Eurogast Insights Frühjahr 2022
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FRÜHJAHR 2022
Insights
DAS MAGAZIN
FÜR DIE BRANCHE
Michaela Kutsch
STORYS
ÖSTERREICHISCHE POST AG | MZ03Z035182 | EUROGAST ÖSTERREICH GESMBH, HAUPTSTRASSE 150, 6511 ZAMS
Die Wegbereiterinnen
Wie sich Frauen in Gastronomie und
Hotellerie beweisen
FAMILIENZUWACHS
Die ADEG Zell am See Gruppe
wird neues Mitglied von
Eurogast Österreich
NEUES AUS DEM WARENKORB
Die wichtigsten
Ernährungstrends im
Überblick
FLÜSSIGES
GOLD
Mario Hofferer im
Cocktail-Olymp
KRÖNENDER
ABSCHLUSS
Ein Streifzug durch
die Welt des Käses mit
Josef Stiendl
ALLES IM BLICK
Vanessa Gruber und
Gabriele Eibl sind die
Kassenprofis bei
Eurogast Landmarkt
Mit
Gastro-News
aUS ÖStErREiCh UnD
dER WELT
Original italienische Rezeptur
100% Hartweizen ohne Ei
Ideal zum Vorkochen und
Wiedererwärmen
Geringer Wareneinsatz durch
maximale Ergiebigkeit
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100 % Hartweizengrieß
Amuse-Guele
Seit jeher prägen Frauen die Gastronomie und Hotellerie. Sie gründen
neue Unternehmen, führen sie erfolgreich weiter und bauen sich
einen eigenen Namen in einer Branche auf, die es ihnen nicht immer
einfach macht.
In der ersten Ausgabe dieses Jahres wollen wir daher unter dem
Motto „Die Wegbereiterinnen“ Frauen aus den unterschiedlichen
Berufsbildern vor den Vorhang holen und ihre Geschichten erzählen
(ab Seite 12). Einige sind ganz am Anfang ihrer Karriere, andere sind
mittendrin im Arbeitsprozess, manche blicken bereits auf viele Jahre
der Erfahrung zurück. Ob Hoteldirektorin oder Küchenchefin, Jungunternehmerin
oder Großhandelsleiterin vor dem Ruhestand: Sie alle
schaffen – jede auf ihre Weise – neue Rollenbilder.
Was erwartet Sie sonst noch in dieser Ausgabe? In unserem Produzentenporträt
werfen wir einen Blick hinter die Kulissen des Obstund
Gemüsespezialisten Niederwieser (Seite 40). Ein besonderes
Augenmerk liegt auf dem neuesten Mitglied von Eurogast Österreich:
Ab 1. Mai dieses Jahres dürfen wir die ADEG Zell am See GmbH mit
ihren fünf Standorten in Salzburg und Tirol als Teil der Eurogast-
Familie willkommen heißen (Seite 46). Das Feiern lernt man in dieser
Ausgabe ab Seite 50 auch mit Cocktail-Weltmeister Mario Hofferer,
der sich mit etwas Starthilfe von Eurogast international einen Namen
machen konnte. Von einer anderen Seite her lernen wir die Welt des
Genusses mit Josef Stiendl, Fachmann für Käse, ab Seite 58 kennen.
Einen Blick in die Zukunft wagen wir ab Seite 70 mit Prof. Markus
Schermer, der uns einen Einblick in die kommenden Ernährungstrends
gibt.
Mit diesen und zahlreichen weiteren Geschichten wünschen wir
Ihnen gute Unterhaltung bei der Lektüre der Frühjahrsausgabe von
Eurogast Insights.
Florian Fledersbacher,
Head of Group Marketing
WWW.FACEBOOK.COM/EUROGAST EUROGAST.OESTERREICH WWW.EUROGAST.AT
www.recheis.com/gastro
Impressum Eurogast Insights – Frühjahr 2022
Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Eurogast Österreich, Hauptstraße 150, 6511 Zams, Österreich, +43/5442/90 80 7, zentrale@eurogast.at | Konzept, Layout, Redaktion und Gestaltung:
TARGET GROUP GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck | Mitarbeiter dieser Ausgabe: Theresa Kirchmair (Ltg.), Theresa Kleinheinz, Michael Rathmayr, Lisa Schwarzenauer, Leonie Werus
Grafik: Marco Lösch (Ltg.), Thomas Bucher, Lisa Untermarzoner | Cover: Axel Springer | Fotos, sofern nicht anders gekennzeichnet: Axel Springer, Franz Oss, Michael Rathmayr | Illustrationen: Monika Cichoń |
Druck: Bauer Medien, 1030 Wien
3
www.land-leben.com
Inhalt
58
50 Flüssiges Gold
Mario Hofferer im
Cocktail-Olymp
58 Krönender Abschluss
Ein Streifzug durch die Welt des
Käses mit Josef Stiendl
66 Alles im Blick
Vanessa Gruber und Gabriele
Eibl sind die Kassenprofis bei
Eurogast Landmarkt
70 Neues aus dem
Warenkorb
Die wichtigsten Ernährungstrends
im Überblick
Gewinne
5 x 1 Urlaub
in Österreich!
www.land-leben.com ·
.com/landleben
Wir sagen Danke und verlosen
5 Aktiv-& Wohlfühlurlaube
im Dorf SCHÖNLEITN
am Faaker See in Kärnten.
Teilnahme unter:
www.land-leben.com
© Michael Rathmayr, Shutterstock.com, Niederwieser
8 Fusion
Internationale Neuigkeiten
10 Hausmannskost
Neues aus Österreich
12 Die Wegbereiterinnen
Frauen aus Gastronomie und
Hotellerie geben Einblick in ihr
Berufsleben
40 Ein Familienbetrieb
mit Geschichte
Zu Gast beim Obst- und
Gemüsespezialisten
Niederwieser
46 Die Familie wächst
Die ADEG Zell am See GmbH
wird ab 1. Mai Mitglied von
Eurogast Österreich
40
76 Insights
Neues aus der Welt
von Eurogast
80 Im Bild
Eurogast Kärntner Legro
82 Anders gekocht
Syrische Kibbeh Labaniyye
mit Basmatireis von
Sahar Alyosef
68
5
Meister Lampe
Beim 1953 gegründeten
Wiener Traditionsunternehmen
Heindl läuft die Produktion
von Schokohasen derzeit
klarerweise auf Hochtouren.
Die preisgekrönten Leckerbissen
werden allesamt handgefertigt,
zum Einsatz kommt dabei
ausschließlich Fairtrade-Kakao.
© Michael Rathmayr
7
FUSION
NEUES AUS DER WELT
UNGARN
Eiskalt servierter Sieg
„Pistachio Fruit“ – mit dieser Kreation holte sich
der ungarische Eismacher Adam Fazekas bei den
Gelato Festival World Masters in Bologna den Sieg.
Er hat die Jury mit Geschmack und seinem Präsentationsvideo
überzeugt und sich so bei der Weltmeisterschaft
unter den 32 Teilnehmenden durchsetzen
können, die zuvor aus rund 3.500 Bewerbungen
ausgewählt worden waren.
ARÈS, FRANKREICH
Der Stern leuchtet nun
auch vegan
Im Januar 2021 verlieh der Guide
Michelin seinen ersten Stern an ein rein
veganes Restaurant. „Es ist mehr als
ein Restaurant, es ist eine Lebenseinstellung“,
urteilte der Guide Michelin
über das ONA („Origine Non Animale“)
nahe Bordeaux, das 2016 von Claire
Vallée, einer Pionierin der veganen
Küche in Frankreich, gegründet wurde.
FRANKREICH
UNGARN
ALAGOA, BRASILIEN
Alles Käse in Alagoa
Dass Brasilien viel mehr zu bieten hat als
Karneval und Samba, zeigte im September
die Biennale Mondial du Fromage in der
französischen Stadt Tours, bei der
gleich 57 brasilianische Käsesorten
ausgezeichnet wurden. Viele
dieser preisgekrönten Sorten
stammen aus Alagoa, einer
2.700-Einwohner-Gemeinde mit
nicht weniger als 135 Käsereien.
SEOUL, SÜDKOREA
KIMCHI FÜR DEN GUTEN ZWECK
Nach zweijähriger coronabedingter
Pause kamen Anfang
November in der südkoreanischen
Hauptstadt
wieder über 150 Freiwillige
und Mönche zusammen,
um gemeinsam 8.000 Kilo
Kimchi, eine traditionelle
Beilage aus fermentiertem
Gemüse, herzustellen. Ein
Teil davon wurde an Bedürftige
gespendet, der
Rest ging an buddhistische
Organisationen.
ITALIEN
AUSTRALIEN
Trinkfreudige
Aussies
27-mal waren die Australier im vergangenen
Jahr betrunken – das ergibt die aktuelle
Global Drug Survey, bei der 32.000 Menschen
in 22 Ländern zu ihrem Alkoholkonsum
befragt wurden. Damit steht Australien
an der Spitze der Trinkfreudigkeit, gefolgt
von Dänemark, Finnland und den USA.
KOLUMBIEN
Das beste Kochbuch
der Welt
Bei der Abuela haben die Kolumbianerinnen
Zoraida Agamez und Heidy
Pinto das Kochen gelernt, nun wurde
dem Mutter-Tochter-Duo der Gourmand
World Book Award verliehen. Herzstück
des gleichnamigen Buches sind Envueltos,
für die lateinamerikanische Küche
typische gefüllte Teigrollen, die aus
Mais, Yucca, Reis oder Bananenblättern
hergestellt werden.
KOLUMBIEN
BRASILIEN
Illustration: Monika Cichoń
© Antonie Robertson/The National, APA AFP Vincenzo Pinto, Marcela Arango, Mary laetitia Gerval, Ufficio Stampa, Shutterstock.com
DUBAI
DUBAI
SÜDKOREA
AUSTRALIEN
Gläserner Weltrekord
Wohl an keinem Ort der Welt stießen zum
neuen Jahr so viele Gläser aneinander wie
im Luxushotel Atlantis The Palm in Dubai.
Dort wurde mit einer 8,23 Meter hohen
Pyramide aus 54.740 Champagne rgläsern
zum Jahreswechsel ein neuer Guinness-
Weltrekord für die „größte Getränkeglas-
Pyramide“ aufgestellt. Die Gläser sollen
nun recycelt werden und als Glaswaren
das Hotel zieren.
ITALIEN
Trüffelsuche ist
Weltkulturerbe
Acht Jahre hat es gedauert – nun ist die traditionelle
italienische Trüffelsuche Teil der Unesco-Liste
für immaterielles Kulturerbe. 14 Regionen hatten
sich für die Aufnahme eingesetzt, angeführt
wurde die Kampagne von der piemontesischen
Stadt Alba, die besonders für ihre weißen Trüffel
bekannt ist. Doch diese Delikatesse ist nichts für
Sparfüchse: Etwa 250 Euro kosten 100 Gramm
der sogenannten „Diamanten der Küche“.
8
9
NEUES AUS ÖSTERREICH
OBERÖSTERREICH
SALZBURG
HAUSMANNSKOST
Höhenflug
ÖSTERREICH
Trinkgenuss aus
Österreich
Internationale Konzerne
wie Heineken sind auch
am österreichischen Markt
stark vertreten. Ende letzten
Jahres hat sich ein Zusammenschluss
heimischer
Privatbrauereien entschieden,
den Konsumenten mit
einem Siegel den Griff zum
Bier aus Österreich zu
erleichtern: „Österreichische
Privatbrauereien
– 100 % unabhängig“
nennt es sich.
30 Brauereien
nehmen bereits teil.
KÄRNTEN
Scharfer
Schluck
In New Mexico wird bei den
Scovie Awards jährlich die
Schärfe gefeiert, 2022 auch
mit österreichischem Beitrag.
In der Kategorie Hot & Spicy
Drinks wurde Tom’s Hot Bowl
Bottled Cocktail zum besten
seiner Art ernannt.
Das Mastermind dahinter:
René Winkelbauer,
Barchef im renommierten
Klagenfurter Wohnzimmer.
Kulinarische
Abwechslung
Wer seinen Gästen Abwechslung bieten will, ist mit einem
Pop-up-Restaurant gut beraten. Im AlpenParks Hotel Montana
in Matrei in Osttirol ist in den Wintermonaten das „Monte“
temporärer Genusstempel, Spitzenkoch David Senfter und sein
Team sorgen für Fine Dining und Soul Food im mediterran-alpinen Stil.
Ergänzt wird der Dinner Club durch Cocktailbar und Weinkeller.
TIROL
OSTTIROL
Haube im Alleingang
Manche träumen ihr ganzes Leben davon, sich eine Haube
zu erkochen. Patrick Landerer ist das bereits mit 24 Jahren
und gleich zwei Hauben von Gault&Millau gelungen. Der
Küchen- und Juniorchef kocht im Restaurant R35 in Ladis,
wonach ihm der Sinn steht. Die Abstimmung in der Küche
dürfte leichtfallen: Landerer führt sie im Alleingang.
www.r35-ladis.com
10 11
© Benjamin Wald, Martinlugger/Alpenparks, Red Bull Hangar 7, Shutterstock.com, Tom’s Hot Stuff, privat, Martin Hoffmann, Christian Schneider
KÄRNTEN
Futuristischer
Service
Das freundliche Gesicht der Digitalisierung in der
AVIA Station Gmünd hört auf den Namen Pipelino. Der kleine
Roboter begrüßt die Gäste im Restaurant und assistiert
bei der Bestellung, in Zusammenarbeit mit der IT-HTL Krems
werden Pipelinos Fähigkeiten weiter ausgebaut
und angepasst. Der humanoide Roboter soll keine
menschlichen Arbeitskräfte ersetzen, sondern Kunden
anziehen und neue Erfahrungen schaffen.
Kärntner
Nudelerfolg
Barbara und Günther Erian,
die Wirtsleute des Gasthauses
Erian in Gurk, nahmen
den ersten Lockdown als
Anstoß für eine wirtschaftliche
Neuorientierung: Sie
setzen seither ganz auf
Produktion und Vertrieb
ihrer beliebten Nudeln.
Unter der Marke „Gurktaler
Nudelhaus“ stellen sie und
ihre Angestellten aus dem
Wirtshaus zahlreiche Nudelvariationen
her, als Mitglied
von Marktplatz Mittelkärnten
stehen sie dabei für
Handwerk und Regionalität.
WIEN
König der
Krapfen
Gut ausbalancierte
Marillenmarmelade,
umhüllt von flaumigem
Teig, bedeckt mit einer
zarten Schicht Puderzucker
– fertig ist der
perfekte Faschingskrapfen.
Auch die Gourmets
von Gault&Millau
konnten sich dem Gebäck
nicht entziehen
und kürten in der Blindverkostung
die Krapfen
der Bäckerei Ströck zu
den besten Wiens.
IM HANGAR 7 LÄSST ES SICH
FEIN SPEISEN: DAS TEAM DES
RESTAURANTS IKARUS HAT UNTER
MARTIN KLEINS FÜHRUNG ERSTMALS
FÜNF HAUBEN ERKOCHT. MIT
19 PUNKTEN IM AKTUELLEN
GAULT&MILLAU GUIDE FÜR
ÖSTERREICH IST MAN IN
BESTER GESELLSCHAFT, MIT DEN
HÖCHSTMÖGLICHEN 20 PUNKTEN
WURDE BISLANG NOCH KEIN
RESTAURANT GEADELT.
TIROL
Martin Klein
www.hangar-7.com/de/restaurant-ikarus/
Prämierte
Naturbelassenheit
440 österreichische Hotels wurden von Gault&Millau
auf Herz und Nieren geprüft, Sieger gibt es nur
einen: Das Ökohotel Waldklause in Längenfeld.
Die Betreiberfamilie Auer darf sich nun über die
Auszeichnung „Hotel des Jahres 2022“ freuen.
Die Waldklause konnte mit ihrem Fokus auf Naturbelassenheit
und Nachhaltigkeit überzeugen,
die Jury sieht sie gar in einer „Vorreiterrolle“.
www.waldklause.at
DIE WEG-
11 Beispiele,
wie sich Frauen in der Gastronomie und
Hotellerie beweisen
BEREITER-
INNEN
Sylvia Almauer
Eurogast Almauer
Olivia Immler
Heilbronner Hütte
Sigrid Hutegger &
Ilse Zechmann
Waldhäuslalm
Sandra Sifkovits
Hotel Das Sonnreich
Rita Peter
Hotel Gemma
Michaela Kutsch
arte Hotel Salzburg
Marianne Kröll
Café Restaurant Bergland
Verena Steiner
Soulfoodbike
Alexandra Gürtler &
Waltraud Gürtler
Kinderhotel Stegerhof
Gitti Birk
Hotel Stäfeli
Theresa Rogl
Braugasthof Glocknerblick
12
#1
Lebenswerk
Meilensteine
• 1918 beginnt die Geschichte
der Firma Almauer mit dem
Ururgroßvater von Sylvia
Almauer in Lambach.
Nach 38 Jahren an der Spitze
von Eurogast Almauer in Steyr
geht Sylvia Almauer in Ruhestand.
Den Betrieb übergibt sie an
Eurogast Landmarkt.
• 1940 übernehmen dann
Friedrich und Paula Almauer, die
Eltern von Reinfried Almauer,
eine Kaffeerösterei, Spirituosen-
und Zuckerwarenhandlung
in Steyr, lassen die Firma als
„F. Almauer & Co“ registrieren
und bauen sie zum Lebensmittelgroßhandel
auf.
© Michael Rathmayr
S
orgen rund um die Übergabe
hat Sylvia Almauer kaum. Dass der Betrieb
Teil der Eurogast Gruppe bleibt, das
bestehende Team erhalten wird, habe
für sie absolute Priorität gehabt. Nervös
mache sie einzig, dass ihr Dank ans
„wunderbare Team“ beim Abschied zu
kurz kommen könnte – an alle der rund
40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in
Steyr und im Besonderen an ihre beiden
engsten Mitstreiter, Michaela Watzka und
Johann Seiwald, beide seit über 30 Jahren
an Sylvia Almauers Seite.
