DER KONSTRUKTEUR 1-2/2022
DER KONSTRUKTEUR 1-2/2022
DER KONSTRUKTEUR 1-2/2022
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01-02<br />
19073<br />
Jan./Feb. <strong>2022</strong><br />
€ 13,00<br />
AM PULS <strong>DER</strong> TECHNIK<br />
AUF DEM<br />
PRÜFSTAND<br />
Theoretische Berechnung der<br />
Lebensdauer von Wälzlagern<br />
praktisch evaluieren<br />
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EDITORIAL<br />
GEHEIMNISSE<br />
<strong>DER</strong> MATERIE<br />
Die Erwartungen an Wissenschaft und Technologie sind immens:<br />
Wir brauchen effiziente Brennstoffzellen und Wasserstoffsysteme<br />
für die Mobilität der Zukunft, immer leistungsfähigere Rechner,<br />
Nanobauteile für schnellere Datenspeicher, Impfstoffe und<br />
Medikamente gegen das Coronavirus und natürlich noch vieles<br />
andere mehr. Um sie zu erfüllen, müssen Forscher und Entwickler<br />
heute immer genauere Einblicke in komplexe Systeme und<br />
Stoffe gewinnen können. Möglich wird dies mit Neutronen.<br />
Die weltweit modernste Neutronenquelle (ESS) soll im Jahr 2025<br />
im südschwedischen Lund in Betrieb gehen und herausragende<br />
Forschungsarbeiten in den verschiedensten Disziplinen ermöglichen:<br />
von den Materialwissenschaften über Magnetismus und Geologie<br />
bis hin zur ‚Weichen Materie‘ und Biologie. Zur Steuerung und<br />
Überwachung im Teilchenbeschleuniger kommen mehr als<br />
16 000 Signalkabel zum Einsatz – maßgeschneidert und bis ins<br />
kleinste Detail perfekt geplant. Über dieses einzigartige Projekt<br />
berichten wir in unserem Special Connectivity ab Seite 38.<br />
Und wenn wir schon einen Blick in die Zukunft werfen, lesen Sie<br />
auch, wie wir nachhaltiger wirtschaften können (Seite 6), warum<br />
es sich für Konstrukteure und Entwickler lohnt, in virtuelle Welten<br />
einzutauchen (Seite 8) und wie Antriebslösungen der Gegenwart<br />
aussehen (ab Seite 16).<br />
Mit den besten Wünschen für ein gesundes neues Jahr<br />
grüßt Sie herzlichst<br />
Ihre<br />
Nicole Steinicke<br />
Chefredakteurin<br />
n.steinicke@vfmz.de
INHALT<br />
06<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
03 Editorial: Geheimnisse der Materie<br />
06 STANDPUNKT<br />
Wie uns die Pandemie geprägt hat<br />
und was sie fordert ...<br />
08 Konstruktion 2030: Virtuelle Realität<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
10 Taiwanesische Werkzeugmaschinenindustrie:<br />
Auf dem Weg an die Spitze<br />
10<br />
ANTRIEBSTECHNIK<br />
16 TITELSTORY<br />
Wälzlager: Auf dem Prüfstand<br />
20 Dezentrale Antriebseinheit:<br />
Mehr als nur antreiben<br />
24 Antriebslösungen: Der richtige Partner<br />
an der Seite<br />
28 Schleifringe: Hier dreht sich was<br />
SOFTWARE & PROTOTYPING<br />
32 Produktentwicklung: Mit Methode<br />
zum patentierten Produkt<br />
SPECIAL<br />
CONNECTIVITY<br />
36 Steckverbinder: Smart auf dem Weg ins IIoT<br />
38 Verbindungslösungen: Geheimnisse<br />
der Materie lüften<br />
20<br />
24<br />
4 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
SERVICE<br />
42 Impressum<br />
43 Vorschau<br />
32<br />
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Ethernet Connectivity für die<br />
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Bereichen den Job des universellen<br />
Kommunikationsprotokolls. Damit<br />
wird die Vision eines einheitlichen<br />
Protokollstandards für die Kommunikation<br />
von der Cloud bis an jeden<br />
Sensor möglich – damit wird das IIoT<br />
immer mehr Realität. Doch keine<br />
industrielle Transformation mit Ethernet<br />
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STANDPUNKT<br />
WIE UNS DIE PANDEMIE<br />
GEPRÄGT HAT<br />
UND WAS SIE FOR<strong>DER</strong>T ...<br />
Glück, Erfolg und Gesundheit: Die Neujahrswünsche <strong>2022</strong><br />
sind nicht nur Floskeln, sondern haben im Hinblick auf<br />
die vergangenen zwei Jahre an Bedeutung gewonnen. Die<br />
Pandemie hat unser aller Leben und Arbeiten geprägt; neue<br />
Herausforderungen sind entstanden und alte Denkmuster<br />
müssen nun durchbrochen werden. Flexibilität und Agilität<br />
sind heute mehr denn je gefragt – und digitale Lösungen<br />
sind hier der Schlüssel. Bei unseren Kunden und Anwendern<br />
konnten wir etwa erleben, dass diejenigen, die frühzeitig<br />
NACHHALTIGKEIT UND<br />
RESSOURCENEFFIZIENZ<br />
WERDEN IN ZUKUNFT<br />
IMMER WICHTIGER<br />
entwickeln und umzusetzen. Durch den Einsatz virtueller<br />
Zwillinge, kann etwa die Produktentwicklung optimiert werden.<br />
Beispielsweise indem sie aufzeigen, welche Anpassungen<br />
notwendig sind, um den CO 2<br />
-Fußabdruck eines Produkts<br />
zu minimieren. Außerdem lassen sich Tests an physischen<br />
Prototypen auf ein absolutes Minimum reduzieren. Das spart<br />
nicht nur Zeit und Kosten, sondern verringert auch den<br />
Ressourcenverbrauch. Viele Unternehmen werden sich daher<br />
mit dem Thema Nachhaltigkeit und Ressourcen effizienz<br />
beschäftigen müssen.<br />
Bild: Dassault Systèmes<br />
www.3ds.com<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
auf Cloudlösungen setzten, weitaus schneller auf hybride<br />
Arbeitsformen umstellen konnten. Die Infrastruktur<br />
für die Zusammenarbeit aus der Ferne steht bereit<br />
und kommt direkt zum Einsatz. Wir freuen<br />
uns, dass wir mit unseren Lösungen speziell<br />
in den letzten zwei Jahren Unternehmen<br />
dabei unterstützen konnten.<br />
Die vergangenen Jahre haben uns<br />
außerdem gezeigt, dass fragile Lieferketten<br />
für die Industrie oftmals als<br />
Bottleneck fungieren und den Geschäftsbetrieb<br />
erheblich beeinflussen.<br />
Die Resilienz und Dynamik der<br />
eigenen Wertschöpfungsketten<br />
sicherzustellen und so flexibel<br />
auf unerwartete Situationen<br />
reagieren zu können, wird daher<br />
auch im Maschinen- und Anlagenbau<br />
für den geschäftlichen<br />
Erfolg entscheidend sein. Mit<br />
unseren Lösungen und der<br />
so genannten 3DExperience-<br />
Plattform gibt Dassault<br />
Systèmes der Branche wichtige<br />
Werkzeuge an die Hand, um<br />
auch in Krisenzeiten schnell<br />
und effektiv agieren zu können.<br />
Ein weiteres wichtiges Thema<br />
ist und bleibt die Förderung von<br />
Nachhaltigkeit. Auch hier spielen<br />
digitale Werkzeuge eine entscheidende<br />
Rolle. Denn sie ermöglichen<br />
es, nachhaltige und zukunftsweisende<br />
Innovationen deutlich schneller zu<br />
6 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de<br />
DR. DARKO SUCIC,<br />
SENIOR DIRECTOR,<br />
INDUSTRY CONSULTING<br />
IN EUROCENTRAL<br />
BEI DASSAULT SYSTÈMES
SPS <strong>2022</strong> IN ERSTER NOVEMBERHÄLFTE<br />
Die SPS wird in diesem Jahr vom 08. – 10.11.<strong>2022</strong> in<br />
Nürnberg stattfinden und somit zwei Wochen früher als in<br />
den vergangenen Jahren. Dies gibt der gesamten Branche<br />
in Zeiten der Pandemie eine entsprechende Planungssicherheit<br />
für die führende Fachmesse für smarte und<br />
digitale Automation. In Abstimmung mit der Nürnberg-<br />
Messe, auf deren Messegelände die SPS durchgeführt wird,<br />
wurde ein neues Terminfenster für die SPS <strong>2022</strong> gefunden.<br />
„Die kurzfristige Absage der SPS 2021 bedauern wir sehr,<br />
das hätten wir uns alle nicht so gewünscht. Aber jetzt ist<br />
der Zeitpunkt gekommen nach vorne zu schauen und daher<br />
freuen wir uns, den früheren Termin für die SPS <strong>2022</strong><br />
bekannt geben zu können“, so Martin Roschkowski,<br />
President der Mesago. Das Konzept für die SPS <strong>2022</strong> ist<br />
bereits in den finalen Zügen und wird in Kürze auf der<br />
Veranstaltungswebseite veröffentlicht.<br />
Bild: LVDESIGN – stock.adobe.com<br />
sps-messe.de<br />
IHRE IDEEN SIND GEFRAGT<br />
Mit dem Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt<br />
(IKU) zeichnet das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz<br />
und nukleare Sicherheit alle zwei Jahre Ideen aus, die im<br />
Bereich Klima- und Umweltschutz neue Wege aufzeigen. In<br />
sieben Kategorien werden innovative Technologien, Techniken,<br />
Verfahren, Prozesse, Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle<br />
für den Klima- und Umweltschutz honoriert. Nominiert<br />
wurden 21 Projekte,<br />
darunter war auch das Unternehmen<br />
Schunk. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Start-up<br />
Innocise wurde ein bionisch<br />
inspirierter Greifer entwickelt,<br />
der auf dem Prinzip der<br />
Adhäsion basiert. Der Greifvorgang<br />
selbst benötigt keine<br />
zusätzliche Energie, womit<br />
etwa im Vergleich zu konventionellen<br />
Flächengreifern der<br />
Energiebedarf signifikant<br />
reduziert wird. Spannend ist<br />
auch die Unternehmensinitiative<br />
R-Cycle: Sie verbessert das Recycling fossiler Rohstoffe durch<br />
die automatisierte Erfassung recycling-relevanter Produkteigenschaften<br />
für Kunststoffverpackungen. Gemeinsam haben<br />
zwölf Unternehmen und Organisationen die Infrastruktur für<br />
die Datenerfassung auf Basis digitaler Produktpässe aufgesetzt<br />
und erste kreislauffähige Pilotprodukte produziert.<br />
Bild: dehweh – stock.adobe.com<br />
www.iku-innovationspreis.de<br />
WECHSEL AN <strong>DER</strong> DEUTSCHLAND-SPITZE<br />
VON ABB ROBOTICS<br />
ABB hat Jörg<br />
Rommelfanger mit<br />
Wirkung zum 1. Januar<br />
<strong>2022</strong> zum neuen Leiter<br />
ihrer Robotics-Division<br />
in Deutschland ernannt.<br />
Darüber hinaus wird der<br />
48-Jährige weiterhin als<br />
Leiter der Business Line<br />
Automotive das gesamte<br />
Automobil- und Zuliefergeschäft<br />
der Robotics-<br />
Division in Deutschland<br />
verantworten. Jörg<br />
Rommelfanger folgt auf<br />
Jörg Reger, der seit dem 1. Januar <strong>2022</strong> auf globaler Ebene<br />
gesamthaft für die Business Line Automotive verantwortlich<br />
zeichnet. Die Erschließung neuer Branchen und Geschäftsfelder,<br />
die bisher keinen oder einen geringen Automatisierungsgrad<br />
aufweisen, ist neben dem Ausbau des Kerngeschäfts<br />
einer der wichtigsten Aufgaben von Jörg<br />
Rommelfanger in seiner neuen Rolle. Hierzu zählen unter<br />
anderem Branchen wie die Logistik und das Gesundheitswesen,<br />
deren Automatisierungsbedarf im Zuge der<br />
Pandemie weiter gestiegen ist. Das Unternehmen bietet<br />
hierfür eine umfangreiche Palette an robotergestützten<br />
Automatisierungslösungen und Services – von leichten und<br />
einfach programmierbaren, kollaborativen über autonome<br />
mobile Roboter bis hin zu skalierbaren Logistik-Zellen.<br />
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Herausforderungen.<br />
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Industriebereiche und höchste Ansprüche.<br />
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KONSTRUKTION 2030<br />
VIRTUELLE REALITÄT<br />
Welche Trends sehen Sie im Bereich Konstruktion und<br />
Engineering, wenn wir einen Blick in die Zukunft werfen?<br />
Innovative Technologien wie Virtual Reality (VR) werden ebenso<br />
wie andere Tools schon heute, aber auch in Zukunft eine neue<br />
Art der Konstruktion und Entwicklung unterschiedlichster<br />
Bauteile einleiten. Denn eine wettbewerbsfähige stabile Positionierung<br />
hängt signifikant von Herstellungszeiten, Kosten und<br />
durchschnittlichen Fehlerquoten ab. Diese können durch den<br />
Einsatz moderner digitaler Tools reduziert werden, was den<br />
Time-to-Market deutlich beschleunigt. Zeit- und kostenintensive<br />
Fehler werden so gar nicht erst gemacht. In den kommenden<br />
fünf Jahren wird sich die Technologie rasant weiterentwickeln<br />
und VR wird mehr und mehr Einzug in die Industrie halten.<br />
und Arbeitsabläufe vor unvorhersehbaren Unterbrechungen –<br />
wie durch eine globale Pandemie – zu schützen. Zudem<br />
befeuert die Klimakrise die Notwendigkeit, digitale Tools in<br />
Unternehmen zu etablieren, um den CO 2<br />
-Verbrauch beispielsweise<br />
durch weniger Geschäftsreisen zu minimieren. Daher<br />
werden Prozesse auch in Zukunft verstärkt nach Remotefähigkeit<br />
aufgebaut werden. Software-Lösungen, die sich explizit mit<br />
dem Thema „Distanzsteuerung“ auseinandersetzen, werden<br />
dementsprechend einen deutlichen Schub bekommen, um<br />
dezentrale Zusammenarbeit flächendeckend zu implementieren.<br />
Bilder: Weare<br />
www.weare-rooms.com<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
„Erleben“ wir also eine neue Welt der Konstruktion?<br />
Und was bringt sie uns in der Wirklichkeit?<br />
Ja, wir tauchen ein in eine neue Welt, die mit einem „Wow“-<br />
Effekt beginnt, wenn Mitarbeiter und Kunden zum ersten Mal in<br />
der virtuellen Welt angekommen sind und das fertige Modell in<br />
seiner vollen Größe vor sich sehen, bevor es überhaupt gebaut<br />
wurde. Und was bringt sie uns? VR-Engineering reduziert<br />
Fehlerquoten und damit verbundene Kosten um rund 20 %.<br />
Die disziplinübergreifende Kommunikation wird vereinfacht<br />
und Missverständnisse lassen sich vermeiden. Weiterer Vorteil<br />
ist die realitätsgetreue Darstellung der 3D-CAD-Daten, die es<br />
ermöglicht Optimierungsmaßnahmen schneller umzusetzen.<br />
Kurzum: Entwicklungsprozesse werden einfacher, lebendiger<br />
und die Time-to-market kürzer.<br />
Denken Sie, dass zunehmend mehr virtuelle Software-Tools<br />
in unser Leben Einzug halten? Und wo sehen Sie die größten<br />
Herausforderungen in den nächsten Jahren?<br />
Gerade die Pandemie wirkt wie ein Katalysator für innovative<br />
Technologien, die die Industrie im Krisenfall resilienter machen.<br />
Industrieunternehmen sind heute mehr denn je darauf<br />
angewiesen, mithilfe innovativer Tools ihre Prozessketten<br />
8 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de<br />
MAX NOELLE<br />
Founder & CEO bei WeAre in Berlin
BERICHT ZUM NACHHALTIGEN WIRTSCHAFTEN<br />
Für die Umsetzung von wirtschaftlich und sozial verträglichen<br />
Klimaschutzmaßnahmen spielen digitale Technologien eine entscheidende<br />
Rolle. Ein neuer Bericht, den der Tech-Konzern Schneider<br />
Electric in Zusammenarbeit mit CNBC Catalyst erstellt hat, zeigt<br />
anhand konkreter Beispiele auf, welche enormen ökologischen und<br />
ökonomischen Potenziale sich mit den Mitteln einer IoT-basierten<br />
Digitalisierung realisieren lassen. Erst kürzlich wurde Schneider<br />
Electric für die Entwicklung seiner auf nachhaltiges Wirtschaften<br />
abzielenden Hard- und Softwarelösungen mit dem unabhängigen<br />
Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Klima“ ausgezeichnet.<br />
Der von CNBC Catalyst und Schneider Electric erstellte Report<br />
„Unlocking a sustainable future: Why digital solutions are the key to<br />
sustainable business transformation“ bietet Einblicke in weltweite Fallbeispiele, bei denen es mithilfe digitaler Technologien<br />
gelungen ist, die Emission von Treibhausgasen zu senken, auf erneuerbare Energien umzustellen oder Lieferketten transparenter<br />
und nachhaltiger zu gestalten. Den von Schneider Electric und CNBC erstellten Report finden Sie hier: https://bit.ly/328ZXfv<br />
www.se.com/de<br />
SIEB & MEYER<br />
VERZEICHNET<br />
REKORDUMSATZ<br />
Die Sieb & Meyer AG konnte<br />
2021 im Vergleich zum Vorjahr<br />
ihren Umsatz nochmals um<br />
60 % steigern. Verantwortlich<br />
hierfür ist vor allem das<br />
Geschäftsfeld der CNC-Steuerungen.<br />
Aber auch der Geschäftsbereich<br />
Antriebselektronik<br />
hat mit seinen Frequenzumrichtern<br />
für Hochgeschwindigkeitsmotoren<br />
und<br />
hochdynamischen Servoverstärkern<br />
seinen Beitrag zum<br />
Rekordumsatz geleistet. „Das<br />
Jahr 2021 war neben der<br />
anhaltenden Covid-Krise von<br />
