Garten+Landschaft 12/2021
Schwammstadt
Schwammstadt
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DEZEMBER <strong>2021</strong><br />
MAGAZIN FÜR LANDSCHAFTSARCHITEKTUR<br />
UND STADTPLANUNG<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT<br />
CECI N‘EST PAS UNE<br />
SCHWAMMSTADT<br />
mit Projekten aus<br />
Berlin, Hamburg,<br />
Karls ruhe, Kopenhagen<br />
und Wien
EDITORIAL<br />
Die Schwammstadt – das neue Buzzword der deutschen Lokalpolitik?<br />
Seit der Hochwasserkatastrophe diesen Juli scheint jede<br />
zweite deutsche Stadt eine „Sponge City“ werden zu wollen. Sie<br />
wird vielerorts als die Klimarevolution schlechthin gefeiert – was<br />
irgendwie schön ist und zeigt, dass die Themen Klimaanpassung<br />
und Klimaschutz in unserer Gesellschaft nun tatsächlich mehr<br />
Beachtung finden. Gleichzeitig wäre es ziemlich naiv zu glauben,<br />
die Schwammstadt alleine könne den Klimawandel und dessen<br />
Folgen aufhalten.<br />
Ja, das G+L-Cover spielt natürlich auf das<br />
bekannte René Magritte-Bild an: „La<br />
trahison des images“. Zu dem Pfeifen-Bild<br />
(Ceci, n'est pas uns pipe) gibt es viele<br />
Interpretationen. Die meisten definieren<br />
ein scheinbares Paradoxon, das zur<br />
Reflexion animieren soll. Und genau das<br />
brauchen wir doch jetzt in diesen Zeiten<br />
bei der Schwammstadt. Denn: Natürlich<br />
zeichnen Treibhaus Landschaftsarchitektur<br />
mit ihrer Visualisierung hier im Bild eine<br />
grün-blaue Schwammstadt-Vision für<br />
Hamburg-Altona. Aber diese ist eben viel<br />
mehr als nur versickerungsfähiger Boden.<br />
Sie ist die Summe vieler Flächen.<br />
Im Heft finden Sie<br />
Best Practices zu<br />
Kopenhagen (ab<br />
Seite 20), Wien (ab<br />
Seite 26), Hamburg<br />
(ab Seite 36) und<br />
Karlsruhe (ab<br />
Seite 50).<br />
Die Planung setzt das Konzept der Schwammstadt seit mehreren<br />
Jahren allen voran im Neubau in Form unterschiedlicher Maßnahmen<br />
ein. Diese umfassen zum Beispiel Baumrigolen, unterirdische<br />
Speicher- und Versickerungselemente oder auch begrünte<br />
Fassaden und Dächer. Das Ziel: Durch eine offenporige Oberflächenstruktur<br />
in der Stadt soll Regenwasser aufgenommen,<br />
gespeichert und dann auch wieder abgegeben werden (Stichwort<br />
Überhitzung), anstatt es einfach „nur“ zu kanalisieren.<br />
Die Schwammstadt ist für uns Planer*innen eine große Chance.<br />
Der Begriff ist nicht nur in der Öffentlichkeit angekommen,<br />
sondern sensibilisiert gleichzeitig auch für die dringend notwendigen<br />
klimabedingten baulichen Veränderungen in unseren<br />
Städten. Gleichzeitig zeigt der inflationäre Einsatz des Konzeptes<br />
und die stetig wachsenden technischen Anforderungen, DASS HIER<br />
GUIDANCE NÖTIG IST. Politik, Verwaltung, private Akteur*innen,<br />
aber auch die planenden Disziplinen selber brauchen Orientierungshilfe,<br />
wenn es um intelligente Klimaanpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen<br />
geht.<br />
Aus diesem Grund analysieren wir im vorliegenden Heft den Status<br />
quo der Schwammstadt, untersuchen BEST PRACTICES und diskutieren<br />
ihre Grenzen und Schwachstellen. Was wir dabei gelernt<br />
haben: Wir müssen die Schwammstadt-Trendwelle jetzt nutzen, um<br />
alle weiteren Wasser-, Hitze- oder Trockenwellen besser abfangen<br />
zu können. Hierfür ist jede*r Einzelne von uns gefragt, aber<br />
ins besondere wir Planer*innen müssen mutig mit gutem Beispiel<br />
vorangehen. Ganz im Sinne von CAPATTI STAUBACH: „MACHEN IST<br />
WIE WOLLEN, NUR KRASSER.“<br />
THERESA RAMISCH<br />
CHEFREDAKTION<br />
t.ramisch@georg-media.de<br />
Das bestätigte uns<br />
auch Carlo W.<br />
Becker von bgmr<br />
im Gespräch.<br />
Obwohl wir hier<br />
zugeben müssen:<br />
Das Zitat bezieht<br />
sich auf die<br />
4-Tage-Woche<br />
(Interview ab Seite<br />
<strong>12</strong>) und nicht auf<br />
die Schwammstadt.<br />
Passt aber<br />
dennoch wie die<br />
Faust aufs Auge,<br />
oder?<br />
Coverbild: TH Treibhaus Landschaftsarchitektur<br />
3<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
INHALT<br />
AKTUELLES<br />
06 SNAPSHOTS<br />
11 MOMENTAUFNAHME<br />
Spiegel in die Zukunft<br />
<strong>12</strong> SPEZIAL<br />
„Machen ist wie wollen, nur krasser“<br />
20<br />
Das Landschaftsarchitekturbüro<br />
SLA bringt<br />
mit dem Hans Tavsen Park<br />
das Wasser zurück in die<br />
Stadt und schafft einen<br />
Erlebnis- und Erholungsraum.<br />
SCHWAMMSTADT<br />
Ceci, n'est pas une Schwammstadt<br />
16 UNS STEHT DAS WASSER BIS ZUM HALS<br />
Ein Rückblick auf die Hochwasserkatastrophe im Juli <strong>2021</strong><br />
17 ADIEU SCHULDFRAGE, HI VERANTWORTUNG<br />
Was sich jetzt in Sachen Klimaschutz und -anpassung ändern muss<br />
20 EXPERIMENTIERFELD KOPENHAGEN<br />
Zum Cloudburst Management Plan und den Projekten Enghavenparken von<br />
Tredje Natur und Hans Tavsens Park von SLA<br />
26 WIEN: BÄUME SIND DIE BESSEREN SCHWÄMME<br />
Wie 3:0 Landschafts architektur in Seestadt Aspern das „Schwammstadt-Prinzip<br />
für Bäume“ anwendet<br />
30 DER WASSERMANN<br />
Kongjian Yu im Porträt<br />
36 MIT GRÜN HOCH HINAUS IN HAMBURG<br />
Die Gründachstrategie von Hamburg im Überblick<br />
40 HI, WIE KÖNNEN WIR HELFEN?<br />
Zu Innovationen beim Schutz vor Hochwasser<br />
46 BERLIN: MEHR GRÜN GEHT IMMER<br />
Die Hauptstadt auf dem Weg zur Schwammstadt – Projekte und Strategien der<br />
letzten fünf Jahre<br />
50 EIN KLIMAPLATZ FÜR KARLSRUHE<br />
Wie urbane Plätze im Sinne Form Follows Climate zu gestalten sind, zeigt das<br />
Planungskollektiv bauchplan ).( in Karlsruhe<br />
STUDIO<br />
54 LÖSUNGEN<br />
Licht<br />
60 REFERENZ<br />
Versailles im neuen Licht<br />