Auch den treuen Kunden,
nicht wenige seit vielen Jahrzehnten in
enger Partnerschaft mit Eurogast, fühle
sich Sylvia Almauer tief verbunden. Ihre
Arbeit werde sie sehr vermissen – das
schrittweise Ausräumen des Büros, ihres
„zweiten Wohnzimmers“, sei ein mitunter
sehr emotionales Unterfangen.
FAMILIENSACHE
„Von Anfang an
habe ich mit Leib und
Seele losgelegt.“
Sylvia Almauer
Seit Sylvia Almauer 1984 in den elterlichen
Betrieb eingestiegen ist, habe sie ihre Entscheidung
keinen einzigen Tag bereut.
Das, obwohl sie mitten im Sportstudium in
Graz stand, eigentlich vorhatte, Lehrerin
zu werden. Aber dann rief eines Tages ihr
Vater an, gab ihr eine Woche Bedenkzeit,
ob sie den Betrieb übernehmen wolle.
Die Entscheidung hat sie damals
schnell gefällt, „mit Leib und Seele“
habe sie losgelegt – und anfangs habe sie
sich bei ausschließlich männlichen Kollegen
schon ziemlich „durchbeißen“ müssen.
Bestimmendes Thema sei ihre Rolle
als Frau in der Geschäftswelt für sie aber
selten gewesen – im Vordergrund stand
immer das Machen.
• Nach Friedrich Almauers Tod
1950 übernimmt Reinfried
gemeinsam mit seiner Schwester
Edelgard die Firma.
• 1961 kommt Sylvia zur Welt,
im selben Jahr installiert die
Firma Almauer als eine der
ersten eine EDV-Anlage.
• Vier Jahre später wird unter
maßgeblicher Beteiligung
Reinfried Almauers 1965 die
Eurogast Gruppe gegründet.
• 1984 steigt Sylvia Almauer ins
Familienunternehmen ein.
• 1988 folgt die Eröffnung des
neuen Firmengebäudes am
heutigen Standort, in der Hans-
Gerstmayr-Straße 2 in Steyr.
• Ab 2012 wird eine neue Halle
gebaut und Bestehendes
umfassend modernisiert.
• Mit April 2022 übergibt Sylvia
Almauer den Betrieb an Eurogast
Landmarkt, unter der Führung
von Johannes Pauritsch.
Die Leitung des Standortes
Steyr übernimmt ab 1. April
2022 Markus Zingerle.
15
Langzeit-
Almauers
EIN PLUS
AN GENUSS
„Sie war immer
24/7 für uns alle
erreichbar.“
Johann Seiwald
Ein Teil des Almauer-Teams
• Gabriele Depaul
Telefonverkauf
seit 30 Jahren fürs Wohlbefinden
der Kunden
am Telefon zuständig
• Gerhard Schönegger
Vertriebsleiter
seit 33 Jahren bei Eurogast
Almauer, immer für die
Kunden im Einsatz – zuerst
als Fahrer, jetzt im Vertrieb
Sylvia Almauer mit Johann Seiwald und Michaela Watzka,
ihren beiden engsten Mitstreitern
• Gerhard Schweiger
LKW-Fahrer
seit 20 Jahren für
Almauer unterwegs
• Johann Seiwald
Prokurist
seit 47 Jahren bei Eurogast,
31 davon in Steyr, persönliche
Assistenz der
Geschäftsführung
• Claudia Simlinger
Bereichsleitung Fleisch
seit 26 Jahren für die
Kunden im Einsatz,
Einkauf und Verkauf
• Michaela Watzka
Prokuristin
seit 36 Jahren im Betrieb,
persönliche Assistenz
der Geschäftsführung
• Martin Wieser
LKW-Fahrer
seit 20 Jahren für die
Kunden auf Achse
TEAMGEIST
Der Betrieb in Steyr hat einen hohen Anteil
an weiblicher Belegschaft, rund drei Viertel
des Teams sind Frauen. Diese Quote
sei aber keine rein ideologische Angelegenheit,
vielmehr habe es mit der Region
rund um Steyr zu tun – Männer arbeiteten
hier vorzugsweise in der Industrie, oft im
Schichtbetrieb.
Auffallend ist, dass viele von
Sylvia Almauers Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter seit vielen Jahren im Betrieb
sind – drei davon sind seit mehr als 20
Jahren dabei und vier mehr als 30 Jahre.
Nach den Gründen für die hohe Loyalität
gefragt, stapelt Sylvia Almauer tief: Das sei
eben ein anderes Zugehörigkeitsgefühl gewesen,
damals, als diese Leute angefangen
hätten. Prokurist Johann Seiwald, selbst
seit 47 Jahren bei Eurogast, 31 davon am
Standort Steyr, erzählt hingegen von
einer persönlichen Ebene, die Almauer
mit vielen ihrer Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern habe: „Sie war immer 24/7
für alle erreichbar, hat auch geholfen,
wenn schneller Einsatz gefordert war.“
Ein Verantwortungsgefühl, das allem
Anschein nach bindet, trotz veränderter
gesellschaftlicher Rahmenbedingungen.
ALLES ANDERS
Gefragt, wie sie der Pensionierung nun
entgegenblicke, meint Sylvia Almauer, sie
verspüre „Freude und Trauer zugleich“.
Nach so vielen vom Arbeitsalltag geprägten
Jahren sei es schon eine massive Umstellung,
man dürfe sich da nicht hängen
lassen. Zum Golfen, ihrem liebsten Hobby,
werde sie jetzt endlich mehr Zeit finden.
© Michael Rathmayr
AcetoPlus Paprika
herrliche Essig-Gemüseliaison
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AcetoPlus Karotte
herrliche Essig-Gemüseliaison
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AcetoPlus Himbeere
liebliche Essig-Fruchtliaison
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AcetoPlus Holunder
liebliche Essig-Fruchtliaison
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liebliche Essig-Fruchtliaison
mit vollreifer Mango
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mit fruchtig-herben Preiselbeeren
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liebliche Essig-Fruchtliaison
mit erfrischenden Zitrus-Früchten
16 www.wiberg.eu
COVERSTORY
#2
„Ich werde permanent
gefragt: Gibt’s zu der
Hüttenwirtin auch einen
Hüttenwirt? Aber nein,
dem ist nicht so.“
Geborene
Ein idyllischer Wanderweg führt über
den Wiegensee, Österreichs schönsten
Platz 2021, zur Heilbronner Hütte.
Olivia Immler
Hüttenwirtin
Sommer wie Winter verbrachte Olivia Immler in ihrer
Kindheit dort, seit 2018 ist sie selbst Wirtin auf der
Heilbronner Hütte, wo sie alte Gepflogenheiten und
neue Akzente zusammenbringt.
Text: Theresa Kleinheinz
„Zu mir kommt jeder gleich
verschwitzt an, ob das
der Oberbürger meister
von Heilbronn oder ein
Tischler ist.“
Olivia Immler,
Hüttenwirtin Heilbronner Hütte
© Olivia Immler/Frank Nachtwey
Dass Olivia Immler Vorarlbergerin ist, hört
man, begrüßt sie einen gleich mit einem
herzlichen „Grüaß di!“ – und damit genau
so, wie es sich auf 2.320 Meter Seehöhe
gehört. „Zu mir kommt jeder gleich verschwitzt
an, ob das der Oberbürgermeister
von Heilbronn oder ein Tischler ist“, sagt Immler. Als
sie die Schutzhütte des Deutschen Alpenvereins 2018
von ihren Eltern übernommen hat, brachte sie frischen
Wind mit: Bier-, Champagner- und Weinverkostungen
klingen für eine Berghütte außergewöhnlich. Nicht
aber, wenn man Olivia Immler kennt: „Ich bin ein
kreativer Mensch und ich brauche Herausforderung.
Deshalb lasse ich mir jedes Jahr etwas einfallen“, so
die Vorarlbergerin.
Gemeinsam mit einer guten Freundin, die
gleichzeitig eine der bis zu zwölf Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter auf der Heilbronner Hütte ist, machte sie
im Winter eine Ausbildung zur Sommelière. Für die
Gäste bedeutet das: Winzerabende mit Liv emusik.
ALLROUNDERIN
Erkennbar ist Olivia Immlers Handschrift auch auf
der Speisekarte, versucht sie die Rezepte der Eltern
weiterzuentwickeln. Gleichzeitig besinnt sie sich aber
auch auf die Philosophie von Mutter Angelika und Vater
Fredi: „Essen, Trinken, Sauberkeit – das sind die
Dinge, auf die ich Wert lege.“ Mit der Zeit geht Immler
in puncto veganer und regionaler Gerichte. „Mir ist
das Montafon sehr wichtig. Deshalb ist die Küche
heimisch“, so Immler.
Eine Kaspressknödelsuppe sucht man darum
vergeblich, dafür findet man typische Käse- und
Krautspätzle, Montafoner Marend sowie auch diverse
vegane Gerichte. Zu kosten gibt es all das voraussichtlich
ab Juni, wenn die 39-Jährige in ihre fünfte Saison
als Wirtin der idyllischen Hütte im Verwallgebirge
startet. Im Frühjahr noch tief verschneit, würde man
die Heilbronner Hütte auf dem Fußweg gar nicht erreichen.
Wäre da nicht Vater Fredi, der seiner Tochter
nach wie vor beim Schneefräsen unter die Arme
greift. Auch Mutter Angelika ist zur Stelle, wenn der
Hut brennt. „Olivia, du musst auf jeder Station gewesen
sein, damit du überall mitreden kannst“, gab sie
ihrer Tochter als Rat mit. So verschaffe man sich auch
Respekt von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
sagt Immler. Egal ob kochen, putzen oder Gäste unterhalten,
Olivia Immler packt überall an.
„DAS IST MEINE HEIMAT“
Die Hüttenwirtschaft ist eine Männerdomäne. Dem
stimmt Olivia Immler zu. Wie es ihr damit geht? „Da
lache ich“, sagt sie. Mit ihren Hüttenwirtskollegen
versteht sie sich gut. Dass sie eine weibliche Hüttenwirtin
ist, stoße eher bei den Gästen manchmal auf
Verwunderung. Sie würden sich hin und wieder an
den männlichen Mitarbeiter wenden, im Glaube n, er
sei der Hüttenwirt. Und noch etwas fällt ihr auf: „Ich
werde permanent gefragt: Gibt’s zu der Hüttenwirtin
auch einen Hüttenwirt? Aber nein, dem ist nicht so“,
lacht die 39-Jährige.
Als Kind verbrachte Olivia Immler sogar
die kalte Jahreszeit auf der Heilbronner Hütte. „Ich
bin mit drei Jahren das erste Mal mit den Skiern
von der Hütte, also von 2.300 Metern mit dem Papa
auf 1.000 Meter ins Land hinuntergefahren.“ Rückblickend
sei es schon immer klar gewesen, dass sie
die Hütte eines Tages übernehmen werde, denn ins
Büro wollte sie trotz HAK-Matura nie. „Ich brauche
den Umgang mit Leuten“, sagt sie. „Ich habe mir überlegt:
Wie würde es mir gehen, wenn ich nicht mehr auf
die Heilbronner Hütte hinauffahren würde? Und da
war es für mich klar, das möchte ich machen. Das ist
meine Heimat.“
Zu besonderen
Anlässen, wie den
Winzerabenden auf
der Heilbronner Hütte,
darf das passende
Menü nicht fehlen.
18
19
#3
Gemeinsam
stärker
Die Schwestern Ilse Zechmann und Sigrid Hutegger
leben für ihre Waldhäuslalm nahe Untertal –
Schladming. Im Betrieb schaffen sie sich durch
enge Zusammenarbeit Freiräume.
Die Schwestern bauten die
Waldhäuslalm behutsam aus und
blieben dabei ihrem Stil treu.
Text: Theresa Kirchmair
Auf der Waldhäuslalm herrscht Sommer
wie Winter rege Betriebsamkeit:
Gäste wollen verköstigt werden, am
Spielplatz toben die Kinder, in den Teichen
tummeln sich Forellen und im
großen Kräutergarten gibt es zahlreiche Nutzpflanzen
abzuernten. Zwei Schwestern haben hier stets den
Überblick: Ilse Zechmann und Sigrid Hutegger. Die
beiden verbindet eine lange Geschichte mit dem Betrieb,
der einst ihren Eltern gehörte. „Die Alm wurde
1988 aufgemacht und wir waren von Anfang an dabei“,
erinnern sie sich. Die lange Zusammenarbeit hat
ihnen zu ihrer größten Stärke verholfen: Sie ergänzen
sich in Arbeit und Freizeit.
STARKES TEAM
Als Almchefinnen haben Hutegger und Zechmann
zahlreiche Aufgaben, ihr Hauptaugenmerk liegt auf
Küche und Service. Hutegger setzt bei ihren Gerichten
auf regionale Zutaten und die Kräuter aus dem eigenen
Garten, aus denen Tees und Salze hergestellt werden.
Unterdessen kümmert sich Zechmann mit dem Serviceteam
darum, die Gäste zu versorgen. In der von
Holz dominierten Gaststube, dem Wintergarten und
auf der Terrasse finden fast 200 Personen Platz.
Die gute Seele der Waldhäuslalm ist die
aktive Seniorchefin Herta Stocker, die sich noch mit
77 Jahren um den Garten kümmert und bäckt. „Das
ist unsere Hauptchefin“, erklärt Hutegger mit einem
© Michael Rathmayr
„Wir machen die Sache
gern, wir leben für den
Betrieb, uns sind aber
auch die Familie und die
Freizeit sehr wichtig.“
Ilse Zechmann
Lachen. Der Betrieb ist zum Generationentreff geworden,
denn auch die Kinder von Hutegger und Zechmann
sind mit der Alm aufgewachsen und helfen aus.
Beim Großziehen der Kinder half die ganze Familie
zusammen – Großeltern, die Schwestern untereinander
und die Männer der beiden. „Der Betrieb ist
sehr zeitaufwendig. Für eine Frau alleine ist das viel
schwieriger“, so die Wirtinnen.
FREIE HAND
Daran, dass die Schwestern die Alm übernehmen
würde, gab es in der Familie nie Zweifel. Was 1988
als Hüttchen neben den Fischteichen begann, war im
Jahr 2000 bereits eine ordentliche kleine Wirtschaft.
Hutegger und Zechmann hatten die Jahre zuvor
bereits den Grundstein für die Übernahme gelegt,
beide absolvierten gastronomische Grundausbildungen
und legten die Konzessionsprüfung ab. Als
zum Jahrtausendwechsel der Zeitpunkt zur Übergabe
gekommen war, konnten sie auf das Vertrauen und
die Unterstützung der Eltern sowie auf die eigenen
Fähigkeiten zählen.
„Unsere Eltern haben uns freie Hand gelassen.
Wir wussten immer, was wir wollten, und konnten
es auch umsetzen“, erklärt Zechmann. Während der
Bruder die Pension und den Hof übernahm, drückten
die Schwestern der Waldhäuslalm behutsam ihren
Stempel auf. Sie ergänzten die Alm um Stall und Wintergarten,
erweiterten die Terrasse und steckten viel
Zeit in die Modernisierung des Gebäudes.
LERNKURVE
„Wir machen die Sache gern, wir leben für den Betrieb,
uns sind aber auch die Familie und die Freizeit sehr
wichtig“, führt Zechmann aus. Die Balance zwischen
diesen Fixpunkten mussten die Frauen erst finden,
denn von den Eltern übernahmen sie nicht nur die
Lokalität, sondern auch die Art, sie zu betreiben.
Jahrelang gab es keinen festen Ruhetag,
Freizeit schufen sie sich nur durch enge Absprache
und Zusammenarbeit. Dann setzte ein Umdenken
ein, heute gibt es auch dank der Mithilfe ihrer Männer
einen Ruhetag. Frauen, die einen Betrieb übernehmen
wollen, raten die Wirtinnen, auf sich zu achten: „Es ist
mit sehr viel Arbeit verbunden, aber es ist wichtig, sich
von vornherein Freizeit zu geben, sonst macht man
sich kaputt.“
Die Tischplatte
als inoffizielles
Gästebuch – solche
Details machen den
Charme der Alm aus.
20 21
COVERSTORY
#4
„Man merkt,
dass es in
Frauenhand ist“
Die Wirtshaustochter Sandra Sifkovits
hat in ihrem Berufsleben vieles ausprobiert.
Diese Erfahrungen setzt sie heute als
Direktorin im Hotel Das Sonnreich ein.
Text: Theresa Kleinheinz
S
andra Sifkovits wurde buchstäblich
in die Gastronomie hineingeboren.
Kurz bevor sie am Neujahrstag 1975
auf die Welt kam, hatte ihre Mutter noch
im Wirtshaus in Rudersdorf ausgeschenkt.
Im Landgasthaus an der burgenländischsteirischen
Grenze wuchs Sandra Sifkovits
mit ihren beiden älteren Schwestern auf.
„Ich habe es damals gehasst, wenn meine
Mutter gesagt hat, die Gläser gehören
poliert und mit dem Logo in eine Richtung
aufgestellt. Heute bin ich dankbar, dass ich
das zu Hause gelernt habe“, blickt sie auf
ihre Kindheit zurück.
„Es würde nicht
schaden, wenn mehr
Frauen in höheren
Positionen wären.“
Sandra Sifkovits, Hoteldirektorin
Das Sonnreich
Trotz seiner Größe überzeugt Das Sonnreich mit viel Charme.
Das ist Sandra Sifkovits wichtig.
Im März beherbergte Das Sonnreich
im Rahmen des Internationalen
Winter Cocktail Congresses zahlreiche
Koryphäen aus der Barkeeperszene.
© Das Sonnreich
VIEL GESEHEN
Doch nach dem Abschluss der Tourismusschule
in Bad Gleichenberg hatte die
umtriebige Burgenländerin vorerst genug
vom Landleben. Als Au-pair erkundete
sie ein Jahr lang die USA. Zurück in Österreich
zog es die junge Frau nach Wien.
