Jahresheft 2022
Gemeinsam lernen, Etwas Neues wagen, Die Welt verändern – in unserem Jahresprogramm 2022 beleuchten wir jugendpolitischen Themen an der Schnittstelle sozial, ökologisch und demokratisch. Wie gelingt der Wandel? Wie können wir zusammen die Zukunft erträumen und warum ist die Klimakrise eine Gerechtigkeitskrise? Neben diesen Fragen werfen wir auch einen Blick auf Möglichkeiten zum Engagement bei der Naturfreundejugend und natürlich unsere Veranstaltungen für 2022. Viel Spaß beim Lesen.
Gemeinsam lernen, Etwas Neues wagen, Die Welt verändern – in unserem Jahresprogramm 2022 beleuchten wir jugendpolitischen Themen an der Schnittstelle sozial, ökologisch und demokratisch.
Wie gelingt der Wandel? Wie können wir zusammen die Zukunft erträumen und warum ist die Klimakrise eine Gerechtigkeitskrise? Neben diesen Fragen werfen wir auch einen Blick auf Möglichkeiten zum Engagement bei der Naturfreundejugend und natürlich unsere Veranstaltungen für 2022. Viel Spaß beim Lesen.
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2022
Gemeinsam lernen | Etwas Neues wagen |
Die Welt verändern
Naturfreund*in sein heißt, gemeinsam mitmischen,
verändern, Gesellschaft gestalten und
Sozial
laut sein. Weltweit setzen wir uns für bessere
Lebensbedingungen für alle heute lebenden Menschen
und für zukünftige Generationen ein.
Naturfreund*in sein heißt, gemeinsam Neues auszuprobieren.
Bildungsangebote machen, internationale
Jugendbegegnungen organisieren,
zusammen draußen Sport treiben oder
drinnen am Tisch hitzig diskutieren.
Ökologisch
Naturfreund*in sein heißt, demokratisch, solidarisch und
kritisch sein. Unsere Ideale lassen sich nur in einer vielfältigen,
menschenbejahenden Gesellschaft verwirklichen.
Weltweit setzen wir uns für
globale Gerechtigkeit und
Dialog auf Augenhöhe ein.
Demokratisch
Tofuburger retten nicht die Welt
Tofuburger essen, im Unverpacktladen einkaufen und Rad fahren – all das ist
super! Doch solange Menschen mit Armut und Hunger zu kämpfen haben und
Fortschritt gleich Wirtschaftswachstum bedeutet, werden wir damit nicht die Welt
retten. Wir sind überzeugt: Hier braucht es radikale Veränderungen in Gesellschaft
und Ökonomie. Dabei reicht es nicht, nur ein paar neue Regeln zu erlassen oder
das bestehende System etwas umzubauen. Solange das Ziel ist, immer mehr Geld
anzuhäufen, wird es zu einer Ausbeutung von Mensch und Natur kommen. Unser
Ziel ist deshalb eine sozial-ökologische Transformation.
Lasst uns vermeintliche Selbstverständlichkeiten in Frage stellen und eine breite
öffentliche Debatte starten. Es ist Zeit, einen komplett neuen Entwicklungspfad zu
beschreiten. System Change, not Climate Change!
Eine Zeitreise des Wandels
Den arbeitenden Menschen aus grauen
Städten den Zugang zur Natur erschließen
Eine Wirtschaft, die zu grauen Städten und einer Ausbeutung der
Arbeiter*innen führt und ein Zugang zur Natur, der oft nur reichen
Großgrundbesitzer*innen erlaubt war – diese Probleme beschäftigten
Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Naturfreund*innen.
Bereits im Gründungsgedanken verbanden sie ökologische und
soziale Forderungen. Wie können wir ein besseres Verhältnis
von Menschen zur Natur, aber auch zwischen den Menschen
selbst schaffen?
The North Sea must live
Vom Sterben der Ozeane und der Wälder bis hin zur Klimakrise –
Naturfreund*innen machen schon lange deutlich, dass wir so wie
bisher nicht weitermachen können. Zu viele fragen nicht mehr
"Wie viel ist genug?", sondern "Wie viel kann ich mir leisten?".
Das Streben nach immer höher, schneller, weiter geht auf Kosten
von Mensch und Natur. Wie kann ein neues Verständnis von Fortschritt
aussehen?
