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The Red Bulletin AT

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Wir zeigen die besten Action-Fotos der Welt.<br />

* Skateboard-Pro Fanda Šesták tobt sich auf einer Riesen-Spiralbahn aus. Aber der Schein trügt. Wie der Foto-Trick funktioniert: Seite 34.<br />

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WIRKLICH<br />

WAHR?<br />

JAN KASL/RED BULL ILLUME (COVER), GETTY IMAGES<br />

DAS LÄCHELN<br />

DES SIEGERS<br />

Dieses Selfie hat Biker<br />

Matthias Walkner 2015<br />

nach seinem ersten<br />

Etappensieg auf der<br />

Rallye Dakar gemacht.<br />

Unserem Autor Werner<br />

Jessner verriet er, was<br />

die Wüste ihn fürs Leben<br />

lehrte. Ab Seite 48.<br />

Sie habe schon als Kind gewusst, dass sie eines Tages<br />

berühmt sein würde, sagt Rapperin Loredana, 26,<br />

wenn sie über ihren kometenhaften Aufstieg<br />

spricht. Vor gerade einmal drei Jahren veröffentlichte<br />

die Tochter albanischer Einwanderer<br />

ihren ersten Track, heute ist die<br />

Schweizerin die Königin in der Welt des<br />

Deutschrap (ab Seite 42). „Jeder Mensch<br />

lebt in seiner eigenen Realität“, sagt Schauspielerin<br />

Carrie-Anne Moss, 54 (Seite 36).<br />

Die Frau, die als Trinity in der „Matrix“-<br />

Filmtrilogie berühmt wurde, zieht Meditation<br />

der digitalen Welt vor. Auch Autor<br />

Uli Brée, 57, schafft „Wirklichkeiten“.<br />

Seine Tage verbringt der Erfinder der<br />

„Vorstadt weiber“ am liebsten am Laptop,<br />

um sich immer neue Figuren und neue Geschichten<br />

auszu denken. Jetzt führte er erstmals<br />

Regie – für eine skurrile Serie über eine<br />

Tier bestatterin wider Willen (Seite 38).<br />

Gute Unterhaltung<br />

mit der neuen Ausgabe<br />

von <strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>!<br />

Die <strong>Red</strong>aktion<br />

BILLIE EILISH<br />

umarmt vier Grammys, die sie<br />

als aktueller Superstar des Pop<br />

gewonnen hat. Mehr über die<br />

US-Künstlerin anlässlich ihres<br />

20. Geburtstages auf Seite 14.<br />

CHRISTIAN<br />

ANWANDER<br />

stammt aus Vorarlberg<br />

und lebt in New York.<br />

Für uns hat er Ski-Star<br />

Eileen Gu fotografiert:<br />

ab Seite 58.<br />

„Fürchte<br />

dich nicht<br />

vor deinem<br />

Selbstvertrauen.“<br />

Maler Leon Löwentraut<br />

weiß, wie das mit dem<br />

Berühmtwerden geht:<br />

ab Seite 40.<br />

THE RED BULLETIN 3


Elegance is an attitude<br />

Marco Odermatt


Longines Spirit


INHALT<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />

im Jänner 2022<br />

COVERSTORY<br />

22 SIMPLY THE BEST<br />

<strong>Red</strong> Bull Illume ist der weltweit<br />

größte Wettbewerb für<br />

Abenteuer- und Actionsport-<br />

Fotografie. Wir zeigen die<br />

diesjährigen Sieger.<br />

FILM<br />

36 DIE KULTFIGUR<br />

Carrie-Anne Moss ist wieder<br />

Trinity – wir freuen uns<br />

auf Teil 4 der „Matrix“.<br />

FERNSEHEN<br />

38 DER R<strong>AT</strong>GEBER<br />

Warum „Vorstadtweiber“-Erfinder<br />

Uli Brée seinen Kindern<br />

Mut zum Scheitern wünscht.<br />

KUNST<br />

40 DER MUTMALER<br />

Wie der junge Künstler Leon<br />

Löwentraut mit Hartnäckigkeit<br />

die Kunstwelt eroberte.<br />

DEUTSCHRAP<br />

42 DIE KÄMPFERIN<br />

Loredana ist die neue Szene-<br />

Königin – sie erzählt, wie sie<br />

es nach oben geschafft hat.<br />

RALLYE DAKAR<br />

48 DER ANGREIFER<br />

„Volle Attacke ist das Geilste“<br />

– Matthias Walkner über die<br />

Lehren aus der Rallye Dakar.<br />

8 GALLERY<br />

14 ZAHLEN, BITTE!<br />

16 FUNDSTÜCK<br />

18 DAS PHILOSOPHEN-INTERVIEW<br />

20 MEIN ERSTES MAL<br />

FREESTYLE-SKI<br />

58 DIE BOTSCHAFTERIN<br />

US-Aufsteigerin Eileen Gu<br />

startet für China. Ziel:<br />

beide Welten vereinen.<br />

WINTERSPORT<br />

68 DIE TOPSTARS<br />

Vier Wintersport-Größen<br />

erzählen, wie sie ihren Weg<br />

zum Erfolg gefunden haben.<br />

GUIDE<br />

Tipps für ein Leben<br />

abseits des Alltäglichen<br />

75 REISEN. Mit Rekordbergsteiger<br />

Nims Purja auf den Mont Blanc<br />

80 LESESTOFF. Der Brite Peter<br />

McLean verquickt Fantasy-Roman<br />

und Gangsterepos.<br />

82 TIPPS & TRENDS. Richtig gutes<br />

Zeug – mit besten Empfehlungen<br />

der <strong>Red</strong>aktion<br />

84 KALENDER. Eine Klassiker-Parade,<br />

eine irre Skitour, Gänsehaut-<br />

Momente – Termine zum Staunen<br />

86 UHREN. Lust auf Provokation –<br />

die Erfolgsgeschichte von Swatch<br />

88 GESCHENKE. Was unter den<br />

Christbaum passt – 14 Vorschläge<br />

92 BOULEVARD DER HELDEN.<br />

Michael Köhlmeier über<br />

den Literatur-Nobelpreisträger<br />

Michail Scholochow<br />

96 IMPRESSUM<br />

98 CARTOON<br />

58<br />

HOCH DIE SKI Die unglaubliche Leichtigkeit<br />

des Seins – Eileen Gu hebt als Luftakrobatin ab.<br />

42<br />

HOCH DIE DAUMEN Deutschrapperin Loredana<br />

weiß, dass Zielstrebigkeit zum Erfolg führt.<br />

75<br />

HOCH DEN BLICK Nims Purja macht für dich<br />

den Bergführer auf den Gipfel des Mont Blanc.<br />

M<strong>AT</strong>T POWER, FELIX KRUEGER, STEFAN VOITL/RED BULL CONTENT POOL, MARCIN KIN/RED BULL CONTENT POOL<br />

6 THE RED BULLETIN


48<br />

HOCH DAS RAD<br />

Motor-Star Matthias<br />

Walkner beim Dünen-<br />

Ritt. Uns erzählt er<br />

seine Dakar-Story.<br />

THE RED BULLETIN 7


8<br />

ANTONIN GRENIER


CAPBRETON,<br />

FRANKREICH<br />

Sie retten<br />

um die<br />

Wette<br />

Diese vier Damen sind Freiwillige der<br />

französischen Küstenwache, und der<br />

Grund ihrer Eile ist gottlob kein Notfall.<br />

Sie trainieren für einen Rettungsschwimmer-Wettkampf,<br />

der seit 2019<br />

im Südwesten Frankreichs ausgetragen<br />

wird. Bei dem Mehrkampf (u. a. Sprint,<br />

Schwimmen und Paddleboard) geht<br />

es um alle Fähigkeiten, die nötig sind,<br />

um im Ernstfall Leben zu retten.<br />

Instagram: @antoningrenier


MIAMI, FLORIDA, USA<br />

Breaking<br />

News<br />

Dürfen wir vorstellen? Das ist Logan Edra.<br />

Die Amerikanerin mit philippinischen<br />

Wurzeln ist erst achtzehn, hat aber<br />

unter ihrem Künstlernamen „Logistx“<br />

bereits eine beeindruckende Karriere<br />

als B-Girl hinter sich. Das kommt daher,<br />

dass sie schon mit sieben mit dem Tanzen<br />

und mit zehn mit Breaking an gefangen<br />

hat. Jetzt konzentriert sie sich ganz auf<br />

die Olympischen Spiele in Paris 2024.<br />

Da wird Breaking erstmals olympisch<br />

sein – und Logan eine ganz heiße<br />

Kandidatin auf eine Medaille.<br />

Instagram: @logistx_ugf<br />

10


YSA PEREZ, BRIAN LOWE<br />

HOUSTON, TEXAS, USA<br />

Volle Kraft<br />

voraus<br />

Wenn Weltklasse-Sprinter Elijah Hall<br />

eine Schwäche hat, dann ist es der<br />

Start. Darum übt er diese Phase auch<br />

entsprechend ausdauernd – wie hier auf<br />

dem Trainingsgelände der Universität<br />

Houston, Texas. „Diese Bewegungen<br />

müssen in Fleisch und Blut übergehen“,<br />

sagt der US-Athlet, „im Rennen muss<br />

das alles vollkommen automatisch<br />

funktionieren. Das Einzige, was mich<br />

aufhalten kann, bin ich selbst.“<br />

Instagram: @_elihall


RICK GUEST<br />

LONDON, ENGLAND<br />

Flyin’ high<br />

Morgan Lake, 24, gehört zu den besten<br />

Hochspringerinnen Großbritanniens,<br />

ihre Bestleistung liegt bei 1,97 Metern.<br />

Fotograf Rick Guest – seine Spezialität<br />

sind Bilder, die dynamische Bewegungen<br />

im exakt richtigen Moment einfangen –<br />

schwärmt von Lakes Körper als „perfektem<br />

Werkzeug zur Überwindung der<br />

Schwerkraft“. Bei diesem Sprung<br />

hat sie sich die Latte allerdings<br />

nicht besonders hoch gelegt –<br />

so locker, wie sie da drüberspringt.<br />

Der Fotograf: rg-e.com<br />

13


Z A H L E N , B I T T E !<br />

BILLIE EILISH<br />

Frau der Ringe<br />

Pop-Superstar Billie Eilish feiert im Dezember ihren 20. Geburtstag.<br />

In welcher Tonart sie James Bond auf Touren bringt, wie viele Cartier-Ringe<br />

sie bei der Met-Gala trug und was ihr erstes Auto kostete.<br />

13<br />

Jahre jung war die Sängerin, als<br />

sie ihre erste Single „Ocean Eyes“<br />

im November 2015 bei SoundCloud<br />

hochlud – exakt ein Jahr vor<br />

dem o∞ziellen Release des Songs.<br />

53.000.000<br />

Dollar verdiente Billie Eilish<br />

2020 – Rang 43 als Jüngste<br />

im Forbes-Ranking<br />

der Top-100-Celebritys.<br />

0<br />

Menschen folgt Billie Eilish<br />

auf Instagram – ihr Profil hingegen<br />

hatten bei <strong>Red</strong>aktionsschluss<br />

96,2 Millionen Fans abonniert.<br />

1.200.000<br />

Mal verkaufte sich 2019 ihr Debütalbum<br />

„When We All Fall Asleep,<br />

Where Do We Go?“.<br />

74<br />

Beats pro Minute tragen ihren<br />

James-Bond-Titelsong „No Time<br />

to Die“ in e-Moll voran.<br />

24<br />

Länder führten ihr aktuelles<br />

Album „Happier Than Ever“<br />

auf Rang 1 der Charts.<br />

25.000.000<br />

Dollar kassierte Billie Eilish<br />

von Apple TV+ für die Doku<br />

„<strong>The</strong> World’s a Little Blurry“.<br />

4<br />

Grammys in den vier Hauptkategorien<br />

Single, Song,<br />

Album und New Artist hat sie<br />

2020 gewonnen. Vor ihr<br />

schaffte das noch keine Frau.<br />

25<br />

Ringe aus dem Hause Cartier<br />

trug Billie Eilish am <strong>Red</strong><br />

Carpet der Met-Gala 2021.<br />

49.736.031<br />

Hörer pro Monat machten sie 2020 zur<br />

meistgestreamten Künstlerin auf Spotify.<br />

29.000<br />

Dollar kostete ihr erstes Auto, ein<br />

matt schwarzer Dodge Challenger –<br />

ein Geschenk ihrer Plattenfirma<br />

zum 17. Geburtstag.<br />

2<br />

ihrer vier Vornamen<br />

ergeben den Künstlernamen<br />

von Billie Eilish Pirate Baird<br />

O’Connell.<br />

GETTY IMAGES (2), ALAMY CLAUDIA MEITERT HANNES KROPIK<br />

14 THE RED BULLETIN


JAKE GYLLENHAAL<br />

O C E A N<br />

L U N A R O S S A<br />

T H E N E W F R A G R A N C E F O R M E N


F U N D S T Ü C K<br />

Fabio Wibmer, 26,<br />

Bike-Artist,<br />

YouTube-King<br />

FABIO WIBMER<br />

Das 200-Millionen-Rad<br />

Das Bike, mit dem der Tiroler 2019 „Wibmer’s Law“ drehte.<br />

Jetzt durchbrach das Video auf YouTube eine magische Marke.<br />

Räder: abmontiert. Sattel: verschwunden. Pedale: perdu. Dieses Rad hat schon bessere Zeiten gesehen.<br />

Tatsächlich spielt es im Leben von Fabio Wibmer eine wichtige Rolle – hat er doch damit im September<br />

2019 den YouTube-Hit „Wibmer’s Law“ gedreht. Das 8 Minuten und 23 Sekunden lange Video mit<br />

Schauplätzen in Wien und Salzburg, Linz und Innsbruck hat auf YouTube vor kurzem die 200-Millionen-<br />

Zuschauer-Marke geknackt. Fabio weiß das zu würdigen: Demnächst wird er das Ding als Trophäe<br />

daheim an die Wand hängen. Mit Bike-Hersteller Canyon entwickelt er gerade ein neues Trial-Gerät.<br />

PHIL PHAM, PHILIP PL<strong>AT</strong>ZER/RED BULL CONTENT POOL<br />

16 THE RED BULLETIN


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D A S F I K T I V E P H I L O S O P H E N - I N T E R V I E W<br />

NIETZSCHE SAGT:<br />

„Die Vernunft gehört<br />

in den Restmüll!“<br />

Gesundheit ist für viele Menschen das höchste Gut. Aber ist<br />

sie wirklich das Wichtigste im Leben? Friedrich Nietzsche<br />

war immer krank – und hat sich gerade deshalb viele Gedanken<br />

über die Gesundheit gemacht. Was dabei herausgekommen<br />

ist, erklärt er in unserem fiktiven Interview<br />

mit dem Philosophen Christoph Quarch.<br />

the red bulletin: Herr Nietzsche,<br />

wie geht es Ihnen?<br />

friedrich nietzsche: Danke, die<br />

Kopfschmerzen haben etwas nachgelassen.<br />

Obwohl ich mir nach wie<br />

vor den Kopf über Ihre Zeitgenossen<br />

zerbreche. Sehen Sie, es ist jetzt<br />

bald 150 Jahre her, dass ich über<br />

die Menschen der Moderne schrieb:<br />

„Man hat sein Lüstchen für den Tag<br />

und sein Lüstchen für die Nacht. Aber<br />

man ehrt die Gesundheit.“ Daran hat<br />

sich nichts geändert.<br />

Mit diesen Worten aus „Also sprach<br />

Zarathustra“ haben Sie diejenigen<br />

verspottet, die Sie „die letzten<br />

Menschen“ nannten. Was finden<br />

Sie so problematisch daran, dass<br />

Menschen die Gesundheit ehren?<br />

Wir alle wollen gesund sein. Ich auch.<br />

Meine Güte, Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr<br />

ich unter meinen Kopfschmerzen leide. Ich bin quer<br />

durch Europa gereist, um Orte zu finden, an denen ich<br />

es irgendwie aushalten konnte. Aber das heißt nicht,<br />

dass ich alles meiner Gesundheit untergeordnet hätte.<br />

Ich wollte gesund sein, um meine Arbeit machen zu<br />

können: um etwas zu schaffen. Denn das, mein Freund,<br />

ist es, worum es im Leben geht: schöpferisch sein und<br />

etwas Eigenes hinterlassen.<br />

Aber Sie sagen doch selbst, dass man dafür gesund<br />

sein muss.<br />

Sage ich nicht. Ich war nie gesund und habe trotzdem<br />

Großes geschaffen. Wahrscheinlich wäre mir das nie<br />

gelungen, wenn ich nicht meine Krankheit in eine<br />

Energiequelle verwandelt hätte. Es ging mir immerzu<br />

besch… bescheiden – ja, gerade deshalb habe ich wie<br />

wahnsinnig gearbeitet; gerade deshalb habe ich mein<br />

Bestes geben können. Ich wusste, was ich wollte – und<br />

das war viel mehr, als mich um meine Gesundheit zu<br />

kümmern, mir etwas Schönes zu gönnen oder im Spa<br />

rumzuhängen. Unter uns, mein Freund: Dass ihr so<br />

„Das ist es, worum<br />

es im Leben geht:<br />

schöpferisch sein<br />

und etwas Eigenes<br />

hinterlassen.“<br />

viel um eure Gesundheit kreist und so viel Aufhebens<br />

um eure Wehwehchen macht, verrät mir, dass ihr<br />

klein geworden seid: Zwerge, die keine Idee mehr<br />

davon haben, wofür sie leben wollen. Ihr lasst euch<br />

treiben und macht, was alle machen.<br />

Na ja, aber es können doch nicht alle<br />

so große Autoren werden wie Sie …<br />

Na und? Jeder kann in seinem Umfeld<br />

etwas Großes schaffen. Jeder kann<br />

seine verdammten Träume verwirklichen.<br />

Jeder kann tanzen, wenn<br />

er nur wollte. Aber ihr wollt nichts<br />

– außer ein bisschen Spaß haben<br />

und gesund sein! Und dann redet<br />

ihr euch auch noch ein, dass ihr<br />

vernünftig seid, wenn ihr alles diesen<br />

Zielen unterordnet. Ich aber sage euch:<br />

Genau diese „Vernunft“ könnt ihr getrost<br />

in eure Restmülltonnen schmeißen.<br />

Diese „Rationalität“ verhindert<br />

nämlich, dass ihr wachst und große<br />

Menschen werdet. Menschen, die<br />

sich dem Leben stellen, die sich<br />

dem Schmerz stellen – die ob ihrer<br />

Schwäche lachen und der Stimme<br />

ihres Herzens folgen.<br />

Hm, und was müsste man Ihrer Ansicht nach tun,<br />

um – wie Sie es ausdrücken – ein großer Mensch<br />

zu werden?<br />

Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden<br />

Stern gebären zu können. Besser kann ich es<br />

nicht sagen. Schluss mit der ewigen Nüchternheit und<br />

dem Schonwaschgang! Mut zum Rausch statt ängstlich<br />

herumdümpeln, wäre meine Devise. Was man dafür<br />

braucht? Ein leidenschaftliches Herz, sonst nichts.<br />

Und das wohnt sogar in deiner Brust, mein Freund.<br />

FRIEDRICH NIETZSCHE (1844 – 1900) gilt als einer der schärfsten<br />

Kritiker der technisch-rationalen Moderne. Mit seinem Werk<br />

„Also sprach Zarathustra“ inspirierte er Generationen von<br />

Künstlern und Denkern, neue Wege zu gehen. Dabei war Nietzsche<br />

häufig krank, er litt an immer wiederkehrenden Migräneschüben.<br />

Dennoch – oder gerade deshalb – schrieb er viel über<br />

die leibliche und geistige Gesundheit des Menschen.<br />

CHRISTOPH QUARCH, 57, ist deutscher Philosoph, Gründer<br />

der Neuen Platonischen Akademie (akademie-3.org) und Autor<br />

zahlreicher philosophischer Bücher, zuletzt: „Kann ich? Darf<br />

ich? Soll ich? Philosophische Antworten auf alltägliche Fragen“,<br />

legenda Q, 2021.<br />

DR. CHRISTOPH QUARCH BENE ROHLMANN<br />

18 THE RED BULLETIN


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M E I N E R S T E S M A L<br />

GERRY FRIEDLE<br />

„Ohne Janis Joplin würde es<br />

DJ Ötzi nicht geben“<br />

Beim Versuch, seine Freundin zurückgewinnen, erkannte er sein Talent:<br />

der Schlagerstar über seinen ersten Auftritt in einer Tiroler Karaoke-Bar.<br />

Heute ist Gerry Friedle, besser bekannt als DJ Ötzi,<br />

einer der erfolgreichsten Musiker im deutschen<br />

Sprachraum: 16 Millionen verkaufte CDs, acht Amadeus-Awards<br />

und Nummer-1-Hits in England, Österreich<br />

und Deutschland. Sein Song<br />

„Ein Stern“ hielt sich 41 Wochen<br />

in den deutschen Single-Top-10,<br />

länger als jeder andere.<br />

Dabei war sein Weg nach<br />

oben nicht leicht. Er lebte erst<br />

bei einer Pflegefamilie, dann bei<br />

seinen Großeltern im Tiroler<br />

Ötztal. Als Kind war er oft krank<br />

und litt an Epilepsie. Später<br />

schlug er sich mit Koch- und DJ-<br />

Jobs durch, bis er 1999 mit dem<br />

Ohrwurm „Anton aus Tirol“ zum<br />

Schlagerstar wurde.<br />

Uns erzählt der heute Fünfzigjährige<br />

von jener Nacht, in der<br />

er zum ersten Mal erkannte, dass<br />

das Rampenlicht sein Element<br />

ist. Von dem Moment, der ihm<br />

die Kraft gab, Sänger zu werden<br />

– allen Widrigkeiten zum Trotz.<br />

„Gesungen habe ich in meiner<br />

Kindheit nur dann, wenn ich<br />

Angst hatte. Wenn ich in den<br />

Keller geschickt wurde, um Holz<br />

hochzutragen. Oder wenn ich<br />

im Winter Milch holen musste,<br />

wenn es schon finster war. Im<br />

Dunklen habe ich mich immer sehr gefürchtet, keine<br />

Ahnung, warum. Geholfen hat mir in solchen Situationen<br />

nur das Singen. ‚Santa Maria‘ von Roland Kaiser<br />

zum Beispiel oder die Sachen von Vader Abraham –<br />

also all die Schlager, die damals bei uns daheim im<br />

Radio liefen.<br />

Ein positives Gefühl beim Singen hatte ich zum<br />

ersten Mal um 1990 im Austria-Keller in Obergurgl im<br />

Ötztal. Das war eine Bar, in der man Karaoke singen<br />

konnte, unweit von dem Hotel, in dem ich als Koch<br />

arbeitete. An jenem Abend wollte ich meine damalige<br />

Freundin zurückgewinnen – nachdem ich sie betrogen<br />

hatte. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und<br />

sang ihren Lieblingssong: ‚Me and Bobby McGee‘ von<br />

0:00–50:23<br />

Gerry Friedle<br />

Mein erstes Mal – der Podcast<br />

„Mir wurde bewusst:<br />

Hey, ich kann da was,<br />

was den Leuten taugt.“<br />

DJ Ötzi über das erhebende Gefühl<br />

des allerersten Applauses<br />

Janis Joplin. Ich stand auf der Bühne und fühlte ein<br />

Ameisenkribbeln am ganzen Körper. Das Gefühl war<br />

mir vertraut, aber ich hatte es bis dahin nur in negativer<br />

Form von meinen epileptischen Anfällen gekannt.<br />

In diesem Moment fühlte<br />

es sich zum ersten Mal positiv<br />

an. Das war großartig! Und was<br />

sich noch besser anfühlte: der<br />

Applaus danach. Es waren zwar<br />

nur ungefähr dreißig Leute da,<br />

aber mir wurde an diesem Abend<br />

bewusst: Hey, ich kann da etwas,<br />

was den Leuten taugt.<br />

Dieser Moment hat meinem<br />

Leben zum ersten Mal eine Richtung<br />

gegeben – und mir in der<br />

Folge in schwierigen Situationen<br />

weitergeholfen. Als ich mit meiner<br />

Band Demo-Tapes an Plattenfirmen<br />

schickte, aber nur Absagen<br />

erhielt, zum Beispiel. Oder<br />

wenn Leute meinten, ich sei bloß<br />

eine Eintagsfliege. Dieser frühe<br />

Erfolgsmoment in der Karaoke-<br />

Bar gab mir die Kraft, spätere<br />

Ablehnung in Motivation umzuwandeln.<br />

Nach dem Motto:<br />

Okay, euch zeige ich es, jetzt erst<br />

recht! Er hat mir vor Augen geführt,<br />

wie wichtig es ist, an sich<br />

zu glauben, an sich zu arbeiten<br />

und sein Ding durchzuziehen.<br />

Übrigens, die Freundin habe ich mit dem Auftritt<br />

zurückgewonnen – allerdings nur für eine Nacht.<br />

Was aber geblieben ist: Ohne Janis Joplin würde es<br />

DJ Ötzi nicht geben.“<br />

„MEIN ERSTES MAL“ IST DIE RED BULLETIN-PODCAST-SERIE,<br />

in der Heldinnen und Helden über ihre Anfänge sprechen. Die<br />

Folge mit Gerry Friedle, dessen Autobiografie<br />

„Lebensgefühl“ gerade eben<br />

im Ecowin Verlag erschienen ist, gibt’s<br />

im Podcast-Kanal von<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>. Zu finden<br />

auf allen gängigen Plattformen<br />

wie Spotify und auf<br />

redbulletin.com/podcast<br />

FRITZ HAUSWIRTH<br />

20 THE RED BULLETIN


Make<br />

Your<br />

Body<br />

Smile.<br />

immun PLUS<br />

MIT VITAMIN<br />

C + D & ZINK *<br />

*Zink, Vitamin C & D tragen zu einer<br />

normalen Funktion des Immunsystems bei.<br />

Empfohlene Verzehrseinheit: ein Glas (250 mL) pro Tag.<br />

Ganz allgemein empfehlen wir eine ausgewogene Ernährung<br />

und eine gesunde Lebensweise.


