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Handbuch Katathym Imaginative Psychotherapie (KIP) - AGKB

Handbuch Katathym Imaginative Psychotherapie (KIP) - AGKB

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Harald Ullmann Eberhard Wilke<br />

Herausgeber<br />

<strong>Handbuch</strong><br />

<strong>Katathym</strong><br />

<strong>Imaginative</strong><br />

<strong>Psychotherapie</strong>


Ullmann / Wilke (Hrsg.)<br />

<strong>Handbuch</strong><br />

<strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong><br />

Verlag Hans Huber<br />

Programmbereich<br />

Psychiatrie/<strong>Psychotherapie</strong><br />

© 2012 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.<br />

Aus: Harald Ullmann, Eberhard Wilke (Hrsg.); <strong>Handbuch</strong> <strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong>. 1. Auflage.


Harald Ullmann<br />

Eberhard Wilke<br />

(Herausgeber)<br />

<strong>Handbuch</strong><br />

<strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong><br />

<strong>Psychotherapie</strong><br />

(<strong>KIP</strong>)<br />

Verlag Hans Huber<br />

© 2012 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.<br />

Aus: Harald Ullmann, Eberhard Wilke (Hrsg.); <strong>Handbuch</strong> <strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong>. 1. Auflage.


Anschriften der Herausgeber:<br />

Dr. med. Harald Ullmann<br />

Nowackanlage 15<br />

76137 Karlsruhe<br />

Dr. med. Eberhard Wilke<br />

Mittschiffs 5<br />

23570 Lübeck-Travemünde<br />

Lektorat: Dr. Klaus Reinhardt, Gaby Burgermeister<br />

Herstellung: Daniel Berger<br />

Umschlaggestaltung: Claude Borer, Basel<br />

Druckvorstufe: sos-buch, Lanzarote<br />

Druck und buchbinderische Verarbeitung: AZ Druck und Datentechnik, Kempten<br />

Printed in Germany<br />

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der<br />

engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.<br />

Das gilt insbeson dere für Kopien und Vervielfältigungen zu Lehr- und Unterrichts zwecken, Über setzungen,<br />

Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen oder Warenbezeichnungen in diesem Werk berech tigt<br />

auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-<br />

Markenschutz-Gesetz gebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen.<br />

Anregungen und Zuschriften bitte an:<br />

Verlag Hans Huber<br />

Lektorat Psychologie<br />

Länggass-Strasse 76<br />

CH-3000 Bern 9<br />

Tel: 0041 (0)31 300 4500<br />

Fax: 0041 (0)31 300 4593<br />

E-Mail: verlag@hanshuber.com<br />

Internet: www.verlag-hanshuber.com<br />

1. Auflage 2012<br />

© 2012 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

(E-Book-ISBN [PDF] 978-3-456-94988-8)<br />

(E-Book-ISBN [EPUB] 978-3-456-74988-4)<br />

ISBN 978-3-456-84988-1<br />

© 2012 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

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Aus: Harald Ullmann, Eberhard Wilke (Hrsg.); <strong>Handbuch</strong> <strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong>. 1. Auflage.


Widmung<br />

Dem Evangelischen Studienwerk Villigst gewidmet – in dankbarer<br />

Erinnerung an Menschen, die uns gefördert und begleitet haben.<br />

© 2012 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

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Aus: Harald Ullmann, Eberhard Wilke (Hrsg.); <strong>Handbuch</strong> <strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong>. 1. Auflage.<br />

5


6<br />

Danksagung<br />

Zum Gelingen dieses <strong>Handbuch</strong>-Projekts haben viele Menschen beigetragen,<br />

denen wir nun danken möchten. In Gesprächen mit dem Lektorat des Verlags<br />

Hans Huber, der unserer Methode seit langem verbunden ist, reiften die<br />

ersten Pläne. Im Dozentenkreis unserer Fachgesellschaft fanden wir Zustimmung<br />

und Vertrauen. Dort konnten wir unsere Positionen diskutieren und<br />

Mit autoren gewinnen.<br />

Nach dem Ausscheiden von Herrn Dr. Peter Stehlin und Frau Monika Eginger<br />

aus dem Lektorat nahmen sich Herr Dr. Klaus Reinhardt und Frau lic.<br />

phil. Gaby Burgermeister des großen Vorhabens an, um uns seitdem mit Ermutigung<br />

und konkretem Engagement zu begleiten. Frau Burgermeister war<br />

für Herausgeber wie Autoren die direkte Ansprechpartnerin, von der Idee bis<br />

ins Detail. Mit ihrem philologischen Sachverstand half sie uns des Öfteren,<br />

hinter formalen und sprachlichen Ungereimtheiten inhaltliche Probleme zu<br />

erkennen und neu zu durchdenken. In der Endphase gelang es ihr, die unterschiedlichen<br />

Wünsche von 16 Autorinnen und Autoren zu berücksichtigen<br />

und immer wieder das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.<br />

Bei der Korrektur der Manuskripte hat sich Sr. Wiltrud Maag durch genaues<br />

Hinschauen wie durch skeptisches Nachfragen verdient gemacht. Eine ganze<br />

Reihe von Graphiken für Abbildungen stammen aus der «Feder» von Frau<br />

Sonnelle Ullmann, die in diesem komplizierten Metier bald gut zu Hause<br />

war. Herr Daniel Berger, der Hersteller des Verlags Hans Huber, und die<br />

Druck vorstufe sos-buch gingen mit den ihnen vorliegenden Manuskripten<br />

und Addenda aller Autoren sorgsam und kreativ um.<br />

Abschließend möchten wir der klinischen Lehrer gedenken, die uns den<br />

Weg wiesen und zu Vorbildern wurden. Wir haben nicht zuletzt einer Vielzahl<br />

von Patientinnen und Patienten zu danken, die sich auf die je einmalige<br />

Begegnung und das stets neue Wagnis therapeutisch begleiteter Tagträume<br />

eingelassen haben. In dem mit ihnen zusammen gestalteten Vorstellungsraum<br />

entstand das Material, an dem wir Erfahrungen sammeln und unser Wissen<br />

schulen konnten.<br />

Karlsruhe und Lübeck, im Januar 2012<br />

Dr. med. Harald Ullmann Dr. med. Eberhard Wilke<br />

© 2012 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

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Aus: Harald Ullmann, Eberhard Wilke (Hrsg.); <strong>Handbuch</strong> <strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong>. 1. Auflage.


