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moneyeditorial
EDITORIAL
Das Geschwätz
von gestern
GEORG MECK
Chefredakteur
FOCUS-MONEY
wie ändern sich Menschen, wenn sie in Berührung mit Macht und Posten kommen?
Wie schnell legt sich dann ein Schalter im Kopf um? Zu diesem Thema
läuft gerade ein Großversuch in Berlin, die ersten Ergebnisse sind ernüchternd,
um nicht zu sagen, niederschmetternd, wie der Blick auf die ersten
Taten der Ampel-Koalition zeigt.
Beispiel Nummer eins: das Job-Wunder in den Ministerien. Bevor sie sich
richtig an die Arbeit macht, schafft die neue Regierung erst mal 176 hoch dotierte
neue Stellen. Und niemand rebelliert. War da nicht mal was? Ja, richtig,
in Zeiten der Opposition haben die Grünen derlei Selbstbedienung scharf gerügt,
„inakzeptabel“ sei dieses Treiben, hieß es damals. Und jetzt? Kein Sterbenswörtchen
ist zu hören, neue Posten fürs eigene Team sind nie verkehrt.
Und viel Staat hilft viel – diese Haltung entspricht eh der Grundüberzeugung
der Öko-Linken. Das Geld kommt ja von den anderen.
Beispiel Nummer zwei: die wahnwitzigen Milliarden für Plug-in-Hybride. In
Zeiten der Opposition, als der radelnde Cem Özdemir noch für Verkehr und
nicht für Landwirte zuständig war, gab er die Stimme der Vernunft, wenn es
um die widersinnige Förderung von Plug-in-Hybriden ging. Der Staat schüttet
– im Namen des Klimaschutzes – Milliarden aus, wenn die Leute schwere Autos
kaufen, solange die nur ein Kabel haben. Ob sie das Kabel je auspacken, ob damit
nur ein Gramm CO 2-Ausstoß vermieden wird – alles egal. Die Autokäufer
streichen die Tausender gern ein, die Industrie genießt still die indirekte Subvention,
die Rechnung geht an den Steuerzahler. Ökonomischen wie ökologischen
Schwachsinn nannte das Özdemir. Zu Recht. Klüger wäre es, das Geld in
die Infrastruktur, also in Ladesäulen, zu stecken, wenn der Staat die Elektromobilität
wirklich vorantreiben will. Und nun? Die Milliarden für die Plug-in-
Hybride fließen weiter, so hat es die neue Regierung sogleich verkündet. Was
juckt uns unser Geschwätz von gestern?
Beispiel Nummer drei: die Taschenspielertricks des Finanzministers. Als
Christian Lindner noch nicht Teil der Regierung war, schrie er Zeter und Mordio,
als der Finanzminister, der damals Olaf Scholz hieß, Milliarden von
Staatsausgaben in Schattenhaushalten oder Fonds mit fantasievollen
Titeln versteckte. Jetzt macht er dasselbe, die Verrenkungen tun
schon beim Zugucken weh. Damals drohte der FDP-Chef mit dem
Weg nach Karlsruhe. Jetzt setzt er sich in den Flieger zum nächsten
EU-Gipfel. Das kann teuer enden.
Herzlich Ihr
Aus aktuellem Anlass!