einer weltweiten Materialknappheit<br />
geprägt“, schildert<br />
Markus Meyer, Vorstand der<br />
Sieb & Meyer AG. „Deshalb<br />
sind wir besonders stolz auf<br />
diese ausgezeichnete Leistung“.<br />
Trotz der erschwerten<br />
Rahmenbedingungen konnte<br />
das Lüneburger Unternehmen<br />
seine Lieferfähigkeit sicherstellen<br />
und die gestiegenen<br />
Bedarfe der Kunden decken.<br />
„Das haben wir im Wesentlichen<br />
unseren motivierten<br />
Mitarbeitern zu verdanken“,<br />
betont Markus Meyer. Um<br />
seinen Kunden auch in Zukunft<br />
den besten Service bieten zu<br />
können, hat Sieb & Meyer in<br />
2021 weiter Personal aufgebaut:<br />
Nun verzeichnet das<br />
Unternehmen gegenüber dem<br />
Vorjahr 22 % mehr Mitarbeiter.<br />
Ein weiterer Fokus liegt auf der<br />
mittelfristigen CO 2<br />
-Neutralität<br />
der Produktion.<br />
www.sieb-meyer.de<br />
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AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
TAIWANESISCHE WERKZEUGMASCHINENINDUSTRIE<br />
AUF DEM WEG AN DIE SPITZE<br />
Taiwans Werkzeugmaschinenindustrie zählt zu den Vorreitern, wenn es um smarte<br />
und intelligente Lösungen geht. Dabei stehen Kundennähe, Flexibilität und Dynamik<br />
stets im Vordergrund. Ausgerichtet auf die Produktions anforderungen einer<br />
Industrie 4.0, stellen wir Ihnen drei Unternehmen mit ihren Entwicklungen vor, die<br />
auch in anderen Ländern unverzichtbar geworden sind.<br />
Das Unternehmen Campro Precision Machinery Co., Ltd.<br />
wurde im Jahr 2003 gegründet und hat sich seitdem<br />
kontinuierlich zu einem CNC-Werkzeugmaschinenhersteller<br />
entwickelt, der mit den Großen mithalten kann.<br />
Das Erfolgsrezept beruht auf einer hohen Kundenorientierung.<br />
Das heißt, die Maschinen werden sehr nah an den Bedürfnissen<br />
des Marktes entwickelt. Das bestätigt auch die langjährige und<br />
vertrauensvolle Zusammenarbeit mit vielen Geschäftspartnern<br />
und Kunden. Aufgrund der voranschreitenden Globalisierung<br />
und den gestiegenen Anforderungen hat sich Campro in den letzten<br />
TEAMWORK UND<br />
TECHNOLOGIE GEHEN<br />
BEI UNSEREN<br />
WERKZEUGMASCHINEN<br />
HAND IN HAND<br />
Kenny Tsai, Chairman of Campro,<br />
CAMPRO PRECISION MACHINERY<br />
CO., LTD.<br />
Jahren auf die Entwicklung und Produktion von CNC-Werkzeugmaschinen<br />
des mittleren und oberen Segments konzentriert.<br />
Hier sah man das größte Potenzial wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
Moderne Simulationstools und die Erfahrung der Mitarbeiter erlauben<br />
eine genaue Analyse jedes Werkzeugmaschinenmodells,<br />
sodass darauf aufbauend stetig die Produktlinien optimiert werden<br />
können und somit den neuen Anforderungen hinsichtlich Stabilität,<br />
Steifigkeit, Präzision, Effizienz und Zuverlässigkeit gerecht<br />
werden. Das Unternehmen zählt damit zu einem Hersteller hochwertiger<br />
CNC-Maschinen mit einem ausgewogenen Preis-/Leistungsverhältnis.<br />
Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen und<br />
sprechen über die Besonderheiten des Unternehmens.<br />
Mit welchen Maschinen und Anlagen sind Sie erfolgreich auf<br />
dem internationalen Markt unterwegs?<br />
Wir bieten 5-Achs-Bearbeitungszentren sowie ein modernes<br />
Dreh-/Fräsdrehbankkonzept. Beide Produkte lassen sich als<br />
flexibles Fertigungssystem oder als Robotersystem für die automatisierte<br />
Produktion einsetzen und zeichnen sich durch eine<br />
hohe Leistungsfähigkeit und Langzeitgenauigkeit aus. Der optimierte<br />
Herstellungsprozess sowie unser durchdachtes Cell-<br />
Moduldesign wurden mit dem 2021 Taiwan Excellence Silver<br />
Award und dem 2021 Taiwan Excellence Award ausgezeichnet.<br />
10 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
Mit Ihren professionellen Mitarbeitern als Basis und einem<br />
gemeinsamen Ziel haben Sie „sechs Arbeitsschwerpunkte“<br />
definiert. Versteckt sich dahinter Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />
In der Förderung eines positiven Arbeitsumfelds sehen wir den<br />
Schlüssel zum Erfolg. Der Mensch steht bei Campro im Mittelpunkt<br />
der Unternehmenskultur, der Qualität, des Service, der<br />
Produktentwicklung, des Vertriebs, des Produktionsmanagements<br />
und der Produktion. Damit definieren wir die sechs wichtigsten<br />
Arbeitsziele und unterstützen zudem die Förderung von Talenten.<br />
Zudem bauen wir Grünflächen aus, setzen Energieeinsparungen<br />
und Umweltschutz um und helfen Mitarbeitern ihre Arbeitsleistung<br />
in einem angenehmen Umfeld zu erbringen.<br />
Sie bieten ein sogenanntes Tooling-Management-System.<br />
Was versteckt sich dahinter und welchen Nutzen bringt es?<br />
Unser Campro Tooling Management System ist eine digitale<br />
Inventarverwaltungslösung, die menschliche Fehler um 90 %<br />
reduzieren kann. Die Vorteile: einfacher Nachschub, 24/7-Service,<br />
sofortiges Alarmsystem, Werkzeug-Recycling, Datenanalyse und<br />
Inventarverwaltung. Es hilft Unternehmen bei der Sicherung<br />
ihrer Werkzeugbestände, der Reduzierung von Ausfallzeiten<br />
und der Steigerung der Arbeitsproduktivität.<br />
Maschinen der nächsten Generation treiben die Entwicklung<br />
von Smart Factories voran. Verfügen Ihre Maschinen beispielsweise<br />
über Steuerungen mit „Deep-Learning“-fähiger KI?<br />
Wir investieren enorme Ressourcen in die IoT-Forschung und<br />
sind heute so weit, dass unsere Maschine Bearbeitungsdaten<br />
wie den Werkzeugverschleiß erfasst und direkt an den zentralen<br />
Monitor weiterleitet. Außerdem kann unsere Maschine Alarmmeldungen<br />
aufzeichnen und per Text an einen Manager melden.<br />
Deep Learning ist eine langfristige Entwicklung, die der CNC-<br />
Bearbeitung zugutekommen wird, indem es die Betriebskapazitäten<br />
erhöht und unnötige Ausfallzeiten vermeidet.<br />
Industrial 5G ebnet den Weg für richtungsweisende<br />
Anwendungen im industriellen Umfeld. Wie weit sind Sie hier?<br />
Unser Fertigungssystem läuft auf einem Internet-Kommunikations-Framework.<br />
Das industrielle 5G wird unserem System zu<br />
mehr Zuverlässigkeit und extrem niedrigen Latenzen verhelfen.<br />
Wir fokussieren uns daher auf Lösungen, die unseren Kunden<br />
helfen beispielsweise Roboter in der Produktion einzusetzen.<br />
Die Versorgung mit Stahl, Elektronikbauteilen und anderen<br />
Rohstoffen bleibt angespannt. Wie gehen Sie damit um?<br />
Das sind ernste Probleme. Wir beschleunigen die Lieferzeiten,<br />
indem wir unsere Prognosen für die Rohstoffbeschaffung konservativ<br />
festlegen und unsere Produktionsprozesse nach strengen<br />
Kriterien kontrollieren. Das macht unsere Werkzeugmaschinenindustrie<br />
sehr widerstandsfähig.<br />
UNTERNEHMEN<br />
Campro Precision Machinery Co., Ltd.<br />
No.12, Jingke 1st Rd., NantunDist.<br />
Taichung City 408, Taiwan (R.O.C.)<br />
www.camprocnc.com<br />
Zachary Tsai – Vice General Manager of<br />
Operations: zachary@campro.com.tw<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 11
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
Das Weltunternehmen Axile entwickelt und baut smarte<br />
5-Achsen-Hightech-Bearbeitungszentren (VMCs), ausgestattet<br />
mit modernster Automatisierungstechnik.<br />
Zielmarkt sind Hersteller von komplexen Teilen und<br />
Komponenten unter anderem in der Luft- und Raumfahrt, im<br />
Werkzeug- und Formenbau, in der Medizintechnik und in der<br />
allgemeinen Auftragsfertigung. Dabei müssen sie nicht zwischen<br />
Hochgeschwindigkeits- und Hochleistungs-5-Achsen-Maschinen<br />
wählen. Denn durch die Kombination von Agilität, Digitalisierung,<br />
Automatisierung und einem neuen Standard des Bearbeitungsprozesses<br />
hat Axile einen ganz neuen Ansatz geschaffen: Agile<br />
Smart Machining. Kurzum: Unser Team aus Branchenexperten<br />
vereint in jeder einzelnen Axile 5-Achsen-Maschine ultrahohe<br />
Abtragsraten, höchste Präzision und eine 24/7-Zuverlässigkeit<br />
der Produktion. Das Axile Service- und Support-Netzwerk erstreckt<br />
sich über nahezu 50 Länder mit mehr als 70 Vertriebspartnern<br />
in Asien, Europa und Nord- und Südamerika sowie<br />
einem Service-Center in Kroatien. Und ein Ende der Expansion<br />
ist noch lange nicht in Sicht. Grund genug, sich dieses Unternehmen<br />
genauer anzuschauen, insbesondere im Bereich smarter<br />
Automatisierungslösungen.<br />
UM <strong>DER</strong> KONKURRENZ<br />
EINEN SCHRITT VORAUS<br />
ZU SEIN – UND AUCH<br />
ZU BLEIBEN – BRAUCHT<br />
MAN EIN AGILES<br />
MINDSET<br />
Paul Chang, President & General<br />
Manager, AXILE Machine<br />
Sie sind einer der größten Hersteller von High-End-Werkzeugmaschinen<br />
in Taiwan. Welche Maschinen entwickeln und<br />
stellen Sie her – was zeichnet sie aus?<br />
Wir bieten eine breite Produktpalette, die von kleinen 5-Achsen-<br />
Maschinen bis hin zu großen Maschinen reicht. Die Größe wird<br />
anhand der Arbeitsleistung der Maschine definiert. Zu den<br />
P roduktreihen gehört unsere G-Serie, ein hochwertiges vertikales<br />
Bearbeitungszentrum in Gantry-Bauweise, das sich durch<br />
Präzision und sehr hohen Abtragsgeschwindigkeiten auszeichnet<br />
und bei komplizierten und schwierigen Schnitten in allen Metallarten<br />
zum Einsatz kommt. Unsere DC-Serie ist definiert als<br />
großes 5-Achsen-Bearbeitungszentrum, das sich für Anwendungen<br />
in der Luft- und Raumfahrt, der Energieerzeugung sowie im<br />
Formenbau eignet. Und mit unserer Automationsserie decken<br />
wir die meisten Kundenanforderungen ab, beispielsweise als<br />
motorisierter Palettenwechsler (MPC) oder als Roboter-Palettenwechsler<br />
(RPC). Darüber hinaus sind die Axile-Maschinen auch<br />
für eine vollständig digitalisierte, intelligente Automatisierung<br />
bereit. Unterstützt durch unsere patentierten SMT und AR-Technologien,<br />
definieren die digitalisierten Automatisierungslösungen<br />
von Axile die Arbeitswelt neu und steigern so die betriebliche<br />
Effizienz und Produktivität. Kurzum: Mit unserem Markenzeichen<br />
„Digitalized Intelligent Automation“ setzen wir neue Maßstäbe<br />
in einer intelligenten Fertigung.<br />
Ich habe gelesen, dass Sie zur Spitzenklasse im Bereich smart<br />
manufacturing solutions gehören. Darunter verstehe ich ein<br />
ganzheitliches Konzept. Wie setzen Sie Zuverlässigkeit,<br />
Digitalisierung und Automation in Ihren Maschinen um?<br />
Unser Konzept nennen wir „Digitalized Intelligent Automation“.<br />
Das heißt wir kombinieren unsere Maschinensysteme (MPC,<br />
RPC) mit fortschrittlichen Bearbeitungstechnologien wie SMT<br />
und Automatisierungslösungen wie ART und ermöglichen Herstellern<br />
dadurch deutlich kürzere Durchlaufzeiten sowie eine<br />
12 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
flexible und optimierte Produktion. Unser intelligentes System<br />
erlaubt es Anwendern, den Echtzeit-Status der Maschine jederzeit<br />
auf mobilen Endgeräten zu überprüfen. Durch die Verwendung<br />
des OPC UA-Protokolls und der Kompatibilität mit der Plattform<br />
umati (Universal Machine Technology Interface) lassen sich<br />
unsere Automatisierungslösungen in ein Ökosystem von Produkten,<br />
Lösungen und Systemen von Drittanbietern problemlos<br />
integrieren.<br />
Um eine agile, intelligente Fertigung und einen höheren<br />
Automatisierungsgrad zu ermöglichen haben Sie das Überwachungssystem<br />
ART entwickelt. Was kann dieses System?<br />
ART überwacht alle Verschleißteile in Echtzeit, den Energieverbrauch<br />
sowie Flüssigkeiten wie Schmier- und Kühlmittel. Somit<br />
lassen sich frühzeitig fundierte Entscheidungen treffen, die den<br />
Betrieb und die Produktionseffizienz optimieren. Im Fokus stehen<br />
dabei die Zuverlässigkeitswartung (RM), der Fertigungsprozess<br />
(MP) sowie das Energiemanagement (EM).<br />
1.) Die ART Reliability Maintenance-Funktion bietet vollständige<br />
Transparenz für Maschinen und Komponenten und sorgt so für<br />
eine konstant optimale Leistung. Sensoren in der Maschine<br />
identifizieren notwendige Reparaturen und beugen potenziellen<br />
Ausfällen vor.<br />
2.) Des Weiteren ist ein Einblick in den Echtzeit-Status von<br />
CNC-Maschinen entscheidend für eine effiziente Produktion.<br />
Die Anwendung Manufacturing Process als Teil des Überwachungssystems<br />
ART bietet diese wichtige Transparenz mithilfe<br />
der Datenerfassung und -auswertung der Maschinenzustände<br />
sowie des Produktionsplans jeder einzelnen Maschine.<br />
3.) Der dritte Punkt ist Energieeffizienz, die in der Fertigung<br />
immer wichtiger wird. Um die Kosten zu senken, bietet die ART<br />
Energy Management-Anwendung eine Rund-um-die-Uhr-<br />
Überwachung des Energieverbrauchs. Somit können Maschinenbediener<br />
täglich Anpassungen im Maschinenbetrieb vornehmen<br />
und erreichen dadurch bestmögliche Energieeffizienz.<br />
Unzählige Preise belegen Ihre Innovationstärke, so auch der<br />
Taiwan Excellence Gold Award 2021, den Sie für Axile Smart<br />
Automation erhalten haben. Erzählen Sie uns: Was macht eine<br />
Gesamtlösung für die intelligente Fertigung aus?<br />
Unsere Innovationsstärke liegt ganz klar im Bereich der digitalisierten<br />
und intelligenten Automatisierung und dabei aus einer<br />
Reihe innovativer Palettenwechsellösungen und flexibler Fertigungssysteme,<br />
die durch unsere proprietären Technologien SMT<br />
und ART unterstützt werden. Damit erhöhen wir die Effizienz in<br />
der Fertigungsindustrie um ein Vielfaches, insbesondere beim<br />
Einsatz von High-End-5-Achsen-Maschinen in der Luft- und<br />
Raumfahrt, der Automobilindustrie und der Medizintechnik.<br />
Und genau das zeichnet unsere Maschinen aus.<br />
Es ist immer gut eine Perspektive zu haben. Welches Ziel<br />
streben Sie an?<br />
Die Zukunft des gesamten Ökosystems liegt aus unserer Sicht<br />
in der Digitalisierung. Axile widmet sich daher nicht nur der<br />
Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet digitaler Managementlösungen,<br />
sondern auch in den Bereichen Digitalisierung<br />
der Produktionsprozesse, der Qualitätskontrolle, der Vertriebsüberwachung<br />
sowie des Personal- und Büromanagements.<br />
Unser Ziel ist es, im Jahr 2027 einen Weltmarktanteil von 10 %<br />
bei 5-Achsen-Maschinen zu erreichen und einer der führenden<br />
Anbieter von High-Tech-Maschinen auf dem Weltmarkt zu sein.<br />
UNTERNEHMEN<br />
AXILE Machine, Taiwan<br />
sales@axilemachine.com<br />
www.axilemachine.com<br />
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AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
Werkzeugmaschinen, die sich selbst optimieren, die<br />
dem Trend der Digitalisierung folgen und in vielen<br />
verschiedenen Varianten nahezu jede Bearbeitung<br />
und Anwendung ermöglichen – dafür steht der Name<br />
Quaser Machine Tools Inc. Das Unternehmen wurde 1991 von<br />
Edward Shar und Samuel Shieh gegründet und beruht seit jeher<br />
auf den zwei Säulen Qualität und Service (Qua Ser) und wird ergänzt<br />
durch kontinuierliche Design-Innovationen. Nicht nur<br />
Engagement und Zielstrebigkeit führten zum Erfolg, sondern<br />
auch der Aufbau langfristiger Partnerschaften zu namhaften<br />
OEM- und internationalen Vertriebspartnern. Niederlassungen<br />
in Taiwan, China, Schweiz und den USA sowie ein weltweites<br />
Verkaufs- und Service-Netzwerk sprechen für den Erfolg in der<br />
Werkzeugmaschinenindustrie. Und damit das auch so bleibt,<br />
werden die Mitarbeiter kontinuierlich aus- und weitergebildet.<br />
Nur so lassen sich die hohen Produktivitäts- und Effizienzstandards<br />
in der Fertigung halten und Wettbewerbsvorteile in der<br />
