Wagnersechsmalig No. 14
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Das Buchmagazin der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung — 03.2022<br />
Wagner<br />
sechsmalı˙g<br />
#<strong>No</strong>. <strong>14</strong><br />
Wagner’sche<br />
Innsbruck<br />
Wagner’sche<br />
Altstadt<br />
Innsbruck<br />
Bücher Stierle<br />
Salzburg<br />
Stierle Kelten-<br />
Buchhandlung<br />
Hallein<br />
Leporello die<br />
Buchhandlung<br />
Wien<br />
Stöger —<br />
Leporello die<br />
Buchhandlung<br />
Wien
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Uns eint bestimmt eine gemeinsame<br />
Sehnsucht: wir<br />
wollen die Masken abnehmen<br />
und unser Gesicht zeigen.<br />
Wir freuen uns, dass Sie mit<br />
unseren engagierten Buchhändlerinnen<br />
und Buchhändlern<br />
wieder von Angesicht<br />
zu Angesicht über Ihre<br />
Lieblingslektüre diskutieren<br />
können. Und wir engagieren<br />
uns mit unbeugsamem Elan<br />
für einen unabhängigen<br />
Buchhandel, denn wir wollen<br />
die Vielfalt feiern! Die<br />
Wagner‘sche Familie ermöglicht<br />
Buchhändler*innen ein<br />
selbstbestimmtes und kreatives<br />
Arbeiten, und wir sorgen<br />
dafür, dass unsere Lehrlinge<br />
eine gute Ausbildung erhalten.<br />
Wir tragen dazu<br />
bei, dass Traditionsbuchhandlungen<br />
nicht von der<br />
Bildfläche verschwinden, sondern<br />
von einer jungen Buchhändler*innen-Generation<br />
in die Zukunft geführt werden.<br />
Die <strong>14</strong>. Ausgabe dieses<br />
Magazins informiert Sie über<br />
die Aktivitäten unserer Filialen,<br />
über Lesungen und über<br />
interessante Bücher!<br />
Markus Renk (re.), Markus Hatzer<br />
Inhalt<br />
6 Ein neuer Bücherfrühling<br />
Wir feiern den unabhängigen Buchhandel<br />
18 Bücher und Puzzles<br />
Regionale Produkte aus unserem Verlag<br />
20 Neues aus Tirol<br />
Robert Renk zu den aktuellen Neuerscheinungen von Tiroler Autor*innen<br />
24 Karl-Markus Gauß<br />
Geehrt von der Leipziger Buchmesse geradewegs nach Innsbruck<br />
26 Das Prosafestival wird 20!<br />
Ein tolles Jubiläumsprogramm mit schönem P.S. von Antonio Fian und<br />
Christoph Simon<br />
32 Sieben Konzerte und eine Lesung<br />
Das Format des Speed-Dating stellt Mark A. Maier als Autor und erneut<br />
auch das Label „leash the dog“ vor.<br />
36 Besuch aus Kolumbien<br />
Der großartige Autor Juan Gabriel Vasquez in Innsbruck<br />
44 Rotraut Schöberl<br />
Die Buchhändlerin der Nation beehrt die Hauptstadt der Alpen<br />
46 Literarisches HausQuartett<br />
Ein neues Format mit Buchbesprechungen & Livekonzert,<br />
mit Evelyn Unterfrauner & Robert Renk<br />
48 Doron Rabinovici<br />
„Die Einstellung“ (Suhrkamp) ist der Roman zur medialen Zeit<br />
und Auftakt zum Journalismusfest!<br />
50 Genau hinsehen, was geschieht<br />
Das Journalismusfest Innsbruck<br />
56 Á la française<br />
Die französische Autorin Kaouther Adimi kommt in die Wagner’sche<br />
58 W:ORTE<br />
Impressum<br />
Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich:<br />
Wagner’sche Universitätsbuchhandlung, Medici Buchhandels GmbH,<br />
Museumstraße 4, 6020 Innsbruck<br />
info@wagnersche.at — www.wagnersche.at<br />
Redaktion: Robert Renk<br />
Redaktionelle Mitarbeit: Gerlinde Tamerl, Anita Winkler<br />
Lektorat: Leonie Schiessendoppler<br />
© der Textbeiträge bei den Autorinnen und Autoren<br />
Grafische Ausstattung: himmel. Studio für Design und Kommunikation<br />
Fotografie (so nicht anders angegeben): Gerhard Berger, Pamela Rußmann<br />
© der Abbildungen bei den jeweiligen Rechteinhabern<br />
Titelbild: Friederike Gösweiner, © Thomas Schrott<br />
Druck: Alpina Druck GmbH, Innsbruck<br />
Fehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten.<br />
© 03.2022 – alle Rechte vorbehalten<br />
2 Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
3<br />
Das Internationale Lyrikfestival zu Gast in der Wagner’schen<br />
62 Literatur unter Sternen<br />
Am Zeughausareal bewegt sich was – auch literarisch!<br />
72 3×7 Best aber Seller<br />
74 Mit den besten Empfehlungen
© XXX<br />
Bücher und Menschen im<br />
Mittelpunkt<br />
Vielfalt und Unabhängigkeit wird in diesem Bücherfrühling<br />
nicht nur zwischen den Buchdeckeln gefeiert, sondern auch in<br />
unseren Buchhandlungen.<br />
Buchhandlungen<br />
sind vielfältige<br />
Kulturräume.<br />
Markus Renk und<br />
Gerlinde Tamerl<br />
4<br />
Wagner’sche.<br />
Ein neuer Bücherfrühling<br />
Lockdowns und winterliche Dunkelheit<br />
sind vorbei, wir erfreuen uns am verheißungsvollen<br />
Bücherfrühling, dessen<br />
Neuerscheinungen unsere nächsten Monate<br />
aufregend, tiefgründig und auf jeden Fall<br />
abwechslungsreich gestalten werden.<br />
Gleichzeitig engagieren wir uns mit unbeugsamem<br />
Elan für einen unabhängigen Buchhandel.<br />
„Buchhandlungen sind viel mehr als<br />
bloße Geschäfte. Es sind vielfältige Kulturräume,<br />
unerlässliche Quellen für das, was<br />
wir Geist nennen und dessen Entwicklung.“<br />
Das schreibt Schriftsteller Ilija Trojanow in<br />
seinem Essay mit dem Titel Eine Nacht im<br />
Paradies. Und er muss es wissen, denn er<br />
hat schon eine ganze Nacht in der Wagner’-<br />
schen Buchhandlung verbracht.<br />
Das „Döblinger Juwel“<br />
Wir wollen dazu beitragen, dass besondere<br />
Buchhandlungen weiter existieren können,<br />
sind sie doch wahre Schatzkammern, die<br />
es nicht nur in Innenstadtbezirken geben<br />
soll. Die Buchhandlung Stöger, von manchen<br />
Kundinnen und Kunden liebevoll<br />
„Döblinger Juwel“ genannt, gehört deshalb<br />
seit 1. Februar 2022 zur Familie der Wagner‘schen.<br />
Die Traditionsbuchhandlung im<br />
19. Wiener Gemeindebezirk ist ein „bibliophiler<br />
Nahversorger“ und kann auf eine<br />
hundertjährige Geschichte zurückblicken.<br />
Was damals in der Papierhandlung auf zwei<br />
Regalmetern begann, ist heute eine Buchhandlung,<br />
die auf 120 qm und zwei Etagen<br />
Buchliebhaber*innen zum Schmökern<br />
einlädt. Menschen in Döbling können hier<br />
weiterhin ihre Lieblingslektüre besorgen<br />
und wie gewohnt die Buchhändlerinnen<br />
ihres Vertrauens antreffen.<br />
Selbstbestimmt und<br />
unabhängig<br />
Wir wollen Buchhändlerinnen und Buchhändler<br />
vor den Vorhang holen, ihre<br />
Kreativität fördern, sie in den Mittelpunkt<br />
rücken, ihnen ein selbstbestimmtes<br />
und kreatives Arbeiten ermöglichen.<br />
Unsere Lehrlinge erhalten von Beginn an<br />
die Möglichkeit, eigenverantwortlich zu<br />
arbeiten und ihre Talente zu entdecken.<br />
Einer unserer wichtigsten Grundsätze ist<br />
die Unabhängigkeit, das bedeutet, dass<br />
unsere Buchhändlerinnen und Buchhändler<br />
ihr Sortiment selbstbestimmt auswählen<br />
dürfen und auch selbst entscheiden können,<br />
welche Bücher einen Platz auf ihren<br />
Tischen und Regalen finden. Wir suchen<br />
nach interessanter Lektüre, damit unsere<br />
Buchhandlungen aussehen wie prall gefüllte<br />
Schmuckkästchen. In unserem neuen<br />
Büro im Helblinghaus in der Innsbrucker<br />
Altstadt treffen wir uns regelmäßig mit<br />
Kolleg*innen unseres 55-köpfigen Teams,<br />
um für Sie neue Ideen für unsere Buchhandlungen<br />
zu entwickeln.<br />
Neues aus dem Verlag<br />
der Wagner’schen<br />
Wir freuen uns sehr darüber, dass in unserem<br />
Verlag regelmäßig neue Publikationen<br />
erscheinen. Zwei neue Lieblinge unserer Erinnerungsreihe<br />
haben soeben die Druckerpresse<br />
verlassen und werden in unseren<br />
Regalen präsentiert: Georg und Monika<br />
Fabjan werfen einen ganz persönlichen<br />
Blick auf den Innsbrucker Stadtteil Dreiheiligen<br />
und Willi Guiliani schreibt packend<br />
über den Wilden Westen der<br />
Alpenmetropole. Peter Walder-Gottsbacher<br />
gehört als langjähriger Mitarbeiter zum<br />
„Urgestein“ der Wagner‘schen Buchhandlung<br />
und ist Autor mehrerer Bücher.<br />
Nun erscheint sein neues Werk über die<br />
Innsbrucker Stadtteile Hötting und Anpruggen,<br />
das wir nicht nur Einheimischen,<br />
sondern auch all jenen empfehlen möchten,<br />
die sich für historische Themen begeistern<br />
können.<br />
Literarisches HausQuartett<br />
Die Buchhandlung Leporello im Schatten<br />
des Stephansdoms in Wien gehört seit 2021<br />
zur Wagner’schen Familie. Immer wieder ist<br />
dort auch Rotraut Schöberl anzutreffen, die<br />
gemeinsam mit ihrem Kollegen Erwin Riedesser<br />
diese Buchhandlung eröffnete. Frau<br />
Schöberl wurde in den letzten Jahren durch<br />
ihre Facebook-Livestreams mit Kabarettist<br />
Michael Niavarani und ihre wöchentlichen<br />
Auftritte als Buchexpertin bei Café Puls 4<br />
einem größeren Publikum bekannt. Nun<br />
gibt sie nach Mord auf leisen Pfoten ihre<br />
neue mörderische Anthologie Radieschen<br />
von unten. Kriminell gute Gartenmorde im<br />
Residenz Verlag heraus. Zahlreiche Autorinnen<br />
und Autoren versammeln sich hier<br />
wie etwa Alex Beer, Eva Rossmann und<br />
Thomas Raab. Wir freuen uns darüber, dass<br />
Rotraut Schöberl uns im Mai in Innsbruck<br />
besucht und in der Wagner’schen diese<br />
Anthologie vorstellen wird. Ihre Teilnahme<br />
an unserem „Literarischen HausQuartett“<br />
wird ebenso ein großes Zuhörvergnügen, zu<br />
dem wir Sie jetzt schon herzlich einladen.<br />
Spannende Veranstaltungen<br />
Die Wagner’sche ist auch in diesem Jahr<br />
wieder Kooperationspartner der achensee.<br />
literatour. Das Literaturfestival, das von<br />
5. bis 8. Mai 2022 stattfinden wird, lädt<br />
zum Verweilen am größten See Tirols ein.<br />
Wir können Bücherfans von nah und fern<br />
dieses Festival sehr empfehlen, denn hier<br />
kann man Literatur genießen und dabei<br />
auch gleich ein bisschen Urlaub machen.<br />
Besonders gespannt sind wir auch auf das<br />
„Journalismusfest“, das erstmals in Innsbruck<br />
stattfinden wird. Das hochkarätige<br />
wie internationale Programm unterstreicht<br />
die Bedeutung von kritischem Journalismus.<br />
Bei Diskussionen und Lesungen, darunter<br />
auch in der Wagner’schen, erzählen Reporter*innen<br />
von ihren Erfahrungen und geben<br />
Einblick in ihre Arbeit.<br />
Diversität ist die wahre<br />
<strong>No</strong>rmalität<br />
Im unabhängigen Buchhandel, aber auch<br />
im Bücherfrühling lautet das Motto: Diversität<br />
ist die neue <strong>No</strong>rmalität. So feiern<br />
wir Bücher und Menschen, denen Toleranz,<br />
Individualität, Kreativität und Vielfalt<br />
so viel bedeutet wie uns. Dieses Magazin<br />
ist gefüllt mit Interviews und Hinweisen<br />
zu Lesungen an unseren Standorten in<br />
Innsbruck, Salzburg, Hallein und Wien.<br />
Genießen Sie diesen Bücherfrühling, so wie<br />
wir es tun.<br />
Markus Renk und Gerlinde Tamerl
© XXX<br />
Es ist schon fast halb zwölf, Ihr neuer<br />
Roman, entstand aus einer wahren<br />
Geschichte. Was ist der Hintergrund?<br />
Begonnen hat alles mit den Briefen, die<br />
wir auf dem Dachboden unseres Hauses<br />
gefun den haben. Es waren Briefe aus den<br />
Jahren 1938-45, die meine Schwiegereltern<br />
sich geschrieben haben. Der Schwiegervater<br />
arbeitete während des II. Weltkrieges in<br />
Berlin bei Daimler Benz als Flugmotorenmechaniker,<br />
die Schwiegermutter pendelte<br />
zwischen Niederösterreich und Berlin.<br />
500 Briefe und Dokumente, sicherlich<br />
in alten Schriften (Kurrent, Fraktur?)<br />
wollen gelesen, verstanden und<br />
zugeordnet werden, kein leichtes<br />
Unterfangen: wie haben Sie das<br />
gemeistert?<br />
Nach dem Tod des Vaters saß mein Mann<br />
wochenlang in dessen Wohnung und sichtete<br />
das umfangreiche Material. Damit sich<br />
später auch unsere Kinder damit auskennen<br />
würden, ordnete und scannte er alles ein.<br />
Meine Schwägerin, die die Kurrentschrift<br />
beherrscht, hat die entsprechenden Briefe<br />
(hauptsächlich die der Mutter) in die<br />
lateinische Schrift übertragen. Zum Schluss<br />
ließen wir die unzähligen Fotos, Dokumente<br />
und Briefe als Fotobücher binden.<br />
Wann und in welcher Situation,<br />
haben Sie beschlossen, diesen<br />
unglaublichen Fundus in einen<br />
(Brief-)Roman zu verwandeln?<br />
Das ist fast von allein passiert. Ich war<br />
gerade fertig mit meinem Roman Ein<br />
fesches Dirndl, saß auf meinem Lieblingsplatz<br />
unter dem Nussbaum und las die<br />
Briefe. Bis dahin kannte ich den Inhalt nur<br />
von den Erzählungen meines Mannes. Und<br />
ich kam nicht aus dem Staunen heraus.<br />
Fast automatisch drehte ich den Blick zur<br />
Tür und sah vor meinem inneren Auge<br />
die Schwiegereltern aus dem Haus treten.<br />
<strong>No</strong>ch am gleichen Tag schrieb ich die ersten<br />
Seiten des Romans.<br />
Literatur vom<br />
Dachboden<br />
im Internet und im St. Pöltner Stadtarchiv.<br />
Und tatsächlich stand mir auch ein Dorf-<br />
Historiker zur Seite, der mich vor allem mit<br />
Material versorgte, das für mich sonst nicht<br />
zugänglich wäre. Nur im Unterschied zu<br />
dem Grantler Willi Hammer aus meinem<br />
Roman ist Albin Mayer ein sehr netter und<br />
hilfsbereiter Mensch.<br />
Familiengeschichte und Zeitgeschichte<br />
verbinden sich in Ihren<br />
Romanen oft, hier ist die Verbindung<br />
noch näher an der eigenen<br />
Geschichte, bzw. an der Ihres<br />
Mannes: wie stand er zu der Idee<br />
die Familiengeschichte in einem<br />
Briefroman zu veröffentlichen?<br />
Wir haben im Vorfeld viel darüber gesprochen.<br />
Als ich ihm das Exposee und<br />
die ersten Seiten vorgelegt habe, war er<br />
damit einverstanden, dass ich die Briefe<br />
verwende. Denn, obwohl dieser Roman<br />
auf realer Korrespondenz basiert, wurden<br />
die Briefe modifiziert und die Handlung<br />
zum großen Teil erfunden. Uns beiden<br />
war es wichtig, diese schreckliche Zeit als<br />
greifbares Zeitdokument den Lesenden<br />
näher zu bringen und aufzuzeigen, was<br />
mit Völkermanipulation alles machbar ist.<br />
Aber ich möchte meinen Roman nicht als<br />
einen päda gogischen Zeigefinger verstehen,<br />
sondern als ein Mittel gegen Verdrängung<br />
und das Vergessen. Europa befindet sich in<br />
einer angespannten Lage, der Krieg steht<br />
buchstäblich vor der Tür. Es soll unsere<br />
aller Sorge sein, darauf zu achten, dass die<br />
Waagschale nicht kippt.<br />
Es war schaurig.<br />
Anders kann<br />
man das nicht<br />
ausdrücken.<br />
6 7<br />
Zdenka Becker<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Zdenka Becker<br />
im Gespräch mit<br />
Rotraut Schöberl<br />
Es gab sichtlich viel Recherche,<br />
von Berlin bis Mosbach, von den<br />
Fischbacher Lebensbedingungen bis<br />
zur Flugmotorenfabrik: wie konnten<br />
Sie das in diesen Pandemiezeiten<br />
bewerkstelligen?<br />
Ich wusste, dass mein Schwiegervater in<br />
Berlin gearbeitet hatte, aber dass die Kriegsproduktion<br />
in eine aufgelassene Gipps<br />
Mine in Mosbach verlegt worden war, war<br />
mir neu. Ich habe im Internet recherchiert<br />
und bin auf unglaubliche Tatsachen gestoßen.<br />
Sofort nahm ich Kontakt mit der<br />
KZ-Gedenkstätte Neckarelz auf und nach<br />
mehrmaligem Emailwechsel fuhr ich hin.<br />
Die Leiterin der KZ-Gedenkstätte, Frau<br />
Roos, hat mich in die Mine geführt, zeigte<br />
mir das Museum, die angrenzenden Gebäude<br />
usw. und ich erkannte die Orte und<br />
Plätze aus den Briefen. Es war schaurig.<br />
Anders kann man das nicht ausdrücken.<br />
Danach fuhr ich nach Heidelberg und<br />
Berlin, wo ich nach den Wohnadressen<br />
gesucht habe. Das Haus in der Solmstrasse<br />
steht noch, an der Stelle des Hauses in der<br />
Wilhelmstrasse steht ein Neubau aus den<br />
ca. Siebzigerjahren.<br />
Diese Recherche schaffte ich noch knapp<br />
vor der Pandemie. Danach recherchierte ich<br />
Buchtipp:<br />
Zdenka Becker:<br />
Es ist schon fast halb zwölf<br />
Amalthea Verlag,<br />
272 S., € 25,00<br />
Buchpräsentation:<br />
Zdenka Becker<br />
Moderation: Rotraut Schöberl<br />
Di., 22. März 2022, 19:00 Uhr<br />
Leporello Buchhandlung<br />
Singerstraße 7, A – 1010 Wien<br />
Eintritt: € 8,00
© XXX<br />
Leporello<br />
die Buchhandlung<br />
Wien<br />
Die Kult-Buchhandlung<br />
mitten in Wien<br />
Im Schatten des Stephansdoms im Bücherhimmel schwelgen.<br />
Wir wollen<br />
mit Ihnen den<br />
Bücherfrühling<br />
feiern.<br />
In der Buchhandlung Leporello herrscht<br />
immer reges Treiben: die bestellten Neuerscheinungen<br />
werden ausgepackt und<br />
wunderschön drapiert, das Team rund um<br />
Roswitha Stubenschrott ist immerzu im<br />
Einsatz. Klaudia, Laura, Nina, Zeljko und<br />
Bea lieben die Buchhandlung im Schatten<br />
des Stephansdoms, in der auch in diesem<br />
Frühling wieder eine ganze Reihe von<br />
Veranstaltungen stattfinden wird. Am 22.<br />
März um 19:00 Uhr wird etwa Zdenka<br />
Beckers Buch Es ist schon fast halb zwölf<br />
in der Buchhandlung vorgestellt. Rotraut<br />
Schöberl hat mit Frau Becker ein Interview<br />
geführt (siehe S. 7) und wird diesen Abend<br />
auch moderieren. Von der Buchexpertin bei<br />
Café Puls 4 erscheint außerdem nach Mord<br />
auf leisen Pfoten eine weitere mörderische<br />
Anthologie im Residenz Verlag mit dem<br />
Titel Radieschen von unten. Kriminell gute<br />
Gartenmorde. Zahlreiche österreichische<br />
Autorinnen und Autoren versammeln sich<br />
hier wie etwa Alex Beer, Eva Rossmann<br />
und Thomas Raab. Lesen Sie dazu auch unbedingt<br />
das Interview mit Rotraut Schöberl<br />
auf Seite 44. Nach Lockdowns und trüben<br />
Wintertagen freuen wir uns wieder sehr auf<br />
die zahlreichen Begegnungen mit Ihnen,<br />
denn ohne Buchliebhaber*innen würde<br />
diesem Ort die Seele fehlen. Wir wollen mit<br />
Ihnen den Bücherfrühling feiern in Form<br />
von Gesprächen, Lesungen und vielen,<br />
vielen weiteren persönlichen Begegnungen!<br />
© Pamela Rußmann<br />
© Pamela Rußmann<br />
Buchtipp:<br />
das Leporello-Team<br />
8 9<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Rotraut Schöberl (Hrsg.):<br />
Radieschen von unten<br />
Residenz Verlag,<br />
260 S., € 22,00
© Herbert Lehmann<br />
Bibliophiler Nahversorger<br />
Die Buchhandlung Stöger in Wien-Döbling gehört ab nun<br />
auch zur Wagner’schen Familie.<br />
© Herbert LehmannDas ,Döblinger<br />
Juwel‘ bleibt<br />
auch weiterhin<br />
ein schöner<br />
Treffpunkt.<br />
10<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Die Buchhandlung Stöger, von manchen<br />
Kundinnen und Kunden liebevoll „Döblinger<br />
Juwel“ genannt, gehört seit 1. Februar<br />
2022 zur Familie der Medici Buchhandels<br />
GmbH. Die Traditionsbuchhandlung im<br />
19. Wiener Gemeindebezirk kann auf eine<br />
hundertjährige Geschichte zurückblicken.<br />
Was damals in der Papierhandlung auf zwei<br />
Regalmetern begann, ist heute eine Buchhandlung,<br />
die auf 120 qm und zwei Etagen<br />
Buchliebhaber*innen aller Altersgruppen<br />
dazu einlädt, das sorgfältig ausgewählte<br />
11<br />
Sortiment zu entdecken. Wie gewohnt,<br />
werden Kundinnen und Kunden der Buchhandlung<br />
Stöger auch weiterhin ihre lieb<br />
gewonnenen Buchhändlerinnen antreffen.<br />
Zusätzlich wurde der Stöger Onlineshop<br />
auf den modernsten Stand gebracht, um<br />
den Einkauf noch rascher und bequemer<br />
zu gestalten.<br />
Gerda Schefz, die die Buchhandlung<br />
Stöger jahrelang geführt hat, kann auf eine<br />
erfolgreiche Zeit zurückblicken. Für sie<br />
war die Arbeit mit Büchern immer aufregend,<br />
denn aus ihrer Sicht spiegeln sich in<br />
Büchern die Trends von morgen. Gerda<br />
Schefz sagt weiters: „Ich habe großes Vertrauen,<br />
dass unsere Buchhandlung in der<br />
Medici Buchhandels GmbH eine erfolgreiche<br />
Zukunft finden wird und unsere<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser<br />
Buchhandelsfamilie auch weiterhin ihr<br />
Engagement und ihre Erfahrung einbringen<br />
können.“<br />
Medici-Geschäftsführer Markus Renk<br />
sagt dazu: „Es ist mir ein großes Anliegen,<br />
dass unabhängige Buchhandlungen auch<br />
außerhalb von Innenstadtbezirken weiterhin<br />
existieren. Die Buchhandlung Stöger<br />
in Döbling ist ein wichtiger Treffpunkt und<br />
‚bibliophiler Nahversorger‘. Wir möchten<br />
dazu beitragen, dass diese charmante Buchhandlung<br />
mit ihrer 100-jährigen Geschichte<br />
die Menschen in der Umgebung weiterhin<br />
auf kurzem Weg mit der passenden Lieblingslektüre<br />
versorgt.“<br />
Die Buchhändlerinnen Ina, Hedwig,<br />
Barbara und Melanie, die auch auf den<br />
Fotos zu sehen sind, freuen sich auf Ihren<br />
Besuch!
Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes<br />
Höchster Standard für Ökoeffektivität.<br />
Cradle to Cradle TM zertifizierte<br />
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Bindung ausgenommen<br />
Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen<br />
Umweltzeichens. gugler*print, Melk, UWZ-Nr. 609, www.gugler.at<br />
Gesalzene Lektüre,<br />
die alle Sinne belebt<br />
Kelten-<br />
Buchhandlung<br />
Hallein<br />
Es wimmelt auch<br />
in Salzburg<br />
Bücher<br />
Stierle<br />
Salzburg<br />
In der neu gestalteten Buchhandlung gibt es<br />
passende Bücher für Jung und Alt.<br />
Wir feiern die Vielfalt und staunen<br />
über unser Wimmelbuch.<br />
© Wagner’sche<br />
Kinderprogramm:<br />
<strong>No</strong>ra Leitl: Krissi Krampus<br />
Di., 10. Mai 2022, 15:00 Uhr<br />
Puppenspieler Stefan Karch<br />
Do., 9. Juni 2022, 15:00 Uhr<br />
Keltenbuchhandlung Hallein<br />
Eintritt frei!<br />
Lesungen:<br />
Ellen Dunne (Haymon)<br />
liest aus Boomtown Blues<br />
Mo., 21. März 2022, 18:45 Uhr<br />
Mareike Fallwickl (Rowohlt)<br />
liest aus Die Wut, die bleibt<br />
Di., 29. März 2022, 18:45 Uhr<br />
Keltenbuchhandlung Hallein<br />
Eintritt frei!<br />
Die Keltenbuchhandlung in Hallein hat sich<br />
in den vergangenen Monaten einiges getan.<br />
Susanna Pristovnik-Schwarz, Hans Hamedinger<br />
und Philipp Schlaffer haben kräftig<br />
die Ärmel hochgekrempelt und einiges in<br />
der Buchhandlung verändert. So gibt es<br />
neuerdings im ersten Stock einen eigenen<br />
Lesebereich für Kinder, und im Frühling<br />
werden auch schon erste Veranstaltungen<br />
stattfinden. Erstleser für Bücher zu begeistern,<br />
funktioniert in der Gemeinschaft<br />
am allerbesten: Miteinander Bücher anschauen,<br />
sich abwechselnd vorlesen und<br />
schließlich miteinander über die Geschichten<br />
sprechen. Das mag für manche Eltern<br />
eine Herausforderung sein, deshalb möchten<br />
wir im Rahmen unserer Veranstaltungen<br />
Kindern vorleben, wie man die Liebe zu<br />
Büchern lernen kann. Einen Samstag pro<br />
Monat lesen Schauspielstudent:innen aus<br />
<strong>No</strong>vitäten oder Klassikern. Persönliche<br />
Begegnungen mit Kinderbuchautor:innen<br />
tragen dazu dabei, die Begeisterung für<br />
Bücher zu wecken. Außerdem hat Susanna<br />
Pristovnik-Schwarz eine kleine Abteilung<br />
mit Büchern in leichter Sprache eingerichtet<br />
und steht mit fachkundigem Rat zur Verfügung,<br />
wenn es darum geht, die richtige<br />
Lektüre für Menschen mit Leseschwierigkeiten<br />
zu finden. Demnächst finden auch<br />
wieder Lesungen für Erwachsene statt!<br />
Neben interessanten Neuerscheinungen<br />
warten auch andere schöne Dinge in<br />
unserer Buchhandlung, etwa das „Salz der<br />
Kelten“. Dabei handelt es sich um Natursalz,<br />
das exklusiv für die Buchhandlung abgefüllt<br />
wurde. Das neue Gartenquiz macht<br />
außerdem Lust, jetzt im Frühling in der<br />
Natur aktiv zu werden.<br />
© Kelten Buchhandlung / Susanna Pristovnik-Schwarz<br />
© Wagner’sche<br />
Hurra, unser traumhaft schönes Salzburg-<br />
Wimmelbuch ist erschienen! Und wer ist<br />
darin zu entdecken? Unsere Buchhändlerin<br />
Carmen versteckt sich auf den Doppelseiten.<br />
Im Schloss Mirabell genießt sie die<br />
Sonne, im Hangar 7 staunt sie über Flugzeuge,<br />
im Literaturhaus liest sie Kindern<br />
eine Geschichte vor. Unsere absolute<br />
Lieblingsseite ist jene, auf der unsere kleine,<br />
feine Buchhandlung abgebildet ist. Und<br />
wie es da wimmelt! Herrlich! Illustriert<br />
wurde dieses Buch von Julia Kotulla, die<br />
mit Humor und Feingefühl viele regionale<br />
Details berücksichtigt hat. Besonders am<br />
Herzen lag uns auch die nachhaltige Produktion,<br />
professionell umgesetzt von der<br />
Druckerei Gugler in Krems.<br />
Wir freuen uns aber auch über viele<br />
Neuerscheinungen in diesem verheißungsvollen<br />
Frühling. Bei der Auswahl unseres<br />
Sortiments legen wir immer besonders<br />
großen Wert auf Vielfalt und Diversity.<br />
So haben wir die tollsten Romane von<br />
zeitgenössischen Schriftsteller*innen aus<br />
der ganzen Welt für Sie zusammengestellt.<br />
Auf ein besonderes Märchenbuch möchten<br />
wir Sie ebenso hinweisen. Kinder lieben<br />
Märchen, doch leider werden darin oft<br />
althergebrachte Geschlechterrollen weiter<br />
tradiert. In „Märchenland für alle“ etwa<br />
kommt endlich einmal ein Prinz vor, der<br />
sich statt in eine Prinzessin in einen Prinzen<br />
verliebt, an einer anderen Stelle wird von<br />
einer Königstochter erzählt, die lieber<br />
Abenteuer erlebt, als zu heiraten. Klassischen<br />
Märchen wird auf diese Weise eine<br />
neue Gegenwart eingehaucht, ohne ihnen<br />
ihr Happy End zu nehmen. Wir freuen uns<br />
auf Ihren Besuch!<br />
Buchtipp:<br />
Julia Kotulla:<br />
Wimmelbuch-Salzburg<br />
Verlag der Wagner’schen<br />
Buchhandlung,<br />
16 S., € 19,95<br />
Buchtipp:<br />
Boldizsár M. Nagy:<br />
Märchenland für alle<br />
Dorling Kindersley Verlag,<br />
180 S., € 17,95<br />
darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des<br />
Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
© Leykam<br />
Bücher<br />
Stierle<br />
Salzburg<br />
Mari Lang zu Gast<br />
bei Bücher Stierle<br />
Von rosa Häkeldeckchen, Prosecco und einem Podcast,<br />
der mit Geschlechterklischees aufräumt…<br />
Es gibt noch<br />
verdammt viel<br />
zu tun.<br />
Mari Lang<br />
Frauen trinken gerne Prosecco, lieben rosarote<br />
Roben und sind zu jeder Tages- und<br />
Nachtzeit bereit für intensive Gespräche.<br />
Diese Vorstellung von Weiblichkeit kursiert<br />
nach wie vor in unserer Gesellschaft, und<br />
besonders prominenten Frauen werden in<br />
Interviews am berühmten roten Teppich<br />
nicht selten indiskrete Fragen zu ihrem<br />
Beziehungsstatus, zur Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie oder zu Ernährungsoder<br />
Beautyroutinen gestellt. Diese Fragen,<br />
so die Feststellung der Journalistin Mari<br />
Lang, werden Männern selten oder gar<br />
nie gestellt. Zumindest bis jetzt. In ihrem<br />
neuen Buch Frauenfragen: Männer antworten<br />
(Leykam Verlag), dreht die Journalistin<br />
und Moderatorin Mari Lang den Spieß um<br />
und stellt all diese indiskreten Fragen ihren<br />
männlichen Interviewpartnern und setzt<br />
damit Debatten über ungerechte Rollenverteilung<br />
in Gang. Ihrem neuen Buch liegt<br />
der gleichnamige, preisgekrönte Podcast zugrunde,<br />
Mari Langs Gäste sind Prominente<br />
aus allen gesellschaftlichen Schichten. So<br />
nehmen zum Beispiel der ehemalige SPÖ-<br />
Politiker Christian Kern, aber auch Kabarettist<br />
Dirk Stermann oder Reality-TV-Star<br />
und Bauunternehmer Richard Lugner zum<br />
Interview in Mari Langs Studio Platz. Viele<br />
dieser Männer reagieren auf „Rote-Teppich-Fragen“<br />
von Mari Lang verblüfft, und<br />
in gewisser Weise lesen sich die Interviews,<br />
die in diesem Buch versammelt sind, auch<br />
als eine Fortsetzung des unterhaltsamen<br />
wie preisgekrönten Podcasts – sie sind gespickt<br />
mit vielen Aha-Effekten. Erfrischend<br />
in Podcast und Buch ist der spielerische<br />
Umgang mit Gleichstellungsfragen. Mari<br />
Lang, selbst Mutter zweier Kinder und<br />
Feministin, unterschreibt allerdings nicht<br />
jede Spielart Feminismus. Sie sagt: „Mein<br />
Ansatz ist der, dass man nur über das Verstehen<br />
zu einem Ziel kommt. Und wenn das<br />
Ziel lautet, die Lebensrealität des anderen<br />
Geschlechts zu verstehen, dann müssen<br />
Frauen mit Männern reden, und sie danach<br />
fragen, was sie interessiert.<br />
Mari Lang, 1980 in Eisenstadt geboren, ist Journalistin<br />
und Moderatorin diverser Radio- und Fernsehformate<br />
u.a. „Mein Leben – Die Reportage mit<br />
Mari Lang“ und „Sport Aktuell“. Seit 2020 betreibt<br />
sie den Podcast „Frauenfragen“, der 2021 zum<br />
besten feministischen Podcast Österreichs gewählt<br />
wurde und mehrmals auf Platz 1 der Podcast-Charts<br />
war. Soeben ist ihr gleichnamiges Buch im Leykam<br />
Verlag erschienen.<br />
© Leykam<br />
Wo Ideen sich tummeln<br />
Seit einigen Jahren gibt es in der kleinen,<br />
schönen Buchhandlung Stierle neben<br />
zahlreichen Kinderbüchern und belletristischen<br />
Werken auch eine wachsende<br />
Abteilung mit feministischer Literatur. Den<br />
vier Buchhändlerinnen von Bücher Stierle<br />
war eine Lesung mit Mari Lang deshalb<br />
ein Herzenswunsch. In der Buchhandlung<br />
Stierle wird gemeinsam mit Autor*innen<br />
und Künstler*innen gesellschaftliche Vielfalt<br />
gefeiert, sei es zu Anlässen wie dem<br />
Weltfrauentag am 8. März, oder dem Tag<br />
der unabhängigen Verlage. Die Buchhandlung<br />
Stierle versteht sich nicht als<br />
Geschäft, sondern als Ort der Begegnung.<br />
So wurden hier schon viele Sonnengrüße<br />
bei Yogastunden praktiziert oder die Buchhandlung<br />
für ein gemütliches Abendessen<br />
und anschließendem Schmökern vermietet.<br />
Für die Veranstaltung mit Mari Lang wird<br />
schon fleißig gebrainstormt. Eines ist jetzt<br />
schon gewiss: es wird bestimmt lebhafte<br />
Diskussionen geben, und der Humor wird<br />
nicht zu kurz kommen. Das Team der<br />
Buchhandlung Stierle lädt Sie herzlich zu<br />
diesem Abend ein.<br />
© XXX<br />
Buchtipp:<br />
Mari Lang:<br />
Frauenfragen: Männer antworten<br />
Leykam Verlag,<br />
216 S., € 22,00<br />
Lesung:<br />
Lesung mit Mari Lang<br />
„Frauenfragen: Männer antworten“<br />
(Leykam)<br />
Fr., 01. April 2022, 19:00 Uhr<br />
Bücher Stierle, Kaigasse 1,<br />
Salzburg<br />
Eintritt € 8,00<br />
Die Veranstaltung findet unter<br />
Einhaltung der aktuellen Corona<br />
Maßnahmen statt. Um Voranmeldung<br />
wird gebeten unter:<br />
0662/8401<strong>14</strong> oder<br />
buch@buecher-stierle.at
Bücher im historischen<br />
Gewölbe<br />
Unser Geschäft in der Altstadt lädt zum<br />
Schmökern und Staunen ein.<br />
Coffee to stay und ein<br />
gutes Gefühl to go<br />
Das und noch viel mehr bietet unser<br />
Lieblingscafé Momo<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag bis Freitag: 9:00 – 18:30 Uhr<br />
Samstag: 9:00 – 17:00 Uhr<br />
Montag: Ruhetag<br />
www.cafe-momo.at<br />
© Wagner’sche © Bernhard Aichner / Wagner’sche<br />
© Miriam Bangert / Tamerl<br />
Zugegeben. Es war ein mutiger Schritt, mitten<br />
in der Pandemie unseren Büchershop in<br />
der Altstadt zu verwirklichen. Zu coronabedingten<br />
Lockdowns kam dann auch noch<br />
eine Baustelle vor unserer Haustür dazu. So<br />
gab es auch bei uns Tage des Zweifelns, ob<br />
sich unsere kleine Dependance im historischen<br />
Gewölbe zu einem Anlaufpunkt für<br />
Einheimische und Gäste entwickeln würde.<br />
Doch wer unser Team der Buchhandlung<br />
kennt, der weiß, wir sprühen vor Optimismus<br />
und positiver Energie. Mit unseren<br />
wunderbaren Ideen wollen wir ein bibliophiles<br />
Publikum mit besonderen Büchern,<br />
Geschenkideen und Souvenirs abseits des<br />
Mainstreams begeistern. Ganz zu schweigen<br />
davon, dass unser Geschäft unter den<br />
Lauben schon für sich eine Sehenswürdigkeit<br />
darstellt.<br />
Somit dürfen wir an dieser Stelle auch einmal<br />
stolz auf das zurückblicken, was uns<br />
gelungen ist und schicken unseren kleinen,<br />
feinen Altstadtshop auf jeden Fall in die<br />
Verlängerung. Nach einem Jahr voller<br />
Höhen und Tiefen geht es mit Zuversicht<br />
weiter. Wir bleiben unserem neuen Standort<br />
treu und freuen uns, wenn noch mehr<br />
Einheimische und Reisende aus der ganzen<br />
Welt den Weg zu uns in die Altstadt finden,<br />
um sich mit einer Lektüre für die sonnige<br />
Bank im Hofgarten zu beschenken oder ein<br />
Erinnerungsstück an einen unvergesslichen<br />
Urlaub mitzunehmen.<br />
Daniela Pergher ist unsere Frau vor Ort,<br />
die nicht nur für ein abwechslungsreiches<br />
Sortiment mit schönen Überraschungen<br />
verantwortlich zeichnet, sondern auch<br />
gerne Auskunft über die historische Be-<br />
deutung der wunderschönen Räume gibt.<br />
Wir wollen mit diesem Standort daran<br />
erinnern, dass die Geschichte der Wagner’-<br />
schen Buchhandlung 1639 in der Innsbrucker<br />
Altstadt begann! Dieser Tradition<br />
wollen wir weiterhin folgen und schreiben<br />
damit die Geschichte der Wagner’schen<br />
Buchhandlung weiter.<br />
16<br />
Wagner’sche.<br />
Wer nach einer ausgiebigen Büchersuche<br />
eine Pause braucht, wer sich noch an Ort<br />
und Stelle in seine neue Lektüre vertiefen<br />
möchte oder wem vor einer Runde durch die<br />
Stadt nach einer Stärkung ist, der ist in unserem<br />
lichtdurchfluteten Café Momo bestens<br />
aufgehoben. Hier treffen sich Bücherfans<br />
und Kaffeeconnoisseure gleichermaßen wie<br />
Buchhändler*innen und erholungssuchende<br />
Stadtbummler*innen. Ein Ort, an dem sich<br />
nicht nur über Bücher ausgezeichnet reden<br />
lässt, sondern ein offener Treffpunkt für alle,<br />
die in gemütlicher Atmosphäre eine kleine<br />
Auszeit und selbst gemachte Köstlichkeiten<br />
genießen möchten: Ein Cappuccino, dessen<br />
cremiger Milchschaum seinesgleichen sucht,<br />
ein Brownie, der so unwiderstehlich ist, dass<br />
man gleich noch einen zweiten bestellt, eine<br />
Auswahl an vegetarischen Frühstücks- und<br />
Mittagsgerichten, die alles andere als ge-<br />
wöhnlich sind. Doch nicht nur kulinarisch<br />
verwöhnen Chris Speicher und sein wunderbares<br />
Team ihre Gäste, sondern auch mit<br />
einer Herzlichkeit, die selbst bei großem Andrang<br />
nie zu kurz kommt. Und wenn dann<br />
erst die Terrasse ihre Pforten wieder öffnet<br />
und man dabei frische Luft und Sonne tanken<br />
kann, dann will man eigentlich nur eins:<br />
kommen, um zu bleiben!<br />
Das sagen unsere Gäste:<br />
„Mit dem Café Momo ist die Wagner’sche<br />
zu einer noch schöneren Wohlfühloase mitten<br />
in der Innenstadt geworden. Es gibt nichts<br />
Vergleichbares in Innsbruck und wenn wir<br />
Freunde zu Besuch haben, dann ist eines der<br />
Highlights immer unser Buchcafé!“ Maximilian<br />
„Endlich kommt zusammen, was zusammengehört.<br />
Eine gepflegte Kaffeehaus-<br />
kultur und Bücher! Egal ob ich alleine da<br />
bin oder mit Freundinnen, ich fühle mich<br />
immer willkommen.“ Christina<br />
„Seit ich mein Baby habe, weiß ich eine angenehme<br />
Umgebung ohne penetrante Musik<br />
besonders zu schätzen. Hier gibt’s immer<br />
was zum Schauen und für mich eine kleine<br />
Auszeit mit Cappuccino und dem megaguten<br />
Cheesecake.“ Julia mit Leni<br />
Einladung zum Kaffee!<br />
Ab einem Einkauf von € 30,00 laden wir<br />
im April auf einen Kaffee (oder Tee oder<br />
Kakao) ins Café Momo ein.<br />
Die Gutscheine gibt es direkt an der<br />
Kassa. Gültig von 1. – 30.4.2022, solange<br />
der Vorrat reicht!
