Bauland/Tauber/Jagst - Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung
Bauland/Tauber/Jagst - Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung
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Kristallklar<br />
Das Magazin der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> März 2010 · Heft 103<br />
<strong>Bauland</strong>/<strong>Tauber</strong>/<strong>Jagst</strong><br />
Neues Boot für den <strong>Bodensee</strong><br />
Die Kultur des Essens<br />
Dinkel – ein körniger Genuss
Editorial<br />
Blick auf Boxberg<br />
und Wölchingen<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
vom tiefen Süden bis zum hohen<br />
Norden unseres Bundeslandes erstrecken<br />
sich die Leitungen der <strong>Bodensee</strong>-Was -<br />
ser versorgung. In unserem „Kristall klar“<br />
steht diesmal der nördlichste Bereich<br />
un seres Versorgungsgebietes im Mit telpunkt.<br />
Seit 1971 verbindet die Haupt -<br />
leitung 2 den <strong>Bodensee</strong> mit Bad Mer -<br />
gentheim – immerhin eine Ge samt stre -<br />
cke von 258 Kilometern. <strong>Tauber</strong>, <strong>Jagst</strong>,<br />
Ko cher, das <strong>Bauland</strong> und der Oden wald<br />
bilden eine einzigartige Landschaft von<br />
hoher Lebensqualität. Natürlich ist die -<br />
se Region ein Paradies für Radfahrer<br />
und Wanderer. Den Kul tur in te res sier ten<br />
bietet sie Schätze – vom UNESCO-Weltkulturerbe<br />
Limes bis zu romantisch ge -<br />
le genen Burgen und Klöstern. Wasser<br />
ist Leben – das gilt natürlich nicht nur<br />
für das Trink wasser aus dem <strong>Bodensee</strong>.<br />
Die Quellen Bad Mergentheims beweisen,<br />
dass aus mi neralhaltigem Wasser<br />
ein ganzer Wirt schaftszweig entstehen<br />
kann.<br />
Auf der vorletzten Seite sehen Sie das<br />
gesamte Lei tungs netz unserer Bo den see-<br />
Was ser ver sor g ung. Es bildet das Rück -<br />
grat der Was ser versorgung in Ba den-<br />
Württemberg. Dieses Lei tungs netz ge -<br />
hört den Kom mu nen und Ver bän den, die<br />
Mitglied der <strong>Bodensee</strong>-Was ser ver sorg<br />
ung sind. Es stellt ein großes Ver mögen<br />
dar: über 730 Millionen Euro. Wir<br />
pflegen es und verbessern es täglich –<br />
damit Sie jeden Tag zu jeder Stun de<br />
un ser gutes <strong>Bodensee</strong>wasser trinken<br />
können.<br />
Und jetzt: Viel Spaß beim Lesen.<br />
Michael Stäb ler<br />
Kaufmännischer Geschäftsführer<br />
Prof. Dr. Hans Mehlhorn<br />
Technischer Geschäftsführer<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010<br />
Inhalt<br />
Ein „Wasserfloh”<br />
überwacht die Qualität<br />
Über den Tellerrand hinaus<br />
Wasser macht gesund<br />
Das Ziel der Reise:<br />
Walldürn<br />
Grenzenlos geschützt<br />
Nachrichten<br />
Möckmühl –<br />
Leben an der <strong>Jagst</strong><br />
Veranstaltungen<br />
Auf Schnäppchenjagd<br />
Blick zurück<br />
Besuch in der Unterwelt<br />
Die Notlösung<br />
Eine Stadt erleuchtet<br />
Auf einen Blick<br />
4<br />
6<br />
8<br />
10<br />
12<br />
14<br />
16<br />
18<br />
20<br />
22<br />
24<br />
26<br />
28<br />
30<br />
3
<strong>Zweckverband</strong> <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong><br />
4<br />
Ein „Wasserfloh“ überwacht die Qualität<br />
Das neue Laborboot der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> ist mit modernster Technik ausgestattet<br />
Die meisten anderen Boote auf<br />
dem <strong>Bodensee</strong> sind schneller, komfortabler<br />
und auch eleganter. Doch trotzdem<br />
muss „Daphnia“ die Konkurrenz<br />
kaum fürchten, denn das neue La bor -<br />
boot der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong><br />
hat andere Qualitäten: Es überwacht<br />
die Wassergüte des größten europäischen<br />
Trinkwasserspeichers. Dazu hat es<br />
eine Menge neuester Technik an Bord:<br />
ein kleines, hochmodernes Labor, zwei<br />
Seil winden, Schöpfer, Pumpen, Fil tra -<br />
tions geräte und Spezialsonden, die ei -<br />
ne Analyse des Wassers direkt an Bord<br />
ermöglichen.<br />
Regelmäßig im Monat begibt sich<br />
„Daphnia“ von Sipplingen aus auf Tour.<br />
Im Überlinger See wird das Wasser in<br />
60 Meter Tiefe entnommen, auf den<br />
Sip p linger Berg gepumpt und dort zu<br />
Trinkwasser aufbereitet. Daher muss das<br />
Wasser rund um die Entnahmestelle be -<br />
sonders intensiv untersucht werden, das<br />
Boot entnimmt aber auch Proben im<br />
Obersee und in den Mün dungs ge bie ten<br />
der Zuflüsse.<br />
Um das Trinkwasser auf dem Sipp lin -<br />
ger Berg optimal aufbereiten zu können,<br />
müssen die Wissenschaftler der<br />
Bo densee-<strong>Wasserversorgung</strong> die In -<br />
halts stoffe und die Abläufe des Sees genau<br />
kennen. Hierzu werden das ganze<br />
Jahr über Messungen in verschiedener<br />
Wassertiefe durchgeführt.<br />
Die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> stellt<br />
die Messergebnisse unter anderem der<br />
Internationalen Gewässer schutz kom -<br />
mis sion für den <strong>Bodensee</strong> (IGKB) und<br />
der Arbeits ge mein schaft Wasserwerke<br />
<strong>Bodensee</strong>-Rhein (AWBR) zur Verfü -<br />
gung. Die so entstehenden langjährigen<br />
Datenreihen bilden die Grundlage<br />
für Entscheidungen der internationalen<br />
Gremien hinsichtlich des integrierten<br />
Gewässerschutzes am <strong>Bodensee</strong>.<br />
Auch am Inter natio na len Kooperationsnetzwerk<br />
<strong>Bodensee</strong> (IKNB) ist die Bo -<br />
densee-Was ser ver sor g ung beteiligt und<br />
liefert dafür Daten über die im See vor-<br />
handenen Stoffe und Lebewesen. Die<br />
Vorkommen verschiedener Algen zum<br />
Beispiel sind je nach Jahreszeit unterschiedlich<br />
in Art und Häufigkeit – und<br />
sind ein wichtiges Indiz für den Zu -<br />
stand des Sees, seinen Gehalt an Nähr -<br />
stoffen und so mit auch wichtig für den<br />
Ge wäs ser schutz.<br />
Im Herbst 2009 hat die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong><br />
ihr neues Labor- und<br />
Ar beitsboot offiziell in Dienst gestellt.<br />
Mit dem traditionellen Taufspruch „Allzeit<br />
gute Fahrt und immer eine Hand -<br />
breit Wasser unter dem Kiel“ schickte<br />
Dr. Doris Reick vom Lan des ge sund heitsamt<br />
Baden-Württemberg das Schiff auf<br />
Dienstreise. „Daphnia“ ist die wissenschaftliche<br />
Bezeichnung für ei nen winzigen<br />
Wasserfloh aus der Fa milie der<br />
Krebstiere. Er kommt in großer Anzahl<br />
im <strong>Bodensee</strong> vor und ist für die Be ur -<br />
teilung biologischer Vor gän ge im See<br />
wichtig.<br />
Das neue Laborschiff besteht aus Alu -<br />
mi nium und wurde von der Bodan-<br />
Werft, Kressbronn, geplant und ge baut.<br />
Bei einer Länge von zehn Metern und<br />
einer Breite von 2,80 Metern hat es ei -<br />
ne Verdrängung von fünf Tonnen und<br />
einen Tiefgang von 90 Zen ti me tern. An -<br />
getrieben wird es durch einen 184 Ki -<br />
lo watt starken, wassergekühlten Tur -<br />
bo dieselmotor, der alle abgastechnischen<br />
Vorgaben der Bo densee schiff -<br />
fahrts ordnung (BSO) Stufe 2 erfüllt.<br />
Fertig für die große Fahrt. Die<br />
„Daphnia“ ist bei Wind und Wetter<br />
im Einsatz zur Überwachung der<br />
Wasserqualität. Mit Schöpfern wird<br />
das Wasser aus unterschiedlicher<br />
Tiefe an Bord geholt und gleich einer<br />
ersten Untersuchung unterzogen.<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010 5
Wissen<br />
Über den Tellerrand hinaus<br />
Der Studiengang „Food-Management & Kulinaristik“ in Bad Mergentheim widmet sich der Kultur des Essens<br />
Warum ist ungesundes Essen<br />
wie Fast Food so beliebt? Ist gar der<br />
griechische Philosoph Platon schuld daran?<br />
Über das Essen heißt es in einem<br />
Dialog mit Sokrates: „Verachten, dünkt<br />
mich wenigstens, wird es der wahrhafte<br />
Philosoph.“ Und wahrhaft war, so der<br />
Hamburger Philosophieprofessor Ha rald<br />
Lemke, wer sich „von den leiblichen Be -<br />
dürfnissen und Lüsten des Essens und<br />
Trinkens“ distanzierte. Lemke sieht da -<br />
rin den Grundstein für die weitverbreitete<br />
und viele Jahrhunderte dauernde<br />
Geringschätzung des Essens und des<br />
Ge nusses. Der Weg für den späteren Erfolg<br />
von Hamburger und Co. wurde damit<br />
bereits früh bereitet.<br />
Doch wir essen nicht nur, um satt zu<br />
wer den, sondern auch, um mit anderen<br />
zusammen zu sein, um Menschen kennen<br />
zu lernen, um Feste wie Weih nachten<br />
oder Ostern zu feiern, um Ge burts -<br />
tage zu würdigen oder um bei einem<br />
„Ar beitsessen“ wichtige Ent schei dun gen<br />
zu treffen. Essen und Trinken sind Teil<br />
unserer Kultur – und deshalb seit ein<br />
paar Jahren auch Weiterbildungs- und<br />
Studienfach.<br />
Der Studiengang „Food Management<br />
und Kulinaristik“ der Dualen Hoch schule<br />
Baden-Württemberg auf dem Cam -<br />
pus Bad Mergentheim möchte die be -<br />
triebswirtschaftlichen, soziologischen,<br />
kulturhistorischen, philosophischen und<br />