globalen Werkzeugmaschinenindustrie sichern. Nicht zu vergessen<br />
sind Forschung & Entwicklung, die für Quaser einen hohen<br />
WIR BIETEN<br />
KONTINUIERLICHE<br />
DESIGN-INNOVATIONEN<br />
FÜR DIE WERKZEUG-<br />
MASCHINENINDUSTRIE<br />
Brian Chen, Sales Manager,<br />
QUASER MACHINE TOOLS, INC.<br />
Stellenwert einnehmen. Neueste CAD-Software und Finite-Elemente-Analyse-Software<br />
kommt in der Maschinenkonstruktion<br />
zum Einsatz und führt zu Spitzentechnologie im Bereich vertikaler,<br />
horizontaler CNC-Maschinen bis hin zu 5-Achsen-Mill-Turn-<br />
Maschinen und ganzen Fertigungszellen. Wir werfen einen Blick<br />
hinter die Kulissen der Ideenschmiede aus Taiwan.<br />
Ihre Werkzeugmaschinen sind hochleistungsfähig und<br />
zeichnen sich durch eine hohe Verfügbarkeit aus. Liegt dies in<br />
Ihrer sogenannten Quaser-Technology begründet? Was ist das<br />
Geheimnis Ihrer erfolgreich im Markt etablierten Maschinen?<br />
Durch Quality Service wissen wir, wer wir sind. Unsere Werte<br />
werden von unseren Kunden definiert. Dabei liegt unsere Kernkompetenz<br />
im Moduldesign und im Verkauf von Komplettlösungen.<br />
Das gleiche Gussteil, die gleiche Spindel, das ATC oder der<br />
gleiche Späneförderer können problemlos in unseren verschiedenen<br />
Maschinenmodellen verwendet werden. Das erleichtert<br />
nicht nur die Verwaltung, sondern macht auch die Montage<br />
deutlich einfacher. Außerdem stellen wir auf Grundlage der<br />
Anforderungen unserer Großkunden bestimmte Maschinen-<br />
Packages zusammen. Dadurch lässt sich die komplizierte<br />
á-la-carte-Auswahl von Maschinen und Zubehör vermeiden.<br />
Durch einen höheren Automatisierungsgrad lassen sich<br />
die Betriebskosten reduzieren. Wie werden Sie dieser<br />
Aufgabe gerecht?<br />
Unsere CNC-Fräsmaschinenzellen der Baureihe HX504/HX505<br />
für die automatisierte Metallbearbeitung bieten eine hohe<br />
Produktivität bei gleichzeitig geringen Kosten. Mit 8 oder<br />
14 Paletten sind sie für eine Mischproduktion mit einer Vielzahl<br />
von unterschiedlichen Aufgaben ausgelegt. Sie sind hochflexibel<br />
und damit perfekt für die Kleinserienfertigung einer breiten<br />
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AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
Palette unterschiedlicher Produkte mit häufigem Umrüstungsbedarf.<br />
Zudem eignen sie sich ideal für die unbeaufsichtigte<br />
Bearbeitung, zum Beispiel während der Nachtschichten.<br />
Digitalisierte Prozesse liefern wichtige Informationen über<br />
eine Maschine und den Produktionsprozess. Voraussetzung<br />
ist der Einsatz von Software, die Realtime-Kommunikation<br />
unterstützt. Bieten Sie diese Möglichkeit?<br />
Ja, wir bieten diese Möglichkeit mit unserer Software IQS (Intelligent<br />
Quaser Software), die ich Ihnen im Folgenden mit ihren<br />
Merkmalen kurz beschreiben möchte:<br />
■ Condition Monitoring und Maschinendatenanzeige in Echtzeit<br />
■ statistische Analyse aller Maschinenzustände und Auslastung<br />
■ nahtlose Daten-Übertragung zwischen CNC-Steuerungen und<br />
Management-Center<br />
■ Online-Systemdiagnose der Maschine inklusive Komponenten<br />
■ vorprogrammierte Service- und Wartungsempfehlungen<br />
■ Echtzeit-Produktionsmanagement mit statistischer Datenerfassung<br />
Um ihre Geschäftsgeheimnisse und Daten zu schützen, verwenden<br />
immer mehr unserer Kunden ihre eigene Software. Wir bereiten<br />
uns daher auf Lösungen vor, die IoT-ready sind und die passenden<br />
Schnittstellen bereitstellen.<br />
„Create a link between the real and virtual production“ – ein<br />
interessanter Leitsatz. Was meinen Sie damit?<br />
Unsere Maschine wird mithilfe moderner 3D-CAD-Software<br />
entworfen, beispielsweise die Spannvorrichtung, der Werkzeugschneider<br />
sowie andere Komponenten. Wir haben viel Erfahrung<br />
auf dem Gebiet der sogenannten adaptiven Vorschubsteuerung,<br />
Laststeuerung und der aktiven Dämpfungskontrolle gesammelt<br />
und sind dadurch in der Lage, das Ergebnis bereits vor der realen<br />
Bearbeitung sehr genau simulieren zu können. Das gibt dem<br />
Bediener die Sicherheit, dass er mit seinen Maschineneinstellungen<br />
richtig liegt. Dadurch lassen sich Nachbearbeitungen<br />
und unnötige Kosten vermeiden.<br />
Sie arbeiten mit internationalen Partnern wie Siemens, NSK<br />
und Heidenhain zusammen. Nennen Sie uns ein paar Beispiele?<br />
Wir schätzen die Zusammenarbeit mit deutschen Partnern sehr<br />
und pflegen unsere Handelsbeziehungen. Beispielsweise verfügen<br />
unsere 5-Achsen-Fräsmaschinen der UX-Baureihe (UX500) über<br />
ein integriertes temperaturgeregeltes Kühlsystem für den leistungsstarken<br />
Hauptspindelantrieb von Siemens. Zudem sind<br />
diese Maschinen mit der höchsten Ausbaustufe der Heidenhain<br />
TNC 640 Steuerung für schnelle 5-Achsen-Simultanbearbeitung<br />
ausgestattet. Darüber hinaus liefern wir maßgeschneiderte<br />
Bremsträger für BMW-Motorräder. Duch diese Kooperation<br />
erreichen wir ein hohes Niveau in puncto CNC-Performance.<br />
DIE INTERVIEWS FÜHRTE DIPL.-ING. (FH) NICOLE STEINICKE,<br />
CHEFREDAKTEURIN <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong><br />
UNTERNEHMEN<br />
QUASER MACHINE TOOLS, INC.<br />
Joyce Lin: joyce.lin@quaser.com<br />
No.3, Gong 6th Rd.<br />
Youshih Industrial Park, Dajia Dist.<br />
Taichung City 437106, Taiwan<br />
www.quaser.com<br />
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ANTRIEBSTECHNIK<br />
AUF DEM PRÜFSTAND<br />
TITELSTORY<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Die theoretische Berechnung der Lebensdauer von Wälzlagern ist, sofern<br />
sie korrekt durchgeführt wird, ein guter Anhaltspunkt für Konstrukteure.<br />
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann die Werte zudem praktisch<br />
überprüfen. Findling Wälzlager hat diese Aufgabe für einen Kunden<br />
übernommen – mit überraschenden Ergebnissen.<br />
Vor Kurzem erreichte die Findling Wälzlager GmbH eine<br />
höchst interessante Aufgabenstellung: „Die Ausgangslage<br />
war ein Anwendungsfall, bei dem der Kunde anstelle<br />
eines Premium-Zylinderrollenlagers ein Produkt<br />
der Eco-Leistungsklasse nutzen wollte“, schildert Klaus Findling,<br />
Geschäftsführer von Findling Wälzlager. „Der Wechsel würde zu<br />
erheblichen Preiseinsparungen führen, gleichwohl wollte der<br />
Kunde keine Kompromisse bei der Lebensdauer seiner Aggregate<br />
eingehen.“ Grundlage waren theoretische Lebensdauerberechnungen<br />
nach der ABEG-Methode durch Findling Wälzlager.<br />
Ing. Maher Chaouch, Anwendungsingenieur,<br />
Findling Wälzlager GmbH in Karlsruhe<br />
Diese ermöglichen eine transparente und berechenbare Entscheidungsgrundlage<br />
zur Vermeidung von Über- und Unterdimensionierung<br />
von Wälzlagern und identifiziert so weniger kritische<br />
Lagerstellen. Ein Wechsel der Leistungsklasse kann so<br />
Einsparpotenziale von 25 bis 30 % realisieren.<br />
THEORETISCHE WERTE PRAKTISCH ÜBERPRÜFEN<br />
Der Anwender wünschte sich zur praktischen Überprüfung der<br />
theoretischen Werte nach ABEG einen verkürzten Lebensdauertest<br />
sowie praktische Feldversuche. Das besondere Interesse galt<br />
dabei folgenden technischen Parametern: Form- und Lagetoleranzen,<br />
Laufbahn- und Rollengeometrie sowie Materialreinheit.<br />
Standardmäßig wird die Radialbelastung der Lager in einem<br />
Lebensdauertest auf 1/3 der dynamischen Tragzahl festgelegt.<br />
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ANTRIEBSTECHNIK<br />
01<br />
01 Mit der ABEG-Methode finden Anwender<br />
genau das, was sie benötigen<br />
Im vorliegenden Test wurde die dynamische Tragzahl des bestehenden<br />
Premium-Lagers (232 kN) herangezogen. Dadurch ergibt<br />
sich eine Radialbelastung von 77,3 kN. Die Drehzahl wurde auf<br />
3 000 min -1 festgelegt. Rein rechnerisch ergibt sich daraus eine<br />
nominelle Lebensdauer von L10h = 216,3 h. Die nominelle Lebensdauer<br />
L10h hat sich viele Jahre als zuverlässiges Kriterium<br />
für die Auslegung von Wälzlagern erwiesen. In der Praxis zeigte<br />
sich, dass bei besonders günstigen Verhältnissen die errechnete<br />
nominelle Lebensdauer weit überschritten werden konnte. Das<br />
Ziel des Tests ist es aus diesem Grund, das Dreifache dieser Dauer,<br />
also 3×L10h = 648,9 h zu erreichen. Wenn dieses Ziel ohne Ausfall<br />
erreicht wird, wird der Test verlängert, bis ein Lager ausfällt,<br />
oder ein Maximum von 4×L10h = 865 h erreicht wird. Eine Verschleißanalyse<br />
im Anschluss sollte zusätzlich Aufschluss über<br />
den Stand der Materialermüdung, sonstige Schadensbilder und<br />
die zu erwartende Lebensdauer geben.<br />
TECHNISCHE UNTERSCHIEDE<br />
UND MATERIALREINHEIT<br />
Doch welche Ergebnisse brachten die Tests nun konkret? Beide<br />
zu vergleichenden Lager weisen Abweichungen in der Rundheit,<br />
Welligkeit und Rauheit der Oberfläche auf. „Das ist ein zu erwartender<br />
Unterschied, der auf die günstigeren Herstellungskosten<br />
der Eco-Lager zurückzuführen ist“, erklärt Janek Herzog, Anwendungsingenieur<br />
bei Findling. „Das erklärt im Übrigen auch das<br />
unterschiedliche Geräuschverhalten der Lager.“ In den Bildern<br />
02 und 03 ist eine leichte Erhöhung der Schwingbeschleunigung<br />
bzw. der Vibration und des Reibmoments bei den ABEG-Eco<br />
Lagern erkennbar. Diese Abweichungen kommen jedoch erst bei<br />
höheren Drehzahlen zum Tragen. Der Test wurde bei 3 000 min -1<br />
durchgeführt, die reale Betriebsdrehzahl liegt un gefähr nur bei<br />
der Hälfte. Somit sind diese Merkmale im realen Betrieb noch<br />
unkritischer.<br />
Kaum Unterschiede ergaben sich hingegen bei der Untersuchung<br />
der Materialgüte: Materialreinheit, Gefügestruktur, Menge<br />
DIE NOMINELLE LEBENSDAUER<br />
HAT SICH ALS ZUVERLÄSSIGES<br />
KRITERIUM FÜR DIE AUSLEGUNG<br />
VON WÄLZLAGERN ERWIESEN<br />
und Größe nichtmetallischer Einschlüsse, Karbidverteilung und<br />
Härte lagen bei beiden Wälzlagern auf einem vergleichbaren und<br />
hohen Niveau. „Die Materialreinheit ist ein wichtiger Parameter<br />
für die Lebensdauer eines Wälzlagers“, so Janek Herzog. „Materialfehler,<br />
Fremdpartikel, nichtmetallische Einschlüsse wie Oxidund<br />
Sulfidanteile sowie eine inhomogene Karbidverteilung begünstigen<br />
die natürliche Materialermüdung des Stahls bei der<br />
hochdynamischen Belastungssituation im Betrieb.“<br />
WÄLZKÖRPER UND <strong>DER</strong>EN KONTAKTGEOMETRIE<br />
Die Anzahl und Größe der Rollen sind sowohl beim getesteten<br />
Premium-Produkt als auch beim Eco-Produkt identisch. Unterschiede<br />
zeigten sich jedoch bei der Profilierung der Wälzkörper.<br />
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ANTRIEBSTECHNIK<br />
02<br />
02 In der ersten Messperiode des Lebensdauertests zeigt sich das<br />
typische Einlaufverhalten durch Einglätten der Rauigkeiten der<br />
Laufbahnoberflächen<br />
03 Bei niedriger Betriebstemperatur zeigt sich die erhöhte Welligkeit<br />
in leicht erhöhten Werten der Vibration und dem Drehmoment<br />
04 Kaum Unterschiede ergaben sich bei der Untersuchung der<br />
Materialgüte – beide Lager weisen gute Eigenschaften auf (links:<br />
ABEG-Zylinderrollenlager, rechts: vergleichbares Premiumlager)<br />
03<br />
und Nadelrollen für gewöhnlich mit einem balligen oder logarithmischen<br />
Rollenprofil hergestellt. Höhe und Form der Profilierung<br />
sind herstellerabhängig und werden auf Basis des<br />
verfügbaren Know-hows für jeden Lagertyp festgelegt. Das Premium-Produkt<br />
hatte ein sehr gut ausgeprägtes logarithmisches<br />
und das Eco-Lager ein für diese Leistungsklasse und dieses<br />
Preisniveau typisches balliges Profil. Interessant ist daher, ob<br />
diese Eigenschaft einen wesentlichen Unterschied im Lebensdauertest<br />
hervorruft.<br />
EINSTICHE ZWISCHEN LAUFBAHN UND BORDE<br />
TITELSTORY<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
04<br />
Zylinder- oder Nadelrollen weisen einen Linienkontakt zur Laufbahn<br />
auf. Dadurch entsteht bei Belastung im Betrieb eine Lastverteilung<br />
über die gesamte Rollenlänge. Kleinste Schiefstellungen<br />
einer zylindrischen Rolle konzentrieren diese Last auf deren<br />
Kante, wodurch hohe, schädliche Kantenspannungen entstehen.<br />
Um diese Kontaktspannungen zu vermeiden, werden Zylinder-<br />
KLEINSTE SCHIEFSTELLUNGEN<br />
EINER ZYLINDRISCHEN ROLLE<br />
LÄSST SCHÄDLICHE KANTEN-<br />
SPANNUNGEN ENTSTEHEN<br />
Ein weiterer Punkt, der sich auf die Lebensdauer von Zylinderrollenlager<br />
auswirkt, ist die Ausformung der Einstiche zwischen<br />
der Laufbahn und den Borden. Diese Einstiche sind das Resultat<br />
eines zusätzlichen Arbeitsschrittes in der Herstellung. Der Hintergrund:<br />
Durch die angesprochene hochdynamische Belastungssituation<br />
entsteht ein wechselnder Kraftfluss zwischen<br />
Laufbahn und Borden. Ohne Einstich würde diese Kraft um eine<br />
scharfe 90°-Ecke geleitet werden, was durch den sogenannten<br />
Effekt der Kerbwirkung zu hohen und schädlichen Spannungen<br />
im Material führt. Dies wiederum führt zu einer verkürzten Lebensdauer.<br />
„Die Qualität der Einstiche lässt sich hinsichtlich deren<br />
Kreisform bewerten“, erläutert Janek Herzog. „Im Optimalfall ist<br />
der Einstich als Kreisbogen ohne Kanten oder Ecken ausgeführt.“<br />
AUSGEZEICHNETE NOTEN BEI <strong>DER</strong> LEBENSDAUER<br />
„Verschiedene Lebensdauerberechnungen führen zu verschiedenen<br />
Ergebnissen“, erläutert Janek Herzog. „Hintergrund ist, dass komplexere<br />
Berechnungs- und Simulationsmethoden aufwendiger<br />
sind, dafür aber auch mit mehreren Parametern genauer die Realität<br />
abbilden können.“ Da der Betrieb in der Praxis jedoch immer<br />
komplexer und vielschichtiger ist, als Simulationen es abbilden<br />
können, haben reale Lebensdauertests einen hohen Stellenwert<br />
und eine gute Aussagekraft.<br />
Besonders interessant – und überraschend – sind daher die Ergebnisse<br />
des Lebensdauertests: Alle acht getesteten Lager, vier<br />
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ANTRIEBSTECHNIK<br />
05 Zylinderrollen der Eco-Lager haben eine ballige<br />
Ausführung, die Premium-Zylinderrollen weisen ein<br />
logarithmisches Profil auf<br />
06 Einstich zwischen Borde und Laufbahn des<br />
untersuchten Eco-Lagers, das Premium-Wälzlager<br />
zeigt einen vergleichbar guten Einstich<br />
05<br />
EINTEILUNG IN LEISTUNGSKLASSEN<br />
NACH VERSCHIEDENEN KRITERIEN<br />
Die Besonderheit bei der von Findling angewendeten<br />
ABEG-Methode ist Verfügbarkeit des Produktsortiments<br />
in bis zu vier Leistungsklassen: Premium, Supra, Eco und<br />
EasyRoll. So wird das vielfältige und bezüglich der<br />
Leistungsfähigkeit extrem unterschiedliche Angebot der<br />
Wälzlagertechnik abgebildet. Der Vorteil liegt auf der<br />
Hand: Statt sich mit der Frage der für den Anwender<br />
kaum ermittelbaren tatsächlichen Lebensdauer eines<br />
Produktes zu beschäftigen, nutzt man die Vorklassifizierung<br />
nach ABEG. Dabei werden sowohl designtechnische<br />
Tragzahlunterschiede berücksichtigt als auch die Rohmaterialien<br />
und Komponenten wie der Wälzlagerstahl und<br />
Fette als auch Fertigungsverfahren. Damit kommt der<br />
Konstrukteur deutlich schneller zu einer technisch wie<br />
wirtschaftlich optimalen Lagerauswahl und vermeidet<br />
Über- und Unterdimensionierung.<br />
06<br />
Premium und vier Eco, haben im Lebensdauertest die maximale<br />
Testdauer von 4×L10 ohne Ausfall erreicht. Durch die nach der<br />
ABEG-Methode korrigierte, rechnerisch geringere, Lebensdauer<br />
des Eco-Zylinderrollenlagers von L10hEco = 131,65 h erreichten<br />