P O R T F O L I O<br />

Simply<br />

the<br />

Best<br />

<strong>Red</strong> Bull Illume ist der<br />

weltweit größte Wettbewerb<br />

für Abenteuer- und Actionsport<br />

fotografie. Vorhang auf<br />

für die heurigen Sieger!<br />

Text ANDREAS WOLLINGER<br />

Rod Hill, 48<br />

Plötzlich war das Licht perfekt<br />

Sieger in der Kategorie<br />

„Energy by <strong>Red</strong> Bull Photography“<br />

Rod Hill hatte schon eingepackt. Doch dann<br />

entschied sich Kanute River Mutton spontan für<br />

eine letzte Fahrt über die Huka Falls des Waikato<br />

River, Neuseeland. Also: Kamera wieder raus.<br />

„Plötzlich war das Licht so, wie ich es noch nie<br />

gesehen hatte“, sagt Hill. Glück des Tüchtigen.<br />

Instagram: @rod_coffee<br />

22 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 23


P O R T F O L I O<br />

Will<br />

Saunders, 27<br />

Schöner fallen<br />

Sieger in der Kategorie „Masterpiece by Sandisk Professional“<br />

Einerseits: die majestätische Ruhe der Wüstenlandschaft des Indian Creek<br />

im US-Bundesstaat Utah. Anderseits: die Dynamik eines Kletterers im freien Fall.<br />

Ergibt: grandiose Spannung. Richtig, normalerweise fallen Kletterer anders. Aber<br />

Fotograf Will Saunders bat Jake Talley um eine „kraftvolle Bewegung“ beim Sturz.<br />

Check! Und den Gesamtsieg sicherte er sich mit diesem Genieblitz auch.<br />

willsaundersphoto.com, Instagram: @willsaundersphoto<br />

24 THE RED BULLETIN


„Jedes Mal, wenn ich rausgehe,<br />

überwinde ich mich, etwas zu tun,<br />

was ich noch nie versucht habe.“<br />

Will Saunders<br />

THE RED BULLETIN 25


P O R T F O L I O<br />

26 THE RED BULLETIN


„Ich will, dass<br />

die Betrachter tief<br />

in Welten eintauchen,<br />

in denen sie noch nie<br />

zuvor waren.“<br />

Carolin Unrath<br />

Carolin<br />

Unrath, 25<br />

Wo geht’s hier zur Welle?<br />

Siegerin in der Kategorie<br />

„Lifestyle by COOPH“<br />

In München lässt es sich mit der U-Bahn<br />

zum Surfen fahren. Hier sehen wir Andi<br />

Müllner auf dem Weg zur berühmten<br />

Eisbachwelle, die sich im Englischen<br />

Garten aufbaut. Die Vorfreude ist in<br />

diesem Fall besonders groß: An dem<br />

Tag öffnete die Eisbachwelle das<br />

erste Mal nach dem Lockdown 2020.<br />

carolinunrath.com<br />

Instagram: @carounrath<br />

THE RED BULLETIN 27


P O R T F O L I O<br />

Thomas<br />

Monsorno, 36<br />

Es ist nicht,<br />

wie es scheint<br />

Sieger in der<br />

Kategorie<br />

„Innovation<br />

by EyeEm“<br />

Das ist der Schweizer<br />

Eiskletterer Dani Arnold.<br />

Er ist hier am Baikalsee<br />

in Sibirien unterwegs,<br />

dem tiefsten See der Erde.<br />

Allerdings nicht von unten<br />

nach oben, sondern in der<br />

Horizontalen. Eine Illusion<br />

vom Feinsten, erdacht<br />

vom Südtiroler Fotografen<br />

Thomas Monsorno.<br />

thomasmonsorno.com<br />

Instagram:<br />

@ thomas.monsorno<br />

28 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 29


P O R T F O L I O<br />

„Mir macht es Spaß,<br />

Menschen in Momenten der<br />

Verletzlichkeit festzuhalten<br />

– in oder vor einer Wand.“<br />

Victoria Kohner-Flanagan<br />

Bruno Long, 42<br />

Phönix aus dem Staub<br />

Sieger in der Kategorie „RAW by Leica“<br />

Auf einer supersteilen Passage auf einem Trail in Fernie, British<br />

Columbia, Kanada: Mountainbiker Dylan Siggers taucht aus dem<br />

Staub auf wie Phönix aus der Asche. „Ich liebe es, mit Staub<br />

und Licht zu spielen“, sagt Fotograf Long, „weil es so ein zufallsgesteuerter<br />

Prozess ist.“ brunolong.com, Instagram: @eye_b_long<br />

30 THE RED BULLETIN


Victoria Kohner-<br />

Flanagan, 23<br />

Und jetzt: Hände hoch!<br />

Siegerin in der Kategorie „Emerging by Black Diamond“<br />

Diese beängstigend glatte, 39 Meter hohe Wand im kalifornischen<br />

Pine Creek Canyon heißt „Queen of Heartbreaks“ – Königin des Herzschmerzes.<br />

Zu Recht: Fotografin Victoria Kohner-Flanagan blieb<br />

schleierhaft, wo genau hier die nächsten Griffe sein sollten. Hier<br />

gönnt Kletterer Jack Nugent seinen Händen eine kleine Pause.<br />

victoriakohnerflanagan.com, Instagram: @vickyvicti<br />

THE RED BULLETIN 31


P O R T F O L I O<br />

„In einer Welt, die mit<br />

Bildern überflutet wird,<br />

musst du den Dingen<br />

einen persönlichen Touch<br />

geben. Dann werden sie<br />

interessant.“<br />

Markus Berger<br />

Markus<br />

Berger, 40<br />

Im Bauch des Gletschers<br />

Sieger in der Kategorie<br />

„Playground by WhiteWall“<br />

Tief im Berg, unter dem Hintertuxer<br />

Gletscher im Tiroler Zillertal, befindet<br />

sich ein märchenhafter Ort: der Natur<br />

Eis Palast. Dort kann man schwimmen,<br />

Kajak oder Schlauchboot fahren oder<br />

eisklettern. Und: wakeboarden, wie Dominik<br />

Hernler hier zeigt. Markus Berger<br />

hat das für die Nachwelt festgehalten.<br />

markusbergerphotography.com<br />

Instagram:<br />

@markus_berger_photography<br />

32 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 33


P O R T F O L I O<br />

Jan Kasl, 27<br />

Yhabril<br />

Moro, 42<br />

Die wahren Abenteuer sind im Kopf<br />

Sieger in der Kategorie „Creative by Skylum“<br />

Sieht so aus, als hätte Skateboarder Fanda Šesták einen fabelhaften<br />

Spielplatz gefunden: eine spiralförmige Bahn. Ist aber eine optische<br />

Täuschung, die in der Welt der Fotografie „erzwungene Perspektive“<br />

heißt. Der Trick ist, Dinge nahe der Kamera weiter weg erscheinen<br />

zu lassen. Und umgekehrt. Der Tscheche Jan Kasl hat das hier perfekt<br />

umgesetzt. jankaslphoto.com, Instagram: @jankaslphoto<br />

Männer im Mond<br />

Sieger in der Kategorie „Best of Instagram by Lenovo“<br />

Was es für dieses Bild alles braucht: zwei Kicker, aufgebaut an<br />

der richtigen Stelle am Pico Malacara, Spanien; einen perfekt synchronisierten<br />

Sprung der beiden Freeskier Jaime Rico und Javi Diaz;<br />

den Vollmond; natürlich klaren Himmel – und einen genialen Fotografen<br />

wie Yhabril Moro. yhabril.com, Instagram: @yhabril<br />

DER WETTBEWERB<br />

RED BULL<br />

ILLUME<br />

Zwei Beobachtungen brachten<br />

den Ex-<strong>Red</strong> Bull-Athleten und Fotografen<br />

Ulrich Grill 2006 ins Grübeln.<br />

Erstens: Der technologische<br />

Fortschritt in der Lichtbildnerei<br />

er öffnete Actionfotografen völlig<br />

neue Möglichkeiten. Zweitens: Es<br />

gab keinen Wettbewerb, der dieses<br />

junge Genre entsprechend zelebrierte.<br />

Also erfand Ulrich schlicht<br />

einen solchen: <strong>Red</strong> Bull Illume.<br />

Heute ist der Contest mit Zehntausenden<br />

Einsendungen der weltweit<br />

größte seiner Art. Die Sieger<br />

werden von einer 50-köpfigen Fachjury<br />

gekürt. Ein aufwendiger Prozess<br />

mit hohem Qualitätsanspruch.<br />

Daher findet der Bewerb ganz bewusst<br />

nur alle zwei Jahre statt.<br />

redbullillume.com<br />

34 THE RED BULLETIN


Hautnah erleben, worauf<br />

die ganze Welt abfährt.<br />

Priceless<br />

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teilnehmen und exklusive Packages für das<br />

Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel gewinnen!


Film<br />

Carrie-Anne<br />

Moss<br />

bekämpft als Trinity die Matrix in schwarzem Latex.<br />

Privat verbannt die Schauspielerin Smartphones aus<br />

ihrem Alltag – und besiegt Algorithmen mit Meditation.<br />

Interview RÜDIGER STURM<br />

1999 sorgte der Kinohit „Matrix“<br />

für eine Revolution des Actionkinos.<br />

Carrie-Anne Moss zeigte Keanu<br />

Reeves damals, dass alle Menschen<br />

in einer gigantischen Computersimulation<br />

gefangen sind – der<br />

Matrix. 18 Jahre nach dem dritten<br />

Teil geht der Kampf gegen die Illusion<br />

in „<strong>The</strong> Matrix Resurrections“<br />

weiter. Die heute 54-Jährige erläutert<br />

exklusiv für <strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>, wie<br />