„Für mich war damals alles offen“, sagt sie
über ihre ersten Berufserfahrungen. Zunächst
spielte sie in einem Reisebüro ihr
Verkaufs- und Kommunikationstalent
aus, bis es sie schließlich in die Hotellerie
zog – und zwar in das Wiener Traditionshaus
Imperial.
2001 wieder in die Heimat
zurückgekehrt, setzte sie ihr Können im
Hotel Intercontinental, dem heutigen
Sonnreich, im Marketing der Therme Loipersdorf
und sogar im Außenhandel einer
Heizungsfirma ein. „Da sind mir allerdings
die Menschen abgegangen“, erzählt
die 47-Jährige. So kommt es, dass Sandra
Sifkovits seit 2010 wieder an ihrem jetzigen
Arbeitsplatz ist. Mit der Übernahme
des Hotels durch die Therme Loipersdorf
2016 stieg sie zur Hoteldirektorin und Geschäftsführerin
auf.
ERKENNBARE
HANDSCHRIFT
Frische Blumen und ein warmer Parkettboden
empfangen die Gäste beim Eintritt
in Das Sonnreich. Holz und Stein sind
die tonangebenden Themen im 171 Zimmer
zählenden Thermenhotel. „Durch
die Größe können wir viele Zielgruppen
ansprechen“, erklärt Sifkovits. Die Hoteldirektorin
liebt es, wenn in ihrem Haus
etwas los ist. Das äußert sich in zahlreichen
Events, ob in Golfturnieren für die
sportlichen oder Zaubervorführungen für
die kleinen Gäste.
Bekannt ist das Viersternehotel
auch für die ausgereifte Cocktai l-Bar
unter der Führung des Cocktail-Weltmeisters
Mario Hofferer. Um in der männerdominierten
Barszene die Frauen vor
den Vorhang zu holen, richtete Sifkovits
im August 2021 den Fabbri Amarena
Cup im Sonnreich aus. Ein Wettbewerb
unter Barkeeperinnen aus Österreich und
23
„Meine Tür steht immer
offen, das schätzen
die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter.“
Sandra Sifkovits
Deutschland, dessen Gewinnerinnen im
internationalen Finale in Bologna antreten
werden.
WEIBLICHE NOTE
Gleichberechtigung ist Sifkovits besonders
wichtig. Der Eindruck, dass Führungspositionen
in der Hotellerie männlich
dominiert sind, täusche nicht. „Es würde
nicht schaden, wenn mehr Frauen in höheren
Positionen wären“, meint sie. In ihrem
Hotel werden sechs von zehn Abteilungen
von Frauen geleitet. „Man merkt, dass es in
Frauenhand ist“, bekommt sie im schriftlichen
Feedback der Gäste immer wieder
zu lesen.
Sifkovits führt das einerseits
auf das äußere Erscheinungsbil d, etwa
in Form von Dekoration oder Kleidun g,
zurück, aber auch auf das Feingefühl den
Gästen gegenüber. „Die Operative steht im
Vordergrund“, lautet ihre Devise. Sandra
Sifkovits packt deshalb auch gerne einmal
selbst an: „Ich lasse mich zum Beispiel
manchmal in die Schank einteilen, um
Abläufe zu vereinfachen.“
ZUSAMMENHALT
AUF ALLEN EBENEN
Sandra Sifkovits hat ihr Team fest im
G r i ff – aber niemals ohne Augenzwinkern
und stets mit einem freundlichen Lächeln.
Als Führungsperson setzt sie auf offene Gespräche.
„Meine Tür steht immer offen, das
schätzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“,
sagt Sifkovits. Mit allen 103 Angestellten
ist sie per du, auch mit den
Lehrlingen. „Wenn der Respekt nicht da
ist, ist es ega l, ob ich per du oder per Sie
bin“, sagt sie.
Wertschätzung bringt sie selbstverständlich
auch ihren Gästen entgegen,
etwa in Form von handgeschriebenen Geburtstagswünschen.
Und auch die Lieferanten
vergisst Sifkovits nicht. „Man muss
sich eine Partnerschaft aufbauen“, sei es mit
Interex oder mit dem Paketboten. „Allein
kann ich nie so stark sein wie im Team“, so
Sifkovits. Und so kommt es, dass sich nicht
nur Stammgäste, sondern auch das Personal
im Sonnreich heimisch fühlen.
„Ein Cocktail ist Kunst“,
sagt Sandra Sifkovits.
Deshalb kommen Gäste
auch aus den umliegenden
Orten, um in der Sunnybar
Co cktails zu schlürfen.
© Das Sonnreich, Mirja Geh
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COVERSTORY
Kulinarische
One-Woman-Show
#5
Nach Jahrzehnten in einem Großbetrieb wünschte sich Rita Peter
etwas Kleineres, Eigenes. Heute kocht sie im Alleingang für ihre
Gäste im Erwachsenenhotel Gemma in Hirschegg.
Text: Theresa Kirchmair
Ursprünglich wollte sich Rita Peter professionell
mit der Natur auseinandersetzen – wäre
da nicht eine Tante gewesen, die sie für den
Beruf der Köchin begeisterte. „Am Anfang
war es das Rauskommen, Neues sehen“, erinnert
sich Peter an ihre Motivation, 1976 eine Kochlehre
zu beginnen.
„Es ist
immer
schwierig,
das zu bekommen,
was man
eigentlich
wert ist.“
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AUFGEKOCHT
Drei Jahre lang lernte sie ihr Handwerk, immer das
Vorbild der Tante vor Augen. Diese arbeitete in einer
Krankenhausküche und machte ihrer Nichte Mut.
„Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre ich wahrscheinlich
gar nicht so weit gekommen“, so Peter. Nach ihrer
Ausbildung arbeitete sie 20 Jahre lang in einem Ulmer
Hotel, 15 davon als Souschef. Es musste für bis zu
700 Personen gekocht werden, Peter perfektionierte
i h r e E ffi z i e n z .
DEN EIGENEN WERT KENNEN
Die gebürtige Dettelbacherin absolvierte neben der Arbeit
Zusatzausbildungen, bei Gehaltsverhandlungen
wurden diese aber nur bedingt honoriert, erzählt sie:
„Es ist immer schwierig, das zu bekommen, was man
eigentlich wert ist.“ Während sie vom Ulmer Küchen-
chef volle Rückendeckung bekam, musste Peter sich
bei anderen Mitarbeitern manchmal erst durchsetzen:
„Damit, dass Frauen Köchinnen und auch Küchenchefinnen
sind, tun sich manche noch schwer.“
BESCHAULICHKEIT
Nach Jahren im Großbetrieb keimte der Wunsch, in
einem kleineren Haus zu kochen. Peter zog vor 22 Jahren
ins Kleinwalsertal zu ihrem heutigen Ehemann
Klaus Peter, der das Erwachsenenhotel Gemma von
seinen Eltern übernommen hatte.
Die Küche betreibt die erfahrene Gastronomin
im Alleingang und erledigt auch sämtliche
Arbeiten, die rund ums Kochen anfallen. Für sie rücke
der Ruhestand langsam näher, nach all den Jahren sei
es aber trotzdem eine Herausforderung, sich von ihrer
Aufgabe zu lösen, so die 60-Jährige.
Rita Peter,
Hotel Gemma
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27
COVERSTORY
#6
Gastgeberin
aus Leidenschaft
Michaela Kutsch geht seit 30 Jahren erfolgreich ihren
eigenen Weg in der Hotellerie. Die Direktorin des arte Hotel
Salzburg erzählt, warum sie heute noch genauso für die
Branche brennt wie am Anfang – und warum die Zeit reif ist
für mehr Frauen in Führungspositionen.
Michaela Kutsch liebt den
Ausblick von der Bar
hu:goes14 im 14. Stock
des Hotels.
Text: Lisa Schwarzenauer
Imposant. Das arte
Hotel Salzburg ist mit
54 Metern das zweithöchste
Gebäude
der Stadt.
„Ich möchte
keinen Tag
missen.“
Michaela Kutsch
O
bwohl sie sich immer schon für die
Hotellerie interessiert hat, wusste
Michael Kutsch nach der Schule
nicht, in welche Richtung es für
sie beruflich gehen soll. „Zwei Jahre
lang habe ich alles ausprobiert, ich
war bei einer Werbeagentur, im Reisebüro, in Pizzerien,
und habe gesehen, meine Leidenschaft ist Hotellerie
und Gastronomie“, erzählt sie. Die AHS-Matura
alleine war ihr zu wenig, um wirklich in der Branche
Fuß zu fassen, deshalb hat sie sich für die damals ganz
neue Lehre zur Gastgewerbeassistentin in einem Viersternehotel
in Niederösterreich entschieden. „Das war
genau das, was mich interessiert hat, mit viel Praxis
und Kontakt zu den Gästen – als wäre die Ausbildung
auf mich zugeschnitten worden.“
MIT HERZ BEI DER SACHE
Das war vor 30 Jahren. Mittlerweile ist Michaela
Kutsch Hoteldirektorin im arte Salzburg, das sie schon
im Bauprozess begleitet und vor drei Jahren eröffnet
hat, und hat zusätzlich die Wiener Niederlassung der
arte Hotels übernommen. An einen Ausstieg aus der
Branche hat sie nie gedacht: „Ich möchte keinen Tag
missen. Die Leidenschaft ist immer noch da, die geht
wirklich von A wie Angebote schreiben bis Z wie Zufriedenstellen
der Gäste, es ist eine Leidenschaft, die
ich wirklich täglich neu erlebe und die nicht erlischt“,
erzählt sie. Sie liebe, dass jeder Tag anders ist und sie
in ihrem Beruf alles einbinden kann, was sie auch
privat gerne macht – „Freunde treffen, Gastgeberin
sein, ein Bierchen trinken, was Gutes essen, Dinge
organisieren“.
Vorbild im engeren Sinne hatte Kutsch auf
ihrem Weg keines. „Ich habe mir bei allen meinen Vorgesetzten
angeschaut, was sie gut machen und was
nicht, und da viel mitgenommen, aber ich habe immer
meinen eigenen Weg gemacht – manchmal vielleicht
etwas robuster als andere, auf eine etwas andere Art.“
Sie habe sich nie gescheut, ein paar Grenzen zu übertreten
und sich was zu trauen, und das habe sich auch
ausgezahlt.
Hartnäckigkeit sei beispielsweise nötig
gewesen, als es um den Bau des arte Salzburg ging,
in den sie als Hoteldirektorin eingebunden war. „Ich
bin Hoteldirektorin und nicht technische Leiterin,
© Axel Springer
deshalb war es manchmal schwierig, die Bauthemen
sofort zu verstehen, und da wurde man teilweise so
lächerlich hingestellt als Frau: Ah, die versteht das
eh nicht“, erzählt sie. „Aber auch wenn ich mich inhaltlich
wo nicht auskenne, weiß ich, wo ich fragen
muss, und ich frage auch dreimal, wenn es sein muss.“
Gerade wenn es um technische Aspekte geht, werde
man als Frau immer noch unterschätzt.
ZEIT DER FRAUEN
Abgesehen davon werden die Hotellerie und Gastronomie
aber immer frauenfreundlicher – auch, weil es
mittlerweile Jobmodelle gibt, die Frauen mit Kindern
oder Kinderwunsch eine Karriere ermöglichen. „Man
kann auch mit Partner und Familie Karriere machen
als Frau. Es lässt sich alles vereinbaren, und ich versuche
wirklich, das auch zu zeigen“, betont Kutsch,
die sich hier auch als Wegbereiterin sieht. Dass momentan
noch nicht so viele Frauen in Führungspositionen
tätig sind – sie selbst ist die einzige Frau in der
Führungsriege der Ipp Hotels –, hänge auch mit dem
Image der Branche zusammen: „Man hört nur, dass
„Man kann auch mit Partner und
Familie Karriere machen als Frau.
Es lässt sich alles vereinbaren, und
ich versuche wirklich, das auch
zu zeigen.“
Michaela Kutsch, Direktorin arte Hotel Salzburg & Wien
es hart ist und man wenig verdient. Ja, natürlich, nach
der Lehre hat man ein kleines Salär, aber wenn man
ein bisschen Spaß daran hat und Leidenschaft, dann
kann man auf alle Fälle was erreichen und weiterkommen.“
Sie ist überzeugt, dass die Zukunft den
Frauen gehört. „Man sieht ja jetzt schon, dass Frauen
in Positionen wie Hoteldirektion sehr wohl durchkommen
und das super machen, egal ob es um die
technischen Belange geht, um die Einrichtung oder
um das Gastgeben“, so Kutsch. „Frauen werden da ein
bisschen den Vorrang haben. Wir haben mehr Power,
mehr Energie, in manchen Lebenslagen sind wir
kreativer und ich glaube, dass wir das rocken werden.
Das wird ein Trend sein.“
28 29
#7
Mut zur
Veränderung
In Ellmau hat Marianne Kröll aus
einem alten Kaffeehaus ein florierendes
kleines Unternehmen geschaffen.
Mit viel Engagement packt sie an,
wo es nötig ist.
Text: Theresa Kirchmair
Neue Öko-Innovationen,
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Marianne Kröll könnte sich
viele Berufstitel geben, denn
in ihrem Café Restaurant
Bergland ist sie sich für keine
Aufgabe zu schade. „Das ist
ganz normal in so einem kleinen Betrieb“,
erklärt sie, frisch von einer Einkaufstour
zurückgekommen. Ihr Bergland hat nicht
nur regionale Küche zu bieten, sondern
auch vier Appartements und ein eigenes
Ferienhaus.
Mit dem letzten Umbau im Bergland
wichen Holzvertäfelung und Nischen
einem hellen, offenen Gastraum.
LANGE TRADITION
Als Kröll das Bergland vor 28 Jahren gemeinsam
mit ihrem Ehemann von den
Schwiegereltern übernahm, war es ein
reines Kaffeehaus. In Ellmau gab es damals
wenig Gastronomie, die Weiterentwicklung
des Betriebes gestaltete sie maßgeblich
mit: „Ich war immer federführend dabei.“
Ihre Grundausbildung bekam Kröll in der
Haushaltsschule, danach suchte sie sich
gezielt gute Häuser als Lehrmeister, um
ihr angestrebtes Kochniveau zu erreichen.
INSPIRATION
Aus dem Lehrberuf wurde eine Leidenschaft.
„Ich bin mit Leib und Seele Wirtin“,
erklärt Kröll mit Stolz. Unter all ihren Aufgaben
sei ihr das Kochen die liebste, besonders
das Verköstigen der zahlreichen
einheimischen Gäste habe ihr Kraft gegeben.
Die Liebe zum Beruf und die Unterstützung
der Kundschaft halfen Kröll
auch über eine harte Phase ihres Lebens
hinweg, in der die Doppelbelastung aus
Betrieb und damals noch kleinem Kind
an ihr zehrten.
VERMÄCHTNIS
Nach dem Ableben ihres Mannes machte
Kröll das Bergland ganz zu ihrem Wunschbetrieb.
Bei den zahlreichen Ausbauten
und Modernisierungen ist ihr ihr Sohn
zur wertvollen Stütze geworden, inzwischen
übernimmt er die Vermietung der
Appartements. Rückzug ist keine Option
für Kröll, schon wegen der Stammgäste, die
die Präsenz der Chefin schätzen: „Da sagen
dann die Leute, da kann man hingehen, da
kann man auch hoagaschtn.“
„Ich bin mit
Leib und Seele
Wirtin.“
Marianne Kröll
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30
SOULFO OD
COVERSTORY
#8
AUF DREI RÄDERN
Klimafreundlich
sind nicht nur
die Gerichte,
sondern auch die
Verpackung.
Essen, das glücklich
macht: So beschreibt
die Jungunternehmerin
Verena Steiner
ihr Soulfoodbike, mit
dem sie tagtäglich in
der Lienzer Innenstadt
anzutreffen ist.
Text: Leonie Werus
© Soulfoodbike
Ein Duft nach Curry und gerösteten
Zwiebeln weht durch die
Lienzer Innenstadt. Seit Oktober
2020 ist das umgebaute Lastenrad
im frischen Grünton nicht
mehr vom Hauptplatz wegzudenken.
Solange das Wetter ihr keinen
Strich durch die Rechnung macht, versorgt
Verena Steiner ihre Kundschaft hier mit
exotischen Wraps, Eintöpfen und Getränken
zum Mitnehmen – in kompostierbarer
Verpackung und Mehrwegflaschen. Das
Besondere daran: Alle Gerichte werden
vegan zubereitet, kommen also komplett
ohne tierische Produkte aus.
CORONA ALS NEUBEGINN
„Ich wollte einfach
nicht mehr davon
abhängig sein,
ob jemand noch für
meinen Gehalt aufkommen
kann.“
Verena Steiner, Soulfoodbike
Den Schritt in die Selbstständigkeit wagte
die junge Unternehmerin zu Beginn der
Coronapandemie, als sie ihren Job in
der Gastronomie verlor: „Ich wollte einfach
nicht mehr davon abhängig sein,
ob jemand noch für meinen Gehalt aufkommen
kann“, erzählt Steiner, die sich
vor zweieinhalb Jahren aus sportlichen
und ethischen Gründen für den veganen
Lebensstil entschieden hat.
Doch woher kommt eigentlich
die Idee, mit veganem Streetfood auf den
Hauptplatz zu radeln? „Ich wollte das Ganze
so ökologisch wie möglich betreiben, da
war das Lastenfahrrad die ideale Lösung.
So verbrauche ich keinen zusätzlichen
Strom und bin ganz ohne Kraftstoff mobil“,
erklärt die Lienzerin, die eine Lehre
zur Hotel- und Gastronomieassistentin
absolviert hat.