diese Lager nach der Testdauer von 865 h genau genommen<br />
nicht nur das 4-fache, sondern das 6,5-fache der erwarteten<br />
Lebensdauer.<br />
Nach dem Test wurden die Lager zusätzlich auf vorhandene<br />
Schadensbilder untersucht, um Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit<br />
ziehen zu können. Dabei fiel lediglich das bekannte<br />
Phänomen des sogenannten Einlaufverschleißes auf, den Bild 02<br />
in ungefähr den ersten 1 000 Minuten des Lebensdauertests zeigt.<br />
Durch die Überrollung werden feinste Rauheitsspitzen abgetragen,<br />
wodurch die Oberflächenrauheit und somit auch die Vibration<br />
des Lagers sinkt. Durch die Auswertung dieser Frequenzen<br />
können Rückschlüsse auf die Materialermüdung beziehungsweise<br />
die Beschädigung des Lagers gezogen werden. Zusätzlich zeigen<br />
Parameter, wie die Vibration und Reibung, die Feinheit der gefertigten<br />
Form- und Lagetoleranzen, wie z. B. Rundheit, Welligkeit<br />
und Rauigkeit.<br />
„Insgesamt haben sich die Eco-Lager in den Tests ausgezeichnet<br />
geschlagen“, resümiert Janek Herzog. „Dem Wechsel des Kunden<br />
auf diese preisgünstigeren Produkte steht somit nichts mehr im<br />
Weg.“ Der ausführliche Praxistest belegt zudem, dass die Qualität<br />
und Leistungsfähigkeit der Produkte auch bei erheblichen Preisvorteilen<br />
realisierbar und maßgeblich von der Materialgüte des<br />
Wälzlagerstahls abhängig sind.<br />
Bilder: Aufmacher Gorodenkoff – stock.adobe.com, sonstige Findling Wälzlager<br />
www.findling.com<br />
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ANTRIEBSTECHNIK<br />
MEHR ALS NUR ANTREIBEN<br />
Für die Ausrüstung von Anlagen mit dezentraler<br />
Antriebstechnik sprechen vor allem eine<br />
Modularisierung und Standardisierung der<br />
Schnittstellen – und das möglichst unabhängig<br />
von der Kernapplikation. Zusätzlich können hier<br />
Verkabelung und Schaltschrankvolumen<br />
eingespart werden.<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Antriebe von SEW-Eurodrive sind es, mit denen der<br />
Sondermaschinenbauer Ulrich Rotte Anlagenbau und<br />
Fördertechnik aus Salzkotten bei Paderborn den kompletten<br />
Materialfluss für die Herstellung technischer<br />
Laminate antreibt. Dafür baut ein Hersteller aus dem Schwarzwald<br />
Pressen, die unter Druck und Temperatur einzelne Werkstoffblätter<br />
zu mehrlagigen Leiterplatten für die Elektronikindustrie<br />
laminieren. „Wir übernehmen das komplette Handling beim<br />
Bestücken und Entleeren der Pressen sowie den vor- und nachgelagerten<br />
Materialfluss. Und dafür brauchen wir die enorme<br />
Flexibilität der dezentralen Antriebe“, erläutert Tobias Thebille.<br />
Unter Flexibilität versteht der Leiter Elektrotechnik bei Rotte<br />
zunächst, dass sich mit den Reglern gleichermaßen gesteuerte<br />
wie geregelte Applikationen realisieren lassen.<br />
Andrea Balser ist Fachpressereferentin bei der<br />
SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG in Bruchsal<br />
SEW-Eurodrive bietet den Umrichter Movimot innerhalb des<br />
A utomatisierungsbaukastens Movi-C in drei unterschiedlichen<br />
Varianten an: flexible, advanced und performance. Dieser Dreiklang<br />
kommt bei Rotte voll zum Einsatz. Als abgesetzter Umrichter<br />
(flexible) oder direkt mit dem Motor verbunden (advanced)<br />
übernimmt Movimot bei Rotte die klassischen Aufgaben eines<br />
dezentralen Frequenzumrichters. Welche Version letztlich zum<br />
Einsatz kommt, darüber entscheidet die Applikation vor Ort – vor<br />
allem hinsichtlich des verfügbaren Platzes. Die robusten Geräte<br />
in Schutzart IP54 sind ebenfalls für Positionierungen im Einsatz.<br />
Diese Aufgaben fallen üblicherweise in den Bereich der Servotechnik.<br />
Auch dafür verwendet Rotte den neuen Movimot in der<br />
Ausbaustufe performance. „Wenn ich zurückblicke, dann brauchten<br />
wir für Positionierachsen immer noch einen Schaltschrank.<br />
Der fällt mit den neuen dezentralen Antrieben weg“, freut sich<br />
der geschäftsführende Gesellschafter Ulrich Rotte. Sie weisen<br />
sogar servotypische Eigenschaften auf.<br />
Die Motion Control setzt Befehle der übergeordneten SPS im<br />
Zusammenspiel mit den integrierten Multi-Turn-Absolutwertgebern<br />
in eine Positionierung um. Die Rechenintelligenz entlastet<br />
damit die Steuerung. Sie bildet auch die Basis, Anlagenmodule<br />
autark zu projektieren, weil die Bewegungsführung losgelöst von<br />
der Steuerungsebene definiert ist.<br />
20 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
ANTRIEBSTECHNIK<br />
Mit der integrierten<br />
Positioniersteuerung<br />
übernehmen die<br />
Movimot-Einheiten im<br />
Handlingslift eigenständig<br />
die Positionierung<br />
für zwei Kabel: Energieversorgung und Profinet-Kommunikation.<br />
„Alles andere ist weg und dezentral gelöst. Die Anschlussdose hätte<br />
auch noch kleiner ausfallen können“, sagt Ulrich Rotte. Weitere<br />
Vorteile sieht Tobias Thebille in der Flexibilität der SEW-Antriebe<br />
auch auf I/O-Ebene. Alle drei Varianten des Movimot aus dem<br />
Automatisierungsbaukasten Movi-C sammeln in der Materialflussanlage<br />
die Signale der Sensoren ein, die in ihrer unmittelbaren<br />
Nähe eingebaut sind. Die Signale werden gebündelt und<br />
per Profinet an die Anlagensteuerung übergeben.<br />
SENSORSIGNALE WERDEN<br />
GEBÜNDELT PER PROFINET<br />
AN DIE ANLAGENSTEUERUNG<br />
ÜBERGEBEN<br />
SCHALTSCHRANK ADE<br />
Die Vorteile werden beim Blick in die Vergangenheit schnell<br />
deutlich: Für die Antriebe eines Hubliftes war bis dato ein Schaltschrank<br />
mit den Maßen 760 × 600 × 250 mm notwendig. Den benötigt<br />
man heute mit dem autark arbeitsfähigen Modulen nicht<br />
mehr. Stattdessen hängt weiter unten eine kleine Anschlussdose<br />
Unabhängig von der Zahl der Sensoren schafft dieser Aufbau eine<br />
Standardschnittstelle (und hilft darüber hinaus, bei der Installation<br />
Kabel einzusparen). Standardisierung dank der Multifunktionalität<br />
der dezentralen Antriebe ist für den Sondermaschinenbauer<br />
gerade deshalb wichtig, weil es sich bei den Anlagen aus Salzkotten<br />
in der Regel um Unikate handelt. Die gebotene Flexibilität<br />
zieht sich bei den Antrieben durch wie ein roter Faden. „Es gibt<br />
Sondermaschinen, bei denen während der Inbetriebnahme noch<br />
kundenseitig Änderungswünsche einfließen, sodass wir flexibel<br />
reagieren müssen“, lässt Tobias Thebille durchblicken. Die Möglichkeit,<br />
die Movimot-Geräte per Profinet ganz einfach in den<br />
Kommunikationsverbund aufzunehmen sowie über die on-board<br />
verfügbaren Ein- und Ausgänge unterschiedliche digitale Sensoren<br />
anzuschließen, schafft maximale Freiheitsgrade. „Wir können<br />
ganz einfach in eine bestehende Installation einen Antrieb<br />
ANTRIEBSEINHEIT MIT DEZENTRALEM UMRICHTER<br />
Movimot advanced vereint Asynchronmotor und Frequenzumrichter zu einer dezentralen Antriebseinheit, die sich flexibel<br />
mit jedem Standardgetriebe kombinieren lässt. Zudem kann das Gerät an allen gängigen Ethernet-basierten Infrastrukturen<br />
betrieben werden. Movimot advanced ergänzt die bisherigen Produkte aus dem Automatisierungsbaukasten Movi-C<br />
hinsichtlich Funktionalität und Durchgängigkeit und erweitert damit die Anwendungsmöglichkeiten der bereits seit<br />
Jahrzehnten bewährten, dezentralen Antriebstechnik. Durch die Integration eines energieeffizienten Asynchronmotors<br />
der Baureihe DRN.. erreicht die dezentrale Antriebseinheit die maximale Systemeffizienz IES2 gemäß IEC 61800-9-2. Dank<br />
integrierter digitaler Schnittstelle findet eine schnelle, einfache und komfortable Inbetriebnahme, auch bei höchster<br />
Optionsvielfalt des Getriebemotors statt.<br />
Weitere Informationen zum Automatisierungsbaukasten Movi-C stehen in einem Video unter<br />
youtu.be/i0hMjMfNJ4E zur Verfügung.<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 21
ANTRIEBSTECHNIK<br />
01<br />
02<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
dazwischen bauen, Sensoren und weitere Aktoren einbinden<br />
und dann neu ausprobieren“, betont der Leiter der Elektrotechnik<br />
bei Rotte.<br />
SICHER, SCHNELL UND FLEXIBEL<br />
Vergleichbares gilt auch für die integrierte Sicherheitstechnik,<br />
die „ebenfalls schnell mal geändert ist“. Der sogenannte Sichere<br />
EINKABELTECHNIK MIT DIGITALEM GEBER<br />
Über die digitale Datenschnittstelle Movilink DDI werden<br />
Leistungs-, Brems- und Diagnosedaten (z. B. Betriebstemperatur)<br />
zwischen Umrichter und Motor übertragen.<br />
Hierfür ist nur ein standardisiertes Hybridkabel zur<br />
Leistungsversorgung und Datenübermittlung zwischen<br />
Applikationsumrichter und Motor erforderlich. Somit<br />
wird keine separate Datenleitung benötigt. Die Einkabeltechnik<br />
eignet sich gleichermaßen für synchrone und<br />
asynchrone Motoren, die mit vollintegrierten, digitalen<br />
Motorgebern ausgestattet sind. Die Geberdaten können<br />
safe und non-safe übertragen werden. Die besonders<br />
robuste Ausführung des Kabels mit koaxialer Datenleitung<br />
ermöglicht platzsparende Installationen. Sie<br />
eignet sich auch für sehr große Leitungslängen bis 200 m.<br />
Ein Video zur Movilink DDI finden Sie unter<br />
youtu.be/BYZYcZozmHw<br />
Halt (Safe Torque Off, STO) ist serienmäßig an Bord. Über die<br />
Optionskarte CSB51A kann der STO über Profisafe angesteuert<br />
werden. Sie kümmert sich ausschließlich darum, das Drehmoment<br />
des Antriebs sicher abzuschalten, wenn die Steuerung<br />
einen STO einleitet. Dieser Aufbau schafft zudem die Grundlage,<br />
Sicherheitsbereiche ohne zusätzliche Kabelstränge bedarfsgerecht<br />
über den vorhandenen physikalischen Profinet-Bus zu<br />
schalten. Ulrich Rotte erklärt: „Die große Anzahl an komplexen<br />
individuellen Anlagen zwingen uns dazu schnell und flexibel zu<br />
agieren, ohne große Pläne zu machen oder aufwändig die<br />
Verdrahtung zu planen.“ Die neue Einfachheit begleitet SEW-<br />
Eurodrive bei den dezentralen Antriebsreglern innerhalb des<br />
Automatisierungsbaukastens Movi-C mit integrierten Gebern,<br />
die Positionieraufgaben spürbar erleichtern. Auch die automatische<br />
Motorinbetriebnahme über Movilink DDI, der digitalen<br />
Datenschnittstelle zwischen Motor und Regler, stellt eine spürbare<br />
Vereinfachung dar. Dabei werden die Informationen des elektronischen<br />
Typenschildes sowie Brems- und Diagnosedaten übertragen.<br />
Dieses Detail macht die Inbetriebnahme komfortabler<br />
und schneller. Das gilt ebenfalls für die Arbeit mit dem Bedienpanel<br />
samt Pendelbetrieb.<br />
HANDBEDIENGERÄT ERLEICHTERT<br />
INBETRIEBNAHME<br />
Aufbauen, in Betrieb nehmen, produzieren: Ganz so simpel gestaltet<br />
sich die Sache im Materialfluss eigentlich nicht. Sämtliche<br />
Prozessmodule müssen zunächst einlaufen – über mehrere Stunden<br />
oder gar Tage. „Allein die Rollenbahnen laufen bei uns 24 Stunden<br />
ein“, beschreibt Ulrich Rotte die Situation. „Das muss sich ja alles<br />
setzen bevor wir punktuell nachjustieren.“ Was bei kontinuierlichen<br />
Aufgaben wie bei einem Rollenbahn antrieb vergleichsweise<br />
22 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
ANTRIEBSTECHNIK<br />
03 04<br />
einfach zu erledigen ist, führt bei einer Hubanwendung dazu,<br />
dass diese beim Einlaufen stetig hoch und runter fährt. War für<br />
den sogenannten Pendelbetrieb bis dato eine kleine SPS notwendig,<br />
die während des Betriebs irgendwo auf dem Hallenboden<br />
lag, nutzt Rotte heute ein SEW-Handbediengerät, das den<br />
Pendelbetrieb bereits vorbereitet hat. Tobias Thebille berichtet:<br />
„Früher benötigte man dafür einen Programmierer, mit der Bedieneinheit<br />
kann das heute auch der Elektriker oder der Schlossermonteur.“<br />
Das Handbediengerät für Movimot macht folglich die<br />
Inbetriebnahme mitsamt den Einfahrzyklen erheblich einfacher<br />
und schneller.<br />
AUF EINEN SCHALTSCHRANK<br />
WIRD BEI DEN DEZENTRALEN<br />
ANTRIEBEN VERZICHTET<br />
Weg von Software und Elektronik, hin zur greifbaren Mechanik:<br />
Dass Innovationen nicht zwangsläufig eine Frage der Digitalisierung<br />
sein müssen, wird bei den Wellendichtringen deutlich. Mit<br />
Blick auf die Langlebigkeit, vor allem in 24/7-Applikationen, setzt<br />
Rotte bei den mechatronischen Antriebseinheiten auf die neuen<br />
Wellendichtringe Premium Sine Seal. Die spezielle Form der<br />
Dichtungslippe verringert aufgrund niedriger Betriebstemperaturen<br />
spürbar den Verschleiß an der Kontaktfläche zur Welle.<br />
Mit derartigen Details verlängert SEW-Eurodrive die Lebensdauer<br />
seiner Antriebe, was letztlich auch zur Entwicklung abgestimmter,<br />
eigener Getriebeöle führte. Sie sind in ihrem Schmier- und<br />
Kühlungsverhalten exakt auf das jeweilige Getriebe und die<br />
Applikation abgestimmt.<br />
01 Per Sauggreifer setzt ein Roboter Trennbleche<br />
zwischen dem Handlingslift des vertikalen Speichers<br />
und der Rollenbahn um<br />
02 Der horizontale Materialfluss ist in der Anlage von<br />
Rotte mit Rollenbahnen realisiert: als Antrieb reicht dafür<br />
der Movimot in den Ausbaustufen flexible (abgesetzt vom<br />
Motor) und advanced (kombiniert mit Motor)<br />
03 Über die integrierten I/O-Schnittstellen können<br />
Sensorsignale eingesammelt werden – das spart auch<br />
jede Menge Kabel<br />
04 Kompakt mit vielen Möglichkeiten: der Movimot<br />
aus dem SEW-Automatisierungsbaukasten Movi-C<br />
fördert den modularen Maschinenbau<br />
GRUNDLAGE FÜR EINE NEUE ARBEITSWEISE<br />
Dezentrale Antriebe bilden in Verbindung mit einer durchgängigen<br />
Profinet-Kommunikation die Grundlage für eine neue Arbeitsweise<br />
im Maschinen- und Anlagenbau. Aufgabenabschnitte lassen<br />
sich leichter modularisieren, in Betrieb nehmen, ab- und wieder<br />
aufbauen. Die vollständige Durchgängigkeit im Datenfluss macht<br />
zudem den Weg frei, Anlagen ohne kostspielige Vor-Ort-Einsätze<br />
zu optimieren oder nachzurüsten.<br />
Bilder: 01 Ulrich Rotte Anlagenbau und Fördertechnik,<br />
sonstige SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG/Sienk<br />
www.sew-eurodrive.de<br />
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ANTRIEBSTECHNIK<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
<strong>DER</strong> RICHTIGE PARTNER<br />
AN <strong>DER</strong> SEITE<br />
Unternehmen streben ganzheitliche Antriebslösungen aus einer Hand an.<br />
Dabei suchen viele nach einem Anbieter mit dem sie zusammen<br />
den kompletten Weg von der Konstruktion einer neuen Maschine bis zur<br />
Umsetzung und Inbetriebnahme gehen können. Ein Entwickler von<br />
Glasbearbeitungsmaschinen hat seinen Partner gefunden.<br />
Thomas Herold arbeitet in einem PR-Büro<br />
in Ubstadt-Weiher<br />
24 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
ANTRIEBSTECHNIK<br />
Bonfiglioli bietet optimierte<br />
individuelle Antriebslösungen<br />
für mechatronische<br />
Anwendungen (v.l. Servo-<br />
Umrichterreihe ANG, Motion<br />
Controller BMC 440,<br />
BMD-Servomotor, Präzisions-<br />
Planetengetriebereihe TR)<br />
Das italienische Unternehmen B Solution stellt seit über<br />
30 Jahren anspruchsvolle Glasbearbeitungsmaschinen<br />
für unterschiedliche Aufgaben im Glasbearbeitungsprozess<br />
wie dem Schleifen und Säumen von<br />
Doppelglasscheiben und Hartglas her. Bei ihrer neuesten Glasbearbeitungsmaschinereihe<br />
Speed Arris lautete im Entwicklungsprozess<br />
das Ziel, die Produktivität und Effizienz der Maschine<br />
zu steigern.<br />
PERFORMANCE UM 15 % ERHÖHT<br />
B Solution stand bei der Entwicklung der neuen Generation der<br />
Glasbearbeitungsmaschinen vor zwei Herausforderungen: Innovation<br />
