aber er handelt, wenn er es für notwendig<br />
empfindet. So hat er u. a. dafür gesorgt, dass<br />
Bildstöcke sowie ein alter Weg zum Schloss<br />
Sprechenstein restauriert bzw. instandgesetzt<br />
wurden , und er hat mit anderen zusammen<br />
auch selbst Hand angelegt, wo<br />
es möglich war. Er beobachtet zudem mit<br />
wachem Auge die Entwicklung in seinem<br />
Heimatort Trens. Und er deponiert seine<br />
Meinung und seine Vorschläge auch bei<br />
der Politik, wenn er merkt, dass etwas in die<br />
falsche Richtung geht. So finden sich zwischen<br />
seinen Sammlerobjekten auch jede<br />
Menge Fotos und Zeitungsausschnitte, die<br />
er hervorholt, wenn er die Veränderungen<br />
im Ort vor Augen führen möchte. Nicht immer<br />
seien sie positiv, meint er. Er erzählt<br />
vom Höfesterben und dem gleichzeitigen<br />
Wachsen der Intensivlandwirtschaft, von<br />
Neubauten, die das Ortsbild beeinträchtigen<br />
oder vom Zweitwohnungstourismus, der<br />
auf der Sonnenseite des Wipptales blühe.<br />
„Ich bin absolut nicht gegen eine Entwicklung“,<br />
unterstreicht er. „Aber sie soll zum<br />
Wohl der Trenser und im Einklang mit der<br />
Landschaft und dem Ortsbild sein.“ Leider<br />
sei das immer seltener der Fall.<br />
Engagement für die Heimat<br />
für ihn kein Anlass, um sich zurückzuziehen.<br />
Immerhin gebe es<br />
auch einige Lichtblicke, die zeigen,<br />
dass der Einsatz nicht ganz<br />
umsonst ist, etwa die Tatsache, dass<br />
der umstrittene Bau einiger Chalets in<br />
unmittelbarer Umgebung der Wallfahrtskirche<br />
nun vor Gericht behandelt werde.<br />
„Den einzigartigen Blick auf die Kirche wird<br />
ein Urteil zwar nicht mehr retten, aber zumindest<br />
ist es ein Zeichen, dass nicht alles<br />
möglich ist.“<br />
Josef Rainer wird sich weiter für seinen<br />
Heimatort Trens einsetzen. „Kultur, Landschaft<br />
und Geschichte waren schon meinen<br />
Vorfahren ein Anliegen. Ich habe das<br />
wohl geerbt“, sagt er mit einem Schmunzeln<br />
an den Lippen und zieht aus dem Regal<br />
eine dicke Mappe hervor. Es ist die Hauschronik,<br />
die er nach einer umfassenden<br />
Recherche zusammengestellt hat und die<br />
seine Familie bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen<br />
lässt.<br />
Sein Engagement für die Heimat ist Josef<br />
Rainer ein großes Anliegen, auch wenn er<br />
mittlerweile nicht mehr ganz so aktiv ist wie<br />
früher. Leider habe er sich damit nicht nur<br />
Freunde gemacht, gesteht er. Doch das ist<br />
Die bekannte Reiterkapelle wurde auf Initiative<br />
von Josef Rainer restauriert.<br />
Foto: Privat<br />
Viele Jahre lang hat Josef Rainer regelmäßig<br />
die Muttergottes in der Wallfahrtskirche<br />
von Trens neu eingekleidet. Foto: Privat<br />
KulturFenster<br />
11 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
informiert & reektiert<br />
Alpiner Raum ohne Wert?<br />
Schutz von Natur- und Kulturlandschaft: Verbände fordern<br />
Politik zu klarem Bekenntnis auf<br />
Scheinbar unscheinbar: der Moorkomplex<br />
in Schnals<br />
Fotos: AVS<br />
Der alpine Raum steht unter Druck – mehr denn<br />
je. Alpenverein Südtirol, Cai Alto Adige, Dachverband<br />
für Natur- und Umweltschutz sowie<br />
Heimatpflegeverband Südtirol beanstanden<br />
die schwindende Wertschätzung der ursprünglichen,<br />
alpinen Natur- und Kulturlandschaften.<br />
An markanten Beispielen fehlt es nicht.<br />
Thema Erschließung: Es scheint, als ob nur<br />
durch eine massive (Über-)Erschließung und<br />
(Über-)Nutzung ein gesellschaftlicher Wert<br />
generiert werden könne. Anders ist es nicht<br />
zu erklären, dass man beispielsweise beim<br />
Neubau der Santnerpass-Hütte über die<br />
architektonische Qualität diskutiert anstatt<br />
festzustellen, dass die Kubatur im Vergleich<br />
zum Bestand mehr als verachtfacht wurde.<br />
Und dies obwohl die Schutzhütte aus alpinistischer<br />
Sicht überhaupt keinen Nutzen<br />
hat. Die einzig berechtigte Frage muss daher<br />
nicht sein, wie, sondern ob Strukturen<br />
wie die Santnerpass-Hütte überhaupt noch<br />
neu gebaut werden sollen.<br />
Ähnliches gilt für den Neubau der Kölner<br />
Hütte, der laut Plan ein Luxushotel werden<br />
soll, ohne Wertschätzung für historische<br />
Bausubstanz und für das angrenzende<br />
UNESCO-Weltnaturerbe. Und auch<br />
das geplante „Hoteldorf“ im Talschluss von<br />
Schnals sprengt nicht nur in seinen Dimensionen<br />
die Grenzen jeder Verträglichkeit,<br />
sondern zeugt auch von mangelnder Sensibilität<br />
gegenüber dem alpinen Raum und<br />
dessen landschaftlicher aber auch ökologischer<br />
Wertigkeit.<br />
Blechlawinen rollen wieder<br />
Thema Verkehr: Nicht nur in den urbanen<br />
Bereichen Südtirols droht mittlerweile kontinuierlich<br />
der Verkehrskollaps, auch über<br />
die Passstraßen wälzen sich die Blechlawinen<br />
zunehmend zäher. Seit vielen Jahren<br />
bemühen sich die Verbände um eine Beruhigung<br />
des alpinen Raumes rund um die<br />
Passstraßen. Passiert ist bisher wenig und<br />
die Auszeichnung als UNESCO-Weltnaturerbe<br />
hat sich vor allem als Marketing-Instrument<br />
entpuppt, mit dem der Andrang auf<br />
diese Gebiete erst richtig angeheizt wurde.<br />
Schutzlose Schutzzonen<br />
Thema Naturschutz: Weder die UNESCO-<br />
Auszeichnung noch die Schutzkategorien<br />
wie „Naturpark“ oder „Natura2000-Gebiet“<br />
haben einen Wert, wenn es um Bauvorhaben<br />
und andere Eingriffe in die Natur<br />
geht. Bestes Beispiel hierzu ist der Fall<br />
Antersasc, bei dem zuerst die Politik trotz<br />
negativer Gutachten in einem dreifach geschützten<br />
Gebiet die Erschließung mittels<br />
Zufahrtsstraße beschließt und nach einem<br />
Rechtsstreit das Projekt vom Staatsrat defi<br />
nitiv genehmigt wird.<br />
Alpenverein Südtirol, CAI Alto Adige, Dachverband<br />
für Natur- und Umweltschutz sowie<br />
Heimatpflegeverband fordern daher von<br />
der Politik ein klares und eindeutiges Bekenntnis<br />
zum Wert der alpinen Natur- und<br />
über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft<br />
und erwarten sich eine deutlich<br />
kohärentere Politik mit konkreten Entscheidungen<br />
in diesem Bereich.<br />
Unterstützung von<br />
alpinistischer Seite<br />
Bei ihrem Einsatz für einen naturbelassenen<br />
alpinen Raum werden die Südtiroler Umweltverbände<br />
auch von den „Huberbuam“<br />
(siehe Statements) und dem jungen Alpinisten<br />
und Bergführer Alex Walpoth unterstützt.<br />
Dieser sagt: „Es gilt die Gratwanderung<br />
zu schaffen zwischen touristischer Nutzung<br />
der Berge auf der einen Seite und größtmöglicher<br />
Bewahrung von deren Ursprünglichkeit<br />
auf der anderen Seite. Bei dieser Gratwanderung<br />
frage ich mich schon seit längerer<br />
Zeit: Klettern wir noch am Grat, oder sind<br />
wir längst schon in die eine oder andere<br />
Flanke hinabgestürzt?“ Walpoth plädiert dafür,<br />
die bislang unberührten Gebiete auch<br />
in Zukunft so zu belassen. Hoch oben auf<br />
dem Berg brauche es keine ausgefallenen<br />
Bauwerke, die mit der natürlichen, überragenden<br />
Schönheit<br />
der Berge ohnehin<br />
nicht konkurrieren<br />
könnten.<br />
„<br />
„<br />
Klettern wir noch am Grat oder sind wir längst schon<br />
in die eine oder andere Flanke hinabgestürzt?<br />
Bergführer Alex Walpoth<br />
KulturFenster<br />
12 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
„Ursprünglichkeit ist<br />
größtes Kapital“<br />
Was die bekannten Huberbuam zur Nutzung des alpinen Raumes sagen<br />
Das sagt der Profibergsteiger und Natura-2000-Botschafter Alexander Huber:<br />
„Wir müssen nachhaltiges Erleben in der Natur entwickeln, denn wir alle wissen, was wir mit den Alpen<br />
hier in der Mitte von Europa geschenkt bekommen haben.“<br />
Und zum Thema Glasturm unterm Rosengarten: „Das ist genau einer dieser Punkte, wo ich das Gefühl<br />
habe, dass wir versuchen, aus den Alpen mehr zu machen als das, was sie sind. Dabei ist gerade die<br />
Natur der großartigste Baumeister. Ich kann nichts damit anfangen, dass ein 22 Meter hoher Glasturm<br />
dann eine Eventlocation in der Mitte der Alpen sein soll. Von mir ein klares Nein zu solchen Projekten.“<br />
Das sagt sein Bruder, der Profibergsteiger Thomas Huber:<br />
„Ich kämpfe für die Ursprünglichkeit der Berge, und zwar vor allem auch für unsere Kinder. Wir haben schon<br />
einen großen Teil unseres Lebens hinter uns, aber unsere Kinder sollten genau diese Ursprünglichkeit leben<br />
können. Wir müssen noch etwas für sie übriglassen.“<br />
Sein Statement zu Rosengarten und Schnals: „Wenn diese Infrastruktur schon Bestand hat, wie ich es im<br />
Schnalstal oder am Rosengarten gesehen habe, dann sollte doch einfach der Bestand verwendet und optimiert<br />
werden. Wobei ich ganz ehrlich sagen muss: Im Schnalstal sollte man alles am besten die Ursprünglichkeit<br />
zurückführen, aber diesen Mut haben wir Menschen leider nicht. Denn wir verbauen uns immer mehr<br />
die Zukunft, weil wir nur kurzfristigen Gewinn im Blick haben. Wenn wir langfristig denken, ist die Ursprünglichkeit<br />
das größte Kapital, das wir haben. Sie ist das, was die Menschen bei uns suchen.“<br />
Bei ihrem Einsatz für einen naturbelassenen alpinen Raum werden die Südtiroler Umweltverbände auch von den Huberbuam unterstützt.<br />
KulturFenster<br />
13 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
informiert & reektiert<br />
Dinge des Alltags<br />
aus Geschichte und<br />
Gegenwart<br />
Die Christbaumkugel<br />
Im 21. Jahrhundert ziert die Christbaumkugel<br />
nicht mehr nur den Lichterbaum, der in<br />
den Wohnzimmern oder in den Kirchen steht.<br />
Auch Bäume, die keine Nadeln tragen, die<br />
im Freien, auf Plätzen oder vor Geschäften<br />
stehen, sind mit großen Kugeln geschmückt.<br />
Sie sind in der Regel aus Kunststoff, meist in<br />
China hergestellt, und unterscheiden sich in<br />
vielerlei Hinsicht von den traditionellen, leicht<br />
zerbrechlichen Christbaumkugeln aus Glas.<br />
Einer der bekannten Herstellungsorte von<br />
Weihnachtsschmuck im 19. Jahrhundert war<br />
Lauscha, eine Stadt im Thüringer Wald, in der<br />
die Menschen hauptsächlich von der Glasherstellung<br />
lebten. Neben den Glaskugeln sind<br />
damals auch Figuren wie Nüsse oder Äpfel als<br />
Christbaumschmuck entstanden. Bis eine Kugel<br />
fertiggestellt war, waren mehrere Arbeitsschritte<br />
notwendig. Das Mundblasen erfolgte<br />
in den Glashütten, die Bemalung und Verzierung<br />
erledigten Familien in Heimarbeit.<br />
Wertvolles Glas statt chinesischer Kunststoff<br />
schmückte einst den Christbaum.<br />
Foto: Hermann Maria Gasser<br />
Im Laufe der Zeit änderten sich die Techniken.<br />
Ab 1860 wurden die Kugeln mit einer<br />
Silbersalzlösung von innen verspiegelt. Außen<br />
wurde ein Leim aufgetragen und mit Gold- und<br />
Silberstaub in verschiedenen Mustern versehen.<br />
Der Kugelhals wurde mit einer kleinen<br />
Säge abgeschnitten, damit der Verschluss befestigt<br />
werden konnte. Damit eine Serie von<br />
Kugeln die gleiche Größe erhielt, gab es Schablonen<br />
aus Holz.<br />
Zuerst war die Herstellung der Kugeln bescheiden,<br />
doch ab 1870 nahm die Nachfrage nach<br />
Christbaumschmuck rasant zu. Die Kugeln<br />
zierten nicht nur Bäume in Europa, sondern<br />
wurden auch nach Amerika exportiert. Lange<br />
Zeit war Lauscha führend, vor dem Ersten<br />
Weltkrieg bekam es Konkurrenz aus Gablonz,<br />
im damaligen Böhmen gelegen. Dort wurden<br />
nicht Kugeln, sondern Weihnachtsschmuck<br />
aus kleinen Perlen hergestellt.<br />
Barbara M. Stocker<br />
Echter Gablonzer Weihnachtsschmuck ist<br />
mittlerweile eine Rarität auf den Christbäumen.<br />
Foto: Anita Augscheller<br />
KulturFenster<br />
14 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
Schwendrodung, Brandrodung<br />
und Räumung<br />
Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (5) – Rodungsnamen (3. Teil)<br />
Waldflur Gschwenden in Verdins (Gemeinde<br />
Schenna): Der Baum am linken Bildrand<br />
„schwendet“ sich von selbst!<br />
Im „KulturFenster“ 05/<strong>2021</strong> wurden Flurnamen<br />
wie Moas, Umas, Runa oder Grin vorgestellt,<br />
die auf die Rodungsart der Schlagrodung<br />
zurückgehen. Es gibt aber weitere<br />
früher angewandte Rodungstechniken, um dem<br />
Wald begehrtes Acker- oder Weideland abzutrotzen:<br />
die Schwend- und die Brandrodung.<br />
Schwendrodung<br />
Bei der Schwendrodung werden die Bäume<br />
geringelt, oder die Rinde wird gleich ganz<br />
abgeschabt. Das dafür notwendige spezielle<br />
eiserne Schabmesser wird Schepser genannt.<br />
Das Entrinden führt zum allmählichen<br />
Absterben bzw. Austrocknen des Baumes.<br />
Das althochdeutsche Verb für das Entrinden<br />
ist swintan „schwinden, abmagern,<br />
welken“, als Kausativ (Veranlassungswort)<br />
swenten „zum Schwinden bringen“. Als Ergebnis<br />
liegt eine swende „durch Schwenden<br />
gewonnenes Landstück“ vor, oder – falls es<br />
sich um mehrere Grundstücke handelt – ein<br />
geswende (Gschwend).<br />
Räuten (= Ausreißen der Wurzelstöcke) und<br />
Schwenden (Entrinden) wurden früher säuberlich<br />
auseinander gehalten, wie eine Passage<br />
aus der Salzburger Waldordnung von<br />
1592 belegt: [...] sollen auch alle [...] innhaber<br />
der gueter ire aigne gehaite haimbholzer<br />
[...] wöder reuten, schwenndten noch<br />
[...] zu grundten raumen, sonnder allain zu<br />
irer hausnotturfft haien<br />
Der Namentyp Gschwend, Gschwand oder<br />
Schwand ist im Alpenraum bzw. in Südtirol<br />
häufig, z. B. Gschwend (Alm im Sarntal/Trienbach;<br />
Gehöft in Ratschings/Kalch;<br />
Hof in Pichl/Gsies); weiters Schwånd (Wald<br />
in St. Felix/Deutschnonsberg; Wald in Obereggen)<br />
oder Gschwånt (Wald oberhalb von<br />
Wans in Walten/Passeier).<br />
In Villnöß gibt es fast ausschließlich alpenromanische<br />
Hofnamen, darunter den<br />
Hof Zerschnat (mda. Zerschnot). Dies ist<br />
die romanische Entsprechung zum deutschen<br />
Gschwend, nämlich alpenromanisch<br />
*tširtšinada (area) „Gegend mit geringelten<br />
Bäumen“; zugrunde liegt das lateinische<br />
Verb circinare „Bäume kreisförmig<br />
einschneiden“.<br />
Brandrodung<br />
Die Wiese Stuber-Brünst in Grissian (Gemeinde<br />
Tisens)<br />
Prominenter im Flurnamenbild vertreten ist<br />
allerdings die Brandrodung. Bei entsprechenden<br />
Witterungsverhältnissen wurden<br />
Buschland, Hecken, aber eben auch<br />
Wald abgebrannt: Der Asche bedeckte Boden<br />
war für wenige Jahre sehr fruchtbar<br />
(Mineraldüngung). Bis ins 19. Jahrhundert<br />
wandte man in Ulten die Technik des<br />
„Brandschlagens“ an. Auf dem niedergebrannten<br />
Boden wurden sogleich Weizen<br />
und Roggen eingesät. Das bezeugen Flurnamen<br />
wie Weizbrand (mda. Woazprånt) in<br />
Tscherms und in Ulten sowie Roggebrand<br />
(mda. Roggeprånt) in Franzensfeste und<br />
in Mühlwald.<br />
Unzählig sind die Flurnamen Brand (mda.<br />
Prånt), Brandl (mda. Prantl) und Brünst<br />
(Hofname in Schenna sowie in Matatz/Passeier).<br />
Außerdem gibt es in Franzensfeste<br />
den Gebrünstegraben und in Grissian eine<br />
Wiese namens Stuber-Brünst.<br />
Weniger auffällig, aber gleichwohl auf einen<br />
Brand zurückgehend, ist der Waldname<br />
Absang (mda. Osånk), z. B. in Latzfons<br />
oder in Weißenbach. Wie der Flurname<br />
verrät, wurde der Wald „abgesengt“, also<br />
abgebrannt. Auch die Familiennamen Singer<br />
oder Senger gehen auf Männer zurück,<br />
die eine Brandrodung durchgeführt haben.<br />
Ursprung des Flurnamens Absang ist das<br />
althochdeutsche Substantiv sengi, das seinerseits<br />
auf das Verb sengên „versengen,<br />
abbrennen“ zurückgeht.<br />
Einen klaren Hinweis auf „Schwenden“ durch<br />
Feuer liefert der Hofname Feuerschwend<br />
(mda. Foischwente) in Sand in Taufers.<br />
Räumung<br />
Nach Schneebrüchen und Lawinenabgängen<br />
müssen Weiden und Felder im<br />
Frühjahr von Ästen und Steinen geräumt<br />
werden, damit im Sommer überhaupt ein<br />
Grasschnitt durchgefürt werden kann. Dafür<br />
stehen die Vinschger Flurname Muntaditsch<br />
(Matsch; 1380 Montadiz) und Maleditsches<br />
(Taufers im Münstertal; 1416<br />
Mundaditscha in Plan), die beide auf. Das<br />
romanische Substantiv lautet "mundaditšja"<br />
(Ort, wo man im Frühling – die Lawinenschaden<br />
– wegräumen muss).<br />
Johannes Ortner<br />
KulturFenster<br />
15 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
informiert & reektiert<br />
Von wegen nachhaltig!<br />
Gröden will für Ski-WM 2029 kandidieren – Das spricht dagegen<br />
Der Vergleich zeigt die Entwicklung von Wolkenstein seit der Ski-WM.<br />
Praktisch „im stillen Kämmerlein“ haben<br />
die Gemeindeausschüsse von Wolkenstein<br />
und St. Christina beschlossen, für die Austragung<br />
der Ski-Weltmeisterschaft 2029 in<br />
Gröden zu kandidieren. Die "Lia per Natura<br />
y Usanzes", der Dachverband für Natur- und<br />
Umweltschutz und der Heimatpflegeverband<br />
sind enttäuscht über die Vorgehensweise<br />
der politisch Verantwortlichen.<br />
„<br />
Eine Weltmeisterschaft kann niemals<br />
nachhaltig sein, zumal sie in<br />
den intensivsten Tagen der Hochsaison<br />
ausgetragen wird und zu unvermeidlichen<br />
Eingriffen in Natur<br />
und Landschaft sowie zu unaufhaltsamem<br />
Ausverkauf von Kultur- und<br />
„<br />
Baugrund führen wird.<br />
Lia per Natura y Usanzes<br />
Die Gemeindeausschüsse von Wolkenstein<br />
und St. Christina haben im stillen Kämmerlein<br />
beschlossen, für die Austragung der<br />
Ski-Weltmeisterschaft 2029 in Gröden zu<br />
kandidieren. Es gab kaum Diskussionen in<br />
den Gemeindestuben, geschweige denn<br />
Zeit, um Informationen über die positiven<br />
bzw. negativen Folgen einer WM einzuholen,<br />
die Bevölkerung wurde nicht befragt.<br />
Die "Lia per Natura y Usanzes", der Dachverband<br />
für Natur- und Umweltschutz und<br />
der Heimatpflegeverband sind enttäuscht<br />
über die Vorgehensweise der politisch Verantwortlichen.<br />
Eine Entscheidung für ein<br />
Megaevent von solcher Tragweite muss<br />
mit der Partizipation der gesamten Bevölkerung<br />
getroffen werden, denn sie trägt<br />
auch die wirtschaftlichen, sozialen und<br />
ökologischen Folgen.<br />
In den 1990er-Jahren stimmte die Grödner<br />
Bevölkerung bereits einmal mehrheitlich<br />
gegen die Austragung einer weiteren<br />
WM. Heute scheint es eine solche demokratische<br />
Diskussionskultur nicht mehr zu geben,<br />
die Bevölkerung wird zwangsbeglückt.<br />
Die WM bringt mehr<br />
Nachteile als Vorteile<br />
Die Vorgaben für die WM werden von der<br />
FIS diktiert, und selbst die Promotoren haben<br />
wenig Mitspracherecht. Die finanziellen<br />
Fördermittel können zu Fehlinvestitionen<br />
führen, die das Tal noch lange nach dem<br />
Ende des Events belasten. Erhöhter Energieund<br />
Raumbedarf, zusätzliche Flächenver-<br />
KulturFenster<br />
16 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
siegelung durch Beton und Asphalt, deformierte<br />
Wohnräume durch die Errichtung<br />
von entseelten Ferienlandschaften, Ausverkauf<br />
von Natur und Landschaft und<br />
das massive Problem des Durchgangsverkehrs,<br />
der das Tal in der Hochsaison<br />
verstopft, sind nur einige der Probleme,<br />
die mit der WM auf Gröden zukommen.<br />
Dabei werden die bereits bestehenden tatsächlichen<br />
Probleme wie überbordender<br />
Verkehr, CO 2<br />
-Ausstoß, Luftverschmutzung<br />
und Lärmbelastung, steigende Lebenshaltungskosten,<br />
völlig überteuertes Wohnen<br />
und Pandemie-Folgewirkungen noch zusätzlich<br />
verschärft. Weitere Umfahrungsstraßen,<br />
die mit WM-Geldern gebaut werden<br />
könnten, lösen weder das Verkehrsproblem<br />
im Tal, noch jenes auf den Pässen. Sie verschieben<br />
es, zumal das Verkehrsaufkommen<br />
im Grödental zunehmen würde. Zusätzliche<br />
Infrastrukturen müssten noch<br />
gebaut werden, deren Kosten von der öffentlichen<br />
Hand getragen werden.<br />
Alles nur ein Märchen<br />
Die Ankündigung, dass man keine weiteren<br />
Skipisten braucht, ist nicht glaubwürdig.<br />
Außerdem wird die WM vielfach in einem<br />
Atemzug mit der Abhaltung der Weltcuprennen<br />
vor Weihnachten genannt. Der<br />
Vergleich hinkt, da die Weltcuprennen in<br />
der Nebensaison ausgetragen werden, in<br />
einem Zeitraum, in dem sich wenige Touristen<br />
im Tal aufhalten. Ganz anders sähe<br />
die tatsächliche Bettenbelegung während<br />
der WM aus, die mitten in die Hauptsaison<br />
fällt. Wir wissen aus Erfahrung, dass<br />
Sportevents dieser Größenordnung Überkapazitäten<br />
in der Beherbergungsbranche<br />
schaffen und Bergtäler im Hinblick<br />
auf erhöhtes Verkehrsaufkommen und Sicherheitskosten<br />
maßlos überfordern. Dazu<br />
kommt ein massiv erhöhter Ressourcenverbrauch,<br />
sprich Strom- und Wasserkonsum,<br />
sowie eine Zunahme der Müllproduktion.<br />
Eine Weltmeisterschaft kann niemals nachhaltig<br />
sein, zumal sie in den intensivsten<br />
Tagen der Hochsaison ausgetragen wird<br />
und zu unvermeidlichen Eingriffen in Natur<br />
und Landschaft sowie zu unaufhaltsamem<br />
Ausverkauf von Kultur- und Baugrund führen<br />
wird. Die steigenden Lebenshaltungs-,<br />
Wohn- und Mietkosten zwingen die Jugend,<br />
in erschwinglichere Gebiete abzuwandern.<br />
Das bedeutet, dass eine gleichmäßige<br />
Verteilung von Lebenschancen<br />
nicht mehr garantiert werden kann. Bestes<br />
Beispiel dafür ist Cortina. Man sollte<br />
aus den Fehlern lernen, die die „Perle der<br />
Dolomiten“ begangen hat.<br />
Die Gemeinde Abtei<br />
macht es vor<br />
Der Gemeinderat in Abtei hat mit breiter<br />
Mehrheit eine Ski-WM-Kandidatur abgelehnt.<br />
Im Gadertal hat man sich darauf besonnen,<br />
dass es an der Zeit ist umzudenken,<br />
dass der „Overtourism“ langfristig keine<br />
Vorteile bringt und Natur- und Kulturlandschaft<br />
geschont werden müssen. Priorität<br />
hat die Eindämmung des Klimawandels, der<br />
sich auch in unseren Bergregionen durch<br />
die Erderwärmung und die sich häufenden<br />
Naturkatastrophen unübersehbar ankündigt.<br />
Volksbefragung ist<br />
notwendig<br />
Die "Lia per Natura y Usanzes", der Dachverband<br />
für Natur- und Umweltschutz und<br />
der Heimatpflegeverband sprechen sich dafür<br />
aus, eine Volksbefragung zum Thema<br />
Ski-WM-Kandidatur 2029 zu machen. Die<br />
Grödner Bevölkerung hat das Recht mitzuentscheiden.<br />
Sie sollte über das Anliegen<br />
der WM-Initiatoren und gleichzeitig über<br />
die Auswirkungen einer derartigen Großveranstaltung<br />
eingehend informiert werden,<br />
bevor eine bindende Abstimmung<br />
entscheidet.<br />
Die Ankündigung, dass man keine weiteren Skipisten braucht, ist nicht glaubwürdig.<br />
KulturFenster<br />
17 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
hinausgeblickt<br />
Feiern, aber auch weiterdenken<br />
Memorandum anlässlich „150 Jahre Pustertaler Bahn“ –<br />
Für nachhaltige Verkehrspolitik<br />
Die Pustertaler Bahn ist 150 Jahre alt geworden.<br />
Das ist ein Grund zum Feiern, aber<br />
auch ein Anlass zum Weiterdenken, etwa<br />
an eine nachhaltige Verkehrspolitik.<br />
Im November 1871 wurde die Pustertaler<br />
Bahn offiziell eröffnet. Der fast 200 Kilometer<br />
lange Abschnitt von Villach nach<br />
Franzensfeste, mit Anbindung an die Brennerbahn,<br />
hat Wien mit Innsbruck verbunden.<br />
Zahlreiche Organisationen, darunter<br />
auch der Heimatpflegeverband Südtirol,<br />
haben in einem Memorandum am Rande<br />
der Jubiläumsfeierlichkeiten auf die positiven<br />
Auswirkungen der Pustertaler Bahn<br />
auf das Tal hingewiesen, aber auch ihre<br />
Anliegen für eine nachhaltige Verkehrspolitik<br />
vorgebracht. Die wichtigsten Punkte<br />
zusammengefasst:<br />
• Regional: Bislang lag das Hauptaugenmerk<br />
der Ausbauten auf dem Regionalverkehr.<br />
Das war richtig, aber bei den<br />
nächsten Schritten sollte darauf geachtet<br />
werden, die Verbindungen über längere<br />
Strecken und in die anderen Landesteile<br />
attraktiver zu machen: durch<br />
kürzere Fahrtzeiten und neue Direktverbindungen.<br />
Dafür sind vor allem gezielte<br />
Ausbauten wie neue Kreuzungsstellen<br />
bzw. zweigleisige Abschnitte erforderlich.<br />
• Überregional: Damit kann die Pustertaler<br />
Bahn auch ihrer überregionalen<br />
Bedeutung besser gerecht werden,<br />
z. B. für die Anbindung Osttirols und<br />
Kärntens an die Brennerbahn und als<br />
Zugang für das Cadore.<br />
• Touristisch: Die Bedeutung der Bahn<br />
für den Tourismus soll weiter steigen,<br />
sowohl für die lokale Mobilität<br />
als auch für die Anreise. Dafür muss<br />
u. a. das Angebot an Langstrecken-,<br />
Nacht- und Charterzügen<br />
auf der Brennerbahn entwickelt<br />
werden.<br />
• Klimafreundlich: Der Güterverkehr<br />
sollte beibehalten werden,<br />
vor allem für Massengüter wie<br />
Holz. Dazu sind Anlagen nötig,<br />
vor allem aber passende Logistikkonzepte<br />
und aktives Engagement.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
ist die Eindämmung des<br />
Lkw-Transitverkehrs entlang der<br />
Pustertal- und Drautalachse vordringlich,<br />
aber generell bedeutet<br />
eine klimaverträgliche Verkehrspolitik,<br />
den Verkehr in Grenzen zu<br />
halten. Die Ausbauten entlang der Pustertaler<br />
Straße, die u. a. im Zuge der<br />
Olympia-Vorbereitung vorgesehen sind,<br />
gehen in die falsche Richtung.<br />
Mit vielen gut sichtbaren Plakaten und Hinweistafeln<br />
machten die teilnehmenden Organisationen,<br />
darunter auch der Heimatpflegeverband<br />
Südtirol, auf ihre Anliegen<br />
aufmerksam.<br />
KulturFenster<br />
18 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
„Kennst du unsere Flurnamen?“<br />
Projekt des Bildungsausschusses Niederdorf kommt sehr gut an<br />
Oft sind die Flurnamen von Orten nur noch<br />
alteingesessenen Bewohner*innen ein<br />
Begriff. Der Bildungsausschuss Niederdorf<br />
wollte das ändern und hat eine Broschüre<br />
mit dem Titel „Kennst du deine<br />
