EWKB 21-52
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6<br />
Regional 30. Dezember 20<strong>21</strong><br />
Jahr der europäischen Jugend 2022<br />
An politischen Entscheidungen beteiligt werden<br />
STRASSBURG/LAND-<br />
KREIS re ∙ 2022 wird das<br />
Europäische Jahr der Jugend.<br />
Das haben die Abgeordneten<br />
des Europäischen<br />
Parlaments letzte Woche in<br />
Straßburg beschlossen. Mit<br />
dieser Initiative sollen junge<br />
Menschen in den Vordergrund<br />
des politischen Handelns<br />
gestellt werden. Der<br />
Europaabgeordnete David<br />
McAllister (CDU) hat für die<br />
Initiative gestimmt: „Nach<br />
zwei Jahren Corona stehen<br />
junge Menschen in Europa<br />
vor besonderen Herausforderungen.<br />
Vieles ist auf der<br />
Strecke geblieben. Es ist ein<br />
großer Erfolg, dass wir 2022<br />
zum Europäischen Jahr der<br />
Jugend machen. Die junge<br />
Generation soll unsere Zukunft<br />
aktiv mitgestalten.“<br />
Die EU benennt seit 1983<br />
Europäische Jahre, um auf<br />
bestimmte Themen aufmerksam<br />
zu machen. Das<br />
Europäische Jahr der Jugend<br />
geht zurück auf eine Rede<br />
von Kommissionspräsidentin<br />
Ursula von der Leyen im<br />
September. Das Europäische<br />
Parlament hat insgesamt<br />
acht Millionen Euro an neuen<br />
Mitteln bereitgestellt. Damit<br />
sollen Programme, wie<br />
das Austauschprogramm<br />
Erasmus+ und das Euro-<br />
David McAllister<br />
päische Solidaritätskorps,<br />
aufgestockt werden. Zusätzliche<br />
Gelder für weitere Aktivitäten<br />
werden im Laufe<br />
des kommenden Jahres mobilisiert.<br />
„Damit das Europäische<br />
Jahr der Jugend nachhaltig<br />
wirkt, können auch<br />
nach 2022 weitere EU-Mittel<br />
bereitgestellt werden“, betont<br />
der Abgeordnete.<br />
Ziel ist es, junge Europäer in<br />
wichtige Prozesse, wie die<br />
Konferenz über die Zukunft<br />
Europas einzubeziehen.<br />
In 2022 sollen zusätzliche<br />
Veranstaltungen und Initiativen<br />
organisiert werden,<br />
um junge Menschen an politischen<br />
Entscheidungen zu<br />
beteiligen. Hinzu kommen<br />
Aufklärungskampagnen<br />
für die Herausforderungen<br />
unserer Zeit, wie Digitalisierung<br />
und Klimawandel.<br />
Studien und Forschungsarbeiten<br />
zur Lage der Jugend<br />
in der EU sollen gefördert<br />
werden.<br />
„Schon heute bringen sich<br />
viele junge Leute politisch<br />
ein. Dieses Engagement<br />
sollten wir auch auf europäischer<br />
Ebene nutzen.<br />
Foto: tw<br />
Viele der heutigen Herausforderungen,<br />
wie den Klimawandel<br />
einzudämmen,<br />
können wir nur europäisch<br />
oder global lösen. Daher<br />
ist es entscheidend, jungen<br />
Menschen die Plattform zu<br />
bieten, sich international zu<br />
vernetzen. Sie wissen am<br />
besten, welche Themen, Initiativen<br />
und Programme für<br />
sie besonders relevant sind“,<br />
erläutert David McAllister.<br />
ZITAT DER WOCHE<br />
„Es ist ein grundlegendes<br />
Missverständnis,<br />
wenn man<br />
glaubt, mit mehr<br />
Geld komme auch<br />
mehr Intelligenz.“<br />
Heinz Riesenhuber, deutscher<br />
Politiker, geb. 1935<br />
Produktion von grünem Wasserstoff<br />
Modell soll Ergebnisse zu Energieversorgung liefern<br />
BREMERHAVEN re ∙ Erfolg zahlreiche Komponenten, tovoltaikanlagen puffere<br />
für die Wissenschaftler im von der Brennstoffzelle bis und somit eine wetterunabhängige<br />
Projekt „Wasserstoff - grünes hin zu kleinen Bausteinen,<br />
Stromversorgung<br />
Gas für Bremerhaven“ unter<br />
der Gesamtleitung von Prof.<br />
wie Steckern und Anschlussklemmen,<br />
verbaut. Außerdem<br />
gewährleiste. Damit arbeitet<br />
