SB_19727NLP
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2021<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Prozessbeobachtung und -<br />
regelung der Klebvorbereitung<br />
PUR- und<br />
thermoplastbasierter,<br />
faserverstärkter Kunststoffe<br />
mittels Laser
Prozessbeobachtung und -<br />
regelung der Klebvorbereitung<br />
PUR- und thermoplastbasierter,<br />
faserverstärkter Kunststoffe<br />
mittels Laser<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 19.727 N<br />
DVS-Nr.: 08.107<br />
RWTH Aachen, Institut für Schweißtechnik<br />
und Fügetechnik (ISF)<br />
Laser Zentrum Hannover e.V.<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 19.727 N / DVS-Nr.: 08.107 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />
verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF<br />
im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2021 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 500<br />
Bestell-Nr.: 170610<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-500-2<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Schlussbericht vom 08.12.2021<br />
zu IGF-Vorhaben Nr. 19727 N<br />
Thema<br />
„Prozessbeobachtung und -regelung der Klebvorbereitung PUR- und thermoplastbasierter, faserverstärkter<br />
Kunststoffe mittels Laser“<br />
Berichtszeitraum<br />
01.01.2018 - 30.04.2021<br />
Forschungsvereinigung<br />
Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
Forschungseinrichtungen<br />
FE1:<br />
RWTH Aachen – Institut für Schweißtechnik und Fügetechnik (ISF)<br />
FE2:<br />
Laser Zentrum Hannover e.V.
Seite 2 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19727 N<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Kurzzusammenfassung ....................................................................................................... 3<br />
2 Danksagung & Förderhinweis.............................................................................................. 4<br />
3 Einleitung ............................................................................................................................ 5<br />
3.1 Wissenschaftlich-technische Problemstellung .............................................................. 5<br />
3.2 Forschungsziel und Lösungsweg ................................................................................. 9<br />
4 Durchgeführte Arbeiten, Ergebnisse und Bewertung ......................................................... 10<br />
4.1 AP 0: Projektmanagement.......................................................................................... 10<br />
4.2 AP 1: Anforderungsdefinition an den Gesamtprozess ................................................ 10<br />
4.3 AP 2: Optische Vorerfassung von Bauteilen und Verunreinigungen ........................... 16<br />
4.4 AP 3: Aufbau Systemtechnik ...................................................................................... 25<br />
4.5 AP 4&5: Oberflächenanalytik und mechanische Prüfung ............................................ 28<br />
4.5.1 Bestimmung geeigneter Vorbehandlungsparameter auf PA6-GF30 nach DOE<br />
(Versuchsreihe V05) .......................................................................................................... 31<br />
4.5.2 Bestimmung geeigneter Reinigungsparameter auf PA6-GF30 (Versuchsreihe V09)<br />
33<br />
4.5.3 Charakterisierung der Alterungsbeständigkeit der Verbindungen (Versuchsreihe<br />
V11) 36<br />
4.6 AP 6: Regelungstechnik ............................................................................................. 39<br />
4.7 AP 7: Validierung und Optimierung am Demonstrator ................................................ 46<br />
5 Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten und des Ergebnisses mit den Zielen ...... 53<br />
6 Wissenschaftlich-technischer und wirtschaftlicher Nutzen der Forschungsergebnisse<br />