Ausmalspaß & Puzzlefreuden<br />
Regionale und kreative Geschenkideen für Groß und Klein<br />
Geschichten aus dem Leben<br />
Innsbruck aus verschiedenen Blickwinkeln<br />
Die Lechauen<br />
Das Piller Moor<br />
Das Forchet<br />
Der Silberwald<br />
Der Obernberger See<br />
Landeck<br />
Buchtipp:<br />
Reutte<br />
Imst<br />
Das Mühlauer Fuchsloch<br />
Katharina Marschall & Olga Reiff<br />
Mein Tiroler Naturschätze-Buch<br />
Verlag der Wagner‘schen<br />
Buchhandlung<br />
34 S., € 9,95<br />
Innsbruck<br />
Innsbruck Land<br />
Die Tischoferhöhle<br />
Mit 9<br />
Geschichten<br />
& 10 Ausmalbildern.<br />
Kufstein<br />
Kitzbühel<br />
Schwaz<br />
Lienz<br />
Katharina Marschall & Olga Reiff<br />
mein Die Teufelsgasse tiroler<br />
Naturschätze-Buch<br />
Mit Walli und Maxl durch die neun Bezirke Tirols<br />
Der Alte See<br />
© Katharina Marschall & Olga Reif<br />
Der Kreativität freien Lauf lassen und<br />
dabei ganz spielerisch die Tiroler Natur und<br />
die Heimat kennenlernen. Das bietet unser<br />
neues Ausmalbuch für kleine Künstler<br />
ab ca. 4 Jahren, das von der Wirtschaftskammer<br />
Tirol produziert wurde. Mit dem<br />
Tiroler Naturschätze-Buch lässt sich eine<br />
kunterbunte Erkundungstour durch das<br />
ganze Land vom Kinderzimmer aus starten.<br />
Die beiden Abenteurer Walli und Maxl<br />
führen ihre neugierigen Beobachter zu ihren<br />
Lieblingsplätzen und haben jede Menge<br />
Spaß im Gepäck. Ob im Wald, am Flussufer<br />
oder in einer Höhle, überall erleben sie<br />
spannende Abenteuer und nehmen ganz<br />
nebenbei viel Wissenswertes über Tiere,<br />
Pflanzen und Natur mit. Alle Tiroler Bezirke<br />
sind mit einem wunderschönen Ausmalbild<br />
und einer kindgerechten Geschichte<br />
in diesem Buch vertreten und machen auch<br />
den Eltern garantiert Lust auf neue Ausflugsziele.<br />
Bei jedem der neun Bilder haben<br />
die Kinder außerdem die Möglichkeit, ihren<br />
persönlichen Naturschatz zu entdecken und<br />
hinten im Buch zu verewigen.<br />
Von jedem verkauften Buch geht 1 € an die<br />
Tiroler Kinderkrebshilfe!<br />
Familiengeschichte wird lebendig! In unserer<br />
lieb gewonnenen Reihe „Erinnerungen an<br />
Innsbruck“ dürfen wir in diesem Frühjahr<br />
zwei neue Bände vorstellen.<br />
Zwei Autoren plus ein Stadtteil ergibt<br />
Zweierlei Dreiheiligen: Monika Fabjan und<br />
ihr Sohn Georg Fabjan betrachten ihr Viertel<br />
aus zwei unterschiedlichen Perspektiven und<br />
schreiben damit abwechslungsreiche Geschichten<br />
mit Geschichte: von der Kohlstatt<br />
über das Dreiheiligen der Nachkriegszeit bis<br />
hin zum jungen, urbanen Viertel heute. Die<br />
Erinnerungen spannen einen weiten Bogen<br />
über die Epochen und umfassen insgesamt<br />
drei Generationen Familiengeschichte aus<br />
fast hundert Jahren Dreiheiligen.<br />
Mit Ein Innsbrucker Western führt uns<br />
Wilhelm Giuliani in die Höttinger Au, wo<br />
seine Großeltern nach dem Krieg außer<br />
sumpfigen Wiesen nicht viel mehr vorfanden.<br />
Wie konnte hier ein Stadtteil entstehen? Wie<br />
lebten die Leute? Der Journalist begibt sich<br />
auf die Spuren seiner Familiengeschichte<br />
und stößt dabei auch auf so manche Überraschung:<br />
den großen Flugzeugcrash von<br />
1964, die folgende Krise des Flughafens, ein<br />
in Vergessenheit geratenes Lusthaus und<br />
spektakuläre Verbrechen, die sich in der Vorstadtidylle<br />
zugetragen haben.<br />
Buchtipp:<br />
Wilhelm Giuliani:<br />
Ein Innsbrucker Western<br />
Verlag der Wagner’schen<br />
Buchhandlung,<br />
200 S., € <strong>14</strong>,95<br />
Buchtipp:<br />
Monika und Georg Fabjan:<br />
Zweierlei Dreiheiligen<br />
Verlag der Wagner’schen<br />
Buchhandlung,<br />
188 S., € <strong>14</strong>,95<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Am 20. April 2022 wird das<br />
Buch von Wilhelm Giuliani<br />
in der Wagner‘schen Buchhandlung<br />
präsentiert.<br />
Beginn 19:30 Uhr, Eintritt frei.<br />
Neue<br />
Puzzles<br />
Wimmelpuzzles<br />
Innsbruck<br />
(100 Teile)<br />
€ 19,95<br />
© Wagner’sche<br />
Da es so großen Spaß macht, gemeinsam<br />
mit Kindern Wimmelbücher anzusehen,<br />
werden demnächst im Verlag der Wagner’-<br />
schen Buchhandlung auch Wimmelpuzzles<br />
erscheinen. Puzzles sind ein wunderbarer<br />
Zeitvertreib, stärken die kognitive<br />
Entwicklung und das Staunen über das<br />
Ergebnis ist jedes Mal wieder ein großes<br />
Vergnügen. Illustratorin Bettina Egger<br />
hat zusammen mit Maria Kittler 2019 das<br />
erfolgreiche „Innsbruck-Wimmelbuch“ in<br />
unserem Verlag veröffentlicht, kurz darauf<br />
folgte das „Tirol Wimmelbuch“. Ihre<br />
Recherchetouren für diese Wimmelbücher<br />
waren aufwändig! Sie haben viele Menschen<br />
in den einzelnen Bezirken getroffen, sind<br />
gewandert, haben Vögel und andere Tiere<br />
beobachtet, waren bei Stadtführungen<br />
dabei, trotzten Wind, Regen und Kälte. Da<br />
wir in jede einzelne Seite unserer Wimmelbücher<br />
verliebt sind, haben wir entschieden,<br />
gleich drei verschiedene Wimmelpuzzles<br />
zu produzieren: die Innsbrucker Hofburg,<br />
Schloss Ambras und ein Motiv aus dem<br />
Roten Kreuz-Wimmelbuch, das ebenso von<br />
Bettina Egger gestaltet wurde.<br />
Peter Walder-Gottsbacher ist Sammler von<br />
alten Fotografien und Ansichtskarten zur<br />
Innsbrucker und Salzburger Geschichte und<br />
gehört als langjähriger Mitarbeiter zum „Urgestein“<br />
der Wagner‘schen Universitätsbuchhandlung.<br />
Der kunst- und kulturbegeisterte<br />
„Zugereiste“ unternimmt in einem neuen<br />
Buch einen Spaziergang durch die historischen<br />
Innsbrucker Stadtviertel Anpruggen<br />
und Hötting. Letzteres war einst das größte<br />
Dorf Österreichs, ehe es während der Zeit<br />
des Nationalsozialismus in Innsbruck<br />
eingemeindet wurde, während Anpruggen<br />
die heutigen Stadtteile St. Nikolaus und<br />
Mariahilf umfasste. Walder-Gottsbacher<br />
führt uns von der malerischen Mariahilfstraße<br />
durch den abenteuerlichen Verkehr<br />
in der Höttinger Gasse, deren mangelhafter<br />
sanitärer Zustand den Innsbrucker Gemeinderat<br />
des Öfteren beschäftigte, hinauf<br />
zu den Höfen und Ansitzen Höttings. Auf<br />
unserer Reise in die Vergangenheit begegnen<br />
uns in zahlreichen Fotografien, Annoncen<br />
und Postkarten Kuriositäten und originelle<br />
Gestalten in diesem Dorf, das in der Stadt<br />
aufgehen sollte.<br />
© Peter Walder-Gottsbacher<br />
Buchtipp:<br />
Peter Walder-Gottsbacher:<br />
Es war einmal in Hötting und<br />
Anpruggen<br />
Verlag der Wagner‘schen<br />
Buchhandlung,<br />
224 S., € 19,95
Tirol glänzt auch im<br />
Frühjahr 2022<br />
Nach einem tollen Herbst wird auch das Frühjahr 2022<br />
höchst interessant ... von Robert Renk<br />
Friederike Gösweiner und Robert Renk, Foto © Thomas Schrott<br />
Vor allem lyrisch hat das Frühjahr einiges<br />
zu bieten. Da gibt es endlich den neuen Gedichtband<br />
von Christoph W. Bauer an den<br />
hunden erkennst du die zeiten. Als Streuner<br />
zwischen den Zeiten, der Zusammenhänge<br />
entdeckt und sie poetisch festhält, lernen<br />
wir den großen Lyriker – einmal mehr –<br />
kennen. Unter anderem ein Anlass für<br />
das Internationale Lyrikfestival W:ORTE,<br />
ihn zu einem besonderen Abend mit dem<br />
Tiroler Kammerorchester InnStrumenti<br />
einzuladen. Für uns ein Anlass ihn zum<br />
Interview zu bitten. Evelyn Bubich hat das<br />
für uns ganz wunderbar übernommen;<br />
nachzulesen auf S. 52.<br />
Auch ein neuer Gedichtband von<br />
Sabine Gruber erschien heuer. Sie nennt<br />
ihren Band Am besten lebe ich ausgedacht /<br />
Journalgedichte. Und als Journal ist es auch<br />
angelegt: Erinnerungsstücke werden zu<br />
poetischen Ereignissen, persönliche Verluste<br />
werden in Form von lyrischen Tagebuchfragmenten<br />
über das Abschiednehmen, Bewahren<br />
und Weitermachen verarbeitet und<br />
gewinnen dadurch etwas Nachdrückliches.<br />
Erinnerungsstücke<br />
als Poesie ...<br />
Diese großartige Dichterin vermag es,<br />
persönliche Schicksalsschläge in allgemein<br />
gültige poetische Formeln zu verwandeln,<br />
wie es nur selten zu lesen ist. Natürlich wird<br />
auch Sabine Gruber beim Internationalen<br />
Lyrikfestival W:ORTE lesen. Mehr zum im<br />
Juni stattfindenden Festival finden Sie auf<br />
Seite 54.<br />
Auch Joseph Zoderer legt mit Bäume<br />
im Zimmer (Haymon) einen neuen Gedichtband<br />
vor. Persönlich freue ich mich<br />
vor allem auf das Debüt Azur – Ton –<br />
Nähe, von Siljarosa Schletterer. Und der<br />
wurde nicht nur hervorragend lektoriert,<br />
sondern vor allem kongenial illustriert.<br />
Und wen holt man sich, wenn Wasser das<br />
bestimmende Thema eines Gedichtbandes<br />
ist? Natürlich den Tiroler Künstler Franz<br />
Wassermann ;-).<br />
Eine Autorin, die wir in Tirol vor allem<br />
als Lyrikerin kennen, legte ihren ersten<br />
Roman vor. Wunderbar direkt und wie wir<br />
es aus ihren Erzählungen kennen, schildert<br />
C. H. Huber in Sagtest du Liebe die<br />
Gefühlswelt von Paula, in den Sechzigern<br />
und frisch getrennt von Richard. Nicht mit<br />
ihm, nicht ohne ihn, nach zwei Jahrzehnten,<br />
nach Lust & Eifersucht, nach Trennungen<br />
und Wiedervereinigungen reflektiert Paula<br />
recht unkonventionell und frech über gesellschaftliche<br />
Veränderungen vom Ende<br />
der 90er-Jahre bis ins erste Jahrzehnt des<br />
zweiten Jahrtausends, spricht sehr offen<br />
über Sex im Allgemeinen und Speziellen.<br />
Einen neuen Roman gibt es in diesem<br />
Frühjahr auch von Erika Wimmer Mazohl<br />
auf den ich schon sehr gespannt bin. Wolfs<br />
Tochter behandelt eine prägende Lebensphase<br />
von Erika Danneberg, Autorin,<br />
Psychoanalytikerin und Friedensaktivistin.<br />
Sie würde heuer ihren 100. Geburtstag feiern.<br />
Ich hatte das Vergnügen ihre Schwester<br />
Hedy Danneberg, die man in Innsbruck<br />
auch als Schauspielerin erleben konnte,<br />
noch zu kennen. Und mit dem großartigen<br />
Lyriker Arthur West hatten wir auch einen<br />
gemeinsamen Freund. Mal schauen, ob er<br />
im Roman herumgeistert.<br />
Ein Roman aus dem Jahre 2006 wird<br />
von Haymon neu aufgelegt. Der damals<br />
aufstrebende Autor heißt Bernhard Aichner<br />
und sein Roman Nur Blau. Der Titel ist<br />
Programm, geht es doch um Yves Kleins<br />
„Blau“. Dieses Bild, dieses spezielle Blau,<br />
verbindet die verschiedensten Figuren.<br />
Aufbau und überraschendes Zusammenspiel<br />
der Szenen und Figuren, die durch das<br />
Motiv des Bildes verknüpft sind, zeugen<br />
schon von der literarischen Meisterschaft<br />
Aichners, mit der er später das Thrillergenre<br />
im deutschsprachigen Raum erfolgreich<br />
eroberte.<br />
Einen der tollsten Romane des Jahres<br />
haben wir ebenfalls einer Tirolerin zu verdanken.<br />
Mit Traurige Freiheit (Droschl)<br />
hat Friederike Gösweiner 2016 ihr Debüt<br />
gegeben und wurde u.a. zur Innsbruckliest-Autorin<br />
2017. Ich erinnere mich noch<br />
gut an diese Innsbruck-liest-Zeit. Wirklich<br />
ein Roman, der zur Diskussion und zum<br />
Gespräch anregen konnte, ging es u.a. doch<br />
darum zu zeigen, unter welchem Druck die<br />
Protagonistin Hannah steht, die einerseits<br />
ihre Chance in einem Volontariat bei einer<br />
großen Zeitung in Berlin sieht, andererseits<br />
ihre Liebe in Tirol dafür aufs Spiel setzt.<br />
Am Ende geht beides irgendwie flöten, wir<br />
aber haben einen grandiosen Roman in der<br />
Hand. Einen Roman, der zwischenmenschlich<br />
alle poetischen Stückerln spielt und<br />
aktuell das virulente Problem des Prekariats<br />
erstmals (für mich zumindest) in die Literatur<br />
einbringt.<br />
Einfühlsam und stilsicher ...<br />
Die Thematik wird in Regenbogenweiß<br />
weiter gefasst, die Poetik bleibt. Die<br />
Berufsbedingungen – nun im universitären<br />
Rahmen zwischen London, Paris und den<br />
Niederlanden – spielen eine untergeordnete<br />
Rolle. Vielmehr geht es nun darum, wie eine<br />
große, unerwartete Leerstelle viele Kleinere<br />
ans Lebensufer spült. Der Roman beginnt<br />
mit dem Tod von Hermann. Marlene, seine<br />
Frau und die beiden Kinder Filippa und<br />
Bob trauern je auf ihre Weise. Und alle<br />
werden sich durch diesen Verlust klarer<br />
darüber, welche sonstigen Leerstellen sie<br />
in ihrem Leben herumgetragen haben. Wie<br />
sie diese zu füllen versuchen, in einer Zeit<br />
zwischen Dezember 20<strong>14</strong> und Mai 2016, in<br />
der wir Flüchtlingsströme mit der dazugehörenden<br />
steigenden Ausländerfeindlichkeit<br />
oder Terroranschläge in halb Europa<br />
erleben mussten, davon erzählt dieser grandiose<br />
Roman einfühlsam und stilsicher.<br />
Die Fantasy blüht groß<br />
im Kleinen ...<br />
Immer mehr blüht der Markt im Bereich<br />
neuer Kleinverlage und dem selfpublishing.<br />
Vor allem die Fantasycommunity scheint<br />
diese Art der Öffentlichkeit für sich<br />
entdeckt zu haben. Tiroler Autorinnen<br />
wie Sara Erb (Chelsea Stern/Lichtmagie<br />
adakia) oder Catherine Snow (Akademie<br />
im Niemals) greifen darauf zurück. Dieses<br />
Phänomen wollen wir begleiten, lesen Sie<br />
dazu weiter auf Seite 58.<br />
Ein neuer Kleinverlag ist auch für das<br />
Romandebüt des Musikers Mark A. Maier<br />
verantwortlich. Im Jänner erschien Mila!<br />
Ein Hauch von Zimt. Darin zeigt er wie<br />
realistisch Träume sein können und wie<br />
wertvoll es ist, dafür zu kämpfen. Und<br />
ein Roman, in dem die Hauptfigur Robert<br />
heißt, muss natürlich gut sein! Im Rahmen<br />
der Labelpräsentation von leash the dog<br />
wird er daraus lesen (siehe S. 32).<br />
An der Krimifront glänzt einmal mehr<br />
Bernhard Aichner mit dem dritten Teil seiner<br />
Bronski-Serie. Einmal mehr zeigt er, wie<br />
grandios er seine Schurken zeichnen kann<br />
und in welch unfassbarer Harmlosigkeit<br />
das Böse erscheinen kann. Aber auch Jan<br />
Beck – alter ego von Joe Fischler – meldet<br />
sich mit dem dritten Band seiner Björk und<br />
Brandt-Reihe. Grotesk drapierte Mordopfer,<br />
von Lissabon über Salzburg und eine<br />
junge, europäische, elitäre Gruppe mit tödlichen<br />
Geheimnissen.<br />
Und Martin Fritz? Zu einer Art europäischen<br />
Elite würde ich ihn tatsächlich<br />
zählen. Sein Geheimnis ist aber wohl nicht<br />
tödlich. Lieber beschäftigt er sich mit Meerjungfrauen<br />
oder Dragqueens, mit Internetmöglichkeiten<br />
– und Unmöglichkeiten.<br />
Am 3. März saß er gemeinsam mit Kathrin<br />
Röggla am Lesepult im Rahmen der<br />
Grenzgänge-Reihe im Literaturhaus. Ob er<br />
dabei aus seinem neuen Romanmanuskript<br />
gelesen hat, ist bis Redaktionsschluss nicht<br />
überliefert. Wir bleiben am Ball.<br />
Buchtipps:<br />
Christoph W. Bauer:<br />
an den hunden erkennst du<br />
die zeiten<br />
Haymon Verlag<br />
104 S., € 19,90<br />
Sabine Gruber:<br />
Am besten lebe ich ausgedacht<br />
Haymon Verlag<br />
48 S., € 18,00<br />
Siljarosa Schletterer:<br />
azur ton nähe<br />
Limbus Verlag<br />
96 S., € 15,00<br />
Erika Wimmer Mazohl:<br />
Wolfs Tochter<br />
Ed. Laurin Verlag<br />
200 S., € 22,00<br />
Friederike Gösweiner:<br />
Regenbogenweiß<br />
Droschl Verlag<br />
344 S., € 24,00<br />
C. H. Huber:<br />
Sagtest du Liebe<br />
TAK Verlag<br />
227 S., € 16,60<br />
Catherine Snow:<br />
Akademie im Niemals<br />
bookapi Verlag<br />
506 S., € 16,50<br />
Mark A. Maier:<br />
Mila! Ein Hauch von Zimt<br />
BRINKLEY Verlag<br />
252 S., € 13,90
Sprachspiele und<br />
Wortzauberei<br />
Eine Lobrede auf Heinz Janisch von Maria Neumayr<br />
Zwischen Inspiration<br />
und Zuversicht<br />
Bestsellerautor Jan-Philipp Sendker ist wieder zu Gast<br />
in der Wagner’schen. Interview von Gerlinde Tamerl<br />
Buchtipp:<br />
Heinz Janisch und<br />
Michael Rohrer:<br />
Jaguar, Zebra, Nerz<br />
Tyrolia Verlag,<br />
32 S., € 16,95<br />
Buchtipp:<br />
Heinz Janisch und Helga<br />
Bansch:<br />
Angsthase<br />
Jungbrunnen Verlag,<br />
32 S., € 15,00<br />
Der heurige Nerz wird ein guter Monat für<br />
die Wagner’sche! Das erhoffen wir uns natürlich<br />
generell für jeden Monat, beim Nerz<br />
sind wir uns dessen allerdings bereits sicher,<br />
weil wir – so es die Veranstaltungs-Götter<br />
wollen – Heinz Janisch bei unserem halbjährlich<br />
stattfindenden Bibliotheksabend<br />
begrüßen dürfen. Wer jetzt denkt, das Lektorat<br />
müsse im ersten Satz dieses Beitrags wohl<br />
einen groben Fehler übersehen haben, der<br />
dürfte noch nicht allzu viel mit Heinz Janisch<br />
in Kontakt gekommen sein. Verehrte Hasen<br />
aus allen Ländern, das werden wir sogleich<br />
bereinigen!<br />
Wer so lange und erfolgreich Kinderbücher<br />
verfasst hat wie Heinz Janisch, dessen<br />
Ausdrucksweise muss schon etwas ganz<br />
Besonderes an sich haben. Und genau das<br />
ist bei Janisch der Fall – ein Lyriker durch<br />
und durch, baut er oftmals mit nur wenigen<br />
Worten ganze Welten, während er gleichzeitig<br />
mehr als genug Freiraum für die<br />
eigene Fantasie der Leser*innen lässt. Seine<br />
Werke lesen sich luftig-leicht und spielerisch<br />
und zeigen, wie viel man wirklich aus<br />
© Brigitte Friedrich<br />
unserem am häufigsten genutzten Alltagsinstrument<br />
– der Sprache – herausholen<br />
kann. Mit viel Wortzauberei lesen sich<br />
Janischs Kinderbücher allesamt wie Liebeserklärungen<br />
an die unzähligen Facetten der<br />
deutschen Sprache.<br />
„Mir ist wichtig, dass Kinder Bücher als<br />
Geschenk erleben, wie eine Art Wundertüte:<br />
Man macht sie auf und lässt sich überraschen“.<br />
Genau diesen Effekt erzielt jedes<br />
Kinderbuch von Heinz Janisch. In seinem<br />
typischen, lyrischen Ton schreibt er schon<br />
seit Jahrzehnten besondere, einzigartige<br />
Geschichten und Gedichte, die Jung genauso<br />
wie Nicht-mehr-ganz-so-Jung begeistern.<br />
Behandelt werden darin zeitlose, allgemein<br />
beliebte Themen wie Liebe, Freundschaft,<br />
Zugehörigkeit oder Anderssein, allerdings<br />
nie so, wie man es erwarten würde und stets<br />
auf eine frische, untypische Art. Mittlerweile<br />
gibt es zahlreiche Übersetzungen<br />
seiner Werke und er wurde mit den verschiedensten<br />
Preisen ausgezeichnet, unter<br />
anderem mit dem Österreichischen Kinder-<br />
und Jugendbuchpreis, dem Bologna<br />
Ragazzi Award sowie dem Österreichischen<br />
Kunstpreis für Kinder- und Jugendliteratur.<br />
Wir freuen uns sehr, einen der wichtigsten<br />
österreichischen Lyriker und Kinderbuchautoren<br />
der Gegenwart im Nerz bei<br />
unserem Bibliotheksabend begrüßen zu<br />
dürfen. Dort wird uns Buchhändler*innen<br />
sowie den geladenen Bibliothekar*innen<br />
die Ehre zuteil, dem meisterhaften Sprachspieler<br />
und Wortzauberer zuhören zu<br />
dürfen! Sollten Sie noch nie in den Genuss<br />
eines Heinz Janisch-Buchs gekommen sein<br />
(oder falls Sie sich einfach nur fragen, was<br />
es mit dem Nerz und den Hasen in diesem<br />
Beitrag auf sich hat), möchten wir Ihnen<br />
seine beiden Kinderbücher Angsthase<br />
(Jungbrunnen, 2020) und Jaguar, Zebra,<br />
Nerz (Tyrolia, 2020) ans Herz legen –<br />
Wer Sprachspiele und Wortzauberei liebt,<br />
wird viel Spaß an diesen beiden Büchern<br />
haben.<br />
22<br />
Wagner’sche.<br />
Sie gehen in Ihrem Roman „Die<br />
Rebellin und der Dieb“ der Frage<br />
nach, was geschieht, wenn Menschen<br />
ihre gesicherte Existenz verlieren.<br />
Warum wollten Sie sich mit diesem<br />
Thema literarisch beschäftigen?<br />
Aus verschiedenen Gründen. Ich finde die<br />
Frage, wie weit wir in der <strong>No</strong>t gehen würden,<br />
sehr spannend. Wer weiß das schon?<br />
Wie gut kennen wir uns? Davon wollte ich<br />
erzählen. Der Roman spielt unter anderem<br />
in einem Armenviertel in einem asiatischen<br />
Land. Ich habe über die Jahre dort viel<br />
recherchiert, das Elend gesehen und wollte<br />
Menschen eine Stimme geben, die sonst<br />
keine haben. Und ich wollte von Menschen<br />
erzählen, die auch in größter <strong>No</strong>t nicht<br />
aufgeben, die sich engagieren, die selbstlos<br />
handeln. Auf meinen Reisen traf ich immer<br />
wieder Menschen, die mich mit ihrem Mut,<br />
ihrer Bereitschaft, Opfer für andere zu<br />
bringen, sehr berührten und inspirierten.<br />
So hoffe ich, dass der Roman, trotz des<br />
ernsten Themas und der dunklen Seiten<br />
ein mutmachendes Buch geworden ist.<br />
Ihre Werke, u.a. „Das Herzenhören“<br />
hat bei Ihrem Lesepublikum<br />
Begeisterung ausgelöst. „Dieses Buch<br />
ist magisch, jedes Wort ist voll von<br />
Kraft“, heißt es in einer Leserstimme.<br />
Zuversicht, Zusammenhalt und<br />
Wille zur Veränderung ziehen sich<br />
leitmotivisch durch Ihre Texte. Wie<br />
kommt das?<br />
Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.<br />
Ich schreibe Bücher, die ich selbst gern lesen<br />
würde. Sie handeln von Themen, die mich<br />
intensiv beschäftigen, darunter ja auch<br />
traurige, schmerzhafte. Aber ich möchte mit<br />
meinen Geschichten auch Hoffnung geben,<br />
Zuversicht, wie Sie sagen. Vermutlich weil<br />
ich am Ende des Tages ein hoffnungsvoller,<br />
zuversichtlicher Mensch bin, der fest an das<br />
Gute in uns glaubt.<br />
Sie waren Asienkorrespondent,<br />
haben aber auch als freier<br />
Schriftsteller viele Reisen nach<br />
Asien unternommen. Welche<br />
Bedeutung hat diese Region für Ihre<br />
schriftstellerische Arbeit?<br />
Ich habe jetzt sieben Romane und zwei<br />
Sachbücher geschrieben, alle sind in Asien<br />
© Frank Suffert<br />
angesiedelt. Sie sehen, dass dieser Erdteil<br />
eine große Rolle für mich spielt, ganz<br />
besonders <strong>No</strong>rdost- und Südostasien.<br />
Ich erfahre dort große Inspiration, mich<br />
faszinieren die Menschen, ihre Geschichten,<br />
ihre Kulturen und Religionen, die ja sehr<br />
unterschiedlich sind. Alles war zunächst<br />
sehr fremd für mich, es gab so viel zu verstehen<br />
und zu lernen. Ich glaube, dass ich<br />
von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch<br />
bin, in der Fremde fühle ich mich wohl, weil<br />
es viel zu entdecken gibt. Hinzu kommt,<br />
dass viele der Länder eine faszinierende Geschichte<br />
haben, gerade in den vergangenen<br />
Jahrzehnten ist dort viel passiert. Denken<br />
Sie etwa nur an China, Vietnam oder<br />
Burma. Was haben diese Gesellschaften für<br />
Veränderungen durchgemacht! Sie sind so<br />
voller Geschichten. Dort recherchieren zu<br />
können und davon zu erzählen, erlebe ich<br />
als großes Privileg.<br />
Jan-Philipp Sendker, geb. 1960 in Hamburg, war<br />
viele Jahre Amerika- und Asienkorrespondent des<br />
Stern-Magazins. Heute lebt er mit seiner Familie<br />
in Potsdam. Seine Romane sind in mehr als 35<br />
Sprachen übersetzt. Mit weltweit über 3 Millionen<br />
verkauften Büchern ist er einer der aktuell erfolgreichsten<br />
deutschsprachigen Autoren.<br />
Buchtipp:<br />
Jan-Philipp Sendker:<br />
Die Rebellin und der Dieb<br />
Blessing Verlag, 320 S., € 22,70<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Jan-Philipp Sendker<br />
Moderation: Gerlinde Tamerl<br />
Mo., 21. März 2022, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit<br />
Wagner- oder Ö1-Card
© Kurt Kaindl<br />
Buchtipp:<br />
Karl-Markus Gauß:<br />
Die Jahreszeiten der Ewigkeit<br />
Zsolnay Verlag,<br />
320 S., € 25,70<br />
Ich bin ein<br />
fast religiöser<br />
Anhänger<br />
des Alltags<br />
Karl-Markus Gauß<br />
24 Wagner’sche.<br />
Dieses Magazin erscheint an dem<br />
Tag, an dem du in Leipzig mit<br />
dem Buchpreises zur Europäischen<br />
Verständigung ausgezeichnet wirst.<br />
Die Leipziger Buchmesse ist nun zum<br />
dritten Mal hintereinander abgesagt.<br />
Kannst du uns schildern, wie die<br />
Preisübergabe in etwa vonstatten<br />
gehen wird?<br />
Ich nehme an, dass die Buchmesse bei der<br />
Preisverleihung eine Art von symbolischer<br />
Repräsentanz zeigen wird. Die von den<br />
Großverlagen im Stich gelassenen Leute<br />
der Buchmesse werden damit sagen: Seht<br />
her, es gibt uns noch und wir werden nicht<br />
aufgeben! Daher erhält die Preisverleihung,<br />
die jetzt als einziges von der Buchmesse<br />
überbleibt, wesentlich mehr Gewicht, als<br />
ihr üblicherweise zukommt, und dass damit<br />
viel mehr auf meinen schwachen Schultern<br />
lastet, erlebe ich nicht als angenehm.<br />
Was bedeutet dir dieser Preis?<br />
Ich habe in meinem Leben einige Preise<br />
bekommen und alle haben mich gefreut.<br />
Ich bin ja nicht Thomas Bernhard, der<br />
Karl-Markus<br />
Gauß wird ausgezeichnet,<br />
schreibt<br />
ausgezeichnet<br />
und antwortet ausgezeichnet,<br />
meint<br />
Robert Renk<br />
reichischen Universitäten, ihrer Öffnung für<br />
sozial schwächere Gruppen geschehen ist<br />
und später wieder rückgebaut wurde, würde<br />
es verdienen, mit ihrem Namen verbunden<br />
zu bleiben. Ihr Name bleibt aber damit verbunden,<br />
dass sie bei einer Preisverleihung<br />
an Bernhard seelig entschlummerte. Sie ist<br />
übrigens auch bei meiner Sponsion an der<br />
Uni Salzburg 1979 eingenickt und nur die<br />
größten selbstverliebten Spießer haben es<br />
ihr übelgenommen. Die feine Dame hat<br />
den Ordinarien, die damals noch Halbgötter<br />
und zwar ausnahmslos männliche<br />
Halbgötter waren, ordentlich den Schneid<br />
abzukaufen gewusst.<br />
Ich habe mich über Preise also immer<br />
gefreut, aber auch nicht wieder so, dass ich<br />
mein Glück an sie gehängt hätte. Man soll<br />
sie nehmen, ohne gerührt zu sein, weil sie<br />
ja das Ergebnis einer bestimmten Konstellation<br />
von Jurien sind, aber man braucht<br />
auch nicht, wie es Antonio Fian einmal<br />
trefflich ausgedrückt hat, aufs Podium<br />
treten und Urkunde und Scheck entgegennehmen,<br />
als würde dort der Galgen auf<br />
einen warten. Abgesehen davon glaube ich<br />
Karl-Markus<br />
Gauß<br />
zu wissen, dass der Preis für Europäische<br />
Verständigung schon einer ist, der ziemlich<br />
gut zu mir passt.<br />
Im Band „Ruhm am Nachmittag“<br />
(dtv 20<strong>14</strong>) hat man deinen ersten<br />
Krimi lesen können. Nun – im neuen<br />
Journalband „Die Jahreszeiten der<br />
Ewigkeit“ – bekommt man Gedichte<br />
von Karl-Markus Gauß zu lesen.<br />
Wie kam es dazu und wie stehst du<br />
zu Gedichten im Allgemeinen und im<br />
Speziellen.<br />
Das ist missverständlich, ich habe keine<br />
Gedichte geschrieben für dieses Journal,<br />
sondern zwei Reden von Kickl und Kurz<br />
in Gedichtform gebracht, also stark verfremdet<br />
und damit kenntlich gemacht.<br />
Abgesehen davon lese ich jeden Tag ein<br />
Gedicht, wie das ja auch manch andere<br />
tun. Geschrieben habe ich das letzte in der<br />
7. Klasse des Gymnasiums. Das war 1971<br />
und eine Zeit, in der man als Bursche die<br />
Mädchen tatsächlich damit beeindrucken<br />
konnte, ein Leser oder gar ein Schreibender<br />
zu sein. Man stand damals geradezu in<br />
einem gewissen Eros, wenn man Gedichte<br />
auswendig rezitieren oder über <strong>No</strong>vellen<br />
und tragische Dichterbiographien erzählen<br />
zwar alle Preise angenommen, aber stets<br />
so getan hat, als hätten sich die Mächtigen<br />
damit eine besonders infame Kränkung<br />
für ihn ausgedacht. Wenn man etwa daran<br />
denkt, wie er die Wissenschaftsminsterin<br />
Hertha Firnberg noch Jahrzehnte später<br />
dem Gespött preisgegeben hat, weil sie bei<br />
irgendeiner Preisverleihung an ihn eingeschlafen<br />
war. Die Frau hat im Krieg viel<br />
mitgemacht, und sie war die beste Wissenschaftsministerin,<br />
die es in Österreich jemals<br />
gegeben hat. Alles, was an einer offenen,<br />
demokratischen Entwicklung der österkonnte.<br />
Das kann man sich heute kaum<br />
mehr vorstellen.<br />
Ich liebe Gedichte immer noch und nicht<br />
mehr wegen dieses eher berechnenden Zugangs,<br />
aber glaube heute doch, dass es nicht<br />
edler ist, schlechte Sonette oder langweilige<br />
Romane zu schreiben als gute Journale. Ich<br />
anerkenne keine Hierarchie der literarischen<br />
Formen.<br />
Wir sind schon mitten drin in den<br />
Jahren Journals, das Privates und<br />
Weltereignisse von 20<strong>14</strong> bis 2019<br />
auf so stilsichere Art vereint, die die<br />
Ironie in neuen Farben zum leuchten<br />
bringt, aber nie in die durchaus<br />
dunkle Farbskala des Sarkasmus<br />
eintaucht. Hast du den Sarkasmus<br />
arg zurückhalten müssen bei den<br />
prägenden Themen dieser Zeit:<br />
Flüchtlingskrise und Populismus?<br />
Mitunter schon. Es finden sich übrigens<br />
schon einige angemessen sarkastische<br />
Passagen im Buch, aber, so hoffe ich keine<br />
zynischen. Zynismus ist für mich eine besonders<br />
perfide und geistig simple Form<br />
von Kollaboration mit den schlechten Verhältnissen.<br />
Der Zyniker möchte, dass alles<br />
so schlecht bleibt, wie es ist, damit er sich in<br />
seiner Misanthropie bestätigt finden darf.<br />
Joachim Leitner in der TT schreibt:<br />
„(Gauß) findet Weltbewegendes im<br />
Kleinen und das Banale im ach so<br />
Bedeutsamen.“ Könntest du dafür je<br />
dein favorisiertes Beispiel nennen?<br />
Nein, ich habe da keine Bestenliste. Aber<br />
ich bin ein fast religiöser Anhänger des<br />
Alltags; der muss gelingen, und zum Alltag<br />
gehören nun mal die einfachen Dinge und<br />
Gerätschaften, die wenig auftrumpfenden<br />
Ereignisse, die kleinen, einfachen Genüsse.<br />
Wer das Jahr über drauf wartet, dass er<br />
bei der einen Kreuzfahrt, bei dem einen<br />
großen Fest oder bei der einen Preisverleihung<br />
glücklich sein wird, der hat schon<br />
verloren und zwar zurecht. Ich war doch<br />
im vergangenen Herbst lange im Krankenhaus<br />
und wurde dort in etwas bestätigt, was<br />
ich schon wusste: dass jene Kranken, die<br />
dem Tod nahe sind, keineswegs Sehnsucht<br />
nach der Reise in die Südsee oder nach<br />
dem Abendessen im Haubenlokal haben,<br />
sondern nach den alltäglichen Dingen:<br />
einem Frühstück auf der Veranda, einem<br />
besonderen Licht beim Blick aus dem<br />
Fenster, dem Besuch der lästigen Enkelkinder.<br />
Buchpräsentation:<br />
Karl-Markus Gauß<br />
Moderation & Gespräch:<br />
Robert Renk<br />
Do., 31. März 2022, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit<br />
Wagner- oder Ö1-Card
© Leonhard Hilzensauer/Zsolnay<br />
Buchtipp:<br />
Elias Hirschl:<br />
Salonfähig<br />
Zsolnay Verlag,<br />
256 S., € 22,70<br />
Ich arbeite an<br />
einem neuen<br />
Roman zum<br />
Thema digitalisierte<br />
Fließbandarbeit<br />
Elias Hirschl<br />
26<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Der Bestseller Salonfähig ist enthüllender als<br />
das Ibiza-Video und unterhaltsamer als die<br />
Chat-Protokolle. Der Roman ist ein Abbild<br />
und Abgesang einer unrühmlichen Ära. Elias<br />
Hirschl setzt der Polit-Generation Slim-Fit<br />
kein Denkmal, er führt sie vor und trägt sie<br />
zu Grabe. Eine österreichische Tragikomödie<br />
bester Güte. Unbedingte Leseempfehlung!<br />
Du hast das Buch zur Stunde und des<br />
Jahres 2021geliefert und bist jetzt<br />
zu Recht sehr gefragt: kommst du<br />
da jetzt überhaupt zum Schreiben<br />
oder genießt du es ohnehin, gerade<br />
literarischer Polit-Spezialist zu sein?<br />
Ich komme in der Tat gerade viel zu wenig<br />
zum Schreiben, weniger als mir eigentlich<br />
lieb wäre. Dafür bin ich quasi gezwungen,<br />
mich weiterhin kritisch mit der<br />
österreichischen Politik auseinander zu<br />
setzen, was ja bildungstechnisch auch nicht<br />
schlecht ist, auch wenn ich in jeder zweiten<br />
Antwort auf Natascha Strobl verweise,<br />
weil die sich einfach besser damit auskennt.<br />
Auch jetzt: lest Natascha Strobl!<br />
Elias Hirschl und<br />
Markus Köhle im<br />
Mail-Interview<br />
Hat sich Natascha Strobl schon bei<br />
dir gemeldet? Und viel zu wenig ist<br />
ja nicht nichts, das heißt, du bist<br />
ohnehin schon wieder an was Neuem<br />
dran? Wirst du daraus in Innsbruck<br />
lesen?<br />
Ja, sie hat sich quasi auf Twitter mit einem<br />
Foto von meinem Buch entschuldigt, dass<br />
sie jetzt erst dazu kommt, es zu lesen. Ich<br />
hab ihr Buch Radikalisierter Konservatismus<br />
dafür schon zweimal verschenkt. Und ja<br />
genau, ich arbeite an einem neuen Roman<br />
zum Thema digitalisierte Fließbandarbeit.<br />
Mal schauen, ob da bis zum Prosafestival<br />
was präsentierbar ist.<br />
Auf der Bühne warst du gerade im<br />
Stück die große show im WerkX<br />
in Wien zu sehen. Wie sehr reizt<br />
es dich, fürs Theater zu schreiben<br />
und inwiefern unterscheidet sich<br />
das Schreiben fürs Theater vom<br />
Schreiben an einem Roman?<br />
In die große show hab ich diesmal „nur“<br />
einen kurzen Text geschrieben, den ich<br />
Freikarten<br />
auf Lebenszeit<br />
27<br />
selbst vortrage. Ich hab aber schon zweimal<br />
bei anderen Stücken vom Aktionstheater<br />
Ensemble mitgeschrieben, da sind es dann<br />
Monologe für einzelne Schauspieler zu<br />
bestimmten Themen – einmal zur türkisen<br />
Regierung und einmal über Maskulinitätsbilder.<br />
Es macht fast mehr Spaß, zu<br />
sehen, wie andere Schauspieler dann meine<br />
Texte interpretieren, da ergeben sich super<br />
Effekte, die ich beim Schreiben gar nicht bedacht<br />
habe. Man produziert aber auch sehr<br />
viel Ausschussware, die es nicht ins Stück<br />
schafft.<br />
Ist aus dieser Arbeit dann deine<br />
Romanfigur Julius Varga geworden?<br />
Ja genau, Salonfähig entstand seit 2017<br />
aus den Monologen, die ich für das Stück<br />
Swing - Dance to the right vom Aktionstheater<br />
Ensemble unter der Regie von<br />
Martin Gruber geschrieben habe.<br />
Du hast mit Christopher<br />
Hütmannsberger als Ein Gespenst<br />
mit der Nummer Ich tanze nur aus<br />
Höflichkeit auch grad einen FM4-<br />
Radio-Hit gelandet. Wann und wozu<br />
hast du zum letzten Mal nicht aus<br />
Höflichkeit getanzt?<br />
Das letzte Mal war das glaube ich vor dem<br />
letzten Lockdown, beim Konzert der Punkband<br />
Franz Fuexe im Chelsea. Ich hab die<br />
Band im Buch erwähnt und ein Konzert<br />
von ihnen beschrieben und der Sänger<br />
hat es gelesen, fand das großartig und hat<br />
mich gefragt, ob ich ihren neuen Pressetext<br />
schreiben will. Ich hab das dann gratis<br />
gemacht und jetzt habe ich Freikarten auf<br />
Lebenszeit für ihre Konzerte, haha.<br />
Hat sich auch mal wer aus dem Kreis<br />
der VP gemeldet? Und: Wenn Ex-<br />
Ex-Kanzler Kurz ein Delfin ist, was<br />
ist Nehammer?<br />
Nein, da kam bisher gar nichts zurück,<br />
außer, dass Mitterlehner ein Foto mit<br />
meinem Buch gemacht hat. Dem schien’s<br />
zu gefallen. Und ich vergleich Menschen<br />
nur ungern mit Tieren, weil ich im Gegensatz<br />
