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atw - International Journal for Nuclear Power | 02.2022

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

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<strong>atw</strong> Vol. 67 (2022) | Ausgabe 2 ı März<br />

EU-Taxonomie für ein nachhaltiges<br />

Finanzwesen: Die Notwendigkeit, das<br />

Europäische Elektrizitätssystem<br />

zu re<strong>for</strong>mieren?<br />

Marc Deffrennes<br />

Es ist nicht die Absicht dieses kurzen Artikels, die kompletten Details der EU-Taxonomie für ein nachhaltiges<br />

Finanzwesen darzulegen, ein vor mehr als drei Jahren durch die Europäische Kommission eingeleiteter<br />

Prozess. Stattdessen ist dies hier eine Zusammenfassung, um dann weiter zu breiter gefassten Überlegungen<br />

über das europäische Elektrizitätssystem kommen zu können, das vor 30 Jahren in Gang gesetzt wurde<br />

und sich in ständiger Re<strong>for</strong>m befindet.... und das nicht so funktioniert wie gewünscht. Die harten Diskussionen<br />

in Brüssel und den europäischen Hauptstädten über die Aufnahme von Kernenergie und Gas in die<br />

Taxonomie, in Kombination mit der Energiekrise, die einen direkten Einfluss auf den Alltag der Bürger Europas<br />

hat, bieten die Gelegenheit, einen Schritt zurück zu treten und zu verstehen, dass eine tiefgreifende<br />

Re<strong>for</strong>m des Elektrizitätssystems in Europa notwendig ist.<br />

Zweck der EU-Taxonomie für ein nachhaltiges<br />

Finanzwesen ist es, den Finanzinstitutionen und<br />

anderen Investoren Leitlinien zur Orientierung zu<br />

geben, wo sie unter Beachtung der Nachhaltigkeitsgrundsätze<br />

investieren können. Diese Taxonomie<br />

ist in die Politik des Green Deal der EU eingebettet,<br />

die darauf abzielt, im Jahr 2050 CO2-Neutralität<br />

auf EU-Ebene zu erreichen. Das Hauptkriterium<br />

dafür, dass sich eine Aktivität im Einklang mit der<br />

Taxonomie befindet, ist es daher, dass sie Beiträge<br />

zur Minderung des Klimawandels oder Anpassung<br />

an den Klimawandel leistet. Zusätzlich muss eine<br />

Aktivität auch die DNSH (Do No Significant Harm<br />

= Vermeidung erheblicher Beeinträchtigungen)<br />

Kriterien berücksichtigen – das bedeutet, dass ein<br />

Nachweis dafür er<strong>for</strong>derlich ist, dass sie keine<br />

wesentliche negative Auswirkung auf die Umwelt<br />

hat. Die Hauptgrundsätze der Taxonomie wurden<br />

auf der EU-Ebene im Juni 2020 genehmigt und<br />

damit erhielt die Kommission die volle Befugnis,<br />

die detaillierten Kriterien über delegierte Rechtsakte<br />

weiterzuentwickeln. Nach der Veröffentlichung<br />

durch die Kommission haben die Mitgliedsstaaten<br />

und das Europäisches Parlament einen<br />

Prüfungszeitraum von bis zu sechs Monaten. Änderungen<br />

sind nicht möglich: Es ist ein Alles-oder-<br />

Nichts-Prozess. Einen delegierten Rechtsakt abzulehnen<br />

er<strong>for</strong>dert eine große, schwierig zu erreichende<br />

Mehrheit im Rat und eine einfache Mehrheit<br />

im Parlament, ansonsten ist er de facto angenommen.)<br />

Der erste delegierte Rechtsakt (DA), der mit der<br />

Minderung des Klimawandels und Anpassungskriterien<br />

verbunden war, wurde im Juni 2021 durch<br />

die Kommission veröffentlicht. Er umfasst Aktivitäten,<br />

die in Verbindung mit dem Einsatz erneuerbarer<br />

Energiequellen (RES) stehen. Kernenergie<br />

und Gas wurden nicht eingeschlossen 1<br />

und die<br />

Kommission schlug vor, diese Energiequellen in<br />

einem eigenen komplementären delegierten<br />

Rechtsakt (CDA) abzudecken. Im Oktober genehmigte<br />

das Europäische Parlament den ersten DA<br />

und der Rat ebenfalls vor der Deadline im<br />

Dezember, wobei nichtsdestotrotz eine merkliche<br />

Anzahl von Mitgliedsstaaten gegen das Gesetz<br />

stimmte (einschließlich Frankreich) oder sich der<br />

Stimme enthielt (einschließlich Deutschland).<br />

Die Kommission veröffentlichte den CDA-Entwurf<br />

am 31. Dezember 2021. Sie gab den Mitgliedsstaaten<br />

und den sogenannten Sachverständigen<br />

der ‚Platt<strong>for</strong>m für ein nachhaltiges Finanzwesen‘<br />

(SFP, von der Kommission als Nachfolger der<br />

früheren Technischen Expertengruppe gegründet)<br />

drei Wochen Zeit zur Kommentierung, danach<br />

würde die Kommission den CDA nach der Genehmigung<br />

durch das Kollegium der Kommissionsmitglieder<br />

annehmen. Der Rat und das Parlament<br />

haben dann, genauso wie für den DA, sechs Monate<br />

1 Im Jahr 2019 entschied eine sogenannte beratende Technische<br />

Sachverständigengruppe (TEG), die die Kommission gegründet hatte, dass<br />

eine weitere Analyse notwendig war, um über die DNSH-Kriterien zu<br />

entscheiden, auch wenn die TEG anerkannte, dass Kernenergie komplett CO2-<br />

neutral ist. Im Ergebnis bat die Kommission ihre interne Gemeinsame<br />

Forschungsstelle und zwei weitere Expertengremien, die<br />

Umweltauswirkungen der Kernenergie zu untersuchen. Das im Sommer 2021<br />

veröffentlichte Gesamtfazit war, dass Kernenergie kein höheres Risiko darstellt<br />

als andere Energiequellen, wenn man den Einfluss auf die Umwelt basierend<br />

auf einer Lebenszyklusanalyse betrachtet.<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 7<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

EU-Taxonomie für ein nachhaltiges Finanzwesen: Die Notwendigkeit, das Europäische Elektrizitätssystem zu re<strong>for</strong>mieren? ı Marc Deffrennes

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