Jahrbuch der Regionalinitiativen 2020
Mit dem Jahrbuch 2020 der Regionalinitiativen gibt es zum ersten Mal einen kompakten Rückblick auf die gemeinsamen Aktivitäten der Kommunen in unserer Region rund um den Waginger See und Teilen des Rupertiwinkels.
Mit dem Jahrbuch 2020 der Regionalinitiativen gibt es zum ersten Mal einen kompakten Rückblick auf die gemeinsamen Aktivitäten der Kommunen in unserer Region rund um den Waginger See und Teilen des Rupertiwinkels.
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Jahrbuch
der
Regionalinitiativen
2020
Ökomodellregion
Waginger See - Rupertiwinkel
Digitales
Alpendorf
LAG Traun
Alz
Lokale Aktions Gruppe Salzach
LEADER
ILE
Waginger See - Rupertiwinkel
- 2 -
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ........................................................................................................................................................
4
Die Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel
1 Eindrücke aus der Projektarbeit der Ökomodellregion .....................................................
2 Reihe „Bio in Serie“ der Südostbayerischen Rundschau ..................................................
5
6
19
Das LEADER-Förderprogramm
20
1 Entwicklungs- und Handlungsziele von LEADER
................................................................
21
2 Die Organisationsstruktur von LEADER .................................................................................
3 Aktivitäten der LAG LEADER .....................................................................................................
24
26
Die ILE Waginger See - Rupertiwinkel
1 Jahresrückblick der Geschäftsstelle ......................................................................................
2 Protokoll der 2. ILE Kurzklausur am 22. Januar 2020 ..........................................................
3 Aktuelle Projekte ..........................................................................................................................
29
29
30
32
4 Öffentlichkeitsarbeit / Veranstaltungen
...............................................................................
46
5 Ausblick ..........................................................................................................................................
51
Digitales Alpendorf
1 Teilprojekte ....................................................................................................................................
53
53
Zusammenarbeit der Regionalinitiativen
1 Initiative boden:ständig .............................................................................................................
2 Regionalkonferenz .......................................................................................................................
59
59
59
Impressum
.................................................................................................................................................
63
Bild Deckblatt: © Tourist-Info Waginger See
- 3 -
Vorwort
Mit dem Jahrbuch 2020 der Regionalinitiativen gibt es zum ersten Mal einen kompakten Rückblick auf die
gemeinsamen Aktivitäten der Kommunen in unserer Region. Leider war es uns, aufgrund eines lange andauernden
Krankheitsfalls, nicht möglich die Broschüre zeitnaher zu veröffentlichen.
In den vergangenen Jahren konnte man die positive Wirkung der vielschichtigen Zusammenarbeit immer
mehr erkennen. Wir können jetzt als kommunale Familie viele Themen in Angriff nehmen, für die jede Kommune
für sich alleine gestellt meist keine Möglichkeit zur Umsetzung hätte. Wir nutzen zudem vielfältige
Förderinstrumente und bringen mit den Fördergeldern zusätzliche Wertschöpfung in die Region. Noch
bedeutender aber ist, dass damit meist gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die unser aller Lebensumfeld
verbessern, angepackt werden können.
Ein besonderer Dank gilt allen Entscheidungsträgerinnen und -trägern in den Rathäusern und Gremien, die
sich auf diesen - am Anfang für viele sehr unübersichtlichen Weg - gemacht haben und dadurch die Voraussetzung
für unsere bunte Landschaft der Regionalinitiativen ermöglicht haben. Die aktuellen Gremien
können damit auf viele Gestaltungsmöglichkeiten zurückgreifen, die unser Umfeld positiv gestalten.
Besonders wichtig ist dabei aber die Bereitschaft, sich immer wieder von Neuem zu hinterfragen und bereit
für Veränderungen zu sein. Alle Initiativen werden regelmäßig evaluiert, weiterentwickelt und an die neuen
Herausforderungen angepasst. So wird z.B. in Zukunft der Aspekt der Resilienz, also die Krisenfestigkeit aus
sich selbst, eine entscheidende Rolle spielen.
Die Regionalinitiativen können uns alle dabei unterstützen, passende Rahmenbedingungen zu schaffen,
um möglichst vielen Akteuren die Möglichkeit zu geben, unsere Region als lebenswerte Heimat zu erhalten
und nachhaltig und gemeinwohlorientiert weiterzuentwickeln.
Ein besonderer Dank gilt dabei unseren Umsetzungsbegleiterinnen und Managerinnen, Elke Ott (LEADER),
Marlene Berger-Stöckl (Ökomodellregion) und Alexandra Huber (Integrierte Ländliche Entwicklung - ILE),
für das Engagement und das Herzblut, das sie in ihre Arbeit für unsere Region investieren.
Nutzen Sie dieses Jahrbuch als Informationsquelle und Inspiration. Als Vorsitzende der Regionalinitiativen
freuen wir uns über Ihr Interesse. Sollten Sie Lust bekommen haben , sich selbst einzubringen, dann melden
Sie sich bitte am besten bei einer unserer Koordinatorinnen von LEADER, Ökomodellregion oder ILE!
Herzlichst
Andreas Bratzdrum
Vorsitzender
LAG Traun-Alz-Salzach
Matthias Baderhuber & Stefanie Lang
Sprecher der Ökomodellregion
Hans-Jörg Birner
Vorsitzender der ILE
- 4 -
Die Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel
Mehrere Verarbeiter haben sich biozertifizieren
lassen, vom Laufener Schlachthof und der Metzgerei
Braunsperger über die Brennerei Gramminger
bis zur Bäckerei Wenig oder Huber, vom Biowirtenetzwerk
bis zur Biosammelzertifizierung für
Streuobst mit dem LPV.
Eine verbesserte ökologische Gewässerqualität,
mehr heimische Bioprodukte und die Erarbeitung
nachhaltiger touristischer Angebote – das waren
einige der Gründe, warum sich sieben, später
zehn Gemeinden im Rupertiwinkel 2013/14 in
einer Kooperation wiedergefunden haben und als
erste staatlich anerkannte bayerische Ökomodellregion
an den Start gegangen sind.
Waging, Taching und Wonneberg im Westen,
Kirchanschöring und Petting in der Mitte,
die Salzachgemeinden Tittmoning, Fridolfing,
Laufen und Saaldorf-Surheim im Osten und
Teisendorf im Süden: Mit viel Grünland im Südwesten,
aber auch guten Ackerflächen im nordöstlichen
Gemeindegebiet arbeitet die Ökomodellregion
mit interessierten Landwirten z.B.
an der Initiative für mehr heimisches Eiweißfutter
und an der Biozertifizierung von Obstangern mit
dem Landschaftspflegeverband Traunstein.
Wir schieben ökologische Projekte mit den
Gemeinden an, vom Geschenkkorb aus der Ökomodellregion
mit (bio-)regionalen Produkten bis
zum ökologischen Pflegekonzept für die Gemeindeflächen,
teils in Kooperation mit Leader und ILE.
Wichtige Partnerschaften zwischen Biobetrieben
und Verarbeitern wurden auf den Weg gebracht:
die „Waginger See Hoibe“ (heimisches Biobier der
Brauerei Stein), der Anbau von Dinkel und Hafer
für den Knuspermüsli-Hersteller Barnhouse in
Mühldorf, der Anbau von Laufener Landweizen für
das Biobäckernetzwerk in der Region, Emmer für
die vegetarischen Spezialitäten von Soto in Bad
Endorf und einiges mehr.
Wir vernetzen die heimischen Biodirektvermarkter
mit den Bio- und Dorfläden, mit
dem Lebensmitteleinzelhandel und über den
neuen Verein „Ökogenuss Waginger See -
Rupertiwinkel“, der seit 2021 eine rein regionale
Ökokiste auf den Weg gebracht hat.
Auch größere Küchen wie die Salzachklinik in
Fridolfing oder die Lebenshilfe in Traunreut
setzen, dank Kooperation mit der Ökomodellregion,
zunehmend auf heimische Bio- und
Regionalspezialitäten. Letztere waren Voraussetzung
für die erfolgreiche touristische
Bewerbung als Genussort (Waging und
Fridolfing). Unter breiter Mitwirkung entstand
ein Tourismuskonzept für die Ökomodellregion
und vom heimischen Biobier bis zum
Waginger See Kas über das Laufener Landbrot
aus Biolandweizen gibt es immer mehr
Spezialitäten, die auch beim Gast sehr gut
ankommen.
Als jüngstes Projekt ist die Zusammenarbeit
vom Tourismusverband Waginger See mit
Oberösterreich und Salzburg zu Bio-Leuchttürmen
im Aufbau. Bio-Genussradltouren
mit Verkostung und Ernährungsbildung, die
durch den Magen geht, finden begeisterte
Teilnehmer.
Ein großes Dankeschön für die breite Unterstützung
an die beteiligten Betriebe, Fachleute,
Gemeinden und Ehrenamtlichen – denn
nur gemeinsam kommen wir dem Ziel der
bayerischen Staatsregierung „30% Bio in
2030“ näher!
Nähere Informationen zu allen Projekten
gibt es unter
www.oekomodellregionen.bayern
oder im Büro der Ökomodellregion unter
Tel.: 08681 - 400 537
bzw. oekomodellregion@waging.de
- 5 -
1
1.1
Eindrücke aus der Projektarbeit der Ökomodellregion
Verkostung von Wintergemüse als „bayerisches Superfood“
Wirsing, Schwarzwurzeln, Porree, Grünkohl, Steckrüben, Pastinaken… Auf den Speisekarten bayerischer
Gasthäuser sucht man dergleichen Zutaten nicht selten vergeblich. Das soll sich ebenso ändern wie das
Wissen um die Vielfalt, die Qualität und die gesunden Inhaltsstoffe all dieser Produkte aus heimischer
Erde. Die Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel hatte zusammen mit dem Biohof Lecker im
Januar 2020 nach Laufen eingeladen, um zu informieren - und zum Probieren.
Unter den interessierten Gästen war die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber sowie
eine ganze Reihe an Bürgermeistern.
700 Kunden beliefert der kleine
Familienbetrieb Lecker wöchentlich,
darunter rund hundert Schulen
und Kindergärten. Lecker vermarktet
neben den eigenen Produkten
auch Erzeugnisse anderer Biobauern,
unter ihnen Hans Spitzauer,
Obst- und Gemüsebauer aus dem
benachbarten Sankt Georgen, der
seinen Betrieb mit nur 2 ha Gemüseanbau
im Vollerwerb führt.
Das ehrenamtliche Kochteam hat ein vielfältiges Buffet
aus heimischem Biowintergemüse arrangiert
von links: Bärbel Forster, Ulrike Selders, Irene Haslberger, Christine Lecker.
Foto: Claudia Heid
Für seinen Kollegen Michael Steinmaßl
aus Kirchanschöring ist genau
das die Chance für kleine Betriebe:
„Eine hohe Wertschöpfung auf
kleiner Fläche ist möglich“, so der
„Bio-Michi“.
Für Michaela Kaniber ist Bio längst
mehr als nur ein Trend.
Die Ministerin selbst hat dafür gesorgt und das Kabinett hat es beschlossen, dass staatliche Kantinen bis
spätestens 2025 mindestens die Hälfte der eingesetzten Lebensmittel aus ökologischer oder regionaler
Erzeugung einkaufen. Bis 2030 sollen 30 Prozent der Agrarflächen im Ökolandbau bewirtschaftet werden.
Ihr Motiv: „Es geht um gesunde Ernährung, um Artenvielfalt, Biodiversität und um Tourismus.“
Kaniber weiß um ein „ständig wachsendes Biowirte-Netzwerk“ und appelliert an die Vertreter der Kommunen,
Kita- und Schulverpflegung entsprechend zu gestalten. Die Ministerin hofft auf „Rückenwind für
unsere bäuerlichen Direktvermarkter und Genusshandwerker“.
„Warum“, so fragt Kaniber, „sollen wir Chia-Samen aus Mexiko, Quinoa und Goji-Beeren aus China essen,
wenn es doch ähnlich gutes oder sogar besseres bayerisches Superfood gibt?“
- 6 -
1.2
Ein digitaler Marktplatz für Bioprodukte
Vermarkter und Förderer gründen Verein „Ökogenuss Waginger See“
„Die Angebote der Region bündeln“ - Biobauer Sebastian Kettenberger brachte damit das Ziel des neuen
Vereins „Ökogenuss Waginger See“ auf den Punkt.
Jedes Mitglied hat das Recht, seine Produkte auf einer neu zu schaffenden Homepage anzubieten.
Verbraucher können via Internet die gewünschten Waren auswählen, bestellen und sich direkt ins Haus
liefern lassen. Der Einladung der Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel (ÖMR) zur Vereinsgründung
im Kühnhausener Seewirt waren rund 50 Bauern, Direktvermarkter und Interessierte gefolgt.
Gefördert von der bayerischen Staatsregierung und mit professioneller Unterstützung durch die
TH Deggendorf mit dem Campus Grafenau soll die Plattform „Digitales Alpendorf“ solche Projekte unterstützen.
Die Region um den Waginger See ist eines von fünf Pilotprojekten in Bayern.
Vorsitzender des neuen Vereins „Ökogenuss Waginger See“ ist Sebastian Kettenberger (vorne Mitte).
Seine Stellvertreter sind Hans Koch (links) und Stephan Scholz.
Dahinter stehen die Beisitzer (von links) Jutta Staudt-Franzen, Michael Steinmaßl, Thomas Reese,
Marlene Berger-Stöckl, Andreas Buchwinkler, Hermann Hofstetter, Yvonne Liebl und Hans Lecker
Foto: Höfer
Kettenberger hofft auf einen „neuen Kundenkreis“: „Der Marktplatz im Internet ist groß und vielfältig“.
Ins Haus gebracht werden sollen die Waren von Hans Lecker und seinem Team.
Sein Laufener Biohof Lecker beliefert bereits jetzt rund 700 Kunden pro Woche zwischen Berchtesgaden,
Chiemsee und Pfarrkirchen. Er wird die Waren auch mit den neuen Kunden abrechnen.
ÖMR-Koordinatorin Marlene Berger-Stöckl lobte die professionelle Vorarbeit des kleinen Teams um Hans
Lecker und Sebastian Kettenberger. Gemeinsam hatte man Vereinssatzung, Geschäfts- und Beitragsordnung
ausgearbeitet. Die Fertigstellung der gemeinsamen Plattform soll bis Ende 2020 erfolgen. Neben
einer Mitgliedschaft als Biolieferant ist eine Förder- und eine Premium-Fördermitgliedschaft möglich.
Aus historischer Sicht betrachtete Hermann Hofstetter diesen „Meilenstein einer langen Geschichte.“
Der Schöpfungsbeauftragte der Diözese wies auf die dramatische Entwicklung bei den bäuerlichen
- 7 -
Betrieben hin. Von ehemals 1,4 Millionen Höfen in Westdeutschland seien heute gerade mal gut 200.000
übrig. In dem neuen Verein sieht Hofstetter viele kleine Teile, die zu einem leistungsfähigen Netz würden.
„Auf geht’s!“, machte er den Mitgliedern Mut.
Pettings Bürgermeister Karl Lanzinger leitete die anschließenden Wahlen und Beschlussfassungen für die
Vereinsgründung. Zum Vorsitzenden wählte die Versammlung den 34-jährigen Sebastian Kettenberger.
Sein Stellvertreter ist Hans Koch. Der 60-Jährige betreibt in Holzhausen bei Teisendorf ein „kleines Sache.“
Der dritte in der Führungsriege ist Stephan Scholz aus Sondermoning, wo der 57-Jährige eine mobile
Käserei betreibt.
1.3
Förderung von Kleinstunternehmen am Beispiel der Bäckerei Wahlich
Biobäcker Michael und Barbara Wahlich
geben Genussrechte aus
Foto: Daniel Delang, ÖMR
Die Bedingungen für das echte Lebensmittelhandwerk
sind nicht einfacher geworden.
Der Einkauf beim Bäcker und Metzger vor Ort
und die Zusammenarbeit der Lebensmittelhandwerker
mit den umliegenden Bauern sind keine
Selbstverständlichkeit mehr. Deshalb braucht
es neue Formen der Solidarität, um notwendige
Investitionen in den Erhalt kleiner Handwerksbetriebe
zu finanzieren.
Ein gutes Beispiel dafür ist das öffentliche Beteiligungsprojekt
der Ökomodellregion mit der
Biobäckerei Wahlich in Surheim, die auch ein
Café und einen kleinen Bioladen betreibt. Um
die Anschaffungskosten für die geplante neue
Backstube zu finanzieren, sollen die Investitionskosten
von ca. 90.000 € auf zwei Wegen getragen
werden:
Die Gemeinde Saaldorf-Surheim hat im Gemeinderat
ein Verfahren für eine „vereinfachte
Dorferneuerung“ beschlossen. Damit wird es der
Bäckerei ermöglicht am Förderprogramm für
Kleinstunternehmen teilzunehmen. Seit einem
Jahr gibt es am Amt für ländliche Entwicklung
(ALE) dieses spezielle Förderprogramm für
Kleinstuntermehmen mit höchstens bis zu zehn
Mitarbeitern, bis zwei Millionen Euro Umsatz
und mit Alleinstellungsmerkmal innerhalb einer
entsprechenden Gebietskulisse, wie sie zum Beispiel
die Ökomodellregion ist. Der Betrieb müsse
für die Nahversorgung wichtig sein, Handwerk
soll vor Ort erhalten werden.
Die Förderung beantragen kann ein Kleinstunternehmen,
nachdem die Gemeinde das Vorhaben
mit einem positiven Gemeinderatsbeschluss
unterstützt hat.
Der restliche aufzuwendende Eigenanteil werde
über die Vergabe von Genussrechten an interessierte
Bürger unterstützt, so die weiteren Ausführungen
der Gemeindeverwaltung.
Die Genussrechte sind vom Förderprogramm
Kleinstunternehmen unabhängig und werden
über regelmäßige „Genusskisten“ der Biobäckerei
in Warenwert mit 3% Verzinsung zurückerstattet,
oder über 1% Verzinsung in Geldwert.
- 8 -
1.4
Besuchergruppe aus dem Stiftland informiert sich über die mobile
Käserei Chiemgau
Kurz vor Beginn der Corona-Beschränkungen startete eine Besuchergruppe aus der neuen „Ökomodellregion
Stiftland“ nach Waging, um sich über die mobile Käserei Chiemgau zu informieren.
Nach der Besichtigung des Käselagers in Sondermoning stellte Stephan Scholz die Entwicklung seiner
mobilen Käserei mit vielen Wirtschaftlichkeitsdaten ausführlich vor. Fünf bis sieben Biobetriebe aus der
Ökomodellregion lassen derzeit Biomilch frisch vom Hof im Lohnkäseverfahren von ihm verarbeiten.
Das Käsereimobil von Scholz ist mit Kesseln, Heiztechnik und allem Notwendigen ausgerüstet, um die
Milch direkt vor Ort zu Käsebruch und Laiben zu verarbeiten. Die frischen Käselaibe kommen anschließend
zur Pflege in den Ziegelerdkeller in Sondermoning, bevor sie nach drei Monaten Reifezeit als schmackhafte,
handwerklich hergestellte Rohmilch-Schnittkäse das Lager verlassen. Sie gehen an die Landwirte zurück,
zum Eigenverbrauch und Verkauf, oder werden alle drei Wochen an Bioläden, Edekas und weitere Geschäfte
ausgeliefert.