RUBRIKEN<br />
62 Impressum<br />
62 Lieferquellen<br />
63 Stellenmarkt<br />
64 DGGL<br />
66 Sichtachse<br />
66 Vorschau<br />
Herausgeber:<br />
Deutsche Gesellschaft<br />
für Gartenkunst und<br />
Landschaftskultur e.V.<br />
(DGGL)<br />
Pariser Platz 6<br />
Allianz Forum<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
www.dggl.org<br />
5<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
SNAPSHOTS<br />
ARIAN SCHLICHENMAYER ÜBER DIE ...<br />
UNESCO-BEWERBUNG:<br />
OLYMPIAPARK MÜNCHEN<br />
AUTOR<br />
Arian<br />
Schlichenmayer<br />
studierte Biologie<br />
und lebt und<br />
arbeitet in München<br />
als freier Texter.<br />
Der Blick vom<br />
Olympiaberg:<br />
Olympiasee im<br />
Vordergrund und<br />
Olympiaturm sowie<br />
das Zeltdach des<br />
Stadions im<br />
Hintergrund<br />
Schon 1963 sinnierte Münchens zweiter<br />
Bürgermeister Georg Brauchle: „Olympische<br />
Spiele in München, das wäre ein schöner<br />
Gedanke.“ Nur wenige Jahre später<br />
begannen die Arbeiten mit dem Olympiapark.<br />
Das Gelände öffnete, zeitgleich wie<br />
die U-Bahn-Haltestelle „Olympiazentrum“,<br />
zu den Olympischen Spielen 1972. Bis<br />
heute gilt das Ensemble auf dem<br />
Oberwiesenfeld als architektonische Ikone.<br />
Ehemals auf einer Schutthalte errichtet,<br />
stand es bereits 1998 unter Denkmalschutz.<br />
Zukünftig soll der Olympiapark seinen<br />
schützenswürdigen Status durch das Siegel<br />
des UNESCO- Welterbes international<br />
deutlich machen. Die ersten Bestrebungen<br />
dazu begannen Ende 2017. Zwei Jahre<br />
später reichte der Münchner Oberbürgermeister<br />
Dieter Reiter die Vor bewerbung für<br />
den Welterbe-Status ein. Im September<br />
diesen Jahres verkündete nun der Freistaat,<br />
den Olympiapark München neben dem<br />
Nürnberger Justizpalast in die deutsche<br />
Tentativliste aufzu nehmen. Die Liste<br />
umfasst Kulturdenkmäler und Schutzgebiete,<br />
die die Nominierung als<br />
UNESCO-Welterbe anstreben.<br />
Der bayerische Staatsminister für<br />
Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler<br />
begründete die Auswahl in einer Pressemitteilung<br />
Ende September wie folgt:<br />
„Errichtet wurde die Anlage auf einem<br />
Trümmerberg des Zweiten Weltkriegs, auf dem<br />
bis heute der zivilen Opfer des Krieges gedacht<br />
wird. Sie verkörpert mit ihrer modernen, alles<br />
verbindenden Architektur den olympischen<br />
Gedanken von Frieden und Gemeinschaft.<br />
Zugleich ist sie aber auch immerwährende<br />
Mahnstätte für ein menschenverachtendes<br />
Attentat. Beide Orte sind von außergewöhnlichem<br />
universellem Wert. Eine<br />
Erhebung zur UNESCO-Welterbe stätte wäre<br />
mehr als gerechtfertigt.“<br />
Neben dem symbolischen Wert besitzt der<br />
Olympiapark nicht nur für München<br />
architektonische Meisterleistungen, allen<br />
voran das Olympiastation mit seinem<br />
charakteristischen Zeltdacht. Mit dem Dach<br />
schafften die Architekt*innen von Behnisch<br />
& Partner im Jahr 1972 eine nie da gewesene<br />
optische Sensation. Nur ein internationaler<br />
Aufschrei der Presse verhinderte, dass das<br />
Dach, wie ursprünglich geplant, nach Ende<br />
der Spiele wieder demontiert wurde. Das<br />
Stadion befindet sich zusammen mit dem<br />
291 Meter hohen Olympiaturm im Nordteil<br />
des Olympiaparks. Der in West-Ost-Achse<br />
sich schlängelnde Olympiasee trennt ihn von<br />
dem park ähnlichen Südteil. Ähnlich wie<br />
beim Olympiadach wurde auch seine<br />
Umnutzung in einen Parkplatz seinerzeit<br />
erfolgreich verhindert.<br />
Über den Erhalt des südlichen Teils freuen<br />
sich nicht nur die Münchner*innen, die dort<br />
vor allem im zurückliegenden Jahr während<br />
des Lockdowns Erholung suchten. Auch für<br />
internationale Gäste der bayerischen<br />
Landeshauptstadt ist der Olympiapark ein<br />
Must-See. Außerdem finden das ganze Jahr<br />
über auf dem Gelände Konzerte, Jahrmärkte<br />
und Festivals statt. Zusammengefasst: Der<br />
Olympiapark unterliegt einem starken<br />
Nutzungsdruck. Das Büro mahl gebhard<br />
konzepte erarbeitete deshalb im Auftrag der<br />
Stadt München bereits vor zehn Jahren<br />
einen Rahmenplan. Das im Jahr 2015<br />
erarbeitete Gestaltungshandbuch der<br />
Projektgemeinschaft stauss processform /<br />
Auer Weber Architekten baut darauf auf.<br />
Beide Arbeiten zeigen auf konzeptioneller<br />
Ebene, wie ein würdiger Umgang mit dem<br />
historischen Erbe gelingen kann, und<br />
formulieren Leitplanken für das vielleicht<br />
baldige UNESCO-Welterbe.<br />
Foto: FaceMePLS / Wikimedia Commons<br />
6<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
AKTUELLES<br />
SNAPSHOTS<br />
JULIANE VON HAGEN ÜBER DEN ...<br />
JÜDISCHEN GARTEN IN BERLIN<br />
Visualisierung: atelier le balto<br />
AUTORIN<br />
Juliane von Hagen<br />
ist Stadtplanerin<br />
und -forscherin. Sie<br />
setzt sich seit Jahren<br />
mit städtischen<br />
Räumen<br />
auseinander;<br />
zunächst an<br />
verschiedenen<br />
Hochschulen und<br />
mittlerweile im<br />
eigenen Büro<br />
stadtforschen.de.<br />
Entwurfsskizzen: Das<br />
Wegenetz gliedert den<br />
Jüdischen Garten in<br />
Bewegungs- und<br />
Ruheräume.<br />
In den Gärten der Welt in Berlin lädt seit<br />
Herbst <strong>2021</strong> der Jüdische Garten ein –<br />
gestaltet von atelier le balto, dem Bildhauer<br />
Manfred Pernice und dem Architekten<br />
Wilfried Kuehn. Der neue Themengarten<br />
steht in enger Beziehung zu seiner<br />
Umgebung. Dementsprechend folgt sein<br />
Entwurf keiner festen Typologie. Vielmehr<br />
spiegelt der Garten sein Berliner Umfeld<br />
wider und damit die jüdische Kultur, die Teil<br />