Inhalt<br />

Geleitwort ...................................................... 13<br />

Vorwort der Herausgeber ................................... 15<br />

1. Imagination und <strong>Psychotherapie</strong> – eine Bestandsaufnahme 18<br />

Harald Ullmann<br />

1.1 Von den Wurzeln der Vorstellungskraft . ................. 19<br />

1.2 Zur Begriffsbestimmung der Imagination und zum<br />

Stellenwert des Symbols . ............................... 23<br />

1.3 <strong>Imaginative</strong> Ansätze in ihrer Vielfalt . .................... 26<br />

1.4 Die Imagination als Drehscheibe der <strong>Psychotherapie</strong> . ...... 31<br />

Literatur ............................................. 33<br />

2. Symbolbildung und Symbolverwendung .................. 38<br />

Hanni Salvisberg<br />

Überblick ............................................ 38<br />

2.1 Struktur- und Symbolbildung in der kindlichen Entwicklung 39<br />

2.2 Symbolbildung, Symbolverwendung und Strukturbildung in<br />

der Therapie . ......................................... 54<br />

Literatur ............................................. 62<br />

3. Mnestische Systeme und ihre Veränderung ................ 66<br />

Harald Ullmann<br />

3.1 Das Gehirn wächst und entwickelt sich im Austausch mit der<br />

Umwelt .............................................. 67<br />

3.2 Vom Bauplan zur permanenten Baustelle . ................ 71<br />

3.3 Bausteine für ein transnatales Gedächtnis . ............... 73<br />

3.4 Frühe Formen des Lernens und Erinnerns . ............... 75<br />

3.5 Reifere Gedächtnisleistungen brauchen ausgereifte<br />

Strukturen ........................................... 77<br />

3.6 Dauerhafte Repräsentation gründet in Beziehungs-<br />

erfahrungen .......................................... 80<br />

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7


8 Inhalt<br />

3.7 Bindung als Basis für das Selbst und die Regulation der<br />

Affekte .............................................. 81<br />

3.8 Stadien des Selbstempfindens und der mentalen<br />

Repräsentation ....................................... 83<br />

3.9 Komplexere Gedächtnisformen und ihre neuronalen<br />

Grundlagen ......................................... 85<br />

3.10 Hirnreifung, höhere mentale Funktionen und Sprache . ... 89<br />

3.11 Von der Geburt der Sprache zu expliziten Gedächtnis-<br />

niveaus ............................................. 93<br />

3.12 Das autonoetische Gedächtnis im ständigen Umbau . ..... 97<br />

3.13 Explizite Nachdenklichkeit und implizite Bauch-<br />

entscheidungen ...................................... 100<br />

3.14 Die Drehmomente der Episodenaktivierung . ............ 102<br />

3.15 Erinnern ist Vergegenwärtigen und Neukonstruieren . .... 106<br />

3.16 Vom intakten Frontalhirn und den Grenzen der «Redekur» 108<br />

3.17 Strukturebenen und ihre Interaktion in der <strong>Psychotherapie</strong> 111<br />

3.18 Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten in der <strong>KIP</strong> . ... 114<br />

Literatur ............................................ 117<br />

4. Eine Dekade der <strong>KIP</strong>-Prozessforschung im Überblick ........ 122<br />

Michael Stigler und Dan Pokorny<br />

4.1 Zur Einführung . ..................................... 123<br />

4.2 Ergebnisse .......................................... 125<br />

4.3 Zum Abschluss . ..................................... 142<br />

Literatur ............................................ 143<br />

5. Zur Gestaltung des therapeutischen Prozesses in der <strong>KIP</strong> . . . 146<br />

Harald Ullmann<br />

5.1 Die Geschichte lehrt … ................................ 147<br />

5.2 Eine psychoanalytisch begründete Therapiemethode im<br />

Wandel ............................................. 149<br />

5.3 Ein erster Blick auf Komponenten der <strong>KIP</strong> und deren<br />

Zusammenwirken .................................... 152<br />

5.4 Die <strong>KIP</strong> als psychodynamisch orientierte Methode der<br />

<strong>Psychotherapie</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159<br />

5.5 Die <strong>KIP</strong> als ein sinnvoll gestaffeltes therapeutisches System 162<br />

5.6 Über die therapeutische Beziehung und den Stellenwert der<br />

Regression .......................................... 170<br />

5.7 Beziehungsthemen, -episoden und -geschichten . ......... 177<br />

5.8 Der Tagtraum als Wegbereiter des Neuen . ............... 187<br />

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5.9 Meilensteine des therapeutischen Weges – von Etappe zu<br />

Etappe .............................................. 189<br />

Literatur ............................................ 194<br />

6. <strong>KIP</strong> bei neurotischen Störungen ........................... 200<br />

Manfred Rust<br />

6.1 Angstneurosen ...................................... 201<br />

6.2 Narzisstische Störungen ............................... 211<br />

6.3 Depression . ......................................... 217<br />

6.4 Zusammenfassung ................................... 225<br />

Literatur ............................................ 226<br />

7. Die <strong>KIP</strong> in der psychosomatischen Medizin ................. 228<br />

Eberhard Wilke<br />

7.1 Entwicklungslinien innerhalb der <strong>KIP</strong> . ................. 230<br />

7.2 Was ist in der <strong>KIP</strong> mit psychosomatisch Erkrankten anders? 232<br />

7.3 Regression und Progression . .......................... 232<br />

7.4 Zur Bedeutung der Emotionen und Affekte . ............. 235<br />

7.5 Persistierende Regression, maligne Regression, Progression 236<br />

7.6 Zum Umgang mit aggressiven Impulsen . ................ 238<br />

7.7 Spezifische Symbole .................................. 238<br />

7.8 Besondere Verhaltensweisen in der Imagination . ......... 240<br />

7.9 Technische Besonderheiten der <strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong>n<br />

<strong>Psychotherapie</strong> bei psychosomatischen Erkrankungen ..... 241<br />

7.10 Zur Bedeutung des körperlichen Symptoms . ............. 243<br />

7.11 Besondere Motive, insbesondere die Inspektion des Körper-<br />

inneren ............................................. 244<br />

7.12 Überlegungen zu einer möglichen spezifischen Wirkung<br />

der <strong>KIP</strong> bei psychosomatisch Kranken . ................. 246<br />

7.13 Indikationen, Grenzen und Kontraindikationen in Abhän-<br />

gigkeit von Übertragung und Gegenübertragung ......... 247<br />

Literatur ............................................ 248<br />

8. Psychotraumatherapie akuter und komplexer Traumatisierung<br />

im Rahmen eines katathym imaginativen<br />

Behandlungsansatzes<br />

Beate Steiner ............................................. 250<br />

8.1 Kritische Anmerkung zum Traumabegriff der gängigen<br />

diagnostischen Manuale .............................. 252<br />

8.2 Hilfreiche therapeutische Beziehung . ................... 254<br />

8.3 Akuttraumatisierung ................................. 256<br />

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Inhalt 9


10 Inhalt<br />

8.4 Stabilisierung bei akuter und chronischer Traumatisierung<br />

mittels spezifischer Tagtraummotive ................... 259<br />

8.5 Arbeit mit dem inneren Kind . ........................ 262<br />

8.6 Täterkonfrontation . ................................. 267<br />

8.7 Arbeit am traumatogenen Introjekt . ................... 269<br />

8.8 Integration des Traumas . ............................. 270<br />

8.9 Überblick über Motive und Techniken . ................. 273<br />

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274<br />

9. <strong>KIP</strong> bei Störungen im Kindes- und Jugendalter ............. 278<br />

Franz Wienand<br />

9.1 Einführung . ........................................ 279<br />

9.2 Imagination in der Diagnostik bei Kindern, Jugendlichen<br />

und Familien . ...................................... 283<br />

9.3 <strong>KIP</strong> bei Kindern . .................................... 289<br />

9.4 <strong>KIP</strong> bei Jugendlichen ................................. 300<br />

9.5 Weitere Anwendungsformen der <strong>KIP</strong> bei Kindern und<br />

Jugendlichen ........................................ 312<br />

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312<br />

10. <strong>KIP</strong> bei älteren Menschen ................................ 316<br />