und Service. Daher brauchten sie einen Partner, der zum<br />
einen die benötigten Komponenten liefern und gleichzeitig das<br />
Know-how für die optimale Auslegung und Inbetriebnahme vorweisen<br />
kann. Partnerschaft bedeutet unter anderem Co-Engineering,<br />
also Erfahrungsaustausch und auch die gemeinsame Nutzung<br />
vorhandener Ressourcen und Fähigkeiten. Bonfiglioli erfüllte<br />
die Erwartungen des Kunden sowohl in technischer Hinsicht<br />
als auch in Bezug auf das hohe Serviceniveau. Zusammen<br />
mit dem Kunden verbesserten sie die aktuelle Anwendung durch<br />
die gemeinsame Neugestaltung des Beladezyklus, der schneller<br />
vonstattengehen sollte. Zudem wurde der Produktionszyklus,<br />
durch das Hinzufügen neuer, hilfreicher Funktionen, verbessert<br />
sowie mit der Installation eines doppelten Förderers der Entladezyklus<br />
optimiert.<br />
Um den Anforderungen von B Solution gerecht zu werden, entwickelten<br />
die Experten von Bonfiglioli eine maßgeschneiderte Lösung,<br />
die den gesamten Antriebsstrang umfasst. Sie beinhaltet<br />
den hoch performanten Motion Controller BMC 440, den leistungsstarken<br />
und doch kompakten Servo-Umrichter ANG, den<br />
hochwertigen BMD-Servomotor sowie das spielarme Präzisions-<br />
Planetengetriebe TR aus der Performance Line von Bonfiglioli.<br />
PARTNERSCHAFT BEDEUTET<br />
ERFAHRUNGSAUSTAUSCH UND<br />
DIE GEMEINSAME NUTZUNG<br />
VON RESSOURCEN<br />
Diese ganzheitliche Antriebslösung von Bonfiglioli führte zu einer<br />
Erhöhung der Maschinen-Perfomance um satte 15 %.<br />
Das anspruchsvolle Projekt der beiden Unternehmen konzentrierte<br />
sich dabei im Besonderen auf zwei Maschinenbearbeitungsmodi<br />
der neuen Speed Arris, das Säumen und das Grobschleifen<br />
von Glas. Dank der technologischen Partnerschaft mit<br />
Bonfiglioli wurden die neuen Maschinen mit verbesserten und<br />
innovativen Funktionalitäten ausgestattet. Gegenüber der Vorgängerversion<br />
ist dies beispielsweise eine schnellere Inbetriebnahme<br />
der Maschine dank einer Vereinfachung und besseren<br />
Organisation der Maschinenparameter. Des Weiteren erhielt die<br />
Anlage ein benutzerfreundliches und intuitives HMI, was die<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 25
ANTRIEBSTECHNIK<br />
01<br />
01 Die anspruchsvolle Glasbearbeitungsmaschine<br />
von B Solution übernimmt unterschiedliche<br />
Aufgaben im Glasbearbeitungsprozess wie das<br />
Schleifen und Säumen von Doppelglasscheiben<br />
und Hartglas<br />
02 Das Evakuierungssystem beinhaltet<br />
zwei Förderbänder zur Steigerung der<br />
Produktionseffizienz<br />
02<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
täglichen Aktivitäten und die Konfiguration an der Bedienerseite<br />
stark vereinfachte. Eine weitere Funktion ist die Verwendung<br />
des ISO-Codes für eine direkte Verbindung mit der Designsprache<br />
und eine sofortige Umsetzung in präzise Maschinenbewegungen,<br />
die eine einfache Produktion der gewünschten Form<br />
ermöglichen.<br />
HOHE LEISTUNG UND KOMPAKTE<br />
BAUFORM KOMBINIERT<br />
Der Motion Controller BMC 440 von Bonfiglioli kombiniert hohe<br />
Leistung mit einer kompakten Bauform. Der größte Vorteil des<br />
BMC440 ist das hohe Leistungsniveau, insbesondere in Bezug auf<br />
die Achsensynchronisation. Er stellt die optimale Lösung für<br />
komplexe, bis zu 24-achsige Anwendungen dar. Die Speed Arris<br />
hat ein sogenanntes On-Fly-Load-Konzept, d. h. der einzige Arbeitsvorgang,<br />
den der Bediener durchführen muss, ist das Aufle-<br />
KOMPETENZ AUS ITALIEN<br />
40 Jahre Erfahrung in der Glasindustrie – dafür steht<br />
B Solution mit seinen Glasbearbeitungsmaschinen mit<br />
hohem technischen Anspruch. Das Portfolio umfasst<br />
u. a. Schleif- und Bohrlinien, NC-Eckenschleif- und<br />
Abrundungsmaschinen sowie Be- und Entladetransfermanipulatoren.<br />
Mehr unter: www.bsolutionsrl.com<br />
gen der Glasscheiben auf das Beladeband. Dieser Betriebsmodus<br />
erfordert ein sehr hohes Maß an Achsen-Synchronisation, um eine<br />
qualitativ hochwertige Bearbeitung der Gläser zu gewährleisten.<br />
Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der Zuverlässigkeit und<br />
Benutzerfreundlichkeit der Motion-Control-Funktionen. Die<br />
Achskopplung ist so ausgelegt, dass sie die Programmierung erleichtert<br />
und die Fehlerquote reduziert. Dies führt zu einer Zeitersparnis<br />
bei der Anwendungscodierung. Zudem verfügt der<br />
BMC 440 über bis zu 256 I/O und eignet sich besonders für<br />
rechenintensive und umfangreiche Anwendungen. Der Motion<br />
Controller ermöglicht den Zugriff auf Motion-Funktionen in<br />
Kombination mit Bonfiglioli ANG-Servoantrieben (Active Next<br />
Generation) und ist ideal für die Ausführung komplexer Bewegungen<br />
mit genauer Synchronisation. Seine OPC-UA- und MQTT-<br />
Funktionalität gewährleistet lokale und Remote-Konnektivität<br />
mit voller Reaktionsfähigkeit auf die Anforderungen der digitalen<br />
Integration für die intelligente Fertigung.<br />
SERVO-UMRICHTER MIT<br />
ERWEITERTEN FUNKTIONEN<br />
Die Servo-Umrichterreihe ANG wurde speziell von Bonfiglioli<br />
entwickelt, um Maschinenbauern eine höhere Leistungsfähigkeit<br />
bereitzustellen. Darüber hinaus bietet der ANG verschiedene<br />
spezielle Firmware-Funktionen, die einen Mehrwert für die Anwendung<br />
darstellen, wie z. B. die Touch-Probe-Funktion, die für<br />
das oben erwähnte On-Fly-Load-System zwingend erforderlich<br />
ist. Dank eines neuen integrierten Microcontrollers sind erweiterte<br />
Funktionen wie der Cyclic Synchronous Positioning-Modus<br />
durch kubische Interpolation, Bremsensteuerung und Rückführ-<br />
26 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
ANTRIEBSTECHNIK<br />
kontaktauswertung integriert. Diese leistungsstarke Antriebslösung<br />
wurde entwickelt, um den Anforderungen von Spezialmaschinen<br />
in zahlreichen Industriebranchen, wie beispielsweise in<br />
der Glasbearbeitung, nachzukommen. Mit dieser bewährten<br />
Servo-Umrichterreihe bietet Bonfiglioli umfassendste Konnektivität<br />
mit fortschrittlicher Steuerungstechnologie und hoher Leistungsdichte.<br />
PRÄZISE, DYNAMISCH UND SCHNELL<br />
Bonfiglioli BMD-Servomotoren sind außergewöhnlich kompakte<br />
Permanentmagnet-Synchronmotoren mit geringem Trägheitsmoment.<br />
Dank der qualitativ hochwertigen, aus Neodym, Eisen,<br />
Bor und seltenen Erden bestehenden Magnete und deren exzellenten<br />
Designs erfüllen sie die höchsten Ansprüche hinsichtlich<br />
Präzision, Dynamik und Geschwindigkeit. Genau diese Eigenschaften<br />
standen bei der Neugestaltung der neuen Glasbearbeitungsmaschinen<br />
im Fokus.<br />
Die BMD-Motoren sind mit der neuesten Drehgebertechnologie<br />
ausgestattet und wurden für den Betrieb mit Frequenzumrichtern<br />
wie dem ANG sowie Präzisionsplanetengetrieben wie<br />
beispielsweise dem TR optimiert. Eine hohe Modularität wird<br />
durch die zahlreichen Optionen und das Produktdesign sichergestellt.<br />
Dank der optional erhältlichen zusätzlichen internen<br />
Schwungmasse kann exzellentes Regelverhalten für Anwendungen<br />
mit hohem Trägheitmoment erreicht werden. Zusätzlich<br />
steht eine Motorbremse und die Möglichkeit der Fremdbelüftung<br />
zur Leistungserhöhung im Dauerbetrieb und unter kritischen<br />
Umgebungstemperaturen optional zur Verfügung.<br />
PLANETENGETRIEBE MIT GROSSER<br />
MODULARITÄT<br />
Die oben bereits erwähnten Präzisions-Planetengetriebereihe<br />
TR des italienischen Antriebsspezialisten Bonfiglioli zeichnen<br />
sich neben optimaler Leistung, sehr geringem Verdrehspiel,<br />
hoher Überlastfähigkeit und einfacher Installation durch eine<br />
große Modularität aus, die auf vielfältigen Konstruktionskonfigurationen,<br />
einem breiten Übersetzungsbereich, zwei Verdrehspielklassen<br />
und verschiedenen optimierten Schmierungen<br />
beruht und eine hohe Zuverlässigkeit sowie die bestmögliche<br />
Passgenauigkeit gewährleistet und damit unterschiedlichste<br />
Anwendungsanforderungen erfüllt.<br />
Bilder: Aufmacher vectorfusionart – stock.adobe.com,<br />
sonstige Bonfiglioli Vectron GmbH<br />
www.bonfiglioli.de<br />
KOMPLETTE ANTRIEBS-<br />
LÖSUNGEN SIND GEFRAGT<br />
Mit unserem Fachwissen und Erfahrung in den<br />
verschiedensten Branchen und Industrien bieten<br />
wir unseren Kunden partnerschaftlichen Support<br />
und Produkte. In der engen und vertrauensvollen<br />
Zusammenarbeit mit B Solution entwickelten<br />
wir spezielle Motion-Control-Systeme, die den<br />
gesamten Antriebsstrang vom Getriebe bis zum<br />
Motion-Controller abdecken und konnten damit<br />
unser umfangreiches Know-how als One-Stop-<br />
Shop für mechatronische Anwendungen unter<br />
Beweis stellen.<br />
DIPL.-ING. GERALD SCHNEELOCH,<br />
Product Manager Drives & Controls, Mechatronic & Motion<br />
Systems, Bonfi glioli Vectron GmbH, Krefeld
ANTRIEBSTECHNIK<br />
HIER DREHT SICH WAS<br />
Bei modernen Wickel- und Palettiermaschinen<br />
kommen Schleifringe zum Einsatz. Hinsichtlich Leistung,<br />
Geschwindigkeit und Sicherheit müssen sie höchste<br />
Anforderungen erfüllen.<br />
Bei Wickel- und<br />
Palettiersystemen<br />
sichern Schleifringe die<br />
Signalübertragung<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Wickel- und Palettiermaschinen sind weltweit in<br />
Fabriken und Lagern installiert. Sie bestehen aus<br />
einer oder mehreren rotierenden Einheiten, die<br />
entlang einer Rollenbahn montiert werden und<br />
die Palette drehen. Die beladenen Paletten werden üblicherweise<br />
mit Plastikfolie umwickelt, um sie für den Transport zu<br />
sichern. Um die Anforderungen an einen Schleifring festzulegen,<br />
der für den Einsatz in einer solchen Maschine vorgesehen ist,<br />
müssen zunächst grundlegende Merkmale, Parameter und<br />
Funktionen der Maschine berücksichtigt werden. Stehen diese<br />
Faktoren fest, werden zur Spezifizierung eines Schleifrings oder<br />
Kollektorrings spezifische Eigenschaften wie Bauraum, Anzahl<br />
der Kanäle, Betriebsgeschwindigkeit, Kabellänge, Temperatur,<br />
Materialien und Schutzarten in Betracht gezogen.<br />
KOMPLEXEN ANWENDUNGEN GEWACHSEN<br />
„Die neuesten Wickel- und Palettiersysteme werden zunehmend<br />
automatisiert betrieben und müssen oftmals besonders an-<br />
Dipl. -Ing. Christian Becker, Geschäftsführer<br />
Servotecnica GmbH, Raunheim<br />
spruchsvolle Anforderungen in der Endanwendung erfüllen“,<br />
erklärt Dipl. -Ing. Christian Becker, Geschäftsführer von Servotecnica.<br />
Dazu gehören zum Beispiel eine hohe Effizienz und<br />
Flexibilität, um Produkte mit verschiedenen Maßen ohne Qualitätseinbußen<br />
zu verpacken und hohe Produktionsgeschwindigkeiten<br />
zu erreichen. Die Komplexität der Anwendungen führt zu<br />
einer hohen Sensordichte an den rotierenden Teilen der Paletten-Wickelsysteme.<br />
Zudem erfordert der Einsatz von Motoren<br />
mit integrierter oder anwendungsnaher Elektronik den Einsatz<br />
von Hochgeschwindigkeits-Feldbussen und ethernetbasierten<br />
Kommunikationsprotokollen wie Ethercat, Profinet, Ethernet/IP,<br />
Sercos III und Powerlink, die alle im Hochfrequenzbereich<br />
liegen. Daher ist bei der Herstellung eines entsprechenden<br />
Schleifrings viel Erfahrung im Umgang mit den hochempfindlichen<br />
Signalen nötig. In einigen Fällen kann es erforderlich sein,<br />
pneumatische und elektrische Bauteile in einem kompakten<br />
Gehäuse unterzubringen.<br />
„Eine weitere spezifische Herausforderung ist der hohe Durchsatz<br />
der Wickelmaschinen,“ so Becker weiter. Bis zur planmäßigen<br />
Wartung müssen die Schleifringe einen zuverlässigen<br />
und kontinuierlichen Betrieb sicherstellen. Da Wartungsarbeiten<br />
aufgrund der Einbauposition des Schleifrings aufwändig sind,<br />
ist die Ausfallsicherheit der Komponenten besonders wichtig.<br />
Hersteller von Palettier- und Wickelmaschinen setzen inzwischen<br />
anstelle einer Schleifringtechnologie mit Kohlenstoffgraphit-<br />
28 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
ANTRIEBSTECHNIK<br />
Kontakten auf leistungsfähigere und kompaktere Metallkontakte,<br />
um die durch die Ethernet-Kommunikation benötigten hohen<br />
Frequenzen zu realisieren. Servotecnica entwickelt entsprechende<br />
einbaufertige Lösungen. Bei der Auswahl des Werkstoffs<br />
für die Schleifringe setzt der Hersteller auf vergoldete Bürsten<br />
und Ringe. Durch die spezielle innere Struktur des Schleifrings<br />
werden Störungen und Kopplungen minimiert. Im Ergebnis<br />
können die Schleifringe eine Ethernet-Kommunikation mit Geschwindigkeiten<br />
von 1 GB pro Sekunde realisieren. Beispiele<br />
hierfür sind Module der Serie SVTS C05 mit Hohlwelle und die<br />
gekapselte Variante SVTS A.<br />
GEKAPSELTE SCHLEIFRINGE FÜR EINEN<br />
STÖRUNGSFREIEN BETRIEB<br />
Die gekapselten Schleifringe ohne Hohlwelle der Baureihe<br />
SVTS A sind kompakt, leicht und lange haltbar und stellen absolut<br />
störungsfrei die elektrische Verbindung von bis zu 30 Einzelleitungen<br />
auf engstem Raum sicher. Bussignale, RF- und Videosignale<br />
können ebenso übertragen werden wie die elektrische<br />
DURCH DIE SPEZIELLE INNERE<br />
STRUKTUR DES SCHLEIFRINGS<br />
WERDEN STÖRUNGEN UND<br />
KOPPLUNGEN MINIMIERT<br />
Stromversorgung, analoge und digitale Sensorsignale oder<br />
Datenleitungen im Giga-Bit-Bereich.<br />
Die Baureihe SVTS A enthält kugelgelagerte Schleifringe mit<br />
robustem Kunststoffgehäuse. Bei Bedarf sind Varianten mit Aluminiumgehäuse<br />
erhältlich. Sie entsprechen der Schutzart IP51<br />
oder optional IP67 und arbeiten in einem Temperaturbereich<br />
von - 20 bis + 80 °C. Der optimierte Schleifbahndurchmesser<br />
reduziert die Geschwindigkeit und erhöht so die Lebensdauer.<br />
Die hochwertige Goldbeschichtung der Laufbahn und des Abgreifers<br />
minimiert Störungen und sorgt für eine optimale Signalübertragung.<br />
Die Baureihe SVTS A 01 ist in den Größen 12, 22<br />
und 25 mm erhältlich und mit bis zu 56 Schleifringbahnen für<br />
2 A und 230 V lieferbar.<br />
HOHLWELLEN-SCHLEIFRINGE IN<br />
VERSCHIEDENEN BAUGRÖSSEN<br />
Die Module SVTS-C mit Hohlwelle sind mit einem Durchmesser<br />
von 3 bis 100 mm ausgeführt. Der Hersteller bietet 13 Modellreihen<br />
und verschiedene Baugrößen an. Die Ringe können neben<br />
elektrischen Signalen und Leistung auch Feldbusse und fluidische<br />
Leitungen integrieren. Schleifringe mit Durchgangsbohrungen<br />
sind vorteilhaft bei Palettier- und Wickelanwendungen<br />
aufgrund des technischen Leistungsprofils, der Haltbbarkeit,<br />
der kompakten Bauweise und der Schutzart – IP51 oder optional<br />
01<br />
02<br />
auch IP65. Mit ihrer 38,1 mm starken Durchgangsbohrung können<br />
sie bis zu 48 2-A-Signalstromkreise, Leistungsspuren bis 15 A<br />
und Spannungen bis 600 V erreichen.<br />
„Natürlich gleicht keine Palettier- oder Wickelmaschine der<br />
anderen, da es verschiedene Hersteller gibt, die Anlagen mit<br />
unterschiedlichen Funktionen und Merkmalen anbieten,“ so<br />
Becker. „Daher ist es oftmals nicht möglich, einen Standardschleifring<br />
von der Stange zu beschaffen, der die Anforderungen<br />
der jeweiligen Anwendung komplett erfüllt.“ Für besondere<br />
Modifikationen sei es daher sinnvoll, einen spezialisierten<br />
Schleifringhersteller mit einer entsprechend angepassten Lösung<br />
zu beauftragen. Servotecnica mit entsprechender Fertigungskompetenz<br />
für Serienkomponenten und kundenspezifische<br />
Komplettpakete stellt verschiedene kombinierte Dreh übertrager<br />
her. Die Ausführung SVTS C 05 ist beispielsweise auch als Variante<br />
