BOLD CAR No.11
SPECIAL TOPIC CAR | PORSCHE ART: CHRIS LABROOY | REPORTAGE: PORSCHE DESIGN | LE MANS | PATH TO PROFESSIONAL | HERITAGE DESIGN EDITION: HOMMAGE AN DIE TRADITION
SPECIAL TOPIC CAR | PORSCHE ART: CHRIS LABROOY | REPORTAGE: PORSCHE DESIGN | LE MANS | PATH TO PROFESSIONAL | HERITAGE DESIGN EDITION: HOMMAGE AN DIE TRADITION
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D 12.00 EUR // AT 14.00 EUR // CH 18.00 CHF No. 11
BOLD THE MAGAZINE // SPECIAL EDITION
SPECIAL
CAR SPECIAL
PORSCHE
EXKLUSIVE MANUFAKTUR
MIT EXTRAVAGANZ
SPECIAL TOPIC CAR // PORSCHE ART: CHRIS LABROOY
REPORTAGE: PORSCHE DESIGN // LE MANS // WEG ZUM PROFI
HERITAGE DESIGN EDITION: HOMMAGE AN DIE TRADITION
Je außergewöhnlicher die Perspektive,
umso inspirierender, sie einzunehmen.
Der neue 911 Targa 4S. Timeless Machine.
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) innerorts 15,0–13,3 · außerorts 8,0–7,6 · kombiniert 10,3–9,9; CO₂-Emissionen kombiniert 235–227 g/km
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INHALT
BOLD CAR SPECIAL // 5
CONTENTS
INHALTSVERZEICHNIS
UND THEMEN
Hommage an die Tradition:
Porsche 911 Targa 4S Heritage Design Edition .............................................................................. 6
Le Mans:
Die berühmtesten 24 Stunden der Welt .......................................................................................... 14
The upper down:
Fashion for Men ........................................................................................................................................... 22
Good Design must be honest:
Brand Story Porsche Design .................................................................................................................. 30
Im Gespräch:
Roland Heiler, Geschäftsführer Studio F. A. Porsche ................................................................... 38
Sehenswert:
Bilder eines weltweiten Ausnahmezustandes ............................................................................... 40
Reportage:
Der Weg zum Profi-Rennfahrer ............................................................................................................. 54
Art Pages:
Die Porsche-Kunst von Chris Labrooy ............................................................................................... 62
Artful and wild:
Fashion for Women .................................................................................................................................... 64
Cool Stuff:
Begehrenswert ............................................................................................................................................ 78
Die letzte Seite:
Impressum ..................................................................................................................................................... 82
HOMMAGE
AN DIE TRADITION
PORSCHE 911 TARGA 4S
HERITAGE DESIGN EDITION
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: V. GOICO
DESIGN / PORSCHE
BOLD CAR SPECIAL // 9
Ein Elfer mit Zitaten der 50er- und frühen
60er-Jahre: Als erstes von insgesamt
vier Sammlerstücken aus der Heritage
Design Strategie präsentiert Porsche
die 911 Targa 4S Heritage Design
Edition. Historische Designelemente
im Exterieur und Interieur wurden neu
interpretiert und mit modernster Technologie
in einem exklusiven Sondermodell
der Porsche Exclusive Manufaktur
vereint. Passend zum internen
Modellreihen-Kürzel ist die Stückzahl
auf 992 Exemplare limitiert. Parallel zur
Einführung des Sondermodells sind im
Rahmen eines Heritage Design Pakets
ausgewählte Interieur-Elemente für
alle aktuellen 911-Modelle verfügbar.
Exklusiv für die Käufer des Sammlerstücks
hat Porsche Design einen hochwertigen,
ebenfalls limitierten Chronographen
entworfen.
„Mit den Heritage Design Modellen
wecken wir bei Kunden und Fans Erinnerungen
an die 50er-, 60er-, 70er- und
80er-Jahre. Keine Marke kann diese
Elemente so gut in die Moderne übertragen
wie Porsche. Damit erfüllen wir
die Wünsche unserer Kunden. Zudem
etablieren wir mit den exklusiven
Sondermodellen eine neue Produktlinie,
die innerhalb unserer Produktstrategie
für die Dimension ‚Lifestyle‘
steht“, sagt Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender
der Porsche AG.
Mit der exklusiven Lackierung in Cherrymetallic
sowie vier weiteren verfügbaren
Exterieurfarben und goldfarbenen
Schriftzügen entsteht ein
hoch authentischer Look im Stil der
50er-Jahre. Hochwertige weiße Folierungen
in historischem Design prägen
das Exterieur der 911 Targa 4S Heritage
Design Edition. Besonders markant ist
die speerförmige Motorsport-Grafik auf
den vorderen Kotflügeln. Diese sogenannten
„Spears“ sind ein Zitat aus
der Anfangszeit des Porsche Motorsports.
Ein weiteres Highlight ist die
Porsche Heritage Plakette am Heckdeckelgitter,
deren Design an die Plakette
des Porsche 356 erinnert, die damals
nach Erreichen der 100.000 Kilometer-
Marke vergeben wurde. Das Qualitätssiegel
aus vergangenen Zeiten wird –
modern interpretiert – das Heck aller
vier Porsche Heritage Design Modelle
zieren. Die historischen Porsche
Wappen von 1963 auf Fronthaube,
Lenkrad, Radnabenabdeckungen, Fahrzeugschlüssel
sowie geprägt auf Kopfstützen
und Schlüsseletui spannen
zusammen mit dem serienmäßigen
20-/21-Carrera Exclusive Design Rad
und den schwarz lackierten Bremssätteln
im klassischen Look einen weiteren
Bogen in die Vergangenheit.
Natürlich ist auch das Interieur eine
Hommage an die Tradition: Die exklusive
Bi-Color-Lederausstattung kombiniert
Leder in Bordeauxrot oder Schwarz mit
Clubleder OLEA in Atacamabeige. Mit
Kordsamt – eingesetzt auf Sitzen und
Türverkleidungen – kehrt ein bereits
im Porsche 356 verwendetes Material
zurück und lässt den Zeitgeist
10 // BOLD CAR SPECIAL DESIGN / PORSCHE
und die Mode der 50er-Jahre aufleben.
Der Drehzahlmesser und die Stoppuhr
im klassischem Look mit grüner
Beleuchtung unterstreichen die Emotionalität
des Konzepts genauso wie
der perforierte Dachhimmel in Mikrofaser
und die umfangreiche Exclusive
Manufaktur Belederung. Eine aus Metall
gestaltete Plakette auf der Zierblende
der Schalttafel visualisiert die individuelle
Limitierungsnummer.
BOLD sprach mit Ivo van Hulten, Leiter
Interieur-Design, über seine Hommage
an die Porsche-Tradition und die 911
Targa 4S Heritage Design Edition. Van
Hulten wurde 1977 in Waalwijk in den
Niederlanden geboren. Sein Studium
an der Design Academy Eindhoven
prädestinierte ihn für Stationen bei
Audi und Opel – hier bereits als Chefdesigner.
2014 folgte er dem Ruf nach
Zuffenhausen und zeichnet seitdem
als Leiter für das Porsche-Interieur.
Er orientiert sich an dem Leitmotiv
der klaren Gestaltung und ablenkungsfreien
Bedienbarkeit. Digitalisierung
und Einfachheit gehören für ihn
untrennbar zusammen. So möchte er
in Zukunft eine ausgewogene Balance
sicherstellen und zwischen der „alten“
und „neuen“ Welt vermitteln.
Herr van Hulten, erzählen Sie etwas
über sich. Wann reifte in Ihnen der
Entschluss, Designer zu werden?
Ich hatte eine frühe Affinität fürs Kreative
und wusste bald, dass ich in diese Rich-
tung gehen wollte. Bereits als Kind habe
ich meine Ideen für Sportschuhe oder
Autos aufs Papier gebracht, musste dann
später aber erst einmal herausfinden, ob
man so etwas studieren kann – und ob
es einen solchen Beruf überhaupt gibt.
Heute geht man kurz online und weiß
Bescheid, zumal der Begriff des Designers
viel gängiger ist als damals. Es hat bei
mir einige Zeit gedauert, bis ich wusste,
was ich wollte, und anders, als vielleicht
bei anderen Automobildesignern, haben
mich immer schon auch andere Dinge
interessiert. Ich glaube, das ist mein
Erfolgsrezept – meine Designs sollen am
Ende ein Gesamtkonzept vermitteln und
emotional transportieren.
Der 911 zählt seit Jahrzehnten zu
den Designikonen. Ist es schwer, eine
Ikone neu zu interpretieren?