Harald Ullmann<br />

10.1 Das alternde Gedächtnis und seine Biographie . .......... 317<br />

10.2 Unterschiedliche Aspekte erfordern differenzierte Modelle 322<br />

10.3 Zu den Rahmenbedingungen und Ansätzen in der<br />

Behandlung älterer Menschen ......................... 326<br />

10.4 Besondere Möglichkeiten der <strong>KIP</strong> in der Behandlung<br />

älterer Menschen .................................... 337<br />

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347<br />

1 1. Krisen bewältigen – <strong>KIP</strong> in der Krisenintervention ......... 352<br />

Claudius Stein<br />

11.1 Einführung . ........................................ 353<br />

11.2 Krisendefinition . .................................... 353<br />

11.3 Faktoren, die zur Entstehung und zum Verlauf einer Krise<br />

maßgeblich beitragen ................................ 355<br />

11.4 Symptome .......................................... 357<br />

11.5 Prinzipien der Krisenintervention . .................... 358<br />

11.6 Ablauf einer Krisenintervention . ...................... 359<br />

11.7 <strong>KIP</strong> und Krisenintervention . .......................... 360<br />

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11.8 Therapeutische Zielsetzungen in der Krisenintervention . . 363<br />

11.9 Schlussbemerkung ................................... 375<br />

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375<br />

12. Paartherapie mit <strong>KIP</strong> .................................... 378<br />

Leonore Kottje-Birnbacher<br />

12.1 Unterschiedliche paartherapeutische Ansätze . ........... 379<br />

12.2 Das Erstgespräch .................................... 381<br />

12.3 Die therapeutische Grundhaltung in der Paartherapie . ... 382<br />

12.4 Der Einsatz von Imaginationen in der Paartherapie . ..... 385<br />

12.5 Technisches Vorgehen bei der Paartherapie mit <strong>KIP</strong> . ..... 387<br />

12.6 Motive und therapeutische Begleitung . ................. 389<br />

12.7 Zusammenfassung . .................................. 392<br />

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392<br />

13. Gruppentherapie mit <strong>KIP</strong> ................................ 394<br />

Ulrike Linke-Stillger<br />

13.1 Einleitung . ......................................... 395<br />

13.2 Gruppentherapie versus Einzeltherapie – ein Plädoyer für<br />

die Gruppe . ........................................ 396<br />

13.3 Gruppentherapie mit <strong>KIP</strong> – eine ganz besondere Behand-<br />

lungsform .......................................... 400<br />

13.4 Aufbau und Durchführung einer G-<strong>KIP</strong>-Therapie . ....... 417<br />

13.5 Indikation und Kontraindikation ...................... 421<br />

13.6 G-<strong>KIP</strong> in unterschiedlichen Kontexten . ................ 422<br />

13.7 Schlussbemerkung . .................................. 422<br />

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 423<br />

14. <strong>Katathym</strong> imaginative Ansätze in Supervision und Coaching 426<br />

Leonore Kottje-Birnbacher und Verena Maxeiner<br />

Einführung ......................................... 426<br />

14.1 <strong>Katathym</strong> imaginative Ansätze in der Supervision . ....... 427<br />

14.2 <strong>Katathym</strong> imaginative Ansätze im Coaching . . . . . . . . . . . . . 437<br />

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448<br />

15. <strong>KIP</strong> in der Klinik. Möglichkeiten und Anwendungsbereiche . 450<br />

Andrea Friedrichs-Dachale und Christoph Smolenski<br />

15.1 Die <strong>KIP</strong> als Einzeltherapie im Klinik-Setting . ........... 453<br />

15.2 Gruppentherapie mit <strong>KIP</strong> im Klinik-Setting . ............ 460<br />

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 463<br />

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Inhalt 11


12 Inhalt<br />

16. Zur Kombination der <strong>KIP</strong> mit anderen Methoden .......... 464<br />

Nicole Berger-Becker und Regine Grothaus-Neiss<br />

Einleitung .......................................... 464<br />

16.1 Psychodrama und <strong>KIP</strong> ............................... 466<br />

16.2 Die <strong>KIP</strong> und die Arbeit mit «konkreten» Symbolen . ...... 484<br />

16.3 <strong>Katathym</strong> imaginatives Körpererleben . ................. 491<br />

16.4 Zusammenfassung . .................................. 514<br />

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515<br />

17. Behandlungsergebnisse der <strong>KIP</strong> .......................... 518<br />

Eberhard Wilke<br />

17.1 Vom dokumentierten Einzelfall zur Effektivitätsmessung . . 519<br />

17.2 Ergebnisberichte und -forschungen . ................... 519<br />

17.3 Umfangreichere Studien zur Verlaufsforschung . ......... 521<br />

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524<br />

18. Hinweise zur Aus-, Weiter- und Fortbildung ............... 526<br />

Andrea Friedrichs-Dachale und Harald Ullmann<br />

18.1 Grundsätzliches . .................................... 527<br />

18.2 Curricula ........................................... 538<br />

18.3 Fortbildung für Berufsgruppen in beratenden oder<br />

psychosozialen Arbeitsfeldern . ........................ 549<br />

18.4 Fachgesellschaften und AWF-Veranstaltungen . .......... 550<br />

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 555<br />

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 556<br />

Grundlagenliteratur zur <strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong>n<br />

<strong>Psychotherapie</strong> – eine Auswahl ............................. 557<br />

Autorenverzeichnis . ...................................... 560<br />

Sachwortverzeichnis . ..................................... 563<br />

Farbtafeln ............................................... 583<br />

© 2012 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

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Geleitwort<br />

Unter den psychotherapeutischen Behandlungsansätzen, die sich heute im<br />

wissenschaftlichen und kassentechnischen Rahmen durchgesetzt haben, lassen<br />

sich drei «Säulen» mit spezifischen Schwerpunkten unterscheiden: die<br />

Psychoanalyse, die tiefenpsychologisch fundierten Verfahren und die Verhaltenstherapie.<br />

Auch wenn diese Verfahren im Wesentlichen eigenständig entwickelt<br />

worden sind und in der Vergangenheit viele Auseinandersetzungen<br />

mit ihren wechselseitigen «Fundamentalismen» hatten, befinden sie sich jetzt<br />

doch mehr oder weniger alle in einem, auf die Bewältigung der konkreten<br />

klinischen Aufgaben zielenden, integrativen Prozess. Die produktivste Entwicklung<br />

in diesem Sinne lässt sich unter dem Begriff der «Psychodynamischen<br />

<strong>Psychotherapie</strong>» zusammenfassen.<br />

So versteht sich auch die «<strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong>» (<strong>KIP</strong>) in<br />

ihrer Weiterentwicklung des von Hanscarl Leuner begründeten «<strong>Katathym</strong>en<br />

Bilderlebens» (KB) als eine auf den Grundlagen der Psychoanalyse von<br />

Sigmund Freud und der Analytischen Psychologie von Carl Gustav Jung aufbauende<br />

Methode. Aufgrund der spezifischen, dialogisch geführten Imagination<br />

erfordert und ermöglicht die <strong>KIP</strong> eine besondere Betrachtung und Handhabung<br />

von Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomenen.<br />

Die Entdeckung der Kraft der Imagination im Kontext einer <strong>Psychotherapie</strong><br />

hatte Leuner seit 1954 veranlasst – anknüpfend an Vorarbeiten von Silberer,<br />