Kinder reden,
Erwachsene hören zu
Wer entscheidet eigentlich, was wichtig und
richtig ist und was nicht? Wer gehört wird und
an Debatten teilnehmen kann, bestimmt nicht nur
das Ergebnis, sondern auch dessen Akzeptanz. Dass
sich viele Kinder und Jugendliche ihre Zukunft
anders als die aktuell regierenden Politiker*innen
vorstellen, zeigen Fridays for Future ebenso wie die
Teilnehmenden unserer Kindergipfel. Wie können
wir eine breite öffentliche Debatte starten, in der
alle mitreden?
Vielfalt statt Einfalt
Hass, Ausgrenzung und globale Ungerechtigkeiten
vergiften unser Zusammenleben und führen zu zahlreichen
Konflikten. Doch nur, wenn wir es schaffen
gemeinsam unsere Gesellschaft zu gestalten, kann
ein gutes Leben für alle gelingen. Verteilungsfragen
und ökologische Fragen müssen dabei gemeinsam
gedacht werden. Wie kann eine gute, neue Form des
Zusammenlebens aussehen?
Wie gelingt der Wandel?
Walther: „Wir wollen keine Gesellschaft, in der die Menschen
die Bedürfnisse der Wirtschaft befriedigen, sondern in der
die Wirtschaft die Bedürfnisse der Menschen befriedigt.“
Hallo Walther. Du bist bei der Naturfreundejugend
in Leipzig aktiv und wirbst dort
sowie in unserem Podcast für einen sozial-ökologischen
Wandel. Eine zentrale Frage
ist ja, wie kommen wir dahin? Was glaubst
du, können wir eine transformierte Welt
erkaufen?
Wenn wir uns fragen, wie wir dahin kommen,
sollten wir uns fragen, wo wir herkommen.
Denn die Utopie einer freien Gesellschaft wird
nicht einfach als UFO landen und dann ist auf
einmal alles anders. Sie muss sich entwickeln.
Dabei können und sollten wir bestimmte Dinge
„hinüber retten“, andere müssen wir radikal
abschaffen.
Es gibt so viele technologische Möglichkeiten,
die zum Wohl aller Menschen verwendet
werden. Die moderne Medizin, Maschinen, die
harte menschliche Arbeit überflüssig machen,
oder die digitale Vernetzung von Menschen.
Radikal abschaffen müssen wir aber das System
des Kapitalismus, das dazu geführt hat,
dass all diese Dinge zur Profitmaximierung
eingesetzt werden, statt ein gutes Leben für
alle zu ermöglichen. Diese kapitalistische
Denkweise hat unsere alltäglichen Beziehungen
zueinander ganz tief durchdrungen. So
tief, dass wir uns kaum vorstellen können,
wie eine Welt ohne Arbeit, Geld, Markt, Staat
und der Konkurrenz aller gegen alle aussehen
könnte. Einfach erkaufen werden wir diese
Welt also nicht können.
Wenn kaufen nicht funktioniert, was sagst
du denn zum Teilen. Kann „Mein Gut ist dein
Gut“ in großem Maßstab funktionieren?
Ja, ich finde teilen statt kaufen im Sinn der
sogenannten Commons ein gutes Konzept. Damit
meine ich aber kein Carsharing, sondern
vielmehr materielle Dinge, die nicht Eigentum
einiger weniger sind, sondern als Besitz allen
gleichermaßen zur Verfügung stehen. Aber
auch immateriell und sozial, indem wir unsere
Privilegien und Belastungen teilen, um uns gegenseitig
zu helfen.
Wenn wir mal die individuelle Ebene verlassen:
Welche Rolle siehst du in der Politik?
Ich glaube, dass wir in Zukunft in einer direkten
Demokratie selbst „die Politik“ sind. Also nicht
so wie heute, wo Parteien die Rahmenbedingungen
für unser individuelles Handeln setzen.
Aber selbst im aktuellen Politikverständnis und
im Kapitalismus könnte man einiges umsetzen:
Vermögenssteuern, kostenloser Nahverkehr,
Ausstieg aus den fossilen Energien, Bleiberecht
für Alle, ein hohes Grundeinkommen, kostenlose
und gute Bildung, die vier Stunden Woche… all
das wäre morgen schon machbar. Dieser Bruch
wird aber nicht aus der Politik alleine kommen,
wir müssen innerhalb und außerhalb der Parteien
Druck machen.
