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Wagnersechsmalig No. 14

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Das Buchmagazin der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung — 03.2022<br />

Wagner<br />

sechsmalı˙g<br />

#<strong>No</strong>. <strong>14</strong><br />

Wagner’sche<br />

Innsbruck<br />

Wagner’sche<br />

Altstadt<br />

Innsbruck<br />

Bücher Stierle<br />

Salzburg<br />

Stierle Kelten-<br />

Buchhandlung<br />

Hallein<br />

Leporello die<br />

Buchhandlung<br />

Wien<br />

Stöger —<br />

Leporello die<br />

Buchhandlung<br />

Wien


Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Uns eint bestimmt eine gemeinsame<br />

Sehnsucht: wir<br />

wollen die Masken abnehmen<br />

und unser Gesicht zeigen.<br />

Wir freuen uns, dass Sie mit<br />

unseren engagierten Buchhändlerinnen<br />

und Buchhändlern<br />

wieder von Angesicht<br />

zu Angesicht über Ihre<br />

Lieblingslektüre diskutieren<br />

können. Und wir engagieren<br />

uns mit unbeugsamem Elan<br />

für einen unabhängigen<br />

Buchhandel, denn wir wollen<br />

die Vielfalt feiern! Die<br />

Wagner‘sche Familie ermöglicht<br />

Buchhändler*innen ein<br />

selbstbestimmtes und kreatives<br />

Arbeiten, und wir sorgen<br />

dafür, dass unsere Lehrlinge<br />

eine gute Ausbildung erhalten.<br />

Wir tragen dazu<br />

bei, dass Traditionsbuchhandlungen<br />

nicht von der<br />

Bildfläche verschwinden, sondern<br />

von einer jungen Buchhändler*innen-Generation<br />

in die Zukunft geführt werden.<br />

Die <strong>14</strong>. Ausgabe dieses<br />

Magazins informiert Sie über<br />

die Aktivitäten unserer Filialen,<br />

über Lesungen und über<br />

interessante Bücher!<br />

Markus Renk (re.), Markus Hatzer<br />

Inhalt<br />

6 Ein neuer Bücherfrühling<br />

Wir feiern den unabhängigen Buchhandel<br />

18 Bücher und Puzzles<br />

Regionale Produkte aus unserem Verlag<br />

20 Neues aus Tirol<br />

Robert Renk zu den aktuellen Neuerscheinungen von Tiroler Autor*innen<br />

24 Karl-Markus Gauß<br />

Geehrt von der Leipziger Buchmesse geradewegs nach Innsbruck<br />

26 Das Prosafestival wird 20!<br />

Ein tolles Jubiläumsprogramm mit schönem P.S. von Antonio Fian und<br />

Christoph Simon<br />

32 Sieben Konzerte und eine Lesung<br />

Das Format des Speed-Dating stellt Mark A. Maier als Autor und erneut<br />

auch das Label „leash the dog“ vor.<br />

36 Besuch aus Kolumbien<br />

Der großartige Autor Juan Gabriel Vasquez in Innsbruck<br />

44 Rotraut Schöberl<br />

Die Buchhändlerin der Nation beehrt die Hauptstadt der Alpen<br />

46 Literarisches HausQuartett<br />

Ein neues Format mit Buchbesprechungen & Livekonzert,<br />

mit Evelyn Unterfrauner & Robert Renk<br />

48 Doron Rabinovici<br />

„Die Einstellung“ (Suhrkamp) ist der Roman zur medialen Zeit<br />

und Auftakt zum Journalismusfest!<br />

50 Genau hinsehen, was geschieht<br />

Das Journalismusfest Innsbruck<br />

56 Á la française<br />

Die französische Autorin Kaouther Adimi kommt in die Wagner’sche<br />

58 W:ORTE<br />

Impressum<br />

Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich:<br />

Wagner’sche Universitätsbuchhandlung, Medici Buchhandels GmbH,<br />

Museumstraße 4, 6020 Innsbruck<br />

info@wagnersche.at — www.wagnersche.at<br />

Redaktion: Robert Renk<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Gerlinde Tamerl, Anita Winkler<br />

Lektorat: Leonie Schiessendoppler<br />

© der Textbeiträge bei den Autorinnen und Autoren<br />

Grafische Ausstattung: himmel. Studio für Design und Kommunikation<br />

Fotografie (so nicht anders angegeben): Gerhard Berger, Pamela Rußmann<br />

© der Abbildungen bei den jeweiligen Rechteinhabern<br />

Titelbild: Friederike Gösweiner, © Thomas Schrott<br />

Druck: Alpina Druck GmbH, Innsbruck<br />

Fehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten.<br />

© 03.2022 – alle Rechte vorbehalten<br />

2 Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

3<br />

Das Internationale Lyrikfestival zu Gast in der Wagner’schen<br />

62 Literatur unter Sternen<br />

Am Zeughausareal bewegt sich was – auch literarisch!<br />

72 3×7 Best aber Seller<br />

74 Mit den besten Empfehlungen


© XXX<br />

Bücher und Menschen im<br />

Mittelpunkt<br />

Vielfalt und Unabhängigkeit wird in diesem Bücherfrühling<br />

nicht nur zwischen den Buchdeckeln gefeiert, sondern auch in<br />

unseren Buchhandlungen.<br />

Buchhandlungen<br />

sind vielfältige<br />

Kulturräume.<br />

Markus Renk und<br />

Gerlinde Tamerl<br />

4<br />

Wagner’sche.<br />

Ein neuer Bücherfrühling<br />

Lockdowns und winterliche Dunkelheit<br />

sind vorbei, wir erfreuen uns am verheißungsvollen<br />

Bücherfrühling, dessen<br />

Neuerscheinungen unsere nächsten Monate<br />

aufregend, tiefgründig und auf jeden Fall<br />

abwechslungsreich gestalten werden.<br />

Gleichzeitig engagieren wir uns mit unbeugsamem<br />

Elan für einen unabhängigen Buchhandel.<br />

„Buchhandlungen sind viel mehr als<br />

bloße Geschäfte. Es sind vielfältige Kulturräume,<br />

unerlässliche Quellen für das, was<br />

wir Geist nennen und dessen Entwicklung.“<br />

Das schreibt Schriftsteller Ilija Trojanow in<br />

seinem Essay mit dem Titel Eine Nacht im<br />

Paradies. Und er muss es wissen, denn er<br />

hat schon eine ganze Nacht in der Wagner’-<br />

schen Buchhandlung verbracht.<br />

Das „Döblinger Juwel“<br />

Wir wollen dazu beitragen, dass besondere<br />

Buchhandlungen weiter existieren können,<br />

sind sie doch wahre Schatzkammern, die<br />

es nicht nur in Innenstadtbezirken geben<br />

soll. Die Buchhandlung Stöger, von manchen<br />

Kundinnen und Kunden liebevoll<br />

„Döblinger Juwel“ genannt, gehört deshalb<br />

seit 1. Februar 2022 zur Familie der Wagner‘schen.<br />

Die Traditionsbuchhandlung im<br />

19. Wiener Gemeindebezirk ist ein „bibliophiler<br />

Nahversorger“ und kann auf eine<br />

hundertjährige Geschichte zurückblicken.<br />

Was damals in der Papierhandlung auf zwei<br />

Regalmetern begann, ist heute eine Buchhandlung,<br />

die auf 120 qm und zwei Etagen<br />

Buchliebhaber*innen zum Schmökern<br />

einlädt. Menschen in Döbling können hier<br />

weiterhin ihre Lieblingslektüre besorgen<br />

und wie gewohnt die Buchhändlerinnen<br />

ihres Vertrauens antreffen.<br />

Selbstbestimmt und<br />

unabhängig<br />

Wir wollen Buchhändlerinnen und Buchhändler<br />

vor den Vorhang holen, ihre<br />

Kreativität fördern, sie in den Mittelpunkt<br />

rücken, ihnen ein selbstbestimmtes<br />

und kreatives Arbeiten ermöglichen.<br />

Unsere Lehrlinge erhalten von Beginn an<br />

die Möglichkeit, eigenverantwortlich zu<br />

arbeiten und ihre Talente zu entdecken.<br />

Einer unserer wichtigsten Grundsätze ist<br />

die Unabhängigkeit, das bedeutet, dass<br />

unsere Buchhändlerinnen und Buchhändler<br />

ihr Sortiment selbstbestimmt auswählen<br />

dürfen und auch selbst entscheiden können,<br />

welche Bücher einen Platz auf ihren<br />

Tischen und Regalen finden. Wir suchen<br />

nach interessanter Lektüre, damit unsere<br />

Buchhandlungen aussehen wie prall gefüllte<br />

Schmuckkästchen. In unserem neuen<br />

Büro im Helblinghaus in der Innsbrucker<br />

Altstadt treffen wir uns regelmäßig mit<br />

Kolleg*innen unseres 55-köpfigen Teams,<br />

um für Sie neue Ideen für unsere Buchhandlungen<br />

zu entwickeln.<br />

Neues aus dem Verlag<br />

der Wagner’schen<br />

Wir freuen uns sehr darüber, dass in unserem<br />

Verlag regelmäßig neue Publikationen<br />

erscheinen. Zwei neue Lieblinge unserer Erinnerungsreihe<br />

haben soeben die Druckerpresse<br />

verlassen und werden in unseren<br />

Regalen präsentiert: Georg und Monika<br />

Fabjan werfen einen ganz persönlichen<br />

Blick auf den Innsbrucker Stadtteil Dreiheiligen<br />

und Willi Guiliani schreibt packend<br />

über den Wilden Westen der<br />

Alpenmetropole. Peter Walder-Gottsbacher<br />

gehört als langjähriger Mitarbeiter zum<br />

„Urgestein“ der Wagner‘schen Buchhandlung<br />

und ist Autor mehrerer Bücher.<br />

Nun erscheint sein neues Werk über die<br />

Innsbrucker Stadtteile Hötting und Anpruggen,<br />

das wir nicht nur Einheimischen,<br />

sondern auch all jenen empfehlen möchten,<br />

die sich für historische Themen begeistern<br />

können.<br />

Literarisches HausQuartett<br />

Die Buchhandlung Leporello im Schatten<br />

des Stephansdoms in Wien gehört seit 2021<br />

zur Wagner’schen Familie. Immer wieder ist<br />

dort auch Rotraut Schöberl anzutreffen, die<br />

gemeinsam mit ihrem Kollegen Erwin Riedesser<br />

diese Buchhandlung eröffnete. Frau<br />

Schöberl wurde in den letzten Jahren durch<br />

ihre Facebook-Livestreams mit Kabarettist<br />

Michael Niavarani und ihre wöchentlichen<br />

Auftritte als Buchexpertin bei Café Puls 4<br />

einem größeren Publikum bekannt. Nun<br />

gibt sie nach Mord auf leisen Pfoten ihre<br />

neue mörderische Anthologie Radieschen<br />

von unten. Kriminell gute Gartenmorde im<br />

Residenz Verlag heraus. Zahlreiche Autorinnen<br />

und Autoren versammeln sich hier<br />

wie etwa Alex Beer, Eva Rossmann und<br />

Thomas Raab. Wir freuen uns darüber, dass<br />

Rotraut Schöberl uns im Mai in Innsbruck<br />

besucht und in der Wagner’schen diese<br />

Anthologie vorstellen wird. Ihre Teilnahme<br />

an unserem „Literarischen HausQuartett“<br />

wird ebenso ein großes Zuhörvergnügen, zu<br />

dem wir Sie jetzt schon herzlich einladen.<br />

Spannende Veranstaltungen<br />

Die Wagner’sche ist auch in diesem Jahr<br />

wieder Kooperationspartner der achensee.<br />

literatour. Das Literaturfestival, das von<br />

5. bis 8. Mai 2022 stattfinden wird, lädt<br />

zum Verweilen am größten See Tirols ein.<br />

Wir können Bücherfans von nah und fern<br />

dieses Festival sehr empfehlen, denn hier<br />

kann man Literatur genießen und dabei<br />

auch gleich ein bisschen Urlaub machen.<br />

Besonders gespannt sind wir auch auf das<br />

„Journalismusfest“, das erstmals in Innsbruck<br />

stattfinden wird. Das hochkarätige<br />

wie internationale Programm unterstreicht<br />

die Bedeutung von kritischem Journalismus.<br />

Bei Diskussionen und Lesungen, darunter<br />

auch in der Wagner’schen, erzählen Reporter*innen<br />

von ihren Erfahrungen und geben<br />

Einblick in ihre Arbeit.<br />

Diversität ist die wahre<br />

<strong>No</strong>rmalität<br />

Im unabhängigen Buchhandel, aber auch<br />

im Bücherfrühling lautet das Motto: Diversität<br />

ist die neue <strong>No</strong>rmalität. So feiern<br />

wir Bücher und Menschen, denen Toleranz,<br />

Individualität, Kreativität und Vielfalt<br />

so viel bedeutet wie uns. Dieses Magazin<br />

ist gefüllt mit Interviews und Hinweisen<br />

zu Lesungen an unseren Standorten in<br />

Innsbruck, Salzburg, Hallein und Wien.<br />

Genießen Sie diesen Bücherfrühling, so wie<br />

wir es tun.<br />

Markus Renk und Gerlinde Tamerl


© XXX<br />

Es ist schon fast halb zwölf, Ihr neuer<br />

Roman, entstand aus einer wahren<br />

Geschichte. Was ist der Hintergrund?<br />

Begonnen hat alles mit den Briefen, die<br />

wir auf dem Dachboden unseres Hauses<br />

gefun den haben. Es waren Briefe aus den<br />

Jahren 1938-45, die meine Schwiegereltern<br />

sich geschrieben haben. Der Schwiegervater<br />

arbeitete während des II. Weltkrieges in<br />

Berlin bei Daimler Benz als Flugmotorenmechaniker,<br />

die Schwiegermutter pendelte<br />

zwischen Niederösterreich und Berlin.<br />

500 Briefe und Dokumente, sicherlich<br />

in alten Schriften (Kurrent, Fraktur?)<br />

wollen gelesen, verstanden und<br />

zugeordnet werden, kein leichtes<br />

Unterfangen: wie haben Sie das<br />

gemeistert?<br />

Nach dem Tod des Vaters saß mein Mann<br />

wochenlang in dessen Wohnung und sichtete<br />

das umfangreiche Material. Damit sich<br />

später auch unsere Kinder damit auskennen<br />

würden, ordnete und scannte er alles ein.<br />

Meine Schwägerin, die die Kurrentschrift<br />

beherrscht, hat die entsprechenden Briefe<br />

(hauptsächlich die der Mutter) in die<br />

lateinische Schrift übertragen. Zum Schluss<br />

ließen wir die unzähligen Fotos, Dokumente<br />

und Briefe als Fotobücher binden.<br />

Wann und in welcher Situation,<br />

haben Sie beschlossen, diesen<br />

unglaublichen Fundus in einen<br />

(Brief-)Roman zu verwandeln?<br />

Das ist fast von allein passiert. Ich war<br />

gerade fertig mit meinem Roman Ein<br />

fesches Dirndl, saß auf meinem Lieblingsplatz<br />

unter dem Nussbaum und las die<br />

Briefe. Bis dahin kannte ich den Inhalt nur<br />

von den Erzählungen meines Mannes. Und<br />

ich kam nicht aus dem Staunen heraus.<br />

Fast automatisch drehte ich den Blick zur<br />

Tür und sah vor meinem inneren Auge<br />

die Schwiegereltern aus dem Haus treten.<br />

<strong>No</strong>ch am gleichen Tag schrieb ich die ersten<br />

Seiten des Romans.<br />

Literatur vom<br />

Dachboden<br />

im Internet und im St. Pöltner Stadtarchiv.<br />

Und tatsächlich stand mir auch ein Dorf-<br />

Historiker zur Seite, der mich vor allem mit<br />

Material versorgte, das für mich sonst nicht<br />

zugänglich wäre. Nur im Unterschied zu<br />

dem Grantler Willi Hammer aus meinem<br />

Roman ist Albin Mayer ein sehr netter und<br />

hilfsbereiter Mensch.<br />

Familiengeschichte und Zeitgeschichte<br />

verbinden sich in Ihren<br />

Romanen oft, hier ist die Verbindung<br />

noch näher an der eigenen<br />

Geschichte, bzw. an der Ihres<br />

Mannes: wie stand er zu der Idee<br />

die Familiengeschichte in einem<br />

Briefroman zu veröffentlichen?<br />

Wir haben im Vorfeld viel darüber gesprochen.<br />

Als ich ihm das Exposee und<br />

die ersten Seiten vorgelegt habe, war er<br />

damit einverstanden, dass ich die Briefe<br />

verwende. Denn, obwohl dieser Roman<br />

auf realer Korrespondenz basiert, wurden<br />

die Briefe modifiziert und die Handlung<br />

zum großen Teil erfunden. Uns beiden<br />

war es wichtig, diese schreckliche Zeit als<br />

greifbares Zeitdokument den Lesenden<br />

näher zu bringen und aufzuzeigen, was<br />

mit Völkermanipulation alles machbar ist.<br />

Aber ich möchte meinen Roman nicht als<br />

einen päda gogischen Zeigefinger verstehen,<br />

sondern als ein Mittel gegen Verdrängung<br />

und das Vergessen. Europa befindet sich in<br />

einer angespannten Lage, der Krieg steht<br />

buchstäblich vor der Tür. Es soll unsere<br />

aller Sorge sein, darauf zu achten, dass die<br />

Waagschale nicht kippt.<br />

Es war schaurig.<br />

Anders kann<br />

man das nicht<br />

ausdrücken.<br />

6 7<br />

Zdenka Becker<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Zdenka Becker<br />

im Gespräch mit<br />

Rotraut Schöberl<br />

Es gab sichtlich viel Recherche,<br />

von Berlin bis Mosbach, von den<br />

Fischbacher Lebensbedingungen bis<br />

zur Flugmotorenfabrik: wie konnten<br />

Sie das in diesen Pandemiezeiten<br />

bewerkstelligen?<br />

Ich wusste, dass mein Schwiegervater in<br />

Berlin gearbeitet hatte, aber dass die Kriegsproduktion<br />

in eine aufgelassene Gipps<br />

Mine in Mosbach verlegt worden war, war<br />

mir neu. Ich habe im Internet recherchiert<br />

und bin auf unglaubliche Tatsachen gestoßen.<br />

Sofort nahm ich Kontakt mit der<br />

KZ-Gedenkstätte Neckarelz auf und nach<br />

mehrmaligem Emailwechsel fuhr ich hin.<br />

Die Leiterin der KZ-Gedenkstätte, Frau<br />

Roos, hat mich in die Mine geführt, zeigte<br />

mir das Museum, die angrenzenden Gebäude<br />

usw. und ich erkannte die Orte und<br />

Plätze aus den Briefen. Es war schaurig.<br />

Anders kann man das nicht ausdrücken.<br />

Danach fuhr ich nach Heidelberg und<br />

Berlin, wo ich nach den Wohnadressen<br />

gesucht habe. Das Haus in der Solmstrasse<br />

steht noch, an der Stelle des Hauses in der<br />

Wilhelmstrasse steht ein Neubau aus den<br />

ca. Siebzigerjahren.<br />

Diese Recherche schaffte ich noch knapp<br />

vor der Pandemie. Danach recherchierte ich<br />

Buchtipp:<br />

Zdenka Becker:<br />

Es ist schon fast halb zwölf<br />

Amalthea Verlag,<br />

272 S., € 25,00<br />

Buchpräsentation:<br />

Zdenka Becker<br />

Moderation: Rotraut Schöberl<br />

Di., 22. März 2022, 19:00 Uhr<br />

Leporello Buchhandlung<br />

Singerstraße 7, A – 1010 Wien<br />

Eintritt: € 8,00


© XXX<br />

Leporello<br />

die Buchhandlung<br />

Wien<br />

Die Kult-Buchhandlung<br />

mitten in Wien<br />

Im Schatten des Stephansdoms im Bücherhimmel schwelgen.<br />

Wir wollen<br />

mit Ihnen den<br />

Bücherfrühling<br />

feiern.<br />

In der Buchhandlung Leporello herrscht<br />

immer reges Treiben: die bestellten Neuerscheinungen<br />

werden ausgepackt und<br />

wunderschön drapiert, das Team rund um<br />

Roswitha Stubenschrott ist immerzu im<br />

Einsatz. Klaudia, Laura, Nina, Zeljko und<br />

Bea lieben die Buchhandlung im Schatten<br />

des Stephansdoms, in der auch in diesem<br />

Frühling wieder eine ganze Reihe von<br />

Veranstaltungen stattfinden wird. Am 22.<br />

März um 19:00 Uhr wird etwa Zdenka<br />

Beckers Buch Es ist schon fast halb zwölf<br />

in der Buchhandlung vorgestellt. Rotraut<br />

Schöberl hat mit Frau Becker ein Interview<br />

geführt (siehe S. 7) und wird diesen Abend<br />

auch moderieren. Von der Buchexpertin bei<br />

Café Puls 4 erscheint außerdem nach Mord<br />

auf leisen Pfoten eine weitere mörderische<br />

Anthologie im Residenz Verlag mit dem<br />

Titel Radieschen von unten. Kriminell gute<br />

Gartenmorde. Zahlreiche österreichische<br />

Autorinnen und Autoren versammeln sich<br />

hier wie etwa Alex Beer, Eva Rossmann<br />

und Thomas Raab. Lesen Sie dazu auch unbedingt<br />

das Interview mit Rotraut Schöberl<br />

auf Seite 44. Nach Lockdowns und trüben<br />

Wintertagen freuen wir uns wieder sehr auf<br />

die zahlreichen Begegnungen mit Ihnen,<br />

denn ohne Buchliebhaber*innen würde<br />

diesem Ort die Seele fehlen. Wir wollen mit<br />

Ihnen den Bücherfrühling feiern in Form<br />

von Gesprächen, Lesungen und vielen,<br />

vielen weiteren persönlichen Begegnungen!<br />

© Pamela Rußmann<br />

© Pamela Rußmann<br />

Buchtipp:<br />

das Leporello-Team<br />

8 9<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Rotraut Schöberl (Hrsg.):<br />

Radieschen von unten<br />

Residenz Verlag,<br />

260 S., € 22,00


© Herbert Lehmann<br />

Bibliophiler Nahversorger<br />

Die Buchhandlung Stöger in Wien-Döbling gehört ab nun<br />

auch zur Wagner’schen Familie.<br />

© Herbert LehmannDas ,Döblinger<br />

Juwel‘ bleibt<br />

auch weiterhin<br />

ein schöner<br />

Treffpunkt.<br />

10<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Die Buchhandlung Stöger, von manchen<br />

Kundinnen und Kunden liebevoll „Döblinger<br />

Juwel“ genannt, gehört seit 1. Februar<br />

2022 zur Familie der Medici Buchhandels<br />

GmbH. Die Traditionsbuchhandlung im<br />

19. Wiener Gemeindebezirk kann auf eine<br />

hundertjährige Geschichte zurückblicken.<br />

Was damals in der Papierhandlung auf zwei<br />

Regalmetern begann, ist heute eine Buchhandlung,<br />

die auf 120 qm und zwei Etagen<br />

Buchliebhaber*innen aller Altersgruppen<br />

dazu einlädt, das sorgfältig ausgewählte<br />

11<br />

Sortiment zu entdecken. Wie gewohnt,<br />

werden Kundinnen und Kunden der Buchhandlung<br />

Stöger auch weiterhin ihre lieb<br />

gewonnenen Buchhändlerinnen antreffen.<br />

Zusätzlich wurde der Stöger Onlineshop<br />

auf den modernsten Stand gebracht, um<br />

den Einkauf noch rascher und bequemer<br />

zu gestalten.<br />

Gerda Schefz, die die Buchhandlung<br />

Stöger jahrelang geführt hat, kann auf eine<br />

erfolgreiche Zeit zurückblicken. Für sie<br />

war die Arbeit mit Büchern immer aufregend,<br />

denn aus ihrer Sicht spiegeln sich in<br />

Büchern die Trends von morgen. Gerda<br />

Schefz sagt weiters: „Ich habe großes Vertrauen,<br />

dass unsere Buchhandlung in der<br />

Medici Buchhandels GmbH eine erfolgreiche<br />

Zukunft finden wird und unsere<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser<br />

Buchhandelsfamilie auch weiterhin ihr<br />

Engagement und ihre Erfahrung einbringen<br />

können.“<br />

Medici-Geschäftsführer Markus Renk<br />

sagt dazu: „Es ist mir ein großes Anliegen,<br />

dass unabhängige Buchhandlungen auch<br />

außerhalb von Innenstadtbezirken weiterhin<br />

existieren. Die Buchhandlung Stöger<br />

in Döbling ist ein wichtiger Treffpunkt und<br />

‚bibliophiler Nahversorger‘. Wir möchten<br />

dazu beitragen, dass diese charmante Buchhandlung<br />

mit ihrer 100-jährigen Geschichte<br />

die Menschen in der Umgebung weiterhin<br />

auf kurzem Weg mit der passenden Lieblingslektüre<br />

versorgt.“<br />

Die Buchhändlerinnen Ina, Hedwig,<br />

Barbara und Melanie, die auch auf den<br />

Fotos zu sehen sind, freuen sich auf Ihren<br />

Besuch!


Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes<br />

Höchster Standard für Ökoeffektivität.<br />

Cradle to Cradle TM zertifizierte<br />

Druckprodukte innovated by gugler*.<br />

Bindung ausgenommen<br />

Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen<br />

Umweltzeichens. gugler*print, Melk, UWZ-Nr. 609, www.gugler.at<br />

Gesalzene Lektüre,<br />

die alle Sinne belebt<br />

Kelten-<br />

Buchhandlung<br />

Hallein<br />

Es wimmelt auch<br />

in Salzburg<br />

Bücher<br />

Stierle<br />

Salzburg<br />

In der neu gestalteten Buchhandlung gibt es<br />

passende Bücher für Jung und Alt.<br />

Wir feiern die Vielfalt und staunen<br />

über unser Wimmelbuch.<br />

© Wagner’sche<br />

Kinderprogramm:<br />

<strong>No</strong>ra Leitl: Krissi Krampus<br />

Di., 10. Mai 2022, 15:00 Uhr<br />

Puppenspieler Stefan Karch<br />

Do., 9. Juni 2022, 15:00 Uhr<br />

Keltenbuchhandlung Hallein<br />

Eintritt frei!<br />

Lesungen:<br />

Ellen Dunne (Haymon)<br />

liest aus Boomtown Blues<br />

Mo., 21. März 2022, 18:45 Uhr<br />

Mareike Fallwickl (Rowohlt)<br />

liest aus Die Wut, die bleibt<br />

Di., 29. März 2022, 18:45 Uhr<br />

Keltenbuchhandlung Hallein<br />

Eintritt frei!<br />

Die Keltenbuchhandlung in Hallein hat sich<br />

in den vergangenen Monaten einiges getan.<br />

Susanna Pristovnik-Schwarz, Hans Hamedinger<br />

und Philipp Schlaffer haben kräftig<br />

die Ärmel hochgekrempelt und einiges in<br />

der Buchhandlung verändert. So gibt es<br />

neuerdings im ersten Stock einen eigenen<br />

Lesebereich für Kinder, und im Frühling<br />

werden auch schon erste Veranstaltungen<br />

stattfinden. Erstleser für Bücher zu begeistern,<br />

funktioniert in der Gemeinschaft<br />

am allerbesten: Miteinander Bücher anschauen,<br />

sich abwechselnd vorlesen und<br />

schließlich miteinander über die Geschichten<br />

sprechen. Das mag für manche Eltern<br />

eine Herausforderung sein, deshalb möchten<br />

wir im Rahmen unserer Veranstaltungen<br />

Kindern vorleben, wie man die Liebe zu<br />

Büchern lernen kann. Einen Samstag pro<br />

Monat lesen Schauspielstudent:innen aus<br />

<strong>No</strong>vitäten oder Klassikern. Persönliche<br />

Begegnungen mit Kinderbuchautor:innen<br />

tragen dazu dabei, die Begeisterung für<br />

Bücher zu wecken. Außerdem hat Susanna<br />

Pristovnik-Schwarz eine kleine Abteilung<br />

mit Büchern in leichter Sprache eingerichtet<br />

und steht mit fachkundigem Rat zur Verfügung,<br />

wenn es darum geht, die richtige<br />

Lektüre für Menschen mit Leseschwierigkeiten<br />

zu finden. Demnächst finden auch<br />

wieder Lesungen für Erwachsene statt!<br />

Neben interessanten Neuerscheinungen<br />

warten auch andere schöne Dinge in<br />

unserer Buchhandlung, etwa das „Salz der<br />

Kelten“. Dabei handelt es sich um Natursalz,<br />

das exklusiv für die Buchhandlung abgefüllt<br />

wurde. Das neue Gartenquiz macht<br />

außerdem Lust, jetzt im Frühling in der<br />

Natur aktiv zu werden.<br />

© Kelten Buchhandlung / Susanna Pristovnik-Schwarz<br />

© Wagner’sche<br />

Hurra, unser traumhaft schönes Salzburg-<br />

Wimmelbuch ist erschienen! Und wer ist<br />

darin zu entdecken? Unsere Buchhändlerin<br />

Carmen versteckt sich auf den Doppelseiten.<br />

Im Schloss Mirabell genießt sie die<br />

Sonne, im Hangar 7 staunt sie über Flugzeuge,<br />

im Literaturhaus liest sie Kindern<br />

eine Geschichte vor. Unsere absolute<br />

Lieblingsseite ist jene, auf der unsere kleine,<br />

feine Buchhandlung abgebildet ist. Und<br />

wie es da wimmelt! Herrlich! Illustriert<br />

wurde dieses Buch von Julia Kotulla, die<br />

mit Humor und Feingefühl viele regionale<br />

Details berücksichtigt hat. Besonders am<br />

Herzen lag uns auch die nachhaltige Produktion,<br />

professionell umgesetzt von der<br />

Druckerei Gugler in Krems.<br />

Wir freuen uns aber auch über viele<br />

Neuerscheinungen in diesem verheißungsvollen<br />

Frühling. Bei der Auswahl unseres<br />

Sortiments legen wir immer besonders<br />

großen Wert auf Vielfalt und Diversity.<br />

So haben wir die tollsten Romane von<br />

zeitgenössischen Schriftsteller*innen aus<br />

der ganzen Welt für Sie zusammengestellt.<br />

Auf ein besonderes Märchenbuch möchten<br />

wir Sie ebenso hinweisen. Kinder lieben<br />

Märchen, doch leider werden darin oft<br />

althergebrachte Geschlechterrollen weiter<br />

tradiert. In „Märchenland für alle“ etwa<br />

kommt endlich einmal ein Prinz vor, der<br />

sich statt in eine Prinzessin in einen Prinzen<br />

verliebt, an einer anderen Stelle wird von<br />

einer Königstochter erzählt, die lieber<br />

Abenteuer erlebt, als zu heiraten. Klassischen<br />

Märchen wird auf diese Weise eine<br />

neue Gegenwart eingehaucht, ohne ihnen<br />

ihr Happy End zu nehmen. Wir freuen uns<br />

auf Ihren Besuch!<br />

Buchtipp:<br />

Julia Kotulla:<br />

Wimmelbuch-Salzburg<br />

Verlag der Wagner’schen<br />

Buchhandlung,<br />

16 S., € 19,95<br />

Buchtipp:<br />

Boldizsár M. Nagy:<br />

Märchenland für alle<br />

Dorling Kindersley Verlag,<br />

180 S., € 17,95<br />

darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des<br />

Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.


© Leykam<br />

Bücher<br />

Stierle<br />

Salzburg<br />

Mari Lang zu Gast<br />

bei Bücher Stierle<br />

Von rosa Häkeldeckchen, Prosecco und einem Podcast,<br />

der mit Geschlechterklischees aufräumt…<br />

Es gibt noch<br />

verdammt viel<br />

zu tun.<br />

Mari Lang<br />

Frauen trinken gerne Prosecco, lieben rosarote<br />

Roben und sind zu jeder Tages- und<br />

Nachtzeit bereit für intensive Gespräche.<br />

Diese Vorstellung von Weiblichkeit kursiert<br />

nach wie vor in unserer Gesellschaft, und<br />

besonders prominenten Frauen werden in<br />

Interviews am berühmten roten Teppich<br />

nicht selten indiskrete Fragen zu ihrem<br />

Beziehungsstatus, zur Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie oder zu Ernährungsoder<br />

Beautyroutinen gestellt. Diese Fragen,<br />

so die Feststellung der Journalistin Mari<br />

Lang, werden Männern selten oder gar<br />

nie gestellt. Zumindest bis jetzt. In ihrem<br />

neuen Buch Frauenfragen: Männer antworten<br />

(Leykam Verlag), dreht die Journalistin<br />

und Moderatorin Mari Lang den Spieß um<br />

und stellt all diese indiskreten Fragen ihren<br />

männlichen Interviewpartnern und setzt<br />

damit Debatten über ungerechte Rollenverteilung<br />

in Gang. Ihrem neuen Buch liegt<br />

der gleichnamige, preisgekrönte Podcast zugrunde,<br />

Mari Langs Gäste sind Prominente<br />

aus allen gesellschaftlichen Schichten. So<br />

nehmen zum Beispiel der ehemalige SPÖ-<br />

Politiker Christian Kern, aber auch Kabarettist<br />

Dirk Stermann oder Reality-TV-Star<br />

und Bauunternehmer Richard Lugner zum<br />

Interview in Mari Langs Studio Platz. Viele<br />

dieser Männer reagieren auf „Rote-Teppich-Fragen“<br />

von Mari Lang verblüfft, und<br />

in gewisser Weise lesen sich die Interviews,<br />

die in diesem Buch versammelt sind, auch<br />

als eine Fortsetzung des unterhaltsamen<br />

wie preisgekrönten Podcasts – sie sind gespickt<br />

mit vielen Aha-Effekten. Erfrischend<br />

in Podcast und Buch ist der spielerische<br />

Umgang mit Gleichstellungsfragen. Mari<br />

Lang, selbst Mutter zweier Kinder und<br />

Feministin, unterschreibt allerdings nicht<br />

jede Spielart Feminismus. Sie sagt: „Mein<br />

Ansatz ist der, dass man nur über das Verstehen<br />

zu einem Ziel kommt. Und wenn das<br />

Ziel lautet, die Lebensrealität des anderen<br />

Geschlechts zu verstehen, dann müssen<br />

Frauen mit Männern reden, und sie danach<br />

fragen, was sie interessiert.<br />

Mari Lang, 1980 in Eisenstadt geboren, ist Journalistin<br />

und Moderatorin diverser Radio- und Fernsehformate<br />

u.a. „Mein Leben – Die Reportage mit<br />

Mari Lang“ und „Sport Aktuell“. Seit 2020 betreibt<br />

sie den Podcast „Frauenfragen“, der 2021 zum<br />

besten feministischen Podcast Österreichs gewählt<br />

wurde und mehrmals auf Platz 1 der Podcast-Charts<br />

war. Soeben ist ihr gleichnamiges Buch im Leykam<br />

Verlag erschienen.<br />

© Leykam<br />

Wo Ideen sich tummeln<br />

Seit einigen Jahren gibt es in der kleinen,<br />

schönen Buchhandlung Stierle neben<br />

zahlreichen Kinderbüchern und belletristischen<br />

Werken auch eine wachsende<br />

Abteilung mit feministischer Literatur. Den<br />

vier Buchhändlerinnen von Bücher Stierle<br />

war eine Lesung mit Mari Lang deshalb<br />

ein Herzenswunsch. In der Buchhandlung<br />

Stierle wird gemeinsam mit Autor*innen<br />

und Künstler*innen gesellschaftliche Vielfalt<br />

gefeiert, sei es zu Anlässen wie dem<br />

Weltfrauentag am 8. März, oder dem Tag<br />

der unabhängigen Verlage. Die Buchhandlung<br />

Stierle versteht sich nicht als<br />

Geschäft, sondern als Ort der Begegnung.<br />

So wurden hier schon viele Sonnengrüße<br />

bei Yogastunden praktiziert oder die Buchhandlung<br />

für ein gemütliches Abendessen<br />

und anschließendem Schmökern vermietet.<br />

Für die Veranstaltung mit Mari Lang wird<br />

schon fleißig gebrainstormt. Eines ist jetzt<br />

schon gewiss: es wird bestimmt lebhafte<br />

Diskussionen geben, und der Humor wird<br />

nicht zu kurz kommen. Das Team der<br />

Buchhandlung Stierle lädt Sie herzlich zu<br />

diesem Abend ein.<br />

© XXX<br />

Buchtipp:<br />

Mari Lang:<br />

Frauenfragen: Männer antworten<br />

Leykam Verlag,<br />

216 S., € 22,00<br />

Lesung:<br />

Lesung mit Mari Lang<br />

„Frauenfragen: Männer antworten“<br />

(Leykam)<br />

Fr., 01. April 2022, 19:00 Uhr<br />

Bücher Stierle, Kaigasse 1,<br />

Salzburg<br />

Eintritt € 8,00<br />

Die Veranstaltung findet unter<br />

Einhaltung der aktuellen Corona<br />

Maßnahmen statt. Um Voranmeldung<br />

wird gebeten unter:<br />

0662/8401<strong>14</strong> oder<br />

buch@buecher-stierle.at


Bücher im historischen<br />

Gewölbe<br />

Unser Geschäft in der Altstadt lädt zum<br />

Schmökern und Staunen ein.<br />

Coffee to stay und ein<br />

gutes Gefühl to go<br />

Das und noch viel mehr bietet unser<br />

Lieblingscafé Momo<br />

Öffnungszeiten:<br />

Dienstag bis Freitag: 9:00 – 18:30 Uhr<br />

Samstag: 9:00 – 17:00 Uhr<br />

Montag: Ruhetag<br />

www.cafe-momo.at<br />

© Wagner’sche © Bernhard Aichner / Wagner’sche<br />

© Miriam Bangert / Tamerl<br />

Zugegeben. Es war ein mutiger Schritt, mitten<br />

in der Pandemie unseren Büchershop in<br />

der Altstadt zu verwirklichen. Zu coronabedingten<br />

Lockdowns kam dann auch noch<br />

eine Baustelle vor unserer Haustür dazu. So<br />

gab es auch bei uns Tage des Zweifelns, ob<br />

sich unsere kleine Dependance im historischen<br />

Gewölbe zu einem Anlaufpunkt für<br />

Einheimische und Gäste entwickeln würde.<br />

Doch wer unser Team der Buchhandlung<br />

kennt, der weiß, wir sprühen vor Optimismus<br />

und positiver Energie. Mit unseren<br />

wunderbaren Ideen wollen wir ein bibliophiles<br />

Publikum mit besonderen Büchern,<br />

Geschenkideen und Souvenirs abseits des<br />

Mainstreams begeistern. Ganz zu schweigen<br />

davon, dass unser Geschäft unter den<br />

Lauben schon für sich eine Sehenswürdigkeit<br />

darstellt.<br />

Somit dürfen wir an dieser Stelle auch einmal<br />

stolz auf das zurückblicken, was uns<br />

gelungen ist und schicken unseren kleinen,<br />

feinen Altstadtshop auf jeden Fall in die<br />

Verlängerung. Nach einem Jahr voller<br />

Höhen und Tiefen geht es mit Zuversicht<br />

weiter. Wir bleiben unserem neuen Standort<br />

treu und freuen uns, wenn noch mehr<br />

Einheimische und Reisende aus der ganzen<br />

Welt den Weg zu uns in die Altstadt finden,<br />

um sich mit einer Lektüre für die sonnige<br />

Bank im Hofgarten zu beschenken oder ein<br />

Erinnerungsstück an einen unvergesslichen<br />

Urlaub mitzunehmen.<br />

Daniela Pergher ist unsere Frau vor Ort,<br />

die nicht nur für ein abwechslungsreiches<br />

Sortiment mit schönen Überraschungen<br />

verantwortlich zeichnet, sondern auch<br />

gerne Auskunft über die historische Be-<br />

deutung der wunderschönen Räume gibt.<br />

Wir wollen mit diesem Standort daran<br />

erinnern, dass die Geschichte der Wagner’-<br />

schen Buchhandlung 1639 in der Innsbrucker<br />

Altstadt begann! Dieser Tradition<br />

wollen wir weiterhin folgen und schreiben<br />

damit die Geschichte der Wagner’schen<br />

Buchhandlung weiter.<br />

16<br />

Wagner’sche.<br />

Wer nach einer ausgiebigen Büchersuche<br />

eine Pause braucht, wer sich noch an Ort<br />

und Stelle in seine neue Lektüre vertiefen<br />

möchte oder wem vor einer Runde durch die<br />

Stadt nach einer Stärkung ist, der ist in unserem<br />

lichtdurchfluteten Café Momo bestens<br />

aufgehoben. Hier treffen sich Bücherfans<br />

und Kaffeeconnoisseure gleichermaßen wie<br />

Buchhändler*innen und erholungssuchende<br />

Stadtbummler*innen. Ein Ort, an dem sich<br />

nicht nur über Bücher ausgezeichnet reden<br />

lässt, sondern ein offener Treffpunkt für alle,<br />

die in gemütlicher Atmosphäre eine kleine<br />

Auszeit und selbst gemachte Köstlichkeiten<br />

genießen möchten: Ein Cappuccino, dessen<br />

cremiger Milchschaum seinesgleichen sucht,<br />

ein Brownie, der so unwiderstehlich ist, dass<br />

man gleich noch einen zweiten bestellt, eine<br />

Auswahl an vegetarischen Frühstücks- und<br />

Mittagsgerichten, die alles andere als ge-<br />

wöhnlich sind. Doch nicht nur kulinarisch<br />

verwöhnen Chris Speicher und sein wunderbares<br />

Team ihre Gäste, sondern auch mit<br />

einer Herzlichkeit, die selbst bei großem Andrang<br />

nie zu kurz kommt. Und wenn dann<br />

erst die Terrasse ihre Pforten wieder öffnet<br />

und man dabei frische Luft und Sonne tanken<br />

kann, dann will man eigentlich nur eins:<br />

kommen, um zu bleiben!<br />

Das sagen unsere Gäste:<br />

„Mit dem Café Momo ist die Wagner’sche<br />

zu einer noch schöneren Wohlfühloase mitten<br />

in der Innenstadt geworden. Es gibt nichts<br />

Vergleichbares in Innsbruck und wenn wir<br />

Freunde zu Besuch haben, dann ist eines der<br />

Highlights immer unser Buchcafé!“ Maximilian<br />

„Endlich kommt zusammen, was zusammengehört.<br />

Eine gepflegte Kaffeehaus-<br />

kultur und Bücher! Egal ob ich alleine da<br />

bin oder mit Freundinnen, ich fühle mich<br />

immer willkommen.“ Christina<br />

„Seit ich mein Baby habe, weiß ich eine angenehme<br />

Umgebung ohne penetrante Musik<br />

besonders zu schätzen. Hier gibt’s immer<br />

was zum Schauen und für mich eine kleine<br />

Auszeit mit Cappuccino und dem megaguten<br />

Cheesecake.“ Julia mit Leni<br />

Einladung zum Kaffee!<br />

Ab einem Einkauf von € 30,00 laden wir<br />

im April auf einen Kaffee (oder Tee oder<br />

Kakao) ins Café Momo ein.<br />

Die Gutscheine gibt es direkt an der<br />

Kassa. Gültig von 1. – 30.4.2022, solange<br />

der Vorrat reicht!