Kretschmer, Happich und Schultz aus den 1920er- und 1930er-Jahren – seine<br />

klinischen Erfahrungen im Umgang mit vorgegebenen bildhaften Vorstellungsmotiven<br />

und den entsprechenden Symbolisierungen im Tagtraum als<br />

«<strong>Katathym</strong>es Bilderleben» zu systematisieren. Mit zunehmendem Wissen um<br />

die therapeutische Tiefenwirkung der Imagination und die Gestaltungsmöglichkeiten<br />

im Verlauf des psychotherapeutischen Prozesses, wie sie in der später<br />

so benannten «<strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong>n <strong>Psychotherapie</strong>» zu einem festen<br />

Bestandteil wurden, konnte dieses methodische Vorgehen als eine genuine<br />

Variante der «Psychodynamischen <strong>Psychotherapie</strong>» ausgewiesen werden.<br />

© 2012 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.<br />

Aus: Harald Ullmann, Eberhard Wilke (Hrsg.); <strong>Handbuch</strong> <strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong>. 1. Auflage.<br />

13


14 Geleitwort<br />

Das vorliegende <strong>Handbuch</strong> führt jetzt in reichhaltiger Gliederung sowohl<br />

die theoretischen Voraussetzungen als auch die vielfältigen Aspekte der im<br />

Verlauf der letzten 50 Jahre gewonnenen therapeutischen Erkenntnisse zusammen.<br />

Auf der Basis des von Leuner 1970 erstmals veröffentlichten Einführungsbuchs<br />

zum «<strong>Katathym</strong>en Bilderleben» (KB) und der Fortführung<br />

durch Wilke (1996/2005) als «<strong>Katathym</strong>-imaginative <strong>Psychotherapie</strong>» (<strong>KIP</strong>)<br />

teilen nunmehr die beiden Herausgeber, Harald Ullmann und Eberhard Wilke,<br />

zusammen mit vierzehn Autoren aus dem engeren Kreis der «Internationalen<br />

Gesellschaft für <strong>Katathym</strong>es Bilderleben und imaginative Verfahren in<br />

<strong>Psychotherapie</strong> und Psychologie» (IGKB), ihre diagnostischen und therapeutischen<br />

Leitlinien mit. Damit liegt eine weitreichende und in viele Nachbargebiete<br />

hineinragende Übersicht vor. Sie informiert über die Bedeutung der<br />

verschiedenen Aspekte der Imagination mit den Schwerpunkten sowohl auf<br />

theoretischen Gesichtspunkten als auch auf Einzelheiten der Prozess- und<br />

Ergebnisforschung, der Behandlung unterschiedlicher Erkrankungen sowie<br />

der Varianten der Methode im ambulanten und stationären Setting. Die Möglichkeiten<br />

und Probleme der Aus-, Weiter- und Fortbildung werden erörtert<br />

und mit passenden Hinweisen versehen.<br />

Für einen Leser, der die Tagtraummethode bisher noch nicht näher kennengelernt<br />

hatte, ergibt sich die Möglichkeit, eindrucksvolle Einblicke in das<br />

menschliche Seelenleben mithilfe therapeutischer Imaginationen zu gewinnen.<br />

Für den bereits fortgeschrittenen und entsprechend vorgebildeten Therapeuten<br />

bietet das <strong>Handbuch</strong> eine beeindruckende Fülle an gemeinsamer Erfahrung<br />

und gleichzeitiger individueller Varianz. Die «ideologische Offenheit»<br />

der Methode wird zu einer weiteren Verbreitung im internationalen Rahmen<br />

führen und hoffentlich auch – in einem allgemeineren Sinne – einen Beitrag<br />

zur «globalen Verständigung» leisten können. So möchte ich diesem originellen<br />

und auf eine lange Entwicklungsarbeit zurückblickenden Werk nun eine<br />

zahlreiche und aufgeschlossene Leserschaft wünschen!<br />

Heidelberg, im Januar 2012<br />

Prof. Dr. med. Peter Hahn<br />

© 2012 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.<br />

Aus: Harald Ullmann, Eberhard Wilke (Hrsg.); <strong>Handbuch</strong> <strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong>. 1. Auflage.


Vorwort der Herausgeber<br />

Die Imagination spielt seit jeher eine wichtige Rolle in der <strong>Psychotherapie</strong>.<br />

Nur wird ihr in den meisten Methoden und Verfahren nicht durchgängig<br />

jener Stellenwert eingeräumt, der diesem wesentlichen Element eigentlich<br />

zukommt. Das gilt für die Psychoanalyse, soweit sie in der Tradition von Sigmund<br />

Freud wurzelt, ebenso wie für die Verhaltenstherapie, auch wenn heutzutage<br />

in beiden Verfahren neue Tendenzen erkennbar sind. Lediglich die von<br />

C. G. Jung begründete Analytische Psychologie betrachtete die Imagination<br />

von Anfang an als ein konzeptionell bedeutsames Element und legte darüber<br />

hinaus auch besonderen Wert auf deren symbolische Implikationen.<br />

Als Hanscarl Leuner in der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit chemisch und<br />

hypnotisch induzierten Tagträumen zu experimentieren begann, befand er<br />

sich in der Tradition und im Umfeld einer ganzen Reihe von imaginativen Ansätzen,<br />

auf die er bei seinen Ideen zum technischen Umgang mit Tagträumen<br />

und Symbolen zurückgreifen konnte. Die enormen therapeutischen Optionen<br />

des neuen Ansatzes erkennend bezog sich der Erfinder der Tagtraumtechnik<br />

sehr bald in theoretischer und teilweise auch in praktischer Hinsicht auf die<br />

Psychoanalyse. Er richtete sich damit an seiner eigenen therapeutischen Sozialisation<br />

aus, zu der allerdings auch eine intensive Schulung als Hypnose therapeut<br />

gehörte. In die Praxis der zur Methode weiterentwickelten Tagtraumtechnik<br />

fanden demgemäß eine ganze Reihe von hypnosetherapeutischen<br />

Elementen Eingang. Zudem wurde von Beginn an auch mit kognitiven und<br />

behavioralen Elementen verhaltenstherapeutischer Art hantiert. Leuner konzentrierte<br />

sich gleichwohl für die Zwecke der begrifflichen Fundierung seiner<br />

jungen Methode, deren kreatives Potenzial sich rasch zu entfalten begann, auf<br />

bereits ausformulierte psychoanalytische Positionen. Hierzu gehörte auch das<br />

tiefenpsychologische Verständnis der in einer <strong>Psychotherapie</strong> mit dem Tagtraum<br />

wirksamen Symbolik.<br />

In den folgenden Jahrzehnten wurde aus der ursprünglich als «<strong>Katathym</strong>es<br />

Bilderleben» (KB) oder «Symboldrama» bekannt gewordenen <strong>Psychotherapie</strong><br />

mit dem Tagtraum eine übersichtlich gestaffelte und praktikabel zu hand-<br />

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Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.<br />

Aus: Harald Ullmann, Eberhard Wilke (Hrsg.); <strong>Handbuch</strong> <strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong>. 1. Auflage.<br />

