Wagnersechsmalig No. 14
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Das Buchmagazin der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung — 03.2022
Wagner
sechsmalı˙g
#No. 14
Wagner’sche
Innsbruck
Wagner’sche
Altstadt
Innsbruck
Bücher Stierle
Salzburg
Stierle Kelten-
Buchhandlung
Hallein
Leporello die
Buchhandlung
Wien
Stöger —
Leporello die
Buchhandlung
Wien
Wagner’sche.
Bücher seit 1639
Uns eint bestimmt eine gemeinsame
Sehnsucht: wir
wollen die Masken abnehmen
und unser Gesicht zeigen.
Wir freuen uns, dass Sie mit
unseren engagierten Buchhändlerinnen
und Buchhändlern
wieder von Angesicht
zu Angesicht über Ihre
Lieblingslektüre diskutieren
können. Und wir engagieren
uns mit unbeugsamem Elan
für einen unabhängigen
Buchhandel, denn wir wollen
die Vielfalt feiern! Die
Wagner‘sche Familie ermöglicht
Buchhändler*innen ein
selbstbestimmtes und kreatives
Arbeiten, und wir sorgen
dafür, dass unsere Lehrlinge
eine gute Ausbildung erhalten.
Wir tragen dazu
bei, dass Traditionsbuchhandlungen
nicht von der
Bildfläche verschwinden, sondern
von einer jungen Buchhändler*innen-Generation
in die Zukunft geführt werden.
Die 14. Ausgabe dieses
Magazins informiert Sie über
die Aktivitäten unserer Filialen,
über Lesungen und über
interessante Bücher!
Markus Renk (re.), Markus Hatzer
Inhalt
6 Ein neuer Bücherfrühling
Wir feiern den unabhängigen Buchhandel
18 Bücher und Puzzles
Regionale Produkte aus unserem Verlag
20 Neues aus Tirol
Robert Renk zu den aktuellen Neuerscheinungen von Tiroler Autor*innen
24 Karl-Markus Gauß
Geehrt von der Leipziger Buchmesse geradewegs nach Innsbruck
26 Das Prosafestival wird 20!
Ein tolles Jubiläumsprogramm mit schönem P.S. von Antonio Fian und
Christoph Simon
32 Sieben Konzerte und eine Lesung
Das Format des Speed-Dating stellt Mark A. Maier als Autor und erneut
auch das Label „leash the dog“ vor.
36 Besuch aus Kolumbien
Der großartige Autor Juan Gabriel Vasquez in Innsbruck
44 Rotraut Schöberl
Die Buchhändlerin der Nation beehrt die Hauptstadt der Alpen
46 Literarisches HausQuartett
Ein neues Format mit Buchbesprechungen & Livekonzert,
mit Evelyn Unterfrauner & Robert Renk
48 Doron Rabinovici
„Die Einstellung“ (Suhrkamp) ist der Roman zur medialen Zeit
und Auftakt zum Journalismusfest!
50 Genau hinsehen, was geschieht
Das Journalismusfest Innsbruck
56 Á la française
Die französische Autorin Kaouther Adimi kommt in die Wagner’sche
58 W:ORTE
Impressum
Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich:
Wagner’sche Universitätsbuchhandlung, Medici Buchhandels GmbH,
Museumstraße 4, 6020 Innsbruck
info@wagnersche.at — www.wagnersche.at
Redaktion: Robert Renk
Redaktionelle Mitarbeit: Gerlinde Tamerl, Anita Winkler
Lektorat: Leonie Schiessendoppler
© der Textbeiträge bei den Autorinnen und Autoren
Grafische Ausstattung: himmel. Studio für Design und Kommunikation
Fotografie (so nicht anders angegeben): Gerhard Berger, Pamela Rußmann
© der Abbildungen bei den jeweiligen Rechteinhabern
Titelbild: Friederike Gösweiner, © Thomas Schrott
Druck: Alpina Druck GmbH, Innsbruck
Fehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
© 03.2022 – alle Rechte vorbehalten
2 Wagner’sche.
Bücher seit 1639
3
Das Internationale Lyrikfestival zu Gast in der Wagner’schen
62 Literatur unter Sternen
Am Zeughausareal bewegt sich was – auch literarisch!
72 3×7 Best aber Seller
74 Mit den besten Empfehlungen
© XXX
Bücher und Menschen im
Mittelpunkt
Vielfalt und Unabhängigkeit wird in diesem Bücherfrühling
nicht nur zwischen den Buchdeckeln gefeiert, sondern auch in
unseren Buchhandlungen.
Buchhandlungen
sind vielfältige
Kulturräume.
Markus Renk und
Gerlinde Tamerl
4
Wagner’sche.
Ein neuer Bücherfrühling
Lockdowns und winterliche Dunkelheit
sind vorbei, wir erfreuen uns am verheißungsvollen
Bücherfrühling, dessen
Neuerscheinungen unsere nächsten Monate
aufregend, tiefgründig und auf jeden Fall
abwechslungsreich gestalten werden.
Gleichzeitig engagieren wir uns mit unbeugsamem
Elan für einen unabhängigen Buchhandel.
„Buchhandlungen sind viel mehr als
bloße Geschäfte. Es sind vielfältige Kulturräume,
unerlässliche Quellen für das, was
wir Geist nennen und dessen Entwicklung.“
Das schreibt Schriftsteller Ilija Trojanow in
seinem Essay mit dem Titel Eine Nacht im
Paradies. Und er muss es wissen, denn er
hat schon eine ganze Nacht in der Wagner’-
schen Buchhandlung verbracht.
Das „Döblinger Juwel“
Wir wollen dazu beitragen, dass besondere
Buchhandlungen weiter existieren können,
sind sie doch wahre Schatzkammern, die
es nicht nur in Innenstadtbezirken geben
soll. Die Buchhandlung Stöger, von manchen
Kundinnen und Kunden liebevoll
„Döblinger Juwel“ genannt, gehört deshalb
seit 1. Februar 2022 zur Familie der Wagner‘schen.
Die Traditionsbuchhandlung im
19. Wiener Gemeindebezirk ist ein „bibliophiler
Nahversorger“ und kann auf eine
hundertjährige Geschichte zurückblicken.
Was damals in der Papierhandlung auf zwei
Regalmetern begann, ist heute eine Buchhandlung,
die auf 120 qm und zwei Etagen
Buchliebhaber*innen zum Schmökern
einlädt. Menschen in Döbling können hier
weiterhin ihre Lieblingslektüre besorgen
und wie gewohnt die Buchhändlerinnen
ihres Vertrauens antreffen.
Selbstbestimmt und
unabhängig
Wir wollen Buchhändlerinnen und Buchhändler
vor den Vorhang holen, ihre
Kreativität fördern, sie in den Mittelpunkt
rücken, ihnen ein selbstbestimmtes
und kreatives Arbeiten ermöglichen.
Unsere Lehrlinge erhalten von Beginn an
die Möglichkeit, eigenverantwortlich zu
arbeiten und ihre Talente zu entdecken.
Einer unserer wichtigsten Grundsätze ist
die Unabhängigkeit, das bedeutet, dass
unsere Buchhändlerinnen und Buchhändler
ihr Sortiment selbstbestimmt auswählen
dürfen und auch selbst entscheiden können,
welche Bücher einen Platz auf ihren
Tischen und Regalen finden. Wir suchen
nach interessanter Lektüre, damit unsere
Buchhandlungen aussehen wie prall gefüllte
Schmuckkästchen. In unserem neuen
Büro im Helblinghaus in der Innsbrucker
Altstadt treffen wir uns regelmäßig mit
Kolleg*innen unseres 55-köpfigen Teams,
um für Sie neue Ideen für unsere Buchhandlungen
zu entwickeln.
Neues aus dem Verlag
der Wagner’schen
Wir freuen uns sehr darüber, dass in unserem
Verlag regelmäßig neue Publikationen
erscheinen. Zwei neue Lieblinge unserer Erinnerungsreihe
haben soeben die Druckerpresse
verlassen und werden in unseren
Regalen präsentiert: Georg und Monika
Fabjan werfen einen ganz persönlichen
Blick auf den Innsbrucker Stadtteil Dreiheiligen
und Willi Guiliani schreibt packend
über den Wilden Westen der
Alpenmetropole. Peter Walder-Gottsbacher
gehört als langjähriger Mitarbeiter zum
„Urgestein“ der Wagner‘schen Buchhandlung
und ist Autor mehrerer Bücher.
Nun erscheint sein neues Werk über die
Innsbrucker Stadtteile Hötting und Anpruggen,
das wir nicht nur Einheimischen,
sondern auch all jenen empfehlen möchten,
die sich für historische Themen begeistern
können.
Literarisches HausQuartett
Die Buchhandlung Leporello im Schatten
des Stephansdoms in Wien gehört seit 2021
zur Wagner’schen Familie. Immer wieder ist
dort auch Rotraut Schöberl anzutreffen, die
gemeinsam mit ihrem Kollegen Erwin Riedesser
diese Buchhandlung eröffnete. Frau
Schöberl wurde in den letzten Jahren durch
ihre Facebook-Livestreams mit Kabarettist
Michael Niavarani und ihre wöchentlichen
Auftritte als Buchexpertin bei Café Puls 4
einem größeren Publikum bekannt. Nun
gibt sie nach Mord auf leisen Pfoten ihre
neue mörderische Anthologie Radieschen
von unten. Kriminell gute Gartenmorde im
Residenz Verlag heraus. Zahlreiche Autorinnen
und Autoren versammeln sich hier
wie etwa Alex Beer, Eva Rossmann und
Thomas Raab. Wir freuen uns darüber, dass
Rotraut Schöberl uns im Mai in Innsbruck
besucht und in der Wagner’schen diese
Anthologie vorstellen wird. Ihre Teilnahme
an unserem „Literarischen HausQuartett“
wird ebenso ein großes Zuhörvergnügen, zu
dem wir Sie jetzt schon herzlich einladen.
Spannende Veranstaltungen
Die Wagner’sche ist auch in diesem Jahr
wieder Kooperationspartner der achensee.
literatour. Das Literaturfestival, das von
5. bis 8. Mai 2022 stattfinden wird, lädt
zum Verweilen am größten See Tirols ein.
Wir können Bücherfans von nah und fern
dieses Festival sehr empfehlen, denn hier
kann man Literatur genießen und dabei
auch gleich ein bisschen Urlaub machen.
Besonders gespannt sind wir auch auf das
„Journalismusfest“, das erstmals in Innsbruck
stattfinden wird. Das hochkarätige
wie internationale Programm unterstreicht
die Bedeutung von kritischem Journalismus.
Bei Diskussionen und Lesungen, darunter
auch in der Wagner’schen, erzählen Reporter*innen
von ihren Erfahrungen und geben
Einblick in ihre Arbeit.
Diversität ist die wahre
Normalität
Im unabhängigen Buchhandel, aber auch
im Bücherfrühling lautet das Motto: Diversität
ist die neue Normalität. So feiern
wir Bücher und Menschen, denen Toleranz,
Individualität, Kreativität und Vielfalt
so viel bedeutet wie uns. Dieses Magazin
ist gefüllt mit Interviews und Hinweisen
zu Lesungen an unseren Standorten in
Innsbruck, Salzburg, Hallein und Wien.
Genießen Sie diesen Bücherfrühling, so wie
wir es tun.
Markus Renk und Gerlinde Tamerl
© XXX
Es ist schon fast halb zwölf, Ihr neuer
Roman, entstand aus einer wahren
Geschichte. Was ist der Hintergrund?
Begonnen hat alles mit den Briefen, die
wir auf dem Dachboden unseres Hauses
gefun den haben. Es waren Briefe aus den
Jahren 1938-45, die meine Schwiegereltern
sich geschrieben haben. Der Schwiegervater
arbeitete während des II. Weltkrieges in
Berlin bei Daimler Benz als Flugmotorenmechaniker,
die Schwiegermutter pendelte
zwischen Niederösterreich und Berlin.
500 Briefe und Dokumente, sicherlich
in alten Schriften (Kurrent, Fraktur?)
wollen gelesen, verstanden und
zugeordnet werden, kein leichtes
Unterfangen: wie haben Sie das
gemeistert?
Nach dem Tod des Vaters saß mein Mann
wochenlang in dessen Wohnung und sichtete
das umfangreiche Material. Damit sich
später auch unsere Kinder damit auskennen
würden, ordnete und scannte er alles ein.
Meine Schwägerin, die die Kurrentschrift
beherrscht, hat die entsprechenden Briefe
(hauptsächlich die der Mutter) in die
lateinische Schrift übertragen. Zum Schluss
ließen wir die unzähligen Fotos, Dokumente
und Briefe als Fotobücher binden.
Wann und in welcher Situation,
haben Sie beschlossen, diesen
unglaublichen Fundus in einen
(Brief-)Roman zu verwandeln?
Das ist fast von allein passiert. Ich war
gerade fertig mit meinem Roman Ein
fesches Dirndl, saß auf meinem Lieblingsplatz
unter dem Nussbaum und las die
Briefe. Bis dahin kannte ich den Inhalt nur
von den Erzählungen meines Mannes. Und
ich kam nicht aus dem Staunen heraus.
Fast automatisch drehte ich den Blick zur
Tür und sah vor meinem inneren Auge
die Schwiegereltern aus dem Haus treten.
Noch am gleichen Tag schrieb ich die ersten
Seiten des Romans.
Literatur vom
Dachboden
im Internet und im St. Pöltner Stadtarchiv.
Und tatsächlich stand mir auch ein Dorf-
Historiker zur Seite, der mich vor allem mit
Material versorgte, das für mich sonst nicht
zugänglich wäre. Nur im Unterschied zu
dem Grantler Willi Hammer aus meinem
Roman ist Albin Mayer ein sehr netter und
hilfsbereiter Mensch.
Familiengeschichte und Zeitgeschichte
verbinden sich in Ihren
Romanen oft, hier ist die Verbindung
noch näher an der eigenen
Geschichte, bzw. an der Ihres
Mannes: wie stand er zu der Idee
die Familiengeschichte in einem
Briefroman zu veröffentlichen?
Wir haben im Vorfeld viel darüber gesprochen.
Als ich ihm das Exposee und
die ersten Seiten vorgelegt habe, war er
damit einverstanden, dass ich die Briefe
verwende. Denn, obwohl dieser Roman
auf realer Korrespondenz basiert, wurden
die Briefe modifiziert und die Handlung
zum großen Teil erfunden. Uns beiden
war es wichtig, diese schreckliche Zeit als
greifbares Zeitdokument den Lesenden
näher zu bringen und aufzuzeigen, was
mit Völkermanipulation alles machbar ist.
Aber ich möchte meinen Roman nicht als
einen päda gogischen Zeigefinger verstehen,
sondern als ein Mittel gegen Verdrängung
und das Vergessen. Europa befindet sich in
einer angespannten Lage, der Krieg steht
buchstäblich vor der Tür. Es soll unsere
aller Sorge sein, darauf zu achten, dass die
Waagschale nicht kippt.
Es war schaurig.
Anders kann
man das nicht
ausdrücken.
6 7
Zdenka Becker
Wagner’sche.
Bücher seit 1639
Zdenka Becker
im Gespräch mit
Rotraut Schöberl
Es gab sichtlich viel Recherche,
von Berlin bis Mosbach, von den
Fischbacher Lebensbedingungen bis
zur Flugmotorenfabrik: wie konnten
Sie das in diesen Pandemiezeiten
bewerkstelligen?
Ich wusste, dass mein Schwiegervater in
Berlin gearbeitet hatte, aber dass die Kriegsproduktion
in eine aufgelassene Gipps
Mine in Mosbach verlegt worden war, war
mir neu. Ich habe im Internet recherchiert
und bin auf unglaubliche Tatsachen gestoßen.
Sofort nahm ich Kontakt mit der
KZ-Gedenkstätte Neckarelz auf und nach
mehrmaligem Emailwechsel fuhr ich hin.
Die Leiterin der KZ-Gedenkstätte, Frau
Roos, hat mich in die Mine geführt, zeigte
mir das Museum, die angrenzenden Gebäude
usw. und ich erkannte die Orte und
Plätze aus den Briefen. Es war schaurig.
Anders kann man das nicht ausdrücken.
Danach fuhr ich nach Heidelberg und
Berlin, wo ich nach den Wohnadressen
gesucht habe. Das Haus in der Solmstrasse
steht noch, an der Stelle des Hauses in der
Wilhelmstrasse steht ein Neubau aus den
ca. Siebzigerjahren.
Diese Recherche schaffte ich noch knapp
vor der Pandemie. Danach recherchierte ich
Buchtipp:
Zdenka Becker:
Es ist schon fast halb zwölf
Amalthea Verlag,
272 S., € 25,00
Buchpräsentation:
Zdenka Becker
Moderation: Rotraut Schöberl
Di., 22. März 2022, 19:00 Uhr
Leporello Buchhandlung
Singerstraße 7, A – 1010 Wien
Eintritt: € 8,00
© XXX
Leporello
die Buchhandlung
Wien
Die Kult-Buchhandlung
mitten in Wien
Im Schatten des Stephansdoms im Bücherhimmel schwelgen.
Wir wollen
mit Ihnen den
Bücherfrühling
feiern.
In der Buchhandlung Leporello herrscht
immer reges Treiben: die bestellten Neuerscheinungen
werden ausgepackt und
wunderschön drapiert, das Team rund um
Roswitha Stubenschrott ist immerzu im
Einsatz. Klaudia, Laura, Nina, Zeljko und
Bea lieben die Buchhandlung im Schatten
des Stephansdoms, in der auch in diesem
Frühling wieder eine ganze Reihe von
Veranstaltungen stattfinden wird. Am 22.
März um 19:00 Uhr wird etwa Zdenka
Beckers Buch Es ist schon fast halb zwölf
in der Buchhandlung vorgestellt. Rotraut
Schöberl hat mit Frau Becker ein Interview
geführt (siehe S. 7) und wird diesen Abend
auch moderieren. Von der Buchexpertin bei
Café Puls 4 erscheint außerdem nach Mord
auf leisen Pfoten eine weitere mörderische
Anthologie im Residenz Verlag mit dem
Titel Radieschen von unten. Kriminell gute
Gartenmorde. Zahlreiche österreichische
Autorinnen und Autoren versammeln sich
hier wie etwa Alex Beer, Eva Rossmann
und Thomas Raab. Lesen Sie dazu auch unbedingt
das Interview mit Rotraut Schöberl
auf Seite 44. Nach Lockdowns und trüben
Wintertagen freuen wir uns wieder sehr auf
die zahlreichen Begegnungen mit Ihnen,
denn ohne Buchliebhaber*innen würde
diesem Ort die Seele fehlen. Wir wollen mit
Ihnen den Bücherfrühling feiern in Form
von Gesprächen, Lesungen und vielen,
vielen weiteren persönlichen Begegnungen!
© Pamela Rußmann
© Pamela Rußmann
Buchtipp:
das Leporello-Team
8 9
Wagner’sche.
Bücher seit 1639
Rotraut Schöberl (Hrsg.):
Radieschen von unten
Residenz Verlag,
260 S., € 22,00
© Herbert Lehmann
Bibliophiler Nahversorger
Die Buchhandlung Stöger in Wien-Döbling gehört ab nun
auch zur Wagner’schen Familie.
© Herbert LehmannDas ,Döblinger
Juwel‘ bleibt
auch weiterhin
ein schöner
Treffpunkt.
10
Wagner’sche.
Bücher seit 1639
Die Buchhandlung Stöger, von manchen
Kundinnen und Kunden liebevoll „Döblinger
Juwel“ genannt, gehört seit 1. Februar
2022 zur Familie der Medici Buchhandels
GmbH. Die Traditionsbuchhandlung im
19. Wiener Gemeindebezirk kann auf eine
hundertjährige Geschichte zurückblicken.
Was damals in der Papierhandlung auf zwei
Regalmetern begann, ist heute eine Buchhandlung,
die auf 120 qm und zwei Etagen
Buchliebhaber*innen aller Altersgruppen
dazu einlädt, das sorgfältig ausgewählte
11
Sortiment zu entdecken. Wie gewohnt,
werden Kundinnen und Kunden der Buchhandlung
Stöger auch weiterhin ihre lieb
gewonnenen Buchhändlerinnen antreffen.
Zusätzlich wurde der Stöger Onlineshop
auf den modernsten Stand gebracht, um
den Einkauf noch rascher und bequemer
zu gestalten.
Gerda Schefz, die die Buchhandlung
Stöger jahrelang geführt hat, kann auf eine
erfolgreiche Zeit zurückblicken. Für sie
war die Arbeit mit Büchern immer aufregend,
denn aus ihrer Sicht spiegeln sich in
Büchern die Trends von morgen. Gerda
Schefz sagt weiters: „Ich habe großes Vertrauen,
dass unsere Buchhandlung in der
Medici Buchhandels GmbH eine erfolgreiche
Zukunft finden wird und unsere
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser
Buchhandelsfamilie auch weiterhin ihr
Engagement und ihre Erfahrung einbringen
können.“
Medici-Geschäftsführer Markus Renk
sagt dazu: „Es ist mir ein großes Anliegen,
dass unabhängige Buchhandlungen auch
außerhalb von Innenstadtbezirken weiterhin
existieren. Die Buchhandlung Stöger
in Döbling ist ein wichtiger Treffpunkt und
‚bibliophiler Nahversorger‘. Wir möchten
dazu beitragen, dass diese charmante Buchhandlung
mit ihrer 100-jährigen Geschichte
die Menschen in der Umgebung weiterhin
auf kurzem Weg mit der passenden Lieblingslektüre
versorgt.“
Die Buchhändlerinnen Ina, Hedwig,
Barbara und Melanie, die auch auf den
Fotos zu sehen sind, freuen sich auf Ihren
Besuch!
Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes
Höchster Standard für Ökoeffektivität.
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Bindung ausgenommen
Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen
Umweltzeichens. gugler*print, Melk, UWZ-Nr. 609, www.gugler.at
Gesalzene Lektüre,
die alle Sinne belebt
Kelten-
Buchhandlung
Hallein
Es wimmelt auch
in Salzburg
Bücher
Stierle
Salzburg
In der neu gestalteten Buchhandlung gibt es
passende Bücher für Jung und Alt.
Wir feiern die Vielfalt und staunen
über unser Wimmelbuch.
© Wagner’sche
Kinderprogramm:
Nora Leitl: Krissi Krampus
Di., 10. Mai 2022, 15:00 Uhr
Puppenspieler Stefan Karch
Do., 9. Juni 2022, 15:00 Uhr
Keltenbuchhandlung Hallein
Eintritt frei!
Lesungen:
Ellen Dunne (Haymon)
liest aus Boomtown Blues
Mo., 21. März 2022, 18:45 Uhr
Mareike Fallwickl (Rowohlt)
liest aus Die Wut, die bleibt
Di., 29. März 2022, 18:45 Uhr
Keltenbuchhandlung Hallein
Eintritt frei!
Die Keltenbuchhandlung in Hallein hat sich
in den vergangenen Monaten einiges getan.
Susanna Pristovnik-Schwarz, Hans Hamedinger
und Philipp Schlaffer haben kräftig
die Ärmel hochgekrempelt und einiges in
der Buchhandlung verändert. So gibt es
neuerdings im ersten Stock einen eigenen
Lesebereich für Kinder, und im Frühling
werden auch schon erste Veranstaltungen
stattfinden. Erstleser für Bücher zu begeistern,
funktioniert in der Gemeinschaft
am allerbesten: Miteinander Bücher anschauen,
sich abwechselnd vorlesen und
schließlich miteinander über die Geschichten
sprechen. Das mag für manche Eltern
eine Herausforderung sein, deshalb möchten
wir im Rahmen unserer Veranstaltungen
Kindern vorleben, wie man die Liebe zu
Büchern lernen kann. Einen Samstag pro
Monat lesen Schauspielstudent:innen aus
Novitäten oder Klassikern. Persönliche
Begegnungen mit Kinderbuchautor:innen
tragen dazu dabei, die Begeisterung für
Bücher zu wecken. Außerdem hat Susanna
Pristovnik-Schwarz eine kleine Abteilung
mit Büchern in leichter Sprache eingerichtet
und steht mit fachkundigem Rat zur Verfügung,
wenn es darum geht, die richtige
Lektüre für Menschen mit Leseschwierigkeiten
zu finden. Demnächst finden auch
wieder Lesungen für Erwachsene statt!
Neben interessanten Neuerscheinungen
warten auch andere schöne Dinge in
unserer Buchhandlung, etwa das „Salz der
Kelten“. Dabei handelt es sich um Natursalz,
das exklusiv für die Buchhandlung abgefüllt
wurde. Das neue Gartenquiz macht
außerdem Lust, jetzt im Frühling in der
Natur aktiv zu werden.
© Kelten Buchhandlung / Susanna Pristovnik-Schwarz
© Wagner’sche
Hurra, unser traumhaft schönes Salzburg-
Wimmelbuch ist erschienen! Und wer ist
darin zu entdecken? Unsere Buchhändlerin
Carmen versteckt sich auf den Doppelseiten.
Im Schloss Mirabell genießt sie die
Sonne, im Hangar 7 staunt sie über Flugzeuge,
im Literaturhaus liest sie Kindern
eine Geschichte vor. Unsere absolute
Lieblingsseite ist jene, auf der unsere kleine,
feine Buchhandlung abgebildet ist. Und
wie es da wimmelt! Herrlich! Illustriert
wurde dieses Buch von Julia Kotulla, die
mit Humor und Feingefühl viele regionale
Details berücksichtigt hat. Besonders am
Herzen lag uns auch die nachhaltige Produktion,
professionell umgesetzt von der
Druckerei Gugler in Krems.
Wir freuen uns aber auch über viele
Neuerscheinungen in diesem verheißungsvollen
Frühling. Bei der Auswahl unseres
Sortiments legen wir immer besonders
großen Wert auf Vielfalt und Diversity.
So haben wir die tollsten Romane von
zeitgenössischen Schriftsteller*innen aus
der ganzen Welt für Sie zusammengestellt.
Auf ein besonderes Märchenbuch möchten
wir Sie ebenso hinweisen. Kinder lieben
Märchen, doch leider werden darin oft
althergebrachte Geschlechterrollen weiter
tradiert. In „Märchenland für alle“ etwa
kommt endlich einmal ein Prinz vor, der
sich statt in eine Prinzessin in einen Prinzen
verliebt, an einer anderen Stelle wird von
einer Königstochter erzählt, die lieber
Abenteuer erlebt, als zu heiraten. Klassischen
Märchen wird auf diese Weise eine
neue Gegenwart eingehaucht, ohne ihnen
ihr Happy End zu nehmen. Wir freuen uns
auf Ihren Besuch!
Buchtipp:
Julia Kotulla:
Wimmelbuch-Salzburg
Verlag der Wagner’schen
Buchhandlung,
16 S., € 19,95
Buchtipp:
Boldizsár M. Nagy:
Märchenland für alle
Dorling Kindersley Verlag,
180 S., € 17,95
darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des
Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
© Leykam
Bücher
Stierle
Salzburg
Mari Lang zu Gast
bei Bücher Stierle
Von rosa Häkeldeckchen, Prosecco und einem Podcast,
der mit Geschlechterklischees aufräumt…
Es gibt noch
verdammt viel
zu tun.
Mari Lang
Frauen trinken gerne Prosecco, lieben rosarote
Roben und sind zu jeder Tages- und
Nachtzeit bereit für intensive Gespräche.
Diese Vorstellung von Weiblichkeit kursiert
nach wie vor in unserer Gesellschaft, und
besonders prominenten Frauen werden in
Interviews am berühmten roten Teppich
nicht selten indiskrete Fragen zu ihrem
Beziehungsstatus, zur Vereinbarkeit von
Beruf und Familie oder zu Ernährungsoder
Beautyroutinen gestellt. Diese Fragen,
so die Feststellung der Journalistin Mari
Lang, werden Männern selten oder gar
nie gestellt. Zumindest bis jetzt. In ihrem
neuen Buch Frauenfragen: Männer antworten
(Leykam Verlag), dreht die Journalistin
und Moderatorin Mari Lang den Spieß um
und stellt all diese indiskreten Fragen ihren
männlichen Interviewpartnern und setzt
damit Debatten über ungerechte Rollenverteilung
in Gang. Ihrem neuen Buch liegt
der gleichnamige, preisgekrönte Podcast zugrunde,
Mari Langs Gäste sind Prominente
aus allen gesellschaftlichen Schichten. So
nehmen zum Beispiel der ehemalige SPÖ-
Politiker Christian Kern, aber auch Kabarettist
Dirk Stermann oder Reality-TV-Star
und Bauunternehmer Richard Lugner zum
Interview in Mari Langs Studio Platz. Viele
dieser Männer reagieren auf „Rote-Teppich-Fragen“
von Mari Lang verblüfft, und
in gewisser Weise lesen sich die Interviews,
die in diesem Buch versammelt sind, auch
als eine Fortsetzung des unterhaltsamen
wie preisgekrönten Podcasts – sie sind gespickt
mit vielen Aha-Effekten. Erfrischend
in Podcast und Buch ist der spielerische
Umgang mit Gleichstellungsfragen. Mari
Lang, selbst Mutter zweier Kinder und
Feministin, unterschreibt allerdings nicht
jede Spielart Feminismus. Sie sagt: „Mein
Ansatz ist der, dass man nur über das Verstehen
zu einem Ziel kommt. Und wenn das
Ziel lautet, die Lebensrealität des anderen
Geschlechts zu verstehen, dann müssen
Frauen mit Männern reden, und sie danach
fragen, was sie interessiert.
Mari Lang, 1980 in Eisenstadt geboren, ist Journalistin
und Moderatorin diverser Radio- und Fernsehformate
u.a. „Mein Leben – Die Reportage mit
Mari Lang“ und „Sport Aktuell“. Seit 2020 betreibt
sie den Podcast „Frauenfragen“, der 2021 zum
besten feministischen Podcast Österreichs gewählt
wurde und mehrmals auf Platz 1 der Podcast-Charts
war. Soeben ist ihr gleichnamiges Buch im Leykam
Verlag erschienen.
© Leykam
Wo Ideen sich tummeln
Seit einigen Jahren gibt es in der kleinen,
schönen Buchhandlung Stierle neben
zahlreichen Kinderbüchern und belletristischen
Werken auch eine wachsende
Abteilung mit feministischer Literatur. Den
vier Buchhändlerinnen von Bücher Stierle
war eine Lesung mit Mari Lang deshalb
ein Herzenswunsch. In der Buchhandlung
Stierle wird gemeinsam mit Autor*innen
und Künstler*innen gesellschaftliche Vielfalt
gefeiert, sei es zu Anlässen wie dem
Weltfrauentag am 8. März, oder dem Tag
der unabhängigen Verlage. Die Buchhandlung
Stierle versteht sich nicht als
Geschäft, sondern als Ort der Begegnung.
So wurden hier schon viele Sonnengrüße
bei Yogastunden praktiziert oder die Buchhandlung
für ein gemütliches Abendessen
und anschließendem Schmökern vermietet.
Für die Veranstaltung mit Mari Lang wird
schon fleißig gebrainstormt. Eines ist jetzt
schon gewiss: es wird bestimmt lebhafte
Diskussionen geben, und der Humor wird
nicht zu kurz kommen. Das Team der
Buchhandlung Stierle lädt Sie herzlich zu
diesem Abend ein.
© XXX
Buchtipp:
Mari Lang:
Frauenfragen: Männer antworten
Leykam Verlag,
216 S., € 22,00
Lesung:
Lesung mit Mari Lang
„Frauenfragen: Männer antworten“
(Leykam)
Fr., 01. April 2022, 19:00 Uhr
Bücher Stierle, Kaigasse 1,
Salzburg
Eintritt € 8,00
Die Veranstaltung findet unter
Einhaltung der aktuellen Corona
Maßnahmen statt. Um Voranmeldung
wird gebeten unter:
0662/840114 oder
buch@buecher-stierle.at
Bücher im historischen
Gewölbe
Unser Geschäft in der Altstadt lädt zum
Schmökern und Staunen ein.
Coffee to stay und ein
gutes Gefühl to go
Das und noch viel mehr bietet unser
Lieblingscafé Momo
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 9:00 – 18:30 Uhr
Samstag: 9:00 – 17:00 Uhr
Montag: Ruhetag
www.cafe-momo.at
© Wagner’sche © Bernhard Aichner / Wagner’sche
© Miriam Bangert / Tamerl
Zugegeben. Es war ein mutiger Schritt, mitten
in der Pandemie unseren Büchershop in
der Altstadt zu verwirklichen. Zu coronabedingten
Lockdowns kam dann auch noch
eine Baustelle vor unserer Haustür dazu. So
gab es auch bei uns Tage des Zweifelns, ob
sich unsere kleine Dependance im historischen
Gewölbe zu einem Anlaufpunkt für
Einheimische und Gäste entwickeln würde.
Doch wer unser Team der Buchhandlung
kennt, der weiß, wir sprühen vor Optimismus
und positiver Energie. Mit unseren
wunderbaren Ideen wollen wir ein bibliophiles
Publikum mit besonderen Büchern,
Geschenkideen und Souvenirs abseits des
Mainstreams begeistern. Ganz zu schweigen
davon, dass unser Geschäft unter den
Lauben schon für sich eine Sehenswürdigkeit
darstellt.
Somit dürfen wir an dieser Stelle auch einmal
stolz auf das zurückblicken, was uns
gelungen ist und schicken unseren kleinen,
feinen Altstadtshop auf jeden Fall in die
Verlängerung. Nach einem Jahr voller
Höhen und Tiefen geht es mit Zuversicht
weiter. Wir bleiben unserem neuen Standort
treu und freuen uns, wenn noch mehr
Einheimische und Reisende aus der ganzen
Welt den Weg zu uns in die Altstadt finden,
um sich mit einer Lektüre für die sonnige
Bank im Hofgarten zu beschenken oder ein
Erinnerungsstück an einen unvergesslichen
Urlaub mitzunehmen.
Daniela Pergher ist unsere Frau vor Ort,
die nicht nur für ein abwechslungsreiches
Sortiment mit schönen Überraschungen
verantwortlich zeichnet, sondern auch
gerne Auskunft über die historische Be-
deutung der wunderschönen Räume gibt.
