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DAS LÄCHELN<br />
DES SIEGERS<br />
Dieses Selfie hat Biker<br />
Matthias Walkner 2015<br />
nach seinem ersten<br />
Etappensieg auf der<br />
Rallye Dakar gemacht.<br />
Unserem Autor Werner<br />
Jessner verriet er, was<br />
die Wüste ihn fürs Leben<br />
lehrte. Ab Seite 48.<br />
Sie habe schon als Kind gewusst, dass sie eines Tages<br />
berühmt sein würde, sagt Rapperin Loredana, 26,<br />
wenn sie über ihren kometenhaften Aufstieg<br />
spricht. Vor gerade einmal drei Jahren veröffentlichte<br />
die Tochter albanischer Einwanderer<br />
ihren ersten Track, heute ist die<br />
Schweizerin die Königin in der Welt des<br />
Deutschrap (ab Seite 42). „Jeder Mensch<br />
lebt in seiner eigenen Realität“, sagt Schauspielerin<br />
Carrie-Anne Moss, 54 (Seite 36).<br />
Die Frau, die als Trinity in der „Matrix“-<br />
Filmtrilogie berühmt wurde, zieht Meditation<br />
der digitalen Welt vor. Auch Autor<br />
Uli Brée, 57, schafft „Wirklichkeiten“.<br />
Seine Tage verbringt der Erfinder der<br />
„Vorstadt weiber“ am liebsten am Laptop,<br />
um sich immer neue Figuren und neue Geschichten<br />
auszu denken. Jetzt führte er erstmals<br />
Regie – für eine skurrile Serie über eine<br />
Tier bestatterin wider Willen (Seite 38).<br />
Gute Unterhaltung<br />
mit der neuen Ausgabe<br />
von <strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>!<br />
Die <strong>Red</strong>aktion<br />
BILLIE EILISH<br />
umarmt vier Grammys, die sie<br />
als aktueller Superstar des Pop<br />
gewonnen hat. Mehr über die<br />
US-Künstlerin anlässlich ihres<br />
20. Geburtstages auf Seite 14.<br />
CHRISTIAN<br />
ANWANDER<br />
stammt aus Vorarlberg<br />
und lebt in New York.<br />
Für uns hat er Ski-Star<br />
Eileen Gu fotografiert:<br />
ab Seite 58.<br />
„Fürchte<br />
dich nicht<br />
vor deinem<br />
Selbstvertrauen.“<br />
Maler Leon Löwentraut<br />
weiß, wie das mit dem<br />
Berühmtwerden geht:<br />
ab Seite 40.<br />
THE RED BULLETIN 3
Elegance is an attitude<br />
Marco Odermatt
Longines Spirit
INHALT<br />
<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />
im Jänner 2022<br />
COVERSTORY<br />
22 SIMPLY THE BEST<br />
<strong>Red</strong> Bull Illume ist der weltweit<br />
größte Wettbewerb für<br />
Abenteuer- und Actionsport-<br />
Fotografie. Wir zeigen die<br />
diesjährigen Sieger.<br />
FILM<br />
36 DIE KULTFIGUR<br />
Carrie-Anne Moss ist wieder<br />
Trinity – wir freuen uns<br />
auf Teil 4 der „Matrix“.<br />
FERNSEHEN<br />
38 DER R<strong>AT</strong>GEBER<br />
Warum „Vorstadtweiber“-Erfinder<br />
Uli Brée seinen Kindern<br />
Mut zum Scheitern wünscht.<br />
KUNST<br />
40 DER MUTMALER<br />
Wie der junge Künstler Leon<br />
Löwentraut mit Hartnäckigkeit<br />
die Kunstwelt eroberte.<br />
DEUTSCHRAP<br />
42 DIE KÄMPFERIN<br />
Loredana ist die neue Szene-<br />
Königin – sie erzählt, wie sie<br />
es nach oben geschafft hat.<br />
RALLYE DAKAR<br />
48 DER ANGREIFER<br />
„Volle Attacke ist das Geilste“<br />
– Matthias Walkner über die<br />
Lehren aus der Rallye Dakar.<br />
8 GALLERY<br />
14 ZAHLEN, BITTE!<br />
16 FUNDSTÜCK<br />
18 DAS PHILOSOPHEN-INTERVIEW<br />
20 MEIN ERSTES MAL<br />
FREESTYLE-SKI<br />
58 DIE BOTSCHAFTERIN<br />
US-Aufsteigerin Eileen Gu<br />
startet für China. Ziel:<br />
beide Welten vereinen.<br />
WINTERSPORT<br />
68 DIE TOPSTARS<br />
Vier Wintersport-Größen<br />
erzählen, wie sie ihren Weg<br />
zum Erfolg gefunden haben.<br />
GUIDE<br />
Tipps für ein Leben<br />
abseits des Alltäglichen<br />
75 REISEN. Mit Rekordbergsteiger<br />
Nims Purja auf den Mont Blanc<br />
80 LESESTOFF. Der Brite Peter<br />
McLean verquickt Fantasy-Roman<br />
und Gangsterepos.<br />
82 TIPPS & TRENDS. Richtig gutes<br />
Zeug – mit besten Empfehlungen<br />
der <strong>Red</strong>aktion<br />
84 KALENDER. Eine Klassiker-Parade,<br />
eine irre Skitour, Gänsehaut-<br />
Momente – Termine zum Staunen<br />
86 UHREN. Lust auf Provokation –<br />
die Erfolgsgeschichte von Swatch<br />
88 GESCHENKE. Was unter den<br />
Christbaum passt – 14 Vorschläge<br />
92 BOULEVARD DER HELDEN.<br />
Michael Köhlmeier über<br />
den Literatur-Nobelpreisträger<br />
Michail Scholochow<br />
96 IMPRESSUM<br />
98 CARTOON<br />
58<br />
HOCH DIE SKI Die unglaubliche Leichtigkeit<br />
des Seins – Eileen Gu hebt als Luftakrobatin ab.<br />
42<br />
HOCH DIE DAUMEN Deutschrapperin Loredana<br />
weiß, dass Zielstrebigkeit zum Erfolg führt.<br />
75<br />
HOCH DEN BLICK Nims Purja macht für dich<br />
den Bergführer auf den Gipfel des Mont Blanc.<br />
M<strong>AT</strong>T POWER, FELIX KRUEGER, STEFAN VOITL/RED BULL CONTENT POOL, MARCIN KIN/RED BULL CONTENT POOL<br />
6 THE RED BULLETIN
48<br />
HOCH DAS RAD<br />
Motor-Star Matthias<br />
Walkner beim Dünen-<br />
Ritt. Uns erzählt er<br />
seine Dakar-Story.<br />
THE RED BULLETIN 7
8<br />
ANTONIN GRENIER
CAPBRETON,<br />
FRANKREICH<br />
Sie retten<br />
um die<br />
Wette<br />
Diese vier Damen sind Freiwillige der<br />
französischen Küstenwache, und der<br />
Grund ihrer Eile ist gottlob kein Notfall.<br />
Sie trainieren für einen Rettungsschwimmer-Wettkampf,<br />
der seit 2019<br />
im Südwesten Frankreichs ausgetragen<br />
wird. Bei dem Mehrkampf (u. a. Sprint,<br />
Schwimmen und Paddleboard) geht<br />
es um alle Fähigkeiten, die nötig sind,<br />
um im Ernstfall Leben zu retten.<br />
Instagram: @antoningrenier
MIAMI, FLORIDA, USA<br />
Breaking<br />
News<br />
Dürfen wir vorstellen? Das ist Logan Edra.<br />
Die Amerikanerin mit philippinischen<br />
Wurzeln ist erst achtzehn, hat aber<br />
unter ihrem Künstlernamen „Logistx“<br />
bereits eine beeindruckende Karriere<br />
als B-Girl hinter sich. Das kommt daher,<br />
dass sie schon mit sieben mit dem Tanzen<br />
und mit zehn mit Breaking an gefangen<br />
hat. Jetzt konzentriert sie sich ganz auf<br />
die Olympischen Spiele in Paris 2024.<br />
Da wird Breaking erstmals olympisch<br />
sein – und Logan eine ganz heiße<br />
Kandidatin auf eine Medaille.<br />
Instagram: @logistx_ugf<br />
10
YSA PEREZ, BRIAN LOWE<br />
HOUSTON, TEXAS, USA<br />
Volle Kraft<br />
voraus<br />
Wenn Weltklasse-Sprinter Elijah Hall<br />
eine Schwäche hat, dann ist es der<br />
Start. Darum übt er diese Phase auch<br />
entsprechend ausdauernd – wie hier auf<br />
dem Trainingsgelände der Universität<br />
Houston, Texas. „Diese Bewegungen<br />
müssen in Fleisch und Blut übergehen“,<br />
sagt der US-Athlet, „im Rennen muss<br />
das alles vollkommen automatisch<br />
funktionieren. Das Einzige, was mich<br />
aufhalten kann, bin ich selbst.“<br />
Instagram: @_elihall
RICK GUEST<br />
LONDON, ENGLAND<br />
Flyin’ high<br />
Morgan Lake, 24, gehört zu den besten<br />
Hochspringerinnen Großbritanniens,<br />
ihre Bestleistung liegt bei 1,97 Metern.<br />
Fotograf Rick Guest – seine Spezialität<br />
sind Bilder, die dynamische Bewegungen<br />
im exakt richtigen Moment einfangen –<br />
schwärmt von Lakes Körper als „perfektem<br />
Werkzeug zur Überwindung der<br />
Schwerkraft“. Bei diesem Sprung<br />
hat sie sich die Latte allerdings<br />
nicht besonders hoch gelegt –<br />
so locker, wie sie da drüberspringt.<br />
Der Fotograf: rg-e.com<br />
13
Z A H L E N , B I T T E !<br />
BILLIE EILISH<br />
Frau der Ringe<br />
Pop-Superstar Billie Eilish feiert im Dezember ihren 20. Geburtstag.<br />
In welcher Tonart sie James Bond auf Touren bringt, wie viele Cartier-Ringe<br />
sie bei der Met-Gala trug und was ihr erstes Auto kostete.<br />
13<br />
Jahre jung war die Sängerin, als<br />
sie ihre erste Single „Ocean Eyes“<br />
im November 2015 bei SoundCloud<br />
hochlud – exakt ein Jahr vor<br />
dem o∞ziellen Release des Songs.<br />
53.000.000<br />
Dollar verdiente Billie Eilish<br />
2020 – Rang 43 als Jüngste<br />
im Forbes-Ranking<br />
der Top-100-Celebritys.<br />
0<br />
Menschen folgt Billie Eilish<br />
auf Instagram – ihr Profil hingegen<br />
hatten bei <strong>Red</strong>aktionsschluss<br />
96,2 Millionen Fans abonniert.<br />
1.200.000<br />
Mal verkaufte sich 2019 ihr Debütalbum<br />
„When We All Fall Asleep,<br />
Where Do We Go?“.<br />
74<br />
Beats pro Minute tragen ihren<br />
James-Bond-Titelsong „No Time<br />
to Die“ in e-Moll voran.<br />
24<br />
Länder führten ihr aktuelles<br />
Album „Happier Than Ever“<br />
auf Rang 1 der Charts.<br />
25.000.000<br />
Dollar kassierte Billie Eilish<br />
von Apple TV+ für die Doku<br />
„<strong>The</strong> World’s a Little Blurry“.<br />
4<br />
Grammys in den vier Hauptkategorien<br />
Single, Song,<br />
Album und New Artist hat sie<br />
2020 gewonnen. Vor ihr<br />
schaffte das noch keine Frau.<br />
25<br />
Ringe aus dem Hause Cartier<br />
trug Billie Eilish am <strong>Red</strong><br />
Carpet der Met-Gala 2021.<br />
49.736.031<br />
Hörer pro Monat machten sie 2020 zur<br />
meistgestreamten Künstlerin auf Spotify.<br />
29.000<br />
Dollar kostete ihr erstes Auto, ein<br />
matt schwarzer Dodge Challenger –<br />
ein Geschenk ihrer Plattenfirma<br />
zum 17. Geburtstag.<br />
2<br />
ihrer vier Vornamen<br />
ergeben den Künstlernamen<br />
von Billie Eilish Pirate Baird<br />
O’Connell.<br />
GETTY IMAGES (2), ALAMY CLAUDIA MEITERT HANNES KROPIK<br />
14 THE RED BULLETIN
JAKE GYLLENHAAL<br />
O C E A N<br />
L U N A R O S S A<br />
T H E N E W F R A G R A N C E F O R M E N
F U N D S T Ü C K<br />
Fabio Wibmer, 26,<br />
Bike-Artist,<br />
YouTube-King<br />
FABIO WIBMER<br />
Das 200-Millionen-Rad<br />
Das Bike, mit dem der Tiroler 2019 „Wibmer’s Law“ drehte.<br />
Jetzt durchbrach das Video auf YouTube eine magische Marke.<br />
Räder: abmontiert. Sattel: verschwunden. Pedale: perdu. Dieses Rad hat schon bessere Zeiten gesehen.<br />
Tatsächlich spielt es im Leben von Fabio Wibmer eine wichtige Rolle – hat er doch damit im September<br />
2019 den YouTube-Hit „Wibmer’s Law“ gedreht. Das 8 Minuten und 23 Sekunden lange Video mit<br />
Schauplätzen in Wien und Salzburg, Linz und Innsbruck hat auf YouTube vor kurzem die 200-Millionen-<br />
Zuschauer-Marke geknackt. Fabio weiß das zu würdigen: Demnächst wird er das Ding als Trophäe<br />
daheim an die Wand hängen. Mit Bike-Hersteller Canyon entwickelt er gerade ein neues Trial-Gerät.<br />
PHIL PHAM, PHILIP PL<strong>AT</strong>ZER/RED BULL CONTENT POOL<br />
16 THE RED BULLETIN
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D A S F I K T I V E P H I L O S O P H E N - I N T E R V I E W<br />
NIETZSCHE SAGT:<br />
„Die Vernunft gehört<br />
in den Restmüll!“<br />
Gesundheit ist für viele Menschen das höchste Gut. Aber ist<br />
sie wirklich das Wichtigste im Leben? Friedrich Nietzsche<br />
war immer krank – und hat sich gerade deshalb viele Gedanken<br />
über die Gesundheit gemacht. Was dabei herausgekommen<br />
ist, erklärt er in unserem fiktiven Interview<br />
mit dem Philosophen Christoph Quarch.<br />
the red bulletin: Herr Nietzsche,<br />
wie geht es Ihnen?<br />
friedrich nietzsche: Danke, die<br />
Kopfschmerzen haben etwas nachgelassen.<br />
Obwohl ich mir nach wie<br />
vor den Kopf über Ihre Zeitgenossen<br />
zerbreche. Sehen Sie, es ist jetzt<br />
bald 150 Jahre her, dass ich über<br />
die Menschen der Moderne schrieb:<br />
„Man hat sein Lüstchen für den Tag<br />
und sein Lüstchen für die Nacht. Aber<br />
man ehrt die Gesundheit.“ Daran hat<br />
sich nichts geändert.<br />
Mit diesen Worten aus „Also sprach<br />
Zarathustra“ haben Sie diejenigen<br />
verspottet, die Sie „die letzten<br />
Menschen“ nannten. Was finden<br />
Sie so problematisch daran, dass<br />
Menschen die Gesundheit ehren?<br />
Wir alle wollen gesund sein. Ich auch.<br />
Meine Güte, Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr<br />
ich unter meinen Kopfschmerzen leide. Ich bin quer<br />
durch Europa gereist, um Orte zu finden, an denen ich<br />
es irgendwie aushalten konnte. Aber das heißt nicht,<br />
dass ich alles meiner Gesundheit untergeordnet hätte.<br />
Ich wollte gesund sein, um meine Arbeit machen zu<br />
können: um etwas zu schaffen. Denn das, mein Freund,<br />
ist es, worum es im Leben geht: schöpferisch sein und<br />
etwas Eigenes hinterlassen.<br />
Aber Sie sagen doch selbst, dass man dafür gesund<br />
sein muss.<br />
Sage ich nicht. Ich war nie gesund und habe trotzdem<br />
Großes geschaffen. Wahrscheinlich wäre mir das nie<br />
gelungen, wenn ich nicht meine Krankheit in eine<br />
Energiequelle verwandelt hätte. Es ging mir immerzu<br />
besch… bescheiden – ja, gerade deshalb habe ich wie<br />
wahnsinnig gearbeitet; gerade deshalb habe ich mein<br />
Bestes geben können. Ich wusste, was ich wollte – und<br />
das war viel mehr, als mich um meine Gesundheit zu<br />
kümmern, mir etwas Schönes zu gönnen oder im Spa<br />
rumzuhängen. Unter uns, mein Freund: Dass ihr so<br />
„Das ist es, worum<br />
es im Leben geht:<br />
schöpferisch sein<br />
und etwas Eigenes<br />
hinterlassen.“<br />
viel um eure Gesundheit kreist und so viel Aufhebens<br />
um eure Wehwehchen macht, verrät mir, dass ihr<br />
klein geworden seid: Zwerge, die keine Idee mehr<br />
davon haben, wofür sie leben wollen. Ihr lasst euch<br />
treiben und macht, was alle machen.<br />
Na ja, aber es können doch nicht alle<br />
so große Autoren werden wie Sie …<br />
Na und? Jeder kann in seinem Umfeld<br />
etwas Großes schaffen. Jeder kann<br />
seine verdammten Träume verwirklichen.<br />
Jeder kann tanzen, wenn<br />
er nur wollte. Aber ihr wollt nichts<br />
– außer ein bisschen Spaß haben<br />
und gesund sein! Und dann redet<br />
ihr euch auch noch ein, dass ihr<br />
vernünftig seid, wenn ihr alles diesen<br />
Zielen unterordnet. Ich aber sage euch:<br />
Genau diese „Vernunft“ könnt ihr getrost<br />
in eure Restmülltonnen schmeißen.<br />
Diese „Rationalität“ verhindert<br />
nämlich, dass ihr wachst und große<br />
Menschen werdet. Menschen, die<br />
sich dem Leben stellen, die sich<br />
dem Schmerz stellen – die ob ihrer<br />
Schwäche lachen und der Stimme<br />
ihres Herzens folgen.<br />
Hm, und was müsste man Ihrer Ansicht nach tun,<br />
um – wie Sie es ausdrücken – ein großer Mensch<br />
zu werden?<br />
Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden<br />
Stern gebären zu können. Besser kann ich es<br />
nicht sagen. Schluss mit der ewigen Nüchternheit und<br />
dem Schonwaschgang! Mut zum Rausch statt ängstlich<br />
herumdümpeln, wäre meine Devise. Was man dafür<br />
braucht? Ein leidenschaftliches Herz, sonst nichts.<br />
Und das wohnt sogar in deiner Brust, mein Freund.<br />
FRIEDRICH NIETZSCHE (1844 – 1900) gilt als einer der schärfsten<br />
Kritiker der technisch-rationalen Moderne. Mit seinem Werk<br />
„Also sprach Zarathustra“ inspirierte er Generationen von<br />
Künstlern und Denkern, neue Wege zu gehen. Dabei war Nietzsche<br />
häufig krank, er litt an immer wiederkehrenden Migräneschüben.<br />
Dennoch – oder gerade deshalb – schrieb er viel über<br />
die leibliche und geistige Gesundheit des Menschen.<br />
CHRISTOPH QUARCH, 57, ist deutscher Philosoph, Gründer<br />
der Neuen Platonischen Akademie (akademie-3.org) und Autor<br />
zahlreicher philosophischer Bücher, zuletzt: „Kann ich? Darf<br />
ich? Soll ich? Philosophische Antworten auf alltägliche Fragen“,<br />
legenda Q, 2021.<br />
DR. CHRISTOPH QUARCH BENE ROHLMANN<br />
18 THE RED BULLETIN
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FREUDE SCHENKEN!
M E I N E R S T E S M A L<br />
GERRY FRIEDLE<br />
„Ohne Janis Joplin würde es<br />
DJ Ötzi nicht geben“<br />
Beim Versuch, seine Freundin zurückgewinnen, erkannte er sein Talent:<br />
der Schlagerstar über seinen ersten Auftritt in einer Tiroler Karaoke-Bar.<br />
Heute ist Gerry Friedle, besser bekannt als DJ Ötzi,<br />
einer der erfolgreichsten Musiker im deutschen<br />
Sprachraum: 16 Millionen verkaufte CDs, acht Amadeus-Awards<br />
und Nummer-1-Hits in England, Österreich<br />
und Deutschland. Sein Song<br />
„Ein Stern“ hielt sich 41 Wochen<br />
in den deutschen Single-Top-10,<br />
länger als jeder andere.<br />
Dabei war sein Weg nach<br />
oben nicht leicht. Er lebte erst<br />
bei einer Pflegefamilie, dann bei<br />
seinen Großeltern im Tiroler<br />
Ötztal. Als Kind war er oft krank<br />
und litt an Epilepsie. Später<br />
schlug er sich mit Koch- und DJ-<br />
Jobs durch, bis er 1999 mit dem<br />
Ohrwurm „Anton aus Tirol“ zum<br />
Schlagerstar wurde.<br />
Uns erzählt der heute Fünfzigjährige<br />
von jener Nacht, in der<br />
er zum ersten Mal erkannte, dass<br />
das Rampenlicht sein Element<br />
ist. Von dem Moment, der ihm<br />
die Kraft gab, Sänger zu werden<br />
– allen Widrigkeiten zum Trotz.<br />
„Gesungen habe ich in meiner<br />
Kindheit nur dann, wenn ich<br />
Angst hatte. Wenn ich in den<br />
Keller geschickt wurde, um Holz<br />
hochzutragen. Oder wenn ich<br />
im Winter Milch holen musste,<br />
wenn es schon finster war. Im<br />
Dunklen habe ich mich immer sehr gefürchtet, keine<br />
Ahnung, warum. Geholfen hat mir in solchen Situationen<br />
nur das Singen. ‚Santa Maria‘ von Roland Kaiser<br />
zum Beispiel oder die Sachen von Vader Abraham –<br />
also all die Schlager, die damals bei uns daheim im<br />
Radio liefen.<br />
Ein positives Gefühl beim Singen hatte ich zum<br />
ersten Mal um 1990 im Austria-Keller in Obergurgl im<br />
Ötztal. Das war eine Bar, in der man Karaoke singen<br />
konnte, unweit von dem Hotel, in dem ich als Koch<br />
arbeitete. An jenem Abend wollte ich meine damalige<br />
Freundin zurückgewinnen – nachdem ich sie betrogen<br />
hatte. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und<br />
sang ihren Lieblingssong: ‚Me and Bobby McGee‘ von<br />
0:00–50:23<br />
Gerry Friedle<br />
Mein erstes Mal – der Podcast<br />
„Mir wurde bewusst:<br />
Hey, ich kann da was,<br />
was den Leuten taugt.“<br />
DJ Ötzi über das erhebende Gefühl<br />
des allerersten Applauses<br />
Janis Joplin. Ich stand auf der Bühne und fühlte ein<br />
Ameisenkribbeln am ganzen Körper. Das Gefühl war<br />
mir vertraut, aber ich hatte es bis dahin nur in negativer<br />
Form von meinen epileptischen Anfällen gekannt.<br />
In diesem Moment fühlte<br />
es sich zum ersten Mal positiv<br />
an. Das war großartig! Und was<br />
sich noch besser anfühlte: der<br />
Applaus danach. Es waren zwar<br />
nur ungefähr dreißig Leute da,<br />
aber mir wurde an diesem Abend<br />
bewusst: Hey, ich kann da etwas,<br />
was den Leuten taugt.<br />
Dieser Moment hat meinem<br />
Leben zum ersten Mal eine Richtung<br />
gegeben – und mir in der<br />
Folge in schwierigen Situationen<br />
weitergeholfen. Als ich mit meiner<br />
Band Demo-Tapes an Plattenfirmen<br />
schickte, aber nur Absagen<br />
erhielt, zum Beispiel. Oder<br />
wenn Leute meinten, ich sei bloß<br />
eine Eintagsfliege. Dieser frühe<br />
Erfolgsmoment in der Karaoke-<br />
Bar gab mir die Kraft, spätere<br />
Ablehnung in Motivation umzuwandeln.<br />
Nach dem Motto:<br />
Okay, euch zeige ich es, jetzt erst<br />
recht! Er hat mir vor Augen geführt,<br />
wie wichtig es ist, an sich<br />
zu glauben, an sich zu arbeiten<br />
und sein Ding durchzuziehen.<br />
Übrigens, die Freundin habe ich mit dem Auftritt<br />
zurückgewonnen – allerdings nur für eine Nacht.<br />
Was aber geblieben ist: Ohne Janis Joplin würde es<br />
DJ Ötzi nicht geben.“<br />
„MEIN ERSTES MAL“ IST DIE RED BULLETIN-PODCAST-SERIE,<br />
in der Heldinnen und Helden über ihre Anfänge sprechen. Die<br />
Folge mit Gerry Friedle, dessen Autobiografie<br />
„Lebensgefühl“ gerade eben<br />
im Ecowin Verlag erschienen ist, gibt’s<br />
im Podcast-Kanal von<br />
<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>. Zu finden<br />
auf allen gängigen Plattformen<br />
wie Spotify und auf<br />
redbulletin.com/podcast<br />
FRITZ HAUSWIRTH<br />
20 THE RED BULLETIN
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immun PLUS<br />
MIT VITAMIN<br />
C + D & ZINK *<br />
*Zink, Vitamin C & D tragen zu einer<br />
normalen Funktion des Immunsystems bei.<br />
Empfohlene Verzehrseinheit: ein Glas (250 mL) pro Tag.<br />
Ganz allgemein empfehlen wir eine ausgewogene Ernährung<br />
und eine gesunde Lebensweise.