ernährungswissenschaftlichen Aspekte<br />
von Essen und Trinken fächerübergreifend<br />
beleuchten. Der Name „Kulina ris -<br />
tik“ soll die enge und vielschichtige Verbindung<br />
zwischen Wissenschaft und<br />
Gastronomie deutlich machen.<br />
„Genuss und wirtschaftlicher Erfolg<br />
müs sen kein Widerspruch sein“, so Ot -<br />
to Geisel, einer der Studiengang-Ini -<br />
tiatoren. Für den Hotelier aus der Kur -<br />
stadt ist Genuss kein Luxus, sondern<br />
„elementarer Bestandteil unserer Kul -<br />
tur“. „Vollendeter Genuss, das kann ein<br />
Essen dient nicht nur der Ernäh<br />
rung, sondern bedeutet auch<br />
Genuss, Feiern und Kommunikation<br />
und ist damit ein wichtiger Teil<br />
unserer Kultur<br />
perfekt gebratener Landgockel sein“, erklärt<br />
der Experte.<br />
Der kann aber nur gelingen, wenn das<br />
Produkt eine hohe Qualität hat. Um<br />
die ses Wissen über hochwertige Er nähr<br />
ung und die Entwicklung neuer Pro -<br />
dukte zu vertiefen und zu verbreiten,<br />
konnten Geisel und seine Mit strei ter die<br />
in Bad Mergentheim ansässige Au ßen -<br />
stelle der Dualen Hochschule Ba den-<br />
Württemberg Mosbach dafür gewinnen,<br />
den neuen Studiengang ein zurichten.<br />
Im Herbst 2007 begannen die ers -<br />
ten 25 Studenten in Kooperation mit<br />
Be trieben aus der Lebensmittelin dus -<br />
trie mit ihrer Aus bildung zum „Food<br />
Ma nager“ bzw. „Be triebswirt für Gas -<br />
tro nomie und Zu lie fer erbetriebe“. In -<br />
zwi schen sind 100 weitere Studenten<br />
hinzugekommen.<br />
„Unsere Absolventen wer den Fachoder<br />
Führungsaufgaben in Zulieferbe -<br />
trieben der Gastronomie übernehmen.<br />
Das können Spezialitätenproduzenten,<br />
Küchenhersteller oder Handelsunter -<br />
neh men sein. Die Stärke unserer Ab sol -<br />
venten liegt in der Kom bination von<br />
kaufmännischem mit kul turwissenschaftlichem<br />
Knowhow rund um das<br />
Thema Ernährung und nachhaltigen<br />
Ge nuss“, erläutert Professorin Sabine<br />
Woydt, Leiterin des Studiengangs.<br />
Vielleicht wird in einigen Jahren auch<br />
der ein oder andere Absolvent aus Bad<br />
Mergentheim zu den Preisträgern des<br />
Internationalen Eckart Witzigmann-<br />
Prei ses gehören, der seit 2004 jedes<br />
Im Herbst dieses Jahres beenden die ersten 25<br />
Studenten den neuen Studiengang „Food Manage -<br />
ment und Kulinaristik“ an der Dualen Hochschule<br />
Baden-Württemberg in Bad Mergentheim<br />
Jahr in vier Kategorien vergeben wird.<br />
Zu den Preisträgern zählten bisher u.a.:<br />
die Kö che Marc Haeberlin aus Frankreich<br />
und Ferran Adria aus Spanien<br />
(„Große Koch kunst“), der Schrift steller<br />
Günther Grass und der Künstler Tomi<br />
Ungerer („Ver dienste um das Kul tur -<br />
thema Essen in Literatur, Wissen schaft<br />
und Medien") sowie die Köche Cornelia<br />
Poletto („Nach wuchsgastronomen und<br />
Nach wuchsförderung“) und Fredy Gi -<br />
rar det („Le benswerk“).<br />
www.dhbw-mosbach.de/fm<br />
6 <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010 7
Gesundheit<br />
Wasser macht gesund<br />
Bad Mergentheim wurde mit Bade- und Trinkkuren bekannt<br />
Wasser spielt in Heilbädern naturgemäß<br />
eine Hauptrolle. Haut krank hei -<br />
ten und Muskelschmerzen werden<br />
häu fig durch Badekuren, Magen-/<br />
Darm beschwerden durch Trinkkuren<br />
gelindert. Auch nach Bad Mergent -<br />
heim, ins größten Heilbad Baden-<br />
Würt tembergs, kommen viele Kur -<br />
gäs te, um die gesundheitsfördernde<br />
Wirkung des Wassers zu erleben.<br />
Die Entdeckung der Heilquellen<br />
in Bad Mergentheim 1826 war purer Zu -<br />
fall. Nach einem sehr trockenen Som -<br />
mer führte die <strong>Tauber</strong> nur wenig Was -<br />
ser und gab deswegen eine Quelle –<br />
beim heutigen Pavillon der Wilhelms -<br />
quelle – frei. Der Schäfer Franz Gehrig,<br />
der seine Schafherde dort weiden ließ,<br />
beobachtete, wie seine Tiere immer wie -<br />
der an dieser Stelle stehen blieben, um<br />
zu trinken. Auch der Schäfer probierte<br />
von dem bitter und salzig schmeckenden<br />
Wasser.<br />
Der damalige Schultheiß erkannte<br />
schnell, welchen Wert das mineralhaltige<br />
Wasser für das Städtchen im äu -<br />
ßer sten Norden Württembergs ha ben<br />
kön nte. Durch Bohrungen wurden im<br />
Lauf der Jahre weitere Quellen entdeckt<br />
– zwei Trinkquellen und eine Ba -<br />
dequelle. Bereits drei Jahre später, 1829,<br />
begann die erste Kursaison. Zu dieser<br />
Zeit gewann auch die Wasser heil kunde<br />
immer mehr an Bedeutung, da die Ana-<br />
lysemethoden in den Na tur wissen schaften<br />
es erstmals ermöglichten, die Sub s -<br />
tanzen der Mineralwässer zu bestimmen.<br />
Aber erst Ende des 19. Jahr hun -<br />
derts wurde auch der therapeutische<br />
Nutzen des Wassers erkannt.<br />
Seit 1926, als sich die Entdeckung der<br />
Quellen zum hundertsten Mal jährte,<br />
darf sich die <strong>Tauber</strong>stadt mit dem Prä -<br />
dikat Bad schmücken. Eine Blü te zeit<br />
be gann und machte Bad Mer gent heim<br />
für viele Jahre zum Treffpunkt für<br />
wohl habende Banker, Industrielle, Ad -<br />
li ge und Künstler. Sie alle kamen, um<br />
ih re Stoffwechselerkrankungen be handeln<br />
zu lassen.<br />
„Die Heilungskraft ist kein Humbug,<br />
sie lässt sich medizinisch und physiologisch<br />
nachweisen", erklärt Dr. Hein -<br />
rich Ilse, Vorsitzender der Kurärz te -<br />
schaft. „Morgens haben die Quellen ei -<br />
ne anregende und nachmittags eine beruhigende,<br />
heilende Wirkung.“ Wich tig<br />
sei es, dass das Wasser die richtige Temperatur<br />
habe und dass die individuell<br />
passende Menge in der richtigen Ge -<br />
schwindigkeit getrunken werde. Das<br />
Was ser wirkt vor allem auf Ver dau ungs -<br />
organe.<br />
Die Wilhelmsquelle ist das schwächste<br />
Heilwasser. Die Konzentration der Karlsquelle<br />
ist viermal stärker, und die Al -<br />
bertquelle gilt sogar als die stärkste in<br />
Europa. Die Karlsquelle wird auch für<br />
Trinkkuren zu Hause in Flaschen ange-<br />
8 <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010<br />
boten. „Die wirksamen Bestandteile der<br />
Heilquellen sind Natrium, Chlorid, Sul -<br />
fat, Hydrogencarbonat, Calcium und<br />
Mag nesium", so Ilse. Das Wasser der<br />
koh lensäurehaltigen Paulsquelle wird<br />
nicht zur Trinkkur, sondern für Ba de -<br />
kuren verwendet, zum Beispiel zur Be -<br />
handlung von Hauterkrankungen wie<br />
Neurodermitis oder Schuppenflechte<br />
so wie bei Erkrankungen des Stütz- und<br />
Bewegungsapparats wie Rheuma, Ar throse<br />
oder bei chronischen Ner ven ent -<br />
zündungen. Einen Anteil von über vier<br />
Prozent Paulsquelle haben die zwei<br />
Ther mal-Mineralbecken – eines da von<br />
im Außenbereich – des Bade- und Well -<br />
nessparks Solymar. Zusätzlich sorgt die<br />
Wassertemperatur von 35 Grad Celsius<br />
für Wohlbefinden.<br />
Längst hat sich die Stadt in Tau ber franken<br />
zur Gesundheitsstadt entwickelt.<br />
Auch bei orthopädischen Erkran kun gen<br />
und der Behandlung von Essstörungen<br />
bei jungen Menschen sowie bei der<br />
Dia betestherapie hat Bad Mergent heim<br />
einen exzellenten Ruf. Neben einer<br />
Fach klinik gehört zum Diabetes-Zen -<br />
trum auch das Forschungsinstitut der<br />
Diabetes Akademie, das durch seinen<br />
engen Kontakt zu mehreren Uni ver si -<br />
täten den Patienten innovative und<br />
interdisziplinäre Therapiemöglichkeiten<br />
anbieten kann.<br />
www.bad-mergentheim.de<br />
Das Wasser des Solymar (li.) im<br />
Wellnesspark ist mit der Pauls quelle<br />
versetzt. Es sorgt für Wohlbefinden<br />
und lindert Hautbeschwerden, während<br />
das Wasser der Trinkquellen<br />
(re.) bei Beschwerden des Ver dau -<br />
ungstrakts hilft. Das Haus des Kur -<br />
gastes (ganz re.) und das Quellen -<br />
häuschen der Karlsquelle stehen<br />
mitten im üppigen Kurpark.<br />
9
Geschichte<br />
Das Ziel der Reise: Walldürn<br />
Schon seit Jahrhunderten unternehmen Pilger eine „Wallfahrt zum Heiligen Blut“<br />
Pilgern ist in – weltweit machen<br />
sich jedes Jahr Millionen Menschen auf<br />
den Weg, Tendenz steigend. Katholiken<br />
zieht es nach Beth le hem zur Ge burts -<br />
stätte des Christen tums, Moslems nach<br />
Mekka, dem Ge burtsort des Propheten<br />
Mohammed, oder Hindus nach Benares<br />
am Ganges, um sich dort reinzuwaschen.<br />
Wall fahr ten haben eine jahrhun<br />
dertealte Tra di tion und sind in al -<br />
len Religionen und Kulturen bekannt.<br />
Zu den am besten besuchten Wall fahrts-<br />
orten in Deutschland gehört Walldürn<br />
am Rande des Odenwalds. Seit vielen<br />
Jahrhunderten kommen katholische<br />
Gläubige, um den „Hei li ge-Blut-Altar“<br />
in der Basilika St. Georg zu sehen. Ein<br />
kleines Missgeschick des damaligen<br />
Pfarrers Heinrich Otto hatte 1330 die<br />
Wallfahrten ausgelöst. Während einer<br />