sie der künstlichen Welt der Matrix<br />

entkommt, mit welchen Methoden<br />

sie ihre Stunts übt und welche Rolle<br />

Meditation dabei spielt.<br />

THE RED BULLETIN: Frau Moss,<br />

hatten Sie jemals selbst das Gefühl,<br />

dass wir nicht in der realen<br />

Welt, sondern in der Matrix leben?<br />

carrie-anne moss: Das habe ich<br />

jeden Tag.<br />

Wow. Wann hat das angefangen?<br />

Zum ersten Mal brachte mich ein<br />

Lehrer in der 10. Klasse auf den<br />

Gedanken. Er fragte uns, ob es nicht<br />

sein könnte, dass wir alle in einem<br />

Traum leben. Damals dachte ich:<br />

„Wie bitte?!“ Ich kann mich nicht an<br />

viel aus meiner Schulzeit erinnern,<br />

aber diese Frage ist mir präsent geblieben.<br />

Sie hat eine Tür in meinem<br />

Geist aufgestoßen. Ich habe viele<br />

Jahre darüber nachgedacht, denn<br />

der Lehrer gab uns keine Antwort.<br />

Was ist denn Ihre Antwort?<br />

Dass jeder Mensch in seiner eigenen<br />

Realität lebt – abhängig von Algorithmen<br />

in sozialen Medien oder<br />

einfach nur von seinen persönlichen<br />

Interessen. Du kannst dich in einem<br />

Zimmer mit vier Personen aufhalten,<br />

und jede davon bewegt sich in einer<br />

komplett anderen Welt.<br />

In den „Matrix“-Filmen geht es darum,<br />

dass wir zur wahren Realität<br />

vordringen. Gelingt Ihnen das?<br />

Ich versuche auf jeden Fall, diese<br />

Matrix aufzulösen. Ein ganz wichtiges<br />

Werkzeug dabei ist für mich<br />

Meditation. Sie gibt mir die Möglichkeit,<br />

meinen Geist zu beruhigen.<br />

Egal ob ich das nun drei Minuten<br />

oder drei Stunden mache. Oder<br />

meinetwegen auch nur ein paar<br />

Atemzüge. Wenn ich meditiere, bin<br />

ich komplett bei mir – ohne den<br />

ganzen Lärm der Außenwelt. In der<br />

Meditation trete ich sozusagen in<br />

einen Raum voller Ruhe ein, darin<br />

erlebe ich so etwas wie echte Realität,<br />

und das beschert mir ein pures<br />

Glücksgefühl.<br />

Welche Techniken setzen Sie da<br />

genau ein?<br />

Ich habe lange Zeit Transzendentale<br />

Meditation gemacht, jetzt ist es eine<br />

Art Hybridform, die ich selbst entwickelt<br />

habe und die ich auch anderen<br />

Leuten beibringe. Wichtig dabei<br />

ist, dass man das nicht wie eine lästige<br />

Pflicht empfindet. Ich persönlich<br />

freue mich auf jede Meditation.<br />

Das heißt, im Grunde haben Sie<br />

die illusionäre Welt der Matrix<br />

schon hinter sich gelassen?<br />

Einerseits ja, andererseits ist der<br />

Weg aus der Matrix endlos. Sobald<br />

du denkst, du hast sie entwirrt und<br />

bist frei davon, denkst du dir: Moment,<br />

vielleicht bin ich einfach nur<br />

in der nächsten Matrix gelandet.<br />

Wir werden auch durch die Algorithmen<br />

der digitalen Welt manipuliert.<br />

Wie schütteln Sie die ab?<br />

Ich war nie von der digitalen Welt<br />

begeistert. Ich habe eher eine Aversion<br />

entwickelt, weil sie sich nicht<br />

gut für mich anfühlt. Natürlich hänge<br />

ich wie alle anderen am Smartphone,<br />

aber ich sehe zu, dass ich<br />

mich, sooft es geht, ausstöpsle. Und<br />

ich habe diese Haltung auch meinen<br />

Kindern zu vermitteln versucht. Sie<br />

gingen auf eine Waldorfschule, wir<br />

hatten keinen Fernseher. Irgendwann<br />

kamen sie jedoch in ein Alter,<br />

in dem sie aufs Smartphone nicht<br />

verzichten wollten. Also habe ich<br />

ihnen gesagt: „Der Technik ist euer<br />

Wohlergehen egal, aber für mich<br />

seid ihr das Wichtigste überhaupt.“<br />

Zu einem freien Geist gehört auch<br />

ein gesunder Körper. Was tun Sie<br />

für den Ihren – etwa um die Stunts<br />

in „Matrix“ zu meistern?<br />

Das war eine große Herausforderung.<br />

Ich war ja nicht mehr Anfang<br />

dreißig wie bei den ersten Filmen.<br />

Dazu gehört Training, gesundes<br />

Essen mit Nahrungsergänzungen,<br />

aber letztlich ist das auch eine<br />

mentale Frage. Für die schwierigsten<br />

Stunts half mir die Technik der<br />

Visualisierung. Das Training des<br />

Geistes ist das Wichtigste überhaupt.<br />

„Matrix Resurrections“ läuft<br />

ab 23. Dezember in den Kinos.<br />

JSQUARED PHOTOGRAPHY/CONTOUR BY GETTY IMAGES<br />

36 THE RED BULLETIN


„Ich habe<br />

eine Aversion<br />

gegen die<br />

digitale Welt<br />

entwickelt.“<br />

Sci-Fi-Ikone Carrie-Anne Moss, 54,<br />

schaltet gern ihr Handy ab.<br />

THE RED BULLETIN 37


Fernsehen<br />

Uli Brée<br />

erfand die „Vorstadtweiber“, schrieb ein Kabarett über<br />

Männerschmerzen und schwört, dass er nie wieder eine Serie<br />

mit mehr als drei Staffeln verfassen wird. Jetzt führt er<br />

erstmals Regie: bei der skurrilen Miniserie „Aus die Maus“.<br />

Text KARIN CERNY<br />

Foto OSKAR SCHMIDT<br />

Wie sieht dein Alltag aus?<br />

Meistens sitze ich von neun in der<br />

Früh bis am Abend am Laptop.<br />

Dazwischen gehe ich mit dem Hund<br />

spazieren, um den Kopf freizubekommen.<br />

Ich verstehe Autoren<br />

nicht, die sagen, dass sie Schreiben<br />

als quälend empfinden. Für mich<br />

gibt es nichts Schöneres, als vor<br />

einer leeren Seite zu sitzen: Da ist<br />

alles möglich!<br />

Uli Brée, 57, ist heute schon lange<br />

auf den Beinen: Um vier Uhr früh<br />

hat er seine 19-jährige Tochter Lilli,<br />

die in den USA eine Ausbildung zum<br />

Make-up-Artist beim Film anfängt,<br />

zum Flughafen gebracht. Um neun<br />

war er im Schneideraum, um seine<br />

neue TV-Serie „Aus die Maus“ zu<br />

bearbeiten. Aber trotz des gedrängten<br />

Programms wirkt Österreichs<br />

erfolgreichster Drehbuchautor beim<br />

Treffen im Wiener Hotel Beethoven<br />

ziemlich entspannt. Dort spielt auch<br />

sein eben erschienener Roman über<br />

eine unkonventionelle Polizistin,<br />

„Du wirst mich töten“.<br />

THE RED BULLETIN: Du hast eine<br />

Ausbildung zum Clown gemacht.<br />

Was ist so lustig daran, wenn die<br />

Leute ständig über einen lachen?<br />

uli brée: Das ist ein Handwerk<br />

und nur lustig, wenn man es ernst<br />

nimmt. Aber das ist sowieso das<br />

Geheimnis jeder guten Komödie.<br />

Sonst ist es bloß Klamauk.<br />

Danach hast du Schauspiel studiert,<br />

bist jedoch beim Kabarett<br />

gelandet. Was ist schiefgelaufen?<br />

Es gab immer wieder Phasen, in<br />

denen ich pleite war und gekellnert<br />

habe. Da habe ich mit Freunden ein<br />

Kabarettprogramm geschrieben und<br />

produziert: „Männerschmerzen“.<br />

Das Programm lief sieben Jahre lang<br />

und war so gut wie immer ausverkauft.<br />

Ich konnte also recht schnell<br />

aufhören zu kellnern und hab angefangen,<br />

fürs Fernsehen Comedy<br />

und dann Drehbücher zu schreiben.<br />

Schaffst du es eigentlich, auf<br />

Knopfdruck witzig zu sein?<br />

Ich kann komischerweise, wenn es<br />

die Situation verlangt, ohne jedes<br />

Lampenfieber spontan auf eine Bühne<br />

gehen und das Publikum unterhalten<br />

– rein durch Improvisation.<br />

Aber hinter der Bühne bin ich eher<br />

ernst, und im Restaurant tue ich mir<br />

schwer damit, den Kellner auf mich<br />

aufmerksam zu machen. Da bin ich<br />

gern unauffällig und unscheinbar.<br />

In „Aus die Maus“ spielt Nina Proll<br />

eine Tierbestatterin. Wie kommt<br />

man auf so eine absurde Idee?<br />

Ich habe in einer Zeitung eine Randbemerkung<br />

über Tierbestattung ge lesen<br />

und mir gedacht: Das wäre doch<br />

ein toller Stoff. Jeder zweite Haushalt<br />

in Österreich hat ein Tier. So gut<br />

wie jeder hat also einen Bezug. Und<br />

Nina Proll kenne ich ja nicht nur von<br />

den „Vorstadtweibern“, wir sind in<br />

Tirol Nachbarn und gut befreundet.<br />

Du führst bei dem Projekt auch<br />

erstmals Regie. Wie gehst du mit<br />

solchen Herausforderungen um?<br />

Ich rate meinen Kindern immer:<br />

Habt den Mut zu scheitern! Nach<br />

diesem Motto arbeite und lebe ich<br />

auch. Mir ist wichtig, dass es spannend<br />

bleibt. Nichts ist mühsamer als<br />

Serien, die immer dünner werden.<br />

Ich habe mir geschworen, dass in<br />

Zukunft keine meiner Serien mehr<br />

als drei Staffeln haben darf.<br />

Gibt es Projekte, die du schon<br />

lang mit dir herumträgst, aber<br />

nie verwirklicht hast?<br />

Ich habe eine Serie für Adele Neuhauser<br />

geschrieben, „Mama ist die<br />

Best(i)e“. Der Plot: Eine oberflächliche<br />

Societylady kommt wegen Mord<br />

an ihrem Ehemann für 12 Jahre hinter<br />

Gitter. Als sie rauskommt, hat sie<br />

einen perfiden Plan.<br />

Für Neuhauser hast du ja eine<br />

„Tatort“-Kommissarin erfunden.<br />

Was findest du an ihr speziell?<br />

Das Tolle an Adele ist, dass sie so<br />

geerdet ist, so nahbar fürs Publikum.<br />

Sie ist nie eine Kunstfigur, sondern<br />

immer ganz nah am Leben.<br />

Willst du mit dem Regieführen<br />

weitermachen?<br />

„Aus die Maus“ war eine schöne,<br />

intensive Erfahrung, weil wir viele<br />

kammerspielartige Szenen hatten.<br />

Für einen Actionfilm wäre ich allerdings<br />

eine Spur zu ungeduldig.<br />

Nach der fünften Kamerafahrt habe<br />

ich mich wieder auf das Drehbuchschreiben<br />

daheim gefreut.<br />

„Aus die Maus“ ist eine achtteilige Comedy-<br />

Serie mit Nina Proll in der Hauptrolle.<br />

Sie spielt eine gefeuerte Schauspielerin,<br />

die nun als Tierbestatterin arbeiten muss.<br />

In jeder der in sich abgeschlossenen Episoden<br />

trifft sie auf trauernde Tierbesitzer.<br />

Seit 7. Dezember bei ServusTV.<br />

servustv.com<br />

38 THE RED BULLETIN


„Ich rate meinen<br />

Kindern immer:<br />

Habt den Mut<br />

zu scheitern!“<br />

Uli Brée, 57, über sein Rezept<br />

für den Umgang mit Herausforderungen<br />

THE RED BULLETIN 39


Kunst<br />

Leon<br />

Löwentraut<br />

beschloss mit zwölf Jahren, Künstler zu werden. Heute<br />

hängen seine Bilder im Palazzo Medici in Florenz. Hier<br />

erzählt der Star-Maler, 23, wie man sein Talent entfaltet.<br />

Protokoll ANDREAS ROTTENSCHLAGER<br />

London, St. Petersburg, Venedig:<br />

Wenn Leon Löwentraut seine<br />

Ausstellungen eröffnet, blitzen<br />

Kameras, zücken Kunstfans ihre<br />

Smartphones. Der 23-jährige Düsseldorfer<br />

ist Deutschlands Starmaler<br />

der In stagram-Generation.<br />

Für die UNESCO schuf er 2018 einen<br />

siebzehnteiligen Gemäldezyklus.<br />

Im Palazzo Medici Riccardi in Florenz<br />

(erbaut 1444) stellte er 2019<br />

als bisher jüngster Künstler aus.<br />

Löwentraut ist Autodidakt. Seine<br />

bunten Acrylbilder im Stil moderner<br />

Expressionisten sind bei Sammlern<br />

weltweit begehrt. Beim Festival für<br />

Talente „Organics Talentville“ in<br />

Wien erzählte er, wie man das Beste<br />

aus seinem Talent herausholt. Hier<br />

ein Best-of:<br />

1. Leidenschaft schlägt alles<br />

„Ich habe mit sieben Jahren begonnen<br />

zu malen. Mit zwölf Jahren<br />

wusste ich: Ich will Künstler werden.<br />

Mir hat schon damals gefallen, dass<br />

ich mich beim Malen nicht erklären<br />

musste. Denn mit dem Pinsel in der<br />

Hand war ich niemandem Rechenschaft<br />

schuldig. Mein großes Problem<br />

zu Beginn: In meiner Fami lie<br />

hatte niemand Kontakte in die<br />

Kunst welt. Also hab ich selber an die<br />

Türen der Galerien geklopft. Ich hab<br />

gesagt: ‚Hört mal zu: Mein Name ist<br />

Leon Löwentraut. Das sind meine<br />

Bilder.‘ Ich trug damals immer eine<br />

Foto SEBASTIAN DRÜEN<br />

Mappe bei mir mit Kopien meiner<br />

Werke. Auf manchen Ab zügen war<br />

die Farbe verblasst. Ich hatte nicht<br />

einmal Kohle für Druckerpatronen.<br />

Aber das war mir egal. Denn wenn<br />

ich zu hundert Prozent hinter dem<br />

stehe, was ich tue, kommt im Leben<br />

alles zurück.“<br />

„Ich bekam anfangs viele Absagen.<br />

Aber ich habe weitergemacht,<br />

mehr Bilder gemalt, weiter an Türen<br />

geklopft, bis eine Galerie schließlich<br />

sagte: ‚Wir glauben, du hast Potenzial.‘<br />

Meine erste Ausstellung fand<br />

2013 in Aying nahe München statt –<br />

in einer Scheune. Für mich bedeutete<br />

das die Welt. Wenig später berichteten<br />

die ersten Zeitungen über mich.<br />

Dann das Fernsehen. Mit 17 hatte<br />

ich meine erste Solo-Show in Notting<br />

Hill in London. Später wurden meine<br />

Bilder im Puschkin-Museum in<br />

St. Petersburg gezeigt oder im Headquarter<br />

der UNESCO in Paris.“<br />

2. Selbstlob ist voll okay<br />

„Egal welches Talent du entwickeln<br />

willst: Fürchte dich nicht vor deinem<br />

Selbstvertrauen. Es gibt Leute, die<br />

sagen, Eigenlob stinkt. Aber das ist<br />

Schwachsinn! Du musst jeden Morgen<br />

aufstehen und sagen: ‚Das, was<br />

ich tue, ist gut!‘ Diese Botschaft ist<br />

mir sehr wichtig. Denn es gibt viele<br />

Leute da draußen, die verdammt<br />

viel Talent haben, aber niemals<br />

bekannt werden. Weil sie vielleicht<br />

nicht den Mut haben rauszugehen.<br />

Weil sie Angst haben, sich zu zeigen.<br />

Weil sie Angst haben vor Kritik.“<br />

„Es wird immer Leute geben, die<br />

nicht gut finden, was du tust. Aber<br />

es wäre ja auch langweilig, wenn<br />

jedem deine Arbeit gefällt. Wenn<br />

ich kritisiert werde, merke ich oft,<br />

dass ich etwas richtig mache. Denn<br />

alles, was neu ist, wird diskutiert –<br />

weil die Menschen noch nicht wissen,<br />

wie sie damit umgehen sollen.<br />

Solche Diskussionen auszulösen ist<br />

eine wichtige Funktion von Kunst.“<br />

3. Lass nur das Beste raus<br />

„Junge Talente hadern oft mit ihrem<br />

Perfektionismus. In meinem Fall:<br />

Wann ist ein Bild gut genug? Es gibt<br />

Bilder, die entwickeln sich schnell.<br />

Es gibt andere, die brauchen länger.<br />

Ich male meist mehrere gleichzeitig.<br />

Der Prozess zieht sich manchmal<br />

über Monate. Es gibt auch Bilder,<br />

die wollen nicht fertig werden, die<br />

halten mich von anderen Bildern ab.<br />

Diese Bilder stelle ich in die Ecke.<br />

Wenn sie mich weiter ärgern, drehe<br />

ich sie um. Lassen sie mich dann<br />

immer noch nicht in Frieden, trete<br />

ich rein. Richtig gehört: Ich zerstöre<br />

sie, weil sie für mich keine Daseinsberechtigung<br />

mehr haben. Das klingt<br />

extrem. Aber wer in meine Ausstellungen<br />

kommt, soll nur die besten<br />

Werke sehen. Ich zeige nur Bilder,<br />

hinter denen ich zu hundert Prozent<br />

stehe. Denn für mich braucht es drei<br />

Dinge, um ein Talent zu entfalten:<br />

Disziplin, Liebe und Authentizität.“<br />

Leons aktuelle Ausstellung: „Unstoppable“<br />

in der Gerhardt Braun Gallery in Palma de<br />

Mallorca. Alle Infos: leonloewentraut.de<br />

Leon Löwentraut als Speaker am Festival für<br />

Talente ORGANICS TALENTVILLE in Wien.<br />

Die Talks aller Vortragenden als Video:<br />

organicsbyredbull.com/talentville<br />

M<strong>AT</strong>THIAS HESCHL/RED BULL<br />

40 THE RED BULLETIN


„Ich zerstöre<br />

Bilder, die mich<br />

an der Arbeit<br />

hindern.“<br />

Maler Leon Löwentraut, 23, hier bei einer Ausstellung<br />

auf Mallorca, über Qualitätskontrolle<br />

THE RED BULLETIN 41


Deutschrap<br />

LOREDANA:<br />

SELFMADE<br />

WOMAN<br />

Es ist egal, wo du herkommst,<br />

wenn du einen Traum hast:<br />

Wie aus einem albanischen<br />

Einwanderer-Kind die Königin<br />

des Deutschrap wurde.<br />

Text ANNE WAAK<br />

Fotos FELIX KRÜGER


SCHAU MIR IN DIE AUGEN!<br />

Rap-Superstar, ganz bodenständig: Loredana, 26,<br />

beim <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>-Shooting in Berlin<br />

43


Sie ist müde. Vor zwei Tagen erst ist<br />

Loredana im Auto aus der Schweiz<br />

nach Deutschland gefahren, um im<br />

Studio ein paar Aufnahmen zu machen,<br />

nur um am selben Tag wieder<br />

die Rückfahrt anzutreten. Nun sitzt sie schon wieder<br />

in Berlin, diesmal in einem Fotostudio, und wird für<br />

das <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>-Shooting gestylt. 16-Stunden-Tage.<br />

Aber, sagt sie mit ihrer Stimme, die noch eine Spur<br />

rauer erscheint als sowieso schon, ihre Laune sei gut<br />

– eigentlich wie immer.<br />

Wie könnte es auch anders sein. Erst gute drei<br />

Jahre ist es her, dass Loredana ihren ersten Track<br />

veröffentlichte. Das Rap-Stück „Sonnenbrille“<br />

erschien im Juni 2018, wurde aus dem Stand ein<br />

Hit und machte sie berühmt. Seither ist sie ein<br />

Streaming-Phänomen. Ihre „King Lori Tour“ sollte<br />

sie 2020 von Zürich über Wien und Köln bis nach<br />

Leipzig führen, so gut wie alle ihre Konzerte waren<br />

entweder ausverkauft oder wurden wegen der unerwarteten<br />

Nachfrage in größere Hallen verlegt<br />

(bis die Tour an Corona scheiterte).<br />

Loredanas Jugend: Kontrolle, aber keine Angst<br />

Lange deutete trotzdem nichts darauf hin, dass aus<br />

Lore dana Zefi, 1995 geboren und aufgewachsen in<br />

einem Vorort von Luzern, einmal einer der größten<br />

Musik stars im deutschsprachigen Raum werden<br />

würde. Als jüngstes von zehn Kindern eines aus<br />

Albanien ein gewanderten Fabrikarbeiters und einer<br />

Gelegenheitsjobberin wurde sie von ihren Brüdern<br />

mit zum Fußball genommen, hatte immer jemanden<br />

zum Spielen und wuchs mit ständigem Hip-Hop-<br />

Soundtrack auf, Tupac Shakur vor allem.<br />

Ihre Familie verbietet<br />

Loredana Social Media,<br />

bis sie achtzehn ist.<br />

Heute folgen ihr<br />

drei Millionen Fans.<br />

LÄSSIG ZUGEKNÖPFT<br />

Loredana setzt auf einen legeren<br />

Kleidungsstil: „Meine Persönlichkeit<br />

soll im Vordergrund stehen“,<br />

sagt sie. „Ich bin nicht berühmt<br />

geworden, weil ich sexy aussehe.“<br />

44 THE RED BULLETIN


Deutschrap<br />

„Mit dreizehn habe<br />

ich zu einem meiner<br />

Brüder gesagt:<br />

Ich will als Rapperin<br />

Karriere machen.“<br />

BOSS LADY<br />

Warum Loredana 16 Stunden pro<br />

Tag arbeitet? „Damit meine Tochter<br />

ein schönes Leben führen kann.“<br />

Sie sagt, sie habe ihren Brüdern ihr Selbstbewusstsein<br />

und ihre Angstfreiheit zu verdanken. Aber als<br />

Nesthäkchen-Mädchen wurde sie von den älteren<br />

Geschwistern penibel bewacht und zum Beispiel zur<br />

Schule gefahren – angeblich, um sie vor schlechten<br />

Einflüssen zu schützen. „Man hat mich einfach<br />

24 Stunden kontrolliert“, stellt sie rückblickend ungerührt<br />

fest. Aber es habe funktioniert. Sie trinke<br />

bis heute nicht, und, von Zigaretten abgesehen,<br />

inter essierten sie auch Drogen nicht. Zur familiären<br />

Überwachung gehörte auch, dass sie bis zum Alter<br />

von achtzehn keine Social-Media-Accounts haben<br />

durfte. Doch als sie es dann durfte, ging sie in die<br />

Vollen. Sie habe immer die Gewissheit besessen, dass<br />

sie einmal berühmt werde, sagt Loredana. „Mit dreizehn<br />

habe ich zu einem meiner Brüder gesagt: Ich<br />

glaube, ich werde rappen.“<br />

Die Schule brach sie nach der neunten Klasse genauso<br />

ab wie die Ausbildung zur Kauffrau. Irgendwann<br />

drehte sie Lip-Sync-Videos von Stücken bekannter<br />

Rapper und lud sie auf YouTube hoch. Sie<br />

lernte den albanischen Rapper Mozzik kennen und<br />

kam mit ihm zusammen, sie ging mit dem Produzenten<br />

Macloud ins Studio, nahm ihren ersten Track<br />

auf und stellte einen kleinen Ausschnitt davon ins<br />

Netz. „Die Leute sind durchgedreht.“ Allein in den<br />

ersten zwei Wochen sammelte das Video auf der<br />

Plattform 13 Millionen Aufrufe. Auf Instagram hat<br />

Loredana heute drei Millionen Follower.<br />

Als Mitte 2019 mittlerweile fallen gelassene Betrugsvorwürfe<br />

gegen sie aufkamen, war ihr Name<br />

in der Schweiz der meistgesuchte Begriff auf Google.<br />

Sie ist verletzlicher, als sie sich gibt<br />

Während sie sich in der Öffentlichkeit kühl gibt,<br />

stellt sie sich im Gespräch mit ihrem Spitznamen<br />

Lori vor, ist offen und zugänglich. „Ich bin außen<br />

kälter als innen“, sagt sie. Das sei ihr Schutzmechanismus.<br />

Die Leute sollen nicht wissen, was<br />

sie verletzen könnte. „Die Sonnenbrille schützt<br />

meine Identität / Sie fragen mich, woher, sie ist<br />

von Fendi / Die Hände voller Cash, kann nicht ans<br />

Handy gehen“, heißt es in ihrem Debüt-Stück.<br />

„Sonnenbrille“ stammt aus ihrer Feder. Statt auf<br />

ein naheliegendes Feature einer anderen Rapperin<br />

oder eines anderen Rappers wie Mozzik setzte sie<br />

auf ihren Solo-Auftritt. „Ich wollte mir beweisen,<br />

dass ich es allein kann. Und dass die Leute das Stück<br />

wegen mir hören, nicht wegen jemand anderem. Ich<br />

wollte, dass klar ist: Keiner hat mich groß gemacht.“<br />

THE RED BULLETIN 45


UNTER DIE HAUT<br />

Das Tattoo „Hana“ auf ihrem rechten Unterarm<br />

ist Loredanas Tochter gewidmet. Ein anderes ist<br />

ihr aber wichtiger, wie sie im Interview gesteht.


Deutschrap<br />

Es ist diese Eigenständigkeit, der Loredana ihren<br />

Erfolg zu verdanken hat. Sie setzt auf ihre eigene<br />

Leistung, nicht auf die Liebesdienste anderer. Dazu<br />

gehört auch, dass sie die längste Zeit darauf verzichtete,<br />

einen bestimmten Look zu bedienen. Sie<br />

habe immer ihre Persönlichkeit in den Vordergrund<br />

gestellt. „Ich bin nicht berühmt geworden, weil ich<br />

heiß aussehe.“ Obwohl sie gern Kleider trage und<br />

sich auch gern sexy zeige, habe sie auf einen coolen,<br />

eher angezogenen Stil gesetzt. Oversize-Sweatshirts,<br />

lange Hosen. Jetzt, da sie es geschafft habe, ändere<br />

sich das. „Langsam, langsam zeige ich auch meine<br />

frauliche Seite.“<br />

Ende 2018 kam ihre und Mozziks gemeinsame<br />

Tochter Hana auf die Welt. Das Muttersein bezeichnet<br />

Loredana als „das schönste und schlimmste<br />

Gefühl zugleich“. Schön sei es, weil sie mit dem<br />

Kind eine enge Bezugsperson in ihrem Leben habe.<br />

Schlimm, weil sich damit auch eine existenzielle<br />

Angst um diese Person eingestellt habe.<br />

Seit der Trennung von Mozzik, der seither wieder<br />

in Albanien lebt, ist Loredana Alleinerzieherin. Sie<br />

habe „hundertprozentig“ das Gefühl, ihrer Tochter<br />

etwas bieten zu müssen, und dabei keine Sorge,<br />

das Kind über Gebühr zu verwöhnen. „Ich arbeite“,<br />

sagt sie, „damit meine Tochter ein schönes Leben<br />

führen kann.“<br />

„Ich wollte beweisen,<br />

dass ich es allein<br />

kann. Dass die Leute<br />

das Stück wegen mir<br />

hören. Dass klar ist:<br />

Keiner außer mir hat<br />

mich groß gemacht.“<br />

Die Botschaft auf dem Rücken<br />

Die Betonung von Geld und Luxus war nicht immer<br />

das Markenzeichen des Hip-Hop. Als die Subkultur<br />

in den 1970er-Jahren in der Bronx, einem übel<br />

beleumundeten Stadtteil von New York, entstand,<br />

drehte sich alles um improvisierte Partys, DJs, Beatboxing<br />

und Breakdance. Ende der 1980er dann<br />

betrat die Figur des Gangsta-Rappers die Bühne.<br />

Seine Darsteller wie etwa der schon erwähnte Tupac<br />

Shakur (Rapperinnen gab es damals noch so gut<br />

wie keine) verkörperten zwei Entwicklungen der<br />

Zeit: den aufkommenden Neoliberalismus und die<br />

Crack-Epidemie. Beide verbinden zwei Prinzipien:<br />

ehrgeiziges Unternehmertum und schnelles Geld.<br />

Erst als Hip-Hop in den 1990ern in den Mainstream<br />

und damit auch in nicht schwarze und europäische<br />

Lebenswelten einzog, sorgte das auch für Reichtum<br />

bei den Rappern. Ganz im Sinne der uramerikanischen<br />

Erzählung vom Aufsteiger, der aus dem Nichts<br />

kommt, werden seither Statussymbole wie Autos,<br />

Schmuck und Pelzmäntel möglichst eindrucksvoll<br />

zur Schau gestellt.<br />

War der Reichtum in Form von Fendi-Sonnenbrille,<br />

Cartier-Ringen und Stapeln von Geldscheinen<br />

im Video zu „Sonnenbrille“ noch eine Erfindung,<br />

hat es Loredana gut drei Jahre später geschafft.<br />

Der Name ihres aktuellen, wieder gemeinsam mit<br />

ihrem Ex Mozzik aufgenommenen Albums „No Rich<br />

Parents“ bezieht sich darauf, dass sie sich beide alles<br />

allein aufgebaut haben, ohne finanzielle Unterstützung<br />

von zu Hause. Ihre Eltern seien nicht reich<br />

gewesen, „wir haben unsere Eltern reich gemacht“.<br />

Das für sie wichtigste unter den ungezählten<br />

Tattoos überall auf ihrem Körper, erzählt Loredana<br />

dann auch, sei nicht etwa der Name ihrer Tochter<br />

auf dem rechten Unterarm, sondern das auf ihrem<br />

Rücken. „Selfmade Millionaire“ steht da.<br />

„Wenn ich mich umdrehe und weggehe, muss der<br />

andere das lesen. Der hat vielleicht schon gedacht:<br />

‚Wer glaubt die, dass sie ist?‘“, erklärt sie die Bedeutung<br />

des Schriftzugs. „Ich bin es einfach selber<br />

geworden.“<br />

STYLING: TIM HEYDUCK/SHOTVIEW<br />

MAKE-UP: SELLMA KASUMOVIQ<br />

HAIR: KACI<br />

MANTEL UND HOSE: AILEEN KLEIN<br />

WESTE: STYLISTS OWN<br />

SCHUHE: PRADA (LOREDANA)<br />

THE RED BULLETIN 47


VOLLER FOKUS<br />

Matthias Walkner,<br />

hier bei der Marokko-<br />

Rallye 2021, hat<br />

2022 seinen zweiten<br />

Dakar-Sieg im Blick.<br />

MARCIN KIN/RED BULL CONTENT POOL


Rallye Dakar<br />

M<strong>AT</strong>THIAS WALKNER<br />

„Volle Attacke<br />

ist immer noch<br />

das Geilste<br />

für mich“<br />

Er ist sieben Tage mit einem gebrochenen Fuß<br />

gefahren, hat vor Schmerz unterm Helm geweint<br />

und schwört, dass Schnellfahren den Geist mehr<br />

fordert als den Körper. Hier erzählt der Motorrad-<br />

Weltmeister, 35, was er auf der Rallye Dakar<br />

fürs Leben gelernt hat.<br />

Text WERNER JESSNER<br />

49


1. Etappe:<br />

Achtung auf die Kleinigkeiten<br />

2014 wurde ich KTM-Werksfahrer für<br />

die Dakar. Zuvor bin ich Motocross gefahren<br />

und war sogar Weltmeister in der<br />

kleinsten Kategorie MX3, die kurz danach<br />

eingestellt wurde. Das klingt jetzt<br />

glamouröser, als es tatsächlich war: Ich<br />

war Mädchen für alles, habe bei jeder<br />

Temperatur im Bus geschlafen, direkt<br />

neben den stinkenden Benzinkanistern.<br />

Ich habe meine Reisen selbst organisiert<br />

und die Reifen bestellt. Meine Oma hat<br />

die dreckige Wäsche gewaschen.<br />

Mit dem Engagement bei KTM hatte<br />

ich plötzlich so etwas wie Sicherheit und<br />

musste mich nicht mehr um jede Kleinigkeit<br />

selbst kümmern und mir unter anderem<br />

keine Gedanken mehr darüber machen,<br />

welche Rennstarts ich mir leisten<br />

kann und wen ich überreden könnte,<br />

mein Mechaniker zu sein.<br />

Fairerweise muss ich dazusagen, dass<br />

ich in meinem ersten Dakar-Jahr noch<br />

kein echter Werksfahrer war. Ich bekam<br />

zum Beispiel nur einen Serienmotor,<br />

der um 3 bis 4 km/h langsamer ist als die<br />

echten Rennmotoren. Klingt nicht nach<br />

viel, aber wenn du so wie wir an einem<br />

Tag 160 Kilometer auf einem Salzsee<br />

schnurgerade Vollgas fährst, summiert<br />

sich das. Dennoch konnte ich gleich die<br />

dritte Dakar-Etappe in meinem Leben gewinnen.<br />

Heute kann ich sagen: Ich hatte<br />

keine Ahnung, was alles passieren kann,<br />

und bin einfach so schnell gefahren, wie<br />

es ging. Damit habe ich alle überrascht,<br />

mich selbst eingeschlossen.<br />

Was nach dem ersten Etappensieg<br />

kam, war dann weniger schön: technische<br />

Probleme mit oxidierten Steckern,<br />

ein abgerissenes Rahmenheck, eine verdorbene<br />

Paella und schließlich die Aufgabe<br />

wenige Tage vor dem Ziel.<br />

Auf dieser Dakar habe ich gelernt,<br />

wie Kleinigkeiten zu riesigen Brocken<br />

werden: Wenn du wegen technischer<br />

Probleme dreizehn statt neun Stunden<br />

unterwegs bist, fehlen dir vier Stunden<br />

zur Regeneration – ein fache Rechnung.<br />

Seither bemühe ich mich, meine Hausaufgaben<br />

so gut wie irgend möglich<br />

zu erledigen – auch aus Dankbarkeit,<br />

ein Leben als Profi führen zu dürfen.<br />

„Eine Paella hat mich<br />

meine erste Dakar-<br />

Zielankunft gekostet.“<br />

Zwei Räder, ein Leben<br />

Matthias Walkners Weg<br />

vom Knirps zum Motor-Star<br />

um 2000 WIESEN-CROSS<br />

Mit dreizehn prügelt Hiasi eine Kawasaki<br />

über einen Motocross-Kurs in Salzburg.<br />

2011 WM-STARTER<br />

Mit Hilfe kleiner, aber treuer Sponsoren<br />

finanziert er sich eine WM-Saison<br />

in der MX3-Kategorie.<br />

2012 WELTMEISTER<br />

Als Privatfahrer holt er den MX3-Titel.<br />

Jubel mit Mentor Wolfgang Hillinger<br />

2015 ERSTE DAKAR<br />

Große Überforderung in Südamerika,<br />

auch mit dem Roadbook. Dennoch: erster<br />

Etappensieg gleich am dritten Tag<br />

PRIV<strong>AT</strong> (3), GETTY IMAGES, MARCIN KIN/RED BULL CONTENT POOL<br />

