kunst:stück Magazin c/o Osnabrück + Münsterland | issue 94
Kunst und Kultur aus der Region Osnabrück + Münsterland für die Monate März + April 2022
Kunst und Kultur aus der Region Osnabrück + Münsterland für die Monate März + April 2022
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kunst:stück
Magazin für Kunst und Kultur
in der Region Osnabrück
und dem Münsterland
issue 94 | März / April 2022
Mehtap Baydu | ATEM, 2019, Performance, Scotty e.V., Kreuzberg, Berlin www.scotty-enterprises.de
www.scotty-enterprises.de
. grußwort
Kunsthaus
Kloster
Gravenhorst
Ab sofort im DA: Kunstprojekte 22
Kunst zum Mitmachen und Mitdenken
#PSKK22
Projektstipendium KunstKommunikation 22
»Nähe auf Distanz« Anna van Eck | »Feedback« Gilbert Geister
»Paste Up History!« Maria Vill & David Mannstein
03.04. Frühlingsfest – Saisonauftakt mit:
Kunstaktionen, Eröffnung der Frühlingsausstellung und der
Historischen Präsentation »Bodenschätze. Archäologische
Funde aus Gravenhorst« | Vortrag Dr. Uta C. Schmidt
bis 13.03. Winterlicht – plants and plastics | Nils Völker
13.03. Finissage mit Führung | Anmeldung erforderlich!
DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst | Klosterstr. 10 | Hörstel
T 02551 6942-26 während der Öffnungszeiten
TIPP: Bewerbungsunterlagen für »Kunst in der Region 22«
35. Gemeinschaftsausstellung zeitgenössischer Kunst > > >
gefördert durch: Kreissparkasse Steinfurt
2 kunst:stück
Alle Termine, Newsletter und mehr:
www.da-kunsthaus.de
. grußwort
Katrin Mundt, Foto: Dirk Rose
European Media Art Festival Osnabrück 2022
Katrin Mundt, Osnabrück // www.emaf.de
Nach einer langen Durststrecke ist die Sehnsucht
nach realen Begegnungen groß. Für
ein Festival wie das EMAF, das zwei Jahre
fast ausschließlich online stattgefunden hat,
gilt das ganz besonders. Wir schauen vorsichtig
optimistisch dem Festivaltermin im
April entgegen und freuen uns auf den Neubeginn
als reales Festival mit Kunst und Gästen
aus aller Welt.
Hat uns die Pandemie einen anderen, bewussteren
Umgang mit den Dingen gelehrt?
Wahrscheinlich haben wir vieles von dem,
das plötzlich nicht mehr wie selbstverständlich
verfügbar war, neu schätzen gelernt.
Ganz in diesem Sinne stellt unser Festivalthema
"The thing is" in Filmprogrammen,
Ausstellungen, Vorträgen und Live-Events
unsere Verbundenheit mit der materiellen
Welt in den Mittelpunkt. Ausgehend von
künstlerischen Projekten betrachten wir,
wie durchlässig die Grenze zwischen unseren
Körpern und unseren Apparaten geworden
ist. Wir wollen diskutieren, wie wir anders
mit den Ressourcen umgehen können, die
unser Planet in schwindendem Maße bereithält.
Und wir stellen Projekte vor, die durch
Design unser Verhältnis zur physischen Welt
– zu den Dingen und Lebewesen, die uns
umgeben – verändern.
Uns ist es wichtig, die Kunst im Dialog mit
gesellschaftlicher Wirklichkeit zu zeigen
und im gemeinsamen Austausch Perspektiven
zu eröffnen, wie wir in einer Welt im
permanenten Wandel besser zusammenleben
können. Festivals bieten dafür den perfekten
Rahmen, da sie für einen bestimmten
Zeitraum Menschen mit unterschiedlichsten
Hintergründen an einem Ort zusammenbringen.
Auch beim diesjährigen EMAF werden
einige dieser Begegnungen digital stattfinden
müssen, und einige bewährte Online-
Formate werden weiterhin das Festival
ergänzen. Aber im Zentrum stehen die gemeinsamen
Erlebnisse mit Kunst, Publikum
und Gästen.
Wir hoffen, auch Sie im April beim EMAF
zu begrüßen!
Katrin Mundt
Leiterin des Filmprogrammes des EMAF und
Teil der Festivalleitung
kunst:stück 3
. inhalt
03 Grußwort
03 - Katrin Mundt, European Media
Art Festival Osnabrück
04 Inhalt
04- Impressum
06 Osnabrück
06 - European Media Art Festival
24 - Tecklenburg
28 - Mettingen
32 - Sögel
34 - Petershagen
36 - Rheine
40 - Hörstel
44 - Nordhorn
46 Münster
48 - Lüdinghausen
50 - Billerbeck
DAS TITELBILD
Mehtap Baydu
Kunstpreis der Stadt Nordhorn 2021
20.3. bis 22.5.22 |
Städtische Galerie Nordhorn
staedtische-galerie.nordhorn.de
Mehtap Baydu, ATEM, 2019,
Performance, Scotty e.V., Kreuzberg, Berlin
Die Städtische Galerie Nordhorn wird die
erste institutionelle Einzelausstellung von
Mehtap Baydu in Deutschland zeigen, mit
einer Auswahl von skulpturalen und fotografischen
Arbeiten sowie Performance
– sowohl als Dokumentation als auch live
vor Ort. → Seite 44
kunst:stück Magazin
online | 24h / 7day
www.kunststueck-magazine.de
IMPRESSUM
H2 Werbeagentur + Verlag
Klaus Hortenbach (V.i.S.d.P.)
Siemes Tannen 9 · 49565 Bramsche
Tel: 05495 8599900
mail@kunststueck-magazine.de
Redaktionsschluss Osnabrück + das
Münsterland für die Ausgabe
Mai / Juni : 15. April 2022
4 kunst:stück
The
. grußwort
is
thing
№ 35
20.04. — 29.05.
↳ Exhibition
20.04. — 24.04.
↳ Festival
kunst:stück 5
. european media art festival
The thing is. Vom Leben der Dinge
European Media Art Festival 2022
Festival: 20. – 24. April 2022 | Ausstellung: 20. April – 29. Mai 2022
Osnabrück | www.emaf.de
Hoffnungsvoll blickt das European Media
Art Festival (EMAF) auf ein neues Festivaljahr.
Mit einem reichhaltigen Angebot an
Filmscreenings, Ausstellungen, Talks und
Performances sowie einem umfangreichen
Campus-Programm soll nach zwei Online-
Ausgaben endlich wieder ein Programm
für die Öffentlichkeit folgen. Neben einem
aktiven, künstlerischen Austausch vor Ort
wird die 35. Ausgabe des EMAF zudem in
Teilen auch digital mitzuverfolgen sein.
In einem spannenden Festivalprogramm
wird sich die Vielzahl an Einreichungen widerspiegeln.
Auch in diesem Jahr widmet
sich das EMAF wieder einem speziellen
Thema. Unter dem diesjährigen Motto The
thing is versammeln sich künstlerische Arbeiten
und theoretische Beiträge, die sich
mit unserer Verstrickung in die Welt der
Dinge beschäftigen. Es soll darum gehen
zu erkunden, wie unsere gemeinsame
Wirklichkeit aus dem Zusammenspiel, der
Reibung und den Widerständen zwischen
Körpern und Dingen entsteht. Denn solange
– nicht nur pandemiebedingt – persönliche
Beziehungen zunehmend als entkörperlicht
und abstrakt erfahren werden,
die immer komplexer werdenden Beziehungen
zwischen Menschen und Apparaten
die Grenze zwischen belebten und
unbelebten Wesen verschieben und die
materiellen Grundlagen unserer Existenz
auf diesem Planeten auf dem Spiel stehen,
sind wir mit der Frage konfrontiert,
wie wir (besser) mit den Dingen leben und
vielleicht sogar von ihnen lernen können.
Die von Inga Seidler kuratierte Ausstellung
setzt sich mit Objekten unserer Gegenwart,
des alltäglichen Lebens und
des spekulativen Designs auseinander. In
Installationen, Skulpturen und Videoarbeiten
fragt sie danach, was ein “Ding“
ausmacht, betrachtet Quasi-Objekte und
Hybride. Ausgehend von unserer Verwobenheit
in die Welt der Dinge untersucht
sie die Beschaffenheit, Produktionsbedingungen,
Bedeutungen, Funktionen und
das Design von Objekten.
Sieben Filmscreenings und eine Performance,
zusammengestellt von Sirah
Foighel Brutmann und Eitan Efrat, feiern
die relationalen Aspekte des bewegten
Bildes. Unter dem Titel It’s rather a verb
6 kunst:stück
. european media art festival
Darüber hinaus werden in der neuen Sektion
Artist in Focus zwei Filmkünstlerinnen
ausführlich gewürdigt. Die puerto-ricalinke
Seite: Filmstill „When You Fall into a Trance“, Emily Wardill, 2013, Courtesy die Künstlerin und Carlier Gebauer,
Berlin, STANDARD (OSLO) und Altman Siegal, San Francisco // oben: Filmstill „Otros usos“, Beatriz Santiago
Muñoz, 2014 // unten: EMAF Ausstellung 2021: Patricia Domínguez, "Madre Drone" Foto: Angela von Brill
[Es ist eher ein Verb] legt das Programm
das Augenmerk auf die Bewegungen, die
Positionen innewohnen, und die Verben,
auf die sich Substantive stützen. Es stellt
Werke in den Mittelpunkt, die nicht-lineare
Prozesse nutzen und darstellen, während
Interaktionen mit Dingen – Steinen, historischen
Objekten, Müttern und Autos – audiovisuell
Gestalt annehmen.
Die von Daphne Dragona kuratierten Talks
untersuchen, was es aus der Perspektive
unterschiedlicher Zeitlichkeiten, Ontologien
und Weltsichten bedeutet, mit Dingen zu leben
und für sie zu sorgen. Sie fragen nach
der Rolle von Kunst und Design bei der Herstellung
und Aneignung von bzw. Absage an
Dinge mit dem Ziel, ein dauerhaftes Verhältnis
zur Umwelt und zu unserem Planeten zu
bewahren oder wiederherzustellen.
nische Künstlerin Beatriz Santiago Muñoz
verbindet in ihren Arbeiten auf eigenwillige
Weise dokumentarische, fiktionale sowie
performative Elemente. Die Britin Emily
Wardill lotet mit ihren filmischen Erzählungen
aus den letzten 15 Jahren die Grenzen
von Bild, Sprache und Erinnerung aus.
Auch das Campus-Programm ist wieder an
verschiedenen Orten der Osnabrücker Innenstadt
und in den Festivalkinos zu entdecken.