Messe stieß der Kir chen mann nach der<br />
Wandlung aus Ver sehen den Kelch mit<br />
dem zum „Blut Christi“ verwandelten<br />
Wein um. Auf dem Kelchtuch, dem<br />
Kor porale, zeichneten sich das Bild des<br />
gekreuzigten Je sus sowie elf weitere<br />
Häupter Christi mit der Dornenkrone<br />
ab. Aus Angst aber versteckte der<br />
Pries ter das Tuch hinter einem Stein<br />
des Altars. Erst 50 Jahre später auf dem<br />
Sterbebett offen barte er sich und er -<br />
zähl te, was passiert war.<br />
Das Tuch wurde entdeckt. Die Geschich -<br />
te des Pfarrers Otto verbreitete sich<br />
schnell und zog viele Gläubige in den<br />
kleinen Ort. 1408 wurde das „Blut wun -<br />
der von Walldürn“ vom Würz bur ger<br />
Bi schof anerkannt, 1445 auch von Papst<br />
Eugen in Rom. Spätestens jetzt war<br />
der Blutaltar in der Kir chen welt be -<br />
rühmt. Immer mehr Menschen machten<br />
sich auf den Weg, um „zu Fuß zu<br />
beten“. Schon vor Beginn des Drei ßig -<br />
jährigen Kriegs (1618-1648) wurden<br />
30.000 Pil ger jährlich gezählt. Zu nächst<br />
kamen sie aus einem Umkreis von circa<br />
40 Ki lometern, später auch vom Un -<br />
ter main, aus Ostfranken, ab Mitte des<br />
17. Jahr hunderts auch aus Ham mel -<br />
burg und dem Saaletal. Nicht mehr al -<br />
le kamen zu Fuß, sondern zu nehmend<br />
auch mit Schiffen über den Main oder<br />
den Neckar.<br />
Für die Walldürner wurde die Wall -<br />
fahrt auch ein bedeutender Wirt schaftsfaktor.<br />
Die Pilger mussten über nachten<br />
und bewirtet werden. Bis zum 18. Jahrhundert<br />
besuchten pro Jahr bereits et -<br />
wa 130.000 Gläubige die kleine Ge -<br />
mein de mit nur etwas mehr als 1000<br />
Einwohnern. Ein eigenes Wall fahrts ge -<br />
werbe entstand mit Ker zen ma chern, Papierblumenherstellern,<br />
meh re ren Drucke<br />
reien für die An den ken bildchen und<br />
Bäckereien für die Wall fahrts-Leb ku -<br />
chen: Die „Wall dür ner Schie ßerli“ werden<br />
noch heute jedes Jahr von einer<br />
Odenwälder Bäckerei ge backen. Mit Be-<br />
ginn der Aufklärung An fang des 18.<br />
Jahr hunderts aber verloren die Wall -<br />
fahrten an Bedeutung. Die Zahl der Pil -<br />
ger ging auf circa 20.000 pro Jahr zu -<br />
rück.<br />
Heute hat die kleine Stadt im „Ma don -<br />
nenländchen“ – viele Häuser sind mit<br />
Ma donnenstatuen verziert und die<br />
Wan derwege von Bildstöcken gesäumt<br />
– knapp 12.000 Einwohner und empfängt<br />
pro Jahr bis zu 150.000 Gäste.<br />
Die Kern-Wallfahrtszeit beginnt am<br />
Sonntag nach Pfingsten und endet<br />
fünf Sonntage später. Höhepunkte sind<br />
die Prozessionen an Fronleichnam und<br />
eine Woche später am Großen Blut -<br />
feiertag. Einzelne Tage sind für Pil ger -<br />
gruppen aus bestimmten Städ ten oder<br />
Regionen reserviert. So unterschiedlich<br />
die Pilger auch sind, die meisten<br />
verbindet der Wunsch, die Hektik und<br />
Reizüberflutung des Alltags hinter sich<br />
zu lassen und die Gemeinschaft mit an -<br />
deren zu erleben. Nicht mehr für jeden<br />
steht dabei die Religion im Vor der -<br />
grund, manche möchten auf den Wan -<br />
derungen schlicht nur wieder mal den<br />
Kopf freibekommen.<br />
Kleine Bilder (von links nach rechts):<br />
Blick auf Walldürn mit der Basilika<br />
St. Georg<br />
Historische Darstellung mit einem<br />
Pfarrer, der das Bluttuch versteckt<br />
Der Innenraum der Basilika<br />
Großes Bild:<br />
Auch außerhalb der Wallfahrtszeit<br />
zieht es Pilger in den Odenwald:<br />
Am Pfingstsamstag treffen sich<br />
Motorradfahrer, im Juli die Reiter<br />
und im September die Radfahrer.<br />
10 <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010 11
Organisation<br />
Grenzenlos geschützt<br />
Vor 50 Jahren wurde die Internationale Gewässerschutzkommission für den <strong>Bodensee</strong> gegründet<br />
Der Anlass zur Gründung war<br />
wenig erfreulich. In den 1950er Jahre<br />
zeigten sich in der Wasserqualität des<br />
<strong>Bodensee</strong>s Entwicklungen ab, die<br />
nichts Gutes verhießen. Dies löste bei<br />
den Anrainerstaaten die Erkenntnis aus,<br />
dass der See als „Biofilter“ für die Ab -<br />
wässer der in seinem Einzugsgebiet le -<br />
benden Menschen überfordert war. Da<br />
es im <strong>Bodensee</strong> keine Grenzen gibt, war<br />
es wichtig, dass sich alle Anrainer glei -<br />
chermaßen für den See verantwortlich<br />
fühlten. Das Ziel der In ter na tionalen<br />
Ge wässerschutzkommission für den Bo -<br />
densee (IGKB) war es, sich so unbürokratisch<br />
wie möglich und so ge regelt<br />
wie nötig als Anwalt um den Schutz des<br />
<strong>Bodensee</strong>s und seines Um landes zu<br />
küm mern – mit Er folg: Der <strong>Bodensee</strong><br />
ist heute wieder so sauber wie Anfang<br />
der 1950er Jahre. In den ver gangenen<br />
Jahr zehnten wurden mehr als 4,5 Milli -<br />
ar den Euro in abwassertechnische Maß -<br />
nah men investiert. Der Schwerpunkt lag<br />
zunächst in den seenahen Gemeinden,<br />
danach folgten wei tergehende Maß -<br />
nah men zur Ent fern ung des Phosphors<br />
bei allen großen Klärwerken im ge samten<br />
Ein zugs ge biet. Durch die ho hen In -<br />
vestitionen, die sowohl Politik als auch<br />
Gesellschaft über viele lange Jah re hinweg<br />
schulterten, trat die Wende ein. Ab<br />
1979 sank der Phos phor wert von 87<br />
auf heute kons tant acht Milli gramm<br />
pro Kubik me ter Was ser.<br />
Derzeit widmet die IGKB ihre besondere<br />
Aufmerksamkeit den Ufer- und Flachwasserzonen<br />
des Sees, die auf gro ßen<br />
Strecken durch Mauern, Auf schüt tun -<br />
gen und Nutzungen beeinträchtigt<br />
sind. In diesen ökologisch wichtigen<br />
Be reichen finden chemische Prozesse<br />
statt, die der Selbstreinigung des Sees<br />
dienen. Auch der Eintrag von Stoffen<br />
aus der Umwelt wird von der IGKB un -<br />
tersucht. Falls erforderlich, stößt die<br />
IGKB neue Maßnahmen an wie derzeit<br />
den Ausbau von Klär anlagen. Mehrere<br />
Kläranlagen werden zusätzlich mit Aktivkohle<br />
ausgerüstet, welche Spuren -<br />
stoffe aus dem Abwasser entfernt und<br />
somit den Eintrag in den See verhindert.<br />
Das Land Baden-Württemberg fördert<br />
diesen Ausbau, und auch die<br />
Schweizer Anrainer haben ein an -<br />
spruchs volles Programm zum Ausbau<br />
vieler großer Kläranlagen aufgelegt.<br />
Für die Anrainerstaaten ist die weitere<br />
intensive Arbeit der Kommission die Garantie<br />
dafür, dass die Wasserquali tät<br />
des Sees in einem guten und langfris -<br />
tig stabilen Zustand erhalten bleibt.<br />
www.igkb.de<br />
Dipl.-Ing. Peter Fuhrmann,<br />
Umweltministerium Baden-<br />
Württem berg und Vorsitzender<br />
der IGKB, zu den aktuellen<br />
Aufgaben:<br />
Peter Fuhrmann<br />
Kristallklar:<br />
Der <strong>Bodensee</strong> ist heute wieder ein<br />
sau beres Gewässer. Was sind die<br />
Herausforderungen der Zukunft?<br />
Peter Fuhrmann:<br />
Wir müssen weiterhin den heute wieder<br />
niedrigen Phos phat gehalt des Bo -<br />
den sees im Auge be halten. Die klimabeding<br />
ten Verän der un gen könnten be -<br />
wir ken, dass im Win ter die Umwälzung<br />
des Sees ausbleibt. Dies wiederum wür -<br />
de zu einem Sauer stoffmangel auf dem<br />
Seeboden führen und das im Se diment<br />
gebundene Phos phat würde wieder ins<br />
Wasser gelangen. Weiteres Thema sind<br />
die heute in äußerst geringen Kon -<br />
zentrationen nachweisbaren Spuren -<br />
schadstoffe. Wir untersuchen, woher<br />
diese Sub stanzen stammen und wie<br />
Abhilfe geschaffen werden kann. Ba -<br />
den-Würt temberg fördert den Aus bau<br />
von mehreren Kläranlagen im See -<br />
einzugs ge biet. Diese Kläranlagen werden<br />
zu sätzlich mit Aktivkohle aus gerüstet,<br />
die Spurenstoffe aus dem Ab -<br />
wasser entfernt. Die Schweizer An rai -<br />
ner ha ben ebenfalls ein an spruchsvolles<br />
Pro gramm zum Ausbau vieler großer<br />
Kläranlagen aufgelegt. Wir müs sen<br />
jetzt der Bevölkerung den Nutzen dieser<br />
Investitionen nahe bringen, die<br />
natürlich mit Kosten für den Verbrau -<br />
cher verbunden sind. Die Renaturie -<br />
rung der Uferverbau ungen bleibt weiter<br />
Aufgabe der IGKB. Sie dient in er -<br />
ster Linie der Ökologie, denn die Flachwasserzone<br />
ist Lebens raum. Es finden<br />
dort aber auch wichtige chemische<br />
Prozesse statt, die der Selbstreinigung<br />
des Sees dienen. Wir müssen oft viel<br />
Überzeugungsarbeit bei Grundstücks -<br />
besitzern und Ge mein den leisten, da -<br />
mit sich diese von ihren Ufermauern<br />
verabschieden.<br />
Kristallklar:<br />
Herr Fuhrmann, wo sehen Sie persönlich<br />
den <strong>Bodensee</strong> in 50 Jahren?<br />
Peter Fuhrmann:<br />
Ich sehe eine Wasserqualität, die wei -<br />
terhin bestens geeignet für die Trink -<br />
wasserversorgung ist. Und ich sehe na -<br />
turnahe Ökosysteme ebenso wie in tensive<br />
Freizeitnutzung. Ich sehe attrak tive<br />
Wohn- und Arbeitsstätten und dies<br />