VEREINBARKEIT VON
BERUF(UNG) UND FAMILIE
Zubereitet werden die wöchentlich wechselnden
Wraps mit saisonalen Zutaten in
der Kolpingküche, wo einerseits die hygienischen
Voraussetzungen gegeben seien
und auch in Ruhe gekocht werden könne,
wie die Mutter eines zehnjährigen Jungen
erzählt. „Ich schätze mich sehr glücklich,
dass sich mein Soulfoodbike so gut mit der
Familie vereinbaren lässt. Sonst ist es in
der Gastronomie ja fast unmöglich, gleichzeitig
Frau und Mutter zu sein, ohne dass
das Kind zu kurz kommt.“
MUNDPROPAGANDA
Als das Soulfoodbike zum ersten Mal Kurs
auf den Lienzer Hautplatz nahm, waren
die Reaktionen gleich größtenteils positiv.
„Manchmal muss man sich natürlich
Sprüche anhören, wie: Gibt’s bei dir keinen
Fleischkas? Damit kann ich aber ganz gut
umgehen, es muss ja auch nicht jeder bei
mir stehen bleiben“, schmunzelt Steiner.
Viele scheinen das aber doch
zu tun – mittlerweile hat die quirlige
Osttirolerin einen großen Kundenstamm
aufgebaut, der ein gesundes und umweltbewusstes
Mittagessen zu schätzen
weiß und ihr auch während der Lockdowns
die Treue gehalten hat. Sobald der
Corona-Trubel wieder etwas abgeklungen
ist, soll das Soulfoodbike auch bei Veranstaltungen
oder Partys für veganen Genuss
sorgen und so die Welt noch ein Stückchen
grüner machen.
32 33
COVERSTORY
#9
„Man muss froh sein,
dass wer weitermacht.“
Waltraud Gürtler
LANGE GESCHICHTE
Ihre Ehemänner waren und sind den
Gürtler-Damen wichtige Stützen. Wunibald
Gürtler verstarb 2019, Martin Kerschbaumer
leitet die Skischule im Ort.
Die Seele des Hauses
Im Stegerhof legt man viel
Wert auf Kommunikation.
„Die erste Instanz,
wenn’s was hat,
bin immer ich.“
Alexandra Gürtler
Alexandra Gürtler übernahm den elterlichen Stegerhof
unverhofft. Sie und ihre Mutter, Waltraud Gürtler,
entdeckten bald Gemeinsamkeiten und Differenzen.
Text: Theresa Kirchmair
D
rei Häuser bilden das
Kinderhotel Stegerhof
im steirischen Donnersbachwald.
Drei
Generationen der
Gürtlers führen ihn
seit 120 Jahren. Drei Geschwister zogen
Waltraud und Wunibald Gürtler groß,
Tochter Alexandra Gürtler wurde ihre
Nachfolgerin. „Es war nicht geplant, es
hat sich so ergeben“, erklärt sie. Ein Bruder
wanderte aus, nach einigen Jahren
gemeinsamer Führung verließ 2010 der
zweite Bruder den Stegerhof. Für Senior-
chefin Waltraud Gürtler ist es gut so, wie es
gekommen ist: „Man muss froh sein, dass
wer weitermacht.“
DER WEG ZUM STEGERHOF
Waltraud Gürtler, gelernte Verkäuferin,
kam über ihren Ehemann Wunibald
Gürtler in den Stegerhof. Das Paar veränderte
das Haus kontinuierlich, wie sich die
Tochter erinnert: „Meine Eltern haben immer
wieder umgebaut, ich bin eigentlich
auf einer Baustelle aufgewachsen.“ Mit
© Armin Walcher
Die Gürtlers entwickeln ihre drei Häuser kontinuierlich weiter.
wenig Personal und drei Kindern führten
die Gürtlers ein arbeitsreiches Leben, die
gute Partnerschaft half der Seniorchefin,
es zu meistern: „Mein Mann und ich haben
uns sehr gut verstanden. So war es
keine Belastung für uns, wir haben das
gern gemacht.“
KOMMUNIKATION
ALS SCHLÜSSEL
Mittlerweile ist Waltraud Gürtler Pensionistin,
hilft aber nach wie vor und trägt
zum familiären Ambiente bei. Während
sie Brot bäckt und Gäste betreut, ist Alexandra
Gürtler die Allround-Ansprechpartnerin
im Hotel. „Die erste Instanz,
wenn’s was hat, bin immer ich“, sagt sie,
die auf der Hotelfachschule ihr Handwerk
erlernte. Heute leitet sie zusammen mit
ihrem Mann, Martin Kerschbaumer, den
Stegerhof, übernimmt Controlling und
Marketing, hilft im Service, in der Gästebetreuung
und kümmert sich um die
Deko. „Die Frau ist auf jeden Fall die Seele
des Hauses, das muss man ganz ehrlich
sagen“, meint sie zur Position der Damen in
der Branche, die so viel abfangen würden.
Ein besonderes Anliegen ist ihr ständige
Kommunikation mit den Mitarbeitenden:
„Die Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen.
Denn wenn sich der Mitarbeiter wohlfühlt,
dann dementsprechend auch der Gast.“
ÜBERNAHME MIT
HINDERNISSEN
Dieser Fokus auf Kommunikation half den
Gürtlers auch in der herausfordernden
Übergabezeit. Die Familie musste sich erst
an die neue Rollenverteilung gewöhnen,
Alexandra Gürtler sah schließlich, dass
sie sich gegenseitig aufrieben. Sie bildete
sich in einem Seminar zur Generationenübernahme
weiter, was bei der Glättung
der Wogen half: „Jetzt hat jede und jeder
seinen Platz im Stegerhof.“ Der Bruder, mit
dem sie das Hotel bis dahin führte, konnte
andere Bereiche der elterlichen Betriebe
übernehmen.
Schon vor 30 Jahren schnitten die Gürtlers ihr
Hotel auf die Bedürfnisse von Familien zu.
Die ältesten Mauern des Stegerhofs sind
laut Alexandra Gürtler über 700 Jahre alt,
stets sei er ein Gästehaus gewesen. Die alte
Substanz brachte Herausforderungen mit
sich: Im Stammhaus durften zum Ende
hin keine Gäste oder Mitarbeitenden mehr
einquartiert werden. Statt es gänzlich abzureißen,
entschied man sich unter dem
Motto „Altes bewahren, Neues wagen“
für einen massiven Umbau und umfangreiche
Renovierungen. Auch an den weiteren
Häusern wurde laufend verändert
und erneuert. Die Entwicklung hin zum
Kinderhotel setzten schon die Seniorchefs
1988 durch, man ist Gründungsmitglied
des entsprechenden Vereins. Das hat das
Stegerhof-Team zu Familienspezialisten
gemacht, so Alexandra Gürtler: „Wir sind
sowas von gewappnet durch die 30 Jahre.“
ALT UND NEU
„Ich habe mir immer vorgestellt, wenn ich
in der Früh nicht die Erste und am Abend
nicht die Letzte bin, dann funktioniert es
nicht“, erinnert sich Waltraud Gürtler, die
heute Arbeit anders aufteilen würde. Ihre
Tochter betont, wie wichtig die richtige
Motivation sei: „Man muss das mit Liebe
machen.“ Außerdem müsse man flexibel
sein und einiges aushalten können.
Ihre Kinder haben Mutter wie
Tochter im Stegerhof aufwachsen lassen,
was Partnerschaft und Familienverbund
ermöglichten. Laut Alexandra Gürtler
kann die ältere Generation durch die jüngere
Erfahrungen nachholen: „Die Mama
hat für die Enkel endlich Zeit, die sie für
uns nicht gehabt hat, sie kann da viel aufholen.“
34 35
Für Gitti Birk ist einer der größten
Vorteile der Hotellerie, international
arbeiten zu können.
Mit Herz
bei der Arbeit
COVERSTORY
#10
In ihrem Hotel Stäfeli in Zug am Arlberg ist Gitti Birk
eine echte Allrounderin. Die begeisterte Gastgeberin
führte ihr erstes Unternehmen, als sie 20 war.
Text: Theresa Kirchmair
© MARCEL A. MAYER
Dass Gitti Birk in der Hotellerie
arbeitet, ist angesichts ihrer Familiengeschichte
kein Wun der. „Wie
bei so vielen meines Alters wurde
mir der Beruf quasi in die Wiege
gelegt“, erklärt sie. Gemeinsam mit ihren
sechs Geschwistern wuchs sie im Gasthaus
der Eltern auf, die laut ihr als Pioniere der
Region das Fondue in Lech erst bekannt
machten.
VOLLER EINSATZ
Nachdem Gitti Birk die Hotelfachschule
und diverse Praktika absolviert hatte,
führte sie schon mit 20 einen Betrieb. 1992
war die Zeit für ein eigenes Projekt reif: Sie
und ihr Mann, Heinz Birk, bauten ihr Hotel
Stäfeli. Heute leitet es das Paar gemeinsam
mit Tochter Stephanie und deren Partner
Thomas.
Frau Birk packt besonders in
der aktuellen Lage überall im Haus mit an,
ihre regulären Hauptaufgaben beschreibt
sie so: „Ich bin die Besitzerin und unter-
„Politisch wie
auch in den Betrieben
hat sich in
den letzten Jahren
viel getan.“
Gitti Birk
stütze unsere Tochter an der Rezeption,
übernehme Buchhaltung sowie Dekoration
im Haus.“
FAMILIENBETRIEB
Während die Großmütter den Birks bei der
Betreuung der damals noch kleinen Tochter
halfen, bauten diese ihr Hotel immer
weiter aus. Heute umfasst es zusätzlich ein
Restaurant, ein Café und einen eigenen
Weinhandel.
Die Schlüssel zum Erfolg sind
für Gitti Birk gute Ausbildung, Ausdauer
und Freude am Beruf. Auch eine Portion
Flexibilität und Bereitschaft, zurückzustecken,
seien hilfreich. „Ich bin überzeugt,
dass sich diejenigen durchsetzen, die auch
Herz in ihre Arbeit stecken und nicht nur
den Profit sehen“, erzählt sie.
STARKE POSITIONIERUNG
Frau Birk lernt schnell, sich durchzusetzen,
sowohl während ihrer Ausbildung als
auch später in der Gemeindevertretung.
„Politisch wie auch in den Betrieben hat
sich in den letzten Jahren viel getan. Und
wie heißt es so schön? Hinter jedem erfolgreichen
Mann steht eine noch stärkere
Frau“, so die Hotelchefin.
„Ich möchte an dieser Stelle an
alle Jugendlichen einen Appell richten:
Gute Ausbildung, Ausdauer und Freude an
der Sache sind die besten Voraussetzungen
für eine gute Positionierung in jedem Beruf“,
erklärt sie. Zudem sei es wichtig, nicht
gleich aufzugeben, wenn etwas nicht laufe
wie gewünscht. Oft ergäben sich Lösungen
von selbst oder entstünden mit Nachdruck
und Ausdauer.
37
COVERSTORY
#11
Naturtalent
am Herd
Theresa Rogl gilt nicht nur in ihrer Heimat Kals als großes
Talent: Die junge Osttiroler Köchin hat sich mit Medaillen
bei den wichtigsten Wettbewerben der Branche auch
international einen Namen gemacht.
Text: Lisa Schwarzenauer
Theresa Rogl zieht es hinaus aus Osttirol – die prämierte Köchin
möchte international Erfahrung sammeln, ehe sie irgendwann den
elterlichen Betrieb übernimmt.
© Franz Oss
Backen mit der Mama, Kochen mit der
Oma, Ribisel im Garten sammeln,
Kartoffel ausgraben: Theresa Rogl
hat es schon als kleines Mädchen zu
Lebensmitteln und in die Küche gezogen.
Die endgültige Entscheidung,
Köchin zu werden, fiel aber erst einige Jahre später:
Wie viele ihrer Freunde, besuchte Rogl nach der Hotelfachschule
den dreijährigen Aufbaulehrgang, um studieren
gehen zu können. „Ich habe dann aber schon im
ersten Jahr gemerkt, dass ich unbedingt kochen und
nicht länger die Schulbank drücken will“, erinnert
sie sich. Es folgten die Kochlehre im ****S Gradonna
Mountain Resort, verschiedene Stationen in Hotels
und Gasthäusern – und zahlreiche Auszeichnungen:
Staatsmeisterin der Jungköche, die Bronzemedaille
bei der Weltmeisterschaft der Jungköche, Silber und
Bronze bei der Kocholympiade.
INTERNATIONAL ERFOLGREICH,
REGIONAL VERWURZELT
„Diese Auszeichnungen bedeuten mir natürlich sehr
viel“, erzählt Rogl. Sie denke immer wieder gern an
die Wettbewerbe und Erfolge zurück, vor allem an
Tagen, an denen nicht alles rund läuft und Zweifel
aufkommen – da helfe es, sich daran zu erinnern,
was man bei diesen Wettbewerben geschafft hat, dass
man auch unter Druck performen und punktgenau
abliefern kann. Wichtiger als die Auszeichnungen
sei für sie aber, ihre eigenen Ansprüche erfüllen zu
können: „Man kann etwas gewinnen und jeder kann
sagen: Wow, super. Aber wenn du selber nicht mit
deiner Leistung zufrieden warst, wird sich das nicht
wie ein Erfolg anfühlen. Wenn du mit deiner Leistung
zufrieden bist, hast du auch mit einem fünften Platz
gewonnen.“
Mit 25 Jahren ist sie nicht mehr zu den
Jungkoch-Wettbewerben zugelassen, deshalb ist
Theresa Rogls nächstes großes Ziel die Ausbildung
zum Küchenmeister. „Und ich möchte einfach in der
Region was erreichen“, sagt sie. „Das Ziel ist, noch
mehr Produkte aus der Region zu verwenden und
die in Szene zu setzen, und vor allem auch die Leute,
die dahinterstehen, zu unterstützen, damit die davon
leben können und sehen, wie toll ihre Produkte sind.“
Langfristig plant sie deshalb auch, irgendwann das
Gasthaus ihrer Eltern fortzuführen – in den nächsten
Jahren will sie aber erst noch Erfahrung in anderen
Betrieben sammeln und die Welt sehen.
KREATIVITÄT ALS SCHLÜSSEL
Ihren Kochstil beschreibt sie als offen und kreativ:
„Ich glaube, meine Stärke ist, dass ich alle Produkte
ohne Vorurteile anschaue, sie kombiniere und dann
was Gutes daraus mache.“ Dieses Interesse an verschiedenen
Lebensmitteln und das Potenzial, sie
durch unterschiedliche Zubereitungsmethoden und
spannende Kombinationen in etwas komplett Neues
zu verwandeln, hat Rogl von Anfang an geprägt – genau
wie die Freude, gemeinsam mit einem Team alles
zu geben, um den Gästen ein besonderes Genusserlebnis
bieten zu können.
Wenn diese Leidenschaft da ist, sei es auch
kein Problem, dass der Job an sich hart ist. „Wenn
man sich nicht sicher ist, spürt man natürlich jeden
Tag, jede Stunde, jeden Kilo an Kartoffeln, den man
schälen muss. Aber wenn die Einstellung stimmt und
Kochen das ist, was man will, dann ist das alles nicht
so schlimm“, betont die Köchin. Man lerne irgendwann
sogar Aktivitäten wie das Kühlhausputzen
und Gemüseschälen zu schätzen: „Gerade wenn man
dann an dem Punkt ist, wo man kreativ und verspielt
sein kann am Herd, sind diese monotonen Arbeiten
Möglichkeiten, die Kreativität ein bisschen sacken zu
lassen und sich neue Ideen zu holen.“
„Wenn du mit deiner Leistung
zufrieden bist, hast du auch mit
einem fünften Platz gewonnen.“
„Ich glaube
meine Stärke
ist, dass ich
alle Produkte
ohne Vorurteile
anschaue,
sie kombiniere
und dann was
Gutes daraus
mache.“
Theresa Rogl
38
39
PORTRÄT
Qualität aus
Tradition
Seit vielen Jahren ist das Familienunternehmen Niederwieser eine
Institution im Bereich des Obst- und Gemüsefachhandels in Tirol.
Mit Niederwieser Convenience setzte man einen weiteren wichtigen
Schritt in der Betriebsgeschichte und gilt als Marktführer
in Westösterreich.
Der in Handarbeit
geschnittene Obstsalat
ist ein wahrer
Topseller. Je nach
Wunsch in verschiedenen
Cuts.
© Niederwieser
A
us dem Familienunternehmen,
das sich auf
den klassischen Obstund
Gemüsegroßhandel
spezialisierte, gründeten
die Geschwister
Patricia und Claudio
Niederwieser 1998 die
Niederwieser Convenience. In kleinem
Stil – mit großer Vision. Die sich bestätigte,
denn heute sind es 120 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, die die Niederwieser
Plattform beschäftigt.
Hinter dem Unternehmen steht
ein wahrer Traditionsbetrieb. Denn als
Obst Gemüse Niederwieser gibt es den
Familienbetrieb bereits seit 104 Jahren.
Die Geschichte begann 1918 mit einem
kleinen Marktstand, der bereits 1945 an
den heutigen Standort des Obst- und Gemüsefachhandels
in der Museumstraße
übersiedelt wurde. Dort ist bereits die
sechste Generation im Einsatz, der mit
Rat und Tat stets Bruno Niederwieser zur
Seite steht. Denn der eigentlich verdiente
Pensionist arbeitet nach wie vor täglich
mit im Fachgeschäft. Bereits im Alter von
20 Jahren stieg er in den Betrieb mit ein,
hat vieles erlebt und verfügt über ein nicht
enden wollendes Wissen. Von dem nun
auch die jüngste Generation, Max und Julius
Niederwieser, profitieren. Kaum eine
Frage, die unbeantwortet bleibt, dafür
umso mehr Geschichten, die es zu beinahe
jedem Produkt zu erzählen gibt.
IM HERZEN EUROPAS
Als größten Meilenstein in der langen Unternehmensgeschichte
bezeichnet Bruno
Niederwieser den Beitritt zur Europäischen
Union. „Wir durften zuvor als Einzelhändler
keine Waren direkt in Italien
oder Deutschland kaufen, sondern mussten
diese über den Großhandel beziehen
– und dafür brauchten wir eine Lizenz
von der Tiroler Landesregierung, die sich
Die Geschichte des
Familienunternehmens
begann 1918 mit einem
kleinen Marktstand.