Präsentiert werden die Arbeiten
von Studierenden der Hochschulen aus
Bremen, Braunschweig, Halle an der Saale,
Osnabrück, Wien und Amsterdam.
Diese Fragestellungen werden auch auf
die Wettbewerbs-, Langfilm- und Performanceprogramme
ausstrahlen, in denen
die Materialität unserer Erfahrung – unser
Verhältnis zu Objekten, Körpern und Räumen
– eine zentrale Rolle spielt.
kunst:stück 7
. osnabrück
8 kunst:stück
. osnabrück
Marko Zink
M 48° 15' 24.13'' N, 14° 30' 6.31'' E Mauthausen
17. Februar bis 31. März 2022
Felix-Nussbaum-Haus | www.museumsquartier-osnabrueck.de
Auch in der Kirche St. Katharinen und dem Dom St. Petrus
Die Bildserie umfasst verschiedene Bildformate und -kompositionen und
wurde mit unterschiedlichen fotografischen Ausarbeitungsverfahren hergestellt.
Durch Panoramafotografien („alles sehen“), Kleinbildformate, Lamellenbilder
(die verschiedene Perspektiven zulassen) und konzeptuelle Weiterentwicklungen
erzeugt „M 48° 15' 24.13'' N, 14° 30' 6.31'' E“ eine unheimliche,
befremdliche Situation, regt dazu an, sich der Tatsachen zu vergewissern,
was dringend notwendig ist, und führt mit der künstlerischen Ausdrucksform
der Fotografie zu einer aktualisierten Verortung Mauthausens. In beinahe
drückend stillen Bildern, die mit diversen Löschungsmitteln (wie Tintentod,
Chlor) bearbeitet und Löschungsvorgängen (Kochen der Filme) und Sichtbarkeitseingriffen
(Luminol, Stanzungen, etc.) unterzogen wurden, erinnert
„M 48° 15' 24.13'' N, 14° 30' 6.31'' E“ daran, dass alles zu sehen ist/wäre, sieht/
sähe man nur genau hin. Die Serie zwingt zum genauen Hinschauen und arbeitet
gegen historische und aktuelle gesellschaftliche Normalisierungs-, Löschungs-
und Relativierungstendenzen. Durch die Bearbeitung mit diversen
chemischen Mitteln verblasst die Oberflächenstruktur der Arbeiten, wodurch
ein Perspektivenwechsel erzielt wird: Einerseits erscheinen die Arbeiten wie
historische Fundstücke, andererseits wird Vergessenes paradoxerweise erst
(wieder) sichtbar gemacht. Durch diese Verfahren werden Erinnerungen wiedergewonnen
und aktualisiert. Die Werkserie setzt sich für dieses Erinnern
ein und zeigt auf, dass sich Geschichte zu wiederholen droht. Es ist Aufgabe
der Kunst, aufzuzeigen und hinzusehen, sich auch Themen zu widmen, die
unliebsam, aber ein wesentlicher Bestandteil unserer Vergangenheit sind,
bevor uns just diese einholt und Kunst zum Mittäter wird.
Weitere Informationen sowie Texte zur Ausstellung finden Sie hier:
→ https://www.markozink.com/portfolio-item/m/
Informationen zur Ausstellung im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit unter
dem Jahresthema „Fair Play – Jeder Mensch zählt"
→ https://wdb-osnabrueck.de/events/eroeffnung-der-ausstellung-marko-zinkm-481524-13n-14306-31e-mauthausen-die-tilgung-von-erinnerung-erasingmemory-957/
Museumsquartier Osnabrück . Felix-Nussbaum-Haus
Lotter Straße 2, 49078 Osnabrück
Dom St. Petrus
Domplatz, 49074 Osnabrück
St. Katharinen Kirche
An der Katharinenkirche 8, 49074 Osnabrück
← Marko Zink, Besinnungslosigkeit 1, 2021 | analoge Fotografie, Direktdruck auf Dibond, 3
mm 30 x 45 cm, Edition: 3 + 2 AP Ort: Die Aufnahmen entstanden am Ort, an dem sich Unterkunftsbaracken
für die SS befanden, darüber hinaus auch die Neubauleitung und eine Waffenmeisterei.
Technik: Die Negative wurden vor Belichtung gekocht, mit Säure geätzt. Konzept:
Heute befindet sich an diesem Ort ein kleiner Parkplatz für BesucherInnen. Die Ätzung
der Filmrolle zieht sich wie ein Geschwür über zwei Negative und zeigen den Blick auf einen
verhüllten Wachturm, der zur Zeit der Aufnahme renoviert wurde.
kunst:stück 9
. osnabrück
Eingang Felix-Nussbaum-Haus, Foto: Uwe Lewandowski
Blue Jeans
Kult. Kommerz. Kunst.
10. April bis 10. Juli 2022
Felix-Nussbaum-Haus | www.museumsquartier-osnabrueck.de
Blue Jeans sind mehr als eine bloße Klamotte.
In Subkulturen sind sie Ausdrucksmittel,
im Mainstream Massenartikel. Blue Jeans
sind allgegenwärtig. Wie ist dieses Phänomen
zu deuten? Als globale „Uniform“, die
Zugehörigkeit signalisiert? Als Symbol für
Freiheit und Unangepasstheit? Als Produkt
geschickter Werbung? Oder einfach nur als
ein praktischer Allzweck-Gebrauchsartikel?
Anhand des historischen Gemäldes des „Meister
der Blue Jeans“ und zeitgenössischen
künstlerischen Positionen in Kombination
mit Fotografien, Film und Musik, mit Zeitungsartikeln
und Zeitschriften, mit Jeans-
Originalen und Designstücken betrachtet
die Ausstellung Mythen, Legenden und Geschichten
rund um die Blue Jeans. Zu entdecken
sind nicht nur die Vielschichtigkeit dieses
kulturhistorischen Phänomens und die
identitätsstiftende Rolle von Kleidung. Die
Schattenseite der Jeans – Massenproduktion
und ihre Folgen für Mensch und Umwelt
– sowie Ansätze ökologischerer Alternativen
regen zum Nachdenken über eigenes Konsumverhalten
und Nachhaltigkeit an.
Beteiligte Künstler:innen: Ian Berry, Joseph
Beuys, Thorsten Brinkmann, Hans Eijkelboom,
Elmgreen & Dragset, Axel Lieber, Meister der
Blue Jeans, Ulrike Rosenbach, Karlheinz Weinberger,
VALIE EXPORT, Wang Bing.
BLUE JEANS wird gefördert durch die Stiftung
Niedersachsen, die Niedersächsische
Sparkassenstiftung, die Stiftung der Sparkasse
Osnabrück und die Felicitas und Werner
Egerland Stiftung und ist entstanden in Kooperation
mit dem Museums- und Kunstverein
Osnabrück und der Universität Osnabrück.
Der Eintritt zur Ausstellung ist am
Eröffnungstag frei.
Bitte informieren Sie sich vor dem Besuch
über unsere Internetseite, telefonisch unter
0541/323-2237 oder per E-Mail über die
aktuell geltenden Hygieneregeln
willkommen-mq4@osnabrueck.de
Museumsquartier Osnabrück
Felix-Nussbaum-Haus
Lotter Straße 2, 49078 Osnabrück
10 kunst:stück
. osnabrück
Museumsquartier Osnabrück
Lotter Straße 2 | 49078 Osnabrück
www.museumsquartier-osnabrueck.de
museum@osnabrueck.de
Telefon: 0541 323-2207 / 323-2237
kunst:stück 11
. osnabrück
↑ Cassils, Filmstill aus: Fast Twitch/Slow Twitch (Zweikanal-Videoinstallation), 2011–2013
See Me – Touch Me
Peter Bogers (NL), Guillaume Bruère (F), Josephine Garbe (D),
Benedikt Hipp (D) // Nähe und Distanz
25. Februar bis 8. April 2022
Kunstraum hase29 – Gesellschaft für zeitgenössische Kunst | www.hase29.de
“Nähe und Distanz” lautet das Jahresthema
im Kunstraum hase29 in Osnabrück. Die
erste Ausstellung “See Me – Touch Me”
begegnet dem Thema aus Sicht vier künstlerischer
Positionen.
Im dritten Jahr der Corona-Pandemie widmet
sich der Kunstraum hase29 der Erfahrung
von Nähe und Distanz, die zu einer
Grundbefindlichkeit der Gesellschaft im
Ausnahmezustand geworden ist. Während
das Gebot zum Social Distancing oft
als problematisch wahrgenommen wird,
weil es den Alltag eines jeden Menschen
seit Beginn 2020 mehr oder weniger dominiert,
soll das Spannungsfeld von Nähe und
Distanz in unterschiedlichen thematischen
Zusammenhängen untersucht werden. Inwiefern
bestimmen gesellschaftliche Verhaltenskodexe
und Normen das Verhältnis
von Nähe und Distanz im Alltag? Wo werden
Grenzen zum Wohle oder Nachteil des
Einzelnen und der Gesellschaft implizit angedeutet
oder explizit hergestellt und wo
werden sie offen oder verdeckt übertreten?
Die Ausstellung „See Me – Touch Me“
ist die erste zu diesem übergeordneten
Thema und stellt vier künstlerische Positionen
vor. Peter Bogers (Niederlande),
Guillaume Bruère (Frankreich), Josephine
Garbe (Deutschland) und Benedikt Hipp
(Deutschland) machen sehr unterschiedliche
Erfahrungsebenen von Nähe und Distanz
auf intensive Weise erfahrbar. Guillaume
Bruère zeichnet zudem im Vorfeld
der Ausstellung an zwei Tagen in der Tageswohnung
für wohnungslose Menschen
des Sozialen Dienste SKM gGmbH Porträts,
die in der Ausstellung gezeigt werden.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Friederike
Fast, Elisabeth Lumme und Hermann
Nöring.
12 kunst:stück
. osnabrück
↑ Peter Bogers, Glued Eye, Rauminstallation in der Ausstellung ‘From Seeing To Acting’, Looiersgracht60 Amsterdam Sept/
Okt 2021 // ↙ Benedikt Hipp, AEON lw5, 2020, Maße: 60 x 22 x 5 cm, Keramik, natürliche Asche auf Flug Glasur, Foto: Max Reitmeier,
Courtesy: Monitor, Rome, Kadel Willborn, Düsseldorf, Benedikt Hipp // ↓ Guillaume Bruère, Ohne Titel / Untitled (Selfportrait
– my first white hair), 11.5.2013, 240 x 160 cm, Zeichnung auf Papier
Der 1965 geborene und in Amsterdam lebende
Peter Bogers lenkt die Aufmerksamkeit
auf verschiedene Aspekte des Sehens
und seiner technischen Mittel. Die
raumgreifende Installation „Glued Eye“
(fixiertes Auge) zeigt zum einen Dronenoder
Helikopterkameras, die flüchtende
Menschen im Stadtraum verfolgen.