Flurnamen?“ herausgegeben. Projektleiter<br />
Pepi Fauster über die Entstehung und<br />
erste Erfahrungen.<br />
Es war vor gut zehn Jahren, als in einer<br />
Konferenz der Grundschule Niederdorf das<br />
Bedauern darüber geäußert wurde, dass<br />
die Kinder nicht einmal mehr das Dorf und<br />
seine Umgebung kennen. Das Lehrkollegium<br />
wollte die berechtigte Sorge nicht<br />
ungehört verhallen lassen. So wurde beschlossen,<br />
das Projekt „Flurnamen kennen<br />
und verwenden“ in das Schulprogramm<br />
aufzunehmen. Später ist daraus die Idee<br />
einer Broschüre entstanden. Über den<br />
Bildungsausschuss Niederdorf bildete<br />
sich im Jahr 2020 eine Arbeitsgruppe,<br />
die das Projekt mit der Unterstützung von<br />
zwei Fachleuten, Albert Kamelger und Johannes<br />
Ortner, umsetzte. Hubert Hilscher<br />
übernahm das Fotografieren.<br />
Aufbau der Broschüre<br />
„<br />
Die Broschüre soll vor allem Kinder<br />
neugierig machen, die Flurnamen<br />
„<br />
kennenzulernen, sie beim Wandern<br />
zu verwenden und sie sich einzuprägen.<br />
Pepi Fauster<br />
Die Broschüre enthält 16 Rundwanderungen<br />
im Gemeindegebiet von Niederdorf,<br />
die durch wichtige Fluren im Umkreis des<br />
Dorfes führen. Zu jeder Wanderung gehören<br />
ein Foto mit den jeweiligen Flurnamen,<br />
eine Wegskizze, eine Wegbeschreibung<br />
und eine Seite zum Selbergestalten.<br />
Hinter den Flurnamen versteckt sich die<br />
Geschichte unseres Dorfes, wie man in der<br />
kurzen „Siedlungsgeschichte“ lesen kann.<br />
Die Flurnamen selbst sind zum Schluss<br />
noch einmal beschrieben.<br />
Die Broschüre ist ansprechend<br />
gestaltet<br />
und richtet sich vor<br />
allem an Kinder.<br />
Die Broschüre soll vor allem<br />
Kinder neugierig machen,<br />
die Flurnamen kennenzulernen,<br />
sie beim Wandern<br />
zu verwenden und sie sich<br />
einzuprägen. Sie wurde in<br />
einer Auflage von 200 Stück gedruckt,<br />
die bereits an alle Lehrkräfte und Kinder<br />
der Grundschule ab der 2. Klasse als Geschenk<br />
verteilt wurden. Jedes Jahr werden<br />
die Kinder der 2. Klasse diese Broschüre<br />
erhalten.<br />
Nachdruck geplant<br />
Die Arbeitsgruppe freut es sehr, dass die<br />
Broschüre von den Kindern sehr gerne<br />
angenommen wird. Sie schätzen das ansprechende<br />
Layout und den klaren Aufbau<br />
und fi nden sich im Heft gut zurecht.<br />
Inzwischen sind zudem viele Erwachsene<br />
des Dorfes auf das handliche Heft aufmerksam<br />
geworden. Auch außerhalb von<br />
Rundwanderung 3.2<br />
Stöckl<br />
Flurnamen<br />
• Schattilepachl<br />
• Noilånd<br />
• Kåtznburg<br />
• Stöckl<br />
• Groaßo Putzaran<br />
• Ålle<br />
• Klanfeldile<br />
• Maiståtta Prugge<br />
• Zwato Gåtto<br />
• Pifångo<br />
• Lane<br />
• Ersto Gåtto/Kiagåtto<br />
• Roda-Platzl<br />
Niederdorf hat man vom innovativen Projekt<br />
erfahren. Mancheiner wollte die Broschüre<br />
erwerben. Obwohl dies zunächst<br />
nicht vorgesehen war, hat sich die Arbeitsgruppe<br />
für einen Nachdruck entschieden.<br />
Die Hefte können nun gegen<br />
einen kleinen Unkostenbeitrag im Meldeamt<br />
der Gemeinde, in der Raiffeisenkasse<br />
und in der Öffentlichen Bibliothek sowie<br />
bei den Mitgliedern der Arbeitsgruppe erworben<br />
werden.<br />
Der Spruch auf der Schlussseite der Broschüre<br />
soll besonders einladen: „Nur wer<br />
sich auf den Weg macht, wird neues Land<br />
entdecken.“<br />
Pepi Fauster<br />
Projektleiter<br />
31<br />
29<br />
KulturFenster<br />
19 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
hinausgeblickt<br />
Wassermühle arbeitet wieder<br />
Heimatpflegeverein Naturns – Plaus EO führt<br />
aufwändige Restaurierung durch<br />
Eine fast 250 Jahre alte Mühle am Birchberg<br />
wurde dank des Heimatpflegevereines<br />
Naturns-Plaus EO vor dem Verfall gerettet.<br />
Am Melsbach in Plaus konnte man noch<br />
bis vor 60 Jahren das Klappern gar einiger<br />
Mühlen hören. Die Bauern mahlten dort<br />
ihr Korn zu Mehl, mit dem sie daheim ihr<br />
Brot backten. Von den fünf Mühlen am<br />
Birchberg hat sich nur die Egger-Platzer-<br />
Mühle in unsere Zeit gerettet, aber mit groben<br />
Zerfallserscheinungen. Es hätte nicht<br />
mehr lange gebraucht, und auch von dieser<br />
fast 250 Jahre alten Mühle – auf der Originaltür<br />
ist das Jahr 1776 eingeritzt – wären<br />
nur mehr Mauerreste übriggeblieben.<br />
Altes Handwerk<br />
Der Heimatpflegeverein Naturns-Plaus EO<br />
hatte es sich zum Ziel gesetzt, das bäuerliche<br />
Handwerk des Kornmahlens der Bevölkerung,<br />
vor allem Schülern und generell<br />
Jugendlichen, aber auch den Touristen zu<br />
zeigen. Deshalb sollte die Mühle vor dem<br />
Verfall bewahrt und wieder aktiviert werden.<br />
Dank der Unterstützung der beiden<br />
Eigentümer des Platzer-und Eggerhofes,<br />
aber auch vieler Freiwilliger und Sponsoren<br />
ist dieses Vorhaben geglückt.<br />
Schwierige Restaurierung<br />
Die Restaurierungsarbeiten waren sehr<br />
arbeitsintensiv, da Material und Baustoffe<br />
nicht direkt zur Mühle transportiert werden<br />
konnten. Ab einem bestimmten Punkt erfolgte<br />
der Weitertransport der Holzdachkonstruktion<br />
und der Steinplatten für den<br />
Innenboden unter großem Kraftaufwand<br />
und auf dem Rücken vieler Freiwilliger.<br />
Handwerklich begabte Hände haben nicht<br />
wenige Reparaturarbeiten an den Mahlmechanismen<br />
ausführen müssen, die zum<br />
Teil aus den Jahren um 1900 stammen,<br />
wie die Jahreszahl 1902 auf dem Mehlkasten<br />
beweist. Als Zeichen des Dankes hat<br />
man eine Mutter-Gottes-Statue – sie war<br />
ein Geschenk – an der Vorderseite unter<br />
dem Giebel angebracht.<br />
Die Egger-Platzer-Mühle vor und nach der Restaurierung<br />
Im Sommer <strong>2021</strong> konnte der Abschluss<br />
der Restaurierungsarbeiten mit einem kleinen<br />
Mühlenfest gefeiert werden.<br />
Erste Gäste<br />
Vom Korn zum Brot – wie das geht, konnten<br />
die Schüler*innen der 4. und 5. Klasse<br />
der Grundschule Plaus bei einem Ausfl ug<br />
zur Mühle bereits miterleben. Die Neugier,<br />
wie so ein Mahlvorgang abläuft, war bei den<br />
Kindern sehr groß. Sie durften immer wieder<br />
das grob gemahlene Korn in die „Goss“<br />
schütten, bis feines Mehl im Mehlkasten übrig<br />
blieb. Das anschließend selbst gebackene<br />
Stockbrot schmeckte natürlich ausgezeichnet.<br />
Im Jahr 2022 sind weitere Mühlenführungen<br />
geplant. Informationen hierzu gibt<br />
es bei Heinrich Kainz, Tel. 342 8795559.<br />
Heinrich Kainz, Ortsvertreter<br />
In dieser Mühle kann nun wieder gemahlen<br />
werden, im Vordergrund Mehlkasten,<br />
Spindel und Kammrad.<br />
Fotos: HPV Naturns-Plaus<br />
KulturFenster<br />
20 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
Oswald von Wolkenstein<br />
„in Gefangenschaft“<br />
Kultur- und Heimatpflegeverein Tisens organisiert Veranstaltung mit<br />
Im Herbst 1421 befand sich der berühmte<br />
Oswald von Wolkenstein in Gefangenschaft<br />
in der Fahlburg in Prissian. Dieser Anlass<br />
bildete genau 600 Jahre später den Rahmen<br />
für ein mittelalterliches Fest, zu dem<br />
der Kultur- und Heimatpflegeverein Tisens,<br />
der Tourismusverein Tisens–Prissian und<br />
die Castellanin Karin Marchegger im Oktober<br />
<strong>2021</strong> in den Burghof luden.<br />
Der Verein „Niedertor mit Gefolge“ begeisterte<br />
mit authentischen Alltagsgegenständen<br />
und Arbeitsriten des Mittelalters. Ein<br />
Goldschmied fertigte vor einem Zelt einen<br />
Silberring an, eine Köchin kochte nach<br />
einem historischen Rezept eine Lauch-<br />
Pilzsuppe, und Ritter Sigmund trat im<br />
Kettenhemd auf.<br />
Mit alten Weisen und Liedern versetzten<br />
Irma und Markus Prieth die Besucher um<br />
Jahrhunderte zurück, während die Vokalgruppe<br />
„Cantori del Borgo“ mit Renaissance-Tänzen<br />
und Liedern das Reenactment<br />
umrahmte. Arnold Zöschg alias<br />
Oswald von Wolkenstein mischte sich teils<br />
stumm, dann wieder gesprächig, ins geschäftige<br />
Treiben im Burghof.<br />
Das „Fahlburg-Trauma“<br />
Organisatoren und Gäste auf der Fahlburg: Heidi Siller, Karin Marchegger, Prof. Max Siller<br />
sowie Elfriede Zöggeler Gabrieli (v. l.)<br />
Den Tageshöhepunkt bildete der Gastvortrag<br />
von Univ.-Prof. Max Siller zum Thema<br />
„Oswald von Wolkenstein und das Fahlburg-Trauma“.<br />
Über 50 Zuhörer*innen<br />
lauschten seinen Ausführungen: Demnach<br />
taten sich zwei Frauen und zwei<br />
Männer zusammen, um Oswald von Wolkenstein<br />
als Gefangenen auf die Fahlburg<br />
zu bringen. Mittels Folter sollte er gezwungen<br />
werden, zwei Drittel der Burg Hauenstein<br />
abzutreten. In seinen Liedern erzählt<br />
Oswald, dass er „in der Vall“, wohl<br />
im Turm in der Vall (heutige Fahlburg), mit<br />
den Füßen an einer Eisenstange an der<br />
Decke aufgehängt (L55,7) und in „spanische<br />
Stiefel“ gezwängt wurde (L 2,42),<br />
die seine Schienbeine verletzte. Diese<br />
traumatischen Erlebnisse verfolgten ihn<br />
bis ins hohe Alter, weshalb Professor Siller<br />
von einem „Fahlburg-Trauma“ sprach.<br />
Am Sonntag nach dem Fest lud der Obmann<br />
des Kultur- und Heimatpflegevereines<br />
Tisens, Hubert Steiner, nach Seis.<br />
Der Burgen- und Archäologie-Experte Ar-<br />
Armin Torggler erklärt den Werdegang der Burg Hauenstein.<br />
min Torggler führte durch die Burgruinen<br />
Salegg und Hauenstein und ließ dabei die<br />
Burgen sowie die Lebensgeschichte von<br />
Oswald von Wolkenstein Revue passieren.<br />
Elfriede Zöggeler Gabrieli<br />
KulturFenster<br />
21 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
geführt und an der linksseitigen Figur,<br />
die den hl. Sebastian darstellt, Ergänzungen<br />
bzw. Auffrischungen mit einer<br />
Neubemalung vorgenommen. Die Fresken<br />
mit dem hl. Florian und die Ölberghinausgeblickt<br />
Bildstöcke beim Runstner<br />
fertig restauriert<br />
Heimatschutzverein Lana bewahrt Kleindenkmäler vor Verfall<br />
Im Auftrag der Familie Günther Lobis und<br />
des Heimatschutzvereins Lana wurden<br />
heuer im Herbst die Restaurierungsarbeiten<br />
an den zwei Bildstöcken beim Runstner<br />
Hof fortgeführt und abgeschlossen.<br />
Bereits 2020 waren die zwei Bildstockdächer<br />
von der Firma Gamper Dach erneuert<br />
bzw. ausgebessert worden. Nun<br />
hat der Restaurator Karl Christanell am<br />
ersten Bildstock, der direkt an der Weggabelung<br />
am alten Völlaner Weg steht,<br />
den Putzuntergrund gereinigt, salzdurchzogene<br />
Putzstellen abgetragen<br />
und anschließend die Verputzarbeiten<br />
durchgeführt. Das relativ gut erhaltene<br />
Maria-Hilf-Bild in der Bildstocknische<br />
wurde mit Kalklasur retuschiert. Das<br />
Eisengitter wurde abgeschliffen, gereinigt,<br />
grundiert und mit Eisenglimmerlack<br />
beschichtet. Einzelne Teile wurden<br />
mit Blattgold versehen.<br />
Beim zweiten Bildstock, der in der Wiese<br />
und entlang des Wanderweges nach Völlan<br />
steht, wurden zunächst einige Ausbesserungsarbeiten<br />
am Verputz durch-<br />
Sie laden zum Innehalten ein: die Bildstöcke in Rateis nach den Restaurierungsarbeiten.<br />
Fotos: A. Innerhofer<br />
szene sind noch gut erhalten und benötigten<br />
keinerlei Eingriffe. Die Kosten<br />
für diese Arbeiten teilen sich die Familie<br />
Lobis und der Heimatschutzverein Lana.<br />
Albert Innerhofer<br />
Maridl Innerhofer: „A Liacht in dr Nocht“ – Gedichte zur Weihnachtszeit, 1991<br />
KulturFenster<br />
22 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
getragen<br />
Als Nachbarn mit dabei<br />
Bundestagung der Österreichischen Trachten- und Heimatverbände<br />
sene den Blick und den Weg zu Traditions-,<br />
Heimat- und Gemeinschaftspflege finden“,<br />
wie sie es selbst definiert. Brauchtum und<br />
Volksmusik stehen dabei im Vordergrund –<br />
und natürlich das Tragen der Tracht.<br />
Unser Brauch<br />
Gruppenbild der Bundestagung<br />
Foto: Hotel Glocknerhof<br />
Als alle verbindendes Medium erscheint dreimal<br />
im Jahr die Zeitschrift „Unser Brauch“,<br />
die alle neun Landesverbände durch ihre<br />
Beiträge stets interessant und informativ<br />
gestalten. Besonders was die Tracht anbelangt<br />
kann man sich aus den Fachartikeln<br />
wertvolle Tipps holen.<br />
Agnes Andergassen<br />
ArGe Lebendige Tracht<br />
Diese interessante Veranstaltung fand heuer<br />
vom 15. bis zum 17. Oktober in Berg im Drautal<br />
statt. Da jedes Jahr ein anderes Bundesland<br />
zum Zug kommt, war diesmal Kärnten an der<br />
Reihe. Agnes Andergassen und Helga Trenkwalder<br />
waren mit dabei.<br />
Gute Freunde<br />
In diesem Bundesverband sind viele Fachbereiche<br />
der Volkskultur vertreten: Volkstanz,<br />
Volkslied und Volksmusik, Mundart,<br />
Brauchtum, Volkskunst und – als alle verbindender<br />
Teil – die Tracht. Und damit kommen<br />
die freundschaftlichen Beziehungen<br />
zur Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht<br />
in Südtirol ins Spiel. Schon seit vielen Jahren<br />
werden wir als Gäste zu dieser Großveranstaltung<br />
eingeladen, wofür wir auch von<br />
dieser Stelle aus nochmals herzlich Danke<br />
sagen möchten. Da auch Vertreter aus Bayern<br />
und der Schweiz eingeladen werden,<br />
kommt es zu einem netten Austausch unter<br />
Trachtenfreunden und zur Knüpfung<br />
guter Kontakte.<br />
Trachtenreferentinnen<br />
In jedem der neun österreichischen Landes-Trachtenverbände<br />
gibt es ein eigenes<br />
Trachtenreferat. Die Aufgaben der<br />
Referent*innen sind vielfältig und nicht immer<br />
einfach. Einen großen Teil machen dabei<br />
die Trachtennähkurse aus, die<br />
von allen Interessierten besucht<br />
werden können. Sehr gefragt sind<br />
auch die Spezialkurse, wo ganz<br />
gezielt auf einzelne Trachtenteile<br />
eingegangen wird. Egal ob Goldhaube<br />
oder Juppe – das Ziel ist<br />
immer die Weitergabe von Fachwissen<br />
und der Erhalt der Tracht.<br />
Gleiche Probleme<br />
Wir sitzen alle im selben Boot,<br />
die Trachtenschneider*innen aus<br />
ganz Österreich, und eben auch<br />
aus Südtirol. Die Anfertigung einer<br />
Tracht wird immer schwieriger, vor allem<br />
was das Finden des dazugehörigen Materials<br />
anbelangt. Da ist die Bundestagung eine<br />
willkommene Gelegenheit, sich nicht nur<br />
schneidertechnisch auszutauschen, sondern<br />
vor allem auch über gute Bezugsquellen.<br />
Auffallend ist dabei die große Offenheit<br />
und Bereitschaft aller, Wissen weiterzugeben<br />
und sich gegenseitig zu unterstützen.<br />
Österreichische<br />
Trachtenjugend<br />
Als selbständige Organisation vertritt sie die<br />
volkskulturellen Interessen der Jugend im<br />
Trachtenbund. Sie möchte dazu beitragen,<br />
dass „Kinder, Jugendliche und junge Erwach-<br />
Trachtenfachfrauen aus ganz Österreich –<br />
und Südtirol<br />
Foto: Agnes Andergassen<br />
Agnes Andergassen, Vizepräsident Günther<br />
Lippitz, Helga Trenkwalder, Präsident Rupert<br />
Klein (v. l.)<br />
Foto: Agnes Andergassen<br />
KulturFenster<br />
23 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
getanzt<br />
Jubiläumsjahr (fast) ohne<br />
Veranstaltungen<br />
61. Jahresvollversammlung der Arge Volkstanz in Terlan<br />
Broschüre „Fesch in Tracht“ vorstellte, sowie<br />
Florian Mair als Pressevertreter.<br />
Im Jahr 2020, das ein Jahr mit verschiedenen<br />
Jubiläumsveranstaltungen werden<br />
sollte, konnten aufgrund der Coronapandemie<br />
nur drei Veranstaltungen stattfinden.<br />
Alle anderen wurden abgesagt:<br />
An der Messfeier in der Pfarrkirche nahmen zahlreiche Volkstänzer*innen teil.<br />
„Es ist mir ein großes Anliegen, euch nach<br />
so langer Zeit persönlich zu begrüßen und<br />
diese Versammlung in Präsenz durchzuführen,<br />
nachdem so viele Versammlungen<br />
im digitalen Raum stattgefunden haben. Es<br />
ist aber auch nachvollziehbar, wenn einige<br />
dieser Einladung nicht gefolgt sind und somit<br />
diese Veranstaltung in einem kleineren<br />
Rahmen stattfindet.“<br />
Hereinspaziert<br />
Diese Sätze der Ersten Vorsitzenden der<br />
Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol,<br />
Monika Rottensteiner, standen am<br />
Beginn der 61. Jahresvollversammlung<br />
am 23. Oktober in Terlan. Nach dem feierlichen<br />
Gottesdienst, der von Don Paolo<br />
Renner in der Pfarrkirche von Terlan zelebriert<br />
und von den Musikantinnen Christine<br />
Hübner (Harfe) und Valentina Resch<br />
(Querflöte) feierlich umrahmt wurde, begaben<br />
sich die Vertreter*innen der Volkstanzgruppen<br />
zum Raiffeisensaal. Dort hatte<br />
die Volkstanzgruppe Terlan einen kleinen<br />
Umtrunk im Freien organisiert. Anschließend<br />
fand im Raiffeisensaal die Vollversammlung<br />
statt.<br />
„Abgesagt!“<br />
Auf die Einladung von Ehrengästen wurde<br />
heuer bewusst verzichtet. Besonders begrüßt<br />
wurden aber Agnes Andergassen,<br />
Erste Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft<br />
Lebendige Tracht, die später auch die neue<br />
➤ 27. <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong> bis 1. Jänner 2022: Winterlehrgang im Haus der Familie<br />
in Lichtenstern/ Ritten (Änderungen aufgrund der Covid-19-Pandemie<br />
vorbehalten)<br />
➤ 12. März 2022: Jahresvollversammlung in Kaltern mit Neuwahlen<br />
Informationen: Büro der ArGe Volkstanz in Südtirol, Tel: 0471/970555 oder<br />
info@arge-volkstanz.org<br />
• Gesamttiroler Maitanz „60 Jahre Volkstanzgruppe<br />
Kaltern-Eppan“ in Eppan –<br />
zuerst verschoben, dann ABGESAGT!<br />
• Sänger- und Musikantenhoangart auf<br />
Schloss Tirol – ABGESAGT!<br />
• Almtanz auf dem Würzjoch, organisiert<br />
von der VTG Gadertal – ABGESAGT!<br />
• Jubiläumskathreintanz im Kursaal von<br />
Meran – ABGESAGT!<br />
• Auch alle Weiterbildungsinitiativen, Kindertanzmodule<br />
sowie die Tanzleiterausbildung<br />
und der Winterlehrgang wurden<br />
abgesagt.<br />
Vorsichtige Planung<br />
Nach langem Stillstand kann aber nun<br />
wieder ein vorsichtiger Blick auf bevorstehende<br />
Veranstaltungen gewagt werden.<br />
Proben können nun (zwar mit Einschränkungen)<br />
wieder stattfinden, Tanzfeste sind<br />
aber auch weiterhin nicht gestattet.<br />
Im Rahmen der Vollversammlung wurden<br />
drei Ehrungen von langjährigen Volkstänzern<br />
der Volkstanzgruppe Kaltern/Eppan<br />
vorgenommen: Eduard Andreoli und Josef<br />
„Luis“ Hofer wurden für 40 Jahre Mitgliedschaft<br />
geehrt. Hubert Giuliani bekam die<br />
Ehrung für 50 Jahre Mitgliedschaft.<br />
Anschließend gab es einen Überblick über<br />
die Veranstaltungen des Jahres <strong>2021</strong> bzw.<br />
eine erste Vorschau auf 2022:<br />
• 17. Februar <strong>2021</strong>: Online-Pressekonferenz<br />
„Aktion Verzicht“<br />
• 15. Mai <strong>2021</strong>: Gesamttiroler Maitanz<br />
– Eppan – ABGESAGT<br />
• 20. Juni <strong>2021</strong>: Jubiläumshoangart „30<br />
Jahre“ auf Schloss Tirol – ABGESAGT<br />
• 18. Juli <strong>2021</strong>: Almtanz auf dem Würzjoch<br />
– VTG Gadertal – ABGESAGT<br />
KulturFenster<br />
24 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Heimatpege<br />
• 18. Juli <strong>2021</strong>: Ausflug Vorstand ArGe<br />
– Rittner Horn<br />
• 23. Oktober <strong>2021</strong>: 61. Jahresvollversammlung<br />
der ArGe Volkstanz in Terlan<br />
• 13. November <strong>2021</strong>: Kathreintanz im<br />
Kursaal von Meran – ABGESAGT<br />
• 27. <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong> – 1.Jänner 2022:<br />
Winterlehrgang im Haus der Familie in<br />
Lichtenstern/ Ritten<br />
• 12.März 2022: Jahresvollversammlung<br />
in Kaltern mit Neuwahlen<br />
Mit einem Dank an die Erste Vorsitzende der<br />
ARGE Volkstanz in Südtirol, Monika Rottensteiner,<br />
fand die Vollversammlung ihr Ende.<br />
Anna Julia Spitaler, Pressereferentin der<br />
ArGe Volkstanz in Südtirol<br />
Vollversammlung unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften<br />
Fotos: ArGe Volkstanz in Südtirol<br />
So wollen wir dich, liebe Verena, in Erinnerung<br />
behalten: mit deiner Ausstrahlung<br />
und Liebenswürdigkeit, mit deinem<br />
Kunstsinn und deiner einzigartigen Einfühlsamkeit<br />
für wertbeständige kulturelle<br />
Anliegen.<br />
Du warst die Netzwerkerin, die uns zusammengeführt<br />
hat – wir erinnern uns,<br />
dass dir dieser Begriff, weil für dich zu<br />
sehr mit der Assoziation der „Verfänglichkeit“<br />
der modernen Welt behaftet, ursprünglich<br />
gar nicht gefallen hat.<br />
Auf der Trostburg im Oktober 2018 bei<br />
einer wunderbaren Feier anlässlich des<br />
Europäischen Kulturerbe-Jahres und<br />
anlässlich des 25-jährigen Bestehens<br />
des Verbandes der Restauratoren und<br />
Konservatoren Südtirols, dessen Präsidentin<br />
du warst, haben die vier Vereinigungen<br />
– VRKS, FAI, SBI, HPV – einen<br />
kulturellen Pakt geschlossen, um das<br />
Kulturerbe-Jahr gemeinsam in die nächste<br />
Dekade zu bringen.<br />
In regelmäßigen Abständen haben wir<br />
gedenken<br />
Die Netzwerkerin<br />
In memoriam Verena Mumelter<br />
uns seitdem im „Stiegl“ unter den von dir<br />
restaurierten Fresken der zwölf Monate zu<br />
einem äußerst anregenden Gedankenaustausch<br />
getroffen und Pläne geschmiedet.<br />
Wie schmerzlich war es für uns alle, zu<br />
erfahren, dass eine Krankheit nach<br />
dir gegriffen hat; wie beeindruckend<br />
war es zu sehen, wie mutig und zuversichtlich<br />
du den Kampf gegen sie aufgenommen<br />
hast; wie zutiefst erschüttert<br />
waren und sind wir, dass du nun<br />
nicht mehr bei uns bist!<br />
Liebe Verena, du bist unserem Auge<br />
fern, aber unserem Herzen so nah!<br />
Wir werden in deinem Sinn am „netz.<br />
werk.kultur.erbe“ weiterspinnen und<br />
dir dabei immer ein ehrendes Andenken<br />
bewahren!<br />
Deine Netzwerker*innen: Simona,<br />
Carlo, Carl Philipp, Claudia, Josef<br />
Ein Foto aus guten Tagen: Claudia Plaikner (Heimatpflegeverband), Carl Philipp von<br />
Hohenbühel (Südtiroler Burgeninstitut), Simona Kettmeir (Fondo Ambiente Italiano),<br />
Verena Mumelter (Verband Südtiroler Restauratoren und Konservatoren), Josef Oberhofer<br />
(Heimatpflegeverband) und Carlo Trentini (Fondo Ambiente Italiano) Foto: VRKS<br />
KulturFenster<br />
25 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Promenadenkonzert 2017 im<br />
vollbesetzten Innenhof der Hofburg in<br />
Innsbruck<br />
KulturFenster<br />
26 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
vorgestellt<br />
Das Euregio-<br />
Jugendblasorchester<br />
Eine europäische Idee seit 2015<br />
Rückblick<br />
Das erste Konzert des Euregio-Jugendblasorchesters fand 2015 in Auer statt – im Bild: VSM-<br />
Verbandsobmann Pepi Fauster, Wolfram Rosenberger, Präsident der „Federazione Bande<br />
Trentine“ Renzo Braus, Landesrat Philipp Achammer, Marco Somadossi, Meinhard Windisch.<br />
Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino, kurz<br />
„Euregio“ genannt, wurde am 14. Juni 2011<br />
gegründet, um die Zusammenarbeit der drei<br />
Regionen auf verschiedensten Ebenen und in<br />
den unterschiedlichsten Bereichen zu stärken<br />
und verstärken. Mobilität, Jugend, Forschung<br />
und Innovation, Katastrophenschutz – die Liste<br />
der Projekte und Initiativen ist lang. Seither<br />
wurden insgesamt 354 Projekte umgesetzt.<br />
Das Euregio-Jugendblasorchester ist eines<br />
davon. Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />
der drei Musikverbände ist<br />
nicht nur „totes Papier“, sondern einmal<br />
mehr „gelebte europäische Idee“, freut<br />
sich VSM-Verbandsjugendleiter Hans Finatzer<br />
anlässlich der heurigen bereits 6.<br />
Auflage dieses grenzüberschreitenden<br />
Jugendprojektes.<br />
2015 trat das Euregio-JuBO zum ersten<br />
Mal auf anlässlich des Gedenkaktes zum<br />
„100. Jahrestag des Kriegseintritts Italiens“<br />
in Innsbruck und beim Euregio-Fest<br />
in Hall in Tirol, damals unter der Leitung<br />
von Wolfram Rosenberger (Tirol), Marco<br />
Somadossi (Trentino) und dem damaligen<br />
VSM-Verbandsjugendleiter Meinhard<br />
Windisch. Letzterer war es auch,<br />
der die Idee zu diesem grenzübergreifenden<br />
Projekt hatte. Neben dem gemeinsamen<br />
Musizieren sei es toll, sich<br />
gegenseitig auch über die musikalischen<br />
Traditionen hinaus kennenzulernen, erklärte<br />
seinerzeit Windisch und war überzeugt,<br />
dass alle drei Länder stark daran<br />
interessiert seien, „auch in Zukunft zusammenzuarbeiten,<br />
in welcher Form wird<br />
sich noch zeigen“.<br />
Er sollte recht behalten: Mit dem seit<br />
2016 vom gemeinsamen Büro der Europaregion<br />
organisierten „Euregio Music<br />
Camp“ wurde diese Zusammenarbeit<br />
auf eine neue Ebene gehoben und als fixer<br />
Bestandteil im Arbeitsjahr der Euregio<br />
verankert: „Die Kultur verbindet die<br />
Menschen, die Musik ganz besonders.“<br />
Seither bekommen musikbegeisterten Ju-<br />
Im Gustav-Mahler-Saal in Toblach gastierte das Euregio-Jugendblasorchester im Jahr 2016.<br />
KulturFenster<br />
27 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
vorgestellt<br />
in einer nahegelegenen Jugendherberge<br />
übernachtet. Die jungen Musiker*innen<br />
freuten sich umso mehr, nach monatelangem<br />
Fernunterricht abseits vom soziokulturellen<br />
Leben endlich wieder in Gemeinschaft<br />
musizieren zu können.<br />
Die Konzerte <strong>2021</strong><br />
Ein Konzert in besonderer Atmosphäre 2018 in Riva del Garda<br />
gendliche jedes Jahr die Chance, gemeinsam<br />
im Euregio-Jugendblasorchester zusammenzuspielen,<br />
neue Freundschaften<br />
zu knüpfen und im Rahmen einer kleinen<br />
Euregio-Konzerttournee wertvolle Erfahrungen<br />
zu sammeln.<br />
Eine Orchesterwoche unter<br />
besonderer Vorsicht<br />
Weil dieses erfolgreiche Projekt 2020 aufgrund<br />
der Pandemie kurzerhand abgesagt<br />
werden musste, haben die Verantwortlichen<br />
seit Jahresbeginn alles darangesetzt,<br />
das Orchesterprojekt <strong>2021</strong> nicht wieder<br />
ausfallen zu lassen. Sie beobachteten<br />
die Situation im Vorfeld mit Argusaugen<br />
und loteten Möglichkeiten und Alternativen<br />
