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moneyeditorial
EDITORIAL
Putins Krieg
gegen uns alle
GEORG MECK
Chefredakteur
FOCUS-MONEY
vielleicht ist es an der Zeit, mal wieder auf die Straße zu gehen. Auf die Straße
zu gehen, um Solidarität zu zeigen mit dem Volk in der Ukraine, um den Abscheu
zu demonstrieren gegen Wladimir Putin, den Mann, der mit dem
Angriff auf einen unabhängigen, unschuldigen Staat die Friedensordnung in
Europa zerstört hat und uns allen damit den Krieg erklärt, den ruchlosen Präsidenten
Russlands, von dem der renommierte britische Historiker Timothy
Garton Ash dieser Tage sagte, dass er nun „ernsthaft wahnsinnig“ geworden
sei: „Früher war er zynisch, brutal, ein Schurke und Diktator, aber nicht wahnsinnig,
sondern immer berechnend. Deswegen ist dieser Moment so gefährlich.“
Angesichts dieser Tragödie, angesichts des menschlichen Leids gibt es unendlich
wichtigere Fragen als die nach dem letzten Kontostand. Die ökonomischen
Folgen der russischen Invasion aber lassen sich nicht ausblenden: Die
Börsen rund um den Globus reagieren auf den Putin-Schock, die Aktienkurse
zucken hektisch, der Ölpreis springt nach langer Zeit erstmals wieder über
die Marke von 100 Dollar, getrieben nicht zuletzt von der bangen Frage: Was
passiert, wenn der böse Mann im Kreml dem Westen den Gashahn zudreht?
Finanzielle Sanktionen sind eine Waffe in diesem Konflikt. Und unsere Aufgabe
als Finanzmagazin bleibt es, Ihnen dabei zu helfen, das Depot durch diese
kriegerischen Zeiten zu steuern. Das tun wir in diesem Heft, indem wir eine
Strategie entwerfen, wie Sie Ihr Vermögen schützen. Welche Gefahren sehen
Experten wie Starökonom Thomas Mayer, Ex-Chefvolkswirt der Deutschen
Bank, jetzt für unser Geld, für unseren Wohlstand? Wie robust sind die Unternehmen
in der Krise, welche Werte sind, soweit absehbar, stabil? Wo ist,
trotz alledem, in diesem Jahr eine Rendite zu erwarten? Und taugt das gute
alte Gold immer noch als Helfer in der Not? All diese Fragen behandeln wir so
umfassend und kompetent, wie Sie es von uns erwarten dürfen.
Aus aktuellem Anlass!
Lesen Sie FOCUS-MONEY bequem zu Hause
Liebe Leserinnen und Leser,
Behalten Sie einen kühlen Kopf und bleiben Sie hoffnungsfroh,
trotz alledem!
Krieg, Inflation, Zinswende – bange blicken die Anleger auf
die Börsen in aller Welt: Was bedeuten diese Risken für die
Herzlich Ihr
Aktienkurse? Wie verhalten sich die Notenbanken angesichts
dieser Herausforderungen? Und was heißt das für mein Depot?