Von der Projektionsfläche verläuft ein
leuchtender Faden durch den Raum, der
die Flüchtenden im Video mit einem das
menschliche Auge symbolisierenden Bildschirm
auf der gegenüberliegenden Seite
verknüpft. Der Künstler thematisiert das
Sehen als Imageprocessing, indem das Gesehene
den Regeln des Sehenden zu folgen
scheint.
Josephine Garbe – 1991 in Berlin geboren
und heute in Lemgo/Düsseldorf
wohnhaft – zeigt drei Arbeiten in der hase29.
Im Video „Zeig ich“ begegnet den
Betrachter*innen das mit Ton bedeckte
und deformierte Gesicht der Künstlerin.
Die wiederholte Liebesbekundung in der
Soundinstallation „I wonder, wonder don't
you?“ verkehrt sich unverhofft in ihr Ge-
Das Auge ist ein wiederkehrendes Motiv
in den Arbeiten von Guillaume Bruère – als
eine Art „Tor zur Seele“ ist es ein wichtiger
Mittler zwischen dem Künstler und
seinem Gegenüber. Während der Kontaktbeschränkungen
fertigte er an einem einzigen
Tag eine Reihe von Porträts seiner
eigenen Familie an. Obwohl er jedes Gesicht
auf einem separaten Papier platziert,
markieren der einheitliche Stil mit scharfer
Bleistiftkontur und lebendiger Aquarellkolorierung
sowie die gemeinsame Rahmung
die Porträtierten eindeutig als eine zusammengehörige
Gruppe. Der 1976 in Frankreich
geborene Künstler lebt in Berlin.
kunst:stück 13
. osnabrück
↑ Josephine Garbe. Fuck Off, 2019, Fotografie (Ausschnitt) // ↓ Josephine Garbe, Achsel, NOW NOW NOW,
2022, Maße Variabel, 10 bestickte Leinenhandtücher
genteil. In ihrer enervierenden Eindringlichkeit
offenbart sich die Aussage „Ich liebe
Dich“ als leere Floskel. Mit ihren Stickereien
auf Leinenhandtüchern bezieht sich
die Künstlerin auf die jahrhundertealte, japanische
Tradition des Holzschnitts. Die sogenannten
„Ukiyo-e“ (dt. „Bilder der fließenden
Welt“), die früher oftmals auch auf
Textilien gedruckt wurden, zeigen Szenen
des Alltags, darunter auch Liebesszenen.
Der in München und Amsterdam lebende
Benedikt Hipp zeigt in offenem Tonbrand
hergestellte, körperhaft anmutende Keramikplastiken,
die Vorstellungen von Kultobjekten
oder Votivgaben wecken. Sie
kehren in seiner zweiten ausgestellten
Arbeit, der hochauflösenden Videoanimation
„AEON“ wieder, wo sie den Betrachtenden
in einer virtuellen, interplanetaren
Raumfahrt auf neue und fremde
Weise begegnen. Ins Schwerelose des
Orbits hineingesogen, steht nicht mehr
das einzelne Objekt für sich selbst, sondern
für ein Ganzes, das in seinen Ausmaßen
noch unerschlossen erscheint. Der
1977 geborene Benedikt Hipp schuf dieses
Video während seines Stipendienaufenthalts
in der Villa Massimo in Rom. Die
Arbeit ist in der hase29 zu sehen, bevor
sie demnächst in den Staatlichen Kunstsammlungen
Dresden gezeigt wird.
Sponsoren: Institut Français, Stadt Osnabrück,
MWK Niedersachsen dreht auf,
Landschaftsverband Osnabrücker Land e.
V. (LVO), Herrenteichslaischaft, Lions Club
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 14 bis 18 Uhr, Do
16 bis 20 Uhr, Sa 11 bis 15 Uhr; montags
sowie sonn- und feiertags geschlossen;
Eintritt frei // Es gelten die tagesaktuellen
Corona-Bestimmungen.
Kunstraum hase29
Hasestraße 29 / 30, 49074 Osnabrück
14 kunst:stück
10. APRIL – 19. JUNI 2022
www.kloster-bentlage.de
. osnabrück
v.l.n.r.: 21.03.2022 | Emilia Roig, Foto: © Mohamed Badarne → „Why we matter“ ist der Titel einer Online-Lesung mit Emilia
Roig am 21. März um 16 Uhr, zu der das Forum Osnabrück für Kultur und Soziales (FOKuS) einlädt. // 11.03.2022 | © tuffix →
Der Vortrag von Şeyma Özdemir zum Thema „Die muslimische Frau im islamfeindlichen Diskurs“ findet am Freitag, 11. März
2022, um 19.00 Uhr im Verein Cordoba e.V., Peiner Str. 7, statt.
Internationale Wochen gegen Rassismus
„Haltung zeigen“– 14. bis 27. März 2022
www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de | www.osnabrueck.de/friedenskultur
Die bundesweiten Internationalen Wochen
gegen Rassismus finden auch in Osnabrück
vom 14. bis 27. März unter dem aktuellen
Motto „Haltung zeigen“ statt. Die Friedensstadt
beteiligt sich in diesem Jahr in
Kooperation mit über 30 Vereinen, Initiativen
und Institutionen, unter anderem aus
den Bereichen Kultur, Religion und Integration.
Die Polizeidirektion veranstaltet
unter dem gleichen Motto eine eigene Demokratiewoche.
Mit Blick auf die parallel
in Osnabrück stattfindende „Woche der
Brüderlichkeit“, die sich das ganze Jahr
2022 unter dem Motto „Fair Play - Jeder
Mensch zählt“ intensiv mit den Themen
interreligiöse und interkulturelle Verständigung
sowie den Kampf gegen Antisemitismus,
Rassismus und Rechtsextremismus
auseinandersetzt, ist das Engagement gegen
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in
der Friedensstadt sehr beachtlich.
Besonders in diesem weiteren „Corona-
Jahr“ verdeutlichen die zahlreichen Veranstaltungsangebote,
die von Vorträgen,
Diskussionsrunden, von Begegnungsmöglichkeiten,
Mitmachaktionen, Lesungen,
Ausstellungen und Filmen geprägt sind,
dass es auch unter den weiter anhaltenden
Pandemiebedingungen möglich ist, auf
verschiedene Art und Weise, ob draußen
oder digital oder unter Beachtung der
Hygieneregeln möglich ist, das zivilgesellschaftliche
Engagement gegen Rassismus
zu fördern, zu stärken und nachhaltig
zu machen.
Während des vierzehntägigen Zeitraums
haben Interessierte die Möglichkeit, an
rund 40 Angeboten teilzunehmen.
Schon am Dienstag, 8. März, um 19.30 Uhr
und damit auch in Kooperation mit dem
16 kunst:stück
. osnabrück
11.03.2022 | Ali Can, Foto: © Jan Ladwig → Am 11. März wird Ali Can im Rahmen einer Lesung mit dem Titel „Mehr als eine Heimat.
Wie ich Deutschsein neu definiere.“ um 19.30 Uhr im emma-theater auftreten. // unten: 22.03.2022 | Die Veranstaltung
am 22. März um 17.00 Uhr im Café Mandela, Johannisstraße 133-135, soll zur gemeinsamen Sensibilisierung für die eigenen
(verdeckten) Diskriminierungen in der Alltagssprache dienen.
Internationalen Frauentag präsentiert das
Unabhängige FilmFest Osnabrück mit „Hive“
einen Film über eine starke Frau, deren
Mann seit dem Kosovo-Krieg vermisst wird
und die ihre Familie versorgt, indem sie ein
kleines landwirtschaftliches Unternehmen
gründet. Doch in ihrem traditionellen, patriarchalischen
Dorf werden ihr Ehrgeiz
und ihre Bemühungen nicht gern gesehen.
Am 8. März besteht somit die besondere
Gelegenheit, diesen beeindruckenden Film
und Friedensfilmpreisträger 2021 nochmals
in der Lagerhalle zu erleben.
Vom 14. bis 27. März lädt das „House of
Resources Osnabrück-Diepholz“ zu einer
Ausstellung zum Thema „Neofaschismus
in Deutschland“ in die Johannisstraße
136/137 ein. Unter dem Motto „Von der
AfD bis zu den Querdenker:innen“ gibt hier
der Verein VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten
des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen
und Antifaschisten) einen
Überblick über neueste neofaschistische
Entwicklungen in Deutschland. Die Eröffnung
findet am 14. März um 17 Uhr statt.
Am 11. März wird Ali Can im Rahmen
einer Lesung mit dem Titel „Mehr
als eine Heimat. Wie ich Deutschsein
neu definiere.“ um 19.30 Uhr
im emma-theater auftreten. Für
ihn, Sozialaktivist und Initiator der
Twitteraktion #MeTwo, steht fest:
Heimat - das sind die Werte, die wir
teilen. Und an einem offenen, konstruktiven
Dialog über sie sollten alle
teilnehmen können, die in diesem
Land leben – ob mit oder ohne Migrationshintergrund.
kunst:stück 17
. osnabrück
23.03.2022 | Shafia Khawaja, Foto: © Maria Altmann → Am 23. und 27.März
lädt der Exil-Verein zu einem Poetry Slam Workshop mit Shafia Khawaja ein.
Am 15. und 22. März lädt Dr. Thorsten
Heese vom Museumsquartier Osnabrück
zu zwei Führungen ein. Es ist heute kaum
noch bewusst, dass Deutschland von 1884
bis 1918 eine Kolonialmacht gewesen ist.
Der postkoloniale Stadtrundgang begibt
sich auf eine Spurensuche nach diesem
kolonialen Erbe im Stadtbild. Treffpunkt ist
jeweils um 16 Uhr an der Museumskasse.
Um Antiziganismus wird es am 15. März
um 18.30 Uhr im Spitzboden der Lagerhalle
gehen. Antiziganismus bezeichnet
eine spezifische Form der strukturellen
Diskriminierung von Angehörigen der
Minderheiten der Sinti und Roma sowie
weiterer Personen und Gruppen. Hierbei
überschneiden sich strukturelle Benachteiligung
und individuelle Ausgrenzung.