50 THE RED BULLETIN


Rallye Dakar<br />

„Es ist erstaunlich,<br />

wie viel man mit<br />

zunehmendem Alter<br />

kompensieren kann,<br />

wenn man auf seinen<br />

Körper achtet.“<br />

Matthias Walkner, 35, beim Aufwärmen<br />

in der Wüste Marokkos. Im Lauf der<br />

Jahre hat er sich vom Instinkt-Piloten<br />

zum Vollgas-Athleten gewandelt.<br />

THE RED BULLETIN 51


Rallye Dakar<br />

VOLLGAS AUF SAND<br />

Matthias Walkner bei der<br />

Marokko-Rallye 2021. Hier<br />

holte er seinen zweiten<br />

Rallye-Raid-WM-Titel.<br />

52 THE RED BULLETIN


MARCIN KIN/RED BULL CONTENT POOL, PRIV<strong>AT</strong><br />

2. Etappe:<br />

Mit Schmerzen leben lernen<br />

Bei meiner zweiten Dakar hatte ich den<br />

ärgsten Sturz meiner bisherigen Karriere.<br />

Um 6.15 Uhr hielt ich etwas für einen<br />

Schatten, was in Wirklichkeit ein riesiges<br />

Loch war. Es dauerte zwölf Stunden bis<br />

zum Krankenhaus. Unter anderem war<br />

mein Oberschenkel gebrochen. Ich hatte<br />

nicht einmal ein Handy mit. Als ich so<br />

dalag in meinem staubigen Motorrad-<br />

Gewand und darauf wartete, dass sich<br />

endlich jemand um mich und meine<br />

Schmerzen kümmern würde, wurde mir<br />

der Tag wirklich lang. In meinem ganzen<br />

Leben hat mir vorher oder nachher nie<br />

etwas so weh getan. Es war bestialisch,<br />

mehr will ich gar nicht darüber sagen.<br />

Wenn ich versuche, etwas Positives<br />

an diesem Sturz zu finden, dann ist es<br />

Folgendes: Jedes Mal, wenn ich merke,<br />

dass ich unkonzentriert werde, stelle ich<br />

mir diese zwölf Stunden vor. Dann bin<br />

ich ganz automatisch wieder voll bei der<br />

Sache. Ein paar Spätfolgen habe ich bis<br />

heute: einen Knochennagel, ein bedientes<br />

Kreuzband, unterschiedlich lange Beine<br />

und einen Becken schiefstand. Mehr als<br />

zwei, drei Stunden kann ich damit nicht<br />

mehr in die Berge gehen.<br />

Dann war da noch mein Fahrfehler<br />

2019, bei dem ich mir das Sprunggelenk<br />

gebrochen habe. Da ich von meinem<br />

Umfeld so viel verlange, dürfen sie das<br />

von mir auch erwarten. Also habe ich<br />

beschlossen, durchzubeißen. Aus der<br />

Wüste musste ich nach dem Sturz ohnehin<br />

irgendwie raus, da konnte ich auch<br />

gleich das Motorrad nehmen. So habe<br />

ich den ersten Tag beendet.<br />

Den nächsten wollte ich mit Schmerzmitteln<br />

angehen, doch die hätten meine<br />

Reaktionszeit beeinträchtigt. Also weg<br />

damit. Für den Tag darauf habe ich mir<br />

mit Tape eine Eisenplatte in den Stiefel<br />

geklebt, um das Sprunggelenk zu entlasten.<br />

In der Nacht bin ich auf einem<br />

Bein auf die Toilette gehüpft, aber ich<br />

„Eine 1250-Kilo meter-<br />

Etappe heißt: Von<br />

Salzburg bis fast<br />

nach Barcelona auf<br />

einem Rennmotorrad<br />

ohne Komfort, über<br />

Stock und Stein.“<br />

2019 HAPPY END IM SPITAL<br />

Trotz gebrochenem Knochen fuhr Hiasi<br />

die Dakar zu Ende. Lohn: Rang zwei.<br />

hatte wieder einen Tag und eine Nacht<br />

überlebt. Manchmal habe ich unterm<br />

Helm geweint vor Schmerz, aber aufgegeben<br />

habe ich nicht. Je schneller ich<br />

gefahren bin, desto weniger Zeit hatte<br />

ich, mich auf das Sprunggelenk zu konzentrieren.<br />

Ich habe diese Dakar auf Platz<br />

zwei beendet und war sieben Tage des<br />

Rennens mit einem gebrochenen Talusknochen<br />

unterwegs. Zur Siegerehrung<br />

bin ich auf dem Schoß von Hannes Kinigadner<br />

gefahren – im Rollstuhl. Als die<br />

Anspannung der Rallye weg war, hat<br />

alles ausgelassen, und ich konnte beim<br />

besten Willen nicht mehr gehen.<br />

3. Etappe:<br />

Respekt vor dem Risiko<br />

Selbst wenn in den letzten Jahren immer<br />

wieder Fahrer auf der Dakar gestorben<br />

sind, war ich Gott sei Dank nie live dabei.<br />

Aber ich habe auch so genug erlebt.<br />

2016 war ich als Erster bei Joan Barreda,<br />

als der nach einem Sturz bewusstlos im<br />

Sand lag. War ich froh, als er die Augen<br />

wieder aufgemacht hat! Er muss rund<br />

zwei Minuten k. o. gewesen sein. Ein<br />

Italiener hat sich direkt vor mir den Arm<br />

gebrochen, gleich in meinem ersten Jahr.<br />

In Abu Dhabi ist ein Beifahrer im Auto<br />

gestorben, weil sein Fahrer die Abrisskante<br />

einer Düne übersehen hat.<br />

Und dann war da natürlich der tödliche<br />

Unfall des Portugiesen Paulo<br />

Gonçalves bei der Dakar 2020. Genau<br />

wie der Holländer Edwin Straver, den<br />

es ebenfalls in diesem Jahr erwischt hat,<br />

war er einer, der genau wusste, was man<br />

in der Wüste macht. Fit, erfahren, schnell.<br />

Aber Fehler passieren halt, wenn du im<br />

offenen Gelände schnell fährst. Das habe<br />

THE RED BULLETIN 53


Rallye Dakar<br />

ich nie vergessen, wenn mir die Gäule<br />

davonzugaloppieren drohten. Den Respekt<br />

darfst du nie verlieren. Das ist etwas,<br />

was wir Menschen generell nie verlieren<br />

sollten: Respekt.<br />

Nach dem tödlichen Unfall von Paulo<br />

haben wir Fahrer allesamt einen Ruhetag<br />

gebraucht – aus Respekt ihm und seiner<br />

Familie gegenüber, aber auch, um uns<br />

selbst neu zu sortieren. Als das Rennen<br />

wieder losgegangen ist, habe ich mir geschworen,<br />

auszusteigen, sollte der Gedanke<br />

an seinen Tod mit mir mitfahren.<br />

Aber dieser Gedanke war nicht da.<br />

Wenn ich heute zum Beispiel Helmut<br />

Marko oder Hans-Joachim Stuck von<br />

ihrer aktiven Zeit als Formel-1-Piloten erzählen<br />

höre, erinnert mich das schon ein<br />

wenig an uns. Genau wie die Rennfahrer<br />

der 1970er-Jahre haben wir keine Sturzräume,<br />

und es tut wirklich weh, wenn<br />

etwas passiert. Wir müssen permanent<br />

entscheiden, wann wir wie viel Risiko<br />

zu nehmen bereit sind. Mit zunehmender<br />

Erfahrung fällt mir diese Einschätzung<br />

leichter, stelle ich fest.<br />

4. Etappe:<br />

Das Wichtigste ist nie aufgeben!<br />

Als die Dakar noch in Südamerika stattgefunden<br />

hat, sind wir bis auf 5000 Meter<br />

Seehöhe raufgekommen. Einmal waren<br />

wir 250 Kilometer bei Temperaturen<br />

zwischen dem Gefrierpunkt und minus<br />

elf Grad unterwegs. Ich hatte normale<br />

Winterhandschuhe an und habe noch nie<br />

in meinem Leben so gefroren. Ich musste<br />

mich dreimal übergeben, so erledigt war<br />

ich. Irgendwann habe ich mich in ein<br />

Polizeiauto am Straßenrand gesetzt, um<br />

mich 25 Minuten aufzuwärmen – mit bescheidenem<br />

Erfolg. Sogar einen Kaffee<br />

habe ich den Polizisten abgeschwatzt.<br />

2017 sind wir auf einer Verbindungsetappe<br />

von der bolivianischen Hauptstadt<br />

La Paz 350 Kilometer im strömenden<br />

Regen gefahren – ebenfalls bei Temperaturen<br />

rund um den Gefrierpunkt. In<br />

der Motocross-Brille stand das Wasser<br />

mehrere Zentimeter hoch. Das war schon<br />

g’scheit zach.<br />

„Ich habe aus bescheidenen<br />

Mitteln<br />

recht viel gemacht,<br />

weil ich nie auf ­<br />

gegeben habe.“<br />

Andererseits sind das jene Bedingungen<br />

und Geschichten, die die Leistungen<br />

in unserem Sport nachvollziehbar machen.<br />

Wenn ich erzähle, dass meine längste<br />

Etappe 1250 Kilometer lang war, dann<br />

kapiert das der normale Motorradfahrer.<br />

Das ist von Salzburg bis fast nach Barcelona,<br />

allerdings auf einem Renn-Motorrad<br />

ohne Komfort, mit leichter Kleidung<br />

und mehr als die Hälfte davon über Stock<br />

und Stein. So etwas geschafft zu haben,<br />

das sind so Momente, auf die man im<br />

Nachhinein doch ein wenig stolz ist.<br />

Generell bin ich glücklich, wie mein<br />

Leben verlaufen ist und dass ich in all den<br />

Jahren nie die Flinte ins Korn geworfen<br />

habe. Ich habe aus relativ bescheidenen<br />

Mitteln recht viel gemacht, weil ich nie<br />

aufgegeben habe. Das ist etwas, was<br />

mich stolz macht.<br />

Eine Motocross-Karriere auf dem<br />

Höhepunkt zu beenden und danach eine<br />

komplett neue zu beginnen mit einem<br />

Dakar-Sieg, zwei Weltmeistertiteln und<br />

der Fähigkeit, mit 35 Jahren noch immer<br />

ganz vorne mitzumischen – das wäre<br />

alles nicht gegangen ohne die prägenden<br />

frühen Jahre, in denen ich gelernt habe,<br />

niemals aufzugeben. Wenn mich heute<br />

andere dafür als Vorbild bezeichnen,<br />

dann ehrt mich das.<br />

5. Etappe:<br />

Bescheidenheit macht stark<br />

Vor meinem Dakar-Sieg im Jahr 2018<br />

haben mich hauptsächlich Motorsport-<br />

Freaks gekannt. Danach war ich eine<br />

öffentliche Figur. Ich konnte und kann<br />

das genießen, ehrlich. Der Motorrad-Fan,<br />

so wie ich ihn wahrnehme, ist sehr emphatisch<br />

und interessiert. Er lebt mit.<br />

Dank der medialen Berichterstattung<br />

wissen heute viel mehr Menschen, was<br />

wir leisten, und respektieren das.<br />

Mir sind Fans nie blöd gekommen.<br />

Habe ich mich verändert, seit man mich<br />

kennt? Sicher, jeder verändert sich. Das<br />

passiert mit den Jahren ganz von selbst.<br />

Aber auch nach meinem zweiten WM-<br />

Titel in diesem Jahr habe ich jedem zurückgeschrieben,<br />

der mir gratuliert hat.<br />

Das waren sicher über 500 Leute. Insofern<br />

habe nicht ich mich verändert, bloß<br />

die Gratulanten sind mehr geworden.<br />

Beim Dakar-Sieg 2018 hat alles zusammengepasst.<br />

Ich war schnell, fit und<br />

perfekt vorbereitet. Was mich am meisten<br />

stolz macht, ist, dass ich mit Hirn gewonnen<br />

habe, nicht mit Gas. Ich wusste, dass<br />

es den einen Tag geben wird, der das Rennen<br />

entscheiden wird: den Tag mit der<br />

Mein Dakar-Sieg<br />

Matthias Walkner gewinnt<br />

2018 als erster Österreicher<br />

auf dem Motorrad. Szenen<br />

eines Triumphs.<br />

HIASI GEIGT AUF<br />

In Südamerika herrschte an Zuschauerpunkten<br />

Volksfeststimmung.<br />

DER MOMENT<br />

Bei der Zieldurchfahrt in Córdoba<br />

brechen alle Emotionen heraus.<br />

Gänsehaut bis heute!<br />

GR<strong>AT</strong>UL<strong>AT</strong>IONS-TOUR<br />

Von Wien über Mattighofen bis ins heimatliche<br />

Kuchl (o.) führt die Triumph-Fahrt.<br />

PRIV<strong>AT</strong>, DANIEL HALAC/KTM, FLAVIEN DUHAMEL/RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES<br />

54 THE RED BULLETIN


FORTUNE<br />

FAVOURS<br />

THE<br />

BRAVE<br />

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Rallye Dakar<br />

schwierigsten Navigation. Ich wusste nur<br />

nicht, wann er kommen würde. Es war<br />

dann so, dass ich schon aufhören wollte,<br />

mich sklavisch an die Notizen im Roadbook<br />

zu halten, weil ich gemerkt hatte,<br />

dass mir die anderen davonfuhren. Gut,<br />

dass ich es dann nicht gemacht habe. Alle<br />

anderen haben sich prompt verfahren,<br />

ich war als Einziger richtig und habe<br />

an diesem Tag 40 Minuten gewonnen.<br />

Der Druck an den letzten Tagen war<br />

immens. Jeder minimale Fehler konnte<br />

meinen Sieg gefährden. Hinter mir<br />

machte eine Honda Druck. Wäre ich eingeknickt,<br />

hätte KTM die Dakar verloren.<br />

Aber ich bin nicht eingeknickt. Das war<br />

ein prägender Moment meiner Karriere.<br />

Für mich das Schönste – nach der Zieldurchfahrt<br />

und dem Wissen, es geschafft<br />

zu haben – war die Wertschätzung meiner<br />

Chefs bei KTM. In Mattighofen wurde<br />

meinetwegen das Fließband gestoppt,<br />

damit alle 2500 Mitarbeiter die Chance<br />

hatten, mich zu sehen und mit mir zu<br />

feiern. Das werde ich nie vergessen. Direkt<br />

bei der Ehrung habe ich dem Vorstand<br />

Hubert Trunkenpolz erzählt, wie sehr<br />

mir der KTM X-Bow taugt, und er hat<br />

spontan gesagt: Dann kriegst du einen.<br />

Gut zu wissen: Rallye Dakar<br />

Fakten zur härtesten Motorrad-Rallye der Welt<br />

„Ich will dagegen -<br />

halten, wenn die<br />

Jungen kommen.<br />

So leicht rücke ich<br />

nicht zur Seite.“<br />

Noch heute gehe ich oft in die Garage<br />

und schaue ihn an. Wenn das Wetter<br />

schön ist, drehe ich eine Runde. Jedes<br />

Mal erinnert mich das an meinen Dakar-<br />

Sieg und macht mich dankbar für die<br />

Menschen, mit denen ich arbeiten darf.<br />

Auch weil ich vor zehn Jahren nicht<br />

wusste, ob ich mir das nächste Rennen<br />

würde leisten können.<br />

6. Etappe:<br />

Wie ich gestrickt bin<br />

Meine letzten drei Rallyes, mit denen ich<br />

die Langstrecken-WM nun zum zweiten<br />

Mal gewonnen habe, waren die besten<br />

meiner bisherigen Karriere. Ich hatte<br />

einen einzigen Navigationsfehler, und<br />

für den konnte ich nichts. Ich war der<br />

Erste auf der Piste. Das Roadbook sagte:<br />

Die Rallye Dakar wird seit Silvester 1978/79 ausgetragen und führte ursprünglich<br />

in mehreren Wochen von Paris nach Dakar. 2009 übersiedelte man wegen Terrordrohungen<br />

nach Südamerika, 2020 aus finanziellen Gründen nach Saudi-Arabien. Noch immer geht es<br />

dar um, in zwei Wochen ohne fixe Route, nur mit einem Roadbook ausgerüstet, den schnellsten<br />

Weg durch die Wüste zu finden. Von den fünf Kategorien (Motorrad, Auto, Lkw, Quad,<br />

Side by Side – das sind kleine Buggys) gilt die Motorrad-Disziplin nach wie vor als die<br />

härteste. Rekordsieger ist hier der Franzose Stéphane Peterhansel mit sechs Siegen,<br />

Matthias Walkner hat 2018 als erster und bislang einziger Österreicher gewonnen.<br />

geradeaus der Hauptspur nach. Allerdings<br />

waren Tage davor Touristen mit<br />

ihren Geländewagen durchgefahren und<br />

hatten eine neue Spur gelegt, von der<br />

das Roadbook natürlich nichts wusste.<br />

Solche Dinge sind in der Wüste ganz normal.<br />

Das ist einfach Glück oder Pech.<br />

Ich habe meine Siebensachen beisammen.<br />

Körperlich, geistig, organisatorisch.<br />

Vor jedem Start haue ich mir drei Löffel<br />

Guaraná und ein paar <strong>Red</strong> Bull rein, um<br />

wirklich bei der Sache zu sein.<br />

Schnell zu fahren ist geistig derart<br />

anstrengend, dass ich nach der Zieldurchfahrt<br />

drei, vier Stunden brauche,<br />

um wieder ich selbst zu sein. Dieses Level<br />

an Konzentration, wenn es um die Wurst<br />

geht, konnte ich früher nicht immer aufbringen.<br />

Es frisst viel Energie, aber es<br />

lohnt sich, und ich mache weniger Fehler.<br />

Ich habe die Dakar mit 78 Kilo bestritten<br />

und mit 87. Im Moment gehe ich einen<br />

Mittelweg: Ich wiege 83 Kilo und habe<br />

ein paar Reserven, aber wenig Ballast.<br />

Und ich achte enorm auf die Ernährung.<br />

Es ist erstaunlich, wie viel man mit zunehmendem<br />

Alter kompensieren kann,<br />

wenn man auf seinen Körper achtgibt.<br />

Im vorigen Jahr, als mich Kupplungsprobleme<br />

weit zurückgeworfen haben,<br />

merkte ich, wie sehr ich noch immer<br />

für die Dakar brenne. Selbst als es um<br />

nichts mehr ging, habe ich Gas gegeben,<br />

als würde ich um den Sieg mitfahren. Ich<br />

genieße es, mich mit anderen zu messen.<br />

Volle Attacke zu gehen ist noch immer<br />

das Geilste für mich. Zu sehen, dass ich<br />

schneller bin als der Rest. Dieser Ehrgeiz<br />

wohnt mir inne, so bin ich gestrickt. Jetzt<br />

rückt die junge Generation nach, aber<br />

auch das pusht mich: Ich will dagegenhalten,<br />

wenn die Jungen kommen. So<br />

leicht rücke ich nicht zur Seite.<br />

Viele Spitzenpiloten auf dem Motorrad<br />

sind später ins Auto gewechselt:<br />

Stéphane Peterhansel, Nani Roma, jetzt<br />

meine Ex-Teamkollegin Laia Sanz. Ich als<br />

Auto-Fan würde einen Umstieg, irgendwann,<br />

nicht ausschließen. Ich müsste<br />

allerdings wissen, dass ich wirklich schnell<br />

sein und um Spitzenplätze kämpfen<br />

kann. Das geht nur, wenn du wirklich<br />

liebst, was du tust. Und ich müsste erst<br />

ausprobieren, ob mit einem Auto durch<br />

die Wüste zu fahren so geil ist, wie es<br />

mit einem Motorrad ist. Sollte ich eines<br />

Tages diese Möglichkeit bekommen,<br />

würde ich das angehen.<br />

Die Rallye Dakar auf Instagram:<br />

@redbulldesertwings<br />

MARCIN KIN/RED BULL CONTENT POOL<br />

56 THE RED BULLETIN


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Eileen Gu beim <strong>Red</strong><br />