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Liebe Leserinnen und Leser,
der neue Bundeskanzler dreht seine ersten Runden:
Was ändert sich unter Olaf Scholz? Und vor allem: Wie geht
es an den Börsen weiter? Mein Tipp: Sie erfahren alles
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3
moneyinhalt
NR. 52/1 / 22. DEZEMBER 2021 www.money.de
moneykompakt
6 Brennpunkt: Christkind- oder
Santa-Claus-Rally – wo die Börsen
nach Weihnachten das größere
Feuerwerk abbrennen
66 Biotech-Ticker: Biontech mit
neuen Omikron-Erkenntnissen;
wie es um Novavax bestellt ist
70 Krypto-Ticker: Ob ein Kryptoverbot
droht und wie die Kurschancen
von Bitcoin & Co. aussehen
106 Andis Börsenbarometer: Den
Frühjahrsputz im Depot vorziehen
und von der Jahresendrally
profitieren
8
44 Geldideen für 2022
Rendite einfahren in schwierigeren
Zeiten, die Inflation kontern und die
grüne Revolution unterstützen? Die
FOCUS-MONEY-Redaktion zeigt, wie
das alles 2022 mit den richtigen
Investments zusammengeht
moneytitel
8 Geldideen: Das Anlagejahr 2021
war schwierig. 2022 wird kaum
besser. Restriktivere Notenbank-
Politik trifft auf beängstigende
Inflationszahlen. FOCUS-MONEY
gibt mit 44 Investment-Tipps
jedem Anlegertyp Instrumente für
ein erfolgreiches neues Anlagejahr
an die Hand
moneymarkets
39 Standpunkt: Tilmann Galler über
drei Möglichkeiten für Anleger,
ihre Ertragsaussichten 2022 zu
verbessern
40 Interview: Der ehemalige
Chefvolkswirt der Europäischen
Zentralbank, Otmar Issing, spricht
mit FOCUS-MONEY über Inflation
und Risiken am Aktienmarkt
45 Kolumne: Roland Koch über den
bevorstehenden Kraftakt der
neuen Regierung im Klimaschutz
46 Marktausblick 2022: Was
Anleger über Inflation, Zins und
Märkte wissen müssen
50 Sicherheits-Strategie: Was eine
Kombination Discountzertifikate/
Put-Optionsscheine leisten kann
52 Chartsignal: Setzt der Dax seinen
Aufwärtstrend 2022 fort? Die Rolle
eines wichtigen Widerstands
52 Börsenwissen: Was sind die „Dot
Plots“ der US-Notenbank?
Ausgabe 2/2022
erscheint am
5. Januar 2022
54 Technologie-Trends der Zukunft:
Vier Technologien, die unser
tägliches Leben verändern
werden. Plus: Wie Investoren
schon jetzt agieren sollten
60 Cliq Digital: Streaming-Services
zum Börsen-Spottpreis
61 Heidelberger Druckmaschinen:
Neuer Profiteur des E-Auto-Booms
62 Richtig positionieren: 2022
könnte einige Überraschungen
bieten. Wie FOCUS-MONEY sich
dafür aufstellen würde
68 Für Leseratten: Fünf Bücher, die
uns Microsoft-Gründer Bill Gates
zu Weihnachten ans Herz legt
78 Musterdepots: Wie die Experten
ihre Portfolios positionieren
80 Private-Equity-Fonds: Thomas
Weinmann, Chef der Fondsgesellschaft
Astorius, über Immobilien,
Gold, den perfekten Mix im
Portfolio – und welche Chancen
Private Equity bietet
4 Titelfoto: Depositphotos Inhaltfotos: Adobe Stock, Lilium, iStock, Bloomberg
FOCUS-MONEY 52/1 2021/22
moneydigital
74 Social Trends: Elon Musk und die
Märkte; Meldungen aus der
digitalen Welt; Kolumne über die
eigene Liquidität
75 Analyse: Kann PayPal den Trend
nach oben wieder einleiten?
moneyanlegerschutz
83 Ampel-Regierung: Gute Ansätze,
doch der ganz große Mut fehlt
83 Experten-Tipp: Wie die neue
Bundesregierung zur unabhängigen
Honorarberatung steht
moneysteuern&recht
84 Was 2022 an Neuem bringt:
Grundfreibetrag, Verzugszinsen
und Telekom-Roaming. Diese
Regeln ändern sich – und noch
viel mehr. Was jeder wissen muss
54
Die Technologie-Zukunft jetzt schon kaufen
Moonshots heißen neue Technologien, die unser tägliches Leben verändern
könnten, aber noch unrealistisch klingen. Investoren, die heute schon darauf
setzen, sollten morgen und übermorgen zu den großen Gewinnern zählen
62
Überraschungen 2022
Auch das neue Jahr hält für Investoren viele
Herausforderung parat – erwartete und
unerwartete. FOCUS-MONEY zeigt, mit
welchen Positionen Anleger von unerwarteten
Entwicklungen zusätzlich profitieren sollten
moneyanalyse
89 Fonds
90 Deutsche Aktien
98 Internationale Aktien
104 ETFs
105 Zertifikate
moneyrubriken
3 Editorial
88 Leserbriefe – Impressum
106 Top-Experten im Interview
Quelle: Bloomberg
50
Die Sicherheits-Strategie
Eine Kombination aus Discountzertifikaten
und Put-Optionsscheinen
leistet Erstaunliches, ob der Euro-
Stoxx-50 nun 5200 Punkte erreicht
oder fällt. Die Erklärung, die Chancen
Euro-Stoxx-50
Cap
Gewinnschwelle
Kurs-Index
in Punkten
2019 2020 2021
5000
4500
4000
3500
3000
2500
40
„Anfang 2022 wird die Inflationsrate
deutlich zurückgehen. Aber dieser
Effekt ist nicht von Dauer“
OTMAR ISSING, EX-CHEFVOLKSWIRT DER EZB
5
moneykompakt
BITCOIN
Der Krypto-Ausblick 2022
von MARIAN KOPOCZ
Wie hoch können Bitcoin, Ethereum & Co. im Jahr 2022 steigen und wie tief können sie fallen?