Um diesen Rassismus verstehen und bekämpfen
zu können müssen wir uns als
Gesamtgesellschaft (selbst-)kritisch mit
diesem Phänomen auseinandersetzen und
die Stimmen von Betroffenen in den Vordergrund
stellen. Hierzu lädt der Niedersächsischer
Verband Deutscher Sinti e.V.
in Kooperation mit dem Büro für Friedenskultur
an diesem Abend ein
„Why we matter“ ist der Titel einer Online-Lesung
mit Emilia Roig am 21. März
um 16 Uhr, zu der das Forum Osnabrück
für Kultur und Soziales (FOKuS) einlädt.
Ihre Erfahrung, in einer algerisch-jüdischkaribischen
Familie in Frankreich aufzuwachsen,
prägte ihr Engagement und ihre
Leidenschaft für intersektionale soziale
Gerechtigkeit. Emilia widmet sich der Aufgabe,
Menschen zu inspirieren, sich von
Unterdrückungssystemen zu lösen, neue
Narrative zu schaffen und das kollektive
Bewusstsein zu verändern. Sie ist die Autorin
des Bestsellers „WHY WE MATTER.
Das Ende der Unterdrückung“.
Am 23. und 27.März lädt der Exil-Verein zu
einem Poetry Slam Workshop mit Shafia
Khawaja ein. Sie ist gebürtige Hamburgerin,
studiert aber zur Zeit Journalismus in
Wien. Poetry Slam hat ihr die Stimme gegeben,
die ihr fehlte, um mit Anfeindungen
und Rassismus-Erfahrungen umzugehen.
An den zwei verschiedenen Tagen wird
Shafia Interessierte in die Welt des Poetry
Slam und des Texte-Schreibens mitnehmen
und dabei unterstützen, Gedanken und Erfahrungen
zu verschriftlichen.
Das gesamte Veranstaltungsprogramm liegt
ab dem 24. Februar zur Mitnahme an den bekannten
Stellen bereit und kann auch unter
www.osnabrueck.de/friedenskultur heruntergeladen
werden. Hier finden sich auch
aktuelle Hinweise. Rückfragen an das Büro
für Friedenskultur der Stadt Osnabrück
sind unter Telefon 0541/323-3210 (Katharina
Opladen) oder unter der E-Mail-Adresse
friedenskultur@osnabrueck.de möglich.
Interessierte sollten beachten, dass sie sich
rechtzeitig über das Format der Angebote
informieren und bei den Veranstaltern anmelden.
Wegen der Corona-Pandemie kann
es kurzfristig zu Änderungen und Ausfällen
im Programm kommen.
18 kunst:stück
Neuen Gedanken
Raum geben.
Ein Projekt von klartext-grafik.de
Im ZEITRAUM-Osnabrück
www.zeitraum-os.de
JOHANNES
BUSDIECKER &
JAN POLACEK
…IM VORÜBERGEHEN…EN PASSANT…
IN PASSING BY…DI PASSAGIO…DE PASO POR…
4. MÄRZ – 23. APRIL 2022
ERÖFFUNG: 18 Uhr
skulptur-galerie.de
Bierstraße 2 · 49074 Osnabrück
mo, mi, do, fr 11–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr
. osnabrück
Europa - die Großäugige", 70 x 50 cm, Pastell und Kohle auf Papier, 2020
Alexander Kapitanowski
europa/the bull/me, Zeichnungen
25. Februar bis 26. März 2022
Kunst-Quartier des BBK | www.bbk-osnabrueck.de
Unter dem Titel "europa/the bull/me“ schuf
Alexander Kapitanowski in Kohle sowie Kreide
eine Folge von Zeichnungen, die montageartig
verschiedene Elemente zu einem
Ganzen zusammengeführt.
Ausgehend von dem griechischen Gründungsmythos
Europas, der Entführung der
Prinzessin Europa durch den in einen Stier
verwandelten Gott Zeus, werden die Bilder
um Elemente aus der Kunstgeschichte Europas
ergänzt. Berühmte und unbekannte
Bildelemente der alten Meister Europas
finden genauso Eingang wie auch religiöse,
mythische und moderne Motive und Referenzen.
Die verschiedenen kompositorischen
Elemente werden durch die Figur
des kleinen Künstlers zusammengehalten,
der sich in die Geschehnisse des Mythos einmischt.
Der kleine Mensch hat den Wunsch
und die Courage zur Rettung (Europas).
Allerdings zeigt sich die Prinzessin in einer
Doppelrolle – einerseits Entführungsopfer,
andererseits fügsame göttliche Trophäe, die
als Joch den Hals des Schwerenöters mehr
umschlingt, als dass sie ihn bedrückt. Damit
übernimmt der kleine Künstler die Doppelrolle
des Stieres als Retter und als Entführer
und läuft Gefahr, die selbstgestellte Aufgabe
der Rettung nicht zu bewältigen.
Das Projekt ist ein Versuch, einen altgriechischen
Mythos zu befragen, neu zu definieren
und zu transformieren – das heutige
Europa durch die Antike und seine Kunstgeschichte
zu lesen. Es werden also europäische
Politik, Geschichte und Mythologie
miteinander verbunden. So wie die Deutung
des Mythos offenbleibt, so gibt auch die Bilderfolge
keine Antwort auf die Frage, wie
die Zukunft oder Gegenwart Europas aussieht.
Die Zeichnungen bleiben ohne Vollendung,
ohne Finale. Sie stellen lediglich die
verschiedenen Interpretations- und Wahrnehmungs-möglichkeiten
der heutigen Situation
in Europa dar.
Kunst-Quartier des BBK
Bierstraße 33, 49074 Osnabrück
20 kunst:stück
Zur Abwechslung mal
www.klartext-grafik.de
25.2. –
9.4.2022
Peter Bogers I Guillaume Bruère
Josephine Garbe I Benedikt Hipp
Kunstraum hase29
Gesellschaft für zeitgenössische Kunst Osnabrück e.V.
www.hase29.de | mail@hase29.de
gefördert durch Stadt Osnabrück, Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V. (LVO),
Herrenteichslaischaft, MWK Niedersachsen dreht auf, Institut Français
. osnabrück
Abb. oben: Jan Polacek // Abb. unten: Johannes Busdiecker
Jan Polacek und Johannes Busdiecker
…im Vorübergehen…en passant…in passing by
…di passagio…de paso por…
4. März (Eröffnung: 18 Uhr) bis 23. April 2022
skulptur-galerie Osnabrück
www.skulptur-galerie.de
Die Ausstellung präsentiert ein Ensemble
aus weißen, lebensgroßen Figuren und
bildhauerischen Arbeiten aus Holz, sowie
Arbeiten aus Baumarktmaterialien, die
zum Teil farblich gestaltet und comicartig,
grotesk übersteigert sind.
Die Entstehungszeiten der einzelnen Arbeiten
variieren vom Ende der 1980er Jahre
bis 2021. Die Idee zu dieser Ausstellung resultiert
unter anderem aus der urbanen Lage
des Galerieraums. Das Ensemble ist bei
Tag und bei Nacht, dann aber in Schwarzlicht
getaucht, in seiner zweifachen Gänze
erfahrbar.
Jan Polacek, geb. 1951
· 1973-76 Holzbildhauerlehre i.d. Rhön
· 1978-82 Akademie der bildenden Künste Nürnberg
· Studienaufenthalte u.a. in Afrika, Indien, Ungarn
· seit 1982 freischaffend
↗ www.janpolacek.de
Johannes Busdiecker geb. 1957
· seit 1978 passionierter Autodidakt,
temporär bildender Künstler
· Einzelausstellungen und Beteiligungen
von Bremen bis Schweinfurt
↗ www.johannes-busdiecker.de
skulptur-galerie.de
Bierstraße 2, 49074 Osnabrück
Mo, Mi, Do, Fr, 11–18 Uhr Sa, 10–16 Uhr
22 kunst:stück
Der Stern im Emsland
Ein einzigartiges Ausflugsziel für
Einzelbesucher, Gruppen und Familien
Öffnungszeiten
März 11 - 16 Uhr
April bis Oktober 10 - 18 Uhr
(montags geschlossen, außer an Feiertagen)
49751 Sögel | www.clemenswerth.de
. tecklenburg
Karel Dierickx, La mer IV, Gouache auf Papier, 29,5 x 42 cm, © Karel Dierickx Estate / Hachmeister Galerie
Karel Dierickx
Illusionäre Landschaften
Malerei, Zeichnungen und Bronzen aus drei Jahrzehnten
verlängert bis zum 18. April 2022
Otto Modersohn Museum Tecklenburg | www.ommt.de
Karel Dierickx (1940–2014), im flämischen
Gent geboren, studierte Malerei an der
dortigen Koninklijke Academie voor Schone
Kunsten, wo er auch später als Dozent lehrte.
1984 vertrat er den belgischen Pavillon
auf der 41. Biennale in Venedig.
Landschaften haben einen großen Stellenwert
in Dierickx’ Œuvre. In Form von
Reisen, etwa nach Südamerika, und auch
bei dem von ihm so geschätzten „Ferien
machen“ in der Bretagne oder auf der
niederländischen Insel Tholen erschloss
er sich immer wieder besondere Gebiets-
Formationen, eigenwillige Vegetation und
spezifische Lichtverhältnisse. Aber ihm
diente das Gesehene nur als Ausgangsmotiv,
er fühlte sich durch die sichtbare
Welt inspiriert, und erst dann begann seine
ureigenste Auseinandersetzung damit.
Dierickx äußerte sich im Darlegen innerer
Regungen, seine Malweise war impulsiv,
gestisch, so finden sich auf mehreren seiner
Gemälde taktile Spuren seiner Hände.
Das Malen war für ihn ein (fast) nie
endender Prozess, er fand hier eine Analogie
in seinem Bemühen, etwas von der
Vergänglichkeit festzuhalten. So zerstörte
und überlagerte er die Oberflächen seiner
Werke zigfach aufs Neue, bis eine verblassende
Ahnung vorherrschte. Bei aller
intimen, sehr persönlichen, suggestiven
Kraft, die in seinem Werk vorherrscht,
war Karel Dierickx ein großer Kenner der
flämischen Tradition, setzte sich weitreichend
mit der Kunstgeschichte auseinander.
Er erwähnt immer wieder Breughel,
Ensor, Cézanne, Morandi und Giacometti
als Vorbilder. Das Phänomen der Natur
erwies dem Künstler sein gewünschtes
Spannungsfeld der realitätsbezogenen Figuration
einerseits und der Überführung in
eine gegenstandslose Kunst andererseits.
Die in den Jahren 1996 – 2010 entstandenen
Gemälde, Zeichnungen und Bronzen
zeigen gattungsübergreifend Dierickxs
„Formen der Modellierungen“. Sein Erfassen-Wollen
der Welt, die sich gibt und doch
verweigert – eben illusionär verbleibt.