aus um in höchstmöglicher Sicher-<br />
heit proben und arbeiten zu können. Wegen<br />
der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
in Österreich fand das heurige Music-<br />
Camp nicht wie üblich im Kulturzentrum<br />
in Toblach statt, sondern wurde kurzerhand<br />
nach Steinach am Brenner verlegt.<br />
Rund 60 Jugendliche im Alter zwischen<br />
13 und 25 Jahren aus allen drei Landesteilen<br />
folgten der Einladung. Alle Beteiligten<br />
– auch Geimpfte – wurden alle 48<br />
Stunden im Antigen-Screening getestet,<br />
niemand hat die Gruppe während der Orchesterwoche<br />
verlassen. „Gott sei Dank ist<br />
keine Corona-Infektion aufgetreten, die alle<br />
unsere Anstrengungen zunichte gemacht<br />
und auch das heurige Konzertprojekt versenkt<br />
hätte“, zeigt sich Finatzer heute erleichtert.<br />
Im Gemeindesaal und in der Landesmusikschule<br />
Wipptal wurde geprobt,<br />
Die intensive Orchesterwoche vom 24.<br />
Juli bis 1. August in Steinach am Brenner<br />
wurde von den drei Dirigenten Wolfram<br />
Rosenberger, Franco Puliafito und<br />
Hans Finatzer geleitet, wiederum unterstützt<br />
von einem fachmännischen Team<br />
aus Referenten für die einzelnen Register.<br />
Die Konzerttournee führte heuer nach<br />
Pinzolo im Trentino, Eppan im Südtiroler<br />
Überetsch und zu den Innsbrucker<br />
Promenadenkonzerten. Eigentlich hätte<br />
das Konzert in Südtirol auf dem Areal vor<br />
dem Kulturzentrum von Toblach stattfinden<br />
sollen, wurde allerdings wetterbedingt<br />
auf den überdachten Festplatz von<br />
St. Michael/Eppan verlegt. Der Wettergott<br />
meinte es auch in Eppan nicht gut,<br />
aber das Konzert konnte dennoch ohne<br />
Unterbrechung durchgeführt werden, da<br />
Musiker und das zahlreich erschienene<br />
Publikum im Trockenen saßen. In Innsbruck<br />
spielte man wie immer im Innenhof<br />
der kaiserlichen Hofburg, der sich<br />
aber aufgrund der miserablen Witterung<br />
nicht wie gewohnt füllte. Dies tat der guten<br />
Laune und der Spielfreunde keinen<br />
Abbruch, im Gegenteil – die von der Pandemie<br />
am meisten betroffenen Jugendlichen<br />
freuten sich, endlich über ein unbeschwertes<br />
Treffen in Präsenz und auf<br />
das so wichtige Miteinander unter Gleichgesinnten.<br />
In Cavalese war das Euregio-JuBO 2019 zu Gast.<br />
KulturFenster<br />
28 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Die bisherigen Dirigenten des<br />
Euregio-Jugendblasorchesters:<br />
➤ Südtirol: Meinhard Windisch (2015-<br />
2019) und Hans Finatzer (seit<br />
2020)<br />
➤ Trentino: Marco Somadossi (2015-<br />
2016) und Franco Puliafi to (seit<br />
2017)<br />
➤ Tirol: Wolfram Rosenberger (seit<br />
2015)<br />
Die bisherigen Auftrittsorte des<br />
Euregio-Jugendblasorchesters:<br />
➤ 2015: Innsbruck, Trient, Auer<br />
<strong>2021</strong> gastierten das „Südtiroler“ Konzert des Euregio-Jugendblasorchesters in St. Michael-Eppan<br />
– im Vordergrund die drei Dirigenten: (v. l.) Wolfram Rosenberger, Hans Finatzer<br />
und Franco Puliafito<br />
➤ 2016: Toblach, Riva del Garda,<br />
Innsbruck<br />
➤ 2017: Riva del Garda, Toblach,<br />
Innsbruck, Pergine<br />
Kompositionswettbewerb -<br />
Uraufführung<br />
Am 20. Jänner 1972 trat das 2. Autonomiestatut<br />
in Kraft. Anlässlich des 50-jährigen<br />
Jubiläums dieses für Südtirol so geschichtsträchtigen<br />
Datums hat der Südtiroler Landtag<br />
einen Kompositionswettbewerb ausgeschrieben.<br />
Die detaillierten Informationen<br />
dazu wurden in der Oktoberausgabe des<br />
KulturFensters (Seite 49) veröffentlicht.<br />
Das Euregio-Jugendblasorchester wird das<br />
Sieger-Werk anlässlich des Europatages uraufführen,<br />
der voraussichtlich am 7. und<br />
8. Mai 2022 stattfindet.<br />
Stephan Niederegger<br />
➤ 2018: Innsbruck, Riva del Garda,<br />
Toblach<br />
➤ 2019: Cavalese, Sterzing, Innsbruck<br />
➤ 2020: abgesagt!<br />
➤ <strong>2021</strong>: Pinzolo, St. Michael/Eppan,<br />
Innsbruck<br />
Euregio Music Camp 2022<br />
Anmeldungen ab sofort möglich<br />
nahme am Frühjahrsprogramm ist kostenlos,<br />
für die Sommerwoche beträgt<br />
die Teilnahmegebühr 150 Euro.<br />
Ab sofort können sich junge<br />
Musikant*innen zum Euregio Music Camp<br />
anmelden, das vom 23. bis zum 31. August<br />
stattfindet. Konzerte sind auch zum<br />
Jubiläum "50 Jahre 2. Autonomiestatut"<br />
und zum Europatag geplant.<br />
Auch 2022 organisiert die Euregio Tirol-Südtirol-Trentino<br />
in Zusammenarbeit<br />
mit den Blasmusikverbänden<br />
der drei Länder das Euregio Music<br />
Camp. Die Sommerwoche für talentierte<br />
Nachwuchsmusiker*innenfindet vom 23.<br />
Juli bis zum 31. Juli 2022 statt. Als krönender<br />
Abschluss der Orchesterwochen<br />
sind wieder Konzerte in den drei Euregio-Landesteilen<br />
geplant. Neben der klassischen<br />
Sommerwoche und den drei Konzerten<br />
gibt es im kommenden<br />
Jahr weiterer Höhepunkt: So<br />
wird das Jugendblasorchester<br />
anlässlich des Europatags und<br />
zum 50-jährigen Jubiläum des<br />
Zweiten Autonomiestatuts Konzerte<br />
geben. Die Proben dazu<br />
werden im April aufgenommen.<br />
Interessierte können sich neben<br />
dem Euregio Music Camp<br />
im Sommer auch für dieses Zusatzprogramm<br />
vom 14. bis 16.<br />
April 2022 und 5. bis zum zum<br />
8. Mai 2022 anmelden. Die Teil-<br />
Informationen:<br />
➤ www.europaregion.info/musiccamp<br />
Euregio-Jugendblasorchester 2019<br />
Fotos: Wolfgang Alberty<br />
KulturFenster<br />
29 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
VSM intern<br />
Auf Kontinuität gesetzt<br />
Das Kapellmeister-Coaching in seiner sechsten Auflage<br />
Seit den Anfängen des Kapellmeister-Coachings<br />
steht die praxisnahe Begleitung<br />
aktiver Kapellmeister*innen im Mittelpunkt<br />
dieses Fortbildungsangebotes. Auch<br />
für die heurigen sieben Teilnehmer*innen<br />
ein abwechslungsreiches Programm geboten<br />
werden.<br />
Momentaufnahme einer Lehrprobe beim Kapellmeister-Coaching <strong>2021</strong><br />
Annelies Gschließer, Monika Steger, Simon<br />
Burger, Christof Grumer, Georg Plazza,<br />
Joachim Schwingshackl und Tobias Tammerle<br />
gingen mit Begeisterung und Motivation<br />
in das Coaching. An insgesamt<br />
sechs Wochenenden wurde an Dirigier- und<br />
Schlagtechnik, Probenmethodik, Kommunikation,<br />
Literatur und Programmgestaltung<br />
und vielem mehr theoretisch und vor allem<br />
praktisch gearbeitet. Abgerundet durch verschiedene<br />
fachspezifische Referate externer<br />
Referenten konnte das Erfolgskonzept<br />
der vergangenen Jahre trotz Corona-Pandemie<br />
erfolgreich weitergeführt werden.<br />
Aus der Not entwickelte sich eine Tugend,<br />
so war die praktische Probenarbeit<br />
im Ensemble fester Bestandteil mehrerer<br />
Kurseinheiten. Dabei wurde abermals<br />
unter Beweis gestellt, dass die Herausforderungen<br />
an den Dirigenten größtenteils<br />
dieselben sind, ob im Ensemble oder im<br />
großen Blasorchester. Dies wurde auch<br />
von den Teilnehmer*innen in den regelmäßigen<br />
Nachbesprechungen der Lehrproben<br />
unterstrichen.<br />
Das Lehrerteam, bestehend aus Philipp<br />
Kufner, Sigisbert Mutschlechner, Meinhard<br />
Windisch und Patrick Gruber, begleitete<br />
die Kapellmeister*innen bei ihrer<br />
Weiterentwicklung. Sowohl bei der<br />
ersten Einheit im April, welche online<br />
per Videokonferenz stattfand als auch an<br />
den jeweiligen Standorten in den Musikschulen<br />
Naturns, Klausen, Terlan, Bruneck<br />
und Sterzing, ging es u.a. darum,<br />
Raum für individuelle Bedürfnisse der<br />
Kapellmeister*innen zu schaffen. Das gemeinsame<br />
Erkennen und Weiterarbeiten<br />
an individuellen Themenschwerpunkten<br />
stellt nach wie vor einen wichtigen Baustein<br />
dieser Fortbildung dar.<br />
Den Kapellmeister*innen vergangener und<br />
vor allem des diesjährigen Coachings spreche<br />
ich an dieser Stelle ein großes Lob und<br />
ein Kompliment aus! Sie haben sich dafür<br />
entschieden, die immer größeren Herausforderungen<br />
in der musikalischen Leitung<br />
einer Musikkapelle anzunehmen, dem Stillstand<br />
und damit einem Rückschritt durch<br />
Weiterbildung entgegenzutreten.<br />
Anmeldungen für das Kapellmeister-Coaching<br />
2022 werden noch gerne entgegengenommen!<br />
Patrick Gruber, Kursleiter<br />
Philipp Kufner war auch diesmal<br />
einer der Hauptreferenten des<br />
Kapellmeister-Coachings.<br />
Sigisbert Mutschlechner und Meinhard<br />
Windisch gehörten ebenfalls zum Lehrerteam.<br />
Patrick Gruber, Referent und<br />
Kursleiter in „Personalunion“<br />
KulturFenster<br />
30 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Motivation in mehrerlei Hinsicht<br />
Obleute-Tagung des Verbandes Südtiroler Musikkapellen <strong>2021</strong><br />
Aufmerksame Zuhörer*innen im vorgeschriebenen Corona-Sicherheitsabstand in Bozen<br />
Die Reform des sog. Dritten Sektors und<br />
„Mit Motivation aus der Krise“ waren die<br />
Themen des diesjährigen Obleute-Tages<br />
des Verbandes Südtiroler Musikkapellen,<br />
der am Samstag, 30. Oktober <strong>2021</strong>,<br />
im Waltherhaus in Bozen stattfand. Nach<br />
einigen Online-Treffen war dies eine willkommene<br />
Möglichkeit des lang ersehnten<br />
direkten persönlichen Austausches. Rund<br />
150 Obleute und Kassier*innen aus den<br />
Mitgliedskapellen folgten der Einladung<br />
und wurden von Verbandsobmann Pepi<br />
Fauster willkommen geheißen.<br />
„Corona hat sich auf die 210 Musikkapellen<br />
in unserem Land unterschiedlich<br />
ausgewirkt“, brachte es der Verbandsobmann<br />
gleich zu Beginn in seiner Einführung<br />
auf den Punkt. Die meisten Musikkapellen<br />
hätten sich im Rahmen der<br />
eigenen Möglichkeiten bemüht, trotz<br />
der schwierigen Umstände ihre Vereinstätigkeit<br />
aufrecht zu erhalten und seien<br />
dabei teils sehr kreativ gewesen, so der<br />
Verbandsobmann. Ihre Ideen und wie sie<br />
es geschafft haben, nicht dem Corona-<br />
Koller zu verfallen, stellten Verbandskapellmeister<br />
Meinhard Windisch und<br />
Pircher Andreas, Obmann der Musikkapelle<br />
Naturns, im zweiten Teil der Tagung<br />
vor.<br />
Der Dritte Sektor als machbare<br />
Herausforderung<br />
Zunächst ging es aber um ein für viele Vereinsverantwortliche<br />
sehr mühsames und leidiges<br />
Thema: die Reform des Dritten Sektors<br />
mit besonderem Augenmerk auf die<br />
Buchführung im Rahmen der neuen gesetzlichen<br />
Bestimmungen. Der Pusterer<br />
Wirtschaftsprüfer Markus Hofer fasste die<br />
Eckpunkte der Reform des Dritten Sektors<br />
noch einmal in wenigen Worten zusammen.<br />
Die Idee, die der gesetzlichen Neuregelung<br />
zugrunde liegt, sei grundsätzlich<br />
auch nicht schlecht: Was bis heute in unzähligen<br />
Bestimmungen und Gesetzen geregelt<br />
ist, wird nun in einem einzigen Maßnahmenpaket<br />
zusammengefasst. So weit<br />
so gut. Allerdings tragen die neuen staatlichen<br />
Bestimmungen der Tatsache nicht<br />
Rechnung, dass das Ehrenamt in Südtirol<br />
eine ganz andere, viel umfassendere Rolle<br />
einnimmt als im restlichen Staatsgebiet.<br />
Gerade für kleinere Vereine stellt die Umstellung<br />
auf die neuen Vorgaben eine Herausforderung<br />
dar, die aber, wie Hofer bestätigte,<br />
doch machbar sei.<br />
Denn bereits heute ist jeder Verein dazu<br />
verpflichtet, beispielsweise ein Kassabuch<br />
zu führen und eine Jahresabschlussrechnung<br />
zu erstellen, die den eigenen Mitgliedern,<br />
öffentlichen Institutionen und Beitragsgewährern<br />
vorgelegt werden muss.<br />
Daran ändert sich auch in Zukunft nichts.<br />
Was sich ändert, ist das Aussehen der Jahresabschlussrechnung:<br />
neue Kapitel, Konten<br />
und Positionen. Doch auch hier gilt der<br />
bekannte Grundsatz: „Die Suppe wird nicht<br />
so heiß gegessen, wie sie gekocht wird.“<br />
Wie Wirtschaftsprüfer Hofer erläuterte, sei<br />
für die korrekte Buchführung gewiss kein<br />
Wirtschaftsberater nötig, sondern einfach<br />
etwas Übung. Anhand der neuen Version<br />
des Kassabuches im Programm VSM-Office<br />
erklärte er, wie eine korrekte Buchführung<br />
erfolgen kann. Alternativ gibt es auch weitere<br />
Programm-Tools, die jedoch eher allgemein<br />
gehalten und nicht spezifisch auf<br />
die Tätigkeit der Musikkapellen zugeschnitten<br />
sind. Verwendet werden können sie alle,<br />
denn das Endprodukt, sprich die fertige Jahresabschlussrechnung,<br />
sieht überall gleich<br />
aus. Auch das sieht die Reform so vor.<br />
KulturFenster<br />
31 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
VSM intern<br />
Mit guten Ideen durch die Krise<br />
Der zweite Teil der Tagung stand unter dem<br />
Motto: „Mit Motivation aus der Corona-Pandemie“.<br />
Gespannt verfolgten die zahlreich<br />
anwesenden Vertreter*innen der Musikkapellen<br />
aus ganz Südtirol die Ausführungen<br />
der Referenten Andreas Pircher und Meinhard<br />
Windisch.<br />
Die Musikkapelle Naturns zauberte mit ihren<br />
Internet-Auftritten auf verschiedenen<br />
Social-Media-Plattformen zahlreichen Blasmusikfreunden<br />
ein Lächeln ins Gesicht. Videobeiträge<br />
und sogar ein Film entstanden<br />
in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Tourismusverein.<br />
„Natürlich beschäftigt einen<br />
Verein in dieser Zeit die Frage, wie man Mitglieder<br />
halten kann. „Wir haben durch diese<br />
Aktion sogar neue Mitglieder dazugewonnen“,<br />
berichtet Obmann Andreas Pircher. Das<br />
Projekt war für die Musikant*innen ein ganz<br />
besonderer Anlass und die Vorführung des<br />
Films ein Höhepunkt für das gesamte Dorf.<br />
Verbandskapellmeister Meinhard Windisch,<br />
seines Zeichens auch Kapellmeister der Musikkapelle<br />
Terlan, berichtete vom Corona-<br />
Management seiner Musikkapelle. Messgestaltungen<br />
waren für lange Zeit die wenigen<br />
Möglichkeiten, ausschließlich in kleinen Gruppen<br />
gemeinsam zu musizieren. Dies nahm<br />
die Musikkapelle Terlan zum Anlass und lud<br />
ihre Mitglieder ein, sich zu bunt zusammengewürfelten<br />
Bläsergruppen zusammenzutun.<br />
Diese Gruppen haben in Terlan regelmäßig<br />
die Gottesdienste in der Kirche musikalisch<br />
gestaltet, sehr zur Freude der Dorfgemeinschaft.<br />
Die Noten dazu wurden vom Kapellmeister<br />
eigens bearbeitet, wenn nötig umgeschrieben<br />
und den Musikant*innen vorab<br />
– gemeinsam mit einer Audiodatei, die das<br />
Üben zuhause leichter machte – übermittelt.<br />
Es sei ihm und den Verantwortlichen<br />
der Musikkapelle Terlan immer wichtig gewesen,<br />
nach vorne zu blicken und nicht<br />
den Kopf in den Sand zu stecken. Oft brauche<br />
es nur gute Ideen und die richtige Einstellung,<br />
so Windisch. Der Verbandsobmann<br />
gab noch einige Informationen zur<br />
SIAE, zu den Corona-Bestimmungen, zur<br />
Mitglieder-Vollversammlung des VSM und<br />
zum neu erschienenen Buch „In Treue fest<br />
durch die Systeme“ weiter und meinte zum<br />
Abschluss: „MOTIVATION kommt mit dem<br />
TUN! Es gibt immer einen Weg!“ Mit vielen<br />
Ideen und Anregungen endete die Obleute-<br />
Tagung <strong>2021</strong> und die Anwesenden bedankten<br />
sich mit einem kräftigen Applaus bei den<br />
drei Referenten.<br />
Florian Lahner, Obmann der MK Reischach<br />
Wirtschaftsprüfer Markus Hofer<br />
aus Bruneck vermochte mit<br />
seinem Referat dem leidigen<br />
Thema „Dritter Sektion“ etwas<br />
an Schärfe zu nehmen.<br />
Jahresabschluss <strong>2021</strong><br />
Das neue Kassabuch<br />
Gemäß den Vorschriften des Dritten Sektors muss bereits<br />
für das Jahr <strong>2021</strong> die Jahresabschlussrechnung<br />
nach den neuen Regeln erstellt werden: neue Kapitel,<br />
Konten und Positionen. Dementsprechend wurde<br />
das Kassabuch im Verwaltungsprogramm „VSM-Office“<br />
entsprechend angepasst und ist ab 15. <strong>Dezember</strong><br />
in der neuen Form online verfügbar.<br />
Andreas Bonell, VSM-Geschäftsführer<br />
KulturFenster<br />
32 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
„Zwei unglaublich<br />
lehrreiche Tage“<br />
Lehrprobe mit der Bürgerkapelle Lana<br />
Eigentlich wäre es bereits die 8. Auflage<br />
gewesen. Coronabedingt musste im Vorjahr<br />
die mit Björn Bus geplante Dirigentenwerkstatt<br />
abgesagt werden. Somit lud der VSM<br />
heuer zur 7. Südtiroler Dirigentenwerkstatt.<br />
7. Südtiroler Dirigentenwerkstatt mit<br />
Marco Somadossi<br />
Oberstes Ziel dieser mittlerweile jährlich<br />
Anfang November stattfindenden Werkstatt<br />
ist es, aktiven Kapellmeister*innen<br />
mit Hilfe externer Referent*innen Inputs<br />
für ihre praktische musikalische Arbeit<br />
mit der Musikkapelle zu geben. Für die<br />
heurige Auflage ist es gelungen, den bekannten<br />
Blasorchesterdirigenten, Komponisten<br />
und Pädagogen Marco Somadossi<br />
aus Rovereto zu verpflichten. Die Schlagtechnik,<br />
das Klangbild und die Vorbereitung<br />
einer Aufführung sind Schwerpunkte, die<br />
angesprochen und vertieft wurden. Diese<br />
Fortbildung umfasst Blasorchesterliteratur<br />
in unterschiedlichen Stufen, die auch<br />
in praktischen Lehrproben erarbeitet und<br />
vertieft wird.<br />
„Wir konnten zwei unglaublich lehrreiche<br />
Tage mit unserem Referenten verbringen.<br />
Grazie Marco!“, freute sich VSM-Verbandskapellmeister<br />
Meinhard Windisch zum Abschluss.<br />
Er bedankte sich bei den aktiven<br />
und passiven Teilnehmern*innen, besonders<br />
bei der Bürgerkapelle Lana, die sich<br />
als Übungskapelle zur Verfügung stellte.<br />
Stephan Niederegger<br />
Verbandskapellmeister und Kursleiter<br />
Meinhard Windisch zur<br />
Dirigentenwerkstatt <strong>2021</strong>:<br />
„Taktschlagen kann jeder. Die Musik in<br />
ein Dirigierbild umzuwandeln und effizient<br />
und sinnvoll zu gestalten, dies benötigt<br />
Übung und eine vertiefte Auseinandersetzung<br />
mit der Partitur“, so Marco Somadossi,<br />
der Referent der diesjährigen Dirigentenwerkstatt<br />
am 5. und 6. November in Nals.<br />
Marco Somadossi aus Rovereto lehrt am<br />
Konservatorium von Udine Blasorchesterleitung,<br />
Komposition, Instrumentierung für<br />
Blasorchester und ist künstlerischer Leiter<br />
des internationalen Wettbewerbs Flicorno<br />
d´ Oro. Sein fundiertes Wissen konnte er in<br />
einem Mix aus Praxis, theoretischen Ansätzen<br />
und fundierten Einblicken in die Partituren<br />
eindrucksvoll darstellen.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der Dirigentenwerkstatt<br />
ist der praktische Teil mit einer<br />
Übungskapelle. Für die heurige Dirigentenwerkstatt<br />
stand die Bürgerkapelle Lana zur<br />
Verfügung. Die aktiven Teilnehmer*innen<br />
hatten so die Möglichkeit, in den zwei Lehrproben<br />
Erlerntes gleich in die Praxis umzusetzen<br />
und unter der Anleitung des Referenten<br />
auch neue Wege zu beschreiten.<br />
Dabei zeigte sich einmal mehr, dass kleine<br />
Änderungen Großes bewirken können. Dass<br />
die Lehrproben nicht nur für die Kursteilnehmer<br />
interessant und lehrreich waren,<br />
bestätigten die vielen Rückmeldungen der<br />
Mitglieder der Bürgerkapelle Lana. Ich wünsche<br />
allen Beteiligten, dass die Begeisterung<br />
und Motivation aus diesen zwei Tagen<br />
noch lange anhalten möge.<br />
Die bisherigen Südt. Dirigenten-Werkstätten:<br />
1. 2014 mit Miguel Etchecongelay<br />
2. 2015 mit Isabelle Ruf-Weber<br />
3. 2016 mit Alex Schillings<br />
4. 2017 mit Jan Cober<br />
5. 2018 mit Franco Cesarini<br />
6. 2019 mit Walter Ratzek<br />
- 2020 mit Björn Bus (abgesagt!)<br />
7. <strong>2021</strong> mit Marco Somadossi<br />
Zufriedene Gesichter bei der Dirigentenwerkstatt <strong>2021</strong>: (v. l.) Meinhard Windisch (Kursleiter), Martin Knoll, Charlotte Rainer, Marco Somadossi<br />
(Referent), Bernhard Reifer, Andreas Rechenmacher, Michael Vikoler – im Bild fehlen: Lukas Erb, Gerhard Eschgfäller, Tobias Tammerle<br />
KulturFenster<br />
33 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
VSM intern<br />
50 Jahre Leistungsabzeichen<br />
in Südtirol 1971–<strong>2021</strong><br />
Neue Broschüre erschienen<br />
Vor 50 Jahren wurden die Leistungsabzeichen<br />
vom damaligen Jugendleiter Karl Pramstaller<br />
in 1971 Südtirol eingeführt.<br />
Seit dieser Zeit waren es über 20.000<br />
Musikant*innen, welche im Laufe ihrer Karriere<br />
eines der begehrten Leistungsabzeichen<br />
absolviert hatten. Die Beweggründe<br />
für das Bronzeabzeichen sind in den meisten<br />
Fällen die Aufnahme in die Musikkapelle<br />
– bei Silber und Gold sind es persönlicher<br />
Ehrgeiz und die Überzeugung, sich<br />
auf dem Instrument weiterzubilden und<br />
weiterzuentwickeln.<br />
In mühevoller Kleinarbeit hat VSM-Verbandsjugendleiter<br />
Hans Finatzer Informationen,<br />
Unterlagen und Daten dieser 50-jährigen<br />
Erfolgsgeschichte von den Anfängen<br />
1971 bis zum Übergang der Prüfungen<br />
an die Landesmusikschuldirektion im Juni<br />
<strong>2021</strong> zusammengetragen und daraus eine<br />
neue, sehr informative Broschüre gestaltet.<br />
Diese beschreibt die Vorbereitung und Prüfungen<br />
von einst und jetzt und präsentiert<br />
auch spannende Porträts Südtiroler Musikerpersönlichkeiten.<br />
Die Broschüre wird an alle Musikkapellen<br />
verteilt und liegt im Büro des VSM auf.<br />
Stephan Niederegger<br />
KulturFenster<br />
34 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Redaktionsschluss für<br />
Blasmusik<br />
„Opus Blasmusik“ im<br />
Konservatorium Bozen<br />
Ein neues Projekt in Zusammenarbeit mit dem VSM<br />
„Opus Blasmusik“ ist eine neue Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Konservatorium<br />
"Claudio Monteverdi" Bozen und dem Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen mit dem<br />
Ziel, Studenten*innen in den Bereichen<br />
Blasmusikleitung, Komposition und Bearbeitungen<br />
für Blasorchester zu fördern.<br />
Sie bekommen damit die Möglichkeit,<br />
ihre Arbeiten im Rahmen ihres Studiums<br />
– begleitet von ihren Professoren Thomas<br />
Ludescher und Eduard Demetz – direkt<br />
in die Praxis umzusetzen. Es entsteht dadurch<br />
auch ein Mehrwert für die beteiligten<br />
Musikkapellen, denn sie erhalten<br />
neue Werke, die für sie komponiert oder<br />
arrangiert bzw. den jeweiligen Gegebenheiten<br />
angepasst werden.<br />
Dabei reicht das Spektrum der Literatur<br />
von Werken für Jugendkapellen und kammermusikalischen<br />
Besetzungen bis hin<br />
zur Besetzung für Blasorchester.<br />
Für die erste Projektphase (zweites Studiensemester<br />
2022) wird eine beschränkte<br />
Anzahl von Musikkapellen zugelassen.<br />
Interessierte Musikapellen können sich<br />
bis 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong> bei Meinhard<br />
Windisch (Tel.: +39 335 6930006 –<br />
meinhard.windisch@vsm.bz.it) melden.<br />
Die Musikkapellen werden in der Reihenfolge<br />
der Anmeldungen angenommen.<br />
Die Werke werden auf der Homepage<br />
des VSM und des Konservatoriums<br />
veröffentlicht.<br />
Meinhard Windisch<br />
VSM-Verbandskapellmeister<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />
senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Freitag, 14. Jänner 2022<br />
KulturFenster<br />
35 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
hinausgeblickt<br />
Funktionärsausbildung<br />
2022<br />
https://vsm.bz.it<br />
LIVE DABEI<br />
bewegt<br />
Eine tolle Erfahrung<br />
Fortbildung „Alles Show“ mit der<br />
Stadtkapelle Meran<br />
Die Stadtkapelle Meran beim Empfang anlässlich der Verleihung der Verdienstkreuze durch das Land Tirol am 10.10.<strong>2021</strong><br />
Zu einer guten Stabführerausbildung gehört<br />
auch das Erlernen, Planen und Begreifen<br />
einer Show. Dies alles gehörte zu unserer<br />
Schwerpunktfortbildungen für <strong>2021</strong>. Gestartet<br />
mit den drei Online-Fortbildungen – darüber<br />
bereits berichtet im KF <strong>Nr</strong>. 2/<strong>2021</strong> –<br />
fand am 25. September der praktische Teil<br />
statt, welcher mit 8 Teilnehmern erfolgreich<br />
durchgeführt wurde.<br />
Da der vorgesehene Referent Gerhart Dopler,<br />
Landessstabführer Oberösterreich, kurzfristig<br />
absagen musste, übernahm ich die<br />
Aufgabe, diesen Workshop zu leiten. Im Probelokal<br />
der Stadtkapelle Meran wurde am<br />
Vormittag der theoretische Teil absolviert.<br />
Für das eigens arrangierte Marschmedley<br />
des Kapellmeisters Martin Graber bereitete<br />
ich vorab schon Elemente und Choreografie-Skizzen<br />
vor. Großen Wert legte ich dabei<br />
auf verschiedene Schwerpunkte, z. B.<br />
Schwierigkeitsgrad und die Umsetzbarkeit<br />
der Ideen in der Praxis.<br />
Am Nachmittag fand der praktische Teil<br />
statt. Die Stadtkapelle Meran hat sich dankenswerterweise<br />
als Übungskapelle zur Verfügung<br />
gestellt. Beginnend mit dem Marsch<br />
„Mein Heimatland“ wurde das Erlernte vom<br />
Vormittag umgesetzt. Die Teilnehmer waren<br />
begeistert, konnten sie schon nach relativ<br />
kurzer Zeit Erfolge sehen.<br />
Ich erhielt auch sehr gutes Feedback von<br />
Teilnehmern und auch von Musikant*innen,<br />
was mich sehrt freute. Ich bin deshalb überzeugt,<br />
dass Musik in Bewegung bei vielen<br />
gut ankommt und begeistert.<br />
Hiermit möchte ich allen noch danken,<br />
die sich dieses Jahr für die Musik in Bewegung<br />
eingesetzt haben, und ich wünsche<br />
mir, dass die Begeisterung in den<br />
Kapellen, bei den Stabführern, Kapellmeistern<br />
und Obleuten weiterhin anhält und<br />
somit mit vielen Ideen tolle Shows aufgeführt<br />
werden.<br />
Die einstudierte Show<br />
Beginnend mit dem Marsch „Mein Heimatland”<br />
schwenkten die einzelnen Glieder<br />
diagonal und mit unterschiedlichen Zählzeiten<br />
aus. Es folgte die 45° Schwenkung<br />
mit anschließenden langsamen Schritten<br />
und die Bildung der breiten Formation, welche<br />
gleichmäßig und einheitlich über die<br />
KulturFenster<br />
36 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Reihen und Glieder erfolgte. Mit der Wiederholung<br />