Droht ein Verbot von Kryptowährungen und das Platzen einer Blase oder wird es neue
Rekordstände geben? Um die Lage besser einschätzen und einen Ausblick für 2022 geben zu
können, haben wir Experten der Finanzbranche befragt. Die interessanten und durchaus
sehr unterschiedlichen Aussagen von Gerd Kommer, Andreas Beck, Professor Philipp Sandner,
Hendrik Leber und Kryptoanalyst Adrian Fritz lesen Sie im folgenden Artikel.
Außerdem interessant: Laut Medienberichten arbeitet S-Payment, eine Tochter der Sparkassen,
an einem Projekt für den Handel und die Verwahrung von Kryptoassets bei Sparkassen.
Zudem listete die Deutsche Börse zahlreiche neue Kryptoprodukte für Anleger.
KRYPTO-TICKER
+++ Aktuelle Staking-Zinssätze +++ Polkadot: 13,9 Prozent +++ Cosmos: 12,0 Prozent
Quelle: Bloomberg
Das Jahr 2020 war, abgesehen vom harten Corona-
Crash im März, ein sehr einträgliches Jahr für Kryptos.
Der Bitcoin legte von 7160 Dollar bis auf 28 993
Dollar um 305 Prozent zu. Immerhin waren es 2021 bislang
noch 75,6 Prozent bei einem Kurs von 51 000 Dollar.
Lange Reise
Der Trend des Bitcoin zeigt bislang nach oben –
unter sehr großen Schwankungen.
Preis für 1 Bitcoin
in Tausend US-Dollar
2017 18 19 20 2021
60
40
20
0
Dagegen konnte die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum
mehr brillieren: 2020 stieg Ethereum von 128,54 Dollar um
474 Prozent auf 737,7 Dollar. 2021 folgte dann abermals ein
Sprung von 490 Prozent auf das jetzige Niveau bei 4354 Dollar.
Doch was ist nun noch für das Jahr 2022 drin?
Ausblick von Bloomberg. Im „2022 Outlook: Global Cryptocurrencies“
von Bloomberg schreiben die Experten: „Mit
Blick auf Chinas Bitcoin-Verbot und die Vermehrung von revolutionären
Technologien wie Kryptodollars und nicht fungiblen
Token (NFTs) erwarten wir, dass die USA Kryptowährungen
im Jahr 2022 mit angemessener Regulierung
einführen – und somit auch damit verbundene bullishe Preisauswirkungen.“
Und weiter schreibt das Team um Mike
McGlone, den Senior-Rohstoff-Strategen bei Bloomberg Intelligence:
„Eine gewisse Normalisierung der Aktienmarktrenditen
und ein anhaltender Rückgang der Renditen von
US-Staatsanleihen könnten Bitcoin und Ethereum in Portfolios
glänzen lassen.“ Trotz dieser positiven Worte sehen die
Bloomberg-Experten durch das Risiko fallender Aktienmärkte
auch eine Gefahr für den Bitcoin. Zudem gibt Bloomberg
zu bedenken: „Aus unserer Sicht gibt es viel Spekulation bei
Kryptos, wie Shiba Inu und Dogecoin angedeutet haben, aber
70 FOCUS-MONEY 52/1 2021/22
Top 10 Kryptowährungen
Die meisten Coins verloren im Monatsvergleich deutlich. Dafür haben sich Metriken wie der RSI abgekühlt. Wichtig
ist jetzt, dass der Bitcoin und der Gesamtmarkt ihre 20-Wochen-Linien zurückerobern beziehungsweise halten.