Aus meiner Sicht ist das eine große
Herausforderung. Eine Ikone hat von
vornherein ein anderes Standing als ein
Produkt, was keine Ikone ist, denn hier
haben alle Beteiligten bereits Ihr eigenes
Bild vor Augen, wie eine Neuinterpretation
auszusehen hat. Dabei muss man bei
allem Neuen gut darauf achten, dass man
dem Kern des Produkts (der es zur Ikone
macht) treu bleibt. Das ist eine Kunst für
sich. Beim neuen 911 haben wir im Interieur
einen ganz klaren Bruch vollzogen
und es dennoch geschafft, dass er mehr
911er als je zuvor ist. Unsere Erfolgsformel
lautete: sich nicht in Retro-Geschichten
verfangen, aber mit Neuem eine Interpretation
der Vergangenheit wagen.
DESIGN / PORSCHE
BOLD CAR SPECIAL // 13
Wie lange dauert die Entwicklung
des Designs – von der ersten Idee bis
zum ersten Prototypen und der nachfolgenden
Produktion?
Mit allen Prozessen, die wir durchlaufen
müssen, sagen wir: gute vier Jahre. Wir
Designer sind in den gesamten Entstehungsprozess
schon sehr früh involviert.
Ganz essenziell für unsere Arbeit ist die
Haptik: Wir müssen neue Materialien
sehen und berühren können, um später
den Feinschliff des Designs vornehmen zu
können. Wir arbeiten aber auch mit digitalen
Mitteln, die unsere Arbeit viel effizienter
und schneller machen als früher.
Beispielsweise nutzen wir VR-Brillen, um
für uns wichtige Daten virtuell schon sehr
früh im Prozess in 3D sichten zu können.
Diese 3D-Daten werden stetig weiterentwickelt
und dienen dann auch als
Grundlage für die Werkzeuge, mit denen
am Ende das Fahrzeug in Zuffenhausen
produziert wird.
Auf welches Detail des neuen Porsche
911 sind Sie besonders stolz?
Für mich gibt es zwei Details, auf die
ich wirklich stolz bin: Zum einen ist es
das Kombiinstrument, das wir mit den
grünen Akzenten komplett in die Welt
des Heritage versetzt haben, und zum
anderen sind es die kleinen goldenen
Logos, die man überall findet, zum
Beispiel auf der Schalttafel. Für mich
sind es meist die kleinen Dinge, die das
Gesamtbild am Ende abrunden und vollständig
machen.
Und welche Rolle spielt die eigens
entwickelte Uhr?
Wir haben mit der limitierten Auflage des
911-Derivats ein spannendes Fahrzeugprojekt,
das in besonderer Weise gestaltet
ist. Das Konzept vereint ein modernes
Fahrzeug mit Zitaten aus der Vergangenheit,
die sich vor allem in einem ganz
besonderen Color- und Trim-Konzept im
Interieur zeigen. Porsche Design entwickelte
dazu eine damit korrespondierende
Uhr, die die gleichen Designmerkmale
und Materialien aufgreift und vor allem
den Lifestyle-Aspekt unterstreicht.
Die mechanische Uhr ist edel und puristisch
gestaltet und wie das Fahrzeug auf
992 Exemplare limitiert. Bei den Details
orientierten sich die Designer des Studio
F. A. Porsche im österreichischen Zell am
See am legendären Porsche 356 und am
ikonischen Porsche 911 Targa: So wurde
die Gestaltung des Ziffernblatts mit
weißem Sekundenzeiger und grünen
Ringen in „Phosphor Green“ an Tacho und
Drehzahlmesser der Fahrzeuge angelehnt.
Die Stundenindizes sind in der
Porsche-typischen Schrift ausgeführt.
Das Armband ist aus Porsche-Interieurleder
und die Prägung „911“ ein weiterer
Tribut an die Sportwagen-Ikone.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.porsche.de
www.porsche-design.de
LE MANS
DIE BERÜHMTESTEN
24 STUNDEN DER WELT
AUTOR: R. LÖWISCH / FOTOGRAF: M. LESER
MOTION / PORSCHE
BOLD CAR SPECIAL // 17
Vor 50 Jahren gelang Porsche der wohl wichtigste Erfolg im Motorsport zum ersten Mal:
der Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans, einem der wichtigsten Rennen der Welt.
Am Steuer des 917 KH: unter anderem Hans Herrmann. Und vor drei Jahren startete Porsche
nach bis dato 18 Wins das bislang letzte Mal in der höchsten Klasse. Das Auto: der 919
Hybrid. Per Pilot: unter anderem Timo Bernhard. Das Ergebnis: Sieg Nummer 19. Für BOLD
Grund genug, die zwei Fahrerlegenden und ihre Originalautos zusammenzubringen. Um
über Gefahren und Gefühle zu sprechen. Kurz: über Faszination.
Einer meiner Gesprächspartner ist
sehr ungeduldig. Als stünde er in Le
Mans. Bereit, zu starten. „Was wollen
Sie wissen?“, fragt er forsch, da ist der
Recorder noch nicht mal platziert. Und
die erste Frage an beide Interviewpartner
gleichzeitig lässt er gar nicht gelten: „Sie
können nur einen fragen. Sonst verstehen
Sie ja die Antworten nicht.“ Klaro, wie
konnte ich.
Der Mann darf das. Er ist eine Legende,
einer der erfolgreichsten Werksrennfahrer
bei Porsche, jetzt 92 Jahre,
und einer der Garanten für Porsches
Erfolge im Motorsport: Hans Herrmann.
Er sicherte gemeinsam mit Richard
Attwood vor genau 50 Jahren den ersten
Gesamtsieg Porsches bei dem wichtigsten
Langstreckenrennen der Welt
im 917 Kurzheck. Das war die Grundlage
für 18 weitere Erfolge für Porsche
an der Sarthe – den letzten im Jahr 2017
sicherte unter anderem Timo Bernhard
(39) am Steuer des Porsche 919 Hybrid.
Bernhard – einer der erfolgreichsten deutschen
Rennfahrer überhaupt – sitzt Herrmann
nun gegenüber, hinter ihnen die
originalen Erfolgsautos. An ihn wollten wir
die Eingangsfrage eigentlich gleichzeitig
richten: Wenn sich zwei solche Legenden
treffen – worüber unterhalten sie sich?
Herrmann muss zum Aufwärmen erstmal
sagen, was er glaubt, was man hören will:
„Le Mans ist ein besonderes Rennen, weil
es 24 Stunden dauert. Man muss körperlich
und geistig fit sein und das Auto so
behandeln, dass es auch so lange hält.
Man muss sich mit seinem Teamkollegen,
mit dem man ja im Wechsel fährt,
so absprechen und ein so gemeinsames
Verhalten zeigen, dass man 24 Stunden
fährt und am Ziel möglichst gewinnt.“
Dann taut er auf.
Er zieht eine selbstgeschriebene Liste aus
der Tasche – alle tödlich verunglückten
Rennfahrer, nach Jahren sortiert. „Sehen
Sie sich das an: Die Gefahren der Rennerei
waren früher viel größer als heute. Für
aktive und passive Schutzvorrichtungen
haben unter anderem erst Niki Lauda und
Jackie Stewart gesorgt. Man muss sich das
mal vorstellen: 1952 fuhr Pierre Levegh
völlig alleine die 24 Stunden, bevor er in
Führung liegend nach 22 Stunden und
50 Minuten hinterm Steuer mit technischen
Problemen ausfiel. Danach wurde
das Reglement geändert – wir fuhren
18 // BOLD CAR SPECIAL MOTION / PORSCHE
1970 bereits zu zweit.“ Und dann fügt er
grinsend hinzu: „Heute sind die jungen
Burschen ja Faulenzer – die fahren
mindestens zu dritt. Da kann jeder ja acht
Stunden schlafen …“
Jetzt springt Timo Bernhard lachend ein:
„Motorsport ist zwar immer noch gefährlich,
aber die modernen Zeiten kann man
nicht mit den damaligen vergleichen.
Angst war einst eben immer ein ständiger
Begleiter, das ist bei uns nicht mehr so
gewesen.“ Und weiter: „Le Mans hat heute
trotzdem noch den gleichen Stellenwert
wie damals, auch wenn inzwischen 50
Jahre vergangen sind. Das Rennen gehört
wohl zu den letzten automobilen Abenteuern,
weil es offenbar über die einzige
Piste führt, die noch offizielle Landstraßen
beinhaltet. Es ist, neben dem Indycar-
Spektakel Indy 500 und dem Formel
1-Rennen in Monaco, eines der Top-Drei-
Events auf der Welt.“
Klar, das Rennen fasziniert die Fans. Aber
fasziniert es auch die Rennfahrer selber?
Bernhard: „Ich bin immer ganz spät zum
Start gekommen, weil ich da nicht eine
halbe Stunde in der Sonne stehen wollte.
Für mich war besonders faszinierend,
wenn die französische Nationalhymne
gespielt wurde und das ganze Publikum
mitsang. Der zweite Gänsehautmoment
war, wenn sich die Mechaniker verabschiedeten
und man wusste: Die nächsten
24 Stunden muss sich jeder auf sich selbst
konzentrieren, es gibt wenig Austausch
– aber der emotionale Zusammenhalt ist
da. Und dann die Einführungsrunde mit
der Vorfreude – jetzt endlich geht’s los!
