23.02.2022 Aufrufe

Mein Rotes Kreuz 01/2022 - Ausgabe Vorarlberg

Seit zwei Jahren beschäftigt uns das Corona-Virus. Jetzt ist endlich Besserung in Sicht. Die Helferinnen und Helfer haben viel geleistet und mussten viel mitmachen. Aber was sind die Momente, die ihnen Kraft gaben? Was lässt sie positiv nach vorne blicken? Das können Sie im Schwerpunkt der Ausgabe nachlesen. Außerdem: Warum spazieren gehen gesund ist, ein Projekt in Ruanda, Tipps vom Chefarzt, News aus den Landesverbänden und spannende Rubriken. Zum Beispiel erzählt ein First Responder, wie er seinen Nachbarn gerettet hat.

Seit zwei Jahren beschäftigt uns das Corona-Virus. Jetzt ist endlich Besserung in Sicht. Die Helferinnen und Helfer haben viel geleistet und mussten viel mitmachen. Aber was sind die Momente, die ihnen Kraft gaben? Was lässt sie positiv nach vorne blicken? Das können Sie im Schwerpunkt der Ausgabe nachlesen.

Außerdem: Warum spazieren gehen gesund ist, ein Projekt in Ruanda, Tipps vom Chefarzt, News aus den Landesverbänden und spannende Rubriken. Zum Beispiel erzählt ein First Responder, wie er seinen Nachbarn gerettet hat.

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INTERVIEW<br />

9<br />

Florian Lechner Voels<br />

Wir brauchen ein Umdenken<br />

Ständig nur Egoismus? Diese Philosophie wird uns nicht tragen, sagt die Virologin<br />

Dorothee von Laer. Über Fake News, die Politik und positive Momente in der Pandemie.<br />

Sie hatten sich als Virologin schon auf<br />

den Ruhestand vorbereitet, dann<br />

kam Corona. Wie hat das Ihr Leben<br />

verändert?<br />

Ich war in Altersteilzeit und hatte mir<br />

eine Reitanlage im Burgenland zugelegt,<br />

um mein Hobby – Pferde – intensiver<br />

zu betreiben. Dann waren<br />

wieder 60- bis 80-Stunden-Wochen<br />

angesagt. Seitdem wurstle ich mich<br />

in der Reitanlage so durch.<br />

Hat sich Österreich mehr schlecht als<br />

recht durch die Corona-Krise<br />

gewurstelt?<br />

Nein. Ich finde, Österreich steht nicht<br />

schlecht da. Wir haben relativ zur<br />

Bevölkerung weniger Corona-Tote als<br />

andere Ländern. Wir haben früh eine<br />

Teststrategie eingeführt und mit der<br />

2G-Regelung begonnen. Auch mit<br />

der Booster-Kampagne stehen wir<br />

jetzt, im Jänner, ganz gut da. Natürlich<br />

sind auch viele Fehler diskutiert<br />

worden, zum Beispiel dass im Sommer<br />

zu früh Entwarnung gegeben<br />

wurde. Aber in diese Kerbe muss ich<br />

nicht auch noch schlagen.<br />

Was hat Ihnen Kraft gegeben?<br />

Es gibt Menschen, die sich dafür bedanken,<br />

dass ich virologische Zusammenhänge<br />

verständlich erkläre. Das ist<br />

ein Lichtblick. Unser Team an der Universität<br />

Innsbruck hat mir viel Kraft<br />

gegeben. Und es gibt auch Kraft,<br />

wenn man sieht, wie die Politik auf<br />

Expertise reagiert. Umgekehrt ist es<br />

schon frustrierend, Sprüche zu hören<br />

wie: Die Virologen wollen uns ja alle<br />

nur einsperren. Und wenn an manchen<br />

Stellen Dinge ganz dummdreist<br />

vorbei an den Tatsachen laufen.<br />

Belasten Sie die Angriffe gegen Ihre<br />

Arbeit und Ihre Person?<br />

<strong>Mein</strong>e Kollegen und ich sind alle sehr<br />

belastet von den Fake News und diesem<br />

Unsinn, der überall kursiert und<br />

mit hart erkämpfter wissenschaftlicher<br />

Erkenntnis gleichgesetzt wird.<br />

Aber zum Glück ist man nicht alleine.<br />

Wir leiden alle gemeinsam.<br />

Warum haben Vernunft und Menschlichkeit<br />

so einen schweren Stand<br />

gegen Emotion und Egoismus? Ist das<br />

ein Phänomen unserer Zeit?<br />

Ja – da spreche ich als Bürgerin. Der<br />

neoliberale Kapitalismus baut seinen<br />

Erfolg auf dem Egoismus auf. Die<br />

Menschen hatten lange keine Krisen<br />

mehr, in denen sie lernen konnten,<br />

dass Zusammenhalt wertvoll ist und<br />

man nicht gegeneinander, sondern<br />

miteinander kämpfen sollte. Der Respekt<br />

vor der Leistung anderer gilt<br />

nichts mehr. Am besten mit wenig<br />

Arbeit viel Geld verdienen! Diese Philosophie<br />

wird uns langfristig nicht<br />

tragen. Nicht durch die Pandemie<br />

und nicht durch die Klimakrise. Da<br />

muss ein Umdenken stattfinden.<br />

Und wie?<br />

Ich weiß es nicht. Vielleicht sollten<br />

wir lernen, manchmal auch mit weniger<br />

glücklich zu sein, dass die Allgemeinheit<br />

und die Natur einen Wert<br />

an sich haben und auch mal höher zu<br />

setzen sind als die ständige Selbstverwirklichung.<br />

Lesen Sie die Langversion unter:<br />

www.roteskreuz.at/magazin<br />

ZUR PERSON<br />

Dorothee von Laer (63), seit 2<strong>01</strong>0<br />

Professorin für Virologie an der<br />

Universität Innsbruck. Geboren in<br />

Hamburg. Forscht zum Einsatz von<br />

Viren in der Krebstherapie.<br />

B<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2022</strong>

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