der Stadt und ihrer Geschichte ist.<br />
Ausgangspunkt für den Jüdischen Garten in<br />
Berlin ist ein Weg. Dieser Hauptweg auf dem<br />
Gelände wandelt sich im Garten zu einem<br />
Wegenetz, das sich verzweigt und zu<br />
individueller Bewegung im Raum einlädt.<br />
Einen Kontrapunkt zu den Bewegungsräumen<br />
bilden befestigte Flächen. Sie weiten sich an<br />
zwei Stellen sogar zu Aufenthaltsorten auf.<br />
Die Aufweitungen geben benutzbaren,<br />
skulpturalen Gebilden Raum. Die sind wie<br />
Gelenke in der Gesamtanlage verteilt. Sie<br />
stellen aufeinander bezogene Klein-<br />
Architekturen dar, die das Motiv der Peilung<br />
aufgreifen, geben Orientierung, symbolisieren<br />
Verständigung und halten Positionen fest.<br />
Zwischen den Wegen im Jüdischen Garten<br />
und deren Aufweitungen liegen Beete<br />
unterschiedlicher Größe und Form. Hier<br />
gedeihen Pflanzen, die der literarischen<br />
Ideengeschichte des Judentums entspringen.<br />
Zugleich stehen sie in Beziehung zum<br />
örtlichen Klima. Während holzige und<br />
immergrüne Arten in der Winterzeit das<br />
Gerüst des Gartens bilden, sorgen Stauden<br />
und einjährige Pflanzen saisonal für<br />
Abwechslung. Die Vielfalt gibt dem Garten<br />
einen ökologischen Wert. Insgesamt ähnelt er<br />
einem Obst- und Gemüsegarten. An<br />
verschiedenen Stellen wird selektiv gejätet,<br />
Kompost ausgebracht und Mulch aufgetragen.<br />
Das soll helfen, auf Bewässerung zu<br />
verzichten. Die Obstbäume, Kletter- und<br />
Rankpflanzen werden im Winter geschnitten<br />
und spaliert, die Ernten aber verteilen sich<br />
über den gesamten Sommer.<br />
Die Auswahl der Nutz- und Zierpflanzen<br />
für den Jüdischen Garten war sorgfältig und<br />
wurde durch eine begleitende Recherche<br />
unterstützt. Zu den ausgewählten Arten<br />
gehören verschiedene Obstbäume. Aber<br />
auch Feigen- und Mandelbäume, Magnolien,<br />
Kastanien und Ulmen gedeihen dort.<br />
All diese Pflanzen sind aus Novellen,<br />
Gedichten, Kurzgeschichten, Essays und<br />
Briefen der jüdischen Literatur bekannt.<br />
Neben den Wegen und Beeten hat der<br />
Jüdische Garten zudem zwei skulpturale<br />
Pavillons. Hier sollen auch künftig Veranstaltungen<br />
stattfinden, in denen jüdische<br />
Kultur im Mittelpunkt steht. Alles in allem<br />
also definitiv einen Besuch wert.<br />
7<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
„MACHEN IST<br />
WIE WOLLEN,<br />
NUR KRASSER“<br />
Tancredi Capatti und Matthias Staubach führten in ihrem<br />
Berliner Büro capattistaubach die 4-Tage-Woche ein. Das traute<br />
sich bis jetzt kaum einer in der Architekturbranche. Wir haben<br />
uns mit beiden unterhalten.<br />
VERA BAERISWYL<br />
SPEZIAL<br />
AUTORIN<br />
Vera Baeriswyl<br />
studierte Germanistik,<br />
Anglistik und<br />
Buchwissenschaften.<br />
Sie war bis Oktober<br />
<strong>2021</strong> Redakteurin der<br />
Garten + Landschaft.<br />
Tancredi Capatti, Matthias Staubach, Sie<br />
haben vor einem Jahr die 4-Tage-Woche<br />
eingeführt. Was hat Sie dazu inspiriert?<br />
Tancredi Capatti: Wir erleben seit längerer<br />
Zeit einen kollektiven Bedarf an neuen<br />
Partituren, die Arbeit und Freizeit gleichermaßen<br />
gerecht werden. Monotone Arbeitssymphonien<br />
waren gestern. Vielmehr<br />
beobachten wir, dass immer mehr<br />
Bewerbungen und einzelne Mitarbeiter*innen<br />
kürzere und intensivere Intervalle favorisieren.<br />
Als Arbeitgeber wollten wir uns<br />
demgegenüber weiter öffnen.<br />
Matthias Staubach: Wir haben uns viel mit<br />
„new work“ beschäftigt. Unserer Kenntnis<br />
nach gibt es in der Architekturbranche noch<br />
kein Büro, das sich an die 4-Tage-Woche<br />
herangewagt hat. Das war für uns die<br />
Motivation, eine Tür aufzu stoßen. Wir<br />
glauben, dass die 40-Stunden-Woche auf kurz<br />
oder lang ohnehin ein Auslaufmodell ist.<br />
36 Stunden Wochenarbeitszeit oder sogar<br />
weniger: Wie sieht bei Ihnen die Umsetzung<br />
der 4-Tage-Woche konkret aus?<br />
Matthias Staubach: Die Bandbreite reicht von<br />
der „echten“ 4-Tage-Woche, also 32 Stunden,<br />
bis hin zu 40 Stunden an vier Tagen, wobei<br />
dieses Modell nur marginalen Zuspruch fand.<br />
Wir als Arbeitgeber präferieren in der<br />
Startphase der ersten Jahre das 36-Stunden-<br />
Modell, um modellbedingte Kapazitätsengpässe<br />
noch gut ausbalancieren zu können.<br />
Mit Einführung der 4-Tage-Woche wurden<br />
die zur Verfügung stehenden Wochenarbeitsstunden<br />
des Büros um immerhin rund sieben<br />
Prozent reduziert. Das musste sorgfältig<br />
geplant werden. Die durch Corona<br />
erzwungene Produktivitäts-„Delle“ hat da<br />
anfänglich sicher auch gut gepasst. Mittlerweile<br />
sind wir aber längst wieder auf dem<br />
Vor-Corona-Niveau angelangt.<br />
Tancredi Capatti: Natürlich steht uns nun<br />
insgesamt weniger Zeit zur Verfügung. Hier<br />
versuchen wir, aktiv durch gute Organisation<br />
gegenzusteuern. Als flankierende Maßnahme<br />
der 4-Tage-Woche haben wir zur Sicherung<br />
der Produktivität zwei Instrumente eingeführt:<br />
Erstens den Innovation Friday, der alle<br />
unsere Mitarbeiter*innen an einem Freitag im<br />
Monat für vier Stunden zusammenbringt, um<br />
im Sinne eines Thinktanks an zukunftsgewandten<br />
Themen zu arbeiten und um<br />
Standards und Vorlagen des Büros auf den<br />
neuesten Stand zu bringen. Zweitens haben<br />
wir ein Feiertagsagreement vereinbart. Dies<br />
<strong>12</strong><br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
SPEZIAL<br />
INTERVIEW<br />
Nach langjährigen<br />
gemeinsamen<br />
Tätigkeiten führen<br />
Tancredi Capatti und<br />
Matthias Staubach<br />
gemeinsam das Büro<br />
