24.01.2022 Aufrufe

DER KONSTRUKTEUR 1-2/2022

DER KONSTRUKTEUR 1-2/2022

DER KONSTRUKTEUR 1-2/2022

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!

Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.

01-02<br />

19073<br />

Jan./Feb. <strong>2022</strong><br />

€ 13,00<br />

AM PULS <strong>DER</strong> TECHNIK<br />

AUF DEM<br />

PRÜFSTAND<br />

Theoretische Berechnung der<br />

Lebensdauer von Wälzlagern<br />

praktisch evaluieren<br />

DerKonstrukteur.de


GLOBAL<br />

WINNER<br />

Greiferserie 5000<br />

+ Präziseste Führung am Markt<br />

+ Jetzt erhältlich mit Stahl-/Stahl<br />

und Stahl-/Aluminiumführung<br />

+ Nach Wahl mit IP40/ IP64/<br />

oder IP67 Abdichtung<br />

THE KNOW-HOW FACTORY<br />

Hier mehr erfahren:<br />

4<br />

X<br />

6<br />

X<br />

www.zimmer-group.com


EDITORIAL<br />

GEHEIMNISSE<br />

<strong>DER</strong> MATERIE<br />

Die Erwartungen an Wissenschaft und Technologie sind immens:<br />

Wir brauchen effiziente Brennstoffzellen und Wasserstoffsysteme<br />

für die Mobilität der Zukunft, immer leistungsfähigere Rechner,<br />

Nanobauteile für schnellere Datenspeicher, Impfstoffe und<br />

Medikamente gegen das Coronavirus und natürlich noch vieles<br />

andere mehr. Um sie zu erfüllen, müssen Forscher und Entwickler<br />

heute immer genauere Einblicke in komplexe Systeme und<br />

Stoffe gewinnen können. Möglich wird dies mit Neutronen.<br />

Die weltweit modernste Neutronenquelle (ESS) soll im Jahr 2025<br />

im südschwedischen Lund in Betrieb gehen und herausragende<br />

Forschungsarbeiten in den verschiedensten Disziplinen ermöglichen:<br />

von den Materialwissenschaften über Magnetismus und Geologie<br />

bis hin zur ‚Weichen Materie‘ und Biologie. Zur Steuerung und<br />

Überwachung im Teilchenbeschleuniger kommen mehr als<br />

16 000 Signalkabel zum Einsatz – maßgeschneidert und bis ins<br />

kleinste Detail perfekt geplant. Über dieses einzigartige Projekt<br />

berichten wir in unserem Special Connectivity ab Seite 38.<br />

Und wenn wir schon einen Blick in die Zukunft werfen, lesen Sie<br />

auch, wie wir nachhaltiger wirtschaften können (Seite 6), warum<br />

es sich für Konstrukteure und Entwickler lohnt, in virtuelle Welten<br />

einzutauchen (Seite 8) und wie Antriebslösungen der Gegenwart<br />

aussehen (ab Seite 16).<br />

Mit den besten Wünschen für ein gesundes neues Jahr<br />

grüßt Sie herzlichst<br />

Ihre<br />

Nicole Steinicke<br />

Chefredakteurin<br />

n.steinicke@vfmz.de


INHALT<br />

06<br />

MENSCHEN UND MÄRKTE<br />

03 Editorial: Geheimnisse der Materie<br />

06 STANDPUNKT<br />

Wie uns die Pandemie geprägt hat<br />

und was sie fordert ...<br />

08 Konstruktion 2030: Virtuelle Realität<br />

PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />

10 Taiwanesische Werkzeugmaschinenindustrie:<br />

Auf dem Weg an die Spitze<br />

10<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

16 TITELSTORY<br />

Wälzlager: Auf dem Prüfstand<br />

20 Dezentrale Antriebseinheit:<br />

Mehr als nur antreiben<br />

24 Antriebslösungen: Der richtige Partner<br />

an der Seite<br />

28 Schleifringe: Hier dreht sich was<br />

SOFTWARE & PROTOTYPING<br />

32 Produktentwicklung: Mit Methode<br />

zum patentierten Produkt<br />

SPECIAL<br />

CONNECTIVITY<br />

36 Steckverbinder: Smart auf dem Weg ins IIoT<br />

38 Verbindungslösungen: Geheimnisse<br />

der Materie lüften<br />

20<br />

24<br />

4 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


SERVICE<br />

42 Impressum<br />

43 Vorschau<br />

32<br />

36<br />

ANZEIGE<br />

KLEINER, SCHNELLER,<br />

SMARTER<br />

Ethernet Connectivity für die<br />

industrielle Transformation<br />

TITELBILD<br />

Findling Wälzlager<br />

GmbH, Karlsruhe<br />

Ethernet übernimmt in immer mehr<br />

Bereichen den Job des universellen<br />

Kommunikationsprotokolls. Damit<br />

wird die Vision eines einheitlichen<br />

Protokollstandards für die Kommunikation<br />

von der Cloud bis an jeden<br />

Sensor möglich – damit wird das IIoT<br />

immer mehr Realität. Doch keine<br />

industrielle Transformation mit Ethernet<br />

ohne die passende Infrastruktur.<br />

www.HARTING.com


STANDPUNKT<br />

WIE UNS DIE PANDEMIE<br />

GEPRÄGT HAT<br />

UND WAS SIE FOR<strong>DER</strong>T ...<br />

Glück, Erfolg und Gesundheit: Die Neujahrswünsche <strong>2022</strong><br />

sind nicht nur Floskeln, sondern haben im Hinblick auf<br />

die vergangenen zwei Jahre an Bedeutung gewonnen. Die<br />

Pandemie hat unser aller Leben und Arbeiten geprägt; neue<br />

Herausforderungen sind entstanden und alte Denkmuster<br />

müssen nun durchbrochen werden. Flexibilität und Agilität<br />

sind heute mehr denn je gefragt – und digitale Lösungen<br />

sind hier der Schlüssel. Bei unseren Kunden und Anwendern<br />

konnten wir etwa erleben, dass diejenigen, die frühzeitig<br />

NACHHALTIGKEIT UND<br />

RESSOURCENEFFIZIENZ<br />

WERDEN IN ZUKUNFT<br />

IMMER WICHTIGER<br />

entwickeln und umzusetzen. Durch den Einsatz virtueller<br />

Zwillinge, kann etwa die Produktentwicklung optimiert werden.<br />

Beispielsweise indem sie aufzeigen, welche Anpassungen<br />

notwendig sind, um den CO 2<br />

-Fußabdruck eines Produkts<br />

zu minimieren. Außerdem lassen sich Tests an physischen<br />

Prototypen auf ein absolutes Minimum reduzieren. Das spart<br />

nicht nur Zeit und Kosten, sondern verringert auch den<br />

Ressourcenverbrauch. Viele Unternehmen werden sich daher<br />

mit dem Thema Nachhaltigkeit und Ressourcen effizienz<br />

beschäftigen müssen.<br />

Bild: Dassault Systèmes<br />

www.3ds.com<br />

MENSCHEN UND MÄRKTE<br />

auf Cloudlösungen setzten, weitaus schneller auf hybride<br />

Arbeitsformen umstellen konnten. Die Infrastruktur<br />

für die Zusammenarbeit aus der Ferne steht bereit<br />

und kommt direkt zum Einsatz. Wir freuen<br />

uns, dass wir mit unseren Lösungen speziell<br />

in den letzten zwei Jahren Unternehmen<br />

dabei unterstützen konnten.<br />

Die vergangenen Jahre haben uns<br />

außerdem gezeigt, dass fragile Lieferketten<br />

für die Industrie oftmals als<br />

Bottleneck fungieren und den Geschäftsbetrieb<br />

erheblich beeinflussen.<br />

Die Resilienz und Dynamik der<br />

eigenen Wertschöpfungsketten<br />

sicherzustellen und so flexibel<br />

auf unerwartete Situationen<br />

reagieren zu können, wird daher<br />

auch im Maschinen- und Anlagenbau<br />

für den geschäftlichen<br />

Erfolg entscheidend sein. Mit<br />

unseren Lösungen und der<br />

so genannten 3DExperience-<br />

Plattform gibt Dassault<br />

Systèmes der Branche wichtige<br />

Werkzeuge an die Hand, um<br />

auch in Krisenzeiten schnell<br />

und effektiv agieren zu können.<br />

Ein weiteres wichtiges Thema<br />

ist und bleibt die Förderung von<br />

Nachhaltigkeit. Auch hier spielen<br />

digitale Werkzeuge eine entscheidende<br />

Rolle. Denn sie ermöglichen<br />

es, nachhaltige und zukunftsweisende<br />

Innovationen deutlich schneller zu<br />

6 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de<br />

DR. DARKO SUCIC,<br />

SENIOR DIRECTOR,<br />

INDUSTRY CONSULTING<br />

IN EUROCENTRAL<br />

BEI DASSAULT SYSTÈMES


SPS <strong>2022</strong> IN ERSTER NOVEMBERHÄLFTE<br />

Die SPS wird in diesem Jahr vom 08. – 10.11.<strong>2022</strong> in<br />

Nürnberg stattfinden und somit zwei Wochen früher als in<br />

den vergangenen Jahren. Dies gibt der gesamten Branche<br />

in Zeiten der Pandemie eine entsprechende Planungssicherheit<br />

für die führende Fachmesse für smarte und<br />

digitale Automation. In Abstimmung mit der Nürnberg-<br />

Messe, auf deren Messegelände die SPS durchgeführt wird,<br />

wurde ein neues Terminfenster für die SPS <strong>2022</strong> gefunden.<br />

„Die kurzfristige Absage der SPS 2021 bedauern wir sehr,<br />

das hätten wir uns alle nicht so gewünscht. Aber jetzt ist<br />

der Zeitpunkt gekommen nach vorne zu schauen und daher<br />

freuen wir uns, den früheren Termin für die SPS <strong>2022</strong><br />

bekannt geben zu können“, so Martin Roschkowski,<br />

President der Mesago. Das Konzept für die SPS <strong>2022</strong> ist<br />

bereits in den finalen Zügen und wird in Kürze auf der<br />

Veranstaltungswebseite veröffentlicht.<br />

Bild: LVDESIGN – stock.adobe.com<br />

sps-messe.de<br />

IHRE IDEEN SIND GEFRAGT<br />

Mit dem Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt<br />

(IKU) zeichnet das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz<br />

und nukleare Sicherheit alle zwei Jahre Ideen aus, die im<br />

Bereich Klima- und Umweltschutz neue Wege aufzeigen. In<br />

sieben Kategorien werden innovative Technologien, Techniken,<br />

Verfahren, Prozesse, Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle<br />

für den Klima- und Umweltschutz honoriert. Nominiert<br />

wurden 21 Projekte,<br />

darunter war auch das Unternehmen<br />

Schunk. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Start-up<br />

Innocise wurde ein bionisch<br />

inspirierter Greifer entwickelt,<br />

der auf dem Prinzip der<br />

Adhäsion basiert. Der Greifvorgang<br />

selbst benötigt keine<br />

zusätzliche Energie, womit<br />

etwa im Vergleich zu konventionellen<br />

Flächengreifern der<br />

Energiebedarf signifikant<br />

reduziert wird. Spannend ist<br />

auch die Unternehmensinitiative<br />

R-Cycle: Sie verbessert das Recycling fossiler Rohstoffe durch<br />

die automatisierte Erfassung recycling-relevanter Produkteigenschaften<br />

für Kunststoffverpackungen. Gemeinsam haben<br />

zwölf Unternehmen und Organisationen die Infrastruktur für<br />

die Datenerfassung auf Basis digitaler Produktpässe aufgesetzt<br />

und erste kreislauffähige Pilotprodukte produziert.<br />

Bild: dehweh – stock.adobe.com<br />

www.iku-innovationspreis.de<br />

WECHSEL AN <strong>DER</strong> DEUTSCHLAND-SPITZE<br />

VON ABB ROBOTICS<br />

ABB hat Jörg<br />

Rommelfanger mit<br />

Wirkung zum 1. Januar<br />

<strong>2022</strong> zum neuen Leiter<br />

ihrer Robotics-Division<br />

in Deutschland ernannt.<br />

Darüber hinaus wird der<br />

48-Jährige weiterhin als<br />

Leiter der Business Line<br />

Automotive das gesamte<br />

Automobil- und Zuliefergeschäft<br />

der Robotics-<br />

Division in Deutschland<br />

verantworten. Jörg<br />

Rommelfanger folgt auf<br />

Jörg Reger, der seit dem 1. Januar <strong>2022</strong> auf globaler Ebene<br />

gesamthaft für die Business Line Automotive verantwortlich<br />

zeichnet. Die Erschließung neuer Branchen und Geschäftsfelder,<br />

die bisher keinen oder einen geringen Automatisierungsgrad<br />

aufweisen, ist neben dem Ausbau des Kerngeschäfts<br />

einer der wichtigsten Aufgaben von Jörg<br />

Rommelfanger in seiner neuen Rolle. Hierzu zählen unter<br />

anderem Branchen wie die Logistik und das Gesundheitswesen,<br />

deren Automatisierungsbedarf im Zuge der<br />

Pandemie weiter gestiegen ist. Das Unternehmen bietet<br />

hierfür eine umfangreiche Palette an robotergestützten<br />

Automatisierungslösungen und Services – von leichten und<br />

einfach programmierbaren, kollaborativen über autonome<br />

mobile Roboter bis hin zu skalierbaren Logistik-Zellen.<br />

www.abb.com<br />

COG SETZT ZEICHEN:<br />

Brillante Ringe für alle<br />

Herausforderungen.<br />

Präzisions-O-Ringe für unterschiedlichste<br />

Industriebereiche und höchste Ansprüche.<br />

www.COG.de


KONSTRUKTION 2030<br />

VIRTUELLE REALITÄT<br />

Welche Trends sehen Sie im Bereich Konstruktion und<br />

Engineering, wenn wir einen Blick in die Zukunft werfen?<br />

Innovative Technologien wie Virtual Reality (VR) werden ebenso<br />

wie andere Tools schon heute, aber auch in Zukunft eine neue<br />

Art der Konstruktion und Entwicklung unterschiedlichster<br />

Bauteile einleiten. Denn eine wettbewerbsfähige stabile Positionierung<br />

hängt signifikant von Herstellungszeiten, Kosten und<br />

durchschnittlichen Fehlerquoten ab. Diese können durch den<br />

Einsatz moderner digitaler Tools reduziert werden, was den<br />

Time-to-Market deutlich beschleunigt. Zeit- und kostenintensive<br />

Fehler werden so gar nicht erst gemacht. In den kommenden<br />

fünf Jahren wird sich die Technologie rasant weiterentwickeln<br />

und VR wird mehr und mehr Einzug in die Industrie halten.<br />

und Arbeitsabläufe vor unvorhersehbaren Unterbrechungen –<br />

wie durch eine globale Pandemie – zu schützen. Zudem<br />

befeuert die Klimakrise die Notwendigkeit, digitale Tools in<br />

Unternehmen zu etablieren, um den CO 2<br />

-Verbrauch beispielsweise<br />

durch weniger Geschäftsreisen zu minimieren. Daher<br />

werden Prozesse auch in Zukunft verstärkt nach Remotefähigkeit<br />

aufgebaut werden. Software-Lösungen, die sich explizit mit<br />

dem Thema „Distanzsteuerung“ auseinandersetzen, werden<br />

dementsprechend einen deutlichen Schub bekommen, um<br />

dezentrale Zusammenarbeit flächendeckend zu implementieren.<br />

Bilder: Weare<br />

www.weare-rooms.com<br />

MENSCHEN UND MÄRKTE<br />

„Erleben“ wir also eine neue Welt der Konstruktion?<br />

Und was bringt sie uns in der Wirklichkeit?<br />

Ja, wir tauchen ein in eine neue Welt, die mit einem „Wow“-<br />

Effekt beginnt, wenn Mitarbeiter und Kunden zum ersten Mal in<br />

der virtuellen Welt angekommen sind und das fertige Modell in<br />

seiner vollen Größe vor sich sehen, bevor es überhaupt gebaut<br />

wurde. Und was bringt sie uns? VR-Engineering reduziert<br />

Fehlerquoten und damit verbundene Kosten um rund 20 %.<br />

Die disziplinübergreifende Kommunikation wird vereinfacht<br />

und Missverständnisse lassen sich vermeiden. Weiterer Vorteil<br />

ist die realitätsgetreue Darstellung der 3D-CAD-Daten, die es<br />

ermöglicht Optimierungsmaßnahmen schneller umzusetzen.<br />

Kurzum: Entwicklungsprozesse werden einfacher, lebendiger<br />

und die Time-to-market kürzer.<br />

Denken Sie, dass zunehmend mehr virtuelle Software-Tools<br />

in unser Leben Einzug halten? Und wo sehen Sie die größten<br />

Herausforderungen in den nächsten Jahren?<br />

Gerade die Pandemie wirkt wie ein Katalysator für innovative<br />

Technologien, die die Industrie im Krisenfall resilienter machen.<br />

Industrieunternehmen sind heute mehr denn je darauf<br />

angewiesen, mithilfe innovativer Tools ihre Prozessketten<br />

8 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de<br />

MAX NOELLE<br />

Founder & CEO bei WeAre in Berlin


BERICHT ZUM NACHHALTIGEN WIRTSCHAFTEN<br />

Für die Umsetzung von wirtschaftlich und sozial verträglichen<br />

Klimaschutzmaßnahmen spielen digitale Technologien eine entscheidende<br />

Rolle. Ein neuer Bericht, den der Tech-Konzern Schneider<br />

Electric in Zusammenarbeit mit CNBC Catalyst erstellt hat, zeigt<br />

anhand konkreter Beispiele auf, welche enormen ökologischen und<br />

ökonomischen Potenziale sich mit den Mitteln einer IoT-basierten<br />

Digitalisierung realisieren lassen. Erst kürzlich wurde Schneider<br />

Electric für die Entwicklung seiner auf nachhaltiges Wirtschaften<br />

abzielenden Hard- und Softwarelösungen mit dem unabhängigen<br />

Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Klima“ ausgezeichnet.<br />

Der von CNBC Catalyst und Schneider Electric erstellte Report<br />

„Unlocking a sustainable future: Why digital solutions are the key to<br />

sustainable business transformation“ bietet Einblicke in weltweite Fallbeispiele, bei denen es mithilfe digitaler Technologien<br />

gelungen ist, die Emission von Treibhausgasen zu senken, auf erneuerbare Energien umzustellen oder Lieferketten transparenter<br />

und nachhaltiger zu gestalten. Den von Schneider Electric und CNBC erstellten Report finden Sie hier: https://bit.ly/328ZXfv<br />

