Der Sand Ausgabe 3
Zeitung für Oberbarmen/Wichlinghausen und den Rest der Stadt
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DER SAND IM FOKUS
Ausgabe 3
FREIHEIT
Eine Recherche der Mobilen Oase
mit Pop-Up-Foto-Studio an der B 7
Interviews: Roland Brus
Fotos: Mirela Hadžic
Casting: Daniela Camilla Raimund
Mehr zum Making-Off der Aktion fi ndest du unter: www.die-wueste-lebt.org/der-sand
Samia
Freiheit muss man sich verdienen. Für mich gibt es nur
ein Gesetz: Energie kommt zurück, egal ob gute oder
schlechte. Ich glaube, wenn ich andere leben lasse, darf
ich leben. Wenn ich andere frei lasse, darf ich frei sein.
Ich bin seit 12 Jahren Veganerin. Weil ich mich immer
philosophisch gefragt habe, was ist der Sinn des Lebens
und was mache ich falsch? Warum ist das alles hier so
düster und schmerzhaft? Ich sehe dieses Gesetz, da wo
man die Tiere frei lässt, wo man ihnen nicht wehtut, da
kann man auch inneren Frieden haben. Das merke ich,
am eigenen Leib. Auch die Träume änderten sich, mein
Denken. Man ist einfach friedlicher und wird sozusagen
mit Freiheit belohnt.
Peter
Ich bin Holzspielzeug-Schreiner. Ich spiele
seit ein paar Jahren Theater, bei der Gruppe
Bamboo, wie Antje. Das bedeutet mir sehr viel.
Da gibt es viel Freiheit. Da sind wir auch spon-
tan. Im Stück sind auch immer Sachen dabei,
die nicht geprobt sind. Die einfach so raus
kommen und das wird dann halt gemacht. Da
kommen noch ganz andere Sachen raus, auch
Gefühle.
Wenn ich demnächst in Rente gehe, ist gut,
dass man nicht einfach so dasteht. Dann hat
man noch was, das Schauspiel. Dann darf ich
nur noch Theater machen. Ja, das ist Freiheit,
wenn ich mich dann nur doch auf diese eine
Sache konzentrieren kann, sonst auf nichts.
Desiree
Freiheit ist vor allen Dingen Freizeit zwischen
Arbeit und Privatleben. Ich bin LKW- und
Busfahrerin, wir haben echt eine 60-Stundenwoche
plus Heimfahrt. Ist nichts mit Sightseeing
oder sowas, wie das früher mal war. Weil die
LKW-Fahrer komplett überwacht werden. Die
Firmen haben Fleetboard und wissen genau,
wo ich gerade bin. Uhrzeit, alles. Urlaub hat
man auch kaum oder kannst du nicht machen,
weil man eh so wenig Geld verdient. Dann
sagen sie, ja komm, dann zahlen wir euren
Urlaub aus. Das ist nicht die Freiheit der
Straße, eher Sklaverei.
Diallo
Ich komme aus Guinea. Ich bin 19 Jahre alt. Ich bin seit zwei Jahren alleine in Deutschland. Unsere Kultur ist sehr
kompliziert. Meine Eltern hatten mich mit 12 Jahren beschneiden lassen. Ich wurde mit 13 verheiratet. Das war sehr
schwer. Deswegen bin ich weggelaufen. Wegen der Heirat bin ich ein bisschen traumatisiert. Mein Kopf ist blockiert.
Meine kleine Schwester ist wegen mir behindert. Ich habe sechs Monate geblutet. Sie hat das gesehen. Sie kann
jetzt nicht sprechen. In Guinea haben die Männer Freiheit und die Frau darf nichts. Hier in Wuppertal bin ich frei.
Hier kannst du zur Schule gehen, kannst du gut essen. Hier gibt es Unterstützung für Kinder. Die Menschen sind
nett. Alles ist gut. Deswegen sag ich, Freiheit ist sehr wichtig für mich. Viele, auch deutsche Mädchen, wissen davon
gar nichts, aber es ist wichtig.
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