Für die Ökomodellregion Waginger See ist die Zusammenarbeit mit der mobilen Käserei ein Vorzeigeprojekt.
Die Käserei profitiert umgekehrt von der Einbindung in die Ökomodellregion.
Unter dem Dach „Waginger See Kas“ bewirbt der Waginger Tourismusverband den Käse der mobilen Käserei
wie auch von zwei regionalen Bioziegenhöfen. Der Absatz der mobilen Käserei ist in den letzten Jahren
konstant gewachsen, inzwischen ist eine gute Auslastung des Käsereimobils erreicht.
Lisa Hertel, Projektmanagerin der Ökomodellregion Stiftland und Organisatorin der Exkursion, informierte
beim anschließenden gemeinsamen Austausch über die Situation im Stiftland. Die Biomilch aus dem
Stiftland legt für die Verarbeitung bisher weite Transportwege zurück, jetzt soll das Konzept der mobilen
Käserei übernommen werden, damit es auch hier bald regionalen Biokäse gibt.
Exkursion aus dem Stiftland nach Waging
2. von links Käser Stephan Scholz, 5. von links Lisa Hertel, Projektmanagerin ÖMR Stiftland
Foto: Lisa Hertel
- 9 -
1.5
Aus Biogetreide und Biobier wird das Fastenbrot
Biobier, Biodinkel und Bioemmer stecken im Fastenbrot
von Bäcker Huber. Auch die Klostermönche haben
früher gern Bier für ihre Fastenbrote verwendet
Foto: Zaghdoudi
Die hiesigen Landwirte und Ernährungshandwerker
zu unterstützen - das war die Idee hinter dem
Zwicklbier-Brot, das in einer Zusammenarbeit
zwischen der Schlossbrauerei Stein, 15 Biogerstenerzeugern,
überwiegend aus den Landkreisen
Traunstein und Altötting, und Bäckermeister
Markus Huber aus Waging – mit Backstube in
Altötting - entstanden ist.
Vorgestellt wurde das Projekt, das in einer Kooperation
der Ökomodellregionen Waginger
See-Rupertiwinkel und Inn-Salzach entstanden
ist, in der Mussenmühle zwischen Tacherting und
Trostberg. Die historische Walzmühle hat ausreichende
Lagerflächen für Bio-Braugerste. "Das
Lagerhaus der Familie Huber war ein Glücksfall
für uns", erklärt Markus Milkreiter, Braumeister
bei der Schlossbrauerei Stein. Nur wenig musste
instand gesetzt werden. Aus der Zusammenarbeit
der Schlossbrauerei Stein mit der biozertifizierten
Bäckerei Huber ist nun ein Bio-Fastenbrot
entstanden. Dieses Bio-Zwicklbier-Brot,
hergestellt mithilfe von naturbelassenem Bier
ohne Zusatzstoffe, wird in der Fastenzeit in beiden
Ökomodellregionen angeboten. Für die Bauern
bedeutet die Zusammenarbeit zwischen der
Bäckerei und der Brauerei eine weitere Möglichkeit,
in der Region für Verarbeiter aus der Region
zu produzieren.
1.6
Corona als Chance - über Perspektiven von Milchbauern, die auf Bio
setzen wollen
Während der Corona-Krise hat sich der Absatz von Biomilch und Biomilchprodukten deutlich erhöht,
weil mehr daheim gegessen wird und viele Menschen beim Einkauf Bioprodukte bevorzugen. Das hat zur
Folge, dass einige Bio-Molkereien den Aufnahmestopp ausgesetzt haben und neue Lieferanten suchen.
Dies bedeutet eine Chance für so manchen Milchbauern, da die Preise für Biomilch um einiges höher als
für konventionell erzeugte Milch und obendrein stabil sind.
Die Milch im Gebiet der Ökomodellregion wird an die Milchwerke Berchtesgadener Land in Piding und an
die Bergader Privatkäserei in Waging geliefert; einige Betriebe liefern auch an die Andechser Bio-Molkerei
Scheitz.
Einer der Pioniere war Felix Hagenauer sen. aus Reit, der mit der Umstellung 1996 begann und damals, wie
er sagt, in der Gemeinde als „Exot“ galt. Alle Biobetriebe gehören einem sogenannten Anbauverband an,
der sie mit detaillierten Informationen unterstützt und zertifiziert. Die wichtigsten Verbände sind
Demeter, Bioland, Naturland und Biokreis.
- 10 -
Auch die Molkereien arbeiten mit Verbänden zusammen, im Falle der Milchwerke in Piding, wohin fast alle
Biobauern aus der Gemeinde Saaldorf-Surheim ihre Milch liefern, mit Naturland und Demeter. Bereits im
Februar war die Molkerei auf der Suche nach weiteren Umstellungsbetrieben, allerdings nur nach solchen,
die sich entscheiden, Milch in Demeter-Qualität zu liefern, wie Barbara Steiner-Hainz von der Molkereigenossenschaft
in Piding auf Nachfrage betont. Inzwischen sei man auf der Suche nach zwanzig interessierten
Betrieben, die Demeter-Milch liefern können. Für Naturland-Bauern gibt es laut Steiner-Hainz eine
Warteliste mit Betrieben, mit denen Kontakt aufgenommen werde, sollte die Nachfrage nach Biomilch
weiter steigen. Die Liste enthält derzeit mehr als fünfzig Betriebe, inklusive eigener Mitglieder, die Interesse
an einer Umstellung haben. Deshalb empfiehlt die Molkerei BGL allen Landwirten, vor einer Umstellung
frühzeitig mit ihr in Kontakt zu treten.
Bei Blasius und Lisa Standl aus Großgerstetten dürfen die Kühe ihrer Hörner behalten.
Sie haben 2017 umgestellt und sind seit November 2019 zertifizierter Bio-Milchbetrieb
Foto: Karin Kleinert
1.7
Ein Vogelbett im Kornfeld
Die Feldlerche gehört zu den bekanntesten Singvögeln in Deutschland. Dennoch ist sie in ihrem Bestand
bedroht und steht deshalb auf der Roten Liste. Die Biobraugerstenlandwirte der Ökomodellregion
Waginger See-Rupertiwinkel werden jetzt zu Vogelschützern, indem sie in ihren Getreidefeldern sogenannte
Lerchenfenster schaffen. Bei einer Felderbegehung von Lerchenschutzfeldern mit den Biomalzlieferanten
für die Brauerei Stein bezeichnete der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes
Traunstein, Jürgen Sandner, die Feldlerche als „Charaktervogel unserer Kulturlandschaften“.
Wer kennt sie nicht, wenn sie sich neben dem Spaziergänger unvermittelt aus dem Acker erhebt und in
der Luft ihr Lied trällert? In der heutigen Landschaft, die durch eine oft intensive landwirtschaftliche
Nutzung geprägt ist, ist die Feldlerche auf eine gewisse Rücksichtnahme durch die Landwirte angewiesen.
- 11 -
„Zum Brüten ihres Nachwuchses braucht sie nämlich wenig bewachsene, flache Böden, von höherem
Bewuchs hält sie Abstand.“ Solche Flächen seien immer weniger zu finden, erläuterte Sandner auf dem
Biobetrieb von Georg Planthaler bei Trostberg. „Zudem sollten in der Nähe möglichst viele Wildkräuter
blühen, die von reichlich Insekten besucht werden, mit denen sie den Nachwuchs füttern“, sagte Sandner.
Auf Bioackerflächen sei das oft auf gesamter Fläche, ganz ohne separate Blühstreifen, der Fall. Darum
freue er sich, dass sich heuer immerhin sechs von siebzehn Biobraugerstenbauern der Ökomodellregion
Waginger See-Rupertiwinkel an diesem Schutzprogramm der Lerche beteiligen und in ihren Kornfeldern
„Lerchenfenster“ angelegt haben.
Neben den Lerchenfenstern außerdem wichtig sei der Verzicht auf das Striegeln zur Wildkrauteindämmung
zwischen Anfang April und Mitte Mai, und bei späterem Striegeln ein ausreichender Abstand zum
Lerchenfenster, denn das Gelege ist im angrenzenden Bestand versteckt. Beim Lerchenfenster, das
künftig auch auf Wintergetreide ausgeweitet werden soll, handle es sich einfach um eine rund 25 Quadratmeter
große Brachfläche mitten im Getreideacker, also um eine Art „Bett im Kornfeld“ für die Vögel.
Braugerstenfeld mit Lerchenfenster (Mitte)
Foto: Remmelberger
Die Begehung wurde von der hiesigen Ökomodellregion organisiert: „Gemeinsam mit unseren Lieferanten
für die Schlossbrauerei, dem Landschaftspflegeverband Traunstein, der neuen benachbarten Ökomodellregion
Inn-Salzach, dem Landschaftspflegeverband Altötting und unserem neuen Biobäcker Markus
Huber verfolgen wir das gleiche Ziel: den Schutz der Arten und den Erhalt der biologischen Vielfalt durch
mehr heimischen Biolandbau“, betonte Projektmanagerin Berger Stöckl. „Der Biolandbau ist für den
Artenschutz prädestiniert, denn durch den Verzicht auf Umweltgifte und mastige Düngemittel findet die
Lerche hier nicht nur eine Start- und Landebahn im Lerchenfenster, sondern auch gute Ernährungsbedingungen
für die Aufzucht der Küken. Die weniger dichten Bestände im Biolandbau nutzen den Küken,
weil sie mehr Luft und Licht bekommen; in zu dichten Beständen können sie nicht aufwachsen“.
Zwischen den Gerstenhalmen der anschließend besichtigten Biobetriebe blüht eine Unmenge an blauen
Kornblumen und rotem Klatschmohn und macht deutlich, dass sich Artenschutz und -vielfalt auf dem
Acker mit der Landwirtschaft die Hand reichen. Als Zeichen der Anerkennung für das Lerchenengagement
verteilte Berger Stöckl an die beteiligten Landwirte, Verarbeiter und Unterstützer eine Urkunde.
- 12 -
1.8
Neue Verwertungschancen für Bioobst in der Ökomodellregion
Streuobstwiesen prägen das Gesicht des Rupertiwinkels
seit Jahrhunderten. Sie tragen ein Stück
weit zur Ernährungssouveränität bei und sind ein
unersetzlicher Lebensraum für viele Tier- und
Pflanzenarten. Dennoch sind Streuobstwiesen
immer noch auf dem Rückzug, weil die Pflege
der Bäume Zeit kostet und die Rentabilität einer
Verwertung außerhalb des eigenen Bedarfs oft
gering ist.
Zweireihige Biostreuobstwiese bei Schönhofen
Foto: LPV / Jürgen Sandner
Der Landschaftspflegeverband Traunstein und
die Ökomodellregion Waginger See- Rupertiwinkel
arbeiten deshalb Hand in Hand an besseren
Verarbeitungsmöglichkeiten für Bioobst, um die
Wertschöpfung und damit auch die Wertschätzung
für Bioobst aus heimischem Anbau zu erhöhen.
Beim Landschaftspflegeverband Traunstein
(LPV) gibt es die Möglichkeit, die eigene Obstwiese
biozertifiziert zu bewirtschaften und sich dazu
an einer Sammelzertifizierung der Obstwiesenbesitzer
zu beteiligen.
Das Angebot gilt für konventionelle Landwirte,
die nur ihren Obstgarten nach Biorichtlinien
bewirtschaften möchten – Biobetriebe können
ihren Obstgarten jederzeit über ihre Kontrollstelle
zertifizieren lassen.
Ein weiteres Angebot gibt es jetzt neu in Kooperation
mit der Schnapsbrennerei Gramminger
und dem Sailerhof bei Taching, der traditionell
Streuobst annimmt: Wenn mindestens 100 –
150 kg Bioobst einer einzigen Sorte verfügbar
sind, kann daraus künftig ein sortenreiner Brand
entstehen. Ob für Schnaps geeignete Apfelsorten,
Zwetschgen oder späte Birnensorten,
Kirschen, Quitten oder weitere Obstarten, wichtig
ist, dass das Obst in bester Qualität angeliefert
wird. „Unser Endprodukt kann nur so gut sein
wie unser Ausgangsprodukt“, meint der junge
Brenner Franz. Familie Gramminger hat sowohl
ihren eigenen Obstgarten als auch ihre Brennerei
biozertifizieren lassen und will mit sortenreinen
Biobränden eine neue Qualitätslinie aufbauen.
Auch die Ölmühle in Garting bei Schnaitsee
ist inzwischen biozertifiziert, arbeitet mit der
Ökomodellregion zusammen und bietet eine
neue Verwertungsmöglichkeit für Biowalnüsse
an. Heuer soll es erstmals ein regionales Biowalnussöl
geben. „Beim Anbau unserer eigenen
Ölfrüchte setzen wir schon länger auf bio“, so
Toni Lamprecht, Ölmüller in Garting, der auch
selbst eine Landwirtschaft betreibt. „Aber mit
ausgewiesenen Bioprodukten in der Verarbeitung
gehen wir jetzt neue Wege“.
Eine Liste mit regionalen Keltereien, die für
Bioobst höhere Preise bezahlen, kann beim LPV
Traunstein angefordert werden.
1.9
Biokarotten-Feldexkursion im Sommer 2020
Mehrere kleine Betriebe aus der Ökomodellregion
Waginger See- Rupertiwinkel bringen bereits Erfahrungen
mit dem Karottenanbau mit, aber der
Feldgemüsebau zwischen Altötting und Berchtesgaden
bietet Potential für die Zukunft. Die
Ökomodellregionen Waginger See – Rupertiwinkel
und Inn-Salzach unterstützen gemeinsam Neueinsteiger
unter den Landwirten mit Praxiswissen
und veranstalteten diesen Sommer zwei Feldexkursionen
zum ökologischen Karottenanbau.
- 13 -
Biobauern, komplett auf chemisch-synthetische
Pflanzenschutzmittel. Deswegen ist „Abflammen“
die Devise. Mit der maschinellen Ernte
haben die Betriebe unterschiedliche Erfahrungen
gemacht. So eine Anschaffung sei sehr kostspielig,
nehme zwar Arbeitsspitzen, sei aber weniger
schonend als die Handrodung.
Eingelagert werden die Karotten mit Erde in
Kisten und bleiben deshalb lange frisch.
Alexander Wichtlhuber (links)
beim Hacken der Karotten
Foto: Amira Zaghdoudi
Die erste Exkursion ging zum Hof von Familie
Wichtlhuber in Tittmoning-Lohen hier bewirtschaften
die Jungbauern Alexander und Manuel
gemeinsam mit ihren Eltern den kleinen Betrieb.
Auf den ökologisch bewirtschafteten Flächen
wächst Dinkel, Futter für das Vieh und seit 2020
auch Karotten, Zwiebeln und Kartoffeln. „Ich war
neugierig und wollte den Karottenanbau dieses
Jahr einfach mal ausprobieren“, erzählt Alexander.
„Die Sätechnik habe ich mir von meinem Kollegen
Hans Glück aus Grassach ausgeliehen. Das
war eine große Hilfe für den Start. Denn teure
Maschinen kaufen lohnt sich für uns Bauern erst,
wenn wir ein bis zwei Versuchsjahre Erfahrungen
sammeln konnten.“
Gastreferentin war Franziska Blind, Fachberaterin
für Feldgemüsebau beim Bioverband Naturland.
Landwirt Wichtlhuber verzichtet, wie alle
Das nächste Treffen fand am Biohof Glück in
Tittmoning-Grassach statt, einem Urgestein aus
der Ökomodellregion. An einem lauen Sommerabend
traf sich wieder ein Dutzend am Feldgemüsebau
interessierte Bauern. Bei Hans Glück
ist die Karotte seit 30 Jahren ein fester Bestandteil
seines Sortiments. Neben dem „Abflammen“
greift Hans auf eine Bürste der Marke „Eigenbau“
zurück, die sich von Anfang an bewährt habe.
„Umso vielfältiger und abgestimmter die Fruchtfolge
ist, also umso mehr unterschiedliche
aneinander angepasste Kulturen ihr auf eurem
Acker anbaut, desto weniger Aufwand müsst ihr
betreiben. Und der Ertrag passt auch!“
Glück erklärt, dass die wichtigsten Schädlinge
meist auf eine Kultur spezialisiert sind und „verhungern“,
wenn acht Jahre lang jedes Jahr eine
neue Kultur auf der Fläche steht. „Und schaut,
dass ihr Humus im Boden aufbaut, also den
Boden fruchtbar haltet und nicht zu schwere
Maschinen verwendet. Das verdichtet. Wenn der
Boden passt, müsst ihr selbst in normal heißen
Sommern nicht gießen. Bei zunehmenden
Extremsommern ändert sich das leider gerade“.
Der Erfolg gibt ihm recht – trotz steiniger Böden
mit niedriger Bodenpunktzahl erntet Glück oft
die größten Karotten. Hier kommen die Vorteile
einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft ins Spiel:
Während auf großen spezialisierten Feldgemüsebaubetrieben
der Vermeidung von Schäden
durch die Möhrenfliege extrem viel Aufmerksamkeit
gewidmet werden muss, spielt sie hier fast
keine Rolle. Nachdem von der Aussaat bis zur
Lagerung alle Zwischenschritte besprochen sind,
greift Hans Glück zum Spaten. „Raus mit euch“,
sagt er und greift einen Bund frischer Karotten
am grünen Zopf. Die Teilnehmer können die ganze
Vielfalt live am Acker schmecken – ganz nach
dem Motto „frischer geht’s nicht!“.
- 14 -
1.10
Von der Ökokiste bis zum Wirtenetzwerk
Absatzwege für Biorindfleisch
Fleischkonsum ist ein kontrovers diskutiertes
Thema: viele Menschen essen Fleisch gern und
häufig, einige haben es ganz von ihrem Speiseplan
gestrichen. Eine dritte Gruppe favorisiert
den guten alten Sonntagsbraten, setzt dabei auf
Qualität und wählt bewusst Fleisch aus ökologischer
Tierhaltung - auch wenn das Fleisch wegen
der kostenintensiveren Haltung teurer ist.
Weil Oberbayern wie das gesamte Alpenvorland
ein traditionelles Grünlandgebiet mit Rinderhaltung
ist, wurden einige Akteure aus den Landkreisen
Berchtesgadener Land und Traunstein zum
Thema Biorindfleisch befragt, dessen Nachfrage
laut Marktbilanz „Öko-Landbau 2019“ der AMI in
den letzten fünf Jahren konstant gestiegen ist.
Bis 2030 soll der Ökolandbau dreißig Prozent
ausmachen, so lautet das von der Staatsregierung
ausgegebene Ziel. Davon ist man bekanntlich
noch weit entfernt: laut Statistik der AMI
(2018) wirtschaften in Bayern etwa zehn Prozent
aller landwirtschaftlichen Betriebe nach ökologischen
Richtlinien.
