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Das gesprochene Wort und das gesungene Lied sollen miteinander ...

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Dietrich-Bo n h o e f f e r-GemeinDe BielefelD<br />

1


Festschrift zur 50. Bibelwoche<br />

in der Evangelischen Matthäusgemeinde<br />

Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-<br />

Kirchengemeinde in Bielefeld<br />

Dietrich-Bo n h o e f f e r-GemeinDe BielefelD


Inhaltsverzeichnis<br />

Grußwort,<br />

Regine Burg 6<br />

Vorwort,<br />

Dietlinde Anger 7<br />

„Im Amte bleichen sie alle nach.“ – Universität <strong>und</strong> Gemeinde,<br />

Fritz Hufendiek 8<br />

Meinungen unserer Referenten,<br />

4 Referenten 10<br />

Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung der Biebelwoche,<br />

Gespräch mit Fritz Diestelhorst 12<br />

Goldene Hochzeit Eo Bohrenkämper 16<br />

Mit der Bibel durch <strong>das</strong> Jahr. Bibelwoche <strong>und</strong> Gemeindeleben,<br />

Ulrich Wehmann 17<br />

Theologisches Schwarzbrot,<br />

Gerd Godejohann 18<br />

Nach der Bibelwoche ist vor der Bibelwoche,<br />

Dietlinde Anger 20<br />

Arbeitsgruppen – Bienenkorb – Plenum,<br />

Gerd Godejohann 22<br />

Essen <strong>und</strong> Trinken hält Leib <strong>und</strong> Seele zusammen<br />

Dietlinde Anger 23<br />

Feierabendmahl. Eine neue Erfahrung,<br />

Christoph Steffen 24<br />

<strong>Das</strong> Festessen am Samstag,<br />

Luise Metzler 26<br />

Vom <strong>Lied</strong>blatt zum <strong>Lied</strong>erheft,<br />

Andreas Smidt-Schellong 27<br />

Der Sonntag: Gottesdienst <strong>und</strong> Nachgespräch,<br />

Luise Metzler 28<br />

„Beten <strong>und</strong> Tun des Gerechten.“,<br />

Dietlinde Anger 29<br />

In den letzten 10 Jahren habe ich nur zweimal gefehlt,<br />

Joyce Gaskell 30<br />

Jetzt weiß ich, <strong>das</strong>s diese Bibelwoche einzigartig ist,<br />

Katrin Stückrath 31<br />

Hier wird die Auseinandersetzung mit biblischen Texten<br />

wichtig genommen,<br />

Christa Kronshage 32<br />

Stimmen aus dem Chor der Menschen,<br />

die die Bibelwochen singend beginnen 33<br />

Theaterstücke stimmen ein,<br />

Gerd Godejohann 34<br />

Jona – der Mann aus Israel 34<br />

Die Geschichte der Ruth 36<br />

Esther – persische Königin 38<br />

Kain <strong>und</strong> die Bergpredigt 40<br />

50 Jahre 50 Themen 42<br />

Fragen an unsere Gäste 46<br />

Unsere Bibelwochen-Flyer 48<br />

Impressum 50<br />

5


6<br />

Regine Burg<br />

Superintendentin des<br />

Kirchenkreises Bielefeld<br />

Grußwort<br />

von Regine Burg<br />

Liebe Schwestern <strong>und</strong> Brüder,<br />

Zum 50-jährigen Jubiläum der Bibelwoche in der Dietrich-Bonhoeffer-<br />

Gemeinde schreibe ich als Superintendentin gerne dieses Grußwort;<br />

nicht nur weil mich diese Bibelwoche von Jugendtagen an begeistert<br />

hat, sondern auch weil ich dankbar bin, <strong>das</strong>s in dieser Bielefelder Kirchengemeinde<br />

jedes Jahr mit der intensiven Auseinandersetzung mit<br />

der Bibel eröffnet wird. Ich erinnere mich an Impulse durch Vorträge,<br />

oft von prominenten Theologen <strong>und</strong> Theologinnen, an bereichernde<br />

Gespräche <strong>und</strong> an <strong>das</strong> Feierabendmahl.<br />

Die Bibel als Gr<strong>und</strong>lage des Glaubens wird hier dem Jahr ‚vorangestellt‘<br />

<strong>und</strong> gibt den Blickwinkel an, mit dem die Zeitung zu lesen ist. Denn<br />

beides gehört ja, wie im Gemeindesiegel dargestellt ist, zusammen.<br />

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jedem<br />

<strong>Wort</strong>, <strong>das</strong> durch den M<strong>und</strong> Gottes geht.“ Die Bibel ist <strong>das</strong> Brot des<br />

Lebens, <strong>das</strong> Lebensmittel, <strong>das</strong> uns nährt. Wann ist Ihnen durch ein<br />

<strong>Wort</strong> in der Schrift Trost <strong>und</strong> Gewissheit fiir Ihr Leben, Wegweisung<br />

bei der Orientierungssuche <strong>und</strong> Antwort auf zentrale Fragen gekommen?<br />

Welches Bibelwort aus Ihrer Geschichte, vielleicht ein Konfirmations-<br />

oder Trauspruch, klingt bis heute Ihnen nach <strong>und</strong> begleitet Sie?<br />

Vielleicht wechseln je nach Lebensphase die Texte, die uns nähren<br />

<strong>und</strong> bereichern. Dorothee Sölle, die ja auch eine der Bibeiwochen mitgestaltete,<br />

nannte während einer Bibelarbeit auf dem Kirchentag in<br />

Hamburg die Psalmen Brot. Sie sagte: „Die Psalmen sind für mich eins<br />

der wichtigsten Lebensmittel. Ich esse sie, ich trinke sie, ich kaue auf<br />

ihnen herum, manchmal spucke ich sie aus <strong>und</strong> manchmal wiedhole<br />

ich sie mitten in der Nacht. Sie sind für mich Brot. Ohne sie tritt die<br />

spirituelle Magersucht ein, die sehr verbreitet ist unter uns <strong>und</strong> oft zu<br />

einer tödlichen Verarmung des Geistes <strong>und</strong> der Herzen führt. Und so<br />

möchte ich Euch als erstes sagen: Esst die Psalmen. Jeden Tag einen.<br />

Vor dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen, egal.“<br />

Viele Basisgemeinden in Lateinamerika, die <strong>miteinander</strong> die Bibel teilen,<br />

sind unseren Kirchen Vorbild <strong>und</strong> Beispiel für einen lebendigen,<br />

Hoffnung schenkenden Umgang mit der Bibel. Die Bibel ist <strong>das</strong> Verbindende<br />

in der Kirche, <strong>das</strong> gr<strong>und</strong>legende <strong>und</strong> bleibende F<strong>und</strong>ament<br />

in allem Wechsel der Zeit, der Kontinente <strong>und</strong> der Kulturen.<br />

Wir als reformatorische Kirche nennen uns Kirche des <strong>Wort</strong>es. Denn für<br />

die Reformatoren war <strong>das</strong> <strong>Wort</strong> der Schrift alleinige Richtschnur <strong>und</strong><br />

Orientierung für ihre Predigten <strong>und</strong> ihre Auffassung von kirchlichem<br />

Leben. Sola scriptura, allein die Schrift! Von Luther, der durch die Bibel<br />

Antwort auf seine Frage nach dem gnädigen Gott fand, heißt es von der<br />

Schrift: „Es sind nicht Leseworte, sondern eitel Lebeworte drinnen.“<br />

Gerade in den gegenwärtigen gesellschaftlichen <strong>und</strong> kirchlichen<br />

Umbruchzeiten brauchen wir Stärkung <strong>und</strong> Nahrung für den manchmal<br />

sehr mühsamen Weg. Wir lesen die Bibel, weil wir nach Sinn <strong>und</strong> weil<br />

wir nach Gerechtigkeit dürsten. Wir brauchen <strong>Wort</strong>e, die uns Gottes<br />

Nähe <strong>und</strong> Verheißung zusagen, <strong>Wort</strong>e, denen wir im Leben <strong>und</strong> im Sterben<br />

trauen können, <strong>Wort</strong>e, die ermutigen <strong>und</strong> erflüllen. Es geht nicht<br />

um einen geistlosen Biblizismus, aber um <strong>das</strong> Hören auf eine andere<br />

Stimme als unsere. Diese andere Stimme will uns neue Hoffnung schenken<br />

<strong>und</strong> Horizonte eröffnen, nähren <strong>und</strong> stärken für unseren Weg.<br />

Ich wünsche der Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde <strong>und</strong><br />

mit ihr den Christinnen <strong>und</strong> Christen in Bielefeld, <strong>das</strong>s die Tradition<br />

der Bibelwoche sich in den nächsten 50 Jahren fortsetzt, <strong>und</strong> danke<br />

allen, die sich dafür einsetzen.<br />

Ihre Regine Burg


Vorwort<br />

Liebe Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e<br />

der Bibelwoche,<br />

so beginnen meine Briefe an den Vorbereitungskreis. Bei unserer Festschrift<br />

zur 50. Bibelwoche ist <strong>das</strong> sicher auch die richtige Anrede, auch<br />

wenn ich natürlich nicht weiß wer jetzt diese Zeilen liest.<br />

Die erste. Bibelwoche war 1962, da ich zu jung war durfte ich noch<br />

nicht teilnehmen, 1964 war ich <strong>das</strong> erste Mal dabei. Es war offensichtlich<br />

so prägend, <strong>das</strong>s ich die Einladung mit dem Vermerk „aufheben“<br />

tatsächlich aufbewahrte. Seitdem war ich bei fast allen Bibelwochen<br />

dabei, zuerst als Jugendliche, sehr schnell aber engagierte ich mich in<br />

der Vorbereitung. Seit 1996 bin ich gewählte Vertreterin des Vorbereitungskreises.<br />

Die Bibelwoche zu Beginn des Jahres war <strong>und</strong> ist für mich wegweisend.<br />

Und wenn ich sehe wie viele sich in all den Jahren immer wieder dafür<br />

begeistern lassen <strong>und</strong> daran teilnehmen, gilt <strong>das</strong> auch für Andere.<br />

Da stellt sich die Frage: Was bringt die Bibelwochengemeinde dazu,<br />

sich immer wieder Jahr für Jahr zu versammeln? Es sind die Texte,<br />

bekannte <strong>und</strong> unbekannte. Es sind die Auslegungen, die neue Wege<br />

gehen, ermutigen, die manchmal aber auch sehr anstrengend sind.<br />

Es ist die Gemeinschaft mit Christinnen <strong>und</strong> Christen, die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

ihres Glaubens <strong>miteinander</strong> diskutieren, sich stärken <strong>und</strong> tragen. Es<br />

ist die Erfahrung, <strong>das</strong>s Menschen kommen, die seit Jahren oder Jahrzehnten<br />

um diese Woche wissen. Sie kommen, auch wenn sie inzwischen<br />

an anderen Orten wohnen. Einige kommen sogar nur deshalb<br />

im Januar nach Bielefeld.<br />

Die Bibelwoche in der ersten Januarwoche war <strong>und</strong> ist vielen Menschen<br />

wichtig. Wie viele in all den Jahren mit dabei waren, kann man<br />

nur schätzen. Damit sie stattfinden kann, wird lange im Voraus überlegt<br />

<strong>und</strong> geplant. Da sind die Menschen ohne theologische Ausbildung,<br />

die durch ihr Engagement die Bibelwoche ermöglichen, <strong>und</strong> da<br />

sind die TheologInnen der Gemeinde, die ihr Wissen in die Vorbereitung<br />

einbringen. Von allen Seiten wird viel Wissen, Kraft <strong>und</strong> Zeit in<br />

diese Woche investiert. Und ganz wichtig, da sind Referentinnen <strong>und</strong><br />

Referenten, die zu uns in die Gemeinde kommen. So ganz selbstverständlich<br />

ist <strong>das</strong> nicht. Es ist ja nicht nur ein Abend an dem sie mit <strong>und</strong><br />

für uns biblische Texte auslegen, nein anfangs waren es fünf Abende,<br />

inzwischen sind es vier Abende <strong>und</strong> dann am Sonntag die Predigt.<br />

In dieser Festschrift haben wir Einiges über die Entstehung <strong>und</strong> Durchführung<br />

der Bibelwoche zusammen getragen. Auf den letzten Seiten<br />

finden Sie die Chronik der 50 Bibelwochen.<br />

Wir sind dankbar für diese Bibelwoche, die uns seit 50 Jahren zusammenbringt,<br />

Kraft gibt <strong>und</strong> in den Alltag hinein trägt.<br />

So feiern wir voller Freude die 50. Bibelwoche gemeinsam mit allen,<br />

die dabei sein können.<br />

Dietlinde Anger<br />

Presbyterin<br />

7


8<br />

„Im Amte bleichen<br />

sie alle nach.“ –<br />

Universität <strong>und</strong><br />

Gemeinde<br />

Der Berliner Theologe Adolf v. Harnack äußerte vor Zeiten die Klage:<br />

Ich kann meine Studenten färben wie ich will, im Amte bleichen sie<br />

alle nach.<br />

Diesen Satz habe ich mir gemerkt. Im Amt eines evangelischen Pfarrers<br />

bleich werden, <strong>das</strong> darf dir nicht passieren. Die an drei Hochschulen<br />

neu entdeckten <strong>und</strong> lieb gewonnenen Bibelwelten <strong>sollen</strong> auf dem Weg<br />

in die Gemeinde nicht grau oder blass werden, <strong>das</strong> schwor ich mir.<br />

Ich bew<strong>und</strong>erte die kraftvollen Predigten von Hellmut Gollwitzer an<br />

der Universität Bonn, die ich gehört hatte. Davon wollte ich mir eine<br />

Scheibe abschneiden. Ich entdeckte vor allem <strong>das</strong> Alte Testament.<br />

Nichts von Jeremia, Amos oder Hiob darf unterwegs verblassen. Niemals<br />

wird der kritisch prüfende Verstand an irgendeiner Kirchengarderobe<br />

abgehängt.<br />

Die Auslegungen von Prof. Hans Joachim Kraus empfanden wir als<br />

so spannend, <strong>das</strong>s mein Fre<strong>und</strong> Karl Heinz Kämper <strong>und</strong> ich kommentierten:<br />

Was wir hören, ist so mitreißend, <strong>das</strong>s wir es bis in unsere<br />

Jungscharen tragen können. Meine Brücke von der Hochschule zur<br />

Gemeinde wurde von Professoren kräftig mitgebaut. Viele unserer<br />

Lehrer hatten im Kampf der Bekennenden Kirche die Relevanz biblischer<br />

Texte <strong>und</strong> die Arbeit an der Bibel neu entdeckt. Einer unserer<br />

Bonner Lehrer hatte eine Auslegung des 1. Dekaloggebotes an Martin<br />

Niemöller ins KZ Dachau geschickt. Ein deutliches Zeugnis: Biblische<br />

Texte, im Horizont der jeweiligen Zeit gelesen, werden zu Entdeckungen.<br />

Aus den Räumen der Innerlichkeit, des frommen Zirkels, der<br />

Bürgermoral herausgeführt, werden sie politisch wichtig, leiten zum<br />

notwendigen resistez, stärken <strong>das</strong> wandernde Gottesvolk in seinem<br />

Dienst an der Welt.<br />

Bei dem Prediger Gollwitzer hatte ich gelernt: <strong>Das</strong> <strong>Wort</strong> der Kanzel<br />

ist oft wie ein Stein, ins Wasser geworfen. Die Wellen verschwinden<br />

rasch. Wichtiger als der Monolog des Predigers ist <strong>das</strong> Gespräch. Du<br />

musst ins Lehrhaus der Gemeinde; von der Kanzel vermehrt an den<br />

Tisch, wo Texte der Bibel studiert werden, <strong>das</strong> kritische Gespräch<br />

geführt wird, Hören, Reden <strong>und</strong> die Wegweisungen zum Handeln<br />

anders erlebt werden.<br />

Am Anfang der Bibelwochenarbeit in Bielefeld las ich im Jahr 1960 ein<br />

für mich <strong>und</strong> für <strong>das</strong> Gemeindegespräch hilfreiches Buch. „Umstrittene<br />

Bibel“ ist der Titel. Es stammt von dem Heidelberger Alttestamentler<br />

Claus Westermann, einem der wichtigsten Brückenbauer zwischen<br />

Gemeinde <strong>und</strong> Universität. Westermann will einschärfen, <strong>das</strong>s<br />

in unserem Hören auf die Botschaft der Bibel <strong>das</strong> urteilende, d.h. <strong>das</strong><br />

kritische Verstehen beteiligt ist. In einer mündigen Christenheit wird<br />

mit dem Glauben der Verstand nicht abgeschaltet.<br />

Die Texte der Bibel gehören einer anderen Zeit an, die eine andere Weltsicht<br />

voraussetzt. Immer ist wichtig zu beachten, mit welchen Augen<br />

ich die Zeugnisse des Glaubens von vor 2000 Jahren erkenne, aus welchen<br />

eigenen Lebenszusammenhängen meine Bibellese geprägt wird.<br />

Dies muss an den Arbeitstischen der Gemeinde stets zur Geltung kommen.<br />

Ein vor Fragen, Zweifeln <strong>und</strong> auch Widersprüchen abgeschirmtes<br />

<strong>Wort</strong> Gottes gibt es nicht. Westermanns „Umstrittene Bibel“ erschien<br />

als besonders hilfreiche Klärung, weil sich in der evangelischen Kirche<br />

eine Bewegung breit machte: „Kein anderes Evangelium“, die den<br />

Geist einer kritischen Bibelauslegung zu ersticken suchte.