P O R T F O L I O<br />
Simply<br />
the<br />
Best<br />
<strong>Red</strong> Bull Illume ist der<br />
weltweit größte Wettbewerb<br />
für Abenteuer- und Actionsport<br />
fotografie. Vorhang auf<br />
für die heurigen Sieger!<br />
Text ANDREAS WOLLINGER<br />
Rod Hill, 48<br />
Plötzlich war das Licht perfekt<br />
Sieger in der Kategorie<br />
„Energy by <strong>Red</strong> Bull Photography“<br />
Rod Hill hatte schon eingepackt. Doch dann<br />
entschied sich Kanute River Mutton spontan für<br />
eine letzte Fahrt über die Huka Falls des Waikato<br />
River, Neuseeland. Also: Kamera wieder raus.<br />
„Plötzlich war das Licht so, wie ich es noch nie<br />
gesehen hatte“, sagt Hill. Glück des Tüchtigen.<br />
Instagram: @rod_coffee<br />
22 THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN 23
P O R T F O L I O<br />
Will<br />
Saunders, 27<br />
Schöner fallen<br />
Sieger in der Kategorie „Masterpiece by Sandisk Professional“<br />
Einerseits: die majestätische Ruhe der Wüstenlandschaft des Indian Creek<br />
im US-Bundesstaat Utah. Anderseits: die Dynamik eines Kletterers im freien Fall.<br />
Ergibt: grandiose Spannung. Richtig, normalerweise fallen Kletterer anders. Aber<br />
Fotograf Will Saunders bat Jake Talley um eine „kraftvolle Bewegung“ beim Sturz.<br />
Check! Und den Gesamtsieg sicherte er sich mit diesem Genieblitz auch.<br />
willsaundersphoto.com, Instagram: @willsaundersphoto<br />
24 THE RED BULLETIN
„Jedes Mal, wenn ich rausgehe,<br />
überwinde ich mich, etwas zu tun,<br />
was ich noch nie versucht habe.“<br />
Will Saunders<br />
THE RED BULLETIN 25
P O R T F O L I O<br />
26 THE RED BULLETIN
„Ich will, dass<br />
die Betrachter tief<br />
in Welten eintauchen,<br />
in denen sie noch nie<br />
zuvor waren.“<br />
Carolin Unrath<br />
Carolin<br />
Unrath, 25<br />
Wo geht’s hier zur Welle?<br />
Siegerin in der Kategorie<br />
„Lifestyle by COOPH“<br />
In München lässt es sich mit der U-Bahn<br />
zum Surfen fahren. Hier sehen wir Andi<br />
Müllner auf dem Weg zur berühmten<br />
Eisbachwelle, die sich im Englischen<br />
Garten aufbaut. Die Vorfreude ist in<br />
diesem Fall besonders groß: An dem<br />
Tag öffnete die Eisbachwelle das<br />
erste Mal nach dem Lockdown 2020.<br />
carolinunrath.com<br />
Instagram: @carounrath<br />
THE RED BULLETIN 27
P O R T F O L I O<br />
Thomas<br />
Monsorno, 36<br />
Es ist nicht,<br />
wie es scheint<br />
Sieger in der<br />
Kategorie<br />
„Innovation<br />
by EyeEm“<br />
Das ist der Schweizer<br />
Eiskletterer Dani Arnold.<br />
Er ist hier am Baikalsee<br />
in Sibirien unterwegs,<br />
dem tiefsten See der Erde.<br />
Allerdings nicht von unten<br />
nach oben, sondern in der<br />
Horizontalen. Eine Illusion<br />
vom Feinsten, erdacht<br />
vom Südtiroler Fotografen<br />
Thomas Monsorno.<br />
thomasmonsorno.com<br />
Instagram:<br />
@ thomas.monsorno<br />
28 THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN 29
P O R T F O L I O<br />
„Mir macht es Spaß,<br />
Menschen in Momenten der<br />
Verletzlichkeit festzuhalten<br />
– in oder vor einer Wand.“<br />
Victoria Kohner-Flanagan<br />
Bruno Long, 42<br />
Phönix aus dem Staub<br />
Sieger in der Kategorie „RAW by Leica“<br />
Auf einer supersteilen Passage auf einem Trail in Fernie, British<br />
Columbia, Kanada: Mountainbiker Dylan Siggers taucht aus dem<br />
Staub auf wie Phönix aus der Asche. „Ich liebe es, mit Staub<br />
und Licht zu spielen“, sagt Fotograf Long, „weil es so ein zufallsgesteuerter<br />
Prozess ist.“ brunolong.com, Instagram: @eye_b_long<br />
30 THE RED BULLETIN
Victoria Kohner-<br />
Flanagan, 23<br />
Und jetzt: Hände hoch!<br />
Siegerin in der Kategorie „Emerging by Black Diamond“<br />
Diese beängstigend glatte, 39 Meter hohe Wand im kalifornischen<br />
Pine Creek Canyon heißt „Queen of Heartbreaks“ – Königin des Herzschmerzes.<br />
Zu Recht: Fotografin Victoria Kohner-Flanagan blieb<br />
schleierhaft, wo genau hier die nächsten Griffe sein sollten. Hier<br />
gönnt Kletterer Jack Nugent seinen Händen eine kleine Pause.<br />
victoriakohnerflanagan.com, Instagram: @vickyvicti<br />
THE RED BULLETIN 31
P O R T F O L I O<br />
„In einer Welt, die mit<br />
Bildern überflutet wird,<br />
musst du den Dingen<br />
einen persönlichen Touch<br />
geben. Dann werden sie<br />
interessant.“<br />
Markus Berger<br />
Markus<br />
Berger, 40<br />
Im Bauch des Gletschers<br />
Sieger in der Kategorie<br />
„Playground by WhiteWall“<br />
Tief im Berg, unter dem Hintertuxer<br />
Gletscher im Tiroler Zillertal, befindet<br />
sich ein märchenhafter Ort: der Natur<br />
Eis Palast. Dort kann man schwimmen,<br />
Kajak oder Schlauchboot fahren oder<br />
eisklettern. Und: wakeboarden, wie Dominik<br />
Hernler hier zeigt. Markus Berger<br />
hat das für die Nachwelt festgehalten.<br />
markusbergerphotography.com<br />
Instagram:<br />
@markus_berger_photography<br />
32 THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN 33
P O R T F O L I O<br />
Jan Kasl, 27<br />
Yhabril<br />
Moro, 42<br />
Die wahren Abenteuer sind im Kopf<br />
Sieger in der Kategorie „Creative by Skylum“<br />
Sieht so aus, als hätte Skateboarder Fanda Šesták einen fabelhaften<br />
Spielplatz gefunden: eine spiralförmige Bahn. Ist aber eine optische<br />
Täuschung, die in der Welt der Fotografie „erzwungene Perspektive“<br />
heißt. Der Trick ist, Dinge nahe der Kamera weiter weg erscheinen<br />
zu lassen. Und umgekehrt. Der Tscheche Jan Kasl hat das hier perfekt<br />
umgesetzt. jankaslphoto.com, Instagram: @jankaslphoto<br />
Männer im Mond<br />
Sieger in der Kategorie „Best of Instagram by Lenovo“<br />
Was es für dieses Bild alles braucht: zwei Kicker, aufgebaut an<br />
der richtigen Stelle am Pico Malacara, Spanien; einen perfekt synchronisierten<br />
Sprung der beiden Freeskier Jaime Rico und Javi Diaz;<br />
den Vollmond; natürlich klaren Himmel – und einen genialen Fotografen<br />
wie Yhabril Moro. yhabril.com, Instagram: @yhabril<br />
DER WETTBEWERB<br />
RED BULL<br />
ILLUME<br />
Zwei Beobachtungen brachten<br />
den Ex-<strong>Red</strong> Bull-Athleten und Fotografen<br />
Ulrich Grill 2006 ins Grübeln.<br />
Erstens: Der technologische<br />
Fortschritt in der Lichtbildnerei<br />
er öffnete Actionfotografen völlig<br />
neue Möglichkeiten. Zweitens: Es<br />
gab keinen Wettbewerb, der dieses<br />
junge Genre entsprechend zelebrierte.<br />
Also erfand Ulrich schlicht<br />
einen solchen: <strong>Red</strong> Bull Illume.<br />
Heute ist der Contest mit Zehntausenden<br />
Einsendungen der weltweit<br />
größte seiner Art. Die Sieger<br />
werden von einer 50-köpfigen Fachjury<br />
gekürt. Ein aufwendiger Prozess<br />
mit hohem Qualitätsanspruch.<br />
Daher findet der Bewerb ganz bewusst<br />
nur alle zwei Jahre statt.<br />
redbullillume.com<br />
34 THE RED BULLETIN
Hautnah erleben, worauf<br />
die ganze Welt abfährt.<br />
Priceless<br />
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Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel gewinnen!
Film<br />
Carrie-Anne<br />
Moss<br />
bekämpft als Trinity die Matrix in schwarzem Latex.<br />
Privat verbannt die Schauspielerin Smartphones aus<br />
ihrem Alltag – und besiegt Algorithmen mit Meditation.<br />
Interview RÜDIGER STURM<br />
1999 sorgte der Kinohit „Matrix“<br />
für eine Revolution des Actionkinos.<br />
Carrie-Anne Moss zeigte Keanu<br />
Reeves damals, dass alle Menschen<br />
in einer gigantischen Computersimulation<br />
gefangen sind – der<br />
Matrix. 18 Jahre nach dem dritten<br />
Teil geht der Kampf gegen die Illusion<br />
in „<strong>The</strong> Matrix Resurrections“<br />
weiter. Die heute 54-Jährige erläutert<br />
exklusiv für <strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>, wie<br />
sie der künstlichen Welt der Matrix<br />
entkommt, mit welchen Methoden<br />
sie ihre Stunts übt und welche Rolle<br />
Meditation dabei spielt.<br />
THE RED BULLETIN: Frau Moss,<br />
hatten Sie jemals selbst das Gefühl,<br />
dass wir nicht in der realen<br />
Welt, sondern in der Matrix leben?<br />
carrie-anne moss: Das habe ich<br />
jeden Tag.<br />
Wow. Wann hat das angefangen?<br />
Zum ersten Mal brachte mich ein<br />
Lehrer in der 10. Klasse auf den<br />
Gedanken. Er fragte uns, ob es nicht<br />
sein könnte, dass wir alle in einem<br />
Traum leben. Damals dachte ich:<br />
„Wie bitte?!“ Ich kann mich nicht an<br />
viel aus meiner Schulzeit erinnern,<br />
aber diese Frage ist mir präsent geblieben.<br />
Sie hat eine Tür in meinem<br />
Geist aufgestoßen. Ich habe viele<br />
Jahre darüber nachgedacht, denn<br />
der Lehrer gab uns keine Antwort.<br />
Was ist denn Ihre Antwort?<br />
Dass jeder Mensch in seiner eigenen<br />
Realität lebt – abhängig von Algorithmen<br />
in sozialen Medien oder<br />
einfach nur von seinen persönlichen<br />
Interessen. Du kannst dich in einem<br />
Zimmer mit vier Personen aufhalten,<br />
und jede davon bewegt sich in einer<br />
komplett anderen Welt.<br />
In den „Matrix“-Filmen geht es darum,<br />
dass wir zur wahren Realität<br />
vordringen. Gelingt Ihnen das?<br />
Ich versuche auf jeden Fall, diese<br />
Matrix aufzulösen. Ein ganz wichtiges<br />
Werkzeug dabei ist für mich<br />
Meditation. Sie gibt mir die Möglichkeit,<br />
meinen Geist zu beruhigen.<br />
Egal ob ich das nun drei Minuten<br />
oder drei Stunden mache. Oder<br />
meinetwegen auch nur ein paar<br />
Atemzüge. Wenn ich meditiere, bin<br />
ich komplett bei mir – ohne den<br />
ganzen Lärm der Außenwelt. In der<br />
Meditation trete ich sozusagen in<br />
einen Raum voller Ruhe ein, darin<br />
erlebe ich so etwas wie echte Realität,<br />
und das beschert mir ein pures<br />
Glücksgefühl.<br />
Welche Techniken setzen Sie da<br />
genau ein?<br />
Ich habe lange Zeit Transzendentale<br />
Meditation gemacht, jetzt ist es eine<br />
Art Hybridform, die ich selbst entwickelt<br />
habe und die ich auch anderen<br />
Leuten beibringe. Wichtig dabei<br />
ist, dass man das nicht wie eine lästige<br />
Pflicht empfindet. Ich persönlich<br />
freue mich auf jede Meditation.<br />
Das heißt, im Grunde haben Sie<br />
die illusionäre Welt der Matrix<br />
schon hinter sich gelassen?<br />
Einerseits ja, andererseits ist der<br />
Weg aus der Matrix endlos. Sobald<br />
du denkst, du hast sie entwirrt und<br />
bist frei davon, denkst du dir: Moment,<br />
vielleicht bin ich einfach nur<br />
in der nächsten Matrix gelandet.<br />
Wir werden auch durch die Algorithmen<br />
der digitalen Welt manipuliert.<br />
Wie schütteln Sie die ab?<br />
Ich war nie von der digitalen Welt<br />
begeistert. Ich habe eher eine Aversion<br />
entwickelt, weil sie sich nicht<br />
gut für mich anfühlt. Natürlich hänge<br />
ich wie alle anderen am Smartphone,<br />
aber ich sehe zu, dass ich<br />
mich, sooft es geht, ausstöpsle. Und<br />
ich habe diese Haltung auch meinen<br />
Kindern zu vermitteln versucht. Sie<br />
gingen auf eine Waldorfschule, wir<br />
hatten keinen Fernseher. Irgendwann<br />
kamen sie jedoch in ein Alter,<br />
in dem sie aufs Smartphone nicht<br />
verzichten wollten. Also habe ich<br />
ihnen gesagt: „Der Technik ist euer<br />
Wohlergehen egal, aber für mich<br />
seid ihr das Wichtigste überhaupt.“<br />
Zu einem freien Geist gehört auch<br />
ein gesunder Körper. Was tun Sie<br />
für den Ihren – etwa um die Stunts<br />
in „Matrix“ zu meistern?<br />
Das war eine große Herausforderung.<br />
Ich war ja nicht mehr Anfang<br />
dreißig wie bei den ersten Filmen.<br />
Dazu gehört Training, gesundes<br />
Essen mit Nahrungsergänzungen,<br />
aber letztlich ist das auch eine<br />
mentale Frage. Für die schwierigsten<br />
Stunts half mir die Technik der<br />
Visualisierung. Das Training des<br />
Geistes ist das Wichtigste überhaupt.<br />
„Matrix Resurrections“ läuft<br />
ab 23. Dezember in den Kinos.<br />
JSQUARED PHOTOGRAPHY/CONTOUR BY GETTY IMAGES<br />
36 THE RED BULLETIN
„Ich habe<br />
eine Aversion<br />
gegen die<br />
digitale Welt<br />
entwickelt.“<br />
Sci-Fi-Ikone Carrie-Anne Moss, 54,<br />
schaltet gern ihr Handy ab.<br />
THE RED BULLETIN 37
Fernsehen<br />
Uli Brée<br />
erfand die „Vorstadtweiber“, schrieb ein Kabarett über<br />
Männerschmerzen und schwört, dass er nie wieder eine Serie<br />
mit mehr als drei Staffeln verfassen wird. Jetzt führt er<br />
erstmals Regie: bei der skurrilen Miniserie „Aus die Maus“.<br />
Text KARIN CERNY<br />
Foto OSKAR SCHMIDT<br />
Wie sieht dein Alltag aus?<br />
Meistens sitze ich von neun in der<br />
Früh bis am Abend am Laptop.<br />
Dazwischen gehe ich mit dem Hund<br />
spazieren, um den Kopf freizubekommen.<br />
Ich verstehe Autoren<br />
nicht, die sagen, dass sie Schreiben<br />
als quälend empfinden. Für mich<br />
gibt es nichts Schöneres, als vor<br />
einer leeren Seite zu sitzen: Da ist<br />
alles möglich!<br />
Uli Brée, 57, ist heute schon lange<br />
auf den Beinen: Um vier Uhr früh<br />
hat er seine 19-jährige Tochter Lilli,<br />
die in den USA eine Ausbildung zum<br />
Make-up-Artist beim Film anfängt,<br />
zum Flughafen gebracht. Um neun<br />
war er im Schneideraum, um seine<br />
neue TV-Serie „Aus die Maus“ zu<br />
bearbeiten. Aber trotz des gedrängten<br />
Programms wirkt Österreichs<br />
erfolgreichster Drehbuchautor beim<br />
Treffen im Wiener Hotel Beethoven<br />
ziemlich entspannt. Dort spielt auch<br />
sein eben erschienener Roman über<br />
eine unkonventionelle Polizistin,<br />
„Du wirst mich töten“.<br />
THE RED BULLETIN: Du hast eine<br />
Ausbildung zum Clown gemacht.<br />
Was ist so lustig daran, wenn die<br />
Leute ständig über einen lachen?<br />
uli brée: Das ist ein Handwerk<br />
und nur lustig, wenn man es ernst<br />
nimmt. Aber das ist sowieso das<br />
Geheimnis jeder guten Komödie.<br />
Sonst ist es bloß Klamauk.<br />
Danach hast du Schauspiel studiert,<br />
bist jedoch beim Kabarett<br />
gelandet. Was ist schiefgelaufen?<br />
Es gab immer wieder Phasen, in<br />
denen ich pleite war und gekellnert<br />
habe. Da habe ich mit Freunden ein<br />
Kabarettprogramm geschrieben und<br />
produziert: „Männerschmerzen“.<br />
Das Programm lief sieben Jahre lang<br />
und war so gut wie immer ausverkauft.<br />
Ich konnte also recht schnell<br />
aufhören zu kellnern und hab angefangen,<br />
fürs Fernsehen Comedy<br />
und dann Drehbücher zu schreiben.<br />
Schaffst du es eigentlich, auf<br />
Knopfdruck witzig zu sein?<br />
Ich kann komischerweise, wenn es<br />
die Situation verlangt, ohne jedes<br />
Lampenfieber spontan auf eine Bühne<br />
gehen und das Publikum unterhalten<br />
– rein durch Improvisation.<br />
Aber hinter der Bühne bin ich eher<br />
ernst, und im Restaurant tue ich mir<br />
schwer damit, den Kellner auf mich<br />
aufmerksam zu machen. Da bin ich<br />
gern unauffällig und unscheinbar.<br />
In „Aus die Maus“ spielt Nina Proll<br />
eine Tierbestatterin. Wie kommt<br />
man auf so eine absurde Idee?<br />
Ich habe in einer Zeitung eine Randbemerkung<br />
über Tierbestattung ge lesen<br />
und mir gedacht: Das wäre doch<br />
ein toller Stoff. Jeder zweite Haushalt<br />
in Österreich hat ein Tier. So gut<br />
wie jeder hat also einen Bezug. Und<br />
Nina Proll kenne ich ja nicht nur von<br />
den „Vorstadtweibern“, wir sind in<br />
Tirol Nachbarn und gut befreundet.<br />
Du führst bei dem Projekt auch<br />
erstmals Regie. Wie gehst du mit<br />
solchen Herausforderungen um?<br />
Ich rate meinen Kindern immer:<br />
Habt den Mut zu scheitern! Nach<br />
diesem Motto arbeite und lebe ich<br />
auch. Mir ist wichtig, dass es spannend<br />
bleibt. Nichts ist mühsamer als<br />
Serien, die immer dünner werden.<br />
Ich habe mir geschworen, dass in<br />
Zukunft keine meiner Serien mehr<br />
als drei Staffeln haben darf.<br />
Gibt es Projekte, die du schon<br />
lang mit dir herumträgst, aber<br />
nie verwirklicht hast?<br />
Ich habe eine Serie für Adele Neuhauser<br />
geschrieben, „Mama ist die<br />
Best(i)e“. Der Plot: Eine oberflächliche<br />
Societylady kommt wegen Mord<br />
an ihrem Ehemann für 12 Jahre hinter<br />
Gitter. Als sie rauskommt, hat sie<br />
einen perfiden Plan.<br />
Für Neuhauser hast du ja eine<br />
„Tatort“-Kommissarin erfunden.<br />
Was findest du an ihr speziell?<br />
Das Tolle an Adele ist, dass sie so<br />
geerdet ist, so nahbar fürs Publikum.<br />
Sie ist nie eine Kunstfigur, sondern<br />
immer ganz nah am Leben.<br />
Willst du mit dem Regieführen<br />
weitermachen?<br />
„Aus die Maus“ war eine schöne,<br />
intensive Erfahrung, weil wir viele<br />
kammerspielartige Szenen hatten.<br />
Für einen Actionfilm wäre ich allerdings<br />
eine Spur zu ungeduldig.<br />
Nach der fünften Kamerafahrt habe<br />
ich mich wieder auf das Drehbuchschreiben<br />
daheim gefreut.<br />
„Aus die Maus“ ist eine achtteilige Comedy-<br />
Serie mit Nina Proll in der Hauptrolle.<br />
Sie spielt eine gefeuerte Schauspielerin,<br />
die nun als Tierbestatterin arbeiten muss.<br />
In jeder der in sich abgeschlossenen Episoden<br />
trifft sie auf trauernde Tierbesitzer.<br />
Seit 7. Dezember bei ServusTV.<br />
servustv.com<br />
38 THE RED BULLETIN
„Ich rate meinen<br />
Kindern immer:<br />
Habt den Mut<br />
zu scheitern!“<br />
Uli Brée, 57, über sein Rezept<br />
für den Umgang mit Herausforderungen<br />
THE RED BULLETIN 39
Kunst<br />
Leon<br />
Löwentraut<br />
beschloss mit zwölf Jahren, Künstler zu werden. Heute<br />
hängen seine Bilder im Palazzo Medici in Florenz. Hier<br />
erzählt der Star-Maler, 23, wie man sein Talent entfaltet.<br />
Protokoll ANDREAS ROTTENSCHLAGER<br />
London, St. Petersburg, Venedig:<br />
Wenn Leon Löwentraut seine<br />
Ausstellungen eröffnet, blitzen<br />
Kameras, zücken Kunstfans ihre<br />
Smartphones. Der 23-jährige Düsseldorfer<br />
ist Deutschlands Starmaler<br />
der In stagram-Generation.<br />
Für die UNESCO schuf er 2018 einen<br />
siebzehnteiligen Gemäldezyklus.<br />
Im Palazzo Medici Riccardi in Florenz<br />
(erbaut 1444) stellte er 2019<br />
als bisher jüngster Künstler aus.<br />
Löwentraut ist Autodidakt. Seine<br />
bunten Acrylbilder im Stil moderner<br />
Expressionisten sind bei Sammlern<br />
weltweit begehrt. Beim Festival für<br />
Talente „Organics Talentville“ in<br />
Wien erzählte er, wie man das Beste<br />
aus seinem Talent herausholt. Hier<br />
ein Best-of:<br />
1. Leidenschaft schlägt alles<br />
„Ich habe mit sieben Jahren begonnen<br />
zu malen. Mit zwölf Jahren<br />