Wir wollen mit diesem Standort daran
erinnern, dass die Geschichte der Wagner’-
schen Buchhandlung 1639 in der Innsbrucker
Altstadt begann! Dieser Tradition
wollen wir weiterhin folgen und schreiben
damit die Geschichte der Wagner’schen
Buchhandlung weiter.
16
Wagner’sche.
Wer nach einer ausgiebigen Büchersuche
eine Pause braucht, wer sich noch an Ort
und Stelle in seine neue Lektüre vertiefen
möchte oder wem vor einer Runde durch die
Stadt nach einer Stärkung ist, der ist in unserem
lichtdurchfluteten Café Momo bestens
aufgehoben. Hier treffen sich Bücherfans
und Kaffeeconnoisseure gleichermaßen wie
Buchhändler*innen und erholungssuchende
Stadtbummler*innen. Ein Ort, an dem sich
nicht nur über Bücher ausgezeichnet reden
lässt, sondern ein offener Treffpunkt für alle,
die in gemütlicher Atmosphäre eine kleine
Auszeit und selbst gemachte Köstlichkeiten
genießen möchten: Ein Cappuccino, dessen
cremiger Milchschaum seinesgleichen sucht,
ein Brownie, der so unwiderstehlich ist, dass
man gleich noch einen zweiten bestellt, eine
Auswahl an vegetarischen Frühstücks- und
Mittagsgerichten, die alles andere als ge-
wöhnlich sind. Doch nicht nur kulinarisch
verwöhnen Chris Speicher und sein wunderbares
Team ihre Gäste, sondern auch mit
einer Herzlichkeit, die selbst bei großem Andrang
nie zu kurz kommt. Und wenn dann
erst die Terrasse ihre Pforten wieder öffnet
und man dabei frische Luft und Sonne tanken
kann, dann will man eigentlich nur eins:
kommen, um zu bleiben!
Das sagen unsere Gäste:
„Mit dem Café Momo ist die Wagner’sche
zu einer noch schöneren Wohlfühloase mitten
in der Innenstadt geworden. Es gibt nichts
Vergleichbares in Innsbruck und wenn wir
Freunde zu Besuch haben, dann ist eines der
Highlights immer unser Buchcafé!“ Maximilian
„Endlich kommt zusammen, was zusammengehört.
Eine gepflegte Kaffeehaus-
kultur und Bücher! Egal ob ich alleine da
bin oder mit Freundinnen, ich fühle mich
immer willkommen.“ Christina
„Seit ich mein Baby habe, weiß ich eine angenehme
Umgebung ohne penetrante Musik
besonders zu schätzen. Hier gibt’s immer
was zum Schauen und für mich eine kleine
Auszeit mit Cappuccino und dem megaguten
Cheesecake.“ Julia mit Leni
Einladung zum Kaffee!
Ab einem Einkauf von € 30,00 laden wir
im April auf einen Kaffee (oder Tee oder
Kakao) ins Café Momo ein.
Die Gutscheine gibt es direkt an der
Kassa. Gültig von 1. – 30.4.2022, solange
der Vorrat reicht!
Ausmalspaß & Puzzlefreuden
Regionale und kreative Geschenkideen für Groß und Klein
Geschichten aus dem Leben
Innsbruck aus verschiedenen Blickwinkeln
Die Lechauen
Das Piller Moor
Das Forchet
Der Silberwald
Der Obernberger See
Landeck
Buchtipp:
Reutte
Imst
Das Mühlauer Fuchsloch
Katharina Marschall & Olga Reiff
Mein Tiroler Naturschätze-Buch
Verlag der Wagner‘schen
Buchhandlung
34 S., € 9,95
Innsbruck
Innsbruck Land
Die Tischoferhöhle
Mit 9
Geschichten
& 10 Ausmalbildern.
Kufstein
Kitzbühel
Schwaz
Lienz
Katharina Marschall & Olga Reiff
mein Die Teufelsgasse tiroler
Naturschätze-Buch
Mit Walli und Maxl durch die neun Bezirke Tirols
Der Alte See
© Katharina Marschall & Olga Reif
Der Kreativität freien Lauf lassen und
dabei ganz spielerisch die Tiroler Natur und
die Heimat kennenlernen. Das bietet unser
neues Ausmalbuch für kleine Künstler
ab ca. 4 Jahren, das von der Wirtschaftskammer
Tirol produziert wurde. Mit dem
Tiroler Naturschätze-Buch lässt sich eine
kunterbunte Erkundungstour durch das
ganze Land vom Kinderzimmer aus starten.
Die beiden Abenteurer Walli und Maxl
führen ihre neugierigen Beobachter zu ihren
Lieblingsplätzen und haben jede Menge
Spaß im Gepäck. Ob im Wald, am Flussufer
oder in einer Höhle, überall erleben sie
spannende Abenteuer und nehmen ganz
nebenbei viel Wissenswertes über Tiere,
Pflanzen und Natur mit. Alle Tiroler Bezirke
sind mit einem wunderschönen Ausmalbild
und einer kindgerechten Geschichte
in diesem Buch vertreten und machen auch
den Eltern garantiert Lust auf neue Ausflugsziele.
Bei jedem der neun Bilder haben
die Kinder außerdem die Möglichkeit, ihren
persönlichen Naturschatz zu entdecken und
hinten im Buch zu verewigen.
Von jedem verkauften Buch geht 1 € an die
Tiroler Kinderkrebshilfe!
Familiengeschichte wird lebendig! In unserer
lieb gewonnenen Reihe „Erinnerungen an
Innsbruck“ dürfen wir in diesem Frühjahr
zwei neue Bände vorstellen.
Zwei Autoren plus ein Stadtteil ergibt
Zweierlei Dreiheiligen: Monika Fabjan und
ihr Sohn Georg Fabjan betrachten ihr Viertel
aus zwei unterschiedlichen Perspektiven und
schreiben damit abwechslungsreiche Geschichten
mit Geschichte: von der Kohlstatt
über das Dreiheiligen der Nachkriegszeit bis
hin zum jungen, urbanen Viertel heute. Die
Erinnerungen spannen einen weiten Bogen
über die Epochen und umfassen insgesamt
drei Generationen Familiengeschichte aus
fast hundert Jahren Dreiheiligen.
Mit Ein Innsbrucker Western führt uns
Wilhelm Giuliani in die Höttinger Au, wo
seine Großeltern nach dem Krieg außer
sumpfigen Wiesen nicht viel mehr vorfanden.
Wie konnte hier ein Stadtteil entstehen? Wie
lebten die Leute? Der Journalist begibt sich
auf die Spuren seiner Familiengeschichte
und stößt dabei auch auf so manche Überraschung:
den großen Flugzeugcrash von
1964, die folgende Krise des Flughafens, ein
in Vergessenheit geratenes Lusthaus und
spektakuläre Verbrechen, die sich in der Vorstadtidylle
zugetragen haben.
Buchtipp:
Wilhelm Giuliani:
Ein Innsbrucker Western
Verlag der Wagner’schen
Buchhandlung,
200 S., € 14,95
Buchtipp:
Monika und Georg Fabjan:
Zweierlei Dreiheiligen
Verlag der Wagner’schen
Buchhandlung,
188 S., € 14,95
Veranstaltungstipp:
Am 20. April 2022 wird das
Buch von Wilhelm Giuliani
in der Wagner‘schen Buchhandlung
präsentiert.
Beginn 19:30 Uhr, Eintritt frei.
Neue
Puzzles
Wimmelpuzzles
Innsbruck
(100 Teile)
€ 19,95
© Wagner’sche
Da es so großen Spaß macht, gemeinsam
mit Kindern Wimmelbücher anzusehen,
werden demnächst im Verlag der Wagner’-
schen Buchhandlung auch Wimmelpuzzles
erscheinen. Puzzles sind ein wunderbarer
Zeitvertreib, stärken die kognitive
Entwicklung und das Staunen über das
Ergebnis ist jedes Mal wieder ein großes
Vergnügen. Illustratorin Bettina Egger
hat zusammen mit Maria Kittler 2019 das
erfolgreiche „Innsbruck-Wimmelbuch“ in
unserem Verlag veröffentlicht, kurz darauf
folgte das „Tirol Wimmelbuch“. Ihre
Recherchetouren für diese Wimmelbücher
waren aufwändig! Sie haben viele Menschen
in den einzelnen Bezirken getroffen, sind
gewandert, haben Vögel und andere Tiere
beobachtet, waren bei Stadtführungen
dabei, trotzten Wind, Regen und Kälte. Da
wir in jede einzelne Seite unserer Wimmelbücher
verliebt sind, haben wir entschieden,
gleich drei verschiedene Wimmelpuzzles
zu produzieren: die Innsbrucker Hofburg,
Schloss Ambras und ein Motiv aus dem
Roten Kreuz-Wimmelbuch, das ebenso von
Bettina Egger gestaltet wurde.
Peter Walder-Gottsbacher ist Sammler von
alten Fotografien und Ansichtskarten zur
Innsbrucker und Salzburger Geschichte und
gehört als langjähriger Mitarbeiter zum „Urgestein“
der Wagner‘schen Universitätsbuchhandlung.
Der kunst- und kulturbegeisterte
„Zugereiste“ unternimmt in einem neuen
Buch einen Spaziergang durch die historischen
Innsbrucker Stadtviertel Anpruggen
und Hötting. Letzteres war einst das größte
Dorf Österreichs, ehe es während der Zeit
des Nationalsozialismus in Innsbruck
eingemeindet wurde, während Anpruggen
die heutigen Stadtteile St. Nikolaus und
Mariahilf umfasste. Walder-Gottsbacher
führt uns von der malerischen Mariahilfstraße
durch den abenteuerlichen Verkehr
in der Höttinger Gasse, deren mangelhafter
sanitärer Zustand den Innsbrucker Gemeinderat
des Öfteren beschäftigte, hinauf
zu den Höfen und Ansitzen Höttings. Auf
unserer Reise in die Vergangenheit begegnen
uns in zahlreichen Fotografien, Annoncen
und Postkarten Kuriositäten und originelle
Gestalten in diesem Dorf, das in der Stadt
aufgehen sollte.
© Peter Walder-Gottsbacher
Buchtipp:
Peter Walder-Gottsbacher:
Es war einmal in Hötting und
Anpruggen
Verlag der Wagner‘schen
Buchhandlung,
224 S., € 19,95
Tirol glänzt auch im
Frühjahr 2022
Nach einem tollen Herbst wird auch das Frühjahr 2022
höchst interessant ... von Robert Renk
Friederike Gösweiner und Robert Renk, Foto © Thomas Schrott
Vor allem lyrisch hat das Frühjahr einiges
zu bieten. Da gibt es endlich den neuen Gedichtband
von Christoph W. Bauer an den
hunden erkennst du die zeiten. Als Streuner
zwischen den Zeiten, der Zusammenhänge
entdeckt und sie poetisch festhält, lernen
wir den großen Lyriker – einmal mehr –
kennen. Unter anderem ein Anlass für
das Internationale Lyrikfestival W:ORTE,
ihn zu einem besonderen Abend mit dem
Tiroler Kammerorchester InnStrumenti
einzuladen. Für uns ein Anlass ihn zum
Interview zu bitten. Evelyn Bubich hat das
für uns ganz wunderbar übernommen;
nachzulesen auf S. 52.
Auch ein neuer Gedichtband von
Sabine Gruber erschien heuer. Sie nennt
ihren Band Am besten lebe ich ausgedacht /
Journalgedichte. Und als Journal ist es auch
angelegt: Erinnerungsstücke werden zu
poetischen Ereignissen, persönliche Verluste
werden in Form von lyrischen Tagebuchfragmenten
über das Abschiednehmen, Bewahren
und Weitermachen verarbeitet und
gewinnen dadurch etwas Nachdrückliches.
Erinnerungsstücke
als Poesie ...
Diese großartige Dichterin vermag es,
persönliche Schicksalsschläge in allgemein
gültige poetische Formeln zu verwandeln,
wie es nur selten zu lesen ist. Natürlich wird
auch Sabine Gruber beim Internationalen
Lyrikfestival W:ORTE lesen. Mehr zum im
Juni stattfindenden Festival finden Sie auf
Seite 54.
Auch Joseph Zoderer legt mit Bäume
im Zimmer (Haymon) einen neuen Gedichtband
vor. Persönlich freue ich mich
vor allem auf das Debüt Azur – Ton –
Nähe, von Siljarosa Schletterer. Und der
wurde nicht nur hervorragend lektoriert,
sondern vor allem kongenial illustriert.
Und wen holt man sich, wenn Wasser das
bestimmende Thema eines Gedichtbandes
ist? Natürlich den Tiroler Künstler Franz
Wassermann ;-).
Eine Autorin, die wir in Tirol vor allem
als Lyrikerin kennen, legte ihren ersten
Roman vor. Wunderbar direkt und wie wir
es aus ihren Erzählungen kennen, schildert
C. H. Huber in Sagtest du Liebe die
Gefühlswelt von Paula, in den Sechzigern
und frisch getrennt von Richard. Nicht mit
ihm, nicht ohne ihn, nach zwei Jahrzehnten,
nach Lust & Eifersucht, nach Trennungen
und Wiedervereinigungen reflektiert Paula
recht unkonventionell und frech über gesellschaftliche
Veränderungen vom Ende
der 90er-Jahre bis ins erste Jahrzehnt des
zweiten Jahrtausends, spricht sehr offen
über Sex im Allgemeinen und Speziellen.
Einen neuen Roman gibt es in diesem
Frühjahr auch von Erika Wimmer Mazohl
auf den ich schon sehr gespannt bin. Wolfs
Tochter behandelt eine prägende Lebensphase
von Erika Danneberg, Autorin,
Psychoanalytikerin und Friedensaktivistin.
Sie würde heuer ihren 100. Geburtstag feiern.
Ich hatte das Vergnügen ihre Schwester
Hedy Danneberg, die man in Innsbruck
auch als Schauspielerin erleben konnte,
noch zu kennen. Und mit dem großartigen
Lyriker Arthur West hatten wir auch einen
gemeinsamen Freund. Mal schauen, ob er
im Roman herumgeistert.
Ein Roman aus dem Jahre 2006 wird
von Haymon neu aufgelegt. Der damals
aufstrebende Autor heißt Bernhard Aichner
und sein Roman Nur Blau. Der Titel ist
Programm, geht es doch um Yves Kleins
„Blau“. Dieses Bild, dieses spezielle Blau,
verbindet die verschiedensten Figuren.
Aufbau und überraschendes Zusammenspiel
der Szenen und Figuren, die durch das
Motiv des Bildes verknüpft sind, zeugen
schon von der literarischen Meisterschaft
Aichners, mit der er später das Thrillergenre
im deutschsprachigen Raum erfolgreich
eroberte.
Einen der tollsten Romane des Jahres
haben wir ebenfalls einer Tirolerin zu verdanken.
Mit Traurige Freiheit (Droschl)
hat Friederike Gösweiner 2016 ihr Debüt
gegeben und wurde u.a. zur Innsbruckliest-Autorin
2017. Ich erinnere mich noch
gut an diese Innsbruck-liest-Zeit. Wirklich
ein Roman, der zur Diskussion und zum
Gespräch anregen konnte, ging es u.a. doch
darum zu zeigen, unter welchem Druck die
Protagonistin Hannah steht, die einerseits
ihre Chance in einem Volontariat bei einer
großen Zeitung in Berlin sieht, andererseits
ihre Liebe in Tirol dafür aufs Spiel setzt.
Am Ende geht beides irgendwie flöten, wir
aber haben einen grandiosen Roman in der
Hand. Einen Roman, der zwischenmenschlich
alle poetischen Stückerln spielt und
aktuell das virulente Problem des Prekariats
erstmals (für mich zumindest) in die Literatur
einbringt.
Einfühlsam und stilsicher ...
Die Thematik wird in Regenbogenweiß
weiter gefasst, die Poetik bleibt. Die
Berufsbedingungen – nun im universitären
Rahmen zwischen London, Paris und den
Niederlanden – spielen eine untergeordnete
Rolle. Vielmehr geht es nun darum, wie eine
große, unerwartete Leerstelle viele Kleinere
ans Lebensufer spült. Der Roman beginnt
mit dem Tod von Hermann. Marlene, seine
Frau und die beiden Kinder Filippa und
Bob trauern je auf ihre Weise. Und alle
werden sich durch diesen Verlust klarer
darüber, welche sonstigen Leerstellen sie
in ihrem Leben herumgetragen haben. Wie
sie diese zu füllen versuchen, in einer Zeit
zwischen Dezember 2014 und Mai 2016, in
der wir Flüchtlingsströme mit der dazugehörenden
steigenden Ausländerfeindlichkeit
oder Terroranschläge in halb Europa
erleben mussten, davon erzählt dieser grandiose
Roman einfühlsam und stilsicher.
Die Fantasy blüht groß
im Kleinen ...
Immer mehr blüht der Markt im Bereich
neuer Kleinverlage und dem selfpublishing.
Vor allem die Fantasycommunity scheint
diese Art der Öffentlichkeit für sich
entdeckt zu haben. Tiroler Autorinnen
wie Sara Erb (Chelsea Stern/Lichtmagie
adakia) oder Catherine Snow (Akademie
im Niemals) greifen darauf zurück. Dieses
Phänomen wollen wir begleiten, lesen Sie
dazu weiter auf Seite 58.
Ein neuer Kleinverlag ist auch für das
Romandebüt des Musikers Mark A. Maier
verantwortlich. Im Jänner erschien Mila!
Ein Hauch von Zimt. Darin zeigt er wie
realistisch Träume sein können und wie
wertvoll es ist, dafür zu kämpfen. Und
ein Roman, in dem die Hauptfigur Robert
heißt, muss natürlich gut sein! Im Rahmen
der Labelpräsentation von leash the dog
wird er daraus lesen (siehe S. 32).
An der Krimifront glänzt einmal mehr
Bernhard Aichner mit dem dritten Teil seiner
Bronski-Serie. Einmal mehr zeigt er, wie
grandios er seine Schurken zeichnen kann
und in welch unfassbarer Harmlosigkeit
das Böse erscheinen kann. Aber auch Jan
Beck – alter ego von Joe Fischler – meldet
sich mit dem dritten Band seiner Björk und
Brandt-Reihe. Grotesk drapierte Mordopfer,
von Lissabon über Salzburg und eine
junge, europäische, elitäre Gruppe mit tödlichen
Geheimnissen.
Und Martin Fritz? Zu einer Art europäischen
Elite würde ich ihn tatsächlich
zählen. Sein Geheimnis ist aber wohl nicht
tödlich. Lieber beschäftigt er sich mit Meerjungfrauen
oder Dragqueens, mit Internetmöglichkeiten
– und Unmöglichkeiten.
Am 3. März saß er gemeinsam mit Kathrin
Röggla am Lesepult im Rahmen der
Grenzgänge-Reihe im Literaturhaus. Ob er
dabei aus seinem neuen Romanmanuskript
gelesen hat, ist bis Redaktionsschluss nicht
überliefert. Wir bleiben am Ball.
Buchtipps:
Christoph W. Bauer:
an den hunden erkennst du
die zeiten
Haymon Verlag
104 S., € 19,90
Sabine Gruber:
Am besten lebe ich ausgedacht
Haymon Verlag
48 S., € 18,00
Siljarosa Schletterer:
azur ton nähe
Limbus Verlag
96 S., € 15,00
Erika Wimmer Mazohl:
Wolfs Tochter
Ed. Laurin Verlag
200 S., € 22,00
Friederike Gösweiner:
Regenbogenweiß
Droschl Verlag
344 S., € 24,00
C. H. Huber:
Sagtest du Liebe
TAK Verlag
227 S., € 16,60
Catherine Snow:
Akademie im Niemals
bookapi Verlag
506 S., € 16,50
Mark A. Maier:
Mila! Ein Hauch von Zimt
BRINKLEY Verlag
252 S., € 13,90
Sprachspiele und
Wortzauberei
Eine Lobrede auf Heinz Janisch von Maria Neumayr
Zwischen Inspiration
und Zuversicht
Bestsellerautor Jan-Philipp Sendker ist wieder zu Gast
in der Wagner’schen. Interview von Gerlinde Tamerl
Buchtipp:
Heinz Janisch und
Michael Rohrer:
Jaguar, Zebra, Nerz
Tyrolia Verlag,
32 S., € 16,95
Buchtipp:
Heinz Janisch und Helga
Bansch:
Angsthase
Jungbrunnen Verlag,
32 S., € 15,00
Der heurige Nerz wird ein guter Monat für
die Wagner’sche! Das erhoffen wir uns natürlich
generell für jeden Monat, beim Nerz
sind wir uns dessen allerdings bereits sicher,
weil wir – so es die Veranstaltungs-Götter
wollen – Heinz Janisch bei unserem halbjährlich
stattfindenden Bibliotheksabend
begrüßen dürfen. Wer jetzt denkt, das Lektorat
müsse im ersten Satz dieses Beitrags wohl
einen groben Fehler übersehen haben, der
dürfte noch nicht allzu viel mit Heinz Janisch
in Kontakt gekommen sein. Verehrte Hasen
aus allen Ländern, das werden wir sogleich
bereinigen!
Wer so lange und erfolgreich Kinderbücher
verfasst hat wie Heinz Janisch, dessen
Ausdrucksweise muss schon etwas ganz
Besonderes an sich haben. Und genau das
ist bei Janisch der Fall – ein Lyriker durch
und durch, baut er oftmals mit nur wenigen
Worten ganze Welten, während er gleichzeitig
mehr als genug Freiraum für die
eigene Fantasie der Leser*innen lässt. Seine
Werke lesen sich luftig-leicht und spielerisch
und zeigen, wie viel man wirklich aus
© Brigitte Friedrich
unserem am häufigsten genutzten Alltagsinstrument
– der Sprache – herausholen
kann. Mit viel Wortzauberei lesen sich
Janischs Kinderbücher allesamt wie Liebeserklärungen
an die unzähligen Facetten der
deutschen Sprache.
„Mir ist wichtig, dass Kinder Bücher als
Geschenk erleben, wie eine Art Wundertüte:
Man macht sie auf und lässt sich überraschen“.
Genau diesen Effekt erzielt jedes
Kinderbuch von Heinz Janisch. In seinem
typischen, lyrischen Ton schreibt er schon
seit Jahrzehnten besondere, einzigartige
Geschichten und Gedichte, die Jung genauso
wie Nicht-mehr-ganz-so-Jung begeistern.
Behandelt werden darin zeitlose, allgemein
beliebte Themen wie Liebe, Freundschaft,
Zugehörigkeit oder Anderssein, allerdings
nie so, wie man es erwarten würde und stets
auf eine frische, untypische Art. Mittlerweile
gibt es zahlreiche Übersetzungen
seiner Werke und er wurde mit den verschiedensten
Preisen ausgezeichnet, unter
anderem mit dem Österreichischen Kinder-
und Jugendbuchpreis, dem Bologna
Ragazzi Award sowie dem Österreichischen
Kunstpreis für Kinder- und Jugendliteratur.
Wir freuen uns sehr, einen der wichtigsten
österreichischen Lyriker und Kinderbuchautoren
der Gegenwart im Nerz bei
unserem Bibliotheksabend begrüßen zu
dürfen. Dort wird uns Buchhändler*innen
sowie den geladenen Bibliothekar*innen
die Ehre zuteil, dem meisterhaften Sprachspieler
und Wortzauberer zuhören zu
dürfen! Sollten Sie noch nie in den Genuss
eines Heinz Janisch-Buchs gekommen sein
(oder falls Sie sich einfach nur fragen, was
es mit dem Nerz und den Hasen in diesem
Beitrag auf sich hat), möchten wir Ihnen
seine beiden Kinderbücher Angsthase
(Jungbrunnen, 2020) und Jaguar, Zebra,
Nerz (Tyrolia, 2020) ans Herz legen –
Wer Sprachspiele und Wortzauberei liebt,
wird viel Spaß an diesen beiden Büchern
haben.
22
Wagner’sche.
Sie gehen in Ihrem Roman „Die
Rebellin und der Dieb“ der Frage
nach, was geschieht, wenn Menschen
ihre gesicherte Existenz verlieren.
Warum wollten Sie sich mit diesem
Thema literarisch beschäftigen?
Aus verschiedenen Gründen. Ich finde die
Frage, wie weit wir in der Not gehen würden,
sehr spannend. Wer weiß das schon?
Wie gut kennen wir uns? Davon wollte ich
erzählen. Der Roman spielt unter anderem
in einem Armenviertel in einem asiatischen
Land. Ich habe über die Jahre dort viel
recherchiert, das Elend gesehen und wollte
Menschen eine Stimme geben, die sonst
keine haben. Und ich wollte von Menschen
erzählen, die auch in größter Not nicht
aufgeben, die sich engagieren, die selbstlos
handeln. Auf meinen Reisen traf ich immer
wieder Menschen, die mich mit ihrem Mut,
ihrer Bereitschaft, Opfer für andere zu
bringen, sehr berührten und inspirierten.
So hoffe ich, dass der Roman, trotz des
ernsten Themas und der dunklen Seiten
ein mutmachendes Buch geworden ist.
Ihre Werke, u.a. „Das Herzenhören“
hat bei Ihrem Lesepublikum
Begeisterung ausgelöst. „Dieses Buch
ist magisch, jedes Wort ist voll von
Kraft“, heißt es in einer Leserstimme.
Zuversicht, Zusammenhalt und
Wille zur Veränderung ziehen sich
leitmotivisch durch Ihre Texte. Wie
kommt das?
Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.
Ich schreibe Bücher, die ich selbst gern lesen
würde. Sie handeln von Themen, die mich
intensiv beschäftigen, darunter ja auch
traurige, schmerzhafte. Aber ich möchte mit
meinen Geschichten auch Hoffnung geben,
Zuversicht, wie Sie sagen. Vermutlich weil
ich am Ende des Tages ein hoffnungsvoller,
zuversichtlicher Mensch bin, der fest an das
Gute in uns glaubt.
Sie waren Asienkorrespondent,
haben aber auch als freier
Schriftsteller viele Reisen nach
Asien unternommen. Welche
Bedeutung hat diese Region für Ihre
schriftstellerische Arbeit?
Ich habe jetzt sieben Romane und zwei
Sachbücher geschrieben, alle sind in Asien
© Frank Suffert
angesiedelt. Sie sehen, dass dieser Erdteil
eine große Rolle für mich spielt, ganz
besonders Nordost- und Südostasien.
Ich erfahre dort große Inspiration, mich
faszinieren die Menschen, ihre Geschichten,
ihre Kulturen und Religionen, die ja sehr
unterschiedlich sind. Alles war zunächst
sehr fremd für mich, es gab so viel zu verstehen
und zu lernen. Ich glaube, dass ich
von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch
bin, in der Fremde fühle ich mich wohl, weil
es viel zu entdecken gibt. Hinzu kommt,
dass viele der Länder eine faszinierende Geschichte
haben, gerade in den vergangenen
Jahrzehnten ist dort viel passiert. Denken
Sie etwa nur an China, Vietnam oder
Burma. Was haben diese Gesellschaften für
Veränderungen durchgemacht! Sie sind so
voller Geschichten. Dort recherchieren zu
können und davon zu erzählen, erlebe ich
als großes Privileg.
Jan-Philipp Sendker, geb. 1960 in Hamburg, war
viele Jahre Amerika- und Asienkorrespondent des
Stern-Magazins. Heute lebt er mit seiner Familie
in Potsdam. Seine Romane sind in mehr als 35
Sprachen übersetzt. Mit weltweit über 3 Millionen
verkauften Büchern ist er einer der aktuell erfolgreichsten
deutschsprachigen Autoren.
Buchtipp:
Jan-Philipp Sendker:
Die Rebellin und der Dieb
Blessing Verlag, 320 S., € 22,70
Veranstaltungstipp:
Jan-Philipp Sendker
Moderation: Gerlinde Tamerl
Mo., 21. März 2022, 19:30 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit
Wagner- oder Ö1-Card
© Kurt Kaindl
Buchtipp:
Karl-Markus Gauß:
Die Jahreszeiten der Ewigkeit
Zsolnay Verlag,
320 S., € 25,70
Ich bin ein
fast religiöser
Anhänger
des Alltags
Karl-Markus Gauß
24 Wagner’sche.
Dieses Magazin erscheint an dem
Tag, an dem du in Leipzig mit
dem Buchpreises zur Europäischen
Verständigung ausgezeichnet wirst.
Die Leipziger Buchmesse ist nun zum
dritten Mal hintereinander abgesagt.
Kannst du uns schildern, wie die
Preisübergabe in etwa vonstatten
gehen wird?
Ich nehme an, dass die Buchmesse bei der
Preisverleihung eine Art von symbolischer
Repräsentanz zeigen wird. Die von den
Großverlagen im Stich gelassenen Leute
der Buchmesse werden damit sagen: Seht
her, es gibt uns noch und wir werden nicht
aufgeben! Daher erhält die Preisverleihung,
die jetzt als einziges von der Buchmesse
überbleibt, wesentlich mehr Gewicht, als
ihr üblicherweise zukommt, und dass damit
viel mehr auf meinen schwachen Schultern
lastet, erlebe ich nicht als angenehm.
Was bedeutet dir dieser Preis?
Ich habe in meinem Leben einige Preise
bekommen und alle haben mich gefreut.
Ich bin ja nicht Thomas Bernhard, der
Karl-Markus
Gauß wird ausgezeichnet,
schreibt
ausgezeichnet
und antwortet ausgezeichnet,
meint
Robert Renk
reichischen Universitäten, ihrer Öffnung für
sozial schwächere Gruppen geschehen ist
und später wieder rückgebaut wurde, würde
es verdienen, mit ihrem Namen verbunden
zu bleiben. Ihr Name bleibt aber damit verbunden,
dass sie bei einer Preisverleihung
an Bernhard seelig entschlummerte. Sie ist
übrigens auch bei meiner Sponsion an der
Uni Salzburg 1979 eingenickt und nur die
größten selbstverliebten Spießer haben es
ihr übelgenommen. Die feine Dame hat
den Ordinarien, die damals noch Halbgötter
und zwar ausnahmslos männliche
Halbgötter waren, ordentlich den Schneid
abzukaufen gewusst.
Ich habe mich über Preise also immer
gefreut, aber auch nicht wieder so, dass ich
mein Glück an sie gehängt hätte. Man soll
sie nehmen, ohne gerührt zu sein, weil sie
ja das Ergebnis einer bestimmten Konstellation
von Jurien sind, aber man braucht
auch nicht, wie es Antonio Fian einmal
trefflich ausgedrückt hat, aufs Podium
treten und Urkunde und Scheck entgegennehmen,
als würde dort der Galgen auf
einen warten. Abgesehen davon glaube ich
Karl-Markus
Gauß
zu wissen, dass der Preis für Europäische
Verständigung schon einer ist, der ziemlich
gut zu mir passt.
Im Band „Ruhm am Nachmittag“
(dtv 2014) hat man deinen ersten
Krimi lesen können. Nun – im neuen
Journalband „Die Jahreszeiten der
Ewigkeit“ – bekommt man Gedichte
von Karl-Markus Gauß zu lesen.
Wie kam es dazu und wie stehst du
zu Gedichten im Allgemeinen und im
Speziellen.
Das ist missverständlich, ich habe keine
Gedichte geschrieben für dieses Journal,
sondern zwei Reden von Kickl und Kurz
in Gedichtform gebracht, also stark verfremdet
und damit kenntlich gemacht.
Abgesehen davon lese ich jeden Tag ein
Gedicht, wie das ja auch manch andere
tun. Geschrieben habe ich das letzte in der
7. Klasse des Gymnasiums. Das war 1971
und eine Zeit, in der man als Bursche die
Mädchen tatsächlich damit beeindrucken
konnte, ein Leser oder gar ein Schreibender
zu sein. Man stand damals geradezu in
einem gewissen Eros, wenn man Gedichte
auswendig rezitieren oder über Novellen
und tragische Dichterbiographien erzählen
zwar alle Preise angenommen, aber stets
so getan hat, als hätten sich die Mächtigen
damit eine besonders infame Kränkung
für ihn ausgedacht. Wenn man etwa daran
denkt, wie er die Wissenschaftsminsterin
Hertha Firnberg noch Jahrzehnte später
dem Gespött preisgegeben hat, weil sie bei
irgendeiner Preisverleihung an ihn eingeschlafen
war. Die Frau hat im Krieg viel
mitgemacht, und sie war die beste Wissenschaftsministerin,
die es in Österreich jemals
gegeben hat. Alles, was an einer offenen,
demokratischen Entwicklung der österkonnte.
Das kann man sich heute kaum
mehr vorstellen.
Ich liebe Gedichte immer noch und nicht
mehr wegen dieses eher berechnenden Zugangs,
aber glaube heute doch, dass es nicht
edler ist, schlechte Sonette oder langweilige
Romane zu schreiben als gute Journale. Ich
anerkenne keine Hierarchie der literarischen
Formen.
Wir sind schon mitten drin in den
Jahren Journals, das Privates und
Weltereignisse von 2014 bis 2019
auf so stilsichere Art vereint, die die
Ironie in neuen Farben zum leuchten
bringt, aber nie in die durchaus
dunkle Farbskala des Sarkasmus
eintaucht. Hast du den Sarkasmus
arg zurückhalten müssen bei den
prägenden Themen dieser Zeit:
Flüchtlingskrise und Populismus?
Mitunter schon. Es finden sich übrigens
schon einige angemessen sarkastische
Passagen im Buch, aber, so hoffe ich keine
zynischen. Zynismus ist für mich eine besonders
perfide und geistig simple Form
von Kollaboration mit den schlechten Verhältnissen.
Der Zyniker möchte, dass alles
so schlecht bleibt, wie es ist, damit er sich in
seiner Misanthropie bestätigt finden darf.
Joachim Leitner in der TT schreibt:
„(Gauß) findet Weltbewegendes im
Kleinen und das Banale im ach so
Bedeutsamen.“ Könntest du dafür je
dein favorisiertes Beispiel nennen?
Nein, ich habe da keine Bestenliste. Aber
ich bin ein fast religiöser Anhänger des
Alltags; der muss gelingen, und zum Alltag
gehören nun mal die einfachen Dinge und
Gerätschaften, die wenig auftrumpfenden
Ereignisse, die kleinen, einfachen Genüsse.