Bildunterschrift Namen Bildunterschrift Bildunterschrift Namen Bildunterschrift<br />

Meine Leidenschaft für eine gründliche Bibelwochenarbeit wurde<br />

besonders stark befruchtet durch den anderen Heidelberger Alttestamentler,<br />

Prof. Hans Walter Wolff. In meiner Sammlung seiner vielen<br />

Werke, die Gemeinde <strong>und</strong> Universität w<strong>und</strong>erbar verbinden, finde ich<br />

eine Vortragsreihe aus dem Jahr 1956: „<strong>Das</strong> befreiende <strong>Wort</strong>“. Sieben<br />

musterhaft schöne Auslegungen von Bibeltexten für mein Vikariat in<br />

Dortm<strong>und</strong>! Im Vorwort ist zu lesen: „Jede Bibelarbeit geht auf Entdeckerfahrt.<br />

Hier gibt es nicht täglich den gleichen Eintopf. Abwechslungsreicher<br />

können unsere eigenen Tage gar nicht aussehen zwischen<br />

Geburt <strong>und</strong> Tod, zwischen Familie <strong>und</strong> Beruf, zwischen Last <strong>und</strong> Lust.<br />

<strong>Das</strong> ist unser Leben. Die Frage täglicher Entdeckerfreude beim Bibellesen<br />

lautet: Wo komme ich hier vor, in welcher Rolle <strong>und</strong> in welcher<br />

Gesellschaft... <strong>Das</strong> Bibelwort stellt mir die Urfrage jeder menschlichen<br />

Begegnung. Die Beduinen stellen sie schon, wenn sie einander in der<br />

Steppe begegnen: Wo kommst du her? Wo gehst du hin? Woher?<br />

<strong>Das</strong> fragt nach Dank <strong>und</strong> Schuld. Wofür hast du zu danken? Welche<br />

Schuld hast du zu bekennen? – Wohin? <strong>Das</strong> fragt nach Weg <strong>und</strong> Ziel.<br />

Was willst du tun? Wen siehst du auf dich warten?“<br />

Der temperamentvolle Heidelberger Professor, der eine Einladung zu<br />

unserer Bibelwoche ablehnen musste, weil seine Frau krank war, bleibt<br />

ein wichtiges Vorbild. Solide wissenschaftliche Arbeit <strong>und</strong> Forschung<br />

sind verknüpft mit einer Fülle gemeindlicher Vorträge <strong>und</strong> Predigten.<br />

Wolff vergleicht <strong>das</strong> Nachdenken über biblische Texte, die Arbeit mit<br />

dem Buch der Bücher mit einem Fest, mit einer Mahlzeit. So heißt<br />

es vieldeutig bei ihm – ich blicke dabei auf all <strong>das</strong>, was ich in der<br />

Matthäusgemeinde am Brodhagen in Bielefeld in vielen Jahren erlebt<br />

habe -: „Es ist ein Fest, diese Mahlzeit einmal gemeinsam einnehmen<br />

zu können“ (Wolff, <strong>Das</strong> befreiende <strong>Wort</strong>, 7) Hier wird aufs beste auf<br />

den Begriff gebracht, wie Initiatoren <strong>und</strong> Initiatorinnen, Organisatoren<br />

<strong>und</strong> Organisatorinnen einer langfristig <strong>und</strong> leidenschaftlich betriebenen<br />

Bibelwochenarbeit, die immer den Anfang eines neuen Jahres<br />

bestimmt, ihre Mühe verstehen.<br />

Die Klage des Nachbleichens aller universitären Theologie in den<br />

Gemeinden kann verstummen. Der liberale Berliner Professor Adolf<br />

von Harnack würde gelegentlich eher zu kräftige Gemeindefarben<br />

<strong>und</strong> Konturen monieren, fürchte ich. Vor allem, wenn es um die Farbe<br />

ROT geht.<br />

Dr. Friedrich Hufendiek,<br />

1959-1967 Gemeindepfarrer<br />

der Matthäusgemeinde,<br />

Bielefeld<br />

9


10<br />

Prof. Dr. Klara Butting,<br />

Uelzen<br />

Meinungen unserer<br />

Referenten<br />

Ich habe Bibeltreue erlebt, die sich im<br />

suchenden <strong>und</strong> kontroversen Gespräch<br />

zeigt.<br />

Diese Bibelwoche ist etwas Besonders. Denn trotz des reformatorischen<br />

Zurück zur Schrift habe ich manchmal den Eindruck, <strong>das</strong>s wir<br />

in der evangelischen Kirche eine Scheu vor der Bibel haben <strong>und</strong> sie<br />

der evangelikal geprägten Frömmigkeit überlassen. Während diese<br />

mit Selbstbewusstsein ihre Positionen als bibeltreu deklariert, bleibt<br />

Christinnen <strong>und</strong> Christen, die als aufgeklärte Menschen leben wollen,<br />

die Bibel häufig fremd <strong>und</strong> ihre Bedeutung für <strong>das</strong> eigene Leben eher<br />

unklar. <strong>Das</strong> ist sehr schade, denn ich bin davon überzeugt, <strong>das</strong>s die<br />

Bibel eigenes Denken <strong>und</strong> Entscheiden schulen will, sogar wenn es<br />

sich gegen den Buchstaben der Bibel richtet. Während der Bibelwoche<br />

der Ev. Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in Bielefeld habe ich Bibeltreue<br />

erlebt, die sich im suchenden <strong>und</strong> kontroversen Gespräch zeigt.<br />

Ich bin froh, <strong>das</strong>s es sie gibt.<br />

Wenn es diese Bibelwoche nicht gäbe,<br />

müsste sie erf<strong>und</strong>en werden!<br />

Wenn es diese Bibelwoche nicht gäbe, müsste sie erf<strong>und</strong>en werden!<br />

Viermal habe ich an ihr mitgewirkt (David, Jeremia, Tora, Urgeschichte)<br />

<strong>und</strong> jedes Mal den gesamten Prozess als sachgemäß, anregend,<br />

ja spannend empf<strong>und</strong>en. Da ist <strong>das</strong> Interesse, <strong>das</strong> von einer<br />

lebendigen Gruppe ausgeht, wirklich von der berühmten Basis, die<br />

ihr Thema selbst bestimmt, heftig darüber diskutiert <strong>und</strong> dann auch<br />

Schwerpunkte <strong>und</strong> Anlage zumindest mitprägt. Da ist der Raum dieser<br />

Woche, in dem sich ein biblischer Text oder ein Thema angemessen<br />

entfalten kann, was in der Kirche des <strong>Wort</strong>es selten ist (gerade regelmäßige<br />

Kirchgänger kennen nur einen kleinen Teil der Bibel <strong>und</strong> eine<br />

höchst fragwürdige Auswahl). Da ist der Raum für eine Verbindung<br />

von historischen Fragen <strong>und</strong> aktuellen Bezügen <strong>und</strong> Perspektiven. Da<br />

ist die Verbindung von strenger Textarbeit mit literarischen (Theaterabende)<br />

<strong>und</strong> liturgischen (Gottesdienst <strong>und</strong> Predigt) Formen. Ich gratuliere<br />

zum Jubiläum <strong>und</strong> bin voller Hoffnung, <strong>das</strong>s es weiter geht.<br />

Prof. Dr. Frank Crüsemann,<br />

Bielefeld


Bibelwoche – Ein bew<strong>und</strong>ernder Blick aus<br />

den Niederlanden<br />

Ausländerfre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> ökumenisch sind sie, die Menschen in der<br />

heutigen Dietrich-Bonhoeffer- <strong>und</strong> früheren Matthäus-Gemeinde<br />

in Bielefeld <strong>Das</strong> zeigt sich nicht nur in den intensiven Kontakten mit<br />

Prag, Peru <strong>und</strong> Argentimen, sondern auch in der Tatsache, <strong>das</strong>s ich als<br />

Niederländer in den letzten dreißig Jahren sechs Mal die Bibelwoche<br />

halten durfte. Es fing 1980 an mit Gewalt- <strong>und</strong> Friedenstexten während<br />

der Debatten um die Stationierung der atomaren cruise missiles<br />

in Europa. „Friede, ein Traum?“ hieß die Frage. Dann kamen „Schöpfung<br />

<strong>und</strong> Flut“ (1984), „Ein finsteres Duell“ (1990) mit dem Buch hob<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> Buch Josua (1996). 2001 waren es dann „die <strong>Wort</strong>e wie Stacheln“,<br />

<strong>das</strong> Buch Prediger, <strong>das</strong> uns mit seinen sperrigen Texten fesselte<br />

<strong>und</strong> 2010 der lange Weg zum Monotheismus unter dem Titel „Gott,<br />

Götter <strong>und</strong> Göttinnen“. Aber der Ausdruck: „Die Bibelwoche halten“<br />

ist ganz falsch, denn Redner <strong>und</strong> Prediger sind nur ein Teil des Ganzen.<br />

Was bleibt in der Erinnerung? Brainstorming <strong>und</strong> die intensive<br />

Vorbereitung in der Gruppe, die unterschiedlichsten Erwartungen, die<br />

vielen Helferinnen <strong>und</strong> Helfer bei den Feiern, die Fre<strong>und</strong>schaften, die<br />

entstehen <strong>und</strong> Folgen hatten wie die große Studienfahrt nach Ägypten,<br />

Jordanien <strong>und</strong> Israel, die Begeisterungsfähigkeit des Pastors Fritz<br />

Hufendiek <strong>und</strong> der Kollegen nach <strong>und</strong> neben ihm Und es bleiben <strong>das</strong><br />

Schönste für einen akademischen Lehrer: die Neugier einer großen<br />

Gruppe Gemeindemitglieder auf Neues, die Bereitschaft, immer wieder<br />

hören <strong>und</strong> lernen zu wollen, wie <strong>das</strong> nun ist mit dem Alten Testament,<br />

die ehrliche Frömmigkeit, die mir begegnete, <strong>und</strong> die ernsten<br />

Fragen, die Verbindung zwischen den Vorträgen in der Woche <strong>und</strong> der<br />

Predigt am Sonntag. Wir können an vielem in der Kirche verzweifeln.<br />

Aber die Erfahrung einer Bielefelder Bibelwoche ist wie ein Licht in der<br />

Nacht!<br />

Prof. Dr. Ed Noort,<br />

Rijksuniversiteit Groningen<br />

Ed Noorth <strong>und</strong> Hanns Biermann<br />

Als Katholikin finde ich es beeindruckend,<br />

<strong>das</strong>s eine Initiative „von unten“ einen so<br />

langen Atem hat.<br />

Noch heute denke ich mit Begeisterung an die Bibelwoche 2003<br />

zurück, die ich zum Buch Esther mitgestalten durfte. Wie w<strong>und</strong>erbar,<br />

<strong>das</strong>s sie nun schon auf ein halbes Jahrh<strong>und</strong>ert ihres Bestehens<br />

zurückblicken kann! Als Bibelwissenschaftlerin freut mich, <strong>das</strong>s diese<br />

Initiative die Bibel in den Mittelpunkt stellt. Als feministische Theologin<br />

bin ich angetan davon, <strong>das</strong>s gerade auch die Geschlechterdebatte<br />

kontrovers in Ihren Gemeinden geführt wird.<br />

Ich wünsche Ihnen für die nächsten fünfzig Jahre die inspirierende<br />

Begleitung der Geisteskraft Gottes, die auch durch die Seiten der Bibel<br />

weht!<br />

Prof. Dr. Marie-Theres<br />

Wacker, Münster<br />

11


12<br />

Fritz Diestelhorst<br />

Entstehung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung<br />

der Bibelwoche<br />

Ein Gespräch mit Fritz Diestelhorst<br />

Dietrich Becker: Seit fast 50 Jahre gibt es die Bibelwoche. Warum<br />

habt Ihr eigentlich alles anders gemacht als andere Gemeinden?<br />

Fritz Diestelhorst: CVJM, Gemeinde <strong>und</strong> Pfarrer sind den Weg<br />

gemeinsam gegangen. Die Bibelwoche war Bindeglied für Gemeindeströmungen,<br />

integrierte Alteingesessene <strong>und</strong> Vertriebene.<br />

Dietrich Becker: Hat sich die Gemeinde damit abgef<strong>und</strong>en, <strong>das</strong>s Ihr<br />

einen eigenständigen Weg gegangen seid?<br />

Fritz Diestelhorst: Wir haben uns teilweise vorher die Pastoren dafür<br />

ausgesucht. Pastor Fritz Schwarz, der später Superintendent in Herne<br />

war, war der erste. <strong>Das</strong> war der Einstieg.<br />

Ruth Bültmann: War der CVJM immer schon Abbild von der Einstellung<br />

der Gemeinde, Grenzen zu überschreiten?<br />

Fritz Diestelhorst: Ja. Der CVJM hat immer schon die Grenzen<br />

der Gemeinde überschritten. Zunächst waren es Menschen aus drei<br />

Gemeinden: aus der Matthäus-, Bodelschwingh- <strong>und</strong> der Erlösergemeinde.<br />

Später kam die Wellensiek-Gemeinde dazu.<br />

Dietlinde Anger: Meine erste Bibelwoche war 1964 im neuen Matthäus-Gemeindehaus.<br />

Der Saal war voll. Es gab drei lange Tischreihen <strong>und</strong><br />

vorne war vor der Bühne eine quer. Etwa 100 Menschen waren da.<br />

Heilwig Fischbach: War Musik vorn herein in diese Bibelwochen integriert,<br />

eventuell durch den Posaunenchor?<br />

Fritz Diestelhorst: Weniger. Was von vorn herein eine Rolle gespielt<br />

hat, war Gesang.<br />

Dietrich Becker: Wer war am Anfang von den Leuten, die heute noch<br />

mitplanen, außer dir dabei?<br />

Fritz Diestelhorst: Am Anfang waren es Gerd Godejohann <strong>und</strong> ich<br />

Beide leiteten wir Jugendgruppen. Später gehörten zur Vorbereitungsgruppe<br />

Eo Bohrenkämper, Wolfgang Reinert, Herbert Seiger <strong>und</strong> viele<br />

andere.<br />

Dietrich Becker: Waren es nur junge Männer? Oder waren auch<br />

Frauen dabei?<br />

Fritz Diestelhorst: <strong>Das</strong> Besondere bei uns war, <strong>das</strong>s auch Mädchengruppen<br />

beteiligt waren. Christa Gabler war dafür zuständig als<br />

Gemeindehelferin. Sie arbeitete im Vorbereitungskreis der Bibelwoche<br />

mit <strong>und</strong> sorgte dafür, <strong>das</strong>s die Mädchengruppen an den Abenden<br />

teilnahmen. Die Jugendgruppen fielen in der Woche aus. Stattdessen<br />

nahmen die Jugendlichen zu ihren gewohnten Gruppenzeiten an der<br />

Bibelwoche teil. <strong>Das</strong>s es von Anfang an eine sehr offene Arbeit gewesen<br />

ist, zeigt sich daran, <strong>das</strong>s es mit der Jugend angefangen hat <strong>und</strong><br />

fortgesetzt wurde.<br />

Ruth Bültmann: Wer hat die Referenten ausgesucht?<br />

Fritz Diestelhorst: Die Wahl der Referenten lag immer bei den Laien.<br />

Die Pfarrer hatten darauf wenig Einfluss. Sie waren dazwischen, aber


die Entscheidungen traf die Vorbereitungsgruppe, die sich ja bis heute<br />

so erhalten hat. Auch die Leitung der Bibelwoche ist bis heute bei den<br />

Laien geblieben. Zwar gab es mal leise Bemühungen, <strong>das</strong>s die Pastoren<br />

sich mehr nach vorne spielen wollten, aber es setzte sich nicht durch.<br />

<strong>Das</strong> hat die ganze Gemeinde geprägt, nicht nur die Bibelwoche.<br />

Dietrich Becker: Irgendwann habt ihr angefangen, auswärtige Referenten<br />

zu holen. Wann war <strong>das</strong> <strong>und</strong> warum?<br />

Fritz Diestelhorst: Der erste auswärtige Professor war Ed Noort.<br />

Dietlinde Anger: <strong>Das</strong> war 1980. Unser Sohn wurde getauft, <strong>und</strong> Ed<br />

Noort war Pate. Die Gemeinde lernte ihn kennen <strong>und</strong> schätzen. Durch<br />

diesen Kontakt entstand der Gedanke, ihn zur Bibelwoche zu holen.<br />

Fritz Diestelhorst: Ja. Wir haben ihn in seiner Wohnung am Ijsselmeer<br />

besucht. Er lehrte damals an der Universität in Kampen.<br />

Ruth Bültmann: <strong>Das</strong> war die Adenauerzeit. Hat <strong>das</strong> Politische auch<br />

etwas reingespielt?<br />

Fritz Diestelhorst: Ja. Wir waren von vorn herein jedenfalls nicht ausschließlich<br />

CDU. Die Mehrzahl war die SPD. Mir aber war vor allem <strong>das</strong><br />

Evangelische wichtig. Dementsprechend war die Auswahl der Referenten,<br />

angefangen mit Pastor Schwarz, dann in der zweiten Bibelwoche<br />

der damalige Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen<br />

Schmidt. Danach kam Horst Schulte. Ich hatte ihn während einer<br />

Tagung getroffen. Er war damals Berufsschulpfarrer. Daher schien er<br />

uns geeignet für die Jugendbibelwoche. Jeden Tag kam er mit seinem<br />

Volkswagen, dem Käfer, von Lübbecke. Es war ein harter Winter<br />

damals, teilweise Eis <strong>und</strong> Schnee.<br />

Heilwig Fischbach: Gibt es etwas aus diesen frühen Bibelwochen, an<br />

<strong>das</strong> Sie sich besonders gern erinnern?<br />

Fritz Diestelhorst: Mir war die Beteiligung der Jugend wichtig. Während<br />

der Bibelwoche boten wir je nach Alter unterschiedliche Arbeitsgruppen<br />

an. Außerdem beteiligten sich die verschiedenen Jugendgruppen<br />

der Gemeinde an der Begrüßung.<br />

Ruth Bültmann: Gab es am Schluss der Bibelwoche ein Fest?<br />

Fritz Diestelhorst: Ja. Am Samstag war immer ein besonderes Fest.<br />

Dabei haben die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen mitgemacht.<br />

