Baumann – Amberger Emailgeschirr erobert die Welt.
Eine Familien- und Firmengeschichte zum 150. Gründungsjahr der Gebrüder Baumann Eine Zeitreise durch 150 Jahre Amberger Stadt- und Wirtschaftsgeschichte Die Firmenchronik „Amberger Emailgeschirr erobert die Welt“ begleitet die Familie Baumann und ihre Emailfabrik und zeigt anschaulich den Weg von einfachen Spenglermeistern zu erfolgreichen Unternehmern. Mutig und hartnäckig verfolgten die Brüder Baumann die Idee, Blechgeschirr hochwertig zu emaillieren. Dies gelang in immer besserer Qualität, in immer neuen Farben und Formen, so dass die Baumann-Emailwaren bald weltweit begehrt waren. Der steigende Absatz ließ die Fabrik Jahr für Jahr wachsen. Für die Arbeiter/innen wurden Wohnungen gebaut, für die Unternehmerfamilien vier prächtige Villen. Die Brüder Baumann waren jedoch nicht nur erfolgreiche Geschäftsmänner. Sie setzten sich für „ihre Leute“, aber auch für die evangelische Gemeinde und für die Stadt ein. Viele Fotografien, Dokumente und Sammlerobjekte belegen das Engagement der Familie und der Beschäftigten, den steilen Aufstieg und die weltweiten Beziehungen des Unternehmens. Die beiden Weltkriege, neue politische Verhältnisse und wirtschaftliche Krisen schmälerten den Kundenkreis und die Umsätze. Schließlich verdrängten Plastik und Edelstahl das Email aus den Hauhalten und die ehemalige Weltfirma Baumann vom Markt. Die Konkurrenz der neuen Werkstoffe führte 1986 in letzter Konsequenz zur Schließung der Fabrik.
Eine Familien- und Firmengeschichte zum 150. Gründungsjahr der Gebrüder Baumann
Eine Zeitreise durch 150 Jahre Amberger Stadt- und Wirtschaftsgeschichte
Die Firmenchronik „Amberger Emailgeschirr erobert die Welt“ begleitet die Familie Baumann und ihre Emailfabrik und zeigt anschaulich den Weg von einfachen Spenglermeistern zu erfolgreichen Unternehmern. Mutig und hartnäckig verfolgten die
Brüder Baumann die Idee, Blechgeschirr hochwertig zu emaillieren. Dies gelang in immer besserer Qualität, in immer neuen Farben und Formen, so dass die Baumann-Emailwaren bald weltweit begehrt waren. Der steigende Absatz ließ die Fabrik Jahr für Jahr wachsen. Für die Arbeiter/innen wurden Wohnungen gebaut, für die Unternehmerfamilien vier prächtige Villen.
Die Brüder Baumann waren jedoch nicht nur erfolgreiche Geschäftsmänner. Sie setzten sich für „ihre Leute“, aber auch für die evangelische Gemeinde und für die Stadt ein. Viele Fotografien, Dokumente und Sammlerobjekte belegen das Engagement der Familie und der Beschäftigten, den steilen Aufstieg und die weltweiten Beziehungen des Unternehmens.
Die beiden Weltkriege, neue politische Verhältnisse und wirtschaftliche Krisen
schmälerten den Kundenkreis und die Umsätze. Schließlich verdrängten Plastik
und Edelstahl das Email aus den Hauhalten und die ehemalige Weltfirma Baumann vom Markt. Die Konkurrenz der neuen Werkstoffe führte 1986 in letzter Konsequenz zur Schließung der Fabrik.
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Dr. Georg <strong>Baumann</strong> • Susanne Plank-Häusler<br />
<strong>Amberger</strong> <strong>Emailgeschirr</strong> <strong>erobert</strong> <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>.<br />
Eine Familien- und Firmengeschichte zum<br />
150. Gründungsjahr der Gebrüder <strong>Baumann</strong>
Dr. Georg <strong>Baumann</strong> • Susanne Plank-Häusler<br />
<strong>Amberger</strong> <strong>Emailgeschirr</strong> <strong>erobert</strong> <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>.<br />
Eine Familien- und Firmengeschichte zum<br />
150. Gründungsjahr der Gebrüder <strong>Baumann</strong>
INHALT<br />
1913 <strong>–</strong> 1932 /// Seite 144<br />
KONKURRENZ UND ROHSTOFFMANGEL<br />
Tod des Kommerzienrats Georg I • Erschwerte Produktionsbedingungen während des Ersten<br />
<strong>Welt</strong>kriegs • Erny <strong>Baumann</strong>s Engagement • Räterepublik in Amberg 1919 • Fünfzigjahrfeier<br />
1922 • Inflation und erste Entlassungen • Neue Generation: Erfinder Oskar Bau mann •<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Vorwort /// Seite 6<br />
Meilensteine der Firmengeschichte /// Seite 8<br />
Geschäftsführer aus den drei Familienstämmen /// Seite 10<br />
1865 <strong>–</strong> 1877 /// Seite 12<br />
VOM HANDWERKSBETRIEB ZUR GRÜNDUNG DER<br />
BLECHWARENFABRIK „JOHANN BAUMANN’S WITWE“<br />
Familienwurzeln in Wunsiedel • Entscheidung für Amberg • Kauf eines Firmengeländes<br />
am Bahnhof • Gründung der Firma „Johann <strong>Baumann</strong>’s Witwe“ • Hochzeiten und Familiengründung<br />
• Erster Dampfkessel 1874 • Tod Katharina <strong>Baumann</strong>s 1877<br />
1876 <strong>–</strong> 1886 /// Seite 28<br />
INNOVATION EMAILLIERUNG UND<br />
RASANTES WACHSTUM DER FABRIK<br />
Idee des Emaillierens • Die Technik • Revolution in Küche, Haushalt und Industrie •<br />
Ausstellung des Vereins der Deutschen Blecharbeiter • Produktgestaltung und Vorbild<br />
Porzellan • Emailspezifische Dekore • Schutzmarke <strong>Baumann</strong>-Löwe • Einführung<br />
