Heft 2, Jahrgang 140 - Canisianum
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Roberto García González *<br />
Beuchots analoge Hermeneutik.<br />
Ein aus Lateinamerika postanalytischer<br />
Ansatz<br />
12<br />
Roberto García<br />
González<br />
Zur Zeit sind die drei herausragendsten<br />
Philosophen in Lateinamerika Beuchot, Fornet<br />
und Dussel. Seit den neunziger Jahren hat der<br />
Mexikaner Mauricio Beuchot (geb. 1950) allmählich<br />
seinen philosophischen Ansatz weiterentwickelt,<br />
den er „analoge Hermeneutik“<br />
genannt hat. Im selben Jahrzehnt hat der<br />
Kubaner Raúl Fornet (geb. 1946) mit der Darlegung<br />
seines Ansatzes zu einer „interkulturellen<br />
Philosophie“ begonnen. Demgegenüber<br />
hat der Argentinier Enrique Dussel (geb.<br />
1934) seit den siebziger Jahren seine erste<br />
vordiskursive Philosophie der Befreiung veröffentlicht.<br />
Im Jahre 1998 hat er jedoch seinen<br />
Ansatz in eine postdiskursive Philosophie der<br />
Befreiung umgestaltet, die er „Philosophie der<br />
Transformation“ genannt hat.<br />
Im Hintergrund dieser drei Ansätze steht das<br />
Thema des Dialogs, das die drei Philosophen<br />
gemeinsam haben und das in kommunikativen<br />
Vorgängen begründet ist. Beuchot hebt<br />
die hermeneutischen Bedingungen für eine<br />
analoge Deutung des Dialogs hervor, Fornet<br />
den für diesen Dialog unbedingt nötigen interkulturellen<br />
Vorgang und Dussel den mit den<br />
Opfern solidarischen Zweck des dialogischen<br />
Vorgangs seiner postdiskursiven Philosophie.<br />
Folglich bietet Beuchot das hermeneutische<br />
Instrumentarium, um die anderen zwei lateinamerikanischen<br />
Ansätze in Zusammenhang<br />
zu bringen und miteinander zu verbinden. Aus<br />
diesem Grund handelt dieser Artikel vom<br />
Beuchotschen Beitrag zur Philosophie.<br />
1. Mauricio Beuchots Werk<br />
PHILOSOPHIE<br />
P. Mauricio Hardie Beuchot Puente OP ist<br />
jener mexikanische Philosoph, der zur Zeit am<br />
bekanntesten ist. 1 An der Iberoamerikanischen<br />
Universität Mexikos hat er mit einer<br />
Dissertation „Sobre el problema de los universales<br />
en la Filosofía analítica y en la<br />
Metafísica tomista“ 2 (1980) promoviert.<br />
Beuchot ist an mehreren Universitäten Dozent<br />
gewesen, z.B. an der Iberoamerikanischen<br />
Universität, an der Päpstlichen Universität<br />
Mexiko (kurz UPM) und seit dem Jahre 1979<br />
an der Nationalen Autonomen Universität<br />
Mexiko (kurz UNAM).<br />
Seit dem Jahre 1987 ist Beuchot der<br />
Herausgeber der philosophischen Zeitschrift<br />
„Analogía“. Von 1990 bis 1996 hat er das<br />
„Centro de Estudios Clásicos del Instituto de<br />
Investigaciones Filológicas” 3 der UNAM koordiniert.<br />
Ebendort ist er ab 1991 als Wissenschaftler<br />
tätig. Seit dem 22. Mai 1997 ist er<br />
Berater der Kommission „Justicia y Paz” 4 der<br />
Erzdiözese Mexiko-Stadt. Im Jahre 1997<br />
wurde er zum Mitglied der „Academia Mexicana<br />
de la Lengua” 5 ernannt.<br />
Sein Interesse für die Allgemeinbegriffe und<br />
den Nominalismus führte Beuchot zur<br />
Sprachphilosophie und zum Pragmatismus.<br />
Im Dialog mit ihnen entwickelte er seinen philosophischen<br />
Ansatz, den er „analoge Hermeneutik“<br />
nannte. Die neunziger Jahre waren der<br />
geschichtliche Kontext des Ausgangspunkts<br />
der Hermeneutik Beuchots. Dieser<br />
Ausgangspunkt besteht eigentlich im Konflikt<br />
von Deutungen, in dem sich die postmoderne<br />
der modernen Philosophie gegenüberstellt.<br />
Die folgenden Fragen inspirieren die Betrachtung<br />
Beuchots: Ist ein Dialog zwischen modernen<br />
und postmodernen Philosophen möglich?<br />
Wie ist zwischen ihnen ein gegenseitiges<br />
Verständnis möglich, so dass sie innerhalb<br />
ihrer großen Unterschiede irgendeine „schwa-