capattistaubach. Beide<br />
Partner waren zuvor<br />
mit ihren Büros<br />
Staubach & Söhne und<br />
INesterni in<br />
verschiedenen<br />
Arbeitsbereichen der<br />
Landschaftsarchitektur<br />
tätig. Sie gründeten im<br />
März 2009 gemeinsam<br />
das Büro<br />
capattistaubach in<br />
Berlin, um den<br />
Foto: Dan Zoubek<br />
gesammelten<br />
Erfahrungen und der<br />
gewonnenen<br />
Profilierung mit neuem<br />
Namen einen<br />
persönlichen Ausdruck<br />
zu verleihen.<br />
bedeutet konkret, dass ein in der 4-Tage-<br />
Woche liegender Feiertag wie der Ostermontag<br />
etwa durch einen zusätzlichen Tag<br />
ausgeglichen wird, sodass in der Regel immer<br />
vier Arbeitstage zur Verfügung stehen.<br />
Und ganz klar; das Modell lebt auch vom<br />
Enthusiasmus unseres Teams. Vier Tage<br />
powern, drei Tage frei.<br />
Mussten Sie Ihr Team von der Idee erst<br />
überzeugen?<br />
Matthias Staubach: Das war bei allen recht<br />
unterschiedlich. Es gibt Kolleg*innen, die das<br />
Modell von Anfang an begeistert mitgetragen<br />
haben, wiederum andere, die zunächst<br />
skeptischer waren. Ohnehin arbeiten einige<br />
Kolleg*innen auch weiterhin in der 5-Tage-<br />
Woche. Aus zumeist familiären oder<br />
indivi duellen Gründen. Die Konzentration<br />
auf nur vier Tage ist pauschal dann doch<br />
(noch) nicht für alle Lebenslagen geeignet.<br />
Tancredi Capatti: Aber ja, Überzeugungsarbeit<br />
war durchaus gefordert. Am Anfang<br />
standen viele Fragen. Wir haben das Modell<br />
auch nicht von jetzt auf gleich umgestellt.<br />
Dem Ganzen gingen mehrere Diskussionsabende<br />
im Team voran. Hier haben wir das<br />
Für und Wider abgewogen. Uns war wichtig,<br />
dass wir diese Umstellung gemeinschaftlich<br />
tragen. Alle sollen sich gehört und mitgenommen<br />
fühlen. Nur so führen wir Dinge<br />
zum Erfolg. Trotz aller Über legungen im<br />
Vorfeld – ins kalte Wasser gesprungen sind<br />
wir dann gemeinsam.<br />
Bietet sich die 4-Tage-Woche Ihrer Meinung<br />
nach für Planungsbüros besonders an?<br />
Tancredi Capatti: Die Frage ist weniger, ob<br />
die Branche sich eignet, sondern wie sie<br />
sich eignen kann. Aus unserer Perspektive<br />
ist es vor allem eine Frage des Mindsets und<br />
der guten Organisation. Ein Stück weit hat<br />
uns auch Corona in die Hände gespielt. Mit<br />
der Zunahme an Videokonferenzen entfällt<br />
oftmals eine lange Anreise. Das ist ein<br />
Zeitgeschenk, das natürlich im Büro ganz<br />
anders genutzt werden kann. An solche<br />
Optionen müssen wir anknüpfen und die<br />
Mittel der Zeit strategisch nutzen.<br />
Matthias Staubach: Darüber hinaus muss<br />
man reduzierte Kapazitäten auffangen.<br />
Unser Bedarf an engagierten, erfahrenen<br />
Mitarbeiter*innen ist gewachsen. Wenn wir<br />
durch das Arbeitszeitmodell der 4-Tage-<br />
Woche neue Leute gewinnen können, ist<br />
unsere Idee einmal mehr aufgegangen.<br />
Wie gehen Sie mit intensiven Phasen, etwa<br />
vor einer Wettbewerbsabgabe, um?<br />
Tancredi Capatti: Was wir zuallererst festgestellt<br />
haben, ist, dass wir nicht weniger<br />
erfolgreich sind als in der landläufigen<br />
5-Tage-Woche. Schon immer war unser<br />
Ziel, Wettbewerbe rechtzeitig einzutakten<br />
und frühzeitig fertigzustellen. Das gelingt<br />
uns mal mehr, mal weniger. Das Problem ist<br />
nicht die Deadline, sondern der Anfang.<br />
Matthias Staubach: Gute Planung ist alles.<br />
Einem hohen Zeitdruck waren wir auch<br />
13<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
EXPERIMENTIERFELD<br />
KOPENHAGEN<br />
Gut zehn Jahre sind vergangen, seit Kopenhagen im Jahr 2011 von einem Starkregenereignis<br />
heimgesucht wurde, das Rekorde brach: Ähnlich viel Regen war zuletzt 1959<br />
gefallen, und das Dänische Meteorologische Institut bezeichnete den Wolkenbruch als den<br />
stärksten, je gemessenen in Kopenhagen. Er hinterließ Schäden im Wert von über 800<br />
Millionen Euro. Als Reaktion darauf entwickelte die Stadt den Cloudburst Management Plan,<br />
teilte die Stadt in Regenwassereinzugsgebiete auf und beauftragte Planungsbüros,<br />
Wasserschutzkonzepte dafür zu erarbeiten. Die Projekte Enghavenparken von Tredje Natur<br />
und Hans Tavsens Park von SLA veranschaulichen den Plan.<br />
GESA LOSCHWITZ-HIMMEL<br />
20<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
SCHWAMMSTADT<br />
CLOUDBURST MANAGEMENT PLAN, KOPENHAGEN<br />
Foto: Astrid Maria Busse Rasmussen<br />
AUTORIN<br />
Gesa Loschwitz-Himmel<br />
ist Landschaftsarchitektin<br />
und<br />
freiberufliche Autorin.<br />
Der Enghavenparken<br />
in Kopenhagen<br />
gestaltete das Büro<br />
Tredje Natur so, dass<br />
er im Ernstfall über<br />
20 000 Kubikmeter<br />
Wasser aufnehmen<br />
kann. Er ist eines von<br />
300 Projekten, die die<br />
Stadt Kopenhagen im<br />
Rahmen des<br />
Cloudburst Management<br />
Plans umsetzt.<br />
Der Wendepunkt für Kopenhagens Regenwasserstrategie<br />
war der 2. Juli 2011, als ein<br />
Fünftel des gesamten Regens, der normalerweise<br />
über das Jahr verteilt in Kopenhagen<br />
fällt, innerhalb von zwei Stunden auf die<br />
dänische Hauptstadt niederprasselte – und<br />
entsprechend hohe Schäden verursachte. Der<br />
Schock saß zwar tief, verlief sich aber nicht in<br />
endlosen Verwaltungsschlaufen oder<br />
DIN-Diskussionen über Mögliches und<br />
Nicht-Mögliches, sondern mündete in<br />
konkreten und zielgerichteten Aktionen.<br />
Bereits 20<strong>12</strong> entstand der sogenannte<br />
Überflutungs-Masterplan, der die Stadt in<br />
zwölf Regenwassereinzugsgebiete unterteilte<br />
und zugleich die am meisten gefährdeten<br />
Stadtbereiche herausfilterte. Darauf<br />