15


16 Vorwort der Herausgeber<br />

habende Methode, die durch ihre Systematisierung in didaktischer Hinsicht<br />

gut zu vermitteln war und ist. Die offiziell eingeführte Bezeichnung «<strong>Katathym</strong><br />

<strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong>» (<strong>KIP</strong>) macht deutlich, dass es sich hier um eine<br />

Behandlungsform handelt, bei der «katathyme», das heißt affekttragende Imaginationen<br />

als zentrales Element in das Setting und in den therapeutischen<br />

Prozess eingebunden sind. Im dialogischen Charakter dieser spezifischen Imaginationen<br />

unterscheidet sich die <strong>KIP</strong> von vielen anderen imaginativen Ansätzen,<br />

darunter auch von der Aktiven Imagination nach C. G. Jung, mit der sie<br />

gleichwohl eine besondere Achtung vor der Welt der Symbole verbindet.<br />

Die ersten Erfahrungen mit dem <strong>Katathym</strong>en Bilderleben als Therapiemethode<br />

gehen auf die Arbeit an neurotischen Störungen in einem einzeltherapeutischen<br />

Setting zurück. Seitdem sind eine Fülle von Setting-Varianten und<br />

Indikationsbereichen hinzugekommen. Darüber hinaus haben sich von der<br />

behandlungspraktischen und theoretischen Basis der <strong>KIP</strong> ausgehend wei tere<br />

Anwendungsbereiche für katathyme Imaginationen erschließen lassen. Sie<br />

reichen von der Beratung über die Supervision bis zum Coaching und zur<br />

Anwendung in der Didaktik. So schien es uns an der Zeit, ein erstes <strong>Handbuch</strong><br />

vorzulegen, das einen Überblick gibt und Hinweise zum Einarbeiten in unterschiedliche<br />

Anwendungsbereiche vermittelt.<br />

In die psychotherapeutische Landschaft ist Bewegung gekommen. Methodenintegrative<br />

Ansätze, die sich flexibel auf das jeweilige Bedingungsgefüge einstellen<br />

können, sind mehr denn je gefragt. Die <strong>KIP</strong> hat sich seit langem in<br />

dieser Weise bewährt. Gefragt ist nicht zuletzt der interdisziplinäre Diskurs<br />

jenseits von Schulenzugehörigkeiten. Wer die <strong>KIP</strong> vertritt, wird in eben diesem<br />

Sinne argumentieren können. Wenn zunehmend auf neurobiologisch zu<br />

begründende Wirkfaktoren geachtet wird, dann gehört auch und gerade die<br />

<strong>KIP</strong> auf eine solche Diskussionsplattform. Das jetzt vorgelegte <strong>Handbuch</strong> enthält<br />

vielfältige Anregungen in praktischer wie in theoretischer Hinsicht. Möge<br />

es dazu beitragen, dass die <strong>KIP</strong> auf dem Wege zu einer eigenständigen, in sich<br />

konsistenten Methode gegenüber anderen Ansätzen angemessen offen und<br />

hinreichend integrationsfähig bleibt.<br />

Harald Ullmann<br />

Eberhard Wilke<br />

© 2012 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.<br />

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18<br />

1<br />

Imagination und <strong>Psychotherapie</strong> –<br />

eine Bestandsaufnahme<br />

Harald Ullmann<br />

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1.1 Von den Wurzeln der Vorstellungskraft<br />

1. Imagination und <strong>Psychotherapie</strong> – eine Bestandsaufnahme 19<br />

Das klinisch bedeutsame Phänomen der Imagination gründet in basalen<br />

menschlichen Fähigkeiten, für die es uralte Belege gibt. Aus Höhlenfunden<br />

von Ritzzeichnungen und Malereien lässt sich auf die Vorstellungskraft und<br />

Symbolisierungsfähigkeit unserer steinzeitlichen Vorfahren schließen. Auch<br />

sie waren offenbar bereits in der Lage, sich etwas innerlich vor Augen zu führen,<br />

das in der äußeren Realität nicht mehr oder noch nicht existiert. Dem<br />

entspricht die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Phantasie als der Fähigkeit,<br />

etwas «in Erscheinung treten» zu lassen (griech.: phaínein = «sichtbar<br />

machen» [Duden 2001]), und zwar in einem mentalen, kulturell vermittelten<br />

Raum.<br />

Die Inhalte der weltweit entdeckten Schätze an bunten Höhlenmalereien<br />

reichen von Erinnerungszeichen, die noch ganz im Konkreten verhaftet sind,<br />

bis zu symbolisch zu nennenden Darstellungsformen (Anati 1997; Lorblanchet<br />

1997). Den Anfang machen «Handstempel», die an die Anwesenheit eines<br />

Menschen erinnern, der auf diese Weise mit einem Teil seiner selbst konkret<br />

«repräsentiert» ist. Spätere Höhlenmalereien gehen weiter und bilden ein großes<br />

Spektrum der prähistorischen Lebenswelt ab. Sie zeigen ganze Tiere und<br />

Herden und stehen damit für das ersehnte, Leben spendende Beutegut des<br />

Jägers. Im Unterschied zu den Handsignaturen, die ein Stück Vergangenheit<br />

festhalten, könnten solche ganzheitlichen Abbildungen existenziell bedeutsamer<br />

Wesen in Richtungen weisen, die der Zukunft oder gar dem Jenseits<br />

zugewandt sind. In einer der Höhlen, die kultischen Zwecken gedient haben<br />

muss, ist ein rätselhaftes, vielgestaltiges Wesen an der Wand zu sehen. Der sogenannte<br />

«Zauberer» von Trois Frères ist halb Tier, halb Mensch. Sollten darin<br />

gewisse Gaben zum Ausdruck kommen, zwischen verschiedenen Welten des<br />

Seins zu vermitteln, dann würde das zu einem Deutungsansatz passen, der in<br />

dieser Chimäre die Darstellung eines Schamanen sieht (Clottes 1997).<br />

Viele vorgeschichtliche Funde künden nicht nur von der Vorstellungskraft<br />

als solcher, die dem Menschen eigen ist, sondern zugleich von seinem<br />

Bemühen, sich der äußeren Welt bildhaft und symbolisch zu bemächtigen.<br />

Das Denken des primitiven Menschen ist immer wieder auch ein magisches.<br />

Schamanen heilen heute noch mithilfe von symbolischen Handlungen, die auf<br />

innerseelische Prozesse und körperliche Vorgänge Einfluss nehmen. Wenn<br />

Psychotherapeuten ihren Patienten in einem hypnoiden Zustand dazu anregen,<br />

konkrete Erlebnisse der äußeren Realität in eine imaginative Realität zu<br />

überführen und symbolisch mit ihnen umzugehen, dann stützen sie sich dabei<br />

auf jene ursprünglichen Fähigkeiten, die uns seit Menschengedenken und seit<br />

Kindertagen zur Verfügung stehen.<br />

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20 1. Imagination und <strong>Psychotherapie</strong> – eine Bestandsaufnahme<br />

