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hinnerk Februar / März 2022

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HAMBURG І BREMEN І HANNOVER<br />

FEBRUAR / MÄRZ <strong>2022</strong> І HEFT 321<br />

GESELLSCHAFT<br />

Staat, Religion<br />

& queeres<br />

Leben<br />

GESUNDHEIT<br />

HIV: Hoffnung<br />

Gentechnik<br />

DEBATTE<br />

Was ist<br />

WIRKLICHE<br />

Männlichkeit?<br />

INTERVIEWS: MAX APPENROTH, HARALD GLÖÖCKLER, LESLIE CLIO,<br />

SIEGFRIED SCHWARZE, PETER REBANE & TOM PRIOR, LILIAN AUZAS


Hubert Neubacher<br />

Barkassen-Unternehmer & Kunstsammler<br />

CHARAKTER SEIT 1845<br />

Englisches Kleidermagazin Ladage & Oelke | Alter Wall 22 | 20457 Hamburg<br />

www.ladage-oelke.de | ladage.oelke


Intro 3<br />

Intro<br />

LIEBE LESER*INNEN,<br />

an kalten Wintertagen wie diesen sehnt man sich nach starken<br />

Armen zum Gehalten-Werden oder man ist selbst der starke<br />

Arm, der hält. Berührungen sind für die Psyche so ziemlich das<br />

Wichtigste neben Aufmerksamkeiten sprachlicher Natur. Wie<br />

schön, dass bald Valentinstag ist, verbinden wir den „Tag der<br />

Liebenden“ am 14. <strong>Februar</strong> doch mit romantischer Zweisamkeit<br />

und mit jenen, die wir lieben oder die uns etwas bedeuten.<br />

Für Menschen, die ungewollt Single sind, ist der Tag hingegen<br />

meist deprimierend. Oft versucht Mann sein Liebesglück dann<br />

im Internet … was verheerende Folgen haben kann, nämlich<br />

dann, wenn man an Online-Dating-Plattformen gerät, die es<br />

auf Betrug und Abzocke abgesehen haben. Passt auf euch auf<br />

und bleibt gesund!<br />

Viel Spaß beim Lesen – euer <strong>hinnerk</strong> Team!<br />

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epaper.<br />

männer.<br />

media<br />

Alle Magazine<br />

online und<br />

als App!<br />

Zahnarzt<br />

Martin Schuh<br />

Kostenlos<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />

Chefredakteur:<br />

Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Christian Knuth (ck)<br />

KONTAKT:<br />

Hamburg: T: 040 280081-76 /-77,<br />

F: 040 28008178, redaktion@<strong>hinnerk</strong>.de<br />

Berlin: Degnerstr. 9b, 13053 Berlin,<br />

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Frankfurt: T: 069 83044510, F: 069 83040990,<br />

redaktion@gab-magazin.de<br />

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rik-magazin.de, c.lohrum@rik-magazin.de<br />

München: T: 089 5529716-10,<br />

redaktion@leo-magazin.de<br />

MITARBEITER:<br />

Redaktion: Matthias Rätz (mr), Torsten<br />

Schwick (ts), Patrick Heidmann, Felix Just (fj),<br />

Sabine Hannakampf (sah), Michael Rädel (rä)<br />

Lektorat (ausgewählte Texte):<br />

Tomas M. Mielke: www.sprachdesign.de<br />

Sabine Hannakampf:<br />

lektorat-hannakampf.business.site<br />

Grafik: Janis Cimbulis, Susan Kühner,<br />

Barkin Kansu<br />

Cover: Foto: @carloscamposphoto,<br />

Mode: @escollectionofficial,<br />

Director/Model: @acrodave<br />

ANZEIGEN:<br />

Berlin: Christian Fischer (cf):<br />

christian.fischer@blu.fm<br />

Martin Naujoks:<br />

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Christian Fischer (cf): christian.fischer@blu.fm<br />

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Dirk Baumgartl (dax): dirk.baumgartl@blu.fm<br />

VERLAG:<br />

blu media network GmbH, Degnerstr. 9b,<br />

13053 Berlin<br />

Verwaltung: Sonja Ohnesorge<br />

Geschäftsführer: Hendrik Techel,<br />

Christian Fischer (cf)<br />

Vertrieb: CartellX, Eigenvertrieb<br />

Druck: PerCom Vertriebsgesellschaft mbH, Am<br />

Busbahnhof 1, 24784 Westerrönfeld<br />

Abonnentenservice:<br />

Möller Pro Media GmbH, Tel. 030-4 190 93 31,<br />

Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde, Gläubiger-ID<br />

DE06 ZZZ 000 000 793 04<br />

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dass du monatlich dein <strong>hinnerk</strong> Magazin bekommst.<br />

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Dezember 2021). Namentlich gekennzeichnete<br />

Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wieder. Die Abbildung oder Erwähnung<br />

einer Person ist kein Hinweis auf deren sexuelle<br />

Identität. Wir freuen uns über eingesandte Beiträge,<br />

behalten uns aber eine Veröffentlichung<br />

oder Kürzung vor. Für eingesandte Manuskripte<br />

und Fotos wird nicht gehaftet. Der Nachdruck<br />

von Text, Fotos, Grafik oder Anzeigen ist nur mit<br />

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verantwortlich. Bei Gewinnspielen ist der Rechtsweg<br />

ausgeschlossen. Der Gerichtsstand ist Berlin.<br />

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wird die Abogebühr am 3. Bankarbeitstag des<br />

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Die Anzeigenbelegunsgeinheit<br />

blu media network GmbH<br />

rik / gab / <strong>hinnerk</strong> unterliegt<br />

der IVW-Auflagenkontrolle<br />

Eidelstedter Platz 6 A<br />

22523 Hamburg<br />

DR. MARTIN<br />

EICHENLAUB<br />

Facharzt für Neurologie, Nervenheilkunde,<br />

Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Elbgaustraße 112, 22547 Hamburg<br />

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Inh.: Uta Capellen-Antz e.Kfr.<br />

Tel.: (040) 24 56 64<br />

Fax: (040) 24 44 26


4 Szene<br />

Community<br />

HEALTH CHAT<br />

Kontaktlos ist gerade was<br />

die Sexualität angeht ein<br />

dringender Anwärter für<br />

das Unwort der Corona-<br />

Pandemie. Aber nicht nur<br />

die Einschränkung der freien<br />

Sexualität an sich fördert<br />

Probleme von Vereinsamung<br />

bis angstgetriebenem<br />

Risikovverhalten, auch die<br />

gewohnten Präventionswege<br />

sind seit nunmehr zwei<br />

Jahren nicht oder nur eingeschränkt<br />

zugänglich. Auch<br />

deshalb an dieser Stelle der<br />

Verweis auf gayhealthchat.<br />

de, eine Projekt der<br />

Deutschen Aidshilfe / IWWIT.<br />

Täglich von 17 – 20 Uhr<br />

findest du hier Beratung zu<br />

allen relevanten Fragen rund<br />

um sexuelle Gesundheit. Das<br />

Angebot entlastet auch die<br />

durch Terminpflicht wegen<br />

Kontaktbeschränkung eingeschränkte<br />

Kapazität bei<br />

Hein & Fiete. Dort ist man*<br />

aber auch für euch da! *ck<br />

www.heinfiete.de<br />

FOTO: IWWIT<br />

GENTRIFIZIERUNG:<br />

Contact-Bar muss raus<br />

Nach über zehn Jahren muss die Contact-Bar schließen. Diese Nachricht erwischte<br />

die Szene St. Georgs und die Facebook-Öffentlichkeit ziemlich kalt. <strong>hinnerk</strong><br />

versuchte über die Bezirksversammlung sein Wissen über Milieuschutz aufzufrischen,<br />

konnte aber leider keinen Rettungsanker ausfindig machen. Kollege und Abgeordneter<br />

Jimmy Blum (FDP): „Milieuschutz ist nicht auf Gewerbe anwendbar, sondern dient dem<br />

Erhalt gewachsener Bevölkerungsstrukturen bei Modernisierung und Neuplanung von<br />

Wohngebäuden.“ Den Einwand, dass eine Eckkneipe Schutzraum oder Treffpunkt für ein<br />

Milieu im Sinne einer Quartiersgemeinschaft ist, kann er als langjähriger Einzelhändler<br />

mit eigenen Projekten zum Erhalt von Kleingewerbe im Grindelviertel und der HafenCity<br />

mehr als nur nachvollziehen. Dennoch gibt es einfach derzeit weder auf Bezirkseben<br />

noch über die Stadtverwaltung eine Handhabe, um im Fall Contact-Bar einzugreifen. Bestehende<br />

Verordnungen in Milieuschutzgebieten können nur durch privaten Mieter*innen<br />

gegen eventuelle Kündigungen angewandt werden. Dazu informieren die Abgeordneten<br />

der Bezirke oder der Bürgerschaft sicher auf Nachfrage gerne, aber auch die Mieterschutzverbände<br />

bei Bedarf. Wir veröffentlichen die lange Fassung des Facebookpostings<br />

von Contact-Macher Micco Dotzauer und hoffen, dass noch ein queerer Schutzengel St.<br />

Georg vor einem weiteren seelenlosen Luxuswohnblock bewahrt und sich für Micco und<br />

seine Gäste eine gemeinsame Zukunft organisieren lässt. *ck<br />

Aus für Szene-Bar mit Herz<br />

Geahnt haben wir es schon Anfang 2021.<br />

Da wurden die Mieter des Hauses Danziger<br />

Straße 51 darüber informiert, dass ihre<br />

Wohnungen in Eigentumswohnungen<br />

umgewandelt werden. Und einen Tag vor<br />

Silvester wurde auch für uns Gewissheit,<br />

dass wir aufgeben müssen: Wir bekamen<br />

von unserem Vermieter die Kündigung zum<br />

30. Juni.<br />

Unsere schriftliche Anfrage, was der<br />

Grund der plötzlichen Kündigung ist, blieb<br />

unbeantwortet. Das trifft uns besonders<br />

hart, da es gerade in Zeiten von Corona<br />

nicht einfach ist, einen regelmäßigen<br />

Barbetrieb mit vielen unterschiedlichen<br />

Veranstaltungen durchzuführen.<br />

Es geht mit der Schließung unserer Bar<br />

nicht nur eine weitere schwule Location<br />

verloren. Im Laufe der Jahre hat sich eine<br />

eingeschworene Stammkundschaft gebildet.<br />

Für diese ist die Bar keine gewöhnliche<br />

Kneipe. Sie ist wichtiger<br />

Teil ihres sozialen Lebens.<br />

Enge Freundschaften sind<br />

daraus entstanden, die Gäste<br />

sprechen gar von Familie und ihrem<br />

„schwulen Wohnzimmer“. Mit der Bar hat<br />

sich ein wichtiger Nachbarschaftstreff etabliert.<br />

Sich für andere einsetzen, Toleranz<br />

und Engagement – das sind die Werte, die<br />

hier gelebt wurden. Ein wichtiger Anlaufpunkt<br />

für gesellschaftliche Aktivitäten geht<br />

nun verloren.<br />

EIN KLEINER RÜCKBLICK<br />

Die Contact-Bar verstand sich von Anfang<br />

an als Treffpunkt für schwule Männer, die<br />

mit einem vielfältigen Programm unterhält.<br />

Gemeinsam verfolgten wir den Eurovision<br />

Song Contest, feierten Frühlings-, Grill- und<br />

Sommerfeste mit brasilianischen Specials<br />

und führten in Kooperation mit Brunos und


SZENESTERBEN<br />

GESUNDHEIT<br />

IN HAMBURG<br />

Mr. Chaps Modenschauen durch. Mit Unterstützung von<br />

Hein & Fiete und verschiedener Gruppen und Vereine der<br />

Community fanden Kicker-Turniere statt. Bei den jährlichen<br />

Oktoberfest-Partys konnten wir auf die Zusammenarbeit<br />

von Ingo von Mr. Chaps rechnen und auch Tupperpartys<br />

hatte ihre Fans. Hier feierten regelmäßig unsere Gäste<br />

Geburtstag, auch einen Heiratsantrag gab es bei uns. Ein<br />

Jahr später durften wir sogar die Hochzeitsparty ausrichten.<br />

Bei uns hatte Tante Woo ihren ersten öffentlichen Auftritt,<br />

ebenso die Soul-Sisters. Weitere Künstler folgten: Anni,<br />

Stefan Hossfeld, Marion von Richly, Mark Remien, Toni und<br />

Frl. Menke. Pieter Van Kerckhoven aus Paris erfreute mit<br />

französischen Chansons. Es waren großartige Abende,<br />

vielen Dank an alle Künstler!<br />

Legendär und sehr beliebt sind uns die Adventssingen<br />

mit Tante Woo und Roman Who in Erinnerung. Und die<br />

Unmusikalität so manchen Gastes…. Und auch die Bingo-<br />

Abende mit Hummel und unser regelmäßiges Quiz sind bald<br />

Geschichte. Vielen Dank an die Moderatoren Rita & Sally,<br />

später kamen Rudi & Nils dazu. Es war toll mit euch, vielen<br />

Dank! In unserer Bar standen die Ansprechpartner bei der<br />

Polizei vom Steindamm Rede und Antwort, und wir stellten<br />

die schwul-lesbischen Ansprechpartner bei der Polizei<br />

Hamburg vor.<br />

Als wir die Bar coronabedingt schließen mussten, verlegten<br />

wir den Betrieb ins Internet. Über Zoom trafen wir uns<br />

regelmäßig zum virtuellen Stammtisch, sammelten weiter<br />

Spendengelder und Rudi & Nils unterhielten uns mit dem<br />

monatlichen Quiz. Überhaupt war uns gesellschaftliches<br />

und politisches Engagement immer wichtig. Wir beteiligten<br />

uns bei der Organisation des „Kiss in“ vor dem russischen<br />

Generalkonsulat gegen Schwulenverfolgung in Russland<br />

und sammelten Spenden für verfolgte und inhaftierte<br />

Schwule in Tschetschenien. Mit unseren Benefizaktionen<br />

unterstützten wir regelmäßig Projekte wie der schwule<br />

Infoladen Hein & Fiete, die Hamburgische Regenbogenstiftung,<br />

das Magnus Hirschfeld Centrum, ein schwules<br />

Wohnprojekt, die Künstlerhilfe e.V. und die Aids-Seelsorge.<br />

Für das Denkmal für sexuelle und geschlechtliche Identität<br />

liegen 7.269,50 Euro bereit. Insgesamt sammelten wir<br />

in den vergangenen zehn Jahren über 32.566 Euro für<br />

wohltätige Zwecke.<br />

Doch noch liegen sechs Monate vor uns! Wir bleiben bis<br />

zum Schluss für euch da und, so Gott bzw. Corona will,<br />

werden wir euch auch weiterhin mit speziellen Events<br />

überraschen.<br />

Bleibt optimistisch! Wir sind es auch!<br />

*Micco Dotzauer, Januar <strong>2022</strong><br />

FOTOS: PINK CHANNEL HAMBURG<br />

ÄRZTE<br />

■ Andreas Britz,<br />

Dr. med.Praxisklinik am Rothenbaum,<br />

Privatpraxis, Haut- und Geschlechtskrankheiten,<br />

Lasertherapie, Kosm.-<br />

ästhet. Behandlungen, Allergologie,<br />

Heimhuder Str. 38, & 44809812,<br />

www.dr-britz.de<br />

■ Dammtorpraxis, Dr. Linnig,<br />

Allgemeinmedizin, Reise-Medizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Damnmtorstr. 27, & 35715638,<br />

www.dammtorpraxis.de<br />

■ ICH Grindel,<br />

Dr. med. Thomas Buhk,<br />

Dr. med. Stefan Fenske,<br />

Prof. Dr. med. Hans-Jürgen<br />

Stellbrink,<br />

All gemeine und Innere Medizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Grindelallee 35, & 4132 420,<br />

www.ich-hamburg.de<br />

■ ICH Stadtmitte,<br />

Dr. med. Axel Adam,<br />

Stefan Hansen,<br />

PD Dr. med. Christian Hofmann,<br />

Dr. med. Michael Sabranski,<br />

Dr. med. Carl Knud Schewe,<br />

Allgemeine und Innere Medizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Glockengießerwall 1,<br />

& 28004200,<br />

www.ich-hamburg.de<br />

■ Medizinisches Versorgungszentrum<br />

Hamburg,<br />

Prof. Andreas Plettenberg,<br />

Dr. Albrecht Stoehr,<br />

Prof. Jörg Petersen,<br />

Dr. Peter Buggisch,<br />

HIV, Hepatitis, STD, Infek tiologie,<br />

Lohmühlenstr. 5, Am AK St. Georg<br />

Haus L, & 28407600,<br />

www.ifi-medizin.de<br />

■ Urologische Praxis<br />

Oliver Neubauer,<br />

Facharzt für Urologie,<br />

Herthastr. 12, & 64224500,<br />

www.urologe-hamburg.com<br />

■ Josef Stuch,Dr.<br />

All gemeinmedizin,<br />

Ida-Ehre-Platz 12, & 37510060<br />

■ Ambulanzzentrum des UKE,<br />

Bereich Infektiologie:<br />

Dr. med. Olaf Degen,<br />

Dr. med. Anja Hüfner,<br />

Dr. med. Sabine Jordan,<br />

Dr. med. Guido Schäfer,<br />

Dr. med. Stefan Schmiedel,<br />

Fachärzte für Innere Medizin, Allgemeinmedizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Spezialsprechstunde PrEP, Impfungen,<br />

Infektions- & Tropenkrankheiten,<br />

Universitätsklinikum Hamburg-<br />

Eppendorf, Martinistr. 52,<br />

& 741052831, infektionen@uke.de,<br />

www.uke-infektionen.de<br />

ukeprep.de<br />

■ Dr. med. Martin Eichenlaub,<br />

Facharzt für Neurologie,<br />

Nervenheilkunde, Psychiatrie u.<br />

Psychotherapie,<br />

Elbgaustr. 112., & 841084,<br />

www.nervenarzt-eichenlaub.de<br />

■ Dr. Roy Heller,<br />

Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin,<br />

Suchtmedizin, Psychotherapie,<br />

HIV, Hepatitis, STD, Juliusstr. 36,<br />

& 4300890<br />

■ Dr. med. Welf Prager & Partner,<br />

Dermatologie,<br />

ästhetische Dermatologie,<br />

operative Dermatologie,<br />

Allergologie, Phlebologie,<br />

Lasermedizin,<br />

Hemmingstedter Weg 168,<br />

& 040 81 991 991<br />

www.derma-hamburg.de<br />

ZAHNÄRZTE<br />

■ Martin Schuh,<br />

Eidelstedter Platz 6a, & 5709385,<br />

www.zahnaerzte-eidelstedt.de<br />

■ Zahnarztpraxis Rainer Witt,<br />

Holsteiner Chausee 267, & 55505962,<br />

www.zahnaerzte-schnelsen.de<br />

COACHING<br />

■ Markus Bundschuh,<br />

Gestalttherapeut-Psychotherapie<br />

(HPG), Müggenkampstr. 29,<br />

& (0179) 5270700,<br />

www.therapie.de/psychotherapie/<br />

bundschuh<br />

■ Ruthemann Coaching,<br />

Heilpraktiker f. Psychotherapie,<br />

Professor-Brix-Weg 4, & 31171492,<br />

www.ruthemann-coaching.de<br />

■ Dipl Päd. Volkmar Suhr,<br />

Systemischer Berater&Therapuet<br />

DSGF, Neue Str. 24, 22942 Bargteheide,<br />

& 04532-2045500,<br />

www.familyspirits.de<br />

APOTHEKEN<br />

■ Apotheke am H auptbahnhof,<br />

Steindamm 2, Ecke Adenauerallee,<br />

& 241241<br />

■ Apotheke Zum Ritter St. Georg,<br />

Lange Reihe 39, & 245044<br />

■ Epes Apotheke,<br />

Lange Reihe 58, & 245664<br />

■ Engel Apotheke,<br />

Steindamm 32, 20099 Hamburg,<br />

& 245350, info@engelapotheke.net<br />

PSYCHOTHERAPIE<br />

■ Markus Bundschuh,<br />

Gestalttherapeut-Psychotherapie<br />

(HPG), Müggenkampstr. 29,<br />

& (0179) 5270700,<br />

www.therapie .de/psychotherapie/<br />

bundschuh<br />

■ Christian Perro, Dr. med.,<br />

Psychiatrie, Eppendorfer Landstr. 37,<br />

& 464554<br />

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christian.fischer@blu.fm


6 Szene<br />

DEBATTE<br />

Die Politik von DRAG<br />

Ist ein Mann in Frauenkleidern politisch? Und wer definierte eigentlich wann,<br />

was Frauenkleider sind? Und was macht den Mann zum Mann? Schreibt<br />

man über die Kunst der Travestie, kann man sich der politischen Ebene nicht<br />

verschließen.<br />

Die heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft<br />

mag es lieber, wenn Menschen mit Penis<br />

keine Kleider tragen. Und sie fühlt sich<br />

provoziert, wenn Menschen mit Penis sich<br />

selbst als genderfluid oder gar als weiblich<br />

definieren. Es wird online gehetzt und<br />

gepöbelt, es wird diskriminiert und es passieren<br />

immer wieder schreckliche Morde,<br />

weil ein Mensch wagt, so zu leben, wie er<br />

eben ist. Insofern tangiert Travestie immer<br />

auch die Politik und Gesellschaft.<br />

Aber selbst innerhalb der Szene ist Drag<br />

etwas Politisches: Dragqueens beobachten<br />

sich – vor allem in Zeiten von Social Media<br />

– mit Argusaugen, kreiden an, kritisieren<br />

und lachen aus. Andere Dragqueens<br />

wiederum scheißen auf Sachen wie Political<br />

Correctness und nehmen für einen derben<br />

Witz oder eine Schlagzeile auch mal Kollateralschäden<br />

und seelische Verletzungen<br />

der Angegriffenen in Kauf.<br />

Aber er ist nicht weg, der Zusammenhalt in<br />

der Drag-Community, das wollen wir hier<br />

auch nicht behaupten! Vor allem während<br />

der ersten Corona-Welle war es ganz<br />

wunderbar zu erleben, wie Drags, die Community<br />

im Allgemeinen, sich gegenseitig<br />

half und supportete. Alte Grabenkämpfe<br />

FOTOS: M. RÄDEL<br />

waren vergessen, man rückte zusammen<br />

trotz Social Distancing. Und ja, Dragqueens<br />

waren schon immer die, die der Gesellschaft<br />

den Spiegel vorhielten, die sich Dinge<br />

rausnehmen durften, die man sonst nur<br />

schwer akzeptieren konnte.<br />

Einst unterschied man innerhalb der Szene<br />

zwischen Tunten – das waren politisch<br />

aktive Dragqueens – und Transen, gemeint<br />

waren damit nicht Trans*, sondern bunte<br />

Queers, die nur auf Spaß und Glamour<br />

setzten, aber wenig(er) politisch waren.<br />

Mittlerweile sind aber weder diese Begriffe<br />

gebräuchlich, noch gibt es diese zwei Lager.<br />

Heute kann jede/jeder politisch wirken und<br />

auf Glamour setzen. Das war in den späten<br />

1990ern noch etwas anders, da achtete die<br />

Tunte durchaus darauf, „nicht zu perfekt,<br />

sondern etwas schangelig“ (Zitat Daphne<br />

de Baakel) auszusehen. Und Underground-<br />

Größen wie Juwelia Soraya bezeichnen<br />

sich selbst sogar (mitunter) als Scheusal.<br />

Das stößt uns vor den Kopf und das ist<br />

sicherlich beabsichtigt, denn die herzensgute<br />

Juwelia ist Künstlerin, kein Scheusal.<br />

Kein Mensch kann das sein. Ohne Zweifel<br />

spielt Juwelia aber dann – in ihrer Funktion<br />

als Tunte – darauf an, wie die Gesellschaft<br />

Menschen wie sie leider oft sieht.<br />

Zu diesen Gedanken passt hervorragend<br />

das Buch von Baffolo Meus, Mitgründer von<br />

„Travestie für Deutschland“, „Schminken<br />

mit Tschechow – Die Politik von Drag“, das<br />

beim Querverlag erschienen ist. „Travestie<br />

kann ein dringender Unterschlupf sein, die<br />

notwendige Dosis Humor, der Hafen am<br />

Ende einer stürmischen Woche oder genau<br />

der Superstar, der von jungen Menschen<br />

geliebt wird, weil sie sich selbst noch<br />

nicht lieben können“, ist dort zu lesen. Ein<br />

wunderbares Outro für diesen Text und ein<br />

toller Appetitmacher auf sein Buch. *rä<br />

INTERNET<br />

Oh, wie schön!<br />

Stefan und Sebastien bereisen die Welt und<br />

machen als @nomadicboys ihre über 140.000<br />

Fans glücklich. Und in der Tat geht einem bei<br />

Bildern wie diesem das Herz auf. Schottland ist<br />

schön! Das sexy Paar hat aber natürlich auch noch<br />

andere Länder bereist und zum Teil ziemlich lustige<br />

Inhalte im Angebot – auch mit schwulem Witz<br />

... Kennengelernt haben sich die beiden erfolgreichen<br />

und sympathischen Blogger in London, Stefan<br />

aus Griechenland und Sebastien aus Lyon trafen<br />

sich erstmals in der populären Location „G-A-Y<br />

Bar“. Folgen kann man den beiden Role Models zum<br />

Beispiel auf Instagram. Und die beiden Kerle machen<br />

gute Laune! „Unsere Mission ist es, zu inspirieren und<br />

zu zeigen, dass man mehr Orte auf der Welt besuchen<br />

kann, als man es für möglich gehalten hätte ...“ *rä<br />

nomadicboys.com


Kollektion <strong>2022</strong><br />

UNSER NEUES VIDEO IST DA!<br />

KOPF Vasen<br />

NEU Sofakombi BEAU<br />

Wandleuchte BUBBLE BOY<br />

NEUE TAPETEN<br />

LIFESTYLE<br />

NEU MY MEXIKO CITY<br />

POP-UP STORE<br />

AUCH HAMBURGER HOF<br />

JUNGFERNSTIEG<br />

Polsterbank TIDE<br />

OH DU MY MEXIKO!<br />

DESIGNWERK Sofa ANIMA<br />

Couchtische SHINY TABLES<br />

Bett VENTO / Tapete LONDON ART Quast<br />

TIERLEUCHTEN


8 Szene<br />

INTERVIEW<br />

Mr Gay Germany<br />

MAX APPENROTH<br />

Der Diversity-Berater und queere<br />

Aktivist ist der <strong>2022</strong>er-Mr Gay Germany.<br />

Wir erreichten Max am Telefon in der<br />

Wahl-Heimat Köln. Das ganze Interview<br />

gibt es in unseren nächsten Print-Magazinen<br />

in unter anderem Köln, Hamburg, Berlin,<br />

Stuttgart, Bremen, München, Frankfurt<br />

und Düsseldorf.<br />

Wer brachte dich auf die Idee, bei<br />

der Wahl mitzumachen? Hattest du<br />

Muffensausen?<br />

Die Idee kam tatsächlich von mir selbst. Ich<br />

verfolgte das schon länger auf Social Media<br />

und dachte mir: Warum denn nicht? Ich<br />

bin da recht selbstbewusst rangegangen,<br />

war dann aber doch etwas aufgeregt, als<br />

dann der Anruf kam, dass ich dabei bin.<br />

Das Bewerberinterview wurde geführt, die<br />

Kampagne kam an … Dass ich es dann ins<br />

Finale geschafft habe, war ein spannender<br />

Moment.<br />

Hattest du Angst vor Kritik aus der<br />

Szene?<br />

Die, die mir erzählen wollen, ich sei<br />

kein Teil der Community, gerade wegen<br />

diesen Leuten mache ich es! Aber der<br />

Zuspruch aus der Szene ist riesig. Das<br />

zeigt mir, dass es der richtige Schritt war,<br />

bei Mr Gay Germany mitzumachen.<br />

Du bist auch Diversity-Berater und<br />

trans Aktivist, da hat dein Projekt<br />

gut gepasst.<br />

Die Kampagne Proud to Be Alive thematisiert<br />

die hohe Suizidrate bei unter<br />

lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans,<br />

queeren, inter, asexuellen (LSBTQIA*)<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen.<br />

Es ist ein schweres Thema, aber es muss<br />

angegangen werden, um die Situation<br />

für die nächsten Generationen besser<br />

zu machen. Ich versuche mit meinen<br />

Mitstreiter*innen Aktionen zu starten,<br />

die helfen. Ich will eine Krisen-Support-<br />

Hotline, aber auch als Präventionsarbeit<br />

die Sichtbarkeit von queeren Menschen<br />

in der Kinder- und Jugendliteratur<br />

erhöhen, den Menschen von klein auf<br />

das Gefühl geben, dass sie nicht alleine<br />

sind.<br />

Wann hast du gemerkt, dass du<br />

trans bist?<br />

Da war ich Anfang 20. Aber wenn ich in<br />

meine Biografie schaue, gab es mehrere<br />

Momente. Ich hatte in meinem Leben<br />

drei Coming-outs, mit 13 habe ich mich<br />

als lesbisch geoutet, weil ich merkte,<br />

ich als junge „Frau“ mit Männern nicht<br />

klappen würde und ich so auch nicht<br />

wahrgenommen werden will. Mit Anfang<br />

20 ist mir klar geworden, dass ich keine<br />

Frau bin, das war dann auch ein nahezu<br />

nahtloser Übergang, dass ich meine<br />

Sexualität für mich gefunden habe.


FOTO: KIKO DIONISIO, WWW.KIKODIONISIO.COM<br />

FOTO: SOPHIA EMMERICH, WWW.SOPHIAEMMERICH.COM<br />

FOTO: SOPHIA EMMERICH, WWW.SOPHIAEMMERICH.COM<br />

Lasst uns<br />

Dating einen<br />

Neustart<br />

verpassen.<br />

Du lebst in einer Partnerschaft, wie geht deine<br />

Beziehung mit deiner Popularität um?<br />

Ich bin mit einem Mann verheiratet. Wir legen unsere Kräfte<br />

seit Jahren zusammen, um das Beste für die Community zu<br />

erreichen. Er unterstützt mich immer und ist mein Anker,<br />

der mir auch immer wieder in schwierigen Situationen auf<br />

die Füße hilft!<br />

Wie reagierst du auf Hass im Netz?<br />

Es ist immer wieder erst ein Schreck, aber dann gibt es mir<br />

auch Kraft, genau das zu tun, was wir tun. Ich und meine<br />

Mitstreiter*innen sind leider immer noch nicht überall<br />

akzeptiert. Da muss noch viel mehr passieren. Und fiese<br />

Kommentare sind letztendlich Benzin in meinen Motor!<br />

Meine Arbeit und auch andere queere Projekte sind immer<br />

noch wichtig und notwendig.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.max-appenroth.com,<br />

mehr Features dieser Art auf<br />

www.instagram.com/blu_germany


10 Szene<br />

INTERVIEW<br />

Mr Gay Germany Veranstalter:<br />

„Das ist wirkliche Männlichkeit“<br />

Der Sieg des trans Mannes<br />

Max Appenroth bei Mr Gay<br />

Germany ist auch ein Erfolg<br />

des Teams hinter dem Contest.<br />

Ein Erfolg ihres 2015 entwickelten<br />

Wettbewerbskonzeptes, das auf Inhalte<br />

statt Oberfläche setzt. Ein Gespräch mit<br />

Patrick Dähmlow über Max und Männlichkeit.<br />

Wie war eure erste Reaktion auf die<br />

Bewerbung von Max?<br />

Uns ging es bei seiner Bewerbung<br />

tatsächlich so, wie fast allen tausende<br />

Menschen, die uns beim Finale<br />

zugeschaut haben, wie allen Fotografen,<br />

die die Kandidaten direkt vor der Linse<br />

hatten: es ist uns überhaupt nicht<br />

aufgefallen, dass Max eine trans Person<br />

ist. Erst beim Telefonat erzählte er, dass<br />

er Diversity-Berater ist und eben trans<br />

Aktivist. Wir haben uns total gefreut, weil<br />

wir seit 2015 – seitdem machen wir die<br />

Wahl deutschlandweit – noch keinen trans<br />

Kandidaten dabei hatten und so zeigen,<br />

dass es in der deutschen Community<br />

nicht nur weiße cis Männer gibt.<br />

Wie habt ihr den davor teilweise<br />

transphoben Streit um die Teilnahme<br />

von trans Männern erlebt?<br />

Transphobe Angriffe hatten wir bei Mr<br />

Gay Germany noch nie. Was wir jedes<br />

Jahr haben, ist, dass der gewählte Mister<br />

aneckt und wir viele Meldungen bekommen,<br />

nach dem Muster ‚ich fühle mich<br />

von dem Kandidaten nicht repräsentiert’,<br />

er ist ‚zu jung‘ ‚zu alt’, ‚zu weich’ … Und<br />

das haben wir jetzt eigentlich auch mit<br />

Max sehr stark erwartet. Tatsächlich<br />

kam bisher kein negatives Feedback.<br />

Keiner hat uns geschrieben hat, ‚ich<br />

fühle mich von einer trans Person nicht<br />

repräsentiert’.Ich verstehe die transphobe<br />

Kritik um diese Mr. Gay World Teilnahme<br />

so, dass ein Mister ein biologischer Mann<br />

sein müsse. Das ist doch Quatsch. Die<br />

Community besteht nicht nur aus cis<br />

Männern.<br />

Und noch mal ganz deutlich, falls jetzt<br />

jemand denkt, er hat nur gewonnen,<br />

weil er ein trans Kandidat ist und das<br />

bei Heidis Topmodel auch geklappt hat<br />

dieses Jahr: Nein. Max war nach Punkten<br />

der beste Kandidat und hatte die stärkste<br />

Kampagne. Und er ist nun mal trans. Das<br />

hat aber nichts mit seinen Leistungen<br />

beim Contest zu tun.<br />

In der Frauenbewegung und auch<br />

der L-Community gibt es TERFs, bei<br />

den Männern „Super Straights“ und<br />

„Super Gays“. Macht der Penis den<br />

Mann?<br />

Ein ganz klares Nein. Max hat – genau wie<br />

viele andere trans Personen – ein harten<br />

und langen Weg hinter sich und ist jetzt<br />

seit vielen Jahren dort angekommen, wo<br />

er sein möchte, wo er sich wohlfühlt, wo<br />

er SEIN Leben leben kann. Max ist ein<br />

Mensch, der Verantwortung übernimmt<br />

für Familie, für einen liebenden Partner.<br />

Das ist doch eigentlich viel mehr das, was<br />

einen Mann ausmacht. Verantwortung zu<br />

übernehmen. Max will mit seiner Kampagne<br />

zusätzlich Verantwortung auch für<br />

andere übernehmen und Menschen Mut<br />

machen, die das gleiche fühlen wie er.<br />

Das ist wirkliche Männlichkeit, wenn man<br />

davon denn so sprechen möchte.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

Das ganze Interview lest ihr auf männer.<br />

media/topics/mr-gay-germany!