zum Nehammer der Meinung bin, dass<br />
allen Menschen Würde und Menschenrechte<br />
zustehen.<br />
Möge Salonfähig noch vielen<br />
Menschen gefallen und mögest<br />
du eine beglückende Zeit als<br />
Stadtschreiber in Dortmund haben.<br />
Wie lange bist du dort und was<br />
verbindest du mit Dortmund?<br />
Ich bin von Mai bis <strong>No</strong>vember Stadtschreiber<br />
in Dortmund, schreib’ dort an<br />
einem neuen Roman, organisiere ein paar<br />
Lesungen im Literaturhaus Dortmund und<br />
mach’ noch ein paar andere Literatur- und<br />
Kunstprojekte. Ich kenne die Literaturszene<br />
im Ruhrgebiet schon länger, vor allem<br />
durch Poetry Slams und bin in den letzten<br />
Jahren auch schon öfter in der Gegend<br />
aufgetreten. Ich bin einfach absolut unironischer<br />
Fan von der ganzen Metropolregion<br />
geworden.<br />
Schön. Aber bitte wieder zurückkommen,<br />
Österreich braucht dich!<br />
Lesung:<br />
Elias Hirschl liest<br />
im Rahmen des 20. Prosafestivals,<br />
gm mit Simone Buchholz,<br />
Verena Roßbacher und Ralf<br />
Schlatter (prosafestival.wordpress.com)<br />
Fr., 08. April 2022, 20:00 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt freiWILLIGE Spenden
20. Innsbrucker Prosa Festival<br />
Ein besonderes Jubiläumsprogramm mit Vorspiel von Stefan<br />
Kutzenberger (Do., 7. April um 18:00 Uhr) und P.S.: mit Antonio<br />
Fian & Christoph Simon (S. 30)<br />
Do., 7. April, 20 Uhr<br />
Stadtbibliothek<br />
1 Nava Ebrahimi (A)<br />
2 <strong>No</strong>emi Somalvico (CH)<br />
3 Andreas Pavlic (A)<br />
4 Ralf Schlatter (CH)<br />
© 8ung Kultur<br />
© 8ung Kultur © 8ung Kultur<br />
© 8ung Kultur<br />
Fr., 8. April, 20 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
1 Simone Buchholz (D)<br />
2 Elias Hirschl (A)<br />
3 Verena Roßbacher (A)<br />
4 Urs Mannhart (CH)<br />
Wir sind 20! Das muss gefeiert werden. Das<br />
Innsbrucker Prosa-Festival (IPF) gibt es seit<br />
2003. Da wurde Greta Thunberg geboren.<br />
Ja, Festivals altern anders. Das IPF ist<br />
anders. Das IPF ist besonders. 2003 kam<br />
„Fluch der Karibik“ raus. Literaturfestivals<br />
altern nicht, sie veredeln sich. Die Haare<br />
der Organisator*innen ergrauen nicht, sie<br />
werden versilbert. 2003 erschien Das ewige<br />
Leben von Wolf Haas. Ja, das IPF soll ewig<br />
leben! Das IPF-Team ist auch nach 20 Ausgaben<br />
frisch und literaturhungrig wie eh und<br />
je. Über 200 Autor*innen waren bereits bei<br />
uns zu Gast. Einzelne Namen herauszupicken<br />
ist schwierig, so hochkarätig ist die Gästeliste.<br />
Allein im Jahr 2004 lasen u.a. Daniel<br />
Kehlmann, Kathrin Röggla, Sibylle Lewitscharoff<br />
und Thomas Glavinic im Bierstindl.<br />
In den Folgejahren eroberten wir die ganze<br />
Stadt mit feinster Literatur: vom Stadtarchiv<br />
bis zum Sillwerk, vom Literaturhaus<br />
bis zum Kulturhaus Vierundeinzig am Inn,<br />
vom Treibhaus bis zum Westbahntheater.<br />
Auch durch zwei Pandemie-Jahre ließen<br />
wir uns nicht einschüchtern. Wir fühlen uns<br />
zuständig für die literarische Erst- und Langzeitversorgung.<br />
Frei nach dem Motto: Jede<br />
Lesung führt zu geistiger Genesung.<br />
Das heißt: Auch in diesem Jubeljahr dürfen<br />
wir Ihnen 12 Autor*innen aus dem gesamten<br />
deutschen Sprachraum (und darüber hinaus)<br />
präsentieren, die aus den unterschiedlichsten<br />
Gründen in der gegenwärtigen<br />
Literaturlandschaft herausragend sind.<br />
Drei Tage, drei Orte, drei Moderatoren, 12<br />
Autor*innen, die live zu erleben sind. Das<br />
hat sich bewährt und war in den letzten<br />
Monaten viel zu selten möglich. Drum seien<br />
Sie mit dabei.<br />
Sa., 9. April, 20 Uhr<br />
BRUX<br />
1 Jaroslav Rudiš (TSCH)<br />
2 Haidacher Ulrike (A)<br />
3 Ferdinand Schmalz (A)<br />
4 Lisa Krusche (D)<br />
Der Auftakt findet am Donnerstag, den<br />
7. April 2022 in der neuen Stadtbibliothek<br />
(Amraserstraße 2) statt. Am Freitag, den<br />
8. April ist die Wagner‘sche Buchhandlung<br />
(Museumstraße 4) Gastgeber und am<br />
Samstag, den 9. April 2022 besiegeln wir<br />
mit Musik von DJ Martin Fritz sowie Tanz<br />
und Ekstase von allen Beteiligten im Freien<br />
Theater BRUX.<br />
Carmen Sulzenbacher sorgt für die<br />
Organisation und Betreuung aller. Robert<br />
Renk, Markus Köhle und Martin Fritz<br />
moderieren, führen einleitende Gespräche<br />
mit den Autor*innen, beschenken diese<br />
textmotiviert und haben im Jubiläumsjahr<br />
einen besonderen Querschnitt der aktuell<br />
schreibenden Zunft eingeladen, bestehend<br />
aus alten Festival-Freund*innen und<br />
Innsbruck-Debütant*innen. Das wird<br />
ein würdiges Fest der Literatur! Seien<br />
Sie Teil davon.<br />
28<br />
Wagner’sche.<br />
Tiefkühlkostvertreter Franz<br />
Schlicht ist auf der Suche nach<br />
dem verschwundenen Doktor<br />
Schauer (Rehragoutesser). Ort<br />
des Geschehens ist ein überhitztes<br />
Wien, skurrile Figuren<br />
begleiten ihn auf seiner Suche,<br />
die zunehmend zum Fall wird.<br />
Schlicht verstrickt sich dabei<br />
in Machenschaften, mit denen<br />
er nichts zu tun haben will,<br />
denen er aber auch nicht mehr<br />
entkommt. Die Sprache hebt<br />
ab und nimmt die Lesenden mit<br />
in literarische Höhen, durchdrungen<br />
von Wortwitz und<br />
philosophischen Erkenntnissen.<br />
Meisterwerk! köma<br />
Ferdinand Schmalz:<br />
Mein Lieblingstier heißt Winter<br />
S. Fischer Verlag, 192 S., € 22,70<br />
Wie wäre es, wenn man eine begrenzte<br />
Anzahl Wörter zur Verfügung<br />
hätte. Dann hätten die<br />
Vielreder und Schaumschläger<br />
früher ausgeredet als die Besonnenen<br />
und Überlegten. Eine<br />
der kleinen Utopien in diesem<br />
Erzählschatzkasten. Radio- und<br />
Kurzgeschichten aus über 20<br />
Jahren, überarbeitet, poliert<br />
und mit Schweizer Humor eingefettet.<br />
Schlatter bettet sie in<br />
eine Rahmenhandlung, die ein<br />
wenig an 1001 Nacht erinnert,<br />
die im Krankenzimmer oder auf<br />
einer Insel spielen und durchaus<br />
auch zu berühren wissen. Großartig!<br />
Robert Renk<br />
Ralf Schlatter:<br />
43‘586<br />
Limbus Verlag, 200 S., € 20,00<br />
Der ehemalige Kindersoldat<br />
Ali Najar, der nach dem Iran-<br />
Irak-Krieg in Deutschland als<br />
Design-Guru Karriere gemacht<br />
hat, Ali-Reza, der nach dem<br />
Krieg im Land geblieben ist<br />
und Sina, ein Münchner mit<br />
persischem Vater, sind die drei<br />
Hauptfiguren des Romans.<br />
Wie sie mit dem Land und miteinander<br />
verknüpft sind, wird<br />
abwechselnd aus deren jeweiliger<br />
Sicht erzählt. Durch diese<br />
spannende Erzählkonstruktion<br />
bekommen wir eine vielfältige<br />
Sicht auf Iran, Alltagsrassismus<br />
und Nachwirkungen des Kriegs.<br />
Martin Fritz<br />
Nava Ebrahimi:<br />
Das Paradies meines Nachbarn<br />
btb-Verlag, 224 S., € 20,60<br />
Eine Einkreisung lautet der<br />
Untertitel dieses Debüts einer<br />
Hälfte vom Flüsterzweieck. Und<br />
rund geht es wahrlich auf dieser<br />
Party im Landhauskeller eines<br />
Regisseurs, der für die Partygesellschaft<br />
aufkocht und sich<br />
gern aufspielt. Die Ich-<br />
Erzählerin gerät hinein und will<br />
an sich nichts wie raus, wird<br />
aber vom Partydiskurskarussell,<br />
das immer mehr an Fahrt aufnimmt<br />
und zum Strudel wird,<br />
in die Tiefe gezogen, nicht<br />
losgelassen. Ein fesselnder<br />
Sprachrausch, der unterhält und<br />
Haltung beweist. Lesen! köma<br />
Ulrike Haidacher:<br />
Die Party<br />
Leykam Verlag, 224 S., € 22,00<br />
Ein Roman, der mit einer Liebeserklärung<br />
von Peter Handke<br />
beginnt, kann kein schlechter<br />
sein. Großartig wird er, wenn<br />
man über die Fabulierlust und<br />
den Witz von Verena Roßbacher<br />
verfügt. Mit beidem begleiten<br />
wir Charly Benz, die mit unverbrüchlichem<br />
Optimismus durchs<br />
Leben strauchelt. Ihr einziger<br />
Beziehungspunkt ist Herr<br />
Schabowski, ein sechzigjähriger<br />
Mann, der ihre Post und Ängste<br />
sortiert. Doch das und einiges<br />
mehr ändert sich, als die beiden<br />
nach Bad Gastein reisen.<br />
Großartig! Robert Renk<br />
Verena Roßbacher:<br />
Mon Chéri und unsere demolierten Seelen<br />
Kiepenheuer&Witsch Verlag,<br />
512 S., € 24,70<br />
Stefan Kutzenberger ist tot, es<br />
lebe Stefan Kutzenberger! Ein<br />
Erzähler führt uns auf einer<br />
über 11.000 Kilometer langen<br />
Reise quer durch Südamerika,<br />
zum Maria-Theresia-Hochhaus<br />
in Wels bis zum Tod des Schriftstellers.<br />
Ein Roman zwischen<br />
wildem Abenteuer, Krimi und<br />
einem Trip durch die Welt der<br />
Literatur. Kilometer Null ist ein<br />
grandioser Abschluss der autofiktionalen<br />
Trilogie (Friedinger<br />
und Jokerman). Die Bände können<br />
unabhängig voneinander<br />
gelesen werden – empfehlenswert<br />
sind alle drei! Boris Schön<br />
Stefan Kutzenberger:<br />
Kilometer Null<br />
Berlin Verlag, 400 S., € 24,70<br />
Dieses Buch gehört in jeden<br />
Liege- und Schlafwagen. Nicht<br />
etwa als Einschlaflektüre (wenn<br />
das auch klappt, umso besser!),<br />
sondern als Erbauungsliteratur<br />
im besten Sinne. Rudiš beschreibt<br />
lustvoll, wie sinnlich<br />
(Aussicht, Geräusche) und<br />
kulinarisch (Speisewagen aller<br />
Länder vereinigt euch bloß<br />
nicht, bleibt individuell anders!)<br />
das Zugfahren ist. Mit Rudiš<br />
will man gerne nur Bahnhof<br />
verstehen, denn Bahnhöfe stehen<br />
am Anfang und am Ende<br />
jeder Reise und das Dazwischen<br />
wird in vollen Zügen genossen.<br />
köma<br />
Jaroslav Rudiš:<br />
Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen<br />
Piper Verlag, 256 S., € 15,50<br />
Jenseitiger und gleichzeitig<br />
gegenwärtiger kann ein Debüt<br />
nicht sein. Ein Roman auf drei<br />
Ebenen: Diesseits, Jenseits und<br />
Zuhause bei Gott. Menschen<br />
gibt’s keine, die Tiere haben<br />
übernommen, aber diesen<br />
Tieren ist nichts Menschliches<br />
fremd und mit Gott sind sie<br />
auf du und du. Ja, Dachs und<br />
Schwein gehen in Gottes Haus<br />
gar aus und ein und nehmen ihn<br />
mit auf einen Trip ins Jenseits.<br />
Coolste Gang ever! Schwein<br />
gefällt’s, Dachs nicht minder,<br />
Reh auch. Tierisches aus der<br />
Schweiz, garantiert anders. köma<br />
<strong>No</strong>emi Somalvico:<br />
Ist hier das Jenseits, fragt Schwein<br />
Voland & Quist Verlag, <strong>14</strong>4 S., € 18,50
© Aleksandra-Pawloff<br />
Antonio Fian ist der Großmeister der<br />
kleinen Formen. Wurstfragen ist bereits<br />
Band VII seiner Dramolette aus den Jahren<br />
20<strong>14</strong> – 2021. Darin geht es immer um alles<br />
rund um Österreich und bei Fian ist das<br />
immer politisch und lustig. Fian kocht Politik<br />
und Alltag ein. Fians Dramolett-Süppchen<br />
ist, was sich Österreich selbst eingebrockt<br />
und auszulöffeln hat. Fian richtet es für uns<br />
an. In kleinen Häppchen, mit manierlichen<br />
Regieanweisungen und wohldosiert. Alle<br />
zwei Wochen, samstags im der Tageszeitung<br />
Der Standard, neben dem Lochgott. Das ist<br />
literarische Geschichtsschreibung für alle.<br />
Unverkennbar und ungeheuer unterhaltsam.<br />
Wurstfragen macht schon als Titel Lust,<br />
und man fragt sich selbst, was wohl damit<br />
gemeint sein könnte. Fragen, die einem egal<br />
sind? Fragen, die zwei Enden haben? Fragen,<br />
die zu stellen man sich trauen muss? Markus<br />
Köhle hat direkt nachgefragt.<br />
Hat sich das Humorverständnis<br />
des Publikums in den letzten Jahren<br />
verändert?<br />
Es sieht so aus. Man muss, insbesondere<br />
wenn es um Sexualität geht, wesentlich vorsichtiger<br />
sein als noch vor ein paar Jahren.<br />
Gibt es Themen, von denen du<br />
die Finger lässt?<br />
Ja. Und über die möchte ich auch nicht<br />
reden.<br />
In deinen Dramoletten namentlich<br />
vorzukommen ist meiner Meinung<br />
nach eine Adelung. War da mal wer<br />
anderer Meinung, das heißt: gab es<br />
mal Klagen?<br />
Keine Klagen, aber bei einem Dramolett<br />
über den Dissertations-Schwindel der Ex-<br />
Ministerin Aschbacher (das ich übrigens<br />
nicht ins Buch aufgenommen habe), wurde<br />
Wann hast du diese zwei tragischen<br />
Kärntner Helden erfunden?<br />
Der Immanuel und sein namenloser Freund<br />
begleiten mich schon seit 2004. Damals<br />
waren sie sechzehn. Sie sind tatsächlich so<br />
etwas wie meine literarischen Kinder, für<br />
die ich mich ein bisschen verantwortlich<br />
fühle.<br />
Sind die Bachvolley-Buddies eine<br />
Art Versicherung, wenn sonst gerade<br />
nichts geht?<br />
Ja, es ist gut zu wissen, dass ich, wann<br />
immer ich will, bei ihnen vorbeischauen<br />
und nachsehen kann, was sie gerade machen.<br />
Wir freuen uns, dass du zum 20er<br />
Jubiläum bei uns vorbei schaust und<br />
gemeinsam mit Christoph Simon eine<br />
Lesung bestreitest. Und wir freuen<br />
uns auch weiterhin auf tagesaktuelle<br />
Dramolette. Vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
Antonio Fian<br />
Österreich ist eine<br />
Extrawurst<br />
Ich betrachte<br />
mich als<br />
literarischen<br />
Chronisten<br />
Antonio Fian 30<br />
Wagner’sche.<br />
Wann hast du dein erstes Dramolett<br />
verfasst, um was ging es?<br />
Das war 1989, zur Zeit des „Heldenplatz“-<br />
Skandals am Burgtheater. „Gerald Grassl<br />
trifft auf dem Graben Thomas Bernhard und<br />
nimmt ihn in Schutz“. Damals waren die<br />
Dramolette noch länger und sind<br />
unregelmäßig in der Wiener Stadtzeitung<br />
FALTER erschienen. Seit 2005 erscheinen<br />
sie im regelmäßig im Standard.<br />
Sind in den Wurstfragen alle<br />
Dramolette der Jahre 20<strong>14</strong>-2021<br />
enthalten?<br />
Nein, bei weitem nicht alle. Ich wähle sehr<br />
genau aus, was mir wert scheint, in einem<br />
Buch aufbewahrt zu werden. Ich betrachte<br />
mich als literarischen Chronisten dieser<br />
unserer Gegenwart. Die Dramolette bilden<br />
als Ganzes ein Großprojekt, das ich „Bilder<br />
des Friedens“ nenne.<br />
Andererseits ist im Buch ein Text,<br />
der es nicht in den Standard geschafft<br />
hat. Warum?<br />
Ja, „Fasten“ war laut Redaktion zu derb,<br />
weil darin das Wort „wixen“ vorkommt.<br />
Der Vorschlag, es durch „onanieren“ zu<br />
ersetzen, wurde abgelehnt, weil der Text<br />
dann, so wurde argumentiert, nicht mehr<br />
authentisch gewesen wäre.<br />
behauptet, ich hätte von der Tagespresse<br />
abgeschrieben, was ich aber nicht getan<br />
habe. Die Idee, die verdrehten Sätze dem<br />
Meister Yoda in den Mund zu legen, war<br />
einfach naheliegend, und auf naheliegende<br />
Ideen kommen eben auch andere.<br />
Hast du im Standard-Forum, das ja<br />
berüchtigt ist, oder an anderer Stelle,<br />
schon mal einen Shitstorm geerntet?<br />
Nicht, dass ich wüsste. Im Standard-Forum<br />
habe ich einige Fans und ein paar überzeugte<br />
Feinde, die mir sehr regelmäßig mitteilen,<br />
ich möge endlich mit dem Schreiben<br />
aufhören. Wenn die sich wochenlang nicht<br />
melden, mache ich mir richtig Sorgen, dass<br />
ihnen etwas zugestoßen sein könnte.<br />
Fans haben auch ganz besonders<br />
zwei deiner Figuren. Zwei ehemalige<br />
Beachvolleyball-Nachwuchsspieler<br />
und jetzige Securitys im Klagenfurter<br />
Strandbad. Da ist im Buch eine<br />
Forderung einer Leserin abgedruckt,<br />
wie die Geschichte weitergehen soll.<br />
Hinter den Figuren verbirgt sich die<br />
tragische Geschichte eines ganzen<br />
Bundeslandes, persönliche Dramen<br />
und große Lebensfragen werden<br />
anschaulich heruntergebrochen<br />
und das alles im Kärntner Dialekt.<br />
Buchtipp:<br />
Antonio Fian:<br />
Wurstfragen<br />
Droschl Verlag,<br />
200 S., € 21,00<br />
Veranstaltungstipp:<br />
20 Jahre Prtosafestival –<br />
EXTRA<br />
Mit Antonio Fian & Christoph<br />
Simon<br />
Moderation: Renk&Köhle<br />
Mi., 13. April 2022, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt: freiWILLIGE Spenden
ISBN 978-3-9033920-4-5<br />
9 783903 392045<br />
Musikalisches Speeddating 2.0<br />
Am <strong>14</strong>.4. ab 19:30 sorgen folgende Künstler*innen<br />
mit für Frühlingsgefühle.<br />
Petra Baldauf<br />
Nachdem das Tiroler Musiklabel „Leash<br />
The Dog Records“ bereits im Oktober 2020<br />
erfolgreich im schönsten Wohnzimmer<br />
Innsbrucks zärtliche Bande zwischen Musiker*innen<br />
und Publikum knüpfen konnte,<br />
steht nun eine Neuauflage dieser Veranstaltung<br />
an.<br />
Bande Musikatella<br />
Eine Tiroler Cross Over Formation rund<br />
um den Saxophonisten Gerhard Hacker<br />
und den Gitarristen Kurt Hofer, die sich<br />
mühelos zwischen Walzer und Swing – Jenischer<br />
Musik und Samba Grooves bewegt.<br />
Petra Baldauf<br />
Die Saxophonistin und Sängerin aus Hall<br />
präsentiert gemeinsam mit ihrem Quartett<br />
das Debüt Album Holding on to you<br />
Eine vielfälltige Produktion, die Aufhorchen<br />
lässt und zeigt, dass Jazz made in<br />
Tirol sich nicht hinter den Vorbildern aus<br />
Übersee verstecken muss.<br />
Schubert meets Grönemeyer<br />
Der Sänger Simon Kräutler und der Gitarrist<br />
Stefan Wolf vereinen auf ihre ganz<br />
eigene Art zwei musikalische Größen.<br />
Klassik trifft Pop und vice versa.<br />
DeniZz<br />
Die Sängerin Denise Beiler stellt gemeinsam<br />
mit Ehemann Mark Maier die<br />
brandneue CD Puzzle vor.<br />
Die in Inzing lebende Sängerin ist schon<br />
seit Jahren stimmgewaltiger Fix-Bestandteil<br />
der Tiroler Musikszene und stellt dies auch<br />
regelmäßig über die Grenzen unter Beweis.<br />
U.a. als erfolreiche Teilnehmerin von<br />
„The Voice of Germany“.<br />
Mark A. Maier<br />
Bass rules, but not only...<br />
Am Bassisten Mark kommt Mensch<br />
hierzulande fast nicht vorbei. Lang ist die<br />
Liste der Bands in denen er seine musikalischen<br />
Beiträge beisteuert.<br />
An diesem Abend wird seine zweite künstlerische<br />
Leidenschaft in den Fokus gestellt:<br />
Das Schreiben.<br />
Er liest aus seinem gerade veröffentlichten<br />
Roman Mila! Ein Hauch von Zimt<br />
Nach den Live Auftritten gibt es ein kulinarisches<br />
„Come Together“, dankenswerterweise<br />
unterstützt von Sardinienprodukte<br />
Innsbruck.<br />
Einem Kennenlernen-Abend der besonderen<br />
Art steht somit nichts im Wege!!<br />
© Michael Putzlocher<br />
© Wolfgang Baldauf<br />
Bande Musikatella<br />
Schubert meets Grönemeyer<br />
Simon Kräutler<br />
DeniZz<br />
Stell dir vor, du machst eine Reise und findest<br />
dabei die Liebe deines Lebens. Ihr seid<br />
füreinander bestimmt und habt gemeinsame<br />
Zukunftspläne. Doch dann kommt alles anders.<br />
Du wachst eines Tages auf und kannst dich an<br />
nichts von alledem erinnern. Nicht an die Reise<br />
und auch nicht an die Person, der du dein Herz<br />
geschenkt hast. Dein Leben ist wieder so, wie<br />
es immer war.<br />
Nur in deinen Träumen erwachen Erinnerungen<br />
und Sehnsüchte, denn Träume vergessen nie.<br />
Aber reichen Träume aus, um alles stehen und<br />
liegen zu lassen und sich auf die Suche nach<br />
jemandem zu machen, den es möglicherweise<br />
gar nicht gibt?<br />
MILA! EIN HAUCH VON ZIMT Mark A. Maier<br />
XXX<br />
€ 13,90<br />
Buchtipp:<br />
© privat<br />
Mark A. Maier:<br />
Mila! Ein Hauch von Zimt<br />
Brinkley Verlag,<br />
252 S., € 13,90<br />
© Simon Kräutler<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Bande Musikatella<br />
32<br />
Wagner’sche.<br />
© privat<br />
leash the dog – Lable Night<br />
Musikalisches Speeddating 2.0<br />
5 Konzerte & 1 Lesung<br />
Moderation: Simon Kräutler<br />
Do., <strong>14</strong>. April 2022, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt: freiWILLIGE Spenden!!!<br />
sardinienprodukte
Durch deine Augen<br />
sehen wir mehr<br />
Diversität ist die wahre<br />
<strong>No</strong>rmalität<br />
Was unter deiner Kleidung ist, sollte völlig egal sein.<br />
Was unter deiner Haut, zwischen dir und dir liegt, zählt.<br />
Je mehr Menschen hinsehen, desto mehr verschiedene<br />
Perspektiven gibt es. Desto mehr<br />
individuelle Wahrnehmungen, Empfindungen,<br />
Gefühle. Euphorische und düstere. Die Perspektiven<br />
der anderen kennenzulernen, kann<br />
einem selbst dabei ganz andere Blickwinkel<br />
eröffnen. So ist das auch mit dem Lesen.<br />
Da geht es uns im Team gleich wie dir, wenn<br />
du mit Menschen über Gelesenes diskutierst,<br />
denn jede*r geht auf eigene Art in ein Buch<br />
hinein und kommt mit eigenen Eindrücken<br />
wieder heraus. Gerade deshalb ist die<br />
Katalog-Entstehungszeit für uns unheimlich<br />
aufregend. Denn da heißt es: Hineinschauen<br />
in neue Texte und gespannt darauf sein,<br />
was du in ihnen siehst.<br />
Buchtipps:<br />
Tatjana Scheel:<br />
Vielleicht habe ich dich nur<br />
erfunden Haymon Verlag,<br />
280 S., € 22,90<br />
Mit unserem neuen Programm schauen wir<br />
aber nicht nur hin, sondern auch zurück,<br />
denn: Es ist unglaubliche 40 Jahre her, dass<br />
das erste Haymon-Buch aus der Druckerpresse<br />
gekommen ist. Länger, als die meisten<br />
Menschen im Haymon-Team überhaupt<br />
existieren. Darauf sind wir, wir müssen es<br />
zugeben, schon ein bisschen stolz. Damit<br />
wir nach vier Jahrzehnten nicht einstauben,<br />
entwickeln wir uns täglich weiter. Lernen<br />
dazu. Stellen Fragen. An dich. An uns.<br />
An die Leser*innen, die täglich in unserer<br />
Verlagsbuchhandlung aus- und eingehen.<br />
An all die neugierigen Menschen da<br />
draußen, die Lust haben, durch Lektüre<br />
Unbekann tes in sich aufzusaugen und in<br />
Yara Nakahanda Monteiro:<br />
Schwerkraft der Tränen<br />
Haymon Verlag,<br />
280 S., € 22,90<br />
© Sheyda Sabetian<br />
Gudrun Lerchbaum:<br />
Das giftige Glück<br />
Haymon Verlag,<br />
272 S., € 19,90<br />
neue Welten zu hüpfen – ob diese nun berührend<br />
schön, beängstigend oder unerträglich<br />
schmerzhaft sind.<br />
Denn das ist es, was Bücher tun: Sie machen<br />
sichtbar. Realitäten, in denen du deine<br />
eigene vielleicht wiederfindest, vielleicht<br />
aber auch ganz im Gegenteil. In denen<br />
du entdeckst, was du bisher nicht einmal<br />
geahnt hast. Ausgrenzung zum Beispiel<br />
hast du vielleicht schon selbst erlebt, oder<br />
du hast erfahren, was es heißt, nicht der<br />
gesellschaftlichen „<strong>No</strong>rm“ zu entsprechen.<br />
Dich darüber geärgert, wie oft vor einschneidenden<br />
Momenten der Geschichte<br />
die Augen verschlossen werden, anstatt<br />
Verantwortung dafür zu übernehmen.<br />
Genau diese hässlichen, genau diese<br />
Bruchstellen aber sind es, an denen es anzusetzen<br />
gilt, um sie zu sehen: die wunderbare<br />
Vielfalt des Lebens in seinen hellen und in<br />
seinen düsteren Tönen, die vielen verschiedenen<br />
Stimmen auf diesem Planeten,<br />
die mit dem, was sie sagen (und damit,<br />
wie sie es sagen!) dein Herz berühren, die<br />
Lebenswelten von Figuren, in denen du<br />
einen Teil von dir erkennst. Wir sind wahnsinnig<br />
glücklich, dass wir all das in unseren<br />
neuen Büchern mit dir teilen dürfen.<br />
Bücher, in denen du so viel entdecken wirst.<br />
Und die deinen Blick auf die Welt, in der<br />
du lebst, verändern werden.<br />
Auf die nächsten 40 Jahre – hoffentlich<br />
mit dir an unserer Seite.<br />
Dein Haymon-Team<br />
Ellen Dunne:<br />
Boom Town Blues<br />
Haymon Verlag,<br />
320 S., € 13,95<br />
Phenix Kühnert will mehr. Mehr Rechte,<br />
mehr Stimmen, mehr Inklusivität. Gesellschaftliche<br />
Konstrukte? Werfen wir am<br />
besten über den Haufen. Dafür kämpft sie.<br />
Und das jeden Tag. Phenix erzählt von<br />
ihrer Kindheit, dem Aufwachsen und ihrem<br />
Leben als trans Frau – in einer Welt, die<br />
aus Stolpersteinen besteht. Mit ihr dürfen<br />
wir in Wartezimmern von Ärzt*innen Platz<br />
nehmen, öffnen einen Pass, der uns nicht entspricht,<br />
spüren einen Anflug dessen, was das<br />
auslösen kann. Wir begleiten sie bei Höhen<br />
und Tiefen, in Sportumkleidekabinen oder<br />
auf Dates in Berlin.<br />
Phenix lässt uns an sich heran, macht sich<br />
verletzlich, ist sanft und entschieden. Und:<br />
Sie zeigt, warum es so wichtig ist, dass wir<br />
Gleichberechtigung gemeinsam groß machen.<br />
Sprache wirkt auf uns ein. Was<br />
glaubst du, inwiefern du selbst davon<br />
beeinflusst wirst – und vor allem: Wie<br />
möchtest du Sprache prägen?<br />
Ich versuche, Prägung von Sprache und der<br />
Gesellschaft allgemein immer mehr abzulegen.<br />
In den letzten Jahren habe ich viele<br />
Strukturen, in denen wir leben, hinterfragt.<br />
Und wenn ich selbst sprachlich etwas weitergeben<br />
kann, dann, dass mit mehr Wissen<br />
und Umsicht inklusive Sprache gar nicht so<br />
schwer ist. Einmal den Horizont erweitert,<br />
kommt es wie von selbst. Meine Erfahrung<br />
ist zudem, dass die Diskussion eigentlich nur<br />
von Gegner*innen aufrechterhalten wird –<br />
denn wer sich offen mit sprachlichem Fortschritt<br />
auseinandersetzt, versteht schnell,<br />
dass diese Thematik keines Aufruhrs bedarf.<br />
Unsere Gesellschaft mag es, alles<br />
einzuteilen – oder anders gesagt:<br />
in Schubladen zu ordnen. Welche<br />
Schubladen möchtest du mal so<br />
richtig aus den Schienen reißen?<br />
Es ist irgendwie auch menschlich, eine Zugehörigkeit<br />
finden zu wollen. Auch ich tu’<br />
dies sicher nach wie vor, egal wie sehr ich<br />
versuche, es nicht zu tun. Die Frage ist, ob<br />
wir es überhaupt irgendwann schaffen, dieses<br />
Schubladendenken abzulegen, und was<br />
das für unsere Gesellschaft bedeuten würde.<br />
Ich glaube, letztendlich ist das Wichtigste<br />
zu verstehen, dass die Wände dieser Schubladen<br />
offen sind. Wir sind Menschen und<br />
nichts zu 100 %, wir entwickeln uns weiter,<br />
wir verändern uns, wir wachsen.<br />
© Lina Tesch<br />
Oft verbiegen wir uns, um<br />
einer Rolle, einer Erwartung zu<br />
entsprechen. Wie schaffst du es,<br />
einfach du zu sein?<br />
Letztendlich war es ein kitschiger Kalenderspruch,<br />
der einiges in mir bewegt hat: Sei die<br />
Version von dir, die du bist, wenn keine*r<br />
hinschaut. Es gab viele Gedanken und Gefühle,<br />
die ich versuchte, in meinen eigenen<br />
vier Wänden zu halten. Aber was bringt<br />
mir das? Ich möchte glücklich sein, das ist<br />
meine Priorität. Und für mich gehört dazu,<br />
mein authentisches Selbst zu leben. Ich hatte<br />
keine Wahl: Vor der Transition sah ich keine<br />
Zukunft für mich. Lieber eine Zukunft mit<br />
Hürden als gar keine.<br />
Phenix Kühnert ist Aktivistin, Model und seit 2018 Host des<br />
Podcast „FREITAGABEND“. Und sie ist trans. Überall,<br />
wo sie die Möglichkeit dazu bekommt, spricht Phenix über<br />
trans* Rechte, das eigene Körpergefühl, Dating, Feminismus<br />
und das Patriarchat.<br />
Buchtipp:<br />
Phenix Kühnert:<br />
Eine Frau ist eine Frau ist eine<br />
Frau<br />
Haymon Verlag,<br />
224 S., € 19,90
© Nina Subin<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Lesung Juan Gabriel Vásquez<br />
zweisprachig, spanisch/deutsch<br />
Moderation: Klaus Zeyringer<br />
Do., 28. April 2022, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt: € 9 / € 7 mit Wagneroder<br />
Ö1-Card<br />
Fiktion ist paradoxerweise<br />
einer<br />
der seltenen Orte,<br />
an dem die Wahrheit<br />
gesagt wird.<br />
Juan Gabriel Vásquez<br />
Dein Werk ist Weltliteratur im<br />
besten Sinne. Ob die Geschichte in<br />
Kolumbien spielt oder anderswo –<br />
sie betrifft die ganze Welt. Wenn in<br />
Die Gestalt der Ruinen der Kennedy-<br />
Mord oder das Attentat gegen Franz<br />
Ferdinand in Sarajevo vorkommt, so<br />
stellst du deine Narration auf eine<br />
globale Ebene.<br />
Mich hat immer die Idee gereizt, dass nichts<br />
an einem einzigen Ort geschieht. Die Idee,<br />
dass ein Ereignis am anderen Ende der Welt<br />
unsere Leben prägen kann, hat mich stets<br />
interessiert. Dies ist mit meiner Faszination<br />
für die Art der Konversation verbunden,<br />
die man in der Fiktion zu haben vermag:<br />
Ich kann bestens verstehen, was (wir sind<br />
ja in Österreich) Pasenow geschieht, trotz<br />
der Distanz und der Jahre, die uns trennen,<br />
da die mysteriöse Sprache der Fiktion das<br />
findet, was uns eint. Seit Die Informanten<br />
[J.G.V.s erster Roman, 2004] wollte ich<br />
immer die geheimen Verbindungen meines<br />
Landes mit der Welt entdecken. Erinnerst<br />
du dich an den Schmetterlings-Effekt?<br />
In meinen Romanen wollte ich diesen<br />
Schmetterling fangen, ihn mit einer Nadel<br />
fixieren und studieren.<br />
Lieder für die Feuersbrunst beginnt<br />
mit dem Satz des Ich-Erzählers, er<br />
könne die Geschichte nur mit dem<br />
Einverständnis der Person erzählen,<br />
von der er sie habe.<br />
Ich interessiere mich sehr für die Rolle des<br />
Zeugen in einer Gesellschaft wie der meinen.<br />
Viele der Geschichten im Erzählband<br />
schildern Ereignisse, die Anderen widerfahren<br />
sind, und setzen einen Erzähler in<br />
Szene, der das Leben von jemand Anderem<br />
entdeckt und der von den Leiden anderer<br />
zeugen will. Diese Strategie versucht, die<br />
Art zu respektieren, wie die Geschichten<br />
mich erreichen: Meine Fiktionen gehen<br />
von einer realen Erfahrung aus, einer Begegnung,<br />
einem Gespräch – die ein Rätsel<br />
oder Geheimnis bergen. Deswegen sind<br />
meine Geschichten oft wie eine Ermittlung<br />
strukturiert.<br />
Wie setzt du die Grenzen zwischen<br />
Fakten und Fiktion?<br />
Ich bemühe mich um zweierlei: Erstens,<br />
dass meine Geschichte etwas zum Vorschein<br />
bringt, das die nackten Fakten nicht erkennen<br />
lassen. Ich verändere oder manipuliere<br />
sie also, damit sie etwas freilegen oder<br />
Juan Gabriel<br />
Vásquez<br />
Deine beiden zuletzt in deutscher<br />
Übersetzung erschienenen Bücher,<br />
der große Roman Die Gestalt der<br />
Ruinen und der Erzählband Lieder<br />
für die Feuersbrunst, verschränken<br />
Privat-Persönliches (d)eines Ich und<br />
Öffentlich-Politisches. Begünstigt<br />
dieses Zusammenspiel, was der Roman<br />
das Interessante an Romanen<br />
nennt: „die Erforschung dieser<br />
anderen Wirklichkeit“?<br />
Dieses Ich, das mir ähnelt, ist meine Art,<br />
die Risiken der Fiktion zu meiden, wenn<br />
ihr Stoff unwahrscheinlich scheint. Die<br />
Gestalt der Ruinen basiert auf einer höchst<br />
seltsamen Erfahrung: den Tag, an dem ein<br />
Mediziner von Bogota die Reste zweier<br />
Opfer der kolumbianischen politischen<br />
Gewalt in meine Hände gelegt hat. Als ich<br />
den Schädel des 19<strong>14</strong> ermordeten Rafael<br />
Uribe Uribe und einen Rückenwirbel des<br />
1948 ermordeten Jorge Eliécer Gaitán in<br />
Händen hatte, wusste ich, dass ich da einen<br />
Roman hielt, dass ihn aber die Erfindung<br />
eines fiktiven Erzählers abschwächen oder<br />
die Leser skeptisch machen würde.<br />
Erkenntnisse bringen, was Fakten, die von<br />
einem Historiker oder Journalisten erzählt<br />
werden, nicht vermitteln könnten. Zweitens<br />
möchte ich immer, dass meine Fiktion ein<br />
Raum ist, in dem die Realität bleiben kann<br />
und wo man sie nicht vergisst.<br />
Das Erzählen ersteht in deinem Werk<br />
meist aus der Historie. Ist eine deiner<br />
frühen Anregungen dafür, dass – wie<br />
du schreibst – ein Gespräch über den<br />
9. April 1948 zum Leben gehört wie<br />
Schach oder Karten zu spielen?<br />
Die Ereignisse des 9. April 1948 haben<br />
das 20. Jahrhundert in Kolumbien in zwei<br />
Teile gespalten und eine Reihe von Ereignissen<br />
ausgelöst, die unser gegenwärtiges<br />
Leben recht direkt betreffen. Der an<br />
diesem Tag verübte Mord an Jorge Eliécer<br />
Gaitán nimmt in der kolumbianischen<br />
Vorstellungswelt die gleiche Stelle ein wie<br />
der Mord an Kennedy für die USA: Es ist<br />
ein ungelöstes Rätsel, ein Schattenort, ein<br />
nationales Trauma. Zudem hat er den Krieg<br />
ausgelöst, den wir uns soeben zu beenden<br />
bemühen. Um diesen Tag zu verstehen,<br />
haben wir Ströme von Tinte geschrieben<br />
und sind noch immer nicht zur Wahrheit<br />
vorgedrungen. Mein Roman versucht,<br />
etwas mehr Licht in diese dunkle Angelegenheit<br />
zu bringen und über seine Last<br />
auf unser Gewissen nachzudenken.<br />
Das wesentliche Moment in deinem<br />
Werk ist der Versuch zu ergründen,<br />
was in einer Vergangenheit, bei einem<br />
entscheidenden Vorfall, geschehen<br />
sein mag. Nun heißt dein letztes Jahr<br />
publizierter (noch nicht auf Deutsch<br />
erschienener) Roman Volver la vista<br />
atrás. Was ist an dem Blick zurück so<br />
ungemein wichtig?<br />
Die Vergangenheit ist ein Ort, der mich<br />
heimsucht, vor allem, da wir ihn nie<br />
definitiv kennen können. So wie wir ihn<br />
auch nur mittels Erzählung zu erkunden<br />
vermögen, mittels der Geschichten, deren<br />
Version davon abhängt, wer sie erzählt und<br />
auf welche Weise. Die unterschiedlichen<br />
Versionen schaffen Spannungen zwischen<br />
den Menschen sowie zwischen den Bürgern<br />
und den Machthabern, da die Kontrolle<br />
darüber, wie die Vergangenheit erzählt wird,<br />
politisch sehr nützlich ist. Ich versuche<br />
Romane zu schreiben, die der offiziellen<br />
Version, die immer von den Machthabern<br />
auf uns gekommen ist, gegenüberstehen.<br />
Ich möchte Orte schaffen, wo einfache Bürger<br />
das Recht wiederfinden können, unsere<br />
Geschichte zu erzählen, die verlogenen oder<br />
deformierten Versionen der Mächtigen zu<br />
unterminieren.<br />
Der letzte Satz in Lieder für die<br />
Feuersbrunst besagt, Bücher seien<br />
„der einzige Trost, den wir haben,<br />
wir Kinder dieses in Brand gesteckten<br />
Landes“. Kann das heute global<br />
gelten?<br />
Die Fiktion ist in der heutigen Gesellschaft<br />
sehr wichtig, da sie paradoxerweise womöglich<br />
einer der seltenen Orte ist, an<br />
dem die Wahrheit gesagt wird. Wir leben<br />
inmitten verzerrter oder verlogener Erzählungen<br />
der „sozialen Medien“, und in<br />
unserer Epoche der Post-Wahrheit scheinen<br />
wir sogar die grundsätzliche Übereinkunft<br />
verloren zu haben, was reell ist. Das<br />
ist furchtbar. Die Fiktion ist ein Ort, an<br />
dem man klarsieht. In unseren Zeiten des<br />
Sektarismus, der identitären Politik wird die<br />
Übung, ernsthaft einen anderen Menschen<br />
zu imaginieren, sehr wichtig. Es ist eine<br />
Impfung gegen den Fanatismus. Ich finde<br />
es nicht übertrieben zu sagen, dass unsere<br />
Welt in Flammen steht. Eine bescheidene<br />
und intime Möglichkeit, dagegen anzugehen,<br />
ist das hingebungsvolle und konstante<br />
Interesse für das Leben Anderer, für<br />
die Geheimnisse und Rätsel dieser Leben.<br />
Das ist das Territorium der Erzählungen<br />
und Romane.<br />
Das Gespräch führte Klaus Zeyringer.