<strong>Bulletin</strong>-Fotoshooting<br />

in Saas-Fee: Im Freestyle-Skifahren<br />

zählt<br />

sie in drei Disziplinen<br />

zur Weltspitze.<br />

Die<br />

Beste<br />

EILEEN GU, 18, ist der nächste<br />

Wintersport‐Weltstar: Freestyle‐Ski‐<br />

Kanone, Stanford‐Studentin,<br />

gefragtes Model. Als in den USA<br />

geborene Chinesin will sie die Fans<br />

beider Supermächte vereinen.<br />

Text EVELYN SPENCE<br />

Fotos CHRISTIAN ANWANDER


Freestyle-Ski<br />

zweier<br />

Welten<br />

59


Freestyle-Ski<br />

E<br />

ihre<br />

ileen Gu ist 18 Jahre alt, dafür hat sie es ordentlich<br />

weit gebracht: Sie ist Freestyle-Olympiahoffnung<br />

für Peking, zweifache Goldmedaillen-Gewinnerin<br />

bei den X Games, gehört in allen drei Freestyle-Disziplinen<br />

– Halfpipe, Slopestyle und Big Air – zur Weltklasse,<br />

sie ist Langstreckenläuferin, dazu gefragtes<br />

Model, Feministin und angehende Diplomatin.<br />

Es ist Ende Oktober, Gu hat einen Monat Halfpipe-Training<br />

in Saas-Fee in der Schweiz absolviert<br />

und ein Camp am Stubaier Gletscher in Österreich<br />

vor sich. Im Herbst erwarten sie Kurse in Mikro- und<br />

Makroökonomie.<br />

Die Zeit zwischen den Trainingseinheiten verbringt<br />

sie mit Vorträgen über Astrophysik und Fachbüchern<br />

über Quantenmechanik. „Als ich vorigen<br />

Winter das erste Mal bei den X Games war, wurden<br />

mir die anderen vor gestellt als ‚… hat das und das<br />

gewonnen‘, als ‚… ist so und so oft Olympiasieger<br />

geworden‘ oder ‚… ist der erste Mensch, dem dieser<br />

und jener Trick gelungen ist‘. Bei mir hieß es immer<br />

nur: Das ist Eileen Gu, sie hat 1580 Punkte beim<br />

S<strong>AT</strong>-Test (einem standardisierten US-Schulleistungstest;<br />

das Durchschnittsergebnis liegt bei knapp über<br />

1000 Punkten; Anm.) und wurde auf der Universität<br />

von Stanford aufgenommen.“<br />

Man könnte Eileen Gu als Ausnahmeerscheinung<br />

abtun, als begnadetes Multitalent. Man täte ihr damit<br />

Unrecht. Denn was Gu wirklich zu etwas Be sonderem<br />

macht, ist ihre enorme Leidenschaft fürs Lernen. Sie<br />

ist eine Musterschülerin des Lebens – im Sport genauso<br />

wie in der Wissenschaft. „Sie geht an jeden einzelnen<br />

Trick mit extremer Sorgfalt heran, visualisiert<br />

ihn wieder und wieder, in jedem Detail, und sie weiß<br />

Fähigkeiten unglaublich gut einzuschätzen“,<br />

sagt ihr Trainer Misra Noto. Kaya Turski, acht fache<br />

X-Games-Gewinnerin im Slopestyle, beschreibt Gus<br />

Art, Ski zu fahren, mit dem Attribut „kalkuliert“ –<br />

nicht, weil ihr die Leidenschaft fehlen würde, sondern<br />

weil sie so überlegt und so präzise vorgeht.<br />

Dasselbe gilt für das Training abseits der Piste.<br />

„Eileen versucht, jede einzelne Wiederholung einer<br />

Übung noch perfekter zu machen als die davor“,<br />

sagt Alex Bunt, Strength- & Conditioning-Coach bei<br />

<strong>Red</strong> Bull. „Die meisten von uns finden zum Beispiel<br />

Dehnübungen langweilig. Sie nicht. Sie möchte jede<br />

Dehnung besser machen als die davor.“<br />

In Saas-Fee trainierte Gu eine neue Pipe-Sequenz<br />

mit drei neuen Tricks und einer neuen Kombination,<br />

sie war jeden Tag von 10 bis 15 Uhr auf dem Berg –<br />

konzentriert, effizient, keine Minute wurde verschwendet.<br />

Misra Noto, ein ehemaliger Profi und<br />

erfahrener Trainer, der früher das Schweizer Slopestyle-Team<br />

coachte, sagt: „Von allen Riderinnen, die<br />

ich kenne, arbeitet Eileen am härtesten.“<br />

Dass Gu manchmal als ein wenig kompliziert gilt,<br />

hat einen einfachen Grund: Ihr Leben ist kompliziert.<br />

Manchmal besteht es aus zwei Leben (Profisportlerin<br />

und Studentin), manchmal aus vier (zusätzlich noch<br />

Läuferin und Model). Außerdem fühlt sie sich sowohl<br />

als Amerikanerin wie auch als Chinesin.<br />

Eileen Gu wurde in San Francisco geboren und<br />

stand auf den Hängen des Skigebiets Northstar am<br />

Lake Tahoe zum ersten Mal auf Skiern. Trotzdem<br />

entschied sie sich im Alter von 15 Jahren, bei der<br />

„Ich muss die Dinge<br />

gut machen, sonst<br />

würde ich ja meine<br />

Zeit verschwenden.“<br />

M<strong>AT</strong>T POWER<br />

60 THE RED BULLETIN


AIR CHINA<br />

Gu beim Training<br />

in der Halfpipe von<br />

Copper Mountain,<br />

Colorado. In Peking<br />

startet sie für China.<br />

THE RED BULLETIN 61


„Fashion ist<br />

eine kreative Art,<br />

der Welt zu zeigen,<br />

wer du bist.“<br />

Eileen Gu über die Vorzüge<br />

ihrer Zweitkarriere als Model


Freestyle-Ski<br />

Olympiade 2022 für China anzutreten. Ihre Mutter<br />

Yan stammt aus Peking. Seit Gu zwei Jahre alt ist,<br />

verbringt sie jeden Sommer dort. Sie spricht akzentfrei<br />

Mandarin, ging in Peking zur Schule, hat dort<br />

Freunde und ein Haus. „Wenn ich in Amerika bin,<br />

bin ich Ame rikanerin“, sagt sie ganz oft, sodass es<br />

wirkt wie ein Man tra, „in China bin ich Chinesin.“<br />

Als Gu zehn Jahre alt war, überredete sie den<br />

Betreiber eines Ski-Resorts in China dazu, den ersten<br />

Freestyle-Ski-Contest des Landes zu veranstalten.<br />

„Die Community war damals noch winzig, wir sind<br />

gemeinsam gewachsen“, sagt sie. Seit Gu bekannt<br />

gegeben hat, in Peking für China zu starten, sind<br />

mehr als zwei Jahre vergangen. Heute wird Gu<br />

in China auf der Straße erkannt. Aus dem kleinen<br />

Mädchen wurde die bekannteste Skifahrerin im<br />

bevölkerungsreichsten Land der Welt; sie wird als<br />

„Schneeprinzessin“ oder „Ski-Genie“ bezeichnet.<br />

„Eileen ist die perfekte Kombination aus Alter,<br />

Talent und Charisma“, sagt Szene-Insiderin Kaya<br />

Turski. „Sie hat das Zeug, die nächste Lindsey Vonn<br />

oder Chloe Kim zu werden.“<br />

Genau hundert Tage vor der Eröffnungszeremonie<br />

veröffentlichte das Pekinger Organisationskomitee<br />

einen aufwendigen Kurzfilm: „A Date with Snow<br />

and Ice“. Darin trifft ein junger Mann (Megastar<br />

Jackson Yee, einer der beliebtesten Sänger Chinas)<br />

ein junges Mädchen (Gu). Die beiden besuchen<br />

gemeinsam die Pekinger Sportstätten; es ist eine<br />

Mischung aus Pop-Kultur und Sport. Am Ende des<br />

Films ist wieder Gu zu sehen: Eine Fackel in der<br />

Hand, läuft sie, begleitet von dramatischer Musik,<br />

in Zeitlupe die Chinesische Mauer entlang.<br />

Es ist schwer zu sagen, wann genau Gu den<br />

Durchbruch geschafft hat. Aber ein Wettkampf<br />

sticht heraus: Innerhalb von 36 Stunden<br />

gewann sie im Jänner 2021 drei Medaillen<br />

bei den X Games, zwei in Gold und eine in<br />

Bronze. Sie war die erste Debütantin, die Medaillen<br />

in drei Bewerben gewann, und die erste chinesische<br />

Athletin der Geschichte mit einer Goldmedaille.<br />

Zu dem Zeitpunkt war sie keine Unbekannte mehr;<br />

sie hatte bereits 2020 in Calgary, Kanada, und auf<br />

der Seiser Alm in den Südtiroler Dolomiten Weltcup-Bewerbe<br />

gewonnen. Bei den Jugend-Winterspielen<br />

2020 in Lausanne, Schweiz, gewann sie<br />

zweimal Gold und einmal Silber.<br />

Der Weg bis dahin verlief alles andere als gewöhnlich.<br />

Gus Mutter kam in ihren Zwanzigern als<br />

Migrantin in die USA, studierte Biochemie an der<br />

Rockefeller-Universität in New York und stand das<br />

erste Mal am Hunter Mountain im Osten der USA auf<br />

Skiern. Dann zog sie in die Bay Area, in die Gegend<br />

von San Francisco, und erwarb an der Stanford-Universität<br />

den Titel Master of Business Administration.<br />

Als Eileen drei Jahre alt war, meldete Yan sie bei<br />

einem Skikurs in Tahoe an. Mit acht Jahren wurde<br />

sie Teil des Freeskiing-Teams im Northstar California<br />

Ski Resort – als einziges Mädchen –, weil Yan fand,<br />

Skirennen seien zu gefährlich. Bald gewann Eileen<br />

COVERSTAR<br />

Eileen Gu auf den<br />

Titel seiten der Modemagazine<br />

„Vogue“,<br />

„In Style“, und „Elle“<br />

(alle China) sowie des<br />

„V Magazine“ (US)<br />

„Wenn ich in Amerika bin,<br />

bin ich Ameri kanerin.<br />

In China bin ich Chinesin.“<br />

Contests der USASA (United States of America<br />

Snowboard and Freeski Association), darunter einen<br />

nationalen Wettbewerb für Neunjährige.<br />

Egal wo sie hinging, ihre Mutter war immer<br />

an ihrer Seite. Kaya Turski begegnete Gu zum ersten<br />

Mal in Neuseeland, „als eine kleine Frau zu mir kam<br />

und sagte: ‚Das ist meine Tochter.‘ Das war Eileen,<br />

1,20 Meter pure Energie“, erinnert sie sich.<br />

Daheim in San Francisco wohnte Gu mit ihrer<br />

mittlerweile 86-jährigen Großmutter, Guo Zhenseng<br />

– hier kommt sie manchmal immer noch vorbei.<br />

„Meine Großmutter ist leidenschaftlich, sie ist die<br />

ehrgeizigste Person, die ich kenne. Und das heißt<br />

viel, wenn ich es sage“, sagt sie. Sie war vier, als ihre<br />

Großmutter ihr beibrachte, dreistellige Zahlen miteinander<br />

zu multiplizieren.<br />

„Meine Mutter ist nicht so ehrgeizig wie meine<br />

Oma“, sagt sie. „Ihr war wichtig, mir viele Möglichkeiten<br />

zu eröffnen, meinem Leben ein breites Spektrum<br />

zu geben: Klavier, Ballett, Fußball, Basketball,<br />

Reiten, Bogenschießen, Klettern, Volleyball, Tennis.<br />

Ich machte alles.“ Aber: Druck, besonders erfolgreich<br />

zu sein, gab es nie. „Das war keine Eislaufmutti-<br />

Situation“, sagt Gu. „Mein Ehrgeiz kommt<br />

eher aus meiner Unfähigkeit, zu versagen. Wenn ich<br />

etwas mache, dann mache ich das gut, dann muss<br />

ich das gut machen, sonst würde ich ja meine Zeit<br />

verschwenden. Das ist die Art meiner Großmutter,<br />

die Dinge zu sehen, und indirekt auch meine Art.“<br />

Was Gus Durchbruch bei den X Games auf<br />

den ersten Blick besonders überraschend macht:<br />

2020/21 war die erste Saison, in der sie nicht Vollzeit<br />

zur Schule ging. Bis zu ihrem Schulabschluss<br />

2020 – sie war die erste Schülerin in der Geschichte<br />

ihrer Highschool, die in drei Jahren den Abschluss<br />

schaffte statt in vier – fuhr sie höchstens 65 Tage<br />

im Jahr Ski. Jedes Wochenende fuhr sie mit Yan nach<br />

Tahoe; während der vierstündigen Fahrt lernte sie<br />

im Auto für die Schule.<br />

Andere Talente in ihrem Alter brachten es auf<br />

250 Skitage pro Jahr.<br />

Die Umstände zwangen sie zu einem beinharten<br />

Arbeitseinsatz auf und abseits der Piste. Gleichzeitig<br />

führte sie ein ganz normales Teenager-Leben. „Viele<br />

meiner Ski-Kolleginnen waren Außenseiter, durften<br />

nicht zum Abschlussball gehen und all das. Bei mir<br />

war das anders. Niemand wusste, dass ich Ski fahre,<br />

und es hat auch niemanden interessiert.“<br />

Außerdem war Gu beim Geländelauf derart<br />

schnell, dass sie sich fast dafür statt für das Ski fahren<br />

entschieden hätte – unter anderem weil sie als Läuferin<br />

an Colleges aufgenommen werden hätte können.<br />

THE RED BULLETIN 63


Freestyle-Ski<br />

Aber als ein Ski-Contest in Österreich und ein Rennen<br />

für die nationalen Crosslauf-Meisterschaften<br />

zur gleichen Zeit stattfanden, kaufte sie ein Last-<br />

Minute-Ticket nach Europa.<br />

Auf die Frage, was Gu von anderen unterscheidet,<br />

hört man oft ähnliche Antworten. US-Freestyle-<br />

Skifahrer Bobby Brown, der acht Medaillen bei den<br />

X Games gewann, sagt: „Ich kenne sie, seit sie zehn<br />

oder elf war und ihren lila Helm trug. Was sie auf<br />

den Rails aufführte, war schon damals verrückt.“<br />

Für Trainer Noto ist am beeindruckendsten, wie<br />

hoch Gu bei ihren Tricks in der Pipe springt – bei den<br />

X Games waren es im Schnitt 3,35 Meter. Für Freestyle-Kollegin<br />

Turski ist es schlicht ihre Vielseitigkeit.<br />

Egal wen man fragt: Eileen Gu verfügt schon jetzt<br />

über eine gigantische Bandbreite an Fähigkeiten –<br />

und immer noch ist jede Menge Potenzial für Verbesserungen<br />

da. „Noch kann ich nicht sagen, dass sie<br />

die erfolgreichste Skifahrerin aller Zeiten wird“, sagt<br />

Noto, „aber sie hat alles, was man dazu braucht.“<br />

China hat, was den Skisport angeht, überaus<br />

ehr geizige Pläne: Tausend neue Ski-Resorts<br />

sind bis zum Jahr 2030 geplant, fünfzig<br />

Millionen Skifahrer sollen China zum größten<br />

Ski-Markt der Welt machen.<br />

„Ich erinnere mich noch an die Anfänge. Ich<br />

kannte jede einzelne Person im Snowpark, weil es<br />

im ganzen Land gerade zehn oder zwanzig gab“,<br />

sagt Gu. „Jetzt ist ein Funpark der trendigste Ort,<br />

an dem man sich in China aufhalten kann.“<br />

Das enorme Wachstum der Ski-Branche verläuft<br />

parallel zu Gus eigener Entwicklung. Sie ist ein<br />

Symbol für den chinesischen Ski-Boom. Dennoch<br />

fiel ihr die Entscheidung, für China anzutreten und<br />

nicht für die USA, sehr schwer.<br />

Also: Warum China? „In den USA bin ich mit all<br />

diesen Vorbildern aufgewachsen. So ein Vorbild<br />

wollte ich für jemand anderen sein“, sagt sie. Übersetzt:<br />

In China, sagt sie, könne sie ein nationales Bewusstsein<br />

für Freestyle schaffen und eine neue Generation<br />

von Mädchen inspirieren.<br />

„Wenn ich in Amerika bin, bin ich Amerikanerin“,<br />

wiederholt sie ihr Mantra, „wenn ich in China bin,<br />

bin ich Chinesin.“ Gu verfügt über die erstaunliche<br />

Fähigkeit, sich unterschiedlichen Umständen nahtlos<br />

anzupassen, die Stimmung im Raum intuitiv<br />

zu erfassen, selbstverständlich zwischen Sprachen<br />

„Ich spreche<br />

fließend Englisch und<br />

Mandarin, somit kann<br />

ich beide Kulturen<br />

in mich aufnehmen.“<br />

zu wechseln. „Da ich fließend Englisch und Mandarin<br />

spreche, hatte ich von klein auf die Möglichkeit,<br />

Nuancen von beiden Kulturen in mich aufzunehmen“,<br />

sagt sie. „Ich kann nicht nur in beiden Sprachen<br />

sprechen, ich kann auch in beiden leben.“<br />

Natürlich entspricht das auch dem, was man<br />

den „olympischen Geist“ nennt – speziell wenn es<br />

darum geht, eine Verbindung zwischen den beiden<br />

großen Weltrivalen China und USA zu schaffen.<br />

„Ich habe erkannt, welche Auswirkungen Sport<br />

auf die Diplomatie haben kann“, sagt sie. „Sport ist<br />

etwas Gemeinsames, unabhängig von Sprache, unabhängig<br />

von Kultur, unabhängig von politischer<br />

Zugehörigkeit.“<br />

Vergangenen Sommer reiste Gu für eine Tour<br />

voller Sponsoring-Verpflichtungen nach China. Die<br />

Tournee begann pandemiebedingt mit Quarantäne:<br />

fünf Wochen allein in einem Hotelzimmer, mit nicht<br />

mehr als einem Laufband, einer Yogamatte und ein<br />

paar leichten Gewichten. Gu sah es als Chance, sich<br />

auf ihre Fitness und nur auf ihre Fitness zu konzentrieren,<br />

bei täglichen drei- bis vierstündigen Zoom-<br />

ÜBERFLIEGER<br />

Eine von Gus Stärken<br />

ist der Luftstand, den<br />

sie, hier in den USA,<br />

bei ihren Sprüngen<br />

erreicht – im Schnitt<br />

über drei Meter.<br />

M<strong>AT</strong>T POWER<br />

64 THE RED BULLETIN


Nadine Wallner ist eine österreichische Skisportlerin und zweifache Freeride-Weltmeisterin (2013, 2014)<br />