Szene 11<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

PSYCHE<br />

„MAMA, ICH BIN SCHWUL“<br />

– Anna und Riccardo Simonetti<br />

Zusammen mit seiner Mutter hat der<br />

Autor, Blogger und Entertainer ein<br />

Coming-out-Buch geschrieben, das wir dir<br />

ans Herz legen wollen. Ein warmes, intimes<br />

und äußerst lesenswertes Werk, das wir nur<br />

empfehlen können.<br />

Jedes Coming-out ist schwer. Und das immer<br />

noch, denn die heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft<br />

nimmt – ohne bösen Willen – ja<br />

einfach an, dass der Junge sich als Junge fühlt<br />

und bald mal eine Freundin hat. Dass er keine<br />

Puppen bekommt und ihm eher Rockbands<br />

als Girlgroups oder Diven in Sachen Musik<br />

schmackhaft gemacht werden, klingt nach<br />

Klischees, ist aber meist so. Und klar, pinke<br />

Shirts und goldene Täschchen bekommt die<br />

kleine Schwester – wobei diese Zuordnungen<br />

ja eigentlich NICHTS mit der Sexualität zu tun<br />

haben sollten. Trotzdem bekommt man schnell<br />

ein „Schwul oder was?“ auf dem Schulhof an<br />

den Kopf geworfen, wenn man mal anders,<br />

als es „die Heten“ erwarten, auf dem Schulhof<br />

aufkreuzt. Plötzlich gehört man nicht mehr<br />

dazu, man erfährt Ablehnung, Mobbing und<br />

Ausgrenzung. Bin ich schwul? Bin ich lesbisch?<br />

Bin ich anders? Tausend Gedanken rasen<br />

plötzlich durch den Kopf, nur weil man es wagt,<br />

andere Musik zu hören und sich nicht so zu kleiden,<br />

wie es die toxisch-maskulinen Jungmachos<br />

gutheißen. Irgendwann reden „alle“ über Pornos,<br />

die sie im Internet gefunden haben. Doch was<br />

soll der queere Mensch dann zum flachen (in der<br />

Pubertät wichtigen) Gespräch beitragen, ohne<br />

dass sich alle Gesprächsteilnehmer*innen angeekelt<br />

abwenden? Ekel, ja das schlägt Menschen<br />

mit anderer sexueller Orientierung oft entgegen.<br />

Zweifel und Ängste entstehen, das<br />

Selbstvertrauen schwindet. Und das ist immer<br />

noch so, auch 2021, denn queere Freiheit<br />

existiert nur in einigen Gesellschaftsbereichen,<br />

Subkulturen und Safe Spaces (in die man sich<br />

aber erst mal trauen muss).<br />

Gerade erschien bei GOLDMANN „Mama, ich<br />

bin schwul – Was mein Coming-out für uns<br />

bedeutete – Ein Buch über das Anderssein“<br />

von Riccardo und Anna Simonetti. Ein sehr<br />

persönliches und ungemein hilfreiches Buch<br />

für alle Leser*innen, das zum einen unterhält,<br />

zum anderen anhand der hier geschilderten<br />

Erfahrungen hilft, Minderwertigkeitsgefühle zu<br />

überwinden und bei der Arbeit und im Alltag<br />

selbstbewusst queer aufzutreten. Man „macht“<br />

das ja nicht, um andere zu provozieren, man<br />

ist so. Warum sollte #mensch sich verstellen?<br />

In dem Buch schildern der Buchautor,<br />

Blogger und Entertainer Riccardo Simonetti<br />

und seine Mutter Anna abwechselnd ihre<br />

ganz persönlichen Herausforderungen und<br />

Erlebnisse miteinander. Genau, die Mutter des<br />

LGBTIQ*-Sonderbotschafters des Europäischen<br />

Parlaments schrieb mit, und das hebt das Buch<br />

noch einmal ab von anderen Büchern zum<br />

Thema. Denn es sensibilisiert für die andere<br />

Seite des Coming-out, schließlich muss das<br />

familiäre Umfeld ja auch umdenken – im<br />

Idealfall so liebevoll und aufgeklärt wie Riccardos<br />

Mutter Anna trotz Prägung durch ein streng<br />

katholisches Elternhaus: „Er wollte […] der Junge<br />

sein, der er war. Ein Glitzer-Junge“. Ein warmes,<br />

intimes und äußerst lesenswertes Buch, das wir<br />

nur empfehlen können, als Geschenk oder für<br />

dich, auch wenn dein Coming-out womöglich<br />

schon geschafft ist. *rä<br />

www.goldmann-verlag.de<br />

MICHAEL<br />

§<br />

LEIPOLD<br />

RECHTSANWALT<br />

Fachanwalt für Familienrecht<br />

Fachanwalt für Migrationsrecht<br />

• Strafrecht<br />

• Familien- und Partnerschaftsrecht<br />

• Migrations- und Asylrecht<br />

Steindamm 62 • 20099 Hamburg<br />

Tel.: (040) 357 147 34<br />

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12 GESELLSCHAFT<br />

INTERVIEW<br />

DOMINIC UND SEBASTIAN:<br />

„Füreinander da sein“<br />

Am 14. <strong>Februar</strong> ist Valentinstag,<br />

der Tag der Liebenden.<br />

Ein schöner Anlass, dir einmal<br />

dieses Kölner Paar vorzustellen,<br />

das auf Instagram seine über 50.000<br />

Follower erfreut: Teamleiter & IT Fachmann<br />

Dominic und Süßwaren-Experte<br />

Sebastian.<br />

Wie kamt ihr 2016 zusammen?<br />

Dominic: Im Mai 2016 hat Sebastian<br />

Langeweile gehabt und bei Facebook<br />

rumgeschaut und dort mich auf einer<br />

Bildverlinkung gesehen. Sebastian fand<br />

mein Lächeln toll und stupste mich bei<br />

Facebook an.<br />

Sebastian: Da aber Dominic diese<br />

Anstupsfunktion nicht so gut findet, hat<br />

er mich einfach angeschrieben. Bis zum<br />

ersten Treffen dauerte es einige Wochen.<br />

Aber der Kontakt blieb weiterhin bestehen,<br />

via Chat. Dann haben wir uns zum Kölner<br />

CSD 2016 verabredet und die vier Tage<br />

zusammen verbracht. Dabei lernten wir<br />

uns kennen und verguckten uns schon<br />

ein wenig ineinander. Da wir aber aus zwei<br />

verschiedenen Städten kamen, Offenbach<br />

und Köln, war ein Treffen unter der Woche<br />

komplizierter. Aber jedes Wochenende<br />

haben wir uns dann getroffen. Ende Juli<br />

wurden wir bei einer Party von einer Freundin<br />

gefragt, ob wir jetzt zusammen seien.<br />

Dominic: Darauf haben wir uns beide<br />

angeschaut und sind dann zusammengekommen.<br />

Aber das erste „Ich liebe dich“<br />

gab es dann an unseren Lieblingsferienort<br />

Sitges im Oktober 2016.<br />

Was macht für euch eine glückliche<br />

Beziehung aus?<br />

Sebastian: Reden, wirklich sehr viel<br />

miteinander reden. Aber auch füreinander<br />

da sein. Auch wenn man selber mal zu kurz<br />

dabei kommt. Wir haben in den letzten<br />

Jahren relativ viele Schicksalsschläge<br />

erlebt. Sei es der Tod der Großeltern, der<br />

Tod des Vaters, Jobverluste, Krankheiten<br />

oder auch die Pandemie. Wir haben<br />

immer zusammengehalten, uns getröstet,<br />

miteinander gesprochen, uns kleine<br />

Aufmerksamkeiten gemacht, sei es nur ein<br />

Überraschungsei aus dem Supermarkt.<br />

Dominic: Wir haben aneinander gedacht<br />

und immer wieder miteinander offen<br />

geredet. In allen Situationen haben wir<br />

zusammen die besten Lösungen gesucht.<br />

Aber wir haben auch viel gelacht, viel erlebt<br />

und einfach das Zusammensein genossen.<br />

Jeder hat seine eigenen Hobbys, die der<br />

Partner akzeptiert und gerne unterstützt.<br />

Klar geht man sich auch mal auf die<br />

Nerven, aber auch da gehen wir respektvoll<br />

miteinander um. Wir würden mal sagen,<br />

das sind die besten Tipps für eine tolle<br />

Beziehung.


GESELLSCHAFT 13<br />

Ist einer von euch dominanter?<br />

Sebastian: Sagen wir es mal so. Dominic<br />

kann manchmal sehr impulsiv sein und<br />

sagt offen, was er denkt. Einige Menschen<br />

können damit nicht immer umgehen.<br />

Dominic: Sebastian delegiert manchmal<br />

ganz gerne, damit einfach mal alles<br />

vorangeht. Beide sind wir dominant, aber<br />

auch weich im Kern.<br />

Wie definiert ihr Treue?<br />

Sebastian: Also Treue ist das, was uns<br />

ausmacht. Wir leben monogam, und so<br />

soll es auch bleiben. Das, was wir haben,<br />

sei es körperlich, geistig oder rein sexuell<br />

gesehen, reicht uns komplett aus und wir<br />

sind zu 101 % damit zufrieden.<br />

Dominic: Treue ist aber auch mehr. Die<br />

Treue, offen zueinander zu sein. Auch das<br />

lieben wir an uns.<br />

Lebt ihr zusammen?<br />

Dominic: Wir leben seit 2017 zusammen<br />

in Köln mit unserer Hündin Amy. Am<br />

Anfang lebte Sebastian ja in Offenbach,<br />

wir hatten es so geregelt, dass sobald<br />

einer von uns eine tolle Wohnung findet,<br />

wir auch in dieser Stadt zusammenziehen<br />

werden.<br />

Sebastian: Ein Glück, dass Dominic<br />

eine Wohnung mit Garten in der Kölner<br />

Innenstadt gefunden hat.<br />

Worauf freut ihr euch gerade?<br />

Dominic: Wir freuen uns auf viele Dinge<br />

in diesem Jahr. Sei es wieder Urlaub in<br />

Sitges oder kleine Unternehmungen,<br />

die geplant sind. Aber worauf wir uns<br />

am meisten freuen und vorbereiten, ist<br />

unsere Hochzeit im Oktober <strong>2022</strong>. Hier<br />

sind wir bereits am Planen und freuen<br />

uns einfach, das Jahr gemeinsam als Paar<br />

zu verbringen und als Ehemänner zu<br />

beenden.<br />

Wie überrascht ihr euch am<br />

Valentinstag?<br />

Sebastian: Also Überraschungen gibt es<br />

keine großen. Wir unternehmen lieber<br />

was. Dieses Jahr haben wir einen Besuch<br />

im Kölner Zoo geplant. Sebastian hat dort<br />

Patentiere, hundert Blattschneideameisen.<br />

Jepp, ihr habt richtig gelesen, es sind<br />

Ameisen. Aber das Highlight wird sein, dass<br />

wir es auch wieder zusammen machen<br />

werden. Für uns ist jeder Tag Valentinstag.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.instagram.com/cgn_gaycouple<br />

FOTOS: VIVI & KATE WERLE, WWW.VIVIUNDKATE.DE


14 GESELLSCHAFT<br />

ONLINE-DATING<br />

„Verarscht, abgezockt und betrogen“<br />

auf PLANET-RANDY<br />

FOTO: GABRIEL BENAIS / UNSPLASH:COM<br />

Der Valentinstag kann für<br />

Menschen, die ungewollt Singlesind,<br />

deprimierend sein. Oft versucht<br />

Mann sein Liebesglück dann<br />

im Internet. Einer dieser Männer,<br />

nennen wir ihn Markus, berichtet im<br />

Interview über eine bekannte Plattform<br />

für schwules Online-Dating.<br />

Was ist dir passiert?<br />

Ich fühle mich einfach verarscht, abgezockt<br />

und betrogen. Ich habe fast 1,5 Jahre auf<br />

der Plattform Planet-Randy mit einem User<br />

namens Lollischolli geschrieben und in dieser<br />

Zeit mehrmals nach einem Treffen gefragt.<br />

Immer gab es fadenscheinige Ausreden wie<br />

„meine Mutter ist krank“, „wir kennen uns<br />

noch nicht lange genug“, „lass uns reden,<br />

um uns besser kennenzulernen“, „ich habe<br />

noch Angst davor“ oder ganz perfide „ich<br />

bin als Zwölfjähriger bei einem Schulausflug<br />

vergewaltigt worden und bin immer noch<br />

vorsichtig mit der Auswahl meiner Männer“.<br />

Dann hatte ich ihn gebeten, mir doch seine<br />

Handynummer zu geben, dann könnten wir<br />

über WhatsApp schreiben. Wäre doch für<br />

uns günstiger, seine Antwort war: „Ich stelle<br />

meine persönlichen Daten doch nicht ins<br />

Netz".<br />

Wieviel Geld hast du verloren?<br />

Verloren habe ich in dieser Zeit 4.243,81<br />

Euro.<br />

Planet-Randy gibt zu, mit sogenannten<br />

Controllern zu arbeiten. Fühlst du<br />

dich dennoch betrogen?<br />

Ich habe vom Support erfahren, dass aus<br />

Mangel an Männern sogenannte Controller<br />

eigesetzt werden. Die Supportantwort auf<br />

meine Frage in Kopie: „Wir wollen, dass alle<br />

hier Spaß am Flirten haben. Allerdings gibt es<br />

immer mal wieder einen Mangel an Männer,<br />

was dazu führt, dass keine geeigneten Flirt<br />

Partner anwesend sind. Um diesen Mangel<br />

auszugleichen, setzen wir immer mal wieder<br />

Controller ein, welche unter anonymen<br />

Accounts Dialoge führen. Es ist aber nicht so,<br />

dass du hier niemanden Reales kennenlernen<br />

kannst. Jeden Tag melden sich hunderte<br />

neuer realer User an, genauso wie du“.<br />

Daraufhin habe ich den User Lollischolli<br />

mehrmals in unserer Zeit explizit danach<br />

gefragt, ob er ein Controller sei, seine<br />

Antworten waren: „Nein, er wäre doch<br />

keine Spielekonsole“ oder er wäre doch<br />

„keine Playstation“ oder „er wäre aus Fleisch<br />

und Blut“, „ein Mann mit Gefühlen und<br />

Hoffnungen“ und ich solle „ihm endlich<br />

mal vertrauen“, denn „er würde mich nie<br />

belügen“. Dies ging wie gesagt 1,5 Jahre<br />

so, bis er mir gegenüber am 5. Dezember<br />

dann endlich zugab, dass er ein Controller<br />

sei und seinem Arbeitgeber Planet-Randy<br />

verpflichtet sei, keine Beziehung mit einem<br />

externen User einzugehen. Am 6. Dezember<br />

kam seine letzte Nachricht mit folgendem<br />

Wortlaut: „Lass uns doch wieder versöhnen,<br />

denn es tut so schrecklich weh“. Kurze Zeit<br />

später wurde ich blockiert.<br />

Was ist dein Rat an Nutzer*innen?<br />

Auf dieser Plattform wird man an der Liebe<br />

und deren Gefühlen aufs Schlimmste<br />

hintergangen, belogen und klar betrogen.<br />

Hier sind interne User mit Profilbildern<br />

von Pornodarstellern wie zum Beispiel<br />

Paul Belonek, Blent, Joshua, Kris Levy oder<br />

dem Schauspieler Manuel Rios Fernandez<br />

und viele viele mehr zu sehen. Ich möchte<br />

behaupten, dass von den 124.300<br />

Mitgliedern 90 Prozent Scheinaccounts<br />

sind und von internen Mitarbeitern (häufig<br />

Studenten und Studentinnen) betreut<br />

werden. Sucht eure Partner oder Flirtpartner<br />

im wahren Leben und nicht auf dieser<br />

betrügerischen Plattform! Die Bewertungen<br />

über Trustpilot sind vermutlich ebenfalls alle<br />

Fake und bestimmt von Planet-Randy selbst<br />

geschrieben bzw. beauftragt. Glaubt auch<br />

diesen bitte niemals. Für mich ist und bleibt<br />

diese Plattform klar betrügerisch!<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

TIPPS<br />

Verbraucherschützer*innen raten trotz<br />

der sogenannten Transparenz von<br />

Anbietern wie Planet Randy dazu, Profile<br />

sofort zu löschen und das gezahlte Geld<br />

zurückzuverlangen. Der Rechtsweg lohnt<br />

sich in den meisten Fällen allerdings wohl<br />

nur, wenn eine Rechtsschutzversicherung<br />

die Kosten des ggf. langwierigen Verfahrens<br />

absichert. Ganz grundsätzlich sollte jeder,<br />

der auf ein neues Dating- oder Chatportal<br />

trifft, dessen Namen mit den Stichworten<br />

Betrug, Abzocke oder ähnlichen Worten<br />

in Suchmaschinen eingeben. So umgeht<br />

Mensch die umfangreichen Schutzwälle aus<br />

mutmaßlich gefakten positiven Bewertungen<br />

und kommt gleich „zur Sache“. Oftmals<br />

eine schnellere Entscheidungshilfe als das<br />

mühsame Lesen seitenlanger AGBs. Seid<br />

vorsichtig! *ck


GESELLSCHAFT 15<br />

POLITIK<br />

China cancelt GRINDR<br />

Laut Informationen des auf<br />

Mobilfunk spezialisierten<br />

Forschungsunternehmens<br />

Qimai wurde Grindr bereits<br />

am 27. Januar aus dem App-Store von<br />

Apple entfernt. Aber auch im Play-Store<br />

von Alphabet sowie auf Plattformen, die<br />

von chinesischen Unternehmen betrieben<br />

werden, ist die vornehmlich an Männer*<br />

gerichtete Dating-App nicht mehr zu finden.<br />

Zwei Hauptbeweggründe für den<br />

zentralistisch-autoritären Staat<br />

sind schnell identifiziert. Zur<br />

Einordnung ein Kurzrückblick<br />

auf die merkwürdige<br />

Geschichte einer China-<br />

Cruising-Connection.<br />

XI WAS WATCHING YOU!<br />

2016 hatte das chinesische<br />

Software-Unternehmen Beijing<br />

Kunlun Tech Co Ltd Grindr<br />

über seine US-Dependance in Kalifornien<br />

gekauft. Auf Druck der US-Behörden<br />

musste das Unternehmen die App im Jahr<br />

2020 an Investoren verkaufen. Washington<br />

witterte Gefahr für die nationale Sicherheit,<br />

weil sensible Daten für Erpressungsversuche<br />

durch China missbraucht hätten<br />

werden können.<br />

So bigott schwules Leben in der Causa<br />

Grindr auf beiden Seiten des Pazifiks<br />

politisiert wurde, so unlogisch oder auch<br />

naheliegend ist der Gedanke, die Staatsführung<br />

habe sich nun aus gekränkter<br />

Eitelkeit zu einem Marktverbot hinreißen<br />

lassen. Viel wahrscheinlicher sind zwei sich<br />

seit Jahren gegenseitig beschleunigende<br />

Gesellschaftsprozesse: Die dogmatische<br />

Fokussierung auf verklärte kulturelle wie<br />

gesellschaftspolitische Werte und Nomen<br />

des Maoismus nach innen und die<br />

geschickte Ausnutzung der Mechanismen<br />

FOTO: AFP / NOEL CELIS<br />

des globalen Kapitalismus nach außen:<br />

Marktmacht und ihr folgend politische<br />

Macht durch aggressive Investitionsinvasionen<br />

bei gleichzeitiger Abschottung<br />

des Binnenmarktes. Seit Jahren drängt<br />

China in immer mehr Wirtschaftsbereichen<br />

ausländische Mitbewerber vom heimischen<br />

Markt.<br />

RENAISSANCE DER KULTURRE-<br />

VOLUTION: QUEER PASST NICHT<br />

ZUM MENSCHENBILD<br />

Seit 1997 ist Homosexualität<br />

in China nicht mehr strafbar.<br />

Gleichgeschlechtliche<br />

Partnerschaften werden<br />

dennoch nicht staatlich<br />

anerkannt und LGBTIQ*-<br />

Themen, so gut es die<br />

Staatsführung hinbekommt,<br />

aus dem öffentlichen<br />

Diskurs herausgefiltert. Nicht<br />

nur sind in Schulen und Betrieben alle<br />

Lerninhalte und Systeme auf das Wohl der<br />

Volksgemeinschaft verengt, Aufklärungsbemühungen<br />

von Aktivist*innen und sogar<br />

ganze Forschungsprojekte an Universitäten<br />

werden systematisch so lange gegängelt,<br />

bis sie sozusagen ganz freiwillig aufgeben.<br />

HYPERMODERN: KAMPAGNE<br />

„SAUBERER CYBERSPACE“<br />

Im Vorfeld der Olympischen Winterspiele<br />

und der Neujahrsfeiern hatte die chinesische<br />

Internetbehörde eine einmonatige<br />

Kampagne gegen Gerüchte, Pornografie<br />

und andere sensible Webinhalte angekündigt.<br />

Ziel der Kampagne „sauberer<br />

Cyberspace“ sei es, „eine zivilisierte,<br />

gesunde, festliche und glückverheißende<br />

Atmosphäre im Internet“ zu schaffen. Im<br />

Sommer des letzten Jahres hatte sich die<br />

staatliche Rundfunkregulierungsbehörde<br />

(NRTA) in Peking bereits die Unterhaltungsindustrie<br />

vorgenommen und sich<br />

dabei insbesondere mit dem Verhalten von<br />

Prominenten und Fangruppen beschäftigt.<br />

Sogar in Filmen dürfen keine homosexuellen<br />

Liebesbeziehungen gezeigt werden.<br />

immer wieder kommt es diesbezüglich zu<br />

staatlichen Zensurmaßnahmen bei Kinound<br />

Fernsehproduktionen. Zuletzt erregte<br />

die Heteronormativierung des Friends<br />

Reunion Specials weltweit Aufmerksamkeit.<br />

Sogar ein Auftritt von Lady Gaga<br />

wurde in Chinas Version des Serienspecials<br />

nicht gezeigt. „Born This Way?“ Dagegen<br />

gibt es was aus der Kaderschmiede!<br />

Die Corona-Pandemie beschleunigte die<br />

technischen und politischen Kontrollbestrebungen<br />

der linientreuen Wächter über<br />

die vor lauter glückverheißender<br />

Atmosphäre den Smog nicht mehr thematisierende<br />

chinesische Zivilbevölkerung.<br />

Schöne neue Welt.<br />

SCHLUSSFOLGERUNG: RETOURKUT-<br />

SCHE, HOMOPHOBIE ODER DOCH<br />

PROTEKTIONISMUS?<br />

Wer diese Entwicklungen des Landes der<br />

Mitte und die fast wahnhaft-hysterischen<br />

Reaktionen auf leiseste westliche Kritik in<br />

seine Skizze der Volksrepublik China einbezieht,<br />

wird wohl folgern: Wahrscheinlich<br />

ist eine Mischung aus allem der Auslöser<br />

für die Löschung von Grindr. Das Volk<br />

wird vor vermeintlich westlichem Einfluss<br />

geschützt, jener Westen getriggert und der<br />

boomenden Digitalwirtschaft zu Hause<br />

der Rücken freier gemacht. *AFP/sah/ck<br />

TIPP<br />

Die Dokumentation „Die neue Welt<br />

des Xi Jinping“ in der Mediathek von<br />

arte. Diese Welt will nichts Queres<br />

oder Queeres. Zu empfindlich ist<br />

er wohl, der ach so heilsbringende<br />

chinesische Volkskörper aus inzwischen<br />

vollständig überwachten und<br />

automatisiert geblockwarteten Einheitsstaatsbürgern.


16 GESELLSCHAFT<br />

FOTO: INA FASSBENDER / AFP<br />

#OUTINCHURCH<br />

FOTO: SVEN HOPPE / AFP<br />

RECHT VOR MORAL<br />

Das öffentliche Coming-out<br />

von 125 haupt- und ehrenamtlichen<br />

LGBTIQ*-Mitarbeitenden<br />

der römisch-katholischen<br />

Kirche (RKD) im Januar dürfte historisch<br />

betrachtet für die deutsche Dependance<br />

des päpstlichen Männerklubs aus Rom<br />

eine Zäsur darstellen.<br />

Eine Art Gongschlag nach jahrzehntelangen<br />

ermüdenden Debatten zwischen<br />

Klerus und Laien sowie Menschen- und<br />

Arbeitsrechtsverbänden, Staat und<br />

Wirtschaft. Die Zeichen der Zeit stehen gut<br />

für einen weitreichende Entzerrung des<br />

komplexen Machtgefüges von Religion,<br />

Staat und Gesellschaft.<br />

ROM WIRD SICH NICHT EINMISCHEN<br />

Papst Franziskus pocht wesentlich<br />

deutlicher als sein Vorgänger darauf, auch<br />

gegenüber Sündern auf das Vergebende<br />

und die Liebe im Umgang mit ihnen<br />

als Kern christlicher Werte zu achten.<br />

Selbst wenn nicht absehbar ist, dass am<br />

Katechismus etwas geändert werden<br />

soll, so dass Zölibat und Frauenverbot<br />

für das Priesteramt fallen, so sind die<br />

Hüter der Dogmen doch inzwischen zu<br />

sehr damit beschäftigt, den eigenen<br />

Laden im Sinne des Wortes auf Vordermann<br />

zu bringen und wirtschaftliche<br />

Aktivitäten, gesellschaftliches Wirken<br />

und Verkündigungswerk zu entzerren.<br />

Westeuropa und speziell Deutschland<br />

sind gesamtorganisatorisch eh nur ein<br />

Nebenkriegsschauplatz für die sonst fast<br />

weltweit expandierende vatikanische<br />

Ordnung.<br />

POLITIK WILL FORTSCHRITT WAGEN<br />

Ein Bann scheint gebrochen, Zugeständnisse<br />

in nicht verkündigungsnahen Bereichen<br />

der Kirchenorganisation sind nicht nur<br />

moralrechtlich angezeigt, sondern – Wunder<br />

geschehen bekanntlich doch immer mal<br />

wieder – mit neuem FDP-Justizminister<br />

Buschmann auch plötzlich rechtlich<br />

möglich. Er will einen Gesetzentwurf zur<br />

Reform vorlegen. In den letzten Jahren<br />

war sowohl bei SPD, als auch bei der Union<br />

das kirchliche Sonderarbeitsrecht trotz<br />

schreiender Ungleich- und Schlechterbehandlung<br />

von Queers, Geschiedenen und<br />

Alleinerziehenden alternativlos, selbst die<br />

frommen Teile der Grünen waren in diesem<br />

Politikfeld überraschend visionslos. Das hat<br />

sich mit dem Koalitionsvertrag schlagartig<br />

geändert. Der Druck aus der Politik wird<br />

stärker, er kommt jetzt von der Regierungsbank<br />

und nicht nur aus den hinteren und<br />

linken Plätzen des Parlaments. Das merkt<br />

wohl auch der Klerus.<br />

BISCHOFSKONFERENZ<br />

FLÜCHTET NACH VORNE<br />

Missbrauch, Mitgliederschwund,<br />

Kommunikationsund<br />

Managementdesaster.<br />

Die Bischofskonferenz als Leitungsgremium<br />

der deutschen<br />

Katholiken (Alt-Katholiken nicht<br />

inbegriffen) hatte gelinde gesagt trotz<br />

Kuschelkanzlerin suboptimale Jahre. Ihr<br />

Vorsitzender Reinhard Marx überraschte in<br />

einem Interview im Januar mit einer Offensive.<br />

„Wenn wir sagen, eine homosexuelle<br />

Beziehung ist vielleicht nach der Lehre der<br />

Kirche keine Ehe, aber wir nehmen sie auch<br />

§<br />

positiv auf als eine verbindliche Beziehung“,<br />

dann müsse das für alle – also auch für<br />

kirchliche Angestellte – gelten, so Marx.<br />

Generalvikar Christoph Klingan ergänzte,<br />

dass eine bischöfliche Arbeitsgruppe<br />

momentan „intensiv an einem Vorschlag<br />

arbeite, wie man diese kirchliche Grundordnung<br />

verändert“. Am Ende müssten das<br />

aber die Bischöfe entscheiden.<br />

Für den Münchner Kardinal und<br />

Erzbischof steht Homosexualität nicht<br />

einmal mehr im Widerspruch mit der Ausführung<br />

eines Priesteramts.„Nicht jeder ist<br />

gezwungen, seine eigene sexuelle Neigung<br />

zu nennen, ob er heterosexuell oder homosexuell<br />

ist", sagte 68-Jährige Kardinal und<br />

Erzbischof am 27. Januar <strong>2022</strong> auf einer<br />

Pressekonferenz der Erzdiözese München<br />

und Freising anlässlich des Gutachtens<br />

zu sexuellem Missbrauch in der römischkatholischen<br />

Kirche. „Aber wenn er es<br />

tut, dann ist das zu respektieren,<br />

dann ist das keine Einschränkung<br />

seiner Möglichkeit, ein<br />

Priester zu werden.“ Marx<br />

betonte, unabhängig von<br />

der sexuellen Orientierung<br />

erwarte er von allen Priestern<br />

eine zölibatäre Lebensweise.<br />

„Ob jemand homosexuell orientiert<br />

ist oder heterosexuell orientiert,<br />

ich gehe davon aus, dass er dann eine<br />

keusche Lebensweise führt.“<br />

Es wird also auch einen kirchlichen<br />

Reformvorschlag des Arbeitsrechtes geben<br />

als Gegenmodell zu jenem der Regierung.<br />

Möge das Recht vor der Kirchenmoral<br />

obsiegen. Möge sich Liebe gegen den Hass<br />

durchsetzen. *ck/sah/AFP


NACHGEFRAGT<br />

Interview mit Rainer Teuber<br />

– #OutInChurch<br />

GESELLSCHAFT 17<br />

FOTO: NICOLE CRONAUGE, BISTUM ESSEN<br />

Rainer Teuber, geboren in Essen, ist seit 1996 in der<br />

katholischen Kirche beschäftigt. Er verantwortet am<br />

Essener Dom und seiner Schatzkammer die Museumspädagogik<br />

und den Besucherservice. Er ist schwul und seit 2003<br />

mit seinem Mann Karl-Heinz verheiratet. Auch privat sind<br />

beide in der Gemeindearbeit engagiert.<br />

Herr Teuber, was genau ist #outinchurch und wer<br />

ist daran beteiligt?<br />

Bei der Initiative #OutInChurch outen sich heute 125 queere<br />

Menschen, die im Dienst der katholischen Kirche stehen. Die<br />

Beteiligten kommen aus nahezu allen Bistümern und bilden<br />

das gesamte Spektrum kirchlicher Arbeitsfelder ab. Unter<br />

ihnen sind Religionslehrer*innen, Gemeindereferent*innen,<br />

Pastoralreferent*innen, Kirchenmusiker*innen,<br />

Religionspädagog*innen aber natürlich auch einige Priester.<br />

Sie werben „für eine Kirche ohne Angst“. Wo und<br />

wie erleben Sie in der Kirche Ängste in diesem<br />

Zusammenhängen?<br />

Menschen die queer sind, öffentlich queer leben, in dem sie<br />

zum Beispiel eine eingetragene Lebenspartnerschaft oder<br />

eine Zivilehe schließen und für die katholische Arbeiten<br />

müssen mit schweren dienstrechtlichen Konsequenzen<br />

rechnen, da sie mit ihrem öffentlichen Bekenntnis einen<br />

schweren Loyalitätsverstoß gegen ihren Arbeitsvertrag<br />

begehen, der auch die kirchliche Grundordnung umfasst.<br />

Nach dieser Grundordnung kann ein öffentliches Bekenntnis<br />

zu einer solchen Partnerschaft beziehungsweise Ehe zur<br />

fristlosen Kündigung führen.<br />

Was müsste sich in den<br />

Bistümern und kirchlichen<br />

Institutionen sofort<br />

ändern und was braucht<br />

es aus Ihrer Sicht<br />

dazu?<br />

Das kirchliche Arbeitsrecht<br />

muss reformiert<br />

werden. Die entsprechenden<br />

Paragrafen, die Menschen<br />

in ihrer Persönlichkeit<br />

einschränken, müssen entfernt<br />

werden. LGBTIQ*-Personen<br />

müssen in dieser Kirche ohne Angst<br />

offen leben und arbeiten können. Sie müssen einen diskriminierungsfreien<br />

Zugang zu allen Handlungs- und Berufsfeldern<br />

in der Kirche erhalten. Diffamierende und nicht zeitgemäße<br />

Aussagen der kirchlichen Lehre zu Geschlechtlichkeit<br />

und Sexualität müssen auf Grundlage theologischer und<br />

humanwissenschaftlicher Erkenntnisse revidiert werden. Dies<br />

ist besonders in weltweiter kirchlicher Verantwortung für<br />

die Menschenrechte von LGBTIQ+-Personen von höchster<br />

Relevanz. Die Kirche darf darüber hinaus LGBTIQ+-Personen<br />

beziehungsweise Paaren den Segen Gottes sowie den<br />

Zugang zu den Sakramenten nicht vorenthalten.<br />

*Interview: Bruder Franziskus, Rogate-Kloster Sankt Michael<br />

Das ganze Interview gibt es hier: https://rogatekloster.<br />

wordpress.com/<strong>2022</strong>/01/24/funf-fragen-an-rainer-teuber-aktion-outinchurch-fur-eine-kirche-ohne-angst/