www.se.com/de<br />

SIEB & MEYER<br />

VERZEICHNET<br />

REKORDUMSATZ<br />

Die Sieb & Meyer AG konnte<br />

2021 im Vergleich zum Vorjahr<br />

ihren Umsatz nochmals um<br />

60 % steigern. Verantwortlich<br />

hierfür ist vor allem das<br />

Geschäftsfeld der CNC-Steuerungen.<br />

Aber auch der Geschäftsbereich<br />

Antriebselektronik<br />

hat mit seinen Frequenzumrichtern<br />

für Hochgeschwindigkeitsmotoren<br />

und<br />

hochdynamischen Servoverstärkern<br />

seinen Beitrag zum<br />

Rekordumsatz geleistet. „Das<br />

Jahr 2021 war neben der<br />

anhaltenden Covid-Krise von<br />

einer weltweiten Materialknappheit<br />

geprägt“, schildert<br />

Markus Meyer, Vorstand der<br />

Sieb & Meyer AG. „Deshalb<br />

sind wir besonders stolz auf<br />

diese ausgezeichnete Leistung“.<br />

Trotz der erschwerten<br />

Rahmenbedingungen konnte<br />

das Lüneburger Unternehmen<br />

seine Lieferfähigkeit sicherstellen<br />

und die gestiegenen<br />

Bedarfe der Kunden decken.<br />

„Das haben wir im Wesentlichen<br />

unseren motivierten<br />

Mitarbeitern zu verdanken“,<br />

betont Markus Meyer. Um<br />

seinen Kunden auch in Zukunft<br />

den besten Service bieten zu<br />

können, hat Sieb & Meyer in<br />

2021 weiter Personal aufgebaut:<br />

Nun verzeichnet das<br />

Unternehmen gegenüber dem<br />

Vorjahr 22 % mehr Mitarbeiter.<br />

Ein weiterer Fokus liegt auf der<br />

mittelfristigen CO 2<br />

-Neutralität<br />

der Produktion.<br />

www.sieb-meyer.de<br />

CRASH DÄMPFER REDUZIEREN<br />

STILLSTANDSZEITEN<br />

• Zuverlässiger Schutz<br />

vor unnötigen Maschinenschäden<br />

• Hohe Schadensreduzierung<br />

durch geringe Stützkräfte<br />

• Hohe Energieaufnahme<br />

mit bis zu 98 % Energieabbau<br />

• Einfache Montage und Austausch<br />

sparen wertvolle Zeit<br />

• Hervorragendes<br />

Preis-Leistungsverhältnis<br />

YOUR LOCAL<br />

SALES CONTACT:<br />

ACE Stoßdämpfer GmbH · Langenfeld · Germany · www.ace-ace.de


AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />

TAIWANESISCHE WERKZEUGMASCHINENINDUSTRIE<br />

AUF DEM WEG AN DIE SPITZE<br />

Taiwans Werkzeugmaschinenindustrie zählt zu den Vorreitern, wenn es um smarte<br />

und intelligente Lösungen geht. Dabei stehen Kundennähe, Flexibilität und Dynamik<br />

stets im Vordergrund. Ausgerichtet auf die Produktions anforderungen einer<br />

Industrie 4.0, stellen wir Ihnen drei Unternehmen mit ihren Entwicklungen vor, die<br />

auch in anderen Ländern unverzichtbar geworden sind.<br />

Das Unternehmen Campro Precision Machinery Co., Ltd.<br />

wurde im Jahr 2003 gegründet und hat sich seitdem<br />

kontinuierlich zu einem CNC-Werkzeugmaschinenhersteller<br />

entwickelt, der mit den Großen mithalten kann.<br />

Das Erfolgsrezept beruht auf einer hohen Kundenorientierung.<br />

Das heißt, die Maschinen werden sehr nah an den Bedürfnissen<br />

des Marktes entwickelt. Das bestätigt auch die langjährige und<br />

vertrauensvolle Zusammenarbeit mit vielen Geschäftspartnern<br />

und Kunden. Aufgrund der voranschreitenden Globalisierung<br />

und den gestiegenen Anforderungen hat sich Campro in den letzten<br />

TEAMWORK UND<br />

TECHNOLOGIE GEHEN<br />

BEI UNSEREN<br />

WERKZEUGMASCHINEN<br />

HAND IN HAND<br />

Kenny Tsai, Chairman of Campro,<br />

CAMPRO PRECISION MACHINERY<br />

CO., LTD.<br />

Jahren auf die Entwicklung und Produktion von CNC-Werkzeugmaschinen<br />

des mittleren und oberen Segments konzentriert.<br />

Hier sah man das größte Potenzial wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Moderne Simulationstools und die Erfahrung der Mitarbeiter erlauben<br />

eine genaue Analyse jedes Werkzeugmaschinenmodells,<br />

sodass darauf aufbauend stetig die Produktlinien optimiert werden<br />

können und somit den neuen Anforderungen hinsichtlich Stabilität,<br />

Steifigkeit, Präzision, Effizienz und Zuverlässigkeit gerecht<br />

werden. Das Unternehmen zählt damit zu einem Hersteller hochwertiger<br />

CNC-Maschinen mit einem ausgewogenen Preis-/Leistungsverhältnis.<br />

Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen und<br />

sprechen über die Besonderheiten des Unternehmens.<br />

Mit welchen Maschinen und Anlagen sind Sie erfolgreich auf<br />

dem internationalen Markt unterwegs?<br />

Wir bieten 5-Achs-Bearbeitungszentren sowie ein modernes<br />

Dreh-/Fräsdrehbankkonzept. Beide Produkte lassen sich als<br />

flexibles Fertigungssystem oder als Robotersystem für die automatisierte<br />

Produktion einsetzen und zeichnen sich durch eine<br />

hohe Leistungsfähigkeit und Langzeitgenauigkeit aus. Der optimierte<br />

Herstellungsprozess sowie unser durchdachtes Cell-<br />

Moduldesign wurden mit dem 2021 Taiwan Excellence Silver<br />

Award und dem 2021 Taiwan Excellence Award ausgezeichnet.<br />

10 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />

Mit Ihren professionellen Mitarbeitern als Basis und einem<br />

gemeinsamen Ziel haben Sie „sechs Arbeitsschwerpunkte“<br />

definiert. Versteckt sich dahinter Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />

In der Förderung eines positiven Arbeitsumfelds sehen wir den<br />

Schlüssel zum Erfolg. Der Mensch steht bei Campro im Mittelpunkt<br />

der Unternehmenskultur, der Qualität, des Service, der<br />

Produktentwicklung, des Vertriebs, des Produktionsmanagements<br />

und der Produktion. Damit definieren wir die sechs wichtigsten<br />

Arbeitsziele und unterstützen zudem die Förderung von Talenten.<br />

Zudem bauen wir Grünflächen aus, setzen Energieeinsparungen<br />

und Umweltschutz um und helfen Mitarbeitern ihre Arbeitsleistung<br />

in einem angenehmen Umfeld zu erbringen.<br />

Sie bieten ein sogenanntes Tooling-Management-System.<br />

Was versteckt sich dahinter und welchen Nutzen bringt es?<br />

Unser Campro Tooling Management System ist eine digitale<br />

Inventarverwaltungslösung, die menschliche Fehler um 90 %<br />

reduzieren kann. Die Vorteile: einfacher Nachschub, 24/7-Service,<br />

sofortiges Alarmsystem, Werkzeug-Recycling, Datenanalyse und<br />

Inventarverwaltung. Es hilft Unternehmen bei der Sicherung<br />

ihrer Werkzeugbestände, der Reduzierung von Ausfallzeiten<br />

und der Steigerung der Arbeitsproduktivität.<br />

Maschinen der nächsten Generation treiben die Entwicklung<br />

von Smart Factories voran. Verfügen Ihre Maschinen beispielsweise<br />

über Steuerungen mit „Deep-Learning“-fähiger KI?<br />

Wir investieren enorme Ressourcen in die IoT-Forschung und<br />

sind heute so weit, dass unsere Maschine Bearbeitungsdaten<br />

wie den Werkzeugverschleiß erfasst und direkt an den zentralen<br />

Monitor weiterleitet. Außerdem kann unsere Maschine Alarmmeldungen<br />

aufzeichnen und per Text an einen Manager melden.<br />

Deep Learning ist eine langfristige Entwicklung, die der CNC-<br />

Bearbeitung zugutekommen wird, indem es die Betriebskapazitäten<br />

erhöht und unnötige Ausfallzeiten vermeidet.<br />

Industrial 5G ebnet den Weg für richtungsweisende<br />

Anwendungen im industriellen Umfeld. Wie weit sind Sie hier?<br />

Unser Fertigungssystem läuft auf einem Internet-Kommunikations-Framework.<br />

Das industrielle 5G wird unserem System zu<br />

mehr Zuverlässigkeit und extrem niedrigen Latenzen verhelfen.<br />

Wir fokussieren uns daher auf Lösungen, die unseren Kunden<br />

helfen beispielsweise Roboter in der Produktion einzusetzen.<br />

Die Versorgung mit Stahl, Elektronikbauteilen und anderen<br />

Rohstoffen bleibt angespannt. Wie gehen Sie damit um?<br />

Das sind ernste Probleme. Wir beschleunigen die Lieferzeiten,<br />

indem wir unsere Prognosen für die Rohstoffbeschaffung konservativ<br />

festlegen und unsere Produktionsprozesse nach strengen<br />

Kriterien kontrollieren. Das macht unsere Werkzeugmaschinenindustrie<br />

sehr widerstandsfähig.<br />

UNTERNEHMEN<br />

Campro Precision Machinery Co., Ltd.<br />

No.12, Jingke 1st Rd., NantunDist.<br />

Taichung City 408, Taiwan (R.O.C.)<br />

www.camprocnc.com<br />

Zachary Tsai – Vice General Manager of<br />

Operations: zachary@campro.com.tw<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 11


AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />

Das Weltunternehmen Axile entwickelt und baut smarte<br />

5-Achsen-Hightech-Bearbeitungszentren (VMCs), ausgestattet<br />

mit modernster Automatisierungstechnik.<br />

Zielmarkt sind Hersteller von komplexen Teilen und<br />

Komponenten unter anderem in der Luft- und Raumfahrt, im<br />

Werkzeug- und Formenbau, in der Medizintechnik und in der<br />

allgemeinen Auftragsfertigung. Dabei müssen sie nicht zwischen<br />

Hochgeschwindigkeits- und Hochleistungs-5-Achsen-Maschinen<br />

wählen. Denn durch die Kombination von Agilität, Digitalisierung,<br />

Automatisierung und einem neuen Standard des Bearbeitungsprozesses<br />

hat Axile einen ganz neuen Ansatz geschaffen: Agile<br />

Smart Machining. Kurzum: Unser Team aus Branchenexperten<br />

vereint in jeder einzelnen Axile 5-Achsen-Maschine ultrahohe<br />

Abtragsraten, höchste Präzision und eine 24/7-Zuverlässigkeit<br />

der Produktion. Das Axile Service- und Support-Netzwerk erstreckt<br />

sich über nahezu 50 Länder mit mehr als 70 Vertriebspartnern<br />

in Asien, Europa und Nord- und Südamerika sowie<br />

einem Service-Center in Kroatien. Und ein Ende der Expansion<br />

ist noch lange nicht in Sicht. Grund genug, sich dieses Unternehmen<br />

genauer anzuschauen, insbesondere im Bereich smarter<br />

Automatisierungslösungen.<br />

UM <strong>DER</strong> KONKURRENZ<br />

EINEN SCHRITT VORAUS<br />

ZU SEIN – UND AUCH<br />

ZU BLEIBEN – BRAUCHT<br />

MAN EIN AGILES<br />

MINDSET<br />

Paul Chang, President & General<br />

Manager, AXILE Machine<br />

Sie sind einer der größten Hersteller von High-End-Werkzeugmaschinen<br />

in Taiwan. Welche Maschinen entwickeln und<br />

stellen Sie her – was zeichnet sie aus?<br />

Wir bieten eine breite Produktpalette, die von kleinen 5-Achsen-<br />

Maschinen bis hin zu großen Maschinen reicht. Die Größe wird<br />

anhand der Arbeitsleistung der Maschine definiert. Zu den<br />

P roduktreihen gehört unsere G-Serie, ein hochwertiges vertikales<br />

Bearbeitungszentrum in Gantry-Bauweise, das sich durch<br />

Präzision und sehr hohen Abtragsgeschwindigkeiten auszeichnet<br />

und bei komplizierten und schwierigen Schnitten in allen Metallarten<br />

zum Einsatz kommt. Unsere DC-Serie ist definiert als<br />

großes 5-Achsen-Bearbeitungszentrum, das sich für Anwendungen<br />

in der Luft- und Raumfahrt, der Energieerzeugung sowie im<br />

Formenbau eignet. Und mit unserer Automationsserie decken<br />

wir die meisten Kundenanforderungen ab, beispielsweise als<br />

motorisierter Palettenwechsler (MPC) oder als Roboter-Palettenwechsler<br />

(RPC). Darüber hinaus sind die Axile-Maschinen auch<br />

für eine vollständig digitalisierte, intelligente Automatisierung<br />

bereit. Unterstützt durch unsere patentierten SMT und AR-Technologien,<br />

definieren die digitalisierten Automatisierungslösungen<br />

von Axile die Arbeitswelt neu und steigern so die betriebliche<br />

Effizienz und Produktivität. Kurzum: Mit unserem Markenzeichen<br />

„Digitalized Intelligent Automation“ setzen wir neue Maßstäbe<br />

in einer intelligenten Fertigung.<br />

Ich habe gelesen, dass Sie zur Spitzenklasse im Bereich smart<br />

manufacturing solutions gehören. Darunter verstehe ich ein<br />

ganzheitliches Konzept. Wie setzen Sie Zuverlässigkeit,<br />

Digitalisierung und Automation in Ihren Maschinen um?<br />

Unser Konzept nennen wir „Digitalized Intelligent Automation“.<br />

Das heißt wir kombinieren unsere Maschinensysteme (MPC,<br />

RPC) mit fortschrittlichen Bearbeitungstechnologien wie SMT<br />

und Automatisierungslösungen wie ART und ermöglichen Herstellern<br />

dadurch deutlich kürzere Durchlaufzeiten sowie eine<br />

12 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />

flexible und optimierte Produktion. Unser intelligentes System<br />

erlaubt es Anwendern, den Echtzeit-Status der Maschine jederzeit<br />

auf mobilen Endgeräten zu überprüfen. Durch die Verwendung<br />

des OPC UA-Protokolls und der Kompatibilität mit der Plattform<br />

umati (Universal Machine Technology Interface) lassen sich<br />

unsere Automatisierungslösungen in ein Ökosystem von Produkten,<br />

Lösungen und Systemen von Drittanbietern problemlos<br />

integrieren.<br />

Um eine agile, intelligente Fertigung und einen höheren<br />

Automatisierungsgrad zu ermöglichen haben Sie das Überwachungssystem<br />

ART entwickelt. Was kann dieses System?<br />

ART überwacht alle Verschleißteile in Echtzeit, den Energieverbrauch<br />

sowie Flüssigkeiten wie Schmier- und Kühlmittel. Somit<br />

lassen sich frühzeitig fundierte Entscheidungen treffen, die den<br />

Betrieb und die Produktionseffizienz optimieren. Im Fokus stehen<br />

dabei die Zuverlässigkeitswartung (RM), der Fertigungsprozess<br />

(MP) sowie das Energiemanagement (EM).<br />

1.) Die ART Reliability Maintenance-Funktion bietet vollständige<br />

Transparenz für Maschinen und Komponenten und sorgt so für<br />

eine konstant optimale Leistung. Sensoren in der Maschine<br />

identifizieren notwendige Reparaturen und beugen potenziellen<br />

Ausfällen vor.<br />

2.) Des Weiteren ist ein Einblick in den Echtzeit-Status von<br />

CNC-Maschinen entscheidend für eine effiziente Produktion.<br />

Die Anwendung Manufacturing Process als Teil des Überwachungssystems<br />

ART bietet diese wichtige Transparenz mithilfe<br />

der Datenerfassung und -auswertung der Maschinenzustände<br />

sowie des Produktionsplans jeder einzelnen Maschine.<br />

3.) Der dritte Punkt ist Energieeffizienz, die in der Fertigung<br />

immer wichtiger wird. Um die Kosten zu senken, bietet die ART<br />

Energy Management-Anwendung eine Rund-um-die-Uhr-<br />

Überwachung des Energieverbrauchs. Somit können Maschinenbediener<br />

täglich Anpassungen im Maschinenbetrieb vornehmen<br />

und erreichen dadurch bestmögliche Energieeffizienz.<br />

Unzählige Preise belegen Ihre Innovationstärke, so auch der<br />

Taiwan Excellence Gold Award 2021, den Sie für Axile Smart<br />

Automation erhalten haben. Erzählen Sie uns: Was macht eine<br />

Gesamtlösung für die intelligente Fertigung aus?<br />

Unsere Innovationsstärke liegt ganz klar im Bereich der digitalisierten<br />

und intelligenten Automatisierung und dabei aus einer<br />

Reihe innovativer Palettenwechsellösungen und flexibler Fertigungssysteme,<br />

die durch unsere proprietären Technologien SMT<br />

und ART unterstützt werden. Damit erhöhen wir die Effizienz in<br />

der Fertigungsindustrie um ein Vielfaches, insbesondere beim<br />

Einsatz von High-End-5-Achsen-Maschinen in der Luft- und<br />

Raumfahrt, der Automobilindustrie und der Medizintechnik.<br />

Und genau das zeichnet unsere Maschinen aus.<br />

Es ist immer gut eine Perspektive zu haben. Welches Ziel<br />

streben Sie an?<br />

Die Zukunft des gesamten Ökosystems liegt aus unserer Sicht<br />

in der Digitalisierung. Axile widmet sich daher nicht nur der<br />

Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet digitaler Managementlösungen,<br />

sondern auch in den Bereichen Digitalisierung<br />

der Produktionsprozesse, der Qualitätskontrolle, der Vertriebsüberwachung<br />

sowie des Personal- und Büromanagements.<br />

Unser Ziel ist es, im Jahr 2027 einen Weltmarktanteil von 10 %<br />

bei 5-Achsen-Maschinen zu erreichen und einer der führenden<br />

Anbieter von High-Tech-Maschinen auf dem Weltmarkt zu sein.<br />

UNTERNEHMEN<br />

AXILE Machine, Taiwan<br />

sales@axilemachine.com<br />

www.axilemachine.com<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 13


AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />

Werkzeugmaschinen, die sich selbst optimieren, die<br />

dem Trend der Digitalisierung folgen und in vielen<br />

verschiedenen Varianten nahezu jede Bearbeitung<br />

und Anwendung ermöglichen – dafür steht der Name<br />

Quaser Machine Tools Inc. Das Unternehmen wurde 1991 von<br />

Edward Shar und Samuel Shieh gegründet und beruht seit jeher<br />

auf den zwei Säulen Qualität und Service (Qua Ser) und wird ergänzt<br />

durch kontinuierliche Design-Innovationen. Nicht nur<br />

Engagement und Zielstrebigkeit führten zum Erfolg, sondern<br />

auch der Aufbau langfristiger Partnerschaften zu namhaften<br />

OEM- und internationalen Vertriebspartnern. Niederlassungen<br />

in Taiwan, China, Schweiz und den USA sowie ein weltweites<br />

Verkaufs- und Service-Netzwerk sprechen für den Erfolg in der<br />

Werkzeugmaschinenindustrie. Und damit das auch so bleibt,<br />

werden die Mitarbeiter kontinuierlich aus- und weitergebildet.<br />

Nur so lassen sich die hohen Produktivitäts- und Effizienzstandards<br />

in der Fertigung halten und Wettbewerbsvorteile in der<br />

globalen Werkzeugmaschinenindustrie sichern. Nicht zu vergessen<br />

sind Forschung & Entwicklung, die für Quaser einen hohen<br />

WIR BIETEN<br />

KONTINUIERLICHE<br />

DESIGN-INNOVATIONEN<br />

FÜR DIE WERKZEUG-<br />

MASCHINENINDUSTRIE<br />

Brian Chen, Sales Manager,<br />

QUASER MACHINE TOOLS, INC.<br />

Stellenwert einnehmen. Neueste CAD-Software und Finite-Elemente-Analyse-Software<br />

