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6_2021 Leseprobe

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www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 24. Jahrgang<br />

6_<strong>2021</strong><br />

BI<br />

GAS Journal<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />

Gasmarkt: Asien treibt<br />

die Preise S. 46<br />

Biomethan-Südausschrei bung –<br />

ein Meinungsbild S. 80<br />

Belgien: Gasaufbe reitung<br />

mit Tankstelle S. 104<br />

Ab Seite 52<br />

TECHNIK &<br />

INNOVATION


INHALT<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Alles aus einer Hand -<br />

Ihren Anforderungen entsprechend!<br />

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BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

EDITORIAL<br />

Wir dämpfen die<br />

Preise bei Strom, Gas<br />

und Nährstoffen<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die aktuellen Branchenzahlen, siehe auch<br />

Artikel ab Seite 86, lassen Licht und Schatten<br />

erkennen. Allgemein sind sie unbefriedigend,<br />

weil der Anlagenzubau seit Jahren<br />

stag niert. Ein richtiger Leistungszubau –<br />

außer im Rahmen der Flexibilisierung der<br />

Stromerzeugung – findet nicht statt. Diese<br />

Situation ist angesichts der klimapolitischen<br />

Herausforderungen nicht hinnehmbar.<br />

Der positive Lichtblick ist, dass in 2020 fast<br />

400 Megawatt flexible Leistung neu installiert<br />

worden sind. Für <strong>2021</strong> müssen wir aber<br />

einen starken Einbruch bei der zugebauten<br />

flexiblen Leistung feststellen. Dieser Einbruch<br />

lässt sich mit mangelnder Rechtssicherheit<br />

erklären. Denn wir wissen immer<br />

noch nicht, ob der neue Flexzuschlag von<br />

der EU-Kommission genehmigt wird oder<br />

nicht.<br />

Diese Situation ist sehr bedauerlich, weil<br />

der Strommarkt aktuell zeigt, dass die Flexibilität<br />

der Biogasanlagen gebraucht wird.<br />

Momentan (zu Redaktionsschluss Mitte Oktober)<br />

senken die flexiblen Biogasanlagen<br />

den Strompreis in den teuersten Stunden<br />

um rund 200 Euro pro Megawattstunde.<br />

Unsere Biogasanlagen sind zurzeit die<br />

Preissenker. Wir würden gerne noch mehr<br />

in die flexible Stromproduktion investieren,<br />

dafür benötigen wir aber wiederum Rechtssicherheit.<br />

Im Bundesverband Erneuerbare Energie<br />

e.V. haben wir eine Studie zum zukünftigen<br />

Strommarktdesign beauftragt, deren Ergebnisse<br />

im November veröffentlich werden.<br />

Darin werden Flexibilisierungsoptionen der<br />

Biogasanlagen auch in Kombination mit<br />

dem Gasnetz berücksichtigt. Erste Ergebnisse<br />

zeigen: Biogasanlagen werden für die<br />

Energiemärkte eine wichtige Rolle spielen.<br />

Wir verzeichnen aber nicht nur hohe Strom-,<br />

sondern auch Gaspreise. Durch neue Rahmenbedingungen<br />

der EU wie die RED II,<br />

die das Vergären von Gülle, Mist und Stroh<br />

begünstigt, können wir davon profitieren.<br />

Denn die konventionellen Gaspreise sind<br />

derzeit höher, als wir sie bei Biomethan je<br />

gesehen haben. Biomethan ist der Preissenker<br />

und der Einsatz von Gülle und Mist<br />

rechnet sich auch über die CO 2<br />

-Preise einmal<br />

mehr.<br />

Die Branchenakteure zeigen daher ein<br />

starkes Interesse, Biomethananlagen neu<br />

zu bauen. Wir schätzen, dass es etwa 40<br />

neue Vorhaben gibt, die sich mit der Planung<br />

beschäftigen. Im Verhältnis zu den<br />

am Netz befindlichen 235 Einspeiseanlagen<br />

und den lediglich sechs in diesem Jahr<br />

neu angeschlossenen Anlagen ist das eine<br />

beachtliche Zahl. Die Rahmenbedingungen<br />

für die Biomethanproduktion waren noch<br />

nie so gut wie heute. Wenn der vor etwa 10<br />

Jahren ursprünglich eingeschlagene Weg,<br />

100 Terawattstunden bis 2030 zu errichten,<br />

gegangen worden wäre, dann wären die<br />

aktuellen Gasmarktprobleme nicht so groß.<br />

Schatten wirft auch die letzte Biomasseausschreibung<br />

mit ihren Ergebnissen auf<br />

die Biogasproduktion.<br />

Wieder wurde die ausgeschriebene Menge<br />

nicht komplett beboten. Dadurch hat die<br />

endogene Mengensteuerung gegriffen, sodass<br />

die teuersten 20 Prozent der Gebote<br />

nicht bezuschlagt worden sind. Es wird<br />

immer deutlicher: Unter den Anlagenbetreibern<br />

herrscht eine große Unsicherheit<br />

darüber, ob wir mit dem Flexzuschlag rechnen<br />

können. Wenn wir nicht wissen, wie<br />

das EEG auszulegen ist, kann auch kein<br />

Betreiber ein Gebot abgeben. Die endogene<br />

Mengensteuerung passt überhaupt nicht<br />

ins System.<br />

Nicht nur unser Strom und unser Biomethan<br />

erfreuen sich einer regen Nachfrage, sondern<br />

auch unser Gärdünger. Der gewinnt<br />

tatsächlich aktuell auch massiv an Wert.<br />

Grund: Industrielle Stickstoffproduzenten<br />

haben infolge der massiv gestiegenen<br />

Erdgaspreise ihre Produktion gedrosselt<br />

beziehungsweise gestoppt. Industriell hergestellter<br />

Stickstoff ist teilweise gar nicht<br />

mehr zu kaufen. Nun zeigt sich, dass wir mit<br />

unserem Gärdünger ein Produkt im Betrieb<br />

haben, das sich sehr gut vermarkten lässt.<br />

Wir können Nährstoffe liefern und die Krise<br />

etwas entschärfen.<br />

Und auch im Wärmeberich wird unsere Perspektive<br />

besser. Die auf fossilen Energieträgern<br />

beruhende Wärmeversorgung wird<br />

teurer – aufgrund des Brennstoff-Emissionshandelsgesetzes<br />

und der Marktgeschehnisse.<br />

Wir können eine preiswertere Wärmeversorgung<br />

sicherstellen. Darum plädiere<br />

ich zum Beispiel im Zusammenhang mit<br />

der Biomethan-Südausschreibung dafür,<br />

in den nächsten Jahren die Mindestlaufzeit<br />

der Blockheizkraftwerke etwas anzuheben,<br />

um die Wärmeversorgung abzusichern.<br />

Angesichts der jetzigen Situation wäre das<br />

ratsam.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Horst Seide,<br />

Präsident des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

3


INHALT<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

18<br />

EDITORIAL<br />

3 Wir dämpfen die Preise bei Strom,<br />

Gas und Nährstoffen<br />

Von Horst Seide<br />

Präsident des<br />

Fachverbandes Biogas e.V.<br />

Beilagenhinweis: Das Biogas Journal<br />

enthält Beilagen der Firmen agrikomp und<br />

HR-Energiemanagement sowie den<br />

Ausstellerkatalog der Biogas Trade Fair<br />

vom Fachverband Biogas.<br />

AKTUELLES<br />

6 Meldungen<br />

8 Bücher & Termine<br />

10 Biogas-Kids<br />

12 Strohpellets durch die Uni Göttingen<br />

getestet<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

18 Gute Perspektiven für Biomethan und CO 2<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

22 Biogas: Ein Baustein der Dekarbonisierung<br />

Von Dierk Jensen<br />

26 Brennpunkt Düngung – Jetzt können<br />

wir Ihnen mit einer Beratung zur Seite<br />

stehen!<br />

Von M.Sc. Sophia Heinze und<br />

M.Sc. Florian Strippel<br />

30 Der neue Gas-Schlepper ist da!<br />

Von Dierk Jensen<br />

36 BIOGAS Convention & Trade Fair <strong>2021</strong><br />

MESSENEUHEITEN<br />

38 Biogas Convention_Special<br />

POLITIK<br />

46 Erdgaspreise explodieren –<br />

unter anderem wegen Asien<br />

Von Bernward Janzing<br />

50 Ampel-Koalition in spe: Grüne<br />

Welle für Biogas?<br />

Von Sandra Rostek und<br />

Dr. Guido Ehrhardt<br />

4


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

INHALT<br />

Technik &<br />

Innovation<br />

52 Papier und Blumentöpfe<br />

aus Gärresten<br />

Von Thomas Gaul<br />

62 Für die Hautpflege: Wachse aus<br />

biogenen Reststoffen<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

68 Nährstoffspritze unters Wurzelwerk<br />

Von Wolfgang Rudolph<br />

TITELFOTO: JÖRG BÖTHLING I FOTOS: ADOBE STOCK_NORDRODEN, JÖRG BÖTHLING, MARIE-LUISE SCHALLER<br />

52 104<br />

96 Zertifizierung von Biogasanlagen<br />

Von Berenika Lewicka<br />

98 Anlagen des Monats September<br />

und Oktober<br />

VERBAND<br />

Aus der Geschäftsstelle<br />

114 „Knebelfristen“ bei der Umsetzung<br />

der Nachhaltigkeitsverordnung<br />

Von Dr. Stefan Rauh und<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

PRAXIS<br />

76 Neue ergänzende LAI-Vollzugshinweise<br />

zum Erhalt des Formaldehydbonus<br />

veröffentlicht<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

80 Biomethan-Südausschreibung<br />

Restriktiv und doch attraktiv?<br />

Von Christian Dany<br />

86 Branchenzahlen 2020 und Prognose <strong>2021</strong><br />

Biogas wird immer flexibler<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

90 Von der Investruine zum Vorzeigeprojekt<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

WISSENSCHAFT<br />

100 Stroh zur Produktion von Kraftstoff<br />

Von Maria Braune, Karin Naumann<br />

und Kati Görsch<br />

INTERNATIONAL<br />

Belgien<br />

104 Erste Biogas-Hoftankstelle im Land<br />

Von EUR ING Marie-Luise Schaller<br />

Westafrika<br />

110 Biogasbranche braucht<br />

Entwicklungsschub<br />

Von Michel Peudré Digbeu<br />

120 Aus den Regionalbüros<br />

124 Deutschland braucht einen echten<br />

Aufbruch im Bereich erneuerbarer<br />

Wärme<br />

Von Dr. Simone Peter, BEE<br />

126 Erfahrungsaustausch der §29b-BIm-<br />

SchG-Sachverständigen<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

128 Rückblick: Aktionswoche Biogas2Drive<br />

130 Impressum<br />

5


AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Abschlussbericht dena-Leitstudie Aufbruch<br />

Klimaneutralität veröffentlicht<br />

7. – 9. Dezember <strong>2021</strong> Nürnberg<br />

Please find the english version of this catalog on<br />

www.biogas-convention.com/en/exhibition/exhibitorcatalogue/<br />

Die digitale Version des Kataloges finden Sie unter<br />

www.biogas-convention.com/de/ausste lung/ausste lerkatalog/<br />

Hauptveranstalter:<br />

Mitveranstalter:<br />

22. – 26. November <strong>2021</strong><br />

Digital<br />

Hier geht‘s<br />

zum Ausstellerkatalog.<br />

Scannen<br />

Sie den QR-Code.<br />

7. – 9. Dezember <strong>2021</strong><br />

NCC Mitte & Halle 9, Messegelände Nürnberg<br />

AUSSTELLERKATALOG<br />

Berlin – Nach 17 Monaten intensiver Arbeit<br />

mit einem breiten Kreis von Akteuren<br />

hat die Deutsche Energie-Agentur (dena)<br />

Anfang Oktober den Abschlussbericht der<br />

dena-Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität<br />

veröffentlicht. Zehn wissenschaftliche<br />

Institute haben dazu ihre Expertise eingebracht<br />

und mehr als 70 Unternehmen ihre<br />

Branchenerfahrungen und Markteinschätzungen<br />

gegeben, ebenso ein 45-köpfiger<br />

Beirat mit hochrangigen Expertinnen und<br />

Experten aus Wissenschaft, Politik und<br />

Gesellschaft. Sie haben gemeinsam untersucht,<br />

welche Technologiepfade aus heutiger<br />

Perspektive realistisch sind und welche<br />

Rahmenbedingungen es braucht, um diese<br />

bis 2045 in einem integrierten klimaneutralen<br />

Energiesystem in Deutschland zu<br />

realisieren.<br />

Die dena-Leitstudie zeigt anhand eines<br />

zentralen Szenarios (Szenario Klimaneutralität<br />

100, KN100), wie die Sektorziele<br />

im Jahr 2030 und Klimaneutralität im<br />

Jahr 2045 erreicht werden können – welche<br />

Energieträger und Technologien in<br />

welchen Mengen benötigt werden sowie<br />

die dafür notwendigen transformatorischen<br />

Veränderungen. Um Klimaneutralität<br />

zu erreichen, ist aus technologischer<br />

Betrachtung eine Vier-Säulen-Strategie<br />

erforderlich: Die Erhöhung der Energieeffizienz<br />

ist eine wesentliche Maßnahme in<br />

allen Verbrauchssektoren, insbesondere<br />

in der Industrie und im Gebäudesektor.<br />

Für den umfassenden direkten Einsatz<br />

von erneuerbaren Energien ist in vielen<br />

Anwendungsbereichen neben der Energieeffizienzverbesserung<br />

eine breite und<br />

deutlich beschleunigte Elektrifizierung<br />

eine Grundvoraussetzung. Neben Strom<br />

werden erneuerbare gasförmige und flüssige<br />

Energieträger und Rohstoffe benötigt.<br />

Als vierte Säule braucht es technische und<br />

natürliche CO 2<br />

-Senken.<br />

Massive Anstrengungen in allen<br />

Sektoren notwendig<br />

Die Energieversorgung ist aktuell der größte<br />

CO 2<br />

-Emittent. Reduktionen müssen hier<br />

am stärksten und am schnellsten erfolgen,<br />

so die Studie (von 308 Mio. Tonnen CO 2<br />

ä in<br />

2018 auf 104 Mio. t CO 2<br />

ä in 2030 und auf<br />

-8 Mio. t CO 2<br />

ä in 2045). Zentral ist dabei,<br />

dass sich die erneuerbaren Stromkapazitäten<br />

bereits bis 2030 mehr als verdoppeln<br />

müssen. Die installierte Leistung von Solarenergie<br />

zum Beispiel steigt von 45 Gigawatt<br />

(GW) auf 131 GW, Windenergie an<br />

Land von 52 GW auf 92 GW.<br />

Die Kohleerzeugung wird 2030 marktgetrieben<br />

kaum noch eine Rolle spielen, die<br />

Nutzung von Erdgas in der Stromerzeugung<br />

nimmt dagegen bis 2030 zu. Bereits<br />

dieser „Fuel Switch“ trägt bis 2030<br />

erheblich zur Emissionsminderung in der<br />

Energiewirtschaft bei. Wasserstoff und<br />

Powerfuels werden bis 2030 nur eine geringe<br />

Rolle spielen. Der Aufbau entsprechender<br />

Infrastruktur und Märkte ist aber<br />

unabdingbar, denn die Rückverstromung<br />

von grünem Wasserstoff wird 2045 nach<br />

Windkraft und Photovoltaik zur drittwichtigsten<br />

Stromerzeugungsquelle. Bis 2035<br />

spielt blauer Wasserstoff eine – wenn auch<br />

geringe – Rolle, danach geht er gemäß Modellierung<br />

der dena-Leitstudie sukzessive<br />

aus dem Markt.<br />

Die Industrie folgt an zweiter Stelle der<br />

höchsten Emissionen. Hier muss der Ausstoß<br />

allein bis 2030 um rund 36 Prozent<br />

sinken. Nach einer relativen Stagnation in<br />

den vergangenen zwei Jahrzehnten bedarf<br />

es zur Erreichung der Minderungsziele im<br />

laufenden Jahrzehnt einer durchschnittlichen<br />

Absenkung von ca. 8 Mio. t CO 2<br />

pro<br />

Jahr. Fast 70 Prozent des Minderungsbeitrags<br />

entfallen auf die energetischen<br />

Emissionen. Die stärksten Veränderungen<br />

werden bis 2030 auf die Branchen Stahl<br />

und Chemie zukommen. Die Industrie ist<br />

bis 2045 und bleibt auch langfristig der<br />

größte Abnehmer von Wasserstoff zur energetischen<br />

und stofflichen Nutzung. Hierfür<br />

müssen die notwendigen Voraussetzungen<br />

zur Umstellung der Prozesstechnologien<br />

sowie zum Aufbau der Infrastrukturen getroffen<br />

werden.<br />

Der Verkehrssektor steht aktuell an dritter<br />

Stelle der Emissionen und hat die größte<br />

Reduktionsaufgabe aller untersuchten Verbrauchssektoren:<br />

Schon bis 2030 muss der<br />

Ausstoß um rund 48 Prozent sinken (von<br />

rund 164 auf 85 Mio. t CO 2<br />

ä). Die stärkste<br />

Minderung muss im Individualverkehr<br />

erfolgen, gefolgt vom Lkw-Verkehr. Dabei<br />

wird im Personenverkehr ein Hochlauf der<br />

Elektromobilität auf 9,1 Millionen vollelektrische<br />

Fahrzeuge (bzw. 14 Mio. Fahrzeuge<br />

inklusive Hybride) bis 2030 als notwendig<br />

erachtet. Wasserstoff wird kaum eine Rolle<br />

spielen. Auch im Gebäudebereich müssen<br />

die CO 2<br />

-Emissionen allein bis 2030 um 44<br />

Prozent sinken (von rund 120 auf rund 67<br />

Mio. t CO 2<br />

ä). Der Großteil der Minderungen<br />

(46,5 Mio. t CO 2<br />

ä) entfällt auf Maßnahmen<br />

an der Gebäudehülle und technische Anlagen.<br />

Der Einsatz von Wärmepumpen, der<br />

Ausbau der Anschlüsse an Wärmenetze<br />

muss massiv vorangetrieben werden. Im<br />

Szenario KN100 werden für das Jahr 2030<br />

bereits 4,1 Millionen Gebäude mit Wärmepumpen<br />

versorgt, im Jahr 2045 sieht die<br />

Studie 9 Millionen Wärmepumpen.<br />

www.biogas-convention.com<br />

Weitere Infos unter https://www.dena.de/dena-leitstudie-aufbruch-klimaneutralitaet<br />

6


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

AKTUELLES<br />

Blühpflanzen-Projekt der N-ERGIE als „Projekt<br />

Nachhaltigkeit <strong>2021</strong>“ ausgezeichnet<br />

FOTO: N-ERGIE<br />

BioEnergie Park Güstrow: dbds liefert<br />

32 neue Doppelmembranspeicher<br />

Kreuzau – Nachdem die EnviTec Biogas AG seit<br />

Anfang <strong>2021</strong> den BioEnergie Park Güstrow, mit 31<br />

Hektar eine der größten Biogasanlagen Deutschlands,<br />

übernommen hat, beginnen nun ab Herbst<br />

die Sanierungsarbeiten. Ab Ende 2022 soll hier der<br />

klimaneutrale Kraftstoff Bio-LNG (liquefied natural<br />

gas) für einen umweltbewussteren Schwerlastverkehr<br />

her- und bereitgestellt werden.<br />

Im Zuge der Umrüstung der Biogasanlage werden<br />

auch die 25 Fermenter und Nachgärer sowie die<br />

sieben Gärrestspeicher, wovon drei noch zu erstellen<br />

sind, bis Ende 2022 mit neuen Dachsystemen<br />

der dbds – Deutsche Biogas Dach-Systeme GmbH<br />

Nürnberg – Große Anerkennung für die N-<br />

ERGIE Aktiengesellschaft: Der Rat für<br />

Nachhaltige Entwicklung (RNE), der die<br />

deutsche Bundesregierung in Fragen der<br />

Nachhaltigkeit berät, hat die<br />

2020 gestartete Kooperation<br />

für mehr Biodiversität beim<br />

Betrieb von Biogasanlagen<br />

als „Projekt Nachhaltigkeit<br />

<strong>2021</strong>“ ausgezeichnet. Ulrike<br />

Lorenz, Nachhaltigkeitsbeauftragte<br />

der N-ERGIE, nahm<br />

den Preis am Montag, den 20.<br />

September in Augsburg entgegen.<br />

Das Projekt setzt ein<br />

buntes, lebendiges Zeichen<br />

für Energiewende und Naturschutz.<br />

Rainer Kleedörfer, Leiter Unternehmensentwicklung<br />

der<br />

N-ERGIE, hatte das Projekt<br />

initiiert und beschreibt die dahinterliegende<br />

Idee: „Mit unserem längerfristig und<br />

breit angelegten Projekt für mehr Biodiversität<br />

leisten wir wertvolle Forschungsarbeit<br />

und zeigen eine mögliche Perspektive für<br />

Biogas-Anlagen auf. Das Projekt ist Ausdruck<br />

unseres Engagements für eine regionale<br />

Energiewende. Wir wollen die Erneuerbaren<br />

bei uns vor Ort deutlich ausbauen<br />

und dabei gleichzeitig die Artenvielfalt<br />

ausgestattet, was zudem den größten Auftrag in der<br />

10-jährigen Firmengeschichte darstellt.<br />

Mit der Aufrüstung der Behälter mit den Durchmessern<br />

23 Meter, 30 Meter und 50 Meter auf zweischalige<br />

Membransysteme in Form von Drittelkugeln<br />

erreicht der BioEnergie Park Güstrow ein variables<br />

Gasspeichervolumen von insgesamt rund 150.000<br />

Kubikmetern.<br />

Die Membranen, die die Anforderungen der TRAS<br />

120 erfüllen, werden hierbei in unserem bewährten<br />

Parallelzuschnitt konfektioniert und mittels Hochfrequenzschweißtechnik<br />

für maximale Nahtfestigkeiten<br />

gefügt.<br />

Youtube-Film<br />

Biogasbotschafter Georg Hackl ist<br />

ein großer Fan des Biogas Journals.<br />

Er freut sich jedes Mal, wenn das<br />

Heft endlich im Briefkasten liegt –<br />

und ist den Rest des Tages nicht<br />

mehr ansprechbar ...<br />

Hier geht‘s zum Video –<br />

scannen Sie den QR-Code <br />

Die Projektteilnehmer Nina<br />

und Martin Busch aus<br />

Dambach (Ehingen).<br />

fördern: Energiewende und Naturschutz<br />

Hand in Hand.“<br />

Ulrike Lorenz ergänzt: „Das prämierte Projekt<br />

macht deutlich, dass die N-ERGIE nicht<br />

nur in ihrem Kerngeschäft<br />

auf Nachhaltigkeit abzielt,<br />

sondern in verschiedenen Dimensionen<br />

gesellschaftliche<br />

Verantwortung übernimmt.<br />

Nachhaltigkeit ist bei uns<br />

mehr als ein Schlagwort. Sie<br />

ist fester Bestandteil unserer<br />

Strategie und Kultur.“<br />

Untersuchung auf<br />

insgesamt 20 Hektar<br />

in der Region<br />

Die N-ERGIE fördert im Rahmen<br />

des Projekts über drei<br />

Jahre hinweg den Anbau von<br />

alternativen Energiepflanzen<br />

in der Region Nordbayern. Auf insgesamt<br />

20 Hektar bauen seit 2020 neun Landwirte<br />

den durch die Bayerische Landesanstalt<br />

für Weinbau und Gartenbau entwickelten<br />

„Veitshöchheimer Hanfmix“ an, der für<br />

eine mehrjährige Blühfläche mit üppigem<br />

Nahrungsangebot für Insekten sorgt. Ein<br />

zehnter Teilnehmer kam in diesem Jahr im<br />

unterfränkischen Bergrheinfeld hinzu.<br />

Die Mittelfränkische Gesellschaft zur Förderung<br />

erneuerbarer Energien und nachwachsender<br />

Rohstoffe e.V. (MER) und<br />

die Landwirtschaftlichen Lehranstalten<br />

in Triesdorf begleiten das Projekt wissenschaftlich<br />

und beraten die Landwirte von<br />

der Aussaat über die Ernte bis zur energetischen<br />

Verwertung. Untersucht werden<br />

zwei Aspekte: einerseits, wie sich die Blühpflanzen<br />

unter verschiedenen regionalen<br />

Bedingungen idealerweise für die Verwertung<br />

in Biogasanlagen einsetzen lassen,<br />

andererseits, welchen Effekt sie auf die<br />

lokale Population von Insekten, Vögeln und<br />

Kleintieren sowie die Boden- und Grundwasserqualität<br />

haben.<br />

Die Verleihung durch den Rat für Nachhaltige<br />

Entwicklung ist mit einem Preisgeld<br />

von 1.000 Euro verbunden, das die N-ER­<br />

GIE – ganz im Sinne der Auszeichnung –<br />

an gemeinnützige Einrichtungen weiterreichen<br />

wird. Diese sollen damit wiederum<br />

nachhaltige Projekte fördern.<br />

7


AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

BÜCHER<br />

Recht der Energiewirtschaft<br />

Das Handbuch zur<br />

Energiewende bietet<br />

eine praktisch relevante,<br />

inhaltlich fundierte<br />

und gleichwohl auch<br />

für Nichtjuristen gut<br />

verständliche Darstellung<br />

des sich seit der<br />

Liberalisierung immer<br />

dynamischer entwickelnden Rechts der<br />

Strom- und Gasmärkte. Dies garantieren<br />

seine seit vielen Jahren im Energierecht<br />

tätigen Herausgeber und erfahrenen Autoren<br />

aus Wissenschaft und Praxis. Nach<br />

einleitenden Darstellungen der technischwirtschaftlichen,<br />

der nationalen und europäischen<br />

Grundlagen des Energierechts<br />

durch die beiden Herausgeber analysiert<br />

eine Vielzahl weiterer Beiträge im Detail<br />

––<br />

die Regulierung von Marktstrukturen<br />

und Marktakteuren,<br />

––<br />

die Planung und Zulassung von Energieinfrastruktur<br />

und Energieanlagen,<br />

––<br />

Fragen der gemeindlichen Konzessionierung<br />

von Energieversorgungsunternehmen,<br />

––<br />

die Regeln für Energie- und Emissionshandel<br />

sowie Netzbetrieb und Netznutzung,<br />

––<br />

die Energieregulierungsbehörden und<br />

-verfahren,<br />

––<br />

die Förderung von Erneuerbaren Energien,<br />

Kraft-Wärme-Kopplung und Energieeinsparung<br />

sowie Emissionshandel.<br />

Das Werk bezieht durchgehend die relevanten<br />

kartell-, kommunal-, umwelt-, steuer-,<br />

vertrags- und finanzmarktrechtlichen Regelungen<br />

ein und erläutert die wechselseitigen<br />

Verknüpfungen mit dem Energierecht<br />

im engeren Sinne.<br />

Recht der Energiewirtschaft. Praxishandbuch,<br />

Prof. Dr. Jens-Peter Schneider, Universität<br />

Freiburg, und Prof. Dr. Christian<br />

Theobald, Berlin, 5. neu bearbeitete Auflage.<br />

<strong>2021</strong>, 1.405 Seiten. In Leinen.<br />

229,00 Euro. ISBN 978-3-406-73876-0<br />

Schwarz versus Grün<br />

Renate Künast (Grüne)<br />

und Günther<br />

Beckstein (CSU) führen<br />

ein Streitgespräch<br />

über Klima, Landwirtschaft,<br />

Migration,<br />

Wachstum und eine<br />

gute Zukunft – moderiert<br />

von Stefan Reinecke.<br />

Im Vorwort heißt es: „Dieses Buch<br />

ist nicht nur eine Debatte zwischen einem<br />

Vertreter der Union und einer Vertreterin<br />

der Grünen. Es ist ein Gespräch zwischen<br />

zwei Politiker*innen mit individuellen Prägungen<br />

und Leidenschaften, Brüchen und<br />

Biografien.“<br />

Künast und Beckstein haben sich zwischen<br />

September und Dezember 2020<br />

vier Mal zum Gespräch getroffen. Drei Mal<br />

live im Bundestag und einmal per Zoom-<br />

Meeting. Die Gespräche dauerten meist<br />

mehrere Stunden. Das Gespräch zeigt<br />

Annährung, aber auch Unterschiede. Eine<br />

lesenswerte politische Lektüre.<br />

Schwarz vs. Grün. Ein Streitgespräch.<br />

oekom verlag, München, <strong>2021</strong>,<br />

219 Seiten, gebunden. 16,00 Euro.<br />

ISBN 978-3-96238-252-0<br />

TERMINE<br />

15. bis 19. November<br />

VOLMER Innovationstage Nährstoffund<br />

Gülletechnik<br />

Hörstel-Riesenbeck (NRW)<br />

volmer-engineering.de<br />

16. November<br />

Leipziger Biokraftstoff-Fachgespräch<br />

Leipzig<br />

www.dbfz.de/veranstaltungen<br />

24. und 25. November<br />

6th Future of Biogas Europe<br />

Berlin<br />

www.wplgroup.com<br />

25. November<br />

Workshop Biogas-BHKW fit für den Alltag<br />

halten und Schäden vorbeugen<br />

Nienburg<br />

www.klimaschutz-leb.de<br />

1. und 2. Dezember<br />

Grund- und Auffrischungsschulung<br />

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Kirchberg/Jagst<br />

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2. Dezember<br />

EnergieTag<br />

Online<br />

de.dwa.de<br />

8. Dezember<br />

Web-Seminar: Anforderungen des Stromund<br />

Energiesteuerrechts an den Betrieb<br />

von Biogasanlagen<br />

Online<br />

www.biogas.org<br />

16. Dezember<br />

Workshop Zukunftsplanung für Biogas<br />

und Landwirtschaft<br />

Nienburg<br />

www.klimaschutz-leb.de<br />

24. bis 25. Januar<br />

Kraftstoffe der Zukunft - 19. Internationaler<br />

Fachkongress für erneuerbare Mobilität<br />

Berlin<br />

www.kraftstoffe-der-zukunft.com<br />

Diese und weitere Termine rund um die<br />

Biogasnutzung in Deutschland und der Welt<br />

finden Sie auf der Seite www.biogas.org<br />

unter „Termine“.<br />

8


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Aus Gärresten mehr machen<br />

Pixabay (2x)<br />

Findest du nicht auch, dass wir Menschen viel zu viel<br />

Dinge wegwerfen, statt sie weiter- oder wiederzuverwenden?<br />

Angefangen bei Nahrungsmitteln bis hin zu teurer<br />

Computertechnik. Für deine Zukunft und die Zukunft<br />

unseres Planeten können wir uns das nicht mehr leisten!<br />

Es braucht aber viel Grips, damit auch Schlaues dabei<br />

herausspringt. Vorbildliche Lösungen entstehen nicht<br />

zuletzt bei der Erzeugung von Biogas. Strom, Wärme,<br />

Kraftstoffe – bei diesen Produkten zeigen sich die großen<br />

Vorteile der Erneuerbaren Energien. Aber was ist<br />

mit den Resten, die bei der Vergärung im Fermenter<br />

übrig bleiben? Gärreste sagt man dazu. Stimmt – richtig<br />

Klima-Star der Ostsee<br />

Sie trägt den Namen „Aurora Botnia“ und ist das umweltfreundlichste<br />

Fährschiff der Welt. Seit dem 28. August verkehrt die<br />

Fähre in der Ostsee mehrmals täglich zwischen der finnischen<br />

Stadt Vaasa und Umea in Schweden. Die Aurora Botnia ist mit<br />

modernster Umwelttechnik ausgestattet, wird elektrisch angetrieben<br />

und fährt mit klimafreundlichen erneuerbaren Kraftstoffen. Bei<br />

den Motoren handelt es sich um sogenannte „Multifuel“-Motoren.<br />

Sie können sowohl mit Biogas als auch mit LNG (Flüssigerdgas)<br />

betrieben werden. Recyclingmaterial spielt bei der Ausstattung<br />

ebenfalls eine wichtige Rolle. Tischplatten und Theken sind aus<br />

recyceltem Kunststoff und die Kabinenteppiche enthalten Fasern<br />

aus wiederverwerteten Fischernetzen.<br />

aufbereitet eignen sie sich<br />

wegen ihrer hohen Nährstoffanteile<br />

hervorragend<br />

als Dünger für Wiesen und<br />

Äcker. So schließen sich<br />

natürliche Kreisläufe. Aber<br />

aus Gärrückständen kann<br />

noch mehr entstehen. Weil<br />

sie auch Fasern enthalten,<br />

können ganz andere Stoffe<br />

daraus produziert werden.<br />

Pflanzliche Fasern<br />

sind winzig kleine, länglich<br />

geformte Bausteine mit einer besonderen<br />

Festigkeit. Aus Baumwollfasern wird Kleidung hergestellt,<br />

aus Hanf Seile und aus Cellulose Papier und Karton.<br />

Pflanzenfasern können in speziellen Verfahren auch aus<br />

den Gärresten gewonnen werden, um sie dann weiter<br />

aufzubereiten. Das ist wie ein Kochrezept, bei dem sogar<br />

Roboter mithelfen, besonders ökologische Produkte<br />

daraus entstehen zu lassen: Pflanz- und Anzuchttöpfe<br />

für den Gartenbau gehören dazu, die auch vollständig<br />

kompostierbar sind und so Kunststoffe ersetzen. Auf<br />

einer speziellen Papiermaschine lassen sich damit sogar<br />

faserhaltiges Papier, Mulchvliese oder Kartonpapier<br />

herstellen. Alles in allem also eine höchst ökologische<br />

Verwertung.<br />

Granatäpfel<br />

Granatäpfel kann man<br />

bei uns von September<br />

bis Dezember kaufen.<br />

Der strauchartige Baum<br />

stammt aus dem Mittleren<br />

Osten. Der Granatapfel<br />

selbst ist eine gelb- bis<br />

rotbräunliche Frucht und<br />

hat eine Schale wie aus<br />

Leder. Das Innere ist wie<br />

beim Apfel in Kammern<br />

unterteilt. Beim Granatapfel<br />

sind nur die Fruchtkerne essbar. Sie schmecken säuerlich süß bis<br />

herb, wie Johannisbeeren. Sie sind eine tolle Garnitur für Obst- oder<br />

Blattsalate. Um die Kerne auszulösen, schneidet man einfach am<br />

Kelchansatz einen Keil heraus. Die Frucht bricht mit leichtem Druck<br />

auseinander und die Samenkerne fallen heraus. Sehr erfrischend<br />

ist der Saft. Dazu presst man den Granatapfel einfach wie eine<br />

Orange aus.<br />

commons.wikimedia.org<br />

www.agrarkids.de<br />

Landwirtschaft entdecken und verstehen –<br />

Die Fachzeitschrift für Kinder<br />

10


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11


AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Die Produktion von Strohpellets und deren<br />

Vergärung in Biogasanlagen sollte ökonomisch<br />

genau kalkuliert werden. Strohpellets<br />

stellen auf jeden Fall ein interessantes<br />

Gärsubstrat dar. Während die Feldpelletierung<br />

nur in einem gewissen Zeitfenster<br />

möglich ist, ist die stationäre Pelletierung<br />

von Stroh aus Quaderballen – wie hier im<br />

Bild dargestellt – eine Ganzjahresoption.<br />

STROHTAGUNG <strong>2021</strong> DIGITAL<br />

Strohpellets durch die<br />

Uni Göttingen getestet<br />

Ende August fand an zwei Tagen die<br />

diesjährige „Heidener Strohtagung“ in<br />

digitalem Format statt. Vielfältige Themen<br />

wurden erörtert. In diesem Artikel gehen<br />

wir auf drei Vorträge näher ein.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Dr. Dirk Augustin, Leiter der Versuchswirtschaften<br />

der Georg-August-Universität Göttingen,<br />

berichtete von einem Forschungsprojekt,<br />

in dem die Herstellung und Vergärung<br />

von Getreide-Strohpellets untersucht worden<br />

ist. Es handelte sich um ein Gemeinschaftsprojekt<br />

mit der HAWK Göttingen, das von der Fachagentur<br />

Nachwachsende Rohstoffe gefördert wurde. Das Projekt<br />

wurde auf der Biogasanlage des Versuchsguts Relliehausen<br />

der Uni Göttingen durchgeführt.<br />

Die Biogasanlage hat einen Fermenter mit 1.150 Kubikmeter<br />

Volumen, einen Nachgärer mit 1.500 Kubikmeter<br />

und ein Gärdüngerlager mit 3.200 Kubikmeter<br />

Fassungsvermögen. Die Biogasanlage wurde laut Dr.<br />

Augustin 14 Tage vor und nach Versuchsbeginn konstant<br />

gefüttert. „Wir wollten schauen, wie sehr die Silomaismenge<br />

beim Einsatz von Getreide-Strohpellets<br />

reduziert werden kann“, informierte Dr. Augustin. Die<br />

Untersuchungen wurden in drei Versuchszeiträumen<br />

vorgenommen.<br />

Der erste Versuchszeitraum von November<br />

2019 bis März 2020 sei störungsfrei<br />

vonstattengegangen. Jedoch habe bei<br />

der Einlagerung der Pellets ein Brand<br />

alle Pellets vernichtet. Die Lagerhalle sei<br />

abgebrannt, was aber nicht ursächlich<br />

den Pellets anzulasten war. „So mussten<br />

wir in 2020 weitere Pellets produzieren<br />

und einlagern, wodurch sich unser Erfahrungsschatz<br />

erweitert hat“, berichtete<br />

Dr. Augustin.<br />

Im zweiten Versuchszeitraum machte<br />

Dauerfrost vom 31. Januar bis zum 10.<br />

Februar <strong>2021</strong> mit Temperaturen von bis<br />

zu minus 25 Grad Celsius die Fütterung unmöglich,<br />

sodass der Versuch abgebrochen werden musste. Der<br />

dritte Versuchszeitraum lief vom 1. Mai bis zum 10.<br />

Juni <strong>2021</strong>. Die Pellets wurden sowohl mobil im Feld<br />

als auch stationär mit der Premos-Presse vom Landtechnikhersteller<br />

Krone produziert.<br />

Laut Dr. Augustin hat die Premos:<br />

ffeinen sehr hohen Kraft- beziehungsweise Leistungsbedarf.<br />

So wurde ein Schlepper mit 500 PS<br />

vorgespannt.<br />

ffDie Premos arbeitet mit 100 bar Druck, wodurch<br />

die Pellets auf 110 Grad Celsius erwärmt werden.<br />

Dadurch platzen die Zellen auf, sodass die Cellulose<br />

besser verdaut werden kann.<br />

ffPro Stunde konnten nie mehr als 7 Tonnen<br />

produziert werden. Die durchschnittliche Nettoleistung<br />

hat 5 Tonnen pro Stunde betragen. Werden<br />

die Rüstzeiten und die Pflegezeiten der Maschine<br />

berücksichtigt, konnten nur 3,65 Tonnen Pellets<br />

pro Stunde produziert werden.<br />

ffIst das Stroh zu feucht, bricht die Stundenleistung<br />

ein.<br />

ffBei stationärem Betrieb der Premos wurden<br />

Quaderballen verarbeitet. So kommt die Maschine<br />

zu einer besseren Auslastung.<br />

ffIn der mobilen Anwendung kann die Maschine<br />

rund 550 Stunden pro Jahr eingesetzt werden.<br />

FOTO: RAINER CASARETTO<br />

12


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

AKTUELLES<br />

clean air is our engine<br />

Werden die Strohpellets im Freien auf einer Betonfläche gelagert,<br />

dann sind sie absolut wasserdicht abzudecken, da sich die<br />

Pellets sonst sehr stark mit Wasser vollsaugen. „Dabei werden<br />

die betroffenen Stellen sehr heiß, was zu einem enormen Energieverlust<br />

führt“, betonte Dr. Augustin. Gefüttert wurden die<br />

Strohpellets über den Feststoffdosierer der Biogasanlage. Aufgrund<br />

eines Vorversuchs in der Biogasanlage konnten anfangs<br />

nur 1,4 Tonnen Pellets pro Tag eingebracht werden. Der Referent<br />

merkte an, dass die Menge auch höher hätte sein können.<br />

Während der Pelletsfütterungsphase lag der Trockensubstanzgehalt<br />

im Fermenter zwischen 8 und 10 Prozent. Auffällig<br />

während des Versuchs sei ein Abfall der TAC-Werte im Hauptfermenter<br />

gewesen. Dr. Augustin vertrat die Auffassung, dass<br />

„Strohpellets einen eventuellen Zusatznutzen haben für Anlagen,<br />

die sich an der Ammoniakgrenze befinden“. Nach 30 Tagen<br />

Versuchsdauer hatten die Strohpellets einen kumulierten<br />

Methanertrag von 250 Normliter pro Kilogramm Frischmasse<br />

erreicht.<br />

Nach 45 Tagen waren es 286 Normliter pro Kilogramm Frischmasse.<br />

Im Batch-Versuch nach VDI 4630 haben die Strohpellets<br />

nach 45 Tagen einen kumulierten Methanertrag von fast<br />

350 Normliter pro Kilogramm organische Trockensubstanz<br />

(oTS) erreicht. Bei einer täglichen Fütterungsmenge von 2,5<br />

Tonnen Strohpellets habe sich die Lastaufnahme der Rührwerke<br />

nur um 10 Prozent erhöht.<br />

Ökonomische Betrachtung<br />

Daten zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung: Es wurden die Pelletierkosten<br />

für die mobile beziehungsweise teilmobile Pelletierung<br />

mit 550 Jahresstunden betrachtet. Wenn im mobilen<br />

Verfahren auf dem Feld pro Stunde 5,57 Tonnen Strohpellets<br />

produziert werden können, dann verursacht das Kosten von 78<br />

Euro pro Tonne. Werden die Rüst- und Pflegezeiten berücksichtigt,<br />

dann sinkt die Stundenleistung und die Kosten steigen auf<br />

92 Euro pro Tonne.<br />

Bei der stationären Pelletierung aus Quaderballen konnten<br />

2,17 Tonnen pro Stunde produziert werden, was Kosten von<br />

166 Euro pro Tonne verursacht. Die Kosten steigen auf 198<br />

Euro pro Tonne in diesem Verfahren an, wenn die Rüst- und<br />

Pflegezeiten in Ansatz gebracht werden. Im Weiteren stellte Dr.<br />

Augustin die Gleichgewichtspreise von Strohpellets vor. Wenn<br />

Silomais zum Beispiel 35 Euro pro Tonne kostet und die Kosten<br />

der Gärrestausbringung 0 Euro betragen, dann beträgt der<br />

Gleichgewichtspreis 76,40 Euro pro Tonne Strohpellets.<br />

Kostet die Maissilage 45 Euro pro Tonne und für die Gärrestausbringung<br />

entstehen keine Kosten, dann beträgt der Gleichgewichtspreis<br />

98,20 Euro pro Tonne Strohpellets. Kostet die<br />

Gärrestausbringung dagegen beispielsweise 10 Euro pro Kubikmeter,<br />

dann beträgt der Gleichgewichtspreis bei 35 Euro pro<br />

Tonne Maissilage 88 Euro pro Tonne Strohpellets. Bei 45 Euro<br />

pro Tonne und 10 Euro pro Kubikmeter für die Gärrestausbringung<br />

steigt der Gleichgewichtspreis auf 109,80 Euro pro Tonne<br />

Strohpellets. Bei den Annahmen wurden nicht berücksichtigt:<br />

Transportkosten, Lagerung, Rührwerksleistung, Kaskadennutzung,<br />

Maisdeckel, CO 2<br />

-Bepreisung etc.<br />

Zu beachten ist, dass bei der Abfuhr von 50 Dezitonnen Stroh<br />

pro Hektar etwa 15 Kilogramm P 2<br />

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, 70 Kilogramm K 2<br />

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13


AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

und 10 Kilogramm MgO von der Fläche abgefahren<br />

werden. Diese Nährstoffverluste sollten beim Strohverkauf<br />

eingepreist werden. Andererseits könnten die<br />

Nährstoffe über die Gärdüngerrückführung auf die Fläche<br />

zurückgelangen, wobei die Gärdünger auch eine<br />

bessere Humuswirkung haben als der Strohverbleib.<br />

Zuckerrübenblattsilage – Gärsubstrat<br />

mit Potenzial<br />

Über die energetische Verwertung von Zuckerrübenblättern<br />

referierte Bengt Verworner vom Deutschen<br />

Biomasseforschungszentrum (DBFZ). Er informierte,<br />

dass in 2018 Deutschland mit 25,5 Millionen Tonnen<br />

weltweit betrachtet der viertgrößte Zuckerrübenproduzent<br />

war. Die Anbaufläche habe 2018 in Deutschland<br />

334.500 Hektar betragen. In Deutschland würden pro<br />

Jahr durchschnittlich 16 Millionen Tonnen Zuckerrübenblatt<br />

anfallen. Damit könnten rund 152.000 Hektar<br />

Silomais ersetzt werden. Das technisch verfügbare<br />

Potenzial sei allerdings niedriger.<br />

Um die Zuckerrübenblätter energetisch verwerten zu<br />

können, müsse am Rübenroder ein Blattbergeband<br />

montiert werden. Außerdem müssen parallel fahrende<br />

Abfuhrfahrzeuge bereitgehalten werden. „Die Nutzung<br />

der Zuckerrübenblätter könnte in Deutschland eine<br />

Wertschöpfung von 500 bis 600 Euro pro Hektar erzielen,<br />

abzüglich der Kosten für die zusätzliche Erntetechnik“,<br />

erklärte Verworner.<br />

Zuckerrübenblätter ließen sich durch wechsellagige<br />

Co-Silierung zum Beispiel mit Stroh im Fahrsilo gut<br />

konservieren. Für die labortechnische Untersuchung<br />

haben die Wissenschaftler Zuckerrübenblätter in<br />

Spannring-Kunststofffässer abgefüllt und so ins Labor<br />

überführt. Die Blätter wurden anschließend entnommen<br />

und mit einem Fleischwolf zerkleinert. Das<br />

so hergestellte Rübenmus wurde dann für Siliertests<br />

verwendet.<br />

Silierversuche im PVC-Rohr<br />

„Wir haben das Rübenmus in drei transparente, 5 Meter<br />

hohe Versuchssäulen eingebracht. Dabei handelte<br />

es sich um PVC-Rohre mit fünf Probennahmestutzen,<br />

die alle 80 Zentimeter montiert waren. Die Beprobungen<br />

haben wir monatlich vorgenommen. Analysiert<br />

haben wir den pH-Wert, den Trockensubstanz- sowie<br />

den organischen Trockensubstanzgehalt und das Säurespektrum.<br />

Der Versuchszeitraum erstreckte sich über<br />

ein Jahr“, führte Verworner aus.<br />

Durch die Silierung liegt der Trockensubstanzgehalt<br />

bei 15 Prozent, was bei der Solosilierung der Zuckerrübenblätter<br />

in den Säulen zu gewissen Anforderungen<br />

an die Silierbehältnisse führt. Verworner sagte, dass<br />

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14


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

AKTUELLES<br />

durch die Silierung viel Milchsäure, aber nur geringe<br />

Mengen Essigsäure entsteht. Propion- und Buttersäure<br />

hätten unter der Nachweisgrenze gelegen. Die Gasertragsanalyse<br />

habe ergeben, dass die Zuckerrübenblattsilage<br />

schon nach drei bis fünf Tagen auf hohe Gasausbeuten<br />

kommt. Parallel untersuchte Maissilage habe<br />

sechs Tage länger benötigt, um auf hohe Gaserträge<br />

zu kommen.<br />

„Rübenblattbrei hat eine schnelle Abbaukinetik. Sie ist<br />

somit in Zeiten hoher Spitzenlaststrombedarfe im Vorteil<br />

gegenüber Maissilage. Rübenblatt liefert schnell<br />

Methan, weil darin viele gelöste organische Säuren enthalten<br />

sind. Rübenblattsilage liefert im Schnitt 358<br />

Normliter Methan pro Kilogramm organische Trockensubstanz.<br />

Bei Trockensubstanzgehalten von 15 Prozent<br />

ist die Energiedichte jedoch gering, sodass relativ viel<br />

Substrat benötigt wird. Auf die organische Trockensubstanz<br />

bezogen liegt der Gasertrag im Bereich von Maissilage“,<br />

betonte Verworner abschließend.<br />

Nährwert: neues Projekt gestartet<br />

Sascha Hermus vom 3N Kompetenzzentrum in Niedersachsen<br />

stellte das Projekt Nährwert vor, das am 1.<br />

Juli gestartet ist und bis zum 30. Juni 2024 läuft. Ziel<br />

des Projektes, an dem die FH Münster, das DBFZ und<br />

3N beteiligt sind, „ist die umweltgerechte und kostengünstige<br />

Verbesserung des Gärprodukt-Managements.<br />

Es geht um die Verbesserung der Nährstoffeffizienz und<br />

um die Minderung von Emissionen. Technische Maßnahmen<br />

sollen nur so viel wie nötig, aber so wenig wie<br />

möglich eingesetzt werden“, gab Hermus bekannt.<br />

Denn jedes Anfassen, jede Behandlung von Gärdüngern<br />

verursache Kosten, „und das wollen wir nicht“.<br />

Verschiedene Gärdünger-Aufbereitungsverfahren sollen<br />

a) in der Praxis verglichen und b) Prozessketten<br />

durch innovative Techniken optimiert werden. Die Gärdünger<br />

sollen c) anschließend auf dem Acker verwertet<br />

werden.<br />

Unter a) sollen marktverfügbare Techniken zur Gärdüngeraufbereitung<br />

geprüft werden. „Wir wollen herausarbeiten,<br />

wo Stärken und Schwächen der Techniken<br />

liegen beim Einsatz in unterschiedlichen Gärdüngern.<br />

Wenn möglich, sollen die Techniken optimiert werden.<br />

Zur Ermittlung der Nährstoffgehalte wollen wir die<br />

NIRS-Technologie einsetzen und Daten validieren. Die<br />

NIRS-Analytik scheint uns als geeigneter gegenüber<br />

nasschemischen Verfahren, weil die Datenverfügbarkeit/die<br />

Messdaten schneller vorliegen“, ließ Hermus<br />

einblicken.<br />

Das alles geschehe im Verbund mit Biogasanlagen, die<br />

mit bereits vorhandenen Aufbereitungstechniken ausgestattet<br />

sind. Zudem würden vier Biogasanlagen<br />

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niedriger Energieeinsatz optimieren<br />

die Effizienz Ihrer Anlage.<br />

Das modulare System besteht aus dem X-TRACT (Fremdkörperabscheider)<br />

und dem X-CUT (Zerkleinerer), läuft wie geschmiert, scheidet extrem gut<br />

ab und bietet mehr Schutz vor schädigenden Störstoffen wie z.B. Steine.<br />

Die hochbelastbare Heavy-Duty-Dichtung, der Hochleistungs-Zerkleinerer<br />

und der großvolumige Absetzbehälter garantieren den optimalen Einsatz<br />

und die maximale Servicefreundlichkeit.<br />

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AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

ausgewählt, an denen mobile Aufbereitungstechniken<br />

getestet und verglichen werden. Die teilnehmenden<br />

Biogasanlagen würden anhand eines Steckbriefs/einer<br />

Checkliste erfasst, sodass Daten über die vorhandenen<br />

Bauwerke, Techniken, Substrate, Gärdüngermengen<br />

etc. als Basis vorliegen.<br />

Vorhandene Technik verbessern<br />

Hinsichtlich des Einsatzes innovativer Techniken kommen<br />

zum Beispiel sogenannte Hydrozyklone, Algen,<br />

biologische Flockungsmittel und andere zum Einsatz.<br />

„Hydrozyklone haben wir bereits an vier Tagen auf einer<br />

Biogasanlage eingesetzt. Die Pilotanlage hatte einen<br />

Durchsatz von 3,5 Kubikmeter Gärrest pro Stunde. Es<br />

sind Systeme verfügbar, die bis zu 120 Kubikmeter<br />

Durchsatz pro Stunde erreichen. In dem Projekt wollen<br />

wir die optimale Größe und Geometrie der Hydrozyklone<br />

für den Gärdüngereinsatz herausfinden. Ebenso<br />

wollen wir die besten Werkstoffmaterialien für die Hydrozyklone<br />

finden und ermitteln, wie die Gärreste im<br />

besten Fall beschaffen sein müssen für einen optimalen<br />

Hydrozyklonbetrieb“, erläuterte Hermus.<br />

Bei der Nutzung der Gärdünger finden sowohl Gefäßversuche<br />

ab 2022 statt als auch Parzellenexakt- und<br />

Praxisversuche. Die Gefäßversuche nimmt die Firma<br />

HGoTECH in Bonn vor. Darin geht es um die Überprüfung<br />

der Nährstoffverfügbarkeit und die Testung<br />

unterschiedlicher Gärprodukte. In diesen Versuchen<br />

werden Weidelgras, Raps, Mais und Weizen verwendet.<br />

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen macht die<br />

Parzellenversuche mit Winterweizen, Zuckerrüben,<br />

Winterroggen und Kartoffeln.<br />

Da insbesondere Kartoffeln, aber auch Winterweizen<br />

sehr stark mineralisch mit Nährstoffen versorgt werden,<br />

kann hier der Frage nachgegangen werden, ob mit Gärdüngereinsatz<br />

gleiche Produktqualitäten erzeugt werden<br />

können, sagte Hermus. Die Praxisversuche sind<br />

in Niedersachsen auf sieben Biogasanlagen geplant,<br />

die insgesamt 19 Praxisflächen (1,5 bis 2 ha Größe)<br />

bereitstellen. Elf verschiedene Kulturpflanzen sollen in<br />

regionstypischen Fruchtfolgen überprüft werden. Darüber<br />

hinaus werden Versuche mit Dauerkulturen wie<br />

Wildpflanzen, Durchwachsene Silphie und Grünland<br />

durchgeführt. Geplant sind auch GPS-gestützte Bodenprobennahmen<br />

zur Nährstoffkontrolle. Ein insgesamt<br />

spannendes Projekt, das interessante Ergebnisse<br />

erwarten lässt.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

0 54 09/90 69 426<br />

martin.bensmann@biogas.org<br />

Zuckerrübenblätter sind ein<br />

interessantes Gärsubstrat.<br />

Beim Roden der Rüben<br />

könnten sie mit technischen<br />

Anpassungen am Roder<br />

parallel geerntet werden. In<br />

Deutschland fallen pro Jahr<br />

durchschnittlich 16 Millionen<br />

Tonnen Zuckerrübenblatt an.<br />

Damit könnten rund 152.000<br />

Hektar Silomais ersetzt<br />

werden.<br />

FOTO: LANDPIXEL.EU<br />

16


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Gute Perspektiven<br />

für Biomethan und CO 2<br />

Ende September fand die digitale Biogasfachtagung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe<br />

e.V. (FNR) und und des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft<br />

e.V. (KTBL) statt. Mit 140 Teilnehmer*innen war die Veranstaltung eine voller Erfolg. Von<br />

den zahlreichen Vorträgen werden an dieser Stelle Inhalte von drei Referaten wiedergegeben.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Michael Beil vom Fraunhofer-Institut für<br />

Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik<br />

in Kassel erläuterte die Möglichkeiten<br />

der CO 2<br />

-Nutzung aus Biogas.<br />

Er berichtete von einem Projekt, in dem<br />

verschiedene CO 2<br />

-Bezugsquellen zusammengetragen<br />

worden sind. Bezugsjahr war damals 2014. Damals<br />

stammten 300 Millionen Tonnen CO 2<br />

pro Jahr aus aus<br />

Verbrennungsprozessen von Kraftwerken. Der Anteil<br />

konventioneller Kraftwerke sei dabei größer als zum<br />

Beispiel der Anteil von Biomasseheizkraftwerken, der<br />

nur 5 Prozent betrug.<br />

„Aktuell emittieren die Biogasaufbereitungsanlagen<br />

aus der Gasreinigung in Deutschland rund 1,9 Millionen<br />

Tonnen CO 2<br />

pro Jahr. Es gibt Aufbereitungsverfahren,<br />

die sich für die spätere CO 2<br />

-Nutzung besser eignen.<br />

Etwa 60 Prozent der in Deutschland errichteten<br />

Aufbereitungskapazität eignet sich gut für die spätere<br />

CO 2<br />

-Nutzung. So bleiben von den 1,9 Millionen Tonnen<br />

noch 1,1 Millionen Tonnen CO 2<br />

pro Jahr übrig“, führte<br />

Beil aus. Die aktuell real emittierten CO 2<br />

-Mengen<br />

sind nach Beils Worten jedoch geringer, da die Anlagen<br />

bisher stärker im Teillastbetrieb gefahren wurden, als<br />

technisch möglich wäre.<br />

In Verbrennungsprozessen liege die CO 2<br />

-Konzentration<br />

zwischen 3 und 15 Volumenprozent. Bei Biogas-Vor-<br />

Ort-Verstromungsanlagen liege die CO 2<br />

-Konzentration<br />

zwischen 8 und 15 Volumenprozent. Bei der industriellen<br />

Ammoniak-Produktion könnten bis zu 100 Volumenprozent<br />

CO 2<br />

enthalten sein. In der Zementindustrie<br />

seien die CO 2<br />

-Mengen im Abgasstrom deutlich niedriger<br />

als bei der Ammoniakproduktion.<br />

Werde Biogas mit der sogenannten physikalischen<br />

Wäsche aufbereitet, könne der Abgasstrom bis 30 Volumenprozent<br />

an CO 2<br />

enthalten. Aminwäsche, Druckwechseladsorption<br />

(PSA) und Membranreinigung erreichten<br />

90 bis 100 Volumenprozent im Outputstrom.<br />

„PSA, Membranverfahren und Aminwäsche sind die<br />

drei Verfahren, die für die CO 2<br />

-Nutzung am besten geeignet<br />

sind“, betonte Beil. Bei der Druckwasserwäsche<br />

führe die Strippluftzufuhr zur Verdünnung der CO 2<br />

-<br />

Konzentration im Schwachgasstrom.<br />

Für die stoffliche Nutzung muss das abgetrennte CO 2<br />

weiter aufbereitet werden. Methanschlupf könne so<br />

abgeschieden und vorne in den Prozess gegeben werden.<br />

Das Gleiche gelte für andere Gaskomponenten wie<br />

Stickstoff und Sauerstoff. Laut Beil ist die Gaszusammensetzung<br />

stark abhängig von den eingesetzten Gär­<br />

FOTO: ADOBE STOCK_NORDRODEN<br />

18


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

AKTUELLES<br />

„PSA, Membranverfahren und<br />

Aminwäsche sind die drei Verfahren,<br />

die für die CO 2<br />

-Nutzung am<br />

besten geeignet sind“<br />

Michael Beil<br />

substraten. Hier geht es um die Bildung von Terpenen und Ketonen,<br />

um die Bildung von Schwefelverbindungen, aber auch<br />

um Mercaptane und andere Spurengase.<br />

Die meisten Stoffe könnten mittels Aktivkohleadsorption entfernt<br />

werden. Bei hohen Ammoniakgehalten sei es jedoch sinnvoll,<br />

Waschprozesse zwischenzuschalten. „Es gibt viele Pilotprojekte<br />

für die stoffliche Nutzung von CO 2<br />

in Europa. So zum<br />

Beispiel in Großbritannien, in Italien und in den Niederlanden.<br />

Springhill farms auf der britischen Insel ist eine Beispielanlage,<br />

die 200 Kubikmeter Biomethan pro Stunde aufbereitet<br />

und pro Jahr 1.000 Tonnen CO 2<br />

abtrennt. Das abgetrennte<br />

Kohlenstoffdioxid wird in ein angegliedertes Gewächshaus eingebracht<br />

und dort von den Pflanzen verwertet“, machte Beil<br />

aufmerksam.<br />

CO 2<br />

für Getränke- und Lebensmittelbranche<br />

In dem Projekt in den Niederlanden werden pflanzliche Abfälle<br />

vergoren. Die Anlage nahm 2011 ihren Betrieb auf. Installiert<br />

ist eine Membranreinigung. Das Methan wird ins Erdgasnetz<br />

eingespeist. 2.500 Tonnen CO 2<br />

kann die Anlage pro Jahr bereitstellen.<br />

Abnehmer des CO 2<br />

sind die Getränke- und Lebensmittelindustrie.<br />

Als drittes Beispiel nannte Beil die Anlage Biogas Wipptal in<br />

Italien, die Ende dieses Jahres in Betrieb gehen soll. Die Biogasanlage<br />

werde mit Gülle und Mist betrieben. Installiert ist<br />

eine elektrische Leistung von einem Megawatt. Die Biogasaufbereitung<br />

plus Gasverflüssigungsanlage (Bio-LNG) befinden<br />

sich im Bau. Die Errichtung der CO 2<br />

-Reinigung ist für 2022<br />

geplant. 18 Tonnen CO 2<br />

soll die Anlage täglich bereitstellen.<br />

Verbraucher in der Getränke- und Lebensmittelindustrie sollen<br />

das CO 2<br />

abnehmen.<br />

Auch in Deutschland tut sich was hinsichtlich der biogenen<br />

CO 2<br />

-Gewinnung. In Krefeld wird an der Kläranlage im ersten<br />

Quartal 2022 eine Biogas- und CO 2<br />

-Aufbereitung ihre Arbeit<br />

aufnehmen. Das Klärgas dient dort als Ausgangsstoff. Die Rohgasaufbereitungskapazität<br />

liegt bei 1.400 Normkubikmetern<br />

pro Stunde. Die CO 2<br />

-Produktionskapazität gab Beil mit 8.000<br />

Tonnen pro Jahr an. Das CO 2<br />

soll in Gewächshäusern oder der<br />

Industrie verwertet werden. Die Investitionskosten bezifferte<br />

der Referent mit rund 6 Millionen Euro für beide Anlagen zusammen.<br />

„In Europa stammen zwei Drittel des CO 2<br />

-Bedarfs der Industrie<br />

aus der chemischen Industrie und der Ammoniakgewinnung,<br />

wobei letztere einen Anteil von 50 Prozent hat. In Großbritannien<br />

fehlt zurzeit CO 2<br />

aus der Ammoniakproduktion, weil diese<br />

wegen der hohen Gaspreise heruntergefahren worden ist.<br />

Der Gesamtmarkt in Deutschland hat etwa ein Volumen von<br />

800.000 Tonnen bis 1 Mio. Tonnen“, informierte Beil.<br />

19


AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

„Wer heute ein Gaskraftwerk<br />

betreibt und Erdgas ersetzen<br />

muss, kann das am günstigsten<br />

mit Biogas machen“<br />

Friedrich-Wilhelm Knebel<br />

Nur gut 1 Prozent<br />

Biomethan im Netz<br />

Über die Rolle von Biomethan aus<br />

Sicht der Gaswirtschaft sprach<br />

Dr.-Ing. Friedrich-Wilhelm Knebel<br />

von der Erdgas Südwest GmbH. Er<br />

sagte, dass in 2019 alle deutschen<br />

Biogasanlagen energetisch betrachtet 85<br />

Terawattstunden (TWh) produziert haben.<br />

88 Prozent davon würden in Blockheizkraftwerken<br />

verstromt. Der Hauptgrund<br />

dafür sei das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG). Nur 12 Prozent würden im Biomethanmarkt<br />

verbraucht.<br />

Der Erdgasverbrauch habe in Deutschland<br />

in 2019 bei 950 TWh gelegen. Lediglich<br />

9,4 TWh seien an Biomethan eingespeist<br />

worden, was weniger als ein Prozent ausmache.<br />

Von diesen also knapp 10 TWh gehen<br />

rund 9 TWh wiederum ins EEG. Das<br />

bedeute, das von den 12 Prozent, die im<br />

Biomethanmarkt eingespeist werden, wiederum<br />

88 Prozent in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen<br />

zum Einsatz kommen.<br />

„98,6 Prozent des gesamten in Deutschland<br />

produzierten Biogases gehen in die<br />

EEG-Förderung. Biomethan ist im Grunde<br />

Erdgas plus Zertifikat. Die stoffliche Nutzung<br />

in irgendwelchen Prozessen kann<br />

komplett vernachlässigt werden. Die Herkunftsnachweise<br />

der Zertifikate spielen<br />

eine wichtige Rolle“, führte Knebel aus.<br />

Er hält die Verknüpfung mehrerer Biogasanlagen<br />

zu einer Aufbereitungsanlage in<br />

bestimmten Fällen für sinnvoll.<br />

Schaue man sich die Rahmenbedingungen<br />

an, dann sei klar: „2045 ist Schluss<br />

mit Erdgas. Die Menge, die heute im Netz<br />

ist, ist dann gleich null. Daraus ergibt sich<br />

eine enorme Marktchance, denn Erdgas<br />

kann nicht vollständig durch Strom ersetzt<br />

werden.“ Gehe man von einem Rest von 10<br />

Prozent aus, der benötigt wird, dann seien<br />

das immer noch 95 TWh, die durch andere<br />

Gase ersetzt werden müssen. „Das ist<br />

immerhin deutlich mehr als das, was der<br />

Stand heute an Biogasproduktion ist, das<br />

ja meistens in der Vor-Ort-Verstromung Verwendung<br />

findet,“ betonte Knebel.<br />

Er begründete weiter: „Wer heute ein Gaskraftwerk<br />

betreibt und Erdgas ersetzen<br />

muss, kann das am günstigsten mit Biogas<br />

machen, weil keine Umrüstkosten entstehen.<br />

Der Preis von Biomethan ist bekannt,<br />

und die Technologie ebenfalls. Es ist im<br />

Grunde weiter Erdgas, nur auf dem Liefervertrag<br />

steht Biomethan.“ In Süddeutschland<br />

werde Biomethan sich bis 2035 als<br />

Brückentechnologie darstellen müssen,<br />

denn bis jetzt sei keinerlei Planung vorhanden<br />

für eine flächendeckende Wasserstoffversorgung<br />

für diesen Landesteil.<br />

Die Gasaufbereitung ist laut Knebel interessant,<br />

weil das CO 2<br />

abgetrennt wird, das<br />

als Kohlenstoffquelle für alle möglichen<br />

Produkte verwendet werden kann. So zum<br />

Beispiel auch für Power-to-Gas oder Power-to-Liquid<br />

(grüner Diesel). Vorteile auch<br />

hier: „Vorhandene Anwendungstechnologien<br />

können weiter genutzt werden. Es gibt<br />

heute schon Anlagen, die synthetischen<br />

Diesel produzieren.“ An der Stelle verwies<br />

er auf den sogenannten Premiumdiesel bestimmter<br />

Mineralölfirmen.<br />

„Wenn wir das Biomethan produzieren,<br />

haben wir ausblickend die Chance, dass<br />

wir das CO 2<br />

künftig als weiteren Wertstoff<br />

nutzen können. Der Platz, der frei werden<br />

wird, wenn Erdgas künftig weniger eingesetzt<br />

werden darf, ist außerordentlich. Die<br />

Marktaussichten sind sehr, sehr gut“, resümierte<br />

Knebel am Ende seines Vortrages.<br />

Zweistufige Druckfermentation<br />

Dr. Andreas Lemmer von der Uni Hohenheim<br />

in Stuttgart ließ während seines Vortrags<br />

in ein Projekt einblicken, das sich mit<br />

der dezentralen Erzeugung von Bio-LNG in<br />

einer neuartigen Prozesskette befasst. Im<br />

Zentrum des Projektes Pro-bioLNG steht<br />

die zweistufige Druckfermentation. Dabei<br />

wird die eingesetzte Biomasse zunächst<br />

bei Umgebungsdruck und einer Temperatur<br />

von 55 Grad Celsius in einem kontinuierlich<br />

betriebenen Hydrolysereaktor in gelöste<br />

organische Verbindungen überführt.<br />

Diese werden im zweiten Reaktor, dem<br />

sogenannten Hochdruck-Methanreaktor,<br />

zu Methan umgewandelt.<br />

Der Prozess der Versäuerung und der Methanbildung<br />

ist räumlich voneinander<br />

getrennt. Beim Methanreaktor handelt es<br />

sich laut Dr. Lemmer um einen Festbettreaktor,<br />

der mit 40 Grad Celsius und 10 bar<br />

Druck betrieben wird. Einen Reaktor unter<br />

solchen Bedingungen zu betreiben, sei teuer.<br />

„Daher muss die Raumbelastung höher<br />

sein als in klassischen Fermentern.<br />

Es müssen zudem kurze Verweilzeiten<br />

erreicht werden. Nur so kann<br />

das teure Fermentervolumen effizient<br />

genutzt werden“, machte der<br />

Vortragende deutlich.<br />

Zwischen der Hydrolysestufe und<br />

dem Druckmethanreaktor ist eine Membranfiltration<br />

installiert, um ein Verblocken<br />

der mit Mikroorganismen bewachsenen<br />

Füllkörper in der zweiten Stufe zu verhindern.<br />

Zudem soll nicht abgebaute Organik<br />

in die Hydrolyse zurückgeführt werden. Dadurch<br />

wird die Verweilzeit der Biomasse von<br />

der Methanproduktion entkoppelt.<br />

Power-to-Gas und biologische<br />

Methanisierung<br />

„In das Gesamtsystem wurde auch die Sektorenkopplung<br />

integriert. Das heißt, dass<br />

mithilfe eines Elektrolyseurs Wasserstoff<br />

produziert wird, der zwischengespeichert<br />

wird. Über ein Power-to-Gas-Verfahren wird<br />

der Wasserstoff zu Methan synthetisiert.<br />

Außerdem findet eine biologische Methanisierung<br />

statt. Dazu wird das im Produktgas<br />

des Methanreaktors verbleibende CO 2<br />

anschließend in einem Rieselbettreaktor<br />

zu Methan umgesetzt“, führte Dr. Lemmer<br />

aus.<br />

Rieselbettreaktoren würden eine hohe Prozessstabilität<br />

aufweisen. Mit ihnen ließen<br />

sich CH 4<br />

-Konzentrationen von 97 bis 99<br />

Prozent erreichen. Das CH 4<br />

sei weiter zu<br />

reinigen. Schwefel werde mit Aktivkohle<br />

herausgefiltert. Anschließend erfolge die<br />

Gastrocknung mithilfe von Zeolithen mit<br />

automatischer Regeneration der Zeolithe.<br />

Das verbleibende CO 2<br />

werde über eine Wäsche<br />

mit ionischen Fluiden entfernt.<br />

Im Rahmen des Projekts wird das Methan<br />

bei minus 162 Grad Celsius verflüssigt und<br />

in mobilen Tanks gelagert. Dieses flüssige<br />

Bio-LNG ist ein idealer Kraftstoff für den<br />

Schwerlastverkehr. In der Landwirtschaft<br />

gebe es aktuell nur eine kommerzielle Anwendung<br />

für Biomethan als Kraftstoff von<br />

New Holland (CNH) mit monovalentem<br />

CNG-Motor.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

0 54 09/90 69 426<br />

martin.bensmann@biogas.org<br />

20


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Biogas: Ein Baustein der<br />

Dekarbonisierung<br />

Kai Alberding,<br />

Geschäftsführer Carbo-<br />

Force GmbH, erklärt<br />

Besuchern vor Bigbags,<br />

in denen das Resultat<br />

des Karbonisierungsprozesses<br />

aufgefangen<br />

wird, den Verarbeitungsprozess.<br />

Die Themen auf dem 5. Norddeutschen Biogas-Branchentreff in Rendsburg waren breit<br />

gefächert: Sie reichten von der Flexibilisierung über Speicherkraftwerke, Feststoffdünger<br />

aus Gärresten, Redispatch 2.0 und Energieversorgung von Industrien bis hin zur Pflanzenkohle,<br />

zur Bioökonomie und „Böden als CO 2<br />

-Speicher“.<br />

Von Dierk Jensen<br />

Prof. Dr. Conrad<br />

Wiermann, Fachhochschule<br />

Kiel.<br />

Bei derzeit rasant steigenden CO 2<br />

-Preisen<br />

und einer allseits postulierten Dekarbonisierung<br />

rückt die Kohlenstoff-Speicherung<br />

mehr und mehr in den Fokus (wirtschaftlicher)<br />

Interessen. Über Potenziale, aber<br />

auch über die Grenzen dieses Klimaschutz-Instrumentariums<br />

wurde<br />

im Rahmen des Rendsburger Branchentreffs<br />

referiert und diskutiert.<br />

Kurioserweise auf zwei parallel stattfindenden<br />

Foren: zum einen am „ExpertenTisch<br />

Pflanzenkohle“ in der<br />

Ausstellungshalle der Deula und zum<br />

anderen im benachbarten Fachbereich<br />

Agrarwirtschaft der Fachhochschule<br />

Kiel. Wieso die Veranstalter<br />

dies nicht zusammen kompakt unter<br />

einem Hut organisiert haben, bleibt<br />

deren Geheimnis, denn so musste<br />

sich der Besucher wohl oder übel für<br />

eines der Foren entscheiden.<br />

Während nun unter der Ägide des<br />

Biogasberaters Rainer Casaretto<br />

(Biogas-Akademie) über die „Monetarisierung von Umweltdienstleistungen<br />

der Biogasbranche“ diskutiert<br />

wurde, beschäftigten sich die Teilnehmer*innen in der<br />

Fachhochschule mit den Optionen einer CO 2<br />

-Speicherung<br />

in Böden. Dazu trug auch Anton Aschbacher aus<br />

der Region Katschberg im österreichischen Kärnten<br />

bei. Er berichtete über den Einsatz von Pflanzenkohle<br />

in der touristischen Bergwelt Österreichs.<br />

Die von ihm als „Klimaerde“ bezeichnete Pflanzenkohle<br />

biete Schutz vor Erosion, biete eine höhere Wasserhaltefähigkeit<br />

der Böden, diene dem Humusaufbau,<br />

der mikrobiellen Reaktivierung des Bodenlebens und<br />

leiste überdies eine CO 2<br />

-Speicherung über viele Jahrhunderte.<br />

Es geht bei diesem Ansatz auch um nachhaltige<br />

Geschäftsmodelle, bei denen die Akteure im ländlichen<br />

Raum aktiv am Klimaschutz partizipieren können.<br />

Volkswirtschaftliche Werte nicht länger<br />

ungenutzt lassen<br />

Inwieweit Biogas-Anlagenbetreiber in solche Prozesse<br />

integriert werden können, blieb nicht endgültig beantwortet,<br />

doch erörterten Hans J.P. Freiherr von Donop,<br />

Dr. Hans Korte sowie Prof. Dr. Hinrich Uellendahl von<br />

FOTOS: DIERK JENSEN<br />

22


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

AKTUELLES<br />

Björn Kuntze,<br />

Chefingenieur bei der<br />

Carbo-Force GmbH,<br />

erklärt das Innenleben<br />

der Biochar-Anlage.<br />

der Fachhochschule Flensburg in der Diskussion<br />

weitere Chancen und Optionen,<br />

aus Gärresten zusätzliche Wertschöpfung<br />

zu generieren. Ob nun eine Faserproduktion<br />

oder noch andere Nutzungskaskaden<br />

zukünftig zum Zuge kommen werden, hänge<br />

letztlich davon ab, so Rainer Casaretto<br />

kritisch zuspitzend, ob es Gesellschaft und<br />

Politik endlich bewusst wird, welche volkswirtschaftlichen<br />

Werte bisher auf säumige<br />

Weise ungenutzt vernachlässigt werden.<br />

Zur gleichen Zeit warnte Prof. Dr. Conrad<br />

Wiermann vom Fachbereich Agrarwirtschaft<br />

der Fachhochschule vor allzu großer<br />

Euphorie hinsichtlich der Einlagerung von<br />

Kohlenstoff in landwirtschaftlichen Böden.<br />

Dabei sprach sich Wiermann keineswegs<br />

grundsätzlich gegen eine Karbonisierung<br />

aus. Er hinterfragte aber in seinem<br />

Vortrag kritisch, in welchen Bodentypen<br />

dies eigentlich stattfinden soll und in welcher<br />

Form.<br />

Hinsichtlich der Bodentypen verwies der<br />

Fachmann darauf, dass bei zu großen Mengen<br />

von Pflanzenkohle Sättigungspunkte<br />

in einigen Böden erreicht werden können,<br />

die zu kontraproduktiven Auswaschungen<br />

von Stickstoff etc. führen. Allerdings relativierte<br />

Wiermann dies insofern, als dies erst<br />

bei großen Mengen eintreten würde.<br />

Trockene Moore vernässen,<br />

Dauergrünland wiederherstellen,<br />

Flächen aufforsten<br />

Da es aber beim wirksamen Klimaschutz<br />

am Ende auch um große Dimensionen<br />

geht, hob Wiermann die Vorteile von zwei<br />

anderen Varianten der Kohlenstoffeinspeicherung<br />

hervor: Zum einen ist es die<br />

Wiedervernässung von trockengelegten<br />

Moorgebieten, zum anderen die Umwidmung<br />

von ackerbaulichen Grenzstandorten<br />

in Dauerweide oder in einen wiederaufzuforstenden<br />

Wald. Diese Varianten seien<br />

im Gegensatz zur technisch komplexen<br />

Verkohlung sehr viel einfacher und auch<br />

effizienter.<br />

Sie haben den großen Vorteil, dass sie viel<br />

„natürlicher“ umgesetzt werden können.<br />

Nichtsdestoweniger begrüßt der Dozent an<br />

der Fachhochschule Kiel, dass neue Technologien<br />

vorangebracht werden, die mit der<br />

Behandlung von Biomassefraktionen aus<br />

Klärschlamm, Biotonnen oder eben auch<br />

Gärresten einen Beitrag zum Klimaschutz<br />

leisten können. Über ein Problem müsse<br />

sich man bei der Behandlung von belasteten<br />

Biomassefraktionen jedoch im Klaren<br />

sein, so Wiermann, „je schadbelasteter das<br />

Biomasse-Inputmaterial bei der Karbonisierung<br />

ist, desto vorsichtiger sollte eine<br />

solche Pflanzenkohle im Kontext landwirtschaftlicher<br />

Nutzung zu bewerten sein“.<br />

Das beurteilt auch Malte Graf kaum anders.<br />

Doch betrachtet er als Geschäftsführer<br />

der Carbo-Force GmbH aus dem schleswig-holsteinischen<br />

Preetz, die mittlerweile<br />

eine Karbonisierungsanlage (Biochar) zur<br />

Serienreife entwickelt hat, dies Thema aus<br />

ganz anderer Sicht: verspricht doch deren<br />

Anlage mehr und mehr wirtschaftlich lukrativ<br />

zu werden. Und dies, obwohl – abgesehen<br />

von der jahrelangen Entwicklungsarbeit<br />

– der Bau der ersten Biochar-Anlage<br />

auf dem Gelände der AWR Abfallwirtschaft<br />

Rendsburg-Eckernförde GmbH mit allem<br />

Drum und Dran mit rund 1,1 Millionen<br />

Euro zu Buche steht.<br />

Biokohle ist gefragt<br />

Seit Sommer <strong>2021</strong> verarbeitet die Karbonisierungsanlage<br />

holzige Reststofffraktionen<br />

(geschreddertes Knickholz, das eine<br />

Lohnunternehmung aus der Region liefert)<br />

zu feinkörnigem Kohlenstaub, der am Ende<br />

in BigBags aufgefangen wird. Das Endprodukt<br />

ist wahrlich kein Ladenhüter, es wird<br />

zu unterschiedlichen Kunden, unter<br />

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AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Blick auf Siebarbeiten auf der Kompostierungsanlage<br />

auf dem Gelände der AWR, auf der auch<br />

Biogas produziert wird.<br />

Blick auf die Karbonisierungsanlage der<br />

Carbo-Force GmbH auf dem Gelände der<br />

AWR Rendsburg-Eckernförde.<br />

anderem auch an einen Milchviehhalter, vermarktet.<br />

Die Nachfrage sei höher als das Angebot, das Graf mit<br />

einer Jahresproduktion von rund 750 Tonnen angibt.<br />

Als Input liegen dafür rund 2.400 Tonnen holzige Trockenmasse<br />

zugrunde.<br />

Dabei ist die Karbonisierungsanlage in einem 40-Fuß-<br />

Container ziemlich unspektakulär untergebracht. Wer<br />

aber hineingeht, ermisst schnell, wie technisch komplex<br />

eine Verkohlung von frischer Biomasse zu Pflanzenkohle<br />

tatsächlich ist. Und es kann bei hohen Außentemperaturen<br />

im Container schon ziemlich heiß<br />

werden, arbeitet das Verfahren doch mit Prozesstemperaturen<br />

von 750 bis 800 Grad Celsius.<br />

„Wir haben über 15 Jahre Erfahrung in der Entwicklung<br />

innovativer Carbonisierungsverfahren gesammelt. Ausgehend<br />

von der herkömmlichen Pyrolyse haben wir ein<br />

neues Verfahren mit partieller Oxidation entwickelt und<br />

für den Einsatz in der Praxis immer weiter optimiert“,<br />

erklärte Malte Graf vor der Anlage stehend. „Während<br />

die bisher eingesetzten Pyrolyse-Verfahren durch indirekte<br />

Erwärmung über Wärmetauscher enorme Mengen<br />

Energie verbrauchen, ist es mit unserer Technologie<br />

möglich, aus den Reststoffen zusätzlich Energie zu<br />

produzieren.“<br />

So fallen bei einer Anlage mit einer Prozessleistung<br />

von einem Megawatt und einem erstaunlich niedrigen<br />

Strombedarf von rund 8 Kilowatt (kW) Leistung laut<br />

Graf rund 450 kW Abwärme an, die sinnvoll weiterverwertet<br />

wird und bei einem Wärmepreis von 2,5 Cent pro<br />

Kilowattstunde erste Erlöse erzielt. Der größte Umsatz<br />

werde allerdings mit Abstand durch den Verkauf der<br />

Pflanzenkohle erzielt, die der Carbo-Force GmbH regelrecht<br />

aus den Händen gerissen werde.<br />

Die Preise pro Tonne liegen aktuell zwischen 550 und<br />

900 Euro. Darüber hinaus winken mit dem Verkauf von<br />

CO 2<br />

-Zertifikaten weiter Einnahmen, wird doch eine<br />

Tonne karbonisierter Biomasse mit einer CO 2<br />

-Reduzierung<br />

von 3,6 Tonnen bewertet. Bei steigenden Preisen<br />

im Emissionshandel winken durchaus lukrative Perspektiven<br />

für zukünftige Betreiber von Karbonisierungsanlagen.<br />

Weitere Pflanzenkohleanlagen im Bau<br />

Tatsächlich sind zwei weitere Anlagen, eine in Albersdorf<br />

und eine weiter in Schleswig, schon im Bau, verrät<br />

Graf. Es sei das erklärte Ziel, in den nächsten drei<br />

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BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

AKTUELLES<br />

Jahren 15 Anlagen zu bauen und<br />

zu betreiben. Er betrachtet auch<br />

Biogasproduzenten als zukünftige<br />

Kunden. Und wenn es genehmigungsrechtlich<br />

auf dem Weg gebracht<br />

sein sollte, wäre auch die<br />

stoffliche Verwertung von Überlauffraktionen<br />

von Kompostierungsanlagen,<br />

die den Inhalt von Biotonnen<br />

verwerten, denkbar. Auch die<br />

Behandlung von Klärschlämmen<br />

könnte durchaus ein Einsatzgebiet<br />

sein, obgleich die derzeitigen gesetzlichen<br />

Grundlagen dies nicht<br />

erlauben. Für die Landwirtschaft<br />

Malte Graf, Geschäftsführer<br />

Carbo-Force GmbH.<br />

wären Überlauf-Fraktionen und Klärschlämme ohnehin<br />

sicherlich nicht zu empfehlen. Allerdings besteht offenbar<br />

kein Zweifel: Obschon noch viele offene Fragen<br />

hinsichtlich der Pflanzenkohle bestehen, wird dieses<br />

Segment weiter an Bedeutung gewinnen. Genauso wie<br />

die Digitalisierung, an der auch Biogasanlagenbetreiber<br />

nicht vorbeikommen. Dies gilt auch für das Redispatch<br />

2.0, einer gesetzlich forcierten und seit dem 1.<br />

Oktober <strong>2021</strong> scharf geschalteten neuen Datenplattform,<br />

die Verteilnetzbetreiber und alle Energieerzeuger<br />

ab 100 kW Leistung verpflichtet, sich an der „Engpass-<br />

Behebung“ zu beteiligen.<br />

Und von den besagten Engpässen gibt es in Schleswig-<br />

Holstein bekanntlich viele, liegen doch 60 Prozent aller<br />

Abschaltungen im gesamten bundesdeutschen Netz in<br />

Schleswig-Holstein! Deshalb hat der regionale Netzbetreiber<br />

Schleswig-Holstein Netz AG mit diesem Dilemma<br />

reichlich zu tun. Tatsächlich hat ein 20-köpfiges<br />

Team an der Umstellung auf Redispatch 2.0 gearbeitet.<br />

Projektleiterin Stephanie Jacobsen räumte in Rendsburg<br />

zwar ein, dass es bei der Datenübertragung noch<br />

Defizite gebe, „doch sind wir auf<br />

einem guten Wege“. Zudem hätten<br />

sich schon 90 Prozent aller Biogasanlagen-Betreiber<br />

bei der SH Netz<br />

AG zum Redispatch 2.0 gemeldet.<br />

Wenngleich keine Sanktionen für<br />

Nichtmeldungen drohen, appellierte<br />

Jacobsen an die Adresse der<br />

restlichen 10 Prozent, sich am neuen<br />

System zu beteiligen.<br />

„Es geht ja darum, die volkswirtschaftlichen<br />

Folgekosten von Abschaltungen<br />

zu minimieren“, so<br />

Jacobsen. Um volkswirtschaftlich<br />

Relevantes ging es übrigens auch<br />

im Referat „Biogas ermöglicht grüne Versorgung energieintensiver<br />

Industrie“, das Oliver Rein von der Nordgröön<br />

Energie GmbH hielt. Er schilderte am Beispiel<br />

des Chemiekonzerns BASF am Standort Schwarzheide<br />

in Brandenburg, dass die Stromversorgung aus<br />

erneuerbaren Energien durchaus möglich ist. Dort<br />

hatte Nordgröön in einem Probelauf, wenngleich nur<br />

drei Wochen, den Verantwortlichen des Chemieriesen<br />

praktisch zeigen können, wie es funktionieren kann. Es<br />

braucht dafür nur etwas mehr Flexibilität und eine gute<br />

Portion Digitales, wenngleich es zum Stand heute noch<br />

doppelt so teuer wird.<br />

Autor<br />

Dierk Jensen<br />

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AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Brennpunkt Düngung – Jetzt können wir<br />

Ihnen mit einer Beratung zur Seite stehen!<br />

Was tun, wenn die Anforderungen der Düngeverordnung nicht mehr erfüllt werden können?<br />

Wenn keine Zeit ist, die Aufzeichnungen nach Stoffstrombilanzverordnung zu erstellen<br />

oder wenn man nicht sicher ist, ob die Kennzeichnung des Gärproduktes nach Düngemittelverordnung<br />

ordnungsgemäß erfolgt ist? Um in solchen Situationen die Mitglieder des<br />

Fachverbandes Biogas e.V. unterstützen zu können, bietet die Fachverband Biogas Service<br />

GmbH ab Herbst <strong>2021</strong> eine Düngeberatung an.<br />

Von M.Sc. Sophia Heinze und M.Sc. Florian Strippel<br />

Das neue Dünge-Beratungsangebot zielt<br />

darauf ab, Biogasanlagenbetreiber bei der<br />

Erfüllung der komplexen düngerechtlichen<br />

Anforderungen zu unterstützen. Dabei stehen<br />

die rechtlichen Gegebenheiten im Vordergrund,<br />

und der Fokus liegt dabei auf den folgenden<br />

Gesetzen und Verordnungen:<br />

ffDüngegesetz und -verordnung, inklusive Düngebedarfsermittlung,<br />

ffWirtschaftsdüngerverbringungsverordnung,<br />

ffDüngemittelverordnung,<br />

ffStoffstrombilanzverordnung,<br />

ffBioabfallverordnung.<br />

Modulare Struktur der Düngeberatung<br />

Modul 1: Erstgespräch anhand Checkliste<br />

Pauschalpreis 140 € netto<br />

Modul 2: Detaillierte Einführung anhand von<br />

Vorträgen zu den einzelnen Themenbereichen<br />

Pauschalpreis 210 € netto<br />

Modul 3: Betriebsindividuelle Betrachtung und<br />

Erstellung der Bilanzen / Aufzeichnungspflichten<br />

Stundenpreis 120 € netto<br />

Checkliste<br />

Zwischenbericht<br />

Ergebnisbericht<br />

Die genannten Verordnungen stellen unterschiedliche<br />

Anforderungen an Anlagenbetreiber hinsichtlich der<br />

Aufzeichnung, Kennzeichnung und Bilanzierung sowie<br />

Aufbewahrung und Übermittlung der erforderlichen<br />

Unterlagen. Damit Betreiber bei diesen zahlreichen<br />

Regelwerken einen Überblick erhalten, welche Anforderungen<br />

im Hinblick auf die individuelle Betriebsstruktur<br />

zu berücksichtigen sind, bietet die Fachverband<br />

Biogas Service GmbH eine Düngeberatung an,<br />

die genau auf die Anforderungen der Biogasbranche<br />

zugeschnitten ist.<br />

Modular strukturierte Beratung<br />

Die Beratung ist dabei in mehrere Module aufgeteilt,<br />

wie in der Abbildung dargestellt. In einem Erstgespräch,<br />

das Modul 1 beinhaltet, werden alle düngerechtlichen<br />

Rahmenbedingungen anhand einer Checkliste in einem<br />

bilateralen Gespräch mit dem Betriebsleiter erörtert.<br />

Dabei werden für die jeweilige Biogasanlage und bei<br />

Bedarf auch für den landwirtschaftlichen Betrieb die<br />

einzelnen Anforderungen an Aufzeichnungen, Kennzeichnungen<br />

und Bilanzierungen besprochen.<br />

So ergibt sich ein detailierter Überblick darüber, welche<br />

Dokumente bereits vorliegen, ob diese vollständig<br />

sind, noch nicht erstellt wurden oder fehlerhaft sind. Im<br />

Gespräch werden insbesondere die relevanten Rechtsbereiche<br />

Wirtschaftsdüngerverbringungsverordnung,<br />

Düngemittelverordnung, Stoffstrombilanzverordnung<br />

und Düngeverordnung berücksichtigt.<br />

Ausgehend vom Erstgespräch hat der Beratungsnehmer<br />

die Möglichkeit, ein zweites Modul hinzuzubuchen. In<br />

diesem werden Vorträge zu den einzelnen Rechtsbereichen<br />

angeboten, in denen Nachbesserungsbedarf<br />

besteht. Ziel ist, die im Rahmen der Checkliste identifizierten<br />

Defizite zu erörtern und zu besprechen, wie<br />

diese behoben werden können. Dabei wird mit allgemeingültigen<br />

Unterlagen das Wissen vermittelt, das<br />

der Betreiber benötigt, um die identifizierten Mängel<br />

eigenständig zu beheben.<br />

Modul 2 hat dabei allerdings keinen reinen Vortragscharakter.<br />

Im Rahmen des Gespräches dienen entsprechende<br />

Foliensätze als Leitfaden, der es immer<br />

ermöglicht, auch individuelle Fragen zu diskutieren.<br />

Da jedoch keine Prüfung der Dokumente erfolgt, ist die<br />

Tiefe der Diskussion begrenzt und wird sich in<br />

26


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Joachim und Stefanie<br />

Becker haben positive<br />

Erfahrungen mit der neuen<br />

Düngeberatung durch den<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

gemacht.<br />

der Regel auf<br />

Verständnisfragen<br />

beziehen. Möchte der Betreiber<br />

die identifizierten Mängel nicht<br />

eigenständig, sondern mit Unterstützung<br />

durch die Fachverband Biogas Service<br />

GmbH beheben, kann das Modul 2 auch<br />

übersprungen werden, denn in einem dritten Modul<br />

werden die betriebsindividuellen Gegebenheiten in die<br />

Praxis umgesetzt. In diesem Modul ist es möglich, bereits<br />

vorliegende Aufzeichnungen, Kennzeichnungen<br />

oder Bilanzierungen durch Experten der Service GmbH<br />

überprüfen zu lassen oder diese neu zu erstellen, sollten<br />

diese nur lückenhaft vorliegen. Dabei ist es auch<br />

möglich, diese erforderlichen Dokumente gemeinsam<br />

zu erarbeiten, damit der Beratungsnehmer diese in Zukunft<br />

selbstständig erstellen kann.<br />

Selbstverständlich werden die länderspezifischen<br />

Anforderungen in der Beratung berücksichtigt und es<br />

werden insbesondere für die Kennzeichnung und die<br />

Bilanzierungen die entsprechenden EDV-Programme<br />

der Länder herangezogen. In diesem Rahmen kann<br />

beispielsweise das „Web Modul Düngung“ in Niedersachsen<br />

oder der „LfL Biogasgärrestrechner“ in Bayern<br />

genutzt werden. Zusätzlich wurden interne Musterformulare<br />

und Rechner entwickelt, die im Rahmen der<br />

Beratung eingesetzt werden können.<br />

Vorgesehen ist, dass die Beratung zunächst in Online-<br />

Meetings angeboten wird. Der digitale Charakter erlaubt<br />

es, die Beratungskosten für unsere Mitglieder<br />

zu senken. Auf Wunsch kann selbstverständlich auch<br />

ein Termin vor Ort wahrgenommen werden, doch das<br />

Erstgespräch im Rahmen des ersten Moduls wird ausschließlich<br />

im Rahmen eines Onlinemeetings abgehalten.<br />

Sobald die Beratung allerdings in die betriebsindividuelle<br />

Einzelberatung geht, kann hingegen auch ein<br />

Vor-Ort-Termin sinnvoll und nötig sein.<br />

Nachdem in den vergangenen Monaten die Struktur<br />

und Inhalte des Beratungssystems zusammen mit<br />

Betrieben aus der Mitgliedschaft des Fachverband<br />

Biogas e.V. getestet wurden, bieten wir die Beratungen<br />

nun allen interessierten Verbandsmitgliedern als<br />

kostenpflichtige Zusatzdienstleistung über die Service<br />

GmbH an. Durch das gestaffelte Preissystem behalten<br />

Betreiber die volle Kontrolle über die bei der Beratung<br />

anfallenden Kosten.<br />

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BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

AKTUELLES<br />

Erfolgreich abgeschlossener Testlauf<br />

In den vergangenen Wochen wurde die modulare Struktur<br />

in zwei Testbetrieben erprobt. Bei beiden Betrieben<br />

handelte es sich um flächenlose Biogasanlagen, wobei<br />

jeweils auch ein landwirtschaftlicher Betrieb angegliedert<br />

war. Die Beratung erfolgte größtenteils über digitale<br />

Meetings. Der Betrieb Becker Energie GmbH & Co.<br />

KG befindet sich im Landkreis Harburg (Niedersachen)<br />

und umfasst eine flächenlose Biogasanlage. Angegliedert<br />

ist ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Ackerbau<br />

und Sonderkulturanbau im Gewächshaus.<br />

Über die Düngeberatung sagt Stefanie Becker: „Die Beratung<br />

hat mein Verständnis für die Zusammenhänge im<br />

Bereich des Düngerechts mit den umfangreichen Dokumentationspflichten<br />

vertieft. Mehr noch als die vorher<br />

besuchten Seminare, weil die Fragen individuell und<br />

am Beispiel des eigenen Betriebes besprochen werden<br />

konnten. Sie versetzt mich in die Lage, die Dokumentation<br />

zu einem größeren Teil selbst zu erstellen oder<br />

zumindest die für uns erstellten Dokumente besser zu<br />

kontrollieren. Die Beratung war Corona bedingt online.<br />

Das habe ich als Vorteil empfunden, weil sie in den Arbeitsalltag<br />

somit leichter integriert werden konnte.“<br />

Die flächenlose Biogasanlage NatUrenergie Mintraching<br />

GmbH & Co.KG liegt in der Oberpfalz. Vier landwirtschaftliche<br />

Betriebe betreiben gemeinsam eine<br />

Biogasanlage. Sie liefern Substrate und erhalten im<br />

Gegenzug das Gärprodukt. Kurt Langer ist einer der<br />

Geschäftsführer. Er zieht folgendes Fazit aus der Düngeberatung:<br />

„Wir haben uns für eine Düngeberatung<br />

durch den Fachverband entschieden, denn auf die sich<br />

immer schneller ändernden Vorschriften und Verordnungen<br />

muss ich als Biogasanlagenbetreiber reagieren.<br />

Eine Beratung durch den Fachverband ist aus meiner<br />

Sicht nur zu empfehlen. Mit unseren Daten alle Fakten<br />

zu besprechen sowie neue Anregungen und Tipps zu erhalten,<br />

um somit mehr Sicherheit zu erlangen, alle Anforderungen,<br />

die an uns gestellt werden, zu erfüllen.“<br />

Haben wir Ihr Interesse geweckt?<br />

Wenn Sie sich nun angesprochen fühlen und das Angebot<br />

nutzen möchten oder einfach Fragen zu der Düngeberatung<br />

haben, können Sie sich gerne an uns wenden.<br />

Kontakt: Sophia Heinze, Fachberaterin Biogas – Fokus<br />

Düngung, Tel. 0 81 61/98 46 72, sophia.heinze@biogas.org<br />

Autoren<br />

M.Sc. Sophia Heinze<br />

M.Sc. Florian Strippel<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

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29


AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Horst Seide ist mit der Leistung und der Umwelt-Performance<br />

seines neuen Schleppers sichtlich zufrieden.<br />

Das Kabineninnere unterscheidet<br />

sich nicht vom Diesel-Bruder. <br />

NEW HOLLAND<br />

Der neue<br />

Gas-Schlepper<br />

ist da!<br />

Biomethan als Kraftstoff für Traktoren:<br />

Darauf hat die Biogasbranche schon lange<br />

gewartet. Jetzt scheint der Durchbruch gelungen<br />

zu sein. Der Hersteller New Holland<br />

geht mit einem neuen Modell nach jahrelangen<br />

Vorarbeiten tatsächlich in Serie.<br />

Das Biogas Journal hat die gasbetriebene<br />

Neuheit getestet.<br />

Von Dierk Jensen<br />

Ernte auf dem Hof von Horst Seide. Es herrscht<br />

ideales Frühherbstwetter Ende September,<br />

es ist trocken, ja, es ist noch spätsommerlich<br />

warm. Mais soll gehäckselt werden. Das<br />

Ernteteam steht bereit, aber ein technisches<br />

Problem macht einen Strich durch die Rechnung; irgendetwas<br />

mit der Antriebsscheibe beim Claas-Häcksler,<br />

Ernte und alle Maschinen ruhen.<br />

Apropos Maschinen: Durch die unfreiwillige Arbeitsunterbrechung<br />

auf dem Hof direkt hinter dem Deich der<br />

Elbe, vor Biogasanlage und Fahrsilo, präsentiert sich<br />

wahrlich ein stattlicher Fuhrpark: Das ist Landtechnik,<br />

geballte PS-Power. Viel Prominenz des „Who is Who“<br />

der Landmaschinenwelt findet sich: Der John Deere<br />

7730, der Claas-Häcksler, ein Vario Favorit Fendt 924<br />

und auch ein Fendt 720 ist dabei, ebenso wie der New<br />

Holland T6.180 Methane Power mit einem 6-Zylinder-<br />

Motor, der über 180 PS Leistung verfügt.<br />

Optisch kaum zu unterscheiden<br />

Der Zusatz Methane ist erst in kurzer Distanz zu lesen,<br />

ist doch das Wort nur in kleiner Schrift an der Motorhaube<br />

platziert. So unterscheidet sich der mit Methan<br />

betriebene Schlepper von seinem Diesel-Bruder mit<br />

identischer PS-Zahl, der ebenso auf dem Hof von Seide<br />

seinen Job macht, auf den ersten Blick fast gar nicht:<br />

Dabei wird der eine klassisch-fossil betankt, während<br />

der andere mit dem klimafreundlichen Kraftstoff Biomethan<br />

angetrieben wird.<br />

Und wie sich die beiden Modelle so im illustren Ensemble<br />

der übrigen Landmaschinen einfügen, so ist eines<br />

zu konstatieren: Der Gasmotor ist auf der Höhe der Zeit.<br />

Dieser Antriebsart mutet nichts Exzeptionelles, Futuristisches<br />

oder gar offenbar Unterscheidbares an, nein<br />

der Methan-Traktor ist mittendrin, gehört dazu: Vielleicht<br />

wird er schon bald Standard – zu hoffen wäre es.<br />

Wer sich jedoch mit der Technik des T6.180 Methane<br />

näher beschäftigt und in die Details eintaucht, der<br />

stellt kleine, feine Unterschiede fest. Dies ist noch<br />

nicht einmal der Fall, wenn man sich ins Cockpit<br />

des Gas-Traktors hineinsetzt. Das zeichnet sich nicht<br />

durch besondere Features aus, es ist in der Leistungsklasse<br />

mittelgroßer Schlepper von 120 bis 200<br />

FOTOS: JÖRG BÖTHLING<br />

30


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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Abwasserreinigung freigesetzte Biogas einfach und effizient zu<br />