Wenn von „entwickelt“ gesprochen wird, ist
in der öffentlichen Debatte meist der Globale
Norden gemeint. Ihr kritisiert aber ja
viele Aspekte unserer aktuellen Lebens- und
Wirtschaftsweise. Was bedeutet für euch
Entwicklung?
Alleine indem wir Fairtrade und Bio kaufen, werden
wir nichts an den Ursachen ändern, die dafür
verantwortlich sind, dass viele Menschen unter
übelsten Arbeitsbedingungen und zunehmender
Umweltzerstörung für unsere Berge aus Warenmüll
schuften müssen. Gleichwohl ist ein Wohlstand
für alle auf der Welt nicht in ökologischen
Grenzen möglich, wenn wir unter Wohlstand den
kapitalistischen Haufen aus (E-)Autos, Smartphones,
Fleisch, Einfamilienhäusern, Flugreisen
und Klamotten verstehen, der letztendlich deprimierend
sinnlos ist. Die große Herausforderung
wird darin bestehen, sich auf ein gutes Leben für
alle in planetaren Grenzen zu verständigen, in
welchem die gesellschaftlichen Bedürfnisse aller
befriedigt werden und nicht was die Warenproduktion
des Kapitalismus als solche diktiert.
Zum Schluss: Welche fünf Adjektive fallen dir
für eine transformierte Welt ein?
frei, gerecht, sozial, ökologisch, basisdemokratisch
08.04.-10.04.2022
Transformationsakademie:
Starke Stimmen der Jugend - Skills for Change
Drei Tage Workshops, Vorträge und Austauschräume für interessierte und
aktive junge Menschen.
Die politische Tatenlosigkeit und die sich rasend zuspitzende Klimakrise machen
die einen stumm vor Angst, die anderen rasend vor Wut. Viele junge Menschen
fühlen sich mehr und mehr ohnmächtig gegenüber der Trägheit und Taubheit
politischer, wirtschaftlicher, schulischer, akademischer und sozialer Strukturen.
Die Perspektiven junger Menschen auf ihre Zukunft werden kaum beachtet, oder
immer wieder in ihrer Relevanz hinterfragt.
Da hilft nur laut sein und selbstbewusstes Einmischen! Die drei Tage der Transformationsakademie
in Hannover stehen unter dem Motto „Förderung starker
Jugend-Stimmen“. Wir wollen euch alles an die Hand geben, um euer Lebensumfeld,
die Politik und eure Herzensthemen selbstbewusst und schlagkräftig zu
gestalten.
Mehr Infos unter www.naturfreundejugend.de/go/transformationsakademie
Du trittst aus der Haustür. Mit dem Fahrrad machst du dich auf den
Weg, Freund*innen treffen im Café mitten
auf dem Ku‘damm. Da es in der Stadt keine
Autos mehr gibt, hast du jede Menge Platz zum Fahren. Neben dir
gleitet leise die Elektrobahn dahin, auf der anderen Seite, hinter der
Baumreihe laufen Fußgänger*innen und spielen Kinder. Zwei Leute
pflücken Gemüse vom vertikalen Garten ihrer Hauswand. In der Sitzecke
auf dem ehemaligen Parkplatz haben es sich mehrere Menschen
gemütlich gemacht, diskutieren und lachen. An der Kletterwand daneben
wird geübt und auf der Kreuzung findet gerade ein spontanes
Konzert statt...
Zusammen
Wie geht die Fahrt weiter? Welche Zukunft erträumst du dir?
Was für Ideen hast du für ein gutes Zusammenleben untereinander
und mit der Natur? Um
eine neue Gesellschaft zu schaffen,
brauchen wir Träume. Und je mehr
Menschen träumen und ihre Ideen einbringen, desto bunter
wird die Zukunft und desto eher kann der Wandel dahin gelingen.
Denn das gute Leben ist für alle da.
erträumen
die Zukunft
Helga: „Je diverser die Akteur*innen, desto mehr Ideen
entstehen. Dafür müssen alle am gesellschaftlichen Leben
teilhaben können und gleiche Chancen haben.“
Der 20. Deutsche Bundestag
Zum ersten Mal
eine Schwarze Frau sowie
geoutete trans* Frauen
im Bundestag
Nur ¼ unter
40 Jahren
60,4 Mio Wahberechtigte 2021 in Deutschland
Frauenanteil
von nur
35 %
Nicht gewählt von
Menschen unter 18 Jahren
(13 Millionen Personen, davon 1,5 Millionen 16 und 17 Jahre
alt). Ausgeschlossen wurden zudem 9,7 Millionen erwachsene
Einwohner*innen, hauptsächlich aufgrund der
fehlenden deutschen Staatsangehörigkeit.