Rang Name
Marktkapitalisierung
in Euro
Kurs
in Euro
Preisveränderung
1 Monat in %
RSI auf
Wochenbasis
20-Wochen-
Linie
in Euro
News
1 Bitcoin 809,7 Mrd. 42832 –26,3 49,04 45665 Bitcoin ist weiter unter Druck, verlor die 20-Wochen-Linien und konnte sie noch nicht
zurückerobern. Kurzfristig gibt es charttechnische Risiken.
2 Ethereum 407,7 Mrd. 3433 –17,5 57,76 3271 J.P. Morgan zeigt sich sehr bullish gegenüber Ethereum. Grund seien die zahlreichen
Anwendungsfälle. In wenigen Jahren könnte Ethereum größer als Bitcoin sein, so die Banker.
3 Binance Coin 78,8 Mrd. 472,6 –17,2 56,66 427 Binance Coin hält sich vergleichsweise gut und notiert noch weit über seiner 20-Wochen-Linie.
4 Tether 67,8 Mrd. 0,8877 0,45 – – Der Stablecoin verunsichert den Markt weiter. Währenddessen arbeiten El Salvador und
Myanmar mit Tether zusammen.
5 Solana 45,5 Mrd. 147,5 –31 57,1 139,4 Auch wenn der Coin gut läuft, gibt es immer wieder Sicherheitsbedenken bei der Blockchain.
Vergangene Woche kam es zu einem DDoS-Angriff. Anleger kalkulieren das mit ein.
6 Cardano 37,4 Mrd. 1,12 –38,5 38,13 1,79 Cardano verlor zuletzt deutlich und notiert bereits 58 Prozent unter dem Allzeithoch von
Anfang September 2021.
7 USD Coin 37,0 Mrd. 0,8876 0,45 – – Schob sich im Ranking weiter nach vorn, da einige Altcoins deutlich an Marktkapitalisierung
verloren haben und USDC selbst zulegen konnte.
8 XRP 34,0 Mrd. 0,72 –32,7 44,85 0,92 Das Unternehmen Ripple startet weitere Projekte und präsentiert Ideen zur Regulierung. Der
Coin XRP pendelt mit dem Markt mit.
9 Polkadot 23,0 Mrd. 23,3 –43,6 45,29 29,54 Neu ist ein Polkadot-ETP an der Deutschen Börse handelbar. DOTetc – ETC Group Physical
Polkadot (WKN: A3GVKX) stammt von HANetf und ETC Group.
10 Dogecoin 21,2 Mrd. 0,161 –30 44,82 0,21 Elon Musk kündigte an, dass Kunden mit Dogecoin Tesla-Merchandise-Artikel bezahlen
können. Der Coin reagierte positiv auf diese Nachricht.
*alles Stand: 15.12.2021
Quellen: coinmarketcap.com, tradingview.com, eigene Recherche
+++ Solana: 6,2 Prozent +++ Cardano: 5,6 Prozent +++ Ethereum 2.0: 5,1 Prozent +++
die Top drei sollten weiterhin das tun, was sie bislang taten:
die Dominanz behaupten.“ Mit den Top drei sind dabei Bitcoin,
Ethereum und in Dollar denominierte Stablecoins gemeint.