alles in einem für den See verträglichen<br />
Rahmen.<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010<br />
12 13
Nachrichten<br />
Stimmt’s<br />
Eine Frage des Maßes<br />
Stimmt es, dass man zum Essen<br />
nichts trinken soll?<br />
Viele können sich ein feines Essen nicht<br />
vorstellen, ohne dass ein gutes Glas<br />
Wein neben dem Teller steht oder – im<br />
Alltag – zumindest ein Glas Wasser.<br />
Da gegen wird dann oft die Regel vorge<br />
bracht, man solle zum Essen nichts<br />
trin ken, weil das die Verdauung behindere.<br />
Sicher ist es nicht sinnvoll, das Essen<br />
mit Flüssigkeit „herunterzuspülen”. Abgesehen<br />
davon, dass das ohnehin als<br />
barbarisch einzustufen ist: Das Kauen<br />
dient nicht nur der Zerkleinerung des<br />
Essens, sondern die Enzyme im Spei chel<br />
beginnen es schon im Mund zu zersetzen.<br />
Und wer gut kaut, der braucht kei-<br />
<strong>Bodensee</strong><br />
Die Wasserfläche reichte einst bis Chur<br />
Hätte es früher schon<br />
die Weiße Flotte auf dem Bo -<br />
den see gegeben, hät te sie bis<br />
ins schweizerische Chur fahren<br />
können. Vor 14.000 Jahren nämlich<br />
war der sogenannte Rheintalsee<br />
doppelt so groß und<br />
reichte bis ins süd liche Rheintal,<br />
so heißt es in einem Be richt<br />
der Internationalen Gewässer -<br />
schutz kommission für den Bo -<br />
densee (IGKB), der anlässlich des<br />
50-jährigen Be stehens der IGKB<br />
veröffentlicht wurde. Doch be -<br />
reits 4.000 Jahre später ver lan -<br />
dete der riesige See be reits,<br />
nachdem er sich mit Schutt,<br />
den der Rhein aus den Alpen<br />
transportierte, gefüllt hatte und<br />
Berg stürze die Täler am See zugeschüttet<br />
hatten. Der See spiegel<br />
lag mit 415 Me tern we sentlich<br />
höher als heu te, weil im<br />
Wes ten ein mächtiger na türli -<br />
cher Staudamm den See be -<br />
grenzte.<br />
Bis zum Ende der so genannten<br />
Würmeiszeit vor cir ca 10.000<br />
14<br />
ne zusätzliche Flüssigkeit, um das Es -<br />
sen leicht herunterzuschlucken. Das<br />
zwei te Argument: Durch Getränke werde<br />
die Magensäure verdünnt, und das<br />
behindere die Verdauung. Unser Magensaft<br />
enthält Salzsäure sowie En zy -<br />
me, die die Nahrung aufspalten, und<br />
die ser Mix wird tatsächlich durch Was -<br />
ser verdünnt und damit weniger effektiv.<br />
Relevant wird das allerdings nur bei<br />
großen Flüssigkeitsmengen – ein oder<br />
zwei Gläser zum Essen sind völlig un -<br />
bedenklich. Eltern sollten bestimmen,<br />
was ihre Kinder zum Essen trinken, al -<br />
so Wasser oder verdünnten Saft statt<br />
überzuckerter Getränke. Wie viel sie trinken,<br />
kann man ihnen getrost selbst überlassen.<br />
Aus: Die Zeit vom 15.09.2009<br />
Jah ren wurde der Schuttwall<br />
auf die heutige Hö he von 395<br />
Metern abgetragen. Lange vorher<br />
hatte es durch die Glet -<br />
schererosionen in den verschiedenen<br />
Eiszeiten schon ei -<br />
ne Vielzahl von Vor läuferseen<br />
gegeben. Diese Seen und auch<br />
der <strong>Bodensee</strong> entstanden durch<br />
die Auffaltung der Alpen, als<br />
die afrikanische und die europäische<br />
Kontinen talplatte aufeinander<br />
trafen.<br />
Der Druck, den die alpinen Ge -<br />
steinsmassen aus lösten, senkte<br />
die Erdkruste ab und ließ nördlich<br />
der Alpen eine Art Trog<br />
ent stehen, der allerdings rasch<br />
von den nach Norden fließenden<br />
Gewässern mit Schutt aufgefüllt<br />
wurde.<br />
Die Alpenbil dung und die Ent -<br />
stehung des nördlichen Gra bens<br />
habe, so die Wissen schaftler,<br />
zwar die Ent steh ung des Sees<br />
begünstigt, der Bo densee sei<br />
aber in erster Linie die Folge<br />
eis zeitlicher Erosion.<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010<br />
Tag des Wassers<br />
Mitarbeiter arbeiten und spenden<br />
für Brunnenbauprojekte in Kenia<br />
Seit 2004 haben die Mitarbeiter<br />
innen und Mitarbeiter der <strong>Bodensee</strong>-<br />
<strong>Wasserversorgung</strong> bereits 38.000 Euro<br />
für den Bau von Trinkwasserbrunnen in<br />
Kenia gespendet; im zurückliegenden<br />
Jahr kamen 4.000 Euro zusammen.<br />
Schon zum fünften Mal verzichtete die<br />
Belegschaft der <strong>Bodensee</strong>-Was ser ver -<br />
sorgung auf die Vergütung ihrer Überstunden<br />
und stellte das Geld „Hilfe für<br />
Brüder International e. V.“ zur Ver fü -<br />
gung. Denn die Mit arbeiter der Bo den -<br />
see-Wasserver sor gung wissen nur zu<br />
gut, dass in wei ten Teilen Kenias nicht<br />
ge nügend sauberes Wasser zur Ver füg<br />
ung steht. Der Stuttgarter Dr. Hart -<br />
mut Schaak or ga nisiert und überwacht<br />
die Hilfe vor Ort. Von 1990 bis 2008<br />
lebte der Bau ingenieur und ehemalige<br />
Mitarbeiter des Geo lo gi schen Landes -<br />
Mitte März übergaben<br />
die Mitar bei ter<br />
der Bo densee-<br />
<strong>Wasserversorgung</strong><br />
den Spen denscheck<br />
an „Hilfe für Brüder<br />
International e.V.”<br />
Zweimal im Jahr fährt Hartmut Schaak nach Kenia,<br />
um dort Trinkwasserbrunnen zu bauen<br />
amts in dem ostafrikanischen Land, in<br />
das er von der Ver ei ni gung „Christliche<br />
Fach kräf te In ter na tional“ entsandt worden<br />
war.<br />
Noch heu te reist der 70-Jäh rige zweimal<br />
jähr lich für acht Wochen auf den<br />
schwarzen Kon tinent und möchte wei -<br />
termachen „so lange die Kraft reicht“.<br />
In den ersten 10 Jah ren wurden im<br />
Massai-Gebiet Quellen in den Bergen<br />
ge fasst und das Wasser ins Tal geleitet.<br />
Außerdem wurden Was ser stellen für<br />
Menschen, Was sertanks so wie Tröge für<br />
das Vieh gebaut.<br />
80 neue Brunnen<br />
für die Massai<br />
In zwischen konn te Schaak 80 Brunnen<br />
bau en – immer mit Be tei li gung der<br />
Ein hei mi schen, denn „nur wenn die<br />
Af ri kaner selber mit an packen, ist es<br />
auch ihr Brun nen“, so Schaak, und da -<br />
mit ist gesichert, dass sie sich auch für<br />
die In standhal tung der Brunnen verant<br />
wortlich füh len.<br />
Das afrikanische Brun nen pro jekt passt<br />
in diesem Jahr besonders gut zum<br />
Mot to des Tags des Wassers „Sau beres<br />
Sauberes Wasser<br />
Wasser für eine ge sunde Welt“, mit dem<br />
da rauf auf merksam gemacht werden<br />
soll, wie wichtig eine gu te Was ser -<br />
qualität ist. Denn nur sauberes Was ser<br />
eignet sich für Trink was ser, das noch<br />
längst nicht allen Men schen auf der<br />
Welt in ausreichender Men ge zur Ver -<br />
fügung steht.<br />
15
Vor Ort<br />
Möckmühl - Leben an der <strong>Jagst</strong><br />
Mit dem Fahrrad genussvoll immer<br />
an der <strong>Jagst</strong> entlang, das ist wohl die<br />
schönste Art nach Möckmühl zu ge -<br />
langen. Gebettet in sanfte Hügel, um -<br />
ge ben von Wäldern und Obstgärten,<br />
um armt von den Flüssen <strong>Jagst</strong> und<br />
Seckach, liegt die Burg über den Fach -<br />
werkhäusern – eine mittelalterliche<br />
Idylle. Die Häuser sind liebevoll mit<br />
Blu men geschmückt, und Straßencafés<br />
Götz von Berlichingen machte die Stadt bekannt<br />
laden den müden Radler zum Verwei -<br />
len ein. Die Geschichte Möckmühls geht<br />
zu rück bis in das 8. Jahrhundert, Ge -<br />
schichte geschrieben wurde in Möckmühl<br />
1519, als der Götz von Berli chin -<br />
gen, der Ritter mit der eisernen Hand,<br />
die Burg als Vogt des geächteten Her -<br />
zogs Ulrich von Württemberg gegen<br />
den Schwäbischen Bund verteidigte.<br />
Johann Wolfgang von Goethe machte<br />
Im Hexenturm befand sich früher<br />
der Bürgerarrest<br />
ihn später mit seinem gleichnamigen<br />
Schau spiel unsterblich.<br />
Beim Stadtrundgang taucht der Besu -<br />
cher ein ins Mittelalter, vorbei am Hexen-<br />
und am Schinnersturm, der Probs -<br />
tei und dem stattlichen Rathaus zu -<br />
rück zum Radweg am Fluss. Vor der<br />
Weiterfahrt sei ein kühles Bad in der<br />
<strong>Jagst</strong> empfohlen, einem der saubers -<br />
ten Flüsse des Landes.<br />
Wir haben Ulrich Stammer, den Bürger<br />
mei ster von Möckmühl, ge fragt,<br />
was an Möckmühl so lebens- und liebenswert<br />
ist.<br />
Ulrich Stammer:<br />
Möckmühl hat als Unterzentrum zentrale<br />
Bedeutung für die Region. 1810<br />
wur de es württembergische Amtsstadt<br />
mit Lateinschule und Notariat. In dieser<br />
Tradition ist es heute Schulzent<br />
rum, verfügt über ein Kreiskranken -<br />
haus, eine Mediathek und ein Hal len -<br />
bad. Es mangelt nicht an Einkaufs möglichkeiten,<br />
und verschiedene Fachärz te<br />
haben sich hier niedergelassen.<br />
Kristallklar:<br />
Möckmühl ist ja mehr als die malerische<br />
Altstadt. Wie sind die Zukunfts -<br />
aussichten?<br />
Ulrich Stammer:<br />
Der Wohnstandort Möckmühl ist be -<br />
liebt. Wir haben in den letzten Jahren<br />
10 Hektar neue Wohngebiete erschlos-<br />
Bild links:<br />
Hoch oben auf dem Schlossberg thront<br />
weithin sichtbar die Götzenburg<br />