wusste ich: Ich will Künstler werden.<br />
Mir hat schon damals gefallen, dass<br />
ich mich beim Malen nicht erklären<br />
musste. Denn mit dem Pinsel in der<br />
Hand war ich niemandem Rechenschaft<br />
schuldig. Mein großes Problem<br />
zu Beginn: In meiner Fami lie<br />
hatte niemand Kontakte in die<br />
Kunst welt. Also hab ich selber an die<br />
Türen der Galerien geklopft. Ich hab<br />
gesagt: ‚Hört mal zu: Mein Name ist<br />
Leon Löwentraut. Das sind meine<br />
Bilder.‘ Ich trug damals immer eine<br />
Foto SEBASTIAN DRÜEN<br />
Mappe bei mir mit Kopien meiner<br />
Werke. Auf manchen Ab zügen war<br />
die Farbe verblasst. Ich hatte nicht<br />
einmal Kohle für Druckerpatronen.<br />
Aber das war mir egal. Denn wenn<br />
ich zu hundert Prozent hinter dem<br />
stehe, was ich tue, kommt im Leben<br />
alles zurück.“<br />
„Ich bekam anfangs viele Absagen.<br />
Aber ich habe weitergemacht,<br />
mehr Bilder gemalt, weiter an Türen<br />
geklopft, bis eine Galerie schließlich<br />
sagte: ‚Wir glauben, du hast Potenzial.‘<br />
Meine erste Ausstellung fand<br />
2013 in Aying nahe München statt –<br />
in einer Scheune. Für mich bedeutete<br />
das die Welt. Wenig später berichteten<br />
die ersten Zeitungen über mich.<br />
Dann das Fernsehen. Mit 17 hatte<br />
ich meine erste Solo-Show in Notting<br />
Hill in London. Später wurden meine<br />
Bilder im Puschkin-Museum in<br />
St. Petersburg gezeigt oder im Headquarter<br />
der UNESCO in Paris.“<br />
2. Selbstlob ist voll okay<br />
„Egal welches Talent du entwickeln<br />
willst: Fürchte dich nicht vor deinem<br />
Selbstvertrauen. Es gibt Leute, die<br />
sagen, Eigenlob stinkt. Aber das ist<br />
Schwachsinn! Du musst jeden Morgen<br />
aufstehen und sagen: ‚Das, was<br />
ich tue, ist gut!‘ Diese Botschaft ist<br />
mir sehr wichtig. Denn es gibt viele<br />
Leute da draußen, die verdammt<br />
viel Talent haben, aber niemals<br />
bekannt werden. Weil sie vielleicht<br />
nicht den Mut haben rauszugehen.<br />
Weil sie Angst haben, sich zu zeigen.<br />
Weil sie Angst haben vor Kritik.“<br />
„Es wird immer Leute geben, die<br />
nicht gut finden, was du tust. Aber<br />
es wäre ja auch langweilig, wenn<br />
jedem deine Arbeit gefällt. Wenn<br />
ich kritisiert werde, merke ich oft,<br />
dass ich etwas richtig mache. Denn<br />
alles, was neu ist, wird diskutiert –<br />
weil die Menschen noch nicht wissen,<br />
wie sie damit umgehen sollen.<br />
Solche Diskussionen auszulösen ist<br />
eine wichtige Funktion von Kunst.“<br />
3. Lass nur das Beste raus<br />
„Junge Talente hadern oft mit ihrem<br />
Perfektionismus. In meinem Fall:<br />
Wann ist ein Bild gut genug? Es gibt<br />
Bilder, die entwickeln sich schnell.<br />
Es gibt andere, die brauchen länger.<br />
Ich male meist mehrere gleichzeitig.<br />
Der Prozess zieht sich manchmal<br />
über Monate. Es gibt auch Bilder,<br />
die wollen nicht fertig werden, die<br />
halten mich von anderen Bildern ab.<br />
Diese Bilder stelle ich in die Ecke.<br />
Wenn sie mich weiter ärgern, drehe<br />
ich sie um. Lassen sie mich dann<br />
immer noch nicht in Frieden, trete<br />
ich rein. Richtig gehört: Ich zerstöre<br />
sie, weil sie für mich keine Daseinsberechtigung<br />
mehr haben. Das klingt<br />
extrem. Aber wer in meine Ausstellungen<br />
kommt, soll nur die besten<br />
Werke sehen. Ich zeige nur Bilder,<br />
hinter denen ich zu hundert Prozent<br />
stehe. Denn für mich braucht es drei<br />
Dinge, um ein Talent zu entfalten:<br />
Disziplin, Liebe und Authentizität.“<br />
Leons aktuelle Ausstellung: „Unstoppable“<br />
in der Gerhardt Braun Gallery in Palma de<br />
Mallorca. Alle Infos: leonloewentraut.de<br />
Leon Löwentraut als Speaker am Festival für<br />
Talente ORGANICS TALENTVILLE in Wien.<br />
Die Talks aller Vortragenden als Video:<br />
organicsbyredbull.com/talentville<br />
M<strong>AT</strong>THIAS HESCHL/RED BULL<br />
40 THE RED BULLETIN
„Ich zerstöre<br />
Bilder, die mich<br />
an der Arbeit<br />
hindern.“<br />
Maler Leon Löwentraut, 23, hier bei einer Ausstellung<br />
auf Mallorca, über Qualitätskontrolle<br />
THE RED BULLETIN 41
Deutschrap<br />
LOREDANA:<br />
SELFMADE<br />
WOMAN<br />
Es ist egal, wo du herkommst,<br />
wenn du einen Traum hast:<br />
Wie aus einem albanischen<br />
Einwanderer-Kind die Königin<br />
des Deutschrap wurde.<br />
Text ANNE WAAK<br />
Fotos FELIX KRÜGER
SCHAU MIR IN DIE AUGEN!<br />
Rap-Superstar, ganz bodenständig: Loredana, 26,<br />
beim <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>-Shooting in Berlin<br />
43
Sie ist müde. Vor zwei Tagen erst ist<br />
Loredana im Auto aus der Schweiz<br />
nach Deutschland gefahren, um im<br />
Studio ein paar Aufnahmen zu machen,<br />
nur um am selben Tag wieder<br />
die Rückfahrt anzutreten. Nun sitzt sie schon wieder<br />
in Berlin, diesmal in einem Fotostudio, und wird für<br />
das <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>-Shooting gestylt. 16-Stunden-Tage.<br />
Aber, sagt sie mit ihrer Stimme, die noch eine Spur<br />
rauer erscheint als sowieso schon, ihre Laune sei gut<br />
– eigentlich wie immer.<br />
Wie könnte es auch anders sein. Erst gute drei<br />
Jahre ist es her, dass Loredana ihren ersten Track<br />
veröffentlichte. Das Rap-Stück „Sonnenbrille“<br />
erschien im Juni 2018, wurde aus dem Stand ein<br />
Hit und machte sie berühmt. Seither ist sie ein<br />
Streaming-Phänomen. Ihre „King Lori Tour“ sollte<br />
sie 2020 von Zürich über Wien und Köln bis nach<br />
Leipzig führen, so gut wie alle ihre Konzerte waren<br />
entweder ausverkauft oder wurden wegen der unerwarteten<br />
Nachfrage in größere Hallen verlegt<br />
(bis die Tour an Corona scheiterte).<br />
Loredanas Jugend: Kontrolle, aber keine Angst<br />
Lange deutete trotzdem nichts darauf hin, dass aus<br />
Lore dana Zefi, 1995 geboren und aufgewachsen in<br />
einem Vorort von Luzern, einmal einer der größten<br />
Musik stars im deutschsprachigen Raum werden<br />
würde. Als jüngstes von zehn Kindern eines aus<br />
Albanien ein gewanderten Fabrikarbeiters und einer<br />
Gelegenheitsjobberin wurde sie von ihren Brüdern<br />
mit zum Fußball genommen, hatte immer jemanden<br />
zum Spielen und wuchs mit ständigem Hip-Hop-<br />
Soundtrack auf, Tupac Shakur vor allem.<br />
Ihre Familie verbietet<br />
Loredana Social Media,<br />
bis sie achtzehn ist.<br />
Heute folgen ihr<br />
drei Millionen Fans.<br />
LÄSSIG ZUGEKNÖPFT<br />
Loredana setzt auf einen legeren<br />
Kleidungsstil: „Meine Persönlichkeit<br />
soll im Vordergrund stehen“,<br />
sagt sie. „Ich bin nicht berühmt<br />
geworden, weil ich sexy aussehe.“<br />
44 THE RED BULLETIN
Deutschrap<br />
„Mit dreizehn habe<br />
ich zu einem meiner<br />
Brüder gesagt:<br />
Ich will als Rapperin<br />
Karriere machen.“<br />
BOSS LADY<br />
Warum Loredana 16 Stunden pro<br />
Tag arbeitet? „Damit meine Tochter<br />
ein schönes Leben führen kann.“<br />
Sie sagt, sie habe ihren Brüdern ihr Selbstbewusstsein<br />
und ihre Angstfreiheit zu verdanken. Aber als<br />
Nesthäkchen-Mädchen wurde sie von den älteren<br />
Geschwistern penibel bewacht und zum Beispiel zur<br />
Schule gefahren – angeblich, um sie vor schlechten<br />
Einflüssen zu schützen. „Man hat mich einfach<br />
24 Stunden kontrolliert“, stellt sie rückblickend ungerührt<br />
fest. Aber es habe funktioniert. Sie trinke<br />
bis heute nicht, und, von Zigaretten abgesehen,<br />
inter essierten sie auch Drogen nicht. Zur familiären<br />
Überwachung gehörte auch, dass sie bis zum Alter<br />
von achtzehn keine Social-Media-Accounts haben<br />
durfte. Doch als sie es dann durfte, ging sie in die<br />
Vollen. Sie habe immer die Gewissheit besessen, dass<br />
sie einmal berühmt werde, sagt Loredana. „Mit dreizehn<br />
habe ich zu einem meiner Brüder gesagt: Ich<br />
glaube, ich werde rappen.“<br />
Die Schule brach sie nach der neunten Klasse genauso<br />
ab wie die Ausbildung zur Kauffrau. Irgendwann<br />
drehte sie Lip-Sync-Videos von Stücken bekannter<br />
Rapper und lud sie auf YouTube hoch. Sie<br />
lernte den albanischen Rapper Mozzik kennen und<br />
kam mit ihm zusammen, sie ging mit dem Produzenten<br />
Macloud ins Studio, nahm ihren ersten Track<br />
auf und stellte einen kleinen Ausschnitt davon ins<br />
Netz. „Die Leute sind durchgedreht.“ Allein in den<br />
ersten zwei Wochen sammelte das Video auf der<br />
Plattform 13 Millionen Aufrufe. Auf Instagram hat<br />
Loredana heute drei Millionen Follower.<br />
Als Mitte 2019 mittlerweile fallen gelassene Betrugsvorwürfe<br />
gegen sie aufkamen, war ihr Name<br />
in der Schweiz der meistgesuchte Begriff auf Google.<br />
Sie ist verletzlicher, als sie sich gibt<br />
Während sie sich in der Öffentlichkeit kühl gibt,<br />
stellt sie sich im Gespräch mit ihrem Spitznamen<br />
Lori vor, ist offen und zugänglich. „Ich bin außen<br />
kälter als innen“, sagt sie. Das sei ihr Schutzmechanismus.<br />
Die Leute sollen nicht wissen, was<br />
sie verletzen könnte. „Die Sonnenbrille schützt<br />
meine Identität / Sie fragen mich, woher, sie ist<br />
von Fendi / Die Hände voller Cash, kann nicht ans<br />
Handy gehen“, heißt es in ihrem Debüt-Stück.<br />
„Sonnenbrille“ stammt aus ihrer Feder. Statt auf<br />
ein naheliegendes Feature einer anderen Rapperin<br />
oder eines anderen Rappers wie Mozzik setzte sie<br />
auf ihren Solo-Auftritt. „Ich wollte mir beweisen,<br />
dass ich es allein kann. Und dass die Leute das Stück<br />
wegen mir hören, nicht wegen jemand anderem. Ich<br />
wollte, dass klar ist: Keiner hat mich groß gemacht.“<br />
THE RED BULLETIN 45
UNTER DIE HAUT<br />
Das Tattoo „Hana“ auf ihrem rechten Unterarm<br />
ist Loredanas Tochter gewidmet. Ein anderes ist<br />
ihr aber wichtiger, wie sie im Interview gesteht.
Deutschrap<br />
Es ist diese Eigenständigkeit, der Loredana ihren<br />
Erfolg zu verdanken hat. Sie setzt auf ihre eigene<br />
Leistung, nicht auf die Liebesdienste anderer. Dazu<br />
gehört auch, dass sie die längste Zeit darauf verzichtete,<br />
einen bestimmten Look zu bedienen. Sie<br />
habe immer ihre Persönlichkeit in den Vordergrund<br />
gestellt. „Ich bin nicht berühmt geworden, weil ich<br />
heiß aussehe.“ Obwohl sie gern Kleider trage und<br />
sich auch gern sexy zeige, habe sie auf einen coolen,<br />
eher angezogenen Stil gesetzt. Oversize-Sweatshirts,<br />
lange Hosen. Jetzt, da sie es geschafft habe, ändere<br />
sich das. „Langsam, langsam zeige ich auch meine<br />
frauliche Seite.“<br />
Ende 2018 kam ihre und Mozziks gemeinsame<br />
Tochter Hana auf die Welt. Das Muttersein bezeichnet<br />
Loredana als „das schönste und schlimmste<br />
Gefühl zugleich“. Schön sei es, weil sie mit dem<br />
Kind eine enge Bezugsperson in ihrem Leben habe.<br />
Schlimm, weil sich damit auch eine existenzielle<br />
Angst um diese Person eingestellt habe.<br />
Seit der Trennung von Mozzik, der seither wieder<br />
in Albanien lebt, ist Loredana Alleinerzieherin. Sie<br />
habe „hundertprozentig“ das Gefühl, ihrer Tochter<br />
etwas bieten zu müssen, und dabei keine Sorge,<br />
das Kind über Gebühr zu verwöhnen. „Ich arbeite“,<br />
sagt sie, „damit meine Tochter ein schönes Leben<br />
führen kann.“<br />
„Ich wollte beweisen,<br />
dass ich es allein<br />
kann. Dass die Leute<br />
das Stück wegen mir<br />
hören. Dass klar ist:<br />
Keiner außer mir hat<br />
mich groß gemacht.“<br />
Die Botschaft auf dem Rücken<br />
Die Betonung von Geld und Luxus war nicht immer<br />
das Markenzeichen des Hip-Hop. Als die Subkultur<br />
in den 1970er-Jahren in der Bronx, einem übel<br />
beleumundeten Stadtteil von New York, entstand,<br />
drehte sich alles um improvisierte Partys, DJs, Beatboxing<br />
und Breakdance. Ende der 1980er dann<br />
betrat die Figur des Gangsta-Rappers die Bühne.<br />
Seine Darsteller wie etwa der schon erwähnte Tupac<br />
Shakur (Rapperinnen gab es damals noch so gut<br />
wie keine) verkörperten zwei Entwicklungen der<br />
Zeit: den aufkommenden Neoliberalismus und die<br />
Crack-Epidemie. Beide verbinden zwei Prinzipien:<br />
ehrgeiziges Unternehmertum und schnelles Geld.<br />
Erst als Hip-Hop in den 1990ern in den Mainstream<br />
und damit auch in nicht schwarze und europäische<br />
Lebenswelten einzog, sorgte das auch für Reichtum<br />
bei den Rappern. Ganz im Sinne der uramerikanischen<br />
Erzählung vom Aufsteiger, der aus dem Nichts<br />
kommt, werden seither Statussymbole wie Autos,<br />
Schmuck und Pelzmäntel möglichst eindrucksvoll<br />
zur Schau gestellt.<br />
War der Reichtum in Form von Fendi-Sonnenbrille,<br />
Cartier-Ringen und Stapeln von Geldscheinen<br />
im Video zu „Sonnenbrille“ noch eine Erfindung,<br />
hat es Loredana gut drei Jahre später geschafft.<br />
Der Name ihres aktuellen, wieder gemeinsam mit<br />
ihrem Ex Mozzik aufgenommenen Albums „No Rich<br />
Parents“ bezieht sich darauf, dass sie sich beide alles<br />
allein aufgebaut haben, ohne finanzielle Unterstützung<br />
von zu Hause. Ihre Eltern seien nicht reich<br />
gewesen, „wir haben unsere Eltern reich gemacht“.<br />
Das für sie wichtigste unter den ungezählten<br />
Tattoos überall auf ihrem Körper, erzählt Loredana<br />
dann auch, sei nicht etwa der Name ihrer Tochter<br />
auf dem rechten Unterarm, sondern das auf ihrem<br />
Rücken. „Selfmade Millionaire“ steht da.<br />
„Wenn ich mich umdrehe und weggehe, muss der<br />
andere das lesen. Der hat vielleicht schon gedacht:<br />
‚Wer glaubt die, dass sie ist?‘“, erklärt sie die Bedeutung<br />
des Schriftzugs. „Ich bin es einfach selber<br />
geworden.“<br />
STYLING: TIM HEYDUCK/SHOTVIEW<br />
MAKE-UP: SELLMA KASUMOVIQ<br />
HAIR: KACI<br />
MANTEL UND HOSE: AILEEN KLEIN<br />
WESTE: STYLISTS OWN<br />
SCHUHE: PRADA (LOREDANA)<br />
THE RED BULLETIN 47
VOLLER FOKUS<br />
Matthias Walkner,<br />
hier bei der Marokko-<br />
Rallye 2021, hat<br />
2022 seinen zweiten<br />
Dakar-Sieg im Blick.<br />
MARCIN KIN/RED BULL CONTENT POOL
Rallye Dakar<br />
M<strong>AT</strong>THIAS WALKNER<br />
„Volle Attacke<br />
ist immer noch<br />
das Geilste<br />
für mich“<br />
Er ist sieben Tage mit einem gebrochenen Fuß<br />
gefahren, hat vor Schmerz unterm Helm geweint<br />
und schwört, dass Schnellfahren den Geist mehr<br />
fordert als den Körper. Hier erzählt der Motorrad-<br />
Weltmeister, 35, was er auf der Rallye Dakar<br />
fürs Leben gelernt hat.<br />
Text WERNER JESSNER<br />
49
1. Etappe:<br />
Achtung auf die Kleinigkeiten<br />
2014 wurde ich KTM-Werksfahrer für<br />
die Dakar. Zuvor bin ich Motocross gefahren<br />
und war sogar Weltmeister in der<br />
kleinsten Kategorie MX3, die kurz danach<br />
eingestellt wurde. Das klingt jetzt<br />
glamouröser, als es tatsächlich war: Ich<br />
war Mädchen für alles, habe bei jeder<br />
Temperatur im Bus geschlafen, direkt<br />
neben den stinkenden Benzinkanistern.<br />
Ich habe meine Reisen selbst organisiert<br />
und die Reifen bestellt. Meine Oma hat<br />
die dreckige Wäsche gewaschen.<br />
Mit dem Engagement bei KTM hatte<br />
ich plötzlich so etwas wie Sicherheit und<br />
musste mich nicht mehr um jede Kleinigkeit<br />
selbst kümmern und mir unter anderem<br />
keine Gedanken mehr darüber machen,<br />
welche Rennstarts ich mir leisten<br />
kann und wen ich überreden könnte,<br />
mein Mechaniker zu sein.<br />
Fairerweise muss ich dazusagen, dass<br />
ich in meinem ersten Dakar-Jahr noch<br />
kein echter Werksfahrer war. Ich bekam<br />
zum Beispiel nur einen Serienmotor,<br />
der um 3 bis 4 km/h langsamer ist als die<br />
echten Rennmotoren. Klingt nicht nach<br />
viel, aber wenn du so wie wir an einem<br />
Tag 160 Kilometer auf einem Salzsee<br />
schnurgerade Vollgas fährst, summiert<br />
sich das. Dennoch konnte ich gleich die<br />
dritte Dakar-Etappe in meinem Leben gewinnen.<br />
Heute kann ich sagen: Ich hatte<br />
keine Ahnung, was alles passieren kann,<br />
und bin einfach so schnell gefahren, wie<br />
es ging. Damit habe ich alle überrascht,<br />
mich selbst eingeschlossen.<br />
Was nach dem ersten Etappensieg<br />
kam, war dann weniger schön: technische<br />
Probleme mit oxidierten Steckern,<br />
ein abgerissenes Rahmenheck, eine verdorbene<br />
Paella und schließlich die Aufgabe<br />
wenige Tage vor dem Ziel.<br />
Auf dieser Dakar habe ich gelernt,<br />
wie Kleinigkeiten zu riesigen Brocken<br />
werden: Wenn du wegen technischer<br />
Probleme dreizehn statt neun Stunden<br />
unterwegs bist, fehlen dir vier Stunden<br />
zur Regeneration – ein fache Rechnung.<br />
Seither bemühe ich mich, meine Hausaufgaben<br />
so gut wie irgend möglich<br />
zu erledigen – auch aus Dankbarkeit,<br />
ein Leben als Profi führen zu dürfen.<br />
„Eine Paella hat mich<br />
meine erste Dakar-<br />
Zielankunft gekostet.“<br />
Zwei Räder, ein Leben<br />
Matthias Walkners Weg<br />
vom Knirps zum Motor-Star<br />
um 2000 WIESEN-CROSS<br />
Mit dreizehn prügelt Hiasi eine Kawasaki<br />
über einen Motocross-Kurs in Salzburg.<br />
2011 WM-STARTER<br />
Mit Hilfe kleiner, aber treuer Sponsoren<br />
finanziert er sich eine WM-Saison<br />
in der MX3-Kategorie.<br />
2012 WELTMEISTER<br />
Als Privatfahrer holt er den MX3-Titel.<br />
Jubel mit Mentor Wolfgang Hillinger<br />
2015 ERSTE DAKAR<br />
Große Überforderung in Südamerika,<br />
auch mit dem Roadbook. Dennoch: erster<br />
Etappensieg gleich am dritten Tag<br />
PRIV<strong>AT</strong> (3), GETTY IMAGES, MARCIN KIN/RED BULL CONTENT POOL<br />
50 THE RED BULLETIN
Rallye Dakar<br />
„Es ist erstaunlich,<br />
wie viel man mit<br />
zunehmendem Alter<br />
kompensieren kann,<br />
wenn man auf seinen<br />
Körper achtet.“<br />
Matthias Walkner, 35, beim Aufwärmen<br />
in der Wüste Marokkos. Im Lauf der<br />
Jahre hat er sich vom Instinkt-Piloten<br />
zum Vollgas-Athleten gewandelt.<br />
THE RED BULLETIN 51
Rallye Dakar<br />
VOLLGAS AUF SAND<br />
Matthias Walkner bei der<br />
Marokko-Rallye 2021. Hier<br />
holte er seinen zweiten<br />
Rallye-Raid-WM-Titel.<br />
52 THE RED BULLETIN
MARCIN KIN/RED BULL CONTENT POOL, PRIV<strong>AT</strong><br />
2. Etappe:<br />
Mit Schmerzen leben lernen<br />
Bei meiner zweiten Dakar hatte ich den<br />
ärgsten Sturz meiner bisherigen Karriere.<br />
Um 6.15 Uhr hielt ich etwas für einen<br />
Schatten, was in Wirklichkeit ein riesiges<br />
Loch war. Es dauerte zwölf Stunden bis<br />
zum Krankenhaus. Unter anderem war<br />
mein Oberschenkel gebrochen. Ich hatte<br />