Die seit 2014 gegründeten 27 bayerischen Ökomodellregionen
leisten ihren Beitrag, dieses Ziel
zu erreichen, indem sie Initiativen zur Verbesserung
der Wertschöpfung für die Landwirte,
insbesondere im Bereich der Direktvermarktung
auf den Weg gebracht haben. Zudem sind sie bemüht,
die Bevölkerung und Landwirte für nachhaltiges,
ökologisches Wirtschaften zu sensibilisieren
und zu informieren.
ist „Chiemgauer Naturfleisch“ aus Trostberg. Im
Gespräch sagt Geschäftsführer Tom Reiter, man
würde grundsätzlich neue Landwirte aufnehmen,
Interessenten könnten sich jederzeit melden.
Bei der Selbstvermarktung sind oftmals innovative
Ideen der Weg zum Erfolg. Metzgermeister
Gottfried Heilmaier aus Waging beispielsweise
hat sich spezialisiert: er verkauft das Fleisch ausschließlich
von Pinzgauer Rindern, einer alten,
robusten Rasse. Der Verkauf erfolgt in keinem
Ladengeschäft mehr, er beliefert damit Metzgereien.
Außerdem hat er mit seinem biozertifizierten
Unternehmen das „Rupertirind im Glas“,
diverse Fertiggerichte von Bouillon bis Roulade,
kreiert.
Die Landwirte haben die Möglichkeit, ihr Biorindfleisch
selbst zu vermarkten oder auf
Kooperationspartner zurückzugreifen. Entscheidend
ist, dass der Verarbeitungspartner faire,
das heißt deutlich höhere Abnahmepreise als
üblich, bezahlt – denn langsam und natürlich
gemästete Biotiere brauchen ein Mehrfaches
der auf größtmögliche Effizienz und niedrigste
Kosten optimierten Mastdauer und somit mehr
Stallfläche, mehr Weidefläche, mehr Futter und
viel mehr Zeit zum Wachsen – dafür aber kaum
Medikamente. Einer der Partner, der ausschließlich
Biobauern eine Absatzmöglichkeit bietet,
Hans Koch vermarktet sein Biokalbfleisch u.a.
an regionale Gastronomiebetriebe
Foto: Daniel Delang
Biolandwirt Hans Lecker aus Niederheining bei
Laufen setzt auf online bestellte Öko-Kisten, die
er ausschließlich mit Biolebensmitteln bestückt.
Zu der breiten Palette gehört auch Rindfleisch,
das er vom Demeter-Hof seines Vaters bezieht.
Seit er mit dem im Februar 2020 neu gegründeten
Verein „Ökogenuss Waginger See-Rupertiwinkel“
zusammenarbeitet, hat sich die Palette
an regionalem Bio in der Kiste stark erweitert.
- 15 -
Auch einige Direktvermarkter sind einfallsreich und
bedienen dabei ganz unterschiedliche Schienen.
Da wäre etwa Hans Koch vom Söllnhuberhof in
Holzhausen bei Teisendorf, der sich auf Biokalbfleisch
spezialisiert hat, das er an die gehobene
Gastronomie der Umgebung liefert. Seiner Meinung
nach wächst die Nachfrage nach Biofleisch
im Gastronomiebereich auch dank eines in der
Ökomodellregion neu gegründeten Biowirte-
Netzwerkes.
Die Familie Rehrl aus Kemating in der Gemeinde
Saaldorf-Surheim punktet bei ihrer Stammkundschaft
mit einem eigenen Schlachthaus
mit Kühl- und Zerlegraum, in dem ein Metzger
das Jungrindfleisch küchenfertig herrichtet. Das
sind nur zwei von vielen kreativen Best practise-
Beispielen, mit denen Produktion und Absatz von
Biofleisch in der Region erfolgreich angekurbelt
wurden.
1.11
Stabübergabe des Vorstandssprechers in der Ökomodellregion
Foto: Martina Kronast
Bürgermeister Hans-Jörg Birner, Mitinitiator
der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel
und lang jähriger Vorstandssprecher,
zuletzt gemeinsam mit Matthias Baderhuber,
dem Waginger Bürgermeister, übergab
sein Amt Mitte des Jahres an Nachfolgerin
Steffi Lang, Bürgermeisterin der Gemeinde
Taching, die sich die Aufgaben mit Baderhuber
teilt. Zu den vielen bestehenden
Funktionen in weiteren Regionalinitiativen
kommen für Hans-Jörg Birner inzwischen
das Amt des Bürgermeistersprechers im
Landkreis Traunstein und zahlreiche Projektinitiativen
dazu. Nachfolgerin Lang und
Sprecherkollege Baderhuber bedankten
sich im Namen aller Vorstände beim Bürgermeisterkollegen
Birner mit einer Biogenusskiste
für seinen herausragenden Einsatz
als Vorstandssprecher und baten ihn, trotz
„Stabwechsel“ auch weiterhin aktiver Motor
zu bleiben und viele innovative Ideen beizusteuern.
1.12
Gemüse, glückliche Kühe und Sauen - Vielfalt biologischer Erzeugung
Einen interessanten Einblick in die Vielfalt biologischer Erzeugung in der Ökomodellregion Waginger See-
Rupertiwinkel haben die rund 80 Teilnehmer einer „Biogenuss-Radltour“ gewonnen, die in vier beispielhafte
Betriebe führte. Die Tour fand zum fünften Mal im Rahmen der Bayerischen Bioerlebnistage statt
und führt jedes Jahr durch eine andere Gemeinde, diesmal rund um St. Leonhard am Wonneberg.
Die Palette an vorgestellten Betriebszweigen war groß, sie reichte von Gemüsebau über Mutterkuhhaltung
und Schweinezucht bis hin zu Milchschafen und -ziegen.
- 16 -
Die Begegnungen mit den einzelnen Bauern und Bäuerinnen brachten eine Reihe von Ideen, wie man mit
vergleichsweise kleinen Betrieben sein Überleben sichern kann. Ein Königsweg dabei ist ganz offensichtlich
die eigene Vermarktung.
Biogemüsebauer Andreas Huber ging auf die Anstrengungen und Erfolge einer giftfreien Erzeugung von Gemüse ein
Foto: Rainer Steidle
Los ging es am Morgen auf dem Waginger Bauernmarkt mit einem Treffen bei Gemüsebäuerin Hedwig
Huber und ihrem Stand - mit dabei die drei Bürgermeister der VG, Stefanie Lang (Taching),
Martin Fenninger (Wonneberg) und Matthias Baderhuber (Waging), die mit weiteren Helfern jeweils eine
Radlergruppe leiteten. Von hier aus startete die Radtour hinauf nach Aich in die Gemeinde Wonneberg.
Von hier bezieht der Stand seine Produkte, aus der Biogärtnerei von Hedwig und Andreas Huber. Die
Besucher waren beeindruckt von der Vielfalt des angebauten Gemüses und nicht zuletzt davon, wie das
alles fast ohne fremde Hilfe bewältigt werden kann. Zum Einsatz kommen dafür kostengünstige
Geräte, die vom Landwirt oft in Eigenleistung umgebaut und optimiert werden.
Von hier aus ging die Fahrt weiter zu einer Rast an der Wallfahrtskirche St. Leonhard, wo Kirchenführer
Karl Parzinger aus Wonneberg die Teilnehmer in die über 500-jährige Historie der Kirche einwies und mit
seinem Detailwissen für die kunstgeschichtlich bedeutenden freigelegten Fresken begeisterte. Weiter
ging´s zum Betrieb von Nici Braun und Thomas Reese, dem „Huberhof in der Zell“, wo schon ein opulentes
Mittagsessen-Angebot mit einer großen Auswahl an biologischen Produkten wartete. Danach gab es
Rundgänge zu den Weidetieren, die sich hier bei einer artgerechten Haltung fast ein bisschen wie im Paradies
fühlen können. Alle Tiere vom Hof werden möglichst stressfrei per Weideschuss oder im Schlachthof
Laufen geschlachtet und komplett auf dem eigenen Hof verarbeitet und vermarktet.
Vielschichtig ging es auf der nächsten Station zu, am „Rastplatz zur Goaßnweide“ in Töfenreut.
Maria und Hans Frisch zeigten ihre Ziegen, den Melkstand, die Käserei, und servierten an dem gemütlichen
Standl an der Straße vor dem Hof neben Kuchen und Kaffee auch Goaßn-Eis.
Zurück nach Waging ging es über Otting, nach Öd zum Betrieb von Hans Weiß. Sohn Michael stellte den
Besuchern seinen Betrieb und die Schafmilchsorten vor, die von der mobilen Käserei Chiemgau direkt auf
seinem Hof verkäst werden. Etwas erschöpft, aber rundum gesättigt mit Eindrücken und gutem Essen,
traten die Teilnehmer der Biogenuss-Radltour danach die Heimfahrt an.
- 17 -
1.13
Mehr Platz für Teiglinge - Abschluss Genussrechteprojekt
wurde die Surheimer Biobäckerei auch in das
Programm der Kleinstunternehmerförderung des
Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) aufgenommen,
das weitere 46.000 € beisteuert. Die
Kombination dieser beiden Maßnahmen dürfte es
laut ALE in Bayern so noch nicht gegeben haben.
Den Stein ins Rollen brachte der Kontakt der
Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel mit
Petra Wähning, einer Beraterin am Amt für ländliche
Entwicklung, die sich auf das Projekt „Genussrechte“
spezialisiert hat.
Barbara und Michael Wahlich vor ihrer neu eingebauten
Kühlanlage. Durch die spezielle Lagerung bei 3-4°C
und hoher Luftfeuchtigkeit werden die enzymatischen
Vorgänge verbessert, wodurch Brot und Gebäck besonders
gut verträglich werden.
Foto: Karin Kleinert
Die Wahlichs sind guter Dinge.
Mit der neu eingebauten, größeren und effizienteren
Kühlanlage ist der Grundstein für die Erneuerung
ihrer Backstube gelegt. Möglich wurde die
Investition durch die Ausgabe von sogenannten
Genussrechten.
Genussrechte sind eine solidarische Beteiligungsform,
bei der Bürger eine festgelegte Summe
für mindestens fünf Jahre in einen heimischen
Betrieb investieren und dafür Zinsen in Form von
Geld oder Naturalien erhalten.
Ein Genussrecht hat den Wert von 500,-€, pro
Person sind bis zu fünf Genussrechte erhältlich.
Nach den ersten Gesprächen ging es Schlag auf
Schlag.
Das Bayerische Fernsehen meldete sich bei der
Surheimer Biobäckerei, zu der ein Bioladen sowie
ein kleines Café gehören, und stellte es gleich in
der nächsten Sendung „mehr/wert“ im Rahmen
des Beitrags „Neue Zinsmodelle: Genussrechte
im Trend“ vor. Nach einem Jahr wurde das Projekt
erfolgreich abgeschlossen.
Barbara Wahlich erzählt, das beste Marketinginstrument
sei bisher Mundpropaganda gewesen.
Sie habe aus vielen Gesprächen mit den Kunden
erfahren, dass es den Menschen gefalle, wenn
sie einen kleinen, ökologisch arbeitenden Handwerksbetrieb
in ihrer Region unterstützen können.
Vorbild sei der Betrieb von Michi Steinmaßl aus
Kirchanschöring gewesen, der von der Gemeinde
beim Thema Genussgutscheine ebenfalls aktiv
unterstützt wurde.
Mit diesem innovativen Projekt sind bis dato etwas
über 50.000 € zusammengekommen. Daneben
1.14
Alte Obstsorten - 1.500 Hochstämme sind das Ziel
„Freiherr von Berlepsch“, „Maunzenapfel“, „Oberösterreichische Weinbirne“, „Bühler Zwetschge“ und
„Hedelfinger“ – das sind nur einige der alten Apfel-, Birnen-, Zwetschgen- und Kirschsorten, die auch in
diesem Herbst von Wiesenbesitzern in der Ökomodellregion in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband
Traunstein neu gepflanzt wurden.
- 18 -
Einen Obstanger mit 12 Hochstämmen erstmals neu
angelegt hat Andreas Müller (auf der Leiter) auf einer Wiese
in Mönchspoint, Tengling
Foto: Eva Rosenberger
Einer dieser Obstwiesenbesitzer ist Andreas
Müller aus Tengling, der einen Obstanger mit
zwölf Hochstämmen erstmals neu angelegt
hat (im Bild). Weitere neue oder erweiterte
Obstanger finden sich in Limberg bei Taching,
in Tittmoning-Asten, in Petting, Waging und
Wonneberg. Mindestens 1.500 neue Streuobsthochstämme
sollen gemeinsam auf
privaten, landwirtschaftlich genutzten und
öffentlichen Flächen neu gepflanzt werden,
das haben sich die Gemeinden der Ökomodellregion
seit 2014 vorgenommen; knapp
60% des Ziels sind inzwischen erreicht (noch
nicht eingerechnet sind dabei die Neupflanzungen
in den drei Mitgliedsgemeinden
Laufen, Saaldorf-Surheim und Teisendorf ).
Die meisten neuen Obstanger wurden von Landwirten angelegt. Mindestens acht, besser zehn bis zwölf
Bäume sollten es sein, damit so ein Obstanger später auch biozertifiziert werden kann, so Jürgen Sandner
vom Landschaftspflegeverband Traunstein, der die Aktion in Kooperation mit der Ökomodellregion
koordiniert. Über Gelder des bayerischen Umweltministeriums wurden früher 70%, jetzt 90% der Bäume
gefördert, den Rest des Pflanzmaterials bezahlt der Landschaftspflegeverband. Interessierte Streuobstfreunde
können sich beim LPV Traunstein oder bei der Ökomodellregion im Rathaus Waging für die
nächste Pflanzung vormerken lassen.
2
Reihe „Bio in Serie“ der Südostbayerischen rundschau
30 % Biolandbau, das ist seit 2019 gesetzliches Ziel der Bayerischen Staatsregierung. Die 27 Ökomodellregionen
auf einem Viertel der bayerischen Gemeindefläche sind dafür ein wichtiges
Instrument. Seit Mitte 2020 werden Betriebe aus der Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel
vorgestellt, die sich bereits auf den Weg gemacht haben und sich für eine besonders nachhaltige
Wirtschaftsweise einsetzen. Die erste bayerische Modellregion zeichnet sich laut eigener Aussage
durch vielfältige Netzwerke für mehr Bioanbau, -verarbeitung und (Direkt-)Vermarktung aus.
Mehr Infos dazu gibt es unter www.oekomodellregionen.bayern oder auf der Webseite der
Gemeinde Kirchanschöring unter
https://www.kirchanschoering.de/oekologie-klimaschutz/oekomodellregion-wagingersee-rupertiwinkel/wer-sind-wir
Autoren:
Hannes Höfer, Anneliese Caruso, Tanja Weichold, Wolfgang Traup, Karin Kleinert, Hans Eder,
Ökomodellregion
Quellen:
Südostbayerische Rundschau, Ökomodellregion
- 19 -
DAs LEADer Förderprogramm
LEADER ist ein Förderprogramm der Europäischen Union und des Freistaats
Bayern mit dem Ziel, die ländlichen Regionen weiter zu entwickeln sowie wirtschaftlich,
sozial und kulturell zu stärken. Die Abkürzung LEADER steht für
„Liason entre actions de developement de l‘economie rurale“, was so viel bedeutet
wie „Verbindung von Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“.
Seit Beginn der 1990er Jahre unterstützt die Europäische Union über LEADER modellhafte und innovative
Projekte und das auch finanziell. In den LEADER-Regionen Bayerns wird dieses Programm seit
Jahren erfolgreich angewendet und führte zu zahlreichen positiven Projekten und Ergebnissen.
Ziele von LEADER
LEADER ist ein gebietsbezogener Entwicklungsansatz, der auf dem Grundgedanken aufbaut, dass jede
Region eigene Besonderheiten und Potentiale besitzt, die es als Chance für ein eigenständiges Profil und
eine stärkere Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Region zu entdecken und zu entwickeln gilt.
eigenständige (Weiter-)Entwicklung einer Region
nachhaltige Stärkung der regionalen Wertschöpfung
neue Wege und kreative Ansätze, um die vorhandenen Potenziale nutzen zu können
Vernetzung und partnerschaftliche Zusammenarbeit von Land-/Forstwirtschaft, Naturschutz,
Tourismus, Handwerk, Gastronomie, Gewerbe und Wirtschaft
Programm zum Mitgestalten
Eine Voraussetzung für das Aufgreifen solcher Chancen ist eine breite Beteiligung privater wie öffentlicher
regionaler Akteure. Hierzu ist die Mobilisierung regionaler Eigeninitiative gefragt. Die Akteure entwickeln
gemeinsam eine Strategie, wie regionale Entwicklungspotenziale gefunden und genutzt werden
können. Die Handlungsfelder, Ziele und Projekte werden in einem Entwicklungskonzept dargestellt.
Grundprinzipien von LEADER
Territorialer Ansatz: Regionale Besonderheiten haben einen hohen Stellenwert
Bottom-up-Ansatz: Die aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger einer Region sind entscheidend
bei LEADER!
Lokale Entwicklungsstrategie: Verschiedene Akteure einer Region erarbeiten eine Strategie, mit welcher
eine positive Entwicklung der Region verstärkt werden soll
Integrierter Ansatz: Verschiedene Sektoren arbeiten bei der Planung und Durchführung von Projekten
zusammen.
Vernetzung von Akteuren: Voneinander lernen, Informationen austauschen, vorhandenes Wissen
bündeln, gemeinsam arbeiten - ein wichtiger Grundsatz von LEADER
Lokale Aktionsgruppen (LAGs) als Schnittstellen
LAGs sind regionale Zusammenschlüsse privater und öffentlicher Personen und Institutionen, die den
Entwicklungsprozess steuern und unterstützen, die verschiedene Akteure in der Region zusammenbringen
und Anlaufstellen für Projektideen und Projektanträge sind.
Die 15 oberbayerischen Städte und Gemeinden Fridolfing, Kirchanschöring, Palling, Petting, Taching am
See, Tittmoning, Traunreut, Trostberg, Waging am See und Wonneberg aus dem Landkreis Traunstein
sowie Feichten an der Alz, Halsbach, Kirchweidach, Tyrlaching und Garching an der Alz aus dem Landkreis
- 20 -
Altötting haben es geschafft: Sie sind jetzt LEADER-Region für die aktuelle Phase 2014 bis 2020.
Es wurde die Lokale Aktionsgruppe LEADER Traun-Alz-Salzach als eingetragener Verein gegründet.
Arbeitsgrundlage für die Umsetzung von Projekten ist die Lokale Entwicklungsstrategie (LES), die unter
großer Beteiligung der Bürger erarbeitet wurde. In der LES sind die Stärken und Schwächen, Chancen und
Potenziale der Region herausgearbeitet, ein „Fahrplan“ für die Umsetzung des Konzepts aufgestellt und
Projektvorschläge für die kommenden sieben Jahre entwickelt worden.
Im Folgenden werden die Entwicklungs- und Handlungsziele herausgearbeitet, die in der Lokalen Entwicklungsstrategie
festgelegt worden sind und die den Fahrplan für den Förderzeitraum 2014 - 2020
abbilden.