aufbauend wurden dann ein Jahr später<br />
Planer*innen-Teams beauftragt, für eben<br />
diese Bereiche genauere Konzepte zu<br />
erarbeiten – die Cloudburst (Wolkenbruch)<br />
Strategie (siehe auch Garten + Landschaft<br />
11/2014). Das Büro Rambøll erarbeitete<br />
damals für acht der zwölf Gebiete einen<br />
Masterplan. Dieter Grau von Rambøll<br />
Überlingen fasste damals die Strategie so<br />
zusammen: „Städtebaulich war die<br />
Erkenntnis entscheidend, die Stadt als<br />
Wassersystem zu lesen.“ Das bedeutet: Die<br />
Topografie bestimmt die Fließrouten des<br />
Wassers. Unterirdisch per Tunnel, aber auch<br />
oberirdisch wird Wasser zum nächstgelegenen<br />
Gewässer abtransportiert, zumeist zum<br />
Hafen. Klingt simpel, doch dem Ganzen<br />
zugrunde lagen genaue Kosten-Nutzen-<br />
Analysen, die Flutschäden gegen die nötigen<br />
Investitionen in die neue grün-blaue<br />
Infrastruktur rechneten. 2015 beschloss der<br />
Kopenhagener Stadtrat schließlich, auf der 34<br />
Quadratkilometer großen Innenstadtfläche<br />
des Cloudburst Management Plans – das sind<br />
zugleich die am meisten gefährdeten Areale<br />
– 300 Projekte in den kommenden 20 Jahren<br />
zu realisieren. Alles ist in einen gesamtstädtischen<br />
Ansatz eingebettet, mit dem Ziel,<br />
ein grüneres und damit attraktiveres<br />
Kopenhagen zu schaffen.<br />
Rückhaltung und Ableitung sind die beiden<br />
Zauberworte für das Cloudburst Toolkit, das<br />
die Basis für die Maßnahmen legt. Die<br />
Typologie: Stormwater Roads leiten das<br />
Wasser schnell ab – zehn Zentimeter Wasser<br />
auf den Straßen wird künftig toleriert<br />
werden, auch hier gab es eine Kosten-<br />
Nutzen-Analyse; Detention Roads und Areas<br />
halten das Wasser temporär zurück; und<br />
Green Roads versickern Wasser in Beeten<br />
oder Mulden. Außerdem sollen auch Plätze<br />
und Parks Regenwasser vorübergehend<br />
speichern. Diese blau-grüne Infrastruktur soll<br />
das Abwassernetz, den Engpass schlechthin<br />
bei Hochwasser, entscheidend entlasten.<br />
Finanziert werden die Projekte über die<br />
Wassergebühren der Kopenhagener*innen, die<br />
dafür erhöht wurden. Für die Maßnahmen<br />
unter der Erde sind die Kopenhagener<br />
Stadtwerke Hofor zuständig, über der Erde<br />
die Stadtplanung.<br />
Zwei der städtischen Pilotprojekte veranschaulichen<br />
die Strategie und zugleich das<br />
weite Spektrum: Einerseits werden bereits<br />
21<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
WIEN: BÄUME<br />
SIND DIE BESSE-<br />
REN SCHWÄMME<br />
Die Seestadt Aspern in Wien ist mit 240 Hektar eines der größten<br />
Stadtentwicklungsprojekte Europas und schon alleine deswegen einen<br />
Besuch wert. Nun wird mit dem Quartier am Seebogen wieder ein<br />
neuer Teilabschnitt fertiggestellt und damit auch das „Schwammstadt-<br />
Prinzip für Bäume“ von 3:0 Landschaftsarchitektur zum ersten Mal<br />
grohig um Einsa gebrah au sage und shreibe <br />
Quadratmetern, mit neu entwickeltem dualem Entwässerungssystem.<br />
ROSA SCHABERL<br />
26<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
SCHWAMMSTADT<br />
SEESTADT ASPERN, WIEN<br />
Visualisierung: 3:0 Landschaftsarchitektur<br />
AUTORIN<br />
Rosa Schaberl hat an<br />
der Universität für<br />
Bodenkultur Wien<br />
Landschaftsarchitektur<br />
und Landschaftsplanung<br />
studiert sowie<br />
Publizistik- und<br />
Kommunikationswissenschaften<br />
an der<br />
Universität Wien. Seit<br />
2010 ist sie als freie<br />
Redakteurin und<br />
Autorin tätig.<br />
Vorbei an Wohnblöcken aus den<br />
60er-Jahren, Einfamilienhaussiedlungen mit<br />
Thujenhecken und winterlich öden Feldern.<br />
Selbst das Zeltlager der Demonstrierenden<br />
gegen den Lobautunnel ist, aus der hier an<br />
der Oberfläche geführten U2, gut sichtbar<br />
– die annektierten Baumaschinen betont zur<br />
U-Bahn positioniert. Kaum 30 Minuten<br />
fährt man aus dem Stadtzentrum Wiens<br />
hinaus in die Seestadt Aspern – und doch, je<br />
mehr sich die U-Bahn leert, je mehr die<br />
Felder, brachliegenden Flächen und<br />
Baustellen das Bild vor dem Fenster<br />
dominieren, desto unweigerlicher bekommt<br />
man Lust darauf, sich wieder einmal den<br />
dystopischen Film Mad Max anzusehen.<br />
Nur um wenige Minuten später aus der<br />
Station hinaus in die Sonne zu treten und<br />
inmitten eines belebten neuen Stadtkerns zu<br />
stehen.<br />
DIE RUHE UND DER STURM<br />
Nach dem Masterplan des schwedischen<br />
Architekturbüros Tovatt Architects &<br />
Planners wird hier im 22. Wiener<br />
Gemeindebezirks seit 2008 an einem der<br />
größten Stadtentwicklungsprojekte Europas<br />
gearbeitet. Einen angelegten, 50 000<br />
Quadratmeter großen Grundwassersee im<br />
Zentrum, blockartige Bebauung, ein<br />
vielfältiger Nutzungsmix und 50 Prozent<br />
öffentliche Freiräume sieht der Masterplan<br />
vor – auf rund 240 Hektar für mehr als<br />
20 000 Menschen. Obwohl die dritte und<br />
letzte Bauphase erst 2030 abgeschlossen sein<br />
wird, leben schon jetzt über 8 200 Menschen<br />
hier, rund 3 000 arbeiten in der Seestadt.<br />
Dennoch ist es die Ruhe, die nach der<br />
Ankunft am meisten überrascht. Es bedarf<br />
einige Minuten, um zu bemerken, dass dies<br />
nicht an der Abwesenheit von Menschen<br />
liegt – es ist die Abwesenheit der Autos, die<br />
die Stille ausmacht. Mit dieser kleinen<br />
Erkenntnis stellt sich sofort der Wohlfühlfaktor<br />
ein. Genau 40 Prozent der Verkehrsflächen<br />
sind für Radfahrende und<br />
Fußgänger*innen vorgesehen, 40 Prozent für<br />
den öffentlicher Verkehr und nur 20 Prozent<br />
für Autos: in Sammelgaragen vor den<br />
Quartieren geparkt und wirklich nur<br />