Ausmalspaß & Puzzlefreuden<br />

Regionale und kreative Geschenkideen für Groß und Klein<br />

Geschichten aus dem Leben<br />

Innsbruck aus verschiedenen Blickwinkeln<br />

Die Lechauen<br />

Das Piller Moor<br />

Das Forchet<br />

Der Silberwald<br />

Der Obernberger See<br />

Landeck<br />

Buchtipp:<br />

Reutte<br />

Imst<br />

Das Mühlauer Fuchsloch<br />

Katharina Marschall & Olga Reiff<br />

Mein Tiroler Naturschätze-Buch<br />

Verlag der Wagner‘schen<br />

Buchhandlung<br />

34 S., € 9,95<br />

Innsbruck<br />

Innsbruck Land<br />

Die Tischoferhöhle<br />

Mit 9<br />

Geschichten<br />

& 10 Ausmalbildern.<br />

Kufstein<br />

Kitzbühel<br />

Schwaz<br />

Lienz<br />

Katharina Marschall & Olga Reiff<br />

mein Die Teufelsgasse tiroler<br />

Naturschätze-Buch<br />

Mit Walli und Maxl durch die neun Bezirke Tirols<br />

Der Alte See<br />

© Katharina Marschall & Olga Reif<br />

Der Kreativität freien Lauf lassen und<br />

dabei ganz spielerisch die Tiroler Natur und<br />

die Heimat kennenlernen. Das bietet unser<br />

neues Ausmalbuch für kleine Künstler<br />

ab ca. 4 Jahren, das von der Wirtschaftskammer<br />

Tirol produziert wurde. Mit dem<br />

Tiroler Naturschätze-Buch lässt sich eine<br />

kunterbunte Erkundungstour durch das<br />

ganze Land vom Kinderzimmer aus starten.<br />

Die beiden Abenteurer Walli und Maxl<br />

führen ihre neugierigen Beobachter zu ihren<br />

Lieblingsplätzen und haben jede Menge<br />

Spaß im Gepäck. Ob im Wald, am Flussufer<br />

oder in einer Höhle, überall erleben sie<br />

spannende Abenteuer und nehmen ganz<br />

nebenbei viel Wissenswertes über Tiere,<br />

Pflanzen und Natur mit. Alle Tiroler Bezirke<br />

sind mit einem wunderschönen Ausmalbild<br />

und einer kindgerechten Geschichte<br />

in diesem Buch vertreten und machen auch<br />

den Eltern garantiert Lust auf neue Ausflugsziele.<br />

Bei jedem der neun Bilder haben<br />

die Kinder außerdem die Möglichkeit, ihren<br />

persönlichen Naturschatz zu entdecken und<br />

hinten im Buch zu verewigen.<br />

Von jedem verkauften Buch geht 1 € an die<br />

Tiroler Kinderkrebshilfe!<br />

Familiengeschichte wird lebendig! In unserer<br />

lieb gewonnenen Reihe „Erinnerungen an<br />

Innsbruck“ dürfen wir in diesem Frühjahr<br />

zwei neue Bände vorstellen.<br />

Zwei Autoren plus ein Stadtteil ergibt<br />

Zweierlei Dreiheiligen: Monika Fabjan und<br />

ihr Sohn Georg Fabjan betrachten ihr Viertel<br />

aus zwei unterschiedlichen Perspektiven und<br />

schreiben damit abwechslungsreiche Geschichten<br />

mit Geschichte: von der Kohlstatt<br />

über das Dreiheiligen der Nachkriegszeit bis<br />

hin zum jungen, urbanen Viertel heute. Die<br />

Erinnerungen spannen einen weiten Bogen<br />

über die Epochen und umfassen insgesamt<br />

drei Generationen Familiengeschichte aus<br />

fast hundert Jahren Dreiheiligen.<br />

Mit Ein Innsbrucker Western führt uns<br />

Wilhelm Giuliani in die Höttinger Au, wo<br />

seine Großeltern nach dem Krieg außer<br />

sumpfigen Wiesen nicht viel mehr vorfanden.<br />

Wie konnte hier ein Stadtteil entstehen? Wie<br />

lebten die Leute? Der Journalist begibt sich<br />

auf die Spuren seiner Familiengeschichte<br />

und stößt dabei auch auf so manche Überraschung:<br />

den großen Flugzeugcrash von<br />

1964, die folgende Krise des Flughafens, ein<br />

in Vergessenheit geratenes Lusthaus und<br />

spektakuläre Verbrechen, die sich in der Vorstadtidylle<br />

zugetragen haben.<br />

Buchtipp:<br />

Wilhelm Giuliani:<br />

Ein Innsbrucker Western<br />

Verlag der Wagner’schen<br />

Buchhandlung,<br />

200 S., € <strong>14</strong>,95<br />

Buchtipp:<br />

Monika und Georg Fabjan:<br />

Zweierlei Dreiheiligen<br />

Verlag der Wagner’schen<br />

Buchhandlung,<br />

188 S., € <strong>14</strong>,95<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Am 20. April 2022 wird das<br />

Buch von Wilhelm Giuliani<br />

in der Wagner‘schen Buchhandlung<br />

präsentiert.<br />

Beginn 19:30 Uhr, Eintritt frei.<br />

Neue<br />

Puzzles<br />

Wimmelpuzzles<br />

Innsbruck<br />

(100 Teile)<br />

€ 19,95<br />

© Wagner’sche<br />

Da es so großen Spaß macht, gemeinsam<br />

mit Kindern Wimmelbücher anzusehen,<br />

werden demnächst im Verlag der Wagner’-<br />

schen Buchhandlung auch Wimmelpuzzles<br />

erscheinen. Puzzles sind ein wunderbarer<br />

Zeitvertreib, stärken die kognitive<br />

Entwicklung und das Staunen über das<br />

Ergebnis ist jedes Mal wieder ein großes<br />

Vergnügen. Illustratorin Bettina Egger<br />

hat zusammen mit Maria Kittler 2019 das<br />

erfolgreiche „Innsbruck-Wimmelbuch“ in<br />

unserem Verlag veröffentlicht, kurz darauf<br />

folgte das „Tirol Wimmelbuch“. Ihre<br />

Recherchetouren für diese Wimmelbücher<br />

waren aufwändig! Sie haben viele Menschen<br />

in den einzelnen Bezirken getroffen, sind<br />

gewandert, haben Vögel und andere Tiere<br />

beobachtet, waren bei Stadtführungen<br />

dabei, trotzten Wind, Regen und Kälte. Da<br />

wir in jede einzelne Seite unserer Wimmelbücher<br />

verliebt sind, haben wir entschieden,<br />

gleich drei verschiedene Wimmelpuzzles<br />

zu produzieren: die Innsbrucker Hofburg,<br />

Schloss Ambras und ein Motiv aus dem<br />

Roten Kreuz-Wimmelbuch, das ebenso von<br />

Bettina Egger gestaltet wurde.<br />

Peter Walder-Gottsbacher ist Sammler von<br />

alten Fotografien und Ansichtskarten zur<br />

Innsbrucker und Salzburger Geschichte und<br />

gehört als langjähriger Mitarbeiter zum „Urgestein“<br />

der Wagner‘schen Universitätsbuchhandlung.<br />

Der kunst- und kulturbegeisterte<br />

„Zugereiste“ unternimmt in einem neuen<br />

Buch einen Spaziergang durch die historischen<br />

Innsbrucker Stadtviertel Anpruggen<br />

und Hötting. Letzteres war einst das größte<br />

Dorf Österreichs, ehe es während der Zeit<br />

des Nationalsozialismus in Innsbruck<br />

eingemeindet wurde, während Anpruggen<br />

die heutigen Stadtteile St. Nikolaus und<br />

Mariahilf umfasste. Walder-Gottsbacher<br />

führt uns von der malerischen Mariahilfstraße<br />

durch den abenteuerlichen Verkehr<br />

in der Höttinger Gasse, deren mangelhafter<br />

sanitärer Zustand den Innsbrucker Gemeinderat<br />

des Öfteren beschäftigte, hinauf<br />

zu den Höfen und Ansitzen Höttings. Auf<br />

unserer Reise in die Vergangenheit begegnen<br />

uns in zahlreichen Fotografien, Annoncen<br />

und Postkarten Kuriositäten und originelle<br />

Gestalten in diesem Dorf, das in der Stadt<br />

aufgehen sollte.<br />

© Peter Walder-Gottsbacher<br />

Buchtipp:<br />

Peter Walder-Gottsbacher:<br />

Es war einmal in Hötting und<br />

Anpruggen<br />

Verlag der Wagner‘schen<br />

Buchhandlung,<br />

224 S., € 19,95


Tirol glänzt auch im<br />

Frühjahr 2022<br />

Nach einem tollen Herbst wird auch das Frühjahr 2022<br />

höchst interessant ... von Robert Renk<br />

Friederike Gösweiner und Robert Renk, Foto © Thomas Schrott<br />

Vor allem lyrisch hat das Frühjahr einiges<br />

zu bieten. Da gibt es endlich den neuen Gedichtband<br />

von Christoph W. Bauer an den<br />

hunden erkennst du die zeiten. Als Streuner<br />

zwischen den Zeiten, der Zusammenhänge<br />

entdeckt und sie poetisch festhält, lernen<br />

wir den großen Lyriker – einmal mehr –<br />

kennen. Unter anderem ein Anlass für<br />

das Internationale Lyrikfestival W:ORTE,<br />

ihn zu einem besonderen Abend mit dem<br />

Tiroler Kammerorchester InnStrumenti<br />

einzuladen. Für uns ein Anlass ihn zum<br />

Interview zu bitten. Evelyn Bubich hat das<br />

für uns ganz wunderbar übernommen;<br />

nachzulesen auf S. 52.<br />

Auch ein neuer Gedichtband von<br />

Sabine Gruber erschien heuer. Sie nennt<br />

ihren Band Am besten lebe ich ausgedacht /<br />

Journalgedichte. Und als Journal ist es auch<br />

angelegt: Erinnerungsstücke werden zu<br />

poetischen Ereignissen, persönliche Verluste<br />

werden in Form von lyrischen Tagebuchfragmenten<br />

über das Abschiednehmen, Bewahren<br />

und Weitermachen verarbeitet und<br />

gewinnen dadurch etwas Nachdrückliches.<br />

Erinnerungsstücke<br />

als Poesie ...<br />

Diese großartige Dichterin vermag es,<br />

persönliche Schicksalsschläge in allgemein<br />

gültige poetische Formeln zu verwandeln,<br />

wie es nur selten zu lesen ist. Natürlich wird<br />

auch Sabine Gruber beim Internationalen<br />

Lyrikfestival W:ORTE lesen. Mehr zum im<br />

Juni stattfindenden Festival finden Sie auf<br />

Seite 54.<br />

Auch Joseph Zoderer legt mit Bäume<br />

im Zimmer (Haymon) einen neuen Gedichtband<br />

vor. Persönlich freue ich mich<br />

vor allem auf das Debüt Azur – Ton –<br />

Nähe, von Siljarosa Schletterer. Und der<br />

wurde nicht nur hervorragend lektoriert,<br />

sondern vor allem kongenial illustriert.<br />

Und wen holt man sich, wenn Wasser das<br />

bestimmende Thema eines Gedichtbandes<br />

ist? Natürlich den Tiroler Künstler Franz<br />

Wassermann ;-).<br />

Eine Autorin, die wir in Tirol vor allem<br />

als Lyrikerin kennen, legte ihren ersten<br />

Roman vor. Wunderbar direkt und wie wir<br />

es aus ihren Erzählungen kennen, schildert<br />

C. H. Huber in Sagtest du Liebe die<br />

Gefühlswelt von Paula, in den Sechzigern<br />

und frisch getrennt von Richard. Nicht mit<br />

ihm, nicht ohne ihn, nach zwei Jahrzehnten,<br />

nach Lust & Eifersucht, nach Trennungen<br />

und Wiedervereinigungen reflektiert Paula<br />

recht unkonventionell und frech über gesellschaftliche<br />

Veränderungen vom Ende<br />

der 90er-Jahre bis ins erste Jahrzehnt des<br />

zweiten Jahrtausends, spricht sehr offen<br />

über Sex im Allgemeinen und Speziellen.<br />

Einen neuen Roman gibt es in diesem<br />

Frühjahr auch von Erika Wimmer Mazohl<br />

auf den ich schon sehr gespannt bin. Wolfs<br />

Tochter behandelt eine prägende Lebensphase<br />

von Erika Danneberg, Autorin,<br />

Psychoanalytikerin und Friedensaktivistin.<br />

Sie würde heuer ihren 100. Geburtstag feiern.<br />

Ich hatte das Vergnügen ihre Schwester<br />

Hedy Danneberg, die man in Innsbruck<br />

auch als Schauspielerin erleben konnte,<br />

noch zu kennen. Und mit dem großartigen<br />

Lyriker Arthur West hatten wir auch einen<br />

gemeinsamen Freund. Mal schauen, ob er<br />

im Roman herumgeistert.<br />

Ein Roman aus dem Jahre 2006 wird<br />

von Haymon neu aufgelegt. Der damals<br />

aufstrebende Autor heißt Bernhard Aichner<br />

und sein Roman Nur Blau. Der Titel ist<br />

Programm, geht es doch um Yves Kleins<br />

„Blau“. Dieses Bild, dieses spezielle Blau,<br />

verbindet die verschiedensten Figuren.<br />

Aufbau und überraschendes Zusammenspiel<br />

der Szenen und Figuren, die durch das<br />

Motiv des Bildes verknüpft sind, zeugen<br />

schon von der literarischen Meisterschaft<br />

Aichners, mit der er später das Thrillergenre<br />

im deutschsprachigen Raum erfolgreich<br />

eroberte.<br />

Einen der tollsten Romane des Jahres<br />

haben wir ebenfalls einer Tirolerin zu verdanken.<br />

Mit Traurige Freiheit (Droschl)<br />

hat Friederike Gösweiner 2016 ihr Debüt<br />

gegeben und wurde u.a. zur Innsbruckliest-Autorin<br />

2017. Ich erinnere mich noch<br />

gut an diese Innsbruck-liest-Zeit. Wirklich<br />

ein Roman, der zur Diskussion und zum<br />

Gespräch anregen konnte, ging es u.a. doch<br />

darum zu zeigen, unter welchem Druck die<br />

Protagonistin Hannah steht, die einerseits<br />

ihre Chance in einem Volontariat bei einer<br />

großen Zeitung in Berlin sieht, andererseits<br />

ihre Liebe in Tirol dafür aufs Spiel setzt.<br />

Am Ende geht beides irgendwie flöten, wir<br />

aber haben einen grandiosen Roman in der<br />

Hand. Einen Roman, der zwischenmenschlich<br />

alle poetischen Stückerln spielt und<br />

aktuell das virulente Problem des Prekariats<br />

erstmals (für mich zumindest) in die Literatur<br />

einbringt.<br />

Einfühlsam und stilsicher ...<br />

Die Thematik wird in Regenbogenweiß<br />

weiter gefasst, die Poetik bleibt. Die<br />

Berufsbedingungen – nun im universitären<br />

Rahmen zwischen London, Paris und den<br />

Niederlanden – spielen eine untergeordnete<br />

Rolle. Vielmehr geht es nun darum, wie eine<br />

große, unerwartete Leerstelle viele Kleinere<br />

ans Lebensufer spült. Der Roman beginnt<br />

mit dem Tod von Hermann. Marlene, seine<br />

Frau und die beiden Kinder Filippa und<br />

Bob trauern je auf ihre Weise. Und alle<br />

werden sich durch diesen Verlust klarer<br />

darüber, welche sonstigen Leerstellen sie<br />

in ihrem Leben herumgetragen haben. Wie<br />

sie diese zu füllen versuchen, in einer Zeit<br />

zwischen Dezember 20<strong>14</strong> und Mai 2016, in<br />

der wir Flüchtlingsströme mit der dazugehörenden<br />

steigenden Ausländerfeindlichkeit<br />

oder Terroranschläge in halb Europa<br />

erleben mussten, davon erzählt dieser grandiose<br />

Roman einfühlsam und stilsicher.<br />

Die Fantasy blüht groß<br />

im Kleinen ...<br />

Immer mehr blüht der Markt im Bereich<br />

neuer Kleinverlage und dem selfpublishing.<br />

Vor allem die Fantasycommunity scheint<br />

diese Art der Öffentlichkeit für sich<br />

entdeckt zu haben. Tiroler Autorinnen<br />

wie Sara Erb (Chelsea Stern/Lichtmagie<br />

adakia) oder Catherine Snow (Akademie<br />

im Niemals) greifen darauf zurück. Dieses<br />

Phänomen wollen wir begleiten, lesen Sie<br />

dazu weiter auf Seite 58.<br />

Ein neuer Kleinverlag ist auch für das<br />

Romandebüt des Musikers Mark A. Maier<br />

verantwortlich. Im Jänner erschien Mila!<br />

Ein Hauch von Zimt. Darin zeigt er wie<br />

realistisch Träume sein können und wie<br />

wertvoll es ist, dafür zu kämpfen. Und<br />

ein Roman, in dem die Hauptfigur Robert<br />

heißt, muss natürlich gut sein! Im Rahmen<br />

der Labelpräsentation von leash the dog<br />

wird er daraus lesen (siehe S. 32).<br />

An der Krimifront glänzt einmal mehr<br />

Bernhard Aichner mit dem dritten Teil seiner<br />

Bronski-Serie. Einmal mehr zeigt er, wie<br />

grandios er seine Schurken zeichnen kann<br />

und in welch unfassbarer Harmlosigkeit<br />

das Böse erscheinen kann. Aber auch Jan<br />

Beck – alter ego von Joe Fischler – meldet<br />

sich mit dem dritten Band seiner Björk und<br />

Brandt-Reihe. Grotesk drapierte Mordopfer,<br />

von Lissabon über Salzburg und eine<br />

junge, europäische, elitäre Gruppe mit tödlichen<br />

Geheimnissen.<br />

Und Martin Fritz? Zu einer Art europäischen<br />

Elite würde ich ihn tatsächlich<br />

zählen. Sein Geheimnis ist aber wohl nicht<br />

tödlich. Lieber beschäftigt er sich mit Meerjungfrauen<br />

oder Dragqueens, mit Internetmöglichkeiten<br />

– und Unmöglichkeiten.<br />

Am 3. März saß er gemeinsam mit Kathrin<br />

Röggla am Lesepult im Rahmen der<br />

Grenzgänge-Reihe im Literaturhaus. Ob er<br />

dabei aus seinem neuen Romanmanuskript<br />

gelesen hat, ist bis Redaktionsschluss nicht<br />

überliefert. Wir bleiben am Ball.<br />

Buchtipps:<br />

Christoph W. Bauer:<br />

an den hunden erkennst du<br />

die zeiten<br />

Haymon Verlag<br />

104 S., € 19,90<br />

Sabine Gruber:<br />

Am besten lebe ich ausgedacht<br />

Haymon Verlag<br />

48 S., € 18,00<br />

Siljarosa Schletterer:<br />

azur ton nähe<br />

Limbus Verlag<br />

96 S., € 15,00<br />

Erika Wimmer Mazohl:<br />

Wolfs Tochter<br />

Ed. Laurin Verlag<br />

200 S., € 22,00<br />

Friederike Gösweiner:<br />

Regenbogenweiß<br />

Droschl Verlag<br />

344 S., € 24,00<br />

C. H. Huber:<br />

Sagtest du Liebe<br />

TAK Verlag<br />

227 S., € 16,60<br />

Catherine Snow:<br />

Akademie im Niemals<br />

bookapi Verlag<br />

506 S., € 16,50<br />

Mark A. Maier:<br />

Mila! Ein Hauch von Zimt<br />

BRINKLEY Verlag<br />

252 S., € 13,90


Sprachspiele und<br />

Wortzauberei<br />

Eine Lobrede auf Heinz Janisch von Maria Neumayr<br />

Zwischen Inspiration<br />

und Zuversicht<br />

Bestsellerautor Jan-Philipp Sendker ist wieder zu Gast<br />

in der Wagner’schen. Interview von Gerlinde Tamerl<br />

Buchtipp:<br />

Heinz Janisch und<br />

Michael Rohrer:<br />

Jaguar, Zebra, Nerz<br />

Tyrolia Verlag,<br />

32 S., € 16,95<br />

Buchtipp:<br />

Heinz Janisch und Helga<br />

Bansch:<br />

Angsthase<br />

Jungbrunnen Verlag,<br />

32 S., € 15,00<br />

Der heurige Nerz wird ein guter Monat für<br />

die Wagner’sche! Das erhoffen wir uns natürlich<br />

generell für jeden Monat, beim Nerz<br />

sind wir uns dessen allerdings bereits sicher,<br />

weil wir – so es die Veranstaltungs-Götter<br />

wollen – Heinz Janisch bei unserem halbjährlich<br />

stattfindenden Bibliotheksabend<br />

begrüßen dürfen. Wer jetzt denkt, das Lektorat<br />

müsse im ersten Satz dieses Beitrags wohl<br />

einen groben Fehler übersehen haben, der<br />

dürfte noch nicht allzu viel mit Heinz Janisch<br />

in Kontakt gekommen sein. Verehrte Hasen<br />

aus allen Ländern, das werden wir sogleich<br />

bereinigen!<br />

Wer so lange und erfolgreich Kinderbücher<br />

verfasst hat wie Heinz Janisch, dessen<br />

Ausdrucksweise muss schon etwas ganz<br />

Besonderes an sich haben. Und genau das<br />

ist bei Janisch der Fall – ein Lyriker durch<br />

und durch, baut er oftmals mit nur wenigen<br />

Worten ganze Welten, während er gleichzeitig<br />

mehr als genug Freiraum für die<br />

eigene Fantasie der Leser*innen lässt. Seine<br />

Werke lesen sich luftig-leicht und spielerisch<br />

und zeigen, wie viel man wirklich aus<br />

© Brigitte Friedrich<br />

unserem am häufigsten genutzten Alltagsinstrument<br />

– der Sprache – herausholen<br />

kann. Mit viel Wortzauberei lesen sich<br />

Janischs Kinderbücher allesamt wie Liebeserklärungen<br />

an die unzähligen Facetten der<br />

deutschen Sprache.<br />

„Mir ist wichtig, dass Kinder Bücher als<br />

Geschenk erleben, wie eine Art Wundertüte:<br />

Man macht sie auf und lässt sich überraschen“.<br />

Genau diesen Effekt erzielt jedes<br />

Kinderbuch von Heinz Janisch. In seinem<br />

typischen, lyrischen Ton schreibt er schon<br />

seit Jahrzehnten besondere, einzigartige<br />

Geschichten und Gedichte, die Jung genauso<br />

wie Nicht-mehr-ganz-so-Jung begeistern.<br />

Behandelt werden darin zeitlose, allgemein<br />

beliebte Themen wie Liebe, Freundschaft,<br />

Zugehörigkeit oder Anderssein, allerdings<br />

nie so, wie man es erwarten würde und stets<br />

auf eine frische, untypische Art. Mittlerweile<br />

gibt es zahlreiche Übersetzungen<br />

seiner Werke und er wurde mit den verschiedensten<br />

Preisen ausgezeichnet, unter<br />

anderem mit dem Österreichischen Kinder-<br />

und Jugendbuchpreis, dem Bologna<br />

Ragazzi Award sowie dem Österreichischen<br />

Kunstpreis für Kinder- und Jugendliteratur.<br />

Wir freuen uns sehr, einen der wichtigsten<br />

österreichischen Lyriker und Kinderbuchautoren<br />

der Gegenwart im Nerz bei<br />

unserem Bibliotheksabend begrüßen zu<br />

dürfen. Dort wird uns Buchhändler*innen<br />

sowie den geladenen Bibliothekar*innen<br />

die Ehre zuteil, dem meisterhaften Sprachspieler<br />

und Wortzauberer zuhören zu<br />

dürfen! Sollten Sie noch nie in den Genuss<br />

eines Heinz Janisch-Buchs gekommen sein<br />

(oder falls Sie sich einfach nur fragen, was<br />

es mit dem Nerz und den Hasen in diesem<br />

Beitrag auf sich hat), möchten wir Ihnen<br />

seine beiden Kinderbücher Angsthase<br />

(Jungbrunnen, 2020) und Jaguar, Zebra,<br />

Nerz (Tyrolia, 2020) ans Herz legen –<br />

Wer Sprachspiele und Wortzauberei liebt,<br />

wird viel Spaß an diesen beiden Büchern<br />

haben.<br />

22<br />

Wagner’sche.<br />

Sie gehen in Ihrem Roman „Die<br />

Rebellin und der Dieb“ der Frage<br />

nach, was geschieht, wenn Menschen<br />

ihre gesicherte Existenz verlieren.<br />

Warum wollten Sie sich mit diesem<br />

Thema literarisch beschäftigen?<br />

Aus verschiedenen Gründen. Ich finde die<br />

Frage, wie weit wir in der <strong>No</strong>t gehen würden,<br />

sehr spannend. Wer weiß das schon?<br />

Wie gut kennen wir uns? Davon wollte ich<br />

erzählen. Der Roman spielt unter anderem<br />

in einem Armenviertel in einem asiatischen<br />

Land. Ich habe über die Jahre dort viel<br />

recherchiert, das Elend gesehen und wollte<br />

Menschen eine Stimme geben, die sonst<br />

keine haben. Und ich wollte von Menschen<br />

erzählen, die auch in größter <strong>No</strong>t nicht<br />

aufgeben, die sich engagieren, die selbstlos<br />

handeln. Auf meinen Reisen traf ich immer<br />

wieder Menschen, die mich mit ihrem Mut,<br />

ihrer Bereitschaft, Opfer für andere zu<br />

bringen, sehr berührten und inspirierten.<br />

So hoffe ich, dass der Roman, trotz des<br />

ernsten Themas und der dunklen Seiten<br />

ein mutmachendes Buch geworden ist.<br />

Ihre Werke, u.a. „Das Herzenhören“<br />

hat bei Ihrem Lesepublikum<br />

Begeisterung ausgelöst. „Dieses Buch<br />

ist magisch, jedes Wort ist voll von<br />

Kraft“, heißt es in einer Leserstimme.<br />

Zuversicht, Zusammenhalt und<br />

Wille zur Veränderung ziehen sich<br />

leitmotivisch durch Ihre Texte. Wie<br />

kommt das?<br />

Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.<br />

Ich schreibe Bücher, die ich selbst gern lesen<br />

würde. Sie handeln von Themen, die mich<br />

intensiv beschäftigen, darunter ja auch<br />

traurige, schmerzhafte. Aber ich möchte mit<br />

meinen Geschichten auch Hoffnung geben,<br />

Zuversicht, wie Sie sagen. Vermutlich weil<br />

ich am Ende des Tages ein hoffnungsvoller,<br />

zuversichtlicher Mensch bin, der fest an das<br />

Gute in uns glaubt.<br />

Sie waren Asienkorrespondent,<br />

haben aber auch als freier<br />

Schriftsteller viele Reisen nach<br />

Asien unternommen. Welche<br />

Bedeutung hat diese Region für Ihre<br />

schriftstellerische Arbeit?<br />

Ich habe jetzt sieben Romane und zwei<br />

Sachbücher geschrieben, alle sind in Asien<br />

© Frank Suffert<br />

angesiedelt. Sie sehen, dass dieser Erdteil<br />

eine große Rolle für mich spielt, ganz<br />

besonders <strong>No</strong>rdost- und Südostasien.<br />

Ich erfahre dort große Inspiration, mich<br />

faszinieren die Menschen, ihre Geschichten,<br />

ihre Kulturen und Religionen, die ja sehr<br />

unterschiedlich sind. Alles war zunächst<br />

sehr fremd für mich, es gab so viel zu verstehen<br />

und zu lernen. Ich glaube, dass ich<br />

von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch<br />

bin, in der Fremde fühle ich mich wohl, weil<br />

es viel zu entdecken gibt. Hinzu kommt,<br />

dass viele der Länder eine faszinierende Geschichte<br />

haben, gerade in den vergangenen<br />

Jahrzehnten ist dort viel passiert. Denken<br />

Sie etwa nur an China, Vietnam oder<br />

Burma. Was haben diese Gesellschaften für<br />

Veränderungen durchgemacht! Sie sind so<br />

voller Geschichten. Dort recherchieren zu<br />

können und davon zu erzählen, erlebe ich<br />

als großes Privileg.<br />

Jan-Philipp Sendker, geb. 1960 in Hamburg, war<br />

viele Jahre Amerika- und Asienkorrespondent des<br />

Stern-Magazins. Heute lebt er mit seiner Familie<br />

in Potsdam. Seine Romane sind in mehr als 35<br />

Sprachen übersetzt. Mit weltweit über 3 Millionen<br />

verkauften Büchern ist er einer der aktuell erfolgreichsten<br />

deutschsprachigen Autoren.<br />

Buchtipp:<br />

Jan-Philipp Sendker:<br />

Die Rebellin und der Dieb<br />

Blessing Verlag, 320 S., € 22,70<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Jan-Philipp Sendker<br />

Moderation: Gerlinde Tamerl<br />

Mo., 21. März 2022, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit<br />

Wagner- oder Ö1-Card


© Kurt Kaindl<br />

Buchtipp:<br />

Karl-Markus Gauß:<br />

Die Jahreszeiten der Ewigkeit<br />

Zsolnay Verlag,<br />

320 S., € 25,70<br />

Ich bin ein<br />

fast religiöser<br />

Anhänger<br />

des Alltags<br />

Karl-Markus Gauß<br />

24 Wagner’sche.<br />

Dieses Magazin erscheint an dem<br />

Tag, an dem du in Leipzig mit<br />

dem Buchpreises zur Europäischen<br />

Verständigung ausgezeichnet wirst.<br />

Die Leipziger Buchmesse ist nun zum<br />

dritten Mal hintereinander abgesagt.<br />

Kannst du uns schildern, wie die<br />

Preisübergabe in etwa vonstatten<br />

gehen wird?<br />

Ich nehme an, dass die Buchmesse bei der<br />

Preisverleihung eine Art von symbolischer<br />

Repräsentanz zeigen wird. Die von den<br />

Großverlagen im Stich gelassenen Leute<br />

der Buchmesse werden damit sagen: Seht<br />

her, es gibt uns noch und wir werden nicht<br />

aufgeben! Daher erhält die Preisverleihung,<br />

die jetzt als einziges von der Buchmesse<br />

überbleibt, wesentlich mehr Gewicht, als<br />

ihr üblicherweise zukommt, und dass damit<br />

viel mehr auf meinen schwachen Schultern<br />

lastet, erlebe ich nicht als angenehm.<br />

Was bedeutet dir dieser Preis?<br />

Ich habe in meinem Leben einige Preise<br />

bekommen und alle haben mich gefreut.<br />

Ich bin ja nicht Thomas Bernhard, der<br />

Karl-Markus<br />

Gauß wird ausgezeichnet,<br />

schreibt<br />

ausgezeichnet<br />

und antwortet ausgezeichnet,<br />

meint<br />

Robert Renk<br />

reichischen Universitäten, ihrer Öffnung für<br />

sozial schwächere Gruppen geschehen ist<br />

und später wieder rückgebaut wurde, würde<br />

es verdienen, mit ihrem Namen verbunden<br />

zu bleiben. Ihr Name bleibt aber damit verbunden,<br />

dass sie bei einer Preisverleihung<br />

an Bernhard seelig entschlummerte. Sie ist<br />

übrigens auch bei meiner Sponsion an der<br />

Uni Salzburg 1979 eingenickt und nur die<br />

größten selbstverliebten Spießer haben es<br />

ihr übelgenommen. Die feine Dame hat<br />

den Ordinarien, die damals noch Halbgötter<br />

und zwar ausnahmslos männliche<br />

Halbgötter waren, ordentlich den Schneid<br />

abzukaufen gewusst.<br />

Ich habe mich über Preise also immer<br />

gefreut, aber auch nicht wieder so, dass ich<br />

mein Glück an sie gehängt hätte. Man soll<br />

sie nehmen, ohne gerührt zu sein, weil sie<br />

ja das Ergebnis einer bestimmten Konstellation<br />

von Jurien sind, aber man braucht<br />

auch nicht, wie es Antonio Fian einmal<br />

trefflich ausgedrückt hat, aufs Podium<br />

treten und Urkunde und Scheck entgegennehmen,<br />

als würde dort der Galgen auf<br />

einen warten. Abgesehen davon glaube ich<br />

Karl-Markus<br />

Gauß<br />

zu wissen, dass der Preis für Europäische<br />

Verständigung schon einer ist, der ziemlich<br />

gut zu mir passt.<br />

Im Band „Ruhm am Nachmittag“<br />

(dtv 20<strong>14</strong>) hat man deinen ersten<br />

Krimi lesen können. Nun – im neuen<br />

Journalband „Die Jahreszeiten der<br />

Ewigkeit“ – bekommt man Gedichte<br />

von Karl-Markus Gauß zu lesen.<br />

Wie kam es dazu und wie stehst du<br />

zu Gedichten im Allgemeinen und im<br />

Speziellen.<br />

Das ist missverständlich, ich habe keine<br />

Gedichte geschrieben für dieses Journal,<br />

sondern zwei Reden von Kickl und Kurz<br />

in Gedichtform gebracht, also stark verfremdet<br />

und damit kenntlich gemacht.<br />

Abgesehen davon lese ich jeden Tag ein<br />

Gedicht, wie das ja auch manch andere<br />

tun. Geschrieben habe ich das letzte in der<br />

7. Klasse des Gymnasiums. Das war 1971<br />

und eine Zeit, in der man als Bursche die<br />

Mädchen tatsächlich damit beeindrucken<br />

konnte, ein Leser oder gar ein Schreibender<br />

zu sein. Man stand damals geradezu in<br />

einem gewissen Eros, wenn man Gedichte<br />

auswendig rezitieren oder über <strong>No</strong>vellen<br />

und tragische Dichterbiographien erzählen<br />

zwar alle Preise angenommen, aber stets<br />

so getan hat, als hätten sich die Mächtigen<br />

damit eine besonders infame Kränkung<br />

für ihn ausgedacht. Wenn man etwa daran<br />

denkt, wie er die Wissenschaftsminsterin<br />

Hertha Firnberg noch Jahrzehnte später<br />

dem Gespött preisgegeben hat, weil sie bei<br />

irgendeiner Preisverleihung an ihn eingeschlafen<br />

war. Die Frau hat im Krieg viel<br />

mitgemacht, und sie war die beste Wissenschaftsministerin,<br />

die es in Österreich jemals<br />

gegeben hat. Alles, was an einer offenen,<br />

demokratischen Entwicklung der österkonnte.<br />

Das kann man sich heute kaum<br />

mehr vorstellen.<br />

Ich liebe Gedichte immer noch und nicht<br />

mehr wegen dieses eher berechnenden Zugangs,<br />

aber glaube heute doch, dass es nicht<br />

edler ist, schlechte Sonette oder langweilige<br />

Romane zu schreiben als gute Journale. Ich<br />

anerkenne keine Hierarchie der literarischen<br />

Formen.<br />

Wir sind schon mitten drin in den<br />

Jahren Journals, das Privates und<br />

Weltereignisse von 20<strong>14</strong> bis 2019<br />

auf so stilsichere Art vereint, die die<br />

Ironie in neuen Farben zum leuchten<br />

bringt, aber nie in die durchaus<br />

dunkle Farbskala des Sarkasmus<br />

eintaucht. Hast du den Sarkasmus<br />

arg zurückhalten müssen bei den<br />

prägenden Themen dieser Zeit:<br />

Flüchtlingskrise und Populismus?<br />

Mitunter schon. Es finden sich übrigens<br />

schon einige angemessen sarkastische<br />

Passagen im Buch, aber, so hoffe ich keine<br />

zynischen. Zynismus ist für mich eine besonders<br />

perfide und geistig simple Form<br />

von Kollaboration mit den schlechten Verhältnissen.<br />

Der Zyniker möchte, dass alles<br />

so schlecht bleibt, wie es ist, damit er sich in<br />

seiner Misanthropie bestätigt finden darf.<br />

Joachim Leitner in der TT schreibt:<br />

„(Gauß) findet Weltbewegendes im<br />

Kleinen und das Banale im ach so<br />

Bedeutsamen.“ Könntest du dafür je<br />

dein favorisiertes Beispiel nennen?<br />

Nein, ich habe da keine Bestenliste. Aber<br />

ich bin ein fast religiöser Anhänger des<br />

Alltags; der muss gelingen, und zum Alltag<br />

gehören nun mal die einfachen Dinge und<br />

Gerätschaften, die wenig auftrumpfenden<br />

Ereignisse, die kleinen, einfachen Genüsse.<br />

Wer das Jahr über drauf wartet, dass er<br />

bei der einen Kreuzfahrt, bei dem einen<br />

großen Fest oder bei der einen Preisverleihung<br />

glücklich sein wird, der hat schon<br />

verloren und zwar zurecht. Ich war doch<br />

im vergangenen Herbst lange im Krankenhaus<br />

und wurde dort in etwas bestätigt, was<br />

ich schon wusste: dass jene Kranken, die<br />

dem Tod nahe sind, keineswegs Sehnsucht<br />

nach der Reise in die Südsee oder nach<br />

dem Abendessen im Haubenlokal haben,<br />

sondern nach den alltäglichen Dingen:<br />

einem Frühstück auf der Veranda, einem<br />

besonderen Licht beim Blick aus dem<br />

Fenster, dem Besuch der lästigen Enkelkinder.<br />

Buchpräsentation:<br />

Karl-Markus Gauß<br />

Moderation & Gespräch:<br />

Robert Renk<br />

Do., 31. März 2022, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit<br />

Wagner- oder Ö1-Card


© Leonhard Hilzensauer/Zsolnay<br />

Buchtipp:<br />

Elias Hirschl:<br />

Salonfähig<br />

Zsolnay Verlag,<br />

256 S., € 22,70<br />

Ich arbeite an<br />

einem neuen<br />

Roman zum<br />

Thema digitalisierte<br />

Fließbandarbeit<br />

Elias Hirschl<br />

26<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Der Bestseller Salonfähig ist enthüllender als<br />