Otto Modersohn Museum Tecklenburg
Markt 9, 49545 Tecklenburg
24 kunst:stück
kolvenburg.de
VERKAUFSAUSSTELLUNG
Frühlingszauber
KOLVENBURG | BILLERBECK
DI – SO 10.30 – 18 UHR
19.
MÄRZ
—
27.
MÄRZ
kolvenburg.de
KÜNSTLERISCHE ERGEBNISSE DES
LITERATUR-FOTOGRAFIE PROJEKTS
Experiment
Heimat
KOLVENBURG | BILLERBECK
DI – SO 10.30 – 18 UHR
9.
APRIL
—
14.
MAI
making
places
welcoming
pro office Büro + Wohnkultur
Sutthauser Str. 287, 49080 Osnabrück
Tel.: 0541.33 50 63 0, Fax: 0541.33 50 63 3
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usm.com
. mettingen
Abiturrituale
Das Forum | 24. November 2021 bis 15. Mai 2022
Draiflessen Collection | www.draiflessen.com
Das Abitur markiert nicht nur den Abschluss
der höheren Schullaufbahn,
sondern auch den Eintritt in das Erwachsenenleben.
Die Abiturrituale von Abschlussklassen
haben sich zwar im Laufe
des letzten Jahrhunderts geändert, das
Bedürfnis, sich am Ende der Schulzeit als
Gemeinschaft zu inszenieren und zu feiern,
ist geblieben: Was früher Band und
Mütze, sind heute T-Shirts und Baseballcap
mit Abilogo. Aber wie spiegelt sich der jeweilige
Zeitgeist in den Bräuchen und Ritualen
von Abiturjahrgängen wider, wie
haben sich diese Ausdrucksformen von
Abschlussklassen geändert? Die Präsentation
in DAS Forum spürt dem Wandel
der Feiern und Rituale rund um das Abitur
in den vergangenen 100 Jahren nach.
Ausgangspunkt der ABITURRITUALE sind
eine Mütze und eine Schärpe von Arnold
Ludger Brenninkmeijer (1894 - 1951), der
im Jahr 1914 das Abitur an der Oberrealschule
in Münster ablegte.Längst gehören
Schärpe, Band und Mütze nicht
mehr zur Ausstattung von
Abiturient*innen. Doch auch
in der Gegenwart kommen
Abiturklassen nicht ohne gemeinschaftsstiftende
Symbole
aus, die auch über die
Kleidung ausgedrückt wird.
So findet sich in der Präsentation
auch ein Hoodie der Mettinger
Abschlussklasse des
Kardinal-von-Galen-Gymnasiums
des Jahres 2021.
28 kunst:stück
. mettingen
Ausstellungsansichten Abirituale © Draiflessen Collection
Nicht nur das äußerliche Erscheinungsbild
von Abitur-Accessoires hat sich in den
letzten zehn Dekaden verändert, auch die
Motive von Abschlussklassen unterlagen
einem Wandel: in den 1960er Jahren oftmals
politisch geprägt, nutzten spätere
Generationen eher popkulturelle Einflüsse
bei der Wahl des Abiturmottos.
Beeinflusst durch die linksgerichtete gesellschaftskritische
Student*innenbewegung
wurden Abitursymbole wie die Ar-
nold Ludger Brenninkmeijers von den
Abiturient*innen zunehmend abgelehnt.
Die uniforme Kleidung aus dunklem Anzug
oder Kostüm, Band und Mütze hatte
zugunsten von Jeans, Minirock und T-Shirt
ausgedient. Inzwischen gehören Abiball
und festliche Kleidung wieder zu einer gelungenen
Abiturfeier dazu.
Draiflessen Collection
Georgstraße 18, 49497 Mettingen
kunst:stück 29
. mettingen
Lucas van Leyden,
Die Dornenkrönung
(Ausschnitt), 1521
© Draiflessen Collection
/Tuliba Collection,
Foto: Stephan Kube
Passion Kunst
Kabinettausstellung | 24. November 2021 bis 15. Mai 2022
Draiflessen Collection | www.draiflessen.com
Lucas van Leyden (ca. 1494–1533) ist eine
der außergewöhnlichsten und herausragendsten
Künstlerpersönlichkeiten der niederländischen
Renaissance. Wie Albrecht
Dürer (1471–1528), mit dem er in regem Austausch
stand, konzentrierte sich Van Leyden
auf die Charakterisierung von Menschen
und deren Verhalten. Mit viel Fantasie und
erzählerischem Talent sowie ungewöhnlichen
Sicht- und Herangehensweisen schuf
er aus allseits bekannten Themen unkonventionelle
grafische Meisterleistungen.
Die Kabinettausstellung im Studiensaal
Liberna widmet sich Lucas van Leydens
14-teiliger Kupferstichserie zur Passion
Christi. Alle Grafiken dieser Serie stammen
aus dem Jahr 1521; feiern also ihr 500-jähriges
Jubiläum! Warum aber galten die
Stiche vor 500 Jahren als innovativ und
inspirierend, warum Lucas van Leyden als
überlegen und unvergleichlich? Ist diese
Relevanz auch heute noch sichtbar? Oder
(wieder) erfahrbar?
Lucas van Leyden strebte immer nach
künstlerischen Lösungen und Innovationen.
Dabei vervollkommnete er die hohe
Kunst der Bilderzählung wie kein anderer:
Er schuf einzelne wiederkehrende Charaktere
und wählte begrenzte Bildausschnit-
te mit wenigen angeschnittenen oder eng
am Bildrand gerückten Figuren, um seine
Szenen eng miteinander zu verknüpfen.
Auf diese Weise vermittelte er den
Betrachter*innen das Gefühl, Teil des Geschehens
zu sein. Er stellte Szenen dar, die
von gängigen ikonografischen Schemata
abwichen oder rückte eher unspektakuläre
Motive in den Vordergrund. Dies war
insbesondere für die Betrachter*innen mit
geschultem Blick für Motive aus dem Alten
und dem Neuen Testament unerwartet,
neu und damit reizvoll. So setzte er –
zeitgenössisch schon als „Wunderkind“
betitelt – völlig neue Maßstäbe und wurde
vielfach kopiert.
Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts war
die Nachfrage nach Bildern mit christlichen
Themen groß. Dies steht in direktem Zusammenhang
mit der spirituellen Erneuerungsbewegung,
die unter dem Namen
„Devotio Moderna“ (Moderne Frömmigkeit)
bekannt ist. Mit Blick auf die persönliche
Frömmigkeit und Hingabe waren die
Passion Christi, sein Tod und seine Auferstehung
zentrale Motive und Themen in
der Kunst.
Draiflessen Collection
Georgstraße 18, 49497 Mettingen
30 kunst:stück
förderkreis
staedtische galerie nordhorn e. v.
750
Jahre
DIE
BURG.
VISCHERING
MAKING
HISTORY
ZUM 750 JÄHRIGEN BURGJUBILÄUM
6.
FEB
22
—
26.
MAI
22
Ruth Bussmann, Burghof, 2021,
Öl auf Leinwand © Ruth Bussmann
BURG VISCHERING
MUSEUM. KUNST. KULTUR.
Berenbrock 1 | 59348 Lüdinghausen
burg-vischering.de
. sögel
50 Jahre Museum:
Schloss Clemenswerth im Jubiläumsjahr
1972 öffneten sich erstmals die Türen des Emslandmuseums
Emslandmuseum Schloss Clemenswerth, 49751 Sögel | www.clemenswerth.de
2022 ist ein besonderes Jahr für das Emslandmuseum
Schloss Clemenswerth: 1972,
und damit genau vor 50 Jahren, öffneten
sich erstmals die Türen des Museums. „Wir
blicken auf sehr erfolgreiche, spannende
und herausfordernde fünf Jahrzehnte zurück,
in denen sich das Schloss zu einem Museum
mit vielen Facetten entwickelt hat,
das mit seinen Ausstellungen und Veranstaltungen
immer wieder spannende Bögen
vom Heute ins Barock schlägt!“, sagt Museumsdirektor
Oliver Fok. Das Emslandmuseum
hat sich mit seinen Ausstellungen und
vielschichtigem Programm, das verschiedene
Alters- und Zielgruppen anspricht,
einen Namen in der norddeutschen Kulturlandschaft
gemacht. „Unser Museum
versteht sich als kultureller Ort im ländlichen
Raum, der den Menschen zugleich Ausstellungen
und Events bietet. Es ist ein Raum
der Begegnungen für Einheimische als auch
für Touristen“, so Fok.
Schloss Clemenswerth wurde von 1737
bis 1747 vom Architekten Johann Conrad
Schlaun erbaut. Bauherr war der aus dem
Hause Wittelsbach stammende Kurfürst
und Erzbischof von Köln, Clemens August.
Als Jagdstern in der Mode der Zeit errichtet,
ist das Schloss heute die einzig erhaltene
Alleesternanlage weltweit und verbindet
Kunst und Natur in besonderer Weise.
Seine harmonische Schönheit zeigt sich
aus der Vogelperspektive: Acht Lindenalleen,
jede zweite doppelreihig angelegt,
führen zum Mittelpunkt des 42 Hektar
großen Waldparks: dem Hauptschloss.
Um dieses, gruppiert wie Planeten um ihre
Sonne, befinden sich acht sogenannte
Kavaliershäuser. Fünf von diesen sowie
das Schloss selbst beherbergen das
Emslandmuseum Schloss Clemenswerth.
Ausstellungen zur fürstlichen Wohnkultur,
zur barocken Jagd, zur Baugeschichte
und die historische Schlossküche mit dem
berühmten Clemenswerther Jagdservice
geben Einblicke in das Leben vor fast 300
Jahren. Zudem gibt es moderne und zeitgenössische
Kunst zu entdecken, wie das
Gesamtkunstwerk in Glas von Wolfgang
Pohl und eine spannende Schau von
Studio-Keramik.
32 kunst:stück
. sögel
Auch in seinem Jubiläumsjahr hat das Museum
wieder ein umfangreiches Angebot
erarbeitet. Dazu zählen u.a. die Sonntags-Führungen
(jeden letzten Sonntag
im Monat von März bis Oktober), die Restaurierungs-
(05.05.) und die Antiquitäten-
Sprechstunde (21.05.) sowie ein „Totenpuzzle“
mit Rechtsmediziner a.D. Prof. Dr.
