WolfgangAuersAstronomische
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1 0 SALZBURG AKTUELL
„Das Ticken einer Uhr
hat was Beruhigendes“
Uhrmacher wollte er werden, durfte es aber nicht. Die Leidenschaft ließ
ihn nie los. Nun, mit 75, vollendete Wolfgang Auer sein Herzensprojekt.
SUSANNA BERGER
ST. PETER AM HART, SALZBURG. Es
besteht aus Hunderten Einzelteilen,
alle in Handarbeit von Wolfgang
Auer angefertigt. Bis auf die
kleinste Schraube. 17 Jahre hat
das Herzensprojekt des Innviertler
Schlossers in Anspruch genommen.
Seit wenigen Monaten
ist es fertig und hängt nun an der
Frontseite des Heustadls.
Der 75-Jährige hat eine astronomische
Uhr gebaut. Sie zeigt
neben der Uhrzeit den Stand der
Sonne, die Mondphase und vieles
mehr an. Auf die Idee dazu brach-
BILDUNGSTALK
te ihn ein Freund. „Der hat mir einen
Plan von einem astronomischen
Getriebe von zirka 1400 geschenkt.“
Beim Anblick des DIN-
A4-Blatts sei die Idee entstanden,
eine astronomische Uhr zu bauen.
Doch die Jahre zogen ins
Land, neben seinem Brotberuf als
selbstständiger Schlosser blieb
für den Bau eines so exquisiten
Stückes keine Zeit. „Ich hatte eigentlich
immer so viele Aufträge,
dass schon im Jänner das ganze
Jahr verplant war.“ Und so
schmiedete und restaurierte Auer
Abschlussgitter für Kirchen in
Oberösterreich und Salzburg,
Früher war er in der Autobranche, heute hat er seine Berufung
in der sozialen Arbeit gefunden: Im Bildungstalk
erzählt der Salzburger Izzet Öner von seinem Karriereweg.
Christine Bauer-Grechenig, Leiterin der Biber Bildungsberatung,
gibt Tipps in Sachen Umschulung.
Thema: Dank Umschulung zum Traumjob
Montag, 10. Jänner 2022, 18.00 Uhr
Zu sehen unter
SN.at/live
BILDER: SN/MARCO RIEBLER, PRIVAT/BIBER
Prozessionslaternen, Kreuze und
Balkone. Bald wurde der Innviertler
weitum für sein Können geschätzt
und die Anfragen für delikate
Restaurationen nahmen zu.
2009 ereilte ihn ein Ruf aus der
Stadt Salzburg. Das Glockenspiel
im Turm der Neuen Residenz
musste überholt werden. Auer
kümmerte sich um den mechanischen
Antrieb. „Erst wollte ich
das nicht annehmen, weil mir die
Fahrerei nach Salzburg zu weit
war.“ Schließlich nahm er sich
doch des mitgenommenen Stückes
an. Es wurde ausgebaut, in
seine Werkstatt nach Jahrsdorf
gebracht und – Stück für Stück
repariert und um neue Ersatzteile
ergänzt – zurück an seine Wirkungsstätte
gebracht.
Doch zurück zur astronomischen
Uhr. 2004 sollte ein hartes
Jahr im Leben von Wolfgang Auer
und seiner Frau werden, bei der
eine schwere Krankheit diagnostiziert
wurde. „Da brauchte ich etwas,
um mich abzulenken, etwas,
das mich geistig forderte.“ Und so
war die Zeit für sein ganz persönliches
Meisterwerk gekommen.
Im Kopf entstanden über Jahre
Pläne und Berechnungen. Dann
ging es los. Auer schmiedete
sämtliche Zahnräder selbst, konstruierte
diese mit Lineal und Zirkel
und bearbeitete sie mit der
Feile so lange, bis alles reibungslos
lief. Er fertigte Achsen und Lager
an sowie die vergoldeten Zeiger,
Zifferblätter, das Schlagwerk
und sämtliche Schrauben und
Muttern. Natürlich bemalte er die
Uhr auch selbst.
Langsam, sehr langsam nahm
die Uhr Gestalt an. „Wenn ich beruflich
viel zu tun hatte, dann
passierte wochenlang nichts.“
Seine Frau wusste nicht, woran er
in der Werkstatt arbeitete. „Ich
hab es ihr auch nicht verraten.“
Als das rund 150 Kilogramm
schwere Kunstwerk vergangenes
Jahr schließlich fertig war, habe
ihn erst große Aufregung erfüllt,
die später von Genugtuung abgelöst
wurde. „Erst ist man nervös,
ob das, was man sich in seinem
Kopf erdacht hat, in der Realität
funktioniert.“ Anfangs sei die
Uhr immer wieder stehen geblieben.