des 2. Teils erfolgte ein Durchfl<br />
echten der Reihen 1+2 sowie 4+5, wobei<br />
die verschiedenen Schrittwechsel und<br />
die einheitliche Bewegung vorab langsam<br />
ohne Spiel einstudiert wurden. Mit „YMCA“<br />
ging es über in einfache Synchronbewegungen<br />
bis hin zum Posaunensolo von „Cordula<br />
Grün“, worauf sich der Marschblock<br />
auflöste und ein Kreis gebildet wurde. Es<br />
folgten verschiedene Bewegungselemente,<br />
wie Durchfl echten, Doppelkreis und Bewegen<br />
im Kreis, bis ab dem 16. Takt die<br />
tiefen Register ausscherten, um die Eckpfeiler<br />
für das darauffolgende Karree zu<br />
bilden. An ihrem Platz angekommen folgte<br />
eine 4-taktige solistische Einlage des Musikstücks<br />
„Seven Nation Army“ durch das<br />
tiefe Register, wobei der Kreis in sich zusammenfällt,<br />
um das Karree zu bilden...<br />
Klaus Fischnaller<br />
VSM-Verbandsstabführer<br />
Vorabinformation: Stabführertermine 2022 kurz notiert<br />
Grundkurs Süd/West Beginn 10 Jänner (Obermais)<br />
Beginn 17. Jänner ( Kaltern/Tschengls)<br />
Grundkurs Nord/Ost<br />
Aufbaukurs Nord/Ost<br />
Aufbaukurs Süd/West<br />
Coaching in 3 Einheiten<br />
Marschmusikbewertung<br />
Abschlusskurs<br />
Beginn Sa. 05. März<br />
Beginn Sa. 23. April<br />
Beginn Mo. 02. Mai<br />
Beginn 14. Mai - Bezirk Schlanders<br />
Beginn 18. Mai - Bezirk Bozen<br />
Beginn 27. Mai - Bezirk Brixen<br />
Sonntag, 17. Juli Sand in Taufers (Bezirksmusikfest)<br />
Sa. 10. und 17. September<br />
Grundkurs für Stabführer Südwest<br />
Alle vier Einheiten finden jeweils zeitgleich an folgenden Orten statt:<br />
1. Einheit Montag, 10.01.2022 Obermais, Altes Rathaus 18:00-21:00 Uhr<br />
1. Einheit Montag, 17.01.2022 19:00-22:00 Uhr<br />
Zwei Teilnehmer haben uns ihr Feedback zur Stabführerfortbildung in Meran<br />
zukommen lassen. Vielen Dank dafür!<br />
Roman Tumler<br />
Die Fortbildung „Alles Show“ hat mir sehr gut gefallen. Ich habe im letzten Jahr, noch bevor Corona<br />
uns alle in einen musikalischen Tiefschlaf versetzt hatte, den Grundkurs der Stabführerausbildung<br />
besucht. Mit dementsprechend wenig Erfahrung und praktischem Können als Stabführer habe<br />
ich mich dennoch entschlossen, die Fortbildung zu besuchen. Nachdem der ursprünglich geplante<br />
Referent leider absagen musste, ist unser Verbandsstabführer Klaus Fischnaller kurzfristig<br />
und sehr professionell eingesprungen. Am Vormittag hat uns Klaus mit viel Leidenschaft<br />
und fachlichem Wissen den Aufbau einer Marsch-Show aufgezeigt und erklärt, wie man eine<br />
solche plant. Gemeinsam haben wir verschiedene Show-Elemente erarbeitet und besprochen.<br />
Am Nachmittag ging es dann an das praktische Einlernen mit der Übungskapelle. Es war faszinierend<br />
zu sehen, wie das am Vormittag theoretisch Besprochene in die Tat umgesetzt werden konnte<br />
und bereits kleine, einfache Show-Elemente eine große Wirkung erzeugen können. Anhand solcher<br />
einfacher Show-Elemente können Marschierproben in der eigenen Kapelle aufgelockert werden und die<br />
Musikant*innen für Musik in Bewegung motiviert werden.<br />
Mir persönlich hat die Fortbildung erneut bewusstgemacht, dass Musik in Bewegung etwas Schönes und Erhaltenswerts ist. Sowohl das<br />
traditionelle Aufmarschieren bei Prozessionen und Umzügen, aber auch die Teilnahme an Marschmusikbewertungen oder Marsch-Shows<br />
mit modernen innovativen Elementen sollte ein fi xer Bestandteil unserer Kapellen im Land und des Südtiroler Blasmusikwesens sein.<br />
Stefan Ploner<br />
Ich habe mich bisher nicht mit dem Thema Show befasst, wollte mir das mal anschauen,<br />
ein paar Ideen einholen. Im theoretischen Teil war für mich einiges nicht leicht vorzustellen;<br />
bei den praktischen Übungen wurde vieles verständlicher – ein Anstoß, mich mit diesem<br />
Thema zu beschäftigen!<br />
Ein großes Kompliment an den Referenten, Verbandsstabführer Klaus Fischnaller, der kurzfristig<br />
für den vorgesehenen, aber schlussendlich verhinderten Referenten eingesprungen<br />
ist! Klaus hat mit viel Energie und Fachwissen die Weiterbildung geleitet, Übungskapelle und<br />
Kursteilnehmer begeistert!<br />
KulturFenster<br />
37 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
hinausgeblickt<br />
bewegt<br />
VSM-Jahresprogramm<br />
2022<br />
https://vsm.bz.it<br />
LIVE DABEI<br />
Geheime Proben für<br />
einen Flashmob<br />
Die Jugendkapelle Lüsen/St. Andrä überrascht mit<br />
einem besonderen Auftritt<br />
Ganz entspannt ging’s los, dann entwickelte<br />
sich der Flashmob der Jugendkapelle<br />
Lüsen/St. Andrä zu einer<br />
Riesenüberraschung.<br />
Nach über einem Jahr Stillstand hat die Jugendkapelle<br />
Lüsen/St. Andrä Mut gefasst<br />
und ein neues Musikjahr gestartet.<br />
Geprobt wurde im Juli und August unter Einhaltung<br />
aller Vorlagen in Kleingruppen und<br />
vorzugsweise im Freien. Die Proben waren<br />
sehr intensiv, zumal die Probenzeit knapp<br />
bemessen und das Konzertprogramm für<br />
die zwei Auftritte in St.Andrä und Lüsen<br />
doch recht vielfältig war. Hinzu kam auch<br />
die Idee, der Musik in Bewegung wieder einen<br />
größeren Stellenwert beizumessen und<br />
einen etwas anderen Konzertbeginn zu zeigen.<br />
Schnell stand die Entscheidung fest,<br />
dafür Verbandstabführer Klaus Fischnaller<br />
ins Boot zu holen. Nach einigen organisatorischen<br />
Treffen im Vorfeld lernten die<br />
Jungmusikant*innen schließlich in zwei<br />
Proben einen Flashmob ein. Musikalisch<br />
unterlegt wurde dieser mit Ausschnitten<br />
des Konzertprogramms, welche die Jugendkapelle<br />
gleichzeitig zum Besten gab.<br />
Dazu das Feedback<br />
der Kinder:<br />
Ganz gespannt haben wir auf Klaus gewartet,<br />
der mit uns die Marschierprobe<br />
für unseren Flashmob abhalten sollte. Unsere<br />
Neugier war groß, und sobald Klaus<br />
die ersten Schritte mit uns besprochen<br />
hatte, waren wir alle positiv überrascht.<br />
Er gab uns zu verstehen, dass es bei der<br />
Musik in Bewegung um Freude am Bewegen<br />
geht, und bezog bei der Zusammenstellung<br />
des Flashmobs unsere eigenen<br />
Ideen ein. Klaus war super vorbereitet und<br />
konnte uns sofort von seiner Idee überzeugen.<br />
Da wollten auch wir mit vollem Einsatz<br />
unser Bestes geben. Die Idee, den<br />
Flashmob vor unseren Eltern und Freunden<br />
geheim zu halten, imponierte uns sofort.<br />
Nach zwei intensiven Proben waren<br />
wir dann bereit für unseren großen Auftritt.<br />
Die Konzertbesucher*innen saßen<br />
alle nichtsahnend auf dem Festplatz und<br />
wunderten sich vielleicht schon, wieso wir<br />
Jungmusikant*innen noch ganz entspannt<br />
quatschten. Bis dann der eingängige Rhythmus<br />
der großen Trommel erklang und der<br />
Flashmob begann. Die Choreografie und<br />
die Überraschung gelangen uns hervorragend<br />
und die Besucher stimmten sogar<br />
spontan ins Klatschen ein.<br />
Wir, die Jugendkapelle Lüsen / St. Andrä,<br />
bedanken uns herzlich bei Klaus und können<br />
nur jeder Jugendkapelle den Tipp geben,<br />
mit unserem Verbandstabführer für die<br />
Musik in Bewegung zusammen zu arbeiten.<br />
Die Jungmusikant*innen der<br />
Jugendkapelle Lüsen/St. Andrä<br />
Über diesen QR-Code kann<br />
man mehr zum Flashmob<br />
der Jugendkapelle Lüsen/<br />
St. Andrä erfahren.<br />
KulturFenster<br />
38 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
jung musiziert<br />
Das Holzblasorchester wird von Prof. Walter Ratzek dirigiert und am<br />
Flügel begleitet.<br />
Fotos: Konrad Pichler<br />
Holzblasorchester<br />
HoBla-O“ reloaded<br />
“<br />
Plattform für junge Musiker*innen<br />
und Komponist*innen<br />
Das „HoBla-O“ gibt Holzbläser*innen die<br />
Möglichkeit, in dieser speziellen Besetzung<br />
Orchestererfahrung zu sammeln.<br />
Nach der covidbedingten Zwangspause<br />
im Jahre 2020/21 startete das Holzblasorchester<br />
mit dem Projekt „Orchestertage<br />
HoBla-O <strong>2021</strong>“ wieder durch und bot ausgewählten<br />
jungen Musiker*innen eine<br />
Bühne, auf der speziell für diese Besetzung<br />
arrangierte Orchesterliteratur und<br />
in Auftrag gegebene Werke zur Aufführung<br />
gelangen.<br />
Unter der bewährten Leitung von Prof. Walter<br />
Ratzek (Berlin) sowie eines 8-köpfigen<br />
Dozententeams wurde ein herausforderndes<br />
Konzertprogramm einstudiert.<br />
Die Orchestermitglieder stammen aus den<br />
Südtiroler Landesmusikschulen, den Oberschulen<br />
mit musikalischem Schwerpunkt,<br />
aus dem Konservatorium „C. Monteverdi“<br />
Bozen und aus dem Tiroler Landeskonservatorium.<br />
Konzertmeister ist Luca Moranduzzo,<br />
der derzeit sein Klarinettenstudium<br />
an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“<br />
in Berlin absolviert.<br />
Im Jahre 2009 wurde vom damaligen Direktor<br />
der Musikschule Unterland, Konrad<br />
Pichler, und Alexandra Pedrotti, damals<br />
Klarinettenlehrerin an der MuS Unterland<br />
und jetzt deren Direktorin, die Idee geboren,<br />
ein erweitertes Holzbläserensemble<br />
mit Sitz an der Musikschuldirektion Unterland<br />
zu gründen.<br />
Den entscheidenden Impuls dafür gab ein<br />
Konzertprojekt mit Prof. Hans Obkircher,<br />
der das Orchester in den darauffolgenden 5<br />
Jahren selbst geleitet und auch den Großteil<br />
des Repertoires eigens arrangiert und dem<br />
Orchester auf den Leib geschrieben hat.<br />
Er ist am vergangenen 13. Februar überraschend<br />
verstorben. In einer Schweigeminute<br />
beim heurigen Konzert – Anfang November<br />
in Auer – wurde seiner gedacht. Sein Vermächtnis<br />
besteht darin, so Alexandra Pedrotti,<br />
„an den Holzbläserklang im Sinne einer<br />
modernen Orchestrierung geglaubt und<br />
sie visionär entwickelt zu haben.“<br />
Die Idee wurde im Rahmen der Sommerwoche<br />
„Colour Wind“ aufgegriffen. Seitdem treffen<br />
sich fortlaufend rund 50 Musiker*innen<br />
aus dem gesamten Land, um ein bunt gefächertes<br />
Programm auf hohem Niveau<br />
aufzuführen. Ziel war und ist es, nicht<br />
nur ein vielfältiges Orchester-Repertoire<br />
aufzubauen, sondern auch motivierten<br />
Musikstudenten*innen die Möglichkeit zu<br />
geben, in dieser speziell für Holzbläser adaptierten<br />
Besetzung Orchestererfahrungen<br />
zu sammeln.<br />
Eines der wichtigsten Grundprinzipien<br />
dieses Projektes ist es auch, jungen<br />
Komponist*innen eine Plattform für ihre<br />
Werke zu bieten. So wurden mittlerweile<br />
Stücke von Thomas Mahlknecht, Manuel<br />
Zwerger, Helmuth Hödl, Andrea Götsch<br />
u.a. uraufgeführt. Heuer erlebte das Werk<br />
„Rhapsody für Holzblasorchester“ des Südtiroler<br />
Komponisten Lukas M. Gasser seine<br />
Uraufführung.<br />
Einen zusätzlichen Höhepunkt bildete die<br />
„Rhapsody in Blue“ von George Gershwin,<br />
bei dem Prof. Ratzek selbst den Solopart<br />
am Klavier übernommen hat.<br />
Heidrun Mark<br />
KulturFenster<br />
39 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Erfolgreiches Wochenende<br />
in Grafenegg<br />
Jugendkapelle Schnals begeistert beim Österreichischen<br />
Jugendblasorchester-Wettbewerb<br />
Freude über den riesigen Erfolg – die Jugendkapelle<br />
Schnals hat Grafenegg mit<br />
ihrer Musik und Begeisterung erobert.<br />
Die Jugendkapelle Schnals – sie wurde im<br />
Jahr 2004 gegründet – kann auf eine erfolgreiche<br />
Teilnahme beim 10. Österreichischen<br />
Jugendblasorchester-Wettbewerb in Grafenegg<br />
(Niederösterreich) zurückblicken (s. eigener<br />
Bericht S. 46): Die Jungmusikant*innen<br />
unter der Leitung von Charlotte Rainer sicherten<br />
sich den zweiten Platz in der Altersstufe<br />
AJ. Dazu hat Verbandsjugendleiter-Stellvertreter<br />
Hannes Schrötter der Dirigentin folgendes<br />
Gespräch geführt:<br />
Hannes Schrötter: Charlotte, mit welchen<br />
Erfahrungen und Eindrücken seid ihr nach<br />
Hause zurückgekehrt?<br />
Charlotte Rainer: Gemeinsam etwas erlebt<br />
zu haben, das unvergessen bleibt. Viele<br />
wunderschöne Momente auf der Bühne,<br />
beim Musizieren, aber auch als Gemeinschaft<br />
an diesem Wochenende und in den<br />
Monaten zuvor. Genau das haben wir so<br />
vermisst und jetzt umso mehr genießen<br />
dürfen. Ich bin sehr dankbar dafür, ein Teil<br />
dieses Ganzen gewesen zu sein.<br />
Schrötter: Wie verliefen die Vorbereitungen<br />
auf den Wettbewerb?<br />
Ch. Rainer: Für die Verwirklichung dieser<br />
Reise wurde von jedem das Maximum<br />
abverlangt. Ich habe die<br />
Jungmusikant*innen bereits im Sommer<br />
darauf vorbereitet, dass wir unter<br />
sehr schwierigen Bedingungen an diesem<br />
Wettbewerb teilnehmen werden. Schlussendlich<br />
hat die Lust, endlich wieder gemeinsam<br />
Musik zu machen und etwas<br />
als Gruppe unternehmen zu können, den<br />
Aufwand jedoch relativiert.<br />
KulturFenster<br />
40 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Schrötter: Wie lief euer Auftritt bzw. der<br />
Wettbewerbstag konkret ab?<br />
Ch. Rainer: Der Auftritt war am Samstag,<br />
23. Oktober um 9:50 Uhr eingeplant.<br />
Nach dem Einspielen ging es auf die<br />
Bühne. Nur einige wenige hatten bereits<br />
zuvor einmal auf einer so großen Bühne<br />
gestanden. Die Anspannung war kaum<br />
zu übertreffen. Alle waren voll konzentriert,<br />
gaben alles und haben mit Freude<br />
musiziert. Unsere Begeisterung hat sich<br />
wohl auf das Publikum und die Juroren<br />
übertragen. Die durchaus positiven und<br />
lobenden Kommentare im Feedbackbogen<br />
bestätigen dies.<br />
Der Wettbewerbstag lief mit einigen Konzertbesuchen,<br />
der Teilnahme an mehreren<br />
Workshops und vielfältigem Unterhaltungsprogramm<br />
recht interessant<br />
ab. Mit Spannung wurde die Bekanntgabe<br />
der Ergebnisse erwartet. Als wir<br />
als Zweitplatzierte auf die Bühne geholt<br />
wurden, waren der Jubel und die<br />
Freude riesengroß!<br />
Schrötter: Wie zufrieden seid ihr mit dem<br />
Endresultat?<br />
Ch. Rainer: Nachdem der Erstplatzierte<br />
ein Auswahlorchester aus mehreren Musikschulen<br />
war, fühlte sich unser zweiter<br />
Platz für uns wie ein Sieg an. Es gab nur<br />
eins zu hören: „ES WAR SOOO COOOOL!“<br />
Der krönende Abschluss dieser Reise<br />
war ein Überraschungsempfang vieler<br />
Eltern und Geschwister, welche sogar<br />
einen roten Teppich vor dem Bus ausrollten<br />
und uns mit tosendem Applaus,<br />
Getränken und einem kleinen Imbiss erwarteten.<br />
Wir haben für dieses einmalige<br />
Ereignis enorm viel investiert und sind<br />
dafür mit einem unvergesslichen Erlebnis<br />
belohnt worden.<br />
Schrötter: Welches ist euer persönliches<br />
Rezept für solch eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit?<br />
Ch. Rainer: Ich bin überzeugt, dass einerseits<br />
die Kontinuität sehr wichtig ist,<br />
man jedoch auch Mut zu Neuem haben<br />
soll. Wenn man sich immer wieder<br />
zu Proben und Auftritten trifft und dabei<br />
Musik in der Gemeinschaft erlebt,<br />
dann bleibt Musik attraktiv. Stillstand<br />
heißt für mich Rückschritt. Das haben<br />
wir im letzten Jahr erlebt. Mit der Arbeit<br />
in den Sommermonaten und dem Mut,<br />
sich in diesen Zeiten einem Wettbewerb<br />
zu stellen, haben wir es geschafft, einen<br />
Großteil der Jugend zu halten.<br />
Ein Wort, um das Wochenende zu beschreiben: Cool (Sophie), Spaß (Marie),<br />
flott (Paul), lustig (Anna)!<br />
Nachgefragt...<br />
bei den Jungs und Mädels der<br />
Jugendkapelle Schnals<br />
Sophie erzählt, dass die Vorbereitungen auf den Wettbewerb bereits im Sommer<br />
begonnen haben: „Bei einem mehrtägigen Sommercamp wurden mehrere<br />
Stücke, darunter auch die Wettbewerbsstücke, eingelernt. Natürlich blieb genug<br />
Zeit für weitere Aktivitäten und tolle Spiele.“<br />
Über die Gefühlslage vor dem Auftritt: „Vor dem Auftritt habe ich mich gut gefühlt,<br />
natürlich war ich auch ein bisschen aufgeregt“, so Marie. Sophie und Anna<br />
stimmen dem zu und erzählen, wie erleichtert und glücklich sie nach dem Auftritt<br />
waren. Paul blieb cool und hat von der Aufregung nicht viel mitbekommen<br />
– wie sollte es bei einem Tubisten auch anders sein?<br />
Ob die Jungmusikant*innen in Hinblick auf den Wettbewerb mehr geübt haben?<br />
Da fallen die Antworten unterschiedlich aus. Jedenfalls haben sich alle ausreichend<br />
mit den beiden Stücken beschäftigt – sei es in der Musikschule, sei es<br />
bei der Probe oder beim Üben zu Hause.<br />
KulturFenster<br />
41 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Bereit zum Abheben -<br />
The Rocket Monkeys“<br />
“<br />
Fünf junge Musikanten machen mit Blasmusik Partystimmung<br />
„The Rocket Monkeys“ – die junge Band auf Erfolgskurs<br />
Mit dem Gewinn des 1. Südtiroler Schulband-Contests<br />
haben die „Rocket Monkeys“<br />
vor zwei Jahren den ersten Meilenstein<br />
in ihrer noch jungen Bandgeschichte<br />
gesetzt und seither gezeigt: Wo immer sie<br />
auch auftreten, da kommt Stimmung auf.<br />
Nun ist die talentierte Band für weitere<br />
große Auftritte bereit.<br />
KulturFenster: Wer seid ihr und woher<br />
kommt ihr?<br />
Martin Lantschner: Wir, die „Rocket Monkeys“,<br />
sind eine fünfköpfige Band, bestehend<br />
aus Felix Mahlknecht (Trompete),<br />
Markus Psenner (Saxophon), Peter Psaier<br />
(Tuba), Samuel Tschager (Drums) und<br />
mir (Posaune). Vier Mitglieder stammen<br />
aus Steinegg, unser Tubist kommt aus<br />
Villnöß. Wir sind allesamt zwischen 13<br />
und 17 Jahre „jung“.<br />
KF: Welcher musikalischen „Schublade“<br />
ordnet ihr euch zu?<br />
Lantschner: Wir spielen hauptsächlich<br />
Party-Musik, so treffen in unserem Programm<br />
verschiedene Genres (u.a. Pop,<br />
Rock, Funk) aufeinander.<br />
Seit unseren Anfängen orientieren wir<br />
uns an den „Pamstiddn Kings“; unsere<br />
größten Vorbilder sind zurzeit „LaBrass-<br />
Banda“ und auch die „Lucky Chops“.<br />
KF: Wie lange gibt es eure Band bereits<br />
und wie seid ihr auf die Idee zur Gründung<br />
gekommen?<br />
Lantschner: Man mag es nicht glauben,<br />
aber die Ursprünge der „Rocket Monkeys“<br />
gehen gar einige Jahre zurück. Vor rund<br />
sechs Jahren traten mein Bruder Fabian<br />
sowie meine Cousins Felix, Samuel und<br />
ich (damals noch an der Tuba) erstmals<br />
zusammen auf. Wir konnten noch kaum<br />
Noten lesen, haben uns aber grob über<br />
den Ablauf der Stücke abgesprochen,<br />
selbst einige Texte geschrieben und haben<br />
dann wild drauf los gespielt. Diese<br />
Auftritte fanden bei uns zuhause statt und<br />
wir nannten uns die „Rockenden Schim-<br />
KulturFenster<br />
42 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
pansen“. Einige Jahre später waren Felix,<br />
Samuel und ich auf der Geburtstagsfeier<br />
unseres Großvaters und dort haben<br />
wir ganz spontan einen Auftritt eingelegt.<br />
Daraus ging der Entschluss hervor, eine<br />
Band zu gründen. Wir holten Markus<br />
mit ins Boot und somit waren die „Rocket<br />
Monkeys“ geboren. Nach unserem<br />
Sieg beim Schulband-Contest nahmen<br />
wir noch einen Tubisten in unsere Gruppe<br />
auf, um für den nötigen Schub im tiefen<br />
Register zu sorgen. Wie vielleicht<br />
schon bemerkt, wurden<br />
aus den „rockenden<br />
Affen“ aufgrund eines Übersetzungsfehlers<br />
einfach die<br />
„Raketen-Affen“, was unserer<br />
Spielfreude aber keinen<br />
Abbruch getan hat.<br />
KF: Kannst du uns etwas<br />
von eurer Teilnahme beim<br />
Südtiroler Schulband-Contest<br />
erzählen?<br />
Lantschner: Knapp 15<br />
Bands wurden zum Finale<br />
der ersten Ausgabe des<br />
Wettbewerbs „Musik macht<br />
Schule“ ins Bozner Stadttheater<br />
eingeladen. Natürlich<br />
wurden wir lauthals<br />
von unseren Mitschülern<br />
der Mittelschule Blumau<br />
unterstützt. Letzten Endes<br />
konnten wir uns gegen eine<br />
starke Konkurrenz durchsetzen und wurden<br />
mit einem Geldpreis und einer Auftrittsmöglichkeit<br />
beim „Rock im Ring“-<br />
Festival belohnt.<br />
KF: Dieser Auftritt am Ritten war sicherlich<br />
ein weiterer Höhepunkt in eurer Geschichte?<br />
Lantschner: Allerdings! Wir durften zu Beginn<br />
des Festivals einen Auftritt einlegen,<br />
doch das war noch nicht alles. Wir trafen<br />
danach auf unsere großen Vorbilder der<br />
„LaBrassBanda“, lernten sie persönlich<br />
kennen und durften zur „Prime-Time“<br />
nochmals vor und mit ihnen zusammen<br />
auftreten: ein gewaltiges Erlebnis!<br />
hatte. Mit unserer Interpretation ihres Hits<br />
sicherten wir uns den Spezialpreis und<br />
bekamen einen Auftritt als Vorband zugesichert.<br />
Dieser hat sich aufgrund mehrerer<br />
Umstände bisher leider noch nicht<br />
verwirklicht. Wir hoffen, dass er bald stattfinden<br />
kann.<br />
KF: Woher bezieht ihr eure Stücke?<br />
Lantschner: Den Großteil unserer Stücke<br />
arrangieren wir selbst oder wir hören sie<br />
von Aufnahmen im Internet ab - somit<br />
drücken wir den meisten Songs gleich unseren<br />
eigenen Stempel auf. Auch Michael<br />
Lantschner, erfahrener Trompeter bei<br />
den „Pamstiddn Kings“, ist uns in vielen<br />
Situationen immer wieder eine Hilfe<br />
- sei es musikalisch wie organisatorisch.<br />
Und wenn wir während der Proben wieder<br />
einmal zu viel Blödsinn treiben, holt<br />
er uns wieder auf den Boden der Tatsachen<br />
zurück. Sehr oft proben wir mittlerweile<br />
aber auch eigenständig.<br />
KF: Wie sieht euer perfekter Auftritt aus?<br />
Lantschner: Im besten Falle brodelt die<br />
Stimmung vor unserem Auftritt schon -<br />
und wir bringen sie dann endgültig zum<br />
Kochen. Gerade unsere Auftritte im heimischen<br />
Steinegg, wo wir bereits mehrfach<br />
im Rahmen des „Steinegg Live“-Festivals<br />
aufgetreten sind, sind für uns von<br />
unvergleichlichem Charakter. Deshalb bezeichnen<br />
wir diesen Auftritt immer gerne<br />
als „Rückkehr in die Heimat“.<br />
KF: Nehmen wir an, euer Auftritt<br />
steht kurz bevor und ihr<br />
müsst ordentlich Stimmung<br />
„in die Bude“ bringen. Welche<br />
drei Stücke nehmt ihr mit auf<br />
die Bühne?<br />
Lantschner: Auf jeden Fall die<br />
Hits „Autobahn“ und „Scheena<br />
Dog“ von „LaBrassBanda“, sowie<br />
„Take a Look around“ von<br />
„Limp Bizkit“.<br />
KF: Gibt es bereits feste Pläne<br />
und Ziele für die Zukunft?<br />
Lantschner: Einige Auftritte im<br />
Winter sind bereits im Gespräch,<br />
außerdem freuen wir uns auf<br />
den Auftritt als Vorband der<br />
„LaBrassBanda“, wenn auch<br />
noch kein konkreter Termin feststeht.<br />
Außerdem möchten wir<br />
im nächsten Jahr unser fünfjähriges<br />
Bestehen feiern - wir<br />
müssen uns aber noch beraten, in welcher<br />
Form das Jubiläum stattfinden soll.<br />
Ansonsten hoffen wir in nächster Zukunft<br />
natürlich auf zahlreiche Auftritte, um unseren<br />
Bekanntheitsgrad schrittweise zu<br />
steigern - wir freuen uns über jede Möglichkeit.<br />
Und wer weiß, vielleicht können<br />
wir eines Tages unseren Vorbildern folgen<br />
und auch auf großen Events außerhalb<br />
von Südtirol auftreten: Das ist auf jeden<br />
Fall unser Traum.<br />
Interview:<br />
Hannes Schrötter<br />
KF: Das sollte nicht euer letztes Aufeinandertreffen<br />
mit dieser Band gewesen<br />
sein, stimmt das?<br />
Lantschner: Ganz genau, wir nahmen<br />
im letzten Jahr an der „Discobauer-Challenge“<br />
teil, welche die deutsche Band<br />
in den sozialen Netzwerken ausgerufen<br />
„Folgt uns auch auf Instagram: therocketmonkeys!“<br />
KulturFenster<br />
43 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
hinausgeblickt<br />
BJBO Bruneck<br />
23.12.<strong>2021</strong><br />
um 20 Uhr in St. Johann i. A.<br />
26.12.<strong>2021</strong><br />
um 18 Uhr in Toblach<br />
https://vsm.bz.it<br />
hinausgeblickt<br />
Wenzel Heinrich Veit<br />
Leben und Werk eines zu seiner Zeit allgemein<br />
anerkannten Komponisten<br />
er regelmäßig bei den Schulgottesdiensten<br />
die Orgel spielte. 1841 wirkte er kurze Zeit<br />
als Musikdirektor des städtischen Orchesters<br />
von Aachen. Das Angebot einer adäquaten<br />
Anstellung in Augsburg lehnte er allerdings<br />
ab. Vom Jahre 1850 an war er Rat<br />
beim k. u. k. Oberlandesgericht in Prag und<br />
von 1854 bis 1862 Präsident des Kreisgerichtes<br />
in Eger, dem heutigen Cheb. 1862<br />
wurde Wenzel Heinrich Veit sogar Kreisgerichtspräsident<br />
in Leitmeritz. Dort leitete er<br />
nicht nur die Organisten-, sondern auch<br />
die Sängerschule. Zudem war er als Mitglied<br />
tonangebender Prager Musikvereine<br />
prägend für das Musikleben dieser bedeutenden<br />
Stadt. 1847 erfolgte sogar seine Ernennung<br />
zum Ehrenmitglied des „Dom-Musik-Vereins“<br />
in Salzburg.<br />
Das musikalische Schaffen<br />
Wenzel Heinrich Veit (1806 – 1864) war zu seiner Zeit ein anerkannter Komponist.<br />
Wenzel Heinrich Veit (Václav Jindrich Veit)<br />
wurde am 19. Januar 1806 in Repnitz, einem<br />
Ortsteil von Libochowan, im Kaisertum Österreich<br />
geboren und starb am 16. Februar<br />
1864 in Leitmeritz. Er war ein deutschböhmischer<br />
Komponist und Jurist.<br />
Biograsches<br />
Der Sohn eines wohlhabenden Pachthofbesitzers<br />
in Repnitz studierte von 1821 bis 1828<br />
Jura und Philosophie an der Karls-Universität<br />
in Prag und erhielt anschließend eine feste<br />
Anstellung beim Magistrat der Stadt Prag.<br />
Die Musikalität scheint Wenzel Heinrich Veit<br />
von seinem Vater, Johann Wenzel Veit, vererbt<br />
bekommen zu haben, denn dieser betätigte<br />
sich zeit seines Lebens als Sänger und<br />
Geiger. Als Musiker war Sohn Wenzel Heinrich<br />
Veit mehr oder weniger Autodidakt. Eine<br />
elementare Ausbildung auf diesem Gebiet<br />
erhielt er bereits in seinem Geburtsort, wo<br />
ihn sein Volksschullehrer Wenzel Bernd im<br />
Klavierspiel und Musiklehre unterrichtete.<br />
Später erlernte er auch das Orgel- und das<br />
Violinspiel. Durch zielstrebige bzw. unaufhörliche<br />
Pflege der Musik erreichte Veit aber<br />
schon bald ein musikalisches Niveau, das<br />
ihn den damaligen Fachmusikern ebenbürtig<br />
machte. Wenzel Heinrich Veit kommt<br />
1815 nach Leitmeritz ins Gymnasium, wo<br />