Klaus Püschel (19.05.), der Camera-Obscura-Workshop
(05.–7.08.) und die Ferienaktionen
für Kinder. Ebenfalls in Planung sind
die Märkte Fest der Sinne (11./12.06.), der
Kunstmarkt ParkArt (13./14.08.) und der
Adventsmarkt (03./04.12.) sowie ein „Frühstück
am Schloss“ (03.07.), der Falknertag
(04.09.) und die Schleppjagd (25.09.). Anlässlich
des 50jährigen Bestehens des Museums
wird zudem die Sonderausstellung
„Abenteuer Museum“ (20.08.–31.10.) gelinks:
Schloss Clemenswerth von oben © Schöning Fotodesign // oben: ParkArt findet in diesem Jahr am 13./14. August statt
© Emslandmuseum Schloss Clemenswerth // unten: Der Künstler Wolfgang Pohl bei einer Führung durch seine Glasausstellung
© Emslandmuseum Schloss Clemenswerth // Blick in die Bauausstellung © Emslandmuseum Schloss Clemenswerth
zeigt, die Einblicke in die komplexen Aufgabenfelder
der Kulturinstitution Emslandmuseum
Schloss Clemenswerth gibt.
Im Pavillon Clement August, der bis in den
Sommer hinein umfangreich saniert wird,
werden in sechs Räumen nicht nur die klassischen
Kernaufgaben Sammeln, Bewahren,
Forschen und Ausstellen beleuchtet,
sondern auch die Entwicklung der Museumspädagogik,
der Veranstaltungsangebote
und der Dienstleistungen aufgezeigt.
Ein gewagter Ausblick auf „Das Museum
der Zukunft“ rundet die Ausstellung ab.
Geöffnet ist das Museum täglich (außer
montags, Ausnahme: Feiertage) im März
von 11–16 Uhr und von April bis Oktober von
10–18 Uhr. Weitere Informationen (u.a. zu
den Corona-Regeln): www.clemenswerth.de
kunst:stück 33
. petershagen
osnabrück
34 kunst:stück
. petershagen
Oiva Toikka
Ein Wunderland der Farben
13. März bis 28. August 2022
LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim | www.lwl-industriemuseum.de
Oiva Toikka (1931–2019) gehört zu den bedeutendsten
Designern Finnlands. Nicht
nur die Glasentwürfe für die Glashütte
Nuutajärvi (heute bei Iitala in Produktion),
auch die charakteristischen Textil-Entwürfe
für Marimekko oder die Dekore für die
Keramikserien von Arabia sind noch heute
beliebte Gebrauchsgegenstände nicht nur
im finnischen Alltag.
Seine Laufbahn begann Oiva Toikka zunächst
als Kunstlehrer. Als Designer wandte
er sich zunächst de Keramik zu, erste
Ausstellungen mit seinen Entwürfen fanden
bereits 1958 statt.1962 folgte er einer
Empfehlung Kaj Francks, der bereits als Designer
für die Glashütte in Nuutajärvi tätig
war, und entwarf seither für viele Jahre
sowohl Gebrauchsglas als auch künstlerische
Kleinserien oder Plastiken für die
Glashütte. Sowohl die Serien als auch die
Kunstobjekte entstanden stets in enger Zusammenarbeit
mit den Glasmachern, mit
denen Toikka die Entwürfe bis zur Umsetzungsreife
weiterentwickelte.
Beliebt waren von Beginn an die gläsernen
Vögel, die Oiva Toikka in unendlicher Vielfalt
entwarf. Diese limitierten Serien wollen
die Fauna nicht naturgetreu abbilden,
sondern die Charakteristika der einzelnen
Gattungen typisch und abstrahierend einfangen.
Vor allem hier zeigt sich die Verbindung
aus präziser Naturbeobachtung
und die Experimentierlust des Künstlers,
seine originelle Sicht auf die Realität und
das Element des Spielerischen, das die extrem
farbigen Plastiken auszeichnet. Sie
zeugen zugleich von der großen Kunstfertigkeit
der Glasmacher, die ein weites
Spektrum an Techniken bei der Gestaltung
der Körper und deren Gefieder einsetzen.
Seine Vorbilder leitete er oft aus der Natur
ab. Eine für die finnische Tradition ungewöhnlich
lebhafte Farbigkeit und Skurrilität
seiner Werke unterscheiden sich
sichtlich von den Entwürfen der eher monochromen,
in ihrer Formensprache sehr
klaren Vorgängern wie Tapio Wirkkala oder
Timo Sarpaneva ab: Im Gegensatz zu den
Vorgängern ist ein Hang zum Bizarren und
Überbordenden im Werk Toikkas unverkennbar.
Die Ausstellung „Oiva Toikka – Ein Wunderland
der Farben“ vereint Werke aus
privaten Sammlungen. Die Auswahl wird
ergänz durch Stücke des Finnischen Glasmuseums
Riihimäki. Sie wurde durch Uta
Laurén kuratiert und setzt die Reihe mit
finnischen Glasdesignern des 20. und 21.
Jahrhunderts fort.
LWL-Industriemuseum
Glashütte Gernheim
Gernheim 12, 32469 Petershagen
Oiva Toikka: Pompom, 1968, Foto: Rauno Träskelin
kunst:stück 35
. rheine
Peer Christian Stuwe, Murgel, 2017, H: 28 cm (ohne Betonstein), Eisenskulptur
Peer Christian Stuwe
Zeitenwende
10. April bis 19. Juli 2022
Kloster Bentlage | www.kloster-bentlage.de
Die Zeiten ändern sich und wir verändern
uns mit ihnen, das ist eine Binsenweisheit.
Manchmal gehen die Veränderungen langsam
von statten, manchmal kommen sie
mit Wucht. Künstler:innen haben ein besonderes
Sensorium für solche oft schleichende
Veränderungen – häufig, bevor
sie allgemein wahrgenommen werden.
Auch in den aktuellen Arbeiten von Peer
Christian Stuwe spielen diese Fragen nach
Wendungen und Veränderungen von existentieller
Tragweite eine zunehmende
Rolle.
Seit vielen Jahren verwendet Peer Christian
Stuwe Materialien, die landläufig als
Abfallprodukte bezeichnet werden. Was
Andere als unwert und überflüssig erachten,
Unscheinbares und Übersehenes, findet
sein Interesse. Daraus entstehen Bilder,
Skulpturen und andere immer wieder
überraschende Werke. Anlässlich seines
70. Geburtstages widmen das Kloster Bentlage
in Rheine und die Galerie Münsterland
in Emsdetten seinem vielschichtigen
Werk eine Doppelausstellung. Hier treten
Malerei, Bildhauerei und Grafik miteinander
in Dialog und behandeln den Zustand
der Welt auf unterschiedlichste Weise: kritisch,
nachdenklich, hintersinnig, humorvoll-ironisch.
IN SITU
artists in residence-Projekt des KünstlerinnenForum MünsterLand
14. April bis 24. April 2022
Kloster Bentlage | www.kloster-bentlage.de
Das KünstlerinnenForum MünsterLand ist
seit 20 Jahren durch viele Projekte aktive
Mit-Gestalterin der münsterländischen Kulturregion.
Ihr Jubiläum begehen sie mit einer
Künstlerresidenz und anschließender
Werkschau.
25 Künstlerinnen aus dem Münsterland leben
und arbeiten zehn Tage zusammen IN
36 kunst:stück
ABITUR RITUALE
24.11.2021–15.05.2022
KABINETTAUSSTELLUNG
PASSION
KUNST
24.11.2021–15.05.2022
www.draiflessen.com
UALE + Passion Kunst_kunststück.indd 1 09.02.2
. rheine
© Lydia Drontmann
SITU – VOR ORT auf dem Gelände des Kloster
Bentlage. Hier entstehen Kunstwerke
in den Bereichen Malerei, Zeichnung, Bildhauerei,
Keramik und Druckgrafik.
Interessierte Besucher:innen können
nicht nur die abschließende Ausstellung
anschauen, sondern schon im Vorfeld ab
Anfang April die Entstehungsprozesse der
Arbeiten hautnah mitverfolgen. Das Gelände
ist während der gesamten Arbeitszeit
für Publikum geöffnet, der Dialog ist
erwünscht. Während der Residenzzeit
gibt es ein Rahmenprogramm mit dem
Themenschwerpunkt „weibliche Kunstgeschichte“.
Die Termine werden auf der
Webseite des Klosters und in den Medien
bekannt gegeben.
Werkschau
Mitglieder der Druckvereinigung stellen aus
4. Februar bis 27. März 2022
Kloster Bentlage | www.kloster-bentlage.de
Seit mehr als 20 Jahren leistet die Druckvereinigung
Bentlage einen wichtigen Beitrag
in Sachen kulturelle Vielfalt in Rheine
und besonders am Kulturort Kloster Bentlage.
Auch wenn die Druckgrafik nicht zu
den Stürmern auf dem Kunstplatz zählt,
und der Medienrummel eher der Malerei
oder publikumswirksamen Installationen
gilt, auf der Reservebank sitzt sie jedenfalls
nicht.
Denn: Expertenwissen, handwerkliches
Können, Materialkunde, Geduld, aber auch
die Lust am Experiment und bei der Suche
nach neuen Techniken machen diese
Kunstform zu einer ganz Besonderen. Betrachter
druckgrafischer Arbeiten stehen
nicht selten fasziniert vor den mit hoher
Präzision erstellten Blätter oder erfreuen
sich einfach nur am satten Schwarz oder
dem zarten Grau einer guten Aquatinta.
Grafikprojekte, oft verbunden mit Arbeitsaufenthalten
interessanter Gastkünstler
von nah und fern, gehören zum Veranstaltungsprogramm
des Vereins. Nun
sind aber die eigenen Mitglieder wieder
gefragt. Nach der Ausstellung „Ausdrücklich“
zum 20-jährigen Vereinsjubiläum sollen
jetzt in einer Werksschau Anfang Februar
wieder Arbeiten aus den eigenen
Reihen Einzug in die Kreuzgänge und Salons
im Kloster halten.
Kloster Bentlage
Bentlager Weg 130, 48432 Rheine
38 kunst:stück
. osnabrück
WWW.MUSEUM-FUER-LACKKUNST.DE
TABLETT
Holz mit Schwarzlack und Einlagen aus
graviertem Perlmutter
Blühender Pflaumenzweig und Mondsichel, China,
14. Jahrhundert (Ende Yuan-/Anfang Ming-Dynastie)
Erworben 1999
Die Winterpflaume gilt im Fernen Osten als der
erste Frühlingsbote und verheißt ein baldiges
Ende des Winters.
MUSEUM FÜR LACKKUNST
Windthorststraße 26
48143 Münster | Deutschland
Telefon: +49.251.41851-0
ÖFFNUNGSZEITEN
dienstags bis sonntags und an
gesetzlichen Feiertagen 12–18 Uhr
(Eintritt frei)
www.facebook.com/Museum.fuer.Lackkunst
kunst:stück 39
. hörstel
DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst
Klosterstraße 10, 48477 Hörstel | www.da-kunsthaus.de
Foto: Sabine Herke
Nähe auf Distanz | Anna van Eck
Projektstipendium KunstKommunikation 22
»Nähe auf Distanz« erfahren, damit beschäftigt
sich das titelgebende Projekt von Anna van Eck.
