2022/10 | Unternehmen | März 2022 | !
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unternehmen [!] RESSORT 1<br />
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 81 | <strong>März</strong> <strong>2022</strong> | 3,00 €<br />
Er sprüht<br />
vor Ideen<br />
Hohe Qualität, Tempo, spezielle Lösungen für<br />
Hobbygärtner und Firmenkunden: So hält Markus<br />
Kress sein <strong>Unternehmen</strong> Gloria auf Erfolgskurs.<br />
+ 8 Seiten<br />
Günzburg<br />
+ 16 Seiten<br />
Architektur<br />
und Bauen<br />
NUR KEIN STREIT<br />
Warum und wie Unternehmer ihr<br />
Vermögen an Erben rechtzeitig<br />
übertragen sollten.<br />
Seite 6<br />
GENUSS STATT MILITÄR<br />
Wie Nudelfabrikant Franz Tress<br />
im Ruhestand nachhaltigen<br />
Tourismus voranbringt.<br />
Seite 43<br />
UMFRAGE<br />
Führungskräfte verraten ihre<br />
täglichen Rituale und schlechten<br />
Angewohnheiten.<br />
Seite 47
2<br />
RESSORT unternehmen [!]<br />
Jetzt der<br />
Konkurrenz<br />
eine Investition<br />
voraus sein.<br />
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mit der richtigen Finanzierung.<br />
Bringen Sie Ihr <strong>Unternehmen</strong> einen Schritt nach<br />
vorne. Denn Investitionen in digitale Prozesse,<br />
nachhaltige Technologien oder globale Märkte<br />
sind Ihr Wettbewerbsvorteil der Zukunft.<br />
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Weil’s um mehr als Geld geht.
unternehmen [!] INHALT/EDITORIAL 3<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
die Aussichten auf ein Ende von Corona, die Rückkehr<br />
zu einer Normalität und volle Auftragsbücher<br />
hatten die Stimmung in der Wirtschaft deutlich<br />
gehoben. Dann ließ der Einmarsch russischer<br />
Truppen in die Ukraine diese Gefühlslage wie<br />
eine Seifenblase platzen. Auf einen Schlag ist die<br />
Unsicherheit wieder groß, vor allem mit Blick auf<br />
die Entwicklung am Öl- und Gasmarkt. Schon zuvor<br />
stöhnten viele <strong>Unternehmen</strong> unter den hohen<br />
Energiepreisen. In den Lieferketten hakt es<br />
immer noch, die Herausforderungen durch Digitalisierung<br />
und klimagerechtes Wirtschaften sind<br />
riesig. <strong>Unternehmen</strong> tun daher gut daran, mit<br />
Tempo an den für sie relevanten Themen zu arbeiten.<br />
Das macht auch Markus Kress, Chef der<br />
Gloria Haus- und Gartengeräte GmbH. Im Titelinterview<br />
(S. <strong>10</strong>) erklärt er, wie man sich als Kleiner<br />
gegen die Großen der Branche behauptet. Und<br />
es gibt weitere Impulse: Die reichen vom Vermeiden<br />
von Streit durch „richtiges Vererben“ (S. 6)<br />
über „So werden Dienstwagen elektrisch“ (S. 25)<br />
bis hin zum Thema, warum die Aufarbeitung der<br />
eigenen Geschichte für Firmen wichtig ist (S. 28).<br />
Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre.<br />
Ihr Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter unternehmen [!]<br />
FINANZIEREN<br />
6 Nur kein Zwist in der Familie<br />
Unternehmer sollten neben ihrer<br />
Nachfolge auch ihr Erbe regeln<br />
TITELTHEMA<br />
11 „Der 3D-Druck spielt uns in die<br />
Karten“<br />
Gloria-Chef Markus Kress im Gespräch<br />
SPEZIAL<br />
18 Standort im Porträt: Voralb<br />
Einblicke in das einstige Modellprojekt<br />
32 Standortporträt: Günzburg<br />
Eine Stadt setzt auf Innovationen<br />
50 Bau & Architektur<br />
Eine Branche sucht alternative<br />
Baustoffe, um grüner zu werden<br />
MACHEN<br />
22 Kosmetik für Beton-Fassaden<br />
Kirchenmalermeister Meinrad Kopp<br />
restauriert statt Kirchen hauptsächlich<br />
moderne Fassaden<br />
24 Wie läuft’s?<br />
Infinite Running-Gründer Nico Russ<br />
blickt auf Hürden und Erfolge zurück<br />
40 Geht nicht, gibt’s hier nicht<br />
Der Spritzgussprofi Kick punktet<br />
mit individuellen Lösungen aus<br />
einer Hand<br />
VERANTWORTEN<br />
25 Dienstwagen unter Strom<br />
Darauf kommt es beim Umstieg<br />
28 Die Macht der Erzählung<br />
History Marketing bietet die Chance,<br />
<strong>Unternehmen</strong>swerte zu vermitteln<br />
LEBEN<br />
43 Ein Pionier auf neuem Terrain<br />
Franz Tress erweckt eine<br />
Soldatensiedlung zu neuem Leben<br />
47 Kleine Rituale, unliebsame<br />
Eigenschaften<br />
Umfrage unter Führungskräften<br />
66 Impressum<br />
47<br />
28<br />
22 43<br />
06
4<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Wohnen statt Shoppen<br />
Blautalcenter Das Einkaufszentrum im Ulmer Westen hat viel Leerstand und nun auch<br />
neue Eigentümer. Die prüfen einen Teil der Flächen umzunutzen oder abzureißen.<br />
Handel Das 1997 als modernstes<br />
Einkaufszentrum Süddeutschlands<br />
eröffnete Blautalcenter<br />
ist verkauft. Der von der<br />
Hypovereinsbank aufgelegte,<br />
geschlossene Immobilienfonds,<br />
dem das Blautalcenter bisher<br />
gehörte, hat die Gebäude an der<br />
Blaubeurer Straße abgestoßen<br />
– laut mehrerer Anleger für 37,9<br />
Millionen Euro. Der Kapitalverwalter<br />
Wealthcap, der zuletzt<br />
für das Center verantwortlich<br />
war, bestätigte den Verkauf.<br />
Jetzt ist die Frage, ob und<br />
wenn ja wie viel vom Einkaufszentrum<br />
stehen bleibt. Da wollen<br />
sich auch die Käufer noch<br />
nicht festlegen. Das Blautalcenter<br />
gehört jetzt der „Blautal<br />
Grundstücks GmbH“ mit Sitz in<br />
Münster. Die Gesellschaft wird<br />
von zwei Geschäftsführern der<br />
dortigen HLG Real Estate, Dirk<br />
Brockmann und Christian Diesen,<br />
repräsentiert. „Wir sind seit<br />
dem 1. Februar Eigentümer des<br />
Blautalcenters und scannen<br />
jetzt zuerst das Potenzial“, sagt<br />
Christian Diesen.<br />
Noch werde in alle Richtungen<br />
geprüft. Allerdings macht<br />
der Immobilien-Profi auch keinen<br />
Hehl daraus, dass das Blautalcenter<br />
mit 43 500 Quadratmetern<br />
Miet- und 37 000 Quadratmetern<br />
Verkaufsfläche in dieser<br />
Größe nicht erhalten werden<br />
soll. „Wir haben mit erheblichem<br />
Leerstand übernommen<br />
und sprechen jetzt zuerst von<br />
Verlagerung“, erklärt Diesen.<br />
Was mit den so freiwerdenden<br />
Flächen passieren soll, sei<br />
noch nicht sicher. „Klar. Wir<br />
denken an Wohnungsbau.“<br />
Christian Diesen: „Wir sind in<br />
sehr positiven Gesprächen mit<br />
der Stadt.“ Das bestätigt Ulms<br />
Baubürgermeister Tim von<br />
Winning: „Auch für uns ist es<br />
ein großes Ziel, dort an der Blau<br />
Wohnraum zu schaffen.“ Gerade<br />
der südliche Bereich gegenüber<br />
vom Stadtregal sei dafür<br />
ideal. Einen Totalabriss sieht<br />
von Winning aber nicht: „Ein<br />
weiterer Wunsch ist, dass möglichst<br />
viel der Bausubstanz erhalten<br />
werden kann.“ [!] mat<br />
Bei der Eröffnung im Jahr 1997 galt das Blautalcenter als<br />
modern und die Ladenflächen waren belegt. Mittlerweile<br />
stehen 40 Prozent der Flächen leer. <br />
Chinesen greifen nach Allgaier<br />
Autozulieferer Die Spatzen<br />
pfiffen es schon lange von den<br />
Dächern, nun ist es offenbar soweit:<br />
Der Uhinger Autozulieferer<br />
Allgaier steht wohl kurz vor<br />
dem Verkauf. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
soll an einen chinesischen Investor<br />
gehen, wie das „Handelsblatt“<br />
zuletzt berichtete. Das<br />
<strong>Unternehmen</strong> selbst machte bislang<br />
keine Angaben. „Wir haben<br />
einen positiven ersten Eindruck<br />
nach allem, was wir bisher erfahren<br />
haben“, sagte jedoch Dejan<br />
Wick, Gewerkschaftssekretär<br />
bei der IG Metall Göppingen-Geislingen.<br />
Der Investor<br />
habe Pläne mit dem <strong>Unternehmen</strong>,<br />
dessen Hauptgesellschaf-<br />
Der Allgaier-Stammsitz in<br />
Uhingen.<br />
FOTO: GIACINTO CARLUCCI<br />
ter der frühere Arbeitgeberpräsident<br />
Dieter Hundt ist. Es gebe<br />
die berechtigte Hoffnung, dass<br />
Allgaier weiter Bestand haben<br />
werde.<br />
Dass Allgaier in finanziellen<br />
Nöten war, ist kein Geheimnis.<br />
Lange kämpfte das <strong>Unternehmen</strong><br />
noch unter dem früheren<br />
Geschäftsführer Helmar Aßfalg<br />
um die Finanzierung, bis Ende<br />
2020 alle Zusagen der Banken<br />
eingetroffen und die Unterschriften<br />
unter dem erweiterten<br />
Konsortialkreditvertrag taufrisch<br />
waren. Seit vor einigen<br />
Monaten jedoch klar wurde,<br />
dass das <strong>Unternehmen</strong> Geld<br />
braucht und daher einen Investor<br />
sucht, herrschte wieder große<br />
Unruhe im Betrieb. Die<br />
Furcht vor dem Abzug von<br />
Know-How und dem Verlust<br />
vieler Arbeitsplätze geht um.<br />
Doch wie geht es jetzt weiter?<br />
Beim Bundeswirtschaftsministerium<br />
läuft nach Informationen<br />
des „Handelsblatts“ aus Regierungskreisen<br />
ein Investitionsprüfverfahren,<br />
da es sich um einen<br />
Verkauf an einen Investor<br />
außerhalb der Europäischen<br />
Union handelt. Die Haltung sei<br />
dem Vernehmen nach nicht negativ.<br />
Auch das Bundesverteidigungsministerium<br />
sei involviert<br />
und habe keine Einwände. [!]<br />
<br />
su
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5<br />
80 Millionen für die Zukunft<br />
Investition Bosch Rexroth investiert<br />
innerhalb der nächsten<br />
fünf Jahre rund 80 Millionen<br />
Euro in das Werk Elchingen. Mit<br />
neuen Maschinen will das <strong>Unternehmen</strong><br />
den steigenden Bedarf<br />
der Kunden decken und die<br />
Wettbewerbsfähigkeit des Werkes<br />
sichern. Am Standort Elchingen<br />
entwickeln und produzieren<br />
mehr als 2300 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter Hydraulikpumpen<br />
und -motoren<br />
sowie elektronische Steuerungen<br />
für mobile Arbeitsmaschinen.<br />
„Mit den umfangreichen<br />
Investitionen in neue Produktionsanlagen<br />
erweitern wir die<br />
Kapazität, machen das Werk<br />
energieeffizienter, flexibler und<br />
produktiver“, sagt Thomas Donato,<br />
Mitglied des Vorstandes<br />
von Bosch Rexroth und Leiter<br />
des Geschäftsbereichs Mobilhydraulik.<br />
„Die Investition ist auch<br />
ein klares Bekenntnis zu Elchingen<br />
und zur dortigen Fertigungskompetenz.“<br />
Die 80 Millionen<br />
Euro fließen in moderne<br />
Maschinen, die rund <strong>10</strong>0 Anlagen<br />
ersetzen. Zudem haben Betriebsrat<br />
und Werkleitung Maßnahmen<br />
vereinbart, um Auftragsspitzen<br />
und Auftragstäler<br />
flexibler abzufangen.<br />
Als Leitwerk für Mobilhydraulik<br />
übernimmt Elchingen<br />
im weltweiten Fertigungsverbund<br />
von Bosch Rexroth eine<br />
zentrale Rolle. Fünf „Schwesterwerke“<br />
werden von dort aus unterstützt.<br />
Die Produkte aus Elchingen<br />
kommen weltweit in<br />
mobilen Arbeitsmaschinen wie<br />
Baggern, Radladern, Mobilkränen,<br />
Traktoren oder Mähdreschern<br />
sowie in Industrieanlagen<br />
zum Einsatz. [!] cze<br />
Am Bosch Rexroth-Standort in Elchingen entwickeln und produzieren<br />
Beschäftigte etwa Hydraulikpumpen.<br />
Ernst Prost<br />
tritt ab<br />
Ernst Prost<br />
war über 30<br />
Jahre bei<br />
Liqui Moly.<br />
Liqui Moly Mit der Vorstellung<br />
der Bilanz für 2021 hat sich Ernst<br />
Prost am 22. Februar mit 65 Jahren<br />
in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Damit verlässt der<br />
Mann Liqui Moly, der das <strong>Unternehmen</strong><br />
über Jahrzehnte zu<br />
dem gemacht hat, was es heute<br />
ist. 1990 kam er als Leiter Marketing<br />
und Vertrieb zu dem<br />
Schmierstoffe-Hersteller. Sukzessive<br />
kaufte er<br />
das <strong>Unternehmen</strong><br />
den Vorbesitzern<br />
ab und<br />
entwickelte es<br />
zu einem „Global<br />
Player“. Allein<br />
seit 2008<br />
verdreifachte<br />
sich der Umsatz<br />
von 232 Millionen<br />
Euro, die<br />
Anzahl der Beschäftigten stieg<br />
von damals 438 auf mehr als das<br />
Doppelte. Ende 2017 verkaufte<br />
Prost seine Anteile an die<br />
Würth-Gruppe, blieb aber als<br />
Geschäftsführer in der Verantwortung.<br />
[!]<br />
mone<br />
Märklin<br />
übertrifft Ziele<br />
Göppingen „Sehr zufrieden“<br />
blickt der geschäftsführende<br />
Gesellschafter des Göppinger<br />
Modelleisenbahnherstellers<br />
Märklin, Florian Sieber, trotz<br />
vielfältiger Herausforderungen<br />
auf die momentane Entwicklung:<br />
„Wir haben unseren angepeilten<br />
Umsatz in Höhe von<br />
112 Millionen Euro für das im<br />
April abgeschlossene Geschäftsjahr<br />
2020/2021 mit rund 128 Millionen<br />
weit übertroffen.“ Künftig<br />
gilt es jedoch beim Umsatzplus<br />
genau hinzusehen. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
plant die gestiegenen<br />
Kosten für Rohstoffe, Elektronik,<br />
aber auch Kartonagen sowie<br />
Fracht an die Konsumenten<br />
weiterzugeben. Mitte des Jahres<br />
sollen die Preise um bis zu fünf<br />
Prozent steigen. Nachdem zuletzt<br />
vor allem in Maschinen investiert<br />
wurde, steht nun der<br />
Bau einer neuen Kantine für die<br />
470 Beschäftigen aber auch die<br />
Besucher des Märklineums an.<br />
Dafür wird Märklin rund 2 Millionen<br />
Euro in die Hand nehmen.<br />
[!]<br />
rai<br />
Umstrittene Pläne<br />
Liebherr Auf ungefähr 50 Hektar<br />
will der Kranbauer Liebherr<br />
im Industriegebiet Berg sein<br />
neues Werk Großkräne errichten.<br />
Drumherum sollen sich<br />
weitere Betriebe ansiedeln, unter<br />
anderem Zulieferer für Ehingens<br />
größten Arbeitgeber. Insgesamt<br />
geht es um 77 Hektar<br />
Grund. Trotz breiter Unterstützung<br />
herrsche aber auch Unsicherheit<br />
hinsichtlich der Pläne<br />
Gardena Mit einem Umsatz von<br />
1,025 Milliarden Euro hat der Ulmer<br />
Gartengerätehersteller Gardena<br />
2021 erstmals die Grenze<br />
von einer Milliarde Euro überschritten.<br />
Vor allem in Süd- und<br />
Nordeuropa sei das <strong>Unternehmen</strong><br />
im vergangenen Jahr stark<br />
gewachsen, erläutert Pär<br />
Åström, President der Gardena<br />
Division. „Dennoch konnten<br />
auch unsere Kernmärkte<br />
Deutschland, Österreich und die<br />
von Liebherr, erklärte nun Bergs<br />
Ortsvorsteher Philipp Lämmle.<br />
Bürgerinnen und Bürger sorgten<br />
sich um den Flächenverbrauch,<br />
Ersatz-Ackerland und auch um<br />
den Verkehr, der mit neuen Fabriken<br />
zunehmen dürfte. Auch<br />
sorgten sich Gewerbetreibende,<br />
ob Flächen für die eigene Erweiterung<br />
blieben. „Zu all diesen<br />
Fragen gibt es noch keine Antworten“,<br />
so Lämmle. [!] mart<br />
Gartenmilliardäre<br />
Schweiz ein beträchtliches Plus<br />
verzeichnen.“ Der Anteil der<br />
Gardena Division am Gesamtumsatz<br />
des Mutterkonzerns<br />
Husqvarna betrug im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr damit 22<br />
Prozent. Das Ulmer Gartenunternehmen<br />
konnte erneut in allen<br />
Produktgruppen und auf allen<br />
relevanten Absatzmärkten<br />
zulegen. Gärtnern sei im Trend<br />
und dieser sei nicht nur der Pandemie<br />
geschuldet. [!] mone
Family Offices beraten und betreuen Unternehmerfamilien rund um das Thema Vermögen.<br />
ILLUSTRATIONEN: MAX MESCHKOWSKI<br />
Nur kein Zwist in der Familie<br />
Family Offices Viele Firmeneigentümer machen sich zwar Gedanken über die<br />
<strong>Unternehmen</strong>snachfolge, nicht aber übers Thema Erben. Das kann sich rächen.<br />
Wenn Dietmar Keller<br />
durch die Büros<br />
seines Betriebs in<br />
Langenau geht, plagen<br />
ihn manchmal Verlustängste.<br />
Denn am kommenden Osterfest<br />
wird der dann 76-Jährige<br />
seine Firma an seinen mittleren<br />
Sohn übergeben. Keller, der im<br />
wahren Leben anders heißt, seinen<br />
wahren Namen an dieser<br />
Stelle aber nicht lesen möchte,<br />
bleibt an „seinem“ <strong>Unternehmen</strong><br />
zwar zunächst noch zu einem<br />
Drittel beteiligt und wird<br />
auch im Beirat vertreten sein,<br />
doch aus dem Tagesgeschäft<br />
zieht er sich komplett zurück.<br />
So ist es mit seinem Sohn und<br />
den weiteren Vorstandsmitgliedern<br />
des international tätigen<br />
Dienstleistungsunternehmens<br />
klar geregelt.<br />
Oldtimer, Gemälde, Stadtvilla<br />
Alles andere als klar geregelt hat<br />
Keller indes, wie sein privates<br />
Vermögen auf seine insgesamt<br />
drei Kinder verteilt werden soll,<br />
wenn er verstirbt oder – was viel<br />
wahrscheinlicher ist – altersbedingt<br />
nicht mehr dazu in der<br />
Lage ist, sich darum zu kümmern.<br />
Weil der Betrieb in den<br />
vergangenen zwanzig Jahren immer<br />
gut lief und er regelmäßig<br />
einen Teil des Firmengewinns<br />
an sich ausgeschüttet hat, hat er<br />
im Laufe der Zeit ein Vermögen<br />
aufgebaut, das aus Immobilien,<br />
Wertpapieren und Beteiligungen<br />
an kleineren Firmen besteht.<br />
Dazu kommen ein Oldtimer,<br />
Gemälde, die aufwendig sanierte<br />
Stadtvilla, in der Keller<br />
und seine Frau wohnen, und<br />
nicht zuletzt seine Beteiligung<br />
am Familienunternehmen.<br />
Ein Anlageprofi würde das<br />
Portfolio wahrscheinlich als unstrukturiert<br />
bezeichnen. Vor allem<br />
aber lassen sich einige der<br />
Vermögenwerte nicht von heute<br />
auf morgen übertragen, geschweige<br />
denn zu Geld machen.<br />
„Ganz oft ist es der ausdrückliche<br />
Wunsch des Alt-Eigentümers<br />
zu verhindern, dass das<br />
Vermögen nach der Übergabe<br />
oder im Erbfall schnell liquidiert<br />
wird“, sagt Arno Abenheimer,<br />
Rechtsanwalt und Steuerberater<br />
bei der Kanzlei Schultze &<br />
Braun am Standort Achern.<br />
Eine Möglichkeit für Keller<br />
und andere Betroffene in vergleichbarer<br />
Situation ist es,<br />
möglichst früh eine vermögens-
unternehmen [!] FINANZIEREN 7<br />
verwaltende Zweckgesellschaft,<br />
gegebenenfalls als Family Office<br />
zu gründen, in die das private<br />
Familienvermögen eingebracht<br />
wird. Bei einem Family Office<br />
kümmert sich dann ein Stab von<br />
Experten um die systematische<br />
Verwaltung. Wirtschaftlich<br />
sinnvoll ist eine solche Lösung,<br />
wenn die Vermögenssumme im<br />
gehobenen zweistelligen Millionenbereich<br />
liegt. „Der Vorteil<br />
eines solchen Modells ist, dass<br />
im Erbfall oder bei der Vermögensübertragung<br />
zu Lebzeiten<br />
nur Anteile an dem Vehikel und<br />
nicht eine Vielzahl von Vermögenswerten<br />
übergeben werden<br />
müssen.<br />
Ich empfehle<br />
dringend, das<br />
Übertragen von<br />
Vermögen zeitig<br />
anzugehen<br />
Arno Abenheimer<br />
Kanzlei Schultze &Braun<br />
So lässt sich vergleichsweise<br />
einfacher ein Ausgleich vornehmen<br />
für die Kinder, die nicht in<br />
den Familienbetrieb eintreten,<br />
aber auch Ungerechtigkeiten<br />
vermeiden, etwa wenn ein Kind<br />
im Erbfall zum Beispiel das<br />
Wertpapiervermögen und das<br />
andere das wenig liquide Immobilienvermögen<br />
bekommen soll,<br />
dessen Wert sich zunächst einmal<br />
nur schätzen lässt“, erläutert<br />
Abenheimer. „Aber auch<br />
dann gibt es erfahrungsgemäß<br />
immer noch genug komplexe<br />
Fragen zu klären, um eine vermeintlich<br />
‚gerechte‘ Verteilung<br />
zu erzielen. Ich empfehle daher<br />
dringend, nicht nur das Thema<br />
<strong>Unternehmen</strong>snachfolge, sondern<br />
auch die Vermögensübertragung<br />
frühzeitig anzugehen.“<br />
Oft aber tut sich die Alt-Generation<br />
schwer damit, den<br />
Nachwuchs frühzeitig an der<br />
Kontrolle des Familienvermögens<br />
zu beteiligen. „Meist wird<br />
den Kindern viel zu spät bewusstgemacht,<br />
wie viel Vermögen<br />
vorhanden ist oder es wird<br />
in einem Nebelfeld gehalten,<br />
weil die Eltern wollen, dass ihre<br />
Kinder in der Lage sind, von sich<br />
aus auf eigenen Beinen zu stehen“,<br />
sagt Catharina Weber, Vermögensberaterin<br />
und Leiterin<br />
der Geschäftsstelle des Verbandes<br />
unabhängiger Family Offices<br />
(Vufo). „Das ist ein Stück weit<br />
sicherlich nachvollziehbar. Aber<br />
man kann auch in Richtung Umgang<br />
mit Vermögen erziehen –<br />
gerade dann, wenn das Vermögen<br />
in Familienhand bleiben<br />
soll.“<br />
Die Vermögensexpertin empfiehlt<br />
daher, die junge Generation<br />
frühzeitig an das Thema heranzuführen,<br />
damit sie Entscheidungskompetenz<br />
bekommt.<br />
„Sonst ist die Gefahr groß, dass<br />
später die Verantwortung Angst<br />
macht und sich die Betroffenen<br />
überfordert fühlen.“<br />
Viele Institutionen wie etwa<br />
das Deutsche Institut für Altersvorsorge<br />
beklagen immer wieder,<br />
dass es jungen Menschen in<br />
Deutschland ganz allgemein an<br />
Konflikte lassen sich mit einer vermögensverwaltenden Zweckgesellschaft<br />
vermeiden. Sie erleichtert das Übertragen von Vermögen.
8<br />
FINANZIEREN unternehmen [!]<br />
Gerüstet für den Notfall<br />
Kindern entstehen zu lassen“, rät<br />
Rechtsanwalt Abenheimer. Damit<br />
die Eltern-Generation im Alter versorgt<br />
ist, kann sie sich zum Beispiel<br />
als Geschäftsführer weiter um die<br />
Familiengesellschaft kümmern und<br />
sich dafür ein Gehalt zahlen und bevorrechtigte<br />
Ausschüttungen vornehmen.<br />
So entsteht ein<br />
Wertekanon,<br />
auf dessen Basis<br />
sich Konflikte lösen<br />
lassen.<br />
Catharina Weber<br />
Verband unabhängiger Family Offices<br />
Laut DIHK ist nur jeder dritte Unternehmer auf eine Übergabe der Geschäfte gut vorbereitet.<br />
Viele Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer schieben den<br />
Gedanken an ihr Erbe ungelöst<br />
vor sich her. So versäumen sie es<br />
häufig, Vorsorge zu treffen, was<br />
sowohl im Betrieb als auch bei<br />
ihrem privaten Geld- und Vermögensgeschäften<br />
zu tun ist, wenn<br />
sie plötzlich durch Krankheit<br />
oder Unfall ausfallen oder gar<br />
versterben.<br />
Finanzbildung fehlt. Die Folgen<br />
davon erlebt Weber in ihrem Berufsalltag:<br />
„Die jüngere Generation der<br />
Familien, die ich betreue, hat häufig<br />
ein erstklassiges Studium absolviert<br />
und arbeitet erfolgreich im Beruf,<br />
aber um das Thema Geld- und Vermögensanlage<br />
haben sie sich meist<br />
noch nie so recht gekümmert“. Sie<br />
führt dann Workshops durch, um die<br />
junge Generation an die Aufgabe<br />
heranzuführen, sich selbst um das<br />
Familienvermögen kümmern zu<br />
können. Was sind Aktien, Anleihe<br />
und Private Equity? Was versteht<br />
man unter Asset-Allocation und Diversifikation?<br />
Wie steuert man ein<br />
Vermögen unter Liquiditätsgesichtspunkten<br />
– beispielsweise, weil die<br />
Eltern regelmäßig Entnahmen benötigen?<br />
„Am Anfang laufen die Workshops<br />
sehr verschult, um die Kinder<br />
In einer Umfrage des Deutschen<br />
Industrie- und Handelskammertages<br />
(DIHK) kam<br />
heraus, dass nur rund 30 Prozent<br />
der <strong>Unternehmen</strong> alle<br />
notwendigen Dokumente<br />
griffbereit zusammengestellt<br />
haben, die für eine reibungslose<br />
Übergabe der Geschäfte<br />
notwendig wären. Ein sogenanntes<br />
Notfallhandbuch hilft<br />
Zur Person<br />
Catharina Weber<br />
ist Senior Beraterin<br />
im Multi Family Office<br />
Kontora und betreut<br />
Untehmerfamilien<br />
in Fragen zum<br />
Familienvermögen.<br />
Seit 2014 leitet sie<br />
die Geschäftsstelle<br />
des Verbandes VuFO.<br />
Firmenchefs dabei, systematisch<br />
Vorkehrungen für den<br />
Fall des Falles zu treffen. Dieser<br />
Leitfaden kann kostenlos<br />
auf der Homepage der Industrie-<br />
und Handelskammer Ulm<br />
heruntergeladen werden:<br />
https://www.ulm.ihk24.<br />
de/starthilfe/unternehmensnachfolge<br />
an die wichtigsten Begriffe der Vermögensverwaltung<br />
heranzuführen,<br />
ein bisschen wie ‚Sendung mit der<br />
Maus‘“, erzählt Weber, die sich als<br />
Coach, Mentor, aber auch Sparringspartner<br />
ihrer Mandanten sieht. „Es<br />
ist sinnvoll, dass die Eltern gar nicht<br />
dabei sind, um einen Raum zu schaffen,<br />
wo Fragen ohne Angst und<br />
Scham gestellt werden können.“<br />
Aber dann sollte ihr zufolge danach<br />
auch die Möglichkeit geschaffen<br />
werden, praktisch zu lernen, in dem<br />
die Kinder Miteigentümer der Familiengesellschaft<br />
werden.<br />
Ein langfristiges Modell dafür<br />
könnte sein, dass die Eltern die junge<br />
Generation durch Schenkungen<br />
sukzessive mehr und mehr am Vermögen<br />
beteiligen. „Damit sollte man<br />
am besten früh anfangen, um steuerliche<br />
Freibeträge auszunutzen und<br />
Wertsteigerungen direkt bei den<br />
Das Familienvermögen selbst<br />
bleibt jedoch in der Gesellschaft gebunden.<br />
„So lernen die Jungen, dass<br />
sie Teil eines Ganzen sind und gewisse<br />
Pflichten und Verantwortung<br />
haben“, erläutert Weber. „Das fördert<br />
dann auch den Zusammenhalt.<br />
Denn die Geschwister lernen, sich<br />
zu einigen – etwa über die Nachhaltigkeit<br />
der Ausschüttungs- oder Anlagepolitik.<br />
Das hilft dann auch,<br />
wenn später der Erbfall eingetreten<br />
ist“, sagt die Vermögensberaterin<br />
und VuFO-Geschäftsstellenleiterin.<br />
Und was, wenn sich Konflikte abzeichnen,<br />
weil jedes Kind seine eigenen<br />
Vorstellungen und Lebenspläne<br />
hat? „Wir formulieren auf Basis<br />
eingehender Gespräche häufig eine<br />
Vision sowie Mission für jede Familie,<br />
die die gemeinsamen Ziele und<br />
Vorstellungen zusammenfasst. Das<br />
gemeinsame „Warum“ ist immer das<br />
Wichtigste. So entsteht ein Wertekanon,<br />
auf dessen Basis sich Konflikte<br />
lösen lassen“, so Weber.<br />
Erst wenn partout keine gemeinsame<br />
Lösung zu finden ist, kommen<br />
andere Optionen ins Spiel. „Man<br />
sollte keine Verbindungen künstlich<br />
erzwingen. Wenn einzelne Familienverhältnisse<br />
zerrüttet sind, ist zu<br />
überlegen, einzelne Vermögensgegenstände<br />
zu verkaufen, um Auszahlungen<br />
zu finanzieren. Möglicherweise<br />
ist ein Pflichtteilsverzicht gegen<br />
Abfindung eine Option“, sagt<br />
Abenheimer. „Auf diese Weise wird<br />
verhindert, dass das Familienvermögen<br />
später zerschlagen werden<br />
muss, weil eine Partei alle Entscheidungen<br />
blockiert.“ [!]<br />
<br />
Thomas Luther
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
9<br />
BGH-Machtwort zu Mietzahlung bei<br />
corona-bedingten Geschäftsschließungen<br />
Seit <strong>März</strong> 2020 herrscht aufgrund der Corona-Pandemie<br />
ein Ausnahmezustand, auch<br />
in vielen Gewerberaum-Mietverhältnissen.<br />
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie<br />
treffen Gewerbetreibende, insbesondere<br />
den Einzelhandel, massiv. Aufgrund der<br />
bis zum Lockdown reichenden Beschränkungen<br />
konnten Gewerbetreibende vielfach die<br />
für ihren Geschäftsbetrieb angemieteten<br />
Gewerberäume nicht vollumfänglich nutzen.<br />
Vermieter haben mangels Verursachung der<br />
Einschränkungen trotzdem die berechtigte<br />
Erwartung auf vollständige Zahlung der Miete.<br />
Ob und in welchem Umfang im Einzelfall der<br />
Mietzahlungsanspruch angepasst werden<br />
muss, war umstritten und Gegenstand zahlreicher<br />
instanzgerichtlicher Entscheidungen.<br />
Mieter haben sich auf das Minderungsrecht<br />
(§ 536 BGB), die Unmöglichkeit der Gebrauchsüberlassung<br />
(§ 275 BGB) und die<br />
Störung der Geschäftsgrundlage (§ 313 BGB)<br />
berufen. Die grundsätzliche Anwendbarkeit<br />
der Regelungen zur Störung der Geschäftsgrundlage<br />
wurde durch Inkrafttreten des Art.<br />
240 § 7 EGBGB im Dezember 2020 bestätigt.<br />
Die Entscheidungen der Instanzgerichte zu<br />
den Voraussetzungen und zur Darlegungsund<br />
Beweislast für die Bejahung einer solchen<br />
Störung der Geschäftsgrundlage sowie zu<br />
den Rechtsfolgen weichen stark voneinander<br />
ab.<br />
Das Oberlandesgericht (OLG) Dresden etwa<br />
hat die pauschale Halbierung der Mietzahlung<br />
während staatlich angeordneter Ladenschließungen<br />
als gerechtfertigt erachtet (Az.<br />
5 U 1782/20); denn das Risiko der Ladenschließung<br />
sei nicht allein vom Mieter zu<br />
tragen. Dem entgegenstehend hat z.B. das<br />
OLG München am 17.02.2021 (Az. 32 U<br />
6358/20) eine solche Pauschalisierung abgelehnt;<br />
denn es seien für einen vollständigen<br />
oder teilweisen Wegfall der Mietzahlungspflicht<br />
alle Umstände des Einzelfalls zu beurteilen.<br />
Am 12.01.<strong>2022</strong> (Az. XII ZR 8/21) verkündete<br />
das höchste deutsche Zivilgericht, der Bundesgerichtshof<br />
(BGH), sein Urteil zu der in der<br />
Rechtsprechung umstrittenen Frage der Mietzahlung<br />
bei corona-bedingten Geschäftsschließungen:<br />
BGH schafft Klarheit<br />
Im konkreten Fall ging es um die Filiale eines<br />
Textil-Discounters, die vom 19.03.2020 bis<br />
zum 19.04.2020 aufgrund staatlicher Anordnung<br />
schließen musste. Das OLG Dresden<br />
hatte als Vorinstanz des BGH entschieden,<br />
dass der Mieter nur etwa die Hälfte zahlen<br />
müsse; denn das Risiko einer pandemiebedingten<br />
Gebrauchsbeschränkung treffe keine<br />
der beiden Mietvertragsparteien allein. Der<br />
BGH hob dieses Urteil auf.<br />
Nach dem Urteil des BGH können Gewerbemieter<br />
wegen staatlicher Schließungsanordnungen<br />
zwar grundsätzlich einen Anspruch<br />
auf Anpassung der Miete haben. Dies bedeutet<br />
aber nicht, dass die Mieter stets pauschal<br />
eine Anpassung der Miete verlangen können.<br />
Es bedarf immer einer umfassenden Abwägung<br />
der Umstände im Einzelfall; eine pauschale<br />
Betrachtungsweise verbietet sich.<br />
Die Mieter müssen nach dem Urteil des BGH<br />
z.B. die Umsatzeinbußen für das konkrete Objekt,<br />
staatliche Hilfen oder Versicherungsleistungen<br />
detailliert offenlegen. Ebenso sind die<br />
Interessen des Vermieters zu berücksichtigen.<br />
Zu konkreten, weiteren Umständen hat<br />
sich der BGH nicht geäußert. Insoweit dürfte<br />
man sich an der bisherigen Rechtsprechung<br />
der Instanzgerichte ergänzend orientieren<br />
können.<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Dr. Benjamin Riedel,<br />
Partner | RA, Fachanwalt für Miet- und<br />
Wohnungseigentumsrecht<br />
benjamin.riedel@sonntag-partner.de<br />
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Der BGH hat daher mit seinem Urteil eine gewisse<br />
Klarheit geschaffen und eine grobe<br />
Richtlinie vorgegeben. Die endgültige Beurteilung<br />
und Gewichtung der Umstände des<br />
Einzelfalles bleibt den Instanzgerichten vorbehalten.<br />
Zur Beurteilung der Chancen und<br />
Risiken im Einzelfall ist den betroffenen Vermietern<br />
und Mietern eine fachkundige, juristische<br />
Beratung und Begleitung dringend zu<br />
empfehlen.<br />
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Firmenchef aus Leidenschaft:<br />
Markus Kress ist<br />
stolz auf sein Team und die<br />
Entwicklung der Gloria<br />
Haus- und Gartengeräte<br />
GmbH.