Mit imaginativen Mitteln arbeiten auch die großen Erzähler, Dramatiker und<br />

Dichter. Wenn Homer die «frühgeborene», «rosenfingrige» Morgenröte besingt<br />

(Odyssee 2,1), dann evoziert er durch diese Metapher in seinem Hörer<br />

positiv getönte Erinnerungen an den Beginn eines neuen Tages, die für den<br />

weiteren Erzähl- und Hörvorgang symbolisch mit der «safrangewandeten»<br />

Göttin Eos (Ilias 8,1) verbunden werden. Wenn Shakespeare in seinem Prolog<br />

zu Heinrich V. seine Zuschauer auffordert, ihre «einbildsamen Kräfte» («imaginary<br />

forces») wirken zu lassen, dann will er sie dazu verpflichten, ihr Vorstellungsvermögen<br />

für eine Weile über die armselige Realität der Bühne dominieren<br />

zu lassen, die sich auf gar zu «engem Raum» abspielt. Wenn Proust in<br />

seiner «Suche nach der verlorenen Zeit» (Proust 2000) den Ich-Erzähler Marcel<br />

durch eine «kleine Phrase» (Milly 1975 [S. 143: «la petite phrase»]) dazu<br />

bringt, sich an frühere Momente seines Lebens zu erinnern, dann eröffnen<br />

sich dem Leser eine Reihe von «poetischen» Möglichkeiten des Vorstellungsvermögens,<br />

die auch in der <strong>Psychotherapie</strong> mit dem Tagtraum zum Tragen<br />

kommen (Ullmann 2010). Zum einen geht es da um ein rückwärtsgewandtes<br />

Erinnern von persönlich relevanten Episoden, zum anderen um deren prospektiv<br />

orientierte Neugestaltung im Moment des Vergegenwärtigens und<br />

nicht zuletzt um deren Einbindung in die Narrative des autobiographischen<br />

Gedächtnisses (s. Kap. 3.12).<br />

In seinem Buch über «Phantasie und Tagtraum» weist Singer auf einige therapeutische<br />

Implikationen der poetischen Kunst hin, die durch ihre imaginativen<br />

Elemente bedingt sind (Singer 1978). Die dichterischen und dramatischen<br />

Stärken eines Shakespeare liegen für ihn zu einem großen Teil darin begründet,<br />

bildhafte Vorstellungen und sinnliche Modalitäten so zu verwenden, dass<br />

wir «beim Zuhören sofort gezwungen sind, zumindest bis zu einem gewissen<br />

Ausmaß weitere, durch andere Modalitäten vermittelte Eindrücke mit jenen<br />

zu verbinden». Man wird auf diese Weise ganz aktiv in das Erleben einer sich<br />

entfaltenden Szene einbezogen. Wir können als Psychotherapeuten durchaus<br />

von dem großen Dramatiker lernen, wenn es um die wirkungsvolle Kopplung<br />

von Bildern mit spezifischen sensorischen Modalitäten wie Riechen, Berühren,<br />

Schmecken, Hören, Sehen und Bewegen geht.<br />

Behalten wir die Inhalte großer Dichtung vielleicht auch deshalb besonders<br />

gut im Gedächtnis, weil sie voller konkreter, sinnlicher Bezugnahmen sind?<br />

Für eine solche Annahme sprachen schon ältere experimentalpsychologische<br />

Untersuchungen, die zeigen konnten, dass konkrete Wörter besser erinnert<br />

werden als abstrakte (Paivio 1971). Die weitergehende klinische Erfahrung,<br />

dass es zur dauerhaften Einprägung von Lerninhalten und Einsichten einer<br />

emotionalen und motivationalen Komponente des mnemonischen Vorgangs<br />

bedarf, wird auch von neurowissenschaftlicher Seite bestätigt (s. Kap. 3.13).<br />

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1. Imagination und <strong>Psychotherapie</strong> – eine Bestandsaufnahme 21<br />

Die <strong>Psychotherapie</strong> ist in jenem kulturellen Raum zu Hause, von dem eingangs<br />

die Rede war. Hier gründet ihre geisteswissenschaftliche und poetische<br />

Dimension mit den daraus entspringenden hermeneutischen Traditionen. Darüber<br />

hinaus manifestieren sich die «poetisch» zu nennenden Qualitäten der<br />

<strong>Psychotherapie</strong> aber auch in einer konkreten Weise, die der ursprünglichen<br />

Bedeutung des griechischen Wortes (poíesis = «das Machen, das Verfertigen;<br />

das Dichten, die Dichtkunst» [Duden 2001]) nahekommen. Denn die <strong>Psychotherapie</strong><br />

hat neben ihrer ästhetischen, Sinn schaffenden Seite auch noch eine<br />

ganz im Konkreten wirkende schöpferische Seite, die ihr Korrelat in der Funktionsweise<br />

des Gehirns hat.<br />

Unser Gehirn ist unablässig neuronal aktiv und baut dabei geistige Inhalte<br />

auf, die im Zustand der Abschirmung äußerer Reize und einer damit einhergehenden<br />

Innenorientierung zu illusorischen Wahrnehmungen führen. Die<br />

imaginative Eigenaktivität des Gehirns lässt sich durch ein «einfaches Experiment»<br />

nachvollziehen (Frank 1914). Ohne sonstige Instruktionen werden die<br />

Probanden dazu angehalten, für eine bestimmte Weile die Augen zu schließen.<br />

In der Regel kommt es nun ganz von selbst zu einer zeitvergessenden Haltung<br />

der Innenschau, bei der sich die unterschiedlichsten Wahrnehmungen einstellen.<br />

Das Spektrum reicht von Farben und Formen bis hin zu ganzen Szenen,<br />

soweit es sich um optische Phänomene handelt. Aber auch andere Sinne und<br />

körperliche Empfindungen können auf dem inneren Wahrnehmungsschirm<br />

zur Darstellung kommen. All dies geschieht wohlgemerkt ohne ein eigenwillentliches<br />

oder therapeutisches Dazutun. Unter Bedingungen regressiverer<br />

Art reichert sich das innere Erleben um weitere Qualitäten an. Silberer, einer<br />

der Pioniere in der subtilen Erforschung imaginativer Phänomene, untersuchte<br />

eine Reihe von «Schwellenzuständen», die sich durch ein vermindertes<br />

Wachbewusstsein und eine erhöhte Regressionsbereitschaft auszeichnen, im<br />

akribisch dokumentierten Selbstversuch und beschrieb einige Mechanismen<br />

der Symbolbildung gleichsam in statu nascendi (Silberer 1909, 1912 a, 1912 b).<br />

Dabei fand er auch heraus, dass die gedanklichen und bildhaften Vorstellungen<br />

weitgehend von Zuständen im Körper beeinflusst werden.<br />

Die körperlichen Grundlagen imaginativer Phänomene reichen von vegetativen<br />

und optischen Einspielungen über emotionale Gestimmtheiten bis hin<br />

zu präsymbolischen motivationalen Spannungsbögen. Beobachtet man einen<br />

Säugling von neun Monaten bei seinen Krabbelbemühungen auf dem Weg zu<br />

einem Turm aus übereinander gestapelten Klötzchen, dann werden in dieser<br />

kleinen Szene bereits grundlegende Elemente der Vorstellungskraft deutlich<br />

(Abb. 1-1). Der kleine Kerl wird zwar durchaus eine zielbezogene Vision vor<br />