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AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

„Range-Extender-Tank“ in der Fronthydraulik des Schleppers. Darin befinden<br />

sich drei Gasflaschen, die jeweils 90 Liter Gas aufnehmen können. So sind<br />

maximal 455 Liter beziehungsweise 79 Kilogramm CNG an Bord.<br />

PS, die im Übrigen in Deutschland rund ein Viertel<br />

aller Traktoren ausmacht, eher gewöhnlich. Kurzum:<br />

es fühlt sich auf dem Sitz an wie bei einem normalbetankten<br />

Traktor auch.<br />

Gasspeicher in Fronthydraulik<br />

Lediglich der kleine schwarze Container, der vorne<br />

montiert ist und in der Fachsprache als „Range-Extender-Tank“<br />

bezeichnet wird, macht einen sichtbaren<br />

Unterschied: Darin sind drei 90 Liter CNG fassende<br />

Gasflaschen liegend angeordnet. Wieso eigentlich<br />

90-Liter-Flaschen? Klaus Senghaas, seit vielen Jahren<br />

Kommunikations-Chef von New Holland in Deutschland<br />

und eng eingebunden in die Entwicklungsarbeit<br />

des Methan-Traktors, beantwortet dies kurz und knapp:<br />

„Die sind standardisiert, sind für den Straßenverkehr<br />

zugelassen. Die setzen wir im Mutterunternehmen<br />

auch im Lkw-Bereich seit vielen Jahren ein.“ Neben<br />

den drei Gasflaschen vorne, die der Kunde je nach Bedarf<br />

optional mitbestellen kann, sind standardmäßig<br />

weitere sieben Flaschen im Frontbereich vollkommen<br />

unauffällig im Traktor integriert. So sind maximal 455<br />

Liter beziehungsweise 79 Kilogramm CNG an Bord.<br />

„Die darin getankte Menge reicht für den Einsatz auf<br />

der Straße von bis zu acht Stunden, auf dem Acker, bei<br />

hoher Beanspruchung, rund fünf bis sechs Stunden“,<br />

erläutert Senghaas zur Reichweite.<br />

Wer nun den Motor des T6.180 startet und genauer die<br />

Ohren spitzt, der bemerkt, dass der Sound zum Diesel-<br />

Bruder etwas anders rüberkommt. Er ist tatsächlich<br />

leiser, messtechnisch ermittelt liegt der Wert exakt<br />

fünf Dezibel niedriger, was auf ein niedriges Verdich­<br />

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BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

AKTUELLES<br />

tungsverhältnis beim Gasmotor zurückzuführen ist.<br />

Aufgrund dessen hört man als Fahrer plötzlich auch die<br />

höheren Töne des Getriebes mehr als auf einem Dieseltraktor<br />

sitzend, wo der lautere Motor diese überlagern<br />

würde. Allerdings muss der Fahrer seine Ohren schon<br />

genau spitzen, um das wirklich wahrzunehmen.<br />

Motor zieht gut durch<br />

Ansonsten ist die Power des Methantraktors sofort da.<br />

Das merkt man besonders auf dem Acker, im vollen Einsatz.<br />

So auch beim Grubbern auf dem Feld von Horst<br />

Seide, für das ein Grubber mit der Arbeitsbreite von<br />

4,60 Metern gezogen wird. Nach dem Manövrieren auf<br />

dem Vorgewende drücke ich mit dem Fuß bis zum Anschlag<br />

aufs Gaspedal und setze zugleich den Grubber,<br />

der sich mit seinen Zinken rund zwölf Zentimeter in den<br />

schon vorbearbeiteten, aber trotzdem relativ schweren,<br />

tonhaltigen Marschboden (60 Bodenpunkte), wo im<br />

Sommer Kleegras und Welsches Weidelgras stand, hineingräbt.<br />

Die Zugkraft kommt sofort an, der Traktor<br />

zieht stabil durch. „Das liegt am guten Ansprechverhalten<br />

des Gasmotors, was wir durch eine Mehrfacheinspritzung<br />

erreichen“, unterstreicht Klaus Senghaas.<br />

Bei einer Motordrehzahl von 900 Umdrehungen pro<br />

Minute sei nach seinen Worten das Ansprechverhalten<br />

„doppelt so gut“ wie bei einem vergleichbaren Diesel.<br />

Dieses bemerkenswerte Attribut ist letztlich aber zusätzlicher<br />

Entwicklungsarbeit am Gasmotor<br />

Der New Holland T6.180<br />

zieht mit seinem<br />

6-Zylinder-Gasmotor<br />

den 4,60 Meter breiten<br />

Grubber mühelos<br />

durch den schweren<br />

Marschboden.<br />

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und Endlager geeignet. Die Auskleidung mit HDPE ist nachhaltig,<br />

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Haltbarkeit von mindestens 100 Jahren.<br />

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Denken und Handeln für die Zukunft<br />

33


AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Fachjournalist Dierk Jensen<br />

hat beim Grubbern den New<br />

Holland-Gastraktor richtig<br />

rangenommen. Der Motor bringe<br />

die Kraft sehr gut über die Räder<br />

an den Boden.<br />

Tankvorgang unter der<br />

linken Tür zwischen den<br />

Stufen des Einstiegs.<br />

Der Anschluss für<br />

den Zapfhahn ist gut<br />

zugänglich.<br />

geschuldet, so Senghaas weiter. Dafür<br />

habe man aus den Erfahrungen des Vorgängermodells<br />

heraus auf den raschen<br />

Markteintritt verzichtet und stattdessen<br />

vor vier Jahren schweren Herzens<br />

entschieden, noch mal am CNG-Motor<br />

nachzujustieren mit der Konsequenz,<br />

dass auch die Peripherie, ob nun Getriebe, Kühlung,<br />

Lichtmaschine und andere Komponenten, noch mal<br />

neu konfiguriert wurden. Zudem ist ein 3-Wege-Kat,<br />

angeblich wartungsfrei, eingebaut.<br />

„Wenn ein CNG-Traktor, dann richtig“, hebt Senghaas<br />

hervor. Die behutsame und vorsichtige Strategie scheint<br />

sich aber nun auszuzahlen. Denn das Feedback, das<br />

New Holland, eine Tochter von Fiat, auf ihrer Extrarunde<br />

Entwicklungsarbeit vor allem in Turin, aber auch in<br />

Großbritannien und der Schweiz von den Fahrern der<br />

50 Traktoren, die man weltweit vor dem Start der Serienproduktion<br />

am 1. November <strong>2021</strong> für Testzwecke in und<br />

an die Landwirtschaft zur Verfügung stellte, bekommen<br />

hat, sei großartig.<br />

Bei 1.000 Betriebs stunden werden<br />

535 Tonnen CO 2<br />

eingespart<br />

„Wir sind jetzt zum richtigen Zeitpunkt da“, versichert<br />

Senghaas, „es geht jetzt spürbar in Richtung CNG-Gas,<br />

weil wir dadurch im Traktorenbereich mit dem Einsatz<br />

von Biogas einfach am besten CO 2<br />

einsparen können“.<br />

Bei einer jährlichen Auslastung von 1.000 Stunden<br />

pro Jahr und einer Laufzeit von sieben Jahren ergibt<br />

sich nach Berechnungen von Senghaas eine Kohlendioxid-Ersparnis<br />

von 535 Tonnen. Daher sieht Senghaas<br />

überhaupt nicht ein jähes Aus des Verbrennungsmotors<br />

kommen, „denn es geht absehbar gar nicht ohne ihn“.<br />

Tatsächlich freut sich auch Horst Seide – auf dem Beifahrersitz<br />

Platz nehmend – über die gute Performance<br />

des Methantraktors. Hat doch der Präsident des Fachverbandes<br />

Biogas schon so lange auf ihn gewartet.<br />

Denn schon im Herbst 2017 hatte er das Vorgängermodell<br />

von New Holland auf seinem Betrieb für einige Wochen<br />

im Einsatz. Dann war erstmal wieder Sendepause.<br />

Nun ist nach langem Warten das serienreife Modell auf<br />

dem Hof. Als geleastes Fahrzeug soll er dort auch in<br />

Zukunft bleiben.<br />

Eingesetzt werden soll er für Feldarbeiten wie Pflügen<br />

und Grubbern, aber eben auch für Gülle-Transporte und<br />

Zubringerarbeiten. Wenngleich der Traktor rund ein<br />

Drittel teurer ist als sein Diesel-Bruder, liege man bei<br />

den laufenden Kraftstoffkosten mit CNG schon um ein<br />

Drittel unter dem Niveau von Diesel. „Die Preisschere<br />

wird sich in Zukunft noch weiter öffnen“, verweist Seide<br />

auf die Befreiung von Methan im Brennstoffemissionshandelsgesetz,<br />

das fossile Kraftstoffe seit Beginn<br />

des Jahres bekanntlich mit CO 2<br />

-Steuern bepreist.<br />

Geld sparen beim Tanken<br />

Von daher verwundert es nicht sehr, „dass einige Berufskollegen<br />

aus der Umgebung neugierig anfragen,<br />

wie es denn mit dem New Holland so läuft“. Das Interesse<br />

ist da. Auch die Tankstelle ist im Wendland schon<br />

da, nämlich seine eigene in Dannenberg. Dort tanken<br />

die Mitarbeiter von Seide den Schlepper für aktuell<br />

1,12 Euro pro Kilogramm. Und zwar am Ende des Arbeitstages,<br />

auf der Fahrt nach Hause, so geht keine unnötige<br />

Zeit verloren. Dabei dauert das Tanken maximal<br />

4 Minuten, dann geht es weiter.<br />

Zur Orientierung: Ein Kilogramm Gas ersetzt vom<br />

Energiegehalt rund 1,4 Liter Diesel, dabei lag der<br />

Dieselpreis Ende September bei rund 1,50 Euro pro<br />

Liter. Dass jemand wie Horst Seide, der Biogas seit<br />

langem an prominenter Stelle gegenüber Politik und<br />

Öffentlichkeit verteidigen muss und unermüdlich für<br />

Biomethan wirbt, dabei fast diebisch-freudig erwähnt,<br />

dass der Methan betriebene T6.180 Methane auf der<br />

Straße zwei Stundenkilometer sogar schneller ist als<br />

sein Diesel-Bruder, ist ihm anzumerken. Methan auf<br />

der Überholspur, wer hätte das noch vor einigen Jahren<br />

gedacht? Doch scheint die Zeit jetzt dafür endlich reif<br />

zu sein.<br />

Autor<br />

Dierk Jensen<br />

Freier Journalist<br />

Bundesstr. 76 · 20144 Hamburg<br />

040/40 18 68 89<br />

dierk.jensen@gmx.de<br />

www.dierkjensen.de<br />

34


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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Nürnberg am 7. bis 9. Dezember <strong>2021</strong><br />

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Tel. 04621 855094 0 • Fax: 04621 855094 20<br />

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TREFFEN SIE UNS AUF DER<br />

BIOGAS CONVENTION & TRADE FAIR!<br />

Halle 09 | Stand F28


AKTUELLES BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

22. – 26. November <strong>2021</strong> Digital 7. – 9. Dezember <strong>2021</strong> Nürnberg<br />

BIOGAS Convention & Trade Fair <strong>2021</strong><br />

Der Fachverband lädt zur 31. BIOGAS Convention & Trade Fair ein. Der Tagungsteil wird in diesem Jahr<br />

noch einmal online präsentiert (22. bis 26. November <strong>2021</strong>), die Fachmesse findet live in Nürnberg<br />

(7. bis 9. Dezember <strong>2021</strong>) statt. Das verbindende Element sind die BIOGAS Fachforen, in denen digital und<br />

live die ausstellenden Firmen Expertenvorträge halten, Innovationen zeigen und aus der Praxis berichten.<br />

Ein Thema auf beiden Veranstaltungen<br />

und in allen Gesprächen<br />

wird sicherlich die Zukunft von<br />

Biogas unter der neuen Regierung<br />

sein. Je nach Regierungskonstellation<br />

können sich die Möglichkeiten und<br />

Chancen sehr unterschiedlich entwickeln.<br />

Das bedeutet: Die Branche muss weiterhin<br />

flexibel und anpassungsfähig bleiben.<br />

Nicht zu kurz kommen wird der Austausch:<br />

Digital stellt die Eventplattform wieder<br />

Diskussionsräume und Chatfunktionen bereit.<br />

In Nürnberg können sich am Gemeinschaftsstand<br />

vom Fachverband Biogas, im<br />

BIOGAS Treff und auf dem „BIOGAS Gettogether“<br />

am Abend Aussteller und Besucher<br />

treffen und sich die neuesten Informationen<br />

abholen und diskutieren.<br />

Unter www.biogas-convention.com finden<br />

Sie das Programm und den Ticketshop.<br />

Alle Besucher und Teilnehmer müssen sich<br />

vorab online registrieren und beim Einlass<br />

die zum Zeitpunkt der Messe notwendigen<br />

Nachweise im Rahmen der Coronaregeln<br />

vorzeigen. Sichern Sie sich jetzt Ihre Tickets<br />

für beide Veranstaltungen. Der Fachverband<br />

Biogas freut sich auf Ihre Teilnahme!<br />

Teilnehmerpreise<br />

BIOGAS Convention, 22. – 26.11.<strong>2021</strong><br />

(Hauptprogramm in Deutsch)<br />

Tagung<br />

Endpreis<br />

(ganze Woche)<br />

Anmerkung<br />

Mitglieder* 240 EUR<br />

Nichtmitglieder* 350 EUR<br />

Behörden* 50 EUR<br />

Studenten* 50 EUR<br />

Besuch der digitalen Plattform<br />

mit BIOGAS Fachforum<br />

Digital<br />

0 EUR<br />

Ohne Hauptprogramm<br />

*Im Ticketpreis für die Tagung enthalten ist der Zugang zur<br />

Eventplattform mit allen Vorträgen im Hauptprogramm und allen<br />

Vorträgen im BIOGAS Fachforum Digital sowie die Nutzung aller<br />

Netzwerkfunktionen, z.B. Chat, Videochat, Interaktive Räume,<br />

Teilnehmerprofil etc.<br />

Der Zugang ist nach der Veranstaltung noch bis Ende Januar<br />

2022 möglich, so dass die Aufzeichnungen der Vorträge und<br />

Unterlagen angesehen bzw. heruntergeladen werden können.<br />

BIOGAS Trade Fair, 07. – 09.12.<strong>2021</strong>, Messe Nürnberg<br />

Messe**<br />

Messeticket Mitglied 1 Tag<br />

Messeticket Nichtmitglied 1 Tag<br />

Messeticket Student / Behörde<br />

0 EUR<br />

21 EUR<br />

5 EUR<br />

Mit kostenfreiem<br />

Zugang zum<br />

BIOGAS Fachforum<br />

Digital und Live<br />

**Im Ticketpreis für die Messe enthalten ist der Zugang zum<br />

BIOGAS Fach forum Live. Zusätzlich erhalten Messebesuchende<br />

Zugang zum BIOGAS Fachforum Digital auf der digitalen BIOGAS<br />

Convention vom 22. – 26.11.<strong>2021</strong>.<br />

36


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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0441 803-2299<br />

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37


BIOGAS CONVENTION_SPECIAL<br />

Messeneuheiten<br />

7. – 9. Dezember <strong>2021</strong><br />

NCC Mitte, Messegelände Nürnberg<br />

SM-ENERGY GMBH<br />

BIOCONTROL – neue Biogas-App<br />

Kontroll- und Dokumentationspflichten für<br />

Anlagenbetreiber sind umfangreich und<br />

führen oft zu unübersichtlichen Checklisten<br />

und „Papierbergen“. Um dem entgegenzuwirken,<br />

wurde die App BIOCONTROL<br />

entwickelt. Mit dieser können Betreiber<br />

einfach und schnell mittels Handy oder<br />

Tablet Kontrollpunkte und Einsatzstoffe<br />

erfassen.<br />

Die anlagenindividuelle Einrichtung am<br />

Betrieb stellt sicher, dass alle Vorgaben<br />

bezüglich Kontrollpunkten und Einsatzstoffen<br />

gemäß den gesetzlichen Verordnungen,<br />

Versicherungsbedingungen und<br />

Vergütungsrichtlinien zum vorgeschriebenen<br />

Zeitpunkt erfüllt werden.<br />

Die Einrichtung ist<br />

für mehrere Nutzer<br />

möglich. Dabei werden<br />

Daten zwischen<br />

den Geräten synchronisiert<br />

sowie auf<br />

gesicherten Servern<br />

gespeichert. Die erfassten<br />

Daten werden<br />

regelmäßig zusammengefasst,<br />

kontrolliert<br />

und an den Betreiber<br />

versendet. Nutzer der APP erhalten<br />

Benachrichtigungen zu wichtigen Fristen<br />

und anlagenrelevanten gesetzlichen Änderungen.<br />

Die SM-Energy GmbH<br />

finden Sie in Halle 9,<br />

Stand A06.<br />

Blick in die App BIOCONTROL.<br />

GRAFIK: SM-ENERGY GMBH<br />

AGRIKOMP GMBH<br />

Neu: BHKW, Gasaufbereitung<br />

und Gärrestbehandlung<br />

JUGOTIT<br />

Blitzmerker visualisiert<br />

Zündaussetzer<br />

Bei der agriKomp dreht sich dieses Jahr<br />

alles um das Thema Verwertung und<br />

Kreislaufwirtschaft. Das BHKW-Portfolio<br />

wurde weiterentwickelt und überarbeitet.<br />

Pünktlich zur ersten Biomethanausschreibung<br />

haben wir unser Erfolgsmodell, die<br />

BGA136, für den Biomethanmarkt vorbereitet.<br />

Die NGA136 überzeugt im Leistungsbereich<br />

bis 265 kW el<br />

. Die Biogasaufbereitung<br />

agriPure ® erhält ein großes<br />

Update. Die neue agriPure ® Cube schafft<br />

neue Möglichkeiten im Bereich der Flexibilität,<br />

Modularität und Rentabilität.<br />

Das innovative agriKomp Komplettbehandlungsverfahren<br />

agriFer ® Plus bietet<br />

eine wirtschaftliche Lösung für das Nitratproblem<br />

bei gleichzeitiger Volumenreduzierung.<br />

Bis zu -50 % Volumen und -50 %<br />

Ammoniak können realisiert<br />

werden. Mit dem innovativen<br />

Quetschprofi ® Plus lassen sich<br />

Gärprodukte bis zu einem Trockensubstanzgehalt<br />

von 30 %<br />

wirtschaftlich aufbereiten. Das<br />

V2A-Edelstahl-Gehäuse garantiert<br />

beste Stabilität.<br />

Die agriKomp GmbH finden<br />

Sie in Halle 9, Stand B71.<br />

agriFer ® Plus-Anlage:<br />

Komplettbehandlungsverfahren<br />

für Gärdünger.<br />

FOTO: AGRIKOMP GMBH<br />

Mit dem Blitzmerker erhalten Sie die Möglichkeit,<br />

die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit<br />

Ihres Blockheizkraftwerks mit<br />

sehr geringem Aufwand zu steigern. Der<br />

Blitzmerker zeigt Ihnen für jeden Zylinder<br />

des Motors die genaue Anzahl von Zündaussetzern<br />

an, unabhängig von deren Ursache.<br />

So können Sie mit einem kurzen Blick auf<br />

den Bildschirm feststellen, bei welchem<br />

Zylinder ein Problem vorhanden ist.<br />

Ab jetzt müssen Sie nur noch die Komponenten<br />

an den betroffenen Zylindern<br />

tauschen. Dadurch sparen Sie nicht nur<br />

Ersatzteile, sondern auch jede Menge Zeit<br />

bei der Fehlersuche und beim Reparieren.<br />

Darüber hinaus können Sie mit dem Blitzmerker<br />

die defekten Zündkerzen eines Satzes<br />

herausfiltern und so die Nutzungsdauer<br />

der restlichen Kerzen bis zum Dreifachen<br />

steigern. Somit können Sie die Kosten für<br />

Zündkerzen um zwei Drittel reduzieren.<br />

Die Firma jugotit finden Sie in<br />

Halle 9, Stand C40.<br />

38


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

BIOGAS CONVENTION_SPECIAL<br />

Wir machen Ihr Biogas CLEAN und COOL!<br />

Individuelle Anlagen von Züblin Umwelttechnik<br />

zur Reinigung und Kühlung von Biogas<br />

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Feinentschwefelung von Biogas<br />

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Kühlung von Biogas<br />

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Entschwefelung von Biogas<br />

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biologischen Vorentschwefelung<br />

Züblin Umwelttechnik GmbH, Maulbronner Weg 32, 71706 Markgröningen<br />

Tel. +49 7145 9324-209 • umwelttechnik@zueblin.de • zueblin-umwelttechnik.com<br />

Tank und Apparate Barth GmbH<br />

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76694 Forst<br />

Tel. 07251 / 9151-0<br />

FAX 07251 / 9151-75<br />

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Lösch-/Regenwasserbehälter, Pufferspeicher,<br />

Flüssigdüngertankanlagen,<br />

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Besuchen Sie uns auf der BIOGAS<br />

Convention & Trade Fair<br />

Halle 9 / Stand E55<br />

am 07.– 09.12.<strong>2021</strong> in Nürnberg<br />

Hochkonzentriert ist wirtschaftlicher.<br />

Mit den Hochleistungsbakterien METHANOS ® F³ (F³: Fit For Flexibility) von Schmack<br />

betreiben Sie Ihre BGA effizienter und flexibler zugleich. Die Raumbelastung im<br />

Fermenter lässt sich damit deutlich erhöhen. So gewinnen Sie Platz, den Sie ganzjährig<br />

als Gärrestlager nutzen können. Wir beraten Sie gern. www.schmack-biogas.de<br />

Schmack Biogas Service GmbH · 24-Stunden-Service-Hotline: Tel. +49 (0) 9431 751-277<br />

info@schmack-biogas.com<br />

Schmack ist jetzt Teil der HZI-Gruppe.<br />

Weitere Informationen auf www.schmack-biogas.de<br />

39


BIOGAS CONVENTION_SPECIAL BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

BIOPRACT ABT GMBH<br />

Spurenelementprodukte V Trace ® L9 und V Trace ® W6<br />

V Trace L9 und W6.<br />

Bei der Entwicklung der neuen Spurenelementformulierungen standen – neben der Wirksamkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit der Anwendung – die Umweltverträglichkeit und Sicherheit<br />

für den Anwender im Vordergrund. Beste Verfügbarkeit der gewählten Grundstoffe<br />

und höchste Prozessstabilität, unter anderem durch den Einsatz von HEEDTA-Komplexen,<br />

sind die Voraussetzung, um dem Anspruch, „Nur so viel wie nötig!“, gerecht zu werden.<br />

––<br />

V Trace ® L9 für NawaRo-Anlagen und<br />

––<br />

V Trace ® W6 für Anlagen mit Wirtschaftsdüngereinsatz<br />

Aufgrund der bedarfsorientierten Dosierungsempfehlungen von nur 25 bis 50 Gramm pro<br />

Tonne oTS stellen beide Produkte einen signifikanten Fortschritt in der Entwicklung zeitgemäßer<br />

Zusatzstoffe für den Biogasprozess dar. Sie sind dazu als Flüssigformulierungen<br />

leicht zu handhaben und weisen die aktuell geringste Gefährdungsklassifikation für den<br />

Anwender auf.<br />

Die Biopract ABT GmbH finden Sie in Halle 9, Stand C50.<br />

FOTO: BIOPRACT ABT GMBH<br />

STEVERDING RÜHRWERKSTECHNIK GMBH<br />

SensoStream – neuer Standard zur Anlagenüberwachung<br />

Die Steverding Rührwerkstechnik GmbH<br />

und die PTM GmbH bringen eine Neuentwicklung<br />

auf den Markt: Der SensoStream<br />

ist eine Sensorik zur Rührwerkssteuerung<br />

und Optimierung des Rührprozesses. Er ermöglicht,<br />

je nach Baukasten, die Messung<br />

der Geschwindigkeit, der Viskosität und<br />

die Erkennung von möglichen Schwimmschichten.<br />

Anlagenbetreiber können ihre<br />

Anlage mithilfe des SensoStream so steuern,<br />

dass eine maximale Gasausbeute möglich<br />

wird.<br />

Bei der Geschwindigkeitsmessung (über<br />

Sensoren, die an mehreren Stellen eingebracht<br />

werden, auch am befüllten Behälter)<br />

gibt der SensoStream ein Signal, sobald ein<br />

bestimmter Wert unter- oder überschritten<br />

wird. So werden Ablagerungen und suboptimale<br />

Substratgeschwindigkeiten vermieden.<br />

Die Schwimmschichtsensoren melden<br />

eine Entstehung von Schwimmschichten,<br />

sodass die Rührwerke entsprechend angepasst<br />

werden können. Der Viskositätsmesser<br />

garantiert die Rührfähigkeit des Substrates.<br />

Die gesamten Messdaten werden<br />

gespeichert und für den Anlagenbetreiber<br />

visualisiert.<br />

Die Steverding Rührwerkstechnik GmbH<br />

finden Sie in Halle 9, Stand F69.<br />

Bild von einer Teilkomponente (da Baukastensystem)<br />

des eingebauten SensoStream – hier um<br />

genau zu sein der Schwimmschichtmesser.<br />

FOTO: STEVERDING<br />

www.kumm-technik.de<br />

40


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

BIOGAS CONVENTION_SPECIAL<br />

FOTOS: EISELE<br />

FRANZ EISELE U. SÖHNE GMBH & CO. KG<br />

Neues energieeffizientes Eisele-Tauchmotorrührwerk<br />

GTWSB 206-E mit<br />

IE5-Motoren<br />

Eisele hat mit dem GTWSB 206-E<br />

als eines der ersten Unternehmen ein<br />

druckwasserdichtes Tauchmotorrührwerk<br />

mit einem 15-kW-Antrieb gemäß<br />

Energieeffizienzklasse IE5 auf den<br />

Markt gebracht. Die EU-Ökodesign-<br />

Verordnung bezeichnet diese Kategorie<br />

als „Ultra Premium Efficiency“. Der<br />

Energiesparmotor erreicht einen Wirkungsgrad<br />

von über 96 % und bietet<br />

das höchste Einsparpotenzial, das momentan<br />

am Markt möglich ist. Deshalb<br />

können in Deutschland Investitionen<br />

in Bauvorhaben mit dem neuen langlebigen<br />

Tauchmotorrührwerk GTWSB<br />

206-E vom Bundesamt für Wirtschaft<br />

und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mit 40 %<br />

bezuschusst werden. Eisele hat den<br />

Breitblattpropeller des Tauchmotorrührwerks<br />

komplett überarbeitet und<br />

strömungstechnisch optimiert. Die<br />

Laufruhe konnte nach umfangreichen<br />

Messungen im hauseigenen Test- und<br />

Versuchszentrum deutlich verbessert<br />

werden. Die überarbeitete Flügelgeometrie<br />

und ein neues Fertigungsverfahren<br />

zur Herstellung der Nabe sorgen zudem<br />

für eine Steigerung der Schubkraft bei<br />

einem deutlich geringeren Leistungsbedarf<br />

sowie für bessere Rührergebnisse<br />

und hohe Standzeiten.<br />

Das GTWSB 206-E ist für<br />

Substrattemperaturen bis zu<br />

65 Grad Celsius und bis zu<br />

Tauchtiefen von 40 Metern<br />

zugelassen und eignet sich somit<br />

für den Einsatz in nahezu<br />

jeder neuen oder bestehenden<br />

Biogasanlage.<br />

Die neuen Edelstahlpropeller werden<br />

in den Tauchmotorrührwerken GTWS,<br />

GTWSB und GTWSI-EX nun serienmäßig<br />

verbaut. Das neue Tauchmotorrührwerk<br />

GTWSB 206-E mischt in Biogasanlagen<br />

auch äußerst dickflüssige<br />

Medien im Dauereinsatz energieeffizient<br />

durch, um eine fließfähige Masse<br />

zu erzeugen.<br />

Die Franz Eisele u. Söhne GmbH & Co.<br />

KG finden Sie in Halle 9, Stand D65.<br />

Neues modulares Zapfwellenrührwerk<br />

ZP 120<br />

Eisele bringt mit dem Zapfwellenrührwerk ZP 120<br />

eine komplett neu entwickelte Ausführung mit<br />

modularem Aufbau und bis zu 8 Metern Rohrlänge<br />

auf den Markt, das neben seiner Langlebigkeit<br />

auch eine hohe Rührleistung bietet. Das ZP 120<br />

wird über die Zapfwelle des Traktors mit mindestens<br />

88 kW (120 PS) angetrieben und eignet sich<br />

für landwirtschaftliche Betriebe und Biogasanlagen<br />

mit großen Behältern und Lagunen.<br />

Die Optimierung der Propellergeometrie resultiert<br />

in einer verbesserten Laufruhe sowie Schubkraft<br />

beziehungsweise Umwälzleistung. Die Anbringung<br />

an die Zugmaschine erfolgt über die übliche<br />

3-Punkt-Aufnahme, gemäß DIN ISO 730-1, Kategorie<br />

3. Mit den beiden Hydraulikzylindern des<br />

Zapfwellenrührwerks ZP 120 ist eine Neigungsverstellung<br />

um bis zu 30 Grad möglich, wodurch<br />

sich die Flexibilität bei der Anwendung erhöht<br />

und der Rührvorgang optimal auf die jeweilige<br />

Umgebungssituation angepasst werden kann.<br />

Für das ZP 120 stehen je nach Leistungseinbringung<br />

verschiedene 2-Blatt-Propeller mit Durchmessern von 600<br />

bis 710 Millimetern und optionalen Schutzvorrichtungen<br />

zur Verfügung.<br />

EEG – WEITERGEDACHT.<br />

Jetzt mit Satelliten-BHKW flexibilisieren und Ihre Biogasanlage<br />

weiterhin hochprofitabel betreiben. Wir beraten Sie!<br />

Sprechen Sie<br />

uns an:<br />

T 02568 9347-0<br />

© PointImages | fotolia.de<br />

41<br />

2G Energy AG | www.2-g.de


BIOGAS CONVENTION_SPECIAL BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

INNIO JENBACHER GMBH & CO OG<br />

myPlant Energiemanagement-Lösung<br />

INNIO Jenbacher bietet eine intelligente Softwarelösung,<br />

die die betrieblichen Anforderungen eines Blockheizkraftwerks<br />

(BHKW) genau versteht. Denn unsere<br />

mit Kund*innen entwickelte „myPlant* Optimierung“<br />

Energiemanagement-Technologie verbindet unsere<br />

langjährige Erfahrung in der Motorenoptimierung mit<br />

einer flexiblen, speicher- und wärmeoptimierten Direktvermarktung.<br />

Die „myPlant Optimierung“ erlernt selbstständig das<br />

Verhalten Ihrer Anlage, so zum Beispiel den Füllstand<br />

Ihres Gas- und/oder Wärmespeichers, und verknüpft<br />

diese Informationen mit dem Betriebsprofil des Jenbacher<br />

Gasmotors sowie den notwendigen Wartungsterminen.<br />

Auf Basis dieser Daten und unserer selbstlernenden<br />

Marktpreisvorhersagen berechnet die Software<br />

einen für Ihre Anlage maßgeschneiderten Jahresplan<br />

und einen konkreten Fahrplan für die kommenden Tage.<br />

Parallel dazu simuliert die Applikation Ihre potenziellen<br />

monatlichen und jährlichen Mehrerlöse sowie die Starts<br />

und Betriebsstunden im Jahresverlauf, damit Sie betriebswirtschaftlich<br />

noch besser planen können.<br />

Die INNIO Jenbacher GmbH & Co OG finden Sie in<br />

Halle 9, Stand C40.<br />

Das innovative Tool<br />

„myPlant Optimierung“<br />

unterstützt die<br />

Kund*innen dabei, den<br />

Betrieb ihrer Anlagen,<br />

die Erzeugung und<br />

Speicherung von<br />

Wärme oder Gas sowie<br />

die Erlöse aus dem<br />

produzierten Strom zu<br />

optimieren.<br />

FOTO: INNIO JENBACHER GMBH & CO OG<br />

DBDS – DEUTSCHE BIOGAS DACH-SYSTEME GMBH<br />

LowE-Technologie für Doppelmembranen<br />

zur Steigerung der Wärmeeffizienz<br />

Das Thema Energie- und Wärmeeffizienz gewinnt auch<br />

im Bereich Biogas weiterhin an Relevanz. Um entscheidende<br />

Einsparungen hinsichtlich des Wärmeheizbedarfs<br />

zu erzielen und somit die Energieeffizienz von<br />

Biogasanlagen zu steigern, setzt die dbds – Deutsche<br />

Biogas Dach-Systeme<br />

GmbH auf die patentierte<br />

Low-Emissivity-<br />

Technologie (LowE).<br />

Hierbei handelt es sich<br />

um eine Beschichtung<br />

aus Aluminiumpartikeln,<br />

die ab Werk auf<br />

PVC-Membranen aufgetragen<br />

wird und auf<br />

der Außenseite der<br />

Innenmembrane oder<br />

Membrane mit LowE-Beschichtung. auf der Innenseite der<br />

Außenmembrane zum Einsatz kommt. Bei einer Potenzialuntersuchung<br />

wurde festgestellt, dass sich durch<br />

eine LowE-Beschichtung der Innenmembrane bei einem<br />

beispielhaften Fermenter mit einem Durchmesser<br />

von 25,50 Meter, ausgestattet mit einer Doppelmembrane<br />

in Form einer Drittelkugel, zwischen 12,6 % und<br />

19,1 % des Jahresheizwärmebedarfs einsparen lassen.<br />

Hierbei wurden die Gesamt-Wärmeverluste des Behälters<br />

berücksichtigt, also neben dem Membrandach<br />

auch die Wärmeverluste über den Behälterboden oder<br />

die Behälterwände. Der U-Wert lässt sich mit etwa 2,21<br />

W/(m²K) bei Doppelmembranen mit LowE-Beschichtung<br />

gegenüber einem U-Wert von zirka 2,75 W/(m²K)<br />

bei Doppelmembranen ohne LowE-Beschichtung ansetzen.<br />

Die Deutsche Biogas Dach-Systeme GmbH finden Sie<br />

in Halle 9, Stand C67.<br />

FOTO:DBDS<br />

42


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

FOTO: BÖRGER GMBH<br />

BÖRGER GMBH<br />

Separator zur Nährstofftrennung und<br />

zum Eindicken von Dünngülle<br />

Speziell für die Nährstofftrennung und<br />

das Eindicken von Dünngülle hat Börger<br />

den Bioselect BS entwickelt. Im<br />

Separator wird die feste von der flüssigen<br />

Phase getrennt. Die flüssige Phase<br />

macht zum Beispiel 70 Prozent (%) des<br />

Ursprungsmediums aus. Der TS-Gehalt<br />

liegt bei 0,5 bis 3 %. Die Filtratpumpe<br />

fördert die flüssige Phase zur weiteren<br />

Verwendung. Je nach gewünschtem<br />

Eindickgrad sind zum Beispiel<br />

30 % vom Ursprungssubstrat<br />

in der festen Phase.<br />

Mit einem stufenlos einstellbaren<br />

TS-Gehalt zwischen 8<br />

und 16 % bleibt sie pumpfähig<br />

und wird von der Dickstoffpumpe<br />

zur gewünschten<br />

Lagerstätte gefördert. Die feste<br />

Phase hat eine sehr hohe<br />

Energiekonzentration und ist<br />

ideal für die Einspeisung in<br />

eine Biogasanlage geeignet.<br />

Die hohe Phosphorkonzentration<br />

erleichtert das Nährstoffmanagement.<br />

Alternativ kann der Bioselect<br />

BS zur Regulierung der TS-<br />

Menge im Fermenter eingesetzt<br />

werden. Börger bietet<br />

den Bioselect BS in drei Größen an. Die<br />

Steuerungstechnik stimmt den Betrieb<br />

der Pumpen und des Bioselect BS perfekt<br />

aufeinander ab. Alle Komponenten<br />

sind platzsparend auf einer Gestelleinheit<br />

untergebracht.<br />

Die Börger GmbH finden Sie in<br />

Halle 9, Stand B15.<br />

Bioselect BS.<br />

Biogasanlage<br />

SERVICEUNION GMBH<br />

Formprotect ® :<br />

innovative Behältersanierung<br />

Grube<br />

Bei der ServiceUnion steht die Zukunft<br />

der Anlage im Mittelpunkt. Volle<br />

Kontrolle über Anlage und Blockheizkraftwerk<br />

hat der Betreiber mit<br />

der App aK Cockpit. Diese wurde mit<br />

dem Innovspace <strong>2021</strong> in Frankreich<br />

ausgezeichnet. Neben der Erneuerung<br />

des Gasspeichers, dem Austausch des<br />

Rührwerks oder der Erweiterung der Lagerkapazität<br />

haben wir mit dem neuen<br />

Behältersanierungssystem Formprotect<br />

® eine echte Innovation am Stand.<br />

Dieses System bietet die Möglichkeit,<br />

undichte oder erneuerungsbedürftige<br />

Behälter durch chemiebeständige<br />

PVC-Elemente zu sanieren und damit<br />

zu erhalten.<br />

Sagenhafte 43 % Wirkungsgrad bei<br />

265 kW el<br />

Leistung versprechen unsere<br />

cleveren Upgrade-Varianten auf den<br />

neuen SCANIA DC13 ETA. „ETA“ steht<br />

dabei für einen weiterentwickelten<br />

SCANIA DC13 Motor, der in Sachen<br />

Wirkungsgrad keine Kompromisse zulässt.<br />

Die ServiceUnion GmbH finden Sie in<br />

Halle 9, Stand B71.<br />

43


BIOGAS CONVENTION_SPECIAL BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

AEV ENERGY GMBH<br />

Tlow-Verfahren<br />

Das Ziel des Tlow-Verfahrens ist die Vergärung von<br />

stickstoffreichen Substraten, wie Hühnertrockenkot,<br />

ohne zusätzlichen Wasserbedarf. Das Tlow-Verfahren<br />

besteht aus zwei Stufen. In der ersten Stufe wird mit<br />

geringer Temperatur vergoren, um die Stickstoffhemmung<br />

zu verringern. In der zweiten Stufe wird der Gärrest<br />

so weit aufbereitet und entstickt, dass er zum Verdünnen<br />

des Substrates verwendet werden kann.<br />

Bei der Vergärung von Hühnertrockenkot wird mit dem<br />

Tlow-Verfahren zudem erreicht, dass lediglich fester<br />

Gärrest erzeugt wird. Flüssiger Gärrest fällt nicht an.<br />

Das Verfahren eignet sich auch hervorragend zu einer<br />

deutlichen Verringerung des Stickstoff- und des Phosphorgehaltes<br />

bei anderen Gärresten sowie bei Rindergülle<br />

und Schweinegülle. Dabei wird dann nur die zweite<br />

Stufe des Verfahrens eingesetzt. Dies ist besonders<br />

interessant im Hinblick auf die zunehmend strengeren<br />

Auflagen zur Ausbringung von Gülle und Gärrest. Beide<br />

Verfahrensstufen beruhen auf einer ausgereiften und robusten<br />

Anlagentechnik und diese kann im Wesentlichen<br />

durch den Betreiber gewartet und repariert werden.<br />

Die AEV Energy GmbH finden Sie in<br />

Halle 9, Stand B20.<br />

Schematische Darstellung<br />

der Tlow-Verfahrens.<br />

GRAFIK: AEV ENERGY GMBH<br />

44


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

BIOGAS CONVENTION_SPECIAL<br />

STREISAL GMBH<br />

TSRL-Hybrid-Tauchrührwerk<br />

FOTOS: STREISAL GMBH<br />

Pünktlich zur BIOGAS Trade Fair <strong>2021</strong><br />

stellt streisal ein neues Mitglied in seinem<br />

umfangreichen Baukasten von Tauchrührwerken<br />

vor: Das TSRL-Tauchrührwerk als<br />

goldene Mitte zwischen langsam laufenden<br />

Großflügeltauchrührwerken vom Typ<br />

ATP/BTP und den mittelschnell laufenden<br />

Rührwerken der TSR Baureihe. Die beiden<br />

strömungstechnisch optimierten Propellerprofile<br />

mit Durchmessern von 1.120<br />

und 1.220 Millimetern sorgen für hohe<br />

Wirkungsgrade und eine ausgezeichnete<br />

Mischleistung bei minimalen Strömungsverlusten.<br />

Das zweistufige Planetengetriebe reduziert<br />

die Propellerdrehzahl auf 116 Umdrehungen<br />

pro Minute. Wie alle anderen Tauchmotorrührwerke<br />

von streisal sind die neuen<br />

TSRL für den Einsatz in Explosionsschutzzonen<br />

der Kategorie 1 zugelassen und<br />

können auf Wunsch mit dem international<br />

anerkannten IECEx-Zertifikat ausgeliefert<br />

werden.<br />

Mit dem TSRL-Tauchmotorrührwerk in den<br />

Leistungsklassen 7,5 und 11 kW vervollständigt<br />

die streisal GmbH das umfangreiche<br />

Lieferprogramm und ist damit in der<br />

Lage, für jede Beckengeometrie und Aufgabenstellung<br />

eine optimale Rührtechnik<br />

anzubieten.<br />

Dieses Hybrid-Rührwerk eignet sich<br />

perfekt für die Durchmischung und Strömungserzeugung<br />

in Biogasbehältern mit<br />

höheren TS-Gehalten und Substrattemperaturen<br />

bis zu 60 Grad Celsius.<br />

Gasdichte Kompakt-Verstelleinrichtung<br />

für Tauchrührwerke<br />

Und noch eine zweite Neuheit wird auf der<br />

BIOGAS Trade Fair <strong>2021</strong> mit einem Exponat<br />

vorgestellt. Es handelt sich dabei um<br />

eine kompakte, gasdichte Verstelleinrichtung<br />

für unsere Tauchrührwerke (1,5 bis<br />

18,5 kW). Vom Prinzip her ist es eine „side<br />

entry“-Anwendung, bei der das Rührwerk<br />

jedoch nicht starr ist, sondern leicht über<br />

Gasdichte Verstelleinrichtung für Tauchrührwerke<br />

von 1,5 bis 18,5 kW.<br />

ein Stellgetriebe in Position und Schubrichtung<br />

angepasst werden kann. Die Kompaktverstellung<br />

ist zum Patent angemeldet<br />

und ermöglicht vertikal und horizontal veränderte<br />

Positionen.<br />

Die streisal GmbH finden Sie in<br />

Halle 9, Stand D22.<br />

ORIGINAL UND OEM-ERSATZTEILE<br />

> 120.000 BHKW-TEILE ONLINE<br />

Finden<br />

7 - 9 DEZEMBER <strong>2021</strong><br />

Halle 9 - Stand C23<br />

45


POLITIK<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Erdgaspreise explodieren –<br />