Für 2022 sieht Bloomberg den Bitcoin auf dem Weg
zur 100 000 Dollar-Marke. Ein konkretes Ziel für Ethereum
nennen die Experten nicht, wobei sie die Zone zwischen
4000 Dollar und 5000 Dollar als Schlüsselzone ansehen.
Das sagen unsere Experten. Für den Jahresausblick 2022
hat FOCUS-MONEY mit führenden Krypto- und Finanzexperten
in Deutschland gesprochen. Dabei fallen die Meinungen
unterschiedlich aus. Der Portfolio-Manager Andreas
Beck etwa hält Bitcoin für ein Schneeballsystem. Er sagt: „Sogenannte
Miner halten die Blockchain am Leben und bekommen
dafür Bitcoin wie einen Pokal gutgeschrieben. Sie machen
das nur und genau so lange, wie sie die Bitcoin an neue
Spieler teuer verkaufen können, sodass sie ihre Energie und
sonstigen Kosten bezahlen und noch einen Gewinn vereinnahmen
können. Das System lebt von neuem Geld, welches
neue Spieler einzahlen.“ Dennoch sieht er kein Platzen der
Blase im Jahr 2022, denn „mit viel Marketing und tollen Storys
fängt das Einfangen neuer Spieler gerade erst an.“ Und
Beck erläutert zu den Chancen und Risiken am Krypto-
Quelle: coinmarketcap.com
Aufwärtstrend intakt
Der gesamte Kryptomarkt notiert momentan rund
29 Prozent unter seinem Allzeithoch von ziemlich
genau drei Billionen Dollar bei jetzt 2,15 Billionen
Dollar. Der langfristige Aufwärtstrend ist weiter intakt.
Maßgeblich getragen wird dieser von Bitcoin mit
rund 41,5 Prozent Anteil, Ethereum mit 21 Prozent
Anteil und allen restlichen Altcoins mit 37,5 Prozent.
Dabei verliert Bitcoin aktuell an Dominanz und Ethereum
sowie die Altcoins gewinnen deutlich.
Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen
in Milliarden US-Dollar, logarithmische Darstellung
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Illustration: iStock 71
moneysteuern&re
JAHRESAUSBLICK 2022
Zwischen Hoffen und Bangen
Die Pandemie hält Politik und Gesellschaft fest im Griff. Dennoch gibt es auch im nächsten Jahr
wieder etliche neue Gesetze. Manche sind für Bürger eher vorteilhaft, andere belasten sie stärker
von WERNER MÜLLER
Bereits das zweite Mal in Folge steht ein Jahreswechsel wieder
ganz im Zeichen von Corona. Allen politischen Versprechen
zum Trotz ist die pandemische Lage noch immer nicht vorbei.
Rauschende Silvesterpartys, buntes Feuerwerk, Fondue-Essen
im großen Freundeskreis – alles kaum möglich. Doch einer schert
sich überhaupt nicht um die gesellschaftlichen Einschränkungen:
der Gesetzgeber. So wird auch mit Beginn des neuen Jahres 2022
wieder eine Fülle von Rechts- und Steueränderungen in Kraft treten.
Doch etwas ist diesmal anders: Einerseits sind zahlreiche Sonderregeln
zur Abmilderung der wirtschaftlichen Pandemiefolgen,
die eigentlich bis Ende 2021 befristet waren, ins neue Jahr verlängert
worden. Meist zunächst bis Ende März 2022. Und andererseits
gibt es seit Anfang Dezember eine neue Bundesregierung, die sich
in ihrem Koalitionsvertrag zahlreiche grundlegende Änderungen
auf die Fahnen geschrieben hat. Ob diese oft vage formulierten Absichten
auch tatsächlich Gesetzeskraft erlangen, wird sich erst im
Lauf der Legislaturperiode zeigen. Daher können auch die wenigen
konkreter benannten Punkte hier nur angedeutet werden.
84 Illustration: VectorStock
Composing: FOCUS-MONEY
FOCUS-MONEY 52/1 2021/22
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FOCUS-MONEY 52/1 2021/22
Für alle Bürger
Grundfreibetrag steigt. Der Grundfreibetrag, bis
zu dessen Höhe der Fiskus das zu versteuernde Einkommen
komplett verschont, erhöht sich 2022 auf
9984 Euro. Bei zusammen veranlagten Partnern verdoppelt
sich der Betrag.
Kalte Progression gemildert. Zugleich verschieben
sich die Eckwerte des Einkommensteuertarifs um
1,17 Prozent. Dadurch greifen steigende Steuersätze
erst bei etwas höherem Einkommen (s. rechts). So wird
die kalte Progression abgemildert, also die schleichende
Steuererhöhung bei Einkommenssteigerungen.
Neuregelung zu Verzugszinsen. Das Bundesverfassungsgericht
hat die Zinshöhe von sechs Prozent
im Jahr für Steuernachforderungen und -erstattungen
verworfen. Bis Mitte 2022 muss der Gesetzgeber
eine verfassungsgemäße Neuregelung treffen.