unternehmen [!] TITELTHEMA 11<br />
„3D-Druck spielt<br />
uns in die Karten“<br />
Gloria Es gibt nur wenig Hobbygärtner hierzulande, die die gelb-blauen Sprühgeräte nicht<br />
kennen. Der kleine Mittelständler, den Firmenchef Markus Kress von Neu-Ulm aus führt, ist<br />
unangefochtener Marktführer – und behauptet sich im Kampf gegen die Großen der<br />
Branche. Ein Gespräch über Freude an Neuem, Tempo und Lösungen im Detail.<br />
Mal ehrlich, Herr Kress: Wie oft nutzen Sie Gloria-Produkte<br />
im eigenen Hof und Garten?<br />
Unsere Produkte nutze ich regelmäßig, besonders<br />
die Geräte für den Gartenbereich, wenn im Frühjahr<br />
die Saison losgeht.<br />
Haben Sie ein Lieblingsprodukt?<br />
Das ist die Multibrush. Die Akku-Bürste begeistert<br />
mich, weil man mit ihr viele Tätigkeiten ausführen<br />
kann – vom Reinigen von unterschiedlichsten Flächen<br />
und Fugen übers Vertikutieren bis hin zum<br />
Rasenkanten schneiden. Wir waren die ersten mit<br />
so einem Multifunktionsgerät und es freut mich,<br />
dass wir damit signifikante Marktanteile<br />
gewonnen haben.<br />
Von zehn<br />
verkauften<br />
Sprühgeräten<br />
stammen sieben<br />
von uns.<br />
Im Ernst, ist Reinigen Ihre Lieblingsbeschäftigung?<br />
Das wäre vielleicht zu viel gesagt.<br />
Bei mir ist es so: Ich will schnell<br />
gute Ergebnisse bei der Arbeit sehen.<br />
Wenn sich solche Tätigkeiten<br />
zudem leicht erledigen lassen,<br />
dann vermittelt das einem ein gutes<br />
Gefühl. Ist ein Gerät zudem multifunktional und<br />
auf Akku-Basis, was will man denn mehr?<br />
Wie sehr prägt das Wetter das Geschäft mit Ihren<br />
saisonabhängigen Produkten?<br />
Das Wetter prägt unseren Saisonverlauf sehr. Nicht<br />
bei unseren Produkten für Industriekunden, deren<br />
Nachfrage vor allem von der allgemeinen Konjunkturlage<br />
abhängt, aber beim Geschäft mit Endverbrauchern.<br />
Vergangenes Jahr beispielsweise war das<br />
Wetter lange sehr schlecht. Wenn Ende <strong>März</strong> noch<br />
Schnee auf der Terrasse liegt, sind die wenigsten<br />
motiviert, den Garten auf Vordermann zu bringen.<br />
Sie vertreiben Ihre Produkte über Baumärkte und<br />
den Fachhandel. Verkaufen Sie auf Kommission?<br />
Nein, das tun wir nicht. Was wir verkaufen, ist verkauft.<br />
Wenn es jedoch Probleme im Handel gibt,<br />
sind wir natürlich bereit, diese mit unseren Abnehmern<br />
zu lösen. Wir liefern in der Regel so, dass die<br />
Anlieferung im Dezember, Januar, Februar erfolgt.<br />
Das machen unsere Wettbewerber auch so. Die erste<br />
Welle startet idealerweise sehr zeitnah. Ist die<br />
Ware aus den Regalen abverkauft, folgt die zweite<br />
und dritte Welle. Läuft der Verkauf im Handel wegen<br />
schlechten Wetters eher verhalten, verschiebt<br />
sich das. Aber wir haben ein ganzes Spektrum an<br />
Produkten, mit denen wir das ausgleichen können.<br />
Wie wichtig sind heute noch die Sprühgeräte, mit<br />
denen Gloria vor 75 Jahren nahe Gütersloh startete?<br />
Sprühgeräte haben wir sowohl für den industriellen<br />
als auch für den privaten Bereich im Sortiment.<br />
Das ist unsere DNA und nach wie<br />
vor unser Hauptstandbein. Wir<br />
sind sehr stolz darauf, dass wir<br />
heute Marktführer in diesem Bereich<br />
sind. Von zehn verkauften<br />
Sprühern in Deutschland sind im<br />
Schnitt davon sieben Gloria-Sprüher.<br />
Die Bandbreite reicht von<br />
kleinen Hand-Sprühern für 7 Euro<br />
über Rücken-Sprühern um die <strong>10</strong>0<br />
Euro bis hin zur elektrischen Akku-Rückenspritze<br />
für 200 Euro.<br />
Was ist ihr teuerstes Produkt?<br />
Das sind professionelle Sprühgeräte aus Edelstahl,<br />
die maximal langlebig und robust sind und damit<br />
perfekt für den täglichen Einsatz in der Industrie.<br />
Die liegen bei 300 Euro, werden aber nur im Fachhandel<br />
verkauft.<br />
Gehören in diese Kategorie auch Ihre Sprüher, die<br />
zur Eindämmung von Seuchen eingesetzt werden?<br />
Nein, bei unseren Sprühgeräten zur Eindämmung<br />
von Seuchen und Tropenkrankheiten handelt es sich<br />
um sogenannte Tender-Geschäfte mit der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO). Das läuft auf Container-Basis.<br />
Wie läuft so eine WHO-Ausschreibung ab?<br />
Wenn zum Beispiel irgendwo eine Malaria-Seuche<br />
ausbricht, fragt die WHO von ihr zuvor zertifizier-<br />
Zur Person<br />
Markus Kress (62),<br />
ist vom frühen Kindergartenalter<br />
an in<br />
Ulm aufgewachsen.<br />
Nach dem Abitur am<br />
Scholl-Gymnasium<br />
studierte der gebürtige<br />
Nürnberger an der<br />
Technischen Hochschule<br />
Ulm Produktionstechnik<br />
und im<br />
Anschluss in Frankreich<br />
Wirtschaftsingenieurwesen.<br />
Zum Berufseinstieg<br />
arbeitete<br />
er dreieinhalb Jahre in<br />
den USA. Bei seiner<br />
Rückkehr stieg er<br />
beim Gartengerätehersteller<br />
Gardena<br />
ein, den sein Vater<br />
mitgegründet hatte.<br />
Vor dem Verkauf an<br />
einen Finanzinvestor<br />
2003 war er im Vorstand<br />
für Technik, Logistik<br />
und IT verantwortlich.<br />
Seit 2005<br />
führt er den Hausund<br />
Gartengerätehersteller<br />
Gloria. Kress,<br />
verheiratet, drei Kinder<br />
(16, 18, 23), ist gut<br />
vernetzt und sitzt im<br />
Aufsichtsrat des Regionalligisten<br />
SSV Ulm<br />
1846 Fußball. Seine<br />
Hobbys sind Tennis,<br />
Skifahren und Segeln.
12<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
Firmenchef Markus Kress<br />
plant im 75. Jahr des<br />
Bestehens des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
mit einem hohen<br />
Umsatz. Doch das Wetter,<br />
unzuverlässige Lieferketten<br />
und die Pandemie sind<br />
kaum zu kalkulieren.<br />
te Lieferanten, zu denen auch wir gehören, im Rahmen<br />
einer Ausschreibung an. Da geht es nicht um<br />
kleine Mengen, sondern um Container, also mehrere<br />
<strong>10</strong>00 Stück aufwärts. Das Produkt selbst sieht<br />
etwas retromäßig aus, ist aber so gemacht, dass man<br />
es sehr gut selbst reparieren und warten kann.<br />
Sie stellen auch Sprühgeräte für Desinfektion her.<br />
Wie sehr hat Ihnen die Pandemie geholfen?<br />
Wir haben diese Reinigungs-Sprüher schon immer<br />
im Sortiment. Die Pandemie hat da einen Schub gegeben.<br />
Aufgrund der Pandemie haben Baumärkte<br />
und Online-Vertriebskanäle diese weitaus stärker<br />
nachgefragt. Inzwischen hat sich das Thema aber<br />
wieder normalisiert.<br />
Sie gehören auch zu den Gewinnern der Corona-Pandemie?<br />
Das stimmt. Dadurch, dass sich die Menschen mehr<br />
Zuhause aufhalten, überlegen sie sich: Wie kann<br />
ich mein Haus und meinen Garten verschönern?<br />
Davon profitieren wir – und die gesamte Branche.<br />
Erwarten Sie im Jubiläumsjahr erneut einen Rekordumsatz?<br />
Wir planen auch <strong>2022</strong> auf einem hohen Umsatzniveau,<br />
da der Garten weiterhin eine wichtige Rolle<br />
beim Konsumenten spielen wird. Allerdings kann<br />
der Geschäftsverlauf durch unzuverlässige Lieferketten,<br />
Wetter, Corona-Beschränkungen und Konsumzurückhaltung<br />
aufgrund der allgemeinen Teuerung<br />
noch negativ beeinflusst werden.<br />
Was stimmt Sie trotzdem zuversichtlich?<br />
Wir haben wie annähernd jedes Jahr tolle Neuprodukte.<br />
Durch diese werden wir zusätzlichen<br />
Umsatz generieren. Gleichzeitig haben wir stark<br />
daran gearbeitet, in unseren Exportmärkten noch<br />
stärker zu wachsen als in der Vergangenheit. Wir<br />
haben eigene Gesellschaften in Frankreich, in<br />
Holland und in Tschechien. Auch das wird sich<br />
positiv auswirken.<br />
Wie kann sich Gloria als kleiner Player gegenüber<br />
den Großen wie Stihl, Bosch, Kärcher und Gardena<br />
behaupten?<br />
Uns zeichnen flache Hierarchien, schnelle Entscheidungswege<br />
und unsere Innovationsfreude aus. Und<br />
das nicht nur bei den Produkten, sondern auch bei<br />
unseren Lieferketten, im Vertrieb oder in der Kommunikation.<br />
Wir sprühen vor Ideen, sind ein gutes<br />
Team, tragen das Herz an der richtigen Stelle. Einer<br />
weiß, was der andere macht. Alles in allem haben<br />
wir die Kultur zu sagen: Komm, wir gehen vorwärts<br />
und lassen es laufen. Die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter haben dabei viele Freiheiten.<br />
Das sind die Soft Skills. Was sind die harten Kriterien,<br />
die für Gloria-Produkte sprechen?<br />
Wir haben den Anspruch, immer hervorragende<br />
Qualität bis ins Detail mit wettbewerbsfähigen Preisen<br />
zu liefern. Wir legen Wert auf die Patentierfähigkeit<br />
bei unseren Produkten und auf modernes<br />
Design. Unsere Produkte sollen Problemlöser sein<br />
und dem Handel ein Sortiment bieten, das andere<br />
nicht so anbieten. Das heißt im Umkehrschluss, dass<br />
wir uns mit Problemen beschäftigen, mit denen sich<br />
die Großen nicht befassen, weil sie ihnen zu abstrakt<br />
sind. Uns hilft auch die Kooperation mit Bosch<br />
Power Tools. Seit dem Jahr 2020 sind alle Gloria-Akku-Geräte<br />
mit den Bosch 18V Power for All Akkus<br />
und Ladegeräten kompatibel. Als einer der ersten<br />
Hersteller mit Bosch zu kooperieren, war für uns<br />
als mittelständische Firma ein Ritterschlag<br />
Was ist denn so ein Nischenprodukt?<br />
Vergangenes Jahr haben wir zum Beispiel speziell<br />
zur Bekämpfung der Buchsbaumzünsler-Raupen<br />
eine Düse entwickelt. Das kann man sich wie eine<br />
Bajonettdüse vorstellen.
unternehmen [!] TITELTHEMA 13<br />
Das ist in der Tat sehr speziell.<br />
Ja, aber wissen Sie, was das Gute an der Düse ist?<br />
Einen Zünsler muss man von innen heraussprühen.<br />
Dazu brauchen sie eine Düsenform ähnlich einer<br />
Diskokugel. Im Buxbaum öffnet man durch Drehen<br />
die Düse und diese sprüht dann in alle Richtungen.<br />
Wenn man dann von außen sprühen will, dreht man<br />
am Düsenrohr und sie verwandelt sich wieder in<br />
eine normal Kegeldüse.<br />
Und was bringt so eine Innovation?<br />
Wir unterstreichen unsere Kompetenz in unserem<br />
Spezial-Gebiet – dem Pflanzenschutz. Zudem konnten<br />
wir mit der Firma Neudorff, einem der führenden<br />
Hersteller für Pflanzenschutzmittel, eine hervorragende<br />
Kooperation eingehen. Neudorff liefert<br />
das Mittel, wir die Hardware. Besser geht es nicht<br />
für den Kunden. Zum anderen bietet nun die zweitgrößte<br />
französische Baumarktkette die Zünslerdüse<br />
an. Die haben sich gesagt: Wenn sich jemand so<br />
in ein Produkt ins Detail reindenkt und solche Lösungen<br />
erarbeitet, dann hat er es verdient, dass wir<br />
ihn mit seinem Sortiment einlisten.<br />
making<br />
places<br />
useful<br />
Das ist doch aber nicht der einzige Grund?<br />
Die kannten uns auch schon von anderen Produkusm.com
Wir machen<br />
sehr viel<br />
3D-Druck. Das<br />
beschleunigt die<br />
Entwicklung.<br />
ten wie der Multibrush und den Thermoflamm<br />
Flammstäben zur Unkrautbeseitigung. Aber beim<br />
Thema Drucksprüher wartet keiner auf dich. Da<br />
gibt es zahlreiche Lieferanten aus Frankreich oder<br />
Italien.<br />
Wie sehr treffen Sie in Ihrem Sprüher-Geschäft die<br />
Verbote verschiedener Pflanzenschutzmittel?<br />
Natürlich betrifft uns das, aber wir haben schon vor<br />
Jahren angefangen, mehrere Alternativen in der Bekämpfung<br />
von Unkraut aufzubauen. Dazu gehört<br />
beispielsweise unser elektrisch betriebener<br />
Thermoflamm bio Fix, der einen 800 Grad heißen,<br />
aber abgeschirmten Hitzestrahl erzeugt, unsere gasbetriebenen<br />
Flammstäbe und die Multibrush-Geräte.<br />
Wenn Sie mit der harten Bürste über das Pflaster<br />
gehen, steht da auch kein Unkraut mehr.<br />
Wie sind Sie auf die Multibrush-Idee gekommen?<br />
Das Reinigen von Oberflächen und Fugen gehört<br />
seit jeher zu unseren Themen. Letztlich kam mir<br />
die Idee auf meiner Terrasse. Direkt daneben steht<br />
eine große Rotbuche, die im Mai wie wild harzt.<br />
Wenn man im Frühjahr auf die Terrasse hinausläuft,<br />
hat man sofort furchtbar schmutzige Schuhe. Ich<br />
habe drei Kinder, die rein und rauslaufen, und das<br />
Harz so in den Wohnraum tragen. Also müssen wir<br />
die Terrasse immer wieder saubermachen. Irgendwann<br />
sind wir mit dem Hochdruckreiniger angerückt<br />
und es wurde ein aufwändiges Projekt.<br />
Mit welchem Ergebnis?<br />
Die Sicherung ist mehrfach rausgeflogen und die<br />
Fenster sahen durch das Hochdruckgespritze<br />
furchtbar aus. Direkt neben der Terrasse haben wir<br />
noch ein Holzdeck, das auch schmutzig wurde. Das<br />
war die Geburtsstunde der Multibrush: Eine motorangetriebene<br />
rotierende Bürste mit verschiedenen<br />
Aufsätzen zum Reinigen und Bearbeiten unterschiedlicher<br />
Materialien samt entsprechenden Reinigungsmitteln.<br />
Um aus der Idee ein funktionierendes<br />
Produkt zu machen, braucht es wiederum die<br />
richtigen Leute, die Freude am Tüfteln haben und<br />
das Ganze in ein funktionales Produkt umsetzen.<br />
Hier kommt Ihr Standort in Witten ins Spiel.<br />
Genau, dazu musst du die richtigen Menschen haben.<br />
Daher ist Witten sehr, sehr wichtig für uns.<br />
Dort haben wir die operativen Bereiche: Ingenieure,<br />
Entwicklung, Konstruktion, eine Werkstatt, in<br />
der Prototypen entstehen, und 3D-Drucker.<br />
Kommen Ihre Prototypen alle aus dem 3D-Drucker?<br />
Wir machen sehr viel 3D-Druck. Das ist ein Punkt,<br />
an dem wir sehr digital aufgestellt sind. Diese Technik<br />
spielt Firmen wie uns natürlich in die Karten.<br />
Früher hat man gefräst, gedreht und geformt. Das<br />
ist heute viel leichter und wir können mehr Prototypen<br />
zur Erprobung produzieren.<br />
Sind die beschleunigten Entwicklungszyklen ein<br />
weiterer Vorteil gegenüber den Großen?<br />
Das ist natürlich ein Punkt. Trotzdem musst du erst<br />
einmal wissen: Was sind meine Ideen, was sind meine<br />
Ziele, wo will ich hin? Und auch wenn du das<br />
weißt, machst du nicht mit jeder Neuentwicklung<br />
den ganz großen Wurf.<br />
Und wenn die Ideen zu gut sind, kommen die Großen<br />
und machen sie nach.<br />
Womit wir wieder beim Thema Tempo wären. Glücklicherweise<br />
haben wir hier in Neu-Ulm auch eine<br />
tolle Mannschaft, der es gelingt, diese Themen zu<br />
greifen. Heute kannst du das Produkt lange vor dem
unternehmen [!] TITELTHEMA 15<br />
Einerseits darin, dass wir diesen Geist, den wir haben,<br />
weitertragen und gute Lösungen anbieten. Potenziale<br />
liegen im Export. Dabei geht es uns nicht<br />
um China und die USA, sondern um unsere Nachbarn<br />
in Europa wie Holland, Frankreich, Benelux<br />
und Südeuropa. Das bietet genug Potenzial. Wir<br />
müssen es schließlich auch finanzieren können.<br />
Markus Kress sprüht vor Ideen: Eine harzende<br />
Rotbuche neben der häuslichen Terasse lieferte<br />
den Impuls zur Multibrush-Reinigungsbürste.<br />
ersten gefertigten Stück präsentieren, etwa mithilfe<br />
von Animationen. Die Kunden vertrauen uns auf<br />
dieser Basis, weil wir den Ruf haben, unsere Versprechen<br />
zu halten.<br />
Ist Urban Gardening für Sie ein Thema?<br />
In gewisser Weise schon. Die Gärten werden kleiner,<br />
das ist ein klarer Trend. Deshalb müssen auch<br />
wir uns damit beschäftigen. Eine Multibrush ist<br />
prinzipiell auch ein Produkt für den kleineren Garten.<br />
Diejenigen, die eine riesengroße Terrasse haben,<br />
lassen in der Regel jemanden kommen, der ihnen<br />
die Arbeit abnimmt. Wir hingegen brauchen<br />
die Leute, die das Produkt selbst in die Hand nehmen<br />
und Spaß an der Arbeit haben.<br />
Wo sehen Sie mittelfristig das größte Potenzial für<br />
Gloria?<br />
Warum legen Sie nicht mehr Wert auf Expansion?<br />
In den vergangenen drei Jahren konnten wir die<br />
Umsätze erfreulicherweise im zweistelligen Bereich<br />
steigern, was uns sehr stolz macht. Wachstum und<br />
Größe kommt einerseits durch neue Produkte und<br />
Innovationen, auf der anderen Seite durch den Ausbau<br />
der Märkte mit intelligenten Vermarktungsstrategien.<br />
Daneben kommt Wachstum auch durch Akquisitionen.<br />
Unser Motto lautet: Wir handeln so,<br />
dass wir die Dinge noch im Griff haben, das Ganze<br />
finanzieren und unsere Eignerstruktur als Familienunternehmen<br />
beibehalten können. Aber wir halten<br />
natürlich unsere Augen offen und beobachten,<br />
wie sich der Markt entwickelt.<br />
Welche spannenden Entwicklungen sehen Sie?<br />
Ein heißes Thema sind zum Beispiel die ganzen<br />
Entwicklungen im Online-Bereich und den dazu gehörenden<br />
E-Commerce-Aktivitäten. An denen können<br />
und wollen wir nicht vorbeigehen. Da müssen<br />
wir uns fragen, inwieweit eine sinnvolle Kooperation<br />
mit neuen jungen <strong>Unternehmen</strong> weiteres<br />
Wachstum generieren kann.<br />
Sie selbst wollen aber nicht durch einen Online-Shop<br />
in Konkurrenz mit den Händlern treten?<br />
Richtig, wir sind nicht der Konkurrent der Händler,<br />
sondern deren Partner. Die haben auch alle ihre<br />
eigenen Online-Plattformen, über die unsere Produkte<br />
erhältlich sind. Wir als Gloria haben zwar<br />
auch einen eigenen Shop, aber da geht es vor allem<br />
um Ersatzteile.<br />
Der Name ihrer Familie ist in Ulm untrennbar mit<br />
Gardena verbunden. Warum hat Ihre Familie vor 20<br />
Jahren das damals börsennotierte <strong>Unternehmen</strong><br />
verkauft und ist bei einem deutlich kleineren<br />
Europa<br />
bietet uns<br />
genug Potenzial<br />
für weiteres<br />
Wachstum.<br />
G R U P P E<br />
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16<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
Der Marktführer für Drucksprüh-Geräte wird 75 Jahre alt<br />
Das ist nicht etwa ein Blick in den Showroom, sondern eine Ecke des Büros von Firmenchef Markus Kress in Neu-Ulm.<br />
Die Wurzeln der Gloria Haus- und Gartengeräte<br />
GmbH reichen ins Jahr 1947 zurück. In<br />
einem Gartenhäuschen im westfälischen<br />
Gütersloh gründete Heinrich Schulte-Frankenfeld<br />
den Betrieb. Von Beginn an entwickelte<br />
und produzierte Gloria Pump- und<br />
Drucksprühgeräte für Pflanzenschutz und<br />
-pflege. Gloria machte sich rasch einen Namen<br />
und wurde zum Marktführer.<br />
2005 übernahm die Familie Kress das <strong>Unternehmen</strong><br />
und Markus Kress, der heute alleiniger<br />
Gesellschafter ist, die Verantwortung.<br />
Kress gründete eine Vertriebs- und<br />
Marketingzentrale in Neu-Ulm. Hauptsitz<br />
und Standort von Entwicklung, Konstruktion,<br />
Logistik blieb Witten in Nordrhein-Westfalen.<br />
Dort beschäftigt Gloria rund 80 seiner<br />
115 Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren<br />
konnte Gloria den Jahresumsatz jeweils<br />
zweistellig steigern auf mittlerweile fast 60<br />
Millionen Euro. Davon entfallen zwei Drittel<br />
auf Produkte für Haus und Garten, ein Drittel<br />
auf Produkte für die Industrie. Das Sortiment<br />
reicht von einfachen Sprühern bis zu<br />
Akku-betriebenen Hochleistungs-Sprühsystemen.<br />
2021 schmälerten höhere Kosten für<br />
Rohstoffe und Logistik das Ergebnis.<br />
Der klare<br />
Schnitt bei<br />
Gardena war<br />
die richtige<br />
Entscheidung.<br />
Gartengerätehersteller eingestiegen?<br />
Gardena war damals bei fast 400 Millionen Euro<br />
Umsatz. Da ging es auch um das Thema Akquisitionen,<br />
um das <strong>Unternehmen</strong> weiter voranzubringen.<br />
In so einer Größenordnung hilft der Kauf einer<br />
Firma mit 40 Millionen Euro aber nicht mehr.<br />
Mit der damaligen Gesellschafterstruktur sind wir<br />
an Grenzen gekommen und mussten eine Entscheidung<br />
treffen. Der klare Schnitt mit dem Verkauf war<br />
für uns das Richtige.<br />
Warum haben Sie Ihr Amt als Gardena-Vorstandsmitglied<br />
für Technik, Logistik und IT mit dem Verkauf<br />
abgegeben?<br />
Auch das gehört zu einem klaren Schnitt. Der Finanzinvestor<br />
setzt das <strong>Unternehmen</strong> in der Regel<br />
anders auf und will es dementsprechend mit seinen<br />
eigenen Leuten besetzen. Bei mir war es damals<br />
so, dass wir den Rasenmäher-Hersteller Brill<br />
aus Witten schon mehrere Jahre in Familienhand<br />
hatten. Also war klar, ich übernehme Brill und baue<br />
eine Haus- und Gartengeräte Holding auf, die mehrere<br />
Marken beinhalten kann.<br />
Wann kam Gloria in den Besitz der Familie?<br />
2005 haben wir es geschafft, Gloria zu erwerben.<br />
Gloria kommt aus dem Münsterland, ungefähr eine<br />
Autostunde von Witten. Das ist auch der Grund warum<br />
wir heute noch zwei Standorte haben. In Witten<br />
haben wir ein schönes Werk, welches wir erweitern<br />
und unsere Zentrallogistik weiter ausbauen<br />
möchten. Gloria und Brill haben wir sozusagen<br />
verheiratet. Der Vertrieb und das Marketing waren<br />
bereits hier in Neu-Ulm. Schlichtweg weil wir aus<br />
der Region sind und auch hierbleiben möchten.<br />
Wie funktioniert das Führen eines <strong>Unternehmen</strong>s<br />
über eine Distanz von mehr als 500 Kilometern?<br />
Natürlich musst du Leute haben, die dir diese Einheiten<br />
vor Ort führen. Glücklicherweise haben wir<br />
sowohl in Neu-Ulm als auch in Witten gute Menschen,<br />
die dem <strong>Unternehmen</strong> verbunden und mit<br />
Spaß bei der Sache sind. Es ist eine schöne Sache,<br />
so ein Team zu haben. Als Einzelner kannst du das<br />
<strong>Unternehmen</strong> nicht vorantreiben. Anders als so<br />
manches <strong>Unternehmen</strong>, das erst seit der Corona-Pandemie<br />
auf Videokonferenzen setzt, tauschen<br />
wir uns schon immer über Skype & Co. aus.<br />
Und ich bin in regelmäßigen Abständen vor Ort.<br />
Mit dem ICE bin ich in vier Stunden im Südosten<br />
des Ruhrgebiets und kann im Zug auch noch arbeiten.
unternehmen [!] TITELTHEMA 17<br />
Das Interview führte<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
unternehmen[!]<br />
Fotos:<br />
Marc Hörger<br />
„Der Erfolg gibt uns recht.<br />
Wir sind heute sehr gut in<br />
den Bau- und Fachmärkten<br />
platziert“, sagt Firmenchef<br />
Markus Kress.<br />
Warum haben Sie die traditionsreiche Firma<br />
Brill 2009 abgegeben?<br />
Wir hatten gute Geräte, unter anderem den leisesten<br />
Benzin-Rasenmäher der Welt, Elektround<br />
auch Robotik-Modelle, aber das Geschäft<br />
lief zäh. Wir haben daher den strategischen Entschluss<br />
gefasst und Brill an die Alko Kober<br />
Group verkauft, mit der wir zuvor jahrelang<br />
schon gut zusammengearbeitet hatten.<br />
Im Blick zurück: Was waren unter Ihrer Ägide<br />
die gravierendsten Änderungen bei Gloria?<br />
Gloria war ein renommierter Sprühgerätehersteller.<br />
Heute sind wir unangefochtener Marktführer.<br />
Gleichzeitig haben wir Gloria anfangs<br />
auf die Kernkompetenzen reduziert und das<br />
Produktportfolio mit neuen Lösungen und Produktfeldern<br />
systematisch, zum Markenkern von<br />
Gloria passend, erweitert. Der Erfolg und unsere<br />
Profitabilität geben uns Recht. Wir haben heute<br />
eine Größe, mit der wir etwas in unserer Nische<br />
bewirken können und wir sind sehr gut in<br />
den Bau- und Fachmärkten platziert.<br />
Worin liegen die Unterschiede ein <strong>Unternehmen</strong><br />
wie Gardena oder eines wie Gloria zu führen?<br />
Schon die Größe ist anders. Gardena war zum<br />
Beispiel an der Börse gelistet. Das erfordert<br />
einen großen Aufwand an Administration. Du<br />
musst Investoren Rede und Antwort stehen<br />
und bist darauf getrimmt, Kennzahlen einzuhalten,<br />
weil du den Aktionären verpflichtet<br />
bist. Im Familienunternehmen bist du etwas<br />
flexibler, triffst einfacher und auch schneller<br />
Entscheidungen und musst für deine Entscheidungen<br />
die volle Verantwortung übernehmen.<br />
Wichtig ist aber auch, dass man nicht schläfrig<br />
wird und das Momentum verliert. Die zentralen<br />
Punkte sind aber andere.<br />
Und welche sind das?<br />
Das Wichtigste sind klare Strukturen und eine<br />
langfristige Strategie. Mir ist auch sehr wichtig,<br />
dass wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mitnehmen und Probleme gleich welcher<br />
Art gemeinsam lösen und die Erfolge<br />
auch miteinander feiern. Daher freut es mich,<br />
dass wir eine Fluktuationsquote von nahe null<br />
haben und wir in Nordrhein-Westfalen wiederholt<br />
mit dem Prädikat „Familienfreundliches<br />
<strong>Unternehmen</strong>“ ausgezeichnet worden<br />
sind.
