6 «Silvester» von Peter Turrini Drei Aussenseiter feiern den Jahreswechsel Silvester Komödie von Peter Turrini Premiere Mittwoch, 21. Dezember 2011, 20.00 Uhr Lokremise Leitungsteam Inszenierung — Thilo Voggenreiter Bühne und Kostüme — Elisabeth Pedross Besetzung Leopold Waller — Hans Rudolf Spühler Herbert <strong>St</strong>ein — Romeo Meyer Ruth Maria Lippe — Vera Schweiger Rudi Rischka — Matthias Albold Weitere Vorstellungen Donnerstag, 27. Dezember 2011, 20.00Uhr Freitag, 30. Dezember 2011, 20.00Uhr Samstag, 31. Dezember 2011, 20.00Uhr Dienstag, 3. Januar 2012, 20.00 Uhr Freitag, 6. Januar 2012, 20.00 Uhr Dienstag, 10. Januar 2012, 20.00 Uhr Freitag, 13. Januar 2012, 20.00 Uhr Freitag, 20. Januar 2012, 20.00 Uhr (zum letzten Mal) «Wenn das hier schon der scheusslichste Silvester seit Langem ist, dann können wir auch Bruderschaft trinken. Aber ohne Kuss.» Ruth Maria Lippe, Operettensängerin — Pünktlich zum Jahreswechsel zeigt das <strong>Theater</strong> <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> Peter Turrinis neueste bitter böse Komödie als Schweizer Erstaufführung. Silvester verbringt Waller meist allein zu Hause. Doch dieses Jahr kommt ihm ein Zufall zu Hilfe: ein Prospekt mit Biografie und Preisen unterschiedlicher <strong>St</strong>ars für den Privatauftritt daheim. Waller entscheidet sich für das Billigangebot: Frau Lippe, Opernsängerin, leicht in die Jahre gekommen. Kurze Zeit später erfährt er jedoch, dass die Caritas Gastfamilien für leicht behinderte Menschen sucht. Als Waller daraufhin der abgehalfterten Diva wieder absagen will, lässt diese sich ihren lang ersehnten Auftritt nicht so leicht vermiesen! So treffen an diesem Abend drei Aussenseiter der Gesellschaft in Wallers Kellerappartement aufeinander. Bald frage man sich, wer hier eigentlich die grössten Verhaltens auffälligkeiten an den Tag legt: ein Pensionist, ein Klient der Caritas oder doch die Operettendiva? Thilo Voggenreiter, der bereits in der Saison 2010/11 das Jugendstück «Holger, Hanna und der ganze kranke Rest» bei uns inszenierte, wird sich gemeinsam mit den Darstellern auf die Reise durch Turrinis skurrilen Mikrokosmos begeben. Wir freuen uns auf eine zweite Schweizer Erstaufführung des österreichischen Erfolgsautors: in der Saison 2005/06 war Peter Turrinis <strong>St</strong>ück «Die Eröffnung» am <strong>Theater</strong> <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong> zu sehen. Peter Turrini wurde 1946 geboren und wuchs in Kärnten auf. Über einen befreundeten Komponisten bekam er früh Kontakt mit Vertretern der Wiener Avantgarde. Von 1963 bis 1971 war er in verschiedenen Berufen tätig, unter anderem als Werbetexter. Seit 1971 lebt er als freier Schriftsteller in Wien und Retz. Er schreibt <strong>Theater</strong>stücke, Drehbücher, Gedichte, Aufsätze und Reden. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt, seine <strong>Theater</strong>stücke werden weltweit gespielt. Im November 2011 wurde Peter Turrini mit dem Nestroy für sein Lebenswerk ausgezeichnet; die Laudatio stammt von Elfriede Jelinek. Auszug aus der Laudatio von Elfriede Jelinek: «Peter Turrini ist wirklich ein Dramatiker, ein echter, ich weiss auch nicht wie er das macht, aber seine Figuren wollen die Autonomie über ihr Sprechen erlangen und zeigen, indem sie sprechen, dass sie sie ja schon haben, diese Autonomie ... Die Bühnenmenschen sprechen und das Sprechen macht die Bühnenmenschen Turrinis, nein, es macht sie nicht aus, es erzeugt sie, es ist ihnen erst im letzten Moment eingefallen ... Und so rühren die Figuren erst sich an, vergewissern sich, dass sie wirklich das sagen werden müssen, was sie dann gesagt haben werden und dann werfen sie ihr Sprechen und damit sich selbst dem anderen zu, der da mit ihnen auf der Bühne steht, nicht zufällig und keinesfalls so, als stünde er da, sondern, weil er da steht und es sagen muss. Dafür hat der Autor Peter Turrini sie da her gestellt, nicht hergestellt, damit nichts, was sie sagen oder tun dahin gestellt gelassen werden kann. Dann kommt das Nächste und das zieht wieder das Nächste nach sich und, oh Gott, jetzt fangen sie auch noch zu leben an, nichts wie weg, aber natürlich ist wie so oft das Gegenteil wahr. Bitte kommen Sie und schauen Sie sich einmal die Wahrheit an, aber vergessen können Sie es dann nicht mehr, was da gesagt worden ist.» (ke) — Bild: Fotolia