der Ziehpresse • Umbenennung in <strong>Amberger</strong> Emaillier- und Stanzwerke • Gleisanschluss •<br />
Verkauf Emailrezept nach Amerika<br />
1887 <strong>–</strong> 1895 /// Seite 58<br />
EXPANSION, PROFESSIONALISIERUNG UND<br />
SOZIALES ENGAGEMENT DER BRÜDER BAUMANN<br />
Kataloge als Vertriebsmittel • Ausbau des Händlernetzes • Vorwurf der Gesundheitsgefahr •<br />
Protestantische Fabrikbesitzer im katholischen Amberg • Die Belegschaft 1895 •<br />
Soziale Einrichtungen • Bau der Bierhalle • Unterstützung der Diakonie • Bau der<br />
Arbeiter wohnungen • Tod der Gründer Christian und Johann <strong>Baumann</strong><br />
1895 <strong>–</strong> 1913 /// Seite 90<br />
INTERNATIONALISIERUNG UND<br />
KOMMERZIELLER ERFOLG<br />
Königlich-Bayerischer Kommerzienrat • Besuch Kronprinz Ludwig III. 1897 • Bau der repräsentativen<br />
Gründerzeitvillen • Firma von <strong>Welt</strong>ruhm • Amerika-Export und Leo Stransky •<br />
Entschärfung der Arbeiterfrage durch soziale Einrichtungen • Technische Schwierigkeiten •<br />
Wirtschaftlicher Zenit • Erbstreit und zweite Heirat • Reisen in alle <strong>Welt</strong><br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
Mordfall Babette <strong>Baumann</strong> 1927 • Familienzwist, Erbstreit und Zwangsversteigerung<br />
1933 <strong>–</strong> 1945 /// Seite 172<br />
AUFRECHTERHALTUNG DES BETRIEBS UNTER BEDIN-<br />
GUNGEN DES NS-REGIMES<br />
Einfluss der NS-Regierung auf Wirtschaftspolitik • Deutsche Arbeitsfront • 900-Jahrfeier<br />
Ambergs • Gründung Kommanditgesellschaft 1935 • Investition in das Unternehmen Lumophon<br />
• Zweiter <strong>Welt</strong>krieg und kriegswichtige Produktion • Zwangsarbeiter • Oskar <strong>Baumann</strong><br />
und seine kritische Einstellung • Dr. Werner <strong>Baumann</strong> in der Luftfahrtindustrie • Kriegsende<br />
und Oskar <strong>Baumann</strong>s letzte Lebensjahre<br />
1946 <strong>–</strong> 1952 /// Seite 194<br />
ENTNAZIFIZIERUNG UND NEUBEGINN<br />
Neuanfang und Fluchtnothilfe • Entnazifizierungsprozesse am Beispiel Dr. Werner <strong>Baumann</strong> •<br />
Wiederaufnahme der Firmenleitung<br />
1951 <strong>–</strong> 1972 /// Seite 204<br />
WEITERFÜHRUNG UNTER DER ENKELGENERATION<br />
Bayern-Streik 1954 und Auseinandersetzung mit der Belegschaft • Modernisierter<br />
Markenauftritt 1956 • Neue Farben für Kochtöpfe <strong>–</strong> Serie „palette“ • Investition in Kunststoffspritzmaschine<br />
• Diversifikation und neue Produkte • Gründung der Exportgesellschaft<br />
BFB 1967 • Kooperation mit Porzellanhersteller Seltmann • Hundertjahrfeier 1972<br />
1983 <strong>–</strong> 1986 /// Seite 238<br />
GERD DOLLHOPF <strong>–</strong><br />
FOTOGRAFISCHE BESTANDSAUFNAHME<br />
Büros • Werkstätten • Menschen • Maschinen<br />
1973 <strong>–</strong> 1986 /// Seite 250<br />
MARKTEINBRUCH UND KONKURS<br />
DER GEBRÜDER BAUMANN<br />
Neues Emaillierwerk während der Mineralölkrise 1973 • Moderne Dekore wie Serie Tirol •<br />
Emaillierte Schalldämpfer für <strong>die</strong> Autoindustrie • Abschied Dr. Werner <strong>Baumann</strong> aus<br />
der Geschäftsleitung • Gebrüder <strong>Baumann</strong> GmbH & Co. KG unter Peter <strong>Baumann</strong> •<br />
Konkurs 1986 • Abriss der <strong>Baumann</strong>-Fabrik<br />
Nachwort /// Seite 264<br />
Altersbestimmung /// Seite 266<br />
Stadtplan /// Seite 270<br />
Abbildungs- und Objektverzeichnis /// Seite 272<br />
Quellen, Objekte, ergänzende Literatur /// Seite 274
Meilensteine<br />
der Firmengeschichte<br />
8 9<br />
Die Meilensteine geben eine erste Übersicht über <strong>die</strong> Firmengeschichte.<br />
Technologische Veränderungen, aber auch neue Produkte oder politische<br />
Ereignisse sind hier als Meilensteine gesetzt. Nicht immer markieren sie einen<br />
exakten Zeitpunkt, sondern stehen auch für eine Phase des Geschehens.<br />
1872<br />
Firmengründung Johann <strong>Baumann</strong>’s<br />
Witwe durch <strong>die</strong> Brüder Christian, Georg,<br />
Johann und Peter mit 30 Mitarbeitern<br />
1876<br />
Verkaufsstart emaillierter Blechwaren<br />
1880<br />
Übergang von der handwerklichen zur<br />
industriellen Produktion durch Anschaffung<br />
der Ziehpresse, Beginn des Exportgeschäfts,<br />
90 Mitarbeiter<br />
1908<br />
Kontinuierliche Erweiterung der Fabrikanlagen,<br />
Export nach ganz Europa, Südund<br />
Nordamerika, Afrika, in den Nahen<br />
Osten, nach Russland und in <strong>die</strong> Türkei,<br />
max. Mitarbeiterzahl von 2.900<br />
1918<br />
Verlust des Exportmarkts, langsame<br />
Reduzierung bis auf 1.800 Mitarbeiter<br />
1924<br />
Inflation vernichtet <strong>die</strong> finanzielle Basis,<br />
sehr angespannte Geschäftslage, Reduzierung<br />
der Mitarbeiterzahl bis auf 500<br />
1933<br />
Arrangement mit dem NS-Regime,<br />
Produktion von Kriegsmaterial während<br />
des 2. <strong>Welt</strong>kriegs, noch 400 Mitarbeiter<br />
1946<br />
Wiederaufnahme des unzerstörten<br />
Betriebs, hoher Bedarf an Kochgeschirr,<br />
