Stadtstreicher 03.2022-05.2022
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ULTUR &<br />
RONA<br />
0hne uns wird’s still“ ließen Kulturschaffende<br />
aus Sachsen inmitten der Pandemie<br />
über eine Kampagne verlauten.<br />
„ Ihre Gesichter prangten von Plakaten,<br />
an Schaufenstern. Das Ziel: Lebenszeichen trotz<br />
Lockdown, verbunden mit der Bitte, nicht vergessen<br />
zu werden. Der Leidensdruck war groß:<br />
mit der plötzlichen verordneten Schließung von<br />
Theatern, Clubs und Kinos kehrte Stille ein, pandemiebedingt<br />
zogen sich die Menschen ins Private<br />
zurück, veranstalteten Heimkinoabende mit Netflix,<br />
buken Brot und blieben unter sich.<br />
Und wie erging es in dieser Zeit den Kulturschaffenden,<br />
deren Arbeit und Streben die Erzeugung<br />
von Kunst und Miteinander ist? Wie verorten sie<br />
sich in der Stadt, was sind ihre Bedürfnisse, fühlen<br />
sie sich gesehen und können sie von ihrer Arbeit<br />
leben? Antworten auf diese Fragen suchten die<br />
beiden Wissenschaftlerinnen Diana Heinbucher<br />
und Anja Herrmann-Fankhänel in ihrem Projekt<br />
„Wertstoff Kultur. Kulturschaffende in Chemnitz<br />
und ein Jahr Corona-Pandemie-Bedingungen“.<br />
Beide sind neben ihrer Arbeit an der TU Chemnitz<br />
selbst in der städtischen Kulturszene fest verankert.<br />
„Wir hatten den Eindruck, den Aktiven<br />
wurde nicht zugehört. Wir wollten herausfinden,<br />
wie es der Kulturbranche wirklich geht und wie<br />
geholfen werden kann“, sagt Diana Heinbucher,<br />
die selbst in den Vorständen der Vereine Netzwerk<br />
für Kulturarbeit und Radio T tätig ist. Auf<br />
diese Weise kam sie mit vielen Kulturschaffenden<br />
schon vor ihrer Studie ins Gespräch und bekam,<br />
wie sie sagt, viel Frust vonseiten der Aktiven gespiegelt,<br />
etwa weil Fördermittelmodelle nicht<br />
passten oder eine gemeinsame Stimme, die für die<br />
Interessen der Kulturschaffenden eintritt, fehlte.<br />
„Die Kulturszene in Chemnitz ist unglaublich heterogen<br />
– andere Bereiche haben Vertretungen,<br />
die für sie sprechen. Aufgrund der Heterogenität<br />
gibt es hier aber nicht die eine Stimme, die für alle<br />
sprechen kann“, erklärt Diana Heinbucher. Mit<br />
ihrer Kollegin wählte sie für ihre Studie daher den<br />
Ansatz, so viele Kulturschaffende wie möglich anzusprechen,<br />
um ein breites Stimmungsbild zu bekommen.<br />
Sie wählten den Ansatz, Interviews zu<br />
führen und diese auszuwerten. „Wenn man Dinge<br />
verstehen will, muss man mit Menschen ins Gespräch<br />
kommen. Dann hilft es auch nicht, nur Zahlen<br />
abzufragen, sondern man muss tief und qualitativ<br />
ins Feld gehen“, so die Wissenschaftlerin.<br />
Die Wissenschaftlerinnen, beide tätig am Lehr-<br />
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