mit einem gesonderten Luftdurchgang erhältlich. „Unser<br />
Experten-Team“, so Becker abschließend, „stellt sicher, dass von<br />
der Kabellänge über die IP-Schutzklasse bis hin zu einem bestimmten<br />
Betriebstemperaturbereich alle Anforderungen in der<br />
Endanwendung erfüllt werden.“<br />
Bilder: Servotecnica GmbH<br />
www.servotecnica.de<br />
01 In den SVTS-C-Schleifringen können verschiedenste<br />
Signal- und Stromleitungen kombiniert werden<br />
02 Die gekapselten Schleifringe ohne Hohlwelle der Baureihe<br />
SVTS A stellen störungsfrei die elektrische Verbindung<br />
von bis zu 30 Einzelleitungen sicher und erfüllen die<br />
Anforderungen moderner Palettier- und Wickelmaschinen<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 29
ANTRIEBSTECHNIK<br />
EHEDG-KONFORM UND OFFEN MONTIERT BETREIBBAR<br />
Mikrobiologisch sicher, rückstandsfrei zu reinigen, korrosionsbeständig<br />
und direkt in offene Maschinenstrukturen integrierbar – dafür stehen<br />
die Servoaktuatoren der Axenia Value-Reihe von Wittenstein Alpha. Die<br />
Aktuatoren in Einkabeltechnik lassen sich aus dem Systembaukasten<br />
heraus in drei Motorgrößen mit Beschleunigungsmomenten von<br />
32 Nm, 80 Nm und 200 Nm sowie mit Übersetzungen zwischen i=10<br />
und i=25 konfigurieren. Gehäuseoberflächen und Kabelverschraubungen<br />
sind in Edelstahl 1.4404 / AISI 316L ausgeführt. Durch Glattwalzen<br />
weist die Oberfläche eine Rautiefe von kleiner Ra 0,8µm auf, sodass<br />
keine Anhaftung stattfindet. Schutzart IP69K verhindert das Eindringen<br />
von Feuchtigkeit bei der CIP- und SIP-Reinigung. Auch die Dichtungsmaterialien<br />
entsprechen den Anforderungen von EHEDG und FDA. Daher<br />
kann der Aktuator offen montiert betrieben werden. Durch Schutzhauben oder Abdeckungen bedingte versteckte Schmutznester,<br />
korrosive Stellen oder Undichtigkeiten sind somit ausgeschlossen.<br />
www.wittenstein.de<br />
ANSCHLUSSFERTIGES SERVO-KIT<br />
FÜR NIE<strong>DER</strong>SPANNUNG<br />
Als Alternative zum<br />
Stepperantrieb hat<br />
Eckelmann die E°Darc<br />
Servo-Kits für den<br />
Niederspannungsbereich<br />
entwickelt, die<br />
dank CiA402-Geräteprofil<br />
als vollwertige<br />
geregelte CNC-Achse<br />
einsetzbar sind. Betrieben<br />
mit einer Eingangsspannung<br />
von 24 bis<br />
70 VDC liefern die<br />
E°Darc S-Regler Nennströme<br />
von 5 A bzw.12 A,<br />
wobei Spitzenströme bis zu 48 A möglich sind. Die anschlussfertigen<br />
Servo-Kits umfassen neben einem kompakten Regler<br />
den passenden Motor in der Leistungsklasse 50 bis 400 W (mit<br />
Nenndrehzahlen von 3 000 min -1 ), wahlweise einen hochauflösenden<br />
Singleturn- oder Multiturngeber sowie Motor- und<br />
Geberkabel. Über eine serielle Schnittstelle lässt sich der<br />
Servoregler mit der Software E°Tools Drive einrichten und frei<br />
parametrieren – unabhängig von der verwendeten Steuerung.<br />
Die digitalen Ein- und Ausgänge sind ebenfalls frei konfigurierbar.<br />
„Mit der E°Darc S Servoserie bieten wir Maschinenbauern<br />
eine kostenoptimierte Alternative zum Schrittmotor“,<br />
resümiert Vertriebsleiter Leo Schacke.<br />
www.eckelmann.de<br />
ERWEITERTES MOTORENANGEBOT<br />
FÜR DIE PROZESSINDUSTRIE<br />
Die druckfesten Aggregate der Siemens Niederspannungsmotoren-Reihe<br />
Simotics XP sind über das gesamte Leistungsspektrum<br />
von 0,25 bis 460 kW in den Gasgruppen IIB und IIC<br />
verfügbar. Alle üblichen Zündschutzarten werden über die<br />
durchgängige und integrierte Simotics-XP-Plattform für<br />
explosionsgeschützte Motoren abgedeckt und lassen sich mit<br />
dem Drive-Technology-Konfigurator leicht zusammenstellen<br />
und anpassen. Die Motoren laufen unter extremen Einsatzbedingungen<br />
in aggressiven Atmosphären sowohl am Netz als<br />
auch an den Frequenzumrichtern zuverlässig und störungsfrei<br />
und erfüllen die Anforderungen der neuen EU-Ökodesign-<br />
Richtlinie (ErP). Das Simotics XP-Portfolio ist durchgängig in<br />
der Energieeffizienzklasse IE3 erhältlich und in wesentlichen<br />
Teilen auch in der Energieeffizienzklasse IE4. Zusätzlich bietet<br />
Siemens Motoren in der Chemstar-Ausführung mit vorkonfigurierten,<br />
chemiespezifischen Optionen an.<br />
www.siemens.com<br />
MOTORDREHZAHLEN VON MEHR ALS 100 000 UMDREHUNGEN IN <strong>DER</strong> MINUTE<br />
Der Servoverstärker Acopos P3 von B&R ist jetzt auch in einer speziellen<br />
Variante ohne Beschränkung der Ausgangsfrequenz verfügbar. So werden in<br />
vielen Anwendungen Motordrehzahlen von mehr als 100 000 Umdrehungen<br />
in der Minute möglich. Die Servoverstärker sind für Spindelmotoroperationen<br />
aller Art geeignet. Mit der neuen Variante bietet B&R nun eine komplette<br />
Hard- und Softwarelösung für CNC-Maschinen und Roboterarme an, bei<br />
denen hochdrehende synchrone permanentmagneterregte Spindelmotoren<br />
eingesetzt werden. Die Motoren können im offenen Regelkreis und im<br />
vollständig geschlossenen Regelkreis mit einer Zykluszeit von 50 µs gesteuert<br />
werden. Die Regelkreisfunktion von B&R reduziert die Motorabwärme sowie<br />
Geräusche auf ein Minimum.<br />
www.br-automation.com<br />
30 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
ANTRIEBSTECHNIK<br />
MOTION CONTROL:<br />
MINIATURTALENTE FÜR DIE MEDIZINTECHNIK<br />
Positioniergenauigkeit steht bei Antrieben in OP-Robotern,<br />
MRT- und CT-Geräten sowie Blutpumpen ebenso im Fokus,<br />
wie eine hohe Laufruhe. Für diese Einsatzzwecke bietet<br />
NSK Linearführungen (Gr. 05 - 15) und Kugelgewindetriebe<br />
(Ø 4 - 15 mm) für kleinste Bauräume an. Ein Großteil dieser<br />
Miniaturkomponenten ist mit dem optionalen Schmiersystem<br />
K1 ausgestattet, sodass die Einheiten dauerhaft sauber und<br />
funktionsfähig bleiben und somit wartungsfrei ausgelegt<br />
sind. Für Kurzhub-Anwendungen stehen speziell entwickelte<br />
Schmierfette zur Verfügung. Kennzeichnend für die Kugelgewindetriebe<br />
ist zudem eine besondere Oberflächenbehandlung<br />
an den Laufflächen der Kugellaufbahn: Eine<br />
spezielle Textur, die durch eine Superfinish-Bearbeitung erzeugt wird, schafft die Voraussetzung dafür, dass der Schmierstoff in der<br />
Laufbahn gehalten und nur ein geringes Reibungsmoment erzeugt wird. Darüber hinaus sorgt dieser Glättungseffekt für einen<br />
gleichmäßigen und ruhigen Lauf der Linearkomponenten.<br />
www.nsk.com<br />
RAHMENLOSER MOTOR BRINGT DYNAMIK<br />
IN ROBOTIK-ANTRIEBE<br />
Maxon präsentiert<br />
einen<br />
rahmenlosen<br />
BLDC-Motor im<br />
frameless<br />
Design mit<br />
passendem<br />
Encoder. Als<br />
Vorläufer zu<br />
einer ganzen<br />
Produktfamilie<br />
wurde nun das<br />
Modell DT50<br />
vorgestellt.<br />
Der bürstenlose<br />
Motor lässt sich<br />
in verschiedene Anwendungen integrieren. Seine seine<br />
Stärken spielt er dort aus, wo sich Geschwindigkeiten<br />
schnell ändern können, etwa in kollaborativen Robotern<br />
oder Exoskeletten. Der Motor erreicht ein Nennmoment<br />
von über 500 mNm bei einer Nenndrehzahl von 4 000 min -1<br />
und einem Stator-Außendurchmesser von nur 50 mm. Eine<br />
neue Wickeltechnologie ermöglicht eine sehr kurze<br />
Motorlänge mit einer großen Hohlwelle von 28 mm.<br />
Komplettiert wird der Motor durch den TSX-MAG Encoder.<br />
Dieser Durchgangswellen-Encoder wird nicht direkt auf<br />
der Motorachse verbaut – das ermöglicht gestalterische<br />
Freiheiten im Design. Der Encoder kann Hallsignale und<br />
Inkrementalsignale generieren, wodurch der Motor<br />
feldorientiert kommutiert werden kann.<br />
www.maxonmotor.com<br />
NEUER SICHERUNGSRING MIT EIGENSPERRUNG<br />
FÜR HIGH-SPEED-ROTATIONEN<br />
Mit seiner stetig<br />
wachsenden Auswahl<br />
an Sicherungsringen<br />
deckt Zulieferer TFC<br />
immer mehr Einsatzgebiete<br />
in Antriebstechnik<br />
und Fluidtechnik<br />
ab. Ganz neu<br />
im Programm des<br />
Unternehmens sind<br />
die gewalzten<br />
Flachdrahtringe des<br />
Typs Revolox. Dieser<br />
besteht aus mehrlagigem,<br />
gewalztem<br />
Flachdraht und<br />
verfügt über eine<br />
innovative Eigensperrung.<br />
Der entscheidende Aspekt hierbei sind kleine, in<br />
den Sicherungsring eingearbeitete Erhebungen, die sich in<br />
wenige Millimeter breite Ausstanzungen in der oberen und<br />
unteren Ringwindung schieben und dort einrasten. Bei<br />
exakter Auslegung verleiht diese zweifache Eigensicherung<br />
dem Revolox-Ring einen sehr sicheren Sitz in der Nut einer<br />
Welle. Das äußere Design des Sicherungsrings ist rundum<br />
bündig und bildet eine geschlossene 360°-Anlagefläche.<br />
Dank seiner sehr guten Wuchtung leistet er einen wichtigen<br />
Beitrag zur hohen Rundlaufgenauigkeit einer Welle. Das<br />
erhöht die Lebensdauer der Wellenlagerung und senkt<br />
das Betriebsgeräusch eines Antriebs.<br />
www.tfcdeutschland.com<br />
Unbenannt-2 1 www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 10.12.2020 <strong>2022</strong>/01-02 10:40:33 31
SOFTWARE & PROTOTYPING<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
MIT METHODE<br />
ZUM PATENTIERTEN PRODUKT<br />
Die Theorie des erfinderischen Problemlösens (TRIZ) gehört<br />
zum Werkzeugkasten des Konstrukteurs und Entwicklers. Erst durch Überwinden<br />
von Widersprüchen werden innovative Entwicklungen möglich. Und mehr noch,<br />
die Evolution technischer Systeme folgt bestimmten Mustern und Gesetzen.<br />
B.Eng. Martin Backes, Masterstudent der Vertiefungsrichtung<br />
Allgemeiner Maschinenbau im Fachbereich Technik an der Hochschule Trier;<br />
Prof. Dr.-Ing. Armin Wittmann, Professor für Produktionstechnik,<br />
Betriebsorganisation und Supply Chain Management und Leiter<br />
des Kabellabors (LAP) an der Hochschule Trier<br />
32 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
SOFTWARE & PROTOTYPING<br />
Saulowitsch Altschuller und Rafael Borissowitsch Shapiro, beruht<br />
auf der Analyse von Patentschriften und der Beobachtung,<br />
dass einer großen Anzahl von Erfindungen nur eine vergleichsweise<br />
kleine Anzahl von allgemeinen Lösungsprinzipien zugrunde<br />
liegt.<br />
Bei der Entwicklung oder Optimierung von Produkten stellt<br />
sich oft das Problem, ein neues und wettbewerbsfähiges<br />
Produkt zu entwickeln, obwohl es bereits eine hohe Anzahl<br />
von Konkurrenzprodukten und Schutzrechten gibt.<br />
Bestehende Kreativitätsmethoden der Konstruktion, zum Beispiel<br />
die Morphologie (vgl. Schlicksupp, 1977, S.67-72), bieten<br />
dabei nicht die Möglichkeit, aktiv dieses Problem zu lösen, da sie<br />
nur die technische Lösung selbst, nicht aber die bestehenden<br />
Schutzrechte berücksichtigen.<br />
Es ist die Aufgabe des Entwicklers die bestehenden Schutzrechte<br />
ausfindig zu machen und Lösungen zu entwickeln, die<br />
nicht zu einer Verletzung derselben führen. Dafür wird üblicherweise<br />
nach der Konzeptentwicklung eine aufwendige Patentrecherche<br />
durchgeführt, da nach den ersten Entwürfen die eigene<br />
Lösung mit allen zuvor gefundenen Schutzrechten abgeglichen<br />
werden muss.<br />
Dieses Vorgehen ist iterativ und führt bei einer hohen Anzahl<br />
bereits existierender Konkurrenzprodukte und Schutzrechten zu<br />
einer schwierigen, zeitaufwendigen Lösungsfindung mit der<br />
Gefahr etwas entwickelt zu haben, was bereits durch ein bestehendes<br />
Schutzrecht urheberrechtlich geschützt ist und die<br />
Gefahr eines jahrelangen Rechtsstreits birgt. Schutzrechtsverletzungen<br />
lassen sich vermeiden.<br />
Die TRIZ-Methodik (im englischen Sprachgebrauch Theory of<br />
inventive Problemsolving: TIPS), entwickelt von Genrich<br />
WETTBEWERBSVORTEILE SICHERN<br />
Oft greifen Unternehmen erloschene Schutzrechte auf, um sie<br />
auf ihre Produkte anzuwenden. Dies hat jedoch den Nachteil,<br />
dass ein erloschenes Schutzrecht als Stand der Technik anzusehen<br />
und nicht mehr schutzrechtfähig ist. Somit kann das Unternehmen<br />
zeitlich verzögert ein gleichwertiges Produkt auf den Markt<br />
bringen, dies schafft jedoch kein Alleinstellungsmerkmal und<br />
damit keinen aktiven Wettbewerbsvorteil.<br />
Die Problematik der Schutzrechtverletzung lässt sich vermeiden,<br />
indem man die bestehenden Schutzrechte systematisch zur<br />
Lösungsfindung verwendet. Eine Abwandlung der TRIZ-Widerspruchsmatrix<br />
ermöglicht es, sich aktiv bestehende Schutzrechte<br />
zur Schutzrechtumgehung zunutze zu machen.<br />
Die TRIZ-Widerspruchsmatrix ist eine gängige Kreativitätsmethode,<br />
die auch unter dem Namen „Theorie des erfinderischen<br />
Problemlösens“ (G. Altschuller) bekannt ist. Altschuller<br />
entwickelte eine Matrix, die auf zahlreichen existierenden<br />
Schutzrechten beruht und welche durch die Eingabe eines technischen<br />
Widerspruchs in Form von jeweils zwei der insgesamt<br />
39 möglichen Parameter, definierte Lösungsprinzipen ausgibt,<br />
die zur Überwindung dieses technischen Widerspruchs beitragen.<br />
Dabei handelt es sich immer um dieselben 40 möglichen<br />
Lösungsprinzipien, die sich nach Altschuller in allen existierenden<br />
Schutzrechten wiederfinden lassen (vgl. Orloff, 2006). Der<br />
normale Anwendungsbereich dieser Methode liegt in der Lösungsfindung<br />
von technischen Widersprüchen in der Konstruktion<br />
oder Entwicklung. Diese Methode lässt sich nun von einer<br />
passiven in eine aktive Methode der Schutzrechtumgehung<br />
transferieren. Da nach Altschuller jedes Schutzrecht auf mindestens<br />
einem dieser 40 Lösungsprinzipien basiert, muss sich jedes<br />
zu umgehende Patent rückwirkend auf diese Widerspruchsmatrix<br />
wieder übertagen lassen.<br />
WAS TUN, UM AKTIV EIN SCHUTZRECHT<br />
ZU UMGEHEN?<br />
Zuerst müssen, wie allgemein üblich, die Anforderungen des zu<br />
entwickelnden Produkts klar definiert werden. Als nächstes gilt<br />
es eine umfangreiche Recherche nach bereits existierenden<br />
Schutzrechten für den konkreten Anwendungsfall durchzuführen.<br />
Will man nun herausfinden, welches dieser bestehenden Schutzrechte<br />
die eigenen Anforderungen am besten erfüllt, kann man<br />
zur Selektion bestehende Entscheidungsfindungsmethoden oder<br />
Bewertungsverfahren verwenden. Hierzu eigenen sich beispielsweise<br />
das K.O.-Verfahren und die gewichtete Punktebewertung<br />
oder die Nutzwertanalyse, die die eigenen Anforderungen an das<br />
Produkt mit einbeziehen. Wichtig ist hierbei, dass im Gegensatz<br />
zur üblichen Anwendung der Bewertungsverfahren keine Konzepte,<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 33
SOFTWARE & PROTOTYPING<br />
VORGEHENSWEISE ZUR ENTWICKLUNG EINES NEUEN PRODUKTES NACH <strong>DER</strong> TRIZ-METHODE<br />
Auszug aus der TRIZ-<br />
Widerspruchsmatrix<br />
Masse des<br />
beweglichen<br />
Objekts<br />
Masse des<br />
unbeweglichen<br />
Objekts<br />
... Kraft<br />
Spannung<br />
oder Druck<br />
Form ...<br />
Masse des<br />
beweglichen Objekts<br />
Masse des<br />
unbeweglichen Objekts<br />
x x ... 8, 10, 18, 37 10, 36, 37, 40 10, 14, 35, 40 ...<br />
x x ... 8, 10, 19, 35 13, 29, 10, 18 13, 10, 29, 14 ...<br />
.<br />
.<br />
. x .<br />
.<br />
.<br />
.<br />
Kraft 8, 1, 37, 18 18, 13, 1, 28 ... x 18, 21, 11 10, 35, 40, 34 ...<br />
Spannung oder Druck 10, 36, 37, 40 13, 29, 10, 18 ... 36, 35, 21 x 35, 4, 15, 10 ...<br />
Form 8, 10, 29, 40 15, 10, 26, 3 ... 35, 10, 37, 40 34, 15, 10, 14 x ...<br />
.<br />
.<br />
. ... .<br />
.<br />
. ...<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
sondern bestehende Schutzrechte bewertet werden. Das so ermittelte<br />
Gewinnerschutzrecht erfüllt folglich die eigenen Anforderungen<br />
am besten und muss nun schutzrechtlich umgangen<br />
werden.<br />
Da das eigene Produkt aus Sicht des Unternehmens besser als<br />