18 Gesellschaft<br />

REPORTAGE<br />

Zwischen DAVIDSTERN und<br />

REGENBOGENFLAGGE<br />

Queere Jüd*innen müssen seit Jahrzehnten<br />

um Anerkennung kämpfen,<br />

nicht nur in den jüdischen Gemeinden –<br />

auch in der LGBTIQ*-Szene. Doch seit ein<br />

paar Jahren wird queer-jüdisches Leben in<br />

Deutschland sichtbarer.<br />

2021 feierte das jüdische Leben in<br />

Deutschland 1.700-jährigen Geburtstag.<br />

1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland,<br />

das heißt auch, dass seit 1.700 Jahren<br />

queer-jüdische Menschen in Deutschland<br />

leben. Nicht immer sind sie willkommen –<br />

weder in der jüdischen noch in der queeren<br />

Gemeinschaft.<br />

„Die übelsten Sprüche über Juden habe ich<br />

von schwulen Männern gehört“, klagt David<br />

Friedländer. Der homosexuelle Anwalt lebt in<br />

Düsseldorf und ist einer von etwa 100.000<br />

aktiven jüdischen Gemeindemitgliedern<br />

in Deutschland. „Das ärgert mich sehr. Ich<br />

habe wirklich viel Verständnis, auch für einen<br />

saloppen Spruch. Denn nicht hinter jeder<br />

unsensiblen Aussage steckt gleich eine böse<br />

Absicht. Aber wenn jemand selber durch<br />

die Gesellschaft Diskriminierungen erfahren<br />

hat und sich dann über andere erhebt und<br />

sie abwertet, verstehe ich das nicht“, sagt<br />

der 41-Jährige. „Man würde ja meinen,<br />

eine Minderheit sei reflektierter und wäre<br />

deshalb sensibler in Bezug auf die Befindlichkeiten<br />

anderer Minderheiten. Dem ist<br />

aber oft nicht so.“ Mal bekommt Friedländer<br />

mit, wie sich Bekannte über „scheiß Juden”<br />

unterhalten, mal wärmen Freunde, die nicht<br />

wissen, dass er jüdisch ist, beim Spieleabend<br />

antisemitische Klischees auf. „Wir spielen<br />

Monopoly und auf die Frage, wer die Bank<br />

übernimmt, antwortet jemand:<br />

,Ach, haben wir keinen<br />

Juden hier?‘“ Trotzdem<br />

fühlt sich Friedländer<br />

nicht diskriminiert.<br />

Allerdings schränkt er<br />

ein: „Ich würde nicht<br />

Händchen haltend<br />

und mit Kippa<br />

durch jede Stadt in<br />

Deutschland laufen.“<br />

Michal Schwartze<br />

beschäftigt sich seit<br />

Jahren mit jüdischem<br />

Queer-Feminismus. Für die<br />

Lehrerin und queer-feministische<br />

Aktivistin ist nicht nur Antisemitismus in der<br />

LGBTIQ*-Szene ein Problem. „Ich bin religiös<br />

und das ist mir auch sehr wichtig. Aber da<br />

treffe ich oft auf Unverständnis. Mir kommt<br />

das wie eine generelle Religionsfeindlichkeit<br />

vor“, sagt die 44-Jährige. Problematisch<br />

sei es auch, dass nicht zwischen Jüd*innen<br />

und Israel unterschieden werde. Vor allem<br />

in Berlin kritisieren viele Queers die Politik<br />

Israels gegenüber Palästina. Immer wieder<br />

werden queere Jüd*innen deswegen<br />

angegriffen und für das Verhalten Israels<br />

verantwortlich gemacht, obwohl<br />

das „mit der Perspektive<br />

queer-jüdischer Menschen<br />

in Deutschland<br />

eigentlich nicht so<br />

viel zu tun hat“, sagt<br />

Schwartze.<br />

DER HOLOCAUST<br />

WAR DER ULTI-<br />

MATIVE BRUCH<br />

Ungefähr 200.000<br />

Menschen jüdischen<br />

Michal<br />

Glaubens leben heute<br />

Schwartze<br />

in Deutschland. Nur etwa<br />

die Hälfte von ihnen ist in<br />

Gemeinden aktiv. Die Mehrheit kam in<br />

den 90er-Jahren und Anfang der 2000er


Gesellschaft 19<br />

FOTO: TOA HEFTIBA / UNSPLASH<br />

als sogenannte Kontingentflüchtlinge aus<br />

Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach<br />

Deutschland.<br />

Bevor die Nationalsozialist*innen 1933<br />

die Macht in Deutschland übernahmen,<br />

lebte etwa eine halbe Million Jüd*innen in<br />

Deutschland. 1950 waren es nicht einmal<br />

mehr 15.000. Der Holocaust markierte<br />

den ultimativen Bruch – auch beim<br />

Entstehen einer queer-jüdischen Identität.<br />

Dabei war Deutschland die Wiege des<br />

liberalen Judentums, und Vorreiter der<br />

Homosexuellen-Bewegung wie Magnus<br />

Hirschfeld waren jüdisch. Nach der Shoa<br />

gab es nur noch wenige jüdische Familien<br />

in Deutschland. Während sich in den USA,<br />

wo es viele große jüdische Communitys<br />

gibt, mit der Zeit eine pluralistische<br />

queer-jüdische Stimme bildet, mit<br />

queeren Rabbiner*innen und queeren<br />

Gemeinden, braucht diese Entwicklung<br />

in Deutschland sehr viel länger. Da ist<br />

zum einen die gesamtgesellschaftliche<br />

Situation in Nachkriegsdeutschland, in<br />

der Queersein lange noch kriminalisiert<br />

wird und bestenfalls geduldet ist. „Als ich<br />

mich Anfang der 90er geoutet habe, gab<br />

es keine Homoehe, das waren ganz andere<br />

Zeiten“, erzählt Schwartze. Und da sind<br />

auch die jüdischen Familien, „welche die<br />

letzten Jahrzehnte berechtigterweise so<br />

eine Furcht vor Antisemitismus hatten,<br />

dass offene Queerness fast Panik auslöste,<br />

noch mehr zur Zielscheibe zu werden“,<br />

erzählt Debora Antmann, Kolumnistin,<br />

Autorin und politische Bildnerin, die zu<br />

queer-jüdischer Geschichte forscht.<br />

„Als ich mich Anfang<br />

der 90er geoutet habe,<br />

gab es keine Homoehe,<br />

das waren ganz andere<br />

Zeiten“<br />

Erst Berlin mit seinen verschiedenen<br />

jüdischen Strömungen angehörenden<br />

Synagogen und als Zufluchtsort für die<br />

queere Szene entwickelt sich mit der<br />

Zeit zum Inkubator und schließlich zum<br />

Zentrum für queer-jüdische Strömungen.<br />

„Berlin ist für mich am erträglichsten“,<br />

sagt Antmann. Als queere Person sei die<br />

Hauptstadt für sie ein guter Ort, als Jüdin<br />

sei es schwierig.<br />

Dieses Zwischen-den-Stühlen-Stehen<br />

ist typisch für die Erfahrung von queeren<br />

Jüd*innen in Deutschland. Denn so richtig<br />

wohl hat sich Antmann auch in der queeren<br />

Szene nie gefühlt: „Viele Jüd*innen wie<br />

ich fühlen sich in der LGBTIQ*-Szene nicht<br />

zu Hause, sehr fremd oder manchmal auch<br />

nur ein wenig anders, aber dadurch immer<br />

so ein bisschen off.“ Ein Grund dafür sei<br />

die christliche Dominanzkultur, die es in<br />

Deutschland gebe, auch in nicht-religiösen<br />

Kontexten, erklärt Antmann. „Ein Beispiel<br />

ist die unterschiedliche Gesprächs- und<br />

Problemkultur. In der christlichen<br />

Dominanzkultur gehen wir davon aus,<br />

es gibt ein Richtig und ein Falsch. Ein*e<br />

Autor*in schreibt etwas zu einem<br />

Gedanken und möchte dabei erreichen,<br />

dass die Leser*innen diesen verstehen“,<br />

sagt Antmann. Das sei aus jüdischer<br />

Perspektive eine seltsame Vorstellung, an<br />

Probleme heranzugehen. „Im Judentum<br />

schreibt man einen Text gar nicht erst so,<br />

dass er eine klare Botschaft hat, sondern<br />

so, dass er möglichst viele Fragen aufwirft.<br />

Die Leute sollen unterschiedliche Dinge<br />

verstehen und miteinander ins Gespräch<br />

kommen, um in dieser Reibung Wissen zu<br />

generieren.“<br />

Angetrieben von dem Gefühl, als lesbische<br />

Jüdin in der queeren Szene nicht ganz<br />

dazuzugehören, suchte Antmann nach<br />

den Wurzeln für dieses Gefühl der Fremdheit.<br />

„Und da habe ich festgestellt: Das ist<br />

kein neues Thema, das kennt nur niemand<br />

mehr“, sagt sie. Bei ihrer Forschung stößt<br />

sie auf den lesbisch-feministischen<br />

Schabbeskreis, die erste offen queerjüdische<br />

Bewegung der Nachkriegszeit.<br />

Die Frauen des Schabbeskreises – jüdisch<br />

und nicht-jüdisch – fanden sich 1984<br />

wegen antisemitischer Tendenzen in der<br />

Feministinnenbewegung zusammen. Sie<br />

alle einte das Gefühl, dass die Bewegung<br />

eine Wirklichkeit darstellt, die ihre Perspektive<br />

übersieht. „Es war eine Realität aus<br />

Schweigen, Lücken, Nicht-Erzählen und<br />

Täter-Opfer-Umkehr“, berichtet Antmann.<br />

Schon durch ihre Existenz wird die<br />

Gruppe zur Provokation. Antmann<br />

holt tief Luft und zählt die Vorwürfe<br />

aus der feministischen Szene auf, die<br />

den Frauen vorgeworfen wurden. Der<br />

Schabbeskreis sei gegründet worden,<br />

um anderen ein schlechtes Gewissen


20 Gesellschaft<br />

aufgrund des Holocausts zu machen.<br />

Das Judentum habe eine aggressive<br />

Rachekultur, was nicht mit weiblichen<br />

Perspektiven verbindbar sei. Es sei der<br />

Ursprung des Patriarchats, „was natürlich<br />

richtig absurd ist, denn es heißt ganz<br />

oft, der Nationalsozialismus war eine<br />

Extremform des Patriarchats. Wenn man<br />

das zu Ende denkt, sagt man letztendlich,<br />

dass Jüd*innen selbst schuld wären am<br />

Nationalsozialismus“, sagt Antmann,<br />

hörbar in Rage.<br />

Überrascht von den Reaktionen auf ihr<br />

Auftreten werden die Frauen immer<br />

aktivistischer. Mit angeklebtem Bart<br />

und Schläfenlocken besuchen sie die<br />

Berliner Lesbenwoche, um mit jüdischen<br />

Stereotypen zu brechen, halten Informationsveranstaltungen<br />

ab, bieten Workshops<br />

an. Regelmäßig kracht es, wenn der Name<br />

der Gruppe im Programmheft auftaucht.<br />

Zum Druck von außen kommt noch der<br />

Druck von innen – die Mitglieder sind miteinander<br />

sehr vertraut. „Und irgendwann<br />

ist es dann implodiert“, sagt Antmann. Auf<br />

das Ende des Schabbeskreises 1989 folgt<br />

ein großes Loch in der queer-jüdischen<br />

Identitätsfindung.<br />

Durch die Zuwanderung der Flüchtlinge<br />

aus der Sowjetunion steigt zwar die Zahl<br />

der Jüd*innen in Deutschland und damit<br />

auch die Zahl der queeren Jüd*innen. Doch<br />

die Gruppe hat eigene Sorgen: „Diese<br />

Generation hatte als Thema, hier irgendwie<br />

zurechtzukommen, anzukommen, eine<br />

eigene Identität jenseits von ,den Juden‘<br />

zu finden“, sagt Antmann. Nach und nach<br />

gründen sich vereinzelt Gruppierungen,<br />

bei Organisationen wie dem jüdischen<br />

Feministinnennetzwerk Bet<br />

Debora werden auch queere<br />

Themen mitverhandelt. Yachad als<br />

erste Vereinigung<br />

schwuler, lesbischer und bisexueller<br />

Jüd*innen in Deutschland entsteht, löst<br />

sich aber Ende der 2000er wieder auf. „Ich<br />

denke, damals war die Zeit noch nicht reif“,<br />

sagt Schwartze. Erst in den letzten fünf<br />

Jahren formt sich wieder eine von außen<br />

wahrnehmbare Bewegung. „Wir haben<br />

plötzlich ganz klar sichtbare, fordernde<br />

jüdische Stimmen, die in verschiedene<br />

Richtungen gehen“, sagt Antmann. Die<br />

Generation der Angekommenen, die der<br />

Millennials wolle sich nicht länger mit der<br />

Situation abfinden, sondern sich eigene<br />

Räume erschließen. Auch Antmann hat<br />

eine jüdische FLINT-Gruppe gegründet,<br />

in der sie und andere ihre Erfahrungen als<br />

queere Jüd*innen teilen.<br />

„Wir haben uns das<br />

Ziel gesetzt, queeres<br />

jüdisches Leben sichtbar<br />

und selbstverständlich<br />

zu machen“<br />

ZWEI IDENTITÄTEN, DIE NICHT<br />

ZUEINANDER PASSEN?<br />

In diesem Klima entsteht 2018<br />

Keshet als explizit alle queeren Facetten<br />

einschließender Verein, zum ersten Mal<br />

auch offiziell anerkannt und finanziell<br />

unterstützt vom Zentralrat der Juden.<br />

Die queer-jüdische Gruppierung möchte<br />

einen Raum schaffen für die Bedürfnisse<br />

von LGBTIQ*-Jüd*innen, die bisher oft<br />

übergangen wurden.<br />

„Wir haben uns das Ziel gesetzt, queeres<br />

jüdisches Leben sichtbar und selbstverständlich<br />

zu machen“, erklärt Monty<br />

Ott, der den Verein zusammen mit Leo<br />

Schapiro und Dalia Grinfeld ins Leben rief.<br />

„Ich habe damals in Hannover gelebt und<br />

mir hat es immer an einer Ansprechstation<br />

gefehlt. So geht es, glaube ich, sehr vielen,<br />

die nicht in Berlin leben. In Hannover gab<br />

es keine queer-jüdische Community,<br />

dementsprechend mangelte es an Orten,<br />

wo man darüber sprechen konnte, was<br />

es bedeutet, queer und jüdisch zu sein“,<br />

sagt Ott. Inzwischen hat der Verein über<br />

100 Mitglieder und ist in Berlin, München,<br />

Nordrhein-Westfalen und in der Rhein-<br />

Main-Gegend aktiv. In den vergangenen<br />

drei Jahren hat das Team von Keshet<br />

Veranstaltungen und Workshops organisiert,<br />

Stammtische sowie gemeinsame<br />

Schabbat-Feiern abgehalten und ist beim<br />

CSD mitgelaufen.<br />

Doch Keshet hat auch eine politische<br />

Agenda: „Wir wollen auf die jüdischen<br />

Gemeinden einwirken und ein Bewusstsein<br />

für queere Themen schaffen“, sagt<br />

Friedländer. Ein wichtiger Ansatz sei<br />

dabei die Jugendarbeit: „In den jüdischen<br />

Gemeinden ist die Jugendarbeit, wie<br />

zum Beispiel durch Freizeitfahrten<br />

und Jugendzentren, ein wesentlicher<br />

Bestandteil. Natürlich ist uns wichtig,<br />

in diesen Bereichen Aufklärungsarbeit<br />

zu leisten“, sagt Friedländer. „Denn die<br />

Jugendlichen bekommen dort vermittelt,<br />

ob sich jüdische und queere Identitäten<br />

miteinander verbinden lassen. Wenn aber<br />

queere Themen negiert oder verschwiegen<br />

werden, entsteht das Gefühl, wie es bei<br />

uns damals entstanden ist. Nämlich,<br />

dass dieser Aspekt in diesem Rahmen<br />

nicht erwünscht sei. Deswegen müssen<br />

wir präventiv bei den


Jugendlichen anfangen, um gar nicht erst<br />

den Eindruck zu erwecken, diese Themen<br />

hätten im jüdischen Raum keinen Platz.“<br />

Bei Keshet können queere Jüd*innen<br />

so sein, wie sie sind. „Ich habe meine<br />

religiöse und meine queere Identität<br />

immer voneinander abgespalten. Es<br />

waren zwei unterschiedliche Rollen, die<br />

nicht zueinander zu passen schienen“,<br />

erzählt Friedländer. Er ist seit 2019 bei der<br />

Keshet-Gruppe in Nordrhein-Westfalen<br />

aktiv. „Ich hatte Schwierigkeiten, das<br />

Religiöse mit dem Queeren zu verbinden“,<br />

erklärt er. Bei Keshet sei das anders. „Ein<br />

Schlüsselmoment war, als ich mich fragte:<br />

,Rede ich jetzt mit einer jüdischen oder mit<br />

einer queeren Person? Ach stimmt, sowohl<br />

als auch.‘“<br />

Am Anfang kam es dem Anwalt sogar<br />

komisch vor, seine beiden Identitäten<br />

miteinander zu verbinden. „Sonst habe ich<br />

mit andern Juden beispielsweise über die<br />

Vorbereitung von Festtagen gesprochen,<br />

also über religiöse, kulturelle Dinge, aber<br />

nicht, welchen Mann ich sexy finde“, sagt<br />

Friedländer. In seiner Gemeinde spielte<br />

Homosexualität keine Rolle: „Wenn niemand<br />

etwas hören will, erzählt man auch<br />

niemanden etwas davon. Es ist nicht so,<br />

dass ich etwas verheimlicht habe, aber es<br />

ist einfach kein Thema“, sagt Friedländer.<br />

Auch in anderen Religionen wie dem<br />

Christentum sind queere Gläubige oft<br />

nicht sichtbar oder, schlimmer noch,<br />

werden ausgeschlossen. So verbot Papst<br />

Franziskus nach einem zunächst scheinbar<br />

wohlwollenden Umgang mit Homosexualität<br />

im <strong>März</strong> dieses Jahres die Segnung<br />

homosexueller Paare. Auch im Judentum<br />

gibt es kritische Stimmen gegen Homosexualität,<br />

vor allem aus orthodoxen Gemeinden.<br />

„Je konservativer, je traditioneller, je<br />

dogmatischer die Ausgangsquelle, bei uns<br />

die Tora, ausgelegt wird, desto weniger<br />

Raum gibt es für queere Identitäten. So<br />

ist es in vielen Religionen, im Judentum<br />

genauso wie im Christentum oder im<br />

Islam“, sagt Friedländer. Im Judentum gibt<br />

es viele verschiedene Strömungen, die<br />

größten sind die orthodoxe, die konservative<br />

und die liberale. Die meisten<br />

Gemeinden in Deutschland<br />

werden orthodox geführt.<br />

„Deswegen spielen queere<br />

Themen oft keine Rolle“,<br />

erklärt Friedländer. Doch<br />

immer häufiger gründen<br />

sich liberale Gemeinden.<br />

„Dort wird die queere<br />

Identität als selbstverständlich<br />

angenommen, da gibt es auch queere<br />

Rabbiner*innen“, sagt Friedländer.<br />

„Ich würde schon sagen, dass es von den<br />

Strömungen abhängig ist, wie queere<br />

Themen aufgenommen werden. Aber<br />

es kommt auch auf den Ort an“, sagt<br />

Schwartze. Als Beispiel nennt sie die<br />

David Friedländer<br />

„Wir erwarten nicht,<br />

dass jetzt jeder orthodoxe<br />

Rabbiner queere<br />

Trauungen vornimmt.<br />

Das wäre natürlich toll,<br />

ist aber unrealistisch“<br />

Berliner Gemeinde Fraenkelufer. Dort werden<br />

zwar Gottesdienste nach orthodoxem<br />

Ritus abgehalten, doch die Gemeinde<br />

„ist ein offener Ort für Queers, da findet<br />

ganz viel statt.“ So wird dort 2019 der<br />

erste deutsche Pride Shabbat in einer<br />

konservativen Gemeinde gefeiert. Bei dem<br />

gemeinsam zelebrierten letzten Tag der<br />

Woche gab es ein rituelles Abendessen, mit<br />

Liedern, Lesungen aus der Tora und natürlich<br />

Regenbogenflaggen mit Davidsternen.<br />

„Die Regenbogenflaggen sollen ein Zeichen<br />

setzen, sind aber nicht der Hauptunterschied<br />

zu einem normalen Shabbat. Was<br />

einen Pride Shabbat ausmacht, sind die<br />

Menschen, die einen gemeinsamen Wertekanon<br />

leben und queeren Personen einen<br />

Safe Space geben. Wir wollen allen das<br />

Gefühl vermitteln, hier willkommen zu sein.<br />

Insbesondere denjenigen, die sonst nicht<br />

zum Shabbat gehen, weil sie sich nicht<br />

angenommen fühlen“, sagt Friedländer.<br />

SECHS GESCHLECHTER IM TALMUD<br />

Wie so vieles im Judentum ist die<br />

Integration von queeren<br />

Lebensmodellen und Gläubigen<br />

vor allem Auslegungssache.<br />

Zwar stellt der Talmud als eine der<br />

wichtigsten jüdischen Schriften,<br />

die viele Glaubensregeln<br />

auslegt, sexuelle Handlungen<br />

abseits der Ehe als Sünde dar. Aber es<br />

gibt kein Dogma im Judentum, keine<br />

Perspektive ist unfehlbar, wie es etwa<br />

in der katholischen Kirche die Meinung<br />

des Papsts ist. Wissen entsteht durch<br />

Diskussion. „Das Judentum verlangt von<br />

sich selbst eine gewisse Dynamik und<br />

Pluralität ab“, sagt Antmann. „Wir lesen<br />

Gesellschaft 21<br />

jedes Jahr die Tora, weil die Annahme<br />

ist, dass wir niemals den gleichen Text<br />

lesen.“ Abhängig davon, wer wo und wann<br />

den Text lese, verändere sich dessen<br />

Bedeutung. Die Auslegungen erlauben es,<br />

dass die jahrtausendealte Religion immer<br />

neue Perspektiven einnehme. Antmann<br />

glaubt, dass sich so auch Torapassagen<br />

wie Levitikus 18.22 erklären lassen. Darin<br />

heißt es: „Du darfst nicht mit einem<br />

Mann schlafen, wie man mit einer Frau<br />

schläft; das wäre ein Gräuel.“ Dabei könne<br />

es zum Beispiel um verschiedene Herrschaftsverhältnisse<br />

gegangen sein oder<br />

um eine gerechte Ressourcenverteilung.<br />

Im Gegensatz zu solchen Textpassagen,<br />

die sich durch das Alte Testament auch<br />

in der Bibel finden lassen und noch<br />

immer stark diskutiert werden, sind<br />

die religiösen Bücher im Judentum in<br />

anderen Abschnitten deutlich offener für<br />

queere Perspektiven. „Im Judentum hat<br />

man festgestellt, dass es mit Geschlecht<br />

ein bisschen komplizierter ist“, erzählt<br />

Antmann. Im Talmud tauchen neben<br />

den als cis-männlich und cis-weiblich<br />

interpretierten Geschlechtern noch vier<br />

weitere Geschlechter oder Geschlechtsvariationen<br />

auf. Sie weisen ein eigenes<br />

Selbstverständnis und körperliche Merkmale<br />

auf, die möglicherweise trans* oder<br />

inter* Personen repräsentieren könnten.<br />

Während bei einigen Gemeinden diese<br />

Auslegung schon angekommen ist, wird<br />

es in anderen wohl noch ein langer Weg<br />

sein, bis queere Jüd*innen vollständig<br />

akzeptiert sind. Aber darum geht es auch<br />

nicht unbedingt. „Wir erwarten nicht, dass<br />

jetzt jeder orthodoxe Rabbiner queere<br />

Trauungen vornimmt. Das wäre natürlich<br />

toll, ist aber unrealistisch“, sagt David<br />

Friedländer. „Aber bei den zahlreichen<br />

Diskussionen, die das Judentum immer<br />

wieder mit sich selbst führt, wollen wir<br />

ein Faktor sein.“ Sodass irgendwann alle<br />

queeren Jüd*innen ernst genommen,<br />

mitgedacht, einbezogen werden – sowohl<br />

in den jüdischen Gemeinschaften als<br />

auch in den queeren Communitys.<br />

*Astrid Benölken und Tobias Zuttmann


22 Kultur<br />

NACHGEFRAGT<br />

MARCUS UND SERGEJ,<br />

Schauspieler, Podcaster und Blogger<br />

„Kunst oder Kotze?!“ heißt eines ihrer Projekte auf Social Media.<br />

Die beiden staatlich ausgebildeten Schauspieler beschäftigen<br />

sich dort immer gerne mit aktuellen queer-popkulturellen Phänomenen.<br />

Ebenfalls äußerst unterhaltsam ist der Podcast „Boys and the<br />

City“ der zwei Queers, hier widmen sich die beiden Kölner all den<br />

legendären Folgen von „Sex and the City“, dem Vorgänger von „And<br />

Just Like That…“ Für uns nahmen sich die zwei Zeit für einen Chat.<br />

Diese Frage muss sein:<br />

Wer hatte warum die<br />

Idee zu „Kunst oder<br />

Kotze?!“<br />

Sergej: Der unbändige<br />

Wunsch nach Fame hat uns<br />

da hingebracht! Aber Spaß<br />

beiseite: Wir hatten ja schon<br />

einen Podcast, den „Sex and<br />

the City“-Podcast „Boys and<br />

the City“, und haben auf der<br />

Suche nach Unterstützung für<br />

das Projekt die Jungs von PTO<br />

Media kennengelernt, die vorher<br />

schon den Podcast „schwanz &<br />

ehrlich“ gemacht hatten.<br />

Marcus: Und von denen kam dann<br />

die Idee: „Macht doch noch was<br />

anderes, womit ihr vielleicht auch<br />

noch mehr Menschen erreichen<br />

könnt, wie wär’s mit dem Thema<br />

Popkultur?“ Bei dem Wort wurden<br />

vor allem bei mir direkt die Augen<br />

ganz groß. Und dann haben wir alle<br />

gemeinsam Stück für Stück das<br />

Konzept zu „Kunst oder Kotze“<br />

erarbeitet.<br />

Und zu „Boys and the City“?<br />

Marcus: Das war im wahrsten Sinne<br />

des Wortes eine Schnapsidee! Sergej<br />

und ich haben uns vor eineinhalb<br />

Jahren kennengelernt und gleich<br />

gemerkt, dass da im Gespräch eine<br />

besondere Connection besteht. Als<br />

dann der erste Corona-Winter kam<br />

und damit für uns freischaffende<br />

Schauspieler*innen das große<br />

Nichtstun, haben wir uns eines<br />

Abends zusammengesetzt mit dem<br />

festen Vorsatz, uns eine Idee für ein<br />

gemeinsames Projekt auszudenken.<br />

Sergej hat dann eben Sekt mitgebracht<br />

...<br />

Sergej: Und nach zwei Flaschen<br />

war unser Baby „Boys and the City“<br />

geboren! Marcus ist schon ewig ein<br />

riesiger „Sex and the City“-Fan und<br />

ich hatte noch nie eine Minute davon<br />

gesehen, mir aber schon immer<br />

gedacht, dass ich dazu einen guten<br />

Zugang haben würde. Und so entstand<br />

das Konzept: Ich, die „Virgin“,<br />

schaue SATC zum ersten Mal und<br />

Marcus begleitet das als „Sexperte“<br />

und dann sprechen wir über unsere<br />

Erfahrungen dabei. Als wir dann<br />

festgestellt haben, dass das vor uns<br />

auf Deutsch noch niemand gemacht<br />

hatte, war die Sache klar!<br />

Betrachtet ihr „And Just<br />

Like That…“ mit Freude oder<br />

Bauchschmerzen?<br />

Sergej: Nun ja, ich bin ja die<br />

SATC-Virgin und noch immer nicht<br />

ganz entjungfert. Wir sind ja bei der<br />

Besprechung der Folgen erst mitten<br />

in der dritten Staffel. Das heißt, ich<br />

darf es noch gar nicht gucken, um<br />

nicht gespoilert zu werden. Aber<br />

ich freue mich total drauf, wenn es<br />

endlich so weit ist für mich!<br />

Marcus: Ich werde natürlich gleich<br />

am Starttermin loslegen mit „And<br />

Just Like That…“. Und ich freue mich<br />

total. Ich hätte nie damit gerechnet,<br />

dass es mit der Serie noch mal<br />

weitergeht, und jetzt wird es wahr,<br />

ich kann es kaum glauben. Klar, die<br />

Show hat große Fußstapfen zu füllen<br />

und Kim Cattrall als Samantha ist<br />

ja nicht mehr mit dabei, das könnte<br />

schon schwierig werden. Aber ich<br />

bin da optimistisch und hoffe ganz<br />

stark, dass sie die Serie vor allem was<br />

den Diskurs zu Themen wie sexuelle<br />

Identitäten und #MeToo angeht ins<br />

Jahr 2021 holen.<br />

Hatte Corona starken Einfluss<br />

auf die Entstehung eurer<br />

Podcasts? Oder hättet ihr auch<br />

ohne Pandemie losgelegt?<br />

Sergej: Corona war und ist ja für uns<br />

alle eine Herausforderung, aber wir<br />

wollten unsere kreative Energie, die<br />

sich durch die Pandemie ein bisschen


Kultur 23<br />

aufgestaut hat, unbedingt nutzen und haben sie deshalb<br />

in die zwei Projekte gesteckt. Und jetzt gehen wir in dieser<br />

neuen Rolle als Podcaster auch total auf!<br />

Marcus: Ich glaube, man kann schon sagen, dass es die Projekte<br />

ohne Corona nicht geben würde. Ich hätte mir zwischen<br />

den Theaterengagements niemals die Zeit genommen, so ein<br />

völlig anderes Projekt selbst aufzuziehen. Aber über diesen<br />

einen Aspekt der Pandemie bin ich echt froh, dass sie mich<br />

dazu gebracht hat, etwas Eigenes zu machen.<br />

Wie entsteht eine Ausgabe eines Podcasts bei euch?<br />

Sergej: Ein Thema für „Kunst oder Kotze“ zu finden und uns<br />

zu einigen, ist eigentlich nie schwer, weil wir schon sehr auf<br />

einer Wellenlänge schwingen. Wir beschäftigen uns auch<br />

in unserer Freizeit ständig mit Popkultur und schicken uns<br />

ständig Links mit News und Neuerscheinungen hin und her,<br />

das Gespräch reißt nie ab. Und wenn wir uns dann entschieden<br />

haben, schlachten wir jeden Winkel eines Themas aus,<br />

machen uns tausend Notizen und tragen das dann bei der<br />

wöchentlichen Aufnahme zusammen.<br />

Marcus: Und bei „Boys“ nehmen wir uns ja pro Episode eine<br />

Folge SATC vor, da ist das Thema ja quasi vorgegeben. Wir<br />

bereiten uns dann so vor, dass wir in der Lage sind, bei der<br />

Aufnahme den Inhalt jeweils kurz und knackig wiederzugeben.<br />

Außerdem bringt jeder immer ein paar Punkte mit,<br />

über die er gerne diskutieren möchte: Bigs neusten Fauxpas<br />

gegenüber Carrie zum Beispiel oder wie schlimm die Serie in<br />

den 90ern bisexuelle Menschen charakterisiert. Obendrein<br />

überlegen wir uns beide immer noch die ein oder andere<br />

Anekdote aus unserem Privatleben, mit der wir das Gespräch<br />

garnieren können. Und dann ist die Stunde Podcast auch<br />

schon voll!<br />

NUR<br />

14<br />

Cent/ Min.<br />

GAYBOYS<br />

LIVE AM<br />

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RUF AN!<br />

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MÄNNER KENNEN<br />

0180 50 96 97 98*<br />

SD - 14 Cent/Min. aus d. deutschen Festnetz Mobilfunktarif max. 42 Cent/Min.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.instagram.com/kunstoderkotze<br />