1
Entwicklungs- und Handlungsziele von LEADER
Entwicklungsziel 1
Förderung und Vernetzung von Kultur, Tourismus und Freizeit
Handlungsziel 1.1
Stärkung der Regionalkultur
und des regionalen Kulturprofils
Handlungsziel 1.2
Schaffung eines regional abgestimmten
und nachhaltigen Wegesystems
Handlungsziel 1.3
Vernetzung von Kultur,
Tourismus und Freizeit
Fotos: Stadt Tittmoning
- 21 -
Entwicklungsziel 2
Den Demografischen Wandel gestalten und Daseinsvorsorge sichern
Handlungsziel 2.1
Mobilität für alle schaffen und sichern
Handlungsziel 2.2
Förderung der Dorfgemeinschaft und Entwicklung
regionaler Strategien für zukünftige Treffpunkte
Handlungsziel 2.3
Förderung der Innenentwicklung und neuer Wohnformen
sowie Sicherung der Nahversorgung
Handlungsziel 2.4
Förderung der ganzheitlichen Bildung
Fotos: Elke Ott
- 22 -
Entwicklungsziel 3
Leben mit der Natur und Kulturlandschaft erhalten
Handlungsziel 3.1
Schaffung einer nachhaltigen Agrar- und Konsumkultur
Handlungsziel 3.2
Professionalisierung der Regionalvermarktung und
Förderung der regionalen Wirtschaftskreisläufe
Handlungsziel 3.3
Vermittlung des Wissens über Natur
sowie Verbesserung von Ökosystemen
Handlungsziel 3.4
Ausweitung des regionalen Beitrags zum Klimaschutz
Fotos: Elke Ott
- 23 -
2
2.1
Die Organisationsstruktur von Leader
Gremien und Beteiligungsstrukturen des Vereins
Lokale Aktionsgruppe LEADER Traun-Alz-Salzach
Organigramm
Mitglieder
Oberstes
Entscheidungsgremium
der LAG
Management
w
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h
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bestellt
w
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Vorstand
Steuerkreis
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Fachbeirat
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l
l
e
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Vorsitzender
Stellv. Vorsitzender
Schatzmeister
Schriftführer
3 Beisitzer (nicht öffentlich)
23 Mitglieder (darunter der
Vorstand)
davon 10 öffentlich
13 nicht öffentlich
AELF Rosenheim
AELF Traunstein
AELF Töging
ÖMR Waginger See - Rupertiw.
ILE Waginger See - Rupertiw.
Projektgruppen
Mitglieder
Nichtmitglieder
- 24 -
Die Mitgliederversammlung ist das oberste Entscheidungsgremium der LAG. In der LAG sind 90 Mitglieder
eingetragen, aufgeschlüsselt in 15 Gemeinden, drei Vereinen und 72 privaten Mitgliedern.
Sie bestimmt den Vorstand und den Steuerkreis.
Der Vorstand der LAG LEADER Traun-Alz-Salzach ist nicht nur kommunal besetzt und besteht aus:
Vorsitzender
Stellv. Vorsitzender
Schatzmeister
Schriftführer
Beisitzerin
Beisitzer
Beisitzer
Andreas Bratzdrum
Hans-Jörg Birner
Johannes Danner
Robert Moser
Monika Fuchs
Andreas Wimmer
Alfred Schupfner
1. Bürgermeister Tittmoning
1. Bürgermeister Kirchanschöring
vertretend für Traunreut
1. Bürgermeister Kirchweidach
Fridolfing
Palling
Tittmoning
Steuerkreis
Der Steuerkreis (Entscheidungsgremium) ist das nach LEADER vorgeschriebene Organ zur Durchführung
eines ordnungsgemäßen Projektauswahlverfahrens, bei denen die aufgestellten Projektauswahlkriterien
darüber entscheiden, ob ein vorgestelltes Projekt zur Umsetzung der Lokalen Entwicklungsstrategie
beiträgt. Das Gremium arbeitet eng mit der Förderbehörde, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten Rosenheim, zusammen. Der Steuerkreis besteht aus dem Vorstand, sechs weiteren Kommunen,
die nicht im Vorstand vertreten sind, sowie mindestens elf Vereinsmitgliedern aus dem nicht-öffentlichen
Bereich.
LAG Management
Das LAG Management begleitet den Umsetzungsprozess der LES und unterstützt die Region dabei, sich
weiterzuentwickeln. Als Ansprechpartner vor Ort berät das LAG Management Projektträger von der
Projektidee bis zur Umsetzung und berichtet von den Prozessen in der Region und darüber hinaus.
Weiterhin koordiniert es die Kommunikation zwischen den Akteuren und hilft dabei, regionale Netzwerke
aufzubauen. Das LAG Management vernetzt sich mit anderen Lokalen Aktionsgruppen und Kooperationspartnern.
Für eine Beratung steht Elke Ott in der Geschäftsstelle LEADER
Stadtplatz 60 - 54529 Tittmoning
Tel.: 08683 - 890 96 30
E-Mail: leader@traun-alz-salzach.de
gerne zur Verfügung.
Zusammenarbeit mit anderen LAGs
Die LAG Traun-Alz-Salzach arbeitet auch mit anderen LAGs in Bayern sowie mit anderen Bundesländern
und sogar mit LAGs in Österreich und Luxemburg zusammen. Eine besonders enge Zusammenarbeit ergibt
sich zwischen den LAGs im Landkreis Traunstein. Im Landkreis befinden sich drei Lokale Aktionsgruppen:
die LAG Chiemgauer Alpen, die LAG Chiemgauer Seenplatte und die LAG LEADER Traun-Alz-Salzach.
Es ist möglich, mit LAGs Kooperationen einzugehen und Projekte über die LAG-Grenzen hinaus zu initiieren.
Ein Beispiel dafür ist ein Kooperationsprojekt mit der LAG Salzburger Seenland zum Winterbrauchtum.
An diesem Projekt waren das Gerbereimuseum der Burg in Tittmoning, das Museum in Neumarkt am
Wallersee und die Filmemacherin Gabriele Neudecker eingebunden.
- 25 -
Zusammenarbeit mit den Regionalinitiativen
Eine weitere wichtige Zusammenarbeit besteht zwischen den drei Initiativen ILE mit der Umsetzungsbegleiterin
Alexandra Huber, die Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel mit Marlene Berger-Stöckl
und LEADER mit Elke Ott. Ein regelmäßiger Austausch stellt sicher, dass es keine Dopplungen in den
Projektideen gibt und man gemeinsam von der Zusammenarbeit profitiert.
Es ist keine Konkurrenz zwischen den Initiativen vorhanden, da auch die Entwicklungsziele ähnlich sind.
So kann es auch vorkommen, dass ein Projektansatz in LEADER stattgefunden hat, der Projektantrag
jedoch in ILE oder der Ökomodellregion eingereicht wird.
3
Aktivitäten der LAG LEADER Traun-Alz-Salzach 2020
Das Jahr 2020 war auch für die LAG ein schwieriges Jahr. Die Corona-Pandemie hat in der Arbeit und in
der Projektrealisierung Spuren hinterlassen. Der Fokus in den Gemeinden und Vereinen lag, wie auch anderswo,
auf dem Schutz vor der Krankheit und man musste sehr achtsam an Vorhaben herangehen.
Trotz dieser schwierigen Umstände konnten Projekte initiiert werden.
Gerade in der Pandemie war und ist es von besonderer Bedeutung, Bürger- und Projektinitiativen und die
damit verbundene Vereinsarbeit zu unterstützen und zu fördern. Aus diesem Grund war die Förderung
des Bürgerengagements die vorrangige Aufgabe.
Insgesamt wurden sieben Kleinprojekte bewilligt. Kleinprojekte bedeuten eine Förderung bis zu einem
Betrag von 2.500 € netto für Vereine und Zusammenschlüsse von Bürgern. Dabei muss kein Eigenanteil
geleistet werden - nur die Mehrwertsteuer ist nicht förderfähig.
Folgende Kleinprojekte konnten gefördert werden:
Foto: KuBa
Fahrt nach Nürnberg
Antragsteller: KuBa Kirchanschöring
Die Jugendlichen sollen eine andere Art der Stadtführung erleben. Inhaltlich wird der Fokus dabei auf
dem Thema „Obdachlosigkeit“ liegen. In Verbindung mit dem Obdachlosenmagazin „Straßenkreuzer“ in
Nürnberg wird die Stadtführung von einem Menschen geleitet, der selbst von Obdachlosigkeit betroffen
ist. Schauplätze sind Anlaufstellen und Hilfeeinrichtungen für Betroffene, wie die Bahnhofsmission
oder die Wärmestube. Dort werden obdachlose Menschen in kalten Winternächten aufgenommen.
Eines der Hauptziele ist es, den Jugendlichen einen realen Eindruck zu verschaffen und sich mit einem
Thema auseinanderzusetzen, das offensichtlich näher als man denkt und gesellschaftlich brisant ist.
- 26 -
Foto: Blaskapelle Kirchanschöring
Noten- und Trachtenschränke
Antragsteller: Blaskapelle Kirchanschöring
Vortrag von Ulrich Mück, Dipl.Ing.agr
Antragsteller: Bauernverband
Das Thema des Vortrags ist: Was hat die Erhaltung
und Zunahme der Biodiversität im Grünland
mit extensiver Weidehaltung zu tun?
Der Bayerische Bauernverband ist der Projektträger
dieser Einzelmaßnahme. Dazu hat
der Verband auch die Ökomodellregion Waginger
See - Rupertiwinkel mit ins Boot geholt.
Hintergrund der Veranstaltung ist die teilweise
kontroverse Diskussion über Nutztierhaltung
und Klimawandel.
Foto: Klaus Huber
Die Blaskapelle Kirchanschöring möchte
mithilfe der Förderung über das Bürgerengagement
neue, akustisch abgestimmte Noten-
und Trachtenschränke fürs Musikheim
Kirchanschöring anschaffen. Diese sind notwendig,
um die wertvollen Materialien professionell
aufzubewahren. Außerdem ist es
wichtig, dass sich sie neuen Schränke in den
Probenraum einfügen und die Akustik nicht
beeinträchtigen.
Foto: Antonie Michlbuaer
Biokochkurse für Schulkinder und
Ernährungsworkshop für Lehrer
Antragsteller: Förderverein Grundschule
Taching
Die Schülerinnen und Schüler der Grundschule
Taching sollen durch den Biokochkurs
„Gesundes aus unserer Region“ an ein regionales,
saisonales und gesundes Ernährungsverhalten
herangeführt werden.
Anschaffung einer Wärmebilddrohne
Antragsteller: Initiative Kitzretter Garching
an der Alz
Ziel der Initiative ist, dass möglichst viele Kitze
mittels verschiedener Maßnahmen vor dem
grausamen Mähtod bewahrt werden.
Jagd und Landwirtschaft sollen hierbei Hand
in Hand arbeiten und vor allem die Achtung
vor unseren Wildtieren gestärkt werden.
Gestaltung eines zentralen Dorfplatzes
Antragsteller: Arbeitskreis soziale und
kulturelle Aktivitäten Freutsmoos
Die Bürgerinnen und Bürger von Freutsmoos
wollen die Arbeiten für den Platz der Generationen
ehrenamtlich selbst durchführen und
somit ihren Ort attraktiver gestalten.
- 27 -
Sportheim Tengling
Antragsteller: TSV Tengling
Foto: Maria Kretz
Der TSV Tengling hat ein neues Sportheim errichtet. Eine
Förderung wurde vom BLSV (Bayerischer Landes-Sportverband)
in Anspruch genommen. Die Einrichtung des
Gemeinschaftsraums der allen und Bürgern zur Verfügung
steht, war nicht über dieses Programm förderfähig.
Über das Bürgerengagement wurde die Anschaffung eines
Beamers inklusive Zubehör gefördert. Bei diesem Projekt
lässt sich auch die hervorragende Zusammenarbeit mit
der ILE dokumentieren. Über den Keinprojektefond von ILE
wurde die Inneneinrichtung des Raums gefördert, sodass
der Verein die Kosten der Anschaffung reduzieren konnte.
Zwei weitere Projekte wurden vom Steuerkreis LEADER noch bewilligt:
Inneneinrichtung des Vereinsheims Törring
Antragsteller: Stadt Tittmoning
Der Maßnahmeträger ist die Stadt Tittmoning.
In Törring wurde durch das Amt für Ländliche
Entwicklung der Umbau des alten Schulhauses
gefördert. In diesem Projekt ergänzen sich wiederum
zwei Förderprogramme (ELER = Europäischer
Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung
des ländlichen Raums, LEADER). Dadurch
kann der Eigenanteil maßgeblich reduziert werden.
Mehrgenerationenplatz in Kirchweidach
Antragsteller: Gemeinde Kirchweidach
Am Wall in Kirchweidach soll ein generationenübergreifender
Treffpunkt geschaffen
werden, in dem zum einen der Drang bzw. das
Bedürfnis nach Bewegung und Zusammenkunft
erfüllt werden kann, darüber hinaus aber
auch die Natur bewusst erlebbar werden soll.
In Kirchanschöring wurde der Bau des Bienenhauses und der dorthin führende Weg von LEADER gefördert.
Die Zusammenarbeit der Imker mit Kindergruppen oder auch Veranstaltungen für Interesseten sowie
Lehrgänge für zukünftige Imker können dort durchgeführt werden. Weiterhin wurde auch die Machbarkeitsstudie
zur Gründung des Regionalwerks Chiemgau-Rupertiwinkel als Kooperationsprojekt zwischen
den beteiligten Gemeinden von LEADER gefördert.
In der LAG LEADER Traun-Alz-Salzach hat am 10. Juli 2020 eine Mitgliederversammlung im Beisein der
Staatsministerin Michaela Kaniber stattgefunden. Es wurde ein neuer Vorstand sowie ein neuer Steuerkreis
gewählt. Konrad Schupfner, lang jähriger Vorsitzender der LAG, wurde festlich verabschiedet.
Neuer Vorsitzender des Vereins ist Andreas Bratzdrum, erster Bürgermeister von Tittmoning, Stellvertreter
ist der erste Bürgermeister von Kirchanschöring, Hans-Jörg Birner.
Die LEADER-Förderperiode von 2014 - 2020 wird verlängert. Die neue Förderrichtlinie ist noch in Bearbeitung
in der EU. Durch Brexit und Corona ist es zu Verzögerungen bei den Abstimmungen zwischen den
europäischen Ländern gekommen. Aus diesem Grund wird es eine Übergangszeit von zwei Jahren geben.
Im Jahr 2023 soll dann die neue LEADER-Richtlinie in Kraft treten.
Es können auch jetzt noch Projekte in gewohnter Form beantragt werden. Der Endtermin für die Einreichung
von Projekten im jetzigen Förderzeitraum endet im Dezember 2022. Die Umsetzung der Projekte
muss dann bis Dezember 2024 erfolgt und abgerechnet sein.
- 28 -
Die ILE Waginger See- Rupertiwinkel
In der „Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE)
Waginger See - Rupertiwinkel“ haben sich die
Kommunen Fridolfing, Kirchanschöring, Petting,
Taching am See und Wonneberg sowie der Markt
Waging am See und die Stadt Tittmoning zu einer
interkommunalen Arbeitsgemeinschaft (ca.
26.000 EW) zusammengeschlossen.
Die Gesamtfläche der ILE beträgt 265 km 2 .
Diese Intensivierung der interkommunalen
Zusammenarbeit soll eine nachhaltige und
ganzheitlich angelegte Zukunftsentwicklung der
Region ermöglichen. Im Zuge der Erarbeitung des
Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts
im Jahr 2015 identifizierten die Kommunen neun
Handlungsfelder und setzten Projekte fest, die
in den folgenden Jahren umgesetzt wurden und
werden.
Vorsitzender der ILE
ist Bürgermeister Hans-Jörg Birner.
Die Bürgermeisterin und die sechs Bürgermeister
der Mitgliedskommunen bilden die
Vorstandschaft der
ILE Waginger See – Rupertiwinkel.
Für die organisatorische Abwicklung ist
seit Ende 2015 die Umsetzungsbegleitung
Frau Alexandra Huber zuständig.
E-Mail: ile@wagingersee-rupertiwinkel.de
Telefon: +49 (0)8685 77 939-60
Die ILE wird mit Mitteln des Freistaates Bayern
durch das
Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberbayern
gefördert, welches der Arbeitsgemeinschaft auch
fachlich begleitend zur Seite steht.
1
Jahresrückblick der Geschäftsstelle
Zum 01.11.2020 wechselte unsere ILE Betreuerin Frau Ursula Mesch vom ALE an das Landwirtschaftsministerium.
Die Betreuung der ILE hat Frau Tanja Mayer (ALE Oberbayern) übernommen. Für die Flurneuordnung
ist Herr Axel Brück (ALE Oberbayern) zuständig.
Als Rückblick auf die Ziele der ILE bzw. des Aktionsplans des Vorjahres dient das Protokoll der ILE-
Zwischenevaluierung vom 22. Januar 2020.
Im Rahmen eines Klausurtages im Kapuzinerhof in Laufen wurde diese Zwischenevaluierung von Rolf
Meindl (ALE Oberbayern) und Guido Romor (ALE Oberbayern) gemeinsam mit der ILE-Vorstandschaft,
Ursula Mesch (ILE Betreuerin am ALE) und der ILE-Umsetzungsbegleitung Alexandra Huber durchgeführt.
Zugleich wurde auch ein Aktionsplan für die Jahre 2020 und 2021 aufgestellt.
Auf den folgenden Seiten ist das Protokoll des Klausurtags nachzulesen:
- 29 -
2
Protokoll der 2. ILE-Kurzklausur am 22. Januar 2020
Fotodokumentation zum Klausurtag
„Integrierte Ländliche Entwicklung Waginger See - Rupertiwinkel“
Hotel Kapuzinerhof, Schloßplatz 4, 83410 Laufen
Mittwoch, 22. Januar 2020
Die TeilnehmerInnen des Klausurtags
Foto: ALE Oberbayern
Aktionsplan 2018-2020,
aufgestellt im Rahmen der 1. ILE-
Kurzklausur am 13. November 2017
- 30 -
Mittelfristige, geplante ILE Projekte
(erarbeitet im Rahmen der 2. ILE-
Kurzklausur am 22. Januar 2020)
Aktionsplan 2020/2021
„Information und Öffentlichkeitsarbeit“,
evaluiert + erweitert im Rahmen der
2. ILE-Kurzklausur am 22. Januar 2020
Aktionsplan 2020/2021,
aufgestellt im Rahmen der
2. ILE-Kurzklausur am 22. Januar 2020
Impressionen von der ILE Klausur am 22. Januar 2020
- 31 -
Fotos: ALE Oberbayern
Fotos: ALE Oberbayern
3
3.1
laufende ILE-Projekte
Vitalitäts-Check und Flächenmanagement Datenbank
Der Vitalitäts-Check (VC) ist ein datenbankbasiertes Instrument zur Erfassung wichtiger Eckdaten zur
kommunalen Innenentwicklung, das neben dem baulichen Überblick im Wesentlichen funktionale und
soziale Aspekte der Innenentwicklung beleuchtet. Er soll das Bewusstsein schärfen, dass kommunale und
interkommunale Innenentwicklungsstrategien die Rahmenbedingungen in den Bereichen Demografie,
Flächennutzung, Nahversorgungs-, Wirtschafts- und Beteiligungsstruktur berücksichtigen müssen.