das bestehende Schutzrecht sein soll, muss es näher analysiert<br />
werden. „Besser“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur<br />
qualitativ besser. Ein Produkt mit geringeren Herstellungskosten<br />
und gleicher Qualität ist aus Sicht des Unternehmens auch „besser“.<br />
Dadurch ergibt sich die erste Kernfrage: Was ist an dem<br />
Schutzrecht verbesserungswürdig? Eine mögliche Antwort auf<br />
diese Frage kann zum Beispiel eine systembedingte Festigkeitsgefährdung,<br />
eine zu hohe Masse, etc. sein. Anschließend muss<br />
geklärt werden, durch was sich das vorliegende Schutzrecht<br />
konkret auszeichnet und die zweite Kernfrage lautet: Was ist an<br />
ES IST AUFGABE DES ENTWICKLERS,<br />
BESTEHENDE SCHUTZRECHTE<br />
NICHT ZU VERLETZEN<br />
dem Schutzrecht geschützt? Hierbei müssen nicht die Ansprüche<br />
des Schutzrechtes detailliert aufgeschlüsselt werden, sondern<br />
beispielsweise ist bereits die Erkenntnis einer speziell geschützten<br />
Form oder Anordnung als solches ausreichend. Mit diesen<br />
beiden Antworten muss nun ein technischer Widerspruch gefunden<br />
werden, mit dem die TRIZ-Widerspruchsmatrix zum<br />
Einsatz gebracht werden kann. Dabei gilt es nun, die gefundenen<br />
Antworten jeweils auf einen der 39 Parameter zu adaptieren.<br />
Dann trägt man den gefundenen, zu verbessernden Parameter<br />
in die Zeile der TRIZ-Matrix ein und der Parameter, der das bestehende<br />
Schutzrecht auszeichnet, wird in die Spalte der Matrix<br />
eingetragen.<br />
So ergibt sich ein Schnittpunkt in der Tabelle, der definierte<br />
Lösungsprinzipien zur Behebung dieses technischen Widerspruchs<br />
vorschlägt. Nun gilt es, diese von der Matrix vorgeschlagenen<br />
Lösungsprinzipien auf das zu umgehende Schutzrecht<br />
anzuwenden, um daraus neue Konzepte für das eigene Produkt<br />
zu entwickeln. Diese Konzepte können nach gängiger Konstruktionspraxis<br />
weiterbearbeitet werden.<br />
PRODUKTENTWICKLUNG NACH<br />
STAND <strong>DER</strong> TECHNIK<br />
Die Vorteile dieser Vorgehensweise sind, dass die Lösungsfindung<br />
so immer auf bestehendem Know-how basiert, da das zu<br />
umgehende Schutzrecht den aktuellen Stand der Technik repräsentiert.<br />
Es kommt zu einer Zeitersparnis, indem iterative<br />
Vorgänge durch Schutzrechtverletzungen während des Konstruktionsprozesses<br />
vermieden werden. Auch die Matrix selbst<br />
beruht auf existierenden Schutzrechten und stützt sich somit<br />
auf bestehendes Wissen. Zusätzlich wird durch diese Anwendung<br />
die Gefahr der Schutzrechtverletzung stark reduziert, da<br />
das umgangene Schutzrecht die eigenen Anforderungen am<br />
besten erfüllt hat und aus patentrechtlichen Gründen kein<br />
weiteres identisches Schutzrecht vorhanden sein kann. Durch<br />
die Analyse des Schutzrechts in Bezug auf einen verbesserungswürdigen<br />
Parameter ergibt sich ebenfalls der Vorteil,<br />
dass bestehende Problematiken (z. B. systembedingte Festigkeitsprobleme)<br />
frühzeitig erkannt und verbessert werden.<br />
Durch den konkreten Vorschlag von möglichen Lösungsprinzipien<br />
der Matrix, wird die Kreativität des Entwicklers nicht eingeschränkt<br />
und bewusst gesteuert, sodass es zu einer Zeitersparnis<br />
kommt. Darüber hinaus steigt die Wahrscheinlichkeit einer<br />
möglichen Schutzrechtanmeldung des eignen Produkts, da die<br />
TRIZ-Widerspurchsmatrix mit ihren Lösungsprinzipien die<br />
Basis für eine neue Erfindung bildet.<br />
Diese Methode kann zwar eine Schutzrechtverletzung nicht<br />
vollständig ausschließen, sie macht sich jedoch die bestehenden<br />
Schutzrechte zu Nutze, und senkt die Gefahr einer Schutzrechtverletzung.<br />
Außerdem ermöglicht sie dem Entwickler ein strukturiertes<br />
Vorgehen zur Schutzrechtumgehung, sodass selbst bei<br />
einer großen Anzahl vorhandener Schutzrechte ein eigenes<br />
Produkt entwickelt werden kann, das bestehenden technischen<br />
Lösungen überlegen ist.<br />
Quellen: Schlicksupp, H. (1977): Kreative Ideenfindung in der Unternehmung<br />
Methoden und Modelle, de Gruyter, 1. Auflage; Orloff, M.A. (2006): Grundlagen<br />
der klassischen TRIZ, Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 3. Auflage<br />
Bilder: Aufmacher Tierney – stock.adobe.com, sonstige Hochschule Trier<br />
www.hochschule-trier.de<br />
34 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
SOFTWARE & PROTOTYPING<br />
MENÜLOSE ERSTELLUNG VON PLANUNGSUNTERLAGEN<br />
Die neue Version der WSCAD-Electrical-Engineering-Lösung heißt<br />
Electrix. Sie überzeugt durch einen vollständig erneuerten Kern. Er<br />
ermöglicht es, sämtliche Prozessschritte in der Elektrotechnik<br />
konsequent zu verzahnen und schlanke, zeitoptimierte Abläufe zu<br />
implementieren. Zahlreiche Automatismen entlasten Konstrukteure<br />
und garantieren professionelle Unterstützung. Daten müssen nicht<br />
mehrfach erfasst werden, eine moderne Bedienoberfläche reduziert<br />
die Engineering-Zeiten. Dank der neuen Schnellsuche Search & Click<br />
reicht es, einen Begriff im Suchen-Dialog einzugeben – schon werden<br />
passende Treffer angezeigt. Der Clou dabei: Niemand muss den<br />
Zeichnungsbereich verlassen, um beispielsweise einen Befehl aus der<br />
Menüleiste auszuführen oder ein Symbol im Plan zu platzieren.<br />
Ein neues Projekt lässt sich mithilfe der Schnellsuche ebenso anlegen wie Montageplatten, Kabelkanäle und Hutschienen auf<br />
Cabinet-Seiten platzieren. Auch Software-Einstellungen können mit Search & Click schnell und bequem geändert werden.<br />
www.wscad.com<br />
SCHNELLER SCHNEIDEN IN 3D<br />
Trumpf hat mit<br />
BrightLine Speed<br />
eine Technologie<br />
entwickelt, mit der<br />
sich Bleche schneller<br />
und effizienter<br />
schneiden lassen.<br />
Die Lösung zielt<br />
insbesondere auf das<br />
dreidimensionale<br />
Schneiden warmumgeformter<br />
Bauteile<br />
ab, wie sie etwa<br />
bei der Herstellung<br />
von B-Säulen oder<br />
Türrahmen in der<br />
Automobilfertigung<br />
zum Einsatz kommen. „Mit BrightLine Speed können wir die<br />
Schnittgeschwindigkeit bei bis zu 4 mm dicken Blechen um<br />
bis zu 60 % erhöhen“, sagt Ralf Kohllöffel, Produktmanager bei<br />
Trumpf. Weiterer Vorteil: Mit BrightLine Speed sinkt der<br />
Schneidgas-Verbrauch pro Bauteil gegenüber herkömmlichem<br />
Laserschneiden um rund die Hälfte. Zudem ist der<br />
Schneidprozess bei gleicher Laserleistung um bis zu 15 %<br />
produktiver, weshalb dementsprechend weniger Energie pro<br />
Bauteil nötig ist. Zentraler Bestandteil von BrightLine Speed<br />
ist ein von Trumpf patentiertes 2in1-Laserlichtkabel (LLK) mit<br />
einem inneren und einem äußeren Faserkern.<br />
www.trumpf.com<br />
LEICHTBAUSTRUKTUREN ITERATIV ERZEUGEN<br />
In der aktuellen Version der Software 4D Additive von CoreTechnologie<br />
unterstützt das Additive Manufacturing Tool einen<br />
neuen Ansatz zur Erzeugung, Optimierung und Validierung von<br />
Leichtbaustrukturen. Mit dem Advanced Lattice Modul werden<br />
schnell und einfach Gitterstrukturen erzeugt und zur Optimierung<br />
mit einer neuen Nastran-Schnittstelle direkt an die<br />
Berechnungs-Software übergeben. Die Integration der Nastran-<br />
Schnittstellle als Standardformat in die 4D-Additive-Software<br />
ermöglicht es, die mit wenigen Klicks innerhalb von Sekunden<br />
erzeugten Gitterstrukturen, alternative Bauteildesigns und<br />
komplexe 3D-Geometrien nahtlos an die Berechnungs-Software<br />
zu senden. Die Software bietet Tools zur automatischen<br />
Erzeugung von 20 verschiedenen 3D-Gitterstrukturtypen.<br />
Hierbei können CAD-Volumenkörper mit internen Strukturen<br />
aufgefüllt sowie Teile der Körper durch externe Strukturen<br />
ersetzt werden.<br />
www.coretechnologie.com<br />
SIMULIEREN UND EVALUIEREN BEI <strong>DER</strong> ZAHNRADFERTIGUNG<br />
Bei der Herstellung und Prüfung von Zahnrädern unterstützt der Softwareanbieter<br />
Kisssoft Anwender mit vielfältigen Berechnungs- und<br />
Simulationsmöglichkeiten für die Arbeitsvorbereitung. Umsetzbar sind die<br />
Auslegung von Werkzeugen für evolventische oder nicht-evolventische<br />
Verzahnungen sowie eine Prüfung zwecks Verwendung von bereits<br />
vorhandenen Werkzeugen aus einer Datenbank. Für Power Skiving und<br />
Honen lässt sich eine Kollisionsabschätzung vornehmen. Schleifkerben<br />
können vorgängig mit der FE-Methode im Hinblick auf die Spannungskonzentrationen<br />
bewertet werden. Darüber hinaus besteht die Option,<br />
Auswirkungen von Fertigungsfehlern auf das Abrollverhalten mit der<br />
Kontaktanalyse unter Last zu simulieren.<br />
www.kisssoft.com<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 35
SPECIAL CONNECTIVITY<br />
01<br />
02<br />
SMART AUF DEM<br />
WEG INS IIOT<br />
03<br />
04<br />
SPECIAL<br />
05<br />
36 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
SPECIAL CONNECTIVITY<br />
Digitalisierung treibt einheitlich vernetzte Unternehmensprozesse<br />
in Entwicklung, Produktion und Vertrieb voran. Voraussetzung<br />
dafür sind die passenden Infrastrukturlösungen.<br />
Mit welchen Komponenten dies gelingen kann, und vor allem warum<br />
ein einfacher Zugang ins IIoT wichtig ist, erfahren Sie hier.<br />
Ethernet findet in immer mehr Bereichen der Automatisierung<br />
Anwendung und ist das verbindende Element für IT<br />
und OT (Operational Technology). Um entsprechend robuste<br />
Netzwerke für den industriellen Einsatz aufbauen zu<br />
können, entwickelt Harting das Angebot an zuverlässiger Industrial<br />
Ethernet-Connectivity stetig weiter. Für Fast-Ethernet und<br />
Gigabit-Ethernet zeigt die Technologiegruppe neue Varianten<br />
der robusten RJ Industrial Multifeature Schnittstelle: den industrietauglichen<br />
RJ45 mit „integriertem Seitenschneider“ zum<br />
beschleunigten und vereinfachten Kabelanschluss sowie den<br />
neuen preLink RJ45 in optimiertem Design. Beide RJ45 Neuheiten<br />
überzeugen in ihren geraden und gewinkelten Ausführungen.<br />
01 Der RJ Industrial MultiFeature stellt eine deutlich<br />
verbesserte Variante des klassischen RJ45 dar<br />
02 Der ix Industrial ist im Vergleich zu RJ45-Lösungen<br />
70 % kleiner und nun auch Profinet spezifiziert<br />
03 Der Steckverbinder preLink RJ45 im<br />
optimierten Design<br />
04 Die neuen Varianten der T1 Industrial-<br />
Schnittstelle für Single Pair Ethernet<br />
05 M12 PushPull-Rundsteckverbinder nach der<br />
neuen Norm IEC 61076-2-010<br />
CONNECTIVITY – FIT FÜR DIE ZUKUNFT<br />
Fest steht: Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung<br />
noch einmal beschleunigt. Damit steigt der Bedarf an<br />
leistungsfähigen Konnektivitätslösungen für die<br />
industrielle Transformation. Doch Lieferengpässe durch<br />
Materialknappheit und fragile Lieferketten sind aktuelle<br />
Herausforderungen, die auch in Zukunft relevant sein<br />
werden. Hinzu kommen steigende Energiepreise und<br />
die immensen Anstrengungen für die Energiewende.<br />
Harting setzt daher auf Ethernet, Prototyping und<br />
Energy und bietet dazu Entwicklungen mit Mehrwert.<br />
Dazu zählt die sichere und störungsfreie Verbindungstechnik<br />
für modulare Batteriespeicher zu einem<br />
Energiespeichersystem. Immer wichtiger wird auch das<br />
Thema Ethernet: durch die Verbindung aus IP-basierter<br />
Kommunikation und smarter Sensorik lässt sich die<br />
Automatisierungspyramide vom Sensor bis in die Cloud<br />
neu definieren.<br />
SCHNITTSTELLEN UM 75 % SCHNELLER<br />
IM FELD ANSCHLIESSEN<br />
Für anspruchsvolle Ethernet-Anwendungen in der Feldebene,<br />
deren Montage großem Zeitdruck unterliegen kann, stellt Harting<br />
M12-Rundsteckverbinder nach der neuen Norm IEC 61076-2-010<br />
vor. Sie stehen für den lange von Anwendern erwarteten marktübergreifenden<br />
PushPull-Verriegelungsstandard für M12-Steckverbinder.<br />
Damit ist zum einen der Zugriff auf stehende und<br />
versenkte Gerätebuchsen möglich, zum anderen können die<br />
Schnittstellen auch 75 % schneller im Feld angeschlossen werden.<br />
Das seit langem kritische Thema Second Source und Interoperabilität<br />
ist somit hinfällig. Anwender Profinet-gerechter Verkabelungslösungen<br />
sollten einen Blick auf den miniaturisierten ix<br />
Industrial-Steckverbinder werfen. Die im Vergleich zu RJ45-<br />
Lösungen 70 % kleinere Schnittstelle ist nun auch in der Profinet<br />
Guideline Cabling and Interconnection-Technology spezifiziert<br />
und bietet Anwendern eine deutlich kleinere, robustere und absolut<br />
industrietaugliche Schnittstelle für anspruchsvolle Applikationen<br />
im Profinet-Umfeld.<br />
HYBRIDE KONZEPTE FÜR SINGLE PAIR ETHERNET<br />
Unter den Neuheiten spielen darüber hinaus die neuen Varianten<br />
der T1 Industrial-Schnittstelle für Single Pair Ethernet eine besondere<br />
Rolle, insbesondere die nach IEC 63171-6 standardisierte<br />
Schnittstelle in M12- und M8-Gehäusen. Darüber hinaus stellt<br />
die Technologiegruppe die neuen hybriden Konzepte für SPE<br />
plus Power nach IEC 63171-7 vor. Um Leistungsanforderungen<br />
zu erfüllen, die über die möglichen 50 W von Power over Data<br />
Line hinausgehen, ist die -7-Norm für hybride SPE-Lösungen ein<br />
wichtiger Schritt.<br />
Um die SPE-Technologie weiteren industriellen Anwendungsbereichen<br />
zugänglich zu machen, hat die Technologiegruppe<br />
erste Lösungen für den einpaarigen Anschluss per Leiterplatten-<br />
Klemme parat. Klemmen vereinfachen den Anschluss von SPE<br />
nochmals und können dazu beitragen, Ethernet in die Feld -<br />
e bene zu bringen und das Handling zu vereinfachen. Dies ist insbesondere<br />
im Kontext von SPE und IIoT mit geringen Datenraten<br />
ab 10 Mbit/s und Übertragungslängen von bis zu 1 000 m in der<br />
Industrie, Gebäude- und Prozessautomatisierung interessant.<br />
Bilder: Harting<br />
STEIGENDE ÜBERTRAGUNGS-<br />
RATEN ERFOR<strong>DER</strong>N NEUE WEGE<br />
IN <strong>DER</strong> DATEN-INFRASTRUKTUR<br />
www.harting.com<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 37
GEHEIMNISSE <strong>DER</strong> MATERIE LÜFTEN<br />
SPECIAL<br />
Wenn 2025 die europäische Spallationsquelle<br />
ESS im schwedischen Lund ihren stationären<br />
Betrieb aufnimmt, wird ein neuer Schritt<br />
zum Ziel der Materieforschung gemacht.<br />
Insgesamt 13 europäische Länder sind an<br />
dem Großprojekt beteiligt. Viele anspruchsvolle<br />
Verbindungslösungen kommen von einem<br />
deutschen Anbieter.<br />
Irmgard Nille, freie Journalistin im Auftrag von U.I. Lapp GmbH<br />
Die 1,843 Milliarden Euro teure ESS wird eine der führenden<br />
Einrichtungen für Materieforschung sein. Ihre Aufgabe<br />
ist es, durch die sogenannte Spallation freie Neutronen<br />
für die Forschung zu gewinnen. Ab 2025 wird die ESS die<br />
leistungsfähigste Neutronenquelle der Welt sein und jährlich von<br />
tausenden von Wissenschaftlern genutzt werden können. Die<br />
Anlage umfasst einen Linearbeschleuniger, eine Targetstation,<br />
eine Anordnung von Neutroneninstrumenten, mehrere Laboratorien<br />
sowie ein Daten- und Softwarezentrum, das bei der Universität<br />
Kopenhagen in Dänemark angesiedelt ist.<br />
Mithilfe von Neutronen können aus dem Innersten der Materie<br />
verschiedenste Informationen herausgeholt werden. Sie erlauben<br />
tiefe Einblicke in die innere Struktur und Dynamik von Materie<br />
und zerstören dabei nicht die Untersuchungsobjekte. Die ungeladenen<br />
Kernteilchen können bis zu Billiardstel Metern kleine<br />
Strukturen und Billiardstel Sekunden kurze Bewegungen feststellen.<br />
Sie machen Kristallgitter und magnetische Strukturen, aber auch<br />
Bewegungen von Teilchen sichtbar und identifizieren verschie-<br />