41
PORTRÄT
PORTRÄT
Großhandel-Lagerleiter
Ismail Sarikaya mit
Thomas Klotzal bei
der täglichen Qualitätskontrolle
laut den
IFS-Standards.
Die Qualitätskontrolle direkt
am Feld ist selbstverständlich.
Karl Probst, Leitung
EK/VK, ist hier am Feld des
Tiroler Erdbeerbauern Georg
Pfurtscheller.
In Windeseile wird der
frische Spargel perfekt
geschält und dadurch
optimal für seine
Weiterverwendung
vorbereitet.
Bereits im März trifft der
erste Spargel aus Verona
bei Niederwieser ein.
Nachhaltig können
die Schalen zu köstlichen
Suppen verarbeitet
werden.
© Niederwieser
wiederum ans Wirtschaftsministerium
wenden musste“, erklärt er und macht damit
deutlich, wie viele Steine einem in den
Weg gelegt wurden. Einzukaufen, wo man
wollte, war einer der großen Wendepunkte
des Unternehmens.
Als glühende Europäerin liebt
auch Patricia Niederwieser die Vielfalt der
Regionen und unterstützt mit dem Familienbetrieb
Bauern in ganz Europa, indem
sie intensive Beziehungen zu einzelnen
Lieferanten pflegt. Mit den heimischen
Produzenten gibt es seit Anbeginn des
Unternehmens Jahresverträge auf Basis
eines langjährigen, gegenseitigen Vertrauens.
„Das Suchen und Finden des besten
Produkts ist aufwendig, lohnt sich aber.
Wir stehen hinter jedem einzelnen Artikel,
denn was uns selbst nicht schmeckt,
verkaufen wir auch nicht“, bringt es die
erfahrene Obst- und Gemüseexpertin auf
den Punkt.
DER GELEBTE
CONVENIENCE-GEDANKE
Niederwieser Convenience ist die ebenso
logische wie konsequente Weiterentwicklung
des Qualitätsdenkens. Denn im
Laufe der Zeit verändern sich mit der Gesellschaft
auch die Bedürfnisse. Dagegen
könne man sich nicht wehren, man müsse
vorausdenken, war und ist sich Claudio
Niederwieser bewusst. Was es allerdings
zu Anfangszeiten des Convenience-Booms
an Fertiggerichten gab, war gelinde gesagt
unattraktiv. „Das griffen wir auf und taten
das, was wir immer schon konnten – frische
Produkte verarbeiten und ganz einfach
nur ‚gutes Essen‘ zubereiten“, erzählt
er. Als heutiger Marktführer in Westösterreich
darf man behaupten: „Das Konzept
ging auf.“
Heute ist man mit Niederwieser
Convenience ganz besonders stark im Gastrogroßhandel
und als Produktionsküche
für kalte und warme Gerichte vertreten.
Innovative, individuelle Kundenlösungen
stehen dabei im Mittelpunkt. Für den
Erfolg des Unternehmens entscheidend
ist neben einem unvergleichlichen Schatz
an Wissen und Erfahrung vor allem auch
die Tatsache, dass die Kunden nicht nur
Konzepte kaufen, sondern persönlich begleitet
werden. Ein wesentlicher Beitrag
ist zudem die gelebte Handschlagqualität
und gute Zusammenarbeit mit regionalen
Bauern, die auf einer Abnahmegarantie
seitens Niederwieser basiert.
„Qualität und
Kompetenz sind die
Bausteine, auf die
unser Unternehmen
seit jeher setzt.“
Patricia Niederwieser
Einen mutigen Schritt
setzte die Familie
Niederwieser, als sie den
Convenience-Standort in
Mutters am Beginn der
Pandemie erweiterte.
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43
PORTR ÄT
PORTR ÄT
Der beliebte Klassiker Lasagne Bolognese – je nach Saison in
verschiedenen Variant en: Gemüse, Spargel oder Pfifferling
„Wir taten das,
was wir immer
schon konnten –
frische Produkte
verarbeiten und
ganz einfach nur
‚gutes Essen‘
zubereiten.“
Claudio Niederwieser,
Geschäftsführer
ENTSCHEIDENDE
PRODUKTVIELFALT UND FRISCHE
Täglich wird direkt bei den Produzenten
eingekauft, vom bäuerlichen Kleinbetrieb
bis zu großen Produzenten. Der gemeinsame
Nenner: Jeden Betrieb kennt man bei
Niederwieser persönlich, und zu jedem
einzelnen wird der direkte Kontakt gepflegt.
„Wir leben Frische“, betont Patricia
Niederwieser überzeugend. Durch die
weltweit gepflegten Kontakte können das
ganze Jahr über vielfältige, qualitativ hochwertige
Produkte angeboten werden, doch
selbstverständlich setzt man im Unternehmen
vor allem auf Regionalität und freut
sich auf die ersten Produkte im Jahr, die
in unmittelbarer Nähe wachsen. So erhält
man aufgrund der warmen Thermenböden
im März bereits erste Erdbeeren aus Verona
und wartet schon fest auf den Marchfelder
Spargel, der bei günstiger Witterung in
manch einem Jahr schon Anfang April auf
den Markt kommt. Erste Frühlingsboten
sind auch die Tiroler Radieschen, die im
April knackfrisch beglücken.
Aktuelle Trends sehen die
Obst- und Gemüseexperten beispielsweise
beim Babygemüse. Gerne wird dieses
aktuell von Spitzenköchen eingesetzt,
Kaspressknödel mit
traditionellem Sauerkraut
nach Oma Friedas Art
ebenso wie zahlreiche Sorten von Kresse,
die mit ihren zarten Blättchen wahre Geschmacksexplosionen
möglich machen.
Auch in Vergessenheit geratenes Gemüse
genießt ein Comeback. So beispielsweise
die Schwarzwurzel oder alte Gemüsesorten,
die neu angebaut werden. Gemeinsam
mit regionalen Bauern entwickeln sie
zukunftsorientierte Projekte und setzen
diese konsequent um.
EIN NÄCHSTER
GROSSER SCHRITT
Auch wenn der Zeitpunkt mutig war, gab
es ein klares Ziel. Und so entschied sich der
Familienbetrieb zu Beginn der Pandemie
für eine erneute große Erweiterung des
Firmensitzes in Mutters, um noch näher
an den Kunden zu arbeiten und sich noch
stärker an ihren Bedürfnissen zu orientieren.
Ein Ziel, für das selbstverständlich
auch die gute und enge Zusammenarbeit
mit der Eurogast Gruppe entscheidend ist.
Bereits seit zehn Jahren macht sich der
Plattformgedanke bei Niederwieser Convenience
bezahlt. Durch die Bündelung,
die mit Eurogast geschaffen wurde, ist die
Plattform zu Österreichs größter Obst- und
Gemüs ehandelspartnerschaft gewachsen.
© Niederwieser
Spezialisiert auf die Anforderungen der
Gastronomie und Hotellerie ist man in der
Lage, den Kunden stets to pfrische Ware
aus der Region, aber auch aus aller Welt
zu beschaffen und damit eine einzigartige
Sortimentstiefe anzubieten. Den Kunden
ist es möglich, die Intensität der Zusammenarbeit
auf Basis eines modularen
Systems frei zu wählen.
BUNTE VIELFALT
Das Spektrum reicht von frischem Obst
und Gemüse aus dem Großhandel über
vorgewaschene, vorgeschnittene und
portionierte Ware bis hin zu im Haus zubereiteten
Speisen aus frischen Zutaten.
Immer mehr gewinnt die professionelle
Auslagerung der Vorbereitungsküche auf
Basis regionaler Produkte und handwerklicher
Verarbeitung, die von Niederwieser
Convenience bereits seit Jahren gelebt
wird, an Bedeutung. Auf höchstem Niveau
ist sie eine tatsächliche Entlastung für
den Koch und erhöht durch ihre einfache
Handhabung gleichzeitig die Produktivität
des Küchenpersonals. Je nach Einsatzbereich
werden variable Portionsgrößen
angeboten, um Kosten kalkulierbar zu
machen. Die s ogenannte Portion Control
ist ein wichtiges Handwerkzeug für den
Erfolg einzelner Betriebe.
IN ENGEM AUSTAUSCH
Beim Ausbau des Betriebs entstanden
ist unter anderem ein großzügiger Schulungsraum,
der den Kunden das Angebot
an Produkten nicht nur theoretisch näherbringt,
sondern in der angeschlossenen,
spektakulären Schauküche zeigt, was alles
möglich ist und wie viele Varianten es
gibt, die einzelnen Produkte liebevoll auf
den Teller zu bringen. Denn gemeinsam
erfolgreich zu sein, ist der Anspruch, den
es zu erfüllen gilt. Um neben zufriedenen
Gästen auch den Erfolg der Kunden sicherzustellen,
werden Ziele im laufenden
Prozess evaluiert, optimiert sowie umgesetzt
und Visionen neu besprochen. Durch
diese Prozessoptimierung definiert man
eine alpine Kulinarik, die Regionalität verkörpert
und Wertschöpfung schafft.
HANDSCHLAGQUALITÄT
Qualität und Kompetenz sind die Bausteine,
auf die das Unternehmen seit jeher
setzt. „Egal mit wem wir arbeiten, unser
Fokus ist immer auf die Zufriedenheit
unseres Gegenübers gerichtet“, betont
Patricia Niederwieser. Wichtig in diesem
Zusammenhang ist selbstverständlich
auch Flexibilität. Bis 16 Uhr kann bestellt
werden, um die Ware am kommenden Tag
bis 10 Uhr vormittags geliefert zu bekommen.
Über Nacht wird produziert und die
Ware auf Basis eines ausgeklügelten Logistiksystems
durch die Eurogast Gruppe
von Schladming bis zum Bodensee ausgeliefert.
Darauf ist Verlass, wie auf alles,
das im Familienbetrieb mit Handschlag
besiegelt wird.
Niederwieser betreibt zudem den Gastgewerbebetrieb
Kostbar am Innsbrucker Sparkassenplatz.
Vom asiatischen Wokgemüse mit
Basmatireis und Wasab isprossen
bis hin zu klassischen Spinatknödeln
mit frische m Parmesan
reicht das Spektrum.
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EUROGAST ÖSTERREICH
EUROGAST ÖSTERREICH
Die Familie
wächst
Eurogast Österreich sorgt für einen Paukenschlag
im Gastronomiegroßhandel: Ab 1. Mai 2022
wird die ADEG Zell am See Gruppe mit fünf Standorten
neues Mitglied des Verbunds.
Text: Theresa Kirchmair
Eurogast
Speckbacher
NEU
Eurogast
Hall in Tirol
Eurogast
Salzburg
NEU
Eurogast
Zell am See
NEU
Eurogast
Almauer
Eurogast
Landmarkt Schladming
Eurogast
Kiennast
Eurogast
Pilz & Kiennast
Eurogast
Kiennast
Stichtag
Ab 1. Mai 2022
wird die ADEG Zell am
See GmbH vollwertiges
Mitglied und Gesellschafter
von Eurogast
Österreich.
Der neue Name:
Alpin Gastro Markt
GmbH.
Die Märkte werden
unter der Dachmarke
Eurogast firmieren:
Eurogast Altenmarkt,
Eurogast Bad Hofgastein,
Eurogast Zell am See,
Eurogast Salzburg und
Eurogast Hall in Tirol
bereichern ab Mai den
Verbund.
Eurogast
Altenmarkt
NEU
Eurogast
Landmarkt
Liezen
Eurogast
Interex
ADEG Zell am See
GmbH in Zahlen
5 Standorte
Verkaufsfläche gesamt:
ca. 14.900 Quadratmeter
Mitarbeitende: ca. 250
Eurogast
Grissemann
Kooperationspartner
Gastrofresh
Eurogast
Sinnesberger
Eurogast
Zuegg
Eurogast
Gasteinertal
NEU
Eurogast
Kärntner Legro
Kunden: ca. 7.000 in
Gastronomie, Hotellerie
und Gemeinschaftsverp
fl e g u n g
Jahresumsatz:
110 Millionen geplant
für 2022
Kundenberater: 15
LKWs: 40
W
eiße Flecken auf
der Landkarte sind
mehr als Ausdruck
unerreichter Gebiete:
Hier verbergen
sich neue Chancen,
Wachstumspotenziale
und Allianzen.
Gerade in der Welt der Gastronomie und
Hotellerie schaffen Letztere die Möglichkeit,
gemeinsam Unternehmen erfolgreich
und vor allem zukunftsfähig zu halten.
Aus diesem Grund haben sich Eurogast
Österreich und die ADEG Zell am See
Gruppe entschlossen, eine vielversprechende
Zusammenarbeit zu beginnen.
ZEHNTES MITGLIED
Die ADEG Zell am See Gruppe ist eine
Vereinigung selbstständiger Pinzgauer
Kaufleute, die in Salzburg und Tirol operieren.
Die fünf Cash&Carr y-Standorte
© Eurogast Österreich
Die Geschäftsführer blicken
optimistisch in die Zukunft:
Rudolf Schwarzenbacher von
der ADEG Zell am See GmbH
(li.) und Peter Krug von
Eurogast Österreich.
Eurogast
Österreich
(erweitert) in Zahlen:
Mitglieder:
11 private Gastronomiegroßhändler
Standorte: 16
Liefergebiet:
Gesamtösterreich, durch
Gastrofresh Italien bis
hin zum Gardasee
Produkte: ca. 36.000
Mitarbeitende: ca. 1.600
Umsatzprognose 2022:
über 500 Millionen Euro
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EUROGAST ÖSTERREICH
EUROGAST ÖSTERREICH
Drei Fragen an:
„Die Eurogast Österreich ist als
innovativer Zusammenschluss
regional verankerter, österreichischer
Familienunternehmen
der ideale Partner für uns und
unsere Kunden.“
Rudolf Schwarzenbacher,
Geschäftsführer der ADEG Zell am See GmbH
Drei Fragen an:
Rudolf
Schwarzenbacher
Geschäftsführer
ADEG Zell am See GmbH
Was schätzen Sie an
Eurogast Österreich GmbH
als Partner? Die Eurogast-Unternehmer
leben die
gleichen Werte wie wir: Sie
kennen ihre Kunden und ihre
Region, sie wissen, wie wichtig
Handschlagqualität ist, und
leben ständige Innovation im
Waren- und Sortimentsbereich.
Ihr Wunsch für die
künftige Zusammenarbeit?
Gemeinsam mit der Eurogast
bilden wir eine österreichische,
unabhängige, innovative und
konkurrenzfähige Alternative
zu den ausländischen, internationalen
Konzernen, die den
Markt im Lebensmittelgroßhandel
dominieren wollen.
Die größte Stärke
der Zeller Gruppe?
Unsere Kundennähe und die
Konzentration auf unsere Kernzielgruppen:
Gastronomie,
Hotellerie und Gesellschaftspfleger.
Hinzu kommt unser
erfolgreiches serviceorientiertes
Zustellkonzept und die Tatsache,
dass wir der Marktführer im
Bundesland Salzburg sind.
Die Umgestaltung der neuen Standorte steht noch an,
sie alle werden unter der Marke Eurogast firmieren.
in Altenmarkt, Bad Hofgastein, Zell am
See, Salzburg und Hall in Tirol füllen die
Lücken auf der Eurogast-Landkarte und
ermöglichen so ein noch dichteres, vollständigeres
Versorgungsnetzwerk. Rudolf
Schwarzenbacher, geschäftsführender Gesellschafter
der ADEG Zell am See GmbH,
freut sich auf die Zusammenarbeit: „Die
Eurogast Österreich ist als innovativer
Zusammenschluss regional verankerter,
österreichischer Familienunternehmen
der ideale Partner für uns und unsere
Kunden.“ Für Peter Krug, Geschäftsführer
von Eurogast Österreich, war es wichtig,
einen Partner zu finden, der die eigenen
„Durch den Beitritt zur
Eurogast ergeben sich
für die Zeller Gruppe
mehr Möglichkeiten in
der Sortimentsgestaltung
und -tiefe.“
Peter Krug
Vorstellungen teilt: „Die Zeller sind regional
verankerte Kaufleute, wie alle unsere
Eurogast-Gesellschafter. Und die Zeller
leben seit vielen Jahrzehnten die gleichen
Werte wie wir bei Eurogast.“
NEUORIENTIERUNG
Die Zeller Gruppe arbeitete zuvor lange
Jahre erfolgreich mit der deutschen Handelskette
REWE/ADEG zusammen. „Die
Marke AGM wurde von Zeller Kaufleuten
maßgeblich mitgestaltet und hat uns nun
mehr als 50 Jahre begleitet“, blickt Schwarzenbacher
zurück. Als die deutsche Handelskette
REWE/ADEG ankündigte, sich
aus dem Cash&Carry-Geschäft zurückzuziehen,
war es jedoch an der Zeit, sich
einen neuen Partner zu suchen. Hier kamen
die Werte von Eurogast zum Tragen.
Laut Krug machen Handschlagqualität,
Vertrauen und regionale Verankerung
gemeinsam mit der nationalen Organisationsstruktur
und der Mitgliedschaft im
europaweiten ECD-Netzwerk (European
Catering Distributors) Eurogast zum idealen
Partner, der für Verlässlichkeit in jeder
Hinsicht stehe.