das Ibiza-Video und unterhaltsamer als die<br />

Chat-Protokolle. Der Roman ist ein Abbild<br />

und Abgesang einer unrühmlichen Ära. Elias<br />

Hirschl setzt der Polit-Generation Slim-Fit<br />

kein Denkmal, er führt sie vor und trägt sie<br />

zu Grabe. Eine österreichische Tragikomödie<br />

bester Güte. Unbedingte Leseempfehlung!<br />

Du hast das Buch zur Stunde und des<br />

Jahres 2021geliefert und bist jetzt<br />

zu Recht sehr gefragt: kommst du<br />

da jetzt überhaupt zum Schreiben<br />

oder genießt du es ohnehin, gerade<br />

literarischer Polit-Spezialist zu sein?<br />

Ich komme in der Tat gerade viel zu wenig<br />

zum Schreiben, weniger als mir eigentlich<br />

lieb wäre. Dafür bin ich quasi gezwungen,<br />

mich weiterhin kritisch mit der<br />

österreichischen Politik auseinander zu<br />

setzen, was ja bildungstechnisch auch nicht<br />

schlecht ist, auch wenn ich in jeder zweiten<br />

Antwort auf Natascha Strobl verweise,<br />

weil die sich einfach besser damit auskennt.<br />

Auch jetzt: lest Natascha Strobl!<br />

Elias Hirschl und<br />

Markus Köhle im<br />

Mail-Interview<br />

Hat sich Natascha Strobl schon bei<br />

dir gemeldet? Und viel zu wenig ist<br />

ja nicht nichts, das heißt, du bist<br />

ohnehin schon wieder an was Neuem<br />

dran? Wirst du daraus in Innsbruck<br />

lesen?<br />

Ja, sie hat sich quasi auf Twitter mit einem<br />

Foto von meinem Buch entschuldigt, dass<br />

sie jetzt erst dazu kommt, es zu lesen. Ich<br />

hab ihr Buch Radikalisierter Konservatismus<br />

dafür schon zweimal verschenkt. Und ja<br />

genau, ich arbeite an einem neuen Roman<br />

zum Thema digitalisierte Fließbandarbeit.<br />

Mal schauen, ob da bis zum Prosafestival<br />

was präsentierbar ist.<br />

Auf der Bühne warst du gerade im<br />

Stück die große show im WerkX<br />

in Wien zu sehen. Wie sehr reizt<br />

es dich, fürs Theater zu schreiben<br />

und inwiefern unterscheidet sich<br />

das Schreiben fürs Theater vom<br />

Schreiben an einem Roman?<br />

In die große show hab ich diesmal „nur“<br />

einen kurzen Text geschrieben, den ich<br />

Freikarten<br />

auf Lebenszeit<br />

27<br />

selbst vortrage. Ich hab aber schon zweimal<br />

bei anderen Stücken vom Aktionstheater<br />

Ensemble mitgeschrieben, da sind es dann<br />

Monologe für einzelne Schauspieler zu<br />

bestimmten Themen – einmal zur türkisen<br />

Regierung und einmal über Maskulinitätsbilder.<br />

Es macht fast mehr Spaß, zu<br />

sehen, wie andere Schauspieler dann meine<br />

Texte interpretieren, da ergeben sich super<br />

Effekte, die ich beim Schreiben gar nicht bedacht<br />

habe. Man produziert aber auch sehr<br />

viel Ausschussware, die es nicht ins Stück<br />

schafft.<br />

Ist aus dieser Arbeit dann deine<br />

Romanfigur Julius Varga geworden?<br />

Ja genau, Salonfähig entstand seit 2017<br />

aus den Monologen, die ich für das Stück<br />

Swing - Dance to the right vom Aktionstheater<br />

Ensemble unter der Regie von<br />

Martin Gruber geschrieben habe.<br />

Du hast mit Christopher<br />

Hütmannsberger als Ein Gespenst<br />

mit der Nummer Ich tanze nur aus<br />

Höflichkeit auch grad einen FM4-<br />

Radio-Hit gelandet. Wann und wozu<br />

hast du zum letzten Mal nicht aus<br />

Höflichkeit getanzt?<br />

Das letzte Mal war das glaube ich vor dem<br />

letzten Lockdown, beim Konzert der Punkband<br />

Franz Fuexe im Chelsea. Ich hab die<br />

Band im Buch erwähnt und ein Konzert<br />

von ihnen beschrieben und der Sänger<br />

hat es gelesen, fand das großartig und hat<br />

mich gefragt, ob ich ihren neuen Pressetext<br />

schreiben will. Ich hab das dann gratis<br />

gemacht und jetzt habe ich Freikarten auf<br />

Lebenszeit für ihre Konzerte, haha.<br />

Hat sich auch mal wer aus dem Kreis<br />

der VP gemeldet? Und: Wenn Ex-<br />

Ex-Kanzler Kurz ein Delfin ist, was<br />

ist Nehammer?<br />

Nein, da kam bisher gar nichts zurück,<br />

außer, dass Mitterlehner ein Foto mit<br />

meinem Buch gemacht hat. Dem schien’s<br />

zu gefallen. Und ich vergleich Menschen<br />

nur ungern mit Tieren, weil ich im Gegensatz<br />

zum Nehammer der Meinung bin, dass<br />

allen Menschen Würde und Menschenrechte<br />

zustehen.<br />

Möge Salonfähig noch vielen<br />

Menschen gefallen und mögest<br />

du eine beglückende Zeit als<br />

Stadtschreiber in Dortmund haben.<br />

Wie lange bist du dort und was<br />

verbindest du mit Dortmund?<br />

Ich bin von Mai bis <strong>No</strong>vember Stadtschreiber<br />

in Dortmund, schreib’ dort an<br />

einem neuen Roman, organisiere ein paar<br />

Lesungen im Literaturhaus Dortmund und<br />

mach’ noch ein paar andere Literatur- und<br />

Kunstprojekte. Ich kenne die Literaturszene<br />

im Ruhrgebiet schon länger, vor allem<br />

durch Poetry Slams und bin in den letzten<br />

Jahren auch schon öfter in der Gegend<br />

aufgetreten. Ich bin einfach absolut unironischer<br />

Fan von der ganzen Metropolregion<br />

geworden.<br />

Schön. Aber bitte wieder zurückkommen,<br />

Österreich braucht dich!<br />

Lesung:<br />

Elias Hirschl liest<br />

im Rahmen des 20. Prosafestivals,<br />

gm mit Simone Buchholz,<br />

Verena Roßbacher und Ralf<br />

Schlatter (prosafestival.wordpress.com)<br />

Fr., 08. April 2022, 20:00 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt freiWILLIGE Spenden


20. Innsbrucker Prosa Festival<br />

Ein besonderes Jubiläumsprogramm mit Vorspiel von Stefan<br />

Kutzenberger (Do., 7. April um 18:00 Uhr) und P.S.: mit Antonio<br />

Fian & Christoph Simon (S. 30)<br />

Do., 7. April, 20 Uhr<br />

Stadtbibliothek<br />

1 Nava Ebrahimi (A)<br />

2 <strong>No</strong>emi Somalvico (CH)<br />

3 Andreas Pavlic (A)<br />

4 Ralf Schlatter (CH)<br />

© 8ung Kultur<br />

© 8ung Kultur © 8ung Kultur<br />

© 8ung Kultur<br />

Fr., 8. April, 20 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

1 Simone Buchholz (D)<br />

2 Elias Hirschl (A)<br />

3 Verena Roßbacher (A)<br />

4 Urs Mannhart (CH)<br />

Wir sind 20! Das muss gefeiert werden. Das<br />

Innsbrucker Prosa-Festival (IPF) gibt es seit<br />

2003. Da wurde Greta Thunberg geboren.<br />

Ja, Festivals altern anders. Das IPF ist<br />

anders. Das IPF ist besonders. 2003 kam<br />

„Fluch der Karibik“ raus. Literaturfestivals<br />

altern nicht, sie veredeln sich. Die Haare<br />

der Organisator*innen ergrauen nicht, sie<br />

werden versilbert. 2003 erschien Das ewige<br />

Leben von Wolf Haas. Ja, das IPF soll ewig<br />

leben! Das IPF-Team ist auch nach 20 Ausgaben<br />

frisch und literaturhungrig wie eh und<br />

je. Über 200 Autor*innen waren bereits bei<br />

uns zu Gast. Einzelne Namen herauszupicken<br />

ist schwierig, so hochkarätig ist die Gästeliste.<br />

Allein im Jahr 2004 lasen u.a. Daniel<br />

Kehlmann, Kathrin Röggla, Sibylle Lewitscharoff<br />

und Thomas Glavinic im Bierstindl.<br />

In den Folgejahren eroberten wir die ganze<br />

Stadt mit feinster Literatur: vom Stadtarchiv<br />

bis zum Sillwerk, vom Literaturhaus<br />

bis zum Kulturhaus Vierundeinzig am Inn,<br />

vom Treibhaus bis zum Westbahntheater.<br />

Auch durch zwei Pandemie-Jahre ließen<br />

wir uns nicht einschüchtern. Wir fühlen uns<br />

zuständig für die literarische Erst- und Langzeitversorgung.<br />

Frei nach dem Motto: Jede<br />

Lesung führt zu geistiger Genesung.<br />

Das heißt: Auch in diesem Jubeljahr dürfen<br />

wir Ihnen 12 Autor*innen aus dem gesamten<br />

deutschen Sprachraum (und darüber hinaus)<br />

präsentieren, die aus den unterschiedlichsten<br />

Gründen in der gegenwärtigen<br />

Literaturlandschaft herausragend sind.<br />

Drei Tage, drei Orte, drei Moderatoren, 12<br />

Autor*innen, die live zu erleben sind. Das<br />

hat sich bewährt und war in den letzten<br />

Monaten viel zu selten möglich. Drum seien<br />

Sie mit dabei.<br />

Sa., 9. April, 20 Uhr<br />

BRUX<br />

1 Jaroslav Rudiš (TSCH)<br />

2 Haidacher Ulrike (A)<br />

3 Ferdinand Schmalz (A)<br />

4 Lisa Krusche (D)<br />

Der Auftakt findet am Donnerstag, den<br />

7. April 2022 in der neuen Stadtbibliothek<br />

(Amraserstraße 2) statt. Am Freitag, den<br />

8. April ist die Wagner‘sche Buchhandlung<br />

(Museumstraße 4) Gastgeber und am<br />

Samstag, den 9. April 2022 besiegeln wir<br />

mit Musik von DJ Martin Fritz sowie Tanz<br />

und Ekstase von allen Beteiligten im Freien<br />

Theater BRUX.<br />

Carmen Sulzenbacher sorgt für die<br />

Organisation und Betreuung aller. Robert<br />

Renk, Markus Köhle und Martin Fritz<br />

moderieren, führen einleitende Gespräche<br />

mit den Autor*innen, beschenken diese<br />

textmotiviert und haben im Jubiläumsjahr<br />

einen besonderen Querschnitt der aktuell<br />

schreibenden Zunft eingeladen, bestehend<br />

aus alten Festival-Freund*innen und<br />

Innsbruck-Debütant*innen. Das wird<br />

ein würdiges Fest der Literatur! Seien<br />

Sie Teil davon.<br />

28<br />

Wagner’sche.<br />

Tiefkühlkostvertreter Franz<br />

Schlicht ist auf der Suche nach<br />

dem verschwundenen Doktor<br />

Schauer (Rehragoutesser). Ort<br />

des Geschehens ist ein überhitztes<br />

Wien, skurrile Figuren<br />

begleiten ihn auf seiner Suche,<br />

die zunehmend zum Fall wird.<br />

Schlicht verstrickt sich dabei<br />

in Machenschaften, mit denen<br />

er nichts zu tun haben will,<br />

denen er aber auch nicht mehr<br />

entkommt. Die Sprache hebt<br />

ab und nimmt die Lesenden mit<br />

in literarische Höhen, durchdrungen<br />

von Wortwitz und<br />

philosophischen Erkenntnissen.<br />

Meisterwerk! köma<br />

Ferdinand Schmalz:<br />

Mein Lieblingstier heißt Winter<br />

S. Fischer Verlag, 192 S., € 22,70<br />

Wie wäre es, wenn man eine begrenzte<br />

Anzahl Wörter zur Verfügung<br />

hätte. Dann hätten die<br />

Vielreder und Schaumschläger<br />

früher ausgeredet als die Besonnenen<br />

und Überlegten. Eine<br />

der kleinen Utopien in diesem<br />

Erzählschatzkasten. Radio- und<br />

Kurzgeschichten aus über 20<br />

Jahren, überarbeitet, poliert<br />

und mit Schweizer Humor eingefettet.<br />

Schlatter bettet sie in<br />

eine Rahmenhandlung, die ein<br />

wenig an 1001 Nacht erinnert,<br />

die im Krankenzimmer oder auf<br />

einer Insel spielen und durchaus<br />

auch zu berühren wissen. Großartig!<br />

Robert Renk<br />

Ralf Schlatter:<br />

43‘586<br />

Limbus Verlag, 200 S., € 20,00<br />

Der ehemalige Kindersoldat<br />

Ali Najar, der nach dem Iran-<br />

Irak-Krieg in Deutschland als<br />

Design-Guru Karriere gemacht<br />

hat, Ali-Reza, der nach dem<br />

Krieg im Land geblieben ist<br />

und Sina, ein Münchner mit<br />

persischem Vater, sind die drei<br />

Hauptfiguren des Romans.<br />

Wie sie mit dem Land und miteinander<br />

verknüpft sind, wird<br />

abwechselnd aus deren jeweiliger<br />

Sicht erzählt. Durch diese<br />

spannende Erzählkonstruktion<br />

bekommen wir eine vielfältige<br />

Sicht auf Iran, Alltagsrassismus<br />

und Nachwirkungen des Kriegs.<br />

Martin Fritz<br />

Nava Ebrahimi:<br />

Das Paradies meines Nachbarn<br />

btb-Verlag, 224 S., € 20,60<br />

Eine Einkreisung lautet der<br />

Untertitel dieses Debüts einer<br />

Hälfte vom Flüsterzweieck. Und<br />

rund geht es wahrlich auf dieser<br />

Party im Landhauskeller eines<br />

Regisseurs, der für die Partygesellschaft<br />

aufkocht und sich<br />

gern aufspielt. Die Ich-<br />

Erzählerin gerät hinein und will<br />

an sich nichts wie raus, wird<br />

aber vom Partydiskurskarussell,<br />

das immer mehr an Fahrt aufnimmt<br />

und zum Strudel wird,<br />

in die Tiefe gezogen, nicht<br />

losgelassen. Ein fesselnder<br />

Sprachrausch, der unterhält und<br />

Haltung beweist. Lesen! köma<br />

Ulrike Haidacher:<br />

Die Party<br />

Leykam Verlag, 224 S., € 22,00<br />

Ein Roman, der mit einer Liebeserklärung<br />

von Peter Handke<br />

beginnt, kann kein schlechter<br />

sein. Großartig wird er, wenn<br />

man über die Fabulierlust und<br />

den Witz von Verena Roßbacher<br />

verfügt. Mit beidem begleiten<br />

wir Charly Benz, die mit unverbrüchlichem<br />

Optimismus durchs<br />

Leben strauchelt. Ihr einziger<br />

Beziehungspunkt ist Herr<br />

Schabowski, ein sechzigjähriger<br />

Mann, der ihre Post und Ängste<br />

sortiert. Doch das und einiges<br />

mehr ändert sich, als die beiden<br />

nach Bad Gastein reisen.<br />

Großartig! Robert Renk<br />

Verena Roßbacher:<br />

Mon Chéri und unsere demolierten Seelen<br />

Kiepenheuer&Witsch Verlag,<br />

512 S., € 24,70<br />

Stefan Kutzenberger ist tot, es<br />

lebe Stefan Kutzenberger! Ein<br />

Erzähler führt uns auf einer<br />

über 11.000 Kilometer langen<br />

Reise quer durch Südamerika,<br />

zum Maria-Theresia-Hochhaus<br />

in Wels bis zum Tod des Schriftstellers.<br />

Ein Roman zwischen<br />

wildem Abenteuer, Krimi und<br />

einem Trip durch die Welt der<br />

Literatur. Kilometer Null ist ein<br />

grandioser Abschluss der autofiktionalen<br />

Trilogie (Friedinger<br />

und Jokerman). Die Bände können<br />

unabhängig voneinander<br />

gelesen werden – empfehlenswert<br />

sind alle drei! Boris Schön<br />

Stefan Kutzenberger:<br />

Kilometer Null<br />

Berlin Verlag, 400 S., € 24,70<br />

Dieses Buch gehört in jeden<br />

Liege- und Schlafwagen. Nicht<br />

etwa als Einschlaflektüre (wenn<br />

das auch klappt, umso besser!),<br />

sondern als Erbauungsliteratur<br />

im besten Sinne. Rudiš beschreibt<br />

lustvoll, wie sinnlich<br />

(Aussicht, Geräusche) und<br />

kulinarisch (Speisewagen aller<br />

Länder vereinigt euch bloß<br />

nicht, bleibt individuell anders!)<br />

das Zugfahren ist. Mit Rudiš<br />

will man gerne nur Bahnhof<br />

verstehen, denn Bahnhöfe stehen<br />

am Anfang und am Ende<br />

jeder Reise und das Dazwischen<br />

wird in vollen Zügen genossen.<br />

köma<br />

Jaroslav Rudiš:<br />

Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen<br />

Piper Verlag, 256 S., € 15,50<br />

Jenseitiger und gleichzeitig<br />

gegenwärtiger kann ein Debüt<br />

nicht sein. Ein Roman auf drei<br />

Ebenen: Diesseits, Jenseits und<br />

Zuhause bei Gott. Menschen<br />

gibt’s keine, die Tiere haben<br />

übernommen, aber diesen<br />

Tieren ist nichts Menschliches<br />

fremd und mit Gott sind sie<br />

auf du und du. Ja, Dachs und<br />

Schwein gehen in Gottes Haus<br />

gar aus und ein und nehmen ihn<br />

mit auf einen Trip ins Jenseits.<br />

Coolste Gang ever! Schwein<br />

gefällt’s, Dachs nicht minder,<br />

Reh auch. Tierisches aus der<br />

Schweiz, garantiert anders. köma<br />

<strong>No</strong>emi Somalvico:<br />

Ist hier das Jenseits, fragt Schwein<br />

Voland & Quist Verlag, <strong>14</strong>4 S., € 18,50


© Aleksandra-Pawloff<br />

Antonio Fian ist der Großmeister der<br />

kleinen Formen. Wurstfragen ist bereits<br />

Band VII seiner Dramolette aus den Jahren<br />

20<strong>14</strong> – 2021. Darin geht es immer um alles<br />

rund um Österreich und bei Fian ist das<br />

immer politisch und lustig. Fian kocht Politik<br />

und Alltag ein. Fians Dramolett-Süppchen<br />

ist, was sich Österreich selbst eingebrockt<br />

und auszulöffeln hat. Fian richtet es für uns<br />

an. In kleinen Häppchen, mit manierlichen<br />

Regieanweisungen und wohldosiert. Alle<br />

zwei Wochen, samstags im der Tageszeitung<br />

Der Standard, neben dem Lochgott. Das ist<br />

literarische Geschichtsschreibung für alle.<br />

Unverkennbar und ungeheuer unterhaltsam.<br />

Wurstfragen macht schon als Titel Lust,<br />

und man fragt sich selbst, was wohl damit<br />

gemeint sein könnte. Fragen, die einem egal<br />

sind? Fragen, die zwei Enden haben? Fragen,<br />

die zu stellen man sich trauen muss? Markus<br />

Köhle hat direkt nachgefragt.<br />

Hat sich das Humorverständnis<br />

des Publikums in den letzten Jahren<br />

verändert?<br />

Es sieht so aus. Man muss, insbesondere<br />

wenn es um Sexualität geht, wesentlich vorsichtiger<br />

sein als noch vor ein paar Jahren.<br />

Gibt es Themen, von denen du<br />

die Finger lässt?<br />

Ja. Und über die möchte ich auch nicht<br />

reden.<br />

In deinen Dramoletten namentlich<br />

vorzukommen ist meiner Meinung<br />

nach eine Adelung. War da mal wer<br />

anderer Meinung, das heißt: gab es<br />

mal Klagen?<br />

Keine Klagen, aber bei einem Dramolett<br />

über den Dissertations-Schwindel der Ex-<br />

Ministerin Aschbacher (das ich übrigens<br />

nicht ins Buch aufgenommen habe), wurde<br />

Wann hast du diese zwei tragischen<br />

Kärntner Helden erfunden?<br />

Der Immanuel und sein namenloser Freund<br />

begleiten mich schon seit 2004. Damals<br />

waren sie sechzehn. Sie sind tatsächlich so<br />

etwas wie meine literarischen Kinder, für<br />

die ich mich ein bisschen verantwortlich<br />

fühle.<br />

Sind die Bachvolley-Buddies eine<br />

Art Versicherung, wenn sonst gerade<br />

nichts geht?<br />

Ja, es ist gut zu wissen, dass ich, wann<br />

immer ich will, bei ihnen vorbeischauen<br />

und nachsehen kann, was sie gerade machen.<br />

Wir freuen uns, dass du zum 20er<br />

Jubiläum bei uns vorbei schaust und<br />

gemeinsam mit Christoph Simon eine<br />

Lesung bestreitest. Und wir freuen<br />

uns auch weiterhin auf tagesaktuelle<br />

Dramolette. Vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Antonio Fian<br />

Österreich ist eine<br />

Extrawurst<br />

Ich betrachte<br />

mich als<br />

literarischen<br />

Chronisten<br />

Antonio Fian 30<br />

Wagner’sche.<br />

Wann hast du dein erstes Dramolett<br />

verfasst, um was ging es?<br />

Das war 1989, zur Zeit des „Heldenplatz“-<br />

Skandals am Burgtheater. „Gerald Grassl<br />

trifft auf dem Graben Thomas Bernhard und<br />

nimmt ihn in Schutz“. Damals waren die<br />

Dramolette noch länger und sind<br />

unregelmäßig in der Wiener Stadtzeitung<br />

FALTER erschienen. Seit 2005 erscheinen<br />

sie im regelmäßig im Standard.<br />

Sind in den Wurstfragen alle<br />

Dramolette der Jahre 20<strong>14</strong>-2021<br />

enthalten?<br />

Nein, bei weitem nicht alle. Ich wähle sehr<br />

genau aus, was mir wert scheint, in einem<br />

Buch aufbewahrt zu werden. Ich betrachte<br />

mich als literarischen Chronisten dieser<br />

unserer Gegenwart. Die Dramolette bilden<br />

als Ganzes ein Großprojekt, das ich „Bilder<br />

des Friedens“ nenne.<br />

Andererseits ist im Buch ein Text,<br />

der es nicht in den Standard geschafft<br />

hat. Warum?<br />

Ja, „Fasten“ war laut Redaktion zu derb,<br />

weil darin das Wort „wixen“ vorkommt.<br />

Der Vorschlag, es durch „onanieren“ zu<br />

ersetzen, wurde abgelehnt, weil der Text<br />

dann, so wurde argumentiert, nicht mehr<br />

authentisch gewesen wäre.<br />

behauptet, ich hätte von der Tagespresse<br />

abgeschrieben, was ich aber nicht getan<br />

habe. Die Idee, die verdrehten Sätze dem<br />

Meister Yoda in den Mund zu legen, war<br />

einfach naheliegend, und auf naheliegende<br />

Ideen kommen eben auch andere.<br />

Hast du im Standard-Forum, das ja<br />

berüchtigt ist, oder an anderer Stelle,<br />

schon mal einen Shitstorm geerntet?<br />

Nicht, dass ich wüsste. Im Standard-Forum<br />

habe ich einige Fans und ein paar überzeugte<br />

Feinde, die mir sehr regelmäßig mitteilen,<br />

ich möge endlich mit dem Schreiben<br />

aufhören. Wenn die sich wochenlang nicht<br />

melden, mache ich mir richtig Sorgen, dass<br />

ihnen etwas zugestoßen sein könnte.<br />

Fans haben auch ganz besonders<br />

zwei deiner Figuren. Zwei ehemalige<br />

Beachvolleyball-Nachwuchsspieler<br />

und jetzige Securitys im Klagenfurter<br />

Strandbad. Da ist im Buch eine<br />

Forderung einer Leserin abgedruckt,<br />

wie die Geschichte weitergehen soll.<br />

Hinter den Figuren verbirgt sich die<br />

tragische Geschichte eines ganzen<br />

Bundeslandes, persönliche Dramen<br />

und große Lebensfragen werden<br />

anschaulich heruntergebrochen<br />

und das alles im Kärntner Dialekt.<br />

Buchtipp:<br />

Antonio Fian:<br />

Wurstfragen<br />

Droschl Verlag,<br />

200 S., € 21,00<br />

Veranstaltungstipp:<br />

20 Jahre Prtosafestival –<br />

EXTRA<br />

Mit Antonio Fian & Christoph<br />

Simon<br />

Moderation: Renk&Köhle<br />

Mi., 13. April 2022, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt: freiWILLIGE Spenden


ISBN 978-3-9033920-4-5<br />

9 783903 392045<br />

Musikalisches Speeddating 2.0<br />

Am <strong>14</strong>.4. ab 19:30 sorgen folgende Künstler*innen<br />

mit für Frühlingsgefühle.<br />

Petra Baldauf<br />

Nachdem das Tiroler Musiklabel „Leash<br />

The Dog Records“ bereits im Oktober 2020<br />

erfolgreich im schönsten Wohnzimmer<br />

Innsbrucks zärtliche Bande zwischen Musiker*innen<br />

und Publikum knüpfen konnte,<br />

steht nun eine Neuauflage dieser Veranstaltung<br />

an.<br />

Bande Musikatella<br />

Eine Tiroler Cross Over Formation rund<br />

um den Saxophonisten Gerhard Hacker<br />

und den Gitarristen Kurt Hofer, die sich<br />

mühelos zwischen Walzer und Swing – Jenischer<br />

Musik und Samba Grooves bewegt.<br />

Petra Baldauf<br />

Die Saxophonistin und Sängerin aus Hall<br />

präsentiert gemeinsam mit ihrem Quartett<br />

das Debüt Album Holding on to you<br />

Eine vielfälltige Produktion, die Aufhorchen<br />

lässt und zeigt, dass Jazz made in<br />

Tirol sich nicht hinter den Vorbildern aus<br />

Übersee verstecken muss.<br />

Schubert meets Grönemeyer<br />

Der Sänger Simon Kräutler und der Gitarrist<br />

Stefan Wolf vereinen auf ihre ganz<br />

eigene Art zwei musikalische Größen.<br />

Klassik trifft Pop und vice versa.<br />

DeniZz<br />

Die Sängerin Denise Beiler stellt gemeinsam<br />

mit Ehemann Mark Maier die<br />

brandneue CD Puzzle vor.<br />

Die in Inzing lebende Sängerin ist schon<br />

seit Jahren stimmgewaltiger Fix-Bestandteil<br />

der Tiroler Musikszene und stellt dies auch<br />

regelmäßig über die Grenzen unter Beweis.<br />

U.a. als erfolreiche Teilnehmerin von<br />

„The Voice of Germany“.<br />

Mark A. Maier<br />

Bass rules, but not only...<br />

Am Bassisten Mark kommt Mensch<br />

hierzulande fast nicht vorbei. Lang ist die<br />

Liste der Bands in denen er seine musikalischen<br />

Beiträge beisteuert.<br />

An diesem Abend wird seine zweite künstlerische<br />

Leidenschaft in den Fokus gestellt:<br />

Das Schreiben.<br />

Er liest aus seinem gerade veröffentlichten<br />

Roman Mila! Ein Hauch von Zimt<br />

Nach den Live Auftritten gibt es ein kulinarisches<br />

„Come Together“, dankenswerterweise<br />

unterstützt von Sardinienprodukte<br />

Innsbruck.<br />

Einem Kennenlernen-Abend der besonderen<br />

Art steht somit nichts im Wege!!<br />

© Michael Putzlocher<br />

© Wolfgang Baldauf<br />

Bande Musikatella<br />

Schubert meets Grönemeyer<br />

Simon Kräutler<br />

DeniZz<br />

Stell dir vor, du machst eine Reise und findest<br />

dabei die Liebe deines Lebens. Ihr seid<br />

füreinander bestimmt und habt gemeinsame<br />

Zukunftspläne. Doch dann kommt alles anders.<br />

Du wachst eines Tages auf und kannst dich an<br />

nichts von alledem erinnern. Nicht an die Reise<br />

und auch nicht an die Person, der du dein Herz<br />

geschenkt hast. Dein Leben ist wieder so, wie<br />

es immer war.<br />

Nur in deinen Träumen erwachen Erinnerungen<br />

und Sehnsüchte, denn Träume vergessen nie.<br />

Aber reichen Träume aus, um alles stehen und<br />

liegen zu lassen und sich auf die Suche nach<br />

jemandem zu machen, den es möglicherweise<br />

gar nicht gibt?<br />

MILA! EIN HAUCH VON ZIMT Mark A. Maier<br />

XXX<br />

€ 13,90<br />

Buchtipp:<br />

© privat<br />

Mark A. Maier:<br />

Mila! Ein Hauch von Zimt<br />

Brinkley Verlag,<br />

252 S., € 13,90<br />

© Simon Kräutler<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Bande Musikatella<br />

32<br />

Wagner’sche.<br />

© privat<br />

leash the dog – Lable Night<br />

Musikalisches Speeddating 2.0<br />

5 Konzerte & 1 Lesung<br />

Moderation: Simon Kräutler<br />

Do., <strong>14</strong>. April 2022, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt: freiWILLIGE Spenden!!!<br />

sardinienprodukte


Durch deine Augen<br />

sehen wir mehr<br />

Diversität ist die wahre<br />

<strong>No</strong>rmalität<br />

Was unter deiner Kleidung ist, sollte völlig egal sein.<br />

Was unter deiner Haut, zwischen dir und dir liegt, zählt.<br />

Je mehr Menschen hinsehen, desto mehr verschiedene<br />

Perspektiven gibt es. Desto mehr<br />

individuelle Wahrnehmungen, Empfindungen,<br />

Gefühle. Euphorische und düstere. Die Perspektiven<br />

der anderen kennenzulernen, kann<br />

einem selbst dabei ganz andere Blickwinkel<br />

eröffnen. So ist das auch mit dem Lesen.<br />

Da geht es uns im Team gleich wie dir, wenn<br />

du mit Menschen über Gelesenes diskutierst,<br />

denn jede*r geht auf eigene Art in ein Buch<br />

hinein und kommt mit eigenen Eindrücken<br />

wieder heraus. Gerade deshalb ist die<br />

Katalog-Entstehungszeit für uns unheimlich<br />

aufregend. Denn da heißt es: Hineinschauen<br />

in neue Texte und gespannt darauf sein,<br />

was du in ihnen siehst.<br />

Buchtipps:<br />

Tatjana Scheel:<br />

Vielleicht habe ich dich nur<br />

erfunden Haymon Verlag,<br />

280 S., € 22,90<br />

Mit unserem neuen Programm schauen wir<br />

aber nicht nur hin, sondern auch zurück,<br />

denn: Es ist unglaubliche 40 Jahre her, dass<br />

das erste Haymon-Buch aus der Druckerpresse<br />

gekommen ist. Länger, als die meisten<br />

Menschen im Haymon-Team überhaupt<br />

existieren. Darauf sind wir, wir müssen es<br />

zugeben, schon ein bisschen stolz. Damit<br />

wir nach vier Jahrzehnten nicht einstauben,<br />

entwickeln wir uns täglich weiter. Lernen<br />

dazu. Stellen Fragen. An dich. An uns.<br />

An die Leser*innen, die täglich in unserer<br />

Verlagsbuchhandlung aus- und eingehen.<br />

An all die neugierigen Menschen da<br />

draußen, die Lust haben, durch Lektüre<br />

Unbekann tes in sich aufzusaugen und in<br />

Yara Nakahanda Monteiro:<br />

Schwerkraft der Tränen<br />

Haymon Verlag,<br />

280 S., € 22,90<br />

© Sheyda Sabetian<br />

Gudrun Lerchbaum:<br />

Das giftige Glück<br />

Haymon Verlag,<br />

272 S., € 19,90<br />

neue Welten zu hüpfen – ob diese nun berührend<br />

schön, beängstigend oder unerträglich<br />

schmerzhaft sind.<br />

Denn das ist es, was Bücher tun: Sie machen<br />

sichtbar. Realitäten, in denen du deine<br />

eigene vielleicht wiederfindest, vielleicht<br />

aber auch ganz im Gegenteil. In denen<br />

du entdeckst, was du bisher nicht einmal<br />

geahnt hast. Ausgrenzung zum Beispiel<br />

hast du vielleicht schon selbst erlebt, oder<br />

du hast erfahren, was es heißt, nicht der<br />

gesellschaftlichen „<strong>No</strong>rm“ zu entsprechen.<br />

Dich darüber geärgert, wie oft vor einschneidenden<br />

Momenten der Geschichte<br />

die Augen verschlossen werden, anstatt<br />

Verantwortung dafür zu übernehmen.<br />

Genau diese hässlichen, genau diese<br />

Bruchstellen aber sind es, an denen es anzusetzen<br />

gilt, um sie zu sehen: die wunderbare<br />

Vielfalt des Lebens in seinen hellen und in<br />

seinen düsteren Tönen, die vielen verschiedenen<br />

Stimmen auf diesem Planeten,<br />

die mit dem, was sie sagen (und damit,<br />

wie sie es sagen!) dein Herz berühren, die<br />

Lebenswelten von Figuren, in denen du<br />

einen Teil von dir erkennst. Wir sind wahnsinnig<br />

glücklich, dass wir all das in unseren<br />

neuen Büchern mit dir teilen dürfen.<br />

Bücher, in denen du so viel entdecken wirst.<br />

Und die deinen Blick auf die Welt, in der<br />

du lebst, verändern werden.<br />

Auf die nächsten 40 Jahre – hoffentlich<br />

mit dir an unserer Seite.<br />

Dein Haymon-Team<br />

Ellen Dunne:<br />

Boom Town Blues<br />

Haymon Verlag,<br />

320 S., € 13,95<br />

Phenix Kühnert will mehr. Mehr Rechte,<br />

mehr Stimmen, mehr Inklusivität. Gesellschaftliche<br />

Konstrukte? Werfen wir am<br />

besten über den Haufen. Dafür kämpft sie.<br />

Und das jeden Tag. Phenix erzählt von<br />

ihrer Kindheit, dem Aufwachsen und ihrem<br />

Leben als trans Frau – in einer Welt, die<br />

aus Stolpersteinen besteht. Mit ihr dürfen<br />

wir in Wartezimmern von Ärzt*innen Platz<br />

nehmen, öffnen einen Pass, der uns nicht entspricht,<br />

spüren einen Anflug dessen, was das<br />

auslösen kann. Wir begleiten sie bei Höhen<br />

und Tiefen, in Sportumkleidekabinen oder<br />

auf Dates in Berlin.<br />

Phenix lässt uns an sich heran, macht sich<br />

verletzlich, ist sanft und entschieden. Und:<br />

Sie zeigt, warum es so wichtig ist, dass wir<br />

Gleichberechtigung gemeinsam groß machen.<br />

Sprache wirkt auf uns ein. Was<br />

glaubst du, inwiefern du selbst davon<br />

beeinflusst wirst – und vor allem: Wie<br />

möchtest du Sprache prägen?<br />

Ich versuche, Prägung von Sprache und der<br />

Gesellschaft allgemein immer mehr abzulegen.<br />

In den letzten Jahren habe ich viele<br />

Strukturen, in denen wir leben, hinterfragt.<br />

Und wenn ich selbst sprachlich etwas weitergeben<br />

kann, dann, dass mit mehr Wissen<br />

und Umsicht inklusive Sprache gar nicht so<br />

schwer ist. Einmal den Horizont erweitert,<br />

kommt es wie von selbst. Meine Erfahrung<br />

ist zudem, dass die Diskussion eigentlich nur<br />

von Gegner*innen aufrechterhalten wird –<br />

denn wer sich offen mit sprachlichem Fortschritt<br />

auseinandersetzt, versteht schnell,<br />

dass diese Thematik keines Aufruhrs bedarf.<br />

Unsere Gesellschaft mag es, alles<br />

einzuteilen – oder anders gesagt:<br />

in Schubladen zu ordnen. Welche<br />

Schubladen möchtest du mal so<br />

richtig aus den Schienen reißen?<br />

Es ist irgendwie auch menschlich, eine Zugehörigkeit<br />

finden zu wollen. Auch ich tu’<br />

dies sicher nach wie vor, egal wie sehr ich<br />

versuche, es nicht zu tun. Die Frage ist, ob<br />

wir es überhaupt irgendwann schaffen, dieses<br />

Schubladendenken abzulegen, und was<br />

das für unsere Gesellschaft bedeuten würde.<br />

Ich glaube, letztendlich ist das Wichtigste<br />

zu verstehen, dass die Wände dieser Schubladen<br />

offen sind. Wir sind Menschen und<br />

nichts zu 100 %, wir entwickeln uns weiter,<br />

wir verändern uns, wir wachsen.<br />

© Lina Tesch<br />

Oft verbiegen wir uns, um<br />

einer Rolle, einer Erwartung zu<br />

entsprechen. Wie schaffst du es,<br />

einfach du zu sein?<br />

Letztendlich war es ein kitschiger Kalenderspruch,<br />

der einiges in mir bewegt hat: Sei die<br />

Version von dir, die du bist, wenn keine*r<br />

hinschaut. Es gab viele Gedanken und Gefühle,<br />

die ich versuchte, in meinen eigenen<br />

vier Wänden zu halten. Aber was bringt<br />

mir das? Ich möchte glücklich sein, das ist<br />

meine Priorität. Und für mich gehört dazu,<br />

mein authentisches Selbst zu leben. Ich hatte<br />

keine Wahl: Vor der Transition sah ich keine<br />

Zukunft für mich. Lieber eine Zukunft mit<br />

Hürden als gar keine.<br />

Phenix Kühnert ist Aktivistin, Model und seit 2018 Host des<br />

Podcast „FREITAGABEND“. Und sie ist trans. Überall,<br />

wo sie die Möglichkeit dazu bekommt, spricht Phenix über<br />

trans* Rechte, das eigene Körpergefühl, Dating, Feminismus<br />

und das Patriarchat.<br />

Buchtipp:<br />

Phenix Kühnert:<br />

Eine Frau ist eine Frau ist eine<br />

Frau<br />

Haymon Verlag,<br />

224 S., € 19,90


© Nina Subin<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Lesung Juan Gabriel Vásquez<br />

zweisprachig, spanisch/deutsch<br />

Moderation: Klaus Zeyringer<br />

Do., 28. April 2022, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt: € 9 / € 7 mit Wagneroder<br />