Mein Tipp: Sie erfahren alles Wichtige in FOCUS-MONEY. Den portofreien
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FOCUS-MONEY 10/2022
Foto: F. Röth
Composing: FOCUS-MONEY
*inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht
3
moneyinhalt
2. MÄRZ 2022 www.money.de
Quelle: Bloomberg
16
Glanzzeit für Gold
Das Edelmetall hat endlich seinen Abwärtstrend durchbrochen – die
beste Chance für Anleger, jetzt auf den Erfolgszug aufzuspringen und das
Portfolio mit der Krisenwährung aufzustocken
Preis für 1 Feinunze Gold in US-Dollar
2000
gebrochener Abwärtstrend
1900
2020 2021 2022
10
Im Ausnahmezustand
Es ist eingetreten, was die Welt seit Wochen befürchtete:
Putins Angriffsarmee hat die Ukraine überfallen. Robert
Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck, erklärt die
Folgen und sagt, wie Anleger sich jetzt wappnen sollten
1800
1700
1600
1500
1400
moneykompakt
98 Andis Börsenbarometer: Warum
gerade Spacs sich als überraschend
risikoarm erweisen
moneytitel
6 Ukraine: Wie sich der russische
Angriff auf die Kapitalmärkte
auswirkt
10 Interview: Chefstratege Robert
Greil über Russland, die Rohstoffmärkte
und wie Anleger jetzt
reagieren sollten
15 Flüssiggas: Die Energiequelle der
Zukunft
16 Gold: Wie es das Depot krisenund
wetterfest macht
20 Palladium: Durch die Ukraine-Krise
drohen Lieferengpässe – trotzdem
können Anleger profitieren
21 Industriemetalle: Mit den
richtigen ETCs an steigenden
Preisen gewinnen
4 Titel: Illustration: iStock Composing: FOCUS-MONEY Inhalt: Fotos: A. Grits/picture alliance/AP, Bloomberg, Porsche, Dt. Bank FOCUS-MONEY 10/2022
15
Favorit Flüssiggas
Der russisch-ukrainische Konflikt treibt die Angst vor einer
Angebotsverknappung von Gas in die Höhe und lässt die
Preise weiter steigen. Die Frage nach einer neuen Energiequelle
rückt damit immer mehr in den Fokus
22 Agrarwirtschaft: So ernten
Investoren mit Spezialisten-Aktien
satte Renditen
24 Interview: Starökonom Thomas
Mayer über die Auswirkungen des
Ukraine-Konflikts auf die Inflation
und sturmfeste Anlagen
28 Chartanalyse: Wo liegen aktuell
die Kursziele?
30 Verteidigungsaktien: Wie
Anleger jetzt ihr Depot schützen
34 Vola-Fonds: An den höheren
Marktschwankungen kann man
sogar verdienen
36 Big Pharma: Die defensive
Branche hat derzeit ihren großen
Auftritt und dürfte weiter aufholen
40 Schnäppchenjagd: Wie Anleger
jetzt günstige Aktien fischen
46 Kernenergie: Atomkraft feiert ihr
Comeback – und bietet attraktive
Investmentchancen
50 Berichtssaison: Welche
deutschen Aktien für positive
Überraschungen sorgten
53 Kolumne Ken Fisher: Warum der
Ukraine-Krieg den Bullenmarkt
nicht stoppen wird
56
Endlich durchstarten
Die Automobilindustrie nimmt nicht zuletzt mit dem Porsche-Börsengang
wieder Fahrt auf – die deutschen Hersteller im großen Aktien-Check
moneymarkets
54 Interview: Airbus-Finanzvorstand
Dominik Asam über die Zukunft
der Luftfahrt – und des Konzerns
56 Porsche-Börsengang, VW,
Mercedes, BMW: Die deutschen
Autobauer beim Börsen-TÜV
62 Musterdepots: Fischer und
Jaensch halten in der Krise ihre
Cashquote weiter hoch
moneydigital
42 Analyse: Die steigenden Ölpreise
beflügeln den Kurs von Shell –
lohnt sich der Einstieg noch?
61 Kolumne: Wieso Lesen der
Schlüssel zum Erfolg ist
moneyanlegerschutz
63 Streit in der Chefetage: Deutz-
Vorstandschef Hiller muss seinen
Posten verlassen
moneyservice
66 Digitale Champions: Welche
Unternehmen auf dem Weg in die
Zukunft brillieren
76 Kreditkarten: Diese Anbieter
überzeugen
moneyanalyse
81 Fonds
82 Deutsche Aktien
90 Internationale Aktien
96 ETFs
97 Zertifikate
moneyrubriken
3 Editorial
80 Leserbriefe – Impressum
98 Termine
24
„Ich sehe keine Möglichkeit der Zentralbanken,
die Inflationswelle zu brechen“
THOMAS MAYER, RESEARCH-CHEF FLOSSBACH VON STORCH, BUCHAUTOR
FOCUS-MONEY 10/2022
5
moneytitel
RUSSISCHE ANGREIFER:
Seit Donnerstag rücken
Truppen in die Ukraine vor
KRIEG IN DER UKRAINE
DROHT EIN
Der russische Angriff auf die Ukraine trifft die Finanzmärkte in einer schwierigen Lage: In Kombination
mit Inflation, drohenden Zinserhöhungen und hohen Bewertungen steigen die Risiken für Anleger
Unsichere Börsen
Der Dax und der amerikanische S&P-500 stürzen
am Tag der russischen Invasion zunächst kräftig
ab und erholen sich zum Abend. Die Schwankungsbreite
wird weiter hoch bleiben.