Wer das Jahr über drauf wartet, dass er
bei der einen Kreuzfahrt, bei dem einen
großen Fest oder bei der einen Preisverleihung
glücklich sein wird, der hat schon
verloren und zwar zurecht. Ich war doch
im vergangenen Herbst lange im Krankenhaus
und wurde dort in etwas bestätigt, was
ich schon wusste: dass jene Kranken, die
dem Tod nahe sind, keineswegs Sehnsucht
nach der Reise in die Südsee oder nach
dem Abendessen im Haubenlokal haben,
sondern nach den alltäglichen Dingen:
einem Frühstück auf der Veranda, einem
besonderen Licht beim Blick aus dem
Fenster, dem Besuch der lästigen Enkelkinder.
Buchpräsentation:
Karl-Markus Gauß
Moderation & Gespräch:
Robert Renk
Do., 31. März 2022, 19:30 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit
Wagner- oder Ö1-Card
© Leonhard Hilzensauer/Zsolnay
Buchtipp:
Elias Hirschl:
Salonfähig
Zsolnay Verlag,
256 S., € 22,70
Ich arbeite an
einem neuen
Roman zum
Thema digitalisierte
Fließbandarbeit
Elias Hirschl
26
Wagner’sche.
Bücher seit 1639
Der Bestseller Salonfähig ist enthüllender als
das Ibiza-Video und unterhaltsamer als die
Chat-Protokolle. Der Roman ist ein Abbild
und Abgesang einer unrühmlichen Ära. Elias
Hirschl setzt der Polit-Generation Slim-Fit
kein Denkmal, er führt sie vor und trägt sie
zu Grabe. Eine österreichische Tragikomödie
bester Güte. Unbedingte Leseempfehlung!
Du hast das Buch zur Stunde und des
Jahres 2021geliefert und bist jetzt
zu Recht sehr gefragt: kommst du
da jetzt überhaupt zum Schreiben
oder genießt du es ohnehin, gerade
literarischer Polit-Spezialist zu sein?
Ich komme in der Tat gerade viel zu wenig
zum Schreiben, weniger als mir eigentlich
lieb wäre. Dafür bin ich quasi gezwungen,
mich weiterhin kritisch mit der
österreichischen Politik auseinander zu
setzen, was ja bildungstechnisch auch nicht
schlecht ist, auch wenn ich in jeder zweiten
Antwort auf Natascha Strobl verweise,
weil die sich einfach besser damit auskennt.
Auch jetzt: lest Natascha Strobl!
Elias Hirschl und
Markus Köhle im
Mail-Interview
Hat sich Natascha Strobl schon bei
dir gemeldet? Und viel zu wenig ist
ja nicht nichts, das heißt, du bist
ohnehin schon wieder an was Neuem
dran? Wirst du daraus in Innsbruck
lesen?
Ja, sie hat sich quasi auf Twitter mit einem
Foto von meinem Buch entschuldigt, dass
sie jetzt erst dazu kommt, es zu lesen. Ich
hab ihr Buch Radikalisierter Konservatismus
dafür schon zweimal verschenkt. Und ja
genau, ich arbeite an einem neuen Roman
zum Thema digitalisierte Fließbandarbeit.
Mal schauen, ob da bis zum Prosafestival
was präsentierbar ist.
Auf der Bühne warst du gerade im
Stück die große show im WerkX
in Wien zu sehen. Wie sehr reizt
es dich, fürs Theater zu schreiben
und inwiefern unterscheidet sich
das Schreiben fürs Theater vom
Schreiben an einem Roman?
In die große show hab ich diesmal „nur“
einen kurzen Text geschrieben, den ich
Freikarten
auf Lebenszeit
27
selbst vortrage. Ich hab aber schon zweimal
bei anderen Stücken vom Aktionstheater
Ensemble mitgeschrieben, da sind es dann
Monologe für einzelne Schauspieler zu
bestimmten Themen – einmal zur türkisen
Regierung und einmal über Maskulinitätsbilder.
Es macht fast mehr Spaß, zu
sehen, wie andere Schauspieler dann meine
Texte interpretieren, da ergeben sich super
Effekte, die ich beim Schreiben gar nicht bedacht
habe. Man produziert aber auch sehr
viel Ausschussware, die es nicht ins Stück
schafft.
Ist aus dieser Arbeit dann deine
Romanfigur Julius Varga geworden?
Ja genau, Salonfähig entstand seit 2017
aus den Monologen, die ich für das Stück
Swing - Dance to the right vom Aktionstheater
Ensemble unter der Regie von
Martin Gruber geschrieben habe.
Du hast mit Christopher
Hütmannsberger als Ein Gespenst
mit der Nummer Ich tanze nur aus
Höflichkeit auch grad einen FM4-
Radio-Hit gelandet. Wann und wozu
hast du zum letzten Mal nicht aus
Höflichkeit getanzt?
Das letzte Mal war das glaube ich vor dem
letzten Lockdown, beim Konzert der Punkband
Franz Fuexe im Chelsea. Ich hab die
Band im Buch erwähnt und ein Konzert
von ihnen beschrieben und der Sänger
hat es gelesen, fand das großartig und hat
mich gefragt, ob ich ihren neuen Pressetext
schreiben will. Ich hab das dann gratis
gemacht und jetzt habe ich Freikarten auf
Lebenszeit für ihre Konzerte, haha.
Hat sich auch mal wer aus dem Kreis
der VP gemeldet? Und: Wenn Ex-
Ex-Kanzler Kurz ein Delfin ist, was
ist Nehammer?
Nein, da kam bisher gar nichts zurück,
außer, dass Mitterlehner ein Foto mit
meinem Buch gemacht hat. Dem schien’s
zu gefallen. Und ich vergleich Menschen
nur ungern mit Tieren, weil ich im Gegensatz
zum Nehammer der Meinung bin, dass
allen Menschen Würde und Menschenrechte
zustehen.
Möge Salonfähig noch vielen
Menschen gefallen und mögest
du eine beglückende Zeit als
Stadtschreiber in Dortmund haben.
Wie lange bist du dort und was
verbindest du mit Dortmund?
Ich bin von Mai bis November Stadtschreiber
in Dortmund, schreib’ dort an
einem neuen Roman, organisiere ein paar
Lesungen im Literaturhaus Dortmund und
mach’ noch ein paar andere Literatur- und
Kunstprojekte. Ich kenne die Literaturszene
im Ruhrgebiet schon länger, vor allem
durch Poetry Slams und bin in den letzten
Jahren auch schon öfter in der Gegend
aufgetreten. Ich bin einfach absolut unironischer
Fan von der ganzen Metropolregion
geworden.
Schön. Aber bitte wieder zurückkommen,
Österreich braucht dich!
Lesung:
Elias Hirschl liest
im Rahmen des 20. Prosafestivals,
gm mit Simone Buchholz,
Verena Roßbacher und Ralf
Schlatter (prosafestival.wordpress.com)
Fr., 08. April 2022, 20:00 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt freiWILLIGE Spenden
20. Innsbrucker Prosa Festival
Ein besonderes Jubiläumsprogramm mit Vorspiel von Stefan
Kutzenberger (Do., 7. April um 18:00 Uhr) und P.S.: mit Antonio
Fian & Christoph Simon (S. 30)
Do., 7. April, 20 Uhr
Stadtbibliothek
1 Nava Ebrahimi (A)
2 Noemi Somalvico (CH)
3 Andreas Pavlic (A)
4 Ralf Schlatter (CH)
© 8ung Kultur
© 8ung Kultur © 8ung Kultur
© 8ung Kultur
Fr., 8. April, 20 Uhr
Wagner’sche
1 Simone Buchholz (D)
2 Elias Hirschl (A)
3 Verena Roßbacher (A)
4 Urs Mannhart (CH)
Wir sind 20! Das muss gefeiert werden. Das
Innsbrucker Prosa-Festival (IPF) gibt es seit
2003. Da wurde Greta Thunberg geboren.
Ja, Festivals altern anders. Das IPF ist
anders. Das IPF ist besonders. 2003 kam
„Fluch der Karibik“ raus. Literaturfestivals
altern nicht, sie veredeln sich. Die Haare
der Organisator*innen ergrauen nicht, sie
werden versilbert. 2003 erschien Das ewige
Leben von Wolf Haas. Ja, das IPF soll ewig
leben! Das IPF-Team ist auch nach 20 Ausgaben
frisch und literaturhungrig wie eh und
je. Über 200 Autor*innen waren bereits bei
uns zu Gast. Einzelne Namen herauszupicken
ist schwierig, so hochkarätig ist die Gästeliste.
Allein im Jahr 2004 lasen u.a. Daniel
Kehlmann, Kathrin Röggla, Sibylle Lewitscharoff
und Thomas Glavinic im Bierstindl.
In den Folgejahren eroberten wir die ganze
Stadt mit feinster Literatur: vom Stadtarchiv
bis zum Sillwerk, vom Literaturhaus
bis zum Kulturhaus Vierundeinzig am Inn,
vom Treibhaus bis zum Westbahntheater.
Auch durch zwei Pandemie-Jahre ließen
wir uns nicht einschüchtern. Wir fühlen uns
zuständig für die literarische Erst- und Langzeitversorgung.
Frei nach dem Motto: Jede
Lesung führt zu geistiger Genesung.
Das heißt: Auch in diesem Jubeljahr dürfen
wir Ihnen 12 Autor*innen aus dem gesamten
deutschen Sprachraum (und darüber hinaus)
präsentieren, die aus den unterschiedlichsten
Gründen in der gegenwärtigen
Literaturlandschaft herausragend sind.
Drei Tage, drei Orte, drei Moderatoren, 12
Autor*innen, die live zu erleben sind. Das
hat sich bewährt und war in den letzten
Monaten viel zu selten möglich. Drum seien
Sie mit dabei.
Sa., 9. April, 20 Uhr
BRUX
1 Jaroslav Rudiš (TSCH)
2 Haidacher Ulrike (A)
3 Ferdinand Schmalz (A)
4 Lisa Krusche (D)
Der Auftakt findet am Donnerstag, den
7. April 2022 in der neuen Stadtbibliothek
(Amraserstraße 2) statt. Am Freitag, den
8. April ist die Wagner‘sche Buchhandlung
(Museumstraße 4) Gastgeber und am
Samstag, den 9. April 2022 besiegeln wir
mit Musik von DJ Martin Fritz sowie Tanz
und Ekstase von allen Beteiligten im Freien
Theater BRUX.
Carmen Sulzenbacher sorgt für die
Organisation und Betreuung aller. Robert
Renk, Markus Köhle und Martin Fritz
moderieren, führen einleitende Gespräche
mit den Autor*innen, beschenken diese
textmotiviert und haben im Jubiläumsjahr
einen besonderen Querschnitt der aktuell
schreibenden Zunft eingeladen, bestehend
aus alten Festival-Freund*innen und
Innsbruck-Debütant*innen. Das wird
ein würdiges Fest der Literatur! Seien
Sie Teil davon.
28
Wagner’sche.
Tiefkühlkostvertreter Franz
Schlicht ist auf der Suche nach
dem verschwundenen Doktor
Schauer (Rehragoutesser). Ort
des Geschehens ist ein überhitztes
Wien, skurrile Figuren
begleiten ihn auf seiner Suche,
die zunehmend zum Fall wird.
Schlicht verstrickt sich dabei
in Machenschaften, mit denen
er nichts zu tun haben will,
denen er aber auch nicht mehr
entkommt. Die Sprache hebt
ab und nimmt die Lesenden mit
in literarische Höhen, durchdrungen
von Wortwitz und
philosophischen Erkenntnissen.
Meisterwerk! köma
Ferdinand Schmalz:
Mein Lieblingstier heißt Winter
S. Fischer Verlag, 192 S., € 22,70
Wie wäre es, wenn man eine begrenzte
Anzahl Wörter zur Verfügung
hätte. Dann hätten die
Vielreder und Schaumschläger
früher ausgeredet als die Besonnenen
und Überlegten. Eine
der kleinen Utopien in diesem
Erzählschatzkasten. Radio- und
Kurzgeschichten aus über 20
Jahren, überarbeitet, poliert
und mit Schweizer Humor eingefettet.
Schlatter bettet sie in
eine Rahmenhandlung, die ein
wenig an 1001 Nacht erinnert,
die im Krankenzimmer oder auf
einer Insel spielen und durchaus
auch zu berühren wissen. Großartig!
Robert Renk
Ralf Schlatter:
43‘586
Limbus Verlag, 200 S., € 20,00
Der ehemalige Kindersoldat
Ali Najar, der nach dem Iran-
Irak-Krieg in Deutschland als
Design-Guru Karriere gemacht
hat, Ali-Reza, der nach dem
Krieg im Land geblieben ist
und Sina, ein Münchner mit
persischem Vater, sind die drei
Hauptfiguren des Romans.
Wie sie mit dem Land und miteinander
verknüpft sind, wird
abwechselnd aus deren jeweiliger
Sicht erzählt. Durch diese
spannende Erzählkonstruktion
bekommen wir eine vielfältige
Sicht auf Iran, Alltagsrassismus
und Nachwirkungen des Kriegs.
Martin Fritz
Nava Ebrahimi:
Das Paradies meines Nachbarn
btb-Verlag, 224 S., € 20,60
Eine Einkreisung lautet der
Untertitel dieses Debüts einer
Hälfte vom Flüsterzweieck. Und
rund geht es wahrlich auf dieser
Party im Landhauskeller eines
Regisseurs, der für die Partygesellschaft
aufkocht und sich
gern aufspielt. Die Ich-
Erzählerin gerät hinein und will
an sich nichts wie raus, wird
aber vom Partydiskurskarussell,
das immer mehr an Fahrt aufnimmt
und zum Strudel wird,
in die Tiefe gezogen, nicht
losgelassen. Ein fesselnder
Sprachrausch, der unterhält und
Haltung beweist. Lesen! köma
Ulrike Haidacher:
Die Party
Leykam Verlag, 224 S., € 22,00
Ein Roman, der mit einer Liebeserklärung
von Peter Handke
beginnt, kann kein schlechter
sein. Großartig wird er, wenn
man über die Fabulierlust und
den Witz von Verena Roßbacher
verfügt. Mit beidem begleiten
wir Charly Benz, die mit unverbrüchlichem
Optimismus durchs
Leben strauchelt. Ihr einziger
Beziehungspunkt ist Herr
Schabowski, ein sechzigjähriger
Mann, der ihre Post und Ängste
sortiert. Doch das und einiges
mehr ändert sich, als die beiden
nach Bad Gastein reisen.
Großartig! Robert Renk
Verena Roßbacher:
Mon Chéri und unsere demolierten Seelen
Kiepenheuer&Witsch Verlag,
512 S., € 24,70
Stefan Kutzenberger ist tot, es
lebe Stefan Kutzenberger! Ein
Erzähler führt uns auf einer
über 11.000 Kilometer langen
Reise quer durch Südamerika,
zum Maria-Theresia-Hochhaus
in Wels bis zum Tod des Schriftstellers.
Ein Roman zwischen
wildem Abenteuer, Krimi und
einem Trip durch die Welt der
Literatur. Kilometer Null ist ein
grandioser Abschluss der autofiktionalen
Trilogie (Friedinger
und Jokerman). Die Bände können
unabhängig voneinander
gelesen werden – empfehlenswert
sind alle drei! Boris Schön
Stefan Kutzenberger:
Kilometer Null
Berlin Verlag, 400 S., € 24,70
Dieses Buch gehört in jeden
Liege- und Schlafwagen. Nicht
etwa als Einschlaflektüre (wenn
das auch klappt, umso besser!),
sondern als Erbauungsliteratur
im besten Sinne. Rudiš beschreibt
lustvoll, wie sinnlich
(Aussicht, Geräusche) und
kulinarisch (Speisewagen aller
Länder vereinigt euch bloß
nicht, bleibt individuell anders!)
das Zugfahren ist. Mit Rudiš
will man gerne nur Bahnhof
verstehen, denn Bahnhöfe stehen
am Anfang und am Ende
jeder Reise und das Dazwischen
wird in vollen Zügen genossen.
köma
Jaroslav Rudiš:
Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen
Piper Verlag, 256 S., € 15,50
Jenseitiger und gleichzeitig
gegenwärtiger kann ein Debüt
nicht sein. Ein Roman auf drei
Ebenen: Diesseits, Jenseits und
Zuhause bei Gott. Menschen
gibt’s keine, die Tiere haben
übernommen, aber diesen
Tieren ist nichts Menschliches
fremd und mit Gott sind sie
auf du und du. Ja, Dachs und
Schwein gehen in Gottes Haus
gar aus und ein und nehmen ihn
mit auf einen Trip ins Jenseits.
Coolste Gang ever! Schwein
gefällt’s, Dachs nicht minder,
Reh auch. Tierisches aus der
Schweiz, garantiert anders. köma
Noemi Somalvico:
Ist hier das Jenseits, fragt Schwein
Voland & Quist Verlag, 144 S., € 18,50
© Aleksandra-Pawloff
Antonio Fian ist der Großmeister der
kleinen Formen. Wurstfragen ist bereits
Band VII seiner Dramolette aus den Jahren
2014 – 2021. Darin geht es immer um alles
rund um Österreich und bei Fian ist das
immer politisch und lustig. Fian kocht Politik
und Alltag ein. Fians Dramolett-Süppchen
ist, was sich Österreich selbst eingebrockt
und auszulöffeln hat. Fian richtet es für uns
an. In kleinen Häppchen, mit manierlichen
Regieanweisungen und wohldosiert. Alle
zwei Wochen, samstags im der Tageszeitung
Der Standard, neben dem Lochgott. Das ist
literarische Geschichtsschreibung für alle.
Unverkennbar und ungeheuer unterhaltsam.
Wurstfragen macht schon als Titel Lust,
und man fragt sich selbst, was wohl damit
gemeint sein könnte. Fragen, die einem egal
sind? Fragen, die zwei Enden haben? Fragen,
die zu stellen man sich trauen muss? Markus
Köhle hat direkt nachgefragt.
Hat sich das Humorverständnis
des Publikums in den letzten Jahren
verändert?
Es sieht so aus. Man muss, insbesondere
wenn es um Sexualität geht, wesentlich vorsichtiger
sein als noch vor ein paar Jahren.
Gibt es Themen, von denen du
die Finger lässt?
Ja. Und über die möchte ich auch nicht
reden.
In deinen Dramoletten namentlich
vorzukommen ist meiner Meinung
nach eine Adelung. War da mal wer
anderer Meinung, das heißt: gab es
mal Klagen?
Keine Klagen, aber bei einem Dramolett
über den Dissertations-Schwindel der Ex-
Ministerin Aschbacher (das ich übrigens
nicht ins Buch aufgenommen habe), wurde
Wann hast du diese zwei tragischen
Kärntner Helden erfunden?
Der Immanuel und sein namenloser Freund
begleiten mich schon seit 2004. Damals
waren sie sechzehn. Sie sind tatsächlich so
etwas wie meine literarischen Kinder, für
die ich mich ein bisschen verantwortlich
fühle.
Sind die Bachvolley-Buddies eine
Art Versicherung, wenn sonst gerade
nichts geht?
Ja, es ist gut zu wissen, dass ich, wann
immer ich will, bei ihnen vorbeischauen
und nachsehen kann, was sie gerade machen.
Wir freuen uns, dass du zum 20er
Jubiläum bei uns vorbei schaust und
gemeinsam mit Christoph Simon eine
Lesung bestreitest. Und wir freuen
uns auch weiterhin auf tagesaktuelle
Dramolette. Vielen Dank für das
Gespräch.
Antonio Fian
Österreich ist eine
Extrawurst
Ich betrachte
mich als
literarischen
Chronisten
Antonio Fian 30
Wagner’sche.
Wann hast du dein erstes Dramolett
verfasst, um was ging es?
Das war 1989, zur Zeit des „Heldenplatz“-
Skandals am Burgtheater. „Gerald Grassl
trifft auf dem Graben Thomas Bernhard und
nimmt ihn in Schutz“. Damals waren die
Dramolette noch länger und sind
unregelmäßig in der Wiener Stadtzeitung
FALTER erschienen. Seit 2005 erscheinen
sie im regelmäßig im Standard.
Sind in den Wurstfragen alle
Dramolette der Jahre 2014-2021
enthalten?
Nein, bei weitem nicht alle. Ich wähle sehr
genau aus, was mir wert scheint, in einem
Buch aufbewahrt zu werden. Ich betrachte
mich als literarischen Chronisten dieser
unserer Gegenwart. Die Dramolette bilden
als Ganzes ein Großprojekt, das ich „Bilder
des Friedens“ nenne.
Andererseits ist im Buch ein Text,
der es nicht in den Standard geschafft
hat. Warum?
Ja, „Fasten“ war laut Redaktion zu derb,
weil darin das Wort „wixen“ vorkommt.
Der Vorschlag, es durch „onanieren“ zu
ersetzen, wurde abgelehnt, weil der Text
dann, so wurde argumentiert, nicht mehr
authentisch gewesen wäre.
behauptet, ich hätte von der Tagespresse
abgeschrieben, was ich aber nicht getan
habe. Die Idee, die verdrehten Sätze dem
Meister Yoda in den Mund zu legen, war
einfach naheliegend, und auf naheliegende
Ideen kommen eben auch andere.
Hast du im Standard-Forum, das ja
berüchtigt ist, oder an anderer Stelle,
schon mal einen Shitstorm geerntet?
Nicht, dass ich wüsste. Im Standard-Forum
habe ich einige Fans und ein paar überzeugte
Feinde, die mir sehr regelmäßig mitteilen,
ich möge endlich mit dem Schreiben
aufhören. Wenn die sich wochenlang nicht
melden, mache ich mir richtig Sorgen, dass
ihnen etwas zugestoßen sein könnte.
Fans haben auch ganz besonders
zwei deiner Figuren. Zwei ehemalige
Beachvolleyball-Nachwuchsspieler
und jetzige Securitys im Klagenfurter
Strandbad. Da ist im Buch eine
Forderung einer Leserin abgedruckt,
wie die Geschichte weitergehen soll.
Hinter den Figuren verbirgt sich die
tragische Geschichte eines ganzen
Bundeslandes, persönliche Dramen
und große Lebensfragen werden
anschaulich heruntergebrochen
und das alles im Kärntner Dialekt.
Buchtipp:
Antonio Fian:
Wurstfragen
Droschl Verlag,
200 S., € 21,00
Veranstaltungstipp:
20 Jahre Prtosafestival –
EXTRA
Mit Antonio Fian & Christoph
Simon
Moderation: Renk&Köhle
Mi., 13. April 2022, 19:30 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt: freiWILLIGE Spenden
ISBN 978-3-9033920-4-5
9 783903 392045
Musikalisches Speeddating 2.0
Am 14.4. ab 19:30 sorgen folgende Künstler*innen
mit für Frühlingsgefühle.
Petra Baldauf
Nachdem das Tiroler Musiklabel „Leash
The Dog Records“ bereits im Oktober 2020
erfolgreich im schönsten Wohnzimmer
Innsbrucks zärtliche Bande zwischen Musiker*innen
und Publikum knüpfen konnte,
steht nun eine Neuauflage dieser Veranstaltung
an.
Bande Musikatella
Eine Tiroler Cross Over Formation rund
um den Saxophonisten Gerhard Hacker
und den Gitarristen Kurt Hofer, die sich
mühelos zwischen Walzer und Swing – Jenischer
Musik und Samba Grooves bewegt.
Petra Baldauf
Die Saxophonistin und Sängerin aus Hall
präsentiert gemeinsam mit ihrem Quartett
das Debüt Album Holding on to you
Eine vielfälltige Produktion, die Aufhorchen
lässt und zeigt, dass Jazz made in
Tirol sich nicht hinter den Vorbildern aus
Übersee verstecken muss.
Schubert meets Grönemeyer
Der Sänger Simon Kräutler und der Gitarrist
Stefan Wolf vereinen auf ihre ganz
eigene Art zwei musikalische Größen.
Klassik trifft Pop und vice versa.
DeniZz
Die Sängerin Denise Beiler stellt gemeinsam
mit Ehemann Mark Maier die
brandneue CD Puzzle vor.
Die in Inzing lebende Sängerin ist schon
seit Jahren stimmgewaltiger Fix-Bestandteil
der Tiroler Musikszene und stellt dies auch
regelmäßig über die Grenzen unter Beweis.
U.a. als erfolreiche Teilnehmerin von
„The Voice of Germany“.
Mark A. Maier
Bass rules, but not only...
Am Bassisten Mark kommt Mensch
hierzulande fast nicht vorbei. Lang ist die
Liste der Bands in denen er seine musikalischen
Beiträge beisteuert.
An diesem Abend wird seine zweite künstlerische
Leidenschaft in den Fokus gestellt:
Das Schreiben.
Er liest aus seinem gerade veröffentlichten
Roman Mila! Ein Hauch von Zimt
Nach den Live Auftritten gibt es ein kulinarisches
„Come Together“, dankenswerterweise
unterstützt von Sardinienprodukte
Innsbruck.
Einem Kennenlernen-Abend der besonderen
Art steht somit nichts im Wege!!
© Michael Putzlocher
© Wolfgang Baldauf
Bande Musikatella
Schubert meets Grönemeyer
Simon Kräutler
DeniZz
Stell dir vor, du machst eine Reise und findest
dabei die Liebe deines Lebens. Ihr seid
füreinander bestimmt und habt gemeinsame
Zukunftspläne. Doch dann kommt alles anders.
Du wachst eines Tages auf und kannst dich an
nichts von alledem erinnern. Nicht an die Reise
und auch nicht an die Person, der du dein Herz
geschenkt hast. Dein Leben ist wieder so, wie
es immer war.
Nur in deinen Träumen erwachen Erinnerungen
und Sehnsüchte, denn Träume vergessen nie.
Aber reichen Träume aus, um alles stehen und
liegen zu lassen und sich auf die Suche nach
jemandem zu machen, den es möglicherweise
gar nicht gibt?
MILA! EIN HAUCH VON ZIMT Mark A. Maier
XXX
€ 13,90
Buchtipp:
© privat
Mark A. Maier:
Mila! Ein Hauch von Zimt
Brinkley Verlag,
252 S., € 13,90
© Simon Kräutler
Veranstaltungstipp:
Bande Musikatella
32
Wagner’sche.
© privat
leash the dog – Lable Night
Musikalisches Speeddating 2.0
5 Konzerte & 1 Lesung
Moderation: Simon Kräutler
Do., 14. April 2022, 19:30 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt: freiWILLIGE Spenden!!!
sardinienprodukte
Durch deine Augen
sehen wir mehr
Diversität ist die wahre
Normalität
Was unter deiner Kleidung ist, sollte völlig egal sein.
Was unter deiner Haut, zwischen dir und dir liegt, zählt.
Je mehr Menschen hinsehen, desto mehr verschiedene
Perspektiven gibt es. Desto mehr
individuelle Wahrnehmungen, Empfindungen,
Gefühle. Euphorische und düstere. Die Perspektiven
der anderen kennenzulernen, kann
einem selbst dabei ganz andere Blickwinkel
eröffnen. So ist das auch mit dem Lesen.
Da geht es uns im Team gleich wie dir, wenn
du mit Menschen über Gelesenes diskutierst,
denn jede*r geht auf eigene Art in ein Buch
hinein und kommt mit eigenen Eindrücken
wieder heraus. Gerade deshalb ist die
Katalog-Entstehungszeit für uns unheimlich
aufregend. Denn da heißt es: Hineinschauen
in neue Texte und gespannt darauf sein,
was du in ihnen siehst.
Buchtipps:
Tatjana Scheel:
Vielleicht habe ich dich nur
erfunden Haymon Verlag,
280 S., € 22,90
Mit unserem neuen Programm schauen wir
aber nicht nur hin, sondern auch zurück,
denn: Es ist unglaubliche 40 Jahre her, dass
das erste Haymon-Buch aus der Druckerpresse
gekommen ist. Länger, als die meisten
Menschen im Haymon-Team überhaupt
existieren. Darauf sind wir, wir müssen es
zugeben, schon ein bisschen stolz. Damit
wir nach vier Jahrzehnten nicht einstauben,
entwickeln wir uns täglich weiter. Lernen
dazu. Stellen Fragen. An dich. An uns.
An die Leser*innen, die täglich in unserer
Verlagsbuchhandlung aus- und eingehen.
An all die neugierigen Menschen da
draußen, die Lust haben, durch Lektüre
Unbekann tes in sich aufzusaugen und in
Yara Nakahanda Monteiro:
Schwerkraft der Tränen
Haymon Verlag,
280 S., € 22,90
© Sheyda Sabetian
Gudrun Lerchbaum:
Das giftige Glück
Haymon Verlag,
272 S., € 19,90
neue Welten zu hüpfen – ob diese nun berührend
schön, beängstigend oder unerträglich
schmerzhaft sind.
Denn das ist es, was Bücher tun: Sie machen
sichtbar. Realitäten, in denen du deine
eigene vielleicht wiederfindest, vielleicht
aber auch ganz im Gegenteil. In denen
du entdeckst, was du bisher nicht einmal
geahnt hast. Ausgrenzung zum Beispiel
hast du vielleicht schon selbst erlebt, oder
du hast erfahren, was es heißt, nicht der
gesellschaftlichen „Norm“ zu entsprechen.
Dich darüber geärgert, wie oft vor einschneidenden
Momenten der Geschichte
die Augen verschlossen werden, anstatt
Verantwortung dafür zu übernehmen.
Genau diese hässlichen, genau diese
Bruchstellen aber sind es, an denen es anzusetzen
gilt, um sie zu sehen: die wunderbare
Vielfalt des Lebens in seinen hellen und in
seinen düsteren Tönen, die vielen verschiedenen
Stimmen auf diesem Planeten,
die mit dem, was sie sagen (und damit,
wie sie es sagen!) dein Herz berühren, die
Lebenswelten von Figuren, in denen du
einen Teil von dir erkennst. Wir sind wahnsinnig
glücklich, dass wir all das in unseren
neuen Büchern mit dir teilen dürfen.
Bücher, in denen du so viel entdecken wirst.
Und die deinen Blick auf die Welt, in der
du lebst, verändern werden.
Auf die nächsten 40 Jahre – hoffentlich
mit dir an unserer Seite.
Dein Haymon-Team
Ellen Dunne:
Boom Town Blues
Haymon Verlag,
320 S., € 13,95
Phenix Kühnert will mehr. Mehr Rechte,
mehr Stimmen, mehr Inklusivität. Gesellschaftliche
Konstrukte? Werfen wir am
besten über den Haufen. Dafür kämpft sie.
Und das jeden Tag. Phenix erzählt von
ihrer Kindheit, dem Aufwachsen und ihrem
Leben als trans Frau – in einer Welt, die
aus Stolpersteinen besteht. Mit ihr dürfen
wir in Wartezimmern von Ärzt*innen Platz
nehmen, öffnen einen Pass, der uns nicht entspricht,
spüren einen Anflug dessen, was das
auslösen kann. Wir begleiten sie bei Höhen
und Tiefen, in Sportumkleidekabinen oder
auf Dates in Berlin.
Phenix lässt uns an sich heran, macht sich
verletzlich, ist sanft und entschieden. Und:
Sie zeigt, warum es so wichtig ist, dass wir
Gleichberechtigung gemeinsam groß machen.
Sprache wirkt auf uns ein. Was
glaubst du, inwiefern du selbst davon
beeinflusst wirst – und vor allem: Wie
möchtest du Sprache prägen?
Ich versuche, Prägung von Sprache und der
Gesellschaft allgemein immer mehr abzulegen.
In den letzten Jahren habe ich viele
Strukturen, in denen wir leben, hinterfragt.
Und wenn ich selbst sprachlich etwas weitergeben
kann, dann, dass mit mehr Wissen
und Umsicht inklusive Sprache gar nicht so
schwer ist. Einmal den Horizont erweitert,
kommt es wie von selbst. Meine Erfahrung
ist zudem, dass die Diskussion eigentlich nur
von Gegner*innen aufrechterhalten wird –
denn wer sich offen mit sprachlichem Fortschritt
auseinandersetzt, versteht schnell,
dass diese Thematik keines Aufruhrs bedarf.
Unsere Gesellschaft mag es, alles
einzuteilen – oder anders gesagt:
in Schubladen zu ordnen. Welche
Schubladen möchtest du mal so
richtig aus den Schienen reißen?
Es ist irgendwie auch menschlich, eine Zugehörigkeit
finden zu wollen. Auch ich tu’
dies sicher nach wie vor, egal wie sehr ich
versuche, es nicht zu tun. Die Frage ist, ob
wir es überhaupt irgendwann schaffen, dieses
Schubladendenken abzulegen, und was
das für unsere Gesellschaft bedeuten würde.
Ich glaube, letztendlich ist das Wichtigste
zu verstehen, dass die Wände dieser Schubladen
offen sind. Wir sind Menschen und
nichts zu 100 %, wir entwickeln uns weiter,
wir verändern uns, wir wachsen.
© Lina Tesch
Oft verbiegen wir uns, um
einer Rolle, einer Erwartung zu
entsprechen. Wie schaffst du es,
einfach du zu sein?
Letztendlich war es ein kitschiger Kalenderspruch,
der einiges in mir bewegt hat: Sei die
Version von dir, die du bist, wenn keine*r
hinschaut. Es gab viele Gedanken und Gefühle,
die ich versuchte, in meinen eigenen
vier Wänden zu halten. Aber was bringt
mir das? Ich möchte glücklich sein, das ist
meine Priorität. Und für mich gehört dazu,
mein authentisches Selbst zu leben. Ich hatte
keine Wahl: Vor der Transition sah ich keine
Zukunft für mich. Lieber eine Zukunft mit
Hürden als gar keine.
Phenix Kühnert ist Aktivistin, Model und seit 2018 Host des
Podcast „FREITAGABEND“. Und sie ist trans. Überall,
wo sie die Möglichkeit dazu bekommt, spricht Phenix über
trans* Rechte, das eigene Körpergefühl, Dating, Feminismus
und das Patriarchat.