Dietlinde Anger: Eine besondere Rolle hat zu der Zeit auch Pfarrer<br />

Fritz Hufendiek gespielt. Sein Haus war offen. Die Jugendlichen konnten<br />

zu jeder Zeit bei ihm sein – auch wenn es Spannungen gab, denn<br />

nicht allen in der Gemeinde war <strong>das</strong> recht. Aber ich denke, Fritz Hufendiek<br />

hat viel dazu beigetragen, <strong>das</strong>s die Jugendlichen dazu gehörten<br />

<strong>und</strong> selbstverständlich hier zuhause waren.<br />

Fritz Diestelhorst: Weiterhin beteiligten sich die Jugendlichen seit<br />

1976 an der Aufführung von Theaterstücke, aufgeführt, die Fragen<br />

an die Bibeltexte enthielten. Mit ihnen begannen die Bibelwochen.<br />

Es waren immer selbst geschriebene Spiele, z. B. wurde <strong>das</strong> Stück<br />

„Jona – der Mann aus Israel“ auf die Bühne gebracht, <strong>das</strong> Herbert<br />

Höner geschrieben hatte.<br />

Dietrich Becker: Inzwischen sind es nicht mehr die Jugendlichen, die<br />

zur Bibelwoche kommen, sondern Erwachsene. Wodurch hat sich <strong>das</strong><br />

geändert?<br />

Fritz Diestelhorst: Es ist schwer zu sagen, weshalb es schwieriger<br />

wurde, die Jugendlichen einzubeziehen. Wir haben es ziemlich lange<br />

versucht. Als der CVJM hier nicht mehr maßgebend war, kamen die<br />

Raumschaften ins Gespräch. Ab damals hieß es nicht mehr Jugendbibelwoche,<br />

sondern Raumschaftsbibelwoche.<br />

Bildunterschrift<br />

13


14<br />

Ruth Bültmann: Aus der Übergangszeit weiß ich, <strong>das</strong>s es bei den<br />

Diskussionsgruppen der Bibelwochen immer noch eine Jugendgruppe<br />

gab.<br />

Dietlinde Anger: Ja. Christa Gabler <strong>und</strong> später Christine Kandler<br />

haben <strong>das</strong> sehr intensiv unterstützt. Aus den altersgemäßen Gruppen<br />

wurden thematische Gruppen. Es wurden Collagen zu den Themen<br />

gestaltet. 1962 entstand in ein Heft mit Bildern zur Abrahamsgeschichte.<br />

Es gab Bibliodramagruppen. Die Beteiligung der Jugendlichen<br />

ging trotzdem kontinuierlich zurück.<br />

Fritz Diestelhorst: Es kann natürlich auch mit der Änderung in der<br />

Frage der Referenten zusammenhängen.<br />

Ruth Bültmann: Aber war es nicht damals allgemein so, <strong>das</strong>s Jugendliche<br />

keinen Zugang zum Gottesdienst <strong>und</strong> überhaupt zur Gemeinde<br />

hatten? Die Jugendarbeit hatte sich sehr geändert. Offene Jugendarbeit<br />

kam dazu. Es entstanden ganz andere Strukturen.<br />

Fritz Diestelhorst: Ja. Und die, die am Anfang mitgemacht haben,<br />

wurden erwachsen <strong>und</strong> wurden flügge. <strong>Das</strong> waren recht viele, die<br />

flügge wurden.<br />

Ruth Bültmann: Wann fing es an, <strong>das</strong>s die Bibelwoche über die<br />

Grenzen der Raumschaft hinaus bekannt wurde <strong>und</strong> <strong>das</strong>s heute für<br />

immer mehr Menschen in Bielefeld klar war: „Wenn Bibelwoche der<br />

Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde ist, dann gucken wir, wer kommt, <strong>und</strong><br />

sind dabei.“<br />

Fritz Diestelhorst: <strong>Das</strong> kam mit der Prominenz der Referenten.<br />

Dietlinde Anger: Dazu nenne ich einmal Namen, z.B. Frank Crüsemann<br />

oder Christoph Hartmeier, beide von der Kirchlichen Hochschule<br />

Bethel, Walter Hollenweger, damals aus Birmingham, Jürgen<br />

Ebach, Klaus Wengst. Etwa seit 1982 wurde begonnen, intensiver in<br />

der Kirchlichen Hochschule zu werben. Auch in der Universität gab es<br />

Plakate. Es wurde eine Art Selbstläufer. Immer mehr Menschen kamen<br />

von außerhalb. Unsere Einladungen <strong>und</strong> Plakate wurden immer breiter<br />

verteilt.<br />

Heilwig Fischbach: Hat sich etwas dadurch geändert, <strong>das</strong>s auch<br />

Frauen als Referentinnen eingeladen wurden? Haben die Frauen etwas<br />

Neues eingebracht?<br />

Dietlinde Anger: Es begann in der Bibelwoche 1987. Eingeladen<br />

waren Marlene Crüsemann <strong>und</strong> Ursula Hartmeier zum Thema: „Mit<br />

den Augen einer Frau gesehen<br />

Ruth Bültmann: Ich habe es so erlebt, <strong>das</strong>s Frauen die Sachen völlig<br />

anders lesen. Sie machten es sehr viel offener. Die Frauen haben die<br />

Art der Bibelwoche <strong>und</strong> die Thematik sehr verändert .<br />

Dietrich Becker: Gab es in diesen 50 Jahren Bibelwoche eine echte<br />

Krise, bei der nicht klar war, ob es weitergeht oder aufgegeben wird?<br />

Fritz Diestelhorst: Ja, es gab 1988 eine solche Krise. Aber sie konnte<br />

die Arbeit nicht zerstören, sondern die Bibelwochen gingen weiter.<br />

Gott sei Dank!<br />

Dietlinde Anger: War die Bibelwoche auch politisch?<br />

Fritz Diestelhorst: Ja. Wir haben z. B. einen Brief an den damaligen<br />

Innenminister von NRW Herbert Schnoor geschrieben. Er irgendwas<br />

im Sozialgesetz neu formuliert, was unserer Ansicht nach gut war.<br />

Wir haben unsere Zustimmung ausgedrückt <strong>und</strong> dabei gleichzeitig<br />

geschrieben, wir würden ihn jetzt ganz genau beobachten, ob <strong>das</strong> so<br />

weiter durchgeführt würde.<br />

Ruth Bültmann: Heißt <strong>das</strong>, diese Aktionen waren motiviert durch<br />

<strong>das</strong>, was in der Bibelwoche besprochen worden war?


Fritz Diestelhorst: Auf jeden Fall.<br />

Dietlinde Anger: Dazu gehört auch, <strong>das</strong>s wir mit den Kollekten der<br />

Bibelwoche besondere Projekte unterstützt haben. Es kamen immer<br />

erkleckliche Summen zusammen, z. B. für die jüdisch palästinensische<br />

Friedensorganisation Parents Circle bei der Bibelwoche mit Luise<br />

Schottroff. Als Marie-Theres Wacker über Ester referierte sammelten<br />

wir für Maiti, eine Organisation in Indien, die Mädchen vor Menschenhändlern<br />

schützt. Während der Bibelwoche mit Dorothee Sölle <strong>und</strong><br />

Fulbert Steffensky ging die Kollekte an die Tochter von Dorothee Sölle,<br />

die als Ärztin mit ihrem Team Ges<strong>und</strong>heitsstationen in bolivischen<br />

Dörfern aufbaut <strong>und</strong> dadurch die Kinder- <strong>und</strong> Müttersterblichkeit um<br />

ca. 30% senken hilft. Klaus Wengst erbat eine Kollekte für <strong>das</strong> Wanderkirchenasyl.<br />

Motiviert durch die Bibelarbeiten waren die Menschen<br />

bereit, reichlich zu spenden.<br />

Heilwig Fischbach: Wie kam es dazu, <strong>das</strong>s heute während der Bibelwoche<br />

auch Essen <strong>und</strong> Trinken angeboten wird?<br />

Dietlinde Anger: Ich weiß gar nicht, seit wann wir die haben.<br />

Fritz Diestelhorst: Angefangen hat es mit Koffy Freitas, einem Afrikaner<br />

aus Togo, der damals in unserem Haus wohnte <strong>und</strong> Kontakt zur<br />

Gemeinde hatte. Durch einen Schlaganfall war er arbeitsunfähig <strong>und</strong><br />

konnte auch privat nicht mehr viel tun. Ich hatte ihn eingeladen, bei<br />

der Bibelwoche M<strong>und</strong>schenk zu sein. Er war dazu gerne bereit bot<br />

zusätzlich auch Erdnüsse an.<br />

Dietlinde Anger: Später wollten die Menschen mehr als Erdnüsse. Ich<br />

begann, Baguettes aufzubacken <strong>und</strong> zu verkaufen. Ihr Duft durchzog<br />

<strong>das</strong> Gemeindehaus.<br />

Dietlinde Anger: Eine letzte Frage noch an Fritz: Was möchtest Du<br />

uns auf den Weg geben? Was ist Dir so wichtig an der Bibelwoche,<br />

<strong>das</strong>s Du es noch mal besonders erwähnen möchtest?<br />

Fritz Diestelhorst: Also was mich mit am stärksten angesprochen<br />

hat, waren Bibelwochen mit Ed Noort. Er hat mir neue Einblicke gegeben<br />

hat, z.B. <strong>das</strong>s er über Josua sagte, er sei nicht nur der Führende<br />

der Israeliten gewesen, sondern ein Prophet. Dadurch bekommt Josua<br />

eine ganz andere Bedeutung. Im Nachhinein sehe ich, <strong>das</strong>s unsere<br />

Bibelwochen gesellschaftliche Ereignisse sind.<br />

Ruth Bültmann: <strong>Das</strong> heißt, die Menschen kommen nicht nur, um<br />

etwas über die Bibel zu hören, sondern auch, um sich zu treffen <strong>und</strong><br />

Gemeinschaft zu haben. Tradition ist also gut, kann sich aber auch<br />

verändern.<br />

Dietrich Becker: Herzlichen Dank, Fritz! Es war schön, <strong>das</strong>s wir <strong>miteinander</strong><br />

über diese Zeiten nachgedacht haben. Wir hoffen, <strong>das</strong>s es Dir<br />

auch Freude gemacht hat.<br />

Fritz Diestelhorst: Mein größter Wunsch ist, <strong>das</strong>s es mit der Bibelwoche<br />

weitergeht, nicht nur mit der Theologie, sondern auch mit der<br />

Verkündigung.<br />

Christa Gabler<br />

15


16<br />

Eo Bohrenkämper<br />

Goldene Hochzeit<br />

Wer feiert denn goldene Hochzeit?<br />

Na – ER, der Posaunenchor, <strong>und</strong> SIE,<br />

die Bibelwoche.<br />

Und wie haben die beiden <strong>das</strong> geschafft?<br />

Wie ein altes Ehepaar eben:<br />

SIE geht ihren Interessen nach.<br />

ER erholt sich vom Advents- <strong>und</strong> Weihnachtsstress.<br />

SIE hört zu, sie denkt mit, sie diskutiert, sie singt <strong>und</strong> betet,<br />

sie isst <strong>und</strong> trinkt.<br />

ER fragt sich leicht beunruhigt: Welches <strong>Lied</strong> singt sie denn in<br />

diesem Jahr? Ob ich sie wohl am Sonntag begleiten kann?<br />

SIE w<strong>und</strong>ert sich über seine Unruhe.<br />

ER blättert in sämtlichen Notenheften, findet dies <strong>und</strong> <strong>das</strong>.<br />

Dann kommt der Sonntag.<br />

SIE Iist glücklich <strong>und</strong> strahlt. Die Woche ist wieder einmal<br />

gelungen.<br />

ER freut sich, <strong>das</strong>s so viele Bläser gekommen sind, <strong>das</strong>s Sonja<br />

Ramsbrock Noten der neuesten <strong>Lied</strong>er aufgetrieben hat <strong>und</strong><br />

<strong>das</strong>s Stimmung <strong>und</strong> Klang gut sind.<br />

Eo Bohrenkämper <strong>und</strong> Ed Noort<br />

Und wie heißt der Trauspruch, der die beiden über die vielen Jahre verb<strong>und</strong>en<br />

hat? Er steht im Evangelischen Gesangbuch <strong>und</strong> im Posaunen-<br />

Choralbuch unter der Nummer 70:


Mit der Bibel durch<br />

<strong>das</strong> Jahr. Bibelwoche<br />

<strong>und</strong> Gemeindeleben<br />

Die erste volle Kalenderwoche im Januar wirft ihre Strahlen voraus in<br />

<strong>das</strong> jeweils beginnene Jahr, in dem die Bibelwoche vorbereitet wird.<br />

Und die Bibelwoche wirkt nach, wenn die jeweiligen Themen <strong>und</strong><br />

Texte z.B. im Bibelkreis weiter diskutiert werden.<br />

Spannend ist die ganzjährige Arbeit des Vorbereitungskreises, der<br />

mindestens ein Jahr im Voraus eine Themenauswahl festlegt <strong>und</strong> mögliche<br />

ReferentInnen anspricht. Die Mitglieder des Vorbereitungskreises<br />

bilden insofern auch einen internen Bibelkreis, der sich nicht nur um<br />

die Organisation kümmert, sondern auch schon die Texte der nächsten<br />

Bibelwoche theologisch bearbeitet. Diese Text-Arbeit beginnt meistens<br />

direkt nach den Sommerferien.<br />

Der Bibelwochen-Text wird der Gemeinde in Predigten nahe gebracht,<br />

die auf die kommende Bibelwoche hinweisen. So habe ich im Vorlauf<br />

über Esther (Bibelwoche 2003) oder über David (Bibelwoche 2009)<br />

gepredigt. Anders herum kommt es vor, <strong>das</strong>s eine Predigt die Gedanken<br />

einer Bibelwoche aufnimmt. Fulbert Steffensky hatte mich bei seiner<br />

Predigt zur Bibelwoche 2002 mit der Aussage beeindruckt: „Wir<br />

sind nicht die Meister unserer selbst.“ Besser kann die reformatorische<br />

Rechtfertigungslehre nicht ausgelegt werden. Ich habe es in eine meiner<br />

Predigten aufgenommen.<br />

Ich erinnere mich an Bibelwochen (1988, 1997), die sich u. a. mit der<br />

Textauslegung in der zeitgenössischen rabbinischen Literatur beschäftigten:<br />

Was können wir als christliche Gemeinde von dieser Auslegung<br />

lernen? Diese Bibelwochen waren prägend für die Gemeinde <strong>und</strong><br />

haben uns für den jüdisch-christlichen Dialog sensibilisiert.<br />

In einer längeren Zeitstrecke von über 20 Jahren haben wir die Bibelwochen<br />

mit einem thematisch ausgerichteten Anspiel begonnen. Herbert<br />

Höner <strong>und</strong> Sigrid Lichtenberger schrieben Manuskripte, die von<br />

einer Theatergruppe umgesetzt wurden. Diese Theaterstücke wirkten<br />

weit über unsere Kirchengemeinde hinaus. So wurde 1989 <strong>das</strong> Theaterstück<br />

der Bibelwoche 1988 zum Thema: „Christen <strong>und</strong> Juden“<br />

nicht nur in anderen Bielefelder Kirchengemeinden aufgeführt, sondern<br />

auch auf dem Kirchentag in Berlin. Auch die Anspiele der Bibelwochen<br />

1976 <strong>und</strong> 1981 waren auf den darauffolgenden Kirchentagen<br />

zu sehen. Menschen, die sich gerne spielerisch dem biblischen<br />

Text nähern wollte, führten diese Theaterstücke auf. Gleichzeitig freuten<br />

sich viele ZuschauerInnen auf diese spezielle Form der Darstellung<br />

biblischer Texte. Manche zogen <strong>das</strong> Spiel dem Vortrag vor, d.h. über<br />

die Anspiele wurden bestimmte Zielgruppen erreicht – wiewohl <strong>das</strong><br />

Gros der Bibelwochen-Gemeinde Anspiele <strong>und</strong> Vortrag gleichermaßen<br />

als Gewinn ansah.<br />

Bibelwoche: Es ist nicht die Woche allein, die uns prägt. Die Vorbereitungen<br />

<strong>und</strong> der Nachklang begleiten uns im Jahr zuvor <strong>und</strong> im weiteren<br />

Jahresverlauf nach dem Bibelwochen-Januar.<br />

Spezifisch ist, <strong>das</strong>s die Bibelwoche sich nicht an den landeskirchlich<br />

vorgeschlagenen Themen der Volksmissionarischen Ämter von Rheinland<br />

<strong>und</strong> Westfalen orientiert. Der Bibelwochen-Vorbereitungskreis<br />

stellt vielmehr die Frage: Was liegt in der Gemeinde an? Ein prophetischer<br />

Text oder eine Jesus-Geschichte? Ist uns ein Psalm wichtig oder<br />

ein biblisches Buch, <strong>das</strong> auf eine Erhellung seiner dunklen Texte wartet?<br />

Denn die Bibelwoche will text- <strong>und</strong> gemeindegemäß sein. Gibt es<br />

ein besseres Konzept für die nächsten 50 Jahre?<br />

Ulrich Wehmann,<br />

Gemeindepfarrer in der<br />

Dietrich-Bonhoeffer-<br />

Gemeinde<br />

17


18<br />

Gerd Godejohann<br />

Theologisches<br />

Schwarzbrot<br />

soll es sein in der ersten Woche des Jahres<br />

<strong>und</strong> nicht dünne Suppe.<br />

50 Jahre Bibelwoche: Wie fing damals alles an? Eine Rückschau auf<br />

die 50-jährige Geschichte dieser Woche ist nicht einfach. Vieles hat<br />

sich in unseren Gemeinden, unserer Gesellschaft <strong>und</strong> der Theologie<br />

verändert. <strong>Das</strong> spiegelt sich auch in der Gestalt unserer Bibelwochen<br />

wider. Versuchen wir, diesen Weg nachzuzeichnen.<br />

Der Initiator war 1962 der CVJM Sudbrack mit dem Motto: Die erste<br />

Woche des Jahres gehört dem Studium der Bibel. Der CVJM Sudbrack<br />

war verantwortlich für die männliche Jugendarbeit in der Erlöser-, der<br />

Matthäus- <strong>und</strong> der Bodelschwinghgemeinde <strong>und</strong> arbeitete eng mit<br />

dem Evangelischen Mädchenwerk zusammen – etwas Besonderes für<br />

die damalige Zeit.<br />

Beide – der CVJM <strong>und</strong> <strong>das</strong> Evangelische Mädchenwerk – luden bis<br />