Bild rechts:<br />
Prächtige Fachwerkhäuser laden zum<br />
Bummel durch die Altstadt ein<br />
sen. Dazu gehören natürlich Arbeits -<br />
plätze. Im Ortsteil Züttlingen wurden<br />
60 Hektar Gewerbeflächen, sozusagen<br />
mit Autobahnanschluss, erschlossen.<br />
Diese Flächen sind noch nicht vollständig<br />
bebaut, haben aber bis heute<br />
zur Schaffung von 1200 Arbeits plät zen<br />
geführt.<br />
Kristallklar:<br />
Die <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> liefert<br />
nicht nur Trinkwasser an die Stadt<br />
Möckmühl, sie hat auch die Betriebs -<br />
führung und Betreuung der Anlagen<br />
übernommen.<br />
Ulrich Stammer:<br />
Möckmühl ist seit 1986 Mitglied im<br />
<strong>Zweckverband</strong>, wir haben eine Betei li -<br />
gungsquote von 11 Litern pro Sekun de.<br />
Seit 2004 haben wir die <strong>Bodensee</strong>-<br />
Was serversorgung als Partner für die<br />
örtliche Versorgung mit im Boot. Wir<br />
fühlen uns sehr gut betreut und sind<br />
sehr zufrieden. Die <strong>Wasserversorgung</strong><br />
von Möckmühl und den Ortsteilen<br />
wird derzeit auf zu -<br />
kunftsfähige Beine<br />
ge stellt, wir legen<br />
meh rere alte Hoch -<br />
behälter still und<br />
ha ben zur Übergabe<br />
von <strong>Bodensee</strong>was ser<br />
einen zweiten Be -<br />
häl ter neu ge baut. Ulrich Stammer<br />
Wir verzichten nicht<br />
ganz auf unser Ei genwasser, und die<br />
meisten Bürger ha ben Mischwas ser. Das<br />
führt mancher orts zu einem deutlich<br />
niedrigen Kalk gehalt im Trinkwasser,<br />
wo rüber sich die Bürger natürlich freuen.<br />
Die Um struktu rie rung hat zudem<br />
ent scheidende Vorteile: Die Ein spei -<br />
sung durch die Bo densee-Wasser ver -<br />
sorgung erfolgt in Hochbe hälter oberhalb<br />
der Stadt, d. h. wir müssen nicht<br />
mehr in höher gelegene Ortsteile pumpen.<br />
Die Aus weis ung des Gewerbe ge -<br />
bietes, wo auch ein fleichverarbeitender<br />
Betrieb an gesiedelt ist, wäre ohne<br />
zusätzliches Wasser wohl auch kaum<br />
möglich ge wesen.<br />
16 <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010<br />
17
Veranstaltungen<br />
Veranstaltungen und Feste<br />
in der Region <strong>Bauland</strong>/<strong>Tauber</strong> /<strong>Jagst</strong><br />
18<br />
24. März bis 19. September 2010 2. Mai bis 9. Mai 2010 8. Mai 2010<br />
Deutschordensmuseum Bad<br />
Mergentheim: „Ötzi, der Mann<br />
aus dem Eis“<br />
„Ötzi“, der Mann<br />
aus dem Eis, war<br />
eine archäologische<br />
Sensation, als<br />
er 1991 in den<br />
Ötztaler Alpen ge -<br />
funden wurde.<br />
Besonders außergewöhnlich<br />
war,<br />
dass noch ein Teil<br />
seiner Kleidung<br />
und Ausrüstung<br />
erhalten war. Diese<br />
jungsteinzeitlichen<br />
Funde – Waffen,<br />
ein Beil mit<br />
Kupferklinge, ein<br />
Dolch mit Feuer -<br />
steinklinge und ein Bogen mit<br />
Köcher – geben einen tiefen Blick<br />
in die Bronzezeit vor 5000 Jahren,<br />
als Ötzi lebte. Zu seiner Kleidung<br />
gehörte z.B. eine Mütze aus Bären -<br />
fell, ein Ziegenfellmantel, Schuhe<br />
aus Fell und Grasgeflecht sowie ein<br />
Birkenrindengefäß .<br />
Die Sonderausstellung des Deutsch -<br />
ordensmuseums in Bad Mergentheim<br />
orientiert sich an der Präsentation<br />
des echten „Ötzi“ im Südtiroler<br />
Archäologiemuseum in Bozen und<br />
zeigt aufwendig hergestellte Re pro -<br />
duktionen Ötzis sowie seiner Klei -<br />
dung und Ausrüstung, die nach<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
rekonstruiert wurden. Zudem wurde<br />
nachempfunden, wie Ötzi wohl zu<br />
Lebzeiten ausgesehen haben mag.<br />
www.deutschordensmuseum.de<br />
Naturerlebniswoche<br />
Im Rahmen der Naturerlebniswoche<br />
bietet der Skulpturenradweg im<br />
<strong>Zweckverband</strong> Regionaler In dustrie -<br />
park Osterburken (RIO) am südli chen<br />
Rand des Odenwalds eine Vielzahl<br />
von Veranstaltungen, die dazu einladen,<br />
sich wieder etwas mehr mit<br />
den heimischen Landschaften sowie<br />
der faszinierenden Tier- und Pflan -<br />
zenwelt zu beschäftigen. Der Skul p -<br />
turenradweg bietet Kunst im Vor -<br />
beifahren: Auf freiem Feld und in<br />
reizvoller Landschaft sind insgesamt<br />
19 Großskulpturen auf der über 70<br />
Kilometer langen Strecke zu sehen,<br />
die durch die sechs Orte Adelsheim,<br />
Buchen, Osterburken, Ravenstein,<br />
Rosenberg und Seckach führt.<br />
Die Kunstwerke aus Metall, Stein<br />
oder Beton sind das Ergebnis eines<br />
Wettbewerbs der Kunstakademien<br />
Stuttgart, Karlsruhe und Halle. Sie<br />
provozieren, amüsieren und sind von<br />
weithin sichtbar: zum Beispiel ein<br />
gestrandeter Opel Manta mit 18 Meter<br />
langen dynamischen Ausläufern,<br />
ein Goldball mitten in der Natur,<br />
der bei genauerem Betrachten die<br />
heimische Flora und Fauna zeigt,<br />
zwei Klammernpaare, die den Blick<br />
in die Landschaft freigeben oder ein<br />
utopisches Fluggefährt, das auf Un -<br />
bekanntes hindeutet. In einer Länge<br />
von knapp elf Metern wird die Stra -<br />
ße selbst zur Skulptur. Ein ge stauchter<br />
Asphaltteppich türmt sich vor<br />
dem Radfahrer auf und stellt Be -<br />
quemlichkeiten infrage. Gut be schildert<br />
mit einem Wegleitsystem und<br />
Kurzbeschreibungen der Kunst wer -<br />
ke, machen zudem Hinweistafeln<br />
auf die kulturellen Schätze der Re -<br />
gion aufmerksam.<br />
www.skulpturenradweg.de<br />
Buchener Jazz-Night<br />
Live Musik und jazzige Rhythmen in<br />
der Buchener Innenstadt – Musik -<br />
fans werden bei der Jazz-Night<br />
wäh rend des „Goldenen Mais” in<br />
der Buchener Innenstadt auf ihre<br />
Kosten kommen. Abends laden ausgewählte<br />
Gas tro nomie und hochkarätige<br />
Bands, quer durch die Vielfalt<br />
des Jazz, Souls, und Funks, zum<br />
Mu sik- und Kneipenfestival ein.<br />
Das beliebte Jazz fes tival ist mittlerweile<br />
zum festen Bestandteil des<br />
Buchener Ver an staltungskalenders<br />
geworden und aus der Buchener<br />
Kulturszene nicht mehr wegzudenken.<br />
„Eine Stadt, eine Nacht und<br />
viele Live-Bands“, so lässt sich die<br />
Jazz-Night treffend umschreiben.<br />
Neben den verschiedenen Musik -<br />
darbietungen sorgt die Gastrono -<br />
mie dafür, dass alle Gäste den<br />
Kneipenwandertag als ge ne ra tionenübergreifendes<br />
Erlebnis genießen<br />
können. Das Pro gramm der<br />
Jazz-Night be ginnt ab 20.00 Uhr<br />
und kann sich sehen lassen.<br />
Geboten wird Live-Musik von<br />
hochkarätigen Bands für jeden<br />
Musikgeschmack.<br />
www.buchen.de<br />
19. bis 20. Juni 2010<br />
Ritterfest – mittelalterliches<br />
Spektakulum mit Ritterturnier<br />
Für ein paar Stunden oder sogar ein<br />
paar Tage ins Mittelalter abtauchen<br />
können Kinder und Erwachsene im<br />
Histotainment Park-Park Adventon<br />
auf einem ehemaligen Hofgut in<br />
Osterburken. Seit 2004 bietet der<br />
Park auf einer Fläche von 40 Hektar<br />
Ritterspiele, mittelalterliche Märkte,<br />
Frühlings- und Herbstfeste, Bo gen -<br />
turniere, historische Kinderfeste oder<br />
orientalische Feste. Dabei treffen<br />
sich Ritter, Templer und Skalden,<br />
aber auch Alamannen, Wikinger<br />
und Slawen aus dem frühen Mittelalter.<br />
Knopfschnitzer und Bund -<br />
schuh ma cher, Riemenflechter und<br />
Gerber zeigen längst vergessenes<br />
Hand werk, Gaukler und Spielleute<br />
sorgen für musikalische Unterhal -<br />
tung und Narreteien. Regelmäßig<br />
werden Kurse angeboten für den<br />
Bau von Musikinstrumenten, zum<br />
Schmieden oder Töpfern, aber auch<br />
zum Fechten. Jeweils am ersten Wo -<br />
chen ende im Monat finden Mittel -<br />
al ter märkte, Ritterturniere und<br />
Work shops statt. Von Juni bis Oktober<br />
kann man an Samstagen und<br />
Sonntagen jeweils von 11 bis 18 Uhr<br />
den Bau der mittelalterlichen Stadt<br />
miterleben. Zum Start in die Saison<br />
beteiligt sich der Geschichtspark<br />
auch am Lärmfeuer entlang des<br />
Limes.<br />
www.adventon.de<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010<br />
25. Juni bis 25. Juli 2010<br />
<strong>Jagst</strong>talbühne Möckmühl<br />
„Und ewig rauschen die Gelder“, so<br />
der Titel des diesjährigen The ater -<br />
stücks des Freilichttheaters der <strong>Jagst</strong>talbühne<br />
in Möckmühl. Die Ver -<br />
wechslungs- und Verwand lungs ko -<br />
mödie des britischen Autors Michael<br />
Cooney über einen Arbeits losen be -<br />
leuchtet das aktuelle Thema von Jobverlust<br />
und staatlicher Un ter stüt -<br />
zung auf humorvolle Art. Mit viel Si -<br />
tuations komik erfindet der arbeitslose<br />
Eric immer neue Untermieter<br />
und wird so zum Empfänger immer<br />
umfangreicherer staatlicher Hilfe.<br />
Zwar besteht das Freilichttheater in<br />
Möckmühl schon seit 1927 – zu -<br />
nächst aber nur mit einem vom<br />
Dorfpfarrer geschriebenen Heimat -<br />
stück. Seit 1991 werden jährlich<br />