insbesondere für kmU und industrielle Anwendungsmöglichkeiten ........................................... 59<br />
7 Zusammenfassung und Ausblick ....................................................................................... 62<br />
8 Verwendung der Zuwendung ............................................................................................ 65<br />
9 Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeiten ........................................... 66<br />
10 Ergebnistransfer in die Wirtschaft .................................................................................. 67<br />
11 Literaturverzeichnis ........................................................................................................ 70<br />
12 Anhang .......................................................................................................................... 71
Seite 5 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19727 N<br />
3 Einleitung<br />
Für faserverstärkte Kunststoffe ist Kleben das geeignetste und industriell weit verbreitete<br />
Fügeverfahren, da es sich dabei um eine Technik handelt, die dem Faserverbund gerecht<br />
wird. Jedoch neigen insbesondere thermoplastische (faserverstärkte) Kunststoffe zu einer<br />
schlechten Klebbarkeit. Dies resultiert zum einen aus dem Aufbau der Kunststoffoberfläche<br />
und der damit verbundenen niedrigen Oberflächenenergie und kann zum anderen<br />
aber auch aus verarbeitungsbedingten Einflüssen herrühren. So können Trennmittelrückstände<br />
aus dem Fertigungsprozess an der FVK-Oberfläche zurückbleiben oder<br />
Verunreinigungen während Transport- oder Lagerungsphasen entstehen. Um diesen Effekten<br />
entgegenzuwirken, sind verschiedene Oberflächenvorbehandlungsverfahren verfügbar,<br />
jedoch mangelt es an der Möglichkeit einer Inline-Kontrolle des Vorbehandlungsprozesses,<br />
sodass eine Automatisierung der Klebvorbehandlung von FVK-Bauteilen<br />
nicht gegeben ist. Diese ist aber eine Grundvoraussetzung für die prozesssichere Integration<br />
der Oberflächenvorbehandlung bzw. des Klebprozesses für FVK im Rahmen<br />
einer Serienfertigung.<br />
Im Rahmen dieses Projektes wird eine Inline-Prozessregelung der Klebvorbehandlung<br />
von FVK mittels Pyrometrie und Spektrometrie entwickelt, mit dem Ziel erstmals eine robuste<br />
Automatisierung dieses Prozesses für den industriellen Einsatz zu ermöglichen.<br />
Dabei handelt es sich um zwei optische Messverfahren, mit denen lokal die Oberflächentemperatur,<br />
respektive die Zusammensetzung der Oberfläche ermittelt werden kann.<br />
Beide Verfahren sollen in Kombination mit einem Laserverfahren zur Klebvorbehandlung<br />
eingesetzt werden.<br />
3.1 Wissenschaftlich-technische Problemstellung<br />
Die Verarbeitung von faserverstärkten Kunststoffen stellt eine Herausforderung dar.<br />
Komplexe und anwendungsspezifische FVK-Bauteile können oft als funktionelle Einzelstücke<br />
gefertigt werden (Integralbauweise). Häufig ist jedoch eine strukturelle Verbindung<br />
in Baugruppen zu anderen Verbundwerkstoffen oder metallischen Bauteilen notwendig<br />
(Differentialbauweise). Fügeverfahren wie das Schrauben, Nieten oder (Kunststoff-)<br />
Schweißen sind nicht oder nur bedingt einsetzbar. Das anerkannteste und geeignetste
Seite 6 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19727 N<br />
Verfahren ist die Klebtechnik [EHR04 1 , HAB09 2 , VDI15 3 ]. Um eine leistungsfähige und<br />
dauerhafte Klebverbindung reproduzierbar zu erzielen, müssen die Fügeflächen in der<br />
Regel einer Vorbehandlung unterzogen werden, damit eine ausreichende adhäsive Anbindung<br />
zwischen Klebstoff und Fügepartnern erzielt wird. Dabei hat die Oberflächenbeschaffenheit<br />
der Fügefläche einen entscheidenden Einfluss.<br />
Allgemein kann die Beschaffenheit dieser Oberfläche als Schichtsystem mit unterschiedlichen<br />
Charakteristika betrachtet werden. Es lassen sich fünf Schichten identifizieren (vgl.<br />
Abbildung 3.1):<br />