Buchtipp:
Phenix Kühnert:
Eine Frau ist eine Frau ist eine
Frau
Haymon Verlag,
224 S., € 19,90
© Nina Subin
Veranstaltungstipp:
Lesung Juan Gabriel Vásquez
zweisprachig, spanisch/deutsch
Moderation: Klaus Zeyringer
Do., 28. April 2022, 19:30 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt: € 9 / € 7 mit Wagneroder
Ö1-Card
Fiktion ist paradoxerweise
einer
der seltenen Orte,
an dem die Wahrheit
gesagt wird.
Juan Gabriel Vásquez
Dein Werk ist Weltliteratur im
besten Sinne. Ob die Geschichte in
Kolumbien spielt oder anderswo –
sie betrifft die ganze Welt. Wenn in
Die Gestalt der Ruinen der Kennedy-
Mord oder das Attentat gegen Franz
Ferdinand in Sarajevo vorkommt, so
stellst du deine Narration auf eine
globale Ebene.
Mich hat immer die Idee gereizt, dass nichts
an einem einzigen Ort geschieht. Die Idee,
dass ein Ereignis am anderen Ende der Welt
unsere Leben prägen kann, hat mich stets
interessiert. Dies ist mit meiner Faszination
für die Art der Konversation verbunden,
die man in der Fiktion zu haben vermag:
Ich kann bestens verstehen, was (wir sind
ja in Österreich) Pasenow geschieht, trotz
der Distanz und der Jahre, die uns trennen,
da die mysteriöse Sprache der Fiktion das
findet, was uns eint. Seit Die Informanten
[J.G.V.s erster Roman, 2004] wollte ich
immer die geheimen Verbindungen meines
Landes mit der Welt entdecken. Erinnerst
du dich an den Schmetterlings-Effekt?
In meinen Romanen wollte ich diesen
Schmetterling fangen, ihn mit einer Nadel
fixieren und studieren.
Lieder für die Feuersbrunst beginnt
mit dem Satz des Ich-Erzählers, er
könne die Geschichte nur mit dem
Einverständnis der Person erzählen,
von der er sie habe.
Ich interessiere mich sehr für die Rolle des
Zeugen in einer Gesellschaft wie der meinen.
Viele der Geschichten im Erzählband
schildern Ereignisse, die Anderen widerfahren
sind, und setzen einen Erzähler in
Szene, der das Leben von jemand Anderem
entdeckt und der von den Leiden anderer
zeugen will. Diese Strategie versucht, die
Art zu respektieren, wie die Geschichten
mich erreichen: Meine Fiktionen gehen
von einer realen Erfahrung aus, einer Begegnung,
einem Gespräch – die ein Rätsel
oder Geheimnis bergen. Deswegen sind
meine Geschichten oft wie eine Ermittlung
strukturiert.
Wie setzt du die Grenzen zwischen
Fakten und Fiktion?
Ich bemühe mich um zweierlei: Erstens,
dass meine Geschichte etwas zum Vorschein
bringt, das die nackten Fakten nicht erkennen
lassen. Ich verändere oder manipuliere
sie also, damit sie etwas freilegen oder
Juan Gabriel
Vásquez
Deine beiden zuletzt in deutscher
Übersetzung erschienenen Bücher,
der große Roman Die Gestalt der
Ruinen und der Erzählband Lieder
für die Feuersbrunst, verschränken
Privat-Persönliches (d)eines Ich und
Öffentlich-Politisches. Begünstigt
dieses Zusammenspiel, was der Roman
das Interessante an Romanen
nennt: „die Erforschung dieser
anderen Wirklichkeit“?
Dieses Ich, das mir ähnelt, ist meine Art,
die Risiken der Fiktion zu meiden, wenn
ihr Stoff unwahrscheinlich scheint. Die
Gestalt der Ruinen basiert auf einer höchst
seltsamen Erfahrung: den Tag, an dem ein
Mediziner von Bogota die Reste zweier
Opfer der kolumbianischen politischen
Gewalt in meine Hände gelegt hat. Als ich
den Schädel des 1914 ermordeten Rafael
Uribe Uribe und einen Rückenwirbel des
1948 ermordeten Jorge Eliécer Gaitán in
Händen hatte, wusste ich, dass ich da einen
Roman hielt, dass ihn aber die Erfindung
eines fiktiven Erzählers abschwächen oder
die Leser skeptisch machen würde.
Erkenntnisse bringen, was Fakten, die von
einem Historiker oder Journalisten erzählt
werden, nicht vermitteln könnten. Zweitens
möchte ich immer, dass meine Fiktion ein
Raum ist, in dem die Realität bleiben kann
und wo man sie nicht vergisst.
Das Erzählen ersteht in deinem Werk
meist aus der Historie. Ist eine deiner
frühen Anregungen dafür, dass – wie
du schreibst – ein Gespräch über den
9. April 1948 zum Leben gehört wie
Schach oder Karten zu spielen?
Die Ereignisse des 9. April 1948 haben
das 20. Jahrhundert in Kolumbien in zwei
Teile gespalten und eine Reihe von Ereignissen
ausgelöst, die unser gegenwärtiges
Leben recht direkt betreffen. Der an
diesem Tag verübte Mord an Jorge Eliécer
Gaitán nimmt in der kolumbianischen
Vorstellungswelt die gleiche Stelle ein wie
der Mord an Kennedy für die USA: Es ist
ein ungelöstes Rätsel, ein Schattenort, ein
nationales Trauma. Zudem hat er den Krieg
ausgelöst, den wir uns soeben zu beenden
bemühen. Um diesen Tag zu verstehen,
haben wir Ströme von Tinte geschrieben
und sind noch immer nicht zur Wahrheit
vorgedrungen. Mein Roman versucht,
etwas mehr Licht in diese dunkle Angelegenheit
zu bringen und über seine Last
auf unser Gewissen nachzudenken.
Das wesentliche Moment in deinem
Werk ist der Versuch zu ergründen,
was in einer Vergangenheit, bei einem
entscheidenden Vorfall, geschehen
sein mag. Nun heißt dein letztes Jahr
publizierter (noch nicht auf Deutsch
erschienener) Roman Volver la vista
atrás. Was ist an dem Blick zurück so
ungemein wichtig?
Die Vergangenheit ist ein Ort, der mich
heimsucht, vor allem, da wir ihn nie
definitiv kennen können. So wie wir ihn
auch nur mittels Erzählung zu erkunden
vermögen, mittels der Geschichten, deren
Version davon abhängt, wer sie erzählt und
auf welche Weise. Die unterschiedlichen
Versionen schaffen Spannungen zwischen
den Menschen sowie zwischen den Bürgern
und den Machthabern, da die Kontrolle
darüber, wie die Vergangenheit erzählt wird,
politisch sehr nützlich ist. Ich versuche
Romane zu schreiben, die der offiziellen
Version, die immer von den Machthabern
auf uns gekommen ist, gegenüberstehen.
Ich möchte Orte schaffen, wo einfache Bürger
das Recht wiederfinden können, unsere
Geschichte zu erzählen, die verlogenen oder
deformierten Versionen der Mächtigen zu
unterminieren.
Der letzte Satz in Lieder für die
Feuersbrunst besagt, Bücher seien
„der einzige Trost, den wir haben,
wir Kinder dieses in Brand gesteckten
Landes“. Kann das heute global
gelten?
Die Fiktion ist in der heutigen Gesellschaft
sehr wichtig, da sie paradoxerweise womöglich
einer der seltenen Orte ist, an
dem die Wahrheit gesagt wird. Wir leben
inmitten verzerrter oder verlogener Erzählungen
der „sozialen Medien“, und in
unserer Epoche der Post-Wahrheit scheinen
wir sogar die grundsätzliche Übereinkunft
verloren zu haben, was reell ist. Das
ist furchtbar. Die Fiktion ist ein Ort, an
dem man klarsieht. In unseren Zeiten des
Sektarismus, der identitären Politik wird die
Übung, ernsthaft einen anderen Menschen
zu imaginieren, sehr wichtig. Es ist eine
Impfung gegen den Fanatismus. Ich finde
es nicht übertrieben zu sagen, dass unsere
Welt in Flammen steht. Eine bescheidene
und intime Möglichkeit, dagegen anzugehen,
ist das hingebungsvolle und konstante
Interesse für das Leben Anderer, für
die Geheimnisse und Rätsel dieser Leben.
Das ist das Territorium der Erzählungen
und Romane.
Das Gespräch führte Klaus Zeyringer.
© Thomas Langdon
Sie sind im Frühjahr 2022 gleich mit
zwei Büchern am Start – Mädchen
(Wallstein) und Cranach. A–Z
(Hatje Cantz) – und das nächste
ist wohl schon in Arbeit. Trotzdem
haben Sie Zeit gefunden, zu den
Wochenendgesprächen zu kommen.
Was reizt Sie an dem diesjährigen
Thema Literatur | Bild?
Ich komme gern nach Innsbruck! Ja, einerseits
halte ich es für eine der gegenwärtigen
Herausforderungen, zu den Bildern Worte
zu finden, also die Bilder gewissermaßen
lesen zu lernen. Denn das Internet ist eine
riesige Bildermaschine, sowohl in der Erzeugung,
in der Verbreitung als auch in
der Manipulation des Bildes. Es geht auch
darum, dem Bild, bei aller Attraktion, nicht
auf den Leim zu gehen. Und im künstlerischen
Arbeiten wiederum den Text nicht
als bloße Erklärung des Bildes, und das Bild
nicht als bloße Illustration des Textes zu
verniedlichen.
Ich habe eine Freundin, die Hamburger
Zeichnerin Line Hoven, deren Arbeit – der
Technik und dem Konzept geschuldet –
vom Kontrast aus Schwarz und Weiß lebt.
Teresa
Präauer
Manchmal bestellen Artdirektoren von
Magazinen Bilder bei ihr und fragen dann
ganz unschuldig, ob man sie nicht in Farbe
drucken könne, damit sie ein wenig „fröhlicher“
wirkten. Die meinen das nicht böse,
aber meines Erachtens spricht eine große
Ignoranz aus diesem Umgang mit dem
Medium Bild.
Literatur oder Bild: Was ist direkter,
emotionaler? Und warum?
Beides kann uns anöden, und dann wieder
bis ins Mark treffen, oder?!
Lukas Cranach hat in einem Ihrer
Romane bereits eine Rolle gespielt.
Warum ist gerade er so interessant
für Sie?
Mich interessiert, nicht nur bei Cranach,
sehr oft etwas, das ich als Dazwischen
wahrnehme – zwischen Künstlichkeit und
Natürlichkeit beispielsweise, zwischen
Erfindung und Erfahrung. Cranach porträtierte
die Menschen seiner Umgebung –
und gleichzeitig wirken sie wie nicht von
dieser Welt. Er verwechselt die Kunst nicht
mit der Wirklichkeit.
Ein weiteres wiederkehrendes Thema
scheint mir Kindheit und Herkunft zu
sein, ganz stark in Ihrem Debüt Für
den Herrscher aus Übersee und auch
wieder in Mädchen. Ist Ihre eigene
Geschichte Ihr unerschöpfliches
kreatives Reservoir?
Die Geschichte, die Gegenwart, die erdachte
Zukunft. Das Betrachten der eigenen
Kindheit ermöglicht eben eine Rückschau,
denn das Erlebte ist abgelegt und in
die Ferne gerückt. Im Beschreiben jetzt, als
Erwachsene, kommt ein Stück Lüge dazu,
Erfindung, Fiktion. Das Spiel damit ist
vielleicht dieses Unerschöpfliche, nach dem
Sie fragen. Ich versuche zumindest, mich im
Denken nicht auszuruhen.
Die Erinnerung in Ihren Büchern
wird oft ausgelöst von Fotos;
funktioniert Erinnerung einfach
besser über Bilder?
Die Fotos konservieren etwas, ja, aber sie
schreiben es auch fest und lassen anderes
dadurch in Vergessenheit geraten. Die
nötige Skepsis im Umgang mit der fotografischen
Erinnerung fordert der französische
Philosoph und Kunsthistoriker
Georges Didi-Huberman in seinem Buch
Bilder trotz allem ein, dessen Lektüre mich
vor Jahren sehr beeindruckt hat. Er richtet
den Blick auch auf das, was am Rande, absichtsvoll
oder absichtslos, weggeschnitten
worden ist.
Teresa Präauer, geb. 1979, studierte Germanistik
und bildende Kunst. Im Wallstein Verlag erschienen
die Romane Für den Herrscher aus Übersee, Johnny
und Jean und Oh Schimmi sowie der Großessay Tier
werden, das Geschichtenbuch Das Glück ist eine
Bohne und zuletzt Mädchen.
Dem Bild, bei
aller Attraktion,
nicht auf den
Leim gehen
38
Teresa Präauer 39
Wagner’sche.
Bücher seit 1639
Über die Herausforderung,
zu den
Bildern Worte zu
finden, die nötige
Skepsis im Umgang
mit fotografischer
Erinnerung und
den Spaß an allem
Ranzigen. Ein Gespräch
mit Joe Rabl
In Ihren Büchern geht es immer
wieder um Kunst, ganz besonders in
Johnny und Jean. Und dann gibt es
die wunderschönen Cover, mal ein
Foto, mal ein Bild von Ihnen. Geht
das in Richtung Gesamtkunstwerk?
Text und Bild, alles in einer Hand?
Ich kann nicht Gestaltung und Form
predigen und Trash und Dreck trinken oder
so … Das „Büchermachen“, wie es beim
Schweizer Buchgestalter Jost Hochuli heißt,
ist auch ein Handwerk; Papier, Bindung,
Satz, Grafik und so weiter. Ob ich als Autorin
im Text einen Punkt oder ein Komma
setze, ist eine Frage, die ich mir tatsächlich
stelle. Es geht schon auch darum, den Anspruch
auf Qualität zu erheben – in jedem
möglichen Zusammenhang. Wo ich auf die
Gestaltung Einfluss nehmen kann, mache
ich das.
Und gleichzeitig habe ich einen großen
Spaß mit allem, was ranzig ist, mit schlechten
TV-Serien und kitschigen Pärchenfotos
in der Auslage eines Porträtfotografen.
Meine Texte handeln von beidem.
Buchtipp:
Teresa Präauer:
Mädchen
Wallstein Verlag,
80 S., € 16,50
Veranstaltungstipp:
Teresa Präauer liest im Rahmen
der 44. Innsbrucker Wochenendgespräche
die vom 5.–7. Mai
stattfinden. Programm siehe
nächste Seite.
44. Innsbrucker Wochenendgespräche:
05. bis 07. Mai 2022
Bilder, Texte – Textbilder, Bildtexte, egal, es gibt was
zu hören & zu sehen!
Nicht nur Literatur
Auch Fachbücher werden bei uns präsentiert.
Von Helena Töchterle
Do., 05. Mai, 20 Uhr
Lesung mit Allen: ORF Tirol Studio 3, Rennweg 14
Moderation: Birgit Holzner und Joe Rabl
Fr., 06. Mai, ab 10 Uhr
Gespräche im Ensembleproberaum des Tiroler Landestheaters
(Eingang Sowi-Durchgang, neben dem Abo-Büro)
10:00 – 12:00 Uhr: Line Hoven, Hanno Millesi, Teresa Präauer
15:00 – 17:00 Uhr: Arno Dejaco, Wilfried Schatz,
Matthias Schönweger
Moderation der Gespräche: Erika Wimmer Mazohl
Sa., 07. Mai, ab 10 Uhr
Gespräche im Ensembleproberaum des Tiroler Landestheaters
(Eingang Sowi-Durchgang, neben dem Abo-Büro)
10:00 – 12:00 Uhr: Barbara Frischmuth, Arno Gisinger, Tanja
Maljartschuk
15:00 – 17:00 Uhr: Alle Autor*innen
Moderation der Gespräche: Erika Wimmer Mazohl
Mehr Infos unter:
www.wochenendgespraeche.at
„Ut pictura poiesis – Dichtung ist wie
Malerei“, behauptete Horaz.
Das Verhältnis zwischen Poesie und
bildender Kunst ist seither immer wieder
neu ausgelotet worden. Auch die Schriftsteller*innen
des 21. Jahrhunderts berichten
anlässlich ihrer Begegnung mit Kunstwerken
von Offenbarungen und Verstörungen.
Die 44. Innsbrucker Wochenendgespräche
loten das Thema „Literatur und Bild“ aus
und gehen den vielfältigen Verbindungen
und Überschneidungen aus verschiedenen
Perspektiven auf den Grund.
Mit: Arno Dejaco, Barbara Frischmuth,
Arno Gisinger, Line Hoven, Tanja Maljartschuk,
Hanno Millesi, Teresa Präauer,
Wilfried Schatz, Matthias Schönweger und
Erika Wimmer Mazohl.
40
Wagner’sche.
Nachdem in der Wagner‘schen bereits seit
Jahren Buchvorstellungen vor allem im belletristischen
Bereich veranstaltet werden,
ergreifen wir nun die Gelegenheit, diese
Veranstaltungen auch auf den Fachbuch-
Bereich auszudehnen.
Am 26. April 2022 laden wir interessiertes
Publikum dazu ein, der Präsentation von
Manfried Rauchensteiners Unter Beobachtung,
das bereits in der 2. aktualisierten
und erweiterten Auflage erschienen ist, bei
uns in gewohnt entspannter Atmosphäre
beizuwohnen.
Österreich war – und ist – immer wieder
für Aufregungen gut. Das klingt nach einem
Gemeinplatz. Es war der ehemalige tschechische
Außenminister Karel Schwarzenberg,
der das 2016 in die Worte kleidete,
das Land würde „unter Beob achtung“
stehen, und das nicht nur aus einem Anlass
heraus, sondern durchgängig. Manfried
Rauchensteiner hat diese knappe Formulierung
aufgegriffen und zur Grundlage seines
jüngsten, Buchs gemacht. Was 1918 mit der
Gründung der Ersten Republik als Experiment
begann, war 1938 schon wieder gescheitert.
Viele registrierten den „Umbruch“
im In- und Ausland mit Genugtuung. Während
der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs
schien es, als wären die Österreicher
bereit, sich lediglich unterzuordnen und
anzupassen. Doch der Schein trog. Abseits
der Feststellung, sie wären gleichermaßen
an den Kriegshandlungen, an Verfolgungsmaßnahmen
und Gräueln des Regimes
beteiligt, wie die sogenannten Altreichsdeutschen,
bildete sich ein neues Österreich
heraus, das den „Rückbruch“ vorbereitete.
1945 stellten die vier Besat zungsmächte
das Land, dem sie mit der „Moskauer Deklaration“
eine Chance geben wollten, unter
Kuratel, behandelten es aber als Sonderfall.
Erst nach dem Staatsvertrag 1955 bildete
sich so etwas wie ein normaler Staat heraus,
der international allerdings immer wieder
für Aufmerksamkeit sorgte. Das zeigte sich
beim Bruch mit Deutschland sowie der
späteren Wiederannäherung, 1956 während
des Volksaufstands in Ungarn, 1968
bei der Besetzung der Tschechoslowakei,
1986 nach der Wahl Kurt Waldheims zum
österreichischen Bundespräsidenten, 1991
© privat
während des slowenischen Unabhängigkeitskrieges,
2000 nach der Bildung einer
Kleinen Koalition, nach der „Ibiza-Affäre“
2019 und bis in die Jahre der Corona-Krise.
Das Land galt als Problemzone, als Sonderfall,
als Musterschüler und gleich mehrfach
als ein europäischer Partner, dem man ganz
genau auf die Finger schauen müsste. Das
tut die Welt
bis heute.
Manfried Rauchensteiner ist Historiker, Universitätsprofessor
in Wien und lehrte außerdem bis 2021 an
der Diplomatischen Akademie. Er war 1992–2005
Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums in
Wien und anschließend bis 2011 maßgeblich am Aufbau
des Militärgeschichtlichen Museums in Dresden
beteiligt. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter
das Standardwerk „Der Erste Weltkrieg und das
Ende der Habsburgermonarchie 1914–1918“. Er lebt
und arbeitet in Wien.
Buchtipp:
Manfried Rauchensteiner:
Unter Beobachtung
2. Auflage, Böhlau Verlag,
686 S., € 36,00
Veranstaltungstipp:
Buchpräsentation „Unter Beobachtung.
Österreich seit 1918“
Mit Manfred Rauchenstein
Moderation: Helena Töchterle
Di., 26. April 2022, 19:30 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt frei!
Tiefgründig und
atemberaubend
Beim Literaturfestival am Achensee
sind alle Sinne gefordert
Die achensee.literatour
von 5.– 8. Mai 2022
Spannende Begegnungen mit hochkarätigen
Autorinnen und Autoren
© TVB Achensee
Eröffnet wird der viertägige Literaturreigen
von Michael Köhlmeier und Monika Helfer −
beide in den Anfangsjahren des Festivals
bereits zu Gast − die aus ihren aktuellen Romanen
lesen werden. Köhlmeier präsentiert
sein im Sommer 2021 erschienenes Buch
Matou, in dem der charismatische Erzähler
ein Kater ist, und Helfer ihren brandaktuellen
Roman Löwenherz, der letzte Teil
ihrer Familientrilogie.
Ebenso ein Wiedersehen am Achensee feiert
Jessica Lind, Preisträgerin des achensee.
literatour Aufenthaltsstipendiums aus dem
Jahr 2016, die auf der Erfurter Hütte aus
ihrem Romanerstling Mama lesen wird. Eine
passendere Location hätte es für dieses Buch
wohl kaum geben können, spielt der Roman
doch in einer einsamen Hütte. Auch der
Schirmherr der achensee.literatour, der Tiroler
Erfolgsautor Bernhard Aichner, entführt
mit Brennweite bereits zum dritten Mal in die
Welt des Pressefotografens David Bronski.
Aichner liest erstmalig im historischen
Fischergut in Pertisau, wo die Gäste nicht
nur musikalisch durch den Abend begleitet
werden, sondern auch in Anlehnung an das
Buch mit kulinarischen Köstlichkeiten überrascht
werden.
Das HAYMON achensee.literatour Stipendium
2022 geht an die in Berlin lebende
Osttirolerin Angela Lehner, die aus ihren
Roman 2001 lesen wird. Bereits zum zweiten
Mal wird es auch eine Debütlesung im Seehotel
Einwaller in Pertisau geben: Tatjana
Scheel liest am Samstagnachmittag aus ihrem
Roman Vielleicht habe ich dich nur erfunden.
© Nini Tschavoll / Franz Oss © Ursula Aichner / Laurin Gutwin
Der Samstagabend im traditionellen
Alten Widum in Achenkirch ist dann ebenso
fest in weiblicher Hand, denn dort präsentieren
die Tiroler Autorin Judith Taschler und
die junge Marie Gamillscheg ihre beiden aktuellen
Romane Über Carl reden wir morgen
und Aufruhr der Meerestiere.
Den bereits traditionellen Abschluss am
Sonntagvormittag bildet wieder die Krimiwanderung
am Dien-Mut-Weg in Pertisau.
Der Salzburger Manfred Baumann nimmt
die interessierten Literatur- und Krimifans
dieses Mal auf eine spannende Wanderung
hinauf zur Rodlhütte mit einem eigens für
diese Strecke geschriebenen Kurzkrimi mit.
Moderiert wird die Veranstaltung einmal
mehr von Theodora Bauer, selbst Autorin
und ehemalige Stipendiatin.
Dem Blick der Besucher*innen fällt die
Entscheidung schwer, verweilt er auf der
türkisblauen Wasseroberfläche oder schweift
er hinauf zu den mächtig thronenden Bergketten,
die den wunderschönen Achensee
einrahmen. Ganz klar: Diese Kulisse zieht in
den Bann und ist deshalb nicht umsonst zur
Bühne für ein Literaturfestival geworden,
das – wie kaum ein anderes – erlesene Nahrung
für Körper, Geist und Seele bietet.
Bereits in der 11. Auflage findet heuer
die achensee.literatour statt. Vom 5. - 8. Mai
2022 geben sich wieder große Namen der
Literaturszene und solche, die auf dem
besten Wege dazu sind, ein Stelldichein an
verschiedenen Plätzen rund um den größten
See Tirols. Seit das Festival aus der Taufe
gehoben wurde, zeichnen sich die Veranstalter*innen
durch ein Gespür dafür aus,
Literatur in vielfältigen Ausprägungen für
ein breites Publikum erlebbar zu machen.
Sowohl die Auswahl der geladenen Autorinnen
und Autoren, die in unterschiedlichen
Genres zu Hause sind, als auch die
verschiedenen Schauplätze rund um den
Achensee, sorgen für die stets spannende
und abwechslungsreiche Dramaturgie dieser
einzigartigen Lesereise, die das Publikum
zu fesseln vermag.
Egal, ob man nur einen Teil des Weges mitgeht
oder ob man sich in mehreren Etappen
guter Literatur und faszinierenden Ausblicken
hingeben möchte, das diesjährige
Programm bietet lesebegeisterten Gästen
wieder eine wohlfeile Auswahl.
Programm und Tickets:
Das genaue Programm mit allen
Beginnzeiten, Örtlichkeiten und Ticketreservierungen
finden Sie auf:
www.achensee-literatour.at.
Buchtipps:
Michael Köhlmeier:
Matou
Hanser Verlag,
960 S., € 35
Monika Helfer:
Löwenherz
Hanser Verlag,
192 S., € 20,60
Bernhard Aichner:
Brennweite
Btb Verlag,
352 S., € 17,50
Marie Gamillscheg:
Aufruhr der Meerestiere
Luchterhand Verlag,
304 S., € 22,70
© Stefan Knittel
Im Buchhandel kennt jeder Rotraut Schöberl,
die, gemeinsam mit ihrem Kollegen
Erwin Riedesser, die erfolgreiche Buchhandlung
Leporello in Wien gegründet hat.
Für alle anderen ist Rotraut Schöberl spätestens
durch ihre wöchentlichen Auftritte als
Buchexpertin bei Café Puls 4 ein Name.
Nun kommt am 22. März nach Mord auf
leisen Pfoten ihre neue mörderische Anthologie
Radieschen von unten – Kriminell gute
Gartenmorde im Residenz Verlag heraus.
Zahlreiche gartenaffine Autorinnen und Autoren
wie Alex Beer, Eva Rossmann, Agatha
Christie und Thomas Raab – um nur einige
Namen zu nennen – versammeln sich hier.
Und so viel ist klar: der Gärtner muss nicht
immer der Mörder sein.
Liebevoll illustriert von Hanna Zeckau
verspricht die Anthologie wunderschönes
Morden im Garten. Branchenkollegin
Bettina Wagner hat Rotraut Schöberl zum
Interview gebeten.
Rotraut
Schöberl
Ich finde, man merkt den Geschichten die
Freude am Kurzkrimi schreiben durchaus
an, das Vergnügen überträgt sich auf
die Lesenden. Ich musste ja auch sehr viel
schmunzeln beim Lesen, manchmal sogar
laut und kräftig loslachen!
Bei vielen Autorinnen und Autoren war
die Idee schon lange vorhanden und konnte
sich nun, dank meiner Anfrage, manifestieren.
Einige erzählten mir, quasi in der Sekunde,
dass sie schon lange eine Geschichte
im Kopf hatten, aber...
Nun ist sie fürs „Radieschen“ festgehalten
:-)
Ich habe dich immer als
Vielleserin wahrgenommen, in
den verschiedensten Genres. Eine
besondere Liebe von dir gilt allerdings
dem Krimi. Kannst Du uns erzählen,
woher sie kommt?
Hmm, interessante Frage! Ein für mich in
meiner Jugend sehr beeindruckendes Lese-
Trick wie du so frisch und fröhlich
um 6.00 morgens aussiehst?
Ich mache das ja schon jahrelang und habe
den Verdacht, dass mein Köper ganz genau
weiß, wann Dienstag ist. Da wacht er einfach
putzmunter um 4h30 auf; mein Geist
folgt ihm eher langsam, und im Studio,
meist um 6h20 on Air, bin ich auch endlich
schlagfertig und versuche meine vier Minuten
gut (und schnell) zu nützen.
Ich träume ja noch immer von einer
Krimiserie auf den Kanaren von
dir, die dann der Diogenes Verlag
rausbringt. Gibt es vielleicht schon
Pläne dazu?
Liebe Bettina, da hast du wirklich etwas
angestoßen: meine Kanarenliebe und mein
Kanarenwissen mit der Krimileidenschaft
zu verkochen! Mein Plan ist in den nächsten
Monaten ein Konzept zu erstellen. Apropos
verkochen: es wäre ohne Rezepte; ich esse
zwar sehr gerne, koche aber nicht leidenschaftlich
(wahrscheinlich sind dann eher
Restauranttipps inkludiert). Ich möchte die
Krimis mit einem Freund schreiben (a la
Fruttero & Lucentini, dies ist ein Hinweis
für die älteren Krimi-Aficionados).
So viel kann ich jetzt schon sagen:
Die ersten Gespräche sind sehr vielversprechend!
Das Alte Testament
war wohl
die erste Krimianthologie
Rotraut Schöberl
44 Wagner’sche.
Dein neues Buch Radieschen von
unten hat einen sehr vielversprechenden
Buchtitel. Wird in deiner
Anthologie ausschließlich im Garten
gemordet?
Nicht nur, auch im und mit „Grünzeug“:
zum Beispiel mit Erbsensuppe, mit Kräutern,
mit Schierling, mit Opuntiendornen
und vieles mehr. Es landen Leichen in den
Dahlien, wunderschöne Rosen sind stumme
Zeugen, Mörder werden durch Rhododendron-Pollen
oder unsachgemäße gärtnerische
Arbeiten überführt. Manchmal braucht
es auch die Hilfe einer Katze wie Handke,
bereits bekannt aus meiner Katzen-Krimi-
Anthologie Mord auf leisen Pfoten. Die grünen
Schauplätze sind sehr verschieden, vom
Botanischen Garten und dem Volksgarten
in Wien, einer burgenländische Dorfidylle
(oder eben nicht) über London bis Sardinien.
Übrigens: bitte nie die Gärtner*innen
unterschätzen, das könnte sich rächen!
War es schwer Autorinnen und
Autoren für dein Projekt zu finden?
Auch diesmal auf wunderbarer Weise überhaupt
nicht: Ich habe eher den Eindruck,
dass alle nicht nur sehr gerne mitmachen,
sondern auch mit viel Spaß am Thema sind.
erlebnis war die Bibel in der Luther Übersetzung.
Das Alte Testament war wohl die
erste Krimianthologie, die ich verschlang
und seit Dostojewskis Verbrechen und Strafe
verteidige ich das Krimi Genre. Auch pflege
ich damit meinen Hang zur Gerechtigkeit,
die, literarisch betrachtet, nicht immer die
legale ist... von meinen Radieschenkrimis
will ich eigentlich gar nicht so viel mehr
erzählen ;-)
Hat sich dein Leseverhalten verändert
seitdem du nicht mehr täglich im
Leporello bist?
Nicht wirklich viel, aber ich habe nun mehr
Zeit hellwach und meist ohne Zeitlimit zu
lesen, eben nicht nur kurz vorm Schlafen,
und ich lese nun nur mehr aus Neugierde,
nicht weil ich es vielleicht „sollte“.
Das heißt aber, dass ich auch mehr
Zeit habe, Bücher zu entdecken und damit
wächst mein SuB (Stapel ungelesener Bücher)
vielleicht doch noch mehr als früher.
Wir sehen dich wöchentlich im
Fernsehen zu einer Zeit, wo ich
mich im Bett meist noch mal kurz
umdrehe. Verrätst du mir deinen
Buchtipp:
Rotraut Schöberl (Hrsg.):
Radieschen von unten
Residenz Verlag,
260 S., € 22,00
Veranstaltungstipp:
Buchpräsentation mit Musik
Mit Rotraut Schöberl & Peter
Zirbs
Moderation: Robert Renk
Di., 10. Mai 2022, 19:30 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit
Wagner- oder Ö1-Card
© XXX
Das neue literarische
HausQuartett ...
Die Wagner’sche Buchhandlung kleidet ein altes Format
der Buchempfehlung neu ein. Von Robert Renk
Man kennt es: Vier Personen sitzen sich
gegenüber und sprechen über vier Bücher.
Manchmal freundlich, manchmal lassen sie
sich kaum ausreden. Manchmal geht es um
Bücher, manchmal um persönliche Eitelkeiten.
Stimmung kann aufkommen, muss
aber nicht.
Mir geht es
darum aus anderen
Welten
etwas in meine
Welt zu übersetzen.
Evelyn Unterfrauner
46 Wagner’sche.
Bücher seit 1639
Bei uns ist Stimmung garantiert, es gibt tolle
Gäste und es gibt immer Livemusic! Viermal
im Jahr wird es dieses neue Format des
literarischen HausQuartetts geben. Moderiert
von Evelyn Unterfrauner und Robert
Renk (die sich noch aus der Zeit kennen, als
Evelyn Unterfrauner ihre Büchersendung
für Tirol TV machte). Als Gäste konnten
gewonnen werden:
Michaela Posch, Grafikerin (u.a. QUART),
Schauspielerin (u.a. Haller Theaterhaufen)
und einigen bekannt durch das wunderbare
Quartett, das es im Stromboli gab.
Und Rotraut Schöberl, Buchhändlerin
der Nation, die jeden Dienstagmorgen im
Cafe-Puls, dem österreichischen Frühstückfernsehen,
mit Büchertipps glänzt.
Im Jahre 1994 eröffneten Rotraut Schöberl
und Erwin Riedesser das Leporello, um
ihren Traum von einer Buchhandlung
zu verwirklichen. Bei Residenz erschien
soeben die von ihr herausgegebene Krimianthologie:
Radieschen von unten
(Residenz Verlag).
Als musikalischen Gastact begrüßen wir
Gary Laowai & Friends: Singer Songwriting
trifft Chinesische Texte. Der in Innsbruck
lebende Gerhard Staudinger aka GaryLaowai
schafft den Spagat zwischen westlicher Musik
im Stile des Great American Songbooks mit
chinesischen Texten so mühelos, wie kaum
ein anderer. Während seiner Studien in
China lernte er Land & Leute lieben und
erzählt in seinen Liedern Geschichten aus
dem Land der Mitte.
Ein konzertantes Buchbesprechungserlebnis
im schönsten Wohnzimmer der Stadt. Platzkarten
werden an der Kassa der Wagner’-
schen ausgegeben.