FOTO: M. PLENGEMEYER


24 Kultur<br />

FERNSEHEN<br />

„CLUB LAS PIRANJAS“ –<br />

Hape dreht wieder auf<br />

Keine Woche ohne neues Projekt<br />

von Herrn Kerkeling. Die Fanherzen<br />

schlagen schneller, der Hape begeistert.<br />

Jetzt wird sein Klassiker „Club<br />

Las Piranjas“ in einer gleichnamigen<br />

Mini-Serie fortgesetzt. Auf RTL+.<br />

FOTO: RTL / BORIS BREUER<br />

Hape Kerkeling:<br />

„Ich freue mich riesig auf die<br />

Zusammenarbeit mit Regisseur Sven<br />

Unterwaldt und ein Wiedersehen mit<br />

den großartigen Schauspielerinnen<br />

Angelika Milster und Judy Winter. Wer<br />

noch alles dabei sein wird, verrate ich<br />

nicht. Nur so viel: Es wird ein Knaller!“<br />

Über die vierteilige Serie wird via E-Mail<br />

verraten: „Edwin Öttel (Hape Kerkeling)<br />

hat im Leben nicht wirklich viel richtig<br />

gemacht – dafür aber einiges falsch.<br />

Auch seine Karriere als Animateur<br />

hat er eigentlich längst an den Nagel<br />

gehängt. Doch als er plötzlich von<br />

der Vergangenheit eingeholt und auf<br />

geheime Mission entsandt wird, begibt<br />

sich die ehemalige Animateurs-Legende<br />

wieder ins Urlaubsparadies, wo nicht nur<br />

nervige Pauschaltouristen warten.“ Der<br />

voraussichtliche Produktionsbeginn ist<br />

Anfang <strong>2022</strong>, die Ausstrahlung ist für<br />

Ende <strong>2022</strong> auf RTL+ und später bei RTL<br />

geplant. Hape, wir freuen uns!<br />

Über Hape Kerkeling: Der am 9. Dezember<br />

1964 in Recklinghausen geborene<br />

Queer ist ohne Frage der bekannteste<br />

Komiker (Horst Schlämmer) und TV-<br />

Moderator Deutschlands. Der Buchautor<br />

(„Ich bin dann mal weg“, „Der Junge<br />

muss an die frische Luft“ ...), Gelegenheitstransvestit<br />

(Uschi Blum, eine Art<br />

Parodie auf Andrea Berg) und Pilger wird<br />

von (fast) allen gemocht. Gut zu wissen:<br />

Hape mag unter anderem die Musik von<br />

Boney M. und Katzen! *rä<br />

TRAVESTIE<br />

Bunter ist das Leben schöner<br />

Schon immer unterstützen wir Dragqueens<br />

und Menschen, die das binäre<br />

System durchrütteln. So auch die US-Diva<br />

Bianca Del Rio, die für zwei Termine nach<br />

Deutschland kommt und in Hamburg und<br />

Berlin queer-bunte Station machen wird.<br />

Im Sommer <strong>2022</strong> wird Amerikas lustigster<br />

Drag-Superstar im Rahmen ihrer „Unsanitized<br />

Comedy Tour“ (frei übersetzt in<br />

etwa „nicht gesäubert/ungeschönt“) durch<br />

Europa endlich auch wieder in Deutschland<br />

live zu erleben sein: Mit ihrem herrlich<br />

unverschämten wie politisch unkorrekten<br />

Humor wird sie ihren Fans am 7. Juni <strong>2022</strong><br />

in der Hamburger Friedrich-Ebert-Halle und<br />

am 18. Juni <strong>2022</strong> im Admiralspalast in Berlin<br />

die Schamesröte ins Gesicht treiben. Die<br />

beliebte Komikerin und Schauspielerin, die<br />

früher als Roy Haylock bekannt war, tauchte<br />

Mitte der 1990er in den Nachtklubs von<br />

New Orleans auf und hat sich seither zu<br />

einem echten Drag-Megastar entwickelt,<br />

der auch schauspielert. Wir sind Fan! *pm/rä<br />

www.thebiancadelrio.com<br />

LESETIPP<br />

Gökhan Göksen: „Quittenbäume“<br />

Ein Buch über die Liebe, ein queeres<br />

Buch, das ganz wunderbar unterhält.<br />

„Wir wissen nicht, wann es passiert,<br />

doch wenn die Liebe uns trifft, sind wir<br />

am Zug, die Wahrheit auszusprechen“.<br />

In seinem Roman „Quittenbäume“<br />

erzählt Gökhan Göksen, geboren<br />

1978 in Hamburg, die Geschichte von<br />

Matthias, einem Jungen, der seine erste<br />

Liebe verliert.<br />

Seine sonst so sichere Welt, bestehend<br />

aus einer intakten Familie, einem schönen<br />

Zuhause, guten Schulnoten, gerät ins<br />

Wanken. Noch bevor er das Abitur erreicht,<br />

verliert er den Glauben daran, dass das<br />

Leben schön sein kann. Doch in einer<br />

Freistunde auf dem Schulhof lächelt ihn das<br />

Glück an und er versucht es festzuhalten.<br />

Eine anrührende Geschichte über die Liebe,<br />

die so uneindeutig sein kann, beginnt ... Der<br />

Autor Gökhan Göksen lebt in Zürich, tanzt,<br />

malt Bilder und fotografiert. „Quittenbäume“<br />

ist sein erster Roman.<br />

sixthkyu.com


Kultur 25<br />

TOUR<br />

Gesamtkunstwerk<br />

SASHA VELOUR<br />

Die Gewinnerin der 9. Staffel des<br />

preisgekrönten US-Hits „RuPaul’s<br />

Drag Race“ kommt erstmalig auf Tour<br />

nach Deutschland.<br />

Das multidimensionale Gesamtkunstwerk<br />

Sasha Velour vereint genderfluide<br />

Dragqueen, Theaterstar, Schauspielerin,<br />

Creative Director und preisgekrönte<br />

TV-Produzentin in einer Person. Als<br />

Gründerin des „House Of Velour“ machte<br />

sie sich mit der Produktion von Theaterstücken,<br />

Serien, Filmen, Charity-Events,<br />

Merchandise, Grafik und Fotografie einen<br />

internationalen Namen. Der Durchbruch<br />

gelingt ihr, als sie aus der neunten Staffel<br />

der preisgekrönten US-Serie „RuPaul’s<br />

Drag Race“ als Siegerin hervorging und<br />

ihr mit Rosenblättern gefüllter Lip-Sync<br />

Auftritt im Staffelfinale von der amerikanischen<br />

„Entertainment Weekly“ als „TV’s<br />

Best Musical Moments on Television“<br />

einen legendären Status erreicht.<br />

Seitdem bereiste sie alle fünf Kontinente<br />

für ihre Performances.<br />

In über neunzig Minuten lässt uns<br />

Sasha Velour in eine autobiografische<br />

Fantasiewelt mit faszinierenden Visuals<br />

und atemberaubenden Überraschungen<br />

abtauchen. Von Velour konzeptioniert<br />

und mit einer nie da gewesenen<br />

Akribie performt, ist jede Sekunde dieser<br />

Produktion unvergesslich. Musikalisch<br />

untermalt mit Songs von Judy Garland<br />

bis Le Tigre, ergänzt mit Hits von Whitney<br />

Houston und Sia.<br />

Sasha Velour „Smoke & Mirrors“,<br />

31.1.<strong>2022</strong> Hamburg: Laeiszhalle – großer<br />

Saal, 20 Uhr, 23.2.<strong>2022</strong> Köln: Musical<br />

Dome, 20 Uhr, 14. und 15.3.<strong>2022</strong><br />

Berlin: Admiralspalast, 20 Uhr


26 KLUBWELT<br />

UNDERGROUND<br />

Voll queer: Asbjørns „Be Human“<br />

FOTO: JOHANNA HVIDTVED<br />

Sich selbst bezeichnet der<br />

Däne als „danish pop-kid with<br />

a relentless urge to dance“.<br />

Wir sehen in ihm vor allem den<br />

Musiker und LGBTIQ*-Aktivisten, der sich<br />

in seiner Musik und in seinen Videos für<br />

queere Sichtbarkeit und die Community<br />

einsetzt. Und jetzt hat er ein neues Lied<br />

am Start: „Be Human“.<br />

Es sei eine queere Hymne, die der Szene<br />

Kraft geben soll. „Ich bin sehr dankbar für<br />

die Aufmerksamkeit, die meine queeren<br />

Kolleg*innen und ich während der Pride<br />

in den Mainstream-Medien erhalten<br />

haben. Aber die queere Jugend braucht<br />

nicht nur einmal im Jahr öffentliche<br />

Vertreter*innen. Sie brauchen jeden Tag<br />

Unterstützung, damit niemand mit dem<br />

Gefühl aufwächst, in unserer Gesellschaft<br />

falsch zu sein“, so Asbjørn, der ergänzt:<br />

„Ich hätte in meiner Kindheit definitiv<br />

jemanden wie mich gebraucht, eine<br />

Person, zu der ich aufschauen hätte<br />

können.“<br />

Über das kommende Album „BOYOLOGY“<br />

des Wahlberliners ist vorab zu erfahren,<br />

dass es von einer unerwiderten Liebe<br />

inspiriert ist. „Ich habe mich immer für<br />

einen geborenen Gender-Bender gehalten,<br />

aber plötzlich sah ich, wie ich auf Herzschmerz<br />

reagierte, indem ich ihn auf diese<br />

superstereotypische Art und Weise unterdrückte.<br />

Das Album beschäftigt sich mit<br />

dieser Problematik sowohl anhand meiner<br />

eigenen Erfahrungen als auch allgemein<br />

gesprochen; ich möchte diese unsichtbaren<br />

Erwartungen in der Gesellschaft und<br />

der Popkultur debattieren, was ein Mann<br />

sein sollte oder nicht sein sollte.“ *rä<br />

www.asbjornmusic.com<br />

FOTO: WOELLER PHOTOGRAPHY<br />

TECHNO<br />

Sven Väth: „Catharsis“<br />

Mitunter ist eine Katharsis notwendig, die Reinigung der Seele (nach Aristoteles),<br />

die psychische Reinigung durch Ausleben innerer Konflikte und verdrängter<br />

Aggressionen und Emotionen (so die Psychologie). Gut, dass man als Künstler dazu die<br />

Musik benutzen kann!<br />

Ende <strong>Februar</strong> können wir diese Reinigung,<br />

diese musikalisch umgesetzte Verbesserung<br />

des Ichs von Sven Väth anhören,<br />

denn dann erscheint mit „Catharsis“ sein<br />

erstes Soloalbum seit fast zwei Jahrzehnten,<br />

auf Vinyl, CD und natürlich digital.<br />

Herausgekommen ist ein sehr<br />

abwechslungsreiches und zum Tanzen<br />

animierendes Werk, das sowohl in den<br />

Klubs funktionieren würde als auch beim<br />

Hören zu Hause. Vor allem über Kopfhörer<br />

entfaltet sich ein technoider Kosmos, der<br />

jede Zukunftsangst und etwaigen Beziehungs-<br />

oder Kollegenfrust wegballert. Es<br />

geht auf „Catharsis“ aber nicht nur zur<br />

Sache, auch Chill-out-Momente sind<br />

dank seiner Kompositionen möglich. Eine<br />

musikalische Achterbahnfahrt, die einen<br />

schnell aus dem Alltag entführt und viel<br />

gute Lebensenergie spendet. Eine Einladung<br />

zum Austanzen aller verdrängten<br />

Sche*ße, die einen belastet, eine von<br />

der Musik unterstützte Katharsis auf der<br />

Tanzfläche oder im Homeoffice, in der WG<br />

oder im Loft. Fett! Unsere Anspieltipps<br />

sind „Mystic Voices“, „The Cranes of<br />

Gangtey Valley“ sowie „Being in Love“ und<br />

„Feiern“. *rä


KLUBWELT 27<br />

DISCO<br />

Purple Disco Machine<br />

macht süchtig<br />

Ganz entspannt beginnt Purple Disco Machines<br />

„Exotica“, das im <strong>März</strong> mit Bonustracks erscheinen<br />

wird. Das erste Lied „Can’t Get Enough“ erinnert ein bisschen<br />

an Munich Machine, Donna Summer und Giorgio<br />

Moroder, kopiert diese jedoch in keiner Weise, sondern<br />

entwickelt etwas Funkiges, dann doch wieder Space-<br />

Discoides aus den Zutaten, die ein Lied eben braucht,<br />

um Disco zu sein. Der mal sanfte, dann wieder fordernde<br />

Gesang von Sahara Beck dazu macht den Opener mit<br />

seinem Breakdance-Break dann auch zu einem ersten<br />

Höhepunkt des Albums.<br />

Für unsere Praxis an der Grindelallee<br />

suchen wir eine/n<br />

Medizinische Fachangestellte (m/w/d)<br />

Vollzeit<br />

Wir wünschen uns von Ihnen:<br />

• eine abgeschlossene Ausbildung<br />

zur/zum MFA<br />

• gute PC-Kenntnisse<br />

• freundliches und sicheres Auftreten,<br />

Engagement und Teamfähigkeit<br />

Mitarbeiter Empfang (m/w/d)<br />

Vollzeit<br />

Lied Nummer zwei „At the Disko“ (mit k) ist eine<br />

Zusammenarbeit mit Lorenz Rhode und lässt den<br />

Hörer nur schwer still sitzen. Zu lockend sind die Beats<br />

und die Vocoder-Gesangseinlagen, die zusammen<br />

mit aufpeitschenden Pianoklängen auf die Tanzfläche<br />

ziehen. Weitere Highlights sind der Charthit „Fireworks<br />

(feat. Moss Kena & The Knocks)“ und der Übererfolg<br />

zusammen mit Sophie and the Giants namens „Hypnotized“.<br />

Weitere Anspieltipps sind das soulige „Hands<br />

to the Sky (feat. Fiorious & House Gospel Choir“, das<br />

elektrisierende „Dopamine (feat. Eyelar)“ und das<br />

schräge „Exotica (feat. Mind Enterprises)“, letzteres<br />

Projekt hat gerade mit Kungs und dem 2021er-Remake<br />

von „Idol“ einen Chart-Erfolg: „Never Going Home“. Ein<br />

Album, das süchtig macht. Ganz großes Kino! *rä<br />

Wir wünschen uns von Ihnen:<br />

• eine abgeschlossene kaufmännische<br />

oder medizinische Ausbildung<br />

• gute PC-Kenntnisse<br />

• gute Englischkenntnisse<br />

• freundliches und sicheres Auftreten,<br />

Engagement und Teamfähigkeit<br />

Es erwartet Sie:<br />

• eine interessante, abwechslungsreiche<br />

und verantwortungsvolle Tätigkeit<br />

• leistungsgerechte Bezahlung und<br />

zusätzliche Leistungen<br />

• gut planbare Dienstzeiten ohne<br />

Schicht- und Bereitschaftsdienst<br />

• Arbeiten in einem netten und<br />

aufgeschlossenen Team<br />

Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben,<br />

bewerben Sie sich bitte idealerweise per E-Mail.<br />

Ansprechpartner für Sie ist<br />

Enno Fenske-Burmester<br />

(burmester@ich-hamburg.de).<br />

Dr. med. Thomas Buhk<br />

Dr. med. Stefan Fenske<br />

Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Stellbrink<br />

Grindelallee 35 • 20146 Hamburg<br />

www.ich-hamburg-stendal.de


28 Style<br />

MODE<br />

Nachhaltig, ethisch und warm<br />

Nachdem der letzte Winter dann doch überraschend kalt, schneereich und<br />

lange war, denkt manch einer nun eher fröstelnd an die an die Tür klopfende<br />

kalte Jahreszeit. Du musst dir aber keine Sorgen machen, auch für (eigentlich<br />

normal kalte) winterliche Tage haben wir etwas für dich. Und zwar vom<br />

1879 gegründeten Traditionsunternehmen Dale of Norway, das seit 1954 das<br />

norwegische Ski-Nationalteam zur Winterolympiade mit seinen langlebigen<br />

Wollpullovern ausstattet. Im Angebot haben die Skandinavier aber auch<br />

Unterwäscheteile, Mützen, Schals und Handschuhe, handgefertigt und mit<br />

Ökostrom produziert aus Wollen von ethisch gehaltenen Tieren wie den frei<br />

lebenden norwegischen Fjordschafen. Daumen rauf! *rä<br />

daleofnorway.de<br />

DESIGN<br />

Wie auf dem erotischen<br />

Präsentierteller<br />

Die angebrochene Packung Kaugummis, das kleine Handdesinfektionsmittel<br />

oder auch der „geklaute“ Zucker aus dem Café<br />

um die Ecke, manchmal weiß man nicht, wohin mit dem Kram.<br />

Und verloren gehen soll ja auch nichts …<br />

Die Jungs von Peachy Kings haben jetzt etwas Nützliches am<br />

Start: ein Tablett. Ja, klingt nach Spießbürgertum, ist aber dann<br />

doch praktisch und überzeugt auch optisch mit einem queeren<br />

Grafikreigen, der dein Auge erfreuen wird – und auch<br />

(gerade!) in sonst minimalistisch eingerichtete Wohnungen<br />

hervorragend passt und seine wenig subtile Wirkung<br />

entfaltet. Das „Tom of Finland Tin Tray“ ist ca. 26 x 16 cm<br />

groß und vereint eine erotische, nicht zu derbe Auswahl<br />

an Bildern von Tom of Finland. Eine kleine und sexy<br />

Organisationshilfe für deine Wohnung: „Ideal für Bargeld,<br />

Schlüssel, einen Snack und PERFEKT als Rolltablett für<br />

Tabak oder Gr*s“, so das queere Team des Shops. Ähem.<br />

Und vor allem sei es robust und spülmaschinenfest. *rä<br />

www.peachykings.com


MODE<br />

Aus LEIDENSCHAFT<br />

für die Kunst<br />

Style 29<br />

Gummi, Nippel, Brusthaar und pure Provokation?!<br />

Das Avantgarde-Modelabel KURT<br />

PRYNNE haben wir dir schon mehrmals<br />

ans Herz gelegt, auch bei dieser Fotostrecke<br />

konnten wir nicht Nein sagen,<br />

ist sie doch eine durchaus provokante<br />

Zusammenarbeit mit dem 1995 geborenen<br />

niederländischen Künstler Dirk<br />

Vaessen. Der Name der Bilderstrecke ist<br />

„KURT MOTEL“ – und die hier gezeigte<br />

Mode scheint durchaus tauglich zu sein<br />

für Künstler wie Joko Koma oder Maria<br />

Psycho.<br />

Sowohl die Head Pieces als auch alle<br />

von ihm geschaffenen Objekte wollen<br />

Stereotypen, Regeln, Identitäten, das<br />

Spiel mit Charakteren, Rollen und<br />

Sexualität hinterfragen. Die Bilder und<br />

die Mode wollen ausdrücken, dass wir<br />

letztendlich doch alle auf der ständigen<br />

Suche nach unserem wahren Selbst<br />

seien. *rä<br />

www.kurtprynne.com,<br />

www.dirkvaessen.com<br />

FOTOS: EMMA HOOGSTEDE<br />

QUIT<br />

TEN<br />

BÄU<br />

UIT<br />

EN<br />

BÄU<br />

M E<br />

ME<br />

GÖKHAN GÖKSEN<br />

SIXTHKYU<br />

Wir wissen nicht,<br />

wann es passiert, doch wenn<br />

die Liebe uns trifft, sind wir<br />

am Zug, die Wahrheit<br />

auszusprechen.<br />

GÖKHAN GÖKSEN<br />

QUITTENBÄUME<br />

In seinem Roman »Quittenbäume« erzählt Gökhan Göksen die<br />

Geschichte von Matthias, einem Jungen, der seine erste Liebe verliert.<br />

Seine sonst so sichere Welt, bestehend aus einer intakten Familie,<br />

einem schönen Zuhause, guten Schulnoten, gerät ins Wanken.<br />

Noch bevor er das Abitur erreicht, verliert er den Glauben daran,<br />

dass das Leben schön sein kann. In einer Freistunde auf dem<br />

Schulhof lächelt ihn das Glück an und er versucht es<br />

festzuhalten. Eine anrührende Geschichte über die Liebe,<br />

die so uneindeutig sein kann, beginnt.<br />

Jetzt als<br />

Taschenbuch<br />

und E-Book<br />

erhältlich.<br />

252 Seiten, 12x19 cm, broschiert<br />

EUR 12,80 (D/AT) / CHF 15,90 (CH)<br />

Taschenbuch: ISBN 978-3-9525522-0-9<br />

E-Book: ISBN 978-3-9525522-1-6<br />

www.sixthkyu.com<br />

SIXTHKYU


30 Style<br />

FOTO: MARTIN SMOLKA<br />

MODE<br />

Stil mit Maß<br />

Beständigkeit statt hastiger Trendjagd, solides Handwerk<br />

statt schneller Nadel, Evolution statt Revolution.<br />

Hamburgs Traditionsherrenausstatter Ladage & Oelke hat<br />

Nachhaltigkeit schon als Geschäftsmodell gepflegt, als es<br />

die heute dominierenden und in so vielen Bereichen völlig<br />

entgrenzten Modediscounterketten noch nicht einmal gab.<br />

FOTO: DIANA FROHMÜLLER PHOTOGRAPHY<br />

FOTO: MARTIN SMOLKA<br />

Seit jeher gehört zum Selbstverständnis des Hauses<br />

die individuelle Anpassung zur Perfektionierung des<br />

jeweils gewünschten Stils als Grundpfeiler einer langen<br />

Nutzungsdauer als Lieblingsstück aus dem Kleiderschrank.<br />

Maßkonfektion ist eine der Fertigungstechniken, die Vorteile<br />

aus Industrialisierung und Handwerk kombiniert. Ladage &<br />

Oelke erklärt das Konzept gegenüber <strong>hinnerk</strong>: „Wir sind seit<br />

Jahrzehnten Spezialist für Premium Herren-Maßkonfektion.<br />

Bis zu den 1980er Jahren haben wir rein Vollmaßanfertigung<br />

genäht, danach umgestellt auf Maßkonfektion mit Partnern<br />

wie Scabal oder Eduard Dressler. Unsere zwei hauseigene<br />

Schneider kümmern sich um die Maßkonfektionsberatung:<br />

Herrenmaßschneider Johannes Arnold, der über 10 Jahre<br />

an der Londoner Savile Row gearbeitet hat, bevor er 2019<br />

von der Themse an die Elbe gewechselt ist und Schneider<br />

und Kostümbildner Till Hagemeier, der zusätzlich über<br />

jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Ausstattung von<br />

Film & Theaterproduktionen verfügt.“ So entstehen echte<br />

Unikate unter anderem auch für Hochzeiten, Künstler- oder<br />

Business-Garderobe. „Auch die Elbphilharmonie wurde vor<br />

fünf Jahren in einem Ladage & Oelke-Frack eröffnet, eigens<br />

angefertigt für den damaligen Chefdirigenten“, verrät das<br />

Team gegenüber <strong>hinnerk</strong>. Nicht, ohne gleich wieder fachlich<br />

zu werden und sich der Zielgruppe zuzuwenden: Lust auf eine<br />

Tweed-Bomberjacke zur Jeans oder doch lieber ein perfekt<br />

sitzendes Hemd aus den besten Webereien Europas? Im<br />

entschleunigten Ambiente mit Blick aufs Hamburger Rathaus<br />

und bei frisch gebrühtem Kaffee oder Drink, wird bereits die<br />

Entscheidungsfindung in der Maßkonfektionsberatung zum<br />

Wellnesserlebnis. *ck<br />

Ladage & Oelke, Alter Wall 22, Hamburg, US Jungfernstieg /<br />

Rathaus, Terminvereinbarung: Tel. 040 696381770,<br />

kontakt@ladage-oelke.de, www.ladage-oelke.de


Style 31<br />

FUN!<br />

Ja, Design darf auch ernsthaft und<br />

pragmatisch sein. Schließlich haben<br />

wir uns irgendwann bewusst von<br />

der Teenager-Romantik unserer<br />

Jugendzimmer getrennt. Mit diesen verspielteren<br />

Objekten aber bringst du ein bisschen was<br />

von der Sorglosigkeit jüngerer Jahre in dein<br />

Leben zurück. *fj<br />

MODERNER LEUCHTER<br />

Eigentlich ist der dänische<br />

Möbelhersteller BoConcept<br />

für seine gemütlichen Sofas<br />

und klaren Formen bekannt.<br />

Mit der „Five“ Pendelleuchte<br />

haben die Designer aber<br />

bewiesen: Sie können auch<br />

unkonventionell. Diese<br />

Neuinterpretation eines<br />

klassischen Kronleuchters<br />

kommt in Messing, Chrom<br />

oder schwarzem Metall daher.<br />

www.boconcept.com<br />

PING PONG<br />

Zugegeben, die Verspieltheit des<br />

„Lungolinea“ Ping Pong Table liegt<br />

eher in der Sache als im Design, trotzdem wollen wir dir diese<br />

Luxus-Tischtennisplatte nicht vorenthalten. Hergestellt wird<br />

sie in aufwendiger Handarbeit im italienischen Mailand. Die<br />

Marke Impatia hat sich auf die Produktion hochwertiger<br />

Spieltische spezialisiert und vertreibt neben dem Lungolinea<br />

einen Billardtisch aus Glas, einen Poker Table und einen<br />

Multi Gaming Table sowie die passenden Accessoires zu<br />

allen Tischen.<br />

www.impatia.com<br />

GLAS-KRAKEN<br />

Der Italiener Simone Crestani liebt Glas als Material<br />

für seine Produkte und lässt sich in seiner Arbeit<br />

häufig von den Formen der Natur inspirieren. Für<br />

seine „Polpo“-Kollektion, bestehend aus Dekanter,<br />

Pitcher, Vase und verschiedenen Gläsern, durfte<br />

ganz offensichtlich eine der ungewöhnlichsten<br />

Kreaturen der Meere als Muse herhalten. Alle von<br />

Kraken umschlungenen Glasobjekte und andere<br />

spannende Designs gibt es im Online-Shop des<br />

Künstlers zu erstehen.<br />

www.simonecrestani.com<br />

ÄSTHETISCHE DERMATOLOGIE<br />

Botox, Filler (Gesicht und Körper) und Fadenlifting<br />

Ästhetische Chirurgie: Schlupflider, Tränensäcke,<br />

Body Contouring (operativ, Laser, Fettwegspritze)<br />

Lasermedizin: dauerhafte Haarentfernung,<br />

Hautverjüngung, Skin Glow, Entfernung von Couperose,<br />

Rosacea, Altersflecken, Tätowierungen, Narben<br />

Ästhetische- und Medizinische Kosmetik<br />

WWW.DERMA-HAMBURG.DE<br />

Hohe Bleichen 10<br />

20354 Hamburg<br />

Tel.: 040 – 40 11 353 00<br />

Hemmingstedter Weg 168<br />

22609 Hamburg<br />

E-Mail: info@derma-hamburg.de


32 Norddeutschland<br />

BREMEN<br />

RATHAUS FINANZIERT CSD<br />

Ein Teilnehmer auf diesem Foto des Städtepartnerschaftstreffen muss zum eigenen Schutz unkenntlich gemacht werden.<br />

Ein Coming-out vor Familie und Kollegen riskiert er nicht. Aber er engagiert sich.<br />

NIEDERSACHSEN<br />

Neue Vielfalt macht Schule<br />

Sandra Wolf, Lehrerin eines Göttinger Gymnasiums, und Pascal Mennen,<br />

ehemaliger Gymnasiallehrer in Lüneburg, haben im Januar den Startschuss<br />

für ein neues Format zur Vielfaltsaufklärung an den Bildungseinrichtungen des<br />