kommt in der Maschinenkonstruktion<br />

zum Einsatz und führt zu Spitzentechnologie im Bereich vertikaler,<br />

horizontaler CNC-Maschinen bis hin zu 5-Achsen-Mill-Turn-<br />

Maschinen und ganzen Fertigungszellen. Wir werfen einen Blick<br />

hinter die Kulissen der Ideenschmiede aus Taiwan.<br />

Ihre Werkzeugmaschinen sind hochleistungsfähig und<br />

zeichnen sich durch eine hohe Verfügbarkeit aus. Liegt dies in<br />

Ihrer sogenannten Quaser-Technology begründet? Was ist das<br />

Geheimnis Ihrer erfolgreich im Markt etablierten Maschinen?<br />

Durch Quality Service wissen wir, wer wir sind. Unsere Werte<br />

werden von unseren Kunden definiert. Dabei liegt unsere Kernkompetenz<br />

im Moduldesign und im Verkauf von Komplettlösungen.<br />

Das gleiche Gussteil, die gleiche Spindel, das ATC oder der<br />

gleiche Späneförderer können problemlos in unseren verschiedenen<br />

Maschinenmodellen verwendet werden. Das erleichtert<br />

nicht nur die Verwaltung, sondern macht auch die Montage<br />

deutlich einfacher. Außerdem stellen wir auf Grundlage der<br />

Anforderungen unserer Großkunden bestimmte Maschinen-<br />

Packages zusammen. Dadurch lässt sich die komplizierte<br />

á-la-carte-Auswahl von Maschinen und Zubehör vermeiden.<br />

Durch einen höheren Automatisierungsgrad lassen sich<br />

die Betriebskosten reduzieren. Wie werden Sie dieser<br />

Aufgabe gerecht?<br />

Unsere CNC-Fräsmaschinenzellen der Baureihe HX504/HX505<br />

für die automatisierte Metallbearbeitung bieten eine hohe<br />

Produktivität bei gleichzeitig geringen Kosten. Mit 8 oder<br />

14 Paletten sind sie für eine Mischproduktion mit einer Vielzahl<br />

von unterschiedlichen Aufgaben ausgelegt. Sie sind hochflexibel<br />

und damit perfekt für die Kleinserienfertigung einer breiten<br />

14 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />

Palette unterschiedlicher Produkte mit häufigem Umrüstungsbedarf.<br />

Zudem eignen sie sich ideal für die unbeaufsichtigte<br />

Bearbeitung, zum Beispiel während der Nachtschichten.<br />

Digitalisierte Prozesse liefern wichtige Informationen über<br />

eine Maschine und den Produktionsprozess. Voraussetzung<br />

ist der Einsatz von Software, die Realtime-Kommunikation<br />

unterstützt. Bieten Sie diese Möglichkeit?<br />

Ja, wir bieten diese Möglichkeit mit unserer Software IQS (Intelligent<br />

Quaser Software), die ich Ihnen im Folgenden mit ihren<br />

Merkmalen kurz beschreiben möchte:<br />

■ Condition Monitoring und Maschinendatenanzeige in Echtzeit<br />

■ statistische Analyse aller Maschinenzustände und Auslastung<br />

■ nahtlose Daten-Übertragung zwischen CNC-Steuerungen und<br />

Management-Center<br />

■ Online-Systemdiagnose der Maschine inklusive Komponenten<br />

■ vorprogrammierte Service- und Wartungsempfehlungen<br />

■ Echtzeit-Produktionsmanagement mit statistischer Datenerfassung<br />

Um ihre Geschäftsgeheimnisse und Daten zu schützen, verwenden<br />

immer mehr unserer Kunden ihre eigene Software. Wir bereiten<br />

uns daher auf Lösungen vor, die IoT-ready sind und die passenden<br />

Schnittstellen bereitstellen.<br />

„Create a link between the real and virtual production“ – ein<br />

interessanter Leitsatz. Was meinen Sie damit?<br />

Unsere Maschine wird mithilfe moderner 3D-CAD-Software<br />

entworfen, beispielsweise die Spannvorrichtung, der Werkzeugschneider<br />

sowie andere Komponenten. Wir haben viel Erfahrung<br />

auf dem Gebiet der sogenannten adaptiven Vorschubsteuerung,<br />

Laststeuerung und der aktiven Dämpfungskontrolle gesammelt<br />

und sind dadurch in der Lage, das Ergebnis bereits vor der realen<br />

Bearbeitung sehr genau simulieren zu können. Das gibt dem<br />

Bediener die Sicherheit, dass er mit seinen Maschineneinstellungen<br />

richtig liegt. Dadurch lassen sich Nachbearbeitungen<br />

und unnötige Kosten vermeiden.<br />

Sie arbeiten mit internationalen Partnern wie Siemens, NSK<br />

und Heidenhain zusammen. Nennen Sie uns ein paar Beispiele?<br />

Wir schätzen die Zusammenarbeit mit deutschen Partnern sehr<br />

und pflegen unsere Handelsbeziehungen. Beispielsweise verfügen<br />

unsere 5-Achsen-Fräsmaschinen der UX-Baureihe (UX500) über<br />

ein integriertes temperaturgeregeltes Kühlsystem für den leistungsstarken<br />

Hauptspindelantrieb von Siemens. Zudem sind<br />

diese Maschinen mit der höchsten Ausbaustufe der Heidenhain<br />

TNC 640 Steuerung für schnelle 5-Achsen-Simultanbearbeitung<br />

ausgestattet. Darüber hinaus liefern wir maßgeschneiderte<br />

Bremsträger für BMW-Motorräder. Duch diese Kooperation<br />

erreichen wir ein hohes Niveau in puncto CNC-Performance.<br />

DIE INTERVIEWS FÜHRTE DIPL.-ING. (FH) NICOLE STEINICKE,<br />

CHEFREDAKTEURIN <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong><br />

UNTERNEHMEN<br />

QUASER MACHINE TOOLS, INC.<br />

Joyce Lin: joyce.lin@quaser.com<br />

No.3, Gong 6th Rd.<br />

Youshih Industrial Park, Dajia Dist.<br />

Taichung City 437106, Taiwan<br />

www.quaser.com<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 15


ANTRIEBSTECHNIK<br />

AUF DEM PRÜFSTAND<br />

TITELSTORY<br />

PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />

Die theoretische Berechnung der Lebensdauer von Wälzlagern ist, sofern<br />

sie korrekt durchgeführt wird, ein guter Anhaltspunkt für Konstrukteure.<br />

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann die Werte zudem praktisch<br />

überprüfen. Findling Wälzlager hat diese Aufgabe für einen Kunden<br />

übernommen – mit überraschenden Ergebnissen.<br />

Vor Kurzem erreichte die Findling Wälzlager GmbH eine<br />

höchst interessante Aufgabenstellung: „Die Ausgangslage<br />

war ein Anwendungsfall, bei dem der Kunde anstelle<br />

eines Premium-Zylinderrollenlagers ein Produkt<br />

der Eco-Leistungsklasse nutzen wollte“, schildert Klaus Findling,<br />

Geschäftsführer von Findling Wälzlager. „Der Wechsel würde zu<br />

erheblichen Preiseinsparungen führen, gleichwohl wollte der<br />

Kunde keine Kompromisse bei der Lebensdauer seiner Aggregate<br />

eingehen.“ Grundlage waren theoretische Lebensdauerberechnungen<br />

nach der ABEG-Methode durch Findling Wälzlager.<br />

Ing. Maher Chaouch, Anwendungsingenieur,<br />

Findling Wälzlager GmbH in Karlsruhe<br />

Diese ermöglichen eine transparente und berechenbare Entscheidungsgrundlage<br />

zur Vermeidung von Über- und Unterdimensionierung<br />

von Wälzlagern und identifiziert so weniger kritische<br />

Lagerstellen. Ein Wechsel der Leistungsklasse kann so<br />

Einsparpotenziale von 25 bis 30 % realisieren.<br />

THEORETISCHE WERTE PRAKTISCH ÜBERPRÜFEN<br />

Der Anwender wünschte sich zur praktischen Überprüfung der<br />

theoretischen Werte nach ABEG einen verkürzten Lebensdauertest<br />

sowie praktische Feldversuche. Das besondere Interesse galt<br />

dabei folgenden technischen Parametern: Form- und Lagetoleranzen,<br />

Laufbahn- und Rollengeometrie sowie Materialreinheit.<br />

Standardmäßig wird die Radialbelastung der Lager in einem<br />

Lebensdauertest auf 1/3 der dynamischen Tragzahl festgelegt.<br />

16 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


ANTRIEBSTECHNIK<br />

01<br />

01 Mit der ABEG-Methode finden Anwender<br />

genau das, was sie benötigen<br />

Im vorliegenden Test wurde die dynamische Tragzahl des bestehenden<br />

Premium-Lagers (232 kN) herangezogen. Dadurch ergibt<br />

sich eine Radialbelastung von 77,3 kN. Die Drehzahl wurde auf<br />

3 000 min -1 festgelegt. Rein rechnerisch ergibt sich daraus eine<br />

nominelle Lebensdauer von L10h = 216,3 h. Die nominelle Lebensdauer<br />

L10h hat sich viele Jahre als zuverlässiges Kriterium<br />

für die Auslegung von Wälzlagern erwiesen. In der Praxis zeigte<br />

sich, dass bei besonders günstigen Verhältnissen die errechnete<br />

nominelle Lebensdauer weit überschritten werden konnte. Das<br />

Ziel des Tests ist es aus diesem Grund, das Dreifache dieser Dauer,<br />

also 3×L10h = 648,9 h zu erreichen. Wenn dieses Ziel ohne Ausfall<br />

erreicht wird, wird der Test verlängert, bis ein Lager ausfällt,<br />

oder ein Maximum von 4×L10h = 865 h erreicht wird. Eine Verschleißanalyse<br />

im Anschluss sollte zusätzlich Aufschluss über<br />

den Stand der Materialermüdung, sonstige Schadensbilder und<br />

die zu erwartende Lebensdauer geben.<br />

TECHNISCHE UNTERSCHIEDE<br />

UND MATERIALREINHEIT<br />

Doch welche Ergebnisse brachten die Tests nun konkret? Beide<br />

zu vergleichenden Lager weisen Abweichungen in der Rundheit,<br />

Welligkeit und Rauheit der Oberfläche auf. „Das ist ein zu erwartender<br />

Unterschied, der auf die günstigeren Herstellungskosten<br />

der Eco-Lager zurückzuführen ist“, erklärt Janek Herzog, Anwendungsingenieur<br />

bei Findling. „Das erklärt im Übrigen auch das<br />

unterschiedliche Geräuschverhalten der Lager.“ In den Bildern<br />

02 und 03 ist eine leichte Erhöhung der Schwingbeschleunigung<br />

bzw. der Vibration und des Reibmoments bei den ABEG-Eco<br />

Lagern erkennbar. Diese Abweichungen kommen jedoch erst bei<br />

höheren Drehzahlen zum Tragen. Der Test wurde bei 3 000 min -1<br />

durchgeführt, die reale Betriebsdrehzahl liegt un gefähr nur bei<br />

der Hälfte. Somit sind diese Merkmale im realen Betrieb noch<br />

unkritischer.<br />

Kaum Unterschiede ergaben sich hingegen bei der Untersuchung<br />

der Materialgüte: Materialreinheit, Gefügestruktur, Menge<br />

DIE NOMINELLE LEBENSDAUER<br />

HAT SICH ALS ZUVERLÄSSIGES<br />

KRITERIUM FÜR DIE AUSLEGUNG<br />

VON WÄLZLAGERN ERWIESEN<br />

und Größe nichtmetallischer Einschlüsse, Karbidverteilung und<br />

Härte lagen bei beiden Wälzlagern auf einem vergleichbaren und<br />

hohen Niveau. „Die Materialreinheit ist ein wichtiger Parameter<br />

für die Lebensdauer eines Wälzlagers“, so Janek Herzog. „Materialfehler,<br />

Fremdpartikel, nichtmetallische Einschlüsse wie Oxidund<br />

Sulfidanteile sowie eine inhomogene Karbidverteilung begünstigen<br />

die natürliche Materialermüdung des Stahls bei der<br />

hochdynamischen Belastungssituation im Betrieb.“<br />

WÄLZKÖRPER UND <strong>DER</strong>EN KONTAKTGEOMETRIE<br />

Die Anzahl und Größe der Rollen sind sowohl beim getesteten<br />

Premium-Produkt als auch beim Eco-Produkt identisch. Unterschiede<br />

zeigten sich jedoch bei der Profilierung der Wälzkörper.<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 17


ANTRIEBSTECHNIK<br />

02<br />

02 In der ersten Messperiode des Lebensdauertests zeigt sich das<br />

typische Einlaufverhalten durch Einglätten der Rauigkeiten der<br />

Laufbahnoberflächen<br />

03 Bei niedriger Betriebstemperatur zeigt sich die erhöhte Welligkeit<br />

in leicht erhöhten Werten der Vibration und dem Drehmoment<br />

04 Kaum Unterschiede ergaben sich bei der Untersuchung der<br />

Materialgüte – beide Lager weisen gute Eigenschaften auf (links:<br />

ABEG-Zylinderrollenlager, rechts: vergleichbares Premiumlager)<br />

03<br />

und Nadelrollen für gewöhnlich mit einem balligen oder logarithmischen<br />

Rollenprofil hergestellt. Höhe und Form der Profilierung<br />

sind herstellerabhängig und werden auf Basis des<br />

verfügbaren Know-hows für jeden Lagertyp festgelegt. Das Premium-Produkt<br />

hatte ein sehr gut ausgeprägtes logarithmisches<br />

und das Eco-Lager ein für diese Leistungsklasse und dieses<br />

Preisniveau typisches balliges Profil. Interessant ist daher, ob<br />

diese Eigenschaft einen wesentlichen Unterschied im Lebensdauertest<br />

hervorruft.<br />

EINSTICHE ZWISCHEN LAUFBAHN UND BORDE<br />

TITELSTORY<br />

PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />

04<br />

Zylinder- oder Nadelrollen weisen einen Linienkontakt zur Laufbahn<br />

auf. Dadurch entsteht bei Belastung im Betrieb eine Lastverteilung<br />

über die gesamte Rollenlänge. Kleinste Schiefstellungen<br />

einer zylindrischen Rolle konzentrieren diese Last auf deren<br />

Kante, wodurch hohe, schädliche Kantenspannungen entstehen.<br />

Um diese Kontaktspannungen zu vermeiden, werden Zylinder-<br />

KLEINSTE SCHIEFSTELLUNGEN<br />

EINER ZYLINDRISCHEN ROLLE<br />

LÄSST SCHÄDLICHE KANTEN-<br />

SPANNUNGEN ENTSTEHEN<br />

Ein weiterer Punkt, der sich auf die Lebensdauer von Zylinderrollenlager<br />

auswirkt, ist die Ausformung der Einstiche zwischen<br />

der Laufbahn und den Borden. Diese Einstiche sind das Resultat<br />

eines zusätzlichen Arbeitsschrittes in der Herstellung. Der Hintergrund:<br />

Durch die angesprochene hochdynamische Belastungssituation<br />

entsteht ein wechselnder Kraftfluss zwischen<br />

Laufbahn und Borden. Ohne Einstich würde diese Kraft um eine<br />

scharfe 90°-Ecke geleitet werden, was durch den sogenannten<br />

Effekt der Kerbwirkung zu hohen und schädlichen Spannungen<br />

im Material führt. Dies wiederum führt zu einer verkürzten Lebensdauer.<br />

„Die Qualität der Einstiche lässt sich hinsichtlich deren<br />

Kreisform bewerten“, erläutert Janek Herzog. „Im Optimalfall ist<br />

der Einstich als Kreisbogen ohne Kanten oder Ecken ausgeführt.“<br />

AUSGEZEICHNETE NOTEN BEI <strong>DER</strong> LEBENSDAUER<br />

„Verschiedene Lebensdauerberechnungen führen zu verschiedenen<br />

Ergebnissen“, erläutert Janek Herzog. „Hintergrund ist, dass komplexere<br />

Berechnungs- und Simulationsmethoden aufwendiger<br />

sind, dafür aber auch mit mehreren Parametern genauer die Realität<br />

abbilden können.“ Da der Betrieb in der Praxis jedoch immer<br />

komplexer und vielschichtiger ist, als Simulationen es abbilden<br />

können, haben reale Lebensdauertests einen hohen Stellenwert<br />

und eine gute Aussagekraft.<br />

Besonders interessant – und überraschend – sind daher die Ergebnisse<br />

des Lebensdauertests: Alle acht getesteten Lager, vier<br />

18 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


ANTRIEBSTECHNIK<br />

05 Zylinderrollen der Eco-Lager haben eine ballige<br />

Ausführung, die Premium-Zylinderrollen weisen ein<br />

logarithmisches Profil auf<br />

06 Einstich zwischen Borde und Laufbahn des<br />

untersuchten Eco-Lagers, das Premium-Wälzlager<br />

zeigt einen vergleichbar guten Einstich<br />

05<br />

EINTEILUNG IN LEISTUNGSKLASSEN<br />

NACH VERSCHIEDENEN KRITERIEN<br />

Die Besonderheit bei der von Findling angewendeten<br />

ABEG-Methode ist Verfügbarkeit des Produktsortiments<br />

in bis zu vier Leistungsklassen: Premium, Supra, Eco und<br />

EasyRoll. So wird das vielfältige und bezüglich der<br />

Leistungsfähigkeit extrem unterschiedliche Angebot der<br />

Wälzlagertechnik abgebildet. Der Vorteil liegt auf der<br />

Hand: Statt sich mit der Frage der für den Anwender<br />

kaum ermittelbaren tatsächlichen Lebensdauer eines<br />

Produktes zu beschäftigen, nutzt man die Vorklassifizierung<br />

nach ABEG. Dabei werden sowohl designtechnische<br />

Tragzahlunterschiede berücksichtigt als auch die Rohmaterialien<br />

und Komponenten wie der Wälzlagerstahl und<br />

Fette als auch Fertigungsverfahren. Damit kommt der<br />

Konstrukteur deutlich schneller zu einer technisch wie<br />

wirtschaftlich optimalen Lagerauswahl und vermeidet<br />

Über- und Unterdimensionierung.<br />

06<br />

Premium und vier Eco, haben im Lebensdauertest die maximale<br />

Testdauer von 4×L10 ohne Ausfall erreicht. Durch die nach der<br />

ABEG-Methode korrigierte, rechnerisch geringere, Lebensdauer<br />

des Eco-Zylinderrollenlagers von L10hEco = 131,65 h erreichten<br />

diese Lager nach der Testdauer von 865 h genau genommen<br />

nicht nur das 4-fache, sondern das 6,5-fache der erwarteten<br />

Lebensdauer.<br />

Nach dem Test wurden die Lager zusätzlich auf vorhandene<br />

Schadensbilder untersucht, um Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit<br />

ziehen zu können. Dabei fiel lediglich das bekannte<br />

Phänomen des sogenannten Einlaufverschleißes auf, den Bild 02<br />

in ungefähr den ersten 1 000 Minuten des Lebensdauertests zeigt.<br />

Durch die Überrollung werden feinste Rauheitsspitzen abgetragen,<br />

wodurch die Oberflächenrauheit und somit auch die Vibration<br />

des Lagers sinkt. Durch die Auswertung dieser Frequenzen<br />

können Rückschlüsse auf die Materialermüdung beziehungsweise<br />

die Beschädigung des Lagers gezogen werden. Zusätzlich zeigen<br />

Parameter, wie die Vibration und Reibung, die Feinheit der gefertigten<br />

Form- und Lagetoleranzen, wie z. B. Rundheit, Welligkeit<br />

und Rauigkeit.<br />

„Insgesamt haben sich die Eco-Lager in den Tests ausgezeichnet<br />

geschlagen“, resümiert Janek Herzog. „Dem Wechsel des Kunden<br />

auf diese preisgünstigeren Produkte steht somit nichts mehr im<br />

Weg.“ Der ausführliche Praxistest belegt zudem, dass die Qualität<br />

und Leistungsfähigkeit der Produkte auch bei erheblichen Preisvorteilen<br />

realisierbar und maßgeblich von der Materialgüte des<br />

Wälzlagerstahls abhängig sind.<br />

Bilder: Aufmacher Gorodenkoff – stock.adobe.com, sonstige Findling Wälzlager<br />