Augen haben, aber keine, die er in Worte zu fassen vermag. Denn er verfügt<br />

über keine Sprache und kein sprachgebundenes Gedächtnis für das, was er<br />

bereits bewirkte und nun aufs Neue bewirken will. Aber in seinem prozedu-<br />

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22 1. Imagination und <strong>Psychotherapie</strong> – eine Bestandsaufnahme<br />

nach 2 Sekunden:<br />

(still)<br />

nach 29 Sekunden:<br />

«Gleich haste ’s geschafft.»<br />

Abbildung 1-1:<br />

Acht Moment-<br />

aufnahmen<br />

von Theodor<br />

(9 Monate) und<br />

Mutters Worte<br />

nach 9 Sekunden:<br />

«Willste ’n umschmeißen?»<br />

nach 34 Sekunden: «Noch<br />

’n paar Millimeterchen!»<br />

nach 20 Sekunden:<br />

«Ah, du schaffst es.»<br />

nach 40 Sekunden:<br />

«Jaaa…»<br />

nach 25 Sekunden:<br />

«Noch ’n Stück!»<br />

nach 44 Sekunden:<br />

«Juchhuuuh!»<br />

ralen, impliziten Gedächtnis dürfte er bereits eine wortlose Vorstellung davon<br />

aufgebaut haben, dass es sich lohnt, dem Fallen der Klötzchen entgegenzustreben.<br />

Er wurde und wird in seiner Motivation ermuntert und begleitet von der<br />

Stimme einer einfühlsamen, mitbewegten Mutter, die seinen Erfolg am Ende<br />

immer wieder durch ihre Mitfreude belohnt. Die Fähigkeit zur Imagination<br />

von Erinnerungen und Zielvorstellungen wird im Kontext einer förderlichen<br />

Beziehung erworben und hat eine somatische Matrix. Die «Loko-Motion»<br />

(Fortbewegung), die «E-Motion» (innere Bewegung) und die Motivation (vorgestellte<br />

Bewegung und deren Ergebnis) haben also nicht nur sprachliche<br />

Wurzeln gemeinsam.<br />

Das deutsche Wort «Vorstellungskraft» bringt das körperliche Moment der<br />

Imagination zum Ausdruck und macht deutlich, dass mentale Vorstellungen<br />

sich auf körperliche Vorgänge auswirken können, die der Kraftentfaltung<br />

dienen. Mentale Techniken beim Training von Sportlern machen von diesem<br />

imaginativen Phänomen Gebrauch. Aus der Vorstellungskraft heraus<br />

entfaltet sich von klein auf – schon im impliziten Modus von Visionen – ein<br />

Spannungs bogen, der von hier nach dort führt. Psychologisch ausgedrückt ist<br />

das die Basis jeglicher Motivation, die uns bewegt und aus den inneren Bildern<br />

Geschichten werden lässt. Die reiferen und «erwachsenen» mentalen Repräsentationen<br />

für Körperempfindungen, Bilder, Worte und Beziehungsschemata<br />

werden zeitlebens auf der in präverbalen Zeiten erworbenen Fähigkeit aufbauen,<br />

eine Erwartungsspannung zu entwickeln und ein Ziel zu verfolgen. Die<br />

Ausrichtung auf Motive und Ziele gehört im Zusammenwirken mit Bindungserfahrungen<br />

zu den Voraussetzungen für die Bildung von mentalen Repräsentationen.<br />

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1. Imagination und <strong>Psychotherapie</strong> – eine Bestandsaufnahme 23<br />

1.2 Zur Begriffsbestimmung der Imagination und<br />

zum Stellenwert des Symbols<br />

Das Wort «Imagination» geht auf das lateinische Wort «Imago» zurück, das<br />

man mit «Bild» übersetzen kann. Darin liegen aber auch bereits die ersten<br />

Möglichkeiten für Missverständnisse, in denen «Visualisierungstechniken»<br />

fälschlich mit imaginativen Vorgehensweisen gleichgesetzt werden. Bei der<br />

Visu alisierung handelt es sich um ein Phänomen, das auf die optische Dimension<br />

beschränkt ist. Die Imagination dagegen umfasst grundsätzlich alle möglichen<br />

Empfindungen sinnlicher und körperlicher Art, das Erleben von Affekten<br />

und die Ausrichtung an Motivationen. Die Art von «Einbildung», die bei<br />

der Imagination wirksam ist und sich schließlich im Gehirn «einprägt», umfasst<br />

also weit mehr als die rein bildhaften Vorstellungen. Aus neurowissenschaftlicher<br />

Sicht werden beim imaginativen Prozess Informationen aus allen<br />

fünf Sinneskanälen und aus den Körperwahrnehmungen in eine amodale<br />

Form von Information gebracht, welche die Vernetzung mit emotionalen und<br />

kognitiven Informationen gestattet und jene Multikodierung ermöglicht, die<br />

bei der Symbolisierung mitspielt. Als im Gehirn abgespeicherte Muster stellen<br />

solche Informationskomplexe ein Pendant für «innere Bilder» dar, unterscheiden<br />

sich von dieser Kategorie aber darin, dass ihnen keine mentale Qualität<br />

eigen ist. Für psychotherapeutische Belange geht es dagegen um mental repräsentierte<br />

Inbilder, die in einem metaphorischen Austauschprozess kommunikative<br />

und symbolische Bedeutung erlangen (Ullmann 2009 a).<br />

Im Unterschied zu anderen mentalen Phänomenen verstehen wir unter<br />

einer Imagination die Umsetzung von Erlebnisinhalten in psychische Vorstellungen<br />

von sinnlicher und real anmutender Qualität. Diese Definition schließt<br />

körperliche Empfindungen, Gefühle, Beziehungen und ganze Szenen ein.<br />

Imaginationen können sich auf Erinnerungen aus der Vergangenheit beziehen,<br />

auf Projektionen in die Zukunft und auf die aktuelle Gegenwart. Man<br />

sollte sich an dieser Stelle klarmachen, dass unser Gehirn immer aus der Gegenwart<br />

heraus arbeitet, auch wenn es sich mit der Vergangenheit oder mit<br />

der Zukunft beschäftigt. Demnach sind also auch solche Imaginationen, die<br />

wir für Erinnerungen halten, aus der Gegenwart heraus neu konstruiert. Ein<br />

solchermaßen weit gefasster Begriff von Imagination, der auch auf Aspekte<br />

der Säuglingsforschung und der Neurobiologie Bezug nimmt, stellt meines<br />

Erachtens so etwas wie eine gemeinsame Schnittstelle für verschiedenartige<br />

Methoden dar, die imaginative Ansätze im Repertoire haben.<br />

Phänomenologisch betrachtet zeichnen sich voll entwickelte Imaginationen<br />

dadurch aus, dass sie a) mehrere Sinnesqualitäten umfassen, b) farbig, plastisch<br />

und dreidimensional erscheinen, c) sich in einer räumlichen und zeitlichen<br />

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24 1. Imagination und <strong>Psychotherapie</strong> – eine Bestandsaufnahme<br />

Dimen sion entfalten und d) als bedeutsame Realität empfunden werden, die<br />

e) als eine innere und vorgestellte gleichwohl grundsätzlich von der äußeren<br />