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Freestyle-Ski<br />

MENTAL STARK<br />

Gu beim Equipment-<br />

Check. Die Achtzehnjährige<br />

steht oft unter<br />

Druck. Aber sie geht<br />

extrem souverän<br />

damit um.<br />

Meetings mit Trainer Alex Bunt, der sich darauf konzentrierte,<br />

an ihrer Explosivität und Sprungkraft zu<br />

arbeiten, an ihrer Beweglichkeit und Flexibilität sowie<br />

an ihrer Verletzungsresistenz. Sogar tausende<br />

Kilometer entfernt war er überwältigt von ihren<br />

motorischen und athletischen Fähigkeiten. „Ich<br />

könnte Eileen sagen, sie soll die Haltung ihrer linken<br />

kleinen Zehe korrigieren, und sie würde es gleich<br />

schaffen“, sagt er. „Sie ist ein Bewegungsgenie.“<br />

Als Gus geheime größte Stärke sieht Bunt ihre<br />

Grundlagenausdauer. „Sie hat einen wirklich großen<br />

Tank. Das heißt vor allem, dass sie mit den Schmerzen<br />

und Belastungen eines hohen Trainingsvolumens<br />

umgehen kann, physisch, aber auch mental. Fünf<br />

Wochen allein im Hotelzimmer? Stell dir das vor.<br />

Das ist irre. Ein unglaublicher Charakter.“<br />

Nach der Quarantäne reiste Gu alle paar Tage<br />

in unterschiedliche Städte. Skifahren, Schule, Klavier<br />

und Laufen im Tag unterbringen zu müssen – so wie<br />

früher – wirkt jetzt fast wie ein Kinderspiel. „Die vergangenen<br />

zwei Jahre waren vom normalen Leben<br />

eines Teenagers so weit weg, wie es überhaupt nur<br />

weg sein kann“, sagt sie.<br />

„Beim Tagebuchschreiben<br />

finde ich<br />

heraus, wie mein<br />

Verstand funktioniert.“<br />

Skifahren hat Gu bekannt gemacht, nun ist<br />

das Modeln dazugekommen, das sie von<br />

einer Nischen-Berühmtheit in einen Star<br />

verwandelt hat. Mit fünfzehn wurde sie von<br />

einer chinesischen Marke zur Paris Fashion Week eingeladen;<br />

seither war sie mehrfach in den chinesischen<br />

Editionen von „Elle“ und „Vogue“ zu sehen, wurde<br />

von Luxusmarken wie Tiffany und Louis Vuitton<br />

gebucht und nahm am Rebranding von Victoria’s<br />

Secret teil – gemeinsam mit Megan Rapinoe, Valentina<br />

Sampaio und Priyanka Chopra Jonas. „Ich stehe<br />

für die Verbindung von zwei unterschiedlichen ethnischen<br />

Gruppen, für eine Verbindung von Sport<br />

und Kunst und für Körperbewusstsein“, sagt sie.<br />

Für Gu ist das Modeln sowohl eine Ergänzung<br />

zum Skifahren als auch eine Atempause davon.<br />

„Fashion ist eine kreative Art, der Welt zu zeigen,<br />

wer du bist“, sagt sie. „Es ist fast so wie beim Skifahren.<br />

Erst wenn du deinen individuellen Style in<br />

deine Tricks einbringst, wird es was Besonderes.“<br />

Es gibt nicht nur diese Parallele zwischen Mode<br />

und Wettkampf: Ein Fotoshooting erzeugt genauso<br />

viel Adrenalin wie ein Run in der Halfpipe – die<br />

Konzentration, das Im-Mittelpunkt-Stehen, das<br />

Streben nach Perfektion.<br />

All das klingt, als stünde Gu unter hohem Druck<br />

– und der Eindruck stimmt natürlich. Der Druck<br />

kommt von Sponsoren, von ihrem Land, von ihr<br />

selbst. Aber sie geht souverän damit um. Sie weiß,<br />

dass ihr niemand wegnehmen kann, was sie erreicht<br />

hat. Sie weiß aber auch, dass sie sehr genau beobachtet<br />

wird, vor allem in China, und dass sie im<br />

Februar noch viel mehr Menschen noch viel genauer<br />

beobachten werden. „Aber ich glaube nicht, dass<br />

das meine Art, Ski zu fahren, beeinflusst hat“, sagt<br />

sie. „Und wenn, dann hat es mich besser gemacht.“<br />

Vielleicht ist es das, was Gu wirklich herausstechen<br />

lässt: ihre mentalen Fähigkeiten. Wenn man<br />

sie fragt, wie sie das macht, erwähnt sie Mutter und<br />

Oma – und ihr Tagebuch. „Damit kann ich zurückblicken<br />

und sehen, wie ich gewachsen bin. Mit dem<br />

Tagebuch finde ich heraus, wie mein Verstand funktioniert.“<br />

Eines Tages will sie ihre Aufzeichnungen<br />

veröffentlichen. Dann könnte man, erste Reihe fußfrei,<br />

miterleben, wie ein Star geboren wird.<br />

Doch die Geschichte ist noch lange nicht fertig<br />

erzählt, meint Kaya Turski. „Ich freue mich nicht nur<br />

darauf, zu sehen, was sie im Skisport macht, sondern<br />

auch, was sie für den Skisport macht. Wenn in China<br />

alles für sie läuft, dann zündet die Rakete.“<br />

66 THE RED BULLETIN


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Wintersport<br />

„Meine Mutter sah<br />

mich im Eiskanal<br />

und fragte, ob ich<br />

wahnsinnig bin.“<br />

Janine Flock<br />

SKELETON<br />

Johannes Lamparter<br />

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„Ich mach das so:<br />

Springen ist Gaudi.<br />

Langlaufen ist<br />

Angriff.“<br />

68 THE RED BULLETIN


„Unsere Rodel-<br />

Beziehung fühlt sich<br />

an wie eine Ehe.“<br />

Thomas Steu & Lorenz Koller<br />

RENNRODEL-DOPPELSITZER<br />

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Diese Worte<br />

sind Gold wert<br />

Eine Frau rast Kopf voran mit 140 km/h durch den Eiskanal.<br />

Ein junger Kombinierer versucht, „in den Flow zu kommen“.<br />

Zwei Männer liegen übereinander auf der Rennrodel und<br />

verstehen sich blind. Zum Start einer wilden Wintersport-<br />

Saison: drei radikal ehrliche Gespräche mit Athleten.<br />

Interviews SABRINA LUTTENBERGER<br />

THE RED BULLETIN 69


Wintersport<br />

THOMAS STEU &<br />

LORENZ KOLLER<br />

Sind zum ersten Mal<br />

2012 bei den Olympischen<br />

Jugend-Winterspielen<br />

in Innsbruck<br />

gemeinsam an den Start<br />

gegangen und seither<br />

unzertrennlich. Ihr größter<br />

Erfolg bisher: der<br />

Gewinn des Gesamtweltcups<br />

2020/2021.<br />

Instagram: @steu_koller<br />

„Bei uns entsteht<br />

extrem viel Nähe“<br />

Thomas Steu und Lorenz Koller, beide 27, sind ziemlich beste<br />

Freunde. Das ist auch gut so, denn als Rennrodler liegen sie<br />

zu zweit auf ihrem Sportgerät. Wie fühlt sich das an?<br />

Steu (o.) und Koller (u.)<br />

im Innsbrucker Eiskanal:<br />

„Schaut intim<br />

aus, aber ganz so ist es<br />

dann doch nicht.“<br />

RENNRODEL-<br />

DOPPELSITZER<br />

Genau genommen<br />

liegen die Athleten<br />

im Doppelsitzer übereinander<br />

– das ist aerodynamischer.<br />

Lenken<br />

können sie im Eiskanal<br />

durch Verlagerung ihres<br />

Gewichts oder indem<br />

sie mit den Beinen<br />

Druck auf die Spitzen<br />

der Kufen ausüben. Das<br />

erfordert eine gefühlvolle<br />

Zusammenarbeit.<br />

THE RED BULLETIN: Thomas, Lorenz<br />

– ihr verbringt sehr viel Zeit auf sehr<br />

engem Raum miteinander. Wie sehr<br />

muss man sich mögen, um sich einen<br />

Doppelsitzer zu teilen?<br />

Thomas steu: Es gibt Paarungen, die<br />

sich nicht so gut verstehen. Aber auf<br />

Dauer ist das, glaub ich, nicht so erfolgreich<br />

und macht vor allem nicht so viel<br />

Spaß. Du bist dann einfach öfter genervt.<br />

Der Lorenz und ich, wir nerven uns nie.<br />

lorenz koller: Wenn der andere<br />

einmal Ruhe braucht, merken wir das.<br />

Wir haben in Innsbruck drei Jahre zusammengewohnt,<br />

daraus ist eine enge<br />

Freundschaft entstanden. Es gibt sicher<br />

Teams, in denen die Beziehung nicht<br />

so eng ist, aber ich bin froh, dass wir uns<br />

so gut verstehen.<br />

steu: Wir sind ja komplett unterschiedliche<br />

Typen, aber darum ergänzen wir<br />

uns auch. Mittlerweile sind wir echt ein<br />

saugutes Team. Es ist eigentlich wie eine<br />

Ehe: Wir reden nicht mehr so viel wie<br />

früher, aber wir verstehen uns trotzdem<br />

sehr, sehr gut. Ich glaub, ich weiß mehr<br />

über den Lorenz als über jeden anderen.<br />

Ist das euer Erfolgsgeheimnis – dass<br />

ihr euch perfekt ergänzt?<br />

koller: Wir sind 2011 ja zusammengewürfelt<br />

worden. Die ersten Jahre<br />

waren schon harte Lernjahre mit vielen<br />

Stürzen. Ich glaub aber, wir haben beide<br />

viel voneinander gelernt. Der Thomas<br />

ist im Kopf extrem stark, wenn’s wirklich<br />

um etwas geht, kann er sich ganz aufs<br />

Rodeln konzentrieren. Und ich bin der,<br />

der wirklich sicher sein muss, dass jede<br />

Schraube passt. Ich bin der Tüftler.<br />

steu: Ich glaub, dass es grundsätzlich<br />

ein Riesenvorteil ist, dass wir extrem<br />

unterschiedliche Typen sind. Ich bin<br />

eher der Ruhige, Entspannte. Der Lorenz<br />

ist schon öfter nervös, aber auch sehr<br />

zielstrebig und sehr akribisch. Der eine<br />

holt den anderen immer ein bisschen ab.<br />

Das ist sicher ein Erfolgsfaktor.<br />

Schwer vorstellbar, dass es auch<br />

anders sein könnte. Ihr kommt euch<br />

immerhin sehr nahe.<br />

koller: Beim Rodeln entsteht eine<br />

besondere Nähe – klar. Also wir liegen<br />

ja wirklich aufeinander, zwar versetzt<br />

GEPA PICTURES, GETTY IMAGES<br />

70 THE RED BULLETIN


„Ich brauch<br />

die Energie<br />

im Kopf“<br />

Muskeln und Hirn: warum<br />

Johannes Lamparter, 20, als<br />

Kombinierer erfolgreich ist.<br />

MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL, GEPA PICTURES, GEPA PICTURES/RED BULL CONTENT POOL<br />

– der Thomas sitzt auf einem kleinen<br />

Stuhl zwischen meinen Beinen –, aber<br />

ich spüre ihn, weil er mit seinen Schultern<br />

auf meinem Bauch liegt. Wenn er<br />

zum Beispiel mit den Schultern oder den<br />

Beinen den Lenkeinsatz einleitet, merke<br />

ich das sofort.<br />

steu: Es ist schon eine extreme Nähe.<br />

Es schaut von außen ab und zu sehr<br />

intim aus, aber ganz so intim ist es dann<br />

doch nicht.<br />

Müsst ihr euch dann vor einem Wettkampf<br />

überhaupt noch etwas ausmachen,<br />

oder geht das automatisch?<br />

steu: Vor dem Start gehen wir ganz kurz<br />

gemeinsam den Lauf durch – was hat<br />

wer zu tun? Wir machen das schon seit<br />

neun Jahren zusammen, und das funktioniert<br />

so gut, dass wir sonst eigentlich<br />

nichts mehr tun müssen. Wir verstehen<br />

uns echt blind. Ein Ritual haben wir<br />

aber. Fünf Sekunden bevor wir uns hinsetzen,<br />

schlagen wir ein: Faust an Faust,<br />

dann geht’s los.<br />

Und dann?<br />

steu: Der Start ist extrem wichtig. Wenn<br />

du da nicht vorne dabei bist, also zumindest<br />

unter den ersten sechs, dann ist es<br />

ganz schwierig, vorne mitzufahren. Jede<br />

Kurve ist ein kritischer Moment. Es ist<br />

am besten, so wenig wie möglich zu machen,<br />

mit der besten Fahrweise und der<br />

höchsten Spannung. Beim Rodeln musst<br />

du so nah wie möglich an der Perfektion<br />

sein, um zu gewinnen.<br />

koller: Das lernt man über die Jahre,<br />

wie viel macht der Thomas und wie viel<br />

mache ich, wenn wir in eine Kurve einfahren.<br />

Das geht bei uns wie von selbst.<br />

Es gibt aber auch Doppelsitzer, die Unterund<br />

Obermann tauschen. Das könnte ich<br />

mir nicht vorstellen, noch einmal von<br />

vorn anzufangen mit jemand anderem.<br />

Also wenn der Thomas sagt, er mag<br />

nicht mehr fahren, dann würde ich auch<br />

aufhören.<br />

JOHANNES<br />

LAMPARTER<br />

Mit sechs Jahren ist<br />

Johannes Lamparter<br />

bereits von Skischanzen<br />

gesprungen. Auch das<br />

Langlaufen war ihm da<br />

schon geläufig. So viel<br />

Training zahlt sich aus:<br />

Der Tiroler ist mehrfacher<br />

Junioren-Weltmeister,<br />

seit 2021<br />

auch Weltmeister<br />

von der Großschanze.<br />

Instagram:<br />

@johannes_lamparter<br />

NORDISCHE<br />

KOMBIN<strong>AT</strong>ION<br />

Vereint zwei Sportarten<br />

und ist daher doppelt so<br />

spannend. Zuerst geht<br />

es ans Skispringen, ehe<br />

die Athleten zum Skilanglauf<br />

antreten müssen.<br />

Wer am weitesten<br />

gesprungen ist, darf<br />

in der Loipe als Erster<br />

starten. Der Rückstand<br />

im Springen bestimmt<br />

die Startzeit der<br />

Konkurrenten.<br />

THE RED BULLETIN: Johannes, du bist<br />

als Doppelweltmeister in die Saison gestartet.<br />

Wie hoch geht’s heuer hinaus?<br />

johannes lamparter: Es war unglaublich,<br />

was letztes Jahr passiert ist.<br />

Da hat mich mein Coach oft wieder geerdet<br />

und immer wieder neu ausgerichtet,<br />

wenn es Schlag auf Schlag ging. Aber<br />

die letzte Saison ist Geschichte. Ich<br />

hab jetzt eigentlich null Erwartungen.<br />

So läuft das dann sicher am besten.<br />

Wäre eine Sportart nicht genug?<br />

Ich finde die Kombination cool: Langlaufen<br />

kostet mehr Muskelkraft, Springen<br />

braucht sehr viel Energie im Kopf.<br />

Kombinierer zu sein hört sich aber<br />

schon stressig an.<br />

Also beim Skispringen geht’s hauptsächlich<br />

darum, a Gaudi zu haben.<br />

Das Langlaufen ist dann voller Angriff.<br />

Wie hältst du die Belastung aus?<br />

Es hilft, wenn Zuschauer da sind. Man<br />

kommt in einen ganz anderen Flow,<br />

wenn die Zuschauer dich pushen.<br />

Johannes Lamparter: einmal fliegend,<br />

einmal laufend, stets extrem fokussiert<br />

THE RED BULLETIN 71


Wintersport<br />

„Wenn du startest,<br />

musst du’s durchziehen“<br />

Es dauerte nur eine Fahrt, dann war sie nicht mehr<br />

auf zuhalten: Skeleton-Weltcupsiegerin Janine Flock, 32,<br />

über die Liebe zu einem Sport ohne Bremsen.<br />

JANINE FLOCK<br />

Sie ist zweifache Gewinnerin<br />

des Gesamtweltcups,<br />

Vize-Weltmeisterin<br />

und dreifache<br />

Europameisterin, und<br />

Heeressportlerin ist sie<br />

auch. Dienstgrad: Zugsführer.<br />

Obwohl ihr Fortbewegungsmittel<br />

eigentlich<br />

ein Skeleton ist.<br />

Instagram: @janine.flock<br />

SKELETON<br />

Beim Skeleton muss<br />

man sich nicht zwischen<br />

Kopf und Bauch entscheiden.<br />

Man fährt<br />

einfach bäuchlings und<br />

Kopf voraus durch den<br />

Eiskanal – mit über<br />

140 km/h. Auf einem<br />

Schlitten, der an ein<br />

Skelett aus Stahl erinnert.<br />

Daher kommt<br />

auch der Name.<br />

THE RED BULLETIN: Janine, wie verrückt<br />

muss man eigentlich sein,<br />

um Skeleton-Fahrerin zu werden?<br />

Janine flock: Ich bin schon ein bissl<br />

eine Wildere. Ich geb gern Gas – aber nur<br />

so, dass es für mich noch kontrollier bar<br />

ist. Beim Skeleton hab ich diese Kontrolle.<br />

Hektik und Übermut bringen dich<br />

beim Skeleton nicht weiter. Eine gute<br />

Fahrerin muss ruhig sein. Klar, beim<br />

Start brauchst du den vollen Speed und<br />

die Kraft. Danach zählt aber das Körpergefühl,<br />

du musst dich fallen lassen<br />

können, in jeder Sekunde aber hoch<br />

konzentriert sein.<br />

Wie waren deine ersten Fahrten?<br />

Ich hatte ja eigentlich keinen Plan, was<br />

Skeleton ist. Ich wollte nur mitmachen,<br />

damit ich einen Tag schulfrei hab. Als wir<br />

dann Richtung Patscherkofel gefahren<br />

sind und die Bobbahn gesehen haben,<br />

haben wir uns alle in die Hose gemacht.<br />

Sobald ich dann aber auf der Bahn war,<br />

war es lässig. Der Adrenalinschub war<br />

sofort da.<br />

Gebremst wird erst<br />

nach der Zieleinfahrt –<br />

Janine, hier in Königssee,<br />

Bayern, formt dazu<br />

mit den Beinen ein V.<br />

Das heißt, du warst dir von Anfang an<br />

sicher: „Das will ich machen!“?<br />

Also, ich hab mich zwar gleich beim Verein<br />

angemeldet, aber das erste Training<br />

war ein Jahr später. Bis dahin war die<br />

Angst wieder da, dem Eis ausgeliefert zu<br />

sein. Man kann ja nicht bremsen. Ich hab<br />

daheim sogar geweint, aber die Mama<br />

war streng: „Du hast dich angemeldet,<br />

du musst mitmachen.“ Der Tritt in den<br />

Hintern von der Mama ist der Grund,<br />

warum ich Skeleton-Fahrerin bin. Sie<br />

hat später, als sie einmal an der Bahn<br />

war, aber eh einen Schock gekriegt und<br />

gefragt, ob ich wahnsinnig bin.<br />

Wie jetzt, man kann nicht bremsen?<br />

Ja, bremsen geht wirklich nicht. Du kannst<br />

dich langsamer machen, indem du die<br />

Füße auf den Boden gibst, aber das bringt<br />

dich mehr in Schwierigkeiten, als dass es<br />

dich bremst. Bist du losgefahren, musst du<br />

die Fahrt durchziehen. Position bewahren<br />

und die Zeit vorübergehen lassen – der<br />

beste Tipp für jeden Anfänger. Das Gute:<br />

Sie geht beim Skeleton schnell vorbei.<br />

MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, GEPA PICTURES<br />

72 THE RED BULLETIN


Hinter jedem<br />

Erfolg steckt mehr<br />

als man sieht.<br />

Als langjähriger Partner der ÖSV-Skispringer*innen<br />

wissen wir, dass hinter jedem Erfolg viel harte Arbeit steckt.<br />

Erfolg fängt an, wo man vertraut.<br />

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NEU


GUIDE<br />

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen<br />

NIMM NIMS!<br />

Mit dem nepalesischen<br />

Rekordbergsteiger<br />

Nirmal „Nims“ Purja<br />

auf den Mont Blanc<br />

SANDRO BAEBLER<br />

75


GUIDE<br />

Reisen<br />

„Ich liebe das,<br />

was ich tue, aus<br />

tiefstem Herzen.“<br />

Der nepalesische Alpinist Nims Purja, 38, hat die<br />

vierzehn Achttausender in Rekordzeit bestiegen – und<br />

sich die Gipfel auf seinen Rücken tätowieren lassen.<br />

Bei seiner Destination <strong>Red</strong> Bull-Reise begleitet er dich<br />

auf den Mont Blanc.<br />

N<br />

etflix hat ihm eine eigene Doku<br />

gewidmet („14 Peaks: Nothing Is<br />

Impossible“), unter Kollegen der Extrembergsteiger-Szene<br />

ist er aktuell der unbestritten<br />

Größte, und sein Rekord wird<br />

wohl noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte<br />

halten: In unfassbaren sechs Monaten<br />

und sechs Tagen bestieg der 1983 im<br />

nepalesischen Flachland geborene Nirmal<br />

„Nims“ Purja alle 14 Achttausender auf<br />

diesem Planeten und unterbot den damals<br />

gültigen Rekord dabei um sieben Jahre<br />

und vier Monate. Was für andere eine<br />

Lebensaufgabe ist, ist für Nims ein besserer<br />

Wochenendausflug: Mount Everest<br />

(8848 m), Lhotse (8516 m) und Makalu<br />

(8463 m) bezwang der mittlerweile von<br />

der Queen zum Ritter geschlagene ehemalige<br />

Elitesoldat der britischen Royal<br />

Navy in 48 Stunden und 30 Minuten.<br />

„Project Possible“ taufte er das Projekt,<br />

das für jeden anderen wohl eine Mission<br />

Impossible gewesen wäre.<br />

Die Frau an Nims’ Seite<br />

Isabelle Santoire kam vor über 20 Jahren<br />

aus dem kanadischen Montréal in die<br />

Schweiz. Ihr damaliger Freund, ein Eishockeyspieler,<br />

hatte in Genf einen Vertrag<br />

bekommen, und sie folgte ihm. Selbst als<br />

er weiterzog, blieb sie da. Sie hatte sich<br />

erneut verliebt, und zwar in die Schweizer<br />

Berge. „Ich beendete mein Studium und<br />

ließ mich zur Bergführerin ausbilden.<br />

Heute bin ich eine von nur 16 Profi-<br />

Bergführerinnen in ganz Frankreich.“<br />

Rekord-Bergsteiger Purja, hier bei einem Besuch am Großglockner, bereist mit dir die Alpen.<br />

Nims Purja beim Aufstieg<br />

auf den Großglocker:<br />

Der Nepalese<br />

ist ein wahres Wunder<br />

in Sachen Ausdauer und<br />

gibt seine Tipps gern<br />

an seine Gäste weiter.<br />

76 THE RED BULLETIN


Anreise<br />

Chamonix, korrekt:<br />

Chamonix-Mont-Blanc,<br />

liegt im Dreiländereck Frankreich<br />

– Schweiz – Italien auf<br />

der französischen Seite.<br />

Mit dem Flugzeug: Der<br />

nächstgelegene Flughafen<br />

ist Genf, danach sind es<br />

über die A40 und N205 noch<br />

rund 90 Minuten mit dem<br />

Auto. Wahlweise gibt es auch<br />

einen direkten Bus ab dem<br />

Flug hafen Genf.<br />

Mit dem Auto: Aus Österreich<br />

oder Deutschland kommend<br />

über die Schweizer<br />

Autobahnen 1 und 12 bis nach<br />

Montreux, danach über die<br />

Chamonix<br />

Genf<br />

Frankreich<br />

A9 bis Martigny. Dann wird<br />

es spektakulär: Der weitere<br />

Weg führt über die Route de<br />

la Forclaz bei Châtelard über<br />

die französische Grenze und<br />

weiter nach Chamonix.<br />

destination.redbull.com<br />

Schweiz<br />

Mont Blanc<br />

Italien<br />

Zwischenziel: Refuge du Goûter, die höchstgelegene Hütte im Mont-Blanc-Massiv<br />

STEFAN VOITL/RED BULL CONTENT POOL, SHUTTERSTOCK, ADOBE STOCK<br />

WERNER JESSNER<br />

Isabelle hat Expeditionen auf der ganzen<br />

Welt geleitet und Chamonix am Fuß des<br />

Mont Blanc zu ihrer Heimat gemacht.<br />

Wie oft sie schon auf dem Gipfel war? Die<br />

zweifache Mutter lacht: „Keine Ahnung.<br />

Ich zähle da nicht mehr mit.“ Der höchste<br />

Berg der Alpen ist ihr Hausberg: „Er mag<br />

zwar technisch nicht sonderlich schwierig<br />

sein, aber jedes Mal, wenn ich nach Hause<br />

komme und ihn sehe, bin ich von seiner<br />

Schönheit fasziniert.“<br />

Für eine exklusive Destination <strong>Red</strong> Bull-<br />

Reise arbeiten Nims und Isabelle erstmals<br />

zusammen. Hier die perfekt organisierte –<br />

ja, doch – Einheimische, da jener Mann,<br />

der das Bergsteigen auf ein neues Level gehoben<br />

hat. Welche Fragen hat Isabelle an<br />

Nims Purja? „Viele! Doch am allermeisten<br />

Beim Aufstieg wird Nims die Seilschaften<br />

wechseln. So kommt jeder in den Genuss,<br />

mit dieser Legende geklettert zu sein.<br />

Gut zu wissen<br />

Ob man den 1786 erstbestiegenen<br />

Mont Blanc den höchsten Berg<br />

Europas nennen kann, ist Interpretationssache<br />

und tatsächlich<br />

nicht ausgemacht. Zählt man nämlich<br />

den Kaukasus noch zu Europa,<br />

wäre der 5642 Meter hohe Elbrus<br />

in Russland Europas höchster Berg.<br />

Unbestritten ist der Mont Blanc<br />

immerhin der höchste Berg Frankreichs.<br />

Allerdings reklamieren ihn<br />

die Italiener ebenfalls als ihren<br />

höchsten Berg, denn sie ziehen die<br />

Grenze genau über den Gipfel (was<br />

die Franzosen wiederum nicht so<br />

stehen lassen wollen). Auf gesichertem<br />

Terrain bewegen wir uns, wenn<br />

wir sagen: Der Mont Blanc ist der<br />

höchste Berg der Alpen.<br />

THE RED BULLETIN 77


TRAVEL EDITION<br />

DANIEL<br />

BÆKKEGÅRD<br />

Mit Dänemarks Ironman<br />

ins Gute-Laune-<br />

Triathlon-Camp auf<br />

Fuerteventura<br />

AUSGABE 4<br />

SAISON 2022/23<br />

TRAILRUNNING | SURFEN | MOUNTAINBIKEN | SEGELN<br />

FREERIDE SKIING | KAJAK | FOTOGRAFIE | FORMEL 1 | FOILING<br />

001_TRB01-TRB- 1 18.10.2021 15:31:35<br />

GUIDE<br />

Reisen<br />

Das Ziel: Der Mont Blanc liegt an der Grenze zwischen Italien und Frankreich und ist mit seinen 4810 Metern der höchste Berg der Alpen.<br />

interessiert mich, wie er sich so schnell<br />

regeneriert. Gerade gestern habe ich an<br />

einem Berglauf teilgenommen, heute bin<br />

ich völlig zerstört. Nims scheint dieses<br />

Problem nicht zu kennen – wie sonst kann<br />

man drei Achttausender innerhalb von<br />

zwei Tagen schaffen?“<br />

Das Gipfel-Rezept<br />

Damit es bei der Destination <strong>Red</strong> Bull-<br />

Reise auf den Mont Blanc zu keinen Anpassungsschwierigkeiten<br />

kommt, werden<br />

die Gäste von Isabelle und Nims Tritt für<br />

Tritt an die Höhe herangeführt – etwa mit<br />

einer Wanderung auf die 3540 Meter hohe<br />

Aiguille du Tour. Am Arête des Cosmiques<br />

üben die Gipfelstürmer in spe den Umgang<br />

mit Pickel und Steigeisen in Fels und<br />

Eis, außerdem frischen sie Wissen über<br />

Berge- und Seiltechnik auf.<br />

Eben weil der Mont Blanc keine besonderen<br />

technischen Schwierigkeiten<br />

aufweist, ist er auch für Sportler machbar,<br />

die keine ausgewiesenen Alpinisten sind.<br />

Santoire: „Fehlende Bergroutine kann<br />

man auf diesem Berg durch exzellente<br />

Kondition ausgleichen. Geübte, trittsichere<br />

Bergläufer haben auf dem Mont Blanc<br />

ebenso eine Chance auf einen Gipfelsieg<br />

wie klassische Bergsteiger.“<br />

„Wann hat man<br />

schon die<br />

Gelegenheit, mit<br />

einer echten Berg-<br />

Legende eine<br />

Seilschaft zu bilden?“<br />

Isabelle Santoire, 53,<br />

Bergführerin in Chamonix, begleitet mit<br />

Nims Purja die Gäste auf der Reise.<br />

Die Tour wird den Teilnehmern unvergesslich<br />

bleiben, ist sich Isabelle Santoire<br />

sicher: „Wann hat man schon die Gelegenheit,<br />

mit einer echten Berg- Legende eine<br />

Seilschaft zu bilden?“ Nims Purja wird<br />

während des Aufstiegs Seilschaften wechseln.<br />

So kommt jeder der fünf Teilnehmer<br />

in den Genuss, mit Nims persönlich aufzusteigen.<br />

Übernachtet wird dabei auf<br />

Hütten, etwa der höchstgelegenen bewirtschafteten<br />

im Mont-Blanc-Massiv,<br />

dem Refuge du Goûter auf 3835 Metern.<br />

Was auf der für August 2022 geplanten<br />

Tour sicher nicht passieren wird: „Selbst<br />

wenn wir mit dem schnellsten Bergsteiger<br />

von allen unterwegs sind, werden wir nicht<br />

auf den Mont Blanc rennen“, sagt Santoire.<br />

„Die Reise ist als Naturaben teuer<br />

angelegt, nicht als Wettbewerb.“<br />

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GETTY IMAGES, ANGELA PERCIVAL<br />

78 THE RED BULLETIN


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GUIDE<br />

Lesestoff<br />

MAGISCHER THRILLER<br />

Tolkien trifft Tarantino<br />

Der britische Autor Peter McLean führt ein Kunststück vor: Er schafft es, im<br />