© Thomas Langdon<br />
Sie sind im Frühjahr 2022 gleich mit<br />
zwei Büchern am Start – Mädchen<br />
(Wallstein) und Cranach. A–Z<br />
(Hatje Cantz) – und das nächste<br />
ist wohl schon in Arbeit. Trotzdem<br />
haben Sie Zeit gefunden, zu den<br />
Wochenendgesprächen zu kommen.<br />
Was reizt Sie an dem diesjährigen<br />
Thema Literatur | Bild?<br />
Ich komme gern nach Innsbruck! Ja, einerseits<br />
halte ich es für eine der gegenwärtigen<br />
Herausforderungen, zu den Bildern Worte<br />
zu finden, also die Bilder gewissermaßen<br />
lesen zu lernen. Denn das Internet ist eine<br />
riesige Bildermaschine, sowohl in der Erzeugung,<br />
in der Verbreitung als auch in<br />
der Manipulation des Bildes. Es geht auch<br />
darum, dem Bild, bei aller Attraktion, nicht<br />
auf den Leim zu gehen. Und im künstlerischen<br />
Arbeiten wiederum den Text nicht<br />
als bloße Erklärung des Bildes, und das Bild<br />
nicht als bloße Illustration des Textes zu<br />
verniedlichen.<br />
Ich habe eine Freundin, die Hamburger<br />
Zeichnerin Line Hoven, deren Arbeit – der<br />
Technik und dem Konzept geschuldet –<br />
vom Kontrast aus Schwarz und Weiß lebt.<br />
Teresa<br />
Präauer<br />
Manchmal bestellen Artdirektoren von<br />
Magazinen Bilder bei ihr und fragen dann<br />
ganz unschuldig, ob man sie nicht in Farbe<br />
drucken könne, damit sie ein wenig „fröhlicher“<br />
wirkten. Die meinen das nicht böse,<br />
aber meines Erachtens spricht eine große<br />
Ignoranz aus diesem Umgang mit dem<br />
Medium Bild.<br />
Literatur oder Bild: Was ist direkter,<br />
emotionaler? Und warum?<br />
Beides kann uns anöden, und dann wieder<br />
bis ins Mark treffen, oder?!<br />
Lukas Cranach hat in einem Ihrer<br />
Romane bereits eine Rolle gespielt.<br />
Warum ist gerade er so interessant<br />
für Sie?<br />
Mich interessiert, nicht nur bei Cranach,<br />
sehr oft etwas, das ich als Dazwischen<br />
wahrnehme – zwischen Künstlichkeit und<br />
Natürlichkeit beispielsweise, zwischen<br />
Erfindung und Erfahrung. Cranach porträtierte<br />
die Menschen seiner Umgebung –<br />
und gleichzeitig wirken sie wie nicht von<br />
dieser Welt. Er verwechselt die Kunst nicht<br />
mit der Wirklichkeit.<br />
Ein weiteres wiederkehrendes Thema<br />
scheint mir Kindheit und Herkunft zu<br />
sein, ganz stark in Ihrem Debüt Für<br />
den Herrscher aus Übersee und auch<br />
wieder in Mädchen. Ist Ihre eigene<br />
Geschichte Ihr unerschöpfliches<br />
kreatives Reservoir?<br />
Die Geschichte, die Gegenwart, die erdachte<br />
Zukunft. Das Betrachten der eigenen<br />
Kindheit ermöglicht eben eine Rückschau,<br />
denn das Erlebte ist abgelegt und in<br />
die Ferne gerückt. Im Beschreiben jetzt, als<br />
Erwachsene, kommt ein Stück Lüge dazu,<br />
Erfindung, Fiktion. Das Spiel damit ist<br />
vielleicht dieses Unerschöpfliche, nach dem<br />
Sie fragen. Ich versuche zumindest, mich im<br />
Denken nicht auszuruhen.<br />
Die Erinnerung in Ihren Büchern<br />
wird oft ausgelöst von Fotos;<br />
funktioniert Erinnerung einfach<br />
besser über Bilder?<br />
Die Fotos konservieren etwas, ja, aber sie<br />
schreiben es auch fest und lassen anderes<br />
dadurch in Vergessenheit geraten. Die<br />
nötige Skepsis im Umgang mit der fotografischen<br />
Erinnerung fordert der französische<br />
Philosoph und Kunsthistoriker<br />
Georges Didi-Huberman in seinem Buch<br />
Bilder trotz allem ein, dessen Lektüre mich<br />
vor Jahren sehr beeindruckt hat. Er richtet<br />
den Blick auch auf das, was am Rande, absichtsvoll<br />
oder absichtslos, weggeschnitten<br />
worden ist.<br />
Teresa Präauer, geb. 1979, studierte Germanistik<br />
und bildende Kunst. Im Wallstein Verlag erschienen<br />
die Romane Für den Herrscher aus Übersee, Johnny<br />
und Jean und Oh Schimmi sowie der Großessay Tier<br />
werden, das Geschichtenbuch Das Glück ist eine<br />
Bohne und zuletzt Mädchen.<br />
Dem Bild, bei<br />
aller Attraktion,<br />
nicht auf den<br />
Leim gehen<br />
38<br />
Teresa Präauer 39<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Über die Herausforderung,<br />
zu den<br />
Bildern Worte zu<br />
finden, die nötige<br />
Skepsis im Umgang<br />
mit fotografischer<br />
Erinnerung und<br />
den Spaß an allem<br />
Ranzigen. Ein Gespräch<br />
mit Joe Rabl<br />
In Ihren Büchern geht es immer<br />
wieder um Kunst, ganz besonders in<br />
Johnny und Jean. Und dann gibt es<br />
die wunderschönen Cover, mal ein<br />
Foto, mal ein Bild von Ihnen. Geht<br />
das in Richtung Gesamtkunstwerk?<br />
Text und Bild, alles in einer Hand?<br />
Ich kann nicht Gestaltung und Form<br />
predigen und Trash und Dreck trinken oder<br />
so … Das „Büchermachen“, wie es beim<br />
Schweizer Buchgestalter Jost Hochuli heißt,<br />
ist auch ein Handwerk; Papier, Bindung,<br />
Satz, Grafik und so weiter. Ob ich als Autorin<br />
im Text einen Punkt oder ein Komma<br />
setze, ist eine Frage, die ich mir tatsächlich<br />
stelle. Es geht schon auch darum, den Anspruch<br />
auf Qualität zu erheben – in jedem<br />
möglichen Zusammenhang. Wo ich auf die<br />
Gestaltung Einfluss nehmen kann, mache<br />
ich das.<br />
Und gleichzeitig habe ich einen großen<br />
Spaß mit allem, was ranzig ist, mit schlechten<br />
TV-Serien und kitschigen Pärchenfotos<br />
in der Auslage eines Porträtfotografen.<br />
Meine Texte handeln von beidem.<br />
Buchtipp:<br />
Teresa Präauer:<br />
Mädchen<br />
Wallstein Verlag,<br />
80 S., € 16,50<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Teresa Präauer liest im Rahmen<br />
der 44. Innsbrucker Wochenendgespräche<br />
die vom 5.–7. Mai<br />
stattfinden. Programm siehe<br />
nächste Seite.
44. Innsbrucker Wochenendgespräche:<br />
05. bis 07. Mai 2022<br />
Bilder, Texte – Textbilder, Bildtexte, egal, es gibt was<br />
zu hören & zu sehen!<br />
Nicht nur Literatur<br />
Auch Fachbücher werden bei uns präsentiert.<br />
Von Helena Töchterle<br />
Do., 05. Mai, 20 Uhr<br />
Lesung mit Allen: ORF Tirol Studio 3, Rennweg <strong>14</strong><br />
Moderation: Birgit Holzner und Joe Rabl<br />
Fr., 06. Mai, ab 10 Uhr<br />
Gespräche im Ensembleproberaum des Tiroler Landestheaters<br />
(Eingang Sowi-Durchgang, neben dem Abo-Büro)<br />
10:00 – 12:00 Uhr: Line Hoven, Hanno Millesi, Teresa Präauer<br />
15:00 – 17:00 Uhr: Arno Dejaco, Wilfried Schatz,<br />
Matthias Schönweger<br />
Moderation der Gespräche: Erika Wimmer Mazohl<br />
Sa., 07. Mai, ab 10 Uhr<br />
Gespräche im Ensembleproberaum des Tiroler Landestheaters<br />
(Eingang Sowi-Durchgang, neben dem Abo-Büro)<br />
10:00 – 12:00 Uhr: Barbara Frischmuth, Arno Gisinger, Tanja<br />
Maljartschuk<br />
15:00 – 17:00 Uhr: Alle Autor*innen<br />
Moderation der Gespräche: Erika Wimmer Mazohl<br />
Mehr Infos unter:<br />
www.wochenendgespraeche.at<br />
„Ut pictura poiesis – Dichtung ist wie<br />
Malerei“, behauptete Horaz.<br />
Das Verhältnis zwischen Poesie und<br />
bildender Kunst ist seither immer wieder<br />
neu ausgelotet worden. Auch die Schriftsteller*innen<br />
des 21. Jahrhunderts berichten<br />
anlässlich ihrer Begegnung mit Kunstwerken<br />
von Offenbarungen und Verstörungen.<br />
Die 44. Innsbrucker Wochenendgespräche<br />
loten das Thema „Literatur und Bild“ aus<br />
und gehen den vielfältigen Verbindungen<br />
und Überschneidungen aus verschiedenen<br />
Perspektiven auf den Grund.<br />
Mit: Arno Dejaco, Barbara Frischmuth,<br />
Arno Gisinger, Line Hoven, Tanja Maljartschuk,<br />
Hanno Millesi, Teresa Präauer,<br />
Wilfried Schatz, Matthias Schönweger und<br />
Erika Wimmer Mazohl.<br />
40<br />
Wagner’sche.<br />
Nachdem in der Wagner‘schen bereits seit<br />
Jahren Buchvorstellungen vor allem im belletristischen<br />
Bereich veranstaltet werden,<br />
ergreifen wir nun die Gelegenheit, diese<br />
Veranstaltungen auch auf den Fachbuch-<br />
Bereich auszudehnen.<br />
Am 26. April 2022 laden wir interessiertes<br />
Publikum dazu ein, der Präsentation von<br />
Manfried Rauchensteiners Unter Beobachtung,<br />
das bereits in der 2. aktualisierten<br />
und erweiterten Auflage erschienen ist, bei<br />
uns in gewohnt entspannter Atmosphäre<br />
beizuwohnen.<br />
Österreich war – und ist – immer wieder<br />
für Aufregungen gut. Das klingt nach einem<br />
Gemeinplatz. Es war der ehemalige tschechische<br />
Außenminister Karel Schwarzenberg,<br />
der das 2016 in die Worte kleidete,<br />
das Land würde „unter Beob achtung“<br />
stehen, und das nicht nur aus einem Anlass<br />
heraus, sondern durchgängig. Manfried<br />
Rauchensteiner hat diese knappe Formulierung<br />
aufgegriffen und zur Grundlage seines<br />
jüngsten, Buchs gemacht. Was 1918 mit der<br />
Gründung der Ersten Republik als Experiment<br />
begann, war 1938 schon wieder gescheitert.<br />
Viele registrierten den „Umbruch“<br />
im In- und Ausland mit Genugtuung. Während<br />
der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs<br />
schien es, als wären die Österreicher<br />
bereit, sich lediglich unterzuordnen und<br />
anzupassen. Doch der Schein trog. Abseits<br />
der Feststellung, sie wären gleichermaßen<br />
an den Kriegshandlungen, an Verfolgungsmaßnahmen<br />
und Gräueln des Regimes<br />
beteiligt, wie die sogenannten Altreichsdeutschen,<br />
bildete sich ein neues Österreich<br />
heraus, das den „Rückbruch“ vorbereitete.<br />
1945 stellten die vier Besat zungsmächte<br />
das Land, dem sie mit der „Moskauer Deklaration“<br />
eine Chance geben wollten, unter<br />
Kuratel, behandelten es aber als Sonderfall.<br />
Erst nach dem Staatsvertrag 1955 bildete<br />
sich so etwas wie ein normaler Staat heraus,<br />
der international allerdings immer wieder<br />
für Aufmerksamkeit sorgte. Das zeigte sich<br />
beim Bruch mit Deutschland sowie der<br />
späteren Wiederannäherung, 1956 während<br />
des Volksaufstands in Ungarn, 1968<br />
bei der Besetzung der Tschechoslowakei,<br />
1986 nach der Wahl Kurt Waldheims zum<br />
österreichischen Bundespräsidenten, 1991<br />
© privat<br />
während des slowenischen Unabhängigkeitskrieges,<br />
2000 nach der Bildung einer<br />
Kleinen Koalition, nach der „Ibiza-Affäre“<br />
2019 und bis in die Jahre der Corona-Krise.<br />
Das Land galt als Problemzone, als Sonderfall,<br />
als Musterschüler und gleich mehrfach<br />
als ein europäischer Partner, dem man ganz<br />
genau auf die Finger schauen müsste. Das<br />
tut die Welt<br />
bis heute.<br />
Manfried Rauchensteiner ist Historiker, Universitätsprofessor<br />
in Wien und lehrte außerdem bis 2021 an<br />
der Diplomatischen Akademie. Er war 1992–2005<br />
Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums in<br />
Wien und anschließend bis 2011 maßgeblich am Aufbau<br />
des Militärgeschichtlichen Museums in Dresden<br />
beteiligt. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter<br />
das Standardwerk „Der Erste Weltkrieg und das<br />
Ende der Habsburgermonarchie 19<strong>14</strong>–1918“. Er lebt<br />
und arbeitet in Wien.<br />
Buchtipp:<br />
Manfried Rauchensteiner:<br />
Unter Beobachtung<br />
2. Auflage, Böhlau Verlag,<br />
686 S., € 36,00<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Buchpräsentation „Unter Beobachtung.<br />
Österreich seit 1918“<br />
Mit Manfred Rauchenstein<br />
Moderation: Helena Töchterle<br />
Di., 26. April 2022, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt frei!
Tiefgründig und<br />
atemberaubend<br />
Beim Literaturfestival am Achensee<br />
sind alle Sinne gefordert<br />
Die achensee.literatour<br />
von 5.– 8. Mai 2022<br />
Spannende Begegnungen mit hochkarätigen<br />
Autorinnen und Autoren<br />
© TVB Achensee<br />
Eröffnet wird der viertägige Literaturreigen<br />
von Michael Köhlmeier und Monika Helfer −<br />
beide in den Anfangsjahren des Festivals<br />
bereits zu Gast − die aus ihren aktuellen Romanen<br />
lesen werden. Köhlmeier präsentiert<br />
sein im Sommer 2021 erschienenes Buch<br />
Matou, in dem der charismatische Erzähler<br />
ein Kater ist, und Helfer ihren brandaktuellen<br />
Roman Löwenherz, der letzte Teil<br />
ihrer Familientrilogie.<br />
Ebenso ein Wiedersehen am Achensee feiert<br />
Jessica Lind, Preisträgerin des achensee.<br />
literatour Aufenthaltsstipendiums aus dem<br />
Jahr 2016, die auf der Erfurter Hütte aus<br />
ihrem Romanerstling Mama lesen wird. Eine<br />
passendere Location hätte es für dieses Buch<br />
wohl kaum geben können, spielt der Roman<br />
doch in einer einsamen Hütte. Auch der<br />
Schirmherr der achensee.literatour, der Tiroler<br />
Erfolgsautor Bernhard Aichner, entführt<br />
mit Brennweite bereits zum dritten Mal in die<br />
Welt des Pressefotografens David Bronski.<br />
Aichner liest erstmalig im historischen<br />
Fischergut in Pertisau, wo die Gäste nicht<br />
nur musikalisch durch den Abend begleitet<br />
werden, sondern auch in Anlehnung an das<br />
Buch mit kulinarischen Köstlichkeiten überrascht<br />
werden.<br />
Das HAYMON achensee.literatour Stipendium<br />
2022 geht an die in Berlin lebende<br />
Osttirolerin Angela Lehner, die aus ihren<br />
Roman 2001 lesen wird. Bereits zum zweiten<br />
Mal wird es auch eine Debütlesung im Seehotel<br />
Einwaller in Pertisau geben: Tatjana<br />
Scheel liest am Samstagnachmittag aus ihrem<br />
Roman Vielleicht habe ich dich nur erfunden.<br />
© Nini Tschavoll / Franz Oss © Ursula Aichner / Laurin Gutwin<br />
Der Samstagabend im traditionellen<br />
Alten Widum in Achenkirch ist dann ebenso<br />
fest in weiblicher Hand, denn dort präsentieren<br />
die Tiroler Autorin Judith Taschler und<br />
die junge Marie Gamillscheg ihre beiden aktuellen<br />
Romane Über Carl reden wir morgen<br />
und Aufruhr der Meerestiere.<br />
Den bereits traditionellen Abschluss am<br />
Sonntagvormittag bildet wieder die Krimiwanderung<br />
am Dien-Mut-Weg in Pertisau.<br />
Der Salzburger Manfred Baumann nimmt<br />
die interessierten Literatur- und Krimifans<br />
dieses Mal auf eine spannende Wanderung<br />
hinauf zur Rodlhütte mit einem eigens für<br />
diese Strecke geschriebenen Kurzkrimi mit.<br />
Moderiert wird die Veranstaltung einmal<br />
mehr von Theodora Bauer, selbst Autorin<br />
und ehemalige Stipendiatin.<br />
Dem Blick der Besucher*innen fällt die<br />
Entscheidung schwer, verweilt er auf der<br />
türkisblauen Wasseroberfläche oder schweift<br />
er hinauf zu den mächtig thronenden Bergketten,<br />
die den wunderschönen Achensee<br />
einrahmen. Ganz klar: Diese Kulisse zieht in<br />
den Bann und ist deshalb nicht umsonst zur<br />
Bühne für ein Literaturfestival geworden,<br />
das – wie kaum ein anderes – erlesene Nahrung<br />
für Körper, Geist und Seele bietet.<br />
Bereits in der 11. Auflage findet heuer<br />
die achensee.literatour statt. Vom 5. - 8. Mai<br />
2022 geben sich wieder große Namen der<br />
Literaturszene und solche, die auf dem<br />
besten Wege dazu sind, ein Stelldichein an<br />
verschiedenen Plätzen rund um den größten<br />
See Tirols. Seit das Festival aus der Taufe<br />
gehoben wurde, zeichnen sich die Veranstalter*innen<br />
durch ein Gespür dafür aus,<br />
Literatur in vielfältigen Ausprägungen für<br />
ein breites Publikum erlebbar zu machen.<br />
Sowohl die Auswahl der geladenen Autorinnen<br />
und Autoren, die in unterschiedlichen<br />
Genres zu Hause sind, als auch die<br />
verschiedenen Schauplätze rund um den<br />
Achensee, sorgen für die stets spannende<br />
und abwechslungsreiche Dramaturgie dieser<br />
einzigartigen Lesereise, die das Publikum<br />
zu fesseln vermag.<br />
Egal, ob man nur einen Teil des Weges mitgeht<br />
oder ob man sich in mehreren Etappen<br />
guter Literatur und faszinierenden Ausblicken<br />
hingeben möchte, das diesjährige<br />
Programm bietet lesebegeisterten Gästen<br />
wieder eine wohlfeile Auswahl.<br />
Programm und Tickets:<br />
Das genaue Programm mit allen<br />
Beginnzeiten, Örtlichkeiten und Ticketreservierungen<br />
finden Sie auf:<br />
www.achensee-literatour.at.<br />
Buchtipps:<br />
Michael Köhlmeier:<br />
Matou<br />
Hanser Verlag,<br />
960 S., € 35<br />
Monika Helfer:<br />
Löwenherz<br />
Hanser Verlag,<br />
192 S., € 20,60<br />
Bernhard Aichner:<br />
Brennweite<br />
Btb Verlag,<br />
352 S., € 17,50<br />
Marie Gamillscheg:<br />
Aufruhr der Meerestiere<br />
Luchterhand Verlag,<br />
304 S., € 22,70
© Stefan Knittel<br />
Im Buchhandel kennt jeder Rotraut Schöberl,<br />
die, gemeinsam mit ihrem Kollegen<br />
Erwin Riedesser, die erfolgreiche Buchhandlung<br />
Leporello in Wien gegründet hat.<br />
Für alle anderen ist Rotraut Schöberl spätestens<br />
durch ihre wöchentlichen Auftritte als<br />
Buchexpertin bei Café Puls 4 ein Name.<br />
Nun kommt am 22. März nach Mord auf<br />
leisen Pfoten ihre neue mörderische Anthologie<br />
Radieschen von unten – Kriminell gute<br />
Gartenmorde im Residenz Verlag heraus.<br />
Zahlreiche gartenaffine Autorinnen und Autoren<br />
wie Alex Beer, Eva Rossmann, Agatha<br />
Christie und Thomas Raab – um nur einige<br />
Namen zu nennen – versammeln sich hier.<br />
Und so viel ist klar: der Gärtner muss nicht<br />
immer der Mörder sein.<br />
Liebevoll illustriert von Hanna Zeckau<br />
verspricht die Anthologie wunderschönes<br />
Morden im Garten. Branchenkollegin<br />
Bettina Wagner hat Rotraut Schöberl zum<br />
Interview gebeten.<br />
Rotraut<br />
Schöberl<br />
Ich finde, man merkt den Geschichten die<br />
Freude am Kurzkrimi schreiben durchaus<br />
an, das Vergnügen überträgt sich auf<br />
die Lesenden. Ich musste ja auch sehr viel<br />
schmunzeln beim Lesen, manchmal sogar<br />
laut und kräftig loslachen!<br />
Bei vielen Autorinnen und Autoren war<br />
die Idee schon lange vorhanden und konnte<br />
sich nun, dank meiner Anfrage, manifestieren.<br />
Einige erzählten mir, quasi in der Sekunde,<br />
dass sie schon lange eine Geschichte<br />
im Kopf hatten, aber...<br />
Nun ist sie fürs „Radieschen“ festgehalten<br />
:-)<br />
Ich habe dich immer als<br />
Vielleserin wahrgenommen, in<br />
den verschiedensten Genres. Eine<br />
besondere Liebe von dir gilt allerdings<br />
dem Krimi. Kannst Du uns erzählen,<br />
woher sie kommt?<br />
Hmm, interessante Frage! Ein für mich in<br />
meiner Jugend sehr beeindruckendes Lese-<br />
Trick wie du so frisch und fröhlich<br />
um 6.00 morgens aussiehst?<br />
Ich mache das ja schon jahrelang und habe<br />
den Verdacht, dass mein Köper ganz genau<br />
weiß, wann Dienstag ist. Da wacht er einfach<br />
putzmunter um 4h30 auf; mein Geist<br />
folgt ihm eher langsam, und im Studio,<br />
meist um 6h20 on Air, bin ich auch endlich<br />
schlagfertig und versuche meine vier Minuten<br />
gut (und schnell) zu nützen.<br />
Ich träume ja noch immer von einer<br />
Krimiserie auf den Kanaren von<br />
dir, die dann der Diogenes Verlag<br />
rausbringt. Gibt es vielleicht schon<br />
Pläne dazu?<br />
Liebe Bettina, da hast du wirklich etwas<br />
angestoßen: meine Kanarenliebe und mein<br />
Kanarenwissen mit der Krimileidenschaft<br />
zu verkochen! Mein Plan ist in den nächsten<br />
Monaten ein Konzept zu erstellen. Apropos<br />
verkochen: es wäre ohne Rezepte; ich esse<br />
zwar sehr gerne, koche aber nicht leidenschaftlich<br />
(wahrscheinlich sind dann eher<br />
Restauranttipps inkludiert). Ich möchte die<br />
Krimis mit einem Freund schreiben (a la<br />
Fruttero & Lucentini, dies ist ein Hinweis<br />
für die älteren Krimi-Aficionados).<br />
So viel kann ich jetzt schon sagen:<br />
Die ersten Gespräche sind sehr vielversprechend!<br />
Das Alte Testament<br />
war wohl<br />
die erste Krimianthologie<br />
Rotraut Schöberl<br />
44 Wagner’sche.<br />
Dein neues Buch Radieschen von<br />
unten hat einen sehr vielversprechenden<br />
Buchtitel. Wird in deiner<br />
Anthologie ausschließlich im Garten<br />
gemordet?<br />
Nicht nur, auch im und mit „Grünzeug“:<br />
zum Beispiel mit Erbsensuppe, mit Kräutern,<br />
mit Schierling, mit Opuntiendornen<br />
und vieles mehr. Es landen Leichen in den<br />
Dahlien, wunderschöne Rosen sind stumme<br />
Zeugen, Mörder werden durch Rhododendron-Pollen<br />
oder unsachgemäße gärtnerische<br />
Arbeiten überführt. Manchmal braucht<br />
es auch die Hilfe einer Katze wie Handke,<br />
bereits bekannt aus meiner Katzen-Krimi-<br />
Anthologie Mord auf leisen Pfoten. Die grünen<br />
Schauplätze sind sehr verschieden, vom<br />
Botanischen Garten und dem Volksgarten<br />
in Wien, einer burgenländische Dorfidylle<br />
(oder eben nicht) über London bis Sardinien.<br />
Übrigens: bitte nie die Gärtner*innen<br />
unterschätzen, das könnte sich rächen!<br />
War es schwer Autorinnen und<br />
Autoren für dein Projekt zu finden?<br />
Auch diesmal auf wunderbarer Weise überhaupt<br />
nicht: Ich habe eher den Eindruck,<br />
dass alle nicht nur sehr gerne mitmachen,<br />
sondern auch mit viel Spaß am Thema sind.<br />
erlebnis war die Bibel in der Luther Übersetzung.<br />
Das Alte Testament war wohl die<br />
erste Krimianthologie, die ich verschlang<br />
und seit Dostojewskis Verbrechen und Strafe<br />
verteidige ich das Krimi Genre. Auch pflege<br />
ich damit meinen Hang zur Gerechtigkeit,<br />
die, literarisch betrachtet, nicht immer die<br />
legale ist... von meinen Radieschenkrimis<br />
will ich eigentlich gar nicht so viel mehr<br />
erzählen ;-)<br />
Hat sich dein Leseverhalten verändert<br />
seitdem du nicht mehr täglich im<br />
Leporello bist?<br />
Nicht wirklich viel, aber ich habe nun mehr<br />
Zeit hellwach und meist ohne Zeitlimit zu<br />
lesen, eben nicht nur kurz vorm Schlafen,<br />
und ich lese nun nur mehr aus Neugierde,<br />
nicht weil ich es vielleicht „sollte“.<br />
Das heißt aber, dass ich auch mehr<br />
Zeit habe, Bücher zu entdecken und damit<br />
wächst mein SuB (Stapel ungelesener Bücher)<br />
vielleicht doch noch mehr als früher.<br />
Wir sehen dich wöchentlich im<br />
Fernsehen zu einer Zeit, wo ich<br />
mich im Bett meist noch mal kurz<br />
umdrehe. Verrätst du mir deinen<br />
Buchtipp:<br />
Rotraut Schöberl (Hrsg.):<br />
Radieschen von unten<br />
Residenz Verlag,<br />
260 S., € 22,00<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Buchpräsentation mit Musik<br />
Mit Rotraut Schöberl & Peter<br />
Zirbs<br />
Moderation: Robert Renk<br />
Di., 10. Mai 2022, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit<br />
Wagner- oder Ö1-Card
© XXX<br />
Das neue literarische<br />
HausQuartett ...<br />
Die Wagner’sche Buchhandlung kleidet ein altes Format<br />
der Buchempfehlung neu ein. Von Robert Renk<br />
Man kennt es: Vier Personen sitzen sich<br />
gegenüber und sprechen über vier Bücher.<br />
Manchmal freundlich, manchmal lassen sie<br />
sich kaum ausreden. Manchmal geht es um<br />
Bücher, manchmal um persönliche Eitelkeiten.<br />
Stimmung kann aufkommen, muss<br />
aber nicht.<br />
Mir geht es<br />
darum aus anderen<br />
Welten<br />
etwas in meine<br />
Welt zu übersetzen.<br />
Evelyn Unterfrauner<br />
46 Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Bei uns ist Stimmung garantiert, es gibt tolle<br />
Gäste und es gibt immer Livemusic! Viermal<br />
im Jahr wird es dieses neue Format des<br />
literarischen HausQuartetts geben. Moderiert<br />
von Evelyn Unterfrauner und Robert<br />
Renk (die sich noch aus der Zeit kennen, als<br />
Evelyn Unterfrauner ihre Büchersendung<br />
für Tirol TV machte). Als Gäste konnten<br />
gewonnen werden:<br />
Michaela Posch, Grafikerin (u.a. QUART),<br />
Schauspielerin (u.a. Haller Theaterhaufen)<br />
und einigen bekannt durch das wunderbare<br />
Quartett, das es im Stromboli gab.<br />
Und Rotraut Schöberl, Buchhändlerin<br />
der Nation, die jeden Dienstagmorgen im<br />
Cafe-Puls, dem österreichischen Frühstückfernsehen,<br />
mit Büchertipps glänzt.<br />
Im Jahre 1994 eröffneten Rotraut Schöberl<br />
und Erwin Riedesser das Leporello, um<br />
ihren Traum von einer Buchhandlung<br />
zu verwirklichen. Bei Residenz erschien<br />
soeben die von ihr herausgegebene Krimianthologie:<br />
Radieschen von unten<br />
(Residenz Verlag).<br />
Als musikalischen Gastact begrüßen wir<br />
Gary Laowai & Friends: Singer Songwriting<br />
trifft Chinesische Texte. Der in Innsbruck<br />
lebende Gerhard Staudinger aka GaryLaowai<br />
schafft den Spagat zwischen westlicher Musik<br />
im Stile des Great American Songbooks mit<br />
chinesischen Texten so mühelos, wie kaum<br />
ein anderer. Während seiner Studien in<br />
China lernte er Land & Leute lieben und<br />
erzählt in seinen Liedern Geschichten aus<br />
dem Land der Mitte.<br />
Ein konzertantes Buchbesprechungserlebnis<br />
im schönsten Wohnzimmer der Stadt. Platzkarten<br />
werden an der Kassa der Wagner’-<br />
schen ausgegeben.<br />
47<br />
© Alexander Kofler / Gerhard Staudinger © Pamela Rußmann / Thomas Schrott<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Literarisches HausQuartett<br />
mit Rotraut Schöberl, Michaela<br />
Posch und Gary Laowai &<br />
Friends; Moderation: Evelyn<br />
Unterfrauner & Robert Renk<br />
Mi., 11. Mai 2022, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt: FreiWillige Spenden,<br />
Platzkarten!