Dax gegen S&P-500
Entwicklung seit 10.2.2022 in Prozent
S&P-500
Dax-Performance-Index
10.2. 11. 14. 15. 16. 17. 18. 21. 22. 23. 24.2.
Quelle: Bloomberg
0
–4
–8
–12
von MIKA HOFFMANN
Es ist Krieg! In Europa! Wladimir Putin lässt seine Truppen
die Ukraine angreifen. Viele hatten dem russischen Präsidenten
das nicht zugetraut, hatten gehofft. Seit Donnerstag
ist diese Hoffnung vorbei. Putin zeigt sein wahres
Gesicht, droht dem Westen mit Konsequenzen, „die Sie
noch nicht gesehen haben“, und erwähnt unverhohlen
seine Atomwaffen.
Die Finanzmärkte reagieren geschockt. Aktienkurse weltweit stürzen
ab. 250 Milliarden Dollar Börsenwert lösen sich zwischenzeitlich
in Luft auf. Aber schon am Donnerstagabend setzen die Börsen
zu einer massiven Erholung an, die New Yorker Börse schließt sogar
deutlich im Plus. Der Ölpreis springt locker über die Marke von 100
Dollar, Gold steigt, ebenso der Schweizer Franken und der Dollar.
Und jetzt? Lohnt es sich, schon zu kaufen – ganz nach dem zynischen
6 Fotos: K. Mihalchevskiy/picture alliance/dpa/Sputnik, D. Leal/AFP via Getty Images
Composing: FOCUS-MONEY FOCUS-MONEY 10/2022
Über 100 Dollar
Der Ölpreis steigt nach dem russischen Angriff
deutlich. Brent notiert über der Marke von 100 Dollar.
Autofahrer werden an der Zapfsäule den Anstieg
spüren – Sprit wird teurer.
Preis für 1 Barrel Rohöl, Sorte Brent
in US-Dollar
102
98
94
11.2. 14. 15. 16. 17. 18. 21. 22. 23. 24.2.
Quelle: Bloomberg
90
Sicherer Hafen
Gold wird in der schwersten geopolitischen Krise
seit dem Zweiten Weltkrieg seiner Rolle als
sicherem Hafen gerecht. Der Preis für die Feinunze
steigt zwischenzeitlich kräftig.
Preis für 1 Feinunze Gold
in US-Dollar
1940
1900
1860
11.2. 14. 15. 16. 17. 18. 21. 22. 23. 24.2.
Quelle: Bloomberg
1820
Motto „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“? Oder sieht das
Szenario eher so aus wie in den Jahren nach der Jahrtausendwende:
Die Technologieblase platzte damals – und der Crash
beschleunigte sich durch den Angriff auf das World Trade Center
am 11. September 2001 und den Angriff der Amerikaner
auf Afghanistan am 7. Oktober noch einmal deutlich. Oder bekommen
wir gar eine Stag flation – hohe Inflationsraten bei
schwachem Wachstum oder einer Rezession?
Schwierige Kombination. Die Vorzeichen stehen an den Weltbörsen
schon seit einigen Wochen auf Sturm – die Kurse haben
aufgrund der explodierenden Inflationsraten und der befürchteten
Leitzinserhöhungen durch die Federal Reserve – und auch
die Europäische Zentralbank später im Jahr – deutlich nachgegeben.
Und wir vergessen es ja schon fast: Die Welt steckt
FOCUS-MONEY 10/2022
Schwerer Absturz
Die Kurse an der Börse Moskau stürzten am Donnerstag
zeitweise um fast 50 Prozent ab. Mehr
als eine kurze Zwischenerholung ist nicht in Sicht.
Das Risiko bleibt extrem hoch.
RTS-Index Russland
in Punkten, auf US-Dollar-Basis
1400
11.2. 14. 15. 16. 17. 18. 21. 22. 23. 24.2.
Quelle: Bloomberg
1200
1000
800
600
7
AKTIENANALYSE
Sie wählen, wir analysieren! Der FOCUS-MONEY YouTube-Kanal „Mission Money“
stellt jede Woche drei Aktien zur Wahl – und Sie entscheiden, welche wir genauer
unter die Lupe nehmen.