Zum ersten Mal gewählt
von Menschen mit bestimmten
Behinderungen oder psychischen
Erkrankungen, die unter rechtlicher
Betreuung stehen
85.000 Menschen
Die Zukunft erträumen - Gemeinsam. Das geht nur, wenn alle mitträumen und visionieren können. Doch wer darf aktuell teilhalben
und mitbestimmen – und wer darf es nicht oder wer hat es schwerer? Wie sollen wir Rassismus beenden, wenn wir nicht
zuhören, was betroffene Menschen sich wünschen und brauchen? Wie die Zukunft gestalten, ohne junge Menschen, die in ihr
leben werden, nach ihren Visionen zu fragen? Die Zahlen zeigen: Aktuell können nicht alle gleichermaßen entscheiden, wie die
Zukunft aussieht. Dabei könnten wir so viel voneinander lernen. Wenn wir Probleme aus verschiedenen Perspektiven betrachten,
erleichtert uns das nicht nur das Verständnis, sondern hilft uns auch, bessere Lösungen zu finden. Lösungen, die auch von möglichst
vielen akzeptiert und gewollt werden.
Unser Traum:
Wir sind überzeugt, dass es die Beteiligung und Mitbestimmung aller braucht, unabhängig von Alter,
Herkunft oder sonstigen vermeintlich wichtigen Merkmalen. Bei Wahlen, im Bundestag, aber auch in allen
anderen gesellschaftlichen Debatten. Denn Demokratie ist mehr, als nur ab und zu ein Kreuz auf dem
Wahlzettel zu machen. Je früher wir anfangen an Entscheidungen teilzuhaben und Mitbestimmung zu lernen, desto eher können
wir Demokratie leben. Beteiligung ist nicht einfach, deshalb sollte man sie lernen, am besten so früh wie möglich. Es fängt klein
an: Auf dem Kindercamp gemeinsam das Programm
alle können sich gleichermaßen einbringen,
alle werden gehört.
erstellen, mit der Jugendgruppe zur Demo gehen oder
in Workshops über politische Themen debattieren – all
das gehört zu einem demokratischen Zusammenleben.
Wichtige Termine:
18.03.-20.03.2022
Vernetzungstreffen:
Deine Ideen für die Naturfreundejugend
Auf dem bundesweiten Vernetzungstreffen kannst du dich direkt einbringen,
Neues lernen und mit anderen Aktiven gemeinsame Projekte starten und voranbringen.
Wir haben viel vor: Es gibt Workshops von unserer Fachstelle Radikalisierungsprävention
und Engagement im Naturschutz (FARN), wir führen aktuelle Debatten
rund um das Thema Klimaschutz und werfen einen Blick auf die Aktivitäten mit
unseren Freund*innen aus dem Senegal und Benin. Daneben ist natürlich viel
Raum zum Austauschen, Vernetzen, Quatschen und Lachen. Abends dann zusammen
mit Stockbrot am Lagerfeuer – Naturfreundejugend at its best.
Wir wollen das gute Leben für alle! Auf dem Vernetzungstreffen machen wir uns
an die Arbeit. Bist du dabei?
www.naturfreundejugend.de/go/vernetzungstreffen
30.09. - 03.10.2022
Politik-Festival:
Love Nature. Not Fascism.
Es ist wieder soweit - das nächste bundesweite Treffen
für alle Naturfreund*innen steht an.
Zum Politik-Festival „Love Nature. Not Fascism.“ kommen mehr als 140 junge Menschen aus
ganz Deutschland. Von verschiedenen Treffpunkten in ganz Deutschland starten wir gemeinsam
unsere Fahrt zum Naturfreundehaus Teutoburg bei Bielefeld.
Was erwartet euch?
Ein volles Programm: Zahlreiche Workshops, Impulse, Diskussionsrunden
und Aktionstrainings. Aber natürlich auch Lagerfeuer und Gesang,
Bands und Tanz, Lesungen und Theater, Kreatives und Sportliches. Vor
allem erwarten euch andere antifaschistische Naturfreund*innen, die
gemeinsam ein Zeichen gegen Hass, Gewalt und Rechtsextremismus
setzen wollen.
www.naturfreundejugend.de/go/politikfestival
Eine Mondlandschaft. Wüst
und verlassen. Nichts erinnert
mehr an den kleinen Teich in der Dorfmitte, an das Café, an den Spielplatz.