der Container als „MICRO-<br />
wurde der Container Dr.-Ing. Carsten Fichter: Im<br />
GRID“ in Modellgröße. Er<br />
Teilprojekt „MICROGRID“ an vorhandene erneuerbare soll Ergebnisse dazu liefern,<br />
an der Hochschule Bremerhaven<br />
Energiequellen angeschlossen.<br />
ob „MICROGRIDS“ als kleinräumige<br />
wird ab sofort grüner<br />
Wasserstoff produziert. Damit<br />
Die Energie stammt<br />
von Photovoltaikanlagen auf elektrische Energie-<br />
netze zur Energieversorgung<br />
wurde rund 14<br />
Monate nach dem<br />
Start ein wichtiger<br />
in regional abgegrenzten<br />
Gebieten, beispielsweise<br />
in Häusern, Industrie<br />
Meilenstein des<br />
und Gewerbe,<br />
Projekts erreicht.<br />
„Es ist ein Kreislauf<br />
entstanden, bei dem<br />
wir mit Hilfe von<br />
einen wichtigen Beitrag<br />
leisten können.<br />
Das Projekt „Wasserstoff<br />
- grünes Gas für<br />
erneuerbaren Energiequellen<br />
Bremerhaven“ möchte<br />
grünen<br />
den Grundstein für die<br />
Wasserstoff erzeugen,<br />
Wasserstoffwirtschaft<br />
speichern und<br />
in der Seestadt legen.<br />
bei Bedarf auch<br />
Die neuen Aktivitäten<br />
als Energiequelle<br />
knüpfen an die wissenschaftliche<br />
für die Strom- und<br />
Wärmeversorgung<br />
unterschiedlichster<br />
Gebäudestrukturen<br />
Kompe-<br />
tenz und bestehende<br />
Infrastruktur aus der<br />
Forschung für Windenergie,<br />
benutzen können“,<br />
Energiewirt-<br />
so Prof. Dr.-Ing. Das Testlabor im „MICROGRID“-Container schaft, Elektrische Maschinentechnik<br />
Uwe Werner, der das ist bereit für die Wasserstoffproduktion <br />
und<br />
Teilprojekt an der <br />
Foto: Stephan Verfahrenstechnik an.<br />
Hochschule leitet.<br />
Die Projektpartner<br />
Mithilfe des Modellaufbaus dem Dach des Gebäudes C Hochschule Bremerhaven, ttz<br />
im „MICROGRID“-Contai ner der Hochschule. Auch eine Bremerhaven und Fraun hofer<br />
auf dem Hochschulgelände kleine Windenergieanlage IWES untersuchen in vier<br />
sollen zukünftig Aussagen wurde installiert. „Wir haben<br />
ausgewählten Anwendungen<br />
zu Speicherdichte, Sicherheit,<br />
es geschafft, in einem 20 das Potenzial von grünem<br />
Lebensdauer, Benutzerfreundlichkeit,<br />
Fuß-Container nicht nur die Wasserstoff und bereiten dafreiheit<br />
Wartungs-<br />
Erzeugung des Wasserstoffes mit den Weg für wirtschaft-<br />
und Ener gieautarkie durch einen Elektrolyseur abzubilden,<br />
liche, CO 2<br />
-reduzierte Indus-<br />
sogenannter Inselnetze getroffen<br />
sondern auch die trieprozesse sowie flexible<br />
werden können. Damit<br />
Rückverstromung durch die und resiliente Strom- und En-<br />
könnte die Versorgung Brennstoffzelle zu etablieergiesysteme.<br />
Weitere Infor-<br />
von Haushalten mit „grünem<br />
ren.“, so Prof. Werner. Durch mationen zum Projekt unter<br />
Strom“ vorangetrieben die Speicherung des grünen www.hs-bremerhaven.de/<br />
werden.<br />
Bereits Ende November konnten<br />
die letzten notwendigen<br />
Wasserstoffs schaffe man nun<br />
eine weitere, CO 2<br />
neutrale Energiequelle,<br />
die die schwankende<br />
forschung/forschungsprojekte/wasserstoff-gruenesgas-fuer<br />
-bremerhaven/ und<br />
Installationen vorgenommen<br />
Energieeinspeisung //wind-wasserstoff-bremer-<br />
werden. Dafür wurden von Windenergie- und Phohaven.de.<br />
Mein Jahr<br />
Der Rückspiegel von Stefan Hackenberg<br />
Wird es anders und besser?<br />
20<strong>21</strong> neigt sich dem Ende<br />
zu. Es war kein schönes<br />
Jahr, wirklich nicht. Trotzdem<br />
und vielleicht gerade<br />
deshalb Zeit für einen Jahresrückblick.<br />
In diesem Falle<br />