Beim Zieleinlauf war es besonders 2017
Drama, Drama, Drama. Da erst fing ich
an, zu realisieren, dass wir es geschafft
hatten. Und dann diese unglaubliche
Stimmung bei der Auslaufrunde, wo man
den Jubel und die Freude von außen vollständig
genießen kann …“ Herrmann
war besonders vom Tempounterschied
der verschiedenen Klassen und von den
Wetterbedingungen im Jahr 1970 beeindruckt.
„Die langsameren Klassen fuhren
in der Spitze 280, und die schnellen wie
wir 380 km/h auf der Geraden – das sind
100 km/h Unterschied. Und wir haben
Reifen nicht aufgrund von Verschleiß
gewechselt, sondern weil sich Nässe und
Trockenheit ständig abwechselten. Wir
sind eben Rennfahrer, und wir wollen
Rennen fahren. Das fasziniert uns.“ Das
„Basta“ zum Schluss muss man sich
denken.
Aber es war nicht alles nur Drama. „Denn
wir hatten damals ständig eine Menge
hübscher Mädchen um uns herum. Heute
sind das ‚Boxenluder‘, bei uns wurden
sie ‚Wanderpokale‘ genannt. Manchmal
kam es vor, dass man in seinem Hotelbett
zwei hübsche junge Mädchen
vorfand. Und man war ja höflich und
warf sie nicht gleich raus...“ Timo Bernhard
erzählt lieber, wie ihn das Le-Mans-
Fieber packte: „Die ersten Le Mans-Autos,
an die ich mich erinnere, waren Porsche
956 und 962. Später habe ich alles über
Le Mans gelesen, was es gab, denn im TV
wurde ja noch nichts übertragen. Ich war
völlig fasziniert.“ Wie die Fans von der
MOTION / PORSCHE
BOLD CAR SPECIAL // 21
Technik der Autos. Herrmanns 917 KH war
im rot-weißen Design von Porsche Salzburg
eingesetzt, trug die Startnummer
23 und befeuerte die Piloten mit 580 PS
aus einem 4,5 Liter-Zwölfzylinder. Der 917
ist in allen seinen Ausprägungen wohl
eines der faszinierendsten Rennautos aller
Zeiten: Erdacht und durchgedrückt von
Ferdinand Piëch, kam er zunächst mit
langem Heck (LH) auf die Welt. Wegen
aerodynamischer Probleme wurde der
Hintern gekappt, als Kurzheck reagierte
das Auto völlig anders. Der dank Gitterrohrrahmen
und Kunstharzhaut nur 720
Kilo wiegende Rennwagen raste am 13.
und 14. Juni 1970 genau 343 Runden oder
4607,811 Kilometer. Heute steht Herrmanns
Wagen im Porsche-Museum.
Mit Bernhards Arbeitsgerät, dem Porsche
919 Hybrid, kehrte die Sportwagenmarke
nach einer Pause 2014 in die Topklasse
der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC
(World Endurance Championship) und
damit auch zu den 24 Stunden von Le
Mans zurück. Mit einer Systemleistung
von mehr als 900 PS ist der von Grund
auf neu entwickelte, überaus komplexe
919 Hybrid das schnellste Testlabor und
der innovativste Rennwagen, den Porsche
bis heute gebaut hat. Effizienteste Aerodynamik,
kompromissloser Leichtbau,
hochmoderne Energie-Rückgewinnungsund
Antriebssysteme und eine 800-Volt-
Technologie machten ihn überlegen.
Der Porsche 919 Hybrid war der einzige
Rennwagen in der LMP1-H-Topklasse, der
nicht nur beim Bremsen überschüssige
Energie rekuperierte, sondern auch beim
Beschleunigen. Die Hinterräder versorgte
ein Zweiliter-Vierzylinder mit 500 PS, ein
E-Motor fütterte die Vorderachse mit
400 PS. Das Porsche-Museum hat Bernhards
Auto samt all seiner Kampfspuren
von 2017 mit Klarlack überzogen und
somit die rasante Patina konserviert.
Übrigens: Obwohl beide ihre professionelle
Rennkarriere beendet haben – Herrmann
hörte nach seinem Sieg 1970 auf,
Bernhard führt seit 2019 sein eigenes
Rennteam, und für beide wurde mit dem
Le Mans-Sieg ein Kreis geschlossen – lässt
sie Le Mans nicht los. Selbstverständlich
wird jedes Rennen verfolgt, Herrmann
verfolgt auch noch alle anderen Rennserien
(„Ausnahme: die Formel E…“). Bernhard
fährt auch selber noch. „Aber nicht
mehr auf allerhöchstem Niveau wie in Le
Mans: Ich kann ja eigentlich nicht mehr
erreichen, als ich es getan habe,“ sagt er
ganz bodenständig. „Und auch wenn Le
Mans heute nicht mehr so gefährlich ist
wie zu Hans‘ Zeiten – irgendwann will
man dieses unbedingte Risiko nicht mehr
eingehen.“
Verständlich, oder? Denn Faszination
sollte so lange wie möglich genossen
werden können. Und das funktioniert nur,
wenn man alle Sinne beisammen hat.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.porsche.de
www.porsche.de/museum
THE UPPER
DOWN
FASHION FOR MEN
FOTOGRAF: A. ORTNER
Outfit: CG – CLUB of GENTS
www.cg.fashion
Für die neue Kollektion überquert CG – CLUB of GENTS den Atlantik und führt
uns direkt ins Herz von Los Angeles. Die Stadt, die der Inbegriff der Gegensätze
von Arm und Reich ist – mit einer Kulisse des Rock’n’ Roll und der goldenen Sechziger.
Nach einer durchzechten Nacht fahren wir den Ocean Highway entlang
zum Strand von Malibu, der aufgehenden Sonne entgegen. Diese besondere Atmosphäre hat
die Farben der Savile Row by CG – CLUB of GENTS Kollektion maßgeblich bestimmt. Die
Kollektion ist sehr hell, tonangebend sind Pastelltöne, und die Sakkos werden hier
weiter und länger, die Revere wieder breiter und die Krägen höher.
Link zum Fotografen: www.andreasortner.com
Creativ Director: F. Wortmann // Art Director: S. Denk
Make-Up & Hair: S. Schütte // Styling: D. Daftery // Retouch: N. Kramberger
Models: C. Leadley (Next Management), J. Milan (First Model Management)
Outfits:
Savile Row by CG – CLUB of GENTS
Outfits:
CG – CLUB of GENTS
Outfits:
Savile Row by CG – CLUB of GENTS
GOOD DESIGN
MUST BE HONEST
BRAND STORY
PORSCHE DESIGN
AUTOR: R. LÖWISCH / FOTOGRAF: T. ADLER
DESIGN / BRAND STORY
BOLD CAR SPECIAL // 33
Porsche Design ist nicht gleich Porsche-Design: Die feine Firma Studio F. A. Porsche
im Porsche-Paradies Zell am See beschert der Welt seit 1972 schöne und hochwertige
Objekte für Genießer – ohne Räder. Zeit für einen Hausbesuch – natürlich stilecht im
Porsche 911 Targa 4S.
Seit der Gründung des Studios durch Prof. Ferdinand Alexander Porsche strebt man im
Studio F. A. Porsche nach der perfekten Symbiose von Form und Funktion. Design ist hier
niemals nur Ästhetik, sondern vor allem Inhalt.
Mit einem Porsche 911 nach Zell am See
zu fahren ist fast wie Eulen nach Athen
zu tragen. Nur nicht so sinnlos. Denn
Zell am See ist pures Porsche-Land. Hier,
am Fuß der Schmittenhöhe, liegt das
Schüttgut, sozusagen die Heimat der
Familie Porsche ab den frühen 1940er
Jahren. Hier wohnt Wolfgang Porsche
manchmal, in der benachbarten Kapelle
ruhen acht Porsche-Familienmitglieder
dank einer Ausnahmegenehmigung
des Landes Österreichs. Eine verpachtete
Porsche-eigene Landwirtschaft
befindet sich ganz in der Nähe, ebenso
das Schloss Prielau, das der Porsche-
Clan einst der Witwe von Hugo von
Hofmannsthal abkaufte. Auf dem alten
Flugplatzgelände veranstaltet der junge
Porsche-Enkel Ferdinand seit zwei Jahren
im tiefsten Winter das „GP Ice Race“.
Aber das ist alles nicht unser Ziel im
nagelneuen Targa – sondern das Studio
von Porsche Design.
Zell am See ist auch die Urstätte des
Studio F. A. Porsche und der Marke
Porsche Design. Nachdem Ferdinand
Alexander Porsche, genannt „Butzi“, als
Porsche-Designchef die ewige Form des
Porsche 911 designte, machte er sich
1972 selbstständig. Damals zogen sich
alle Porsche Familienmitglieder aus dem
operativen Geschäft zurück. Mit seiner
Firma Porsche Design wollte er die Welt
mit anderen Objekten als Autos schöner
machen. Dazu baute er in Schüttgut-
Sichtweite ein Haus im Pinzgau-Stil
auf die grüne Wiese. Erst im Jahr 2000
kam ein moderner Gebäudeteil hinzu
– erstens wurde mehr Platz benötigt,
und zweitens war es Zeit für etwas
mehr Repräsentanz am Platze, nachdem
diverse Kunden an dem wenig auffälligen
Gebäude in dem neu gewachsenen
Ortsteil aus Versehen vorbeifuhren.