Schon im Jahre 1835 gab Wenzel Heinrich<br />
Veit drei Streichquintette beim Verlag Hofmeister<br />
in Leipzig als op. 1 heraus, denen<br />
bald als op. 20 ein viertes Quintett folgte.<br />
1839 erschien sein erstes Streichquartett<br />
op. 3 in Druck. Seinen eigentlichen Durchbruch<br />
als Komponist erlebt Veit aber 1835,<br />
als er auf Betreiben von Prof. Friedrich Pixis<br />
- dem damaligen Direktor des Prager<br />
Konservatoriums - mehrere seiner Werke<br />
öffentlich präsentierte. 1838 nimmt sogar<br />
Robert Schumann wohlwollende Notiz<br />
von Kompositionen Veits, als er einige seiner<br />
Werke bei einem sogenannten „Quartettmorgen“<br />
spielte. Wenzel Heinrich Veit<br />
komponierte im Laufe seines Lebens u.a.<br />
zwei Sinfonien, mehrere Ouvertüren, ein<br />
Violinkonzert, eine „Missa solemnis“, eine<br />
„Große Festmesse“, Lieder und Männerquartette<br />
sowie eine ganze Reihe von<br />
Kammermusikwerken. Auch veröffentlichte<br />
er ein „Leitmeritzer Gesangsbuch“.<br />
Sein letztes Opus war das Auftragswerk<br />
„Te Deum“, welches er für die Einweihung<br />
der Karolinentaler Kirche in Prag komponierte.<br />
Seine blasmusikalischen Beiträge<br />
als Komponist sind einerseits das „Notturno“<br />
op. 24 für sechs Hörner und andererseits<br />
sein „Schlachtgesang“ für 16<br />
KulturFenster<br />
44 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Stimmen mit Blasinstrumenten.<br />
Der gesamte Nachlass Veits wurde 1872<br />
von seiner Familie an das Nationalarchiv<br />
übergeben und in der Folge vom tschechischen<br />
Archiv für nationales Schrifttum<br />
übernommen. Am 14. September 1999<br />
wurde im Rahmen einer ganztägigen Feier<br />
zu Ehren Wenzel Heinrich Veits vor dem<br />
Stadttheater in Leitmeritz eine überlebensgroße<br />
Büste feierlich enthüllt.<br />
Bedeutung für<br />
die Nachwelt<br />
Zu Lebzeiten wurde Wenzel Heinrich Veit<br />
vor allem als Komponist von Kammermusikwerken<br />
und Vokalmusik geschätzt. Diese<br />
Tatsache spiegelt sich auch heute noch wider,<br />
da fast ausnahmslos nur solche Kompositionen<br />
gegenwärtig als Notenausgaben<br />
oder Tonträgereinspielungen greifbar sind.<br />
Wenzel Heinrich Veits Sohn, August Emanuel<br />
Veit (1850 Prag – 1931 Brünn) besuchte<br />
die Konservatorien von Prag und<br />
Dresden. Er wandte sich dem Theater zu<br />
und gelangte über Sondershausen, St.<br />
Gallen, Teplitz, Magdeburg, Riga, Hannover<br />
und Olmütz nach Brünn, wo er 1899 erster<br />
Kapellmeister des Deutschen Theaters<br />
wurde. Dort förderte er vor allem die Werke<br />
von Richard Wagner und Anton Bruckner.<br />
Er war auch Mitbegründer und Dirigent der<br />
„Philharmonischen Konzerte“ von Brünn.<br />
Das Werkverzeichnis gibt es im Internet-<br />
Portal bei „Klassika: Startseite“.<br />
Gottfried Veit<br />
Ehrenkapellmeister des VSM<br />
Ein Beispiel aus dem reichhaltigen Schaffen von Wenzel Heinrich Veit: die Vertonung der<br />
Ballade „Der König in Thule“ von J. W. von Goethe<br />
Fit in 5 Minuten<br />
Der Steirische Blasmusikverband startet mit<br />
einer neuen Serie: Fit in 5 Minuten.<br />
Ziel der Serie ist es, den Musiker*innen in<br />
kurzen Videos Tipps zur Spieltechnik zu<br />
geben.<br />
Die Beispiele sind dabei genau jenem Repertoire<br />
entnommen, das uns alle trifft.<br />
KulturFenster 45 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
hinausgeblickt<br />
JuKa Schnals und MK Völs erfolgreich<br />
beim ÖBV-Bundeswettbewerb<br />
Blasmusikwettbewerb im Zeichen von<br />
„70 Jahre Österreichischer Blasmusikverband“<br />
Zufriedene Gesichter bei der Preisverleihung: Einen fabelhaften Platz in der Altersgruppe<br />
AJ erspielte sich die Jugendkapelle Schnals mit Charlotte Rainer am Dirigentenpult.<br />
Den Beginn des dreitägigen „Wettbewerb-<br />
Marathons“ vom 23. bis 25. Oktober <strong>2021</strong><br />
in Grafenegg (Niederösterreich) machte die<br />
Österreichische Blasmusikjugend mit der<br />
Durchführung des 10. Österreichischen Jugendblasorchester-Wettbewerbs,<br />
an dem<br />
zwölf Jugendorchester aus allen Bundesländern<br />
teilnahmen.<br />
Südtirol war durch die Jugendkapelle<br />
Schnals unter der Leitung von Charlotte<br />
Rainer vertreten und erreichte mit 87,90<br />
von 100 Punkten das zweitbeste Ergebnis<br />
in der Altersklasse AJ. Das Jugendblasorchester<br />
Bad Leonfelden (Oberösterreich)<br />
und Landeck Wind - das JBO der LMS<br />
Landeck (Tirol) erspielten ex-aequo den<br />
1. Platz. So bunt wie die vielen Jugendorchester<br />
war auch das umfangreiche Rahmenprogramm<br />
beim „Tag der Österreichischen<br />
Blasmusikjugend“, unter anderem<br />
mit einem gemeinsamen Konzert von Chris<br />
Steger und dem JBO St. Rupert.<br />
Im Rahmen des Österreichischen Blasorchesterwettbewerbs<br />
der Stufe C traten zehn<br />
Orchester aus Österreich und Südtirol an.<br />
Den Tagessieg konnte sich die Musikkapelle<br />
Trautmannsdorf vor der Stadtmusikkapelle<br />
Amras (Tirol) sichern. Den dritten Platz erreichte<br />
die Musikkapelle Völs am Schlern<br />
mit Michael Vikoler als Dirigenten.<br />
Höchste Ehren wurden dem ÖBV beim<br />
Ein Treffen „auf höchster<br />
Ebene“ gab es für Kapellmeister<br />
Michael Vikoler (4.v.l.)<br />
und Obmann Martin Rabensteiner<br />
(6.v.l.) mit dem österreichischen<br />
Bundespräsidenten Alexander<br />
Van der Bellen (5.v.l.)<br />
– VSM-Verbandskapellmeister<br />
Meinhard Windisch (rechts)<br />
freut sich über den Erfolg der<br />
Völser.<br />
abendlichen Festkonzert „70 Jahre Österreichischer<br />
Blasmusikverband“ zuteil,<br />
denn niemand geringerer als Bundespräsiden<br />
Alexander Van der Bellen erwies der<br />
österreichischen Blasmusik mit seiner Anwesenheit<br />
die größte Wertschätzung, die er<br />
auch in seiner Rede zum Ausdruck brachte.<br />
Das Festkonzert wurde musikalisch vom SBO<br />
Ried unter Prof. Karl Geroldinger gestaltet<br />
und von Friedrich Anzenberger moderiert.<br />
Dabei war auch die Uraufführung von „Van<br />
Gogh“ des Komponisten Thomas Doss zu<br />
hören. Am 1. Jänner 2022 wird im Stadttheater<br />
Bozen auch seine Blasmusikoper<br />
„Blasmusikpop“ uraufgeführt; das Werk ist<br />
eine Auftragskomposition der Bürgerkapelle<br />
Gries anlässlich ihres 200-Jahr-Jubiläums.<br />
Im Rahmen des Festkonzerts wurde auch<br />
die Chronik „70 Jahre Österreichischer<br />
Blasmusikverband“ von Friedrich Anzenberger<br />
sowie die Jubiläums-CD „Wir leben<br />
Blasmusik“ mit den 15 besten Werken<br />
des Marsch-Kompositionswettbewerbs<br />
offiziell vorgestellt und auch dem Bundespräsidenten<br />
sowie dem Landeshauptfrau-<br />
Stellvertreter von Niederösterreich, Stephan<br />
Pernkopf, überreicht. Chronik und<br />
Jubiläums-CD können über die Homepage<br />
des ÖBV (www.blasmusik.at/shop) bzw. per<br />
Mail (office@blasmusik.at) bestellt werden.<br />
Den Abschluss des einzigartigen Wochenendes<br />
bildete der 2. Österreichische Bundeswettbewerb<br />
der Höchststufe am 25.<br />
Oktober, den das SBO Ried für sich entscheiden<br />
konnte.<br />
Friedrich Anzenberger<br />
Für die Musikkapelle Völs war die Teilnahme<br />
am Wettbewerb ein besonderes<br />
Erlebnis, wie ihrem Bericht zu entnehmen<br />
ist:<br />
Die Musikantinnen und Musikanten hatten<br />
diesen Tag mit Freude, aber auch mit<br />
ein wenig Lampenfieber erwartet. Nach<br />
einer Vorbereitungszeit von zirka 6 Wochen<br />
fühlten sie sich bereit, ihr Bestes<br />
zu geben.<br />
KulturFenster<br />
46 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Einen großen Erfolg<br />
konnten Kapellmeister<br />
Michael Vikoler<br />
und die Musikkapelle<br />
Völs am Schlern mit<br />
dem 3. Platz (Stufe C)<br />
für sich verbuchen.<br />
Die Musikkapelle Völs hatte im Mai 2019<br />
das Wertungsspiel des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM) in Auer mit<br />
der Höchstpunktezahl abgeschlossen<br />
und nominierte sich daher als Südtiroler<br />
Vertretung am Blasmusikwettbewerb.<br />
Neben dem Pflichtstück „Stratos“ von<br />
Thomas Doss wurden die beiden Stücke<br />
„Kyrill“ von Otto M. Schwarz und „Lord<br />
Tullamore“ von Carl Wittrock gespielt. Die<br />
beiden letzteren Musikstücke wurden von<br />
Kapellmeister Michael Vikoler aus einer<br />
vorgegebenen Liste des Veranstalters ausgewählt.<br />
Die 4-köpfige Jury, der auch der<br />
Komponist des Pflichtstückes angehörte,<br />
gab nach jedem Stück ihre Bewertung ab.<br />
Am Abend bei der Preisverteilung wurden<br />
die Punkte bekanntgegeben. Obmann<br />
Martin Rabensteiner und Kapellmeister<br />
Michael Vikoler ließen sich die Preisverteilung<br />
nicht entgehen, und umso mehr<br />
Übergabe der Chronik und der<br />
Jubiläums-CD, v. l. ÖBV-Präsident<br />
Erich Riegler, Autor Friedrich<br />
Anzenberger, Bundespräsident<br />
Alexander van der Bellen<br />
und Stephan Pernkopf, Landeshauptfrau-Stellvertreter<br />
von<br />
Niederösterreich<br />
freuten sie sich über den erspielten Erfolg.<br />
Die Musikkapelle Völs hatte nämlich<br />
mit 91,29 Punkten den 3. Platz erreicht<br />
– ein Superergebnis!<br />
„Hopfnmusig“ gewinnt Grand Prix der Blasmusik<br />
Zum zweiten Mal in<br />
Folge geht der begehrte Preis nach Südtirol<br />
War es 2018 die Gruppe „South Brass“, ist<br />
es nun die Südtiroler „Hopfnmusig“, die am<br />
31. Oktober <strong>2021</strong> den begehrten 1. Preis<br />
des Grand Prix der Blasmusik – neben den<br />
„Don Bosco Musikanten“ aus Bamberg und<br />
der „Strawanzer Blasmusik“ aus Vorarlberg<br />
– in der „Blackbox“ in Kempten für sich entscheiden<br />
konnte.<br />
Bereits zwei Mal in Folge konnte eine Südtiroler<br />
Formation dieser Besetzung den<br />
in der Szene begehrten Preis einheimsen,<br />
was neben Fleiß und Ausdauer der<br />
Gruppe auf eine lebendige Blasmusikkultur<br />
und eine exzellente Ausbildung in Südtirol<br />
schließen lässt.<br />
Hans Finatzer<br />
VSM-Verbandsjugendleiter<br />
In Kempten im Allgäu erfolgreich: die „Hopfnmusig“ aus Südtirol<br />
Foto: Facebook<br />
KulturFenster<br />
47 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
gehört & gesehen<br />
Gelungener Musiksommer<br />
in der Hofburg Brixen<br />
Bürgerkapelle und Kulturverein Brixen mit vielfältigem<br />
Programm von hoher Qualität<br />
Tolle Atmosphäre und hohes musikalisches Niveau: die Bürgerkapelle Brixen und die Musikkapelle Villnöß im Innenhof der Brixner Hofburg<br />
Das Wetter hat es nicht immer gut gemeint<br />
mit dem heurigen Musiksommer<br />
in der Hofburg; trotzdem ist er in jeder<br />
Hinsicht gut gelungen. Die Vielfalt und<br />
die Qualität der gebotenen Veranstaltungen<br />
haben in diesem Jahr außerordentlich<br />
viele Brixner und Gäste in den<br />
wunderbaren Innenhof der Hofburg gelockt<br />
– oder fallweise ins Forum Brixen,<br />
das glücklicherweise als Schlecht-Wetter-Alternative<br />
bereitstand.<br />
Die Bürgerkapelle Brixen setzte zusammen<br />
mit der Musikkapelle Villnöss den<br />
markanten Auftakt. Kapellmeister Hans<br />
Pircher ließ in kluger Art zuerst die Blechbläser,<br />
dann die Holzbläser und schließlich<br />
ein spezielles Ensemble mit der herausragenden<br />
Solistin Yishu Jiang am Violoncello<br />
in Aktion treten. Im Forum boten<br />
die Blechbläser brillante Eröffnungsmusik<br />
und als Kontrapunkt einen Choral und<br />
das Solostück für Flügelhorn „Share my<br />
yoke“ von Joy Webb. Anschließend ließen<br />
die Holzbläser ihre Klangfarben in einer<br />
Ouvertüre und in „Poeme Blue“ von Fritz<br />
Neuböck spielen. Höhepunkt des Abends<br />
war wohl das Konzert für Violoncello und<br />
Ensemble (Bläser, Gitarre, Drumset, Bass)<br />
von Friedrich Gulda. Das Stück verfehlte<br />
seine Wirkung auch beim Brixner Publikum<br />
nicht, sei es durch die grenzüberschreitende<br />
stilistische Vielfalt vom Jazz<br />
bis zur Volksmusik, sei es durch das pa-<br />
KulturFenster<br />
48 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Das speziell zusammengestelltes Ensemble mit der Solistin Yishu Jiang am Violoncello und Dirigent Hans Pircher<br />
ckende Spiel der Solistin oder die subtile<br />
musikalische Leitung des Kapellmeisters.<br />
Das Bayerische Landesjugendorchester<br />
unter dem umsichtig und motivierend<br />
agierenden Dirigenten Radoslaw Szulc<br />
spielte ein Fagottkonzert von Mozart in stilsicherer<br />
Manier. Darauf stand die Symphonie<br />
<strong>Nr</strong>. 4 von Johannes Brahms auf dem<br />
Programm. Streicher wie Bläser konnten<br />
ihre instrumentalen und musikalischen<br />
Qualitäten zweifellos unter Beweis stellen<br />
und das Publikum begeistern.<br />
Das Orchester der Studienstiftung des<br />
Deutschen Volkes präsentierte unter der<br />
„<br />
Die organisatorische Zusammenarbeit<br />
zwischen Bürgerkapelle Brixen<br />
und Kulturverein Brixen Musik hat<br />
sich wiederum sehr bewährt und<br />
„<br />
Brixen eine vielfältige und qualitätsvolle<br />
Reihe von sommerlichen<br />
Musikabenden geschenkt.<br />
Leitung von Martin Wettges sommerliche<br />
„Traumbilder“. In der durch dezente Beleuchtung<br />
verfeinerten Atmosphäre des<br />
Hofburg-Innenhofes führte das anspruchsvolle<br />
Programm von Händels „Sinfonia“<br />
aus „Belshazzar“ über Bellini bis zu Mahler,<br />
Richard Wagner und Arnold Schönberg.<br />
Darauf folgte das Haydn Orchester mit<br />
Marco Pierobon an der Trompete und<br />
am Dirigentenpult mit dem Programm<br />
„Black Music“. Mit gekonnten Arrangements<br />
von Scott Joplin, Louis Armstrong,<br />
Ella Fitzgerald, Dizzie Gillespie in Orchesterfassung<br />
begeisterte er das zahlreiche<br />
Publikum im Brixner Forum.<br />
Das zweite Konzert der Bürgerkapelle<br />
Brixen und der Musikkapelle Villnöss<br />
konnte nun in der Hofburg stattfinden und<br />
fand sehr großen Publikumszuspruch. Die<br />
einzigartige Atmosphäre im Innenhof mit<br />
klug eingesetzter Beleuchtung von Fassaden<br />
und Arkadenbögen gab der Aufführung<br />
eine zusätzliche Dimension.<br />
Staunen riefen die beiden jugendlichen<br />
Ensembles „Monteverdi Wind Quintet“ und<br />
„Oktakis“ hervor. Erlesene Kammermusik<br />
ließ sommerliche Stimmung aufkommen,<br />
wenn Mozarts Serenade KV 388 oder Rinaldo<br />
Mirandas Quintett sehr kultiviert und<br />
engagiert musiziert wurden. Das Publikum<br />
ließ sich von der musikalisch durchwegs<br />
überzeugenden Interpretation und dem<br />
jugendlichen Elan der Musiker buchstäblich<br />
mitreißen.<br />
Den Abschluss des Musiksommers in der<br />
Hofburg bildete ein Abend mit Solitst*innen<br />
der Südtiroler Operettenspiele, u. a. mit<br />
Roman Pichler, Clara Sattler, Georg Hasler<br />
und Leo Ploner. In lockerer Folge waren<br />
Arien und Duetten zu hören, begleitet<br />
von Othmar Trenner am Klavier. Die<br />
zahlreichen Operetten-Fans sind jedenfalls<br />
auf ihre Kosten gekommen.<br />
Die organisatorische Zusammenarbeit zwischen<br />
Bürgerkapelle Brixen und Kulturverein<br />
Brixen Musik hat sich wiederum<br />
sehr bewährt und Brixen eine vielfältige<br />
und qualitätsvolle Reihe von sommerlichen<br />
Musikabenden geschenkt.<br />
Nathan Vikoler<br />
KulturFenster<br />
49 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
persönlich<br />
Einem treuen Freund und besonderen<br />
„Altvorderen“ zum Geburtstag<br />
ÖBV Ehrenpräsident Univ. Prof. Hofrat Dr. Friedrich Weyermüller wird 85<br />
Wenn man von Blasmusik spricht, kann<br />
man den Namen „Weyermüller“ nicht unerwähnt<br />
lassen.<br />
Über die Blasmusik hinaus freundschaftlich verbunden: Friedrich Weyermüller (rechts)<br />
und VSM-Ehrenobmann Gottfried Furgler<br />
Friedrich Weyermüller, von seinen Freunden<br />
„Fritz“ genannt, prägt seit vielen Jahren<br />
das Blasmusikwesen in Österreich und<br />
darüber hinaus.<br />
Am 28. <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong> feiert er seinen<br />
85. Geburtstag – Anlass genug, um aufrichtig<br />
Dank und Anerkennung auszusprechen.<br />
Unvergessen sind seine beeindruckenden<br />
Festansprachen bei Jubiläen, von<br />
Musikkapellen geschätzt und gefragt seine<br />
Motivationsseminare, bei welchen er mit<br />
fundiertem Wissen und viel Humor den<br />
Teilnehmern Verantwortungsbewusstsein<br />
und Einsatzbereitschaft vermittelte. Sein<br />
organisatorisches Geschick konnte er als<br />
Präsident des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />
(1980-2002) und des Internationalen<br />
Musikbundes CISM (1980-1992)<br />
eindrucksvoll unter Beweis stellen.<br />
Das freundschaftliche Verhältnis unter den<br />
Landesverbänden lag ihm sehr am Herzen.<br />
So regte er den Partnerschaftsvertrag zwischen<br />
dem ÖBV und den Landesverbänden<br />
von Südtirol und Liechtenstein an und<br />
rief den Freundeskreis „Altvordere“ (ehemalige<br />
Funktionäre und Ehrenmitglieder<br />
des ÖBV) ins Leben.<br />
Vom Direktor des Pädagogischen Instituts<br />
des Landes Tirol bis zum Landesschulinspektor<br />
für die Pflichtschulen Tirols war<br />
seine berufliche Laufbahn vielseitig und<br />
erfolgreich.<br />
Der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
schließt sich den zahlreichen Gratulanten<br />
an und wünscht dem Jubilar, seines Zeichens<br />
Träger des VSM-Verdienststerns, viele<br />
glückliche und gesunde Jahre mit seiner Lieben<br />
Gattin „Otti“ und den beiden Töchtern<br />
Barbara und Veronika: Ad multos annos!<br />
Gottfried Furgler<br />
VSM-Ehrenobmann<br />
Der Sepp, ein 80er<br />
Josef „Sepp“ Oberschmied, Ehrenmitglied<br />
des VSM-Bezirks Bruneck, feierte am vergangenen<br />
30. November seinen 80. Geburtstag.<br />
Dies nahmen Bezirksobmann Johann<br />
Hilber und Bezirksstabführer Franz<br />
Plangger zum Anlass, dem rüstigen Jubilar<br />
die herzlichsten Glückwünsche des Bezirksvorstandes<br />
sowie der Pusterer Musikkapellen<br />
zu überbringen.<br />
1968 wurde Josef Oberschmied als Jugendleiterstellvertreter<br />
in den Bezirksvorstand<br />
von Bruneck gewählt. Später bekleidete er<br />
mehrmals das Amt des Bezirksjugendleiters,<br />
Bezirkskapellmeisters und über viele<br />
Jahre des Bezirkskapellmeister-Stellvertreters.<br />
Gleichzeitig saß er auch mehrmals im<br />
Vorstand des VSM, unter anderem als Verbandskapellmeister-Stellvertreter.<br />
Neben dieser jahrzehntelangen Arbeit im<br />
Bezirk und Verband war er Kapellmeister<br />
in St. Georgen, Bruneck, Reischach und<br />
Percha und hat dort besondere Spuren hinterlassen.<br />
Zudem war er auch ein sehr beliebter<br />
Klarinettenlehrer an der Musikschule<br />
der Rienzstadt und hat Generationen von<br />
Musikant*innen begleitet und gefördert.<br />
Sein Augenmerk galt stets einer gediegenen<br />
Ausbildung der Jugend sowie die<br />
Weiter- und Fortbildung der Kapellmeister.<br />
„Mit vollem Einsatz, ohne Mühen zu<br />
scheuen, setzte er sich 33 Jahre lang für<br />
das Wohl der Blasmusik ein!“, hob Hilber<br />
hervor: „Unsere Wertschätzung sowie<br />
die besten Glückwünsche zu deinem<br />
80. Geburtstag!“<br />
Stephan Niederegger<br />
Alles Gute zum runden Geburtstag!<br />
KulturFenster<br />
50 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
entdeckt<br />
Weihnachtsweisen für guten Zweck<br />
Neue CD „Advent in Tirol“ der Unterinntaler Weihnachtsbläser<br />
Jedes Jahr produzieren die Unterinntaler<br />
Weihnachtsbläser gemeinsam mit professionellen<br />
Musikern eine Weihnachts-CD.<br />
Der Erlös geht traditionell an einen guten<br />
Zweck. Auch das Notenmaterial der eingespielten<br />
Stücke, die bei Edition-Rinner<br />
erhältlich sind, werden gespendet.<br />
Heuer kommen die Einnahmen aus den<br />
CD-Verkäufen in Not geratenen Familien,<br />
der Kinderkrebshilfe und anderen sozialen<br />
Einrichtungen zugute.<br />
Ganz nach dem Motto „Es geschieht nichts<br />
Gutes, außer man tut es“ stellen die Unterinntaler<br />
Weihnachtsbläser die Verbindung<br />
zwischen Musik und sozialem Engagement<br />
her. Koordiniert wird das Projekt<br />
von Peter Obrist und Erwin Feiß mit Unterstützung<br />
vom Eltern-Kind-Zentrum Schwaz.<br />
Die CD kann bei Peter Obrist um 15 Euro,<br />
entweder über telefonische Bestellung unter<br />
+43 676/ 4851151 oder per Mail (peterobrist@ymail.com)<br />
erworben werden.<br />
Notensätze der eingespielten Weihnachtslieder<br />
sind beim Musikverlag Edition Rinner<br />
per Mail (office@edition-rinner.at) erhältlich.<br />
Peter Obrist<br />
Unter dem Titel „Advent in Tirol“ haben die Unterinntaler Weihnachtsbläser ihre neue CD<br />
herausgebracht<br />
Foto Cover: Peter Manninger<br />
„Melodie der Freundschaft“ von Gottfried Veit<br />
Ein nicht alltägliches Konzertstück für Alphorn und Blasorchester<br />
Eine nicht alltägliche Komposition von<br />
Gottfried Veit ist soeben beim Musikverlag<br />
Tatzer erschienen. Eine ausführliche<br />
Werksbeschreibung über die Bauweise<br />
und die traditionellen Einsatzmöglichkeiten<br />
des Alphorns fi ndet man in der<br />
Einführung. Das Konzertstück „Melodie<br />
der Freundschaft“ ist als kleine Rondo-<br />
Form (ABACA) mit kurzem Vor- sowie<br />
Nachspiel angelegt. Die gefällige Hauptmelodie<br />
wird zweimal durch einen Tutti-<br />
Teil ergänzt. Charakteristisch für dieses<br />
Konzertstück ist, dass es trotz des naturtönigen<br />
Soloinstruments eine bemerkenswerte<br />
harmonische Mannigfaltigkeit<br />
aufweist.<br />
Die Komposition hat Gottfried Veit der<br />
allseits bekannten Schweizer Alphornistin<br />
Lisa Stoll gewidmet. Das rund dreiminütige<br />
Konzertstück stellt an die Musiker<br />
des Blasorchesters spieltechnisch keine<br />
besonderen Anforderungen. Die Solostimme<br />
kann, laut Angabe des Komponisten,<br />
auch von einem Tenorhorn oder<br />
einer Posaune gespielt werden. Mit der<br />
vorliegenden Notenausgabe kann die<br />
„Melodie der Freundschaft“ zudem in<br />
vier verschiedenen Versionen dargeboten<br />
werden: Alphorn solo, Alphorn und<br />
Klavier, Alphorn und Orgel, Alphorn und<br />
Blasorchester.<br />
Melodie der Freundschaft – für Alphorn<br />
in F und Blasorchester von Gottfried Veit<br />
– Musikverlag TATZER<br />
Walter Cazzanelli<br />
KulturFenster<br />
51 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
komponiert<br />
„Neue Musik“ als Chance<br />
für die Blasmusik<br />
Christian Gamper, Komponist und Dirigent aus dem Ultental<br />
„NEUE Musik“, nicht zu verwechseln mit<br />
zeitgenössischer Musik, die speziell in der<br />
Blasmusik für eine sehr neoromantische Tonsprache<br />
steht, kann für die diese auch eine<br />
Chance sein. Neue Perspektiven, neue Spieltechniken,<br />
neue Klänge/Klangvorstellungen<br />
können neue Horizonte schaffen und auch<br />
das Verständnis für das traditionelle Musizieren<br />
befruchten und folglich verbessern.<br />
Zwischen rebellierenden<br />
Welten<br />
Liest man die Titel der ersten Kompositionen<br />
von Christian Gamper, „Voiles Boarischer“<br />
(2009), mi.n(i)atürlich (2009)<br />
oder „Das Rauschen of the al.men in His<br />
(2010), so spiegelt sich darin von Anfang<br />
an eine klare Vorstellung des persönlichen<br />
Komponierstils wider: die große Liebe zur<br />
alpenländischen Volksmusik, die Emanzipation<br />
von Geräuschen als Stilmittel, subtile<br />
Seitenhiebe gegenüber dem Pseudointelektuellem<br />
und der große Mut, das „Alte“<br />
wieder mit ins Boot zu nehmen. In diesem<br />
Spannungsfeld entstehen die Kompositionen<br />
von Christian Gamper und sind deswegen<br />
schwer einzuordnen, weil sie weder<br />
radikal avantgardistisch sind, noch naiv<br />
rückwärtsgewandt. Die Werke sind mit<br />
der Intention geschrieben, publikumsgefällig<br />
zu sein, was im extremsten Sinn der<br />
„Neuen Musik“ nicht unbedingt als ein legitimes<br />
Kriterium gilt, sie eröffnen aber im<br />
Kompostionsprozess eine große Herausforderung<br />
im Brückenschlag zwischen rebellierenden<br />
Welten.<br />
„<br />
Wer Mut zum „Alten“ hat, wird beschenkt<br />
mit noch mehr Mut zu<br />
„„Neuem“.<br />
Christian Gamper<br />
Zur Person<br />
Christian Gamper wird 1978 in Bozen<br />
geboren und wächst in St. Nikolaus im<br />
Ultental auf. Sein Vater spielt in der Musikkapelle;<br />
dadurch kommt es sehr früh<br />
zum Kontakt mit Blasmusik und Volksmusik.<br />
Mit bereits 18 Jahren übernimmt<br />
er die Leitung der Kapelle und beginnt<br />
zugleich die 3-jährige Kapellmeisterausbildung<br />
an der Musikschule Meran bei<br />
Prof. Hans Obkircher, Dietrich Oberdörfer<br />
und Christian Graf. Diese Ausbildung<br />
sollte den Start in seine professionelle<br />
Musikerlaufbahn markieren.<br />
Im Alter von 23 Jahren beginnt er seine<br />
Ausbildung am Tiroler Landeskonservatorium<br />
in Innsbruck. Das Studium im Konzertfach<br />
Dirigieren bei Prof. Edgar Seipenbusch<br />
und Tito Ceccherini kann Christian<br />
Gamper im November erfolgreich mit der<br />
Diplomprüfung beenden. Zugleich beginnt<br />
er im Wintersemester 2007 das Studium<br />
im Fach Komposition und Musiktheorie<br />
bei Prof. Dr. Martin Lichtfuss und Franz<br />
Baur. Im Juni 2012 schließt er dieses<br />
Studium mit Auszeichnung ab. Es folgen<br />
zwei Meisterjahre und zahlreiche Uraufführungen,<br />
auch unter seiner Leitung.<br />
Neben Uraufführungen im ORF und im<br />
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum<br />
kommt es zur Uraufführung einer Auftragskomposition<br />
bei den Gustav Mahler<br />
Musikwochen in Toblach; der Auftrag<br />
kommt vom Südtiroler Künstlerbund, deren<br />
Mitglied Christian Gamper seit 2011<br />
ist und für den er bereits einige Werke<br />
schreiben durfte. Seine Werke werden,<br />
neben den unten genannten, auch von<br />
der Akademie St. Blasius, vom Leonhard<br />
Lechner Chor und vom Kammerchor „NovoCanto“<br />
uraufgeführt. Vom letztgenannten<br />
wurde das Werk „Iod.ler fantastique“<br />
auf CD eingesungen, die in Zusammenarbeit<br />
mit dem Tiroler Sängerbund und<br />
dem Konservatorium entstand.<br />
Inspiriert sind seine Werke durch die große<br />
Leidenschaft, den Sommer auf der Alm<br />
zu verbringen und die innige Wertschätzung<br />
musikalischer Vorfahren.<br />
Auf den Spuren von Dufay,<br />