Investition in U-förmigen Tunnelofen<br />
(1951), 250 Mitarbeiter<br />
1967<br />
Gründung der Exportgesellschaft BFB,<br />
Exklusiv-Lizenz „Bayerisch Blau“ von der<br />
Porzellanfabrik Seltmann, 310 Mitarbeiter<br />
1974<br />
Modernes Emaillierwerk, Lizenz für das<br />
Dekor „Tirol“ von Schramberger Keramik,<br />
starke Konkurrenz durch neue Materialien,<br />
290 Mitarbeiter<br />
1984<br />
1984 Peter als allein geschäftsführender<br />
Gesellschafter, Einführung von EDV,<br />
Verkauf von Grundstücken zur Erhaltung<br />
der Liquidität, 150 Mitarbeiter<br />
1986<br />
Konkursanmeldung der Firma Gebrüder<br />
<strong>Baumann</strong>, 113 Mitarbeiter
1872 <strong>–</strong> 1892<br />
1895 <strong>–</strong> 1918<br />
1928 <strong>–</strong> 1963<br />
1963 <strong>–</strong> 1983<br />
11<br />
Christian <strong>Baumann</strong><br />
12.6.1837 <strong>–</strong> 14.2.1892<br />
oo 1864<br />
Susanna Küspert<br />
21.7.1840 <strong>–</strong> 10.10.1887<br />
Erhard <strong>Baumann</strong><br />
4.1.1871 <strong>–</strong> 2.1.1918<br />
oo 1899<br />
Babette Fentsch<br />
27.9.1879 <strong>–</strong> 24.3.1927<br />
Hans <strong>Baumann</strong><br />
11.6.1903 <strong>–</strong> 26.5.1963<br />
oo 1930<br />
Margarete Hevelke<br />
26.7.1907 <strong>–</strong> ?<br />
Erhard <strong>Baumann</strong> II<br />
oo<br />
Erika Brandt<br />
oo 1888<br />
Louise Schmidt<br />
22.1.1862 <strong>–</strong> ?<br />
oo 1941<br />
Otti Möller<br />
11.3.1920 <strong>–</strong> 18.8.1989<br />
1872 <strong>–</strong> 1913<br />
1913 <strong>–</strong> 1944<br />
1947 <strong>–</strong> 1982<br />
1982 <strong>–</strong> 1983<br />
oo 1830<br />
Katharina Dahinten<br />
5.2.1811 <strong>–</strong> 10.10. 1877<br />
Georg <strong>Baumann</strong><br />
28.4.1843 <strong>–</strong> 28.9.1913<br />
oo 1873<br />
Else Bollmann<br />
23.12.1848 <strong>–</strong> 24.3.1900<br />
oo 1902<br />
Erny Rubner<br />
24.10.1868 <strong>–</strong> 26.5.1959<br />
Oskar <strong>Baumann</strong><br />
17.10.1880 <strong>–</strong><br />
30.10.1944<br />
oo 1910<br />
Elsa Koye<br />
9.5.1889 <strong>–</strong> 19.11.1914<br />
Werner <strong>Baumann</strong><br />
2.10.1911 <strong>–</strong> 13.3.1985<br />
oo 1940<br />
Lotte Werner<br />
10.5.1917 <strong>–</strong> 18.7.2006<br />
Georg <strong>Baumann</strong> III<br />
oo<br />
Annette Fickert<br />
Johann <strong>Baumann</strong><br />
17.11.1808 <strong>–</strong> 8.1.1855<br />
1872 <strong>–</strong> 1892<br />
Johann <strong>Baumann</strong><br />
13.5.1845 <strong>–</strong> 21.3.1895<br />
oo 1874<br />
Babette Fentsch<br />
13.1.1853 <strong>–</strong> 30.12.1906<br />
1904 <strong>–</strong> 1950<br />
Georg <strong>Baumann</strong> II<br />
15.3.1878 <strong>–</strong> 4.3.1968<br />
oo 1903<br />
Helene Hartmann<br />
18.9.1880 <strong>–</strong> 30.8.1947<br />
1950 <strong>–</strong> 1972<br />
Kurt <strong>Baumann</strong><br />
16.1.1905 <strong>–</strong> 13.10.1984<br />
oo 1938<br />
Maria Freiin<br />
von Kleinschrod<br />
16.12.1912 <strong>–</strong> 20.1.2001<br />
1972 <strong>–</strong> 1987<br />
Peter <strong>Baumann</strong> II<br />
oo<br />
Hildegard Baumüller<br />
Geschäftsführer aus den<br />
drei Familienstämmen<br />
Katharina <strong>Baumann</strong> (links) gründete mit drei Söhnen <strong>die</strong> Firma. In jeder Generation wurde ein Sohn Nachfolger<br />
als Geschäftsführer. Die Übergabe erfolgte in den Anfangsjahren nicht unmittelbar auf <strong>die</strong> nächste Generation,<br />
da <strong>die</strong> Nachfolger noch zu jung waren, um <strong>die</strong> Aufgabe sofort zu übernehmen.<br />
Tätigkeit als Geschäftsführer<br />
Beginn (Pfeil) <strong>–</strong> Ende (Strich)
1<br />
1865 <strong>–</strong> 1877<br />
VOM HANDWERKSBETRIEB ZUR<br />
GRÜNDUNG DER BLECHWARENFABRIK<br />
„JOHANN BAUMANN’S WITWE“<br />
Familienwurzeln in Wunsiedel • Entscheidung für Amberg • Kauf eines<br />
Firmengeländes am Bahnhof • Gründung der Firma „Johann <strong>Baumann</strong>’s<br />
Witwe“ • Hochzeiten und Familiengründung • Erster Dampfkessel 1874 •<br />
Tod Katharina <strong>Baumann</strong> 1877
1865 <strong>–</strong> 1877<br />
Vom Handwerksbetrieb zur Gründung der Blechwarenfabrik „Johann <strong>Baumann</strong>’s Witwe“<br />
1865 <strong>–</strong> 1877<br />
14 Vom Handwerksbetrieb zur Gründung der Blechwarenfabrik „Johann <strong>Baumann</strong>’s Witwe“<br />
15<br />
Familienwurzeln in Wunsiedel <strong>–</strong><br />
Stadt mit historischem Zinnbergbau<br />
Die Brüder <strong>Baumann</strong> stammten ursprünglich aus<br />
Wunsiedel. Vier Generationen übten dort bereits das<br />
Handwerk der Schwarz- und Weißblechner aus. Die<br />
Stadt Wunsiedel war im Mittelalter ein regionaler<br />
Mittelpunkt für <strong>die</strong> Herstellung verzinnter Schwarzbleche<br />
1 , denn in der Region wurde Zinn abgebaut.<br />
Die Rohstoffvorkommen waren aber bereits im<br />
19. Jahrhundert nicht mehr ergiebig genug, so<br />