Landes gegeben. Ziel ist es, Diskriminierung und Mobbing aufgrund sexueller und<br />

romantischer Orientierung sowie geschlechtliche rIdentität abzubauen.<br />

Also haben die rechten<br />

Schwurbler doch Recht?<br />

Demogeld für die als Demonstration<br />

getarnte Zurschaustellung<br />

abseitiger Nutzungsvorlieben<br />

der Fortpflanzungsorgane?<br />

Natürlich nicht. Wie aufmerksame<br />

Shitstorm-Surfer mitbekommen<br />

haben dürften, gibts beim Bremer<br />

CSD Rollkragenpulloverzwang oder<br />

wahlweise ein Burkagebot. Fetischverbot<br />

und so. Nachdem jetzt alle<br />

wach sind, die freudige Erfolgsnachricht<br />

in aller Ernsthaftigkeit:<br />

Das Projekt stellt zahlreiche Angebote<br />

zur Vernetzung, Fortbildung sowie für<br />

Projekttage und Workshops bereit.<br />

Machen sich die Schulen erfolgreich auf<br />

den Weg und erfüllen die aufgestellten<br />

Qualitätsstandards, kann ihnen das<br />

Projektlabel ‚Wir sind Schule der Vielfalt*<br />

Niedersachsen‘ verliehen werden.<br />

Kooperationspartner und Schablone<br />

für den Aufbau in Niedersachsen war<br />

das gleichnamige Projektnetzwerk in<br />

Nordrhein-Westfalen.<br />

Sandra Wolf beschreibt das Projekt<br />

als echte Herzensangelegenheit: „Wir<br />

wollen Schulen in Niedersachsen bunter<br />

gestalten, Vielfalt sichtbar machen und<br />

damit aktiv den täglich stattfindenden<br />

Diskriminierungen etwas entgegensetzen.“<br />

Das Projekt wurde im vergangenen<br />

Jahr mithilfe viel ehrenamtlicher Hilfe<br />

aufgebaut. Pascal Mennen beschreibt<br />

das letzte Jahr als hartes Stück Arbeit.<br />

„Alle, die mitgeholfen haben, sind<br />

Expertinnen im Bereich sexueller und<br />

geschlechtliche Vielfalt oder<br />

Pädagog:innen“ ergänzt er.<br />

Die beiden Projektkoordinationen<br />

wissen aus ihrer Arbeit, dass<br />

sexuelle und geschlechtliche<br />

Vielfalt in Schule häufig tabuisiert<br />

wird und viele Fragen zu den Themen<br />

existieren. „Es fordern immer<br />

mehr Schüler:innen aktiv Bestrebungen<br />

hin zu einer vielfaltsoffenen Schule“<br />

beschreibt Sandra Wolf die Entwicklung<br />

der letzten Jahre. Das Projekt bietet die<br />

Möglichkeit engagierte Schulen mit dem<br />

Projektlabel sichtbar zu machen und<br />

die Eigeninitiative zu belohnen. Pascal<br />

Mennen erhofft sich zudem einheitliche<br />

behördliche Vorgaben, um Schulen von<br />

offizieller Seite aus zu unterstützen,<br />

sich diskriminierungssensibler<br />

aufzustellen.<br />

Das Projekt steht in Trägerschaft des<br />

Queeren Netzwerk Niedersachsen. Nico<br />

Kerski, Geschäftsführer des Netzwerks,<br />

begrüßt das außerordentliche<br />

ehrenamtliche Engagement zum<br />

Aufbau des Projektes und ergänzt,<br />

dass für den nachhaltigen Ausbau eine<br />

weitere Unterstützung durch das Land<br />

Niedersachsen, wie bereits in anderen<br />

Bundesländern, unerlässlich sein wird.<br />

www.qnn.de<br />

Im neuen Doppelhaushalt der Bremer<br />

Bürgerschaft sind 40.000 Euro für<br />

die queere Völkerverständigung<br />

budgetiert worden. Empfänger ist<br />

das LGBTIQ*Städtepartnerschaftsprojekt<br />

des Bremer CSD Vereins,<br />

das über jährliche Treffen und<br />

CSD-Besuche Wandel durch<br />

Annäherung lebt. Die vier Teams aus<br />

Bremen, Gdansk, Bremerhaven und<br />

Szczecin setzen ganz pragmatisch<br />

auf den zwischenmenschlichen<br />

Kontakt als Türöffner zum besseren<br />

gegenseitigen Verständnis. Denn<br />

obwohl direkte Nachbarn in der<br />

EU liegen an Weser und Oder/<br />

Neiße jeweils gesellschaftspolitisch<br />

andere Welten. Das persönlich zu<br />

erfahren – beiderseitig! – öffnet Geist<br />

und Herz und kann in die jeweiligen<br />

Communitys getragen werden.<br />

Graswurzelprojekte werden diese<br />

Formen der Menschenrechts- und<br />

Demokratiearbeit genannt und sie<br />

sind wahrscheinlich der wirksamste<br />

Hebel für ein Zusammenwachsen<br />

dieses geeinten Europas der Vielen.<br />

„Finanzpaket der Vernunft“ haben die<br />

Regierungsfraktionen ihren Haushalt<br />

überschrieben. Dieser winzig kleine<br />

Teil trägt die Überschrift zurecht. *ck<br />

www.csd-bremen.org


WO DIE<br />

NATUR<br />

NOCH<br />

IN ORDNUNG<br />

IST?<br />

In Ihrem wohnoffice<br />

TEAM 7 Hamburg City, www.team7-hamburg.de<br />

TEAM 7 Berlin, www.team7-berlin.de<br />

TEAM 7 München, www.team7-muenchen.de<br />

TEAM 7 Düsseldorf, www.team7-duesseldorf.de<br />

TEAM 7 Frankfurt, www.team7-frankfurt.de<br />

TEAM 7 Münster, www.team7-muenster.com<br />

TEAM 7 Stuttgart, www.team7-stuttgart.de


34 Gesundheit<br />

PSYCHE<br />

BURNOUT VORBEUGEN<br />

10 Tipps für mehr Lebensgenuss und Ruhe im Alltag<br />

Geht nicht davon aus, dass euch ein<br />

Burnout nicht treffen kann. Denn bei<br />

dieser Krankheit handelt es sich um einen<br />

langsamen, schleichenden und oftmals<br />

unbemerkten Prozess. Die Expertin<br />

Sabine von Ameln verrät euch, wie ihr es<br />

gar nicht erst soweit kommen lasst.<br />

1. Vorausschauend leben<br />

Überprüft euren Zeitplan und erstellt<br />

eine Liste: Wie viel geht für die Arbeit und<br />

die Bedürfnisse anderer drauf? Bleibt<br />

genügend Spielraum für euch selbst? Wenn<br />

nicht, dann schafft ein Gleichgewicht, denn<br />

Selbstfürsorge gehört an die oberste Stelle.<br />

2. Selbstpflege planen<br />

Schaut auf euren Kalender. Ist er<br />

vollgestopft mit Terminen? Dann tragt<br />

Zeiten für euch selbst ein, genauso wie<br />

für andere Verpflichtungen, und haltet<br />

euch daran. Diese können vielseitig sein,<br />

von Arztbesuchen bis hin zu sportlichen<br />

Aktivitäten, Hobbys oder auch Meditation.<br />

Gönnt euch immer genügend Auszeit!<br />

3. Für erholsamen Schlaf sorgen<br />

Sorgt für ausreichenden und erholsamen<br />

Schlaf, damit eure Leistungsfähigkeit nicht<br />

beeinträchtigt ist. Achtet darauf, nicht<br />

weniger als 8 Stunden zu ruhen. Schlafmangel<br />

beeinflusst die Stimmung und<br />

unsere Fähigkeit, mit Herausforderungen<br />

umzugehen. Langfristig tragen kurze aufeinanderfolgende<br />

Nächte zur körperlichen<br />

und psychischen Erschöpfung bei.<br />

4. Ausgewogen ernähren<br />

Wenn wir gestresst sind, neigen wir dazu,<br />

uns zum Ausgleich auf Nahrung zu stürzen<br />

und mehr Genussmittel wie Kaffee<br />

und Alkohol zu konsumieren. Doch wirken<br />

solche Stimulanzien eher kontraproduktiv.<br />

Eine ausgewogene Ernährung und Zeit<br />

zum Essen helfen dabei, das Burnout-<br />

Risiko zu begrenzen.<br />

5. Entspannung üben<br />

Ob beruflich oder familiär, Burnout ist fast<br />

immer mit Stress verbunden. Durch regelmäßiges<br />

Üben von Entspannungstechniken,<br />

wie Meditation oder Yoga, können wir<br />

die Anspannungen des Tages lösen.<br />

6. Mehr Sport treiben<br />

Durch Sport können wir angesammelte<br />

Belastungen abbauen, einen klaren Kopf<br />

bekommen und Stress reduzieren. Regelmäßige<br />

körperliche Aktivität wie Laufen,<br />

Hallensport oder Schwimmen beugt<br />

einem Burnout-Syndrom vor.<br />

7. Lernen „NEIN“ zu sagen<br />

Wenn ihr einen weiteren Auftrag<br />

ablehnt, macht euch das nicht<br />

zu einem schlechten Angestellten. Bei<br />

Überforderung „Nein“ zu sagen, ist für<br />

die körperliche und geistige Gesundheit<br />

unerlässlich. Es ist besser, ehrlich zu sein,<br />

als in positiver Absicht Aufforderungen<br />

nachzukommen und unnötig darunter zu<br />

leiden. Versucht nicht, euer Umfeld um<br />

jeden Preis zufriedenzustellen.<br />

8. Die Erreichbarkeit verringern<br />

Gewöhnt euch an, nach der Arbeit die<br />

elektronischen Geräte auszuschalten oder<br />

zumindest nicht auf Anrufe oder E-Mails<br />

zu reagieren.<br />

9. Freunde treffen und Spaß<br />

haben<br />

Wenn ihr ausgepowert seid und die Arbeit<br />

euch überfordert, dann trefft die Menschen,<br />

die euch guttun. Verbringt Zeit mit<br />

eurem Partner, genießt ein romantisches<br />

Dinner, gönnt euch einen Wochenendausflug<br />

oder Urlaub und versucht, euer Leben<br />

zu genießen.<br />

10. Professionelle Hilfe<br />

Wenn ihr das Gefühl habt, mit eurer<br />

Überforderung nicht mehr zurechtzukommen,<br />

holt euch Hilfe. Eine persönliche<br />

Beratung mit der Hausärzt*in oder einer<br />

Therapeut*in verhindert das Schlimmste:<br />

den Zusammenbruch. Wenn ihr merkt,<br />

dass ihr das Gleichgewicht in eurem Leben<br />

verliert, dann wartet bloß nicht länger ab.<br />

Professionelle Unterstützung ist in dem<br />

Fall der beste Weg.<br />

FOTO: CHRISTIAN ERFURT / UNSPLASH<br />

Frau von Ameln hat<br />

über 30 Jahre aktiv in<br />

der Pflege gearbeitet<br />

und war Inhaberin eines<br />

eigenen mittelständigen<br />

Pflegedienstes. Durch<br />

unentwegten Stress und<br />

Druck landete sie im<br />

Burnout. Sie wendet sich<br />

daher an Pflegekräfte mit<br />

der wichtigen Botschaft,<br />

dass sie selbst für ihre<br />

Gesundheit und ihr Wohlbefinden verantwortlich sind<br />

und diese Dinge zur Priorität machen müssen. Denn<br />

wer selbst krank ist, kann niemandem mehr helfen.<br />

www.sabinevonameln.de


MSD.PARTNER.HIV.<br />

35 Jahre erfolgreiche HIV-Forschung<br />

Unser Ziel ist und bleibt die<br />

Prävention und Eradikation von HIV.<br />

Daher forschen wir weiter!<br />

2021<br />

Zulassung eines neuen NNRTI<br />

2018<br />

Zulassung des ersten Integrase-Inhibitors<br />

(InSTI), welcher im folgenden Jahr in der<br />

Kategorie Bester pharma zeutischer<br />

W i r k s t o ff den Prix Galien Award in<br />

den USA gewinnt<br />

2007<br />

1999<br />

Zulassung des ersten nichtnukleosidischen<br />

Reverse-<br />

Transkriptase-Inhibitors (NNRTI)<br />

1996<br />

Zulassung von einem der<br />

ersten Proteasehemmer (PI)<br />

1985<br />

Beginn eines klinischen Forschungsprogramms<br />

zur Behandlung und Prävention des Humanen<br />

Immundefizienz-Virus (HIV)<br />

HIV/AIDS ist nach wie vor eine der weltweit größten Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit.<br />

Seit Ende der 1980er Jahre hat die Einführung antiretroviraler Therapien (ART) die Behandlung von HIV<br />

verändert. Infolge der jüngsten Fortschritte beim Zugang zu diesen wirksamen Behandlungsmethoden<br />

leben HIV-positive Menschen heute länger und gesünder. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass ART die<br />

Übertragung von HIV verhindern kann. 1<br />

1. Fact sheet HIV/AIDS. World Health Organization. http://www.who.int/features/factfiles/hiv/en/<br />

Zugriff: 01.03.2021<br />

Auf MSD Gesundheit finden Sie Informationen zum Thema HIV: https://www.msd-gesundheit.de/hiv/<br />

MSD Sharp & Dohme GmbH<br />

Levelingstaße 4a, 81673 München, www.msd.de<br />

DE-NON-02649


GESUNDHEIT<br />

INTERVIEW<br />

Genschere, mRNA und<br />

Wirkstoffdepots:<br />

Paradigmenwechsel in der HIV-Therapie<br />

FOTO: C. KNUTH<br />

Ein Nebeneffekt der aktuellen Pandemie mit dem<br />

neuen Corona-Virus und seinen Varianten lässt<br />

auch einen bisher für diese Thematik unerreichten<br />

Anteil der Gesellschaft – sozusagen hautnah – an<br />

wissenschaftlichen Prozessen der forschenden Institute<br />

und Pharma-Unternehmen teilhaben. Der<br />

Wissensdurst ist groß. 40 Jahre sind vergangen,<br />

seit das HI-Virus und damit der Auslöser von AIDS<br />

entdeckt wurde. Bis heute ist er nicht grundsätzlich<br />

besiegt worden.<br />

HIV-Aktivist und -Fachmann Siegfried Schwarze<br />

vom „Projekt Information e. V.“ im Gespräch über<br />

die neuesten Entwicklungen in der HIV-Forschung<br />

und ihren möglichen Impact für die Gesundheit<br />

der Gesamtbevölkerung.<br />

Im Frühling riefen wir gemeinsam mit dir dazu<br />

auf, die Chance der virtuellen Konferenzform<br />

doch zu nutzen und sich die „11 th IAS Conference<br />

on HIV Science“ anzuschauen. Nun sind<br />

die Zugriffe auf die Streams eher verhalten. ...<br />

Ich weiß nicht, ob man sich das als Ottonormalverbraucher*in<br />

wirklich antun muss oder soll. Wenn<br />

dann nur sehr selektiv. Deshalb hatten wir im Frühling<br />

ja auch Schwerpunkte empfohlen.<br />

„Die Gentherapie ist<br />

auf dem Sprung vom<br />

Labor in den Alltag.“<br />

Hat dich ein Thema überrascht?<br />

Der Grundlagenvortrag zur Gentherapie.<br />

Mir war nicht bewusst, dass weltweit zehn<br />

Gentherapien zugelassen sind. Von zwei oder<br />

drei wusste ich, aber dass es schon zehn sind,<br />

war mir selbst neu. Und das führt mich auch<br />

gleich zu dem was, für mich eines der Highlights<br />

der Konferenz war: Die Gentherapie ist auf dem<br />

Sprung vom Labor, von den klinischen Studien<br />

in den Alltag. Das ist etwas, was fast ein bisschen<br />

unbemerkt von der Öffentlichkeit geschieht. Vielleicht<br />

auch so geräuschlos, weil gentechnologische<br />

Methoden durch Corona eine breitere Akzeptanz<br />

finden? Mit dem Begriff mRNA-Impfstoff kann<br />

heute ja zum Beispiel jeder etwas anfangen. Es ist<br />

tatsächlich so weit: Es beginnen die ersten gentherapeutischen<br />

Studien am Menschen zu HIV. Teilweise<br />

auch zum Thema Heilung. Als Therapieaktivist muss<br />

ich allerdings sagen, dass mir da einiges auch zu


schnell geht. Wie wir Europäer das finden,<br />

ist aber letztendlich egal.<br />

Wer gibt den Schritt vor?<br />

Die USA und vor allem auch China brechen<br />

auf und preschen auf dem Gebiet voran,<br />

als gäbe es kein Morgen. Wie gesagt, man<br />

kann das finden, wie man will. Es passiert<br />

und es wird spannend sein, mit welchen<br />

Ergebnissen.<br />

Welche Methoden werden jetzt am<br />

Menschen erforscht?<br />

Der eine Ansatz besteht darin, den<br />

Rezeptor, den HIV zum Eindringen in die<br />

Zelle benutzt, mit gentechnologischen<br />

Methoden sozusagen zu zerstören. Das<br />

war im Prinzip das, womit Timothy Brown<br />

geheilt wurde. Bei ihm wurde es durch eine<br />

Stammzelltransplantation gemacht, die<br />

für eine breite Anwendung unter anderem<br />

nicht anwendbar ist, weil sie einfach zu<br />

riskant ist. Die Idee ist, diesen Rezeptor<br />

nicht dadurch wegzubekommen, dass<br />

man dem Menschen ein komplett neues<br />

Immunsystem verpasst, sondern gezielt<br />

diesen Rezeptor auszuschalten. Der anderer<br />

Ansatz ist die berühmte Genschere.<br />

Also der Versuch, HIV per Enzym aus infizierten<br />

Zellen herauszuschneiden. Dieser<br />

Ansatz wird von mehreren Forscher*innen<br />

mit unterschiedlichen genetischen<br />

Werkzeugen verfolgt.<br />

Bundesweite Aufmerksamkeit<br />

erregte vor ein paar Jahren ein<br />

solches Forschungsprojekt des<br />

Universitätsklinikums Hamburg-<br />

Eppendorf (UKE) und des Heinrich-<br />

Pette-Instituts, Leibniz-Instituts für<br />

Experimentelle Virologie (HPI) ...<br />

Genau. Die Arbeitsgruppe um Professor<br />

Hauber arbeitet mit einem, ich sage mal<br />

im weitesten Sinne sehr zickigen Enzym,<br />

das dafür aber extrem genau ist: Brec1.<br />

Die amerikanische Arbeitsgruppe setzt auf<br />

die inzwischen recht geläufige CRISPR/<br />

Cas-Methode, die zwar sehr einfach zu<br />

handhaben ist, aber eine relativ große<br />

Fehlerhäufigkeit hat.<br />

Deswegen deine Bedenken?<br />

Wenn ich mir an meinen Immunzellen<br />

rumbasteln lassen würde, hätte ich<br />

Bauchschmerzen damit, ein fehleranfälliges<br />

Enzym zu wählen. Aber wie gesagt:<br />

Es wird gemacht. Es wird natürlich unter<br />

entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen<br />

gemacht. Das heißt, man nimmt erst<br />

relativ wenige Patient*innen und auch<br />

nicht alle auf einmal. Zuerst bei einem,<br />

wartet eine Zeit, ob alles gut geht, und<br />

dann nimmt man einen zweiten rein<br />

und so weiter. Aber trotzdem glaube ich,<br />

dass das für die Betroffenen ein nicht zu<br />

unterschätzendes Risiko ist. Daher finde<br />

ich es um so wichtiger, dass diese Sachen<br />

von der Community aufmerksam verfolgt<br />

und begleitet werden. Das verlangen<br />

übrigens auch die Zulassungsbehörden:<br />

Die wollen jetzt alle bei diesen Studien<br />

eine Patient*innenvertretung mit an Bord<br />

haben. Das ist ein guter Fortschritt.<br />

Ein Risiko, das Tradition hat:<br />

Wo wäre die HIV-Therapie ohne<br />

freiwillige – so muss man leider fast<br />

sagen – Versuchskaninchen?<br />

Richtig, aber! Mittlerweile gibt es so viele<br />

Studien in der Richtung und darunter<br />

auch einige, wo von Anfang an eigentlich<br />

völlig klar ist, dass die nix werden. Die aber<br />

trotzdem durchgeführt werden, weil es<br />

dafür Forschungsgelder gibt. Vor allem in<br />

Amerika gibt es natürlich eine Situation,<br />

wo jetzt auch durch Covid viele Labors,<br />

viele Klinikabteilungen Existenznöte<br />

haben. Und wenn die einen Forschungsantrag<br />

machen, wo „Heilung von HIV“<br />

draufsteht, dann gibt es halt Kohle. Man<br />

kann den Leuten ja gar keinen Vorwurf<br />

machen. Die haben Frauen und Kinder<br />

und so weiter: Wenn du der Institutsleiter<br />

wärst und sagst, „ich habe so und so viel<br />

Mitarbeiter zu versorgen. Wenn ich jetzt<br />

diesen Antrag stelle, weiß ich genau, es<br />

wird nichts, aber ich kriege damit Kohle für<br />

die nächsten zwei, drei Jahre“, da ist die<br />

Versuchung natürlich groß. Auf der anderen<br />

Seite ist dabei die Gefahr, dass wir die<br />

Freiwilligen, die wir in der HIV-Community<br />

haben, ohne Sinn und Zweck verbrennen.<br />

Inwiefern?<br />

Oft ist es in diesen Studien so, dass du,<br />

wenn du schon mal Probant*in einer<br />

Heilungsstudie warst, nicht mehr an einer<br />

weiteren teilnehmen kannst. Die Zahl der<br />

Menschen die für so eine Studie infrage<br />

kommen, ist limitiert.<br />

„Uns gehen so<br />

langsam die<br />

Ideen aus.“<br />

Vermutlich auch wegen Covid<br />

ploppt wieder die Suche nach einem<br />

Impfstoff auf. Wie schätzt du die<br />

Chance ein, nicht nur preppen zu<br />

können, sondern sich impfen lassen<br />

zu können?<br />

Man man muss ganz ehrlich sagen, dass<br />

uns so langsam die Ideen ausgehen, wie<br />

ein Impfstoff gegen HIV aussehen könnte.<br />

Die klassischen Methoden einen Impfstoff<br />

zu generieren, die bis jetzt bei allen anderen<br />

Erkrankungen außer Hepatitis C – das<br />

ist auch so ein Problemfall – gut geklappt<br />

haben, versagen bei HIV. Es gibt zwei<br />

Hauptprobleme. Das eine Problem ist, dass<br />

GENSCHERE<br />

aus Hamburg<br />

GESUNDHEIT<br />

Bereits seit 2005 forschen<br />

Wissenschaftler am Heinrich-Pette-<br />

Institut in Hamburg an einer revolutionären<br />

Methode, das HI-Virus<br />

mittels einer molekularen Genschere<br />

aus dem Körper „zu schneiden“.<br />

Für den Laien erklärt: Aus dem Blut<br />

werden Stammzellen entnommen.<br />

In diese wird über eine sogenannte<br />

Genfähre der Bauplan für eine molekulare<br />

Schere mit der Bezeichnung<br />

Brec1 eingebaut. Zusätzlich wird in<br />

den Zellen genetisch ein Rezeptor/<br />

Schalter programmiert, der Brec1<br />

dann aktiviert, wenn HI-Viren<br />

vorhanden sind. Die Stammzellen<br />

werden den Patient*innen gespritzt,<br />

diese vermehren sich im Blut und<br />

produzieren Brec1, wenn HI-Viren<br />

im Blut sind. Brec1 schneidet deren<br />

genetische Informationen aus den<br />

befallenen Zellen – die Patient*innen<br />

könnten geheilt sein. *ck<br />

es bei HIV kein natürliches Vorbild gibt. Das<br />

heißt, es gibt keinen Menschen, der sich<br />

mit HIV infiziert hat, diese Infektion aus<br />

eigener Kraft überwunden hat und<br />

danach immun war gegen eine neue<br />

Infektion. Immer wenn es kein natürliches<br />

Vorbild gibt, ist die Frage, ob wir das überhaupt<br />

schaffen. Wie schon bei Hepatitis C.<br />

Wir wissen auch da, dass es Menschen<br />

gibt, die die Infektion selbst überwinden,<br />

aber die sind nicht resistent gegen eine<br />

neue Infektion. Auch bei Hepatitis C ist<br />

es bis heute nicht gelungen, eine Impfung<br />

hinzubekommen. Hinzu kommt bei<br />

HIV, dass es als erstes genau die Zellen<br />

infiziert und abtötet, die wir für eine<br />

Abwehr bräuchten. Ich sage es immer so:<br />

HIV ist der Brandstifter, der als erstes die<br />

Feuerwehrzentralen anzündet, sodass<br />

dann niemand mehr da ist, der kämpfen<br />

könnte. Die Konzepte, die jetzt mit mRNA<br />

verfolgt werden, die waren tatsächlich<br />

schon länger in der Pipeline. Dass die<br />

jetzt so „aufploppen“, wie du sagtest,<br />

liegt hauptsächlich daran, dass die<br />

mRNA-Forschung natürlich durch Corona<br />

dramatisch beschleunigt wurde.<br />

Worum geht es da im Prinzip?<br />

Darum, Antikörper zu produzieren, die


GESUNDHEIT<br />

ganz wenige Menschen natürlicherweise<br />

produzieren. Die sogenannten „Elite<br />

Controller“. Von dieser Gruppe von<br />

HIV-Positiven kann ein ganz kleiner<br />

Prozentsatz HIV in Schach halten, weil sie<br />

spezielle Antikörper bilden. Der Trick mit<br />

den mRNA-Impfstoffen ist, praktisch nicht<br />

einen Impfstoff zu geben, sondern verschiedene<br />

Impfstoffe hintereinander. Die<br />

sollen das Immunsystem langsam in die<br />

Richtung dirigieren, bis es dann tatsächlich<br />

diese breiten, neutralisierenden Antikörper<br />

bilden kann. In einer Weise, wie es<br />

natürlicherweise nicht geschehen würde.<br />

Ob das möglich ist, ob das funktioniert ist,<br />

ist völlig offen.<br />

„Wir erleben<br />

momentan einen<br />

Paradigmenwechsel.“<br />

Was gibt es neu in der HIV-Therapie?<br />

Was die HIV-Therapie anbelangt, erleben<br />

wir momentan einen Paradigmenwechsel.<br />

Das Wort ist viel strapaziert, aber wir<br />

haben seit Mai dieses Jahres die ersten<br />

wirklich langwirksamen Therapien mit der<br />

Depotspritze auf dem Markt, die alle zwei<br />

Monate gegeben wird. Und das ist nur der<br />

Anfang! Es laufen im Moment bereits Studien<br />

von oralen Therapien, also Tabletten,<br />

die nur einmal pro Woche gegeben werden<br />

müssen bzw. einmal pro Monat. Ob das<br />

ein tatsächlicher Fortschritt ist, bleibt<br />

abzuwarten. Es muss geklärt werden, ob<br />

nicht das dann tendenziell eher vergessen<br />

wird, als die Pille einmal täglich. Und wenn<br />

man die Pille dann vergessen hat, wie ist<br />

zu reagieren? Das sind teilweise ganz<br />

komplexe Regeln. Auch was die injizierbaren<br />

Therapien anbelangt, wäre es noch<br />

schöner, wenn sich das mit dem normalen<br />

Untersuchungsabstand, also alle drei<br />

Monate oder alle sechs Monate decken<br />

würde.<br />

Und?<br />

In den USA ist Lenacapavir, das unter<br />

die Haut gespritzt wird, bereits in der<br />

Zulassung für die Gabe alle sechs Monate.<br />

Implantate für die jährliche Gabe sind<br />

auch in Entwicklung und erst im Herbst<br />

wurde bekannt, dass eine Firma ein<br />

Patent angemeldet hat, wo die bisherigen<br />

Substanzen, die alle zwei Monate gespritzt<br />

werden, in einer neuen Formulierung<br />

gespritzt werden. Dadurch sind größere<br />

Mengen möglich, die dann zusammen<br />

mit der Körperflüssigkeit so eine Art Gel<br />

ergeben, was dann im Gewebe ein Depot<br />

bildet und nur alle paar Monate bis einmal<br />

im halben Jahr – möglicherweise sogar nur<br />

einmal im Jahr gespritzt werden muss.<br />

„Long acting“, wie es so schön heißt, also<br />

lange Wirkungszeit der Substanzen wird<br />

das neue Therapieschema werden. Bisher<br />

war der Standard „eine Pille einmal täglich<br />

mit allen Wirkstoffen“, dabei wird es nicht<br />

bleiben. Die Firmen suchen natürlich<br />

immer nach Möglichkeiten, um das weiterzuentwickeln.<br />

Ob das immer günstig ist für<br />

Patient*innen und für die Krankenkassen,<br />

das ist eine andere Frage. Aber das ist die<br />

Richtung, in die der Zug momentan fährt<br />

und es wird sehr spannend sein, das zu<br />

beobachten.<br />

Was bedeutet das ganz allgemein<br />

für die Gesundheitsversorgung?<br />

Die HIV-Therapie ist wieder mal Trendsetter.<br />

Es ist doch klar: Wenn es bei HIV<br />

funktioniert, dann wird es auch in andere<br />

Therapiegebiete Einzug halten. Ich kann<br />

mir vorstellen, dass auch Menschen, die<br />

täglich ihre Blutdrucktablette einnehmen<br />

müssen oder ihren Cholesterinsenker<br />

dankbar wären, wenn sie stattdessen<br />

einmal im halben Jahr eine Spritze kriegen.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

FOTO: PHOTOHOLGIC<br />

INFO<br />

Siegfried Schwarze ist Vorstandsmitglied bei Projekt Information e. V., einem Verein, der<br />

HIV-infizierte Menschen, ihre Freunde, Angehörigen und Ärzt*innen über Forschung,<br />

Entwicklung und Anwendung von schulmedizinischen, unterstützenden und holistischen<br />

Behandlungsmethoden informiert. Im ständigen interdisziplinären Informationsaustausch<br />

mit Mediziner*innen, Naturheilkundler*innen, Psycholog*innen, Therapeut*innen<br />

und Pfleger*innen entsteht so alle zwei Monate eine Vereinszeitschrift, die diese<br />

Informationen sammelt. Zudem schafft Projekt Information mit POSITIVER RAUM<br />

Möglichkeiten des Austausches und der Vernetzung HIV-Positiver in ländlichen Gebieten.<br />

www.projektinfo.de


„Ich bin<br />

Mutter,<br />

Tanz maus,<br />

religiös und<br />

Gospel-Fan. “<br />

Lillian<br />

# HIVersity<br />

Weil ich mehr bin als<br />

nur HIV-positiv: LiVLife.de<br />

NP-DE-HVU-ADVT-210002; 07/2021


Gesundheit<br />

„Lebensqualität bedeutet<br />

für mich, dass ich als<br />

HIV-positiver Mensch alles<br />

machen kann, was ich will.<br />

Mein Leben so zu führen<br />

wie ich möchte trägt dazu<br />

bei, dass ich glücklich bin.“<br />

Christoph,<br />

lebt seit 2004 mit HIV<br />

NP-DE-HVU-ADVR-210019<br />

Warum ein OFFENES ARZTGESPRÄCH<br />

für HIV-positive Menschen so wichtig ist<br />

Im Leben gibt es immer mal wieder<br />

Veränderungen – größere und kleinere.<br />

Für Menschen mit HIV ist es dabei<br />

besonders wichtig, diese bewusst im<br />

Blick zu behalten, denn sie können<br />

auch einen Einfluss auf die HIV-Therapie<br />

haben. Ein Beispiel für eine solche<br />

Veränderung ist die Entdeckung einer<br />

neuen Sportart, bei der man im Zuge<br />

einer Ernährungsumstellung auch Nahrungsergänzungsmittel<br />

zu sich nimmt.<br />

Offen mit dem/r Ärzt*in sprechen<br />

Eine Möglichkeit, wie solche auf den ersten<br />

Blick kleinen Neuerungen im Lebensstil<br />

mit der HIV-Therapie zusammenhängen<br />

können, sind mögliche Wechselwirkungen<br />

der HIV-Medikamente mit anderen Substanzen,<br />

wie beim zuvor genannten Beispiel<br />

mit den Nahrungsergänzungsmitteln.<br />

Um eine erfolgreiche HIV-Therapie ohne<br />

Wechselwirkungen und damit eine hohe<br />

Lebensqualität und Zufriedenheit sicherzustellen,<br />

ist der offene und regelmäßige<br />

Austausch mit dem/r Ärzt*in besonders<br />

wichtig.<br />

Was Wechselwirkungen sind<br />

und wie man sie vermeidet<br />

Verschiedene Substanzen können sich<br />

gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen –<br />

beispielsweise sich gegenseitig verstärken,<br />

abschwächen oder sogar aufheben. Wenn<br />

Ärzt*innen bei der HIV-Therapie also von<br />

Wechselwirkungen sprechen, meinen sie<br />

damit ganz einfach unerwünschte wechselseitige<br />

Einflüsse auf die Wirksamkeit<br />

zwischen den HIV-Medikamenten und<br />

anderen Substanzen.<br />

Dank der Fortschritte in der modernen HIV-<br />

Therapie haben HIV-positive Menschen<br />

eine weitgehend normale Lebenserwartung.<br />

Dadurch steigt allerdings auch die<br />

Wahrscheinlichkeit, mit dem Älterwerden<br />

neben der HIV-Therapie noch weitere<br />

Medikamente einzunehmen. Damit bei<br />

der HIV-Therapie Wechselwirkungen mit<br />

anderen Substanzen vermieden werden<br />

können, ist Offenheit im Arztgespräch<br />

besonders wichtig: Für den/die Ärzt*in ist<br />

es sinnvoll zu wissen, was man neben der<br />

HIV-Therapie sonst noch einnimmt.<br />

Veränderungen im Blick<br />

behalten<br />

Die individuellen Lebensentwürfe<br />

von HIV-positiven Menschen sind so<br />

unterschiedlich, wie deren einzigartige<br />

Persönlichkeiten. Im Hinblick auf Wechselwirkungen<br />

ist es daher als Mensch mit HIV<br />

vor allem wichtig, die Veränderungen im<br />

eigenen Lebensstil zu beobachten.<br />

Manchmal hat man zwar im Hinterkopf,<br />

dass die eigenen HIV-Medikamente mit<br />

bestimmten Stoffen wechselwirken<br />

könnten. Allerdings verändern sich Dinge<br />

im Leben - wie zum Beispiel die Ernährung<br />

und die Einnahme von Vitamin- und Mineralstoffpräparaten<br />

oder das Partyleben und<br />

der möglicherweise damit einhergehende<br />

gelegentliche Substanzkonsum - ja meist<br />

nicht über Nacht, sondern eher schrittweise.<br />

Gerade das macht eine regelmäßige<br />

Selbstüberprüfung hinsichtlich der<br />

Veränderungen im eigenen Lebensstil und<br />

den persönlichen Bedürfnissen so wichtig.<br />

Was bedeutet das für Menschen<br />

mit HIV?<br />

Wenn man als HIV-positiver Mensch seinen<br />

aktuellen Lebensstil gut im Blick hat, die<br />

eigenen Bedürfnisse gut kennt und regelmäßig<br />

offen mit seinem/r Ärzt*in darüber<br />

spricht, muss man auch keine Angst haben,<br />

wenn andere Substanzen neben der HIV-<br />

Therapie eingenommen werden.<br />

Hilfreich ist es, wenn man sich einmal<br />

eine Liste schreibt mit allem, was man an<br />

Medikamenten und anderen Substanzen<br />

einnimmt. Diese Notizen kann man dann<br />

zum nächsten Arztgespräch mitnehmen<br />

und so gemeinsam prüfen, ob die aktuelle<br />

Behandlung davon beeinflusst werden<br />

könnte. So kann man die passende Therapie<br />

immer im Blick behalten und langfristig<br />

mehr Lebensqualität und Zufriedenheit<br />

sicherstellen.<br />

Weitere Informationen zum Leben mit<br />

HIV sowie persönliche Geschichten von<br />

HIV-positiven Menschen findest du unter<br />

www.livlife.de<br />

Unterstützt von ViiV Healthcare


Gesundheit<br />

AUSSTELLUNG<br />

ERINNERUNGSGEWEBE<br />

Im wahrsten Sinne des Wortes gewebte<br />

Erinnerungen an acht geliebte Menschen,<br />

die an AIDS verstorben sind, gibt<br />

es noch bis zum 13. <strong>März</strong> im Deutschen<br />

Medizinhistorischen Museum Ingolstadt<br />

zu entdecken.<br />

Als die Immunschwächekrankheit in<br />

den 1980er-Jahren immer mehr Opfer<br />

forderte, begannen AIDS-Aktivist*innen<br />

in den USA Erinnerungstücher für die<br />

Verstorbenen herzustellen und sie in der<br />

Tradition der „Quilts“ zu vernähen. Die<br />

gesteppten Patchworkdecken aus jeweils<br />

acht einzelnen Tüchern wurden zu<br />

einem größeren Block zusammengefügt<br />

und an öffentlichen Plätzen wie der<br />

National Mall in Washington ausgelegt.<br />

Sie setzten der nüchternen AIDS-<br />

Statistik menschliche Einzelschicksale<br />

entgegen und riefen zum Mitgefühl<br />

mit den Erkrankten auf. Nach und nach<br />

entstanden in vielen Ländern ähnliche<br />

Quilting-Projekte.<br />

Besucher*innen ermöglicht die Ausstellung<br />

verschiedene Perspektiven auf<br />

das Exponat, des aus den Niederlanden<br />

stammenden „Quiltblock Nr. 21: als Objekt<br />

der persönlichen Trauerarbeit, der öffentlichen<br />

Empörung und der Solidarität mit<br />

Betroffenen. Die Ausstellung zeigt zudem,<br />

wie unterschiedlich Politik, Medizin und<br />

Zivilgesellschaft auf die damals neuartige<br />

Krankheit reagierten.<br />

Zur Ausstellung erscheint ein bebilderter<br />

Katalog und eine virtuelle Führung ist auf<br />

YouTube verfügbar. *ck<br />

Bis 13.3., In the Name of Love! AIDS-<br />

Gedenktücher als Zeichen von Trauer und<br />

Protest, Deutsches Medizinhistorisches<br />

Museum Ingolstadt, Anatomiestraße<br />

18 – 20, Ingolstadt, Di – So 10 – 17 Uhr,<br />

www.dmm-ingolstadt.de<br />

In jeder<br />

Stadt<br />

zu Hause<br />

Queere Gastgeber in über<br />

70 Ländern erwarten dich!<br />

Seit 20 Jahren in der Community bekannt unter ebab


Gesundheit<br />

RKI-Chef Prof. Wieler stellt<br />

die aktuellen Corona-Zahlen<br />

vor. Einmal jährlich, aber mit<br />

weit weniger Wirbel, veröffentlicht<br />

sein Institut auch<br />

die Zahlen zur Entwicklung<br />

der nunmehr 40 Jahre<br />

andauernden HIV-Pandemie<br />

FOTO: TOBIAS SCHWARZ / AFP<br />

SCHLAU ZU HIV<br />

BESSER SPÄT ALS NIE!<br />

Nach Schätzungen des Robert Koch-Institut (RKI) wussten im Jahr 2020 etwa<br />

10 Prozent der 91.400 Menschen, die in Deutschland mit HIV leben, nichts von<br />

ihrer Infektion. Wer sind diese Menschen und warum werden sie nicht erreicht?<br />