vereinzelt, meist zur Anlieferung, im<br />
öffentlichen Freiraum. So wird selbst eine<br />
der Haupterschließungen, die vier Kilometer<br />
lang um das Quartier laufende Ringstraße<br />
zu einem hochqualitativen Freiraum, der<br />
sich zum Spazieren, Verweilen und Spielen<br />
eignet. 3:0 Landschaftsarchitektur gestaltete<br />
schon das erste Projektgebiet im südlichen<br />
Teil dieser Stadterweiterung.<br />
Sonnenallee heißt dieser Teil der Ringstraße:<br />
Gehwege und Baumreihen bilden hier die<br />
Hauptelemente des Entwurfs – Mobiliar<br />
wie Lampen oder Bänke nehmen sich<br />
optisch schlicht zurück. Dafür werden<br />
punktuell, dem Weg folgend, immer wieder<br />
unterschiedliche Freiraumangebote von<br />
Action bis Mittagspause dargeboten. Alle<br />
paar Schritte gibt es so einen neuen Reiz zu<br />
entdecken. Ein dynamisches Highlight in<br />
dieser besonders windigen Region sind aber<br />
die großzügigen Gräser- und Staudenpflanzungen.<br />
In ständiger Bewegung scheinen<br />
die hier zwischen neun und 14 Meter breiten<br />
Grünstreifen zu sein. Diese bereits 2015<br />
abgeschlossene Gestaltung findet sich auch im<br />
neuen Teilabschnitt im Quartier Am<br />
Seebogen wieder. Ein wenig adaptiert, ja, aber<br />
es soll hier ebenfalls eine optisch durchgängige<br />
Ringstraße entstehen – jedoch mit einer<br />
einzigartigen Erneuerung versehen.<br />
DAS SCHWAMMSTADT-PRINZIP<br />
FÜR BÄUME<br />
„Als wir 2017 gemeinsam mit dem<br />
Verkehrsplaner von Stoik & Partner den<br />
Wettbewerb gewonnen haben, hatten wir<br />
uns schon einige Zeit mit dem<br />
Schwammstadt-Prinzip beschäftigt, hatten<br />
uns mit dem Stockholmer System<br />
auseinandergesetzt, nationale und<br />
internationale Projekte angesehen“, leiten<br />
Daniel Zimmermann und Robert Luger,<br />
Gründungspartner von 3:0, das Interview<br />
ein und vertiefen: „Uns wurden schnell zwei<br />
Dinge klar: Wir müssen diese Systeme für<br />
Österreich adaptieren, und es geht uns nicht<br />
nur um den Hochwasserschutz, um den<br />
Wasserrückhalt. Wir wollen das Wasser auch<br />
den Bäumen zur Verfügung stellen. Denn<br />
wenn es um Klimaanpassungen geht, sind<br />
Bäume das Thema – sie sind unser Thema.“<br />
Dass man ein System, das im Norden<br />
Europas funktioniert, für Österreich<br />
anpassen muss, scheint nur logisch. Es<br />
herrschen andere klimatische und<br />
geologische Bedingungen, wie es auch<br />
andere Richtlinien und Vorschriften gibt.<br />
Das größte Problem stellt aber das Salz dar.<br />
In ganz Österreich kommt es im Winter<br />
immer noch zum Einsatz. Die<br />
Landschaftsarchitekt*innen von 3:0 haben<br />
sich deshalb gemeinsam mit der HBLFA<br />
In ihrem Entwurf für das<br />
Quartier Am Seebogen<br />
in der Seestadt Aspern<br />
in Wien entwickelten<br />
die Planer*innen von<br />
3:0 Landschaftsarchitektur<br />
ein Schwammstadt-<br />
Prinzip eigens für<br />
Bäume.<br />
27<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
30<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT<br />
DER<br />
WASSERMANN
SCHWAMMSTADT<br />
PORTRÄT KONGJIAN YU<br />
Kongjian Yu ist ein Vordenker der Landschaftsarchitektur. Seine Gedanken zur<br />
Schwammstadt waren längst Teil der Stadt planung Chinas, als hierzulande von<br />
dem Konzept noch keine Rede war. Yus Designprinzipien basieren auf einer<br />
harmonischen Beziehung zwischen Mensch und Natur – die Ressource Wasser<br />
ist dabei das Leitmotiv. Angefangen hat alles mit seinem Vater, einem Farmer,<br />
der ihn lehrte, wer von und im Einklang mit der Natur leben wolle, dürfe nicht<br />
gegen sie arbeiten. Daran hält er sich bis heute.<br />
ANJA KOLLER<br />
Foto: Turenscape<br />
AUTORIN<br />
Anja Koller hat an der<br />
TU Dresden<br />
Kommunikationswissenschaft,<br />
Politik<br />
und Kunstgeschichte<br />
studiert. Seit 2017 ist sie<br />
Redakteurin von topos<br />
- The International<br />
Review of Landscape<br />
Architecture and Urban<br />
Design sowie<br />
Garten + Landschaft.<br />
Kongjian Yu<br />
promovierte an der<br />
Harvard GSD, ist<br />
Professor und<br />
Gründungsdekan des<br />
College of Architecture<br />
and Landscape der<br />
Universität Peking<br />
sowie Gründer und<br />
Designchef von<br />
Turenscape, einem<br />
weltweit agierenden<br />
und international<br />
ausgezeichneten<br />
Landschaftsarchitekturbüro.<br />
Kongjian Yu blickt in die Kamera – bei<br />
ihm in Peking ist es 20 Uhr. Ein ganz<br />
normaler Abend im Oktober und doch<br />
geht es bei Kongjian Yu irgendwie immer<br />
ums Überleben. Der renommierte und<br />
vielfach ausgezeichnete Landschaftsarchitekt,<br />
Stadtplaner und Universitätsprofessor<br />
ist eine der bekanntesten<br />
Planerfiguren Chinas – sein Konzept der<br />
Schwammstadt wird gerade jetzt, im Zuge<br />
des Klimawandels und der damit verbundenen<br />
häufiger auftretenden Extremwetterereignisse,<br />
weltweit verstärkt<br />
diskutiert und analysiert. Ihn und sein<br />
Büro Turenscape erreichen tagtäglich<br />
Anrufe aus allen nur erdenklichen Metropolen<br />
dieser Welt. Alle wollen wissen:<br />
„Wie können wir unsere Städte so planen,<br />
dass wir auch noch in Zukunft in ihnen<br />
leben können? Wie machen wir unsere<br />
Städte robuster, grüner und reagieren angemessen<br />
auf Überschwemmungen, Trockenheit,<br />
Umweltverschmutzung, Verlust der<br />
Biodiversität? Kann das Konzept der<br />
Schwammstadt auch unsere Stadtplanung<br />
leiten?“ Kongjian Yu ist ein Vordenker in<br />
der Landschaftsarchitektur, die er als „Art<br />
of Survival“ verstanden wissen will. Zurück<br />
im Videogespräch fragen wir uns: Was<br />
leitet ihn, was sind seine Designprinzipien,<br />