Der Vitalitäts-Check greift zur Darstellung der Innenentwicklungspotenziale auf die kostenlose Flächenmanagement-Datenbank
(FMD) des Landesamts für Umwelt zurück. Die FMD ist ein fortschreibungsfähiges
Instrument zur Erfassung, Verwaltung und Aktivierung von Innenentwicklungspotenzialen (z.B. Baulücken,
Leerstände) als Basis des (inter-)kommunalen Flächenmanagements.
Die FMD ist daher eine wichtige Grundlage für die künftige Baulandstrategie der Gemeinden.
Die Flächenmanagement-Datenbank erfasst folgende Potenzialtypen: Baulücke klassisch, geringfügig
bebautes Grundstück, Gewerbebrache, Gewerbebrache mit Restnutzung, Hofstelle leerstehend, Hofstelle
mit Restnutzung, Infrastruktureinrichtung leerstehend, Konversionsflächen, Wirtschaftsgebäude am
- 32 -
Ortsrand leerstehend und Wohngebäude leerstehend.
Aus datenschutzrechtlichen Gründen wurden die Kategorien „Wohngebäude mit Leerstandsrisiko“ und
„Hofstellen ohne Nachfolger“ herausgenommen.
Grafik: Baader Konzept & ALE Oberbayern
Vitalitäts-Check (VC) zur Innenentwicklung + Flächenmanagementdatenbank (FMD)
Auftraggeber: ALE Oberbayern, daher 100 % Förderung
Geplanter Projektabschluss: Sommer 2021
Für eine vorausschauende Siedlungsentwicklung ist die systematische Erfassung potenzieller Leerstände
unter Berücksichtigung des demografischen Wandels jedoch nötig. Die separate und DSGVO-konforme
Erfassung dieses Potentialtyps soll parallel zur Erfassung der anderen Innenentwicklungspotenziale
erfolgen.
Bisherige Projektschritte
Auftaktgespräch per Videokonferenz am 18. Mai 2020
Datenbeschaffung und -aufbereitung
Automatisierte Vorermittlung geringfügig bebauter Grundstücke und Baulücken und Erstellung einer
Arbeitskarte
ILE-Abstimmungsgespräch vor Ort am 20. Juli 2020 mit Übergabe der Arbeitskarten (je Gemeinde /
Ortsteil) an alle Kommunen
FMD-Schulungen in den Gemeinden
Plausibilitätsprüfung der bereits abgeschlossenen Potenzialerfassungen
Erhebung Daseinsvorsorgeeinrichtungen inkl. Überprüfung vor Ort, Erreichbarkeiten öffentlicher Nahverkehr,
Siedlungsstruktur, Energie- und Breitbandversorgung in allen Gemeinden / Ortsteilen
Einrichtung und Befüllung des Vitalitäts-Checks für die sieben Gemeinden
Erstellung eines Fragebogens zur Abfrage weiterer Daten für VC
- 33 -
FMD-Schulungen
Kirchanschöring - 21. Juli 2020
Petting - 22. Juli 2020
Fridolfing - 06. August 2020
Tittmoning - 07. August 2020
VG Waging - 29. Oktober 2020
Nächste Schritte
VC-Fragebögen (Ausfüllen durch Kommunen) bis Mitte Januar 2021 und dann Einarbeitung in den VC
durch Baader Konzept
Erfassung der Potenziale und Befüllung der FMD inkl. Plausibilitätskontrolle (ggf. Nachkartierung) in den
noch ausstehenden Gemeinden
Erfassung weiterer Potenziale im GIS (Wohngebäude mit Leerstandsrisiko, Hofstellen ohne Hofnachfolger)
in den noch ausstehenden Gemeinden
Kartenerstellung (Karte der Innenentwicklungspotenziale, Karte der Versorgungseinrichtungen)
Analyse FMD und VC (Auswertungen, Bewertungen und Ableitung von Handlungsempfehlungen)
ILE-Klausur (Ergebnisse, Diskussion der Handlungsempfehlungen und Ansatzpunkte, nächste Schritte
zur Mobilisierung der Potenziale und Entwicklung der ILE-Region)
Berichterstellung (Ein ILE-Bericht, Sieben Gemeindeberichte)
Ein Pressebericht von Baader Konzept, erschienen am 12. August 2020
Vitalitäts-Check für die ILE-Kommunen – Projekt ist gestartet!
Die Gemeinden der ILE Waginger See – Rupertiwinkel wollen ihre Region sowie ihre Stadt- und Ortskerne
lebendig und attraktiv halten. Um zukunftsgerechte Siedlungsstrukturen mit angemessener
Infrastrukturausstattung zu schaffen wollen die ILE-Kommunen verstärkt eine aktive Innenentwicklung
betreiben und in das kommunale Flächenmanagement einsteigen bzw. dieses fortführen. Als
Ausgangsbasis dafür soll eine vergleichbare Bestandsaufnahme und Bewertung für alle sieben ILE-
Gemeinden geschaffen werden, die es ermöglicht, innovative Maßnahmen und Strategien für jede
Gemeinde zu entwickeln, aber auch von der kommunalen Allianz insgesamt getragene Handlungsansätze
voranzubringen. Dazu wird für die sieben Gemeinden aktuell der Vitalitäts-Check zur Innenentwicklung
(VC) erstellt und die bayerische Flächenmanagement-Datenbank befüllt.
Die Rahmenbedingungen für die Gemeinden im ländlichen Raum sind in den letzten Jahren schwieriger
geworden. Zu den Herausforderungen gehören u.a. der demografische Wandel mit Überalterung
der Gesellschaft, ein Bevölkerungsrückgang sowie ein Strukturwandel der Wirtschaft und der Landwirtschaft,
die den ländlichen Raum verändern. Eine Auswirkung ist z.B. die bereits spürbare Abnahme
von Nahversorgungseinrichtungen (Bäcker, Metzger etc.) sowie auch von weiteren Infrastruktureinrichtungen.
Aber auch Vereine und gemeinnützige Organisationen erleben einen Umbruch und
einen Rückgang der sich engagierenden Mitglieder. Umso wichtiger wird für die Kommunen in Zukunft
die intensive Auseinandersetzung mit den Themen der Versorgung und Infrastrukturausstattung
werden. Das gilt insbesondere auch für den zunehmenden Anteil älterer Personen und Hochbetagter
in den Kommunen, um möglichst langfristig ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu ermöglichen.
- 34 -
Der Vitalitäts-Check ist ein Instrument der bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung, das
allen bayerischen Kommunen kostenlos zur Verfügung steht. Er ermöglicht eine übersichtliche
Analyse von Gemeinden und Ortsteilen zu folgenden Themenbereichen:
Bevölkerungsentwicklung
Flächennutzung und Siedlungsstruktur (z.B. regionaltypische Bauweise, Wohndichte)
Bodenpolitik (z.B. Baulandpreise)
Versorgung und Erreichbarkeit (z.B. Infrastruktur- und Daseinsvorsorgeeinrichtungen)
bürgerschaftliches Engagement (z.B. Vereinsleben)
Wirtschaft und Arbeitsmarkt (z.B. Beschäftigtenzahl)
Aus diesen Ausgangsdaten lassen sich später Maßnahmen und Strategien für eine nachhaltige
Entwicklung und zum Flächensparen in einer Gemeinde ableiten. Diese können nicht punktuell stattfinden,
sondern müssen gesamtheitlich für die ganze Gemeinde angesetzt und im interkommunalen
Kontext betrachtet werden.
Flächenmanagement-Datenbank und Vitalitäts-Check - Innenentwicklung mit Mehrwert
Maßgeblich für eine vorausschauende und nachhaltige Planung einer Gemeinde ist die Entwicklung
„Innen statt Außen“, also die Vitalisierung der Innenbereiche der Dörfer. Dazu ist eine genaue Kenntnis
über Quantität, Qualität und Aktivierungsmöglichkeiten der innerörtlichen Baulandpotenziale
sowie der Interessen der Flächeneigentümer notwendig und eröffnet den Kommunen einen größeren
Handlungsspielraum für ihre Siedlungsentwicklung. Neben der Einsparung von Planungs- und
Erschließungskosten für neue Siedlungsgebiete am Ortsrand ergeben sich noch eine Reihe weiterer
Faktoren, die für eine verstärkte Innenentwicklung sprechen:
Bessere Ausnutzung technischer und sozialer Infrastrukturen und des Einzelhandels im Ort
Verbesserung des Orts-/Stadtbildes durch Schließen von Baulücken und Vermeidung von Leerständen
Umnutzung leerstehender Gebäude / Etablierung neuer Wohnformen und –angebote
Innerörtliche Belebung und Verjüngung im Ortskern durch Zuzug / Verbleib junger Familien
Erhaltung der Erholungs- und Landschaftsqualitäten am Siedlungsrand
Vermeidung von Eingriffen in den Naturhaushalt und Boden als Wirtschaftsgrundlage
Imageverbesserung durch vorausschauende, umweltbewusste Siedlungsentwicklung
Mit Hilfe der kostenlos zur Verfügung stehenden bayerischen Flächenmanagement-Datenbank
(FMD) ist es möglich, Flächenpotenziale, auf denen eine Bebauung bzw. Nutzung generell möglich
wäre, zu erfassen und zu verwalten. Es können z.B. Baulücken, Brachflächen sowie leerstehende
Wohngebäude und Hofstellen aufgenommen werden. Außerdem unterstützt die FMD die Kommunen
bei der Dokumentation und Planung ihrer Innenentwicklung, indem sie es ermöglicht, die Aktivierung
von Potenzialen zu dokumentieren sowie auf Basis statistischer Kennwerte den zukünftigen
Bedarf an Wohnbauland abzuschätzen. Die Daten der Flächenmanagement-Datenbank können in
den Vitalitäts-Check integriert werden, sodass die Innenentwicklungspotenziale und die Infrastrukturausstattung
in einer Gemeinde und ihren Ortsteilen gegenübergestellt werden können.
Als betreuendes Planungsbüro zum Aufbau des Vitalitäts-Checks zur Innenentwicklung und der
Befüllung der Flächenmanagement-Datenbank wurde das Team von Baader Konzept aus Gunzenhausen
im Fränkischen Seenland ausgewählt.
- 35 -
Unter der Leitung von Frau Dr. Müller-Herbers wurde im Mai ein erstes Auftakt- und Kennenlerngespräch
per Videokonferenz mit allen sieben ILE-Gemeinden und dem Amt für Ländliche Entwicklung
Oberbayern als Projektbegleitung und Fördermittelgeber veranstaltet. Derzeit finden Schulungen
zur Flächenmanagement-Datenbank in den einzelnen Gemeinden statt, sodass die Gemeinden
ihre Innenentwicklungspotenziale (z.B. Baulücken, leerstehende Wohngebäude und Hofstellen)
selbst vor Ort aufnehmen und diese in die Datenbank eingeben können. Zeitgleich werden vom Büro
Baader Konzept u.a. die Daseinsvorsorgeeinrichtungen in den Ortsteilen erfasst und der Vitalitäts-
Check für jede der sieben ILE-Gemeinde eingerichtet und befüllt.
Weitere Informationen zum Vitalitäts-Check zur Innenentwicklung finden Sie hier
https://www.stmelf.bayern.de/landentwicklung/dokumentationen/059178/index.php
Weitere Informationen zur Flächenmanagement-Datenbank finden Sie hier
https://www.lfu.bayern.de/umweltkommunal/flaechenmanagement/fmdb/index.htm
Ansprechpartner bei der ILE Waginger See – Rupertiwinkel
Alexandra Huber
ile@wagingersee-rupertiwinkel.de, 08685 / 77939-60
Ansprechpartner beim Planungsbüro Baader Konzept
Dr. Sabine Müller-Herbers
Katja Horeldt
Alexander Weiß
k.horeldt@baaderkonzept.de, 09831 / 61 93-265
Man muss
mit den richtigen Leuten
zusammenarbeiten,
sie achten und motivieren.
Dauerhafter Erfolg
ist nur im Team möglich.
- Klaus Steilmann -
© frank29052515 / Adobe Stock
- 36 -
Ein Pressebericht von Anneliese Caruso,
erschienen in der Südostbayerische Rundschau am 08. September 2020:
- 37 -
3.2
Hochwasservorsorge
Ausgangssituation
Klimawandel g Anpassungsstrategien sind notwendig
zunehmend Gefahr durch Starkregenereignisse
Notwendigkeit von interkommunaler Hochwasservorsorge ist gegeben
Ziel
Handlungsfeld F:
Vision: F5
Zuordnung zu Strategie:
„Wasser“
„Der Hochwasserschutz ist gewährleistet“
F5.3 „Interkommunalen Hochwasserschutz
verbessern“ (vgl. ILEK, S.107)
Nutzen / Wirken
Überprüfung der Hochwasservorsorge ohne den Druck eines konkreten
Starkregen- oder Überflutungsereignisses
Bewertung des Status der Hochwasservorsorge aus kommunaler Sicht
Ableitung von Handlungsprioritäten
Minimierung der Schadenspotenziale
Audit vor dem Hintergrund der interkommunalen Zusammenarbeit (z.B.
durch gemeinsame Abschlusssitzung)
Projektbeschreibung
Maßnahmenträger
Das Audit stellt die Informationslage aller Beteiligten über die Risiken
und die möglichen Maßnahmen zu ihrer Verminderung in den Mittelpunkt
Bewertet wird nicht der Status der Risiken, sondern die Güte der Information
über die Risiken
Die Bewertung des aktuellen Vorsorgestatus ist nur der Einstieg in eine
andauernde Auseinandersetzung mit dem Thema des örtlichen Hochwasserrisikos
(vgl. http://de.dwa.de/hochwasseraudit.html)
Interkommunale Arbeitsgemeinschaft ILE Waginger See - Rupertiwinkel
Projektbeteiligte
Kommunen der ILE
Verwaltungen der ILE
zwei Auditoren der DWA (= Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,
Abwasser und Abfall e.V.): Herr Dipl.-Ing. Bernhard Unterreitmeier und
Herr Dipl.-Ing. Reinhard Vogt
Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern
Wasserwirtschaftsamt Traunstein
Landratsamt Traunstein
Kreisbrandrat
boden:ständig
Ökomodellregion
- 38 -
Finanzierung Gesamtsumme pro Kommune ca. 12.500 EUR
netto
75 % Förderung WWA
ca. 9.375 EUR
Pro Kommune
ca. 3.125 EUR
Bisherige
Projektschritte
Antragstellung beim WWA
Förderbescheid
Beauftragung der DWA (Kommune)
Durchführung der Audits (in fünf ILE-Kommunen) Ende 2018 / Anfang 2019
Gemeinsame Abschlussveranstaltung „Hochwasseraudit“ am 27.11.2019
Bewerbung für das Förderprogramm des BMU Maßnahmen zur Anpassung
an den Klimawandel (Wettbewerb) abgeschlossen und eingereicht
am 30. November 2020
Im Förderschwerpunkt 3 „Kommunale Leuchtturmvorhaben sowie Aufbau
von lokalen und regionalen Kooperationen“
Zuwendung max. 300.000 €
Titel: Interkommunales Anpassungskonzept in ländlichen Kommunen
(ILE Region Waginger See - Rupertiwinkel) für Sturzfluten bei Starkregenereignissen
mit einem multifunktionalen, resilienten Ansatz unter
Berücksichtigung von Hochwasserschutz, Gewässerschutz, Landwirtschaft
und Naturschutz
Akronym: AresA
Inhalte der eingereichten Projektskizze (Auswahl)
Erstellung einer Fließwegekarte + Sturzflut-Risikomanagement mit Bestandsanalyse,
Gefahrenermittlung, Gefahren- und Risikobeurteilung,
Maßnahmenentwicklung, Maßnahmenumsetzung und einer verknüpfenden
Betrachtung der Handlungsfelder Hochwasserschutz, Gewässerschutz,
Landwirtschaft und Naturschutz
Koordinierungsstelle mit Aufgaben wie z.B. Moderierte Fachakteurstreffen
/ Schulungen zu verschiedenen Themenkomplexen;
Bewusstseinsbildung: Aufbau einer Wanderausstellung / Hochwassertag
/ Herausgabe von Merkblättern g z.B. wie kann ich mich als
Privatperson schützen?
Begleitendes Büro zur Durchführung von Bürgerräten
g Förderung der Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung sowie
Mitmachbereitschaft aller Akteure (Motivator)
Ausweitung boden:ständig auf gesamte ILE-Region (Antragstellung
erfolgte am 23. September 2020)
Auf Antrag der ILE wird das außerhalb der Einzugsgebiete von Waginger
und Tachinger See liegende ILE-Gebiet zur potenziellen boden:ständig-
Kulisse, das heißt, dass der boden:ständig-Manager in der gesamten ILE-
Region tätig sein kann und wenn einen Maßnahme konkretisiert und räumlich
abgegrenzt werden kann, wird dieser Bereich zum boden:ständig-Gebiet.
- 39 -
3.3
Regionalbudget
Mit dem neu aufgelegten Regionalbudget konnten in der ILE im Jahr 2020 insgesamt zwölf Projekte
gefördert werden. Die Antragsteller waren Vereine und Kommunen. Es wurde ein Zuschuss von gesamt
73.473,34 Euro abgerufen.
Mit dem Regionalbudget wurde im Jahr 2020 ein neues Förderprogramm vom Amt für Ländliche Entwicklung
auf den Weg gebracht. Insgesamt 100.000 Euro an Fördergeldern (Bescheid vom 29.01.2020)
standen der Region Waginger See – Rupertiwinkel für Kleinprojekte zur Verfügung.
Dabei konnten sich Vereine, Privatpersonen, Gemeinden, Kirchen etc. um eine Förderung ihres Projekts
bewerben, das maximale Kosten in Höhe von 20.000 Euro aufweisen durfte. Ziel dieser Förderung ist es,
eine engagierte und eigenverantwortliche ländliche Entwicklung zu unterstützen und die regionale
Identität zu stärken.
Die Auswahl der Kleinprojekte erfolgte durch ein Entscheidungsgremium, das sich aus Vertretern regionaler
Akteure zusammensetzte, wobei unter anderem geprüft wurde, ob das Projekt mit den Handlungsfeldern
des Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts der Region übereinstimmt.
Fördervoraussetzungen
Förderanfragen können gestellt werden von
a) juristischen Personen des öffentlichen und privaten Rechts
b) natürlichen Personen und Personengesellschaften
Gefördert werden nur Kleinprojekte mit deren Durchführung noch nicht begonnen wurde
Die Gesamtausgaben des Projekts dürfen 20.000 Euro nicht übersteigen. Hierbei handelt es sich um
Nettoausgaben
Das Projekt muss bis zum 30. September des laufenden Jahres abgeschlossen werden
Die tatsächlich entstanden Nettoausgaben werden mit bis zu 80 % bezuschusst, maximal jedoch mit
10.000 Euro und unter Berücksichtigung der vertraglich festgelegten maximalen Zuwendung.
Kleinprojekte mit einem Zuwendungsbedarf unter 500 EUR werden nicht gefördert
Mit dem Regionalbudget können Kleinprojekte durchgeführt werden, die der Umsetzung des Integrierten
Ländlichen Entwicklungskonzepts dienen und im Gebiet des ILE-Zusammenschlusses liegen.