38 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
SPECIAL CONNECTIVITY<br />
ZUM ABSCHLUSS <strong>DER</strong><br />
ARBEITEN WERDEN<br />
SCHÄTZUNGSWEISE 800 000 M<br />
KABEL VERLEGT WORDEN SEIN<br />
Diese werden in einem 600 m langen, unterirdischen Linearbeschleuniger<br />
mithilfe von weiteren elektromagnetischen Feldern<br />
so stark beschleunigt, bis sie mit einer Energie von rund zwei<br />
Gigaelektronenvolt nahezu mit Lichtgeschwindigkeit durch den<br />
Beschleuniger rasen. In der Targetstation kollidieren die Protonen<br />
mit einem rotierenden Target, das aus dem Schwermetall Wolfram<br />
besteht. Hier spalten die Protonen Neutronen aus den Kernen<br />
der Wolframatome ab, etwa zwanzig bis dreißig Neutronen<br />
für jedes Proton. Dies ist die sogenannte Spallation. Sie gilt als<br />
wesentlich effizienter als die Kernspaltung, da sie viel größere<br />
Neutronenflüsse für die Forschung liefert, mit dem zusätzlichen<br />
Vorteil, dass sie keine selbsterhaltende Kettenreaktion beinhaltet.<br />
Die aus dem Wolfram-Target freigesetzten Neutronen sind für<br />
die Forschung noch viel zu schnell und energiereich, um für wissenschaftliche<br />
Experimente genutzt zu werden. Sie müssen von<br />
etwa 10 % der Lichtgeschwindigkeit auf etwa die Schallgeschwindigkeit<br />
abgebremst werden. Dazu schickt man sie durch Moderatoren,<br />
die mit Wasser oder flüssigem Wasserstoff gefüllt sind.<br />
Nach dieser quasi „Vollbremsung“ gelangen die freien Neutronen<br />
über Beamlines zu den Experimentierplätzen. Hier zeichnen<br />
Detektoren auf, wie sich die Neutronen beim Durchgang durch<br />
verschiedene Materialproben verändern. So lässt sich berechnen,<br />
wie sich die Atome in der Probe anordnen und wie sie sich bewegen.<br />
Diese Analyse wird mithilfe des Daten- und Softwarezentrums in<br />
Kopenhagen durchgeführt.<br />
Kein Wunder, dass für die Errichtung der Europäischen Spallationsquelle<br />
ESS die Anforderungen an die benötigten Verbindungslösungen<br />
besonders hoch sind. Hier hat Lapp als weltweiter Anbieter<br />
von Kabeln, Leitungen und Kabelzubehör in guter<br />
Zusammenarbeit mit Elektroskandia und Assemblin mit Knowhow<br />
und innovativen Produkten zu diesem spektakulären Projekt<br />
beigetragen. So wurden zur Steuerung und Überwachung im<br />
Beschleuniger mehr als 16 000 Signalkabel benötigt. Vieles ist<br />
maßgeschneidert und alles muss bis ins kleinste Detail perfekt<br />
funktionieren. Dies gilt insbesondere für Kabel und elektrische<br />
Komponenten, denn die Geräte sind hochempfindlich. Die Firma<br />
Assemblin in Malmö wurde mit der Durchführung der elektrischen<br />
Installationen an den Beschleunigerteilen beauftragt. Hierfür<br />
hatte Rolf Grahl, Projektleiter bei Assemblin, von ESS ein hartes<br />
Pflichtenheft für die zu installierenden Produkte erhalten.<br />
Benötigt wurden beispielsweise mehr als 100 verschiedene<br />
Kabel typen. Viele davon sind Spezialkabel, mit hohen Anfordedene<br />
Isotope eines Elements. Dadurch eröffnen sich faszinierende<br />
Möglichkeiten. Mit den ESS-Neutronen können Materialeigenschaften<br />
erforscht werden, die mit anderen Methoden nicht<br />
möglich wären. Forschende aus Physik, Chemie, Biologie, Life<br />
Science, Energieforschung, Medizin, aber auch Archäologie und<br />
Kunstgeschichte werden wichtige Entdeckungen für die Menschheit<br />
machen können.<br />
NEUE ÄRA FÜR DIE NEUTRONENFORSCHUNG<br />
Allerdings ist es nicht so einfach, die gewünschten Neutronen zu<br />
gewinnen. Neutronen sind im Atomkern festgehalten. Sie müssen<br />
also „befreit“ werden. Statt Kernspaltung zu nutzen, wird im ESS<br />
dafür das moderne Konzept der Spallation, was so viel wie „Absplitterung“<br />
bedeutet, genutzt. Und das funktioniert so: Eine<br />
Ionenquelle wird mit rasch wechselnden elektromagnetischen<br />
Feldern voller Wasserstoffgas aufgeheizt, damit sich die Elektronen<br />
aus den Gasmolekülen lösen. Zurück bleiben die Protonen.<br />
MEHR ALS 16 000 SIGNALKABEL BENÖTIGT<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 39
SPECIAL CONNECTIVITY<br />
Im ESS wurden unter anderem<br />
halogenfreie Steuerleitungen<br />
und ihre geschirmten halogenfreien<br />
Varianten installiert<br />
SPECIAL<br />
rungen u. a. an Strahlenschutz, Schirmung und Temperaturbeständigkeit.<br />
Bei der Umsetzung hat Assemblin mit dem Elektrogroßhändler<br />
Elektroskandia in Malmö zusammengearbeitet, dessen<br />
breites Sortiment auch die Produkte von Lapp umfasst.<br />
Lapp hat sowohl Spezialkabel als auch Standardkabel, die das<br />
Unternehmen im Programm hat, geliefert. Außerdem wurden<br />
spezielle Kabel nach den Anforderungen im Pflichtenheft für ESS<br />
gefertigt und getestet. Rolf Grahl: „Assemblin hat 45 Elektroinstallateure<br />
vor Ort. Auch für sie ist das Projekt eine große Herausforderung,<br />
mit schwierigen Installationen in Umgebungen mit<br />
sehr speziellen Bedingungen. Wir sind stolz darauf, unseren Teil<br />
des ESS auszuführen.“ Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind,<br />
werden schätzungsweise 800 000 m Kabel verlegt worden sein.<br />
BLICK IN DIE KLEINSTEN STRUKTUREN<br />
Neutronen sind unscheinbare Bestandteile von Atomkernen<br />
und doch wahre Multitalente. Die Neutronen,<br />
die sich die Forschenden im ESS zunutze machen wollen,<br />
sind nicht im Atomkern gebunden. Sie sind frei und<br />
erlauben tiefe Einblicke in die innere Struktur und<br />
Dynamik von Materie, ohne die Untersuchungsobjekte<br />
zu zerstören. Dabei können die ungeladenen Kernteilchen<br />
– je nach Messinstrument und abbildendem<br />
Verfahren – erstaunlich tief blicken und ultraschnelle<br />
Vorgänge beobachten. Bis zu Billiardstel Metern kleine<br />
Strukturen und Billiardstel Sekunden kurze Bewegungen<br />
lassen sich feststellen – Größenordnungen, in denen<br />
sich einzelne Atomkerne bewegen.<br />
Weitere Informationen über die europäische Spallationsquelle<br />
ESS bietet eine geführte Videotour:<br />
https://youtu.be/sFMYcnm4ynk<br />
HOHE MATERIALANFOR<strong>DER</strong>UNGEN<br />
AN KABEL WERDEN ERFÜLLT<br />
Über den Großhändler Elektroskandia in Malmö wurde bei Lapp<br />
vor allem nach feuerfesten und halogenfreien Kabeln für die Anlage<br />
nachgefragt. Bei ESS wurden beispielsweise die halogenfreien<br />
Steuerleitungen Ölflex Classic 130 H und ihre geschirmten halogenfreien<br />
Varianten Ölflex Classic 135 CH installiert. Sie zeichnen<br />
sich durch verbessertes Brandverhalten aus. Zum Einsatz<br />
kommen aber auch Unitronic LiHH/LiHCH. Dabei handelt es<br />
sich um halogenfreie Datenübertragungskabel mit Aderkennzeichnung<br />
nach DIN 47100 sowie ihre geschirmte Variante. Darüber<br />
hinaus hat Lapp ein kundenspezifisches Produkt mit einem<br />
speziellen Isolations- und Mantelmaterial hergestellt, das gegen<br />
ionisierende Strahlung, die beim Spallationsprozess entsteht, resistent<br />
ist und eine Einzel- und Gesamtabschirmung aus einem<br />
Aluminiumband und mit passenden zweiadrigen Leitern versehen<br />
ist. „Insgesamt haben wir rund 70 Varianten geliefert“, sagt<br />
Mathias Jönsson, regionaler Verkaufsleiter bei Lapp in Schweden<br />
und ergänzt: „Wir freuen uns, dass wir die Materialanforderungen<br />
für die ESS-Forschungsanlage erfüllen können und Lapp bei<br />
diesem bedeutenden Projekt dabei ist.“<br />
Die weltweit führende Spallationsquelle ESS wird für die Forschung<br />
in Deutschland und Europa von großer Bedeutung sein.<br />
An der Entwicklung der benötigten Forschungsinstrumente für<br />
die Neutronenforschung sind in Deutschland das Forschungszentrum<br />
Jülich, das Helmholtz-Zentrum Geesthacht für Materialund<br />
Küstenforschung sowie die Technische Universität München<br />
beteiligt. Der Bau der ESS-Forschungseinrichtung begann 2014.<br />
Die gesamte Gebäudefläche beträgt mehr als 13 Fußballfelder.<br />
Nach Angaben des deutschen Bundesministeriums für Bildung<br />
und Forschung soll die Neutronenquelle 2025 im Dauerbetrieb sein.<br />
Bilder: Aufmacher Ulrika Hammarlund, Einklinker U.I. Lapp GmbH,<br />
01 Roger Eriksson/ESS<br />
www.lappkabel.de<br />
40 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
SPECIAL CONNECTIVITY<br />
HEAVY-DUTY-ENERGIEKETTE FÜR LANGE VERFAHRWEGE<br />
Eine Nummer kleiner, aber umso stärker präsentiert sich die Heavy-<br />
Duty-Energiekette TKHD85-R, deren Spezialgebiet lange Verfahrwege<br />
sind. Mit robustem Design und schmutzunempfindlicher Außenkontur<br />
bewegt sich dieses Kraftpaket zuverlässig in rauem Terrain. Gleichzeitig<br />
ist sie dank integrierter Geräuschdämpfung besonders leise. Die Teilung<br />
von 85 mm und die polygonoptimierte Außenkontur wirken sich auf<br />
den ruhigen Lauf der Energieführungskette aus. Die integrierten Rollen<br />
der TKHD85-R unterliegen dank der verbauten Edelstahl-Kugellager<br />
kaum dem Verschleiß und sind wartungsfrei. Eine rollende Kettenanwendung<br />
verhindert bei langen Verfahrwegen eine unerwünschte<br />
Auslängung. Das Energieführungssystem benötigt im Vergleich zu einer<br />
gleitenden Energiekette bis zu 90 % weniger Kraft und spart damit<br />
Antriebsleistung und Energie. Selbst bei hohen Verfahrgeschwindigkeiten und Beschleunigungen läuft die Leitungsführung ruhig<br />
und vibrationsarm – so wird die Belastung von Energiekette und Leitungen auf ein Minimum reduziert.<br />
www.kabelschlepp.de<br />
PNEUMATIK-SCHLÄUCHE OHNE<br />
QUETSCHUNGEN SICHERN<br />
Bügelschellen,<br />
die in Energieketten<br />
für eine<br />
Zugentlastung<br />
der Pneumatik-<br />
Schläuche<br />
sorgen, aber<br />
diese nicht<br />
quetschen<br />
können, bietet<br />
Igus in der Serie<br />
CFX an. Wenn<br />
klassische Bügelschellen zu fest angezogen werden, drücken<br />
sich die Bügel in die Manteloberflächen. So kann es zu<br />
dauerhaften Querschnittsveränderungen kommen, die bei<br />
den Schläuchen zu ungleichmäßigen Druckluftströmen und<br />
damit zu Fehlfunktionen führen können. Die CFX-Schellen<br />
wiederum haben Pneumatik-Doppelwannen – blaue<br />
Einsätze, die die Schläuche von oben und unten umschließen.<br />
Dreht man an der Schraube der Schelle, drückt die Klemmbacke<br />
nicht direkt auf die Oberfläche des Schlauchs,<br />
sondern auf den oberen Einsatz der Doppelwanne. Sobald<br />
er auf den unteren Einsatz trifft, ist automatisch die<br />
optimale Haltekraft erreicht. Prüfungen des Anzugsdrehmoments<br />
entfallen dann. Gleichzeitig ist es mechanisch<br />
unmöglich, aus Versehen zu viel Druck auszuüben und<br />
den Schlauch zu beschädigen.<br />
www.igus.de<br />
FÜNFFACH GENORMTE EINZELA<strong>DER</strong>N<br />
Mit seinen Fivenorm-Einzeladern bietet Helukabel eine<br />
einfache und wirtschaftliche Lösung für den exportorientierten<br />
Maschinenbau. Die Kupferleitungen mit PVC-Isolierung<br />
sind nach allen gängigen Zulassungen wie VDE, CSA,<br />
EAC, UL und MTW zertifiziert und können damit weltweit<br />
eingesetzt werden – das vereinfacht die Lagerhaltung und<br />
die Stücklisten der Anwender. Die in Deutschland nach<br />
höchsten Qualitätsstandards hergestellten Fivenorm-<br />
Einzeladern sind in vielen verschiedenen Farben erhältlich.<br />
Kleinere Aderdurchmesser von 0,5 bis 6 mm² liefert Helukabel<br />
nicht nur im Fass, sondern auch im praktischen 100-m-<br />
Ringkarton. Dies erleichtert bei kleineren Bedarfsmengen<br />
das Handling und vereinfacht so die Maschinenverkabelung.<br />
Anwender profitieren außerdem von der erhöhten maximalen<br />
Leitertemperatur von 90 °C sowie dem erweiterten<br />
Spannungsbereich bis 1 000 V Wechsel- bzw. 1 250 V<br />
Gleichspannung.<br />
www.helukabel.de<br />
FÜR DEN REINRAUM KONZIPIERT<br />
Das Unternehmen Icotek bietet ab sofort Kabeleinführungssysteme speziell<br />
für den Einsatz in Reinräumen. Erhältlich sind die bewährten Kabeleinführungsleisten<br />
für Leitungen mit und ohne Stecker vom Typ KEL-ER und<br />
KEL-U mit den dazu passenden Tüllen KT. Für Leitungen ohne Stecker sind<br />
die Kabeldurchführungsplatten KEL-DPZ ebenfalls als Reinraumversion<br />
erhältlich. Alle durch das Fraunhofer IPA geprüften und zertifizierten Icotek-<br />
Kabeldurchführungssysteme für den Reinraum sind für Klasse 1 gemäß DIN<br />
EN ISO 14644-1:2015 geeignet und zertifiziert. Durch den Einsatz spezieller<br />
Werkstoffe bei der Herstellung der Kabeleinführungssysteme ist ein sehr<br />
geringes Ausgasungsverhalten nach DIN EN ISO 14644-8:2013-06 sichergestellt. Die Kabeleinführungssysteme haben ausführungsabhängig<br />
Schutzklasse bis IP68, sind FDA-konform und UL Type 12/4X zertifiziert.<br />
www.icotek.com<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 41
SPECIAL CONNECTIVITY<br />
SINGLE PAIR ETHERNET<br />
WIRD EIN WICHTIGER<br />
BAUSTEIN ZUKÜNFTIGER<br />
KONNEKTIVITÄT SEIN<br />
Das Schlüsselwort für die Konnektivität von morgen lautet Datenqualität. Während aktuelle industrielle<br />
Kommunikationsnetzwerke einigermaßen fehlertolerant sind, werden sich Produktionsprozesse in Zukunft<br />
nur über eine sichere und zuverlässige Verkabelung umsetzen lassen. Mit den stetig steigenden Anforderungen<br />
an die Netzwerkperformance steigen die Anforderungen an Steckverbinder und Kabel. Die Infrastruktur muss<br />
auch in Grenzbereichen der zukünftigen Technologien noch leistungsfähig genug sein, um eine hohe Verfügbarkeit<br />
und Robustheit zu gewährleisten ohne dass es zu Netzwerkausfällen oder Performance-Einbußen kommt.<br />
Single Pair Ethernet (SPE) wird ein wesentlicher Baustein sein. Dieser eröffnet die Möglichkeit, mit einem<br />
vergleichsweise kompakten Interface hohe Datenraten barrierefrei von der Steuerungs- in die Sensor-/<br />
Aktor-Ebene zu bringen. Im Gegensatz zu aktuellen Lösungen mit zwei oder vier verdrillten Adernpaaren<br />
setzt SPE auf nur ein verdrilltes Adernpaar. Dadurch entsteht künftig eine vergleichsweise gewichtsparende<br />
Infrastrukturlösung für IIoT- und I4.0-Applikationen.<br />
MARC BRAUN, B.SC.<br />
Produktmanager, Escha GmbH & Co. KG, Halver<br />
IMPRESSUM<br />
erscheint <strong>2022</strong> im 53. Jahrgang,<br />
ISSN 0344-4570 / ISSN E-Paper: 2747-7215<br />
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42 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de
VORSCHAU<br />
IM NÄCHSTEN HEFT: 03/<strong>2022</strong><br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: 25. 02. <strong>2022</strong> • ANZEIGENSCHLUSS: 10. 02. <strong>2022</strong><br />
01<br />
02<br />
03<br />
01 Dass Antriebslösungen mit Planetenrädern wenig präzise sind,<br />
ist ein altes Vorurteil, denn mittlerweile zeigen sie sich in vielerlei<br />
Hinsicht überlegen<br />
Bild: Melior Motion GmbH<br />
04<br />
<strong>DER</strong> DIREKTE WEG<br />
INTERNET:<br />
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E-PAPER:<br />
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02 Das Interesse an nachhaltigen Produkten wächst – digitale<br />
Technologien helfen, Ressourcen ohne Qualitätsverlust zu schonen<br />
Bild: iStock/PhonlamaiPhoto<br />
03 Soll ein kollaborierender Roboter erfolgreich arbeiten, so gilt<br />
es vor dem Plug-and-play eine Reihe von Fragen zu beantworten<br />
Bild: RK Rose+Krieger GmbH<br />
04 Zur Montage von Weltraumkomponenten im Reinraum<br />
wurde ein Verfahren für den metallischen 3D-Druck von<br />
Präzisionswerkzeugen entwickelt<br />
Bild: Fraunhofer ILT, Aachen<br />
(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />
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SINCE 1974<br />
MADE TO MEASURE PRESSURE<br />
keller-druck.com/custom-solutions<br />
44 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de