Ein Ort, der nicht mehr existiert. Das könnte Borschemich, Pesch
oder Immerath sein. Oder einer der anderen 300 Ortschaften, die in
Deutschland für den Kohleabbau von den Landkarten verschwanden.
Und immer noch verschwinden. Mehr als 100.000 Menschen haben so
ihr Zuhause verloren.
Ortswechsel
Gerecht ist anders
Berlin-Neukölln auf dem Hermannplatz
zwischen Autos, Bussen und Transportern,
die in zweiter Reihe parken. Es ist unübersichtlich, laut, im Sommer
heiß und stickig. Gesund ist das nicht. Doch gerade an den Hauptstraßen
sind die Wohnungen noch verhältnismäßig günstig. Das ist der
Grund, warum in solchen Gebieten insbesondere von Armut bedrohte
Menschen leben. In den Seitenstraßen ist es ruhiger, grüner und: teurer.
Zwei Beispiele, die zeigen, dass Klima- und Umweltschutz auch eine
Frage von Gerechtigkeit ist. Hier genauso wie in Ländern des Globalen
Südens. Betroffen sind meist diejenigen, die am wenigsten zur Verursachung
beitragen. Denn je geringer das Einkommen, desto geringer ist
in der Regel die Treibhausgasemissionen und der Ressourcenverbrauch.
Gerecht ist anders.
Was ist Klimagerechtigkeit?
Klimagerechtigkeit berücksichtigt die historisch ungleiche Verteilung von
Emissionen, aber auch das ungleiche Mitspracherecht von gesellschaftlich
benachteiligten Gruppen, wie zum Beispiel indigenen Gesellschaften.
Klimagerechtigkeit verknüpft somit die ökologische mit der sozialen
Dimension und geht damit über reinen Klimaschutz weit hinaus.
Lara: „Nur wenn die ökologische und die soziale Frage zusammengedacht
werden, ist ein gutes Leben für alle möglich.“
Nachgefragt: Warum ist die Klimakrise eine Gerechtigkeitskrise?
Um das besser zu verstehen, haben wir mit Emma von
den Naturfreunden Benin (Credi-ONG) und Aissatou von
der Naturfreundejugend Senegal (ASAN) gesprochen.
Hallo. Schön, dass ihr Zeit für uns habt. Uns würde
interessieren: Was bedeutet Klimagerechtigkeit für
euch?
Aissatou: Klimagerechtigkeit ist für mich ein faires
und gesundes Leben auf der Welt und dass wir die Freiheit
anderer Menschen und der Natur respektieren.
Emma: Das Problem ist, dass Länder, die nicht unbedingt
die Natur zerstören oder viele Ressourcen verbrauchen,
nicht in gleicher Weise betroffen sind wie andere
Länder, die viele Ressourcen verbrauchen und Treibhausgase
in die Natur ausstoßen. Wir befinden uns in einem
offenen Raum, in dem alles verknüpft ist. Wenn jemand
das Klima beeinflusst, dann sind alle ein Teil davon.
Emma
Spürt ihr bereits Auswirkungen des Klimawandels?
Emma: Wenn ich heute in den Norden von Benin fahre,
dann ist die Wüste schon sehr weit fortgeschritten und
die Hitze unerträglich. Die maßlose Abholzung führt zur
Zerstörung der Wälder und verursacht den Vormarsch
der Wüste. Wenn das so weitergeht, bringen wir uns
selbst in Gefahr.
Aissatou: Im Süden des Senegals haben wir ähnliche
Probleme. Als ich zuletzt dort war, habe ich viele Kühe
gesehen, die am Verdursten waren. Ansonsten spüren
wir immer mehr den Anstieg des Meeresspiegels. In der
Nähe meiner Universität gibt es eine wundervolle Insel.
Wirklich super schön. Aber es heißt, dass dieser Ort in 20
Jahren durch den steigenden Meeresspiegel verschwunden
sein wird.
Was macht das mit euch? Wie fühlt
ihr euch, wenn ihr die Folgen des
Klimawandels seht?