www.findling.com<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 19


ANTRIEBSTECHNIK<br />

MEHR ALS NUR ANTREIBEN<br />

Für die Ausrüstung von Anlagen mit dezentraler<br />

Antriebstechnik sprechen vor allem eine<br />

Modularisierung und Standardisierung der<br />

Schnittstellen – und das möglichst unabhängig<br />

von der Kernapplikation. Zusätzlich können hier<br />

Verkabelung und Schaltschrankvolumen<br />

eingespart werden.<br />

PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />

Antriebe von SEW-Eurodrive sind es, mit denen der<br />

Sondermaschinenbauer Ulrich Rotte Anlagenbau und<br />

Fördertechnik aus Salzkotten bei Paderborn den kompletten<br />

Materialfluss für die Herstellung technischer<br />

Laminate antreibt. Dafür baut ein Hersteller aus dem Schwarzwald<br />

Pressen, die unter Druck und Temperatur einzelne Werkstoffblätter<br />

zu mehrlagigen Leiterplatten für die Elektronikindustrie<br />

laminieren. „Wir übernehmen das komplette Handling beim<br />

Bestücken und Entleeren der Pressen sowie den vor- und nachgelagerten<br />

Materialfluss. Und dafür brauchen wir die enorme<br />

Flexibilität der dezentralen Antriebe“, erläutert Tobias Thebille.<br />

Unter Flexibilität versteht der Leiter Elektrotechnik bei Rotte<br />

zunächst, dass sich mit den Reglern gleichermaßen gesteuerte<br />

wie geregelte Applikationen realisieren lassen.<br />

Andrea Balser ist Fachpressereferentin bei der<br />

SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG in Bruchsal<br />

SEW-Eurodrive bietet den Umrichter Movimot innerhalb des<br />

A utomatisierungsbaukastens Movi-C in drei unterschiedlichen<br />

Varianten an: flexible, advanced und performance. Dieser Dreiklang<br />

kommt bei Rotte voll zum Einsatz. Als abgesetzter Umrichter<br />

(flexible) oder direkt mit dem Motor verbunden (advanced)<br />

übernimmt Movimot bei Rotte die klassischen Aufgaben eines<br />

dezentralen Frequenzumrichters. Welche Version letztlich zum<br />

Einsatz kommt, darüber entscheidet die Applikation vor Ort – vor<br />

allem hinsichtlich des verfügbaren Platzes. Die robusten Geräte<br />

in Schutzart IP54 sind ebenfalls für Positionierungen im Einsatz.<br />

Diese Aufgaben fallen üblicherweise in den Bereich der Servotechnik.<br />

Auch dafür verwendet Rotte den neuen Movimot in der<br />

Ausbaustufe performance. „Wenn ich zurückblicke, dann brauchten<br />

wir für Positionierachsen immer noch einen Schaltschrank.<br />

Der fällt mit den neuen dezentralen Antrieben weg“, freut sich<br />

der geschäftsführende Gesellschafter Ulrich Rotte. Sie weisen<br />

sogar servotypische Eigenschaften auf.<br />

Die Motion Control setzt Befehle der übergeordneten SPS im<br />

Zusammenspiel mit den integrierten Multi-Turn-Absolutwertgebern<br />

in eine Positionierung um. Die Rechenintelligenz entlastet<br />

damit die Steuerung. Sie bildet auch die Basis, Anlagenmodule<br />

autark zu projektieren, weil die Bewegungsführung losgelöst von<br />

der Steuerungsebene definiert ist.<br />

20 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


ANTRIEBSTECHNIK<br />

Mit der integrierten<br />

Positioniersteuerung<br />

übernehmen die<br />

Movimot-Einheiten im<br />

Handlingslift eigenständig<br />

die Positionierung<br />

für zwei Kabel: Energieversorgung und Profinet-Kommunikation.<br />

„Alles andere ist weg und dezentral gelöst. Die Anschlussdose hätte<br />

auch noch kleiner ausfallen können“, sagt Ulrich Rotte. Weitere<br />

Vorteile sieht Tobias Thebille in der Flexibilität der SEW-Antriebe<br />

auch auf I/O-Ebene. Alle drei Varianten des Movimot aus dem<br />

Automatisierungsbaukasten Movi-C sammeln in der Materialflussanlage<br />

die Signale der Sensoren ein, die in ihrer unmittelbaren<br />

Nähe eingebaut sind. Die Signale werden gebündelt und<br />

per Profinet an die Anlagensteuerung übergeben.<br />

SENSORSIGNALE WERDEN<br />

GEBÜNDELT PER PROFINET<br />

AN DIE ANLAGENSTEUERUNG<br />

ÜBERGEBEN<br />

SCHALTSCHRANK ADE<br />

Die Vorteile werden beim Blick in die Vergangenheit schnell<br />

deutlich: Für die Antriebe eines Hubliftes war bis dato ein Schaltschrank<br />

mit den Maßen 760 × 600 × 250 mm notwendig. Den benötigt<br />

man heute mit dem autark arbeitsfähigen Modulen nicht<br />

mehr. Stattdessen hängt weiter unten eine kleine Anschlussdose<br />

Unabhängig von der Zahl der Sensoren schafft dieser Aufbau eine<br />

Standardschnittstelle (und hilft darüber hinaus, bei der Installation<br />

Kabel einzusparen). Standardisierung dank der Multifunktionalität<br />

der dezentralen Antriebe ist für den Sondermaschinenbauer<br />

gerade deshalb wichtig, weil es sich bei den Anlagen aus Salzkotten<br />

in der Regel um Unikate handelt. Die gebotene Flexibilität<br />

zieht sich bei den Antrieben durch wie ein roter Faden. „Es gibt<br />

Sondermaschinen, bei denen während der Inbetriebnahme noch<br />

kundenseitig Änderungswünsche einfließen, sodass wir flexibel<br />

reagieren müssen“, lässt Tobias Thebille durchblicken. Die Möglichkeit,<br />

die Movimot-Geräte per Profinet ganz einfach in den<br />

Kommunikationsverbund aufzunehmen sowie über die on-board<br />

verfügbaren Ein- und Ausgänge unterschiedliche digitale Sensoren<br />

anzuschließen, schafft maximale Freiheitsgrade. „Wir können<br />

ganz einfach in eine bestehende Installation einen Antrieb<br />

ANTRIEBSEINHEIT MIT DEZENTRALEM UMRICHTER<br />

Movimot advanced vereint Asynchronmotor und Frequenzumrichter zu einer dezentralen Antriebseinheit, die sich flexibel<br />

mit jedem Standardgetriebe kombinieren lässt. Zudem kann das Gerät an allen gängigen Ethernet-basierten Infrastrukturen<br />

betrieben werden. Movimot advanced ergänzt die bisherigen Produkte aus dem Automatisierungsbaukasten Movi-C<br />

hinsichtlich Funktionalität und Durchgängigkeit und erweitert damit die Anwendungsmöglichkeiten der bereits seit<br />

Jahrzehnten bewährten, dezentralen Antriebstechnik. Durch die Integration eines energieeffizienten Asynchronmotors<br />

der Baureihe DRN.. erreicht die dezentrale Antriebseinheit die maximale Systemeffizienz IES2 gemäß IEC 61800-9-2. Dank<br />

integrierter digitaler Schnittstelle findet eine schnelle, einfache und komfortable Inbetriebnahme, auch bei höchster<br />

Optionsvielfalt des Getriebemotors statt.<br />

Weitere Informationen zum Automatisierungsbaukasten Movi-C stehen in einem Video unter<br />

youtu.be/i0hMjMfNJ4E zur Verfügung.<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 21


ANTRIEBSTECHNIK<br />

01<br />

02<br />

PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />

dazwischen bauen, Sensoren und weitere Aktoren einbinden<br />

und dann neu ausprobieren“, betont der Leiter der Elektrotechnik<br />

bei Rotte.<br />

SICHER, SCHNELL UND FLEXIBEL<br />

Vergleichbares gilt auch für die integrierte Sicherheitstechnik,<br />

die „ebenfalls schnell mal geändert ist“. Der sogenannte Sichere<br />

EINKABELTECHNIK MIT DIGITALEM GEBER<br />

Über die digitale Datenschnittstelle Movilink DDI werden<br />

Leistungs-, Brems- und Diagnosedaten (z. B. Betriebstemperatur)<br />

zwischen Umrichter und Motor übertragen.<br />

Hierfür ist nur ein standardisiertes Hybridkabel zur<br />

Leistungsversorgung und Datenübermittlung zwischen<br />

Applikationsumrichter und Motor erforderlich. Somit<br />

wird keine separate Datenleitung benötigt. Die Einkabeltechnik<br />

eignet sich gleichermaßen für synchrone und<br />

asynchrone Motoren, die mit vollintegrierten, digitalen<br />

Motorgebern ausgestattet sind. Die Geberdaten können<br />

safe und non-safe übertragen werden. Die besonders<br />

robuste Ausführung des Kabels mit koaxialer Datenleitung<br />

ermöglicht platzsparende Installationen. Sie<br />

eignet sich auch für sehr große Leitungslängen bis 200 m.<br />

Ein Video zur Movilink DDI finden Sie unter<br />

youtu.be/BYZYcZozmHw<br />

Halt (Safe Torque Off, STO) ist serienmäßig an Bord. Über die<br />

Optionskarte CSB51A kann der STO über Profisafe angesteuert<br />

werden. Sie kümmert sich ausschließlich darum, das Drehmoment<br />

des Antriebs sicher abzuschalten, wenn die Steuerung<br />

einen STO einleitet. Dieser Aufbau schafft zudem die Grundlage,<br />

Sicherheitsbereiche ohne zusätzliche Kabelstränge bedarfsgerecht<br />

über den vorhandenen physikalischen Profinet-Bus zu<br />

schalten. Ulrich Rotte erklärt: „Die große Anzahl an komplexen<br />

individuellen Anlagen zwingen uns dazu schnell und flexibel zu<br />

agieren, ohne große Pläne zu machen oder aufwändig die<br />

Verdrahtung zu planen.“ Die neue Einfachheit begleitet SEW-<br />

Eurodrive bei den dezentralen Antriebsreglern innerhalb des<br />

Automatisierungsbaukastens Movi-C mit integrierten Gebern,<br />

die Positionieraufgaben spürbar erleichtern. Auch die automatische<br />

Motorinbetriebnahme über Movilink DDI, der digitalen<br />

Datenschnittstelle zwischen Motor und Regler, stellt eine spürbare<br />

Vereinfachung dar. Dabei werden die Informationen des elektronischen<br />

Typenschildes sowie Brems- und Diagnosedaten übertragen.<br />

Dieses Detail macht die Inbetriebnahme komfortabler<br />

und schneller. Das gilt ebenfalls für die Arbeit mit dem Bedienpanel<br />

samt Pendelbetrieb.<br />

HANDBEDIENGERÄT ERLEICHTERT<br />

INBETRIEBNAHME<br />

Aufbauen, in Betrieb nehmen, produzieren: Ganz so simpel gestaltet<br />

sich die Sache im Materialfluss eigentlich nicht. Sämtliche<br />

Prozessmodule müssen zunächst einlaufen – über mehrere Stunden<br />

oder gar Tage. „Allein die Rollenbahnen laufen bei uns 24 Stunden<br />

ein“, beschreibt Ulrich Rotte die Situation. „Das muss sich ja alles<br />

setzen bevor wir punktuell nachjustieren.“ Was bei kontinuierlichen<br />

Aufgaben wie bei einem Rollenbahn antrieb vergleichsweise<br />

22 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


ANTRIEBSTECHNIK<br />

03 04<br />

einfach zu erledigen ist, führt bei einer Hubanwendung dazu,<br />

dass diese beim Einlaufen stetig hoch und runter fährt. War für<br />

den sogenannten Pendelbetrieb bis dato eine kleine SPS notwendig,<br />

die während des Betriebs irgendwo auf dem Hallenboden<br />

lag, nutzt Rotte heute ein SEW-Handbediengerät, das den<br />

Pendelbetrieb bereits vorbereitet hat. Tobias Thebille berichtet:<br />

„Früher benötigte man dafür einen Programmierer, mit der Bedieneinheit<br />

kann das heute auch der Elektriker oder der Schlossermonteur.“<br />

Das Handbediengerät für Movimot macht folglich die<br />

Inbetriebnahme mitsamt den Einfahrzyklen erheblich einfacher<br />

und schneller.<br />

AUF EINEN SCHALTSCHRANK<br />

WIRD BEI DEN DEZENTRALEN<br />

ANTRIEBEN VERZICHTET<br />

Weg von Software und Elektronik, hin zur greifbaren Mechanik:<br />

Dass Innovationen nicht zwangsläufig eine Frage der Digitalisierung<br />

sein müssen, wird bei den Wellendichtringen deutlich. Mit<br />

Blick auf die Langlebigkeit, vor allem in 24/7-Applikationen, setzt<br />

Rotte bei den mechatronischen Antriebseinheiten auf die neuen<br />

Wellendichtringe Premium Sine Seal. Die spezielle Form der<br />

Dichtungslippe verringert aufgrund niedriger Betriebstemperaturen<br />

spürbar den Verschleiß an der Kontaktfläche zur Welle.<br />

Mit derartigen Details verlängert SEW-Eurodrive die Lebensdauer<br />

seiner Antriebe, was letztlich auch zur Entwicklung abgestimmter,<br />

eigener Getriebeöle führte. Sie sind in ihrem Schmier- und<br />

Kühlungsverhalten exakt auf das jeweilige Getriebe und die<br />

Applikation abgestimmt.<br />

01 Per Sauggreifer setzt ein Roboter Trennbleche<br />

zwischen dem Handlingslift des vertikalen Speichers<br />

und der Rollenbahn um<br />

02 Der horizontale Materialfluss ist in der Anlage von<br />

Rotte mit Rollenbahnen realisiert: als Antrieb reicht dafür<br />

der Movimot in den Ausbaustufen flexible (abgesetzt vom<br />

Motor) und advanced (kombiniert mit Motor)<br />

03 Über die integrierten I/O-Schnittstellen können<br />

Sensorsignale eingesammelt werden – das spart auch<br />

jede Menge Kabel<br />

04 Kompakt mit vielen Möglichkeiten: der Movimot<br />

aus dem SEW-Automatisierungsbaukasten Movi-C<br />

fördert den modularen Maschinenbau<br />

GRUNDLAGE FÜR EINE NEUE ARBEITSWEISE<br />

Dezentrale Antriebe bilden in Verbindung mit einer durchgängigen<br />

Profinet-Kommunikation die Grundlage für eine neue Arbeitsweise<br />

im Maschinen- und Anlagenbau. Aufgabenabschnitte lassen<br />

sich leichter modularisieren, in Betrieb nehmen, ab- und wieder<br />

aufbauen. Die vollständige Durchgängigkeit im Datenfluss macht<br />

zudem den Weg frei, Anlagen ohne kostspielige Vor-Ort-Einsätze<br />

zu optimieren oder nachzurüsten.<br />

Bilder: 01 Ulrich Rotte Anlagenbau und Fördertechnik,<br />

sonstige SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG/Sienk<br />

www.sew-eurodrive.de<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 23


ANTRIEBSTECHNIK<br />

PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />

<strong>DER</strong> RICHTIGE PARTNER<br />

AN <strong>DER</strong> SEITE<br />

Unternehmen streben ganzheitliche Antriebslösungen aus einer Hand an.<br />

Dabei suchen viele nach einem Anbieter mit dem sie zusammen<br />

den kompletten Weg von der Konstruktion einer neuen Maschine bis zur<br />

Umsetzung und Inbetriebnahme gehen können. Ein Entwickler von<br />

Glasbearbeitungsmaschinen hat seinen Partner gefunden.<br />

Thomas Herold arbeitet in einem PR-Büro<br />

in Ubstadt-Weiher<br />

24 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


ANTRIEBSTECHNIK<br />

Bonfiglioli bietet optimierte<br />

individuelle Antriebslösungen<br />

für mechatronische<br />

Anwendungen (v.l. Servo-<br />

Umrichterreihe ANG, Motion<br />

Controller BMC 440,<br />

BMD-Servomotor, Präzisions-<br />

Planetengetriebereihe TR)<br />

Das italienische Unternehmen B Solution stellt seit über<br />

30 Jahren anspruchsvolle Glasbearbeitungsmaschinen<br />

für unterschiedliche Aufgaben im Glasbearbeitungsprozess<br />

wie dem Schleifen und Säumen von<br />

Doppelglasscheiben und Hartglas her. Bei ihrer neuesten Glasbearbeitungsmaschinereihe<br />

Speed Arris lautete im Entwicklungsprozess<br />

das Ziel, die Produktivität und Effizienz der Maschine<br />

zu steigern.<br />

PERFORMANCE UM 15 % ERHÖHT<br />

B Solution stand bei der Entwicklung der neuen Generation der<br />

Glasbearbeitungsmaschinen vor zwei Herausforderungen: Innovation<br />

und Service. Daher brauchten sie einen Partner, der zum<br />

einen die benötigten Komponenten liefern und gleichzeitig das<br />

Know-how für die optimale Auslegung und Inbetriebnahme vorweisen<br />

kann. Partnerschaft bedeutet unter anderem Co-Engineering,<br />

also Erfahrungsaustausch und auch die gemeinsame Nutzung<br />

vorhandener Ressourcen und Fähigkeiten. Bonfiglioli erfüllte<br />

die Erwartungen des Kunden sowohl in technischer Hinsicht<br />

als auch in Bezug auf das hohe Serviceniveau. Zusammen<br />

mit dem Kunden verbesserten sie die aktuelle Anwendung durch<br />

die gemeinsame Neugestaltung des Beladezyklus, der schneller<br />

vonstattengehen sollte. Zudem wurde der Produktionszyklus,<br />

durch das Hinzufügen neuer, hilfreicher Funktionen, verbessert<br />

sowie mit der Installation eines doppelten Förderers der Entladezyklus<br />

optimiert.<br />

Um den Anforderungen von B Solution gerecht zu werden, entwickelten<br />

die Experten von Bonfiglioli eine maßgeschneiderte Lösung,<br />

die den gesamten Antriebsstrang umfasst. Sie beinhaltet<br />

den hoch performanten Motion Controller BMC 440, den leistungsstarken<br />

und doch kompakten Servo-Umrichter ANG, den<br />

hochwertigen BMD-Servomotor sowie das spielarme Präzisions-<br />

Planetengetriebe TR aus der Performance Line von Bonfiglioli.<br />

PARTNERSCHAFT BEDEUTET<br />

ERFAHRUNGSAUSTAUSCH UND<br />

DIE GEMEINSAME NUTZUNG<br />

VON RESSOURCEN<br />

Diese ganzheitliche Antriebslösung von Bonfiglioli führte zu einer<br />

Erhöhung der Maschinen-Perfomance um satte 15 %.<br />

Das anspruchsvolle Projekt der beiden Unternehmen konzentrierte<br />

sich dabei im Besonderen auf zwei Maschinenbearbeitungsmodi<br />

der neuen Speed Arris, das Säumen und das Grobschleifen<br />

von Glas. Dank der technologischen Partnerschaft mit<br />

Bonfiglioli wurden die neuen Maschinen mit verbesserten und<br />

innovativen Funktionalitäten ausgestattet. Gegenüber der Vorgängerversion<br />

ist dies beispielsweise eine schnellere Inbetriebnahme<br />

der Maschine dank einer Vereinfachung und besseren<br />

Organisation der Maschinenparameter. Des Weiteren erhielt die<br />

Anlage ein benutzerfreundliches und intuitives HMI, was die<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 25