47
© Alexander Kofler / Gerhard Staudinger © Pamela Rußmann / Thomas Schrott
Veranstaltungstipp:
Literarisches HausQuartett
mit Rotraut Schöberl, Michaela
Posch und Gary Laowai &
Friends; Moderation: Evelyn
Unterfrauner & Robert Renk
Mi., 11. Mai 2022, 19:30 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt: FreiWillige Spenden,
Platzkarten!
© Lukas Beck/Suhrkamp Verlag
Buchtipp:
Doron Rabinovici:
Die Einstellung
Suhrkamp Verlag,
224 S., € 25,30
fasziniert hat
mich dieser
Mahlstrom an
Begeisterung für
den Populismus
48
Doron Rabinovici
Wagner’sche.
Doron Rabinovici hat einen hochaktuellen
Roman geschrieben, der den komplexen
Verflechtungen zwischen Medien und Politik
sensibel und hellsichtig nachspürt. Im Gespräch
mit Mascha Dabić spricht er über
die Fallstricke des Fotojournalismus und die
rechtspopulistische Herausforderung an die
Demokratie.
Mascha Dabić: Eine Kamera ist
ein Mittel zur Distanzierung von
der Wirklichkeit und zugleich ein
Instrument, um die Welt in einer
hoffentlich richtigen Einstellung
zu erfassen, wie es auch der Titel
vorwegnimmt. August Becker ist so
sehr damit beschäftigt, seinen Blick
durch die Linse zu schärfen, dass
er dabei sogar die Homosexualität
seines Sohnes übersieht. Indem er
den Populisten Ulli Popp fotografiert
und ihm damit unfreiwillig zu
mehr Popularität verhilft, handelt
er sich auch den Vorwurf ein,
„Erfüllunsgehilfe eines Demagogen“
Von der Wirklichkeit
überholt
dieser Mahlstrom an Begeisterung für den
Populismus, der immer mehr Menschen erfasst.
Wo Menschen, bei denen man es nicht
vermuten würde, erfolgreiche, weltläufige
Geschäftsleute, einem plötzlich erzählen,
Russland braucht einen starken Mann, und
irgendwie gefällt ihnen Trump auch, weil er
mit dieser Political Correctness aufräumt,
und es brauche jemanden wie Netanyahu,
um gegen Feinde aufzumarschieren, und
das geht dann runter bis zu Orban und
Kurz und so weiter.
Doron
Rabinovici
zu sein. Wie kommt es, dass du
einen Fotografen ins Zentrum
deines Romans gestellt hast?
Die Idee zum Buch entstand 2017 bei
einem Fototermin. Inspiriert wurde ich
durch reale Begebenheiten und Menschen.
Und ich habe mir Anregungen
bei erfahrenen Pressefotografen geholt.
Der Fotograf, der als Inspiration für
die Figur des August Becker diente, ist
nicht mit allzu großer Selbstsicherheit
ausgestattet, seine Sicherheit liegt in
der Kamera. Er glaubt an die Wiedergabe
der Wirklichkeit, weiß aber, dass es
darauf ankommt, diese Wirklichkeit mit
der richtigen Einstellung abzubilden – es
gibt ja verschiedene Interpretationen.
Er glaubt an die Wirklichkeit als Tatsache
und das treibt ihn an. Das war
die eine Gestalt, die mich fasziniert hat.
Aber noch viel mehr fasziniert hat mich
Wie sehr haben dich die realen
politischen Ereignisse in Österreich
inspiriert?
Als ich das Buch begonnen habe, war vieles
noch nicht passiert, was sich im Nachhinein
als wahr herausgestellt hatte. Doch
im Nachhinein überholte die Wirklichkeit
auch schon wieder das Geschriebene. Diese
ganze Inseratenaffäre, das glaubte einem
ja niemand in Deutschland. Es war immer
wieder notwendig, dass Österreich so geschildert
wird, wie es ist, in seiner Besonderheit.
Lange war Österreich ein Einzelfall,
eine Form von Quarantänestation für die
sonstigen westlichen Demokratien, wo
man die Vergangenheit nicht aufgearbeitet
hatte und der rassistische Populismus
fröhliche Urstände feierte. Aber hier ist es
jetzt anders. Nun haben wir die Situation,
dass Österreich nur Avantgarde war, für
eine Entwicklung, die international Bahn
bricht. Und diese Krise der Demokratie ist
eben etwas, das überall... na, nicht überall,
aber in vielen Staaten seine Wirkung zeigt.
Wobei Ulli Popp nicht Kurz ist.
Sondern? Wer ist Ulli Popp?
Ulli Popp ist ja klüger als Strache, reflektierter
als Kurz und offener als Kickl. Und wäre
er das nicht, wäre es viel schwerer, mit ihm
zu reden. Das heißt, er ist auch eine Person,
die sich selbst klarer präsentiert. Gleichzeitig
ist er ein Prototyp, weil er genug sexistisch,
genug rassistisch und genug zynisch
ist, um zu zeigen, dass er das Programm
seiner selbst ist. Aber das ist keine ideologiefreie
Situation, denn das Programm seiner
selbst zu sein, bedeutet, dass man bereits
eine Position zur Macht eingenommen hat,
die sehr gut zur Führerideologie passt.
Das dialektische Verhältnis zwischen
Medien und Politik beruht auf
der Idee, die Medien könnten als
vierte Gewalt im Staat durch Kritik
und das Ideal der Objektivität
Kontrolle auf die Politik ausüben.
Welche Möglichkeiten hat die
Literatur, auf die Politik zu schauen,
beziehungsweise auf die Dynamik
zwischen Medien und Politik?
Der Journalismus gibt ja nicht jedem
Raum. Die sogenannte bürgerliche freie
Presse ist schon eine privilegierte Position.
Und Medien können nur erscheinen, wenn
ein Financier, wenn finanzielle Interessen
dahinter stehen. Bei der Literatur ist es
anders schon allein, weil ich auch einen
Roman schreiben kann, ohne dass ich dafür
bezahlt werde. Das Nächste ist, die Literatur
beschäftigt sich mit der Sprache, sie
geht in die Sprache hinein. Sie verwendet
die Sprache nicht bloß als Handwerk. Das
ist ein wichtiger Punkt. Wenn ich meinen
Freund Robert Misik Anfang der 90er Jahre
in Berlin besuchte und er sagte in der Früh,
du, schreiben wir jetzt, was wir zu schreiben
haben, und nachher gehen wir frühstücken,
dann kam er irgendwann daher, du, mein
Artikel ist fertig, gehen wir. Ich aber hatte
gerade erst einen einzigen Satz geschrieben.
Das Ringen um die Sprache gehört zu dem
Schriftstellerischen dazu, und sei es nur als
Inszenierung. Und das ist beim Journalismus
nicht gefragt.
Im Journalismus muss es schnell
gehen?
Es geht nicht nur um die Schnelligkeit, es
geht auch darum, dass ich als Schriftsteller
im Unterschied zum Journalisten nicht
versuche, die Wirklichkeit abzubilden.
Der Journalismus bleibt da unweigerlich
gefangen, weil er sich einem Objektivitätskriterium
unterwerfen muss, und wenn er
es nicht tut, wird ihm von den Kollegen
mitgeteilt, das es kein Journalismus mehr
ist, sondern Engagement, Aktivismus.
Als Schriftsteller habe ich keine Person
vor Augen, die ich abzubilden versuche,
sondern ich entwerfe eine Person, die ein
Prototyp ist, und die für mehr stehen kann.
Und auf diese Weise macht sie auch mehr
klar. Beim Buch kann ich viele Schritte
zurückgehen und Distanz gewinnen, und
erst dadurch der Wahrheit näher kommen,
indem ich mich von der Wirklichkeit entferne.
Buchpräsentation:
Doron Rabinovici „Einstellung“
Moderation: Rotraut Schöberl
Do., 12. Mai 2022, 19:30 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit
Wagner- oder Ö1-Card
Genau hinsehen, was geschieht
Vom 13. bis 15. Mai wird Innsbruck zu einem offenen
Forum für Debatten, Lesungen, Dok-Filme, Audio-Features,
Fotoreportagen und Comics.
Frauen über das Frausein
Journalistin Barbara Bachmann und Fotografin
Franziska Gilli reflektieren in ihrem ersten gemeinsamen
Buch das Frauenbild in Italien. Von Gerlinde Tamerl
13. | 14. | 15. Mai 2022
Farahnaz Forotan, Foto © privat
Das Journalismusfest Innsbruck ist ein
Begegnungsort, ein Ort der Debatte, des
kulturellen Austauschs. Journalistinnen und
Journalisten aus der ganzen Welt kommen
mit ihrer spezifischen Expertise zu Wort.
Sie diskutieren mit Wissenschaftler*innen,
NGO-Vertreter*innen und anderen Expert*innen
zu aktuell drängenden Fragestellungen,
sie alle kommen mit dem Publikum
ins Gespräch. Bei Buchvorstellungen
und Lesungen erzählen Reporterinnen und
Reporter von ihren Erfahrungen, geben
Einblicke in ihre Arbeit. Ausstellungen mit
Fotoreportagen und Comics, dokumentarische
Filme und Audiofeatures werden
präsentiert.
„Genau hinsehen, was geschieht.“ Unter
diesem Motto steht das „Journalismusfest –
Genau hinsehen,
was geschieht.
Ilse Aichinger
Olga Shparaga, Foto © Violetta Savchits
Gerald Knaus, Foto © Francesco Scarpa
Internationale Tage der Information“, das
von Journalist Benedikt Sauer und Markus
Schennach (ehem. Geschäftsführer Freies
Radio Innsbruck) ins Leben gerufen wurde.
In kürzester Zeit haben die beiden ein hochkarätiges
wie internationales Programm
zusammengestellt, das einmal mehr die Bedeutung
von kritischem Qualitäts-Journalismus
unterstreichen will. Die meisten
Veranstaltungen sind frei zugänglich und
bieten ein breites Themenspektrum an.
„My red line is my pen“, notierte die
afghanische Journalistin Farahnaz Forotan.
Der Schreibstift, der auch im Logo des Festivals
zu sehen ist, stehe für „die Freiheit,
mich ausdrücken zu können. Ich bin Journalistin
und will es auch bleiben“. Forotan
hat für afghanische TV-Sender gearbeitet
© Journalismusfest
bis ihr im Herbst 2020 geheimdienstlich
geraten wurde, ihr Land zu verlassen. Die
Gründerin der Kampagne „MyRedLine“
kommt aus den USA nach Innsbruck und
diskutiert u.a. mit Monika Hauser von der
Frauenrechte-NGO medica mondiale.
Erwartet wird auch der im Exil lebende
türkische Journalist, Blogger und European
Press-Preisträger Yavuz Baydar, er ist u.a.
auch Mitbegründer von P 24, einer unabhängigen
Medienplattform in Istanbul.
Diskutiert wird zudem über die Situation in
Belarus nach der unterdrückten Revolution.
Die Ausstellung „Belarus lebt!“ zeigt den
Mut der Demokratiebewegung. Die Philosophin
Olga Shparaga wird mit der belarussischen
Journalistin Ljubow Kasparowitsch
diskutieren, beide mussten ebenfalls ihr
Land verlassen. Unterstützung bieten soll
ein weltweiter Schutzschirm für verfolgte
Journalist*innen, den die deutsche Regierung
auf den Weg bringen will: Auch dies
wird Thema sein beim Journalismusfest –
Internationale Tage der Information.
Im Dom sind zudem beeindruckende
Fotos des preisgekrönten Fotojournalisten
Gideon Mendel über die Folgen der Klimakrise
mit dem Titel Ertrinkende Welt zu
sehen und im Taxispalais werden die beliebten
Comics von Le Monde Diplomatique
ausgestellt.
Das Festival wird veranstaltet in Partnerschaft
mit der ZEIT, der Süddeutschen
Zeitung, der taz, Le Monde Diplomatique,
Christ & Welt, Standard, Falter, Radio Ö1,
Reportagen/Bern und Internazionale/Roma
sowie dem ORF-Tirol, der Tiroler Tageszeitung,
der APA, der Universität Innsbruck
und auch der Wagner’schen Buchhandlung.
Mehr Programminfos:
www. journalismusfest.org
Twitter: journalismusIBK
Instagram: journalismusfest
Farahnaz Forotan war eine der ersten Reporterinnen
und TV-Moderatorinnen in Afghanistan. Sie kommt
aus dem Exil in den USA nach Innsbruck.
Die belarussische Philosophin Olga Shparaga („Die
Revolution hat ein weibliches Gesicht“, Suhrkamp)
spricht mit Journalist*innen aus Belarus über die
Demokratiebewegung.
Der Soziologe und Fluchtexperte Gerald Knaus
diskutiert mit der Journalistin Annalisa Camilli
aus Rom und Bischof Glettler über die Folgen der
EU-Fluchtpolitik.
Sie schreiben über das Leben
italienischer Frauen. Warum liegt Ihr
Fokus gerade auf diesem Land?
Wir hätten uns auch mit anderen Gesellschaften
beschäftigen können. Nicht nur in
Italien ist das Frauenbild stereotyp geprägt,
auch Länder wie Österreich oder Deutschland
sind von einer vollständigen Gleichberechtigung
immer noch entfernt. Nur
empfinden wir die Situation in der italienischen
Gesellschaft als noch deutlicher, die
Strukturen starrer.
Sie schildern, dass es auch im
„Land der Kavaliere“ ausgeprägte
Gewalt gegen Frauen gibt. Wodurch
unterscheidet sich Italien von anderen
Ländern?
Es gibt dort ein unglaublich rückständiges
und sexistisches Frauenbild im privaten
wie auch im öffentlichen Fernsehen ohne
Alternativen in der Hauptsendezeit. Die
Nähe zum Vatikan und der Einfluss der
katholischen Kirche dürfen auch nicht
unterschätzt werden. Gleichzeitig ist in Italien
vor ein paar Jahren aber auch eine der
lautesten feministischen Bewegungen Europas
entstanden: „Non una di meno.“ Dieses
Spannungsverhältnis hat uns interessiert.
Gibt es sie noch, die italienische
Mamma, die den ganzen Tag am
Herd steht?
Es gibt vor allem viele Klischees über die
Mutterrolle und das Frausein im Allgemeinen.
Wir haben versucht, die „echten“
Frauen zu finden, die unter dem Druck der
beiden Stereotypen – Hure und Heilige –
leben. In einem Kapitel porträtieren wir 12
unterschiedliche Frauen, von der 18jährigen
Miss-Anwärterin bis zur 99 Jahre alten
Großmutter und Bäuerin. Sie erzählten uns
von ihren Wünschen, Sorgen und ihrem
Verständnis von Weiblichkeit.
Sie schreiben, dass Sie den Menschen
die Angst vor dem Feminismus
nehmen wollen. Wenn es sie gibt,
woher kommt sie?
Feminismus ist nicht nur in der italienischen
Gesellschaft ein sehr missverstandener
Begriff. Die Ursachen dafür sind vielfältig:
Die Rolle der Frau in den Medien, in der
katholischen Kirche, im Patriarchat. Frauen
wird nach wie vor das Gefühl vermittelt,
© Mirja Kofler
eine Minderheit zu sein. Statt Solidarität
dominiert ein Konkurrenzdenken. Feministinnen
werden manchmal gleichgesetzt
mit „Männerhasserinnen“, wie uns etwa ein
Pornodarstellerin aus Turin in einem Interview
bestätigte.
Welchen Wandel erhoffen Sie sich
mit der Publikation dieses Buches?
Im besten Fall denselben, den wir selbst
während dieser Recherche durchgemacht
haben. Durch die Arbeit an dem Buch
wurden uns die treibenden Kräfte, die das
bestehende Frauenbild aufrechterhalten,
bewusster. Wir haben den Blick geschärft
und Verhaltensweisen hinterfragt – auch
eigene. Wir sind sensibler geworden. Es
wäre schön, wenn das Buch bei unserer
Leserschaft etwas bewegt und wir mehr im
Dialog über die Themen sind, die wir im
Buch ansprechen.
Barbara Bachmann, geb. 1985 in Bruneck, ist freie
Reporterin. Ihre Reportagen wurden mehrfach ausgezeichnet,
etwa mit dem Axel-Springer-Preis.
Franziska Gilli, geb. 1987 in Bozen, zeigt ihre Fotoarbeiten
bei internationalen Festivals, u.a. beim
Copenhagen Photo Festival. Beide Autorinnen
arbeiten auch für die „Süddeutsche Zeitung“, „Der
Spiegel“ und „Die Zeit“.
Buchtipp:
Barbara Bachmann,
Franziska Gilli:
Hure oder Heilige. Frau sein in
Italien
Edition Raetia Verlag,
224 S., € 27,50
Veranstaltungstipp:
Journalismusfest Innsbruck
13. bis 15. Mai 2022
Hure oder Heilige – Frau sein in
Italien, Diskussion mit Barbara
Bachmann und Franziska Gilli
Fr., 13. Mai 2022, 19:30 Uhr
Moderation: Gerlinde Tamerl
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt frei!
© XXX
Für Christoph W. Bauer spielt Musik eine
wesentliche Rolle in seinem literarischen
Schaffen. Bereits während des Schreibens
fließt sie in seine Literatur mit ein.
Eine Auswahl vertonter Gedichte wird
nun im Rahmen der Veranstaltungsreihe
klang_sprachen beim W:ORTE Lyrikfestival
Innsbruck zu hören sein. Der Autor im Gespräch
mit Evelyn Bubich.
Lyrik und Musik stehen in einem
engen Naheverhältnis zueinander.
Siehst du in deinem lyrischen
Schaffen die inhaltliche oder die
rhythmische Dimension für dich im
Vordergrund?
Jeder Text von mir hat einen musikalischen
Begleiter. Das kann ein Lied sein, eine
Sonate, ein Streichquartett. Und ganz unabhängig
vom Genre ist die rhythmische
Dimension für mein Schreiben von großer
Bedeutung. Noch bevor ich mit einem Gedicht
oder einer Erzählung beginne, suche
ich nach einem Rhythmus, der meine Worte
trägt, um es so auszudrücken. Dichtung ist –
für mich – immer auch Rhythmus.
Lyrik bedient am Literaturmarkt
noch immer eine Nische. Glaubst du,
dass die Verschränkung von Lyrik
und Musik dazu beiträgt, mehr Leute
für Lyrik zu begeistern?
Na ja, es kommt ein bisschen auf die Art
der Lyrik bzw. der Musik an. Ein hermetisches
Gedicht in atonaler Vertonung – ich
weiß nicht, ob damit mehr Menschen für
Lyrik zu begeistern sind. Mittlerweile gibt
es eben mehr Lyrikerinnen und Lyriker als
Leserinnen und Leser von Gedichten. Und
was den Literaturmarkt angeht, der interessiert
mich nicht wirklich. Lyrik ist für
mich der Ursprung aller Poesie. Abgesehen
davon: Um wie vieles ärmer wäre besagter
Markt denn ohne Nischen?
In deinem neuen Gedichtband an den
hunden erkennst du die zeiten greifst
du u.a. das Thema des unablässigen
Einholens der Zeit auf – als „Gebell
der Vergangenheit“. Wie würdest du
deinen persönlichen Umgang mit der
Zeit beschreiben?
Oft bevölkern literarische Vorbilder
deine Texte, wie der römische
Dichter Catull oder François Villon.
Wer bzw. was wird einem diesmal
begegnen?
Die literarischen Vorbilder nenne ich
Wahlverwandte. Ich versuche, mit ihnen
ins Gespräch zu kommen. Auch im neuen
Lyrikband. Und vielleicht möchte die eine
oder der andere das Buch ja lesen, um
herauszufinden, wer dort in den Gedichten
auftaucht.
Besucht man deine Website, stößt
man auf eine Art literarisches
Motto: poetry is a punkrocker –
auch der Titel eines deiner älteren
Kooperationsprojekte. Inwiefern
beeinflusst dieser Leitsatz deine
eigene Poesie?
Er beeinflusst nicht nur meine Poesie, er
beeinflusst mein Leben. Einmal Tote Hose,
immer Tote Hose, so könnte ich es auch
sagen. Wobei ich im neuen Band auch von
Schubert spreche und dessen anarchischen
Akkorden. Und mehr verrate ich jetzt
nicht.
Christoph W.
Bauer
Christoph W. Bauer, geboren 1968 in Kärnten,
aufgewachsen in Tirol. Verfasst Lyrik, Prosa,
Essays, Hörspiele und Übersetzungen. Zahlreiche
Veröffentlichungen und Auszeichnungen. Zuletzt
erschienen: an den hunden erkennst du die zeiten,
Lyrikband, Haymon Verlag, 2022. Lebt und arbeitet
in Innsbruck.
Ich bin ein
Hund meiner
Zeit.
Christoph W. Bauer
52
Wagner’sche.
Im Rahmen von klang_sprachen*
werden nun wieder Texte von dir
vertont. Nach welchen Kriterien
wurden sie ausgewählt und wie hast
du den Umwandlungsprozess diesmal
erlebt? In welchem Spannungsver hältnis
stehen Lyrik und Komposition –
auch als künstlerisches Experimentierfeld
– für dich?
Nun, die Auswahl der Texte habe ich vorgenommen.
Ich wollte einen Querschnitt
bieten, in dem das Unterwegssein die
entscheidende Rolle spielt. Die Auswahl
reicht von meinem ersten Lyrikband bis
herauf zu meinem jüngsten. Als künstlerisches
Experimentierfeld würde ich das
gar nicht sehen. Es kommen schlicht Musik
und Wort zusammen – und natürlich ist es
immer wieder erstaunlich, welche Einklänge,
Dissonanzen oder Fügungen sich
ergeben. Die Zusammenarbeit hat mir viel
Freude gemacht, sie eröffnet neue Räume,
die ich so – rein auf Textebene – nicht
gesehen habe.
Salopp gesagt: Ich bin ein Hund meiner
Zeit. Ich wittere, streune herum, versuche,
die Zeit in Worte zu fassen. Vergangenheit
ist für mich nichts Abgeschlossenes; Vergangenheit
ist in Gegenwart verstreichende
Zeit. In meiner Arbeit beziehe ich mich oft
auf die Antike, eben aus vorhin erwähntem
Grund. »cave canem« ist Gegenwart, und
wird, während ich es ausspreche – wie ein
Teil von mir – Vergangenheit.
In stromern fragt das Textsubjekt:
„was sind wir anderes als alphabetisierte
affen?“ Die Zeit und das
Schreiben als etwas Politisches
verinnerlicht: Bist du der Meinung,
dass jede Zeit nach ihrer eigenen
Sprache sucht?
Ja, davon bin ich überzeugt; jede Zeit sucht
und fordert ihre eigene Sprache – und
in einem geglückten Text findet sie diese
Sprache sogar. Was freilich nichts mit
Modernität zu tun hat; das ist eine ganz
andere Sache.
Buchtipp:
C. W. Bauer:
an den hunden erkennst du
die zeiten
Haymon Verlag,
104 S., € 19,90
Veranstaltungstipp:
klang_sprachen 2022
Mit C. W. Bauer und dem Tiroler
Kammerorchester InnStrumenti
Fr., 10. Juni 2022, 19:30 Uhr
im Rahmen des Internationalen
Lyrikfestivals W:ORTE
Ort: vier und einzig, Hallerstraße
41
Eintritt: € 12,00 / 8,00
htpps//.linktr.ee/lyrikfestival
W:ORTE 2022 –
7. internationales Lyrikfestival
Von England und der Schweiz über Berlin, Wien,
Hausach, Vorarlberg, das Burgenland, das Tiroler Unterland
nach Slowenien; eine lyrische Reise in 7. Akten ...
Mi., 01. Juni
vor:worte
Federico Italiano und Raoul Schrott;
Literaturhaus am Inn
Di., 07. Juni
eröffnungsw:orte
Steven J. Fowler, Robert Prosser, Mieze
Medusa & Yasmin Hafedh (Yasmo);
Moderation: Robert Renk; Stadtbibliothek
Innsbruck
Mi., 08. Juni
w:ortschichten
Esther Kinsky und Sabine Gruber;
Moderation: Anna Rottensteiner;
Literaturhaus am Inn
Do., 09. Juni
w:ort über:setzung
Werkstattgespräch mit Esther Kinsky;
Literaturhaus am Inn
Fr., 10. Juni
klang_sprachen
„im unterwegssein da ist zukunft“
Tiroler Kammerorchester InnStrumenti &
Christoph W. Bauer; Haus vierundeinzig,
Innsbruck
Sa., 11. Juni
Lange Nacht der
jungen W:ORTE
Susanna Bihari, Raoul Eisele & Raphael
Urweider; Moderation: José F.A. Oliver &
Mikael Vogel; Wagner’sche, Innsbruck
Mo., 13. Juni
w:ortexpansion Telfs
Martin Piekar, Aleš Šteger & Fransen-
Musik; Moderation & Gespräch: José F. A.
Oliver; Villa Schindler, Telfs
Di., 14. Juni
nacht:lyrik
Aleš Šteger, José F. A. Oliver, Monika Helfer;
Moderation: Mikael Vogel & Frauke
Kühn; ehemalige Kutscheneinfahrt der Villa
Iwan und Franziska Rosenthal, Hohenems
Mi., 15. Juni
abschlussw:orte
Martin Piekar, Aleš Šteger & Fransen-
Musik; Moderation: José F. A. Oliver &
Mikael Vogel; Raikasaal Imst
Der LeseLenz in Hausach im Schwarzwald ist ein
Gütesiegel. Eine Idee; eine Vision, die zu einer Marke wurde.
Das internationale Literaturfestival in der „Kulturhauptstadt
des ländlichen Raumes“ bereitet sich auf seine 25. Ausgabe
vor. Ein Stelldichein der „W:orte“. Voller Überraschungen.
6. - 16. Juli 2022
Was mit drei Schriftstellerinnen und Schriftstellern
bei einer Veranstaltung mit 13 Zuhörerinnen und
Zuhörern im Frühjahr 1998 begann, hat sich zu
einem der „spannendsten Literaturfestivals im
deutschsprachigen Raum entwickelt“ (Frankfurter
Allgemeine Zeitung).
www.leselenz.eu
www.hausach.de
Festivalleiter José F.A. Oliver
Hunderte Autorinnen und Autoren – von Martin
Walser bis zu Friederike Mayröcker, von Colum
McCann bis zum letztjährigen Nobelpreisträger
für Literatur, Abdulrazak Gurnah – waren in
den letzten 25 Jahren zu Gast in Hausach.
Unter dem Motte „NEUE WORTE, NEUE
ORTE“ wird W:ORTE sieben Jahre alt
und hält einige Überraschungen bereit. Das
utopische Vorhaben „Weltpoetisierung“,
nimmt nämlich weiter Gestalt an. Nachdem
2019 das Lyrikfestival über die Stadtmauern
expandiert ist, nimmt es nun Fahrt auf und
sprengt sogar die Bundeslandgrenzen. So
wird aus dem Innsbrucker Lyrikfestival ab
nun DAS INTERNATIONALE LYRIK-
FESTIVAL W:ORTE.
Bereits mit vor:worte geht es international
los, und die eröffnungsw:orte führen es
fort: beide Abende schlagen nicht nur eine
Brücke zwischen Italien, England, Wien,
dem Tiroler Unterland und dem Bregenzerwald,
sondern auch zwischen Performance,
Übersetzung und Lesung. Die etablierten
und bewährten Räumen im Literaturhaus
am Inn gehört mit den w:ortschichten zwei
großen Autor*innen, die sich zwischen
mehreren Kulturen bewegen. Ganz im
Sinne der Internationalisierung wird das
Werkstattgespräch am vierten Abend,
ebenfalls im Literaturhaus am Inn, in die
Kunst des Über:setzens blicken lassen. Die
traditionelle Lange Nacht der W:ORTE in
der Wagner’schen Buchhandlung gehört
dieses Jahr der jungen Lyrik.
Die Zusammenarbeit mit dem Festivalsorchester
InnStrumenti feiert heuer
fünfjähriges Jubiläum und das mit Christoph
W. Bauer und mit einer Tournee zum
Hausacher LeseLenz. Überhaupt ist das
heurige Festival von Expansionen geprägt:
Jene nach Telfs ist mittlerweile schon fixer
Bestandteil, ebenso das Zusammenspiel mit
FransenMusik. So dürfen wir den überwältigenden
Poetisierungsmoment von 2019
wieder in der Villa Schindler erleben. Das
Tiroler Oberland hält weitere Einladungen
bereit und so dürfen wir erstmals in Imst
gastieren und dort die Abschlusslesung feiern.
Auch weiter westwärts, in Hohenems,
werden den W:ORTEN spezielle Türen
geöffnet. Die Kutscheneinfahrt einer Villa
aus dem 19. Jahrhundert, die erst 2024 zugänglich
sein wird, wird zum Schauplatz für
nacht:lyrik. Die Villa – so viel darf schon
verraten werden – wird die Gedichte buchstäblichen
zum Leuchten bringen.
54
Wagner’sche.
Fotonachweise: Y. Djaariri; F. Latka
In diesem Jahr wird die Literatur 10 Tage
lang gefeiert. Auch musikalisch. Über
50 Autorinnen und Autoren. Literarischkünstlerische
Perspektiven unserer Zeit
und deren Themen.
Ein Ereignis wird die Eröffnungsveranstaltung am 08. Juli 2022 unter
dem Titel „Klangsprachen“. Das Tiroler Kammerorchester InnStrumenti und
Christoph W. Bauer aus Innsbruck, einer der ersten LeseLenz-Stipendiaten
und Hausacher Stadtschreiber, geben sich die Ehre.
Wir freuen uns darauf – und auf Ihr Kommen!
Aus Österreich
kommen heuer
u.a.
Christoph W. Bauer
Nava Ebrahimi
Katharina J. Ferner
Karl-Markus Gauß
Susanne Gregor
Alois Hotschnig
Jörg Piringer
Michael Stavarič
Ilija Trojanow
© privat
In der Veranstaltungsreihe Printemps littéraire
français holt der Frankreich-Schwerpunkt
der Universität Innsbruck gemeinsam
mit dem Institut für Romanistik drei in ternational
erfolgreiche junge Autorinnen nach
Innsbruck. In der Wagner’schen Buchhandlung
ist die algerische und in Frankreich
lebende Kaouther Adimi zu Gast. Sie wurde
1986 in Algier geboren und lebt seit 2009 in
Paris. Ihr dritter Roman Was uns kostbar ist
(dt. 2018) wurde im Herbst 2017 gleich für
drei der wichtigsten französischen Literaturpreise
nominiert und schließlich mit dem Prix
du Style und dem Prix Renaudot des lycéens
ausgezeichnet. Im Augenblick arbeitet Kaouther
Adimi in der Villa Medici in Rom an
ihrem neuen Roman.
Liebe Kaouther, waren Sie schon
einmal in Österreich? Was verbinden
Sie mit Österreich?
Im Mai werde ich tatsächlich zum ersten
Mal in Ihr Land reisen. Österreich ist für
mich eine terra incognita, obwohl Stefan
Zweig einer meiner Lieblingsschriftsteller
Kaouther
Adimi
ich weder das heutige Algerien zu charakterisieren
noch zu definieren, was dort
gerade auf dem Spiel steht. Für mich ist das
Algerien meiner Texte in gewisser Weise ein
„Spielplatz“, ein kreativer Raum. Ich habe
es gewählt, weil es das Land ist, das ich am
besten kenne und mit dessen Geschichte
ich am besten vertraut bin, und weil sich
herausgestellt hat, dass es im historischen
Zeitraum, der mich interessiert, d.h. das
20. und 21. Jahrhundert, eines jener Länder
ist, die einschneidende politische und soziale
Umwälzungen erlebt haben.
Mit Ihrem dritten Roman Was
uns kostbar ist gelang Ihnen der
Durchbruch. Aus meiner Sicht
ist der Text eine eindrückliche
Geschichte über den Stellenwert des
französischen Erbes in Algerien und
über die Dynamiken des Erinnerns
und Vergessens. Es ist ein Roman
über die Spuren der Vergangenheit
in unseren heutigen Lebensräumen.
Sie begeben sich auf die Spur der
Am 18. Mai 2022 werden Sie
aus ihrem jüngsten Roman
Dezemberkids lesen, der auf
einer wahren Begebenheit beruht:
In der Wohnanlage Cité du 11
Décembre verteidigen Kinder ihren
Fußballplatz gegen Militärbonzen,
die dort ihre Villen bauen wollen.
Dezemberkids wird oft als Metapher
für die aktuelle Situation in
Algerien gelesen: Während die, die
an der Macht sind, versuchen, ihre
Macht zu zementieren, fordert die
Generation der unter 30-Jährigen,
immerhin 70% der Bevölkerung,
Reformen. Ihr Roman liest sich wie
ein subtil subversiver Text über den
Widerstand, der sich in Algerien
seit 2019 dann ja auch tatsächlich
formiert hat.
Es ist die Geschichte einer Rebellion, eines
unmöglichen Kampfes: Das ist wie der
Kampf von David gegen Goliath. Drei
Kinder glauben, dass sie gegen Generäle
und ein ganzes System kämpfen können.
Um sie herum agieren eine Vielzahl von
Individuen: Erwachsene, die viele Kompromisse
eingegangen sind, Jugendliche, die an
der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen
und Militärs, die angesichts dieser Rebellion,
mit der sie nicht gerechnet haben,
ratlos sind. Es ist wirklich eine Ode an den
Widerstand und an die Hoffnung, dass
selbst die größten Veränderungen manchmal
von den Kleinsten initiiert werden.
Es ist wirklich
eine Ode an den
Widerstand
Kaouther Adimi
56
Wagner’sche.
Literarischer Frühling
à la française
Kaouther Adimi
vor ihrem ersten
Österreichauftritt
im Gespräch mit
Doris Eibl
ist. Diese Reise ist für mich nicht zuletzt
eine Gelegenheit, österreichische Autor*innen
zu entdecken, und ich freue mich sehr
darauf, nach Innsbruck zu kommen.
Man könnte Ihre Romane insgesamt
als eine Art vielstimmiges Panorama
des städtischen Algeriens nach dem
Bürgerkrieg der 1990er Jahre lesen.