Wir steuern mit unserem 911 Targa 4S
die Adresse Flugplatzstraße 29 an –
natürlich nach Erkundung der Gegend
und einem unvermeidlichen Abstecher
zur benachbarten Großglockner-Hochalpenstraße,
die ist mit ihren Serpentinen
und unglaublichen Aussichtsplätzen
wie gebaut für einen 911er. Uns
empfängt herzlich der heutige Chef des
Studio F. A. Porsche, Geschäftsführer
Roland Heiler. Er führt uns zunächst in
den Präsentationsraum. Hier stehen
34 // BOLD CAR SPECIAL DESIGN / BRAND STORY
alte und junge Beispiele der Arbeit des
Studios. Viele Projekte waren Aufträge,
wie der Premium-Wasserkocher Tw91100
für Bosch-Siemens im Jahr 1997. Damals
vermuteten Auftraggeber und Porsche
Design, dass vielleicht 100.000 Menschen
200 Euro für so ein langlebiges, schönes
Küchengerät ausgeben würden. Im
Jahr 2005 waren dann eine Million
Stück verkauft. Die Wiener Straßenbahn
wurde vom Studio F. A. Porsche geformt
ebenso wie der 400 Euro teure Adidas-
Schuh „Bounce S“, von dem sich Silvester
Stallone gleich ein Paar in jeder verfügbaren
Farbe kaufte. Selbst beim Zahnarzt
begegnet einem Porsche Design
– so wurde mit dem Hersteller Morita
eine ganze Dentaleinheit neu gestaltet.
Für den Behandlungsstuhl wurden Ergonomie,
Zuverlässigkeit und bestmögliche
Modularität miteinander vereint.
Uns interessieren aber heute besonders
die Projekte für die Lifestyle-Marke
Porsche Design wie Uhren, Brillen,
Fashion – Dinge, die teilweise mit Partnern
hergestellt werden, aber unter
dem eigenen Label vermarktet werden.
Denn der Höhenflug der Firma begann
mit einer Armbanduhr, dem schwarzen
Chronographen 1 aus dem Jahr 1972.
Spötter sprachen damals von „Beerdigungsuhr“,
aber als Formel 1-Racer wie
Clay Regazzoni und Mario Andretti stolz
damit auftauchten und Tom Cruise sie in
„Top Gun“ in die Kamera hielt, war der
Erfolg programmiert. Das galt genauso
für die „Yoko-Ono“-Brille mit absichtlich
sichtbaren Verschraubungen oder die
völlig spacige Skibrille „5600“ von 1976
mit Panoramablende – so einfach wie
auffällig. Das alles wurde designt nach
den Design-Grundsätzen des „Butzi“
Porsche. Die da in verkürzter Form
lauten: Markenidentität durch technische
Produkte; Alleinstellung durch
technische Ausrichtung; Verbindung
von klassischer Moderne mit Faszination
und Emotionalität; Luxus durch
Purismus; Faszination durch Technik
und ingenieurhaftes Denken; Bewegung
und Kinematik als sinnliches Erlebnis;
Design orientiert sich an der inneren
Struktur und Funktion eines Produktes;
Ehrlichkeit und Kompromisslosigkeit;
stets innovativ und konzeptionell. Und:
Porsche Design ist zeitlos und von
höchster Qualität.
Ein paar Zahlen verdeutlichen die
„Macht“ von Porsche Design: Weltweit
arbeiten 350 Menschen in der Firma,
davon sind etwa 30 Designer. Es gibt
sechs Standorte, Ludwigsburg ist dabei
der größte. In Zell am See realisieren
20 Menschen neue Produkte. Die wichtigsten
Absatzmärkte sind Europe, USA,
der Nahe Osten und Asien. In weltweit
mehr als 100 Läden werden die Produkte
angeboten, auch wenn der Luxusmarkt
momentan unter Corona kräftig leidet.
Etwa ein Viertel der Kunden sind tatsächlich
auch Porsche-Fahrer – der Rest meistens
designaffine, finanziell gut ausgestattete
Fans von Produkten, die einem
nicht gleich beim ersten Blick ins Gesicht
springen. Heiler konkretisiert: „Wir bieten
Lebensbegleiter an, die erst auf den
DESIGN / BRAND STORY
BOLD CAR SPECIAL // 37
zweiten Blick ihre Bestimmung preisgeben.
Unsere Kunden sind Menschen,
die zeitloses und zugleich funktionales
Design schätzen.“
Roland Heiler, 62 Jahre, in der Nähe von
Göppingen geboren, nimmt uns mit
zu einem Porsche Design-Erlebnis der
besonderen Art: Wir fahren mit einer der
zwei Gondeln der Schmittenbahn auf
den Berg. Der Gag: Auch sie wurden von
Porsche Design entworfen. Hier erzählt
er uns seine Laufbahn: Nach der Schule
begann er eine Lehre bei Porsche als
Technischer Zeichner mit dem Ziel, Autodesigner
zu werden. Seine Arbeit überzeugte
Porsche, ihm ein Stipendium zu
gewähren – die Firma schickte ihn aufs
Royal College of Art nach London. Ab
1984 begann er seine Arbeit als Designer,
bis er 1997 zu Audi als Leiter Exterieur
Design wechselte. Nur drei Jahre später
übernahm er das neue Porsche-Studio
in Kalifornien – vor allem, um Kundeprojekte
zu realisieren. Sein damaliger Chef
holte ihn 2005 dann nach Zell am See als
Geschäftsführer von Porsche Design: „Ein
kleiner Kulturschock.“ Der inzwischen
überwunden ist.
Das Büro und ursprüngliche Heiligtum
von F. A. Porsche, ist in Zell am See
konserviert worden und sieht noch
genauso aus, wie zu der Zeit, als „Butzi“
Porsche es zum letzten Mal verließ. Dort
stehen die Automodelle noch in der
Vitrine, das Reißbrett wartet, die selbstgemalten
Bilder seiner Kinder hängen
an der Wand, seine Pfeifen liegen noch
im Ascher auf dem Schreibtisch. Das
Zimmer riecht sogar noch nach Tabakrauch.
Schade, dass wir F. A. Porsche
nicht mehr kennenlernen können. Was
war er für ein Typ? Heiler beschreibt ihn
als „innovationsfreudigen, zurückhaltenden
Menschen, der die leisen Töne
und bescheidenes Auftreten favorisierte,
in der Sache aber sehr bestimmt und
entschlossen war.“
Nicht ganz so entschlossen entern wir
wieder unseren Targa, der uns zurück
nach München zum Airport bringt, wo
wir uns immerhin noch einmal in die
vom Studio F. A. Porsche designte Flughafensitzreihe
„Serie 8000“ lümmeln
können. Roland Heiler macht uns den
Abschied aber etwas einfacher, durch
seine Ankündigung, dass die Porsche
Driver‘s Selection „Masterpiece“-Reihe
(Porsche 911-Details wurden hier vom
Studio F. A. Porsche verfremdet, wie
zum Beispiel: die Felgenwanduhr, zwei
verschiedene Soundbars aus 911-
Auspuffendtöpfen und zwei verschiedenen
Bürostühlen unter Verwendung
von 911- Originalsitzen) eine weitere
Soundbar bekommen hat, und dass in
zwei Jahren – wenn die Firma 50. Jubiläum
feiert – ein echter Knaller kommt.
Es bleibt also recht spannend im Porsche
Design-Land ...
WEITERE INFORMATIONEN:
www.porsche-design.com
38 // BOLD CAR SPECIAL DESIGN / IM GESPRÄCH
ROLAND HEILER
IM GESPRÄCH
„MICH BEGEISTERN
DIE EINFACHEN DINGE
IM LEBEN“
INTERVIEW: R. LÖWISCH
Roland Heiler, Geschäftsführer Studio
F. A. Porsche, spricht mit uns an seiner
Schaffensstätte in Zell am See über die
Firmenphilosophie, No-Go‘s und alles,
was ihn fasziniert.
Herr Heiler, was ist die Philosophie
von Porsche Design?
Vorrangig müssen Funktion und Ästhetik
auf Augenhöhe sein. Das hat Prof. Ferdinand
Alexander Porsche immer wieder
gesagt und auch umgesetzt. Nicht akzeptabel
für ihn waren Dinge, die einfach nur
schön oder dekorativ aussahen. Deshalb
sind viele unserer Produkte sehr minimalistisch
gestaltet und kommen ohne
Gimmicks oder modische Attribute aus.
Langlebiges, ehrliches, funktionales Design
steht bei uns über allem.