Die gute Zusammenarbeit von drei Kommunen macht den Gewerbepark Göppingen/Voralb zu einer Erfolgsgeschichte. <br />
Der Erste seiner Art<br />
Wirtschaftsstandort Der Gewerbepark Göppingen/Voralb ist eine Erfolgsgeschichte: 80<br />
<strong>Unternehmen</strong> bieten dort <strong>10</strong>00 Arbeitsplätze. Einblicke in das einstige Modellprojekt.<br />
Für die Ansiedelung von<br />
Gewerbe brauchen die<br />
Verantwortlichen in<br />
Kommunen einen langen<br />
Atem. Vor 43 Jahren gründeten<br />
Göppingen, Heiningen und<br />
Eschenbach einen gemeinsamen<br />
Zweckverband und schufen<br />
so die Basis für den Gewerbepark<br />
Göppingen/Voralb. Er war<br />
der erste seiner Art im Land und<br />
Vorbild für weitere derartige<br />
Projekte. Inzwischen stößt der<br />
29 Hektar große, fast komplett<br />
auf Eschenbacher Gemarkung<br />
gelegene Gewerbepark an seine<br />
räumlichen Grenzen.<br />
Das operative Geschäft liegt<br />
seit vielen Jahren in den Händen<br />
von Eschenbachs Bürgermeister<br />
Thomas Schubert, der<br />
als Geschäftsführer des Gewerbeparks<br />
einen engen Draht zu<br />
den <strong>Unternehmen</strong> pflegt. Den<br />
Vorsitz hat traditionell der<br />
Oberbürgermeister der größten<br />
Für alle drei<br />
Kommunen ist<br />
der Gewerbepark<br />
Voralb eine<br />
Win-Win-Situation.<br />
Alex Maier<br />
Göppingens Oberbürgermeister<br />
Kommune inne, aktuell Alex<br />
Maier aus Göppingen.<br />
„Der Gewerbepark Voralb ist<br />
für alle drei beteiligten Kommunen<br />
eine Win-Win-Situation“,<br />
betont Maier. „Es konnten zahlreiche<br />
Firmen angesiedelt und<br />
Arbeitsplätze geschaffen sowie<br />
Gewerbesteuereinnahmen erzielt<br />
werden.“ Die Bedeutung<br />
des Gewerbeparks für die Hohenstaufenstadt<br />
und das Umland<br />
als attraktiver Wirtschaftsstandort<br />
in der Region Stuttgart<br />
sei ungebrochen. Eine Konkurrenzsituation<br />
zu anderen Gebieten<br />
sieht Maier nicht, im Gegenteil:<br />
„Unsere Gewerbegebiete<br />
sind mit Firmen aus unterschiedlichsten<br />
Branchen und<br />
Größen belegt. Sie ergänzen<br />
sich sehr gut.“ Das Gewerbegebiet<br />
Voralb sei klar strukturiert<br />
und habe sich bis heute bewährt.<br />
So sieht es auch sein Heininger<br />
Kollege, Bürgermeister Norbert<br />
Aufrecht. Die Vorgänger,<br />
die den Gewerbepark auf den<br />
Weg gebracht hatten, hätten<br />
echte Pionierarbeit geleistet,<br />
sagt Aufrecht, dessen Gemeinde<br />
„mit einem kleinen Zipfele“<br />
am Gewerbegebiet beteiligt ist.<br />
Sie hätten sich damals „echt was<br />
getraut“. „Sie sind ein Risiko<br />
eingegangen, niemand wusste,<br />
wie es wird.“ Heute kann der<br />
Heininger Schultes feststellen:<br />
„Es wurde ein Erfolg!“. Gerade<br />
die dort anfallenden Gewerbesteuereinnahmen<br />
seien oftmals<br />
rettender Anker des Haushalts<br />
gewesen, sagt Aufrecht.<br />
Dass diese Einnahmen durch<br />
die Pandemie 2020 auf knapp<br />
eine Million und 2021 auf etwas<br />
mehr als eine Million zurückgegangen<br />
sind, schmerzt daher. In<br />
normalen Zeiten seien es drei<br />
bis vier Millionen. Kurzzeitig<br />
sprudelten die Steuergelder in<br />
zweistelliger Millionenhöhe –
unternehmen [!] SPEZIAL 19<br />
Göppingens Oberbürgermeister<br />
Alex Maier: Konzept<br />
und Struktur des Gewerbeparks<br />
haben sich bis heute<br />
bewährt.<br />
Foto: Patrick Zanker/Gewerbepark GP/Voralb<br />
bis die Firma Teamviewer in die<br />
Göppinger Kernstadt zog.<br />
Wichtig ist Eschenbachs Bürgermeister<br />
Schubert der direkte<br />
Draht zu den <strong>Unternehmen</strong>.<br />
„Die Chefs kommen direkt zu<br />
mir“, berichtet er. Er begleite<br />
und unterstütze die <strong>Unternehmen</strong>,<br />
führe die Verhandlungen,<br />
bereite die Beratungen vor und<br />
führe die entsprechenden Beschlüsse<br />
herbei. „Dafür brauchen<br />
wir kein Unternehmerfrühstück“,<br />
sagt Schubert. Die<br />
im Landkreis eingerichtete Lotsenfunktion<br />
ergebe sich im Gewerbepark<br />
Voralb von selbst.<br />
85 Euro pro Quadratmeter<br />
Ein weiterer Vorteil waren die<br />
über Jahre hinweg stabilen Preise:<br />
85 Euro pro Quadratmeter.<br />
„Wir wollten nicht am Verkauf<br />
der Flächen verdienen, sondern<br />
vernünftige Firmen bekommen“,<br />
erklärt Schubert. Aktuell<br />
arbeiten bei den 80 Firmen <strong>10</strong>00<br />
Beschäftigte.<br />
Eine große Erweiterung wird<br />
es nicht mehr geben. Es gebe<br />
noch Flächen, die im Besitz von<br />
Firmen sind und eine Fläche in<br />
Privateigentum; jedoch nichts<br />
mehr, was der Verband vermarkten<br />
könnte. 2000 bis 3000 Quadratmeter<br />
könne er der Landschaft<br />
innerhalb der Bebauungsplangrenzen<br />
noch abtrotzen und<br />
ins Gebiet integrieren. Mehr<br />
geht nicht. Das sei auch in Ordnung,<br />
sagt Schubert. Die Gebiete<br />
Voralb und Ursenwang seien<br />
praktisch zusammengewachsen.<br />
Die Gewerbesteuer wird nach<br />
dem Schlüssel 60 Prozent (Göppingen<br />
) und jeweils 20 Prozent<br />
für Heiningen und Eschenbach<br />
aufgeteilt. In der Verbandsversammlung<br />
hat die Stadt Göppingen<br />
50 Prozent der Stimmrechte,<br />
die beiden Gemeinden haben<br />
jeweils 25 Prozent. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen den Kommunen<br />
sei vertrauensvoll und<br />
gut, sagt Schubert – „Über alle<br />
Amtswechsel hinweg“.<br />
Derzeit wird die Infrastruktur<br />
des Gewerbeparks verbessert:<br />
An drei Stellen entstehen<br />
mindestens 90 Stellplätze. Im<br />
nördlichen Bereich sind die <strong>Unternehmen</strong><br />
ans Glasfasernetz<br />
der Firma Imos angeschlossen<br />
im südlichen Bereich erfolgen<br />
die Anschlüsse über Richtfunk<br />
– ebenfalls durch die Firma<br />
Imos. Diese, so Schubert, stelle<br />
eine größere Bandbreite zur<br />
Verfügung als nachgefragt werde.<br />
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20<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Heiß begehrte Flächen,<br />
guter Branchenmix<br />
Wirtschaftsstandort Mit innovativen Ideen, Investitionen und Kooperation kommt man<br />
weiter: Das zeigt die erfolgreiche Entwicklung des Göppinger Gewerbegebiets Ursenwang:<br />
60 <strong>Unternehmen</strong> haben sich dort in den vergangenen 60 Jahren angesiedelt.<br />
Zahlen, Daten<br />
& Fakten<br />
Auf 20 Hektar sind im städtischen Gewerbegebiet Ursenwang seit dem Jahr 1962 deutlich mehr als 800<br />
Arbeitsplätze entstanden.<br />
Das Fuchseck gehört zu<br />
den schönsten Aussichtspunkten<br />
am<br />
Nordrand der Schwäbischen<br />
Alb. Von dort schaut man<br />
auch auf das dreieinhalb Kilometer<br />
entfernte Gewerbegebiet<br />
Ursenwang, das vor 60 Jahren<br />
entstanden und 1989 erweitert<br />
worden ist. Auf dem rund<br />
20 Hektar großen Gebiet sind<br />
60 <strong>Unternehmen</strong> aus verschiedenen<br />
Branchen ansässig. „Das<br />
ist eine richtig gute, breite Mischung“,<br />
sagt die Göppinger<br />
Wirtschaftsförderin Christine<br />
Kumpf. Selbst Wohnhäuser sind<br />
in dem Gewerbegebiet zu finden.<br />
Diese Besonderheit hat historische<br />
Ursachen. Da die Flächen<br />
in den 1960er Jahren nicht<br />
knapp gewesen seien, habe man<br />
anfangs auch noch ausgewiesene<br />
Wohnhäuser in Zusammenhang<br />
mit den Gewerbebetrieben<br />
genehmigt, die natürlich bis<br />
heute Bestand haben. Diese Zeiten<br />
sind längst vorbei, heute<br />
sind höchstens noch Betriebsleiterwohnungen<br />
innerhalb der<br />
Gewerbegebäude möglich.<br />
Zuletzt mussten sich Firmen<br />
um die noch vorhandenen Flächen<br />
bewerben und bekamen<br />
Die<br />
Kooperation<br />
mit der Baufirma<br />
Heim war für beide<br />
Seiten ein Gewinn.<br />
Christine Kumpf<br />
Wirtschaftsförderin in Göppingen<br />
FOTO: TILMAN EHRCKE<br />
»»<br />
Im Gewerbegebiet Ursenwang,<br />
das nur zehn<br />
Kilometer von der A8 und<br />
der B<strong>10</strong> entfernt ist, haben<br />
sich rund 60 <strong>Unternehmen</strong><br />
angesiedelt, die<br />
insgesamt deutlich mehr<br />
als 800 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter beschäftigen.<br />
Die Bandbreite<br />
reicht vom Glashersteller<br />
über eine Gießerei, ein<br />
Omnibusunternehmen,<br />
Industriebetriebe bis hin<br />
zum Großhandel. „Eine<br />
Mischung gibt es auch<br />
hinsichtlich Betrieben,<br />
die seit Jahrzehnten ansässig<br />
sind und neuen<br />
Firmen“, sagt Göppingens<br />
Wirtschaftsförderin<br />
Christine Kumpf.<br />
»»<br />
Bei der jüngsten Erweiterung<br />
in Kooperation<br />
mit dem Bauunternehmen<br />
Heim wurden die<br />
Erdmassen nur 15 Meter<br />
weit entfernt abgeladen.<br />
Dadurch seien im Vergleich<br />
zum Transport zur<br />
nächstgelegenen Erddeponie<br />
1<strong>10</strong> 000 Lkw-Kilometer<br />
und damit 7000<br />
Tonnen CO 2<br />
vermieden<br />
worden, erläutert der Geschäftsführer<br />
der Heim<br />
Infrastrukturbau GmbH,<br />
Jan-Philip Heim. Auf diesen<br />
letzten verfügbaren<br />
Flächen in dem Gewerbegebiet<br />
kostete der Quadratmeter<br />
120 bis<br />
150 Euro.
unternehmen [!] SPEZIAL 21<br />
erst nach Prüfung von elf Kriterien<br />
den Zuschlag – oder eben<br />
nicht. Nur wer ein gutes Konzept<br />
hinsichtlich Arbeitsplätzen,<br />
Innovationskraft, Nachhaltigkeit<br />
und Energieeffizienz aufweisen<br />
konnte, hatte Chancen.<br />
Derzeit läuft die Vergabe der<br />
letzten, 7500 Quadratmeter großen<br />
Fläche. Eine Entscheidung<br />
soll im ersten Halbjahr fallen,<br />
sagt Kumpf, die die Stabsstelle<br />
Wirtschaftsförderung in der<br />
Göppinger Verwaltung leitet.<br />
Diese letzte Fläche ist erst<br />
seit kurzem baureif. Die schwierige<br />
Topographie hatte zuvor<br />
eine Vermarktung verhindert.<br />
Möglich geworden war die Angleichung<br />
der hügeligen Fläche<br />
durch eine Kooperation mit der<br />
Baufirma Heim, die vor etwas<br />
mehr als zwei Jahren die vorletzte,<br />
14 000 Quadratmeter große<br />
Fläche erworben hatte. Das<br />
Bauunternehmen trug riesige<br />
Erdmassen ab und füllte damit<br />
nur wenige Meter weiter Flächen<br />
auf. Diese Kooperation mit<br />
der Firma Heim sei eine<br />
„Win-Win-Situation“ für beide<br />
Seiten Seiten, sagt Kumpf, die in<br />
diesem Fall wesentlicher Punkt<br />
des Vergabeprozesses an das<br />
Bauunternehmen gewesen sei.<br />
So entstanden zwei plane<br />
Grundstücke, die zuvor nicht<br />
vermarktbar schienen. Trotz des<br />
dadurch erhöhten Preises von<br />
bis zu 150 Euro pro Quadratmeter<br />
war die Nachfrage groß.<br />
Nicht zuletzt, da die Stadt in<br />
den vergangenen Jahren viel für<br />
die Attraktivität des Standorts<br />
getan hat, nachdem die ansässigen<br />
Firmen zuvor zum Dialog<br />
eingeladen worden waren. „Wir<br />
haben sehr viel in die Straßenführung<br />
und Parkplätze investiert“,<br />
sagt Kumpf. Auch das Erscheinungsbild<br />
wurde aufgewertet.<br />
Dazu hätten neben Neubauten<br />
auch Arrondierungen<br />
der Bestandsfirmen beigetragen.<br />
Kumpf bewertet Ursenwang<br />
als „wichtiges Gewerbegebiet“,<br />
das im Zusammenspiel mit den<br />
anderen Göppinger Gewerbegebieten<br />
seinen Part übernehme.<br />
Ziel sei es stets, Wachstum und<br />
Erweiterungen am Standort zu<br />
ermöglichen und das jeweils<br />
passende Umfeld für ein <strong>Unternehmen</strong><br />
zu finden. „Denn“, so<br />
Kumpf, „nicht jede Firma passt<br />
in jedes Gebiet. [!] Axel Raisch<br />
Derzeit läuft die Vergabe der letzten, 7500 Quadratmeter großen<br />
Fläche im Gewerbegebiet.<br />
FOTO: TILMAN EHRCKE<br />
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Ästhetik in Beton in Ulms<br />
Neuer Mitte: Auch hier<br />
waren Meinrad Kopp und<br />
seine Mitarbeiter bereits<br />
im Reparatur- und<br />
Restauration-Einsatz.<br />
Fotos: Volkmar Könnke,<br />
shutterstock.com<br />
Kosmetik für<br />
Beton-Fassaden<br />
Sibeko Eigentlich ist Meinrad Kopp Kirchenmalermeister. Doch statt<br />
Kirchen und Schlössern restauriert er jetzt vor allem moderne<br />
Gebäude – von Süddeutschland bis Südost-Asien.<br />
Firmenchef Meinrad Kopp<br />
(50) erinnert sich noch<br />
genau an den entscheidenden<br />
Moment in seinem<br />
unternehmerischen Leben:<br />
eine Treppe aus Beton mitsamt<br />
ihres unglücklichen Architekten.<br />
Die Ausführung seines Entwurfs<br />
genügte so gar nicht seinen<br />
optischen Ansprüchen. Die<br />
Treppe, das erkannte Kopp auf<br />
den ersten Blick, „war ziemlich<br />
vermurkst“. „Ob er nicht eine<br />
Lösung wüsste?“, fragte der Architekt<br />
den Unternehmer.<br />
Beton ist ein<br />
schwieriges<br />
Material. Oft weiß<br />
man nicht, woher<br />
die Fehler kommen.<br />
Meinrad Kopp<br />
Unternehmer<br />
Kopp kannte sie, obwohl Beton<br />
bis dahin nicht zu den Materialien<br />
zählte, mit denen seine<br />
Restaurierungswerkstatt mit<br />
Sitz in Emerkingen (Alb-Donau-<br />
Kreis) zu tun hatte. Denn bis dahin<br />
hatte sich Kopps <strong>Unternehmen</strong><br />
vor allem mit der Restaurierung<br />
von Kirchen und<br />
Schlössern beschäftigt.<br />
Beton ist ein Baumaterial, das<br />
sich erst in der Moderne durchsetzte.<br />
Sichtbeton konnte sich<br />
gar erst mit weiterer Zeitverzögerung<br />
durchsetzen. Aktuell erlebt<br />
er einen Boom, was wiederum<br />
die schier unglaubliche Erfolgsgeschichte<br />
von Kopps Betrieb<br />
erklärt. Im Betriebszweig<br />
„Sibeko“ („Sichtbetonkosmetik“)<br />
sind inzwischen rund 50<br />
der insgesamt etwa 60 Mitarbeiter<br />
beschäftigt.<br />
Beginnend mit der Problemtreppe<br />
„haben wir uns immer<br />
mehr in den Bereich eingearbeitet“,<br />
erklärt Meinrad Kopp den<br />
Aufschwung. Hinzu kam sein<br />
richtiges Gespür, dass sich da<br />
ein großer Markt auftut. Viel<br />
größer als der, mit dem es sein<br />
Betrieb bis dahin zu tun hatte.<br />
An historischen Gebäuden ist<br />
zwar immer etwas zu tun, doch<br />
in Folge der harten Konkurrenz<br />
der Fachbetriebe, ihrer vom<br />
Denkmalschutz vorangetriebenen<br />
zunehmenden Spezialisierung<br />
und der Finanzsituation<br />
der kirchlichen Hauptauftraggeber<br />
sei hier zwar noch ein auskömmliches<br />
Auskommen, aber<br />
kaum Wachstum möglich. Da<br />
entpuppte sich der Impuls, sich<br />
näher mit Beton zu beschäftigen,<br />
wie ein Sechser im Lotto.<br />
Kampf gegen Poren<br />
Dabei darf man „Sichtbetonkosmetik“<br />
nicht mit Betonsanierung<br />
verwechseln. Sind ältere<br />
Betonbauten im Spiel, „kommen<br />
wir dann zum Einsatz, wenn die<br />
Sanierer bereits wieder abgezogen<br />
sind“, erklärt Kopp. Häufiger<br />
aber ginge es um die Optimierung<br />
bei Neubauten, also um<br />
die kosmetische Behandlung<br />
von Oberflächen mit Fehlstellen<br />
wie Flecken, Poren und Lunkern,<br />
womit kleine Löcher gemeint<br />
sind. Hinzu kommt die<br />
Korrektur von Kiesnestern, Rissen,<br />
Schlitzen, Verschmutzungen,<br />
Schalungs- und Montageschäden.<br />
Kopp kann über die Betonhaut<br />
reden, als befände man sich<br />
tatsächlich in einem Kosmetik-Studio.<br />
„Sichtbeton hat viele<br />
Facetten, eine Maserung, die<br />
abwechslungsreich ist.“ Was indes<br />
den einen als materialecht<br />
gilt, sehen andere bereits als<br />
Patzer. Eine makellose Betonoberfläche<br />
zu erzeugen, sei eine<br />
hohe Kunst, erklärt Kopp, „Beton<br />
ist ein sehr schwieriges Material“:<br />
Oft wisse man gar nicht,<br />
woher die Fehler kommen.<br />
Gerade aber bei Bauten mit<br />
repräsentativem Charakter, bei<br />
Kultur-, Schul- oder edlen<br />
Wohnbauten, würden diese vom<br />
Auftraggeber häufig nicht akzeptiert.<br />
Auf die ausführenden
unternehmen [!] MACHEN 23<br />
FOTO: KOPP GMBH & CO. KG<br />
Firmen kämen dann regelmäßig<br />
Abzüge zu, manchmal auch die<br />
Anweisung, einen Teil abzureißen<br />
und neu zu betonieren.<br />
Günstiger käme da eine kosmetische<br />
Behandlung. In der Szene<br />
hat sich Meinrad Kopp daher<br />
rasch einen guten Ruf erworben:<br />
Als Retter in der Not wie als<br />
Veredler.<br />
Den Trend in und um Ulm<br />
setzte vor über 20 Jahren die so<br />
genannte „Neue Mitte“. Kopps<br />
Betonkosmetiker waren an der<br />
Kunsthalle Weishaupt im Einsatz<br />
und sind es bis heute, wenn<br />
wieder einmal am „Münstertor“-Gebäude<br />
die kecke Dreiecks-Spitze<br />
zu rekonstruieren<br />
ist, weil ein Laster sie unsanft<br />
touchiert hat. Hinter diesem Gebäude<br />
steckt der Münchner Architekt<br />
Stephan Braunfels, der<br />
dem einst als brachial und roh<br />
verschrienen Sichtbeton Noblesse<br />
eingehaucht hat. Diese<br />
höchsten Ansprüche machten<br />
Schule.<br />
„So zu arbeiten, dass Schadund<br />
Fehlstellen nach dem Ausbessern<br />
nicht mehr sichtbar<br />
sind, ist für einen Restaurator<br />
etwas Selbstverständliches“,<br />
sagt der 50-Jährige. Die Unterschiede<br />
seien gar nicht so groß.<br />
Einerseits. Anderseits immens.<br />
Restauratoren fühlten sich mehr<br />
Von Raumausstattung bis zu Restaurierung<br />
Gegründet wurde die<br />
unter Kopp GmbH &<br />
Co. KG firmierende Firma<br />
von Gebhard Kopp,<br />
der das Restaurierungshandwerk<br />
bei der<br />
Firma Kneer im benachbarten<br />
Munderkingen<br />
gelernt hatte,<br />
sich 1979 selbständig<br />
machte und mit 78 immer<br />
noch aktiv ist.<br />
2004 übernahm sein<br />
Sohn Meinrad. Weitere<br />
Geschäftsbereiche kamen<br />
hinzu: eine Holzschnitzerei<br />
und das<br />
Ladengeschäft Akantus<br />
mit Artikeln für die<br />
Raumausstattung, das<br />
von Meinrads Ehefrau<br />
Melanie geführt wird.<br />
Unternehmer Meinrad<br />
Kopp ist gelernter<br />
Kirchenmalermeister und<br />
mittlerweile Spezialist für<br />
Beton-Kosmetik.<br />
Der Firmensitz in Emerkingen. Sichtbetonkosmetik<br />
ist mittlerweile das größte Standbein.<br />
als kunsthandwerkliche Schöngeister<br />
mit dem feinen Pinsel.<br />
Bei der Betonkosmetik seien sie<br />
Teil eines Baustellenbetriebs,<br />
wo es auch mal rauer und hektisch<br />
zugehe. Vom einen in den<br />
anderen Bereich zu wechseln,<br />
wäre zwar denkbar, doch ein<br />
Wechsel zwischen zwei Welten.<br />
Probleme an Fachkräfte zu<br />
kommen, hat er nicht. Der gute<br />
Ruf der Firma habe sich bis nach<br />
Polen verbreitet, das als Restauratoren-Schmiede<br />
gilt. „Unsere<br />
polnische Fraktion macht etwa<br />
ein Drittel der Belegschaft aus“,<br />
erklärt Kopp. Beackert werde<br />
der gesamte süddeutsche Raum<br />
und das deutschsprachige Ausland,<br />
doch selbst in Thailand<br />
und in Singapur sei die Expertise<br />
seiner Firma schon gefragt<br />
gewesen.<br />
Einem Masterplan beim Ausbau<br />
seines Betriebs folgt der Unternehmer<br />
nicht. „Es muss nicht<br />
immer mehr, höher, weiter<br />
sein“, erläutert Kopp sein Credo:<br />
„Es läuft eben so, wie es<br />
läuft.“ Aber doch glimmt in ihm<br />
weiterhin die Glut des Kirchenmalermeisters,<br />
der er von seiner<br />
Ausbildung her ist: „Ich möchte<br />
mal wieder die Zeit finden,<br />
mich eines Kunstwerks anzunehmen.“[!]<br />
<br />
Thomas Vogel<br />
Untergebracht in einem<br />
Gebäude im Toskana-Stil<br />
entstand<br />
noch während der Bauzeit<br />
die Idee für den<br />
Bereich Sibeko und gegenüber<br />
dessen Firmensitz,<br />
diesmal in<br />
Sichtbeton-Architektur.<br />
Die Gesamtbelegschaft<br />
wuchs danach<br />
sprunghaft, von anfangs<br />
fünf Mitarbeitern<br />
auf heute rund 60. Den<br />
Jahresumsatz beziffert<br />
Meinrad Kneer auf fünf<br />
Millionen Euro. Seine<br />
Tochter Marie-Luise<br />
bringt sich aus dem<br />
Studium heraus ins Familienunternehmen<br />
ein. Sie hat, die bestehenden<br />
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Südtirol nutzend, einen<br />
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Erhard<br />
zur Seite.<br />
Sepp<br />
Ich freue mich auf Sie!<br />
Ich freue mich auf Sie!<br />
Ihr Erhard Sepp<br />
Ihr Erhard Sepp<br />
DAHLER & COMPANY Ulm<br />
E. Sepp Immobilien e.K.<br />
Tel. 0731.79 03 21 80<br />
DAHLER<br />
ulm@dahlercompany.de<br />
& COMPANY Ulm<br />
www.dahlercompany.com/ulm<br />
E. Sepp Immobilien e.K.<br />
Tel. 0731.79 03 21 80<br />
ulm@dahlercompany.de<br />
DAHLER & COMPANY Ulm<br />
www.dahlercompany.com/ulm<br />
E. Sepp Immobilien e.K.<br />
Tel. 0731.79 03 21 80<br />
ulm@dahlercompany.de<br />
www.dahlercompany.com/ulm
24<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
Wer auf der Langstrecke<br />
erfolgreich sein<br />
will, braucht Ausdauer<br />
und Durchhaltewillen.<br />
Das weiß Nico Russ<br />
als passionierter Läufer und<br />
Sportwissenschaftler, aber erst<br />
recht als Existenzgründer. Im<br />
Dezember 2018 hat er mit eigenem<br />
Geld die Infinite Running<br />
GmbH gegründet. Russ hat einen<br />
Sportschuh entwickelt, mit<br />
dem Sportler Kraft sparen und<br />
die Sohle auf unterschiedliches<br />
Terrain anpassen können. Wenn<br />
diese abgelaufen, der Schuh<br />
aber noch in Ordnung ist, lässt<br />
sich diese tauschen. Für den gelernten<br />
Konstruktionsmechaniker<br />
ist das auch ein Beitrag gegen<br />
die Wegwerfmentalität. Dafür<br />
hat er 2021 auf der Sportartikelmesse<br />
in München den<br />
„Ispo Award“ erhalten.<br />
Doch auch dem Gründer aus<br />
Stafflangen (Kreis Biberach),<br />
Wie läuft‘s?<br />
Infinite Running Im Mai 2020 berichtete<br />
unternehmen[!] erstmals über Gründer<br />
Nico Russ und seine selbst entwickelten<br />
Laufschuhe. Ein Rückblick auf Hürden und<br />
einen erfolgreichen Marktstart.<br />
den unternehmen[!] im Mai<br />
2020 vorstellte, macht Corona<br />
zu schaffen. Laufevents fielen<br />
aus, das verhinderte zielgruppenspezifisches<br />
Marketing. Alternativen<br />
sind eine Frage des<br />
Geldes. Davon erforderte die<br />
Gründung der GmbH bereits<br />
entsprechendes Stammkapital.<br />
Im Rückblick würde sich Russ<br />
für die Rechtsform des eingetragenen<br />
Kaufmanns entscheiden.<br />
Aktuell sichert er mit der Beteiligung<br />
mehrerer Produzenten<br />
aus Pirmasens die Finanzierung<br />
eines Lagers für Rohstoffe und<br />
Waren und setzt mit der Fertigung<br />
im ehemaligen Zentrum<br />
der deutschen Schuhproduktion<br />
das Thema Nachhaltigkeit<br />
um. Beim Thema Finanzierung<br />
schaut Nico Russ, nicht ohne<br />
Neid auf die Möglichkeiten von<br />
Start-ups in Ländern wie den<br />
USA. „Dort ist die Einstellung<br />
gegenüber Gründern völlig anders.<br />
Die Strukturen sind nicht<br />
so festgefügt. Gründe, warum<br />
die meisten Start-ups, die 2018<br />
mit mir an der Hochschule Biberach<br />
gestartet sind, längst aufgegeben<br />
haben“.<br />
Viele andere<br />
Gründer haben<br />
längst aufgegeben.<br />
Nico Ruess mit seinem Laufschuh: Das modulare Noppen-<br />
System erlaubt Läufern den Härtegrad der Sohlen anzupassen.<br />
Für Infinite Running geht es<br />
dagegen um Expansion und die<br />
Weiterentwicklung des Laufschuhs.<br />
Mit einem im Schuh integrierten<br />
Sensor, über den der<br />
Läufer mittels einer App seinen<br />
optimalen Laufstil kontrollieren<br />
kann. Die App registriert Fehler<br />
und zeigt Alternativen zur Vermeidung<br />
von Fehlbelastungen –<br />
der Schuh wird zum Trainingspartner.<br />
Auch die Ausrüstung<br />
von Polizei und Behörden mit<br />
hochwertigen Schuhen ist für<br />
Nico Russ ein denkbarer Vertriebsansatz.<br />
„Damit könnte der<br />
Staat Vorbild für die Verwendung<br />
klimaneutraler und nachhaltiger<br />
Produkte Made in Germany<br />
sein“. Neben dem Online-Verkauf<br />
haben bundesweit<br />
fünfzehn Händler Russ’ Schuhe<br />
im Sortiment. Sein Ziel ist damit<br />
noch nicht erreicht, aber „es<br />
läuft.“ Sigrid Balke
unternehmen [!] VERANTWORTEN 25<br />
So werden<br />
Dienstwagen<br />
elektrisch<br />
Fuhrpark Noch herrscht bei Firmenflotten in<br />
Sachen E-Auto Verbesserungsbedarf. Doch<br />
<strong>Unternehmen</strong> und Flottenbetreiber drücken<br />
aufs Tempo. Experten sagen, auf welche<br />