© Lukas Beck/Suhrkamp Verlag<br />
Buchtipp:<br />
Doron Rabinovici:<br />
Die Einstellung<br />
Suhrkamp Verlag,<br />
224 S., € 25,30<br />
fasziniert hat<br />
mich dieser<br />
Mahlstrom an<br />
Begeisterung für<br />
den Populismus<br />
48<br />
Doron Rabinovici<br />
Wagner’sche.<br />
Doron Rabinovici hat einen hochaktuellen<br />
Roman geschrieben, der den komplexen<br />
Verflechtungen zwischen Medien und Politik<br />
sensibel und hellsichtig nachspürt. Im Gespräch<br />
mit Mascha Dabić spricht er über<br />
die Fallstricke des Fotojournalismus und die<br />
rechtspopulistische Herausforderung an die<br />
Demokratie.<br />
Mascha Dabić: Eine Kamera ist<br />
ein Mittel zur Distanzierung von<br />
der Wirklichkeit und zugleich ein<br />
Instrument, um die Welt in einer<br />
hoffentlich richtigen Einstellung<br />
zu erfassen, wie es auch der Titel<br />
vorwegnimmt. August Becker ist so<br />
sehr damit beschäftigt, seinen Blick<br />
durch die Linse zu schärfen, dass<br />
er dabei sogar die Homosexualität<br />
seines Sohnes übersieht. Indem er<br />
den Populisten Ulli Popp fotografiert<br />
und ihm damit unfreiwillig zu<br />
mehr Popularität verhilft, handelt<br />
er sich auch den Vorwurf ein,<br />
„Erfüllunsgehilfe eines Demagogen“<br />
Von der Wirklichkeit<br />
überholt<br />
dieser Mahlstrom an Begeisterung für den<br />
Populismus, der immer mehr Menschen erfasst.<br />
Wo Menschen, bei denen man es nicht<br />
vermuten würde, erfolgreiche, weltläufige<br />
Geschäftsleute, einem plötzlich erzählen,<br />
Russland braucht einen starken Mann, und<br />
irgendwie gefällt ihnen Trump auch, weil er<br />
mit dieser Political Correctness aufräumt,<br />
und es brauche jemanden wie Netanyahu,<br />
um gegen Feinde aufzumarschieren, und<br />
das geht dann runter bis zu Orban und<br />
Kurz und so weiter.<br />
Doron<br />
Rabinovici<br />
zu sein. Wie kommt es, dass du<br />
einen Fotografen ins Zentrum<br />
deines Romans gestellt hast?<br />
Die Idee zum Buch entstand 2017 bei<br />
einem Fototermin. Inspiriert wurde ich<br />
durch reale Begebenheiten und Menschen.<br />
Und ich habe mir Anregungen<br />
bei erfahrenen Pressefotografen geholt.<br />
Der Fotograf, der als Inspiration für<br />
die Figur des August Becker diente, ist<br />
nicht mit allzu großer Selbstsicherheit<br />
ausgestattet, seine Sicherheit liegt in<br />
der Kamera. Er glaubt an die Wiedergabe<br />
der Wirklichkeit, weiß aber, dass es<br />
darauf ankommt, diese Wirklichkeit mit<br />
der richtigen Einstellung abzubilden – es<br />
gibt ja verschiedene Interpretationen.<br />
Er glaubt an die Wirklichkeit als Tatsache<br />
und das treibt ihn an. Das war<br />
die eine Gestalt, die mich fasziniert hat.<br />
Aber noch viel mehr fasziniert hat mich<br />
Wie sehr haben dich die realen<br />
politischen Ereignisse in Österreich<br />
inspiriert?<br />
Als ich das Buch begonnen habe, war vieles<br />
noch nicht passiert, was sich im Nachhinein<br />
als wahr herausgestellt hatte. Doch<br />
im Nachhinein überholte die Wirklichkeit<br />
auch schon wieder das Geschriebene. Diese<br />
ganze Inseratenaffäre, das glaubte einem<br />
ja niemand in Deutschland. Es war immer<br />
wieder notwendig, dass Österreich so geschildert<br />
wird, wie es ist, in seiner Besonderheit.<br />
Lange war Österreich ein Einzelfall,<br />
eine Form von Quarantänestation für die<br />
sonstigen westlichen Demokratien, wo<br />
man die Vergangenheit nicht aufgearbeitet<br />
hatte und der rassistische Populismus<br />
fröhliche Urstände feierte. Aber hier ist es<br />
jetzt anders. Nun haben wir die Situation,<br />
dass Österreich nur Avantgarde war, für<br />
eine Entwicklung, die international Bahn<br />
bricht. Und diese Krise der Demokratie ist<br />
eben etwas, das überall... na, nicht überall,<br />
aber in vielen Staaten seine Wirkung zeigt.<br />
Wobei Ulli Popp nicht Kurz ist.<br />
Sondern? Wer ist Ulli Popp?<br />
Ulli Popp ist ja klüger als Strache, reflektierter<br />
als Kurz und offener als Kickl. Und wäre<br />
er das nicht, wäre es viel schwerer, mit ihm<br />
zu reden. Das heißt, er ist auch eine Person,<br />
die sich selbst klarer präsentiert. Gleichzeitig<br />
ist er ein Prototyp, weil er genug sexistisch,<br />
genug rassistisch und genug zynisch<br />
ist, um zu zeigen, dass er das Programm<br />
seiner selbst ist. Aber das ist keine ideologiefreie<br />
Situation, denn das Programm seiner<br />
selbst zu sein, bedeutet, dass man bereits<br />
eine Position zur Macht eingenommen hat,<br />
die sehr gut zur Führerideologie passt.<br />
Das dialektische Verhältnis zwischen<br />
Medien und Politik beruht auf<br />
der Idee, die Medien könnten als<br />
vierte Gewalt im Staat durch Kritik<br />
und das Ideal der Objektivität<br />
Kontrolle auf die Politik ausüben.<br />
Welche Möglichkeiten hat die<br />
Literatur, auf die Politik zu schauen,<br />
beziehungsweise auf die Dynamik<br />
zwischen Medien und Politik?<br />
Der Journalismus gibt ja nicht jedem<br />
Raum. Die sogenannte bürgerliche freie<br />
Presse ist schon eine privilegierte Position.<br />
Und Medien können nur erscheinen, wenn<br />
ein Financier, wenn finanzielle Interessen<br />
dahinter stehen. Bei der Literatur ist es<br />
anders schon allein, weil ich auch einen<br />
Roman schreiben kann, ohne dass ich dafür<br />
bezahlt werde. Das Nächste ist, die Literatur<br />
beschäftigt sich mit der Sprache, sie<br />
geht in die Sprache hinein. Sie verwendet<br />
die Sprache nicht bloß als Handwerk. Das<br />
ist ein wichtiger Punkt. Wenn ich meinen<br />
Freund Robert Misik Anfang der 90er Jahre<br />
in Berlin besuchte und er sagte in der Früh,<br />
du, schreiben wir jetzt, was wir zu schreiben<br />
haben, und nachher gehen wir frühstücken,<br />
dann kam er irgendwann daher, du, mein<br />
Artikel ist fertig, gehen wir. Ich aber hatte<br />
gerade erst einen einzigen Satz geschrieben.<br />
Das Ringen um die Sprache gehört zu dem<br />
Schriftstellerischen dazu, und sei es nur als<br />
Inszenierung. Und das ist beim Journalismus<br />
nicht gefragt.<br />
Im Journalismus muss es schnell<br />
gehen?<br />
Es geht nicht nur um die Schnelligkeit, es<br />
geht auch darum, dass ich als Schriftsteller<br />
im Unterschied zum Journalisten nicht<br />
versuche, die Wirklichkeit abzubilden.<br />
Der Journalismus bleibt da unweigerlich<br />
gefangen, weil er sich einem Objektivitätskriterium<br />
unterwerfen muss, und wenn er<br />
es nicht tut, wird ihm von den Kollegen<br />
mitgeteilt, das es kein Journalismus mehr<br />
ist, sondern Engagement, Aktivismus.<br />
Als Schriftsteller habe ich keine Person<br />
vor Augen, die ich abzubilden versuche,<br />
sondern ich entwerfe eine Person, die ein<br />
Prototyp ist, und die für mehr stehen kann.<br />
Und auf diese Weise macht sie auch mehr<br />
klar. Beim Buch kann ich viele Schritte<br />
zurückgehen und Distanz gewinnen, und<br />
erst dadurch der Wahrheit näher kommen,<br />
indem ich mich von der Wirklichkeit entferne.<br />
Buchpräsentation:<br />
Doron Rabinovici „Einstellung“<br />
Moderation: Rotraut Schöberl<br />
Do., 12. Mai 2022, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit<br />
Wagner- oder Ö1-Card
Genau hinsehen, was geschieht<br />
Vom 13. bis 15. Mai wird Innsbruck zu einem offenen<br />
Forum für Debatten, Lesungen, Dok-Filme, Audio-Features,<br />
Fotoreportagen und Comics.<br />
Frauen über das Frausein<br />
Journalistin Barbara Bachmann und Fotografin<br />
Franziska Gilli reflektieren in ihrem ersten gemeinsamen<br />
Buch das Frauenbild in Italien. Von Gerlinde Tamerl<br />
13. | <strong>14</strong>. | 15. Mai 2022<br />
Farahnaz Forotan, Foto © privat<br />
Das Journalismusfest Innsbruck ist ein<br />
Begegnungsort, ein Ort der Debatte, des<br />
kulturellen Austauschs. Journalistinnen und<br />
Journalisten aus der ganzen Welt kommen<br />
mit ihrer spezifischen Expertise zu Wort.<br />
Sie diskutieren mit Wissenschaftler*innen,<br />
NGO-Vertreter*innen und anderen Expert*innen<br />
zu aktuell drängenden Fragestellungen,<br />
sie alle kommen mit dem Publikum<br />
ins Gespräch. Bei Buchvorstellungen<br />
und Lesungen erzählen Reporterinnen und<br />
Reporter von ihren Erfahrungen, geben<br />
Einblicke in ihre Arbeit. Ausstellungen mit<br />
Fotoreportagen und Comics, dokumentarische<br />
Filme und Audiofeatures werden<br />
präsentiert.<br />
„Genau hinsehen, was geschieht.“ Unter<br />
diesem Motto steht das „Journalismusfest –<br />
Genau hinsehen,<br />
was geschieht.<br />
Ilse Aichinger<br />
Olga Shparaga, Foto © Violetta Savchits<br />
Gerald Knaus, Foto © Francesco Scarpa<br />
Internationale Tage der Information“, das<br />
von Journalist Benedikt Sauer und Markus<br />
Schennach (ehem. Geschäftsführer Freies<br />
Radio Innsbruck) ins Leben gerufen wurde.<br />
In kürzester Zeit haben die beiden ein hochkarätiges<br />
wie internationales Programm<br />
zusammengestellt, das einmal mehr die Bedeutung<br />
von kritischem Qualitäts-Journalismus<br />
unterstreichen will. Die meisten<br />
Veranstaltungen sind frei zugänglich und<br />
bieten ein breites Themenspektrum an.<br />
„My red line is my pen“, notierte die<br />
afghanische Journalistin Farahnaz Forotan.<br />
Der Schreibstift, der auch im Logo des Festivals<br />
zu sehen ist, stehe für „die Freiheit,<br />
mich ausdrücken zu können. Ich bin Journalistin<br />
und will es auch bleiben“. Forotan<br />
hat für afghanische TV-Sender gearbeitet<br />
© Journalismusfest<br />
bis ihr im Herbst 2020 geheimdienstlich<br />
geraten wurde, ihr Land zu verlassen. Die<br />
Gründerin der Kampagne „MyRedLine“<br />
kommt aus den USA nach Innsbruck und<br />
diskutiert u.a. mit Monika Hauser von der<br />
Frauenrechte-NGO medica mondiale.<br />
Erwartet wird auch der im Exil lebende<br />
türkische Journalist, Blogger und European<br />
Press-Preisträger Yavuz Baydar, er ist u.a.<br />
auch Mitbegründer von P 24, einer unabhängigen<br />
Medienplattform in Istanbul.<br />
Diskutiert wird zudem über die Situation in<br />
Belarus nach der unterdrückten Revolution.<br />
Die Ausstellung „Belarus lebt!“ zeigt den<br />
Mut der Demokratiebewegung. Die Philosophin<br />
Olga Shparaga wird mit der belarussischen<br />
Journalistin Ljubow Kasparowitsch<br />
diskutieren, beide mussten ebenfalls ihr<br />
Land verlassen. Unterstützung bieten soll<br />
ein weltweiter Schutzschirm für verfolgte<br />
Journalist*innen, den die deutsche Regierung<br />
auf den Weg bringen will: Auch dies<br />
wird Thema sein beim Journalismusfest –<br />
Internationale Tage der Information.<br />
Im Dom sind zudem beeindruckende<br />
Fotos des preisgekrönten Fotojournalisten<br />
Gideon Mendel über die Folgen der Klimakrise<br />
mit dem Titel Ertrinkende Welt zu<br />
sehen und im Taxispalais werden die beliebten<br />
Comics von Le Monde Diplomatique<br />
ausgestellt.<br />
Das Festival wird veranstaltet in Partnerschaft<br />
mit der ZEIT, der Süddeutschen<br />
Zeitung, der taz, Le Monde Diplomatique,<br />
Christ & Welt, Standard, Falter, Radio Ö1,<br />
Reportagen/Bern und Internazionale/Roma<br />
sowie dem ORF-Tirol, der Tiroler Tageszeitung,<br />
der APA, der Universität Innsbruck<br />
und auch der Wagner’schen Buchhandlung.<br />
Mehr Programminfos:<br />
www. journalismusfest.org<br />
Twitter: journalismusIBK<br />
Instagram: journalismusfest<br />
Farahnaz Forotan war eine der ersten Reporterinnen<br />
und TV-Moderatorinnen in Afghanistan. Sie kommt<br />
aus dem Exil in den USA nach Innsbruck.<br />
Die belarussische Philosophin Olga Shparaga („Die<br />
Revolution hat ein weibliches Gesicht“, Suhrkamp)<br />
spricht mit Journalist*innen aus Belarus über die<br />
Demokratiebewegung.<br />
Der Soziologe und Fluchtexperte Gerald Knaus<br />
diskutiert mit der Journalistin Annalisa Camilli<br />
aus Rom und Bischof Glettler über die Folgen der<br />
EU-Fluchtpolitik.<br />
Sie schreiben über das Leben<br />
italienischer Frauen. Warum liegt Ihr<br />
Fokus gerade auf diesem Land?<br />
Wir hätten uns auch mit anderen Gesellschaften<br />
beschäftigen können. Nicht nur in<br />
Italien ist das Frauenbild stereotyp geprägt,<br />
auch Länder wie Österreich oder Deutschland<br />
sind von einer vollständigen Gleichberechtigung<br />
immer noch entfernt. Nur<br />
empfinden wir die Situation in der italienischen<br />
Gesellschaft als noch deutlicher, die<br />
Strukturen starrer.<br />
Sie schildern, dass es auch im<br />
„Land der Kavaliere“ ausgeprägte<br />
Gewalt gegen Frauen gibt. Wodurch<br />
unterscheidet sich Italien von anderen<br />
Ländern?<br />
Es gibt dort ein unglaublich rückständiges<br />
und sexistisches Frauenbild im privaten<br />
wie auch im öffentlichen Fernsehen ohne<br />
Alternativen in der Hauptsendezeit. Die<br />
Nähe zum Vatikan und der Einfluss der<br />
katholischen Kirche dürfen auch nicht<br />
unterschätzt werden. Gleichzeitig ist in Italien<br />
vor ein paar Jahren aber auch eine der<br />
lautesten feministischen Bewegungen Europas<br />
entstanden: „<strong>No</strong>n una di meno.“ Dieses<br />
Spannungsverhältnis hat uns interessiert.<br />
Gibt es sie noch, die italienische<br />
Mamma, die den ganzen Tag am<br />
Herd steht?<br />
Es gibt vor allem viele Klischees über die<br />
Mutterrolle und das Frausein im Allgemeinen.<br />
Wir haben versucht, die „echten“<br />
Frauen zu finden, die unter dem Druck der<br />
beiden Stereotypen – Hure und Heilige –<br />
leben. In einem Kapitel porträtieren wir 12<br />
unterschiedliche Frauen, von der 18jährigen<br />
Miss-Anwärterin bis zur 99 Jahre alten<br />
Großmutter und Bäuerin. Sie erzählten uns<br />
von ihren Wünschen, Sorgen und ihrem<br />
Verständnis von Weiblichkeit.<br />
Sie schreiben, dass Sie den Menschen<br />
die Angst vor dem Feminismus<br />
nehmen wollen. Wenn es sie gibt,<br />
woher kommt sie?<br />
Feminismus ist nicht nur in der italienischen<br />
Gesellschaft ein sehr missverstandener<br />
Begriff. Die Ursachen dafür sind vielfältig:<br />
Die Rolle der Frau in den Medien, in der<br />
katholischen Kirche, im Patriarchat. Frauen<br />
wird nach wie vor das Gefühl vermittelt,<br />
© Mirja Kofler<br />
eine Minderheit zu sein. Statt Solidarität<br />
dominiert ein Konkurrenzdenken. Feministinnen<br />
werden manchmal gleichgesetzt<br />
mit „Männerhasserinnen“, wie uns etwa ein<br />
Pornodarstellerin aus Turin in einem Interview<br />
bestätigte.<br />
Welchen Wandel erhoffen Sie sich<br />
mit der Publikation dieses Buches?<br />
Im besten Fall denselben, den wir selbst<br />
während dieser Recherche durchgemacht<br />
haben. Durch die Arbeit an dem Buch<br />
wurden uns die treibenden Kräfte, die das<br />
bestehende Frauenbild aufrechterhalten,<br />
bewusster. Wir haben den Blick geschärft<br />
und Verhaltensweisen hinterfragt – auch<br />
eigene. Wir sind sensibler geworden. Es<br />
wäre schön, wenn das Buch bei unserer<br />
Leserschaft etwas bewegt und wir mehr im<br />
Dialog über die Themen sind, die wir im<br />
Buch ansprechen.<br />
Barbara Bachmann, geb. 1985 in Bruneck, ist freie<br />
Reporterin. Ihre Reportagen wurden mehrfach ausgezeichnet,<br />
etwa mit dem Axel-Springer-Preis.<br />
Franziska Gilli, geb. 1987 in Bozen, zeigt ihre Fotoarbeiten<br />
bei internationalen Festivals, u.a. beim<br />
Copenhagen Photo Festival. Beide Autorinnen<br />
arbeiten auch für die „Süddeutsche Zeitung“, „Der<br />
Spiegel“ und „Die Zeit“.<br />
Buchtipp:<br />
Barbara Bachmann,<br />
Franziska Gilli:<br />
Hure oder Heilige. Frau sein in<br />
Italien<br />
Edition Raetia Verlag,<br />
224 S., € 27,50<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Journalismusfest Innsbruck<br />
13. bis 15. Mai 2022<br />
Hure oder Heilige – Frau sein in<br />
Italien, Diskussion mit Barbara<br />
Bachmann und Franziska Gilli<br />
Fr., 13. Mai 2022, 19:30 Uhr<br />
Moderation: Gerlinde Tamerl<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt frei!
© XXX<br />
Für Christoph W. Bauer spielt Musik eine<br />
wesentliche Rolle in seinem literarischen<br />
Schaffen. Bereits während des Schreibens<br />
fließt sie in seine Literatur mit ein.<br />
Eine Auswahl vertonter Gedichte wird<br />
nun im Rahmen der Veranstaltungsreihe<br />
klang_sprachen beim W:ORTE Lyrikfestival<br />
Innsbruck zu hören sein. Der Autor im Gespräch<br />
mit Evelyn Bubich.<br />
Lyrik und Musik stehen in einem<br />
engen Naheverhältnis zueinander.<br />
Siehst du in deinem lyrischen<br />
Schaffen die inhaltliche oder die<br />
rhythmische Dimension für dich im<br />
Vordergrund?<br />
Jeder Text von mir hat einen musikalischen<br />
Begleiter. Das kann ein Lied sein, eine<br />
Sonate, ein Streichquartett. Und ganz unabhängig<br />
vom Genre ist die rhythmische<br />
Dimension für mein Schreiben von großer<br />
Bedeutung. <strong>No</strong>ch bevor ich mit einem Gedicht<br />
oder einer Erzählung beginne, suche<br />
ich nach einem Rhythmus, der meine Worte<br />
trägt, um es so auszudrücken. Dichtung ist –<br />
für mich – immer auch Rhythmus.<br />
Lyrik bedient am Literaturmarkt<br />
noch immer eine Nische. Glaubst du,<br />
dass die Verschränkung von Lyrik<br />
und Musik dazu beiträgt, mehr Leute<br />
für Lyrik zu begeistern?<br />
Na ja, es kommt ein bisschen auf die Art<br />
der Lyrik bzw. der Musik an. Ein hermetisches<br />
Gedicht in atonaler Vertonung – ich<br />
weiß nicht, ob damit mehr Menschen für<br />
Lyrik zu begeistern sind. Mittlerweile gibt<br />
es eben mehr Lyrikerinnen und Lyriker als<br />
Leserinnen und Leser von Gedichten. Und<br />
was den Literaturmarkt angeht, der interessiert<br />
mich nicht wirklich. Lyrik ist für<br />
mich der Ursprung aller Poesie. Abgesehen<br />
davon: Um wie vieles ärmer wäre besagter<br />
Markt denn ohne Nischen?<br />
In deinem neuen Gedichtband an den<br />
hunden erkennst du die zeiten greifst<br />
du u.a. das Thema des unablässigen<br />
Einholens der Zeit auf – als „Gebell<br />
der Vergangenheit“. Wie würdest du<br />
deinen persönlichen Umgang mit der<br />
Zeit beschreiben?<br />
Oft bevölkern literarische Vorbilder<br />
deine Texte, wie der römische<br />
Dichter Catull oder François Villon.<br />
Wer bzw. was wird einem diesmal<br />
begegnen?<br />
Die literarischen Vorbilder nenne ich<br />
Wahlverwandte. Ich versuche, mit ihnen<br />
ins Gespräch zu kommen. Auch im neuen<br />
Lyrikband. Und vielleicht möchte die eine<br />
oder der andere das Buch ja lesen, um<br />
herauszufinden, wer dort in den Gedichten<br />
auftaucht.<br />
Besucht man deine Website, stößt<br />
man auf eine Art literarisches<br />
Motto: poetry is a punkrocker –<br />
auch der Titel eines deiner älteren<br />
Kooperationsprojekte. Inwiefern<br />
beeinflusst dieser Leitsatz deine<br />
eigene Poesie?<br />
Er beeinflusst nicht nur meine Poesie, er<br />
beeinflusst mein Leben. Einmal Tote Hose,<br />
immer Tote Hose, so könnte ich es auch<br />
sagen. Wobei ich im neuen Band auch von<br />
Schubert spreche und dessen anarchischen<br />
Akkorden. Und mehr verrate ich jetzt<br />
nicht.<br />
Christoph W.<br />
Bauer<br />
Christoph W. Bauer, geboren 1968 in Kärnten,<br />
aufgewachsen in Tirol. Verfasst Lyrik, Prosa,<br />
Essays, Hörspiele und Übersetzungen. Zahlreiche<br />
Veröffentlichungen und Auszeichnungen. Zuletzt<br />
erschienen: an den hunden erkennst du die zeiten,<br />
Lyrikband, Haymon Verlag, 2022. Lebt und arbeitet<br />
in Innsbruck.<br />
Ich bin ein<br />
Hund meiner<br />
Zeit.<br />
Christoph W. Bauer<br />
52<br />
Wagner’sche.<br />
Im Rahmen von klang_sprachen*<br />
werden nun wieder Texte von dir<br />
vertont. Nach welchen Kriterien<br />
wurden sie ausgewählt und wie hast<br />
du den Umwandlungsprozess diesmal<br />
erlebt? In welchem Spannungsver hältnis<br />
stehen Lyrik und Komposition –<br />
auch als künstlerisches Experimentierfeld<br />
– für dich?<br />
Nun, die Auswahl der Texte habe ich vorgenommen.<br />
Ich wollte einen Querschnitt<br />
bieten, in dem das Unterwegssein die<br />
entscheidende Rolle spielt. Die Auswahl<br />
reicht von meinem ersten Lyrikband bis<br />
herauf zu meinem jüngsten. Als künstlerisches<br />
Experimentierfeld würde ich das<br />
gar nicht sehen. Es kommen schlicht Musik<br />
und Wort zusammen – und natürlich ist es<br />
immer wieder erstaunlich, welche Einklänge,<br />
Dissonanzen oder Fügungen sich<br />
ergeben. Die Zusammenarbeit hat mir viel<br />
Freude gemacht, sie eröffnet neue Räume,<br />
die ich so – rein auf Textebene – nicht<br />
gesehen habe.<br />
Salopp gesagt: Ich bin ein Hund meiner<br />
Zeit. Ich wittere, streune herum, versuche,<br />
die Zeit in Worte zu fassen. Vergangenheit<br />
ist für mich nichts Abgeschlossenes; Vergangenheit<br />
ist in Gegenwart verstreichende<br />
Zeit. In meiner Arbeit beziehe ich mich oft<br />
auf die Antike, eben aus vorhin erwähntem<br />
Grund. »cave canem« ist Gegenwart, und<br />
wird, während ich es ausspreche – wie ein<br />
Teil von mir – Vergangenheit.<br />
In stromern fragt das Textsubjekt:<br />
„was sind wir anderes als alphabetisierte<br />
affen?“ Die Zeit und das<br />
Schreiben als etwas Politisches<br />
verinnerlicht: Bist du der Meinung,<br />
dass jede Zeit nach ihrer eigenen<br />
Sprache sucht?<br />
Ja, davon bin ich überzeugt; jede Zeit sucht<br />
und fordert ihre eigene Sprache – und<br />
in einem geglückten Text findet sie diese<br />
Sprache sogar. Was freilich nichts mit<br />
Modernität zu tun hat; das ist eine ganz<br />
andere Sache.<br />
Buchtipp:<br />
C. W. Bauer:<br />
an den hunden erkennst du<br />
die zeiten<br />
Haymon Verlag,<br />
104 S., € 19,90<br />
Veranstaltungstipp:<br />
klang_sprachen 2022<br />
Mit C. W. Bauer und dem Tiroler<br />
Kammerorchester InnStrumenti<br />
Fr., 10. Juni 2022, 19:30 Uhr<br />
im Rahmen des Internationalen<br />
Lyrikfestivals W:ORTE<br />
Ort: vier und einzig, Hallerstraße<br />
41<br />
Eintritt: € 12,00 / 8,00<br />
htpps//.linktr.ee/lyrikfestival
W:ORTE 2022 –<br />
7. internationales Lyrikfestival<br />
Von England und der Schweiz über Berlin, Wien,<br />
Hausach, Vorarlberg, das Burgenland, das Tiroler Unterland<br />
nach Slowenien; eine lyrische Reise in 7. Akten ...<br />
Mi., 01. Juni<br />
vor:worte<br />
Federico Italiano und Raoul Schrott;<br />
Literaturhaus am Inn<br />
Di., 07. Juni<br />
eröffnungsw:orte<br />
Steven J. Fowler, Robert Prosser, Mieze<br />
Medusa & Yasmin Hafedh (Yasmo);<br />
Moderation: Robert Renk; Stadtbibliothek<br />
Innsbruck<br />
Mi., 08. Juni<br />
w:ortschichten<br />
Esther Kinsky und Sabine Gruber;<br />
Moderation: Anna Rottensteiner;<br />
Literaturhaus am Inn<br />
Do., 09. Juni<br />
w:ort über:setzung<br />
Werkstattgespräch mit Esther Kinsky;<br />
Literaturhaus am Inn<br />
Fr., 10. Juni<br />
klang_sprachen<br />
„im unterwegssein da ist zukunft“<br />
Tiroler Kammerorchester InnStrumenti &<br />
Christoph W. Bauer; Haus vierundeinzig,<br />
Innsbruck<br />
Sa., 11. Juni<br />
Lange Nacht der<br />
jungen W:ORTE<br />
Susanna Bihari, Raoul Eisele & Raphael<br />
Urweider; Moderation: José F.A. Oliver &<br />
Mikael Vogel; Wagner’sche, Innsbruck<br />
Mo., 13. Juni<br />
w:ortexpansion Telfs<br />
Martin Piekar, Aleš Šteger & Fransen-<br />
Musik; Moderation & Gespräch: José F. A.<br />
Oliver; Villa Schindler, Telfs<br />
Di., <strong>14</strong>. Juni<br />
nacht:lyrik<br />
Aleš Šteger, José F. A. Oliver, Monika Helfer;<br />
Moderation: Mikael Vogel & Frauke<br />
Kühn; ehemalige Kutscheneinfahrt der Villa<br />
Iwan und Franziska Rosenthal, Hohenems<br />
Mi., 15. Juni<br />
abschlussw:orte<br />
Martin Piekar, Aleš Šteger & Fransen-<br />
Musik; Moderation: José F. A. Oliver &<br />
Mikael Vogel; Raikasaal Imst<br />
Der LeseLenz in Hausach im Schwarzwald ist ein<br />
Gütesiegel. Eine Idee; eine Vision, die zu einer Marke wurde.<br />
Das internationale Literaturfestival in der „Kulturhauptstadt<br />
des ländlichen Raumes“ bereitet sich auf seine 25. Ausgabe<br />
vor. Ein Stelldichein der „W:orte“. Voller Überraschungen.<br />
6. - 16. Juli 2022<br />
Was mit drei Schriftstellerinnen und Schriftstellern<br />
bei einer Veranstaltung mit 13 Zuhörerinnen und<br />
Zuhörern im Frühjahr 1998 begann, hat sich zu<br />
einem der „spannendsten Literaturfestivals im<br />
deutschsprachigen Raum entwickelt“ (Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung).<br />
www.leselenz.eu<br />
www.hausach.de<br />
Festivalleiter José F.A. Oliver<br />
Hunderte Autorinnen und Autoren – von Martin<br />
Walser bis zu Friederike Mayröcker, von Colum<br />
McCann bis zum letztjährigen <strong>No</strong>belpreisträger<br />
für Literatur, Abdulrazak Gurnah – waren in<br />
den letzten 25 Jahren zu Gast in Hausach.<br />
Unter dem Motte „NEUE WORTE, NEUE<br />
ORTE“ wird W:ORTE sieben Jahre alt<br />
und hält einige Überraschungen bereit. Das<br />
utopische Vorhaben „Weltpoetisierung“,<br />
nimmt nämlich weiter Gestalt an. Nachdem<br />
2019 das Lyrikfestival über die Stadtmauern<br />
expandiert ist, nimmt es nun Fahrt auf und<br />
sprengt sogar die Bundeslandgrenzen. So<br />
wird aus dem Innsbrucker Lyrikfestival ab<br />
nun DAS INTERNATIONALE LYRIK-<br />
FESTIVAL W:ORTE.<br />
Bereits mit vor:worte geht es international<br />
los, und die eröffnungsw:orte führen es<br />
fort: beide Abende schlagen nicht nur eine<br />
Brücke zwischen Italien, England, Wien,<br />
dem Tiroler Unterland und dem Bregenzerwald,<br />
sondern auch zwischen Performance,<br />
Übersetzung und Lesung. Die etablierten<br />
und bewährten Räumen im Literaturhaus<br />
am Inn gehört mit den w:ortschichten zwei<br />
großen Autor*innen, die sich zwischen<br />
mehreren Kulturen bewegen. Ganz im<br />
Sinne der Internationalisierung wird das<br />
Werkstattgespräch am vierten Abend,<br />
ebenfalls im Literaturhaus am Inn, in die<br />
Kunst des Über:setzens blicken lassen. Die<br />
traditionelle Lange Nacht der W:ORTE in<br />
der Wagner’schen Buchhandlung gehört<br />
dieses Jahr der jungen Lyrik.<br />
Die Zusammenarbeit mit dem Festivalsorchester<br />
InnStrumenti feiert heuer<br />
fünfjähriges Jubiläum und das mit Christoph<br />
W. Bauer und mit einer Tournee zum<br />
Hausacher LeseLenz. Überhaupt ist das<br />
heurige Festival von Expansionen geprägt:<br />
Jene nach Telfs ist mittlerweile schon fixer<br />
Bestandteil, ebenso das Zusammenspiel mit<br />
FransenMusik. So dürfen wir den überwältigenden<br />
Poetisierungsmoment von 2019<br />
wieder in der Villa Schindler erleben. Das<br />
Tiroler Oberland hält weitere Einladungen<br />
bereit und so dürfen wir erstmals in Imst<br />
gastieren und dort die Abschlusslesung feiern.<br />
Auch weiter westwärts, in Hohenems,<br />
werden den W:ORTEN spezielle Türen<br />
geöffnet. Die Kutscheneinfahrt einer Villa<br />
aus dem 19. Jahrhundert, die erst 2024 zugänglich<br />
sein wird, wird zum Schauplatz für<br />
nacht:lyrik. Die Villa – so viel darf schon<br />
verraten werden – wird die Gedichte buchstäblichen<br />
zum Leuchten bringen.<br />
54<br />
Wagner’sche.<br />
Fotonachweise: Y. Djaariri; F. Latka<br />
In diesem Jahr wird die Literatur 10 Tage<br />
lang gefeiert. Auch musikalisch. Über<br />
50 Autorinnen und Autoren. Literarischkünstlerische<br />
Perspektiven unserer Zeit<br />
und deren Themen.<br />
Ein Ereignis wird die Eröffnungsveranstaltung am 08. Juli 2022 unter<br />
dem Titel „Klangsprachen“. Das Tiroler Kammerorchester InnStrumenti und<br />
Christoph W. Bauer aus Innsbruck, einer der ersten LeseLenz-Stipendiaten<br />
und Hausacher Stadtschreiber, geben sich die Ehre.<br />
Wir freuen uns darauf – und auf Ihr Kommen!<br />
Aus Österreich<br />
kommen heuer<br />
u.a.<br />
Christoph W. Bauer<br />
Nava Ebrahimi<br />
Katharina J. Ferner<br />
Karl-Markus Gauß<br />
Susanne Gregor<br />
Alois Hotschnig<br />
Jörg Piringer<br />
Michael Stavarič<br />
Ilija Trojanow
© privat<br />
In der Veranstaltungsreihe Printemps littéraire<br />
français holt der Frankreich-Schwerpunkt<br />
der Universität Innsbruck gemeinsam<br />
mit dem Institut für Romanistik drei in ternational<br />
erfolgreiche junge Autorinnen nach<br />
Innsbruck. In der Wagner’schen Buchhandlung<br />
ist die algerische und in Frankreich<br />
lebende Kaouther Adimi zu Gast. Sie wurde<br />
1986 in Algier geboren und lebt seit 2009 in<br />
Paris. Ihr dritter Roman Was uns kostbar ist<br />
(dt. 2018) wurde im Herbst 2017 gleich für<br />
drei der wichtigsten französischen Literaturpreise<br />
nominiert und schließlich mit dem Prix<br />
du Style und dem Prix Renaudot des lycéens<br />
ausgezeichnet. Im Augenblick arbeitet Kaouther<br />
Adimi in der Villa Medici in Rom an<br />
ihrem neuen Roman.<br />
Liebe Kaouther, waren Sie schon<br />
einmal in Österreich? Was verbinden<br />
Sie mit Österreich?<br />
Im Mai werde ich tatsächlich zum ersten<br />
Mal in Ihr Land reisen. Österreich ist für<br />
mich eine terra incognita, obwohl Stefan<br />
Zweig einer meiner Lieblingsschriftsteller<br />
Kaouther<br />
Adimi<br />
ich weder das heutige Algerien zu charakterisieren<br />
noch zu definieren, was dort<br />
gerade auf dem Spiel steht. Für mich ist das<br />
Algerien meiner Texte in gewisser Weise ein<br />
„Spielplatz“, ein kreativer Raum. Ich habe<br />
es gewählt, weil es das Land ist, das ich am<br />
besten kenne und mit dessen Geschichte<br />
ich am besten vertraut bin, und weil sich<br />
herausgestellt hat, dass es im historischen<br />
Zeitraum, der mich interessiert, d.h. das<br />
20. und 21. Jahrhundert, eines jener Länder<br />
ist, die einschneidende politische und soziale<br />
Umwälzungen erlebt haben.<br />
Mit Ihrem dritten Roman Was<br />
uns kostbar ist gelang Ihnen der<br />
Durchbruch. Aus meiner Sicht<br />
ist der Text eine eindrückliche<br />
Geschichte über den Stellenwert des<br />
französischen Erbes in Algerien und<br />
über die Dynamiken des Erinnerns<br />
und Vergessens. Es ist ein Roman<br />
über die Spuren der Vergangenheit<br />
in unseren heutigen Lebensräumen.<br />
Sie begeben sich auf die Spur der<br />
Am 18. Mai 2022 werden Sie<br />
aus ihrem jüngsten Roman<br />
Dezemberkids lesen, der auf<br />
einer wahren Begebenheit beruht:<br />
In der Wohnanlage Cité du 11<br />
Décembre verteidigen Kinder ihren<br />
Fußballplatz gegen Militärbonzen,<br />
die dort ihre Villen bauen wollen.<br />
Dezemberkids wird oft als Metapher<br />
für die aktuelle Situation in<br />
Algerien gelesen: Während die, die<br />
an der Macht sind, versuchen, ihre<br />
Macht zu zementieren, fordert die<br />
Generation der unter 30-Jährigen,<br />
immerhin 70% der Bevölkerung,<br />
Reformen. Ihr Roman liest sich wie<br />
ein subtil subversiver Text über den<br />
Widerstand, der sich in Algerien<br />
seit 2019 dann ja auch tatsächlich<br />
formiert hat.<br />
Es ist die Geschichte einer Rebellion, eines<br />
unmöglichen Kampfes: Das ist wie der<br />
Kampf von David gegen Goliath. Drei<br />
Kinder glauben, dass sie gegen Generäle<br />
und ein ganzes System kämpfen können.<br />
Um sie herum agieren eine Vielzahl von<br />
Individuen: Erwachsene, die viele Kompromisse<br />
eingegangen sind, Jugendliche, die an<br />
der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen<br />
und Militärs, die angesichts dieser Rebellion,<br />
mit der sie nicht gerechnet haben,<br />
ratlos sind. Es ist wirklich eine Ode an den<br />
Widerstand und an die Hoffnung, dass<br />
selbst die größten Veränderungen manchmal<br />
von den Kleinsten initiiert werden.<br />
Es ist wirklich<br />
eine Ode an den<br />
Widerstand<br />
Kaouther Adimi<br />
56<br />
Wagner’sche.<br />
Literarischer Frühling<br />
à la française<br />
Kaouther Adimi<br />
vor ihrem ersten<br />
Österreichauftritt<br />
im Gespräch mit<br />
Doris Eibl<br />
ist. Diese Reise ist für mich nicht zuletzt<br />
eine Gelegenheit, österreichische Autor*innen<br />
zu entdecken, und ich freue mich sehr<br />
darauf, nach Innsbruck zu kommen.<br />
Man könnte Ihre Romane insgesamt<br />
als eine Art vielstimmiges Panorama<br />
des städtischen Algeriens nach dem<br />
Bürgerkrieg der 1990er Jahre lesen.<br />
Was kennzeichnet Algerien heute,<br />
was tut sich dort?<br />
Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Frage<br />
beantworten kann. Als Autorin versuche<br />
legendären Buchhandlung Les Vraies<br />
Richesses, die der junge Edmond<br />
Charlot 1936 eröffnete. Was hat Sie<br />
zu dieser Spurensuche veranlasst?<br />
Der Ausgangspunkt meiner Spurensuche<br />
war die Buchhandlung in der Rue Hamani 2<br />
bis. Ich entdeckte sie zufällig, ohne nach ihr<br />
zu suchen und war sehr beeindruckt, dass<br />
sie allen Stürmen, allen Dramen und allen<br />
Aufkaufversuchen standgehalten hatte. Sie<br />
hatte die Kulturpolitik der Kolonialzeit, die<br />
diese Art von Einrichtung nicht gerne sah,<br />
den Zweiten Weltkrieg, den Algerienkrieg,<br />
die Bomben der OAS und den Bürgerkrieg<br />
der 1990er Jahre überlebt. Ich hatte Lust,<br />
diesen Ort zu begreifen und von ihm zu<br />
erzählen. Ich verbrachte ein Jahr damit,<br />
auf den Spuren von Edmond Charlot die<br />
Archivbestände zu durchforsten, las die<br />
Korrespondenzen und Tagebücher der<br />
Autoren seiner Zeit (Camus, Roy, Giono,<br />
Amrouche...) und schließlich traf ich<br />
Freunde von Edmond Charlot, die mit mir<br />
Erinnerungen und Anekdoten teilten. Ich<br />
wollte keine Biografie von Edmond Charlot<br />
schreiben, ich wollte die Lücken füllen,<br />
meine Vorstellungskraft arbeiten lassen,<br />
fabulieren. Dafür musste ich nach Algier<br />
zurückkehren, Personen und Orte erfinden.<br />
Buchtipp:<br />
Kaouther Adimi:<br />
Dezemberkids<br />
Lenos Verlag,<br />
249 S., € 19,90<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Kaouther Adimi liest aus<br />
„Dezemberkids“<br />
Moderation und Gespräch:<br />
Doris Eibl und Birgit Mertz-<br />
Baumgartner<br />
Mi., 18. Mai 2022, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt frei!