Neues für Autofahrer. In der Kfz-Versicherung gibt
es neue Typ- und Regionalklassen. Manche Autofahrer
profitieren davon, aber für viele wird es teurer.
Deutlich teurer wird es auch bei Verkehrsverstößen
durch den reformierten Bußgeldkatalog, der bereits
seit 9. November 2021 in Kraft ist. Für das Tanken
müssen Autofahrer durch die nächste Stufe der CO 2-
Besteuerung ebenfalls mehr Geld hinlegen. Beim
Zwangsumtausch des deutschen Führerscheins in
den neuen EU-Scheckkartenführerschein endet am
19. Januar 2022 eine erste Frist: Bis dahin müssen die
Geburtsjahrgänge 1953 bis 1958 mit vor 1999 ausgestellter
Fahrerlaubnis getauscht haben. Andernfalls
wird ein Verwarngeld fällig. Die nächste Frist endet
ein Jahr später für die Jahrgänge 1959 bis 1964.
Die Werte in der Sozialversicherung 2022
Die Sozialabgaben werden bis zu den Beitragsbemessungsgrenzen fällig.
Bei der Rente sinkt diese 2022 sogar, was die Beitragszahler entlastet.
2022 2021
Monat Jahr Monat Jahr
1. Beitragsbemessungsgrenze Renten- und Arbeitslosenversicherung (in Euro)
alte Bundesländer 7050 84600 7100 85200
neue Bundesländer 6750 81000 6700 80400
2. Kranken- und Pflegeversicherung (in Euro)
Beitragsbemessungsgrenze (BBG) 4837,50 58050 4837,50 58050
Versicherungspflichtgrenze allgemein 5362,50 64350 5362,50 64350
besondere Jahresarbeitsentgeltgrenze für
PKV-Mitglieder seit 31.12.2002
4837,50 58050 4837,50 58050
3. Beitragssätze (in Prozent)
Rentenversicherung 18,6 18,6
Arbeitslosenversicherung 2,4 2,4
Krankenversicherung (allgemein/ermäßigt) 14,6/14,0 14,6/14,0
Zusatzbeitrag zur KV kassenindividuell, ø 1,3 kassenindividuell, ø 1,3
Pflegeversicherung 3,05 3,05
Beitragszuschlag zur Pflegevers. für Kinderlose 0,35 0,25
Quelle:BMAS
Allgemeine Steuerentlastungen
Ein höherer Grundfreibetrag sowie der leicht geänderte
Verlauf der Steuertarife bringt allen Steuerzahlern
im nächsten Jahr etwas mehr Netto.
Steuergrundlagen 2022 2021
Grundfreibetrag
– für Alleinstehende 9984 Euro 9744 Euro
– für Verheiratete 19968 Euro 19488 Euro
Eingangssteuersatz 14 % 14 %
Spitzensteuersatz 42 % 42 %
– für Alleinstehende ab 58597 Euro ab 57919 Euro
– für Verheiratete ab 117193 Euro ab 115837 Euro
– Höchstsatz für zvE*
(Alleinst./Verh.) 45 %
*zu versteuerndes Einkommen
ab 278 826 Euro
ab 555 651 Euro
ab 274 613 Euro
ab 549 225 Euro
Quelle: Steuerrat24.de
Verlängerung der EU-Roaming-Regeln. Eigentlich
wäre der Wegfall von Roaming-Gebühren im EU-Ausland
Ende Juni 2022 ausgelaufen. Nun verlängert die
EU aber diese Regeln für weitere zehn Jahre, sodass
Verbraucher auf Reisen weiterhin zu den gleichen
Kosten wie daheim telefonieren, im Internet surfen
oder SMS schreiben können. Künftig sollen sie dabei
sogar die gleiche Qualität der Dienste erhalten.
Für die Altersvorsorge
Beitrag zur gesetzlichen Rente sinkt. Die Beitragsbemessungsgrenze
(BBG) zur gesetzlichen Rentenversicherung,
bis zu der Beiträge fällig werden, sinkt
für Westdeutsche um 50 Euro im Monat. Weil der Abgabensatz
mit 18,6 Prozent gleich bleibt, müssen
Gutverdiener in den alten Bundesländern also 2022
etwas weniger Rentenbeiträge zahlen.