Punkte es bei der Umstellung ankommt.<br />
Die Expertinnen und Experten<br />
sind sich einig.<br />
Batterie- und Brennstoffzellen-Antrieb<br />
werden im gewerblichen Güterund<br />
Schwerlastverkehr ab 2030<br />
dominierend sein. Das geht aus<br />
der aktuellen Studie „Antriebsportfolio<br />
der Zukunft“ hervor,<br />
für die der Verband der Elektrotechnik,<br />
Elektronik und Informationstechnik<br />
(VDE) Meinungsführer<br />
aus Politik und<br />
Wirtschaft hat befragen lassen.<br />
Allerdings sind aktuell die<br />
Flotten zu rund drei Vierteln immer<br />
noch auf Diesel-Motoren<br />
ausgerichtet, bis zu 15 Prozent<br />
sind Benziner und Hybride,<br />
Elektrofahrzeuge gibt es nur wenige.<br />
So analysiert Stefan Reindl,<br />
Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft<br />
(IfA) in Geislin-<br />
Firmen, die<br />
klimaneutral<br />
sein wollen,<br />
kommen nicht an<br />
E-Autos vorbei.<br />
Stefan Reindl,<br />
Direktor des IfA-Instituts<br />
Eine Infrastruktur<br />
sollte an den Bedarf<br />
angepasst sein. Foto:<br />
© FeelGoodLuck/<br />
Shutterstock.com<br />
gen, die aktuelle Situation. Doch<br />
die Anzeichen für einen Wechsel<br />
bei den <strong>Unternehmen</strong>sflotten<br />
sind offensichtlich.<br />
„Viele <strong>Unternehmen</strong> gehen<br />
den Pfad der Klimaneutralität,<br />
dabei werden sie um Elektrofahrzeuge<br />
nicht umhinkommen“,<br />
prognostiziert Reindl und<br />
ist sich sicher, dass die Umstellung<br />
auf nachhaltige Antriebsarten<br />
die nächsten Jahre das<br />
Fuhrparkmanagement der Firmen<br />
prägen wird. Schon allein<br />
durch die gesellschaftliche Diskussion<br />
über den Klimawandel<br />
muss sich beispielsweise der<br />
Vertriebsaußendienst gegenüber<br />
den Kunden als klimaneutral<br />
darstellen. Innerhalb einer<br />
Wertschöpfungskette werden<br />
die verschiedenen Beteiligten<br />
verstärkt darauf achten, ob und<br />
wie sich die anderen Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer nachhaltig<br />
verhalten.<br />
200 Ladesäulen bei Würth<br />
Der Befestigungsspezialist<br />
Würth aus Künzelsau zum Beispiel<br />
hat bereits im vergangenen<br />
Jahr angekündigt, seine gesamte<br />
Fahrzeugflotte in Deutschland<br />
bis 2024 auf batterieelektrischen<br />
Antrieb umzustellen.<br />
In der Übergangsphase können<br />
die Beschäftigten im Innenund<br />
Außendienst die Neuwagen<br />
bereits als Elektromodell<br />
bestellen. Dafür baut<br />
das <strong>Unternehmen</strong> die<br />
nötige Infrastruktur<br />
signifikant aus:<br />
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26<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
Die Würth-Gruppe realisiert<br />
Photovoltaikanlagen auf den<br />
eigenen Betriebsgebäuden und baut<br />
am Stammsitz in Künzelsau 200<br />
Ladesäulen.<br />
Zur Person<br />
Stefan Reindl ist<br />
seit 1997 am Institut<br />
für Automobilwirtschaft<br />
für viele Forschungsprojekte<br />
verantwortlich.<br />
2018<br />
übernahm er als wissenschaftlicher<br />
Direktor<br />
und CEO die<br />
Leitung des IfA.<br />
Am Hauptsitz werden 200 Ladesäulen<br />
installiert, 200 weitere wird es<br />
an den Niederlassungen in Deutschland<br />
geben. Zudem kündigte die<br />
Würth-Geschäftsführung an, zusätzlich<br />
auch Wasserstofffahrzeuge zu<br />
testen.<br />
Detaillierte Analyse notwendig<br />
Fachleute raten <strong>Unternehmen</strong>, vor<br />
der Umstellung der Fuhrparks eine<br />
detaillierte Analyse vorzunehmen,<br />
etwa mit Blick auf die Wegstrecken,<br />
die es zu bewältigen gilt. „Je kürzer<br />
die Distanzen, die zurückgelegt werden<br />
müssen, desto mehr eignet sich<br />
ein Auto mit Elektroantrieb“, sagt<br />
Reindl. Das gelte auch für Lieferfahrzeuge,<br />
wenn die Distanzen nicht<br />
mehr als 250 Kilometerbetragen.<br />
Jede Flotte sei unterschiedlich, wie<br />
der Studiendekan betont: „Es gibt<br />
Flotten und Fuhrparks, die lange<br />
Wegstrecken zu bewältigen haben<br />
und dann die, die über einen geringen<br />
oder mittleren Aktionsradius<br />
verfügen.“ Das könne mit eigenen<br />
Ladesäulen oder regenerativen<br />
Energien abgedeckt werden.<br />
Bei Nutzfahrzeugen, die wichtiger<br />
Bestandteil in vielen Flotten<br />
sind, wird man aus Sicht des Wissenschaftlers<br />
abwarten müssen, ob<br />
sich reine Elektroantriebe, Hybride<br />
oder beide Antriebsarten durchsetzen<br />
werden: „Auch hier kommt es<br />
Die Palette<br />
des Angebots,<br />
die benötigt wird,<br />
existiert bisher noch<br />
nicht.<br />
Axel Schäfer<br />
Verbands-Geschäftsführer<br />
auf die Länge der Strecken an. In den<br />
nächsten fünf Jahren werden wir bei<br />
den Batteriekapazitäten große<br />
Sprünge erleben, dann wird man sehen,<br />
ob der Weg Richtung Feststoffzelle<br />
geht. Eine Reichweite von 500<br />
Kilometern plus wird in fünf Jahren<br />
kein Problem sein.“<br />
Etwas zurückhaltender beurteilt<br />
Axel Schäfer die Situation bei Lkw.<br />
„Da ist vieles in Vorbereitung, aber<br />
welche Antriebsart sich in diesem<br />
Segment durchsetzen wird, ist noch<br />
offen“, sagt der Geschäftsführer des<br />
Bundesverbands Fuhrparkmanagement.<br />
Besonders die Frage des Gewichts<br />
der Batterie ist nach seinen<br />
Worten hier entscheidend: Würde<br />
dadurch die Zuladung von Gütern<br />
zu stark eingeschränkt, könnte das<br />
zu einem existentiellen Nachteil im<br />
Wettbewerb führen: „Es wird hier<br />
wahrscheinlich zu einer Kombination<br />
aus verschiedenen Antriebsmöglichkeiten<br />
kommen.“<br />
„Sehr, sehr starke Anreize“<br />
Keinen Zweifel hegt der Geschäftsführer<br />
des Branchenverbandes daran,<br />
dass das Thema Fuhrparkumstellung<br />
auf emissionsfreie Antriebe in<br />
der Wirtschaft angekommen ist: „All<br />
unsere Mitglieder befassen sich intensiv<br />
damit“, sagt der Verbandsgeschäftsführer.<br />
Besonders der Einsatz<br />
von Plug-in-Hybriden würde disku-
unternehmen [!] VERANTWORTEN 27<br />
So fördert der Staat den Kauf von E-Autos<br />
Von 2024 an soll die Umstellung auf E-Autos bei Würth abgeschlossen sein.<br />
Umfangreiche Förderungen für <strong>Unternehmen</strong><br />
Der Staat unterstützt die Umstellung<br />
auf Elektromobilität, etwa bei KfW Investitionen<br />
in Maßnahmen zur Verringerung,<br />
Vermeidung und zum Abbau von Emissionen.<br />
Mit dem Umweltbonus wird der Kauf<br />
von Elektrofahrzeugen mit bis zu 6000 Euro<br />
gefördert.<br />
Käufer sind zudem für zehn Jahre von der<br />
Kfz-Steuer befreit. Danach fallen nur 50 Prozent<br />
der eigentlichen Kfz-Steuer an. Wird ein<br />
Dienstwagen mit einem emissionsarmen<br />
Antrieb privat genutzt, müssen 0,25 statt 1<br />
Prozent des Bruttolistenpreises versteuert<br />
werden. Dazu kommen noch regionale Förderungen:<br />
Baden-Württemberg etwa unterstützt<br />
den Erwerb von E-Taxis und E-Lkw.<br />
tiert: „Sie sind ja nur bedingt<br />
umweltfreundlich. Die Förderung<br />
sollte deswegen differenziert<br />
und abhängig von der<br />
E-Nutzung gewährt werden.“<br />
Die Bundesregierung hat bereits<br />
angekündigt, dass der Umweltbonus<br />
für Hybridfahrzeuge nur<br />
noch bis Ende 2023 gewährt<br />
wird. Die Automobilindustrie<br />
sieht das kritisch. Aus Sicht der<br />
Hersteller kann auf Hybride<br />
vorerst nicht verzichtet werden.<br />
Die Beratung zu<br />
Fahrprofilen,<br />
Infrastruktur und<br />
Fördermitteln wird<br />
entscheidend sein.<br />
Heinz-Dieter Tiemeyer<br />
Autohändler<br />
Die Anreize, eine Umstellung<br />
vorzunehmen, sind laut Schäfer<br />
jedenfalls „sehr stark“: „Aber die<br />
Angebotspalette, die benötigt<br />
wird, existiert noch nicht.“<br />
Für den Handel ist die erhöhte<br />
Nachfrage Chance und Herausforderung<br />
zugleich, wie<br />
Heinz-Dieter Tiemeyer, ehemaliger,<br />
langjähriger Beirat des<br />
Volkswagen und Audi Händlerverbandes,<br />
beschreibt: „Wir<br />
müssen jetzt ein entsprechendes<br />
Beratungs-Know-how zur<br />
Verfügung stellen.“<br />
Entscheidend werde nicht<br />
nur wie bisher eine wirtschaftliche<br />
Analyse des Fuhrparkmanagements<br />
sein, sondern die Beratung<br />
mit Blick auf die Fahrprofile,<br />
die Einrichtung einer individuellen<br />
Ladeinfrastruktur<br />
sowie die verschiedenen Fördermöglichkeiten,<br />
betonte der<br />
Inhaber einer der größten automobilen<br />
Handelsgruppen in<br />
Deutschland.<br />
Die Branche ist sich jedenfalls<br />
sicher, dass die Verwendung<br />
emissionsfreier Antriebe<br />
in den Fuhrparks deutlich steigen<br />
wird: Nach den Angaben<br />
des Bundesverbands Fuhrparkmanagement<br />
ist der Anteil Januar<br />
bis Oktober 2021 bei den Neuzulassungen<br />
im Segment Elektro-<br />
sowie Hybridfahrzeuge auf<br />
30 Prozent gestiegen. „Diese<br />
Tendenz wird sich auch in diesem<br />
Jahr fortsetzen, das sagen<br />
auch alle Marktforschungen“,<br />
sagt Verbandsgeschäftsführer<br />
Schäfer. Im Jahr 2030 soll der<br />
Anteil der elektrogetriebenen<br />
Autos Studien zufolge bei rund<br />
40 Prozent liegen. [!]<br />
<br />
Wilfried Urbe
28<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
Firmen und die Macht<br />
der Erzählung<br />
Chroniken <strong>Unternehmen</strong> haben oft eine bewegte Geschichte,<br />
machen daraus aber nichts. „History Marketing“ bietet die Chance,<br />
Werte zu transportieren und auf sich aufmerksam zu machen.<br />
Auf Zeitreise zu gehen, kann<br />
sich lohnen. Das erkennen auch<br />
immer mehr Firmen. Gemeinsam<br />
mit Historikern arbeiten sie<br />
ihre Geschichte auf.<br />
FOTO: © OLGA PINK/SHUTTERSTOCK.COM
www.munk-ulm.de<br />
unternehmen [!] MACHEN 29<br />
Verpixelte Archivbilder,<br />
Zahlen-Kolonnen und<br />
ellenlange Textwüsten<br />
– der ein oder die andere<br />
dürfte etwas ähnliches mit<br />
dem Begriff „<strong>Unternehmen</strong>sgeschichte“<br />
in Verbindung bringen.<br />
Zu Unrecht. Denn Firmen haben<br />
mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten,<br />
ihre Vergangenheit aufleben<br />
zu lassen – auf eine ganz und<br />
gar nicht verstaubte<br />
Art und Weise. Etwa<br />
durch Online-Rätselseiten,<br />
digitale Fotoalben<br />
oder Ausstellungen.<br />
Die eigene Historie<br />
aufzuarbeiten und als<br />
Tool der <strong>Unternehmen</strong>skommunikation<br />
zu nutzen, nennt sich<br />
History Marketing.<br />
Der Vorteil daran: Firmengeschichte<br />
ist<br />
individuell. Es gibt<br />
kein zweites <strong>Unternehmen</strong><br />
mit identischer<br />
Vergangenheit.<br />
Schätze im Keller<br />
Die Aalener Agentur<br />
„Die Firmenhistoriker<br />
GmbH“ ist<br />
auf das Geschichtsmarketing<br />
für <strong>Unternehmen</strong><br />
spezialisiert.<br />
Wie das genau<br />
aussehen kann,<br />
erklärt Bereichsleiter<br />
Roman Krüger:<br />
„Früher haben wir<br />
viele Bücher geschrieben<br />
und in Archiven<br />
recherchiert. Nun<br />
kommt immer mehr<br />
hinzu, dass wir ehemalige<br />
Mitarbeiter interviewen.“<br />
Es mache<br />
Spaß, <strong>Unternehmen</strong>sgeschichte<br />
menschlicher<br />
zu gestalten.<br />
„Nicht mehr nur die<br />
trockene, eingestaubte<br />
Chronik, sondern sie<br />
durch persönliche Berichte<br />
zum Leben erwecken.“<br />
Die Arbeit beginnt meist damit,<br />
zu schauen: Was ist an Ausgangsmaterial<br />
da? Welche Schätze<br />
schlummern im Keller? Dann<br />
wird sondiert, sortiert, digital archiviert<br />
und überlegt: Was lässt<br />
Früher waren<br />
Chroniken eine<br />
trockene Sache.<br />
Heute werden sie<br />
lebendig gestaltet.<br />
Roman Krüger<br />
Firmenhistoriker<br />
FOTOS: © FIRMENFOTO / © ATSURKAN/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Archivar Martin Burkhardt und<br />
Rainer Lächele, Geschäftsführer<br />
D.I.E. Firmenhistoriker GmbH,<br />
begutachten Filme (oben). Die<br />
Mitarbeiterinnen Ramona Rösch<br />
(li.) und Pauline Claß recherchieren<br />
in alten Unterlagen.<br />
sich daraus machen? Was passt<br />
zum <strong>Unternehmen</strong>? Entscheidend<br />
dabei: der Faktor Zeit.<br />
Davon haben die Firmenhistoriker<br />
lieber zu viel als zu wenig.<br />
Für Firmen-Kunden gilt daher:<br />
Rechtzeitig melden.<br />
Krüger hat Neuere Geschichte<br />
und Wirtschaftsgeschichte in<br />
Düsseldorf studiert. Auch die<br />
Freelancerin Julia Lorenzen von<br />
„Geschichte hoch 3“<br />
aus Scheidegg ist studierte<br />
Historikerin.<br />
Sie sagt: „Menschen<br />
interessierten sich<br />
leidenschaftlich für<br />
gute Geschichten –<br />
erst recht für authentische.<br />
Eine gut<br />
erzählte Geschichte<br />
bleibt in Erinnerung.<br />
Damit bleibt<br />
auch das <strong>Unternehmen</strong><br />
in Erinnerung.<br />
Ihre <strong>Unternehmen</strong>sgeschichte<br />
ist<br />
der ideale Ort um<br />
glaubhaft zu vermitteln<br />
und zu belegen,<br />
wofür Sie stehen.“<br />
Stolz auf die Wurzeln<br />
Einer ihrer Auftraggeber<br />
ist CHG-Meridian<br />
aus Ravensburg mit<br />
rund 1200 Mitarbeitenden.<br />
Das IT- und Technikunternehmen<br />
wurde<br />
1979 gegründet, ist<br />
also relativ jung.<br />
Trotzdem nutzt auch<br />
CHG History Marketing.<br />
„Als im Ursprung<br />
schwäbisches<br />
<strong>Unternehmen</strong><br />
fühlen wir uns der<br />
Region eng verbunden<br />
und sind stolz<br />
auf unsere Wurzeln“,<br />
sagt Marketingchef<br />
Matthias<br />
Steybe. „Deswegen<br />
ist es uns wichtig,<br />
unsere Geschichte<br />
zu dokumentieren<br />
– sie ist die Grundlage für die<br />
DNA des <strong>Unternehmen</strong>s und für<br />
unsere Entwicklung bis heute.“<br />
Gerade wurde der Historien-Part<br />
auf der Homepage neu<br />
veröffentlicht. Das Firmen-Archiv<br />
soll weiter ausgebaut werden.<br />
Zum 40-jährigen Jubiläum<br />
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RESSORT MACHEN unternehmen [!]<br />
Julia Lorenzen erklärt die Do’s und Dont’s im History Marketing<br />
Historikerin Julia Lorenzen ist überzeugt, dass gut erzählte Geschichten in Erinnerung bleiben.<br />
Do:<br />
»»<br />
Stehen Sie zu Ihrem Alter! Alter ist bei <strong>Unternehmen</strong> ein Ausweis<br />
von Know-How und Qualität.<br />
»»<br />
Erzählen Sie Ihre Geschichte! Die Menschen möchten wissen, mit<br />
wem Sie es zu tun haben. Das macht Sie interessant und Sie bleiben<br />
in Erinnerung.<br />
»»<br />
Zeigen Sie Bilder! Wir sind visuelle Wesen, Bilder sind heute wichtiger<br />
denn je<br />
»»<br />
Aktualisieren Sie Ihre Geschichte! Nichts wirkt verschlafener als<br />
eine Timeline, bei der der letzte Eintrag fast <strong>10</strong> Jahre alt ist.<br />
Don’t:<br />
»»<br />
Präsentieren Sie keine nackten Zahlen!<br />
»»<br />
Lange Timelines interessieren niemanden. Erzählen Sie lieber. Geschichten<br />
sind spannend!<br />
»»<br />
Verstecken Sie nichts!<br />
»»<br />
Lassen Sie nichts aus. Das rächt sich, wenn es ans Tageslicht<br />
kommt. Auch überstandene Krisen sind ein Zeichen von Stärke.<br />
»»<br />
Verwenden Sie keine alten Texte!<br />
»»<br />
Die Geschichte vom letzten Jubiläum vor 25 Jahre war damals sicher<br />
gut. Aber ist sie es heute noch? Lassen Sie sie überarbeiten.<br />
»»<br />
Lassen Sie nicht den Praktikanten schreiben!<br />
»»<br />
Historiker haben studiert und <strong>Unternehmen</strong>shistoriker sind dazu<br />
noch Experten in Fragen der Aufbereitung und Präsentation Ihrer<br />
Geschichte. Nutzen Sie das!<br />
FOTO: LISA BERGER<br />
im Jahr 2019 gab es eine Ausstellung<br />
im Wirtschaftsmuseum Ravensburg.<br />
„Wir wollen zeigen,<br />
wer wir sind und was uns antreibt<br />
– und da gehört die Historie<br />
dazu.“<br />
Neuer Begriff, alte Strategie<br />
History Marketing kann also<br />
dabei helfen, Kundschaft und<br />
Mitarbeitende positiv ans <strong>Unternehmen</strong><br />
zu binden. Ebenso<br />
wie Bewerbende. Außerdem<br />
dient es der Abgrenzung zur<br />
Konkurrenz. Es soll auf unterhaltsame<br />
Weise von Kompetenz,<br />
Know-How und Erfahrung<br />
überzeugen, Vertrauen stärken<br />
und für Identifikation sorgen.<br />
Nicht zuletzt transportiert History<br />
Marketing die Werte des<br />
<strong>Unternehmen</strong>s auf emotionale<br />
Weise.<br />
Wir wollen<br />
zeigen, wer wir<br />
sind und was uns<br />
antreibt – dazu<br />
gehört die Historie.“<br />
Matthias Steybe<br />
Marketingchef CHG-Meridian<br />
Der Begriff „History Marketing“<br />
mag relativ neu sein, die<br />
Sache an sich ist es nicht. Zumindest<br />
nicht, was große Firmen<br />
angeht. „<strong>Unternehmen</strong> wie<br />
Krupp oder Mercedes Benz betreiben<br />
schon sehr lange so etwas<br />
wie History Marketing. Mit<br />
eigenen Archiven und eigenen<br />
Museen“, sagt Thomas Schuetz<br />
vom Historischen Institut der<br />
Universität Stuttgart. „Seit den<br />
1990ern wird das nur verhältnismäßig<br />
stärker betont.“<br />
History Marketing ist außerdem<br />
konjunkturabhängig. In<br />
wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />
sei es höchstwahrscheinlich<br />
weniger nachgefragt, sagt<br />
Schuetz: „Ein <strong>Unternehmen</strong><br />
wird nur das Geld für ein derartiges<br />
Projekt in die Hand nehmen,<br />
wenn es nicht gerade damit<br />
beschäftigt ist, den Bach<br />
runter zu gehen.“<br />
Schwierig wird es auch, wenn<br />
es um dunkle Phasen in der Vergangenheit<br />
geht. Ganz großes<br />
Thema ist natürlich die Zeit des<br />
Nationalsozialismus. „Was Sie<br />
als <strong>Unternehmen</strong> erzählen, sollte<br />
sauber recherchiert und fundiert<br />
sein“, sagt Lorenzen. Wobei<br />
es zwischen wissenschaftlich<br />
arbeitenden Historikern<br />
und denen, die „Lohnarbeit“ machen,<br />
durchaus Reibungspunkte<br />
gibt. Genau wie zwischen<br />
Historikern und <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Was für den einen erzählenswert<br />
ist, mag es für den anderen<br />
noch lange nicht sein. Grundsätzlich<br />
raten aber alle Experten<br />
dazu, offen und ehrlich mit der<br />
eigenen Firmengeschichte umzugehen.<br />
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31<br />
Aus 3 wird 1: Geballte Kompetenz in der<br />
Verbindungs- und Montagetechnik<br />
Anfang <strong>März</strong> <strong>2022</strong> firmieren KVT-Fastening und BRUMA Drehtechnik unter Bossard Deutschland.<br />
Interview mit den Geschäftsführern Florian Beer und Dr. Frank Hilgers<br />
Es tut sich was rund 20 Kilometer südlich von<br />
Ulm. Durch die Fusion der drei <strong>Unternehmen</strong><br />
KVT-Fastening, BRUMA und Bossard Deutschland<br />
mit unterschiedlichen Kompetenzen in<br />
der Verbindungs- und Montagetechnik zur<br />
Bossard Deutschland GmbH.<br />
Wie schon die drei Einzelfirmen gehört auch<br />
das neue Bossard Deutschland zur internationalen<br />
Bossard <strong>Unternehmen</strong>sgruppe mit<br />
Stammsitz in Zug/Schweiz gehören. Über<br />
Hintergründe und Ziele der Fusion geben die<br />
Geschäftsführer Florian Beer und Dr. Frank<br />
Hilgers im Interview Auskunft.<br />
Werte Herren Beer und Dr. Hilgers, eine zentrale<br />
Frage zuerst: Welchen Nutzen bringt<br />
die Fusion Ihren Kunden?<br />
Florian Beer: Ich finde, der Satz „Das Ganze<br />
ist mehr als die Summe ihrer Teile“ trifft hier<br />
den Kern. Unsere Kunden erhalten aus einer<br />
Hand das Leistungsportfolio und die jeweils<br />
spezifische Qualität von drei anerkannten <strong>Unternehmen</strong><br />
in der Verbindungs-, Befestigungs-<br />
und Montagetechnik.<br />
Dr. Frank Hilgers: Tatsächlich findet mit der<br />
Fusion das Beste aus drei Geschäftsmodellen<br />
zusammen. Von Design über Produktion bis<br />
Modifikationen und Neuentwicklungen –<br />
durch unsere gebündelten Kompetenzen dürfen<br />
sich unsere Kunden sicher sein, sowohl<br />
die technischen Anforderungen an die Verbindungstechnik<br />
bestmöglich zu lösen als auch<br />
die Gesamtkosten („Total Cost of Ownership“)<br />
deutlich zu reduzieren.<br />
Florian Beer: Gerade letzteres ist ein Aspekt,<br />
dessen Potenzial vielen Kunden noch nicht<br />
bewusst ist. Die Zusammensetzung der Gesamtkosten<br />
an der Verbindungstechnik kann<br />
Die Geschäftsführer Dr. Frank Hilgers (links) und Florian Beer (rechts) im Gespräch.<br />
man sich wie einen „Eisberg“ vorstellen, bei<br />
dem 85 Prozent Kosten an und durch die gewählte<br />
Verbindungstechnik nicht sichtbar<br />
sind und ungeheure Einsparmöglichkeiten<br />
bieten.<br />
Firmenfotos<br />
Wie genau werden Sie diese geballte Kompetenz<br />
dreier Firmen organisieren?<br />
Florian Beer: In Illerrieden konzentrieren wir<br />
uns weiter auf unsere Produkte in den Bereichen<br />
Einpresstechnik, Niettechnik, Funktionselemente,<br />
Schrauben, DIN-Teile und Gewindeeinsätze<br />
– ergänzt um die passende<br />
Verarbeitungstechnik vom einfachen Handsetzgerät<br />
bis zu vollautomatischen Systemen,<br />
wir nennen das „System Sell“.<br />
Der Standort Velbert wird als Kompetenzzentrum<br />
für Zeichnungsteile die bewährte Expertise<br />
weiter ausbauen. Hier erhält der Kunde<br />
Spezialschrauben aller Art sowie hochwertige<br />
Drehteile und Schraubenverbindungs-Elemente<br />
nach Vorgabe und Bedarf. Illerrieden<br />
und Velbert gewährleisten zusammen: Der<br />
Kunde erhält das Verbindungselement entweder<br />
aus unserem Produktsortiment oder als<br />
Zeichnungsteil – und weiß, dass es für ihn die<br />
beste und die kosteneffizienteste Lösung ist.<br />
Die Fusion macht aus drei kleineren Firmen<br />
den „Leader in Proven Produktivity der Fastening<br />
Industry“. Die Bossard Deutschland<br />
GmbH hat im Bereich der Verbindungstechnik<br />
alles bzw. genau das, was der Kunde braucht<br />
– und was so hierzulande niemand sonst anbietet.<br />
Aus 3 wird 1 – Wir firmieren zum 01.03.<strong>2022</strong> um<br />
Max-Eyth-Straße 14 · 89186 Illerrieden<br />
Tel. 07306 782400 · www.bossard.com
spezial<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Standort<br />
im Porträt<br />
Stadt im<br />
Wandel<br />
Günzburg Barrieren ab- und Fahrradwege<br />
ausbauen: Oberbürgermeister Gerhard<br />
Jauernig setzt auf Fördergelder und<br />
Innovationen, um die Stadt zu entwickeln.<br />
Günzburg<br />
Auch die älter werdende<br />
Stadtgesellschaft hat die Kommune<br />
im Blick mit ihrem Senioren-Konzept.<br />
Für altersgerechtes<br />
Wohnen heiße es Barrieren<br />
abzubauen, was schon bei der<br />
Absenkung von Bordsteinen anfängt.<br />
Mit 15 anderen Gemeinden<br />
nimmt Günzburg am Modellprojekt<br />
„Bayern Barrierefrei<br />
2023“ teil. So wurden und werden<br />
Kopfsteinpflaster-Passagen<br />
in und zur Altstadt durch barrierefreie<br />
Laufwege aus Granitplatten<br />
ersetzt, die nicht nur<br />
Menschen mit körperlichen Einwww.swp-unternehmen.de<br />
Günzburg – die ehemalige<br />
Garnisonsstadt mit<br />
ihren Wahrzeichen,<br />
dem weithin sichtbaren<br />
Stadtturm und der Stadtmauer,<br />
wandelt sich zu einer zukunftsorientierten<br />
Großen<br />
Kreisstadt, die gemeinsam mit<br />
der Stadt Leipheim seit 2018 den<br />
Titel eines Oberzentrums trägt.<br />
„Wenn man Menschen nach der<br />
Qualität des Wohnens fragt, haben<br />
Themen wie Bildung, Gesundheitsvorsorge<br />
und Mobilität<br />
einen sehr hohen Stellenwert“,<br />
sagt Oberbürgermeister<br />
Gerhard Jauernig. „Bei uns kommen<br />
sogar noch viele Arbeitsplätze<br />
dazu“, sieht er seine Heimatstadt<br />
sehr gut aufgestellt.<br />
Bei allen oben genannten<br />
Punkten hat Günzburg viel zu<br />
bieten, sei es die sechsspurig<br />
ausgebaute Autobahn 8 oder die<br />
„exzellente Anbindung an die<br />
Schiene. Man kann in ganz kurzer<br />
Zeit aus dem Umland in<br />
Günzburg sein, aber auch von<br />
Günzburg aus in ganz Deutschland<br />
und seinen Nachbarländern“,<br />
meint der Oberbürgermeister<br />
zum Thema Mobilität.<br />
Hin zur Fahrrad-Stadt<br />
Innerorts blickt die Stadt in diesem<br />
Bereich ebenfalls in die Zukunft:<br />
„Wir wollen eine Fahrradstadt<br />
werden“, erklärt Jauernig.<br />