© Kati Zöhr Photography<br />
Buchtipp:<br />
Sara Erb:<br />
Chelsea Stern<br />
adakia Verlag,<br />
271 S., € <strong>14</strong>,40<br />
Leïla Slimani schreibt in ihrem<br />
aktuellen Buch Der Duft der<br />
Blumen bei Nacht über das Dasein<br />
als Schriftstellerin. Der erste Satz<br />
lautet „Oberste Regel, wenn man<br />
einen Roman schreiben möchte,<br />
ist, nein zu sagen.“ Sie zitiert darin<br />
auch Hemingway: „Die schlimmsten<br />
Feinde eines Schriftstellers sind das<br />
Telefon und Besuche“. Was sind<br />
deine Gedanken dazu?<br />
Da ich Selbstbewusstseins- und Yin-<br />
Coachin bin und Grenzen zu setzen bei<br />
Frauen ein großes Thema ist, kann ich das<br />
nur unterschreiben. Zusätzlich ist es aus<br />
meiner Sicht auch wichtig, Kontinuität zu<br />
bewahren. Darauf zu warten, dass einen<br />
die Muse küsst, ist nicht zielführend. Ich<br />
plane genau ein, wann ich schreibe, habe<br />
gemeinsame Schreibsessions mit anderen<br />
Autorinnen und da gibt es dann keine Besuche<br />
und kein Telefon.<br />
Wann hast du begonnen den ersten<br />
Teil deiner Chelsea Stern-Trilogie<br />
zu schreiben?<br />
Was würdest du anderen empfehlen,<br />
die ein Buch geschrieben haben und<br />
es veröffentlichen wollen?<br />
A) Nicht aufgeben!<br />
B) Recherchieren was Verlage brauchen und<br />
anschreiben, anschreiben, anschreiben.<br />
C) Absagen nicht persönlich nehmen.<br />
D) Alle „Sexy-Sachen“ in die ersten 30<br />
Seiten packen. (lacht)<br />
Man könnte meinen, es war<br />
noch nie so schwer wie heute ein<br />
Buch zu veröffentlichen. Verlage<br />
nehmen keine unaufgefordert<br />
eingereichten Manuskripte an,<br />
Literaturagent*innen haben mit dem<br />
Bücherstau ihrer Autor*innen zu<br />
kämpfen. Auf der anderen Seite gibt<br />
zahlreiche Self-Publishing Angebote.<br />
Hast du jemals überlegt diesen Weg<br />
zu gehen?<br />
Jain. Ich wollte nie Selfpublishing machen,<br />
sondern immer bei einem Verlag unterkommen.<br />
Nicht weil ich es mir selbst oder<br />
anderen beweisen wollte, sondern weil ich<br />
die Aufmerksamkeit für mein „Buchbaby“<br />
Leser*innen möchtest du damit<br />
anziehen?<br />
Alle, die offen für Spiritualität, Transformation,<br />
Veränderung sind, tief in ihrem<br />
Inneren diese Welt ein bisschen besser<br />
machen wollen und erkennen, dass dafür<br />
vor allem die eigene Transformation und<br />
Entwicklung vonnöten ist. Wenn wir alle<br />
in Frieden mit uns sind, dann wäre dieser<br />
Planet schon lange geheilt. Im Nachwort<br />
habe ich das noch weiter ausgeführt.<br />
Wie viel Sara steckt in der<br />
Protagonistin Chelsea Stern?<br />
Sie hat natürlich Eigenschaften von mir,<br />
aber auch Eigenschaften von Serien-Protagonistinnen.<br />
Für die Vater-Tochter-Beziehung<br />
haben mich vor allem die Serien<br />
The Black List und Shadow Hunters<br />
inspiriert. Ich beschreibe Chelsea Stern als<br />
stylisch und selbstbewusst, darin finde ich<br />
mich wieder, sie studiert, wohnt in meiner<br />
Lieblingsstadt … Vieles verschmilzt. Auch<br />
viele weitere Figuren haben zu Beginn<br />
Eigenschaften aus dem nahen Umfeld, entwickeln<br />
dann aber ihr Eigenleben.<br />
Fantasy<br />
aus Tirol<br />
Abschließende Frage: Gibt es eine<br />
Autor*innen-Community, zu der du<br />
dich zugehörig fühlst?<br />
Zu einer konkreten Community fühle ich<br />
mich nicht gehörig, bin allerdings mit einigen<br />
Autorinnen u.a. aus Deutschland und<br />
Tirol vernetzt und möchte das noch weiter<br />
forcieren, deshalb freue ich mich schon sehr<br />
auf den Abend in der Wagner’schen gemeinsam<br />
mit Catherine Snow und Angelika<br />
Moser.<br />
Selbstermächtigte<br />
Frauen<br />
sind meine<br />
Mission<br />
Sara Erb<br />
58<br />
Wagner’sche.<br />
Sara Erb im Gespräch<br />
mit Evelyn<br />
Unterfrauner<br />
Ich habe im Jahr 2018 gestartet. Alles war<br />
recht chaotisch und das Schreiben geschah<br />
etappenweise. Dem Rat von Slimani bin ich<br />
damals noch nicht gefolgt. Deshalb habe ich<br />
relativ lange gebraucht um den ersten Teil<br />
zu schreiben. Den zweiten Band hingegen<br />
habe ich in 17 Tagen geschrieben.<br />
Dein Debüt-Roman ist 2021 im<br />
adakia Verlag erschienen, da liegen<br />
nun 3 Jahre dazwischen. Wie<br />
siehst du diese Jahre heute aus der<br />
Retrospektive?<br />
Ich durfte vieles Lernen, bin besser im Plotten<br />
geworden, weiß, worauf es beim Thema<br />
Spannung ankommt. Durch viele Absagen<br />
weiß ich heute, was Verlage brauchen, das<br />
hilft immens. Die letzten Jahre waren sehr<br />
wichtig. Ich würde nichts daran ändern<br />
wollen, weil ich alles für diesen Prozess gebraucht<br />
habe.<br />
haben wollte, die man nur über einen Verlag<br />
bekommt. Ein Team, das sich um das Manuskript<br />
kümmert. Der Prozess ist mir wichtig,<br />
das Honorieren des Geschriebenen und das<br />
Köpfe -zusammenstecken, um das Bestmögliche<br />
rauszuholen, mit Cover, Satz etc.<br />
Beim Selfpublishing bleibt einem vielleicht<br />
ein bisschen mehr Cash, aber man<br />
macht auch einfach alles alleine und ich<br />
mache sonst schon alles alleine (lacht).<br />
Nun bist du beim adakia Verlag und<br />
beim Bookapi Verlag als Autorin<br />
unter Vertrag – beides sogenannte<br />
Kleinverlage – wie würde dein<br />
Plädoyer für Kleinverlage lauten?<br />
Ich habe jetzt natürlich keinen direkten<br />
Vergleich, da ich noch bei keinem großen<br />
Publikumsverlag bin (lacht), aber das Schöne<br />
ist: Man fühlt sich aufgehoben, wertgeschätzt<br />
und ich darf sehr viel Mitreden.<br />
Wir kreieren gemeinsam, ich durfte das<br />
Cover mitbestimmen uvm. Das ganze Projekt<br />
wird so für mich noch viel wertvoller.<br />
Und einmal noch zurück zu deinem<br />
Roman Lichtmagie (Teil 1 der<br />
Chelsea Stern Trilogie): Welche<br />
Sara Erb, geb. 1993, ist Autorin und Selbstbewusstseinscoachin.<br />
Sie studierte nach ihrem Auslandsjahr<br />
in London Germanistik an der Universität<br />
Innsbruck und absolvierte nach ihrem Studium<br />
die Ausbildungen zur Journalistin, Stylistin und<br />
Mentaltrainerin. Durch die Schreibbegeisterung<br />
erlebte ihr Blog lasaraleona.com großen Erfolg im<br />
österreichischen Raum. „Translator of the Universe“<br />
ist nach der Urban Fantasy Trilogie „Chelsea Stern“<br />
(adakia Verlag) ihr vierter Roman.<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Fantasy und Gruselstories<br />
Lesung von Sara Erb, Catherine<br />
Snow und Angelika Moser<br />
Moderation: Evelyn Unterfrauner<br />
Di., 24. Mai 2022, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt: € 9,00 / 7,00 mit Wagner-<br />
oder Ö1-Card
Schach - zu ebener Erde<br />
und im ersten Stock<br />
Am Montag, den 19. September wird überall im Haus Schach<br />
gespielt, selbst Schach-Großmeisterin und Europameisterin<br />
Regina Theissl-Pokorná (SVK/AT) ist dabei!<br />
Eine Simultanpartie mit Großmeisterin<br />
Regina Theissl-Pokorná? Eine normale<br />
Partie Schach mit Mitgliedern der Tiroler<br />
Schachschule? Oder doch lieber nur zuhören,<br />
wenn Sara Nunius und Christina Constanze<br />
Polzer aus dem Ensemble des TLT aus dem<br />
Roman „Das Damengambit“ (Diogenes)*<br />
von Walter Tevis lesen?<br />
Alles zum neuen Markenauftritt<br />
www.himmel.co.at<br />
Tirol Redesign.<br />
Alles bleibt freier.<br />
Bücher seit 1639<br />
Auf Netflix war die Miniserie Das Damengambit<br />
mit Anya Taylor-Joy in der Hauptrolle<br />
die erfolgreichste des Jahres 2020<br />
und gewann zahlreiche Preise, u.a. den<br />
Golden-Globe-Award als beste Miniserie.<br />
Ein enormer und unerwarteter Erfolg, der<br />
dem Schachspiel als solches enormen Aufschwung<br />
brachte.<br />
Nun hat der Diogenes Verlag den 1983<br />
erschienenen Roman von Walter Tevis,<br />
der der Verfilmung zu Grunde liegt, auf<br />
deutsch wieder aufgelegt. Anlass genug für<br />
die Wagner’sche, sich an die Tiroler Schachschule<br />
zu wenden und gemeinsam mit dem<br />
Ensemble des Tiroler Landestheaters einen<br />
ganzen Tag zum Thema zu planen.<br />
Am Abend (um 19:30) werden also Sara<br />
Nunius und Christina Constanze Polzer aus<br />
dem Ensemble des TLT unter der Regie von<br />
Christiana Alexandridis in die Geschichte<br />
von Schachweltmeisterin Beth Harmon<br />
entführen. Sicher wird auch Schachgroßmeisterin<br />
Regina Theissl-Pokorná mit von<br />
der Partie sein.<br />
*Ein Dank dem Diogenes Verlag<br />
für die Zusammenarbeit<br />
Regina Theissl-Pokorná, Schach-Großmeisterin aus<br />
Bratislava, 1982 geboren, ist slowakische Schachmeisterin.<br />
2000 erhielt sie den Titel Schach-Großmeister<br />
der Frauen. Von 1998 bis 2012 nahm sie an<br />
allen acht Schacholympiaden der Frauen teil. 1999<br />
wurde sie Europameisterin mit der Mannschaft und<br />
erreichte in der Einzelwertung den dritten Platz am<br />
zweiten Brett. Mit ihrer bisher höchsten Elo-Zahl von<br />
2429 war sie im Oktober 2003 auf dem 32. Platz der<br />
FIDE-Weltrangliste der Frauen. Eine ihrer größten<br />
Partien gewann sie übrigens mit einem Turmopfer<br />
2003 gegen die ehem. Weltmeisterin Gaprindaschwili<br />
bei der Frauen-EM in Plowdiw.<br />
61<br />
Buchtipp:<br />
Walter Tevis:<br />
Das Damengambit<br />
Diogenes Verlag,<br />
416 S., € 24,70<br />
Programmablauf:<br />
Ab 15:00 Schachspielmöglichkeiten<br />
im ganzen Haus.<br />
Die Tiroler Schachschule stellt<br />
Turnierbretter (samt Uhren)<br />
und – so gewünscht – auch Spieler*innen<br />
zur Verfügung.<br />
Ab 16:00 Blitzschachturnier<br />
in der Kinderbuchabteilung.<br />
Buchpreis zu Gewinnen.<br />
Achtung: begrenzte Teilnehmerzahl,<br />
Anmeldung unter:<br />
robert.renk@wagnersche.at<br />
Ab 17:30 Simultanpartie<br />
gegen Schachgroßmeisterin<br />
Regina Theissl-Pokorná.<br />
Achtung: begrenzte Teilnehmerzahl,<br />
Anmeldung unter:<br />
robert.renk@wagnersche.at<br />
Um 19:30 dramatisierte<br />
Lesung aus Das Damengambit<br />
(Diogenes) von Walter Tevis. Es<br />
lesen Sara Nunius und Christina<br />
Constanze Polzer aus dem<br />
Ensemble des TLT unter der<br />
Regie von Christiana Alexandridis.<br />
© Emanuel Kaser © Emanuel Kaser<br />
© privat
© XXX<br />
Der Entertainer präsentiert das Buch „In<br />
der Frittatensuppe feiert die Provinz ihre<br />
Triumphe, Thomas Bernhard. Eine kulinarische<br />
Spurensuche“, das er für den Wiener<br />
Brandstätter Verlag herausgegeben hat.<br />
Dort wo der große Entertainer und gewitzte<br />
Showmaster herkommt, sagt man<br />
zur Frittatensuppe wohl eher Flädlesuppe.<br />
Doch auch Provinz gibt es dort. Und<br />
Triumphe sowieso. Solche feierte Harald<br />
Schmidt – nicht unweit seiner Heimat<br />
Nürtingen – am Stuttgarter Theater, wo er<br />
neben anderen unter Claus Peymann spielte.<br />
Und im Übrigen auch mit dem wunderbaren<br />
Tiroler Schauspieler Martin Leutgeb<br />
auf der Bühne stand.<br />
Harald Schmidt zog es ab 1981 erst<br />
einmal zum Theater. In Düsseldorf am<br />
Kom(m)ödchen begann er seine kabarettistische<br />
Laufbahn. 1985 ging „Dirty Harry“<br />
mit seinem ersten Solo „Ich hab schon wieder<br />
überzogen“ auf Tournee. Es folgten die<br />
Bühnenprogramme „Überstehen ist alles“<br />
(1988) und „Schmidtgift“ (1992).<br />
lesen wir: „So ganz fremd war mir das Terrain<br />
nicht. Die Gerichte, die sich Bernhard<br />
beispielsweise im Gasthaus Klinger gerne<br />
hat schmecken lassen, wie den Hausruckviertler<br />
Schweinsbraten mit Mehlknödel<br />
und Stöcklkraut, Leberbunkel mit Erdäpfeln<br />
und Sauerkraut, Kalbsgulasch mit<br />
<strong>No</strong>ckerln und Rehbraten oder Rehragout,<br />
waren mir bestens durch meine Mutter<br />
vertraut. Sie wurde in Brünn geboren,<br />
wie Böhmen noch bei Österreich war, und<br />
brachte diese Küche mit ins schwäbische<br />
Nürtingen, wo ich aufwuchs.“<br />
Ein Prachtband über Thomas Bernhard<br />
also – anhand einer kulinarischen Spurensuche.<br />
Ob an Brandteigkrapfen gewürgt wird<br />
oder es um den Fettgehalt der Frittatensuppe<br />
geht, Thomas Bernhard ließ die<br />
Menschen in fast all seinen Werken<br />
ausgiebig speisen und offenbarte dabei<br />
zerfleischende Zustände. Er selbst war ein<br />
regelmäßiger Besucher von Wirtshäusern<br />
und den Wiener Kaffeehäusern. Wie lohnend<br />
und inspirierend es ist, sich Thomas<br />
professionelle sowie Amateur*innen-Gruppen<br />
unter freiem Himmel zusammenbringt.<br />
Wie Open-Air-Kino, halt nur in 3D. Es<br />
gibt genügend Stühle (oder Sessel, wie<br />
der Österreicher sagt) und auch genügend<br />
Regenponchos, für den Fall, dass es am<br />
Mittwoch, den 29. Juni eventuell regnen<br />
sollte. Aber was ist schon ein bisserl Wasser,<br />
wenn man Harald Schmidt live begegnen<br />
kann. Also sichern Sie sich rechtzeitig Ihre<br />
Karte, denn – trotz Open Air – ist der Einlass<br />
auf 150 Personen begrenzt! Karten gibt<br />
es über Ö-Ticket und natürlich bei uns in<br />
der Wagner‘schen. Für Wagner- oder Ö1-<br />
Card-Besitzer*innen sogar vergünstigt, aber<br />
nur bei uns an der Kassa!<br />
Harald Schmidt, geboren 1957 in Neu-Ulm,<br />
aufgewachsen in Nürtingen (wie Hölderlin und<br />
Härtling). Hilfsorganist und Zivildienst in dortiger<br />
St. Johannes-Gemeinde, Staatl. Hochschule für<br />
Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, drei Jahre<br />
als Schauspieler in Augsburg. Dann Düsseldorfer<br />
Kom(m)ödchen und alle Sender außer RTL. Diverse<br />
Late-Night-Shows. Alle Preise gewonnen, gefeuert,<br />
jetzt Herausgeber.<br />
Googeln<br />
verbietet die<br />
Herausgeberwürde.<br />
Harald Schmidt<br />
62<br />
Wagner’sche.<br />
OPEN AIR<br />
mit Harald<br />
Schmidt<br />
Von Robert Renk<br />
Doch richtig bekannt wurde er natürlich<br />
mit seiner Late-Night-Show. Die erste ging<br />
am 5. Dezember 1995 über den Bildschirm.<br />
Und nicht nur ich blieb bis in die Nacht<br />
wach und wurde belohnt. Mit Moderationen<br />
und Gesprächen, die er mit Stil und mit<br />
scharfem Witz zu würzen wusste.<br />
Einen ganz besonderen Stil und einen<br />
ganz besonderen Witz zeigte auch der große<br />
österreichische Autor Thomas Bernhard<br />
in seinem Werk. Nicht verwunderlich, dass<br />
Theatermann Schmidt sich mit den Texten,<br />
vor allem den Theaterstücken Bernhards,<br />
schnell und innig anfreundete. Was ihn<br />
natürlich nicht daran hindert – wie er im<br />
Vorwort anmerkt – „in erlesenen Zirkeln<br />
Sätze fallen zu lassen wie: Seine Prosa ist<br />
ja viel besser“. Und nicht nur über das<br />
Theater hat sich der Meisterentertainer dem<br />
Meisterschriftsteller genähert, auch über<br />
das Kulinarische. Ebenfalls im Vorwort<br />
Bernhards Werk und seiner Persönlichkeit<br />
über den Esstisch hinweg anzunähern,<br />
zeigt Harald Schmidt mit diesem Buch.<br />
Auf einem Roadtrip quer durch Bernhards<br />
Lieblingsgasthäuser und zusammen mit<br />
vielen hochkarätigen Autor*innen und<br />
Wegbegleiter*innen hat er sich auf die<br />
kulinarischen Spuren von Thomas Bernhard<br />
begeben – gemeinsam entfalten sie<br />
einen überraschenden und lustvollen Blick<br />
auf das Wesen und das Werk von Thomas<br />
Bernhard.<br />
Diesem Buch haben wir es nun zu verdanken,<br />
dass Harald Schmidt zum ersten<br />
Mal nach Innsbruck kommt. „Literatur<br />
unter Sternen“ nennen wir diesen Sonderabend,<br />
der im Areal des Zeughauses<br />
stattfinden wird. Sozusagen als literarisches<br />
Fremdgehprogramm unter dem Schirm<br />
des Projektes Theater unter Sternen, einem<br />
Theaterfestival, das nun zum dritten Mal<br />
Buchtipp:<br />
Harald Schmidt (Hrsg.):<br />
In der Frittatensuppe feiert die<br />
Provinz ihre Triumphe, Thomas<br />
Bernhard. Eine kulinarische<br />
Spurensuche<br />
Brandstätter Verlag,<br />
176 S., € 36,00<br />
Buchpräsentation:<br />
„In der Frittatensuppe feiert die<br />
Provinz ihre Triumphe“ – Buchpräsentation<br />
mit Harald Schmidt<br />
Begrüßung: Robert Renk<br />
Gesprächsmoderation und<br />
weitere Gäste werden noch<br />
bekannt gegeben! Weitere Infos<br />
dann auf www.wagnersche.at<br />
Mi., 29. Juni 2022, 20:30 Uhr<br />
Einlass: 19:30 Uhr, freie Platzwahl<br />
Ort: Innenareals Zeughaus,<br />
Zeughausgasse 1<br />
Eintritt: € 16,00<br />
VVK: Wagner’sche Universitätsbuchhandlung<br />
&<br />
Ö-Ticket<br />
Ermäßigte Karten zu € <strong>14</strong>,00<br />
ausschließlich in der Wagner‘-<br />
schen für Wagner- oder Ö1-<br />
Cardbesitzer*innen
Auf ins Abenteuer<br />
Selbstversorgung!<br />
Eine zahme Bestie auf Grand<br />
Tour d’Europe:<br />
Nashorn trifft Kaiserin<br />
Buchtipp:<br />
Marie Diederich:<br />
Selbstversorgung<br />
Löwenzahn,<br />
312 S., € 29,90<br />
Von explodierenden Gemüsebeeten, prallen<br />
Vorratskammern, den allerbesten Hühnereiern<br />
– und diesem unglaublichen Gefühl,<br />
etwas mit den eigenen Händen zu schaffen.<br />
Das ist Marie. Sie hatte einen Traum: von<br />
einem freien, selbstbestimmten Leben;<br />
davon, sich mit der Natur zu verwurzeln,<br />
ökologisch zu gärtnern und zu arbeiten, zu<br />
essen, was im Garten wächst, und ihre Tage<br />
inmitten von Beeten, Hühnern und Einkochgläsern<br />
zu verbringen.<br />
Das steckte immer schon ein bisschen<br />
in ihr drin: Ihr erstes Taschengeld sparte<br />
sie für ein Gartenbuch und als Kind war es<br />
ihr sehnlichster Wunsch, eigene Ziegen zu<br />
bekommen. Nach der Schule studierte sie<br />
© Janis Jean Stoye<br />
ökologische Landwirtschaft. Spätestens da<br />
war für sie klar: Jetzt ist es Zeit, den Traum<br />
in die Tat umzusetzen.<br />
Marie ist Selbermacherin durch und<br />
durch: Sie liebt es, ihr eigenes Getreide<br />
zu mahlen und Wolle zu spinnen. Ihre<br />
Wochenenden verbringt sie teigknetend vor<br />
dem Backofen oder beim Schnippeln und<br />
Einkochen von Pflaumen und Zucchini –<br />
oder eben dem, was die Jahreszeit gerade<br />
hergibt.<br />
Aber sie weiß auch, dass nicht jede*r die<br />
Ressourcen dazu hat, den gleichen Weg einzuschlagen.<br />
Für den Start in die Selbstversorgung<br />
sind zwei Fragen entscheidend:<br />
• Was brauchst du wirklich?<br />
• Wie viel Zeit und Platz hast du zur<br />
Verfügung?<br />
Auf ihrer Reise zur Selbstversorgung begeistert<br />
Marie hunderttausende Leser*innen<br />
und Zuseher*innen auf ihrem Blog<br />
www.wurzelwerk.net und dem gleichnamigen<br />
Youtube-Kanal. Und hilft ihnen,<br />
den eigenen Weg in die Selbstversorgung<br />
zu finden. Sie teilt ihr Wissen, ihre Erfolge,<br />
Fehlschläge und Lösungen. Denn ihre Fans<br />
wissen: Was Marie erzählt, funktioniert.<br />
„Es tut gut, zu wissen, wo<br />
unser Essen herkommt.<br />
Es tut gut, die Hände in<br />
die Erde zu stecken, die<br />
Hühner gackern zu hören,<br />
summenden Bienen zu<br />
lauschen oder warmes<br />
Knusperbrot aus dem<br />
Ofen zu holen.“<br />
64<br />
Wagner’sche.<br />
Maria Theresia, Voltaire, Madame Pompadour<br />
– sie alle wurden zu Nebenfiguren, als<br />
sie in Europa eintraf: die gefürchtete und<br />
gefeierte Nashorndame Clara.<br />
Jeannine Meighörner erzählt die außergewöhnliche<br />
und einzigartige Geschichte<br />
Claras, die eine Reise von Indien nach<br />
Wien, Rom und Versailles antrat, wo sie<br />
in einem Königshaus nach dem anderen<br />
willkommen geheißen wurde. Denn ein<br />
lebendes Nashorn hatte in Europa seit Jahrhunderten<br />
niemand zu Gesicht bekommen.<br />
Es ist nicht nur ein idyllisches Bild von<br />
menschlicher Neugier und Zuneigung<br />
zu diesem Wundertier, das Meighörner<br />
zeichnet, sondern darüber hinaus ein aufregender<br />
Einblick in die Machtkämpfe<br />
zwischen den europäischen Adelsfamilien<br />
des 18. Jahrhunderts, die diesem Schauspiel<br />
zugrunde lagen.<br />
Gleichzeitig erzählt uns die Autorin aber<br />
auch etwas vom Umgang des Menschen<br />
mit der Natur, von der Gier nach Exotik,<br />
vom (Aus-)Nutzen eines Lebenswesens zum<br />
eigenen Profit. Und dieses Thema ist brandaktuell,<br />
denn Nashörner gelten als eine der<br />
bedrohtesten Tierarten der Welt.<br />
Clara war nicht irgendein Nashorn, sie<br />
war ein Star ohne Allüren, aber mit einigen<br />
Besonderheiten, eine echte Persönlichkeit.<br />
Exklusiv für dieses Magazin hat uns Die<br />
silberne Riesin einen Einblick in ihr Leben<br />
als berühmtestes Rhinozeros der Geschichte<br />
gegeben.<br />
Geburtsort: Irgendwo in Bengalen,<br />
Indien (so genau weiß ich das nicht mehr,<br />
dafür war ich zu klein)<br />
Traumreise: Alles, nur keine Kreuzfahrt<br />
(ich war öfter auf See, als es ein Nashorn je<br />
sein sollte)<br />
Lieblingsspeise: Orangen mit Bier (klingt<br />
nach einer komischen Mischung, aber das<br />
müsst ihr unbedingt probieren!)<br />
Guilty pleasure: Tabak (ja, auch Nashörner<br />
haben Laster! Obwohl: Ich schnüffle nur<br />
gerne daran.)<br />
Lieblingsstadt: Kann mich nicht entscheiden.<br />
Wien, Paris, Venedig – alle gesehen,<br />
überall lagen sie mir zu Füßen.<br />
Lieblingsportrait: Ich war ja die Muse<br />
so einiger Künstler, aber besonders mag ich<br />
das Portrait, das Jean-Baptiste Oudry von<br />
© Haymon Verlag<br />
mir angefertigt hat – und das ihr übrigens<br />
auch auf dem Cover seht.<br />
Beeindruckendste Begegnung: Ganz klar:<br />
Maria Theresia. Schließlich sind wir beide<br />
starke Frauen, die einiges aushalten müssen.<br />
Und die meisten Männer zittern, wenn<br />
sie uns sehen! Wobei: dass Casanova mir<br />
ein Gedicht gewidmet hat, werde ich auch<br />
nicht so schnell vergessen …<br />
Jeannine Meighörner, geboren 1963 bei Rheinkilometer<br />
384,00, lebt in Innsbruck. Sie hat bereits<br />
die Geschichte so mancher historischen Frau auf<br />
einfühlsame und unterhaltende Weise erzählt. Nun<br />
widmet sie sich einer ganz besonderen Persönlichkeit:<br />
der Nashorndame Clara.<br />
Buchtipp:<br />
Jeannine Meighörner:<br />
Die silberne Riesin<br />
Michael Wagner Verlag,<br />
344 S., € 13,95<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Buchpräsentation:<br />
Mit einer Einführung zum<br />
Thema Artenschutz von einer<br />
Expertin des Innsbrucker<br />
Alpenzoos.<br />
Moderation: Ilona Mader<br />
Mi., 06. April 2022, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Eintritt frei!
Jung,<br />
aber<br />
oho!<br />
Bücher<br />
für<br />
Kinder<br />
und<br />
Jugend:<br />
Daunis lebt zwischen zwei<br />
Welten. Sie ist halb weiß, halb<br />
Native American und sieht sich<br />
ständig von beiden Seiten mit<br />
Vorurteilen konfrontiert. Als<br />
sie Zeugin eines schrecklichen<br />
Mordes wird, gerät ihre Welt<br />
aus den Fugen – Daunis wird in<br />
eine FBI-Ermittlung hineingezogen<br />
und soll undercover<br />
im Reservat ermitteln. Und<br />
dann ist da noch Jamie, der<br />
alles weiter verkompliziert... Ein<br />
unglaublich packender Roman<br />
ab <strong>14</strong> Jahren mit wichtigen Einblicken<br />
in die Geschichte und<br />
Kultur des Ojibwe-Tribes.<br />
Angeline Boulley:<br />
Firekeeper’s Daughter<br />
cbj Verlag, 560 S., € 20,60<br />
Weil Elenas Papa eine neue Stelle<br />
bekommen hat, sitzt sie nach<br />
dem Sommer auf einer Alpakafarm<br />
im Kuhdorf Eigam fest.<br />
Na toll! Nicht nur das, natürlich<br />
muss sie auch an eine langweilige<br />
neue Schule wechseln.<br />
Doch schon an ihrem ersten<br />
Schultag passieren dort merkwürdige<br />
Dinge... Und eigentlich<br />
ist es doch auch seltsam, dass<br />
„Eigam“ rückwärts gelesen<br />
„Magie“ heißt? Vielleicht wird<br />
das Leben in Eigam gar nicht<br />
so langweilig, wie Elena dachte!<br />
Der lustige erste Band einer<br />
zauberhaften Reihe ab 8 Jahren.<br />
Tina Zang:<br />
Das zaubernde Klassenzimmer<br />
arsEdition Verlag, <strong>14</strong>4 S., € 13,40<br />
Da Magie in Kiata verboten<br />
ist, muss Prinzessin Shiori ihre<br />
Fähigkeiten geheim halten. Als<br />
sie jedoch die Kontrolle über<br />
ihre Magie verliert, wird sie<br />
von ihrer Stiefmutter mit einem<br />
Fluch belegt und verbannt.<br />
Auf der Suche nach ihren<br />
ebenso verfluchten, in Kraniche<br />
verwandelten Brüdern stößt<br />
Shiori auf eine Verschwörung,<br />
die das Ende ihres Königreichs<br />
bedeuten könnte. Der Auftakt<br />
einer Fantasy-Reihe ab <strong>14</strong> Jahren<br />
mit märchenhaftem Setting,<br />
Drachen, Papiervögeln und<br />
einer starken Protagonistin.<br />
Elizabeth Lim:<br />
Die sechs Kraniche<br />
Carlsen Verlag, 480 S., € 16,50<br />
Wie kann man einen Schurken<br />
wie den Räuber Hotzenplotz<br />
aufhalten? Ganz klar, man stellt<br />
ihm eine Falle, indem man ihn<br />
mit einer Kiste Gold anlockt<br />
und ihn dann einfängt! So<br />
wollen sich Kasperl und sein<br />
Freund Seppel den Räuber<br />
Hotzenplotz schnappen. Doch<br />
als ihr Plan vollkommen schiefgeht,<br />
müssen sich die beiden<br />
schnell etwas einfallen lassen...<br />
Der berühmte Kinderbuchklassiker<br />
endlich auch für<br />
Leseanfänger*innen ab 7 Jahren<br />
in einfacher Sprache und mit<br />
vielen Rätseln und Bildern.<br />
Otfried Preußler und Thorsten Saleina:<br />
Kleine Lesehelden: Der Räuber Hotzenplotz<br />
Thienemann Verlag, 80 S., € 9,30<br />
Caspar liebt To-Do-Listen,<br />
Pläne und Bücher – Allesamt<br />
Vorlieben, die ihn nicht<br />
unbedingt zum beliebtesten<br />
Jungen im Internat machen.<br />
Auf der Flucht vor den beiden<br />
Klassenfieslingen versteckt Caspar<br />
sich in einer Standuhr und<br />
landet prompt im magischen<br />
Reich Wolkenstern. Dort muss<br />
er sich mit der kratzbürstigen<br />
Wilda Undank zusammentun,<br />
denn in Wolkenstern ist etwas<br />
im Gange, das alle Welten bedroht…<br />
Der erste Band einer<br />
unterhaltsamen Fantasy-Reihe<br />
ab 10 voller skurriler Figuren<br />
und Abenteuer.<br />
Abi Elphinstone:<br />
Die vier verborgenen Reiche: Caspar und<br />
die Träne des Phönix<br />
Carlsen Verlag, 336 S., € 15,50<br />
Haben Tiere im Wald feste Adressen?<br />
Wie groß ist das Revier<br />
von wildlebenden Mäusen? Wie<br />
sieht es in einer Wolfshöhle aus?<br />
Und was kann man im Wald<br />
eigentlich noch alles entdecken?<br />
All diese und noch viel mehr<br />
spannende Fragen beantwortet<br />
Peter Wohlleben in diesem Buch<br />
für Leseanfänger*innen ab 7<br />
Jahren. Der neueste Band der<br />
beliebten Lesestarter-Reihe begeistert<br />
mit vielen spannenden<br />
Sach-Informationen über den<br />
Lebensraum Wald, illustriert<br />
mit einem schönen Mix aus<br />
Fotos und Zeichnungen.<br />
Peter Wohlleben:<br />
Zuhause bei den Waldtieren<br />
Oetinger Verlag, 64 S., € 10,30<br />
66<br />
Wagner’sche.<br />
In dieser, in liebevollen Reimen<br />
erzählten, Geschichte folgt man<br />
dem kleinen Marienkäfer durch<br />
das Jahr, vom Garten bis zum<br />
Insektenhotel. Das nachhaltig<br />
produzierte Öko-Pappbilderbuch<br />
führt kleine Naturfans<br />
durch das Leben des Käfers im<br />
Lauf der Jahreszeiten. Neben<br />
dem kleinen Marienkäfer<br />
sind in der „Meine Gartenfreunde“-Reihe<br />
drei weitere Titel<br />
erschienen, die andere Tiere<br />
ebenso durch das Jahr begleiten.<br />
So bekommen schon die Kleinsten<br />
wundervolle Einblicke in die<br />
Welt der heimischen Tiere.<br />
Carla Häfner:<br />
Meine Gartenfreunde: Der kleine<br />
Marienkäfer<br />
Oetinger Verlag, 16 S., € 8,30<br />
Wo bin ich? Bin ich hier oder<br />
vielleicht dort? Oben oder<br />
unten? Was ist hinten und was<br />
ist vorne? Schritt für Schritt<br />
wagt sich der kleine Eisbär<br />
über den Rand seiner Eisscholle<br />
hinaus und entdeckt die<br />
Welt. Denn wenn man sich der<br />
eigenen Positionierung sicher<br />
ist, kann man überall hingehen<br />
und sich trotzdem sicher<br />
fühlen! Das beliebte Buch von<br />
Heinz Janisch erstmals in einer<br />
mehrsprachigen Ausgabe, die<br />
Kindern ab 3 Jahren einfache<br />
Ortsangaben spielerisch auf verschiedenen<br />
Sprachen vermittelt.<br />
Heinz Janisch und Isabel Pin:<br />
Wo bin ich? Mehrsprachige Ausgabe<br />
Tyrolia Verlag, 26 S., € <strong>14</strong>,95<br />
Bei einem heftigen Gewitter<br />
kommt der kleine Spatz zu Fall.<br />
Seine Flügel werden dabei so<br />
verletzt, dass sie wohl nie wieder<br />
so sein werden wie früher.<br />
Doch der alte Rabe weiß Rat:<br />
Nicht alle Dinge können wieder<br />
heil gemacht werden, aber mit<br />
einem starken und tapferen<br />
Herz kann man es schaffen,<br />
etwas Neues anzufangen. Und<br />
genau das tut der kleine Spatz.<br />
Unterstützt von seinen Freunden<br />
läuft er mutig in ein neues<br />
Leben. Ein wunderschönes,<br />
feinfühliges Mutmachbuch für<br />
Kinder ab 4 Jahren.<br />
Brigitte Weninger und Anna Zeh:<br />
Lauf, kleiner Spatz!<br />
Tyrolia Verlag, 26 S., € 16,95<br />
Als der schwarze Straßenkater<br />
Edison beginnt, mit ihr zu sprechen,<br />
wird <strong>No</strong>va klar, dass ihre<br />
neue Schule ein ganz besonderer<br />
Ort ist: Hier werden Kinder, die<br />
mit Katzen sprechen können, zu<br />
Katzenbeschützern ausgebildet.<br />
Edison braucht <strong>No</strong>vas Hilfe,<br />
denn die Katzenkönigin wurde<br />
entführt! Gemeinsam mit ihrem<br />
Freund Henry startet <strong>No</strong>va<br />
in ein gefährliches Abenteuer,<br />
um die Königin zu befreien<br />
und die Katzen Englands zu<br />
beschützen. Ein spannendes,<br />
einzigartiges Abenteuer für<br />
Tierfreunde ab 9 Jahren.<br />
Barbara Laban:<br />
Mitternachtskatzen: Die Schule der<br />
Felidix<br />
Ravensburger Verlag, 320 S., € 15,50<br />
Die Zwillinge Will und Charlotte<br />
führen ein ganz normales<br />
Leben – bis Will im Central<br />
Park eine Elfe sieht, ihre Mutter<br />
verschwindet und sie von einer<br />
Furie angegriffen werden. Auf<br />
der Flucht vor dem Monster<br />
gelangen die beiden in die<br />
fantastische Welt Fabula und<br />
damit in ein großes Abenteuer.<br />
Denn Fabula ist in Gefahr und<br />
nur Will und Charlotte können<br />
helfen… Eine wunderschöne,<br />
von verschiedenen Mythologien<br />
inspirierte Fantasywelt<br />
mit sympathischen Figuren und<br />
spannender Handlung ab 10<br />
Jahren.<br />
Akram El-Bahay:<br />
Fabula: Das Portal der dreizehn Reiche<br />
Baumhaus Verlag, 352 S., € 15,50<br />
Alles an diesem Buch ist der<br />
Inbegriff absoluter Liebenswürdigkeit.<br />
Heartstopper ist<br />
eine YA LGBTQ+ Comicserie<br />
über Charlie und Nick, die auf<br />
ein britisches Jungen-Gymnasium<br />
gehen und binnen kürzester<br />
Zeit enge Freunde werden.<br />
Doch schon bald entwickelt<br />
Charlie Gefühle für Nick. Nicht<br />
im Sinne einer engen Freundschaft,<br />
nein. Er hat sich in ihn<br />
verliebt. Eine wunderschöne<br />
Selbstfindungsgeschichte über<br />
Liebe, Freundschaft, Diversität<br />
und das Unerwartete, die wir<br />
jedem ans Herz legen möchten.<br />
Alice Oseman:<br />
Heartstopper Volume 1<br />
Loewe Verlag, 288 S., € 15,50
Mit<br />
sachlichen<br />
Empfehlungen:<br />
Die globalen Machtverhältnisse<br />
schwanken. Keiner kennt die<br />
Geheimnisse der chinesischen<br />
Elite wie einer von ihnen,<br />
Desmond Shum. In seinem<br />
Enthüllungsbuch Chinesisches<br />
Roulett entlarvt er die allgegenwärtige<br />
Korruption und den<br />
Einfluss der Regierung auf die<br />
Wirtschaft. Damit setzt er ein<br />
Zeichen entgegen dem allgemeinen<br />
Glauben des Westens,<br />
man könne die totalitären<br />
Strukturen in China durch<br />
Handelsbeziehungen auflösen.<br />
Ein spannender Einblick, der<br />
der westlichen Gesellschaft zumeist<br />
verschlossen bleibt!<br />
Desmond Shum:<br />
Chinesisches Roulette<br />
Droemer Verlag, 312 S., € 22,95<br />
Gesund lebt man durch<br />
Tugendhaftigkeit. Bestsellerautor<br />
Ruediger Dahlke unternimmt,<br />
zusammen mit den<br />
Leser*innen, eine Reise zur<br />