Emma: Ich finde es so traurig, und auch sehr,
sehr bewegend, wenn ich an die Ausbreitung der
Wüste und an all das Leid denke. Wir machen
etwas falsch, wir verhalten uns so, dass wir das
Klima verschlechtern. Und das hat dann Auswirkungen
auf die Bevölkerung in anderen Teilen
der Welt.
Aissatou: Wir hier in Afrika emittieren nicht so
viel wie der globale Norden, aber wir spüren die
Auswirkungen deutlich stärker. Das ist so ungerecht.
Was macht euch Hoffnung?
Aissatou: Junge Leute beschäftigen sich immer
mehr mit diesem Thema. Sie wissen, wie man die
Herausforderungen angehen kann. Sie sind jetzt
wirklich involviert und warten nicht auf die Politik.
Sie handeln jetzt. Ich sehe, wie in 5 Jahren
junge Menschen aus der ganzen Welt Hand in
Hand zusammenarbeiten und die Probleme lösen.
Emma: Ich denke das auch. Wir sehen noch
nicht das Licht am Ende des Tunnels, aber wir
arbeiten daran. Wir machen weiter, um immer
mehr Menschen für das Thema zu sensibilisieren.
Ich bin zuversichtlich. Wenn sich alle dazu
verpflichten, es uns nachzutun, dann können wir
trotz der Zerstörung eine bessere Zukunft für die
nächste Generation aufbauen und sicherstellen.
Aissatou
Internationale
Begegnungen
2022
11.04.-24.04.2022
Jugendbegegnung in Zinvié, Benin
Erstes Halbjahr 2022
Deutsch-Israelischer Fachkräfteaustausch,
Braunschweig, Deutschland
08.06.-15.06.2022
Deutsch-Israelischer Fachkräfteaustausch,
Erfurt, Deutschland
17.06. - 24.06.2022
Fachkräfteaustausch, Ukraine
09.07.-23.07.2022
Jugendbegegnung in Kuba
23.07.-02.08.2022
Deutsch-Tschechische Jugendbegegnung in
Ahlbeck auf Usedom, Deutschland
16.07.-25.07.2022
Deutsch-Ukrainische Jugendbegegnung in
Thüringen, Deutschland
26.07.-06.08.2022
Deutsch-Ukrainische Jugendbegegnung in
Thüringen, Deutschland
02.08.-12.08.2022
Deutsch-Tschechische Jugendbegegnung in
Ahlbeck auf Usedom, Deutschland
12.02.-18.02.2022
Jugendbegegnung Liberec, Tschechien
15.08.-21.08.2022
Jugendbegegnung in Liberec, Tschechien
Zweites Halbjahr 2022
Fachkräfteaustausch in Tel Aviv, Israel
Oktober 2022
Jugendbegegnung in Italien
19.11.-26.11.2022
Fachkräfteaustausch in Tel Aviv, Israel
Weitere Infos und Termine unter
www.naturfreundejugend.de/go/international
Aktiv für den Wandel
Endlich im Zug. Nach zwei Wochen Jugendfreizeit teamen bist du ganz schön fertig.
Aber auch sehr glücklich. Dabei war der Start wirklich ziemlich holprig. Einige waren das
erste Mal ohne Eltern unterwegs und haben etwas Zeit gebraucht, bis sie in der Gruppe
angekommen sind.
Doch nach ein paar Tagen war das völlig vergessen. Alle waren mit unglaublicher Begeisterung
bei den Spielen dabei. Dann der Ausflug an den Kletterfelsen. Ein Junge war
ziemlich nervös und hat alle anderen vorgelassen, bis nur noch er übrig war. Es hat einige
aufmunternde Worte gebraucht, doch dann traute er sich doch. Erst später erzählte er
von seiner Höhenangst und dem überwältigenden Gefühl, als er oben ankam. Du musst
lächeln. So wie er nehmen sie alle ihre Geschichten und Erfahrungen mit nach Hause –
wie das vegane Grillen geschmeckt hat, wie sie ihre Ideen umsetzen konnten und welche
Gedanken sie für eine andere, gerechtere Welt gesponnen haben.
Auf der Jugendfreizeit vegan kochen, Jugendliche ermutigen sich einzubringen, in der
Jugendgruppe hitzig über politische Themen diskutieren oder auf der Demo mit anderen
Forderungen in die Welt schreien - all das ist Engagement für eine nachhaltigere, gerechtere
Welt. Eine Vielfalt an Aktivitäten, die jedoch alle notwendig sind, um den Wandel zu
schaffen. Packen wir es gemeinsam an!