Ö1-Card<br />

Fiktion ist paradoxerweise<br />

einer<br />

der seltenen Orte,<br />

an dem die Wahrheit<br />

gesagt wird.<br />

Juan Gabriel Vásquez<br />

Dein Werk ist Weltliteratur im<br />

besten Sinne. Ob die Geschichte in<br />

Kolumbien spielt oder anderswo –<br />

sie betrifft die ganze Welt. Wenn in<br />

Die Gestalt der Ruinen der Kennedy-<br />

Mord oder das Attentat gegen Franz<br />

Ferdinand in Sarajevo vorkommt, so<br />

stellst du deine Narration auf eine<br />

globale Ebene.<br />

Mich hat immer die Idee gereizt, dass nichts<br />

an einem einzigen Ort geschieht. Die Idee,<br />

dass ein Ereignis am anderen Ende der Welt<br />

unsere Leben prägen kann, hat mich stets<br />

interessiert. Dies ist mit meiner Faszination<br />

für die Art der Konversation verbunden,<br />

die man in der Fiktion zu haben vermag:<br />

Ich kann bestens verstehen, was (wir sind<br />

ja in Österreich) Pasenow geschieht, trotz<br />

der Distanz und der Jahre, die uns trennen,<br />

da die mysteriöse Sprache der Fiktion das<br />

findet, was uns eint. Seit Die Informanten<br />

[J.G.V.s erster Roman, 2004] wollte ich<br />

immer die geheimen Verbindungen meines<br />

Landes mit der Welt entdecken. Erinnerst<br />

du dich an den Schmetterlings-Effekt?<br />

In meinen Romanen wollte ich diesen<br />

Schmetterling fangen, ihn mit einer Nadel<br />

fixieren und studieren.<br />

Lieder für die Feuersbrunst beginnt<br />

mit dem Satz des Ich-Erzählers, er<br />

könne die Geschichte nur mit dem<br />

Einverständnis der Person erzählen,<br />

von der er sie habe.<br />

Ich interessiere mich sehr für die Rolle des<br />

Zeugen in einer Gesellschaft wie der meinen.<br />

Viele der Geschichten im Erzählband<br />

schildern Ereignisse, die Anderen widerfahren<br />

sind, und setzen einen Erzähler in<br />

Szene, der das Leben von jemand Anderem<br />

entdeckt und der von den Leiden anderer<br />

zeugen will. Diese Strategie versucht, die<br />

Art zu respektieren, wie die Geschichten<br />

mich erreichen: Meine Fiktionen gehen<br />

von einer realen Erfahrung aus, einer Begegnung,<br />

einem Gespräch – die ein Rätsel<br />

oder Geheimnis bergen. Deswegen sind<br />

meine Geschichten oft wie eine Ermittlung<br />

strukturiert.<br />

Wie setzt du die Grenzen zwischen<br />

Fakten und Fiktion?<br />

Ich bemühe mich um zweierlei: Erstens,<br />

dass meine Geschichte etwas zum Vorschein<br />

bringt, das die nackten Fakten nicht erkennen<br />

lassen. Ich verändere oder manipuliere<br />

sie also, damit sie etwas freilegen oder<br />

Juan Gabriel<br />

Vásquez<br />

Deine beiden zuletzt in deutscher<br />

Übersetzung erschienenen Bücher,<br />

der große Roman Die Gestalt der<br />

Ruinen und der Erzählband Lieder<br />

für die Feuersbrunst, verschränken<br />

Privat-Persönliches (d)eines Ich und<br />

Öffentlich-Politisches. Begünstigt<br />

dieses Zusammenspiel, was der Roman<br />

das Interessante an Romanen<br />

nennt: „die Erforschung dieser<br />

anderen Wirklichkeit“?<br />

Dieses Ich, das mir ähnelt, ist meine Art,<br />

die Risiken der Fiktion zu meiden, wenn<br />

ihr Stoff unwahrscheinlich scheint. Die<br />

Gestalt der Ruinen basiert auf einer höchst<br />

seltsamen Erfahrung: den Tag, an dem ein<br />

Mediziner von Bogota die Reste zweier<br />

Opfer der kolumbianischen politischen<br />

Gewalt in meine Hände gelegt hat. Als ich<br />

den Schädel des 19<strong>14</strong> ermordeten Rafael<br />

Uribe Uribe und einen Rückenwirbel des<br />

1948 ermordeten Jorge Eliécer Gaitán in<br />

Händen hatte, wusste ich, dass ich da einen<br />

Roman hielt, dass ihn aber die Erfindung<br />

eines fiktiven Erzählers abschwächen oder<br />

die Leser skeptisch machen würde.<br />

Erkenntnisse bringen, was Fakten, die von<br />

einem Historiker oder Journalisten erzählt<br />

werden, nicht vermitteln könnten. Zweitens<br />

möchte ich immer, dass meine Fiktion ein<br />

Raum ist, in dem die Realität bleiben kann<br />

und wo man sie nicht vergisst.<br />

Das Erzählen ersteht in deinem Werk<br />

meist aus der Historie. Ist eine deiner<br />

frühen Anregungen dafür, dass – wie<br />

du schreibst – ein Gespräch über den<br />

9. April 1948 zum Leben gehört wie<br />

Schach oder Karten zu spielen?<br />

Die Ereignisse des 9. April 1948 haben<br />

das 20. Jahrhundert in Kolumbien in zwei<br />

Teile gespalten und eine Reihe von Ereignissen<br />

ausgelöst, die unser gegenwärtiges<br />

Leben recht direkt betreffen. Der an<br />

diesem Tag verübte Mord an Jorge Eliécer<br />

Gaitán nimmt in der kolumbianischen<br />

Vorstellungswelt die gleiche Stelle ein wie<br />

der Mord an Kennedy für die USA: Es ist<br />

ein ungelöstes Rätsel, ein Schattenort, ein<br />

nationales Trauma. Zudem hat er den Krieg<br />

ausgelöst, den wir uns soeben zu beenden<br />

bemühen. Um diesen Tag zu verstehen,<br />

haben wir Ströme von Tinte geschrieben<br />

und sind noch immer nicht zur Wahrheit<br />

vorgedrungen. Mein Roman versucht,<br />

etwas mehr Licht in diese dunkle Angelegenheit<br />

zu bringen und über seine Last<br />

auf unser Gewissen nachzudenken.<br />

Das wesentliche Moment in deinem<br />

Werk ist der Versuch zu ergründen,<br />

was in einer Vergangenheit, bei einem<br />

entscheidenden Vorfall, geschehen<br />

sein mag. Nun heißt dein letztes Jahr<br />

publizierter (noch nicht auf Deutsch<br />

erschienener) Roman Volver la vista<br />

atrás. Was ist an dem Blick zurück so<br />

ungemein wichtig?<br />

Die Vergangenheit ist ein Ort, der mich<br />

heimsucht, vor allem, da wir ihn nie<br />

definitiv kennen können. So wie wir ihn<br />

auch nur mittels Erzählung zu erkunden<br />

vermögen, mittels der Geschichten, deren<br />

Version davon abhängt, wer sie erzählt und<br />

auf welche Weise. Die unterschiedlichen<br />

Versionen schaffen Spannungen zwischen<br />

den Menschen sowie zwischen den Bürgern<br />

und den Machthabern, da die Kontrolle<br />

darüber, wie die Vergangenheit erzählt wird,<br />

politisch sehr nützlich ist. Ich versuche<br />

Romane zu schreiben, die der offiziellen<br />

Version, die immer von den Machthabern<br />

auf uns gekommen ist, gegenüberstehen.<br />

Ich möchte Orte schaffen, wo einfache Bürger<br />

das Recht wiederfinden können, unsere<br />

Geschichte zu erzählen, die verlogenen oder<br />

deformierten Versionen der Mächtigen zu<br />

unterminieren.<br />

Der letzte Satz in Lieder für die<br />

Feuersbrunst besagt, Bücher seien<br />

„der einzige Trost, den wir haben,<br />

wir Kinder dieses in Brand gesteckten<br />

Landes“. Kann das heute global<br />

gelten?<br />

Die Fiktion ist in der heutigen Gesellschaft<br />

sehr wichtig, da sie paradoxerweise womöglich<br />

einer der seltenen Orte ist, an<br />

dem die Wahrheit gesagt wird. Wir leben<br />

inmitten verzerrter oder verlogener Erzählungen<br />

der „sozialen Medien“, und in<br />

unserer Epoche der Post-Wahrheit scheinen<br />

wir sogar die grundsätzliche Übereinkunft<br />

verloren zu haben, was reell ist. Das<br />

ist furchtbar. Die Fiktion ist ein Ort, an<br />

dem man klarsieht. In unseren Zeiten des<br />

Sektarismus, der identitären Politik wird die<br />

Übung, ernsthaft einen anderen Menschen<br />

zu imaginieren, sehr wichtig. Es ist eine<br />

Impfung gegen den Fanatismus. Ich finde<br />

es nicht übertrieben zu sagen, dass unsere<br />

Welt in Flammen steht. Eine bescheidene<br />

und intime Möglichkeit, dagegen anzugehen,<br />

ist das hingebungsvolle und konstante<br />

Interesse für das Leben Anderer, für<br />

die Geheimnisse und Rätsel dieser Leben.<br />

Das ist das Territorium der Erzählungen<br />

und Romane.<br />

Das Gespräch führte Klaus Zeyringer.


© Thomas Langdon<br />

Sie sind im Frühjahr 2022 gleich mit<br />

zwei Büchern am Start – Mädchen<br />

(Wallstein) und Cranach. A–Z<br />

(Hatje Cantz) – und das nächste<br />

ist wohl schon in Arbeit. Trotzdem<br />

haben Sie Zeit gefunden, zu den<br />

Wochenendgesprächen zu kommen.<br />

Was reizt Sie an dem diesjährigen<br />

Thema Literatur | Bild?<br />

Ich komme gern nach Innsbruck! Ja, einerseits<br />

halte ich es für eine der gegenwärtigen<br />

Herausforderungen, zu den Bildern Worte<br />

zu finden, also die Bilder gewissermaßen<br />

lesen zu lernen. Denn das Internet ist eine<br />

riesige Bildermaschine, sowohl in der Erzeugung,<br />

in der Verbreitung als auch in<br />

der Manipulation des Bildes. Es geht auch<br />

darum, dem Bild, bei aller Attraktion, nicht<br />

auf den Leim zu gehen. Und im künstlerischen<br />

Arbeiten wiederum den Text nicht<br />

als bloße Erklärung des Bildes, und das Bild<br />

nicht als bloße Illustration des Textes zu<br />

verniedlichen.<br />

Ich habe eine Freundin, die Hamburger<br />

Zeichnerin Line Hoven, deren Arbeit – der<br />

Technik und dem Konzept geschuldet –<br />

vom Kontrast aus Schwarz und Weiß lebt.<br />

Teresa<br />

Präauer<br />

Manchmal bestellen Artdirektoren von<br />

Magazinen Bilder bei ihr und fragen dann<br />

ganz unschuldig, ob man sie nicht in Farbe<br />

drucken könne, damit sie ein wenig „fröhlicher“<br />

wirkten. Die meinen das nicht böse,<br />

aber meines Erachtens spricht eine große<br />

Ignoranz aus diesem Umgang mit dem<br />

Medium Bild.<br />

Literatur oder Bild: Was ist direkter,<br />

emotionaler? Und warum?<br />

Beides kann uns anöden, und dann wieder<br />

bis ins Mark treffen, oder?!<br />

Lukas Cranach hat in einem Ihrer<br />

Romane bereits eine Rolle gespielt.<br />

Warum ist gerade er so interessant<br />

für Sie?<br />

Mich interessiert, nicht nur bei Cranach,<br />

sehr oft etwas, das ich als Dazwischen<br />

wahrnehme – zwischen Künstlichkeit und<br />

Natürlichkeit beispielsweise, zwischen<br />

Erfindung und Erfahrung. Cranach porträtierte<br />

die Menschen seiner Umgebung –<br />

und gleichzeitig wirken sie wie nicht von<br />

dieser Welt. Er verwechselt die Kunst nicht<br />

mit der Wirklichkeit.<br />

Ein weiteres wiederkehrendes Thema<br />

scheint mir Kindheit und Herkunft zu<br />

sein, ganz stark in Ihrem Debüt Für<br />

den Herrscher aus Übersee und auch<br />

wieder in Mädchen. Ist Ihre eigene<br />

Geschichte Ihr unerschöpfliches<br />

kreatives Reservoir?<br />

Die Geschichte, die Gegenwart, die erdachte<br />

Zukunft. Das Betrachten der eigenen<br />

Kindheit ermöglicht eben eine Rückschau,<br />

denn das Erlebte ist abgelegt und in<br />

die Ferne gerückt. Im Beschreiben jetzt, als<br />

Erwachsene, kommt ein Stück Lüge dazu,<br />

Erfindung, Fiktion. Das Spiel damit ist<br />

vielleicht dieses Unerschöpfliche, nach dem<br />

Sie fragen. Ich versuche zumindest, mich im<br />

Denken nicht auszuruhen.<br />

Die Erinnerung in Ihren Büchern<br />

wird oft ausgelöst von Fotos;<br />

funktioniert Erinnerung einfach<br />

besser über Bilder?<br />

Die Fotos konservieren etwas, ja, aber sie<br />

schreiben es auch fest und lassen anderes<br />

dadurch in Vergessenheit geraten. Die<br />

nötige Skepsis im Umgang mit der fotografischen<br />

Erinnerung fordert der französische<br />

Philosoph und Kunsthistoriker<br />

Georges Didi-Huberman in seinem Buch<br />

Bilder trotz allem ein, dessen Lektüre mich<br />

vor Jahren sehr beeindruckt hat. Er richtet<br />

den Blick auch auf das, was am Rande, absichtsvoll<br />

oder absichtslos, weggeschnitten<br />

worden ist.<br />

Teresa Präauer, geb. 1979, studierte Germanistik<br />

und bildende Kunst. Im Wallstein Verlag erschienen<br />

die Romane Für den Herrscher aus Übersee, Johnny<br />

und Jean und Oh Schimmi sowie der Großessay Tier<br />

werden, das Geschichtenbuch Das Glück ist eine<br />

Bohne und zuletzt Mädchen.<br />

Dem Bild, bei<br />

aller Attraktion,<br />

nicht auf den<br />

Leim gehen<br />

38<br />

Teresa Präauer 39<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Über die Herausforderung,<br />

zu den<br />

Bildern Worte zu<br />

finden, die nötige<br />

Skepsis im Umgang<br />

mit fotografischer<br />

Erinnerung und<br />

den Spaß an allem<br />

Ranzigen. Ein Gespräch<br />

mit Joe Rabl<br />

In Ihren Büchern geht es immer<br />

wieder um Kunst, ganz besonders in<br />

Johnny und Jean. Und dann gibt es<br />

die wunderschönen Cover, mal ein<br />

Foto, mal ein Bild von Ihnen. Geht<br />

das in Richtung Gesamtkunstwerk?<br />

Text und Bild, alles in einer Hand?<br />

Ich kann nicht Gestaltung und Form<br />

predigen und Trash und Dreck trinken oder<br />

so … Das „Büchermachen“, wie es beim<br />

Schweizer Buchgestalter Jost Hochuli heißt,<br />

ist auch ein Handwerk; Papier, Bindung,<br />

Satz, Grafik und so weiter. Ob ich als Autorin<br />

im Text einen Punkt oder ein Komma<br />

setze, ist eine Frage, die ich mir tatsächlich<br />

stelle. Es geht schon auch darum, den Anspruch<br />

auf Qualität zu erheben – in jedem<br />

möglichen Zusammenhang. Wo ich auf die<br />

Gestaltung Einfluss nehmen kann, mache<br />

ich das.<br />

Und gleichzeitig habe ich einen großen<br />

Spaß mit allem, was ranzig ist, mit schlechten<br />

TV-Serien und kitschigen Pärchenfotos<br />

in der Auslage eines Porträtfotografen.<br />

Meine Texte handeln von beidem.<br />

Buchtipp:<br />

Teresa Präauer:<br />

Mädchen<br />

Wallstein Verlag,<br />

80 S., € 16,50<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Teresa Präauer liest im Rahmen<br />

der 44. Innsbrucker Wochenendgespräche<br />

die vom 5.–7. Mai<br />

stattfinden. Programm siehe<br />

nächste Seite.


44. Innsbrucker Wochenendgespräche:<br />

05. bis 07. Mai 2022<br />

Bilder, Texte – Textbilder, Bildtexte, egal, es gibt was<br />

zu hören & zu sehen!<br />

Nicht nur Literatur<br />

Auch Fachbücher werden bei uns präsentiert.<br />

Von Helena Töchterle<br />

Do., 05. Mai, 20 Uhr<br />

Lesung mit Allen: ORF Tirol Studio 3, Rennweg <strong>14</strong><br />

Moderation: Birgit Holzner und Joe Rabl<br />

Fr., 06. Mai, ab 10 Uhr<br />

Gespräche im Ensembleproberaum des Tiroler Landestheaters<br />

(Eingang Sowi-Durchgang, neben dem Abo-Büro)<br />

10:00 – 12:00 Uhr: Line Hoven, Hanno Millesi, Teresa Präauer<br />

15:00 – 17:00 Uhr: Arno Dejaco, Wilfried Schatz,<br />

Matthias Schönweger<br />

Moderation der Gespräche: Erika Wimmer Mazohl<br />

Sa., 07. Mai, ab 10 Uhr<br />

Gespräche im Ensembleproberaum des Tiroler Landestheaters<br />

(Eingang Sowi-Durchgang, neben dem Abo-Büro)<br />

10:00 – 12:00 Uhr: Barbara Frischmuth, Arno Gisinger, Tanja<br />

Maljartschuk<br />

15:00 – 17:00 Uhr: Alle Autor*innen<br />

Moderation der Gespräche: Erika Wimmer Mazohl<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.wochenendgespraeche.at<br />

„Ut pictura poiesis – Dichtung ist wie<br />

Malerei“, behauptete Horaz.<br />

Das Verhältnis zwischen Poesie und<br />

bildender Kunst ist seither immer wieder<br />

neu ausgelotet worden. Auch die Schriftsteller*innen<br />

des 21. Jahrhunderts berichten<br />

anlässlich ihrer Begegnung mit Kunstwerken<br />

von Offenbarungen und Verstörungen.<br />

Die 44. Innsbrucker Wochenendgespräche<br />

loten das Thema „Literatur und Bild“ aus<br />

und gehen den vielfältigen Verbindungen<br />

und Überschneidungen aus verschiedenen<br />

Perspektiven auf den Grund.<br />

Mit: Arno Dejaco, Barbara Frischmuth,<br />

Arno Gisinger, Line Hoven, Tanja Maljartschuk,<br />

Hanno Millesi, Teresa Präauer,<br />

Wilfried Schatz, Matthias Schönweger und<br />

Erika Wimmer Mazohl.<br />

40<br />

Wagner’sche.<br />

Nachdem in der Wagner‘schen bereits seit<br />

Jahren Buchvorstellungen vor allem im belletristischen<br />

Bereich veranstaltet werden,<br />

ergreifen wir nun die Gelegenheit, diese<br />

Veranstaltungen auch auf den Fachbuch-<br />

Bereich auszudehnen.<br />

Am 26. April 2022 laden wir interessiertes<br />

Publikum dazu ein, der Präsentation von<br />

Manfried Rauchensteiners Unter Beobachtung,<br />

das bereits in der 2. aktualisierten<br />

und erweiterten Auflage erschienen ist, bei<br />

uns in gewohnt entspannter Atmosphäre<br />

beizuwohnen.<br />

Österreich war – und ist – immer wieder<br />

für Aufregungen gut. Das klingt nach einem<br />

Gemeinplatz. Es war der ehemalige tschechische<br />

Außenminister Karel Schwarzenberg,<br />

der das 2016 in die Worte kleidete,<br />

das Land würde „unter Beob achtung“<br />

stehen, und das nicht nur aus einem Anlass<br />

heraus, sondern durchgängig. Manfried<br />

Rauchensteiner hat diese knappe Formulierung<br />

aufgegriffen und zur Grundlage seines<br />

jüngsten, Buchs gemacht. Was 1918 mit der<br />

Gründung der Ersten Republik als Experiment<br />

begann, war 1938 schon wieder gescheitert.<br />

Viele registrierten den „Umbruch“<br />

im In- und Ausland mit Genugtuung. Während<br />

der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs<br />

schien es, als wären die Österreicher<br />

bereit, sich lediglich unterzuordnen und<br />

anzupassen. Doch der Schein trog. Abseits<br />

der Feststellung, sie wären gleichermaßen<br />

an den Kriegshandlungen, an Verfolgungsmaßnahmen<br />

und Gräueln des Regimes<br />

beteiligt, wie die sogenannten Altreichsdeutschen,<br />

bildete sich ein neues Österreich<br />

heraus, das den „Rückbruch“ vorbereitete.<br />

1945 stellten die vier Besat zungsmächte<br />

das Land, dem sie mit der „Moskauer Deklaration“<br />

eine Chance geben wollten, unter<br />

Kuratel, behandelten es aber als Sonderfall.<br />

Erst nach dem Staatsvertrag 1955 bildete<br />

sich so etwas wie ein normaler Staat heraus,<br />

der international allerdings immer wieder<br />

für Aufmerksamkeit sorgte. Das zeigte sich<br />

beim Bruch mit Deutschland sowie der<br />

späteren Wiederannäherung, 1956 während<br />

des Volksaufstands in Ungarn, 1968<br />

bei der Besetzung der Tschechoslowakei,<br />

1986 nach der Wahl Kurt Waldheims zum<br />

österreichischen Bundespräsidenten, 1991<br />

© privat<br />

während des slowenischen Unabhängigkeitskrieges,<br />

2000 nach der Bildung einer<br />

Kleinen Koalition, nach der „Ibiza-Affäre“<br />

2019 und bis in die Jahre der Corona-Krise.<br />

Das Land galt als Problemzone, als Sonderfall,<br />

als Musterschüler und gleich mehrfach<br />

als ein europäischer Partner, dem man ganz<br />

genau auf die Finger schauen müsste. Das<br />

tut die Welt<br />

bis heute.<br />

Manfried Rauchensteiner ist Historiker, Universitätsprofessor<br />

in Wien und lehrte außerdem bis 2021 an<br />

der Diplomatischen Akademie. Er war 1992–2005<br />

Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums in<br />

Wien und anschließend bis 2011 maßgeblich am Aufbau<br />

des Militärgeschichtlichen Museums in Dresden<br />

beteiligt. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter<br />

das Standardwerk „Der Erste Weltkrieg und das<br />

Ende der Habsburgermonarchie 19<strong>14</strong>–1918“. Er lebt<br />

und arbeitet in Wien.<br />

Buchtipp:<br />

Manfried Rauchensteiner:<br />

Unter Beobachtung<br />

2. Auflage, Böhlau Verlag,<br />

686 S., € 36,00<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Buchpräsentation „Unter Beobachtung.<br />

Österreich seit 1918“<br />

Mit Manfred Rauchenstein<br />

Moderation: Helena Töchterle<br />

Di., 26. April 2022, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt frei!


Tiefgründig und<br />

atemberaubend<br />

Beim Literaturfestival am Achensee<br />

sind alle Sinne gefordert<br />

Die achensee.literatour<br />

von 5.– 8. Mai 2022<br />

Spannende Begegnungen mit hochkarätigen<br />

Autorinnen und Autoren<br />

© TVB Achensee<br />

Eröffnet wird der viertägige Literaturreigen<br />

von Michael Köhlmeier und Monika Helfer −<br />

beide in den Anfangsjahren des Festivals<br />

bereits zu Gast − die aus ihren aktuellen Romanen<br />

lesen werden. Köhlmeier präsentiert<br />

sein im Sommer 2021 erschienenes Buch<br />

Matou, in dem der charismatische Erzähler<br />

ein Kater ist, und Helfer ihren brandaktuellen<br />

Roman Löwenherz, der letzte Teil<br />

ihrer Familientrilogie.<br />

Ebenso ein Wiedersehen am Achensee feiert<br />

Jessica Lind, Preisträgerin des achensee.<br />

literatour Aufenthaltsstipendiums aus dem<br />

Jahr 2016, die auf der Erfurter Hütte aus<br />

ihrem Romanerstling Mama lesen wird. Eine<br />

passendere Location hätte es für dieses Buch<br />

wohl kaum geben können, spielt der Roman<br />

doch in einer einsamen Hütte. Auch der<br />

Schirmherr der achensee.literatour, der Tiroler<br />

Erfolgsautor Bernhard Aichner, entführt<br />

mit Brennweite bereits zum dritten Mal in die<br />

Welt des Pressefotografens David Bronski.<br />

Aichner liest erstmalig im historischen<br />

Fischergut in Pertisau, wo die Gäste nicht<br />

nur musikalisch durch den Abend begleitet<br />

werden, sondern auch in Anlehnung an das<br />

Buch mit kulinarischen Köstlichkeiten überrascht<br />

werden.<br />

Das HAYMON achensee.literatour Stipendium<br />

2022 geht an die in Berlin lebende<br />

Osttirolerin Angela Lehner, die aus ihren<br />

Roman 2001 lesen wird. Bereits zum zweiten<br />

Mal wird es auch eine Debütlesung im Seehotel<br />

Einwaller in Pertisau geben: Tatjana<br />

Scheel liest am Samstagnachmittag aus ihrem<br />

Roman Vielleicht habe ich dich nur erfunden.<br />

© Nini Tschavoll / Franz Oss © Ursula Aichner / Laurin Gutwin<br />

Der Samstagabend im traditionellen<br />

Alten Widum in Achenkirch ist dann ebenso<br />

fest in weiblicher Hand, denn dort präsentieren<br />

die Tiroler Autorin Judith Taschler und<br />

die junge Marie Gamillscheg ihre beiden aktuellen<br />

Romane Über Carl reden wir morgen<br />

und Aufruhr der Meerestiere.<br />

Den bereits traditionellen Abschluss am<br />

Sonntagvormittag bildet wieder die Krimiwanderung<br />

am Dien-Mut-Weg in Pertisau.<br />

Der Salzburger Manfred Baumann nimmt<br />

die interessierten Literatur- und Krimifans<br />

dieses Mal auf eine spannende Wanderung<br />

hinauf zur Rodlhütte mit einem eigens für<br />

diese Strecke geschriebenen Kurzkrimi mit.<br />

Moderiert wird die Veranstaltung einmal<br />

mehr von Theodora Bauer, selbst Autorin<br />

und ehemalige Stipendiatin.<br />

Dem Blick der Besucher*innen fällt die<br />

Entscheidung schwer, verweilt er auf der<br />

türkisblauen Wasseroberfläche oder schweift<br />

er hinauf zu den mächtig thronenden Bergketten,<br />

die den wunderschönen Achensee<br />

einrahmen. Ganz klar: Diese Kulisse zieht in<br />

den Bann und ist deshalb nicht umsonst zur<br />

Bühne für ein Literaturfestival geworden,<br />

das – wie kaum ein anderes – erlesene Nahrung<br />

für Körper, Geist und Seele bietet.<br />

Bereits in der 11. Auflage findet heuer<br />

die achensee.literatour statt. Vom 5. - 8. Mai<br />

2022 geben sich wieder große Namen der<br />

Literaturszene und solche, die auf dem<br />

besten Wege dazu sind, ein Stelldichein an<br />

verschiedenen Plätzen rund um den größten<br />

See Tirols. Seit das Festival aus der Taufe<br />

gehoben wurde, zeichnen sich die Veranstalter*innen<br />

durch ein Gespür dafür aus,<br />

Literatur in vielfältigen Ausprägungen für<br />

ein breites Publikum erlebbar zu machen.<br />

Sowohl die Auswahl der geladenen Autorinnen<br />

und Autoren, die in unterschiedlichen<br />

Genres zu Hause sind, als auch die<br />

verschiedenen Schauplätze rund um den<br />

Achensee, sorgen für die stets spannende<br />

und abwechslungsreiche Dramaturgie dieser<br />

einzigartigen Lesereise, die das Publikum<br />

zu fesseln vermag.<br />

Egal, ob man nur einen Teil des Weges mitgeht<br />

oder ob man sich in mehreren Etappen<br />

guter Literatur und faszinierenden Ausblicken<br />

hingeben möchte, das diesjährige<br />

Programm bietet lesebegeisterten Gästen<br />

wieder eine wohlfeile Auswahl.<br />

Programm und Tickets:<br />

Das genaue Programm mit allen<br />

Beginnzeiten, Örtlichkeiten und Ticketreservierungen<br />

finden Sie auf:<br />

www.achensee-literatour.at.<br />

Buchtipps:<br />

Michael Köhlmeier:<br />

Matou<br />

Hanser Verlag,<br />

960 S., € 35<br />

Monika Helfer:<br />

Löwenherz<br />

Hanser Verlag,<br />

192 S., € 20,60<br />

Bernhard Aichner:<br />

Brennweite<br />

Btb Verlag,<br />

352 S., € 17,50<br />

Marie Gamillscheg:<br />

Aufruhr der Meerestiere<br />

Luchterhand Verlag,<br />

304 S., € 22,70


© Stefan Knittel<br />

Im Buchhandel kennt jeder Rotraut Schöberl,<br />

die, gemeinsam mit ihrem Kollegen<br />

Erwin Riedesser, die erfolgreiche Buchhandlung<br />

Leporello in Wien gegründet hat.<br />

Für alle anderen ist Rotraut Schöberl spätestens<br />

durch ihre wöchentlichen Auftritte als<br />

Buchexpertin bei Café Puls 4 ein Name.<br />

Nun kommt am 22. März nach Mord auf<br />

leisen Pfoten ihre neue mörderische Anthologie<br />

Radieschen von unten – Kriminell gute<br />

Gartenmorde im Residenz Verlag heraus.<br />

Zahlreiche gartenaffine Autorinnen und Autoren<br />

wie Alex Beer, Eva Rossmann, Agatha<br />

Christie und Thomas Raab – um nur einige<br />

Namen zu nennen – versammeln sich hier.<br />

Und so viel ist klar: der Gärtner muss nicht<br />

immer der Mörder sein.<br />

Liebevoll illustriert von Hanna Zeckau<br />

verspricht die Anthologie wunderschönes<br />

Morden im Garten. Branchenkollegin<br />

Bettina Wagner hat Rotraut Schöberl zum<br />

Interview gebeten.<br />

Rotraut<br />

Schöberl<br />

Ich finde, man merkt den Geschichten die<br />

Freude am Kurzkrimi schreiben durchaus<br />

an, das Vergnügen überträgt sich auf<br />

die Lesenden. Ich musste ja auch sehr viel<br />

schmunzeln beim Lesen, manchmal sogar<br />

laut und kräftig loslachen!<br />

Bei vielen Autorinnen und Autoren war<br />

die Idee schon lange vorhanden und konnte<br />

sich nun, dank meiner Anfrage, manifestieren.<br />

Einige erzählten mir, quasi in der Sekunde,<br />

dass sie schon lange eine Geschichte<br />

im Kopf hatten, aber...<br />

Nun ist sie fürs „Radieschen“ festgehalten<br />

:-)<br />

Ich habe dich immer als<br />

Vielleserin wahrgenommen, in<br />

den verschiedensten Genres. Eine<br />

besondere Liebe von dir gilt allerdings<br />

dem Krimi. Kannst Du uns erzählen,<br />

woher sie kommt?<br />

Hmm, interessante Frage! Ein für mich in<br />

meiner Jugend sehr beeindruckendes Lese-<br />

Trick wie du so frisch und fröhlich<br />

um 6.00 morgens aussiehst?<br />

Ich mache das ja schon jahrelang und habe<br />

den Verdacht, dass mein Köper ganz genau<br />

weiß, wann Dienstag ist. Da wacht er einfach<br />

putzmunter um 4h30 auf; mein Geist<br />

folgt ihm eher langsam, und im Studio,<br />

meist um 6h20 on Air, bin ich auch endlich<br />

schlagfertig und versuche meine vier Minuten<br />

gut (und schnell) zu nützen.<br />

Ich träume ja noch immer von einer<br />

Krimiserie auf den Kanaren von<br />

dir, die dann der Diogenes Verlag<br />

rausbringt. Gibt es vielleicht schon<br />

Pläne dazu?<br />

Liebe Bettina, da hast du wirklich etwas<br />

angestoßen: meine Kanarenliebe und mein<br />

Kanarenwissen mit der Krimileidenschaft<br />

zu verkochen! Mein Plan ist in den nächsten<br />

Monaten ein Konzept zu erstellen. Apropos<br />

verkochen: es wäre ohne Rezepte; ich esse<br />

zwar sehr gerne, koche aber nicht leidenschaftlich<br />

(wahrscheinlich sind dann eher<br />

Restauranttipps inkludiert). Ich möchte die<br />

Krimis mit einem Freund schreiben (a la<br />

Fruttero & Lucentini, dies ist ein Hinweis<br />

für die älteren Krimi-Aficionados).<br />

So viel kann ich jetzt schon sagen:<br />

Die ersten Gespräche sind sehr vielversprechend!<br />

Das Alte Testament<br />

war wohl<br />

die erste Krimianthologie<br />

Rotraut Schöberl<br />

44 Wagner’sche.<br />

Dein neues Buch Radieschen von<br />

unten hat einen sehr vielversprechenden<br />

Buchtitel. Wird in deiner<br />

Anthologie ausschließlich im Garten<br />

gemordet?<br />

Nicht nur, auch im und mit „Grünzeug“:<br />

zum Beispiel mit Erbsensuppe, mit Kräutern,<br />

mit Schierling, mit Opuntiendornen<br />

und vieles mehr. Es landen Leichen in den<br />

Dahlien, wunderschöne Rosen sind stumme<br />

Zeugen, Mörder werden durch Rhododendron-Pollen<br />

oder unsachgemäße gärtnerische<br />

Arbeiten überführt. Manchmal braucht<br />

es auch die Hilfe einer Katze wie Handke,<br />

bereits bekannt aus meiner Katzen-Krimi-<br />

Anthologie Mord auf leisen Pfoten. Die grünen<br />

Schauplätze sind sehr verschieden, vom<br />

Botanischen Garten und dem Volksgarten<br />

in Wien, einer burgenländische Dorfidylle<br />

(oder eben nicht) über London bis Sardinien.<br />

Übrigens: bitte nie die Gärtner*innen<br />

unterschätzen, das könnte sich rächen!<br />

War es schwer Autorinnen und<br />

Autoren für dein Projekt zu finden?<br />

Auch diesmal auf wunderbarer Weise überhaupt<br />

nicht: Ich habe eher den Eindruck,<br />

dass alle nicht nur sehr gerne mitmachen,<br />

sondern auch mit viel Spaß am Thema sind.<br />

erlebnis war die Bibel in der Luther Übersetzung.<br />

Das Alte Testament war wohl die<br />

erste Krimianthologie, die ich verschlang<br />

und seit Dostojewskis Verbrechen und Strafe<br />

verteidige ich das Krimi Genre. Auch pflege<br />

ich damit meinen Hang zur Gerechtigkeit,<br />

die, literarisch betrachtet, nicht immer die<br />

legale ist... von meinen Radieschenkrimis<br />

will ich eigentlich gar nicht so viel mehr<br />

erzählen ;-)<br />

Hat sich dein Leseverhalten verändert<br />

seitdem du nicht mehr täglich im<br />

Leporello bist?<br />

Nicht wirklich viel, aber ich habe nun mehr<br />

Zeit hellwach und meist ohne Zeitlimit zu<br />

lesen, eben nicht nur kurz vorm Schlafen,<br />

und ich lese nun nur mehr aus Neugierde,<br />

nicht weil ich es vielleicht „sollte“.<br />

Das heißt aber, dass ich auch mehr<br />

Zeit habe, Bücher zu entdecken und damit<br />

wächst mein SuB (Stapel ungelesener Bücher)<br />

vielleicht doch noch mehr als früher.<br />

Wir sehen dich wöchentlich im<br />

Fernsehen zu einer Zeit, wo ich<br />

mich im Bett meist noch mal kurz<br />

umdrehe. Verrätst du mir deinen<br />

Buchtipp:<br />

Rotraut Schöberl (Hrsg.):<br />

Radieschen von unten<br />

Residenz Verlag,<br />

260 S., € 22,00<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Buchpräsentation mit Musik<br />

Mit Rotraut Schöberl & Peter<br />

Zirbs<br />

Moderation: Robert Renk<br />

Di., 10. Mai 2022, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit<br />

Wagner- oder Ö1-Card


© XXX<br />

Das neue literarische<br />

HausQuartett ...<br />

Die Wagner’sche Buchhandlung kleidet ein altes Format<br />

der Buchempfehlung neu ein. Von Robert Renk<br />

Man kennt es: Vier Personen sitzen sich<br />

gegenüber und sprechen über vier Bücher.<br />

Manchmal freundlich, manchmal lassen sie<br />

sich kaum ausreden. Manchmal geht es um<br />

Bücher, manchmal um persönliche Eitelkeiten.<br />

Stimmung kann aufkommen, muss<br />

aber nicht.<br />

Mir geht es<br />

darum aus anderen<br />

Welten<br />

etwas in meine<br />

Welt zu übersetzen.<br />

Evelyn Unterfrauner<br />

46 Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Bei uns ist Stimmung garantiert, es gibt tolle<br />

Gäste und es gibt immer Livemusic! Viermal<br />

im Jahr wird es dieses neue Format des<br />

literarischen HausQuartetts geben. Moderiert<br />

von Evelyn Unterfrauner und Robert<br />

Renk (die sich noch aus der Zeit kennen, als<br />

Evelyn Unterfrauner ihre Büchersendung<br />

für Tirol TV machte). Als Gäste konnten<br />

gewonnen werden:<br />

Michaela Posch, Grafikerin (u.a. QUART),<br />

Schauspielerin (u.a. Haller Theaterhaufen)<br />

und einigen bekannt durch das wunderbare<br />

Quartett, das es im Stromboli gab.<br />

Und Rotraut Schöberl, Buchhändlerin<br />

der Nation, die jeden Dienstagmorgen im<br />

Cafe-Puls, dem österreichischen Frühstückfernsehen,<br />

mit Büchertipps glänzt.<br />

Im Jahre 1994 eröffneten Rotraut Schöberl<br />

und Erwin Riedesser das Leporello, um<br />

ihren Traum von einer Buchhandlung<br />

zu verwirklichen. Bei Residenz erschien<br />

soeben die von ihr herausgegebene Krimianthologie:<br />

Radieschen von unten<br />

(Residenz Verlag).<br />

Als musikalischen Gastact begrüßen wir<br />

Gary Laowai & Friends: Singer Songwriting<br />

trifft Chinesische Texte. Der in Innsbruck<br />

lebende Gerhard Staudinger aka GaryLaowai<br />

schafft den Spagat zwischen westlicher Musik<br />

im Stile des Great American Songbooks mit<br />

chinesischen Texten so mühelos, wie kaum<br />

ein anderer. Während seiner Studien in<br />

China lernte er Land & Leute lieben und<br />

erzählt in seinen Liedern Geschichten aus<br />

dem Land der Mitte.<br />

Ein konzertantes Buchbesprechungserlebnis<br />

im schönsten Wohnzimmer der Stadt. Platzkarten<br />

werden an der Kassa der Wagner’-<br />

schen ausgegeben.<br />

47<br />

© Alexander Kofler / Gerhard Staudinger © Pamela Rußmann / Thomas Schrott<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Literarisches HausQuartett<br />

mit Rotraut Schöberl, Michaela<br />

Posch und Gary Laowai &<br />

Friends; Moderation: Evelyn<br />

Unterfrauner & Robert Renk<br />

Mi., 11. Mai 2022, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt: FreiWillige Spenden,<br />

Platzkarten!