1974 zur Jugendbibelwoche ein. Diese Einladung wurde von den verschiedenen<br />

Jugendgruppen in den Gemeinden gut angenommen.<br />

Nach den Referaten gab es viele Gesprächsgruppen für Jugendliche<br />

verschiedener Altersstufen <strong>und</strong> nur wenige für Erwachsene.<br />

Diese Struktur änderte sich. Für die Jugendarbeit wurden Kirchengemeinden<br />

in Raumschaften zusammengeschlossen. Für uns waren <strong>das</strong><br />

die Christus-, Bonhoeffer-, Bodelschwingh- <strong>und</strong> Matthäusgemeinde.<br />

Der CVJM Sudbrack gab seine Jugendarbeit auf <strong>und</strong> war nur noch<br />

in seinem Posaunenchor präsent. Die vier Gemeinden luden jetzt zur<br />

Raumschaftsbibelwoche ein. Parallel dazu wurde es immer schwieriger,<br />

Jugendliche für die Bibelwochen zu begeistern. Schließlich blieben<br />

sie fast ganz weg. Die Jugendbibelwoche wurde zur Gemeindebibelwoche.<br />

Durch diesen Wandel änderte sich die Auswahl der Referenten <strong>und</strong><br />

ReferentInnen sowie <strong>das</strong> theologische Niveau. Anfangs luden wir uns<br />

bekannte Pfarrer wie z. B. 1962 Fritz Schwarz aus Wanne-Eickel ein.<br />

In anderen Jahren waren es unsere Gemeindepfarrer, z. B. Fritz Hufendiek<br />

<strong>und</strong> Clark Seha. Auch Laien treten als Referenten auf, z.B. 1970<br />

zu dem Thema „Gottes Schöpfung – eine Welt für Menschen“: Hanns<br />

Biermann, Fritz Diestelhorst, Christa Gabler, Gerhard Godejohann <strong>und</strong><br />

Pfr. Horst Schulte.<br />

1980 hatten wir zum ersten Mal einen Professor der Theologie bei<br />

uns: den Alttestamentler Prof. Dr. Edward Noort aus Holland zum<br />

Thema „Friede – ein Traum“. Von da an reißt die Liste hochqualifizierter<br />

Theologinnen <strong>und</strong> Theologen nicht ab, darunter Klara Butting,<br />

Frank Crüsemann, Rainer Albertz, Jürgen Ebach, Dorothee Sölle <strong>und</strong><br />

Fulbert Steffensky, Luise Schottroff, Marie-Theres Wacker.<br />

Unsere Bibelwochen sind anspruchsvoll geworden. Theologisches<br />

Schwarzbrot soll es sein in der ersten Woche des Jahres <strong>und</strong> nicht<br />

dünne Suppe. Gleichzeitig legen wir großen Wert darauf, <strong>das</strong>s schwierige<br />

Themen so referiert werden, <strong>das</strong>s auch Menschen ohne theologische<br />

Ausbildung es verstehen. Ebenso wichtig ist uns, <strong>das</strong>s in den<br />

Bibelwochen Theologie nicht um ihrer selbst willen getrieben wird. Die<br />

Bibelarbeit soll helfen, Gott <strong>und</strong> die Welt besser zu verstehen. Sie muss<br />

Sitz in unserem Leben haben.<br />

So wurde die Bibelwoche im Wandel der Zeiten zu dem, was sie jetzt<br />

ist. Was aber ist geblieben, wie es immer war?


Die Bibelwoche fand immer im Gemeindehaus der Matthäusgemeinde<br />

statt. In die Bonhoeffergemeinde mussten wir nur ausweichen, als <strong>das</strong><br />

Matthäus-Gemeindehaus abgebrannt war.<br />

In der ersten Woche im neuen Jahr ist bis heute Bibelwoche. Nach wie<br />

vor gehört die erste Woche des Jahres dem Studium der Bibel.<br />

Die Bibelwoche wurde vom Anfang an von Laiinnen <strong>und</strong> Laien getragen<br />

<strong>und</strong> gestaltet. Es gab durch all die Jahre einen engagierten Vorbereitungskreis,<br />

der für die Themen <strong>und</strong> den Ablauf der Abende verantwortlich<br />

war. Er bestand zum größten Teil aus Gemeindegliedern.<br />

Unsere Pfarrer sind immer gern gesehene Mitarbeiter gewesen.<br />

Themen <strong>und</strong> Auslegungen haben sich in den vergangenen 50 Jahren<br />

verändert. Geblieben ist unser jeweiliges Bemühen um Aktualität.<br />

Immer war uns wichtig, Themen zu finden, die <strong>das</strong> beinhalten, was<br />

heute dran ist.<br />

Geblieben ist auch <strong>das</strong> große Interesse an unserer Bibelwoche. 50<br />

Jahre lang pflegen wir diese Tradition. Die Bibelwoche wird nicht nur<br />

von unseren Gemeindegliedern, sondern weit über Bielefeld hinaus<br />

angenommen. Alljährlich kommen weit über 100 Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

aus anderen Gemeinden, Studierende, am Thema Interessierte. Viele<br />

von ihnen sehen wir jedes Jahr wieder.<br />

Wir hoffen, <strong>das</strong>s wir diese Tradition noch viele Jahre weiterführen<br />

können – zu unserer Freude <strong>und</strong> Bereicherung, wie es Psalm 1 sagt:<br />

„Glücklich sind die Frau, der Mann, die ihre Lust haben an der Weisung<br />

Gottes, sie murmeln Tag <strong>und</strong> Nacht.“<br />

Bildunterschrift<br />

Bibelwochenpublikum beim gemeinsamen Singen<br />

19


20<br />

Dietlinde Anger<br />

Nach<br />

der Bibelwoche<br />

ist vor<br />

der Bibelwoche.<br />

Seit es die Bibelwoche gibt, gibt es Menschen unserer Gemeinde, die<br />

sich für ihre Durchführung einsetzten. Hier sind stellvertretend für viele<br />

andere einige Namen zu nennen: Fritz Diestelhorst, Gerd Godejohann,<br />

Eo Bohrenkämper, Wolfgang Reinert, Hanns Biermann, Herbert Seiger:<br />

alles Männer aus dem Umfeld des CVJM. Im Laufe der Jahre hat sich<br />

die Gruppe natürlich verändert. Mit Christa Gabler, die als Gemeindehelferin<br />

in der Matthäusgemeinde arbeitete, bekamen die Frauen der<br />

beteiligten Gemeinden eine starke Stimme.<br />

Der Vorbereitungskreis hatte <strong>und</strong> hat eine klare Aufgabe: Planung <strong>und</strong><br />

Durchführung der Bibelwoche. <strong>Das</strong> bedeutet immer: Nach der Bibelwoche<br />

ist vor der Bibelwoche.<br />

Am Sonntag nach dem Schlussgottesdienst war meist Gelegenheit, mit<br />

den ReferentInnen einen Rückblick auf die Woche zu halten. Es gab<br />

Zustimmung <strong>und</strong> Freude. Noch offene Fragen wurden beantwortet,<br />

Problem angesprochen <strong>und</strong> Wünsche für folgende Bibelwochen geäußert.<br />

Beim nächsten Treffen des Vorbereitungskreises wurde gemeinsam<br />

überlegt, wie damit umzugehen sei <strong>und</strong> was für die nächste Bibelwoche<br />

umgesetzt werden kann.<br />

Da war die Frage nach dem nächsten Thema: Was brannte uns auf<br />

den Nägeln? Welche Vorschläge waren gemacht worden <strong>und</strong> was<br />

konnten wir davon umsetzen? Manchmal gab es ein klares Votum<br />

für ein Thema. Dann gingen wir auf die Suche nach geeigneten ReferentInnen.<br />

Manchmal diskutierten wir lange <strong>miteinander</strong>, bis wir uns<br />

einigen konnten. Wenn wir dann eine Zusage hatten, begann für mich<br />

der spannendste Teil.<br />

Wir trafen uns zu einem ersten Gespräch. Aus unseren Wünschen <strong>und</strong><br />

Vorstellungen <strong>und</strong> denen der jeweiligen ReferentInnen entstand ein<br />

Konzept der Woche. Viele Jahre lang schloss sich daran eine intensive<br />

Vorbereitung der einzelnen Bibeltexte mit den ReferentInnen an. <strong>Das</strong><br />

waren ganz intensive Bibelarbeiten.<br />

1979 fand eine wichtige Begegnung für die Bibelwoche statt. Pfarrer<br />

Dr. Fritz Hufendiek traf bei der Taufe unseres Sohnes Björn den Paten<br />

Prof. Dr. Ed Noort (damals Kampen / Niederlande). Aus dieser ersten<br />

Begegnung entwickelten sich Treffen mit der Gemeinde in t’Harde,<br />

<strong>und</strong> sechs Bibelwochen mit Ed Noort, nicht zu vergessen unsere Fahrt<br />

mit ihm nach Ägypten, Jordanien <strong>und</strong> Israel.<br />

Mit Ed Noort begannen wir einen engen Dialog zu Theologen an der<br />

Universität. Dieser Dialog war für beide Seiten sehr bereichernd, auch<br />

wenn es manchmal anstrengende Treffen waren. Fast alle im Vorbereitungskreis<br />

sind Laien mit unterschiedlichen theologischen Kenntnissen.<br />

Darauf mussten sich die ReferentInnen umstellen. Wir wiederum<br />

wollten möglichst viel mitbekommen, fragten nach, stellten Zusatzfragen.<br />

Manchmal rauchte uns der Kopf.<br />

Nicht immer war solche intensive Vorbereitung möglich. Prof. Dr. Walter<br />

Hollenweger konnte nicht kurz mal aus Birmingham zur Vorbereitung<br />

einfliegen. Daher gingen Briefe hin <strong>und</strong> her. Es wurde telefoniert,<br />

<strong>und</strong> unsere Gemeindepfarrer vor Ort erarbeiteten mit uns manches<br />

Thema.


Gerade wenn die ReferentInnen nicht zu Vorbereitungstreffen nach<br />

Bielefeld kommen konnten, war die erste Begegnung, <strong>das</strong> erste<br />

Gespräch spannend <strong>und</strong> aufregend. Manchmal machten sich einige<br />

aus dem Vorbereitungskreis per Auto oder Bahn auf den Weg. So fuhren<br />

wir zu Prof. Dr. Dorothee Sölle <strong>und</strong> ihrem Mann Prof. Dr. Fulbert<br />

Steffensky nach Hamburg. Wir saßen in ihrem Hamburger Garten <strong>und</strong><br />

diskutierten mit ihnen im Sonnenschein die Januar-Bibelwoche. Prof.<br />

Ulrich Luz (Schweiz) konnten wir am Rande eines Redaktionstreffens<br />

der Zeitschrift Evangelische Theologie in Frankfurt treffen. Die erste<br />

Planung mit Ed Noort war ein Wochenende in t’Harde. Unsere ganze<br />

Delegation war in seinem Haus untergebracht <strong>und</strong> wurde beköstigt.<br />

Neben den wichtigen Inhalten der Bibelwoche gab es aber noch vieles<br />

andere zu bedenken, z. B. die Einladungen zur Bibelwoche. Im Laufe<br />

der Jahre entwickelten sie sich von einer Postkarte zu einem farbigen<br />

Informationsblatt. Es enthält Datum, Titel der Bibelwoche <strong>und</strong> Themen<br />

der einzelnen Abende, Angabe der Bibeltexte <strong>und</strong> Hinweise zu<br />

den Inhalten der einzelnen Abende, dazu ein Photo <strong>und</strong> eine Kurzvorstellung<br />

der ReferentInnen. Die Handzettel mussten verteilt <strong>und</strong><br />

Plakate ausgehängt werden, anfangs nur im Bereich der beteiligten<br />

Gemeinde. Inzwischen beziehen wir alle Gemeinden des Kirchenkreises<br />

Bielefeld sowie die Universität <strong>und</strong> Institutionen in Bethel mit ein.<br />

Für die einzelnen Abende gibt es <strong>Lied</strong>blätter, seit einigen Jahren ergänzt<br />

mit den Bibeltexten der Woche. Mit diesen <strong>Lied</strong>blättern, zuerst von<br />

Christa Gabler in Anlehnung an die <strong>Lied</strong>blätter der Kirchentage gestaltet,<br />

veränderte sich auch <strong>das</strong> aktive <strong>Lied</strong>gut der Gemeinde. Jahr für<br />

Jahr kommt Neues bereichernd dazu.<br />

Jeder Abend der Bibelwoche wird von der Vorbereitungsgruppe mitgestaltet.<br />

Wir heißen die BesucherInnen am Eingang willkommen <strong>und</strong><br />

bieten Raum zum Gedankenaustausch. Ein beliebter Treffpunkt sind<br />

der Büchertisch <strong>und</strong> der Eine-Welt-Laden <strong>und</strong> nicht zu vergessen die<br />

Verpflegungszeile.<br />

Hier werden Getränke bereit gestellt <strong>und</strong> viele Jahre lang wurden<br />

warme Baguettes verkauft. Inzwischen gibt es frisch zubereitete Salate,<br />

Brote <strong>und</strong> Kleinigkeiten. Die Frauen des Eine-Welt-Ladens boten diese<br />

Veränderung an. Sie wird sehr gut angenommen.<br />

Lange Jahre gehörten Gesprächsgruppen im Anschluss an die Vorträge<br />

zur Tradition der Bibelwochen. Der Wunsch, Fragen direkt an die<br />

Referierenden zu stellen, <strong>und</strong> die Schwierigkeit, die Menschen aus den<br />

Gesprächsgruppen wieder zurück ins Plenum zu einem gemeinsamen<br />

Abschluss zu bekommen, haben die Struktur der Abende verändert.<br />

Wir bleiben im Saal zusammen <strong>und</strong> strukturierten die Diskussion –<br />

wiederum vom Kirchentag übernommen – durch Anwältinnen <strong>und</strong><br />

Anwälte des Publikums.<br />

Nach dem gemeinsamen Abschluss mit <strong>Lied</strong> <strong>und</strong> Gebet gab es etliche<br />

Nachbesprechungen, in denen Wichtiges für den weiteren Verlauf<br />

der Woche verabredet wurde. Dazu trafen wir uns in einem Gruppenraum,<br />

um dann anschließend mit dem harten Kern der Woche eine<br />

weitere Gesprächsr<strong>und</strong>e vor der Theke zu beginnen. Häufig trennten<br />

wir uns erst nach Mitternacht. Wenn wir zwischenzeitlich in Privaträume<br />

umzogen, wurde die Nacht oft noch kürzer. Nicht alle ReferentInnen<br />

beteiligten sich an diesem Gesprächsmarathon.<br />

Ja, die Bibelwoche fordert uns als Vorbereitungskreis mit all unseren<br />

Fähigkeiten. Immer wieder dürfen wir erleben, <strong>das</strong>s sich Menschen<br />

unserer Gemeinde <strong>und</strong> darüber hinaus von den Texten <strong>und</strong> Themen<br />

ansprechen lassen.<br />

21


22<br />

Herbert Seiger,<br />

Name<br />

Arbeitsgruppen –<br />

Bienenkorb – Plenum<br />

Die Lebendigkeit unserer Bibelwochen findet auch in der Vielfalt <strong>und</strong><br />

den Veränderungen im Ablauf <strong>und</strong> der Gestaltung der Abende ihren<br />

Ausdruck.<br />

Zunächst waren die Jugendbibelwochen recht konventionell. Die<br />

Abende begannen mit einer Einleitung, die von den verschiedenen<br />

Jugendgruppen übernommen wurden. Es folgte <strong>das</strong> Referat. Danach<br />

gingen wir in Gesprächsgruppen auseinander, die über <strong>das</strong> Gehörte<br />

nachdachten <strong>und</strong> diskutierten. Der Abschluss erfolgte im Plenum. Hier<br />

berichteten die Gruppen von ihrer Arbeit <strong>und</strong> ihren Fragen. Mit einem<br />

Schlusswort des Referenten, in dem er die Berichte <strong>und</strong> Fragen aufnahm,<br />

endeten die Abende.<br />

Sinn dieses Ablaufs war, möglichst vielen der Teilnehmenden die<br />

Möglichkeit zu geben, ihre Gedanken <strong>und</strong> Fragen zu den Themen zu<br />

äußern. <strong>Das</strong> gelang aber nur zum Teil. In einigen Gruppen gab es lebhafte<br />

Gespräche, während in anderen die Gespräche sehr mühsam<br />

verliefen. Deshalb begannen wir nach einigen Jahren, auch Gruppen<br />

mit kreativen Inhalten anzubieten. <strong>Das</strong> waren manchmal Malgruppen<br />

<strong>und</strong> Töpfergruppen. Reportagen wurden geschrieben, zum Beispiel<br />

im Stil der Bildzeitung oder für die Tagesschau. Es gab Rollenspiel-<br />

Gruppen oder Bibliodrama. Für alle diese Aktivitäten boten sich die<br />

Geschichten des Alten Testamentes besonders an. Die Ergebnisse dieser<br />

Arbeiten wurden vorgestellt oder es wurde von ihnen berichtet.<br />

Wir waren immer erstaunt, wie viele Möglichkeiten es gibt, sich den<br />

Texten zu nähern.<br />

Arbeitsgruppe Bildunterschrift<br />

In den letzten Jahren sind wir immer mehr von den Arbeitsgruppen<br />

abgekommen. Orientiert an der Arbeitsweise der Kirchentage können<br />

nach den Referaten Fragen an die Referentinnen <strong>und</strong> Referenten auf<br />

Zettel geschrieben werden. Oftmals bilden wir auch kleine „Murmelgruppen“<br />

mit den Nachbarn, um über <strong>das</strong> Gehörte zu diskutieren<br />

<strong>und</strong> Fragen zu formulieren. Die eingesammelten Fragen werden von<br />

Anwältinnen <strong>und</strong> Anwälten des Publikums sortiert <strong>und</strong> dann zusammengefasst<br />

an den Referenten zur Beantwortung weitergegeben. So<br />

bleiben wir im Plenum zusammen. <strong>Das</strong> Gespräch mit dem Referenten<br />

gewinnt dadurch an Lebendigkeit.<br />

Auch die Abläufe der Abende haben sich also im Laufe der 50 Jahre<br />

verändert. Was wird dem Vorbereitungskreis als Nächstes einfallen?