Abbildung 3.1: Typischer Aufbau der Oberfläche eines FVK vor dem Kleben<br />
1. Die äußerste Schicht besteht aus groben Verunreinigungen wie Fette, Öle, Stäube<br />
oder Schmutz. Diese Kontaminationen setzen sich je nach Handhabung während<br />
Transport- und Lagervorgängen auf der Oberfläche ab.<br />
2. Die nächstfolgende Schicht umfasst Rückstände des Herstellungsprozesses. Vor allem<br />
für das Entformen des FVK-Bauteils notwendige Trennmittel lagern sich vom<br />
Formwerkzeug auf der FVK-Oberfläche ab (externe Trennmittel) oder dem Matrixmaterial<br />
ist ein Trennmittel (interne Trennmittel) beigemischt, das während des Formgebungsprozesses<br />
an die Oberfläche migriert. Während der Einsatz von adhäsionshem-<br />
1<br />
[EHR04] Ehrenstein, G., W.: Handbuch Kunststoff-Verbindungstechnik, Hanser Verlag, München, 2004<br />
2<br />
[HAB09] Habenicht, G.: Kleben: Grundlagen, Technologie, Anwendungen, 6., aktualisierte Auflage, Springer<br />
Verlag, Berlin Heidelberg, 2009<br />
3<br />
[VDI15] VDI Technologiezentrum GmbH: Kurzstudie; Bestandsaufnahme Leichtbau in Deutschland, Berlin,<br />
2015
Seite 7 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19727 N<br />
menden Trennmitteln beim Herstellungsprozess notwendig ist, verhindert das Trennmittel<br />
allerdings die Ausbildung von Haftungskräften zum Klebstoff beim darauffolgenden<br />
Kleben der FVK-Bauteile [KRE14 4 , IW12 5 ].<br />
3. Die äußere Matrix- oder Gelcoat-Schicht bildet die Randschicht des FVK. Diese hat<br />
häufig einen gegenüber dem Kunststoffbulk anderen Aufbau. So orientieren sich die<br />
Polymere als Folge der äußeren Trennmittelschicht dergestalt, dass die polaren, für<br />
die Bildung der Adhäsion infrage kommenden Gruppen eher nach innen und die unpolaren<br />
nach außen gerichtet sind. Ein Abtragen dieser äußeren Matrixschicht hat vielfach<br />
einen positiven Einfluss auf die Bildung von Adhäsionswechselwirkungen.<br />
4. Der Bereich der Matrix, der die Gewebelagen der Verstärkungsfasern bedeckt und<br />
einbettet, wird als Grenzschicht bezeichnet.<br />
5. Die fünfte Schicht beinhaltet die Lagen der Verstärkungsfasern.<br />
Insbesondere die Entfernung der ersten zwei Schichten ist unumgänglich, um eine zuverlässige<br />
Klebverbindung zu erzielen. Oft wird die Verunreinigungsschicht durch Säubern<br />
und Entfetten während einer Oberflächenvorbereitung entfernt. Das vollständige Beseitigen<br />
der Trennmittelrückstände erfordert dagegen eine entsprechende Oberflächenvorbehandlung.<br />
Eine Oberflächenvorbehandlung umfasst nicht ausschließlich den Abtrag<br />
von Fremdschichten, welche die Ausbildung von adhäsiven Kräften zwischen Klebstoff<br />
und Fügefläche einschränken. Abhängig von der Art der Vorbehandlung wird zusätzlich<br />
eine Aktivierung der Oberfläche erreicht. Dabei wird die Reaktionsfähigkeit der Polymerstruktur<br />
auf molekularer Ebene gesteigert, sodass zwischen Klebschicht und Matrix<br />
adhäsive Haftungskräfte durch chemische und zwischenmolekulare Wechselwirkungen<br />
ausgebildet werden [HAB09] 6 . Bislang ist kein Verfahren für die Vorbehandlung von Fügeoberflächen<br />
standardisiert. Alle Verfahren haben spezifische Vor- und Nachteile. Allerdings<br />
sind die Prozessabläufe meist sehr arbeitsintensiv und beinhalten einige technische<br />
und wirtschaftliche Nachteile sowie Risiken, die es bisher nicht ermöglicht haben,<br />
4<br />
[KRE14] Kreling, P. S.: Laserstrahlung mit unterschiedlicher Wellenlänge zur Klebvorbehandlung von CFK,<br />
Dissertation, TU Braunschweig, 2014<br />
5<br />
[IW12] Ihde, J.; Wilken, R.: Reinigen und Aktivieren vor Lackieren und Kleben: Bei Faser-Verbund-Werkstoffen<br />
kommt es auf die richtige Oberfläche an Jahresbericht Fraunhofer IFAM 2011/2012, Bremen,<br />
2012<br />
6<br />
[HAB09] Habenicht, G.: Kleben: Grundlagen, Technologie, Anwendungen, 6., aktualisierte Auflage, Springer<br />
Verlag, Berlin Heidelberg, 2009