Klingt nach Bauhaus-Stil.
F. A. Porsche wurde davon tatsächlich
stark beeinflusst. Er hat an der Ulmer
Hochschule für Gestaltung studiert,
das war die offizielle Nachfolgeinstitution
des Bauhauses in Deutschland. Das
Bauhaus hatte die Grundphilosophie,
dass Gestaltung nicht um der Gestaltung
Willen stattfindet, sondern eine bestimmte
Funktion erfüllen muss. Außerdem wuchs
Porsche in einer Ingenieursfamilie auf.
Da ging es vermutlich auch zuhause am
Esstisch um Technik-Themen.
Welches Ihrer Produkte ist dafür
beispielhaft?
Bei den Brillen können wir das zu 100
Prozent umsetzen durch einen Titanrahmen
mit sichtbaren Schrauben. So
gestalten wir die Dinge, die der Kunde
während der gesamten Nutzung als etwas
Zeitgenössisches und Modernes versteht
und die auch nach zehn Jahren nicht
komplett veraltet aussehen.
Ist Zell am See der richtige Standort
für eine international arbeitende
Designfirma?
Ich denke ja. Denn wenn man Produkte
erschaffen will, die der Käufer sehr lange
verwenden kann, dann darf man sich
nicht auf Modeströmungen einlassen. Wir
müssen also nicht in einer pulsierenden
Großstadt sitzen, um möglichst keinen
Trend zu verpassen. Im Gegenteil: Wenn
man so sich abkoppeln kann von dem,
was trendy ist, und sich trotzdem viele
DESIGN / IM GESPRÄCH
BOLD CAR SPECIAL // 39
Gedanken über Produkte macht, dann
haben wir sogar das Potenzial, Dinge zu
erschaffen, die einen Trend starten.
Zum Beispiel?
Unsere schwarze Uhr. So etwas gab es
vorher nicht – inzwischen hat fast jeder
Hersteller ein derartiges Modell im Portfolio.
Und unsere Produkte haben eine
Wiedererkennbarkeit im Markt. Dafür gibt
es ja die zehn Regeln von F. A. Porsche. Die
fragen wir bei jeder Produktentwicklung
ab. Besonders dann, wenn wir den Eindruck
bekommen, eine Entwicklung geht in die
falsche Richtung. Dann werden wir ganz
schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt.
Wie groß ist der Gedankenaustausch
zwischen der Firma „Porsche Design“
und dem Design bei Porsche, dem
Autohersteller?
Porsches Designchef Michael Mauer und
ich tauschen uns regelmäßig aus, auch
wenn wir ein monatliches Meeting nicht
immer schaffen. In Weissach zeigt er mir,
was Porsche gerade macht, und ich erzähle
von unseren Plänen. Wir haben ein Gentlemen‘s
Agreement: Alles, was Räder hat,
läuft bei Porsche in Weissach, und alles,
was keine Räder hat, bei uns. Es gibt eine
regelmäßige Zusammenarbeit bei Uhren
wie bei unserem neuen Custom-built Timepieces
Programm: Mit dem Uhrenkonfigurator
kann der Kunde aus dem Leder seines
Porsche das Armband für seine Uhr fertigen
lassen. Er kann die Außenfarbe seines 911
als Akzentfarbe der Uhr auswählen. Und
der Rotor auf der Rückseite der Uhr repräsentiert
die passende Felge.
Setzen Sie jede neue Idee um?
Bei Weitem nicht. Zweimal im Jahr veranstalten
wir mit Designern und Produkt
Managern einen Innovationsworkshop.
Da werden viele unterschiedliche – auch
verrückte – Ideen für unsere bestehenden
Produktkategorien entwickelt. Einige sind
sogenannte „Talking Pieces“, Produkte, die
weniger unter dem Aspekt der Kommerzialität
entwickelt werden, sondern bewußt
als Kommunikations-Stücke positioniert
werden, weil sie besonders gut zur Marke
passen und den Anspruch der Innovation
unterstreichen. Für die reguläre Vermarktung
entstehen in den Kommunikationsworkshops
meistens drei bis fünf kommerzielle
Produktideen.
Und wie ist es mit neuen Kategorien?
Derzeit ist nicht geplant, weitere Kategorien
zum aktuellen Sortiment hinzuzufügen.
Wenn Sie uns mit anderen Marken
vergleichen, sehen Sie, dass wir schon jetzt
recht breit aufgestellt sind. Wer bietet schon
eine so breite Palette an – vom T-Shirt bis
zur hochwertigen Schweizer Uhr.
War das der Grund, warum Sie 2017
Frauenkleidung aus dem Portfolio
geworfen haben?
Das Geschäft war für uns nicht profitabel.
Die Marke Porsche Design stand bei den
Damen nicht auf dem Einkaufszettel –
sie ist am Ende wohl doch zu maskulin.
Außerdem mussten wir erkennen, dass
unsere männlichen Kunden zunehmend
irritiert waren durch diese Ausrichtung. Wir
haben die Markenflexibilität wohl zu stark
ausgedehnt.
Gibt es für Porsche Design Grenzen
des guten Geschmacks?
Es gibt in der Tat Dinge, die wir nicht tun.
Wegwerfprodukte gehören dazu. Ebenso
Artikel, die unserem Anspruch auf handwerkliche
und Material-seitige Qualität
nicht entsprechen oder den wesentlichen
Elementen unserer Design-Philosophie
widersprechen. Waffen zu entwickeln
würden wir ablehnen, und eine Anfrage
nach Christbaumschmuck haben wir vor
einigen Jahren ebenfalls nicht positiv
entschieden. Fürs Dekorative sind wir
einfach nicht die Richtigen.
Was kann Sie persönlich begeistern?
Mich begeistert jeden Tag meine Familie
– meine Frau und meine drei Kinder.
Aber es begeistert mich auch, interessante
Porsche-Typen wie Rod Emory oder
Jeff Zwart zu meinen Freunden zählen zu
dürfen. Nach dem Grundsatz: „Einfachheit
ist die höchste Form der Vollendung“
faszinieren mich zudem die einfachen
Dinge im Leben. Das gilt auch fürs Design.
Und – last but not least, finde ich es sehr
spannend, dass wir nach Jahrzehnten
der Evolution im Mobilitätsbereich eine
komplette Revolution miterleben.
ART / SEHENSWERT
BOLD CAR SPECIAL // 41
UND DIE WELT
STEHT STILL
BILDER EINES WELTWEITEN
AUSNAHMEZUSTANDES
AUTORIN: S. SCHUSTER
Dass die BOLD-Macher immer auch künstlerische Vorreiter waren und sind, zeigt der
Verlag mit seiner neuen Plattform BOLD PICTURES. Ein erster Aufruf an die weltweit
agierende BOLD-Fotografen-Gemeinde blieb natürlich nicht ergebnislos und lieferte
bizarr-eindrucksvolle Bilder von den Auswirkungen der aktuell grassierenden Corona-
Pandemie.
BOLD PICTURES bietet als eigenständige, kreative Plattform und Contentagentur Bild-,
aber auch Film- und komplette Storytelling-Produktionen inklusive korrespondierender,
ganzheitlicher Kreativleistung (www.boldpictures.de).
Fotos: B. Schmid (www.bedaschmid.ch) – Hiroshima und Tokyo, März 2020
Fotos: F. Lipov (www.lipov.com) – New York, April 2020
Fotos: J. Hoffmann (www.juergenhoffmann.com) – Berlin, März 2020
NEXT
RACER
GERMANY
WEG ZUM
PROFI
AUTOR: R. LÖWISCH / FOTOGRAF: R. GARGOLOV
MOTION / REPORTAGE
BOLD CAR SPECIAL // 57
Wer bei Porsche Profi-Rennfahrer werden will, muss durch eine harte Schule gehen. Genauso
hart ist es, überhaupt einen Platz darin zu bekommen: Mit BOLD durfte die Öffentlichkeit erstmals
beim „Junior Shoot Out“ hinter die Bewerbungstüren schauen.
Wenn‘s ums Geschäft geht, wird der
freundliche Herr Maassen hart. „Letztlich
müssen wir Rennen gewinnen und Autos
verkaufen, und wir brauchen dazu sympathische
Leute.“ So einfach ist es aber nicht,
solche jungen Menschen zu finden, die
schneller sind als andere, sympathischer,
und vielleicht auch eloquenter, wortgewandter,
schlagfertiger. Um die zu finden
ist unter anderem Sascha Maassen da:
Der ehemalige Porsche-Werksfahrer sucht
jährlich mit einem Team aus Ingenieuren,
Presseleuten, Medienlehrern, Doktoren und
Mentaltrainern einen oder zwei „Porsche-
Junioren“, die als Rohdiamanten kommen
und ein Jahr lang geschliffen werden, um
danach bessere Rennfahrer und Semi-
Profis zu sein. Lernen sie stetig und übererfüllen
sie ihr Soll, können sie die nächste
Stufe als „Young Professional“ bei Porsche
erklimmen. Bewähren sie sich auch hier, ist
ein Vertrag als Werksfahrer möglich. Somit
ist das diesjährige „Junior-Shoot-Out“ für
einen von zwölf talentierten Kandidaten
das Entree in die richtig große Rennkarriere,
um mit Siegchancen in Le Mans und
Daytona zu fahren oder Top-Serien wie
WEC und DTM aufzumischen.