© Lukas Beck/Suhrkamp Verlag<br />

Buchtipp:<br />

Doron Rabinovici:<br />

Die Einstellung<br />

Suhrkamp Verlag,<br />

224 S., € 25,30<br />

fasziniert hat<br />

mich dieser<br />

Mahlstrom an<br />

Begeisterung für<br />

den Populismus<br />

48<br />

Doron Rabinovici<br />

Wagner’sche.<br />

Doron Rabinovici hat einen hochaktuellen<br />

Roman geschrieben, der den komplexen<br />

Verflechtungen zwischen Medien und Politik<br />

sensibel und hellsichtig nachspürt. Im Gespräch<br />

mit Mascha Dabić spricht er über<br />

die Fallstricke des Fotojournalismus und die<br />

rechtspopulistische Herausforderung an die<br />

Demokratie.<br />

Mascha Dabić: Eine Kamera ist<br />

ein Mittel zur Distanzierung von<br />

der Wirklichkeit und zugleich ein<br />

Instrument, um die Welt in einer<br />

hoffentlich richtigen Einstellung<br />

zu erfassen, wie es auch der Titel<br />

vorwegnimmt. August Becker ist so<br />

sehr damit beschäftigt, seinen Blick<br />

durch die Linse zu schärfen, dass<br />

er dabei sogar die Homosexualität<br />

seines Sohnes übersieht. Indem er<br />

den Populisten Ulli Popp fotografiert<br />

und ihm damit unfreiwillig zu<br />

mehr Popularität verhilft, handelt<br />

er sich auch den Vorwurf ein,<br />

„Erfüllunsgehilfe eines Demagogen“<br />

Von der Wirklichkeit<br />

überholt<br />

dieser Mahlstrom an Begeisterung für den<br />

Populismus, der immer mehr Menschen erfasst.<br />

Wo Menschen, bei denen man es nicht<br />

vermuten würde, erfolgreiche, weltläufige<br />

Geschäftsleute, einem plötzlich erzählen,<br />

Russland braucht einen starken Mann, und<br />

irgendwie gefällt ihnen Trump auch, weil er<br />

mit dieser Political Correctness aufräumt,<br />

und es brauche jemanden wie Netanyahu,<br />

um gegen Feinde aufzumarschieren, und<br />

das geht dann runter bis zu Orban und<br />

Kurz und so weiter.<br />

Doron<br />

Rabinovici<br />

zu sein. Wie kommt es, dass du<br />

einen Fotografen ins Zentrum<br />

deines Romans gestellt hast?<br />

Die Idee zum Buch entstand 2017 bei<br />

einem Fototermin. Inspiriert wurde ich<br />

durch reale Begebenheiten und Menschen.<br />

Und ich habe mir Anregungen<br />

bei erfahrenen Pressefotografen geholt.<br />

Der Fotograf, der als Inspiration für<br />

die Figur des August Becker diente, ist<br />

nicht mit allzu großer Selbstsicherheit<br />

ausgestattet, seine Sicherheit liegt in<br />

der Kamera. Er glaubt an die Wiedergabe<br />

der Wirklichkeit, weiß aber, dass es<br />

darauf ankommt, diese Wirklichkeit mit<br />

der richtigen Einstellung abzubilden – es<br />

gibt ja verschiedene Interpretationen.<br />

Er glaubt an die Wirklichkeit als Tatsache<br />

und das treibt ihn an. Das war<br />

die eine Gestalt, die mich fasziniert hat.<br />

Aber noch viel mehr fasziniert hat mich<br />

Wie sehr haben dich die realen<br />

politischen Ereignisse in Österreich<br />

inspiriert?<br />

Als ich das Buch begonnen habe, war vieles<br />

noch nicht passiert, was sich im Nachhinein<br />

als wahr herausgestellt hatte. Doch<br />

im Nachhinein überholte die Wirklichkeit<br />

auch schon wieder das Geschriebene. Diese<br />

ganze Inseratenaffäre, das glaubte einem<br />

ja niemand in Deutschland. Es war immer<br />

wieder notwendig, dass Österreich so geschildert<br />

wird, wie es ist, in seiner Besonderheit.<br />

Lange war Österreich ein Einzelfall,<br />

eine Form von Quarantänestation für die<br />

sonstigen westlichen Demokratien, wo<br />

man die Vergangenheit nicht aufgearbeitet<br />

hatte und der rassistische Populismus<br />

fröhliche Urstände feierte. Aber hier ist es<br />

jetzt anders. Nun haben wir die Situation,<br />

dass Österreich nur Avantgarde war, für<br />

eine Entwicklung, die international Bahn<br />

bricht. Und diese Krise der Demokratie ist<br />

eben etwas, das überall... na, nicht überall,<br />

aber in vielen Staaten seine Wirkung zeigt.<br />

Wobei Ulli Popp nicht Kurz ist.<br />

Sondern? Wer ist Ulli Popp?<br />

Ulli Popp ist ja klüger als Strache, reflektierter<br />

als Kurz und offener als Kickl. Und wäre<br />

er das nicht, wäre es viel schwerer, mit ihm<br />

zu reden. Das heißt, er ist auch eine Person,<br />

die sich selbst klarer präsentiert. Gleichzeitig<br />

ist er ein Prototyp, weil er genug sexistisch,<br />

genug rassistisch und genug zynisch<br />

ist, um zu zeigen, dass er das Programm<br />

seiner selbst ist. Aber das ist keine ideologiefreie<br />

Situation, denn das Programm seiner<br />

selbst zu sein, bedeutet, dass man bereits<br />

eine Position zur Macht eingenommen hat,<br />

die sehr gut zur Führerideologie passt.<br />

Das dialektische Verhältnis zwischen<br />

Medien und Politik beruht auf<br />

der Idee, die Medien könnten als<br />

vierte Gewalt im Staat durch Kritik<br />

und das Ideal der Objektivität<br />

Kontrolle auf die Politik ausüben.<br />

Welche Möglichkeiten hat die<br />

Literatur, auf die Politik zu schauen,<br />

beziehungsweise auf die Dynamik<br />

zwischen Medien und Politik?<br />

Der Journalismus gibt ja nicht jedem<br />

Raum. Die sogenannte bürgerliche freie<br />

Presse ist schon eine privilegierte Position.<br />

Und Medien können nur erscheinen, wenn<br />

ein Financier, wenn finanzielle Interessen<br />

dahinter stehen. Bei der Literatur ist es<br />

anders schon allein, weil ich auch einen<br />

Roman schreiben kann, ohne dass ich dafür<br />

bezahlt werde. Das Nächste ist, die Literatur<br />

beschäftigt sich mit der Sprache, sie<br />

geht in die Sprache hinein. Sie verwendet<br />

die Sprache nicht bloß als Handwerk. Das<br />

ist ein wichtiger Punkt. Wenn ich meinen<br />

Freund Robert Misik Anfang der 90er Jahre<br />

in Berlin besuchte und er sagte in der Früh,<br />

du, schreiben wir jetzt, was wir zu schreiben<br />

haben, und nachher gehen wir frühstücken,<br />

dann kam er irgendwann daher, du, mein<br />

Artikel ist fertig, gehen wir. Ich aber hatte<br />

gerade erst einen einzigen Satz geschrieben.<br />

Das Ringen um die Sprache gehört zu dem<br />

Schriftstellerischen dazu, und sei es nur als<br />

Inszenierung. Und das ist beim Journalismus<br />

nicht gefragt.<br />

Im Journalismus muss es schnell<br />

gehen?<br />

Es geht nicht nur um die Schnelligkeit, es<br />

geht auch darum, dass ich als Schriftsteller<br />

im Unterschied zum Journalisten nicht<br />

versuche, die Wirklichkeit abzubilden.<br />

Der Journalismus bleibt da unweigerlich<br />

gefangen, weil er sich einem Objektivitätskriterium<br />

unterwerfen muss, und wenn er<br />

es nicht tut, wird ihm von den Kollegen<br />

mitgeteilt, das es kein Journalismus mehr<br />

ist, sondern Engagement, Aktivismus.<br />

Als Schriftsteller habe ich keine Person<br />

vor Augen, die ich abzubilden versuche,<br />

sondern ich entwerfe eine Person, die ein<br />

Prototyp ist, und die für mehr stehen kann.<br />

Und auf diese Weise macht sie auch mehr<br />

klar. Beim Buch kann ich viele Schritte<br />

zurückgehen und Distanz gewinnen, und<br />

erst dadurch der Wahrheit näher kommen,<br />

indem ich mich von der Wirklichkeit entferne.<br />

Buchpräsentation:<br />

Doron Rabinovici „Einstellung“<br />

Moderation: Rotraut Schöberl<br />

Do., 12. Mai 2022, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit<br />

Wagner- oder Ö1-Card


Genau hinsehen, was geschieht<br />

Vom 13. bis 15. Mai wird Innsbruck zu einem offenen<br />

Forum für Debatten, Lesungen, Dok-Filme, Audio-Features,<br />

Fotoreportagen und Comics.<br />

Frauen über das Frausein<br />

Journalistin Barbara Bachmann und Fotografin<br />

Franziska Gilli reflektieren in ihrem ersten gemeinsamen<br />

Buch das Frauenbild in Italien. Von Gerlinde Tamerl<br />

13. | <strong>14</strong>. | 15. Mai 2022<br />

Farahnaz Forotan, Foto © privat<br />

Das Journalismusfest Innsbruck ist ein<br />

Begegnungsort, ein Ort der Debatte, des<br />

kulturellen Austauschs. Journalistinnen und<br />

Journalisten aus der ganzen Welt kommen<br />

mit ihrer spezifischen Expertise zu Wort.<br />

Sie diskutieren mit Wissenschaftler*innen,<br />

NGO-Vertreter*innen und anderen Expert*innen<br />

zu aktuell drängenden Fragestellungen,<br />

sie alle kommen mit dem Publikum<br />

ins Gespräch. Bei Buchvorstellungen<br />

und Lesungen erzählen Reporterinnen und<br />

Reporter von ihren Erfahrungen, geben<br />

Einblicke in ihre Arbeit. Ausstellungen mit<br />

Fotoreportagen und Comics, dokumentarische<br />

Filme und Audiofeatures werden<br />

präsentiert.<br />

„Genau hinsehen, was geschieht.“ Unter<br />

diesem Motto steht das „Journalismusfest –<br />

Genau hinsehen,<br />

was geschieht.<br />

Ilse Aichinger<br />

Olga Shparaga, Foto © Violetta Savchits<br />

Gerald Knaus, Foto © Francesco Scarpa<br />

Internationale Tage der Information“, das<br />

von Journalist Benedikt Sauer und Markus<br />

Schennach (ehem. Geschäftsführer Freies<br />

Radio Innsbruck) ins Leben gerufen wurde.<br />

In kürzester Zeit haben die beiden ein hochkarätiges<br />

wie internationales Programm<br />

zusammengestellt, das einmal mehr die Bedeutung<br />

von kritischem Qualitäts-Journalismus<br />

unterstreichen will. Die meisten<br />

Veranstaltungen sind frei zugänglich und<br />

bieten ein breites Themenspektrum an.<br />

„My red line is my pen“, notierte die<br />

afghanische Journalistin Farahnaz Forotan.<br />

Der Schreibstift, der auch im Logo des Festivals<br />

zu sehen ist, stehe für „die Freiheit,<br />

mich ausdrücken zu können. Ich bin Journalistin<br />

und will es auch bleiben“. Forotan<br />

hat für afghanische TV-Sender gearbeitet<br />

© Journalismusfest<br />

bis ihr im Herbst 2020 geheimdienstlich<br />

geraten wurde, ihr Land zu verlassen. Die<br />

Gründerin der Kampagne „MyRedLine“<br />

kommt aus den USA nach Innsbruck und<br />

diskutiert u.a. mit Monika Hauser von der<br />

Frauenrechte-NGO medica mondiale.<br />

Erwartet wird auch der im Exil lebende<br />

türkische Journalist, Blogger und European<br />

Press-Preisträger Yavuz Baydar, er ist u.a.<br />

auch Mitbegründer von P 24, einer unabhängigen<br />

Medienplattform in Istanbul.<br />

Diskutiert wird zudem über die Situation in<br />

Belarus nach der unterdrückten Revolution.<br />

Die Ausstellung „Belarus lebt!“ zeigt den<br />

Mut der Demokratiebewegung. Die Philosophin<br />

Olga Shparaga wird mit der belarussischen<br />

Journalistin Ljubow Kasparowitsch<br />

diskutieren, beide mussten ebenfalls ihr<br />

Land verlassen. Unterstützung bieten soll<br />

ein weltweiter Schutzschirm für verfolgte<br />

Journalist*innen, den die deutsche Regierung<br />

auf den Weg bringen will: Auch dies<br />

wird Thema sein beim Journalismusfest –<br />

Internationale Tage der Information.<br />

Im Dom sind zudem beeindruckende<br />

Fotos des preisgekrönten Fotojournalisten<br />

Gideon Mendel über die Folgen der Klimakrise<br />

mit dem Titel Ertrinkende Welt zu<br />

sehen und im Taxispalais werden die beliebten<br />

Comics von Le Monde Diplomatique<br />

ausgestellt.<br />

Das Festival wird veranstaltet in Partnerschaft<br />

mit der ZEIT, der Süddeutschen<br />

Zeitung, der taz, Le Monde Diplomatique,<br />

Christ & Welt, Standard, Falter, Radio Ö1,<br />

Reportagen/Bern und Internazionale/Roma<br />

sowie dem ORF-Tirol, der Tiroler Tageszeitung,<br />

der APA, der Universität Innsbruck<br />

und auch der Wagner’schen Buchhandlung.<br />

Mehr Programminfos:<br />

www. journalismusfest.org<br />

Twitter: journalismusIBK<br />

Instagram: journalismusfest<br />

Farahnaz Forotan war eine der ersten Reporterinnen<br />

und TV-Moderatorinnen in Afghanistan. Sie kommt<br />

aus dem Exil in den USA nach Innsbruck.<br />

Die belarussische Philosophin Olga Shparaga („Die<br />

Revolution hat ein weibliches Gesicht“, Suhrkamp)<br />

spricht mit Journalist*innen aus Belarus über die<br />

Demokratiebewegung.<br />

Der Soziologe und Fluchtexperte Gerald Knaus<br />

diskutiert mit der Journalistin Annalisa Camilli<br />

aus Rom und Bischof Glettler über die Folgen der<br />

EU-Fluchtpolitik.<br />

Sie schreiben über das Leben<br />

italienischer Frauen. Warum liegt Ihr<br />

Fokus gerade auf diesem Land?<br />

Wir hätten uns auch mit anderen Gesellschaften<br />

beschäftigen können. Nicht nur in<br />

Italien ist das Frauenbild stereotyp geprägt,<br />

auch Länder wie Österreich oder Deutschland<br />

sind von einer vollständigen Gleichberechtigung<br />

immer noch entfernt. Nur<br />

empfinden wir die Situation in der italienischen<br />

Gesellschaft als noch deutlicher, die<br />

Strukturen starrer.<br />

Sie schildern, dass es auch im<br />

„Land der Kavaliere“ ausgeprägte<br />

Gewalt gegen Frauen gibt. Wodurch<br />

unterscheidet sich Italien von anderen<br />

Ländern?<br />

Es gibt dort ein unglaublich rückständiges<br />

und sexistisches Frauenbild im privaten<br />

wie auch im öffentlichen Fernsehen ohne<br />

Alternativen in der Hauptsendezeit. Die<br />

Nähe zum Vatikan und der Einfluss der<br />

katholischen Kirche dürfen auch nicht<br />

unterschätzt werden. Gleichzeitig ist in Italien<br />

vor ein paar Jahren aber auch eine der<br />

lautesten feministischen Bewegungen Europas<br />

entstanden: „<strong>No</strong>n una di meno.“ Dieses<br />

Spannungsverhältnis hat uns interessiert.<br />

Gibt es sie noch, die italienische<br />

Mamma, die den ganzen Tag am<br />

Herd steht?<br />

Es gibt vor allem viele Klischees über die<br />

Mutterrolle und das Frausein im Allgemeinen.<br />

Wir haben versucht, die „echten“<br />

Frauen zu finden, die unter dem Druck der<br />

beiden Stereotypen – Hure und Heilige –<br />

leben. In einem Kapitel porträtieren wir 12<br />

unterschiedliche Frauen, von der 18jährigen<br />

Miss-Anwärterin bis zur 99 Jahre alten<br />

Großmutter und Bäuerin. Sie erzählten uns<br />

von ihren Wünschen, Sorgen und ihrem<br />

Verständnis von Weiblichkeit.<br />

Sie schreiben, dass Sie den Menschen<br />

die Angst vor dem Feminismus<br />

nehmen wollen. Wenn es sie gibt,<br />

woher kommt sie?<br />

Feminismus ist nicht nur in der italienischen<br />

Gesellschaft ein sehr missverstandener<br />

Begriff. Die Ursachen dafür sind vielfältig:<br />

Die Rolle der Frau in den Medien, in der<br />

katholischen Kirche, im Patriarchat. Frauen<br />

wird nach wie vor das Gefühl vermittelt,<br />

© Mirja Kofler<br />

eine Minderheit zu sein. Statt Solidarität<br />

dominiert ein Konkurrenzdenken. Feministinnen<br />

werden manchmal gleichgesetzt<br />

mit „Männerhasserinnen“, wie uns etwa ein<br />

Pornodarstellerin aus Turin in einem Interview<br />

bestätigte.<br />

Welchen Wandel erhoffen Sie sich<br />

mit der Publikation dieses Buches?<br />

Im besten Fall denselben, den wir selbst<br />

während dieser Recherche durchgemacht<br />

haben. Durch die Arbeit an dem Buch<br />

wurden uns die treibenden Kräfte, die das<br />

bestehende Frauenbild aufrechterhalten,<br />

bewusster. Wir haben den Blick geschärft<br />

und Verhaltensweisen hinterfragt – auch<br />

eigene. Wir sind sensibler geworden. Es<br />

wäre schön, wenn das Buch bei unserer<br />

Leserschaft etwas bewegt und wir mehr im<br />

Dialog über die Themen sind, die wir im<br />

Buch ansprechen.<br />

Barbara Bachmann, geb. 1985 in Bruneck, ist freie<br />

Reporterin. Ihre Reportagen wurden mehrfach ausgezeichnet,<br />

etwa mit dem Axel-Springer-Preis.<br />

Franziska Gilli, geb. 1987 in Bozen, zeigt ihre Fotoarbeiten<br />

bei internationalen Festivals, u.a. beim<br />

Copenhagen Photo Festival. Beide Autorinnen<br />

arbeiten auch für die „Süddeutsche Zeitung“, „Der<br />

Spiegel“ und „Die Zeit“.<br />

Buchtipp:<br />

Barbara Bachmann,<br />

Franziska Gilli:<br />

Hure oder Heilige. Frau sein in<br />

Italien<br />

Edition Raetia Verlag,<br />

224 S., € 27,50<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Journalismusfest Innsbruck<br />

13. bis 15. Mai 2022<br />

Hure oder Heilige – Frau sein in<br />

Italien, Diskussion mit Barbara<br />

Bachmann und Franziska Gilli<br />

Fr., 13. Mai 2022, 19:30 Uhr<br />

Moderation: Gerlinde Tamerl<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt frei!


© XXX<br />

Für Christoph W. Bauer spielt Musik eine<br />

wesentliche Rolle in seinem literarischen<br />

Schaffen. Bereits während des Schreibens<br />

fließt sie in seine Literatur mit ein.<br />

Eine Auswahl vertonter Gedichte wird<br />

nun im Rahmen der Veranstaltungsreihe<br />

klang_sprachen beim W:ORTE Lyrikfestival<br />

Innsbruck zu hören sein. Der Autor im Gespräch<br />

mit Evelyn Bubich.<br />

Lyrik und Musik stehen in einem<br />

engen Naheverhältnis zueinander.<br />

Siehst du in deinem lyrischen<br />

Schaffen die inhaltliche oder die<br />

rhythmische Dimension für dich im<br />

Vordergrund?<br />

Jeder Text von mir hat einen musikalischen<br />

Begleiter. Das kann ein Lied sein, eine<br />

Sonate, ein Streichquartett. Und ganz unabhängig<br />

vom Genre ist die rhythmische<br />

Dimension für mein Schreiben von großer<br />

Bedeutung. <strong>No</strong>ch bevor ich mit einem Gedicht<br />

oder einer Erzählung beginne, suche<br />

ich nach einem Rhythmus, der meine Worte<br />

trägt, um es so auszudrücken. Dichtung ist –<br />

für mich – immer auch Rhythmus.<br />

Lyrik bedient am Literaturmarkt<br />

noch immer eine Nische. Glaubst du,<br />

dass die Verschränkung von Lyrik<br />

und Musik dazu beiträgt, mehr Leute<br />

für Lyrik zu begeistern?<br />

Na ja, es kommt ein bisschen auf die Art<br />

der Lyrik bzw. der Musik an. Ein hermetisches<br />

Gedicht in atonaler Vertonung – ich<br />

weiß nicht, ob damit mehr Menschen für<br />

Lyrik zu begeistern sind. Mittlerweile gibt<br />

es eben mehr Lyrikerinnen und Lyriker als<br />

Leserinnen und Leser von Gedichten. Und<br />

was den Literaturmarkt angeht, der interessiert<br />

mich nicht wirklich. Lyrik ist für<br />

mich der Ursprung aller Poesie. Abgesehen<br />

davon: Um wie vieles ärmer wäre besagter<br />

Markt denn ohne Nischen?<br />

In deinem neuen Gedichtband an den<br />

hunden erkennst du die zeiten greifst<br />

du u.a. das Thema des unablässigen<br />

Einholens der Zeit auf – als „Gebell<br />

der Vergangenheit“. Wie würdest du<br />

deinen persönlichen Umgang mit der<br />

Zeit beschreiben?<br />

Oft bevölkern literarische Vorbilder<br />

deine Texte, wie der römische<br />

Dichter Catull oder François Villon.<br />

Wer bzw. was wird einem diesmal<br />

begegnen?<br />

Die literarischen Vorbilder nenne ich<br />

Wahlverwandte. Ich versuche, mit ihnen<br />

ins Gespräch zu kommen. Auch im neuen<br />

Lyrikband. Und vielleicht möchte die eine<br />

oder der andere das Buch ja lesen, um<br />

herauszufinden, wer dort in den Gedichten<br />

auftaucht.<br />

Besucht man deine Website, stößt<br />

man auf eine Art literarisches<br />

Motto: poetry is a punkrocker –<br />

auch der Titel eines deiner älteren<br />

Kooperationsprojekte. Inwiefern<br />

beeinflusst dieser Leitsatz deine<br />

eigene Poesie?<br />

Er beeinflusst nicht nur meine Poesie, er<br />

beeinflusst mein Leben. Einmal Tote Hose,<br />

immer Tote Hose, so könnte ich es auch<br />

sagen. Wobei ich im neuen Band auch von<br />

Schubert spreche und dessen anarchischen<br />

Akkorden. Und mehr verrate ich jetzt<br />

nicht.<br />

Christoph W.<br />

Bauer<br />

Christoph W. Bauer, geboren 1968 in Kärnten,<br />

aufgewachsen in Tirol. Verfasst Lyrik, Prosa,<br />

Essays, Hörspiele und Übersetzungen. Zahlreiche<br />

Veröffentlichungen und Auszeichnungen. Zuletzt<br />

erschienen: an den hunden erkennst du die zeiten,<br />

Lyrikband, Haymon Verlag, 2022. Lebt und arbeitet<br />

in Innsbruck.<br />

Ich bin ein<br />

Hund meiner<br />

Zeit.<br />

Christoph W. Bauer<br />

52<br />

Wagner’sche.<br />

Im Rahmen von klang_sprachen*<br />

werden nun wieder Texte von dir<br />

vertont. Nach welchen Kriterien<br />

wurden sie ausgewählt und wie hast<br />

du den Umwandlungsprozess diesmal<br />

erlebt? In welchem Spannungsver hältnis<br />

stehen Lyrik und Komposition –<br />

auch als künstlerisches Experimentierfeld<br />

– für dich?<br />

Nun, die Auswahl der Texte habe ich vorgenommen.<br />

Ich wollte einen Querschnitt<br />

bieten, in dem das Unterwegssein die<br />

entscheidende Rolle spielt. Die Auswahl<br />

reicht von meinem ersten Lyrikband bis<br />

herauf zu meinem jüngsten. Als künstlerisches<br />

Experimentierfeld würde ich das<br />

gar nicht sehen. Es kommen schlicht Musik<br />

und Wort zusammen – und natürlich ist es<br />

immer wieder erstaunlich, welche Einklänge,<br />

Dissonanzen oder Fügungen sich<br />

ergeben. Die Zusammenarbeit hat mir viel<br />

Freude gemacht, sie eröffnet neue Räume,<br />

die ich so – rein auf Textebene – nicht<br />

gesehen habe.<br />

Salopp gesagt: Ich bin ein Hund meiner<br />

Zeit. Ich wittere, streune herum, versuche,<br />

die Zeit in Worte zu fassen. Vergangenheit<br />

ist für mich nichts Abgeschlossenes; Vergangenheit<br />

ist in Gegenwart verstreichende<br />

Zeit. In meiner Arbeit beziehe ich mich oft<br />

auf die Antike, eben aus vorhin erwähntem<br />

Grund. »cave canem« ist Gegenwart, und<br />

wird, während ich es ausspreche – wie ein<br />

Teil von mir – Vergangenheit.<br />

In stromern fragt das Textsubjekt:<br />

„was sind wir anderes als alphabetisierte<br />

affen?“ Die Zeit und das<br />

Schreiben als etwas Politisches<br />

verinnerlicht: Bist du der Meinung,<br />

dass jede Zeit nach ihrer eigenen<br />

Sprache sucht?<br />

Ja, davon bin ich überzeugt; jede Zeit sucht<br />

und fordert ihre eigene Sprache – und<br />

in einem geglückten Text findet sie diese<br />

Sprache sogar. Was freilich nichts mit<br />

Modernität zu tun hat; das ist eine ganz<br />

andere Sache.<br />

Buchtipp:<br />

C. W. Bauer:<br />

an den hunden erkennst du<br />

die zeiten<br />

Haymon Verlag,<br />

104 S., € 19,90<br />

Veranstaltungstipp:<br />

klang_sprachen 2022<br />

Mit C. W. Bauer und dem Tiroler<br />

Kammerorchester InnStrumenti<br />

Fr., 10. Juni 2022, 19:30 Uhr<br />

im Rahmen des Internationalen<br />

Lyrikfestivals W:ORTE<br />

Ort: vier und einzig, Hallerstraße<br />

41<br />

Eintritt: € 12,00 / 8,00<br />

htpps//.linktr.ee/lyrikfestival


W:ORTE 2022 –<br />

7. internationales Lyrikfestival<br />

Von England und der Schweiz über Berlin, Wien,<br />

Hausach, Vorarlberg, das Burgenland, das Tiroler Unterland<br />

nach Slowenien; eine lyrische Reise in 7. Akten ...<br />

Mi., 01. Juni<br />

vor:worte<br />

Federico Italiano und Raoul Schrott;<br />

Literaturhaus am Inn<br />

Di., 07. Juni<br />

eröffnungsw:orte<br />

Steven J. Fowler, Robert Prosser, Mieze<br />

Medusa & Yasmin Hafedh (Yasmo);<br />

Moderation: Robert Renk; Stadtbibliothek<br />

Innsbruck<br />

Mi., 08. Juni<br />

w:ortschichten<br />

Esther Kinsky und Sabine Gruber;<br />

Moderation: Anna Rottensteiner;<br />

Literaturhaus am Inn<br />

Do., 09. Juni<br />

w:ort über:setzung<br />

Werkstattgespräch mit Esther Kinsky;<br />

Literaturhaus am Inn<br />

Fr., 10. Juni<br />

klang_sprachen<br />

„im unterwegssein da ist zukunft“<br />

Tiroler Kammerorchester InnStrumenti &<br />

Christoph W. Bauer; Haus vierundeinzig,<br />

Innsbruck<br />

Sa., 11. Juni<br />

Lange Nacht der<br />

jungen W:ORTE<br />

Susanna Bihari, Raoul Eisele & Raphael<br />

Urweider; Moderation: José F.A. Oliver &<br />

Mikael Vogel; Wagner’sche, Innsbruck<br />

Mo., 13. Juni<br />

w:ortexpansion Telfs<br />

Martin Piekar, Aleš Šteger & Fransen-<br />

Musik; Moderation & Gespräch: José F. A.<br />

Oliver; Villa Schindler, Telfs<br />

Di., <strong>14</strong>. Juni<br />

nacht:lyrik<br />

Aleš Šteger, José F. A. Oliver, Monika Helfer;<br />

Moderation: Mikael Vogel & Frauke<br />

Kühn; ehemalige Kutscheneinfahrt der Villa<br />

Iwan und Franziska Rosenthal, Hohenems<br />

Mi., 15. Juni<br />

abschlussw:orte<br />

Martin Piekar, Aleš Šteger & Fransen-<br />

Musik; Moderation: José F. A. Oliver &<br />

Mikael Vogel; Raikasaal Imst<br />

Der LeseLenz in Hausach im Schwarzwald ist ein<br />

Gütesiegel. Eine Idee; eine Vision, die zu einer Marke wurde.<br />

Das internationale Literaturfestival in der „Kulturhauptstadt<br />

des ländlichen Raumes“ bereitet sich auf seine 25. Ausgabe<br />

vor. Ein Stelldichein der „W:orte“. Voller Überraschungen.<br />

6. - 16. Juli 2022<br />

Was mit drei Schriftstellerinnen und Schriftstellern<br />

bei einer Veranstaltung mit 13 Zuhörerinnen und<br />

Zuhörern im Frühjahr 1998 begann, hat sich zu<br />

einem der „spannendsten Literaturfestivals im<br />

deutschsprachigen Raum entwickelt“ (Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung).<br />

www.leselenz.eu<br />

www.hausach.de<br />

Festivalleiter José F.A. Oliver<br />

Hunderte Autorinnen und Autoren – von Martin<br />

Walser bis zu Friederike Mayröcker, von Colum<br />

McCann bis zum letztjährigen <strong>No</strong>belpreisträger<br />

für Literatur, Abdulrazak Gurnah – waren in<br />

den letzten 25 Jahren zu Gast in Hausach.<br />

Unter dem Motte „NEUE WORTE, NEUE<br />

ORTE“ wird W:ORTE sieben Jahre alt<br />

und hält einige Überraschungen bereit. Das<br />

utopische Vorhaben „Weltpoetisierung“,<br />

nimmt nämlich weiter Gestalt an. Nachdem<br />

2019 das Lyrikfestival über die Stadtmauern<br />

expandiert ist, nimmt es nun Fahrt auf und<br />

sprengt sogar die Bundeslandgrenzen. So<br />

wird aus dem Innsbrucker Lyrikfestival ab<br />

nun DAS INTERNATIONALE LYRIK-<br />

FESTIVAL W:ORTE.<br />

Bereits mit vor:worte geht es international<br />

los, und die eröffnungsw:orte führen es<br />

fort: beide Abende schlagen nicht nur eine<br />

Brücke zwischen Italien, England, Wien,<br />

dem Tiroler Unterland und dem Bregenzerwald,<br />

sondern auch zwischen Performance,<br />

Übersetzung und Lesung. Die etablierten<br />

und bewährten Räumen im Literaturhaus<br />

am Inn gehört mit den w:ortschichten zwei<br />

großen Autor*innen, die sich zwischen<br />

mehreren Kulturen bewegen. Ganz im<br />

Sinne der Internationalisierung wird das<br />

Werkstattgespräch am vierten Abend,<br />

ebenfalls im Literaturhaus am Inn, in die<br />

Kunst des Über:setzens blicken lassen. Die<br />

traditionelle Lange Nacht der W:ORTE in<br />

der Wagner’schen Buchhandlung gehört<br />

dieses Jahr der jungen Lyrik.<br />

Die Zusammenarbeit mit dem Festivalsorchester<br />

InnStrumenti feiert heuer<br />

fünfjähriges Jubiläum und das mit Christoph<br />

W. Bauer und mit einer Tournee zum<br />

Hausacher LeseLenz. Überhaupt ist das<br />

heurige Festival von Expansionen geprägt:<br />

Jene nach Telfs ist mittlerweile schon fixer<br />

Bestandteil, ebenso das Zusammenspiel mit<br />

FransenMusik. So dürfen wir den überwältigenden<br />

Poetisierungsmoment von 2019<br />

wieder in der Villa Schindler erleben. Das<br />

Tiroler Oberland hält weitere Einladungen<br />

bereit und so dürfen wir erstmals in Imst<br />

gastieren und dort die Abschlusslesung feiern.<br />

Auch weiter westwärts, in Hohenems,<br />

werden den W:ORTEN spezielle Türen<br />

geöffnet. Die Kutscheneinfahrt einer Villa<br />

aus dem 19. Jahrhundert, die erst 2024 zugänglich<br />

sein wird, wird zum Schauplatz für<br />

nacht:lyrik. Die Villa – so viel darf schon<br />

verraten werden – wird die Gedichte buchstäblichen<br />

zum Leuchten bringen.<br />

54<br />

Wagner’sche.<br />

Fotonachweise: Y. Djaariri; F. Latka<br />

In diesem Jahr wird die Literatur 10 Tage<br />

lang gefeiert. Auch musikalisch. Über<br />

50 Autorinnen und Autoren. Literarischkünstlerische<br />

Perspektiven unserer Zeit<br />

und deren Themen.<br />

Ein Ereignis wird die Eröffnungsveranstaltung am 08. Juli 2022 unter<br />

dem Titel „Klangsprachen“. Das Tiroler Kammerorchester InnStrumenti und<br />

Christoph W. Bauer aus Innsbruck, einer der ersten LeseLenz-Stipendiaten<br />

und Hausacher Stadtschreiber, geben sich die Ehre.<br />

Wir freuen uns darauf – und auf Ihr Kommen!<br />

Aus Österreich<br />

kommen heuer<br />

u.a.<br />

Christoph W. Bauer<br />

Nava Ebrahimi<br />

Katharina J. Ferner<br />

Karl-Markus Gauß<br />

Susanne Gregor<br />

Alois Hotschnig<br />

Jörg Piringer<br />

Michael Stavarič<br />

Ilija Trojanow


© privat<br />

In der Veranstaltungsreihe Printemps littéraire<br />

français holt der Frankreich-Schwerpunkt<br />

der Universität Innsbruck gemeinsam<br />

mit dem Institut für Romanistik drei in ternational<br />

erfolgreiche junge Autorinnen nach<br />

Innsbruck. In der Wagner’schen Buchhandlung<br />

ist die algerische und in Frankreich<br />

lebende Kaouther Adimi zu Gast. Sie wurde<br />

1986 in Algier geboren und lebt seit 2009 in<br />

Paris. Ihr dritter Roman Was uns kostbar ist<br />

(dt. 2018) wurde im Herbst 2017 gleich für<br />

drei der wichtigsten französischen Literaturpreise<br />

nominiert und schließlich mit dem Prix<br />

du Style und dem Prix Renaudot des lycéens<br />

ausgezeichnet. Im Augenblick arbeitet Kaouther<br />

Adimi in der Villa Medici in Rom an<br />

ihrem neuen Roman.<br />

Liebe Kaouther, waren Sie schon<br />

einmal in Österreich? Was verbinden<br />

Sie mit Österreich?<br />

Im Mai werde ich tatsächlich zum ersten<br />

Mal in Ihr Land reisen. Österreich ist für<br />

mich eine terra incognita, obwohl Stefan<br />

Zweig einer meiner Lieblingsschriftsteller<br />

Kaouther<br />

Adimi<br />

ich weder das heutige Algerien zu charakterisieren<br />

noch zu definieren, was dort<br />

gerade auf dem Spiel steht. Für mich ist das<br />

Algerien meiner Texte in gewisser Weise ein<br />

„Spielplatz“, ein kreativer Raum. Ich habe<br />

es gewählt, weil es das Land ist, das ich am<br />

besten kenne und mit dessen Geschichte<br />

ich am besten vertraut bin, und weil sich<br />

herausgestellt hat, dass es im historischen<br />

Zeitraum, der mich interessiert, d.h. das<br />

20. und 21. Jahrhundert, eines jener Länder<br />

ist, die einschneidende politische und soziale<br />

Umwälzungen erlebt haben.<br />

Mit Ihrem dritten Roman Was<br />

uns kostbar ist gelang Ihnen der<br />

Durchbruch. Aus meiner Sicht<br />

ist der Text eine eindrückliche<br />

Geschichte über den Stellenwert des<br />

französischen Erbes in Algerien und<br />

über die Dynamiken des Erinnerns<br />

und Vergessens. Es ist ein Roman<br />

über die Spuren der Vergangenheit<br />

in unseren heutigen Lebensräumen.<br />

Sie begeben sich auf die Spur der<br />

Am 18. Mai 2022 werden Sie<br />

aus ihrem jüngsten Roman<br />

Dezemberkids lesen, der auf<br />

einer wahren Begebenheit beruht:<br />

In der Wohnanlage Cité du 11<br />

Décembre verteidigen Kinder ihren<br />

Fußballplatz gegen Militärbonzen,<br />

die dort ihre Villen bauen wollen.<br />

Dezemberkids wird oft als Metapher<br />

für die aktuelle Situation in<br />

Algerien gelesen: Während die, die<br />

an der Macht sind, versuchen, ihre<br />

Macht zu zementieren, fordert die<br />

Generation der unter 30-Jährigen,<br />

immerhin 70% der Bevölkerung,<br />

Reformen. Ihr Roman liest sich wie<br />

ein subtil subversiver Text über den<br />

Widerstand, der sich in Algerien<br />

seit 2019 dann ja auch tatsächlich<br />

formiert hat.<br />

Es ist die Geschichte einer Rebellion, eines<br />

unmöglichen Kampfes: Das ist wie der<br />

Kampf von David gegen Goliath. Drei<br />

Kinder glauben, dass sie gegen Generäle<br />

und ein ganzes System kämpfen können.<br />

Um sie herum agieren eine Vielzahl von<br />

Individuen: Erwachsene, die viele Kompromisse<br />

eingegangen sind, Jugendliche, die an<br />

der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen<br />

und Militärs, die angesichts dieser Rebellion,<br />

mit der sie nicht gerechnet haben,<br />

ratlos sind. Es ist wirklich eine Ode an den<br />

Widerstand und an die Hoffnung, dass<br />

selbst die größten Veränderungen manchmal<br />

von den Kleinsten initiiert werden.<br />

Es ist wirklich<br />

eine Ode an den<br />

Widerstand<br />

Kaouther Adimi<br />

56<br />

Wagner’sche.<br />

Literarischer Frühling<br />

à la française<br />

Kaouther Adimi<br />

vor ihrem ersten<br />

Österreichauftritt<br />

im Gespräch mit<br />

Doris Eibl<br />

ist. Diese Reise ist für mich nicht zuletzt<br />

eine Gelegenheit, österreichische Autor*innen<br />

zu entdecken, und ich freue mich sehr<br />

darauf, nach Innsbruck zu kommen.<br />

Man könnte Ihre Romane insgesamt<br />

als eine Art vielstimmiges Panorama<br />

des städtischen Algeriens nach dem<br />

Bürgerkrieg der 1990er Jahre lesen.<br />

Was kennzeichnet Algerien heute,<br />

was tut sich dort?<br />

Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Frage<br />

beantworten kann. Als Autorin versuche<br />

legendären Buchhandlung Les Vraies<br />

Richesses, die der junge Edmond<br />

Charlot 1936 eröffnete. Was hat Sie<br />

zu dieser Spurensuche veranlasst?<br />

Der Ausgangspunkt meiner Spurensuche<br />

war die Buchhandlung in der Rue Hamani 2<br />

bis. Ich entdeckte sie zufällig, ohne nach ihr<br />

zu suchen und war sehr beeindruckt, dass<br />

sie allen Stürmen, allen Dramen und allen<br />

Aufkaufversuchen standgehalten hatte. Sie<br />

hatte die Kulturpolitik der Kolonialzeit, die<br />

diese Art von Einrichtung nicht gerne sah,<br />

den Zweiten Weltkrieg, den Algerienkrieg,<br />

die Bomben der OAS und den Bürgerkrieg<br />

der 1990er Jahre überlebt. Ich hatte Lust,<br />

diesen Ort zu begreifen und von ihm zu<br />

erzählen. Ich verbrachte ein Jahr damit,<br />

auf den Spuren von Edmond Charlot die<br />

Archivbestände zu durchforsten, las die<br />

Korrespondenzen und Tagebücher der<br />

Autoren seiner Zeit (Camus, Roy, Giono,<br />

Amrouche...) und schließlich traf ich<br />

Freunde von Edmond Charlot, die mit mir<br />

Erinnerungen und Anekdoten teilten. Ich<br />

wollte keine Biografie von Edmond Charlot<br />

schreiben, ich wollte die Lücken füllen,<br />

meine Vorstellungskraft arbeiten lassen,<br />

fabulieren. Dafür musste ich nach Algier<br />

zurückkehren, Personen und Orte erfinden.<br />

Buchtipp:<br />

Kaouther Adimi:<br />

Dezemberkids<br />

Lenos Verlag,<br />

249 S., € 19,90<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Kaouther Adimi liest aus<br />

„Dezemberkids“<br />

Moderation und Gespräch:<br />

Doris Eibl und Birgit Mertz-<br />

Baumgartner<br />

Mi., 18. Mai 2022, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt frei!