Sie haben abgestimmt:
Shell 43,60 % | Total 40,14 % | Exxon 16,26 %
WKN: A3C99G ISIN: GB00BP6MXD84
Hier geht es zur Abstimmung auf mission-money.de
Mario Lochner, Mission Money
SHELL
Energie für
das Depot
Der Krieg gegen die Ukraine katapultiert
den Ölpreis nach oben – die Spannungen
trieben die Shell-Aktie bereits zuvor an.
Lohnt sich jetzt der Einstieg?
von ISABEL SCHOMMERS
Kaum etwas bewegt die Welt seit Monaten so sehr wie der Konflikt
zwischen Russland und der Ukraine. Jetzt ist das Worst-Case-Szenario
eingetreten: Am 24. Februar brach der lange befürchtete
offene Krieg aus. Die Lage heizt die Angst vor einer Angebotsverknappung
von Öl auf dem Weltmarkt noch mehr an – schon seit Wochen
treibt sie den Preis für den Rohstoff mächtig in die Höhe.
Ölpreis über 100-Dollar-Marke. Am Tag der Eskalation notierte ein
Barrel der Nordseemarke Brent bei 103,75 Dollar. Das erste Mal seit
September 2014 hat der Ölpreis damit die 100-Dollar-Marke überschritten.
Durch die wachsende Sorge vor einer Eskalation legte er
allein seit Anfang dieses Jahres um 30 Prozent zu, nachdem er sich bereits
2021 verdoppelt hatte. Der Ölriese Shell hat davon bisher kräftig
profitiert – ein guter Grund, die Aktie näher zu beleuchten.
TECHNISCHE ANALYSE
Kraftstoff für den Kurs
Anfang 2020 rutschte der Wert pandemiebedingt
ordentlich in den Keller. Seit Mitte Dezember letzten Jahres
hat der Kurs langsam den Pfad der Erholung betreten.
Um fast 24 Prozent legte die Aktie seitdem zu.
Momentan geht es durch die gestiegenen Ölpreise weiterhin
deutlich bergauf – es sieht fast danach aus, als
sei die Aktie auf bestem Weg, ihr Vorkrisenniveau wieder
zu erreichen. Bereits Ende 2021 gab der MACD ein
klares – wenn auch verhaltenes – Kaufsignal. Zusätzlich
deutet der Indikator einen sich anbahnenden anhaltenden
Aufwärtstrend an.
Royal Dutch Shell Aktienkurs in Euro
Signallinie
Moving Average Convergence Divergence (MACD)
2020 2021 2022
1990 95 2000 05 10 15 2020
26
22
18
14
10
0
–1
–2
–3
–4
Quelle: Bloomberg
FOCUS-MONEY 10/2022
Foto: iStock 43
AKTIENANALYSE
FUNDAMENTALDATEN
Rentabilität
Eigenkapitalrendite 22/23e in % 14,1/12,2
Gesamtkapitalrendite 22/23e in % 6,1/5,7
Ebitda-Marge 22/23e in % 19,6/19,6
Nettomarge 22/23e in % 7,6/7,6
Bruttospanne 22/23e in % –/–
Qualitätsscore
Risiko
Wachstum
Bewertung
7/10
Maximaler Drawdown (5 Jahre) –39,8 %
Drawdown Erholungszeit –
Gesamtschulden/Kapital 33,7
Nettoschulden/Eigenkapital 29,7
Ebit zu Zinsaufwand 6,2
Qualitätsscore
Umsatz 22/23e in Mrd. € 330,6/312,9
Ebitda 22/23e in Mrd. € 64,9/61,25
Ebit 22/23e in Mrd € 39,3/36,3
Gewinn je Aktie 22/23e in € 4,0/3,9
Free Cashflow 22/23e in Mrd. € 27,9/26,5
Qualitätsscore
KGV 2022/23e 6,7/6,9
KBV 2022/23e 1,1/0,9
KUV 2022/23e 0,6/0,7
PEG –
KCV 2022/23e 3,0/3,1
Qualitätsscore
7/10
6/10
9/10
Zurück zu alter Stärke
2020 war für Shell – gelinde gesagt – eine Katastrophe.