Essen <strong>und</strong> Trinken<br />

hält Leib <strong>und</strong> Seele<br />

zusammen<br />

Die Bibelwochenabende waren lang, <strong>und</strong> so ergab es sich von selbst,<br />

<strong>das</strong>s nach Getränken <strong>und</strong> Essbarem gefragt wurde.<br />

Koffy Freitas, der ehemaligen Matthäusgemeinde seit den 60-er Jahren<br />

bekannt, begann, gemeinsam mit seinem Sohn Erdnüsse <strong>und</strong><br />

Getränke zu verkaufen. Fritz Diestelhorst hatte ihn dazu angeregt.<br />

Der Andrang in den kurzen abendlichen Pausen war so groß, <strong>das</strong>s<br />

die Zwei bald mehr Hilfe benötigten. Verschiedene Gruppen aus den<br />

beteiligten Gemeinden übernahmen dann die Verantwortung für die<br />

Verpflegung.<br />

Schon bald wurde nach etwas gefragt, <strong>das</strong> mehr sättigt. Daraufhin<br />

haben wir die ersten Baguettes aufgebacken. Ihr Duft verteilte sich<br />

im ganzen Gemeindehaus <strong>und</strong> verlockte auch die weniger Hungrigen<br />

zum Essen. Dazu gab es Wasser, Saft <strong>und</strong> Wein.<br />

Vor einigen Jahren haben sich Frauen aus dem Weltgebetstagskreis<br />

<strong>und</strong> der Eine-Welt-Laden-Gruppe für eine andere Verpflegung stark<br />

gemacht. An einem Abend gibt es frisch zubereitete Gerichte nach<br />

Rezepten aus dem nächsten Weltgebetstagsland <strong>und</strong> an den anderen<br />

beiden Abenden werden frische Speisen aus den Produkten des Eine-<br />

Welt-Ladens verarbeitet. Fast alle, die es essen, sind begeistert.<br />

Damit Sie die Bibelwoche auch übers Jahr schmecken können, drucken<br />

wir eins der Rezepte beispielhaft ab:<br />

Zubereitung:<br />

Etwas Wasser aufkochen, Hibiskusblüten hinzugeben <strong>und</strong> einige<br />

Minuten ziehen lassen. Die Blüten herausnehmen <strong>und</strong> beiseite legen.<br />

Quinua vor dem Verarbeiten gut abwaschen <strong>und</strong> abtropfen lassen. In<br />

die kochende Gemüsebrühe geben, ca. 15 Min köcheln lassen, danach<br />

noch einmal 10 Min. quellen lassen. Anschließend zum Auskühlen auf<br />

ein Blech streichen. Die getrockneten Früchte in Würfel schneiden.<br />

Cashewkerne in einer Pfanne rösten. Tomaten blanchieren, enthäuten,<br />

Kerngehäuse entfernen <strong>und</strong> in Würfel schneiden. Paprika enthäuten,<br />

entkernen <strong>und</strong> würfeln. Zucchini <strong>und</strong> Aubergine waschen <strong>und</strong><br />

in Scheiben schneiden, mit etwas Olivenöl <strong>und</strong> Meersalz vermischen<br />

<strong>und</strong> anschließend in der Pfanne grillen. Auf Küchenpapier abtropfen<br />

lassen. Ausgekühlte Quinua mit den getrockneten Früchten, Petersilie,<br />

Tomaten, Paprikawürfeln <strong>und</strong> dem Raz-al-Hanoun vermengen;<br />

anschließend mit Olivenöl, Salz <strong>und</strong> einer Prise Zimt abschmecken <strong>und</strong><br />

durchziehen lassen. Den Quinua-Salat anrichten, mit Hibiskusblüten<br />

bestreuen <strong>und</strong> <strong>das</strong> gegrillte Gemüse anlegen.<br />

Guten Appetit!<br />

Quinua-Pflanze<br />

Quinua-Salat<br />

mit getrockneten<br />

Früchten<br />

Zutaten für 4 Personen:<br />

200 g Quinua<br />

1 EL Raz-el-Hanout<br />

½ l Gemüsebrühe<br />

2 Tomaten<br />

50 g Cashewkerne<br />

1 Paprika (rot oder gelb)<br />

50 g getr. Aprikosen<br />

1 Zucchini<br />

50 g getr. Apfelringe<br />

1 Aubergine<br />

50 g Rosinen<br />

Olivenöl, Zimt<br />

50 g getr. Pflaumen<br />

Meersalz<br />

1 Handvoll gehackte<br />

Petersilie<br />

einige Hibiskusblüten<br />

aus Hibiskustee<br />

23


24<br />

Christoph Steffen,<br />

Gemeindepfarrer in<br />

der Lydia-Gemeinde,<br />

Bielefeld<br />

Feierabendmahl.<br />

Eine neue<br />

Erfahrung<br />

Bei den Feierabendmahlen <strong>und</strong> Festen der Bibelwochen habe ich<br />

etwas erfahren, wirklich erfahren mit allen Sinnen, was ich vorher nicht<br />

kannte. Als gebürtiger Ostwestfale war für mich seit meiner Kindheit<br />

<strong>das</strong> Abendmahl im Gottesdienst meistens eine düstere, angstbesetzte,<br />

ernste <strong>und</strong> vom Sündenbekenntnis bestimmte Angelegenheit. Mit Luise<br />

Schottroff könnte ich sagen: „Ehrlicherweise müssen wir zugegeben,<br />

<strong>das</strong>s wir uns am Abendmahlstisch nicht gerade allzu oft vom Auferstandenen<br />

umarmt fühlen.“ Natürlich kannte ich <strong>das</strong> Feierabendmahl<br />

auf Kirchentagen <strong>und</strong> war im Studium Gemeinden begegnet, die neue<br />

Formen des Abendmahls ausprobierten. In der Gemeinde der Bibelwoche<br />

erfuhr ich <strong>das</strong> noch einmal auf eine andere Weise: <strong>Das</strong> Abendmahl<br />

verb<strong>und</strong>en mit einer festlichen sättigenden Abendmahlzeit, an schön<br />

gedeckten Tischen, mit einer Vielfalt leckerer Speisen <strong>und</strong> Getränke.<br />

Mit fröhlicher Musik, Bibelauslegung, Geselligkeit, sogar einmal Tanz<br />

<strong>und</strong> vielfältigen weiteren kreativen Ideen. In einer Gemeinde, die eben<br />

nicht nur für die Zeit des Kirchentags zusammen ist, sondern gemeinsam<br />

lebt – eben „alle Tage“!<br />

Überwindung der Aufspaltungen. Sinnliches <strong>und</strong> Geistliches gehören<br />

zusammen!<br />

Vielfältig knüpft diese Form des Feierabendmahls an die urchristlichen<br />

Traditionen an. Wissen wir doch, <strong>das</strong>s in den ersten christlichen<br />

Gemeinden <strong>das</strong> Abendmahl mit sättigenden Mahlzeiten verb<strong>und</strong>en<br />

war. In Korinth gab es ja richtig Streit darum. Wenn es in den biblischen<br />

Einsetzungsworten heißt: „Nach der Abendmahlzeit nahm Jesus<br />

auch den Kelch, segnete ihn <strong>und</strong> sprach …“ (1 Kor 11,25), dann weist<br />

<strong>das</strong> auf diesen Zusammenhang hin.<br />

Vielfältig überwindet <strong>das</strong> Feierabendmahl Dualismen, Trennungen,<br />

Aufspaltungen von Lebensdimensionen, die eng zusammengehören:<br />

von Seele <strong>und</strong> Leib, Sinnlichem <strong>und</strong> Geistlichem, Jüdischem <strong>und</strong><br />

Christlichem, Karfreitag <strong>und</strong> Ostern, von Einzelnen <strong>und</strong> Gemeinde,<br />

Passivität <strong>und</strong> Aktivität.<br />

Zu jedem dieser Stichworte wäre viel zu sagen.<br />

In meiner Kindheit musste ich beim Abendmahl vor dem Altar knien<br />

<strong>und</strong> erhielt vom Pastor eine Oblate in den M<strong>und</strong> gelegt. <strong>Das</strong> Abendmahl<br />

spricht dir die Vergebung deiner Sünden zu, lernte ich. Ohne<br />

Zweifel ist <strong>das</strong> eine kostbare evangelische Zusage. Aber genau so<br />

schön <strong>und</strong> kostbar ist ja der Gemeinschaftsaspekt. <strong>Das</strong> Abendmahl<br />

macht sichtbar, <strong>das</strong>s die Gemeinde der „Leib Christi“, der „Körper des<br />

Messias“ ist, eine Hoffnungsgemeinschaft, die durch ihre Praxis die<br />

Gegenwart Jesu bezeugt. „Dies ist mein Leib“ (Mt 26,26)!<br />

<strong>Das</strong>s wir uns als christliche Gemeinde aus der Wurzel Israel verstehen<br />

lernen, gehört als roter Faden zu den Bibelwochen. <strong>Das</strong>s <strong>das</strong> Abendmahl<br />

seine Wurzeln in jüdischen Mahlgemeinschaften hat, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

unscheinbare <strong>Wort</strong>: „dankte“ in den Einsetzungsworten den jüdischen<br />

Segen des Brotes <strong>und</strong> des Kelches meint, gehört für mich ebenfalls zu<br />

den kostbaren Lernerfahrungen des Feierabendmahls, deutlich gemacht<br />

durch die Formulierung der Einsetzungsworte <strong>und</strong> durch die Gebete.


Ja, <strong>und</strong> <strong>das</strong>s Sinnliches <strong>und</strong> Geistliches, Leib <strong>und</strong> Seele zusammengehören,<br />

kann ja beim Feierabendmahl ganz vielfältig erfahren werden.<br />

Welche ein Fest für die Sinne! Liebevoll gedeckte Tische, Vielfalt der<br />

duftenden Speisen, eine Bibelauslegung, feine Tafelmusik (gesungen<br />

oder gespielt - mit dem Psalmchor, der unvergessenen Ulrike Gehrold,<br />

Manuel Köhring am alten Steinweg-Flügel) <strong>und</strong> die Geselligkeit der<br />

Gespräche <strong>und</strong> Begegnungen mit vielen Menschen. All <strong>das</strong> hält Leib<br />

<strong>und</strong> Seele zusammen, bedeutet Nahrung für den inneren <strong>und</strong> den<br />

äußeren Menschen.<br />

Der Protestantismus wird oft als karg <strong>und</strong> asketisch beschrieben. <strong>Das</strong><br />

bedeutet Schwäche <strong>und</strong> Stärke zugleich. <strong>Das</strong>s <strong>das</strong> Schöne <strong>und</strong> <strong>das</strong><br />

Gute manchmal auch zusammen gehören können, möchte ich gern<br />

festhalten. Wie schön ist es, wenn eine Gemeinde Feste zu feiern weiß,<br />

wenn „der Wein des Menschen Herz erfreut“ (Ps 104,15), <strong>und</strong> auf<br />

dem Weg der Gerechtigkeit <strong>und</strong> des politischen Engagements auch<br />

Raum <strong>und</strong> Zeit ist für Fest <strong>und</strong> Freude. Eine spirituelle Erfahrung ist<br />

<strong>das</strong>, Ermutigung für den aufrechten Gang, Wegzehrung auf dem Weg<br />

der Gerechtigkeit. Ein Stück „Sabbat“-Erfahrung: Erfahrene Freiheit.<br />

All diese Erfahrungen gehören für mich zu den unvergesslichen Erlebnissen<br />

der Zeit in der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde<br />

Auch in meiner neuen Gemeinde, der Lydia-Gemeinde Bielefeld, erlebe<br />

ich neue Formen des Abendmahls: Nach dem Gemeindewechsel ist es<br />

für mich schön, in meiner jetzigen Gemeinde weiterhin neue Formen<br />

des Feierabendmahls zu feiern. In der Johanniskirche haben wir schon<br />

oft <strong>das</strong> Abendmahl mit einer Abendmahlzeit verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> vorn im<br />

Kirchraum eine große Festtafel aufgebaut.<br />

„Ich sing dir mein <strong>Lied</strong>“<br />

Last but not least: Zum Bibelwochensamstag, zum Feierabendmahl,<br />

gehört wie zu allen Bibelwochenabenden <strong>das</strong> gemeinsame Singen.<br />

Christa Gabler, die Langjährige Gemeindepädagogin, lässt grüßen. Sie<br />

war bestimmt immer eine der Motoren. Erinnert Ihr Euch noch an ihre<br />

wie eine Ziehharmonika gefalteten DinA3-Blätter mit einer Fülle neuer,<br />

irgendwie zusammenkopierter <strong>Lied</strong>er: Neu <strong>und</strong> alt, alt <strong>und</strong> neu, 50er-<br />

Jahre-<strong>Lied</strong>er, Kirchentagslieder, <strong>Lied</strong>er aus dem Evangelischen Gesangbuch<br />

… Wie viele neue <strong>Lied</strong>er konnten wir im Rahmen der Bibelwoche<br />

kennen lernen <strong>und</strong> singen lernen! Was am Sonntag im Gottesdienst<br />

oft mühevoll ist: eine neues <strong>Lied</strong> einzuüben, im Rahmen der Bibelwoche<br />

ist es leichter. Gerade, wenn es Menschen gibt, die bereit sind, mit<br />

der Gemeinde zusammen zu singen!<br />

Mit herzlichen nachbarschaftlichen Grüßen aus der Lydia-Gemeinde<br />

Bildunterschrift<br />

25


26<br />

Luise Metzler<br />

Bildunterschrift<br />

<strong>Das</strong> Festessen<br />

am Samstag<br />

Der Samstagabend ist einer der Höhepunkte der Bibelwochen. An festlich<br />

gedeckten Tischen hören wir erst einen Vortrag. Danach feiern wir<br />

Abendmahl mit – so Luise Schottroff – „Lachen <strong>und</strong> Essen“. Modell<br />

dazu sind die ersten Gemeinden, die sich abends trafen. Alle brachten<br />

etwas mit, <strong>das</strong> sie gemeinsam verzehrten, umrahmt <strong>und</strong> begleitet von<br />

Gebeten, wie es in jüdischen Gemeinden üblich war. Bei diesen Mahlzeiten<br />

erinnerten sie sich auch an Tod <strong>und</strong> Auferstehung Jesu, wie 1<br />

Kor 12,17 34 berichtet.<br />

Genauso wie damals feiern auch wir ein solches Abendmahl mit mitgebrachten<br />

Speisen. Dietlinde Anger organisiert es. Jahr für Jahr weist sie<br />

am Donnerstag darauf hin, <strong>das</strong>s im Flur Listen ausliegen. Dort könne eingetragen<br />

werden, wer ein Hauptgericht (z. B. Gemüse oder Fleisch mit<br />

Soße) oder Nachtisch mitbringt. Reis als Beilage wird im Gemeindehaus<br />

gekocht. Dazu gibt es ein liebevoll <strong>und</strong> präzise formuliertes DinA4-Blatt,<br />

auf dem zu lesen ist, wie heißes Essen transportiert <strong>und</strong> warm gehalten<br />

werden kann. „Es ist <strong>das</strong> Prinzip der Kochkiste, die einige noch aus ihrer<br />

Kindheit kennen.“ erläutert Dietlinde Anger, <strong>und</strong> viele schmunzeln.<br />

Es vergeht kein Bibelwochen-Freitag, ohne <strong>das</strong>s Dietlinde Anger zum<br />

Mikrofon greift <strong>und</strong> erklärt: „Wenn die Liste sich nicht ändert, dann<br />

haben wir morgen Abend als Hauptgericht viel Reis <strong>und</strong> wenig dazu,<br />

außerdem fünf Nachspeisen. Wenn Ihr <strong>das</strong> ändern wollt, tragt Euch<br />

bitte noch ein. Der Zettel liegt im Flur aus.“<br />

Viele schmunzeln wieder. Regelmäßig erweitert sich durch Dietlindes<br />

Appell die Liste sehr. Jeden Samstag gibt es w<strong>und</strong>erbares, reichhaltiges<br />

Essen.<br />

Unterschrift Luise Metzler<br />

So sieht <strong>das</strong> Hinweisblatt für die<br />

Kochkiste aus:<br />

Bibelwoche – Samstag<br />

Auch dieses Jahr laden wir wieder herzlich alle nach dem<br />

Vortrag zum gemeinsamen Essen mit Feierabendmahl ein.<br />

Damit dies gelingen kann <strong>und</strong> alle satt werden, bitten wir Speisen<br />

mitzubringen.<br />

Es liegt eine Liste aus, in die sich bitte alle mit ihrem Namen<br />

eintragen, die etwas mitbringen können.<br />

Für den Abend wird im Gemeindehaus ein großer Topf Reis<br />

gekocht.<br />

Dazu soll es Fleisch oder Gemüse mit Soße geben.<br />

Damit wir <strong>das</strong> warme Essen nicht wieder erhitzen müssen,<br />

was bei so vielen Töpfen in der Küche schwierig wird, bitte <strong>das</strong><br />

Essen heiß mitbringen.<br />

<strong>Das</strong> bedeutet:<br />

<strong>Das</strong> heiße Essen mit Topfdeckel oder Alufolie bitte gut<br />

verschließen, am besten noch in einem Handtuch einpacken.<br />

In einen Wäschekorb oder Pappkasten ein oder zwei Wolldecken<br />

so legen, <strong>das</strong>s sie den darauf gestellten Topf gut bedecken.<br />

(Manche kennen sicher noch die Kochkiste) Je nach Dicke der<br />

Decke(n) kann auch noch ein Kissen darauf gelegt werden.<br />

<strong>Das</strong> so gut verpackte Essen bitte mitbringen <strong>und</strong> nicht auspacken!<br />

Wenn wir mit dem Essen beginnen wollen, kann jede <strong>und</strong> jeder<br />

Koch ihr/sein Essen selbst auspacken. <strong>Das</strong> Essen wird dann in den<br />

mitgebrachten Töpfen bleiben.<br />

Außerdem möchten wir noch frischen Salat, keinen Reis- Nudel<br />

oder Kartoffelsalat, statt dessen Salat aus z.B. Gurke, Tomate,<br />

Paprika, Möhre, Sellerie, Eisberg oder anderen Blattsalaten.<br />

Unser nächster Wunsch betrifft den Nachtisch:<br />

Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, ob Quarkspeise,<br />

Pudding oder Kuchen, alles ist möglich. Falls Alkohol in der<br />

Speise ist, bitte kennzeichnen!<br />

Bitte tragt Euch, tragen Sie sich in der Liste, die bei den Getränken<br />

liegt, ein.