Bis 2025 will Günzburg dort so<br />
attraktiv werden, dass sie sich<br />
von anderen Kommunen deutlich<br />
unterscheidet. Dazu wurde<br />
ein Radwege-Konzept erstellt,<br />
das Fahrradstraßen vorsieht und<br />
Tempo 30 innerorts für Autos.<br />
Gegenüber dem Bahnhof und<br />
anderen Orten im Stadtgebiet<br />
werden oder wurden schon sichere<br />
und wettergeschützte<br />
Fahrrad-Abstellplätze errichtet.<br />
Die jüngst eröffnete Sammelschließanlage<br />
am Bahnhof beispielsweise<br />
lässt sich bequem<br />
über eine App oder per E-Mail<br />
bedienen.<br />
Jauernig sieht solche Investitionen,<br />
die zudem aus verschiedenen<br />
Töpfen gefördert werden,<br />
als „kommunalen Beitrag, um<br />
dem menschengemachten Klimawandel“<br />
zu begegnen. Zudem<br />
fördert die Stadt die Anschaffung<br />
von Lastenfahrrädern ihrer<br />
Bürger. Arbeitsweg, Abholen<br />
der Kinder vom Kindergarten<br />
oder Transportieren von sperrigem<br />
Gepäck per Rad sollen so<br />
an Attraktivität gewinnen.<br />
Man kann in<br />
ganz kurzer<br />
Zeit aus dem<br />
Umland in<br />
Günzburg sein.<br />
Gerhard Jauernig<br />
Oberbürgermeister Günzburg
unternehmen [!]<br />
SPEZIAL<br />
33<br />
Zur Person<br />
„Ich habe das<br />
Glück, dass ich seit<br />
der Geburt in der<br />
Stadt lebe“, sagt<br />
der 1968 geborene<br />
Gerhard Jauernig<br />
(SPD), der seit<br />
2002 das Amt des<br />
Oberbürgermeisters<br />
bekleidet.<br />
Dass er beliebt ist,<br />
zeigen die deutlichen<br />
Wiederwahl-Ergebnisse<br />
von je rund 95 Prozent<br />
der Stimmen<br />
in 2020, 2014 und<br />
2008. „Für mich<br />
Gerhard Jauernig.<br />
Foto: Bernhard<br />
Weizenegger<br />
heißt Günzburg Zukunft“.<br />
Die Kommune<br />
sei eine unverwechselbare<br />
Marke mit ihren<br />
drei Flüssen und<br />
dem Flair der Altstadt,<br />
die manche<br />
dazu bewegen, sie<br />
die „nördlichste<br />
Stadt Italiens“ zu<br />
nennen. Er freut<br />
sich über das „Wir-<br />
Gefühl“ unter den<br />
Bürgern: „Hier lässt<br />
es sich gut leben,<br />
arbeiten und die<br />
Freizeit verbringen.“<br />
schränkungen zugute kommen,<br />
sondern auch mehr Komfort für<br />
Kinderwagen und Fahrräder sowie<br />
eine bessere Orientierungsmöglichkeit<br />
für Sehbehinderte<br />
bieten. Der Aufgang zur Altstadt<br />
wird zudem durch einen Lift ergänzt.<br />
Im Bildungsbereich ist in<br />
der Großen Kreisstadt „nahezu<br />
jedes Angebot“ vorhanden, wie<br />
Oberbürgermeister Jauernig<br />
sagt. Angefangen von den<br />
Grundschulen, die es in einzelnen<br />
Stadtteilen gibt, über Realschulen,<br />
private und staatliche<br />
Gymnasien bis hin zu den Berufsschulen,<br />
Technologie-Transferzentrum<br />
und Erwachsenenbildungsstätten.<br />
Die medizinische Grundversorgung<br />
ist nicht nur durch<br />
Hausärzte und Fachärzte abgedeckt,<br />
Günzburg ist auch Standort<br />
einer Kreisklinik und des Bezirkskrankenhauses<br />
mit weit<br />
mehr als 2000 Arbeitsplätzen im<br />
medizinischen Bereich. Da die<br />
Stadt auch Behördenstandort<br />
ist, ist die öffentliche Hand zudem<br />
Arbeitgeber in Sektoren<br />
wie Amtsgericht, Vermessungsamt,<br />
Finanzverwaltung, Landratsamt<br />
und mehr.<br />
1,8 Millionen Besucher<br />
Weltbekannte Firmen wie Munk<br />
Steigtechnik oder der Schalungsbauer<br />
Peri wissen die<br />
Standortvorteile ebenso zu<br />
schätzen wie <strong>Unternehmen</strong> im<br />
Bereich der Lebensmittelproduktion<br />
wie Zott, Küchle, die<br />
Radbrauerei und andere. So<br />
werden auch Hamburger für die<br />
Fastfood-Kette McDonald’s hier<br />
hergestellt. „Die müssten eigentlich<br />
Günzburger heißen“,<br />
meint der OB mit einem Augenzwinkern.<br />
Eine weitere Säule ist<br />
der Freizeitpark Legoland, der<br />
vor 20 Jahren den Bekanntheitsgrad<br />
der Stadt binnen weniger<br />
Monate enorm gesteigert und<br />
Günzburg sowie auch das Umland<br />
im touristischen Bereich<br />
weit nach vorne gebracht hat.<br />
„In Spitzenzeiten besuchen es<br />
1,8 Millionen Menschen im Jahr.<br />
Ein nicht unerheblicher Teil<br />
bleibt über Nacht oder besucht<br />
die Stadt“, sagt der Oberbürgermeister.<br />
Auf dem Gelände des ehemaligen<br />
Fliegerhorstes Leipheim,<br />
das zum Teil auch auf Günzburger<br />
Gemarkung liegt, wurde ein<br />
254 Hektar großes interkommunales<br />
Gewerbegebiet geschaffen<br />
mit jetzt schon mehreren tausend<br />
Arbeitsplätzen.<br />
Sozialgerechte Ordnung<br />
Die Schaffung von bezahlbarem<br />
Wohnraum ist eines der Themen,<br />
die die Kommune ebenfalls<br />
in der Zukunft beschäftigen.<br />
Seit Ende 2017 hat Günzburg<br />
eine „Sozialgerechte Bodenordnung“,<br />
die Investoren<br />
unter anderem dazu verpflichtet,<br />
20 Prozent der Wohnungen<br />
als öffentlich geförderte Wohnungen<br />
zu errichten.<br />
Projekte wie „GZ plastikfrei“<br />
oder ein Agenda-Diplom an den<br />
Schulen begleiten die Fairtrade-Stadt<br />
auf dem Weg in eine<br />
nachhaltige Zukunft. Ein weiterer<br />
Baustein ist die Bewerbung<br />
für die Ausrichtung einer Landesgartenschau<br />
zwischen 2028<br />
und 2032. Ziel ist dabei, eine Gewerbebrache<br />
entlang der Donau<br />
in ein attraktives Stadtgebiet mit<br />
neuen Wohnbauflächen zu entwickeln.<br />
Das Lutzareal westlich des Marktplatzes: Raum für barrierefreies<br />
Wohnen, Büros und Handel. Foto: Philipp Röger für die Stadt Günzburg
34<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Auf starkem Fundament<br />
Landkreis Günzburg Dank eines vielfältigen Branchenmix kann die Region auf eine hohe<br />
wirtschaftliche Stabilität schauen. Von Werner Gallbronner<br />
Was die gesamte wirtschaftliche<br />
Situation<br />
anbelangt, sind<br />
wir ein sehr starker<br />
Landkreis“, sagt Günzburgs<br />
Landrat Hans Reichhart. „Ein<br />
großer Branchenmix sorgt für<br />
eine extrem hohe Stabilität,<br />
auch in Krisenzeiten“, verweist<br />
der Landrat darauf, dass der<br />
Landkreis trotz der Pandemie<br />
auf gesunden Füßen steht. Das<br />
auch dank vieler familiengeführter<br />
<strong>Unternehmen</strong>, die sich<br />
sehr innovativ zeigen.<br />
Ob Straße oder Schiene: Über<br />
die Autobahn 8, die direkt durch<br />
den Landkreis führt, und die<br />
Bahn ist der Kreis Günzburg mit<br />
seinen benachbarten Oberzentren<br />
Ulm und Augsburg sowie<br />
den Metropolregionen Stuttgart,<br />
München und Nürnberg eng<br />
verbunden. Die nahegelegene<br />
A7 schafft Anschluss nach Norden<br />
und Süden. Bei der Schiene<br />
kann Günzburg mit einem eigenen<br />
ICE-Halt punkten.<br />
Der Landkreis Günzburg ist ein starker Wirtschaftsraum mit hohem<br />
Freizeitwert.<br />
FOTOS: FOUAD VOLLMER WERBEAGENTUR, PHILIPP RÖGER FÜR DIE STADT GÜNZBURG<br />
Herausforderungen für Jahre<br />
Das kommt natürlich auch dem<br />
touristischen Bereich zugute,<br />
nicht von ungefähr hat Lego seinen<br />
Freizeitpark Legoland in die<br />
bayerische Region gebaut, um<br />
nur das bekannteste Beispiel für<br />
Freizeitaktivitäten in der Region<br />
zu nennen. Doch da bietet<br />
sich noch viel mehr: Neben dem<br />
Donauradweg verfügt der Landkreis<br />
über eines der am besten<br />
ausgebauten Radwegenetze, das<br />
durch Wegewarte auch gepflegt<br />
wird. Es gibt große Badeseen,<br />
teils mit Wakeboardanlage, und<br />
sogar eine Langlauf-Loipe bei<br />
Winzer in der Nähe von Krumbach,<br />
wenn genügend Schnee in<br />
der Region liegt.<br />
„Wir können auf einem extrem<br />
starken Fundament aufbauen“,<br />
lautet deshalb das Fazit<br />
des Landrats, der dennoch einige<br />
Herausforderungen für den<br />
Wirtschaftsstandort in der Zukunft<br />
sieht. Da ist zum einen der<br />
Bereich Bildung: Obwohl in den<br />
vergangenen Jahren schon sehr<br />
viel passiert ist und der Landkreis<br />
in diesem Bereich in vielen<br />
Dingen eine Vorreiterrolle<br />
einnimmt, gelte es hier weiter<br />
voran zu schreiten.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
In zehn Jahren<br />
ist unsere<br />
Bevölkerung um<br />
fast zehn Prozent<br />
gewachsen.<br />
Hans Reichhart<br />
Landrat Landkreis Günzburg<br />
steht auch die Nachwuchsgewinnung<br />
– nicht nur im akademischen<br />
Bereich, sondern auch<br />
an ausgebildeten Fachkräften –<br />
oben auf der Agenda der Handlungsfelder,<br />
die der Landkreis<br />
bearbeitet. Er will die Rahmenbedingungen<br />
dafür verbessern,<br />
unter anderem, indem er eine eigene<br />
Wohnungsbaugesellschaft<br />
gründet. „In den vergangenen<br />
zehn Jahren ist unsere Bevölkerung<br />
um fast zehn Prozent gewachsen.<br />
Als Wirtschaftsstandort<br />
brauchen wir das auch weiterhin“,<br />
sagt Hans Reichhart.<br />
Die kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft<br />
soll neben sozialem<br />
Wohnungsbau vor allem in<br />
Mangelbereichen bezahlbaren<br />
Wohnraum schaffen, für soziale<br />
Berufe und Auszubildende etwa.<br />
Der Landkreis, der selbst neben<br />
anderen Institutionen der öffentlichen<br />
Hand zugleich Arbeitgeber<br />
ist, sieht sich da auch aus diesem<br />
Blickwinkel in der Verantwortung<br />
und will sich engagieren:<br />
„Es gab einmal Zeiten, in<br />
denen die <strong>Unternehmen</strong> selbst<br />
Wohnungen für ihre Arbeitnehmer<br />
gebaut haben“, sagt Landrat<br />
Reichhart. Für die Wohnungsbaugesellschaft<br />
werde ein
unternehmen [!]<br />
SPEZIAL<br />
35<br />
Zweckverband aufgesetzt. Der<br />
Landkreis bietet dabei seinen<br />
Kommunen an, sich dort einzubringen.<br />
Für die Zukunft gelte<br />
weiterhin, zum einen die gute<br />
verkehrliche Lage zu nutzen,<br />
aber auch den Wohnungsbau zu<br />
forcieren. „Das muss miteinander<br />
korrespondieren.“<br />
Die im Kreis Günzburg mit<br />
seinen 34 Kommunen ansässigen<br />
<strong>Unternehmen</strong> haben in einer<br />
Befragung, die die Regionalmarketing<br />
Günzburg GbR regelmäßig<br />
durchführt – zuletzt im<br />
Jahr 2021, dem Landkreis ein<br />
sehr gutes Zeugnis ausgestellt<br />
und sich sehr zufrieden mit dem<br />
Standort gezeigt. Daran wolle<br />
man anknüpfen und weitermachen,<br />
erklärt der Landrat.<br />
Die dort von den Betrieben<br />
genannten Handlungsfelder<br />
sind die Gewerbeflächenentwicklung<br />
und der Wohnraum.<br />
Einer der zahlreichen Mosaiksteine,<br />
„die wir brauchen“, wie<br />
der Landrat meint, ist beispielsweise<br />
das interkommunale Gewerbegebiet<br />
auf dem Gelände<br />
des ehemaligen Fliegerhorsts<br />
Leipheim. Dort ist auch das Areal<br />
Digital untergebracht, wo<br />
Gründer und Startup-Firmen im<br />
Co-Working-Space oder gleich<br />
im eigenen Büro ihre Ideen und<br />
<strong>Unternehmen</strong> voran bringen<br />
können. Nicht nur durch geeignete<br />
und gut ausgestattete<br />
Räumlichkeiten, sondern auch<br />
durch die Vernetzung mit anderen,<br />
schon etablierten Betrieben.<br />
Auch im Bildungsbereich<br />
schreitet die Digitalisierung<br />
schnell voran, der Landkreis ist<br />
in diesem Bereich vorne dabei:<br />
Jeder Schüler soll ein digitales<br />
Endgerät erhalten, meint Reichhart.<br />
„Aber wir brauchen auch<br />
Mitarbeiter, die qualifiziert<br />
sind.“ So habe jeder Lehrer an<br />
Es gibt kein<br />
Nord-Süd-<br />
Gefälle. Wir haben<br />
überall starke<br />
<strong>Unternehmen</strong>.<br />
Hans Reichhart<br />
Landrat Landkreis Günzburg<br />
den Landkreis-Schulen im vergangenen<br />
Jahr ein eigenes Gerät<br />
zur Verfügung gestellt bekommen.<br />
Dazu kommen Fortbildungsangebote,<br />
unter anderem<br />
des Schulamts.<br />
Die Betreuung der digitalen<br />
Infrastruktur an den Bildungseinrichtungen<br />
bleibt nicht wie<br />
häufig andernorts den Schulen<br />
überlassen. Denn dafür hat der<br />
Kreis mit den Kommunen einen<br />
Zweckverband gegründet, der<br />
diese professionell aus einer<br />
Hand organisiert. Im Grundschulbereich<br />
bietet der Landkreis<br />
in den 3. und 4. Klassen Zusatzangebote<br />
an für Schüler, die<br />
länger an der Schule bleiben.<br />
„Das zahlen wir jetzt schon als<br />
Landkreis, bevor wir auf Zuschüsse<br />
dafür warten“, sagt<br />
Landrat Reichhart. Wenn es hinterher<br />
dann dafür auch noch etwas<br />
gebe, sei das natürlich super.<br />
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Kultur und Tagen in Günzburg<br />
Das Forum am Hofgarten ist in Günzburg die<br />
Adresse für Tagungen und Kultur, für Politik<br />
und gesellschaftliche Ereignisse. Das Kulturund<br />
Tagungszentrum ist eine moderne Begegnungsstätte<br />
mitten in Günzburg.<br />
Nicht nur die Architektur und die reizvolle Umgebung<br />
sind wichtige Pluspunkte für das Forum<br />
am Hofgarten, auch die Ausstattung in<br />
räumlicher und technischer Hinsicht beeinflusst<br />
die Entscheidung, in Günzburg zu tagen,<br />
positiv. Variable Raumzuschnitte, 1.400 m²<br />
Präsentationsfläche und eine zeitgemäße<br />
technische Ausstattung bieten nahezu unbegrenzte<br />
Möglichkeiten für bis zu 1500 Personen.<br />
Das Haus ist voll klimatisiert, es gibt eine<br />
hochwertige Tonanlage, eine computergesteuerte<br />
Lichtanlage, eine Verdunkelungsanlage,<br />
Großbildleinwände sowie Beamer und W-LAN.<br />
Zum Gelingen der Veranstaltungen trägt auch<br />
die gastronomische Qualität bei. Ob im kleinen<br />
oder großen Rahmen – der Gast, Kongressoder<br />
Tagungsteilnehmer legt aus gutem Grund<br />
besonderen Wert auf eine leistungsfähige Gastronomie.<br />
Kulinarisch betreut und verwöhnt<br />
werden die Gäste vom exklusiven Catering-Partner<br />
Portobello. Er bietet für jeden<br />
Anlass und Geschmack das passende Buffet,<br />
Ein Haus, das es in sich hat und auch von außen beeindruckt.<br />
Fingerfood oder Menü. Zusätzlich steht das<br />
Restaurant „SOUL FOOD“ im Forum zur Verfügung,<br />
welches eine moderne regionale Küche<br />
bietet.<br />
Das Forum am Hofgarten liegt direkt gegenüber<br />
dem mächtig aufsteigenden Schlosskomplex<br />
Günzburgs, der die Silhouette der<br />
Stadt beherrscht. Dazwischen befindet sich<br />
die lebendig-bunte Oase des Hofgartens – der<br />
Freiraum für die Günzburger, die Besucher der<br />
Stadt und den Tagungsteilnehmer. In nur 2 Minuten<br />
Fußweg befindet sich die historische Altstadt<br />
mit verträumten Gassen und der historischen<br />
Altstadt.<br />
Forum am Hofgarten<br />
Jahnstraße 2 · 89312 Günzburg<br />
Telefon 0049 (0)8221 3663-0<br />
E-Mail info@forum.guenzburg.de<br />
www.forum-am-hofgarten.de<br />
Foto: Forum am Hofgarten
36<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Ein Landkreis, der das Herz am richtigen Fleck hat<br />
„Der Landkreis Günzburg<br />
ist ein Landkreis,<br />
der extrem lebenswert<br />
ist mit seinen Freizeitund<br />
Kulturangeboten sowie<br />
seinen wirtschaftlichen<br />
Ressourcen und Bildungsmöglichkeiten“,<br />
meint Landrat Hans<br />
Reichhart (CSU). Der<br />
39-jährige promovierte<br />
Jurist, der vor seiner<br />
hauptberuflichen Politikerkarriere<br />
als Richter tätig<br />
war, wurde 2013 erstmals<br />
in den Landtag gewählt<br />
und ist seit 2020<br />
Landrat in Günzburg. Für<br />
die Kandidatur dort trat<br />
er zum 1. Februar 2020<br />
als bayerischer Staatsminister<br />
für Wohnen, Bau<br />
Hans Reichhart ist seit 2020 Landrat seines Heimatlandkreises.<br />
<br />
Foto: Bernhard Weizenegger<br />
und Verkehr zurück, zuvor<br />
war er schon Staatssekretär<br />
im Finanzministerium.<br />
Reichhart ist in Jettingen-Scheppach<br />
aufgewachsen,<br />
verheiratet<br />
und Vater von zwei Kindern<br />
im Alter von vier<br />
und sieben Jahren. Er bezeichnet<br />
sich selbst als<br />
„leidenschaftlichen Skifahrer“<br />
und den Landkreis<br />
Günzburg als einen,<br />
„der das Herz am richtigen<br />
Fleck hat“. Durch den<br />
Freizeitpark der Weltmarke<br />
Legoland habe der<br />
Landkreis eine „geniale<br />
Einrichtung, die ihm Riesenchancen“<br />
eröffne und<br />
die man aber auch nutzen<br />
müsse.<br />
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Donaubrücke bei Nacht:<br />
Günzburg ist eng mit dem<br />
Umland verbunden. Foto: Philipp<br />
Röger für die Stadt Günzburg<br />
Eine gute digitale Infrastruktur<br />
im doch ländlich geprägten<br />
Landkreis zu schaffen sei sehr<br />
aufwändig. Doch mittlerweile<br />
habe der Landkreis dort eine<br />
sehr hohe Abdeckung. „Das<br />
funktioniert in der Regel, man<br />
bekommt die Bandbreite, die benötigt<br />
wird.“ Einzelfälle gebe es<br />
jedoch noch, weiß er.<br />
Stabilität im Stromnetz wird<br />
ein immer größeres Thema: So<br />
wird derzeit in Leipheim auf<br />
dem ehemaligen Fliegerhorst-Gelände<br />
ein Gaskraftwerk<br />
gebaut, um eventuellen Blackouts<br />
entgegen wirken zu können.<br />
Die Grundsteinlegung für<br />
das Kraftwerk fand im September<br />
2021 statt, die Bauzeit beträgt<br />
drei Jahre.<br />
Am Ball bleiben<br />
Als großen Vorteil sieht Landrat<br />
Reichhart in Bezug auf akademische<br />
Bildung vor Ort, dass<br />
das Bezirkskrankenhaus in<br />
Günzburg (BKH) eine Außenstelle<br />
der Universitätsklinik<br />
Ulm ist. Seine Intention ist es,<br />
die Ausbildung im Bereich Pflege<br />
in den Kreiskliniken. So wurde<br />
kürzlich ein Vertrag für<br />
Räumlichkeiten der Pflegeschule<br />
in Krumbach unterzeichnet.<br />
„Wir werden da am Ball bleiben“,<br />
sagt er. Der soziale Bereich<br />
und das Gesundheitswesen bilden<br />
bedeutende Faktoren: Das<br />
Dominikus-Ringeisen-Werk ist<br />
der größte Arbeitgeber, dazu<br />
kommen das Förderungswerk<br />
St. Nikolaus Dürrlauingen, das<br />
BKH sowie die Kreiskliniken<br />
Günzburg und Krumbach, die<br />
Fachklinik Ichenhausen und das<br />
Therapiezentrum Burgau.<br />
Es gebe kein Denken in<br />
Alt-Landkreisen, vielmehr würde<br />
bei der Suche nach Lösungen<br />
auf die gemeinsamen Stärken<br />
gesetzt. Auch ein Nord-Süd-Gefälle<br />
sieht der Landrat nicht:<br />
„Wir haben überall starke <strong>Unternehmen</strong>.“<br />
Dazu zählen AL-<br />
KO, BWF, Cancom, Faist, Klimmer,<br />
Küchle, Kögel, Ludo Fact,<br />
Munk, Reflexa, Robatherm,<br />
Roma, Wanzl und Zimmermann,<br />
um nur einige zu nennen.<br />
Um weiter als Landkreis erfolgreich<br />
da stehen zu können,<br />
ist ihm neben der Bildung und<br />
Flächenentwicklung der Bahnausbau<br />
Ulm-Augsburg ein wichtiges<br />
Anliegen. Bauen kann er<br />
da auf gute Zusammenarbeit im<br />
Kreistag. Reichhart: „Wir haben<br />
ein extrem konstruktives Klima,<br />
getragen vom Willen, positiv zu<br />
gestalten.“ Dabei habe man den<br />
gesamten Landkreis im Blick.<br />
Logistikhalle in<br />
Günzburg direkt<br />
an der A 8<br />
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• 50.000 m² Logistikfläche<br />
• 5.300 m² Mezzanin<br />
• 1.700 m² Bürofläche<br />
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verfügbare Teilflächen ab <strong>10</strong>.000 m²<br />
Fertigstellung:<br />
Q 2 / 2023<br />
Das Grundstück liegt im Gewerbegebiet Deffingen Süd unmittelbar an<br />
der A 8, zwischen Stuttgart und München, Anschlußstelle Günzburg.<br />
Kontakt:<br />
Habacker Engineering GmbH<br />
Benrather Straße 12<br />
40213 Düsseldorf<br />
Tel.: +49 / 211 / 3554290<br />
E-Mail: info@habackerholding.com<br />
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38<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Zahlen, Daten &<br />
Fakten<br />
Landkreis und Stadt Günzburg Die Region im schwäbischen Barockwinkel<br />
ist wirtschaftlich breit aufgestellt und steht auf gesunden Füßen.<br />
128.056<br />
21.225<br />
39.898<br />
9.945<br />
Einwohner<br />
im Landkreis Günzburg<br />
Einwohner<br />
in der Stadt Günzburg<br />
Einpendler<br />
im Landkreis Günzburg<br />
Einpendler<br />
in der Stadt Günzburg<br />
54.954<br />
13.682<br />
42.517<br />
5.428<br />
Sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte Landkreis<br />
Sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte Stadt<br />
Auspendler<br />
im Landkreis Günzburg<br />
Auspendler<br />
in der Stadt Günzburg<br />
2,2 %<br />
1.665<br />
Arbeitslosenquote<br />
im Landkreis Günzburg<br />
Arbeitslose<br />
im Landkreis Günzburg
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Klima, Lüftung und Gebäudeautomatisierung.<br />
Vertrieben werden hochwertige Klimageräte,<br />
Klimaschränke, Kaltwassersätze sowie<br />
Wärmepumpen und somit die komplette Produktpalette<br />
für die Raumklimatisierung. Dabei<br />
geht es den Spezialisten nicht vorrangig nur um<br />
die Modellvielfalt, sondern vor allem auch um<br />
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Hygieneinspektionen
40<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
FOTOS: GIACINTO CARLUCCI<br />
Der 30-jährige Inhaber Marco Kienzler beliefert mit seinen Produkten mittlerweile zahlreiche Branchen.<br />
Geht nicht,<br />
gibt’s hier nicht<br />
Kick Im vom Maschinenbau geprägten Stauferkreis hat ein Vater-<br />
Sohn-Duo die traditionsreiche Spritzguss-Firma Kick fit für den<br />
Wettbewerb von morgen gemacht – auf nicht immer herkömmliche<br />
Art und Weise.<br />
Eine verwackelte Strichzeichnung,<br />
die während<br />
einer Zugfahrt entstanden<br />
war – viel mehr Informationen<br />
gab es nicht von einem<br />
einfallsreichen Unternehmer<br />
aus der Kosmetikbranche.<br />
Dazu die Bitte „Macht was<br />
draus!“ Das weckte den Ehrgeiz<br />
beim Göppinger Spritzgussspezialisten.<br />
Denn: „Geht nicht,<br />
gibt’s nicht”, stand für die Kienzlers<br />
von Anfang an fest, als Vater<br />
und Sohn vor acht Jahren<br />
den Betrieb übernommen haben.<br />
Seither wurde die Abhängigkeit<br />
des seit 63 Jahren bestehenden<br />
<strong>Unternehmen</strong>s von der<br />
Automobilindustrie konsequent<br />
zurückgefahren und durch einen<br />
Branchenmix ersetzt.<br />
Aus der spontanen Idee zur<br />
Perfektionierung einer raffinierten<br />
Verpackung von Crememischungen<br />
in Form einer Strichzeichnung<br />
wurde ein marktreifes<br />
Produkt. Auf dem Weg dorthin<br />
gab es viele Entwürfe, an<br />
denen getüftelt wurde, etliche<br />
Versuchsformen und<br />
Musterstücke. Inzwischen<br />
werden 5 Millionen<br />
Teile in der hauseigenen<br />
Spritzerei hergestellt.<br />
Nur eines<br />
von vielen Erfolgserlebnissen.<br />
Branchenintern<br />
hat sich Kick<br />
aus Göppingen<br />
mittlerweile einen<br />
Namen gemacht.<br />
Einen<br />
Industrie 4.0 wird<br />
im <strong>Unternehmen</strong><br />
vorangetrieben.<br />
In unserem<br />
Betrieb<br />
gehört der<br />
Werkzeugbau zur<br />
Kernkompetenz.<br />
Vorteil im Wettbewerb haben<br />
die Göppinger dadurch, Kunden<br />
„alles aus einer Hand“ anbieten<br />
zu können: Konstruktion, Spritzguss<br />
und Werkzeugbau. Mit dieser<br />
Strategie sowie einer unorthodoxen<br />
Personalpolitik auf einem<br />
in der Region Stuttgart hart<br />
umkämpften Arbeitsmarkt<br />
konnte Kick auch mehreren Krisen<br />
in den vergangenen Jahren<br />
trotzen.<br />
Denn es gab auch Rückschläge;<br />
wie den Tod des Senior-Chefs,<br />
der mit Anfang 60 im<br />
Jahr 2019 ganz plötzlich verstarb.<br />
Seither führt Marco<br />
Kienzler die Firma alleine, nachdem<br />
er sie zusammen mit seinem<br />
Vater Ralph 2014 gemeinsam<br />
übernommen und mit dem<br />
Vater-Sohn-Konzept sowohl<br />
den früheren Besitzer als auch<br />
die Banken überzeugt hatte. Der<br />
Nachfolger musste sich schneller<br />
bewähren als gedacht und er<br />
hat diese Prüfung bestanden.<br />
Mit einer Philosophie, die Vater<br />
und Sohn gemeinsam entwickelt<br />
und im <strong>Unternehmen</strong> implementiert<br />
haben. Geht nicht, gibt<br />
es eben nicht.<br />
Erhebliche Investitionen in<br />
einen modernen Maschinenpark,<br />
wie etwa einen Computertomographen,<br />
der Kunststoffteile<br />
bezüglich aller Feinheiten<br />
vermessen kann, gehören ebenfalls<br />
zur Strategie des Betriebs.<br />
Anders als viele Mittelständler
unternehmen [!] MACHEN 41<br />
Vater und Sohn suchen Firma<br />