© Eurogast Österreich, Andreas Kolarik
„Die Zeller leben
seit vielen Jahrzehnten
die gleichen
Werte wie wir bei
Eurogast.“
Peter Krug,
Geschäftsführer Eurogast Österreich
WACHSTUMSSCHUB
Nachdem Eurogast Österreich im Sommer
2021 den Südtiroler Frischespezialisten
Gastrofresh als Kooperationspartner mit
an Bord holen konnte, wird die Zeller
Gruppe ab 1. Mai 2022 vollwertiges Mitglied
samt Gesellschafterstatus. Dieser
große Schritt stößt auch eine Namensänderung
an: die ADEG Zell am See GmbH
wird zur Alpin Gastro Markt GmbH. Durch
ihren Beitrag darf Eurogast Österreich für
2022 mit einem Rekordumsatz von über
500 Millionen Euro rechnen.
GEGENSEITIGES
PROFITIEREN
Eurogast Österreich bietet der künftigen
Alpin Gastro Markt zahlreiche neue
Produkte und Services, der neue Partner
erschließt mit seinen vier Standorten in
Salzburg ein ganzes Bundesland für den
Verbund.
Die von den Zellern geführte
AGM Produkteigenmarke läuft in den
kommenden Monaten aus, sie erhält mit
der seit 30 Jahren erfolgreichen Eurogast-
Eigenmarke eine würdige Nachfolgerin.
Gleichzeitig bleibt die Anpassung an die
Wünsche der treuen Kunden erhalten,
merkt Schwarzenbacher an: „Natürlich
werden wir wie bislang unser Sortiment
weiterhin nach den regionalen Bedürfnissen
an unseren fünf Standorten gestalten.“
Krug unterdessen hebt die Vorteile der
Mitgliedschaft bei Eurogast Österreich
hervor: „Durch den Beitritt zur Eurogast
ergeben sich für die Zeller Gruppe jedoch
mehr Möglichkeiten in der Sortimentsgestaltung
und -tiefe.“ Hinzu kommt
laut Krug Zugriff auf alle Services und
Leistungen der Gruppe: der Webshop, die
IT-Infrastruktur, die Best.Friend App, der
Best.Friend PRO und natürlich Präsentationsmöglichkeiten
in „Eurogast Insights“.
Peter Krug sieht im Beitritt der
Zeller Gruppe eine mehrfache Stärkung
von Eurogast Österreich: „Durch die neue
Größe, die Verstärkung durch die Zeller
Gruppe und besondere regional verankerte
Struktur der Eurogast sind wir nun
noch konkurrenzfähiger, schlagkräftiger,
schneller und unterscheidbarer von den
großen internationalen Konzernen.“
Peter
Krug
Geschäftsführer
Eurogast Österreich
Was schätzen Sie an der
ADEG Zell am See GmbH? Die
Werte der Zeller Gruppe harmonieren
mit unseren: Sie sind wie
wir regional verankerte Kaufleute,
stehen für Handschlagqualität
und Vertrauen. Außerdem
ermöglichen sie Eurogast Österreich,
mit Salzburg eine wichtige
Lücke im Netzwerk zu schließen.
Ihr Wunsch für die
künftige Zusammenarbeit?
Durch den Beitritt der ADEG
Zell am See können wir
unseren Kunden sowohl den
Service als auch die Qualität
familiengeführter, regionaler
Unternehmen österreichweit
bieten. Zugleich profitieren
sie von den Vorzügen eines
einheimischen, international
orientierten Unternehmens.
Die größte Stärke von
Eurogast Österreich?
Mit tiefer regionaler Verankerung
und Mitgliedschaft im
europaweiten ECD-Netzwerk
zugleich bieten wir ein starkes
Netzwerk für unsere Kunden.
Innovation und Verlässlichkeit
gibt es bei uns aus einer Hand.
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49
PORTR ÄT
PORTRÄT
Von Krumpendorf am
Wörthersee aus erobert
Cocktai l-Weltmeister Mario
Hofferer die Theken rund
um den Globus. Neuerdings
füllt er seine Kreationen
fixfertig in Fläschchen ab.
Text: Michael Rathmayr
© Michael Rathmayr
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51
PORTRÄT
PORTRÄT
„Wir wollten immer
positive Energie
verströmen, nicht
jammern.“
Mario Hofferer über die richtige
Einstellung in Schieflagen
Weil ihnen das große C
in den letzten beiden
Jahren viel Zeit
dafür gab, begannen
Mario Hofferer
und sein Team in
ihrem Liquid Kitchen Labor in eine neue Richtung
zu experimentieren. Normalerweise wird dort an
Zaubertränken und dekorativen Geschmacksgebern
aller Art gewerkelt: aus Kräutern gezogene Essenzen,
aromatisierte, mit geschabtem Gold veredelte Zuckerwatte
oder Whiskey, der via Ultraschallwellen und
Holzchips von alten Fässern auf die Schnelle um Jahre
älter und intensiver gemacht wird. Weil auf den Eventbühnen
am Wörthersee, in Marbella und Singapur
nichts los war, man nicht jammern, sondern positiv
auftreten wollte, rief Hofferer ein neues Projekt aus:
„Liquid Love“, fertig gemixte Cocktails, abgefüllt in
kleine, kantige Flaschen – mit der Gastronomie, Hotels
im Speziellen, als potenzieller Klientel im Visier.
52
ALLE NEUNE
Inzwischen steht das Projekt Liquid Love bei neun
Sorten, mit haltbar gemachten Interpretationen von
Altbekanntem wie Negroni, Mai Tai, Moscow Mule –
und neuen Kreationen mit klingenden Namen wie
Szenequicky oder Pornstar Martini. Verkauft hat Hofferer
bis dato mehr als 40.000 Flaschen, unter anderen
zählt die luxuriöse Nobu Hotelkette zur Kundschaft.
Die alte Jägermeister-Fabrik in Graz wird neuerdings,
voll adaptiert, zur Produktion genutzt. Denn selbst-
© Michael Rathmayr, Martin Steinthaler
Zur Person
Nach Ausbildung zum Koch
und Restaurantfachmann
machte Mario Hofferer sich
mit zarten 17 Jahren als Barkeeper,
Caterer und Eventorganisator
selbstständig. Er
absolvierte die renommierte
Bar-Fachschule von Michèle
Galmarini in Zürich, die Karriere
verlief seitdem kometenhaft:
Hofferer wurde fünfmal
österreichischer Barkeeper-
Staatsmeister, zweimal
Cocktail-Weltmeister (bei den
insgesamt fünf Teilnahmen
außerdem einmal Silber,
zweimal Bronze) und zweimal
World Bartender Of The Year.
Eine solche Flut an Auszeichnungen
schlägt naturgemäß
hohe Wellen: Die Formel
eins in Monte Carlo, VIPs bei
den Hahnenkamm-Rennen,
Lifeball, selbst die Oscars –
sie alle vertrauen auf Mario
Hofferers Künste als Mixer.
53
PORTRÄT
PORTRÄT
Gut eingeschenkt:
Stilfragen, die es am
Ende ausmachen
„Erfried Feichter hat
von Anfang an an mich
geglaubt, der ‚Vati‘ war
immer für uns da.“
Mario Hofferer über
Eurogast-Legro-Geschäftsführer Feichter
Bei Hofferers
Kreationen geht
schon einmal der
Rauch auf.
© Michael Rathmayr, Martin Steinthaler
auferlegtes Ziel für 2022 ist es, eine Million Drinks
weltweit zu verkaufen. 800.000 Stück der Glasfläschchen
sind sicherheitshalber schon einmal bestellt.
Vieles spreche fürs neue Konzept, so Mario
Hofferer. Der Verkauf via Minibars in den Hotelzimmern
biete sich an, klar. Um die neun Drinks, allesamt
mindestens zwei Jahre haltbar, an den Hotelbars und
auf Café-Terrassen selbst mixen zu können, bräuchten
Gastronomen erst einmal geübte Barkeeper. Außerdem
eine gut sortierte Bar mit rund 60 geöffneten
Flaschen, von denen manche rasch ablaufen würden.
Das Interesse an seinen Drinks sei jedenfalls hoch –
eine angenehme Nebenwirkung des Netzwerkes, das
Hofferer sich als globaler Cocktail-Caterer und Eventmacher
erarbeitet hat. Man arbeite deshalb bereits an
neuen Geschmäckern, alles gehe dabei in Richtung
„Wellbeing Drinks“, mit – ganz dem Trend zum Daytime
drinking entsprechend – niedrigerer Drehzahl
beim Alkoholgehalt und gesunden Begleiterscheinungen,
die z. B. über Komponenten aus Bachminze,
Baumrinden oder Enzianwurzeln gesichert wird.
IN THE MIX
Erfolg kommt selten über Nacht. Im Fall von Mario
Hofferer ist dieser neben dem offenkundigen Talent
als Barkeeper mit harter Arbeit und gesteigerter Risikobereitschaft
schon in jungen Jahren verbunden.
All sein Erspartes setzte er nach der Ausbildung zum
Koch für eine renommierte Bar-Fachschule in Zürich
ein, die Oma verdoppelte damals sein Budget – was
fürs Leben in der Schweiz auch dringend notwendig
war. Die Liste von Hofferers Erfolgen liest sich jetzt,
wie man das in Österreich sonst nur von den Sternchen
unter den alpinen Skifahrern kennt. Und schon
mit 17 Jahren machte er sich selbstständig, auch aus
Mangel an interessanten Jobangeboten. Er konnte
(mit Unterstützung des „Vati“, Erfried Feichter von
der Kärntner Legro) früh die ersten Erfolge als Eventorganisator
feiern.
Eurogast als
Starthelfer
Erfried Feichter, Geschäftsführer
der Klagenfurter Eurogast
Legro, erinnert sich noch
gut, als Mario Hofferer Anfang
der 2000er-Jahre unvermittelt
bei ihm aufkreuzte.
Hofferer bat damals um
Unterstützung für seine ersten
Events am Wörthersee, frei
nach dem Motto: Erfolgskonzept
vorhanden, Budget
dafür noch keines. Das Feuer
vom „Bua“ habe ihm gleich
getaugt, er habe gespürt,
dass der Zug zum Tor da stark
genug gewesen sei.
Diese Bereitschaft zur Starthilfe
hat Feichter bei Hofferer
firmenintern den Beinamen
„Vati“ eingebracht – der, genauso
wie die Verbundenheit
zwischen Eurogast und Hofferer,
bis heute geblieben ist.
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55
PORTRÄT
REZEPT
Pokalvitrine in musealen Ausmaßen
Der perfekte
Espresso Martini
· 5 cl Belvedere Vodka
· 2,5 cl Kaffeelikör
· 1 cl Madagaskar-
Vanille-Sirup
· 0,5 Kardamo m-Sirup
· 6 cl Cold Brew Coffee
· kräftig im Shaker schütteln
und etwas Tonkabohne
drüber reiben
„Als Barkeeper
musst
du mit den
Gästen über
alles reden
können.“
Mario Hofferer
PREISTRÄCHTIG
Bei seinem ersten Weltmeistertitel setzte er sich
mithilfe seines Mentors Peter Weissnegger als einer
der jüngsten gegen 60 andere Staatsmeister durch.
Gewonnen hat er mit seinem Drink „Rosé Sissy“, bestehend
aus weichem Vodka, österreichischem Sekt,
spanischem Sangria, Kräuter- und Bitte rextrakt aus
Trinidad, außerdem einer Prise Gold. Neben dem
Cocktail werd en auch das Fachwissen, der Umgang
mit dem Gast sowie die Technik und der Bartending
Style bewertet. „Als Barke eper musst du über alles reden
können“, so Hofferer. Klar, wenn die Thekenphilosophen
unter den Barflys zur Weltformel ausholen, ist
breites Allgemeinwissen gefragt.
Seit Hofferers Ankunft im Mixology-
Olymp ging es jedenfalls steil bergauf: Anfragen kamen
plötzlich nicht mehr nur aus Pörtschach – auch
Kunden aus Hongkong und Monte Carlo sicherten
Finanzen und Vielfliegerstatus. Inzwischen hält Hofferers
MH Cocktail Entertainment Catering einen mit
kräftig Bling- Bling ausgestatteten Firmensitz in seiner
Heimat Krumpendorf, samt bestens bestücktem
Labor und einer Pokalvitrine in musealer Dimension,
außerdem einen Zweitsitz in Marbella. Darauf lässt
sich anstoßen.
© Michael Rathmayr, Martin Steinthaler
56
XXXX
XXXX
KRÖNEN DER
ABSCHLUSS
Käse gilt als perfekter Ausklang für einen genussvollen
Abend, und trotzdem spielt er selbst in der Spitzen -
gastronomie häufig noch eine untergeordnete Rolle.
Käseexperte Josef Stiendl erklärt, wie man das vielseitige
Milchprodukt ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt.
Text: Lisa Schwarzenauer
„Es ist wichtig,
dass der Gast den
Käse sieht.“
Josef Stiendl, Käsesommelier
© Shutterstock.com
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KÄSE XXXX
XXXX KÄSE
Die Mischung macht’s:
Auf einer guten Käseplatte sollte
vom Edelschimmel bis zum
Hartkäse alles vertreten sein.
„Zurzeit spielt
der Käse eher eine
Nebenrolle, aber
das Bewusstsein für
das Potenzial des
Produktes ist da.“
Josef Stiendl, Käsesommelier
Weich, fest, cremig, bröselig,
mild, kräftig, würzig –
Käse kann vieles sein. Das
macht ihn nicht nur als
Zutat für Gerichte von pikant bis süß interessant,
sondern auch als eigenen Punkt auf der Speisekarte
oder in der Menüfolge. „Zurzeit spielt der Käse eher
eine Nebenrolle, aber das Bewusstsein für das Potenzial
des Produktes ist da“, sagt Käsesommelier Josef
Stiendl, der sich seit seiner Lehre als Molker und
Käser beruflich ganz dem Käse verschrieben hat und
inzwischen die Schärdinger Käse-Akademie leitet.
„Käse ist ein lebendes Naturprodukt, das fast täglich
anders ist – witterungsbedingt und auch abhängig
von den Jahreszeiten, das ist einfach spannend. Und
die Sortenvielfalt ist mittlerweile einfach gigantisch“,
erzählt er. Vor 25 Jahren habe es in Österreich unter
200 Sorten gegeben, jetzt bekomme man im Handel
an die 450.
EINE FRAGE
DER LEIDENSCHAFT
Käse gewinne in der Gastronomie auch aufgrund dieser
Vielfalt immer mehr an Bedeutung, aber Corona
habe die Entwicklung in den letzten beiden Jahren
etwas gebremst. „Die Möglichkeit, den Käse zu präsentieren,
das Personal und die Begeisterung waren
nicht da. Und dann ist noch dazugekommen, dass es
mit dem kurzfristigen Auf- und Zusperren schwierig
war, den richtigen Käse mit der richtigen Reife zu bekommen“,
erklärt Stiendl.
Das sei mittlerweile wieder besser, an Folgendem
hapere es allerdings in den meisten Betrieben: „Für
den Käse ist keiner zuständig. Wir haben Weinverantwortliche,
in der Küche gibt es klar abgesteckte
Verantwortungsbereiche, nur für den Käse ist keiner
da.“ In solchen Fällen könne auch das beste Käseangebot
nicht überzeugen – da fehle das Erlebnis. „Oft
wird der Käse in der Küche angerichtet, ist dann auch
zu kalt und wird ohne Erklärung serviert. So kann
das nicht funktionieren, da denkt man sich als Gast,
kalten Käse ohne Informationen bekomme ich auch
zu Hause, und das wesentlich günstiger.“
Entscheidend dafür, ob in einem Restaurant
Käse konsumiert wird oder nicht, seien zwei Dinge:
„Man braucht einen Verantwortlichen, und wenn
es der Restaurantleiter ist, der ein Käseliebhaber ist.
Wer eine Leidenschaft dafür hat, verkauft das auch
ordentlich. Und die Präsentation muss passen“, betont
Stiendl, „es ist wichtig, dass der Gast den Käse sieht.“
Als Paradebeispiel nennt er das Steirereck, wo die Käseauswahl
ganz bewusst schon im Eingangsbereich
© Michael Rathmayr
präsentiert wird: „Der Gast sieht beim Reingehen,
dass Käse angeboten wird und der auch schön temperiert
ist – so kann er den Käse von Anfang an in das
Essen einplanen.“
DAS AUGE ISST MIT
In Sachen Präsentation gibt es ein paar Regeln, die
befolgt werden sollten. Es braucht in jedem Fall eine
gute Auswahl, betont der Käsesommelier: „Damit ich
eine schöne Käsephilosophie am Teller habe, brauche
ich einen Frischkäse, einen weißen Edelschimmel,
einen weichen, einen schnittfesten und einen harten
Käse, und ich brauche einen blauen oder grünen Edelschimmel
zum Abschluss.“ In ländlichen Gegenden
sollte immer auch ein regional produzierter Käse
dabei sein.
Die Käsestücke sollten außerdem ausschließlich
in Dreiecksform präsentiert werden.
„Wenn man Käse in Dreiecke geschnitten hat und mit
Josef Stiendl
ist gelernter Molker and
Käser, Molkerei- und
Käsereimeister und diplomierter
Käsesommelier.
Er leitet seit 1997 die
Schärdinger Käse-
Akademie und berät die
heimische Gastronomie
bei allen Fragen rund um
das Thema Käsegenuss.
Wie viel Käse
wird gegessen?
In Österreich hat sich
der Käsekonsum in den
letzten Jahren stark gesteigert:
Wurden 2010
noch 18,3 Kilogramm
pro Kopf konsumiert,
waren es 2020 ganze
23 Kilogramm pro Kopf.
Im internationalen Vergleich
wird in der EU mit
20,44 Kilogramm pro
Kopf (Stand: 2021) am
meisten Käse gegessen,
gefolgt von den USA
(17,9 kg) und Kanada
(15 kg).
60 61
XXXX KÄSE
BESTE QUALITÄT
Käse und Laktose
Menschen mit Laktoseintoleranz
müssen auf viele
Milchprodukte verzichten .
Käse ist allerdings in
den meisten Fällen kein
Problem: Die Laktose wird
in der Produktion und in
den ersten 14 Tagen des
Reifungsprozesses komplett
abgebaut, weshalb
beispielsweise Schnittund
Hartkäse garantiert
laktosefrei sind.
aus Österreich!