Die Auswahl der Kleinprojekte erfolgt durch ein Entscheidungsgremium, das sich aus Vertretern regionaler
Akteure zusammensetzt.
Kriterien zur Projektauswahl
Kriterium
Bewertungsinhalt
Punkte
1 Übereinstimmung mit den Handlungsfeldern des ILEK (mind.1)
6
2 Übereinstimmung mit den Visionen und Strategien des ILEK (mind.1) 6
3 Übereinstimmung mit den Zielen für Kleinprojekte (Regionalbudget) 6
4 Nachhaltige Ausrichtung des Projekts (ökologisch, sozial, ökonomisch) 6
5 Sichtbarmachen der Ziele der ILE 6
6 Förderung des Ehrenamts und des bürgerlichen Engagements 3
7 Intensivierung der Zusammenarbeit (extern) 3
8 Teilhabe und Integration 3
- 40 -
Die Mindestpunktzahl für eine Förderung aus dem Regionalbudget der ILE Waginger See - Rupertiwinkel
beträgt 15 Punkte.
Alle eingereichten Projektanträge werden auf Einhaltung der Fördervoraussetzungen geprüft und anhand
der genannten Auswahlkriterien bewertet. Aus der Bewertung aller Projekte entsteht die Reihenfolge
der zu unterstützenden Projekte im Rahmen des zur Verfügung stehenden Regionalbudgets.
Als Ansprechpartnerin steht zur Verfügung
Alexandra Huber
ILE Waginger See – Rupertiwinkel
Umsetzungsbegleiterin
E-Mail: ile@wagingersee-rupertiwinkel.de
Folgende Projekte wurden im Rahmen des Regionalbudgets 2020 gefördert
Foto: Gemeinde Kirchanschöring
Foto: Gemeinde Kirchanschöring
Barrierefreie Stellplätze
Antragsteller: Gemeinde Kirchanschöring
Damit für Menschen mit Handicap die Teilnahme
an Veranstaltungen am Sportgelände
verbessert wird, wurden barrierefreie Stellplätze
am Sportgelände und an der Hans-
Straßer-Halle errichtet.
Ortseingangstafeln
Antragsteller: Gemeinde Kirchanschöring
Abgestimmt mit anderen Kommunen der ILE
Waginger See-Rupertiwinkel wurden neue,
modern gestaltete und in Edelstahl ausgeführte
Ortstafeln mit dem Regionalbudget
gefördert. Somit erhielten die Ortseingänge
ein moderneres und langlebigeres Erscheinungsbild.
- 41 -
Foto: Gemeinde Kirchanschöring
Foto: Gemeinde Kirchanschöring
Vereinshütten
Antragsteller: Gemeinde Kirchanschöring
Die Kirchanschöringer Vereine benötigen
Hütten für Vereinsfeste bzw. Veranstaltungen
im Freien. Die Hütten können z.B. als Informationspunkt
bei größeren Vereinsfesten
genutzt werden. Sie werden über die Gemeinde
verwaltet und stehen allen Kirchanschöringer
Vereinen zur Verfügung.
Sitzgelegenheit am Bienenhaus
Antragsteller: Gemeinde Kirchanschöring
Im Jahr 2019 wurde ein von LEADER gefördertes
Bienenhaus mit einem Vorplatz und
einer Zuwegung mit Infotafeln errichtet.
Mittlerweile wird dieser Weg nicht nur von
den Imkern und den „offiziellen“ Besuchergruppen
(z.B. Schulklassen) genutzt, sondern
auch von vielen anderen Bewohnern und
Besuchern des Orts Kirchanschöring.
Gerade von älteren Menschen und Familien
wurde die Anregung vorgebracht, eine Sitzmöglichkeit
mit Bänken und Tisch anzubringen,
um an diesem reizvollen Platz mitten im
Ort eine Rast machen zu können.
Barierrereie Straßeneinmündungen
Antragsteller: Gemeinde Kirchanschöring
Bei zwei Straßeneinmündungen im Dorfbereich
Kirchanschöring (Rathaus) wurden vor
mehr als 20 Jahren im Bereich des Geh- und
Radweges Pflasterungen vorgenommen.
Leider wurde damals neben der optischen
Wirkung die Barrierefreiheit vernachlässigt.
So werden diese Einmündungen von Radfahrern,
Eltern mit Kinderwägen, Senioren
mit Rollatoren oder Rollstuhlfahrern gemieden,
bzw. teilweise auf die Kreisstraße ausgewichen.
Das führt derzeit immer wieder zu
gefährlichen Situationen.
Mit dem neuen, barrierefreien Pflaster soll
diese Situation abgestellt werden.
Foto: Gemeinde Kirchanschöring
- 42 -
Bericht aus der Südostbayerischen Rundschau vom 7. Oktober 2020
BürgerInnenratsprozess Kinderbetreuung
Antragsteller: Gemeinde Kirchanschöring
Ziel des Beteiligungsprozesses ist es, die Ziele und Wunschvorstellungen
der Kirchanschöringer Bürger*innen in Erfahrung zu bringen sowie
völlig offen Ideen und Möglichkeiten für die Umsetzung zu generieren.
Ziele
Den Bürger*innen die Möglichkeit geben, eigene Ideen zu entwickeln,
die einen Mehrwert bieten und in die beste Lösung für alle münden
Einen Raum öffnen, der die freie Findung aller Optionen ermöglicht
Empfehlungen aus der Bürgerschaft als Entscheidungsgrundlage
für den Gemeinderat entwickeln
Fotos: Tanja Schnetzer, Büro Schnetzer & Ruthmann
- 43 -
Foto: TSV Tengling e.V.
Foto: Gemeinde Taching am See
Einrichtung Stüberl
im Zuge des Neubaus Vereinsheim TSV Tengling
Antragsteller: TSV Tengling e.V.
Der TSV Tengling wurde 1921 gegründet.
Er ist ein wichtiger Bestandteil in der Dorfgemeinschaft
und sorgt für eine sinnvolle
Freizeitgestaltung der Menschen vor Ort und
darüber hinaus. Besonders hervorzuheben
ist die aktive Einbeziehung von Kindern und
Jugendlichen. Der Bau des Vereinsheims wird
vom BLSV gefördert. Aber auch auf Spenden
der Mitbürger ist der Verein angewiesen,
weshalb eine Spendenaktion in Form einer
„Ziegelspende“ für den Bau des Vereinsheims
ins Leben gerufen wurde.
Der Verein ist offen für alle Bürger. Es ist auch
ein Stüberl geplant, um Versammlungen,
Vorträge und sonstige Veranstaltungen
durchführen zu können. Hierfür möchten wir
das Stüberl mit einer Küche, mit einem Bartresen
sowie mit Tischen und Bänken ausstatten.
Umsetzung und Neuaufstellung eines Maibaums
Antragsteller: Gemeinde Taching a. See
Der bisherige Maibaumstandort am Kirchberg,
Taching am See musste wegen der
Eigentumsverhältnisse aufgegeben werden.
Eine Neuaufstellung ist in der Kirchfeldstraße,
Fl.Nr. 96/6, geplant.
Das „Maibaumaufstellen“ ist eine traditionelle,
bayerische Brauchtumspflege.
Der Aufstellungsakt wird innerhalb der
Dorfgemeinschaft gefeiert und stärkt den
gesellschaftlichen Zusammenhalt. Alle Dorfvereine,
insb. die Feuerwehr, sind in die Vorbereitungsarbeiten
zur Maibaumaufstellung
eingebunden.
Die Kosten für die Aufstellung des Maibaums
werden von der Gemeinde im Rahmen der
Brauchtumspflege übernommen.
Aufstellung neuer Begrüßungstafeln an den Ortseingängen in Waging a. See
Antragsteller: Gemeinde Waging a. See
Die bestehenden fünf Begrüßungstafeln in einer Holzkonstruktion sind
völlig veraltet und sollen durch moderne Begrüßungstafeln in einer Alublechkonstruktion,
die mit Motiven aus dem Gemeindegebiet bedruckt
werden, ersetzt werden.
Auch der ländliche Raum legt Wert auf ein modernes Erscheinungsbild.
Die Begrüßungstafeln wurden in ihrem Erscheinungsbild mit anderen
ILE-Gemeinden abgestimmt (Taching a. See, Kirchanschöring, Fridolfing).
Foto: Markt Waging am See
- 44 -
Foto: Gemeinde Taching am See
Foto: Verein für Kultur und Heimatgeschichte Fridolfing e.V.
Aufstellung neuer Begrüßungstafeln
an den Ortseingängen in Taching und Tengling
Antragsteller: Gemeinde Taching a. See
Die bestehenden sechs Begrüßungstafeln
in einer Holzkonstruktion sind völlig veraltet
und sollen durch moderne Begrüßungstafeln
in einer Alublechkonstruktion, die mit Motiven
aus dem Gemeindegebiet bedruckt werden,
ersetzt werden. Auch der ländliche Raum
legt Wert auf ein modernes Erscheinungsbild.
Die Begrüßungstafeln wurden in ihrem Erscheinungsbild
mit anderen ILE-Gemeinden
abgestimmt (Waging a. See, Kirchanschöring,
Fridolfing).
Erstellung einer Machbarkeitsstudie für den
Roßstall in Otting
Antragsteller: Gemeinde Waging a. See
Die Marktgemeinde hätte die Möglichkeit,
den in Kirchenbesitz befindlichen „Roßstall“
langfristig zu pachten.
Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und
zur Vermeidung hoher Gebäudesanierungskosten
soll vorab eine Machbarkeitsstudie in
Auftrag gegeben werden.
Ziel der Gemeinde ist es, das Gebäude für
kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen
zu nutzen.
Damit könnte ein wesentlicher Beitrag zum
Erhalt eines intakten Dorflebens im ländlichen
Raum geleistet werden.
Bau einer barrierefreien Holzhütte mit Sitzmöglichkeiten
Antragsteller: Verein für Kultur- und Heimatgeschichte
Fridolfing e.V.
Bau einer barrierefreien Holzhütte mit Sitzmöglichkeiten
für verschiedene Fridolfinger
Vereins- und Gemeindeveranstaltungen.
Die Hütte soll gehbehinderten und älteren
BürgerInnen und BesucherInnen von Festlichkeiten
ermöglichen, insbesondere bei sog.
Stehfesten wie Weihnachtsmärkten, am Fest
länger teilzunehmen und sich an einen Tisch
zu setzen. Außerdem dient sie im Sommer als
Sonnenschutz und bei zwischenzeitlich auftretendem
Regen als Unterschlupf.
Die Baumaterialien: heimisches Fichtenholz
auf alt bearbeitet
Bauweise: Modulbauweise zur Aufstellung in
verschiedenen Größen, je nach Bedarf des
jeweiligen Vereins
Ausstattung: Sitzbänke und Tische aus heimischen
Fichtenholz; eine Kleinküche soll die
Zubereitung von Speisen nach den hygienischen
Vorschriften ermöglichen
Dekoration: An den Wänden historische, bäuerliche
Werk- und Arbeitsgeräte.
- 45 -
4
Öffentlichkeitsarbeit / Veranstaltungen
Pandemiebedingt waren natürlich auch bei der ILE nur wenige der geplanten Veranstaltungen durchführbar.
Dementsprechend kürzer ist nun dieser Gliederungspunkt.
4.1
Exkursionsgruppe der Ländlichen Entwicklung am 17. Februar 2020
Ein Pressebericht vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern
- Susanne Huber, Guido Romor -
Exkursion der Referendare und Referendarinnen der Ländlichen Entwicklung und Studierende
der Geoinformatik zum Thema Biodiversität in die ILE Waginger See - Rupertiwinkel am 17.02.2020
Die ökologische Aufwertung gemeindeeigener Flächen, darunter oftmals sogenannte „eh-da-Flächen“,
ist wichtiger Bestandteil des Arten- und Lebensraumschutzes im ländlichen Raum.
So können Kommunen das Thema Artenvielfalt nur in ihre Bevölkerung tragen, wenn sie auf den
eigenen Flächen mit gutem Beispiel vorangehen. Gemeindeübergreifende Planungs- und Handlungsansätze,
wie in der ILE Waginger See - Rupertiwinkel, mit denen die verfügbaren Kräfte gebündelt werden
können, gewinnen daher zunehmend an Bedeutung.
Die ExkursionsteilnehmerInnen am Haus der Begegnung.
Foto: M. Spranger, 2020 (ALE Oberbayern)
Die ILE Waginger See – Rupertiwinkel umfasst die Kommunen Fridolfing, Kirchanschöring, Petting,
Taching am See und Wonneberg sowie den Markt Waging am See und die Stadt Tittmoning.
Die Gemeinden haben sich hier zu einer interkommunalen Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen,
die sich eine nachhaltige und ganzheitliche Zukunftsentwicklung zur Aufgabe gemacht
hat. Ziel ist unter anderem, die Umsetzung der Bayerischen Biodiversitätsstrategie auf interkommunaler
Ebene anzupacken.
- 46 -
Am 17. Februar dieses Jahres fand unter der Leitung von Guido Romor (ALE, Lehrbeauftragter für das
Wahlpflichtfach Ländliche Entwicklung der Hochschule München) eine Exkursion für Studierende des
7. Semesters der Hochschule München und Referendare und Referentarinnen der Ländlichen Entwicklung
statt. Thema waren dabei die Regionalinitiativen am Waginger See.
Unter dem verbindenden und koordinierenden Dach der Integrierten Ländlichen Entwicklung sind dies
die Flurneuordnung Waginger-Tachinger See mit den Initiativen boden:ständig und Innen statt Außen,
die Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel, die LEADER Aktionsgruppe Traun-Alz-Salzach und
die Tourismusregion Waginger See.
Den ExkursionsteilnehmerInnen sollten Biodiversitätsprojekte der Gemeinden näher gebracht
werden, darunter ein interkommunales Biotopverbundkonzept und das Ökologische Grünflächenpflegemanagement
für Kommunen. Die Idee zum Grünflächenpflegemanagement entstand im
Rahmen der Initiative Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel. Mit dem Kooperationsprojekt
von Kommunen der LAG Traun-Alz-Salzach, der LAG Chiemgauer Seenplatte und der LAG Berchtesgadener
Entwicklungsforum wollen die Gemeinden ihre Grünflächen ökologisch aufwerten und so
auch für das Thema Artenvielfalt werben. Dabei ist die Erstellung eines Konzepts vorgesehen, das
einen Pflegeplan für die naturnahe Umgestaltung kommunaler Freiflächen beinhaltet. Zu diesen zählen
sämtliche gemeindeeigenen
Grünflächen sowie Flächen,
für deren Pflege die Gemeinden
verantwortlich sind. In den
ILE-Kommunen Waginger See
umfassen diese Flächen rund
322 Hektar. Landwirtschaftlich
genutzte Flächen sind dabei
nur Teil des Pflegeplans, wenn
sie aufgrund ihrer Lage – beispielsweise
am Gewässerrand
– für die Biotopvernetzung von
Bedeutung sind. Kommunale
Ausgleichsflächen werden mit
Bürgermeister Hans-Jörg Birner erläutert die Projekte
im Haus der Begegnung.
Foto: M. Spranger, 2020 (ALE Oberbayern)
ihren jeweiligen Pflegehinweisen
in das Konzept aufgenommen.
Derzeit arbeitet Kirchanschöring
als Pilotgemeinde an
der Entwicklung einer App, über die Aufträge zu Pflegearbeiten automatisiert und termingerecht an
die Bauhöfe ausgesendet werden können.
Beim Dorfrundgang in Kirchanschöring verwies Hans-Jörg Birner, Erster Bürgermeister von Kirchanschöring,
auf eine weitere Besonderheit zum Thema Artenschutz: die alte Streuobstwiese „Lapperanger“
in der Dorfmitte, die zusammen mit dem Landschaftspflegeverband Traunstein über Nachpflanzungen
und Pflegemaßnahmen neu gestaltet wurde. Dabei gelang es, die Fläche über die Bauleitplanung
als Freifläche zu sichern und als zentrale Grünstruktur zu erhalten. Unter den Obstbäumen
entstand durch extensive Nutzung eine besonders artenreiche Wiese. Alleinstellungsmerkmal des
Angers ist der Sonnwirtsapfel in der Mitte, eine alte Obstsorte, die als Zufallssämling auf dem Grundstück
des Sonnenwirts in Backnang bei Stuttgart gefunden wurde.
- 47 -
Der bis über den Winter hinaus haltbare Apfel ist multifunktional einsetzbar und eignet sich zum Saftpressen,
Kochen, Backen und für Kompott.
Über die Flurneuordnung Waginger See wurden auch ingenieurökologische Maßnahmen der Initiative
boden:ständig zum Wasser- und Stoffrückhalt in der Landschaft umgesetzt. Die Funktionsweise der
Anlagen wurden am Beispiel des Projekts in Ebing von der Projektleiterin Ursula Mesch (ALE Oberbayern)
näher beschrieben.
Insbesondere bei Starkregen flossen bisher große Wassermengen mit hoher Geschwindigkeit in den
vorhandenen Graben, der sich im Laufe der Zeit stark vertieft hat. Jetzt wird bei größerem Wasserzufluss
der überwiegende Teil des Wassers über einen Schacht in ein langgestrecktes Sickerbecken umgeleitet,
dort zurückgehalten und breitflächig durch den Boden in Richtung des vorhandenen Grabens
versickert. Die Beckensohle wurde mit Röhricht bepflanzt, um die Sickerleistung auf Dauer aufrecht zu
erhalten und die Auskämmung partikulären Phosphors zu verbessern. Gleichzeitig wird gelöster Phosphor
bei der Bodenpassage in den Braunerden gebunden. Über die artenreich eingesäten Beckenränder
gelingt der Biotopverbund zu zwei angrenzenden großflächigen Streuobstwiesen, die im Rahmen
der Bodenordnung neu angelegt wurden. Hier gelang es, in Zusammenarbeit von Ökomodellregion
und Landschaftspflegeverband über 50 Obstbäume zu pflanzen und die Flächen nicht nur als
Lebensraum, sondern auch für das Ökokonto der Gemeinde aufzuwerten.
4.2
Netzwerktreffen ILE-Umsetzungsbegleitung am 12. August 2020
Ein Pressebericht vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern
Erstes Oberbayerisches Netzwerktreffen zum Thema ILE-Umsetzungsbegleitung
am 12. August 2020 im Amt für Ländliche Entwicklung in München
Flächen sparen, bewahren und entwickeln – unter diesem Motto stand das erste Netzwerktreffen der
oberbayerischen ILE-UmsetzungsbegleiterInnen am 12. August 2020 in München.
Neue Initiativen und Ideen zum Flächenschutz und zur Biodiversität gibt es viele, allerdings müssen
diese erst abgestimmt und sinnvoll in die Fläche gebracht werden, um wirksam zu werden. Es bedarf
eines konzeptionellen Ansatzes, der passende Initiativen vernetzt und besonders die Abstimmung
und Koordination aller AkteurInnen vor Ort herbeiführt. Die Integrierten Ländlichen Entwicklungen
(ILEs) sind hierfür das geeignete Instrument.