Rückbesinnung auf Tugenden<br />
wie Fleiß, Tapferkeit, Weisheit,<br />
Besonnenheit, Gerechtigkeit,<br />
Glaube, Liebe und Hoffnung. In<br />
zwölf philosophischen Schritten<br />
schließt er gesellschaftliche<br />
Gräben und hilft aus, wo<br />
Unmut und Unverständnis<br />
vorherrschen. All dies dient<br />
dem Zweck der Heilung und<br />
Weiterentwicklung von Körper,<br />
Geist und Seele. Eine Reise, die<br />
es sich lohnt, anzutreten.<br />
Ruediger Dahlke:<br />
Heilsame Tugenden<br />
Gräfe und Unzer Verlag, 224 S., € 20,95<br />
Was können wir von der Natur<br />
über uns selbst lernen? Zusammen<br />
mit dem Molekularbiologen<br />
Nicklas Brendborg<br />
tauchen Lesende in die wundersame<br />
Welt der Natur ein. Man<br />
erfährt von Quallen, die ihren<br />
Alterungsprozess umkehren,<br />
staunt über Zombiezellen oder<br />
Bakterien die fast unsterblich<br />
sind. Während Brendborg<br />
unsere herkömmliche Vorstellung<br />
vom Leben auf der<br />
Erde auf den Kopf stellt, geht<br />
er einer zentralen Frage nach:<br />
Wie führen wir ein langes und<br />
gesundes Leben? Erzählkunst<br />
und fachliche Expertise werden<br />
hier perfekt kombiniert!<br />
Nicklas Brendborg:<br />
Quallen altern rückwärts<br />
Eichborn Verlag, 304 S., € 22,70<br />
Eine der derzeit größten gesellschaftlichen<br />
Fragen ist, ob<br />
oder wie die Klimakrise noch<br />
gestoppt werden kann. Autor<br />
Matthias Krön warnt, dass<br />
die Produktionsbedingungen<br />
der Billigfleischindustrie eine<br />
besondere Bedrohung für die<br />
Umwelt darstellen: Wälder<br />
sterben, weil Ackerflächen für<br />
Tierfutter erschlossen werden<br />
müssen. Matthias Krön zeigt<br />
auf, wie regionale Landwirtschaft,<br />
Nachhaltigkeit und die<br />
unscheinbare Sojabohne dem<br />
Klimawandel Parole bieten<br />
können. Große Empfehlung!<br />
Matthias Krön:<br />
Eine Bohne rettet die Welt<br />
Ecowin Verlag, 200 S., € 24,00<br />
Es geisterte schon immer durch<br />
die Geldgeschichte, nun ist es<br />
zurück: Das Inflationsgespenst!<br />
Ökonom und Geldexperte Thomas<br />
Mayer stellt in seinem Buch<br />
Das Inflationsgespenst Mythen<br />
und Falschinformationen über<br />
das Thema Finanzen und Geld<br />
richtig und zeigt auf, wie ein<br />
Übermaß an Geld immer wieder<br />
zu Krisen und Konflikten<br />
führte. Dabei setzt er sich für<br />
eine längst hinfällige Neuordnung<br />
unseres Geldsystems<br />
ein. Ein Muss für alle Finanzexpert*innen<br />
und jene, die es noch<br />
werden wollen!<br />
Thomas Mayer:<br />
Das Inflationsgespenst<br />
Eine Weltgeschichte von Geld und Wert<br />
Ecowin Verlag, 400 S., € 28,00<br />
Haben Sie Lust, unvergleichlich<br />
gute vegetarische Rezepte auszuprobieren?<br />
Die Gewinnerin<br />
des renommierten Austrian-<br />
Foodblog Awards Martina Enthammer<br />
präsentiert ihr erstes<br />
Kochbuch, das nachhaltige und<br />
regionale Rezepte enthält, die<br />
nicht nur satt, sondern auch<br />
glücklich machen. Das Buch<br />
enthält außerdem auch wertvolle<br />
Tipps zum Anbau von Gemüse<br />
im hauseigenen Garten.<br />
Sehr empfehlenswerte Rezeptideen<br />
für alle Freunde des guten<br />
Geschmacks und der gesunden<br />
Ernährung!<br />
Martina Enthammer:<br />
Vegetarisch<br />
Kreative Gerichte für alle Jahreszeiten<br />
Tyrolia Verlag, 176 S., € 24,95<br />
70<br />
Wagner’sche.<br />
Rätselhaft verschwindet eine<br />
Psychologin spurlos. Ihre<br />
Patienten – Dorian Gray, Dr.<br />
Jekyll, Vampirin Carmilla und<br />
Viktor Frankenstein. Kann es<br />
sein, dass diese Monster des<br />
Horror-Genres tatsächlich<br />
eine Therapie brauchen? Eine<br />
Reise in die geheimnisvolle<br />
Psyche dieser Figuren und was<br />
den Menschen zu Monstern<br />
macht, und umgekehrt! Dieser<br />
aufregende Roman von Mats<br />
Strandberg ist wie gemacht<br />
für Psychologie-Interessierte<br />
und Fans der Grusel-Literatur.<br />
Spannende Lesestunden sind<br />
garantiert!<br />
Mats Strandberg:<br />
Jenny Jägerfeld: Monster auf der Couch<br />
Penhaligon Verlag, 464 S., € 20,00<br />
Tauchen Sie ein in eine unvergessliche<br />
Landschaft und<br />
genießen Sie – ganz spontan –<br />
einen mediterranen Sommerurlaub.<br />
Dieser fabelhafte Reiseführer<br />
von Beate Giacovelli<br />
bietet geballte Informationen<br />
für ein kurzes Urlaubsvergnügen<br />
– auch bei schlechtem<br />
Wetter! Die gebürtige Österreicherin<br />
lebt seit vielen Jahren<br />
in der Lombardei und kennt den<br />
wundervollen „Lago di Garda“<br />
so gut wie Einheimische. Mit<br />
diesem Reiseführer wird die<br />
ganze Familie wunderbare Tage<br />
genießen können. Unverzichtbar<br />
für alle Urlaubsfreunde und<br />
kulinarische Genießer *innen!<br />
Sensationell!<br />
Beate Giacovelli:<br />
Spontan mit Plan – Gardasee<br />
Styria Verlag, 208 S., € 25,00<br />
Staaten sterben. Manchmal<br />
ist es Mord. Manchmal ein<br />
Unfall. Manchmal waren sie<br />
von Anfang an zu lachhaft, um<br />
überhaupt zu existieren. Gelegentlich<br />
enden sie in einer Explosion.<br />
Einige wenige gleiten<br />
unbemerkt von der Landkarte.<br />
In diesem witzigen Atlas nimmt<br />
uns Gideon Defoe mit in eine<br />
Wunderkammer der Geschichte<br />
und erkundet vergnüglich<br />
die skurrilen, bizarren und<br />
mysteriösen Schicksale von 48<br />
Ländern, die es heute aus teilweise<br />
absurden Gründen nicht<br />
mehr gibt.<br />
Gideon Defoe:<br />
Der Atlas der ausgestorbenen Länder<br />
Knesebeck Verlag, 256 S., € 23,30<br />
An jenem Tag, an dem die Genschere<br />
zum ersten Mal funktioniert,<br />
wird die Wissenschaft<br />
dazu in der Lage sein, Naturgesetze<br />
zu ändern, Krankheiten<br />
zu beseitigen und vieles mehr.<br />
Doch das ist (noch) Zukunftsmusik.<br />
Die Grundlage dafür,<br />
die Entdeckung dieser Technologie<br />
durch Jennifer Doudna<br />
und Emmanuelle Charpentier,<br />
wurde 2020 mit dem <strong>No</strong>belpreis<br />
für Chemie geehrt. Walter<br />
Isaacson zeigt diese Sternstunde<br />
der Menschheit in all ihren Facetten<br />
auf. Ein weltbewegendes<br />
Buch über ein weltveränderndes<br />
Ereignis.<br />
Walter Isaacson:<br />
Der Codebreaker<br />
Ecowin Verlag, 704 S., € 36,60<br />
In ihrem neuesten Buch nimmt<br />
Sigrid-Maria Größing sich der<br />
spanischen Linie des Fürstengeschlechts<br />
der Habsburger an,<br />
das die Iberische Halbinsel und<br />
mit ihr auch die Kolonien in<br />
Übersee über zwei Jahrhunderte<br />
beherrschte. Sie zeichnet dabei<br />
ein vielschichtiges Porträt einer<br />
Dynastie, die vor allem unter<br />
Karl V. machtpolitisch durchaus<br />
erfolgreich war, innerhalb<br />
weniger Generationen jedoch<br />
auf tragische Weise zugrunde<br />
ging. Ein aufschlussreiches<br />
Buch über eine prägende Dynastie.<br />
Sigrid-Maria Größing:<br />
Sie herrschten über ein Weltreich<br />
Tyrolia Verlag, 200 S., € 25,55<br />
Ein Erfolgsduo geht in die<br />
zweite Runde – bereits Medical<br />
Cuisine von Starkoch Johann<br />
Lafer und Ernährungsmediziner<br />
Dr. Matthias Riedl begeisterte<br />
mit gesunder aber dennoch<br />
schmackhafter Kost. Nun folgt<br />
der neue Hit der beiden Experten<br />
zum Thema Entzündungsbekämpfung<br />
im Körper: 100<br />
neue Rezepte, die durch die<br />
Verwendung entzündungshemmender<br />
Lebensmittel die<br />
Selbstheilung fördern, ohne<br />
dass der Genuss dabei zu kurz<br />
kommt. Rezepte, die nicht nur<br />
gesund machen, sondern auch<br />
ausgezeichnet schmecken!<br />
Johann Lafer und Matthias Riedl:<br />
Medical Cuisine - Das Anti-Entzündungskochbuch<br />
Gräfe und Unzer Verlag, 264 S., € 28,90
Zeilen<br />
die die Welt<br />
bedeuten<br />
7 × Romane in denen<br />
Journalist*innen eine wichtige<br />
Rolle spielen<br />
sach<br />
und fach<br />
geschichten<br />
7 × journalistische Sachbücher<br />
mit Mehrwert, meint<br />
Journalist Benedikt Sauer*<br />
Tinte<br />
Laptop<br />
Tod<br />
7 × die besten Journalismuskrimis<br />
(mit Hilfe von Rotraut<br />
Schöberl**)<br />
3×7<br />
Best<br />
aber<br />
Seller:<br />
1<br />
2<br />
Doppelte<br />
Die Einstellung<br />
Doron Rabinovici<br />
Suhrkamp Verlag, € 24,70<br />
Spur<br />
Ilija Trojanow<br />
S.Fischer Verlag, € 9,90<br />
1<br />
2<br />
Dein<br />
Wir gehören dem Land<br />
Joe Sacco<br />
Edition Moderne Verlag, € 25,70<br />
ist das Reich.<br />
Katharina Döbler<br />
Claasen Verlag, € 24,70<br />
1<br />
2<br />
ZERO<br />
Verblendung<br />
Stieg Larson<br />
Heyne Verlag, € 10,30<br />
Marc Elsberg<br />
Blanvalet Verlag, € 11,30<br />
3<br />
Der<br />
Sportreporter<br />
Richard Ford<br />
dtv Verlag, € 13,90<br />
3<br />
Lecker-Land<br />
ist abgebrannt<br />
Manfred Kriener<br />
Hirzel Verlag, € 18,50<br />
3<br />
Intrige<br />
Robert Harris<br />
Heyne Verlag, € 11,30<br />
4<br />
Daldossi<br />
oder<br />
Das Leben des Augenblicks<br />
Sabine Gruber<br />
4<br />
Die<br />
Welt im Selfie<br />
Marco d‘Eramo<br />
Suhrkamp Verlag, € 26,80<br />
4<br />
Zuagroast<br />
Martina Parker<br />
Gmeiner Verlag, € 16,50<br />
Das Journalismusfest Innsbruck<br />
im Mai (www.journalismusfest.org)<br />
nehmen wir zum Anlass um folgende Titel<br />
zu empfehlen<br />
* Mitorganisator des Journalismusfestes<br />
(siehe Seite 50)<br />
** Buchändlerin der Nation<br />
(siehe Seite 45)<br />
72<br />
Wagner’sche.<br />
5<br />
Die<br />
6<br />
Traurige<br />
7<br />
Der<br />
dtv Verlag, € 12,30<br />
Enthüllung<br />
Mario Vargas Llosa<br />
Suhrkamp Verlag, € 10,80<br />
Freiheit<br />
Friederike Gösweiner<br />
Droschl Verlag, € 18,00<br />
Schmerz der Gewöhnung<br />
Joseph Zoderer<br />
Haymon Verlag, € 25,50<br />
5<br />
Refugees<br />
6<br />
Angst<br />
7<br />
Die<br />
Worldwide 2<br />
Ulrich Schreiber (Hrsg.),<br />
Eva Philippi (Hrsg.)<br />
Wagenbach Verlag, € 15,40<br />
Petra Ramsauer<br />
Kremayr & Scheriau Verlag, € 18,00<br />
Revolution hat ein<br />
weibliches Gesicht<br />
Olga Shparaga<br />
5<br />
Das<br />
6<br />
Dunkelkammer<br />
7<br />
Heißzeit<br />
Schlangenmaul<br />
Jörg Fauser<br />
Diogenes Verlag, € 25,30<br />
Bernhard Aichner<br />
btb Verlag, € 17,50<br />
51<br />
Eva Rossmann<br />
Folio Verlag, € 22,00<br />
Suhrkamp Verlag, € 13,40
Mit<br />
den<br />
besten<br />
Empfehlungen:<br />
Ein eindringliches Plädoyer an<br />
die Gesellschaft, etwas gegen<br />
die größte Bedrohung der<br />
Menschheit zu unternehmen –<br />
die unausweichliche Klimakrise.<br />
Meteorologe Marcus<br />
Wadsak und Aktivistin Paula<br />
Dorten fordern die Menschheit<br />
dazu auf, sich selbst zu<br />
retten. Denn nur mit Biogurken<br />
und Bambuszahnbürsten ist<br />
es bei Weitem nicht getan. Ihr<br />
Manifest warnt vor den Auswirkungen<br />
des Klimawandels<br />
und zeigt, warum gerade jetzt<br />
Handlungsbedarf besteht. Wir<br />
sind die letzte Generation, die<br />
noch handeln kann! Maria Neumayr<br />
Marcus Wadsak und Paula Dorten::<br />
Letzte Generation: Das Klimamanifest<br />
Braumüller Verlag, 50 S., € 10,00<br />
Kurz, prägnant und mit Infografiken<br />
illustriert, gibt der<br />
Meteorologe Marcus Wadsak<br />
Leser*innen eine kompakte<br />
Informationsquelle, um ihr<br />
Wissen über den Klimawandel<br />
zu erweitern. Er zeigt, dass<br />
ein dringender Handlungsbedarf<br />
besteht und warum es<br />
gerade jetzt wichtig ist, aktiv<br />
zu werden. Denn auch wenn<br />
die Auswirkungen des Klimawandels<br />
für viele Menschen<br />
erst jetzt greifbar werden, bleibt<br />
nicht mehr viel Zeit, um etwas<br />
dagegen zu tun. Ein absolutes<br />
Must-Read zu einem Thema,<br />
das uns alle betrifft! Maria Neumayr<br />
Marcus Wadsak:<br />
Klimawandel: Fakten gegen Fake &<br />
Fiction<br />
Braumüller Verlag, <strong>14</strong>4 S., € 18,00<br />
In dem vielschichtigen Roman<br />
Liebesheirat prallen zwei Familien<br />
und Kulturen anlässlich<br />
einer Hochzeit aufeinander.<br />
Monica Ali beschäftigt sich mit<br />
den Themen Liebe, Ehe und<br />
Familie und damit, wie diesen<br />
Begriffen in verschiedenen<br />
Generationen und Kulturen<br />
unterschiedliche Werte zugeschrieben<br />
werden. Ihr Debüt<br />
Brick Lane wurde zu Recht für<br />
den Booker Prize nominiert:<br />
Monica Ali schafft gekonnt<br />
facettenreiche Figuren, die mit<br />
all ihren Eigenheiten wunderbar<br />
realistisch und lebendig wirken.<br />
Klaudia Grünfelder<br />
Ali Monica:<br />
Liebesheirat<br />
Klett-Cotta Verlag, 592 S., € 25,70<br />
Ein wirklich starkes Debüt legt<br />
die junge Frankfurterin Anna<br />
Yeliz Schentke vor. Dilek verläßt<br />
Istanbul heimlich. Im Netz<br />
nennt sie sich Kangal und sie<br />
fürchtet um ihre Freiheit unter<br />
dem Regime von Erdoğan. Für<br />
Ayla, die Cousine in Frankfurt,<br />
ist die Türkei ein Sehnsuchtsort.<br />
Und ihr Freund, der von nichts<br />
weiß, macht sich in der Istanbul<br />
auf die Suche nach Dilek. In<br />
prägnanten kurzen Kapitel<br />
rasen wir mit den Dreien durch<br />
die Gefahren der Zeit die “real<br />
(sind) und unreal zugleich”.<br />
Atemlos, musikalisch, großartig!<br />
Robert Renk<br />
Anna Yeliz Schentke:<br />
Kangal<br />
S. Fischer Verlag, 208 S., € 21,60<br />
Jane Austens literarisches Vorbild<br />
– erstmals auf Deutsch<br />
und eine absolute Entdeckung.<br />
Belinda Portman wird auf<br />
den Londoner Heiratsmarkt<br />
geschickt. Zwischen dem gesellschaftlichen<br />
Trubel und ihrer<br />
exzentrischen Gastgeberin,<br />
verliebt sie sich in einen Mann,<br />
der bereits versprochen ist. Ein<br />
grandioser Gesellschaftsroman,<br />
mit tiefgreifenden Themen und<br />
geistreichem Humor. Edgeworth’s<br />
Stil ist ernst und auf<br />
moralische Werte bedacht, was<br />
sie letztendlich von Austen<br />
abhebt. Ein atemberaubendes<br />
Portrait des 19. Jahrhunderts<br />
und dessen Menschen. Lena Walder<br />
Maria Edgeworth:<br />
Belinda<br />
Reclam Verlag, 600 S., € 28,80<br />
Ein schier unerträglich heißer<br />
Sommer geht zu Ende. Krüger<br />
und sein bester Freund Viktor<br />
verbringen die Ferien 1999 mit<br />
Kiffen, abhängen im Skatepark<br />
und viel Musik hören in<br />
der Müller Filiale in Bodenstein.<br />
Mehr ist nicht los – bis<br />
Jacky ihren Weg kreuzt. Das<br />
Mädchen mit der roten Mähne<br />
ist ein absoluter Wildfang und<br />
stellt alles auf den Kopf. Großartig,<br />
wie es Christian Huber<br />
gelingt, und beim Lesen in das<br />
eigene „Erwachsen-werden“<br />
zu katapultieren. Perfekt abgerundet<br />
durch die Tracklist,<br />
mit QR-Code im Buch. Carmen<br />
Schwarz<br />
Christian Huber:<br />
Man vergisst nicht, wie man schwimmt<br />
Dtv Verlag, 400 S., € 22,70<br />
74<br />
Wagner’sche.<br />
Dieses Debüt besticht durch<br />
seine wunderbare Protagonistin<br />
Elizabeth Zott, die man von<br />
der ersten Seite an ins Herz<br />
schließt. Ihre Leidenschaft ist<br />
die Chemie, doch Anfang der<br />
60er hat sie es als Frau in der<br />
Wissenschaft nicht leicht. Über<br />
Umwege landet sie in einer<br />
Kochsendung, in der sie nicht<br />
nur Küchentipps gibt, sondern<br />
ihr vorwiegend weibliches<br />
Publikum zur Emanzipation<br />
inspiriert. Trockener Humor,<br />
eine Romanze und ganz viel<br />
Empowerment machen den<br />
Roman zu einem großen Lesevergnügen.<br />
Klaudia Grünfelder<br />
Bonnie Garmus:<br />
Eine Frage der Chemie<br />
Piper Verlag, 464 S., € 22,70<br />
Zweiundzwanzig Frauennamen,<br />
zweiundzwanzig Geschichten,<br />
lakonisch, geistreich und durchaus<br />
mit Empathie geschrieben,<br />
ohne distanzlos zu sein: Daniel<br />
Wisser schafft diesen kunstvollen<br />
Spagat. Ob „erfunden“ oder<br />
nicht, es sind Geschichten von<br />
jungen, älteren und alten Frauen<br />
aus der Mitte ihres Lebens<br />
heraus, die von Beziehungen und<br />
Freundschaften erzählen, von<br />
der Suche nach dem Glück und<br />
vom Scheitern. Und sie zeigen,<br />
wie nahe Alltag und Skurrilität<br />
einander sein können. Da hilft<br />
es oft nur Prosecco trinken oder<br />
sich mit Constanze Mozart austauschen<br />
… Anna Rottensteiner<br />
Daniel Wisser:<br />
Die erfundene Frau<br />
Luchterhand Verlag, 240 S., € 22,70<br />
Der neueste Roman dient<br />
gut als Einstiegslektüre in<br />
das Schreiben des Karl Ove<br />
Knausgard. Dick sind sie alle,<br />
hier aber verlässt Knausgard<br />
seinen Schreibkokon, um<br />
sich doch treu zu bleiben. In<br />
seiner direkten, detailgetreuen<br />
Schilderungsprosa tauchen nun<br />
neun fiktive Personen auf, die<br />
aus ihrer jeweiligen Perspektive<br />
sprechen. Und ein neuer Stern,<br />
den niemand erklären kann und<br />
der allerlei Getier veranlasst,<br />
sich wider die Natur zu verhalten.<br />
Ob das ein gutes Omen<br />
ist? Ein spannendes in jedem<br />
Fall! Robert Renk<br />
Karl Ove Knausgard:<br />
Der Morgenstern<br />
Luchterhand Verlag, 896 S., € 28,80<br />
Oxford, Ende des 19. Jahrhundert.<br />
Wir lernen Esme<br />
kennen. Sie liebt es, heruntergefallene<br />
Papiere vom Schreibtisch<br />
ihres Vaters zu lesen.<br />
Begriffe, die die Welt der Frauen<br />
betreffen. Ihr Vater arbeitet am<br />
ersten Oxford English Dictionary<br />
und Esme erkennt nach<br />
und nach, was achtlos weggeworfen<br />
wird und somit nicht<br />
ins Wörterbuch aufgenommen<br />
wird. So legt Esme ihre eigene<br />
Sammlung an, kämpft für die<br />
Rechte der Frauen und will all<br />
jene Wörter festhalten, über die<br />
niemand spricht. Außergewöhnlich,<br />
charmant und Balsam für<br />
die Seele. Stephanie Bergmann<br />
Pip Williams:<br />
Die Sammlerin der verlorenen Wörter<br />
Diana Verlag, 528 S., € 22,70<br />
Die siebzehnjährige Lenni ist<br />
unheilbar krank und verbringt<br />
ihre verbleibende Zeit<br />
in der Klinik. Viele Fragen beschäftigen<br />
sie. Das Leben wird<br />
diese nicht mehr beantworten<br />
können, vielleicht aber Pater<br />
Arthur, der den Draht zu Gott<br />
hat? Margot ist dreiundachtzig,<br />
ein ungewöhnliches Projekt<br />
wird gestartet, verflochten mit<br />
Geschichten aus dem Leben.<br />
Lenni bringt einem nahe, wie<br />
kostbar unsere Zeit auf Erden<br />
ist. Tief bewegt und mit Tränen<br />
habe ich den Roman gelesen,<br />
der aber auch humorvolle Seiten<br />
hat. Andrea Scheiber<br />
Marianne Cronin:<br />
Die hundert Jahre von Lenni und Margot<br />
C. Bertelsmann Verlag, 440 S., € 21,20<br />
Endlich in deutscher Übersetzung!<br />
Stilikone und Kultfigur<br />
Fran Lebowitz befasst sich<br />
in New York und der Rest der<br />
Welt mit den verschiedensten<br />
Themen aus unserem Alltag.<br />
Gedanken, Fragen und Bedenken;<br />
nichts bleibt von ihrer<br />
Beobachtungsgabe verschont.<br />
Mit New Yorker Witz und Biss<br />
erkundet sie die widersprüchlichen<br />
Facetten der menschlichen<br />
Natur. Fran Lebowitz zu<br />
lesen bedeutet, sich selbst und<br />
andere in ihren zeitlosen Texten<br />
wiederzuerkennen, beipflichtend<br />
zu nicken und laut aufzulachen.<br />
Klaudia Grünfelder<br />
Fran Lebowitz:<br />
New York und der Rest der Welt<br />
Rowohlt Verlag, 352 S., € 22,70
Eigentlich hat Meyerhoff nicht<br />
mehr vorgehab, einen Roman zu<br />
schreiben. Sein Leben bis zum<br />
Theater sei auserzählt meite er<br />
in Interviews. Doch dann wird<br />
er als <strong>No</strong>tfall auf eine Intensivstation<br />
eingeliefert. Er, der<br />
sich immer durch körperliche<br />
Verausgabung zum Glühen<br />
brachte, liegt an Apparaturen<br />
angeschlossen in einem<br />
Krankenhausbett in der Wiener<br />
Peripherie. Kann das Erzählen<br />
von Geschichten zur Rettung<br />
beitragen? Und kann Komik<br />
heilen? Ganz klares JA! Jetzt<br />
auch als Taschenbuch. Robert Renk<br />
Joachim Meyerhoff:<br />
Hamster im hinteren Stromgebiet<br />
KiWi Verlag, 320 S., € 12,40<br />
Esther Kinsky findet wieder<br />
einmal eine Sprache für Unaussprechliches:<br />
das Erdbeben im<br />
Friaul im Jahre 1976. Auch aus<br />
den Schriften der Landschaft,<br />
aus Wasser und Stein liest sie<br />
die Erinnerungen. Viel zu selten<br />
liest man Natur derart, viel zu<br />
selten ein historisches Memorial<br />
derart gegenwärtlich. Die alltäglichen<br />
Katastrophenspuren<br />
in Mensch und Natur buchstabiert<br />
sie hochpoetisch mit<br />
sprachlicher und emotionaler<br />
Wucht: berührend, lehrreich<br />
und erschütternd zugleich! Ein<br />
Magnet von einem Roman!<br />
Siljarosa Schletterer<br />
Esther Kinsky:<br />
Rombo<br />
Suhrkamp Verlag, 267 S., € 24,70<br />
Schonungslos, gewalttätig<br />
und näher an der Realität als<br />
es einem vielleicht lieb ist. In<br />
seinem neuen Roman erzählt<br />
Sasha Filipenko die Geschichte<br />
des idealistischen Journalisten<br />
Anton Quint, der sich mit<br />
einem skrupellosen Oligarchen<br />
anlegt und daraufhin ins Fadenkreuz<br />
seiner Handlanger gerät.<br />
Mit musikalischer Untermalung<br />
und einer gewissen Dringlichkeit<br />
beschreibt Filipenko eine<br />
harsche Wirklichkeit, mit der<br />
sich mit Sicherheit nicht nur fiktive<br />
Figuren auseinandersetzen<br />
müssen. David Schranz<br />
Sasha Filipenko:<br />
Die Jagd<br />
Diogenes Verlag, 288 S., € 24,30<br />
Über Generationen hinweg ist<br />
es das Schicksal der Männer<br />
der Familie Stoica in Bukarest<br />
Brände zu bekämpfen. Während<br />
die Männer das Feuer löschen<br />
und die Frauen zu den Heiligen<br />
beten, folgen wir der historischen<br />
Entwicklung der Stadt.<br />
Florescu baut seinen Leser*innen<br />
Luftschlösser vergangener<br />
Zeiten, in denen Menschlichkeit<br />
groß geschrieben wurde,<br />
um sie im Laufe des Romanes<br />
wieder einstürzen zu lassen.<br />
Kommunismus, Terror und Verrat<br />
werden zum Alltag. Genüsslich<br />
und schrecklich zugleich.<br />
Ágnes Czingulszki<br />
Catalin Dorian Florescu:<br />
Der Feuerturm<br />
C.H.Beck Verlag, 358 S., € 25,70<br />
Frauengeschichten, Drogen,<br />
eine Leiche und vier Freunde<br />
seit Kindertagen. Auch wenn<br />
Johannes, Lukas, Markus und<br />
Matthäus aus dem Evangelium<br />
zu kommen scheinen, erwartet<br />
die vier alles andere als eine<br />
„Frohe Botschaft“. Schlimmer<br />
geht immer und fängt bereits<br />
mit dem Aufstehen aus dem<br />
Bett an. Georg Thiels Roman<br />
ist eine unterhaltsame Geschichte,<br />
ein Roadtrip und die knapp<br />
230 Seiten reichen aus, um sich<br />
bestens unterhalten zu wissen.<br />
Lena Kripahle-Wiek<br />
Georg Thiel:<br />
Nachtfahrt<br />
Braumüller Verlag, 224 S., € 24,00<br />
Ein Genderroman aus dem 19.<br />
JH. Geschrieben von einer der<br />
unkonventionellesten Autorinen<br />
der Romantik, George Sand.<br />
Gabriel, Enkel und Alleinerbe<br />
des Fürsten von Bramante<br />
wächst versteckt mit nur zwei<br />
ins Geheimnis eingeweihten<br />
Bediensteten als Jungen auf. Er<br />
und nicht sein Cousin Astolphe<br />
soll die große Erbschaft antreten.<br />
Er ist aber eine Sie, wie<br />
sich herausstellt! Eine Lektüre<br />
von aktueller wie zeitloser Relevanz,<br />
die derzeit in Frankreich<br />
und Deutschland wiederentdeckt<br />
wird. Robert Renk<br />
George Sand:<br />
Gabriel<br />
Reclam Verlag, 176 S., € 18,50<br />
Der Chirurg Finn und seine<br />
Frau Eivor ziehen mit ihren<br />
Töchtern ans Ende der Welt.<br />
Und sind selbst dort nicht abgekoppelt<br />
vom aufkommenden<br />
Kalten Krieg. Sie ziehen 1957<br />
nach Spitzbergen. Als Werksarzt<br />
flickt Finn die bei der<br />
gefährlichen Arbeit verletzten<br />
Bergarbeiter zusammen, stellt<br />
aber bald fest, dass nicht nur<br />
ihre Körper kaputtgehen,<br />
sondern auch deren Psyche. Das<br />
betrifft auch seine Frau Eivor.<br />
Ein Roman über das Überleben<br />
am Rande der Welt, Isolation,<br />
die Kraft der Natur – und eine<br />
Ehe in der Krise. Robert Renk<br />
Heidi Sævareid:<br />
Am Ende der Polarnacht<br />
Insel Verlag, 350 S., € 23,70<br />
Im Jahr 2020 haben viele<br />
Menschen Halt in Ritualen<br />
gefunden. So auch Ursula<br />
Karven, die deshalb am<br />
Silvesterabend 2020 den Entschluss<br />
fasst, sich im neuen<br />
Jahr intensiv mit Ritualen zu<br />
beschäftigen. Ob mit Kerzenmagie,<br />
Yoga oder Heilpflanzen<br />
gibt sie verschiedenste Impulse,<br />
wie man kräftigende<br />
Rituale in den Alltag einfließen<br />
lassen kann. Ein wunderschön<br />
gestaltetes, im Jahreskreis aufgebautes<br />
Buch, das zeigt, wie<br />
man aus alten Bräuchen und<br />
Ritualen neue Kraft schöpfen<br />
kann. Maria Neumayr<br />
Ursula Karven:<br />
Hexenzauber, Göttinnen und weiße Magie<br />
Gräfe und Unzer Verlag, 192 S., € 22,90<br />
Dieses Buch eines schieren<br />
Jahrhunderts ist magisches<br />
Kino. Ein Roman wie ein<br />
Film. Erzähllust aus Sätzen<br />
und Bildern, in denen Humor<br />
und Erkenntnis zum Lichtspiel<br />
kristallisieren. Immer eins mit<br />
der Geschichte, deren Dialoge<br />
Lebensfäden sind. Hinein in<br />
einen Mord und wieder aus<br />
ihm heraus. Ein minutiös aufgefächerter<br />
Andrew Green.<br />
Ein Kaleidoskop zartscheuer<br />
Facetten eines Menschen, der<br />
New York prägte. Was sich in<br />
einem einzigen Moment bündelt<br />
macht Staunen. Ein Meisterwerk!<br />
José F.A. Oliver<br />
Jonathan Lee:<br />
Der große Fehler<br />
Diogenes Verlag, 368 S., € 24,70<br />
Dieser Roman erschüttert.<br />
Nicht nur wegen der aktuellen<br />
Situation in der Ukraine. Dort<br />
spielt der Roman. Und in den<br />
Köpfen der Figuren, die durch<br />
einen versehrten Landstrich in<br />
der Ostukraine irren. Auch in<br />
den Köpfen hat der Krieg gewütet.<br />
Die Gegenwart ist immer<br />
auch die Summe verschiedener<br />
Vergangenheiten. Die prägen<br />
das Heute, den Blick darauf.<br />
Auch deshalb sollte man den<br />
Blicken misstrauen. Davon<br />
erzählt Evelyn Schlag – und<br />
beweist einmal mehr, dass sie<br />
sich auf das Fiebrige, Flirrende,<br />
schwer Greif- und nie vollends<br />
Begreifbare versteht. Joseph Frontull<br />
Evelyn Schlag:<br />
In den Kriegen<br />
Hollitzer Verlag, 244 S., € 22,00<br />
Kaiser-Mühlecker erzählt die<br />
Geschichte von Jakob fort,<br />
einem der Protagonisten aus<br />
Fremde Seele, dunkler Wald.<br />
Eine Geschichte, die von Liebe<br />
handelt: Jakob lernt Katja<br />
kennen, die beiden bauen sich<br />
ein gemeinsames Leben am Hof<br />
auf, den Jakob führt, bevor sie<br />
sich wieder trennen; aber auch<br />
vom ständigen Kampf ums<br />
Überleben und vom Kampf<br />
gegen die eigenen inneren<br />
Ungeheuer. Ein Wildern in<br />
den Gefühlen, aber auch ein<br />
wildes, archaisches Leben, das<br />
nach außen drängt, wo es aber<br />
nicht sein darf. Sprachlich und<br />
erzählerisch beeindruckend. Anna<br />
Rottensteiner<br />
Reinhard Kaiser-Mühlecker:<br />
Wilderer<br />
S.Fischer Verlag, 352 S., € 24,70<br />
Vor den Kulissen Istanbuls<br />
beschreibt Fricke – die als Stipendiatin<br />
der Kulturakademie<br />
Tarabya in Istanbul die Stadt<br />
wohl wirklich gut kennengelernt<br />
hat – von einer Diplomatin, die<br />
den Glauben an die Diplomatie<br />
verliert – und das, was in ihrem<br />
Beruf das Wichtigste ist: die<br />
Geduld. Fred, einstmals eine<br />
ehrgeizige deutsche Konsulin<br />
wird nach Istanbul versetzt. Die<br />
Stadt ist politisch aufgeheizt.<br />
Zwischen Geheimdienst, Affäre<br />
und Einsamkeit stößt sie an<br />
die Grenzen von Rechtsstaatlichkeit<br />
und europäischer Idee.<br />
Robert Renk<br />
Lucy Fricke:<br />
Die Diplomatin<br />
Claassen Verlag, 256 S., € 22,70<br />
Verschmutze Straßen, Korruption<br />
und Gewalt, überfüllte<br />
Kerker – so lernen wir<br />
das London um 1700 kennen.<br />
Die von Pest und Verwüstung<br />
heimgesuchte Stadt ist in fester<br />
Hand von Queen Anne Stuart.<br />
Wer nicht ihrem Regiment folgt<br />
landet im gefürchtetsten Kerker<br />
Europas, Newgate Prison. Daniel<br />
de Foe durchschaut dieses<br />
vertrackte Spiel, erkennt die<br />
wahren Agierenden und begehrt<br />
auf. Ein literarischer Historienroman<br />
der viele Motive wie<br />
Fake News, Paranoia und<br />
andere Unsicherheiten plötzlich<br />
unglaublich vertraut erscheinen<br />
lässt. Ein Pageturner der<br />
Meisterklasse! Carmen Schwarz<br />
Markus Gasser:<br />
Die Verschwörung der Krähen<br />
C.H. Beck Verlag, 238 S., € 23,70<br />
Michael Hartung ist Videothekenbesitzer,<br />
hält sich in<br />
Zeiten von Netflix gerade so<br />
über Wasser. Ein Mann der<br />
stets dem Zahn der Zeit ein<br />
wenig hinterherhinkt. Als eines<br />
Tages ein Journalist mehr über<br />
seine DDR-Vergangenheit in<br />
Erfahrung bringen will, überschlagen<br />
sich die Ereignisse.<br />
Plötzlich ist er über Nacht zum<br />
Helden der Nation geworden,<br />
der 127 Menschen zur Flucht<br />
in den Westen geholfen haben<br />
soll. Ein Hochstaplerroman der<br />
mit viel Herz und Berlincharme<br />
großes Lesevergnügen bereitet!<br />
Carmen Schwarz<br />
Maxim Leo:<br />
Der Held vom Bahnhof Friedrichstrasse<br />
Kiepenheuer & Witsch Verlag, 304 S.,<br />
€ 22,70<br />
Führerschein und Kummerkasten.<br />
Eine junge Mutter<br />
zieht mit Mann und Baby nach<br />
Westjütland, ins „Land der<br />
kurzen Sätze“. Eine einfache<br />
Unterhaltung wird für sie zum<br />
Wagnis, und das Leben selbst<br />
ist auf einmal voller Hindernisse.<br />
Mutterschaft, Ehe und<br />
Fahrprüfung: alles kaum zu<br />
schaffen. Doch als sie Kummerkasten-Redakteurin<br />
bei der lokalen<br />
Zeitung wird, ändert sich<br />
ihr Leben. Ein toller Roman<br />
in toller Übersetzung in einem<br />
neuen, tollen Verlag. Zudem es<br />
ein tolles Hörbuch – eingelesen<br />
von Caroline Peters – gibt. Robert<br />
Renk<br />
Stine Pilgaard:<br />
Meter pro Sekunde<br />
Kanon Verlag, 253 S., € 23,70<br />
Julia Schoch schreibt: „Ich<br />
erwähne diese alltäglichen Verrichtungen,<br />
weil die meisten<br />
überraschenden Vorfälle in<br />
unserem Leben gleichsam<br />
nebenbei passieren.“ So klar<br />
wie dieser Satz ist der ganze<br />
Roman. Im Verwobenen einer<br />
Geschichte, die berührt, weil<br />
sie verwegen klar ist. Plötzlich<br />
war im Leben der Protagonistin<br />
eine unbekannte Halbschwester<br />
aufgetaucht. Alles wird anders.<br />
Schock und Zuversicht zugleich.<br />
Das Vorkommnis wird<br />
Alltag, ohne Alltag zu werden.<br />
Ein gelungener literarischer<br />
Griff. José F.A. Oliver<br />
Julia Schoch:<br />
Das Vorkommnis<br />
dtv Verlag, 192 S., € 20,60
Nach dem Tod von ihrem<br />
Mann, nimmt sich Lèna Auszeit<br />
am Golf von Bengalen.<br />
Sie kämpft mit sich und ihrer<br />
Situation, wird auf wundervoller<br />
Weise von einem kleinen<br />
Mädchen und Frauen die der<br />
Selbstverteidigungsgruppe<br />
angehören, gerettet. Eine neue<br />
Aufgabe gibt ihr wieder Mut:<br />
Sie gründet eine Schule trotz<br />
aller Widrigkeiten und kämpft<br />
für die Rechte der Mädchen<br />
damit diese eine Zukunft außerhalb<br />
von Armut und Elend<br />
erwarten können. Das Buch hat<br />
mich von der ersten Seite an tief<br />
berührt und gibt Einblicke in<br />
die indische Kultur. Andrea Scheiber<br />
Laetitia Colombani:<br />
Das Mädchen mit dem Drachen<br />
S. Fischer Verlag, 272 S., € 23,30<br />
Said konnte wie kaum ein<br />
anderer laute Kritik und stille<br />
Zurücknahme vereinen. Er<br />
war für viele Vorbild und Inspirationsquelle,<br />
Maßstab und<br />
Brückenbauer. Die Autobiografie<br />
aus seinem Nachlass<br />
ist mehr als ein Tablett seines<br />
Lebensanfangs, es ist auch<br />
Zeitdokument und Aufruf:<br />
hinzuhören und gegen Unrecht<br />
einzustehen wie er es tat!<br />
So stellt dieses Buch nicht nur<br />
Erinnerungen an eine persische<br />
Kindheit dar, sondern erinnert<br />
an eine große lyrische Stimme<br />