nicht einmal ein Handy mit. Als ich so<br />
dalag in meinem staubigen Motorrad-<br />
Gewand und darauf wartete, dass sich<br />
endlich jemand um mich und meine<br />
Schmerzen kümmern würde, wurde mir<br />
der Tag wirklich lang. In meinem ganzen<br />
Leben hat mir vorher oder nachher nie<br />
etwas so weh getan. Es war bestialisch,<br />
mehr will ich gar nicht darüber sagen.<br />
Wenn ich versuche, etwas Positives<br />
an diesem Sturz zu finden, dann ist es<br />
Folgendes: Jedes Mal, wenn ich merke,<br />
dass ich unkonzentriert werde, stelle ich<br />
mir diese zwölf Stunden vor. Dann bin<br />
ich ganz automatisch wieder voll bei der<br />
Sache. Ein paar Spätfolgen habe ich bis<br />
heute: einen Knochennagel, ein bedientes<br />
Kreuzband, unterschiedlich lange Beine<br />
und einen Becken schiefstand. Mehr als<br />
zwei, drei Stunden kann ich damit nicht<br />
mehr in die Berge gehen.<br />
Dann war da noch mein Fahrfehler<br />
2019, bei dem ich mir das Sprunggelenk<br />
gebrochen habe. Da ich von meinem<br />
Umfeld so viel verlange, dürfen sie das<br />
von mir auch erwarten. Also habe ich<br />
beschlossen, durchzubeißen. Aus der<br />
Wüste musste ich nach dem Sturz ohnehin<br />
irgendwie raus, da konnte ich auch<br />
gleich das Motorrad nehmen. So habe<br />
ich den ersten Tag beendet.<br />
Den nächsten wollte ich mit Schmerzmitteln<br />
angehen, doch die hätten meine<br />
Reaktionszeit beeinträchtigt. Also weg<br />
damit. Für den Tag darauf habe ich mir<br />
mit Tape eine Eisenplatte in den Stiefel<br />
geklebt, um das Sprunggelenk zu entlasten.<br />
In der Nacht bin ich auf einem<br />
Bein auf die Toilette gehüpft, aber ich<br />
„Eine 1250-Kilo meter-<br />
Etappe heißt: Von<br />
Salzburg bis fast<br />
nach Barcelona auf<br />
einem Rennmotorrad<br />
ohne Komfort, über<br />
Stock und Stein.“<br />
2019 HAPPY END IM SPITAL<br />
Trotz gebrochenem Knochen fuhr Hiasi<br />
die Dakar zu Ende. Lohn: Rang zwei.<br />
hatte wieder einen Tag und eine Nacht<br />
überlebt. Manchmal habe ich unterm<br />
Helm geweint vor Schmerz, aber aufgegeben<br />
habe ich nicht. Je schneller ich<br />
gefahren bin, desto weniger Zeit hatte<br />
ich, mich auf das Sprunggelenk zu konzentrieren.<br />
Ich habe diese Dakar auf Platz<br />
zwei beendet und war sieben Tage des<br />
Rennens mit einem gebrochenen Talusknochen<br />
unterwegs. Zur Siegerehrung<br />
bin ich auf dem Schoß von Hannes Kinigadner<br />
gefahren – im Rollstuhl. Als die<br />
Anspannung der Rallye weg war, hat<br />
alles ausgelassen, und ich konnte beim<br />
besten Willen nicht mehr gehen.<br />
3. Etappe:<br />
Respekt vor dem Risiko<br />
Selbst wenn in den letzten Jahren immer<br />
wieder Fahrer auf der Dakar gestorben<br />
sind, war ich Gott sei Dank nie live dabei.<br />
Aber ich habe auch so genug erlebt.<br />
2016 war ich als Erster bei Joan Barreda,<br />
als der nach einem Sturz bewusstlos im<br />
Sand lag. War ich froh, als er die Augen<br />
wieder aufgemacht hat! Er muss rund<br />
zwei Minuten k. o. gewesen sein. Ein<br />
Italiener hat sich direkt vor mir den Arm<br />
gebrochen, gleich in meinem ersten Jahr.<br />
In Abu Dhabi ist ein Beifahrer im Auto<br />
gestorben, weil sein Fahrer die Abrisskante<br />
einer Düne übersehen hat.<br />
Und dann war da natürlich der tödliche<br />
Unfall des Portugiesen Paulo<br />
Gonçalves bei der Dakar 2020. Genau<br />
wie der Holländer Edwin Straver, den<br />
es ebenfalls in diesem Jahr erwischt hat,<br />
war er einer, der genau wusste, was man<br />
in der Wüste macht. Fit, erfahren, schnell.<br />
Aber Fehler passieren halt, wenn du im<br />
offenen Gelände schnell fährst. Das habe<br />
THE RED BULLETIN 53
Rallye Dakar<br />
ich nie vergessen, wenn mir die Gäule<br />
davonzugaloppieren drohten. Den Respekt<br />
darfst du nie verlieren. Das ist etwas,<br />
was wir Menschen generell nie verlieren<br />
sollten: Respekt.<br />
Nach dem tödlichen Unfall von Paulo<br />
haben wir Fahrer allesamt einen Ruhetag<br />
gebraucht – aus Respekt ihm und seiner<br />
Familie gegenüber, aber auch, um uns<br />
selbst neu zu sortieren. Als das Rennen<br />
wieder losgegangen ist, habe ich mir geschworen,<br />
auszusteigen, sollte der Gedanke<br />
an seinen Tod mit mir mitfahren.<br />
Aber dieser Gedanke war nicht da.<br />
Wenn ich heute zum Beispiel Helmut<br />
Marko oder Hans-Joachim Stuck von<br />
ihrer aktiven Zeit als Formel-1-Piloten erzählen<br />
höre, erinnert mich das schon ein<br />
wenig an uns. Genau wie die Rennfahrer<br />
der 1970er-Jahre haben wir keine Sturzräume,<br />
und es tut wirklich weh, wenn<br />
etwas passiert. Wir müssen permanent<br />
entscheiden, wann wir wie viel Risiko<br />
zu nehmen bereit sind. Mit zunehmender<br />
Erfahrung fällt mir diese Einschätzung<br />
leichter, stelle ich fest.<br />
4. Etappe:<br />
Das Wichtigste ist nie aufgeben!<br />
Als die Dakar noch in Südamerika stattgefunden<br />
hat, sind wir bis auf 5000 Meter<br />
Seehöhe raufgekommen. Einmal waren<br />
wir 250 Kilometer bei Temperaturen<br />
zwischen dem Gefrierpunkt und minus<br />
elf Grad unterwegs. Ich hatte normale<br />
Winterhandschuhe an und habe noch nie<br />
in meinem Leben so gefroren. Ich musste<br />
mich dreimal übergeben, so erledigt war<br />
ich. Irgendwann habe ich mich in ein<br />
Polizeiauto am Straßenrand gesetzt, um<br />
mich 25 Minuten aufzuwärmen – mit bescheidenem<br />
Erfolg. Sogar einen Kaffee<br />
habe ich den Polizisten abgeschwatzt.<br />
2017 sind wir auf einer Verbindungsetappe<br />
von der bolivianischen Hauptstadt<br />
La Paz 350 Kilometer im strömenden<br />
Regen gefahren – ebenfalls bei Temperaturen<br />
rund um den Gefrierpunkt. In<br />
der Motocross-Brille stand das Wasser<br />
mehrere Zentimeter hoch. Das war schon<br />
g’scheit zach.<br />
„Ich habe aus bescheidenen<br />
Mitteln<br />
recht viel gemacht,<br />
weil ich nie auf <br />
gegeben habe.“<br />
Andererseits sind das jene Bedingungen<br />
und Geschichten, die die Leistungen<br />
in unserem Sport nachvollziehbar machen.<br />
Wenn ich erzähle, dass meine längste<br />
Etappe 1250 Kilometer lang war, dann<br />
kapiert das der normale Motorradfahrer.<br />
Das ist von Salzburg bis fast nach Barcelona,<br />
allerdings auf einem Renn-Motorrad<br />
ohne Komfort, mit leichter Kleidung<br />
und mehr als die Hälfte davon über Stock<br />
und Stein. So etwas geschafft zu haben,<br />
das sind so Momente, auf die man im<br />
Nachhinein doch ein wenig stolz ist.<br />
Generell bin ich glücklich, wie mein<br />
Leben verlaufen ist und dass ich in all den<br />
Jahren nie die Flinte ins Korn geworfen<br />
habe. Ich habe aus relativ bescheidenen<br />
Mitteln recht viel gemacht, weil ich nie<br />
aufgegeben habe. Das ist etwas, was<br />
mich stolz macht.<br />
Eine Motocross-Karriere auf dem<br />
Höhepunkt zu beenden und danach eine<br />
komplett neue zu beginnen mit einem<br />
Dakar-Sieg, zwei Weltmeistertiteln und<br />
der Fähigkeit, mit 35 Jahren noch immer<br />
ganz vorne mitzumischen – das wäre<br />
alles nicht gegangen ohne die prägenden<br />
frühen Jahre, in denen ich gelernt habe,<br />
niemals aufzugeben. Wenn mich heute<br />
andere dafür als Vorbild bezeichnen,<br />
dann ehrt mich das.<br />
5. Etappe:<br />
Bescheidenheit macht stark<br />
Vor meinem Dakar-Sieg im Jahr 2018<br />
haben mich hauptsächlich Motorsport-<br />
Freaks gekannt. Danach war ich eine<br />
öffentliche Figur. Ich konnte und kann<br />
das genießen, ehrlich. Der Motorrad-Fan,<br />
so wie ich ihn wahrnehme, ist sehr emphatisch<br />
und interessiert. Er lebt mit.<br />
Dank der medialen Berichterstattung<br />
wissen heute viel mehr Menschen, was<br />
wir leisten, und respektieren das.<br />
Mir sind Fans nie blöd gekommen.<br />
Habe ich mich verändert, seit man mich<br />
kennt? Sicher, jeder verändert sich. Das<br />
passiert mit den Jahren ganz von selbst.<br />
Aber auch nach meinem zweiten WM-<br />
Titel in diesem Jahr habe ich jedem zurückgeschrieben,<br />
der mir gratuliert hat.<br />
Das waren sicher über 500 Leute. Insofern<br />
habe nicht ich mich verändert, bloß<br />
die Gratulanten sind mehr geworden.<br />
Beim Dakar-Sieg 2018 hat alles zusammengepasst.<br />
Ich war schnell, fit und<br />
perfekt vorbereitet. Was mich am meisten<br />
stolz macht, ist, dass ich mit Hirn gewonnen<br />
habe, nicht mit Gas. Ich wusste, dass<br />
es den einen Tag geben wird, der das Rennen<br />
entscheiden wird: den Tag mit der<br />
Mein Dakar-Sieg<br />
Matthias Walkner gewinnt<br />
2018 als erster Österreicher<br />
auf dem Motorrad. Szenen<br />
eines Triumphs.<br />
HIASI GEIGT AUF<br />
In Südamerika herrschte an Zuschauerpunkten<br />
Volksfeststimmung.<br />
DER MOMENT<br />
Bei der Zieldurchfahrt in Córdoba<br />
brechen alle Emotionen heraus.<br />
Gänsehaut bis heute!<br />
GR<strong>AT</strong>UL<strong>AT</strong>IONS-TOUR<br />
Von Wien über Mattighofen bis ins heimatliche<br />
Kuchl (o.) führt die Triumph-Fahrt.<br />
PRIV<strong>AT</strong>, DANIEL HALAC/KTM, FLAVIEN DUHAMEL/RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES<br />
54 THE RED BULLETIN
FORTUNE<br />
FAVOURS<br />
THE<br />
BRAVE<br />
Trading cryptocurrencies carries risks, such as price volatility and market risks. Before deciding to trade cryptocurrencies, consider your risk appetite.
Rallye Dakar<br />
schwierigsten Navigation. Ich wusste nur<br />
nicht, wann er kommen würde. Es war<br />
dann so, dass ich schon aufhören wollte,<br />
mich sklavisch an die Notizen im Roadbook<br />
zu halten, weil ich gemerkt hatte,<br />
dass mir die anderen davonfuhren. Gut,<br />
dass ich es dann nicht gemacht habe. Alle<br />
anderen haben sich prompt verfahren,<br />
ich war als Einziger richtig und habe<br />
an diesem Tag 40 Minuten gewonnen.<br />
Der Druck an den letzten Tagen war<br />
immens. Jeder minimale Fehler konnte<br />
meinen Sieg gefährden. Hinter mir<br />
machte eine Honda Druck. Wäre ich eingeknickt,<br />
hätte KTM die Dakar verloren.<br />
Aber ich bin nicht eingeknickt. Das war<br />
ein prägender Moment meiner Karriere.<br />
Für mich das Schönste – nach der Zieldurchfahrt<br />
und dem Wissen, es geschafft<br />
zu haben – war die Wertschätzung meiner<br />
Chefs bei KTM. In Mattighofen wurde<br />
meinetwegen das Fließband gestoppt,<br />
damit alle 2500 Mitarbeiter die Chance<br />
hatten, mich zu sehen und mit mir zu<br />
feiern. Das werde ich nie vergessen. Direkt<br />
bei der Ehrung habe ich dem Vorstand<br />
Hubert Trunkenpolz erzählt, wie sehr<br />
mir der KTM X-Bow taugt, und er hat<br />
spontan gesagt: Dann kriegst du einen.<br />
Gut zu wissen: Rallye Dakar<br />
Fakten zur härtesten Motorrad-Rallye der Welt<br />
„Ich will dagegen -<br />
halten, wenn die<br />
Jungen kommen.<br />
So leicht rücke ich<br />
nicht zur Seite.“<br />
Noch heute gehe ich oft in die Garage<br />
und schaue ihn an. Wenn das Wetter<br />
schön ist, drehe ich eine Runde. Jedes<br />
Mal erinnert mich das an meinen Dakar-<br />
Sieg und macht mich dankbar für die<br />
Menschen, mit denen ich arbeiten darf.<br />
Auch weil ich vor zehn Jahren nicht<br />
wusste, ob ich mir das nächste Rennen<br />
würde leisten können.<br />
6. Etappe:<br />
Wie ich gestrickt bin<br />
Meine letzten drei Rallyes, mit denen ich<br />
die Langstrecken-WM nun zum zweiten<br />
Mal gewonnen habe, waren die besten<br />
meiner bisherigen Karriere. Ich hatte<br />
einen einzigen Navigationsfehler, und<br />
für den konnte ich nichts. Ich war der<br />
Erste auf der Piste. Das Roadbook sagte:<br />
Die Rallye Dakar wird seit Silvester 1978/79 ausgetragen und führte ursprünglich<br />
in mehreren Wochen von Paris nach Dakar. 2009 übersiedelte man wegen Terrordrohungen<br />
nach Südamerika, 2020 aus finanziellen Gründen nach Saudi-Arabien. Noch immer geht es<br />
dar um, in zwei Wochen ohne fixe Route, nur mit einem Roadbook ausgerüstet, den schnellsten<br />
Weg durch die Wüste zu finden. Von den fünf Kategorien (Motorrad, Auto, Lkw, Quad,<br />
Side by Side – das sind kleine Buggys) gilt die Motorrad-Disziplin nach wie vor als die<br />
härteste. Rekordsieger ist hier der Franzose Stéphane Peterhansel mit sechs Siegen,<br />
Matthias Walkner hat 2018 als erster und bislang einziger Österreicher gewonnen.<br />
geradeaus der Hauptspur nach. Allerdings<br />
waren Tage davor Touristen mit<br />
ihren Geländewagen durchgefahren und<br />
hatten eine neue Spur gelegt, von der<br />
das Roadbook natürlich nichts wusste.<br />
Solche Dinge sind in der Wüste ganz normal.<br />
Das ist einfach Glück oder Pech.<br />
Ich habe meine Siebensachen beisammen.<br />
Körperlich, geistig, organisatorisch.<br />
Vor jedem Start haue ich mir drei Löffel<br />
Guaraná und ein paar <strong>Red</strong> Bull rein, um<br />
wirklich bei der Sache zu sein.<br />
Schnell zu fahren ist geistig derart<br />
anstrengend, dass ich nach der Zieldurchfahrt<br />
drei, vier Stunden brauche,<br />
um wieder ich selbst zu sein. Dieses Level<br />
an Konzentration, wenn es um die Wurst<br />
geht, konnte ich früher nicht immer aufbringen.<br />
Es frisst viel Energie, aber es<br />
lohnt sich, und ich mache weniger Fehler.<br />
Ich habe die Dakar mit 78 Kilo bestritten<br />
und mit 87. Im Moment gehe ich einen<br />
Mittelweg: Ich wiege 83 Kilo und habe<br />
ein paar Reserven, aber wenig Ballast.<br />
Und ich achte enorm auf die Ernährung.<br />
Es ist erstaunlich, wie viel man mit zunehmendem<br />
Alter kompensieren kann,<br />
wenn man auf seinen Körper achtgibt.<br />
Im vorigen Jahr, als mich Kupplungsprobleme<br />
weit zurückgeworfen haben,<br />
merkte ich, wie sehr ich noch immer<br />
für die Dakar brenne. Selbst als es um<br />
nichts mehr ging, habe ich Gas gegeben,<br />
als würde ich um den Sieg mitfahren. Ich<br />
genieße es, mich mit anderen zu messen.<br />
Volle Attacke zu gehen ist noch immer<br />
das Geilste für mich. Zu sehen, dass ich<br />
schneller bin als der Rest. Dieser Ehrgeiz<br />
wohnt mir inne, so bin ich gestrickt. Jetzt<br />
rückt die junge Generation nach, aber<br />
auch das pusht mich: Ich will dagegenhalten,<br />
wenn die Jungen kommen. So<br />
leicht rücke ich nicht zur Seite.<br />
Viele Spitzenpiloten auf dem Motorrad<br />
sind später ins Auto gewechselt:<br />
Stéphane Peterhansel, Nani Roma, jetzt<br />
meine Ex-Teamkollegin Laia Sanz. Ich als<br />
Auto-Fan würde einen Umstieg, irgendwann,<br />
nicht ausschließen. Ich müsste<br />
allerdings wissen, dass ich wirklich schnell<br />
sein und um Spitzenplätze kämpfen<br />
kann. Das geht nur, wenn du wirklich<br />
liebst, was du tust. Und ich müsste erst<br />
ausprobieren, ob mit einem Auto durch<br />
die Wüste zu fahren so geil ist, wie es<br />
mit einem Motorrad ist. Sollte ich eines<br />
Tages diese Möglichkeit bekommen,<br />
würde ich das angehen.<br />
Die Rallye Dakar auf Instagram:<br />
@redbulldesertwings<br />
MARCIN KIN/RED BULL CONTENT POOL<br />
56 THE RED BULLETIN
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Eileen Gu beim <strong>Red</strong><br />
<strong>Bulletin</strong>-Fotoshooting<br />
in Saas-Fee: Im Freestyle-Skifahren<br />
zählt<br />
sie in drei Disziplinen<br />
zur Weltspitze.<br />
Die<br />
Beste<br />
EILEEN GU, 18, ist der nächste<br />
Wintersport‐Weltstar: Freestyle‐Ski‐<br />
Kanone, Stanford‐Studentin,<br />
gefragtes Model. Als in den USA<br />
geborene Chinesin will sie die Fans<br />
beider Supermächte vereinen.<br />
Text EVELYN SPENCE<br />
Fotos CHRISTIAN ANWANDER
Freestyle-Ski<br />
zweier<br />
Welten<br />
59
Freestyle-Ski<br />
E<br />
ihre<br />
ileen Gu ist 18 Jahre alt, dafür hat sie es ordentlich<br />
weit gebracht: Sie ist Freestyle-Olympiahoffnung<br />
für Peking, zweifache Goldmedaillen-Gewinnerin<br />
bei den X Games, gehört in allen drei Freestyle-Disziplinen<br />
– Halfpipe, Slopestyle und Big Air – zur Weltklasse,<br />
sie ist Langstreckenläuferin, dazu gefragtes<br />
Model, Feministin und angehende Diplomatin.<br />
Es ist Ende Oktober, Gu hat einen Monat Halfpipe-Training<br />
in Saas-Fee in der Schweiz absolviert<br />
und ein Camp am Stubaier Gletscher in Österreich<br />
vor sich. Im Herbst erwarten sie Kurse in Mikro- und<br />
Makroökonomie.<br />
Die Zeit zwischen den Trainingseinheiten verbringt<br />
sie mit Vorträgen über Astrophysik und Fachbüchern<br />
über Quantenmechanik. „Als ich vorigen<br />
Winter das erste Mal bei den X Games war, wurden<br />
mir die anderen vor gestellt als ‚… hat das und das<br />
gewonnen‘, als ‚… ist so und so oft Olympiasieger<br />
geworden‘ oder ‚… ist der erste Mensch, dem dieser<br />
und jener Trick gelungen ist‘. Bei mir hieß es immer<br />
nur: Das ist Eileen Gu, sie hat 1580 Punkte beim<br />
S<strong>AT</strong>-Test (einem standardisierten US-Schulleistungstest;<br />
das Durchschnittsergebnis liegt bei knapp über<br />
1000 Punkten; Anm.) und wurde auf der Universität<br />
von Stanford aufgenommen.“<br />
Man könnte Eileen Gu als Ausnahmeerscheinung<br />
abtun, als begnadetes Multitalent. Man täte ihr damit<br />
Unrecht. Denn was Gu wirklich zu etwas Be sonderem<br />
macht, ist ihre enorme Leidenschaft fürs Lernen. Sie<br />
ist eine Musterschülerin des Lebens – im Sport genauso<br />
wie in der Wissenschaft. „Sie geht an jeden einzelnen<br />
Trick mit extremer Sorgfalt heran, visualisiert<br />
ihn wieder und wieder, in jedem Detail, und sie weiß<br />
Fähigkeiten unglaublich gut einzuschätzen“,<br />
sagt ihr Trainer Misra Noto. Kaya Turski, acht fache<br />
X-Games-Gewinnerin im Slopestyle, beschreibt Gus<br />
Art, Ski zu fahren, mit dem Attribut „kalkuliert“ –<br />
nicht, weil ihr die Leidenschaft fehlen würde, sondern<br />
weil sie so überlegt und so präzise vorgeht.<br />
Dasselbe gilt für das Training abseits der Piste.<br />
„Eileen versucht, jede einzelne Wiederholung einer<br />
Übung noch perfekter zu machen als die davor“,<br />
sagt Alex Bunt, Strength- & Conditioning-Coach bei<br />
<strong>Red</strong> Bull. „Die meisten von uns finden zum Beispiel<br />
Dehnübungen langweilig. Sie nicht. Sie möchte jede<br />
Dehnung besser machen als die davor.“<br />
In Saas-Fee trainierte Gu eine neue Pipe-Sequenz<br />
mit drei neuen Tricks und einer neuen Kombination,<br />
sie war jeden Tag von 10 bis 15 Uhr auf dem Berg –<br />
konzentriert, effizient, keine Minute wurde verschwendet.<br />
Misra Noto, ein ehemaliger Profi und<br />
erfahrener Trainer, der früher das Schweizer Slopestyle-Team<br />