Aber der Weg ist hart. Erstmal muss ein
Junior in spe überhaupt von einem nationalen
Carrera Cup vorgeschlagen werden,
um vor Maassen und Kollegen Performance
zeigen zu dürfen. Die Verantwortlichen der
zehn nationalen Markenpokale (plus zwei
Wildcards) schlagen jährlich hoffnungsvolle
Nachwuchsfahrer vor, die sich im
Rennwagen durch besonders gute Leistung
hervorgetan haben. Sie müssen dabei
nicht unbedingt Meister geworden sein.
Allerdings dürfen sie nicht älter als 23 Jahre
sein und müssen die jeweilige Rennserie
unter den Top Fünf abgeschlossen haben.
Dylan Pereira ist einer von ihnen. Der
Luxemburger mit portugiesischen Wurzeln
fährt bereits drei Jahre im Porsche Supercup
und zwei Jahre im deutschen Carrera-Cup,
wurde 2018 Rookie-Champion, hat 85
Sponsoren, davon 30 auf seinem Overall
und schätzt fehlende Konstanz als seine
Schwäche ein. Nach seiner Stärke im sehr
wichtigen „Vorstellungs“-Gespräch mit den
Verantwortlichen gefragt, antwortet er:
„Ich lerne neue Strecken schnell, ich finde
gleich die Pace, ich liebe Mutkurven.“ Chefcoach
Sascha Maassen grätscht ein: „Hat
das mit Mut oder mit fehlender Intelligenz
zu tun?“ kein Vorwurf – aber ein Test für
Schlagfertigkeit.
Der Brasilianer Vitor Baptista verzichtet
sogar auf die Meisterschaft zu Hause, um als
Porsche-Junior aufgenommen zu werden
– die Rennfahrersichtung und das letzte
Rennen seiner Saison, die er in der Punktewertung
anführt, fallen auf das gleiche
Wochenende. Dabei hat sein Vater das
Familienhaus für seine Karriere verkauft,
58 // BOLD CAR SPECIAL MOTION / REPORTAGE
die Mutter den Job aufgegeben, um mit
ihrem Sohn nach Europa reisen zu können,
der Bruder verzichtet auf die eigene Kart-
Karriere. Aber es gibt kaum eine bessere
Chance, Profi zu werden, wenn man erstmal
Porsche-Junior ist. Denn den Sieger des
Contests erwartet die Unterstützung von
Porsche für ein oder zwei Jahre in allen
Belangen, die das Rennfahren angehen.
Das bedeutet: 225.000 Euro für eine Saison
im den Formel 1 begleitenden Porsche
Supercup (das sind etwa zwei Drittel des
nötigen Budgets), persönliche Betreuung
durch Maassen an allen Renntagen, eine
sportmedizinische und trainingswissenschaftliche
Begleitung sowie Medienseminare,
Mentaltrainings und die Einbeziehung
in Marketing- und PR-Termine. Der
Schüler ist damit allerdings nicht aus der
Verantwortung: Wer wirklich etwas werden
will, muss noch weitere Rennserien gleichzeitig
fahren und Testtage finanzieren – was
weitere 125.000 Euro oder mehr pro Saison
kosten kann. Ukyo Sasahara aus Japan
kommen aber nicht deshalb die Tränen
beim persönlichen Gespräch mit Maassen
und Co., sondern als die Sprache auf seine
Familie kommt. Ein harter Mann mal ganz
weich – seine motorsportbegeisterte
Mutter hat ihm den Vornamen des Fomel-
1-Racers Ukyo Katayama gegeben. Sein
Langzeitplan: Stammfahrer in der Formel E.
Bis dahin ist es ein weiter Weg. Davor steht
zum Beispiel Burghard Bechtel, der die
Schüler in Sachen Medien schult, denn: „Wir
brauchen keine Worthülsenspender wie in
der Formel 1“. Die Docs der Uni Potsdam
schauen auf die Fitness. Und entlarven
Wunschträume – warum gibt der Australier
Jordan Love denn wohl sonst zehn
Kilo weniger an, als er tatsächlich wiegt?
Und die 106 Kilo des durchaus schnellen
Schweden Robin Hansson sind auch nicht
hilfreich – erstens werden die Autos bei
den Tests auf der Rennstrecke „Autódromo
Internacional do Algarve“ bei Portimao nur
bis 85 Kilo aufgewogen, womit der junge
Mann schon mal einen natürlichen Nachteil
gegenüber seinen Kontrahenten hat,
zweitens wird er beim Mittagessen beobachtet,
wie er sich eine Cola zieht – alle
anderen begnügen sich mit Wasser. So
einen „Mangel“ an Selbstdisziplin sehen die
Verantwortlichen sofort und nicht gern.
Sind alle Kandidaten körperlich und geistig
fit für die weiteren Prüfungen, geht’s auf
die Rennstrecke. Die Aufgaben des Fahrens
sind einfach: Julien Andlauer als aktueller
Porsche-Junior und momentan eindeutig
schnellster Porsche GT3-Cup-Fahrer fährt
eine Referenzrunde, an der sich die Hoffnungsfrohen
orientieren können. Es geht
jeweils zu viert auf die Strecke, die sehr
schnell, technisch anspruchsvoll und mit
vielen blinden Kurven ausgestattet ist.
Tatsächlich kennt keiner der Jungs die Piste
vorher – nur im Simulator haben sich alle
darauf vorbereitet. Was ihnen vielleicht
partiell nutzt, denn die Jury hat hier und da
die übliche Streckenführung leicht geändert.
Zusätzliches Problem: An markanten
Stellen beobachten Streckenposten,
welcher Pilot mit allen vier Rädern die
Rennstrecke verlässt – Track-Limits-Fehler
werden gar nicht gern gesehen. Jedem
Fahrer stehen drei Reifensätze zur
MOTION / REPORTAGE
BOLD CAR SPECIAL // 61
Verfügung, für die richtige Bremsbalance
muss jeder selber sorgen. Die Rundenzeiten
sind zunächst egal – es geht darum, durch
gute Zusammenarbeit mit den zugeteilten
Renn- und Dateningenieuren eine positive
Lernkurve aufzustellen und am besten von
Runde zu Runde schneller zu werden. Der
Selbstbehalt bei Schäden beträgt 7.000
Euro – zumindest lässt Porsche die Prüflinge
in diesem Glauben. Tatsächlich gibt’s
im unwahrscheinlichen Falle einer Kaltverformung
nur Schimpfe. Aber soweit
kommt es nicht – die Kandidaten sind einigermaßen
diszipliniert, als sie am ersten
Fahrtag 24 Runden mit Unterbrechungen
fahren dürfen. Mit Elan werfen sich die
Jungs mit vorbereiteten, 485 PS starken
911 GT3 Cup auf die Rennstrecke, wobei
sie zuerst vielleicht zwei bis drei Sekunden
langsamer sind als Andlauer. Und fangen
sich als Gruppe nach den ersten Runden
eine harte Rüge von Maassen ein: Fast
keiner hält sich an die Streckenbegrenzung.
Der Italiener Diego Bertonelli schafft
in zwölf Runden rekordverdächtige 33
Verstöße. Andere fallen positiv auf: Pereira
macht nicht einen einzigen Fehler, Sasahara
verbessert seine Rundenzeiten am
ersten Tag um volle vier Sekunden. Kritische
Beobachter wie Manthey-Racing-Chef Olaf
Manthey, der die Autos einsetzt, sehen so
etwas mit Wohlwollen. Am zweiten Fahrtag
sind es weniger Qualifikationsrunden, zum
Schluss muss eine Renndistanz so schnell
wie möglich absolviert werden. Nach drei
Tagen Wettkampf werden die Jungs nach
Hause entlassen, ohne das Endergebnis
zu kennen. Das gibt es erst Wochen später.
Letztlich ziehen die Verantwortlichen ein
positives Fazit: kein einziger Kratzer an
einem der Autos und ein sehr hohes Niveau
der Kandidaten. Den begehrten Junior-
Vertrag erhält der Türke Ayhancan Güven,
der 2018 und 2019 den Porsche Carrera
Cup Frankreich gewonnen hat, weil er in
allen fahrerischen Konzepten führend war,
bestes technisches Verständnis und konstante
Leistungen zeigte, professionelles
Verhalten in Sachen Interview und Medien
an den Tag legte und viel Potenzial besitzt.