dass <strong>die</strong> Förderung eingestellt wurde. War Wunsiedel<br />
im Mittelalter noch verkehrsgünstig gelegen,<br />
so änderte sich <strong>die</strong>s durch <strong>die</strong> Erfindung der Eisenbahn.<br />
Städte und Regionen rückten ins wirtschaftliche<br />
Abseits, wenn sie es versäumt hatten, sich<br />
für einen Eisenbahn-Anschluss stark zu machen.<br />
brachte. Johann <strong>Baumann</strong> selbst wird im Einwohnerverzeichnis<br />
als „Blecharbeiter“ bezeichnet. Er<br />
arbeitete als Spengler und Röhrenmachermeister.<br />
Sie bewohnten in Wunsiedel das Haus Nr. 334,<br />
das außerhalb der Ringmauern der Stadt lag. Beim<br />
großen Brand der Stadt von 1834 fiel es als eines<br />
der ersten Häuser dem Feuer zum Opfer. 2 Nach<br />
der Katastrophe wurde <strong>die</strong> Stadt mit neuem<br />
Grundriss wiederaufgebaut und neu strukturiert.<br />
Auch <strong>die</strong> Familie <strong>Baumann</strong> baute ein neues Haus<br />
an der Ecke der heutigen Kemnather Straße 2,<br />
damals Haus Nr. 383 3 .<br />
Die Werkstatt war erfolgreich und bildete <strong>die</strong><br />
finanzielle Grundlage dafür, dass sich Johann<br />
<strong>Baumann</strong> ein stattliches Haus bauen konnte.<br />
1855 starb Johann <strong>Baumann</strong> mit nur 47 Jahren<br />
an einem Lungenleiden. 4<br />
Abb. 2<br />
Georg <strong>Baumann</strong> vor seinem<br />
Geburtshaus in Wunsiedel, 1912<br />
Abb. 3<br />
Stadtplan von Wunsiedel,<br />
1845<br />
Abb. 1<br />
So arbeiteten Spengler vor<br />
der Industrialisierung.<br />
Der Vater der Gründer-Brüder war Johann <strong>Baumann</strong>,<br />
1808 geboren. 1830 heiratete er in Wunsie -<br />
del Katharina Johanna Dahinten aus Münchberg.<br />
Wie sich später herausstellen sollte, war sie eine<br />
zupackende Frau, <strong>die</strong> acht Kinder auf <strong>die</strong> <strong>Welt</strong><br />
Nach dem Tod Johann <strong>Baumann</strong>s übernahm <strong>die</strong><br />
Ehefrau Katharina tatkräftig <strong>die</strong> Leitung des Handwerksunternehmens.<br />
Die Verantwortung für <strong>die</strong><br />
große Familie mit den acht Kindern lastete auf ihr.<br />
Nach schriftlich festgehaltenen Erinnerungen in<br />
der Familie mussten <strong>die</strong> Söhne bereits als Kinder<br />
in der Werkstatt helfen und Nietnägel herstellen. 5<br />
Katharina <strong>Baumann</strong> nutzte einen Handwagen, um<br />
<strong>die</strong> Bleche abzuholen. 6 Sicher sehr beschwerlich<br />
und nicht besonders effektiv.<br />
Vier Söhne erlernten das Handwerk der Blechverarbeitung:<br />
Erhard (1835 <strong>–</strong> 1888), Christian (1837 <strong>–</strong><br />
1892), Georg (1843 <strong>–</strong> 1913) und Johann (1845 <strong>–</strong> 1895).<br />
Ein weiterer Sohn, Peter (1852 <strong>–</strong> 1906) war gesundheitlich<br />
eingeschränkt und konnte keine schwere<br />
körperliche Arbeit leisten. Er wurde später kaufmännischer<br />
Leiter in der Fabrik.<br />
Die Brüder <strong>Baumann</strong> waren ambitionierte Handwerker,<br />
und so erweiterten sie ihren Wirkungskreis<br />
über <strong>die</strong> Region Wunsiedel hinaus. In einer Industrie-Ausstellung<br />
des Sechsämterlandes 1858 wurde<br />
erwähnt, dass <strong>die</strong> <strong>Baumann</strong>sche Werkstätte bereits<br />
überregional Händler belieferte: „Absatz in ganz<br />
Bayern, besonders Fürth, Nürnberg, Regensburg,<br />
Straubing“. 7<br />
Da <strong>die</strong> Stadt noch keinen Anschluss ans Eisenbahnnetz<br />
hatte, war an eine Expansion des Betriebs<br />
nicht zu denken. Das Fichtelgebirge war von jeder<br />
1 Vgl. https://wunsiedel.de/leben-in-wunsiedel/stadtportrait/historisches-wunsiedel/, abgerufen am 17.05.2021<br />
2 Das Brandunglück von Wunsiedel im Jahre 1834 und der Wiederaufbau derselben. Bayreuth 1848, zugänglich über<br />
https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10331996_00001.html, abgerufen am 17.05.2021<br />
3 Privatarchiv <strong>Baumann</strong>, Briefwechsel Stadtarchiv Wunsiedel, Elisabeth Jäger, v. 22.11.1979<br />
4 Privatarchiv <strong>Baumann</strong>, Tagebuch Erny <strong>Baumann</strong>, 1913<br />
5 Privatarchiv <strong>Baumann</strong>, Tagebuch Erny <strong>Baumann</strong>, 1913<br />
6 Ebenda<br />
7 Privatarchiv <strong>Baumann</strong>, Briefwechsel Stadtarchiv Wunsiedel, Elisabeth Jäger, 22.11.1979<br />
Abb. 4<br />
Die Kemnather Straße 2<br />
in Wunsiedel, 2007
1878 <strong>–</strong> 1886<br />
Innovation Emaillierung und rasantes Wachstum der Fabrik<br />
1878 <strong>–</strong> 1886<br />
40 41<br />
Innovation Emaillierung und rasantes Wachstum der Fabrik<br />
Auch Gold und<br />
Blech passen<br />
zusammen.<br />
Abb. 19<br />
Diese weiße Suppenterrine,<br />
gefertigt 1912, aus der<br />
Sammlung Haußmann ist<br />
mit dicken Gold-Streifen<br />
verziert und imitiert so<br />
ein teureres Steingutoder<br />
Porzellan-Gefäß.<br />
Im Katalog 1909: #2454<br />
„Suppenschüssel mit<br />
Deckel“, Weite 20 cm,<br />