woher stammt sein Konzept der<br />
Schwammstadt, und könnte es tatsächlich<br />
den planerischen Umgang mit Wasser in<br />
der Stadt verändern?<br />
MENSCH UND NATUR VERSÖHNEN<br />
Alles begann in einem kleinen Dorf mit<br />
etwa 500 Einwohner*innen im Südosten<br />
Chinas, in dem Kongjian Yu aufwuchs –<br />
mit seiner Familie und allen voran mit<br />
seinem Vater, der als Farmer Land bestellte,<br />
erntete, mit den Jahreszeiten und den zwei<br />
Flüssen, die das Dorf durchkreuzten, lebte<br />
und der wusste, wie man mit Ressourcen,<br />
die die Natur zur Verfügung stellte, sorgsam<br />
umzugehen hatte. Schon früh verstand<br />
Kongjian: Wer von und mit der Natur leben<br />
will, darf nicht gegen sie arbeiten.<br />
Übertragen auf sein Lebensthema – den<br />
sensiblen Umgang mit Wasser – heißt das:<br />
Nutze das Wasser, lebe in Harmonie mit<br />
ihm und verdränge es nicht. Genau das<br />
haben wir aber in den letzten Jahrzehnten<br />
getan, und genau das ist laut Kongjian Yu<br />
das Problem: Wir haben Flüsse kanalisiert,<br />
Dämme gebaut und Flutwälle, die das<br />
Wasser fernhalten – unsere Städte durchzieht<br />
eine immense graue Infrastruktur, die<br />
den gegenwärtigen Herausforderungen, die<br />
der Klimawandel mit sich bringt, nicht<br />
mehr standhält. Laut Kongjian Yu<br />
produzieren und konsumieren wir Unmengen<br />
an Beton und Energie, verbrauchen<br />
Rohstoffe, als gäbe es kein Morgen,<br />
versiegeln Böden, zerstören die Natur und<br />
deren Widerstandskraft und zerreißen<br />
damit das enge Band zwischen Mensch und<br />
Natur. Yu, der an der Harvard Graduate<br />
31<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
HI, WIE KÖNNEN<br />
WIR HELFEN?<br />
AUTORIN<br />
Dr. Juliane von Hagen<br />
ist Stadtplanerin und<br />
-forscherin. Sie setzt<br />
sich seit Jahren mit<br />
öffentlichen Räumen<br />
auseinander; zunächst<br />
an verschiedenen<br />
Hochschulen und<br />
mittlerweile im eigenen<br />
Büro stadtforschen.de.<br />
Aus Krisen nnen ir lernen Das inoielle Moo der CoronaPandemie ri<br />
auch auf die Hochwasserkatastrophen in Ahr und Erft zu. In den Monaten nach der<br />
Flut und während deren Aufarbeitung wird das Bedürfnis nach einer besseren<br />
Vorbereitung laut. Wir haben uns im In- und Ausland auf die Suche nach neuen<br />
Systemen und Technologien aller Art gemacht, die künftig hoffentlich helfen können,<br />
besser mit den Folgen von Starkregen in der Stadt umzugehen. Sie lassen sich in<br />
drei Kategorien einteilen: Prävention, Information und Katastrophenhilfe.<br />
JULIANE VON HAGEN<br />
40<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
SCHWAMMSTADT<br />
INNOVATIONEN<br />
HOCHWASSER VERMEIDEN:<br />
WASSER SAMMELN, WIEDER NUTZEN<br />
ODER VERDUNSTEN LASSEN<br />
STEUERBARE REGENWASSERTONNE<br />
(STUDIO BAS SALA, ROTTERDAM)<br />
Der blaue Hingucker<br />
auf dem Dachgarten<br />
ersetzt die<br />
langweilige<br />
Regentonne und<br />
nennt sich smart<br />
rainbarrel.<br />
Das interdisziplinäre Designteam vom Studio<br />
Bas Sala produziert intelligente Regentonnen.<br />
Die sehen nicht nur besonders aus, sondern<br />
sind auch smart und reagieren vollautomatisch<br />
auf die aktuelle Wettersituation. Das System ist<br />
simpel: Vor extremen Regenfällen werden die<br />
Tonnen geleert, um maximale Pufferkapazität<br />
zu schaffen und den Abwasserkanal zu<br />
entlasten. In trockenen Perioden bleibt die<br />
Regentonne geschlossen. Gesteuert werden die<br />
Tonnen mithilfe eines vollautomatischen<br />
Wasserhahns, der über das Internet an die<br />
lokale Wettervorhersage gekoppelt ist und<br />
zugleich per App von den Besitzer*innen<br />
bedient werden kann.<br />
KLIMA-GRÜNDACH (ZINCO)<br />
Der zunehmenden Versieglung von<br />
Flächen und der daraus resultierenden<br />
Erhitzung der Städte will das Klima-<br />
Gründach der Firma ZinCo entgegenwirken.<br />
Mit einem speziellen Systemaufbau<br />
können Dächer mit einer Neigung von null<br />
bis etwa fünf Grad zu Klima-Gründächern<br />
werden. Insbesondere die für das Klimadach<br />
entwickelte Pflanzengemeinschaft<br />
sorgt dafür, dass Wasser nur langsam<br />
verdunstet. Das steigert nicht nur das<br />
Pflanzenwachstum, sondern sorgt auch für<br />
Kühlung. Das Klima-Gründach kann je<br />
nach Projekt auch mit einer Bewässerung<br />
ausgestattet werden, die zudem die<br />
Nutzung von Grauwasser erlaubt.<br />
Die Gräser und<br />
Sukkulenten des<br />
Klima-Gründachs<br />
eignen sich besonders<br />
für Grauwasser. Bei<br />
Trockenheit bekommen<br />
sie das Wasser<br />
von der Waschmaschine.<br />
Fotos: Studio Bas Sala; ZinCo GmbH<br />
41<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
EIN KLIMAPLATZ<br />
FÜR KARLSRUHE<br />
Karlsruhe liegt in einer besonders heißen Gegend Deutschlands – laut Berechnungen könnte<br />
dor bis ein Klima herrshen, ie heue au sdpaishen Inseln Hhere Tempera<br />
turen bedeuten aber auch mehr Niederschlag – und dem versucht sich Karlsruhe zu stellen,<br />
indem die Stadt auf nachhaltiges Wassermanagement setzt. So etwa beim Bahnhofsplatz<br />
Süd. Dort entsteht aktuell ein erster grüner und urbaner Repräsentationsraum nach dem<br />
Schwammstadt-Prinzip mit Unterstützung von bauchplan ).(.<br />
BAUCHPLAN ).(<br />
AUTOR*INNEN<br />
bauchplan ).( ist ein<br />
interdisziplinäres<br />
Kollektiv mit insgesamt<br />
30 Mitarbeitenden und<br />
Studios in München,<br />
Wien und Köln. Seit<br />
über 18 Jahren gestaltet<br />
bauchplan ).( Orte an<br />
der Schnittstelle<br />
zwischen Raum und<br />
Gesellschaft, die<br />
klimagerecht und von<br />
soziologischer<br />
Nachhaltigkeit geprägt<br />
sind.<br />