Im Mittelpunkt steht das Ausloten nonverbaler
Kommunikation im Rahmen eines besonderen
Settings – beim gemeinsamen Essen als soziales
Event: Mit künstlerisch überformten und
erweiterten Essgeräten wird einerseits ein körperlicher
zwingender Abstand generiert und
zugleich erhalten die Teilnehmenden die Hilfsmittel
zur kreativen Überbrückung in die Hand.
Anna van Eck lädt in ihrem Projekt
Besucher*innen ein, durch die Kunst Nähe auf
Distanz emotional wahrzunehmen. In der Interaktion
geht es darum, soziale Gesten und
Gewohnheiten zu Tisch zu erforschen, um körperlichen
Abstand zu überbrücken. Sie nutzt
dazu intuitiv bedienbare Objekte, die dazu beitragen,
dass sich die Menschen auf eine ungewöhnliche
Art und Weise begegnen. Im Rahmen
von Workshops und einem Festmahl wird das
Verhältnis von Nähe trotz Abstand interaktiv
sowie die Funktion und Dysfunktion der Prototypen
spielerisch erkundet.
Abb. v.o.n.u.: Anna van Eck, Nähe auf Distanz, Zeichnung // Maria
Vill und David Mannstein, Paste Up History! Il y a des fleurs, partout,
Paste Up, Annecy 2019, Höhe 7 m, Foto: Mannstein+Vill // Gilbert
Geister, Feedback, Zeichnung
40 kunst:stück
. hörstel
Projektstipendium KunstKommunikation 22
Kunst zum Mitmachen und Mitdenken – deutschlandweit
renommiertes Stipendium für Kunst zwischen Partizipation
und Intervention #PSKK22
DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst | www.da-kunsthaus.de
Seit sechzehn Jahren fördert der Kreis
Steinfurt im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst
mit dem Stipendiumsprogramm
»KunstKommunikation« gemeinschaftsorientierte
Kunstprojekte, die von Handlung
und Laienbeteiligung leben und gesellschaftsrelevante
Themen mit partizipatorischen
Aspekten aufgreifen.
Im Fokus stehen Kunstprojekte auf internationaler
Ebene im ländlichen Raum, die
sich nicht nur an ein spezifisches Kunstpublikum
wenden, sondern auch an eine breite,
regionale Öffentlichkeit, die immer Teil
der künstlerischen Konzepte und Aktionen
ist. Lebensnahe Themen bieten im DA und
in der ganzen Region Anlass für künstlerische
Projekte, Aktionen und Interventionen,
die oft in Kooperation mit Betrieben,
Vereinen und Schulen der Region durchgeführt
werden. So wurden seit 2006 zahlreiche
Kunstprojekte gefördert, die nicht
vorrangig ergebnis-, sondern prozess- und
erfahrungsorientiert sind – ortsbezogene
Kunstprojekte, die sich gezielt mit der Geschichte,
der Topographie, den sozialen
Zusammenhängen oder der Ökologie des
ländlichen Raums auseinandersetzen.
Paste Up History! | Maria Vill und David Mannstein
Projektstipendium KunstKommunikation 22
Gemeinsam mit Bürger*Innen aus dem
Kreis Steinfurt werden haushohe Fotocollagen
mit historischen oder aktuellen Bezügen
zur Region entwickelt, fotografisch
realisiert und an verschiedenen Gebäuden
angebracht.
Die Bilder greifen einzelne Geschichten auf
und visualisieren sie, spannen einen Bogen
von der Vergangenheit zum Jetzt, zur Zukunft.
Lokale Initiativen, Vereine, Kirchengemeinden,
soziale Einrichtungen, Schulen,
etc. sind eingeladen, bei allen Phasen
des Projekts mitzuarbeiten: Angefangen
bei Recherchearbeit, der Erkundung der
Orte und möglichen Fassaden, über Ideenfindung
und Motiventwicklung, bis hin
zum Anbringen der Bilder und schließlich
der Kommunikation und Vermittlung des
Projekts.
Feedback | Gilbert Geister
Projektstipendium KunstKommunikation 22
Mit seinem Projekt »Dialogfontäne«, seit
2015 auf dem Klostergrün, und dem Gravenhorst-COMIC
»Das partizipatorische
Geflecht« 2011, (zusammen mit Matthias
Schamp) war Gilbert Geister bereits zwei
Mal Stipendiat im DA, Kunsthaus Kloster
Gravenhorst.
2022 widmet sich Gilbert Geister in seinem
Projekt »Feedback« dem Phänomen
der Rückkopplung und nutzt dieses in biologischen,
soziologischen und vor allem
technischen Systemen vorkommende Prinzip,
um Objekte mit signalverstärkender
Wirkung im Kunstkontext zu entwickeln
und um eine raumgreifende Installation
im Westflügel zu realisieren: Beim Durchqueren
des großen Saals, auf dessen Boden
mittels Beamer eine Lichtfläche projiziert
wird, nimmt eine Infrarotkamera die
Bewegungen der Besucherinnen und Besucher
auf und gibt diese für eine kurze Zeit
als schwarze Linie wieder. Die Mitmach-
Interessierten werden ermächtigt durch
ihre Handlung eigene Bildstrukturen zu
entwickeln und sich »zeichnend« durch
den Raum zu bewegen.
kunst:stück
41
. hörstel
Werkfoto Winterlicht Nils Völker, Foto: Michael Jezierny
DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst
↗ Veranstaltungen | www.da-kunsthaus.de
Di bis Sa 14–18 Uhr / So u. Feiertage 11–18 Uhr || Klosterstraße 10, 48477 Hörstel
Winterlicht – plants and plastics | Nils Völker
Finissage am 13.03.2022 | *Gefördert durch die Kreissparkasse Steinfurt
Die Reihe „Winterlicht“ hat im DA, Kunsthaus
Kloster Gravenhorst bereits Tradition:
seit 2008 sind in den historischen Innenräumen
und/oder auch im Aussenraum des
ehemaligen Klostergeländes Licht- und Videoinstallationen
von wechselnden, international
renommierten Lichtkünstlerinnen
und Lichtkünstlern zu erleben.
Sie interpretieren die Räume mit Licht und
Farbe und begeistern in den Wintermonaten
mit beeindruckenden Lichtinstallationen.
In dieser Saison schafft der Künstler
Nils Völker unter dem Titel „plants and
plastics“ mit leuchtenden Installationen
neue Sichtweisen.
Planschbecken, Zimmerpflanzen, Mülltüten
… In seinen meist großformatigen Arbeiten
nutzt der in Berlin lebende Künstler
Nils Völker (*1979) die Eigenschaften
der Dinge. Er verwandelt Alltagsgegenstände
und -materialien in kinetische Installationen,
die leuchten, surren oder knistern.
Durch serielle Aneinanderreihung
verortet der Künstler unseren Blick auf die
gewählten Objekte neu und schafft mittels
Elektronik und Programmierung sich
wandelnde, nahezu organisch anmutende
Oberflächen. So beispielsweise in der imposanten
Arbeit paddling pools (2018), deren
Anordnung und Lichtchoreographie
zahlreiche neonfarbene Planschbecken
eindrucksvoll in Szene setzt.
Für die Ausstellungsreihe Winterlicht des
DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst entwickelt
Völker außerdem zwei gänzlich neue
Arbeiten. Im Remter des Klosters treffen
die BesucherInnen auf eine „atmende“
Säule aus blauen Müllsäcken. Das Gewölbe
beherbergt eine Auswahl an typischen
Zimmerpflanzen, deren minimalkinetische
Beleuchtung dem Sonnenstand des jeweiligen
Herkunftsortes folgt. Die Ausstellung
plants and plastics setzt Kunststoffe und
natürliche Materialien in eine spannungsreiche
Beziehung, eröffnet Kontraste und
zeigt zugleich Parallelen auf.
Installationen von Nils Völker sind in öffentlichen
Sammlungen in Deutschland,
China und den Niederlanden vertreten.
Inspiration zur Lichtkunst von Nils Völker
auf www.nilsvoelker.com
42 kunst:stück
29.1. – 1.5.2022
Chéri Samba, J‘aime la coleur, 2003, Acryl auf Leinwand © The Jean Pigozzi Collection of African Art, Genf
KUNSTMUSEUM PABLO PICASSO münster
Picassoplatz 1 | 48143 Münster | T.: 0251 / 414 47-10 | info@picassomuseum.de
www.kunstmuseum-picasso-muenster.de | Dienstag bis Sonntag: 10 – 18 h
. nordhorn
Mehtap Baydu
Kunstpreis der Stadt Nordhorn 2021
20. März bis 22. Mai 2022
Städtische Galerie Nordhorn | staedtische-galerie.nordhorn.de
Mehtap Baydu wurde 2021 mit dem Kunstpreis
der Stadt Nordhorn ausgezeichnet.
Ihr künstlerisches Werk umfasst vor allem
Performance, Installationen, Video und Fotografie.
Dabei ist ihr eigener Körper meist
der Ausgangspunkt für die Formen und die
Themen ihrer Arbeiten. Haut, Körperhülle
oder Kleidung; immer wieder macht sie die
Schnittstellen zwischen sich selbst und der
Welt sichtbar. Die Basis ihrer Erzählungen
sind die Geschlechterrollen. Sie lässt aber
bewusst die Spannungen zwischen Stärke,
Selbstbewusstsein, Verletzlichkeit und
Ausgesetzt-Sein bestehen, denn auch der
entblößte, vermeintlich schutzlose Körper
birgt ein Inneres unter der Oberfläche,
welches sich nicht ohne weiteres preisgibt.
Gleichzeitig zeichnen sich Mehtap Baydus
Werke aber auch durch eine metaphorische
Ebene aus. Sie enthalten zahlreiche
Verweise auf die verschiedenen kulturellen
Zusammenhänge, die sich zum Beispiel
aus der Biographie der Künstlerin ergeben,
die in der Türkei geboren wurde und
nach einem Kunststudium in der Türkei
und in Deutschland inzwischen in Berlin
lebt. Traditionen, Normen, Rituale oder
Codes zeigt sie in ihren Widersprüchen,
aber auch als verbindende Elemente. Die
Kunst von Mehtap Baydu ist eine Herausforderung
an die Wahrnehmung von Grenzen
zwischen Individuum und Gesellschaft
sowie zwischen Ein- und Ausgrenzungen
in Religion, Kultur und Politik.