wechselnde Theaterstücke wie zum<br />
Beispiel „Die Physiker“ von Friedrich<br />
Dürrenmatt oder „Dracula” von Klaus<br />
Jerofke (s. Foto) im vergangenen<br />
Jahr gezeigt. Gespielt wird auf dem<br />
Platz vor dem „Ruchs ener Tor”, ei -<br />
nem Teil der wiederhergestellten<br />
Stadtmauer in Möck mühl, die je<br />
nach Stück in das Bühnenbild integriert<br />
werden kann. Das Spiel ge -<br />
lände ist keine ständige Spiel stätte,<br />
sondern wird nur für die im Juni<br />
und Juli stattfindenden Auf führ -<br />
ungen genutzt.<br />
www.jagsttalbuehne.de<br />
19
Mitarbeiterporträt<br />
Auf Schnäppchenjagd<br />
Kostenbewusster Einkauf bei der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong><br />
Susanne Keck kauft gerne ein –<br />
wie die meisten Frauen. Doch das, was<br />
sie einkauft ist eher untypisch: statt<br />
schö ner Kleider stehen Rohre von bis<br />
zu 1,60 Metern Durchmesser und 20 m<br />
Länge, Ersatzteile für Pumpen, Transfor<br />
ma toren, Schieber, Rohrbruch si che -<br />
rungen und Schaltschränke auf ihrer<br />
Ein kaufsliste.<br />
Seit 25 Jahren arbeitet Susanne Keck<br />
in der Beschaffungsabteilung der Bo -<br />
den see-<strong>Wasserversorgung</strong>. Heute liegen<br />
vor ihr auf dem Schreibtisch An gebote<br />
und Preiserhöhungsanträge aus laufenden<br />
Verträgen. Susanne Keck rollt mit<br />
den Augen: Sind diese Preis for der un -<br />
gen wegen höherer Ma terial kosten, ei -<br />
ner Anpassung der Lohn kos ten und gestiegener<br />
Verpackungs- und Liefer<br />
ungs kosten gerechtfertigt? Ent schlossen<br />
greift sie zum Telefonhö rer, um<br />
mit den Auftragnehmern zu verhandeln.<br />
Denn sie kennt sich aus und weiß,<br />
wo bei Preisangeboten noch Spielraum<br />
ist und wo die Forderungen überzogen<br />
sind.<br />
Unzählige Bestellungen und Auf träge<br />
werden täglich bearbei tet, vom Kugel -<br />
schreiber bis zum Großrechner, vom<br />
Schmier öl bis zum Laborboot. Die Bo -<br />
densee-<strong>Wasserversorgung</strong> ist ein öf -<br />
fentlicher Auftraggeber, alle Lieferungen<br />
und Leistungen un terliegen demzufolge<br />
dem öffen t lichen Ver ga be -<br />
recht. Es regelt die Verfahren, die beim<br />
Umgang mit öffentlichen Geldern anzuwenden<br />
sind. Die bekanntesten hiervon<br />
sind die Vergabe- und Ver trags -<br />
ord nungen für Bauleis tungen (VOB)<br />
und die Verding ungs ordnung für Leis -<br />
tungen (VOL). Sie verhindern Wett be -<br />
werbs verletzungen sowohl auf Sei ten<br />
der Auftraggeber als auch auf Seiten<br />
der Auftragnehmer und sollen insbesondere<br />
Preisabspra chen verhindern.<br />
Die Kosten für den laufenden Betrieb<br />
und die Lieferung des Trink wassers wer-<br />
20<br />
den solidarisch von den Mitglieds ge -<br />
meinden getragen. Daraus ergibt sich<br />
für die <strong>Bodensee</strong>-Wasser versorgung<br />
die Pflicht, wirtschaftlich und sparsam<br />
zu haushalten. Susanne Keck und ihre<br />
Kollegin Claudia Zickner sind daher<br />
ständig auf der Suche nach dem wirtschaftlichsten<br />
Angebot und dem bes -<br />
ten Anbieter. Dabei werden sie von<br />
den bestellenden Abteilungen und Sil -<br />
vana Katz unterstützt, die beispielsweise<br />
die Überwachung der Ver trags -<br />
erfüllungs- und Gewährleis tungs bürg -<br />
schaften mit Argusaugen überwacht.<br />
Vor einigen Wochen wurde zum Bei -<br />
spiel eine Ausschreibung für den Kauf<br />
eines neuen Transformators für die<br />
Aufbereitungsanlagen auf dem Sipp -<br />
linger Berg veröffentlicht. Heute ist der<br />
letztmögliche Abgabetermin, und es<br />
herrscht gespannte Erwartung. Die An -<br />
gebote liegen auf dem Tisch und werden<br />
nach dem Öffnen gekennzeich net,<br />
um einen korrekten Ablauf der Verga -<br />
be zu dokumentieren. Nach der Bewer-<br />
Bild links:<br />
Jede Zahl wird<br />
kontrolliert.<br />
Susanne Keck<br />
überprüft mit<br />
Silvana Katz die<br />
ausgehenden<br />
Bestellungen.<br />
Bild rechts:<br />
Tieflader bringen<br />
das neue Gehäuse<br />
für eine Roh -<br />
wasser pumpe im<br />
Seepumpwerk<br />
Süßenmühle<br />
tung werden sie von der zuständigen<br />
Abteilung geprüft. Erst dann wird der<br />
Auftrag erteilt.<br />
Auch die Über wachung der Lie fer fris -<br />
ten und des gesamten kaufmännischen<br />
Ablaufs gehört zu den Aufgaben<br />
von Susanne Keck.<br />
Nicht nur das Bestellwesen ist Tages -<br />
ge schäft. Die Betreuung aller auf Dau -<br />
er geschlossenen Verträge gehört ebenfalls<br />
dazu. Eine trockene Tätigkeit?<br />
Nein, meint Susanne Keck, kein Auf -<br />
trag ist wie der andere, und es gehört<br />
Phantasie und Durchhaltevermögen da -<br />
zu, den besten Anbieter zu finden und<br />
die vorteilhafteste Abwicklung des Ge -<br />
schäfts auf den Weg zu bringen.<br />
Nach Feierabend spielt die Tochter von<br />
Susanne Keck die Hauptrolle. Große<br />
Lei denschaft der beiden ist Skifahren.<br />
Da kann der Winter gar nicht lange<br />
ge nug dauern. Und beide wollen hoch<br />
hinaus: Traumziel ist ein Winterurlaub<br />
in Zermatt, Ski fahren auf den Hängen<br />
des Matterhorns.<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010<br />
21
Geschichte<br />
Blick zurück<br />
Das Römermuseum in Osterburken zeigt lebendige Geschichte<br />
Die große Bedeutung, die<br />
Oster burken einst hatte, sieht man dem<br />
Städtchen heute auf den ersten Blick<br />
nicht an. Es liegt am weltberühmten<br />
Li mes, der Außengrenze des römischen<br />
Reichs, und war ein wichtiger Mi litärs<br />
tützpunkt.<br />
2005 wurde der Limes zum UNESCO-<br />
Weltkulturerbe ernannt und steht da -<br />
mit unter dem besonderen Schutz der<br />
Weltgemeinschaft. Der Li mes erstreck -<br />
te sich, als er 90 n. Chr. fer tiggestellt<br />
war, über eine durchgehende Länge von<br />
22<br />
550 Kilometern. Als ei ne quer durch<br />
Eu ropa gezogene Kul turgrenze trennte<br />
er den mediterranen Kulturraum von<br />
dem der „Barbaren” im Norden.<br />
Über die Geschichte und das Aussehen<br />
dieser Grenzanlage und die Kultur der<br />
Bewohner informiert das Rö mer mu se -<br />
um Osterburken als überregionales In -<br />
formationszentrum am Welterbe. Un -<br />
ge wöhnlich ist die Verknüpfung von In -<br />
formation und originalem Fundort. Im<br />
2006 erweiterten Museumsbau ist das<br />
Badegebäude des römischen Grenz or -<br />
Der Mi thras altar und der Tem pel bezirk<br />
zeigen die Glaubenswelten der Mischbevölkerung<br />
aus Römern, Kelten und<br />
Germanen<br />
tes konserviert zu besichtigen, wenige<br />
Schritte entfernt liegen die Ruinen des<br />
Kastells in einer Parkanlage. Re kons tru -<br />
ierte Grenzanlagen, freigelegte Fun da -<br />
mente der Wachttürme und Reste des<br />
Limeswalls können nach dem Mu seumsbesuch<br />
erwandert werden.<br />
Im Museum – einem Zweigmuseum des<br />
Archäologischen Landesmuseums Ba -<br />
den-Württemberg – sind die Bestände<br />
der alten großherzoglich-badischen<br />
Sam m lungen aus dem Odenwald und<br />
dem Bau land zu sehen. Zahlreiche In -<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010<br />
schriften und steinerne Bauteile zeugen<br />
von Wohl stand und Selbstbe wusstsein<br />
der Be wohner der antiken Grenz -<br />
region. In der Ausstellung teilt eine<br />
Limeslinie den Raum und stellt die<br />
Lebenswelten der Rö mer diesseits und<br />
der Germanen jen seits der Grenze ge -<br />
genüber – germanische Funde aus dem<br />
<strong>Tauber</strong>tal runden das Bild ab.<br />
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf<br />
dem Thema „Römische Religion“, da in<br />
Osterburken mit dem berühmten Mi -<br />
th rasaltar, dessen Original im Ba di schen<br />
Kleines Bild ganz links:<br />
Auch die Ar chi tektur des 2006 eingeweihten<br />
Er weiterungsbaus lohnt einen Besuch<br />
Bild links: Teile des Mi thras altars<br />
Großes Bild oben und kleines Bild rechts:<br />
Herzstück des Museums ist das Badegebäude<br />
Landesmuseum in Karlsruhe steht, und<br />
dem Tempelbezirk der Be neficiarier<br />
he rausragende Beispiele der Glau bens -<br />
welten der Misch be völ ke r ung aus Rö -<br />
mern, Kelten und Ger ma nen gefunden<br />
wur den. Bildzeugnisse rö mischer und<br />
ein heimischer Götter so wie orientalische<br />
Einflüsse werden in stimmungsvol<br />
ler Atmosphäre präsentiert, ein<br />
acht Meter breites Wandbild mit Dar -<br />
stellungen der Gottheiten führt in das<br />
Thema ein. Ganz neu ist das sogenannte<br />
„Schau magazin“, ein den Methoden<br />
der Ar chä ologie gewidmeter Kellerraum.<br />
Hier sind Ausgrabung und Auswertung<br />
rö mischer Funde und Befunde erläutert,<br />
von der Erkundung mithilfe von Luft -<br />
bil dern oder der Geoelektrik über Aus -<br />
gra bungs technik und Befundanalyse bis<br />
zur Aus wertung der Holz-, Pflanzenund<br />
Kno chenreste. Kinder und Jung ge -<br />
bliebene können in einer Gra bungs flä -<br />
che römische Befunde freilegen und<br />
auf nehmen.<br />
