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altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Januar/Februar 2022

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Gedicht zum Jahreswechsel<br />

Zum Johrswechsel kommt oam so oaniges in da Sinn<br />

und ma hot so manchen Wunsch <strong>für</strong> sich und andre im Herzn din.<br />

I wünsch dir Glück, Gsundheit und dass d z’frieda bisch<br />

mit dem was d' hoschd - und dem was isch<br />

I wünsch dir Frie<strong>den</strong>, um di rum und in dir drin<br />

und dass dir viel guata Gedanken kommat in da Sinn<br />

dass allweil des nötige Geld bei dir hoscht<br />

und o mol was krieagscht, was di nix koscht<br />

Allbod mea a Lob des ehrlich isch -<br />

allweil a guats Essa auf m‘ Disch<br />

I wünsch dir a guate Portion Zuversicht<br />

und dass oft a Lächla goht über dei G'sicht<br />

Zur rechta Zeit an Freind der dir zur Seita schtoht<br />

und dass o jemand zu dir Vertraua hot<br />

I wünsch dir an Blick der weiter goht<br />

der erkennt, dass hinterm Nebel d‘ Sonna schtoht<br />

I wünsch dir, dass du niea vergischt<br />

<strong>für</strong> wen du wichtig und koschtbar bischt<br />

<strong>für</strong> des was lieabscht, a bissla mehr Zeit<br />

damit di oafach des Leba g’freit<br />

<strong>Das</strong>s o d‘ Globa an Platz in deim Leba hot,<br />

weil dodurch vieles leichter goht<br />

und domit's o a guats neis Johr werd<br />

hob i no an Wunsch der <strong>für</strong> alle ghert<br />

I wünsch uns all, dass koaner sein Muat verliert<br />

und ma sieght, wieaviel Scheanes o no passiert.<br />

An Schuß Humor zur rechta Zeit<br />

Geduld – sowiea untereinander Freundlichkeit<br />

und damit diea Einsamkeit it übermächtig werd<br />

oafach Mitmenschlichkeit – so wiea sa si ghert.<br />

Vor drei bis sechs Jahrzehnten<br />

war Dialekt ziemlich stark verpönt.<br />

Auch hier im Weilheim-Schongauer<br />

und Landsberger Landkreis.<br />

„Als ich jung war, galt er in weiten<br />

Teilen der Bevölkerung als primitiv<br />

und minderwertig“, sagt Maria<br />

Schweiger, die umso erfreuter darüber<br />

ist, dass Dialekt in heuria<br />

Schweiger dieses Uralt-Werk trotzdem hat sie diese Aufgabe<br />

zeitgemäßer, auf die Region zugeschnittener<br />

und auch geschichtlich besten und kreativsten ist, „wenn<br />

geliebt, weil sie immer dann am<br />

fundierter um, war obendrein bei ich einen klaren Auftrag bekomme<br />

und auf dieses jeweilige Ziel<br />

allen Proben und Aufführungen<br />

aktiv als Regisseurin mit dabei. hinarbeiten kann“. Will heißen:<br />

„Im Nachhinein betrachtet war Maria Schweiger ist keine klassische<br />

Künstlerin, die frei von jegli-<br />

es besser, im Vorfeld nicht gewusst<br />

zu haben, was da alles an chem Druck nach Lust und Laune<br />

Arbeit auf einen zukommt.“ Und etwas zu Papier bringt und hinterher<br />

schaut, ob sich jemand <strong>für</strong><br />

ihre Gedanken interessiert – sie<br />

schreibt und dichtet ausschließlich<br />

auf Anfrage oder zu bestimmten<br />

Anlässen. Heute sind ihre drei<br />

Kinder erwachsen, haben ihr<br />

drei Enkelkinder geschenkt. Und<br />

Tochter Christine hat sogar die<br />

Epfacher Theaterleitung von ihrer<br />

Mutter übernommen. Insofern ist<br />

das Leben von Maria Schweiger<br />

zumindest an <strong>den</strong> Aben<strong>den</strong> deutlich<br />

ruhiger gewor<strong>den</strong>. Früher war<br />

das nämlich anders. Die meisten<br />

ihrer Gedichte, die sie über Jahre<br />

und Jahrzehnte niedergeschrieben<br />

hatte, sind weder tagsüber noch<br />

am Abend, sondern nachts entstan<strong>den</strong>.<br />

„Wenn auch der letzte im<br />

Bett war und geschlafen hat.“ Im<br />

Bett war zu dieser Zeit dann auch<br />

Maria Schweiger, allerdings nicht<br />

schlafend, sondern neben leuchtender<br />

Nachtischlampe, mit Bleistift<br />

und Notizblock in der Hand. So<br />

ist auch „Schpaziergang am Lech“<br />

entstan<strong>den</strong> – ein herzergreifendes<br />

Gedicht über <strong>den</strong> Sinn des Lebens,<br />

der sich in <strong>den</strong> Strömungen des<br />

klaren Flusswassers spiegelt. Und<br />

von in der Region aufgewachsenen<br />

Menschen nicht nur inhaltlich,<br />

sondern auch sprachlich durchaus<br />

verstan<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> sollte. Obwohl<br />

sich der „Lechroaner Dialekt“ gar<br />

nicht definieren lässt? „Allein<br />

deshalb nicht, weil er sich bereits<br />

innerhalb der direkt benachbarten<br />

Lechrain-Gemein<strong>den</strong> zum Teil<br />

sehr unterschiedlich anhört.“ In<br />

Epfach heißt es „Mädla“, in Reichling,<br />

auf der anderen Seite des<br />

Flusses, „Mella“.<br />

Stirbt Dialekt aus?<br />

januar / februar <strong>2022</strong> | 49

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