44 kunst:stück
. nordhorn . bremen
Abb. links: Long Neck, 2015, Fotografie
oben: The Distance Between Me And Everything Else, 2017, Polyester
unten: Cocoon-Koza, 2015 Videoperformance
Die Städtische Galerie Nordhorn
wird die erste institutionelle
Einzelausstellung von
Mehtap Baydu in Deutschland
zeigen, mit einer Auswahl
von skulpturalen und
fotografischen Arbeiten sowie
Performance – sowohl als
Dokumentation als auch live
vor Ort. Zur Ausstellung wird
eine Publikation erscheinen.
Städtische Galerie Nordhorn
Vechteaue 2, 48529 Nordhorn
kunst:stück
45
. münster
Chéri Samba, J'aime la coleur, 2003, Acryl auf Leinwand, © The Jean Pigozzi African Art Collection, Genf // Abb. unten: Pablo
Picasso, Trois Figures sous un arbre, 1907, Öl auf Leinwand, Musée Picasso, Paris © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Schwarze Moderne
Afrika und die Avantgarde
29. Januar bis 1. Mai 2022
Kunstmuseum Pablo Picasso Münster | www.kunstmuseum-picasso-muenster.de
Jazz, Josephine Baker, die zeitgenössische
Werbung, der Film und die Faszination für
ethnologische Museen – die künstlerischen
Avantgardebewegungen des frühen 20.
Jahrhunderts fanden Inspiration in einer
schwarzen Kunst, die als revolutionär gefeiert
wurde. So suchten Pablo Picasso,
Man Ray, Fernand Léger, Hannah Höch
oder Henri Matisse in der Auseinandersetzung
mit der Formensprache afrikanischer
Masken und Skulpturen kreative Impulse.
In der aus über 80 Exponaten bestehenden
Ausstellung treffen die Werke indigener
Künstler verschiedener afrikanischer
Ethnien auf Malerei,
Skulptur, Grafik, Fotografie
und Film der Klassischen
Moderne Europas und der
afrikanischen Gegenwartskunst.
Die Schau macht das
vielfältige Stilrepertoire der
Kunst Afrikas und seiner Rezeption
in Kubismus, Dadaismus
und Surrealismus erfahrbar.
Diese komplexen
Aneignungs- und Umwandlungsprozesse
werden durch
Gegenwartskünstler wie Chéri
Samba, Maître Syms, Gonçalo
Mabunda oder John
Edmonds in ihren Werken
kritisch reflektiert.
46 kunst:stück
. münster
Die Ausstellung verfolgt dabei den Einfluss
der Ideenströme des kulturellen Erbes des
sog. Black Atlantics, der globalen schwarzen
Gemeinschaften, die sich durch die
Schiffsrouten des transatlantischen Sklavenhandels
zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert
in der Diaspora entwickelten.
Abseits von tagesaktuellen
politischen Debatten lädt sie
ihre Besucher:innen dazu ein,
die Faszination afrikanischer
Kunst zu erleben und sie als
Grundlage der Moderne neu
zu erfahren.
Pablo Picasso, Minotaurus, eine schlafende Frau liebkosend, 1934, Suite Vollard © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Picasso
Die Schönen und das Biest
29. Januar bis 1. Mai 2022
Kunstmuseum Pablo Picasso Münster | www.kunstmuseum-picasso-muenster.de
Parallel zu der Schau „Schwarze Moderne“
zeigt das Picasso-Museum in der kleinen
Studioausstellung „Picasso – Die Schönen
und das Biest“ Werke aus seinem eigenen
Grafikbestand. Im Zentrum der Ausstellung
steht der Mythos des Minotaurus in der
Kunst Pablo Picassos. Die Gestalt aus der
griechischen Mythologie ist ein Wesen mit
menschlichem Körper und Stierkopf und
ging aus der bestialischen Vereinigung zwischen
Pasiphaë, der Frau des Königs Minos
von Kreta, und einem Stier hervor. Minos
sperrte die Bestie in einem von Dädalus
errichteten Labyrinth ein, wo ihr alle neun
Jahre sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen
geopfert wurden.
Seit der Antike ist der Minotaurus ein
beliebtes Motiv der bildenden Kunst. Picasso
interpretiert den Mythos in den
1930er-Jahren in der nach ihrem Verleger
benannte Suite Vollard jedoch völlig neu: Er
macht sich das Ungeheuer zum Alter Ego
und reflektiert in dessen Darstellung sein
Künstlerleben sowie seine romantischen
Beziehungen und sexuellen Erlebnisse. Die
Blätter der Suite Vollard werden damit zu
einem verschlüsselten Tagebuch dieser
Jahre – der, wie Picasso selbst einmal erklärte,
„schlimmsten Zeit meines Lebens“.
Kunstmuseum Pablo Picasso Münster
Picassoplatz 1, 48143 Münster
kunst:stück 47
. lüdinghausen
Making History
Zum 750-jährigen Geburtstages der Burg Vischering
6. Februar bis 29. Mai 2022
Burg Vischering | www.burg-vischering.de
Schlösser- und Burgen zeugen als Baudenkmäler
von der einstigen Macht, Reichtum
und Geltungsbewusstsein ihrer Erbauer.
Daneben sind sie auch Ort, an denen
bedeutende Kunst entsteht. Könige, Grafen,
ja sogar kleinere Burgherren traten
besonders in früherer Zeiten als Förderer
der Künste auf. Es entstanden überall in
Europa wahre Kunstschätze, die die Geschichte
bis heute prägen.
Anlässlich des 750-jährigen Geburtstages
der Burg Vischering schließt sich der Kreis
Coesfeld dieser Tradition an. Er hat international
renommierte Künstlerinnen und
Künstlern, den Auftrag gegeben, sich
künstlerisch mit der Wasserburg, ihrer
Geschichte und Motivik auseinanderzusetzen.
Entstanden ist eine exklusive und
hochwertige Grafikedition, die im Zuge der
Ausstellung zusammen mit weiteren Werken
erstmalig präsentiert wird.
So wie die Burg seit langem ihre Geschichte
schreibt, schreiben auch die vertretenen
Künstlerinnen und Künstler mit ihren Arbeiten
(Kunst-)Geschichte.
– – –
Mit Arbeiten von:
Cees Andriessen, Ruth Bussmann, Mari Girkelidse,
Moritz Götze, Thaddäus Hüppi, Gunilla
Jähnichen, Sala Lieber, Stefan Pietryga,
Gan-Erdene Tsend.
48 kunst:stück
. lüdinghausen
Making History – Abb. v.l.n.r.: Gunilla Jähnichen, ohne Titel, 2021, Siebdruck, 70 x 50 cm © Kreis Coesfeld, Tanja Brandt //
Cees Andriessen, ohne Titel, 2021, Siebdruck © Kreis Coesfeld, Swenja Janning // Sala Lieber, Ein Frühling der Burg, 2021,
Siebdruck, 70 x 50 kl © Kreis Coesfeld, Andreas Lechtape // Abb. unten: Mari Girkelidse, Winter, 2021, Siebdruck, 70 x 50 cm
© Kreis Coesfeld, Tanja Brandt
Verkauf der Kunstedition
Die im Rahmen der Edition entstandenen Werke
werden im Siebdruckverfahren in einer Limitierung
von 150 Exemplaren aufgelegt. Käuflich erwerbbar
ist die Edition sowohl in Gänze als auch
je Einzelwerk in der Burg Vischering. Während des
Jubiläumsjahres gelten attraktive Vorzugspreise.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, 10 Uhr bis 18 Uhr
Haupt- und Vorburg und Museumsshop sind montags
geschlossen. Ausnahme: Montage, auf die
gleichzeitig ein Feiertag fällt; hier gelten die generellen
Öffnungszeiten!
Burg Vischering
Berenbrock 1, 59348 Lüdinghausen
kunst:stück 49
. billerbeck
Experiment HEIMAT
Künstlerische Ergebnisse des Literatur-Fotografie-Projekts
9. April bis 15. Mai 2022
Kolvenburg | www.kolvenburg.de
Im Auftrag des Westfälischen Literaturbüros
in Unna e. V. reisten 2021 international
renommierte Künstlerinnen und Künstler
aus den Bereichen Fotografie und Schriftstellerei
an neun Orte in Westfalen, um
den Begriff „Heimat“ interdisziplinär zu
erforschen. Entstanden ist ein Kaleidoskop
höchst unterschiedlicher künstlerischer
Zugänge zum Thema, das zur eigenen
Auseinandersetzung damit einlädt,
was „Heimat“ heute ist oder sein könnte.
Die gesammelten künstlerischen Ergebnisse
werden nun in der Wanderausstellung
„Experiment HEIMAT“ an insgesamt
neun Standorten in Westfalen präsentiert.
Im Münsterland bildete die Schlösser- und
Burgenlandschaft den Schwerpunkt der
künstlerischen Betrachtungen. So findet
der Auftakt der Wanderausstellung am 9.
April 2022 auch in der Kolvenburg in Billerbeck
statt. Anwesend sind unter anderem
die beiden Residenzkünstler*innen, die im
Münsterland recherchiert haben, die Fotografin
Alem Kolbus und der Schriftsteller
Najem Wali, sowie der Ausstellungskurator
und international ausgezeichnete Fotograf
Peter Bialobrzeski.
50 kunst:stück
. billerbeck
Experiment Heimat – Abb. v.l.n.r.: Hattingen Waltrop © Nikita
Teryoshin // Unna © Peter Bialobrzeski // Abb. unten links:
Kolvenburg © Kreis Coesfeld, Foto: Andreas Lechtape // Abb.
unten rechts: Kreis Coesfeld © Alem Kolbus
Der Kreis Coesfeld lädt Interessierte
herzlich zur Vernissage am Samstag, den
9. April ein – der Eintritt ist kostenfrei.
Details zur Veranstaltung auf:
www.kolvenburg.de
Mit Texten und Fotos von:
Peter Bialobrzeski, Jörg Brüggemann,
Helene Bukowski, Safiye Can, Nora Gomringer,
Lütfiye Güzel, Sabrina Janesch, Wladimir
Kaminer, Alem Kolbus, Ute Mahler,
Werner Mahler, Loredana Nemes, Sharon
Dodua Otoo, Christina Stohn, Nikita Teryoshin,
Najem Wali, Aleksandra Weber
Öffnungszeiten: Di bis Sa, 13–18 Uhr, Sonn-/
Feiertage 10–13 Uhr und 13.30–17.30 Uhr
Kolvenburg
An der Kolvenburg 3 , 48727 Billerbeck
kunst:stück 51