unter anderem wegen Asien<br />

Die Spotmarktpreise haben sich in einem<br />

halben Jahr verfünffacht. Die Gasspeicher<br />

in Deutschland sind nur mäßig befüllt. Und<br />

China hat einen immensen Hunger nach<br />

Flüssiggas.<br />

Von Bernward Janzing<br />

Die Erdgasmärkte sind aus den Fugen geraten.<br />

Am Spotmarkt der Energiebörse EEX<br />

wurden Anfang Oktober zeitweise mehr als<br />

110 Euro pro Megawattstunde bezahlt –<br />

das ist fast eine Verdreifachung seit Mitte<br />

August und eine Verfünffachung seit dem Frühjahr. Die<br />

ersten Konsequenzen folgten unmittelbar. In der Industrie,<br />

deren Bezugskonditionen sich in der Regel kurzfristiger<br />

ändern als die Haushaltstarife, wurden erste<br />

Produktionskürzungen bekannt. Im September schon<br />

verkündete zum Beispiel die norwegische Düngemittelfirma<br />

Yara, sie werde die Herstellung von Ammonium<br />

umgehend um 40 Prozent drosseln.<br />

Wenig später musste ein erster Gasversorger kapitulieren.<br />

Die Deutsche Energiepool GmbH aus dem<br />

niedersächsischen Salzbergen verkündete, sie stelle<br />

die bundesweite Belieferung von Kunden mit Erdgas<br />

vollständig ein und begründete dies mit der „rasanten<br />

und nie dagewesenen Entwicklung“ der Gaspreise im<br />

Großhandel. Das Unternehmen sah sich nicht mehr in<br />

der Lage, die hohen Einkaufspreise an die Endkunden<br />

weiterzugeben.<br />

Die Gründe für die Preisentwicklung im Erdgas-Großhandel<br />

sind vielfältig. Ein wesentlicher Grund ist die<br />

große Nachfrage nach Erdgas in Asien. Diese führe<br />

dazu, dass viele Tanker, die verflüssigtes Erdgas (LNG<br />

genannt) transportieren, „nicht Europa ansteuern,<br />

sondern den asiatischen Markt bedienen“, erklärt der<br />

Branchenverband Zukunft Gas e.V. In Asien liege die<br />

Wirtschaftsaktivität bereits über dem Niveau vor der<br />

Krise. „Insbesondere der LNG-Import Chinas ist im ersten<br />

Halbjahr stark angewachsen“, erklärt Timm Kehler,<br />

Vorstand von Zukunft Gas.<br />

China verbraucht deutlich mehr Gas<br />

als im Vorjahr<br />

Friedbert Pflüger von der Beratungsfirma Bingmann<br />

Pflüger International nennt die Zahlen: China habe in<br />

diesem Jahr bisher 15,5 Prozent mehr Gas verbraucht<br />

als im Vorjahr. Auch die großen europäischen Länder<br />

(Deutschland, Frankreich, Niederlande, Italien, Spanien,<br />

UK) lägen im ersten halben Jahr 12 Prozent im<br />

Plus. Zudem sei die europäische Gasförderung deutlich<br />

rückläufig: In den Niederlanden habe der Rückgang im<br />

vergangenen Jahr 17 Prozent betragen, in Großbritannien<br />

22 Prozent. Deutschland deckt nur noch 5 Prozent<br />

seines Bedarfs aus eigener Förderung.<br />

Hinzu kommen aber offenbar auch Spekulationen der<br />

Marktakteure. Angesichts der bereits seit Monaten relativ<br />

hohen Großhandelspreise hatten viele deutsche<br />

Gasversorger im Sommer nur zögerlich Gas beschafft –<br />

wohl in der Hoffnung auf eine Entspannung des Marktes,<br />

die aber ausblieb. Vielmehr verschärfte sich die<br />

Lage. Die Folgen konnte man am Füllstand der deutschen<br />

Erdgasspeicher ablesen. Der nämlich war Ende<br />

September mit nur 66 Prozent sehr gering für diese Jahreszeit;<br />

in den beiden Vorjahren waren die Speicher zum<br />

FOTO: ADOBE STOCK_ WEERAPONG<br />

46


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

POLITIK<br />

Beginn der Heizperiode bereits<br />

zu mehr als 90 Prozent gefüllt.<br />

Die Initiative Erdgasspeicher<br />

e.V. (Ines), ein Zusammenschluss<br />

von Betreibern deutscher<br />

Gasspeicher, der mehr<br />

als 90 Prozent der Kapazitäten<br />

repräsentiert, wies darauf hin,<br />

dass „die Verantwortung zur<br />

bedarfsgerechten Gas-Beschaffung<br />

bei den versorgenden Marktakteuren“ liege. Die<br />

Gasnetzbetreiber stellen den Gashändlern lediglich die<br />

Infrastruktur bereit und dürfen – von Regelenergiemengen,<br />

die nötig sind, um einen sicheren Gasnetzbetrieb<br />

zu gewährleisten – selbst keinen Gashandel betreiben.<br />

Allerdings versucht der Verband Ines zu beruhigen. In<br />

einer Mitteilung vom 20. September heißt es: „Eine Gefahr<br />

für die Versorgungssicherheit besteht für die erste<br />

Winterhälfte derzeit nicht.“<br />

Ebenso sieht das Bundeswirtschaftsministerium trotz<br />

der niedrigen Füllstände der Gasspeicher Deutschland<br />

gut gerüstet. Schließlich habe es bereits 2015/2016<br />

Füllstände auf ähnlichem Niveau gegeben, und auch<br />

damals kam es im Winter zu keinen Versorgungsengpässen.<br />

„Auch aus heutiger Sicht sehen wir die nicht“, ließ<br />

eine Ministeriumssprecherin Anfang Oktober wissen.<br />

Auch das Ministerium verweist darauf, dass über die<br />

„Eine Gefahr für die<br />

Versorgungssicherheit<br />

besteht für die erste<br />

Winterhälfte derzeit<br />

nicht“<br />

Die Initiative Erdgasspeicher e.V. (Ines)<br />

Frage, „ob und wie Erdgas in<br />

Speicher gefüllt oder ausgespeichert<br />

wird, im liberalisierten<br />

Gasmarkt allein die Händler am<br />

Markt“ entscheiden. Anders als<br />

im Ölmarkt, wo der Erdölbevorratungsverband<br />

über eine strategische<br />

Reserve an Erdöl und<br />

Ölprodukten für 90 Tage wacht,<br />

gebe es im Gasmarkt „keine<br />

gesetzlich vorgesehenen Bevorratungspflichten“. Die<br />

Nutzung der deutschen Gasspeicher unterliegt alleine<br />

privatwirtschaftlichen Entscheidungen, was zum Beispiel<br />

auch zur Folge hatte, dass deren Volumen von<br />

2014 bis <strong>2021</strong> von 24,6 auf 23,9 Milliarden Kubikmeter<br />

reduziert wurde. Allerdings verfügt Deutschland<br />

noch immer über fast ein Viertel der europäischen Kapazitäten<br />

und ist damit die größte Speichernation in<br />

der EU und die viertgrößte weltweit.<br />

Preisniveau entscheidend für Füllstände<br />

der Gasspeicher<br />

Während der Verband Ines im September noch erklärte,<br />

aus technischer Sicht könnten die Speicher bis<br />

Anfang November noch einen Füllstand von mehr als<br />

90 Prozent erreichen, ist fraglich, ob das geschehen<br />

wird. Denn bei den steigenden Gaspreisen am<br />

47


POLITIK<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Spotmarkt fällt es den Händlern immer<br />

schwerer, große Mengen an Gas einzulagern.<br />

Somit stieg auch in der ersten Oktoberwoche<br />

der Füllstand nur bescheiden auf<br />

70 Prozent.<br />

Doch nicht alleine der Boom in Asien treibt<br />

die Preise. Auch Ausfälle und Wartungsarbeiten<br />

an der europäischen Gas-Infrastruktur<br />

machten sich jüngst bemerkbar. Ferner<br />

trieb auch der gestiegene CO 2<br />

-Preis im<br />

europäischen Emissionshandel die Erdgasnotierungen:<br />

Weil bei hohen CO 2<br />

-Preisen<br />

Erdgas gegenüber der Kohle attraktiver<br />

wurde, stieg die Nachfrage nach Erdgas –<br />

und damit dessen Preis.<br />

Bald zeigte sich dann aber auch schon die<br />

Gegenreaktion: Mit dem gestiegenen Erdgaspreis<br />

kam auch die Kohle wieder mehr<br />

ins Spiel, wie eine Übersicht des Fraunhofer<br />

ISE in Freiburg zeigt. Diese vergleicht<br />

jeweils die dritten Quartale der vergangenen<br />

Jahre: Nachdem bis 2018 stets weitaus<br />

mehr Strom aus Kohle denn aus Erdgas<br />

erzeugt wurde, drehte sich das Verhältnis<br />

2019 mit steigenden CO 2<br />

-Preisen erstmals<br />

um. Im Corona-Jahr 2020 lag das Erdgas<br />

noch deutlicher vorne, ehe nun im Jahr<br />

<strong>2021</strong> die Kohle wieder die Oberhand gewann.<br />

Wobei in Reaktion darauf dann wiederum<br />

der Kohlepreis nachzog und so die<br />

Komplexität des gesamten Preisgefüges<br />

veranschaulichte.<br />

Bei der Versorgung mit Erdgas spielt inzwischen<br />

natürlich auch Russland und dessen<br />

Gasversorger Gazprom eine entscheidende<br />

Rolle. Gazprom Germania ließ eine Anfrage<br />

zu den Hintergründen der gestiegenen Preise<br />

jedoch unbeantwortet. Aus Zahlen, die<br />

Gazprom selbst veröffentlichte geht aber<br />

hervor, dass die Lieferungen über Weißrussland<br />

und Polen seit Ende September<br />

um zeitweise 70 Prozent zurückgingen.<br />

Erdgaslieferung: Russlands<br />

„Erpressungspotenzial“<br />

Schon zuvor hatte Oliver Krischer, Energieexperte<br />

der Grünen im Bundestag, deutliche<br />

Worte gefunden. Er ließ sich in Medien<br />

mit der Aussage zitieren, die aktuelle Situation<br />

mit leeren Gazprom-Speichern in<br />

Deutschland und Europa (der Gasgigant<br />

besitzt über eine Tochterfirma auch hierzulande<br />

Gasspeicher) sei „bewusst herbeigeführt<br />

worden“. Damit rutsche Deutschland<br />

„in eine Situation mit Erpressungspotenzial“.<br />

Hintergrund könne das Genehmigungsverfahren<br />

für die Ostsee-Pipeline Nord<br />

Stream 2 sein.<br />

Andererseits sagt Gaslobbyist Kehler:<br />

„Nach unserem Kenntnisstand erfüllt Gazprom<br />

alle vertraglichen Verpflichtungen gegenüber<br />

seinen Kunden.“ Branchenkenner<br />

Pflüger, der auch für Infrastrukturprojekte<br />

wie Nord Stream 2 Beratungsleistungen erbringt,<br />

sagt, Gazprom habe seine Gasförderung<br />

<strong>2021</strong> im Vergleich zum Vorjahr sogar<br />

um fast 20 Prozent erhöht: „Die Exporte<br />

erreichen momentan einen historischen<br />

Höchstwert: Ein Plus von 19,4 Prozent<br />

in diesem Jahr, allein die Exporte nach<br />

Deutschland stiegen um 39,3 Prozent.“<br />

Und so bleiben am Ende auch Spekulationen<br />

über manche Hintergründe. Sicher<br />

ist nur, dass der Erdgasmarkt ganz gehörig<br />

in Turbulenzen geraten ist – mit vielfältigen<br />

Folgen. Grundsätzlich attraktiv ist die<br />

Entwicklung natürlich für Biomethan, allerdings<br />

wirken die Erdgaspreise eher langfristig<br />

auf die Konditionen im Biomethanmarkt,<br />

wie die Deutsche Energieagentur<br />

dena weiß. Kurzfristig hätten die Gaspreise<br />

wenig Bedeutung. Ein bedeutenderer<br />

Faktor als die aktuell stark gestiegenen<br />

Gaspreise sei für die Biomethanbranche<br />

ohnehin der CO 2<br />

-Preis, der sich aus dem<br />

Brennstoffemissionshandelsgesetz ergibt.<br />

Betroffen von den steigenden Erdgaspreisen<br />

werden in Kürze auch die Haushalte<br />

sein – auch jene, die gar kein Erdgas nutzen.<br />

Denn der Gaspreis ist ein wichtiger Faktor<br />

im Gefüge der Strompreisbildung im europäischen<br />

Großhandel. Entsprechend ist<br />

dort auch der Strom zuletzt drastisch teurer<br />

geworden. Grundlaststrom zur Lieferung<br />

im Jahr 2022 wurde in der ersten Oktoberwoche<br />

zeitweise zum Preis von mehr als<br />

160 Euro je Megawattstunde gehandelt –<br />

mehr als eine Verdopplung seit Juli. Diese<br />

Preisexplosion wird sich ab Januar auf der<br />

Stromrechnung bemerkbar machen – und<br />

dann vor allem jene Haushalte treffen, die<br />

elektrisch heizen, zum Beispiel mit Wärmepumpe.<br />

Autor<br />

Bernward Janzing<br />

Freier Journalist<br />

Wilhelmstr. 24a · 79098 Freiburg<br />

07 61/202 23 53<br />

bernward.janzing@t-online.de<br />

FOTO: ADOBE STOCK_ VLADSV<br />

In Asien hat sich der<br />

Erdgasverbrauch erheblich<br />

erhöht. Daher<br />

fahren zum Beispiel<br />

Flüssiggastanker<br />

verstärkt asiatische<br />

Häfen an.<br />

48


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

POLITIK<br />

Arma Mix HYBRID<br />

Schubbodensanierung<br />

in verstärkter<br />

Edelstahl-Lösung<br />

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Am Wasserfeld 8 • 27389 Fintel<br />

Tel.: 04265 / 13 65<br />

Fax: 04265 / 83 94<br />

E-Mail: info@axel-hagemeier.de<br />

Web: www.axel-hagemeier.de<br />

Nicht<br />

vergessen!<br />

BI<br />

GAS Journal<br />

Der Anzeigenschluss<br />

für die Ausgabe 1_2022<br />

ist am 19. November<br />

NEW<br />

• Doppel- und Dreimembrangasspeicher<br />

• „Flex“- Reingasspeicher<br />

• Emissionsschutzabdeckungen<br />

• Behälterauskleidungen mit<br />

Leckagekontrolle<br />

• Erdbecken für Gülle- und Wirtschaftsdünger<br />

(JGS-Zulassung) Silosickersaft,<br />

Rübenmus<br />

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Keine Kabel oder Stahlseile<br />

innerhalb des Behälters<br />

Automatische Anpassung an<br />

Rührhöhen<br />

Perfekte Kombination aus Stabrührwerk<br />

und Tauchmotorrührwerk<br />

Keine Korrosionsbeschichtung des Behälters<br />

Kein Gasvolumen gem. Störfall Verordnung<br />

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POLITIK<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Ampel-Koalition in spe:<br />

Grüne Welle für Biogas?<br />

Die Berliner Republik erfährt nach 16 Jahren unionsgeführter Regierung<br />

eine Zeitenwende. Klimaschutz und Energiewende stehen ganz oben auf<br />

der Agenda der zwischenzeitlich hoch wahrscheinlichen Ampel-Koalition<br />

von SPD, Grünen und FDP. Doch wie passt Biogas ins Bild? Erste Beobachtungen<br />

aus dem Hauptstadtbüro des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

Von Sandra Rostek und Dr. Guido Ehrhardt<br />

Spätestens mit Bekanntgabe der<br />

Hochrechnung für die Bundestagswahl<br />

am 26. September um<br />

18.00 Uhr war klar: Spannende<br />

Zeiten kommen auch auf uns,<br />

die politische Speerspitze im Fachverband<br />

Biogas in Berlin, zu. Mit einem weinenden<br />

und einem lachenden Auge beobachten wir<br />

den sich abzeichnenden Machtwechsel.<br />

Weinend, weil unbestritten gerade in der<br />

Union von CDU und CSU einige Fachpolitiker<br />

sind, die sich stets mit vollem Herzblut<br />

und Engagement für Biogas eingesetzt<br />

haben und deren Unterstützung wir auch<br />

dringend gebraucht haben.<br />

Und doch auch lachend, da die vergangenen<br />

Jahre auch allzu oft geprägt waren<br />

von zähen, häufig ins Leere laufenden<br />

Verhandlungen, die den Klimaschutz<br />

und die Energiewende noch immer nicht<br />

so vorangebracht haben, wie wir uns das<br />

wünschen. Die Ampel-Koalition, so sie<br />

denn die Koalitionsverhandlungen positiv<br />

abschließt, tritt nach eigenem Bekunden<br />

an, um als „Fortschrittskoalition“ den<br />

Themen Klimaschutz und Energiewende<br />

oberste Priorität einzuräumen. Nun, das<br />

klingt zumindest ja schon mal vielversprechend.<br />

Und natürlich gibt es auch in<br />

anderen Parteien viele wichtige und engagierte<br />

Unterstützer für Biogas, zu denen<br />

wir ebenfalls langjährige gute Arbeitsbeziehungen<br />

pflegen.<br />

Doch wie genau soll sie denn nun aussehen,<br />

die schöne neue treibhausgasneutrale<br />

Volkswirtschaft? Und wie lässt sich<br />

unser Biogas darin verorten? Erste Rückschlüsse<br />

lassen sich aus dem Ergebnispapier<br />

der Sondierungen ziehen. Zugegeben:<br />

Das Wort „Biogas“ findet sich dort explizit<br />

nicht. Implizit finden sich aber doch jede<br />

Menge Anknüpfungspunkte, die für uns<br />

wichtige Einfallstore darstellen, um für<br />

unsere Technologie, für unsere Anlagen<br />

und für all die vielen positiven Effekte, die<br />

diese mit sich bringen, zu werben.<br />

So freuen wir uns natürlich über das Bekenntnis<br />

der Sondierer, den Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien massiv vorantreiben<br />

zu wollen. Buchstäblich „alle Hemmnisse<br />

und Hürden“, die dem entgegenstehen,<br />

sollen beseitigt werden. Nun, damit können<br />

wir dienen. Die Liste der Hürden für<br />

Biogas – von AwSV über EEG bis hin zur<br />

TA Luft – ist so lang, dass wir allein damit<br />

die neue Regierung vollständig beschäftigen<br />

könnten. Insbesondere dann, wenn die<br />

Verhandler auch ihr zweites Versprechen<br />

wahrmachen, nämlich die Planungs- und<br />

Genehmigungsprozesse zu vereinfachen<br />

und zu beschleunigen. Auch hier nehmen<br />

wir die Autoren natürlich gerne beim Wort<br />

und werden uns mit konstruktiven Hinweisen<br />

und Vorschlägen einbringen.<br />

Vielversprechend klingt auch das Vorhaben,<br />

das „Strommarktdesign“ nochmals<br />

anpacken zu wollen. Die Versorgungsicherheit<br />

ist spätestens seit der sich parallel zu<br />

den Verhandlungen immer mehr verschärfenden<br />

Energiepreiskrise wieder in aller<br />

Munde – und wir werden dafür sorgen, dass<br />

die Vorteile, die Biogas in diesem Zusammenhang<br />

mit sich bringt, auch wieder mehr<br />

Gehör finden. Flexibles Biogas, erneuerbares<br />

grünes Gas im Gasnetz – wir bringen<br />

Verlässlichkeit in alle Sektoren.<br />

Noch ein bisschen unkonkret sind die Vorstellungen<br />

der Verhandler beim Wärmeund<br />

Verkehrsbereich. Doch deutlich wird,<br />

dass natürlich auch hier in der kommenden<br />

Legislatur erheblicher Handlungsbedarf<br />

gesehen wird. Und dass der CO 2<br />

-Preis dabei<br />

eine zentrale Rolle spielen wird, dürfte<br />

kaum überraschen.<br />

Es macht sich also eine zarte Aufbruchstimmung<br />

breit in Berlin. Und wir werden<br />

diesen Schwung nutzen!<br />

Autoren<br />

Sandra Rostek<br />

Leiterin des Berliner Büros<br />

im Fachverband Biogas e.V.<br />

Dr. Guido Ehrhardt<br />

Leiter des Referats Politik<br />

im Fachverband Biogas e.V.<br />

030/2 75 81 79-0<br />

berlin@biogas.org<br />

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50


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

POLITIK<br />

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PRAXIS / TITEL BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Papier und<br />

Blumentöpfe<br />

aus Gärresten<br />

52


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

Aus Gärrückständen mehr Wert schaffen. Wie das gelingen kann, wird auf einer Biogasanlage<br />

in der Nähe von Bremen erprobt. Dabei geht es nicht um die Düngewirkung, sondern die<br />

Fasern stehen im Fokus. Aus ihnen werden Papier und Fasergussteile hergestellt, die den<br />

Einsatz von Kunststoffen in der Landwirtschaft und im Gartenbau zurückdrängen können.<br />

Von Thomas Gaul<br />

FOTOS: JÖRG BÖTHLING<br />

Was bei der Vergärung im Fermenter<br />

übrig bleibt, wird zu Unrecht als „Gärrest“<br />

bezeichnet. Denn die ausgezeichnete<br />

Düngewirkung ist seit langem<br />

anerkannt. Doch das Gärprodukt<br />

lässt sich auch für die stoffliche Verwendung nutzen.<br />

„Wir haben bereits vor zehn Jahren mit ersten Versuchen<br />

begonnen“, erinnert sich Christoph Heitmann,<br />

Geschäftsführer der Benas Gruppe im niedersächsischen<br />

Ottersberg in der Nähe von Bremen. „Das Ziel<br />

war, einen holzähnlichen Werkstoff zu finden, der wie<br />

MDF in der Industrie verwendet werden kann und sich<br />

für die Produktion von Laminat nutzen lässt.“<br />

Doch Ausgangspunkt der Überlegungen war eigentlich<br />

die Behandlung des Gärproduktes, das mit hohen Nährstofffrachten<br />

versehen war. Die Benas-Biogasanlage<br />

war 2005 in Betrieb gegangen, zunächst als Kofermentationsanlage.<br />

2009 wurde die Anlage auf den Betrieb<br />

mit nachwachsenden Rohstoffen umgestellt. „Wir haben<br />

dann viel Hühnertrockenkot eingesetzt, so um die<br />

50 bis 80 Tonnen am Tag“, sagt Christoph Heitmann.<br />

Auch hier stellte sich die Herausforderung, mit der hohen<br />

Nährstoffkonzentration umzugehen.<br />

Die von der Firma GNS entwickelte und bereits 2007<br />

gebaute Ammoniak-Strippung diente nach der Umstellung<br />

auf NawaRo dem Zweck, den Stickstoff kontinuierlich<br />

auszuschleusen, um das Niveau auf einem<br />

gesunden Level zu halten. „2011 wurden dann erste<br />

Schritte in Richtung stoffliche Nutzung unternommen“,<br />

berichtet Heitmann. „Die GNS war dabei stets der wissenschaftliche<br />

Partner und wir der Praxispartner.“<br />

Für die angedachte Nutzung als Holzwerkstoff musste<br />

das geruchsintensive Ammoniak ohnehin aus dem<br />

Gärprodukt entfernt werden. In den Jahren 2017 und<br />

2018 wurde die Anlage umgebaut und erweitert. Für<br />

die Weiterverarbeitung müssen die Fasern eine bestimmte<br />

Länge haben. „Dafür sind spezielle Zerkleinerungsaggregate<br />

erforderlich“, hat der Benas-Geschäftsführer<br />

festgestellt.<br />

Die Fasern der<br />

Gärreste sind nach<br />

dem Entzug von<br />

Ammoniak geruchsneutral<br />

und werden<br />

zu kompostierbaren<br />

Magaverde-Produkten<br />

weiterverarbeitet.<br />

Mehrwert aus der Biogasanlage: Magaverde –<br />

magisch grün, kompostierbare Verpackungen<br />

und Pflanztöpfe aus Fasern von Gärrückständen.<br />

Dafür gibt es den Biogas Innovationspreis <strong>2021</strong>.<br />

Aufbereitung der Fasern<br />

Die Herausforderung ist, die Fasern, die am Ende des<br />

Gärprozesses übrig bleiben, so aufzubereiten, dass sie<br />

sich für eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten eignen.<br />

Mit dem sogenannten „Faserplusverfahren“ wird den<br />

Gärprodukten zunächst der Stickstoff entzogen und<br />

werden die Fasern für die weitere Verwendung aufbereitet.<br />

„Es kommt nicht darauf an, die Fasern besonders<br />

kurz zu schneiden“, erläutert Christoph Heit­<br />

53


PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Beginn des Prozesses: Substrat<br />

von den eigenen Feldern für die<br />

Vergärung in der Biogasanlage in<br />

Ottersberg.<br />

+ Der geruchsneutrale Gärrest<br />

wird nach dem Faserplusverfahren<br />

mehreren Separatoren<br />

zugeführt, die einen Teil der<br />

Feststoffe abtrennen.<br />

Ältere BHKW für den Standby-<br />

Betrieb.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

„Mittlerweile liegen wir bei<br />

75 Prozent Gärprodukt und<br />

25 Prozent Zellulose“<br />

Christoph Heitmann<br />

mann: „Sie müssen vielmehr<br />

schmal geschnitten werden,<br />

damit sie sich besser miteinander<br />

verzahnen.“<br />

Nach 150 Tagen Verweildauer<br />

landen die Fasern aus dem<br />

Gärprozess mit einem TS-<br />

Gehalt von 20 Prozent in der<br />

Faserplusanlage. Das Gärprodukt wird separiert und<br />

abgepresst. In einem modifizierten Stripping-Verfahren<br />

(Faserplusverfahren) wird der Ammonium-Stickstoff<br />

mithilfe von BHKW-Abwärme aus den Gärrückständen<br />

entfernt. Zunächst werden die Gärrückstände in<br />

einem großen Behälter bei Unterdruck gekocht. Rund<br />

70 Prozent der anfallenden BHKW-Abwärme werden so<br />

genutzt.<br />

In einem zweiten Schritt wird das Ammoniak abgezogen.<br />

Der zugesetzte Schwefel stammt aus der Rauchgasentschwefelung<br />

eines<br />

Kraftwerkes. Als Nebenprodukt<br />

im Prozess fällt Ammonium-Sulfat-Lösung<br />

(ASL)<br />

an, die später als Flüssigdünger<br />

genutzt wird. Unter dem<br />

Markennamen „Magaverde“<br />

werden aus den Fasern ökologische<br />

Produkte hergestellt, die vollständig kompostierbar<br />

sind. Der Name „Magaverde“ setzt sich zusammen<br />

aus den Bezeichnungen „magisch“ und „grün“.<br />

Einsatzzwecke der Produkte sind Verpackungsalternativen<br />

und vergängliche Produkte, die im Gartenbau<br />

oder in der Landwirtschaft verwendet werden können.<br />

Der Anteil der Fasern aus dem Gärprozess konnte ständig<br />

gesteigert werden. „Mittlerweile liegen wir bei 75<br />

Prozent Gärprodukt und 25 Prozent Zellulose“, sagt<br />

Heitmann. Bei manchen Produkten ist auch eine<br />

54


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

Die abgetrennten<br />

Feststoffanteile fallen nach<br />

der Separation nach unten<br />

in die Lagerbox.<br />

Aus dem Lager für die<br />

geruchsneutrale, feste Gärrestfraktion<br />

geht es weiter<br />

in die Papierproduktion oder<br />

zur Formgussanlage. <br />

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PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Aus dem flüssigen Gemisch<br />

von Magaverde-Faser, Zellulose<br />

und Wasser werden<br />

in einem Tauchbecken mit<br />

zwei Kuka-Robotern die<br />

verschiedenen Formpressteile<br />

gepresst und<br />

anschließend in der Halle<br />

luftgetrocknet.<br />

Herstellung aus 100 Prozent Magaverdefasern möglich.<br />

Die gewonnenen Fasern sollen auf zwei Linien verarbeitet<br />

werden. Zum einen als Faserguss: In der Produktionshalle<br />

auf dem Firmengelände wurde eine Fasergussanlage<br />

errichtet. Hier können Produkte für den<br />

Gartenbau wie Anzuchttöpfe, Pflanztöpfe, Mulchmatten<br />

oder auch Transporttrays hergestellt werden. Auch<br />

Nierenschalen für den medizinischen Bereich wurden<br />

bereits versuchsweise hergestellt. Die Formen hat sich<br />

Heitmann zunächst noch aus China bestellt, doch erste<br />

Versuche, die Formen auf eigenen 3D-Druckern herzustellen,<br />

verliefen erfolgreich.<br />

So wird eine schnelle Anpassung an die Anforderungen<br />

künftiger Auftraggeber möglich. Die Herstellung<br />

der Fasergussteile erfolgt weitgehend automatisch: Ein<br />

Roboter, der mit der Hohlform bestückt ist, taucht seinen<br />

Arm in das mit den Fasern gefüllte Becken. Nach<br />

einem kurzen Moment taucht der Arm aus dem Becken<br />

auf. Dann kommt ein zweiter Roboter ins Spiel, der mit<br />

seinem Arm die Formteile aus der Form zieht. Die Teile<br />

werden dann zum Trocknen in Gestelle gehängt. Das<br />

Trocknen erfolgt in der Halle, in der bislang die Gärprodukte<br />

getrocknet werden. Die Gestelle werden an<br />

einer Kurvenbahn hängend durch den Raum gefahren.<br />

Die Trocknungshalle wurde dazu eigens noch einmal<br />

isoliert und verkleidet. Die Trocknungszeit für die Formteile<br />

soll etwa zwei Stunden betragen.<br />

Papier auf der Rolle<br />

Die zweite Linie befindet sich in einer weiteren Produktionshalle.<br />

Hier steht eine riesige, 30 Meter lange<br />

56


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

Biogasfördertechnik<br />

60m³ Feststoffeintrag<br />

Die Roboter-Arme lassen<br />

sich mit unterschiedlichen<br />

Formen für die Herstellung der<br />

Formpressteile bestücken.<br />

Feststoffeintrag in Edelstahlbauweise,<br />

die neue Schubboden-Generation:<br />

• echte wasserdichte Bodenwanne<br />

• geringer Stromverbrauch<br />

• einfacher Aufbau / geringe Ladehöhe<br />

• für alle stapelbaren Biomassen (bis 100% Mist)<br />

• effi zienter Vorschub bei schwierigen Substraten<br />

• hohe Austragsleistung auch bei Restmengen<br />

• Standardgrößen: 40m³, 60m³, 75m³, 100m³<br />

FSE Pico<br />

In der Stripp-Anlage wird den<br />

Gärresten das Ammoniak<br />

entzogen, hier im Schauglas ist<br />

Ammoniak in Wasser aufgelöst.<br />

Den Pico bieten wir in den Größen<br />

12m³ bis 16m³ an.<br />

Er verfügt über eine Austragsschnecke, zwei Auflockerungsschnecken<br />

und überzeugt damit durch<br />

die gering benötigte Gesamtantriebskraft von nur<br />

11,5 KW.<br />

Papiermaschine, die Christoph Heitmann<br />

in der Nähe von Berlin erwerben konnte.<br />

Mit Düsen werden die Fasern auf ein Siebband<br />

gespritzt. Nachdem es über mehrere<br />

Walzen gelaufen ist, wird das Faserpapier<br />

mit einer Rollenbreite von 2,30 Meter am<br />

Ende auf einer großen Rolle aufgewickelt.<br />

Mit Baumärkten haben sich hier bereits<br />

Abnehmer gefunden.<br />

Auf der Papiermaschine können Mulchvliese,<br />

Mulchmatten und Kartonmaterial<br />

produziert werden. Die jährliche Produktionsmenge<br />

von 8.000 Tonnen Biofasern<br />

reicht aus, um daraus 615 Millionen (Mio.)<br />

Fasergussteile oder 44 Mio. Quadratmeter<br />

Biopapier/Mulchvlies zu erzeugen. Erste<br />

Kleinmengen werden bereits produziert.<br />

Versuche im Gartenbau mit den Töpfen<br />

stimmen optimistisch, denn durch die<br />

Düngewirkung aus dem Topf zeigen die<br />

Pflanzen gute Wachstumserfolge. „Durch<br />

die Feuchtigkeit zersetzt sich das Material<br />

langsam, sodass die Düngewirkung<br />

der Gärreste zum Tragen kommt“, erklärt<br />

Christoph Heitmann den Effekt.<br />

Der „Input“ für die Anlage wächst auf rund<br />

1.000 Hektar um Ottersberg – auf eigenen<br />

und gepachteten Flächen. Von einem zweiten<br />

Betrieb im nördlichen Sachsen-Anhalt<br />

wird ein großer Teil des Substrates angeliefert.<br />

Für den Transport sorgen zehn eigene<br />

Lkw-Sattelzüge. Die Kombiliner neh­<br />

57<br />

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MaCBox Flüssigeintrag:<br />

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Dieses reduziert die Bildung von Schwimm- und<br />

Sinkschichten im Fermenter. Selbst schwierige<br />

Feststoffe wie Putenkot, Rindermist und langfaserige<br />

Stoffe sind für die MaCBox kein Problem.<br />

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PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Der Leiter der<br />

Papierproduktion,<br />

Philipp Senn, prüft<br />

die Papierqualität<br />

im Labor.<br />

In der Papierhalle steht eine große Papiermaschine<br />

zur Herstellung von Papier, Kartonagen<br />

und Mulchvlies aus den Magaverde-Fasern. <br />

<br />

Zwei Innio Jenbacher<br />

Typ 620 erzeugen die<br />

Energie aus Biogas<br />

u.a. für die Papierherstellung.<br />

<br />

men auf der Rückfahrt die Gärrückstände<br />

wieder mit. In der NawaRo-Biogasanlage<br />

der Benas werden Silomais, Getreide-GPS,<br />

Gras und Getreidekorn als Substrat eingesetzt.<br />

Insgesamt werden 120.000 Tonnen<br />

Biomasse im Jahr aus landwirtschaftlicher<br />

Produktion und von Naturschutzflächen<br />

verarbeitet. Momentan ist eine Anlagenleistung<br />

von 11,35 Megawatt installiert.<br />

Angeschlossen ist auch eine Biogas-Aufbereitungsanlage,<br />

die stündlich 750 m 3 Biomethan<br />

in das Erdgasnetz einspeist.<br />

Die eigene Energie nutzen<br />

Für Flexibilität sorgt ein Gasspeicher mit<br />

einem Volumen von 36.000 m 3 . „Das ist<br />

auch notwendig, da wir in unserer Region<br />

zunehmend mit Anlagen-Abschaltungen zu<br />

tun haben“, betont Christoph Heitmann.<br />

Die Aufteilung der Strom- und Gas­<br />

58


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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Philipp Senn überwacht das<br />

Papierschöpfen aus Maisfasern<br />

von Gärresten in der Papierhalle.<br />

Christoph Heitmann, Geschäftsführer<br />

der Benas Gruppe, sagt:<br />

„Die jährliche Produktionsmenge<br />

von 8.000 Tonnen Biofasern reicht<br />

aus, um daraus 615 Millionen<br />

Fasergussteile oder 44 Millionen<br />

Quadratmeter Biopapier/Mulchvlies<br />

zu produzieren.“ <br />

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PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

„Mit unserer patentierten<br />

Entwicklung<br />

haben wir zudem ein<br />

Monopol“<br />

Christioph Heitmann<br />

Faserplusverfahren: Drei große<br />

Silos mit Gärresten und Wasser<br />

sind Teil der Ammoniak-Stripp-<br />

Anlage.<br />

Viel Betrieb auf der Großbaustelle.<br />

Doch die Benas Biopower GmbH<br />

hat die Zukunft fest im Blick.<br />

Verwaltungsgebäude mit Gaskuppel<br />

und BHKW-Gebäude mit Firmen-<br />

Logo. <br />

produktion beträgt derzeit 60:40. Mit der<br />

neuen Papierverarbeitung soll ein Teil der<br />

Energie selbst genutzt werden.<br />

Da ist zum einen der Biogasbrenner für die<br />

Trocknung der Produkte. 70 Prozent der<br />

Biogaswärme können für den Faserplus-<br />

Prozess genutzt werden. Die größten Stromverbraucher<br />

sind aber die Produktionsanlagen<br />

selbst. Für die Formteile kalkuliert der<br />

Geschäftsführer einen Stromverbrauch von<br />

150 Kilowattstunden (kWh), für die Papiermaschine<br />

450 kWh. Angestrebt wird, die<br />

Produktionsanlagen im Dreischichtbetrieb<br />

laufen zu lassen.<br />

„Damit entfällt der Prozess des Vorheizens,<br />

der besonders energieintensiv ist“, unterstreicht<br />

Heitmann. Mit der Nutzung der<br />

selbst erzeugten Energie läuft die Produktion<br />

praktisch CO 2<br />

-neutral. Fünf Mitarbeiter<br />

je Schicht und Maschine werden dann<br />

hinzukommen. Derzeit sind insgesamt 50<br />

Mitarbeiter bei der Benas Biopower GmbH<br />

angestellt, darunter auch eigene Schweißer<br />

und Elektriker.<br />

60


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

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Verschiedene Produkte aus Fasern der Gärreste: Pflanztöpfe, Formteile, Papier, Kartonagen.<br />

Alle Produkte sind biologisch abbaubar.<br />

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© chrisberic<br />

Wenn die Nachfrage sich gut entwickelt,<br />

wäre es eine Option, andere Biogasanlagen<br />

in Lizenz produzieren zu lassen. Das<br />

könnte ein mögliches Geschäftsfeld für<br />

Biogasanlagen nach der Laufzeit der EEG-<br />

Vergütung sein. Die Marktentwicklung<br />

schätzt Christoph Heitmann optimistisch<br />

ein: „Das Interesse an nachhaltigen Produkten<br />

ist vorhanden und wird noch größer.<br />

Mit unserer patentierten Entwicklung<br />

haben wir zudem ein Monopol.“ Die biologisch<br />

abbaubaren Produkte können Kunststoffe<br />

in der Landwirtschaft und im Gartenbau<br />

ersetzen. Darüber hinaus werden<br />

Nährstoffkreisläufe geschlossen. Das innovative<br />

Verfahren wurde auf dem Biogas-<br />

Innovationskongress <strong>2021</strong> als Preisträger<br />

in der Kategorie Wirtschaft ausgezeichnet<br />

und hat beim Innovationspreis Göttingen<br />

den 2. Platz belegt.<br />

Autor<br />

Thomas Gaul<br />

Freier Journalist<br />

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(links) und M.Sc. Ralf<br />

Näke vom Fraunhofer-<br />

Institut für Keramische<br />

Technologien und Systeme<br />

IKTS in Dresden<br />

freuen sich über die<br />

ersten aus Rohbiogas<br />

hergestellten Kohlenwasserstoffe.<br />

Biogas kann mehr als Energie. Immer neue Anwendungsbereiche erobert sich das grüne<br />

Gas auch bei der stofflichen Verwertung. In Sachsen testen Wissenschaftler und Praktiker<br />

auf einer vornehmlich mit biogenen Reststoffen betriebenen Anlage die nachhaltige<br />

Herstellung von hochreinen und zartschmelzenden Biowachsen für die Kosmetikindustrie<br />

aber ebenso für umweltfreundliche Lacke und Schmierstoffe. Gegenwärtig basieren diese<br />

Produkte oft noch auf fossilem Erdöl.<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Erfreut hält Dr. Erik Reichelt ein Fläschchen<br />

in die Höhe. Gemeinsam mit Ralf Näke beobachtet<br />

er, wie sich die Flüssigkeit darin in<br />

zwei Phasen auftrennt. „Das sind die ersten<br />

aus Rohbiogas hergestellten Kohlenwasserstoffe“,<br />

erklärt Reichelt. Das Verfahren dafür haben<br />

die beiden Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für<br />

Keramische Technologien und Systeme (IKTS) Dresden<br />

in Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen<br />

und Praxispartnern entwickelt.<br />

Eine entsprechende Demonstrationsanlage ging Mitte<br />

September auf dem Gelände des Anlagenbauers Ökotec<br />

im sächsichen Thallwitz in Betrieb. Das Rohbiogas für<br />

die in einem Container untergebrachten Systemkomponenten<br />

zur Wachsherstellung entsteht in Fermentern,<br />

die überwiegend mit Rest- und Abfallstoffen der regionalen<br />

Lebensmittelindustrie, vornehmlich Fettabscheiderinhalten,<br />

betrieben werden (siehe Steckbrief Abfall-<br />

Biogasanlage Thallwitz).<br />

Durch die verfahrensbedingte Reinheit eigneten sich<br />

die aus Biogas gewonnenen Rohwachse insbesondere<br />

für eine Weiterverarbeitung zu chemischen Erzeugnissen,<br />

die mit hohen Erwartungen an die Produktgüte verknüpft<br />

sind, etwa zu Cremes und anderen Kosmetikartikeln.<br />

Dies hätten Untersuchungen unter Leitung von<br />

Prof. Dr. Sven Kureti an der Technischen Universität<br />

Bergakademie Freiberg bestätigt.<br />

Handelsübliche Cremes basierten gegenwärtig oft noch<br />

auf Erdölderivaten. Bei diesen besteht die Gefahr,<br />

dass sie Verunreinigungen enthalten, beispielsweise<br />

Schwefelverbindungen oder polyzyklische aromatische<br />

Kohlenwasserstoffe (PAK), die Unverträglichkeiten<br />

auslösen können. Darüber hinaus würden synthetisch<br />

erzeugte Biowachse auch beim Einsatz als Schmierstoff,<br />

als Additive in Farben und Lacken oder bei der<br />

Papierherstellung eine Kontinuität bei den Eigenschaften<br />

gewährleisten, die mit erdölbasierten Wachsen<br />

nicht erreichbar ist.<br />

Basis für Cremes und Kosmetika<br />

„Die Herstellung hochwertiger Biowachse ist eine realistische<br />

Option für den förderunabhängigen Betrieb<br />

bestehender und zukünftiger Biogasanlagen“, nennt<br />

der Gruppenleiter Systemverfahrenstechnik als Intention<br />

für die mehrjährige Forschungsarbeit auf diesem<br />

Gebiet am IKTS.<br />

CH 4<br />

- und CO 2<br />

-Nutzung<br />

Neben der gleichbleibenden Qualität sieht Reichelt in<br />

der möglichen Biozertifizierung der Endprodukte einen<br />

Wettbewerbsvorteil bei der Vermarktung von Biowachsen<br />

und verweist in diesem Zusammenhang auf einen<br />

weiteren Aspekt in puncto Nachhaltigkeit. „Im Gegensatz<br />

zur Energiebereitstellung werden bei der stoffli­<br />

FOTOS: CARMEN RUDOLPH<br />

62


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

An der Leitwarte kann in die Steuerung der ansonsten vollautomatisch<br />

arbeitenden Anlage zur Wachsherstellung eingegriffen werden.<br />

Auf der linken Seite der Demonstrationsanlage<br />

zur Wachsherstellung befinden sich die Ventile<br />

zur Regelung und der Reformer zur Erzeugung<br />

des Synthesegases (Hintergrund).<br />

chen Verwertung nicht nur das CH 4<br />

, sondern<br />

auch das CO 2<br />

und damit ein weitaus<br />

größerer Teil des Biogases genutzt“, betont<br />

der Wissenschaftler.<br />

Letztlich würden bei der Technologie, die in<br />

dem Projekt zum Einsatz kommt, hochreine<br />

Kohlenstoffketten gebildet, deren Länge<br />

sich mit unterschiedlichen Stellschrauben<br />

regulieren lasse. Im aktuellen Forschungsvorhaben<br />

liege das Augenmerk zwar auf den<br />

Wachsen. Aber aus dem nachhaltigen Rohstoff<br />

Biogas ließe sich im Verfahrensverlauf<br />

beispielsweise auch Kerosin auskoppeln.<br />

Dies ließe sich sowohl aus den flüssigen<br />

Kohlenwasserstoffen gewinnen, die neben dem Wachs<br />

als eines der Hauptprodukte des Verfahrens entstehen,<br />

als auch aus den Wachsen selbst, wenn sie mittels Hydrocracking<br />

in flüssige Kraftstoffe umgewandelt werden.<br />

Dieser Aspekt habe zu Beginn des Forschungsvorhabens<br />

nur eine untergeordnete Rolle gespielt, gewinne<br />

nun jedoch mit der beschlossenen Nachhaltigkeitsquote<br />

bei Flugbenzin von 0,5 Prozent ab 2026 und 2 Prozent<br />

ab 2030 durchaus an Bedeutung.<br />

Synthesegas – Umwandlung in flüssige<br />

und wachsförmige Produkte<br />

Das Verbundprojekt Wachse aus Biogas startete bereits<br />

2017 mit Unterstützung des Europäischen Fonds für<br />

regionale Entwicklung (EFRE). Dabei projektierte die<br />

DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH den Reformer, der<br />

für die Umwandlung des Biogases in Synthesegas benötigt<br />

wird. In dem vom IKTS für die Wachsherstellung<br />

Vom Produktgemisch aus dem Fischer-Tropsch-<br />

Reaktor werden in nachfolgenden Temperaturfallen<br />

die Biowachse abgetrennt.<br />

Im Fischer-Tropsch-Reaktor reagiert das<br />

Synthesegas zu unterschiedlichen Kohlenwasserstoffverbindungen.<br />

modifizierten Fischer-Tropsch-Reaktor, zu dem wiederum<br />

die Professur für Reaktionstechnik an der TU Bergakademie<br />

Freiberg einen neuartigen Katalysator beisteuerte,<br />

erfolgt die Umwandlung des Synthesegases<br />

in flüssige und wachsförmige Produkte. Diese beiden<br />

Aggregate bilden daher den Kern des Prozesses.<br />

Ziel der jetzigen zweiten, aus Mitteln zum Strukturwandel<br />

im mitteldeutschen Kohlerevier geförderten<br />

Projektphase ist, das Biowachsverfahren in einer Demonstrationsanlage<br />

unter praxisnahen Bedingungen<br />

zu testen und deren Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Über<br />

einen Bypass von der Gasleitung zu den Blockheizkraftwerken<br />

(BHKW) der Ökotec-Biogasanlage in Thallwitz<br />

(Landkreis Leipzig) werden dafür stündlich 1 bis 1,5<br />

Kubikmeter (m³) Biogas als Input für die Aggregate im<br />

Container abgezweigt.<br />

Nach der absorptiven Entschwefelung gelangt es in den<br />

auf 800 Grad Celsius erhitzten Biogasreformer,<br />

63


PRAXIS / TITEL BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Am Ende des Prozesses<br />

entstehen flüssige<br />

Kraftstoffe, beispielsweise<br />

Kerosin, und<br />

Biowachs (links), das<br />

eigentliche Zielprodukt.<br />

Von der Biogasanlage<br />

in Thallwitz kommt<br />

das Rohbiogas für die<br />

Demonstrationsanlage<br />

zur Wachsherstellung.<br />

Im Vordergrund die<br />

Annahme für die Fettabscheiderinhalte<br />

und<br />

die Hygienisierung.<br />

wo durch die Zudosierung<br />

von Wasser und<br />

unter Zuhilfenahme<br />

eines Katalysators die<br />

Umwandlung in Synthesegas<br />

erfolgt. Das so<br />

entstandene Gemisch aus Wasserstoff und Kohlenstoffmonoxid<br />

wird abgekühlt und dabei entfeuchtet. Erneut<br />

auf 200 Grad Celsius erhitzt und auf 20 bar verdichtet,<br />

strömt das trockene Synthesegas anschließend in den<br />

Fischer-Tropsch-Reaktor.<br />

IKTS-Wissenschaftler Ralf Näke verfolgt am Bildschirm das Hochfahren der Demonstrationsanlage im<br />

Container in Thallwitz. Dies ist auch per Fernüberwachung vom Institut in Dresden aus möglich.<br />

Reaktion zu unterschiedlichen<br />

Kohlenwasserstoff-Verbindungen<br />

„Der Reaktor ist mit einem speziellen Katalysator befüllt.<br />

An ihm reagiert das Synthesegas zu unterschiedlichen<br />

Kohlenwasserstoffverbindungen. Die Bandbreite<br />

reicht hier vom einfachen CH 4<br />

bis zu sehr langkettigen<br />

Kohlenwasserstoffen, den Hartparaffinen“, beschreibt<br />

Ralf Näke die Arbeitsweise. Der Ingenieur für Elek tround<br />

Automatisierungstechnik hat die Anlagensteuerung<br />

konzipiert.<br />

Verbindungen, die den Fischer-Tropsch-Reaktor in flüssigem<br />

Zustand verlassen, verfestigen sich bei Raumtemperatur<br />

zu Wachsen. Die gasförmigen Bestandteile<br />

werden einem gekühlten Separator zugeführt. Was dort<br />

kondensiert (u.a. Benzin, Dieselöle, Kerosin), bleibt<br />

auch bei Raumtemperatur flüssig. Die verblei­<br />

Steckbrief Abfall-Biogasanlage<br />

Thallwitz<br />

Die von der Ökotec Anlagenbau GmbH errichtete und betriebene<br />

Biogasanlage in Thallwitz verarbeitet überwiegend Bioabfälle<br />

der Lebensmittelindustrie aus der Region, vor allem Fettabscheiderinhalte.<br />

Zu den Co-Substraten gehören Gülle und Festmist<br />

aus den Schweineställen des benachbarten Agrarbetriebes,<br />

Rückstände aus der Rapsölproduktion (Schleimstoffe) und im<br />

Sommer Grünschnitt.<br />

Seit der Inbetriebnahme im Jahr 2000 erfolgte zwei Mal ein<br />

umfassendes Repowering. Dabei erhöhte sich die elektrische<br />

Leistung von 160 Kilowatt auf 1 Megawatt und das Gärvolumen<br />

verdoppelte sich auf insgesamt 5.000 m³. Vor der Vergärung wird<br />

der Input in einem 100 m³ fassenden Behälter mindestens eine<br />

Stunde bei 70 Grad Celsius hygienisiert. Die thermische Energie<br />

dafür kommt von den drei BHKW und, wenn diese nicht ausreicht,<br />

von einem mit Biogas betriebenen Dampferzeuger. Um die bei<br />

der Hygienisierung entstehenden starken Geruchsemissionen zu<br />

minimieren, werden die Dämpfe der erhitzten Fettabscheiderinhalte<br />

von einem starken Exhauster abgesaugt und in zwei Stufen<br />

gereinigt.<br />

Text: Wolfgang Rudolph<br />

64


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

65


PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Dr.-Ing. Erik Reichelt<br />

entnimmt der<br />

Demonstrationsanlage<br />

erstmals eine Probe<br />

des Gemischs aus<br />

Kohlenwasserstoffen.<br />

Verbindungen,<br />

die den Fischer-<br />

Tropsch-Reaktor<br />

in flüssigem<br />

Zustand verlassen,<br />

verfestigen sich bei<br />

Raumtemperatur zu<br />

Wachsen.<br />

benden gasförmigen Komponenten (u.a. Methan,<br />

Ethan, Propan) fließen entweder zurück zum Startpunkt<br />

des Bioraffineriesystems, der Herstellung des<br />

Synthesegases, oder sie werden als Brennstoff für die<br />

Aufheizung des Reformers genutzt.<br />

„Nach dem erfolgreichen Hochfahren optimieren<br />

wir in den nächsten Monaten die Anlage hinsichtlich<br />

unserer Zielprodukte, den zartschmelzenden Wachsen“,<br />

informiert Reichelt. Beeinflussen ließe sich<br />

dies beispielsweise durch die Zusammensetzung des<br />

Synthesegases oder die Bedingungen im Fischer-<br />

Tropsch-Reaktor. So begünstige Wasserstoffmangel<br />

im Synthesegas oder eine abgesenkte Reaktortemperatur<br />

die Bildung der angestrebten langkettigen<br />

Kohlenwasserstoffe. Die Biowachsanlage fahre im<br />

Testbetrieb weitestgehend vollautomatisch. Parameteränderungen<br />

könnten ferngesteuert vom IKTS in<br />

Dresden aus vorgenommen werden.<br />

Für eine realitätsnahe Wirtschaftlichkeitsbewertung<br />

berücksichtige man in einigen Versuchsreihen die allgemeinen<br />

Durchschnittswerte bei der Zusammensetzung<br />

des Rohbiogases und mische dem der Biogasanlage<br />

entnommenen Rohbiogas, das durch den Einsatz<br />

hochenergetischer Reststoffe 60 bis 70 Prozent Methan<br />

enthält, CO 2<br />

zu, um auch den Einfluss von Biogas<br />

geringer Qualität zu untersuchen.<br />

Außerhalb des<br />

Containers mit der<br />

Demonstrationsanlage<br />

zur Wachsherstellung<br />

befinden sich Flaschen<br />

mit unterschiedlichen<br />

Gasen, unter anderem<br />

zum Spülen von<br />

Messfühlern und zur<br />

Anhebung des CO 2<br />

-<br />

Gehalts im Biogas für<br />

den Input.<br />

66


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

Aus einem Kubikmeter<br />

Gas entstehen 0,5<br />

Liter Produktmischung<br />

„Aus einem Kubikmeter<br />

Biogas entstehen nach unseren<br />

Berechnungen und<br />

Laborversuchen etwa 0,5<br />

Liter Produktmischung.<br />

Diese enthält in etwa gleichen<br />

Anteilen flüssige Bestandteile<br />

sowie solche, die<br />

sich bei Zimmertemperatur<br />

verfestigen“, nennt der<br />

Wissenschaftler als groben<br />

Anhaltspunkt. Denkbar wäre<br />

eine Anpassung an die Rohbiogasmenge,<br />

die stofflich<br />

verwertet werden soll, durch<br />

einen modularen Aufbau der<br />

Biowachsraffinerie.<br />

Hohe Erwartungen an einen erfolgreichen<br />

Projektabschluss knüpft auch Gerhard<br />

Wilhelm, Inhaber der Ökotec Anlagenbau<br />

GmbH, die die Biogasanlage in Thallwitz<br />

betreibt. „Zum einen kann ich unseren<br />

Kunden mit dieser Technologie zur Herstellung<br />

von nachhaltigen Produkten dann eine<br />

Alternative zur Energieerzeugung anbieten.<br />

Außerdem produzieren wir selbst an einem<br />

anderen Standort kosmetische Produkte<br />

auf Algenbasis. Dort gäbe es für die hochwertigen<br />

Biowachse ein breites Einsatzfeld“,<br />

so Wilhelm.<br />

Markus Wigger (links), Technischer<br />

und Kaufmännischer<br />

Leiter, und Gerhard Wilhelm<br />

(2. von rechts), Geschäftsführer<br />

der Ökotec Anlagenbau<br />

GmbH, sowie die Wissenschaftler<br />

am Fraunhofer IKTS<br />

Dr.-Ing. Erik Reichelt (rechts)<br />

und M.Sc. Ralf Näke (2. von<br />

links) sehen in der Biowachsproduktion<br />

eine Option für<br />

Biogasanlagen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Freier Journalist ∙ Rudolph Reportagen – Landwirtschaft,<br />