Der Konzern verbuchte durch die stark eingebrochene
Nachfrage unter dem Strich einen Verlust von 19,2 Milliarden
Euro. Dank des gestiegenen Ölpreises zog das
Geschäft im letzten Jahr aber wieder kräftig an und führte
zu einem Gewinn von gut 18 Milliarden Euro, der die
Analystenschätzungen um ein Vielfaches übertraf. Die
Experten hatten damit gerechnet, dass Shell ganze
15 Milliarden Dollar weniger erwirtschaftet. Seinen Umsatz
steigerte das Unternehmen in diesem Zeitraum um
45 Prozent auf gut 231 Milliarden Euro. Der Gewinn je
Aktie sprang von 0,5 Euro auf 2,2 Euro. Als besonders
glanzvoll erwies sich das Schlussquartal: In diesem erzielte
Shell Erlöse von 75,3 Milliarden Euro – im Vergleich
zum Vorjahr ein stolzes Plus von fast 94 Prozent.
Der Gewinn je Aktie kletterte von 0,04 Euro auf 0,73 Euro.
Mehr Dividende und großes Rückkaufprogramm.
Fast acht Jahrzehnte galt Shell als zuverlässiger Dividendenzahler
– bis der Ölriese seine Ausschüttungen
im ersten Quartal 2020 um 66 Prozent kürzte, das erste
Mal seit 1945. Durch diesen Sparkurs – sowie die höheren
Mittelzuflüsse durch die Verteuerung des Rohstoffs
– schaffte es Shell 2021, seine Nettoverschuldung
um 20,3 Milliarden Euro auf 46,4 Milliarden Euro zu senken,
der niedrigste Stand seit 2016. Mit Vorlage der Jahreszahlen
gab Konzernchef Ben van Beurden außerdem
bekannt, insgesamt 7,5 Milliarden Euro in den Rückkauf
eigener Papiere zu investieren. 4,9 Milliarden Euro davon
stammen aus dem Verkauf eines Schiefergasvorkommens
im US-Bundesstaat Texas, das Shell im September
2021 an ConocoPhillips veräußert hatte. In den
letzten neun Monaten gelang es dem Konzern durch
diese Kapitalmaßnahmen unter anderem, seine Dividende
schrittweise anzuheben. Im laufenden Quartal soll
sie um weitere vier Prozent auf 0,22 Euro steigen.
Wie günstig ist die Aktie? Die Dividendenrendite von
Shell erreicht damit attraktive 3,8 Prozent – und das bei
einer überaus moderaten Bewertung. Das aktuelle Kurs-
Gewinn-Verhältnis (KGV) von 6,7 sowie das Kurs-Buchwert-Verhältnis
(KBV) von 1,1 liegen deutlich unter dem
Branchendurchschnitt.
Analystenschätzungen
Analystenrating (Buy/Hold/Sell)
21/5/0
Positivste Empfehlung 106,8 %
Negativste Empfehlung –17,7 %
Konsensschätzung 20,2 %
44 FOCUS-MONEY 10/2022
moneytitel
DEUTSCHE AKTIEN
Starke Zahlen –
Sprit für Kurse
Die aktuelle Berichtssaison fördert mitten in der
Krise etliche positive Überraschungen zutage.
Eine Chance für Schnäppchenjäger
von BERND JOHANN
Die Schlagzeilen lassen aufhorchen. „PWO übertrifft Ergebnisprognose“
– „Indus: Erfolgreich auf dem Weg
zur Normalität. Drei Segmente übertreffen Erwartungen“
– „Stemmer Imaging übertrifft Ergebnisprognose 2021
mit einem Ebitda-Anstieg um über 140 Prozent“. Das Verb
„übertreffen“ können, was die Ergebnisse des vergangenen
Geschäftsjahrs angeht, momentan viele Vorstände in den
Mund nehmen. Und es geht weiter: „IBU-tec advanced materials
mit starkem 2021 und positivem Ausblick 2022“ –
„MPC Capital verbessert Profitabilität deutlich“.
Die Berichtssaison läuft jetzt voll an, und es lohnt sich für
Anleger, hier auf die täglich eintrudelnden Meldungen zu
schauen. Viele Unternehmen dürften in diesen Wochen mit
überraschend guten Zahlen und teils schon mit starken Prognosen
für 2022 aufwarten. Die oben zitierten Meldungen
stammen allesamt allein aus der letzten Februar-Woche. Der
März sollte hier noch einiges draufsetzen. Längst nicht bei
GESCHENK: Übersehene
gute Nachrichten eröffnen
Chancen
50 Foto: Depositphotos
FOCUS-MONEY 10/2022