Früher liefen<br />
die Maschinen<br />
acht Stunden<br />
am Tag, bald sind<br />
es 24 Stunden.<br />
Marco Kienzler<br />
Inhaber<br />
dieser Größe versucht man in<br />
der Göppinger Maybachstraße<br />
auch das Thema Industrie 4.0<br />
nicht auszusitzen, sondern aktiv<br />
anzugehen.<br />
Dazu gehört auch, neue Wege<br />
zu gehen. Für Schlagzeilen in<br />
der regionalen Presse sorgte die<br />
Firma Kick bald nach ihrer<br />
Übernahme durch Ralph und<br />
Marco Kienzler mit ihrer Personalpolitik.<br />
Auf den Fachkräftemangel<br />
im mittleren Neckarraum<br />
reagierte man in Göppingen<br />
mit einer Offensive zur Einstellung<br />
älterer Arbeitnehmer<br />
und von Frauen.<br />
Mit der Ausbildung eines syrischen<br />
Flüchtlings wurde bei<br />
der Firma Kick nicht nur die ohnehin<br />
große Vielfalt der Herkunftsländer<br />
erweitert, sondern<br />
auch ein Mitarbeiter gewonnen,<br />
der jüngst von der IHK als einer<br />
der besten seines Jahrgangs ausgezeichnet<br />
wurde und nicht nur<br />
deshalb ein echter Gewinn für<br />
Kick ist. „Er ist einer der loyalsten,<br />
zuvokommendsten, ehrlichsten<br />
Menschen, den ich kennenlernen<br />
durfte”, lobt der<br />
30-jährige Chef. Die Arbeitsmarktsituation<br />
habe sich auch<br />
nicht wesentlich entspannt,<br />
nachdem einige Mitbewerber in<br />
den letzten Jahren aufgeben<br />
mussten. Nach der Insolvenz eines<br />
35-Mann-Betriebes etwa sei<br />
zuletzt lediglich ein einziger<br />
Mitarbeiter ohne Anschlussbeschäftigung<br />
dagestanden, berichtet<br />
Kienzler. „Ein Werkzeugmacher<br />
kann in allen Bereichen<br />
arbeiten, hat von allem etwas gelernt<br />
– und ist daher entsprechend<br />
gefragt“, erklärt Kienzler.<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> nutzte die<br />
Krisenzeit in den vergangenen<br />
Monaten, um Strukturen zu optimieren<br />
und effizienter zu machen.<br />
Erklärtes Ziel ist es, den<br />
coronagedämpften Umsatz der<br />
vergangenen beiden Jahre in<br />
Höhe von rund zwei Millionen<br />
Euro wieder erheblich zu steigern.<br />
Abhängigkeiten reduzieren<br />
Das will der Betrieb durch<br />
Schnelligkeit und Qualität, vor<br />
allem durch die enge Verbindung<br />
von Werkzeugbau und<br />
Spritzerei erreichen. Die meisten<br />
Spritzereien hätten keine<br />
Werkzeugbauabteilung oder<br />
nicht in dem Umfang wie Kick.<br />
„Bei uns gehört der Werkzeugbau<br />
zur Kernkompetenz“, betont<br />
Kienzler. Zudem werde im<br />
Betrieb weiter in die Automatisierung<br />
investiert. Ziel sind<br />
mehrere Produktionsschichten,<br />
darunter auch Geisterschichten.<br />
„Früher liefen die Maschinen<br />
acht Stunden pro Tag, bald sind<br />
es 24.“<br />
Wichtig für das <strong>Unternehmen</strong><br />
war auch die Reduzierung<br />
der Abhängigkeit von einer Industrie<br />
und nur wenigen Kunden.<br />
Wie ein Damoklesschwert<br />
schwebte der 80-prozentige<br />
Umsatzanteil lediglich eines<br />
Kunden über der Zukunft des<br />
<strong>Unternehmen</strong>s, als die Kienzlers<br />
einstiegen. Mittlerweile liefert<br />
Kick seine Produkte an Abnehmer<br />
in der Baumaschinen-,<br />
Spielzeug-, Medizin- sowie<br />
Raum- und Luftfahrttechnik sowie<br />
Umwelttechnik, die hauptsächlich<br />
in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz sitzen.<br />
Ein Medizintechnik-Produkt,<br />
das bislang in China hergestellt<br />
wurde, wird seit vorletztem Jahr<br />
in Göppingen produziert. Ein<br />
Hersteller von Beatmungsgeräten<br />
hatte aufgrund von Qualitätsmängeln<br />
in Asien die Aufträge<br />
für ein Bauteil damals an Kick<br />
vergeben.<br />
Entsprechend interessant<br />
sind auch die Projekte, die in der<br />
Zukunftswerkstatt des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
derzeit auf der Werkbank<br />
liegen. Etwa die Gore-Tex-Membran-Halterung<br />
für<br />
Batterien von E-Autos, die verhindert,<br />
dass Feuchtigkeit eindringt,<br />
wenn sie bei Erwärmung<br />
ausgasen. Das Design und die<br />
Entwicklung der Form sowie<br />
Umsetzung erfolgte natürlich<br />
hausintern in Göppingen. [!] <br />
<br />
Axel Raisch<br />
Marco Kienzler setzt auch auf ältere Mitarbeiter.<br />
Die Kick GmbH<br />
wurde 1959 unter<br />
dem Namen<br />
Schleith und Kick<br />
gegründet, 2014 erfolgte<br />
aufgrund<br />
mangelnder Nachfolge<br />
der Verkauf<br />
Livestream:<br />
23.3.<strong>2022</strong>,<br />
14:00 Uhr<br />
an Ralph und Marco<br />
Kienzler. Das<br />
<strong>Unternehmen</strong> hat<br />
seit 2015 ein zertifiziertes<br />
Qualitätsmanagement<br />
und<br />
beschäftigt derzeit<br />
30 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter,<br />
drei davon sind<br />
in der Ausbildung.<br />
„Vater und Sohn<br />
suchen Firma“ hatten<br />
die Kienzlers im<br />
Vorfeld inseriert –<br />
mit Erfolg.<br />
Blitzlicht:<br />
China und Stolpersteine<br />
im internationalen Handel<br />
Unser Online-Format „Blitzlicht“ geht<br />
mit Live-Infos zu diesen Themen und<br />
Rednern in die 4. Runde:<br />
• Entwicklung in China – mit dem neuen<br />
Präsidenten der AHK Hongkong<br />
• Exportkontrolle und Sanktionen – mit<br />
einem Spezialisten von Ernst & Young<br />
• Cyber-Crime und Betrugsprävention<br />
– mit Spezialisten der Polizei<br />
Kostenlos anmelden: vb-blitzlicht.de<br />
FOTO: GIACINTO CARLUCCI
42<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Ravensburger<br />
steigert Umsatz<br />
Neuerungen Auch in diesem Jahr<br />
will die Ravensburger AG kräftig<br />
investieren. Geplant sind neue<br />
Puzzlestanzen und eine Digitaldruckmaschine,<br />
sowie eine Büro-Sanierung.<br />
Hintergrund ist,<br />
dass die Produktionsstätten des<br />
Familienunternehmens an ihre<br />
Kapazitätsgrenzen gelangt sind.<br />
Im vergangenen Jahr<br />
kletterte der Umsatz<br />
um 1 Prozent auf 636 Millionen<br />
Euro, nachdem es im Jahr<br />
zuvor ein Rekordplus von 20 Prozent<br />
gegeben hatte. Der Spiele-,<br />
Puzzle-, und Buchhersteller beschäftigt<br />
inzwischen 2413 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter.<br />
Neuer Investor<br />
für Martinshöfe<br />
Bauprojekt Für die „Martinshöfe“<br />
in Weingarten gibt es einen<br />
neuen Investor: Die Buwog Bauträger<br />
GmbH aus Berlin. Der ursprüngliche<br />
Investor, die i+R<br />
Wohnbau Lindau GmbH, war<br />
2020 abgesprungen. Auf dem innenstadtnahen<br />
3,7 Hektar großen<br />
ehemaligen Gelände der<br />
Maschinenfabrik Schuler soll<br />
bis 2029 ein Quartier mit 500<br />
Wohnungen, Büroflächen und<br />
28 Gewerbeeinheiten entstehen.<br />
Die Buwog investiert dafür rund<br />
250 Millionen Euro. Für die<br />
Stadt Weingarten ist es das<br />
größte Bauprojekt der Geschichte.<br />
Baubeginn ist 2023.<br />
ZF geht<br />
Kooperation ein<br />
Cloud-Technik Der Automobilzulieferer<br />
ZF Friedrichshafen<br />
und der Feuerwehrfahrzeug-Hersteller<br />
Albert Ziegler<br />
aus Giengen haben eine strategische<br />
Partnerschaft vereinbart.<br />
Zukünftig werden Neufahrzeuge<br />
optional mit der digitalen<br />
Konnektivitätslösung ZF Rescue<br />
Connect ausgerüstet – eine<br />
cloudbasierte Vernetzung von<br />
Rettungskräften. ZF Friedrichshafen<br />
ist mit 150 000 Mitarbeitern<br />
in 42 Ländern vertreten. Im<br />
Jahr 2020 hat ZF einen Umsatz<br />
von 32,6 Milliarden Euro erzielt.<br />
Der Flughafen Memmingen plant mehr Starts und Landungen.<br />
Elf neue Ziele<br />
Die Flughafen Memmingen<br />
GmbH hofft, <strong>2022</strong> wieder das<br />
Niveau von vor der Corona-Pandemie<br />
zu erreichen. Elf neue Destinationen<br />
sollen helfen, dieses<br />
Ziel zu erreichen. Nach einem<br />
herben Einbruch der Passagier-Zahlen<br />
2020 legten diese im<br />
Kavo ist nun<br />
finnisch<br />
Dentalbranche Seit Jahresbeginn<br />
ist Kavo aus Biberach Teil<br />
der finnischen Planmeca Gruppe,<br />
dem größten Dentalunternehmen<br />
in privater Hand. Die<br />
Geschäftsbereiche Behandlungseinheiten<br />
und Instrumente<br />
werden weiterhin als eigenständiges<br />
<strong>Unternehmen</strong> mit Sitz<br />
in Biberach geführt. Die Kavo<br />
Dental GmbH entwickelt und<br />
fertigt hochwertige Instrumente<br />
und Geräte für Zahnärzte,<br />
Zahntechniker und Universitäten.<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> beschäftigt<br />
rund 1600 Beschäftigten,<br />
davon 1200 in Biberach und<br />
Warthausen, und erwirtschaftete<br />
zuletzt einen jahresumsatz<br />
von rund 245 Millionen Euro.<br />
vergangenen Jahr um 42 Prozent<br />
auf 980 503 Personen zu. Sie<br />
blieben aber deutlich unter der<br />
Zahl von 2019 (1,7 Millionen).<br />
Vor der Pandemie hatte der<br />
Flughafen einen Jahresumsatz<br />
von rund 14 Millionen Euro<br />
(2018) erwirtschaftet.<br />
Rafi plant neuen<br />
Standort<br />
Investition Rafi will seinen<br />
Stammsitz in Berg bei Ravensburg<br />
modernisieren und einen<br />
neuen Standort auf 16 000 Quadratmetern<br />
Fläche in Bad Waldsee<br />
bauen. Dieser soll für 300<br />
Arbeitsplätze ausgelegt sein.<br />
Das Investitionsvolumen beträgt<br />
mehr als 20 Millionen<br />
Euro. Die 1900 gegründete Rafi<br />
GmbH & Co. KG ist Hersteller<br />
für elektromechanische und<br />
elektronische Bauelemente mit<br />
acht Standorten auf drei Kontinenten<br />
und rund 2000 Mitarbeitenden.<br />
Der Jahresumsatz beträgt<br />
rund 340 Millionen Euro.<br />
Seit dem Jahr 2020 gehört Rafi<br />
zur US-amerikanischen Oaktree<br />
Capital Management.<br />
Corona bremst<br />
Kässbohrer<br />
Umsatzrückgang <strong>2022</strong> will<br />
Kässbohrer Geländefahrzeug<br />
AG (Laupheim) das Portfolio erweitern<br />
und mit neuen Modellen<br />
wachsen. Dies sei notwendig,<br />
um gegen die Konkurrenz<br />
zu bestehen, sagte Vorstandssprecher<br />
Jens Rottmair. Der<br />
Umsatz des Pistenbully-Herstellers<br />
(600 Beschäftigte) brach im<br />
Geschäftsjahr<br />
2020/2021 infolge<br />
der Pandemie und Corona-Beschränkungen<br />
in den Skigebieten<br />
um 25 Prozent ein.<br />
Trotzdem schreibe das <strong>Unternehmen</strong><br />
schwarze Zahlen. Im<br />
Geschäftsjahr 2019/20 hatte der<br />
Umsatz noch zwischen 270 und<br />
300 Millionen Euro betragen.<br />
Riedlingerin<br />
unter „Top <strong>10</strong>0“<br />
Auszeichnung Kerstin Wagner,<br />
die in Riedlingen geboren und<br />
aufgewachsen ist, wurde vom<br />
Nachrichten-Magazin „Focus“<br />
unter die „<strong>10</strong>0 Frauen des Jahres“<br />
gewählt. Die 51-Jährige ist<br />
seit 2012 Executive Vice President<br />
der Talent Aquisition der<br />
Deutschen Bahn AG. In dieser<br />
Position hat sie jedes Jahr Tausende<br />
von Stellen zu besetzen<br />
und ist Chefin von 800 Beschäftigten.<br />
Studiert hat sie BWL in<br />
Reutlingen, Reims und Ottawa.<br />
Heute lebt sie hauptsächlich in<br />
Berlin und München.<br />
IFM will Umsatz<br />
steigern<br />
Sensortechnik Bis 2028 will die<br />
IFM Electronic GmbH die Marke<br />
von zwei Milliarden Euro<br />
Umsatz knacken. Das kündigte<br />
Vorstandschef Martin Buck an.<br />
30 Millionen Euro will das <strong>Unternehmen</strong><br />
in diesem Jahr in<br />
Bautätigkeiten und Personal investieren.<br />
IFM ist Weltmarktführer<br />
in der Sensortechnik mit<br />
8000 Beschäftigten, rund 5000<br />
in Deutschland. Der Umsatz beträgt<br />
1,25 Milliarden Euro. Die<br />
<strong>Unternehmen</strong>szentrale ist in Essen,<br />
Produktion und Entwicklung<br />
am Bodensee.
Der Festsaal des unter Denkmalschutz<br />
stehenden Württemberg<br />
Palais war ursprünglich ein<br />
Offizierskasino.<br />
Mit 18 Jahren startete<br />
Franz Tress als Ein-<br />
Mann-Betrieb auf<br />
der Alb und produzierte<br />
Nudeln in Handarbeit.<br />
Fast 50 Jahre später übergab er<br />
ein gut gehendes <strong>Unternehmen</strong><br />
mit 90 Mitarbeitern an seinen<br />
Sohn. Bevor er sich 2012 endgültig<br />
aus dem operativen Geschäft<br />
zurückzog, projektierte er neue,<br />
moderne Produktionsstraßen<br />
und begleitete das Vorhaben<br />
drei Jahre bis zur Inbetriebnahme.<br />
Das erforderte den Umzug<br />
von München nach Münsingen<br />
und damit auch zurück in die<br />
Heimat. Aufgewachsen ist Franz<br />
Tress als Sohn eines Landwirts<br />
in Ehestetten, einem Ortsteil<br />
von Hayingen.<br />
Zusammen mit seiner Frau<br />
zog er 2008 in die frühere Residenz<br />
des Kommandanten vom<br />
Alten Lager, dessen Park an die<br />
ehemalige Soldatensiedlung<br />
grenzt. Statt sanierungsbedürftiger<br />
Baracken sah Tress das Potential<br />
für einen „Anfang vom<br />
Umbruch“ Sein Ziel: etwas<br />
schaffen, das bleibt.<br />
Pasta-Pionier von der Alb<br />
Erkennen, was getan werden<br />
muss, war schon immer ein Markenzeichen<br />
des umtriebigen Unternehmers,<br />
der als „Pasta-Pionier<br />
von der Alb“ in den 70er<br />
Jahren den Nudelmarkt aufmischte.<br />
Als erster produzierte<br />
er mit einer heute noch genutzten<br />
und von ihm mitentwickelten<br />
Spätzlesmaschine. Er war<br />
Ideengeber und Initiator für gewalzte<br />
Nudeln und brachte, damals<br />
ganz neu, 500 Gramm Packungen<br />
auf den Markt.<br />
Mit dem Blick des Tüftlers<br />
für das Mögliche und Machbare<br />
blickte Tress auf die ungenutzte<br />
Soldatensiedlung, war<br />
fasziniert vom Erhalt der historischen<br />
Gebäude, von der Idee<br />
einer nachhaltig konzipierten<br />
Nutzung, und von einer Erlebniswelt<br />
die es im Internet nicht<br />
Ein Pionier<br />
auf neuem<br />
Terrain<br />
Die private Seite Genuss statt Militär –<br />
darauf setzt Franz Tress in einer früheren<br />
Soldatensiedlung. Der Nudelfabrikant<br />
verwirklichlicht bei Münsingen seine<br />
Idee von nachhaltigem Tourismus.<br />
Der Musikpavillon am Württemberg<br />
Palais kann etwa für<br />
Hochzeiten gemietet werden.<br />
FOTOS: MARC HÖRGER<br />
gibt. Mit dem Leitmotiv Erlebe<br />
Biosphäre, einem Konzept für<br />
das gesamte Areal und einem<br />
Imagefilm, der zeigte, wie sich<br />
sein Vorhaben in die umgebende<br />
Landschaft fügen würde,<br />
wandte sich Franz Tress mit einem<br />
Kaufgesuch an die BImA,<br />
die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben,<br />
als Eigentümer<br />
des Alten Lagers.<br />
Drei Jahre dauerten die Verhandlungen<br />
bis Tress Ende 2015<br />
Besitzer von 72 Hektar Land mit<br />
140 Soldatenunterkünften, Stallungen,<br />
Lazarett, Kohlebunker<br />
und einer Offiziersspeiseanstalt<br />
im einmaligen Naturraum des<br />
Biosphärengebiets Schwäbische<br />
Alb war. Er war vor allem ein<br />
glücklicher Besitzer, denn die<br />
Entscheidung passt zu dem, was<br />
ihn antreibt: etwas zu schaffen,<br />
Mich zur Ruhe<br />
setzen und Geld<br />
für vergänglichen<br />
Luxus ausgeben,<br />
das bin ich nicht.<br />
Franz Tress<br />
Unternehmer<br />
was über sein Leben hinaus wirken<br />
wird. „Die Vorstellung mich<br />
zur Ruhe zu setzen, Geld für<br />
vergänglichen Luxus auszugeben<br />
und nichts Nachhaltiges zu<br />
bewegen, das bin ich nicht.“<br />
Aus der Vision von einer Gesellschaft,<br />
in der sich die Lebensqualität<br />
durch die Balance<br />
von Ökonomie, Ökologie, Sozialem<br />
nachhaltig verbessert, und<br />
nach der Devise „Weniger ist<br />
mehr“, entstand das <strong>Unternehmen</strong><br />
Albgut. Franz Tress entwickelte<br />
die vier Geschäftsfelder<br />
im zunehmenden Bewusstsein<br />
für diese Werte, die heute in vielen<br />
Bereichen Zeitgeist sind.<br />
Über die Hälfte aller Gebäude<br />
sind inzwischen restauriert.<br />
Gläserne Manufakturen, ein
44 LEBEN unternehmen [!]<br />
Bis ins kleinste Detail<br />
werden die Räumlichkeiten<br />
saniert, bevor sie für<br />
Besucher geöffnet werden.<br />
Museum, Gastronomie, ein Kinderspielplatz,<br />
Ferienunterkünfte,<br />
Eventräume für private Anlässe,<br />
für Messen und geschäftliche<br />
Veranstaltungen sowie das<br />
alte Lazarett als Kulisse für<br />
Filmaufnahmen, bringen neues<br />
Leben in die alte Kaserne und<br />
ermöglichen weitere Investitionen.<br />
„Dieser Prozess geht weiter<br />
und wird so gestaltet, dass<br />
sich das geschlossene<br />
Konzept erkennen<br />
lässt“, so<br />
der Plan von<br />
Tress.<br />
Der zu Beginn<br />
aufgestellte<br />
Plan werde<br />
alle fünf Jahre<br />
hinterfragt und gegebenenfalls<br />
angepasst. Trotz der Corona-Einschränkungen<br />
ist alles im<br />
Plan. Noch in diesem Jahr sollen<br />
zwölf weitere Gebäude saniert<br />
werden. „Als Teil des Konzepts<br />
sollen sie dem regionalen<br />
Tourismus eine neue Richtung<br />
geben“, beschreibt Tress das<br />
Ziel des Albguts.<br />
Ein Pionier,<br />
der den<br />
Tourismus über<br />
die Grenzen hinaus<br />
beeinflussen will.<br />
Geplant ist ein Frühstückshaus,<br />
ein Kinderhaus, weitere<br />
Manufakturen, Büros, Wohngebäude<br />
und der Ausbau der Übernachtungsmöglichkeiten<br />
mit<br />
200 Zimmern und Apartments.<br />
Seit der Verleihung anlässlich<br />
der CMT 2021 hängt in seinem<br />
Büro die Auszeichnung Tourismusheld.<br />
Ein Titel, mit dem er<br />
sich etwas schwer tut, denn als<br />
Helden sieht er<br />
sich nicht.<br />
„Eher als Pionier,<br />
der den<br />
Tourismus<br />
über die Grenzen<br />
hinaus international<br />
beeinflussen<br />
will.“ Das Albgut<br />
als Modell für einen nachhaltigen<br />
Tourismus, in dem<br />
Menschen die Produkte einer<br />
Region nicht nur konsumieren,<br />
sondern mit allen Sinnen erleben<br />
können, sehen wo sie herkommen<br />
und wie sie produziert<br />
werden. „Ein Sehnsuchtsort der<br />
Maßstäbe setzt.“ [!] <br />
<br />
Sigrid Balke
unternehmen [!] LEBEN 45<br />
Geschichte<br />
Gut 72 Hektar umfasst<br />
das Albgut Altes Lager des<br />
einstigen Truppenübungsplatzes<br />
Münsingen, das<br />
heute mitten im Biosphärengebiet<br />
Schwäbische<br />
Alb liegt. Das Areal mit 140<br />
Gebäuden errichtete 1895<br />
König Wilhelm II. als Truppenunterkunft<br />
und<br />
Militär pferdeaufzucht für<br />
den angrenzenden Truppenübungsplatz.<br />
Während<br />
des 2. Weltkriegs wurde<br />
die Anlage erweitert und<br />
bot bis zu 25 000 Soldaten<br />
Platz. Nach Kriegsende<br />
nutzen die Franzosen<br />
bis 1992 das Gelände, im<br />
Anschluss die Bundeswehr<br />
bis zu deren Abzug im Jahr<br />
2005. 2015 erwarb Franz<br />
Tress das Gelände, nachdem<br />
es über zehn Jahre<br />
ungenutzt blieb und gründete<br />
die Albgut GmbH, die<br />
mittlerweile mehr als zehn<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
beschäftigt.<br />
Zur Person<br />
Franz Tress gründete<br />
mit gerade 19<br />
Jahren im Jahr 1969<br />
den Familienbetrieb<br />
in Ehestetten auf<br />
der Schwäbischen<br />
Alb.<br />
Schallschutzgeprüft bis 40 dB<br />
trusted access<br />
UNIQUIN - Ein System<br />
für viele Einsatzzwecke<br />
Exklusiv bei Merz+Föhr in Hüttisheim
46<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Neue Ideen fürs<br />
Zweigwerk11<br />
Ventzki-Gebäude Vor vier Jahren<br />
eröffnete das Zweigwerk 11<br />
im ehemaligen Ventzki-Gebäude<br />
im Eislinger Nordwesten als<br />
exklusive Event-Location. Dank<br />
des breit angelegten Konzepts<br />
hat die Pandemie die Betreiber<br />
um den Göppinger Bauunternehmer<br />
Peter Lampart und seine<br />
Partner jedoch verhältnismäßig<br />
milde getroffen. Denn in<br />
dem klassischen Backsteinbau<br />
befinden sich auch 120 Oldtimerstellplätze,<br />
die alle belegt<br />
sind. Die Corona-Zwangspause<br />
im Event- und Gastrobereich<br />
nutzen die Betreiber, um neue<br />
Konzepte auf den Weg zu bringen<br />
– auch mit Eigenformaten.<br />
Der Fokus soll dabei verstärkt<br />
auf öffentlich zugängliche Veranstaltungen<br />
gelegt werden.<br />
Teamviewer<br />
kauft Aktien<br />
Software Die Göppinger Softwareschmiede<br />
Teamviewer<br />
stand und steht auf dem Finanzmarkt<br />
unter Zugzwang – auch<br />
wenn es zuletzt wieder bergauf<br />
ging. Um weiter Druck aus dem<br />
Kessel zu nehmen, will der globale<br />
Software-Anbieter zur Stützung<br />
des Aktienkurses bis zu<br />
knapp zehn Prozent der eigenen<br />
Anteile zurückkaufen. Das Rückkaufprogramm<br />
in Höhe von<br />
bis zu 300 Millionen Euro oder<br />
maximal 20 Millionen Aktien ist<br />
wohl bereits gestartet und soll<br />
bis Ende des Jahres abgeschlossen<br />
sein.<br />
Möhrle Bikes<br />
erweitert<br />
Verkauf Auf 2400 Quadratmetern<br />
präsentiert Möhrle Bikes<br />
aus Heiningen Fahrräder und<br />
Zubehör seit Kurzem im Erdgeschoss<br />
des Trend Center von<br />
Möbel Rieger in Göppingen.<br />
Hunderte Fahrräder kommen<br />
dort nun laut Eigentümer Jürgen<br />
Möhrle unter, anstatt sie in ein<br />
Lager zu stellen. In der Filiale,<br />
die mehr als doppelt so groß ist<br />
als das 1<strong>10</strong>0 Quadratmeter große<br />
Stammhaus konzentriert<br />
Auf mehr Besucher hoffen Händler und Gastwirte.<br />
Mehr Leben in der Innenstadt<br />
In Geislingen erhalten Handel, Gastronomie und Veranstalter<br />
Unterstützung, um gut auf die Zeit nach<br />
der Corona-Pandemie vorbereitet zu sein. Die Stadt<br />
im Kreis Göppingen ist eine von fünf Kommunen im<br />
Land die für ein Pilotprojekt der IHK Region Stuttgart<br />
ausgewählt wurden. Das bereits gestartete Projekt<br />
zur Belebung in den Innenstädten wird gefördert<br />
vom Wirtschaftsministerium des Landes Baden-<br />
man sich auf Beratung und Verkauf,<br />
aber auch einen Montageservice<br />
gibt es. Reparaturen<br />
werden weiterhin in Heiningen<br />
durchgeführt.<br />
Mobitec erhält<br />
Förderung<br />
InvestBW Die Birenbacher Maschinenbaufirma<br />
Mobitec hat<br />
die Zusage vom Land Baden-<br />
Württemberg für Fördergelder<br />
in Höhe von rund 600 000 Euro<br />
bekommen. Die Gelder aus dem<br />
Programm InvestBW fließen in<br />
die Entwicklung einer vollautomatisierten<br />
Fertigungszelle, die<br />
es ermöglicht, ein Metallrohr<br />
sowohl zu biegen als auch an<br />
beiden Rohrenden eine Schneidringumformung<br />
vorzunehmen.<br />
Der Großteil der Kunden des<br />
46-Mitarbeiter-<strong>Unternehmen</strong>s<br />
kommen aus der Automobilindustrie.<br />
Im laufenden Jahr peilt<br />
das <strong>Unternehmen</strong> einen Umsatz<br />
von 6,3 Millionen Euro an.<br />
Stiber wechselt<br />
Besitzer<br />
Verkauf Die Firma Stiber in<br />
Schlierbach hat nach 63 Jahren<br />
neue Besitzer. Das älteste, deutsche<br />
<strong>Unternehmen</strong> im<br />
Schwimmbadbau für Privatleute,<br />
Schulen und Hotels mit zehn<br />
Beschäftigten wurde nun von<br />
der Firma Kamtec gekauft. Sie<br />
ist im Bereich der Energie- und<br />
Gebäudetechnik mit Standorten<br />
in Metzingen und Nürtingen tätig.<br />
Der neu erworbene Standort<br />
soll ausgebaut und in einem<br />
größeren Rahmen weitergeführt<br />
Foto: © Sina Ettmer Photography/shutterstock.com<br />
Württemberg. Insgesamt waren 29 Bewerbungen<br />
von 55 förderfähigen Kommunen in der Größe zwischen<br />
<strong>10</strong> 000 und 50 000 Einwohnern eingegangen.<br />
„Die Zukunft liegt wieder im Einkaufserlebnis in der<br />
Innenstadt“, zeigt sich der leitende Geschäftsführer<br />
der IHK-Bezirkskammer Göppingen, Gernot Imgart,<br />
zum Auftakt überzeugt. „Die Zukunft liegt in der Präsenz.“<br />
werden: als Stiber-Kamtec Poolbau<br />
Sauna Whirlpool.<br />
Hilsenbeck<br />
investiert<br />
Brauerei Erneut investiert die<br />
Gruibinger Brauerfamilie Hilsenbeck<br />
gegen den landläufigen<br />
Trend. Während der letzten<br />
Weltwirtschaftskrise hatte Hilsenbeck<br />
bereits ein neues Sudhaus<br />
gebaut. Nun steckt das <strong>Unternehmen</strong><br />
rund 400 000 Euro<br />
in eine neue vollautomatische<br />
Reinigungs- und Abfülllanlage<br />
für Fassbier und das, obwohl der<br />
Fassbieranteil pandemiebedingt<br />
von einem Drittel des Umsatzes<br />
auf rund <strong>10</strong> Prozent abgesackt<br />
ist. Mit der neuen Anlage lassen<br />
sich Strom- und Wasserverbrauch<br />
deutlich senken. [!]