ANTRIEBSTECHNIK<br />

01<br />

01 Die anspruchsvolle Glasbearbeitungsmaschine<br />

von B Solution übernimmt unterschiedliche<br />

Aufgaben im Glasbearbeitungsprozess wie das<br />

Schleifen und Säumen von Doppelglasscheiben<br />

und Hartglas<br />

02 Das Evakuierungssystem beinhaltet<br />

zwei Förderbänder zur Steigerung der<br />

Produktionseffizienz<br />

02<br />

PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />

täglichen Aktivitäten und die Konfiguration an der Bedienerseite<br />

stark vereinfachte. Eine weitere Funktion ist die Verwendung<br />

des ISO-Codes für eine direkte Verbindung mit der Designsprache<br />

und eine sofortige Umsetzung in präzise Maschinenbewegungen,<br />

die eine einfache Produktion der gewünschten Form<br />

ermöglichen.<br />

HOHE LEISTUNG UND KOMPAKTE<br />

BAUFORM KOMBINIERT<br />

Der Motion Controller BMC 440 von Bonfiglioli kombiniert hohe<br />

Leistung mit einer kompakten Bauform. Der größte Vorteil des<br />

BMC440 ist das hohe Leistungsniveau, insbesondere in Bezug auf<br />

die Achsensynchronisation. Er stellt die optimale Lösung für<br />

komplexe, bis zu 24-achsige Anwendungen dar. Die Speed Arris<br />

hat ein sogenanntes On-Fly-Load-Konzept, d. h. der einzige Arbeitsvorgang,<br />

den der Bediener durchführen muss, ist das Aufle-<br />

KOMPETENZ AUS ITALIEN<br />

40 Jahre Erfahrung in der Glasindustrie – dafür steht<br />

B Solution mit seinen Glasbearbeitungsmaschinen mit<br />

hohem technischen Anspruch. Das Portfolio umfasst<br />

u. a. Schleif- und Bohrlinien, NC-Eckenschleif- und<br />

Abrundungsmaschinen sowie Be- und Entladetransfermanipulatoren.<br />

Mehr unter: www.bsolutionsrl.com<br />

gen der Glasscheiben auf das Beladeband. Dieser Betriebsmodus<br />

erfordert ein sehr hohes Maß an Achsen-Synchronisation, um eine<br />

qualitativ hochwertige Bearbeitung der Gläser zu gewährleisten.<br />

Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der Zuverlässigkeit und<br />

Benutzerfreundlichkeit der Motion-Control-Funktionen. Die<br />

Achskopplung ist so ausgelegt, dass sie die Programmierung erleichtert<br />

und die Fehlerquote reduziert. Dies führt zu einer Zeitersparnis<br />

bei der Anwendungscodierung. Zudem verfügt der<br />

BMC 440 über bis zu 256 I/O und eignet sich besonders für<br />

rechenintensive und umfangreiche Anwendungen. Der Motion<br />

Controller ermöglicht den Zugriff auf Motion-Funktionen in<br />

Kombination mit Bonfiglioli ANG-Servoantrieben (Active Next<br />

Generation) und ist ideal für die Ausführung komplexer Bewegungen<br />

mit genauer Synchronisation. Seine OPC-UA- und MQTT-<br />

Funktionalität gewährleistet lokale und Remote-Konnektivität<br />

mit voller Reaktionsfähigkeit auf die Anforderungen der digitalen<br />

Integration für die intelligente Fertigung.<br />

SERVO-UMRICHTER MIT<br />

ERWEITERTEN FUNKTIONEN<br />

Die Servo-Umrichterreihe ANG wurde speziell von Bonfiglioli<br />

entwickelt, um Maschinenbauern eine höhere Leistungsfähigkeit<br />

bereitzustellen. Darüber hinaus bietet der ANG verschiedene<br />

spezielle Firmware-Funktionen, die einen Mehrwert für die Anwendung<br />

darstellen, wie z. B. die Touch-Probe-Funktion, die für<br />

das oben erwähnte On-Fly-Load-System zwingend erforderlich<br />

ist. Dank eines neuen integrierten Microcontrollers sind erweiterte<br />

Funktionen wie der Cyclic Synchronous Positioning-Modus<br />

durch kubische Interpolation, Bremsensteuerung und Rückführ-<br />

26 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


ANTRIEBSTECHNIK<br />

kontaktauswertung integriert. Diese leistungsstarke Antriebslösung<br />

wurde entwickelt, um den Anforderungen von Spezialmaschinen<br />

in zahlreichen Industriebranchen, wie beispielsweise in<br />

der Glasbearbeitung, nachzukommen. Mit dieser bewährten<br />

Servo-Umrichterreihe bietet Bonfiglioli umfassendste Konnektivität<br />

mit fortschrittlicher Steuerungstechnologie und hoher Leistungsdichte.<br />

PRÄZISE, DYNAMISCH UND SCHNELL<br />

Bonfiglioli BMD-Servomotoren sind außergewöhnlich kompakte<br />

Permanentmagnet-Synchronmotoren mit geringem Trägheitsmoment.<br />

Dank der qualitativ hochwertigen, aus Neodym, Eisen,<br />

Bor und seltenen Erden bestehenden Magnete und deren exzellenten<br />

Designs erfüllen sie die höchsten Ansprüche hinsichtlich<br />

Präzision, Dynamik und Geschwindigkeit. Genau diese Eigenschaften<br />

standen bei der Neugestaltung der neuen Glasbearbeitungsmaschinen<br />

im Fokus.<br />

Die BMD-Motoren sind mit der neuesten Drehgebertechnologie<br />

ausgestattet und wurden für den Betrieb mit Frequenzumrichtern<br />

wie dem ANG sowie Präzisionsplanetengetrieben wie<br />

beispielsweise dem TR optimiert. Eine hohe Modularität wird<br />

durch die zahlreichen Optionen und das Produktdesign sichergestellt.<br />

Dank der optional erhältlichen zusätzlichen internen<br />

Schwungmasse kann exzellentes Regelverhalten für Anwendungen<br />

mit hohem Trägheitmoment erreicht werden. Zusätzlich<br />

steht eine Motorbremse und die Möglichkeit der Fremdbelüftung<br />

zur Leistungserhöhung im Dauerbetrieb und unter kritischen<br />

Umgebungstemperaturen optional zur Verfügung.<br />

PLANETENGETRIEBE MIT GROSSER<br />

MODULARITÄT<br />

Die oben bereits erwähnten Präzisions-Planetengetriebereihe<br />

TR des italienischen Antriebsspezialisten Bonfiglioli zeichnen<br />

sich neben optimaler Leistung, sehr geringem Verdrehspiel,<br />

hoher Überlastfähigkeit und einfacher Installation durch eine<br />

große Modularität aus, die auf vielfältigen Konstruktionskonfigurationen,<br />

einem breiten Übersetzungsbereich, zwei Verdrehspielklassen<br />

und verschiedenen optimierten Schmierungen<br />

beruht und eine hohe Zuverlässigkeit sowie die bestmögliche<br />

Passgenauigkeit gewährleistet und damit unterschiedlichste<br />

Anwendungsanforderungen erfüllt.<br />

Bilder: Aufmacher vectorfusionart – stock.adobe.com,<br />

sonstige Bonfiglioli Vectron GmbH<br />

www.bonfiglioli.de<br />

KOMPLETTE ANTRIEBS-<br />

LÖSUNGEN SIND GEFRAGT<br />

Mit unserem Fachwissen und Erfahrung in den<br />

verschiedensten Branchen und Industrien bieten<br />

wir unseren Kunden partnerschaftlichen Support<br />

und Produkte. In der engen und vertrauensvollen<br />

Zusammenarbeit mit B Solution entwickelten<br />

wir spezielle Motion-Control-Systeme, die den<br />

gesamten Antriebsstrang vom Getriebe bis zum<br />

Motion-Controller abdecken und konnten damit<br />

unser umfangreiches Know-how als One-Stop-<br />

Shop für mechatronische Anwendungen unter<br />

Beweis stellen.<br />

DIPL.-ING. GERALD SCHNEELOCH,<br />

Product Manager Drives & Controls, Mechatronic & Motion<br />

Systems, Bonfi glioli Vectron GmbH, Krefeld


ANTRIEBSTECHNIK<br />

HIER DREHT SICH WAS<br />

Bei modernen Wickel- und Palettiermaschinen<br />

kommen Schleifringe zum Einsatz. Hinsichtlich Leistung,<br />

Geschwindigkeit und Sicherheit müssen sie höchste<br />

Anforderungen erfüllen.<br />

Bei Wickel- und<br />

Palettiersystemen<br />

sichern Schleifringe die<br />

Signalübertragung<br />

PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />

Wickel- und Palettiermaschinen sind weltweit in<br />

Fabriken und Lagern installiert. Sie bestehen aus<br />

einer oder mehreren rotierenden Einheiten, die<br />

entlang einer Rollenbahn montiert werden und<br />

die Palette drehen. Die beladenen Paletten werden üblicherweise<br />

mit Plastikfolie umwickelt, um sie für den Transport zu<br />

sichern. Um die Anforderungen an einen Schleifring festzulegen,<br />

der für den Einsatz in einer solchen Maschine vorgesehen ist,<br />

müssen zunächst grundlegende Merkmale, Parameter und<br />

Funktionen der Maschine berücksichtigt werden. Stehen diese<br />

Faktoren fest, werden zur Spezifizierung eines Schleifrings oder<br />

Kollektorrings spezifische Eigenschaften wie Bauraum, Anzahl<br />

der Kanäle, Betriebsgeschwindigkeit, Kabellänge, Temperatur,<br />

Materialien und Schutzarten in Betracht gezogen.<br />

KOMPLEXEN ANWENDUNGEN GEWACHSEN<br />

„Die neuesten Wickel- und Palettiersysteme werden zunehmend<br />

automatisiert betrieben und müssen oftmals besonders an-<br />

Dipl. -Ing. Christian Becker, Geschäftsführer<br />

Servotecnica GmbH, Raunheim<br />

spruchsvolle Anforderungen in der Endanwendung erfüllen“,<br />

erklärt Dipl. -Ing. Christian Becker, Geschäftsführer von Servotecnica.<br />

Dazu gehören zum Beispiel eine hohe Effizienz und<br />

Flexibilität, um Produkte mit verschiedenen Maßen ohne Qualitätseinbußen<br />

zu verpacken und hohe Produktionsgeschwindigkeiten<br />

zu erreichen. Die Komplexität der Anwendungen führt zu<br />

einer hohen Sensordichte an den rotierenden Teilen der Paletten-Wickelsysteme.<br />

Zudem erfordert der Einsatz von Motoren<br />

mit integrierter oder anwendungsnaher Elektronik den Einsatz<br />

von Hochgeschwindigkeits-Feldbussen und ethernetbasierten<br />

Kommunikationsprotokollen wie Ethercat, Profinet, Ethernet/IP,<br />

Sercos III und Powerlink, die alle im Hochfrequenzbereich<br />

liegen. Daher ist bei der Herstellung eines entsprechenden<br />

Schleifrings viel Erfahrung im Umgang mit den hochempfindlichen<br />

Signalen nötig. In einigen Fällen kann es erforderlich sein,<br />

pneumatische und elektrische Bauteile in einem kompakten<br />

Gehäuse unterzubringen.<br />

„Eine weitere spezifische Herausforderung ist der hohe Durchsatz<br />

der Wickelmaschinen,“ so Becker weiter. Bis zur planmäßigen<br />

Wartung müssen die Schleifringe einen zuverlässigen<br />

und kontinuierlichen Betrieb sicherstellen. Da Wartungsarbeiten<br />

aufgrund der Einbauposition des Schleifrings aufwändig sind,<br />

ist die Ausfallsicherheit der Komponenten besonders wichtig.<br />

Hersteller von Palettier- und Wickelmaschinen setzen inzwischen<br />

anstelle einer Schleifringtechnologie mit Kohlenstoffgraphit-<br />

28 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


ANTRIEBSTECHNIK<br />

Kontakten auf leistungsfähigere und kompaktere Metallkontakte,<br />

um die durch die Ethernet-Kommunikation benötigten hohen<br />

Frequenzen zu realisieren. Servotecnica entwickelt entsprechende<br />

einbaufertige Lösungen. Bei der Auswahl des Werkstoffs<br />

für die Schleifringe setzt der Hersteller auf vergoldete Bürsten<br />

und Ringe. Durch die spezielle innere Struktur des Schleifrings<br />

werden Störungen und Kopplungen minimiert. Im Ergebnis<br />

können die Schleifringe eine Ethernet-Kommunikation mit Geschwindigkeiten<br />

von 1 GB pro Sekunde realisieren. Beispiele<br />

hierfür sind Module der Serie SVTS C05 mit Hohlwelle und die<br />

gekapselte Variante SVTS A.<br />

GEKAPSELTE SCHLEIFRINGE FÜR EINEN<br />

STÖRUNGSFREIEN BETRIEB<br />

Die gekapselten Schleifringe ohne Hohlwelle der Baureihe<br />

SVTS A sind kompakt, leicht und lange haltbar und stellen absolut<br />

störungsfrei die elektrische Verbindung von bis zu 30 Einzelleitungen<br />

auf engstem Raum sicher. Bussignale, RF- und Videosignale<br />

können ebenso übertragen werden wie die elektrische<br />

DURCH DIE SPEZIELLE INNERE<br />

STRUKTUR DES SCHLEIFRINGS<br />

WERDEN STÖRUNGEN UND<br />

KOPPLUNGEN MINIMIERT<br />

Stromversorgung, analoge und digitale Sensorsignale oder<br />

Datenleitungen im Giga-Bit-Bereich.<br />

Die Baureihe SVTS A enthält kugelgelagerte Schleifringe mit<br />

robustem Kunststoffgehäuse. Bei Bedarf sind Varianten mit Aluminiumgehäuse<br />

erhältlich. Sie entsprechen der Schutzart IP51<br />

oder optional IP67 und arbeiten in einem Temperaturbereich<br />

von - 20 bis + 80 °C. Der optimierte Schleifbahndurchmesser<br />

reduziert die Geschwindigkeit und erhöht so die Lebensdauer.<br />

Die hochwertige Goldbeschichtung der Laufbahn und des Abgreifers<br />

minimiert Störungen und sorgt für eine optimale Signalübertragung.<br />

Die Baureihe SVTS A 01 ist in den Größen 12, 22<br />

und 25 mm erhältlich und mit bis zu 56 Schleifringbahnen für<br />

2 A und 230 V lieferbar.<br />

HOHLWELLEN-SCHLEIFRINGE IN<br />

VERSCHIEDENEN BAUGRÖSSEN<br />

Die Module SVTS-C mit Hohlwelle sind mit einem Durchmesser<br />

von 3 bis 100 mm ausgeführt. Der Hersteller bietet 13 Modellreihen<br />

und verschiedene Baugrößen an. Die Ringe können neben<br />

elektrischen Signalen und Leistung auch Feldbusse und fluidische<br />

Leitungen integrieren. Schleifringe mit Durchgangsbohrungen<br />

sind vorteilhaft bei Palettier- und Wickelanwendungen<br />

aufgrund des technischen Leistungsprofils, der Haltbbarkeit,<br />

der kompakten Bauweise und der Schutzart – IP51 oder optional<br />

01<br />

02<br />

auch IP65. Mit ihrer 38,1 mm starken Durchgangsbohrung können<br />

sie bis zu 48 2-A-Signalstromkreise, Leistungsspuren bis 15 A<br />

und Spannungen bis 600 V erreichen.<br />

„Natürlich gleicht keine Palettier- oder Wickelmaschine der<br />

anderen, da es verschiedene Hersteller gibt, die Anlagen mit<br />

unterschiedlichen Funktionen und Merkmalen anbieten,“ so<br />

Becker. „Daher ist es oftmals nicht möglich, einen Standardschleifring<br />

von der Stange zu beschaffen, der die Anforderungen<br />

der jeweiligen Anwendung komplett erfüllt.“ Für besondere<br />

Modifikationen sei es daher sinnvoll, einen spezialisierten<br />

Schleifringhersteller mit einer entsprechend angepassten Lösung<br />

zu beauftragen. Servotecnica mit entsprechender Fertigungskompetenz<br />

für Serienkomponenten und kundenspezifische<br />

Komplettpakete stellt verschiedene kombinierte Dreh übertrager<br />

her. Die Ausführung SVTS C 05 ist beispielsweise auch als Variante<br />

mit einem gesonderten Luftdurchgang erhältlich. „Unser<br />

Experten-Team“, so Becker abschließend, „stellt sicher, dass von<br />

der Kabellänge über die IP-Schutzklasse bis hin zu einem bestimmten<br />

Betriebstemperaturbereich alle Anforderungen in der<br />

Endanwendung erfüllt werden.“<br />

Bilder: Servotecnica GmbH<br />

www.servotecnica.de<br />

01 In den SVTS-C-Schleifringen können verschiedenste<br />

Signal- und Stromleitungen kombiniert werden<br />

02 Die gekapselten Schleifringe ohne Hohlwelle der Baureihe<br />

SVTS A stellen störungsfrei die elektrische Verbindung<br />

von bis zu 30 Einzelleitungen sicher und erfüllen die<br />

Anforderungen moderner Palettier- und Wickelmaschinen<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 29


ANTRIEBSTECHNIK<br />

EHEDG-KONFORM UND OFFEN MONTIERT BETREIBBAR<br />

Mikrobiologisch sicher, rückstandsfrei zu reinigen, korrosionsbeständig<br />

und direkt in offene Maschinenstrukturen integrierbar – dafür stehen<br />

die Servoaktuatoren der Axenia Value-Reihe von Wittenstein Alpha. Die<br />

Aktuatoren in Einkabeltechnik lassen sich aus dem Systembaukasten<br />

heraus in drei Motorgrößen mit Beschleunigungsmomenten von<br />

32 Nm, 80 Nm und 200 Nm sowie mit Übersetzungen zwischen i=10<br />

und i=25 konfigurieren. Gehäuseoberflächen und Kabelverschraubungen<br />

sind in Edelstahl 1.4404 / AISI 316L ausgeführt. Durch Glattwalzen<br />

weist die Oberfläche eine Rautiefe von kleiner Ra 0,8µm auf, sodass<br />

keine Anhaftung stattfindet. Schutzart IP69K verhindert das Eindringen<br />

von Feuchtigkeit bei der CIP- und SIP-Reinigung. Auch die Dichtungsmaterialien<br />

entsprechen den Anforderungen von EHEDG und FDA. Daher<br />

kann der Aktuator offen montiert betrieben werden. Durch Schutzhauben oder Abdeckungen bedingte versteckte Schmutznester,<br />

korrosive Stellen oder Undichtigkeiten sind somit ausgeschlossen.<br />

www.wittenstein.de<br />

ANSCHLUSSFERTIGES SERVO-KIT<br />

FÜR NIE<strong>DER</strong>SPANNUNG<br />

Als Alternative zum<br />

Stepperantrieb hat<br />

Eckelmann die E°Darc<br />

Servo-Kits für den<br />

Niederspannungsbereich<br />

entwickelt, die<br />

dank CiA402-Geräteprofil<br />

als vollwertige<br />

geregelte CNC-Achse<br />

einsetzbar sind. Betrieben<br />

mit einer Eingangsspannung<br />

von 24 bis<br />

70 VDC liefern die<br />

E°Darc S-Regler Nennströme<br />

von 5 A bzw.12 A,<br />

wobei Spitzenströme bis zu 48 A möglich sind. Die anschlussfertigen<br />

Servo-Kits umfassen neben einem kompakten Regler<br />

den passenden Motor in der Leistungsklasse 50 bis 400 W (mit<br />

Nenndrehzahlen von 3 000 min -1 ), wahlweise einen hochauflösenden<br />

Singleturn- oder Multiturngeber sowie Motor- und<br />

Geberkabel. Über eine serielle Schnittstelle lässt sich der<br />

Servoregler mit der Software E°Tools Drive einrichten und frei<br />

parametrieren – unabhängig von der verwendeten Steuerung.<br />

Die digitalen Ein- und Ausgänge sind ebenfalls frei konfigurierbar.<br />

„Mit der E°Darc S Servoserie bieten wir Maschinenbauern<br />

eine kostenoptimierte Alternative zum Schrittmotor“,<br />

resümiert Vertriebsleiter Leo Schacke.<br />

www.eckelmann.de<br />

ERWEITERTES MOTORENANGEBOT<br />

FÜR DIE PROZESSINDUSTRIE<br />

Die druckfesten Aggregate der Siemens Niederspannungsmotoren-Reihe<br />

Simotics XP sind über das gesamte Leistungsspektrum<br />

von 0,25 bis 460 kW in den Gasgruppen IIB und IIC<br />

verfügbar. Alle üblichen Zündschutzarten werden über die<br />

durchgängige und integrierte Simotics-XP-Plattform für<br />

explosionsgeschützte Motoren abgedeckt und lassen sich mit<br />

dem Drive-Technology-Konfigurator leicht zusammenstellen<br />

und anpassen. Die Motoren laufen unter extremen Einsatzbedingungen<br />

in aggressiven Atmosphären sowohl am Netz als<br />

auch an den Frequenzumrichtern zuverlässig und störungsfrei<br />

und erfüllen die Anforderungen der neuen EU-Ökodesign-<br />

Richtlinie (ErP). Das Simotics XP-Portfolio ist durchgängig in<br />

der Energieeffizienzklasse IE3 erhältlich und in wesentlichen<br />

Teilen auch in der Energieeffizienzklasse IE4. Zusätzlich bietet<br />

Siemens Motoren in der Chemstar-Ausführung mit vorkonfigurierten,<br />

chemiespezifischen Optionen an.<br />

www.siemens.com<br />

MOTORDREHZAHLEN VON MEHR ALS 100 000 UMDREHUNGEN IN <strong>DER</strong> MINUTE<br />