Er lässt die kaum weniger talentierten Sasahara
und Bertonelli hinter sich – ob es das
künftige Junior-Reglement zulässt, dass
die beiden im nächsten Jahr noch einmal
teilnehmen dürfen, ist noch nicht klar. Ist
Güven aber weiterhin so gut, kann er sich
zu so berühmten Kollegen wie Müller,
Lucas Luhr, Mike Rockenfeller, Timo Bernhard,
Marc Lieb, Patrick Long, Michael Christensen
und Earl Bamber gesellen – alles
Le-Mans-Sieger, DTM-Champions, IMSA-
Topracer. Und viele von ihnen Porsche-
Werksfahrer.
Dass allerdings selbst die beste Jury nicht
unfehlbar ist, zeigt sich am Beispiel der
Junior-Suche im Jahr 2009: Da wurde ein
gewisser Renè Rast wieder nach Hause
geschickt und kam nicht in den Genuss der
Förderung. Der Mann wurde 2018 DTM-
Sieger, außerdem ist er auch der aktuelle
Champion.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.porsche.de
IST DAS NOCH
(K)ORSCHE ODER (P)UNST
ART MEETS BRAND
ODER DIE GLÜCKSMOMENTE
DER KUNST
AUTOR: R. LÖWISCH
64 // BOLD CAR SPECIAL DESIGN / ART MEETS BRAND
Auch wenn ein 911 an sich schon ein Kunstwerk ist, sucht Porsche künftig verstärkt die
Nähe zu Künstlern. Nach dem analogen Anfang zum Beispiel eines Daniel Arsham folgt
nun der digitale Auftritt von Chris Labrooy.
Zwölf himmelblaue 911er versinken realistisch darstellen, und gleichzeitig mit
im Pool. Ein 964 trieft vor Farbe. Zwei
Porsche kommen sich erstaunlich nahe
und ein Carrera steht in einer Gasse
oder fünf von ihnen sind in einem Netz
gefangen: Chris Labrooy liebt Porsche.
CGI und all diesen neuen digitalen Tools
die Grenzen meiner Vorstellungskraft
sprengen. Ich konnte jede nur denkbare
Umgebung kreieren und jedes beliebige
Objekt in diesen Kontext setzen.“
Und Porsche liebt Labrooy. Kein Wunder,
dass sich das Stuttgarter Social Media Freut sich Porsche wirklich, wenn
Team den Digitalkünstler schnappte,
um mit ihm Themen rund um Porsche
zu entwickeln. Denn laut Porsche spürt
Labrooy eine echte Verbindung zu den
Fahrzeugen, erkennt ihre Charakteristika
und überführt diese realen Objekte
in eine Welt des Surrealen. Der Ansatz
besitze Tiefe und damit drücke Labrooy
die Seele von Porsche-Produkten in
seinen Kunstwerken aus.
sich jemand an der Designikone 911
versucht? „Als Fan finde ich den Porsche
911 klasse, so wie er ist. Als Brand
Manager finde ich es absolut erfreulich,
wenn sich ein Künstler den 911 vornimmt
und ihn auf seine Weise verändert,“ sagt
Deniz Keskin, Director Brand Management
bei Porsche. „Der 911 ist selbst eine
Art Kunstobjekt. Deswegen ist es nicht
verwunderlich, dass Menschen daran
arbeiten und versuchen, das Fahrzeug
Chris Labrooy passt in keine Schublade,
seine Arbeit ist neuartig. Nach seinem
Studium am Royal College of Art in
London zog es den jungen Schotten
mehr und mehr in digitale Sphären. Er
kombinierte seine Kenntnisse über reale
neu zu interpretieren. Für das Design ist
es eine der höchsten Auszeichnungen,
die es erreichen kann. Die Beschäftigung
der Künstler mit dem 911 zeigt aber
auch, dass unser Produkt einen kulturellen
Wert hat.“
Objekte mit einer zunehmenden Faszination
für das Surreale. „Ich bin in die Die erste offizielle Kunst-Kooperation
digitale Welt übergegangen, als ich die
technologischen Fortschritte in diesem
Bereich erkannte“, erzählt Labrooy. „Ich
bin von der Herstellung physischer
Objekte zur Schaffung fotorealistischer
seit vielen Jahren ging Porsche im
vergangenen Jahr mit Daniel Arsham ein.
„Arsham nimmt Objekte aus der Gegenwart
und stellt sich vor, wie sie in 3.000
Jahren aussehen könnten, wenn man
Bilder übergegangen. Im Digitalen sie dann ausgraben würde“, sagt Keskin.
konnte ich diese Objekte festhalten, sie Schon 2019 hatte Arsham in Zusammen-
arbeit mit Porsche einen 911 der Generation
992 in postapokalyptischer Optik
verwandelt („Eroded 992“), indem er über
die gesamte Karosserie Kristallbrocken
verteilte, die sich optisch in die Karosserie
fraßen. Dazu Keskin: „Wir fanden das
sehr reizvoll, weil der 911 eine zeitlose
Wertigkeit ausstrahlt.“
Im vergangenen Jahr nahm sich
Arsham seinen restaurierten 911 Turbo
Typ 930 Baujahr 1986 vor, um auf ihm
seine Lebensgeschichte zu verewigen.
Sein privater 911 Turbo ist heute ein
fahrendes Kunstwerk, das seine Zeitreisen
mit dem Heritage von Porsche-
Motorsport zusammenführt.
„Die Arbeit an meinem 930 entwickelte
sich mit der Zeit zu einer wahren
Sucht. Vom Aufspüren des Originalfahrzeugs
mit richtigem Kilometerstand
und passendem Zustand bis hin zum
Eintauchen in jedes kleinste Detail
des Sportwagens. Wir haben bei der
Entwicklung des ‚930A‘ nichts unversucht
gelassen“, erinnert sich der bekennende
Porsche-Fan.
Von solchen offiziellen Kunst-Kooperationen
haben natürlich beide Seiten
etwas. Vorteil für den Künstler: Ihm
wird ein wachsender Bekanntheitsgrad
dadurch garantiert, dass Porsche sein
Kunstwerk zum Beispiel bei Events offiziell
ausstellt. Keskin fasst die Vorteile für
den Sportwagenhersteller zusammen:
„Wenn wir Kunst auf diese Weise
bewusst steuern, können wir neue und
DESIGN / ART MEETS BRAND
BOLD CAR SPECIAL // 65
andere Zielgruppen ansprechen und
Porsche in einem ungewöhnlichen
Licht zeigen.“
So wie Porsche das auch in der Kooperation
mit Teddy Santis, dem Chef des
New Yorker Modelabels Aimé Leon
Dore, im vergangenen Jahr getan hat.
Zusammen wurde ein 964 restauriert,
wobei das Herzstück der völlig neu
eingekleidete Innenraum war: Unter
anderem trifft nun Schott-Sonnenblumen-Leder
auf Loro Piana-Hahnentritt-Stoff.
Maßgefertigte Recaro-Sitze
empfangen den Besitzer, der dann
mit einem 964 in speziellem Weißton
spazieren fährt, der auch die Fassade des
ALD-Flagship-Stores in Manhattan trägt.
„Durch die Zusammenarbeit mit Porsche
in diesem Projekt ist ein Traum wahr
geworden. Es war eine große Verantwortung,
eine für die Porsche-Community
so wichtige Aufgabe zu übernehmen
und gemeinsam an einem Design zu
arbeiten, das meine persönlichen Einstellungen
und Ziele entscheidend geprägt
hat“, sagt Teddy Santis dazu. „Das ist so
etwas wie ein ‚Art Car‘,“ sagt Keskin, „und
noch in diesem Jahr werden wir weitere
Projekte aus dem kreativ-künstlerischen
Umfeld vorstellen.“
Was auch mehr digitale Arbeiten
betreffen kann. Chris Labrooys Erfolg
dürfte genug Anreize dazu geben. Auch
wenn er sich etwas schwer damit tut zu
erklären, womit er seinen Lebensunterhalt
verdient. „Ich stehe morgens auf und
mache Fotos. Dieser Lebensstil bietet mir
sehr viel Freiheit, verschiedene Ideen zu
verfolgen“, erklärt der 40-jährige Schotte.
„Ich habe mich selbst mal als Erschaffer
digitaler Bilder an der Schwelle zwischen
Kunst und Design bezeichnet. Klingt
etwas schwammig, oder?“
Einen eigenen Porsche zu fahren hatte
großen Einfluss auf Labrooys Werk. „Als
ich selbst einen Porsche besaß, konnte
ich die Marke und ihre Motorsportgeschichte
noch besser verstehen und
wurde sehr neugierig auf den 911. Er
hat eine sehr weiche, runde Form und
ist gleichzeitig ein sehr leistungsfähiger
Sportwagen. Der 911 hat eine einzigartige,
fast schon exzentrische Persönlichkeit.