unternehmen [!] RESSORT 47<br />
Kleine Rituale,<br />
unliebsame<br />
Eigenschaften<br />
Umfrage Mit dem Hund raus oder doch<br />
lieber in sich gehen? Fünf Führungskräfte<br />
haben unserem Mitarbeiter Stefan Loeffler<br />
verraten, welche festen Abläufe sie am Tag<br />
haben und welche Angewohnheiten sie am<br />
liebsten von sich abschütteln würden.<br />
FOTO: © NAITO29/SHUTTERSTOCK.COM
48<br />
LEBEN unternehmen [!]<br />
FOTO: © NATTIKA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
1) Was ist ihr liebstes Ritual am Tag?<br />
2) Pünktlich oder immer zu spät? Was<br />
ist ihre beste Eigenschaft – und wie<br />
ist sie entstanden?<br />
3) Welche unliebsame Gewohnheit<br />
würden sie gerne abschütteln – und<br />
weshalb fällt das so schwer?<br />
4) Welche Gewohnheit schätzen sie bei<br />
Ihrem Partner/Ihrer Partnerin ganz<br />
besonders?<br />
5) Welche Fähigkeiten würden sie sich<br />
gerne wünschen – und weshalb?<br />
1Meine Morgenmeditation,<br />
seit über 30 Jahren.<br />
2Pünktlichkeit war damals eines<br />
der wichtigsten Erziehungsziele,<br />
auf der Nonnenschule,<br />
die ich besucht habe.<br />
Und das funktioniert bis heute<br />
noch.<br />
3Eine unliebsame Gewohnheit,<br />
die gleichzeitig eine<br />
Stärke von mir ist, wäre zum<br />
Beispiel der Body-Soul-Scan.<br />
Hiltrud-Maria Wirth, Leiterin<br />
einer Praxis für Gesundheitsmanagement<br />
und Coaching in<br />
Geislingen, sieht, wo es gerade<br />
bei Ihrem Gegenüber „zwickt“.<br />
Das heißt, ich sehe bei meinem<br />
Gegenüber, wo es gerade<br />
„zwickt“. Mein ausgeprägtes<br />
Helfersyndrom ist wahrscheinlich<br />
der Grund, warum ich es<br />
nicht abschalten kann.<br />
4Dass mein Mann regelmäßig<br />
englische Literatur liest.<br />
5Als Online-Coach wünsche<br />
ich mir, dass ich die englische<br />
Sprache professioneller<br />
einsetzen kann.<br />
FOTO: © VENUS KAEWYOO/SHUTTERSTOCK.COM<br />
1Am liebsten starte ich morgens<br />
in den Tag mit dem Gang<br />
ins Café Alba und trinke dort einen<br />
Cappuccino.<br />
2Als Italo-Schwabe schaffe<br />
ich eine gute Mischung aus<br />
beidem. In meinem derzeitigen<br />
Lebensabschnitt ist Geduld ganz<br />
weit vorne. Nach der Geburt<br />
meiner beiden Töchter ist diese<br />
Eigenschaft in mir weiter gereift.<br />
Massimo Forgione, Geschäftsführer<br />
der Neu-Ulmer Dolce<br />
GmbH, schätzt die Gelassenheit<br />
seiner Frau.<br />
3Im Leben befindet man sich<br />
ständig in einem Kampf mit<br />
sich selbst und dem inneren<br />
Schweinehund. Gewohnheiten<br />
abzuschütteln, ist ein Teil des<br />
Kampfes. Egal ob unter der Woche<br />
oder am Wochenende, ist<br />
der Blick zu meinem Telefon<br />
zur Gewohnheit geworden. Diese<br />
Gewohnheit würde ich gerne<br />
abschütteln.<br />
4Sie ist sehr bodenständig<br />
und gelassen, hat viel Verständnis<br />
für meinen Alltag und<br />
hält mir auch privat den Rücken<br />
frei.<br />
5Ich bin glücklich mit<br />
mir selbst und meinen<br />
Eigenschaften.<br />
Einige davon<br />
würde ich gerne<br />
weiter ausbauen.<br />
1Meinen Kindern abends etwas<br />
vorzulesen.<br />
2Lieber pünktlich. Unpünktlichkeit<br />
ist zum einen unhöflich<br />
und stresst einen zum anderen<br />
selbst. Beste Eigenschaft?<br />
Vielleicht, mich auf die unterschiedlichsten<br />
Menschen einstellen<br />
zu können. Das hilft mir<br />
auch als Anwalt.<br />
FOTO: © TROTZOLGA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Für Reinmar Hagner, Rechtsanwalt<br />
bei Sonntag & Partner,<br />
bedeutet Unpünktlichkeit<br />
immer auch Stress.<br />
3Da fällt mir jetzt spontan<br />
keine ein. Aber ein wenig<br />
häufiger Sport treiben könnte<br />
ich schon.<br />
4Sie behält immer den Überblick.<br />
5Meine Frau behauptet, ich<br />
könnte zu Hause ordentlicher<br />
sein und mich handwerklich<br />
stärker einbringen. Mir<br />
würde reichen, richtig gut Klavier<br />
spielen zu können.
unternehmen [!] LEBEN 49<br />
Julia Hirn, Prokuristin der Hirn<br />
Immobilien GmbH, hat immer<br />
einen Plan B, C oder D in der<br />
Tasche.<br />
FOTO: © DORA ZETT/SHUTTERSTOCK.COM<br />
1Definitiv der Spaziergang<br />
mit meinem Hund. Da kann<br />
ich mich in Ruhe auf den Tag<br />
vorbereiten und auch einfach<br />
richtig durchatmen.<br />
2Pünktlichkeit ist mir<br />
sehr wichtig. Aber ich<br />
muss leider gestehen, dass<br />
ich hin und wieder selbst zu<br />
spät bin. Meine beste Eigenschaft<br />
ist vermutlich: Nicht aufgeben<br />
– selbst wenn etwas nicht<br />
direkt klappt wie geplant, dann<br />
findet sich ein Plan B, C oder D.<br />
3Abends zu lange wach bleiben,<br />
denn es hilft so gar<br />
nicht dabei, morgens fit aufzustehen.<br />
Ich denke es fällt mir<br />
schwer, weil ich schon immer<br />
eher der Abend- und Nachtmensch<br />
war.<br />
4Mein Mann hat immer seine<br />
Ziele im Blick und verfolgt<br />
diese auch entsprechend.<br />
Dabei vergisst er aber nicht seinen<br />
Hobbies nachzugehen und<br />
sich selbst nicht aus dem Blick<br />
zu verlieren.<br />
5Mehr Geduld würde mir in<br />
der einen oder anderen Situation<br />
guttun.<br />
PAPIER -<br />
TIGER<br />
FRISST<br />
SPAM-<br />
Michael Engelhardt, geschäftsführender<br />
Gesellschafter<br />
der Creditreform Göppingen<br />
Engelhardt KG, kennt keine<br />
Probleme, nur Lösungen.<br />
ORDNER<br />
FOTO: © ALEXEY BOLDIN/SHUTTERSTOCK.COM<br />
1Bevor ich den Rechner starte<br />
oder in Meetings gehe, trinke<br />
ich ganz allein einen Kaffee an<br />
unserer Bar, plane meinen Tag<br />
und sorge für ein positives<br />
Mindset für den Tag.<br />
2Pünktlich. Meine beste Eigenschaft<br />
ist es, dass ich immer<br />
in Lösungen denke. Probleme<br />
zu wälzen bringt mich selten,<br />
eigentlich nie weiter.<br />
3Ich nehme viel zu oft mein<br />
Telefon in die Hand. Ich bin<br />
gerne ständig mit Menschen in<br />
Verbindung und – Dank Smartphone<br />
- über das Weltgeschehen<br />
bestens informiert.<br />
4Meine Frau startet am Wochenende<br />
immer mit einem<br />
ausgiebigen Frühstück in den<br />
Tag. So nehmen wir uns ganz bewusst<br />
Zeit für uns.<br />
5Ich würde gerne beamen<br />
oder Portale zu entfernten<br />
Orten öffnen können wie der<br />
Marvel-Held Doctor Strange.<br />
Natürlich können Sie alles<br />
digital verschicken.<br />
Ist halt nur so, dass es kaum<br />
noch jemand lesen will.<br />
Ein Printprodukt steht für<br />
echte Wertschätzung.<br />
Und landet nicht im<br />
Spamordner.<br />
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SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Bau &<br />
Architektur<br />
Noch jede<br />
Menge Luft<br />
nach oben<br />
Bauwirtschaft Die Branche will grüner<br />
werden. Dafür braucht es Alternativen zum<br />
Klimakiller Zement und den Einsatz von<br />
recycelten Baustoffen.<br />
www.swp-unternehmen.de<br />
Dieses Gebäude war einmal<br />
eine Straße. Die<br />
neue Umweltstation<br />
der Stadt Würzburg ist<br />
aus einem im Bausektor noch<br />
nicht sehr häufig verwendeten<br />
Material aufgebaut: Recyclingbeton.<br />
Das Gebäude spielt damit<br />
eine Vorreiterrolle für nachhaltiges<br />
Bauen. Denn die für den<br />
Neubau der Umweltstation erforderlichen<br />
650 Kubikmeter<br />
Baumaterial wurden zu großen<br />
Teilen aus einer alten Autobahnbrücke<br />
gewonnen. Eine Idee, die<br />
mit dem „Bundespreis Umwelt<br />
& Bauen“ prämiert wurde – mit<br />
Anerkennung.<br />
Am Bau ist ein<br />
geschlossener<br />
Stoffkreislauf<br />
möglich und eine<br />
Chance für alle.<br />
Thomas Möller<br />
Bauwirtschaft BW<br />
Das fränkische Vorzeigeprojekt<br />
steht für einen Trend, der<br />
die Bauwirtschaft mehr und<br />
mehr verändert. Auch für Thomas<br />
Möller gewinnt das Recycling<br />
von Abbruchmaterial wie<br />
Beton, Holz, Pflaster oder Metallen,<br />
immer mehr an Bedeutung.<br />
„Dass beim Abriss alter<br />
Gebäude große Teile des Materials<br />
auf die Deponie kommen,<br />
ist wenig sinnvoll. Denn viele<br />
mineralisierte Wertstoffe können<br />
wieder verwendet werden“,<br />
sagt der Hauptgeschäftsführer<br />
der baden-württembergischen<br />
Bauwirtschaft. Möller ist felsenfest<br />
überzeugt: „Ein geschlossener<br />
Stoffkreislauf ist möglich<br />
und eine Chance für uns alle.“<br />
Es ist ja schon lange kein Geheimnis<br />
mehr, dass der Rohstoffvorrat<br />
der Erde endlich ist.<br />
Deshalb ist es nur sinnvoll, Abfall<br />
zu vermeiden und verbaute<br />
Materialien immer wieder für<br />
Neubauten zu nutzen – und dies<br />
in gleichbleibender Qualität.<br />
Dieser Aspekt ist auch im baden-württembergischen<br />
Kreislaufgesetz<br />
verankert. Das besagt,<br />
dass bei Ausschreibungen<br />
der öffentlichen Hand Recyclingprodukte<br />
explizit angeboten<br />
werden dürfen. Für Thomas<br />
Möller ein wichtiger Schritt in<br />
die richtige Richtung: „Doch leider<br />
wird dies noch viel zu wenig<br />
umgesetzt.“<br />
Nutzungsdauer ist ein Hebel<br />
Dabei ist es auch im Bausektor<br />
im Bereich Klimaschutz längst<br />
fünf Minuten vor zwölf. Im Rahmen<br />
einer Studie hat die Deutsche<br />
Gesellschaft für Nachhaltiges<br />
Bauen (DGNB) 50 zertifizierte<br />
Gebäude hinsichtlich<br />
ihres CO 2<br />
-Fußabdrucks ausgewertet.<br />
Ein zentrales Ergebnis:<br />
Gut ein Drittel aller Treibhausgasemissionen<br />
eines Gebäudes<br />
entstehen vor der tatsächlichen<br />
Nutzung – bei der Herstellung<br />
und Errichtung. Die Hebel zur<br />
Reduktion dieser verbauten<br />
CO 2<br />
-Emissionen liegen Experten<br />
zufolge unter anderem in
unternehmen [!]<br />
SPEZIAL<br />
51<br />
der Bauweise, den Bauteilen mit<br />
großer Masse und der Nutzungsdauer<br />
der Baustoffe.<br />
Ein Beispiel ist etwa die Herstellung<br />
von Zement. Denn der<br />
klassische Baustoff, den schon<br />
die alten Römer anrührten, ist<br />
für einen hohen Anteil der Kohlendioxid-Emissionen<br />
verantwortlich.<br />
Etwa acht Prozent der<br />
weltweiten Emissionen sollen<br />
laut der australischen Organisation<br />
Beyond zero emissions auf<br />
das Konto des gemahlenen Bindemittels<br />
gehen, das vermischt<br />
mit Wasser, Sand und Kies Beton<br />
formt. Doch bislang gab es<br />
in der Branche keinen Anlass an<br />
der ursprünglichen Produktion<br />
von Zement zu rütteln – bis die<br />
Klimadebatte aufkam und nun<br />
immer vehementer geführt<br />
wird. „Manchmal muss eben<br />
erst eine Krise kommen, damit<br />
die Menschen anfangen zu denken<br />
und zu handeln“, sagt der<br />
Hauptgeschäftsführer der baden-württembergischen<br />
Bauwirtschaft.<br />
Doch hier zugleich die gute<br />
Nachricht: Es gibt noch Luft<br />
nach oben. Und das im positiven<br />
Sinne. Denn ein Lösungsweg<br />
kann sein, Kohlendioxid im<br />
Beton zu binden, statt es freizusetzen.<br />
Hoffnung macht da beispielsweise<br />
die Zementherstellung<br />
aus dem Mineral Olivin.<br />
Beim Brennen des Zements<br />
wird durch die Verwendung dieses<br />
Magnesiumsilikats weniger<br />
CO 2<br />
verbraucht als bei herkömmlichen<br />
Verfahren. Und<br />
fertig ist der Öko-Beton? Na,<br />
ganz so einfach ist es dann doch<br />
noch nicht. „Es gibt noch keinen<br />
hundertprozentigen Ersatzstoff<br />
für Zement, aber durchaus Alternativen,<br />
um den CO 2<br />
-Ausstoß<br />
zu reduzieren“, sagt Möller. In<br />
diesem Bereich müsse weiter<br />
geforscht werden fordert der<br />
EINFACH<br />
MegaCAD-Zentrum<br />
www.megaCAD.info<br />
Bislang werden im Gebäudebau noch hauptsächlich unrecycelte<br />
Baustoffe verwendet. <br />
FOTOS: MIKAEL DAMKIER, MAKSIM SAFANIUK/SHUTTERSTOCK.COM<br />
MACHEN<br />
Bürozentrum<br />
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52<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Experte, der auch Vorsitzender<br />
des Netzwerkes Solid Unit ist,<br />
ein Zusammenschluss von Vertretern<br />
der Bauwirtschaft und<br />
der Baustoffindustrie sowie von<br />
Hochschulen, Forschungsinstituten<br />
und Kammern. Deren gemeinsames<br />
Ziel es ist, den innovativen<br />
Massivbau in Forschung<br />
und Entwicklung voranzutreiben<br />
und verstärkt auch auf den<br />
Baustellen hierzulande zum Einsatz<br />
zu bringen.<br />
Architekten als Dirigenten<br />
In der Praxis stehen natürlich<br />
schon lange bevor die erste Baugrube<br />
ausgehoben ist die planerischen<br />
Eckpfeiler, die das Gebäude<br />
energieeffizient und<br />
nachhaltig machen. Für Stephan<br />
Weber sind Architekten jedoch<br />
nicht ausschließlich für das entsprechende<br />
Konzept zuständig:<br />
„Sie übernehmen die Rolle von<br />
Generaldirigenten, die die Abstimmung<br />
und Koordination unter<br />
anderem mit den Fachingenieuren<br />
steuern.“ Sie beschäftigen<br />
sich somit von Beginn an<br />
mit den grundlegenden Fragen<br />
des Klimaschutzes bei jedem<br />
Gebäude wie beispielsweise die<br />
Ausrichtung zur Sonne, die Materialität<br />
und das wichtige Verhältnis<br />
von Außenfläche zu Volumen.<br />
Die Fragen der Haustechnik,<br />
ob beispielsweise Erdwärme<br />
zum Einsatz kommt oder in welchem<br />
Umfang Photovoltaik-Anlagen<br />
verbaut werden können,<br />
wird dann gemeinsam mit den<br />
entsprechenden Fachleuten erarbeitet.<br />
Dank der Nutzung neuer<br />
Techniken können diese Aspekte<br />
von Beginn an digital aufbereitet<br />
und visuell dargestellt<br />
werden. Und daran führe kein<br />
Weg mehr vorbei. „Ich kenne<br />
keine Kollegin und keinen Kollegen,<br />
die noch klassisch am<br />
Bei der BIM-Methode arbeiten alle beteiligten Personen am selben digitalen Ge<br />
Roboter am Bau<br />
Roboter ermöglichen neue Technologien am Bau, etwa den 3D-Druck.<br />
FOTO: HALFPOINT/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Können additive Fertigungstechnologien<br />
Verwaltungsgebäude und Logistikzentren in<br />
die Höhe schießen lassen – Schicht für<br />
Schicht? Ist das eine Zukunftsvision oder<br />
schon Realität? Für Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer<br />
der baden-württembergischen<br />
Bauwirtschaft, kann 3D-Druck durchaus<br />
dazu beitragen, dass Baumaterialien effizient<br />
produziert und genutzt sowie Schalungselemente<br />
eingespart werden können.<br />
Zum Standard auf deutschen Baustellen<br />
wird die Technologie für ihn wohl nicht werden:<br />
„Diese Verfahren können zwar schneller<br />
und exakter arbeiten als der Mensch, Facharbeiter<br />
aber so bald noch nicht ersetzen.“
unternehmen [!]<br />
SPEZIAL<br />
53<br />
bäudemodell.<br />
Foto: © Halfpoint/Shutterstock.com<br />
Reißbrett und mit Tuschefüller<br />
arbeiten“, so der Vizepräsident<br />
der Architektenkammer Baden-<br />
Württemberg.<br />
Längst haben alle gängigen<br />
CAD-Programme, mit denen<br />
sich am Computer geometrische<br />
Modelle erstellen lassen – auch<br />
Schnittstellen zum Verfahren<br />
Building Information Modeling,<br />
kurz BIM. Der Begriff steht für<br />
eine vernetzte Arbeitsmethode,<br />
bei der alle relevanten bereichsübergreifenden<br />
Daten von Planung,<br />
Bau und Bewirtschaftung<br />
von Gebäuden digital modelliert,<br />
erfasst und kombiniert<br />
werden. „Alle an der Planung<br />
beteiligten Personen arbeiten<br />
am gleichen Gebäudemodell,<br />
beziehungweise müssen ihre<br />
Gebäudemodelle miteinander<br />
verknüpfen“, sagt Weber. Auf<br />
diese Weise sind auch alle Informationen,<br />
die etwa die involvierten<br />
Fachingenieure über Installationsleitungen,<br />
Trassen für<br />
die Elektrik und Lüftungskanäle<br />
einbringen, im BIM-Gebäudemodell<br />
des Architekten zur weiteren<br />
Koordinierung sichtbar.<br />
Dieser digitale Zwilling wird<br />
auch bei der Betrachtung des<br />
CO 2<br />
-Ausstoßes einbezogen.<br />
Dieser Schritt gewinnt mittlerweile<br />
bereits in der Konzeptphase<br />
der Architekten immer mehr<br />
an Bedeutung. Die Beurteilung<br />
von Bauteilen sowie auch die<br />
Lebenszykluskosten des Gebäudes<br />
spielen hierbei eine maßgebliche<br />
Rolle. „Sie sind wichtige<br />
Gradmesser, wenn es darum<br />
geht, das Gebäude so zu konzipieren,<br />
dass hierfür geeignete<br />
Baustoffe auch nach einem<br />
Rückbau wieder verwendet<br />
werden können“, erklärt Weber.<br />
Zum Beispiel für den Aufbau<br />
moderner Umweltstationen aus<br />
Autobahnen. <br />
<br />
Stefan Loeffler<br />
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Straßen- und Netzbau | Ingenieur- und<br />
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Seit 120 Jahren verwirklichen wir mit unserem über Generationen<br />
gewachsenen Know-how in allen Gewerken und<br />
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anspruchsvolle Bauprojekte. LEONHARD WEISS – das<br />
sind über 6.000 kompetente Mitarbeiter, die mit Freude am<br />
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Leonhard-Weiss-Str. 2-3, 73037 Göppingen<br />
P +49 7161 602-0 | bau-de@leonhard-weiss.com<br />
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54 Hochstrasser<br />
hochstrasser.<br />
Projekte (von oben nach unten):<br />
Kita Illerblick, Neubau einer eingruppigen<br />
Kindertagesstätte, Ulm; FLZ im „Neuen Bau“ Ulm,<br />
Führungs- und Lagezentrum, Umbau während<br />
des laufendem Betriebs, Ulm; Studie bei<br />
Leutkirch, städtebau liches Entwicklungskonzept<br />
der baukultur verpflichtet<br />
hochstrasser.<br />
Gesellschaft für<br />
Architektur mbh<br />
Karpfengasse 5<br />
89073 Ulm<br />
T +49 07 31.9 35 11-0<br />
info@hochstrasser.com<br />
www.hochstrasser.com<br />
Generalplanung<br />
Objektplanung<br />
Denkmalschutz<br />
Bauen im Bestand<br />
Industriebau<br />
Parkbauten<br />
Wohnungsbau<br />
Sonderbau<br />
Innenraumgestaltung<br />
Temporäre Bauten<br />
Wir planen und entwickeln Projekte, die kommu<br />
nizieren, mit dem Ort, an dem sie stehen,<br />
mit den Menschen, die sie nutzen. Unsere<br />
Architektur fügt sich als Teil des Ganzen ein<br />
und ist dennoch maßgeschneidert. Gemeinsam<br />
mit unseren Bauherrn suchen wir für Ort<br />
und Aufgabe nach einer nach haltigen, angemessenen,<br />
langlebigen und gut gestalteten<br />
Lösung. Wir fühlen uns der Baukultur verpflichtet.<br />
Wir lieben was wir tun.
55<br />
Soho-Projekt<br />
Parkhaus am Bahnhof, Ulm<br />
in Zusammenarbeit<br />
mit der Scherr+Klimke AG<br />
Projekte (von oben nach unten):<br />
Audi Raumtragwerk in Györ (Ungarn);<br />
Tiefgarage Südstadtbogen in Neu-Ulm,<br />
Projekleitung bei der Scherr+Klimke AG;<br />
Studie parametrisiertes Entwerfen,<br />
Vordach Bahnhof Ulm<br />
soho-projekt<br />
Wir sind ein neu gegründetes Team aus erfahrenen<br />
Tragwerksplanern und Objektplanern –<br />
Ingenieurbau. Mit Begeisterung sehen, ordnen,<br />
hören, verstehen und organisieren wir ihre Projekte.<br />
Wir arbeiten wertebasiert, agil und bevorzugt<br />
an komplexen Projekten in großen Teams.<br />
Dabei achten wir auf angemessene Materialwahl,<br />
Nachhaltigkeit, den Bauablauf und Klimaneutralität.<br />
Wir fühlen uns der Bau kultur<br />
verpflichtet. Wir lieben was wir tun.<br />
Generalplanung<br />
Ingenieurbau<br />
Tragwerksplanung<br />
Infrastrukturplanung<br />
Projektleitung<br />
Projektmanagement<br />
Soho-Projekt GmbH<br />
Judenhof 1<br />
89073 Ulm<br />
T +49 07 31.79 03 66-0<br />
info@soho-projekt.de<br />
www.soho-projekt.de
56<br />
Langenau<br />
Freie Architekten und Planer Sigrid Graf & Dieter Völk<br />
Fotos: Oleg Kuchar<br />
Aus Tradition modern<br />
Seit 1931 entwerfen und realisieren wir öffentliche<br />
und private Projekte. Von der ersten Idee<br />
über den Entwurf bis zur Ausführung des Baus<br />
- bei uns liegt alles in einer Hand. Wir gestalten<br />
architektonisch anspruchsvolle Bauten mit<br />
durchdachten Lösungen für die Wünsche und<br />
Bedürfnisse unserer Bauherren. Alle Projekte<br />
von Graf und Völk werden von uns mit Leidenschaft<br />
und Engagement vorangetrieben und<br />
umgesetzt.<br />
Christoph Wieland (li.) und Dieter Völk (re.) bei<br />
der gemeinsamen Planung. Foto: Andrea Wieland<br />
Auf der Website www.graf-und-voelk.de lassen<br />
sich Beispiele unserer Arbeit, wie Schulen oder<br />
Sportstätten, Kindergärten sowie Wohn- und<br />
Gemeindebauten einsehen. Im vergangenen<br />
Jahr 2021 übernahm Christoph Wieland das<br />
Architekturbüro von Dieter Völk und führt nun<br />
das <strong>Unternehmen</strong> fort.<br />
Bahnhofstraße 40<br />
89129 Langenau<br />
T 07345 – 60 31<br />
F 07345 – 60 34<br />
info@graf-und-voelk.de<br />
www.graf-und-voelk.de
Scherr+Klimke AG<br />
57<br />
Ulm / Neu-Ulm<br />
Fotos oben v.l.n.r.: Hauff-Technik (Foto: Conné van D’Grachten), Orange Campus (Foto: Rohland Halbe, www.rolandhalbe.eu),<br />
Fotos unten v.l.n.r.: Orange Campus BIM-Modell, PERI (Foto: Conné van D’Grachten)<br />
Generalplanung Next Level<br />
Unser Ziel ist die Planung von Bauwerken, die<br />
nicht nur der Ästhetik, Nachhaltig- oder Wirtschaftlichkeit<br />
folgen, sondern möglichst allen<br />
Anforderungen gerecht werden.<br />
Durch die technologischen, gesellschaftlichen<br />
und strukturellen Umbrüche nimmt die<br />
Komplexität von Bauprojekten immer weiter<br />
zu. Wir sind der Überzeugung, dass gute,<br />
ganzheitliche Architektur nur im harmonischen<br />
Zusammenwirken der entsprechenden<br />
Fachdisziplinen entstehen kann. Dabei beweisen<br />
wir immer wieder, dass wir als echte Generalplaner,<br />
die alle baurelevanten Fachdisziplinen<br />
unter einem Dach vereinen, mit unserer<br />
WE MAKE IT WORK-Mentalität zielgerichtet,<br />
zukunftsorientiert und effizient arbeiten.<br />
Unsere ganzheitlichen Lösungen in Bezug auf<br />
die Erstellung und Verwaltung von BIM-Modellen<br />
beinhalten modellbasierte Mengenermittlungen,<br />
Visualisierungen, Gewerkekoordination<br />
und Datenmanagement. Entsprechend<br />
der Zielvorgabe unserer Auftraggeber kann<br />
dies über den gesamten Lebenszyklus eines<br />
Projekts erfolgen, bis zum praktizierten Facility<br />
Management.<br />
Das Projekt des Auftraggebers steht an erster<br />
Stelle. Das bedeutet, stets durch größtes Engagement<br />
und optimale Lösungen zu überzeugen<br />
und somit das beste Ergebnis zu erreichen.<br />
Es ist unser Anspruch, mit unseren<br />
Projekten einen deutlichen Mehrwert zu erzielen,<br />
der sich in einer höheren Wertschöpfung<br />
sowie einer nachweisbaren Verbesserung<br />
der Arbeits-, Lebens- und ästhetischen<br />
Qualität bei gleichzeitigem Werterhalt der<br />
Umwelt ausdrückt.<br />
Jedes <strong>Unternehmen</strong> lebt von und durch seine<br />
Persönlichkeiten. Wir decken unterschiedliche<br />
Tätigkeitsfelder in enger Zusammenarbeit<br />
ab – von der Architektur über die Tragwerks-,<br />
Anlagen- und Logistikplanung, bis hin<br />
zur Technischen Gebäudeausrüstung und einem<br />
zielgerichteten Projektmanagement. Wir<br />
sind stolz darauf, was wir in den vergangenen<br />
Jahrzehnten geschaffen haben: Unsere weltweit<br />
errichteten Gebäude und Anlagen, unsere<br />
innovativen Konstruktionen, unser spezielles<br />
und innovatives Know-How und unsere<br />
kollegiale und sympathische <strong>Unternehmen</strong>skultur.<br />
Scherr+Klimke AG<br />
Ulm | Neu-Ulm | Leipzig | Heidelberg<br />
Edisonallee 19 | 89231 Neu-Ulm<br />
Tel. 0731 92250 | info@scherr-klimke.de<br />
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58 SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Neuer Nutzen für alte Steine<br />
Wiederverwertung Ressourcenschonendes Arbeiten gewinnt am Bau an Bedeutung. Das<br />
Recycling von Materialien schont nicht nur die Umwelt, sondern kann auch Kosten senken.<br />
In der Klimakrise rückt einer<br />
der größten Verschmutzer<br />
immer mehr ins Blickfeld.<br />
Der Bausektor steht für<br />
rund 40 Prozent der weltweiten<br />
CO 2<br />
-Emissionen. Holzbauten<br />
und Grasdächer statt Glas, Stahl<br />
und Beton. Das Reduzieren,<br />
Wiederverwerten und Recyceln<br />
von Baumaterialen sind wichtige<br />
Themen, wenn es darum<br />
geht, die Klima- und Umweltfolgen<br />
von Baumaßnahmen einzuschränken.<br />
Und diese sind<br />
enorm: Die Non-Profit-Organisation<br />
World Green Building<br />
Council geht davon aus, dass<br />
rund 40 Prozent des weltweiten<br />
Kohlenstoffdioxidausstoßes auf<br />
den Bausektor zurückgehen. Mit<br />
rund 53 Prozent der jährlichen<br />
Abfallmenge in Deutschland ist<br />
die Branche laut Statistischem<br />
Bundesamt zudem der größte<br />
Müllproduzent des Landes.<br />
Ein großes Problem sind vor<br />
allem die sogenannten grauen<br />
Emissionen. Das sind die Treibhausgase,<br />
die etwa bei der Herstellung<br />
und beim Transport der<br />
Baumaterialien wie Beton, Stahl<br />
und Zement entstehen. Auch<br />
Rückbau und Entsorgung der<br />
Materialien fallen darunter. Die<br />
grauen Emissionen stehen laut<br />
dem Bundesinstitut für Bau-,<br />
Stadt- und Raumforschung für<br />
im Schnitt ein Viertel der Gesamtemissionen<br />
eines konventionell<br />
gefertigten Gebäudes.<br />
Ob Altmetall oder Bauschutt: Materialien können häufig wiederverwertet<br />
werden. Foto: © Vladyslav Horoshevych/shutterstock.com<br />
Immer mehr grüne Dächer<br />
Wenn die Bundesregierung ihre<br />
Klimazielen erreichen will,<br />
muss also schnell anders gebaut<br />
werden. Da stimmt auch die<br />
Bauindustrie mittlerweile ein.<br />
„Wir sind eine Schlüsselbranche<br />
für mehr Klimaschutz“, sagt<br />
Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer<br />
des Hauptverbands<br />
der Deutschen Bauindustrie.<br />
Immer mehr Photovoltaikanlagen<br />
und Grünflächen finden<br />
auf Dächern Platz. Ganze Stadtquartiere<br />
werden inzwischen in<br />
Holzbauweise geplant. „Es ist<br />
wie beim Marathon“, sagt Christine<br />
Lemaitre, Chefin der Deutschen<br />
Gesellschaft für Nachhaltiges<br />
Bauen (DGNB). „Manche<br />
Läufer sprinten den in zwei<br />
Stunden durch, andere sind in<br />
dieser Zeit gerade mal bei der<br />
ersten Trinkstation angekommen.“<br />
Wir sind<br />
eine der<br />
Schlüsselbranchen<br />
für mehr<br />
Klimaschutz.<br />
Tim-Oliver Müller<br />
Die Deutsche Bauindustrie<br />
So sei es auch beim nachhaltigen<br />
Bauen. Viele gehen erst<br />
jetzt an den Start. Die Immobilienbank<br />
Berlin Hyp ist zumindest<br />
schon unterwegs. In Berlin-Mitte<br />
reißt sie gerade ihr altes<br />
Hauptquartier ab, um an selber<br />
Stelle ein neues zu errichten.<br />
Von dem einstigen Bürobau ist<br />
nur noch ein großes Betonskelett<br />
übrig. Das Nachhaltigkeitsversprechen<br />
beginnt hier schon<br />
beim Rückbau. „Abreißen kann<br />
jeder“, sagt der Projektverantwortliche<br />
Jens Völkner: „Wir haben<br />
uns aber die Frage gestellt,<br />
wie wir aus der bestehenden<br />
Gebäudesubstanz des Altbaus<br />
noch Nutzen ziehen können.<br />
88 Prozent von dem, was im<br />
konstruktiven Abbruch anfällt,<br />
wird wieder verwendet.“<br />
Kleid aus Lärchenholz<br />
Auch der Tierpark Berlin musste<br />
sich bei seinem Verwaltungsgebäude<br />
vor wenigen Jahren die<br />
Frage stellen: Sanieren oder<br />
neu bauen? Der DDR-Plattenbau<br />
aus den 60er Jahren war so marode,<br />
dass er schon jahrelang<br />
nicht mehr genutzt wurde.