© Kati Zöhr Photography<br />

Buchtipp:<br />

Sara Erb:<br />

Chelsea Stern<br />

adakia Verlag,<br />

271 S., € <strong>14</strong>,40<br />

Leïla Slimani schreibt in ihrem<br />

aktuellen Buch Der Duft der<br />

Blumen bei Nacht über das Dasein<br />

als Schriftstellerin. Der erste Satz<br />

lautet „Oberste Regel, wenn man<br />

einen Roman schreiben möchte,<br />

ist, nein zu sagen.“ Sie zitiert darin<br />

auch Hemingway: „Die schlimmsten<br />

Feinde eines Schriftstellers sind das<br />

Telefon und Besuche“. Was sind<br />

deine Gedanken dazu?<br />

Da ich Selbstbewusstseins- und Yin-<br />

Coachin bin und Grenzen zu setzen bei<br />

Frauen ein großes Thema ist, kann ich das<br />

nur unterschreiben. Zusätzlich ist es aus<br />

meiner Sicht auch wichtig, Kontinuität zu<br />

bewahren. Darauf zu warten, dass einen<br />

die Muse küsst, ist nicht zielführend. Ich<br />

plane genau ein, wann ich schreibe, habe<br />

gemeinsame Schreibsessions mit anderen<br />

Autorinnen und da gibt es dann keine Besuche<br />

und kein Telefon.<br />

Wann hast du begonnen den ersten<br />

Teil deiner Chelsea Stern-Trilogie<br />

zu schreiben?<br />

Was würdest du anderen empfehlen,<br />

die ein Buch geschrieben haben und<br />

es veröffentlichen wollen?<br />

A) Nicht aufgeben!<br />

B) Recherchieren was Verlage brauchen und<br />

anschreiben, anschreiben, anschreiben.<br />

C) Absagen nicht persönlich nehmen.<br />

D) Alle „Sexy-Sachen“ in die ersten 30<br />

Seiten packen. (lacht)<br />

Man könnte meinen, es war<br />

noch nie so schwer wie heute ein<br />

Buch zu veröffentlichen. Verlage<br />

nehmen keine unaufgefordert<br />

eingereichten Manuskripte an,<br />

Literaturagent*innen haben mit dem<br />

Bücherstau ihrer Autor*innen zu<br />

kämpfen. Auf der anderen Seite gibt<br />

zahlreiche Self-Publishing Angebote.<br />

Hast du jemals überlegt diesen Weg<br />

zu gehen?<br />

Jain. Ich wollte nie Selfpublishing machen,<br />

sondern immer bei einem Verlag unterkommen.<br />

Nicht weil ich es mir selbst oder<br />

anderen beweisen wollte, sondern weil ich<br />

die Aufmerksamkeit für mein „Buchbaby“<br />

Leser*innen möchtest du damit<br />

anziehen?<br />

Alle, die offen für Spiritualität, Transformation,<br />

Veränderung sind, tief in ihrem<br />

Inneren diese Welt ein bisschen besser<br />

machen wollen und erkennen, dass dafür<br />

vor allem die eigene Transformation und<br />

Entwicklung vonnöten ist. Wenn wir alle<br />

in Frieden mit uns sind, dann wäre dieser<br />

Planet schon lange geheilt. Im Nachwort<br />

habe ich das noch weiter ausgeführt.<br />

Wie viel Sara steckt in der<br />

Protagonistin Chelsea Stern?<br />

Sie hat natürlich Eigenschaften von mir,<br />

aber auch Eigenschaften von Serien-Protagonistinnen.<br />

Für die Vater-Tochter-Beziehung<br />

haben mich vor allem die Serien<br />

The Black List und Shadow Hunters<br />

inspiriert. Ich beschreibe Chelsea Stern als<br />

stylisch und selbstbewusst, darin finde ich<br />

mich wieder, sie studiert, wohnt in meiner<br />

Lieblingsstadt … Vieles verschmilzt. Auch<br />

viele weitere Figuren haben zu Beginn<br />

Eigenschaften aus dem nahen Umfeld, entwickeln<br />

dann aber ihr Eigenleben.<br />

Fantasy<br />

aus Tirol<br />

Abschließende Frage: Gibt es eine<br />

Autor*innen-Community, zu der du<br />

dich zugehörig fühlst?<br />

Zu einer konkreten Community fühle ich<br />

mich nicht gehörig, bin allerdings mit einigen<br />

Autorinnen u.a. aus Deutschland und<br />

Tirol vernetzt und möchte das noch weiter<br />

forcieren, deshalb freue ich mich schon sehr<br />

auf den Abend in der Wagner’schen gemeinsam<br />

mit Catherine Snow und Angelika<br />

Moser.<br />

Selbstermächtigte<br />

Frauen<br />

sind meine<br />

Mission<br />

Sara Erb<br />

58<br />

Wagner’sche.<br />

Sara Erb im Gespräch<br />

mit Evelyn<br />

Unterfrauner<br />

Ich habe im Jahr 2018 gestartet. Alles war<br />

recht chaotisch und das Schreiben geschah<br />

etappenweise. Dem Rat von Slimani bin ich<br />

damals noch nicht gefolgt. Deshalb habe ich<br />

relativ lange gebraucht um den ersten Teil<br />

zu schreiben. Den zweiten Band hingegen<br />

habe ich in 17 Tagen geschrieben.<br />

Dein Debüt-Roman ist 2021 im<br />

adakia Verlag erschienen, da liegen<br />

nun 3 Jahre dazwischen. Wie<br />

siehst du diese Jahre heute aus der<br />

Retrospektive?<br />

Ich durfte vieles Lernen, bin besser im Plotten<br />

geworden, weiß, worauf es beim Thema<br />

Spannung ankommt. Durch viele Absagen<br />

weiß ich heute, was Verlage brauchen, das<br />

hilft immens. Die letzten Jahre waren sehr<br />

wichtig. Ich würde nichts daran ändern<br />

wollen, weil ich alles für diesen Prozess gebraucht<br />

habe.<br />

haben wollte, die man nur über einen Verlag<br />

bekommt. Ein Team, das sich um das Manuskript<br />

kümmert. Der Prozess ist mir wichtig,<br />

das Honorieren des Geschriebenen und das<br />

Köpfe -zusammenstecken, um das Bestmögliche<br />

rauszuholen, mit Cover, Satz etc.<br />

Beim Selfpublishing bleibt einem vielleicht<br />

ein bisschen mehr Cash, aber man<br />

macht auch einfach alles alleine und ich<br />

mache sonst schon alles alleine (lacht).<br />

Nun bist du beim adakia Verlag und<br />

beim Bookapi Verlag als Autorin<br />

unter Vertrag – beides sogenannte<br />

Kleinverlage – wie würde dein<br />

Plädoyer für Kleinverlage lauten?<br />

Ich habe jetzt natürlich keinen direkten<br />

Vergleich, da ich noch bei keinem großen<br />

Publikumsverlag bin (lacht), aber das Schöne<br />

ist: Man fühlt sich aufgehoben, wertgeschätzt<br />

und ich darf sehr viel Mitreden.<br />

Wir kreieren gemeinsam, ich durfte das<br />

Cover mitbestimmen uvm. Das ganze Projekt<br />

wird so für mich noch viel wertvoller.<br />

Und einmal noch zurück zu deinem<br />

Roman Lichtmagie (Teil 1 der<br />

Chelsea Stern Trilogie): Welche<br />

Sara Erb, geb. 1993, ist Autorin und Selbstbewusstseinscoachin.<br />

Sie studierte nach ihrem Auslandsjahr<br />

in London Germanistik an der Universität<br />

Innsbruck und absolvierte nach ihrem Studium<br />

die Ausbildungen zur Journalistin, Stylistin und<br />

Mentaltrainerin. Durch die Schreibbegeisterung<br />

erlebte ihr Blog lasaraleona.com großen Erfolg im<br />

österreichischen Raum. „Translator of the Universe“<br />

ist nach der Urban Fantasy Trilogie „Chelsea Stern“<br />

(adakia Verlag) ihr vierter Roman.<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Fantasy und Gruselstories<br />

Lesung von Sara Erb, Catherine<br />

Snow und Angelika Moser<br />

Moderation: Evelyn Unterfrauner<br />

Di., 24. Mai 2022, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit Wagner-<br />

oder Ö1-Card


Schach - zu ebener Erde<br />

und im ersten Stock<br />

Am Montag, den 19. September wird überall im Haus Schach<br />

gespielt, selbst Schach-Großmeisterin und Europameisterin<br />

Regina Theissl-Pokorná (SVK/AT) ist dabei!<br />

Eine Simultanpartie mit Großmeisterin<br />

Regina Theissl-Pokorná? Eine normale<br />

Partie Schach mit Mitgliedern der Tiroler<br />

Schachschule? Oder doch lieber nur zuhören,<br />

wenn Sara Nunius und Christina Constanze<br />

Polzer aus dem Ensemble des TLT aus dem<br />

Roman „Das Damengambit“ (Diogenes)*<br />

von Walter Tevis lesen?<br />

Alles zum neuen Markenauftritt<br />

www.himmel.co.at<br />

Tirol Redesign.<br />

Alles bleibt freier.<br />

Bücher seit 1639<br />

Auf Netflix war die Miniserie Das Damengambit<br />

mit Anya Taylor-Joy in der Hauptrolle<br />

die erfolgreichste des Jahres 2020<br />

und gewann zahlreiche Preise, u.a. den<br />

Golden-Globe-Award als beste Miniserie.<br />

Ein enormer und unerwarteter Erfolg, der<br />

dem Schachspiel als solches enormen Aufschwung<br />

brachte.<br />

Nun hat der Diogenes Verlag den 1983<br />

erschienenen Roman von Walter Tevis,<br />

der der Verfilmung zu Grunde liegt, auf<br />

deutsch wieder aufgelegt. Anlass genug für<br />

die Wagner’sche, sich an die Tiroler Schachschule<br />

zu wenden und gemeinsam mit dem<br />

Ensemble des Tiroler Landestheaters einen<br />

ganzen Tag zum Thema zu planen.<br />

Am Abend (um 19:30) werden also Sara<br />

Nunius und Christina Constanze Polzer aus<br />

dem Ensemble des TLT unter der Regie von<br />

Christiana Alexandridis in die Geschichte<br />

von Schachweltmeisterin Beth Harmon<br />

entführen. Sicher wird auch Schachgroßmeisterin<br />

Regina Theissl-Pokorná mit von<br />

der Partie sein.<br />

*Ein Dank dem Diogenes Verlag<br />

für die Zusammenarbeit<br />

Regina Theissl-Pokorná, Schach-Großmeisterin aus<br />

Bratislava, 1982 geboren, ist slowakische Schachmeisterin.<br />

2000 erhielt sie den Titel Schach-Großmeister<br />

der Frauen. Von 1998 bis 2012 nahm sie an<br />

allen acht Schacholympiaden der Frauen teil. 1999<br />

wurde sie Europameisterin mit der Mannschaft und<br />

erreichte in der Einzelwertung den dritten Platz am<br />

zweiten Brett. Mit ihrer bisher höchsten Elo-Zahl von<br />

2429 war sie im Oktober 2003 auf dem 32. Platz der<br />

FIDE-Weltrangliste der Frauen. Eine ihrer größten<br />

Partien gewann sie übrigens mit einem Turmopfer<br />

2003 gegen die ehem. Weltmeisterin Gaprindaschwili<br />

bei der Frauen-EM in Plowdiw.<br />

61<br />

Buchtipp:<br />

Walter Tevis:<br />

Das Damengambit<br />

Diogenes Verlag,<br />

416 S., € 24,70<br />

Programmablauf:<br />

Ab 15:00 Schachspielmöglichkeiten<br />

im ganzen Haus.<br />

Die Tiroler Schachschule stellt<br />

Turnierbretter (samt Uhren)<br />

und – so gewünscht – auch Spieler*innen<br />

zur Verfügung.<br />

Ab 16:00 Blitzschachturnier<br />

in der Kinderbuchabteilung.<br />

Buchpreis zu Gewinnen.<br />

Achtung: begrenzte Teilnehmerzahl,<br />

Anmeldung unter:<br />

robert.renk@wagnersche.at<br />

Ab 17:30 Simultanpartie<br />

gegen Schachgroßmeisterin<br />

Regina Theissl-Pokorná.<br />

Achtung: begrenzte Teilnehmerzahl,<br />

Anmeldung unter:<br />

robert.renk@wagnersche.at<br />

Um 19:30 dramatisierte<br />

Lesung aus Das Damengambit<br />

(Diogenes) von Walter Tevis. Es<br />

lesen Sara Nunius und Christina<br />

Constanze Polzer aus dem<br />

Ensemble des TLT unter der<br />

Regie von Christiana Alexandridis.<br />

© Emanuel Kaser © Emanuel Kaser<br />

© privat


© XXX<br />

Der Entertainer präsentiert das Buch „In<br />

der Frittatensuppe feiert die Provinz ihre<br />

Triumphe, Thomas Bernhard. Eine kulinarische<br />

Spurensuche“, das er für den Wiener<br />

Brandstätter Verlag herausgegeben hat.<br />

Dort wo der große Entertainer und gewitzte<br />

Showmaster herkommt, sagt man<br />

zur Frittatensuppe wohl eher Flädlesuppe.<br />

Doch auch Provinz gibt es dort. Und<br />

Triumphe sowieso. Solche feierte Harald<br />

Schmidt – nicht unweit seiner Heimat<br />

Nürtingen – am Stuttgarter Theater, wo er<br />

neben anderen unter Claus Peymann spielte.<br />

Und im Übrigen auch mit dem wunderbaren<br />

Tiroler Schauspieler Martin Leutgeb<br />

auf der Bühne stand.<br />

Harald Schmidt zog es ab 1981 erst<br />

einmal zum Theater. In Düsseldorf am<br />

Kom(m)ödchen begann er seine kabarettistische<br />

Laufbahn. 1985 ging „Dirty Harry“<br />

mit seinem ersten Solo „Ich hab schon wieder<br />

überzogen“ auf Tournee. Es folgten die<br />

Bühnenprogramme „Überstehen ist alles“<br />

(1988) und „Schmidtgift“ (1992).<br />

lesen wir: „So ganz fremd war mir das Terrain<br />

nicht. Die Gerichte, die sich Bernhard<br />

beispielsweise im Gasthaus Klinger gerne<br />

hat schmecken lassen, wie den Hausruckviertler<br />

Schweinsbraten mit Mehlknödel<br />

und Stöcklkraut, Leberbunkel mit Erdäpfeln<br />

und Sauerkraut, Kalbsgulasch mit<br />

<strong>No</strong>ckerln und Rehbraten oder Rehragout,<br />

waren mir bestens durch meine Mutter<br />

vertraut. Sie wurde in Brünn geboren,<br />

wie Böhmen noch bei Österreich war, und<br />

brachte diese Küche mit ins schwäbische<br />

Nürtingen, wo ich aufwuchs.“<br />

Ein Prachtband über Thomas Bernhard<br />

also – anhand einer kulinarischen Spurensuche.<br />

Ob an Brandteigkrapfen gewürgt wird<br />

oder es um den Fettgehalt der Frittatensuppe<br />

geht, Thomas Bernhard ließ die<br />

Menschen in fast all seinen Werken<br />

ausgiebig speisen und offenbarte dabei<br />

zerfleischende Zustände. Er selbst war ein<br />

regelmäßiger Besucher von Wirtshäusern<br />

und den Wiener Kaffeehäusern. Wie lohnend<br />

und inspirierend es ist, sich Thomas<br />

professionelle sowie Amateur*innen-Gruppen<br />

unter freiem Himmel zusammenbringt.<br />

Wie Open-Air-Kino, halt nur in 3D. Es<br />

gibt genügend Stühle (oder Sessel, wie<br />

der Österreicher sagt) und auch genügend<br />

Regenponchos, für den Fall, dass es am<br />

Mittwoch, den 29. Juni eventuell regnen<br />

sollte. Aber was ist schon ein bisserl Wasser,<br />

wenn man Harald Schmidt live begegnen<br />

kann. Also sichern Sie sich rechtzeitig Ihre<br />

Karte, denn – trotz Open Air – ist der Einlass<br />

auf 150 Personen begrenzt! Karten gibt<br />

es über Ö-Ticket und natürlich bei uns in<br />

der Wagner‘schen. Für Wagner- oder Ö1-<br />

Card-Besitzer*innen sogar vergünstigt, aber<br />

nur bei uns an der Kassa!<br />

Harald Schmidt, geboren 1957 in Neu-Ulm,<br />

aufgewachsen in Nürtingen (wie Hölderlin und<br />

Härtling). Hilfsorganist und Zivildienst in dortiger<br />

St. Johannes-Gemeinde, Staatl. Hochschule für<br />

Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, drei Jahre<br />

als Schauspieler in Augsburg. Dann Düsseldorfer<br />

Kom(m)ödchen und alle Sender außer RTL. Diverse<br />

Late-Night-Shows. Alle Preise gewonnen, gefeuert,<br />

jetzt Herausgeber.<br />

Googeln<br />

verbietet die<br />

Herausgeberwürde.<br />

Harald Schmidt<br />

62<br />

Wagner’sche.<br />

OPEN AIR<br />

mit Harald<br />

Schmidt<br />

Von Robert Renk<br />

Doch richtig bekannt wurde er natürlich<br />

mit seiner Late-Night-Show. Die erste ging<br />

am 5. Dezember 1995 über den Bildschirm.<br />

Und nicht nur ich blieb bis in die Nacht<br />

wach und wurde belohnt. Mit Moderationen<br />

und Gesprächen, die er mit Stil und mit<br />

scharfem Witz zu würzen wusste.<br />

Einen ganz besonderen Stil und einen<br />

ganz besonderen Witz zeigte auch der große<br />

österreichische Autor Thomas Bernhard<br />

in seinem Werk. Nicht verwunderlich, dass<br />

Theatermann Schmidt sich mit den Texten,<br />

vor allem den Theaterstücken Bernhards,<br />

schnell und innig anfreundete. Was ihn<br />

natürlich nicht daran hindert – wie er im<br />

Vorwort anmerkt – „in erlesenen Zirkeln<br />

Sätze fallen zu lassen wie: Seine Prosa ist<br />

ja viel besser“. Und nicht nur über das<br />

Theater hat sich der Meisterentertainer dem<br />

Meisterschriftsteller genähert, auch über<br />

das Kulinarische. Ebenfalls im Vorwort<br />

Bernhards Werk und seiner Persönlichkeit<br />

über den Esstisch hinweg anzunähern,<br />

zeigt Harald Schmidt mit diesem Buch.<br />

Auf einem Roadtrip quer durch Bernhards<br />

Lieblingsgasthäuser und zusammen mit<br />

vielen hochkarätigen Autor*innen und<br />

Wegbegleiter*innen hat er sich auf die<br />

kulinarischen Spuren von Thomas Bernhard<br />

begeben – gemeinsam entfalten sie<br />

einen überraschenden und lustvollen Blick<br />

auf das Wesen und das Werk von Thomas<br />

Bernhard.<br />

Diesem Buch haben wir es nun zu verdanken,<br />

dass Harald Schmidt zum ersten<br />

Mal nach Innsbruck kommt. „Literatur<br />

unter Sternen“ nennen wir diesen Sonderabend,<br />

der im Areal des Zeughauses<br />

stattfinden wird. Sozusagen als literarisches<br />

Fremdgehprogramm unter dem Schirm<br />

des Projektes Theater unter Sternen, einem<br />

Theaterfestival, das nun zum dritten Mal<br />

Buchtipp:<br />

Harald Schmidt (Hrsg.):<br />

In der Frittatensuppe feiert die<br />

Provinz ihre Triumphe, Thomas<br />

Bernhard. Eine kulinarische<br />

Spurensuche<br />

Brandstätter Verlag,<br />

176 S., € 36,00<br />

Buchpräsentation:<br />

„In der Frittatensuppe feiert die<br />

Provinz ihre Triumphe“ – Buchpräsentation<br />

mit Harald Schmidt<br />

Begrüßung: Robert Renk<br />

Gesprächsmoderation und<br />

weitere Gäste werden noch<br />

bekannt gegeben! Weitere Infos<br />

dann auf www.wagnersche.at<br />

Mi., 29. Juni 2022, 20:30 Uhr<br />

Einlass: 19:30 Uhr, freie Platzwahl<br />

Ort: Innenareals Zeughaus,<br />

Zeughausgasse 1<br />

Eintritt: € 16,00<br />

VVK: Wagner’sche Universitätsbuchhandlung<br />

&<br />

Ö-Ticket<br />

Ermäßigte Karten zu € <strong>14</strong>,00<br />

ausschließlich in der Wagner‘-<br />

schen für Wagner- oder Ö1-<br />

Cardbesitzer*innen


Auf ins Abenteuer<br />

Selbstversorgung!<br />

Eine zahme Bestie auf Grand<br />

Tour d’Europe:<br />

Nashorn trifft Kaiserin<br />

Buchtipp:<br />

Marie Diederich:<br />

Selbstversorgung<br />

Löwenzahn,<br />

312 S., € 29,90<br />

Von explodierenden Gemüsebeeten, prallen<br />

Vorratskammern, den allerbesten Hühnereiern<br />

– und diesem unglaublichen Gefühl,<br />

etwas mit den eigenen Händen zu schaffen.<br />

Das ist Marie. Sie hatte einen Traum: von<br />

einem freien, selbstbestimmten Leben;<br />

davon, sich mit der Natur zu verwurzeln,<br />

ökologisch zu gärtnern und zu arbeiten, zu<br />

essen, was im Garten wächst, und ihre Tage<br />

inmitten von Beeten, Hühnern und Einkochgläsern<br />

zu verbringen.<br />

Das steckte immer schon ein bisschen<br />

in ihr drin: Ihr erstes Taschengeld sparte<br />

sie für ein Gartenbuch und als Kind war es<br />

ihr sehnlichster Wunsch, eigene Ziegen zu<br />

bekommen. Nach der Schule studierte sie<br />

© Janis Jean Stoye<br />

ökologische Landwirtschaft. Spätestens da<br />

war für sie klar: Jetzt ist es Zeit, den Traum<br />

in die Tat umzusetzen.<br />

Marie ist Selbermacherin durch und<br />

durch: Sie liebt es, ihr eigenes Getreide<br />

zu mahlen und Wolle zu spinnen. Ihre<br />

Wochenenden verbringt sie teigknetend vor<br />

dem Backofen oder beim Schnippeln und<br />

Einkochen von Pflaumen und Zucchini –<br />

oder eben dem, was die Jahreszeit gerade<br />

hergibt.<br />

Aber sie weiß auch, dass nicht jede*r die<br />

Ressourcen dazu hat, den gleichen Weg einzuschlagen.<br />

Für den Start in die Selbstversorgung<br />

sind zwei Fragen entscheidend:<br />

• Was brauchst du wirklich?<br />

• Wie viel Zeit und Platz hast du zur<br />

Verfügung?<br />

Auf ihrer Reise zur Selbstversorgung begeistert<br />

Marie hunderttausende Leser*innen<br />

und Zuseher*innen auf ihrem Blog<br />

www.wurzelwerk.net und dem gleichnamigen<br />

Youtube-Kanal. Und hilft ihnen,<br />

den eigenen Weg in die Selbstversorgung<br />

zu finden. Sie teilt ihr Wissen, ihre Erfolge,<br />

Fehlschläge und Lösungen. Denn ihre Fans<br />

wissen: Was Marie erzählt, funktioniert.<br />

„Es tut gut, zu wissen, wo<br />

unser Essen herkommt.<br />

Es tut gut, die Hände in<br />

die Erde zu stecken, die<br />

Hühner gackern zu hören,<br />

summenden Bienen zu<br />

lauschen oder warmes<br />

Knusperbrot aus dem<br />

Ofen zu holen.“<br />

64<br />

Wagner’sche.<br />

Maria Theresia, Voltaire, Madame Pompadour<br />

– sie alle wurden zu Nebenfiguren, als<br />

sie in Europa eintraf: die gefürchtete und<br />

gefeierte Nashorndame Clara.<br />

Jeannine Meighörner erzählt die außergewöhnliche<br />

und einzigartige Geschichte<br />

Claras, die eine Reise von Indien nach<br />

Wien, Rom und Versailles antrat, wo sie<br />

in einem Königshaus nach dem anderen<br />

willkommen geheißen wurde. Denn ein<br />

lebendes Nashorn hatte in Europa seit Jahrhunderten<br />

niemand zu Gesicht bekommen.<br />

Es ist nicht nur ein idyllisches Bild von<br />

menschlicher Neugier und Zuneigung<br />

zu diesem Wundertier, das Meighörner<br />

zeichnet, sondern darüber hinaus ein aufregender<br />

Einblick in die Machtkämpfe<br />

zwischen den europäischen Adelsfamilien<br />

des 18. Jahrhunderts, die diesem Schauspiel<br />

zugrunde lagen.<br />

Gleichzeitig erzählt uns die Autorin aber<br />

auch etwas vom Umgang des Menschen<br />

mit der Natur, von der Gier nach Exotik,<br />

vom (Aus-)Nutzen eines Lebenswesens zum<br />

eigenen Profit. Und dieses Thema ist brandaktuell,<br />

denn Nashörner gelten als eine der<br />

bedrohtesten Tierarten der Welt.<br />

Clara war nicht irgendein Nashorn, sie<br />

war ein Star ohne Allüren, aber mit einigen<br />

Besonderheiten, eine echte Persönlichkeit.<br />

Exklusiv für dieses Magazin hat uns Die<br />

silberne Riesin einen Einblick in ihr Leben<br />

als berühmtestes Rhinozeros der Geschichte<br />

gegeben.<br />

Geburtsort: Irgendwo in Bengalen,<br />

Indien (so genau weiß ich das nicht mehr,<br />

dafür war ich zu klein)<br />

Traumreise: Alles, nur keine Kreuzfahrt<br />

(ich war öfter auf See, als es ein Nashorn je<br />

sein sollte)<br />

Lieblingsspeise: Orangen mit Bier (klingt<br />

nach einer komischen Mischung, aber das<br />

müsst ihr unbedingt probieren!)<br />

Guilty pleasure: Tabak (ja, auch Nashörner<br />

haben Laster! Obwohl: Ich schnüffle nur<br />

gerne daran.)<br />

Lieblingsstadt: Kann mich nicht entscheiden.<br />

Wien, Paris, Venedig – alle gesehen,<br />

überall lagen sie mir zu Füßen.<br />

Lieblingsportrait: Ich war ja die Muse<br />

so einiger Künstler, aber besonders mag ich<br />

das Portrait, das Jean-Baptiste Oudry von<br />

© Haymon Verlag<br />

mir angefertigt hat – und das ihr übrigens<br />

auch auf dem Cover seht.<br />

Beeindruckendste Begegnung: Ganz klar:<br />

Maria Theresia. Schließlich sind wir beide<br />

starke Frauen, die einiges aushalten müssen.<br />

Und die meisten Männer zittern, wenn<br />

sie uns sehen! Wobei: dass Casanova mir<br />

ein Gedicht gewidmet hat, werde ich auch<br />

nicht so schnell vergessen …<br />

Jeannine Meighörner, geboren 1963 bei Rheinkilometer<br />

384,00, lebt in Innsbruck. Sie hat bereits<br />

die Geschichte so mancher historischen Frau auf<br />

einfühlsame und unterhaltende Weise erzählt. Nun<br />

widmet sie sich einer ganz besonderen Persönlichkeit:<br />

der Nashorndame Clara.<br />

Buchtipp:<br />

Jeannine Meighörner:<br />

Die silberne Riesin<br />

Michael Wagner Verlag,<br />

344 S., € 13,95<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Buchpräsentation:<br />

Mit einer Einführung zum<br />

Thema Artenschutz von einer<br />

Expertin des Innsbrucker<br />

Alpenzoos.<br />

Moderation: Ilona Mader<br />

Mi., 06. April 2022, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Eintritt frei!