Wenn ich meine Bilder kreiere,
fungieren die Autos im Prinzip als Schauspieler,
und der 911 ist wie ein großer
Hollywoodstar, mit all seiner Tiefe und
Vielseitigkeit.“
Heute ist Labrooy stolzer Besitzer eines
718 Cayman GTS 4.0, der sich in seinem
intensiv leuchtenden Indischrot von
den dunkelgrünen und erdig-braunen
Tönen des herbstlichen Aberdeenshire
(Schottland) abhebt. „Dieses Auto passt
perfekt zu meinem Lebensstil“, erklärt
er. „Ich arbeite von zu Hause aus und
muss nicht jeden Tag zur Arbeit fahren,
daher fahre ich die meiste Zeit aus
reinem Vergnügen. Und der Cayman
eignet sich ideal dafür. Wir sind hier
mit faszinierenden Straßen gesegnet,
und der Wagen ist kompakt genug,
um sich harmonisch in diese Umgebung
und die Landschaft einzufügen.“
Heute gehören zu seinen Kunden
neben Porsche, Jaguar und Citroën,
auch Apple, Nike, AT&T, British Airways,
McDonalds, T-Mobile, Transport For
London, Ted Baker, Target und Prudential
Callaway Golf. Chris Labrooys Aufenthalt
in Kalifornien haben seine Werke,
inklusive der leuchtenden Farben, stark
geprägt. Er arbeitet gerne mit dem
Unerwarteten sowie mit dem Absurden:
„Ich lasse sehr gern unterschiedliche
Elemente aufeinandertreffen und bin
stets auf der Suche nach Glücksmomenten.
Für mich steht zum Beispiel ein
aufblasbarer Flamingo oder ein Swimmingpool
absolut für dieses Glücksgefühl,
daher habe ich diese Elemente
immer gern in meinen Bildern und
Animationen. Aber auch Wüstenlandschaften
(namentlich gerne in der
Gegend um Palm Springs), weil diese der
schottischen Kargheit diametral entgegenstehen.“
Mögen die Kreativen sich noch viel einfallen
lassen – ob am physischen Objekt
oder digital. Und egal, ob deswegen aus
Porsche und Kunst letztlich (K)orsche
und (P)unst werden.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.porsche.de
www.chrislabrooy.com
www.danielarsham.com
www.aimeleondore.com
Bilder (alle): Kunst von Chris Labrooy / Porsche AG
BOLD CAR SPECIAL // 73
ARTFUL
AND WILD
FASHION
FOTOGRAF: M. CERON
Halskette und Ohrringe: Pali Studio
Rotes Bustier: Fräulein Kink
Gürtel: Marina Hoermanseder
Rock: Tymoteusz Mierzwa
Link zum Fotografen: www.mikaceron.com
Assistenz: A. Gonzalez
Make-Up & Hair: E. Dan (www.einatdan.com)
Styling: K. Komorowski (www.christopherkeyy.com)
Post Production: F. De Luca (www.diazo.eu)
Models: A. Viktoria und Carlos
Jacke und Hose: Aya by DK
Leder Bustier: Marina Hoermanseder
Schuhe: Dsquared2
Sonnenbrille: Alexander McQueen
Body und Schuhe: Tymoteusz Mierzwa
Rock: Marina Hoermanseder
Ohrringe: Pali Studio
Sonnenbrille: Alexander McQuee
Hut: Vivienne Westwood
Dress: Marina Hoermanseder
Schuhe: Ego x Molly Mae
Sonnenbrille: Alexander McQueen
78 // BOLD CAR SPECIAL
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT
LIFESTYLE ICON FOR
THE TROUSER POCKET
GALAXY Z FLIP3 5G
KLEINES FORMAT MIT STIL
AUTORIN: Z. KHAWARY
Smartphones von heute sind meist echte
Multitalente. So klein, dass sie in die
Hosentasche passen, aber auch so groß,
dass Videokonferenzen von unterwegs
gut funktionieren. Ein Widerspruch?
Mitnichten, denn das neue faltbare
Samsung Galaxy Z Flip3 5G verfügt
nicht nur über technischen Features –
es verkörpert vor allem Stil und Eleganz
im kleinen Format. Zusammengeklappt
passt die Lifestyle-Ikone in die Hosentasche
und aufgeklappt entfaltet sich
das Dynamic AMOLED-Display auf
satte 17,03 cm/ 6,7 Zoll (Displaydiagonale
gemessen im vollen Rechteck
und ohne Berücksichtigung der abgerundeten
Ecken). Jede Menge Platz bei
Videokonferenzen oder beim mobilen
Arbeiten. Mit einer Bildwiederholungsrate
von bis zu 120 Hertz bietet das
brillante Display eine reaktionsschnelle
Bedienung, mit der es sich leicht über
die Inhalte scrollen lässt. Wer nicht
ständig sein Smartphone aufklappen
möchte, um Nachrichten oder Uhrzeit
zu checken, der wird sich über das
4,83 cm/1,9 Zoll-große Cover-Display
freuen. Das zeigt wichtige Infos wie
Messenger Nachrichten, Timer oder
Uhrzeit auf einen Blick. Ein weiteres
praktisches Feature ist der Flex-Modus,
mit dem man im halb-aufgefalteten
Modus wunderbar Videos schauen oder
auch per Video telefonieren kann – und
das auch ohne externen Smartphone-
Halter. Auch scharfe Bilder und Videos
können bequem ohne Stativ aufgenommen
werden.
Egal, ob zu, halb oder komplett entfaltet
– das Galaxy Z Flip3 ist ein Multitalent
und ein buntes noch dazu. In der neuen
Bespoke Edition kann man das stylische
Foldable sogar in verschiedenen Farben
konfigurieren. Das Flip3 als individuelles
Lifestyle-Accessoire.
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT BOLD CAR SPECIAL // 79
Hockerty wurde 2008 gegründet, um die Herausforderung anzunehmen, maßgeschneiderte
Kleidung zu erschwinglichen Preisen anzubieten – und bietet heute
nicht nur maßgeschneiderte Hemden, Sakkos, Hosen, Jeans, Smokings, Westen
und Polohemden, sondern auch passgenaue Jacken, Mäntel, Schuhe und individualisierte
Accessoires für Männer an.
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT BOLD CAR SPECIAL // 81
Seit ihrer Einführung 2017 hat sich die
Manero Flyback weltweit zu einem der
beliebtesten Uhrenmodelle der Marke
entwickelt. Die neue Version mit olivgrünem
Zifferblatt wird auch Liebhaber
begeistern, die diese Uhrenserie
bisher noch nicht für sich entdeckt
haben. Wie die anderen Zeitmesser der
Kollektion verfügt sie über einen Chronographenzähler,
eine kleine Sekunde
und eine Datumsanzeige, dazu durchbrochene
lanzettförmige Stunden- und
Minutenzeiger. Das Zifferblatt, das in
einem 43-mm-Edelstahlgehäuse mit
pilzförmigen Drückern im Vintage-Stil
sitzt, wird von einer Tachymeterskala
eingefasst. Die Manero Flyback Modelle
von Carl F. Bucherer sind besonders
bei Reisenden mit einem ausgeprägten
Sinn für Unabhängigkeit beliebt – bei
Männern und Frauen, die sich, ähnlich
wie die Schweizer Luxusuhrenmarke
aus Luzern, auf der ganzen Welt zu
Hause fühlen. Sascha Moeri, CEO Carl F.
Bucherer, ist überzeugt, dass die Uhr ein
besonderes Statement abgibt: „Unsere
Manero-Flyback-Kollektion steht für
den freien Geist und die kosmopolitische
DNA unseres Unternehmens.“
Porsche Design präsentiert zum Markteintritt
des neuen 718 Cayman GT4
RS einen passenden Zeitmesser, der
ausschließlich Besitzern des Luxus-Sportwagens
zugänglich ist. Zwei verschiedene
Gehäusefarben – Schwarz und Titan –
sowie zwei Lünettentypen stehen zur
Auswahl. Der Individualring lässt sich
zudem an die Fahrzeugfarbe anpassen.
82 // BOLD CAR SPECIAL IMPRINT
IMPRINT
VERLAGSANSCHRIFT
UND REDAKTION
VERLAG /
POSTANSCHRIFT
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AUTOREN /
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ISSN 2192-9378
M. Kuhlmey
MARKETING /
SALES DIRECTOR
L. Böhlke
ANZEIGENVERKAUF
E-Mail: anzeigen@bold-magazine.eu
LIFESTYLE /
FASHION DIRECTOR
Z. Khawary
BILDREDAKTION
S. Schuster
LEKTORAT
E. Briest
TITEL
C. Labrooy
J. M. Brain, H. G. Teiner, N. Dexter, J. Fink,
C. Paul, C. Streng, T. Adler, R. Löwisch,
D. Schaper, P. Heidmann, M. Winckler
ANZEIGENPREISE
Preisliste: 35 | 2022
ERSCHEINUNGSWEISE
BOLD CAR, BOLD TRAVEL und
BOLD INTERVIEW erscheinen jeweils
2-mal jährlich
DRUCK
Königsdruck GmbH
(Sonderdrucke)
VERTRIEB
IPS, BOLD THE MAGAZINE App
sowie Readly
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Texte, Illustrationen und Bilder wird keine
Haftung übernommen.
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