Umwelt, Erneuerbare Energien<br />

Kirchweg 10 · 04651 Bad Lausick<br />

03 43 45/26 90 40<br />

info@rudolph-reportagen.de<br />

www.rudolph-reportagen.de<br />

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» Energie- & Klimapolitik<br />

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» Abfallvergärung<br />

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Digital<br />

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7. – 9. Dezember <strong>2021</strong><br />

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Aktuelle Informationen und Anmeldung:<br />

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67


PRAXIS / TITEL<br />

Nährstoffspritze<br />

unters Wurzelwerk<br />

Lohnunternehmer Uwe Schiller entwickelte ein Verfahren zur Injektionsdüngung in stehenden<br />

Kulturen und auf Grünland. Die Bandablage des Cultan fähigen Gärprodukts aus Reststoffen<br />

der Milchindustrie erfolgt mittels selbst konstruierter Applikationstechnik.<br />

Von Wolfgang Rudolph<br />

Wer sich die Wirkung landwirtschaftlicher<br />

Düngung vor Augen führen will,<br />

dem empfiehlt Uwe Schiller eine regelmäßige<br />

Begutachtung der Schläge<br />

aus der Vogelperspektive. „Drohnenfotos<br />

von Ackerkulturen erinnern immer ein bisschen ans<br />

Malen nach Zahlen“, sagt der Lohnunternehmer. Denn<br />

auf den Luftbildern würden sich sowohl die Wegstrecke<br />

als auch die Arbeitsweise des Düngerfahrzeugs abzeichnen.<br />

Jede Unregelmäßigkeit in der Spurführung<br />

und bei der Dosierung sei nachvollziehbar.<br />

Der gebürtige Niederrheiner ist Inhaber des Unternehmens<br />

DST-Agrar mit Sitz in Pöhsig, einem Ortsteil der<br />

sächsischen Kleinstadt Grimma (Landkreis Leipzig).<br />

Kern seines Dienstleistungsangebotes ist die Düngung.<br />

Darin sieht er mehr als nur die Ausbringung von Pflanzennährstoffen<br />

zum bestmöglichen Zeitpunkt. „Um<br />

den wachsenden Anforderungen beim Umwelt- und<br />

Klimaschutz gerecht zu werden, muss die Düngung<br />

zukünftig eine Reihe weiterer Kriterien erfüllen“, so<br />

Schiller.<br />

Das beginne bereits bei der Bereitstellung von Düngemitteln,<br />

die mit dem geringstmöglichen Einsatz von<br />

Energie und Primärrohstoffen erfolgen sollte. Aber<br />

auch durch das Schließen heute vielfach unterbrochener<br />

Nähr- und Wertstoffkreisläufe ließen sich nach Ansicht<br />

des gelernten Landwirts vorhandene Ressourcen<br />

nachhaltiger und effizienter nutzen.<br />

Ein Reststoff in mehrfacher Hinsicht<br />

Bei der Suche nach Substanzen aus der Lebensmittelverarbeitung,<br />

die sich als Dünger für den Pflanzenbau<br />

eignen, stieß Schiller auf eine milchig-trübe Flüssigkeit,<br />

die gleich in mehrfacher Hinsicht ein Reststoff ist.<br />

FOTOS: CARMEN RUDOLPH<br />

68


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

BIOGASANALYSE<br />

SSM 6000<br />

PRAXIS / TITEL<br />

der Klassiker für die Analyse<br />

von CH 4<br />

, H 2<br />

S, CO 2<br />

, H 2<br />

und O 2<br />

mit und ohne Gasaufbereitung<br />

für NO x<br />

, CO und O 2<br />

, mehrere<br />

Meßstellen (44. BlmSchV.)<br />

*<br />

SSM 6000 ECO<br />

*<br />

*<br />

Durch die Injektion des Flüssigdüngers entsteht in der Kultur kein bleibender Schaden.<br />

Links: Das Injektionsgerät verfügt über 37 einzeln aufgehängte Schare und hat,<br />

vollständig ausgeklappt, eine Arbeitsbreite von 12 m.<br />

FOS/TAC<br />

automatischer Titrator<br />

zur Bestimmung von<br />

FOS, TAC und<br />

FOS/TAC<br />

TRAS 120<br />

44. BlmSchV.<br />

sprechen<br />

Sie uns an!<br />

Es handelt sich um vergorene und nach der<br />

Biogasproduktion in einem speziellen Verfahren<br />

aufbereitete Dünnschlempe. Dünnschlempe<br />

ist ein Nebenprodukt aus der<br />

Herstellung von Bio-Ethanol, die in diesem<br />

Fall wiederum auf Rückständen der Käseherstellung<br />

basiert (siehe Kasten).<br />

Die wässrige Lösung enthält nur 0,6 Prozent<br />

(%) Stickstoff (nitratfrei, 19 % als<br />

Ammonium) aber 1,7 % Phosphat, mehr<br />

als 4 % Kalium sowie über 14 % organische<br />

Substanz mit den Spurenelementen<br />

Natrium, Schwefel und Magnesium. „Natrium,<br />

von dem die Lösung etwa 14 Kilogramm<br />

pro Tonne (kg/t) enthält, verbessert<br />

die Regulierung des Wasserhaushalts der<br />

Pflanzen und ergänzt dadurch die Wirkung<br />

des Kaliums“, sagt Schiller. Außerdem<br />

zeigten die regelmäßigen Analysen einen<br />

Gehalt von gut 15 kg Kohlenstoff pro Tonne.<br />

Die Applikation von 3 t Flüssigdünger<br />

entspreche somit der Humuswirkung von<br />

1 t eingemischtem Stroh.<br />

Damit eignet sich das in konstanter Zusammensetzung<br />

anfallende Nebenprodukt<br />

als organisches NPK-Düngemittel<br />

zur Pflan zenernährung und Verbesserung<br />

der Bodenfruchtbarkeit. Dies gilt auch für<br />

Ökobetriebe, da der Flüssigdünger als Betriebsmittel<br />

nach den Richtlinien des Forschungsinstituts<br />

für biologischen Landbau<br />

(FiBL) zertifiziert ist. Für den konventionellen<br />

Einsatz stellt die DST-Agrar auf Wunsch<br />

durch Zumischung von Ammoniumsulfat-<br />

Lösung (ASL), das der Dienstleister ebenfalls<br />

als Nebenprodukt bezieht, einen nitratfreien<br />

Flüssigvolldünger bereit.<br />

Nährstoffkreislauf klimaschonend<br />

schließen<br />

„So kann der ermittelte Phosphat- und Kalibedarf<br />

für die gesamte Vegetationsperiode<br />

in einer Gabe ausgebracht und gleichzeitig<br />

die N-Düngermenge ohne Ertragseinbußen<br />

reduziert werden“, merkt der Firmenchef<br />

an. Auch Gülle, Gärreste und Jauche<br />

* proCAL für SSM 6000, ist<br />

die vollautomatische,<br />

prüfgaslose Kalibrierung<br />

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PRAXIS / TITEL<br />

FOTO: UWE SCHILLER<br />

Als Lager für den Flüssigdünger dienen witterungsbeständige Spezialsäcke am Firmenstandort<br />

oder direkt beim Kunden mit einer Kapazität zwischen 100.000 und 300.000 Liter.<br />

Befülltes flexibles Lager für<br />

den Flüssigdünger.<br />

So entsteht NPK-Dünger aus Dünnschlempe<br />

Die milchig-trübe Flüssigkeit entsteht<br />

durch das Vergären von Dünnschlempe<br />

und ist ein wertvoller NPK-Langzeitdünger.<br />

Das Verfahren zur stofflichen und energetischen Nutzung von Dünnschlempe basiert auf Forschungen des Dresdener<br />

Fraunhofer Instituts für keramische Technologien und Systeme IKTS in Kooperation mit der Sachsenmilch Leppersdorf<br />

GmbH. Dünnschlempe, die viele organische Säuren enthält, verbleibt bei der Herstellung von Bioethanol aus Reststoffen<br />

der Molkereiverwertung und wurde früher kostenaufwendig entsorgt.<br />

Die Verarbeitung der Schlempe erfolgt in mehreren Prozessschritten. Zunächst vergären deren organische Bestandteile<br />

in einem nach dem EGSB (Expanded-Granular-Sludge-Bed)-Prinzip arbeitenden Hochleistungsvergärungsreaktor zu<br />

Biogas. In der darauffolgenden Prozessstufe werden die anorganischen Inhaltsstoffe, insbesondere Ammonium und<br />

Phosphat, durch die Zugabe von Reaktorchemikalien abgetrennt. Im Ergebnis entsteht der NPK-Langzeitdünger.<br />

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70<br />

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PRAXIS / TITEL<br />

ließen sich durch die Zugabe des organischen NPK-<br />

Düngers aufwerten und damit ließe sich deren Transportwürdigkeit<br />

erhöhen.<br />

Eine Besonderheit sei der Gehalt an Milchsäurebakterien<br />

(ca. 13 bis 18 kg/t). Sie würden das Bodenleben<br />

aktivieren und so die Mineralisierung der organisch gebundenen<br />

Nährstoffe befördern. Zudem habe man eine<br />

hemmende Wirkung auf pilzliche Erreger festgestellt.<br />

Nicht zuletzt schließe sich - ganz im Sinne der von<br />

Deutschland verfolgten Nachhaltigkeitsstrategie - mit<br />

der nahezu vollständigen Nutzung des Reststoffs aus<br />

der industriellen Herstellung von Lebensmitteln (Kat.3-<br />

Material) als Pflanzendünger ein bislang unterbrochener<br />

Nährstoffkreislauf zwischen Pflanze, Tier und Boden.<br />

Bessere Lockwirkung durch tiefe Ablage<br />

Parallel zur Erschließung von Düngemitteln befasste<br />

sich Schiller mit Technik zur effizienten und umweltgerechten<br />

Ausbringung. Dabei nutzte der 59-Jährige seine<br />

Erfahrungen mit dem Cultanverfahren, bei dem Flüssigdünger<br />

mittels Injektionsrädern in den Boden der Kultur<br />

eingespritzt wird. Dadurch entsteht ein Düngerdepot,<br />

aus dem sich die Pflanzen mit ihren bereits ausgebildeten<br />

Wurzeln über einen längeren Zeitraum mit Nährstoffen,<br />

vornehmlich sofort einlagerungsfähigem und<br />

bodenstabilem Ammonium, versorgen. Angestrebte<br />

Effekte sind die Einsparung von bis zu 20 % Stickstoff<br />

und die Vermeidung von Nitratauswaschungen. „Die<br />

Speichen an den Injektionsrädern dringen aller­<br />

Applikation von nitratfreiem<br />

Flüssigdünger<br />

mit dem Reiheninjektor<br />

vom Lohnunternehmen<br />

DST Agrar in einem<br />

Getreidebestand.<br />

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71


PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Auf der verlängerten Deichsel des Reiheninjektors befinden sich die Aggregate<br />

zum Pumpen und Verteilen des Flüssigdüngers.<br />

Mit der Messspitze des Sensorspatens können vor<br />

der Düngerausbringung die wichtigsten Bodenparameter<br />

in Echtzeit ermittelt werden.<br />

Lohnunternehmer Uwe Schiller demonstriert die<br />

Handhabung des „Sensorspatens“ zur schnellen<br />

Ermittlung der Bodenparameter auf Acker und<br />

Grünland.<br />

Martin Kretzschmar, Leiter des Standorts Dahme,<br />

mit einer Drohne für die Kontrolle des Düngeerfolgs<br />

vor dem selbst entwickelten Scheibenrad-Injektionsgerät.<br />

72


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

Anlagenbau<br />

Jetzt Energiefresser<br />

tauschen, CO 2 einsparen<br />

und bis zu 40 % BAFA<br />

Förderung sichern!<br />

Zusätzliche Hydraulikzylinder drücken das Schlitzgerät auf den Acker,<br />

um eine gleichmäßige Tiefenführung zu gewährleisten.<br />

dings nur etwa 3 bis 5 Zentimeter in den<br />

Boden ein“, benennt Schiller das Problem<br />

bei dieser Technologie. Der obere Bereich<br />

sei aber infolge der Klimaveränderung immer<br />

häufiger ausgetrocknet. Das vermindere<br />

den Düngeeffekt enorm. Als Alternative<br />

entwickelte er ein gezogenes Scheibenrad-<br />

Injektionsgerät. Es legt das Düngerband<br />

in bis zu 15 Zentimeter Tiefe mit einem<br />

Reihenabstand von 32 Zentimeter (cm)<br />

ab. „Dadurch verringert sich nicht nur die<br />

Gefahr, dass die Nährstoffe austrocknen.<br />

Die tiefer abgelegten Nährstoffe, vornehmlich<br />

der immobile Phosphor, intensivieren<br />

durch ihre Lockwirkung außerdem die Ausbildung<br />

der Wurzelsysteme. Wodurch sich<br />

wiederum die Widerstandsfähigkeit der<br />

Pflanzen bei Trockenperioden verbessert“,<br />

merkt Schiller an.<br />

37 Düngerschare auf 12 Meter<br />

Arbeitsbreite<br />

Hauptkomponenten der Innovation sind<br />

das auf einem doppelachsigen Fahrwerk<br />

montierte Fass mit 14.500 Liter Fassungsvermögen<br />

sowie die an der verlängerten<br />

Deichsel angebrachten Aggregate zum Applizieren,<br />

Pumpen und Verteilen des Flüssigdüngers.<br />

In einer zweiten, gezogenen<br />

Variante befindet sich das Fass auf dem<br />

Systemschlepper Claas Xerion.<br />

Das Injektionsgerät verfügt über 37 einzeln<br />

aufgehängte Schare und hat, vollständig<br />

ausgeklappt, eine Arbeitsbreite von 12<br />

Meter. Vor den Düngereinlegescharen, die<br />

sich auf eine Injektion im Bereich zwischen<br />

6 und 15 cm einstellen lassen, läuft eine<br />

Scheibe, die den Boden bis auf eine Tiefe<br />

von 20 cm vorschneidet. Die Scheiben<br />

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PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Die neueste Variante des Reiheninjektors für eine 20 cm tiefe Ablage des Flüssigdüngers<br />

nach der Ernte wird in der Endversion noch mit einem vorlaufenden<br />

Scheibenrad komplettiert, das den Boden entsprechend vorschneidet.<br />

Interessenvertreter für<br />

Dienstleister im Osten<br />

Das Unternehmen DST-Agrar ist Mitglied im Agroservice & Lohnunternehmerverband<br />

e.V. mit Sitz in Altlandsberg (Brandenburg). Der 1993 gegründete Zusammenschluss,<br />

in dem 97 landwirtschaftliche Dienstleister aus Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen sowie Hersteller und Institutionen<br />

aus dem Agrarbereich organisiert sind, ist die größte Interessenvertretung<br />

für diese Branche in den östlichen Bundesländern. Präsident des Verbandes ist<br />

Wolfgang Wildt, Geschäftsführer der Lobensteiner Landhandel- und Dienste GmbH.<br />

Die Geschäfte der Organisation leitet Dr. Marco Rebhann. Informationen zu den<br />

Verbandszielen, aktuellen Veranstaltungen und den Dienstleistungsangeboten der<br />

Mitglieder gibt es auf der Internetseite www.agro-service-verband.de.<br />

Erster Einsatz des modifizierten Reiheninjektors mit 20 cm Ablagetiefe und 6<br />

Meter Arbeitsbreite am Claas Xerion auf einem abgeernteten Getreidefeld.<br />

vor den Düngerscharen zum Durchschneiden des Bodens haben einen<br />

Durchmesser von 55 cm. Bei einer Arbeitsgeschwindigkeit von<br />

8 bis 9 km/h werden 300 PS, in bergigem Gelände 400 PS Zugkraft<br />

benötigt. Das komplette Gespann mit gefülltem Fass wiegt rund 34<br />

t. Das relativ geringe Gewicht ist gut für den Boden, reicht aber nicht,<br />

um die Aggregate bei trockenen Verhältnissen in konstanter Tiefe<br />

zu führen. Dafür sorgen Hydraulikzylinder, die das Schlitzgerät mit<br />

einer zusätzlichen Kraft von 12 t auf den Acker drücken.<br />

Die Regelung der injizierten Flüssigdüngermenge erfolgt über<br />

Durchflussmesser und die entsprechende Steuerung der Ventilöffnung.<br />

Überschüssige Mengen fließen über einen Bypass zurück in<br />

den Tank. „Für die Nährstoffabdeckung reichen in aller Regel 3 t/<br />

ha. Das zeigen die durchgeführten Analysen. Wir müssen bei der Bedarfsermittlung<br />

aufpassen, dass es nicht zu einer Überversorgung<br />

mit Natrium kommt“, berichtet Schiller vom praktischen Einsatz<br />

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BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

der Düngertechnologie auf jährlich rund 4.000 Hektar<br />

in Westsachsen, der Oberlausitz und Südbrandenburg.<br />

Bei einem Mix von organischem NPK-Dünger mit ASL<br />

bestimmt die schlagbezogene Stickstoff- und Phosphorbilanz<br />

das Mischungsverhältnis. „Die Ausbringmenge<br />

an Stickstoff können wir dabei auf 0,8 t/ha – gegebenenfalls<br />

auch weniger – reduzieren, bei gleichzeitiger<br />

Versorgung mit den anderen Pflanzennährstoffen. Das<br />

ist zum Beispiel auf sehr leichten Standorten hilfreich“,<br />

ergänzt Martin Kretzschmar. Der 32-jährige Landwirtschaftsmeister<br />

leitet den Standort der DST-Agrar im<br />

brandenburgischen Dahme.<br />

Auf Wunsch übernimmt das Unternehmen unmittelbar<br />

vor der Applikation eine Analyse der wichtigsten Bodenparameter.<br />

Zum Einsatz kommt dafür ein sogenannter<br />

Sensorspaten, der die Werte praktisch in Echtzeit auf<br />

dem Display anzeigt. Ebenso ist eine Kontrolle des Düngeerfolgs<br />

per Drohnenkamera möglich. Die Saison zur<br />

Einbringung des Flüssigdüngers beginnt für den Dienstleister<br />

am 1. Februar zunächst auf Grünland. Dann folgen<br />

Getreide, anschließend Mais.<br />

„Ich bekomme mehr Aufträge, als ich bewältigen kann.<br />

Lohnunternehmen, die ihren Kunden dieses bislang<br />

einmalige Düngeverfahren anbieten wollen, können<br />

sich gern bei mir melden“, sagt Schiller. Die Kulturen<br />

werden meist schräg zur Saatrille mit dem Scheibenrad-<br />

Injektionsgerät überfahren. Durch die präzise Ablage<br />

von bis zu 3.200 Liter pro Hektar ohne die Gefahr von<br />

Abdrift und Ammoniakverlust ist eine Applikation bis zu<br />

einem Meter an Gewässerrändern zulässig.<br />

Geplant ist eine Impulsdüngung<br />

Als Zwischenlager für beide Düngerkomponenten dienen<br />

witterungsbeständige Spezialsäcke des französischen<br />

Herstellers Labaronne Citaf. Die flexiblen Behälter<br />

mit einer Kapazität zwischen 100.000 und 300.000<br />

Liter befinden sich an den Firmenstandorten oder auch<br />

direkt bei den Kunden. Den Transport zwischen Lebensmittelindustrie,<br />

Lager und Einsatzort übernehmen<br />

Tankfahrzeuge mit Pumptechnik an Bord. Darüber hinaus<br />

stehen zwei – ebenfalls mit eigener Pumptechnik<br />

ausgestattete – Dreiachs-Fässer für die Pufferung am<br />

Feldrand zur Verfügung. Jedes der Scheibenrad-Injektionsgeräte<br />

muss in der Saison täglich mit 125 t Dünger,<br />

also rund fünf Lkw-Ladungen, beliefert werden.<br />

Der Firmenchef knobelt an einer weiteren Verbesserung<br />

des Verfahrens. Kürzlich gelang die Fertigstellung einer<br />

Gerätemodifikation, die eine Injektion des Flüssigdüngers<br />

bis in eine Tiefe von 20 cm ermöglicht. „Dies erfolgt<br />

dann aber nicht in stehenden Kulturen, sondern<br />

beispielsweise in die Ernterückstände vor der Neuaussaat“,<br />

erläutert der Lohnunternehmer.<br />

Damit die Pflanzenwurzeln auf ihrem Weg zum Depot<br />

weiteren Boden und damit Nährstoffe und Wasser erschließen,<br />

arbeitet er gemeinsam mit Forschenden an<br />

der TU Chemnitz an einem System zur Impulsinjektion,<br />

das den Düngerstreifen mit regelmäßigen Unterbrechungen<br />

in den Boden einbringt. „Das wäre dann eine<br />

Ablage wie bei der Cultandüngung mit Injektionsrädern,<br />

nur eben zwei Etagen tiefer und damit deutlich<br />

wirkungsvoller“, meint Schiller.<br />

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Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

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PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Neue ergänzende LAI-Vollzugshinweise<br />

zum Erhalt des Formaldehydbonus<br />

veröffentlicht<br />

Die Bund-Länder Arbeitsgemeinschaft Immissionsschutz (LAI) hatte im September 2020<br />

ohne große Ankündigung eine Neufassung des LAI-Beschlusses zur Zahlung des Formaldehydbonus<br />

veröffentlicht. Dieser Beschluss bedurfte noch weiterer Konkretisierungen und<br />

Erläuterungen, um eine praktikable Umsetzung sicherzustellen. Aus diesem Grund wurden<br />

im September <strong>2021</strong> ergänzende Vollzugshinweise durch den LAI veröffentlicht.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejzcyk<br />

Lange hat es gedauert, bis die LAI die vom<br />

Fachverband Biogas e.V. geforderten Konkretisierungen<br />

und Ergänzungen zum Beschluss<br />

vom September 2020 beschlossen und veröffentlicht<br />

hatte. Immer wieder stand der<br />

Fachverband Biogas im direkten Austausch mit der<br />

LAI und den beteiligten Behörden, um auf die zahlreichen<br />

Interpretationsfragen und -probleme hinzuweisen<br />

beziehungsweise Änderungsvorschläge in die Diskussion<br />

einzubringen. In der Biogasbranche und den<br />

für die Umsetzung zuständigen Behörden herrschte<br />

sehr große Verwirrung, wie die Vorgaben in der Praxis<br />

umzusetzen sind.<br />

Anforderungen und Umsetzungsfristen zu den Vollzugshinweisen<br />

Nr.<br />

Anforderungen für jeden Einzelmotor<br />

Motoren im<br />

Baurecht<br />

Motoren in<br />

44. BImSchV<br />

1. Logbuch gemäß VDMA 6299 5.1 01.01.22 01.01.22<br />

2.<br />

Zugangsbeschränkung Motorsteuerung gemäß<br />

VDMA 6299 5.2.1<br />

01.01.23 01.01.22<br />

3. Verplombung gemäß VDMA 6299 5.3 01.01.22 01.01.22<br />

4.<br />

5.<br />

Temperaturüberwachung Oxidationskatalysator<br />

(ggfs. auch andere Verfahren gemäß Behördenbewertung)<br />

gemäß VDMA 6299 5.4.1<br />

mindestens monatliche H 2<br />

S-Messung im Biogas<br />

gemäß VDMA 5.5<br />

01.01.23 01.01.22<br />

01.01.22 01.01.22<br />

6. NO x -Sensor gemäß VDMA 5.6 - 01.01.22<br />

Mit den jetzt veröffentlichten ergänzenden Vollzugshinweisen<br />

konnten die meisten offenen Fragen geklärt<br />

werden. So ist mit einer zeitnahen Anwendung der neuen<br />

Vorgaben durch die Behörden zu rechnen. In einigen<br />

Ländern werden gerade auch länderspezifische Erlasse<br />

vorbereitet, um die Umsetzung dieser Vorgaben verbindlich<br />

zu machen.<br />

Vollzugshinweise im Detail<br />

Da der Erhalt des Formaldehydbonus sowohl für genehmigungsbedürftige<br />

Motoranlagen [gemäß 44. Bundes-<br />

Immissionsschutzverordnung (BImSchV)] als auch für<br />

nicht genehmigungsbedürftige Motoren möglich ist,<br />

findet in den Vollzugshinweisen eine klare Unterscheidung<br />

der Anforderungen für diese beiden Anlagentypen<br />

statt (siehe Tabelle).<br />

Dokumentation im Logbuch<br />

Alle Motoren müssen spätestens ab dem 1. Januar<br />

2022 ein Logbuch gemäß den Vorgaben des VDMA-<br />

Einheitsblatts 6299 (Kapitel 5.1) führen. Um diese<br />

Vorgaben umzusetzen, hat der Fachverband eine Vorlage<br />

entwickelt (www.biogas.org). Diese Vorlage wird kontinuierlich<br />

an neue Erkenntnisse angepasst. Da diese<br />

Logbücher (können handschriftlich und/oder digital<br />

geführt werden) jetzt auch jährlich von den Messstellen<br />

gemäß Paragraf (§)29 b Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />

(BImSchG) geprüft werden, empfehlen wir eine<br />

zeitnahe Abstimmung mit den Messstellen, um den<br />

Arbeitsaufwand für alle Beteiligten zu reduzieren.<br />

Zugangsbeschränkung der Motorsteuerung<br />

In Kapitel 5.2 des VDMA 6299 ist eine Zugangsbeschränkung<br />

der Motorsteuerung gefordert, um keine<br />

unautorisierten Änderungen von Motoreinstellungen<br />

mit gegebenenfalls Auswirkungen auf das Emissionsverhalten<br />

zuzulassen. Bei Biogas-Motoranlagen, die<br />

nicht unter den Anwendungsbereich der 44. BImSchV<br />

fallen und die aufgrund ihres Alters oder ihrer Bauart<br />

noch nicht über eine Zugangsbeschränkung der Steuerung<br />

gemäß VDMA 6299 verfügen, ist die genannte<br />

Zugangsbeschränkung spätestens bis zum 1. Januar<br />

2023 umzusetzen und die fristgerechte Umsetzung<br />

zum Zeitpunkt der Einzelmessung im Vergütungsjahr<br />

entsprechend nachzuweisen.<br />

Für Motoren im Anwendungsbereich der 44. BImSchV<br />

muss eine Zugangsbeschränkung der Motorsteuerung<br />

gemäß VDMA 6299 hingegen schon ab dem<br />

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PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

1. Januar 2022 nachgewiesen werden. Aus<br />

dem Nachweis zur Zugangsbeschränkung<br />

der Steuerung gemäß des VDMA 6299<br />

muss auch ersichtlich sein, dass der Einbau<br />

und die Inbetriebnahme durch eine<br />

Fachfirma erfolgt sind.<br />

Verplombung des<br />

Oxidationskatalysators<br />

Alle Motoren müssen ab spätestens dem<br />

1. Januar 2022 eine Verplombung des Oxidationskatalysators<br />

gemäß Kapitel 5.3 des<br />

VDMA 6299 nachweisen. Die Entfernung<br />

und Anbringung der Verplombung darf nur<br />

durch ein bekanntgegebenes Messinstitut<br />

oder einen Servicebefugten erfolgen. Als<br />

ein Servicebefugter gilt gemäß VDMA 6299<br />

der Anlagenhersteller (Motorenhersteller/<br />

Hersteller des Abgasnachbehandlungssystems<br />

oder dessen Beauftragte) sowie<br />

Personen, die der Anlagenhersteller nach<br />

erfolgreicher Absolvierung entsprechender<br />

fachlicher Schulungen zur Durchführung<br />

der darin geschulten Tätigkeiten zulässt.<br />

Im Vergleich dazu, lassen die LAI-Vollzugshinweise<br />

aber keine Mitarbeiter der Biogasanlage<br />

selbst zu, auch wenn sie entsprechend<br />

geschult sind.<br />

Temperaturüberwachung der<br />

Oxidationskatalysatoren<br />

Bei Motoren, die den Anforderungen der<br />

44. BImSchV unterliegen, ist gemäß § 24<br />

(6) der 44. BImSchV der Nachweis des kontinuierlichen<br />

effektiven Betriebs (=Temperaturüberwachung<br />

vor Oxidationskatalysator)<br />

des Oxidationskatalysators zu führen.<br />

Diese Anforderungen sind im Kapitel 5.4.1<br />

des VDMA 6299 ausführlich beschrieben.<br />

Dementsprechend sind die Temperaturdaten<br />

im Abgas vor dem Oxidationskatalysator<br />

kontinuierlich aufzuzeichnen, Warnungen<br />

bei Überschreitung des spezifizierten<br />

Betriebsfensters im Normalbetrieb sind<br />

anzuzeigen und im Steuerungssystem zu<br />

dokumentieren. Gegebenenfalls erforderliche<br />

Service- und Wartungsarbeiten sind<br />

innerhalb eines angemessenen Zeitraums<br />

durchzuführen (alle Anlagen) und im<br />

Logbuch zu dokumentieren. Somit ist ab<br />

dem Kalenderjahr 2022 die Feststellung,<br />

dass eine geeignete Überwachung mittels<br />

Temperaturmessung (kontinuierliche Aufzeichnung)<br />

erfolgt, Teil der Beurteilung<br />

zur Gewährung der Zusatzvergütung für die<br />

Anlagen im Anwendungsbereich der 44.<br />

BImSchV.<br />

Bei Motoren, die nicht im Anwendungsbereich<br />

der 44. BImSchV sind, ist spätestens<br />

ab dem 1. Januar 2023 die Temperaturüberwachung<br />

gemäß VDMA 6299 Teil der<br />

Beurteilung zur Gewährung der Zusatzvergütung.<br />

Die Erfüllung dieser Vorgaben soll<br />

von den Messstellen überprüft und in der<br />

Anlage zum Messbericht bestätigt werden.<br />

Monatliche H 2<br />

S-Messung<br />

im Biogas<br />

Alle Motoren müssen spätestens ab dem<br />

1. Januar 2022 eine Überwachung der<br />

maximal zulässigen H 2<br />

S-Gehalte (Vorgabe<br />

des Herstellers des Katalysators) im<br />

Biogas zum Schutz der Oxidationskatalysatoren<br />

sicherstellen. In den Vollzugshinweisen<br />

wurden diese Anforderungen jetzt<br />

weiter konkretisiert, sodass regelmäßig<br />

(mindestens monatlich) eine Messung der<br />

Biogaszusammensetzung in Bezug auf H 2<br />

S<br />

sowie eine Umrechnung auf SO 2<br />

durch den<br />

Betreiber erfolgen muss.<br />

Eine Formel zur Umrechnung ist den<br />

Vollzugshinweisen zu entnehmen. Diese<br />

Ergebnisse müssen zusammen mit den<br />

festgestellten Methangehalten (CH 4<br />

) im<br />

Logbuch dokumentiert werden. Bei Überschreitungen<br />

der Herstellergrenzwerte<br />

(H 2<br />

S) sind unverzüglich weitergehende<br />

Maßnahmen (Optimierung der Entschwefelung)<br />

zur Sicherstellung der Grenzwerte<br />

einzuleiten und im Logbuch zu dokumentieren.<br />

Die bekanntgegebenen Messinstitute<br />

werden das jährlich prüfen.<br />

NO x<br />

-Überwachung im Abgas<br />

Nur für Motoren im Anwendungsbereich<br />

der 44. BImSchV ist ab dem Kalenderjahr<br />

2022 eine Überwachung der dauerhaften<br />

Einhaltung der Emissionsgrenzwerte für<br />

NO x mit NO x -Sensoren entsprechend den<br />

Vorgaben des Kapitels 5.6 des VDMA 6299<br />

sicherzustellen. Die Erfüllung der Vorgaben<br />

soll von den Messstellen überprüft<br />

werden und ist als Nachweis gemäß Nr. 6<br />

der Vollzugshinweise zusammen mit dem<br />

LAI-Messbericht vorzulegen.<br />

Die Auswertung der NO x -Sensorsignale<br />

umfasst unter anderem die Dokumentation<br />

der Alarmmeldungen und die Darstellung<br />

aller Tagesmittelwerte bis zum Zeitpunkt<br />

der jährlichen Emissionsmessung für den<br />

zurückliegenden (rollierenden) Betrachtungszeitraum.<br />

Die dauerhafte Einhaltung<br />

des NO x -Grenzwertes kann festgestellt werden,<br />

wenn anhand der vorliegenden Auswertung<br />

der Tagesmittelwerte innerhalb<br />

des Betrachtungszeitraums der Nachweis<br />

erbracht wird, dass die Summe der Anzahl<br />

an Überschreitungen (der Alarmschwelle)<br />

und an fehlenden Tagesmittelwerten (ausgenommen<br />

erforderliche Wartungen und<br />

Reparaturen insbesondere aufgrund von<br />

Sensordefekten; wobei Sensordefekte unverzüglich<br />

zu beheben sind) der Wert von 5<br />

Prozent der jährlichen Betriebstage nicht<br />

überschritten wird.<br />

Bei einer höheren Anzahl von Überschreitungen<br />

innerhalb des Betrachtungszeitraums<br />

ist die Bescheinigung für die Gewährung<br />

der Zusatzvergütung in der Regel<br />

nicht auszustellen. Das entspricht bei einem<br />

beispielhaften Dauerbetrieb an 365<br />

Tagen einer maximalen Überschreitung<br />

von 18,25 Tagesmittelwerten.<br />

Aufgrund von Lieferproblemen bei Halbleitern<br />

verzögert sich bei einigen NO x -Sensor-Anbietern<br />

die Ausrüstung von Motoranlagen<br />

bis ins vierte Quartal 2022. Von<br />

einigen Behördenvertretern wurde zwar<br />

schon eine gewisse Kulanz in begründeten<br />

Fällen zugesichert, wie weit diese aber ausgedehnt<br />

wird, bleibt abzuwarten.<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die jetzt veröffentlichten ergänzenden<br />

Vollzugshinweise schaffen mehr Klarheit,<br />

werden aber sicherlich zu neuen Fragen<br />

und Umsetzungsproblemen führen. Insbesondere<br />

die jetzt massiv erweiterten<br />

Aufgaben an die Messstellen werden in<br />

jedem Fall zu Diskussionen führen. Der<br />

Fachverband Biogas wird die Umsetzung<br />

weiterhin intensiv begleiten und bei Bedarf<br />

eingreifen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

www.biogas.org<br />

78


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS<br />

79


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

BIOMETHAN-SÜDAUSSCHREIBUNG<br />

Restriktiv und doch<br />

attraktiv?<br />

Vor der ersten Biomethan-Ausschreibung am 1. Dezember<br />

<strong>2021</strong> steigt die Spannung: Sind die Perspektiven so<br />

lohnend, dass das neue Ausschreibungs-Segment auch angenommen<br />

wird? Die Vorgaben sind streng: Statt wie bisher<br />

hocheffizient müssen die BHKW hochflexibel sein. Statt<br />

wärme- sollen sie stromorientiert betrieben werden. Ab<br />

nächstem Jahr dürfen nur noch Anlagen aus der „Südregion“<br />

mitmachen. Biomethan-Experten beurteilen die Lage.<br />

Von Christian Dany<br />

Wir verspüren ein großes Interesse an Biomethan nach dem<br />

EEG <strong>2021</strong>“, sagt Julian Diederich vom Biomethan-Handelsunternehmen<br />

bmp greengas GmbH. Diederich verantwortet<br />

den Vertrieb in der Süd-West-Region Deutschlands.<br />

Auffallend sei, dass viele Anfragen für Blockheizkraftwerke<br />

(BHKW) jenseits der 2-Megawatt (MW)-Größe kämen, während sonst<br />

meist kleinere Leistungsgrößen gefragt seien. Zweifellos hänge das gestiegene<br />

Interesse mit der neu eingeführten Ausschreibung für hochflexible<br />

Biomethan-BHKW zusammen.<br />

In diesem separaten Segment wird zum Gebotstermin 1. Dezember <strong>2021</strong><br />

ein Volumen von 150 MW elektrische Leistung ausgeschrieben. Nächstes<br />

Jahr wechselt der Termin dann auf den 1. Oktober. Darüber hinaus werden<br />

die Bieter ab 2022 auf die „Südregion“ gemäß Anlage 5 des EEG <strong>2021</strong><br />

beschränkt. Für Diederich ist die „einmalige Chance“ für den Norden ein<br />

weiterer Grund für das zuletzt hohe Beratungsaufkommen.<br />

Die Südregion umfasst das ganze Baden-Württemberg und das Saarland,<br />

Bayern bis auf einige Landkreise im äußersten Norden sowie einige Landkreise<br />

in Hessen und Rheinland-Pfalz (siehe Karte). Mit den Biomethan-<br />

Ausschreibungen, aber auch mit der „Südquote“ in den „normalen“ Biomasse-Ausschreibungen,<br />

sollen gemäß Begründung zum EEG die flexible<br />

Stromerzeugung in Süddeutschland gefördert und Netzengpässe zwischen<br />

Nord- und Süddeutschland reduziert werden.<br />

Biomethan von Nord nach Süd<br />

Damit adressiert der Gesetzgeber das strukturelle Problem der hohen Erzeugung<br />

erneuerbaren Stroms im Norden und des verbrauchsstarken Südens<br />

(siehe Infokasten). Während die Anlagenstandorte für die Biomethan-<br />

Ausschreibungen künftig im Süden liegen müssen, kann das Biomethan<br />

auch im Norden erzeugt und ins Gasnetz eingespeist werden. Kurz gesagt:<br />

Anstatt Strom soll lieber Gas von Nord nach Süd fließen.<br />

Davon abgesehen bringen die Biomethan-Ausschreibungen einige attraktive,<br />

aber auch restriktive Regelungen: „Bislang konnten Biomethan-BHKW<br />

an den Biomasse-Ausschreibungen teilnehmen, was aber kaum jemand<br />

gemacht hat“, lässt Diederich einblicken. Der Höchstgebotswert für Neuanlagen<br />

habe im Vorjahr bei 14,44 Cent pro Kilowattstunde (kWh) gelegen.<br />

Mit der Obergrenze von 19 Cent bringe die Biomethan-Ausschreibung nun<br />

Abbildung 1: Südliche Landkreise (dunkle Färbung),<br />

die ab 2022 nur noch an der „Biomethan-Südausschreibung“<br />

teilnehmen dürfen<br />

Ab in den Süden!<br />

Die Liebe der Energiepolitik zum Süden Deutschlands hat in den<br />

letzten Monaten seltsame Formen angenommen: Südregion,<br />

Südquote und Südbonus. So viel Süden verlangt Aufklärung!<br />

Dem bundesdeutschen Strukturproblem der hohen Erzeugung<br />

erneuerbaren Stroms im Norden und des verbrauchsstarken<br />

Südens wollte der Bundestag erst mit einer Süd-Förderung im<br />

Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) begegnen: Im Rahmen<br />

des Gesetzeswerkes zum Kohleausstieg Mitte letzten Jahres<br />

wurde ein „Südbonus“ eingeführt, mit dem neue KWK-Anlagen<br />

südlich der Mainlinie einen einmaligen Zuschuss von 60 Euro/<br />

kW el<br />

erhielten. Nur viereinhalb Monate nach ihrem Inkrafttreten<br />

wurde diese Regelung zum 31. Dezember 2020 ersatzlos und<br />

ohne Übergangsregelung wieder gestrichen.<br />

Wohl um den Klimaschutz wirklich voranzutreiben, kam der Gesetzgeber<br />

stattdessen auf die Idee, die gesicherte und flexible<br />

Stromerzeugung im Süden lieber mit erneuerbaren Energien –<br />

also Bioenergie – zu fördern: Er erfand die Südregion und die<br />

Südquote. In den herkömmlichen Biomasse-Ausschreibungen<br />

werden ab 2022 die Gebote aus der Südregion separiert: 50 Prozent<br />

des Ausschreibungsvolumens je Gebotstermin (= Südquote)<br />

muss an Teilnehmer aus dem Süden vergeben werden.<br />

„Die regionale Verteilung von Biomasseanlagen zwischen Nordund<br />

Süddeutschland entspricht heute rund 60:40, so dass die<br />

Quote für die künftigen Ausschreibungen in Höhe von 50 Prozent<br />

bei ausreichend Wettbewerb auch eine Wirkung entfalten<br />

kann“, lautet die Begründung im EEG. Die <strong>2021</strong> eingeführten<br />

Biomethan-Ausschreibungen sind ab 2022 ausschließlich für die<br />

Südregion reserviert. Auch die Ausschreibungen für Windenergie<br />

bekommen eine Südquote: allerdings nur 15 Prozent ab nächstem<br />

Jahr und 20 Prozent ab 2024.<br />

Quelle: Energieagentur NRW<br />

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BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS<br />

Julian Diederich vom Biomethan-Handelsunter<br />

nehmen bmp greengas GmbH.<br />

eine attraktive Steigerung. Allerdings beschränkt<br />

§39m im EEG <strong>2021</strong> die Bemessungsleistung<br />

auf nur 15 Prozent der installierten<br />

Leistung. Daraus folgen maximal<br />

1.314 Volllaststunden im Jahr (8.760 h x<br />

0,15 = 1.314 Stunden).<br />

Bezuschlagte Biomethananlagen erhalten<br />

neben der Einspeisevergütung auch 20<br />

Jahre lang den Flexibilitätszuschlag. Dass<br />

dieser jetzt von 40 auf 65 Euro angehoben<br />

wurde, sieht Diederich als weiteres großes<br />

Plus. Bedingung für den Flexzuschlag sei,<br />

dass die Biomethan-Anlage 2.000 Viertelstunden<br />

im Jahr mit mindestens 85<br />

Prozent der installierten Leistung laufen<br />

müsse. Damit solle verhindert werden, die<br />

Anlage ausschließlich für wenige Regelenergieabrufe<br />

einzusetzen. Als wirtschaftlichen<br />

Nachteil der hohen Überbauung<br />

führt der Biomethan-Experte neben hohen<br />

Investitionskosten den relativ hohen<br />

Leistungspreis für den Gasanschluss an,<br />

da einem hohen Leistungsbezug nur eine<br />

geringe entnommene Gasmenge gegenüberstehe.<br />

Bestehende Erdgas-BHKW auf<br />

Biomethan umstellen<br />

Hohe Investkosten ergeben sich aber nicht<br />

zwangsläufig, denn das EEG setzt für die<br />

Ausschreibung keine Neuanlagen voraus:<br />

Bedingung ist lediglich, dass die Anlage<br />

vorher noch nicht über das EEG gefördert<br />

wurde; was bedeutet, dass auch bestehende<br />

Erdgas-BHKW auf Biomethan umgestellt<br />

werden können. Für Industriebetriebe,<br />

Wärme- und Energieversorger ist die<br />

Biomethanausschreibung also eine Möglichkeit,<br />

eine zweite Förderperiode für ihre<br />

nach dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz<br />

(KWKG) geförderten BHKW zu bekommen.<br />

Für die Einbindung der hochflexiblen<br />

Biomethan-BHKW in Wärmeversorgungssysteme<br />

sind jedoch neue Konzepte nötig.<br />

„Durch die Spitzenlast-Substitution eines<br />

bestehenden Gaskessels kann ein Biomethan-BHKW<br />

gleich doppelt punkten“,<br />

schildert Alexander Denis, „es deckt den<br />

Energiebedarf effizient und umweltschonend<br />

ab und kann gleichzeitig Spitzenlasten<br />

auf der Wärmeseite wirtschaft­<br />

wir bringen<br />

alles wieder<br />

ins reine.<br />

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es, die aktivkohle nahezu<br />

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aus- und einzubauen.<br />

EEG <strong>2021</strong> Ausschreibungsvarianten<br />

Neuanlagen<br />

Ausschreibung<br />

Folgeförderung<br />

Bestandsanlagen<br />

Hochflexible Anlagen<br />

Süddeutschland<br />

max. anzulegender Wert in <strong>2021</strong><br />

in ct/ kWh Strom (Vergütung<br />

EEG im Ausschreibungsmodell)<br />

Anlagen bis 500 kW <strong>2021</strong> bis<br />

2025 zusätzlich<br />

16,40 18,40 19,00<br />

0,5 ct/ KWh 0,5 ct/ kWh<br />

Degression/ Jahr ab 2022 1 % 1 % 1 %<br />

max. Vollbenutzungsstunden 3942 3942 1314<br />

Quelle: bmp greengas<br />

Flexibilitätszuschlag pro KW<br />

inst. / Jahr<br />

Anforderungen an Flex<br />

Einsatzstoffe Maisdeckel<br />

ab <strong>2021</strong><br />

65,00 € 65,00 € 65,00 €<br />

4.000 Viertelstunden<br />

mit mindestens 85 % der<br />

Leistung<br />

4.000 Viertelstunden mit mind.<br />

85 % der Leistung. Anlage<br />

darf noch keine Flexprämie im<br />

alten EEg erhalten haben<br />

2.000 Viertelstunden<br />

mit mindestens 85 % der<br />

Leistung<br />

Biomasse max. Anteil an 40 % Biomasse max. Anteil an 40 % Biomasse max. Anteil an 40 %<br />

Ausschreibungstermine 01.03.<strong>2021</strong>/ 01. September 01.03.<strong>2021</strong>/ 01. September 01. Dez. <strong>2021</strong>, 01. Okt ab 2022<br />