Wie engagierst du dich?
Jannis: „Damit ein Wandel gelingen kann,
muss er erkämpft werden. Hierzu braucht
es Aktivismus und Engagement.“
Jamie macht ein Freiwilliges ökologisches Jahr
(FÖJ)
Unter Kämpfen stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor, als für einen Verband
am Schreibtisch zu sitzen. Das FÖJ gibt mir aber die Möglichkeit, eine neue Art
des Aktivismus kennen zu lernen, ohne dass ich erst eine Ausbildung darin machen
müsste. Außerdem ist Aktivismus jetzt quasi meine Hauptbeschäftigung
– viel angenehmer als in der Schulzeit, wo das quasi ein Sidehussle war. Plus:
Ich kann meine Miete damit bezahlen. Die Arbeit macht mir mittlerweile echt
Spaß und ich lerne hier viel, was mir auch über dieses Jahr hinaus hilfreich
sein wird.
Lukas ist in der Bundesleitung
der Naturfreundejugend
Auch wenn viele als ersten Impuls ein Problem mit dem Begriff
haben, würde ich mein Engagement für die Naturfreundejugend
als Lobbyismus bezeichnen. Die Vertretung von Interessen gegenüber
politischen Entscheidungsträger*innen ist ein wesentlicher
Bestandteil unserer parlamentarischen Demokratie. Genau
diese Aktivität ist für mich besondere Motivation: der persönliche
Kontakt und der kritische Austausch mit Menschen aus
Parlamenten und Ministerien zu unseren Themen. Dabei bin
ich zum Glück nicht allein, sondern stehe Seite an Seite mit
den vielen Aktiven aus unserem Jugendverband, wie auch mit
jenen aus anderen Verbänden.
Constantin organisiert politische Workshops
In unserer Berliner Gruppe „SOL“ greifen wir oft gesellschaftliche und politische
Themen auf und versuchen, sie anderen jungen Menschen näher zu
bringen. Dazu bieten wir Workshops an. Das Schöne daran ist, dass ich mir
so die Themen aussuchen kann, die mich schon länger interessieren. Wenn
dann andere Interessierte zu den Workshops kommen und wir gemeinsam
Neues lernen und darüber diskutieren, ist das immer eine Bereicherung. Ich
habe zudem gelernt Veranstaltungen zu organisieren und sie zu bewerben
– Skills, die eigentlich nie schaden können. Besonders cool ist auch, die Referent*innen
kennenzulernen und so neue Kontakte zu anderen Organisationen zu knüpfen.
Hanna teamt Jugendfreizeiten
Ich bin früher selbst als Teilnehmerin bei der Naturfreundejugend mitgefahren.
Die Freizeiten waren mit das Schönste meiner Jugend.
Die Menschen, der Umgang, das Miteinander. Das
hat mich geprägt und macht einen großen Teil davon aus,
wer ich heute bin!
Genau das ist der Grund, warum ich ehrenamtlich teame.
Kindern und Jugendlichen eine solche Erfahrung zu verschaffen,
ihnen zu helfen den Blickwinkel zu ändern und
das Gemeinsame in den Fokus zu setzen! Dafür stehe ich ein
und bin politisch aktiv.
Tilla demonstriert für den Wandel
Ich besitze das Privileg als deutsche Staatsbürgerin, meine Meinung
frei äußern zu dürfen und Kritik an bestehenden Verhältnissen zu üben.
Ich sehe das Demonstrieren mit als einfachste Form an, um Widerstand zu
zeigen und sich gegen Bestehendes aufzulehnen. Ich treffe dort auf Menschen,
die für dieselben Veränderungen eintreten und öffentlich ihren Unmut
kundtun, wodurch eine Energie entsteht, gefüllt mit Wut, Trauer aber
auch Hoffnung, aus der ich persönlich wiederum Kraft ziehe, um meinen
Aktivismus auch anderweitig fortzuführen.