Mehr Renten- und Rürup-Beiträge absetzbar. Zwar
reduzieren sich mit der BBG-Absenkung auch die
steuerlich absetzbaren Höchstbeiträge zur gesetzlichen
Rente, den berufsständischen Versorgungswerken
sowie der staatlich geförderten Rürup-Rente, für
die dieselben Steuerregeln gelten. Da aber der absetzbare
Prozentsatz im nächsten Jahr von 92 auf 94 Prozent
steigt, können Vorsorgesparer so insgesamt dennoch
mehr Beiträge dem Fiskus in Rechnung stellen.
Das Finanzamt erkennt dann maximal 24 100 Euro
an, für Verheiratete 48 200 Euro.
Achtung bei Beiträgen zur Betriebsrente. Problematischer
kann die BBG-Absenkung bei Betriebsrenten
sein. Arbeitnehmer können bis zu vier Prozent der
BBG abgabenfrei und bis acht Prozent steuerfrei in Betriebsrenten
einzahlen. Wer dies voll nutzt, bei dem
sinken 2022 nun geringfügig die abgabenfreien Maximalbeträge
auf jährlich 3384 Euro (282 Euro im Monat)
und die steuerfreien Einzahlungen auf p. a. 6768
bzw. monatlich 564 Euro. Darüber hinausgehende
Beiträge sind dann steuer- und abgabenpflichtig.
85
INTERVIEW
Wir müssen uns
Sorgen machen um
unser Geld“
Ex-EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing rechnet ab mit der Politik der
Europäischen Zentralbank. Ein Gespräch über die anziehende
Inflation, das Leid der Sparer, ungemütliche Zeiten für Aktionäre –
und die wahren Gründe für den Rückzug von Jens Weidmann
Vita
Otmar Issing
Geboren 1936 in Würzburg,
wurde Issing mit gerade
30 Jahren Professor an der
Universität Erlangen-Nürnberg,
von dort wechselte er
an die Universität Würzburg.
In der Stadt lebt er bis heute.
Von 1990 bis 1998 arbeitete
Issing an führender Stelle
für die Deutsche Bundesbank.
Von 1998 bis 2006
war er Mitglied des
Direktoriums der
Europäischen Zentralbank.
von GEORG MECK
Herr Professor Issing, die Inflation ist so hoch wie seit Jahrzehnten
nicht. Müssen wir uns im neuen Jahr Sorgen machen um unser Geld?
Otmar Issing: Wir müssen uns generell Sorgen machen! Die
Zeiten mit niedriger Inflation liegen hinter uns. Das heißt
nicht, dass wir 2022 eine Geldentwertung von fünf oder
sechs Prozent bekommen wie zu Ende dieses Jahres. Anfang
2022 werden die Zahlen zunächst wieder sinken, aus technischen
Gründen. Trotzdem müssen wir wachsam bleiben.
Warum rechnen Sie zunächst mit einem Rückgang?
Issing: Eine Reihe von Faktoren, welche die Preise in diesem
Jahr nach oben getrieben haben, fallen weg. Da ist zunächst
einmal der Einfluss der Erhöhung der Mehrwertsteuer
Anfang 2021 auf ihren alten Stand. Die Energiepreise
werden 2022 voraussichtlich nicht im selben Tempo weitersteigen
wie in diesem Jahr. Aber noch mal: Das darf uns nicht
beruhigen. Es gibt eine Reihe von Faktoren, welche zu Preiserhöhungen
führen. So werden die Preise für Energie auf
Dauer steigen, das ist aus Gründen des Klimaschutzes politisch
gewollt. Dazu trägt nicht zuletzt der Anstieg des Preises
für CO 2-Zertifikate bei.
Trotzdem weigert sich die Europäische Zentralbank hartnäckig, von
ihrer ultralockeren Geldpolitik abzukehren. Die Inflation sei nur ein
„vorübergehendes Phänomen“, beschwichtigt EZB-Präsidentin Christine
Lagarde.
Issing: Das ist allenfalls die halbe Wahrheit. Daraus spricht
eine allzu große Sorglosigkeit. Ich war überrascht und verwundert
über diese Aussagen der EZB.
FOCUS-MONEY 52/1 2021/22
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