Jung,<br />

aber<br />

oho!<br />

Bücher<br />

für<br />

Kinder<br />

und<br />

Jugend:<br />

Daunis lebt zwischen zwei<br />

Welten. Sie ist halb weiß, halb<br />

Native American und sieht sich<br />

ständig von beiden Seiten mit<br />

Vorurteilen konfrontiert. Als<br />

sie Zeugin eines schrecklichen<br />

Mordes wird, gerät ihre Welt<br />

aus den Fugen – Daunis wird in<br />

eine FBI-Ermittlung hineingezogen<br />

und soll undercover<br />

im Reservat ermitteln. Und<br />

dann ist da noch Jamie, der<br />

alles weiter verkompliziert... Ein<br />

unglaublich packender Roman<br />

ab <strong>14</strong> Jahren mit wichtigen Einblicken<br />

in die Geschichte und<br />

Kultur des Ojibwe-Tribes.<br />

Angeline Boulley:<br />

Firekeeper’s Daughter<br />

cbj Verlag, 560 S., € 20,60<br />

Weil Elenas Papa eine neue Stelle<br />

bekommen hat, sitzt sie nach<br />

dem Sommer auf einer Alpakafarm<br />

im Kuhdorf Eigam fest.<br />

Na toll! Nicht nur das, natürlich<br />

muss sie auch an eine langweilige<br />

neue Schule wechseln.<br />

Doch schon an ihrem ersten<br />

Schultag passieren dort merkwürdige<br />

Dinge... Und eigentlich<br />

ist es doch auch seltsam, dass<br />

„Eigam“ rückwärts gelesen<br />

„Magie“ heißt? Vielleicht wird<br />

das Leben in Eigam gar nicht<br />

so langweilig, wie Elena dachte!<br />

Der lustige erste Band einer<br />

zauberhaften Reihe ab 8 Jahren.<br />

Tina Zang:<br />

Das zaubernde Klassenzimmer<br />

arsEdition Verlag, <strong>14</strong>4 S., € 13,40<br />

Da Magie in Kiata verboten<br />

ist, muss Prinzessin Shiori ihre<br />

Fähigkeiten geheim halten. Als<br />

sie jedoch die Kontrolle über<br />

ihre Magie verliert, wird sie<br />

von ihrer Stiefmutter mit einem<br />

Fluch belegt und verbannt.<br />

Auf der Suche nach ihren<br />

ebenso verfluchten, in Kraniche<br />

verwandelten Brüdern stößt<br />

Shiori auf eine Verschwörung,<br />

die das Ende ihres Königreichs<br />

bedeuten könnte. Der Auftakt<br />

einer Fantasy-Reihe ab <strong>14</strong> Jahren<br />

mit märchenhaftem Setting,<br />

Drachen, Papiervögeln und<br />

einer starken Protagonistin.<br />

Elizabeth Lim:<br />

Die sechs Kraniche<br />

Carlsen Verlag, 480 S., € 16,50<br />

Wie kann man einen Schurken<br />

wie den Räuber Hotzenplotz<br />

aufhalten? Ganz klar, man stellt<br />

ihm eine Falle, indem man ihn<br />

mit einer Kiste Gold anlockt<br />

und ihn dann einfängt! So<br />

wollen sich Kasperl und sein<br />

Freund Seppel den Räuber<br />

Hotzenplotz schnappen. Doch<br />

als ihr Plan vollkommen schiefgeht,<br />

müssen sich die beiden<br />

schnell etwas einfallen lassen...<br />

Der berühmte Kinderbuchklassiker<br />

endlich auch für<br />

Leseanfänger*innen ab 7 Jahren<br />

in einfacher Sprache und mit<br />

vielen Rätseln und Bildern.<br />

Otfried Preußler und Thorsten Saleina:<br />

Kleine Lesehelden: Der Räuber Hotzenplotz<br />

Thienemann Verlag, 80 S., € 9,30<br />

Caspar liebt To-Do-Listen,<br />

Pläne und Bücher – Allesamt<br />

Vorlieben, die ihn nicht<br />

unbedingt zum beliebtesten<br />

Jungen im Internat machen.<br />

Auf der Flucht vor den beiden<br />

Klassenfieslingen versteckt Caspar<br />

sich in einer Standuhr und<br />

landet prompt im magischen<br />

Reich Wolkenstern. Dort muss<br />

er sich mit der kratzbürstigen<br />

Wilda Undank zusammentun,<br />

denn in Wolkenstern ist etwas<br />

im Gange, das alle Welten bedroht…<br />

Der erste Band einer<br />

unterhaltsamen Fantasy-Reihe<br />

ab 10 voller skurriler Figuren<br />

und Abenteuer.<br />

Abi Elphinstone:<br />

Die vier verborgenen Reiche: Caspar und<br />

die Träne des Phönix<br />

Carlsen Verlag, 336 S., € 15,50<br />

Haben Tiere im Wald feste Adressen?<br />

Wie groß ist das Revier<br />

von wildlebenden Mäusen? Wie<br />

sieht es in einer Wolfshöhle aus?<br />

Und was kann man im Wald<br />

eigentlich noch alles entdecken?<br />

All diese und noch viel mehr<br />

spannende Fragen beantwortet<br />

Peter Wohlleben in diesem Buch<br />

für Leseanfänger*innen ab 7<br />

Jahren. Der neueste Band der<br />

beliebten Lesestarter-Reihe begeistert<br />

mit vielen spannenden<br />

Sach-Informationen über den<br />

Lebensraum Wald, illustriert<br />

mit einem schönen Mix aus<br />

Fotos und Zeichnungen.<br />

Peter Wohlleben:<br />

Zuhause bei den Waldtieren<br />

Oetinger Verlag, 64 S., € 10,30<br />

66<br />

Wagner’sche.<br />

In dieser, in liebevollen Reimen<br />

erzählten, Geschichte folgt man<br />

dem kleinen Marienkäfer durch<br />

das Jahr, vom Garten bis zum<br />

Insektenhotel. Das nachhaltig<br />

produzierte Öko-Pappbilderbuch<br />

führt kleine Naturfans<br />

durch das Leben des Käfers im<br />

Lauf der Jahreszeiten. Neben<br />

dem kleinen Marienkäfer<br />

sind in der „Meine Gartenfreunde“-Reihe<br />

drei weitere Titel<br />

erschienen, die andere Tiere<br />

ebenso durch das Jahr begleiten.<br />

So bekommen schon die Kleinsten<br />

wundervolle Einblicke in die<br />

Welt der heimischen Tiere.<br />

Carla Häfner:<br />

Meine Gartenfreunde: Der kleine<br />

Marienkäfer<br />

Oetinger Verlag, 16 S., € 8,30<br />

Wo bin ich? Bin ich hier oder<br />

vielleicht dort? Oben oder<br />

unten? Was ist hinten und was<br />

ist vorne? Schritt für Schritt<br />

wagt sich der kleine Eisbär<br />

über den Rand seiner Eisscholle<br />

hinaus und entdeckt die<br />

Welt. Denn wenn man sich der<br />

eigenen Positionierung sicher<br />

ist, kann man überall hingehen<br />

und sich trotzdem sicher<br />

fühlen! Das beliebte Buch von<br />

Heinz Janisch erstmals in einer<br />

mehrsprachigen Ausgabe, die<br />

Kindern ab 3 Jahren einfache<br />

Ortsangaben spielerisch auf verschiedenen<br />

Sprachen vermittelt.<br />

Heinz Janisch und Isabel Pin:<br />

Wo bin ich? Mehrsprachige Ausgabe<br />

Tyrolia Verlag, 26 S., € <strong>14</strong>,95<br />

Bei einem heftigen Gewitter<br />

kommt der kleine Spatz zu Fall.<br />

Seine Flügel werden dabei so<br />

verletzt, dass sie wohl nie wieder<br />

so sein werden wie früher.<br />

Doch der alte Rabe weiß Rat:<br />

Nicht alle Dinge können wieder<br />

heil gemacht werden, aber mit<br />

einem starken und tapferen<br />

Herz kann man es schaffen,<br />

etwas Neues anzufangen. Und<br />

genau das tut der kleine Spatz.<br />

Unterstützt von seinen Freunden<br />

läuft er mutig in ein neues<br />

Leben. Ein wunderschönes,<br />

feinfühliges Mutmachbuch für<br />

Kinder ab 4 Jahren.<br />

Brigitte Weninger und Anna Zeh:<br />

Lauf, kleiner Spatz!<br />

Tyrolia Verlag, 26 S., € 16,95<br />

Als der schwarze Straßenkater<br />

Edison beginnt, mit ihr zu sprechen,<br />

wird <strong>No</strong>va klar, dass ihre<br />

neue Schule ein ganz besonderer<br />

Ort ist: Hier werden Kinder, die<br />

mit Katzen sprechen können, zu<br />

Katzenbeschützern ausgebildet.<br />

Edison braucht <strong>No</strong>vas Hilfe,<br />

denn die Katzenkönigin wurde<br />

entführt! Gemeinsam mit ihrem<br />

Freund Henry startet <strong>No</strong>va<br />

in ein gefährliches Abenteuer,<br />

um die Königin zu befreien<br />

und die Katzen Englands zu<br />

beschützen. Ein spannendes,<br />

einzigartiges Abenteuer für<br />

Tierfreunde ab 9 Jahren.<br />

Barbara Laban:<br />

Mitternachtskatzen: Die Schule der<br />

Felidix<br />

Ravensburger Verlag, 320 S., € 15,50<br />

Die Zwillinge Will und Charlotte<br />

führen ein ganz normales<br />

Leben – bis Will im Central<br />

Park eine Elfe sieht, ihre Mutter<br />

verschwindet und sie von einer<br />

Furie angegriffen werden. Auf<br />

der Flucht vor dem Monster<br />

gelangen die beiden in die<br />

fantastische Welt Fabula und<br />

damit in ein großes Abenteuer.<br />

Denn Fabula ist in Gefahr und<br />

nur Will und Charlotte können<br />

helfen… Eine wunderschöne,<br />

von verschiedenen Mythologien<br />

inspirierte Fantasywelt<br />

mit sympathischen Figuren und<br />

spannender Handlung ab 10<br />

Jahren.<br />

Akram El-Bahay:<br />

Fabula: Das Portal der dreizehn Reiche<br />

Baumhaus Verlag, 352 S., € 15,50<br />

Alles an diesem Buch ist der<br />

Inbegriff absoluter Liebenswürdigkeit.<br />

Heartstopper ist<br />

eine YA LGBTQ+ Comicserie<br />

über Charlie und Nick, die auf<br />

ein britisches Jungen-Gymnasium<br />

gehen und binnen kürzester<br />

Zeit enge Freunde werden.<br />

Doch schon bald entwickelt<br />

Charlie Gefühle für Nick. Nicht<br />

im Sinne einer engen Freundschaft,<br />

nein. Er hat sich in ihn<br />

verliebt. Eine wunderschöne<br />

Selbstfindungsgeschichte über<br />

Liebe, Freundschaft, Diversität<br />

und das Unerwartete, die wir<br />

jedem ans Herz legen möchten.<br />

Alice Oseman:<br />

Heartstopper Volume 1<br />

Loewe Verlag, 288 S., € 15,50


Mit<br />

sachlichen<br />

Empfehlungen:<br />

Die globalen Machtverhältnisse<br />

schwanken. Keiner kennt die<br />

Geheimnisse der chinesischen<br />

Elite wie einer von ihnen,<br />

Desmond Shum. In seinem<br />

Enthüllungsbuch Chinesisches<br />

Roulett entlarvt er die allgegenwärtige<br />

Korruption und den<br />

Einfluss der Regierung auf die<br />

Wirtschaft. Damit setzt er ein<br />

Zeichen entgegen dem allgemeinen<br />

Glauben des Westens,<br />

man könne die totalitären<br />

Strukturen in China durch<br />

Handelsbeziehungen auflösen.<br />

Ein spannender Einblick, der<br />

der westlichen Gesellschaft zumeist<br />

verschlossen bleibt!<br />

Desmond Shum:<br />

Chinesisches Roulette<br />

Droemer Verlag, 312 S., € 22,95<br />

Gesund lebt man durch<br />

Tugendhaftigkeit. Bestsellerautor<br />

Ruediger Dahlke unternimmt,<br />

zusammen mit den<br />

Leser*innen, eine Reise zur<br />

Rückbesinnung auf Tugenden<br />

wie Fleiß, Tapferkeit, Weisheit,<br />

Besonnenheit, Gerechtigkeit,<br />

Glaube, Liebe und Hoffnung. In<br />

zwölf philosophischen Schritten<br />

schließt er gesellschaftliche<br />

Gräben und hilft aus, wo<br />

Unmut und Unverständnis<br />

vorherrschen. All dies dient<br />

dem Zweck der Heilung und<br />

Weiterentwicklung von Körper,<br />

Geist und Seele. Eine Reise, die<br />

es sich lohnt, anzutreten.<br />

Ruediger Dahlke:<br />

Heilsame Tugenden<br />

Gräfe und Unzer Verlag, 224 S., € 20,95<br />

Was können wir von der Natur<br />

über uns selbst lernen? Zusammen<br />

mit dem Molekularbiologen<br />

Nicklas Brendborg<br />

tauchen Lesende in die wundersame<br />

Welt der Natur ein. Man<br />

erfährt von Quallen, die ihren<br />

Alterungsprozess umkehren,<br />

staunt über Zombiezellen oder<br />

Bakterien die fast unsterblich<br />

sind. Während Brendborg<br />

unsere herkömmliche Vorstellung<br />

vom Leben auf der<br />

Erde auf den Kopf stellt, geht<br />

er einer zentralen Frage nach:<br />

Wie führen wir ein langes und<br />

gesundes Leben? Erzählkunst<br />

und fachliche Expertise werden<br />

hier perfekt kombiniert!<br />

Nicklas Brendborg:<br />

Quallen altern rückwärts<br />

Eichborn Verlag, 304 S., € 22,70<br />

Eine der derzeit größten gesellschaftlichen<br />

Fragen ist, ob<br />

oder wie die Klimakrise noch<br />

gestoppt werden kann. Autor<br />

Matthias Krön warnt, dass<br />

die Produktionsbedingungen<br />

der Billigfleischindustrie eine<br />

besondere Bedrohung für die<br />

Umwelt darstellen: Wälder<br />

sterben, weil Ackerflächen für<br />

Tierfutter erschlossen werden<br />

müssen. Matthias Krön zeigt<br />

auf, wie regionale Landwirtschaft,<br />

Nachhaltigkeit und die<br />

unscheinbare Sojabohne dem<br />

Klimawandel Parole bieten<br />

können. Große Empfehlung!<br />

Matthias Krön:<br />

Eine Bohne rettet die Welt<br />

Ecowin Verlag, 200 S., € 24,00<br />

Es geisterte schon immer durch<br />

die Geldgeschichte, nun ist es<br />

zurück: Das Inflationsgespenst!<br />

Ökonom und Geldexperte Thomas<br />

Mayer stellt in seinem Buch<br />

Das Inflationsgespenst Mythen<br />

und Falschinformationen über<br />

das Thema Finanzen und Geld<br />

richtig und zeigt auf, wie ein<br />

Übermaß an Geld immer wieder<br />

zu Krisen und Konflikten<br />

führte. Dabei setzt er sich für<br />

eine längst hinfällige Neuordnung<br />

unseres Geldsystems<br />

ein. Ein Muss für alle Finanzexpert*innen<br />

und jene, die es noch<br />

werden wollen!<br />

Thomas Mayer:<br />

Das Inflationsgespenst<br />

Eine Weltgeschichte von Geld und Wert<br />

Ecowin Verlag, 400 S., € 28,00<br />

Haben Sie Lust, unvergleichlich<br />

gute vegetarische Rezepte auszuprobieren?<br />

Die Gewinnerin<br />

des renommierten Austrian-<br />

Foodblog Awards Martina Enthammer<br />

präsentiert ihr erstes<br />

Kochbuch, das nachhaltige und<br />

regionale Rezepte enthält, die<br />

nicht nur satt, sondern auch<br />

glücklich machen. Das Buch<br />

enthält außerdem auch wertvolle<br />

Tipps zum Anbau von Gemüse<br />

im hauseigenen Garten.<br />

Sehr empfehlenswerte Rezeptideen<br />

für alle Freunde des guten<br />

Geschmacks und der gesunden<br />

Ernährung!<br />

Martina Enthammer:<br />

Vegetarisch<br />

Kreative Gerichte für alle Jahreszeiten<br />

Tyrolia Verlag, 176 S., € 24,95<br />

70<br />

Wagner’sche.<br />

Rätselhaft verschwindet eine<br />

Psychologin spurlos. Ihre<br />

Patienten – Dorian Gray, Dr.<br />

Jekyll, Vampirin Carmilla und<br />

Viktor Frankenstein. Kann es<br />

sein, dass diese Monster des<br />

Horror-Genres tatsächlich<br />

eine Therapie brauchen? Eine<br />

Reise in die geheimnisvolle<br />

Psyche dieser Figuren und was<br />

den Menschen zu Monstern<br />

macht, und umgekehrt! Dieser<br />

aufregende Roman von Mats<br />

Strandberg ist wie gemacht<br />

für Psychologie-Interessierte<br />

und Fans der Grusel-Literatur.<br />

Spannende Lesestunden sind<br />

garantiert!<br />

Mats Strandberg:<br />

Jenny Jägerfeld: Monster auf der Couch<br />

Penhaligon Verlag, 464 S., € 20,00<br />

Tauchen Sie ein in eine unvergessliche<br />

Landschaft und<br />

genießen Sie – ganz spontan –<br />

einen mediterranen Sommerurlaub.<br />

Dieser fabelhafte Reiseführer<br />

von Beate Giacovelli<br />

bietet geballte Informationen<br />

für ein kurzes Urlaubsvergnügen<br />

– auch bei schlechtem<br />

Wetter! Die gebürtige Österreicherin<br />

lebt seit vielen Jahren<br />

in der Lombardei und kennt den<br />

wundervollen „Lago di Garda“<br />

so gut wie Einheimische. Mit<br />

diesem Reiseführer wird die<br />

ganze Familie wunderbare Tage<br />

genießen können. Unverzichtbar<br />

für alle Urlaubsfreunde und<br />

kulinarische Genießer *innen!<br />

Sensationell!<br />

Beate Giacovelli:<br />

Spontan mit Plan – Gardasee<br />

Styria Verlag, 208 S., € 25,00<br />

Staaten sterben. Manchmal<br />

ist es Mord. Manchmal ein<br />

Unfall. Manchmal waren sie<br />

von Anfang an zu lachhaft, um<br />

überhaupt zu existieren. Gelegentlich<br />

enden sie in einer Explosion.<br />

Einige wenige gleiten<br />

unbemerkt von der Landkarte.<br />

In diesem witzigen Atlas nimmt<br />

uns Gideon Defoe mit in eine<br />

Wunderkammer der Geschichte<br />

und erkundet vergnüglich<br />

die skurrilen, bizarren und<br />

mysteriösen Schicksale von 48<br />

Ländern, die es heute aus teilweise<br />

absurden Gründen nicht<br />

mehr gibt.<br />

Gideon Defoe:<br />

Der Atlas der ausgestorbenen Länder<br />

Knesebeck Verlag, 256 S., € 23,30<br />

An jenem Tag, an dem die Genschere<br />

zum ersten Mal funktioniert,<br />

wird die Wissenschaft<br />

dazu in der Lage sein, Naturgesetze<br />

zu ändern, Krankheiten<br />

zu beseitigen und vieles mehr.<br />

Doch das ist (noch) Zukunftsmusik.<br />

Die Grundlage dafür,<br />

die Entdeckung dieser Technologie<br />

durch Jennifer Doudna<br />

und Emmanuelle Charpentier,<br />

wurde 2020 mit dem <strong>No</strong>belpreis<br />

für Chemie geehrt. Walter<br />

Isaacson zeigt diese Sternstunde<br />

der Menschheit in all ihren Facetten<br />

auf. Ein weltbewegendes<br />

Buch über ein weltveränderndes<br />

Ereignis.<br />

Walter Isaacson:<br />

Der Codebreaker<br />

Ecowin Verlag, 704 S., € 36,60<br />

In ihrem neuesten Buch nimmt<br />

Sigrid-Maria Größing sich der<br />

spanischen Linie des Fürstengeschlechts<br />

der Habsburger an,<br />

das die Iberische Halbinsel und<br />

mit ihr auch die Kolonien in<br />

Übersee über zwei Jahrhunderte<br />

beherrschte. Sie zeichnet dabei<br />

ein vielschichtiges Porträt einer<br />

Dynastie, die vor allem unter<br />

Karl V. machtpolitisch durchaus<br />

erfolgreich war, innerhalb<br />

weniger Generationen jedoch<br />

auf tragische Weise zugrunde<br />

ging. Ein aufschlussreiches<br />

Buch über eine prägende Dynastie.<br />

Sigrid-Maria Größing:<br />

Sie herrschten über ein Weltreich<br />

Tyrolia Verlag, 200 S., € 25,55<br />

Ein Erfolgsduo geht in die<br />

zweite Runde – bereits Medical<br />

Cuisine von Starkoch Johann<br />

Lafer und Ernährungsmediziner<br />

Dr. Matthias Riedl begeisterte<br />

mit gesunder aber dennoch<br />

schmackhafter Kost. Nun folgt<br />

der neue Hit der beiden Experten<br />

zum Thema Entzündungsbekämpfung<br />

im Körper: 100<br />

neue Rezepte, die durch die<br />

Verwendung entzündungshemmender<br />

Lebensmittel die<br />

Selbstheilung fördern, ohne<br />

dass der Genuss dabei zu kurz<br />

kommt. Rezepte, die nicht nur<br />

gesund machen, sondern auch<br />

ausgezeichnet schmecken!<br />

Johann Lafer und Matthias Riedl:<br />

Medical Cuisine - Das Anti-Entzündungskochbuch<br />

Gräfe und Unzer Verlag, 264 S., € 28,90


Zeilen<br />

die die Welt<br />

bedeuten<br />

7 × Romane in denen<br />

Journalist*innen eine wichtige<br />

Rolle spielen<br />

sach<br />

und fach<br />

geschichten<br />

7 × journalistische Sachbücher<br />

mit Mehrwert, meint<br />

Journalist Benedikt Sauer*<br />

Tinte<br />

Laptop<br />

Tod<br />

7 × die besten Journalismuskrimis<br />

(mit Hilfe von Rotraut<br />

Schöberl**)<br />

3×7<br />

Best<br />

aber<br />

Seller:<br />

1<br />

2<br />

Doppelte<br />

Die Einstellung<br />

Doron Rabinovici<br />

Suhrkamp Verlag, € 24,70<br />

Spur<br />

Ilija Trojanow<br />

S.Fischer Verlag, € 9,90<br />

1<br />

2<br />

Dein<br />

Wir gehören dem Land<br />

Joe Sacco<br />

Edition Moderne Verlag, € 25,70<br />

ist das Reich.<br />

Katharina Döbler<br />

Claasen Verlag, € 24,70<br />

1<br />

2<br />

ZERO<br />

Verblendung<br />

Stieg Larson<br />

Heyne Verlag, € 10,30<br />

Marc Elsberg<br />

Blanvalet Verlag, € 11,30<br />

3<br />

Der<br />

Sportreporter<br />

Richard Ford<br />

dtv Verlag, € 13,90<br />

3<br />

Lecker-Land<br />

ist abgebrannt<br />

Manfred Kriener<br />

Hirzel Verlag, € 18,50<br />

3<br />

Intrige<br />

Robert Harris<br />

Heyne Verlag, € 11,30<br />

4<br />

Daldossi<br />

oder<br />

Das Leben des Augenblicks<br />

Sabine Gruber<br />

4<br />

Die<br />

Welt im Selfie<br />

Marco d‘Eramo<br />

Suhrkamp Verlag, € 26,80<br />

4<br />

Zuagroast<br />

Martina Parker<br />

Gmeiner Verlag, € 16,50<br />

Das Journalismusfest Innsbruck<br />

im Mai (www.journalismusfest.org)<br />

nehmen wir zum Anlass um folgende Titel<br />

zu empfehlen<br />

* Mitorganisator des Journalismusfestes<br />

(siehe Seite 50)<br />

** Buchändlerin der Nation<br />

(siehe Seite 45)<br />

72<br />

Wagner’sche.<br />

5<br />

Die<br />

6<br />

Traurige<br />

7<br />

Der<br />

dtv Verlag, € 12,30<br />

Enthüllung<br />

Mario Vargas Llosa<br />

Suhrkamp Verlag, € 10,80<br />

Freiheit<br />

Friederike Gösweiner<br />

Droschl Verlag, € 18,00<br />

Schmerz der Gewöhnung<br />

Joseph Zoderer<br />

Haymon Verlag, € 25,50<br />

5<br />

Refugees<br />

6<br />

Angst<br />

7<br />

Die<br />

Worldwide 2<br />

Ulrich Schreiber (Hrsg.),<br />

Eva Philippi (Hrsg.)<br />

Wagenbach Verlag, € 15,40<br />

Petra Ramsauer<br />

Kremayr & Scheriau Verlag, € 18,00<br />

Revolution hat ein<br />

weibliches Gesicht<br />

Olga Shparaga<br />

5<br />

Das<br />

6<br />

Dunkelkammer<br />

7<br />

Heißzeit<br />

Schlangenmaul<br />

Jörg Fauser<br />

Diogenes Verlag, € 25,30<br />

Bernhard Aichner<br />

btb Verlag, € 17,50<br />

51<br />

Eva Rossmann<br />

Folio Verlag, € 22,00<br />

Suhrkamp Verlag, € 13,40


Mit<br />

den<br />

besten<br />

Empfehlungen:<br />

Ein eindringliches Plädoyer an<br />

die Gesellschaft, etwas gegen<br />

die größte Bedrohung der<br />

Menschheit zu unternehmen –<br />

die unausweichliche Klimakrise.<br />

Meteorologe Marcus<br />

Wadsak und Aktivistin Paula<br />

Dorten fordern die Menschheit<br />

dazu auf, sich selbst zu<br />

retten. Denn nur mit Biogurken<br />

und Bambuszahnbürsten ist<br />

es bei Weitem nicht getan. Ihr<br />

Manifest warnt vor den Auswirkungen<br />

des Klimawandels<br />

und zeigt, warum gerade jetzt<br />

Handlungsbedarf besteht. Wir<br />

sind die letzte Generation, die<br />

noch handeln kann! Maria Neumayr<br />

Marcus Wadsak und Paula Dorten::<br />

Letzte Generation: Das Klimamanifest<br />

Braumüller Verlag, 50 S., € 10,00<br />

Kurz, prägnant und mit Infografiken<br />

illustriert, gibt der<br />

Meteorologe Marcus Wadsak<br />

Leser*innen eine kompakte<br />

Informationsquelle, um ihr<br />

Wissen über den Klimawandel<br />

zu erweitern. Er zeigt, dass<br />

ein dringender Handlungsbedarf<br />

besteht und warum es<br />

gerade jetzt wichtig ist, aktiv<br />

zu werden. Denn auch wenn<br />

die Auswirkungen des Klimawandels<br />

für viele Menschen<br />

erst jetzt greifbar werden, bleibt<br />

nicht mehr viel Zeit, um etwas<br />

dagegen zu tun. Ein absolutes<br />

Must-Read zu einem Thema,<br />

das uns alle betrifft! Maria Neumayr<br />

Marcus Wadsak:<br />

Klimawandel: Fakten gegen Fake &<br />

Fiction<br />

Braumüller Verlag, <strong>14</strong>4 S., € 18,00<br />

In dem vielschichtigen Roman<br />

Liebesheirat prallen zwei Familien<br />

und Kulturen anlässlich<br />

einer Hochzeit aufeinander.<br />

Monica Ali beschäftigt sich mit<br />

den Themen Liebe, Ehe und<br />

Familie und damit, wie diesen<br />

Begriffen in verschiedenen<br />

Generationen und Kulturen<br />

unterschiedliche Werte zugeschrieben<br />

werden. Ihr Debüt<br />

Brick Lane wurde zu Recht für<br />

den Booker Prize nominiert:<br />

Monica Ali schafft gekonnt<br />

facettenreiche Figuren, die mit<br />

all ihren Eigenheiten wunderbar<br />

realistisch und lebendig wirken.<br />

Klaudia Grünfelder<br />

Ali Monica:<br />

Liebesheirat<br />

Klett-Cotta Verlag, 592 S., € 25,70<br />

Ein wirklich starkes Debüt legt<br />

die junge Frankfurterin Anna<br />

Yeliz Schentke vor. Dilek verläßt<br />

Istanbul heimlich. Im Netz<br />

nennt sie sich Kangal und sie<br />

fürchtet um ihre Freiheit unter<br />

dem Regime von Erdoğan. Für<br />

Ayla, die Cousine in Frankfurt,<br />

ist die Türkei ein Sehnsuchtsort.<br />

Und ihr Freund, der von nichts<br />

weiß, macht sich in der Istanbul<br />

auf die Suche nach Dilek. In<br />

prägnanten kurzen Kapitel<br />

rasen wir mit den Dreien durch<br />

die Gefahren der Zeit die “real<br />

(sind) und unreal zugleich”.<br />

Atemlos, musikalisch, großartig!<br />

Robert Renk<br />

Anna Yeliz Schentke:<br />

Kangal<br />

S. Fischer Verlag, 208 S., € 21,60<br />

Jane Austens literarisches Vorbild<br />

– erstmals auf Deutsch<br />

und eine absolute Entdeckung.<br />

Belinda Portman wird auf<br />

den Londoner Heiratsmarkt<br />

geschickt. Zwischen dem gesellschaftlichen<br />

Trubel und ihrer<br />

exzentrischen Gastgeberin,<br />

verliebt sie sich in einen Mann,<br />

der bereits versprochen ist. Ein<br />

grandioser Gesellschaftsroman,<br />

mit tiefgreifenden Themen und<br />

geistreichem Humor. Edgeworth’s<br />

Stil ist ernst und auf<br />

moralische Werte bedacht, was<br />

sie letztendlich von Austen<br />

abhebt. Ein atemberaubendes<br />

Portrait des 19. Jahrhunderts<br />

und dessen Menschen. Lena Walder<br />

Maria Edgeworth:<br />

Belinda<br />

Reclam Verlag, 600 S., € 28,80<br />

Ein schier unerträglich heißer<br />

Sommer geht zu Ende. Krüger<br />

und sein bester Freund Viktor<br />

verbringen die Ferien 1999 mit<br />

Kiffen, abhängen im Skatepark<br />

und viel Musik hören in<br />

der Müller Filiale in Bodenstein.<br />

Mehr ist nicht los – bis<br />

Jacky ihren Weg kreuzt. Das<br />

Mädchen mit der roten Mähne<br />

ist ein absoluter Wildfang und<br />

stellt alles auf den Kopf. Großartig,<br />

wie es Christian Huber<br />

gelingt, und beim Lesen in das<br />

eigene „Erwachsen-werden“<br />

zu katapultieren. Perfekt abgerundet<br />

durch die Tracklist,<br />

mit QR-Code im Buch. Carmen<br />

Schwarz<br />

Christian Huber:<br />

Man vergisst nicht, wie man schwimmt<br />

Dtv Verlag, 400 S., € 22,70<br />

74<br />

Wagner’sche.<br />

Dieses Debüt besticht durch<br />

seine wunderbare Protagonistin<br />

Elizabeth Zott, die man von<br />

der ersten Seite an ins Herz<br />

schließt. Ihre Leidenschaft ist<br />

die Chemie, doch Anfang der<br />

60er hat sie es als Frau in der<br />

Wissenschaft nicht leicht. Über<br />

Umwege landet sie in einer<br />

Kochsendung, in der sie nicht<br />

nur Küchentipps gibt, sondern<br />

ihr vorwiegend weibliches<br />

Publikum zur Emanzipation<br />

inspiriert. Trockener Humor,<br />

eine Romanze und ganz viel<br />

Empowerment machen den<br />

Roman zu einem großen Lesevergnügen.<br />

Klaudia Grünfelder<br />

Bonnie Garmus:<br />

Eine Frage der Chemie<br />

Piper Verlag, 464 S., € 22,70<br />

Zweiundzwanzig Frauennamen,<br />

zweiundzwanzig Geschichten,<br />

lakonisch, geistreich und durchaus<br />

mit Empathie geschrieben,<br />

ohne distanzlos zu sein: Daniel<br />

Wisser schafft diesen kunstvollen<br />

Spagat. Ob „erfunden“ oder<br />

nicht, es sind Geschichten von<br />

jungen, älteren und alten Frauen<br />

aus der Mitte ihres Lebens<br />

heraus, die von Beziehungen und<br />

Freundschaften erzählen, von<br />

der Suche nach dem Glück und<br />

vom Scheitern. Und sie zeigen,<br />

wie nahe Alltag und Skurrilität<br />

einander sein können. Da hilft<br />

es oft nur Prosecco trinken oder<br />

sich mit Constanze Mozart austauschen<br />

… Anna Rottensteiner<br />

Daniel Wisser:<br />

Die erfundene Frau<br />

Luchterhand Verlag, 240 S., € 22,70<br />

Der neueste Roman dient<br />

gut als Einstiegslektüre in<br />

das Schreiben des Karl Ove<br />

Knausgard. Dick sind sie alle,<br />

hier aber verlässt Knausgard<br />

seinen Schreibkokon, um<br />

sich doch treu zu bleiben. In<br />

seiner direkten, detailgetreuen<br />

Schilderungsprosa tauchen nun<br />

neun fiktive Personen auf, die<br />

aus ihrer jeweiligen Perspektive<br />

sprechen. Und ein neuer Stern,<br />

den niemand erklären kann und<br />

der allerlei Getier veranlasst,<br />

sich wider die Natur zu verhalten.<br />

Ob das ein gutes Omen<br />

ist? Ein spannendes in jedem<br />

Fall! Robert Renk<br />

Karl Ove Knausgard:<br />

Der Morgenstern<br />

Luchterhand Verlag, 896 S., € 28,80<br />

Oxford, Ende des 19. Jahrhundert.<br />

Wir lernen Esme<br />

kennen. Sie liebt es, heruntergefallene<br />

Papiere vom Schreibtisch<br />

ihres Vaters zu lesen.<br />

Begriffe, die die Welt der Frauen<br />

betreffen. Ihr Vater arbeitet am<br />

ersten Oxford English Dictionary<br />

und Esme erkennt nach<br />

und nach, was achtlos weggeworfen<br />

wird und somit nicht<br />

ins Wörterbuch aufgenommen<br />

wird. So legt Esme ihre eigene<br />

Sammlung an, kämpft für die<br />

Rechte der Frauen und will all<br />

jene Wörter festhalten, über die<br />

niemand spricht. Außergewöhnlich,<br />

charmant und Balsam für<br />

die Seele. Stephanie Bergmann<br />

Pip Williams:<br />

Die Sammlerin der verlorenen Wörter<br />

Diana Verlag, 528 S., € 22,70<br />

Die siebzehnjährige Lenni ist<br />

unheilbar krank und verbringt<br />

ihre verbleibende Zeit<br />

in der Klinik. Viele Fragen beschäftigen<br />

sie. Das Leben wird<br />

diese nicht mehr beantworten<br />

können, vielleicht aber Pater<br />

Arthur, der den Draht zu Gott<br />

hat? Margot ist dreiundachtzig,<br />

ein ungewöhnliches Projekt<br />

wird gestartet, verflochten mit<br />

Geschichten aus dem Leben.<br />

Lenni bringt einem nahe, wie<br />

kostbar unsere Zeit auf Erden<br />

ist. Tief bewegt und mit Tränen<br />

habe ich den Roman gelesen,<br />

der aber auch humorvolle Seiten<br />

hat. Andrea Scheiber<br />

Marianne Cronin:<br />

Die hundert Jahre von Lenni und Margot<br />

C. Bertelsmann Verlag, 440 S., € 21,20<br />

Endlich in deutscher Übersetzung!<br />

Stilikone und Kultfigur<br />

Fran Lebowitz befasst sich<br />

in New York und der Rest der<br />

Welt mit den verschiedensten<br />

Themen aus unserem Alltag.<br />

Gedanken, Fragen und Bedenken;<br />

nichts bleibt von ihrer<br />

Beobachtungsgabe verschont.<br />

Mit New Yorker Witz und Biss<br />

erkundet sie die widersprüchlichen<br />

Facetten der menschlichen<br />

Natur. Fran Lebowitz zu<br />

lesen bedeutet, sich selbst und<br />

andere in ihren zeitlosen Texten<br />

wiederzuerkennen, beipflichtend<br />

zu nicken und laut aufzulachen.<br />

Klaudia Grünfelder<br />

Fran Lebowitz:<br />

New York und der Rest der Welt<br />

Rowohlt Verlag, 352 S., € 22,70


Eigentlich hat Meyerhoff nicht<br />

mehr vorgehab, einen Roman zu<br />

schreiben. Sein Leben bis zum<br />

Theater sei auserzählt meite er<br />

in Interviews. Doch dann wird<br />

er als <strong>No</strong>tfall auf eine Intensivstation<br />

eingeliefert. Er, der<br />

sich immer durch körperliche<br />

Verausgabung zum Glühen<br />

brachte, liegt an Apparaturen<br />

angeschlossen in einem<br />

Krankenhausbett in der Wiener<br />

Peripherie. Kann das Erzählen<br />

von Geschichten zur Rettung<br />

beitragen? Und kann Komik<br />

heilen? Ganz klares JA! Jetzt<br />

auch als Taschenbuch. Robert Renk<br />

Joachim Meyerhoff:<br />

Hamster im hinteren Stromgebiet<br />

KiWi Verlag, 320 S., € 12,40<br />

Esther Kinsky findet wieder<br />

einmal eine Sprache für Unaussprechliches:<br />

das Erdbeben im<br />

Friaul im Jahre 1976. Auch aus<br />

den Schriften der Landschaft,<br />

aus Wasser und Stein liest sie<br />

die Erinnerungen. Viel zu selten<br />

liest man Natur derart, viel zu<br />

selten ein historisches Memorial<br />

derart gegenwärtlich. Die alltäglichen<br />

Katastrophenspuren<br />

in Mensch und Natur buchstabiert<br />

sie hochpoetisch mit<br />

sprachlicher und emotionaler<br />

Wucht: berührend, lehrreich<br />

und erschütternd zugleich! Ein<br />

Magnet von einem Roman!<br />

Siljarosa Schletterer<br />

Esther Kinsky:<br />

Rombo<br />

Suhrkamp Verlag, 267 S., € 24,70<br />

Schonungslos, gewalttätig<br />

und näher an der Realität als<br />

es einem vielleicht lieb ist. In<br />

seinem neuen Roman erzählt<br />

Sasha Filipenko die Geschichte<br />

des idealistischen Journalisten<br />

Anton Quint, der sich mit<br />

einem skrupellosen Oligarchen<br />

anlegt und daraufhin ins Fadenkreuz<br />

seiner Handlanger gerät.<br />

Mit musikalischer Untermalung<br />

und einer gewissen Dringlichkeit<br />

beschreibt Filipenko eine<br />

harsche Wirklichkeit, mit der<br />

sich mit Sicherheit nicht nur fiktive<br />

Figuren auseinandersetzen<br />

müssen. David Schranz<br />

Sasha Filipenko:<br />

Die Jagd<br />

Diogenes Verlag, 288 S., € 24,30<br />

Über Generationen hinweg ist<br />

es das Schicksal der Männer<br />

der Familie Stoica in Bukarest<br />

Brände zu bekämpfen. Während<br />

die Männer das Feuer löschen<br />

und die Frauen zu den Heiligen<br />

beten, folgen wir der historischen<br />

Entwicklung der Stadt.<br />

Florescu baut seinen Leser*innen<br />

Luftschlösser vergangener<br />

Zeiten, in denen Menschlichkeit<br />

groß geschrieben wurde,<br />

um sie im Laufe des Romanes<br />

wieder einstürzen zu lassen.<br />

Kommunismus, Terror und Verrat<br />

werden zum Alltag. Genüsslich<br />

und schrecklich zugleich.<br />

Ágnes Czingulszki<br />

Catalin Dorian Florescu:<br />

Der Feuerturm<br />

C.H.Beck Verlag, 358 S., € 25,70<br />

Frauengeschichten, Drogen,<br />

eine Leiche und vier Freunde<br />

seit Kindertagen. Auch wenn<br />

Johannes, Lukas, Markus und<br />

Matthäus aus dem Evangelium<br />

zu kommen scheinen, erwartet<br />

die vier alles andere als eine<br />

„Frohe Botschaft“. Schlimmer<br />

geht immer und fängt bereits<br />

mit dem Aufstehen aus dem<br />

Bett an. Georg Thiels Roman<br />

ist eine unterhaltsame Geschichte,<br />

ein Roadtrip und die knapp<br />

230 Seiten reichen aus, um sich<br />

bestens unterhalten zu wissen.<br />

Lena Kripahle-Wiek<br />

Georg Thiel:<br />

Nachtfahrt<br />

Braumüller Verlag, 224 S., € 24,00<br />

Ein Genderroman aus dem 19.<br />

JH. Geschrieben von einer der<br />

unkonventionellesten Autorinen<br />

der Romantik, George Sand.<br />

Gabriel, Enkel und Alleinerbe<br />

des Fürsten von Bramante<br />

wächst versteckt mit nur zwei<br />

ins Geheimnis eingeweihten<br />

Bediensteten als Jungen auf. Er<br />

und nicht sein Cousin Astolphe<br />

soll die große Erbschaft antreten.<br />

Er ist aber eine Sie, wie<br />

sich herausstellt! Eine Lektüre<br />

von aktueller wie zeitloser Relevanz,<br />

die derzeit in Frankreich<br />

und Deutschland wiederentdeckt<br />

wird. Robert Renk<br />

George Sand:<br />

Gabriel<br />

Reclam Verlag, 176 S., € 18,50<br />

Der Chirurg Finn und seine<br />

Frau Eivor ziehen mit ihren<br />

Töchtern ans Ende der Welt.<br />

Und sind selbst dort nicht abgekoppelt<br />

vom aufkommenden<br />

Kalten Krieg. Sie ziehen 1957<br />

nach Spitzbergen. Als Werksarzt<br />

flickt Finn die bei der<br />

gefährlichen Arbeit verletzten<br />

Bergarbeiter zusammen, stellt<br />

aber bald fest, dass nicht nur<br />

ihre Körper kaputtgehen,<br />

sondern auch deren Psyche. Das<br />

betrifft auch seine Frau Eivor.<br />

Ein Roman über das Überleben<br />

am Rande der Welt, Isolation,<br />

die Kraft der Natur – und eine<br />

Ehe in der Krise. Robert Renk<br />

Heidi Sævareid:<br />

Am Ende der Polarnacht<br />

Insel Verlag, 350 S., € 23,70<br />

Im Jahr 2020 haben viele<br />

Menschen Halt in Ritualen<br />

gefunden. So auch Ursula<br />

Karven, die deshalb am<br />

Silvesterabend 2020 den Entschluss<br />

fasst, sich im neuen<br />

Jahr intensiv mit Ritualen zu<br />

beschäftigen. Ob mit Kerzenmagie,<br />

Yoga oder Heilpflanzen<br />

gibt sie verschiedenste Impulse,<br />

wie man kräftigende<br />

Rituale in den Alltag einfließen<br />

lassen kann. Ein wunderschön<br />

gestaltetes, im Jahreskreis aufgebautes<br />

Buch, das zeigt, wie<br />

man aus alten Bräuchen und<br />

Ritualen neue Kraft schöpfen<br />

kann. Maria Neumayr<br />

Ursula Karven:<br />

Hexenzauber, Göttinnen und weiße Magie<br />

Gräfe und Unzer Verlag, 192 S., € 22,90<br />

Dieses Buch eines schieren<br />

Jahrhunderts ist magisches<br />

Kino. Ein Roman wie ein<br />

Film. Erzähllust aus Sätzen<br />

und Bildern, in denen Humor<br />

und Erkenntnis zum Lichtspiel<br />

kristallisieren. Immer eins mit<br />

der Geschichte, deren Dialoge<br />

Lebensfäden sind. Hinein in<br />

einen Mord und wieder aus<br />

ihm heraus. Ein minutiös aufgefächerter<br />

Andrew Green.<br />

Ein Kaleidoskop zartscheuer<br />

Facetten eines Menschen, der<br />

New York prägte. Was sich in<br />

einem einzigen Moment bündelt<br />

macht Staunen. Ein Meisterwerk!<br />

José F.A. Oliver<br />

Jonathan Lee:<br />

Der große Fehler<br />

Diogenes Verlag, 368 S., € 24,70<br />

Dieser Roman erschüttert.<br />

Nicht nur wegen der aktuellen<br />

Situation in der Ukraine. Dort<br />

spielt der Roman. Und in den<br />

Köpfen der Figuren, die durch<br />

einen versehrten Landstrich in<br />

der Ostukraine irren. Auch in<br />

den Köpfen hat der Krieg gewütet.<br />

Die Gegenwart ist immer<br />

auch die Summe verschiedener<br />

Vergangenheiten. Die prägen<br />

das Heute, den Blick darauf.<br />

Auch deshalb sollte man den<br />

Blicken misstrauen. Davon<br />

erzählt Evelyn Schlag – und<br />

beweist einmal mehr, dass sie<br />

sich auf das Fiebrige, Flirrende,<br />

schwer Greif- und nie vollends<br />

Begreifbare versteht. Joseph Frontull<br />

Evelyn Schlag:<br />

In den Kriegen<br />

Hollitzer Verlag, 244 S., € 22,00<br />

Kaiser-Mühlecker erzählt die<br />

Geschichte von Jakob fort,<br />

einem der Protagonisten aus<br />

Fremde Seele, dunkler Wald.<br />

Eine Geschichte, die von Liebe<br />

handelt: Jakob lernt Katja<br />

kennen, die beiden bauen sich<br />

ein gemeinsames Leben am Hof<br />

auf, den Jakob führt, bevor sie<br />

sich wieder trennen; aber auch<br />

vom ständigen Kampf ums<br />

Überleben und vom Kampf<br />

gegen die eigenen inneren<br />

Ungeheuer. Ein Wildern in<br />

den Gefühlen, aber auch ein<br />

wildes, archaisches Leben, das<br />

nach außen drängt, wo es aber<br />

nicht sein darf. Sprachlich und<br />

erzählerisch beeindruckend. Anna<br />

Rottensteiner<br />

Reinhard Kaiser-Mühlecker:<br />

Wilderer<br />

S.Fischer Verlag, 352 S., € 24,70<br />

Vor den Kulissen Istanbuls<br />

beschreibt Fricke – die als Stipendiatin<br />

der Kulturakademie<br />

Tarabya in Istanbul die Stadt<br />