Die ILEs in Oberbayern liefern sowohl die Plattform als auch das richtige Netzwerk in den Kommunen,
um regionale Potenziale vor Ort heben und wertvolle Grünstrukturen vernetzen zu können.
Für die Konzepterstellung sind die Kooperation und v.a. die Kommunikation vor Ort entscheidende
Erfolgsfaktoren. Beispiele aus den ILE-Regionen, in denen bereits gemeinsam etwas für den Biotopverbund
geleistet wird, sind u.a. das interkommunale Ökokonto der ILE Achental, das Interkommunale
Biotopverbundkonzept „Vernetzung von Lebensräumen“ und das LEADER-Kooperationsprojekt Ökologisches
Grünflächenpflegemanagement für Kommunen der ILE Waginger See-Rupertiwinkel.
Am 12. August 2020 kamen zum ersten Mal die ILE-UmsetzungsbegleiterInnen der oberbayerischen
ILEs - ILE im Achental, ILE Kulturraum Ampertal e.V., Auerbergland e.V., Zwischen Lech und Wertach,
Limesgemeinden und ILE Waginger See -Rupertiwinkel - am Amt für Ländliche Entwicklung Ober-
- 48 -
ayern in München zusammen. Ziel war, neben einem gegenseitigen Kennenlernen, sich mit den amtlichen
BetreuerInnen über Aktivitäten in den ILE-Regionen, aber auch über die Initiativen
boden:ständig, Innen statt außen sowie landbelebt, zu Möglichkeiten im Flächenschutz auszutauschen.
Das Treffen in der Sommerpause sollte dazu genutzt werden, Impulse zu setzen, um dann
in den nächsten Monaten erste Projektideen zu entwickeln. Die Veranstaltung fand im Zeichen von
„Flächen sparen, Flächen bewahren und Flächen entwickeln“ statt.
Behördenleiter Peter Selz begrüßte die TeilnehmerInnen am Amt und führte zusammen mit Guido
Romor, Sachgebietsleiter Landespflege, in die Veranstaltung ein. Das Treffen soll in Zukunft einmal im
Jahr stattfinden.
Erstes Netzwerktreffen der Oberbayerischen ILE-Umsetzungsbegleiter*innen am 12.8.2020 am ALE Oberbayern
Foto: S. Patzer, 2020 (ALE Oberbayern)
4.3
Ministertermin in Kirchanschöring am 22. Juli 2020
Ein Pressebericht vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern
Sächsischer Minister für Regionalentwicklung besucht die ILE am 22. Juli 2020
Staatsministerin Michaela Kaniber besuchte am 22. Juli 2020 zusammen mit ihrem Ministerkollegen
Thomas Schmidt aus Sachsen die Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) Waginger See – Rupertiwinkel.
Im Umfeld des Waginger Sees gab es bereits frühzeitig interkommunale Initiativen.
Um eine ganzheitlich angelegte Zukunftsentwicklung der Region zu ermöglichen, haben sich Ende
2015 sieben Kommunen in dieser ILE zusammengeschlossen.
- 49 -
Die ILE Waginger See – Rupertiwinkel umfasst die Kommunen Fridolfing, Kirchanschöring, Petting,
Taching am See und Wonneberg sowie den Markt Waging am See und die Stadt Tittmoning.
Der 1. Bürgermeister Hans-Jörg Birner, zugleich Vorsitzender der ILE und der Ökomodellregion,
empfing die Gäste im Haus der Begegnung in Kirchanschöring und erläuterte das Zusammenwirken
der Regionalinitiativen:
Die Initiative boden:ständig hat die
Verbesserung des Gewässerzustands
des Waginger und Tachinger
Sees zum Ziel.
Es wurden Schlüsselmaßnahmen
in Teileinzugsgebieten entwickelt
und konkrete Maßnahmenvorschläge
erarbeitet. Darauf aufbauend
wurde 2012 die Flurneuordnung
Waginger-Tachinger See
angeordnet und bereits Maßnahmen
zum Stoffrückhalt in den fünf
Seengemeinden durchgeführt.
Bürgermeister Birner
erläutert das Zusammenwirken der Regionalinitiativen
Foto: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Die Ökomodellregion Waginger
See – Rupertiwinkel verfolgt das
Ziel, mit einer Änderung der Landbewirtschaftung
die Wasserqualität
in der Region nachhaltig zu verbessern und den Landwirten gleichzeitig neue Einkommensmöglichkeiten
zu verschaffen. Inzwischen wurden zahlreiche Projekte wie die Erzeugung und Vermarktung
von Biobraugerste, Biorindfleisch und Biokäse umgesetzt. Die Lokale Aktionsgruppe LEADER Traun-
Alz-Salzach umfasst einen weiteren Bereich mit zusätzlichen beteiligten Kommunen. Ihre Haupthandlungsfelder
sind Kultur, Tourismus und Freizeit sowie demografischer Wandel.
Staatsministerin Michaela Kaniber besuchte am 22.07.2020 zusammen
mit ihrem Ministerkollegen Thomas Schmidt aus Sachsen
die ILE Waginger See – Rupertiwinkel
Foto: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Besonders beeindruckt war Herr
Staatsminister Schmidt von den
Dorferneuerungsmaßnahmen und
vom „Haus der Begegnung“, das
bewusst als Veranstaltungsort
ausgewählt wurde.
Die Kombination von Wohnangeboten
für Senioren und gemeinschaftlichen
Einrichtungen bietet
für die Kirchanschöringer eine
neue soziale Mitte.
Spannend sind auch die weiteren
Pläne der Gemeinde für ein
„anderes Wohnen“.
So soll der Innerortsbereich von
Kirchanschöring mit ortstypischen
Bauten verdichtet werden.
- 50 -
Hier können sich z.B. junge Familien zusammentun und gemeinsam flächensparend bauen.
Bei der anschließenden Diskussion sah Staatsminister Schmidt die sächsischen Umsetzungskonzepte
bestätigt. Er nimmt aber einige neue Ideen und Ansätze mit nach Sachsen.
Staatsministerin Michaela Kaniber bedankte sich abschließend bei Bürgermeister Birner, dem
„Motor“ der Zusammenarbeit in der Region Waging. Die interkommunale Zusammenarbeit im Bereich
der ILE Waginger See - Rupertiwinkel ist ein Vorzeigeprojekt mit bereits vielen umgesetzten Maßnahmen
geworden.
Staatsministerin Michaela Kaniber im Gespräch mit ihrem Ministerkollegen Thomas Schmidt aus Sachsen
und Bürgermeister Hans-Jörg Birner
Foto: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
5
Ausblick
Vereinsgründung
Vorstandsbeschluss am 24. August 2020:
Die Vorstandschaft der ILE Waginger See – Rupertiwinkel beauftragt das ILE-Management und den Vorsitzenden
eine Vereinsgründung für die ILE Waginger See-Rupertiwinkel vorzubereiten.
Vereinsgründung geplant für Q1/Q2 2021
- 51 -
Pilotprojekt Fortschreibung des ILEK unter der Perspektive der reflexiven Resilienz
Die Verwaltung für Ländliche Entwicklung beabsichtigt, ihre Instrumente künftig auf Resilienzkriterien
auszurichten und die Synergien zwischen den einzelnen Instrumenten und Initiativen zu verbessern.
Dazu wurde vom Bereich Zentrale Aufgaben (BZA) ein Forschungsprojekt mit dem Thema „Resilienz und
Landentwicklung“ in Auftrag gegeben, das die Uni Bayreuth unter Leitung von Prof. Dr. Manfred Miosga,
gemeinsam mit KlimaKom, durchgeführt hat.
Was ist der Hintergrund?
Katastrophenartige Krisen wie Hochwasser, Extremwetter, aber auch langsame Veränderungen wie der
Klimawandel und die verminderte Artenvielfalt, u. a. m. gehören heute zur Normalität.
Aktuell zeigt uns die Corona-Pandemie, wie verwundbar unsere Gesellschaft ist und wie wichtig Konzepte
und Strategien sind, damit die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit - die Resilienz – erhöht werden
kann.
Ziel ist eine ganzheitliche, strategische Planung und Umsetzung. Eine stärkere Vernetzung der in den einzelnen
Instrumenten und Initiativen bearbeiteten Themenfelder und Projekte. Und auch eine konsequente
Prüfung, ob die geplanten Projekte aus einem übergeordneten Konzept abgeleitet werden können.
Die Erkenntnisse aus der Studie sollen mit den Akteuren vor Ort in verschiedenen Modellregionen weiterentwickelt
und angepasst werden, dazu gehört unter anderem auch die ILE Waginger See -Rupertiwinkel.
Es ist geplant, ab 2021 die ILEKs in den Modellregionen unter Beachtung von Resilienzkriterien fortzuschreiben.
Große ILE Evaluierung und Fortschreibung ILEK
Für Ende Oktober 2021 ist der Beginn der großen ILE-Evaluierung mit einer SDL Klausur vorgesehen.
Im Anschluss findet die Fortschreibung des ILEK unter der Berücksichtigung der Erkenntnisse aus dem
Resilienzprojekt statt.
Fairtrade Region ILE
Die Gemeinde Fridolfing und die Stadt Tittmoning sind bereits als Fairtrade Gemeinde bzw. Stadt ausgezeichnet.
Auch die Grundschule Taching am See ist als Fairtrade-School zertifiziert. Kirchanschöring
erhielt als erste Kommune deutschlandweit ihr Gemeinwohl-Testat. Eine mögliche Projektidee wäre,
dieses Engagement auf die gesamte ILE Region auszudehnen und hier insbesondere mit der Servicestelle
Kommunen in der Einen Welt (SKEW) hinsichtlich Fördermöglichkeiten zusammen zu arbeiten.
Ideenwettbewerb: Kommunal? Digital!
Für den Ideenwettbewerb Kommunal? Digital! des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales wurde
eine Projektskizze eingereicht. Diese Skizze wird nun in einer zweiten Wettbewerbsphase verfeinert und
weiter ausgearbeitet.
- 52 -
Digitales Alpendorf
Seit Mitte 2018 darf sich die Region der Integrierten
Ländlichen Entwicklung (ILE) Waginger See –
Rupertiwinkel als „Digitales Alpendorf“ bezeichnen.
In dem von der Bayerischen Staatsregierung
geförderten Projekt werden in Zusammenarbeit
mit den Bürgerinnen und Bürgern der ILE-
Kommunen digitale Lösungen für verschiedene
Lebensbereiche bedarfsgerecht entwickelt und
erprobt. Ziel ist es, den ländlichen Raum für die
Zukunft zu stärken. Das „Digitale Alpendorf“
bildet dabei eine von fünf Modellregionen des
Projekts „Digitales Dorf“. Drei davon werden vom
Technologie Campus Grafenau, einer
Forschungseinrichtung der Technischen Hochschule
Deggendorf, betreut.
Das digitale Herzstück des Projekts „Digitales
Alpendorf“ bildet das „Dahoamimrupertiwinkel-
Portal“. Das Portal fungiert als Informations- und
Austauschplattform zwischen den Gemeinden
und ihren Bürgerinnen und Bürgern sowie den
Gemeinden untereinander.
Informationen rund um das Projekt und die
Ergebnisse der bereits umgesetzten Teilprojekte
finden Sie unter:
http://dahoamimrupertiwinkel.de/
startseite-rupertiwinkel
oder scannen Sie einfach den QR-Code mit
Ihrem Smartphone ein!
Auf der Plattform werden derzeit die, im nächsten
Abschnitt erläuterten, Teilprojekte gesammelt
präsentiert.
1
1.1
Teilprojekte
Zukunftswohnen
Nachhaltigkeit ist heute eines der bestimmenden Themen in der Gesellschaft und daher ein wichtiger
Teil im „Digitalen Alpendorf“. Auch beim Bauen und Wohnen ist heutzutage durch die geschickte Auswahl
an Materialien und Methoden eine nachhaltige und kosteneffiziente Umsetzung von Neubau- und Sanierungsprojekten
aller Art möglich. Um über diese umfassenden Möglichkeiten zu informieren, wurde das
Projekt „Zukunftswohnen“ ins Leben gerufen.
Auf einer Plattform werden Ihnen anhand von ausgewählten fachlichen Artikeln die verschiedensten Maßnahmen
verständlich und anschaulich präsentiert. So können Sie sich beispielsweise zu Lebenszykluskosten
informieren oder wie Sie durch nachhaltiges Bauen auf lange Sicht Geld einsparen informieren.
- 53 -
Darüber hinaus geben wir Ihnen Einblicke in nachhaltige Baumaterialien, wie Sie generationengerecht
bauen können und wie eine vorausschauende Planung auch Vorteile für Ihre Gesundheit mit sich bringen
kann.
Als Inspiration für Ihre zukünftigen Bauvorhaben
wurden bereits einige Beispielprojekte
aus dem Rupertiwinkel zusammengetragen,
die zeigen, wie nachhaltiges
Bauen und Wohnen auch in der
Praxis funktionieren können.
Die Sanierung des „Knallerhofs“ ist eines der Projekte, das wir Ihnen
vorstellen.
Foto: Franz Aicher
sowohl von den begleitenden ExpertInnen, als auch von Menschen aus der Region.
Diese Auswahl an Projekten wird fortlaufend
ergänzt und es werden immer neue
Einblicke, Methoden, Materialien und
innovative Ideen für Sie bereitgehalten.
Der angehängte Baublog wird zu einigen
ausgewählten Bau- und Sanierungsvorhaben
live von der Baustelle berichten,
damit Sie nachverfolgen können, wie
die konkrete Umsetzungsphase abläuft,
welche Hindernisse auf Sie zukommen
könnten und wie diese letztendlich
gemeistert werden. Sie lernen dabei
Der Knallerhof
Foto: Franz Aicher
- 54 -
1.2
Findet Naturabenteuer
Vor der imposanten Kulisse der Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen liegen, eingebettet in eine sanfte
Hügellandschaft, Waginger und Tachinger See.
Der Rupertiwinkel ist eine vielseitige Gegend mit ursprünglicher Natur, gelebten Traditionen und ideenreichen
Menschen, die beides schätzen. Wer mit ihnen auf Entdeckungstour geht, kann in der Ökomodellregion
rund um die wärmsten Badeseen Oberbayerns echte Naturabenteuer finden.
Zusammen mit Einheimischen ist es
gelungen, besondere Mitmachaktionen
sowie Erlebnisangebote zu identifizieren
und auszuarbeiten. Geheimtipps,
die zeigen, dass die Gegend voller Naturwunder
steckt, die nur darauf warten,
entdeckt zu werden.
Auf der Plattform „Findet Naturabenteuer“
werden diese Geheimtipps und
Erlebnisangebote gesammelt und aufbereitet.
Anbietende können hier ihre
Naturerlebnisse und Umweltbildungsangebote
optisch ansprechend und
nutzerfreundlich präsentieren. Dabei
steht ein naturverträglicher Tourismus
im Fokus. Die Webseite bietet Gästen
und Einheimischen einen Überblick über Beispielfoto aus der Website „Findet Naturabenteuer“ - Yoga am See
die vielfältigen Angebote an Abenteuern
Foto: Axel Effner
in der Region. Dabei werden die unterschiedlichsten
Zielgruppen angesprochen: Neben Geschichts-, Sport-, Genuss- und Kulturinteressierten
können BeobachterInnen, Wissensdurstige, MitgestalterInnen und Ruhesuchende ihr individuelles Naturabenteuer
entdecken.
Beispielfoto „Naturabenteuer“ - Lama-Wanderungen mit Tanja
Adam und Robert Dorroch (Foto: Axel Effner)
Von mystischen Moorwanderungen, geheimnisvollen
Nachtwächterführungen
über abenteuerliche Plättenfahrten bis
hin zu spannenden Kräuterwanderungen
ist für jeden und jede etwas dabei.
Kulinarisch geht es bei der Hofladen-
Radtour zu, bei der man die nachhhaltig
produzierten Lebensmittel der Region in
geselliger Runde genießt.
Wer die Nähe zu Tieren und den etwas
anderen Spaziergang sucht, für den ist
die Wanderung mit Lamas genau das
richtige Abenteuer. Die Naturabenteuer
bieten nicht nur schöne Erinnerungen,
sondern auch einen echten Mehrwert:
man entschleunigt, schmeckt, staunt
und lernt nebenbei Leute kennen.
- 55 -
1.3
Biogenuss
Mit der Gründung des Vereins „Ökogenuss Waginger See“ Anfang Februar 2020 fiel ein wichtiger Startschuss
bei der Umsetzung des Teilprojekts „Biogenuss“. Ziel des Vereins ist es, die Zusammenarbeit der
regionalen Bioerzeuger zu verbessern und den Marktzugang vor allem für kleinere Betriebe zu erleichtern.
Biolandwirt und Vereinsvorstand Sebastian Kettenberger sieht besonders die Bündelung der Angebote in
der Region als zentrale Aufgabe.
Herzstück dieses Vorhabens ist die Ökogenuss-Plattform. Alle Mitglieder des Vereins verpflichten sich zu
gemeinsamen hohen Standards in der Produktqualität, der Einhaltung von sozialen Kriterien und Transparenz
sowie den Zielen der Ökomodellregion.
Biolandwirt und Vereinsvorstand
Sebastian Kettenberger auf seinem Hof.
Foto: TCG
Mit dieser Aussicht wächst das Biogemüse besonders gut.
Felder vom Bio-Michi mit Blick auf die Berge.
Foto: TCG
Zur besseren Vermarktung der zahlreichen regionalen Bioprodukte können lokale Bio-Direktvermarktende
des Vereins Ökogenuss Waginger See aus dem Gebiet Waginger See - Inn - Salzach auf der Biogenuss-
Plattform ihre Waren anbieten. Die Angebote der Erzeuger und Direktvermarkter werden dabei übersichtlich
und optisch ansprechend auf der Plattform präsentiert. Die Angebote für eine individuelle Ökogenuss-Kiste
reichen unter anderem von Gemüse und Obst über Brot und Getreide, Käse, Fleisch, Gewürze
und Öle bis hin zu Milch und Milchprodukten.
Der Shop startete mit 21 Anbietenden und soll bis zum Jahresende auf circa 25 erweitert werden. In der
Haupterntezeit werden zwischen 200 und 250 unterschiedliche Produkte angestrebt, zum Start standen
circa 140 zur Auswahl. Dank einer ausgreiften Lieferlogistik können die Bürgerinnen und Bürger ihre nachhaltigen
Lebensmittel direkt an der eigenen Haustüre in Empfang nehmen und zu Hause genießen.
Zudem erhalten Interessierte auf der Onlinepräsenz Informationen über die Erzeuger und den Verein.
Probieren Sie den digitalen Bio-Bauernmarkt doch gleich mal aus!
Abrufbar ist die Plattform unter https://oeko-genuss.de/start
- 56 -
1.4
Digitaler Pflegekompass
Ein Pflegefall in der eigenen Familie stellt diese
oftmals vor große Herausforderungen, gerade
wenn LebensgefährtInnen, Eltern oder Großeltern
plötzlich und ohne vorherige Anzeichen pflegebedürftig
werden. Im Fall der Fälle müssen oft
schnell alle notwendigen Informationen zusammengetragen
werden. Ist eine Pflege zu Hause
machbar oder bleibt nur der schwere Schritt des
Umzugs in ein Pflegeheim als letzter Ausweg?