Rahmen eines Fantasy-Romans ein knallhartes Gangsterepos zu inszenieren.<br />

Text JAKOB HÜBNER<br />

Schubladen schaffen<br />

Ordnung. Das wissen<br />

nicht nur Buchhalter,<br />

sondern auch Buchverlage.<br />

Und so werden literarische<br />

Genres mit erfinderischem<br />

Eifer in einen Haufen<br />

Subgenres zerlegt, die dem<br />

Leser bei der Suche nach der<br />

Wunschlektüre als Wegweiser<br />

dienen sollen.<br />

Eine der jüngeren Errungenschaften<br />

auf diesem Gebiet<br />

nennt sich „Grimdark“.<br />

Diese Kategorie markiert eine<br />

Abzweigung in die dunklen<br />

Ecken der Fantasy. Mit ähnlichen<br />

Mustern: Die Helden sind<br />

zynisch, die Atmosphäre ist<br />

düster, der Härtegrad hoch<br />

und Moral bestenfalls lästig.<br />

Ein weiteres Merkmal der<br />

„Grimdark“-Abteilung ist,<br />

dass sie mit klassischer Fantasy<br />

recht wenig zu tun hat –<br />

wenn’s richtig zur Sache geht,<br />

stehen Zauberer, Elfen, Zwerge<br />

und der Rest der Hokuspokus-Truppe<br />

meist längst<br />

unter der Dusche.<br />

Deshalb ist auch oft von<br />

einem „neuen Realismus der<br />

Fantastik“ die <strong>Red</strong>e. Semantisch<br />

betrachtet eine kühne<br />

Wortschöpfung, unbestritten<br />

ist aber, dass hier tatsächlich<br />

eine neue Leserschaft ins<br />

Visier genommen wird, der<br />

Quentin Tarantino vermutlich<br />

näher liegt als J. R. R. Tolkien.<br />

Ein wunderbares Beispiel<br />

für die Artenvielfalt, die sich<br />

aus der „Grimdark“-Schublade<br />

zaubern lässt, liefert der<br />

1972 geborene britische Autor<br />

Peter McLean mit dem<br />

„Kampf um den Rosenthron“.<br />

In deutscher Übersetzung<br />

sind bisher zwei der auf insgesamt<br />

vier Bände angelegten<br />

Reihe erschienen –<br />

„Priest of Bones“ (2020)<br />

VINZ SCHWARZBAUER<br />

80 THE RED BULLETIN


Der Anfang von<br />

„Priest of Bones“<br />

Nach dem Krieg kehrten wir heim.<br />

Fünfundsechzigtausend an Schlachtenkoller leidende<br />

Berufstotschläger kamen in ihre Heimat zurück, wo es keine<br />

Arbeit und nichts zu beißen gab und die Pest wütete. Was hatte<br />

Ihre Majestät eigentlich gedacht, wie das ausgehen würde?<br />

„Trinkt, Jungs!“, rief ich. „Das geht ab jetzt aufs Haus!“<br />

„Jawoll!“, erwiderte Bloody Anne, warf den Wirt zur Tür<br />

hinaus und sperrte hinter ihm ab.<br />

BUCHTIPPS<br />

Punk-Landung<br />

„Cyberpunk“ ist düstere Science-Fiction –<br />

und vielleicht gerade deshalb das einflussreichste<br />

Literatur-Genre der Gegenwart.<br />

und „Priest of Lies“ (2021) –<br />

bezeichnenderweise im Klett-<br />

Cotta Verlag, der im deutschsprachigen<br />

Raum als Pionier<br />

der Fantasy-Literatur gilt.<br />

Warum die Titel der Folgen<br />

noch immer englisch sind?<br />

Keine Ahnung, vermutlich<br />

Verlagsstrategie.<br />

Dahinter verbirgt sich jedenfalls<br />

ein herrlich räudiges<br />

und herzerfrischend kaltblütiges<br />

Gangsterepos, in dem<br />

Magie nur dann eine Rolle<br />

spielt, wenn sie tödlich wirkt.<br />

Aber die Sache ist noch vielschichtiger:<br />

Denn McLean<br />

reizt alle, wirklich alle Klischees<br />

und Stereotype des<br />

Meuchelmilieus derart hemmungslos<br />

aus, dass unter<br />

dem derben Gangsterepos<br />

auch immer wieder eine feine<br />

Parodie durchblitzt – also ein<br />

Genre im Genre im Genre.<br />

Ich-Erzähler und Titelheld<br />

der Geschichte ist der Soldatenpriester<br />

Tomas Piety, der<br />

nach einem langen und blutigen<br />

Krieg gemeinsam mit<br />

einer Handvoll Überlebender<br />

in seine Heimatstadt Ellinburg<br />

zurückkehrt, um dort<br />

seine „Geschäfte“ als Anführer<br />

der „Pious Men“ wieder<br />

aufzunehmen: Schutzgeld,<br />

Spelunken, Spielhöllen und<br />

Bordelle. Tomas ist weder<br />

gläubig noch fromm, aber er<br />

hat seine Grundsätze, von<br />

denen der oberste lautet:<br />

Wenn du etwas willst, musst<br />

du es dir nehmen – und diesmal<br />

will Tomas nicht nur ein<br />

paar Straßen, sondern die<br />

ganze Stadt.<br />

Zur Seite stehen ihm dabei<br />

unter anderem seine treue<br />

Sergeantin Bloody Anne (deren<br />

Name aus einer innigen<br />

Liebe zum Nahkampf hervorging),<br />

sein jüngerer Bruder<br />

Jochan (der sich wahlweise<br />

im Vollrausch, im Blutrausch<br />

oder in beiden gleichzeitig<br />

befindet), der dicke Luka (der<br />

wesentlich intelligenter ist,<br />

als er eigentlich sein dürfte),<br />

Billy the Boy (ein zwölfjähriger<br />

Waisenknabe mit erschreckenden<br />

magischen Fähigkeiten)<br />

und natürlich seine<br />

beiden „Klageweiber“ (zwei<br />

Kurzschwerter, die Tomas<br />

stets umschnallt, wenn es<br />

Wichtiges zu erledigen gibt).<br />

Doch ausgerechnet als die<br />

Geschäfte vielversprechend<br />

anzulaufen beginnen, taucht<br />

die geheimnisvolle Ailsa (eine<br />

ebenso mächtige wie skrupellose<br />

Agentin der Königin) in<br />

Ellinburg auf. Sie hat den Soldatenpriester<br />

Tomas Piety für<br />

höhere Weihen vorgesehen …<br />

PETER McLEAN<br />

„Der Kampf um den Rosenthron“<br />

Deutsch von Jochen Schwarzer<br />

Klett-Cotta<br />

WILLIAM GIBSON<br />

Der 1948 geborene US-Autor<br />

William Gibson gilt als Erfinder<br />

des Cyberpunk. Seine zigfach<br />

ausgezeichnete „Neuromancer“-Trilogie,<br />

deren erster Teil<br />

1984 erschien, prägte Begriffe<br />

wie Cyberspace oder Matrix.<br />

Ganz nebenbei hat Gibson mit<br />

seinem SciFi-Kumpel Bruce<br />

Sterling auch den retrofuturistischen<br />

Steampunk<br />

(„Die Differenzmaschine“)<br />

salonfähig gemacht.<br />

„Die Neuromancer-<br />

Trilogie“<br />

(Heyne)<br />

NEAL STEPHENSON<br />

New-Media-Nerds bezeichnen<br />

ihn als Guru, Literaturkritiker<br />

als Genie: Den Grundstein für<br />

diese Huldigungen legte der<br />

1959 in Maryland geborene<br />

Ausnahmekönner mit seinem<br />

Cyberpunk-Roman „Snow<br />

Crash“ (1992), der im Silicon<br />

Valley wie eine Bibel gehandelt<br />

wurde. Aktuell mischt<br />

Stephenson die Community<br />

mit dem 1150-Seiten-Ziegel<br />

„Corvus“ auf – brillant<br />

wie immer.<br />

„Snow Crash“<br />

(Fischer Tor)<br />

PHILIP K. DICK<br />

Der US-Comic-Autor Art<br />

Spiegelman („Maus“) meinte<br />

einmal, Philip K. Dick sei<br />

für die zweite Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts das, was<br />

Franz Kafka für die erste war.<br />

Die Romanvorlage für Ridley<br />

Scotts Kultfilm „Blade Runner“<br />

erschien bereits 1968 –<br />

allerdings unter dem sperrigen<br />

Titel „Träumen Androiden<br />

von elektrischen Schafen?“.<br />

Grandios: die Neuübersetzung<br />

von Manfred Allié von 2017.<br />

„Blade Runner“<br />

(S. Fischer)<br />

M<strong>AT</strong>THIAS ODEN<br />

Inspiriert von der legendären<br />

(derzeit leider vergriffenen)<br />

„Punktown“-Serie von Jeffrey<br />

Thomas, legte der deutsche<br />

Newcomer Matthias Oden<br />

im Jahr 2017 mit „Junktown“<br />

einen bemerkenswerten<br />

Debütroman vor, in dem er<br />

klassische Zutaten des<br />

Cyberpunk mit Biotech würzt.<br />

Oberste Regel in diesem<br />

dystopischen Gesellschaftsspiel:<br />

Abstinenz ist<br />

Hochverrat!<br />

„Junktown“<br />

(Heyne)<br />

THE RED BULLETIN 81


BACK TO BLACK<br />

FABER-CASTELL PITT GRAPHITE M<strong>AT</strong>T<br />

Schwarzsehen als Innovation: Anders als andere<br />

Blei stifte, die bei genauer Betrachtung nur graue Farbe<br />

liefern, kann dieser Stift von Faber-Castell so richtig<br />

schwarz, so richtig matt und so richtig hart<br />

(von HB bis 14 B). faber-castell.at<br />

VIELSEITIG<br />

LENOVO YOGA 9i<br />

Dieses Notebook von Lenovo lässt sich so falten,<br />

dass es wie ein Tablet verwendet werden kann. Mit<br />

IntelCore-Prozessoren der 10. Generation lässt es sich<br />

nicht nur gut streamen, das Gerät ist auch für Fotound<br />

Videobearbeitung geeignet. lenovo.com<br />

Richtig gutes Zeug<br />

Wie duftet die Nacht deines Lebens, kannst du zeichnen,<br />

und wie viel Schwarz ist nötig? Hier sind die Antworten.<br />

CLUB-STIL<br />

Flakon im Art-déco-<br />

Stil: Er soll Ralph’s<br />

Club in Manhattan<br />

widerspiegeln.<br />

PROBIEREN, NICHT STUDIEREN<br />

ZEICHEN-ANLEITUNG VON CARTOONIST PENG<br />

Was du schon immer übers Zeichnen wissen wolltest,<br />

aber nicht zu fragen wagtest. Peng, preisgekrönter<br />

Cartoonist aus Oberösterreich, zeigt vor, wie’s geht.<br />

Ungewöhnlich, witzig und ungeheuer ansteckend!<br />

dumont-buchverlag.de<br />

NIGHT FEVER<br />

RALPH’S CLUB<br />

So könnte die Nacht deines<br />

Lebens duften, meint Ralph<br />

Lauren – nach Lavandin (einer<br />

speziellen Lavendel-Kreuzung),<br />

Muskatellersalbei und dem<br />

Süßgras Vetiver.<br />

ralphlauren.de<br />

82 THE RED BULLETIN


GUIDE<br />

Tipps & Trends<br />

SEELE INKLUSIVE<br />

LEICA SL2<br />

In ihrem Metallgehäuse (aus<br />

Magnesium und Aluminium)<br />

steckt alles, was das Fotografenherz<br />

begehrt – sogar<br />

eine Seele, wie Leica uns wissen<br />

lässt. Abgesehen davon<br />

wird die spiegellose Vollformat-<br />

Systemkamera in Deutschland<br />

hergestellt.<br />

at.leica-camera.com<br />

DURCHBLICK<br />

Ergebniszentriert:<br />

lichtstarkes<br />

Leica-Objektiv<br />

„Mir ist, als sei mein Leib<br />

dort stehengeblieben, wo er ihn<br />

zum letzten Mal umarmte.“<br />

Ein Satz zum Auf-der-Zunge-zergehen-Lassen von Botho Strauß.<br />

Aus seinem neuen Buch „Nicht mehr. Mehr nicht“. hanser.de<br />

BAUKASTEN<br />

Datenspeicher in<br />

jeder Größe und<br />

für jeden Bedarf<br />

FABER CASTELL, LENOVO, DUMONT, LEICA, COS, SANDISK<br />

HERE COMES<br />

THE SUN<br />

COS WOOL TEDDY CO<strong>AT</strong><br />

Wer dem grauen Winter ein<br />

Schnippchen schlagen will –<br />

in diesem zitronenfaltergelben<br />

Kuschelmantel aus weichem<br />

Wolle-Baumwolle-Gemisch<br />

kriegt auch der trübste Tag<br />

genug Farbe zum Flattern.<br />

cosstores.com<br />

FÜR ALLE FÄLLE<br />

SANDISK PROFESSIONAL<br />

Sie sind langlebig, leistungsstark und auch noch schön<br />

anzusehen. Die professionellen Speicherlösungen von<br />

SanDisk lassen sich außerdem blitzschnell an alle<br />

Bedürfnisse anpassen, soll heißen: Sie wachsen mit,<br />

wenn’s sein muss. sandiskprofessional.com<br />

THE RED BULLETIN 83


GUIDE<br />

Kalender<br />

6<br />

bis 8. Jänner<br />

KLASSIKER-PARADE<br />

Es waren einmal … Autos, die so sexy waren, dass sie bis heute verhätschelt und lieb gehabt<br />

werden. Bei der Planai Classic zeigen die Veteranen (bis Baujahr 1972), warum früher doch so<br />

manches schöner war: Die Oldtimer-Rallye ist eine winterliche Symphonie für Ästheten von heute,<br />

die selbst dann stattfindet, wenn das Schneegestöber beinahe undurchdringlich wird und<br />

die Straßen tiefwinterliche Bedingungen bieten. planai-classic.at<br />

30<br />

November<br />

GÄNSEHAUT!<br />

„Musik ist meine <strong>The</strong>rapie,<br />

und sie gibt mir die<br />

Möglichkeit, meine innersten<br />

Gefühle auszudrücken“,<br />

sagt Sängerin<br />

Danitsa. Sechs Monate<br />

lang wurde die Schweizerin<br />

von einem Kamerateam<br />

bei den Aufnahmen<br />

für ihr neues Album in<br />

den <strong>Red</strong> Bull Studios in<br />

Los Angeles begleitet –<br />

ab 30. November ist<br />

die Doku abrufbar auf:<br />

redbull.com.<br />

15<br />

Dezember<br />

SKITOUR AUF HÖCHSTEM NIVEAU<br />

Der Dokumentarfilm „La Liste – Everything or Nothing“ begleitet<br />

die Schweizer Freerider Jérémie Heitz und Sam Anthamatten von<br />

den Anden in Peru bis zum Karakorum in Pakistan. Das Duo erstellte<br />

eine Liste von Gipfeln höher als 6000 Meter, um von ihnen<br />

mit Skiern abzufahren. Atemberaubend! Zu sehen im Cineplexx<br />

Linz. Weitere Termine auf laliste-everythingornothing.com<br />

bis 24. April<br />

JOCHEN RINDT: SEINE JUGEND IN GRAZ<br />

Jochen Rindt, der am 5. September 1970 beim Abschlusstraining<br />

für den Formel-1-Grand-Prix in Monza tödlich verunglückte, ist<br />

bis heute eine Legende. Und der einzige F1-Fahrer, der nach seinem<br />

Tod Weltmeister wurde. Eine Ausstellung im Graz Museum<br />

wandelt einfühlsam auf den Spuren seiner Kindheit und Jugend<br />

in der steirischen Landeshauptstadt. grazmuseum.at<br />

ENNSTAL_CLASSIC, ALAN SAHIN/RED BULL CONTENT POOL, JEREMY-BERNARD.COM, MCKLEIN<br />

84 THE RED BULLETIN


Das Tirol Gefühl<br />

www.tirol.at


GUIDE<br />

Uhren<br />

Bernardo Tribolet (li.), Swatch Vice President Marketing, Carlo Giordanetti, Creative Director: zwei Herren, die Spaß an Uhren haben<br />

INTERVIEW<br />

Zeit für Zauberei<br />

Swatch-Uhren haben unsere Wahrnehmung von Zeit verändert. Sie sind innovativ,<br />

künstlerisch angehaucht und trotzdem erschwinglich. Ein Interview mit zwei<br />

kreativen Masterminds der Marke – über Erfindergeist und Konditoren als Berater.<br />