coachte, sagt: „Von allen Riderinnen, die<br />
ich kenne, arbeitet Eileen am härtesten.“<br />
Dass Gu manchmal als ein wenig kompliziert gilt,<br />
hat einen einfachen Grund: Ihr Leben ist kompliziert.<br />
Manchmal besteht es aus zwei Leben (Profisportlerin<br />
und Studentin), manchmal aus vier (zusätzlich noch<br />
Läuferin und Model). Außerdem fühlt sie sich sowohl<br />
als Amerikanerin wie auch als Chinesin.<br />
Eileen Gu wurde in San Francisco geboren und<br />
stand auf den Hängen des Skigebiets Northstar am<br />
Lake Tahoe zum ersten Mal auf Skiern. Trotzdem<br />
entschied sie sich im Alter von 15 Jahren, bei der<br />
„Ich muss die Dinge<br />
gut machen, sonst<br />
würde ich ja meine<br />
Zeit verschwenden.“<br />
M<strong>AT</strong>T POWER<br />
60 THE RED BULLETIN
AIR CHINA<br />
Gu beim Training<br />
in der Halfpipe von<br />
Copper Mountain,<br />
Colorado. In Peking<br />
startet sie für China.<br />
THE RED BULLETIN 61
„Fashion ist<br />
eine kreative Art,<br />
der Welt zu zeigen,<br />
wer du bist.“<br />
Eileen Gu über die Vorzüge<br />
ihrer Zweitkarriere als Model
Freestyle-Ski<br />
Olympiade 2022 für China anzutreten. Ihre Mutter<br />
Yan stammt aus Peking. Seit Gu zwei Jahre alt ist,<br />
verbringt sie jeden Sommer dort. Sie spricht akzentfrei<br />
Mandarin, ging in Peking zur Schule, hat dort<br />
Freunde und ein Haus. „Wenn ich in Amerika bin,<br />
bin ich Ame rikanerin“, sagt sie ganz oft, sodass es<br />
wirkt wie ein Man tra, „in China bin ich Chinesin.“<br />
Als Gu zehn Jahre alt war, überredete sie den<br />
Betreiber eines Ski-Resorts in China dazu, den ersten<br />
Freestyle-Ski-Contest des Landes zu veranstalten.<br />
„Die Community war damals noch winzig, wir sind<br />
gemeinsam gewachsen“, sagt sie. Seit Gu bekannt<br />
gegeben hat, in Peking für China zu starten, sind<br />
mehr als zwei Jahre vergangen. Heute wird Gu<br />
in China auf der Straße erkannt. Aus dem kleinen<br />
Mädchen wurde die bekannteste Skifahrerin im<br />
bevölkerungsreichsten Land der Welt; sie wird als<br />
„Schneeprinzessin“ oder „Ski-Genie“ bezeichnet.<br />
„Eileen ist die perfekte Kombination aus Alter,<br />
Talent und Charisma“, sagt Szene-Insiderin Kaya<br />
Turski. „Sie hat das Zeug, die nächste Lindsey Vonn<br />
oder Chloe Kim zu werden.“<br />
Genau hundert Tage vor der Eröffnungszeremonie<br />
veröffentlichte das Pekinger Organisationskomitee<br />
einen aufwendigen Kurzfilm: „A Date with Snow<br />
and Ice“. Darin trifft ein junger Mann (Megastar<br />
Jackson Yee, einer der beliebtesten Sänger Chinas)<br />
ein junges Mädchen (Gu). Die beiden besuchen<br />
gemeinsam die Pekinger Sportstätten; es ist eine<br />
Mischung aus Pop-Kultur und Sport. Am Ende des<br />
Films ist wieder Gu zu sehen: Eine Fackel in der<br />
Hand, läuft sie, begleitet von dramatischer Musik,<br />
in Zeitlupe die Chinesische Mauer entlang.<br />
Es ist schwer zu sagen, wann genau Gu den<br />
Durchbruch geschafft hat. Aber ein Wettkampf<br />
sticht heraus: Innerhalb von 36 Stunden<br />
gewann sie im Jänner 2021 drei Medaillen<br />
bei den X Games, zwei in Gold und eine in<br />
Bronze. Sie war die erste Debütantin, die Medaillen<br />
in drei Bewerben gewann, und die erste chinesische<br />
Athletin der Geschichte mit einer Goldmedaille.<br />
Zu dem Zeitpunkt war sie keine Unbekannte mehr;<br />
sie hatte bereits 2020 in Calgary, Kanada, und auf<br />
der Seiser Alm in den Südtiroler Dolomiten Weltcup-Bewerbe<br />
gewonnen. Bei den Jugend-Winterspielen<br />
2020 in Lausanne, Schweiz, gewann sie<br />
zweimal Gold und einmal Silber.<br />
Der Weg bis dahin verlief alles andere als gewöhnlich.<br />
Gus Mutter kam in ihren Zwanzigern als<br />
Migrantin in die USA, studierte Biochemie an der<br />
Rockefeller-Universität in New York und stand das<br />
erste Mal am Hunter Mountain im Osten der USA auf<br />
Skiern. Dann zog sie in die Bay Area, in die Gegend<br />
von San Francisco, und erwarb an der Stanford-Universität<br />
den Titel Master of Business Administration.<br />
Als Eileen drei Jahre alt war, meldete Yan sie bei<br />
einem Skikurs in Tahoe an. Mit acht Jahren wurde<br />
sie Teil des Freeskiing-Teams im Northstar California<br />
Ski Resort – als einziges Mädchen –, weil Yan fand,<br />
Skirennen seien zu gefährlich. Bald gewann Eileen<br />
COVERSTAR<br />
Eileen Gu auf den<br />
Titel seiten der Modemagazine<br />
„Vogue“,<br />
„In Style“, und „Elle“<br />
(alle China) sowie des<br />
„V Magazine“ (US)<br />
„Wenn ich in Amerika bin,<br />
bin ich Ameri kanerin.<br />
In China bin ich Chinesin.“<br />
Contests der USASA (United States of America<br />
Snowboard and Freeski Association), darunter einen<br />
nationalen Wettbewerb für Neunjährige.<br />
Egal wo sie hinging, ihre Mutter war immer<br />
an ihrer Seite. Kaya Turski begegnete Gu zum ersten<br />
Mal in Neuseeland, „als eine kleine Frau zu mir kam<br />
und sagte: ‚Das ist meine Tochter.‘ Das war Eileen,<br />
1,20 Meter pure Energie“, erinnert sie sich.<br />
Daheim in San Francisco wohnte Gu mit ihrer<br />
mittlerweile 86-jährigen Großmutter, Guo Zhenseng<br />
– hier kommt sie manchmal immer noch vorbei.<br />
„Meine Großmutter ist leidenschaftlich, sie ist die<br />
ehrgeizigste Person, die ich kenne. Und das heißt<br />
viel, wenn ich es sage“, sagt sie. Sie war vier, als ihre<br />
Großmutter ihr beibrachte, dreistellige Zahlen miteinander<br />
zu multiplizieren.<br />
„Meine Mutter ist nicht so ehrgeizig wie meine<br />
Oma“, sagt sie. „Ihr war wichtig, mir viele Möglichkeiten<br />
zu eröffnen, meinem Leben ein breites Spektrum<br />
zu geben: Klavier, Ballett, Fußball, Basketball,<br />
Reiten, Bogenschießen, Klettern, Volleyball, Tennis.<br />
Ich machte alles.“ Aber: Druck, besonders erfolgreich<br />
zu sein, gab es nie. „Das war keine Eislaufmutti-<br />
Situation“, sagt Gu. „Mein Ehrgeiz kommt<br />
eher aus meiner Unfähigkeit, zu versagen. Wenn ich<br />
etwas mache, dann mache ich das gut, dann muss<br />
ich das gut machen, sonst würde ich ja meine Zeit<br />
verschwenden. Das ist die Art meiner Großmutter,<br />
die Dinge zu sehen, und indirekt auch meine Art.“<br />
Was Gus Durchbruch bei den X Games auf<br />
den ersten Blick besonders überraschend macht:<br />
2020/21 war die erste Saison, in der sie nicht Vollzeit<br />
zur Schule ging. Bis zu ihrem Schulabschluss<br />
2020 – sie war die erste Schülerin in der Geschichte<br />
ihrer Highschool, die in drei Jahren den Abschluss<br />
schaffte statt in vier – fuhr sie höchstens 65 Tage<br />
im Jahr Ski. Jedes Wochenende fuhr sie mit Yan nach<br />
Tahoe; während der vierstündigen Fahrt lernte sie<br />
im Auto für die Schule.<br />
Andere Talente in ihrem Alter brachten es auf<br />
250 Skitage pro Jahr.<br />
Die Umstände zwangen sie zu einem beinharten<br />
Arbeitseinsatz auf und abseits der Piste. Gleichzeitig<br />
führte sie ein ganz normales Teenager-Leben. „Viele<br />
meiner Ski-Kolleginnen waren Außenseiter, durften<br />
nicht zum Abschlussball gehen und all das. Bei mir<br />
war das anders. Niemand wusste, dass ich Ski fahre,<br />
und es hat auch niemanden interessiert.“<br />
Außerdem war Gu beim Geländelauf derart<br />
schnell, dass sie sich fast dafür statt für das Ski fahren<br />
entschieden hätte – unter anderem weil sie als Läuferin<br />
an Colleges aufgenommen werden hätte können.<br />
THE RED BULLETIN 63
Freestyle-Ski<br />
Aber als ein Ski-Contest in Österreich und ein Rennen<br />
für die nationalen Crosslauf-Meisterschaften<br />
zur gleichen Zeit stattfanden, kaufte sie ein Last-<br />
Minute-Ticket nach Europa.<br />
Auf die Frage, was Gu von anderen unterscheidet,<br />
hört man oft ähnliche Antworten. US-Freestyle-<br />
Skifahrer Bobby Brown, der acht Medaillen bei den<br />
X Games gewann, sagt: „Ich kenne sie, seit sie zehn<br />
oder elf war und ihren lila Helm trug. Was sie auf<br />
den Rails aufführte, war schon damals verrückt.“<br />
Für Trainer Noto ist am beeindruckendsten, wie<br />
hoch Gu bei ihren Tricks in der Pipe springt – bei den<br />
X Games waren es im Schnitt 3,35 Meter. Für Freestyle-Kollegin<br />
Turski ist es schlicht ihre Vielseitigkeit.<br />
Egal wen man fragt: Eileen Gu verfügt schon jetzt<br />
über eine gigantische Bandbreite an Fähigkeiten –<br />
und immer noch ist jede Menge Potenzial für Verbesserungen<br />
da. „Noch kann ich nicht sagen, dass sie<br />
die erfolgreichste Skifahrerin aller Zeiten wird“, sagt<br />
Noto, „aber sie hat alles, was man dazu braucht.“<br />
China hat, was den Skisport angeht, überaus<br />
ehr geizige Pläne: Tausend neue Ski-Resorts<br />
sind bis zum Jahr 2030 geplant, fünfzig<br />
Millionen Skifahrer sollen China zum größten<br />
Ski-Markt der Welt machen.<br />
„Ich erinnere mich noch an die Anfänge. Ich<br />
kannte jede einzelne Person im Snowpark, weil es<br />
im ganzen Land gerade zehn oder zwanzig gab“,<br />
sagt Gu. „Jetzt ist ein Funpark der trendigste Ort,<br />
an dem man sich in China aufhalten kann.“<br />
Das enorme Wachstum der Ski-Branche verläuft<br />
parallel zu Gus eigener Entwicklung. Sie ist ein<br />
Symbol für den chinesischen Ski-Boom. Dennoch<br />
fiel ihr die Entscheidung, für China anzutreten und<br />
nicht für die USA, sehr schwer.<br />
Also: Warum China? „In den USA bin ich mit all<br />
diesen Vorbildern aufgewachsen. So ein Vorbild<br />
wollte ich für jemand anderen sein“, sagt sie. Übersetzt:<br />
In China, sagt sie, könne sie ein nationales Bewusstsein<br />
für Freestyle schaffen und eine neue Generation<br />
von Mädchen inspirieren.<br />
„Wenn ich in Amerika bin, bin ich Amerikanerin“,<br />
wiederholt sie ihr Mantra, „wenn ich in China bin,<br />
bin ich Chinesin.“ Gu verfügt über die erstaunliche<br />
Fähigkeit, sich unterschiedlichen Umständen nahtlos<br />
anzupassen, die Stimmung im Raum intuitiv<br />
zu erfassen, selbstverständlich zwischen Sprachen<br />
„Ich spreche<br />
fließend Englisch und<br />
Mandarin, somit kann<br />
ich beide Kulturen<br />
in mich aufnehmen.“<br />
zu wechseln. „Da ich fließend Englisch und Mandarin<br />
spreche, hatte ich von klein auf die Möglichkeit,<br />
Nuancen von beiden Kulturen in mich aufzunehmen“,<br />
sagt sie. „Ich kann nicht nur in beiden Sprachen<br />
sprechen, ich kann auch in beiden leben.“<br />
Natürlich entspricht das auch dem, was man<br />
den „olympischen Geist“ nennt – speziell wenn es<br />
darum geht, eine Verbindung zwischen den beiden<br />
großen Weltrivalen China und USA zu schaffen.<br />
„Ich habe erkannt, welche Auswirkungen Sport<br />
auf die Diplomatie haben kann“, sagt sie. „Sport ist<br />
etwas Gemeinsames, unabhängig von Sprache, unabhängig<br />
von Kultur, unabhängig von politischer<br />
Zugehörigkeit.“<br />
Vergangenen Sommer reiste Gu für eine Tour<br />
voller Sponsoring-Verpflichtungen nach China. Die<br />
Tournee begann pandemiebedingt mit Quarantäne:<br />
fünf Wochen allein in einem Hotelzimmer, mit nicht<br />
mehr als einem Laufband, einer Yogamatte und ein<br />
paar leichten Gewichten. Gu sah es als Chance, sich<br />
auf ihre Fitness und nur auf ihre Fitness zu konzentrieren,<br />
bei täglichen drei- bis vierstündigen Zoom-<br />
ÜBERFLIEGER<br />
Eine von Gus Stärken<br />
ist der Luftstand, den<br />
sie, hier in den USA,<br />
bei ihren Sprüngen<br />
erreicht – im Schnitt<br />
über drei Meter.<br />
M<strong>AT</strong>T POWER<br />
64 THE RED BULLETIN
Nadine Wallner ist eine österreichische Skisportlerin und zweifache Freeride-Weltmeisterin (2013, 2014)<br />
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Freestyle-Ski<br />
MENTAL STARK<br />
Gu beim Equipment-<br />
Check. Die Achtzehnjährige<br />
steht oft unter<br />
Druck. Aber sie geht<br />
extrem souverän<br />
damit um.<br />
Meetings mit Trainer Alex Bunt, der sich darauf konzentrierte,<br />
an ihrer Explosivität und Sprungkraft zu<br />
arbeiten, an ihrer Beweglichkeit und Flexibilität sowie<br />
an ihrer Verletzungsresistenz. Sogar tausende<br />
Kilometer entfernt war er überwältigt von ihren<br />
motorischen und athletischen Fähigkeiten. „Ich<br />
könnte Eileen sagen, sie soll die Haltung ihrer linken<br />
kleinen Zehe korrigieren, und sie würde es gleich<br />
schaffen“, sagt er. „Sie ist ein Bewegungsgenie.“<br />
Als Gus geheime größte Stärke sieht Bunt ihre<br />
Grundlagenausdauer. „Sie hat einen wirklich großen<br />
Tank. Das heißt vor allem, dass sie mit den Schmerzen<br />
und Belastungen eines hohen Trainingsvolumens<br />
umgehen kann, physisch, aber auch mental. Fünf<br />
Wochen allein im Hotelzimmer? Stell dir das vor.<br />
Das ist irre. Ein unglaublicher Charakter.“<br />
Nach der Quarantäne reiste Gu alle paar Tage<br />
in unterschiedliche Städte. Skifahren, Schule, Klavier<br />
und Laufen im Tag unterbringen zu müssen – so wie<br />
früher – wirkt jetzt fast wie ein Kinderspiel. „Die vergangenen<br />
zwei Jahre waren vom normalen Leben<br />
eines Teenagers so weit weg, wie es überhaupt nur<br />
weg sein kann“, sagt sie.<br />
„Beim Tagebuchschreiben<br />
finde ich<br />
heraus, wie mein<br />
Verstand funktioniert.“<br />
Skifahren hat Gu bekannt gemacht, nun ist<br />
das Modeln dazugekommen, das sie von<br />
einer Nischen-Berühmtheit in einen Star<br />
verwandelt hat. Mit fünfzehn wurde sie von<br />
einer chinesischen Marke zur Paris Fashion Week eingeladen;<br />
seither war sie mehrfach in den chinesischen<br />
Editionen von „Elle“ und „Vogue“ zu sehen, wurde<br />
von Luxusmarken wie Tiffany und Louis Vuitton<br />
gebucht und nahm am Rebranding von Victoria’s<br />
Secret teil – gemeinsam mit Megan Rapinoe, Valentina<br />
Sampaio und Priyanka Chopra Jonas. „Ich stehe<br />
für die Verbindung von zwei unterschiedlichen ethnischen<br />
Gruppen, für eine Verbindung von Sport<br />
und Kunst und für Körperbewusstsein“, sagt sie.<br />
Für Gu ist das Modeln sowohl eine Ergänzung<br />
zum Skifahren als auch eine Atempause davon.<br />
„Fashion ist eine kreative Art, der Welt zu zeigen,<br />
wer du bist“, sagt sie. „Es ist fast so wie beim Skifahren.<br />
Erst wenn du deinen individuellen Style in<br />
deine Tricks einbringst, wird es was Besonderes.“<br />
Es gibt nicht nur diese Parallele zwischen Mode<br />
und Wettkampf: Ein Fotoshooting erzeugt genauso<br />
viel Adrenalin wie ein Run in der Halfpipe – die<br />
Konzentration, das Im-Mittelpunkt-Stehen, das<br />
Streben nach Perfektion.<br />
All das klingt, als stünde Gu unter hohem Druck<br />
– und der Eindruck stimmt natürlich. Der Druck<br />
kommt von Sponsoren, von ihrem Land, von ihr<br />
selbst. Aber sie geht souverän damit um. Sie weiß,<br />
dass ihr niemand wegnehmen kann, was sie erreicht<br />
hat. Sie weiß aber auch, dass sie sehr genau beobachtet<br />
wird, vor allem in China, und dass sie im<br />
Februar noch viel mehr Menschen noch viel genauer<br />
beobachten werden. „Aber ich glaube nicht, dass<br />
das meine Art, Ski zu fahren, beeinflusst hat“, sagt<br />
sie. „Und wenn, dann hat es mich besser gemacht.“<br />
Vielleicht ist es das, was Gu wirklich herausstechen<br />
lässt: ihre mentalen Fähigkeiten. Wenn man<br />
sie fragt, wie sie das macht, erwähnt sie Mutter und<br />
Oma – und ihr Tagebuch. „Damit kann ich zurückblicken<br />
und sehen, wie ich gewachsen bin. Mit dem<br />
Tagebuch finde ich heraus, wie mein Verstand funktioniert.“<br />
Eines Tages will sie ihre Aufzeichnungen<br />
veröffentlichen. Dann könnte man, erste Reihe fußfrei,<br />
miterleben, wie ein Star geboren wird.<br />
Doch die Geschichte ist noch lange nicht fertig<br />
erzählt, meint Kaya Turski. „Ich freue mich nicht nur<br />
darauf, zu sehen, was sie im Skisport macht, sondern<br />
auch, was sie für den Skisport macht. Wenn in China<br />
alles für sie läuft, dann zündet die Rakete.“<br />
66 THE RED BULLETIN
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„Meine Mutter sah<br />
mich im Eiskanal<br />
und fragte, ob ich<br />
wahnsinnig bin.“<br />
Janine Flock<br />
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„Ich mach das so:<br />
Springen ist Gaudi.<br />
Langlaufen ist<br />
Angriff.“<br />
68 THE RED BULLETIN
„Unsere Rodel-<br />
Beziehung fühlt sich<br />
an wie eine Ehe.“<br />
Thomas Steu & Lorenz Koller<br />
RENNRODEL-DOPPELSITZER<br />
MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL, GEPA PICTURES<br />
Diese Worte<br />
sind Gold wert<br />
Eine Frau rast Kopf voran mit 140 km/h durch den Eiskanal.<br />
Ein junger Kombinierer versucht, „in den Flow zu kommen“.<br />
Zwei Männer liegen übereinander auf der Rennrodel und<br />
verstehen sich blind. Zum Start einer wilden Wintersport-<br />
Saison: drei radikal ehrliche Gespräche mit Athleten.<br />
Interviews SABRINA LUTTENBERGER<br />
THE RED BULLETIN 69
Wintersport<br />
THOMAS STEU &<br />
LORENZ KOLLER<br />
Sind zum ersten Mal<br />
2012 bei den Olympischen<br />
Jugend-Winterspielen<br />
in Innsbruck<br />
gemeinsam an den Start<br />
gegangen und seither<br />
unzertrennlich. Ihr größter<br />
Erfolg bisher: der<br />
Gewinn des Gesamtweltcups<br />
2020/2021.<br />
Instagram: @steu_koller<br />
„Bei uns entsteht<br />
extrem viel Nähe“<br />
Thomas Steu und Lorenz Koller, beide 27, sind ziemlich beste<br />
Freunde. Das ist auch gut so, denn als Rennrodler liegen sie<br />
zu zweit auf ihrem Sportgerät. Wie fühlt sich das an?<br />
Steu (o.) und Koller (u.)<br />
im Innsbrucker Eiskanal:<br />
„Schaut intim<br />
aus, aber ganz so ist es<br />
dann doch nicht.“<br />
RENNRODEL-<br />
DOPPELSITZER<br />
Genau genommen<br />
liegen die Athleten<br />
im Doppelsitzer übereinander<br />
– das ist aerodynamischer.<br />
Lenken<br />
können sie im Eiskanal<br />
durch Verlagerung ihres<br />
Gewichts oder indem<br />
sie mit den Beinen<br />
Druck auf die Spitzen<br />
der Kufen ausüben. Das<br />
erfordert eine gefühlvolle<br />
Zusammenarbeit.<br />
THE RED BULLETIN: Thomas, Lorenz<br />
– ihr verbringt sehr viel Zeit auf sehr<br />
engem Raum miteinander. Wie sehr<br />
muss man sich mögen, um sich einen<br />
Doppelsitzer zu teilen?<br />
Thomas steu: Es gibt Paarungen, die<br />
sich nicht so gut verstehen. Aber auf<br />
Dauer ist das, glaub ich, nicht so erfolgreich<br />
und macht vor allem nicht so viel<br />
Spaß. Du bist dann einfach öfter genervt.<br />
Der Lorenz und ich, wir nerven uns nie.<br />
lorenz koller: Wenn der andere<br />
einmal Ruhe braucht, merken wir das.<br />
Wir haben in Innsbruck drei Jahre zusammengewohnt,<br />