Der Servoverstärker Acopos P3 von B&R ist jetzt auch in einer speziellen<br />

Variante ohne Beschränkung der Ausgangsfrequenz verfügbar. So werden in<br />

vielen Anwendungen Motordrehzahlen von mehr als 100 000 Umdrehungen<br />

in der Minute möglich. Die Servoverstärker sind für Spindelmotoroperationen<br />

aller Art geeignet. Mit der neuen Variante bietet B&R nun eine komplette<br />

Hard- und Softwarelösung für CNC-Maschinen und Roboterarme an, bei<br />

denen hochdrehende synchrone permanentmagneterregte Spindelmotoren<br />

eingesetzt werden. Die Motoren können im offenen Regelkreis und im<br />

vollständig geschlossenen Regelkreis mit einer Zykluszeit von 50 µs gesteuert<br />

werden. Die Regelkreisfunktion von B&R reduziert die Motorabwärme sowie<br />

Geräusche auf ein Minimum.<br />

www.br-automation.com<br />

30 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


ANTRIEBSTECHNIK<br />

MOTION CONTROL:<br />

MINIATURTALENTE FÜR DIE MEDIZINTECHNIK<br />

Positioniergenauigkeit steht bei Antrieben in OP-Robotern,<br />

MRT- und CT-Geräten sowie Blutpumpen ebenso im Fokus,<br />

wie eine hohe Laufruhe. Für diese Einsatzzwecke bietet<br />

NSK Linearführungen (Gr. 05 - 15) und Kugelgewindetriebe<br />

(Ø 4 - 15 mm) für kleinste Bauräume an. Ein Großteil dieser<br />

Miniaturkomponenten ist mit dem optionalen Schmiersystem<br />

K1 ausgestattet, sodass die Einheiten dauerhaft sauber und<br />

funktionsfähig bleiben und somit wartungsfrei ausgelegt<br />

sind. Für Kurzhub-Anwendungen stehen speziell entwickelte<br />

Schmierfette zur Verfügung. Kennzeichnend für die Kugelgewindetriebe<br />

ist zudem eine besondere Oberflächenbehandlung<br />

an den Laufflächen der Kugellaufbahn: Eine<br />

spezielle Textur, die durch eine Superfinish-Bearbeitung erzeugt wird, schafft die Voraussetzung dafür, dass der Schmierstoff in der<br />

Laufbahn gehalten und nur ein geringes Reibungsmoment erzeugt wird. Darüber hinaus sorgt dieser Glättungseffekt für einen<br />

gleichmäßigen und ruhigen Lauf der Linearkomponenten.<br />

www.nsk.com<br />

RAHMENLOSER MOTOR BRINGT DYNAMIK<br />

IN ROBOTIK-ANTRIEBE<br />

Maxon präsentiert<br />

einen<br />

rahmenlosen<br />

BLDC-Motor im<br />

frameless<br />

Design mit<br />

passendem<br />

Encoder. Als<br />

Vorläufer zu<br />

einer ganzen<br />

Produktfamilie<br />

wurde nun das<br />

Modell DT50<br />

vorgestellt.<br />

Der bürstenlose<br />

Motor lässt sich<br />

in verschiedene Anwendungen integrieren. Seine seine<br />

Stärken spielt er dort aus, wo sich Geschwindigkeiten<br />

schnell ändern können, etwa in kollaborativen Robotern<br />

oder Exoskeletten. Der Motor erreicht ein Nennmoment<br />

von über 500 mNm bei einer Nenndrehzahl von 4 000 min -1<br />

und einem Stator-Außendurchmesser von nur 50 mm. Eine<br />

neue Wickeltechnologie ermöglicht eine sehr kurze<br />

Motorlänge mit einer großen Hohlwelle von 28 mm.<br />

Komplettiert wird der Motor durch den TSX-MAG Encoder.<br />

Dieser Durchgangswellen-Encoder wird nicht direkt auf<br />

der Motorachse verbaut – das ermöglicht gestalterische<br />

Freiheiten im Design. Der Encoder kann Hallsignale und<br />

Inkrementalsignale generieren, wodurch der Motor<br />

feldorientiert kommutiert werden kann.<br />

www.maxonmotor.com<br />

NEUER SICHERUNGSRING MIT EIGENSPERRUNG<br />

FÜR HIGH-SPEED-ROTATIONEN<br />

Mit seiner stetig<br />

wachsenden Auswahl<br />

an Sicherungsringen<br />

deckt Zulieferer TFC<br />

immer mehr Einsatzgebiete<br />

in Antriebstechnik<br />

und Fluidtechnik<br />

ab. Ganz neu<br />

im Programm des<br />

Unternehmens sind<br />

die gewalzten<br />

Flachdrahtringe des<br />

Typs Revolox. Dieser<br />

besteht aus mehrlagigem,<br />

gewalztem<br />

Flachdraht und<br />

verfügt über eine<br />

innovative Eigensperrung.<br />

Der entscheidende Aspekt hierbei sind kleine, in<br />

den Sicherungsring eingearbeitete Erhebungen, die sich in<br />

wenige Millimeter breite Ausstanzungen in der oberen und<br />

unteren Ringwindung schieben und dort einrasten. Bei<br />

exakter Auslegung verleiht diese zweifache Eigensicherung<br />

dem Revolox-Ring einen sehr sicheren Sitz in der Nut einer<br />

Welle. Das äußere Design des Sicherungsrings ist rundum<br />

bündig und bildet eine geschlossene 360°-Anlagefläche.<br />

Dank seiner sehr guten Wuchtung leistet er einen wichtigen<br />

Beitrag zur hohen Rundlaufgenauigkeit einer Welle. Das<br />

erhöht die Lebensdauer der Wellenlagerung und senkt<br />

das Betriebsgeräusch eines Antriebs.<br />

www.tfcdeutschland.com<br />

Unbenannt-2 1 www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 10.12.2020 <strong>2022</strong>/01-02 10:40:33 31


SOFTWARE & PROTOTYPING<br />

PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />

MIT METHODE<br />

ZUM PATENTIERTEN PRODUKT<br />

Die Theorie des erfinderischen Problemlösens (TRIZ) gehört<br />

zum Werkzeugkasten des Konstrukteurs und Entwicklers. Erst durch Überwinden<br />

von Widersprüchen werden innovative Entwicklungen möglich. Und mehr noch,<br />

die Evolution technischer Systeme folgt bestimmten Mustern und Gesetzen.<br />

B.Eng. Martin Backes, Masterstudent der Vertiefungsrichtung<br />

Allgemeiner Maschinenbau im Fachbereich Technik an der Hochschule Trier;<br />

Prof. Dr.-Ing. Armin Wittmann, Professor für Produktionstechnik,<br />

Betriebsorganisation und Supply Chain Management und Leiter<br />

des Kabellabors (LAP) an der Hochschule Trier<br />

32 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


SOFTWARE & PROTOTYPING<br />

Saulowitsch Altschuller und Rafael Borissowitsch Shapiro, beruht<br />

auf der Analyse von Patentschriften und der Beobachtung,<br />

dass einer großen Anzahl von Erfindungen nur eine vergleichsweise<br />

kleine Anzahl von allgemeinen Lösungsprinzipien zugrunde<br />

liegt.<br />

Bei der Entwicklung oder Optimierung von Produkten stellt<br />

sich oft das Problem, ein neues und wettbewerbsfähiges<br />

Produkt zu entwickeln, obwohl es bereits eine hohe Anzahl<br />

von Konkurrenzprodukten und Schutzrechten gibt.<br />

Bestehende Kreativitätsmethoden der Konstruktion, zum Beispiel<br />

die Morphologie (vgl. Schlicksupp, 1977, S.67-72), bieten<br />

dabei nicht die Möglichkeit, aktiv dieses Problem zu lösen, da sie<br />

nur die technische Lösung selbst, nicht aber die bestehenden<br />

Schutzrechte berücksichtigen.<br />

Es ist die Aufgabe des Entwicklers die bestehenden Schutzrechte<br />

ausfindig zu machen und Lösungen zu entwickeln, die<br />

nicht zu einer Verletzung derselben führen. Dafür wird üblicherweise<br />

nach der Konzeptentwicklung eine aufwendige Patentrecherche<br />

durchgeführt, da nach den ersten Entwürfen die eigene<br />

Lösung mit allen zuvor gefundenen Schutzrechten abgeglichen<br />

werden muss.<br />

Dieses Vorgehen ist iterativ und führt bei einer hohen Anzahl<br />

bereits existierender Konkurrenzprodukte und Schutzrechten zu<br />

einer schwierigen, zeitaufwendigen Lösungsfindung mit der<br />

Gefahr etwas entwickelt zu haben, was bereits durch ein bestehendes<br />

Schutzrecht urheberrechtlich geschützt ist und die<br />

Gefahr eines jahrelangen Rechtsstreits birgt. Schutzrechtsverletzungen<br />

lassen sich vermeiden.<br />

Die TRIZ-Methodik (im englischen Sprachgebrauch Theory of<br />

inventive Problemsolving: TIPS), entwickelt von Genrich<br />

WETTBEWERBSVORTEILE SICHERN<br />

Oft greifen Unternehmen erloschene Schutzrechte auf, um sie<br />

auf ihre Produkte anzuwenden. Dies hat jedoch den Nachteil,<br />

dass ein erloschenes Schutzrecht als Stand der Technik anzusehen<br />

und nicht mehr schutzrechtfähig ist. Somit kann das Unternehmen<br />

zeitlich verzögert ein gleichwertiges Produkt auf den Markt<br />

bringen, dies schafft jedoch kein Alleinstellungsmerkmal und<br />

damit keinen aktiven Wettbewerbsvorteil.<br />

Die Problematik der Schutzrechtverletzung lässt sich vermeiden,<br />

indem man die bestehenden Schutzrechte systematisch zur<br />

Lösungsfindung verwendet. Eine Abwandlung der TRIZ-Widerspruchsmatrix<br />

ermöglicht es, sich aktiv bestehende Schutzrechte<br />

zur Schutzrechtumgehung zunutze zu machen.<br />

Die TRIZ-Widerspruchsmatrix ist eine gängige Kreativitätsmethode,<br />

die auch unter dem Namen „Theorie des erfinderischen<br />

Problemlösens“ (G. Altschuller) bekannt ist. Altschuller<br />

entwickelte eine Matrix, die auf zahlreichen existierenden<br />

Schutzrechten beruht und welche durch die Eingabe eines technischen<br />

Widerspruchs in Form von jeweils zwei der insgesamt<br />

39 möglichen Parameter, definierte Lösungsprinzipen ausgibt,<br />

die zur Überwindung dieses technischen Widerspruchs beitragen.<br />

Dabei handelt es sich immer um dieselben 40 möglichen<br />

Lösungsprinzipien, die sich nach Altschuller in allen existierenden<br />

Schutzrechten wiederfinden lassen (vgl. Orloff, 2006). Der<br />

normale Anwendungsbereich dieser Methode liegt in der Lösungsfindung<br />

von technischen Widersprüchen in der Konstruktion<br />

oder Entwicklung. Diese Methode lässt sich nun von einer<br />

passiven in eine aktive Methode der Schutzrechtumgehung<br />

transferieren. Da nach Altschuller jedes Schutzrecht auf mindestens<br />

einem dieser 40 Lösungsprinzipien basiert, muss sich jedes<br />

zu umgehende Patent rückwirkend auf diese Widerspruchsmatrix<br />

wieder übertagen lassen.<br />

WAS TUN, UM AKTIV EIN SCHUTZRECHT<br />

ZU UMGEHEN?<br />

Zuerst müssen, wie allgemein üblich, die Anforderungen des zu<br />

entwickelnden Produkts klar definiert werden. Als nächstes gilt<br />

es eine umfangreiche Recherche nach bereits existierenden<br />

Schutzrechten für den konkreten Anwendungsfall durchzuführen.<br />

Will man nun herausfinden, welches dieser bestehenden Schutzrechte<br />

die eigenen Anforderungen am besten erfüllt, kann man<br />

zur Selektion bestehende Entscheidungsfindungsmethoden oder<br />

Bewertungsverfahren verwenden. Hierzu eigenen sich beispielsweise<br />

das K.O.-Verfahren und die gewichtete Punktebewertung<br />

oder die Nutzwertanalyse, die die eigenen Anforderungen an das<br />

Produkt mit einbeziehen. Wichtig ist hierbei, dass im Gegensatz<br />

zur üblichen Anwendung der Bewertungsverfahren keine Konzepte,<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 33


SOFTWARE & PROTOTYPING<br />

VORGEHENSWEISE ZUR ENTWICKLUNG EINES NEUEN PRODUKTES NACH <strong>DER</strong> TRIZ-METHODE<br />

Auszug aus der TRIZ-<br />

Widerspruchsmatrix<br />

Masse des<br />

beweglichen<br />

Objekts<br />

Masse des<br />

unbeweglichen<br />

Objekts<br />

... Kraft<br />

Spannung<br />

oder Druck<br />

Form ...<br />

Masse des<br />

beweglichen Objekts<br />

Masse des<br />

unbeweglichen Objekts<br />

x x ... 8, 10, 18, 37 10, 36, 37, 40 10, 14, 35, 40 ...<br />

x x ... 8, 10, 19, 35 13, 29, 10, 18 13, 10, 29, 14 ...<br />

.<br />

.<br />

. x .<br />

.<br />

.<br />

.<br />

Kraft 8, 1, 37, 18 18, 13, 1, 28 ... x 18, 21, 11 10, 35, 40, 34 ...<br />

Spannung oder Druck 10, 36, 37, 40 13, 29, 10, 18 ... 36, 35, 21 x 35, 4, 15, 10 ...<br />

Form 8, 10, 29, 40 15, 10, 26, 3 ... 35, 10, 37, 40 34, 15, 10, 14 x ...<br />

.<br />

.<br />

. ... .<br />

.<br />

. ...<br />

PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />

sondern bestehende Schutzrechte bewertet werden. Das so ermittelte<br />

Gewinnerschutzrecht erfüllt folglich die eigenen Anforderungen<br />

am besten und muss nun schutzrechtlich umgangen<br />

werden.<br />

Da das eigene Produkt aus Sicht des Unternehmens besser als<br />

das bestehende Schutzrecht sein soll, muss es näher analysiert<br />

werden. „Besser“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur<br />

qualitativ besser. Ein Produkt mit geringeren Herstellungskosten<br />

und gleicher Qualität ist aus Sicht des Unternehmens auch „besser“.<br />

Dadurch ergibt sich die erste Kernfrage: Was ist an dem<br />

Schutzrecht verbesserungswürdig? Eine mögliche Antwort auf<br />

diese Frage kann zum Beispiel eine systembedingte Festigkeitsgefährdung,<br />

eine zu hohe Masse, etc. sein. Anschließend muss<br />

geklärt werden, durch was sich das vorliegende Schutzrecht<br />

konkret auszeichnet und die zweite Kernfrage lautet: Was ist an<br />

ES IST AUFGABE DES ENTWICKLERS,<br />

BESTEHENDE SCHUTZRECHTE<br />

NICHT ZU VERLETZEN<br />

dem Schutzrecht geschützt? Hierbei müssen nicht die Ansprüche<br />

des Schutzrechtes detailliert aufgeschlüsselt werden, sondern<br />

beispielsweise ist bereits die Erkenntnis einer speziell geschützten<br />

Form oder Anordnung als solches ausreichend. Mit diesen<br />

beiden Antworten muss nun ein technischer Widerspruch gefunden<br />

werden, mit dem die TRIZ-Widerspruchsmatrix zum<br />

Einsatz gebracht werden kann. Dabei gilt es nun, die gefundenen<br />

Antworten jeweils auf einen der 39 Parameter zu adaptieren.<br />

Dann trägt man den gefundenen, zu verbessernden Parameter<br />

in die Zeile der TRIZ-Matrix ein und der Parameter, der das bestehende<br />

Schutzrecht auszeichnet, wird in die Spalte der Matrix<br />

eingetragen.<br />

So ergibt sich ein Schnittpunkt in der Tabelle, der definierte<br />

Lösungsprinzipien zur Behebung dieses technischen Widerspruchs<br />

vorschlägt. Nun gilt es, diese von der Matrix vorgeschlagenen<br />

Lösungsprinzipien auf das zu umgehende Schutzrecht<br />

anzuwenden, um daraus neue Konzepte für das eigene Produkt<br />

zu entwickeln. Diese Konzepte können nach gängiger Konstruktionspraxis<br />

weiterbearbeitet werden.<br />

PRODUKTENTWICKLUNG NACH<br />

STAND <strong>DER</strong> TECHNIK<br />

Die Vorteile dieser Vorgehensweise sind, dass die Lösungsfindung<br />

so immer auf bestehendem Know-how basiert, da das zu<br />

umgehende Schutzrecht den aktuellen Stand der Technik repräsentiert.<br />

Es kommt zu einer Zeitersparnis, indem iterative<br />

Vorgänge durch Schutzrechtverletzungen während des Konstruktionsprozesses<br />

vermieden werden. Auch die Matrix selbst<br />

beruht auf existierenden Schutzrechten und stützt sich somit<br />

auf bestehendes Wissen. Zusätzlich wird durch diese Anwendung<br />

die Gefahr der Schutzrechtverletzung stark reduziert, da<br />

das umgangene Schutzrecht die eigenen Anforderungen am<br />

besten erfüllt hat und aus patentrechtlichen Gründen kein<br />

weiteres identisches Schutzrecht vorhanden sein kann. Durch<br />

die Analyse des Schutzrechts in Bezug auf einen verbesserungswürdigen<br />

Parameter ergibt sich ebenfalls der Vorteil,<br />

dass bestehende Problematiken (z. B. systembedingte Festigkeitsprobleme)<br />

frühzeitig erkannt und verbessert werden.<br />

Durch den konkreten Vorschlag von möglichen Lösungsprinzipien<br />

der Matrix, wird die Kreativität des Entwicklers nicht eingeschränkt<br />

und bewusst gesteuert, sodass es zu einer Zeitersparnis<br />

kommt. Darüber hinaus steigt die Wahrscheinlichkeit einer<br />

möglichen Schutzrechtanmeldung des eignen Produkts, da die<br />

TRIZ-Widerspurchsmatrix mit ihren Lösungsprinzipien die<br />

Basis für eine neue Erfindung bildet.<br />

Diese Methode kann zwar eine Schutzrechtverletzung nicht<br />

vollständig ausschließen, sie macht sich jedoch die bestehenden<br />

Schutzrechte zu Nutze, und senkt die Gefahr einer Schutzrechtverletzung.<br />

Außerdem ermöglicht sie dem Entwickler ein strukturiertes<br />

Vorgehen zur Schutzrechtumgehung, sodass selbst bei<br />

einer großen Anzahl vorhandener Schutzrechte ein eigenes<br />

Produkt entwickelt werden kann, das bestehenden technischen<br />

Lösungen überlegen ist.<br />

Quellen: Schlicksupp, H. (1977): Kreative Ideenfindung in der Unternehmung<br />

Methoden und Modelle, de Gruyter, 1. Auflage; Orloff, M.A. (2006): Grundlagen<br />

der klassischen TRIZ, Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 3. Auflage<br />