wohl wirklich gut kennengelernt<br />

hat – von einer Diplomatin, die<br />

den Glauben an die Diplomatie<br />

verliert – und das, was in ihrem<br />

Beruf das Wichtigste ist: die<br />

Geduld. Fred, einstmals eine<br />

ehrgeizige deutsche Konsulin<br />

wird nach Istanbul versetzt. Die<br />

Stadt ist politisch aufgeheizt.<br />

Zwischen Geheimdienst, Affäre<br />

und Einsamkeit stößt sie an<br />

die Grenzen von Rechtsstaatlichkeit<br />

und europäischer Idee.<br />

Robert Renk<br />

Lucy Fricke:<br />

Die Diplomatin<br />

Claassen Verlag, 256 S., € 22,70<br />

Verschmutze Straßen, Korruption<br />

und Gewalt, überfüllte<br />

Kerker – so lernen wir<br />

das London um 1700 kennen.<br />

Die von Pest und Verwüstung<br />

heimgesuchte Stadt ist in fester<br />

Hand von Queen Anne Stuart.<br />

Wer nicht ihrem Regiment folgt<br />

landet im gefürchtetsten Kerker<br />

Europas, Newgate Prison. Daniel<br />

de Foe durchschaut dieses<br />

vertrackte Spiel, erkennt die<br />

wahren Agierenden und begehrt<br />

auf. Ein literarischer Historienroman<br />

der viele Motive wie<br />

Fake News, Paranoia und<br />

andere Unsicherheiten plötzlich<br />

unglaublich vertraut erscheinen<br />

lässt. Ein Pageturner der<br />

Meisterklasse! Carmen Schwarz<br />

Markus Gasser:<br />

Die Verschwörung der Krähen<br />

C.H. Beck Verlag, 238 S., € 23,70<br />

Michael Hartung ist Videothekenbesitzer,<br />

hält sich in<br />

Zeiten von Netflix gerade so<br />

über Wasser. Ein Mann der<br />

stets dem Zahn der Zeit ein<br />

wenig hinterherhinkt. Als eines<br />

Tages ein Journalist mehr über<br />

seine DDR-Vergangenheit in<br />

Erfahrung bringen will, überschlagen<br />

sich die Ereignisse.<br />

Plötzlich ist er über Nacht zum<br />

Helden der Nation geworden,<br />

der 127 Menschen zur Flucht<br />

in den Westen geholfen haben<br />

soll. Ein Hochstaplerroman der<br />

mit viel Herz und Berlincharme<br />

großes Lesevergnügen bereitet!<br />

Carmen Schwarz<br />

Maxim Leo:<br />

Der Held vom Bahnhof Friedrichstrasse<br />

Kiepenheuer & Witsch Verlag, 304 S.,<br />

€ 22,70<br />

Führerschein und Kummerkasten.<br />

Eine junge Mutter<br />

zieht mit Mann und Baby nach<br />

Westjütland, ins „Land der<br />

kurzen Sätze“. Eine einfache<br />

Unterhaltung wird für sie zum<br />

Wagnis, und das Leben selbst<br />

ist auf einmal voller Hindernisse.<br />

Mutterschaft, Ehe und<br />

Fahrprüfung: alles kaum zu<br />

schaffen. Doch als sie Kummerkasten-Redakteurin<br />

bei der lokalen<br />

Zeitung wird, ändert sich<br />

ihr Leben. Ein toller Roman<br />

in toller Übersetzung in einem<br />

neuen, tollen Verlag. Zudem es<br />

ein tolles Hörbuch – eingelesen<br />

von Caroline Peters – gibt. Robert<br />

Renk<br />

Stine Pilgaard:<br />

Meter pro Sekunde<br />

Kanon Verlag, 253 S., € 23,70<br />

Julia Schoch schreibt: „Ich<br />

erwähne diese alltäglichen Verrichtungen,<br />

weil die meisten<br />

überraschenden Vorfälle in<br />

unserem Leben gleichsam<br />

nebenbei passieren.“ So klar<br />

wie dieser Satz ist der ganze<br />

Roman. Im Verwobenen einer<br />

Geschichte, die berührt, weil<br />

sie verwegen klar ist. Plötzlich<br />

war im Leben der Protagonistin<br />

eine unbekannte Halbschwester<br />

aufgetaucht. Alles wird anders.<br />

Schock und Zuversicht zugleich.<br />

Das Vorkommnis wird<br />

Alltag, ohne Alltag zu werden.<br />

Ein gelungener literarischer<br />

Griff. José F.A. Oliver<br />

Julia Schoch:<br />

Das Vorkommnis<br />

dtv Verlag, 192 S., € 20,60


Nach dem Tod von ihrem<br />

Mann, nimmt sich Lèna Auszeit<br />

am Golf von Bengalen.<br />

Sie kämpft mit sich und ihrer<br />

Situation, wird auf wundervoller<br />

Weise von einem kleinen<br />

Mädchen und Frauen die der<br />

Selbstverteidigungsgruppe<br />

angehören, gerettet. Eine neue<br />

Aufgabe gibt ihr wieder Mut:<br />

Sie gründet eine Schule trotz<br />

aller Widrigkeiten und kämpft<br />

für die Rechte der Mädchen<br />

damit diese eine Zukunft außerhalb<br />

von Armut und Elend<br />

erwarten können. Das Buch hat<br />

mich von der ersten Seite an tief<br />

berührt und gibt Einblicke in<br />

die indische Kultur. Andrea Scheiber<br />

Laetitia Colombani:<br />

Das Mädchen mit dem Drachen<br />

S. Fischer Verlag, 272 S., € 23,30<br />

Said konnte wie kaum ein<br />

anderer laute Kritik und stille<br />

Zurücknahme vereinen. Er<br />

war für viele Vorbild und Inspirationsquelle,<br />

Maßstab und<br />

Brückenbauer. Die Autobiografie<br />

aus seinem Nachlass<br />

ist mehr als ein Tablett seines<br />

Lebensanfangs, es ist auch<br />

Zeitdokument und Aufruf:<br />

hinzuhören und gegen Unrecht<br />

einzustehen wie er es tat!<br />

So stellt dieses Buch nicht nur<br />

Erinnerungen an eine persische<br />

Kindheit dar, sondern erinnert<br />

an eine große lyrische Stimme<br />

und einen wichtigen Seismographen<br />

unsrer Zeit. Siljarosa<br />

Schletterer<br />

Said:<br />

Ein vibrierendes Kind<br />

C.H. Beck Verlag, 272 S., € 23,70<br />

Es ist die Geschichte einer zerstörerischen<br />

Amour fou: jene<br />

zwischen dem Maler Edvar<br />

Munch und der Tochter eines<br />

Weinhändlers, Tulla Larsen.<br />

Es ist von einem inszenierten<br />

Selbstmord die Rede und vom<br />

„Schuss“ (sie soll ihm in die<br />

Hand geschossen haben). Es ist<br />

aber auch die Geschichte einer<br />

Ehrenrettung, denn Teigen hat<br />

anhand des Briefwechsels der<br />

Liebenden ein neues, einfühlsames<br />

Bild einer modernen Frau<br />

entworfen, die Munch nur seinen<br />

„Plagegeist“ nannte, die er<br />

aber vermutlich ein Leben lang<br />

geliebt hat. Bernd Schuchter<br />

Lene Therese Teigen:<br />

Schatten der Erinnerung<br />

Ebersbach & Simon Verlag,<br />

336 S., € 24,00<br />

Paul Auster hat über Stephen<br />

Crane und sein kurzes Leben<br />

ein sehr, sehr langes, sehr feuriges<br />

und fast schon zu gescheites<br />

Buch In Flammen geschrieben.<br />

Geschichten eines New Yorker<br />

Künstlers sind Stories. Manche,<br />

„Maggie, ein Mädchen von der<br />

Straße“ zum Beispiel, nennt er<br />

Roman, andere Geschichten:<br />

Erdig sind sie alle. Erdig und<br />

elegant. Und geradlinig. Und<br />

und und. Man könnte, ganz wie<br />

Paul Auster, ins Schwärmen<br />

kommen. Joseph Frontull<br />

Stephen Crane:<br />

Geschichten eines New Yorker Künstlers<br />

Pendragon Verlag, 288 S., € 24,70<br />

Der dritte und wohl berührendste<br />

Teil der Familiensaga.<br />

Diesmal erweckt Monika<br />

Helfer ihren Bruder Richard<br />

zum Leben. Das scheint ihm<br />

wenig wichtig. Verantwortung<br />

übernimmt er nur, wenn sie<br />

ihm angetragen wird. So auch,<br />

als ihm auf merkwürdige<br />

Weise eine verflossene Liebe<br />

ein Kind überlässt, von dem<br />

er nur den Spitznamen kennt.<br />

Eine Liebeserklärung an einen<br />

fantasievollen Sonderlinge mit<br />

großem Herzen in einer kalten,<br />

durchrationalisierten Welt.<br />

Unprätentiös und stilistisch<br />

brillant. Robert Renk<br />

Monika Helfer:<br />

Löwenherz<br />

Hanser Verlag, 192 S., € 20,60<br />

Mit Schweizer Gemütlichkeit<br />

hat dieser Roman nichts zu tun.<br />

Mit einem Affentempo legt<br />

Schmidt, der Schweizer Autor,<br />

der in Island wohnt, hier die<br />

Tell-Saga als literarischen Pageturner<br />

vor. Auch nordische Mythen<br />

suchen sich ihren Platz in<br />

der Zentralschweiz. In beinahe<br />

100 schnelle Sequenzen jagen 20<br />

verschiedene Protagonisten wie<br />

auf einer Lunte dem explosiven<br />

Showdown entgegen. Das ganze<br />

noch garniert mit einem Hauch<br />

Frau Hitt. Dass das ein Erfolg<br />

wird, steht in Stein gemeiselt,<br />

meint ... Robert Renk<br />

Joachim B. Schmidt:<br />

Tell<br />

Diogenes Verlag, 288 S., € 23,70<br />

Julia May Jonas führt uns in<br />

das Leben am Campus eines<br />

Colleges. Dort unterrichtet<br />

die 58jährige Ich-Erzählerin<br />

Literatur scharf, präzise und<br />

schonungslos erzählt sie über<br />

ihre Zweifel am alternden<br />

Körper, an ihrem Ehemann,<br />

dem gerade ein Verfahren droht,<br />

da er intime Beziehungen mit<br />

jungen Studentinnen hatte. Sie<br />

verliebt sich in den wesentlich<br />

jüngeren Kollegen Vladimir, die<br />

Situation eskaliert und endete in<br />

einem Desaster. Ihre eindrucksvolle<br />

Reflexion über Geschlecht,<br />

Macht und Alter trifft exakt den<br />

Puls der Zeit. Gabi Pinsker<br />

Julia May Jonas:<br />

Vladimir<br />

Blessing Verlag, 352 S., € 24,70<br />

Robert Schneider gelang vor<br />

30 Jahren ein literarischer<br />

Welterfolg. In 30 Sprachen<br />

übersetzt und verfilmt. Nun ist<br />

der Roman in einer wunderschönen<br />

Jubiläumsausgabe<br />

erschienen. Nimmt man den<br />

Schutzumschlag ab, kommt das<br />

Cover, das man von Schlafes<br />

Bruder kennt, farblich bedruckt<br />

zum Vorschein. Ausgestattet<br />

mit Lesebändchen tauchen wir<br />

in die Geschichte des Musikers<br />

Johannes Elias Alder ein, der<br />

mit 22 Jahren seinem Leben<br />

ein Ende bereitete, nachdem er<br />

beschlossen hatte, nicht mehr zu<br />

schlafen. Stephanie Bergmann<br />

Robert Schneider:<br />

Schlafes Bruder<br />

Reclam Verlag, 224 S., € 25,70<br />

Eine Familie, ein unerwarteter<br />

Tod. Die Zurückgebliebenen,<br />

verstreut zwischen London,<br />

Paris, den Niederlanden und<br />

der Steiermark, trauern auf<br />

verschiedene Weise. Und sie<br />

erkennen auch die Leere in<br />

ihrem eigenen Leben. Für alle<br />

stellt sich die Frage nach einem<br />

glücklichen Leben noch einmal<br />

neu und dringlicher – während<br />

große gesellschaftliche Veränderungen<br />

und Entwicklungen<br />

in Europa im Gange sind, die<br />

sie skeptisch mitverfolgen. Einfühlsam,<br />

spannend und stilistisch<br />

beeindruckend! Robert Renk<br />

Friederike Gösweiner:<br />

Regenbogenweiß<br />

Droschl Verlag, 344 S., € 24,00<br />

Dieses Buch macht Hunger –<br />

Lesehunger und auch ganz echten<br />

– also ist es am besten, wenn<br />

man es während des Kochens<br />

liest! Im Gasthof von Elsa und<br />

Robert Walch im Elsass fühlt<br />

man sich gleich zuhause, spürt<br />

die Natur und den Sommer,<br />

genießt den herrlichen Garten…<br />

bis die quirlige Maggie<br />

auftaucht und das Leben des<br />

schrulligen Kochs komplett auf<br />

den Kopf stellt. Diese Geschichte<br />

ist ein Genuss für alle<br />

Sinne, die Seele und auch den<br />

Magen, sofern man das Essen<br />

nicht anbrennen lässt. Nadja<br />

Fenneberg<br />

Julia Mattera:<br />

Der Koch der zu Möhren und Sternen<br />

sprach<br />

Eichborn Verlag, 224 S., € 18,50<br />

Im Jahre 1939 stehen die<br />

Zeichen auf Krieg in Krakau,<br />

und deutsche Truppen fallen<br />

in Polen ein. Die junge Marie<br />

ist ohne Mutter aufgewachsen,<br />

und von ihrem Vater, der ein<br />

angesehener Arzt ist, erfährt sie<br />

nicht viel. Aus Neugier betritt<br />

sie sein Zimmer und macht eine<br />

seltsame Entdeckung. Das Buch<br />

ist voller Geheimnisse, begleitet<br />

von einer beeindruckenden<br />

Medizingeschichte und einer<br />

verboten Liebe zu einen Juden.<br />

Die Geschichte hat mich fasziniert<br />

und innerlich sehr berührt.<br />

Absolute Leseempfehlung.<br />

Andrea Scheiber<br />

Rachel Giveny:<br />

Das verschlossene Zimmer<br />

Lübbe Verlag, 554 S., € 22,70<br />

Zwei Geflüchtete: Der eine sucht<br />

politisches Asyl, der andere war<br />

früher „Bildungsmigrant“ und<br />

arbeitet jetzt an einer britischen<br />

Universität. Sie erzählen sich ihr<br />

Schicksal, reden über Aufbruch<br />

und Verlust, die Demütigungen<br />

und Übergriffe. Geteiltes Leid<br />

als halbes Leid? Mitnichten.<br />

Die Leidensgenossen sind sich<br />

spinnefeind. Das hat mit dem<br />

zu tun, was sie hinter sich lassen<br />

mussten. Eine alte Geschichte.<br />

Oder genauer: zwei Geschichten.<br />

Gurnah räumt – dem<br />

kitschverdächtigem Titel stolz<br />

trotzend – mit allem auf, was<br />

sich romantisieren ließe. Joseph<br />

Frontull<br />

Abdulrazak Gurnah:<br />

Ferne Gestade<br />

Penguin Verlag, 416 S., € 26,80<br />

Elvira Steppachers Debüt<br />

erzählt aus den Augen einer<br />

Frau, die ihr Ende kommen<br />

sieht. Kraftvoll schreibt sie ihre<br />

Beobachtungen in ein <strong>No</strong>tizbuch;<br />

kraftvoll, trotz ihres<br />

Hirntumors. Sie nimmt uns mit<br />

auf Friedhöfe und in die Natur,<br />

zu den Tieren und Bäumen die<br />

dort verweilen. Wir nehmen<br />

teil an ihren Betrachtungen<br />

zu Spiritualität, Krankheit,<br />

Tod und gehen der Frage<br />

„Was kommt danach“ auf den<br />

Grund. Als Leser*in spürt man<br />

die Stärke der Sprache und das<br />

Können der Autorin, diese auch<br />

einzusetzen. Lena Kripahle-Wiek<br />

Elvira Steppacher:<br />

Von Fall zu Fall. Ein Stundenheft<br />

Braumüller Verlag, 208 S., € 24,00<br />

Der neue Roman von Judith<br />

Taschler beginnt Anfang des<br />

18. Jahrhunderts und erzählt die<br />

Geschichte der ersten starken<br />

Frau der Familie Brugger.<br />

Diese geht nach Wien und lernt<br />

nicht nur die schönen Seiten<br />

kennen. Über drei Generation<br />

spannt sich eine eindringliche<br />

Familiengeschichte in einem<br />

kleinen Dorf. Sie handelt von<br />

Liebe, Abschieden, Kriegen,<br />

Sehnsucht, Glück und Wiedersehen.<br />

Einfühlsam und packend<br />

erzählt, man lebt und leidet mit<br />

den Protagonisten mit. Eine<br />

Leseempfehlung meinerseits.<br />

Andrea Scheiber<br />

Judith W. Taschler:<br />

Über Carl reden wir morgen<br />

Zsolnay Verlag, 464 S., € 25,30<br />

Besonderen Stil und besonderen<br />

Witz erkennt man – wenn auch<br />

unterschiedlich – beim großen<br />

österreichischen Autor Thomas<br />

Bernhard wie auch beim<br />

großen Entertainer Harald<br />

Schmidt. Nicht verwunderlich,<br />

dass Theatermann Schmidt<br />

sich mit den Texten, vor allem<br />

den Theaterstücken Bernhards,<br />

schnell und innig anfreundete.<br />

Eine tolle Annäherung findet<br />

er für Leser*innen und zwar<br />

über das Essen. Er zeigt, wie<br />

lohnend und inspirierend es ist,<br />

sich Bernhards Werk und seiner<br />

Persönlichkeit über den Esstisch<br />

hinweg anzunähern. Robert Renk<br />

Harald Schmidt (Hrsg.):<br />

In der Frittatensuppe feiert die Provinz<br />

ihre Triumphe<br />

Brandstätter Verlag, 176 S., € 36,00<br />

Dass diese Geschichte grausam<br />

wird, steht schon im ersten Satz.<br />

Dass ob der Grausamkeit wenig<br />

Aufhebens gemacht wird, steht<br />

im zweiten. Und dass alles auch<br />

irgendwie eine Liebesgeschichte<br />

und eine Familiengeschichte<br />

ist, steht da auch. Ocean State<br />

spielt am Rand der Gesellschaft,<br />

in einer Arbeiterstadt, wo die<br />

wenigsten Arbeit, aber jeder<br />

und jede einen Traum hat. Auch<br />

davon erzählt dieses Buch: vom<br />

Leben und Lieben und vom<br />

Sterben in einer ungerechten<br />

Welt. Trotzdem ist Ocean State<br />

ein ganz zartes, beinahe zärtliches<br />

Buch. Joseph Frontul<br />

Stuart O’Nan:<br />

Ocean State<br />

Rowohl Verlag, 256 S., € 24,70


Rezensionen<br />

Krimi:<br />

Frühling der Wunder. Deutschland<br />

erlebt das Unfassbare. Ein<br />

Blinder kann plötzlich wieder<br />

sehen, ein Terroranschlag wird<br />

verhindert und eine Prophezeiung<br />

erschüttert das ganze<br />

Land. Verantwortlich dafür ist<br />

ein Mann, der aus dem Nichts<br />

kam. Ein Mönch, unscheinbar<br />

und bescheiden, das Volk<br />

glaubt an einen neuen Messias.<br />

Nur David Bronski und seine<br />

Kollegin Svenja Spielmann<br />

zweifeln. Sie machen sich auf<br />

die Suche nach der Wahrheit<br />

und decken den ungeheuren<br />

Plan eines Wahnsinnigen auf.<br />

Bernhard Aichner:<br />

Brennweite<br />

btb Verlag, 352 S., € 17,50<br />

Stockholm 2003: Ein Schiedsrichter<br />

der Fußballjugend wird<br />

erschlagen aufgefunden. Der<br />

Verdacht fällt sofort auf einen<br />

Vater, doch es fehlen Beweise.<br />

Der neue Polizeichef holt zwei<br />

Außenseiter ins Team: die<br />

Streifenpolizistin Micaela Vargas,<br />

die aus demselben Problemviertel<br />

wie der Verdächtige<br />

stammt, und den Psychologen<br />

Hans Rekke, ein brillanter Beobachter<br />

und Spezialist für Verhörtechniken.<br />

Rekke folgt bald<br />

einer ganz anderen Spur und<br />

gibt nicht nur Vargas Rätsel auf.<br />

Doch nur wenn beide an einem<br />

Strang ziehen, haben sie eine<br />

Chance gegen übermächtige<br />

Gegner.<br />

David Lagercrantz:<br />

Der Mann aus dem Schatten<br />

Heyne Verlag, 480 S., € 24,70<br />

Martin Juncker ist gerade zur<br />

Kopenhagener Polizei zurückgekehrt,<br />

da entbrennt in Kopenhagen<br />

ein Kampf zwischen<br />

Rechtsradikalen – autonomen<br />

Gruppen und Einwandererbanden.<br />

Dabei wird ein Neonazi<br />

erstochen und Junckers<br />

frühere Partnerin Signe übernimmt<br />

die Ermittlungen. Kurz<br />

darauf wird eine Frau in einem<br />

Naturschutzgebiet gefunden:<br />

erdrosselt und sexuell missbraucht.<br />

Martin ermittelt in<br />

diesem Fall, und seit langer Zeit<br />

arbeitet er wieder mit Signe zusammen.<br />

Die beiden vermuten,<br />

dass die Taten von demselben<br />

Mann verübt wurden – einem<br />

eiskalten Killer.<br />

Kim Faber & Janni Pedersen:<br />

Blutland<br />

Blanvalet Verlag, 560 S., € 16,50<br />

Carl Vorlau behauptet, vor Monaten<br />

die 7-jährige Pia entführt<br />

und an einen geheimen Ort verschleppt<br />

zu haben. Über seine<br />

Tat will Vorlau nur mit dem<br />

unkonventionellen Literaturagenten<br />

David Dolla reden.<br />

Vorlau will einen Vorschuss von<br />

einer Million Euro, für einen<br />

Thriller mit dem Titel „Ich töte<br />

was, was du nicht siehst“. Als<br />

Belohnung will Vorlau Dolla<br />

zum Helden machen, der das<br />

Mädchen in letzter Sekunde<br />

rettet. Lehnt er den Auftrag ab,<br />

wird Pia sterben und das Leben<br />

des Agenten für immer zerstört.<br />

Klingt nach einem typischen<br />

Psychothriller, oder?<br />

Sebastian Fitzek & Micky Beisenherz:<br />

Schreib oder Stirb<br />

Droemer Verlag, 336 S., € 20,60<br />

Mord im Watt auf der Grenze<br />

zwischen Dänemark und<br />

Deutschland. Bei einem<br />

Spaziergang machen Lasse<br />

und sein Schüler Villads einen<br />

grausamen Fund: Im festen<br />

Sand des Meeresgrundes steckt<br />

die Leiche eines Mannes. Es<br />

ist Lykkes erster Fall. Dass sie<br />

den Toten kannte und er sich<br />

verfolgt fühlte, verschweigt sie.<br />

Da die Leiche auf der Grenze<br />

gefunden wurde, wird ihr<br />

Rudi aus Flensburg zur Seite<br />

gestellt. Die beiden verstehen<br />

sich auf Anhieb. Villads ist seit<br />

dem Fund der Leiche spurlos<br />

verschwunden. Es ist nicht das<br />

erste vermisste Kind im Dorf.<br />

Dennis Jürgensen:<br />

Gezeitenmord<br />

Kiepenheuer&Witsch Verlag,<br />

336 S., € 16,50<br />

Wenige Tage vor der Pensionierung<br />

muss sich Kommissar<br />

Wu aus Taipeh mit dem Suizid<br />

eines Marineoffiziers herumschlagen.<br />

Wu ist sofort klar,<br />

dass der Mann ermordet wurde,<br />

doch das Militär beharrt auf<br />

Selbstmord. Nach dem Job in<br />

Rom freut sich der junge taiwanesische<br />

Scharfschütze Alex<br />

darauf, zu seinem Asia-Imbiss<br />

zurückzukehren, der den besten<br />

gebratenen Reis in ganz Italien<br />

serviert. Stattdessen macht Alex<br />

beinahe tödliche Bekanntschaft<br />

mit seinen eigenen Kollegen.<br />

Eine halsbrecherische Flucht<br />

quer durch Osteuropa und zurück<br />

nach Taiwan beginnt...<br />

Chang Kuo-Li:<br />

Der grillende Killer<br />

Droemer Verlag, 320 S., € 16,50<br />

80<br />

Wagner’sche.<br />

Moskau, 1962. Alexander Wassin<br />

ist der Top-Agentenjäger des<br />

KGB. Als es gilt, einen Maulwurf<br />

im Kreml aufzuspüren,<br />

kommt dafür nur er infrage.<br />

Während die Spannungen<br />

zwischen Chruschtschow und<br />

Kennedy zunehmen und die<br />

Kubakrise auf ihren Höhepunkt<br />

zusteuert, ahnt Wassin<br />

nicht, dass das Schicksal der<br />

Welt bald vom Erfolg seiner<br />

Mission abhängt – und von<br />

der Geduld des Kapitäns einer<br />

sowjetischen U-Boot-Flotte, der<br />

weit unter dem Meer auf die<br />

Befehle seiner Kommandanten<br />

wartet, zu denen er den Kontakt<br />

verloren hat.<br />

Owen Matthews:<br />

Red Traitor<br />

Lübbe Verlag, 464 S., € 15,50<br />

Am Mittsommertag werden<br />

Kommissarin Paula Pihjala und<br />

ihr Team zu einem grauenvollen<br />

Fund westlich von Helsinki<br />

gerufen. Vor dem Gutshof einer<br />

Unternehmerfamilie wurde ein<br />

Container abgestellt, in dem<br />

eine ermordete dunkelhäutige<br />

Frau liegt. Sie ist qualvoll darin<br />

ertrunken. Niemand scheint die<br />

Frau zu kennen.Wenig später<br />

kann die Identität der Toten geklärt<br />

werden: Die Universitätslehrerin<br />

Rauha Kalando war<br />

kurz vor ihrem Tod aus Namibia<br />

eingeflogen. In ihrem Hotelzimmer<br />

liegt ein Dokument,<br />

unterschrieben vom ehemaligen<br />

Unternehmenschef ...<br />

A.M. Ollikainen:<br />

Team Helsinki<br />

Lübbe Verlag, 352 S., € 17,50<br />

Die Macht der Gefühle kann<br />

tröstlich sein. Oder tödlich. Seit<br />

vierzehn Jahren verschwinden<br />

Mädchen im Alter zwischen<br />

sechs und zehn Jahren. Rote<br />

Schleifenbänder weisen der<br />

Polizei den Weg zu ihren<br />

Leichen. Vom Täter fehlt seit<br />

vierzehn Jahren jede Spur. Eines<br />

Abends wird der international<br />

renommierte Philosophieprofessor<br />

und Anthropologe<br />

Walter Lesniak im Beisein seiner<br />

Tochter Ann verhaftet. Die<br />

Anklage: zehn Morde an jungen<br />

Mädchen. „Professor Tod“ titelt<br />

die Boulevardpresse. Doch Ann<br />

wird die Unschuld ihres Vaters<br />

beweisen.<br />

Romy Hausmann:<br />

Perfect Day<br />

dtv Verlag, 416 S., € 17,50<br />

Deine Mitspieler: unbekannt.<br />

Die Regeln: tödlich. Der Einsatz:<br />

Dein Leben.<br />

K hat keine Familie mehr und<br />

kann sich nur noch auf zwei<br />

enge Freunde verlassen – Chloe<br />

und Baron. Sie sind süchtig<br />

nach RABBITS. Niemand weiß<br />

genau, seit wann dieses Spiel<br />

im Untergrund existiert. Wann<br />

die nächste Runde beginnt. Wer<br />

mitspielt. Was der Gewinner bekommt.<br />

Doch diese eine Regel<br />

ist klar: Die Spieler dürfen<br />

nicht darüber sprechen. Und<br />

wer gegen die Regel verstößt,<br />

schwebt in Lebensgefahr. So<br />

wie ein Ex-Spieler, der K einen<br />

Auftrag erteilt und plötzlich<br />

verschwindet.<br />

Terry Miles:<br />

RABBITS. Spiel um dein Leben<br />

Penguin Verlag, 496 S., € 18,50<br />

„Ich bin davon überzeugt, dass<br />

Dr Braithwaite meine Schwester<br />

Veronica getötet hat. Damit<br />

meine ich nicht, dass er sie im<br />

üblichen Wortsinn ermordet<br />

hat, dennoch ist er für ihren<br />

Tod verantwortlich, als hätte er<br />

sie mit seinen eigenen Händen<br />

erwürgt“ Zwei Jahre zuvor,<br />

1963, ist Veronica von einer<br />

Überführung gesprungen und<br />

vom Zug überfahren worden.<br />

Niemand hätte ihr das zugetraut.<br />

Am wenigsten ihre<br />

Schwester. Ein hochspannendes<br />

Katz-und-Maus-Spiel zwischen<br />

einem Therapeuten und seiner<br />

Patientin. Was ist wahr, was<br />

Täuschung?<br />

Graeme Macrae Burnet:<br />

Fallstudie<br />

Kampa Verlag, 368 S., € 24,70<br />

Unser Herz schlägt für<br />

Revolverherz und für die<br />

wunderbare Staatsanwältin<br />

Chastity Riley. Bei Wind und<br />

Wetter geht sie auf St. Pauli<br />

ihren Fällen nach, trinkt ihre<br />

Kollegen und andere unter den<br />

Tisch und pflegt ihre seltenen<br />

zwischenmenschlichen Kontakte<br />

gerne auch mal in der<br />

waagerechten. Hier kommt<br />

nun der allererste Riley-Krimi<br />

in überarbeiteter Form bei<br />

Suhrkamp neu heraus. Skalpierte<br />

Stripperinnen im Rotlichtviertel.<br />

Eine perfekte Einstiegsdroge.<br />

Versprochen!<br />

Simone Buchholz:<br />

Revolverherz<br />

Suhrkamp Verlag, 241 S., € <strong>14</strong>,95


40 Orte im Rahmen des<br />

Osterfestivals<br />

Autorinnen und Autoren<br />

dieser Ausgabe<br />

fabula rasa<br />

© Christina Vettorazzi<br />

© Felix Kremsner<br />

Siljarosa Schletterer ist freiberufliche<br />

Autorin, Lyrikerin und Kulturvermittlerin.<br />

Sie studierte Literatur- und Musikwissenschaft<br />

mit den Forschungsschwerpunkten:<br />

Zusammenspiel von Musik und Sprache<br />

sowie (Gegenwarts-) Lyrik. Die Vermittlung<br />

von Lyrik sowie die Verbindungen<br />

Wissenschaft-Kunst-Politik sind ihr als Veranstalterin,<br />

Kursleiterin, Moderatorinund<br />

Herausgeberin ein Herzensanliegen.<br />

Soeben erschien ihr Lyrikband azur ton<br />

nähe bei Limbus.<br />

Felix Kremsner ist 1992 in Innsbruck<br />

geboren. Er studierte Klassische Gitarre<br />

und Jazz am Mozarteum Innsbruck und<br />

ist als Musiker, Komponist und Gitarrenlehrer<br />

tätig. Zu seinen eigenen Projekten<br />

und Tonträgerveröffentlichungen zählen<br />

„Imagination“, „The Jazzengers“, „Marberger|Kremsner“<br />

und „Felix Kremsner_The<br />

Acoustic Project“. Genauere Informationen<br />

unter www.felix-kremsner.at.<br />

1. Telfer Literaturfestival<br />

gemeinsam systemrelevant<br />

Veranstaltungstipp:<br />

40 ORTE – im Rahmen des<br />

Osterfestivals<br />

Siljarosa Schletterer und Felix<br />

Kremsner<br />

Sa., 26. März 2022, 15:00 Uhr<br />

Wagner’sche Buchhandlung<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.osterfestival.at<br />

Eintritt frei!<br />

19 - 21 Mai 2022<br />

Alois Hotschnig mit Julia Gschnitzer -<br />

Luna Al Mousli -<br />

Michael Stavaric - Siljarosa Schletterer<br />

mehr unter www.buecherei-telfs.at/fabularasa<br />

Bücher seit 1639<br />

Christina Alexandridis, geboren und aufgewachsen in Heidelberg,<br />

absolvierte das Studium der Theaterwissenschaft und<br />

Romanistik an den Universitäten in Erlangen und Berlin.<br />

Mit Johannes Reitmeier wechselte sie als Chefdramaturgin<br />

an das Pfalztheater Kaiserslautern. Seit der Spielzeit 2012/13<br />

ist sie in gleicher Position am Tiroler Landestheater tätig.<br />

Seit der Spielzeit 2020/21 Schauspielchefin.<br />

Stephanie Bergmann, geboren 1988 in Schwarzach St. Veit,<br />

aufgewachsen in Bad Gastein. Seit 2010 schreibt sie auf<br />

ihrem eigenen Blog über Bücher (www.beautybooks.at)<br />

und hat nebenbei immer schon mit Autoren, Verlagen und<br />

Salzburger Buchhandlungen kooperiert. 2017 hat sie der<br />

Modebranche endgültig den Rücken gekehrt und ihr Hobby<br />

zum Beruf gemacht. Seitdem arbeitet sie bei Bücher Stierle<br />

und liebt es, Bücher zu empfehlen.<br />

Evelyn Bubich, lektoriert, schreibt und rezensiert. Veranstalterin<br />

literarischer Lesungen. Veröffentlichungen in<br />

Literaturzeitschriften und im Radio. Lebt und arbeitet in<br />

Wien.<br />

Ágnes Czingulszki, 1987 geboren in Baja (Südungarn), lebt –<br />

nach einigen Stationen in Europa – nun als Journalistin und<br />

Autorin in Innsbruck. U.a. „ich dachte an siracusa“ (ed. Exil)<br />

Mascha Dabić, 1981 in Sarajevo geboren. Jugend und<br />

Studium der Translationswissenschaft in Innsbruck. Lebt in<br />

Wien, lehrt Russisch-Dolmetschen an der Universität Wien.<br />

Schreibt, dolmetscht, übersetzt Literatur und Lyrik aus dem<br />

Balkanraum.<br />

Doris G. Eibl ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin am<br />

Institut für Romanistik der Universität Innsbruck und freischaffende<br />

Übersetzerin.<br />

Nadja Fenneberg, geb. 1972 lebt und liest leidenschaftlich<br />

gern in Telfs. Nebenbei ist sie noch Bibliothekarin, Literaturvermittlerin<br />

und Veranstalterin des Festivals fabula rasa.<br />

Martin Fritz, *1982, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft<br />

und Deutsche Philologie in Innsbruck, hört sich in<br />

seiner Freizeit gerne DJ Patex’ Coverversion des Songs „I<br />

Wish I Was Him“ an. War Teil der 1. Innsbrucker Lesebühne<br />

„Text ohne Reiter“, ist Teil der Innsbrucker Lesebühne<br />

„FHK5K“.<br />

Joseph Frontull, geboren und aufgewachsen mit Blick auf die<br />

Dolomiten und der Autobahn im Ohr, fuhr nie zur See – aber<br />

träumt davon. Gelegenheits- und gelegentliche Auftragsschreiber.<br />

Klaudia Grünfelder ist leidenschaftliche Buchhändlerin und<br />

hat immer Lesestoff in der Tasche. Seit April 2021 verstärkt<br />

sie das Team der Buchhandlung Leporello in Wien, die auch<br />

unter der Wagner‘schen Flagge segelt.<br />

Selina Kapferer ist seit 3 Jahren Mitglied der Wagner´schen<br />

Familie und momentan in der Kinder- und Jugendbuchabteilung<br />

zu finden, wo sie die englischen Kinder- und<br />

Jugendbücher betreut. Sie ist 19 Jahre alt und wird auch<br />

nach ihrer Lehrabschlussprüfung im Juli ein Teil der Wagner´schen<br />

bleiben.<br />

Markus Köhle, *1972, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft<br />

und Germanistik in Innsbruck, arbeitet seit<br />

mehr als 20 Jahren journalistisch mit den Schwerpunkten<br />

Wissenschaft, Forschung & Wirtschaft und geht prinzipiell<br />

nicht ohne Buch außer Haus..<br />

83<br />

Lena Kripahle-Wiek, Buchhändlerin in der Wagner‘schen seit<br />

2015 und begeisterte Krimi- und mittlerweile auch Kinderbuch´<br />

Leserin. Aber eigentlich begeistert von jeglicher Form<br />

von Druckerschwärze. Zu finden in der Literaturabteilung,<br />

wo sie den Krimis neue Spannung verleiht.<br />

Maria Neumayr, geboren 1994, studierte Germanistik<br />

und Anglistik in Innsbruck. Liebt Bücher so lange sie sich<br />

zurückerinnern kann und ist, wenn sie nicht gerade liest, als<br />

Abteilungsleiterin in der Kinderbuch- und Ratgeberabteilung<br />

der Wagner‘schen zu finden.<br />

José F.A. Oliver, Hausach (D), *1961. Lyriker. Heinrich-<br />

Böll-Preis (2021). Jüngst: „wundgewähr“. Gedichte. Matthes<br />

& Seitz (2018). Kurator des Literaturfestivals LeseLenz<br />

(www.leselenz.eu). Näheres: www.oliverjose.com<br />

Gabriele Pinsker-Schönhuber, B.A., Obfrau-Stellvertreterin<br />

Literaturverein St. Johann i.T.<br />

Joe Rabl, 1963 in Kufstein geboren; Studium der Komparatistik<br />

und Germanistik in Innsbruck; war in diversen<br />

Verlagen beschäftigt; lebt nach Jahren in Wien und Salzburg<br />

wieder in Innsbruck; arbeitet als freier Lektor. Mit Birgit<br />

Holzner organisiert er die Innsbrucker Wochenendgespräche.<br />

Markus Renk, seit 37 Jahren in der Buchbranche, leidenschaftlicher<br />

Buchliebhaber und seit Oktober 2015 neuer<br />

Chef der Medici Buchhandels GmbH. und somit auch der<br />

Wagner’schen.<br />

Robert Renk, Buchhändler und Kulturveranstalter. Sortimentsleiter<br />

in der Wagner’schen. Gibt das Wagner-Magazin<br />

heraus.<br />

Anna Rottensteiner ist Literaturwissenschaftlerin, Literaturvermittlerin<br />

und Autorin. Sie leitet das Literaturhaus am<br />

Inn, gibt Anthologien heraus, übersetzt aus dem Italienischen,<br />

schreibt Rezensionen, Laudationen, Einführungen,<br />

Erzählungen und Romane.<br />

Andrea Scheiber, seit 1992 in der Wagner’schen Buchhandlung.<br />

Betreut Krimi, Frauenliteratur und stecke hinter<br />

den Blind Date’s. Wenn sie nicht gerade liest, ist sie in der<br />

Natur oder beim Handarbeiten zu finden.<br />

Leonie Schiessendoppler, *1993 in Innsbruck, studierte<br />

Philosophie und Soziologie und möchte den lieben langen<br />

Tag nur lesend verbringen. Deshalb ist sie auch Lektorin und<br />

Redakteurin von Reisemagazinen geworden. Sie arbeitete in<br />

der Wagner’schen Buchhandlung und ist nun als Korrekturleserin<br />

mit der Wagner’schen verbunden.<br />

Siljarosa Schletterer, ist freiberufliche Autorin, Lyrikerin und<br />

Kulturvermittlerin. Sie studierte Literatur-und Musikwissenschaft<br />

mit den Forschungsschwerpunkten: Zusammenspiel<br />

von Musik und Sprache sowie (Gegenwarts-) Lyrik. Die<br />

Vermittlung von Lyrik sowie die Verbindungen Wissenschaft-Kunst-Politik<br />

ist ihr als Veranstalterin, Kursleiterin,<br />

Moderatorin und Herausgeberin ein Herzensanliegen.<br />

Soeben erschien ihr Lyrikband „azur ton nähe“ bei Limbus.<br />

Rotraut Schöberl, Buchhändlerin der Nation, die jeden<br />

Dienstagmorgen im Cafe-Puls, dem österreichischen Frühstückfernsehen,<br />

mit Büchertipps glänzt. Im Jahre 1994<br />

eröffnet sie mit Erwin Riedesser das Leporello, um ihren<br />

Traum von einer Buchhandlung zu verwirklichen. Bei<br />

Residenz erschien soeben die von ihr herausgegebene Krimianthologie:<br />

„Radieschen von unten“.<br />

David Schranz, geboren 1994, befindet sich seit nunmehr<br />

schon zwei Jahren in der Ausbildung zum Buchhändler und<br />

hat so seine Leidenschaft zum geschriebenen Wort wiederentdeckt.<br />

Wenn er sich nicht gerade Zuhause in den Tälern<br />

der deutschen und englischen Literaturlandschaft verliert, ist<br />

dieser junge Mann in der Belletristikabteilung der Wagner‘-<br />

schen zu finden.<br />

Bernd Schuchter, geboren 1977 in Innsbruck, studierte<br />

Geschichte und Philosophie an der Universität Innsbruck.<br />

Autor und Verleger (Limbus Verlag). Zuletzt: „Gebrauchsanweisung<br />

für Tirol“ (Piper), „Aufwachsen in Innsbruck“<br />

(Wagner’sche) sowie „Rikolas letzter Auftritt“ und „Gustave<br />

Courbet und der Blick der Verzweifelten“ (beide Braumüller).<br />

Carmen Schwarz, geboren und aufgewachsen in Salzburg.<br />

Hatte schon von klein auf eine große Liebe zum geschriebenen<br />

Wort und packenden Geschichten. Sie liebt den<br />

Austausch der Branche und das „Sich immer neu erfinden“.<br />

Seit 2017 bei Bücher Stierle, wo jeder Lesetipp handverlesen<br />

und die Begeisterung erlebbar wird.<br />

Gerlinde Tamerl, geboren 1978, ist stellvertretende Geschäftsführerin<br />

der Wagner’schen Buchhandlung. Die<br />

promovierte Kunsthistorikerin ist u.a. Gastdozentin an der<br />

Universität Innsbruck, Jurorin der ORF-Bestenliste und als<br />

freie Literaturkritikerin tätig.<br />

Helena Töchterle, geboren 1995, arbeitet seit Weihnachten<br />

2018 in der Wagner’schen und hat nach einem kurzen<br />

Weihnachtseinsatz an der Kassa in die Fachbuch-Abteilung<br />

gewechselt, die sie ab Mai 2022 großteils leiten wird. Sie<br />

hat Philosophie studiert und studiert es irgendwie immer<br />

noch – Definitionssache. Liest sich gerne quer durch alle<br />

belletristischen und nicht-belletristischen Genres, aber wird<br />

ihrer Jugendliebe, der Fantasy, immer treu bleiben.<br />

Evelyn Unterfrauner, bloggt seit 2015 unter dem Namen @<br />

bookbroker über Bücher, führt einen Digitalen Buchclub,<br />

arbeitete bei der größten Verlagsgruppe Deutschlands und ist<br />

heute als (Social Media) Marketing Expertin selbstständig.<br />

Innsbruck war lange ihre Wahlheimat, die Wagner’sche<br />

ihre Lieblingsbuchhandlung. Heute lebt die Südtirolerin in<br />

München.<br />

Bettina Wagner, reist für den Diogenes Verlag durch Österreich<br />

und Südtirol und führt gemeinsam mit Johannes<br />

Kößler die Seeseiten Buchhandlung in Wien. Seit 1998 gilt<br />

ihre Leidenschaft der Buchbranche, sie lebt mit ihrer Familie<br />

in ihrer Lieblingstadt Wien.<br />

Marlene Walder, geb. 1994 kommt aus dem schönen Ötztal<br />

und ist seit 2013 in der Wagner’schen. Nach der Ausbildung<br />

zur Buchhändlerin genoss sie neun Jahre den Buchhändler<br />

Alltag in diversen Abteilungen. Nun studiert sie im 4. Semester<br />

Medienmanagement und ist für die Abo-Abteilung und<br />

die Social-Media-Kanäle der Wagner’schen zuständig.<br />

Florian Wolf, geboren 2003, besucht derzeit das Christoph-Graupner-Gymnasium<br />

im sächsischen Kirchberg und<br />

absolvierte im Frühjahr 2022 ein Praktikum in der Wagner‘-<br />

schen Universitätsbuchhandlung mit dem Schwerpunkt auf<br />

Journalismus und Kommunikation.<br />

Klaus Zeyringer, war Univ.-Prof. für Germanistik in Frankreich.<br />

Ist Literaturkenner, Autor und grandioser Moderator,<br />

u.a. Transflair (Krems) und Grenzgänge (Innsbruck). Zuletzt<br />

erschienen „Schwarzbuch Sport / Show, Business und<br />

Skandale in der neoliberalen Gesellschaft“ (Springer), „100 x<br />

Österreich“ (Hrsg. Kremayr & Scheriau) und „Fußball / Eine<br />

Kulturgeschichte“ (S. Fischer).


Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Museumstraße 4<br />

6020 Innsbruck<br />

T. +43 512 59505 0<br />

office@wagnersche.at<br />

www.wagnersche.at<br />

Wagner’sche Altstadt<br />

Herzog-Friedrich-Straße 22, A-6020 Innsbruck, +43 512 59505 90<br />

Bücher Stierle Salzburg<br />

Kaigasse 1 / Mozartplatz, 5020 Salzburg, +43 662 8401<strong>14</strong><br />

office@buecher-stierle.at, www.buecher-stierle.at<br />

Stierle Kelten-Buchhandlung<br />

Sigmund-Thun-Straße 9, 5400 Hallein +43 6245 82761<br />

office@keltenbuchhandlung.at, www.keltenbuchhandlung.at<br />

Leporello die Buchhandlung<br />

Singerstraße 7, A-1010 Wien, +43 1 9611500<br />

service@leporello.at<br />

Stöger – Leporello<br />

die Buchhandlung<br />

Obkirchergasse 43, A-1190 Wien, +43 1 3203449<br />

office@stoegerbuch.at

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