Goldrand, Gruppe I 400 Pf.,<br />
verfügbar 16 <strong>–</strong> 24 cm<br />
Solche goldverzierten<br />
Geschirre wurden selten<br />
verkauft, denn auch wenn<br />
<strong>die</strong> teure Optik mehr hergab,<br />
blieb es doch ein<br />
Blechgeschirr. Im Katalog<br />
von 1906 findet sich <strong>die</strong>se<br />
Terrine in verschiedenen<br />
Größen. Die Version für<br />
8,5 Liter kostete nur<br />
emailliert 380 Pf., bemalt<br />
mit Dekor-Gruppe II<br />
(aufwändigste Variante)<br />
550 Pf., also rund ein<br />
Drittel mehr.<br />
Produktgestaltung und Vorbild Porzellan<br />
Der größte Teil der in der Fabrik produzierten<br />
Emailwaren bestand aus nützlichen Haushaltsgegenständen.<br />
Ein kleinerer Teil wurde aufwändig<br />
dekoriert, handbemalt oder mit Schablonen und<br />
Abziehbildern verziert. Dabei kam dem Material<br />
Email zugute, dass sich <strong>die</strong> glasartige Emailmasse<br />
leicht färben ließ und so höherwertiges Material<br />
imitieren konnte. Damit war es möglich, exklusivere<br />
Materialien wie das feine Porzellan zu imitieren.<br />
Das dünnwandige Blech eignete sich auch hervorragend<br />
für <strong>die</strong> Herstellung von dekorierten Kaffeeund<br />
Essgeschirren. So schrieb Peter <strong>Baumann</strong> in<br />
einem Brief 1879:<br />
„Bei uns ist nämlich große Nachfrage nach innen<br />
und außen emaillirten gemalten Blechwaaren und<br />
lassen wir <strong>die</strong>se seit kurzer Zeit aus einem Stück<br />
gepressten emaillirten Blechgeschirre wie Caffeekannen,<br />
Caffeetassen, Waschschüsseln, pp. Mit<br />
Gold und anderen Schmelzfarben malen, <strong>die</strong>se<br />
Geschirre sind sehr hübsch, dauerhaft und werden<br />
gerne gekauft.“ 17<br />
Bei <strong>Baumann</strong> wurden <strong>die</strong> Dekore zunächst per<br />
Hand oder mit Schablone aufgemalt. Bestimmende<br />
Einflüsse waren in der Zeit um 1880 <strong>die</strong> künstlerischen<br />
Vorbilder aus der Antike (Dekor „Greque“),<br />
Luxusgüter der Adeligen („Gold-Dekor“) und <strong>die</strong><br />
Porzellanmalerei („Rosetten“). Dies entsprach dem<br />
Geschmack der Zeit. So verzeichnet der Katalog<br />
von 1881 folgende Dekorarten:<br />
• Blaue oder grüne Streifen<br />
• Greque („Irrweg“) in Schwarz<br />
• Farbige verzierte Streifen mit Goldverzierung<br />
• Reichverzierte Rosetten<br />
• Reichverziertes Band mit Goldverzierung<br />
Die „Augsburger Zeitung“ beschrieb <strong>die</strong> <strong>Baumann</strong>schen<br />
Blechwaren in einer Vorberichterstattung<br />
zur Nürnberger Landesausstellung 1896 folgendermaßen:<br />
„Eine auch nur flüchtige Betrachtung der verschiedenen<br />
Erzeugnisse, welche in der ebenso reichhaltigen<br />
als geschmackvoll angeordneten Ausstellung<br />
zur Schau gebracht sind, läßt <strong>die</strong>sen guten Ruf des<br />
Fabrikats leicht begreiflich erscheinen. Die gesundheitlich<br />
unanfechtbare Güte desselben, speziell<br />
Laut Erzählungen mussten<br />
<strong>die</strong> Emailmaler das Gold,<br />
mit dem sie <strong>die</strong> Gegenstände<br />
bemalten, aus<br />
eigener Tasche vorstrecken.<br />
Das hatte zwei<br />
Gründe: erstens malten<br />
sie so sparsamer, und<br />
zweitens konnte kein Gold<br />
abgezweigt werden, da<br />
<strong>die</strong> Maler das Gold selbst<br />
einkaufen mussten.<br />
Abb. 20<br />
Dieser Becher, gefertigt<br />
1914 (undeutlich), wurde<br />
mit „Minna” beschriftet,<br />
Sammlung Haußmann.<br />
Im Katalog 1909: #1185<br />
„Kaffeetasse”, Weite 10 cm,<br />
bemalt Gruppe II, 98 Pf.,<br />
verfügbar 7 <strong>–</strong> 12 cm<br />
Abb. 21<br />
Einfach gestaltetes<br />
Musterbuch, 1881<br />
17 Stadtarchiv Amberg, <strong>Baumann</strong>-Akten I,71, Peter <strong>Baumann</strong> v. 10.07.1879
1895 <strong>–</strong> 1913<br />
Internationalisierung und kommerzieller Erfolg<br />
1895 <strong>–</strong> 1913<br />
108 Internationalisierung und kommerzieller Erfolg<br />
109<br />
Abb. 25
130 131<br />
Abb. 60<br />
<strong>Baumann</strong>etiketten für<br />
unterschiedliche Länder<br />
und aus verschiedenen<br />
Epochen
1933<strong>–</strong>1945<br />
Aufrechterhaltung des Betriebs unter Bedingungen des NS-Regimes<br />
1933<strong>–</strong>1945<br />
178 179<br />
Aufrechterhaltung des Betriebs unter Bedingungen des NS-Regimes<br />
Das Festprogramm war so konzipiert, dass <strong>die</strong><br />
positive Entwicklung Ambergs unter der nationalsozialistischen<br />
Stadtverwaltung hervorgehoben<br />
wurde. 11<br />
Die Stadt organisierte zu <strong>die</strong>sem Anlass eine<br />
„Braune Gewerbeschau“ in der Stadthalle. Sie stand<br />
unter dem Motto „Nichts für uns, alles für Deutschland“<br />
und präsentierte <strong>die</strong> Leistungen und Erzeugnisse<br />
der <strong>Amberger</strong> Handwerks- und Industriebetriebe.<br />
12 In der Eröffnungsrede äußerte sich der<br />
Vorsitzende des Industrie- und Handelsgremiums<br />
Raum: „Durch <strong>die</strong> Ausstellung wollen wir kundtun,<br />