Um Sie in solchen schwierigen Phasen zu unterstützen,
ist im „Digitalen Alpendorf“ der „Digitale
Pflegekompass“ entstanden. Der „Digitale Pflegekompass“
versorgt Sie mit ersten Informationen
rund ums Thema Pflege, verlinkt zu großen Pflegewissensdatenbanken
und zeigt die Angebote auf,
die Ihnen in der Region zur Verfügung stehen.
Angebote zur Unterstützung von Pflegebedürftigen
und Pflegenden für Sie bereit stehen. Daher
werden Ihnen im „Digitalen Pflegekompass“
durch eine Suchfunktion über 70 Angebote zu
beispielsweise Hilfe im Haushalt, Beratungen
oder auch zur Freizeitgestaltung aufgezeigt,
durch die das Leben der Pflegebedürftigen und
der Pflegenden zumindest etwas erleichtert
werden kann. Sie können dann unkompliziert
direkt mit den Ansprechpartner-Innen in Kontakt
treten und alles weitere persönlich klären.
Außerdem werden Ihnen Leitfäden zur Verfügung
gestellt, durch die Sie bei einem plötzlichen
Pflegefall oder Tod eines geliebten Menschen
begleitet werden. Um Sie weiterhin über alle
wichtigen Neuigkeiten auf dem Laufenden zu
halten, werden im „Digitalen Pflegekompass“
neueste gesetzliche Regelungen, interessante
Fakten oder regionale Informationsveranstaltungen
rund um das Thema Pflege laufend aktualisiert.
Hier finden Sie den „Digitalen Pflegekompass“:
www.dahoamimrupertiwinkel.de/pflegekompass
Physiotherapie Tittmoning - Manuel Hauser
Foto: TCG
Ein großes Ziel sollte es sein, dass Pflegebedürftige
so lange wie möglich in den eigenen vier
Wänden oder zumindest bei der Familie wohnen
können. Oft ist aber nicht bekannt, dass durch
Kommunen und private TrägerInnen zahlreiche
Das Sozialbüro ist eines der zahlreichen Angebote zur
Beratung beim Thema Pflege (Foto: TCG)
1.5
Digitales Rathaus
Rathaus App
Im Rahmen des Projekts „Digitales Dorf Spiegelau-Frauenau“ wurde die Dahoam 4.0 ® - Rathaus-App entwickelt
und etabliert.
Gemeindespezifische Informationen sind von überall und jederzeit per App abrufbar. Die BürgerInnen
können zudem bequem online mit der Gemeindeverwaltung kommunizieren.
- 57 -
Im „Digitalen Alpendorf“ wird aktuell in
den ILE-Kommunen die App bedarfsgerecht
auf Übertragbarkeit überprüft
und eine mögliche Umsetzung geplant.
Sobald die Prüfung einer möglichen
Übertragung positiv ausfällt, soll mit den
Gemeinden Kirchanschöring und Tittmoning
gestartet werden. Per App sollen
neben den genannten Funktionen,
Bekanntmachungen und Plakate sowie
aktuelle Neuigkeiten abrufbar sein.
Zudem ist eine „Wichtiges Melden“-
Funktion geplant, die es den Nutzenden
ermöglicht, beispielsweise einen Ast,
der den Spazierweg blockiert, oder eine
Blick auf das Rathaus in Tittmoning
kaputte Bank direkt an die Gemeinde zu
Foto: TCG
melden und eine Mitteilung zu erhalten,
sobald der Mangel beseitigt wurde. Als zusätzliche Funktionen sind ein Umfragetool und die Einbindung
von Push-Benachrichtigungen angedacht.
Digitale Signage Systeme
Blick auf das Kirchanschöringer Rathaus
Foto: TCG
Als ergänzende Informationsbereitstellung
vor allem für BürgerInnen, aber
auch für Gäste, werden in den Kommunen
Digital Signage Systeme aufgestellt.
Amtliche Bekanntmachungen, aktuelle
Neuigkeiten, interessante Veranstaltungen,
Informationen zu Öffnungszeiten
und wichtige Adressen und vieles mehr
sollen auf den digitalen Anschlagtafeln
angezeigt werden und abrufbar sein.
Dadurch sind beispielsweise die Bürger-
Innen bei Fragen nicht mehr nur auf die
Öffnungszeiten des Rathauses oder die
Website angewiesen, sondern können
sich beispielsweise bei einem Spaziergang
durch den Ort bequem an den
Outdoor-Geräten erkundigen.
Die Projekte und die Inhalte sollen auch zukünftig weiter aktualisiert und ausgeweitet werden.
Wollen Sie mehr über die Technologie Campus Grafenau und das Projekt „Digitales Dorf“ oder
„dahoamviernull“ erfahren, dann schauen Sie doch einfach mal auf folgenden Websites vorbei:
https://www.th-deg.de/tc-grafenau
https://www.dahoamviernull.de
https://digitales-dorf.bayern
- 58 -
Zusammenarbeit der Regionalinitiativen
1 Initiative boden:ständig
Ausweitung boden:ständig auf die gesamte ILE
Ausweitung boden:ständig auf die gesamte ILE-Region (Antragstellung erfolgte am 23. September 2020)
Auf Antrag der ILE wird das außerhalb der Einzugsgebiete von Waginger und Tachinger See liegende ILE-
Gebiet zur potenziellen boden:ständig-Kulisse, das heisst, dass der boden:ständig-Manager in der ganzen
ILE-Region tätig sein kann und wenn eine Maßnahme konkretisiert und räumlich abgegrenzt werden kann,
wird dieser Bereich zum boden:ständig-Gebiet.
Wegen der Größe des boden:ständig-Gebietes wird es künftig eine Koordinationsstelle und eine Umsetzungsstelle
geben.
Aufgaben der Koordinationsstelle sind unter anderem:
Begleitung und Koordination des boden:ständig-Gesamtprozesses
Koordination und Vernetzung mit bestehenden Initiativen und Akteuren in der Region
Zusammenarbeit und Abstimmung mit Behörden
Fachliche Vernetzung mit den Bereichen Naturschutz, Hochwasserschutz, Gewässerschutz, Naturschutz,
Landwirtschaft
Prüfung von Synergieeffekten bei der Umsetzung von boden:ständig Maßnahmen, (wenn möglich
Kombination: Hochwasserschutz, Biodiversität, Biotopvernetzung)
Vorbereitung von neuen boden:ständig-Projektgebieten
Fachliche Begleitung des Umsetzungsbegleiters
Öffentlichkeitsarbeit
Pflegekonzept für die boden:ständig-Maßnahmen
Das Konzept wird derzeit von der bbv-Landsiedlung erstellt, mit dem Grünflächenmanagement der Kommunen
abgestimmt und soll direkt in die Datenbanken übernommen werden können.
Die Vorstellung des Konzepts soll im Frühjahr 2021 erfolgen.
Dabei werden die Konzepte an die Kommunen und den Landschaftspflegeverband (LPV) Traunstein
übergeben.
2
Regionalkonferenz am 24. Januar 2020
Ein Pressebericht von Anneliese Caruso
erschienen in der Südostbayerischen Rundschau am 13. Februar 2020
Gemeinsam viel erreicht
Staatsministerin Michaela Kaniber lobt Arbeit der Regionalinitiativen
Mit dem Ziel, die Region zukunftsfähig zu gestalten, haben sich viele der Kommunen rund um den
Waginger See, im Rupertiwinkel und darüber hinaus zusammengeschlossen, um die Dinge gemeinsam
- 59 -
anzupacken, aber ohne dabei auf ihre Eigenständigkeit und Identität verzichten zu müssen.
Kurzum: Jeder beteiligt sich und profitiert vom Ganzen. Dazu arbeiten drei verschiedene Regionalinitiativen
zusammen, die sich mit unterschiedlichen Aufgabengebieten und Projekten beschäftigen.
Dass sie dabei erfolgreich agieren und schon sehr weit gekommen sind, wurde jetzt auf der Regionalkonferenz
der Regionalinitiativen in Fridolfing deutlich. Denn dort präsentierten die Verantwortlichen
der einzelnen Initiativen den Konferenzteilnehmern eine einzigartige Vielfalt an Handlungsfeldern
und Vorhaben und ein breites Spektrum an Aufgaben.
Diese fallen in den Verantwortungsbereich von Bürgermeister Hans-Jörg Birner und seiner Amtskollegen
aus Tittmoning, Konrad Schupfner, und aus Waging, Matthias Baderhuber, die die Umsetzung der
Regionalinitiativen auf Marlene Berger-Stöckl, Elke Ott und Alexandra Huber übertragen haben.
So lobte Staatsministerin Michaela Kaniber, die für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und damit
auch für die ländliche Entwicklung verantwortlich
ist, nicht nur das Engagement der Bürgermeister
sondern auch die der anderen beteiligten Gemeinden
mit ihren Rathauschefs und aufgeschlossenen
Gemeinderäten, „die planvoll Initiative um Initiative
an Land gezogen und etabliert haben“.
Die Region Waginger See - Rupertiwinkel bündle die
Instrumente, die ihr Haus mit den Möglichkeiten
der Dorferneuerung, der Integrierten Ländlichen
Entwicklung, mit LEADER und er Ökomodellregion
biete. „Der beeindruckende Entwicklungsschub,
der durch die Projekte angestoßen wurde, hat inzwischen
alle überzeugt.“
„Schon in früheren Jahren hat es ein lang jähriges
Zusammenarbeiten von Kommunen gegeben, wie
etwa bei der Wasserversorgung oder den Schulen.
Die Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten, Michaela Kaniber, betont in ihrer
Ansprache, welch beeindruckenden Entwicklungsschub
die Region durch die Regionalinitiativen erlebt
Foto: Caruso
Als Hausherr begrüßte Fridolfings Bürgermeister
Hans Schild die zahlreichen Bürgermeister und
Gemeinderäte der Region sowie mehrere Vertreter
des Amtes für Ländliche Entwicklung
Foto: Caruso
Mit der Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel
(ÖMR) sind weitere Gemeinden dazugekommen.“
Mit dem Zusammenschluss zur Integrierten Ländlichen
Entwicklung (ILE) sei ein neuer Meilenstein
gesetzt worden und mit der Gründung der LAG
„Traun-Alz-Salzach“ der Einstieg in die LEADER
Welt gelungen, sagte die Ministerin. Nun lebe die
Region diesen Dreiklang aus ILE, LEADER und Ökomodellregion.
„Damit finden wir für jede Idee und
jedes Projekt die beste Strategie.“
Als gutes Beispiel seien die zahlreichen Aktionen
der Ökomodellregion zu nennen. Dort sei vieles geschaffen
worden. „Ein großer Erfolg war es, Lagermöglichkeiten
für Biogetreideprodukte gemeinsam
mit der Brauerei Stein in der Mussenmühle zu
etablieren.“
- 60 -
Hervorzuheben sei auch die Kooperation mit Barnhouse und Byodo sowie das ständig wachsende
Biowirte-Netzwerk. „Auch das Potenzial der Gemeinschaftsverpflegung für nachhaltige Kost haben
Sie vor allen anderen erkannt, mit dem Sie in der Salzachklinik in Fridolfing mit guten Beispiel vorangegangen
sind“, hob Kaniber mit einem Dankeschön an den Hausherrn, Bürgermeister Hans Schild,
hervor.
Generell gelte es, die Ziele in der Kantinen- und
Schulverpflegung höher zu schrauben, damit dort
mehr Produkte aus regionalem und biologischem
Anbau verwendet werden.
Auch den Betrieben, die Lebensmittel verarbeiten
und veredeln, komme eine große Bedeutung zu.
Mit dem Biobäcker-Netzwerk habe man unter anderem
erreicht, dass sich die Bäckereien biozertifizieren
lassen und mehr heimische Biorohstoffe
verwenden, sagte Michaela Kaniber, ehe sie weitere
Erfolge der ÖMR auflistete, „in der es geradezu
wie im Bilderbuch läuft“.
Da dies vor allem auf die unermüdlichen Anstrengungen
der Projektmanagerin der Ökomodellregion,
Marlene Berger-Stöckl zurückzuführen ist,
zollte ihr die Ministerin großes Lob für ihre Arbeit.
„Sie ist die Speerspitze und kann Menschen überzeugen
und zusammenbringen“.
Die Projektmanagerin der Ökomodellregion
Waginger See - Rupertiwinkel, Marlene Berger-Stöckl,
stellt unter anderem ökologische Projekte mit Bürgern
und Gemeinden vor, wie etwa das ökologische
Pflegekonzept für kommunale Grünflächen
Foto: Caruso
Das Lob der Ministerin galt auch der Umsetzungsbegleiterin der Integrierten Ländlichen Entwicklung,
Alexandra Huber, die in einem Projekt der ILE das hochaktuelle Thema „Flächenverbrauch und Innenentwicklung“
aufgreift, das zur Stärkung der Ortskerne beitragen soll.
Als 1. Vorsitzender der Integrierten Ländlichen
Entwicklung Waginger See - Rupertiwinkel und
Vorstandssprecher der Ökomodellregion ist Hans-
Jörg Birner überzeugt, „dass die Zusammenarbeit
der Gemeinden nach den Kommunalwahlen im März
wieder so gut weitergeht wie bisher“
Foto: Caruso
„Mit dem Erstellen einer Flächenmanagement-
Datenbank und einem Vitalitäts-Check wird der
Frage nachgegangen, wie es sich vermeiden lässt,
dass die dörflichen Zentren zunehmend veröden
und die Besiedelung sich weiter auf bisher unbebaute
Flächen an den Rändern ausdehnt.“
Die Flächenmanagement-Datenbank ist ein Instrument
zum Erfassen, Verwalten und Archivieren
von Innenentwicklungspotenzialen. Die Gemeinde
Kirchanschöring entwickle darauf aufbauend ein
Projekt zur qualifizierten Bedarfsermittlung von
Wohneigentum und eine auf die Kommune abgestimmte
Siedlungsentwicklungsstrategie, „die die
übrigen Gemeinden mit großem Interesse verfolgen“.
Abschließend empfahl Staatsministerin Kaniber,
„dass die Gemeinden ihre großartige Zusammen-
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arbeit über Fördertöpfe, Fachbereiche und sonstige Grenzen hinweg weiter ausbauen sollen“.
Schon jetzt seien sie damit schon Vorreiter in Bayern. Dazu trage vor allem Hans-Jörg Birner aus
Kirchanschöring bei. „Er ist Vorreiter, das Gesicht der Region und mittlerweile in ganz Bayern
bekannt“, würdigte sie.
Konrad Schupfner, 1. Vorsitzender der LAG Leader
Traun-Alz-Salzachtal, hebt in seiner Rede die gute
Koordination der Initiativen hervor, mit der eine sehr
effektive Arbeit erzielt wird
Foto: Caruso
Ihr Lob galt auch Tittmonings Bürgermeister,
Konrad Schupfner, der dankend betonte: „Für uns
als Vertreter der Kommunen ist es ein ganz ausgezeichnetes
Signal, mit welch großem Interesse
die Ministerin die Aktivitäten der kommunalen
Arbeitsgruppen verfolgt.“ Dies sei auch Motivation,
weiterhin Verantwortung zu übernehmen.
Als Vorsitzender der LAG sei er, Schupfner, mit der
Absicht gestartet, mit LEADER zusätzliche Fördermittel
in die Region zu bringen, um Vorhaben mit
LEADER-Mitteln zu realisieren. „Durch die gute Koordination
unserer Aktionsgruppen sind wir sehr
effektiv“, sagte Schupfner und übergab das Wort
der Reihe nach an die Umsetzungsbegleiterinnen
Marlene Berger-Stöckl, Alexandra Huber und Elke
Ott.
Nacheinander präsentierten sie die einzelnen Bau- und Kulturprojekte, die Tourismus-, Siedlungsund
Innovationsprojekte, die gemeinsamen Aktionen zur Förderung von Biolandwirtschaft samt
Vermarktungsstrategien und Vorhaben, die dem Erhalt einer intakten Umwelt und des Waldes sowie
der Artenvielfalt dienen. Darunter befanden sich sowohl Einzel- als auch Kooperationsprojekte. Den
detaillierten Darstellungen konnte man auch entnehmen, wie die einzelnen Vorhaben finanziert und
gefördert werden.
Elke Ott berichtete über die durchgeführten LEADER Projekte und über die sehr gute Zusammenarbeit
der Initiativen. „Mehrheitlich sind Projekte im Bereich Tourismus und Daseinsvorsorge beantragt
worden. Über eine Million Euro an Fördermitteln konnte in der Region durch Projekte gebunden werden.
Bis Ende dieses Jahres können Projekte beantragt werden, und es stehen noch rund 300.000
Euro zur Verfügung“.
Darüber hinaus stellte der wissenschaftliche Mitarbeiter am Technologie Campus Grafenau, einer
Forschungseinrichtung der Technischen Hochschule Deggendorf (THD), Wirtschaftsinformatiker
Matthias Oswald, die Inhalte des Digitalen Alpendorfs vor. Außerdem gab es einen Stand, an dem sich
die Besucher informieren und mit den beiden weiteren Mitarbeitern beim Digitalen Alpendorf, Frank
Edenharter und Nadja Kolbeck, ins Gespräch kommen konnten.
Die Konferenzteilnehmer würdigten die Präsentation mit großem Beifall. Zu den Teilnehmern, die Hans
Schild zu Beginn dieser Veranstaltung in der Rupertihalle begrüßt hatte, gehörten die Bürgermeister
und die Gemeinde- oder Stadträte aus Fridolfing, Kirchanschöring, Laufen, Petting, Saaldorf-Surheim,
Taching am See, Teisendorf, Tittmoning, Waging am See und Wonneberg sowie einige Ehrengäste aus
dem Referat für Ländliche Entwicklung.
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So konnte Schild neben der Staatsministerin auch Roland Spiller, den Leiter des Referats „Ländliche
Entwicklung“, im Landwirtschaftsministerium begrüßen. Ein Gruß galt auch Katharina Niemeyer und
Martina Kronast vom Bereich Zentrale Aufgaben, der organisatorisch dem Amt für Ländliche Entwicklung
Oberbayern angegliedert ist, sowie Guido Romor und Ursula Mesch vom Amt für Ländliche
Entwicklung Oberbayern, LEADER-Koordinator Oberbayern-Süd Sebastian Wittmoser vom Amt für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Rosenheim und Alfons Leitenbacher vom Traunsteiner Amt
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Zusammenkommen ist ein Beginn,
Zusammenbleiben ist ein Fortschritt,
Zusammenarbeiten ist ein Erfolg.
- Henry Ford -
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Verantwortlich im Sinne des
Pressegesetzes:
1. Bürgermeister Hans-Jörg Birner
Gemeinde Kirchanschöring
Rathausplatz 2
83417 Kirchanschöring
Koordination: Petra Obermeier
Satz und Layout: Petra Obermeier
Korrektur: Dr. Thomas Vordermayer
Druck: OH Druck GmbH, Laufen
gedruckt auf Recyclingpapier aus 100 % Altpapier
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