Vom <strong>Lied</strong>blatt<br />

zum <strong>Lied</strong>erheft<br />

Es fing damit an, <strong>das</strong>s <strong>Lied</strong>erzettel ausgeteilt wurden. Überdimensional<br />

große Blätter, auf denen eine Menge Noten <strong>und</strong> Texte standen.<br />

Möglichst klein <strong>und</strong> beidseitig bedruckt, damit viel draufpasste. Denn<br />

<strong>das</strong> Singen war schon immer ein wichtiger <strong>und</strong> fester Bestandteil der<br />

Bibelwochen <strong>und</strong> für manche eine Motivation, allein schon deshalb<br />

daran teilzunehmen. Viele haben noch die langjährige Gemeindepädagogin<br />

Christa Gabler als engagierte Leiterin vor Augen.<br />

Im Laufe der Jahre wurde dieses <strong>Lied</strong>blatt mehr <strong>und</strong> mehr professionalisiert.<br />

Außer dem traditionellen Gesangbuch-<strong>Lied</strong>gut kamen ein- bis<br />

mehrstimmige <strong>Lied</strong>er, Kanons <strong>und</strong> neue Melodien von den Evangelischen<br />

Kirchentagen hinzu. Oder es finden sich auch ins Deutsche<br />

übersetzte <strong>Lied</strong>er aus der niederländischen Kirchenmusikbewegung.<br />

Längst ist es für uns selbstverständlich, die schönen Texte <strong>und</strong> vertonten<br />

Verse z.B. von Huub Oosterhuis zu singen.<br />

Aus dem <strong>Lied</strong>blatt wurde ein <strong>Lied</strong>erheft: „Ist doch eigentlich nichts<br />

Besonderes!“ denken Sie vielleicht. Mag sein. Aber <strong>das</strong> Besondere ist<br />

nicht der Umfang <strong>und</strong> die größere <strong>Lied</strong>eranzahl, sondern sein Inhalt:<br />

Bei der <strong>Lied</strong>auswahl, die ein kleiner Arbeitskreis zusammenstellt, wird<br />

Jahr für Jahr sorgfältig darauf geachtet, <strong>das</strong>s der rote Faden <strong>und</strong> der<br />

thematische Bezug jeder Bibelwoche auch in den <strong>Lied</strong>ern erkennbar<br />

ist. <strong>Das</strong> <strong>gesprochene</strong> <strong>Wort</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> <strong>gesungene</strong> <strong>Lied</strong> <strong>sollen</strong> <strong>miteinander</strong><br />

korrespondieren. <strong>Das</strong> ist in meinen Augen die Stärke dieses<br />

Heftes.<br />

Unter dem Strich kommt eine bunte Mischung zustande: Neben den<br />

„alten Bekannten“ aus dem Kirchengesangbuch stehen moderne<br />

<strong>Lied</strong>er <strong>und</strong> beide ergänzen sich w<strong>und</strong>erbar gegenseitig. Musikalisch<br />

angeleitet <strong>und</strong> instrumental begleitet wurden wir in den letzten Jahren<br />

von Dörte Melzer, Ute Welscher <strong>und</strong> Manuel Köhring.<br />

Singen macht Spaß! Es ist schön zu erleben, <strong>das</strong>s sich eine große Bibelwochen-Gemeinde<br />

regelmäßig daran beteiligt. Auch zum 50. Jubiläum<br />

werden wir den bekannten Psalmvers wörtlich nehmen: „Singet dem<br />

Herrn ein neues <strong>Lied</strong>, denn er tut W<strong>und</strong>er!“ (Psalm 98,1)<br />

„<strong>Das</strong> <strong>gesprochene</strong> <strong>Wort</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> <strong>gesungene</strong> <strong>Lied</strong><br />

<strong>sollen</strong> <strong>miteinander</strong> korrespondieren.“<br />

Andreas Smidt-Schellong,<br />

Gemeindepfarrer in der<br />

Dietrich-Bonhoeffer-<br />

Gemeinde<br />

Bildunterschrift<br />

27


28<br />

Bildunterschrift<br />

Der Sonntag:<br />

Gottesdienst <strong>und</strong><br />

Nachgespräch<br />

Einer der Höhepunkte der Bibelwochen sind jeweils die Sonntaggottesdienste,<br />

in denen die jeweiligen ReferentInnen predigen. Auch in<br />

den Gottesdiensten wird die wichtige Rolle von LaiInnen deutlich.<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer aus dem Vorbereitungskreis, unter ihnen auch<br />

Gemeindepfarrer, planen <strong>und</strong> gestalten den Gottesdienst.<br />

Der Sonntaggottesdienst ist ein Bindeglied zwischen der Bibelwoche<br />

<strong>und</strong> der Sonntaggottesdienstgemeinde. Nicht alle, die sonntags den<br />

Gottesdienst besuchen, haben Interesse an der Bibelwoche, ebenso<br />

wie nicht alle Teilnehmenden der Bibelwoche regelmäßig in Gottesdienste<br />

gehen. Am 1. Sonntag im Januar überschneiden sich diese<br />

beiden Gruppen. Solches wird bei der Gestaltung der Gottesdienst<br />

<strong>und</strong> bei der Predigt beachtet.<br />

Nach dem Gottesdienst treffen sich traditionell viele zum Bibelwochen-Nachgespräch<br />

im Gemeindehaus. Freimütig werden Kritik <strong>und</strong><br />

Lob geäußert. Den ReferentInnen werden noch offene Fragen gestellt,<br />

es wird über die Predigt gesprochen. Außerdem werden Wünsche<br />

<strong>und</strong> Anregungen für die nächste Bibelwoche geäußert: Ein lebendiges<br />

Forum, durch <strong>das</strong>s wie bereits während der gesamten Woche die<br />

Bibelwoche tief im Zusammenleben der Gemeinde verankert ist.<br />

Unterschrift Luise Metzler


„Beten <strong>und</strong> Tun<br />

des Gerechten.“<br />

Dietrich Bonhoeffer<br />

Über 50 Jahre hat die Bibelwochengemeinde Geld zusammengelegt<br />

<strong>und</strong> damit unterschiedlichste Projekte gefördert. Nach Rücksprache<br />

mit den Referentinnen <strong>und</strong> Referenten fiel im Vorbereitungskreis die<br />

Entscheidung, welche Projekte unterstützt werden <strong>sollen</strong>.<br />

Diese Bibelwochen, die uns alle durch die gemeinsame Auseinandersetzung<br />

mit biblischen Texten reich beschenkten, waren gleichzeitig<br />

Anlass, an Menschen zu denken, die dringend Hilfe benötigten – getreu<br />

dem <strong>Wort</strong> von Dietrich Bonhoeffer: „Beten <strong>und</strong> Tun des Gerechten“.<br />

Stellvertretend für die vielen Projekte, die wir unterstützt haben,<br />

möchte ich einige der letzten Jahre benennen:<br />

2010 Sozialprojekt für Straßenkinder <strong>und</strong> Jugendliche in Stellenbosch<br />

/ Südafrika<br />

2009 Arbeitsloseninitiative Woltersdorfer Mühle „Intergration<br />

durch Arbeit“<br />

2008 Schülerdorf im Wittekindshof <strong>und</strong> Soziale Stadtteilarbeit in<br />

der Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde<br />

2006 Kindertagesstätten in Quilmes, Buenos Aires/ Argentinien<br />

2005 Projekt Hujawa – Aidshilfe Tansania<br />

2004 Heimstatt Tschernobyl<br />

2002 Ges<strong>und</strong>heitsprojekt in Bolivien<br />

1998 Altenpflege der Evangelischen Kirche in Riga<br />

1997 Straßenkinderprojekt in Brasilien<br />

1993 Unterstützung Arbeitsloser in unserer Partnergemeinde<br />

in Chemnitz<br />

1992 Nowgorod – Winterhilfe<br />

Und so haben wir gespendet für Projekte in Deutschland, Europa,<br />

Afrika, Asien <strong>und</strong> Südamerika. Manchmal haben wir an drei Abenden<br />

in der Woche <strong>und</strong> dann im Sonntagsgottesdienst für unterschiedliche<br />

Projekte gesammelt. Immer wurden nennenswerte Summen zusammengetragen,<br />

immer im vierstelligen Bereich, manchmal waren es<br />

über 4000- Euro, anfangs natürlich DM.<br />

Mit großer Dankbarkeit blicken haben wir immer wieder die gesammelten<br />

Beträge weitergegeben.<br />

29


30<br />

Joyce Gaskell,<br />

Isle of Man<br />

In den letzten<br />

10 Jahren habe ich<br />

nur zweimal gefehlt.<br />

Ich heiße Joyce Gaskell, bin Engländerin <strong>und</strong> wohne seit 20 Jahren auf<br />

der Isle of Man. Diese Insel liegt in der Irischen See zwischen England<br />

<strong>und</strong> Irland.<br />

Wieso finde ich es interessant, fast jedes Jahr nach Bielefeld<br />

zu fahren, um an der Bibelwoche in der Bonhoeffergemeinde<br />

teilzunehmen?<br />

Erstens war ich von Hause aus immer an theologischen Fragen interessiert.<br />

Mein Vater war Pfarrer in der methodistischen Kirche. Ich erinnere<br />

mich, wie er uns Kindern, um uns zu gutem Benehmen zu ermahnen,<br />

gesagt hat: “Erinnert euch, wem ihr gehört!“ Zuerst dachte ich, ich<br />

gehörte zur Familie des Pfarrers, von dem man immer gutes Benehmen<br />

erwartete. Dann wurde mir erklärt, ich sei doch Kind Gottes <strong>und</strong><br />

solle mich danach verhalten. Eine frühe theologische Einsicht: Gott<br />

war als Richtungsgeber wichtiger als die eigenen Eltern!<br />

Zweitens unternahm ich vor mehr als 50 Jahren (ja, ich bin jetzt über<br />

70!) eine Ausbildung als Laienpredigerin, <strong>und</strong> habe dann auch fast 50<br />

Jahre lang in methodistischen Gemeinden in England <strong>und</strong> auf der Isle of<br />

Man Gottesdienste gehalten <strong>und</strong> gepredigt. Dann in den 90er Jahren<br />

habe ich eine weitere Ausbildung gemacht. Bibelk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Theologie<br />

fand ich immer höchst interessant, nicht nur aus intellektueller Perspektive,<br />

sondern auch als entscheidende Richtung für mein Leben.<br />

Bildunterschrift<br />

Drittens komme ich gern fast jedes Jahr im Januar nach Bielefeld, weil<br />

eine Woche bei euch in der Gemeinde an sich sehr schön ist, aber<br />

auch, weil es ein guter Gr<strong>und</strong> ist, zwei Wochen bei meiner Fre<strong>und</strong>in<br />

Ruth Bültrnann zu verbringen. Wir kennen uns schon seit mehr als 50<br />

Jahren. Wenn sie nicht regelmäßig an der Bibelwoche teilgenommen<br />

hätte, seitdem sie 1972 zu eurer Gemeinde gekommen ist, wäre ich<br />

auch nie dazugekommen.<br />

Was zieht mich am meisten während bei der Bibelwoche?<br />

Die Freiheit, mit der über die Bibel gesprochen werden kann. In den<br />

meisten britischen Gemeinden, die ich kenne, ist <strong>das</strong> nicht so gut<br />

möglich. Für viele Gemeindemitglieder bei uns ist es so, <strong>das</strong>s die Bibel<br />

die Heilige Schrift ist <strong>und</strong> was da geschrieben steht, ist also Gottes<br />

<strong>Wort</strong>, <strong>und</strong> jedes <strong>Wort</strong> muss also wörtlich stimmen. Kein Zweifel also,<br />

<strong>das</strong>s Gott die Welt in sieben Tagen geschaffen hat, <strong>das</strong>s Gott darauf<br />

bestanden hat, Völker im Heiligen Land zu vernichten, <strong>das</strong>s Jesus<br />

von einer Jungfrau geboren ist, <strong>das</strong>s er Wasser zu Wein gemacht hat,<br />

<strong>das</strong>s er auf einem See gegangen ist, usw. Nicht alle bei uns sind so<br />

eng in ihrem Glauben, aber es reicht, <strong>das</strong>s ich mich in Acht nehmen<br />

muss, wenn ich predige. Darum predige ich seit einigen Jahren nicht<br />

mehr.


Wie oft war ich schon bei der Bibelwoche?<br />

In den letzten 10 Jahren habe ich nur zweimal gefehlt. 2002 <strong>und</strong><br />

2009 war ich nicht dabei.<br />

Welche Themen fand ich am interessantesten?<br />

Erstens finde ich es toll, <strong>das</strong>s es so verschiedene Themen gibt, weil<br />

nicht alle dieselben Interessen haben. Für mich war es besonders interessant,<br />

etwas über weniger bekannte alttestamentliche Bücher zu<br />

hören. Die Wochen, in denen wir etwas über Esther gelernt haben<br />

oder über den Prediger Salomo, bleiben mir noch sehr wach in Erinnerung;<br />

aber auch, was ich über die Lebensumstände der jungen Kirche<br />

zur Zeit der Apostel gelernt habe.<br />

Zweitens singe ich gerne. Ich finde die musikalische Einleitung jeden<br />

Abend besonders schön. Toll, <strong>das</strong>s so viele Leute bei Euch Noten singen<br />

können, wir also jeden Abend Neues lernen können! <strong>Das</strong> wäre bei uns<br />

nicht so leicht. Aber die Deutschen sind eben ein musikalisches Volk.<br />

Drittens habe ich die Abende mit den Theaterspielen als Einführung in<br />

<strong>das</strong> Thema besonders genossen. Diese Spiele haben wirklich etwas zum<br />

Thema beigetragen! Leider konnte ich nicht immer früh genug kommen,<br />

besonders wenn die Bibelwoche am 2. oder 3. Januar begann.<br />

Zuletzt möchte ich zur 50. Bibelwoche gratulieren. Ich wünsche Euch<br />

noch weitere Bibelwochen. Ich werde nicht mehr viele mitmachen können,<br />

aber so lange ich kann, werde ich immer wieder auftauchen.<br />

Vielen Dank für die vergangenen Jahre <strong>und</strong> bis zur nächsten Bibelwoche.<br />

Jetzt weiß ich,<br />

<strong>das</strong>s diese Bibelwoche<br />

einzigartig ist.<br />

Bibelwoche in Matthäus: Kurz nach Weihnachten eine Woche, in der<br />

alles anders als sonst war. Ich durfte abends lange in der Gemeinde<br />

bleiben. Mama war ja auch da, <strong>und</strong> <strong>das</strong> Abendbrot wurde dann dorthin<br />

verlegt: Pizzabaguettes, köstlich! Neben ihrem Duft erinnere ich mich<br />

besonders an die feierliche Atmosphäre während der ganzen Woche.<br />

Hier kamen viele zusammen, die, <strong>das</strong> <strong>Wort</strong> Gottes ernst nehmend, es<br />

immer wieder neu <strong>und</strong> besser verstehen wollten. <strong>Das</strong> Gemeindehaus<br />

summte dann vor Leben, aber konzentriert. Glauben <strong>und</strong> Leben sollten<br />

in Einklang gebracht werden. Und so freute ich mich über guten<br />

Umsatz der Fair-Handels-Vitrine. Erst als ich im Theologiestudium war,<br />

konnte ich den Referenten inhaltlich ganz folgen. Aber die neuen <strong>Lied</strong>er,<br />

die in den Bibelwochen ausprobiert wurden, die Theaterstücke<br />

von Sigrid Lichtenberger <strong>und</strong> die Feierabendmahle hatten mir über die<br />

Jahre vieles schon klar gemacht, z.B. wie man die Bibel im respektvollen<br />

Dialog mit dem Judentum lesen kann.<br />

Früher dachte ich, in jeder Gemeinde gäbe es so eine Bibelwoche wie<br />

in Matthäus. Jetzt weiß ich, <strong>das</strong>s sie einzigartig ist.<br />

Unterschrift Katrin Stückrath<br />

Bildunterschrift<br />

Katrin Stückrath


32<br />

Christa Kronshage<br />

Hier wird die<br />

Auseinandersetzung<br />

mit biblischen Texten<br />

wichtig genommen.<br />

Seit meinem Umzug vor sechs Jahren gehöre ich zur Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde.<br />