eines sehr persönlichen<br />
Jahresrückblickes. Nicht in<br />
einer Zeitlinie. Chronologisch<br />
ist das eh unmöglich,<br />
denn in 20<strong>21</strong> ist vieles mit<br />
vielem und am Ende mit<br />
allem verknüpft.<br />
Zwei Stichworte streiten um<br />
die Vorherrschaft. Corona<br />
und Freiheit. Wobei die beiden<br />
Begriffe gerne Seite an<br />
Seite in der Diskussion stehen.<br />
Beim Schockmoment<br />
für alle Demokraten gleich<br />
zu Beginn des Jahres stand<br />
die Freiheit etwas mehr im<br />
Fokus. Ein abgewählter Präsident<br />
hetzt den Pöbel seiner<br />
Wähler zum Sturm auf das<br />
Capitol. Unglaublich in jeder<br />
Republik, in der amerikanischen<br />
bis dato undenkbar.<br />
Die Folgen sind nicht absehbar,<br />
befürchtet werden darf<br />
das Schlimmste. Die Demokratie<br />
und damit die Freiheit<br />
ist permanent in Gefahr, in<br />
den USA hätte man es zuletzt<br />
befürchtet. Eher schon<br />
in europäischen Gefilden.<br />
Ungarn und Polen, genauer<br />
die dortigen Machthaber,<br />
streiten um den Titel „Autokrat<br />
des Westens“. Vor allem<br />
im Jahr 20<strong>21</strong> zeigt sich die<br />
böse Fratze kleingeistiger<br />
Staatenlenker. Polen mit seiner<br />
Vertragsbrüchigkeit in<br />
Sachen Rechtsprechung, Ungarn<br />
eigentlich an allen Stellen,<br />
in denen es um Europa<br />
geht. Das europäische Geld<br />
will man, die europäischen<br />
Werte nicht. Zur Erinnerung,<br />
Freiheit ist immer auch<br />
die Freiheit der anderen.<br />
Das wird auch zum Leitspruch<br />
in Sachen Corona.<br />
Allein schon auf Deutschland<br />
geblickt, jagt ein Aufreger<br />
den nächsten. Und immer<br />
geht es um Ego versus<br />
Gemeinschaft. Habe ich die<br />
Freiheit, meine Grundrechte<br />
über das Wohl der Allgemeinheit<br />
zu stellen? Habe<br />
ich das Recht auf ein Intensivbett,<br />
wenn ich vorher mit<br />
vollem Bewusstsein auf das<br />
Risiko zu erkranken den<br />
Picks verweigert habe? Eine<br />
eindeutige Antwort darauf<br />
kann es nicht geben. Es ist<br />
ja keine Schwarz-Weiß-Situation.<br />
Und dann ist da noch<br />
die Sache mit der Vorsorge.<br />
Warum soll der Einzelne<br />
für die Mehrheit Verantwortung<br />
tragen, wenn die Verantwortlichen<br />
in der Politik<br />
es nicht schaffen, ihrer Eigenen<br />
in allen Fällen gerecht<br />
zu werden? Beschaffung der<br />
Vakanzen in ausreichender<br />
Menge gepaart mit einem<br />
Meldesystem auf dem Stand<br />
der 70er des letzten Jahrhunderts<br />
seien stellvertretend<br />
genannt. Wo bitte, außer in<br />
deutschen Ämtern, gibt es<br />
noch Datenübertragung per<br />
Fax?<br />
Und an dieser Stelle wird<br />
aus der deutschen Nachkriegsstärke<br />
„nationales<br />
Selbstbewusstsein“ eine<br />
Gefahr für die Demokratie.<br />
Deutschland hat durch<br />
Selbstreflexion, Kritikfähigkeit<br />
und Erfahrung dieses<br />
Selbstbewusstsein aufgebaut,<br />
und es war bis dato<br />
ein Pfeiler der Demokratie.<br />
Dieses Selbstbewusstsein<br />
wandelt sich gerade<br />
in Egoismus. Das ist nicht<br />
gut für die Freiheit. Das ist<br />
nicht gut für die Demokratie.<br />
Das ist nicht gut für die<br />
Menschen. Dieser Egoismus<br />
verändert Bürger in Pöbel,<br />
lässt Gewalt an Polizisten,<br />
Journalisten, Politikern und<br />
tatsächlich auch Rettungskräften<br />
zu. Oft begleitet von<br />
laut krächzenden Mitläufern,<br />
„die sowas wie Gewalt<br />
echt ganz blöd finden“. Das<br />
ist eine Katastrophe.<br />
Eine andere Katastrophe dagegen<br />
hat 20<strong>21</strong> den „Mensch<br />
im Menschen“ gezeigt. Und<br />
bewiesen, zu was freiheitliche,<br />