Was kennzeichnet Algerien heute,
was tut sich dort?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Frage
beantworten kann. Als Autorin versuche
legendären Buchhandlung Les Vraies
Richesses, die der junge Edmond
Charlot 1936 eröffnete. Was hat Sie
zu dieser Spurensuche veranlasst?
Der Ausgangspunkt meiner Spurensuche
war die Buchhandlung in der Rue Hamani 2
bis. Ich entdeckte sie zufällig, ohne nach ihr
zu suchen und war sehr beeindruckt, dass
sie allen Stürmen, allen Dramen und allen
Aufkaufversuchen standgehalten hatte. Sie
hatte die Kulturpolitik der Kolonialzeit, die
diese Art von Einrichtung nicht gerne sah,
den Zweiten Weltkrieg, den Algerienkrieg,
die Bomben der OAS und den Bürgerkrieg
der 1990er Jahre überlebt. Ich hatte Lust,
diesen Ort zu begreifen und von ihm zu
erzählen. Ich verbrachte ein Jahr damit,
auf den Spuren von Edmond Charlot die
Archivbestände zu durchforsten, las die
Korrespondenzen und Tagebücher der
Autoren seiner Zeit (Camus, Roy, Giono,
Amrouche...) und schließlich traf ich
Freunde von Edmond Charlot, die mit mir
Erinnerungen und Anekdoten teilten. Ich
wollte keine Biografie von Edmond Charlot
schreiben, ich wollte die Lücken füllen,
meine Vorstellungskraft arbeiten lassen,
fabulieren. Dafür musste ich nach Algier
zurückkehren, Personen und Orte erfinden.
Buchtipp:
Kaouther Adimi:
Dezemberkids
Lenos Verlag,
249 S., € 19,90
Veranstaltungstipp:
Kaouther Adimi liest aus
„Dezemberkids“
Moderation und Gespräch:
Doris Eibl und Birgit Mertz-
Baumgartner
Mi., 18. Mai 2022, 19:30 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt frei!
© Kati Zöhr Photography
Buchtipp:
Sara Erb:
Chelsea Stern
adakia Verlag,
271 S., € 14,40
Leïla Slimani schreibt in ihrem
aktuellen Buch Der Duft der
Blumen bei Nacht über das Dasein
als Schriftstellerin. Der erste Satz
lautet „Oberste Regel, wenn man
einen Roman schreiben möchte,
ist, nein zu sagen.“ Sie zitiert darin
auch Hemingway: „Die schlimmsten
Feinde eines Schriftstellers sind das
Telefon und Besuche“. Was sind
deine Gedanken dazu?
Da ich Selbstbewusstseins- und Yin-
Coachin bin und Grenzen zu setzen bei
Frauen ein großes Thema ist, kann ich das
nur unterschreiben. Zusätzlich ist es aus
meiner Sicht auch wichtig, Kontinuität zu
bewahren. Darauf zu warten, dass einen
die Muse küsst, ist nicht zielführend. Ich
plane genau ein, wann ich schreibe, habe
gemeinsame Schreibsessions mit anderen
Autorinnen und da gibt es dann keine Besuche
und kein Telefon.
Wann hast du begonnen den ersten
Teil deiner Chelsea Stern-Trilogie
zu schreiben?
Was würdest du anderen empfehlen,
die ein Buch geschrieben haben und
es veröffentlichen wollen?
A) Nicht aufgeben!
B) Recherchieren was Verlage brauchen und
anschreiben, anschreiben, anschreiben.
C) Absagen nicht persönlich nehmen.
D) Alle „Sexy-Sachen“ in die ersten 30
Seiten packen. (lacht)
Man könnte meinen, es war
noch nie so schwer wie heute ein
Buch zu veröffentlichen. Verlage
nehmen keine unaufgefordert
eingereichten Manuskripte an,
Literaturagent*innen haben mit dem
Bücherstau ihrer Autor*innen zu
kämpfen. Auf der anderen Seite gibt
zahlreiche Self-Publishing Angebote.
Hast du jemals überlegt diesen Weg
zu gehen?
Jain. Ich wollte nie Selfpublishing machen,
sondern immer bei einem Verlag unterkommen.
Nicht weil ich es mir selbst oder
anderen beweisen wollte, sondern weil ich
die Aufmerksamkeit für mein „Buchbaby“
Leser*innen möchtest du damit
anziehen?
Alle, die offen für Spiritualität, Transformation,
Veränderung sind, tief in ihrem
Inneren diese Welt ein bisschen besser
machen wollen und erkennen, dass dafür
vor allem die eigene Transformation und
Entwicklung vonnöten ist. Wenn wir alle
in Frieden mit uns sind, dann wäre dieser
Planet schon lange geheilt. Im Nachwort
habe ich das noch weiter ausgeführt.
Wie viel Sara steckt in der
Protagonistin Chelsea Stern?
Sie hat natürlich Eigenschaften von mir,
aber auch Eigenschaften von Serien-Protagonistinnen.
Für die Vater-Tochter-Beziehung
haben mich vor allem die Serien
The Black List und Shadow Hunters
inspiriert. Ich beschreibe Chelsea Stern als
stylisch und selbstbewusst, darin finde ich
mich wieder, sie studiert, wohnt in meiner
Lieblingsstadt … Vieles verschmilzt. Auch
viele weitere Figuren haben zu Beginn
Eigenschaften aus dem nahen Umfeld, entwickeln
dann aber ihr Eigenleben.
Fantasy
aus Tirol
Abschließende Frage: Gibt es eine
Autor*innen-Community, zu der du
dich zugehörig fühlst?
Zu einer konkreten Community fühle ich
mich nicht gehörig, bin allerdings mit einigen
Autorinnen u.a. aus Deutschland und
Tirol vernetzt und möchte das noch weiter
forcieren, deshalb freue ich mich schon sehr
auf den Abend in der Wagner’schen gemeinsam
mit Catherine Snow und Angelika
Moser.
Selbstermächtigte
Frauen
sind meine
Mission
Sara Erb
58
Wagner’sche.
Sara Erb im Gespräch
mit Evelyn
Unterfrauner
Ich habe im Jahr 2018 gestartet. Alles war
recht chaotisch und das Schreiben geschah
etappenweise. Dem Rat von Slimani bin ich
damals noch nicht gefolgt. Deshalb habe ich
relativ lange gebraucht um den ersten Teil
zu schreiben. Den zweiten Band hingegen
habe ich in 17 Tagen geschrieben.
Dein Debüt-Roman ist 2021 im
adakia Verlag erschienen, da liegen
nun 3 Jahre dazwischen. Wie
siehst du diese Jahre heute aus der
Retrospektive?
Ich durfte vieles Lernen, bin besser im Plotten
geworden, weiß, worauf es beim Thema
Spannung ankommt. Durch viele Absagen
weiß ich heute, was Verlage brauchen, das
hilft immens. Die letzten Jahre waren sehr
wichtig. Ich würde nichts daran ändern
wollen, weil ich alles für diesen Prozess gebraucht
habe.
haben wollte, die man nur über einen Verlag
bekommt. Ein Team, das sich um das Manuskript
kümmert. Der Prozess ist mir wichtig,
das Honorieren des Geschriebenen und das
Köpfe -zusammenstecken, um das Bestmögliche
rauszuholen, mit Cover, Satz etc.
Beim Selfpublishing bleibt einem vielleicht
ein bisschen mehr Cash, aber man
macht auch einfach alles alleine und ich
mache sonst schon alles alleine (lacht).
Nun bist du beim adakia Verlag und
beim Bookapi Verlag als Autorin
unter Vertrag – beides sogenannte
Kleinverlage – wie würde dein
Plädoyer für Kleinverlage lauten?
Ich habe jetzt natürlich keinen direkten
Vergleich, da ich noch bei keinem großen
Publikumsverlag bin (lacht), aber das Schöne
ist: Man fühlt sich aufgehoben, wertgeschätzt
und ich darf sehr viel Mitreden.
Wir kreieren gemeinsam, ich durfte das
Cover mitbestimmen uvm. Das ganze Projekt
wird so für mich noch viel wertvoller.
Und einmal noch zurück zu deinem
Roman Lichtmagie (Teil 1 der
Chelsea Stern Trilogie): Welche
Sara Erb, geb. 1993, ist Autorin und Selbstbewusstseinscoachin.
Sie studierte nach ihrem Auslandsjahr
in London Germanistik an der Universität
Innsbruck und absolvierte nach ihrem Studium
die Ausbildungen zur Journalistin, Stylistin und
Mentaltrainerin. Durch die Schreibbegeisterung
erlebte ihr Blog lasaraleona.com großen Erfolg im
österreichischen Raum. „Translator of the Universe“
ist nach der Urban Fantasy Trilogie „Chelsea Stern“
(adakia Verlag) ihr vierter Roman.
Veranstaltungstipp:
Fantasy und Gruselstories
Lesung von Sara Erb, Catherine
Snow und Angelika Moser
Moderation: Evelyn Unterfrauner
Di., 24. Mai 2022, 19:30 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit Wagner-
oder Ö1-Card
Schach - zu ebener Erde
und im ersten Stock
Am Montag, den 19. September wird überall im Haus Schach
gespielt, selbst Schach-Großmeisterin und Europameisterin
Regina Theissl-Pokorná (SVK/AT) ist dabei!
Eine Simultanpartie mit Großmeisterin
Regina Theissl-Pokorná? Eine normale
Partie Schach mit Mitgliedern der Tiroler
Schachschule? Oder doch lieber nur zuhören,
wenn Sara Nunius und Christina Constanze
Polzer aus dem Ensemble des TLT aus dem
Roman „Das Damengambit“ (Diogenes)*
von Walter Tevis lesen?
Alles zum neuen Markenauftritt
www.himmel.co.at
Tirol Redesign.
Alles bleibt freier.
Bücher seit 1639
Auf Netflix war die Miniserie Das Damengambit
mit Anya Taylor-Joy in der Hauptrolle
die erfolgreichste des Jahres 2020
und gewann zahlreiche Preise, u.a. den
Golden-Globe-Award als beste Miniserie.
Ein enormer und unerwarteter Erfolg, der
dem Schachspiel als solches enormen Aufschwung
brachte.
Nun hat der Diogenes Verlag den 1983
erschienenen Roman von Walter Tevis,
der der Verfilmung zu Grunde liegt, auf
deutsch wieder aufgelegt. Anlass genug für
die Wagner’sche, sich an die Tiroler Schachschule
zu wenden und gemeinsam mit dem
Ensemble des Tiroler Landestheaters einen
ganzen Tag zum Thema zu planen.
Am Abend (um 19:30) werden also Sara
Nunius und Christina Constanze Polzer aus
dem Ensemble des TLT unter der Regie von
Christiana Alexandridis in die Geschichte
von Schachweltmeisterin Beth Harmon
entführen. Sicher wird auch Schachgroßmeisterin
Regina Theissl-Pokorná mit von
der Partie sein.
*Ein Dank dem Diogenes Verlag
für die Zusammenarbeit
Regina Theissl-Pokorná, Schach-Großmeisterin aus
Bratislava, 1982 geboren, ist slowakische Schachmeisterin.
2000 erhielt sie den Titel Schach-Großmeister
der Frauen. Von 1998 bis 2012 nahm sie an
allen acht Schacholympiaden der Frauen teil. 1999
wurde sie Europameisterin mit der Mannschaft und
erreichte in der Einzelwertung den dritten Platz am
zweiten Brett. Mit ihrer bisher höchsten Elo-Zahl von
2429 war sie im Oktober 2003 auf dem 32. Platz der
FIDE-Weltrangliste der Frauen. Eine ihrer größten
Partien gewann sie übrigens mit einem Turmopfer
2003 gegen die ehem. Weltmeisterin Gaprindaschwili
bei der Frauen-EM in Plowdiw.
61
Buchtipp:
Walter Tevis:
Das Damengambit
Diogenes Verlag,
416 S., € 24,70
Programmablauf:
Ab 15:00 Schachspielmöglichkeiten
im ganzen Haus.
Die Tiroler Schachschule stellt
Turnierbretter (samt Uhren)
und – so gewünscht – auch Spieler*innen
zur Verfügung.
Ab 16:00 Blitzschachturnier
in der Kinderbuchabteilung.
Buchpreis zu Gewinnen.
Achtung: begrenzte Teilnehmerzahl,
Anmeldung unter:
robert.renk@wagnersche.at
Ab 17:30 Simultanpartie
gegen Schachgroßmeisterin
Regina Theissl-Pokorná.
Achtung: begrenzte Teilnehmerzahl,
Anmeldung unter:
robert.renk@wagnersche.at
Um 19:30 dramatisierte
Lesung aus Das Damengambit
(Diogenes) von Walter Tevis. Es
lesen Sara Nunius und Christina
Constanze Polzer aus dem
Ensemble des TLT unter der
Regie von Christiana Alexandridis.
© Emanuel Kaser © Emanuel Kaser
© privat
© XXX
Der Entertainer präsentiert das Buch „In
der Frittatensuppe feiert die Provinz ihre
Triumphe, Thomas Bernhard. Eine kulinarische
Spurensuche“, das er für den Wiener
Brandstätter Verlag herausgegeben hat.
Dort wo der große Entertainer und gewitzte
Showmaster herkommt, sagt man
zur Frittatensuppe wohl eher Flädlesuppe.
Doch auch Provinz gibt es dort. Und
Triumphe sowieso. Solche feierte Harald
Schmidt – nicht unweit seiner Heimat
Nürtingen – am Stuttgarter Theater, wo er
neben anderen unter Claus Peymann spielte.
Und im Übrigen auch mit dem wunderbaren
Tiroler Schauspieler Martin Leutgeb
auf der Bühne stand.
Harald Schmidt zog es ab 1981 erst
einmal zum Theater. In Düsseldorf am
Kom(m)ödchen begann er seine kabarettistische
Laufbahn. 1985 ging „Dirty Harry“
mit seinem ersten Solo „Ich hab schon wieder
überzogen“ auf Tournee. Es folgten die
Bühnenprogramme „Überstehen ist alles“
(1988) und „Schmidtgift“ (1992).
lesen wir: „So ganz fremd war mir das Terrain
nicht. Die Gerichte, die sich Bernhard
beispielsweise im Gasthaus Klinger gerne
hat schmecken lassen, wie den Hausruckviertler
Schweinsbraten mit Mehlknödel
und Stöcklkraut, Leberbunkel mit Erdäpfeln
und Sauerkraut, Kalbsgulasch mit
Nockerln und Rehbraten oder Rehragout,
waren mir bestens durch meine Mutter
vertraut. Sie wurde in Brünn geboren,
wie Böhmen noch bei Österreich war, und
brachte diese Küche mit ins schwäbische
Nürtingen, wo ich aufwuchs.“
Ein Prachtband über Thomas Bernhard
also – anhand einer kulinarischen Spurensuche.
Ob an Brandteigkrapfen gewürgt wird
oder es um den Fettgehalt der Frittatensuppe
geht, Thomas Bernhard ließ die
Menschen in fast all seinen Werken
ausgiebig speisen und offenbarte dabei
zerfleischende Zustände. Er selbst war ein
regelmäßiger Besucher von Wirtshäusern
und den Wiener Kaffeehäusern. Wie lohnend
und inspirierend es ist, sich Thomas
professionelle sowie Amateur*innen-Gruppen
unter freiem Himmel zusammenbringt.
Wie Open-Air-Kino, halt nur in 3D. Es
gibt genügend Stühle (oder Sessel, wie
der Österreicher sagt) und auch genügend
Regenponchos, für den Fall, dass es am
Mittwoch, den 29. Juni eventuell regnen
sollte. Aber was ist schon ein bisserl Wasser,
wenn man Harald Schmidt live begegnen
kann. Also sichern Sie sich rechtzeitig Ihre
Karte, denn – trotz Open Air – ist der Einlass
auf 150 Personen begrenzt! Karten gibt
es über Ö-Ticket und natürlich bei uns in
der Wagner‘schen. Für Wagner- oder Ö1-
Card-Besitzer*innen sogar vergünstigt, aber
nur bei uns an der Kassa!
Harald Schmidt, geboren 1957 in Neu-Ulm,
aufgewachsen in Nürtingen (wie Hölderlin und
Härtling). Hilfsorganist und Zivildienst in dortiger
St. Johannes-Gemeinde, Staatl. Hochschule für
Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, drei Jahre
als Schauspieler in Augsburg. Dann Düsseldorfer
Kom(m)ödchen und alle Sender außer RTL. Diverse
Late-Night-Shows. Alle Preise gewonnen, gefeuert,
jetzt Herausgeber.
Googeln
verbietet die
Herausgeberwürde.
Harald Schmidt
62
Wagner’sche.
OPEN AIR
mit Harald
Schmidt
Von Robert Renk
Doch richtig bekannt wurde er natürlich
mit seiner Late-Night-Show. Die erste ging
am 5. Dezember 1995 über den Bildschirm.
Und nicht nur ich blieb bis in die Nacht
wach und wurde belohnt. Mit Moderationen
und Gesprächen, die er mit Stil und mit
scharfem Witz zu würzen wusste.
Einen ganz besonderen Stil und einen
ganz besonderen Witz zeigte auch der große
österreichische Autor Thomas Bernhard
in seinem Werk. Nicht verwunderlich, dass
Theatermann Schmidt sich mit den Texten,
vor allem den Theaterstücken Bernhards,
schnell und innig anfreundete. Was ihn
natürlich nicht daran hindert – wie er im
Vorwort anmerkt – „in erlesenen Zirkeln
Sätze fallen zu lassen wie: Seine Prosa ist
ja viel besser“. Und nicht nur über das
Theater hat sich der Meisterentertainer dem
Meisterschriftsteller genähert, auch über
das Kulinarische. Ebenfalls im Vorwort
Bernhards Werk und seiner Persönlichkeit
über den Esstisch hinweg anzunähern,
zeigt Harald Schmidt mit diesem Buch.
Auf einem Roadtrip quer durch Bernhards
Lieblingsgasthäuser und zusammen mit
vielen hochkarätigen Autor*innen und
Wegbegleiter*innen hat er sich auf die
kulinarischen Spuren von Thomas Bernhard
begeben – gemeinsam entfalten sie
einen überraschenden und lustvollen Blick
auf das Wesen und das Werk von Thomas
Bernhard.
Diesem Buch haben wir es nun zu verdanken,
dass Harald Schmidt zum ersten
Mal nach Innsbruck kommt. „Literatur
unter Sternen“ nennen wir diesen Sonderabend,
der im Areal des Zeughauses
stattfinden wird. Sozusagen als literarisches
Fremdgehprogramm unter dem Schirm
des Projektes Theater unter Sternen, einem
Theaterfestival, das nun zum dritten Mal
Buchtipp:
Harald Schmidt (Hrsg.):
In der Frittatensuppe feiert die
Provinz ihre Triumphe, Thomas
Bernhard. Eine kulinarische
Spurensuche
Brandstätter Verlag,
176 S., € 36,00
Buchpräsentation:
„In der Frittatensuppe feiert die
Provinz ihre Triumphe“ – Buchpräsentation
mit Harald Schmidt
Begrüßung: Robert Renk
Gesprächsmoderation und
weitere Gäste werden noch
bekannt gegeben! Weitere Infos
dann auf www.wagnersche.at
Mi., 29. Juni 2022, 20:30 Uhr
Einlass: 19:30 Uhr, freie Platzwahl
Ort: Innenareals Zeughaus,
Zeughausgasse 1
Eintritt: € 16,00
VVK: Wagner’sche Universitätsbuchhandlung
&
Ö-Ticket
Ermäßigte Karten zu € 14,00
ausschließlich in der Wagner‘-
schen für Wagner- oder Ö1-
Cardbesitzer*innen
Auf ins Abenteuer
Selbstversorgung!
Eine zahme Bestie auf Grand
Tour d’Europe:
Nashorn trifft Kaiserin
Buchtipp:
Marie Diederich:
Selbstversorgung
Löwenzahn,
312 S., € 29,90
Von explodierenden Gemüsebeeten, prallen
Vorratskammern, den allerbesten Hühnereiern
– und diesem unglaublichen Gefühl,
etwas mit den eigenen Händen zu schaffen.
Das ist Marie. Sie hatte einen Traum: von
einem freien, selbstbestimmten Leben;
davon, sich mit der Natur zu verwurzeln,
ökologisch zu gärtnern und zu arbeiten, zu
essen, was im Garten wächst, und ihre Tage
inmitten von Beeten, Hühnern und Einkochgläsern
zu verbringen.
Das steckte immer schon ein bisschen
in ihr drin: Ihr erstes Taschengeld sparte
sie für ein Gartenbuch und als Kind war es
ihr sehnlichster Wunsch, eigene Ziegen zu
bekommen. Nach der Schule studierte sie
© Janis Jean Stoye
ökologische Landwirtschaft. Spätestens da
war für sie klar: Jetzt ist es Zeit, den Traum
in die Tat umzusetzen.
Marie ist Selbermacherin durch und
durch: Sie liebt es, ihr eigenes Getreide
zu mahlen und Wolle zu spinnen. Ihre
Wochenenden verbringt sie teigknetend vor
dem Backofen oder beim Schnippeln und
Einkochen von Pflaumen und Zucchini –
oder eben dem, was die Jahreszeit gerade
hergibt.
Aber sie weiß auch, dass nicht jede*r die
Ressourcen dazu hat, den gleichen Weg einzuschlagen.
Für den Start in die Selbstversorgung
sind zwei Fragen entscheidend:
• Was brauchst du wirklich?
• Wie viel Zeit und Platz hast du zur
Verfügung?
Auf ihrer Reise zur Selbstversorgung begeistert
Marie hunderttausende Leser*innen
und Zuseher*innen auf ihrem Blog
www.wurzelwerk.net und dem gleichnamigen
Youtube-Kanal. Und hilft ihnen,
den eigenen Weg in die Selbstversorgung
zu finden. Sie teilt ihr Wissen, ihre Erfolge,
Fehlschläge und Lösungen. Denn ihre Fans
wissen: Was Marie erzählt, funktioniert.
„Es tut gut, zu wissen, wo
unser Essen herkommt.
Es tut gut, die Hände in
die Erde zu stecken, die
Hühner gackern zu hören,
summenden Bienen zu
lauschen oder warmes
Knusperbrot aus dem
Ofen zu holen.“
64
Wagner’sche.
Maria Theresia, Voltaire, Madame Pompadour
– sie alle wurden zu Nebenfiguren, als
sie in Europa eintraf: die gefürchtete und
gefeierte Nashorndame Clara.
Jeannine Meighörner erzählt die außergewöhnliche
und einzigartige Geschichte
Claras, die eine Reise von Indien nach
Wien, Rom und Versailles antrat, wo sie
in einem Königshaus nach dem anderen
willkommen geheißen wurde. Denn ein
lebendes Nashorn hatte in Europa seit Jahrhunderten
niemand zu Gesicht bekommen.
Es ist nicht nur ein idyllisches Bild von
menschlicher Neugier und Zuneigung
zu diesem Wundertier, das Meighörner
zeichnet, sondern darüber hinaus ein aufregender
Einblick in die Machtkämpfe
zwischen den europäischen Adelsfamilien
des 18. Jahrhunderts, die diesem Schauspiel
zugrunde lagen.
Gleichzeitig erzählt uns die Autorin aber
auch etwas vom Umgang des Menschen
mit der Natur, von der Gier nach Exotik,
vom (Aus-)Nutzen eines Lebenswesens zum
eigenen Profit. Und dieses Thema ist brandaktuell,
denn Nashörner gelten als eine der
bedrohtesten Tierarten der Welt.
Clara war nicht irgendein Nashorn, sie
war ein Star ohne Allüren, aber mit einigen
Besonderheiten, eine echte Persönlichkeit.
Exklusiv für dieses Magazin hat uns Die
silberne Riesin einen Einblick in ihr Leben
als berühmtestes Rhinozeros der Geschichte
gegeben.
Geburtsort: Irgendwo in Bengalen,
Indien (so genau weiß ich das nicht mehr,
dafür war ich zu klein)
Traumreise: Alles, nur keine Kreuzfahrt
(ich war öfter auf See, als es ein Nashorn je
sein sollte)
Lieblingsspeise: Orangen mit Bier (klingt
nach einer komischen Mischung, aber das
müsst ihr unbedingt probieren!)
Guilty pleasure: Tabak (ja, auch Nashörner
haben Laster! Obwohl: Ich schnüffle nur
gerne daran.)
Lieblingsstadt: Kann mich nicht entscheiden.
Wien, Paris, Venedig – alle gesehen,
überall lagen sie mir zu Füßen.
Lieblingsportrait: Ich war ja die Muse
so einiger Künstler, aber besonders mag ich
das Portrait, das Jean-Baptiste Oudry von
© Haymon Verlag
mir angefertigt hat – und das ihr übrigens
auch auf dem Cover seht.
Beeindruckendste Begegnung: Ganz klar:
Maria Theresia. Schließlich sind wir beide
starke Frauen, die einiges aushalten müssen.
Und die meisten Männer zittern, wenn
sie uns sehen! Wobei: dass Casanova mir
ein Gedicht gewidmet hat, werde ich auch
nicht so schnell vergessen …
Jeannine Meighörner, geboren 1963 bei Rheinkilometer
384,00, lebt in Innsbruck. Sie hat bereits
die Geschichte so mancher historischen Frau auf
einfühlsame und unterhaltende Weise erzählt. Nun
widmet sie sich einer ganz besonderen Persönlichkeit:
der Nashorndame Clara.
Buchtipp:
Jeannine Meighörner:
Die silberne Riesin
Michael Wagner Verlag,
344 S., € 13,95
Veranstaltungstipp:
Buchpräsentation:
Mit einer Einführung zum
Thema Artenschutz von einer
Expertin des Innsbrucker
Alpenzoos.
Moderation: Ilona Mader
Mi., 06. April 2022, 19:30 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Eintritt frei!
Jung,
aber
oho!
Bücher
für
Kinder
und
Jugend:
Daunis lebt zwischen zwei
Welten. Sie ist halb weiß, halb
Native American und sieht sich
ständig von beiden Seiten mit
Vorurteilen konfrontiert. Als
sie Zeugin eines schrecklichen
Mordes wird, gerät ihre Welt
aus den Fugen – Daunis wird in
eine FBI-Ermittlung hineingezogen
und soll undercover
im Reservat ermitteln. Und
dann ist da noch Jamie, der
alles weiter verkompliziert... Ein
unglaublich packender Roman
ab 14 Jahren mit wichtigen Einblicken
in die Geschichte und
Kultur des Ojibwe-Tribes.
Angeline Boulley:
Firekeeper’s Daughter
cbj Verlag, 560 S., € 20,60
Weil Elenas Papa eine neue Stelle
bekommen hat, sitzt sie nach
dem Sommer auf einer Alpakafarm
im Kuhdorf Eigam fest.
Na toll! Nicht nur das, natürlich
muss sie auch an eine langweilige
neue Schule wechseln.
Doch schon an ihrem ersten
Schultag passieren dort merkwürdige
Dinge... Und eigentlich
ist es doch auch seltsam, dass
„Eigam“ rückwärts gelesen
„Magie“ heißt? Vielleicht wird
das Leben in Eigam gar nicht
so langweilig, wie Elena dachte!
Der lustige erste Band einer
zauberhaften Reihe ab 8 Jahren.
Tina Zang:
Das zaubernde Klassenzimmer
arsEdition Verlag, 144 S., € 13,40
Da Magie in Kiata verboten
ist, muss Prinzessin Shiori ihre
Fähigkeiten geheim halten. Als
sie jedoch die Kontrolle über
ihre Magie verliert, wird sie
von ihrer Stiefmutter mit einem
Fluch belegt und verbannt.
Auf der Suche nach ihren
ebenso verfluchten, in Kraniche
verwandelten Brüdern stößt
Shiori auf eine Verschwörung,
die das Ende ihres Königreichs
bedeuten könnte. Der Auftakt
einer Fantasy-Reihe ab 14 Jahren
mit märchenhaftem Setting,
Drachen, Papiervögeln und
einer starken Protagonistin.
Elizabeth Lim:
Die sechs Kraniche
Carlsen Verlag, 480 S., € 16,50
Wie kann man einen Schurken
wie den Räuber Hotzenplotz
aufhalten? Ganz klar, man stellt
ihm eine Falle, indem man ihn
mit einer Kiste Gold anlockt
und ihn dann einfängt! So
wollen sich Kasperl und sein
Freund Seppel den Räuber
Hotzenplotz schnappen. Doch
als ihr Plan vollkommen schiefgeht,
müssen sich die beiden
schnell etwas einfallen lassen...
Der berühmte Kinderbuchklassiker
endlich auch für
Leseanfänger*innen ab 7 Jahren
in einfacher Sprache und mit
vielen Rätseln und Bildern.
Otfried Preußler und Thorsten Saleina:
Kleine Lesehelden: Der Räuber Hotzenplotz
Thienemann Verlag, 80 S., € 9,30
Caspar liebt To-Do-Listen,
Pläne und Bücher – Allesamt
Vorlieben, die ihn nicht
unbedingt zum beliebtesten
Jungen im Internat machen.
Auf der Flucht vor den beiden
Klassenfieslingen versteckt Caspar
sich in einer Standuhr und
landet prompt im magischen
Reich Wolkenstern. Dort muss
er sich mit der kratzbürstigen
Wilda Undank zusammentun,
denn in Wolkenstern ist etwas
im Gange, das alle Welten bedroht…
Der erste Band einer
unterhaltsamen Fantasy-Reihe
ab 10 voller skurriler Figuren
und Abenteuer.
Abi Elphinstone:
Die vier verborgenen Reiche: Caspar und
die Träne des Phönix
Carlsen Verlag, 336 S., € 15,50
Haben Tiere im Wald feste Adressen?
Wie groß ist das Revier
von wildlebenden Mäusen? Wie
sieht es in einer Wolfshöhle aus?
Und was kann man im Wald
eigentlich noch alles entdecken?
All diese und noch viel mehr
spannende Fragen beantwortet
Peter Wohlleben in diesem Buch
für Leseanfänger*innen ab 7
Jahren. Der neueste Band der
beliebten Lesestarter-Reihe begeistert
mit vielen spannenden
Sach-Informationen über den
Lebensraum Wald, illustriert
mit einem schönen Mix aus
Fotos und Zeichnungen.
Peter Wohlleben:
Zuhause bei den Waldtieren
Oetinger Verlag, 64 S., € 10,30
66
Wagner’sche.
In dieser, in liebevollen Reimen
erzählten, Geschichte folgt man
dem kleinen Marienkäfer durch
das Jahr, vom Garten bis zum
Insektenhotel. Das nachhaltig
produzierte Öko-Pappbilderbuch
führt kleine Naturfans
durch das Leben des Käfers im
Lauf der Jahreszeiten. Neben
dem kleinen Marienkäfer
sind in der „Meine Gartenfreunde“-Reihe
drei weitere Titel
erschienen, die andere Tiere
ebenso durch das Jahr begleiten.
So bekommen schon die Kleinsten
wundervolle Einblicke in die
Welt der heimischen Tiere.
Carla Häfner:
Meine Gartenfreunde: Der kleine
Marienkäfer
Oetinger Verlag, 16 S., € 8,30
Wo bin ich? Bin ich hier oder
vielleicht dort? Oben oder
unten? Was ist hinten und was
ist vorne? Schritt für Schritt
wagt sich der kleine Eisbär
über den Rand seiner Eisscholle
hinaus und entdeckt die
Welt. Denn wenn man sich der
eigenen Positionierung sicher
ist, kann man überall hingehen
und sich trotzdem sicher
fühlen! Das beliebte Buch von
Heinz Janisch erstmals in einer
mehrsprachigen Ausgabe, die
Kindern ab 3 Jahren einfache
Ortsangaben spielerisch auf verschiedenen
Sprachen vermittelt.
Heinz Janisch und Isabel Pin:
Wo bin ich? Mehrsprachige Ausgabe
Tyrolia Verlag, 26 S., € 14,95
Bei einem heftigen Gewitter
kommt der kleine Spatz zu Fall.
Seine Flügel werden dabei so
verletzt, dass sie wohl nie wieder
so sein werden wie früher.
Doch der alte Rabe weiß Rat:
Nicht alle Dinge können wieder
heil gemacht werden, aber mit
einem starken und tapferen
Herz kann man es schaffen,
etwas Neues anzufangen. Und
genau das tut der kleine Spatz.
Unterstützt von seinen Freunden
läuft er mutig in ein neues
Leben. Ein wunderschönes,
feinfühliges Mutmachbuch für
Kinder ab 4 Jahren.
Brigitte Weninger und Anna Zeh:
Lauf, kleiner Spatz!
Tyrolia Verlag, 26 S., € 16,95
Als der schwarze Straßenkater
Edison beginnt, mit ihr zu sprechen,
wird Nova klar, dass ihre
neue Schule ein ganz besonderer
Ort ist: Hier werden Kinder, die
mit Katzen sprechen können, zu
Katzenbeschützern ausgebildet.
Edison braucht Novas Hilfe,
denn die Katzenkönigin wurde
entführt! Gemeinsam mit ihrem
Freund Henry startet Nova
in ein gefährliches Abenteuer,
um die Königin zu befreien
und die Katzen Englands zu
beschützen. Ein spannendes,
einzigartiges Abenteuer für
Tierfreunde ab 9 Jahren.
Barbara Laban:
Mitternachtskatzen: Die Schule der
Felidix
Ravensburger Verlag, 320 S., € 15,50
Die Zwillinge Will und Charlotte
führen ein ganz normales
Leben – bis Will im Central
Park eine Elfe sieht, ihre Mutter
verschwindet und sie von einer
Furie angegriffen werden. Auf
der Flucht vor dem Monster
gelangen die beiden in die
fantastische Welt Fabula und
damit in ein großes Abenteuer.
Denn Fabula ist in Gefahr und
nur Will und Charlotte können
helfen… Eine wunderschöne,
von verschiedenen Mythologien
inspirierte Fantasywelt
mit sympathischen Figuren und
spannender Handlung ab 10
Jahren.
Akram El-Bahay:
Fabula: Das Portal der dreizehn Reiche
Baumhaus Verlag, 352 S., € 15,50
Alles an diesem Buch ist der
Inbegriff absoluter Liebenswürdigkeit.