Darüber haben wir mit Dr. med. Nino Ochana, Facharzt für Innere Medizin u. a.<br />

mit den Schwerpunkten HIV/Aids und Hepatitis aus der Praxis am Ring in Köln<br />

gesprochen. *ck<br />

Woran liegt es, dass in Deutschland<br />

immer noch 9.500 Menschen<br />

leben, ohne von ihrer HIV-Infektion<br />

zu wissen?<br />

Sich testen zu lassen oder einen<br />

Test anzubieten, darf nicht länger<br />

schambehaftet sein! Auch wenn es<br />

Überwindung kostet für Patient*innen und<br />

Behandler*innen. Großen Einfluss auf den<br />

Zeitpunkt der Diagnose hat offenbar die<br />

Kommunikation: Viele Ärzt*innen haben<br />

HIV gar nicht (mehr) auf dem Schirm.<br />

Vor allem, wenn die Patient*innen keiner<br />

sogenannten Risikogruppe angehören.<br />

Menschen, die sich über heterosexuelle<br />

Kontakte infiziert haben, Ältere, Personen<br />

aus ländlicheren Umgebungen, Minderheiten<br />

... Ein Beispiel aus meinem Praxisalltag:<br />

Seit Oktober ist das Hepatitis-Screening<br />

eine Kassenleistung im Rahmen des<br />

sogenannten „Check-ups“ für Versicherte<br />

ab 35 Jahren. Ich weise in diesem Rahmen<br />

grundsätzlich jeden Patient*innen darauf<br />

hin, dass es durchaus sinnvoll ist, sich<br />

auch auf HIV testen zu lassen, so nach<br />

dem Motto „wenn wa´ schon ma´ dabei<br />

sind“. Bisher habe ich selten erlebt, dass<br />

das abgelehnt wurde.<br />

HIV ist heute mit modernen<br />

Therapien gut behandelbar und die<br />

Lebenserwartung von Menschen<br />

mit HIV ist nahezu vergleichbar<br />

mit derer Nicht-Infizierter.<br />

Bekommt man eine Infektion von<br />

Spätdiagnostizierten wieder in den<br />

Griff und sind alle Regime gleich<br />

gut geeignet?<br />

HI-Viren schwächen das Immunsystem,<br />

indem sie wichtige Immunzellen,<br />

die sogenannten T-Helferzellen,<br />

zerstören. Modernen HIV-Medikamente,<br />

besonders die neuen Integrasehemmer,<br />

sind so potent, dass sie die Viruslast<br />

binnen weniger Monate unter die<br />

Nachweisgrenze drücken. Je länger<br />

aber der Immunschaden anhielt vor<br />

der Therapie, desto langsamer erholt<br />

sich das Immunsystem. Gerade bei den<br />

Spätdiagnostizierten ist der Immunschaden<br />

häufig so groß, dass man<br />

begleitend zu der antiviralen Therapie<br />

für eine gewissen Zeit auch Antibiotika<br />

einnehmen muss, um die Entstehung<br />

bestimmter Infektionen z. B. der Lunge<br />

zu minimieren.<br />

SPÄTDIAGNOSE<br />

Was ist das und wie wird es<br />

definiert?<br />

Dr. Ochana: „Eine allgemeingültige<br />

bzw. einheitliche Definition einer<br />

„HIV-Spätdiagnose“ existiert nicht.<br />

Im Allgemeinen spricht man von<br />

einer Spätdiagnose, wenn die<br />

CD4-Zellzahl (T-Helferzellen, weiße<br />

Blutkörperchen) im Blut unter<br />

350 pro Mikroliter abgesunken ist.<br />

Häufig ist das Immunsystem dann so<br />

geschwächt, dass Aids-definierende<br />

Erkrankungen entstehen.“ Der Begriff<br />

„Late Presenter“ wird auf Drängen der<br />

HIV-Selbstvertretung zunehmend<br />

durch „Spätdiagnose“ ersetzt, da<br />

er die Ursache einer späten HIV-<br />

Diagnose alleinig dem HIV-Positiven,<br />

dem Presenter, zurechnet und so mit<br />

einer unterbewussten „Schuldfrage“<br />

der Stigmatisierung HIV-Postiver<br />

Vorschub leistet.<br />

„Um noch mehr HIV-Infektionen früher zu diagnostizieren,<br />

müssen Testangebote weiter ausgebaut werden.<br />

Auch sollten niedergelassene Ärzte stärker sensibilisiert<br />

werden und mehr auf HIV und andere sexuell übertragbare<br />

Infektionen testen.“ - Dr. med. Nino Ochana


Gesellschaft<br />

FOTO: WILEY BRAND IMAGES / UNSPLASH / CC0<br />

#PINKWASHING<br />

In den letzten 20 Jahren wurden<br />

in Deutschland vielfältige<br />

Kampagnen für die LGBT+<br />

Zielgruppe aufgelegt. Ein neuerer<br />

Trend ist es, dass auch in Mainstreamwerbung<br />

mit Community-Themen<br />

geworben wird. Dies wird unter dem<br />

Begriff Pinkwashing kritisch betrachtet,<br />

weil in manchen Fällen das Interesse<br />

an der Community ausschließlich durch<br />

mögliche Umsatzsteigerungen motiviert<br />

erscheint. Wir definieren eine Kampagne<br />

als Pinkwashing, wenn sie sich der Symbole<br />

der LGBT+ Community bedient, ohne<br />

eine nachhaltige Beziehung zur LGBT+<br />

Community aufzubauen.<br />

Wer bewertet Pinkwashing?<br />

Die Initiatoren von pink-washing.<br />

de sind Sprachrohre der LGBT+ Community,<br />

die diese seit zum Teil fünfzig<br />

Jahren auf ihrem Weg der Emanzipation<br />

und Anti-Diskriminierung begleiten.<br />

Dazu zählen im Moment die<br />

Medien der blu Mediengruppe: Spartacus,<br />

männer*, blu, Leo, rik, gab, <strong>hinnerk</strong>,<br />

CHECK und mate. Die Plattform<br />

ist offen für weitere Player der queeren<br />

Community und hofft auf reges Interesse.<br />

It‘s time to react!<br />

Wie bewerten wir Pinkwashing?<br />

Es wurde ein erster Kriterienkatalog erstelllt,<br />

der fortwährend weiter entwickelt<br />

wird. Zur Zeit umfasst er vier Kriterien, für<br />

die jeweils ein gehobener, ein gesenkter<br />

oder ein neutraler Daumen vergeben wird.<br />

Die Einzelergebnisse werden in einer Gesamtbeurteilung<br />

zusammengefasst und<br />

begründet. Den Unternehmen wird die<br />

Gelegenheit gegeben, zu offenen Fragen<br />

Stellung zu beziehen. Das Ergebnis wird<br />

der Öffentlichtkeit zugänglich gemacht<br />

und auf dieser Seite archiviert.<br />

Wonach bewerten wir<br />

Pinkwashing?<br />

Innovation: Erzeugt die Kampagne<br />

Aufmerksamkeit innerhalb der Community<br />

oder nutzt sie aktuelle, queere<br />

Trends oder einen neuartigen Kampagnenansatz?<br />

Unternehmen, die bestimmte<br />

Produkte oder Dienstleistungen an<br />

die LGBT+ Zielgruppe richten, sollten<br />

diese auf ihre verantwortungsbewusste<br />

Produktion in der gesamten Lieferkette<br />

überprüfen und mit diesen Angeboten<br />

ein Minimum an Umweltschäden und<br />

gesundheitlichen Risiken verbinden<br />

.<br />

Authentizität: Ein Engagement in der<br />

LGBT+ Community ist nur glaubhaft,<br />

wenn es sich nicht ausschließlich zu<br />

weniger Anlässen wie der Pride-Saison<br />

abspielt, sondern ganzjährig präsent ist.<br />

Zeigt die Kampagne echtes Engagement<br />

für Vielfalt und für die Bedürfnisse der<br />

queeren Community?<br />

Partizipation: Unternehmen, die sich mit<br />

Produkten und Dienstleistungen an die<br />

LGBT+ Community richten, sollten einen-<br />

Teil der erlösten Einnahmen an Organisationen<br />

aus diesem Umfeld spenden oder es<br />

queeren Akteur*innen durch Sponsoringmaßnahmen<br />

zukommen lassen. Werden<br />

queere Menschen, Organisationen oder<br />

Firmen-Netzwerke bei der Gestaltung der<br />

Kampagne mit einbezogen? Wie steht es<br />

mit der diesbezüglichen Diversity-Kultur<br />

im eigenen Unternehmen?<br />

Kommunikation: Unternehmen, die sich<br />

an die LGBT+Community richten, sollten<br />

die gewachsenen Kommunikationsstrukturen<br />

respektieren, die durch Vereine,<br />

Veranstalter und Medien über lange Jahre<br />

aufgebaut wurden. Es ist ein Zeichen von<br />

Intoleranz, an diesen Strukturen vorbei zu<br />

agieren und beispielsweise ausschließlich<br />

über soziale Netzwerke zu kommunizieren.<br />

Diese stehen seit vielen Jahren in der<br />

Kritik, systematisch Inhalte der Community<br />

zu zensieren und so ihrer Ausgrenzung<br />

und Unsichtbarmachung Vortrieb zu<br />

leisten.<br />

Wie kann man* mitmachen?<br />

Gerne bewerten wir Kampagnen, die ihr<br />

besonders wichtig findet.<br />

Schreibt uns an:<br />

redaktion@männer.media


FOTO. BLUCOM<br />

Love Coca-Cola?<br />

Regenbogendosen, CSD-Trucks und immer wieder queere<br />

Werbespots und Plakatkampagnen mit teilweise kontroverser<br />

Wirkung. Voller Einsatz oder zero Substanz? Coca-<br />

Cola im #pinkwashing Check.<br />

INNOVATION<br />

Die Regenbogendose von Coca-Cola wurde erstmals 2019<br />

und dann wieder 2021 im deutschen Markt promoted. Der<br />

Regenbogen selbst ist dabei zurückhaltend angebracht und<br />

das Thema „Love“ dominant. Damit wird ein vielschichtiger<br />

Kampagnenansatz gefahren, der seine Entsprechung in<br />

parallelen Claims wie „Hate can`t dance“ oder „Hate can`t<br />

celebrate“ findet. Das Produkt an sich unterscheidet sich außer<br />

der Verpackung nicht von den üblichen Angeboten und basiert<br />

leider nur auf der Nicht-Diät-Variante.<br />

AUTHENTIZITÄT<br />

Die Kampagne wird gezielt als Pride Kampagne in der entsprechenden<br />

Saison beworben. Sie richtet sich mit ihren Claims<br />

auch an eine breitere Bevölkerung. Dabei kommen auch Plakate<br />

zum Einsatz. Laut Eigenaussage lebt das Unternehmen<br />

Vielfalt und setzt sich für „Gleichberechtigung, Akzeptanz und<br />

Respekt“ ein. Das Unternehmen verteidigt seine Vielfaltskampagnen<br />

medienwirksam gegen homophobe Gesetzgebung in<br />

Ländern wie Ungarn oder unterstützt politische Kampagnen<br />

wie jüngst die #Ehefüralle in der Schweiz.<br />

PARTIZIPATION<br />

Ganzjährig betreibt Coca-Cola eine strategisch angelehnte<br />

Diversity-Arbeit im eigenen Unternehmen. Schon 2010 trat<br />

Coca-Cola in Berlin dem Bündnis gegen Homophobie bei.<br />

Das Unternehmen ist seit vielen Jahren Sponsor von<br />

LGBTIQ*-Events wie zuletzt dem World Pride in Kopenhagen.<br />

Bei der Umsetzung der Kampagne wurden Influencer aus der<br />

LGBTIQ*-Zielgruppe in die Kommunikation einbezogen.<br />

KOMMUNIKATION<br />

Die Kommunikation verläuft auf vielen Kanälen wie Online,<br />

Print, CSD-Paraden mit Trucks sowie Social Media und bezieht<br />

die Akteure der Community mit ein.<br />

FAZIT<br />

Coca-Cola zeigt eindrucksvoll, wie ein Produkt mit relativ<br />

wenig Herstellungstiefe trotzdem in einen anspruchsvollen<br />

kommunikativen Zusammenhang gebracht werden kann. Die<br />

Zusammenarbeit mit der LGBTIQ*-Community ist nach innen<br />

und außen überzeugend.


Gesellschaft<br />

DIVERSITY<br />

VIERMAL AUSGEZEICHNET!<br />

Trotz Pandemie verlieh die PROUT<br />

AT WORK - Foundation zum vierten<br />

Jahr in Folge die „LGBT*IQ Awards“<br />

an Unternehmensnetzwerke, die sich<br />

für die Chancengleichheit und Rechte<br />

aller queeren Menschen am Arbeitsplatz<br />

besonders eingesetzt haben. Wir stellen<br />

die vier Awards vor und lassen ihre<br />

Preissträger*innen zu Wort kommen.<br />

*Marco Bast<br />

Der diesjährige Gewinner des BIG<br />

IMPACT INITIATIVE – Award ist das<br />

Netzwerk der Bundeswehr „QueerBw“.<br />

Der im Jahre 1994 gestrichene §175 gab<br />

den Weg zur Entkriminalisierung aller<br />

Homosexuellen frei, jedoch benutzte<br />

die Bundeswehr in den Folgejahren<br />

die Homosexualität seiner Soldaten<br />

als Degradierungs-, Kündigungs- und<br />

Benachteiligungsgrund. 2021 wurde<br />

auch durch dieses anhaltenden<br />

Engagement der Gesetzesentwurf für<br />

das „SoldRehaHomG“ endlich Realität,<br />

das den Opfern Rehabilitation und<br />

Entschädigung verschafft.<br />

„Der Award ist ein großartiges Zeichen<br />

der Community an uns Aktivist:innen.<br />

Wir freuen uns sehr, dass unsere<br />

Arbeit gesehen wird und einen<br />

spürbaren Einfluss auf das Leben von<br />

Queers in Deutschland hat. Zeitgleich<br />

motiviert er auch: Wir müssen am<br />

Thema bleiben und weiterhin für die<br />

Rechte von Queers Flagge zeigen.“<br />

„QueerBw“ / Bundeswehr<br />

Der RISING STAR – AWARD wird 2021<br />

an das junge Netzwerk „LGBT*IQ &<br />

Friends @ RWE“ verliehen. Hier wurde<br />

eine besondere Trans* Guideline<br />

vorangetrieben, welche Mitarbeiter*innen<br />

in Transition begleitet und zur Seite<br />

steht. Auch Kolleg*innen unabhängig von<br />

Position und Beschäftigung innerhalb<br />

des Unternehmens werden dadurch mit<br />

Aufklärung und Beratung versorgt.<br />

„Den Gewinn des Rising Star Award<br />

2021 hätten wir uns noch vor 3 Jahren<br />

kaum vorstellen können, das erschien<br />

unerreichbar. Er bedeutet sowohl uns<br />

persönlich, als auch für das LGBT*IQ<br />

& Friends-Netzwerk und die Diversity-<br />

Entwicklung bei RWE eine riesige Anerkennung,<br />

die uns sehr glücklich macht.<br />

Innerhalb von RWE wurden wir dadurch<br />

noch bekannter, was nicht zuletzt an<br />

der großen Zahl der inzwischen 192<br />

Mitglieder aus 6 Nationen und allen<br />

Unternehmensbereichen abzulesen ist.“<br />

„LGBT*IQ & Friends“ / RWE<br />

Den GLOBAL LEADER NETWORK –<br />

Award gewinnt 2021 das Netzwerk<br />

„Encompass Pride“ von ABB, das sich<br />

besonders im Pride Month diesen Jahres<br />

global für die Community stark gemacht<br />

hat. „Encompass Pride“ setzt auf<br />

Sensibilisierungstraining mithilfe eines<br />

Ally Guides und Unconcious Bias Training<br />

innerhalb des Unternehmens. Auf jedes<br />

Land individuell zugeschnittene Ansätze<br />

werden mit den globalen Zielen des<br />

Netzwerks vereint, so wurden dieses Jahr<br />

mit rund 25 Veranstaltungen weltweit<br />

Tausende erreicht.<br />

„The award is a strong recognition for<br />

all the work done in boosting inclusion<br />

and equality at ABB for LGBTQ+<br />

people.<br />

We mobilized around 800 people<br />

globally in less than a year and our<br />

ERG are the backbone of our inclusion<br />

strategy, able to educate, engage and<br />

empower the organization to grow and<br />

develop.“<br />

„Encompass Pride“ / ABB<br />

Den diesjährig zum ersten Mal verliehen<br />

SUSTAINABILITY – Award gewinnt das<br />

Netzwerk „Proud Heroes“ von Delivery<br />

Hero. Mit jährlichen Befragungen an das<br />

Team werden hier langfristige Änderungen<br />

und Verbesserungen für alle queeren<br />

Mitarbeiter_innen geschaffen – so werden<br />

auf jeder Ebene des Unternehmens<br />

Richtlinien geschaffen, die Themen wie<br />

Transition, Diskriminierung und Entsendung<br />

ins Ausland aufgreifen.<br />

„The Prout@Work Sustainability Award<br />

means a lot to us. First of all, it shows<br />

us that we have built the community<br />

on a strong foundation. Over the past<br />

two years, our organic growth has<br />

been based on close collaboration<br />

with our I&D and external NGOs. The<br />

award is an external recognition for<br />

us and now we know that our growth<br />

steps are right. Thus, it is also a huge<br />

motivational boost for the future.“<br />

„Proud Heroes“ / Delivery Hero SE<br />

www.proutatwork.de


Gesellschaft<br />

INTERVIEW<br />

HARALD GLÖÖCKLER:<br />

„Nicht SO schwul wie der. Ja geht’s noch?“<br />

Der Designer und Künstler ist<br />

weltweit bekannt. Für uns fand<br />

der queere Star an einem Wintermontag<br />

Zeit für ein stimmungsaufhellendes,<br />

entspanntes Telefonat.<br />

Man glaubt es kaum, aber auch innerhalb<br />

der LGBTIQ*-Community gibt es<br />

Menschen, die sich an manchen Tagen<br />

an Ihrem Auftreten stören. Warum<br />

provoziert Queerness immer noch?<br />

Warum folgen Menschen einem Menschen,<br />

den sie nicht mögen? Da geht es ja<br />

schon mal los. Mir ist es egal, wie meine<br />

Mitmenschen rumlaufen. Wenn eine ihren<br />

BH über dem Pullover tragen will, soll sie es<br />

tun, ich bewerte das nicht – auch nicht rote<br />

oder grüne Haare. Wir sind alle Individuen,<br />

die sich anders ausdrücken und das auch<br />

sollen. Das Einzige, wo ich mal etwas sagen<br />

würde, ist bei der Körperpflege, wenn eine<br />

oder einer sich nicht mehr pflegt, da würde<br />

ich dann schon anmerken: Wäre es nicht an<br />

der Zeit, dich mal wieder zu waschen? Viele<br />

haben eine verzerrte Selbstwahrnehmung.<br />

Wir alle altern, aber was bedeutet denn in<br />

Würde altern? Wer legt das WIE fest? Wir<br />

sind geistige Wesen, die eine körperliche<br />

Zeit erleben, und da kann man den Körper<br />

renovieren wie ein Haus! Ich lebe seit 40<br />

Jahren mit der Gay-Szene, gerade<br />

da erlebe ich viel Intoleranz. Da höre<br />

ich: Ich bin ja auch schwul, aber<br />

nicht SO schwul wie der. Ja geht’s<br />

noch? Wie kann man von außen<br />

Toleranz erwarten, wenn man innerhalb<br />

der Szene nicht tolerant ist.<br />

Aber am Ende des Tages bekomme<br />

ich so viele Nachrichten von jungen<br />

Menschen, so ab 15 Jahren, die sich<br />

für mein Auftreten bedanken, das<br />

ihnen Mut machte, so zu sein, wie<br />

sie sind. Toleranz braucht auch einen<br />

gewissen Grad an Intelligenz und<br />

die nehmen nicht alle in Anspruch.<br />

(kichert)<br />

Sie sind ein Frühaufsteher. Wie<br />

motivieren Sie sich jeden Tag,<br />

fleißig zu sein?<br />

Zum einen ist da schon mal mein<br />

Hund, der raus will! Aber: Wenn man<br />

sich erst motivieren muss … Das<br />

gibt es bei mir nicht. Wenn man<br />

sich etwas vornimmt, etwas geplant<br />

hat, dann fällt einem das Aufstehen<br />

leicht. Ich diskutiere nicht mit mir.<br />

Das ist ja oft das Problem vieler Menschen,<br />

dass sie ständig ihre Entscheidungen<br />

hinterfragen, hadern, zögern.<br />

Viele Menschen fühlen sich heute<br />

einsam, wie bekämpfen Sie solche<br />

Gefühle?<br />

Ach, verbunden sind wir eigentlich nicht.<br />

Man befindet sich auf Social Media in<br />

einem Pool, aber verbunden ist man nicht.<br />

Irgendwie ist das doch ein voyeuristischer<br />

Kram. Natürlich gibt es aber auch dort<br />

ein paar interessante Kontakte, aber das<br />

sind auch in der realen Welt interessante<br />

Menschen, die machen keine Show. Ich<br />

sehe aus, wie auf Instagram, aber manche<br />

sehen auf Instagram aus wie Sonnenschein<br />

und live wie ein Gewitter. (lächelt) Das<br />

große Problem ist das ständige Vergleichen,<br />

dieser Wettbewerb, der Neid erzeugt.<br />

Vergleichen macht keinen Sinn! Man muss<br />

sich auf sich konzentrieren, sich selbst gut<br />

genug sein. Unsere Welt ist emotionslos<br />

geworden, manchmal denke ich mir, das<br />

Einzige, was immer funktioniert, ist Neid.<br />

Thema „Ich bin ein Star – Holt mich<br />

hier raus!“ Warum?<br />

Zum Teil liegt es an Corona, am Lockdown.<br />

Ich saß 2020 in meinem Garten und<br />

dachte mir: Jetzt sitze ich hier, sauber weggesperrt,<br />

dabei brauche ich Öffentlichkeit,<br />

etwas zu tun. Ich bin nicht gerne in der<br />

Defensive, ich brauche ein Projekt! Dann<br />

kam die zweite Anfrage für den Dschungel.<br />

Übrigens die zweite, die erste kam 2010<br />

für die englische Variante, aber da hatte<br />

ich keine Zeit. Und damals auch ein paar<br />

Einwände …<br />

Aber wovor sollte ich da Angst haben? Ich<br />

bin ein Kind vom Land, da hat man keine<br />

Angst vor Ratten. Meine Tante hatte eine<br />

Mühle, da lagen manchmal sterbende Ratten<br />

rum, wenn man, wie damals üblich, mit<br />

Gift gegen sie vorgegangen ist. Furchtbar.<br />

Ich habe mir, als ich das Buch „Prince<br />

Pompöös“ schrieb, überlegt: Was hast du<br />

schon alles erlebt? Was willst du noch<br />

erleben? Ich predige den Leuten immer,<br />

ihre Komfortzone zu verlassen, also war ich<br />

mal dran! An sich finde ich dieses Dschungelcamp<br />

eine tolle Doku. Manchmal waren<br />

die Protagonisten nicht immer … Aber ich<br />

kann ja auch nicht das Opernhaus oder ein<br />

Restaurant boykottieren, nur weil da mal<br />

Menschen sind, die sich nicht benehmen<br />

können. Ohne Lockdown wäre ich nicht<br />

rein ins Dschungelcamp! Zusammen mit<br />

RTL habe ich jetzt gerade eine Tapetenkollektion<br />

entworfen, auch dank des Camps.<br />

Ich bin raus aus der Defensive!<br />

Worauf freuen Sie sich gerade?<br />

Gerade natürlich auf die Weihnachtszeit.<br />

Zudem arbeite ich gerade an einem<br />

Bildband, der im <strong>März</strong> auf der Buchmesse<br />

in Leipzig präsentiert werden<br />

soll. Da werden auch Bilder von mir<br />

von Henning von Berg zu sehen sein.<br />

Wir kennen uns schon sehr lange<br />

und ich sagte zu ihm: Lange muss<br />

man nicht mehr warten, dann ist<br />

der Zug abgefahren! (kichert) Also<br />

darauf freue ich mich. Und auf das<br />

Dschungelcamp. Auf meine Luxury<br />

Tiny Houses – die ich gerade fertig<br />

entworfen habe. Und jeden Tag über<br />

all die Leute, die ich treffe. Ich lasse<br />

mich jeden Tag NEU auf Leute und<br />

Situationen ein. Ich gehe nicht mit<br />

Gedanken von gestern auf Leute zu.<br />

Wenn Sie mir gestern ein Ave Maria<br />

singen und es ist fürchterlich, würde<br />

ich mich trotzdem darauf einlassen,<br />

dass Sie es noch mal singen. Denn<br />

heute habe ich es ja noch nicht von<br />

Ihnen gehört! (lacht)<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.haraldgloeoeckler.de


