Stadtstreicher 03.2022-05.2022
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melancholisch“, erinnert sich Karsten Kluge, der<br />
den Club im April 2017 übernahm. Still dasitzen<br />
wollte der Unternehmer nicht, und wenigstens<br />
in seiner Bar Fledermaus an der Bahnhofstraße<br />
ging der Betrieb zumindest zeitweise weiter. Im<br />
Fuchsbau hingegen zogen die Handwerker ein<br />
und krempelten den Laden um. „Während der<br />
Schließung konnten wir größere Vorhaben realisieren.<br />
Einiges war schon ziemlich in die Jahre<br />
gekommen“, erzählt der Chef. Die komplette<br />
Soundtechnik und Lichtanlage wurden erneuert.<br />
Die Zugänge und Böden wurden barrierefrei gestaltet,<br />
sodass auch Rollifahrer künftig abrocken<br />
können. Die Wände erhielten einen neuen Anstrich,<br />
und neue Grubenleuchten sorgen für eine<br />
ganz besondere Atmosphäre im Eingangsbereich.<br />
Viele hundert Arbeitsstunden sind in der ältesten<br />
Chemnitzer Diskothek geleistet worden.<br />
Die Fuchsbau-Insider werden beim Comeback<br />
wohl zuerst neugierig nachkontrollieren, ob die<br />
nostalgischen Bravo-Wände im Raucherbereich<br />
noch da sind. „Ja klar, die sind doch legendär<br />
und eine Art Kulturerbe. Wir haben sie nur ein<br />
wenig aktualisiert, da das alles ziemlich gelitten<br />
hatte“, beruhigt Karsten Kluge. Ihm ist der<br />
ständige, wenn auch nur virtuelle Kontakt zum<br />
Stammpublikum wichtig. Mit DJ-Livestreams<br />
aus der Fledermaus, Talkrunden und natürlich<br />
ganz viel Social Media bleibt der heiße Draht am<br />
Glühen. Auch die Spendenbereitschaft ist riesig,<br />
immer wieder gibt es Mutmacherstatements auf<br />
allen Kanälen. „Wir dürfen nicht jammern und<br />
bleiben geduldig. Den Optimismus werden wir<br />
nicht verlieren, das sind wir unseren Stammgästen<br />
und auch allen neuen Besuchern schuldig“,<br />
unterstreicht Karsten Kluge. Geplant sind auf<br />
jeden Fall wieder kultige Events an Samstagen<br />
mit 80er-Partys sowie den beliebten Metal- oder<br />
Gothic-Nächten.<br />
Die Fuchsbau-Insider werden<br />
beim Comeback wohl zuerst neugierig<br />
nachkontrollieren, ob die<br />
nostalgischen Bravo-Wände im<br />
Raucherbereich noch da sind.<br />
BRAUCLUB:<br />
Der satte Beat<br />
im Herzen der Start<br />
Immer wieder schweifen die Blicke durch den<br />
Brauclub, hinüber zur Bar, zum DJ-Pult und zum<br />
Eingang. Clubleiter Rico Rupf denkt oft an Nächte,<br />
als hier kein Blatt zu Boden ging und die Gäste<br />
wie im Rausch zum Beat der Musik tanzten. Die<br />
Erinnerungen an lange Einlassschlangen und<br />
viele Partyhungrige, die sich auf eine ausgelassene<br />
Diskonacht freuten, sind noch frisch.<br />
Seit 17 Jahren gibt´s den Brauclub tief unten in den<br />
Katakomben der Galerie Roter Turm. Eine Disko<br />
mit Top-Lage, Top-Anbindung und einem Top-<br />
Image. Vor Corona konnten bis zu 600 Gäste abfeiern.<br />
Rico Rupf, besser bekannt als DJ Snax, leitet<br />
den Club seit April 2021. „Anfang Juli konnten<br />
wir endlich wieder eröffnen. Die 3G-Regelung, die<br />
deutliche Reduzierung der Besucherzahlen und<br />
Kontaktnachverfolgung haben das möglich gemacht“,<br />
erklärt der Brauclub-Chef. Vier Monate<br />
währte das Partyglück, danach waren die Schotten<br />
wieder dicht. Doch auch hier steckt man den Kopf<br />
nicht betrübt hinter den Tresen, sondern hat kräftig<br />
angepackt. „Wir haben auf digitale Anzeigen<br />
umgestellt sowie die Ton- und Lichtanlage erneuert.<br />
Das DJ-Pult steht jetzt mitten im Raum“, zählt<br />
Rico Rupf auf. Er sprüht vor Energie, hat trotz der<br />
81<br />
0<br />
Zwangspause viele Projekte im Kopf. Eine richtig<br />
große Nummer war das Basement-Festival im Januar<br />
dieses Jahres. 15 Top-DJs aus dem Bundesgebiet<br />
legten bei der Online-Sause im Brauclub<br />
auf und fuhren für den Lukas Stern e.V. ordentlich<br />
Spenden ein. „Wir sind nicht nur Partylocation,<br />
sondern sehen uns auch in sozialer Verantwortung.<br />
Dementsprechend haben wir auch unser Leitbild<br />
entwickelt, in dem wir uns klar und deutlich gegen<br />
Rassismus und Homophobie aussprechen“, betont<br />
der Clubleiter. Am liebsten würde auch Rico Rupf<br />
so schnell wie möglich die neue Technik am Pult<br />
hochfahren, die Massen zur Ekstase bringen und<br />
Corona einfach abhaken. Doch Ungeduld sei ein<br />
schlechter Ratgeber, sagt er. „Man muss aus allem<br />
Schlechten etwas Positives ziehen und das Beste<br />
daraus machen. Wir sollten alle im Sinne der gesamten<br />
Gesellschaft solidarisch sein. Unsere Zeit<br />
kommt wieder“, blickt Rico Rupf optimistisch in<br />
die Zukunft.<br />
Fotos: Georg Ulrich Dostmann (3)