daraus ist eine enge<br />
Freundschaft entstanden. Es gibt sicher<br />
Teams, in denen die Beziehung nicht<br />
so eng ist, aber ich bin froh, dass wir uns<br />
so gut verstehen.<br />
steu: Wir sind ja komplett unterschiedliche<br />
Typen, aber darum ergänzen wir<br />
uns auch. Mittlerweile sind wir echt ein<br />
saugutes Team. Es ist eigentlich wie eine<br />
Ehe: Wir reden nicht mehr so viel wie<br />
früher, aber wir verstehen uns trotzdem<br />
sehr, sehr gut. Ich glaub, ich weiß mehr<br />
über den Lorenz als über jeden anderen.<br />
Ist das euer Erfolgsgeheimnis – dass<br />
ihr euch perfekt ergänzt?<br />
koller: Wir sind 2011 ja zusammengewürfelt<br />
worden. Die ersten Jahre<br />
waren schon harte Lernjahre mit vielen<br />
Stürzen. Ich glaub aber, wir haben beide<br />
viel voneinander gelernt. Der Thomas<br />
ist im Kopf extrem stark, wenn’s wirklich<br />
um etwas geht, kann er sich ganz aufs<br />
Rodeln konzentrieren. Und ich bin der,<br />
der wirklich sicher sein muss, dass jede<br />
Schraube passt. Ich bin der Tüftler.<br />
steu: Ich glaub, dass es grundsätzlich<br />
ein Riesenvorteil ist, dass wir extrem<br />
unterschiedliche Typen sind. Ich bin<br />
eher der Ruhige, Entspannte. Der Lorenz<br />
ist schon öfter nervös, aber auch sehr<br />
zielstrebig und sehr akribisch. Der eine<br />
holt den anderen immer ein bisschen ab.<br />
Das ist sicher ein Erfolgsfaktor.<br />
Schwer vorstellbar, dass es auch<br />
anders sein könnte. Ihr kommt euch<br />
immerhin sehr nahe.<br />
koller: Beim Rodeln entsteht eine<br />
besondere Nähe – klar. Also wir liegen<br />
ja wirklich aufeinander, zwar versetzt<br />
GEPA PICTURES, GETTY IMAGES<br />
70 THE RED BULLETIN
„Ich brauch<br />
die Energie<br />
im Kopf“<br />
Muskeln und Hirn: warum<br />
Johannes Lamparter, 20, als<br />
Kombinierer erfolgreich ist.<br />
MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL, GEPA PICTURES, GEPA PICTURES/RED BULL CONTENT POOL<br />
– der Thomas sitzt auf einem kleinen<br />
Stuhl zwischen meinen Beinen –, aber<br />
ich spüre ihn, weil er mit seinen Schultern<br />
auf meinem Bauch liegt. Wenn er<br />
zum Beispiel mit den Schultern oder den<br />
Beinen den Lenkeinsatz einleitet, merke<br />
ich das sofort.<br />
steu: Es ist schon eine extreme Nähe.<br />
Es schaut von außen ab und zu sehr<br />
intim aus, aber ganz so intim ist es dann<br />
doch nicht.<br />
Müsst ihr euch dann vor einem Wettkampf<br />
überhaupt noch etwas ausmachen,<br />
oder geht das automatisch?<br />
steu: Vor dem Start gehen wir ganz kurz<br />
gemeinsam den Lauf durch – was hat<br />
wer zu tun? Wir machen das schon seit<br />
neun Jahren zusammen, und das funktioniert<br />
so gut, dass wir sonst eigentlich<br />
nichts mehr tun müssen. Wir verstehen<br />
uns echt blind. Ein Ritual haben wir<br />
aber. Fünf Sekunden bevor wir uns hinsetzen,<br />
schlagen wir ein: Faust an Faust,<br />
dann geht’s los.<br />
Und dann?<br />
steu: Der Start ist extrem wichtig. Wenn<br />
du da nicht vorne dabei bist, also zumindest<br />
unter den ersten sechs, dann ist es<br />
ganz schwierig, vorne mitzufahren. Jede<br />
Kurve ist ein kritischer Moment. Es ist<br />
am besten, so wenig wie möglich zu machen,<br />
mit der besten Fahrweise und der<br />
höchsten Spannung. Beim Rodeln musst<br />
du so nah wie möglich an der Perfektion<br />
sein, um zu gewinnen.<br />
koller: Das lernt man über die Jahre,<br />
wie viel macht der Thomas und wie viel<br />
mache ich, wenn wir in eine Kurve einfahren.<br />
Das geht bei uns wie von selbst.<br />
Es gibt aber auch Doppelsitzer, die Unterund<br />
Obermann tauschen. Das könnte ich<br />
mir nicht vorstellen, noch einmal von<br />
vorn anzufangen mit jemand anderem.<br />
Also wenn der Thomas sagt, er mag<br />
nicht mehr fahren, dann würde ich auch<br />
aufhören.<br />
JOHANNES<br />
LAMPARTER<br />
Mit sechs Jahren ist<br />
Johannes Lamparter<br />
bereits von Skischanzen<br />
gesprungen. Auch das<br />
Langlaufen war ihm da<br />
schon geläufig. So viel<br />
Training zahlt sich aus:<br />
Der Tiroler ist mehrfacher<br />
Junioren-Weltmeister,<br />
seit 2021<br />
auch Weltmeister<br />
von der Großschanze.<br />
Instagram:<br />
@johannes_lamparter<br />
NORDISCHE<br />
KOMBIN<strong>AT</strong>ION<br />
Vereint zwei Sportarten<br />
und ist daher doppelt so<br />
spannend. Zuerst geht<br />
es ans Skispringen, ehe<br />
die Athleten zum Skilanglauf<br />
antreten müssen.<br />
Wer am weitesten<br />
gesprungen ist, darf<br />
in der Loipe als Erster<br />
starten. Der Rückstand<br />
im Springen bestimmt<br />
die Startzeit der<br />
Konkurrenten.<br />
THE RED BULLETIN: Johannes, du bist<br />
als Doppelweltmeister in die Saison gestartet.<br />
Wie hoch geht’s heuer hinaus?<br />
johannes lamparter: Es war unglaublich,<br />
was letztes Jahr passiert ist.<br />
Da hat mich mein Coach oft wieder geerdet<br />
und immer wieder neu ausgerichtet,<br />
wenn es Schlag auf Schlag ging. Aber<br />
die letzte Saison ist Geschichte. Ich<br />
hab jetzt eigentlich null Erwartungen.<br />
So läuft das dann sicher am besten.<br />
Wäre eine Sportart nicht genug?<br />
Ich finde die Kombination cool: Langlaufen<br />
kostet mehr Muskelkraft, Springen<br />
braucht sehr viel Energie im Kopf.<br />
Kombinierer zu sein hört sich aber<br />
schon stressig an.<br />
Also beim Skispringen geht’s hauptsächlich<br />
darum, a Gaudi zu haben.<br />
Das Langlaufen ist dann voller Angriff.<br />
Wie hältst du die Belastung aus?<br />
Es hilft, wenn Zuschauer da sind. Man<br />
kommt in einen ganz anderen Flow,<br />
wenn die Zuschauer dich pushen.<br />
Johannes Lamparter: einmal fliegend,<br />
einmal laufend, stets extrem fokussiert<br />
THE RED BULLETIN 71
Wintersport<br />
„Wenn du startest,<br />
musst du’s durchziehen“<br />
Es dauerte nur eine Fahrt, dann war sie nicht mehr<br />
auf zuhalten: Skeleton-Weltcupsiegerin Janine Flock, 32,<br />
über die Liebe zu einem Sport ohne Bremsen.<br />
JANINE FLOCK<br />
Sie ist zweifache Gewinnerin<br />
des Gesamtweltcups,<br />
Vize-Weltmeisterin<br />
und dreifache<br />
Europameisterin, und<br />
Heeressportlerin ist sie<br />
auch. Dienstgrad: Zugsführer.<br />
Obwohl ihr Fortbewegungsmittel<br />
eigentlich<br />
ein Skeleton ist.<br />
Instagram: @janine.flock<br />
SKELETON<br />
Beim Skeleton muss<br />
man sich nicht zwischen<br />
Kopf und Bauch entscheiden.<br />
Man fährt<br />
einfach bäuchlings und<br />
Kopf voraus durch den<br />
Eiskanal – mit über<br />
140 km/h. Auf einem<br />
Schlitten, der an ein<br />
Skelett aus Stahl erinnert.<br />
Daher kommt<br />
auch der Name.<br />
THE RED BULLETIN: Janine, wie verrückt<br />
muss man eigentlich sein,<br />
um Skeleton-Fahrerin zu werden?<br />
Janine flock: Ich bin schon ein bissl<br />
eine Wildere. Ich geb gern Gas – aber nur<br />
so, dass es für mich noch kontrollier bar<br />
ist. Beim Skeleton hab ich diese Kontrolle.<br />
Hektik und Übermut bringen dich<br />
beim Skeleton nicht weiter. Eine gute<br />
Fahrerin muss ruhig sein. Klar, beim<br />
Start brauchst du den vollen Speed und<br />
die Kraft. Danach zählt aber das Körpergefühl,<br />
du musst dich fallen lassen<br />
können, in jeder Sekunde aber hoch<br />
konzentriert sein.<br />
Wie waren deine ersten Fahrten?<br />
Ich hatte ja eigentlich keinen Plan, was<br />
Skeleton ist. Ich wollte nur mitmachen,<br />
damit ich einen Tag schulfrei hab. Als wir<br />
dann Richtung Patscherkofel gefahren<br />
sind und die Bobbahn gesehen haben,<br />
haben wir uns alle in die Hose gemacht.<br />
Sobald ich dann aber auf der Bahn war,<br />
war es lässig. Der Adrenalinschub war<br />
sofort da.<br />
Gebremst wird erst<br />
nach der Zieleinfahrt –<br />
Janine, hier in Königssee,<br />
Bayern, formt dazu<br />
mit den Beinen ein V.<br />
Das heißt, du warst dir von Anfang an<br />
sicher: „Das will ich machen!“?<br />
Also, ich hab mich zwar gleich beim Verein<br />
angemeldet, aber das erste Training<br />
war ein Jahr später. Bis dahin war die<br />
Angst wieder da, dem Eis ausgeliefert zu<br />
sein. Man kann ja nicht bremsen. Ich hab<br />
daheim sogar geweint, aber die Mama<br />
war streng: „Du hast dich angemeldet,<br />
du musst mitmachen.“ Der Tritt in den<br />
Hintern von der Mama ist der Grund,<br />
warum ich Skeleton-Fahrerin bin. Sie<br />
hat später, als sie einmal an der Bahn<br />
war, aber eh einen Schock gekriegt und<br />
gefragt, ob ich wahnsinnig bin.<br />
Wie jetzt, man kann nicht bremsen?<br />
Ja, bremsen geht wirklich nicht. Du kannst<br />
dich langsamer machen, indem du die<br />
Füße auf den Boden gibst, aber das bringt<br />
dich mehr in Schwierigkeiten, als dass es<br />
dich bremst. Bist du losgefahren, musst du<br />
die Fahrt durchziehen. Position bewahren<br />
und die Zeit vorübergehen lassen – der<br />
beste Tipp für jeden Anfänger. Das Gute:<br />
Sie geht beim Skeleton schnell vorbei.<br />
MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, GEPA PICTURES<br />
72 THE RED BULLETIN
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Erfolg steckt mehr<br />
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wissen wir, dass hinter jedem Erfolg viel harte Arbeit steckt.<br />
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GUIDE<br />
Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen<br />
NIMM NIMS!<br />
Mit dem nepalesischen<br />
Rekordbergsteiger<br />
Nirmal „Nims“ Purja<br />
auf den Mont Blanc<br />
SANDRO BAEBLER<br />
75
GUIDE<br />
Reisen<br />
„Ich liebe das,<br />
was ich tue, aus<br />
tiefstem Herzen.“<br />
Der nepalesische Alpinist Nims Purja, 38, hat die<br />
vierzehn Achttausender in Rekordzeit bestiegen – und<br />
sich die Gipfel auf seinen Rücken tätowieren lassen.<br />
Bei seiner Destination <strong>Red</strong> Bull-Reise begleitet er dich<br />
auf den Mont Blanc.<br />
N<br />
etflix hat ihm eine eigene Doku<br />
gewidmet („14 Peaks: Nothing Is<br />
Impossible“), unter Kollegen der Extrembergsteiger-Szene<br />
ist er aktuell der unbestritten<br />
Größte, und sein Rekord wird<br />
wohl noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte<br />
halten: In unfassbaren sechs Monaten<br />
und sechs Tagen bestieg der 1983 im<br />
nepalesischen Flachland geborene Nirmal<br />
„Nims“ Purja alle 14 Achttausender auf<br />
diesem Planeten und unterbot den damals<br />
gültigen Rekord dabei um sieben Jahre<br />
und vier Monate. Was für andere eine<br />
Lebensaufgabe ist, ist für Nims ein besserer<br />
Wochenendausflug: Mount Everest<br />
(8848 m), Lhotse (8516 m) und Makalu<br />
(8463 m) bezwang der mittlerweile von<br />
der Queen zum Ritter geschlagene ehemalige<br />
Elitesoldat der britischen Royal<br />
Navy in 48 Stunden und 30 Minuten.<br />
„Project Possible“ taufte er das Projekt,<br />
das für jeden anderen wohl eine Mission<br />
Impossible gewesen wäre.<br />
Die Frau an Nims’ Seite<br />
Isabelle Santoire kam vor über 20 Jahren<br />
aus dem kanadischen Montréal in die<br />
Schweiz. Ihr damaliger Freund, ein Eishockeyspieler,<br />
hatte in Genf einen Vertrag<br />
bekommen, und sie folgte ihm. Selbst als<br />
er weiterzog, blieb sie da. Sie hatte sich<br />
erneut verliebt, und zwar in die Schweizer<br />
Berge. „Ich beendete mein Studium und<br />
ließ mich zur Bergführerin ausbilden.<br />
Heute bin ich eine von nur 16 Profi-<br />
Bergführerinnen in ganz Frankreich.“<br />
Rekord-Bergsteiger Purja, hier bei einem Besuch am Großglockner, bereist mit dir die Alpen.<br />
Nims Purja beim Aufstieg<br />
auf den Großglocker:<br />
Der Nepalese<br />
ist ein wahres Wunder<br />
in Sachen Ausdauer und<br />
gibt seine Tipps gern<br />
an seine Gäste weiter.<br />
76 THE RED BULLETIN
Anreise<br />
Chamonix, korrekt:<br />
Chamonix-Mont-Blanc,<br />
liegt im Dreiländereck Frankreich<br />
– Schweiz – Italien auf<br />
der französischen Seite.<br />
Mit dem Flugzeug: Der<br />
nächstgelegene Flughafen<br />
ist Genf, danach sind es<br />
über die A40 und N205 noch<br />
rund 90 Minuten mit dem<br />
Auto. Wahlweise gibt es auch<br />
einen direkten Bus ab dem<br />
Flug hafen Genf.<br />
Mit dem Auto: Aus Österreich<br />
oder Deutschland kommend<br />
über die Schweizer<br />
Autobahnen 1 und 12 bis nach<br />
Montreux, danach über die<br />
Chamonix<br />
Genf<br />
Frankreich<br />
A9 bis Martigny. Dann wird<br />
es spektakulär: Der weitere<br />
Weg führt über die Route de<br />
la Forclaz bei Châtelard über<br />
die französische Grenze und<br />
weiter nach Chamonix.<br />
destination.redbull.com<br />
Schweiz<br />
Mont Blanc<br />
Italien<br />
Zwischenziel: Refuge du Goûter, die höchstgelegene Hütte im Mont-Blanc-Massiv<br />
STEFAN VOITL/RED BULL CONTENT POOL, SHUTTERSTOCK, ADOBE STOCK<br />
WERNER JESSNER<br />
Isabelle hat Expeditionen auf der ganzen<br />
Welt geleitet und Chamonix am Fuß des<br />
Mont Blanc zu ihrer Heimat gemacht.<br />
Wie oft sie schon auf dem Gipfel war? Die<br />
zweifache Mutter lacht: „Keine Ahnung.<br />
Ich zähle da nicht mehr mit.“ Der höchste<br />
Berg der Alpen ist ihr Hausberg: „Er mag<br />
zwar technisch nicht sonderlich schwierig<br />
sein, aber jedes Mal, wenn ich nach Hause<br />
komme und ihn sehe, bin ich von seiner<br />
Schönheit fasziniert.“<br />
Für eine exklusive Destination <strong>Red</strong> Bull-<br />
Reise arbeiten Nims und Isabelle erstmals<br />
zusammen. Hier die perfekt organisierte –<br />
ja, doch – Einheimische, da jener Mann,<br />
der das Bergsteigen auf ein neues Level gehoben<br />
hat. Welche Fragen hat Isabelle an<br />
Nims Purja? „Viele! Doch am allermeisten<br />
Beim Aufstieg wird Nims die Seilschaften<br />
wechseln. So kommt jeder in den Genuss,<br />
mit dieser Legende geklettert zu sein.<br />
Gut zu wissen<br />
Ob man den 1786 erstbestiegenen<br />
Mont Blanc den höchsten Berg<br />
Europas nennen kann, ist Interpretationssache<br />
und tatsächlich<br />
nicht ausgemacht. Zählt man nämlich<br />
den Kaukasus noch zu Europa,<br />
wäre der 5642 Meter hohe Elbrus<br />
in Russland Europas höchster Berg.<br />
Unbestritten ist der Mont Blanc<br />
immerhin der höchste Berg Frankreichs.<br />
Allerdings reklamieren ihn<br />
die Italiener ebenfalls als ihren<br />
höchsten Berg, denn sie ziehen die<br />
Grenze genau über den Gipfel (was<br />
die Franzosen wiederum nicht so<br />
stehen lassen wollen). Auf gesichertem<br />
Terrain bewegen wir uns, wenn<br />
wir sagen: Der Mont Blanc ist der<br />
höchste Berg der Alpen.<br />
THE RED BULLETIN 77
TRAVEL EDITION<br />
DANIEL<br />
BÆKKEGÅRD<br />
Mit Dänemarks Ironman<br />
ins Gute-Laune-<br />
Triathlon-Camp auf<br />
Fuerteventura<br />
AUSGABE 4<br />
SAISON 2022/23<br />
TRAILRUNNING | SURFEN | MOUNTAINBIKEN | SEGELN<br />
FREERIDE SKIING | KAJAK | FOTOGRAFIE | FORMEL 1 | FOILING<br />
001_TRB01-TRB- 1 18.10.2021 15:31:35<br />
GUIDE<br />
Reisen<br />
Das Ziel: Der Mont Blanc liegt an der Grenze zwischen Italien und Frankreich und ist mit seinen 4810 Metern der höchste Berg der Alpen.<br />
interessiert mich, wie er sich so schnell<br />
regeneriert. Gerade gestern habe ich an<br />
einem Berglauf teilgenommen, heute bin<br />
ich völlig zerstört. Nims scheint dieses<br />
Problem nicht zu kennen – wie sonst kann<br />
man drei Achttausender innerhalb von<br />
zwei Tagen schaffen?“<br />
Das Gipfel-Rezept<br />
Damit es bei der Destination <strong>Red</strong> Bull-<br />
Reise auf den Mont Blanc zu keinen Anpassungsschwierigkeiten<br />
kommt, werden<br />
die Gäste von Isabelle und Nims Tritt für<br />
Tritt an die Höhe herangeführt – etwa mit<br />
einer Wanderung auf die 3540 Meter hohe<br />
Aiguille du Tour. Am Arête des Cosmiques<br />
üben die Gipfelstürmer in spe den Umgang<br />
mit Pickel und Steigeisen in Fels und<br />
Eis, außerdem frischen sie Wissen über<br />
Berge- und Seiltechnik auf.<br />
Eben weil der Mont Blanc keine besonderen<br />
technischen Schwierigkeiten<br />
aufweist, ist er auch für Sportler machbar,<br />
die keine ausgewiesenen Alpinisten sind.<br />
Santoire: „Fehlende Bergroutine kann<br />
man auf diesem Berg durch exzellente<br />
Kondition ausgleichen. Geübte, trittsichere<br />
Bergläufer haben auf dem Mont Blanc<br />
ebenso eine Chance auf einen Gipfelsieg<br />
wie klassische Bergsteiger.“<br />
„Wann hat man<br />
schon die<br />
Gelegenheit, mit<br />
einer echten Berg-<br />
Legende eine<br />
Seilschaft zu bilden?“<br />
Isabelle Santoire, 53,<br />
Bergführerin in Chamonix, begleitet mit<br />
Nims Purja die Gäste auf der Reise.<br />
Die Tour wird den Teilnehmern unvergesslich<br />
bleiben, ist sich Isabelle Santoire<br />
sicher: „Wann hat man schon die Gelegenheit,<br />
mit einer echten Berg- Legende eine<br />
Seilschaft zu bilden?“ Nims Purja wird<br />
während des Aufstiegs Seilschaften wechseln.<br />
So kommt jeder der fünf Teilnehmer<br />
in den Genuss, mit Nims persönlich aufzusteigen.<br />
Übernachtet wird dabei auf<br />
Hütten, etwa der höchstgelegenen bewirtschafteten<br />
im Mont-Blanc-Massiv,<br />
dem Refuge du Goûter auf 3835 Metern.<br />
Was auf der für August 2022 geplanten<br />
Tour sicher nicht passieren wird: „Selbst<br />
wenn wir mit dem schnellsten Bergsteiger<br />
von allen unterwegs sind, werden wir nicht<br />
auf den Mont Blanc rennen“, sagt Santoire.<br />
„Die Reise ist als Naturaben teuer<br />
angelegt, nicht als Wettbewerb.“<br />
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78 THE RED BULLETIN
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GUIDE<br />
Lesestoff<br />
MAGISCHER THRILLER<br />
Tolkien trifft Tarantino<br />
Der britische Autor Peter McLean führt ein Kunststück vor: Er schafft es, im<br />
Rahmen eines Fantasy-Romans ein knallhartes Gangsterepos zu inszenieren.<br />
Text JAKOB HÜBNER<br />
Schubladen schaffen<br />
Ordnung. Das wissen<br />
nicht nur Buchhalter,<br />
sondern auch Buchverlage.<br />
Und so werden literarische<br />
Genres mit erfinderischem<br />
Eifer in einen Haufen<br />
Subgenres zerlegt, die dem<br />
Leser bei der Suche nach der<br />
Wunschlektüre als Wegweiser<br />
dienen sollen.<br />
Eine der jüngeren Errungenschaften<br />
auf diesem Gebiet<br />
nennt sich „Grimdark“.<br />
Diese Kategorie markiert eine<br />
Abzweigung in die dunklen<br />
Ecken der Fantasy. Mit ähnlichen<br />
Mustern: Die Helden sind<br />
zynisch, die Atmosphäre ist<br />
düster, der Härtegrad hoch<br />
und Moral bestenfalls lästig.<br />
Ein weiteres Merkmal der<br />
„Grimdark“-Abteilung ist,<br />