Film<br />

Der aus Estland stammende<br />

Regisseur Peeter Rebane<br />

studierte in Harvard und Kalifornien,<br />

inszenierte bislang Dokumentationen<br />

sowie Videos für die Pet Shop Boys<br />

oder Moby und produzierte 2002 den<br />

Eurovision Song Contest in Tallinn.<br />

Der Schauspieler Tom Prior ist Brite,<br />

studierte an der renommierten Royal<br />

Academy of Dramatic Art und war in<br />

Nebenrollen in „Die Entdeckung der<br />

Unendlichkeit“ oder „Kingsman: The<br />

Secret Service“ zu sehen. Gemeinsam<br />

zeichnen die beiden nun, auch als<br />

Drehbuchautoren, für den Film „Firebird“<br />

verantwortlich, der von einer<br />

großen Liebe zwischen zwei Soldaten<br />

in der sowjetischen Armee in den<br />

1970er Jahren erzählt.<br />

Peeter, „Firebird“ basiert auf dem<br />

autobiografischen Roman des<br />

russischen Schauspielers Sergey<br />

Fetisov. Was interessierte Sie an der<br />

Geschichte?<br />

Rebane: Sie hat mich emotional einfach<br />

enorm berührt. Eine Bekannte von mir,<br />

die das größte Filmfestival in meiner<br />

Heimat Estland gegründet hat, bekam das<br />

Manuskript in die Hände und legte es mir<br />

ans Herz, weil ich auf der Suche nach dem<br />

richtigen Stoff für meinen ersten Spielfilm<br />

war. Ich brauchte mit meinem sehr gebrochenen<br />

Russisch eine Woche zum Lesen,<br />

aber war wirklich zutiefst bewegt von dieser<br />

Liebes- und Dreiecksgeschichte.<br />

Warum entschieden Sie sich dazu, den<br />

Film nicht auf Russisch, sondern auf<br />

Englisch zu drehen?<br />

INTERVIEW<br />

Peeter Rebane und Tom Prior<br />

Rebane: Wir haben darüber viel diskutiert.<br />

Hätten wir auf schließlich auf Authentizität<br />

gesetzt, wären vor der Kamera Russisch,<br />

Estnisch und einige andere Sprachen der<br />

UdSSR gesprochen worden. Aber natürlich<br />

war mir auch wichtig, dass der Film von<br />

möglichst vielen Menschen gesehen und<br />

in viele Länder verkauft wird. Da macht<br />

Englisch einfach vieles einfacher. Und wenn<br />

ich mir ansehe, dass der Film bereits auf<br />

über 50 Festivals nicht zuletzt im englischsprachigen<br />

Raum gezeigt wurde, war die<br />

Entscheidung wohl auch richtig.<br />

Außerdem hatten Sie so<br />

natürlich einen breiteren Pool an<br />

Schauspieler*innen, aus dem Sie<br />

schöpfen konnten ...<br />

Rebane: Was nicht unwichtig war, wie sich<br />

herausstellte. Es gab viele, auch sehr etablierte<br />

russische Schauspieler, die mir sagten,<br />

dass ihnen persönlich die Geschichte zwar<br />

sehr gefalle, sie mit einem solchen Film aber<br />

ihre Karriere gefährden würden.<br />

Diese Sorge hatten Sie, Tom, als<br />

offen schwuler britischer Schauspieler<br />

offenkundig nicht. Stießen Sie<br />

über ein ganz normales Casting zu<br />

„Firebird“?<br />

Prior: Nein, das ergab sich auf Umwegen.<br />

Nach dem Dreh zu „Kingsman: The Secret<br />

Service” war ich eine Weile für Meetings<br />

in Los Angeles, wo ich eine britische<br />

Produzentin traf, die mir von dem Projekt<br />

erzählte und fand, die Hauptrolle könnte<br />

was für mich sein. Sie stellte mir Peeter<br />

dann zu Hause in London, wo er damals<br />

FOTOS: SALZGEBER<br />

„FIREBIRD“<br />

auch lebte, auf ihrer Weihnachtsfeier vor.<br />

Wir verstanden uns super und ich mochte<br />

die Geschichte sehr, und so beschlossen wir<br />

eine Art kleinen Teaser des Films zu drehen,<br />

der dabei helfen sollte, Geldgeber an Land<br />

zu ziehen.<br />

Schließlich wurden Sie dann<br />

allerdings nicht nur Hauptdarsteller,<br />

sondern auch Ko-Autor. Wie kam es<br />

dazu?<br />

Rebane: Eigentlich dachte ich zunächst,<br />

meine Drehbuchfassung sei rund um<br />

gelungen. Aber natürlich war doch noch<br />

Luft nach oben, wie sich zeigte.<br />

Prior: Ich habe einfach bei den Proben<br />

immer wieder Vorschläge gemacht, wo man<br />

hier und da die Dialoge noch glaubwürdiger<br />

machen könnte. Dafür zeigte sich Peeter<br />

erfreulich offen, und weil ich auch ein paar<br />

Ideen zur Gesamtstruktur der Geschichte<br />

hatte und nach unserem kleinen Teaser für<br />

den großen Spielfilm sowieso noch ein paar<br />

neue Ideen nötig waren, ergab sich daraus<br />

eine zweieinhalbjährige, enge Zusammenarbeit<br />

am Drehbuch. Wir trafen sogar den<br />

echten Sergey, der damals noch lebte,<br />

und saßen tagelang mit ihm in Russland<br />

zusammen, um über seine Geschichte zu<br />

sprechen.<br />

Weil es eben um russische Schauspieler<br />

ging, die vor schwulen Rollen<br />

zurückschrecken. Haben Sie sich<br />

je darüber Gedanken gemacht, auf<br />

welche Rollen Sie festgelegt werden<br />

könnten, Tom?<br />

Prior: Klar, und das Thema, wer welche


Rollen spielen darf und sollte, wird ja gerade in vieler<br />

Hinsicht mehr diskutiert denn je. Die Agenten in Hollywood<br />

suchen zumindest dieser Tage nicht mehr nur nach weißen<br />

heterosexuellen Männern, das kann man wohl so sagen.<br />

Inklusion wird großgeschrieben, und das finde ich auch<br />

gut. Aber gleichzeitig fand ich persönlich es auch immer<br />

schon gut, wenn das Publikum möglichst wenig über mich<br />

als Privatperson weiß, denn das macht es mir einfacher, in<br />

andere Rollen zu schlüpfen.<br />

Das klingt, als seien Sie kein Fan der Forderung,<br />

queere Rollen sollten vor allem mit queeren<br />

Schauspieler*innen besetzt werden.<br />

Prior: Sagen wir es mal so: Ich finde es sehr wichtig, dass<br />

geoutete Schauspieler*innen genauso viele Jobchancen<br />

haben wie alle anderen auch. Und dass queere Menschen<br />

sich selbst auf der Leinwand repräsentiert sehen. Das<br />

sollte aber nicht dazu führen, dass Schwule nur noch von<br />

Schwulen und Heteros ausschließlich von Heteros gespielt<br />

werden dürfen. Da kommen wir dann auch wieder schnell<br />

in heikle Gefilde. Zumal es nicht so weit kommen sollte,<br />

dass Casting-Agent*innen ihr Gegenüber erst mal nach der<br />

sexuellen Identität fragen, bevor eine Rolle besetzt wird. Und<br />

niemand will das Gefühl haben, einen Job nur auf der Basis<br />

dessen bekommen zu haben, mit wem man ins Bett geht.<br />

Wie sehen Sie als Regisseur die Sache, Peeter?<br />

Rebane: Mir ist es zuletzt öfter passiert, dass Filmfestivals<br />

in ihrem Bemühen um Diversität die Sexualität von<br />

Regisseur*innen und Schauspieler*innen abfragen. Das<br />

finde ich etwas fragwürdig. Verstehen Sie mich nicht falsch,<br />

ich finde es großartig, dass sich unsere Branche endlich<br />

ändert, und vermutlich geht es da nicht ohne ein paar<br />

Maßnahmen dieser Art. Aber als offen schwuler Regisseur<br />

finde ich es auch befremdlich, dass meine Sexualität jetzt<br />

zum Kriterium wird, wenn über meine Arbeit geurteilt wird.<br />

Ich will zu Festivals eingeladen werden, weil mein Film gut<br />

genug ist, nicht um die Schwulenquote zu erfüllen. Und ich<br />

werde auch nicht, wie es neulich bei den British Independent<br />

Film Awards gefordert wurde, irgendwo angeben, ob<br />

meine Mitarbeiter*innen – von der Kostümbildnerin bis zum<br />

Kameramann – queer sind oder nicht. Das steht mir nicht<br />

zu – und geht mich selbst nicht mal was an.<br />

Apropos Festivals: „Firebird“ war 2021 zum Internationalen<br />

Film Festival in Moskau eingeladen. Wie<br />

wurde dort auf den Film reagiert?<br />

Rebane: Zunächst einmal waren wir sehr überrascht,<br />

überhaupt dorthin eingeladen zu sein. Wir sahen das<br />

als Zeichen, dass sich vielleicht doch was tut in Sachen<br />

LGBTIQ*-Akzeptanz. Das erste Screening lief auch gut,<br />

viele Szene-Aktivist*innen waren da und die Publikumsreaktionen<br />

waren positiv. Doch am nächsten Tag erreichte<br />

die Staatsanwaltschaft ein Brief mit der Aufforderung, den<br />

Film zu verbieten. Und plötzlich erschienen 93 Artikel über<br />

„Firebird“ in der russischen Presse, von denen 92 durch und<br />

durch negativ waren. Sie klangen alle, als seien sie von ein<br />

und derselben Person in einem Propaganda-Büro geschrieben<br />

worden, unter der Überschrift „Ein Este, ein Brite und<br />

ein Ukrainer bringen Schande über das Moskau International<br />

Film Festival“. Tatsächlich wurde dann der Ticketverkauf<br />

gestoppt, unsere Gäste-Einladungen wurden gecancelt und<br />

die Presse wieder ausgeladen. Das zweite Screening fand<br />

dann vor leerem Saal statt. So laufen die Dinge leider also<br />

auch heute noch in Russland.<br />

*Interview: Patrick Heidmann<br />

Für Weltentdecker<br />

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Film<br />

NACHGEFRAGT<br />

FOTO: A. RAU<br />

Ausgezeichnet: Lukas Röders „Gehirntattoo“<br />

Der 1993 in Starnberg geborene Regisseur<br />

ist Student an der Hochschule<br />

für Fernsehen und schon seit 2017 immer<br />

wieder erfolgreich bei den Hofer Filmtagen<br />

dabei. 2021 wurde er für seinen Film<br />

„Gehirntattoo“ mit dem „Hofer Goldpreis“<br />

ausgezeichnet. Wir fragten nach.<br />

Querdenker überall, Verschwörungstheorien<br />

… Kamst du dadurch auf das<br />

Thema Schizophrenie?<br />

Nein, das hatte damit nichts zu tun. Ich<br />

bin vor einigen Jahren selbst an einer<br />

schweren Psychose erkrankt und war<br />

lange in der Klinik. Seitdem setze ich mich<br />

filmisch mit psychischen Erkrankungen und<br />

Psychodrama auseinander. Mir ist es wichtig,<br />

darüber Filme zu machen, um einen Dialog<br />

anzustoßen.<br />

Im Film stellst du die Frage, warum<br />

ihn, Hans, niemand streichelt. Wie ist<br />

das gemeint?<br />

Ich glaube nicht, dass streicheln heilt, aber<br />

streicheln tut gut. Streicheln ist besser als<br />

Angst oder Abstand. Mir geht es mit dem Film<br />

darum, eine gewisse Lockerheit im Umgang<br />

mit psychischen Erkrankungen herzustellen.<br />

Ist man erkrankt, muss man sich immer<br />

Gedanken machen: Wird die Person, der<br />

ich es erzähle, verstehen oder wird sie auf<br />

Abstand gehen? Warum ihn niemand streichelt,<br />

soll eine kleine Provokation sein. Warum<br />

Angst haben, wenn wir auch streicheln<br />

könnten? Das ist doch die bessere Option.<br />

Warum soll man sich freuen, wenn<br />

jemand eine psychische Erkrankung<br />

hat?<br />

Mir geht es darum, den Status quo infrage zu<br />

stellen. Eine Erkrankung ist hart und schwer,<br />

aber es hilft keinem Betroffenen, wenn er<br />

oder sie stigmatisiert oder ausgegrenzt wird.<br />

Selbst erkrankt kann ich sagen: Es würde<br />

mir helfen, wenn Menschen meinen Symptomen<br />

mit Offenheit begegnen würden.<br />

Warum sich nicht darüber freuen? Das ist<br />

doch tausendmal besser, als die Menschen<br />

auszugrenzen.<br />

Ich wünsche mir einfach eine bessere Integrierung<br />

von Erkrankung und Erkrankten. Sie<br />

sind Teil unseres Lebens, und Freude über<br />

das Verrückte ist für mich eine Option.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

Das ganze Interview gibt es auf<br />

männer.media<br />

VERLOSUNG<br />

„RESPECT“ –<br />

Jennifer Hudson IST Aretha<br />

„(Oo) All I'm askin' / (Oo) Is for a little respect when you come home (just<br />

a little bit)“ – eigentlich jede(r) mit oder ohne Beziehung oder Dates kann<br />

sich mit diesem Text identifizieren. Aretha Franklin machte die Nummer 1967<br />

zu IHRER Nummer, klar, dass so auch der Film heißt, der sich mit den Anfängen<br />

ihrer Karriere bis zum Jahr 1972 beschäftigt: „Respect“.<br />

Sie wurde missbraucht, geschlagen,<br />

gedemütigt, kontrolliert und<br />

diskriminiert. Trotzdem ging sie ihren<br />

Weg, setzte sich für Frauenrechte, die<br />

schwarze Bürgerrechtsbewegung und<br />

auch für die LGBTIQ*-Community<br />

ein. Ihr half der Glaube an Gott, so<br />

verwundert es auch nicht, dass eines<br />

ihrer erfolgreichsten Alben „Amazing<br />

Grace“ wurde. Bis zu ihrem Tod 2018<br />

landete sie regelmäßig Welthits, „Chain<br />

of Fools“ zum Beispiel, „Who’s Zoomin’<br />

Who?“, „Think“ oder auch „I Knew You<br />

Were Waiting (For Me)“ mit George<br />

Michael und „A Deeper Love“. Bis kurz<br />

vor ihrem Tod war sie aktiv, erfolgreich<br />

und politisch: „Wir alle wollen und verdienen<br />

Respekt. Mann, Frau, Schwarz<br />

und Weiß. Das ist ein elementares<br />

Menschenrecht“, so Aretha Franklin,<br />

die mit ihrer Musik für die Emanzipation<br />

und Bürgerrechtsbewegung ein<br />

deutliches Zeichen setzte. Im <strong>Februar</strong><br />

<strong>2022</strong> erscheint der Film „Respect“ auf<br />

DVD und Blu-Ray, wir verlosen ihn hier:<br />

männer.media/gewinne. *rä


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Musik<br />

INTERVIEW<br />

LESLIE CLIOs<br />

gute Energie bei „Brave New Woman“<br />

Radio-Hits hatte sie einige,<br />

unter anderem „My Heart Ain’t<br />

That Broken“ oder auch „I Couldn’t<br />

Care Less“ und „Rumours“. 2020 gab<br />

es für die Single „No Man No Cry“ zusammen<br />

mit Oliver Koletzki in Italien<br />

eine Goldene Schallplatte. Jetzt –<br />

fast schon im Frühling <strong>2022</strong> – veröffentlicht<br />

sie ihr viertes Album „Brave<br />

New Woman“ – und setzt dabei auf<br />

Frauen-Power. Wir erreichten sie via<br />

Telefon in einem Park in Kreuzberg.<br />

Die zentralen Themen deines neuen<br />

Albums sind Aufbruch und Self-<br />

Empowerment. Ganz passend dazu<br />

hast du nun deine eigene Plattenfirma.<br />

Wie wichtig ist dir Aufbruch?<br />

Sehr wichtig! Trenne dich von allem, was dir<br />

nicht guttut. Setze auf dich selbst, vertraue<br />

dir.<br />

Dein aktuelles Team besteht aus<br />

Frauen. Wie stehst du zum Wort<br />

Frauen-Power, das in manchen<br />

Kreisen wiederum als diskriminierend<br />

gilt?<br />

Ich sag auch Männer-Power! Insofern … Ich<br />

habe mich bewusst für ein Frauenteam<br />

entschieden. Es ärgert mich, dass Frauen<br />

in unserem Business immer noch so<br />

unterrepräsentiert sind. Der einzige Weg aus<br />

dieser patriarchalischen Sackgasse besteht<br />

darin, Frauen einzustellen, simple as that. Ich<br />

bin megastolz, dass in meinem Team so ein<br />

Haufen toller Frauen zusammengekommen<br />

ist und ich das möglich machen konnte. Es<br />

sind alles wunderbare Frauen, alle wollen in<br />

ihren Gebieten ihre Frau stehen, da entsteht<br />

gute Energie.<br />

Was war dir bei diesem neuen Album<br />

musikalisch besonders wichtig?<br />

Dass meine Stimme im Vordergrund steht.<br />

Absolut im Vordergrund. Beim letzten<br />

Album „Purple“ habe ich relativ viel mit<br />

Collagen gearbeitet. Ich denke jetzt aber,<br />

dass meine Stimme das gar nicht braucht.<br />

Ich kann viel mit meiner Stimme darstellen,<br />

ich brauche da gar nicht viele Effekte. Ich<br />

setzte bei „Brave New Woman“ auf mich<br />

selbst, das passt ja auch zum Motiv des<br />

Albums: auf sich selbst zu setzen.<br />

„ABCDEF***off“ ist ein sehr fröhlich<br />

klingendes Lied, das aber auch<br />

Schmerz und eine Prise Melancholie<br />

beinhaltet. Wie schnell verdaust du<br />

Schmerz?<br />

Oh, eine große Frage.<br />

Grundsätzlich bin ich dafür,<br />

Dinge auszufechten. So<br />

lange daran arbeiten, bis der<br />

Schmerz sich verwandelt<br />

und etwas Neues entsteht.<br />

Es geht immer weiter!<br />

Schmerz ist auch eine<br />

Energie, die gerade bei<br />

Künstler*innen fruchten<br />

kann.<br />

„Millionaire“ ist ein<br />

Liebeslied. Wie wichtig<br />

ist es dir, in einer Beziehung zu sein?<br />

Ich glaube, dass der Mensch per se ein guter<br />

Mensch ist und dass er andere Menschen<br />

braucht. Ich bin – man kann es kaum<br />

glauben – ein eher introvertierter Mensch,<br />

nur auf der Bühne die Rampensau. Aber die<br />

Menschen, die ich in meinem Leben habe,<br />

sind mir sehr wichtig. Eigentlich verkehre ich<br />

immer noch mit denselben Menschen wie<br />

zu Abi-Zeiten.<br />

2019 gab es noch eine EP zwischendurch,<br />

„Repeat“, da konnte man<br />

deine Neuinterpretationen älterer<br />

Kompositionen hören. Wie stehst du<br />

zum Thema Coverversionen?<br />

Für mich ist eine Coverversion eine Wertschätzung<br />

des Originals! Zudem kennen<br />

junge Zielgruppen oft alte Lieder nicht.<br />

Es gibt so viele tolle Songs, die es einfach<br />

verdient haben, wieder gehört zu werden.<br />

Meine nächste Single wird ein Cover<br />

sein: „Love Is a Shield“. Bei mir wurde der<br />

1980er-Song aber ein ganz anderes Lied,<br />

eine Ballade. Eigentlich war er schon für<br />

„Repeat“ geplant, diese EP war eigentlich<br />

als Album geplant, wurde dann zur EP<br />

umgemünzt. Ich bin froh, dass es der Song<br />

jetzt aufs Album geschafft hat!<br />

Du hast auch für<br />

Disney gesungen,<br />

wie erlebst du die<br />

Zusammenarbeit?<br />

„Ich leg los“ heißt<br />

der Song, es war<br />

eine wunderschöne<br />

Erfahrung. Die<br />

Anfrage von Disney<br />

war so ein großes<br />

Geschenk für mich,<br />

da ich ein riesiger<br />

Fan bin! Die Anfrage<br />

kam über mein Kinder-Projekt zustande,<br />

bei dem ich als Kid Clio singe. Ich kann<br />

jeder*m Künstler*in nur raten, auch mal<br />

andere Musik zu machen und nicht zu<br />

denken, dass andere Musik die „Marke“<br />

verwässert. Legt euch ein zweites Ego zu.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

FOTO: SARAH KÖSTER


VIOLINE<br />

ESTHER ABRAMI Geigerin und Influencerin<br />

Bekanntgeworden ist die vom<br />

Magazin Forbes als „Best Influential<br />

Star“ ausgezeichnete 25-jähre Geigerin<br />

als Influencerin bei TikTok und Instagram.<br />

Dort erreicht sie mit ihren kreativen Videos<br />

Millionen junger Menschen, die so die<br />

klassische Musik für sich entdecken.<br />

Auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum,<br />

das am 4. <strong>Februar</strong> bei Sony Classical<br />

erscheint, präsentiert Esther Abrami<br />

das weite Klangpanorama einer jungen<br />

Generation klassischer Musiker*innen. Was<br />

Esther Abrami unter dem weitgefassten<br />

Begriff „Klassik“ versteht, versammelt sie<br />

auf ihrem Debütalbum bei Sony Classical<br />

zu einem frischen Blick auf das Genre.<br />

Begleitet am Piano oder von großem<br />

Orchester stehen einmalige neue Arrangements<br />

bekannter klassischer Melodien<br />

– von Schwanensee bis zur Paganini-<br />

Caprice – neben neuen Stücken u.a. von<br />

der jungen Komponistin und Pianistin<br />

Annelie, Hollywood-Soundtrack-Star Jacob<br />

Shea oder ihrem persönlichen Vorbild, der<br />

Oscar-Gewinnerin Rachel Portman.<br />

„Ich liebe die Idee, mit lebenden<br />

Komponist*innen zu arbeiten und eine<br />

echte Interaktion zu haben,<br />

die in der Klassik kaum<br />

existiert. Ganz abgesehen<br />

davon ist es toll, etwas<br />

Anderes, Frisches zu hören,“<br />

erklärt Esther Abrami. Mit<br />

ihrem Album gibt die in<br />

Aix-en-Provence geborene<br />

und am Royal Birmingham<br />

Conservatoire studierende<br />

Violinistin einen farbenfrohen<br />

Einblick in die Welt einer<br />

neuen Generation klassischer<br />

Musiker*innen jenseits traditioneller<br />

Klischees. Esther<br />

Abrami studiert klassische<br />

Violine, engagiert sich für<br />

Tierschutz und als Feministin,<br />

wurde von ihrem Mentor<br />

Julian Lloyd Webber zu einer<br />

der „30 under 30“ der klassischen Musik<br />

gewählt und konzertiert mit Katherine<br />

Jenkins und Roberto Alagna. Zugleich ist<br />

sie auf Social Media zuhause, schreibt<br />

Musik mit dem Elektro-Produzenten<br />

Worakls und sucht mit Komponist*innen<br />

und Musiker*innen wie Alexis Ffrench,<br />

Alban Claudin, Florian Christl, Anna Barry<br />

FOTO: C. ELLIS<br />

Musik<br />

oder Ketan Bhatti nach neuen Klassikklängen.<br />

Zusammen mit diesen unterzieht<br />

sie Satie, Tschaikowsky, Chopin, Ravel,<br />

Rachmaninoff und selbst Bach und Mozart<br />

einer Frischzellenkur, indem sie etwa<br />

„Eine kleine Nachtmusik“, das berühmte<br />

Violinkonzert in a-Moll, BWV 1041 oder<br />

„Schwanensee“ neu arrangiert.<br />

KLASSIK<br />

Francesco Tristano „On Early Music“<br />

FOTO: B. ROTATORI<br />

Der gefeierte luxemburgische<br />

Pianist und Komponist Francesco<br />

Tristano kehrt für sein neues Album<br />

zu seiner ersten Liebe zurück: der<br />

Alten Musik. „Ich bin mit Alter Musik<br />

aufgewachsen“, sagt er. „Sie hat mich also<br />

schon immer begleitet.“ Das Album präsentiert<br />

Werke der Renaissance und des<br />

Frühbarocks mit Tristanos eigenen, vom<br />

Barock inspirierten Klavierstücken und<br />

enthält Musik von Girolamo Frescobaldi,<br />

Orlando Gibbons, John Bull und Peter<br />

Philipps. „On Early Music“ ist jedoch nicht<br />

nur eine Hommage an dieses besondere<br />

Repertoire, sondern Tristano gibt den Werken<br />

mit seinem scharfen Blick fürs Detail<br />

einen frischen, zeitgemäßen Anstrich.<br />

„Ich wollte Werke englischer Komponisten,<br />

von denen ich einige schon seit langem<br />

spiele und liebe, aber ich wollte auch das<br />

Repertoire von Frescobaldi weitererforschen“,<br />

sagt er. „Er hat die Art und Weise,<br />

wie Komponisten für Tasten- bzw. Klavierinstrumente<br />

schreiben wirklich verändert.“<br />

Inspiriert von diesen Größen und ihren<br />

bleibenden Werken funkelt die Musik, die<br />

Tristano für „On Early Music“ geschrieben<br />

hat, nur so vor Vitalität. „On John Bulls<br />

Galliard in D“ ist ein barockisiertes, rhythmisches<br />

Vergnügen, ganz hell und fröhlich.<br />

„Toccata‘“ ist ähnlich aufmunternd,<br />

ein schwindelerregender tänzerischer<br />

Wirbelwind voller komplizierter Arpeggien<br />

und rhythmisch intensiv. „Alte Musik<br />

ist sehr rhythmisch und ich liebe ihren<br />

Groove“, sagt Francesco Tristano, „das<br />

wollte ich widerspiegeln.“ Alle vorgestellten<br />

Werke sind klanglich und melodisch komplementär.<br />

Während einige originalgetreu<br />

wiedergegeben wurden, wurden andere<br />

neu bearbeitet und neu interpretiert. „Ich<br />

wollte ihnen etwas Neues geben“, sagt er,<br />

„etwas Originelles.“ Das führte Tristano<br />

zu Werken, die ein weiteres Hauptthema<br />

des Albums reflektieren – die sanfte<br />

Majestät des Sonnenaufgangs. „Diese<br />

magische Stunde ist sehr kurz, aber die<br />

freigesetzte Energie ist einzigartig“, sagt er.<br />

„Das findet sich oft in Partituren der Alten<br />

Musik wieder – in einem ganz bestimmten<br />

Moment gegen Ende eines bestimmten<br />

Stücks scheint es, als ob die Partitur in eine<br />

harmonische Sequenz verpackt wird, die<br />

das Ende einer komplexen Entwicklung<br />

bestimmt und in ein beruhigendes Ende<br />

übergeht. Es ist sowohl das Ende als auch<br />

ein neuer Anfang“.


Musik<br />

COMEBACK<br />

SOFT CELL<br />

„HAPPINESS<br />

NOT INCLUDED“<br />

FOTO: A. WHITTON<br />

Marc Almond, der legendäre Elektro-<br />

Popper, kommt mit Soft Cell zurück.<br />

Der am 9. Juli 1957 geborene UK-Musiker,<br />

der nach Soft Cell („Tainted Love“ ...)<br />

Mitte der 1980er seine Solo-Karriere<br />

startete, gilt international auch außerhalb<br />

der schwulen Szene als Star. Wichtig<br />

für Almond war es immer, nicht das zu<br />

machen, was andere machen. So steht<br />

er auch als Protagonist für monströsen<br />

orchestralen Pop, in dem sich Klassik<br />

und Pop vermischen. Bekannte Hits sind<br />

„Something's Gotten Hold of My Heart“,<br />

„I Feel Love“ (von Donna Summer, bei ihm<br />

zusammen mit Jimmy Somerville) und<br />

„The Days of Pearly Spencer“. Jetzt meldet<br />

sich „Herr Mandel“ zurück mit seiner Band<br />

Soft Cell! Im Frühling soll das Comeback-<br />

Album des Duos namens „Happiness Not<br />

Included“ erscheinen, unsere Anspieltipps<br />

sind „Heart Like Chernobyl“, „Light<br />

Sleepers“ sowie „Nostalgia Machine“ und<br />

„Polaroid“. *rä<br />

AVANTGARDE<br />

Uèle Lamore „LOOM“<br />

Ihre Liebe zu Jazz, Rock, Indie, Hip-Hop, Trip-Hop und klassischer Musik verwebt die<br />

erst 27-Jährige mit der Leitung des London Contemporary Orchestra (LCO), dem<br />

Experimentieren mit KI-generierten Klängen und dem Erforschen modularer, elektronischer<br />

und synthetischer Musik. Die Gitarre war aber schon immer ihre erste Liebe<br />

– als Teenager lernte sie das Spielen, indem sie den Arctic Monkeys zuhörte – und so<br />

begann sie damit, Gitarren über die elf Tracks von „LOOM“ zu verteilen. Diese führten<br />

wiederum zu Basslinien und Schlagzeugparts, und schließlich zu Streichern.<br />

SOUL<br />

Adele „30“<br />

Die Sängerin über ihr neues Album: „Ich<br />

war sicherlich noch lange nicht dort,<br />

wo ich mir erhofft hatte zu sein, als ich<br />

vor fast drei Jahren damit angefangen<br />

habe. Ganz im Gegenteil. Ich verlasse<br />

mich meist auf Routine und Konstanz,<br />

um mich sicher zu fühlen, das habe<br />

ich immer getan. Und doch warf ich<br />

mich wissentlich, sogar freiwillig, in ein<br />

Labyrinth aus absolutem Durcheinander<br />

und innerer Aufruhr!“, so die Sängerin.<br />

„Unterwegs habe ich viele glühende<br />

Wahrheiten über mich selbst erfahren. Ich<br />

habe viele Schichten abgeworfen, mich<br />

aber auch in neue gewickelt. Ich habe<br />

wirklich nützliche und heilsame Emotionen<br />

entdeckt, von denen man sich führen<br />

lassen kann, und ich habe das Gefühl,<br />

endlich mein Gefühl wieder gefunden zu<br />

haben. Ich würde sogar so weit gehen zu<br />

sagen, dass ich mich in meinem Leben<br />

noch nie so friedlich gefühlt habe. Und so<br />

bin ich jetzt bereit, dieses Album endlich<br />

herauszubringen.“ Große Klasse! *rä


SINGER-SONGWRITER<br />

James Morrison „Greatest Hits“<br />

Mit der Veröffentlichung des „Greatest<br />

Hits“ Albums am 11. <strong>Februar</strong> <strong>2022</strong><br />

verleiht der Sänger James Morrison<br />

seinen früheren Hits nach 15 Jahren seit<br />

Beginn seiner Musikkarriere eine neue<br />

Note, seine Fans dürfen sich außerdem<br />

auf zwei neue Singles freuen, „Who’s<br />

Gonna Love Me Now?“ ist bereits<br />

erschienen. Neue Lebensumstände,<br />

Karrierehöhe- und Tiefpunkte und<br />

Familienzuwachs erlauben dem Sänger,<br />

seine Originaltexte sowohl in der<br />

Instrumentalisierung als auch in der<br />

Art des Gesangs nach so langer Zeit<br />

neu zu interpretieren und mit gereiften<br />

Emotionen zu untersetzen.<br />

Musik<br />

SOUL<br />

Alicia Keys „KEYS“<br />

Endlich neue Musik der Tollen! Bei Alicia Keys (geboren am 25.1.1981) stimmen die Töne, es<br />

nervt kein Divengehabe, sie schmettert, liebkost oder motiviert mit ihrer Kunst. „No One“,<br />

„Fallin'“, „Underdog“, „Empire State of Mind“ oder auch „Doesn't Mean Anything“ und natürlich<br />

„Girl on Fire“ sind Alicia Keys' Klassiker, die mit ihrer Musik seit der Jahrtausendwende<br />

Erfolge feiert. Zusammengearbeitet hat sie schon mit Größen wie Justin Timberlake, Annie<br />

Lennox und auch Angie Stone. Dieser Tage erscheint ihr neues Album „KEYS“. *rä<br />

POP<br />

Years & Years „Night Call“<br />

Gerade noch mit Kylie und „A Second to<br />

Midnight“ in den Charts, jetzt mit seiner<br />

Band Years & Years und den Skandinaviern<br />

von Galantis eurodancig unterwegs:<br />

Olly Alexander. Die leichtfüßige und gute<br />

Laune verbreitende Nummer „Sweet<br />

Talker“ hat das Zeug zum zeitlosen<br />

Szene-Hit, ist es doch eine vertonte<br />

Liebeserklärung an einen Mann. Oder<br />

liegt es an den wirbelnden Geigen? An<br />

den housigen Beats? Die Mischung<br />

stimmt einfach! Und die wird auch beim<br />

neuen Album „Night Call“ stimmen, das<br />

im Januar erscheinen soll. *rä<br />

N A C H E I N E R WA H R E N G E S C H I C H T E<br />

C H A R L A T A N<br />

E I N F I L M V O N O S C A R ® N O M I N E E A G N I E S Z K A H O L L A N D<br />

A B 2 0 . JA N UA R 2 0 2 2 I M K I N O !<br />

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Musik<br />

POP<br />

„Things I Can’t Say Out Loud“<br />

Tom Gregory<br />

Sein aktuelles Album heißt „Things<br />

I Can’t Say Out Loud“ ... Aber<br />

singen kann Tom Gregory sie. Und<br />

wie! Der extrem sympathische und<br />

talentierte Musiker beweist auf<br />

seinem zweiten Album, dass es<br />

weiter vorangeht mit der Karriere.<br />

Chart- und Radio-Hits wie „River“,<br />

„Fingertips“, „Never Let Me Down“<br />

und „Footprints“ machten den<br />

1995 Geborenen seit 2017 zu<br />

einem DER Nachwuchsmusiker, die man im Auge behalten sollte,<br />

wenn man auf soulige Popmusik mit mitunter stampfenden Beats<br />

steht. Etwa ein Jahr nach seinem Albumdebüt steht nun das – klasse<br />

– Nachfolgewerk in den Charts und erobert die Fanherzen. Unsere<br />

Anspieltipps sind neben den bereits erwähnten Singles „Please“,<br />

„Northern Lights“ sowie „As Bad As It Seems“. Beste Popmusik des<br />

Wahl-Hamburgers aus England. *rä<br />

FOTO: OZGE CONE<br />

POP<br />

Essential Sugababes<br />

Gerade erschien das erste Album „One Touch“ in<br />

einer wunderbaren neuen Version mit vielen Bonustracks,<br />

schon kommt eine dicke Werkschau um die<br />

Ecke.<br />

Und die strotzt nur so vor Hits – verzichtet aber auf<br />

die Singles des Albumdebüts („Overload“ …), da das<br />

bei einem anderen Label erschienen ist. Das schmälert<br />

den Spaß allerdings kaum. Los geht es mit den<br />

drei Nummer-1-Hits „Freak Like Me“, „Round Round“<br />

und „Hole in the Head“, es folgen Albumstücke wie<br />

„My Love Is Pink“ sowie Top-10-Erfolge wie „Easy“,<br />

„Wear My Kiss“ (die letzte Single vor der zehnjährigen<br />

Pause) und „Get Sexy“. Auf den drei CDs sind natürlich<br />

noch weitere Nummer-1-Hits zu finden, zum<br />

Beispiel „About You Now“ und „Push the Button“.<br />

Was die Zusammenstellung aber so besonders und<br />

für Sammler wertvoll macht, sind die (damaligen)<br />

B-Seiten wie „Who“ oder auch „Killer“ – und die<br />

Live-Stücke wie „Shape“ (ebenfalls ein Top-10-Hit<br />

in UK). Eine gelungene und stimmige Zusammenstellung<br />

– nur schade, dass die vier Charterfolge des<br />

ersten Albums wie eingangs erwähnt fehlen. Unsere<br />

Anspieltipps sind „Denial“ und „Stronger“. *rä<br />

FOTO: UNIVERSAL MUSIC<br />

POP<br />

Große Gefühle, Funk und Disco – Diana Ross<br />

Die Botschaft ist klar: LIEBE. Schon<br />

immer besang die einstige The-<br />

Supremes-Frontfrau das wohl schönste<br />

aller Gefühle – und das dank Hits wie „You<br />

Can’t Hurry Love“, „Ain’t No Mountain High<br />

Enough“, „Chain Reaction“, „Not Over You<br />

Yet“ und „Upside Down“ immer höchst erfolgreich.<br />

Auch auf ihrem neuen Album geht<br />

es um sie, aber auch um Dankbarkeit, nicht<br />

ohne Grund heißt das Album auch „Thank<br />

You“. Dankbarkeit für eine so lange Karriere,<br />

für ihre Familie, die kleinen schönen Dinge,<br />

Achtsamkeit und Zusammenhalt.<br />

Gewidmet hat Diana Ross das Album<br />

all ihren Fans, die sie oft schon seit den<br />

1960er-Jahren begleiten. Die Musik auf<br />

dem neuen Werk ist aber – ohne dass sich<br />

Diana Ross verstellen musste – modern<br />

genug, auch junge Hörer*innen zu gewinnen.<br />

Der Hit „If the World Just Danced“<br />

etwa war dank spaßiger Video-Aktion ein<br />

Renner auf YouTube.<br />

Nicht weniger toll ist der<br />

Nachfolger „All Is Well“ (ihr<br />

erstes NEUES Musikvideo<br />

seit zehn Jahren!) oder<br />

die erste Single des<br />

in ihrem Heimstudio<br />

aufgenommenen Albums,<br />

„Thank You“, die auch<br />

gleich in den UK-Charts<br />

landete. Brandneu ist<br />

nun „I Still Believe“ am Start, ein fröhlicher<br />

Soul-Ohrwurm mit starken Chören und<br />

einer dicken Prise MOTOWN.<br />

Ja, bereits vier Singles wurden bisher aus<br />

dem Album ausgekoppelt, alle konnten<br />

sich in den internationalen Charts gut<br />

platzieren, das Album hat dabei sein<br />

Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft.<br />

Das sinnlich-hymnische „Come Together“<br />

zum Beispiel oder auch der funkige<br />

Disco-Kracher „Tomorrow“ sind nicht nur<br />

unsere Anspieltipps, es sind auch sichere<br />

Hits. „Thank You“ ist ein sehr stimmiges,<br />

abwechslungsreiches und spätestens beim<br />

dritten Hören ganz wunderbar berührendes<br />

Spätwerk einer Frau, die nicht nur für Frauen<br />

und die „Black Lives Matter“-Bewegung viel<br />

erreicht hat, sondern sich auch immer für<br />

uns, die LGBTIQ*-Community, einsetzte. *rä<br />

www.dianaross.com


immer aktuell<br />

informiert<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/ PROSTOCK-STUDIO<br />

