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STIL D Die letzte Sommersonne des Jahres wirft Licht und Schatten auf den Asphalt, die Straßen sind an diesem Abend leer. Gespannt wartet Anke Schwanebeck- Reddersen bereits am Porsche Zentrum in Göttingen, um die Schlüssel für eine Testfahrt mit dem E-Porsche Taycan Turbo in Empfang zu nehmen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Marco Reddersen führt sie die Streetfood Company in Bovenden. Beide sind seit mehr als 20 Jahren in der Catering-Branche unterwegs, seit fünf Jahren machen sie wahlweise 100 oder 10.000 Menschen satt. Die Unternehmerin strotzt vor Energie. Gerade kommt sie von einem laufenden Event, klärt am Telefon noch schnell, ob auch ohne sie „der Laden läuft“. Sie hat sich heute extra für den Test ein Plätzchen in ihrem gut gefüllten Termin kalender freigeschaufelt. Denn auf den Taycan Turbo freut sie sich ganz besonders – die Marke Porsche und die Autos aus Stuttgart- Zuffenhausen haben einen ganz speziellen Platz in ihrem Herzen. GANZ UNBEKANNT IST IHR das neue Porsche- Modell zwar nicht, doch mit dem Taycan Turbo sitzt auch sie erstmals in einem Elektroauto. 625 PS Motorleistung, 484 Kilometer Reichweite, von 0 auf 100 in 3,2 Sekunden – diese Zahlen kennt Schwanebeck- Reddersen bereits auswendig, Euphorie liegt in der Luft. Auch der Preis ist ihr bekannt, ab 150.000 Euro geht es los. „Wenn ich mal im Lotto gewinne ...“, sagt sie schwärmend, während sie die Schlüssel entgegennimmt und einsteigt – der Sitz schmiegt sich eng, aber bequem um die Fahrerin. DABEI HAT SIE SICH VOR GUT ZWEI Jahren bereits selbst ihren persönlichen Traum erfüllt und den Kaufvertrag für einen Porsche unterschrieben. „Ich habe mir das immer gewünscht und diese Entscheidung ganz bewusst und für mich getroffen – und genieße es bis heute“, erzählt Schwanebeck-Reddersen. Als Selbstständige arbeite sie teilweise 19 Stunden am Tag. Viel Zeit für Freizeit und Urlaub bleibt da nicht. Umso mehr genieße sie die privaten Momente mit der Familie … – und die Minuten im eigenen Traumauto. Geworden ist es ein Macan – der kleinste SUV der Marke. „Aber ein Porsche!“, sagt sie stolz. Sie liebt den Sound, das Auto, die Leidenschaft, für die die Marke steht. „Damit kann ich mich als Macherin sehr gut identifizieren.“ Und genau aus diesem Grund wird der Test heute spannend: Denn mit dem Taycan Turbo macht Porsche erstmals vieles – wenn auch nicht alles – anders. Und ein Elektromotor und Ladekabel im Kofferraum machen noch lange kein gutes E-Auto. DIE GRÖSSTE ÜBERRASCHUNG gibt es gleich zum Start. „Ist der jetzt schon an?“, fragt Schwanebeck-Reddersen. Tatsächlich ist nichts zu hören, nur die Lichter des Autos blinken. Doch ein sanfter Druck aufs Gaspedal verrät: Ja, er ist definitiv schon an. Der Fahrer bekommt zwar keine Drehzahl mehr angezeigt, dafür aber in einem Untermenü am Touchdisplay einen futuristischen – und per Schalter wählbaren – Motorsound. Der ist auf Wunsch angenehm säuselnd oder brachial sportlich. Schwanebeck-Reddersen entscheidet sich ohne Zögern für die Sportwagen-Variante. Das kleine Lenkrad liegt gut in der Hand und lässt – wenn gewünscht und notwendig – schnelle Bewegungen zu. „Eindeutig ein Porsche“, sagt Schwanebeck-Reddersen und fällt damit bereits nach kurzer Zeit auf der Straße ihr erstes Zwischenfazit. Der erste kräftige Druck aufs Gaspedal ruft Respekt und Begeisterung zugleich hervor. „Schon ganz ordentlich!“, sagt die Testerin. Geschaltet wird nicht mehr. Die Elektromotoren bewegen den Viertürer mit mehr als 625 PS von der Stelle, per Sport-Start sind es für einen Moment sogar deutlich mehr – auf der Geraden drückt es einen ordentlich in die Sitze. „Porschefahren ist wie auf Schienen fahren“, sagt Schwanebeck- Reddersen nun wieder entspannt, während sie mit ihrem Fuß den Porsche Electric Sport Sound erneut freudig aufheulen lässt. „Ich kenne kein Auto, das so gut auf der Straße klebt.“ WIE DEN INGENIEUREN DAS bei einem mehr als zwei Tonnen schweren Sportwagen gelungen ist, bleibt wohl ihr (gut bezahltes) Geheimnis. Denn auch in den engen Kurven der Landstraßen rund um Göttingen gibt sich der Taycan keine Blöße. Im Gegenteil: Kraftvoll und unaufgeregt, aber immer mit etwas Gänse haut, lenkt die Unternehmerin die Sport- Limousine über den Asphalt. Die Reichweite hat sie dabei stets im Auge – für Aufregung sorgt diese allerdings nicht. Trotz des Gewichts und trotz der Power an allen vier Rädern bleibt der ,Verbrauch‘ vernünftig. Beim Bremsen fließen ein paar Watt wieder zurück in die Batterien. Geladen wird entweder an der Schnellladesäule oder an der Haussteckdose – zu Hause dauert es allerdings etwas länger. Wer sportlich fährt, braucht erst nach 300 Kilometern eine Steckdose. Bevor der ,Tank‘ wirklich leer ist, bekommt der Fahrer entweder Hunger oder Durst. Beides sind Kernkompetenzen von Anke Schwanebeck-Reddersen. Mit der Streetfood Company verkauft sie nicht bloß gedrehte Bratwurst aus dem Anhänger. Wenn Kunden es wünschen, realisieren sie mit dem Team ganze Feste und Märkte für Tausende Festivalbesucher oder lässt Firmenfeiern unvergesslich werden. Große Unternehmen wie Mayer Feintechnik, das Weender Krankenhaus oder Goldbeck wissen ganz genau, was sie an den Reddersens haben: „Wir wollen auch ➼ 121 Stil