dass sie mit klassischer Fantasy<br />
recht wenig zu tun hat –<br />
wenn’s richtig zur Sache geht,<br />
stehen Zauberer, Elfen, Zwerge<br />
und der Rest der Hokuspokus-Truppe<br />
meist längst<br />
unter der Dusche.<br />
Deshalb ist auch oft von<br />
einem „neuen Realismus der<br />
Fantastik“ die <strong>Red</strong>e. Semantisch<br />
betrachtet eine kühne<br />
Wortschöpfung, unbestritten<br />
ist aber, dass hier tatsächlich<br />
eine neue Leserschaft ins<br />
Visier genommen wird, der<br />
Quentin Tarantino vermutlich<br />
näher liegt als J. R. R. Tolkien.<br />
Ein wunderbares Beispiel<br />
für die Artenvielfalt, die sich<br />
aus der „Grimdark“-Schublade<br />
zaubern lässt, liefert der<br />
1972 geborene britische Autor<br />
Peter McLean mit dem<br />
„Kampf um den Rosenthron“.<br />
In deutscher Übersetzung<br />
sind bisher zwei der auf insgesamt<br />
vier Bände angelegten<br />
Reihe erschienen –<br />
„Priest of Bones“ (2020)<br />
VINZ SCHWARZBAUER<br />
80 THE RED BULLETIN
Der Anfang von<br />
„Priest of Bones“<br />
Nach dem Krieg kehrten wir heim.<br />
Fünfundsechzigtausend an Schlachtenkoller leidende<br />
Berufstotschläger kamen in ihre Heimat zurück, wo es keine<br />
Arbeit und nichts zu beißen gab und die Pest wütete. Was hatte<br />
Ihre Majestät eigentlich gedacht, wie das ausgehen würde?<br />
„Trinkt, Jungs!“, rief ich. „Das geht ab jetzt aufs Haus!“<br />
„Jawoll!“, erwiderte Bloody Anne, warf den Wirt zur Tür<br />
hinaus und sperrte hinter ihm ab.<br />
BUCHTIPPS<br />
Punk-Landung<br />
„Cyberpunk“ ist düstere Science-Fiction –<br />
und vielleicht gerade deshalb das einflussreichste<br />
Literatur-Genre der Gegenwart.<br />
und „Priest of Lies“ (2021) –<br />
bezeichnenderweise im Klett-<br />
Cotta Verlag, der im deutschsprachigen<br />
Raum als Pionier<br />
der Fantasy-Literatur gilt.<br />
Warum die Titel der Folgen<br />
noch immer englisch sind?<br />
Keine Ahnung, vermutlich<br />
Verlagsstrategie.<br />
Dahinter verbirgt sich jedenfalls<br />
ein herrlich räudiges<br />
und herzerfrischend kaltblütiges<br />
Gangsterepos, in dem<br />
Magie nur dann eine Rolle<br />
spielt, wenn sie tödlich wirkt.<br />
Aber die Sache ist noch vielschichtiger:<br />
Denn McLean<br />
reizt alle, wirklich alle Klischees<br />
und Stereotype des<br />
Meuchelmilieus derart hemmungslos<br />
aus, dass unter<br />
dem derben Gangsterepos<br />
auch immer wieder eine feine<br />
Parodie durchblitzt – also ein<br />
Genre im Genre im Genre.<br />
Ich-Erzähler und Titelheld<br />
der Geschichte ist der Soldatenpriester<br />
Tomas Piety, der<br />
nach einem langen und blutigen<br />
Krieg gemeinsam mit<br />
einer Handvoll Überlebender<br />
in seine Heimatstadt Ellinburg<br />
zurückkehrt, um dort<br />
seine „Geschäfte“ als Anführer<br />
der „Pious Men“ wieder<br />
aufzunehmen: Schutzgeld,<br />
Spelunken, Spielhöllen und<br />
Bordelle. Tomas ist weder<br />
gläubig noch fromm, aber er<br />
hat seine Grundsätze, von<br />
denen der oberste lautet:<br />
Wenn du etwas willst, musst<br />
du es dir nehmen – und diesmal<br />
will Tomas nicht nur ein<br />
paar Straßen, sondern die<br />
ganze Stadt.<br />
Zur Seite stehen ihm dabei<br />
unter anderem seine treue<br />
Sergeantin Bloody Anne (deren<br />
Name aus einer innigen<br />
Liebe zum Nahkampf hervorging),<br />
sein jüngerer Bruder<br />
Jochan (der sich wahlweise<br />
im Vollrausch, im Blutrausch<br />
oder in beiden gleichzeitig<br />
befindet), der dicke Luka (der<br />
wesentlich intelligenter ist,<br />
als er eigentlich sein dürfte),<br />
Billy the Boy (ein zwölfjähriger<br />
Waisenknabe mit erschreckenden<br />
magischen Fähigkeiten)<br />
und natürlich seine<br />
beiden „Klageweiber“ (zwei<br />
Kurzschwerter, die Tomas<br />
stets umschnallt, wenn es<br />
Wichtiges zu erledigen gibt).<br />
Doch ausgerechnet als die<br />
Geschäfte vielversprechend<br />
anzulaufen beginnen, taucht<br />
die geheimnisvolle Ailsa (eine<br />
ebenso mächtige wie skrupellose<br />
Agentin der Königin) in<br />
Ellinburg auf. Sie hat den Soldatenpriester<br />
Tomas Piety für<br />
höhere Weihen vorgesehen …<br />
PETER McLEAN<br />
„Der Kampf um den Rosenthron“<br />
Deutsch von Jochen Schwarzer<br />
Klett-Cotta<br />
WILLIAM GIBSON<br />
Der 1948 geborene US-Autor<br />
William Gibson gilt als Erfinder<br />
des Cyberpunk. Seine zigfach<br />
ausgezeichnete „Neuromancer“-Trilogie,<br />
deren erster Teil<br />
1984 erschien, prägte Begriffe<br />
wie Cyberspace oder Matrix.<br />
Ganz nebenbei hat Gibson mit<br />
seinem SciFi-Kumpel Bruce<br />
Sterling auch den retrofuturistischen<br />
Steampunk<br />
(„Die Differenzmaschine“)<br />
salonfähig gemacht.<br />
„Die Neuromancer-<br />
Trilogie“<br />
(Heyne)<br />
NEAL STEPHENSON<br />
New-Media-Nerds bezeichnen<br />
ihn als Guru, Literaturkritiker<br />
als Genie: Den Grundstein für<br />
diese Huldigungen legte der<br />
1959 in Maryland geborene<br />
Ausnahmekönner mit seinem<br />
Cyberpunk-Roman „Snow<br />
Crash“ (1992), der im Silicon<br />
Valley wie eine Bibel gehandelt<br />
wurde. Aktuell mischt<br />
Stephenson die Community<br />
mit dem 1150-Seiten-Ziegel<br />
„Corvus“ auf – brillant<br />
wie immer.<br />
„Snow Crash“<br />
(Fischer Tor)<br />
PHILIP K. DICK<br />
Der US-Comic-Autor Art<br />
Spiegelman („Maus“) meinte<br />
einmal, Philip K. Dick sei<br />
für die zweite Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts das, was<br />
Franz Kafka für die erste war.<br />
Die Romanvorlage für Ridley<br />
Scotts Kultfilm „Blade Runner“<br />
erschien bereits 1968 –<br />
allerdings unter dem sperrigen<br />
Titel „Träumen Androiden<br />
von elektrischen Schafen?“.<br />
Grandios: die Neuübersetzung<br />
von Manfred Allié von 2017.<br />
„Blade Runner“<br />
(S. Fischer)<br />
M<strong>AT</strong>THIAS ODEN<br />
Inspiriert von der legendären<br />
(derzeit leider vergriffenen)<br />
„Punktown“-Serie von Jeffrey<br />
Thomas, legte der deutsche<br />
Newcomer Matthias Oden<br />
im Jahr 2017 mit „Junktown“<br />
einen bemerkenswerten<br />
Debütroman vor, in dem er<br />
klassische Zutaten des<br />
Cyberpunk mit Biotech würzt.<br />
Oberste Regel in diesem<br />
dystopischen Gesellschaftsspiel:<br />
Abstinenz ist<br />
Hochverrat!<br />
„Junktown“<br />
(Heyne)<br />
THE RED BULLETIN 81
BACK TO BLACK<br />
FABER-CASTELL PITT GRAPHITE M<strong>AT</strong>T<br />
Schwarzsehen als Innovation: Anders als andere<br />
Blei stifte, die bei genauer Betrachtung nur graue Farbe<br />
liefern, kann dieser Stift von Faber-Castell so richtig<br />
schwarz, so richtig matt und so richtig hart<br />
(von HB bis 14 B). faber-castell.at<br />
VIELSEITIG<br />
LENOVO YOGA 9i<br />
Dieses Notebook von Lenovo lässt sich so falten,<br />
dass es wie ein Tablet verwendet werden kann. Mit<br />
IntelCore-Prozessoren der 10. Generation lässt es sich<br />
nicht nur gut streamen, das Gerät ist auch für Fotound<br />
Videobearbeitung geeignet. lenovo.com<br />
Richtig gutes Zeug<br />
Wie duftet die Nacht deines Lebens, kannst du zeichnen,<br />
und wie viel Schwarz ist nötig? Hier sind die Antworten.<br />
CLUB-STIL<br />
Flakon im Art-déco-<br />
Stil: Er soll Ralph’s<br />
Club in Manhattan<br />
widerspiegeln.<br />
PROBIEREN, NICHT STUDIEREN<br />
ZEICHEN-ANLEITUNG VON CARTOONIST PENG<br />
Was du schon immer übers Zeichnen wissen wolltest,<br />
aber nicht zu fragen wagtest. Peng, preisgekrönter<br />
Cartoonist aus Oberösterreich, zeigt vor, wie’s geht.<br />
Ungewöhnlich, witzig und ungeheuer ansteckend!<br />
dumont-buchverlag.de<br />
NIGHT FEVER<br />
RALPH’S CLUB<br />
So könnte die Nacht deines<br />
Lebens duften, meint Ralph<br />
Lauren – nach Lavandin (einer<br />
speziellen Lavendel-Kreuzung),<br />
Muskatellersalbei und dem<br />
Süßgras Vetiver.<br />
ralphlauren.de<br />
82 THE RED BULLETIN
GUIDE<br />
Tipps & Trends<br />
SEELE INKLUSIVE<br />
LEICA SL2<br />
In ihrem Metallgehäuse (aus<br />
Magnesium und Aluminium)<br />
steckt alles, was das Fotografenherz<br />
begehrt – sogar<br />
eine Seele, wie Leica uns wissen<br />
lässt. Abgesehen davon<br />
wird die spiegellose Vollformat-<br />
Systemkamera in Deutschland<br />
hergestellt.<br />
at.leica-camera.com<br />
DURCHBLICK<br />
Ergebniszentriert:<br />
lichtstarkes<br />
Leica-Objektiv<br />
„Mir ist, als sei mein Leib<br />
dort stehengeblieben, wo er ihn<br />
zum letzten Mal umarmte.“<br />
Ein Satz zum Auf-der-Zunge-zergehen-Lassen von Botho Strauß.<br />
Aus seinem neuen Buch „Nicht mehr. Mehr nicht“. hanser.de<br />
BAUKASTEN<br />
Datenspeicher in<br />
jeder Größe und<br />
für jeden Bedarf<br />
FABER CASTELL, LENOVO, DUMONT, LEICA, COS, SANDISK<br />
HERE COMES<br />
THE SUN<br />
COS WOOL TEDDY CO<strong>AT</strong><br />
Wer dem grauen Winter ein<br />
Schnippchen schlagen will –<br />
in diesem zitronenfaltergelben<br />
Kuschelmantel aus weichem<br />
Wolle-Baumwolle-Gemisch<br />
kriegt auch der trübste Tag<br />
genug Farbe zum Flattern.<br />
cosstores.com<br />
FÜR ALLE FÄLLE<br />
SANDISK PROFESSIONAL<br />
Sie sind langlebig, leistungsstark und auch noch schön<br />
anzusehen. Die professionellen Speicherlösungen von<br />
SanDisk lassen sich außerdem blitzschnell an alle<br />
Bedürfnisse anpassen, soll heißen: Sie wachsen mit,<br />
wenn’s sein muss. sandiskprofessional.com<br />
THE RED BULLETIN 83
GUIDE<br />
Kalender<br />
6<br />
bis 8. Jänner<br />
KLASSIKER-PARADE<br />
Es waren einmal … Autos, die so sexy waren, dass sie bis heute verhätschelt und lieb gehabt<br />
werden. Bei der Planai Classic zeigen die Veteranen (bis Baujahr 1972), warum früher doch so<br />
manches schöner war: Die Oldtimer-Rallye ist eine winterliche Symphonie für Ästheten von heute,<br />
die selbst dann stattfindet, wenn das Schneegestöber beinahe undurchdringlich wird und<br />
die Straßen tiefwinterliche Bedingungen bieten. planai-classic.at<br />
30<br />
November<br />
GÄNSEHAUT!<br />
„Musik ist meine <strong>The</strong>rapie,<br />
und sie gibt mir die<br />
Möglichkeit, meine innersten<br />
Gefühle auszudrücken“,<br />
sagt Sängerin<br />
Danitsa. Sechs Monate<br />
lang wurde die Schweizerin<br />
von einem Kamerateam<br />
bei den Aufnahmen<br />
für ihr neues Album in<br />
den <strong>Red</strong> Bull Studios in<br />
Los Angeles begleitet –<br />
ab 30. November ist<br />
die Doku abrufbar auf:<br />
redbull.com.<br />
15<br />
Dezember<br />
SKITOUR AUF HÖCHSTEM NIVEAU<br />
Der Dokumentarfilm „La Liste – Everything or Nothing“ begleitet<br />
die Schweizer Freerider Jérémie Heitz und Sam Anthamatten von<br />
den Anden in Peru bis zum Karakorum in Pakistan. Das Duo erstellte<br />
eine Liste von Gipfeln höher als 6000 Meter, um von ihnen<br />
mit Skiern abzufahren. Atemberaubend! Zu sehen im Cineplexx<br />
Linz. Weitere Termine auf laliste-everythingornothing.com<br />
bis 24. April<br />
JOCHEN RINDT: SEINE JUGEND IN GRAZ<br />
Jochen Rindt, der am 5. September 1970 beim Abschlusstraining<br />
für den Formel-1-Grand-Prix in Monza tödlich verunglückte, ist<br />
bis heute eine Legende. Und der einzige F1-Fahrer, der nach seinem<br />
Tod Weltmeister wurde. Eine Ausstellung im Graz Museum<br />
wandelt einfühlsam auf den Spuren seiner Kindheit und Jugend<br />
in der steirischen Landeshauptstadt. grazmuseum.at<br />
ENNSTAL_CLASSIC, ALAN SAHIN/RED BULL CONTENT POOL, JEREMY-BERNARD.COM, MCKLEIN<br />
84 THE RED BULLETIN
Das Tirol Gefühl<br />
www.tirol.at
GUIDE<br />
Uhren<br />
Bernardo Tribolet (li.), Swatch Vice President Marketing, Carlo Giordanetti, Creative Director: zwei Herren, die Spaß an Uhren haben<br />
INTERVIEW<br />
Zeit für Zauberei<br />
Swatch-Uhren haben unsere Wahrnehmung von Zeit verändert. Sie sind innovativ,<br />
künstlerisch angehaucht und trotzdem erschwinglich. Ein Interview mit zwei<br />
kreativen Masterminds der Marke – über Erfindergeist und Konditoren als Berater.<br />
Text WOLFGANG WIESER<br />
Süße Inspiration:<br />
Swatch-<br />
Modell „Caramellissima“<br />
„Beginnen wir mit der ‚Caramellissima‘“,<br />
sagt Carlo Giordanetti.<br />
Klingt irgendwie süß,<br />
sieht auch so aus, tickt aber<br />
und schmeckt bestenfalls<br />
nach Plastik. Die Damenuhr<br />
hat ein rosa 25-Millimeter-Gehäuse<br />
und ein Armband aus<br />
bunten Perlen, die uns unweigerlich<br />
an Zuckerl denken lassen.<br />
„Es war eine Saison der<br />
Pastellfarben, voll süßer Dinge.<br />
Wir hatten dafür eine Geschichte<br />
entwickelt, die von<br />
Gebäck inspiriert war – und<br />
arbeiteten dafür tatsächlich<br />
mit einem Konditor aus Zürich<br />
zusammen. Auch an die Entstehung<br />
der ‚<strong>Red</strong> Shore‘<br />
erinnere ich mich gern, weil<br />
sie viel mit Freiheit zu tun hat<br />
– hier kam unser Swatch Lab<br />
ins Spiel. Wenn es einen Ort<br />
gibt, an dem man Ideen verwirklichen<br />
kann, dann ist das<br />
Lab definitiv einer. Nach langen<br />
Diskussionen waren wir<br />
so weit, dass wir alle dachten,<br />
dieser verschwommene Effekt<br />
hätte tatsächlich einen emotionalen<br />
Wert, sodass wir eine<br />
Geschichte darüber erzählen<br />
könnten. Außerdem steckt<br />
viel Ironie drin: auf der einen<br />
Seite die Liebe der Schweizer<br />
zur Präzision und die scheinbare<br />
Unschärfe dieser Uhr auf<br />
der anderen. Bei der ‚Unavoidable‘<br />
hatten wir einfach Lust<br />
auf Provokation – und deshalb<br />
verpassten wir ihr eine kleine<br />
Komplikation, eine Petite Seconde<br />
(einen separaten kleinen<br />
Sekundenzeiger; Anm.).“<br />
Eine Komplikation ist eigentlich<br />
die Spezialität der traditionellen<br />
Uhrmacherkunst, so<br />
SW<strong>AT</strong>CH<br />
86 THE RED BULLETIN
„Unavoidable“:<br />
mechanische<br />
Uhr mit Petite<br />
Seconde<br />
was ist für gewöhnlich teuer<br />
und aufwendig. Die Provokation<br />
bestand darin, dafür zu<br />
sorgen, dass dieses Modell<br />
aus der Reihe „Sistem51“ mit<br />
einem Preis ab 145 Euro trotzdem<br />
erschwinglich blieb. „Caramellissima“,<br />
„<strong>Red</strong> Shore“<br />
und „Unavoidable“: drei von<br />
knapp 10.000 Modellen aus<br />
38 Jahren Swatch-Geschichte.<br />
Creative Director Carlo Giordanetti<br />
ist seit vielen Jahren<br />
(mit Abstechern zu Montblanc<br />
und Piaggio) für Swatch tätig,<br />
er gründete das hauseigene<br />
Design Lab und ist CEO des<br />
Swatch Art Peace Hotels in<br />
Shanghai. Wir trafen ihn und<br />
Vice President Marketing<br />
Bernardo Tribolet im Swatch<br />
Headquarter in Biel, eine<br />
Stunde von Zürich entfernt –<br />
zu einem Gespräch über eine<br />
Welt, die den Zeitgeist atmet.<br />
„In unserem Labor<br />
wachsen Ideen<br />
wie in einem<br />
Organismus.“<br />
Carlo Giordanetti,<br />
Swatch-Manager<br />
the red bulletin: Es gibt<br />
fast 10.000 verschiedene<br />
Swatch-Modelle. Wer hat<br />
sich die alle ausgedacht?<br />
carlo giordanetti: Das geschieht<br />
in Teamarbeit. Seit<br />
1998 gibt es im Inneren des<br />
Unternehmens so etwas wie<br />
eine Blase, das Swatch Lab –<br />
die Idee wurde in Mailand geboren,<br />
wuchs in den USA auf,<br />
hatte eine erste echte Heimat<br />
in Zürich und fand schließlich<br />
ihr endgültiges Zuhause in<br />
Biel. Diese Blase lebt – wie ein<br />
Organismus, wie eine Zelle.<br />
Es gibt eine zehnköpfige Kerntruppe,<br />
die sehr schnell die<br />
täglichen Anforderungen<br />
bewältigt. Und dann stoßen,<br />
ganz nach Bedarf, Menschen<br />
dazu, die ihre speziellen Beiträge<br />
leisten. Wir sind sehr<br />
lebendig und haben ständig<br />
Appetit auf Neues.<br />
Aktuell gibt es rund tausend<br />
Modelle zu kaufen. Ist das<br />
nicht etwas übertrieben?<br />
giordanetti: Tausend Modelle<br />
gibt es nur online, in den<br />
Shops sind es durchschnittlich<br />
220. Einige Uhren gibt es<br />
schon seit Ewigkeiten – auf<br />
die werden wir nie verzichten,<br />
weil es so wäre, als würde man<br />
jemandem einen Arm abschneiden<br />
…<br />
bernardo tribolet: … unsere<br />
Uhren erweitern gewissermaßen<br />
deine Persönlichkeit.<br />
Heute hatte ich zum Beispiel<br />
das Gefühl, dass ich einen<br />
Funken Orange brauche, um<br />
dem Tag Schwung zu verleihen.<br />
Wir entwerfen, um bestimmte<br />
Gefühle zu wecken.<br />
Es gibt auf der ganzen Welt so<br />
viele Emotionen, für die man<br />
entwerfen kann.<br />
Der französische Werbeguru<br />
Jacques Séguéla meinte,<br />
dass es zwar wichtig ist, dass<br />
sich ein Produkt verkauft;<br />
dass es aber noch wichtiger<br />
ist, die Marke unsterblich zu<br />
machen, indem man dem<br />
Produkt eine Seele gibt.<br />
giordanetti: Eine Swatch hat<br />
Seele, wenn sie Persönlichkeit<br />
hat – für mich ist das eine<br />
Swatch, in der du dich wiederfindest.<br />
tribolet: Du schnappst dir<br />
eine 20 Jahre alte Swatch, und<br />
auf einmal erlebst du all die<br />
Momente von damals wieder.<br />
Es ist, als würdest du Musik<br />
von a-ha hören oder von Spandau<br />
Ballet. In vielen Fällen<br />
stehen sie für bestimmte Momente<br />
deines Lebens. Und<br />
das macht ihre Seele aus.<br />
Woher kam die Liebe von<br />
Swatch zur Kunst? Es gab<br />
schon 1985 eine Kooperation<br />
mit Kiki Picasso …<br />
giordanetti: Die Idee hatte<br />
Herr Hayek selbst (Swatch<br />
Gründer Nicolas Hayek; Anm.).<br />
Plastik ging damals gar nicht.<br />
Die „<strong>Red</strong><br />
Shore“: Farben<br />
als emotionaler<br />
Effekt<br />
„Wir entwerfen<br />
Uhren, um Gefühle<br />
zu wecken.“<br />
Bernardo Tribolet,<br />
Swatch-Manager<br />
Also fragte er sich, wie man<br />
das Material aufwerten kann.<br />
Die Antwort lautete: indem<br />
man mit Künstlern zusammenarbeitet.<br />
Die Künstler lieben<br />
es, dass ihre Werke Teil des<br />
Lebens ihrer Träger werden.<br />
Über die „Sistem51 Irony“<br />
heißt es, dass sie Premium-<br />
Qualität und Premium-<br />
Design ohne den Premium-<br />
Preis bietet. Erstens: Wie<br />
geht das? Zweitens: Was soll<br />
ich mir als Käufer einer echten<br />
Premium-Uhr denken,<br />
wenn ich das lese?<br />
giordanetti: Das war eine<br />
ebenso smarte wie verrückte<br />
Idee. Es war eine echte Innovation,<br />
eine mechanische Uhr<br />
aus 51 Teilen zu schaffen, die<br />
von einer einzigen Schraube<br />
zusammengehalten werden.<br />
tribolet: Natürlich steckt<br />
dahinter immer auch ein bisschen<br />
Lust an der Provokation.<br />
Für manche in der Branche<br />
war es ein Schock. Du kennst<br />