Juleica-Schulungen:
Freizeiten teamen – aber nachhaltig
Du teamst gerne und Klimaschutz ist dir wichtig? Du willst deine Freizeiten zu Orten der Nachhaltigkeit machen,
ohne den Spaß für alle zu mindern? Dann komm zu unseren Juleica-Schulungen „Freizeiten klimafreundlich
teamen“. Hier bekommst du praktische Hilfestellungen für die nachhaltige Planung von Anreise,
Verpflegung, Unterkunft und Programm. Wie kann ich auch mit kleinem Budget leckere Gerichte zaubern? Wie
kann eine klimafreundliche Anreise ein spannender Teil des Programms werden? Worauf sollte ich beim Natursport
achten und was hat es eigentlich mit dem FairSpeisen-Siegel auf sich? Dazu gibt es eine ganze Palette
an Methoden und Spielen, um deine Teilnehmenden in die Umsetzung einzubinden.
Es wird Angebote für Basis- und Aufbaumodule der Juleica geben.
Alle Termine findest du unter www.naturfreundejugend.de/go/klimajuleica
Freizeit für alle möglich machen!
Die Pandemie hat die Möglichkeiten junger Menschen stark eingeschränkt und die Zeit für Sport, Freund*innen
und Freizeit genommen. Der Wunsch, sich wieder zu treffen und Zeit miteinander zu verbringen, ist also groß.
Deshalb wollen wir in diesem Jahr besonders viele niedrigschwellige und für alle erschwingliche Einstiegsangebote
anbieten. Seien es Sportwochenenden, Festivals, Städtetouren oder das Chill-Wochenende am See...
Damit das klappt, brauchen wir deine Unterstützung. Möchtest du Teil dieses Abenteuers sein und eine oder
mehrere dieser Veranstaltungen betreuen? Dann nimm an unserer kostenlosen Teamer*innenschulung teil! Gemeinsam
mit Teamer*innen aus ganz Deutschland lernst du alles, was du brauchst, um die Angebote zu planen,
umzusetzen und finanziell abzurechnen. Nach Abschluss der Schulung ist es gegebenenfalls möglich, Honorare
für die Durchführung der Angebote zu erhalten.
Die Ausbildung wird an einem Wochenende von Freitag bis Sonntag Anfang 2022 stattfinden.
Weitere Infos findest du unter www.naturfreundejugend.de/go/teamen2022
Impressum
Herausgeberin: Kinder- und Jugendwerk
der Naturfreunde - Verein zur Förderung
der Naturfreundejugend Deutschlands e.V.
Warschauer Straße 59a, 10243 Berlin
Tel. : 0 30 / 29 77 32 70
Redaktion: Lina Mombauer, Sine Rehmer,
Jamie Annas, Tobias Thiele, Dennis Melsa (V.i.s.d.P.)
Fotos: Naturfreundejugend Deutschlands (S. 1, 6, 7, 8, 9, 12,
13, 16, 20, 22, 23), Naturfreundejugend NRW (S.2/3, 21),
Creatv Eight on Unsplash (S. 4/5), Tobias Weiland (S. 10/11),
Arne Müseler (S. 14/15), ASAN/Credi-ONG (S. 16), Marc Sebastian
Eils (S. 17), Aleksei Denisov, shutterstock (S. 18/19),
Stiftung Bildung (S. 21), Franca Löhr (S.21)
Layout: Nicole Jaecke, fija.de
Druck: Druckerei Lokay e.K. Klimaneutral gedruckt auf 100 %
Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel und dem EU
Eco-Label.
Dieses Projekt wurde gefördert durch
Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen
Bundestages. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung
liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Die Aussagen in den Interviews decken sich nicht zwangsläufig
mit den Positionen der Herausgeberin.
Unser Tipp
Hört die Signale – der Podcast!
Sozial, ökologisch und gerecht – darum geht es in diesem Heft. Denn so stellen wir uns die Zukunft vor!
Doch wie kommen wir dahin?
Im Podcast der Naturfreundejugend sprechen wir über die Idee der sozial-ökologischen Transformation,
diskutieren, was dahintersteckt und wie diese auf demokratischem Wege gelingen kann.
Was hat Kapitalismus mit der Klimakrise zu tun und welche Ziele hat die Klimagerechtigkeitsbewegung?
Wie bringe ich mich aktivistisch für eine pluralistische Gesellschaft ein, in der alle
Menschen sicher und solidarisch miteinander leben können? In unserem Podcast sprechen wir mit
Expert*innen und Aktivist*innen – lokal und international. Denn die Zeit drängt. Laut
mitmischen, radikal demokratisch, für eine sozial-ökologische Transformation.
Hört doch mal rein. Hört die Signale!
podcast.naturfreundejugend.de
HÖRT
DIE
SIGNALE
für eine gerechte Zukunft
podcast.naturfreundejugend.de