Es fiel mir leicht, in diese Gemeinde hineinzuwachsen,<br />

weil sie mir schon vorher vertraut war, durch ihre Schoah-Gedenkgottesdienste,<br />

durch gelegentliche Einladungen als Referentin, vor allem<br />

aber durch ihre jährlichen Bibelwochen.<br />

1975 war unsere Familie von Berlin nach Bielefeld umgezogen. Was<br />

ich persönlich am meisten vermisste, waren die theologischen Herausforderungen,<br />

die mir Berlin geboten hatte: die Diskussionen an<br />

der Universität <strong>und</strong> in der Studierendengemeinde, aber auch in vielen<br />

Gruppen <strong>und</strong> Gemeinden, um die damals sogenannte Moderne<br />

Theologie <strong>und</strong> die Herausforderungen der Feministischen Theologie,<br />

die zaghaft aus den USA (wo ich sie ein Jahr lang gut kennengelernt<br />

hatte) zu uns herüberkam.<br />

In unsere Kirchengemeinde in Ubbedissen konnten wir manches<br />

davon eintragen. Aber wo wurde mein eigenes theologisches Denken<br />

herausgefordert? Wo war der Ort für mich, neue Erkenntnisse der<br />

theologischen Wissenschaft aufzunehmen <strong>und</strong> mich damit auseinanderzusetzen?<br />

Meine Suche leitete mich zur Matthäus-Gemeinde, in die Bibelwochen.<br />

Die erste, die ich 1980 besuchte, hatte den gleichen Referenten wie<br />

2010: Prof. Dr. Edward Noort, <strong>und</strong> ein ewig aktuelles Thema: „Friede<br />

- ein Traum“. In den Folgejahren brachte ich andere Interessierte mit,<br />

die auf diese Weise nicht nur viele namhafte Professoren <strong>und</strong> Professorinnen<br />

kennenlernen konnten, sondern auch manch anderen Menschen,<br />

deren Namen sie bis dahin nur aus Publikationen kannten. Sie<br />

alle nahmen uns hinein in aktuelle theologische Debatten, muteten<br />

uns wissenschaftliche Erkenntnisse zeitgenössischer Theologie zu <strong>und</strong><br />

forderten uns zur Auseinandersetzung damit heraus. Die verführerischen<br />

Büchertische, an denen wir nie ohne zu kaufen vorbeigehen<br />

konnten, regten zu weiterer Auseinandersetzung bei manchem Kaffee<br />

oder Wein an.<br />

Seit 1990 veranstaltete ich Sozialseminare zu Feministischer Theologie,<br />

<strong>und</strong> etliche der Teilnehmerinnen ließen sich einladen, die Bibelwochen<br />

mit Marlene Crüsemann, Luise Schottroff, Dorothee Sölle <strong>und</strong> Marie-<br />

Theres Wacker zu besuchen.<br />

Ich glaube zutiefst, <strong>das</strong>s die Lebendigkeit <strong>und</strong> <strong>das</strong> Engagement so vieler<br />

Gemeindeglieder in der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde aus der Tatsache<br />

gespeist wird, <strong>das</strong>s hier die Auseinandersetzung mit biblischen<br />

Texten wichtig genommen wird. Wo sonst gab es solche Gelegenheit,<br />

von gelegentlichen Vorträgen an der Uni abgesehen?<br />

<strong>Das</strong> spiegelt sich in der Vielfalt der Gottesdienste, deren Gestaltung<br />

auch mündigen Laien anvertraut wird. Es spiegelt sich ganz besonders<br />

aber - jedes Jahr neu - in der Bibelwoche.<br />

Unterschrift Kronshage


Stimmen aus dem<br />

Chor der Menschen,<br />

die die Bibelwochen<br />

singend beginnen<br />

33


Hier einige Titel<br />

der Spiele:<br />

34<br />

1976:<br />

Jona – der Mann aus Israel<br />

1977:<br />

Joseph <strong>und</strong> seine Brüder<br />

1981:<br />

Ruth – Szenen einer<br />

Geschichte<br />

1983:<br />

David im Totenreich –<br />

Spiegel eines Herrschers<br />

1986:<br />

Revisionsprozess<br />

in Sachen Ju<strong>das</strong><br />

1988:<br />

Christen gegen Juden –<br />

eine historische Collage<br />

1990:<br />

Spiel um Hiob<br />

1993:<br />

Horch auf die Erde<br />

1997:<br />

Im Land der Tora – Gesetz<br />

<strong>und</strong> Segen<br />

2001:<br />

Haschen nach Wind<br />

2003:<br />

<strong>Das</strong> Buch Esther<br />

2004:<br />

Kain <strong>und</strong> die Bergpredigt<br />

2005:<br />

Die Urgeschichte –<br />

Gott gibt nicht auf<br />

Theaterstücke<br />

stimmen ein<br />

Einen ersten Höhepunkt unserer Bibelwochen gab es viele Jahre hindurch<br />

bereits am ersten Abend. Da wurden biblische Spiele aufgeführt<br />

zum jeweiligen Thema der Woche. Geschrieben haben sie von 1974<br />

bis 1988 unser damaliger Bielefelder Jugendpfarrer Herbert Höner <strong>und</strong><br />

danach bis 2006 unser Gemeindeglied Sigrid Lichtenberger.<br />

Die Spiele wurden in der Regel geschrieben, um eine Einführung in<br />

die Thematik der Woche zu geben. Manchmal nahmen sie auch nur<br />

einen besonderen Aspekt des Themas auf, <strong>und</strong> wir entdeckten ganz<br />

neue <strong>und</strong> interessante Sichtweisen. Bis heute sind wir dankbar für die<br />

hervorragenden Arbeiten der beiden AutorInnen <strong>und</strong> für die Mühe,<br />

die sie sich damit gemacht haben.<br />

Wer dabei war, wird sich gerne erinnern.<br />

Bildunterschrift<br />

Jona – der Mann<br />

aus Israel<br />

Theaterstück von Herbert Höner zur<br />

Bibelwoche 1976: Mein Name ist Jona<br />

Referenten: Willibert Gorzewski, Pfr. Herbert Höner,<br />

Pastor Dr. Fritz Hufendiek, Pastor Dr. Clark Seha<br />

Auszug aus dem Theaterstück:<br />

Vorwort<br />

Seit Günter Rutenborns Nachkriegsstück „<strong>Das</strong> Zeichen des Jona“<br />

reißt die Jona-Literatur nicht ab. Offensichtlich spricht dieser seltsame<br />

Prophet, der seinem Auftraggeber Gott Schwierigkeiten macht, Menschen<br />

unseres Zeitalters besonders an. <strong>Das</strong> Schicksal des Jona, sein<br />

Verschlungenwerden von einem Fisch <strong>und</strong> seine Rettung aus der Tiefe<br />

scheinen sich als Identifikationsmuster anzubieten.<br />

<strong>Das</strong> vorliegende Stück wurde für den ersten Abend einer Bielefelder<br />

Bibelwoche geschrieben. Durch eine Rahmenhandlung haben wir die<br />

Jona-Geschichte mit der Existenz des neuen Staates Israel andeutungsweise<br />

verknüpft. <strong>Das</strong> ist kein Kunstgriff, sondern entspricht der Tendenz<br />

des Jona-Buches, <strong>das</strong> ja für <strong>das</strong> alte Israel in einer bestimmten<br />

Zeit als Spiegel gedacht war.


Ein kleiner Auszug aus der Rahmenhandlung des Spiels<br />

Jochanan (Wirt der Taverne „Im Fischbauch“):„Jona“ ist nur ein sehr<br />

kleines Buch in der dicken Bibel. Aber es hat es in sich.<br />

Michaela: (eine Touristin): <strong>Das</strong> scheint mir auch so.<br />

Rebekka: (Tochter von Jochanan): Ist nichts für uns.<br />

Michaela: Nur eines, die Sache mit dem Fisch – die kann man doch<br />

heute nicht mehr so wörtlich nehmen, oder?<br />

Jochanan: Die Sache mit dem Fisch vielleicht nicht – aber <strong>das</strong> mit dem<br />

Ausspeien – wenn Sie verstehen, was ich meine, Michaela.<br />

Michaela: Ich verstehe kein <strong>Wort</strong>.<br />

Rebekka: Vater denkt daran, wie er hier angekommen ist.<br />

Jochanan: Ja – sehen Sie: Ich – <strong>das</strong> heißt, ich <strong>und</strong> all die anderen<br />

mit mir- wir kamen hier illegal an, in dieses Land. Die Mandatsmacht<br />

wollte uns nicht hineinlassen. Aber uns saß der Tod im Genick – Sie<br />

verstehen – <strong>und</strong> wir charterten damals Schiffe in allen Häfen, wo wir<br />

nur welche fanden. Mit diesen Schiffen - meistens rostigen, schrottreifen<br />

Seelenverkäufern, die so vollgestopft mit Menschen waren, <strong>das</strong>s<br />

man nur auf Leiber trat, wenn man mal ein paar Schritte gehen musste<br />

– damit machten wir uns auf die Fahrt hierher. Doch in Haifa drohten<br />

die Kanonen, also mussten wir sehen, wo wir bei Nacht irgendwo an<br />

der Küste aussteigen konnten.<br />

Michaela: Und – diese Schiffe sind angekommen?<br />

Jochanan: Alle nicht. Viele wurden aufgetrieben <strong>und</strong> die Menschen<br />

interniert, in einem anderen Land. Einige Schiffe sind auch verschollen<br />

oder untergegangen.<br />

Michaela: Und Ihres?<br />

Jochanan: Nun, ich wäre ja nicht hier...<br />

Michaela: Selbstverständlich, entschuldigen Sie.<br />

Jochanan: Aber sehen Sie, wenn man gerade so mit dem Leben von<br />

solch einem schwimmenden Schrotthaufen heruntergekommen ist,<br />

halb verhungert, ausgedörrt vom Durst, taumelnd von der stickigen<br />

Luft unter Deck <strong>und</strong> die Gedanken bei denen, die schon alle umgebracht<br />

sind, denen die Flucht nicht gelang, die kein Schiff mehr brauchten<br />

– Sie verstehen! - <strong>und</strong> auf einmal ruft da jemand aus dem Dunkel:<br />

„Springt ins Wasser!“ - <strong>und</strong> du springst, <strong>und</strong> es geht Dir bis zum Hals,<br />

aber dann hast du auf einmal den Gr<strong>und</strong> unter den Füßen, <strong>und</strong> du<br />

siehst sie kommen aus der Nacht über den Wellen, die Chawerim,<br />

wie man bei uns sagt, die Genossen, die Fre<strong>und</strong>e, <strong>und</strong> sie schreien,<br />

aber nicht zu laut, wegen der Patrouillen, sie schreien „Schalom“<br />

<strong>und</strong> „Willkommen in der Heimat“ – <strong>und</strong> wenn du dann am Strand<br />

liegst, schwer atmend, hinter dir rauscht die Brandung, aber du weißt:<br />

jetzt bin ich gerettet, <strong>und</strong> die anderen vom Schiff auch – dann bist du<br />

Jona.<br />

Michaela: Ich beginne zu begreifen, was sie meinen.<br />

Jochanan: Was die Geschichte meint.<br />

Bildunterschrift<br />

35


36<br />

Herbert Höner<br />

Die Geschichte<br />

der Ruth<br />

Theaterstück von Herbert Höner<br />

zur Bibelwoche 1981: <strong>Das</strong> Buch Ruth –<br />

eine Geschichte der Bibel<br />

Referent: Herbert Höner<br />

Auszug aus dem Theaterstück:<br />

Vor Naemis Haus in Moab. Ruth <strong>und</strong> Orpa sitzen zwischen ihren<br />

gepackten Bündeln. Naemi kommt nach einer Weile mit einem Fladenbrot.<br />

Naemi: <strong>Das</strong> letzte Brot ist gebacken, meine Töchter. Niemand weiß,<br />

wie wir drei Witwen uns weiter ernähren <strong>sollen</strong>, es sei denn kümmerlich<br />

<strong>und</strong> nicht frei von Bettelei; es sei denn, euch heirateten Männer<br />

aus eurem Volk. Weshalb ich euch noch einmal bitte: bleibt hier!<br />

Orpa: Ich kann nicht bleiben, Mutter Naemi. Moabs Erde ist mir kalt<br />

<strong>und</strong> fremd geworden, seit sie mir Kiljon genommen hat, meinen Mann<br />

<strong>und</strong> deinen <strong>und</strong> Elimelechs Sohn.<br />

Ruth: Auch meinen Mann Machlon hat Moabs Erde zu sich genommen.<br />

Deshalb mag ich sie nicht mehr <strong>und</strong> möchte nicht länger bleiben.<br />

Doch ich denke weiter, Mutter Naemi: Du wirst allein sein im Land<br />

Israel, in Bethlehem, deiner Heimatstadt, von der du mehr als zehn<br />

Jahre fortgewesen bist.<br />

Naemi: Weil der Hunger uns auszuwandern zwang! Weil unser Gott<br />

<strong>das</strong> gelobte Land ohne Regen ließ, wie so oft, <strong>und</strong> wir nicht mehr<br />

wussten, woher auch nur ein Maß Gerste nehmen, um Mehl zu mahlen<br />

<strong>und</strong> den nächsten Tag zu überleben.<br />

Ruth: Aber in Moab fandet ihr Brot.<br />

Naemi: Ja. Und unsere Söhne fanden euch, <strong>und</strong> ihr wurdet gute<br />

Frauen <strong>und</strong> liebe Schwiegertöchter. Doch Gottes Hand war weiterhin<br />

gegen uns. Wir fanden in Moab nicht nur Brot. Wir fanden auch den<br />

Tod. Zuerst Elimelech, mein Mann, dann Machlon <strong>und</strong> Kiljon, meine<br />

Söhne <strong>und</strong> eure Männer. Darum ist mir die Lust vergangen an diesem<br />

Land, obgleich es mich eine Zeit lang ernährt hat, mich <strong>und</strong> die Meinen,<br />

<strong>und</strong> mich Eure Liebe erfahren ließ, Orpa <strong>und</strong> Ruth. Aber Gott hat<br />

mir zuviel genommen in Moab, als <strong>das</strong>s ich nun noch meine letzten<br />

Tage als Witwe hier zubringen könnte. Außerdem geht seit langem<br />

<strong>das</strong> Gerücht, Gott habe unser Land heimgesucht <strong>und</strong> ihm Regen <strong>und</strong><br />

Brot gegeben.<br />

Orpa: Dann gehen wir mit!<br />

Ruth: Lass uns aufbrechen <strong>und</strong> <strong>das</strong> Haus verlassen, in dessen Wänden<br />

wir uns eine lange Zeit geborgen wussten, Mutter Naemi!<br />

Naemi: Ich gebe es auf, euch weiterhin zu sagen, <strong>das</strong>s es Unsinn ist,<br />

mit mir zu geben. Und wenn ich ehrlich bin: Mein Herz freut sich ein<br />

wenig. Nein! Es freut sich sehr, <strong>das</strong>s ihr eure Schwiegermutter nicht<br />

allein ziehen lassen wollt.<br />

Während der letzten <strong>Wort</strong>e der Naemi sind Orpa <strong>und</strong> Ruth aufgestanden.<br />

Alle drei nehmen ihre Bündel auf <strong>und</strong> verlassen in der Reihenfolge<br />

Orpa, Naemi, Ruth die Szene. Eine Weile bleibt <strong>das</strong> Licht auf dem<br />

leeren Haus. Dann Licht aus. Vorhang.