sicher die „Flymagic“ (antimagnetische<br />
Spiralfeder, rückwärts<br />
laufender Sekundenzeiger,<br />
2019 präsentiert; Anm.):<br />
In gewisser Weise zeigt so<br />
eine Uhr, dass wir alles Wissen<br />
haben, das dafür nötig ist.<br />
Und dass wir tun können, was<br />
wir wollen. Die „Flymagic“<br />
war definitiv ein Stück Uhrmacherkunst<br />
– das wäre sie<br />
auch für eine andere Marke<br />
gewesen. Tatsächlich aber<br />
war es Swatch, die diese Uhr<br />
herausgebracht hat.<br />
THE RED BULLETIN 87
GUIDE<br />
Geschenke<br />
Kaffee wie vom Barista<br />
DeLonghi La Specialista Maestro<br />
Das richtige Mahlen, die optimale Dosierung, die ideale<br />
Temperatur: Die perfekte Tasse Kaffee gelingt auf Knopf <br />
druck – mit der Siebträgermaschine La Specialista Maestro.<br />
Die macht das alles nämlich selbst. Das Einzige, was Du<br />
tun musst, ist genießen. Preis: 1299 Euro, delonghi.com<br />
FESCH<br />
Das Stahlgehäuse<br />
misst 360 × 350<br />
× 450 mm (inkl.<br />
Bohnenbehälter)<br />
Frohes Fest!<br />
Eine Uhr mit Formel-1-Technologie, ein unverwüstliches Handy,<br />
ein flotter Roller: Hier sind 14 Geschenktipps für das Christkind in dir.<br />
88 THE RED BULLETIN
X-MAS<br />
LEICHTES GEPÄCK<br />
BROMPTON P-LINE<br />
Das Faltrad von Brompton ist Kult: Es<br />
bringt einen flott durch die Stadt (die neue<br />
P-Line wiegt nur 9,65 Kilo!), lässt sich<br />
rasch zu einem handlichen Paket falten<br />
und findet so auch in vollen Zügen Platz.<br />
Preis: ab 2550 Euro, at.brompton.com<br />
TRAGBAR<br />
Zusammengelegt<br />
passt das Rad<br />
auch in den kleinsten<br />
Kofferraum.<br />
HALLO, ABENTEUER!<br />
MOTOROLA DEFY OUTDOOR-HANDY<br />
Wenn sich Smartphone-Experte Motorola<br />
und Outdoor-Spezialist Bullitt zusammentun,<br />
kommt ein kleiner großer Abenteurer<br />
raus: Ob Stürze oder Wasser, Temperaturschwankungen<br />
oder extreme Luftfeuchtigkeit,<br />
dieses Smartphone hält alles aus.<br />
Preis: 329 Euro, motorolarugged.com<br />
HOCH HINAUS<br />
THE NORTH FACE HIMALAYAN PARKA<br />
Das Original unter den Kaltwetterjacken<br />
kehrt als Teil der „More Than a Jacket“-<br />
Kollektion zurück. Die übergroße Jacke<br />
wurde einst für die Erkundung des Hochgebirges<br />
entwickelt, ihre Stärke ist die<br />
kuschelige und winddichte Daunenfüllung.<br />
Preis: 360 Euro, thenorthface.at<br />
DIE BRILLE ZUM HÖREN<br />
FAUNA AUDIO<br />
Die neuen Brillen von Fauna verbinden Hightech<br />
mit schickem Design. Die getönten<br />
Gläser schützen die Augen vor Blaulicht,<br />
mit den Bügeln kann man Musik hören<br />
und Telefonate führen, alles ohne Kabel<br />
und mit freien Ohren. Preis: ab 199 Euro,<br />
wearfauna.com<br />
THE RED BULLETIN 89
X-MAS<br />
SMARTER GENIESSEN<br />
NESPRESSO VERTUO<br />
Die Maschine, die mitdenkt: Die Nespresso<br />
Vertuo liest den Barcode auf den Kapseln<br />
ab und passt die Maschineneinstellung<br />
dementsprechend punktgenau an. Egal<br />
ob Espresso oder Gran Lungo: Die exakt<br />
richtige Menge Wasser für jede Kapsel liefert<br />
Kaffee genuss auf höchstem Niveau.<br />
Preis: ab 149 Euro, nespresso.com<br />
TEMPO-LENKER<br />
Dank großer<br />
Anzeige weißt du<br />
immer, wie schnell<br />
du unterwegs bist.<br />
Rock ’n’ Roll<br />
Ultron Air EKFV E-Scooter<br />
Der Kick-Scooter verbindet die leise und elektrische Art der<br />
Fortbewegung mit jeder Menge Fahrspaß. Zugelassen für<br />
Österreichs Straßen, bringt Sie der Scooter mit einer Reichweite<br />
von bis zu 25 Kilometern und einer Höchstgeschwindigkeit<br />
von 20 km/h ans Ziel. Preis: ab 499 Euro, a-to.com<br />
COOLER KÜHLEN<br />
LIEBHERR MYSTYLE KÜHLGERÄTE<br />
Puristischer Kühler, digitaler Frischeprofi<br />
oder doch lieber ein Alleskühler? Liebherr<br />
hat Kühlgeräte entwickelt, die auf den<br />
ganz persönlichen Geschmack abgestimmt<br />
werden können. Da ist alles möglich –<br />
egal welche Farbe, ob individuell bedruckt<br />
oder mit spezieller Ausstattung.<br />
Preis: ab 650 Euro, liebherr.com<br />
DIE BESTEN MOMENTE<br />
CEWE FOTOBUCH XL<br />
Wir alle haben tausende digitale Fotos,<br />
doch die wirklich wichtigen sind es wert,<br />
ausgedruckt zu werden. Das geht jetzt<br />
noch schöner: Das Fotobuch XL liefert<br />
Ihre besten Aufnahmen in bester Qualität.<br />
Preis: ab 42,90 Euro, cewe-fotoservice.at<br />
90 THE RED BULLETIN
GUIDE<br />
Geschenke<br />
GESUND DURCH<br />
DEN WINTER<br />
SPERMIDINELIFE ® IMMUNITY KAPSELN<br />
Höchste Zeit, unserem Körper in der<br />
kalten Jahreszeit extra Unterstützung zu<br />
gönnen: Das Nahrungsergänzungsmittel<br />
Immunity+ stärkt das Immunsystem auf<br />
Basis von Vitamin C und Zink, Weizenkeimextrakt<br />
und Shiitake-Pilz-Pulver.<br />
Preis: 77 Euro, spermidinelife.com<br />
WEIL SCHIFOAN IS<br />
DES LEIWAUNDSTE …<br />
HEAD KORE 111<br />
… zumindest mit dem richtigen Ski:<br />
Der neue Kore 111 von Head ist leicht und<br />
wendig. Seine Qualitäten basieren auf<br />
einer Konstruktion aus Graphen, Karubaholz<br />
und mehrfachen Carbonschichten.<br />
Preis: 800 Euro, head.com<br />
WO SIND DIE FISCHE?<br />
GARMIN STRIKER CAST<br />
Hilf Deinem Anglerglück auf die Sprünge!<br />
Der Striker 4-Fishfinder ist ein Echolot<br />
zum Auswerfen (im Bild links), das sich<br />
via App mit dem Smartphone verbindet.<br />
Und verlässlich anzeigt, wo sich unter<br />
Wasser die dicken Fische verstecken.<br />
Preis: 149 Euro, garmin.com<br />
Wendig über Stock und Stein<br />
Canyon Signature Pro MTB Langarmtrikot<br />
Mit dem atmungsaktiven MTB-Herrentrikot ist man für<br />
jedes Trail-Abenteuer perfekt gerüstet: Der Polyester-<br />
Elasthan-Mix transportiert die Feuchtigkeit schnell vom<br />
Körper ab, die Mesh-Ärmel sorgen für Atmungsaktivität<br />
und Bewegungsfreiheit. Preis: 59,95 Euro, canyon.com<br />
Höchste Zeit<br />
Casio Edifice – Scuderia AlphaTauri<br />
Die Formel 1 verbindet Leidenschaft mit technologischer<br />
Brillanz, und Casio weiß das mit seiner Partnerschaft mit<br />
dem Rennteam Scuderia AlphaTauri zu nutzen: Für die<br />
neue Uhr werden die 6K-Carbonfasern der Rennwagen<br />
verwendet. Preis: ab 249 Euro, edifice-watches.eu<br />
THE RED BULLETIN 91
B O U L E V A R D D E R H E L D E N<br />
MICHAIL SCHOLOCHOW<br />
DAS VERSPRECHEN<br />
Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten<br />
inspirierender Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit.<br />
Folge 20: Ein Literatur-Nobelpreisträger und seine heldenhafte Lebenslüge.<br />
Es gibt einfaches Heldentum und kompliziertes;<br />
diese Geschichte berichtet<br />
von kompliziertem. Angenommen,<br />
es war so, wie ich es hier erzählen<br />
möchte, dann wäre der Schriftsteller<br />
Michail Alexandrowitsch Scholochow ein<br />
selbstloser und aufopferungsvoller Held<br />
gewesen. Seine Geschichte gehört allemal<br />
zu den spannendsten der Schriftstellerei<br />
im 20. Jahrhundert und er selbst zu jenen<br />
widersprüchlichen Persönlichkeiten, wie<br />
sie nur Diktaturen hervorbringen. Ich weiß,<br />
man kann die Geschichte dieses russischen<br />
Schriftstellers auch ganz anders erzählen,<br />
nämlich als die Geschichte eines abgefeimten<br />
Diebes von geistigem Eigentum, eines Plagiators,<br />
eines Mannes, der sich viel Ehre und Ruhm ergaunert<br />
hat, indem er das Werk eines anderen als das seine<br />
ausgab. Lange Zeit wurden die Vorkommnisse auf diese<br />
Weise dargestellt. Der Mann war immerhin ein Günstling<br />
Stalins; ihm etwas Gutes zu lassen wäre in den<br />
Augen vieler gewesen, als würde man ein mörderisches<br />
System gutheißen. Inzwischen ist sich die Wissenschaft<br />
ziemlich sicher, dass der Spott und die Verdammung,<br />
denen der Künstler lange Zeit, vor allem im Westen,<br />
ausgesetzt war, auf falschen Informationen beruhten.<br />
Ich nehme mir die Freiheit, die Geschichte als eine<br />
Heldengeschichte zu erzählen – was ist Wahrheit …<br />
Der Nobelpreis für Literatur 1965 wurde Michail<br />
Scholochow für seinen Roman „Der stille Don“ verliehen.<br />
In den meisten Fällen vergibt das Komitee<br />
den Preis für das Lebenswerk eines Autors, diesmal<br />
stand in der Urkunde, dass die Ehrung ausschließlich<br />
das genannte vierbändige Werk meine. Der Roman<br />
entstand zwischen 1927 und 1940, das Erscheinen des<br />
MICHAEL KÖHLMEIER<br />
Der Vorarlberger<br />
Bestsellerautor gilt<br />
als bester Erzähler<br />
deutscher Zunge.<br />
Zuletzt erschienen:<br />
der Roman „Matou“,<br />
960 Seiten,<br />
Hanser Verlag.<br />
letzten Bandes lag also schon fünfundzwanzig<br />
Jahre zurück. Auch den Mitgliedern des Komitees<br />
war die Diskussion über die Autorenschaft<br />
des Werkes bekannt. Noch bevor der<br />
Roman zur Gänze der Öffentlichkeit vorlag<br />
– entweder weil er noch nicht geschrieben<br />
oder noch nicht vollständig herausgegeben<br />
war –, kursierten Gerüchte, Scholochow<br />
sei nicht, könne nicht der Autor sein. In<br />
dem Buch wird auf unvergleichlich sinnliche<br />
Weise das Leben der Donkosaken beschrieben,<br />
besonders im ersten Teil, sodass<br />
alle Kritiker überzeugt waren, das könne,<br />
erstens, nur jemand schreiben, der selbst<br />
in diesem Teil der Welt lebte oder lange<br />
dort gelebt hatte; zweitens, einer, der ein<br />
lebenserfahre ner Mann ist, denn was beschrieben wird<br />
und wie es beschrieben wird, zeuge von großer Weisheit<br />
und ge festigter Lebenssicht.<br />
Scholochow war, als der erste Band erschien, gerade<br />
einmal dreiundzwanzig Jahre alt, und unter<br />
den Donkosaken hatte er nie gelebt. Seine Mutter<br />
war die Witwe eines Kosaken, ja, aber ob das ausreichte,<br />
um ein solch breites Panorama zu entwerfen? Scholochow<br />
hatte kaum die Schule besucht, eine genügende<br />
literarische Bildung durfte also auch nicht vorausgesetzt<br />
werden. Mit dreizehn Jahren bereits schloss er sich den<br />
Bolschewiki an und zog in den Bürgerkrieg. Nach dem<br />
Krieg arbeitete er in verschiedenen Häfen und Steinbrüchen,<br />
vorübergehend als Buchhalter, was damals<br />
jeder werden konnte, der alle Buchstaben kannte. Mit<br />
einundzwanzig Jahren heiratete er die Tochter eines<br />
Kosakenführers. Viel Gelegenheit, sich mit dem Leben<br />
der Menschen zu beschäftigen, die in seinem Buch so<br />
plastisch beschrieben werden, hatte er also nicht.<br />
MICHAEL KÖHLMEIER BENE ROHLMANN, CLAUDIA MEITERT GETTY IMAGES (3)<br />
92 THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN 93
B O U L E V A R D D E R H E L D E N<br />
Die Heldengeschichte geht so: Im Jahr 1920 trifft<br />
der gerade einmal fünfzehnjährige Michail Scholochow<br />
in einem Lazarett Fjodor Dmitrijewitsch<br />
Krjukow. Der Mann ist schwer verwundet und hat<br />
zudem Typhus. Außerdem war er Offizier der Weißen<br />
Armee, die im Bürgerkrieg gegen die Bolschewiki, also<br />
die Rote Armee, gekämpft hatte. Um so einen sorgt man<br />
sich in einem roten Lazarett nicht. Im Zivilberuf ist<br />
Krjukow Schriftsteller. Die beiden unterhalten sich, sie<br />
sind sich sympathisch, Krjukow soll einen mächtigen<br />
Eindruck auf den jungen Scholochow ausgeübt haben,<br />
dieser habe zu ihm aufgeblickt wie zu einem Vater.<br />
Manche glauben, erst die Begegnung mit Krjukow habe<br />
in dem späteren Nobelpreisträger den Wunsch geweckt,<br />
selbst Schriftsteller zu werden.<br />
Andere gehen noch weiter: Fjodor Krjukow wusste,<br />
dass er bald sterben wird. Er hatte Vertrauen in den<br />
jungen Mann, mit dem er sich in den Nächten unterhielt.<br />
Krjukow hatte viele Jahre an einem Roman geschrieben,<br />
hatte ihn noch nicht beendet, er war glücklich über sein<br />
Werk, es war sein Lebenswerk. Aber er wusste, dass der<br />
Roman eines Weißen niemals der Öffentlichkeit übergeben<br />
würde, nicht in einem Land, in dem die Kommunisten<br />
regierten. Krjukow – so diese Version der<br />
Geschichte – übergab das Manuskript seinem jungen<br />
Freund, er vertraute ihm das Manuskript an mit der<br />
Bitte eines Sterbenden, dafür zu sorgen, dass es veröffentlicht<br />
wird. Ja, es wurde sogar spekuliert, es sei<br />
Krjukows Idee gewesen, dass Scholochow das Werk<br />
zu einem Ende führe, sie hatten ja intensiv darüber<br />
gesprochen, und dass er es dann unter seinem Namen,<br />
dem Namen eines Soldaten der Roten Armee, veröffentliche.<br />
Krjukow habe sein Werk über seinen Namen gestellt.<br />
Und Scholochow habe am Sterbebett des Dichters<br />
geschworen, dessen letzten Wunsch zu erfüllen.<br />
Bleiben wir bei dieser Version. Scholochow war zu<br />
jung und zu ungebildet, um die Qualität des Werkes<br />
beurteilen zu können. Er hatte auch keine Ahnung,<br />
wie das Verlagswesen funktionierte. Wahrscheinlich<br />
hatte er damals noch kein einziges Buch gelesen. Vielleicht<br />
sogar noch nie ein Buch in der Hand gehabt.<br />
Fjodor Krjukow starb. Sein Manuskript verwahrte Scholochow.<br />
Was sollte er tun? Krjukow hatte recht, niemand<br />
würde das Buch eines Weißen verlegen. Also gab er sich,<br />
wie ihm Krjukow geraten hatte, als der Autor aus.<br />
Er glaubte nicht, dass der Schummel irgendwelche<br />
Folgen haben würde. Wer interessierte sich in diesen<br />
Zeiten schon für einen Roman! Also trug er den ersten<br />
Teil des Manuskripts zu einem kleinen Provinzverlag<br />
Es war ihm klar, dass<br />
ein Leben, das auf einer<br />
Lüge aufbaut, jederzeit<br />
zusammenbrechen kann.<br />
und gab sich als der Autor aus. Er meinte, damit habe er<br />
sein Versprechen eingelöst. In dem Verlag aber war ein<br />
Lektor, der die Qualität des Romans erkannte. Dieser<br />
Lektor hatte selbst Ambitionen, eine kleine Provinzdruckerei<br />
war ihm nicht genug. Und er meinte auch,<br />
für diese Entdeckung sei nur ein großer, potenter Verlag<br />
in der Hauptstadt das Richtige. Er bewarb sich beim<br />
größten Verlag in Moskau um die Stelle des Leiters,<br />
bekam sie und verlegte als sein erstes Buch „Der stille<br />
Don“ von Michail Alexandrowitsch Scholochow. Das<br />
Buch wurde ein sensationeller Erfolg.<br />
Nun befand sich der junge Scholochow in einem<br />
seelischen und in einem öffentlichen Konflikt – worüber<br />
zu befinden viel Einfühlungsvermögen nötig<br />
ist, um nicht ein vorschnelles Urteil zu fällen. Er, Scholochow,<br />
war ein verdienstvoller Genosse, inzwischen<br />
nicht nur Mitglied der KPdSU, sondern auch ein Funktionär.<br />
Wenn einer wie er ein Buch schrieb, dann wurde<br />
es auch verlegt. Also war „Der stille Don“ veröffentlicht<br />
worden. Er hatte sein Versprechen eingelöst, er hatte<br />
dafür gesorgt, dass der Roman seines Freundes verlegt<br />
wurde. Dazu war es notwendig gewesen, zu lügen.<br />
Was hätte er weiter tun sollen? Was, nun, nach dem<br />
großen Erfolg? Sich stellen? Zugeben, dass nicht er der<br />
Autor ist, sondern ein ehemaliger Offizier der Weißen<br />
Garde, der gegen die Rote Armee gekämpft hatte?<br />
Damit hätte er nicht nur erreicht, dass die Auflage<br />
eingestampft worden und der Roman für alle Zeiten<br />
verschwunden wäre, sondern er hätte auch sein eigenes<br />
Leben in Gefahr gebracht, als unzuverlässiger Kollaborateur<br />
wäre er womöglich hingerichtet worden.<br />
Er spielte das Spiel weiter. Vielleicht glaubte er, ein<br />
zweiter Band würde nicht mehr so viel Aufsehen erregen,<br />
das ist ja oft der Fall. Das Gegenteil trat ein.<br />
Der zweite und dann auch der dritte Band waren noch<br />
größere literarische Sensationen. Und nicht nur das.<br />
Stalin und seine Funktionäre stilisierten Scholochow<br />
zum Idealbild des sozialistisch-realistischen Schriftstellers<br />
sowjetischer Prägung.<br />
Im vierten und letzten Band fand diese Tendenz<br />
ihren Ausdruck – und die Literaturkenner waren enttäuscht.<br />
Mehr als enttäuscht. Das Gerücht sagt, diesen<br />
Band habe Scholochow selbst geschrieben oder nach<br />
den inhaltlichen Maßgaben Krjukows vollendet, allerdings<br />
ohne dessen Genie.<br />
Was das Nobelkomitee in Stockholm trotz aller<br />
Gerüchte dazu veranlasste, den Preis an Michail<br />
Scholochow zu vergeben, auch darüber kann<br />
man nur spekulieren. 1965 war der Kalte Krieg an seinem<br />
Höhepunkt. Die Kubakrise lag gerade erst drei<br />
Jahre zurück, der Schrecken eines Atomkriegs zwischen<br />
den USA und der UdSSR saß noch tief. Vielleicht meinten<br />
die Mitglieder des Komitees, mit ihrem Entscheid zur<br />
Entspannung beitragen zu können. Wir wissen es nicht.<br />
Michail Scholochow hatte ein Versprechen gegeben,<br />
und er hatte das Versprechen gehalten. Sehr früh war ihm<br />
bewusst, dass dieses Versprechen sein ganzes eigenes<br />
94 THE RED BULLETIN
Vielleicht bekam er den<br />
Nobelpreis nur, weil 1965<br />
der Kalte Krieg an seinem<br />
Höhepunkt war.<br />
Leben bestimmen wird. Und ihm wird auch klar<br />
gewesen sein, dass ein Leben, das auf einer Lüge aufbaut,<br />
jederzeit in sich zusammenbrechen kann. Mit<br />
Fluch und Schmach. Zehn Jahre nach der Vergabe des<br />
Nobelpreises wurde Scholochow vor laufender Kamera<br />
hart mit dem Vorwurf des Plagiats konfrontiert. Da<br />
brach er zusammen, weinte und sagte: „Richten Sie<br />
bitte Ataman Glaskow aus, wie sehr ich mich schäme.<br />
Ich bitte die Kosaken, mir zu verzeihen.“<br />
Die Sache ist dennoch nicht eindeutig. Alles bleibt<br />
immer Gerücht. Die Aufnahmen könnten getürkt<br />
sein, den Frager sieht man nicht. Und so weiter.<br />
Die Wissenschaft der literarischen Stilanalyse kam zu<br />
konträren Urteilen. Die einen sagten, nein, Scholochow<br />
hat nicht gelogen, er ist der Autor von „Der stille Don“,<br />
seine späteren, spärlichen Werke sind zwar unvergleichlich<br />
schlechter, aber er ist nicht der einzige Autor, den<br />
das Talent schon in jungen Jahren verlassen hat. Andere<br />
Spezialisten glaubten zu wissen, dass Scholochow sich<br />
alles erschlichen hat: die Ehre, das Geld, den Preis.<br />
Wie auch immer. Den Roman gibt es. „Der stille Don“<br />
gehört zu den ganz großen literarischen Werken des<br />
20. Jahrhunderts. Gleich, wer ihn geschrieben hat,<br />
gleich, wie er gerettet wurde, er ist da, wir dürfen ihn<br />
lesen. Ich möchte sagen: Michail Alexandrowitsch<br />
Scholochow ist ein Held. Er hat uns etwas Schönes gegeben<br />
– oder an uns weitergegeben –, und er hat dafür<br />
sein Leben auf die Waage gelegt.<br />
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