Problematisch sind nur
Frischkäse und junge, unreife
Weichkäse – Letztere
können aber nach ein
paar Wochen Reifeprozess
ebenfalls ohne Bedenken
genossen werden.
„Wenn man Käse
in Dreiecke
geschnitten hat und
mit den Fingern
kostet, wird jeder an
der starken Seite des
Dreiecks angreifen
und bei der Spitze
abbeißen.“
Josef Stiendl, Käsesommelier
den Fingern kostet, wird jeder an der starken Seite des
Dreiecks angreifen und bei der Spitze abbeißen. Und
die Spitze ist immer der Mittelteil des Käses, oder zumindest
der Teil ohne Rinde, und somit automatisch
milder“, erklärt Stiendl. „So hat man schon im Verkostungsstück
ein geschmackliches Erlebnis.“
Egal ob am Buffet, am Käsewagen oder
am Teller, der Käse muss immer vom mildesten zum
kräftigsten aufgebaut werden. „Beim Einstellen gehört
dann auch dazu, dass man das erklärt und empfiehlt,
die Käse auch in dieser Reihenfolge zu verkosten“,
betont Stiendl. Starte man beispielsweise mit einem
intensiven Ziegenkäse, würde man von den milderen
Käsesorten nur wenig bis gar nichts mehr schmecken.
DIE RICHTIGEN BEGLEITER
Bei der Garnitur ist laut dem Experten weniger mehr.
„Man soll nichts dazugeben, das den Eigengeschmack
des Käses übertüncht. Ich brauche sicher kein Salz,
keinen Pfeffer, auch kein Paprikapulver, wie das früher
üblich war.“ Gut passen würden Nüsse, geröstet e,
aber nicht gesalzene Kürbiskerne, und man könne
auch mit Honig, Süßweingelees und Senfsaucen
arbeiten, solange sie nicht zu dominant sind. Ganz
wichtig: „Nie die Garnierung auf den Käse draufgeben.
Der Käse soll zuerst pur verkostet werden, dann
erst in Kombination, zum Beispiel Blauschimmelkäse
mit Honig.“
© Shutterstock.com
BERGBARON Österreichs beliebtester Käse – der Schärdinger Bergbaron. Bereits 11mal mit dem AMA Käse
Kaiser ausgezeichnet. Ein mild-feiner Großlochkäse mit dem charakteristisch leicht süßlichem Geschmack.
1/3 Block ca. 5 kg
RAHM-BRIE Der Schärdinger Rahm-Brie ist ein Weichkäse mit weißem Edelschimmelrasen, zartem, geschmeidigem,
rahm-gelbem Teig und mild-aromatischem Geschmack. Sein typisches Champignon-Aroma macht
ihn zum Mittelpunkt jeder Käseplatte. 1,3 kg Torte
62
ÖSTERKRON Der Schärdinger Österkron ist eine Weichkäse-Spezialität mit leicht krümeliger Konsistenz,
edler Grünschimmeläderung und herzhaft würzigem Geschmack. 1,25 kg Laib
KÄSE
KÄSE
Die Käsegruppen
Käse besteht aus Trockenmasse (Fett, Eiweiß, Vitamine,
Spurenelemente und Mineralstoffe) und Wasser. Das
Verhältnis dieser beiden Teile bestimmt, wie weich oder hart
ein Käse ist und zu welcher der fünf Gruppen er gehört.
TIPP:
Zum Neutralisieren
zwischen den Käsesorten
immer Leitungswasser,
nicht Mineralwasser
trinken – die Kohlensäure
beeinflusst
den Geschmack.
Hartkäse
· Trockenmasse ca.
60 %, Wassergehalt ca. 40 %
· bekommt seine Konsistenz durch
besonders feste Pressung und lange
Reifezeit (drei Monate bis ein Jahr)
· Beispiele: Emmentaler, Parmesan,
Gruy ère, Manchego, Pecorino, Bergkäse,
Tiroler Felsenkeller, Asmonte
Frischkäse
Sauermilchkäse
· Trockenmasse ca.
30 %, Wassergehalt ca. 70 %
· benötigt keinen Reifeprozess,
sondern kann direkt nach der Herstellung
verzehrt werden
· Beispiele: Topfen, Gervais, Rollino,
Ricotta, Mascarpone, Hüttenkäse,
Mozzarella
· Trockenmasse ca.
40 %, Wassergehalt ca. 60 %
· unfermentierter, fettarmer Käse,
der aus mit Reifungssalzen und
Rotkulturen behandelte m Topfen
hergestellt wird
· Beispiele: Quargel, Tiroler Graukäse,
Gelundener, Steirerkäse
Gute Begleiter
Werden Wein und Brot
perfekt auf den Käse
abgestimmt, runden sie
das Genusserlebnis ab.
Weichkäse
· Trockenmasse ca.
40 %, Wassergehalt ca. 60 %
· reift mindestens zwei bis vier Wochen,
bekommt seinen Geschmack
von Edelschimmel- oder Rotkulturen
an der Oberfläche oder im Inneren
· Beispiele: Brie, Camembert,
St. Severin, Gorgonzola, Munster,
Bûcheron, Österkron
Schnittkäse
· Trockenmasse ca.
50 %, Wassergehalt ca. 50 %
· wird bei der Herstellung fester gepresst
als Weichkäse und verliert
durch die längere Reifezeit (vier bis
zehn Wochen) mehr Wasser
· Beispiele: Butterkäse, Bergbaron,
Edamer, Feta, Roquefort, Gouda,
Cheddar, Provlone, Stilton
Kuhmilchkäse
Kühe ernähren sich bevorzugt von
Gras, weshalb Kuhmilchkäse meist
eine robuste, erdige Note hat.
Ziegenkäse
Ziegen haben sehr leistungsfähige
Mägen, weshalb sie sich auch von
bitteren Gräsern, Laub und Rinde
ernähren können. Das sorgt für den
strengeren, intensiveren Geschmack
der Milch und für würzige, komplexe
Käs e.
Schafkäse
Schafmilch hat im Vergleich zu
Kuh- und Ziegenmilch den höchsten
Fettgehalt, weshalb die Käse üppiger
ausfallen. Da Schafe dazu neigen,
hauptsächlich süßliches und feines
Gras zu essen, sind die Geschmacksprofile
häufig milder.
Das 1 x 1 der
Käse präsentation
· Käseauswahl: Frischkäse,
Weichkäse,
Schnittkäse, Hartkäse,
weißer Edelschimmel,
blauer oder grüner Edelschimmel
· Temperatur: Zimmertemperatur
(18 bis
22 Grad – eine Stunde
vor dem Servieren nicht
mehr kühlen)
· Form: Dreiecke
· Reihenfolge: von mild
zu kräftig; bei Mischung
von Kuh , Schaf und
Ziege immer mit Kuhmilchkäse
beginnen und
mit Ziege enden
· Garnitur: Nüsse, Kürbiskerne,
Honig und
Süßweingelee; wichtig:
weniger ist mehr, nie auf
dem Käse anrichten
· Begleitung: Getränke
und Brot auf die Käsesorten
abstimmen
© Shutterstock.com
Welche Getränke man dazu reiche, sei vor allem Geschmackssache.
„Wein ist am üblichsten, aber es gehen
natürlich auch Bier, Sekt oder Champagner“, sagt
Stiendl. Mit der österreichischen Käseauswahl würden
allerdings Weißweine am besten harmonieren.
Beim Verkosten sollte dann auch mit dem Wein begonnen
werden: „Ich muss den Wein schmecken und
riechen, und erst wenn ich den erkostet habe, beginne
ich mit dem Käse und nehme ein Stück davon in den
Mund, zerkaue das, zerdrücke es, weiß einmal, wie
der Käse schmeckt. Dann neh me ich einen Schluck
Wein dazu, ka ue das noch mal durch und schlucke es
gemeinsam“, schildert er. „Dann kann ich sofort feststellen
: Ist der Käse stärker, ist der Wein stärker oder
ist das eine Kombination, die mir gefällt.“
Auch die passende Brotbegleitung darf
nicht außer Acht gelassen werden. Angefangen werden
sollte mit einem neutralen Brot, und je intensiver
der Käse ist, desto kräftiger kann dann auch das Brot
sein. Die einzige Ausnahme dieser Regel sind Edelschimmelkäse,
bei denen man wieder ein neutrales
Weißbrot wie Baguette oder sogar etwas Süßliches in
Richtung Brioche kombinieren sollte.
64
65
MITARBEITERPORTRÄT
ALLES
IM BLICK
Eibl und Gruber
sorgen dafür,
dass die Waren
ansprechend
platziert sind.
Vanessa Gruber und Gabriele Eibl sind Kassiererinnen
bei Eurogast Landmarkt. Der große Unterschied:
Gruber ist seit zehn Jahren bei Eurogast in Schladming,
Eibl seit wenigen Monaten bei Eurogast in Liezen.
Text: Theresa Kirchmair
Dienstschluss
Vanessa Gruber
entspannt sich am
liebsten in der Natur:
Wandern, Radfahren
und Schwimmen haben
es ihr besonders
angetan. Sie genießt
es, Zeit mit Freunden
und Familie zu verbringen,
an Schlechtwettertagen
darf es
auch mal ein Tag auf
der Couch sein.
Das letzte Gesicht, das man am Ende einer
jeden Einkaufstour im Markt sieht,
ist jenes der Dame oder des Herrn an
der Kasse. Tausende von Artikeln
wandern täglich durch ihre Hände,
werden in zügigem Tempo erfasst und
verrechnet. Die Leitung der Kassenabteilung
ist sowohl im Schladminger
wie auch im Liezener Markt von Eurogast Landmarkt
fest in Frauenhand: Vanessa Gruber und Gabriele Eibl
tragen jeweils die Verantwortung dafür, dass an der
Kasse alles rasch und korrekt von sich geht.
Vanessa Gruber kann nach zehn Jahren
im Dienst auf einen reichen Erfahrungsschatz bauen,
Gabriele Eibl ist relativ neu im Gastrogroßhandel und
ist hoch motiviert, sich einzubringen.
ABSEITS DES FÖRDERBANDS
Aus Kundensicht scheint der Aufgabenbereich der
Kassiererinnen rasch erklärt, als Verantwortliche für
den Kassenbereich fällt den beiden Frauen aber eine
Vielzahl von Aufgaben zu, die ebenso relevant wie
unauffällig sind: Dienstpläne zu schreiben, Abschrei-
„Es ist ein großer
Vorteil, wenn man
Artikelnummern
auswendig weiß.“
Vanessa Gruber
bungen, Anpreisung von Ablaufware, Bestellungen
und Lieferscheine zu bearbeiten sind nur einige
davon. Die Waren auf eine Weise zu präsentieren,
die zum Kauf animiert, ist eine Kunst, die beide Angestellten
eher im Stillen ausüben. Welche Produkte
sie platzieren, wird zum Teil auch von ihnen mitbestimmt,
erklärt Eibl: „Man kann Vorschläge für neue
Artikel einbringen oder Ladenhüter auslisten lassen.“
Beide kümmern sich zusätzlich darum,
den Infopoint ansprechend zu halten. Was aus ihrer
Sicht von den Kunden oft übersehen wird, ist ausge-
© Michael Rathmayr
rechnet eine Tätigkeit, die Fingerspitzengefühl seitens
der Kassiererinnen erfordert: die Reklamationsabwicklung.
Kompetentes Handeln ist der Schlüssel,
weiß Gruber, denn es gilt: „Der Kunde will nicht lange
an der Kassa warten müssen.“
NEUE PERSPEKTIVE
Zu Landmarkt Schladming kam Gruber vor über
zehn Jahren, nachdem ihr Familie und Freunde von
der offenen Stelle erzählt hatten. Wenig später war sie
Teil des Unternehmens. Rückblickend hätte sie eines
gern schon am Anfang ihrer Dienstzeit gewusst: „Gastronomen
sind oft gestresst und haben wenig Zeit, um
einkaufen zu gehen. Daher muss der Kassiervorgang
auch mit schweren Gebinden sehr schnell und genau
abgewickelt werden.“
Eibl wechselte von der Rolle der Kundin in
die der Angestellten bei Eurogast Landmarkt Liezen:
„Ich war des Öfteren beim Eurogast einkaufen und
habe mir jedes Mal gewünscht, hier arbeiten zu dürfen.“
Sie strebte nach einer beruflichen Veränderung
und schrieb eine einzelne Bewerbung – an Eurogast.
Ihre Familie habe das belächelt, erinnert sie sich,
Beide Damen setzen auf freundlichen,
geduldigen Umgang mit den Kunden.
66 67
MITARBEITERPORTRÄT
Kassieren ist nur
eine der zahlreichen
Aufgaben von Eibl
und Gruber.
entgegnete dem aber: „Ihr werdet sehen, irgendwann
kommen sie und brauchen mich.“ Der ersehnte Anruf
kam, Eibl wechselte vom Einzelhandelsdiskonter in
den Großhandel.
NACH EIGENEM ERMESSEN
Die Umstellung beschreibt sie als „eine Riesenherausforderung“.
Beim Diskonter gab es enormen Druck,
ein straffes Arbeitspensum und strenge Vorgaben
bei der Bestückung der Regale. „Im Großhandel ist
man für eigene Bereiche zuständig und kann diese
sorgfältig und in angemessener Zeit erledigen“, beschreibt
Eibl die neue Freiheit, die zugleich viel Verantwortung
mit sich bringt. Diesen Aspekt betont
auch Gruber: „Ich schätze sehr, dass ich von Anfang
an Verantwortung übernehmen durfte. Das selbstständige
Arbeiten und der Umgang mit den Kunden
mach en mir besonders Spaß.“
Einig sind sich die beiden bei weiteren
Vorzügen ihres Berufs: Die Arbeitszeiten lass en ausreichend
Raum für das Privatleben, der Umgang unter
den Mitarbeitenden ist wertschätzend. Für Gruber ist
es besonders wichtig, dass sie keine Nummer in einem
großen Unternehmen ist: „Auch der Geschäftsführer
kennt mich und meinen Namen.“
Dienstschluss
Gabriele Eibl ist
begeisterte Tortenbäckerin,
besonders
Motivtorten haben
es ihr angetan. Ihrer
Kreativität lässt sie
auch beim Basteln
von Spruchbrettern
freien Lauf, an oberster
Stelle steht jedoch,
Zeit mit der Familie zu
verbringen.
„Ich war des Öfteren
beim Eurogast
einkaufen und
habe mir jedes Mal
gewünscht, hier
arbeiten zu dürfen.“
Gabriele Eibl
FINGERSPITZENGEFÜHL
Da sie den letzten Eindruck der Kundschaft maßgeblich
mitbestimmen, sind die kommunikativen Fähigkeiten
für die Kassiererinnen ein wichtiges Werkzeug.
„Mit Ruhe, Freundlichkeit und Verständnis kommt es
selten zu schwierigen Situationen“, so Eibl. Sollte doch
mal eine auftreten, hat Gruber ein Gegenrezept parat:
tief durchatmen, freundlich bleiben und den Kunden
ausreden lassen.
Feingefühl für spezielle Kundschaft und
Konfliktfähigkeit gehören für Gruber genauso zu den
in zehn Jahren erlernten Dingen wie selbstsicheres
Auftreten und Geduld. Gedächtnistraining ist im Job
inkludiert, schmunzelt sie: „Es ist ein großer Vorteil,
wenn man Artikelnummern auswendig weiß.“
© Michael Rathmayr
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68
Tork, eine Marke von Essity
TREND
Neues aus dem
Warenkorb
Die Ansprüche der Konsumenten an die Gastronomie
ändern sich fortlaufend. Experte Markus Schermer ordnet für
Eurogast Insights die aktuellen Ernährungstrends ein.
Text: Theresa Kirchmair
Ein Teil der Gesellschaft
legt Wert auf Qualität,
die sich auch durch
handwerkliche Herstellung
auszeichnet.
© Shuttterstock.com
Trendbewusste Menschen weltweit
überlegen sich jährlich, welche Neuerscheinung
am Markt der Produkte
und Interessen ihre Aufmerksamkeit
wert ist. Diese Logik umfasst nicht nur
Mode oder Technikgadgets, sondern
auch die Ernährung. Die Auseinandersetzung
mit ihr ist allerdings etwas
Grundlegenderes, wie Dr. Markus Schermer, Soziologieprofessor
an der Universität Innsbruck, erklärt:
„Sicher beschäftigt sich jeder mit Ernährung – weil
jeder essen muss.“ Frische Ideen in diesem Bereich
sind daher häufig keine Massenphänomene, sondern
werden von Bevölkerungsschichten umgesetzt, die
ausreichend Zeit oder Geld haben, um sich mit Ernährung
bewusst auseinandersetzen zu können. Da
die Menschen laut Schermer aber insgesamt weniger
selber kochen als früher, drängen auch Nischenideen
mit der Kundschaft in die Gastronomie.
„Bei vielen jungen
Leuten habe ich das
Gefühl, dass klimagerechtes
Essen wieder
stärker kommt.“
Prof. Markus Schermer
71
TREND
PORTRÄT
Klimatarier –
Alles für die Umwelt
Hauptmotiv: Umweltschutz
Verzicht auf: Importware,
weitestgehend Fleisch
Der Name ist Programm: Klimatarier
ernähren sich so klimaneutral
wie möglich. Statt internationaler
Importware setzen sie auf rein
regionale und saisonale Produkte.
Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und
Pilze dominieren den Speiseplan.
Tierische Produkte werden nicht
grundsätzlich abgelehnt, wegen
CO 2 - und Methanemissionen aber
meist gemieden. Wenn schon
Fleisch, dann biologisch und
regional. Um ihren Proteinbedarf
zu decken, können Klimatarier
auch zu ressourcenschonenden
tierischen Eiweißen wie Insekten
oder Schnecken greifen.
Flexitarier –
Alles in Maßen
Hauptmotiv: Gesundheit, Genuss
Verzicht auf: billiges Fleisch
Bei Flexitariern handelt es sich um
Vegetarier, die sich selten oder wenig
Fleisch erlauben – sofern es gewisse
Standards einhält. In ihrem
Ernährungsplan nimmt es also nur
noch eine Randrolle ein und sollte
sowohl regional als auch bio sein.