www.männer.media


Reise<br />

AB IN DIE SONNE<br />

GAY CRUISE <strong>2022</strong><br />

Die Abfahrt der Spartacus Cruise im<br />

<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong> nähert sich und damit<br />

die beste Gelegenheit, den Winter<br />

abzukürzen. Zehn Tage Sonnenschein<br />

auf den Kanaren und Madeira – und<br />

das zu einem Tagespreis ab EUR 139<br />

(Vollpension).<br />

Neben vielen kleineren Inseln gehört natürlich<br />

auch Gran Canaria zu den angelaufenen<br />

Häfen. Wer glaubt, Gran Canaria hätte außer<br />

Dünen nichts zu bieten, kennt noch nicht<br />

die Felsenhöhlen der Guayadaque-Schlucht.<br />

Ein besonderes Highlight ist das gleichnamige<br />

Höhlenrestaurant. Hier gibt es lokale<br />

Köstlichkeiten wie frittierte Mini-Tintenfische<br />

mit kanarischen Runzelkartoffeln und<br />

der typischen Mojo Rojo Sauce. Im Aqualand<br />

Maspalomas warten einige der größten<br />

Rutschen Europas wie die 200 Meter lange<br />

Anaconda. Das neue Wasserlabyrinth endet<br />

mit einem Hochgeschwindigkeitsrennen im<br />

achtspurigen Finale. Mit unserem Overnight<br />

bleibt genug Zeit für alle Entdeckungen<br />

oder eine Verlängerung auf der Insel.<br />

FUN AN BORD<br />

Für den Spaß an Bord sorgt ein breites<br />

Entertainment-Programm, das von der<br />

GRAN CANARIA<br />

MADEIRA<br />

MADEIRA<br />

LA PALMA<br />

TENERIFFA<br />

LANZAROTE<br />

LANZAROTE<br />

LA GOMERA<br />

TENERIFFA<br />

GRAN CANARIA<br />

LA PALMA<br />

Buche jetzt deine Flucht vor dem kalten Winter:<br />

www.spartacus.cruises<br />

LA GOMERA


heißesten Drag Nina Queer gehostet<br />

wird. Sie ist es auch, die an den Seetagen<br />

die Pool Games mit der Wahl zum „Mr.<br />

Cruise“ mit strengen Herausforderungen<br />

an Körper und Seele leiten wird. Mit von<br />

der Partie ist auch DJ Rony von der Sexy<br />

in Köln und Chris Bekker als La Demence<br />

Resident. Wellness wird auf der „Vasco<br />

da Gama“ großgeschrieben. Das neben<br />

dem Spa gelegene Gym ist 24 Stunden<br />

geöffnet und verfügt über jede Menge<br />

Geräte. Dazu zählen 11 Spinning-Räder,<br />

5 Stepper, 7 Laufbänder, 5 Sitzräder, 14<br />

Kraftmaschinen, 2 Rudergeräte sowie eine<br />

große Auswahl an Freihanteln. Im Spa sind<br />

Trocken- und Dampfsauna im Reisepreis<br />

enthalten. Auf dem obersten Deck<br />

befindet sich der Jogging Trail.<br />

LECKER, LECKER<br />

Das gastronomische Angebot auf dem<br />

Boutiqueschiff VASCO DA GAMA ist<br />

außerordentlich vielseitig. Das „Club Bistro“<br />

ist das Buffetrestaurant und hat für<br />

Frühstück, Mittagessen und Abendessen<br />

geöffnet. Es ist kein herkömmliches<br />

Buffet, denn hinter jeder Essensstation mit<br />

verschiedenen internationalen Gerichten<br />

stehen Mitarbeiter, die das Essen nach<br />

Wunsch zusammenstellen. Im „Waterfront<br />

Mediterranean“ mit seinen 150 Plätzen<br />

werden südländische Speisen serviert. Das<br />

Restaurant ist in einem exklusiven Style<br />

designt. Im „Waterfront Classic“-Restaurant<br />

werden klassische Speisen geboten,<br />

die sich an dem aktuellen Reisegebiet orientieren.<br />

Mit seinen 360 Plätzen ist es das<br />

Hauptrestaurant an Bord. Im „Waterfront<br />

Eurasia“ stehen asiatische Gerichte auf der<br />

Karte. Dies passiert in einer besonderen<br />

Atmosphäre mit 140 Plätzen. „The Grill“ ist<br />

eines der Spezialitätenrestaurants an Bord.<br />

In den Spezialitätenrestaurants werden<br />

qualitativ höher angesiedelte Speisen<br />

serviert. Das Restaurant hat 66 Plätze.<br />

Der „Alfresco Grill“ ist das Bistro für zwischendurch,<br />

wenn man von einem Ausflug<br />

Reise<br />

zurückkommt oder einem am Pool der<br />

Appetit überfällt. Die Pizzen, Burger oder<br />

Hotdogs sind alle im Reisepreis enthalten.<br />

Hinzu kommen zahlreiche Bars wie der<br />

„Captains Club“ oder der „Blue Room“.<br />

U30-ANGEBOT<br />

Für alle unter 30-Jährigen halten<br />

wir ein besonderes Angebot bereit:<br />

Bei Buchung einer Zweierkabine<br />

können zwei weitere Freunde in der<br />

gleichen Kabine kostenlos mitreisen.<br />

Nur für kurze Zeit und solange das<br />

Kontingent verfügbar ist auf<br />

www.spartacus.cruises.<br />

meine<br />

gay<br />

cruise<br />

8.-18.<br />

FEBRUAR <strong>2022</strong><br />

LETZTE<br />

CHANCE ZU<br />

BUCHEN!


Kunst<br />

NACHGEFRAGT<br />

GIACOMO GIOVANNI:<br />

„Ich liebe Machos“<br />

Pop-Art, so schwul und auch so queer, wie es nur geht. Von leicht<br />

erotisch über sympathisch bis hin zu explizit, Giacomo Giovanni aus<br />

Guatemala ist ein Meister seines Genres: Gay Comic Art. Wir konnten<br />

mit dem Künstler chatten.<br />

Wie lebt es sich als Schwuler in deinem Land?<br />

Ich bin in Guatemala geboren und lebe auch dort. Mein<br />

Name kommt aus dem Italienischen, weil ich spanische<br />

und italienische Wurzeln habe. Das Leben eines<br />

Schwulen hier ist kompliziert, leider auch für die<br />

Community. Man erfährt zwar unglaublich viel<br />

Unterstützung von heterosexuellen Menschen,<br />

aber es gibt zu viel Neid, sinnlose Rivalität und<br />

viel Verwirrung – ich vermute, es liegt am<br />

Machotum. Eine Beziehung zu haben, ist<br />

hier in meinem Land kompliziert, niemand<br />

versteht oder will eine echte Verpflichtung.<br />

Du scheinst auf Machos zu stehen –<br />

aber auch auf Männer, die ihre innere<br />

Queen zulassen, oder?<br />

Ich liebe Machos mit Bärten! Ich habe gelernt,<br />

jeden Menschen zu respektieren, besonders<br />

diejenigen, die uns mit dieser inneren Queen<br />

so viel Freude vermitteln, die so hell strahlen in<br />

einer Welt, die oft dunkel ist. Aber persönlich, als<br />

Liebhaber, verehre ich einen sehr männlichen Mann.<br />

Hast du einen favorisierten Porno-Darsteller?<br />

Definitiv Martin Mazza, ich hatte sogar die Gelegenheit,


GRUSEL<br />

Verwunschene Orte,<br />

Männlein mit Schwanz<br />

und düstere Burgen<br />

Deutschland ist reich an Sagen, Mythen und Gruselgeschichten,<br />

kaum eine Region, wo es nicht Erzählungen<br />

gibt von weißen Frauen, die den Tod bringen,<br />

finsteren Riesen, die Menschen fressen oder Untoten,<br />

die im Dachgebälk toben.<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

ihn zu treffen, als er in mein Land kam, aber ich war<br />

geschockt (lacht), ich konnte kaum ein Foto von ihm<br />

machen, ich habe ihn auch nicht zeichnen können.<br />

Und natürlich Märchen von Hexen, Trollen, Nixen,<br />

Geistern, Kobolden und Feen. Unsere Natur gibt es ja<br />

auch her! Wer etwa einmal im Schwarzwald wandern<br />

war, als die Dämmerung einsetzte, dem ist klar, warum<br />

man sich so manches neblige Phänomen überirdisch<br />

erklärt hat. Und im dortigen Hotel Waldlust will nicht<br />

ohne Grund keiner mehr einchecken ... Das Buch<br />

„Schaurig-schönes Deutschland“ von Marieluise<br />

Denecke zeigt dir, wo du solche gruseligen Orte (115<br />

sind in diesem Buch aufgelistet) finden kannst, verrät<br />

Wissenswertes über die jeweilige Stätte des Grauens<br />

oder wohligen Grusels. Kurz und knapp werden auch<br />

noch die dazugehörigen Geschichten erzählt, etwa<br />

die von den Männlein im Schwarzwald, die fleißig und<br />

strebsam und mit Fischschwänzen zusammen mit den<br />

Menschen arbeiteten, bis … *rä<br />

verlagshaus24.de/schaurig-schoenes-deutschland<br />

Deine Motive sind nicht immer jung.<br />

Nein, ich mag ältere Männer, besonders die mit schönen<br />

silbernen Bärten. Für mich ist es jedoch großartig,<br />

verschiedene Menschen jeden Alters zu zeichnen. Ich<br />

denke, obwohl ich ihren Körper abbilde, möchte ich sie<br />

so festhalten, wie ich sie sehe, mit den Augen der Seele.<br />

Wie entsteht deine Kunst?<br />

Ich arbeite digital und ich mache alles von meinem<br />

Handy aus, was eine große Herausforderung ist, da ich<br />

keinen Computer oder kein iPad habe. Es erfordert mehr<br />

Aufwand, aber es lohnt sich, das zu tun, was ich liebe.<br />

Wo kann man deine Kunst kaufen?<br />

Ich bewerbe und verkaufe meine Kunst über mein<br />

Instagram-Profil, dort kann ich Menschen aus verschiedenen<br />

Ländern der Welt erreichen.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.instagram.com/j4ck0m0


Buch<br />

NACHGEFRAGT<br />

LILIAN<br />

AUZAS:<br />

La Hagen, Brecht<br />

und Dackel<br />

FOTO: A. AUZAS<br />

Dieser Autor aus Frankreich<br />

widmet sich umstrittenen<br />

deutschen Damen, etwa Leni Riefenstahl<br />

oder Nina Hagen, genauso<br />

wie DEM bayerischen Hund überhaupt:<br />

dem Dackel. Für uns hatte er<br />

Zeit für einen Chat.<br />

Wie kamst du auf die Idee, dich mit<br />

dem Dackel zu beschäftigen?<br />

Von dem Moment an, als mein erster<br />

Roman (inspiriert vom Leben der deutschen<br />

Filmemacherin Leni Riefenstahl,<br />

2012) veröffentlicht wurde, wusste ich,<br />

dass ich eines Tages eine Lobrede auf<br />

den Dackel schreiben werde. Als ich<br />

ein Teenager war, hatten meine Eltern<br />

neben vielen anderen Hunden einen<br />

Dackel. Und ich verliebte mich in diesen<br />

Hund. Es ist ein erstaunliches Tier: lustig,<br />

klug, rücksichtslos und ein Komiker! Der<br />

Dackel ist ein sehr gutes Studienfach.<br />

Eines Tages traf ich meine Lektorin<br />

Émilie Colombani bei Éditions Rivages<br />

in Paris und sie hatte ein Projekt für eine<br />

Sammlung von Lobreden. Die Idee eines<br />

Dackels verführte sie. Und das<br />

Buch war geboren.<br />

Du hast aber auch Nina Hagen<br />

und Bert Brecht unter die<br />

literarische Lupe genommen.<br />

Genau, das Buch ist letztes Jahr<br />

erschienen. Ich habe mehrere Konzerte<br />

von Nina Hagen besucht, wo sie<br />

Bertolt Brecht singt, darunter zwei im<br />

Berliner Ensemble. Sowohl in Frankreich<br />

als auch in Deutschland wird Nina<br />

Hagen in den Medien oder vom Volk<br />

als netter Verrückter wahrgenommen.<br />

Das ist total ungerecht! Nina Hagen<br />

ist äußerst kultiviert und intelligent. Du<br />

musst ihr nur zuhören. Kein Wunder, dass<br />

sie Brecht singt. Was ich in meinem Buch<br />

zeige, ist, dass Brecht schon immer eine<br />

wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt<br />

hat seit ihrer Kindheit in der DDR. Nina<br />

Hagen ist eine Erbin des Schriftstellers.<br />

Sie sieht die Welt als gigantisches<br />

Theater, eine großartige improvisierte<br />

Aufführung vor ihrer Begegnung mit<br />

Gott. Sie ist immer noch ein Enfant<br />

terrible, neugierig und wissbegierig. Mit<br />

66 Jahren lernt Nina Hagen weiter und<br />

hört nie auf zu hinterfragen. Sie ist eine<br />

wahre Künstlerin! Und von seltener<br />

Sensibilität. Ich konnte mit ihr reden,<br />

während ich mein Buch schrieb. Ich habe<br />

viel gelernt, es war unglaublich. Brecht<br />

ist ein bisschen eine Schutzfigur von<br />

ihr. Jemand musste das in einem Buch<br />

erklären. Und ich hatte gesehen, dass es<br />

bisher kein Deutscher getan hat (lacht),<br />

also habe ich kleiner Franzose losgelegt!<br />

Was fasziniert dich an Nina?<br />

Alles an ihr. Sie ist eine Künstlerin von<br />

unermesslicher Menschlichkeit. Ihr<br />

Talent ist unglaublich. Sie ist lustig und<br />

berührend zugleich. Ich liebe sie einfach!<br />

Als ich ein Kind war, habe ich sie oft im<br />

französischen Fernsehen gesehen, da sie<br />

Ende der 1980er und Anfang der 1990er<br />

in Paris lebte. Ich hoffe, ihr neues Album<br />

erscheint bald, ich vermisse sie!<br />

Und an Dackeln?<br />

Dackel sind faszinierende kleine Hunde.<br />

Sie stammen aus Deutschland ... (Ja, ich<br />

habe einen Tropismus zu Deutschland,<br />

ich muss in einem früheren Leben Deutscher<br />

gewesen sein.) Mein Buch über sie<br />

zeigt viel über Dachshunde. Schriftsteller<br />

wie Vladimir Nabokov, Colette, Elizabeth<br />

von Arnim, Michel Houellebecq und viele<br />

andere haben über diese kleinen Hunde<br />

mit ihrer unglaublichen Morphologie<br />

geschrieben. Dadurch haben sie auch ein<br />

komisches Potenzial (wie im Film THE<br />

UGLY DACHSHUND von Disney) und sie<br />

waren bei vielen Königen in Mode (Queen<br />

Victoria war ein Fan!). In Passau ist ihnen<br />

sogar ein Museum gewidmet. Auch viele<br />

Künstler wurden inspiriert, wie Picasso,<br />

Hockney, Warhol, Bonnard, oder<br />

Fotografen wie Elina Brotherus<br />

und Cartier-Bresson, um nur<br />

einige zu nennen. Und viele, viele<br />

andere! Leider wurde er auch<br />

für Nazi-Propaganda verwendet.<br />

Kurzum, es gibt viel über diesen<br />

Hund zu sagen und mein Buch ist<br />

voller Anekdoten. Ich hoffe, dass<br />

eines Tages auch Deutsche meine<br />

Bücher lesen können.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.instagram.com/lilianauzas


COMIC<br />

Doppelleben<br />

musste sein<br />

Buch<br />

Im 20. Jahrhundert war es auch bei<br />

uns noch viel, viel schwerer schwul<br />

oder queer zu leben. Begegnungen wurden<br />

strafrechtlich verfolgt, Gefängnis, Ächtung<br />

und auch Isolation von der heterosexuellen<br />

Mehrheitsgesellschaft drohten, wenn<br />

bekannt wurde, dass man sein eigenes Geschlecht<br />

liebt. Mit dieser – in vielen Ländern<br />

der Welt immer noch aktuellen – Situation<br />

beschäftigt sich „Parallel“ von Matthias<br />

Lehmann, das gerade erschienen ist.<br />

Es erzählt die fiktionale, aber an das<br />

Leben eines schon verstorbenen<br />

Verwandten angelehnte, Geschichte<br />

eines Mannes, Karl Kling, der zwischen<br />

den 1950ern und 1980ern in der BRD ein<br />

Parallelleben zwischen seiner Rolle als<br />

biederer Familienvater und eben seiner<br />

eigentlichen Sexualität führt. Beobachtet<br />

von neugierigen Nachbarn, verurteilt von<br />

der enttäuschten Ehefrau. Ein mitunter<br />

beklemmender Comic, der exemplarisch<br />

für unzählige Schicksale steht. Das Debüt<br />

des Leipziger Zeichners macht erfahrbar,<br />

wie schwer es war, sich zu outen – und<br />

weckt damit auch Verständnis für ältere<br />

prominente Homosexuelle, etwa für den<br />

unlängst verstorbenen Alfred Biolek. Wenn<br />

man sich so lange verstecken musste,<br />

feiert man nicht plötzlich selbstbewusst<br />

sein Coming-out. Im Falle von Alfred Biolek<br />

war sein Outing durch Rosa von Praunheim<br />

eine Befreiung, etwas Gutes. In dem Buch<br />

sieht man aber, warum viele Queers so<br />

lange zögerten oder sich auch heute noch<br />

verstecken. Ein lehrreiches, lesenswertes<br />

und auf seine Art auch unterhaltsames –<br />

nicht düsteres – Buch. *rä<br />

www.reprodukt.com<br />

BILDBAND<br />

BOWIE in 243 brillanten Bildern<br />

25 Fotografinnen und Fotografen<br />

versammelt dieser pralle Bildband<br />

„David Bowie: Foto“, der dem<br />

genialen Musiker ein wunderbares<br />

optisches Denkmal setzt.<br />

FOTO: KEVIN CUMMINS<br />

Zu sehen ist auf über 350 Seiten<br />

Kunst von Größen wie Greg<br />

Gorman, Andrew Kent, Markus<br />

Klinko, Geoff MacCormack, Janet<br />

Macoska, Terry O‘Neill, Denis<br />

O’Regan, Norman Parkinson, Mick<br />

Rock, John Scarisbrick, Steve<br />

Schapiro, Barry Schultz und<br />

Masayoshi Sukita (er schoss 2009<br />

David Bowies letztes offizielles<br />

Porträt).<br />

Im Zentrum steht natürlich<br />

immer der bisexuelle Avantgarde-<br />

Künstler, Popstar und Schauspieler<br />

David Bowie (8.1.1947<br />

– 10.1.2016), jener Musiker, der<br />

mit „Starman“, „Heros“, „China<br />

Girl“, „Under Pressure“, „Space<br />

Oddity“, „Ashes to Ashes“ und<br />

„Let’s Dance“ Musikgeschichte<br />

schrieb und Kritikerherzen<br />

entzückte. „David Bowie: Foto“ ist<br />

eine Zeitreise von 1967 bis in die<br />

frühen Nullerjahre, zu sehen sind<br />

Porträts und Albumcover, Probenund<br />

Auftrittsbilder, Kunstfotos<br />

und Schnappschüsse – es beginnt<br />

aber mit einer persönlichen Einführung<br />

von George Underwood,<br />

selbst Künstler, Musiker und David<br />

Bowies lebenslanger Freund.<br />

„David Bowie: Foto“ ist ein hochwertiges<br />

Muss für alle, die sich<br />

mit Musik, Popmusik und auch<br />

queerer Kunst beschäftigen. *rä<br />

„David Bowie: Foto“, 356 Seiten<br />

mit 243 Fotografien, Hardcover,<br />

ISBN 978-3-9820207-8-5, das<br />

Buch erscheint am 24. September<br />

beim Verlag Salz und Silber,<br />

www.salzundsilber.de


Buch<br />

Yusuhara Community Market Yusuhara, Kochi, Japan,<br />

2009 – 10, © Takumi Ota Photography<br />

ARCHITEKTUR<br />

Für den Menschen und mit der Natur<br />

V&A Dundee Dundee, Scotland, UK,<br />

2010 – 18, © Hufton + Crow<br />

Architektur ist Teil unserer Lebenswirklichkeit,<br />

sie kann erdrücken, motivieren,<br />

beeindrucken oder auch liebkosend<br />

umspielen. „Dieser Mann blickt auf die Erde<br />

und die Schatten und sieht das Hier und<br />

Jetzt“, so Herausgeber Philip Jodidio über<br />

Kengo Kuma, dessen Gebäude die urbane<br />

Welt lebenswerter machen.<br />

Immer mehr Architekten setzen bei ihren<br />

Projekten wieder auf die Gesamtkomposition<br />

der Häuser in der Straße, der Gebäude<br />

in der Landschaft mit ihrer Umgebung. Wo<br />

etwa die Sowjetunion riesige Plattenbauten<br />

in eine pittoreske Umwelt klotzte, würde<br />

man heute sicherlich anders bauen. Mit und<br />

nicht gegen das von Natur aus harmonische<br />

Gesamtbild. Ging es – ausgenommen<br />

beim Jugendstil und Freigeistern wie<br />

Hundertwasser – im 20. Jahrhundert oft<br />

darum, sich von der Wildnis abzugrenzen, so<br />

nährt man sich jetzt wieder der bedrohten<br />

und lebenswichtigen Flora und Fauna an.<br />

Sei es mit Materialien wie Bambus und Holz<br />

oder auch mit einer (außer in unbelehrbaren<br />

Großstädten) organischeren Form.<br />

Der international bekannte japanische<br />

Architekt Kengo Kuma, Jahrgang 1954,<br />

ist einer der Vorreiter, der schon lange auf<br />

Nachhaltigkeit setzt und sich bereits früh<br />

von rechteckigen Megabauten, die den<br />

Himmel bedrohen und die Erde „verklotzen“,<br />

verabschiedete. Ansprechende Oberflächen,<br />

innovative Strukturen sowie fluide Formen<br />

waren und sind ihm wichtig. Kenga Kumas<br />

Vision ist es, dass sich der Mensch<br />

wieder mit der Körperlichkeit seines Hauses<br />

verbindet. „Respekt vor der Kultur und dem<br />

Umfeld des Ortes, an dem ich arbeite“, sei<br />

ein primärer Anspruch, so der gefeierte<br />

Architekt. Eine Kapelle aus Birkenstämmen<br />

und Moos ist genauso möglich wie Häuser<br />

aus Bambus und Reetdächer.<br />

Seine Idee für das japanische Nationalstadion<br />

für die Olympischen Sommerspiele<br />

etwa könnte „der Katalysator sein, der die<br />

jetzige Betonstadt Tokio wieder zurückverwandelt.<br />

Mit diesem Beispiel möchte ich<br />

dazu beitragen, die Richtung der japanischen<br />

Architektur zu ändern“, so Kengo Kuma.<br />

Beim TASCHEN Verlag aus Köln erschien vor<br />

einigen Wochen das 460 Seiten starke Buch<br />

„Kuma. Complete Works 1988–Today“ von<br />

Philip Jodidio, das sich dem bahnbrechenden<br />

und wegweisenden Werk Kengo Kumas<br />

widmet – in enger Zusammenarbeit mit<br />

dem Architekten entstanden. Etwa 500<br />

Skizzen, Bilder und Pläne sind in dieser<br />

XXL-Monografie versammelt, die es auch<br />

in streng limitierter Version gibt, mit einer<br />

von Kengo Kuma signierten Heliogravüre<br />

einer Originalzeichnung in einem von Kuma<br />

entworfenen Holzschuber, in Japan gefertigt,<br />

auf 200 Exemplare begrenzt. Inspirierend! *rä<br />

www.taschen.com<br />

ROMAN<br />

Jugendliche, Gender, Identität und Sexualität<br />

Die Autorin Meredith Russo hat mit „Birthday – Eine Liebesgeschichte“ eines der womöglich<br />

schönsten Bücher für Jugendliche zu Themen wie Transgender, Liebe, Freundschaft und Heranwachsen<br />

im Angebot.<br />

Sie erzählt in ihrem Roman von Morgan<br />

und Eric, die am selben Tag Geburtstag<br />

haben, beste Freunde, enge Vertraute und<br />

vor allem Hüter eines Geheimnisses sind.<br />

Denn Morgan merkt, dass er im falschen<br />

Körper lebt und ein Mädchen ist. Das<br />

Buch begleitet die beiden über sechs<br />

Jahre hinweg und macht den Prozess<br />

erfahr- und nachvollziehbar, den ein<br />

Trans*-Mensch durchlebt. Auf direkte,<br />

trotzdem einfühlsame und authentische<br />

Weise nähert sich das Buch<br />

leider immer noch heiß debattierten<br />

Themen wie Gender, Identität und Sexualität.<br />

„Birthday – Eine Liebesgeschichte“ leistet damit<br />

nicht nur einen wichtigen Beitrag für die Transgenderliteratur<br />

und die LGBTIQ*-Community,<br />

sondern auch für aktuelle und realistische<br />

Jugendliteratur. „Meredith Russo lässt uns ganz<br />

tief in die Seele von Morgan blicken“, urteilten<br />

die Kollegen von „Welt am Sonntag“, und<br />

auch für die queere Community ist das Buch<br />

durchaus eine Bereicherung und klärt auf, wo<br />

mitunter noch Vorurteile die Nächstenliebe<br />

trüben. Die Autorin ist übrigens selbst trans*<br />

und lebt seit 2013 als Frau. *rä


KALENDER<br />

Bitte trainieren Sie weiter ...<br />

Buch<br />

Hier gibt es nichts, nee, jede<br />

Menge zu sehen. Und bald noch<br />

mehr, denn der neue Kalender<br />

von „Worldwide Roar“ steht<br />

schon in den Startlöchern.<br />

Warum die Männer von #WorldwideRoar<br />

das machen? Weil nackt besser sei und<br />

Frieden schaffen würde, so das queere<br />

Team hinter dem sexy Body-Positivity-<br />

Projekt. „Zu viele Männer sehnen sich<br />

danach, mit Angst und Ehrfurcht, statt<br />

mit Liebe und Respekt betrachtet zu werden.<br />

Zu viele dieser Männer haben Macht.<br />

Sie wissen, wen wir meinen. Es ist nicht<br />

gut für sie und es ist nicht gut für den<br />

Rest von uns. Deshalb bitten wir Männer,<br />

sich auszuziehen. Nicht nur, weil es Spaß<br />

macht, obwohl es so ist! Wir tun es, weil<br />

die Welt einen neuen Blick auf Männer<br />

werfen muss.“ Begonnen hat einst alles,<br />

als sich 2010 LGBTIQ*-Aktivisten der<br />

Warwick University in England mit dem<br />

dortigen Ruderteam zusammentaten, um<br />

mit erotischen Kalendern Geld für queere<br />

Projekte zu sammeln. Der Beginn einer<br />

Erfolgsgeschichte! „Wir sagen Nein zu<br />

Stereotypen. Wir möchten zeigen, dass<br />

wir Männer sind, die glücklich sind, verletzlich<br />

zu sein, glücklich, für dich nackt<br />

zu sein, unabhängig von der Sexualität<br />

oder dem ursprünglichen biologischen<br />

Geschlecht, und glücklich, einander nahe<br />

zu sein.“ *rä<br />

www.worldwideroar.org


Buch<br />

KALENDER<br />

Sexy Iren<br />

Irlands Prachtstücke werden von Männern wie diesen<br />

großgezogen. Landwirte, die ihre Tiere lieben und sich auch<br />

nicht scheuen, mit ihren Prachtstücken zu posieren … o.<br />

Oder auch mal homoerotisch. ... Dieser Kalender für <strong>2022</strong><br />

ist ein Muss für alle Fans roter Bärte, kerliger Bauern und<br />

drolliger Schweine. Ein hyggeliger Wandschmuck, der nicht<br />

zu erotisch ist, aber trotzdem jede Menge Sex transportiert.<br />

„The Best of Irish Farmers Vol II – Calendar <strong>2022</strong>“ – ein<br />

Kalender, der mit Testosteron und süßen Tierchen durchs<br />

Jahr begleiten wird. *rä<br />

farmercalendar.com<br />

KALENDER<br />

»Oh, là, là ! Des Français nus ...«<br />

Der französische Fotograf Romain Berger weiß, wie #Mann sehr gut<br />

durchs Jahr kommt: mit schwuler Kunst in Kalenderform! Das 29 cm x<br />

42 cm große Prachtstück „BIZARRE“ ist erotischer Augenschmaus und<br />

queere Kunst zugleich, dein hyggeliges Heim wird definitiv von diesem<br />

Wandschmuck profitieren.<br />

Über den auf seiner Homepage erhältlichen Kalender verrät Romain<br />

Berger: „Er ist sinnlich, künstlerisch und sanft provokant“ und vor allem<br />

unzensiert und mit bisher unveröffentlichten Bildern, die „etwas Wärme“<br />

in dein Leben bringen sollen. Wärme? Womöglich sogar Hitzewallungen<br />

bei dem ein oder anderen Kunstliebhaber. Der 1988 Geborene beherrscht<br />

gekonnt das Spiel mit der Kamera, beweist ein exzellentes Händchen<br />

für schwule Erotik und pralle Bildkompositionen zwischen Kunst und<br />

Vollerotik. Den DIN-A3-Kalender für ein sexy <strong>2022</strong> bekommst du hier:<br />

www.romainberger-photography.com/calendrier-<strong>2022</strong>. *rä<br />

KALENDER<br />

Australische<br />

Feuerwehrmänner<br />

In sage und schreibe sechs Versionen erscheint der „Australian Firefighters<br />

Calendar“ für <strong>2022</strong>. Wir haben hier ein paar schöne Motive für dich<br />

rausgesucht ...<br />

Den Kalender kann man sich in folgenden<br />

Varianten in die hyggelige Bude holen: Feuerwehrmänner,<br />

sommerliche Brandschützer,<br />

Katzen und Feuerwehrmänner, Pferde<br />

und Firefighters, Hunde und Brandmeister<br />

sowie Tiere der Wildnis und Brandschützer.<br />

Die Einnahmen aus dem Verkauf der seit<br />

1993 erscheinenden Kalender werden wie<br />

immer der Children’s Hospital Foundation<br />

zugutekommen – diese erforscht Behandlungsmethoden<br />

bei Verbrennungen im<br />

Kindesalter. Bisher kamen über 3 Millionen<br />

Australische Dollar zusammen. *rä<br />

www.australianfirefighterscalendar.com


HIV-Patienten<br />

in besten<br />

Händen<br />

Individuelle Betreuung –<br />

langfristig, zuverlässig und mit<br />

höchster medizinischer Kompetenz<br />

Wir bieten unseren Patienten einen persönlichen HIV-Spezialisten<br />

als erfahrenen Wegbegleiter für eine optimale medizinische Behandlung<br />

und Betreuung.<br />

● Zentrum Infektiologie, akkreditiert<br />

durch die Deutsche Gesellschaft für<br />

Infektiologie, mit Schwerpunkt<br />

HIV-Infektion – zertifiziert nach<br />

ISO 9001<br />

● Innovative Therapien in der<br />

ifi-Studienzentrale<br />

● Teilnahme an nahezu allen wichtigen<br />

Studien und damit frühestmöglicher<br />

Zugang zu neuen Medikamenten<br />

● Terminsprechstunde,<br />

keine Wartezeiten<br />

● Jegliche Diagnostik möglich durch<br />

Anbindung an die Asklepios Klinik<br />

St. Georg<br />

● Zentrale Lage mit guter Verkehrs -<br />

anbindung, Parkplätze vorhanden<br />

Sechslingspforte<br />

Asklepios<br />

Klinik<br />

St. Georg<br />

Barcastraße<br />

Lange Reihe<br />

Bus Linie 6 und 37<br />

AK St. Georg<br />

2 min. Gehstrecke<br />

N<br />

Alsterschwimmhalle<br />

Haus L<br />

Philipsstraße<br />

Lohmühlenstraße<br />

Steindamm Lübeckertordamm<br />

U-Bahn U2, U3<br />

S-Bahn S1, S11<br />

Berliner Tor:<br />

5 min. Gehstrecke<br />

Bus Linie 36<br />

Lohmühlenstr.<br />

2 min. Gehstrecke<br />

Berliner Tor<br />

U-Bahn U1<br />

Lohmühlenstr.:<br />

2 min. Gehstrecke<br />

INSTITUT Hauptbahnhof 10 min. Gehstrecke<br />

ifi-Institut | Asklepios Klinik St. Georg<br />

Haus L – Lohmühlenstr. 5 – 20099 Hamburg<br />

Tel.: 0 40 / 28 40 760 0<br />

info@ifi-medizin.de | www.ifi-medizin.de<br />

Das ifi-Institut –<br />

Ihr Kompetenzzentrum bei HIV-Infektion<br />

Termine: (0 40) 28 407 600


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