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81


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

lich auffangen.“ Zu bedenken<br />

sei, dass diese Spitzenlastabdeckung<br />

nur in den kalten<br />

Winterwochen gebraucht werde.<br />

Damit sei die Fahrweise –<br />

strom- oder wärmeorientiert –<br />

stark abhängig von der geplanten<br />

Anlagenintegration. Denis<br />

arbeitet im Vertrieb der Energas<br />

BHKW GmbH. Das Unternehmen<br />

aus Ravensburg projektiert,<br />

errichtet und betreut<br />

seit 15 Jahren BHKW-Anlagen<br />

in Süddeutschland und ist seit<br />

2020 ein Tochterunternehmen<br />

von INNIO*Jenbacher.<br />

Denis berichtet von einer „Anfangseuphorie“ um Biomethan<br />

im EEG <strong>2021</strong>, die dann nach der Beschäftigung<br />

mit einzelnen Projektideen aber wieder abgeflaut sei.<br />

Die Vorgabe, dass die Bieter drei Wochen vor Gebotstermin<br />

schon eine Genehmigung der Anlage vorlegen<br />

müssen, sei angesichts der kurzen Planungszeit seit<br />

Jahresanfang einer der Gründe für das Abflauen. Ende<br />

Juni habe der Bundestag dann beschlossen, dass für die<br />

erste Ausschreibung am 1. Dezember <strong>2021</strong> noch keine<br />

Genehmigung vorliegen muss.<br />

Zu Denis‘ Erstaunen kamen mehr Anfragen von mit dem<br />

EEG vertrauten Biogaserzeugern als von Stadtwerken.<br />

„Bei Stadtwerken muss erst die Finanzierung geklärt<br />

und dann oft ein Planungsbüro eingeschaltet werden.<br />

Das geht nicht so schnell“, wirft sein Kollege Berthold<br />

Keßler ein. Er meint, dass die Umstellung eines bestehenden<br />

Erdgas-BHKW von Dauerbetrieb auf maximal<br />

1.314 Volllaststunden mit Biomethan nicht so einfach<br />

sei, denn es fehle über weite Zeiträume die Wärmeerzeugung.<br />

Zurückliegende Monate<br />

ermöglichten Zugewinne<br />

in der Direktvermarktung<br />

„Durch die gestiegenen Börsenstrompreise<br />

waren mit dem<br />

richtigen Direktvermarkter in<br />

den vergangenen Monaten<br />

hohe Zugewinne möglich“,<br />

sagt Keßler. Auch wenn er die<br />

weitere Preisentwicklung nicht<br />

voraussehen könne, halte er<br />

das Konzept, ein BHKW mit<br />

Alexander Denis vom Ravensburger<br />

passendem Wärmekonzept abhängig<br />

vom Strommarkt zu be­<br />

Unternehmen Energas BHKW GmbH.<br />

treiben, für zukunftsfähig.<br />

Julian Diederich bezeichnet<br />

es als „stromorientierte Fahrweise bei gesicherter Wärmeabnahme“:<br />

„Ein Wärmenetz, das erweitert werden<br />

soll; wo bereits ein Pufferspeicher da ist und nach einer<br />

zusätzlichen Wärmequelle gesucht wird, ist der ideale<br />

Einsatzfall für ein hochflexibles Biomethan-BHKW.“<br />

Prinzipiell sei es volkswirtschaftlich sinnvoll, den Strom<br />

dann zu produzieren, wenn er auch gebraucht werde.<br />

Skeptisch bezüglich der Vorgaben in der Ausschreibung<br />

ist Rechtsanwalt Dr. Helmut Loibl: „Der Gesetzgeber<br />

zwingt Biomethananlagen zu Stillstandszeiten von<br />

mindestens 85 Prozent, unabhängig vom tatsächlichen<br />

Bedarf vor Ort und im Netz. Das finde ich nicht sinnvoll“,<br />

kritisiert der auf das Recht Erneuerbarer Energien<br />

spezialisierte Anwalt. Er hätte es besser gefunden, den<br />

Gasaufbereitungsbonus wieder einzuführen, um so das<br />

Biogaspotenzial für den Biomethanmarkt zugänglich zu<br />

machen.<br />

Loibl weist darauf hin, dass für die Biomethanausschreibung<br />

keine zwingende Wärmenutzung erforderlich<br />

sei; nicht mal ein Nachweis einer „hocheffizienten<br />

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82


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS<br />

„Nicht die stromgeführte, sondern<br />

die wärmegeführte Fahrweise wird<br />

sich durchsetzen“<br />

Dr. Helmut Loibl<br />

Dr. Helmut Loibl, Rechtsanwalt in der Kanzlei<br />

Paluka Rechtsanwälte Loibl Specht PartmbB<br />

in Regensburg.<br />

KWK-Anlage“, wie das jetzt sogar für „normale“ Biogasanlagen<br />

in der Ausschreibung eingeführt worden<br />

sei. Er ist sich aber sicher – genauso wie die befragten<br />

Marktakteure –, dass die hochflexiblen Biomethan-<br />

BHKW nur in ausreichend großen Wärmesenken eingesetzt<br />

werden. Gleichwohl erkennt der Regensburger in<br />

der Stromorientierung der Ausschreibungsregeln „die<br />

Handschrift der Energieversorger“. „Nicht die stromgeführte,<br />

sondern die wärmegeführte Fahrweise wird sich<br />

durchsetzen“, glaubt Loibl. Um dies zu untermauern,<br />

schildert er ein fiktives Beispiel: Eine Wärmesenke mit<br />

Grundlastbedarf werde über das Satelliten-BHKW (300<br />

kW el<br />

) einer Biogasanlage abgefahren. In der Spitze werde<br />

im Winter über sechs Wochen eine Leistung von 450<br />

kW el<br />

benötigt. Ein 500-kW el<br />

-Biomethan-BHKW könne<br />

in diesen sechs Wochen die komplette Wärme liefern.<br />

Inklusive des Flexzuschlags könne das Biomethan-<br />

BHKW hier eine Vergütung von über 24 Cent pro kWh<br />

erhalten. Hinzu kämen die Wärmeeinnahmen und: Die<br />

Flexprämie für das Satelliten-BHKW steige, weil es<br />

letztlich über eine Million kWh weniger produziere.<br />

Um unter den 1.314 Volllaststunden zu bleiben, ist es<br />

natürlich auch möglich, das BHKW von November bis<br />

März bis zu achteinhalb Stunden täglich oder das ganze<br />

Jahr über an 3,6 Stunden pro Tag zu betreiben.<br />

Loibl hat errechnet, dass ein 500-kW el<br />

-Biomethan-<br />

BHKW mit maximal 75 kW Bemessungsleistung (15 %<br />

von 500 kW) bei einem Zuschlag mit dem Höchstwert<br />

von 19 Cent/kWh inklusive Flexzuschlag im Durchschnitt<br />

23,95 Cent/kWh erhalten kann. Nach wie vor<br />

sei aber auch eine Teilnahme an der normalen Biomasseausschreibung<br />

möglich: Zu beachten sei, dass die<br />

Bemessungsleistung hier auf 45 % begrenzt und der<br />

Flexzuschlag an eine Mindestlaufzeit von 4.000 Viertelstunden<br />

mit 85 Prozent der installierten Leistung<br />

gekoppelt sei.<br />

Ein Zuckerl sei hier der Kleinanlagen-Bonus für bezuschlagte<br />

Anlagen unter 500 kW inst.<br />

: Sie bekommen 0,5<br />

Cent/kWh zum Gebotswert obendrauf. Ein 500er-Biomethan-BHKW<br />

mit 225 kW Bem.<br />

bei 16,40 Cent Maximalgebot<br />

könne so im Schnitt 18,55 Cent/kWh erlösen.<br />

„Biogasanlagen und Biomethan-BHKW über 150 kW<br />

müssen zwingend an einem Ausschreibungsverfahren<br />

teilnehmen“, weist der Fachanwalt hin. Für kleinere<br />

Anlagen bleibe die EEG-Festvergütung von nur 12,8<br />

Cent/kWh.<br />

83


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Abbildung 2: Durchschnittliche Einkaufspreise für Biomethan <strong>2021</strong>, lang<br />

Abbildung 3: Durchschnittliche Einkaufspreise Biomethan <strong>2021</strong>, Spot<br />

Quelle: dena<br />

Klagen und Zweifel bei Verbänden<br />

Kritik an den neuen Ausschreibungsregeln übt auch<br />

Sandra Rostek, Leiterin des Bioenergie-Hauptstadtbüros.<br />

„Wir begrüßen die Biomethanausschreibungen<br />

zwar grundsätzlich, halten allerdings die Rahmenbedingungen<br />

für zu restriktiv. 2.500 Jahres-Volllaststunden<br />

wären angemessen. Außerdem werden hochflexible<br />

regenerative BHKW unserer Ansicht nach auch im<br />

Norden benötigt. Die Begrenzung auf Süd-BHKW ab<br />

2022 macht daher keinen Sinn.“<br />

Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft<br />

BDEW bewertet die Anpassungen bei den<br />

Biomasse- und die Biomethan-Ausschreibungen zwar<br />

positiv, bezweifelt aber, ob damit ein wirtschaftlicher<br />

Anlagenbetrieb im gewünschten Umfang sichergestellt<br />

werden kann. Daher werde eine regelmäßige Evaluierung<br />

aller Biomasse-Rahmenbedingungen gefordert,<br />

um bei weiterhin unterzeichneten Ausschreibungen<br />

zeitnah reagieren zu können. Der Verband kommunaler<br />

Unternehmen VKU wollte ohne vorherige Umfrage<br />

unter Mitgliedsunternehmen keine Stellungnahme abgeben.<br />

„Wir sind gespannt“, äußern sich die Befragten<br />

fast unisono im Hinblick auf den bevorstehenden<br />

Termin am 1. Dezember. Keiner traut sich eine Einschätzung<br />

zu, wie stark die Ausschreibung nachgefragt<br />

werden wird. Julian Diederich wagt lediglich<br />

eine Teilprognose: „Ich vermute, dass<br />

viele Bieter ans Maximum gehen werden.“<br />

Die Nachfrage nach Biomethan sei derzeit<br />

konstant hoch in allen Bereichen.<br />

Autor<br />

Christian Dany<br />

Freier Journalist<br />

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LNG wird Biomethan-Nachfrage<br />

verstärken<br />

Ein neuer Sektor seien Industriebetriebe,<br />

die Biomethan im Produktionsprozess einsetzen<br />

wollen, um ihren CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

zu reduzieren. Im Kraftstoff-Bereich habe<br />

die Nachfrage deutlich angezogen und:<br />

„Wenn die LNG-Verflüssigungsanlagen<br />

kommen, wird sich das noch verstärken“.<br />

Änderungen der Rahmenbedingungen hätten<br />

bewirkt, dass das Preisniveau von Gülle-<br />

und Abfall-Biomethan das von NawaRo-<br />

Gas bereits überholt habe (siehe hierzu<br />

Grafiken der dena).<br />

In den vergangenen Jahren haben die Preise<br />

für NawaRo-Biomethan aufgrund der<br />

fehlenden Impulse aus dem EEG spürbar<br />

nachgegeben. Kurz- bis mittelfristig könnte<br />

eine steigende Nachfrage aus den Biomethanausschreibungen<br />

und dem Kraftstoff-Sektor<br />

das Biomethan-Preisniveau<br />

insgesamt ansteigen lassen. Ab Mitte der<br />

20er Jahre werden dann allerdings Biomethan-Mengen<br />

frei aus den ersten Anlagen,<br />

die aus der EEG-Vergütung fallen.<br />

„In den nächsten Jahren wird mehr Biomethan<br />

eingesetzt, um die CO 2<br />

-Emissionen<br />

in Fernwärmenetzen zu senken“, ist sich<br />

Alexander Denis sicher. Für Wärmenetze<br />

sei der Primärenergiefaktor individuell berechenbar.<br />

Mit Biomethan könne der Faktor<br />

in der bestehenden Infrastruktur substanziell<br />

gesenkt werden.<br />

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84


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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85


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Branchenzahlen 2020 und Prognose <strong>2021</strong><br />

Biogas wird immer flexibler<br />

Bei der diesjährigen Erhebung der Branchenzahlen für das Jahr 2020 und der Prognose<br />

für <strong>2021</strong> zeigte sich eine weitere Flexibilisierung bei den Bestandsanlagen sowie eine<br />

zunehmende Stagnation beim Neuanlagenbau.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Die Erwartungen, die Branchenzahlenberechnung<br />

verstärkt auf Basis des Marktstammdatenregisters<br />

durchzuführen, wurden<br />

leider auch in diesem Jahr erheblich<br />

gedämpft, da einerseits die im Register<br />

hinterlegten Anlagendaten entweder häufig noch fehlerhaft<br />

sind (zum Beispiel Zahl der Stilllegungen) und<br />

andererseits nur schlecht auswertbar (Unterscheidung<br />

Biogaserzeugungsanlage und Biogasverwertungsanlage<br />

nicht eindeutig möglich) sind.<br />

Nach umfangreichen Auswertungen für das Jahr<br />

2020 ergeben sich folgende Veränderungen im Bestand:<br />

Die Anzahl der Biogasanlagen ist im vergangenen<br />

Jahr um 97 Anlagen auf 9.632 gestiegen<br />

(siehe Abbildung 1). Angemerkt werden muss hierzu<br />

aber, dass keine gesicherten Daten im Marktstammdatenregister<br />

zu den Stilllegungen im Bestand vorliegen,<br />

weshalb hier höchstwahrscheinlich mit eher<br />

noch höheren Stilllegungszahlen zu rechnen ist.<br />

Niedersachsen führt installierte Leistung an<br />

Wie in Abbildung 2 ersichtlich, erhöhte sich die installierte<br />

Leistung um 376 Megawatt (MW) auf 5.666 MW<br />

wobei davon zwei Drittel (3.793 MW) arbeitsrelevant<br />

und nicht überbaut sind. den wesentlicher Anteil des<br />

Leistungszubaus stellt somit die weitere Flexibilisierung<br />

bestehender Biogasanlagen dar. Die Verteilung<br />

der Biogasanlagen in den Ländern hat sich nicht<br />

Abbildung 1: Nettozubau neuer Biogasanlagen in Deutschland, 2009 bis <strong>2021</strong> (Neuanlagen abzüglich Stilllegungen)<br />

1.800<br />

1.600<br />

1.526<br />

1.400<br />

1.314<br />

Anlagenzubau pro Jahr<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

1.107<br />

454<br />

357<br />

200<br />

97<br />

150<br />

195<br />

122 113 91 97 60<br />

0<br />

© Fachverband Biogas e.V.<br />

Jahre<br />

86


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS<br />

Abbildung 2: Leistungszubau durch Biogasanlagen in Deutschland<br />

Anlagenzahl<br />

10.000<br />

9.500<br />

9.000<br />

8.500<br />

8.000<br />

7.500<br />

7.838<br />

Anzahl Biogasanlagen<br />

installierte elektrische Leistung inkl. Überbauung [MW]<br />

arbeitsrelevante elektr. Leistung [MW]<br />

8.292<br />

8.649<br />

3.637<br />

8.746<br />

3.905<br />

9.014<br />

4.018<br />

9.209<br />

4.237<br />

9.331<br />

4.550<br />

9.444<br />

4.953<br />

9.535<br />

5.288<br />

9.632<br />

5.666<br />

9.692<br />

5.787<br />

3.723 3.755 3.769 3.800 3.794 3.793 3.793<br />

3.352<br />

3.604<br />

3.720<br />

3.097<br />

7.000<br />

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Prognose<br />

<strong>2021</strong><br />

© Fachverband Biogas e.V.<br />

Jahre<br />

8.000<br />

7.500<br />

7.000<br />

6.500<br />

6.000<br />

5.500<br />

5.000<br />

4.500<br />

4.000<br />

3.500<br />

3.000<br />

elektr. Leistung<br />

Branchenzahlen im Überblick<br />

Anlagenzahl<br />

(davon Biomethan-Einspeiseanlagen)<br />

2020*<br />

9.632 (235)<br />

in MW pro Jahr (ohne Stilllegung) 10<br />

Prognose <strong>2021</strong>**<br />

9.692 (241)<br />

9<br />

Zubau el. Leistung durch Überbauung<br />

in MW pro Jahr (ohne Stilllegung)<br />

381<br />

124<br />

installierte elektr. Leistung in MW<br />

(inkl. der Stromeinspeisung durch Biomethan und Stilllegung) 5.666<br />

Brutto-Stromproduktion inTWh pro Jahr<br />

(ohne Überbauung)<br />

extern genutzte Wärmemenge in TWh pro Jahr 12,79<br />

theoretisch versorgte Haushalte mit der extern<br />

verfügbaren Biogaswärme in Mio.<br />

CO 2 -Einsparung durch Biogas<br />

in Mio. Tonnen<br />

33,23<br />

mit Biogas-Strom versorgte Haushalte in Mio. 9,49<br />

1,09<br />

20,1<br />

Umsatzvolumen in D in Mrd. Euro 9,7<br />

Arbeitsplätze 46.000<br />

5.787<br />

33,23<br />

9,49<br />

12,79<br />

1,09<br />

20,1<br />

9,0<br />

46.000<br />

© Fachverband Biogas e.V.<br />

* eigene Hochrechnung auf Basis von Daten der Länderbehörden /Marktstammdatenregister<br />

** auf Basis einer Expertenbefragung / Hochrechnung Marktstammdatenregister<br />

87


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Abbildung 3: Anzahl Biogasanlagen in den Ländern 2020 Abbildung 4: Installierte elektrische Leistung in den Ländern 2020<br />

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BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS<br />

wesentlich geändert. Nach wie vor stehen die meisten<br />

Biogasanlagen in Bayern mit 2.588 Anlagen gefolgt<br />

von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen (siehe<br />

Abbildung 3). Bei der Leistung führt Niedersachsen<br />

das Ranking an mit 1.426 MW gefolgt von Bayern und<br />

Baden-Württemberg (siehe Abbildung 4).<br />

Die produzierte Brutto-Strommenge betrug in 2020<br />

33,23 Terawattstunden (TWh) und kann somit theoretisch<br />

9,49 Millionen Haushalte mit Strom beliefern.<br />

Die bereits außerhalb der Biogasanlagen genutzte Wärme<br />

kann umgerechnet 1,1 Millionen Haushalte mit<br />

Wärme versorgen. Insgesamt konnten somit 20 Millionen<br />

Tonnen CO 2<br />

eingespart und 46.000 Arbeitsplätze<br />

vornehmlich im ländlichen Raum gesichert werden<br />

(siehe Tabelle).<br />

Prognose <strong>2021</strong><br />

Verhaltener ist die Prognose für das laufende Jahr<br />

<strong>2021</strong>. Neben einer weiter sinkenden Zahl an neuen<br />

Biogasanlagen mit einem Nettozubau von 60 Anlagen<br />

wird höchstwahrscheinlich auch die Flexibilisierung im<br />

Anlagenbestand an Fahrt verlieren und nur bei rund<br />

124 MW liegen. Nach den Schätzungen des Fachverbandes<br />

Biogas werden somit Ende <strong>2021</strong> etwa 9.692<br />

Anlagen mit einer installierten Leistung von 5.787<br />

MW in Betrieb sein. Da sich kaum Veränderungen bei<br />

der arbeitsrelevanten Leistung ergeben werden, sind<br />

keine signifikanten Veränderungen bei der produzierten<br />

Strommenge (33,23 TWh), den vermiedenen CO 2<br />

-<br />

Emissionen (20,1 Mio. Tonnen) und den Arbeitsplätzen<br />

(46.000) zu erwarten. Die zunehmende Zurückhaltung<br />

bei der Flexibilisierung und dem Neuanlagenbau hat<br />

hauptsächlich zwei Ursachen. Einerseits fehlen in dem<br />

aktuell geltenden EEG angemessene Vergütungsmodelle,<br />

die auch den reellen gestiegenen Kosten der Anlagen<br />

gerecht werden, und andererseits sorgen die kaum<br />

mehr überschaubaren rechtlichen Anforderungen und<br />

Vorgaben für zunehmenden Frust bei den Anlagenbetreibern.<br />

Zur Aufhellung der Investitionsbereitschaft<br />

könnten aber die aktuellen Energiepreisentwicklungen<br />

sorgen, die insbesondere die Flexibilisierung der Biogasanlagen<br />

wieder interessanter machen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

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Kantstrasse 21<br />

10623 Berlin<br />

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PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Von der Investruine<br />

zum Vorzeigeprojekt<br />

Friedrich Nollau,<br />

Balance Erneuerbare<br />

Energien GmbH,<br />

kaufmännischer<br />

Geschäftsführer.<br />

Wie kaum ein anderes Vorhaben verkörpert<br />

die Biogasanlage in Gordemitz die<br />

zurückliegende Krise und zugleich das<br />

wieder erwachte Selbstbewusstsein der<br />

Biogasbranche.<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Allein auf sein Navi sollte man sich bei der<br />

Fahrt zur Biogasanlage im nordsächsischen<br />

Gordemitz nicht verlassen. Ebenso<br />

wenig auf das Satellitenbild von Kartenanbietern<br />

im Internet, das eine verwaiste<br />

Baustelle mit unvollendeten Rohbauten zeigt. Befolgt<br />

man jedoch den Hinweis und biegt gleich hinter dem<br />

Sportflugplatz „Schwarzer Berg“ ab, taucht wenig später<br />

in einer Senke der imposante Komplex mit den fünf<br />

kuppelförmig überdachten Großbehältern<br />

und der silbern glänzenden<br />

Gasaufbereitungsanlage auf. Seit<br />

dem Frühjahr strömen hier stündlich<br />

bis zu 700 Normkubikmeter<br />

(Nm³) Biomethan ins Erdgasnetz.<br />

Das reicht für die Versorgung von<br />

etwa 4.000 Haushalten.<br />

Die Geschichte der Biogasanlage<br />

Gordemitz beginnt mit dem ersten<br />

Spatenstich im Herbst 2013.<br />

Bauherr ist das Unternehmen agri.<br />

capital, damals der nach eigenen<br />

Angaben „größte Biogaserzeuger<br />

Deutschlands“, Auftragnehmer die<br />

UTS Biogastechnik GmbH. Knapp<br />

ein Jahr später ist agri.capital insolvent.<br />

Der Bau wird gestoppt, das<br />

unvollendete Projekt Teil der Insolvenzmasse. Interessenten<br />

finden sich zunächst aber keine, denn mit dem<br />

EEG 2014 hatten sich die Rahmenbedingungen für die<br />

Biogaserzeugung deutlich verschlechtert. Über Jahre<br />

symbolisiert die Investruine vor den Toren Leipzigs die<br />

Krise der Branche.<br />

Erst 2018 erwarben zwei Biogas-Unternehmer aus<br />

Westfalen das Projekt. Sie planten, zunächst die bestehenden<br />

Genehmigungen zu verlängern, die Technik<br />

anzupassen und die Anlage auf Basis der vorhandenen<br />

Substanz weiterzubauen. Kurz vor dem Neustart entschieden<br />

die Investoren jedoch, das Vorhaben nicht<br />

selbst umzusetzen, sondern weiter zu veräußern. So<br />

ging der Rohbau im Januar 2020 in den Besitz der Balance<br />

Erneuerbare Energien GmbH, einer einhundertprozentigen<br />

Tochter des Gasunternehmens VNG. Das<br />

Unternehmen beschäftigt rund 110 Mitarbeiter*innen.<br />

BALANCE hat nach eigenen Angaben durch Zukäufe<br />

und Übernahmen die Anzahl seiner Anlagen auf nunmehr<br />

38 mit insgesamt 157 Megawatt Feuerungswärmeleistung<br />

gesteigert und gehört mit einem Marktanteil<br />

von 6 Prozent mittlerweile zu den führenden<br />

Biogasanlagenbetreibern in Deutschland.<br />

Projektkooperation zwischen UTS und<br />

Schmack<br />

Ab Mai 2020 kehrte nach siebenjähriger Unterbrechung<br />

wieder Leben auf der Baustelle ein. Um die<br />

Errichtung der Anlage gemäß dem geltenden Genehmigungsrecht<br />

abzuschließen, stellte Balance der UTS<br />

das Unternehmen Schmack als Generalunternehmer<br />

zur Seite. „Anfangs sah ich das skeptisch. Aber nach<br />

den ersten Kontakten wurde deutlich, welche Chance<br />

diese Konstellation für eine fristgerechte Realisierung<br />

des Projektes auf hohem technischen Niveau bietet“,<br />

berichtet UTS-Geschäftsführer Donato Cristaldi.<br />

FOTO: CARMEN RUDOLPH<br />

90


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS<br />

Die zwei Havelberger Feststoffdosierer für den Substratmix haben<br />

ein Fassungsvermögen von 120 m³ und 150 m³.<br />

Die regelmäßige Beschickung der vier Fermenter aus den Dosierern<br />

mit Substratmix geschieht über ein System von Förderbändern.<br />

Dazu habe vor allem beigetragen, dass sich das hochprofessionelle<br />

Team von Schmack Biogas, trotz großer<br />

Überzeugung in die eigenen Biogaskonzepte, offen für<br />

den bereits vorgeplanten UTS-Technologieansatz zeigte.<br />

Aus Widersachern wurden Verbündete, die nun ihre<br />

Kooperation weiter ausbauen wollen. Durch die Bündelung<br />

ihrer Kompetenz konnten sie das bereits mehrfach<br />

aufgegebene Projekt nach nur einem Jahr Bauzeit<br />

schließlich als Vorzeigeanlage abschließen und im Mai<br />

<strong>2021</strong> offiziell an den Betreiber Balance übergeben.<br />

Dafür lieferte UTS die Kernkomponenten der Biogaserzeugungsanlage,<br />

insbesondere die Dosier-, Rühr- und<br />

Pumptechnik inklusive Steuerung. Schmack als Generalunternehmer<br />

verantwortete die Gastechnik mit<br />

Gasspeicher, Verdichter, Fackel und Heizkessel sowie<br />

die Leitungsverlegung, den Stahlbau und die Stromerschließung.<br />

Überdies koordinierten die Schwandorfer<br />

Biogasexperten die Peripheriegewerke wie Erdbau, Asphaltierung<br />

und Errichtung der Siloanlage.<br />

Entsprechend der Ursprungsgenehmigung unterliegt<br />

die Anlage, deren reibungslosen Betrieb vier Mitarbeiter<br />

im Zweischichtbetrieb und durch Nacht­<br />

BerstscheiBen sichern Biogasanlagen<br />

Zertifizierte Berstscheiben schützen präzise und zuverlässig<br />

vor unzulässigen Über- und Unterdrücken<br />

Um den sicheren und reibungslosen<br />

Betrieb von Biogasanlagen zu gewährleisten,<br />

bauen viele Betreiber auf<br />

ateX-zertifizierte Berstscheiben.<br />

Deren Vorteile sind:<br />

niedrige ansprechdrücke ab 5 mbar ü:<br />

Die Berstscheiben werden mit Ansprechdrücken<br />

ab 5 mbar ü hergestellt –<br />

z.B. als reine Überdruckabsicherung<br />

oder auch als Schutz vor unzulässigen<br />

Über­ und Unterdrücken.<br />

Permanenter schutz rund um die Uhr:<br />

Sie sind auf einen Ansprechdruck unterhalb<br />

des Designdrucks der Anlagen<br />

eingestellt und reagieren gezielt auf<br />

die Druckdifferenz. Bei Erreichen des<br />

eingestellten Druckes geben sie die Entlastungsfläche<br />

zuverlässig frei. Einmal<br />

eingestellt, lassen sich diese Ansprechdrücke<br />

nicht mehr verändern.<br />

Zertifizierte sicherheit:<br />

Prüfzeugnisse belegen die<br />

hohe Präzision der Berstscheiben,<br />

die selbst Biogasanlagen<br />

mit Foliendächern verlässlich<br />

schützen.<br />

Wartungsfreie anwendung:<br />

Die wartungsfreien Berstscheiben<br />

bestehen aus Edelstahl<br />

und PTFE­Dichtfolie, sind<br />

gegenüber Biogas beständig<br />

und arbeiten vollkommen<br />

autonom.<br />

einfacher einbau: Der Einbau ist<br />

unkompliziert. Auch bei bestehenden<br />

Anlagen sind Berstscheiben<br />

nachrüstbar.<br />

Kontakt<br />

schwing Verfahrenstechnik gmbh<br />

Oderstraße 7<br />

47506 Neukirchen­Vluyn<br />

Tel. +49 2845 930­0<br />

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91


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Die zwei Vor- und die zwei Hauptfermenter werden abwechselnd mit Feststoffen gefüttert<br />

Die Vorentschwefelung<br />

des Biogases erfolgt<br />

durch die Zugabe von<br />

Eisen-II-Chlorid in die<br />

Fermenter, hier der<br />

Vorratstank für die<br />

Dosierer.<br />

Falko Schneider und<br />

drei weitere Mitarbeiter<br />

überwachen<br />

und steuern die neue<br />

Biogasanlage des<br />

Betreibers Balance in<br />

Gordemitz.<br />

bereitschaft absichern,<br />

den Bestimmungen des<br />

EEG 2012 und damit<br />

dem sogenannten Maisdeckel,<br />

wonach eine Vergütung<br />

nur erfolgt, wenn<br />

der Anteil an Mais und<br />

Getreide im Kalenderjahr<br />

bei höchstens 60 Masseprozent<br />

liegt. Dies muss im Einsatzstofftagebuch dokumentiert<br />

werden. Die EEG-Laufzeit über 20 Jahre<br />

beginnt jedoch mit der Inbetriebnahme <strong>2021</strong>.<br />

Grassilage soll Substratbasis vergrößern<br />

Wie in der ursprünglichen Planung vorgesehen, besteht<br />

der Input aus Mais- und Ganzpflanzensilage (GPS) sowie<br />

Hühnertrockenkot (HTK). „In der Genehmigung ist<br />

auch Grassilage. Hier sind wir gerade dabei, entsprechende<br />

Quellen in der Region zu erschließen“, sagt<br />

Axel Schlobach. Der 40-Jährige ist als Assetmanager<br />

für diese und zehn weitere Biogasanlagen im Bereich<br />

Süd des Betreibers Balance zuständig. Insgesamt werden<br />

in Gordemitz bei Volllast jährlich etwa 50.000<br />

Tonnen Substrat verarbeitet. Die Hälfte davon ist Maissilage.<br />

Die anderen 50 Prozent bestehen in etwa zu<br />

gleichen Teilen aus GPS und HTK. Für die sichere Versorgung<br />

mit NawaRo sorgen langfristige Verträge mit<br />

sechs Agrarbetrieben in der Region auf Basis von Frei-<br />

Feld-Abnahme. Dabei kümmern sich die Landwirte um<br />

Anbau und Kulturführung. Sind die Pflanzen erntereif,<br />

erledigt ein von Balance beauftragtes Lohnunternehmen<br />

das Häckseln sowie den Transport und die Einlagerung<br />

des Erntegutes.<br />

Die beiden Kammern des Fahrsilos auf dem Betriebsgelände<br />

haben eine Kapazität von zusammen 18.000<br />

Tonnen. Hinzu kommt ein Außensilo, das der Betreiber<br />

in Kooperation mit einem Landwirt nutzt, sodass eine<br />

Bevorratung mit nahezu der gesamten Jahresmenge an<br />

pflanzlichen Einsatzstoffen gewährleistet ist. Den HTK<br />

liefert ein nur wenige Kilometer entfernter Legehennenbetrieb.<br />

Alle Komponenten der Prozesskette sind auf die maximale<br />

Erschließung des Gasbildungspotenzials durch<br />

eine lange Verweilzeit und optimale Durchmischung<br />

der eingesetzten Rohstoffe ausgerichtet. Ziel ist eine<br />

kontinuierliche Produktion von stündlich 1.400 m³<br />

Biogas mit einem Methangehalt zwischen 53 und 55<br />

Prozent. Die Vergärung erfolgt daher in einem mehrstufigen<br />

Verfahren. Zur Verfügung stehen dafür zwei Vorfermenter<br />

mit einem Volumen von je 1.600 m³, zwei<br />

Hauptfermenter, die je 4.250 m³ fassen, ein weiterer<br />

Hauptfermenter mit einem Fassungsvermögen von<br />

3.000 m³ und ein Nachgärer, der bis zu 5.500 m³ aufnehmen<br />

kann.<br />

Über zwei Havelberger Feststoffdosierer, die Mitarbeiter<br />

am Vormittag und kurz vor Ende der zweiten<br />

Schicht befüllen, wird der feste Substratmix mittels<br />

Förderbändern und Stopfschnecken wechselweise in<br />

die Vorfermenter und die daneben liegenden größeren<br />

Hauptfermenter eingebracht. In die Vorfermen­<br />

92


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS<br />

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93


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Donato Cristaldi, Geschäftsführer der UTS Products GmbH:<br />

„Die vorhandene Planung von 2013/14 musste hinsichtlich<br />

der Schnittstellen, behördlichen Anforderungen und<br />

Technologien auf den aktuellen Stand angepasst werden.<br />

Trotz einiger Herausforderungen taten sich dadurch auch<br />

Chancen für Verbesserungen auf. So konnte die Anlage<br />

mit deutlich effizienterer PSM Rührtechnik ausgestattet<br />

werden – ein großer Vorteil für den Kunden im Hinblick auf<br />

Betriebskosten und CO 2<br />

-Footprint.“<br />

FOTOS: PRIVAT<br />

Hendrik Wilcke, Vertriebsleiter, Schmack<br />

Biogas Service GmbH: „Das Projekt war auch<br />

aufgrund seiner langen Vorgeschichte sehr<br />

komplex und erforderte wegen des straffen<br />

Terminplans einen großen Kraftaufwand. Doch<br />

nachdem die Verantwortungsbereiche abgesteckt<br />

waren, konnten wir gemeinsam für den<br />

Kunden die beste Lösung erarbeiten“.<br />

ter gelangen vorzugsweise die schwerer<br />

verdaulichen Einsatzstoffe wie HTK und<br />

perspektivisch Grassilage.<br />

Betondecke auf Vorfermentern<br />

Diese Behälter, die bei der Beschickung in<br />

den jeweils zugeordneten Hauptfermenter<br />

absenken, sind mit Betondecken ausgestattet,<br />

um einen stabilen Gasdruck und<br />

geringe Wärmeverluste sicherzustellen.<br />

Sie arbeiten bei einer Temperatur von 47<br />

Grad Celsius. Das sind 2 bis 3 Grad mehr<br />

als in den anderen Reaktoren. Die benötigte<br />

Wärme liefert nicht wie ursprünglich vorgesehen<br />

ein BHKW, sondern ein Biogasheizkessel<br />

mit einer maximalen thermischen<br />

Leistung von 500 kW.<br />

Von den beiden Hauptfermentern führen<br />

die von drei Pumpenbauwerken mit Exzenterschneckenpumpen<br />

angetriebenen Stoffströme<br />

in den dritten Hauptfermenter und<br />

von dort in den Nachgärer. Durchmischt<br />

werden die Gärprodukte in den fünf Fermentern<br />

von insgesamt 14 energieeffizienten<br />

PSM-Rührwerken mit getriebelosem<br />

Direktantrieb und DMC-Steuerung.<br />

Das gesammte vergorene Material passiert<br />

zwei UTS-Separatoren. Für die separierten<br />

Feststoffe besteht die Möglichkeit einer<br />

Zwischenlagerung auf dem Betriebsgelände.<br />

Die flüssige Fraktion mit einem TS-<br />

Gehalt von 5 bis 6 Prozent geht entweder<br />

ins Gärproduktelager mit einer Kapazität<br />

von 5.500 m³ oder fließt zur Regulierung<br />

der Konsistenz im Gärsystem auf einen angestrebten<br />

TS-Wert von 12 Prozent zurück<br />

in die Fermenter. Die festen wie auch die<br />

faserarmen flüssigen Gärprodukte nehmen<br />

die kooperierenden Landwirte gern für die<br />

Pflanzenernährung ab, da anderer organischer<br />

Dünger in der Region mangels Tier<br />

haltender Betriebe nur begrenzt zur Verfügung<br />

steht.<br />

Die Anlage der Firma Schwelm<br />

bereitet das produzierte<br />

Biogas nach dem Prinzip der<br />

Druckwechseladsorption zu Biomethan<br />

auf. Die Gasaufbereitung<br />

übergibt stündlich 700 m³<br />

Biomethan an die VNG-Tochter<br />

Ontras Gastransport GmbH.<br />

94


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

PRAXIS<br />

Gasreinigung mit Druckwechsel-Adsorption<br />

Das durch Zugabe von Eisen-II-Chlorid in die Fermenter<br />

vorentschwefelte Biogas gelangt in die von der Firma<br />

Schwelm errichtete Gasaufbereitungsanlage. Sie arbeitet<br />

nach dem Prinzip der Druckwechseladsorption, bei<br />

der das im Rohbiogas enthaltene CO 2<br />

in einem Medium<br />

gelöst und dadurch vom Methan getrennt wird. Durch<br />

Entspannung, ähnlich wie beim Öffnen einer Sprudelflasche,<br />

entweicht das CO 2<br />

aus der Flüssigkeit, die nun<br />

erneut aufnahmebereit ist.<br />

Statt dem bei dieser Technologie sonst üblicherweise<br />

eingesetzten Wasser fungiert bei der Aufbereitungsanlage<br />

eine Alkohollösung (Solvent) als Medium zum<br />

Auswaschen des CO 2<br />

. Dadurch können sich keine aus<br />

dem Gärprozess mitgerissenen biologischen Verunreinigungen<br />

in den Behältern der Kolonne festsetzen und<br />

der Wartungsaufwand ist gegenüber dem Verfahren mit<br />

Wasser geringer. Die in der Anlage stündlich aufbereiteten<br />

700 m³ Biomethan mit einem Methangehalt von 96<br />

Prozent übernimmt die VNG-Tochter Ontras Gastransport<br />

GmbH in ihr überregionales Fernleitungsnetz.<br />

Zufrieden mit der Umsetzung des Projekts „in time and<br />

budget“ und den Ergebnissen der ersten Monate nach<br />

der Inbetriebnahme zeigt sich Balance-Geschäftsführer<br />

Friedrich Nollau. „Bislang haben wir unser Portfolio in<br />

der Regel durch den Zukauf von Anlagen erweitert, die<br />

schon in Betrieb sind. Insofern stellt die Biogasanlage<br />

Gordemitz mit einer Bauinvestition<br />

im einstelligen Millionenbereich eine<br />

Besonderheit dar“, so der 48-Jährige.<br />

Wichtig sei ihm in jedem Fall, dass<br />

sich die Balance-Anlagen positiv<br />

in die Region einfügen. Das betreffe<br />

sowohl die Zusammenarbeit auf<br />

kommunaler Ebene als auch mit den<br />

Landwirten. „Nachdem es schon mal<br />

Forderungen nach einer Abwrackprämie<br />

für Biogasanlagen gab, wird<br />

die klimafreundliche Erzeugung von<br />

Strom, Gas oder Kraftstoff aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen gegenwärtig<br />

als wichtiger Pfeiler im Energiemix<br />

wiederentdeckt. Das motiviert uns“,<br />

sagt Nollau.<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Freier Journalist ∙ Rudolph Reportagen – Landwirtschaft,<br />

Umwelt, Erneuerbare Energien<br />

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95


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Zertifizierung von Biogasanlagen<br />

Seit dem 1. Juli <strong>2021</strong> gilt die neue Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II). Sie enthält<br />

eine Nachhaltigkeitszertifizierung für Biomasse. Nicht nur, wenn die Biomasse für den<br />

Transportsektor erzeugt wird, die auf die Treibhausgasminderungsquote angerechnet<br />

werden soll, wie es bereits unter der RED I der Fall war. Die RED II erweitert den Geltungsbereich<br />

auf Anlagen zur Erzeugung von Strom, Wärme und Kälte in Kraftwerken mit einer<br />

Gesamtfeuerungswärmeleistung von 2 MW oder mehr verpflichtend.<br />

Von Berenika Lewicka<br />

Um zertifiziert zu werden, muss eine Anlage<br />

eine Dokumentenprüfung bestehen,<br />

Nachhaltigkeitskriterien erfüllen und<br />

angemessene Treibhausgaseinsparungen<br />

bei der Biokraftstoffproduktion erzielen.<br />

Um Anlagenbetreiber auf dem Weg zum Nachhaltigkeitszertifikat<br />

zu unterstützen, stellt der Fachverband<br />

Biogas in Kürze eine Arbeitshilfe für die Biogaszertifizierung<br />

und den gesamten Auditierungsprozess zur<br />

Verfügung. Wir haben bisher viele Fragen zu diesem<br />

Thema erhalten und haben die dazu relevanten Informationen<br />

in der Arbeitshilfe zusammengestellt.<br />

Die Arbeitshilfe besteht aus zehn Kapiteln, in denen<br />

Sie allgemeine Informationen über den Auditierungsprozess,<br />

die Erläuterung der gesetzlichen Grundlagen –<br />

sowohl der deutschen als auch der europäischen –, die<br />

Nachhaltigkeitskriterien, Hinweise zur Vorbereitung auf<br />

das Audit, die Erstellung einer eigenen Massenbilanz,<br />

Berechnungen der Treibhausgase und mehr finden.<br />

Selbsterklärung abgeben<br />

Der gesamte Vorbereitungsprozess beginnt mit der Zusendung<br />

der Selbsterklärungen der Lieferanten. Die<br />

Beispiele dafür haben wir unseren Mitgliedern zur Verfügung<br />

gestellt. Diese Erklärungen stellen sicher, dass<br />

die produzierte Biomasse die erforderlichen Nachhaltigkeitskriterien<br />

erfüllt.<br />

Sie beziehen sich u.a. auf den Schutz von Flächen,<br />

auf denen Pflanzen für die Biokraftstoffproduktion<br />

angebaut werden. Es geht darum, die Nutzung der<br />

Flächen, auf denen in der Vergangenheit Biomasse für<br />

die Biokraftstoffproduktion geerntet wurde, zu analysieren<br />

und ihre mögliche Umwandlung zu bestimmen.<br />

Die Abfälle und Rückstände, die nicht landwirtschaftlichen<br />

oder ähnlichen Ursprungs sind, sind immer nachhaltig,<br />

es sei denn, sie wurden nicht zweckgebunden<br />

erzeugt.<br />

Zur Vorbereitung auf die Zertifizierung müssen die<br />

von der Zertifizierungsstelle geforderten Unterlagen<br />

erstellt werden, zum Beispiel eine schriftliche Verpflichtung<br />

zur Einhaltung der Anforderungen des Zertifizierungssystems,<br />

alle Arten von Genehmigungen,<br />

Verträge mit Lieferanten und Kunden usw. Es ist auch<br />

notwendig, ein internes Audit durchzuführen und eine<br />

klare Beschreibung der Organisationsstruktur des Betriebs<br />

sowie eine klare Dokumentation der relevanten<br />

Verfahren und Prozesse vorzulegen. Nützlich sind auch<br />

Zertifikate wie Qualitätsmanagement, Umweltmanagement,<br />

Risikomanagement usw., die das Unternehmen<br />

bereits erworben hat.<br />

Massenbilanzen und THG-Einsparungen<br />

erstellen<br />

Andere Dokumente, die erstellt werden müssen und die<br />

für diejenigen, die ihr Biogas noch nicht zertifiziert haben,<br />

neu sein können, sind Massenbilanzen und gegebenenfalls<br />

der Nachweis einer ausreichend hohen THG-<br />

Einsparung. Ein Massenbilanzsystem enthält eine Reihe<br />

von Aufzeichnungen und Daten, die einen Überblick<br />

über die Mengen an Biomasse geben, die die Liefer- und<br />

Produktionskette vom Ursprungsort bis zum Endproduzenten<br />

von Biokraftstoffen, flüssigen Biobrennstoffen<br />

oder Biomassekraftstoffen durchlaufen.<br />

Die Merkmale zur Erfüllung der Nachhaltigkeitskriterien<br />

müssen in der gesamten Lieferkette offengelegt<br />

werden, zusammen mit anderen Informationen, die für<br />

die Rückverfolgung erforderlich sind. Die Einsparung<br />

von Treibhausgasemissionen wird immer im Vergleich<br />

zu seinem fossilen Pendant (Diesel, Benzin, Strommix)<br />

berechnet. Dies gilt sowohl für Energieträger, die im<br />

Verkehr eingesetzt werden, als auch für solche, die zur<br />

Stromerzeugung verwendet werden. Beides wird auf<br />

den Seiten der Arbeitshilfe Schritt für Schritt erläutert.<br />

Wir haben außerdem vor, in dem Dokument ein Kapitel<br />

mit häufig gestellten Fragen aufzunehmen, die wir von<br />

unseren Mitgliedern erhalten haben, um sicherzustellen,<br />

dass keine dieser Fragen unbeantwortet bleibt.<br />

Autorin<br />

Berenika Lewicka<br />

Fachreferentin Nachhaltigkeitszertifizierung<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Euref-Campus 16 · 10829 Berlin<br />

030/2 75 81 79-0<br />

berlin@biogas.org<br />

www.biogas.org<br />

96


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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97


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Anlage des Monats September:<br />

BRV Biologische Reststoff<br />

Verwertung GmbH<br />

Die BRV Biologische Reststoff Verwertung<br />

GmbH im baden-württembergischen<br />

Kißlegg wurde bereits 1995 in Betrieb<br />

genommen. In ihr werden überlagerte Lebensmittel<br />

und Speisereste vergoren. In<br />

vier Blockheizkraftwerken mit einer installierten elektrischen<br />

Leistung von zusammen 960 Kilowatt entstehen<br />

knapp 1,5 Millionen Kilowattstunden Strom pro<br />

Jahr. Die anfallende Wärme gelangt über ein Nahwärmenetz<br />

zu vier Häusern, einem Bürogebäude, einer<br />

Werkstatt und einer landwirtschaftlichen Halle. Die<br />

Gärreste werden mittels Dekanter, Belebung und Denitrifikation<br />

aufbereitet. Ein Teil des Biogases wird<br />

per Membrantechnologie zu Biomethan veredelt und<br />

von der Firmen-Fahrzeugflotte an der eigenen CNG-<br />

Tankstelle getankt – was pro Jahr zirka 260.000 Liter<br />

Diesel beziehungsweise 200 Tonnen CO 2<br />

einspart.<br />

Anlage des Monats Oktober:<br />

Agra GmbH Frohndorf<br />

Die Biogasanlage des Monats Oktober steht<br />

im thüringischen Sömmerda bei Erfurt.<br />

Mit einer installierten elektrischen Leistung<br />

von 400 Kilowatt erzeugt sie aus<br />

nachwachsenden Rohstoffen rund 3,5<br />

Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr, die über<br />

einen Direktvermarkter als Regelenergie eingespeist<br />

werden. Vergoren wird fast ausschließlich Gülle und<br />

Stalldung aus der hofeigenen ökologischen Milchproduktion.<br />

Die Wärme wird für die Beheizung und<br />

Warmwasserversorgung der Milchviehanlage sowie<br />

für das Verwaltungsgebäude und zwei Wohnungen<br />

verwendet. In der 2002 in Betrieb genommenen Anlage<br />

soll künftig das Biogas aufbereitet und über eine<br />

eigene Tankstelle als Kraftstoff vermarktet werden.<br />

Aktuell vermeidet die Biogasanlage knapp 2.000<br />

Tonnen CO 2<br />

.<br />

98


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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WISSENSCHAFT<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Stroh zur Produktion von<br />

Kraftstoff<br />

Am Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig läuft derzeit das Forschungsund<br />

Demonstrationsvorhaben „Pilotanlage Synthetisiertes Biogas – Bioressourcen und<br />

Wasserstoff zu Methan als Kraftstoff (Pilot-SBG)“. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium<br />

für Verkehr und digitale Infrastruktur finanziert und hat zum Ziel, bislang ungenutzte<br />

biogene Rest- und Abfallstoffe aus dem ländlichen sowie urbanen Raum zu Biomethan als<br />

Kraftstoff umzusetzen. Dabei ist das übergeordnete Ziel, die Treibhausgasemissionen in<br />

schwer elektrifizierbaren Segmenten des Verkehrssektors, wie beispielsweise der Schifffahrt<br />

oder dem straßengebundenen Schwerlastverkehr, signifikant zu reduzieren.<br />

Von Maria Braune, Karin Naumann und Kati Görsch<br />

Die umfangreichen Planungen für die Pilotanlage<br />

im Technikumsmaßstab sind inzwischen<br />

abgeschlossen, sodass zeitnah mit<br />

der Errichtung am DBFZ begonnen werden<br />

kann. Nach Fertigstellung soll die Pilotanlage<br />

im Zuge mehrerer Versuchskampagnen kontinuierlich<br />

betrieben und wissenschaftlich begleitet werden.<br />

Ergänzend zu diesen technischen Aspekten analysiert<br />

das wissenschaftliche Team rund um die Projektleiterinnen<br />

Kati Görsch und Karin Naumann im Rahmen<br />

einer Standortanalyse die räumliche Verteilung geeigneter<br />

und ungenutzter Rohstoffe sowie weiterer Standortanforderungen.<br />

Für die Beispielregion Leipzig/Halle<br />

wurden die Akteursstrukturen sowie deren Handlungsspielräume<br />

besonders genau untersucht und ermittelt,<br />

welche Faktoren sich förderlich oder hemmend auf<br />

eine kommerzielle Umsetzung dieses fortschrittlichen<br />

Konzeptes auswirken können. Außerdem wird im Vorhaben<br />

geprüft, inwiefern bestehende Biogasanlagen in<br />

Deutschland für die Produktion von erneuerbarem LNG<br />

(Liquefied Natural Gas, flüssiges Methan) durch technische<br />

Erweiterungen nach der EEG-Phase weitergenutzt<br />

Abbildung 1: Das Forschungs- und Demonstrationsvorhaben Pilot-SBG<br />

©<br />

<strong>2021</strong> DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH<br />