Bartok und Ligeti<br />
Eine große Nähe spüre er, so sagt Christian<br />
Gamper, zur Vokalpolyphonie der Renaissance,<br />
am bevorzugtesten zu der des<br />
späten Mittelalters bzw. der frühen Renaissance<br />
(Dufay), zur von der Volksmusik beeinflussten<br />
Musik Bartoks und zur Klang-/<br />
Klangflächenkomposition Ligetis.<br />
Sie sind deswegen Inspiration und Muse, auf<br />
deren Ästhetik aufbauend mutig „Neues“ zu<br />
schaffen. Dabei spielt, wie auch schon erwähnt,<br />
die Aleatorik, also die Hereinnahme<br />
des Zufalls und die Verwendung neuer auch<br />
teilweise selbst entwickelter Spieltechniken<br />
oder allgemein musikalischer Materialien<br />
eine große Rolle; wie z.B. die hexatonische<br />
Tonleiter („Hexatonik“) in seinem Werk für<br />
Brassband „Alpesmande through falling angels“.<br />
(Seite 1 der Partitur)<br />
Gamper gelingt es – trotz Neuem und teilweise<br />
Irritierendem in seinen Werken – mit<br />
seiner doch noch moderaten Tonsprache<br />
ein spannendes Hörerlebnis zu schaffen.<br />
KulturFenster<br />
52 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
123<br />
123<br />
123<br />
<br />
<br />
F123<br />
F123<br />
**) o fen<br />
= einmalige Repition der markierten Figur<br />
<br />
sim.<br />
sim.<br />
sim.<br />
Blasmusik<br />
22<br />
Picc.<br />
154<br />
M Ohne Zeitmaß (aleatorisch)<br />
Dauer bis N : ca. 60 '<br />
<br />
<br />
PARTITUR<br />
Piccolo<br />
1.Flöte<br />
2.Flöte<br />
1./2.Oboe<br />
(2.auch Englischhorn)<br />
Fagott<br />
1.Klarinette in B<br />
div.a3<br />
2.Klarinette in B<br />
div.a3<br />
3.Klarinette in B<br />
div.a2<br />
Altklarinette in Es<br />
Bassklarinette in B<br />
Kontrabasskl. in B<br />
1./2.Altsaxophon in Es<br />
Tenorsaxophon in B<br />
Baritonsaxophon in Es<br />
Kontrabass<br />
1./3.Horn in F<br />
2./4.Horn in F<br />
1.Trompete in B<br />
2.Trompete in B<br />
3.Trompete in B<br />
1.Posaune in C<br />
2.Posaune in C<br />
3.Posaune in C<br />
Pauken<br />
Percussion 1<br />
(kl./gr.Trommel)<br />
Percussion 2<br />
(kl.Trommel/Becken)<br />
Percussion 3<br />
(kl.Trommel/Tambourin)<br />
Röhrenglocken,Tamtam<br />
Vibraphon, Tamtam<br />
Harfe<br />
1./2.Flügelhorn in B<br />
Tenorhorn in B<br />
Bariton/<br />
Euphonium in C<br />
1./2.Tuba in C<br />
Lento q = 60<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
"Multiphonic"<br />
<br />
<br />
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pp<br />
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ppp<br />
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ppp<br />
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pp<br />
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pp<br />
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<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
pp<br />
snares on<br />
<br />
im Uhrzeigersinn (Freq. 0.25 : 1)<br />
<br />
<br />
ppp<br />
pp<br />
snares on<br />
im Uhrzeigersinn (Freq. : 1 U/Viertel)<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ppp<br />
pp<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
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<br />
<br />
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<br />
<br />
ppp<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
nach Philippe de Vitry's isorhytmischer Motette "IN ARBORIS" (1317)<br />
Meraner Festmotette<br />
Auftragskomposition der Bürgerkapelle Untermais anlässlich der 700-Jahrfeier der Stadt Meran<br />
INTRODUKTION<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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ppp<br />
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ppp<br />
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pizz.<br />
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pp<br />
<br />
*) nur Luft hineinblasen<br />
<br />
<br />
<br />
*) <br />
<br />
pp<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
*) nur Luft hineinblasen<br />
*) <br />
<br />
<br />
pp<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
*) nur Luft hineinblasen<br />
*) <br />
ppp<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
*) nur Luft hineinblasen<br />
*) <br />
ppp<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
*) nur Luft hineinblasen<br />
*) <br />
ppp<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
glis.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Lento q = 60<br />
pp<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
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<br />
<br />
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<br />
gliss.<br />
gliss.<br />
gliss.<br />
gliss.<br />
<br />
<br />
gliss.<br />
<br />
<br />
<br />
ppp<br />
gliss.<br />
Christian Gamper<br />
<br />
gliss.<br />
<br />
<br />
Fl.1<br />
Fl.2<br />
Ob.1/2<br />
Fag.<br />
1.Kl.<br />
2.Kl.<br />
3.Kl.<br />
Alt Kl.<br />
B. Kl.<br />
Kb. Kl.<br />
1./2. A.Sax.<br />
T. Sax.<br />
Bar. Sax.<br />
Kb.<br />
Hn.1/3<br />
Hn.2/4<br />
1.Tpt.<br />
2.Tpt.<br />
3.Tpt.<br />
Pk.<br />
Perc.1<br />
Röhrengl.<br />
Vib.<br />
Hfe.<br />
Flgh.1/2<br />
Tenh.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
> 6 Sekunden ><br />
pp<br />
pp<br />
> 3 Sekunden > sim.<br />
> > 6 Sekunden <br />
<br />
<br />
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> 6 Sekunden > > 3 Sekunden ><br />
pp p<br />
<br />
<br />
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<br />
*) <br />
<br />
<br />
<br />
<br />
pp p<br />
> 6 Sekunden > <br />
><br />
<br />
> 6 Sekunden <br />
<br />
><br />
pp<br />
<br />
> 6 Sekunden > 6 Sekunden ><br />
<br />
> 3 Sekunden > <br />
sim.<br />
<br />
> 6 Sekunden ><br />
<br />
> 6 Sekunden ><br />
<br />
<br />
<br />
> 3 Sekunden > sim.<br />
pp<br />
> 6 Sekunden ><br />
<br />
<br />
> 3 Sekunden > sim.<br />
> 6 Sekunden ><br />
<br />
sim.<br />
<br />
<br />
> 3 Sekunden > ><br />
pp<br />
<br />
> 6 Sekunden ppp<br />
ppp<br />
pp<br />
kl .Tr<br />
Tamtam<br />
M<br />
ppp<br />
F123<br />
f ff <br />
*)<br />
ppp<br />
*)<br />
pp<br />
pp <br />
Ohne Zeitmaß (aleatorisch)<br />
Dauer bis N : ca. 60 '<br />
ppp<br />
ppp<br />
(Flöten und Klarinetten)<br />
> 6 Sekunden ><br />
pp<br />
pp<br />
pp<br />
pp<br />
(Flöten und Klarinetten)<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
a2<br />
*) nur Luft hineinblasen<br />
a2<br />
*)<br />
+ <br />
B123<br />
<br />
*) + o<br />
*) <br />
*) nur Luft hineinblasen<br />
**) **) halb offen<br />
*) nur Luft hineinblasen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
snares on<br />
im Uhrzeigersinn (Freq. : 0.5 U/sek)<br />
**) **) halb offen<br />
*) nur Luft hineinblasen<br />
10 Sekunden > <br />
**) **) halb offen<br />
o<br />
*) nur Luft hineinblasen<br />
<br />
<br />
<br />
10 Sekunden > <br />
<br />
<br />
<br />
> 3 Sekunden ><br />
> 3 Sekunden ><br />
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum 3. Signal (Vibraphon)<br />
<br />
10 Sekunden > <br />
<br />
<br />
<br />
> 3 Sekunden > sim.<br />
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum nächsten Signal (Vibraphon)<br />
<br />
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum dri ten Signal (Vibraphon)<br />
<br />
<br />
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum dri ten Signal (Vibraphon)<br />
<br />
= fortlaufende Repition der markierten Figur<br />
bis zum zweiten Signal (Vibraphon)<br />
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum dri ten Signal (Vibraphon)<br />
*)mit 2 Kontrabassbögen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
**)<br />
o<br />
*) nur Luft hineinblasen<br />
*)<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
**) **) halb offen<br />
<br />
<br />
*) nur Luft hineinblasen<br />
<br />
10 Sekunden > <br />
<br />
<br />
10 Sekunden > <br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum 3. Signal (Vibraphon)<br />
= fortlaufende Repition der markierten Figur bis zum 3. Signal (Vibraphon)<br />
*) 1. <br />
<br />
Einblick in die Partitur der<br />
„Meraner Festmotette“<br />
f<br />
<br />
Englischhorn<br />
Meraner Festmotette<br />
„<br />
Angeregt durch die Gemeinde Meran und<br />
die Bürgerkapelle Untermais, entstand im<br />
Auftrag letzterer anlässlich der 700–Jahrfeier<br />
der Stadt Meran die „Meraner Festmotette“<br />
und wurde am 19. März 2017<br />
durch die Bürgerkapelle im Meraner Kursaal<br />
uraufgeführt.<br />
Typisch für den Kompositionsstil Gampers<br />
dient dem Werk als interaktiver Transmitter<br />
die isorhythmische Motette „IN ARBO-<br />
RIS“ von Philippe de Vitry. Sie ist Brückenbauer<br />
ins spätmittelalterliche Jahr 1317, in<br />
dem die Motette entstanden sein könnte,<br />
und vor allem ins Jahr, in dem Meran sein<br />
Stadtrecht erhält. Thematisch/motivisches<br />
Fundament bildet der „cantus firmus“ aus<br />
Vitry’s Motette und wird auch in der Exposition<br />
von den Musikanten als solcher gesungen,<br />
und in das polyphone Geflecht<br />
verwoben.<br />
Die Introduktion und der pastorale Mittelteil<br />
sind klanglich sehr reizvoll gestaltet;<br />
Multiphonics in den Flöten, Clusterklänge,<br />
Emanzipation des Geräusches<br />
und z.B. die Hereinnahme des Zufalls Für mich als Komponist und Dirigent<br />
ist es immer wieder eine große<br />
(Aleatorik) als kompositorisches Mittel<br />
(in diesen Teilen gibt es keine Taktstriche Ehre, dem Wesen der Musik dienen<br />
und kein Metrum) geben dem Werk einen<br />
klanglichen und gestalterischen Reiz,<br />
Christian Gamper<br />
„<br />
zu dürfen.<br />
neben der lebendigen polyphonen Motette<br />
(siehe Beispiel S. 22 aus der Partitur<br />
oben rechts)<br />
KulturFenster<br />
53 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
NATURTONREIHE F Horn<br />
Bezeichnung des Tons in der Normalnotation<br />
+Abweichung zur temperierten Stimmung in cent<br />
Griffe :<br />
Zug1: ca.2cm<br />
Zug2: ca.6mm<br />
Zug3: ca.1.8cm ausgezogen<br />
Teilton<br />
*)<br />
F0<br />
as1<br />
-50<br />
Bezeichnung des Tons in der Normalnotation<br />
+Abweichung zur temperierten Stimmung in cent<br />
b1<br />
-31<br />
c2<br />
-50<br />
23 1<br />
I.<br />
123 23<br />
0 123<br />
Oktave<br />
1 0<br />
7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.<br />
cis2<br />
+36<br />
-31 +4 -14 -49 +2 +40<br />
Griffe : 23 1 123 23<br />
F Horn >Zug1: ca.4.5cm<br />
I.<br />
Zug2: ca.2.5cm<br />
Zug3: ca.2cm ausgezogen<br />
as<br />
-50<br />
b<br />
-31<br />
c1<br />
-50<br />
cis1<br />
+36<br />
0 123<br />
Oktave<br />
e2<br />
-14<br />
-31<br />
1 0<br />
fis2<br />
-19<br />
2<br />
2<br />
as2<br />
-62<br />
1<br />
1<br />
b2<br />
-31 c3<br />
*) Abweichung von der temperierten Stimmung in cent<br />
e1<br />
-14<br />
fis1<br />
-19<br />
as1<br />
-62<br />
0<br />
b1<br />
-31<br />
0<br />
0<br />
c2<br />
0<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
komponiert<br />
Wichtige Stationen im Schaffen des<br />
Komponisten Christian Gamper<br />
2009: erste Kompositionen: „Voiles–Boarischer“<br />
für Hackbrett und Klavier;<br />
„mi.n(i)atürlich“ – 4 Minia-<br />
<br />
<br />
<br />
1.Trompete in B<br />
(hexatonic scale)<br />
2.Trompete in B<br />
turen für Blockflöte, Gitarre und<br />
(hexatonic scale)<br />
3.Trompete in B<br />
(hexatonic scale)<br />
Streichquartett – Uraufführung im<br />
4.Trompete in B<br />
(hexatonic scale)<br />
Konservatorium<br />
2011: Aufnahme in den Südtiroler Künstlerbund<br />
F0<br />
1.Horn in F <br />
2.Horn in F<br />
2015: „L’anima of the al.men in Deses.<br />
(hexatonic scale) <br />
Preludio concertante“ – Uraufführung<br />
durch das Hayden Orchester<br />
Vibraphon<br />
<br />
von Bozen und Trient<br />
<br />
Tam tam <br />
-31cent<br />
2015: „Niklaser Parodiemesse“ für Dorfkapelle<br />
– Uraufführung durch die<br />
2.Posaune<br />
3<br />
1.Posaune<br />
2<br />
<br />
MK St. Nikolaus/Ulten im Rahmen<br />
des Festgottesdienstes zum<br />
-31cent<br />
3.Posaune<br />
<br />
Bass-Posaune<br />
<br />
1.Tuba<br />
17. Landesmusikfest in der Stadtpfarrkirche<br />
St. Nikolaus in Meran<br />
<br />
2.Tuba <br />
2016: „Das Paradies im Tod“ – Symphonische<br />
Skizze für Kammerorchester<br />
und Frauenchor – Uraufführung und<br />
Einspielung auf CD durch das Kammerorchester<br />
„Innstrumenti“ (Link: www.helbling.com)<br />
2017: „Meraner Festmotette“ für Blasorchester –<br />
Auftragskomposition der Bürgerkapelle Untermais<br />
anlässlich der 700-Jahrfeier der Stadt<br />
Meran (Link: www.christiangamper.com)<br />
2018: 1. Streichquartett „Tumpfer Klasele“ in Fis-Moll<br />
– Uraufführung durch das „Cedag Quartett“<br />
2018: „Concertino“ für Steirische Harmonika und<br />
Streichquartett - Uraufführung durch Franz<br />
Posch und das „Cedag Quartett“<br />
2018: „Muattr Maria“ – Motette für gemischten<br />
Chor, Text: Maridl Innerhofer – Uraufführung<br />
durch den „New Liszt Ferenc<br />
Chamber Choir“ aus Budapest<br />
im Rahmen des Festivals<br />
MUSICA SACRA in Pordenone<br />
(bereits 2017 für Sopran und<br />
Streichquartett geschrieben, Uraufführung<br />
durch Martina Bortolotti<br />
und das „Amarida“ Quartett)<br />
<strong>2021</strong>: „Solem ruaus“ – Larghetto für Klarinette<br />
und Streichquartett – Uraufführung<br />
durch Andrea Götsch<br />
Klarinette in B<br />
und das „Amarida“ Quartett<br />
<br />
<strong>2021</strong>: „O SOLE VERO“ für Männerchor,<br />
Violine 1<br />
erscheint im November <strong>2021</strong> in<br />
einem Sammelband unter dem Titel<br />
„Nativitas Domini“, mit Werken<br />
Violine 2<br />
für die Weihnachtszeit von Komponisten<br />
aus allen 20 Regionen<br />
Viola<br />
Italiens. Auftraggeber ist der nationale<br />
Chorverband FENIARCO,<br />
Violoncello<br />
dessen Partner auch der Südtiroler<br />
Chorverband ist.<br />
<br />
Christian Gamper<br />
Tempo di Allemande e=67<br />
"HEXATONIK" (Trp.1-4)<br />
II.<br />
gliss.<br />
III.<br />
IV.<br />
V.<br />
VI.<br />
VII.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
f ff p pp<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
gliss.<br />
<br />
"HEXATONIK"(2.HN.)<br />
f<br />
ff<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
f ff p espress. mf ppp<br />
gliss.<br />
II.<br />
III.<br />
gewidmet allen Schutzengeln<br />
TÄÑxáÅtÇwx à{ÜÉâz{ ytÄÄ|Çz tÇzxÄá<br />
IV.<br />
V.<br />
VI.<br />
VII.<br />
<br />
<br />
Tempo di Allemande e=67<br />
<br />
<br />
I.ALLEMANDE<br />
("falling angels")<br />
<br />
<br />
(2+2+3)<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
f p pp<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
f ff ppp<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
f ff ppp<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
(2+2+3)<br />
<br />
<br />
ppp<br />
p f p<br />
-31 cent<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
7 <br />
gliss. (sehr langsam)<br />
(Lippen am Mundstück)<br />
<br />
<br />
<br />
pp<br />
fp f p<br />
Aah<br />
-31cent<br />
-31 cent<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
7 (Lippen am Mundstück)<br />
<br />
gliss. (sehr langsam)<br />
<br />
pp<br />
fp f p<br />
Aah<br />
-31 cent<br />
<br />
(Lippen am Mundstück)<br />
3 <br />
<br />
<br />
gliss. (sehr langsam) 7 <br />
<br />
<br />
<br />
<br />
fp f p<br />
pp<br />
Aah<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ff<br />
<br />
p<br />
sim.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ff<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
mp<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ff <br />
p<br />
Larghetto e = 60<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Solem ruaus<br />
"Feierliche Ruhe"<br />
LARGHETTO FÜR KLARINETTENQUINTETT<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
3<br />
<br />
p 3<br />
ppp<br />
3 p pp<br />
3 <br />
3 3 <br />
con sord.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
3<br />
p 3<br />
3<br />
ppp p <br />
con sord.<br />
3 <br />
<br />
<br />
<br />
3<br />
3<br />
<br />
<br />
<br />
con sord.<br />
<br />
3 <br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
3 <br />
<br />
3<br />
<br />
<br />
con sord.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
3<br />
3<br />
<br />
<br />
3<br />
p ppp p<br />
<br />
<br />
<br />
Christian Gamper<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Christian Gamper<br />
<br />
<br />
<br />
Christian Gamper, der Komponist<br />
und Dirigent, mit dem Mut zu<br />
Neuem und der innigen Wertschätzung<br />
der musikalischen Vorfahren<br />
KulturFenster<br />
54 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Es war einmal …<br />
eine Musikkapelle<br />
Bitte um Mitarbeit bei der Suche nach verschollenen Musikkapellen<br />
Es hat in der Vergangenheit in unserm Land gar einige Musikkapellen<br />
gegeben, die im Laufe der Zeit von der Bildfläche verschwunden<br />
sind und vielfach erinnern nur mehr lückenhafte<br />
Notizen von deren vormaliger Existenz.<br />
Nun soll der Versuch gemacht werden, ein vom Vergessen bedrohtes<br />
Kapitel Südtiroler Blasmusikgeschichte zu dokumentieren<br />
und für die Zukunft zu sichern.<br />
Deshalb ersuchen wir alle, die vom Bestand ehemals existierender<br />
und heute verschwundener Musikkapellen oder selbstständiger<br />
Bläserformationen Kenntnis haben, dies mitzuteilen.<br />
Vor allem bitten wir, auch ältere Musikanten oder ältere Menschen<br />
aus der Dorfgemeinschaft anzusprechen und sie nach ihren<br />
diesbezüglichen Erinnerungen zu befragen.<br />
Wenn es neben den bloßen Erinnerungen auch noch konkrete<br />
Unterlagen (Dokumente, Fotos, Zeitungsmeldungen etc.) zu den<br />
verschwundenen Musikkapellen geben sollte, so wären wir für<br />
deren leihweise Überlassung natürlich sehr dankbar. Jeder noch<br />
so kleine Hinweis ist bei der Recherche hilfreich!<br />
Hinweise und Infos bitte direkt an den Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />
Schlernstraße 1, 39100 Bozen oder info@vsm.bz.it<br />
GESUCHT!<br />
Erinnerungen, Dokumente,<br />
Fotos, Zeitungsmeldungen etc.<br />
Stephan Niederegger<br />
BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />
jeden Montag<br />
von 17 bis 18 Uhr<br />
„Dur und Schräg“<br />
Traditionelle und neue<br />
Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />
jeden Freitag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />
jeden Samstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Faszination Blasmusik“<br />
mit Arnold Leimgruber<br />
(Wiederholung<br />
am Sonntag um 10 Uhr)<br />
jeden Freitag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Das Platzkonzert“<br />
mit Peter Kostner<br />
KulturFenster<br />
55 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
kurz notiert<br />
kurz notiert –<br />
das neue „Musikpanorama“<br />
… für Nachrichten aus den Musikkapellen<br />
Nachdem durch diverse Lockerungen<br />
nun wieder Proben, Auftritte und Veranstaltungen<br />
von Musikkapellen „erlaubt“<br />
sind, laden wir auch wieder ein,<br />
uns Berichte davon zukommen zu lassen.<br />
Im Zuge der Neugestaltung des<br />
„KulturFensters“ ist die ehemalige Rubrik<br />
„Musikpanorama“ in „kurz notiert“<br />
unbenannt worden; sie soll aber weiterhin<br />
als Plattform für die Berichterstattung<br />
aus den Musikkapellen und<br />
damit zu einem regen Erfahrungsaustausch<br />
genutzt werden.<br />
Damit aber alle Artikel Platz fi nden<br />
können, ist es notwendig, dass die jeweiligen<br />
Texte nicht mehr als 1.500<br />
Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen.<br />
Die Berichterstatter*innen der Musikkapellen<br />
sind gebeten, diese Vorgabe<br />
einzuhalten. Ein aussagekräftiges und<br />
vor allem drucktaugliches Foto – in<br />
entsprechend guter Auflösung und mit<br />
Bildtext – ist ebenfalls immer sehr willkommen.<br />
Bitte auch immer den Redaktionsschluss<br />
beachten!<br />
Wir freuen uns auf viele „kurz notierte“<br />
Meldungen!<br />
Die Redaktion<br />
Fest der hl. Cäcilia <strong>2021</strong><br />
Nicht einfach waren die vergangenen zwei Vereinsjahre für die Bürgerkapelle Schlanders<br />
Nach einer weiteren Corona bedingten<br />
Durststrecke von Herbst 2020 bis ins<br />
späte Frühjahr <strong>2021</strong> konnte die Bürgerkapelle<br />
ihre Vereinstätigkeit, wenn auch<br />
mit Einschränkungen, endlich wieder<br />
aufnehmen.<br />
Die Hoffnung, diesen Herbst nun die traditionelle<br />
Cäcilienfeier mit Mittagessen abhalten<br />
zu können, schwand leider durch<br />
das Covid19-Infektionsgeschehen der<br />
vergangenen Wochen. Die Vereinsführung<br />
hat daher kurzfristig entschieden,<br />
die heurigen Cäcilienfeierlichkeiten nur<br />
in eingeschränktem Rahmen abzuhalten.<br />
Die Musikant*innen trafen sich zur Gestaltung<br />
des Sonntagsgottesdienstes in<br />
der Pfarrkirche, bei dem Hochwürden Sebastian<br />
Egger in seiner Predigt anerkennende<br />
und wertschätzende Worte für den<br />
Verein fand.<br />
Beim anschließenden offiziellen Teil für<br />
die Mitglieder im Probelokal mit kurzen<br />
Ansprachen des Obmanns und des Kapellmeisters<br />
überbrachte Bürgermeister<br />
Dieter Pinggera die Grußworte der Gemeindeverwaltung.<br />
Er dankte jedem einzelnen<br />
Vereinsmitglied für den großen Zusammenhalt<br />
und das Verantwortungs- und<br />
Gemeinschaftsbewusstsein im Verein in<br />
diesen schwierigen Zeiten.<br />
Höhepunkt und zugleich Abschluss der<br />
Feierlichkeiten waren die Ehrungen verdienter<br />
Mitglieder der beiden Vereinsjahre<br />
2020 (Verbandsehrenzeichen in Bronze für<br />
15 Jahre: Julia Horrer, Julia Tappeiner, Johannes<br />
Ziernheld; Verbandsehrenzeichen<br />
in Silber für 25 Jahre: Martin Ohrwalder,<br />
Walburg Gamper; Verbandsehrenzeichen<br />
in Gold für 40 Jahre: Stephan Horrer) und<br />
<strong>2021</strong> (Verbandsehrenzeichen in Bronze für<br />
15 Jahre: Sandra Gutgsell, Kurt Gufler; Verbandsehrenzeichen<br />
in Silber für 25 Jahre:<br />
Manuel Regensburger, Martin Ratschiller).<br />
Die Bürgerkapelle hofft, ihre Probentätigkeit<br />
mit der bisherigen Disziplin weiterführen<br />
zu können, und freut sich bereits jetzt<br />
darauf, nach der letztjährigen Pause am<br />
kommenden 30. <strong>Dezember</strong> wieder musikalische<br />
Glückwünsche für das Jahr 2022<br />
überbringen zu dürfen.<br />
KulturFenster<br />
56 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
Fünf 40er und ein 60er bei der MK St. Peter<br />
Richard Federer zum Ehrenmitglied ernannt<br />
Da auch heuer aufgrund der unsicheren<br />
Lage das traditionelle Cäcilienkonzert der<br />
MK St. Peter nicht stattfand und somit auch<br />
die Ehrungen nicht vorgenommen werden<br />
konnten, wurden diese im Rahmen eines<br />
Konzertes im Anschluss an den Sonntagsgottesdienst<br />
vorgenommen. Das Goldene<br />
Ehrenzeichen für 40 Jahre Vereinstätigkeit<br />
gab es für Gabi Rabanser, Georg Solderer,<br />
Manfred Federer, Stefan Kerschbaumer<br />
und Thomas Rabanser. Das große Ehrenzeichen<br />
in Gold am Bande für 60 Jahre<br />
Mitgliedschaft wäre eigentlich schon letztes<br />
Jahr fällig gewesen, musste aber aus hinlänglich<br />
bekannten Gründen heuer nachgeholt<br />
werden.<br />
Diese nicht alltägliche Ehrung ging an den<br />
Klarinettisten Karl Rabanser, der zudem<br />
12 Jahre als Kapellmeister tätig war und<br />
noch viel länger als Stabführer die Musikkapelle<br />
auf Umzüge und Prozessionen vorbereitete.<br />
Den „krönenden“ Höhepunkt bildete<br />
die Ernennung von Richard Federer<br />
zum Ehrenmitglied der Kapelle. Er war 64<br />
Jahre lang aktiv dabei, spielte Flügelhorn<br />
und war Obmann von 1965 bis 1970. Unter<br />
seiner Führung wurden die heutigen<br />
Trachten angekauft.<br />
Weiters wurden den beiden Jung-Musikantinnen<br />
Laura und Sandra Solderer (Klarinette)<br />
das Leistungsabzeichen in Bronze<br />
verliehen und schließlich konnte mit Katharina<br />
Brugger (Klarinette) eine neue Musikantin<br />
vorgestellt werden.<br />
Obmann Christian Schenk dankte allen<br />
Geehrten sowie allen Musikant*innen für<br />
ihren unermüdlichen, ehrenamtlichen<br />
Einsatz, gerade auch in diesen schwierigen<br />
Zeiten.<br />
Christian Schenk<br />
Ehrungen bei der Musikkapelle St. Peter: (v. l.) Obmann Christian Schenk, Manfred Federer,<br />
Stefan Kerschbaumer, Gabi Rabanser, Ehrenmitglied Richard Federer, Georg Solderer,<br />
Thomas Rabanser, Kapellmeister Helmuth Valersi und Karl Rabanser<br />
Eine „verdiente Heimat“ für die Musikkapelle Jenesien<br />
Übergabe und Segnung des neuen Musikprobelokals<br />
Am 10. Oktober war es endlich soweit.<br />
Das neue Jenesier Musikhaus konnte im<br />
Rahmen eines Festaktes seiner Bestimmung<br />
übergeben werden.<br />
Gerhard Hofer, der Obmann der Musikkapelle<br />
Jenesien, begrüßte neben den Mitgliedern<br />
der Kapelle die Vertreter der Dorfvereine<br />
und der benachbarten Musikkapellen<br />
sowie viele Ehrengäste vor dem Neubau.<br />
Den musikalischen Gruß überbrachten die<br />
Fanfarenbläser der Musikkapelle Jenesien.<br />
Bereits unter Obmann Thomas Wieser war<br />
mit dem Neubau begonnen worden, nachdem<br />
das alte Probelokal nach 30 Jahren<br />
zu klein für die stetig wachsende Musikkapelle<br />
geworden war. Im neuen zweistöckigen<br />
Gebäude entstanden neben anderen<br />
Räumlichkeiten ein großes Probelokal<br />
und ein Gemeinschaftsraum. Thomas<br />
Wieser bedankte sich nicht nur bei Bürgermeister<br />
Paul Romen, der das Projekt<br />
tatkräftig unterstützte, sondern auch bei<br />
den Musikant*innen, die vieles in Eigenleistung<br />
erledigten. In seinen Grußworten<br />
betonte der Bürgermeister, dass „die verdiente<br />
Heimat“ für die Musikkapelle vor<br />
allem „als Zeichen des Respekts vor dem<br />
Dienst, den ihr jahrein, jahraus für unser<br />
Dorf leistet“ zu sehen sei. In diesem<br />
Sinne äußerten sich auch der Kulturlandesrat<br />
Philipp Achammer und Christian<br />
Schwarz, der die Glückwünsche des Ver-<br />
bandes Südtiroler Musikkapellen überbrachte.<br />
Der Höhepunkt war die Segnung<br />
der Räumlichkeiten des neuen Musikhauses<br />
durch Pater Peter Stuefer OSB,<br />
den Prior des Klosters Muri Gries. Musikalisch<br />
umrahmt wurde die Feierstunde<br />