Heartstopper ist
eine YA LGBTQ+ Comicserie
über Charlie und Nick, die auf
ein britisches Jungen-Gymnasium
gehen und binnen kürzester
Zeit enge Freunde werden.
Doch schon bald entwickelt
Charlie Gefühle für Nick. Nicht
im Sinne einer engen Freundschaft,
nein. Er hat sich in ihn
verliebt. Eine wunderschöne
Selbstfindungsgeschichte über
Liebe, Freundschaft, Diversität
und das Unerwartete, die wir
jedem ans Herz legen möchten.
Alice Oseman:
Heartstopper Volume 1
Loewe Verlag, 288 S., € 15,50
Mit
sachlichen
Empfehlungen:
Die globalen Machtverhältnisse
schwanken. Keiner kennt die
Geheimnisse der chinesischen
Elite wie einer von ihnen,
Desmond Shum. In seinem
Enthüllungsbuch Chinesisches
Roulett entlarvt er die allgegenwärtige
Korruption und den
Einfluss der Regierung auf die
Wirtschaft. Damit setzt er ein
Zeichen entgegen dem allgemeinen
Glauben des Westens,
man könne die totalitären
Strukturen in China durch
Handelsbeziehungen auflösen.
Ein spannender Einblick, der
der westlichen Gesellschaft zumeist
verschlossen bleibt!
Desmond Shum:
Chinesisches Roulette
Droemer Verlag, 312 S., € 22,95
Gesund lebt man durch
Tugendhaftigkeit. Bestsellerautor
Ruediger Dahlke unternimmt,
zusammen mit den
Leser*innen, eine Reise zur
Rückbesinnung auf Tugenden
wie Fleiß, Tapferkeit, Weisheit,
Besonnenheit, Gerechtigkeit,
Glaube, Liebe und Hoffnung. In
zwölf philosophischen Schritten
schließt er gesellschaftliche
Gräben und hilft aus, wo
Unmut und Unverständnis
vorherrschen. All dies dient
dem Zweck der Heilung und
Weiterentwicklung von Körper,
Geist und Seele. Eine Reise, die
es sich lohnt, anzutreten.
Ruediger Dahlke:
Heilsame Tugenden
Gräfe und Unzer Verlag, 224 S., € 20,95
Was können wir von der Natur
über uns selbst lernen? Zusammen
mit dem Molekularbiologen
Nicklas Brendborg
tauchen Lesende in die wundersame
Welt der Natur ein. Man
erfährt von Quallen, die ihren
Alterungsprozess umkehren,
staunt über Zombiezellen oder
Bakterien die fast unsterblich
sind. Während Brendborg
unsere herkömmliche Vorstellung
vom Leben auf der
Erde auf den Kopf stellt, geht
er einer zentralen Frage nach:
Wie führen wir ein langes und
gesundes Leben? Erzählkunst
und fachliche Expertise werden
hier perfekt kombiniert!
Nicklas Brendborg:
Quallen altern rückwärts
Eichborn Verlag, 304 S., € 22,70
Eine der derzeit größten gesellschaftlichen
Fragen ist, ob
oder wie die Klimakrise noch
gestoppt werden kann. Autor
Matthias Krön warnt, dass
die Produktionsbedingungen
der Billigfleischindustrie eine
besondere Bedrohung für die
Umwelt darstellen: Wälder
sterben, weil Ackerflächen für
Tierfutter erschlossen werden
müssen. Matthias Krön zeigt
auf, wie regionale Landwirtschaft,
Nachhaltigkeit und die
unscheinbare Sojabohne dem
Klimawandel Parole bieten
können. Große Empfehlung!
Matthias Krön:
Eine Bohne rettet die Welt
Ecowin Verlag, 200 S., € 24,00
Es geisterte schon immer durch
die Geldgeschichte, nun ist es
zurück: Das Inflationsgespenst!
Ökonom und Geldexperte Thomas
Mayer stellt in seinem Buch
Das Inflationsgespenst Mythen
und Falschinformationen über
das Thema Finanzen und Geld
richtig und zeigt auf, wie ein
Übermaß an Geld immer wieder
zu Krisen und Konflikten
führte. Dabei setzt er sich für
eine längst hinfällige Neuordnung
unseres Geldsystems
ein. Ein Muss für alle Finanzexpert*innen
und jene, die es noch
werden wollen!
Thomas Mayer:
Das Inflationsgespenst
Eine Weltgeschichte von Geld und Wert
Ecowin Verlag, 400 S., € 28,00
Haben Sie Lust, unvergleichlich
gute vegetarische Rezepte auszuprobieren?
Die Gewinnerin
des renommierten Austrian-
Foodblog Awards Martina Enthammer
präsentiert ihr erstes
Kochbuch, das nachhaltige und
regionale Rezepte enthält, die
nicht nur satt, sondern auch
glücklich machen. Das Buch
enthält außerdem auch wertvolle
Tipps zum Anbau von Gemüse
im hauseigenen Garten.
Sehr empfehlenswerte Rezeptideen
für alle Freunde des guten
Geschmacks und der gesunden
Ernährung!
Martina Enthammer:
Vegetarisch
Kreative Gerichte für alle Jahreszeiten
Tyrolia Verlag, 176 S., € 24,95
70
Wagner’sche.
Rätselhaft verschwindet eine
Psychologin spurlos. Ihre
Patienten – Dorian Gray, Dr.
Jekyll, Vampirin Carmilla und
Viktor Frankenstein. Kann es
sein, dass diese Monster des
Horror-Genres tatsächlich
eine Therapie brauchen? Eine
Reise in die geheimnisvolle
Psyche dieser Figuren und was
den Menschen zu Monstern
macht, und umgekehrt! Dieser
aufregende Roman von Mats
Strandberg ist wie gemacht
für Psychologie-Interessierte
und Fans der Grusel-Literatur.
Spannende Lesestunden sind
garantiert!
Mats Strandberg:
Jenny Jägerfeld: Monster auf der Couch
Penhaligon Verlag, 464 S., € 20,00
Tauchen Sie ein in eine unvergessliche
Landschaft und
genießen Sie – ganz spontan –
einen mediterranen Sommerurlaub.
Dieser fabelhafte Reiseführer
von Beate Giacovelli
bietet geballte Informationen
für ein kurzes Urlaubsvergnügen
– auch bei schlechtem
Wetter! Die gebürtige Österreicherin
lebt seit vielen Jahren
in der Lombardei und kennt den
wundervollen „Lago di Garda“
so gut wie Einheimische. Mit
diesem Reiseführer wird die
ganze Familie wunderbare Tage
genießen können. Unverzichtbar
für alle Urlaubsfreunde und
kulinarische Genießer *innen!
Sensationell!
Beate Giacovelli:
Spontan mit Plan – Gardasee
Styria Verlag, 208 S., € 25,00
Staaten sterben. Manchmal
ist es Mord. Manchmal ein
Unfall. Manchmal waren sie
von Anfang an zu lachhaft, um
überhaupt zu existieren. Gelegentlich
enden sie in einer Explosion.
Einige wenige gleiten
unbemerkt von der Landkarte.
In diesem witzigen Atlas nimmt
uns Gideon Defoe mit in eine
Wunderkammer der Geschichte
und erkundet vergnüglich
die skurrilen, bizarren und
mysteriösen Schicksale von 48
Ländern, die es heute aus teilweise
absurden Gründen nicht
mehr gibt.
Gideon Defoe:
Der Atlas der ausgestorbenen Länder
Knesebeck Verlag, 256 S., € 23,30
An jenem Tag, an dem die Genschere
zum ersten Mal funktioniert,
wird die Wissenschaft
dazu in der Lage sein, Naturgesetze
zu ändern, Krankheiten
zu beseitigen und vieles mehr.
Doch das ist (noch) Zukunftsmusik.
Die Grundlage dafür,
die Entdeckung dieser Technologie
durch Jennifer Doudna
und Emmanuelle Charpentier,
wurde 2020 mit dem Nobelpreis
für Chemie geehrt. Walter
Isaacson zeigt diese Sternstunde
der Menschheit in all ihren Facetten
auf. Ein weltbewegendes
Buch über ein weltveränderndes
Ereignis.
Walter Isaacson:
Der Codebreaker
Ecowin Verlag, 704 S., € 36,60
In ihrem neuesten Buch nimmt
Sigrid-Maria Größing sich der
spanischen Linie des Fürstengeschlechts
der Habsburger an,
das die Iberische Halbinsel und
mit ihr auch die Kolonien in
Übersee über zwei Jahrhunderte
beherrschte. Sie zeichnet dabei
ein vielschichtiges Porträt einer
Dynastie, die vor allem unter
Karl V. machtpolitisch durchaus
erfolgreich war, innerhalb
weniger Generationen jedoch
auf tragische Weise zugrunde
ging. Ein aufschlussreiches
Buch über eine prägende Dynastie.
Sigrid-Maria Größing:
Sie herrschten über ein Weltreich
Tyrolia Verlag, 200 S., € 25,55
Ein Erfolgsduo geht in die
zweite Runde – bereits Medical
Cuisine von Starkoch Johann
Lafer und Ernährungsmediziner
Dr. Matthias Riedl begeisterte
mit gesunder aber dennoch
schmackhafter Kost. Nun folgt
der neue Hit der beiden Experten
zum Thema Entzündungsbekämpfung
im Körper: 100
neue Rezepte, die durch die
Verwendung entzündungshemmender
Lebensmittel die
Selbstheilung fördern, ohne
dass der Genuss dabei zu kurz
kommt. Rezepte, die nicht nur
gesund machen, sondern auch
ausgezeichnet schmecken!
Johann Lafer und Matthias Riedl:
Medical Cuisine - Das Anti-Entzündungskochbuch
Gräfe und Unzer Verlag, 264 S., € 28,90
Zeilen
die die Welt
bedeuten
7 × Romane in denen
Journalist*innen eine wichtige
Rolle spielen
sach
und fach
geschichten
7 × journalistische Sachbücher
mit Mehrwert, meint
Journalist Benedikt Sauer*
Tinte
Laptop
Tod
7 × die besten Journalismuskrimis
(mit Hilfe von Rotraut
Schöberl**)
3×7
Best
aber
Seller:
1
2
Doppelte
Die Einstellung
Doron Rabinovici
Suhrkamp Verlag, € 24,70
Spur
Ilija Trojanow
S.Fischer Verlag, € 9,90
1
2
Dein
Wir gehören dem Land
Joe Sacco
Edition Moderne Verlag, € 25,70
ist das Reich.
Katharina Döbler
Claasen Verlag, € 24,70
1
2
ZERO
Verblendung
Stieg Larson
Heyne Verlag, € 10,30
Marc Elsberg
Blanvalet Verlag, € 11,30
3
Der
Sportreporter
Richard Ford
dtv Verlag, € 13,90
3
Lecker-Land
ist abgebrannt
Manfred Kriener
Hirzel Verlag, € 18,50
3
Intrige
Robert Harris
Heyne Verlag, € 11,30
4
Daldossi
oder
Das Leben des Augenblicks
Sabine Gruber
4
Die
Welt im Selfie
Marco d‘Eramo
Suhrkamp Verlag, € 26,80
4
Zuagroast
Martina Parker
Gmeiner Verlag, € 16,50
Das Journalismusfest Innsbruck
im Mai (www.journalismusfest.org)
nehmen wir zum Anlass um folgende Titel
zu empfehlen
* Mitorganisator des Journalismusfestes
(siehe Seite 50)
** Buchändlerin der Nation
(siehe Seite 45)
72
Wagner’sche.
5
Die
6
Traurige
7
Der
dtv Verlag, € 12,30
Enthüllung
Mario Vargas Llosa
Suhrkamp Verlag, € 10,80
Freiheit
Friederike Gösweiner
Droschl Verlag, € 18,00
Schmerz der Gewöhnung
Joseph Zoderer
Haymon Verlag, € 25,50
5
Refugees
6
Angst
7
Die
Worldwide 2
Ulrich Schreiber (Hrsg.),
Eva Philippi (Hrsg.)
Wagenbach Verlag, € 15,40
Petra Ramsauer
Kremayr & Scheriau Verlag, € 18,00
Revolution hat ein
weibliches Gesicht
Olga Shparaga
5
Das
6
Dunkelkammer
7
Heißzeit
Schlangenmaul
Jörg Fauser
Diogenes Verlag, € 25,30
Bernhard Aichner
btb Verlag, € 17,50
51
Eva Rossmann
Folio Verlag, € 22,00
Suhrkamp Verlag, € 13,40
Mit
den
besten
Empfehlungen:
Ein eindringliches Plädoyer an
die Gesellschaft, etwas gegen
die größte Bedrohung der
Menschheit zu unternehmen –
die unausweichliche Klimakrise.
Meteorologe Marcus
Wadsak und Aktivistin Paula
Dorten fordern die Menschheit
dazu auf, sich selbst zu
retten. Denn nur mit Biogurken
und Bambuszahnbürsten ist
es bei Weitem nicht getan. Ihr
Manifest warnt vor den Auswirkungen
des Klimawandels
und zeigt, warum gerade jetzt
Handlungsbedarf besteht. Wir
sind die letzte Generation, die
noch handeln kann! Maria Neumayr
Marcus Wadsak und Paula Dorten::
Letzte Generation: Das Klimamanifest
Braumüller Verlag, 50 S., € 10,00
Kurz, prägnant und mit Infografiken
illustriert, gibt der
Meteorologe Marcus Wadsak
Leser*innen eine kompakte
Informationsquelle, um ihr
Wissen über den Klimawandel
zu erweitern. Er zeigt, dass
ein dringender Handlungsbedarf
besteht und warum es
gerade jetzt wichtig ist, aktiv
zu werden. Denn auch wenn
die Auswirkungen des Klimawandels
für viele Menschen
erst jetzt greifbar werden, bleibt
nicht mehr viel Zeit, um etwas
dagegen zu tun. Ein absolutes
Must-Read zu einem Thema,
das uns alle betrifft! Maria Neumayr
Marcus Wadsak:
Klimawandel: Fakten gegen Fake &
Fiction
Braumüller Verlag, 144 S., € 18,00
In dem vielschichtigen Roman
Liebesheirat prallen zwei Familien
und Kulturen anlässlich
einer Hochzeit aufeinander.
Monica Ali beschäftigt sich mit
den Themen Liebe, Ehe und
Familie und damit, wie diesen
Begriffen in verschiedenen
Generationen und Kulturen
unterschiedliche Werte zugeschrieben
werden. Ihr Debüt
Brick Lane wurde zu Recht für
den Booker Prize nominiert:
Monica Ali schafft gekonnt
facettenreiche Figuren, die mit
all ihren Eigenheiten wunderbar
realistisch und lebendig wirken.
Klaudia Grünfelder
Ali Monica:
Liebesheirat
Klett-Cotta Verlag, 592 S., € 25,70
Ein wirklich starkes Debüt legt
die junge Frankfurterin Anna
Yeliz Schentke vor. Dilek verläßt
Istanbul heimlich. Im Netz
nennt sie sich Kangal und sie
fürchtet um ihre Freiheit unter
dem Regime von Erdoğan. Für
Ayla, die Cousine in Frankfurt,
ist die Türkei ein Sehnsuchtsort.
Und ihr Freund, der von nichts
weiß, macht sich in der Istanbul
auf die Suche nach Dilek. In
prägnanten kurzen Kapitel
rasen wir mit den Dreien durch
die Gefahren der Zeit die “real
(sind) und unreal zugleich”.
Atemlos, musikalisch, großartig!
Robert Renk
Anna Yeliz Schentke:
Kangal
S. Fischer Verlag, 208 S., € 21,60
Jane Austens literarisches Vorbild
– erstmals auf Deutsch
und eine absolute Entdeckung.
Belinda Portman wird auf
den Londoner Heiratsmarkt
geschickt. Zwischen dem gesellschaftlichen
Trubel und ihrer
exzentrischen Gastgeberin,
verliebt sie sich in einen Mann,
der bereits versprochen ist. Ein
grandioser Gesellschaftsroman,
mit tiefgreifenden Themen und
geistreichem Humor. Edgeworth’s
Stil ist ernst und auf
moralische Werte bedacht, was
sie letztendlich von Austen
abhebt. Ein atemberaubendes
Portrait des 19. Jahrhunderts
und dessen Menschen. Lena Walder
Maria Edgeworth:
Belinda
Reclam Verlag, 600 S., € 28,80
Ein schier unerträglich heißer
Sommer geht zu Ende. Krüger
und sein bester Freund Viktor
verbringen die Ferien 1999 mit
Kiffen, abhängen im Skatepark
und viel Musik hören in
der Müller Filiale in Bodenstein.
Mehr ist nicht los – bis
Jacky ihren Weg kreuzt. Das
Mädchen mit der roten Mähne
ist ein absoluter Wildfang und
stellt alles auf den Kopf. Großartig,
wie es Christian Huber
gelingt, und beim Lesen in das
eigene „Erwachsen-werden“
zu katapultieren. Perfekt abgerundet
durch die Tracklist,
mit QR-Code im Buch. Carmen
Schwarz
Christian Huber:
Man vergisst nicht, wie man schwimmt
Dtv Verlag, 400 S., € 22,70
74
Wagner’sche.
Dieses Debüt besticht durch
seine wunderbare Protagonistin
Elizabeth Zott, die man von
der ersten Seite an ins Herz
schließt. Ihre Leidenschaft ist
die Chemie, doch Anfang der
60er hat sie es als Frau in der
Wissenschaft nicht leicht. Über
Umwege landet sie in einer
Kochsendung, in der sie nicht
nur Küchentipps gibt, sondern
ihr vorwiegend weibliches
Publikum zur Emanzipation
inspiriert. Trockener Humor,
eine Romanze und ganz viel
Empowerment machen den
Roman zu einem großen Lesevergnügen.
Klaudia Grünfelder
Bonnie Garmus:
Eine Frage der Chemie
Piper Verlag, 464 S., € 22,70
Zweiundzwanzig Frauennamen,
zweiundzwanzig Geschichten,
lakonisch, geistreich und durchaus
mit Empathie geschrieben,
ohne distanzlos zu sein: Daniel
Wisser schafft diesen kunstvollen
Spagat. Ob „erfunden“ oder
nicht, es sind Geschichten von
jungen, älteren und alten Frauen
aus der Mitte ihres Lebens
heraus, die von Beziehungen und
Freundschaften erzählen, von
der Suche nach dem Glück und
vom Scheitern. Und sie zeigen,
wie nahe Alltag und Skurrilität
einander sein können. Da hilft
es oft nur Prosecco trinken oder
sich mit Constanze Mozart austauschen
… Anna Rottensteiner
Daniel Wisser:
Die erfundene Frau
Luchterhand Verlag, 240 S., € 22,70
Der neueste Roman dient
gut als Einstiegslektüre in
das Schreiben des Karl Ove
Knausgard. Dick sind sie alle,
hier aber verlässt Knausgard
seinen Schreibkokon, um
sich doch treu zu bleiben. In
seiner direkten, detailgetreuen
Schilderungsprosa tauchen nun
neun fiktive Personen auf, die
aus ihrer jeweiligen Perspektive
sprechen. Und ein neuer Stern,
den niemand erklären kann und
der allerlei Getier veranlasst,
sich wider die Natur zu verhalten.
Ob das ein gutes Omen
ist? Ein spannendes in jedem
Fall! Robert Renk
Karl Ove Knausgard:
Der Morgenstern
Luchterhand Verlag, 896 S., € 28,80
Oxford, Ende des 19. Jahrhundert.
Wir lernen Esme
kennen. Sie liebt es, heruntergefallene
Papiere vom Schreibtisch
ihres Vaters zu lesen.
Begriffe, die die Welt der Frauen
betreffen. Ihr Vater arbeitet am
ersten Oxford English Dictionary
und Esme erkennt nach
und nach, was achtlos weggeworfen
wird und somit nicht
ins Wörterbuch aufgenommen
wird. So legt Esme ihre eigene
Sammlung an, kämpft für die
Rechte der Frauen und will all
jene Wörter festhalten, über die
niemand spricht. Außergewöhnlich,
charmant und Balsam für
die Seele. Stephanie Bergmann
Pip Williams:
Die Sammlerin der verlorenen Wörter
Diana Verlag, 528 S., € 22,70
Die siebzehnjährige Lenni ist
unheilbar krank und verbringt
ihre verbleibende Zeit
in der Klinik. Viele Fragen beschäftigen
sie. Das Leben wird
diese nicht mehr beantworten
können, vielleicht aber Pater
Arthur, der den Draht zu Gott
hat? Margot ist dreiundachtzig,
ein ungewöhnliches Projekt
wird gestartet, verflochten mit
Geschichten aus dem Leben.
Lenni bringt einem nahe, wie
kostbar unsere Zeit auf Erden
ist. Tief bewegt und mit Tränen
habe ich den Roman gelesen,
der aber auch humorvolle Seiten
hat. Andrea Scheiber
Marianne Cronin:
Die hundert Jahre von Lenni und Margot
C. Bertelsmann Verlag, 440 S., € 21,20
Endlich in deutscher Übersetzung!
Stilikone und Kultfigur
Fran Lebowitz befasst sich
in New York und der Rest der
Welt mit den verschiedensten
Themen aus unserem Alltag.
Gedanken, Fragen und Bedenken;
nichts bleibt von ihrer
Beobachtungsgabe verschont.
Mit New Yorker Witz und Biss
erkundet sie die widersprüchlichen
Facetten der menschlichen
Natur. Fran Lebowitz zu
lesen bedeutet, sich selbst und
andere in ihren zeitlosen Texten
wiederzuerkennen, beipflichtend
zu nicken und laut aufzulachen.
Klaudia Grünfelder
Fran Lebowitz:
New York und der Rest der Welt
Rowohlt Verlag, 352 S., € 22,70
Eigentlich hat Meyerhoff nicht
mehr vorgehab, einen Roman zu
schreiben. Sein Leben bis zum
Theater sei auserzählt meite er
in Interviews. Doch dann wird
er als Notfall auf eine Intensivstation
eingeliefert. Er, der
sich immer durch körperliche
Verausgabung zum Glühen
brachte, liegt an Apparaturen
angeschlossen in einem
Krankenhausbett in der Wiener
Peripherie. Kann das Erzählen
von Geschichten zur Rettung
beitragen? Und kann Komik
heilen? Ganz klares JA! Jetzt
auch als Taschenbuch. Robert Renk
Joachim Meyerhoff:
Hamster im hinteren Stromgebiet
KiWi Verlag, 320 S., € 12,40
Esther Kinsky findet wieder
einmal eine Sprache für Unaussprechliches:
das Erdbeben im
Friaul im Jahre 1976. Auch aus
den Schriften der Landschaft,
aus Wasser und Stein liest sie
die Erinnerungen. Viel zu selten
liest man Natur derart, viel zu
selten ein historisches Memorial
derart gegenwärtlich. Die alltäglichen
Katastrophenspuren
in Mensch und Natur buchstabiert
sie hochpoetisch mit
sprachlicher und emotionaler
Wucht: berührend, lehrreich
und erschütternd zugleich! Ein
Magnet von einem Roman!
Siljarosa Schletterer
Esther Kinsky:
Rombo
Suhrkamp Verlag, 267 S., € 24,70
Schonungslos, gewalttätig
und näher an der Realität als
es einem vielleicht lieb ist. In
seinem neuen Roman erzählt
Sasha Filipenko die Geschichte
des idealistischen Journalisten
Anton Quint, der sich mit
einem skrupellosen Oligarchen
anlegt und daraufhin ins Fadenkreuz
seiner Handlanger gerät.
Mit musikalischer Untermalung
und einer gewissen Dringlichkeit
beschreibt Filipenko eine
harsche Wirklichkeit, mit der
sich mit Sicherheit nicht nur fiktive
Figuren auseinandersetzen
müssen. David Schranz
Sasha Filipenko:
Die Jagd
Diogenes Verlag, 288 S., € 24,30
Über Generationen hinweg ist
es das Schicksal der Männer
der Familie Stoica in Bukarest
Brände zu bekämpfen. Während
die Männer das Feuer löschen
und die Frauen zu den Heiligen
beten, folgen wir der historischen
Entwicklung der Stadt.
Florescu baut seinen Leser*innen
Luftschlösser vergangener
Zeiten, in denen Menschlichkeit
groß geschrieben wurde,
um sie im Laufe des Romanes
wieder einstürzen zu lassen.
Kommunismus, Terror und Verrat
werden zum Alltag. Genüsslich
und schrecklich zugleich.
Ágnes Czingulszki
Catalin Dorian Florescu:
Der Feuerturm
C.H.Beck Verlag, 358 S., € 25,70
Frauengeschichten, Drogen,
eine Leiche und vier Freunde
seit Kindertagen. Auch wenn
Johannes, Lukas, Markus und
Matthäus aus dem Evangelium
zu kommen scheinen, erwartet
die vier alles andere als eine
„Frohe Botschaft“. Schlimmer
geht immer und fängt bereits
mit dem Aufstehen aus dem
Bett an. Georg Thiels Roman
ist eine unterhaltsame Geschichte,
ein Roadtrip und die knapp
230 Seiten reichen aus, um sich
bestens unterhalten zu wissen.
Lena Kripahle-Wiek
Georg Thiel:
Nachtfahrt
Braumüller Verlag, 224 S., € 24,00
Ein Genderroman aus dem 19.
JH. Geschrieben von einer der
unkonventionellesten Autorinen
der Romantik, George Sand.
Gabriel, Enkel und Alleinerbe
des Fürsten von Bramante
wächst versteckt mit nur zwei
ins Geheimnis eingeweihten
Bediensteten als Jungen auf. Er
und nicht sein Cousin Astolphe
soll die große Erbschaft antreten.
Er ist aber eine Sie, wie
sich herausstellt! Eine Lektüre
von aktueller wie zeitloser Relevanz,
die derzeit in Frankreich
und Deutschland wiederentdeckt
wird. Robert Renk
George Sand:
Gabriel
Reclam Verlag, 176 S., € 18,50
Der Chirurg Finn und seine
Frau Eivor ziehen mit ihren
Töchtern ans Ende der Welt.
Und sind selbst dort nicht abgekoppelt
vom aufkommenden
Kalten Krieg. Sie ziehen 1957
nach Spitzbergen. Als Werksarzt
flickt Finn die bei der
gefährlichen Arbeit verletzten
Bergarbeiter zusammen, stellt
aber bald fest, dass nicht nur
ihre Körper kaputtgehen,
sondern auch deren Psyche. Das
betrifft auch seine Frau Eivor.
Ein Roman über das Überleben
am Rande der Welt, Isolation,
die Kraft der Natur – und eine
Ehe in der Krise. Robert Renk
Heidi Sævareid:
Am Ende der Polarnacht
Insel Verlag, 350 S., € 23,70
Im Jahr 2020 haben viele
Menschen Halt in Ritualen
gefunden. So auch Ursula
Karven, die deshalb am
Silvesterabend 2020 den Entschluss
fasst, sich im neuen
Jahr intensiv mit Ritualen zu
beschäftigen. Ob mit Kerzenmagie,
Yoga oder Heilpflanzen
gibt sie verschiedenste Impulse,
wie man kräftigende
Rituale in den Alltag einfließen
lassen kann. Ein wunderschön
gestaltetes, im Jahreskreis aufgebautes
Buch, das zeigt, wie
man aus alten Bräuchen und
Ritualen neue Kraft schöpfen
kann. Maria Neumayr
Ursula Karven:
Hexenzauber, Göttinnen und weiße Magie
Gräfe und Unzer Verlag, 192 S., € 22,90
Dieses Buch eines schieren
Jahrhunderts ist magisches
Kino. Ein Roman wie ein
Film. Erzähllust aus Sätzen
und Bildern, in denen Humor
und Erkenntnis zum Lichtspiel
kristallisieren. Immer eins mit
der Geschichte, deren Dialoge
Lebensfäden sind. Hinein in
einen Mord und wieder aus
ihm heraus. Ein minutiös aufgefächerter
Andrew Green.
Ein Kaleidoskop zartscheuer
Facetten eines Menschen, der
New York prägte. Was sich in
einem einzigen Moment bündelt
macht Staunen. Ein Meisterwerk!
José F.A. Oliver
Jonathan Lee:
Der große Fehler
Diogenes Verlag, 368 S., € 24,70
Dieser Roman erschüttert.
Nicht nur wegen der aktuellen
Situation in der Ukraine. Dort
spielt der Roman. Und in den
Köpfen der Figuren, die durch
einen versehrten Landstrich in
der Ostukraine irren. Auch in
den Köpfen hat der Krieg gewütet.
Die Gegenwart ist immer
auch die Summe verschiedener
Vergangenheiten. Die prägen
das Heute, den Blick darauf.
Auch deshalb sollte man den
Blicken misstrauen. Davon
erzählt Evelyn Schlag – und
beweist einmal mehr, dass sie
sich auf das Fiebrige, Flirrende,
schwer Greif- und nie vollends
Begreifbare versteht. Joseph Frontull
Evelyn Schlag:
In den Kriegen
Hollitzer Verlag, 244 S., € 22,00
Kaiser-Mühlecker erzählt die
Geschichte von Jakob fort,
einem der Protagonisten aus
Fremde Seele, dunkler Wald.
Eine Geschichte, die von Liebe
handelt: Jakob lernt Katja
kennen, die beiden bauen sich
ein gemeinsames Leben am Hof
auf, den Jakob führt, bevor sie
sich wieder trennen; aber auch
vom ständigen Kampf ums
Überleben und vom Kampf
gegen die eigenen inneren
Ungeheuer. Ein Wildern in
den Gefühlen, aber auch ein
wildes, archaisches Leben, das
nach außen drängt, wo es aber
nicht sein darf. Sprachlich und
erzählerisch beeindruckend. Anna
Rottensteiner
Reinhard Kaiser-Mühlecker:
Wilderer
S.Fischer Verlag, 352 S., € 24,70
Vor den Kulissen Istanbuls
beschreibt Fricke – die als Stipendiatin
der Kulturakademie
Tarabya in Istanbul die Stadt
wohl wirklich gut kennengelernt
hat – von einer Diplomatin, die
den Glauben an die Diplomatie
verliert – und das, was in ihrem
Beruf das Wichtigste ist: die
Geduld. Fred, einstmals eine
ehrgeizige deutsche Konsulin
wird nach Istanbul versetzt. Die
Stadt ist politisch aufgeheizt.
Zwischen Geheimdienst, Affäre
und Einsamkeit stößt sie an
die Grenzen von Rechtsstaatlichkeit
und europäischer Idee.
Robert Renk
Lucy Fricke:
Die Diplomatin
Claassen Verlag, 256 S., € 22,70
Verschmutze Straßen, Korruption
und Gewalt, überfüllte
Kerker – so lernen wir
das London um 1700 kennen.
Die von Pest und Verwüstung
heimgesuchte Stadt ist in fester
Hand von Queen Anne Stuart.
Wer nicht ihrem Regiment folgt
landet im gefürchtetsten Kerker
Europas, Newgate Prison. Daniel
de Foe durchschaut dieses
vertrackte Spiel, erkennt die
wahren Agierenden und begehrt
auf. Ein literarischer Historienroman
der viele Motive wie
Fake News, Paranoia und
andere Unsicherheiten plötzlich
unglaublich vertraut erscheinen
lässt. Ein Pageturner der
Meisterklasse! Carmen Schwarz
Markus Gasser:
Die Verschwörung der Krähen
C.H. Beck Verlag, 238 S., € 23,70
Michael Hartung ist Videothekenbesitzer,
hält sich in
Zeiten von Netflix gerade so
über Wasser. Ein Mann der
stets dem Zahn der Zeit ein
wenig hinterherhinkt. Als eines
Tages ein Journalist mehr über
seine DDR-Vergangenheit in
Erfahrung bringen will, überschlagen
sich die Ereignisse.
Plötzlich ist er über Nacht zum
Helden der Nation geworden,
der 127 Menschen zur Flucht
in den Westen geholfen haben
soll. Ein Hochstaplerroman der
mit viel Herz und Berlincharme
großes Lesevergnügen bereitet!
Carmen Schwarz
Maxim Leo:
Der Held vom Bahnhof Friedrichstrasse
Kiepenheuer & Witsch Verlag, 304 S.,
€ 22,70
Führerschein und Kummerkasten.
Eine junge Mutter
zieht mit Mann und Baby nach
Westjütland, ins „Land der
kurzen Sätze“. Eine einfache
Unterhaltung wird für sie zum
Wagnis, und das Leben selbst
ist auf einmal voller Hindernisse.
Mutterschaft, Ehe und
Fahrprüfung: alles kaum zu
schaffen. Doch als sie Kummerkasten-Redakteurin
bei der lokalen
Zeitung wird, ändert sich
ihr Leben. Ein toller Roman
in toller Übersetzung in einem
neuen, tollen Verlag. Zudem es
ein tolles Hörbuch – eingelesen
von Caroline Peters – gibt. Robert
Renk
Stine Pilgaard:
Meter pro Sekunde
Kanon Verlag, 253 S., € 23,70
Julia Schoch schreibt: „Ich
erwähne diese alltäglichen Verrichtungen,
weil die meisten
überraschenden Vorfälle in
unserem Leben gleichsam
nebenbei passieren.“ So klar
wie dieser Satz ist der ganze
Roman. Im Verwobenen einer
Geschichte, die berührt, weil
sie verwegen klar ist. Plötzlich
war im Leben der Protagonistin
eine unbekannte Halbschwester
aufgetaucht. Alles wird anders.
Schock und Zuversicht zugleich.
Das Vorkommnis wird
Alltag, ohne Alltag zu werden.
Ein gelungener literarischer
Griff. José F.A. Oliver
Julia Schoch:
Das Vorkommnis
dtv Verlag, 192 S., € 20,60
Nach dem Tod von ihrem
Mann, nimmt sich Lèna Auszeit
am Golf von Bengalen.