dass Handel und Gewerbe durch <strong>die</strong> Maßnahmen<br />
der heutigen Regierung wieder neues Leben erhalten<br />
haben. Unsere Heimat will in der Liebe und<br />
Treue zum Führer und Volk niemand nachstehen.“ 13<br />
Als wichtiger Teil der <strong>Amberger</strong> Industrie beteiligte<br />
sich <strong>die</strong> Firma <strong>Baumann</strong> an <strong>die</strong>ser Schau, wie<br />
<strong>die</strong> Zeitung „Bayerische Ostwacht“ berichtete:<br />
„Fa. Gebrüder <strong>Baumann</strong>, Stanz- und Emaillierwerke<br />
Amberg, gegründet 1872, ein Werk, dem <strong>die</strong> Stadt<br />
einen Großteil ihres Aufblühens gegen Ende des<br />
vorigen Jahrhunderts und anfangs des 20. Jahrhunderts<br />
zu verdanken, das Ambergs Namen in alle<br />
<strong>Welt</strong> getragen hat, bringt auf der „Braunen Gewerbeschau“<br />
zur Schau: Emaillierte Geschirre für alle<br />
Zwecke des Haushalts und der Küche, extra-schwere<br />
Hotelgeschirre, emaillierte Gegenstände zur<br />
Krankenpflege, Stahlbadewannen, Lichtbildschalen<br />
und emaillierte Schilder.“ 14<br />
Abb. 11<br />
Oberbürgermeister Filbig<br />
(Dritter von rechts)<br />
bei der Parade am<br />
<strong>Amberger</strong> Marktplatz<br />
Abb. 12<br />
Teilnehmer des Umzugs<br />
vor der <strong>Baumann</strong>schen<br />
Bierhalle am 24.08.1934<br />
900-Jahr-Feier Ambergs 1934<br />
1934 jährte sich <strong>die</strong> urkundliche Erwähnung Ambergs<br />
zum 900. Mal. Aus <strong>die</strong>sem Anlass feierte<br />
Amberg im August ein großes Stadtjubiläum. Die<br />
Post editierte eine Sonderbriefmarke mit einem<br />
athletisch gestählten Bergknappen vor dem mittelalterlichen<br />
Stadttor und den rauchenden Industriekaminen<br />
der Stadt.<br />
Nach außen hin sollten das Image Ambergs aufpoliert<br />
und der Tourismus angekurbelt werden.<br />
Im kunstgewerblichen Teil zeigte <strong>die</strong> alleinstehende<br />
Tochter von Erhard ihr handwerkliches Können:<br />
„Brunhilde <strong>Baumann</strong> (Lindenhof) zeigt sehr lobenswerte<br />
kunstgewerbliche Buchbindearbeiten. Welch<br />
ein geschmackvolles Aussehen ein Buch durch<br />
einen künstlerischen Einband bekommt, tritt uns<br />
wirkungsvoll vor Augen.“ 15<br />
Zu den Feierlichkeiten des Stadtjubiläums gehörte<br />
auch ein Festzug durch <strong>die</strong> Stadt: Die Zeitung<br />
„Bayerische Ostwacht“ berichtete über <strong>die</strong> Wagen-<br />
Formation: „Als Amberg <strong>die</strong> ‚Eisenstadt’ war <strong>die</strong><br />
vierte Gruppe gestaltet worden. Sie verwies auf <strong>die</strong><br />
Wichtigkeit der Eisenindustrie für unsere Stadt.“ 16<br />
Die Firma <strong>Baumann</strong> beteiligte sich mit einem<br />
festlich dekorierten Wagen <strong>–</strong> mit einem nachgebauten<br />
Brennofen, auf dem der <strong>Baumann</strong>-Löwe thronte.<br />
11 Hanel, Amberg und der Nationalsozialismus, S. 151<br />
12 Ebenda, S. 152<br />
13 Zeitung Bayerische Ostwacht v. 13.08.1934<br />
14 Zeitung Bayerische Ostwacht v. 14.08.1934<br />
15 Zeitung Bayerische Ostwacht v. 16.08.1934<br />
16 Ebenda<br />
Abb. 13 / 14<br />
Festwagen der Firma:<br />
mit <strong>Emailgeschirr</strong>,<br />
einem Löwen und einem<br />
Emailofen dekoriert<br />
Abb. 15<br />
Sonderbriefmarke<br />
zur 900-Jahrfeier der<br />
Stadt Amberg, 1934
1951 <strong>–</strong> 1972<br />
Weiterführung unter der Enkelgeneration<br />
1951 <strong>–</strong> 1972<br />
208 209<br />
Weiterführung unter der Enkelgeneration<br />
Schablonen-<br />
Dekor<br />
In den Fünfzigerjahren<br />
war Schablonendekor sehr<br />
beliebt. Dafür wurde der<br />
Gegenstand in eine<br />
Metall-Schablone eingespannt<br />
<strong>–</strong> das farbige<br />
Email wurde mit Hilfe von<br />
Spritzpistolen aufgesprüht.<br />
Diese Dekore gab es<br />
nur für wenige Formen:<br />
Milchtopf, Schüssel<br />
und Eimer.<br />
Die Bilder zeigen eine<br />
Metallschablone aus dem<br />
Stadtmuseum Amberg<br />
und den passenden Topf.<br />
Die verschiedenen<br />
Dekornummern sind als<br />
Markung auf dem Gefäßboden<br />
festgehalten.<br />
Abb. 4<br />
Sprühschablone<br />
Abb. 5<br />
Milchtopf mit Schablonen-<br />
Dekor, 14 cm, Sammlung<br />
Reif, im Katalog 1953:<br />
Dekor 301 „Blätter und<br />
Punkte“<br />
Abb. 6<br />
Schüssel Dekor 310<br />
„Rosendekor“,<br />
Katalog 1953<br />
Abb. 7<br />
Schüssel Dekor 210<br />
„rote Blüten“,<br />
Katalog 1953
1951 <strong>–</strong> 1972<br />
Weiterführung unter der Enkelgeneration<br />
1951 <strong>–</strong> 1972<br />
220 221<br />
Weiterführung unter der Enkelgeneration<br />
Abb. 29<br />
Die Serie „palette“ kam<br />
Ende der 50er Jahre auf<br />
den Markt. Im Verkauf blieb<br />
<strong>die</strong> PrimaWare (schwarz,<br />
innen grau) vorherrschend<br />
Abb. 30<br />
Werbebroschüre für<br />
„palette“, 1958<br />
Abb. 28<br />
Die Reihe „<strong>Baumann</strong> bunt“<br />
mit Töpfen in kräftigen<br />
Farben war erfolgreich.