Bilder: Aufmacher Tierney – stock.adobe.com, sonstige Hochschule Trier<br />

www.hochschule-trier.de<br />

34 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


SOFTWARE & PROTOTYPING<br />

MENÜLOSE ERSTELLUNG VON PLANUNGSUNTERLAGEN<br />

Die neue Version der WSCAD-Electrical-Engineering-Lösung heißt<br />

Electrix. Sie überzeugt durch einen vollständig erneuerten Kern. Er<br />

ermöglicht es, sämtliche Prozessschritte in der Elektrotechnik<br />

konsequent zu verzahnen und schlanke, zeitoptimierte Abläufe zu<br />

implementieren. Zahlreiche Automatismen entlasten Konstrukteure<br />

und garantieren professionelle Unterstützung. Daten müssen nicht<br />

mehrfach erfasst werden, eine moderne Bedienoberfläche reduziert<br />

die Engineering-Zeiten. Dank der neuen Schnellsuche Search & Click<br />

reicht es, einen Begriff im Suchen-Dialog einzugeben – schon werden<br />

passende Treffer angezeigt. Der Clou dabei: Niemand muss den<br />

Zeichnungsbereich verlassen, um beispielsweise einen Befehl aus der<br />

Menüleiste auszuführen oder ein Symbol im Plan zu platzieren.<br />

Ein neues Projekt lässt sich mithilfe der Schnellsuche ebenso anlegen wie Montageplatten, Kabelkanäle und Hutschienen auf<br />

Cabinet-Seiten platzieren. Auch Software-Einstellungen können mit Search & Click schnell und bequem geändert werden.<br />

www.wscad.com<br />

SCHNELLER SCHNEIDEN IN 3D<br />

Trumpf hat mit<br />

BrightLine Speed<br />

eine Technologie<br />

entwickelt, mit der<br />

sich Bleche schneller<br />

und effizienter<br />

schneiden lassen.<br />

Die Lösung zielt<br />

insbesondere auf das<br />

dreidimensionale<br />

Schneiden warmumgeformter<br />

Bauteile<br />

ab, wie sie etwa<br />

bei der Herstellung<br />

von B-Säulen oder<br />

Türrahmen in der<br />

Automobilfertigung<br />

zum Einsatz kommen. „Mit BrightLine Speed können wir die<br />

Schnittgeschwindigkeit bei bis zu 4 mm dicken Blechen um<br />

bis zu 60 % erhöhen“, sagt Ralf Kohllöffel, Produktmanager bei<br />

Trumpf. Weiterer Vorteil: Mit BrightLine Speed sinkt der<br />

Schneidgas-Verbrauch pro Bauteil gegenüber herkömmlichem<br />

Laserschneiden um rund die Hälfte. Zudem ist der<br />

Schneidprozess bei gleicher Laserleistung um bis zu 15 %<br />

produktiver, weshalb dementsprechend weniger Energie pro<br />

Bauteil nötig ist. Zentraler Bestandteil von BrightLine Speed<br />

ist ein von Trumpf patentiertes 2in1-Laserlichtkabel (LLK) mit<br />

einem inneren und einem äußeren Faserkern.<br />

www.trumpf.com<br />

LEICHTBAUSTRUKTUREN ITERATIV ERZEUGEN<br />

In der aktuellen Version der Software 4D Additive von CoreTechnologie<br />

unterstützt das Additive Manufacturing Tool einen<br />

neuen Ansatz zur Erzeugung, Optimierung und Validierung von<br />

Leichtbaustrukturen. Mit dem Advanced Lattice Modul werden<br />

schnell und einfach Gitterstrukturen erzeugt und zur Optimierung<br />

mit einer neuen Nastran-Schnittstelle direkt an die<br />

Berechnungs-Software übergeben. Die Integration der Nastran-<br />

Schnittstellle als Standardformat in die 4D-Additive-Software<br />

ermöglicht es, die mit wenigen Klicks innerhalb von Sekunden<br />

erzeugten Gitterstrukturen, alternative Bauteildesigns und<br />

komplexe 3D-Geometrien nahtlos an die Berechnungs-Software<br />

zu senden. Die Software bietet Tools zur automatischen<br />

Erzeugung von 20 verschiedenen 3D-Gitterstrukturtypen.<br />

Hierbei können CAD-Volumenkörper mit internen Strukturen<br />

aufgefüllt sowie Teile der Körper durch externe Strukturen<br />

ersetzt werden.<br />

www.coretechnologie.com<br />

SIMULIEREN UND EVALUIEREN BEI <strong>DER</strong> ZAHNRADFERTIGUNG<br />

Bei der Herstellung und Prüfung von Zahnrädern unterstützt der Softwareanbieter<br />

Kisssoft Anwender mit vielfältigen Berechnungs- und<br />

Simulationsmöglichkeiten für die Arbeitsvorbereitung. Umsetzbar sind die<br />

Auslegung von Werkzeugen für evolventische oder nicht-evolventische<br />

Verzahnungen sowie eine Prüfung zwecks Verwendung von bereits<br />

vorhandenen Werkzeugen aus einer Datenbank. Für Power Skiving und<br />

Honen lässt sich eine Kollisionsabschätzung vornehmen. Schleifkerben<br />

können vorgängig mit der FE-Methode im Hinblick auf die Spannungskonzentrationen<br />

bewertet werden. Darüber hinaus besteht die Option,<br />

Auswirkungen von Fertigungsfehlern auf das Abrollverhalten mit der<br />

Kontaktanalyse unter Last zu simulieren.<br />

www.kisssoft.com<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 35


SPECIAL CONNECTIVITY<br />

01<br />

02<br />

SMART AUF DEM<br />

WEG INS IIOT<br />

03<br />

04<br />

SPECIAL<br />

05<br />

36 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


SPECIAL CONNECTIVITY<br />

Digitalisierung treibt einheitlich vernetzte Unternehmensprozesse<br />

in Entwicklung, Produktion und Vertrieb voran. Voraussetzung<br />

dafür sind die passenden Infrastrukturlösungen.<br />

Mit welchen Komponenten dies gelingen kann, und vor allem warum<br />

ein einfacher Zugang ins IIoT wichtig ist, erfahren Sie hier.<br />

Ethernet findet in immer mehr Bereichen der Automatisierung<br />

Anwendung und ist das verbindende Element für IT<br />

und OT (Operational Technology). Um entsprechend robuste<br />

Netzwerke für den industriellen Einsatz aufbauen zu<br />

können, entwickelt Harting das Angebot an zuverlässiger Industrial<br />

Ethernet-Connectivity stetig weiter. Für Fast-Ethernet und<br />

Gigabit-Ethernet zeigt die Technologiegruppe neue Varianten<br />

der robusten RJ Industrial Multifeature Schnittstelle: den industrietauglichen<br />

RJ45 mit „integriertem Seitenschneider“ zum<br />

beschleunigten und vereinfachten Kabelanschluss sowie den<br />

neuen preLink RJ45 in optimiertem Design. Beide RJ45 Neuheiten<br />

überzeugen in ihren geraden und gewinkelten Ausführungen.<br />

01 Der RJ Industrial MultiFeature stellt eine deutlich<br />

verbesserte Variante des klassischen RJ45 dar<br />

02 Der ix Industrial ist im Vergleich zu RJ45-Lösungen<br />

70 % kleiner und nun auch Profinet spezifiziert<br />

03 Der Steckverbinder preLink RJ45 im<br />

optimierten Design<br />

04 Die neuen Varianten der T1 Industrial-<br />

Schnittstelle für Single Pair Ethernet<br />

05 M12 PushPull-Rundsteckverbinder nach der<br />

neuen Norm IEC 61076-2-010<br />

CONNECTIVITY – FIT FÜR DIE ZUKUNFT<br />

Fest steht: Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung<br />

noch einmal beschleunigt. Damit steigt der Bedarf an<br />

leistungsfähigen Konnektivitätslösungen für die<br />

industrielle Transformation. Doch Lieferengpässe durch<br />

Materialknappheit und fragile Lieferketten sind aktuelle<br />

Herausforderungen, die auch in Zukunft relevant sein<br />

werden. Hinzu kommen steigende Energiepreise und<br />

die immensen Anstrengungen für die Energiewende.<br />

Harting setzt daher auf Ethernet, Prototyping und<br />

Energy und bietet dazu Entwicklungen mit Mehrwert.<br />

Dazu zählt die sichere und störungsfreie Verbindungstechnik<br />

für modulare Batteriespeicher zu einem<br />

Energiespeichersystem. Immer wichtiger wird auch das<br />

Thema Ethernet: durch die Verbindung aus IP-basierter<br />

Kommunikation und smarter Sensorik lässt sich die<br />

Automatisierungspyramide vom Sensor bis in die Cloud<br />

neu definieren.<br />

SCHNITTSTELLEN UM 75 % SCHNELLER<br />

IM FELD ANSCHLIESSEN<br />

Für anspruchsvolle Ethernet-Anwendungen in der Feldebene,<br />

deren Montage großem Zeitdruck unterliegen kann, stellt Harting<br />

M12-Rundsteckverbinder nach der neuen Norm IEC 61076-2-010<br />

vor. Sie stehen für den lange von Anwendern erwarteten marktübergreifenden<br />

PushPull-Verriegelungsstandard für M12-Steckverbinder.<br />

Damit ist zum einen der Zugriff auf stehende und<br />

versenkte Gerätebuchsen möglich, zum anderen können die<br />

Schnittstellen auch 75 % schneller im Feld angeschlossen werden.<br />

Das seit langem kritische Thema Second Source und Interoperabilität<br />

ist somit hinfällig. Anwender Profinet-gerechter Verkabelungslösungen<br />

sollten einen Blick auf den miniaturisierten ix<br />

Industrial-Steckverbinder werfen. Die im Vergleich zu RJ45-<br />

Lösungen 70 % kleinere Schnittstelle ist nun auch in der Profinet<br />

Guideline Cabling and Interconnection-Technology spezifiziert<br />

und bietet Anwendern eine deutlich kleinere, robustere und absolut<br />

industrietaugliche Schnittstelle für anspruchsvolle Applikationen<br />

im Profinet-Umfeld.<br />

HYBRIDE KONZEPTE FÜR SINGLE PAIR ETHERNET<br />

Unter den Neuheiten spielen darüber hinaus die neuen Varianten<br />

der T1 Industrial-Schnittstelle für Single Pair Ethernet eine besondere<br />

Rolle, insbesondere die nach IEC 63171-6 standardisierte<br />

Schnittstelle in M12- und M8-Gehäusen. Darüber hinaus stellt<br />

die Technologiegruppe die neuen hybriden Konzepte für SPE<br />

plus Power nach IEC 63171-7 vor. Um Leistungsanforderungen<br />

zu erfüllen, die über die möglichen 50 W von Power over Data<br />

Line hinausgehen, ist die -7-Norm für hybride SPE-Lösungen ein<br />

wichtiger Schritt.<br />

Um die SPE-Technologie weiteren industriellen Anwendungsbereichen<br />

zugänglich zu machen, hat die Technologiegruppe<br />

erste Lösungen für den einpaarigen Anschluss per Leiterplatten-<br />

Klemme parat. Klemmen vereinfachen den Anschluss von SPE<br />

nochmals und können dazu beitragen, Ethernet in die Feld -<br />

e bene zu bringen und das Handling zu vereinfachen. Dies ist insbesondere<br />

im Kontext von SPE und IIoT mit geringen Datenraten<br />

ab 10 Mbit/s und Übertragungslängen von bis zu 1 000 m in der<br />

Industrie, Gebäude- und Prozessautomatisierung interessant.<br />

Bilder: Harting<br />

STEIGENDE ÜBERTRAGUNGS-<br />

RATEN ERFOR<strong>DER</strong>N NEUE WEGE<br />

IN <strong>DER</strong> DATEN-INFRASTRUKTUR<br />

www.harting.com<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 37


GEHEIMNISSE <strong>DER</strong> MATERIE LÜFTEN<br />

SPECIAL<br />

Wenn 2025 die europäische Spallationsquelle<br />

ESS im schwedischen Lund ihren stationären<br />

Betrieb aufnimmt, wird ein neuer Schritt<br />

zum Ziel der Materieforschung gemacht.<br />

Insgesamt 13 europäische Länder sind an<br />

dem Großprojekt beteiligt. Viele anspruchsvolle<br />

Verbindungslösungen kommen von einem<br />

deutschen Anbieter.<br />

Irmgard Nille, freie Journalistin im Auftrag von U.I. Lapp GmbH<br />

Die 1,843 Milliarden Euro teure ESS wird eine der führenden<br />

Einrichtungen für Materieforschung sein. Ihre Aufgabe<br />

ist es, durch die sogenannte Spallation freie Neutronen<br />

für die Forschung zu gewinnen. Ab 2025 wird die ESS die<br />

leistungsfähigste Neutronenquelle der Welt sein und jährlich von<br />

tausenden von Wissenschaftlern genutzt werden können. Die<br />

Anlage umfasst einen Linearbeschleuniger, eine Targetstation,<br />

eine Anordnung von Neutroneninstrumenten, mehrere Laboratorien<br />

sowie ein Daten- und Softwarezentrum, das bei der Universität<br />

Kopenhagen in Dänemark angesiedelt ist.<br />

Mithilfe von Neutronen können aus dem Innersten der Materie<br />

verschiedenste Informationen herausgeholt werden. Sie erlauben<br />

tiefe Einblicke in die innere Struktur und Dynamik von Materie<br />

und zerstören dabei nicht die Untersuchungsobjekte. Die ungeladenen<br />

Kernteilchen können bis zu Billiardstel Metern kleine<br />

Strukturen und Billiardstel Sekunden kurze Bewegungen feststellen.<br />

Sie machen Kristallgitter und magnetische Strukturen, aber auch<br />

Bewegungen von Teilchen sichtbar und identifizieren verschie-<br />

38 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


SPECIAL CONNECTIVITY<br />

ZUM ABSCHLUSS <strong>DER</strong><br />

ARBEITEN WERDEN<br />

SCHÄTZUNGSWEISE 800 000 M<br />

KABEL VERLEGT WORDEN SEIN<br />

Diese werden in einem 600 m langen, unterirdischen Linearbeschleuniger<br />

mithilfe von weiteren elektromagnetischen Feldern<br />

so stark beschleunigt, bis sie mit einer Energie von rund zwei<br />

Gigaelektronenvolt nahezu mit Lichtgeschwindigkeit durch den<br />

Beschleuniger rasen. In der Targetstation kollidieren die Protonen<br />

mit einem rotierenden Target, das aus dem Schwermetall Wolfram<br />

besteht. Hier spalten die Protonen Neutronen aus den Kernen<br />

der Wolframatome ab, etwa zwanzig bis dreißig Neutronen<br />

für jedes Proton. Dies ist die sogenannte Spallation. Sie gilt als<br />

wesentlich effizienter als die Kernspaltung, da sie viel größere<br />

Neutronenflüsse für die Forschung liefert, mit dem zusätzlichen<br />

Vorteil, dass sie keine selbsterhaltende Kettenreaktion beinhaltet.<br />

Die aus dem Wolfram-Target freigesetzten Neutronen sind für<br />

die Forschung noch viel zu schnell und energiereich, um für wissenschaftliche<br />

Experimente genutzt zu werden. Sie müssen von<br />

etwa 10 % der Lichtgeschwindigkeit auf etwa die Schallgeschwindigkeit<br />

abgebremst werden. Dazu schickt man sie durch Moderatoren,<br />

die mit Wasser oder flüssigem Wasserstoff gefüllt sind.<br />

Nach dieser quasi „Vollbremsung“ gelangen die freien Neutronen<br />

über Beamlines zu den Experimentierplätzen. Hier zeichnen<br />

Detektoren auf, wie sich die Neutronen beim Durchgang durch<br />

verschiedene Materialproben verändern. So lässt sich berechnen,<br />

wie sich die Atome in der Probe anordnen und wie sie sich bewegen.<br />

Diese Analyse wird mithilfe des Daten- und Softwarezentrums in<br />

Kopenhagen durchgeführt.<br />

Kein Wunder, dass für die Errichtung der Europäischen Spallationsquelle<br />

ESS die Anforderungen an die benötigten Verbindungslösungen<br />

besonders hoch sind. Hier hat Lapp als weltweiter Anbieter<br />

von Kabeln, Leitungen und Kabelzubehör in guter<br />

Zusammenarbeit mit Elektroskandia und Assemblin mit Knowhow<br />

und innovativen Produkten zu diesem spektakulären Projekt<br />

beigetragen. So wurden zur Steuerung und Überwachung im<br />

Beschleuniger mehr als 16 000 Signalkabel benötigt. Vieles ist<br />

maßgeschneidert und alles muss bis ins kleinste Detail perfekt<br />

funktionieren. Dies gilt insbesondere für Kabel und elektrische<br />

Komponenten, denn die Geräte sind hochempfindlich. Die Firma<br />

Assemblin in Malmö wurde mit der Durchführung der elektrischen<br />

Installationen an den Beschleunigerteilen beauftragt. Hierfür<br />

hatte Rolf Grahl, Projektleiter bei Assemblin, von ESS ein hartes<br />

Pflichtenheft für die zu installierenden Produkte erhalten.<br />

Benötigt wurden beispielsweise mehr als 100 verschiedene<br />

Kabel typen. Viele davon sind Spezialkabel, mit hohen Anfordedene<br />

Isotope eines Elements. Dadurch eröffnen sich faszinierende<br />

Möglichkeiten. Mit den ESS-Neutronen können Materialeigenschaften<br />

erforscht werden, die mit anderen Methoden nicht<br />

möglich wären. Forschende aus Physik, Chemie, Biologie, Life<br />

Science, Energieforschung, Medizin, aber auch Archäologie und<br />

Kunstgeschichte werden wichtige Entdeckungen für die Menschheit<br />

machen können.<br />

NEUE ÄRA FÜR DIE NEUTRONENFORSCHUNG<br />

Allerdings ist es nicht so einfach, die gewünschten Neutronen zu<br />

gewinnen. Neutronen sind im Atomkern festgehalten. Sie müssen<br />

also „befreit“ werden. Statt Kernspaltung zu nutzen, wird im ESS<br />

dafür das moderne Konzept der Spallation, was so viel wie „Absplitterung“<br />

bedeutet, genutzt. Und das funktioniert so: Eine<br />

Ionenquelle wird mit rasch wechselnden elektromagnetischen<br />

Feldern voller Wasserstoffgas aufgeheizt, damit sich die Elektronen<br />

aus den Gasmolekülen lösen. Zurück bleiben die Protonen.<br />

MEHR ALS 16 000 SIGNALKABEL BENÖTIGT<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 39