Realität abgrenzbar bleibt. Im Unterschied zu Halluzinationen geht dem Tagträumer<br />

bei Imaginationen nicht das Wissen darüber verloren, dass es sich<br />

recht eigentlich um Trugbilder seiner Phantasie handelt. Psychopathologisch<br />

betrachtet sind Imaginationen demnach nichts anderes als «Pseudohalluzinationen».<br />

Gedankliche Vorstellungen unterliegen weitgehend der bewussten<br />

Steuerung, im Unterschied zu imaginativen Vorstellungen, bei denen ein<br />

unwillkürliches Element hinzukommt. Auf den Stellenwert des Regressionsniveaus<br />

wurde bereits hingewiesen, als es um Silberers Pionierarbeiten auf<br />

dem Feld der Imaginationsforschung ging.<br />

Die Regression eröffnet dem Psychotherapeuten ja ein weites Feld, das auch<br />

und gerade für imaginative Ansätze fruchtbar werden kann. Denn wir befinden<br />

uns hier am Rande von primärprozesshaften mentalen Vorgängen, die bei<br />

der symbolischen Repräsentation eine Rolle spielen. Niemand wird – wenn<br />

er nicht gerade psychotisch ist – seine imaginativen Vorstellungen für identisch<br />

mit der Realität halten, während er im Als-ob-Modus mit ihnen operiert.<br />

Vorstellungen «re-präsentieren» lediglich die Realität, sie entsprechen ihr nur<br />

ungefähr, und das auf mehr oder weniger komplexem symbolischem Niveau.<br />

Wenn es um den Stellvertretungsaspekt und zugleich um den Symbol- oder<br />

Zeichencharakter des Vorgestellten geht, scheiden sich die Geister nach der<br />

methodischen Provenienz. Für die Gegenüberstellung von Methoden, in<br />

denen Imaginationen eine Rolle spielen, führt deshalb kein Weg am Symbol -<br />

begriff vorbei.<br />

Um den Methodenvergleich kurz zu fassen, soll sich dieser im Folgenden<br />

idealtypisierend und exemplarisch auf drei <strong>Psychotherapie</strong>formen konzentrieren:<br />

«die» Psychoanalyse, «die» Verhaltenstherapie und die – auch als «Symboldrama»<br />

bezeichnete <strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong> (<strong>KIP</strong>) (Leuner<br />

1994; Wilke 2005 a). In den beiden synonym gebrauchten Begriffen sind drei<br />

wesentliche, für diese Methode konstitutive Elemente enthalten: 1. Das zentrale<br />

Moment ist der therapeutisch induzierte und begleitete Tagtraum: die<br />

Imagination. 2. Beim Imaginieren spielen symbolische Prozesse eine Rolle.<br />

3. Imagination und symbolisches Erleben werden dabei mit dem zugehörigen<br />

Affekt verbunden. Die Affektnähe der spezifischen Imagination drückt sich<br />

in dem Eigenschaftswort «katathym» aus, das dem Griechischen entlehnt ist<br />

und betonen soll, dass diese Art von Imagination auf besondere Weise «vom<br />

Gefühl» getragen und gelenkt wird.<br />

Wenn man von einem sehr weit gefassten Symbolbegriff her kommt, könnte<br />

man jeden emotional bedeutsamen Inhalt einer Imagination zum Symbol<br />

erklären. Unter Symbol versteht der Philosoph Cassirer ein Zeichen, dem der<br />

Geist Bedeutung zuspricht (Cassirer 1923–1929; Saner 1989). Da Imagina-<br />

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1. Imagination und <strong>Psychotherapie</strong> – eine Bestandsaufnahme 25<br />

tionen ein äußeres Objekt innerlich auftauchen lassen, kommt es uns so vor,<br />

als ob es real wäre. Das innerlich geschaute Objekt steht also für ein Objekt<br />

der Außenwelt und wird zum inneren Träger von Bedeutungen. Auf den weit<br />

gefassten Symbolbegriff Cassirers müssten sich eigentlich alle Richtungen der<br />

<strong>Psychotherapie</strong> verständigen können, auch wenn sie in der Auffassung von<br />

Repräsentation und Bedeutungsvielfalt differieren. Nehmen wir den Fall einer<br />

Spinnenphobie. Als Verhaltenstherapeut könnte man zur fast naturgetreuen<br />

Vorstellung einer Spinne anregen und an dem aktualisierten Affekt den Hebel<br />

der systematischen Desensibilisierung ansetzen. Für den tiefenpsychologisch<br />

ausgebildeten Therapeuten ginge es im gegebenen Fall dagegen eher um die<br />

mit der Spinne assoziierten Vorstellungen in ihrer symbolischen Vielfalt. Der<br />

Psychoanalytiker würde besondere Sorgfalt darauf verwenden, spinnenhafte<br />

Bedeutungen in der Übertragungsbeziehung zu entdecken. Und in der <strong>KIP</strong><br />

würde Spinnenhaftes – in symbolischer Verkleidung – auf der Bühne des<br />

Tagtraums zur Darstellung gebracht, vielleicht als Hexengestalt, vielleicht als<br />

Beziehungsperson, und letztlich beides in einem.<br />

Man wird dem Reichtum der tiefenpsychologischen Symbolik wohl am<br />

ehesten gerecht, wenn man sie nicht auf einen knappen Begriff zu bringen versucht,<br />

sondern einzelne Aspekte aufzählt, die das Symbol als solches ausmachen<br />

(s. Kasten 1-1): a) Das Symbol steht für etwas dahinter Liegendes; b) es trägt<br />

Bedeutungen, die über das Phänomen selbst hinaus weisen; c) es ist in seinem<br />

Bedeutungsgehalt vielfach determiniert; d) es vermittelt sich auf sinnliche und<br />

anschauliche Weise, sei es nun mit den Augen zu sehen oder mit den Händen<br />

zu greifen; e) es kann real präsent sein oder allein in der Vorstellung existieren;<br />

f) es wurzelt tief im Empfinden für Körpervorgänge und Emotionen. Der<br />

Aspekt der Verwurzelung in Körpervorgängen und Emotionen begründet sich<br />

mit Erkenntnissen der Entwicklungspsychologie und der Hirnforschung. Vor<br />

dem Hintergrund des weit gefassten Cassirer’schen Symbolbegriffs sehe ich<br />

hier ein Argument dafür, dass eigentlich alle Richtungen der <strong>Psychotherapie</strong><br />

in der Lage sein sollten, sich auf einer neurobiologisch fundierten Plattform<br />

zu treffen und zu verständigen.<br />

Symbole des Tagtraums<br />

• stehen für etwas dahinter Liegendes<br />

• tragen Bedeutungen, die über das beobachtbare Phänomen hinaus weisen<br />

• sind in ihrem Bedeutungsgehalt vielfach determiniert<br />

• vermitteln sich sinnlich und anschaulich<br />

• können real präsent sein oder in der Vorstellung existieren<br />

• sind tief im Empfinden für Körpervorgänge und Emotionen verankert<br />

• können primär nicht in Worte gefasste Wirkungen entfalten.<br />

Kasten 1-1:<br />

Aspekte der<br />

Symbolik<br />

in der <strong>KIP</strong>.<br />

© 2012 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.<br />

Aus: Harald Ullmann, Eberhard Wilke (Hrsg.); <strong>Handbuch</strong> <strong>Katathym</strong> <strong>Imaginative</strong> <strong>Psychotherapie</strong>. 1. Auflage.

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