1951 <strong>–</strong> 1972<br />
Weiterführung unter der Enkelgeneration<br />
1951 <strong>–</strong> 1972<br />
234 235<br />
Weiterführung unter der Enkelgeneration<br />
Abb. 53<br />
Werbebroschüre für <strong>die</strong><br />
Linie „Bayerisch Blau“<br />
Werner <strong>Baumann</strong> bemerkte in einer Aktennotiz<br />
zu <strong>die</strong>ser Kooperation: „Persönlich gebe ich der<br />
Porzellanlinie eine Chance, weil sie sich für <strong>die</strong><br />
Wohnlinie: Küche mit Essplatz anbietet <strong>–</strong> <strong>die</strong><br />
Herd-Tisch-Überlegung nicht mehr allein aus der<br />
Arbeitsersparnisüberlegung, sondern weil der<br />
Herd mit dem Topf nun gegenüber dem Tisch<br />
auf einmal steht. Hier eine einheitliche Linie<br />
aufzuzeigen könnte z. B. ein Motiv für Werbung für<br />
BAYRISCH BLAU sein.“ 41<br />
Seltmann vergab <strong>die</strong> Lizenz für emaillierte Geschirre<br />
an <strong>Baumann</strong> und erlaubte auch das Marketing<br />
damit: „Selbstverständlich können Sie auch <strong>die</strong><br />
Bezeichnung Bayerisch Blau in Ihrer Werbung<br />
verwenden und es würde uns freuen, wenn <strong>die</strong>se<br />
Dekoration so wie bei uns auf Porzellan, für Sie<br />
auch ein durchschlagender Verkaufserfolg werden<br />
könnte.“ 42<br />
Zur Produktion erhielt <strong>Baumann</strong> das Muster auf<br />
Metapapier mit Filmüberzug und Farbe zur Verfügung<br />
gestellt. 43 Die Kartons wurden mit dem Text<br />
versehen: „Universal Stahlgeschirr. Original nach<br />
Porzellan-Dekor Seltmann, Weiden.“<br />
Die Linie war sehr erfolgversprechend. Man beeilte<br />
sich mit der Markteinführung, wie in einer Notiz<br />
deutlich wird: „Die ganze Kollektion muss schon bis<br />
Mitte Juli für Ausstellungen verfügbar sein.“ 44<br />
Das Programm umfasste nur einige wenige Formen<br />
in den Größen:<br />
Milchtopf 14 cm<br />
Stielkasserolle 16 cm<br />
Fleischtopf 16, 20 und 24 cm<br />
Bratentopf 16, 20 und 24 cm<br />
Bratpfanne 24 cm<br />
„Bayerisch Blau“ setzte sich durch und verzeichnete<br />
schon ein Jahr später einen Umsatzanteil von<br />
32,1 %, d. h. ein Drittel der verkauften Töpfe trug<br />
weiß-blaues Blumenmuster. Das ausschlaggebende<br />
Argument für den Kauf war das geschmackvolle<br />
Servieren des Essens:<br />
„Die Idee ist, der Hausfrau zu dem Porzellangeschirr<br />
ein passendes, schön ausgeführtes Kochtopfsortiment<br />
dazu zu liefern, so daß <strong>die</strong> Töpfe direkt vom<br />
Herd auf den Tisch gebracht werden können, ohne<br />
einen Primitiveindruck auszulösen.“ 45<br />
Diese Strategie war ein wichtiger Marketing-Erfolg<br />
der <strong>Baumann</strong>-Geschäftsleitung.<br />
<strong>Amberger</strong><br />
Straßennamen<br />
mit Bezug zu<br />
<strong>Baumann</strong><br />
Abb. 54<br />
Luftaufnahme des<br />
<strong>Baumann</strong>werks, 1972<br />
Abb. 55 / 56 / 57<br />
Zur Erinnerung an das<br />
Jubiläum zum hundertjährigen<br />
Bestehen der Firma<br />
beschloss der Stadtrat,<br />
<strong>die</strong> bisherige „Fabrikstraße“<br />
in „Emailfabrikstraße“<br />
umzubenennen. Bis heute<br />
gibt es in Amberg drei<br />
Straßennamen, <strong>die</strong> auf das<br />
Unternehmen verweisen:<br />
• <strong>die</strong> Emailfabrikstraße,<br />
• <strong>die</strong> <strong>Baumann</strong>straße,<br />
• <strong>die</strong> Stanzerstraß.<br />
Das <strong>Baumann</strong>gelände<br />
ist heute in Amberg als<br />
Dienstleistungszentrum<br />
ein Begriff. Auf dem<br />
stadtnahen Areal befinden<br />
sich neben Einzelhandel<br />
und Parkmöglichkeiten<br />
auch über 80 Dienstleistungsunternehmen<br />
wie Ärzte, Steuer berater,<br />
Wirtschaftsprüfer, Notare,<br />
Sparkasse, Apotheken<br />
oder Arbeitsagentur. Cafés<br />
mit Außengastro nomie<br />
und großzügigen Terrassen<br />
machen das ehemalige<br />
<strong>Baumann</strong> gelände attraktiv<br />
für <strong>die</strong> <strong>Amberger</strong> Bürger.<br />
41 Privatarchiv <strong>Baumann</strong>, Aktennotiz „Gedanken über Farben und Dekore an <strong>Emailgeschirr</strong>en“ v. 15.4.1968<br />
42 Ebenda<br />
43 Privatarchiv <strong>Baumann</strong>, Schreiben Porzellanfabriken Christian Seltmann v. 21.05.1968<br />
44 Privatarchiv <strong>Baumann</strong>, Betriebsmitteilung v. 29.05.1968<br />
45 Privatarchiv <strong>Baumann</strong>, Aktennotiz ohne Jahresangabe
Impressum<br />
276<br />
Herausgeber:<br />
Georg <strong>Baumann</strong><br />
Zur Hohen Warte 15<br />