Sie kämpft mit sich und ihrer
Situation, wird auf wundervoller
Weise von einem kleinen
Mädchen und Frauen die der
Selbstverteidigungsgruppe
angehören, gerettet. Eine neue
Aufgabe gibt ihr wieder Mut:
Sie gründet eine Schule trotz
aller Widrigkeiten und kämpft
für die Rechte der Mädchen
damit diese eine Zukunft außerhalb
von Armut und Elend
erwarten können. Das Buch hat
mich von der ersten Seite an tief
berührt und gibt Einblicke in
die indische Kultur. Andrea Scheiber
Laetitia Colombani:
Das Mädchen mit dem Drachen
S. Fischer Verlag, 272 S., € 23,30
Said konnte wie kaum ein
anderer laute Kritik und stille
Zurücknahme vereinen. Er
war für viele Vorbild und Inspirationsquelle,
Maßstab und
Brückenbauer. Die Autobiografie
aus seinem Nachlass
ist mehr als ein Tablett seines
Lebensanfangs, es ist auch
Zeitdokument und Aufruf:
hinzuhören und gegen Unrecht
einzustehen wie er es tat!
So stellt dieses Buch nicht nur
Erinnerungen an eine persische
Kindheit dar, sondern erinnert
an eine große lyrische Stimme
und einen wichtigen Seismographen
unsrer Zeit. Siljarosa
Schletterer
Said:
Ein vibrierendes Kind
C.H. Beck Verlag, 272 S., € 23,70
Es ist die Geschichte einer zerstörerischen
Amour fou: jene
zwischen dem Maler Edvar
Munch und der Tochter eines
Weinhändlers, Tulla Larsen.
Es ist von einem inszenierten
Selbstmord die Rede und vom
„Schuss“ (sie soll ihm in die
Hand geschossen haben). Es ist
aber auch die Geschichte einer
Ehrenrettung, denn Teigen hat
anhand des Briefwechsels der
Liebenden ein neues, einfühlsames
Bild einer modernen Frau
entworfen, die Munch nur seinen
„Plagegeist“ nannte, die er
aber vermutlich ein Leben lang
geliebt hat. Bernd Schuchter
Lene Therese Teigen:
Schatten der Erinnerung
Ebersbach & Simon Verlag,
336 S., € 24,00
Paul Auster hat über Stephen
Crane und sein kurzes Leben
ein sehr, sehr langes, sehr feuriges
und fast schon zu gescheites
Buch In Flammen geschrieben.
Geschichten eines New Yorker
Künstlers sind Stories. Manche,
„Maggie, ein Mädchen von der
Straße“ zum Beispiel, nennt er
Roman, andere Geschichten:
Erdig sind sie alle. Erdig und
elegant. Und geradlinig. Und
und und. Man könnte, ganz wie
Paul Auster, ins Schwärmen
kommen. Joseph Frontull
Stephen Crane:
Geschichten eines New Yorker Künstlers
Pendragon Verlag, 288 S., € 24,70
Der dritte und wohl berührendste
Teil der Familiensaga.
Diesmal erweckt Monika
Helfer ihren Bruder Richard
zum Leben. Das scheint ihm
wenig wichtig. Verantwortung
übernimmt er nur, wenn sie
ihm angetragen wird. So auch,
als ihm auf merkwürdige
Weise eine verflossene Liebe
ein Kind überlässt, von dem
er nur den Spitznamen kennt.
Eine Liebeserklärung an einen
fantasievollen Sonderlinge mit
großem Herzen in einer kalten,
durchrationalisierten Welt.
Unprätentiös und stilistisch
brillant. Robert Renk
Monika Helfer:
Löwenherz
Hanser Verlag, 192 S., € 20,60
Mit Schweizer Gemütlichkeit
hat dieser Roman nichts zu tun.
Mit einem Affentempo legt
Schmidt, der Schweizer Autor,
der in Island wohnt, hier die
Tell-Saga als literarischen Pageturner
vor. Auch nordische Mythen
suchen sich ihren Platz in
der Zentralschweiz. In beinahe
100 schnelle Sequenzen jagen 20
verschiedene Protagonisten wie
auf einer Lunte dem explosiven
Showdown entgegen. Das ganze
noch garniert mit einem Hauch
Frau Hitt. Dass das ein Erfolg
wird, steht in Stein gemeiselt,
meint ... Robert Renk
Joachim B. Schmidt:
Tell
Diogenes Verlag, 288 S., € 23,70
Julia May Jonas führt uns in
das Leben am Campus eines
Colleges. Dort unterrichtet
die 58jährige Ich-Erzählerin
Literatur scharf, präzise und
schonungslos erzählt sie über
ihre Zweifel am alternden
Körper, an ihrem Ehemann,
dem gerade ein Verfahren droht,
da er intime Beziehungen mit
jungen Studentinnen hatte. Sie
verliebt sich in den wesentlich
jüngeren Kollegen Vladimir, die
Situation eskaliert und endete in
einem Desaster. Ihre eindrucksvolle
Reflexion über Geschlecht,
Macht und Alter trifft exakt den
Puls der Zeit. Gabi Pinsker
Julia May Jonas:
Vladimir
Blessing Verlag, 352 S., € 24,70
Robert Schneider gelang vor
30 Jahren ein literarischer
Welterfolg. In 30 Sprachen
übersetzt und verfilmt. Nun ist
der Roman in einer wunderschönen
Jubiläumsausgabe
erschienen. Nimmt man den
Schutzumschlag ab, kommt das
Cover, das man von Schlafes
Bruder kennt, farblich bedruckt
zum Vorschein. Ausgestattet
mit Lesebändchen tauchen wir
in die Geschichte des Musikers
Johannes Elias Alder ein, der
mit 22 Jahren seinem Leben
ein Ende bereitete, nachdem er
beschlossen hatte, nicht mehr zu
schlafen. Stephanie Bergmann
Robert Schneider:
Schlafes Bruder
Reclam Verlag, 224 S., € 25,70
Eine Familie, ein unerwarteter
Tod. Die Zurückgebliebenen,
verstreut zwischen London,
Paris, den Niederlanden und
der Steiermark, trauern auf
verschiedene Weise. Und sie
erkennen auch die Leere in
ihrem eigenen Leben. Für alle
stellt sich die Frage nach einem
glücklichen Leben noch einmal
neu und dringlicher – während
große gesellschaftliche Veränderungen
und Entwicklungen
in Europa im Gange sind, die
sie skeptisch mitverfolgen. Einfühlsam,
spannend und stilistisch
beeindruckend! Robert Renk
Friederike Gösweiner:
Regenbogenweiß
Droschl Verlag, 344 S., € 24,00
Dieses Buch macht Hunger –
Lesehunger und auch ganz echten
– also ist es am besten, wenn
man es während des Kochens
liest! Im Gasthof von Elsa und
Robert Walch im Elsass fühlt
man sich gleich zuhause, spürt
die Natur und den Sommer,
genießt den herrlichen Garten…
bis die quirlige Maggie
auftaucht und das Leben des
schrulligen Kochs komplett auf
den Kopf stellt. Diese Geschichte
ist ein Genuss für alle
Sinne, die Seele und auch den
Magen, sofern man das Essen
nicht anbrennen lässt. Nadja
Fenneberg
Julia Mattera:
Der Koch der zu Möhren und Sternen
sprach
Eichborn Verlag, 224 S., € 18,50
Im Jahre 1939 stehen die
Zeichen auf Krieg in Krakau,
und deutsche Truppen fallen
in Polen ein. Die junge Marie
ist ohne Mutter aufgewachsen,
und von ihrem Vater, der ein
angesehener Arzt ist, erfährt sie
nicht viel. Aus Neugier betritt
sie sein Zimmer und macht eine
seltsame Entdeckung. Das Buch
ist voller Geheimnisse, begleitet
von einer beeindruckenden
Medizingeschichte und einer
verboten Liebe zu einen Juden.
Die Geschichte hat mich fasziniert
und innerlich sehr berührt.
Absolute Leseempfehlung.
Andrea Scheiber
Rachel Giveny:
Das verschlossene Zimmer
Lübbe Verlag, 554 S., € 22,70
Zwei Geflüchtete: Der eine sucht
politisches Asyl, der andere war
früher „Bildungsmigrant“ und
arbeitet jetzt an einer britischen
Universität. Sie erzählen sich ihr
Schicksal, reden über Aufbruch
und Verlust, die Demütigungen
und Übergriffe. Geteiltes Leid
als halbes Leid? Mitnichten.
Die Leidensgenossen sind sich
spinnefeind. Das hat mit dem
zu tun, was sie hinter sich lassen
mussten. Eine alte Geschichte.
Oder genauer: zwei Geschichten.
Gurnah räumt – dem
kitschverdächtigem Titel stolz
trotzend – mit allem auf, was
sich romantisieren ließe. Joseph
Frontull
Abdulrazak Gurnah:
Ferne Gestade
Penguin Verlag, 416 S., € 26,80
Elvira Steppachers Debüt
erzählt aus den Augen einer
Frau, die ihr Ende kommen
sieht. Kraftvoll schreibt sie ihre
Beobachtungen in ein Notizbuch;
kraftvoll, trotz ihres
Hirntumors. Sie nimmt uns mit
auf Friedhöfe und in die Natur,
zu den Tieren und Bäumen die
dort verweilen. Wir nehmen
teil an ihren Betrachtungen
zu Spiritualität, Krankheit,
Tod und gehen der Frage
„Was kommt danach“ auf den
Grund. Als Leser*in spürt man
die Stärke der Sprache und das
Können der Autorin, diese auch
einzusetzen. Lena Kripahle-Wiek
Elvira Steppacher:
Von Fall zu Fall. Ein Stundenheft
Braumüller Verlag, 208 S., € 24,00
Der neue Roman von Judith
Taschler beginnt Anfang des
18. Jahrhunderts und erzählt die
Geschichte der ersten starken
Frau der Familie Brugger.
Diese geht nach Wien und lernt
nicht nur die schönen Seiten
kennen. Über drei Generation
spannt sich eine eindringliche
Familiengeschichte in einem
kleinen Dorf. Sie handelt von
Liebe, Abschieden, Kriegen,
Sehnsucht, Glück und Wiedersehen.
Einfühlsam und packend
erzählt, man lebt und leidet mit
den Protagonisten mit. Eine
Leseempfehlung meinerseits.
Andrea Scheiber
Judith W. Taschler:
Über Carl reden wir morgen
Zsolnay Verlag, 464 S., € 25,30
Besonderen Stil und besonderen
Witz erkennt man – wenn auch
unterschiedlich – beim großen
österreichischen Autor Thomas
Bernhard wie auch beim
großen Entertainer Harald
Schmidt. Nicht verwunderlich,
dass Theatermann Schmidt
sich mit den Texten, vor allem
den Theaterstücken Bernhards,
schnell und innig anfreundete.
Eine tolle Annäherung findet
er für Leser*innen und zwar
über das Essen. Er zeigt, wie
lohnend und inspirierend es ist,
sich Bernhards Werk und seiner
Persönlichkeit über den Esstisch
hinweg anzunähern. Robert Renk
Harald Schmidt (Hrsg.):
In der Frittatensuppe feiert die Provinz
ihre Triumphe
Brandstätter Verlag, 176 S., € 36,00
Dass diese Geschichte grausam
wird, steht schon im ersten Satz.
Dass ob der Grausamkeit wenig
Aufhebens gemacht wird, steht
im zweiten. Und dass alles auch
irgendwie eine Liebesgeschichte
und eine Familiengeschichte
ist, steht da auch. Ocean State
spielt am Rand der Gesellschaft,
in einer Arbeiterstadt, wo die
wenigsten Arbeit, aber jeder
und jede einen Traum hat. Auch
davon erzählt dieses Buch: vom
Leben und Lieben und vom
Sterben in einer ungerechten
Welt. Trotzdem ist Ocean State
ein ganz zartes, beinahe zärtliches
Buch. Joseph Frontul
Stuart O’Nan:
Ocean State
Rowohl Verlag, 256 S., € 24,70
Rezensionen
Krimi:
Frühling der Wunder. Deutschland
erlebt das Unfassbare. Ein
Blinder kann plötzlich wieder
sehen, ein Terroranschlag wird
verhindert und eine Prophezeiung
erschüttert das ganze
Land. Verantwortlich dafür ist
ein Mann, der aus dem Nichts
kam. Ein Mönch, unscheinbar
und bescheiden, das Volk
glaubt an einen neuen Messias.
Nur David Bronski und seine
Kollegin Svenja Spielmann
zweifeln. Sie machen sich auf
die Suche nach der Wahrheit
und decken den ungeheuren
Plan eines Wahnsinnigen auf.
Bernhard Aichner:
Brennweite
btb Verlag, 352 S., € 17,50
Stockholm 2003: Ein Schiedsrichter
der Fußballjugend wird
erschlagen aufgefunden. Der
Verdacht fällt sofort auf einen
Vater, doch es fehlen Beweise.
Der neue Polizeichef holt zwei
Außenseiter ins Team: die
Streifenpolizistin Micaela Vargas,
die aus demselben Problemviertel
wie der Verdächtige
stammt, und den Psychologen
Hans Rekke, ein brillanter Beobachter
und Spezialist für Verhörtechniken.
Rekke folgt bald
einer ganz anderen Spur und
gibt nicht nur Vargas Rätsel auf.
Doch nur wenn beide an einem
Strang ziehen, haben sie eine
Chance gegen übermächtige
Gegner.
David Lagercrantz:
Der Mann aus dem Schatten
Heyne Verlag, 480 S., € 24,70
Martin Juncker ist gerade zur
Kopenhagener Polizei zurückgekehrt,
da entbrennt in Kopenhagen
ein Kampf zwischen
Rechtsradikalen – autonomen
Gruppen und Einwandererbanden.
Dabei wird ein Neonazi
erstochen und Junckers
frühere Partnerin Signe übernimmt
die Ermittlungen. Kurz
darauf wird eine Frau in einem
Naturschutzgebiet gefunden:
erdrosselt und sexuell missbraucht.
Martin ermittelt in
diesem Fall, und seit langer Zeit
arbeitet er wieder mit Signe zusammen.
Die beiden vermuten,
dass die Taten von demselben
Mann verübt wurden – einem
eiskalten Killer.
Kim Faber & Janni Pedersen:
Blutland
Blanvalet Verlag, 560 S., € 16,50
Carl Vorlau behauptet, vor Monaten
die 7-jährige Pia entführt
und an einen geheimen Ort verschleppt
zu haben. Über seine
Tat will Vorlau nur mit dem
unkonventionellen Literaturagenten
David Dolla reden.
Vorlau will einen Vorschuss von
einer Million Euro, für einen
Thriller mit dem Titel „Ich töte
was, was du nicht siehst“. Als
Belohnung will Vorlau Dolla
zum Helden machen, der das
Mädchen in letzter Sekunde
rettet. Lehnt er den Auftrag ab,
wird Pia sterben und das Leben
des Agenten für immer zerstört.
Klingt nach einem typischen
Psychothriller, oder?
Sebastian Fitzek & Micky Beisenherz:
Schreib oder Stirb
Droemer Verlag, 336 S., € 20,60
Mord im Watt auf der Grenze
zwischen Dänemark und
Deutschland. Bei einem
Spaziergang machen Lasse
und sein Schüler Villads einen
grausamen Fund: Im festen
Sand des Meeresgrundes steckt
die Leiche eines Mannes. Es
ist Lykkes erster Fall. Dass sie
den Toten kannte und er sich
verfolgt fühlte, verschweigt sie.
Da die Leiche auf der Grenze
gefunden wurde, wird ihr
Rudi aus Flensburg zur Seite
gestellt. Die beiden verstehen
sich auf Anhieb. Villads ist seit
dem Fund der Leiche spurlos
verschwunden. Es ist nicht das
erste vermisste Kind im Dorf.
Dennis Jürgensen:
Gezeitenmord
Kiepenheuer&Witsch Verlag,
336 S., € 16,50
Wenige Tage vor der Pensionierung
muss sich Kommissar
Wu aus Taipeh mit dem Suizid
eines Marineoffiziers herumschlagen.
Wu ist sofort klar,
dass der Mann ermordet wurde,
doch das Militär beharrt auf
Selbstmord. Nach dem Job in
Rom freut sich der junge taiwanesische
Scharfschütze Alex
darauf, zu seinem Asia-Imbiss
zurückzukehren, der den besten
gebratenen Reis in ganz Italien
serviert. Stattdessen macht Alex
beinahe tödliche Bekanntschaft
mit seinen eigenen Kollegen.
Eine halsbrecherische Flucht
quer durch Osteuropa und zurück
nach Taiwan beginnt...
Chang Kuo-Li:
Der grillende Killer
Droemer Verlag, 320 S., € 16,50
80
Wagner’sche.
Moskau, 1962. Alexander Wassin
ist der Top-Agentenjäger des
KGB. Als es gilt, einen Maulwurf
im Kreml aufzuspüren,
kommt dafür nur er infrage.
Während die Spannungen
zwischen Chruschtschow und
Kennedy zunehmen und die
Kubakrise auf ihren Höhepunkt
zusteuert, ahnt Wassin
nicht, dass das Schicksal der
Welt bald vom Erfolg seiner
Mission abhängt – und von
der Geduld des Kapitäns einer
sowjetischen U-Boot-Flotte, der
weit unter dem Meer auf die
Befehle seiner Kommandanten
wartet, zu denen er den Kontakt
verloren hat.
Owen Matthews:
Red Traitor
Lübbe Verlag, 464 S., € 15,50
Am Mittsommertag werden
Kommissarin Paula Pihjala und
ihr Team zu einem grauenvollen
Fund westlich von Helsinki
gerufen. Vor dem Gutshof einer
Unternehmerfamilie wurde ein
Container abgestellt, in dem
eine ermordete dunkelhäutige
Frau liegt. Sie ist qualvoll darin
ertrunken. Niemand scheint die
Frau zu kennen.Wenig später
kann die Identität der Toten geklärt
werden: Die Universitätslehrerin
Rauha Kalando war
kurz vor ihrem Tod aus Namibia
eingeflogen. In ihrem Hotelzimmer
liegt ein Dokument,
unterschrieben vom ehemaligen
Unternehmenschef ...
A.M. Ollikainen:
Team Helsinki
Lübbe Verlag, 352 S., € 17,50
Die Macht der Gefühle kann
tröstlich sein. Oder tödlich. Seit
vierzehn Jahren verschwinden
Mädchen im Alter zwischen
sechs und zehn Jahren. Rote
Schleifenbänder weisen der
Polizei den Weg zu ihren
Leichen. Vom Täter fehlt seit
vierzehn Jahren jede Spur. Eines
Abends wird der international
renommierte Philosophieprofessor
und Anthropologe
Walter Lesniak im Beisein seiner
Tochter Ann verhaftet. Die
Anklage: zehn Morde an jungen
Mädchen. „Professor Tod“ titelt
die Boulevardpresse. Doch Ann
wird die Unschuld ihres Vaters
beweisen.
Romy Hausmann:
Perfect Day
dtv Verlag, 416 S., € 17,50
Deine Mitspieler: unbekannt.
Die Regeln: tödlich. Der Einsatz:
Dein Leben.
K hat keine Familie mehr und
kann sich nur noch auf zwei
enge Freunde verlassen – Chloe
und Baron. Sie sind süchtig
nach RABBITS. Niemand weiß
genau, seit wann dieses Spiel
im Untergrund existiert. Wann
die nächste Runde beginnt. Wer
mitspielt. Was der Gewinner bekommt.
Doch diese eine Regel
ist klar: Die Spieler dürfen
nicht darüber sprechen. Und
wer gegen die Regel verstößt,
schwebt in Lebensgefahr. So
wie ein Ex-Spieler, der K einen
Auftrag erteilt und plötzlich
verschwindet.
Terry Miles:
RABBITS. Spiel um dein Leben
Penguin Verlag, 496 S., € 18,50
„Ich bin davon überzeugt, dass
Dr Braithwaite meine Schwester
Veronica getötet hat. Damit
meine ich nicht, dass er sie im
üblichen Wortsinn ermordet
hat, dennoch ist er für ihren
Tod verantwortlich, als hätte er
sie mit seinen eigenen Händen
erwürgt“ Zwei Jahre zuvor,
1963, ist Veronica von einer
Überführung gesprungen und
vom Zug überfahren worden.
Niemand hätte ihr das zugetraut.
Am wenigsten ihre
Schwester. Ein hochspannendes
Katz-und-Maus-Spiel zwischen
einem Therapeuten und seiner
Patientin. Was ist wahr, was
Täuschung?
Graeme Macrae Burnet:
Fallstudie
Kampa Verlag, 368 S., € 24,70
Unser Herz schlägt für
Revolverherz und für die
wunderbare Staatsanwältin
Chastity Riley. Bei Wind und
Wetter geht sie auf St. Pauli
ihren Fällen nach, trinkt ihre
Kollegen und andere unter den
Tisch und pflegt ihre seltenen
zwischenmenschlichen Kontakte
gerne auch mal in der
waagerechten. Hier kommt
nun der allererste Riley-Krimi
in überarbeiteter Form bei
Suhrkamp neu heraus. Skalpierte
Stripperinnen im Rotlichtviertel.
Eine perfekte Einstiegsdroge.
Versprochen!
Simone Buchholz:
Revolverherz
Suhrkamp Verlag, 241 S., € 14,95
40 Orte im Rahmen des
Osterfestivals
Autorinnen und Autoren
dieser Ausgabe
fabula rasa
© Christina Vettorazzi
© Felix Kremsner
Siljarosa Schletterer ist freiberufliche
Autorin, Lyrikerin und Kulturvermittlerin.
Sie studierte Literatur- und Musikwissenschaft
mit den Forschungsschwerpunkten:
Zusammenspiel von Musik und Sprache
sowie (Gegenwarts-) Lyrik. Die Vermittlung
von Lyrik sowie die Verbindungen
Wissenschaft-Kunst-Politik sind ihr als Veranstalterin,
Kursleiterin, Moderatorinund
Herausgeberin ein Herzensanliegen.
Soeben erschien ihr Lyrikband azur ton
nähe bei Limbus.
Felix Kremsner ist 1992 in Innsbruck
geboren. Er studierte Klassische Gitarre
und Jazz am Mozarteum Innsbruck und
ist als Musiker, Komponist und Gitarrenlehrer
tätig. Zu seinen eigenen Projekten
und Tonträgerveröffentlichungen zählen
„Imagination“, „The Jazzengers“, „Marberger|Kremsner“
und „Felix Kremsner_The
Acoustic Project“. Genauere Informationen
unter www.felix-kremsner.at.
1. Telfer Literaturfestival
gemeinsam systemrelevant
Veranstaltungstipp:
40 ORTE – im Rahmen des
Osterfestivals
Siljarosa Schletterer und Felix
Kremsner
Sa., 26. März 2022, 15:00 Uhr
Wagner’sche Buchhandlung
Weitere Infos unter:
www.osterfestival.at
Eintritt frei!
19 - 21 Mai 2022
Alois Hotschnig mit Julia Gschnitzer -
Luna Al Mousli -
Michael Stavaric - Siljarosa Schletterer
mehr unter www.buecherei-telfs.at/fabularasa
Bücher seit 1639
Christina Alexandridis, geboren und aufgewachsen in Heidelberg,
absolvierte das Studium der Theaterwissenschaft und
Romanistik an den Universitäten in Erlangen und Berlin.
Mit Johannes Reitmeier wechselte sie als Chefdramaturgin
an das Pfalztheater Kaiserslautern. Seit der Spielzeit 2012/13
ist sie in gleicher Position am Tiroler Landestheater tätig.
Seit der Spielzeit 2020/21 Schauspielchefin.
Stephanie Bergmann, geboren 1988 in Schwarzach St. Veit,
aufgewachsen in Bad Gastein. Seit 2010 schreibt sie auf
ihrem eigenen Blog über Bücher (www.beautybooks.at)
und hat nebenbei immer schon mit Autoren, Verlagen und
Salzburger Buchhandlungen kooperiert. 2017 hat sie der
Modebranche endgültig den Rücken gekehrt und ihr Hobby
zum Beruf gemacht. Seitdem arbeitet sie bei Bücher Stierle
und liebt es, Bücher zu empfehlen.
Evelyn Bubich, lektoriert, schreibt und rezensiert. Veranstalterin
literarischer Lesungen. Veröffentlichungen in
Literaturzeitschriften und im Radio. Lebt und arbeitet in
Wien.
Ágnes Czingulszki, 1987 geboren in Baja (Südungarn), lebt –
nach einigen Stationen in Europa – nun als Journalistin und
Autorin in Innsbruck. U.a. „ich dachte an siracusa“ (ed. Exil)
Mascha Dabić, 1981 in Sarajevo geboren. Jugend und
Studium der Translationswissenschaft in Innsbruck. Lebt in
Wien, lehrt Russisch-Dolmetschen an der Universität Wien.
Schreibt, dolmetscht, übersetzt Literatur und Lyrik aus dem
Balkanraum.
Doris G. Eibl ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin am
Institut für Romanistik der Universität Innsbruck und freischaffende
Übersetzerin.
Nadja Fenneberg, geb. 1972 lebt und liest leidenschaftlich
gern in Telfs. Nebenbei ist sie noch Bibliothekarin, Literaturvermittlerin
und Veranstalterin des Festivals fabula rasa.
Martin Fritz, *1982, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft
und Deutsche Philologie in Innsbruck, hört sich in
seiner Freizeit gerne DJ Patex’ Coverversion des Songs „I
Wish I Was Him“ an. War Teil der 1. Innsbrucker Lesebühne
„Text ohne Reiter“, ist Teil der Innsbrucker Lesebühne
„FHK5K“.
Joseph Frontull, geboren und aufgewachsen mit Blick auf die
Dolomiten und der Autobahn im Ohr, fuhr nie zur See – aber
träumt davon. Gelegenheits- und gelegentliche Auftragsschreiber.
Klaudia Grünfelder ist leidenschaftliche Buchhändlerin und
hat immer Lesestoff in der Tasche. Seit April 2021 verstärkt
sie das Team der Buchhandlung Leporello in Wien, die auch
unter der Wagner‘schen Flagge segelt.
Selina Kapferer ist seit 3 Jahren Mitglied der Wagner´schen
Familie und momentan in der Kinder- und Jugendbuchabteilung
zu finden, wo sie die englischen Kinder- und
Jugendbücher betreut. Sie ist 19 Jahre alt und wird auch
nach ihrer Lehrabschlussprüfung im Juli ein Teil der Wagner´schen
bleiben.
Markus Köhle, *1972, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft
und Germanistik in Innsbruck, arbeitet seit
mehr als 20 Jahren journalistisch mit den Schwerpunkten
Wissenschaft, Forschung & Wirtschaft und geht prinzipiell
nicht ohne Buch außer Haus..
83
Lena Kripahle-Wiek, Buchhändlerin in der Wagner‘schen seit
2015 und begeisterte Krimi- und mittlerweile auch Kinderbuch´
Leserin. Aber eigentlich begeistert von jeglicher Form
von Druckerschwärze. Zu finden in der Literaturabteilung,
wo sie den Krimis neue Spannung verleiht.
Maria Neumayr, geboren 1994, studierte Germanistik
und Anglistik in Innsbruck. Liebt Bücher so lange sie sich
zurückerinnern kann und ist, wenn sie nicht gerade liest, als
Abteilungsleiterin in der Kinderbuch- und Ratgeberabteilung
der Wagner‘schen zu finden.
José F.A. Oliver, Hausach (D), *1961. Lyriker. Heinrich-
Böll-Preis (2021). Jüngst: „wundgewähr“. Gedichte. Matthes
& Seitz (2018). Kurator des Literaturfestivals LeseLenz
(www.leselenz.eu). Näheres: www.oliverjose.com
Gabriele Pinsker-Schönhuber, B.A., Obfrau-Stellvertreterin
Literaturverein St. Johann i.T.
Joe Rabl, 1963 in Kufstein geboren; Studium der Komparatistik
und Germanistik in Innsbruck; war in diversen
Verlagen beschäftigt; lebt nach Jahren in Wien und Salzburg
wieder in Innsbruck; arbeitet als freier Lektor. Mit Birgit
Holzner organisiert er die Innsbrucker Wochenendgespräche.
Markus Renk, seit 37 Jahren in der Buchbranche, leidenschaftlicher
Buchliebhaber und seit Oktober 2015 neuer
Chef der Medici Buchhandels GmbH. und somit auch der
Wagner’schen.
Robert Renk, Buchhändler und Kulturveranstalter. Sortimentsleiter
in der Wagner’schen. Gibt das Wagner-Magazin
heraus.
Anna Rottensteiner ist Literaturwissenschaftlerin, Literaturvermittlerin
und Autorin. Sie leitet das Literaturhaus am
Inn, gibt Anthologien heraus, übersetzt aus dem Italienischen,
schreibt Rezensionen, Laudationen, Einführungen,
Erzählungen und Romane.
Andrea Scheiber, seit 1992 in der Wagner’schen Buchhandlung.
Betreut Krimi, Frauenliteratur und stecke hinter
den Blind Date’s. Wenn sie nicht gerade liest, ist sie in der
Natur oder beim Handarbeiten zu finden.
Leonie Schiessendoppler, *1993 in Innsbruck, studierte
Philosophie und Soziologie und möchte den lieben langen
Tag nur lesend verbringen. Deshalb ist sie auch Lektorin und
Redakteurin von Reisemagazinen geworden. Sie arbeitete in
der Wagner’schen Buchhandlung und ist nun als Korrekturleserin
mit der Wagner’schen verbunden.
Siljarosa Schletterer, ist freiberufliche Autorin, Lyrikerin und
Kulturvermittlerin. Sie studierte Literatur-und Musikwissenschaft
mit den Forschungsschwerpunkten: Zusammenspiel
von Musik und Sprache sowie (Gegenwarts-) Lyrik. Die
Vermittlung von Lyrik sowie die Verbindungen Wissenschaft-Kunst-Politik
ist ihr als Veranstalterin, Kursleiterin,
Moderatorin und Herausgeberin ein Herzensanliegen.
Soeben erschien ihr Lyrikband „azur ton nähe“ bei Limbus.
Rotraut Schöberl, Buchhändlerin der Nation, die jeden
Dienstagmorgen im Cafe-Puls, dem österreichischen Frühstückfernsehen,
mit Büchertipps glänzt. Im Jahre 1994
eröffnet sie mit Erwin Riedesser das Leporello, um ihren
Traum von einer Buchhandlung zu verwirklichen. Bei
Residenz erschien soeben die von ihr herausgegebene Krimianthologie:
„Radieschen von unten“.
David Schranz, geboren 1994, befindet sich seit nunmehr
schon zwei Jahren in der Ausbildung zum Buchhändler und
hat so seine Leidenschaft zum geschriebenen Wort wiederentdeckt.
Wenn er sich nicht gerade Zuhause in den Tälern
der deutschen und englischen Literaturlandschaft verliert, ist
dieser junge Mann in der Belletristikabteilung der Wagner‘-
schen zu finden.
Bernd Schuchter, geboren 1977 in Innsbruck, studierte
Geschichte und Philosophie an der Universität Innsbruck.
Autor und Verleger (Limbus Verlag). Zuletzt: „Gebrauchsanweisung
für Tirol“ (Piper), „Aufwachsen in Innsbruck“
(Wagner’sche) sowie „Rikolas letzter Auftritt“ und „Gustave
Courbet und der Blick der Verzweifelten“ (beide Braumüller).
Carmen Schwarz, geboren und aufgewachsen in Salzburg.
Hatte schon von klein auf eine große Liebe zum geschriebenen
Wort und packenden Geschichten. Sie liebt den
Austausch der Branche und das „Sich immer neu erfinden“.
Seit 2017 bei Bücher Stierle, wo jeder Lesetipp handverlesen
und die Begeisterung erlebbar wird.
Gerlinde Tamerl, geboren 1978, ist stellvertretende Geschäftsführerin
der Wagner’schen Buchhandlung. Die
promovierte Kunsthistorikerin ist u.a. Gastdozentin an der
Universität Innsbruck, Jurorin der ORF-Bestenliste und als
freie Literaturkritikerin tätig.
Helena Töchterle, geboren 1995, arbeitet seit Weihnachten
2018 in der Wagner’schen und hat nach einem kurzen
Weihnachtseinsatz an der Kassa in die Fachbuch-Abteilung
gewechselt, die sie ab Mai 2022 großteils leiten wird. Sie
hat Philosophie studiert und studiert es irgendwie immer
noch – Definitionssache. Liest sich gerne quer durch alle
belletristischen und nicht-belletristischen Genres, aber wird
ihrer Jugendliebe, der Fantasy, immer treu bleiben.
Evelyn Unterfrauner, bloggt seit 2015 unter dem Namen @
bookbroker über Bücher, führt einen Digitalen Buchclub,
arbeitete bei der größten Verlagsgruppe Deutschlands und ist
heute als (Social Media) Marketing Expertin selbstständig.
Innsbruck war lange ihre Wahlheimat, die Wagner’sche
ihre Lieblingsbuchhandlung. Heute lebt die Südtirolerin in
München.
Bettina Wagner, reist für den Diogenes Verlag durch Österreich
und Südtirol und führt gemeinsam mit Johannes
Kößler die Seeseiten Buchhandlung in Wien. Seit 1998 gilt
ihre Leidenschaft der Buchbranche, sie lebt mit ihrer Familie
in ihrer Lieblingstadt Wien.
Marlene Walder, geb. 1994 kommt aus dem schönen Ötztal
und ist seit 2013 in der Wagner’schen. Nach der Ausbildung
zur Buchhändlerin genoss sie neun Jahre den Buchhändler
Alltag in diversen Abteilungen. Nun studiert sie im 4. Semester
Medienmanagement und ist für die Abo-Abteilung und
die Social-Media-Kanäle der Wagner’schen zuständig.
Florian Wolf, geboren 2003, besucht derzeit das Christoph-Graupner-Gymnasium
im sächsischen Kirchberg und
absolvierte im Frühjahr 2022 ein Praktikum in der Wagner‘-
schen Universitätsbuchhandlung mit dem Schwerpunkt auf
Journalismus und Kommunikation.
Klaus Zeyringer, war Univ.-Prof. für Germanistik in Frankreich.
Ist Literaturkenner, Autor und grandioser Moderator,
u.a. Transflair (Krems) und Grenzgänge (Innsbruck). Zuletzt
erschienen „Schwarzbuch Sport / Show, Business und
Skandale in der neoliberalen Gesellschaft“ (Springer), „100 x
Österreich“ (Hrsg. Kremayr & Scheriau) und „Fußball / Eine
Kulturgeschichte“ (S. Fischer).
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