SPECIAL CONNECTIVITY<br />

Im ESS wurden unter anderem<br />

halogenfreie Steuerleitungen<br />

und ihre geschirmten halogenfreien<br />

Varianten installiert<br />

SPECIAL<br />

rungen u. a. an Strahlenschutz, Schirmung und Temperaturbeständigkeit.<br />

Bei der Umsetzung hat Assemblin mit dem Elektrogroßhändler<br />

Elektroskandia in Malmö zusammengearbeitet, dessen<br />

breites Sortiment auch die Produkte von Lapp umfasst.<br />

Lapp hat sowohl Spezialkabel als auch Standardkabel, die das<br />

Unternehmen im Programm hat, geliefert. Außerdem wurden<br />

spezielle Kabel nach den Anforderungen im Pflichtenheft für ESS<br />

gefertigt und getestet. Rolf Grahl: „Assemblin hat 45 Elektroinstallateure<br />

vor Ort. Auch für sie ist das Projekt eine große Herausforderung,<br />

mit schwierigen Installationen in Umgebungen mit<br />

sehr speziellen Bedingungen. Wir sind stolz darauf, unseren Teil<br />

des ESS auszuführen.“ Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind,<br />

werden schätzungsweise 800 000 m Kabel verlegt worden sein.<br />

BLICK IN DIE KLEINSTEN STRUKTUREN<br />

Neutronen sind unscheinbare Bestandteile von Atomkernen<br />

und doch wahre Multitalente. Die Neutronen,<br />

die sich die Forschenden im ESS zunutze machen wollen,<br />

sind nicht im Atomkern gebunden. Sie sind frei und<br />

erlauben tiefe Einblicke in die innere Struktur und<br />

Dynamik von Materie, ohne die Untersuchungsobjekte<br />

zu zerstören. Dabei können die ungeladenen Kernteilchen<br />

– je nach Messinstrument und abbildendem<br />

Verfahren – erstaunlich tief blicken und ultraschnelle<br />

Vorgänge beobachten. Bis zu Billiardstel Metern kleine<br />

Strukturen und Billiardstel Sekunden kurze Bewegungen<br />

lassen sich feststellen – Größenordnungen, in denen<br />

sich einzelne Atomkerne bewegen.<br />

Weitere Informationen über die europäische Spallationsquelle<br />

ESS bietet eine geführte Videotour:<br />

https://youtu.be/sFMYcnm4ynk<br />

HOHE MATERIALANFOR<strong>DER</strong>UNGEN<br />

AN KABEL WERDEN ERFÜLLT<br />

Über den Großhändler Elektroskandia in Malmö wurde bei Lapp<br />

vor allem nach feuerfesten und halogenfreien Kabeln für die Anlage<br />

nachgefragt. Bei ESS wurden beispielsweise die halogenfreien<br />

Steuerleitungen Ölflex Classic 130 H und ihre geschirmten halogenfreien<br />

Varianten Ölflex Classic 135 CH installiert. Sie zeichnen<br />

sich durch verbessertes Brandverhalten aus. Zum Einsatz<br />

kommen aber auch Unitronic LiHH/LiHCH. Dabei handelt es<br />

sich um halogenfreie Datenübertragungskabel mit Aderkennzeichnung<br />

nach DIN 47100 sowie ihre geschirmte Variante. Darüber<br />

hinaus hat Lapp ein kundenspezifisches Produkt mit einem<br />

speziellen Isolations- und Mantelmaterial hergestellt, das gegen<br />

ionisierende Strahlung, die beim Spallationsprozess entsteht, resistent<br />

ist und eine Einzel- und Gesamtabschirmung aus einem<br />

Aluminiumband und mit passenden zweiadrigen Leitern versehen<br />

ist. „Insgesamt haben wir rund 70 Varianten geliefert“, sagt<br />

Mathias Jönsson, regionaler Verkaufsleiter bei Lapp in Schweden<br />

und ergänzt: „Wir freuen uns, dass wir die Materialanforderungen<br />

für die ESS-Forschungsanlage erfüllen können und Lapp bei<br />

diesem bedeutenden Projekt dabei ist.“<br />

Die weltweit führende Spallationsquelle ESS wird für die Forschung<br />

in Deutschland und Europa von großer Bedeutung sein.<br />

An der Entwicklung der benötigten Forschungsinstrumente für<br />

die Neutronenforschung sind in Deutschland das Forschungszentrum<br />

Jülich, das Helmholtz-Zentrum Geesthacht für Materialund<br />

Küstenforschung sowie die Technische Universität München<br />

beteiligt. Der Bau der ESS-Forschungseinrichtung begann 2014.<br />

Die gesamte Gebäudefläche beträgt mehr als 13 Fußballfelder.<br />

Nach Angaben des deutschen Bundesministeriums für Bildung<br />

und Forschung soll die Neutronenquelle 2025 im Dauerbetrieb sein.<br />

Bilder: Aufmacher Ulrika Hammarlund, Einklinker U.I. Lapp GmbH,<br />

01 Roger Eriksson/ESS<br />

www.lappkabel.de<br />

40 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


SPECIAL CONNECTIVITY<br />

HEAVY-DUTY-ENERGIEKETTE FÜR LANGE VERFAHRWEGE<br />

Eine Nummer kleiner, aber umso stärker präsentiert sich die Heavy-<br />

Duty-Energiekette TKHD85-R, deren Spezialgebiet lange Verfahrwege<br />

sind. Mit robustem Design und schmutzunempfindlicher Außenkontur<br />

bewegt sich dieses Kraftpaket zuverlässig in rauem Terrain. Gleichzeitig<br />

ist sie dank integrierter Geräuschdämpfung besonders leise. Die Teilung<br />

von 85 mm und die polygonoptimierte Außenkontur wirken sich auf<br />

den ruhigen Lauf der Energieführungskette aus. Die integrierten Rollen<br />

der TKHD85-R unterliegen dank der verbauten Edelstahl-Kugellager<br />

kaum dem Verschleiß und sind wartungsfrei. Eine rollende Kettenanwendung<br />

verhindert bei langen Verfahrwegen eine unerwünschte<br />

Auslängung. Das Energieführungssystem benötigt im Vergleich zu einer<br />

gleitenden Energiekette bis zu 90 % weniger Kraft und spart damit<br />

Antriebsleistung und Energie. Selbst bei hohen Verfahrgeschwindigkeiten und Beschleunigungen läuft die Leitungsführung ruhig<br />

und vibrationsarm – so wird die Belastung von Energiekette und Leitungen auf ein Minimum reduziert.<br />

www.kabelschlepp.de<br />

PNEUMATIK-SCHLÄUCHE OHNE<br />

QUETSCHUNGEN SICHERN<br />

Bügelschellen,<br />

die in Energieketten<br />

für eine<br />

Zugentlastung<br />

der Pneumatik-<br />

Schläuche<br />

sorgen, aber<br />

diese nicht<br />

quetschen<br />

können, bietet<br />

Igus in der Serie<br />

CFX an. Wenn<br />

klassische Bügelschellen zu fest angezogen werden, drücken<br />

sich die Bügel in die Manteloberflächen. So kann es zu<br />

dauerhaften Querschnittsveränderungen kommen, die bei<br />

den Schläuchen zu ungleichmäßigen Druckluftströmen und<br />

damit zu Fehlfunktionen führen können. Die CFX-Schellen<br />

wiederum haben Pneumatik-Doppelwannen – blaue<br />

Einsätze, die die Schläuche von oben und unten umschließen.<br />

Dreht man an der Schraube der Schelle, drückt die Klemmbacke<br />

nicht direkt auf die Oberfläche des Schlauchs,<br />

sondern auf den oberen Einsatz der Doppelwanne. Sobald<br />

er auf den unteren Einsatz trifft, ist automatisch die<br />

optimale Haltekraft erreicht. Prüfungen des Anzugsdrehmoments<br />

entfallen dann. Gleichzeitig ist es mechanisch<br />

unmöglich, aus Versehen zu viel Druck auszuüben und<br />

den Schlauch zu beschädigen.<br />

www.igus.de<br />

FÜNFFACH GENORMTE EINZELA<strong>DER</strong>N<br />

Mit seinen Fivenorm-Einzeladern bietet Helukabel eine<br />

einfache und wirtschaftliche Lösung für den exportorientierten<br />

Maschinenbau. Die Kupferleitungen mit PVC-Isolierung<br />

sind nach allen gängigen Zulassungen wie VDE, CSA,<br />

EAC, UL und MTW zertifiziert und können damit weltweit<br />

eingesetzt werden – das vereinfacht die Lagerhaltung und<br />

die Stücklisten der Anwender. Die in Deutschland nach<br />

höchsten Qualitätsstandards hergestellten Fivenorm-<br />

Einzeladern sind in vielen verschiedenen Farben erhältlich.<br />

Kleinere Aderdurchmesser von 0,5 bis 6 mm² liefert Helukabel<br />

nicht nur im Fass, sondern auch im praktischen 100-m-<br />

Ringkarton. Dies erleichtert bei kleineren Bedarfsmengen<br />

das Handling und vereinfacht so die Maschinenverkabelung.<br />

Anwender profitieren außerdem von der erhöhten maximalen<br />

Leitertemperatur von 90 °C sowie dem erweiterten<br />

Spannungsbereich bis 1 000 V Wechsel- bzw. 1 250 V<br />

Gleichspannung.<br />

www.helukabel.de<br />

FÜR DEN REINRAUM KONZIPIERT<br />

Das Unternehmen Icotek bietet ab sofort Kabeleinführungssysteme speziell<br />

für den Einsatz in Reinräumen. Erhältlich sind die bewährten Kabeleinführungsleisten<br />

für Leitungen mit und ohne Stecker vom Typ KEL-ER und<br />

KEL-U mit den dazu passenden Tüllen KT. Für Leitungen ohne Stecker sind<br />

die Kabeldurchführungsplatten KEL-DPZ ebenfalls als Reinraumversion<br />

erhältlich. Alle durch das Fraunhofer IPA geprüften und zertifizierten Icotek-<br />

Kabeldurchführungssysteme für den Reinraum sind für Klasse 1 gemäß DIN<br />

EN ISO 14644-1:2015 geeignet und zertifiziert. Durch den Einsatz spezieller<br />

Werkstoffe bei der Herstellung der Kabeleinführungssysteme ist ein sehr<br />

geringes Ausgasungsverhalten nach DIN EN ISO 14644-8:2013-06 sichergestellt. Die Kabeleinführungssysteme haben ausführungsabhängig<br />

Schutzklasse bis IP68, sind FDA-konform und UL Type 12/4X zertifiziert.<br />

www.icotek.com<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 41


SPECIAL CONNECTIVITY<br />

SINGLE PAIR ETHERNET<br />

WIRD EIN WICHTIGER<br />

BAUSTEIN ZUKÜNFTIGER<br />

KONNEKTIVITÄT SEIN<br />

Das Schlüsselwort für die Konnektivität von morgen lautet Datenqualität. Während aktuelle industrielle<br />

Kommunikationsnetzwerke einigermaßen fehlertolerant sind, werden sich Produktionsprozesse in Zukunft<br />

nur über eine sichere und zuverlässige Verkabelung umsetzen lassen. Mit den stetig steigenden Anforderungen<br />

an die Netzwerkperformance steigen die Anforderungen an Steckverbinder und Kabel. Die Infrastruktur muss<br />

auch in Grenzbereichen der zukünftigen Technologien noch leistungsfähig genug sein, um eine hohe Verfügbarkeit<br />

und Robustheit zu gewährleisten ohne dass es zu Netzwerkausfällen oder Performance-Einbußen kommt.<br />

Single Pair Ethernet (SPE) wird ein wesentlicher Baustein sein. Dieser eröffnet die Möglichkeit, mit einem<br />

vergleichsweise kompakten Interface hohe Datenraten barrierefrei von der Steuerungs- in die Sensor-/<br />

Aktor-Ebene zu bringen. Im Gegensatz zu aktuellen Lösungen mit zwei oder vier verdrillten Adernpaaren<br />

setzt SPE auf nur ein verdrilltes Adernpaar. Dadurch entsteht künftig eine vergleichsweise gewichtsparende<br />

Infrastrukturlösung für IIoT- und I4.0-Applikationen.<br />

MARC BRAUN, B.SC.<br />

Produktmanager, Escha GmbH & Co. KG, Halver<br />

IMPRESSUM<br />

erscheint <strong>2022</strong> im 53. Jahrgang,<br />

ISSN 0344-4570 / ISSN E-Paper: 2747-7215<br />

REDAKTION<br />

Chefredakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Nicole Steinicke (ni),<br />

Tel.: 06131/992-350, E-Mail: n.steinicke@vfmz.de<br />

(verantwortlich i.S.d. § 18 Abs. 2 MStV)<br />

Redakteurinnen: Dipl.-Geogr. (FH) Martina Laun (ml),<br />

Tel.: 06131/992-233, E-Mail: m.laun@vfmz.de<br />

Dipl.-Ing. (FH) Inga Ronsdorf (iro),<br />

Tel.: 06131/992-259, E-Mail: i.ronsdorf@vfmz.de<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Melanie Lerch, Tel.: 06131/992-261,<br />

Petra Weidt, Tel.: 06131/992-371,<br />

Ulla Winter, Tel.: 06131/992-347,<br />

E-Mail: redaktionsassistenz_vfv@vfmz.de,<br />

(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />

GESTALTUNG<br />

Conny Grothe, Sonja Daniel, Anette Fröder<br />

SALES<br />

Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />

E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />

Andreas Zepig, Tel.: 06131/992-206,<br />

E-Mail: a.zepig@vfmz.de<br />

Anzeigendisposition: Heike Rauschkolb,<br />

Tel.: 06131/992-241, E-Mail: h.rauschkolb@vfmz.de<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 34: gültig ab 1. Oktober 2021<br />

LESERSERVICE<br />

vertriebsunion meynen GmbH & Co. KG,<br />

Große Hub 10, 65344 Eltville, Tel.: 06123/9238-266<br />

Bitte teilen Sie uns Anschriften- und sonstige<br />

Änderungen Ihrer Bezugsdaten schriftlich mit<br />

(Fax: 06123/9238-267, E-Mail: vfv@vertriebsunion.de).<br />

Preise und Lieferbedingungen:<br />

Einzelheftpreis: € 13,- (zzgl. Versandkosten)<br />

Jahresabonnement Inland: € 95,- (inkl. Versandkosten)<br />

Jahresabonnement Ausland: € 111,- (inkl. Versandkosten)<br />

Abonnements verlängern sich automatisch um ein<br />

weiteres Jahr, wenn sie nicht spätestens vier Wochen vor<br />

Ablauf des Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.<br />

VERLAG<br />

Vereinigte Fachverlage GmbH<br />

Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz<br />

Postfach 100465, 55135 Mainz<br />

Tel.: 06131/992-0, Fax: 06131/992-100<br />

E-Mail: info@vfmz.de, www.vereinigte-fachverlage.de<br />

Handelsregister-Nr.: HRB 2270, Amtsgericht Mainz<br />

Umsatzsteuer-ID: DE149063659<br />

Ein Unternehmen der Cahensly Medien<br />

Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem<br />

Gesellschafter: P.P. Cahensly GmbH & Co. KG,<br />

Karl-Härle-Straße 2, 56075 Koblenz<br />

Verlagsleiter: Dr. Michael Werner, Tel.: 06131/992-401<br />

Chef vom Dienst: Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />

Leitende Chefredakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Nicole Steinicke<br />

Head of Sales: Carmen Nawrath<br />

Tel.: 06131/992-245, E-Mail: c.nawrath@vfmz.de<br />

(verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />

Vertrieb: Sarina Granzin, Tel.: 06131/992-148,<br />

E-Mail: s.granzin@vfmz.de<br />

DRUCK UND VERARBEITUNG<br />

Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH<br />

Kurhessenstraße 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />

DATENSPEICHERUNG<br />

Ihre Daten werden von der Vereinigte Fachverlage GmbH<br />

gespeichert, um Ihnen berufsbezogene, hochwertige Informationen<br />

zukommen zu lassen. Sowie möglicherweise von<br />

ausgewählten Unternehmen genutzt, um Sie über berufsbezogene<br />

Produkte und Dienstleistungen zu informieren.<br />

Dieser Speicherung und Nutzung kann jederzeit schriftlich<br />

beim Verlag widersprochen werden (vertrieb@vfmz.de).<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und<br />

Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit der<br />

Annahme des redaktionellen Contents (Texte, Fotos,<br />

Grafiken etc.) und seiner Veröffentlichung in dieser<br />

Zeitschrift geht das umfassende, ausschließliche, räumlich,<br />

zeitlich und inhaltlich unbeschränkte Nutzungsrecht<br />

auf den Verlag über. Dies umfasst insbesondere das Recht<br />

zur Veröffentlichung in Printmedien aller Art sowie<br />

entsprechender Vervielfältigung und Verbreitung, das<br />

Recht zur Bearbeitung, Umgestaltung und Übersetzung,<br />

das Recht zur Nutzung für eigene Werbezwecke, das<br />

Recht zur elektronischen/digitalen Verwertung, z. B. Einspeicherung<br />

und Bearbeitung in elektronischen Systemen,<br />

zur Veröffentlichung in Datennetzen sowie Datenträger<br />

jedweder Art, wie z. B. die Darstellung im Rahmen von<br />

Internet- und Online-Dienstleistungen, CD-ROM, CD und<br />

DVD und der Datenbanknutzung und das Recht, die vorgenannten<br />

Nutzungsrechte auf Dritte zu übertragen, d. h.<br />

Nachdruckrechte einzuräumen. Eine Haftung für die Richtigkeit<br />

des redaktionellen Contents kann trotz sorgfältiger<br />

Prüfung durch die Redaktion nicht übernommen werden.<br />

Signierte Beiträge stellen nicht unbedingt die Ansicht der<br />

Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

kann keine Gewähr übernommen werden. Grundsätzlich<br />

dürfen nur Werke eingesandt werden, über deren Nutzungsrechte<br />

der Einsender verfügt, und die nicht gleichzeitig<br />

an anderer Stelle zur Veröffentlichung eingereicht oder<br />

bereits veröffentlicht wurden.<br />

Datenschutzerklärung: ds-vfv.vfmz.de<br />

Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen.<br />

Mitglied der Informations-Gemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung von<br />

Werbeträgern e. V. (IVW), Berlin.<br />

42 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de


VORSCHAU<br />

IM NÄCHSTEN HEFT: 03/<strong>2022</strong><br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: 25. 02. <strong>2022</strong> • ANZEIGENSCHLUSS: 10. 02. <strong>2022</strong><br />

01<br />

02<br />

03<br />

01 Dass Antriebslösungen mit Planetenrädern wenig präzise sind,<br />

ist ein altes Vorurteil, denn mittlerweile zeigen sie sich in vielerlei<br />

Hinsicht überlegen<br />

Bild: Melior Motion GmbH<br />

04<br />

<strong>DER</strong> DIREKTE WEG<br />

INTERNET:<br />

www.DerKonstrukteur.de<br />

E-PAPER:<br />

digital.derkonstrukteur.de<br />

REDAKTION:<br />

n.steinicke@vfmz.de<br />

WERBUNG:<br />

sales@vfmz.de<br />

SOZIALE NETZWERKE:<br />

www.Facebook.com/DerKonstrukteur<br />

www.twitter.com/derkonstrukteu<br />

02 Das Interesse an nachhaltigen Produkten wächst – digitale<br />

Technologien helfen, Ressourcen ohne Qualitätsverlust zu schonen<br />

Bild: iStock/PhonlamaiPhoto<br />

03 Soll ein kollaborierender Roboter erfolgreich arbeiten, so gilt<br />

es vor dem Plug-and-play eine Reihe von Fragen zu beantworten<br />

Bild: RK Rose+Krieger GmbH<br />

04 Zur Montage von Weltraumkomponenten im Reinraum<br />

wurde ein Verfahren für den metallischen 3D-Druck von<br />

Präzisionswerkzeugen entwickelt<br />

Bild: Fraunhofer ILT, Aachen<br />

(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />

www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 43


SINCE 1974<br />

MADE TO MEASURE PRESSURE<br />

keller-druck.com/custom-solutions<br />

44 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2022</strong>/01-02 www.derkonstrukteur.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!