unternehmen [!]<br />
„Durch die Unterlagen wurde<br />
uns schnell klar, dass das kein<br />
normaler Plattenbau von der<br />
Stange, sondern ein sogenannter<br />
Skelettbau ist, der damals<br />
schon hochinnovativ geplant<br />
wurde und der sehr gut umnutzbar<br />
ist in seiner Struktur“, sagt<br />
der verantwortliche Architekt<br />
Jan Schreiber.<br />
Auch Asphalt kann recycelt und wiederverwertet werden.<br />
Recyceln mitdenken<br />
Drei Sanierungsoptionen gab es.<br />
Am Ende siegte die günstigste<br />
Variante. Der Rohbau sowie<br />
weite Teile der DDR-Innenarchitektur<br />
blieben erhalten. Statt<br />
der abgerockten Asbest-Beton-Fassade<br />
bekam der Bau ein<br />
Kleid aus zertifiziertem Lärchenholz.<br />
Die neue Fassade<br />
wurde so konstruiert, dass sie<br />
sich am Ende der Lebensdauer<br />
leicht trennen und recyceln<br />
lässt. „Ein tolles Projekt“, lobt<br />
auch Veit Burgbacher von Architects<br />
For Future (AFF). Doch<br />
solche Vorhaben seien bislang<br />
noch ein Nischenphänomen.<br />
Was muss also passieren, damit<br />
sich das ändert? AFF fordert<br />
etwa, dass die künftige Bundesregierung<br />
die gesetzlichen Mindeststandards<br />
für nachhaltiges<br />
Bauen heraufsetzt. Bislang seien<br />
im Gebäudeenergiegesetz,<br />
das diese Standards festlegt,<br />
nicht einmal die grauen Emissionen<br />
berücksichtigt, kritisiert<br />
Burgbacher. Nur: Der Branche<br />
bleibt nicht mehr viel Zeit, um<br />
die komplexen Aufgaben zu lösen.<br />
Denn die ersten Zwischenziele<br />
der Klimapolitik müssen<br />
bereits bis im Jahr 2030 erreicht<br />
werden.<br />
Foto: © Rosamar/shutterstock.com<br />
Wie die Arbeit am Bau künftig<br />
laufen könnte, macht bereits<br />
heute ein Bauunternehmen aus<br />
Oberschwaben vor. Für die Firma<br />
Fischbach heißt die zukunftsweisende<br />
und ressourcenschonende<br />
Devise beim Bauen:<br />
Möglichst wenig Erdaushub auf<br />
die Deponie. Stattdessen soll<br />
das anfallende geeignete Boden-<br />
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60<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
material komplett recycelt und<br />
als nachhaltiger Zuschlag für<br />
Beton wiederverwertet werden.<br />
Dieses Verfahren wird nun im<br />
Allgäu erstmals in der Praxis angewandt.<br />
Allein im Rahmen dieses Bauvorhabens,<br />
bei dem bis Ende<br />
<strong>2022</strong> insgesamt 30 Mietwohnungen<br />
entstehen, lassen sich mit<br />
der neuen Methode rund<br />
1500 Tonnen an Kies und Sand<br />
einsparen. Material, das man<br />
sonst aus Kiesgruben abbauen<br />
müsste, was zwangsläufig zu<br />
mehr Landschaftsverbrauch<br />
führen würde.<br />
Teure Deponien<br />
Jahrelang hat Gerald Fischbach<br />
mit seinem <strong>Unternehmen</strong> auf<br />
traditionelle Weise gebaut. Das<br />
Thema Ressourcenschonung hat<br />
ihn früher nicht wirklich umgetrieben.<br />
Die notwendigen Primärrohstoffe<br />
für Beton, nämlich<br />
Der Abbau von Kies und Sand hinterlässt deutliche Spuren in der<br />
Landschaft.<br />
Foto: © Perfect Lazybones/Shutterstock.com<br />
Sand und Kies, waren in der Region<br />
reichlich vorhanden. Um sie<br />
abzubauen, müssen jedoch immer<br />
mehr Kiesgruben ausgewiesen<br />
werden. Das bedeutet mehr<br />
Flächenverbrauch und zunehmend<br />
auch Proteste durch betroffene<br />
Anwohner. Außerdem<br />
wird es immer schwieriger, den<br />
anfallenden Erdaushub auf Deponien<br />
unterzubringen. In Oberschwaben<br />
weniger, im Rest von<br />
Baden-Württemberg schon. Deponieraum<br />
ist knapp im Ländle<br />
und er wird immer teurer.<br />
Noch ist das Verfahren teurer<br />
als die herkömmliche Betonproduktion,<br />
doch den Ersatzbaustoffen<br />
gehört die Zukunft, ist<br />
der Unternehmer Gerald Fischbach<br />
überzeugt. „Ich bin kein<br />
Ökospinner, ich bin Realist.<br />
Jahrzehntelang konnten wir aus<br />
dem Vollen schöpfen. Aber ein<br />
,Weiter so’ darf es nun nicht<br />
mehr geben.“ Stefan Loeffler<br />
Nachhaltig bauen?!<br />
Planen und Bauen für Heute und Morgen! Gutes Entwerfen war noch nie eine rein ästhetische Frage. Architektur<br />
und Stadtplanung sind heute bedeutsamer denn je. Architekt:innen, Stadtplaner:innen, Innenarchitekt:innen,<br />
Landschaftsarchitekt:innen tragen wesentlich dazu bei, Klimaanpassung und soziales Gefüge baulich zu organisieren.<br />
Die Architektenkammer Baden-Württemberg bezieht Position: für Nachhaltiges Bauen, für Ressourcenschonung,<br />
für eine neue Kultur in Planungsprozessen. Unsere Basis sind 26 <strong>10</strong>0 Mitglieder in 42 Kammergruppen.<br />
Nutzen Sie ihre Kreativität und ihr Wissen!<br />
wissen, was möglich ist.<br />
die Architektinnen und Architekten.<br />
AKBW | www.akbw.de | Kammergruppe Ulm/Alb-Donau-Kreis | Philipp Seidel | T 0731 968020 | kg-adu@akbw.de<br />
Fotos: AKBW/Korzen | Brigida González (architekturbüro KLÄRLE, Bad Mergentheim) | S. Hermann & F. Richter/pixabay
unternehmen [!]<br />
SPEZIAL<br />
61<br />
Den Bestand im Blick<br />
Digitalisierung Die Sanierung von Gebäuden rückt immer mehr in den Fokus, wenn es um<br />
Klimaschutz geht. Das BIM-Konzept kann dabei eine Hilfe sein.<br />
BIM – wer sich mit moderner<br />
Bauwirtschaft<br />
auseinandersetzt,<br />
kommt an diesen drei<br />
Buchstaben nicht mehr vorbei.<br />
Noch stapeln sich Papierstöße<br />
und Aktenordner in vielen Architektenbüros.<br />
Doch wie lange<br />
noch? Die Zukunft sieht anders<br />
aus. Denn die Digitalisierung<br />
hat längst auch bei Planungsbüros<br />
Einzug gehalten. Mit Building<br />
Information Modeling<br />
(BIM), einem Konzept, das die<br />
Planung und Ausführung sowie<br />
auch die spätere Betriebs- und<br />
Wartungsphase von Gebäuden<br />
Martin Müller setzt auf digitale<br />
Planungstools<br />
FOTO: TILL BUDDE/BUNDESARCHITEKTENKAMMER<br />
optimiert. BIM steht für einen<br />
Umbruch in der Branche, denn<br />
alle relevanten Gebäudedaten<br />
werden digital erfasst, kombiniert<br />
und vernetzt.<br />
Wenn es um digitale Werkzeuge<br />
und Methoden im Planen<br />
und Bauen geht, stehen meist<br />
Neubauprojekte im Vordergrund.<br />
Dabei sind die Mehrzahl<br />
aller Architekturvorhaben Projekte<br />
im Bestand. „Wenn sich die<br />
BIM-Methode in den nächsten<br />
Jahren immer mehr durchsetzen<br />
wird, sollten sich Planende früh<br />
genug auch mit ihrer Anwendung<br />
im Bestandsbau beschäftigen“,<br />
sagt Martin Müller. Für<br />
den Vizepräsidenten der Bundesarchitektenkammer<br />
(BAK)<br />
in Berlin ist das vor allem dann<br />
entscheidend, wenn dem planerischen<br />
Umgang mit bestehenden<br />
Gebäudestrukturen in der<br />
gegenwärtigen Klimakrise eine<br />
immer größere Bedeutung zukommt:<br />
„Für ein umwelt- und<br />
ressourcenschonendes Bauen<br />
sind digitale Tools zukünftig essentiell.“<br />
Im Idealfall sorgt BIM<br />
auch für eine höhere Kostenund<br />
Terminsicherheit gegenüber<br />
dem herkömmlichen Projektmanagement.<br />
Stefan Loeffler<br />
eine gute zukunft<br />
mitgestalten.<br />
das macht sinn.<br />
Hinter der Marke braun-steine stecken der Wunsch<br />
und der Wille, als Team mit Leidenschaft, Fachkompetenz<br />
und echtem Interesse an einer guten Zukunft<br />
für alle etwas zu bewegen – in unserem <strong>Unternehmen</strong>,<br />
für unsere Kunden und für unsere Umwelt.<br />
Wenn Sie unsere Leidenschaft teilen wollen, dann<br />
bewerben Sie sich und gestalten Sie mit!<br />
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Foto: Südwest Presse Ulm © Volkmar Könneke<br />
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ressourcenschonung<br />
nachhaltiges<br />
bauen<br />
langfristige<br />
qualitätssicherung
62 Nething Architekten<br />
Ein Multifunktionsgebäude für Seeberger im<br />
Im Fokus des Entwurfs stand, die Werte des <strong>Unternehmen</strong>s Seeberger architektonisch widerzuspiegeln, zugleich sollte der zeitgemäße Wandel der Traditionsmarke<br />
erlebbar werden.<br />
© Matthias Schmiedel<br />
Wandel erlebbar machen<br />
Donautal, das Kundenzentrum, Shop, Café<br />
und Büroflächen auf verschiedenen Ebenen<br />
zusammenbringt, wurde im späten Frühjahr<br />
2021 bezogen.<br />
Qualität, Nachhaltigkeit, Verantwortung und<br />
hohe Sozialstandards stehen für die Marke<br />
Seeberger. Und das seit über 175 Jahren, in denen<br />
sich das Familienunternehmen zum<br />
Marktführer für Trockenfrüchte, Nüsse und<br />
Kaffee entwickelt hat. Eine sensible Wertewelt,<br />
die das Architekturbüro Nething und SODA<br />
Group im neuen Multifunktionsgebäude im<br />
Indus triegebiet „Donautal“ über fünf Ebenen<br />
umgesetzt hat: Von der Genusswelt mit Kundenzentrum<br />
und Café, über den internen Genuss<br />
im Betriebsrestaurant im ersten Obergeschoss,<br />
einen großzügigen und offenen<br />
Verwaltungsbereich mit Büros im 2. und<br />
3. Obergeschoss bis zur abschließenden Technik-Ebene.<br />
Wechselspiel von Farbe und Material<br />
Im Fassaden- und Farbkonzept wird das Zusammenspiel<br />
verschiedener Funktionen und<br />
emotionaler Komponenten nach außen hin<br />
sichtbar. Es symbolisiert die Natürlichkeit der<br />
Produkte und Marke sowie das stetige Wachstum<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s. Bodenständig und<br />
fest verwurzelt und zugleich weltoffen und ambitioniert<br />
– zwischen dieser Werteskala bewegt<br />
sich der Entwurf.<br />
Das Erdgeschoss und erstes Obergeschoss bilden<br />
durch ihre Keramikfassade eine feste Basis.<br />
Die keramischen Langstäbe sind in unterschiedlichen<br />
Breiten und Längen mit Abstand<br />
zueinander angeordnet und hüllen den Neubau<br />
umfassend ein. Das natürliche, erdbasierende<br />
Material stellt den Bezug zu den Produkten<br />
und Werten her. Unterstützt wird dies<br />
durch die durchdachte Farbauswahl der einzelnen<br />
Keramikelemente, die in Zusammenarbeit<br />
mit dem Büro ColorConceptLab erarbeitet<br />
wurde. In Auseinandersetzung mit Farbassozia-
63<br />
Neu-Ulm<br />
Bodenständig und fest verwurzelt und zugleich weltoffen und ambitioniert – zwischen dieser Werteskala bewegt sich der Entwurf.<br />
© Matthias Schmiedel<br />
tionen, Colorcodes und Farb-Wahrnehmung<br />
wurde an der passenden Farbigkeit, Farbgewichtung<br />
und auch genauen Platzierung der<br />
einzelnen Keramikbaguettes gefeilt. Eine Anordnung<br />
die Grün-, Anthrazit-, dunkle Rot- und<br />
Braun-Töne geschickt vereint. Entstanden ist<br />
ein ausgewogenes und dennoch abwechslungsreiches<br />
Farbspiel, dass die Marke Seeberger<br />
assoziiert. Nicht schrill und bunt, sondern<br />
zeitgemäß klassisch-natürlich mit hochwertigen<br />
erdigen und fröhlichen Akzenten.<br />
Nach oben geblickt<br />
In die Höhe geschaut, baut sich auf die eher<br />
geschlossene Fassade eine leichte, transparente<br />
Fassade in Vollverglasung auf, die so<br />
Wirkungs raum für die fein definierten Keramikelemente<br />
schafft. Zugleich lässt sie viel Licht in<br />
die dahinter liegenden Arbeitswelten und steht<br />
– vor allem in der Fernwirkung – als ein Symbol<br />
für Offenheit und Weitsicht, die einer festen Basis<br />
entspringt.<br />
Nach innen geblickt<br />
Drei Funktionen zeichnet das Gebäudeinnere<br />
aus: Genuss, Kommunikation und Entwicklung.<br />
In der Fläche greifen alle ineinander. Gastro-Planer<br />
Soda hat im Erd- und ersten Obergeschoss<br />
eine Welt erschaffen, die Kundinnen<br />
und Kunden, Mitarbeitende und Besuchende<br />
gleichermaßen genussvoll in die Produktwelt<br />
eintauchen lässt. Ein Café mit 120 Sitzplätzen,<br />
der Shop auf 200 qm, kleine Eventbereiche,<br />
Möglichkeiten für Barista-Kurse, hier kommt<br />
alles zusammen, was Liebhaber von gutem<br />
Kaffee, Nüssen und Früchten das Herz höherschlagen<br />
lässt. Die Strahlkraft der Marke wird<br />
spürbar. Materialien wie schwarzes Metall, lebendiges<br />
Holz, weiche Polster schaffen eine<br />
behagliche Atmosphäre. Eine große Treppe<br />
führt in das erste Geschoss – halb öffentlich<br />
befinden sich hier Meeting- und Veranstaltungsräume<br />
sowie das Betriebsrestaurant.<br />
Bürowelten – offen, kommunikativ, flexibel<br />
Die Bürowelt im 2. und 3. Obergeschoss ist<br />
varianten reich und spiegelt damit den Arbeitsalltag<br />
wider. Offene und geschlossene Zonen<br />
für kommunikatives oder konzentriertes Arbeiten<br />
wechseln sich ab. Die Farbigkeit der Fassade<br />
fließt auch in die Bürowelt ein. Frische und<br />
erdige Grüntöne, warme Brauntöne sowie haptisch<br />
angenehme Materialien wie Holz, Filz und<br />
Stein schaffen eine wohnliche und warme<br />
Arbeitsatmosphäre.<br />
Das Besondere<br />
an diesem Projekt<br />
war, den historischen<br />
Wandel von Seeberger<br />
ins Jetzt einzufang<br />
en und ihm ar chitektonisch<br />
Ausdruck zu<br />
verleihen. Dafür haben<br />
wir gemeinsam mit<br />
dem Bauherrn versucht herauszufinden,<br />
was Seeberger heute ist und darstellt und<br />
wie es auch für die Zukunft erlebbar sein<br />
und bleiben kann. Dieser Dialog, das gemeinsame<br />
Erarbeiten und Ringen um das<br />
bestmögliche Ergebnis, war sehr wertvoll.<br />
Birgit Starzmann,<br />
Projektleitung Nething Architekten<br />
Nething Architekten<br />
Wegener Str. 7, Neu-Ulm<br />
info@nething.com<br />
www.nething.com
64<br />
Ulm<br />
nps Bauprojektmanagement GmbH<br />
Foto: © Blocher Partners<br />
Foto: © Uhlmann Group<br />
Die nps betreut Projekte aus Industrie, Gewerbe<br />
und der öffentlichen Hand: z. B. Heiners, Neu-Ulm<br />
(oben rechts), Uhlmann in Laupheim (links),<br />
Orange Campus, Neu-Ulm (unten rechts).<br />
Foto: © Roland Halbe<br />
Bauprojekte erfolgreich führen<br />
Bauen ist komplex. Wissen, Erfahrung und<br />
Weitblick sind gefragt, um das Zusammenspiel<br />
aus Planung, Baumanagement, Zeit- und<br />
Kostenfaktoren sowie gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
erfolgreich zu koordinieren. Seit<br />
nunmehr 25 Jahren unterstützt die nps Bauprojektmanagement<br />
GmbH private und<br />
öffent liche Auftraggebende sowie Investoren<br />
bei allen Fragen rund um ihr Bauvorhaben und<br />
ihre Immobilie.<br />
Ganzheitliche Bauberatung<br />
Von Ulm und Stuttgart aus betreut das Ingenieurbüro<br />
Bauherrn deutschlandweit und bietet<br />
Projektmanagement, Projektentwicklung,<br />
Infrastrukturmanagement sowie begleitende<br />
Beratungsleistungen im Bau- und Immobilienwesen.<br />
Anspruch des mehr als 60-köpfigen<br />
Teams: Bauprojekte ganzheitlich zu betrachten–<br />
von der ersten Idee, über die Realisierung<br />
bis hin zum Rückbau. Das heißt, das<br />
Team der nps unterstützt Bauherrn bereits<br />
vor Planungsbeginn mit umfassenden Grundlagenermittlungen<br />
und Machbarkeitsstudien.<br />
So erhalten diese vor dem Baustart fundierte<br />
Entscheidungsgrundlagen und die notwendige<br />
Sicherheit für die Finanzierung. Im Bauprozess<br />
selbst optimiert die nps gemeinsam mit<br />
den Planungsbüros Prozesse und erzielt positive<br />
Kosten-Nutzen-Effekte hinsichtlich der<br />
Bauausführung und dem späteren Betrieb<br />
des Gebäudes.<br />
Das nps-Team berät offen und zielorientiert.<br />
Foto: Matthias Schmiedel<br />
Nachhaltige, ressourcenschonende Planung<br />
Nachhaltig Bauen ist heute keine ideologische<br />
Frage mehr, sondern selbstverständlicher<br />
Wirtschaftsfaktor. Um den Energie- und<br />
Ressourcenverbrauch während der Bauphase<br />
und der Nutzung des Gebäudes weitestmöglich<br />
zu reduzieren, müssen Bauherrn und Investierende<br />
bereits in der Planung die richtigen<br />
Entscheidungen treffen. Da ausgefeilte<br />
nachhaltige Konzepte immer im interdisziplinären<br />
Dialog zwischen Fachleuten, Planungsbüro<br />
und dem Bauherrn entstehen, koordiniert<br />
das Team der nps diesen Prozess<br />
zielführend und zeigt auf, welche Ergebnisse<br />
nachhaltiges und energieeffizientes Bauen<br />
setzen kann – immer unter dem ökonomischen<br />
Blickwinkel.<br />
Ein neues Quartier im Herzen von Neu-Ulm<br />
Beispielhaft für den umfassenden Leistungskatalog<br />
der nps ist das aktuelle Projekt „Heiners“<br />
auf dem einstigen LEW-Areal im Herzen<br />
von Neu-Ulm. Hier errichtet die Stadt Neu-<br />
Ulm einen neuen zentralen städtischen Treffpunkt<br />
mit Stadtbücherei, Generationentreff,<br />
Wohnungen, Gastronomie und Büroflächen.<br />
Als Projektsteuerer übernimmt das Team der<br />
nps alle Bauherrenaufgaben und koordiniert<br />
die am Projekt beteiligten Planungsbüros,<br />
ausführenden Firmen sowie Behörden.<br />
Konkreter öffentlicher Startpunkt für das Projekt<br />
war die Auslobung des Architektur-Wettbewerbs,<br />
dessen Durchführung der nps oblag. Herausfordernd<br />
waren die geltenden Pandemiemaßnahmen,<br />
die ein notwendiges Treffen der Juryteilnehmenden<br />
in Präsenz nicht möglich machten.<br />
Kurzentschlossen fand die nps eine digitale Lösung<br />
und setzte diese erfolgreich um.<br />
nps Bauprojektmanagement GmbH<br />
Adolph-Kolping-Platz 1<br />
89073 Ulm<br />
info.ulm@nps-pm.de<br />
www.nps-pm.de
65<br />
Weil Erfolg nur im Miteinander entstehen kann. Die Ed. Züblin AG mit<br />
Sitz in Stuttgart beschäftigt mehr als 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
und ist mit einer jährlichen Leistung von rd. 4 Mrd. € eines der<br />
größten deutschen Bauunternehmen. Seit der Firmengründung im Jahr<br />
1898 realisiert ZÜBLIN erfolgreich anspruchsvolle Bauprojekte im In- und<br />
Ausland und ist heute im STRABAG-Konzern die führende Marke für<br />
Hoch- und Ingenieurbau. Das Leistungsspektrum des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
umfasst alle baurelevanten Aufgaben – vom komplexen Schlüsselfertigbau,<br />
Ingenieur- und Tunnelbau bis hin zu Baulogistik, Bauwerkserhaltung,<br />
Spezialtiefbau, Holz- oder Stahlbau. ZÜBLIN hat in den letzten Jahren<br />
die Themen Digitalisierung, LEAN.Construction und Nachhaltigkeit<br />
vorangetrieben und bietet – gestützt auf das langjährige Know-how ihrer<br />
Zentralen Technik – verstärkt auch das integrierte Planen und Bauen aus<br />
einer Hand als Generalplanerin an. In Sachen partnerschaftlicher Zusammenarbeit<br />
hat ZÜBLIN mit dem seit mehr als 25 Jahren am Markt bewährten<br />
Partneringmodell teamconcept Standards gesetzt.<br />
Die in die Direktion Ulm eingegliederte, europaweit agierende ZÜBLIN<br />
Timber GmbH mit Sitz in Aichach, ergänzt das Leistungsspektrum um<br />
den Holzingenieur- und Holzschlüsselfertigbau. Aktuell fertiggestellte<br />
Bauprojekte mit dem Bau- und Werkstoff Holz sind beispielsweise der<br />
Neubau des Bürostandorts der ZÜBLIN Direktion Ulm in Neu-Ulm, sowie<br />
der Neubau der Universität Witten-Herdecke, beide Projekte in der<br />
Holz-Hybridbauweise.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.zueblin.de<br />
Ed. Züblin AG, Direktion Ulm, Finninger Str. 66, 89231 Neu-Ulm, Tel. +49 731 70786-0
66<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Wechsel bei<br />
Südwestmetall<br />
Verband Wechsel beim Arbeitgeberverband<br />
der baden-württembergischen<br />
Metall- und<br />
Elektroindustrie. Joachim<br />
Schulz wird neuer Vorsitzender<br />
von Südwest-<br />
Joachim<br />
Schulz tritt<br />
am 1. Mai<br />
seinen neuen<br />
Posten an.<br />
metall. Am<br />
1. Mai tritt er die<br />
Nachfolge von<br />
Wilfried Porth<br />
an. Schulz gehört<br />
dem Vorstand<br />
von Südwestmetall<br />
seit<br />
2009 an. Der<br />
promovierte<br />
Maschinenbauund<br />
Luftfahrtingenieur<br />
leitet seit 2017 als Vorstandsvorsitzender<br />
die Aesculap<br />
AG mit Sitz in Tuttlingen.<br />
Dort wird Schulz planmäßig<br />
Ende <strong>März</strong> ausscheiden. Porth<br />
hatte bereits 2020 angekündigt,<br />
den Vorsitz lediglich bis zu seinem<br />
Ausscheiden bei Daimler<br />
zu übernehmen.<br />
Die Herstellung von Kupferbändern zählt zur Kernkompetenz des Ulmer <strong>Unternehmen</strong>s Wieland mit<br />
Sitz im Donautal.<br />
Umsatzplus dank hohem Kupferpreis<br />
Einen Umsatz von 5,4 Milliarden Euro und damit ein<br />
Plus von 1,5 Milliarden konnte die Ulmer Wieland<br />
Gruppe im Geschäftsjahr 2020/21 verzeichnen. Zu<br />
großen Teilen geht der Zuwachs auf den um etwa<br />
40 Prozent gestiegenen Kupferpreis sowie strategische<br />
Zukäufe in 2021 zurück. Dennoch blickt die<br />
Gruppe optimistisch in die Zukunft: Die Nachfrage<br />
nach Kupferhalbzeugen werde sich aufgrund der zunehmenden<br />
Elektrifizierung insbesondere in Europa<br />
und Nordamerika weiter verstärken. In beiden Regionen<br />
ist die Gruppe laut eigenen Angaben Marktführer<br />
und beschäftigt weltweit rund 8000 Mitarbeiter.<br />
Zum Wohle der<br />
Verbraucher<br />
Kommission Anja Achtziger,<br />
neue Leiterin des Forschungszentrums<br />
Verbraucher, Markt<br />
und Politik an der Zeppelin Universität<br />
(ZU), ist in die Verbraucherkommission<br />
des Landes berufen<br />
worden. Die Aufgabe der<br />
Professorin ist es, dort aktuelle<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
zum Thema Verbraucherverhalten<br />
einzubringen. Achtziger will<br />
sich dabei für das Wohl der Verbraucherinnen<br />
und Verbrauchern<br />
einsetzen.<br />
Frey übernimmt<br />
bei Seifert<br />
Logistik Die<br />
Seifert Logistics<br />
Group<br />
(SLG) setzt die<br />
Verjüngung der<br />
<strong>Unternehmen</strong>sspitze<br />
Axel Frey<br />
folgt auf fort. Axel<br />
Frey, der gemeinsam<br />
Harald<br />
mit<br />
Seifert. Marc Vogelmann<br />
bereits<br />
vor zwei Jahren die Geschäftsführung<br />
übernommen hat, hat<br />
nun auch die <strong>Unternehmen</strong>sleitung<br />
von Harald Seifert übernommen.<br />
Der 34-Jährige ist bereits<br />
seit 14 Jahren im <strong>Unternehmen</strong><br />
tätig und hat verschiedene<br />
Stationen, unter anderem<br />
in der Projektentwicklung und<br />
im Business Development,<br />
durchlaufen. Seifert zieht sich<br />
aus der Geschäftsführung zurück,<br />
allerdings wird er als Vorsitzender<br />
des Beirats, dem er<br />
seit 2019 angehört, weiter die<br />
Entwicklung des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
begleiten und an Themen<br />
wie Zukäufen und Bauprojekten<br />
mitwirken.<br />
HfWU-Experte<br />
berät Regierung<br />
Klimawende Ein wissenschaftliches<br />
Expertengremium soll die<br />
Landesregierung beim Umsetzen<br />
der Klimawende unterstützen.<br />
Diesem gehört nun auch<br />
Sven Kesselring an, Professor<br />
für nachhaltige Mobilität an der<br />
Hochschule für Wirtschaft und<br />
Umwelt Nürtingen-Geislingen<br />
(HfWU). Der Wissenschaftler<br />
befasst sich in seinen Forschungen<br />
mit Mobilität, vor allem aus<br />
sozialwissenschaftlicher Sicht.<br />
Impressum<br />
Verlag & Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77<br />
89073 Ulm<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />
Julia Kling, Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Max Meschkowski<br />
(Layout & Illustration)<br />
Astrid Müllerleile (Bild)<br />
Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />
Volkmar Könneke<br />
Werkfotos, PR, Archiv<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Christine Blum<br />
Telefon 0731 156-500<br />
E-Mail c.blum@swp.de<br />
Den Datenschutzbeauftragten<br />
erreichen Sie unter:<br />
datenschutz@swp.de<br />
Nächste Ausgabe: 14.05.<strong>2022</strong><br />
Anzeigenschluss: 14.04.<strong>2022</strong><br />
Anzeigen<br />
Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Druck<br />
Druckerei R. le Roux GmbH<br />
Daimlerstraße 4, 89155 Erbach<br />
Vertriebsservice<br />
unternehmen.vertrieb@swp.de<br />
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02/<strong>2022</strong>. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 1 Ein Angebot der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Str. 57, 38112 Braunschweig. Für gewerbliche Einzelabnehmer<br />
mit Ausnahme von Sonderkunden. Inkl. Erlebnisabholung in der Autostadt Wolfsburg i. H. v. 840,00 €. Zzgl. MwSt. Bonität vorausgesetzt. 2 Ein Angebot der Volkswagen<br />
Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig, für gewerbliche Einzelabnehmer (ohne Sonderabnehmer), nur in Verbindung mit GeschäftsfahrzeugLeasing der<br />
Volkswagen Leasing GmbH und beim teilnehmenden Partner erhältlich. 3 Über die Auszahlung des Bundesanteils entscheidet ausschließlich das BAFA nach Ihrem Antrag<br />
anhand der Förderbedingungen. Anträge auf Förderung mit einem verdoppelten Bundesanteil („Innovationsprämie“) können beim BAFA bis zum 31.12.<strong>2022</strong> gestellt<br />
werden. Die Gewährung des Umweltbonus mit gleichen Bundes- und Herstelleranteilen endet spätestens am 31.12.2025.<br />
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