92224 Amberg<br />
emailgebruederbaumann@gmail.com<br />
www.gebruederbaumann.de<br />
In Kooperation mit dem<br />
Stadtmuseum Amberg<br />
Redaktion & Text:<br />
Susanne Plank-Häusler M. A.<br />
Fotos Objekte und Ausstellung Stadtmuseum:<br />
Marcus Rebmann<br />
www.marcusrebmann.de<br />
Fotoserie Kapitel 9:<br />
Gerd Dollhopf<br />
www.gerd-dollhopf.de<br />
Fotos Straßenschilder S. 235:<br />
Manfred Wilhelm<br />
www.buero-wilhelm.de<br />
Konzeption & Gestaltung:<br />
Philipp Koch, Manfred Wilhelm<br />
Büro Wilhelm. Designagentur<br />
www.buero-wilhelm.de<br />
Lektorat & Korrektorat:<br />
Hermann Glombitza<br />
Druck & Bindung:<br />
Frischmann Druck & Me<strong>die</strong>n<br />
www.frischmann-net.de<br />
Verlag:<br />
Büro Wilhelm. Verlag, Amberg<br />
www.buero-wilhelm-verlag.de<br />
© 2021 Büro Wilhelm. Verlag<br />
ISBN: 978-3-948137-50-2<br />
Preis: 48,- Euro<br />
Die Deutsche Bibliothek <strong>–</strong> CIP-Einheitsaufnahme<br />
Ein Titeldatensatz für <strong>die</strong> Publikation ist bei der<br />
Deutschen Bibliothek erhältlich. Das Werk einschließlich<br />
aller seiner Teile ist urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen<br />
Grenzen des Urheberrechts gesetzes ist ohne<br />
schriftliche Genehmigung des Herausgebers oder<br />
des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt<br />
insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,<br />
Mikroverfilmungen und <strong>die</strong> Einspeicherung und<br />
Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />
Ausstellung: „Alles Blech <strong>–</strong> <strong>Amberger</strong> Emailwaren“<br />
Emailwaren aus der Vilsstadt haben den Namen Ambergs in alle <strong>Welt</strong> hinausgetragen.<br />
Eine große Abteilung des Stadtmuseums widmet sich der Firma Gebrüder<br />
<strong>Baumann</strong> (1872 bis 1986). In der Abteilung „<strong>Amberger</strong> Emailwaren“ werden<br />
Firmengeschichte, Herstellung, Entwicklung und Dekorverfahren sowie <strong>die</strong><br />
Verwendung von emaillierten Blechwaren in Haushalt, Vorratskammer, Großküche<br />
und Labor dokumentiert. Die Formenvielfalt vom Kochtopf bis zum Nachttopf<br />
kann der Besucher an den über 500 Exponaten nachvollziehen. Die Abteilung<br />
versteht sich als Beitrag zur Geschichte des <strong>Emailgeschirr</strong>s, aber auch zur<br />
Sozial- und Industriegeschichte Ambergs.<br />
Zeughausstraße 18, 92224 Amberg | www.stadtmuseum-amberg.de
Eine Zeitreise durch 150 Jahre <strong>Amberger</strong><br />
Stadt- und Wirtschaftsgeschichte<br />
Die Firmenchronik „<strong>Amberger</strong> <strong>Emailgeschirr</strong> <strong>erobert</strong> <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>“ begleitet <strong>die</strong> Familie<br />
<strong>Baumann</strong> und ihre Emailfabrik und zeigt anschaulich den Weg von einfachen Spenglermeistern<br />
zu erfolgreichen Unternehmern. Mutig und hartnäckig verfolgten <strong>die</strong> Brüder<br />
<strong>Baumann</strong> <strong>die</strong> Idee, Blechgeschirr hochwertig zu emaillieren. Dies gelang in immer<br />
besserer Qualität, in immer neuen Farben und Formen, so dass <strong>die</strong> <strong>Baumann</strong>-Emailwaren<br />
bald weltweit begehrt waren. Der steigende Absatz ließ <strong>die</strong> Fabrik Jahr für<br />
Jahr wachsen. Für <strong>die</strong> Arbeiter/innen wurden Wohnungen gebaut, für <strong>die</strong> Unternehmerfamilien<br />
vier prächtige Villen.<br />
Die Brüder <strong>Baumann</strong> waren jedoch nicht nur erfolgreiche Geschäftsmänner. Sie setzten<br />
sich für „ihre Leute“, aber auch für <strong>die</strong> evangelische Gemeinde und für <strong>die</strong> Stadt ein.<br />
Viele Fotografien, Dokumente und Sammlerobjekte belegen das Engagement der<br />
Familie und der Beschäftigten, den steilen Aufstieg und <strong>die</strong> weltweiten Beziehungen<br />
des Unternehmens.<br />
Die beiden <strong>Welt</strong>kriege, neue politische Verhältnisse und wirtschaftliche Krisen<br />
schmälerten den Kundenkreis und <strong>die</strong> Umsätze. Schließlich verdrängten Plastik<br />
und Edelstahl das Email aus den Haushalten und <strong>die</strong> ehemalige <strong>Welt</strong>firma <strong>Baumann</strong><br />
vom Markt. Die Konkurrenz der neuen Werkstoffe führte 1986 in letzter Konsequenz<br />
zur Schließung der Fabrik.<br />
ISBN: 978-3-948137-50-2<br />
www.buero-wilhelm-verlag.de<br />
276 Seiten | über 500 Abbildungen<br />
Preis: 48,- Euro