Inzwischen laufe sie einwandfrei.
Bis auf eine leichte Ungenauigkeit.
Die nimmt der Innviertler,
der sich selbst als penibel
beschreibt, aber in Kauf. „Alle
vierzehn Tage ist die Uhr eine
halbe Minute hinten. Da hätte ich
SAMSTAG, 8. JÄNNER 2022
Wolfgang Auer vor
seiner astronomischen
Uhr, angebracht
am Heustadl
seines Hofes in
Jahrsdorf bei St. Peter
am Hart. Alle acht
Tage muss die Uhr
aufgezogen werden.
Kunstvoll verziert ist
das Kontrollzifferblatt.
Bei der Figur
darauf hat sich Auer
eine Spielerei erlaubt.
Sie schaut
abwechselnd nach
rechts und nach
links.
BILDER: SN/SUSANNA BERGER
Mit 114 km/h in der Alpenstraße
SALZBURG-STADT. Die Polizei führte am Dreikönigstag Lasermessungen
sowie Lenker- und Fahrzeugkontrollen im Stadtgebiet von
Salzburg durch. 27 Geschwindigkeitsübertretungen wurden dabei
festgestellt. Ein Pkw-Lenker aus Ungarn wurde mit 114 km/h in der
Alpenstraße (bei erlaubten 70 Stundenkilometern) mittels Laserpistole
registriert. Die Beamten hoben vor Ort eine Sicherheitsleistung
ein, der Lenker wird angezeigt.
Frau wollte Männer mit
Sexaufnahmen erpressen
SALZBURG. Peinliche Erfahrungen
für zwei Salzburger im
Alter von 27 sowie 48 Jahren,
die über eine sogenannte
Dating-App im Internet nach
Frauenbekanntschaften gesucht
hatten. So wurde der 27-
Jährige aus dem Tennengau
von einer bislang unbekannten
Frau kontaktiert, welche
ihn animierte, sich im anschließenden
Videotelefonat
auszuziehen und sexuelle
Handlungen an sich selbst
vorzunehmen. Unmittelbar
danach forderte sie den Tennengauer
auf, 700 Euro zu
überweisen. Andernfalls würde
das Videotelefonat in den
sozialen Netzwerken veröffentlicht.
Der Mann kam der
Forderung nicht nach und erstattete
Anzeige wegen versuchter
Erpressung.
Der zweite Fall lief nach
demselben Muster ab: Hier
forderte die unbekannte Frau
von einem 48-jährigen Salzburger
gleich 5000 Euro. Auch
dieser Salzburger kam der Forderung
nicht nach und erstattete
Anzeige wegen versuchter
Erpressung bei der Polizei.
Die Polizei rät:
„Wählen Sie sichere Privatsphäre-Einstellungen
in sozialen
Netzwerken. Je weniger von Ihrem
Profil öffentlich einsehbar
ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit,
in das Visier von
Sextortion-Erpressern zu geraten.
Brechen Sie sofort jeglichen
Kontakt mit den Erpressern ab
und blockieren Sie diese, wenn
Nicht auf die
Forderungen eingehen
möglich, im sozialen Netzwerk.
Melden Sie die Fake-Accounts an
die Seitenbetreiber. Gehen Sie
nicht auf die Forderungen ein
und überweisen Sie kein Geld.
Das Bezahlen schützt nicht vor
einer Veröffentlichung. Oft fordern
die Täter nach der ersten
Überweisung noch mehr Geld.
Und: Sichern sie relevante Beweismittel
wie Screenshots des
Accounts, das Chatprotokoll sowie
den E-Mail-Verkehr.“
noch mehr Zahnräder schmieden
müssen, um das zu vermeiden.“
Gerade arbeitet Auer in seiner
Werkstatt an einer Turmuhr
aus der Kirche in Mehrnbach.
Zwischen den Werkbänken, der
Esse und den Ambossen bewegt
sich das Pendel gleichmäßig hin
und her. „Der Gang einer Uhr hat
schon etwas Beruhigendes.“ Das
fasziniere ihn, genauso wie die
Mechanik, die eine Uhr antreibe.
„Da greift eines ins andere.“
Uhrmacher wollte Wolfgang
Auer übrigens von klein auf werden.
Doch der Vater, Schuldirektor,
hielt das für einen brotlosen
Beruf. Der Sohn sollte sich zwischen
Koch und Schlosser entscheiden.
„Weil mein Bruder
Schlosser lernte, machte ich das
auch.“ Trotzdem bastelte er in
der Freizeit und unter der Schulbank
an Uhrwerken herum und
reparierte Wecker.
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