mündige Bürger in<br />
der Lage sind. Als Mitte<br />
Juli eine Flut im Westen<br />
und mancherorts im Süden<br />
Deutschlands über Nacht<br />
verwüstete Täler gebiert,<br />
sind sie da. Menschen, die<br />
helfen; Menschen die selbst<br />
zurückstecken, um anderen<br />
zur Seite zu stehen. Das<br />
Ahrtal verliert seine weinselige<br />
touristische Bedeutung<br />
und wandelt sich zur Hölle<br />
für deren Bewohner. Einen<br />
Tag nach der Sintflut rücken<br />
dann die ersten Helfer an.<br />
Aus allen Teilen der Republik.<br />
Ob Bayer, Niedersachse<br />
oder Mecklenburger. Ob<br />
Deutscher, Syrer oder Pole.<br />
Alle wollen helfen, alle helfen.<br />
Dazu kommen Spenden<br />
jeder Art, die an Deutschlands<br />
längster Rennstrecke<br />
zwischengelagert werden.<br />
Auch Monate nach der Flut<br />
sind viele dieser Ersthelfer<br />
noch vor Ort. Der Dank<br />
ist riesig. Und ist ein ganz<br />
starkes Zeichen von Freiheit.<br />
Doch 20<strong>21</strong> hat mehr zu bieten<br />
als Katastrophen. Eine<br />
Bundeswahl beispielsweise,<br />
die gefühlt für einige zwar<br />
katastrophal ausging, tatsächlich<br />
aber den Beweis<br />
für eine politisch starke<br />
Demokratie liefert. Keine<br />
Wahlverlierer, die wie<br />
im Sandkas ten mit dem<br />
Schäufelchen auf ihren<br />
Förmchen einhämmern,<br />
keine versuchte Rechtsbeugung<br />
durch den Gang vor<br />
die Gerichte. Demokratie<br />
at it‘s best. Gut, mathematisch<br />
glaubt ein gescheiterer<br />
Kandidat noch an das Unglaubliche,<br />
aber für Laschet<br />
wird daraus schnell ein<br />
rheinisches „Lass-et“. Nach<br />
kurzen Verhandlungen findet<br />
das Bunte zusammen,<br />
lässt die Farbe Blau dankenswerter<br />
Weise außen<br />
vor, verneigt sich kurz und<br />
angemessen vor der ewigen<br />
Kanzlerin Angela Merkel<br />
und beginnt mit der Arbeit.<br />
Und diese Regierung hat sofort<br />
ein Problem. Nein zwei.<br />
Eigentlich viele. Corona mit<br />
neuen Mutanten; Klimawandel<br />
mit neuen Zielen;<br />
Rückkehr in der Kalten<br />
Krieg; eine Wirtschaft, die<br />
viel will, aber kein Material<br />
hat; einen im besten Fall<br />
vertragsbeugenden Briten<br />
als Nachbar; eine deutsche<br />
Minderheit, die lauter<br />
als die Mehrheit ist. Alles<br />
Punkte, die zum Jahr 20<strong>21</strong><br />
passen und die leider auch<br />
2022 aktuell sein werden.<br />
Doch 20<strong>21</strong> hat noch mehr<br />
zu bieten. Eine Fußballbundesliga<br />
zum Beispiel, in der<br />
die 2. Liga spannender als<br />
die 1. Liga ist. Einen langhaarigen<br />
Vierbeiner namens<br />
Wolf, der die einen weinen<br />
und die anderen frohlocken<br />
lässt. Je nachdem, ob man<br />
von der Landwirtschaft<br />
lebt oder nur gerne deren<br />
Produkte konsumiert. 20<strong>21</strong><br />
war auch das Jahr, in dem<br />
die deutsche Sprache zum<br />
Zankapfel wird. Man gendert<br />
sich gegenseitig an.<br />
Statt sich Sprache entwickeln<br />
zu lassen, will man<br />
auf Deubel-komm-raus,<br />
Entschuldigung, Deubel*Inkomm-raus<br />
die Sprache<br />
selbst entwickeln. Irgendwie<br />
sitzt einem da das Lastenrad<br />
quer und der Fisch<br />
Dank Brexit bleibt ungefangen.<br />
Dafür nervt das Warten<br />
auf die nächste Welle. Denn<br />
irgendwer wird die schon<br />
machen. Entweder das Virus<br />
oder ein aufgeregter<br />
Querdenker mit dem Hang<br />
zur geistigen und öffentlichen<br />
Selbstdemütigung.<br />
Mach keine Welle, möchte<br />
man Beiden zurufen, zum<br />
alkoholfreien Perlwein greifen<br />
und das finnische „Kipp<br />
es“ dem neuen 2022 zurufen.<br />
Das wird anders und<br />
hoffentlich besser.