Flexitarier setzen auf bewussten
Genuss und ziehen daher generell
biologische Lebensmittel vor, im
Gegensatz zu den Klimatarier n verzichten
sie nicht auf Importware.
Real Omnivore –
Die Avantgarde
Hauptmotiv: Gesundheit, Umwelt
Real Omnivores – echte Allesesser
zu Deutsch – sind unerschrockene
Konsumenten, die in Fachkreisen
auch als die Nachfolger der Flexitarier
gelten. Sie wollen gesundes,
zukunftsfähiges Essen mit gutem
Gewissen konsumieren können.
Tierisches Protein ist keineswegs
Tabu, bei der Quelle kommt die
Offenheit für neue Technik ins
Spiel: Ob Fleisch aus dem Labor,
Insekten, Algen oder Mykokulturen,
alles ist willkommen.
„Über extreme
Zugänge zur Ernährung
kann ich auch
bei meinen Gästen
Eindruck schinden.“
Markus Schermer
© Axel Springer, Shutterstock.com
ESSEN ALS MEDIZIN
Speisen müssen längst mehr Kriterien
als nur guten Geschmack erfüllen. Unter
anderem liegen ungesättigte Fettsäuren,
hoher Nährstoffgehalt und geringe Kalorienzahl
gesundheitsbewusster Kundschaft
beim Blick in die Speisekarte am Herzen.
Die Coronapandemie hat Schermer zufolge
dazu geführt, dass sich Menschen deutlich
mehr Gedanken darüber machen, was
in ihre Mägen wandert: „Es gibt insgesamt
einen stärkeren Bezug auf Gesundheit,
wenn sie von einem Virus bedroht wird.“
Hinzu kamen laut dem Experten die für
manche veränderten Arbeitsverhältnisse,
denn im Homeoffice hätten die Leute mehr
Zeit, um sich über ihre Vitalität und Lebensmittel
Gedanken zu machen.
ALTERNATIVE GESUCHT
„Im Endeffekt ist meistens das, was für
mich gut ist, auch gut für die Umwelt“,
schlägt Schermer eine Brücke zwischen
den Motiven Gesundheit und Klimaschutz.
Die österreichische Durchschnittsbevölkerung
würde etwa gesundheitlich
davon profitieren, weniger Fleisch zu sich
zu nehmen. Das entspräche auch dem, was
Schermer als „zukunftsfähige Ernährung“
bezeichnet. In Europa steigt der Fleischkonsum
mittlerweile nicht mehr, weniger
Tier am Teller kann die CO 2 - und Methanemissionen
reduzieren, die global zu massiven
Problemen führen.
Umwelt und eigene Gesundheit
gehen aber nicht immer Hand in Hand,
wie das Beispiel der trendigen Superfoods
zeigt. In regelmäßigen Abständen
lässt der Fokus auf Essen mit Funktion
einzelne Produkte in diesen begehrten
Rang aufsteigen. Avocado, Gojibeere und
Konsorten haben oft lange Importwege
hinter sich – nützlich für das Individuum,
ungünstig für das Kollektiv. „Es gibt
wahrscheinlich fast immer eine regionale
Alternative dazu, die genauso gut ist, aber
weniger hip“, so Schermer, der auf Lebensmittelsysteme
spezialisiert ist.
NEUE GENERATION
In der Bestrebung nach Verbesserung der
eigenen Gesundheit sieht der Experte auch
ein hedonistisches Motiv, der Umweltgedanke
rück e – wie an den Superfoods
zu sehen – ein Stück in den Hintergrund.
Fleischreduktion, Teil des Gesundheitsmotivs,
gab es auch schon in der Alternativszene
der 1970er und 1980er, damals
jedoch mit deutlichem Fokus auf die
gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen.
„Bei vielen jungen Leuten habe ich das
Gefühl, dass klimagerechtes Essen wieder
stärker kommt“, erklärt Schermer. Wenig
oder nur Fleisch aus bekannter regionaler
Produktion zu esse n, könnte laut ihm noch
einer der massentauglichsten Trends sein.
QUALITÄTSOFFENSIVE
Während viele Kunden noch auf preiswerte
Kalorien achten müssen, gibt es laut
Schermer aber auch eine Schicht, die deutlich
Richtung Qualität mit Attributen wie
handwerklich, bio oder regional geht. Das
war nicht immer so, denn rückblickend
haben sich die Werte, an denen Lebensmittel
und das kulinarische Angebot in
der Gastronomie gemessen werden, bereits
massiv verändert. „Bis herauf in die
1970er und 1980er war es so, dass man
sehr stark auf ein industrielles Lebensmittelsystem
abgezielt hat, um möglichst
günstige Lebensmittel für die Masse zu
produzieren“, so Schermer. Es sei modern
gewesen, Lebensmittel zu konsumieren,
die hohen industriellen Standards entsprachen,
die geschmackliche Qualität
war nebensächlich.
Zur Person
Univ.-Prof. Dipl.-Ing.
Dr. Markus Schermer
ist Professor für Agrarund
Regionalsoziologie
an der Universität
Innsbruck. Er befasst
sich in erster Linie
mit Lebensmittelsystemen,
von der
Produktion bis zum
Konsum.
72
73
TREND
Der Trend zum verringerten Fleischkonsum
wird die Nachfrage nach vegetarischen Angeboten
in der Gastronomie weiter verstärken.
Woher kommt
unser Essen?
Betonte Ursprünglichkeit
Ob aus Gesundheitsgründen,
für die Umwelt oder
zwecks Genuss, Lebensmittel
aus der Region gewinnen
massiv an Bedeutung.
„Regional, saisonal und
ökologisch“, beschreibt
Schermer die Komponenten,
die künftig ein als hochwertig
angesehenes Produkt
ausmachen. „Bio hat in
den letzten Jahren einen
zweistelligen Zuwachstrend
gehabt.“ Hinzu kommen
die immer erfolgreicheren
Kistensysteme, über die
besonders Endverbraucher
ihre Lebensmittel direkt
beziehen.
Digitale Zukunft
Ursprünglich und futuristisch
sind in der Welt des
Essens nur scheinbar ein
Widerspruch, denn auch
regionale Lebensmittel
können Teil des boomenden
e-Foods sein. e-Food
ist eine Umschreibung
für das riesige Spektrum
digitaler Angebote, die
unsere Ernährung betreffen.
Onlinebestellung (auch von
Bauernkisten), Lieferdienste,
Direktvermarktung im Netz,
digitale Speisekarten und
Co sind nur ein kleiner Teil
dieser neuen Welt, die einen
Strukturwandel in Lebensmittelhandel
und Gastronomie
einläuten könnte.
74
„Das sind nicht nur
Einkaufsalternativen,
sondern auch Lebensstilalternativen.“
Markus Schermer
Industrielle Massenfertigung eines Lebensmittels
oder einer Speise ist heute kein
vorteilhaftes Verkaufsargument mehr. In
Österreich vollzog sich dieser Wandel
auch im Zuge des EU-Beitritts, als ein
neues Bewusstsein für die Konkurrenzfähigkeit
der eigenen Produkte entstand.
Massenproduktion verlor ihren Reiz,
man verlagerte sich auf die Betonung von
handwerklicher Qualität aus dem eigenen
Land. Die Strategie ging laut Schermer auf:
„Das ist auch derzeit glaube ich der Fall,
dass in Deutschland die Konsumenten
österreichische Produkte als qualitativ
höherwertiger wahrnehmen, weil wir das
Image des Handwerklichen vermitteln
konnten.“
PREISFRAGE
Eine stark im Kommen begriffene Produktkategorie
scheint vom negativen Ruf des
hoch verarbeiteten Lebensmittels wenig
beeinträchtigt zu sein: vegetarische und
vegane Ersatzprodukte. Ihr entsprechender
Einkaufspreis kann den finanziellen
Vorteil durch Fleischverzicht für die Endverbraucher
dämpfen. Ein wichtiges
Argument für die Konsumentscheidung,
ob im Supermarkt oder im Restaurant, ist
daher die erzielte Symbolik, so Schermer:
„Das sind nicht nur Einkaufsalternativen,
sondern auch Lebensstilalternativen.“ Wo
sich Kunden in der Gastronomie von einer
schmalen vegetarischen Auswahl bisher
nicht angezogen gefühlt haben, könnten die
Ersatzprodukte auch eine willkommene Ergänzung
zu Käsespätzle und Co darstellen.
Ähnlich verhält es sich mit
den Local Exotics. Sie bieten Gästen die
Möglichkeit, ohne schlechtes Gewissen
Lebensmittel zu konsumieren, die unter
den Aspekten der Regionalität und Klimafreundlichkeit
ansonsten nicht zu ihrem
Speiseplan zählen würden. Ob Garnelen
aus Tirol, Safran aus Niederösterreich oder
Zitronen aus Kärnten, für die besondere
Regionalität greifen die Kunden auch tiefer
in die Tasche.
AUS ALT MACH NEU
Für Experte Schermer steht auch die Beschäftigung
mit Lebensmittelabfällen
hoch im Kurs. Hierbei kommt der Verarbeitungsansatz
nose to tail zum Tragen,
bei dem möglichst viele Teile des Tieres
verarbeitet werden. Diese Abkehr von den
Filetstücken, die den Konsumenten mehr
Nachhaltigkeit beim Fleischkonsum und
der Gastronomie geringere Kosten verspricht,
spielt dem Trend zu alten Rezepten
in die Hände. Die österreichische Küche
hatte früher zahlreiche Innere iengerichte
zu bieten, die mit der Zeit an Popularität
verloren haben und nun einen zweiten
Frühling erleben könnten.
Sei es maximale Regionalität
mit den Local Exotics oder das plötzlich
vegane Schnitzel, laut Schermer bieten
die Trends der Gastronomie auch eine
Chance: „Über extreme Zugänge zur Ernährung
kann ich auch bei meinen Gästen
Eindruck schinden.“
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INSIGHTS
NEUES AUS DER WELT VON EUROGAST
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Eurogast
Salzburg
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Almauer
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Landmarkt Schladming
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Kiennast
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Hall in Tirol
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Pilz & Kiennast
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Grissemann
Eurogast
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Gasteinertal
NEU
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Interex
Kooperationspartner
Gastrofresh
Eurogast
Zuegg
© Illustration: Monika Cichon
Eurogast
Kärntner Legro
l
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NEUES AUS DER WELT VON EUROGAST
EUROGAST
– IMMER IN BEWEGUNG –
EUROGAST KÄRNTNER LEGRO
Lange Jahre der Treue
Die Kärntner Legro darf mit Cilli Voitschek (2. v. l.)
einer treuen Mitarbeiterin gratulieren: Seit 40 Jahren ist sie
Teil des Unternehmens. Geschäftsführer Erfried Feichter
lobt sie als eine der „guten alten Seelen“ der Legro.
Voitschek war schon in vielen Bereichen des Betriebs aktiv,
von der Filialleitung der ehemaligen Einzelhandelsgeschäfte
bis hin zur Betreuung der Landwirtinnen und Landwirte.
WUSSTEN SIE DASS, ...
90%
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erwarten auch in Zukunft
mindestens genauso hohe
Hygienestandards wie
während der Pandemie.*
*Q u e l l e : „ Stu d i e zu r Ve r b ra u c h e re i n ste l l u n g n a c h d e r I m pf u n g :
Deutschland; Erwachsene im Alter von 24-65“ 26. Mai 2021
78
EUROGAST INTEREX
Auf gute
Zusammenarbeit
Eurogast Interex ist seit 1. 1. 2022
Kooperationspartner der Firma Froneri,
deren Produktspektrum Marken wie
Schöller Eis, Mövenpick und Schöller
Backwaren umfasst. Für die Sortimentserweiterung
wurden ein eigener Kühlraum
errichtet, ein Kühl-LKW angeschafft und
mit Michaela Freudenthaler eine neue
Mitarbeiterin eingestellt. Sie versorgt
nun täglich die Kunden von Froneri und
Interex mit Eis- und Mehlspeisträumen.
EUROGAST LANDMARKT SCHLADMING
Findige Gastronomen
Für höchste Qualität ist eine ununterbrochene Kühlkette
unerlässlich. Wenn man wie die Schafalm auf
1.900 Metern inmitten der Planai liegt, ist das kein
einfaches Unterfangen, denn der Transport mit dem
Skidoo darf nur außerhalb des Skibetriebs geschehen.
Die Brüder Heinz und Reinhart Schütter, Betreiber der
Schafalm, planten daher eine eigene Kühlkammer im
Skigebiet, die als Zwischenstation dienen sollte. Eurogast
Landmarkt Schladming unterstützte bei der Auswahl des
Containers und Standorts, Marktleiter Christian Haagen
war bei Anlieferung und Aufbau der Kühlzelle vor Ort.
Sie kann vom LKW abends angesteuert werden, frühmorgens
bringt dann der Skidoo wöchentlich 2.000 Kilo
Fleisch- und Wurstwaren perfekt temperiert zur Schafalm.
© Interex, Eurogast Kärntner Legro, Dominik Steiner
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Eurogast-
Betriebe
im Fokus
Am Anfang
war die Milch
1975 erlebte die Kärntner
Lebensmittelgroßhandel GmbH,
kurz Kärntner Legro, ihren
Geburtstag. In diesem Jahr
wurde sie von der Unterkärntner
Molkerei ins Leben gerufen,
schon 1979 erfolgte dann der
Beitritt zu Eurogast Österreich.
Heute beschäftigt das Unternehmen
fast 50 Mitarbeitende, betreibt
einen C&C Markt in Klagenfurt
und einen Abholmarkt in St. Veit
an der Glan, der derzeit umgebaut
und demnächst eröffnet wird.
Seit fast 30 Jahren gehört
Erfried Feichter zum Unternehmen.
Zunächst als Mitarbeiter der
Unterkärntner Molkerei, die zur
heutigen Berglandmilch, der
größten Molkerei Österreichs,
gehört, dann als Prokurist und
später als Geschäftsführer der
Kärntner Legro.
© Michael Rathmayr
ANDERS GEKOCHT
Eine runde Sache
Arabisch mit einem Hauch von Österreich – so lässt sich der Kochstil von Sahar Alyosef
beschreiben. Für Eurogast Insights zaubert die gebürtige Syrerin ein Gericht, das
besonders in ihrer Heimatstadt beliebt ist: Gefüllte Klöße treffen auf eine würzige
Joghurtsauce und sorgen so für eine geschmackliche Reise nach Damaskus.
REZEPT
Zutaten für 4 Personen
Klöße:
• 200 g Bulgur
• 100 g Faschiertes
vom Rind
• 2 Zwiebeln
• 10 g schwarzer Pfeffer
• 20 g Sieben-Wunder-
Gewürz (erhältlich im
Restaurant Lotus)
• Majoran
• Kümmel
• Zimtpulver
• 1 l pflanzliches Öl
zum Frittieren
Füllung:
• Olivenöl zum Braten
• 2 gehackte Zwiebeln
• 300 g Hackfleisch vom
Rind oder Lamm
• Salz
• Pfeffer
• Muskat
• 80 g Pinienkerne
Kibbeh Labaniyye
mit Basmatireis
Klöße aus Bulgur mit Hackfleisch und Zwiebeln
Zubereitung
Klöße:
Joghurtsauce:
Sahar Alyosef
hat schon in Damaskus
ihr eigenes Lokal
geführt, bis sie vor
acht Jahren nach
Österreich kam und
im Mai 2020 mit ihrer
Familie das Restaurant
Lotus am Südtiroler
Platz in Lienz
eröffnete. Aufgetischt
werden hier orientalische
Gerichte,
kombiniert mit europäischen
Einflüssen.
Joghurtsauce:
• 1 l Naturjoghurt
• ½ l Gemüsefond
• 150 ml Olivenöl
• 100 g Mehl
• Salz
• Pfeffer
• Knoblauchpulver
• Zwiebelpulver
Basmatireis:
• 240 ml Wasser
• 5 g Kardamompulver
• 10 g Salz
• 2 Lorbeerblätter
• ein Schuss Olivenöl
• 120 g Basmatireis
1 Bulgur für eine halbe Stunde in
Wasser einweichen, abseihen
und mit Fleisch, gehackten Zwiebeln
und Gewürzen mischen.
2 Die Masse durch den Fleischwolf
drehen, nochmals mit der Hand
durchkneten und beiseitestellen.
Füllung:
3 Olivenöl in der Pfanne erhitzen,
gehackte Zwiebeln hinzufügen
und leicht anschwitzen.
4 Das Fleisch hinzugeben, würzen,
anbraten und in einem Sieb für
20 Minuten stehen lassen.
5 Währenddessen die Pinienkerne
in Olivenöl anbraten, unter das
Fleisch mischen und weitere
10 Minuten ziehen lassen.
6 Naturjoghurt und Gemüsefond
kalt zusammenmischen.
Olivenöl leicht erhitzen und
das Mehl unterrühren.
7 Gemüsefond-Joghurt-Mischung
nach und nach unter Rühren
dazugießen, würzen und
auf mittlerer Hitze so lange
weiterrühren, bis die Masse
kocht und dickflüssig wird.
Basmatireis:
8 Das Wasser mit den Gewürzen
und dem Öl aufkochen, den
Reis hinzugeben und auf
niedriger Stufe kochen lassen,
bis der Reis das Wasser aufgesogen
hat. Zwischendurch
immer wieder umrühren.
9 Während der Reis kocht, die
Klöße wie ein Ei formen und mit
der zubereiteten Füllung füllen.
10 Das Öl in einem kleinen
Topf auf 150 Grad erhitzen
und die geformten Kibbeh
langsam frittieren.
© Axel Springer
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Als Beilage fast zu schade.
Macht die Beilage zur Hauptsache: beim Zwetschkenröster von Darbo ist
das kein Wunder. Denn nur die feinsten Zwetschken kommen in die Dose.
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