100


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

WISSENSCHAFT<br />

werden können. Im Zentrum einer Marktund<br />

Infrastrukturanalyse steht neben der<br />

Tank- und Fahrzeuginfrastruktur für LNG<br />

im Allgemeinen vor allem die Stellung von<br />

LNG aus erneuerbaren Quellen im Besonderen.<br />

Bezogen auf aktuelle und absehbare<br />

Rahmenbedingungen wie beispielsweise<br />

die Quote zur Treibhausgasvermeidung im<br />

Verkehr oder die CO 2<br />

-Bepreisung wird die<br />

Entwicklung des Marktwertes von erneuerbarem<br />

LNG abgeschätzt.<br />

Der Betrieb der Pilotanlage und deren<br />

technisch-ökonomisch-ökologische Bewertung<br />

im wirtschaftsrelevanten Maßstab<br />

sollen gemeinsam mit der Marktanalyse<br />

den Grundstein für die Installation von<br />

kommerziellen Anlagen legen (siehe Abbildung<br />

1). Das Vorhaben leistet damit<br />

einen wichtigen Beitrag zur Erschließung<br />

des nationalen Potenzials für nachhaltige<br />

und innovative Biokraftstoffe und damit<br />

zur Erreichung eines klimafreundlichen<br />

Verkehrs. Ziel der betrachteten Bereitstellungskonzepte<br />

ist die Produktion von<br />

erneuerbarem LNG, wobei die Pilotanlage<br />

aufgrund ihrer geringen Kapazität lediglich<br />

erneuerbares CNG (Compressed Natural<br />

Gas, komprimiertes Methan) als Kraftstoff<br />

zur Verfügung stellen wird.<br />

Kraftstoff Biomethan als Baustein<br />

der Klimawende im Verkehr<br />

Das im Klimaschutzplan der Bundesregierung<br />

verankerte Leitbild für treibhausgasneutrale<br />

Mobilität umfasst zahlreiche<br />

Maßnahmen zur Umsetzung des damit einhergehenden<br />

Innovationsprozesses. Maßgeblich<br />

für die Energiewende im Verkehr<br />

ist dabei neben der Elektrifizierung auch<br />

die Nutzung klimafreundlicher Kraftstoffe<br />

aus erneuerbaren Quellen. Die Nutzung von<br />

Biokraftstoffen ist bereits eine wesentliche<br />

Maßnahme zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors.<br />

Durch deren Nutzung konnten<br />

im Jahr 2020 Emissionen von etwa 14<br />

Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO 2<br />

)-<br />

Äquivalenten vermieden werden, was etwa<br />

5 Prozent (%) der Emissionen im Straßenverkehr<br />

entspricht.<br />

Eine zunehmend wichtige Option sind sogenannte<br />

fortschrittliche Biokraftstoffe,<br />

für deren Produktion biogene Rest- und<br />

Abfallstoffe verarbeitet werden. Die Vergärung<br />

dieser Stoffe zu Biogas stellt dabei<br />

eine vielversprechende Möglichkeit dar.<br />

Das Biomassepotenzial ist in Deutschland<br />

derzeit noch zu rund 40 % ungenutzt.<br />

Durch die Produktion und Aufbereitung<br />

des Biogases zu erneuerbarem CNG oder<br />

LNG für den Schwerlast- und Schiffsverkehr<br />

könnten diese noch ungenutzten Potenziale<br />

in Deutschland erschlossen und<br />

so ein signifikanter Anteil des Energiebedarfs<br />

im Verkehrssektor gedeckt werden.<br />

Die Emissionen im Verkehr könnten so um<br />

jährlich weitere 8 bis 20 Millionen Tonnen<br />

CO 2<br />

-Äquivalente reduziert werden.<br />

Einsatz biogener Reststoffe,<br />

Nebenprodukte und Abfälle<br />

Im Rahmen einer Potenzialanalyse wurden<br />

die in Deutschland verfügbaren und für die<br />

Produktion von Methan geeigneten biogenen<br />

Rest- und Abfallstoffe analysiert und<br />

bewertet. Die umfangreiche Datenbasis ist<br />

in der DBFZ-Ressourcendatenbank unter<br />

http://webapp.dbfz.de/resources öffentlich<br />

und kostenfrei verfügbar.<br />

Als vielversprechende Rohstoffbasis für<br />

das Vorhaben wurden Stroh und Rindergülle<br />

sowie Bioabfall und Grünschnitt<br />

identifiziert und hinsichtlich ihrer Mobilisierbarkeit<br />

und Optimierungsoptionen bei<br />

der stofflichen und energetischen Nutzung<br />

sowie bezüglich ihres Substitutionspotenzials<br />

im Verkehrssektor bewertet. Die<br />

landwirtschaftlichen Rohstoffe Rindergülle<br />

und Getreidestroh machen dabei das<br />

größte mobilisierbare Biomassepotenzial<br />

aus. Im Raum Mitteldeutschland gehört<br />

Sachsen-Anhalt zu den deutschlandweit<br />

stärksten Lieferregionen von Stroh 1 .<br />

In der Pilotanlage soll zur Vorbereitung<br />

kommerzieller Anlagen die gesamte Verarbeitungskette<br />

von den biogenen Rest- und<br />

Abfallstoffen bis zum Biomethan (erneuerbares<br />

CNG) dargestellt werden. Es sollen<br />

sowohl die agrarischen Nebenprodukte<br />

Stroh und Rindergülle als auch die urbanen<br />

Reststoffe Bio- und Grüngut regional<br />

bezogen und verarbeitet werden.<br />

Das Anlagenkonzept verbindet im Kern<br />

eine anaerobe Vergärung zu Biogas mit<br />

innovativen Vor- und Aufbereitungsprozessen<br />

(Abbildung 2). Bei der anaeroben<br />

Vergärung werden die Rohstoffe von Mikroorganismen<br />

in Methan und CO 2<br />

umgewandelt.<br />

Dafür stehen ein Rührkessel- und<br />

ein Pfropfenstromfermenter zur Verfügung.<br />

Um die Vergärbarkeit der Rohstoffe zu verbessern<br />

und damit die Gasausbeute im<br />

Prozess zu erhöhen, werden diese je nach<br />

Zusammensetzung vorbehandelt, zum<br />

Beispiel gehäckselt oder gemahlen.<br />

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WISSENSCHAFT<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Abbildung 2: Das Pilot-SBG-Anlagenkonzept zur Produktion von erneuerbarem CNG<br />

und anderen Wertprodukten<br />

©<br />

<strong>2021</strong> DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH<br />

Schwer vergärbare Rohstoffe können zusätzlich bei erhöhten<br />

Temperaturen und Drücken (hydrothermal) vorbehandelt<br />

werden. Zur Erhöhung der Methanausbeute<br />

wird das im Biogas enthaltene CO 2<br />

mit extern zugeführtem<br />

Wasserstoff in einer katalytischen Methanisierung<br />

zusätzlich zu Methan umgewandelt. Dabei entsteht nahezu<br />

reines Methan, das den gesetzlichen Anforderungen<br />

für die Verwendung als Kraftstoff im Verkehrssektor<br />

(DIN EN 16723-2) entspricht.<br />

Kreislaufwirtschaft Rechnung tragen<br />

Nach der anaeroben Vergärung werden die Gärreste in<br />

Abhängigkeit vom Ausgangsmaterial in einer Separationskaskade<br />

weiterbehandelt. Ziel der Gärrestaufbereitung<br />

ist, alle in der Anlage anfallenden Nebenprodukte<br />

im Sinne der Kreislaufwirtschaft nach dem Zero-Waste-<br />

Ansatz zu verwerten und zudem das Produktportfolio<br />

der Anlage durch die Erzeugung zusätzlicher Produkte<br />

zu erweitern. So können je nach eingesetzter Biomasse<br />

aus den Gärresten hochwertige Nährstoffdünger (fest/<br />

flüssig) oder Energieträger wie hydrothermal erzeugte<br />

Kohle gewonnen werden. Das Wasser soll weitestgehend<br />

im Prozess wiederverwendet oder als aufbereitetes,<br />

einleitfähiges Abwasser ausgespeist werden.<br />

Die Pilotanlage dient in erster Linie dem Erkenntnisgewinn<br />

beispielsweise hinsichtlich des Zusammen­<br />

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BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

WISSENSCHAFT<br />

spiels von Komponenten<br />

und Apparaten oder dem<br />

Einfluss von Prozessparametern<br />

auf dessen<br />

Stabilität und Ausbeute<br />

und hat daher eine<br />

Kapazität, die sinnvoll<br />

händelbar ist und für<br />

Forschung und Entwicklung<br />

eine ausreichende<br />

sowie kostentechnisch darstellbare<br />

Flexibilität mit sich<br />

bringt. Die Darstellung der gesamten<br />

Prozesskette in einer Anlage<br />

ist deutschlandweit in dieser Größenordnung<br />

einzigartig. Nach den erfolgreichen Betriebskampagnen<br />

wird die Anlage als Technologieplattform für<br />

Forschung und Entwicklung gleichermaßen Akteuren<br />

aus Wissenschaft und Wirtschaft zur Verfügung stehen<br />

und ist so gestaltet, dass flexibel unterschiedliche<br />

Technikmodule eingesetzt werden können.<br />

Biomethan für DBFZ-Fuhrpark<br />

Im Ergebnis entsteht Biomethan als Hauptprodukt, das<br />

in einer Tankanlage als erneuerbares CNG im DBFZ-<br />

Fuhrpark genutzt werden soll. Nach derzeitigem Planungsstand<br />

werden im Pilotbetrieb monatlich 0,2 bis<br />

1,2 Tonnen Rohstoffe verarbeitet und daraus zwei Pkw-<br />

Tankfüllungen erneuerbares CNG sowie die genannten<br />

Nebenprodukte bereitgestellt.<br />

Mithilfe der Pilotanlage soll eine lückenlose Demonstration<br />

der gesamten Prozesskette gewährleistet und<br />

die Mach- sowie Umsetzbarkeit des Gesamtkonzeptes<br />

belegt werden. Neben umfangreichen praktischen Untersuchungen<br />

im Versuchsbetrieb wird eine Bewertung<br />

anhand technisch-ökonomischer sowie ökologischer<br />

Veranstaltungshinweis<br />

Am 16. November findet im Rahmen einer hybriden<br />

Doppelveranstaltung gemeinsam mit dem Leipziger<br />

Biokraftstoff-Fachgespräch ein Workshop des Vorhabens<br />

Pilot-SBG statt. Ziel ist, gemeinsam mit Praxispartnern<br />

darüber zu diskutieren, mithilfe welcher Rahmenbedingungen<br />

und technologischer Optionen diese Anpassung<br />

etablierter Bereitstellungs- und Nutzungspfade für<br />

Biomethan gelingen kann.<br />

https://www.dbfz.de/veranstaltungen/leipzigerfachgespraeche/biokraftstofffachgespraech<br />

Ansprechpartnerin<br />

M. Sc. Maria Braune<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

Bereich Bioraffinerien (BR)<br />

DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum<br />

gemeinnützige GmbH<br />

Torgauer Str 116 · 04347 Leipzig<br />

03 41/24 34-368<br />

maria.braune@dbfz.de<br />

www.dbfz.de<br />

Kenngrößen für eine mögliche<br />

Anlage im kommerziellen<br />

Maßstab durchgeführt.<br />

Weiterführende Links:<br />

https://www.dbfz.de/projektseiten/pilot-sbg<br />

https://www.unendlich-viel-energie.de/interviewkarin-naumann<br />

1<br />

Brosowski, A, Bill, R., Thrän, D. (2020) Temporal<br />

and Spatial Availability of Cereal Straw in Germany –<br />

Case Study: Biomethane for the Transport Sector. DOI<br />

10.21203/rs.3.rs-16344/v3<br />

103


INTERNATIONAL<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

BELGIEN<br />

Erste Biogas-Hoftankstelle im Land<br />

Biomethananlagen verarbeiten überwiegend größere Biogasmengen ab 700 Normkubikmetern pro Stunde<br />

und speisen meist in das Gasnetz ein. Doch für netzferne Standorte auf landwirtschaftlichen Betrieben mit<br />

kleineren Gaserträgen lohnt sich, über ein System mit Hoftankstelle nachzudenken. Der belgische Landwirt<br />

Eric Jonkeau hat ein derartiges Projekt umgesetzt, um seinen Hof in den Ardennen so weit wie möglich nach<br />

dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft zu betreiben.<br />

Von EUR ING Marie-Luise Schaller<br />

Brüssel<br />

Der Betrieb von Eric Jonkeau mit<br />

fast 1.000 Rindern verwertet<br />

in der Biogasanlage alles Vergärbare<br />

außer Energiepflanzen.<br />

Er versorgt so ein Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) mit Nahwärmenetz und<br />

parallel eine Mikro-Biogasaufbereitung mit<br />

Hoftankstelle. Damit betankt er eine breite<br />

Palette an eigenen Fahrzeugen. Dieses Vorreiterprojekt,<br />

das Energieautarkie und zirkuläre<br />

Wertschöpfung verknüpft, ist noch<br />

relativ einzigartig, aber zukunftsweisend.<br />

Taverneux, ein kleiner, beschaulicher Weiler,<br />

gehört zu Houffalize in der belgischen<br />

Provinz Luxemburg. Der Betrieb von Eric<br />

Jonkeau direkt am Ortsrand ist bemerkenswert:<br />

Einerseits, weil Ställe und Biogasanlage<br />

erstaunlich nah an der dörflichen<br />

Wohnbebauung liegen, so gut wie keine<br />

Geruchsimmissionen erzeugen und sich<br />

zudem harmonisch ins hügelige Landschaftsbild<br />

fügen. Andererseits, weil der<br />

Landwirt und seine Familie traditionelle<br />

Landwirtschaft und fortschrittliche Konzepte<br />

verknüpfen.<br />

Die Futterversorgung seiner Rinderherde<br />

(Zucht-, Milch- und Mastbetrieb) bestreitet<br />

er weitestgehend aus eigenen Quellen. Und<br />

strebt danach, auch bei der Energieversorgung<br />

autark zu sein. Dabei sei für ihn wie<br />

für andere belgische Betriebe der Einsatz<br />

von Energiepflanzen gänzlich ausgeschlossen,<br />

wie er gleich zu Beginn feststellt.<br />

Jonkeau erläutert seine Prinzipien: „Oft<br />

stoße ich mit meinen Ideen auf Skepsis,<br />

verfolge aber meine Ziele beharrlich und<br />

setze sie erfolgreich um. Es geht mir darum,<br />

die vorhandenen Ressourcen vernünftig<br />

zu nutzen, das halte ich für besser als<br />

biologische Landwirtschaft, einfach aus<br />

Klimaschutzgründen. Lange schon strebe<br />

ich danach, Biogas auch als Kraftstoff<br />

einzusetzen.“ Jonkeau hat nun einen Meilenstein<br />

realisiert. Seit Juni betreibt er als<br />

Erster in Belgien eine Biogasanlage mit<br />

Biogasaufbereitung und Tankstelle.<br />

Nach intensiven Recherchen auf Fachmessen<br />

und in Praxisgesprächen mit anderen<br />

Biogaslandwirten begann er 2016 mit konkreten<br />

Planungen für eine Biogasanlage mit<br />

BHKW. Da diese überwiegend Mist, Gülle<br />

und Ernterückstände sowie Reststoffe aus<br />

der Lebensmittelproduktion verarbeitet,<br />

habe er sich für eine robuste und flexible<br />

Anlage von Sauter entschieden. Charakteristisch<br />

für das Sauter-Anlagenkonzept ist,<br />

dass die Einsatzstoffe in flüssiger Form über<br />

ein Pumpen- und Düsensystem auf dem<br />

104


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

INTERNATIONAL<br />

„Oft stoße ich mit meinen<br />

Ideen auf Skepsis, verfolge<br />

aber meine Ziele beharrlich<br />

und setze sie erfolgreich um“<br />

Eric Jonkeau<br />

Substrat im Fermenter verregnet werden. Es gibt keine<br />

Rührwerke, die Vergärung durchläuft die Gärzonen ohne<br />

mechanische Durchmischung. Oben wird mit aktiven<br />

Biomassepartikeln aufgefüllt, unten wird dann das nahezu<br />

ausgefaulte Substrat ausgetragen.<br />

FOTOS: MARIE-LUISE SCHALLER<br />

Mischen ohne Rührwerke<br />

Gesteuert wird die Vergärung über unterschiedliche<br />

Beregnungsintensitäten einzelner Bereiche. Mit dem<br />

Slogan „Beregnen statt Rühren“ wirbt Sauter für dieses<br />

Prinzip, bei dem Investitionen, Betrieb und Instandhaltung<br />

für die Rührwerke entfallen. Weil im Fermenter<br />

keine Einbauten sind, wird auch eine Schadensquelle<br />

vermieden, für deren eventuellen Ausbau der Behälter<br />

leergefahren werden müsste.<br />

Es entfällt zudem eine aufwändige Bunker- und Beschickungstechnik,<br />

da die festen Substrate über einen sehr<br />

einfachen Feststoffeintrag eingebracht werden. Dies<br />

ist ein Einschubschacht mit Gefälle in den Fermenter<br />

und Basis unterhalb des Substratniveaus, so dass das<br />

flüssige Substrat in entsprechendem Flüssigkeitspegel<br />

außen ansteht. In flexiblen Fütterungsabständen von<br />

bis zu drei Tagen wird Feststoffsubstrat eingebracht.<br />

Aus diesem Vorrat werden durch die Beregnung gelöste<br />

Stoffe (organische Säuren) im Fermenter verteilt. An<br />

der Eintragstelle bildet sich so eine Hydrolyse- und Versauerungszone<br />

aus.<br />

Jens Topa führt zusammen mit Eric Jonkeau durch die<br />

Anlage. Er war bis 2019 als Projektentwickler für<br />

Landwirt Eric Jonkeau<br />

(links) und Jens Topa,<br />

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INTERNATIONAL<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Jens Topa: „Bio-CNG-<br />

Hoftankstellen sind<br />

auch in Deutschland<br />

möglich.“<br />

106


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

INTERNATIONAL<br />

Mobile CNG-Tankstelle in einem Anhänger untergebracht.<br />

Futtermischwagen mit CNG-Antrieb.<br />

Sauter tätig und betreute das Projekt in der Konzeptund<br />

Planungsphase. Mit seiner eigenen Firma, TOPA<br />

energie projekte biogas, verfolgt er heute insbesondere<br />

das Ziel, kleine und mittlere Aufbereitungsanlagen in<br />

Deutschland an bestehenden Biogasanlagen zu etablieren.<br />

Er stellt fest, dass die große Variabilität der<br />

Einsatzstoffe schon ein gewisses Know-how des Betreibers<br />

voraussetzt. Eric Jonkeau gibt sich hier durchaus<br />

zufrieden, denn es habe bisher im etwa zweijährigen<br />

Betrieb keine nennenswerten Ausfälle gegeben. Er lobt<br />

den niedrigen Eigenstromverbrauch der Anlage. Über<br />

das BHKW würden 5.900 Kilowattstunden (kWh) an<br />

elektrischer Energie täglich erzeugt und eingespeist.<br />

Ein Wärmetauscher heize die Gülle auf 40 Grad Celsius<br />

vor. Über das Nahwärmenetz könne er drei Haushalte<br />

und den Milchviehbetrieb versorgen, womit er jährlich<br />

30.000 Liter an Heizöl einspare.<br />

Fördergeld erleichterte Investition<br />

Das produzierte Biogas wird mit etwa 125 Kubikmetern<br />

pro Stunde in einem BHKW mit 254 kW elektrischer<br />

Leistung verstromt. In der Wallonie erhält man keine Einspeisevergütung,<br />

lediglich die Certificats Verts, Grüne<br />

Zertifikate, ein Fördersystem für die Unterstützung der<br />

Erneuerbaren Energien. Darüber hinaus wurde der Bau<br />

der Anlage noch durch das europäische FEADER-Programm<br />

gefördert, ein Fonds zur Stützung des ländlichen<br />

Raumes. Schon früh war angestrebt, weiteren Mehrwert<br />

mit der Erzeugung von Bio-CNG zu schaffen.<br />

Nach längerer Vorplanung und einer Prototypen-Phase<br />

mit einem anderen, verworfenen Anlagentyp konnte im<br />

Oktober 2020 mit dem Bau der Biogasaufbereitung und<br />

Hoftankstelle begonnen werden. Bereits nach acht Monaten<br />

wurde das Komplettsystem des niederländischen<br />

Unternehmens Bright Biomethane in Betrieb ge­<br />

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INTERNATIONAL<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Bio-CNG-Fahrzeuge von<br />

Eric Jonkeau: öffentlichkeitswirksam<br />

mit<br />

METHAVERNEUX-Logo.<br />

nommen. Die Aufbereitung arbeitet mit der Membrantechnologie<br />

und erzeugt bis zu 30 Kubikmeter Bio-CNG<br />

pro Stunde. Kompakt in zwei Containern untergebracht<br />

sind Vorreinigung nebst Druckstufe sowie die dreistufige<br />

Membranaufbereitung und der CNG-Kompressor.<br />

Ein Speichermodul mit mehreren Gasflaschen und die<br />

Zapfsäule komplettieren die einfache, aber vollautomatisch<br />

betriebene Kraftstoffanlage.<br />

Im ersten Container mit der Vorbehandlungsstufe wird<br />

dem Biogas durch Kondensation über ein Kühlsystem<br />

zunächst das Wasser entzogen. Anschließend werden<br />

dort mittels Aktivkohlefilter Schwefelwasserstoff und<br />

andere Verunreinigungen entfernt. Die Qualität des<br />

Biogases wird an mehreren Prozesspunkten überwacht.<br />

Hohe Methanausbeute durch Permeat gas-<br />

Rückführung<br />

Im zweiten Container mit der Aufbereitung wird das Gas<br />

auf den für die Membrananlage erforderlichen Druck<br />

von 12 bis 15 bar komprimiert. Anschließend wird in<br />

einem weiteren Kühlprozess letzte Feuchtigkeit entfernt.<br />

Nachdem es wieder erwärmt wurde, wird das Gas<br />

der dreistufigen Membrananlage zugeführt. Das patentierte<br />

Verfahren führt bei jeder Stufe das Permeatgas<br />

zurück und erzielt so eine hohe Methanausbeute von<br />

99,5 Prozent. Schließlich wird mit dem CNG-Kompressor<br />

der Druck auf 250 bar erhöht und das Gas in<br />

Flaschen zwischengespeichert, woran die Tankstelle<br />

angeschlossen ist.<br />

Jens Topa bemisst das gesamte Investitionsvolumen –<br />

einschließlich der umfangreichen Erdarbeiten – auf<br />

etwa 3,5 Millionen Euro. Der Anteil der Aufbereitung<br />

und Tankstelle liege bei etwa 20 Prozent. Er sieht die<br />

Vorteile der Bright-Biomethane-Systeme darin, dass es<br />

modulare, standardisierte Einheiten sind, für die Erfahrungswerte<br />

aus über neunjähriger Praxis vorlägen.<br />

Vor dem Transport auf die Baustelle werde zudem jede<br />

Anlage im werksseitigen Probebetrieb getestet, so könne<br />

die dreistufige Membrantechnik optimiert werden,<br />

um die hohe Methanausbeute von 99,5 Prozent zu erreichen.<br />

Futtermischwagen mit Gasantrieb<br />

angeschafft<br />

Konsequent entwickelt Eric Jonkeau Lösungen, um den<br />

produzierten Kraftstoff selbst zu verwerten. So hat er<br />

sich einen gasbetriebenen Futterwagen zugelegt und<br />

in der verworfenen Prototypen-Phase der Aufbereitung<br />

eine mobile Tankstelle in einem Hänger gebaut. Sein<br />

SUV ist ein aus den USA importiertes Toyota-Fahrzeug,<br />

das er auf CNG-Betrieb umgerüstet hat. Die Familie<br />

fährt einen weiteren Bio-CNG-betriebenen Audi. Große,<br />

vom Sohn entworfene Aufkleber weisen auf die Besonderheit<br />

hin. Jonkeau freut sich, dass er im Herbst auch<br />

einen Traktor von New Holland zur Erprobung bei der<br />

Maisernte erhält.<br />

Er blickt zuversichtlich in die Zukunft. Aufgrund verfahrenstechnischer<br />

Zusatzkapazitäten sei er in der<br />

Lage, die Biomethanproduktion zu verdoppeln, um<br />

grünes Erdgas auch ins Gasnetz einzuspeisen. Mit dem<br />

Transportnetzbetreiber Fluxys sei er bereits in Vertragsverhandlungen,<br />

deren Netz nur 400 Meter vom Hof<br />

entfernt verlaufe.<br />

Des Weiteren planten sein Sohn und er eine Tiny-<br />

House-Anlage für die Beherbergung von Touristen,<br />

und diese mit grüner (Ab-)Wärme zu versorgen. Zum<br />

Abschluss der Besichtigung resümiert Eric Jonkeau:<br />

„Ich höre nie auf, Dinge zu hinterfragen und neue<br />

Wege zu erschließen, um die Ressourcen bestmöglich<br />

und vernünftig zu nutzen. So verbessern wir uns kontinuierlich.“<br />

Auf bodenständige Weise realisiert er so in<br />

seinem Betrieb ein Innovationsprinzip, das unter anderem<br />

in Kanban-Prozessen der Industrie angewandt<br />

wird und eine agile Methode für evolutionäres Change<br />

Management ist.<br />

Autorin<br />

EUR ING Marie-Luise Schaller<br />

Freie Journalistin<br />

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108


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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109


INTERNATIONAL<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

WESTAFRIKA<br />

Biogasbranche braucht<br />

Entwicklungsschub<br />

Westafrika (WA) engagiert sich im Kampf gegen den Klimawandel,<br />

unter anderem durch die Förderung nachhaltiger Energieerzeugung.<br />

Für die WA-Länder ist der Zugang zu nachhaltiger Energie ein<br />

wichtiger Faktor für ihre Unabhängigkeit und ihre Wirtschaft. Die<br />

Erneuerbaren Energien werden zur Dekarbonisierung des Energiesektors<br />

beitragen, der lange Zeit von der Nutzung fossiler Brennstoffe<br />

dominiert wurde.<br />

Von Michel Peudré Digbeu<br />

Um die Nutzung der Erneuerbaren Energien<br />

zu unterstützen, haben die WA-Länder<br />

das ECOWAS Centre for Renewable Energy<br />

and Energy Efficiency (ECREEE) gegründet,<br />

das 2010 eingeweiht wurde. Ziel ist,<br />

den Zugang zu nachhaltiger Energie zu erleichtern und<br />

günstige Bedingungen für die Implementierung von Erneuerbare-Energien-Märkten<br />

zu schaffen. Unter diesen<br />

Energien entwickeln sich Solarenergie und Bioenergie<br />

dank der Verfügbarkeit entsprechender Ressourcen.<br />

Laut ECREEE werden die Anteile zur Solar- und Bioenergie<br />

in WA bis 2030 auf 26 Prozent beziehungsweise<br />

28 Prozent geschätzt.<br />

WA verfügt über eine große Biomasseressource (landwirtschaftliche<br />

Abfälle usw.), die für die Biogasproduktion<br />

geeignet ist. Diese Biomasse kann, wenn sie<br />

besser genutzt wird, die Hauptenergiequelle für 70<br />

bis 90 Prozent der Bevölkerung darstellen, insbesondere<br />

in ländlichen Gebieten, in denen der Zugang<br />

zu Energie schwierig ist. Die Industrie kann in den<br />

meisten WA-Ländern wie Togo, Burkina Faso und<br />

Côte d‘Ivoire ebenfalls profitieren. Zum Beispiel wird<br />

das Biomassepotenzial in Côte d‘Ivoire ab 2016 auf<br />

mehr als 6 Millionen Tonnen geschätzt, von denen<br />

nach Angaben des Ministeriums für Erdöl und Energie<br />

nur 5 Prozent valorisiert sind. Bis 2030 will Côte<br />

d‘Ivoire 500 Megawatt (MW) mit Biomasseanlagen<br />

installieren.<br />

Auf der einen Seite ist zwar genug Biomasse vorhanden,<br />

auf der anderen Seite fehlt es jedoch im Biogasbereich<br />

in den meisten Ländern an Know-how, um diese<br />

Energieform zu nutzen. Darüber hinaus mangelt es an<br />

Finanzmitteln und Investitionen, um Biogasanlagen zu<br />

errichten. Um nachhaltige Energie zu fördern, setzen<br />

Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ) in WA verschiedene<br />

Entwicklungsprojekte um, die die Arbeit öffentlicher<br />

und privater Akteure ergänzen.<br />

Biogas-Marktpotenzial in WA<br />

Biogas ist eine nachhaltige Energiequelle, deren Nutzen<br />

den Verbrauch fossiler Brennstoffe in WA reduziert.<br />

Die Biogasproduktion wird durch die Verfügbarkeit organischer<br />

Biomasse erleichtert. Obwohl die Biogasnutzung<br />

viele Vorteile bietet, ist der Biogasmarkt in den<br />

meisten WA-Ländern noch gering und wenig bekannt.<br />

Um die Biogasnutzung bekannter zu machen, unterstützen<br />

und verstärken mehrere internationale und<br />

nationale Partner wie SNV oder die GIZ seit mehreren<br />

Jahren die Staaten bei der Entwicklung von Biogasprogrammen.<br />

So wurden zum Beispiel in Mali verschiedene Programme<br />

zur Förderung der heimischen Biogasproduktion<br />

gestartet. Dazu gehören: das von der GoodPlanet Foundation<br />

und der Agence Française de Développement<br />

kofinanzierte Projekt Biogaz Familial Mali. Es hat ermöglicht,<br />

dass zwischen Januar 2012 und März 2016<br />

in 108 Haushalten in den Kreisen Kita und Bougouni<br />

Biogasanlagen des indischen Deenbandhu-Modells errichtet<br />

werden konnten. Sie verfügten über Fermentervolumen<br />

von 4 Kubikmeter (m 3 ), 6 m 3 , 8 m 3 und 12 m 3 .<br />

Seit 2009 wurden in Burkina Faso dank des nationalen<br />

Biogasprogramms und der Unterstützung von SNV<br />

13.000 Biogasfermenter (10 m 3 , feste Kuppelfermenter)<br />

installiert, hauptsächlich bei Bauern. Dies hat 250<br />

Arbeitsplätze geschaffen. Ferner stehen dadurch 25<br />

Tonnen Biodünger zur Verfügung. Außerdem ersetzt<br />

Biogas das Brennholz zum Kochen. Das Fasobiogaz-<br />

Projekt, das seit 2012 von der Fasobiogaz-Anlage<br />

mit einer elektrischen Leistung von 275 kW initiiert<br />

wurde, erzeugt Strom, der aus der Methanisierung von<br />

Schlachtabfällen und anderen organischen Abfällen in<br />

das Netz eingespeist wird.<br />

Neben dem Fasobiogaz-Projekt basiert der Großteil der<br />

anaeroben Vergärungsprogramme auf der Errichtung<br />

heimischer Biogasfermenter, wobei Biogas in diesen<br />

Ländern direkt als Brennstoff verwendet wird. Neben<br />

FOTO: ADOBE STOCK_QUALITY STOCK ARTS<br />

110


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

INTERNATIONAL<br />

diesen Projekten sind viele private Unternehmen wie<br />

Theogaz, Bieco oder Agriforce entstanden, um den Sektor<br />

in der Region zu fördern.<br />

Lage und Marktpotenzial von Biogas<br />

in Côte d‘Ivoire<br />

1990 führten die GTZ (heute GIZ) und ANADER<br />

(Agence National d‘Appui au Développement Rural)<br />

die ersten Biogastests in Côte d‘Ivoire durch. Seitdem<br />

hat sich der Sektor durch verschiedene Maßnahmen<br />

und dank der Verfügbarkeit von Biomasse schrittweise<br />

entwickelt. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten<br />

Nationen installierte 2013 fünf Biogasanlagen für<br />

Grundschulen in der nördlichen Region, um diese Art<br />

der Energieerzeugung in den Gemeinden bekannt zu<br />

machen.<br />

Auf industrieller Ebene produzieren Unternehmen wie<br />

PALMCI Biogas für den eigenen Energieverbrauch. Auf<br />

halbindustrieller Ebene gibt es auch einige Aktivitäten:<br />

So zum Beispiel die Errichtung von Pilotanlagen im Jahr<br />

2019 unter Shea-Produzenten in Korhogo durch FIRCA<br />

und unter weiblichen Maniokgrießproduzenten in Bouaké<br />

durch die französische NGO Nitidae. Gleichzeitig<br />

engagieren sich viele private Unternehmen (LONO CI –<br />

https://www.lonoci.com/Services und andere), obwohl<br />

ihre Produkte immer noch teuer sind, insbesondere für<br />

Menschen in ländlichen Gebieten.<br />

Auch heute unterstützt die deutsche Kooperation<br />

Initiativen zur Förderung des Biogassektors durch<br />

Programme wie das Projekt Wasser und Energie für<br />

Lebensmittel (WE4F). WE4F-Westafrika ist Teil der<br />

internationalen WE4F-Initiative, die von fünf Gebern,<br />

dem Bundesministerium für Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(BMZ), der Europäischen Union, dem Außenministerium<br />

des Königreichs der Niederlande, der Swedish<br />

International Development Cooperation Agency<br />

(SIDA) und der United States Agency for International<br />

Development (USAID), finanziert und umgesetzt wird.<br />

Dieses Projekt trägt zur Verbreitung und Förderung von<br />

Innovationen im Zusammenhang mit grünen Lebensmitteln<br />

und der Biogasproduktion bei.<br />

In diesem Zusammenhang konnte ein Partnerschaftsprojekt<br />

mit dem ivorischen Fruchtsaftproduzenten<br />

(Ananas, Mango, Passionsfrucht usw.) unterzeichnet<br />

werden. Africa Foodies produziert seit Dezember<br />

2018 in Abidjan. Die Produkte des Unternehmens<br />

werden in großen Supermärkten in Abidjan verkauft.<br />

Dieses Projekt zielt darauf ab, die Abfälle des Unternehmens<br />

zur Erzeugung von Biogas zu verwerten. Das<br />

Unternehmen erzeugt durchschnittlich eine Tonne Abfall<br />

(Peelings etc.) pro Woche und nutzt Energie aus<br />

dem Netz sowie Butangas zur Herstellung und Konservierung<br />

von Fruchtsäften, was erhebliche Kosten<br />

verursacht. Das Biogas wird in Zukunft aus ei­<br />

Die Fruchtsaftproduktion von Africa<br />

Foodies in Abidjan wird künftig ihren<br />

Energiebedarf aus einer nachgelagerten<br />

Biogasanlage decken.<br />

111


INTERNATIONAL<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Vergärbare<br />

Fermentecibles Stoffe 45%<br />

Abgaswärmetauscher<br />

Typisches Abfallaufkommen in Abidjan (2018)<br />

13%<br />

Végétaux Pflanzen<br />

Autres Andere<br />

7%<br />

nem kontinuierlichen, röhrenförmigen, vorgefertigten,<br />

modularen und flexiblen Biogasfermenter erzeugt. Die<br />

Gesamtanlage besteht aus mehreren Komponenten,<br />

darunter einer Mühle und einer Gaspumpe. Die Produktionskapazität<br />

der Anlage wird auf 20 m 3 Gas pro<br />

Tag geschätzt (entspricht 10 Kilogramm Flüssiggas pro<br />

Tag). Künftig soll sie 40 Tonnen Abfall pro Jahr verarbeiten.<br />

Die ausgewählte Anlagentechnik wird von der ivorischen<br />

Firma SIVEBIO (Société Ivoirienne de Valorisation<br />

Energétique de la Biomasse), einem Partner der<br />

kolumbianischen Firma sistema.bio, Entwickler der<br />

Technologie, installiert. Nach der Produktion werden<br />

40 Prozent des Biogases als Brennstoff für die Pasteurisierung<br />

der Fruchtsäfte verwendet. Die restlichen<br />

60 Prozent werden in Strom umgewandelt, um unter<br />

anderem den Kühlraum mit Strom zu versorgen. Der<br />

Gärdünger wird später den Partnerbauern von Africa<br />

Foodies zur Verfügung gestellt.<br />

Africa Foodies kann dank der Biogasanlage seine Produktion<br />

optimieren und seine Kosten sowie seinen<br />

Energieverbrauch senken. Das<br />

Leuchtturmprojekt wird es der<br />

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15%<br />

2%<br />

3%<br />

9%<br />

Privatsektor und internationalen Organisationen und<br />

Feinanteile, Inertes: fines, Kiesel- cailloux,<br />

NGOs hat die ivorische Regierung versucht, den Sektor<br />

steine, verreGlas<br />

durch die Verabschiedung von Gesetzen zu regulieren,<br />

aber dies muss vor Ort noch geschehen.<br />

Métaux Metalle<br />

Textilien Textiles<br />

Plastik Plastiques<br />

Papier Papier und et Karton cartons<br />

Quelle: Weltbank (2018).<br />

GIZ ermöglichen, durch verschiedene<br />

Aktionen zur Förderung<br />

des Biogassektors in Côte<br />

d‘Ivoire beizutragen, wie zum<br />

Beispiel durch die Organisation<br />

von Demoveranstaltungen<br />

auf dem Africa-Foodies-Gelände<br />

für andere Fruchtsaftproduzenten<br />

und -partner oder<br />

durch die Teilnahme an Messen<br />

und Workshops, um die<br />

Ergebnisse des Projekts zu<br />

präsentieren. Abgesehen vom<br />

Chancen, Herausforderungen und<br />

Empfehlungen für die Biogasbranche<br />

Die Entwicklung des Biogassektors in Westafrika kann<br />

dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels<br />

zu reduzieren, Arbeitsplätze zu schaffen, Armut zu verringern,<br />

die landwirtschaftliche Produktion zu steigern<br />

und den Zugang zu sauberer Kochenergie oder Elektrizität<br />

zu verbessern. Trotz der vielen Chancen bringt<br />

der Biogassektor auch einige Herausforderungen und<br />

Einschränkungen mit sich. Es fehlt an Finanzmitteln<br />

für den Ausbau und die Entwicklung des Biogassektors<br />

sowie an Zugang zu wirtschaftlichen Anreizen für<br />

Biogasunternehmen. Auf rechtlicher Ebene ist die<br />

Entwicklung des Biogassektors in einigen Ländern wie<br />

Côte d‘Ivoire noch nicht formalisiert, insbesondere aufgrund<br />

fehlender offizieller Vorschriften.<br />

Um den Biogassektor bestmöglich zu entwickeln und<br />

den Herausforderungen und Zwängen zu begegnen,<br />

sollten bestimmte Maßnahmen ergriffen werden. Erstens:<br />

die Schaffung eines günstigen Umfelds für Investitionen<br />

des Privatsektors und nachhaltige Marktbedingungen<br />

für die Entwicklung des Biogassektors.<br />

Sie sind von wesentlicher Bedeutung. Zweitens: Auf<br />

finanzieller Ebene sollte die Entwicklung innovativer<br />

Finanzprodukte gefördert und sollten Steuerbefreiungen<br />

gewährt werden, mit Subventionen oder Erleichterungen<br />

für den Sektor. Drittens: Auf rechtlicher Ebene<br />

ist die Schaffung eines formalen Rechtsrahmens von<br />

entscheidender Bedeutung. Schließlich könnten Demonstrationstage,<br />

die die Biogasproduktion erläutern,<br />

organisiert werden,<br />

Fazit: Der Biogassektor ist in WA noch lange nicht entwickelt.<br />

Während in manchen WA-Ländern die Biogasbranche<br />

darauf wartet, durchzustarten, haben andere<br />

Regionen bereits erhebliche Anstrengungen unternommen,<br />

diese Art der Energieerzeugung zu etablieren. Mit<br />

der Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen, der Unterstützung<br />

verschiedener technischer und finanzieller<br />

Partner wie der GIZ und dem politischen Willen werden<br />

die Erneuerbaren Energien, insbesondere Biogas, in<br />

WA florieren.<br />

Autor<br />

Michel Peudré Digbeu<br />

Technical Advisor for the global<br />

Water and Energy for Food Initiative (WE4F)<br />

112


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Aus der<br />

Verbandsarbeit<br />

BERICHT AUS DER GESCHÄFTSSTELLE<br />

„Knebelfristen“ bei der<br />

Umsetzung der Nachhaltigkeitsverordnung<br />

Alle Blicke waren in den vergangenen Wochen und Monaten auf den<br />

Bundestagswahlkampf und die Sondierungs- beziehungsweise Koalitionsgespräche<br />

gerichtet.<br />

Von Dr. Stefan Rauh und Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Das Referat Politik/Hauptstadtbüro<br />

Bioenergie hat<br />

die heiße Phase des Bundestagswahlkampf<br />

und die<br />

sich anschließenden Sondierungsgespräche<br />

intensiv begleitet.<br />

Die Bioenergieverbände haben dazu ein<br />

Papier mit eigenen Vorschlägen für die<br />

künftige Bundesregierung veröffentlicht,<br />

das nun an ausgewählten Terminen mit<br />

den einschlägigen Fachpolitikern diskutiert<br />

wird. Ziel: Positive Botschaften<br />

zu Biogas auch im Koalitionsvertrag der<br />

nächsten Bundesregierung zu verankern.<br />

Hierzu arbeitet der Fachverband auf allen<br />

Ebenen, im Dachverband sowie in<br />

den einzelnen Landesstrukturen. Im „Tagesgeschäft“<br />

geht es neben der großen<br />

Politik der Zukunft leider auch weiterhin<br />

um viele Hürden und Hemmnisse der<br />

Gegenwart: von den Fallstricken im EEG<br />

<strong>2021</strong> bis hin zu den Unsicherheiten und<br />

Knebelfristen in der Nachhaltigkeitsverordnung.<br />

Nachhaltigkeitsverordnungen<br />

zur Notifizierung in Brüssel<br />

Die Nachhaltigkeitsverordnungen (BioSt-<br />

Nach für den KWK-Bereich; BioKraft-<br />

NachV für den Kraftstoffbereich) befinden<br />

sich nach wie vor in Brüssel bei der<br />

EU zur Notifizierung. Das heißt, es wird<br />

geprüft, ob der Entwurf der Bundesregierung<br />

den Vorgaben der EU-Richtlinie<br />

(RED II) entspricht. Dieser Prüfvorgang<br />

dauert bis zum 11. November. Sollte das<br />

Ergebnis positiv sein – wovon auszugehen<br />

ist – ist mit einem zügigen Inkrafttreten in<br />

unveränderter Form zu rechnen. Die Umsetzungsfristen<br />

sind aus Sicht der Bioenergiebranche<br />

viel zu kurz, weswegen<br />

die zuständigen Ministerien hinsichtlich<br />

einer praxisgerechten Umsetzung nochmals<br />

angeschrieben wurden.<br />

Im Mitgliederservice erreichen die Geschäftsstelle<br />

zahlreiche Fragen, die in<br />

einer FAQ-Liste gesammelt werden. Anfang<br />

November findet ein Austausch mit<br />

den Zertifizierungssystemen statt. Dabei<br />

soll die FAQ-Liste besprochen werden, so<br />

dass in der Zertifizierungspraxis ein roter<br />

Faden entsteht. Nach dem Gespräch wird<br />

die FAQ-Liste veröffentlicht und werden<br />

Online-Seminare angeboten. Mit diesem<br />

Vorgehen soll vermieden werden, dass Informationen<br />

weitergegeben werden, die<br />

dann so nicht von den Systemen getragen<br />

werden.<br />

114


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Engagiert. Aktiv. Vor Ort. Und in Berlin: Der Fachverband Biogas e.V.<br />

Wahlen in den Regionalgruppen<br />

Dieses Jahr ist nicht nur Bundestagswahljahr,<br />

sondern auch wieder die Wahl der ehrenamtlichen<br />

Regionalgruppenvertreter des Fachverbandes.<br />

Die ersten Ergebnisse der Wahlen aus den Regionalgruppen<br />

Thüringen, Sachsen, Oberpfalz, Niederbayern,<br />

Mittelfranken und Ober/Unterfranken<br />

liegen nun vor. Die noch offenen Posten der weiteren<br />

Regionalgruppen werden bis Ende November<br />

offiziell besetzt und bekanntgegeben werden.<br />

RG Thüringen: RG-Sprecher: Lukas Rohm. Betreibersprecher:<br />

Thomas Balling.<br />

RG Sachsen: RG-Sprecher: Holger Kübler. Betreibersprecher:<br />

Arne Phillipp. Stellvertreter: Alfons<br />

Himmelstoß, Martin Maslaton, Frank Vetterlein,<br />

Frank Terpitz.<br />

RG Oberpfalz: RG-Sprecher: Markus Bäuml.<br />

Betreibersprecher: Josef Hammer. Stellvertreter:<br />

Leo Rösel, Jakob Bauer.<br />

RG Niederbayern: RG-Sprecher: Franz Winkler.<br />

Betreibersprecher: Sebastian Altmann. Stellvertreter:<br />

Robert Wagner, Ludwig Scheugenpflug.<br />

RG Ober/Unterfranken: RG-Sprecher: Andreas<br />

Popp. Betreibersprecher: Alfred Bauer. Stellvertreter:<br />

Dietmar Greulich, Bernd Neupert.<br />

RG Mittelfranken: RG-Sprecher: Peter Hecht.<br />

Betreibersprecher: Werner Rück. Stellvertreter:<br />

Christian Endreß, Monika Volkert, Thorsten Sturm,<br />

Michael Schneider.<br />

Wir freuen uns, dass sich wieder viele altbewährte<br />

Gesichter bereiterklärt haben, den Fachverband<br />

mit ihrer Expertise und ihrem Engagement zu unterstützen.<br />

Natürlich sind wir auch begeistert, dass<br />

sich einige neue Kandidaten engagieren möchten.<br />

Wir gratulieren den gewählten Kandidat*innen und<br />

freuen uns auf eine gemeinsame Zeit, in der wir für<br />

verlässliche Rahmenbedingungen, neue Anreize<br />

und weniger kostenintensive Auflagen kämpfen<br />

werden. Ein starker Verband zeichnet sich durch<br />

sein starkes Ehrenamt aus!<br />

Kleine Novelle der<br />

Bioabfallverordnung<br />

Ende September wurde die kleine Novelle<br />

der Bioabfallverordnung im Bundeskabinett<br />

beschlossen. Darin wurden nun Punkte<br />

angenommen, die auch an wesentlichen<br />

Forderungen der Stellungnahme des Fachverbandes<br />

angelehnt sind. Insbesondere<br />

ist hier der Bezug des Kontrollwertes auf<br />

Gesamtkunststoffe von 0,5 Prozent (%)<br />

Trockenmasse (TM) >2 Milimeter (mm) bei<br />

flüssigen, 0,5% Frischmasse (FM) >20 mm<br />

bei festen und 1,0% (FM) >2 mm bei festen<br />

Bioabfällen aus der Sammlung von privaten<br />

Haushalten sowie eine Rückweisungsmöglichkeit<br />

bei >3 % (FM) zu nennen.<br />

Wenn das Notifizierungsverfahren Mitte<br />

Dezember beendet ist, muss der Bundesrat<br />

dem Verordnungsentwurf noch zustimmen.<br />

Mit einer endgültigen Beschlussfassung<br />

und Veröffentlichung ist im Frühjahr 2022<br />

zu rechnen. Zwölf Monate nach Verkündung<br />

treten dann die Änderungen der novellierten<br />

Verordnung in Kraft. Der neu eingeführte<br />

Paragraf (§) 2a zu den Regelungen des<br />

Kontrollwertes und der Rückweisungsmöglichkeit<br />

tritt erst nach 36 Monaten in Kraft.<br />

Projektworkshop „ZertGas“<br />

Bereits im Oktober fand im Rahmen des<br />

Projekts „ZertGas“ ein zweiter Workshop<br />

zur Nachhaltigkeitszertifizierung im Kontext<br />

der Erneuerbare-Energien-Richtlinie<br />

(RED II) statt. Der Workshop diente einerseits<br />

dazu, über das Projekt zu informieren.<br />

Andererseits wurden Ergebnisse aus<br />

dem Projekt vorgestellt und mit den Workshopteilnehmern<br />

diskutiert. Es wurde dabei<br />

klar, welch große Herausforderung die<br />

Erweiterung der Nachhaltigkeitsanforderungen<br />

auf den Strom- und Wärmebereich<br />

für die Biogasbranche darstellt.<br />

Erneut nachteilige Perspektiven<br />

im Netzentwicklungsplan<br />

Im Oktober hat das Referat Stromnetze<br />

und Systemdienstleistungen erneut eine<br />

Stellungnahme zum Netzentwicklungsplan<br />

abgegeben. Deutlicher Kritikpunkt<br />

war erneut, dass die Rolle der Bioenergie<br />

von den Übertragungsnetzbetreibern nicht<br />

anerkannt wird. Insbesondere bei den Ergebnissen<br />

der Strommarktdesignstudie<br />

des Bundesverbandes Erneuerbare Energie<br />

(BEE) e.V. hat sich gezeigt, dass der Bioenergie<br />

auch in Zukunft eine wichtige Rolle<br />

im Strommarkt zukommen muss. Dies<br />

haben wir zum Anlass genommen, sowohl<br />

Bundesnetzagentur als auch Übertragungsnetzbetreiber<br />

aufzufordern, die Bioenergie<br />

im Netzentwicklungsplan angemessen zu<br />

berücksichtigen.<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />

Kontrollen zum Düngerecht<br />

Nach wie vor werden in mehreren Bundesländern<br />

Kontrollen hinsichtlich düngerechtlicher<br />

Anforderungen vorgenommen.<br />

Maßgebliche Schwierigkeiten entstehen<br />

hauptsächlich durch die Abweichungen<br />

der Nährstoffgehalte auf Betriebsebene,<br />

die nicht über hinterlegte Standardwerte<br />

abgebildet werden können. Je nachdem, ob<br />

die zuständigen Vollzugsbehörden Berechnungsprogramme<br />

zur Verfügung stellen,<br />

sollten diese Programme bereits im Vorfeld<br />

einer Kontrolle genutzt werden, so dass ermittelten<br />

Unstimmigkeiten auch unterjährig<br />

nachgegangen werden kann. Die Service<br />

GmbH des Fachverbandes bietet in<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich. Biogas kann‘s!<br />