Text WOLFGANG WIESER<br />

Süße Inspiration:<br />

Swatch-<br />

Modell „Caramellissima“<br />

„Beginnen wir mit der ‚Caramellissima‘“,<br />

sagt Carlo Giordanetti.<br />

Klingt irgendwie süß,<br />

sieht auch so aus, tickt aber<br />

und schmeckt bestenfalls<br />

nach Plastik. Die Damenuhr<br />

hat ein rosa 25-Millimeter-Gehäuse<br />

und ein Armband aus<br />

bunten Perlen, die uns unweigerlich<br />

an Zuckerl denken lassen.<br />

„Es war eine Saison der<br />

Pastellfarben, voll süßer Dinge.<br />

Wir hatten dafür eine Geschichte<br />

entwickelt, die von<br />

Gebäck inspiriert war – und<br />

arbeiteten dafür tatsächlich<br />

mit einem Konditor aus Zürich<br />

zusammen. Auch an die Entstehung<br />

der ‚<strong>Red</strong> Shore‘<br />

erinnere ich mich gern, weil<br />

sie viel mit Freiheit zu tun hat<br />

– hier kam unser Swatch Lab<br />

ins Spiel. Wenn es einen Ort<br />

gibt, an dem man Ideen verwirklichen<br />

kann, dann ist das<br />

Lab definitiv einer. Nach langen<br />

Diskussionen waren wir<br />

so weit, dass wir alle dachten,<br />

dieser verschwommene Effekt<br />

hätte tatsächlich einen emotionalen<br />

Wert, sodass wir eine<br />

Geschichte darüber erzählen<br />

könnten. Außerdem steckt<br />

viel Ironie drin: auf der einen<br />

Seite die Liebe der Schweizer<br />

zur Präzision und die scheinbare<br />

Unschärfe dieser Uhr auf<br />

der anderen. Bei der ‚Unavoidable‘<br />

hatten wir einfach Lust<br />

auf Provokation – und deshalb<br />

verpassten wir ihr eine kleine<br />

Komplikation, eine Petite Seconde<br />

(einen separaten kleinen<br />

Sekundenzeiger; Anm.).“<br />

Eine Komplikation ist eigentlich<br />

die Spezialität der traditionellen<br />

Uhrmacherkunst, so<br />

SW<strong>AT</strong>CH<br />

86 THE RED BULLETIN


„Unavoidable“:<br />

mechanische<br />

Uhr mit Petite<br />

Seconde<br />

was ist für gewöhnlich teuer<br />

und aufwendig. Die Provokation<br />

bestand darin, dafür zu<br />

sorgen, dass dieses Modell<br />

aus der Reihe „Sistem51“ mit<br />

einem Preis ab 145 Euro trotzdem<br />

erschwinglich blieb. „Caramellissima“,<br />

„<strong>Red</strong> Shore“<br />

und „Unavoidable“: drei von<br />

knapp 10.000 Modellen aus<br />

38 Jahren Swatch-Geschichte.<br />

Creative Director Carlo Giordanetti<br />

ist seit vielen Jahren<br />

(mit Abstechern zu Montblanc<br />

und Piaggio) für Swatch tätig,<br />

er gründete das hauseigene<br />

Design Lab und ist CEO des<br />

Swatch Art Peace Hotels in<br />

Shanghai. Wir trafen ihn und<br />

Vice President Marketing<br />

Bernardo Tribolet im Swatch<br />

Headquarter in Biel, eine<br />

Stunde von Zürich entfernt –<br />

zu einem Gespräch über eine<br />

Welt, die den Zeitgeist atmet.<br />

„In unserem Labor<br />

wachsen Ideen<br />

wie in einem<br />

Organismus.“<br />

Carlo Giordanetti,<br />

Swatch-Manager<br />

the red bulletin: Es gibt<br />

fast 10.000 verschiedene<br />

Swatch-Modelle. Wer hat<br />

sich die alle ausgedacht?<br />

carlo giordanetti: Das geschieht<br />

in Teamarbeit. Seit<br />

1998 gibt es im Inneren des<br />

Unternehmens so etwas wie<br />

eine Blase, das Swatch Lab –<br />

die Idee wurde in Mailand geboren,<br />

wuchs in den USA auf,<br />

hatte eine erste echte Heimat<br />

in Zürich und fand schließlich<br />

ihr endgültiges Zuhause in<br />

Biel. Diese Blase lebt – wie ein<br />

Organismus, wie eine Zelle.<br />

Es gibt eine zehnköpfige Kerntruppe,<br />

die sehr schnell die<br />

täglichen Anforderungen<br />

bewältigt. Und dann stoßen,<br />

ganz nach Bedarf, Menschen<br />

dazu, die ihre speziellen Beiträge<br />

leisten. Wir sind sehr<br />

lebendig und haben ständig<br />

Appetit auf Neues.<br />

Aktuell gibt es rund tausend<br />

Modelle zu kaufen. Ist das<br />

nicht etwas übertrieben?<br />

giordanetti: Tausend Modelle<br />

gibt es nur online, in den<br />

Shops sind es durchschnittlich<br />

220. Einige Uhren gibt es<br />

schon seit Ewigkeiten – auf<br />

die werden wir nie verzichten,<br />

weil es so wäre, als würde man<br />

jemandem einen Arm abschneiden<br />

…<br />

bernardo tribolet: … unsere<br />

Uhren erweitern gewissermaßen<br />

deine Persönlichkeit.<br />

Heute hatte ich zum Beispiel<br />

das Gefühl, dass ich einen<br />

Funken Orange brauche, um<br />

dem Tag Schwung zu verleihen.<br />

Wir entwerfen, um bestimmte<br />

Gefühle zu wecken.<br />

Es gibt auf der ganzen Welt so<br />

viele Emotionen, für die man<br />

entwerfen kann.<br />

Der französische Werbeguru<br />

Jacques Séguéla meinte,<br />

dass es zwar wichtig ist, dass<br />

sich ein Produkt verkauft;<br />

dass es aber noch wichtiger<br />

ist, die Marke unsterblich zu<br />

machen, indem man dem<br />

Produkt eine Seele gibt.<br />

giordanetti: Eine Swatch hat<br />

Seele, wenn sie Persönlichkeit<br />

hat – für mich ist das eine<br />

Swatch, in der du dich wiederfindest.<br />

tribolet: Du schnappst dir<br />

eine 20 Jahre alte Swatch, und<br />

auf einmal erlebst du all die<br />

Momente von damals wieder.<br />

Es ist, als würdest du Musik<br />

von a-ha hören oder von Spandau<br />

Ballet. In vielen Fällen<br />

stehen sie für bestimmte Momente<br />

deines Lebens. Und<br />

das macht ihre Seele aus.<br />

Woher kam die Liebe von<br />

Swatch zur Kunst? Es gab<br />

schon 1985 eine Kooperation<br />

mit Kiki Picasso …<br />

giordanetti: Die Idee hatte<br />

Herr Hayek selbst (Swatch­<br />

Gründer Nicolas Hayek; Anm.).<br />

Plastik ging damals gar nicht.<br />

Die „<strong>Red</strong><br />

Shore“: Farben<br />

als emotionaler<br />

Effekt<br />

„Wir entwerfen<br />

Uhren, um Gefühle<br />

zu wecken.“<br />

Bernardo Tribolet,<br />

Swatch-Manager<br />

Also fragte er sich, wie man<br />

das Material aufwerten kann.<br />

Die Antwort lautete: indem<br />

man mit Künstlern zusammenarbeitet.<br />

Die Künstler lieben<br />

es, dass ihre Werke Teil des<br />

Lebens ihrer Träger werden.<br />

Über die „Sistem51 Irony“<br />

heißt es, dass sie Premium-<br />

Qualität und Premium-<br />

Design ohne den Premium-<br />

Preis bietet. Erstens: Wie<br />

geht das? Zweitens: Was soll<br />

ich mir als Käufer einer echten<br />

Premium-Uhr denken,<br />

wenn ich das lese?<br />

giordanetti: Das war eine<br />

ebenso smarte wie verrückte<br />

Idee. Es war eine echte Innovation,<br />

eine mechanische Uhr<br />

aus 51 Teilen zu schaffen, die<br />

von einer einzigen Schraube<br />

zusammengehalten werden.<br />

tribolet: Natürlich steckt<br />

dahinter immer auch ein bisschen<br />

Lust an der Provokation.<br />

Für manche in der Branche<br />

war es ein Schock. Du kennst<br />

sicher die „Flymagic“ (antimagnetische<br />

Spiralfeder, rückwärts<br />

laufender Sekundenzeiger,<br />

2019 präsentiert; Anm.):<br />

In gewisser Weise zeigt so<br />

eine Uhr, dass wir alles Wissen<br />

haben, das dafür nötig ist.<br />

Und dass wir tun können, was<br />

wir wollen. Die „Flymagic“<br />

war definitiv ein Stück Uhrmacherkunst<br />

– das wäre sie<br />

auch für eine andere Marke<br />

gewesen. Tatsächlich aber<br />

war es Swatch, die diese Uhr<br />

herausgebracht hat.<br />

THE RED BULLETIN 87


GUIDE<br />

Geschenke<br />

Kaffee wie vom Barista<br />

DeLonghi La Specialista Maestro<br />

Das richtige Mahlen, die optimale Dosierung, die ideale<br />

Temperatur: Die perfekte Tasse Kaffee gelingt auf Knopf ­<br />

druck – mit der Siebträgermaschine La Specialista Maestro.<br />

Die macht das alles nämlich selbst. Das Einzige, was Du<br />

tun musst, ist genießen. Preis: 1299 Euro, delonghi.com<br />

FESCH<br />

Das Stahlgehäuse<br />

misst 360 × 350<br />

× 450 mm (inkl.<br />

Bohnenbehälter)<br />

Frohes Fest!<br />

Eine Uhr mit Formel-1-Technologie, ein unverwüstliches Handy,<br />

ein flotter Roller: Hier sind 14 Geschenktipps für das Christkind in dir.<br />

88 THE RED BULLETIN


X-MAS<br />

LEICHTES GEPÄCK<br />

BROMPTON P-LINE<br />

Das Faltrad von Brompton ist Kult: Es<br />

bringt einen flott durch die Stadt (die neue<br />

P-Line wiegt nur 9,65 Kilo!), lässt sich<br />

rasch zu einem handlichen Paket falten<br />

und findet so auch in vollen Zügen Platz.<br />

Preis: ab 2550 Euro, at.brompton.com<br />

TRAGBAR<br />

Zusammengelegt<br />

passt das Rad<br />

auch in den kleinsten<br />

Kofferraum.<br />

HALLO, ABENTEUER!<br />

MOTOROLA DEFY OUTDOOR-HANDY<br />

Wenn sich Smartphone-Experte Motorola<br />

und Outdoor-Spezialist Bullitt zusammentun,<br />

kommt ein kleiner großer Abenteurer<br />

raus: Ob Stürze oder Wasser, Temperaturschwankungen<br />

oder extreme Luftfeuchtigkeit,<br />

dieses Smartphone hält alles aus.<br />

Preis: 329 Euro, motorolarugged.com<br />

HOCH HINAUS<br />

THE NORTH FACE HIMALAYAN PARKA<br />

Das Original unter den Kaltwetterjacken<br />

kehrt als Teil der „More Than a Jacket“-<br />

Kollektion zurück. Die übergroße Jacke<br />

wurde einst für die Erkundung des Hochgebirges<br />

entwickelt, ihre Stärke ist die<br />

kuschelige und winddichte Daunenfüllung.<br />

Preis: 360 Euro, thenorthface.at<br />

DIE BRILLE ZUM HÖREN<br />

FAUNA AUDIO<br />

Die neuen Brillen von Fauna verbinden Hightech<br />

mit schickem Design. Die getönten<br />

Gläser schützen die Augen vor Blaulicht,<br />

mit den Bügeln kann man Musik hören<br />

und Telefonate führen, alles ohne Kabel<br />

und mit freien Ohren. Preis: ab 199 Euro,<br />

wearfauna.com<br />

THE RED BULLETIN 89


X-MAS<br />

SMARTER GENIESSEN<br />

NESPRESSO VERTUO<br />

Die Maschine, die mitdenkt: Die Nespresso<br />

Vertuo liest den Barcode auf den Kapseln<br />

ab und passt die Maschineneinstellung<br />

dementsprechend punktgenau an. Egal<br />

ob Espresso oder Gran Lungo: Die exakt<br />

richtige Menge Wasser für jede Kapsel liefert<br />

Kaffee genuss auf höchstem Niveau.<br />

Preis: ab 149 Euro, nespresso.com<br />

TEMPO-LENKER<br />

Dank großer<br />

Anzeige weißt du<br />

immer, wie schnell<br />

du unterwegs bist.<br />

Rock ’n’ Roll<br />

Ultron Air EKFV E-Scooter<br />

Der Kick-Scooter verbindet die leise und elektrische Art der<br />

Fortbewegung mit jeder Menge Fahrspaß. Zugelassen für<br />

Österreichs Straßen, bringt Sie der Scooter mit einer Reichweite<br />

von bis zu 25 Kilometern und einer Höchstgeschwindigkeit<br />

von 20 km/h ans Ziel. Preis: ab 499 Euro, a-to.com<br />

COOLER KÜHLEN<br />

LIEBHERR MYSTYLE KÜHLGERÄTE<br />

Puristischer Kühler, digitaler Frischeprofi<br />

oder doch lieber ein Alleskühler? Liebherr<br />

hat Kühlgeräte entwickelt, die auf den<br />

ganz persönlichen Geschmack abgestimmt<br />

werden können. Da ist alles möglich –<br />

egal welche Farbe, ob individuell bedruckt<br />

oder mit spezieller Ausstattung.<br />

Preis: ab 650 Euro, liebherr.com<br />

DIE BESTEN MOMENTE<br />

CEWE FOTOBUCH XL<br />

Wir alle haben tausende digitale Fotos,<br />

doch die wirklich wichtigen sind es wert,<br />

ausgedruckt zu werden. Das geht jetzt<br />

noch schöner: Das Fotobuch XL liefert<br />

Ihre besten Aufnahmen in bester Qualität.<br />

Preis: ab 42,90 Euro, cewe-fotoservice.at<br />

90 THE RED BULLETIN


GUIDE<br />

Geschenke<br />

GESUND DURCH<br />

DEN WINTER<br />

SPERMIDINELIFE ® IMMUNITY KAPSELN<br />

Höchste Zeit, unserem Körper in der<br />

kalten Jahreszeit extra Unterstützung zu<br />

gönnen: Das Nahrungsergänzungsmittel<br />

Immunity+ stärkt das Immunsystem auf<br />

Basis von Vitamin C und Zink, Weizenkeimextrakt<br />

und Shiitake-Pilz-Pulver.<br />

Preis: 77 Euro, spermidinelife.com<br />

WEIL SCHIFOAN IS<br />

DES LEIWAUNDSTE …<br />

HEAD KORE 111<br />

… zumindest mit dem richtigen Ski:<br />

Der neue Kore 111 von Head ist leicht und<br />

wendig. Seine Qualitäten basieren auf<br />

einer Konstruktion aus Graphen, Karubaholz<br />

und mehrfachen Carbonschichten.<br />

Preis: 800 Euro, head.com<br />

WO SIND DIE FISCHE?<br />

GARMIN STRIKER CAST<br />

Hilf Deinem Anglerglück auf die Sprünge!<br />

Der Striker 4-Fishfinder ist ein Echolot<br />

zum Auswerfen (im Bild links), das sich<br />

via App mit dem Smartphone verbindet.<br />

Und verlässlich anzeigt, wo sich unter<br />

Wasser die dicken Fische verstecken.<br />

Preis: 149 Euro, garmin.com<br />

Wendig über Stock und Stein<br />

Canyon Signature Pro MTB Langarmtrikot<br />

Mit dem atmungsaktiven MTB-Herrentrikot ist man für<br />

jedes Trail-Abenteuer perfekt gerüstet: Der Polyester-<br />

Elasthan-Mix transportiert die Feuchtigkeit schnell vom<br />

Körper ab, die Mesh-Ärmel sorgen für Atmungsaktivität<br />

und Bewegungsfreiheit. Preis: 59,95 Euro, canyon.com<br />

Höchste Zeit<br />

Casio Edifice – Scuderia AlphaTauri<br />

Die Formel 1 verbindet Leidenschaft mit technologischer<br />

Brillanz, und Casio weiß das mit seiner Partnerschaft mit<br />

dem Rennteam Scuderia AlphaTauri zu nutzen: Für die<br />

neue Uhr werden die 6K-Carbonfasern der Rennwagen<br />

verwendet. Preis: ab 249 Euro, edifice-watches.eu<br />

THE RED BULLETIN 91


B O U L E V A R D D E R H E L D E N<br />

MICHAIL SCHOLOCHOW<br />

DAS VERSPRECHEN<br />

Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten<br />

inspirierender Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit.<br />

Folge 20: Ein Literatur-Nobelpreisträger und seine heldenhafte Lebenslüge.<br />

Es gibt einfaches Heldentum und kompliziertes;<br />

diese Geschichte berichtet<br />

von kompliziertem. Angenommen,<br />

es war so, wie ich es hier erzählen<br />

möchte, dann wäre der Schriftsteller<br />

Michail Alexandrowitsch Scholochow ein<br />

selbstloser und aufopferungsvoller Held<br />

gewesen. Seine Geschichte gehört allemal<br />

zu den spannendsten der Schriftstellerei<br />

im 20. Jahrhundert und er selbst zu jenen<br />

widersprüchlichen Persönlichkeiten, wie<br />

sie nur Diktaturen hervorbringen. Ich weiß,<br />

man kann die Geschichte dieses russischen<br />

Schriftstellers auch ganz anders erzählen,<br />

nämlich als die Geschichte eines abgefeimten<br />

Diebes von geistigem Eigentum, eines Plagiators,<br />

eines Mannes, der sich viel Ehre und Ruhm ergaunert<br />

hat, indem er das Werk eines anderen als das seine<br />

ausgab. Lange Zeit wurden die Vorkommnisse auf diese<br />

Weise dargestellt. Der Mann war immerhin ein Günstling<br />

Stalins; ihm etwas Gutes zu lassen wäre in den<br />

Augen vieler gewesen, als würde man ein mörderisches<br />

System gutheißen. Inzwischen ist sich die Wissenschaft<br />

ziemlich sicher, dass der Spott und die Verdammung,<br />

denen der Künstler lange Zeit, vor allem im Westen,<br />

ausgesetzt war, auf falschen Informationen beruhten.<br />

Ich nehme mir die Freiheit, die Geschichte als eine<br />

Heldengeschichte zu erzählen – was ist Wahrheit …<br />

Der Nobelpreis für Literatur 1965 wurde Michail<br />

Scholochow für seinen Roman „Der stille Don“ verliehen.<br />

In den meisten Fällen vergibt das Komitee<br />

den Preis für das Lebenswerk eines Autors, diesmal<br />

stand in der Urkunde, dass die Ehrung ausschließlich<br />

das genannte vierbändige Werk meine. Der Roman<br />

entstand zwischen 1927 und 1940, das Erscheinen des<br />

MICHAEL KÖHLMEIER<br />

Der Vorarlberger<br />

Bestsellerautor gilt<br />

als bester Erzähler<br />

deutscher Zunge.<br />

Zuletzt erschienen:<br />

der Roman „Matou“,<br />

960 Seiten,<br />

Hanser Verlag.<br />

letzten Bandes lag also schon fünfundzwanzig<br />

Jahre zurück. Auch den Mitgliedern des Komitees<br />

war die Diskussion über die Autorenschaft<br />

des Werkes bekannt. Noch bevor der<br />

Roman zur Gänze der Öffentlichkeit vorlag<br />

– entweder weil er noch nicht geschrieben<br />

oder noch nicht vollständig herausgegeben<br />

war –, kursierten Gerüchte, Scholochow<br />

sei nicht, könne nicht der Autor sein. In<br />

dem Buch wird auf unvergleichlich sinnliche<br />

Weise das Leben der Donkosaken beschrieben,<br />

besonders im ersten Teil, sodass<br />

alle Kritiker überzeugt waren, das könne,<br />

erstens, nur jemand schreiben, der selbst<br />

in diesem Teil der Welt lebte oder lange<br />

dort gelebt hatte; zweitens, einer, der ein<br />

lebenserfahre ner Mann ist, denn was beschrieben wird<br />

und wie es beschrieben wird, zeuge von großer Weisheit<br />

und ge festigter Lebenssicht.<br />

Scholochow war, als der erste Band erschien, gerade<br />

einmal dreiundzwanzig Jahre alt, und unter<br />

den Donkosaken hatte er nie gelebt. Seine Mutter<br />

war die Witwe eines Kosaken, ja, aber ob das ausreichte,<br />

um ein solch breites Panorama zu entwerfen? Scholochow<br />

hatte kaum die Schule besucht, eine genügende<br />

literarische Bildung durfte also auch nicht vorausgesetzt<br />

werden. Mit dreizehn Jahren bereits schloss er sich den<br />

Bolschewiki an und zog in den Bürgerkrieg. Nach dem<br />

Krieg arbeitete er in verschiedenen Häfen und Steinbrüchen,<br />

vorübergehend als Buchhalter, was damals<br />

jeder werden konnte, der alle Buchstaben kannte. Mit<br />

einundzwanzig Jahren heiratete er die Tochter eines<br />

Kosakenführers. Viel Gelegenheit, sich mit dem Leben<br />

der Menschen zu beschäftigen, die in seinem Buch so<br />

plastisch beschrieben werden, hatte er also nicht.<br />

MICHAEL KÖHLMEIER BENE ROHLMANN, CLAUDIA MEITERT GETTY IMAGES (3)<br />

92 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 93


B O U L E V A R D D E R H E L D E N<br />

Die Heldengeschichte geht so: Im Jahr 1920 trifft<br />

der gerade einmal fünfzehnjährige Michail Scholochow<br />

in einem Lazarett Fjodor Dmitrijewitsch<br />

Krjukow. Der Mann ist schwer verwundet und hat<br />

zudem Typhus. Außerdem war er Offizier der Weißen<br />

Armee, die im Bürgerkrieg gegen die Bolschewiki, also<br />

die Rote Armee, gekämpft hatte. Um so einen sorgt man<br />

sich in einem roten Lazarett nicht. Im Zivilberuf ist<br />

Krjukow Schriftsteller. Die beiden unterhalten sich, sie<br />

sind sich sympathisch, Krjukow soll einen mächtigen<br />

Eindruck auf den jungen Scholochow ausgeübt haben,<br />

dieser habe zu ihm aufgeblickt wie zu einem Vater.<br />

Manche glauben, erst die Begegnung mit Krjukow habe<br />

in dem späteren Nobelpreisträger den Wunsch geweckt,<br />

selbst Schriftsteller zu werden.<br />

Andere gehen noch weiter: Fjodor Krjukow wusste,<br />

dass er bald sterben wird. Er hatte Vertrauen in den<br />

jungen Mann, mit dem er sich in den Nächten unterhielt.<br />

Krjukow hatte viele Jahre an einem Roman geschrieben,<br />

hatte ihn noch nicht beendet, er war glücklich über sein<br />

Werk, es war sein Lebenswerk. Aber er wusste, dass der<br />

Roman eines Weißen niemals der Öffentlichkeit übergeben<br />

würde, nicht in einem Land, in dem die Kommunisten<br />

regierten. Krjukow – so diese Version der<br />

Geschichte – übergab das Manuskript seinem jungen<br />

Freund, er vertraute ihm das Manuskript an mit der<br />

Bitte eines Sterbenden, dafür zu sorgen, dass es veröffentlicht<br />

wird. Ja, es wurde sogar spekuliert, es sei<br />

Krjukows Idee gewesen, dass Scholochow das Werk<br />

zu einem Ende führe, sie hatten ja intensiv darüber<br />

gesprochen, und dass er es dann unter seinem Namen,<br />

dem Namen eines Soldaten der Roten Armee, veröffentliche.<br />

Krjukow habe sein Werk über seinen Namen gestellt.<br />

Und Scholochow habe am Sterbebett des Dichters<br />

geschworen, dessen letzten Wunsch zu erfüllen.<br />

Bleiben wir bei dieser Version. Scholochow war zu<br />

jung und zu ungebildet, um die Qualität des Werkes<br />

beurteilen zu können. Er hatte auch keine Ahnung,<br />

wie das Verlagswesen funktionierte. Wahrscheinlich<br />

hatte er damals noch kein einziges Buch gelesen. Vielleicht<br />

sogar noch nie ein Buch in der Hand gehabt.<br />

Fjodor Krjukow starb. Sein Manuskript verwahrte Scholochow.<br />

Was sollte er tun? Krjukow hatte recht, niemand<br />

würde das Buch eines Weißen verlegen. Also gab er sich,<br />

wie ihm Krjukow geraten hatte, als der Autor aus.<br />

Er glaubte nicht, dass der Schummel irgendwelche<br />

Folgen haben würde. Wer interessierte sich in diesen<br />

Zeiten schon für einen Roman! Also trug er den ersten<br />

Teil des Manuskripts zu einem kleinen Provinzverlag<br />

Es war ihm klar, dass<br />

ein Leben, das auf einer<br />

Lüge aufbaut, jederzeit<br />

zusammenbrechen kann.<br />

und gab sich als der Autor aus. Er meinte, damit habe er<br />

sein Versprechen eingelöst. In dem Verlag aber war ein<br />

Lektor, der die Qualität des Romans erkannte. Dieser<br />

Lektor hatte selbst Ambitionen, eine kleine Provinzdruckerei<br />

war ihm nicht genug. Und er meinte auch,<br />

für diese Entdeckung sei nur ein großer, potenter Verlag<br />

in der Hauptstadt das Richtige. Er bewarb sich beim<br />

größten Verlag in Moskau um die Stelle des Leiters,<br />

bekam sie und verlegte als sein erstes Buch „Der stille<br />

Don“ von Michail Alexandrowitsch Scholochow. Das<br />

Buch wurde ein sensationeller Erfolg.<br />

Nun befand sich der junge Scholochow in einem<br />

seelischen und in einem öffentlichen Konflikt – worüber<br />

zu befinden viel Einfühlungsvermögen nötig<br />

ist, um nicht ein vorschnelles Urteil zu fällen. Er, Scholochow,<br />

war ein verdienstvoller Genosse, inzwischen<br />

nicht nur Mitglied der KPdSU, sondern auch ein Funktionär.<br />

Wenn einer wie er ein Buch schrieb, dann wurde<br />

es auch verlegt. Also war „Der stille Don“ veröffentlicht<br />

worden. Er hatte sein Versprechen eingelöst, er hatte<br />

dafür gesorgt, dass der Roman seines Freundes verlegt<br />

wurde. Dazu war es notwendig gewesen, zu lügen.<br />

Was hätte er weiter tun sollen? Was, nun, nach dem<br />

großen Erfolg? Sich stellen? Zugeben, dass nicht er der<br />

Autor ist, sondern ein ehemaliger Offizier der Weißen<br />

Garde, der gegen die Rote Armee gekämpft hatte?<br />

Damit hätte er nicht nur erreicht, dass die Auflage<br />

eingestampft worden und der Roman für alle Zeiten<br />

verschwunden wäre, sondern er hätte auch sein eigenes<br />

Leben in Gefahr gebracht, als unzuverlässiger Kollaborateur<br />

wäre er womöglich hingerichtet worden.<br />

Er spielte das Spiel weiter. Vielleicht glaubte er, ein<br />

zweiter Band würde nicht mehr so viel Aufsehen erregen,<br />

das ist ja oft der Fall. Das Gegenteil trat ein.<br />

Der zweite und dann auch der dritte Band waren noch<br />

größere literarische Sensationen. Und nicht nur das.<br />

Stalin und seine Funktionäre stilisierten Scholochow<br />

zum Idealbild des sozialistisch-realistischen Schriftstellers<br />

sowjetischer Prägung.<br />

Im vierten und letzten Band fand diese Tendenz<br />

ihren Ausdruck – und die Literaturkenner waren enttäuscht.<br />

Mehr als enttäuscht. Das Gerücht sagt, diesen<br />

Band habe Scholochow selbst geschrieben oder nach<br />

den inhaltlichen Maßgaben Krjukows vollendet, allerdings<br />

ohne dessen Genie.<br />

Was das Nobelkomitee in Stockholm trotz aller<br />

Gerüchte dazu veranlasste, den Preis an Michail<br />

Scholochow zu vergeben, auch darüber kann<br />

man nur spekulieren. 1965 war der Kalte Krieg an seinem<br />

Höhepunkt. Die Kubakrise lag gerade erst drei<br />

Jahre zurück, der Schrecken eines Atomkriegs zwischen<br />

den USA und der UdSSR saß noch tief. Vielleicht meinten<br />

die Mitglieder des Komitees, mit ihrem Entscheid zur<br />

Entspannung beitragen zu können. Wir wissen es nicht.<br />

Michail Scholochow hatte ein Versprechen gegeben,<br />

und er hatte das Versprechen gehalten. Sehr früh war ihm<br />

bewusst, dass dieses Versprechen sein ganzes eigenes<br />

94 THE RED BULLETIN


Vielleicht bekam er den<br />

Nobelpreis nur, weil 1965<br />

der Kalte Krieg an seinem<br />

Höhepunkt war.<br />

Leben bestimmen wird. Und ihm wird auch klar<br />

gewesen sein, dass ein Leben, das auf einer Lüge aufbaut,<br />

jederzeit in sich zusammenbrechen kann. Mit<br />

Fluch und Schmach. Zehn Jahre nach der Vergabe des<br />

Nobelpreises wurde Scholochow vor laufender Kamera<br />

hart mit dem Vorwurf des Plagiats konfrontiert. Da<br />

brach er zusammen, weinte und sagte: „Richten Sie<br />

bitte Ataman Glaskow aus, wie sehr ich mich schäme.<br />

Ich bitte die Kosaken, mir zu verzeihen.“<br />

Die Sache ist dennoch nicht eindeutig. Alles bleibt<br />

immer Gerücht. Die Aufnahmen könnten getürkt<br />

sein, den Frager sieht man nicht. Und so weiter.<br />

Die Wissenschaft der literarischen Stilanalyse kam zu<br />

konträren Urteilen. Die einen sagten, nein, Scholochow<br />

hat nicht gelogen, er ist der Autor von „Der stille Don“,<br />

seine späteren, spärlichen Werke sind zwar unvergleichlich<br />

schlechter, aber er ist nicht der einzige Autor, den<br />

das Talent schon in jungen Jahren verlassen hat. Andere<br />

Spezialisten glaubten zu wissen, dass Scholochow sich<br />

alles erschlichen hat: die Ehre, das Geld, den Preis.<br />

Wie auch immer. Den Roman gibt es. „Der stille Don“<br />

gehört zu den ganz großen literarischen Werken des<br />

20. Jahrhunderts. Gleich, wer ihn geschrieben hat,<br />

gleich, wie er gerettet wurde, er ist da, wir dürfen ihn<br />

lesen. Ich möchte sagen: Michail Alexandrowitsch<br />

Scholochow ist ein Held. Er hat uns etwas Schönes gegeben<br />

– oder an uns weitergegeben –, und er hat dafür<br />

sein Leben auf die Waage gelegt.<br />

Michael Köhlmeiers Geschichten gibt es auch zum Anhören<br />

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Maame Biney,<br />

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96 THE RED BULLETIN


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Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 11. Jänner 2022.<br />

NICOLAS MAHLER<br />

98 THE RED BULLETIN


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