www.roemermuseum-osterburken.de<br />
23
Erdgeschichte<br />
Besuch in der Unterwelt<br />
Die Eberstadter Tropfsteinhöhle ist Teil eines Geoparks<br />
Die „Hochzeitstorte“ ist ein wenig<br />
überdimensioniert, aber – dank der Kühlung<br />
– gut erhalten. Sie ist eine der bi -<br />
zarrsten Skulpturen, die sich im Lauf<br />
von mindestens einer Million Jahre in<br />
der Eberstadter Tropfsteinhöhle gebildet<br />
haben. Steter Tropfen höhlt in diesem<br />
Fall nicht den Stein, sondern kalkhaltiges<br />
Wasser lässt Stalaktiten von der<br />
Decke und Stalag miten von unten zu<br />
Phantasiefiguren wachsen. Und das mit<br />
der für eine Höh le gigantischen Ge -<br />
schwindigkeit von einem Kubik zen ti -<br />
me ter in hundert Jah ren.<br />
Kalt, feucht und faszinierend schön: In<br />
der Eberstädter Tropfsteinhöhle er wartet<br />
die Besucher typisches Höhlen kli -<br />
ma, 11 Grad Celsius bei 95 Prozent<br />
Luftfeuchtigkeit, aber auch eine Mär -<br />
chenwelt mit „Familie“, „weißer Frau“<br />
oder einem „Haifischrachen“. Mit 600<br />
Metern Länge ist sie eine der größten<br />
für Besucher zugänglichen Höhlen in<br />
Baden-Württemberg. Mal nur wenige<br />
Meter breit und eng wie eine Schlucht,<br />
mal bis zu acht Meter hoch und breit<br />
wie eine Halle.<br />
Bei Sprengarbeiten in einem nahegele<br />
genen Steinbruch wurde die Tropf -<br />
steinhöhle im Buchener Stadtteil Eberstadt<br />
1971 entdeckt. Die Explosion riss<br />
damals ein großes Loch in eine Fels -<br />
wand der Höhle. Zwei Jahre später<br />
konnte sie für die Öffentlichkeit zu -<br />
gäng lich gemacht werden. Mittlerweile<br />
wurden zwei weitere Höhlen, die Hoh -<br />
ler-Stein-Höhle und die Kornäcker -<br />
höh le, entdeckt, die letzte 2006 ebenfalls<br />
bei Sprengarbeiten. Diese beiden<br />
Höhlen können jedoch nicht besichtigt<br />
werden. Alle drei bilden die Eber stad -<br />
ter Höhlenwelt, die jedes Jahr bis zu<br />
100.000 Besucher anlockt.<br />
Die Höhlen liegen im Grenzgebiet zwischen<br />
dem Sandstein des Odenwalds<br />
und dem Muschelkalk des <strong>Bauland</strong>s.<br />
Die Eberstädter Tropfsteinhöhle, deren<br />
Alter auf mehr als eine Million Jahre<br />
geschätzt wird, gilt als die erste Mu -<br />
24<br />
schelkalk-Höhle Süddeutschlands; die<br />
Höhlen auf der Schwäbischen Alb sind<br />
im porösen Juragestein entstanden.<br />
Der untere Muschelkalk, der sogenannte<br />
Wellenkalk, bildete sich vor circa<br />
240 Millionen Jahren, als das heutige<br />
Europa noch von einem Meer bedeckt<br />
war. Vor allem Muschelschalen sowie<br />
Skelette und Panzer von Meerestieren<br />
bildeten die Grundlage für das Ge stein,<br />
das sich durch weitere Ablagerungen<br />
mehrere hundert Meter auftürmte.<br />
Der Wellenkalk verfestigte und verdichtete<br />
das Gestein. Die bei der Ent -<br />
stehung des Rheingrabens erzeugten<br />
Spannungen ließen Risse und Ver werf<br />
ungen entstehen, sodass der Mu schelkalk<br />
irgendwann an die Erd ober flä che<br />
drang. Nun konnte Wasser in tie fere<br />
Schichten eindringen und Höh len bilden.<br />
Geopark Bergstraße-Odenwald<br />
Auch wenn die Tropfsteinhöhle am südöstlichen<br />
Rand des Odenwalds allein<br />
schon einen Besuch lohnt, ist sie zu -<br />
gleich aber auch eins von acht Ein -<br />
gangs toren zum UNESCO-Geopark Bergstraße-Odenwald,<br />
der sich über 3.500<br />
Qua dratkilometer zwischen Rhein, Main<br />
und Neckar erstreckt und im Norden<br />
vom UNESCO-Weltkulturerbe Grube<br />
Mes sel, vom Rheintal im Westen, im<br />
Os ten vom Odenwald und dem Bau -<br />
land sowie vom Neckartal im Süden<br />
be grenzt wird. Der Geopark, zu dem<br />
100 Gemeinden und Städte gehören,<br />
möchte vor allem die Erdgeschichte<br />
die ser Region lebendig werden lassen.<br />
In den Informationszentren finden die<br />
Besucher alles Wissenswerte über Mi -<br />
neralien, Erdgeschichte, die Kul tur landschaft<br />
oder die Wasserwirtschaft dieses<br />
Landstrichs. Auf zahlreichen markierten<br />
Wanderwegen können die Besucher<br />
das Gebiet selbst erkunden und<br />
an fachkundigen Führungen teilnehmen.<br />
www.tropfsteinhoehle.eu<br />
www.geo-naturpark.net<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010 25
Kulinarisches<br />
Die Notlösung<br />
Dinkel - vom Armeleuteessen zur kulinarischen Spezialität<br />
Er ist ein bisschen störrisch, aber<br />
ansonsten genügsam und unempfindlich:<br />
Dinkel, auch Spelz oder Schwa -<br />
benkorn genannt, ist ein Vorläufer un -<br />
seres heutigen Weizens und wird vor<br />
allem im <strong>Bauland</strong> angebaut, dem Land -<br />
strich zwischen Heilbronn und Würz -<br />
burg, Odenwald, <strong>Tauber</strong> und <strong>Jagst</strong>. Der<br />
meist im Herbst ausgesäte Dinkel<br />
wächst heute noch auf einer Fläche<br />
von circa 1.200 Hektar, ein Viertel da -<br />
von ist für die Erzeugung von Grün -<br />
kern, dem unreifen Dinkel, vorgesehen.<br />
Eigentlich ist Dinkel das ideale Ge trei -<br />
de: Er braucht kaum Pflege, selbst Käl -<br />
te macht ihm nicht viel, er gedeiht<br />
auch auf kargen Mu schelkalkböden wie<br />
im Bau land, und gegen Krank heiten ist<br />
er weitgehend resistent.<br />
Doch die Verarbeitung ist aufwendig.<br />
Mit Dreschen – wie bei anderen Ge -<br />
trei desorten üblich – lässt sich beim<br />
Din kel keine Spreu vom Weizen trennen.<br />
Denn das Dinkelkorn ist fest vom<br />
„Spelz“ umschlossen, was ihn besonders<br />
widerstandsfähig macht. Das<br />
Schwa benkorn muss daher geschält<br />
wer den, was aufwendig und daher teuer<br />
ist. Deswegen wurde Dinkel im vergangenen<br />
Jahrhundert immer mehr<br />
durch den pflege- und ertragreicheren<br />
Weizen verdrängt. Landwirte und Bä -<br />
cker passten sich in den 60er und 70er<br />
Jahren damit den Ver brau cher wün -<br />
schen an: pappige Tafel bröt chen statt<br />
knuspriger Körnerbrötchen.<br />
Doch seit die Bio- und Ge sund heits -<br />
wel le rollt und das Kochen mit re giona<br />
len Produkten immer beliebter wird,<br />
ist auch die jahrtausendealte Ge trei -<br />
de sorte mit ihren vielen Vi ta mi nen,<br />
Bal laststoffen und Mineralstoffen wie<br />
Ma gnesium und Zink wieder ge fragt.<br />
Wegen des hohen Eiweißanteils ist sie<br />
auch für viele Weizenallergiker verträglich.<br />
Schon vor über 800 Jahren er -<br />
kannte Hildegard von Bingen, wie ge -<br />
sund das Getreide ist: „Es macht dem<br />
Esser ein rechtes Fleisch und be reitet<br />
ihm ein richtiges Blut. Das Ge müt<br />
macht es froh und die Gesinnung voll<br />
Heiterkeit.“<br />
Dinkel gibt es gemahlen, geschrotet<br />
oder als ganzes Korn, gegessen wird er<br />
in Form von Klößen, als Suppen, Auf -<br />
läufe oder Teigwaren. Dinkelbrote gibt<br />
es heutzutage in jeder Bäckerei und<br />
Dinkelmehl in jedem Supermarkt.<br />
Eine Erfindung in der Not war der Grünkern.<br />
Langanhaltende Regenfälle, aber<br />
auch Kriege hatten im 17. Jahr hundert<br />
viele Missernten zur Folge, weil der Dinkel<br />
nicht reifen konnte. Um aber ih re<br />
Familien ernähren zu kön nen, ern teten<br />
die Bauern den Din kel unreif und<br />
trock neten ihn über dem Holz feuer. So<br />
konnte das Getreide gelagert werden<br />
und erhielt auf diese Weise auch einen<br />
würzigen Ge schmack. Noch heute wird<br />
der Dinkel für die Grün kernproduktion<br />
meist Mitte Juli ge ern tet. Da er nur für<br />
wenige Tage den richtigen Reifegrad<br />
hat, müssen die Bauern oft rund um<br />
die Uhr arbeiten. Nach der Ernte muss<br />
der Dinkel sofort „gedarrt“ – getrocknet<br />
– werden.<br />
Bevor er ma schinell getrocknet werden<br />
konnte, wur den die Ähren auf ein circa<br />
zehn Quadratmeter großes durchlöcher<br />
tes Ei senblech ge schüttet, unter<br />
dem ein Holz feuer glüh te. Der Grünkern<br />
musste Tag und Nacht mit einer<br />
Schau fel ge wendet werden, da mit er<br />
nicht an bran n te, gleichzeitig aber auch<br />
viel Feuch tigkeit beim Trock nen verlor.<br />
Heut zu tage wird er in mehrere Meter<br />
hohen Trocknern bei 120 bis 150 Grad<br />
Celsius gedarrt. Im <strong>Bauland</strong>, der „Hei -<br />
mat des Grün kerns“, wird der „badische<br />
Reis“ zu Schrot, Grieß oder Mehl verarbeitet.<br />
We gen seines kräftigen Ge -<br />
schmacks wird er z.B. häufig zu Pilzen<br />
und würzigem Fisch serviert. Das Ar me-<br />
Leute-Image hat er längst abgelegt.<br />
Saltimbocca vom<br />
Schwä bisch Hällischen<br />
Land schwein auf<br />
Grünkernrisotto<br />
(4 Personen)<br />
Saltimbocca:<br />
600 g Schweinerücken vom<br />
Schwäbisch Hällischen Landschwein<br />
6 Scheiben luftgetrockneter Schinken<br />
Salbei<br />
Mehl<br />
Steinpilzrisotto:<br />
280 g Grünkern<br />
8 Schalotten<br />
1 Knoblauchzehe<br />
400 ml Weißwein<br />
1 l Geflügel- oder Rinderfond<br />
300 g Pilze (Steinpilze, Pfifferlinge<br />
oder Champignons)<br />
50 g Butter<br />
100 g frisch geriebener Hartkäse<br />
Olivenöl<br />