von der Musikkapelle Jenesien.<br />
MK Jenesien<br />
Die Musikkapelle Jenesien umrahmte den Festakt zur Einweihung ihres neuen Musikhauses.<br />
KulturFenster<br />
57 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
kurz notiert<br />
Am 15. Oktober fand im vereinseigenen<br />
Probelokal im Premstallerhof am Bozner<br />
Boden die Generalversammlung der Musikkapelle<br />
Zwölfmalgreien statt.<br />
85. Generalversammlung der<br />
Musikkapelle Zwölfmalgreien<br />
Neustart mit Kurs auf das traditionelle Cäcilienkonzert<br />
Die neu aufgenommenen Musikant*innen Silvia Baumgartner, Sabine Staffler, Patrick Florio<br />
und Alex Kleinrubatscher mit Obmann Stefan Declara und Kapellmeister Stefan Aichner<br />
(© MK Zwölfmalgreien/Oliver Oppitz)<br />
Nach der Begrüßung durch Obmann<br />
Stefan Declara und dem Totengedenken<br />
folgten die Berichte der verschiedenen<br />
Funktionäre über das Vereinsjahr 2020.<br />
Infolge der Coronapandemie und der damit<br />
zusammenhängenden Einschränkungen<br />
war das Vereinsleben im Jahr<br />
2020 stark eingeschränkt. Leider mussten<br />
auch sämtliche geplanten Veranstaltungen<br />
zum 100-jährigen Bestehen der<br />
Musikkapelle abgesagt werden. Lediglich<br />
ein Platzkonzert in Bozen und das traditionelle<br />
Jugendcamp im Sarntal konnten<br />
abgehalten werden. Außerdem wurden einige<br />
kirchliche Feiern mit kleineren Gruppen<br />
musikalisch umrahmt.<br />
Obmann Stefan Declara und Kapellmeister<br />
Stefan Aichner bedankten sich bei<br />
den Anwesenden für ihr Durchhaltevermögen,<br />
den Einsatz und die Motivation<br />
beim Neustart. Im Rahmen der Versammlung<br />
konnten fünf neue Mitglieder<br />
und zwei neue Marketenderinnen in den<br />
Verein aufgenommen werden. Drei ehemalige<br />
Musikanten, welche jeweils über<br />
50 Jahre lang aktiv in den Reihen der<br />
Musikkapelle mitgewirkt hatten, wurden<br />
als Ehrenmitglieder in den Verein aufgenommen.<br />
Stefan Declara<br />
Die Musikkapelle Niederdorf erschließt neue Horizonte<br />
Stephan Niederegger übergibt Taktstock an Simon Burger - Ehrungen<br />
Im Frühjahr konnte auch die MK Niederdorf<br />
allmählich wieder ihre Tätigkeit aufnehmen.<br />
Mit einer nötigen Portion Optimismus<br />
wurde nach einem kleinen Sommerprogramm<br />
ein Herbstkonzert geplant. Damit<br />
erfüllte sich die Kapelle den lang gehegten<br />
Wunsch, im Gustav-Mahler-Saal von Toblach<br />
zu spielen.<br />
Mit der „Fanfare for a New Horizon“ von<br />
Thomas Doss übergab Stephan Niederegger<br />
offiziell den Taktstock im fliegenden<br />
Wechsel und bei klingendem Spiel an seinen<br />
Nachfolger Simon Burger, der die Kapelle<br />
bereits seit Anfang des Jahres leitet.<br />
Die bekannte Fantasie „Oregon“ (Jacob<br />
de Haan) wurde in Niederdorf erstmals<br />
1990 von der Speckbacher Stadtmusik<br />
Hall in Tirol unter der Leitung von Herbert<br />
Ebenbichler aufgeführt. Sie war Gast beim<br />
140-jährigen Jubiläum der Niederdorfer.<br />
Damit spannte sich der Bogen zum 170.<br />
Geburtstag, der 2020 sehr still und leise<br />
gefeiert werden musste. Tanzers „Festtag“,<br />
neu arrangiert von Dietmar Rainer, leitete<br />
schließlich zum Höhepunkt des Abends:<br />
Walter Kamelger und Toni Fauster wurden<br />
zu Ehrenmitgliedern ernannt – als Dank und<br />
Anerkennung für 44 bzw. 65 Jahre aktive<br />
Mitgliedschaft. Für sie dirigierte der scheidende<br />
Kapellmeister Stephan Niederegger<br />
den Alte-Kameraden-Marsch.<br />
Die „Austrian Fantasy“ (Gerald Oswald),<br />
„You Raise Me Up“ (Rolf Løvland, arr.<br />
Bert Appermont) und das Medley „80er<br />
KULT(tour)“ von Thiemo Kraas ergänzten<br />
das Konzert. Mit zwei Zugaben bedankte<br />
sich die Kapelle beim Publikum.<br />
Alois Fauster<br />
Ehrungen bei der MK Niederdorf: (v. l.) Simon Burger, Stephan Niederegger, Toni Fauster,<br />
Walter Kamelger, Musikobmann Robert Burger und Vizeobmann Florian Tschurtschenthaler<br />
KulturFenster<br />
58 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Blasmusik<br />
MK St. Lorenzen schließt ungewöhnliche Musiksaison ab<br />
Cäcilienfeier im kleinen Rahmen mit Verabschiedung zweier „Powerfrauen“<br />
Wegen der Corona-Regeln verzichtete die<br />
Kapelle auch heuer auf eine traditionelle<br />
Cäcilienfeier mit Familienangehörigen,<br />
wollte aber diesmal die Feier nicht wie im<br />
Vorjahr ganz ausfallen lassen. Nach dem<br />
Festgottesdienst, den Kapellmeister Jakob<br />
Augschöll mit zwei Blechbläser- und<br />
einem Holzbläserensemble musikalisch<br />
gestaltete, trafen sich die Musikant*innen<br />
im Probelokal zu einer kleinen Jahresabschlussfeier.<br />
Diese bot auch den gebührenden<br />
Rahmen, um zwei „Powerfrauen“<br />
– wie es Obmann Philipp Kofler formulierte<br />
– zu verabschieden, da sie die Kapelle<br />
nun verlassen.<br />
Die Marketenderin Andrea „Andi“ Wisthaler<br />
ist seit 2010 Marketenderin, führt seit 2016<br />
die Vereinschronik und war „unsere Grafikerin<br />
und die Frau für fast alles“. Die Flötistin<br />
Viktoria „Vicky“ Erlacher spielt seit<br />
1999 in der Kapelle, war 2010 bis 2015 im<br />
Vorstand und ist die dienstälteste Frau in<br />
der Kapelle. Gemeinsam mit Fabian Frenner<br />
gründete sie 2010 die Jugendkapelle<br />
„JuKaStL“ – heute ein nicht mehr wegzudenkender<br />
Grundstein für den musikalischen<br />
Nachwuchs im Verein. Mit einem<br />
Erinnerungsfoto und einem Blumenstrauß<br />
Cäcilienfeier bei der MK<br />
St. Lorenzen: Musikobmann<br />
Philipp Kofler bedankte<br />
sich bei der Marketenderin<br />
Andrea Wisthaler (links) und<br />
der Flötistin und ehemaligen<br />
Jugendleiterin Viktoria<br />
Erlacher (rechts).<br />
bedankte sich der Obmann bei beiden für<br />
ihre langjährige Tätigkeit und wünschte<br />
ihnen Alles Beste für die Zukunft. Die<br />
Musikant*innen schlossen sich mit anhaltendem<br />
Applaus diesem Dank und den<br />
Glückwünschen an.<br />
Stephan Niederegger<br />
Musikkapelle Gufidaun ehrt treue Mitglieder<br />
Anlass zum Dank für großen Einsatz bei der Cäcilienfeier<br />
Am Samstag, 13. November <strong>2021</strong>, fand in<br />
Gufidaun die alljährliche Cäcilienfeier der<br />
Musikkapelle Gufidaun statt.<br />
Dabei wurden neun Mitglieder der Musikkapelle<br />
für ihre langjährige Vereinstreue<br />
ausgezeichnet. Kathrin Prader, Ruth Grünfelder<br />
und Marco Lamber wurden für ihre<br />
15-jährige Mitgliedschaft in der Musikkapelle<br />
geehrt. Walter Santin und Karl Vorhauser<br />
nahmen das Ehrenzeichen in Gold<br />
für ihre 40-jährige Tätigkeit entgegen. Ausgezeichnet<br />
für 50-jährige Mitgliedschaft<br />
wurden Albert Thaler, Klaus Messner und<br />
Alois Gruber. Otto Schenk wurde für seine<br />
60-jährige Mitgliedschaft bei der Musikkapelle<br />
mit dem Großen Ehrenzeichen in<br />
Gold am Bande ausgezeichnet.<br />
Obmann Roman Pramstrahler hob besonders<br />
die Gewissenhaftigkeit und Verlässlichkeit<br />
als Stütze und Vorbild für den gesamten<br />
Verein hervor und bedankte sich bei den<br />
geehrten Mitgliedern für ihren Einsatz, Fleiß<br />
und ihre Sorgfalt. Der Bezirksobmann des<br />
VSM, Josef Ploner, und Fraktionsvorsteher<br />
Arthur Unterfrauner überreichten die Ehrenurkunden<br />
und schlossen sich den Dankesworten<br />
des Obmannes an. Anschließend<br />
richtete Obmann Pramstrahler seinen Dank<br />
an alle Musikanten und wünschte ihnen weiterhin<br />
viel Erfolg und Freude an der Musik.<br />
Ein ganz besonderer Dank galt dem sehr<br />
engagierten Kapellmeister Christian Unterhofer.<br />
Auch Vizeobmann Roman Oberrauch<br />
nutzte die Gelegenheit, um dem Obmann<br />
im Namen aller Musikanten herzlichst für<br />
seinen immensen Einsatz für die Musikkapelle<br />
zu danken.<br />
MK Gufidaun<br />
Nicht weniger als neun Musikanten wurden bei der Cäcilienfeier der MK Gufidaun von<br />
VSM-Bezirksobmann Josef Ploner (Bildmitte) und Fraktionsvorsteher Arthur Unterfrauner<br />
(links) für ihren langjährigen Einsatz geehrt.<br />
Foto: Markus Mantinger<br />
KulturFenster<br />
59 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Das Erleben und der Genuss von Musik …<br />
… kann durch eine gute Moderation verstärkt und intensiviert<br />
werden. Sie muss aber, wie alles was auf der Bühne geschieht,<br />
gut vorbereitet sein. Sie ist Teil der Aufführung und ermöglicht<br />
es, die Barriere zwischen Bühne und Publikum zu verringern.<br />
KulturFenster<br />
60 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
hinausgeblickt<br />
„Dem Publikum Brücken bauen“<br />
Die Moderation ist eine tragende Säule des Konzerts<br />
Auch wenn die vierte Pandemie-Welle momentan<br />
kaum Konzerte zulässt, so wird doch<br />
wieder die Zeit kommen, dass ein Chor<br />
ein Konzert gestalten wird. Dass ein Konzert<br />
mehr ist als nur irgendwelche Lieder<br />
zu singen, sondern ein sinnvolles Konzept<br />
braucht, vielleicht auch ein Thema<br />
oder einen inneren Zusammenhang – dies<br />
ist den meisten Konzertveranstaltern bewusst.<br />
Viele Konzerte sehen auch eine Moderation<br />
vor. Dieser Teil des Konzerts ist<br />
in seiner Wichtigkeit nicht zu unterschätzen,<br />
macht doch die Hinführung des Publikums<br />
zu den aufgeführten Werken einen<br />
wesentlichen Bestandteil aus, wenn<br />
das Konzert gelingen soll.<br />
Die deutsche Zeitschrift „Chorzeit“ beschäftigt<br />
sich in ihrer Novemberausgabe gerade<br />
mit diesem wichtigen Thema. Der Musikjournalist<br />
Arne Sonntag erwähnt gleich zu<br />
Beginn seiner Ausführungen, wie es zum<br />
Teil immer noch abläuft: „Mit Programmzettel<br />
in der Hand verfolgt das Publikum<br />
mehr oder weniger aufmerksam den abgedruckten<br />
Ablauf.“ Wer viele Konzerte besucht<br />
und dabei auch das Publikum beobachtet<br />
hat, kann dies wohl bestätigen:<br />
Manchmal leidet die Aufmerksamkeit und<br />
auch die Begeisterung, wenn man nicht<br />
„geführt“ wird. Deshalb hat der Autor wohl<br />
recht, wenn er schreibt: „Moderierte Konzerte<br />
eröffnen neue Horizonte.“<br />
„Chorzeit“ bringt das Beispiel des Stuttgarter<br />
Theaterpädagogen Hannes Michl, der<br />
mit verschiedenen Chören unterschiedliche<br />
Formen der Moderation ausprobiert<br />
hat. Dabei kamen auch so kreative Ansätze<br />
vor wie etwa szenische Umsetzungen. Es<br />
muss nicht gleich eine „Theateraufführung“<br />
werden, aber dem Publikum „Brücken<br />
zu bauen“ zum Werk sei wesentlich,<br />
betont Michl: So könne man etwa die<br />
Zuhörer*innen auf bestimmte Momente<br />
und Passagen der Komposition hinweisen<br />
oder natürlich Hintergrundinformationen<br />
zum Werk geben. Wichtig ist, dass<br />
eine Verbindung zwischen Sänger*innen,<br />
Werk und Publikum hergestellt wird. Das<br />
sei oft auch eine Chance, einem Publikum<br />
weniger bekannte Werke näher zu<br />
bringen. Dabei sollte man weniger auf abstrakte<br />
Werkerklärungen als auf Geschichten<br />
und Anekdoten setzen. Dadurch entsteht<br />
eine emotionale Gemeinschaft von<br />
Chor und Publikum. Was viele Südtiroler<br />
Chöre bereits umsetzen, ist die Moderation<br />
durch die Sänger*innen selbst. Dies<br />
wirkt besonders authentisch und sympathisch.<br />
Michl betont, dass die Moderation<br />
eine wesentliche Säule des Konzerts ist:<br />
„Man sollte eine Moderation nicht auf die<br />
leichte Schulter nehmen.“ Der Moderator<br />
bzw. die Moderatorin sollten sich mit ihrer<br />
Aufgabe identifizieren, also gerne vor<br />
dem Publikum sprechen. Die Moderation<br />
braucht abgesehen von dieser Bereitschaft<br />
und „Begabung“ auch eine gute Vorbereitung.<br />
Viele Konzerte leiden darunter, dass<br />
die Moderation nicht gut vorbereitet ist. Dabei<br />
sollte man nach Michl etwa 80 Prozent<br />
der Moderation vorbereiten. Freilich muss<br />
man auch offen sein für situationsbezogene<br />
Moderation, also sich nicht stur an einen<br />
vorgeschriebenen Text halten. Doch es ist<br />
wichtig „dramaturgisch vorauszudenken“,<br />
wie es Michl nennt.<br />
Moderationstipps<br />
Michl empfiehlt dabei, die erste Anmoderation<br />
mit einem sogenannten „Attention<br />
Grabber“ zu beginnen, um die Aufmerksamkeit<br />
des Publikums auf sich zu<br />
ziehen. Dies ist eine Grundregel, die allgemein<br />
in der Rhetorik von Bedeutung<br />
ist. Wie viele Rhetorik-Experten betonen,<br />
kann man am Anfang das Publikum gewinnen,<br />
wenn man etwas erzählt, das aus<br />
dem Leben des Publikums, mit seiner Umwelt<br />
und Gegenwart zu tun hat, wenn man<br />
die Zuhörer*innen direkt anspricht, wenn<br />
man einen interessanten oder auch provokanten<br />
Gedanken formuliert oder einen<br />
Kontrast aufbaut. Dies kann in Form einer<br />
kleinen Erzählung, einer Anekdote aus dem<br />
Alltag oder aber auch aus dem Leben des<br />
Komponisten geschehen. Wichtig ist, dass<br />
diese erste Anmoderation gut vorbereitet<br />
und überlegt ist – und nicht dem Zufall<br />
überlassen wird. Dazu muss man sich<br />
auch überlegen, wer das Zielpublikum ist,<br />
was der Anlass des Konzerts ist, was wohl<br />
KulturFenster<br />
61 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong><br />
61
hinausgeblickt<br />
„<br />
Wie bei jedem Vortrag ist der erste<br />
Eindruck entscheidend. Es zahlt sich<br />
also aus, einige Zeit in eine gute Anmoderation<br />
zu investieren, anstatt<br />
nur mit einer klassischen Begrüßung<br />
zu beginnen und Informationen zum<br />
Werk vorzulesen.<br />
Arne Sonntag<br />
„<br />
die Erwartungen an das Konzert sind, was<br />
das Thema des Konzerts ist. Die Anmoderation<br />
sollte dabei nicht beliebig oder „an<br />
den Haaren herbeigezogen“ wirken. Wie<br />
bei jedem Vortrag ist der erste Eindruck<br />
entscheidend. Es zahlt sich also aus, einige<br />
Zeit in eine gute Anmoderation zu investieren,<br />
anstatt nur mit einer klassischen<br />
Begrüßung zu beginnen und Informationen<br />
zum Werk vorzulesen.<br />
Was allgemein für Vorträge und Präsentationen<br />
gilt, muss auch für die Moderation<br />
gelten: Es wird nicht abgelesen, Moderationskärtchen<br />
dienen höchstens dazu mit<br />
wichtigen Stichworten ein Leitfaden für<br />
das freie Sprechen zu bieten. Die Grundregel,<br />
dass der Blickkontakt zum Publikum<br />
gehalten werden muss, ist dabei selbstverständlich.<br />
Michl betont in diesem Zusammenhang,<br />
dass „mindestens in jeder<br />
Moderation einmal die Personengruppen,<br />
die ja oft auch in unterschiedlichen Richtungen<br />
sitzen, fokussiert werden müssen“.<br />
Der Moderator bzw. die Moderatorin sollen<br />
daher frei über ihren Stoff verfügen, eine<br />
zum Publikum offene Haltung haben. Dazu<br />
braucht es vor allem innere Ruhe. Michl<br />
empfiehlt daher vor dem ersten Satz: „Ankommen,<br />
Ausatmen, Anschauen, Anfangen.“<br />
Ruhe, Präsenz und Fokus auf das<br />
Publikum sind das Um und Auf in jeder<br />
Präsentation, so auch bei der Konzertmoderation.<br />
Diese Ruhe bekommt man vor<br />
allem durch eine gute Vorbereitung. „Man<br />
kann das auch üben“, ist Michl überzeugt.<br />
Dabei kann es helfen, wenn andere (Sänger<br />
und Sängerinnen) auch ein Feedback<br />
geben. Ein ganz wichtiger Tipp, den der<br />
Theaterpädagoge mitgibt, ist der Hinweis,<br />
dass man auf der Bühne sich nicht verstellen<br />
darf: „Ich darf auch ich sein.“ Das<br />
ist besser als Perfektionismus. Zu viel Perfektionismus<br />
und Routine sind auch nicht<br />
gut: „Einen Funken von Nervosität oder ein<br />
bisschen Ungewissheit gehört einfach dazu.<br />
Das ist das Salz in der Suppe!“ Michl hat<br />
mit dieser Beobachtung sicher recht: Gerade<br />
dieser Funken „Menschlichkeit“ und<br />
„Gefühl“ lässt eben auch den Funken beim<br />
Publikum überspringen. Was für den Chor<br />
und seine „Leistung“ gilt, gilt auch für den<br />
Moderator oder die Moderatorin: Authentizität,<br />
Begeisterung und Präsenz wiegen<br />
so manchen „Fehler“ auf!<br />
Natürlich gelten bei der Moderation auch<br />
weitere allgemeine Regeln des Vortragens<br />
vor Publikum: Einfache Sätze statt langer<br />
Satzgebilde, langsames und deutliches<br />
Sprechen – und vor allem sollte man sich<br />
bei jedem Moderationsteil überlegen: Wie<br />
wirkt das auf das Publikum? Wie würde<br />
ich reagieren, wenn ich das jetzt höre? Ist<br />
es zu langatmig, zu kompliziert? Versteht<br />
man die Zusammenhänge? Grundsätzlich<br />
muss gelten: Wesentliches satt Unwichtigem<br />
sagen, Kompliziertes einfach<br />
sagen, darauf achten, „kurz“ zu bleiben<br />
statt langatmig zu werden!<br />
Mut zur Kreativität<br />
Hat man einmal diese Grundregeln verinnerlicht<br />
– womit man schon eine ordentliche<br />
Moderation gestalten könnte – darf<br />
man ruhig auch den Mut zu kreativeren<br />
Moderationen entwickeln. Hier hat die<br />
Theaterpädagogik viele Vorschläge, was<br />
uns auch bewusst macht, dass ein Konzert<br />
eben nicht nur Musik, sondern auch<br />
„Theater“ ist! Ein mutiger Ansatz wäre etwa,<br />
dass sich der Moderator in die Rolle des<br />
Komponisten oder des Textautors versetzt<br />
und aus dieser Perspektive zum Publikum<br />
spricht. Michl bringt das Beispiel von einem<br />
Konzert mit Vertonungen von Eduard Mörike.<br />
Hier könnte der Moderator auch als<br />
Mörike verkleidet auftreten – und aus seiner<br />
Perspektive die Werke vorstellen. Das<br />
Einbauen von Erlebnissen und Gedanken<br />
des Dichters fällt so leichter und wirkt unmittelbar<br />
und spannend. Es könnten auch<br />
mehrere Personen aus den Liedern oder<br />
aus dem Leben des Dichters auftreten<br />
und die Moderation kann so zu einer szenischen<br />
Gestaltung des Liedes ausgebaut<br />
werden. Hier spricht Michl indirekt etwas<br />
Wichtiges an. Noch immer vernachlässigen<br />
viele Konzertaufführungen die Tatsache,<br />
dass Chorkonzerte immer Texte und<br />
Inhalte haben, oft auf Dichtungen basieren,<br />
die das Publikum beim Zuhören gar<br />
nicht vollständig versteht. Die Moderation<br />
kann hier mit kreativen Ansätzen den Text<br />
in den Mittelpunkt rücken. Traditionellere<br />
Ansätze sind das Erzählen von „Geschichten“:<br />
sei es zu den Werken, zu den Komponisten<br />
oder auch zum Chor selbst – wie es<br />
ihm bei der Auseinandersetzung mit den<br />
Werken gegangen ist.<br />
Ein weiterer kreativer Ansatz wäre das<br />
Moderieren mit Perspektivenwechsel innerhalb<br />
des Konzerts, etwa die Kommentierung<br />
der Werke aus der Sicht des Dichters,<br />
des Komponisten oder aus der Sicht<br />
einer Zuhörerin. Oder man überlegt sich,<br />
wie man mit dem Publikum in Interaktion<br />
treten könnte, dass also der „Erzähler“<br />
das Publikum direkt anspricht. Für solche<br />
Ansätze braucht es natürlich eine gewisse<br />
Souveränität. Wenn man sich nicht zu solchen<br />
szenischen Darbietungen vorwagen<br />
möchte – so ist doch eines immer eine Garantie<br />
für eine gute Moderation, wie auch<br />
Michl betont: Humor. Tatsächlich ist eine<br />
gewisse, natürlich nicht künstlich aufgesetzte<br />
humorvolle Haltung wohl das beste<br />
Mittel, das Publikum für die Schönheit des<br />
Chorgesangs zu gewinnen.<br />
Paul Bertagnolli<br />
KulturFenster<br />
62 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Chorwesen<br />
Ein Gemeinschaftserlebnis der<br />
besonderen Art<br />
Südtirol beim Festival der Landesjugendchöre im Burgenland<br />
„Wir CHÖRN z´sam“ – unter diesem Motto<br />
fand vom 23. bis zum 24. Oktober im Burgenland<br />
das Festival der Landesjugendchöre<br />
statt. Rund 400 junge Sängerinnen<br />
und Sänger aus allen Bundesländern und<br />
Südtirol waren zu Gast. Es gab Workshops<br />
und Platzkonzerte, Höhepunkt war ein gemeinsames<br />
Konzert im Kulturzentrum Eisenstadt.<br />
Wie die Landesjugendchöre der österreichischen<br />
Bundesländer hat auch der Landesjugendchor<br />
Südtirol sich zum Ziel gesetzt,<br />
mit jungen begabten Sänger*innen<br />
auf hohem Niveau anspruchsvolle Werke<br />
zu erarbeiten und aufzuführen – und so<br />
auch als musikalischer Botschafter des<br />
Landes zu wirken. Die Chormitgliederim<br />
Alter zwischen 16 und 28 aus allen Landesteilen<br />
erarbeiten an mehreren Probenwochenenden<br />
ein breitgefächertes Konzertprogramm<br />
und treten regelmäßig in<br />
Südtirol, aber auch außerhalb der Landesgrenzen<br />
auf. Ein besonderes Ereignis<br />
war das Festival der Landesjugendchöre<br />
im Burgenland, das alle drei Jahre<br />
in einem anderen Bundesland stattfindet.<br />
Die Sänger*innen zeigten sich beeindruckt<br />
vom Gemeinschaftserlebnis.<br />
„Die Jugendlichen brauchen das, dass<br />
sie sich vernetzen, zusammenkommen<br />
und zusammen singen“, erklärte Ingrid<br />
Puschautz-Meidl, Präsidentin vom Chorverband<br />
Burgenland.<br />
Um den Austausch zwischen den Chören<br />
zu fördern und die Möglichkeit zur<br />
musikalischen Fortbildung zu bieten,<br />
fanden im Rahmen des Festivals auch<br />
Workshops statt. Hier konnten die Teilnehmer<br />
und Teilnehmerinnen neue Leute<br />
kennenlernen und neues Programm erarbeiten.<br />
„Vom Inhalt her war das schon<br />
sehr spannend, sowas macht man ja normalerweise<br />
nicht und das war eine super<br />
Gelegenheit“, zeigte sich etwa Sängerin<br />
Marie-Theres Zingerle vom Landesjugendchor<br />
Südtirol begeistert.<br />
Krönender Abschluss des Chorfestivals<br />
war ein Festkonzert im Kulturzentrum<br />
von Eisenstadt.<br />
KulturFenster<br />
63 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Einige Impressionen zum Festival der<br />
Landesjugendchöre im Burgenland<br />
KulturFenster<br />
64 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
gedenken<br />
Für eine moderne Volkskultur<br />
Im Gedenken an Karl H. Vigl<br />
Am 26. September verstarb in Meran<br />
82-jährig der Komponist, Chorleiter, Kapellmeister,<br />
Lehrer und Kulturpublizist<br />
Karl H. Vigl. (siehe auch KulturFenster<br />
<strong>Nr</strong>.5/<strong>2021</strong>, S.71)<br />
Wie viele Kulturschaffende im Lande<br />
möchte auch der Südtiroler Chorverband<br />
sein ehrendes Gedenken zum<br />
Ausdruck bringen: Karl H. Vigl hat sich<br />
nicht nur um die Blasmusik, sondern<br />
auch um die Chorkultur bedeutende<br />
Verdienste erworben. Vigl war von 1963<br />
bis 1977 Bundeschorleiter des Südtiroler<br />
Sängerbunds.<br />
Er war Träger des Goldenen Ehrenzeichens<br />
des Südtiroler Chorverbands.<br />
Sein Wirken für die Chorkultur umfasste<br />
die verschiedensten Bereiche:<br />
Durch seinen Einsatz für den Sängerbund<br />
wie auch als Kulturpublizist und<br />
Komponist, aber auch als Chorleiter hat<br />
Vigl das Chorleben in Südtirol entscheidend<br />
mitgeprägt. Neben seiner Tätigkeit<br />
als Lehrer leitete Vigl mehrere Chöre,<br />
von 1959 bis 1961 den Kirchenchor<br />
Tiers, von 1961 bis 1971 den Männergesangverein<br />
(MGV) Gries, von 1965<br />
bis 1977 den Singkreis J. E. Ploner in<br />
Leifers, von 1968 bis 1973 den Lehrersingkreis<br />
Bozen, von 1974 bis 1977<br />
den MGV Meran, von 1977 bis 1983<br />
den Frauenchor Tramin und schließlich<br />
auch den Kirchenchor Neumarkt.<br />
Als jüngster Bundeschorleiter<br />
des Südtiroler Sängerbundes war<br />
er bestrebt, den Chören die einheimische<br />
Musikkultur näher zu bringen,<br />
ihnen aber auch die Möglichkeit<br />
zu bieten an Fortbildungskursen<br />
und Seminaren im In- und Ausland<br />
teilzunehmen.<br />
Immer wieder fi el er bei Konzerten<br />
in verschiedenen Ländern mit seiner<br />
anspruchsvollen und gekonnt<br />
aufgeführten Literatur auf. Besonders<br />
das Zusammenwirken von Singstimmen<br />
und Bläsern war ihm ein<br />
großes Anliegen. Karl H. Vigl hinterlässt<br />
nicht nur zahlreiche Musikrezensionen,<br />
die ein Bild von der<br />
Musikkultur in Südtirol geben, sondern<br />
auch zahlreiche weltliche wie<br />
geistliche Kompositionen für Chöre<br />
und Musikkapellen.<br />
Der Südtiroler Chorverband wird Karl<br />
H. Vigls Wirken für die Volkskultur<br />
in Südtirol in ehrendem Gedenken<br />
bewahren.<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Chorwesen<br />
senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />
Redaktionsschluss für<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Freitag, 14. Jänner 2022<br />
KulturFenster<br />
65 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
SCV-Intern<br />
Es singt immer der<br />
ganze Mensch<br />
Seminar für Chorleiter*innen in der Cusanus-Akademie<br />
„Das Instrument ´Singen´ ist nicht nur der<br />
Kehlkopf, sondern der ganze Mensch mit<br />
Leib und Seele.“<br />
Mit diesem Satz brachte Referent Roland<br />
Büchner beim Chorleiter*innenseminar<br />
in Brixen seine Haltung zum Chorgesang<br />
auf den Punkt. Am Seminar in der Cusanus-Akademie<br />
am 23. Oktober nahmen 34<br />
Chorleiter und Chorleiterinnen teil. Der deutsche<br />
Kirchenmusiker und Chorleiter Roland<br />
Büchner war von 1994 bis 2019 Domkapellmeister<br />
am Regensburger Dom und somit<br />
Chorleiter der Regensburger Domspatzen.<br />
Er ist in Südtirol bei vielen Sänger*innen als<br />
hervorragender Referent und Chorleiter bekannt,<br />
betonte Verbandschorleiterin Renate<br />
Unterthiner und freute sich über die rege<br />
Teilnahme am Seminar. „Es war eine sehr<br />
lehrreiche und interessante Fortbildung, in<br />
der es vor allem um die Stimme und den<br />
Chorklang ging“, erklärt Unterthiner. Ziel<br />
war es, den Chorleiter*innen das Instrument<br />
Stimme näher zu bringen und ihnen<br />
Tipps und Tricks für die Chorproben bzw.<br />
den Choralltag mitzugeben. In diesem Sinne<br />
ging der Referent auf wichtige Punkte ein,<br />
wie Körperhaltung, Atmung, Artikulation,<br />
Tonansatz, Resonanz, Vokalausgleich sowie<br />
Lagen- und Registerausgleich. Außerdem<br />
erarbeiteten die Teilnehmer*innen gemeinsam<br />
vier Lieder und versuchten dabei,<br />
das Gelernte umzusetzen.<br />
KulturFenster<br />
66 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Chorwesen<br />
Chor Raindrops gibt<br />
Konzert „Holiness“<br />
Zwei Abende im Zeichen der Romantik und<br />
der zeitgenössischen Chormusik<br />