115


VERBAND<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

diesem Zusammenhang weiterhin Webseminare mit<br />

Vertretern der zuständigen Behörden an, um Antworten<br />

zu aktuellen Fragen auf direktem Weg bekommen zu<br />

können.<br />

Service GmbH startet Düngeberatungen<br />

Nach erfolgreich durchgeführten Testberatungen bietet<br />

die Fachverband Biogas Service GmbH jetzt modular<br />

aufgebaute Düngeberatungen für Mitglieder des Verbandes<br />

an. Dabei werden alle für den Biogasbereich<br />

wichtigen Gesetzestexte und Regelwerke wie Düngegesetz,<br />

Stoffstrombilanzverordnung, Wirtschaftsdüngerverbringungsverordnung<br />

etc. ausführlich besprochen<br />

und der Betreiber erhält so eine fachlich fundierte<br />

Beratung, welche genau auf die Bedürfnisse der Biogasbranche<br />

zugeschnitten ist (siehe auch Artikel auf<br />

Seite 26).<br />

Weiterhin hat unsere Düngeberaterin Sophia Heinze<br />

das Anerkennungsverfahren als Qualitätsbetreuerin in<br />

der Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. erfolgreich<br />

durchlaufen. Damit wird sie zukünftig einen Teil der<br />

Anlagen in der Gütegemeinschaft Gärprodukte e.V. in<br />

der RAL-Gütesicherung unterstützen. Diese Zusatzdienstleistung<br />

kann ideal mit den Düngeberatungen<br />

verknüpft werden, so dass Frau Heinze auf ein umfangreiches<br />

Wissen im Düngebereich zugreifen kann.<br />

Nähere Informationen können der Verbandshomepage<br />

entnommen werden.<br />

Fast 170 Aussteller auf der BIOGAS-<br />

Fachmesse in Nürnberg<br />

Im Referat Veranstaltungen laufen seit Anfang September<br />

die Vorbereitungen für die BIOGAS Convention Digital<br />

vom 22. bis 26. November und die BIOGAS Trade<br />

Fair Live in Nürnberg vom 7. bis 9. Dezember auf Hochtouren.<br />

Für die BIOGAS Convention Digital können Sie<br />

sich noch in den nächsten vier Wochen anmelden,<br />

gerechnet wird mit etwa 350 Teilnehmer*innen. Auf<br />

der Fachmesse in Nürnberg präsentieren sich fast 170<br />

Unternehmen mit ihren Angeboten und Innovationen.<br />

Darüber hinaus organisierte und betreute das Referat<br />

im September und Oktober einige Web-Seminare, unter<br />

anderem den 11. Erfahrungsaustausch für Sachverständige<br />

nach §29b BImSchG (siehe Artikel auf Seite<br />

126), den 15. Erfahrungsaustausch „Umweltgutachter<br />

im EEG“ und den Workshop „Nachhaltigkeitszertifizierung<br />

und THG-Bilanzierung nach RED II bei Biogasanlagen“.<br />

Für die Service GmbH wurden die Web-Seminare<br />

„Rechtliche Fallstricke beim Austausch von BHKW“<br />

und „Netzanschluss von BHWK – Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

und Stolpersteine“ durchgeführt. Auch<br />

2022 beschäftigt die Veranstaltungsplaner bereits:<br />

schlüsselfertige Komplettanlage<br />

Wir bewegen jegliche Art<br />

von Gasen bei allen Drücken<br />

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116


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

VERBAND<br />

Die Vorbereitungen für die DLG-Feldtage, den Gemeinschaftsstand<br />

auf der IFAT, den Abfallvergärungstag und<br />

30 Jahre Fachverband Biogas sind bereits angelaufen.<br />

15. Erfahrungsaustausch<br />

„Umweltgutachter im EEG“<br />

In guter Tradition fand Ende September der Erfahrungsaustausch<br />

der EEG-Umweltgutachter statt. Die 15.<br />

Auflage wurde wie im letzten Jahr auch schon in digitaler<br />

Form abgehalten. Die Teilnehmer hatten diesmal die<br />

Möglichkeit, in digitalen Diskussionsräumen mit den<br />

Referent*innen und anderen Umweltgutachter*innen<br />

zu diskutieren. Dieses zusätzliche Angebot wurde sehr<br />

gut angenommen.<br />

Den Schwerpunkt der Veranstaltung bildete wie üblich<br />

der Bericht zur Regelaufsicht durch Marc Hoffmann<br />

von der Umweltgutachteraufsichtsbehörde DAU GmbH<br />

aus Bonn. Die meisten Fragestellungen liegen nach<br />

wie vor im Bereich des KWK-Bonus. Zu den kritischen<br />

Punkten zählen in diesem Zusammenhang immer noch<br />

die Holztrocknung im Wärmenetz sowie der Nachweis<br />

des Ersatzes fossiler Energie. Im Jahr 2020 kam es<br />

zu keinen coronabedingten Problemen bei den Vor-Ort-<br />

Terminen und der Erstellung der Gutachten.<br />

Weitere fachliche Beiträge bildeten die Vorträge von<br />

Mitarbeitern der Geschäftsstelle: Dr. Stefan Rauh berichtete<br />

zu aktuellen Themen aus der Verbandsarbeit<br />

und Dr. Andrea Bauer aus dem Referat Energierecht<br />

und -handel stellte aktuelle Entscheidungen von Gerichten<br />

und der Clearingstelle EEG/KWKG vor. Abgerundet<br />

wurde die Veranstaltung von Peter Jürgens,<br />

Geschäftsführer der REDCert GmbH, der die Umweltgutachter<br />

über die Zulassung als Auditor für die Nachhaltigkeitszertifizierung<br />

informierte. Im Jahr 2022 soll<br />

der Erfahrungsaustausch dann wieder in Präsenz veranstaltet<br />

werden.<br />

Vorentwürfe des „Fit for 55“-Paketes<br />

in der Kommentierungsphase<br />

Erneuerbare Gase aus Biomasse sowie deren Potenzial<br />

zur Treibhausgasminderung im Strom-, Verkehrs- und<br />

Wärmesektor bleiben unverzichtbar – die Arbeiten am<br />

„Fit for 55“-Paket der EU inklusive zugehöriger Verordnungen<br />

und Direktiven sind in vollem Gange. Verbände<br />

und Interessenvertreter der EU-Mitgliedsländer sind<br />

zur Kommentierung der Entwürfe aus regionaler Sicht<br />

aufgerufen. Im Zuge der aktuellen und zu erwartenden<br />

Regelungen auf EU- und nationaler Ebene ergeben<br />

sich aus Sicht der Stabsstelle weiterhin Chancen zur<br />

regionalen Wertschöpfung sowie in Zukunft für den<br />

grenzüberschreitenden Handel von beziehungsweise<br />

mit Biomethan.<br />

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VERBAND<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Einrichtung eines Kernteams<br />

Genehmigung<br />

Bei der Realisierung von Neubauten oder<br />

bei Änderungen von Biogasanlagen ergeben<br />

sich inzwischen eine Vielzahl von<br />

zunehmend komplexen Fragestellungen.<br />

Neben der grundsätzlichen föderalen Herausforderung<br />

regionaler Unterschiede im<br />

Vollzug von eigentlich einheitlichen Bundesregelungen<br />

werden auch die diversen<br />

Wechselwirkungen der Maßgaben einzelner<br />

Fach- und Rechtsgebiete untereinander<br />

zunehmend unübersichtlicher – und zwar<br />

für alle Beteiligte gleichermaßen, seien es<br />

Betreiber, Behördenvertreter oder der Gesetzgeber.<br />

Parallel kommen außerdem immer neue<br />

„Problemzonen“ dazu: Ob neue Anwendungsfelder<br />

für Biogas, die Kombination<br />

unterschiedlicher Erneuerbarer Energien an<br />

einem Standort, über das klassische Separieren<br />

hinausgehende Aufbereitungsverfahren<br />

von Gärprodukten oder zum Beispiel die<br />

stoffliche Nutzung von Gärprodukten – die<br />

Fragen werden nicht weniger, die Rechtslage<br />

nicht überschaubarer und vielfach muss<br />

eine Antwort schuldig geblieben werden,<br />

weil der Rechtsrahmen schlicht (noch) keine<br />

Antwort bereithält. Um diesen aktuellen,<br />

aber auch strategischen Fragestellungen<br />

und Herausforderungen zukünftig schneller<br />

und gezielter begegnen zu können, hat das<br />

Präsidium des Fachverbandes das Kernteam<br />

Genehmigung ins Leben gerufen. Das<br />

interdisziplinär aus Vertretern relevanter<br />

Arbeitskreise und Fachreferate besetzte<br />

Gremium trifft sich im regelmäßigen Rhythmus<br />

und arbeitet dem Präsidium zur Positions-<br />

und Entscheidungsfindung zu. Die<br />

Nachruf<br />

Harm Grobrügge<br />

*12.05.1955 †21.09.<strong>2021</strong><br />

Der Fachverband Biogas e.V. und die gesamte deutsche sowie<br />

europäische Biogasbranche trauern mit großer Betroffenheit<br />

um Harm Grobrügge, der am 21. September plötzlich im Alter<br />

von 66 Jahren verstarb. Als Biogasfachmann war er ein gefragter<br />

Experte für Anlagenbetreiber, Politik und Unternehmen der<br />

Branche. Schon früh betrieb er auf seinem Landwirtschaftsbetrieb<br />

eine Biogasanlage, in der er unter anderem die Schlempe<br />

seiner kleinen Brennerei als Einsatzstoff nutzte. Fasziniert von<br />

der Technologie setzte er sich fortan für diese Form der Energieerzeugung<br />

ehrenamtlich mit sehr hohem Engagement ein.<br />

So war er seit ihrer Gründung bis zuletzt Sprecher der Regionalgruppe<br />

Nordhannover. Seit Mitte der 90er Jahre war er Mitglied<br />

des Präsidiums des Fachverbandes Biogas e.V. Darüber hinaus<br />

war er mehr als zwei Jahrzehnte Vorstandsmitglied des Bundesverbandes<br />

Erneuerbare Energie e.V. Er begleitete und forcierte<br />

die Gründung des Europäischen Biogasverbandes (EBA) von<br />

Anfang an mit. Dessen Vizepräsident war er seit der Gründung<br />

im Jahr 2009 bis zum Jahr 2019. In 2019 wurde er Präsident<br />

der EBA und war dies bis zu seinem Tode. Auf europäischer<br />

Ebene hat er zudem regelmäßig den Fachverband Biogas e.V.<br />

im Board der European Renewable Energies Federation (EREF)<br />

vertreten.<br />

Harm Grobrügge war seit der Gründung der Clearingstelle in<br />

Deutschland im Jahr 2007 ein wichtiger und prägender Bestandteil<br />

der Clearingstelle EEG|KWKG. Er war vor allem an<br />

den Gerichtsverfahren der Clearingstelle beteiligt, die zu einer<br />

langen Liste von Empfehlungen zur Auslegung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />

geführt haben. Harm Grobrügge hat die<br />

Arbeit der Clearingstelle 14 Jahre lang begleitet und mit Rat<br />

und Tat dazu beigetragen, diese von den Anfängen an weiterzuentwickeln.<br />

Mit höchstem Engagement hat er sich für Rahmenbedingungen<br />

eingesetzt, die eine nachhaltige und wirtschaftliche Biogasproduktion<br />

ermöglichen. Dabei standen seine persönlichen<br />

Interessen immer im Hintergrund, weil er das große Ziel des<br />

Klimaschutzes und der Energiewende verfolgt hat. Seine Einschätzung<br />

und sein Rat waren auf vielen Ebenen – so auch im<br />

Fachverband Biogas – oft gefragt. Er war nicht nur ausgewiesener<br />

Fachmann der Biogascommunity, sondern auch Moderator,<br />

Referent und Mitgestalter zahlreicher Veranstaltungen.<br />

Mit Harm Grobrügge verliert die Biogasfamilie in Deutschland<br />

und Europa ein engagiertes und charismatisches Mitglied.<br />

Wir werden seine Expertise, aber auch den Menschen Harm<br />

Grobrügge vermissen.<br />

Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.<br />

Horst Seide<br />

Präsident des<br />

Fachverbandes Biogas e.V.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez<br />

Hauptgeschäftsführer des<br />

Fachverbandes Biogas e.V.<br />

118


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

VERBAND<br />

seit längerem vom Fachverband<br />

geforderten Konkretisierungen<br />

zum Neubeschluss des LAI zum<br />

Erhalt des Luftreinhaltebonus<br />

wurden jetzt im September veröffentlicht<br />

(siehe Seite 76).<br />

Neuwahl im AK<br />

Sicherheit und neue<br />

Entwicklungen bei TRGS<br />

529 und TRAS 120<br />

Der AK Sicherheit hat in seiner<br />

Sitzung am 16. September Josef<br />

Ziegler (ARGE Biogas Safety<br />

First GbR) als Sprecher des<br />

AK Sicherheit wiedergewählt.<br />

Als stellvertretenden Sprecher<br />

ernannten die Mitglieder erneut<br />

Philipp Berns (Danpower<br />

GmbH). Die Diskussionen in der<br />

Sitzung drehten sich insbesondere<br />

um die derzeit in Überarbeitung<br />

befindliche TRGS 529<br />

sowie die Umsetzung der TRAS<br />

120 und der neuen TA Luft.<br />

Die teilweise abweichungsfeste<br />

Umsetzung der TRAS 120<br />

in Bayern war auch Gegenstand mehrerer<br />

Gesprächstermine mit dem Bayrischen<br />

Umweltministerium und dem zuständigen<br />

Staatsminister Glauber. Im Ergebnis konnte<br />

nochmal klargestellt werden, dass eine<br />

Abweichung von der TRAS 120 immer möglich<br />

ist, wenn der §29b-BImSchG-Sachverständige<br />

dies ausreichend begründet und<br />

gleichwertige Maßnahmen akzeptiert.<br />

In der Kommission für Anlagensicherheit<br />

konnte auf Initiative des Fachverbandes<br />

eine vorgezogene Überarbeitung der TRAS<br />

120 für Ende 2022 festgelegt werden. Um<br />

Klarheit über die Art und Weise der Durchführung<br />

von sicherheitstechnischen Prüfungen<br />

für Membranspeichersysteme im<br />

Rahmen der TRAS 120 zu erlangen, wird<br />

derzeit das Merkblatt DWA-M 377 überarbeitet.<br />

Mit einem ersten Entwurf ist noch in<br />

diesem Jahr zu rechnen.<br />

Da im Rahmen der Überarbeitung der<br />

TRGS 529 die Eingangskontrollen von<br />

besonderen Einsatzstoffen (Bioabfällen)<br />

pauschal vorgesehen waren, konnte durch<br />

eine Intervention des Fachverbandes das<br />

Thema nochmals im Rahmen eines Expertenfachgespräches<br />

Anfang Oktober diskutiert<br />

werden. Es konnte dabei den Entscheidungsträgern<br />

verdeutlicht werden, dass<br />

eine einsatzstoff- und anlagenspezifische<br />

In memoriam<br />

Mit großer Trauer haben wir erfahren, dass<br />

Harm Grobrügge am 21. September <strong>2021</strong><br />

verstorben ist.<br />

Harm Grobrügge war der Clearingstelle<br />

EEG|KWKG seit ihrer Gründung im Jahr<br />

2007 sehr eng verbunden. Er war über diese<br />

gesamte Zeit Vertreter des Bundesverbands<br />

Erneuerbare Energie e.V. und daher mit Sitz<br />

und Stimme Teil der Kammer, die über unsere<br />

Empfehlungen beriet und entschied.<br />

Er hat diese Empfehlungen und die gesamte<br />

Clearingstelle durch seine große praktische<br />

Erfahrung, seine Bereitschaft zur engagierten<br />

Diskussion und seine fachkundigen Beiträge<br />

auf unseren Fachgesprächen ganz maßgeblich<br />

mitgeprägt.<br />

Für all dies und mehr danken wir ihm.<br />

Die Clearingstelle wird Harm Grobrügge<br />

schmerzlich vermissen.<br />

Gefährdungsbeurteilung die Grundlage für<br />

die Nutzung von Eingangstests (pH-Wert,<br />

Säuretest etc.) darstellen muss.<br />

Übersetzung der<br />

Bioabfallbroschüre<br />

Aktuell wird die Broschüre „Biowaste to<br />

Biogas“ für den südamerikanischen und<br />

iberischen Markt ins Spanische übersetzt.<br />

Hierfür wurde bereits im August Mitgliedern<br />

wieder die Möglichkeit geboten, sich<br />

im Rahmen eines Firmenprofils präsentieren<br />

zu können sowie Vorschläge zu Referenzanlagen<br />

einzureichen.<br />

Die aktuellen Rückmeldungen zeigen großes<br />

Interesse seitens der Firmen und damit<br />

auch, dass auf dem südamerikanischen<br />

Markt Aktivität und Bedarf herrscht. Somit<br />

bedient und erweitert der Fachverband Biogas<br />

zukünftig die internationale Nachfrage<br />

nach einer Marktübersicht über die Vorteile<br />

und Möglichkeiten der Vergärung von Abfall-<br />

und Reststoffen auf sechs Sprachen.<br />

Neues von den KVP-Projekten<br />

Am 1. Oktober startete das neue Kammer-<br />

und Verbandspartnerschaftsprojekt<br />

(KVP) zwischen dem deutschen und dem<br />

serbischen Biogasverband. Das gemeinsame<br />

Ziel im Projekt ist, den serbischen Verband<br />

zu stärken, einen aktiven<br />

Dialog samt Know-how-Transfer<br />

zu gestalten und Unterstützung<br />

bei der Interessensvertretung in<br />

Politik und Gesellschaft anzubieten.<br />

Im November findet der Feinplanungsworkshop<br />

und damit offizieller<br />

Kick-off zum KVP statt,<br />

in dem die Partner gemeinsam<br />

die Ziele für die nächsten drei<br />

Jahre konkretisieren. Der indische<br />

Biogasverband (IBA) organisierte<br />

in Zusammenarbeit<br />

mit dem Fachverband einen<br />

Messestand auf der Renewable<br />

Energy India (REI) Expo. An der<br />

Biogas-Konferenz beteiligte sich<br />

die IBA ebenfalls mit zwei Fachvorträgen.<br />

Im KVP Uganda ist das Büro der<br />

Uganda National Biogas Alliance<br />

(UNBA) nun regelmäßig<br />

mit einer Mitarbeiterin besetzt.<br />

Mitgliederanfragen können nun<br />

entgegengenommen werden.<br />

Die Internetseite der UNBA wird<br />

in Kürze online gehen und somit wird die<br />

Wahrnehmung in der Öffentlichkeit gestärkt.<br />

Mitgliederversammlung mit<br />

Neuwahlen des Präsidiums<br />

Der Fachverband Biogas e.V. lädt seine<br />

Mitglieder zur ordentlichen Mitgliederversammlung<br />

– digital – am 2. Dezember um<br />

16.00 Uhr ein. Ein besonders wichtiger<br />

Punkt sind die anstehenden turnusmäßigen<br />

Neuwahlen des Präsidiums. Dabei<br />

ist zu beachten, dass das Präsidium im<br />

Rahmen der letzten außerordentlichen<br />

Mitgliederversammlung um eine*n Betreiber-<br />

bzw. Firmenvertreter*in erweitert<br />

wurde. Die Kandidat*innen werden im<br />

Mitgliederbereich auf der Homepage bekanntgegeben.<br />

Autoren<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

www.biogas.org<br />

119


VERBAND<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

REGIONALBÜRO OST<br />

Generationswechsel<br />

im Biogasosten<br />

17. Fachtagung in<br />

Groitzsch mit reger<br />

Beteiligung von knapp<br />

90 Interessierten.<br />

Von links: Toralf Müller, Dr. Gerd Reinhold<br />

und Erhard Oelsner.<br />

Die Thüringer Biogasunternehmer*innen<br />

freuten sich auf ihre nunmehr 55. Fachtagung<br />

und knapp 100 von ihnen kamen<br />

Mitte September ins Schützenhaus von<br />

Stadtroda. Das praxisnahe Programm bot<br />

für jeden etwas. So berichtete Prof. Dr. Frank Scholwin,<br />

Biogasinstitut Weimar, über den Stand der vom Ministerium<br />

geförderten Beratung zu Post-EEG-Optionen der<br />

hiesigen Anlagen. In sämtlichen Konzepten zeigen sich<br />

Förderlücken beziehungsweise Investitionshemmnisse,<br />

sodass hier nur kreative neue Ansätze mit teilweise<br />

hohen Risiken übrigbleiben.<br />

Wie nachhaltig ist der Einsatz von Mist in Biogasanlagen?<br />

Sehr, vermutet der Laie, jedoch Kay Beinersdorf,<br />

ENVIcycle UmweltConsult Meiningen, relativiert<br />

dies und bezieht sich auf<br />

die neue Biomasse-Nachhaltigkeitsverordnung.<br />

Die<br />

Umsetzung dieser wurde<br />

unter den Teilnehmern<br />

stark diskutiert. Nicht nur<br />

deswegen steht für die<br />

güllevergärenden Anlagen<br />

im Freistaat einiges auf<br />

dem Spiel. Die Fallstricke<br />

aus Sicht der rechtlichen<br />

und politischen Rahmen<br />

beleuchteten Rene Walter,<br />

Fachverband Biogas e.V.,<br />

und Dr. Gerd Reinhold,<br />

ehemals TLLLR Jena.<br />

Letzterer verabschiedete<br />

sich nach langjährigem Engagement<br />

für die Branche<br />

im Sommer in den Ruhestand,<br />

bleibt aber interessierter<br />

Fachmann. Erhard<br />

Oelsner, Regionalgruppensprecher<br />

des Fachverbandes, und Toralf Müller, Präsidiumsmitglied<br />

im Bauernverband, hielten Dankesreden<br />

auf den seit 1983 im Bereich Biogas forschenden<br />

und beratenden Reinhold. Wurde in den Achtzigern<br />

an seinem Institut noch der erste biogasbetriebene<br />

Traktor ZT300 entwickelt, formulierte er später die<br />

Faustformel: Summe von Großvieeinheit und Kilowatt-<br />

Biogasleistung geteilt durch Hektar landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche sollte kleiner zwei sein.<br />

Seine wissenschaftliche Arbeit im Landesamt sowie<br />

dem KTBL auf der einen und die praxisnahe Vor-Ort-<br />

Beratung in den Betrieben auf der anderen Seite wird<br />

der Branche sehr fehlen. Folgerichtig forderten die<br />

Verbände schon im Frühjahr die federführenden Ministerien<br />

auf, die Position im Landesamt adäquat nachzubesetzen.<br />

Mit ebenso klaren Forderungen adressierte die Regionalgruppe<br />

auf Presseterminen in den Aktionswochen<br />

unter anderem das Thema Artenvielfalt auf der Biogasanlage<br />

Wöllmisse mit anschließendem Bericht im<br />

MDR. Ferner informierte sie über Biogas als Kraftstoff<br />

sowie die CNG-Tankstelle der Ohra Energie und formulierte<br />

dabei erneut ihre Forderungen an die Politik.<br />

Mitorganisatorin Jana Liebe, Thüringer Erneuerbare<br />

Energien Netzwerk, betonte bei beiden Terminen die<br />

besondere regionale Verbundenheit und wirtschaftliche<br />

Bedeutung der beteiligten Biogasanlagen. Um<br />

die Verbandsarbeit in der Regionalgruppe weiterhin<br />

erfolgreich fortführen zu können, wurden in Stadtroda<br />

mit Lukas Rohm, Biogasanlage Göhren, sowie Thomas<br />

Balling, Biogasanlage Grabsleben, zwei neue Sprecher<br />

gewählt.<br />

Veränderungen gab es ebenfalls in Sachsen. Hier verabschiedete<br />

sich mit Dr. Claudia Brückner eine geschätzte<br />

langjährige Fachkraft als Leiterin im Landesamt in<br />

den Ruhestand. Noch unter ihrer Vorbereitung wurde<br />

Anfang Oktober die 17. Fachtagung in Groitzsch mit<br />

reger Beteiligung von knapp 90 Interessierten durch­<br />

FOTOS: FACHVERBAND BIOGAS E.V.<br />

120


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

VERBAND<br />

geführt. Die größtenteils behördlichen Referenten<br />

gaben einen aktuellen Überblick der<br />

Lage im Bundesland.<br />

So zitierte Herwig Vopel, Staatsministerium,<br />

aus dem jüngst wenig ambitioniert novellierten<br />

Energie- und Klimaprogramm die Rolle<br />

der energetischen Biomassenutzung lediglich<br />

als „bezahlbaren Speicher“. Hoffnungsvoller<br />

hob Dr. Kerstin Jäkel die vielfältigen<br />

Vorteile der Koppelnutzung von „Energie-<br />

Körner-Hirse“ durch Forschungsergebnisse<br />

der Landesanstalt hervor. Auf einen neuen<br />

Aspekt bei der Anlagensicherheit machte<br />

Peter Gamer, Landesamt, aufmerksam. Er<br />

berichtete über einen Fall von Cybercrime,<br />

der eine Biogasanlage zum Opfer gefallen<br />

war, wodurch ein mehrtägiger Betriebsausfall<br />

entstand.<br />

Aber auch neue erfolgreiche Geschäftsideen<br />

wurden vorgestellt. Alfons Himmelstoss,<br />

AEV Bioenergy Dresden, zeigte die Möglichkeiten<br />

der Regionalstromvermarktung mit<br />

der Win-win-Beziehung zwischen einer Einspeisergenossenschaft<br />

und Stromkunden auf. Seine<br />

Diskussionsfreudigkeit brachte der Unternehmer ebenso<br />

in die Runde der sehr gut besuchten Regionalgruppenversammlung<br />

im Anschluss der Tagung ein. Auch<br />

hier stand neben dem Netzwerken die Wahl der neuen<br />

Ehrenamtsvertreter auf dem Programm. Neben dem<br />

neu bestätigten Sprecher Holger Kübler, Bio­<br />

Zu der diesjährigen 30. MeLa in Mecklenburg-Vorpommern<br />

kamen unter Corona-<br />

Bedingungen rund 40.000 Interessierte.<br />

Der Fachverband Biogas e.V. präsentierte<br />

sich mit dem LEE M-V.<br />

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121<br />

Knowledge in motion


VERBAND<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

gasanlage Raitzen, ernannte die Gruppe Arne Phillip,<br />

Biogasanlage Großweitzschen, als weiteren Vertreter.<br />

Sehr erfreulich und ermutigend war die hohe Zahl der<br />

Verbandsmitglieder, die sich als aktive Stellvertreter<br />

meldeten.<br />

Erwähnenswert sei an dieser Stelle noch ein Novum auf<br />

der diesjährigen mecklenburgischen Landwirtschaftsausstellung.<br />

Die 30. Ausgabe fand unter Corona-Bedingungen<br />

mit einer Beteiligung von immerhin 40.000<br />

Besucher*innen statt, sonst sind dort eher 75.000<br />

zu zählen. Erstmalig wurden die klimafreundlichsten<br />

Landwirtschaftsbetriebe von Minister Dr. Till Backhaus<br />

ausgezeichnet. Michael Kühling aus Zemmin überzeugte<br />

am meisten mit der jährlichen Einsparung von<br />

7.000 Tonnen CO 2<br />

durch sein Unternehmen. Dies wird<br />

hauptsächlich durch den effektiven Betrieb einer Biogasanlage<br />

nebst Nahwärmenetz ermöglicht.<br />

Der Fachverband unterstützte die Ausstellung in Kooperation<br />

mit drei Firmen und dem Landesverband<br />

Erneuerbare Energien Mecklenburg-Vorpommern mit<br />

Öffentlichkeitsarbeit auf einem Stand. Es war schön,<br />

nach längerer Pause wieder mit ganz unterschiedlichen<br />

Messebesuchern im Gespräch zu sein.<br />

Autor<br />

Ingo Baumstark<br />

Regionalreferent Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

03 31/23 53 738<br />

ingo.baumstark@biogas.org<br />

LEE NIEDERSACHSEN/BREMEN E.V.<br />

Aktionswoche Biogas2Drive zeigte<br />

niedersächsischen Anlagenbetreibern<br />

Optionen auf<br />

Die Aktionswoche #bioas2drive hat es gezeigt:<br />

Die einen können, die anderen wollen.<br />

Niedersachsens Biogasanlagenbetreiber<br />

können problemlos Biomethan herstellen,<br />

um die klimaneutrale Verkehrswende herbeizuführen.<br />

Der Schwerlast- und Güterverkehr fragt<br />

den grünen Kraftstoff nach. Aus Verantwortung für den<br />

Klimaschutz, weil die Auftraggeber eine „grüne“ Wertschöpfungskette<br />

fordern, oder schlichtweg aus Kostengründen.<br />

AktionSwoche<br />

#Biogas2Drive<br />

vom 6. bis 12. September <strong>2021</strong><br />

www.biogas.org<br />

Das Potenzial von Biogas für den Verkehrssektor rückt<br />

also immer stärker ins Bewusstsein der Mobilitätsbranche.<br />

LEE-Vorstandsmitglied und Biogasanlagenbetreiber<br />

Thorsten Kruse ist davon überzeugt, dass das Potenzial<br />

von Biogas für den Verkehrssektor noch lange<br />

nicht ausgeschöpft ist. Die niedersächsischen Betreiber<br />

sind in der Lage, so Kruse, ihren Beitrag zur Verkehrswende<br />

zu leisten: „Wir beobachten, dass viele Logistikunternehmen<br />

ihre Zugmaschinen auf klimaneutrale<br />

Kraftstoffe umstellen. Denselben Prozess beobachten<br />

wir auch bei landwirtschaftlichen Maschinen – dort<br />

wird mittlerweile Wert auf CO 2<br />

-arme Kraftstoffe wie Biomethan<br />

oder auf Wasserstoff gelegt.“<br />

Chancen auf kommunaler Ebene<br />

Doch Kruse beobachtet auch, dass sich gerade auf<br />

kommunaler Ebene ein in sich geschlossener Wirtschafts-<br />

und Energiekreislauf herstellen ließe: „Hier<br />

wird häufig noch zu fragmentiert gedacht.“ Ein Beispiel:<br />

Ein kommunaler Abfallwirtschaftsbetrieb könnte<br />

den organischen Abfall über eine angeschlossene Biogasanlage<br />

verwerten und zu dem Kraftstoff Biomethan<br />

umwandeln. Mit diesem Kraftstoff können anschließend<br />

die Müllfahrzeuge betankt werden – es entstünde<br />

ein in sich geschlossener, nachhaltiger Energiekreislauf.<br />

Zudem würde mit diesem Ansatz die regionale<br />

Wertschöpfung gestärkt.<br />

In der Landwirtschaft verhält es sich laut Kruse ähnlich:<br />

Nachwachsende Rohstoffe sowie Gülle und Mist<br />

können zu Biomethan umgewandelt werden. Mit diesem<br />

klimaneutralen Kraftstoff können die landwirtschaftlichen<br />

Maschinen betrieben werden. Die in der<br />

Biogasanlage anfallenden Gärreste werden als organischer<br />

Dünger verwendet. Somit haben wir es mit einem<br />

geschlossenen Nährstoffkreislauf zu tun. Eine große<br />

Chance für Niedersachsens Anlagenbetreiber.<br />

122


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

VERBAND<br />

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123


VERBAND<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Deutschland braucht einen<br />

echten Aufbruch im Bereich<br />

erneuerbarer Wärme<br />

Gastbeitrag von Dr. Simone Peter, Präsidentin des<br />

Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. (BEE)<br />

Nie wurde eine künftige Bundesregierung<br />

klarer in die Verantwortung<br />

genommen, gleich<br />

zu Beginn der neuen Legislaturperiode<br />

zielgerichtete<br />

Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg zu<br />

bringen und einen Weg zur Klimaneutralität<br />

zu zeichnen. Aktuell droht Deutschland<br />

die Pariser Klimaziele deutlich zu verfehlen<br />

und Wertschöpfungspotenziale nicht zu<br />

nutzen.<br />

Daher braucht es ein umfassendes Sofortprogramm,<br />

das sämtliche Sektoren auf den<br />

Pfad des Pariser Klimaabkommens bringt.<br />

Entscheidend werden dabei die ersten 100<br />

Tage sein, denn durch überkommene EEG-<br />

Zielkorridore und unzureichende Anreizmechanismen<br />

hat der Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien von Monat zu Monat stärker an<br />

Schwung verloren.<br />

Als Schlüssel zur Erreichung klimapolitischer<br />

Ziele und als wichtigster Standortfaktor,<br />

um die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

Deutschlands zu gewährleisten,<br />

sind deshalb zügig faire Wettbewerbsbedingungen<br />

für moderne Klimaschutztechnologien<br />

zu schaffen und die richtigen Investitionssignale<br />

zu setzen. Insbesondere<br />

im Bereich der Wärme besteht verstärkter<br />

Handlungsbedarf. Der Gebäudebereich hat<br />

als einziger Sektor sein Klimaziel im Jahr<br />

2020 verfehlt und ist gleichzeitig mit einem<br />

Anteil von etwa 52 Prozent am Endenergiebedarf<br />

der energieintensivste Anwendungsbereich.<br />

Gesetze und Förderinstrumente<br />

anpassen<br />

Aufgrund des hohen Anteils an fossilen<br />

Brennstoffen werden dabei jährliche<br />

Emissionen von über 300 Millionen Tonnen<br />

freigesetzt. Um die Wärmewende im<br />

notwendigen Tempo voranzutreiben, sind<br />

bestehende Gesetze sowie die Förderinstrumente<br />

anzupassen, die CO 2<br />

-Bepreisung<br />

an den Klimazielen auszurichten und weitere<br />

Rahmenbedingungen für den Einsatz<br />

der Erneuerbare-Energien-Technologien in<br />

Gebäuden und Netzen auf den Weg zu bringen.<br />

Solarthermie, Bioenergie, Geothermie<br />

und Wärmepumpen stehen technisch ausgereift<br />

zur Verfügung.<br />

Für die Wärmewende in den Städten muss<br />

die Rolle von Wärmenetzen neu gedacht<br />

und Fernwärme zügig von fossilen auf erneuerbare<br />

Quellen umgestellt werden.<br />

Auch im ländlichen Raum sind Nahwärmenetze<br />

eine kostengünstige Form der<br />

erneuerbaren Wärmeerzeugung. Weiterhin<br />

sind konkrete Ausbauziele im Gebäudeenergiegesetz<br />

für 2030, 2040 und 2050<br />

für den Anteil Erneuerbarer Energien für<br />

die dezentrale Wärmeerzeugung in Gebäuden<br />

sowie für die Erzeugung von Nah- und<br />

Fernwärme in Entsprechung zu den neuen<br />

Klimaschutzzielen festzulegen.<br />

Gleichzeitig muss die Bundesförderung<br />

effiziente Gebäude (BEG) klarer auf einen<br />

erneuerbaren Wärmemarkt ausgerichtet<br />

werden: Dafür ist bei den BEG-Einzelmaßnahmen<br />

die Förderung fossil befeuerter<br />

Heiztechnik möglichst bereits 2022 einzustellen.<br />

Das betrifft Gashybridheizungen,<br />

bei denen nur noch die erneuerbaren<br />

Komponenten gefördert werden dürfen,<br />

sowie die sogenannten Renewable-Ready-<br />

Anlagen.<br />

Solarthermie stärker fördern<br />

Solarthermieanlagen müssen dann einen<br />

um mindestens 10 Prozentpunkte höheren<br />

Fördersatz erhalten als bisher. Weiterhin<br />

darf es bei Wohngebäuden beziehungsweise<br />

Nichtwohngebäuden nicht mehr wie<br />

bisher möglich sein, einen geförderten Effizienzhausstandard<br />

mithilfe eines rein fossil<br />

betriebenen Heizkessels zu erreichen. Die<br />

Förderfähigkeit muss hier im Neubau an<br />

die Einbindung von mindestens 25 Prozent<br />

und bei energetischen Modernisierungen<br />

von mindestens 15 Prozent erneuerbaren<br />

Wärmequellen gebunden sein.<br />

Eine weitere Maßnahme zum Voranbringen<br />

der Wärmewende ist, die Austauschprämie<br />

für Ölheizungen auf den Austausch der besonders<br />

klimaschädlichen Kohleheizungen<br />

und besonders ineffizienten Nachtspeicherheizungen<br />

auszuweiten. Den Nachhaltigkeitsbonus<br />

für die NH-Klasse sollte<br />

es auch ergänzend zum Bonus für die EE-<br />

Klasse geben, um Anreize zu setzen, beide<br />

Maßnahmen miteinander zu kombinieren.<br />

Tempo braucht es außerdem bei der geplanten<br />

Bundesförderung für effiziente Wärmenetze<br />

(BEW), die so zeitnah wie möglich in<br />

Kraft treten muss, um ihre Wirkung zu entfalten.<br />

Für die Dekarbonisierung der Wärmenetze<br />

bedarf es einer deutlichen Aufstockung<br />

der für die BEW bereitgestellten<br />

Fördermittel im Bundeshaushalt ab 2022<br />

auf mindestens 1 Milliarde (Mrd.) Euro<br />

jährlich, mittelfristig mindestens 2 Mrd.<br />

Euro jährlich. Dies ermöglicht, die gültige<br />

Förderrichtlinie so zu überarbeiten, dass<br />

eine Beschleunigung der Dekarbonisierung<br />

erreicht werden kann.<br />

In der nächsten Legislatur benötigt<br />

Deutschland also einen echten Aufbruch<br />

im Bereich der Erneuerbaren Wärme. In<br />

Verbindung mit einem Programm zur Behebung<br />

des Fachkräftemangels kann die<br />

Wärmewende einen echten Beitrag als<br />

Konjunkturmotor nach der Corona-Krise<br />

leisten und ist unerlässlich, um die Pariser<br />

Klimaziele zu erreichen.<br />

124


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

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125


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BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

ERFAHRUNGSAUSTAUSCH DER §29B-BIMSCHG-SACHVERSTÄNDIGEN<br />

Mängelursachen: keine<br />

signifikanten Änderungen<br />

Wie bereits im Vorjahr fand der 11. Meinungs- und Erfahrungsaustausch<br />

der 29b-BImSchG-Sachverständigen wieder als Webkonferenz jeweils<br />

an zwei Vormittagen (30.9. und 1.10.<strong>2021</strong>) statt. Der vom Bundesumweltministerium<br />

offiziell autorisierte Erfahrungsaustausch (41.<br />

BImSchV) war mit 50 Teilnehmern komplett ausgebucht.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Nach der Begrüßung und kurzen<br />

Einleitung durch den<br />

Geschäftsführer des Fachverbandes<br />

Biogas e.V., Manuel<br />

Maciejczyk, machte wie<br />

jedes Jahr Dr. Hans-Peter Ziegenfuß vom<br />

Hessischen Umweltministerium den Einstieg<br />

in das Vortragsprogramm. In seiner<br />

Funktion als Mitglied der Kommission für<br />

Anlagensicherheit stellte er die neueste<br />

Auswertung der §29b-BImSchG-Sachverständigenprüfberichte<br />

aus dem Berichtsjahr<br />

2019 vor.<br />

Nach einem spürbaren Rückgang der<br />

Mängelquoten an Biogasanlagen in den<br />

vorangegangenen Berichtsjahren zeigte<br />

sich 2019 eine deutliche Zunahme an<br />

Mängeln (siehe Abbildung). Ursache dafür<br />

sind sicherlich die ersten Auswirkungen<br />

der „TRAS-120-Umsetzung“ sowie die<br />

erstmalige flächendeckende Prüfung von<br />

BImSchG-Biogasanlagen in Bayern. Hinsichtlich<br />

der Mängelursachen gab es keine<br />

signifikanten Änderungen.<br />

Nach wie vor sind Probleme bei der Auslegung,<br />

Umsetzung von Prüfungen, fehlende<br />

Brand- und Explosionsschutzmaßnahmen<br />

und Organisationsmängel zu beklagen.<br />

Über seine praktischen Erfahrungen aus<br />

der Prüftätigkeit auf Biogasanlagen berichtete<br />

Felix Kalienke von der Weyer Gruppe.<br />

Aus seiner Sicht sind wesentliche Ursachen<br />

für Mängel und Schadensereignisse<br />

auf bestehenden Biogasanlagen in dem<br />

nicht immer ausreichenden Verständnis für<br />

die Bedeutung von Änderungen und damit<br />

zusammenhängenden Folgen (schlampige<br />

Ausführung, kein 1:1-Austausch etc.) zu<br />

finden. Als praktischen Lösungsvorschlag<br />

zeigte er ein bereits in der Praxis eingeführtes<br />

Managementsystem, mit dem Anlagenbetreiber<br />

sämtliche sicherheitsrelevante<br />

Prozesse und Vorgaben steuern können.<br />

Einen detaillierten Einblick in die Herstellung<br />

einer TRAS-120-konformen Biogasspeichermembrane<br />

gab Michael Pichler<br />

von der Firma Sattler Pro-Tex GmbH. Er<br />

machte dabei klar, dass erst die richtige<br />

Zusammenführung von einem stabilen<br />

Gewebe mit diversen Beschichtungen und<br />

Oberflächenversiegelungen die Anforderungen<br />

der TRAS 120 erreicht. Auch zeigte<br />

er anhand eines Beispiels die richtige<br />

Kennzeichnung einer Membran, um deren<br />

Rückverfolgbarkeit sicherzustellen.<br />

Über die Erfahrungen zur Umsetzung der<br />

TRAS 120 aus Sicht einer Vollzugsbehörde<br />

referierte Torsten Moczigemba vom Sächsischen<br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie. Er unterstrich dabei,<br />

dass eine Umsetzung der TRAS 120 mit<br />

viel Augenmaß durch die Behörden und<br />

Sachverständigen notwendig ist. Insgesamt<br />

sorgt die TRAS 120 aber für weitere<br />

notwendige Verbesserungen bei der Anlagensicherheit.<br />

In den zweiten Vormittagsblock leitete Josef<br />

Ziegler als Sprecher des Arbeitskreises<br />

Sicherheit im Fachverband Biogas mit<br />

einem Rundumschlag zu den aktuellen<br />

Entwicklungen ein. Er berichtete über die<br />

immer komplexer werdenden rechtlichen<br />

Vorgaben und zeigte einige Detailprobleme<br />

bei der Umsetzung der TRAS 120 auf. Die<br />

neue TA Luft <strong>2021</strong> wird aus seiner Sicht<br />

ebenfalls erhebliche Diskussionen bei der<br />

Umsetzung auf Biogasanlagen erzeugen.<br />

Ein bisher in der Biogasbranche kaum diskutiertes<br />

Thema stellte Stephan Gebhard<br />

vom LANUV Nordrhein-Westfalen vor. Er<br />

ging in seinen Ausführungen auf das Thema<br />

Cybersicherheit und eine Konkretisierung<br />

in einem Papier der Kommission für<br />

Anlagensicherheit (KAS 51) ein. Der Biogasbranche<br />

riet er, dringend sich über die<br />

Schutzmaßnahmen möglichst frühzeitig –<br />

bereits bei der Planung – Gedanken zu<br />

machen. Umso weniger Einfallsmöglichkeiten<br />

auf der Anlage (zum Beispiel über<br />

Fernwartung), umso geringer ist das Risiko<br />

für einen Cyberangriff. Diese Einschätzung<br />

unterstrich auch Prof. Dr. Jürgen Schmidt<br />

vom Center of Safety Excellence (CSE), der<br />

eine Schwachstellenanalyse gemäß dem<br />

KAS-Papier 51 empfahl.<br />

Anhand einiger Praxisbeispiele zeigte<br />

Stephan Engelke von der Friedrich Vorwerk<br />

Group neuralgische Problembereiche<br />

bei Biomethanaufbereitungsanlagen<br />

(zum Beispiel Wärmetauscherplatten bei<br />

Aminwäschern) und deren Behebung. Den<br />

Abschluss der Veranstaltung bildete ein<br />

umfassender Überblick von Anselm Lenz<br />

von der EXACON GmbH zur sicheren Gärprodukttrocknung<br />

und dem Einsatz von<br />

NH 3<br />

-Abluftreinigungsanlagen. Aufgrund<br />

der komplexen Prozesse und rechtlichen<br />

Anforderungen empfahl er dringend, von<br />

Anfang an einen Sachverständigen bei<br />

der Planung und Umsetzung solcher Anlagen<br />

einzubinden, um alle zukünftigen<br />

Betriebszustände – unter anderem auch<br />

Störungen – sicher zu meistern.<br />

In den beiden Vormittagsblöcken gab es<br />

wieder zahlreiche spannende Diskussionen<br />

und neue Erkenntnisse, die jetzt in<br />

die Arbeit der Sachverständigen und des<br />

Fachverbandes Biogas einfließen werden.<br />

Der nächste 12. Erfahrungsaustausch ist<br />

wieder für den 29. September 2022 geplant.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

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127


VERBAND<br />

BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

Ein mit Biogas betanktes Auto ...<br />

Rückblick:<br />

Aktionswoche<br />

Biogas2Drive<br />

CO 2<br />

stößt bis zu 90 %<br />

weniger CO 2<br />

aus ...<br />

als ein<br />

vergleichbarer<br />

Benziner!<br />

Mit Biogas haben wir einen Kraftstoff, der<br />

heute schon verfügbar und erprobt ist,<br />

regional erzeugt wird, bis zu 90 Prozent<br />

an Treibhausgasen einspart und zudem<br />

noch preiswert ist. Auf diese vielen<br />

Vorteile hat der Fachverband Biogas gemeinsam mit<br />

zahlreichen Partnern im Rahmen der Aktionswoche<br />

„Biogas to Drive“ (B2D) vom 6. bis 12. September hingewiesen.<br />

Den Auftakt bildete ein digitales Pressegespräch mit<br />

Vertretern von Iveco, Shell, OrangeGas, NGVA und<br />

unserem Präsidenten Horst Seide inklusive Pressemeldung.<br />

Am Donnerstag folgte ein digitaler Talk,<br />

moderiert von Christoph Arnowski vom Bayerischen<br />

Rundfunk und Teilnehmern von der Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaften Hamburg, vom Bundesverband<br />

Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung, dem<br />

Bundesverkehrsministerium und erneut Horst Seide –<br />

anzuschauen als Stream auf unserem Facebook-Kanal.<br />

Insgesamt verlief die Aktionswoche erfreulich, der<br />

Hashtag #Biogas2Drive wurde in den verschiedenen<br />

sozialen Medien fleißig verwendet, Verbände, Firmen<br />

und Privatpersonen haben die Aktionswoche rege begleitet.<br />

Das ThEEN-Mitglied<br />

Ohra Energie GmbH hat<br />

auf seinem Betriebsgelände<br />

in Fröttstädt<br />

Thüringens erste<br />

Betriebshoftankstelle<br />

für die Befüllung von<br />

CNG-Fahrzeugen des<br />

eigenen Fuhrparks mit<br />

komprimiertem Erdgas<br />

bzw. regional erzeugtem<br />

Biomethan errichtet.<br />

Die Anlage stammt<br />

von dem lettischen<br />

Start-Up HYGEN. Von<br />

links: Jana Liebe, Geschäftsführerin<br />

ThEEN<br />

e.V., Michael Fischer,<br />

Geschäftsführer Ohra<br />

Energie GmbH, Volkmar<br />

Braune, Prokurist bei<br />

Ohra Energie, und Prof.<br />

Dr. Frank Scholwin.<br />

FOTO: THEEN E.V.<br />

128


BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2021</strong><br />

VERBAND<br />

Vielen Dank an alle,<br />

die die Aktionswoche B2D<br />

unterstützt haben!<br />

Im Zuge der<br />

Kampagne haben wir die<br />

Auto-Aufkleber<br />

„Ich fahre mit Biogas = 90% weniger<br />

Treibhausgase“ bzw. „Ich fahre mit<br />