Salz, Pfeffer<br />
Zubereitung:<br />
Den Grünkern über Nacht in kaltem<br />
Wasser einweichen, vor dem Kochen<br />
auf ein Sieb abgießen. Die Scha lot -<br />
ten und den Knoblauch schälen, fein<br />
würfeln und in Olivenöl an braten,<br />
den eingeweichten Risot to reis zu geben<br />
und ebenfalls mitrös ten. Mit<br />
Weißwein ablöschen und nach und<br />
nach mit dem Fond aufgießen. Pilze<br />
zugeben. Der Grün kern sollte immer<br />
mit Flüssigkeit bedeckt sein und<br />
leicht köcheln. Wenn der Grün kern<br />
weich ge kocht ist und die Flüs sig keit<br />
aufgesogen ist, Butter und Hartkäse<br />
unterheben. Mit Salz und Pfeffer<br />
würzen. Mit Kräutern verfeinern.<br />
Für die Saltimbocca den Schwei nerücken<br />
in dünne Scheiben schneiden<br />
und diese leicht flach drücken. Auf<br />
das Fleisch ein Salbeiblatt legen.<br />
Die Schnitzelchen in der Mitte falten<br />
und in eine Scheibe Schinken einschla<br />
gen, vor dem Braten leicht in<br />
Mehl wenden und in Olivenöl braten.<br />
Die Saltimbocca auf dem Grün -<br />
kern risotto anrichten.<br />
Rezept aus dem Hotel Bundschu, Bad Mergentheim<br />
26 <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010<br />
27
28<br />
Eine Stadt erleuchtet<br />
Baron Louis von Adelsheim rückt die Dinge ins rechte Licht<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010<br />
Kunst<br />
Spektakuläre Kunstausstellungen<br />
finden meist in Hamburg, Berlin oder<br />
München statt. In einem beschauli chen<br />
Städtchen wie dem nordbadischen<br />
Adels heim vermutet man sie weniger.<br />
Doch seit fünf Jahren bringt Baron<br />
Louis von Adelsheim den Ort, der seinen<br />
Namen trägt, zum Leuchten. Be -<br />
reits zehnmal inszenierte er mit „Adelsheim<br />
leuchtet“ eine farbenprächtige<br />
Phantasiewelt mit großformatigen Projektionen,<br />
stimmungsvollen Video in -<br />
stallationen und beleuchteten Fas sa den,<br />
im Schlosspark, aber auch in den Stra -<br />
ßen und Gassen. Längst hat er – fast –<br />
alle Adelsheimer mit „erleuchtet“. Be -<br />
geistert bringen sie sich in die Aus stel -<br />
lung ein oder beteiligen sich eh ren amt -<br />
lich beim Aufbau. Lange war Louis von<br />
Adelsheim unterwegs, bis er 2005 endlich<br />
in der nordbadischen Kleinstadt<br />
Adelsheim an kam – und blieb: Geboren<br />
wurde er in Bern, die Schulzeit verbrach<br />
te er unter anderem im Elite in -<br />
ternat Salem, als Student interessierte<br />
er sich für Philo sophie, Kunst, Psycho -<br />
logie und Be triebswirtschaft in Zürich,<br />
Berlin und Sankt Gallen. In München<br />
be suchte er eine Schauspielschule, ließ<br />
sich zum Kameramann ausbilden und<br />
machte auch noch den Piloten schein.<br />
Ge wohnt hat er in der Schweiz, in den<br />
USA und Chile. Doch dann trat der<br />
Wel ten bummler das Erbe seines Vaters<br />
in Adelsheim an und wurde sesshaft,<br />
zu mindest ein bisschen.<br />
www.adelsheim-leuchtet.de<br />
Ungefähr 50 Beamer und DVD-<br />
Player sind nötig, wenn „Adelsheim<br />
leuchtet“. Blau erstrahlt der Kir nauer<br />
Wasserfall in Adelsheim (Bild unten<br />
und siehe auch Titelbild).<br />
29
Auf einen Blick<br />
30<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Geschäftsleitung <strong>Zweckverband</strong><br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong><br />
– Körperschaft des öffentlichen Rechts –<br />
Anschrift:<br />
Postfach 8011 80, 70511 Stuttgart<br />
Hauptstraße 163, 70563 Stuttgart<br />
Telefon: 0711- 9 73 - 0<br />
Telefax: 0711 - 973 - 20 30<br />
E-Mail: bwv@zvbwv.de<br />
Internet: www.zvbwv.de<br />
Koordination und Redaktion:<br />
Nicole Frey, Maria Quignon<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong><br />
Rombach & Jacobi Kommunikation<br />
Layout:<br />
Rombach & Jacobi Kommunikation<br />
Fotos:<br />
Titelbild: Sabine Braun<br />
Seite 2/3: Gerhard Launer WFL-GmbH,<br />
Rottendorf<br />
Seite 4/5: Roland Horn<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong><br />
Seite 6/7: Fotolia<br />
Duale Hochschule BW Mosbach,<br />
Campus Bad Mergentheim<br />
Seite 8/9: Stadt Bad Mergentheim<br />
Kurverwaltung<br />
Bad Mergentheim GmbH<br />
Joachim Feist<br />
Seite 10/11: Walldürner Stadt-<br />
und Wallfahrtsmuseum<br />
Seite 12/13: Stanko Petek, www.luftbild.com<br />
Seite 14/15: Matton Images<br />
Internationale Gewässerschutzkommision<br />
für den <strong>Bodensee</strong> (IGKB)<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong><br />
Dr. Hartmut Schaak<br />
Seite 16/17: Bernhard Klier<br />
Seite 18/19: Deutschordensmuseum,<br />
Bad Mergentheim<br />
Stadt Buchen<br />
Histotainment-Park Adventon<br />
<strong>Zweckverband</strong> RIO, Regionaler<br />
Industriepark Osterburken<br />
<strong>Jagst</strong>talbühne Möckmühl e.V.<br />
Seite 20/21: <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong><br />
Seite 22/23: Römermuseum Osterburken<br />
Seite 24/25: Stadt Buchen<br />
Seite 26/27: Dr. Helmut K. Ulshöfer, Boxberg<br />
Seite 28/29: Sabine Braun<br />
Seite 30/31: <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong><br />
Seite 32: Joachim Schmeisser<br />
Bau der Hauptleitung 1<br />
der <strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong><br />
1956-1958<br />
Die <strong>Bodensee</strong>-<br />
<strong>Wasserversorgung</strong><br />
in Zahlen<br />
Der Beginn<br />
25.10.1954: Gründung des<br />
<strong>Zweckverband</strong>es <strong>Bodensee</strong>-<br />
<strong>Wasserversorgung</strong><br />
16.10.1958: Inbetriebnahme der<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong><br />
Das Unternehmen<br />
·<br />
·<br />
285 Stellen<br />
52 Millionen Euro Umsatz (2008)<br />
Die Mitglieder<br />
· 180 Mitglieder, die 320 Städte und<br />
Gemeinden in Baden-Württemberg<br />
vertreten<br />
Das Angebot<br />
· Circa vier Millionen Menschen in<br />
Baden-Württemberg erhalten<br />
Wasser aus dem <strong>Bodensee</strong><br />
· 670.000 Kubikmeter<br />
Entnahmerecht pro Tag<br />
· 4.100 Liter Wasser pro Sekunde<br />
werden durchschnittlich dem See<br />
entnommen<br />
· 123,1 Millionen Kubikmeter Wasser<br />
wurden 2009 abgegeben<br />
(2008: 125,6 Millionen Kubikmeter)<br />
Die Leitungen<br />
· 1.700 Kilometer meist großkalibrige<br />
Hochdruckleitungen<br />
· 29 Wasserbehälter mit 470.600<br />
Kubikmeter Fassungsvermögen<br />
· 37 Pumpwerke helfen zur<br />
Überwindung der Höhendifferenzen<br />
· 2.250 Millimeter ist der größte<br />
Leitungsdurchmesser<br />
Sie möchten „Kristallklar“ mit der Post zugeschickt<br />
bekommen? Dann schreiben Sie uns<br />
bitte entweder eine Postkarte mit dem Stich -<br />
wort „Kristallklar“ oder teilen Sie uns bitte Ihre<br />
Anschrift per E-Mail (PR@zvbwv.de) mit dem<br />
Stichwort „Kristallklar“ mit. Selbstverständlich<br />
können Sie auch mehrere Exemplare anfordern.<br />
<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · Kristallklar · März 2010<br />
Übersichtskarte<br />
Leitungsnetz<br />
Das Trinkwasser<br />
(Jahresmittelwerte 2009)<br />
· Temperatur:<br />
4,5 bis 5,5° Celsius<br />
· pH-Wert: 7,9<br />
· Gesamthärte: 1,62 Millimol<br />
Calciumcarbonat je Liter<br />
(entspr. ehemals 9,1° dH)<br />
· Phosphat-Phosphor:<br />
< 0,0025 Milligramm<br />
je Liter (mg/l)<br />
· im Überlinger See<br />
Nitrat: 4,5 Milligramm<br />
pro Liter (mg/l)<br />
Das Leitungsnetz<br />
umfasst 1.700 Kilometer<br />
und versorgt 4 Millionen<br />
Menschen in über 320<br />
Gemeinden zwischen<br />
dem <strong>Bodensee</strong> und Bad<br />
Mergentheim mit<br />
bestem Trinkwasser
Fertig schon zur Abfahrt steht der Wagen,<br />
Abschied Und das Posthorn bläst zum letztenmale.<br />
Sagt, wo bleibt der vierte Mann so lange?<br />
Ruft ihn, soll er nicht dahinten bleiben!<br />
- Indes fällt ein rascher Sommerregen;<br />
Eh man hundert zählt, ist er vorüber;<br />
Fast zu kurz, den heißen Staub zu löschen;<br />
Doch auch diese Letzung ist willkommen.<br />
Kühlung füllt und Wohlgeruch den weiten<br />
Platz und an den Häusern ringsum öffnet<br />
Sich ein Blumenfenster um das andre.<br />
Endlich kommt der junge Mann. Geschwinde!<br />
Eingestiegen! - Und fort rollt der Wagen.<br />
Aber sehet, auf dem nassen Pflaster<br />
Vor dem Posthaus, wo er stillgehalten,<br />
Lässt er einen trocknen Fleck zurücke,<br />
Lang und breit, sogar die Raeder sieht man<br />
Angezeigt und wo die Pferde standen.<br />
Aber dort in jenem hübschen Hause,<br />
Drin der Jüngling sich so lang verweilte,<br />
Steht ein Mädchen hinterm Fensterladen,<br />
Blicket auf die weiss gelassne Stelle,<br />
Hält ihr Tüchlein vors Gesicht und weinet.<br />
Mag es ihr so ernst sein? Ohne Zweifel;<br />
Doch der Jammer wird nicht lange währen:<br />
Mädchenaugen, wisst ihr, trocknen hurtig,<br />
Und eh auf dem Markt die Steine wieder<br />
Alle hell geworden von der Sonne,<br />
Könnet ihr den Wildfang lachen hören.<br />
Eduard Mörike<br />
Eduard Mörike lebte von 1844 bis 1851<br />
in Mergentheim, wo dieses Gedicht entstand.