Der Chor „„Raindrops““ unter der Leitung von Michela Virgadaula sang in Niederlana<br />
und Dorf Tirol neben der Delibes-Messe mit Orgelbegleitung auch Werke aus der modernen<br />
Chormusik.<br />
Foto: Chor „Raindrops“<br />
folgte ein Wechsel traditioneller<br />
amerikanischer<br />
Melodien und zeitgenössischer<br />
Chormusik<br />
– etwas von John<br />
Rutter, einem der bedeutendsten<br />
lebenden<br />
Komponisten für Chorund<br />
Kirchenmusik, der<br />
sich durch seinen Erfindungsreichtum<br />
an Melodien<br />
auszeichnet, die<br />
er aus verschiedensten<br />
Epochen und Kulturen<br />
zusammenfügt, bis hin<br />
zur federleichten Komposition<br />
von Eric Whitacre<br />
oder einer ergreifend<br />
schönen Liebeserklärung<br />
aus der Filmmusik<br />
Ennio Morricones.<br />
Wenn auch keine klassischen<br />
Adventkonzerte, so waren die beiden<br />
Abende doch ein wunderbarer Auftakt<br />
für die besinnliche Zeit im Jahr.<br />
Klare Stimmen, wunderschöne Melodien und<br />
eine magisch in Szene gesetzte Kulisse: nach<br />
über zwei Jahren Konzertpause lud der Lananer<br />
Chor „Raindrops“ im November zum<br />
Konzert „Holiness“ in die Pfarrkirche Niederlana<br />
und in die Pfarrkirche Dorf Tirol.<br />
Wenn wir Musik hören oder selbst singen,<br />
ist unser gesamtes Hirnareal aktiviert und<br />
lässt aus einfachen Tonwellen ein ganzes<br />
Feuerwerk an Musik entstehen. Während<br />
Melodieverarbeitung in der rechten Hemisphäre<br />
geschieht, liegt die Rhythmusverarbeitung<br />
in der linken. Beide werden durch<br />
Musik aufeinander abgestimmt und verbunden.<br />
Man stelle sich vor, welche Energie am<br />
Werk ist, wenn Menschen gemeinsam singen.<br />
Nach zwei Jahren ohne Auftrittsmöglichkeit<br />
konnte der Chor „Raindrops“ diese<br />
Energie und die Freude am Gesang endlich<br />
wieder teilen – natürlich unter Einhaltung<br />
aller notwendigen Sicherheitsmaßnahmen<br />
für Chor und Publikum. Die 13 Sängerinnen<br />
aus dem Burggrafenamt wurden dabei von<br />
Michaela Virgadaula geleitet. Für die Begleitung<br />
an Orgel und Klavier zeichnete Johanna<br />
Innerhofer verantwortlich, während<br />
Roman Winkler den Chor und die Kulisse<br />
mit Lichteffekten in Szene setzte.<br />
Im Mittelpunkt des Konzertes stand zunächst<br />
die Musik von Lèo Delibes, ein<br />
Komponist der französischen Romantik,<br />
mit seiner Messe brève, arrangiert für<br />
zweistimmigen Frauenchor. Anschließend<br />
Der Chor „Raindrops“<br />
Die „Raindrops“ sind eine Gruppe Sängerinnen,<br />
die sich für jedes Genre begeistern<br />
- egal ob Klassik, Jazz, Gospel, Musical,<br />
Pop oder Volkslieder, bei Konzerten,<br />
Hochzeiten oder anderen Festen. Im Jahr<br />
2000 von Heidi Nock gegründet, entwickelten<br />
sich die „Raindrops“ von einem<br />
kleinen Ensemble aus sechs Lananer Sängerinnen<br />
zu einem gefragten Konzertchor<br />
mit mittlerweile 25 jungen Frauen aus dem<br />
ganzen Burggrafenamt. Seit 2014 leitet Michela<br />
Virgadaula, Professorin für Gesang<br />
und Musik am Gymme Meran mit Landesschwerpunkt<br />
Musik, den Chor. Als Obfrau<br />
schwingt auch Julia Zöschg ab und an die<br />
Stimmgabel. Während der Proben werden<br />
die Sängerinnen meist von Sandra Giovinazzo<br />
am Klavier begleitet.<br />
KulturFenster<br />
67 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
SCV-Intern<br />
Eine Frage der Haltung<br />
Seminar für Kinder- und Jugendchorleiter*innen mit Y. M. Kinoshita<br />
Chorleiter*innen und Lehrer*innen, die mit<br />
Kindern im Grund- und Mittelschulalter arbeiten,<br />
hatten am 9. Oktober im Kolpinghaus<br />
in Bozen Gelegenheit, an einem Workshop<br />
zum Thema „Chorleitung" mit Yoshihisa Matthais<br />
Kinoshita teilzunehmen. Er ist Dozent<br />
für Kinderchorleitung an der Hochschule<br />
für Musik und Theater in München.<br />
Im Mittelpunkt des Seminars standen Literatur<br />
für Kinder- und Jugendchöre, Stimmbildung<br />
mit Kindern sowie das Thema Persönlichkeitsentwicklung<br />
der Kinder über<br />
das Singen. Elf Interessierte nahmen an<br />
diesem Seminar teil und erhielten vom<br />
Referenten wertvolle Anregungen für die<br />
Chorarbeit mit Kindern. Kinoshita ist vor<br />
allem für die Leitung des Wolfratshauser<br />
Kinderchors bekannt, der sich unter seiner<br />
Leitung zu einem der führenden Kinderchöre<br />
Bayerns und Deutschlands entwickelte.<br />
Besonderes Merkmal dieses Chores<br />
ist es, dass keine Auslese bei den Kindern<br />
stattfindet und auch scheinbar stimmlich<br />
nicht begabte Kinder durch eine intensive<br />
Stimmbildung an die hohen Ansprüche herangeführt<br />
werden. 1998 wurde Y.M. Kinoshita<br />
mit dem Wolfratshauser Kinderchor<br />
Sieger in der Kategorie Kinderchöre beim<br />
Deutschen Chorwettbewerb in Regensburg.<br />
Er sagt über seine Erfahrungen mit<br />
dem Chor: „Es sind viele Kinder, die am<br />
Anfang kommen und keine Melodie grade<br />
singen können, überhaupt nicht singen<br />
können, die Stimmung nicht halten können,<br />
gar nix.“ Und gerade das scheint für<br />
ihn eine große Herausforderung zu sein,<br />
aber auch eine Frage der Haltung, nämlich<br />
das Kind nicht aufgrund seiner „Begabung“<br />
zu beurteilen, sondern seine Persönlichkeit<br />
zu sehen, einfach mit ihm zu<br />
arbeiten, an das Potential zu glauben. So<br />
mag man wohl das Geheimnis guter Kinderchorleitung<br />
in einer gewissen Liebe zu<br />
den Kindern und ihrer Weiterentwicklung<br />
sehen, ein Ernstnehmen jedes Einzelnen:<br />
„Wie schafft man es, jedes Kind zu sehen?<br />
Das hat etwas mit meiner Haltung zu tun.<br />
Und dann, dass ich den Kindern das Gefühl<br />
gebe, egal wie viel sie können, in dem<br />
Moment, wo sie in den Chor reinkommen,<br />
dass sie die Möglichkeit haben, da immer<br />
mitzumischen, was wir machen, auch<br />
wenn das Niveau sehr hoch ist, zwischendurch.“<br />
Zugleich aber will er die Kinder in<br />
neue Welten führen, sie auch herausfordern,<br />
etwa in der Auswahl der Werke. Ein<br />
Chorleiter muss nicht nur Lieder bringen,<br />
die den Kindern von vorneherein gefallen,<br />
er setzt auf einen Mix, wobei Renaissancelieder<br />
und Pop gleichermaßen vorkommen:<br />
„Und wenn ich ein neues Stück auflege,<br />
dann sag ich den Kindern: Eure Kommentare<br />
will ich gar nicht hören. Wir machen<br />
das einfach, und wenn wir´s können, dann<br />
singen wir´s vor und dann können wir immer<br />
noch überlegen, ob wir´s im Repertoire<br />
behalten, weil es gibt, natürlich auch<br />
manchmal Stücke, wo ich mich vertue.“<br />
Aus dieser Haltung – Ernstnehmen und Akzeptanz<br />
eines jeden und zugleich die Förderung<br />
und das Fordern – ergibt sich dann<br />
die Freude am Singen, für den Chorleiter<br />
wie für die jungen Sänger*innen, die am<br />
liebsten seinen Chor nicht mehr verlassen<br />
würden: „Wer hat schon die Möglichkeit<br />
mit Kindern und Jugendlichen solange zusammenzuarbeiten?<br />
Die sind dann ja fünf,<br />
sechs, sieben, neun oder zehn Jahre bei<br />
mir gewesen. Das ist eigentlich eine unglaubliche<br />
Freude und ein unheimlicher<br />
Gewinn, so lange mit Kindern arbeiten zu<br />
können, wenn sie wollen.“ Ein guter Kinderchorleiter<br />
ist also wie ein guter Lehrer:<br />
Hinter der Leistung muss der Kinderchorleiter<br />
bzw. die Kinderchorleiterin immer das<br />
Kind als Menschen sehen und ihn als solchen<br />
akzeptieren.<br />
KulturFenster<br />
68 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Chorwesen<br />
„Eine Stille sucht mich heim“<br />
Herbstkonzert des Landesjugendchors Südtirol<br />
Unter dem Motto „Peace, Light, Love“ gestalteten<br />
die 36 Sänger und Sängerinnen<br />
des Landesjugendchors Südtirol unter der<br />
Leitung von Johann van der Sandt im November<br />
in Meran und Bruneck ein Konzert.<br />
Im Zentrum des Konzertprogramms von<br />
insgesamt 13 Liedern stand dabei das<br />
Werk „A Silence haunts me“ von Jake<br />
Runestad (*1986), um das sich thematisch<br />
die anderen Werke gruppierten. Wie<br />
der Chor im Programm schreibt, lädt das<br />
Werk mit dem Titel „Eine Stille sucht mich<br />
heim“ ein, „uns auf das zu besinnen,<br />
was wir haben und dankbar für unsere<br />
Gesundheit zu sein“. Das Werk basiert<br />
nämlich auf dem Schicksal von Beethoven,<br />
der nach und nach das Gehör verlor<br />
und daran verzweifelt. In einem Brief<br />
an seine Brüder, der heute als „Heiligenstädter<br />
Testament“ bekannt ist, schildert<br />
Beethoven seinen Hörverlust, die Selbstmordgedanken<br />
und die Hoffnung, es doch<br />
irgendwie zu schaffen. Der Brief wurde<br />
nie abgeschickt. Todd Boss adaptierte<br />
das Heiligenstädter Testament zu einem<br />
poetischen Monolog, der den Kummer<br />
Beethovens besonders deutlich macht.<br />
Jake Runestad vertonte diesen Monolog<br />
mit Verweis auf Beethovens Ballette, die<br />
Kreaturen des Prometheus und einige<br />
andere bekannte Kompositionen. Gegen<br />
Ende beschreiben die kurzen Glocken alles,<br />
was bleibt: Tinnitus, dann kurze Hoffnung,<br />
und schließlich vollkommene Stille.<br />
Außerdem führten der Landesjugendchor,<br />
der am Klavier von Bea de Wit begleitet<br />
wurde, folgende Werke auf: „Verleih<br />
uns Frieden“ von Felix Mendelssohn-<br />
Bartholdy, „Ubi caritas“ von Ola Gjeilo,<br />
„Jerusalem luminosa“ von Abby Betinis<br />
(*1980), „O nata lux“ von Guy Forbes,<br />
„Ndisondela kuwe“ (isiXhosa/Südafrikanisches<br />
Gebet), „Ndikhokhele“ (isiZulu/<br />
Südafrikanisches Gebet), „Ritornar!“ von<br />
Pieter Bezuidenhout (*1987), „Der Erlkönig“<br />
von Ludwig von Beethoven, arr.:<br />
Jaakko Mäntyjärvi, „Sing gently“ von Eric<br />
Whitacre (*1970) , „Love of my life“ von<br />
Freddie Mercury, arr.: Mia Makaroff, „Underneath<br />
the stars“ von Kate Rusby, arr.:<br />
Jim Clements, und „Didn’t my Lord deliver<br />
Daniel“, ein African American spiritual,<br />
arr.: Mia Makaroff. Der Dank des Chors<br />
galt der Stimmbildnerin Petra Sölva sowie<br />
dem achtköpfigen Moderationsteam, den<br />
freiwilligen Helfer*innen, dem Südtiroler<br />
Chorverband, dem Verband der Kirchenmusik<br />
Südtirol und der Landesdirektion<br />
der deutschen und ladinischen Musikschulen<br />
sowie der Landesregierung für<br />
die finanzielle Unterstützung.<br />
KulturFenster<br />
69<br />
05/Oktober <strong>2021</strong>
SCV-Intern<br />
Klangwege in<br />
Völs am Schlern<br />
Sängerwanderung des Bezirks Bozen<br />
Gute Laune und angenehmes Herbstwetter<br />
waren die richtigen Zutaten, um Gesang<br />
mit einer Wanderung unter Südtirols Symbolberg,<br />
dem Schlern, zu verbinden. Geplant<br />
war diese Unternehmung des Bezirks<br />
Bozen eigentlich für das Frühjahr 2020,<br />
was aber pandemiebedingt nicht durchführbar<br />
war. Deshalb wurde sie am 2. Oktober<br />
<strong>2021</strong> nachgeholt.<br />
Ausgangspunkt für die „Klangwege in Völs<br />
am Schlern“ war die prähistorische Anhöhe<br />
am Peter Bühl oberhalb des Hauptortes.<br />
Bezirksobmann Josef Vieider hieß<br />
die motivierteren Teilnehmer mit einem<br />
herzlichen Gruß willkommen. Die ausgedehnte<br />
Rundwanderung führte durch eine<br />
reizvolle Landschaft, zunächst in das Tal<br />
des Schlernbaches. Bei der historischen<br />
Moarmüller Mühle überraschten Vertreter<br />
des Jugendchores Völs am Schlern mit<br />
einem frischen Aperitif. Nach einem Abstecher<br />
zum Huber Weiher gab es eine<br />
gemütliche Mittagspause am Völser Weiher.<br />
Weiter ging es zum sog. „Hexen-<br />
stein“, einem eiszeitlichen Findling im<br />
nahegelegenen Wald. Sagenerzählerin<br />
„Hexe Marta“ begleitete die Gruppe und<br />
fesselte mit ihren Erzählungen. Bei jeder<br />
Gelegenheit stimmte Bezirkschorleiterin<br />
Sibille Huber ein passendes Lied an. Im<br />
leichten Abstieg nach St. Konstantin vorbei<br />
an der namengebenden, idyllischen<br />
Kirche erreichte die Gruppe den im Wald<br />
versteckt liegenden Konstantiner Weiher.<br />
Auch hier wusste „Hexe Marta“ von allerhand<br />
seltsamen Wesen zu erzählen und<br />
mit einem Lied wurde das „Rasterle“ abgerundet.<br />
Nach einer abschließenden<br />
halben Stunde Fußmarsch erreichten<br />
Sängerinnen und Sänger am späteren<br />
Nachmittag wieder den Hauptort Völs<br />
am Schlern, wo der Wandertag des Bezirks<br />
Bozen mit einigen abschließenden<br />
Liedern den Ausklang fand.<br />
KulturFenster<br />
70 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Chorwesen<br />
Silvesterlied<br />
Gedanken zum abgelaufenen Jahr<br />
Anna Steinacher aus Verdings bei Klausen<br />
ist eine im deutschen Sprachraum bekannte<br />
Mundartdichterin, die wunderbare Texte und<br />
Gedichte zu kirchlichen und weltlichen An-<br />
lässen verfasst. Beim „Silvesterlied“ hat sie<br />
ihre Gedanken zum abgelaufenen Jahr zu<br />
Papier gebracht. Florin Pallhuber, ebenfalls<br />
aus Verdings, hat den Text vertont.<br />
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KulturFenster<br />
71 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Jung+<br />
Stimmgewaltig<br />
Jugendchor Sexten<br />
Kurz und knapp<br />
Wir sind 28 Sängerinnen und drei Sänger<br />
im Alter von 15-25 Jahren.<br />
Unser Motto lautet:<br />
Zusammenbringen, zusammen singen,<br />
zusammen sein.<br />
Wer wir sind<br />
Wir sind eine junge und motivierte Gruppe<br />
Jugendlicher, die sich in Ihrer Freizeit treffen,<br />
um ihr gemeinsame Passion, die Musik,<br />
zu teilen und zu leben.<br />
Was uns motiviert<br />
Wir wollen Menschen mit unserer Musik<br />
bewegen.<br />
Uns gibt es seit…<br />
2005. Der Chor wurde von Hannes Tschurtschenthaler<br />
gegründet. Die Idee war, in<br />
Sexten einen Jugendchor auf die Beine<br />
zu stellen und junge Leute zu motivieren,<br />
zusammen Musik zu machen.<br />
Unsere Highlights<br />
Unsere Highlights waren mit Sicherheit unsere<br />
Musicals in den Jahren 2010, 2017,<br />
2019 und im heurigen Herbst <strong>2021</strong>. Diese<br />
Aufführungen haben uns die Möglichkeit<br />
gegeben unsere Leidenschaft mit allen<br />
zu teilen, und das Feedback von den Zuschauern<br />
hat uns gezeigt, dass auch ein bescheidener<br />
Jugendchor aus einem kleinen<br />
Dorf Leute begeistern und bewegen kann.<br />
Pläne für die Zukunft…<br />
Weiter wie bisher! Mit viel Freude singen!<br />
Wer kann bei uns mitmachen?<br />
Sangesfreudige Sextner*innen mit Vorstufe<br />
im Kinderchor!<br />
Hannes<br />
Tschurtschenthaler<br />
Jahrgang 1987 –<br />
er ist seit vielen<br />
Jahren begeisterter<br />
Chorsänger<br />
bei verschiedenen<br />
Chören und<br />
Ensembles. Er hat<br />
einen Abschluss<br />
der Kirchenmusikschule<br />
in Brixen<br />
und das Gesangsstudium<br />
am Tiroler<br />
Landeskonservatorium<br />
in Innsbruck absolviert. Heute ist er<br />
Gesangslehrer am SOWI-Gymnasium<br />
in Bruneck.<br />
KulturFenster<br />
72 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Broadway-Flair in Sexten<br />
Jugendchor Sexten begeistert mit „Everybody needs somebody“.<br />
Mit dem Musical „Everybody needs<br />
somebody“ hat der Jugendchor<br />
Sexten wieder mal ins Schwarze<br />
getroffen und für seine Darbietung<br />
viel Lob und Anerkennung geerntet.<br />
Die 30-köpfige Truppe um<br />
Chorleiter Hannes Tschurtschenthaler<br />
hat sich den Sommer über intensiv<br />
auf das Musical vorbereitet<br />
und konnte am 1. Oktober zu seiner<br />
Premiere laden. Die jungen Talente<br />
begeisterten das Publikum mit<br />
ihren Stimmen sowohl als Solisten<br />
als auch im Chor. Mit viel Witz und<br />
schwungvollen Szenen, einstudiert<br />
von Katharina Gspahn Thaler Hofer,<br />
konnten die jungen Sextner*innen<br />
auch als Schauspieler*innen voll überzeugen.<br />
Sie vermittelten so dem Publikum die<br />
Geschichte rund um die etwas kriminellen<br />
Blue Sisters, die das Waisenhaus<br />
retten wollen, in dem zwei<br />
von ihnen selbst aufgewachsen<br />
sind. Die Sänger*innen verzauberten<br />
das Publikum mit dem<br />
selbstarrangierten Stück und<br />
mit vielen Ohrwürmern von<br />
Elvis Presley, Aretha Franklin,<br />
Dolly Parton, Ray Charles oder<br />
den Blues Brothers. Viele fleißige<br />
Hände unterstützten das<br />
Projekt bravourös, auch hinter<br />
der Bühne und an der Tonund<br />
Licht-Technik. Das Musical<br />
hat dem Jugendchor viel<br />
Freude und Spaß bereitet und<br />
wohl auch die Lust entfacht,<br />
sich bald wieder an ein solches Projekt zu wagen. Neben<br />
den gemeinsamen Auftritten auf der Bühne vermag ein solches<br />
Projekt auch einen starken Zusammenhalt und tiefe<br />
Freundschaften zu schaffen.<br />
Instagram:<br />
www.instagram.com/<br />
jugendchor_sexten/<br />
Die Sänger*innen des Jugendchors<br />
Sexten begeisterten als<br />
Schauspieler*innen und verzauberten<br />
das Publikum mit tollen<br />
Musical-Ohrwürmern.<br />
Facebook:<br />
www.facebook.com/Jugendchor-<br />
Sexten-1870800679809170<br />
KulturFenster<br />
73 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
kurz notiert<br />
Treue Mitglieder<br />
Kirchenchor Gufidaun<br />
Am Samstag, 13. November <strong>2021</strong> fand in<br />
Gufidaun die alljährliche Cäcilienfeier statt.<br />
Die Mitglieder der Musikkapelle und des<br />
Kirchenchores, deren Angehörige und Ehrengäste<br />
trafen sich im Josef-Telfner-Haus<br />
zum gemeinsamen Abendessen. In fröhlicher<br />
Runde stellten Jungmusikanten ihr<br />
Können unter Beweis und der Kirchenchor<br />
begeisterte mit passenden volkstümlichen<br />
Gesängen. Für den Kirchenchor Gufidaun<br />
überreichten die Obfrau Emanuela Degan<br />
Prader und der Bezirksobmann des Verbandes<br />
der Südtiroler Chöre Gottfried Gläserer<br />
die Ehrenurkunden an Frau Andrea<br />
Oberpertinger Weifner für ihre zehnjährige<br />
Mitgliedschaft. Anerkennung und Dankesworte<br />
gab es auch für ihre 6-jährige Tätigkeit<br />
als Obfrau. Die Sängerin Johanna<br />
Vorhauser wurde für ihre 25-jährige Mitgliedschaft<br />
im Verein das Ehrenzeichen in<br />
Silber verliehen. Sie hatte über acht Jahre<br />
die Vereinskasse über und ihr wurde dafür<br />
gedankt. Und die letzte Ehrenurkunde<br />
erhielt die geschätzte Sängerin Rosmarie<br />
Pramsohler Messner. Für ihre 40-jährige<br />
Mitgliedschaft im Verein wurde ihr<br />
das goldene Ehrenabzeichen verliehen.<br />
Sie war zudem über zehn Jahre im Ausschuss<br />
tätig und ein Jahr stand sie dem<br />
Kirchenchor als Obfrau vor. Abschließend<br />
bedankte sich Herr Gläserer für den wertvollen<br />
musikalischen Einsatz aller Sänger<br />
und Musikanten.<br />
Nach den Ehrungen und den anerkennenden<br />
Worten der Ehrengäste bedankte<br />
sich die Chorobfrau Emanuela Degan Prader<br />
bei allen Chormitgliedern und dem Ausschuss.Die<br />
Chorobfrau selbst erntete viele<br />
wertschätzende Worte durch die Vizeobfrau<br />
Margareth Leitner Vorhauser.<br />
Ein ganz besonderer Dank galt dem sehr<br />
engagierten Kapellmeister, Chorleiter und<br />
Organist Christian Unterhofer. Er ist eine<br />
große Bereicherung für die gesamte Dorfgemeinschaft.<br />
Ihm gelingt es immer wieder<br />
mit seiner schwungvollen, professionellen<br />
und frischen Art den Chor und die<br />
Musikkapelle zu hervorragenden Leistungen<br />
zu bringen.<br />
Mariella Christanell<br />
Bezirksobmann Gottfried Gläserer mit den geehrten Chormitgliedern<br />
Foto: Markus Mantinger<br />
Für langjährigen Einsatz geehrt<br />
Zum Fest der heiligen Cäcilia, Patronin<br />
der Kirchenmusik, gestaltete der Kirchenchor<br />
Elvas die Messfeier musikalisch<br />
mit. Im Anschluss verlieh Obfrau<br />
Verena Profanter drei Personen aus dem<br />
Chor eine Urkunde für ihre 15-jährige<br />
Mitgliedschaft beim Chor. Stefanie Tauber<br />
ist seit 15 Jahren mit Einsatz und<br />
Fleiß dabei und gestaltet kirchliche wie<br />
weltliche Feiern mit. „Auf dich kann<br />
man immer zählen“, betonte Obfrau<br />
Profanter. Geehrte wurde auch Hannes<br />
Auer. „Du bereicherst unseren Chor mit<br />
deiner satten Bass-Stimme und bist immer<br />
vorne mit dabei“, sagte Verena Profanter.<br />
2006 übernahm Benedikt Baldauf<br />
mit 15 Jahren den Kirchenchor Elvas<br />
als Chorleiter. Seitdem spielt er auch an<br />
der Orgel in Elvas. „Trotz Studium, Arbeit<br />
und vielen anderen Projekten bist<br />
du uns nie von der Seite gewichen“,<br />
Kirchenchor Elvas<br />
freute sich Profanter. Auch Pfarrer Christian<br />
Breunig gratulierte den Jubilaren<br />
und betonte in der Predigt die Wich-<br />
tigkeit der Musik für die Botschaft des<br />
Evangeliums. „Die Musik hilft, die Frohe<br />
Botschaft nicht nur mit dem Verstand,<br />
sondern mit ganzem Herzen aufzunehmen“,<br />
sagte er. Mit einem Dank an Pfarrer<br />
Christian Breunig, dem Pfarrgemeinderat<br />
und der Pfarrgemeinde endete die<br />
gemeinsame Feier.<br />
Obfrau Verena Profanter, Benedikt Baldauf, Stefanie Tauber, Hannes Auer und Pfarrer<br />
Christian Breunig (v.l.)<br />
KulturFenster<br />
74 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
Chorwesen<br />
Im Gedenken an die Opfer der Pandemie<br />
Domchor Bozen lädt zu besonderem Konzert<br />
Der Domchor Bozen lud am 29. Oktober<br />
zu einer Gedenkfeier in den Bozner Dom<br />
„für die vielen Menschen, die in der Zeit<br />
der Pandemie verstorben sind“, wie der<br />
Domchor in seiner Einladung schreibt. Das<br />
Gedenken sei auch „den Hinterbliebenen<br />
gewidmet, die ihre Lieben nicht begleiten<br />
konnten.“ Unter der Leitung von Domkapellmeister<br />
Tobias Chizzali führte der Domchor<br />
gemeinsam mit vier Gesangssolisten<br />
und dem Domorchester mit Orgel das „Requiem<br />
in c moll“ von Michael Haydn auf.<br />
Nach einleitenden Orgelklängen von Bach<br />
gedachte Dekan Bernhard Holzer in seiner<br />
Ansprache der Verstorbenen und sprach<br />
den Hinterbliebenen Trost zu. Er betonte,<br />
wie wichtig es sei, richtig Abschied nehmen<br />
zu können. Danach wurde die Osterkerze<br />
entzündet. „Auch wenn die Pandemie<br />
noch nicht überwunden ist, sollte dies<br />
ein Moment des Innehaltens sein, der unsere<br />
solidarische Verbundenheit zum Ausdruck<br />
bringt und zeigt, dass wir als Glaubensgemeinschaft<br />
Anteil nehmen und die<br />
Toten und das Leid der Angehörigen nicht<br />
vergessen“, sagte der Dekan.<br />
Der Domchor hatte sich für das „Requiem<br />
in c moll“ von Michael Haydn entschieden,<br />
da dieses Werk mit seiner bewegenden<br />
Geschichte auch in dieser schweren Zeit<br />
der Pandemie Menschen Trost und Hoffnung<br />
spenden und sie im Glauben stärken<br />
kann. Das Requiem entstand vor genau<br />
250 Jahren. In nur zwei Wochen komponiert,<br />
wurde es anlässlich des Todes des<br />
Salzburger Fürsterzbischofs Sigismund<br />
Graf Schrattenbach, einem im Volk sehr<br />
beliebten Bischof und großen Mäzen der<br />
Kunst, im <strong>Dezember</strong> 1771 uraufgeführt. Es<br />
war Michael Haydns erste große kirchenmusikalische<br />
Komposition für seinen verstorbenen<br />
ersten Dienstherrn in Salzburg.<br />
Bei der Erstaufführung wirkten sehr wahrscheinlich<br />
auch der 15jährige W.A. Mozart<br />
und dessen Vater mit. Das Werk entstand<br />
aber auch unter dem Eindruck der persönlichen<br />
Trauer: Haydns einziges Kind, Aloisia<br />
Josepha, starb im Januar 1771 noch<br />
vor Vollendung des ersten Lebensjahres.<br />
Teile aus dem Requiem erklangen auch<br />
bei Michael Haydns eigener Totenmesse,<br />
aber auch bei den Trauerfeierlichkeiten<br />
für seinen Bruder Joseph Haydn in Wien.<br />
Der Domchor bat als Zeichen des Gedenkens<br />
die Zuhörer, nach dem Konzert auf<br />
den Applaus zu verzichten, um Raum<br />
zu geben für Besinnung und Innehalten.<br />
Dazu ertönten auch kurz die Glocken als<br />
Zeichen, dass dieses Konzert in erster Linie<br />
eine Andacht war, ganz im Zeichen des<br />
Gedenkens und der Trauer.<br />
Kirchenchor von Dorf Tirol ehrt langjährige Mitglieder<br />
Chöre waren wie viele andere Vereine hart<br />
von der Pandemie betroffen. Durch Probenund<br />
Auftrittsverbote waren sie zu monatelanger<br />
Untätigkeit gezwungen. Im Herbst<br />
war jedoch ein langsames Herantasten an<br />
das gemeinsame Singen wieder möglich.<br />
Der Kirchenchor von Dorf Tirol hat den<br />
21. November, den so genannten Cäciliensonntag<br />
zum Anlass genommen, langjährigen<br />
Mitgliedern zu danken und ihnen<br />
die gemeinsamen Ehrenurkunden des Verbands<br />
der Kirchenmusik und des Chorverbands<br />
zu überreichen. Das Engagement in<br />
einem Verein wie dem Kirchenchor ist nicht<br />
nur ein schöner und erfüllender Dienst an<br />
der Pfarrgemeinde, sondern ist auch mit<br />
großem zeitlichen Aufwand ein mal in der<br />
Woche geprobt und schließlich Sonntags die<br />
Messe musikalisch umrahmt wird. So galt<br />
der aufrichtige Dank in diesem Jahr ganz<br />
besonders Christine Lang (für 25 Jahre),<br />
Sabine Gstrein und Ulrike Hasler (für 40<br />
Jahre) und Franz Lang (für 70 Jahre) chormusikalische<br />
Tätigkeit. Eine traurige Note<br />
erhielt die Feier insofern, als dass die Ehrung<br />
für Trudi Kofler (für 60 Jahre), leider<br />
nur posthum erfolgen konnte.<br />
Karl Werner (Chorverband Bezirk Burggrafenamt/Vinschgau),<br />
Martha Pircher (Obfrau mit<br />
der Urkunde für Trudi Kofler), Mag. Edmund<br />
Ungerer (Pfarrer), Stefan Gstrein (Chorleiter<br />
mit der Madonnenplakette für Trudi Kofler),<br />
Franz Lang, Christine Lang – es fehlen<br />
Sabine Gstrein und Ulrike Hasler.<br />
KulturFenster<br />
75 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2021</strong>
www.hpv.bz.it<br />
Termine<br />
Kontakt: Tel. 0471 973693, E-Mail:<br />
info@hpv.bz.it<br />
Facebook: https://www.facebook.com/HPV.Suedtirol<br />
Veranstaltungen und andere Videos auf unserem youtube-Kanal:<br />
https://www.youtube.com/c/heimatpflegeverbandsudtirol<br />
hpv.bz.it<br />
12.02.2022<br />
Musik in kleinen Gruppen<br />
13. Landeswettbewerb in Auer<br />
Infos unter:<br />
https://vsm.bz.it/<br />
19.03.2022<br />
73. Vollversammlung<br />
mit Neuwahlen des SCV<br />
im Vereinshaus Nals – Beginn: 16 Uhr<br />
Infos unter:<br />
https://scv.bz.it/vollversammlung