Der Klimawandel wird unsere Städte zum<br />
Kochen bringen. Für Karlsruhe wird im<br />
Klimadoppel der Tagesschau im Jahr 2080 bei<br />
einem gemäßigten Temperaturanstieg von<br />
unter zwei Grad Celsius von einem Stadtklima<br />
vergleichbar mit dem des heutigen<br />
Nukualofa im Königreich Tonga ausgegangen.<br />
Doch der Klimawandel bedeutet zugleich eine<br />
radikale Entwertung des heutigen<br />
Expert*innenwissens, sind sich Toralf Staud<br />
und Nick Reimer, die Autoren des Bestseller-<br />
Sachbuchs „Deutschland 2050“ sicher:<br />
Tausende unserer Regeln im Ingenieurwesen<br />
sind geschrieben für die Temperaturen,<br />
Stürme und Niederschläge der Vergangenheit.<br />
Lösungsansätze, in gemäßigten Breiten graden<br />
ungekannten Wetterextremen auch<br />
gestalterisch funktional entgegenzuwirken,<br />
sind deshalb dringend notwendig. Kombiniert<br />
mit der global kultivierten stadtplanerischen<br />
Überzeugung, als nachhaltigste menschliche<br />
Lebensform die fortschreitende Verstädterung<br />
zu propagieren, stehen wir Planer*innen vor<br />
einer Herausforderung eventuell noch nie da<br />
gewesenen Ausmaßes und zeitlicher<br />
Dringlichkeit.<br />
FORM FOLLOWS CLIMATE<br />
Städtebauliche Planungen müssen deshalb<br />
bereits in ihrer Konzeption im Sinne einer<br />
möglichst hohen Resilienz den Versuch<br />
unternehmen, neue Stadtbausteine –<br />
unabhängig von der Maßstabsebene – von<br />
vornherein spezifisch auf die lokalen<br />
klimatischen Gegebenheiten hin auszurichten.<br />
Damit besteht die Chance, wichtige<br />
Prinzipien wie das der Schwammstadt oder<br />
der Frischluftschneisen für Kühleffekte im<br />
globalen Stadtplaner*innen-Werkzeugkasten<br />
weiter zu verankern. Der klimasensitive<br />
Städtebau muss deswegen unmittelbar zum<br />
Experimentier- und Forschungsfeld der<br />
Gegenwart werden. Jan Gehls „Stadt aus<br />
der Fußgängerperspektive“ als Vorbild der<br />
künftigen Europäischen Stadt sollten wir<br />
im Sinne einer Zukunftsfähigkeit um den<br />
Parameter der Klima-Sensibilität erweitern.<br />
Nur so können wir gemeinsam in einen<br />
gedanklich neuen Formgebungsprozess<br />
einsteigen.<br />
KARLSRUHE IM VORREITERMODUS<br />
Die Stadt Karlsruhe versucht sich im<br />
Zusammenspiel mit der Deutschen<br />
Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB)<br />
an zukunftssicheren und „enkeltauglichen“<br />
Stadtentwicklungen mit einem Fokus auf eine<br />
angestrebte urbane Wasserneutralität im Sinne<br />
eines Wasserhaushalts, der das Niederschlagswasser<br />
nicht nur lokal zurückhält, sondern<br />
diesen Vorrat auch gezielt in trockenen<br />
Saisons zum Einsatz bringen kann. Dies vor<br />
dem – für Laien eventuell paradox klingenden<br />
– Hintergrund, dass erhöhte Temperaturen<br />
auch größere Niederschlagsmengen bedeuten.<br />
Denn das bestätigt sich fast täglich in neuen<br />
Katastrophenmeldungen weltweit. So erzielte<br />
der Großraum Genua in Italien diesen Herbst<br />
50<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT
SCHWAMMSTADT<br />
KARLSRUHE<br />
Alle Abbildungen: bauchplan ).(<br />
einen europäischen Starkregen-Rekord:<br />
Binnen <strong>12</strong> Stunden fielen 740,6 Liter je<br />
Quadratmeter. Das ist mehr Wasser, als in<br />
Karlsruhe bislang üblicherweise in einem Jahr<br />
vom Himmel kommt.<br />
So sucht Karlsruhe beispielsweise im<br />
Stadtentwicklungsquartier „Zukunft Nord“<br />
nach neuen Wegen der Wasserneutralität auf<br />
stadtplanerischer Ebene. Wie im stadteigenen<br />
Klimaplan bereits 2014 festgehalten,<br />
muss allen Neubauten ein naturnaher<br />
Wasserhaushalt zugrunde liegen. Aber auch<br />
der Ausbau der Wasserneutralität soll in den<br />
entsprechenden Sanierungsmaßnahmen ein<br />
leitendes Prinzip darstellen.<br />
Ebenfalls in Karlsruhe entsteht aktuell mit<br />
dem Bahnhofplatz Süd ein erster grüner,<br />
urbaner Repräsentationsraum nach dem<br />
Schwammstadt-Prinzip. Dort werden<br />
sämtliche Oberflächenwasser der Aufenthaltsbereiche<br />
trotz der Lage auf einer<br />
Tiefgarage lokal aufgenommen und dem<br />
Mikroklima wieder zugeführt. Die städtebauliche<br />
Ausgangslage ist dabei eine extreme:<br />
Nach Süden ausgerichtet, wirken die<br />
Glasfassaden der raumprägenden Bürotürme<br />
an Ost- und Westflanke wie Brenngläser.<br />
Zudem sind starke Fallwinde zwischen den<br />
45 Meter hohen Gebäudevolumen und der<br />
Bahntrasse im Norden zu erwarten.<br />
EIN KLIMAPLATZ ALS URBANE<br />
VISITENKARTE<br />
Unser mit dem ersten Preis zur Umsetzung<br />
empfohlener Wettbewerbsbeitrag aus dem<br />
Jahr 2019 sah deshalb vor, den Bahnhofplatz<br />
als grünes, repräsentatives Entree zum jungen<br />
Quartier in Form eines Klimaplatzes<br />
auszu bilden. Die Formfindung ergab sich<br />
dabei aus der Simulation des zu erwartenden<br />
Mikroklimas, verschnitten mit den simulierten<br />
Bewegungsabläufen zwischen Portal und<br />
Kiss+Ride sowie Taxi-Stellplätzen und dem<br />
benachbarten Fernbusterminal sowie der<br />
Bewegungen zwischen den beiden neuen<br />
Bürogebäuden.<br />
So flankieren zwei gemischte Baumhaine<br />
das Südportal des Bahnhofs, das zudem mit<br />
einem begrünten Paravent inklusive<br />
begehbarer Aussichtsterrasse eine Adresse<br />
bekommen sollte. Der Paravent wurde<br />
jedoch in der baulichen Umsetzung<br />
zurückgestellt. Die Baumhaine bieten<br />
Aufenthalts- sowie – ergänzend zum<br />
Fahrrad-Parkhaus – oberirdische<br />
Das Planungskollektiv<br />
bauchplan ).( entwarf für<br />
den Bahnhofsplatz Süd<br />
in Karlsruhe einen<br />
urbanen Freiraum nach<br />
dem Schwammstadt-<br />
Prinzip.<br />
51<br />
GARTEN+<br />
LANDSCHAFT