und einen wichtigen Seismographen<br />
unsrer Zeit. Siljarosa<br />
Schletterer<br />
Said:<br />
Ein vibrierendes Kind<br />
C.H. Beck Verlag, 272 S., € 23,70<br />
Es ist die Geschichte einer zerstörerischen<br />
Amour fou: jene<br />
zwischen dem Maler Edvar<br />
Munch und der Tochter eines<br />
Weinhändlers, Tulla Larsen.<br />
Es ist von einem inszenierten<br />
Selbstmord die Rede und vom<br />
„Schuss“ (sie soll ihm in die<br />
Hand geschossen haben). Es ist<br />
aber auch die Geschichte einer<br />
Ehrenrettung, denn Teigen hat<br />
anhand des Briefwechsels der<br />
Liebenden ein neues, einfühlsames<br />
Bild einer modernen Frau<br />
entworfen, die Munch nur seinen<br />
„Plagegeist“ nannte, die er<br />
aber vermutlich ein Leben lang<br />
geliebt hat. Bernd Schuchter<br />
Lene Therese Teigen:<br />
Schatten der Erinnerung<br />
Ebersbach & Simon Verlag,<br />
336 S., € 24,00<br />
Paul Auster hat über Stephen<br />
Crane und sein kurzes Leben<br />
ein sehr, sehr langes, sehr feuriges<br />
und fast schon zu gescheites<br />
Buch In Flammen geschrieben.<br />
Geschichten eines New Yorker<br />
Künstlers sind Stories. Manche,<br />
„Maggie, ein Mädchen von der<br />
Straße“ zum Beispiel, nennt er<br />
Roman, andere Geschichten:<br />
Erdig sind sie alle. Erdig und<br />
elegant. Und geradlinig. Und<br />
und und. Man könnte, ganz wie<br />
Paul Auster, ins Schwärmen<br />
kommen. Joseph Frontull<br />
Stephen Crane:<br />
Geschichten eines New Yorker Künstlers<br />
Pendragon Verlag, 288 S., € 24,70<br />
Der dritte und wohl berührendste<br />
Teil der Familiensaga.<br />
Diesmal erweckt Monika<br />
Helfer ihren Bruder Richard<br />
zum Leben. Das scheint ihm<br />
wenig wichtig. Verantwortung<br />
übernimmt er nur, wenn sie<br />
ihm angetragen wird. So auch,<br />
als ihm auf merkwürdige<br />
Weise eine verflossene Liebe<br />
ein Kind überlässt, von dem<br />
er nur den Spitznamen kennt.<br />
Eine Liebeserklärung an einen<br />
fantasievollen Sonderlinge mit<br />
großem Herzen in einer kalten,<br />
durchrationalisierten Welt.<br />
Unprätentiös und stilistisch<br />
brillant. Robert Renk<br />
Monika Helfer:<br />
Löwenherz<br />
Hanser Verlag, 192 S., € 20,60<br />
Mit Schweizer Gemütlichkeit<br />
hat dieser Roman nichts zu tun.<br />
Mit einem Affentempo legt<br />
Schmidt, der Schweizer Autor,<br />
der in Island wohnt, hier die<br />
Tell-Saga als literarischen Pageturner<br />
vor. Auch nordische Mythen<br />
suchen sich ihren Platz in<br />
der Zentralschweiz. In beinahe<br />
100 schnelle Sequenzen jagen 20<br />
verschiedene Protagonisten wie<br />
auf einer Lunte dem explosiven<br />
Showdown entgegen. Das ganze<br />
noch garniert mit einem Hauch<br />
Frau Hitt. Dass das ein Erfolg<br />
wird, steht in Stein gemeiselt,<br />
meint ... Robert Renk<br />
Joachim B. Schmidt:<br />
Tell<br />
Diogenes Verlag, 288 S., € 23,70<br />
Julia May Jonas führt uns in<br />
das Leben am Campus eines<br />
Colleges. Dort unterrichtet<br />
die 58jährige Ich-Erzählerin<br />
Literatur scharf, präzise und<br />
schonungslos erzählt sie über<br />
ihre Zweifel am alternden<br />
Körper, an ihrem Ehemann,<br />
dem gerade ein Verfahren droht,<br />
da er intime Beziehungen mit<br />
jungen Studentinnen hatte. Sie<br />
verliebt sich in den wesentlich<br />
jüngeren Kollegen Vladimir, die<br />
Situation eskaliert und endete in<br />
einem Desaster. Ihre eindrucksvolle<br />
Reflexion über Geschlecht,<br />
Macht und Alter trifft exakt den<br />
Puls der Zeit. Gabi Pinsker<br />
Julia May Jonas:<br />
Vladimir<br />
Blessing Verlag, 352 S., € 24,70<br />
Robert Schneider gelang vor<br />
30 Jahren ein literarischer<br />
Welterfolg. In 30 Sprachen<br />
übersetzt und verfilmt. Nun ist<br />
der Roman in einer wunderschönen<br />
Jubiläumsausgabe<br />
erschienen. Nimmt man den<br />
Schutzumschlag ab, kommt das<br />
Cover, das man von Schlafes<br />
Bruder kennt, farblich bedruckt<br />
zum Vorschein. Ausgestattet<br />
mit Lesebändchen tauchen wir<br />
in die Geschichte des Musikers<br />
Johannes Elias Alder ein, der<br />
mit 22 Jahren seinem Leben<br />
ein Ende bereitete, nachdem er<br />
beschlossen hatte, nicht mehr zu<br />
schlafen. Stephanie Bergmann<br />
Robert Schneider:<br />
Schlafes Bruder<br />
Reclam Verlag, 224 S., € 25,70<br />
Eine Familie, ein unerwarteter<br />
Tod. Die Zurückgebliebenen,<br />
verstreut zwischen London,<br />
Paris, den Niederlanden und<br />
der Steiermark, trauern auf<br />
verschiedene Weise. Und sie<br />
erkennen auch die Leere in<br />
ihrem eigenen Leben. Für alle<br />
stellt sich die Frage nach einem<br />
glücklichen Leben noch einmal<br />
neu und dringlicher – während<br />
große gesellschaftliche Veränderungen<br />
und Entwicklungen<br />
in Europa im Gange sind, die<br />
sie skeptisch mitverfolgen. Einfühlsam,<br />
spannend und stilistisch<br />
beeindruckend! Robert Renk<br />
Friederike Gösweiner:<br />
Regenbogenweiß<br />
Droschl Verlag, 344 S., € 24,00<br />
Dieses Buch macht Hunger –<br />
Lesehunger und auch ganz echten<br />
– also ist es am besten, wenn<br />
man es während des Kochens<br />
liest! Im Gasthof von Elsa und<br />
Robert Walch im Elsass fühlt<br />
man sich gleich zuhause, spürt<br />
die Natur und den Sommer,<br />
genießt den herrlichen Garten…<br />
bis die quirlige Maggie<br />
auftaucht und das Leben des<br />
schrulligen Kochs komplett auf<br />
den Kopf stellt. Diese Geschichte<br />
ist ein Genuss für alle<br />
Sinne, die Seele und auch den<br />
Magen, sofern man das Essen<br />
nicht anbrennen lässt. Nadja<br />
Fenneberg<br />
Julia Mattera:<br />
Der Koch der zu Möhren und Sternen<br />
sprach<br />
Eichborn Verlag, 224 S., € 18,50<br />
Im Jahre 1939 stehen die<br />
Zeichen auf Krieg in Krakau,<br />
und deutsche Truppen fallen<br />
in Polen ein. Die junge Marie<br />
ist ohne Mutter aufgewachsen,<br />
und von ihrem Vater, der ein<br />
angesehener Arzt ist, erfährt sie<br />
nicht viel. Aus Neugier betritt<br />
sie sein Zimmer und macht eine<br />
seltsame Entdeckung. Das Buch<br />
ist voller Geheimnisse, begleitet<br />
von einer beeindruckenden<br />
Medizingeschichte und einer<br />
verboten Liebe zu einen Juden.<br />
Die Geschichte hat mich fasziniert<br />
und innerlich sehr berührt.<br />
Absolute Leseempfehlung.<br />
Andrea Scheiber<br />
Rachel Giveny:<br />
Das verschlossene Zimmer<br />
Lübbe Verlag, 554 S., € 22,70<br />
Zwei Geflüchtete: Der eine sucht<br />
politisches Asyl, der andere war<br />
früher „Bildungsmigrant“ und<br />
arbeitet jetzt an einer britischen<br />
Universität. Sie erzählen sich ihr<br />
Schicksal, reden über Aufbruch<br />
und Verlust, die Demütigungen<br />
und Übergriffe. Geteiltes Leid<br />
als halbes Leid? Mitnichten.<br />
Die Leidensgenossen sind sich<br />
spinnefeind. Das hat mit dem<br />
zu tun, was sie hinter sich lassen<br />
mussten. Eine alte Geschichte.<br />
Oder genauer: zwei Geschichten.<br />
Gurnah räumt – dem<br />
kitschverdächtigem Titel stolz<br />
trotzend – mit allem auf, was<br />
sich romantisieren ließe. Joseph<br />
Frontull<br />
Abdulrazak Gurnah:<br />
Ferne Gestade<br />
Penguin Verlag, 416 S., € 26,80<br />
Elvira Steppachers Debüt<br />
erzählt aus den Augen einer<br />
Frau, die ihr Ende kommen<br />
sieht. Kraftvoll schreibt sie ihre<br />
Beobachtungen in ein <strong>No</strong>tizbuch;<br />
kraftvoll, trotz ihres<br />
Hirntumors. Sie nimmt uns mit<br />
auf Friedhöfe und in die Natur,<br />
zu den Tieren und Bäumen die<br />
dort verweilen. Wir nehmen<br />
teil an ihren Betrachtungen<br />
zu Spiritualität, Krankheit,<br />
Tod und gehen der Frage<br />
„Was kommt danach“ auf den<br />
Grund. Als Leser*in spürt man<br />
die Stärke der Sprache und das<br />
Können der Autorin, diese auch<br />
einzusetzen. Lena Kripahle-Wiek<br />
Elvira Steppacher:<br />
Von Fall zu Fall. Ein Stundenheft<br />
Braumüller Verlag, 208 S., € 24,00<br />
Der neue Roman von Judith<br />
Taschler beginnt Anfang des<br />
18. Jahrhunderts und erzählt die<br />
Geschichte der ersten starken<br />
Frau der Familie Brugger.<br />
Diese geht nach Wien und lernt<br />
nicht nur die schönen Seiten<br />
kennen. Über drei Generation<br />
spannt sich eine eindringliche<br />
Familiengeschichte in einem<br />
kleinen Dorf. Sie handelt von<br />
Liebe, Abschieden, Kriegen,<br />
Sehnsucht, Glück und Wiedersehen.<br />
Einfühlsam und packend<br />
erzählt, man lebt und leidet mit<br />
den Protagonisten mit. Eine<br />
Leseempfehlung meinerseits.<br />
Andrea Scheiber<br />
Judith W. Taschler:<br />
Über Carl reden wir morgen<br />
Zsolnay Verlag, 464 S., € 25,30<br />
Besonderen Stil und besonderen<br />
Witz erkennt man – wenn auch<br />
unterschiedlich – beim großen<br />
österreichischen Autor Thomas<br />
Bernhard wie auch beim<br />
großen Entertainer Harald<br />
Schmidt. Nicht verwunderlich,<br />
dass Theatermann Schmidt<br />
sich mit den Texten, vor allem<br />
den Theaterstücken Bernhards,<br />
schnell und innig anfreundete.<br />
Eine tolle Annäherung findet<br />
er für Leser*innen und zwar<br />
über das Essen. Er zeigt, wie<br />
lohnend und inspirierend es ist,<br />
sich Bernhards Werk und seiner<br />
Persönlichkeit über den Esstisch<br />
hinweg anzunähern. Robert Renk<br />
Harald Schmidt (Hrsg.):<br />
In der Frittatensuppe feiert die Provinz<br />
ihre Triumphe<br />
Brandstätter Verlag, 176 S., € 36,00<br />
Dass diese Geschichte grausam<br />
wird, steht schon im ersten Satz.<br />
Dass ob der Grausamkeit wenig<br />
Aufhebens gemacht wird, steht<br />
im zweiten. Und dass alles auch<br />
irgendwie eine Liebesgeschichte<br />
und eine Familiengeschichte<br />
ist, steht da auch. Ocean State<br />
spielt am Rand der Gesellschaft,<br />
in einer Arbeiterstadt, wo die<br />
wenigsten Arbeit, aber jeder<br />
und jede einen Traum hat. Auch<br />
davon erzählt dieses Buch: vom<br />
Leben und Lieben und vom<br />
Sterben in einer ungerechten<br />
Welt. Trotzdem ist Ocean State<br />
ein ganz zartes, beinahe zärtliches<br />
Buch. Joseph Frontul<br />
Stuart O’Nan:<br />
Ocean State<br />
Rowohl Verlag, 256 S., € 24,70
Rezensionen<br />
Krimi:<br />
Frühling der Wunder. Deutschland<br />
erlebt das Unfassbare. Ein<br />
Blinder kann plötzlich wieder<br />
sehen, ein Terroranschlag wird<br />
verhindert und eine Prophezeiung<br />
erschüttert das ganze<br />
Land. Verantwortlich dafür ist<br />
ein Mann, der aus dem Nichts<br />
kam. Ein Mönch, unscheinbar<br />
und bescheiden, das Volk<br />
glaubt an einen neuen Messias.<br />
Nur David Bronski und seine<br />
Kollegin Svenja Spielmann<br />
zweifeln. Sie machen sich auf<br />
die Suche nach der Wahrheit<br />
und decken den ungeheuren<br />
Plan eines Wahnsinnigen auf.<br />
Bernhard Aichner:<br />
Brennweite<br />
btb Verlag, 352 S., € 17,50<br />
Stockholm 2003: Ein Schiedsrichter<br />
der Fußballjugend wird<br />
erschlagen aufgefunden. Der<br />
Verdacht fällt sofort auf einen<br />
Vater, doch es fehlen Beweise.<br />
Der neue Polizeichef holt zwei<br />
Außenseiter ins Team: die<br />
Streifenpolizistin Micaela Vargas,<br />
die aus demselben Problemviertel<br />
wie der Verdächtige<br />
stammt, und den Psychologen<br />
Hans Rekke, ein brillanter Beobachter<br />
und Spezialist für Verhörtechniken.<br />
Rekke folgt bald<br />
einer ganz anderen Spur und<br />
gibt nicht nur Vargas Rätsel auf.<br />
Doch nur wenn beide an einem<br />
Strang ziehen, haben sie eine<br />
Chance gegen übermächtige<br />
Gegner.<br />
David Lagercrantz:<br />
Der Mann aus dem Schatten<br />
Heyne Verlag, 480 S., € 24,70<br />
Martin Juncker ist gerade zur<br />
Kopenhagener Polizei zurückgekehrt,<br />
da entbrennt in Kopenhagen<br />
ein Kampf zwischen<br />
Rechtsradikalen – autonomen<br />
Gruppen und Einwandererbanden.<br />
Dabei wird ein Neonazi<br />
erstochen und Junckers<br />
frühere Partnerin Signe übernimmt<br />
die Ermittlungen. Kurz<br />
darauf wird eine Frau in einem<br />
Naturschutzgebiet gefunden:<br />
erdrosselt und sexuell missbraucht.<br />
Martin ermittelt in<br />
diesem Fall, und seit langer Zeit<br />
arbeitet er wieder mit Signe zusammen.<br />
Die beiden vermuten,<br />
dass die Taten von demselben<br />
Mann verübt wurden – einem<br />
eiskalten Killer.<br />
Kim Faber & Janni Pedersen:<br />
Blutland<br />
Blanvalet Verlag, 560 S., € 16,50<br />
Carl Vorlau behauptet, vor Monaten<br />
die 7-jährige Pia entführt<br />
und an einen geheimen Ort verschleppt<br />
zu haben. Über seine<br />
Tat will Vorlau nur mit dem<br />
unkonventionellen Literaturagenten<br />
David Dolla reden.<br />
Vorlau will einen Vorschuss von<br />
einer Million Euro, für einen<br />
Thriller mit dem Titel „Ich töte<br />
was, was du nicht siehst“. Als<br />
Belohnung will Vorlau Dolla<br />
zum Helden machen, der das<br />
Mädchen in letzter Sekunde<br />
rettet. Lehnt er den Auftrag ab,<br />
wird Pia sterben und das Leben<br />
des Agenten für immer zerstört.<br />
Klingt nach einem typischen<br />
Psychothriller, oder?<br />
Sebastian Fitzek & Micky Beisenherz:<br />
Schreib oder Stirb<br />
Droemer Verlag, 336 S., € 20,60<br />
Mord im Watt auf der Grenze<br />
zwischen Dänemark und<br />
Deutschland. Bei einem<br />
Spaziergang machen Lasse<br />
und sein Schüler Villads einen<br />
grausamen Fund: Im festen<br />
Sand des Meeresgrundes steckt<br />
die Leiche eines Mannes. Es<br />
ist Lykkes erster Fall. Dass sie<br />
den Toten kannte und er sich<br />
verfolgt fühlte, verschweigt sie.<br />
Da die Leiche auf der Grenze<br />
gefunden wurde, wird ihr<br />
Rudi aus Flensburg zur Seite<br />
gestellt. Die beiden verstehen<br />
sich auf Anhieb. Villads ist seit<br />
dem Fund der Leiche spurlos<br />
verschwunden. Es ist nicht das<br />
erste vermisste Kind im Dorf.<br />
Dennis Jürgensen:<br />
Gezeitenmord<br />
Kiepenheuer&Witsch Verlag,<br />
336 S., € 16,50<br />
Wenige Tage vor der Pensionierung<br />
muss sich Kommissar<br />
Wu aus Taipeh mit dem Suizid<br />
eines Marineoffiziers herumschlagen.<br />
Wu ist sofort klar,<br />
dass der Mann ermordet wurde,<br />
doch das Militär beharrt auf<br />
Selbstmord. Nach dem Job in<br />
Rom freut sich der junge taiwanesische<br />
Scharfschütze Alex<br />
darauf, zu seinem Asia-Imbiss<br />
zurückzukehren, der den besten<br />
gebratenen Reis in ganz Italien<br />
serviert. Stattdessen macht Alex<br />
beinahe tödliche Bekanntschaft<br />
mit seinen eigenen Kollegen.<br />
Eine halsbrecherische Flucht<br />
quer durch Osteuropa und zurück<br />
nach Taiwan beginnt...<br />
Chang Kuo-Li:<br />
Der grillende Killer<br />
Droemer Verlag, 320 S., € 16,50<br />
80<br />
Wagner’sche.<br />
Moskau, 1962. Alexander Wassin<br />
ist der Top-Agentenjäger des<br />
KGB. Als es gilt, einen Maulwurf<br />
im Kreml aufzuspüren,<br />
kommt dafür nur er infrage.<br />
Während die Spannungen<br />
zwischen Chruschtschow und<br />
Kennedy zunehmen und die<br />
Kubakrise auf ihren Höhepunkt<br />
zusteuert, ahnt Wassin<br />
nicht, dass das Schicksal der<br />
Welt bald vom Erfolg seiner<br />
Mission abhängt – und von<br />
der Geduld des Kapitäns einer<br />
sowjetischen U-Boot-Flotte, der<br />
weit unter dem Meer auf die<br />
Befehle seiner Kommandanten<br />
wartet, zu denen er den Kontakt<br />
verloren hat.<br />
Owen Matthews:<br />
Red Traitor<br />
Lübbe Verlag, 464 S., € 15,50<br />
Am Mittsommertag werden<br />
Kommissarin Paula Pihjala und<br />
ihr Team zu einem grauenvollen<br />
Fund westlich von Helsinki<br />
gerufen. Vor dem Gutshof einer<br />
Unternehmerfamilie wurde ein<br />
Container abgestellt, in dem<br />
eine ermordete dunkelhäutige<br />
Frau liegt. Sie ist qualvoll darin<br />
ertrunken. Niemand scheint die<br />
Frau zu kennen.Wenig später<br />
kann die Identität der Toten geklärt<br />
werden: Die Universitätslehrerin<br />
Rauha Kalando war<br />
kurz vor ihrem Tod aus Namibia<br />
eingeflogen. In ihrem Hotelzimmer<br />
liegt ein Dokument,<br />
unterschrieben vom ehemaligen<br />
Unternehmenschef ...<br />
A.M. Ollikainen:<br />
Team Helsinki<br />
Lübbe Verlag, 352 S., € 17,50<br />
Die Macht der Gefühle kann<br />
tröstlich sein. Oder tödlich. Seit<br />
vierzehn Jahren verschwinden<br />
Mädchen im Alter zwischen<br />
sechs und zehn Jahren. Rote<br />
Schleifenbänder weisen der<br />
Polizei den Weg zu ihren<br />
Leichen. Vom Täter fehlt seit<br />
vierzehn Jahren jede Spur. Eines<br />
Abends wird der international<br />
renommierte Philosophieprofessor<br />
und Anthropologe<br />
Walter Lesniak im Beisein seiner<br />
Tochter Ann verhaftet. Die<br />
Anklage: zehn Morde an jungen<br />
Mädchen. „Professor Tod“ titelt<br />
die Boulevardpresse. Doch Ann<br />
wird die Unschuld ihres Vaters<br />
beweisen.<br />
Romy Hausmann:<br />
Perfect Day<br />
dtv Verlag, 416 S., € 17,50<br />
Deine Mitspieler: unbekannt.<br />
Die Regeln: tödlich. Der Einsatz:<br />
Dein Leben.<br />
K hat keine Familie mehr und<br />
kann sich nur noch auf zwei<br />
enge Freunde verlassen – Chloe<br />
und Baron. Sie sind süchtig<br />
nach RABBITS. Niemand weiß<br />
genau, seit wann dieses Spiel<br />
im Untergrund existiert. Wann<br />
die nächste Runde beginnt. Wer<br />
mitspielt. Was der Gewinner bekommt.<br />
Doch diese eine Regel<br />
ist klar: Die Spieler dürfen<br />
nicht darüber sprechen. Und<br />
wer gegen die Regel verstößt,<br />
schwebt in Lebensgefahr. So<br />
wie ein Ex-Spieler, der K einen<br />
Auftrag erteilt und plötzlich<br />
verschwindet.<br />
Terry Miles:<br />
RABBITS. Spiel um dein Leben<br />
Penguin Verlag, 496 S., € 18,50<br />
„Ich bin davon überzeugt, dass<br />
Dr Braithwaite meine Schwester<br />
Veronica getötet hat. Damit<br />
meine ich nicht, dass er sie im<br />
üblichen Wortsinn ermordet<br />
hat, dennoch ist er für ihren<br />
Tod verantwortlich, als hätte er<br />
sie mit seinen eigenen Händen<br />
erwürgt“ Zwei Jahre zuvor,<br />
1963, ist Veronica von einer<br />
Überführung gesprungen und<br />
vom Zug überfahren worden.<br />
Niemand hätte ihr das zugetraut.<br />
Am wenigsten ihre<br />
Schwester. Ein hochspannendes<br />
Katz-und-Maus-Spiel zwischen<br />
einem Therapeuten und seiner<br />
Patientin. Was ist wahr, was<br />
Täuschung?<br />
Graeme Macrae Burnet:<br />
Fallstudie<br />
Kampa Verlag, 368 S., € 24,70<br />
Unser Herz schlägt für<br />
Revolverherz und für die<br />
wunderbare Staatsanwältin<br />
Chastity Riley. Bei Wind und<br />
Wetter geht sie auf St. Pauli<br />
ihren Fällen nach, trinkt ihre<br />
Kollegen und andere unter den<br />
Tisch und pflegt ihre seltenen<br />
zwischenmenschlichen Kontakte<br />
gerne auch mal in der<br />
waagerechten. Hier kommt<br />
nun der allererste Riley-Krimi<br />
in überarbeiteter Form bei<br />
Suhrkamp neu heraus. Skalpierte<br />
Stripperinnen im Rotlichtviertel.<br />
Eine perfekte Einstiegsdroge.<br />
Versprochen!<br />
Simone Buchholz:<br />
Revolverherz<br />
Suhrkamp Verlag, 241 S., € <strong>14</strong>,95
40 Orte im Rahmen des<br />
Osterfestivals<br />
Autorinnen und Autoren<br />
dieser Ausgabe<br />
fabula rasa<br />
© Christina Vettorazzi<br />
© Felix Kremsner<br />
Siljarosa Schletterer ist freiberufliche<br />
Autorin, Lyrikerin und Kulturvermittlerin.<br />
Sie studierte Literatur- und Musikwissenschaft<br />
mit den Forschungsschwerpunkten:<br />
Zusammenspiel von Musik und Sprache<br />
sowie (Gegenwarts-) Lyrik. Die Vermittlung<br />
von Lyrik sowie die Verbindungen<br />
Wissenschaft-Kunst-Politik sind ihr als Veranstalterin,<br />
Kursleiterin, Moderatorinund<br />
Herausgeberin ein Herzensanliegen.<br />
Soeben erschien ihr Lyrikband azur ton<br />
nähe bei Limbus.<br />
Felix Kremsner ist 1992 in Innsbruck<br />
geboren. Er studierte Klassische Gitarre<br />
und Jazz am Mozarteum Innsbruck und<br />
ist als Musiker, Komponist und Gitarrenlehrer<br />
tätig. Zu seinen eigenen Projekten<br />
und Tonträgerveröffentlichungen zählen<br />
„Imagination“, „The Jazzengers“, „Marberger|Kremsner“<br />
und „Felix Kremsner_The<br />
Acoustic Project“. Genauere Informationen<br />
unter www.felix-kremsner.at.<br />
1. Telfer Literaturfestival<br />
gemeinsam systemrelevant<br />
Veranstaltungstipp:<br />
40 ORTE – im Rahmen des<br />
Osterfestivals<br />
Siljarosa Schletterer und Felix<br />
Kremsner<br />
Sa., 26. März 2022, 15:00 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.osterfestival.at<br />
Eintritt frei!<br />
19 - 21 Mai 2022<br />
Alois Hotschnig mit Julia Gschnitzer -<br />
Luna Al Mousli -<br />
Michael Stavaric - Siljarosa Schletterer<br />
mehr unter www.buecherei-telfs.at/fabularasa<br />
Bücher seit 1639<br />
Christina Alexandridis, geboren und aufgewachsen in Heidelberg,<br />
absolvierte das Studium der Theaterwissenschaft und<br />
Romanistik an den Universitäten in Erlangen und Berlin.<br />
Mit Johannes Reitmeier wechselte sie als Chefdramaturgin<br />
an das Pfalztheater Kaiserslautern. Seit der Spielzeit 2012/13<br />
ist sie in gleicher Position am Tiroler Landestheater tätig.<br />
Seit der Spielzeit 2020/21 Schauspielchefin.<br />
Stephanie Bergmann, geboren 1988 in Schwarzach St. Veit,<br />
aufgewachsen in Bad Gastein. Seit 2010 schreibt sie auf<br />
ihrem eigenen Blog über Bücher (www.beautybooks.at)<br />
und hat nebenbei immer schon mit Autoren, Verlagen und<br />
Salzburger Buchhandlungen kooperiert. 2017 hat sie der<br />
Modebranche endgültig den Rücken gekehrt und ihr Hobby<br />
zum Beruf gemacht. Seitdem arbeitet sie bei Bücher Stierle<br />
und liebt es, Bücher zu empfehlen.<br />
Evelyn Bubich, lektoriert, schreibt und rezensiert. Veranstalterin<br />
literarischer Lesungen. Veröffentlichungen in<br />
Literaturzeitschriften und im Radio. Lebt und arbeitet in<br />
Wien.<br />
Ágnes Czingulszki, 1987 geboren in Baja (Südungarn), lebt –<br />
nach einigen Stationen in Europa – nun als Journalistin und<br />
Autorin in Innsbruck. U.a. „ich dachte an siracusa“ (ed. Exil)<br />
Mascha Dabić, 1981 in Sarajevo geboren. Jugend und<br />
Studium der Translationswissenschaft in Innsbruck. Lebt in<br />
Wien, lehrt Russisch-Dolmetschen an der Universität Wien.<br />
Schreibt, dolmetscht, übersetzt Literatur und Lyrik aus dem<br />
Balkanraum.<br />
Doris G. Eibl ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin am<br />
Institut für Romanistik der Universität Innsbruck und freischaffende<br />
Übersetzerin.<br />
Nadja Fenneberg, geb. 1972 lebt und liest leidenschaftlich<br />
gern in Telfs. Nebenbei ist sie noch Bibliothekarin, Literaturvermittlerin<br />
und Veranstalterin des Festivals fabula rasa.<br />
Martin Fritz, *1982, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft<br />
und Deutsche Philologie in Innsbruck, hört sich in<br />
seiner Freizeit gerne DJ Patex’ Coverversion des Songs „I<br />
Wish I Was Him“ an. War Teil der 1. Innsbrucker Lesebühne<br />
„Text ohne Reiter“, ist Teil der Innsbrucker Lesebühne<br />
„FHK5K“.<br />
Joseph Frontull, geboren und aufgewachsen mit Blick auf die<br />
Dolomiten und der Autobahn im Ohr, fuhr nie zur See – aber<br />
träumt davon. Gelegenheits- und gelegentliche Auftragsschreiber.<br />
Klaudia Grünfelder ist leidenschaftliche Buchhändlerin und<br />
hat immer Lesestoff in der Tasche. Seit April 2021 verstärkt<br />
sie das Team der Buchhandlung Leporello in Wien, die auch<br />
unter der Wagner‘schen Flagge segelt.<br />
Selina Kapferer ist seit 3 Jahren Mitglied der Wagner´schen<br />
Familie und momentan in der Kinder- und Jugendbuchabteilung<br />
zu finden, wo sie die englischen Kinder- und<br />
Jugendbücher betreut. Sie ist 19 Jahre alt und wird auch<br />
nach ihrer Lehrabschlussprüfung im Juli ein Teil der Wagner´schen<br />
bleiben.<br />
Markus Köhle, *1972, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft<br />
und Germanistik in Innsbruck, arbeitet seit<br />
mehr als 20 Jahren journalistisch mit den Schwerpunkten<br />
Wissenschaft, Forschung & Wirtschaft und geht prinzipiell<br />
nicht ohne Buch außer Haus..<br />
83<br />
Lena Kripahle-Wiek, Buchhändlerin in der Wagner‘schen seit<br />
2015 und begeisterte Krimi- und mittlerweile auch Kinderbuch´<br />
Leserin. Aber eigentlich begeistert von jeglicher Form<br />
von Druckerschwärze. Zu finden in der Literaturabteilung,<br />
wo sie den Krimis neue Spannung verleiht.<br />
Maria Neumayr, geboren 1994, studierte Germanistik<br />
und Anglistik in Innsbruck. Liebt Bücher so lange sie sich<br />
zurückerinnern kann und ist, wenn sie nicht gerade liest, als<br />
Abteilungsleiterin in der Kinderbuch- und Ratgeberabteilung<br />
der Wagner‘schen zu finden.<br />
José F.A. Oliver, Hausach (D), *1961. Lyriker. Heinrich-<br />
Böll-Preis (2021). Jüngst: „wundgewähr“. Gedichte. Matthes<br />
& Seitz (2018). Kurator des Literaturfestivals LeseLenz<br />
(www.leselenz.eu). Näheres: www.oliverjose.com<br />
Gabriele Pinsker-Schönhuber, B.A., Obfrau-Stellvertreterin<br />
Literaturverein St. Johann i.T.<br />
Joe Rabl, 1963 in Kufstein geboren; Studium der Komparatistik<br />
und Germanistik in Innsbruck; war in diversen<br />
Verlagen beschäftigt; lebt nach Jahren in Wien und Salzburg<br />
wieder in Innsbruck; arbeitet als freier Lektor. Mit Birgit<br />
Holzner organisiert er die Innsbrucker Wochenendgespräche.<br />
Markus Renk, seit 37 Jahren in der Buchbranche, leidenschaftlicher<br />
Buchliebhaber und seit Oktober 2015 neuer<br />
Chef der Medici Buchhandels GmbH. und somit auch der<br />
Wagner’schen.<br />
Robert Renk, Buchhändler und Kulturveranstalter. Sortimentsleiter<br />
in der Wagner’schen. Gibt das Wagner-Magazin<br />
heraus.<br />
Anna Rottensteiner ist Literaturwissenschaftlerin, Literaturvermittlerin<br />
und Autorin. Sie leitet das Literaturhaus am<br />
Inn, gibt Anthologien heraus, übersetzt aus dem Italienischen,<br />
schreibt Rezensionen, Laudationen, Einführungen,<br />
Erzählungen und Romane.<br />
Andrea Scheiber, seit 1992 in der Wagner’schen Buchhandlung.<br />
Betreut Krimi, Frauenliteratur und stecke hinter<br />
den Blind Date’s. Wenn sie nicht gerade liest, ist sie in der<br />
Natur oder beim Handarbeiten zu finden.<br />
Leonie Schiessendoppler, *1993 in Innsbruck, studierte<br />
Philosophie und Soziologie und möchte den lieben langen<br />
Tag nur lesend verbringen. Deshalb ist sie auch Lektorin und<br />
Redakteurin von Reisemagazinen geworden. Sie arbeitete in<br />
der Wagner’schen Buchhandlung und ist nun als Korrekturleserin<br />
mit der Wagner’schen verbunden.<br />
Siljarosa Schletterer, ist freiberufliche Autorin, Lyrikerin und<br />
Kulturvermittlerin. Sie studierte Literatur-und Musikwissenschaft<br />
mit den Forschungsschwerpunkten: Zusammenspiel<br />
von Musik und Sprache sowie (Gegenwarts-) Lyrik. Die<br />
Vermittlung von Lyrik sowie die Verbindungen Wissenschaft-Kunst-Politik<br />
ist ihr als Veranstalterin, Kursleiterin,<br />
Moderatorin und Herausgeberin ein Herzensanliegen.<br />
Soeben erschien ihr Lyrikband „azur ton nähe“ bei Limbus.<br />
Rotraut Schöberl, Buchhändlerin der Nation, die jeden<br />
Dienstagmorgen im Cafe-Puls, dem österreichischen Frühstückfernsehen,<br />
mit Büchertipps glänzt. Im Jahre 1994<br />
eröffnet sie mit Erwin Riedesser das Leporello, um ihren<br />
Traum von einer Buchhandlung zu verwirklichen. Bei<br />
Residenz erschien soeben die von ihr herausgegebene Krimianthologie:<br />
„Radieschen von unten“.<br />
David Schranz, geboren 1994, befindet sich seit nunmehr<br />
schon zwei Jahren in der Ausbildung zum Buchhändler und<br />
hat so seine Leidenschaft zum geschriebenen Wort wiederentdeckt.<br />
Wenn er sich nicht gerade Zuhause in den Tälern<br />
der deutschen und englischen Literaturlandschaft verliert, ist<br />
dieser junge Mann in der Belletristikabteilung der Wagner‘-<br />
schen zu finden.<br />
Bernd Schuchter, geboren 1977 in Innsbruck, studierte<br />
Geschichte und Philosophie an der Universität Innsbruck.<br />
Autor und Verleger (Limbus Verlag). Zuletzt: „Gebrauchsanweisung<br />
für Tirol“ (Piper), „Aufwachsen in Innsbruck“<br />
(Wagner’sche) sowie „Rikolas letzter Auftritt“ und „Gustave<br />
Courbet und der Blick der Verzweifelten“ (beide Braumüller).<br />
Carmen Schwarz, geboren und aufgewachsen in Salzburg.<br />
Hatte schon von klein auf eine große Liebe zum geschriebenen<br />
Wort und packenden Geschichten. Sie liebt den<br />
Austausch der Branche und das „Sich immer neu erfinden“.<br />
Seit 2017 bei Bücher Stierle, wo jeder Lesetipp handverlesen<br />
und die Begeisterung erlebbar wird.<br />
Gerlinde Tamerl, geboren 1978, ist stellvertretende Geschäftsführerin<br />
der Wagner’schen Buchhandlung. Die<br />
promovierte Kunsthistorikerin ist u.a. Gastdozentin an der<br />
Universität Innsbruck, Jurorin der ORF-Bestenliste und als<br />
freie Literaturkritikerin tätig.<br />
Helena Töchterle, geboren 1995, arbeitet seit Weihnachten<br />
2018 in der Wagner’schen und hat nach einem kurzen<br />
Weihnachtseinsatz an der Kassa in die Fachbuch-Abteilung<br />
gewechselt, die sie ab Mai 2022 großteils leiten wird. Sie<br />
hat Philosophie studiert und studiert es irgendwie immer<br />
noch – Definitionssache. Liest sich gerne quer durch alle<br />
belletristischen und nicht-belletristischen Genres, aber wird<br />
ihrer Jugendliebe, der Fantasy, immer treu bleiben.<br />
Evelyn Unterfrauner, bloggt seit 2015 unter dem Namen @<br />
bookbroker über Bücher, führt einen Digitalen Buchclub,<br />
arbeitete bei der größten Verlagsgruppe Deutschlands und ist<br />
heute als (Social Media) Marketing Expertin selbstständig.<br />
Innsbruck war lange ihre Wahlheimat, die Wagner’sche<br />
ihre Lieblingsbuchhandlung. Heute lebt die Südtirolerin in<br />
München.<br />
Bettina Wagner, reist für den Diogenes Verlag durch Österreich<br />
und Südtirol und führt gemeinsam mit Johannes<br />
Kößler die Seeseiten Buchhandlung in Wien. Seit 1998 gilt<br />
ihre Leidenschaft der Buchbranche, sie lebt mit ihrer Familie<br />
in ihrer Lieblingstadt Wien.<br />
Marlene Walder, geb. 1994 kommt aus dem schönen Ötztal<br />
und ist seit 2013 in der Wagner’schen. Nach der Ausbildung<br />
zur Buchhändlerin genoss sie neun Jahre den Buchhändler<br />
Alltag in diversen Abteilungen. Nun studiert sie im 4. Semester<br />
Medienmanagement und ist für die Abo-Abteilung und<br />
die Social-Media-Kanäle der Wagner’schen zuständig.<br />
Florian Wolf, geboren 2003, besucht derzeit das Christoph-Graupner-Gymnasium<br />
im sächsischen Kirchberg und<br />
absolvierte im Frühjahr 2022 ein Praktikum in der Wagner‘-<br />
schen Universitätsbuchhandlung mit dem Schwerpunkt auf<br />
Journalismus und Kommunikation.<br />
Klaus Zeyringer, war Univ.-Prof. für Germanistik in Frankreich.<br />
Ist Literaturkenner, Autor und grandioser Moderator,<br />
u.a. Transflair (Krems) und Grenzgänge (Innsbruck). Zuletzt<br />
erschienen „Schwarzbuch Sport / Show, Business und<br />
Skandale in der neoliberalen Gesellschaft“ (Springer), „100 x<br />
Österreich“ (Hrsg. Kremayr & Scheriau) und „Fußball / Eine<br />
Kulturgeschichte“ (S. Fischer).
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Museumstraße 4<br />
6020 Innsbruck<br />
T. +43 512 59505 0<br />
office@wagnersche.at<br />
www.wagnersche.at<br />
Wagner’sche Altstadt<br />
Herzog-Friedrich-Straße 22, A-6020 Innsbruck, +43 512 59505 90<br />
Bücher Stierle Salzburg<br />
Kaigasse 1 / Mozartplatz, 5020 Salzburg, +43 662 8401<strong>14</strong><br />
office@buecher-stierle.at, www.buecher-stierle.at<br />
Stierle Kelten-Buchhandlung<br />
Sigmund-Thun-Straße 9, 5400 Hallein +43 6245 82761<br />
office@keltenbuchhandlung.at, www.keltenbuchhandlung.at<br />
Leporello die Buchhandlung<br />
Singerstraße 7, A-1010 Wien, +43 1 9611500<br />
service@leporello.at<br />
Stöger – Leporello<br />
die Buchhandlung<br />
Obkirchergasse 43, A-1190 Wien, +43 1 3203449<br />
office@stoegerbuch.at