Kahle Landschaft, angedeutet durch einen Baum ohne Blätter, Steine.<br />

Orpa erscheint als erste <strong>und</strong> dreht sich zu den anderen um.<br />

Orpa: Hier ist es! Lasst uns eine Weile auf den Steinen ausruhen. (Sie<br />

nimmt ihr Bündel vom Kopf <strong>und</strong> setzt sieh auf einen Stein.) Der Weg<br />

durch <strong>das</strong> Jordantal <strong>und</strong> um <strong>das</strong> Salzrneer herum hat es in sich.<br />

Naemi: (wird von Ruth gestützt) Endlich! Hier ist die Grenze. Dort<br />

beginnt <strong>das</strong> Gebirge Juda <strong>und</strong> der Weg nach Bethlehem. Lasst uns<br />

eine Weile <strong>miteinander</strong> ausruhen <strong>und</strong> dann kehrt um. (Naemi setzt<br />

sich, Ruth ebenfalls)<br />

Orpa: Du wolltest nicht mehr mit uns darüber reden!<br />

Ruth: Ja, du hattest es aufgegeben, uns am Mitgehen zu hindern.<br />

Hast du es vergessen, Mutter Naemi?<br />

Naemi: Was soll ich tun, meine Töchter? Die Ruhestatt für eine Frau<br />

ist ein Mann. Wer soll für sie sorgen? Wer gewährt ihr Haus <strong>und</strong> Nahrung?<br />

Wer zeugt mit ihr Kinder, auf <strong>das</strong>s sie auferbaut werde <strong>und</strong> ihr<br />

Name nicht aussterbe unter den Lebendigen? Ein Mann!<br />

Orpa: Männer gibt es überall. (Sie trinkt aus einem Wasserkrug <strong>und</strong><br />

reicht ihn an Ruth weiter; diese gibt den Krug zunächst Naemi, die ihn,<br />

nachdem sie getrunken hast, an Ruth zurückgibt.)<br />

Ruth: Orpa hat recht, Mutter Naemi. Hat nicht <strong>das</strong> Land Israel auch<br />

Männer?<br />

Naemi: Ja, aber bedenkt doch, meine Töchter: Ihr seid zwar noch<br />

nicht alt, nein, ihr seid sehr jung. Doch ihr seid Witwen! Wer weiß<br />

denn, wann ein Mann euch nimmt? Und ich bin nun wahrlich zu alt,<br />

um wieder einen Mann zu nehmen. Aber selbst, wenn ich Hoffnung<br />

haben könnte — wie lange würde es dauern, bis meine Söhne herangewachsen<br />

wären, um euch zu Frauen zu nehmen? Nein! Wir sind an<br />

der Grenze. Es hat mir wohlgetan, <strong>das</strong>s ihr so weit mit mir gegangen<br />

seid. Oft war es mir auf dein beschwerlichen Weg eine Hilfe, nicht<br />

allein gehen zu müssen <strong>und</strong> von euch geleitet zu werden, Doch ihr<br />

seid schon viel zu weit mitgegangen. Nun müsst ihr umkehren. Mein<br />

Schicksal ist für euch zu bitter, denn Gottes Hand ist gegen mich<br />

gewesen von jener Hungersnot an. Kehrt um, meine Töchter, ich bitte<br />

euch sehr!<br />

Orpa (nach einer Pause): Eigentlich hast du Recht, obgleich ich<br />

meine …<br />

Naemi: Endlich sieht es wenigstens eine von euch ein! Es ist gut,<br />

meine Orpa, <strong>das</strong>s du Vernunft annimmst. Im Land der Moabiter wirst<br />

du es einfacher haben, wieder einen Mann zu finden, der dir die Ruhe<br />

gibt.<br />

Orpa: Komm, Ruth, lass uns den Abschied nicht noch mehr verlängern<br />

<strong>und</strong> immer schwerer machen. Ich halte <strong>das</strong> nicht mehr aus. (Steht<br />

auf <strong>und</strong> nimmt ihr Bündel in die Hand)<br />

Ruth: Lass mich noch eine Weile, Orpa. Geh voraus. Ich kann mich<br />

noch nicht von Mutter Naemi lösen.<br />

Naemi: Geht hin <strong>und</strong> kehrt um! Im Haus ihrer Mutter wird jede von<br />

euch eine Bleibe finden, bis ein Mann euch heimholt, Der Herr, der<br />

mich geschlagen hat, gebe euch die Ruhe wieder, die er einmal schon<br />

von euch genommen hat, <strong>und</strong> er tue nun Barmherzigkeit an euch, wie<br />

ihr sie den Toten erwiesen habt, meinen Söhnen <strong>und</strong> mir.<br />

Orpa: (geht auf Naemi zu <strong>und</strong> umarmt sie) Leb wohl, Mutter Naemi.<br />

Kemosch, der Gott der Moabiter, segne dich!<br />

Naemi: Friede sei mit dir, Orpa! Der Herr, der Gott Israels, lasse sein<br />

Angesicht leuchten über dir! (Nach einer Weile stummer Umarmung<br />

löst sich Orpa von Naemi, nimmt ihr Bündel, hebt es auf den Kopf <strong>und</strong><br />

Bildunterschrift<br />

37


38<br />

Bildunterschrift<br />

geht in der Richtung, aus der sie gekommen ist, ab. Naemi <strong>und</strong> Ruth<br />

verharren eine Zeit lang schweigend, Ruth stehend, Naemi sitzend.)<br />

Naemi: Deine Schwägerin ist umgekehrt, Ruth, heimgekehrt zu ihrem<br />

Volk <strong>und</strong> zu ihrem Gott. Nun geh ihr nach, damit ihr den Weg gemeinsam<br />

wandern könnt!<br />

Ruth: Hör auf Mutter Naemi, mir einzureden, <strong>das</strong>s ich dich verlassen<br />

<strong>und</strong> umkehren soll. Deine Heimkehr ist auch die meine: Wo du hingehst,<br />

da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch.<br />

Dein Volk ist mein Volk, <strong>und</strong> dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da<br />

sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir<br />

dies <strong>und</strong> <strong>das</strong>, nur der Tod wird mich <strong>und</strong> dich scheiden.“<br />

Naemi: Vergib mir, meine Tochter, <strong>das</strong>s ich dir einreden wollte, umzukehren,<br />

denn ich habe deine Liebe zu mir unterschätzt. Aber sie ist<br />

stärker, als ich glaubte, <strong>und</strong> größer als meine Liebe zu dir. Und ich bin<br />

doch nur deine Schwiegermutter.<br />

Ruth: Wollen wir jetzt über die Grenze gehen? Die Sonne steht schon<br />

über Ju<strong>das</strong> Bergen. (hebt ihr Bündel auf)<br />

Naemi: Ja. (hebt ebenfalls ihr Bündel auf den Kopf. Licht langsam aus.<br />

Vorhang)<br />

Esther – persische<br />

Königin<br />

Theaterstück von Sigrid Lichtenberger zur<br />

Bibelwoche 2003: „<strong>Das</strong> Buch Esther“<br />

Referentin: Prof.in Dr. Marie-Theres Wacker<br />

Auszug aus dem Theaterstück:<br />

Mordechai hat einen Zettel mit dem Erlass entdeckt <strong>und</strong> ganz entsetzt<br />

gelesen, was geschehen soll. Er zerreißt seine Kleider, er rennt<br />

umher, verzweifelt, legt einen Sack an, bestreut sich mit Asche, rennt<br />

durch die Straßen <strong>und</strong> ruft:<br />

Umgebracht wird ein Volk, <strong>das</strong> kein Unrecht begangen hat.<br />

Plötzlich bleibt er stehen.<br />

Esther! Nur Esther kann Rettung bringen!<br />

Er schreibt eine Botschaft.<br />

Mordechai (schreibt <strong>und</strong> spricht): Liebe Esther, du musst <strong>das</strong><br />

Schreckliche wissen: Haman hat befohlen, <strong>das</strong>s alle Juden ausgerottet<br />

werden <strong>sollen</strong>. Esther, du musst eingreifen. Gehe zum König <strong>und</strong> bitte<br />

ihn, <strong>das</strong>s er diesen Schrecken von unserem Volk fernhält. Dein Onkel<br />

Mordechai.


Esther (schreibt an Mordechai): Deine Botschaft erschreckt mich<br />

über die Maßen. Wie aber kann ich zum König gehen! Es ist doch<br />

bekannt im ganzen Reich, <strong>das</strong>s jeder Mann <strong>und</strong> jede Frau, die zum<br />

König in den inneren Hof ungerufen hineingeht, ihr Leben aufs Spiel<br />

setzen. Nur wem der König den goldenen Stab hinstreckt, der ist<br />

gerettet. Ich bin noch dazu schon dreißig Tage lang nicht mehr zum<br />

König gerufen worden. Ich kann deinen Auftrag nicht ausführen, Mordechai.<br />

Mordechai (liest den Brief <strong>und</strong> ruft empört): Nicht ausführen?<br />

Niemand darf ungerufen zum König? Aber <strong>das</strong> Leben eines ganzen<br />

Volkes steht auf dem Spiel!<br />

Mordechai (schreibt): Esther, du musst dennoch mit ihm sprechen.<br />

Oder willst du dich raushalten in der Hoffnung, <strong>das</strong>s du gerettet wirst?<br />

Beruhige dich nicht damit, denn wenn du deine Aufgabe nicht erfüllst,<br />

dann wird von anderswoher den Juden Hilfe <strong>und</strong> Schutz kommen, du<br />

aber <strong>und</strong> <strong>das</strong> Haus deines Vaters werden untergehen. Bedenke auch:<br />

Wer weiß, ob du nicht gerade für diese Aufgabe Königin geworden<br />

bist.<br />

Esther (nachdenklich): ... ob ich dafür Königin von Persien geworden<br />

bin? Was soll ich tun? Ich kann nicht die Augen verschließen, wenn die<br />

Juden ausgerottet werden <strong>sollen</strong>. Ich kann nicht einfach wegsehen.<br />

Nur, ich fühle mich so schrecklich allein.<br />

Botschaft an Mordechai: Mordechai, ich will es tun. Ihr müsst mir<br />

helfen. Ihr alle. Berufe doch eine Versammlung unter den Juden in<br />

Susa ein. Alle <strong>sollen</strong> fasten <strong>und</strong> für mich beten. Auch ich werde mit<br />

meinen Zofen drei Tage <strong>und</strong> Nächte nicht essen. Danach werde ich<br />

zum König gehen, am Gesetz vorbei, <strong>und</strong> wenn ich umkomme, so<br />

komme ich um.<br />

Es wird dämmerig.<br />

Jetzt habe ich zwar Mordechai mutige <strong>Wort</strong>e mitteilen lassen. Aber<br />

werde ich es schaffen?<br />

Die Hoffnung meines Volkes ruht auf mir. Ach, was rede ich da. Ihre<br />

Hoffnung – auf mir? Auf dir, Gott, auf Dir!<br />

Esther legt ihre prächtigen Gewänder ab, zieht Kleider der Notzeit <strong>und</strong><br />

Trauer an. Statt Salben Asche <strong>und</strong> Staub aufs Haar. Statt prunkvollem<br />

Schmuck jetzt Haarsträhnen im Gesicht.<br />

Esther: Mein Gott, hilf mir, denn ich bin in Gefahr. Von Kindheit an<br />

habe ich in meiner Familie gehört, <strong>das</strong>s du deinem Volk helfen wirst.<br />

Wie kannst du zulassen, <strong>das</strong>s es ausgerottet werden <strong>sollen</strong>? Wieso bin<br />

ich in diese schreckliche Situation gekommen? Weil ich schön bin? Soll<br />

ich sterben, weil ich schön bin? Oder kann ich mich auf die Zuwendung<br />

des Königs verlassen? Waschti allerdings hat der König verstoßen,<br />

obwohl sein Auge mit Freude auf ihrer Schönheit geruht hat.<br />

Oder werde ich sterben, weil ich eine Jüdin bin? <strong>Das</strong> eine wie <strong>das</strong><br />

andere ist nicht meine Schuld. Aber es geht ja nicht um mich. Mein<br />

Volk ist in Gefahr. Deshalb werde ich gehen: Ich werde in den Innenhof<br />

hinein zum König gehen, <strong>und</strong> ich werde ihn bitten, ich werde die<br />

richtigen <strong>Wort</strong>e finden müssen <strong>und</strong> ihn drängen, damit er mein Volk<br />

rettet. Weiter denken kann ich nicht.<br />

Sara, komm! Bringe duftende Salben, kämme mir <strong>das</strong> Haar <strong>und</strong> bürste<br />

es, bis es glänzt wie Mondschatten. Bring <strong>das</strong> glitzernde Gewand <strong>und</strong><br />

stecke mir die Ringe an.<br />

Sara (kämmt sie, steckt ihr Ringe auf u.ä.): Du bist schön, Herrin.<br />

Niemand wird dir widerstehen können.<br />

Esther: Sara, ich gehe jetzt zum König. Niemand weiß, ob ich da heil<br />

wieder herauskomme.<br />

Bildunterschrift<br />

39


40<br />

Prof. Dr. Ulrich Luz<br />

Kain <strong>und</strong> die<br />

Bergpredigt<br />

Theaterstück von Sigrid Lichtenberger<br />

zur Bibelwoche 2004: Christlicher<br />

Glaube zwischen Aggressivität <strong>und</strong><br />

Liebe – Unterwegs mit Matthäus<br />

Referent: Prof. Dr. Ulrich Luz<br />

Auszug aus dem Theaterstück:<br />

2. Szene<br />

Mara: Hallo! Seht mal! Da ist ein Prediger, der mit seinen Jüngern<br />

durchs Land zieht. Und viele Menschen sind um ihn.<br />

Thomas: Sie hocken am Fuß des Berges. Sie stehen <strong>und</strong> sitzen <strong>und</strong><br />

kauen Brot.<br />

Mara: Jetzt fängt er an zu reden.<br />

Thomas: Wollen wir den wirklich anhören? <strong>Das</strong> ist doch auch nur ein<br />

Wanderprediger.<br />

Mara: Dieser nennt sich Jesus. Hört mal seine Stimme! Alle hören zu.<br />

Stimme: Es steht geschrieben: du sollst deinen Nächsten lieben <strong>und</strong><br />

deinen Feind hassen.<br />

Was ist <strong>das</strong> schon Besonderes. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde<br />

<strong>und</strong> bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures<br />

Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse <strong>und</strong><br />

Gute <strong>und</strong> lässt regnen über Gerechte <strong>und</strong> Ungerechte. Denn wenn ihr<br />

liebt, die euch lieben – was werdet ihr für Lohn haben? Tun <strong>das</strong> nicht<br />

auch die Heiden?<br />

Mara: Wie, ich sollte meine Feinde lieben? Soll ich vielleicht Kain lieben,<br />

der Abel, unsern Fre<strong>und</strong>, erschlagen hat? Soll ich ihn einladen<br />

<strong>und</strong> bewirten? <strong>Das</strong> bring ich nicht fertig.<br />

Thomas: Ich finde <strong>das</strong> alles ganz schön unrealistisch, was Jesus gesagt<br />

hat. <strong>Das</strong> würde ich nie machen.<br />

Mara: Was?<br />

Thomas: Na, die andere Wange auch noch hinhalten, wenn mich<br />

einer schlägt. Oder, wenn einer meinen Rock klaut, ihm auch noch<br />

meinen Mantel hinterher werfen.<br />

Jakob: Du glaubst nicht, <strong>das</strong>s es <strong>das</strong> geben kann? Ich sehe einen, der<br />

immerhin seinen Mantel teilt, um einem Bettler zu helfen.<br />

Johanna: Und es gab einen, der seine edle Kleidung dem Vater zu<br />

Füßen wirft, um Gott zu dienen, besitzlos <strong>und</strong> hilfreich.<br />

Jakob: Ich sehe Brüder. Einer von ihnen wurde gefoltert <strong>und</strong> getötet.<br />

Die Brüder wollen mit den Mördern sprechen, um des Friedens willen.<br />

Mara: Ist <strong>das</strong> Feindesliebe?<br />

Jakob: Es ist der Versuch, den Feind nicht zu hassen.


Mara: Ach, es ist schon schwer genug, für Fre<strong>und</strong>e immer die rechte<br />

Liebe zu haben.<br />

Johanna (seufzt): Ja, <strong>und</strong> da redet Jesus also von Feindesliebe! <strong>Das</strong><br />

ist doch reine Illusion.<br />

Kain (der abseits am Rand gestanden <strong>und</strong> zugehört hat, höhnisch):<br />

Feindesliebe! <strong>Das</strong>s ich nicht lache! Der Mensch muss sich wehren.<br />

Auch Abel hat sich gewehrt. <strong>Das</strong> ist nun mal so. Und was kann<br />

ich dafür, <strong>das</strong>s Abel schwächer war als ich. Ich bin der Sieger! Ich bin<br />

stolz darauf, <strong>das</strong>s ich der Sieger war. Alles andere ist dummes Zeug,<br />

ausgedacht von Schwächlingen. Geht ab<br />

Jakob: Was hat Jesus nun eigentlich gemeint mit seiner Rede? Ich<br />

glaube, er hat von einer Zeit gesprochen, die in der Zukunft liegt, von<br />

einer Zeit, in der die Menschen friedlich <strong>miteinander</strong> umgehen werden.<br />

Er hat es <strong>das</strong> Himmelreich genannt <strong>und</strong> hat behauptet, es sei<br />

nahe herbeigekommen. Aber auch, es sei sogar schon da.<br />

Mara: Du verwirrst mich mit deinen Überlegungen. Es geht mir ja wie<br />

euch. Wir fühlen uns durch diese Predigt überfordert <strong>und</strong> sehen schon<br />

im voraus, <strong>das</strong>s wir es nicht schaffen werden, immer barmherzig zu<br />

sein. Und noch die linke Wange hinzuhalten, wenn die rechte geschlagen<br />

wurde, <strong>das</strong> geht mir regelrecht gegen den Strich. Ich werde zum<br />

Beispiel nie diesen Kain lieben! Trotzdem möchte ich diese Predigt von<br />

Jesus richtig ernst nehmen.<br />

Jakob nimmt die Thorarolle: Und <strong>das</strong> ist auch alles gar nicht so neu,<br />

wie ihr meint.<br />

Mara: Blätterst du schon wieder in dem alten Buch rum, Jakob?<br />

Jakob: Hier steht, <strong>das</strong>s Gott durch den Propheten Oded den Juden<br />

sagen lässt, sie <strong>sollen</strong> ihre Gefangenen, also ihre Feinde, nicht<br />

unterwerfen, sondern freigeben. Und es heißt da: Sie nahmen die<br />

Gefangenen <strong>und</strong> bekleideten alle mit Kleidern aus der Beute <strong>und</strong><br />

zogen ihnen Schuhe an <strong>und</strong> gaben ihnen zu essen <strong>und</strong> zu trinken <strong>und</strong><br />

salbten sie, <strong>und</strong> alle, die schwach waren.<br />

Thomas: Jaja, wir wissen schon, was du mit deinen langen Reden<br />

meinst. Was damals war, kann auch heute …<br />

Jakob: Hör doch erst mal zu. Auf Eseln haben sie die verw<strong>und</strong>eten<br />

Feinde zurückgebracht.<br />

Alle ab Hört doch mal zu! Geht auch ab.<br />

Eo Bohrenkämper Siegrid Lichtenberger<br />

41


42<br />

Bildunterschrift<br />

50 Jahre<br />

50 Themen<br />

Bildunterschrift<br />

Bildunterschrift<br />

Jahr Thema Dozent/in Bibelstelle<br />

1. Jugendbibelwoche<br />

CVJM<br />

Sudbrack:<br />

Pfr. Fritz Schwarz Amos<br />

1962<br />

1963<br />

1964<br />

1965<br />

1966<br />

1967<br />

1968<br />

Der Prophet Amos<br />

Matthäus 5-6 OKR Rudolf Schmidt Matthäus 5-6<br />

Mit Gott<br />

unterwegs<br />

Pfr. Horst Schulte Josua<br />

Die Kirche sind wir Pfr. Fritz Schwarz Apostelgeschichte<br />

Was meinen wir,<br />

wenn wir Gott,<br />

Christus, Mensch<br />

sagen<br />

Verrutschte<br />

Maßstäbe –<br />

Klärende <strong>Wort</strong>e<br />

Der Christ als<br />

Rebell<br />

Pfr. Dr. Friedrich<br />

Hufendiek,<br />

Pfr. Karl-Heinz<br />

Kämper,<br />

Pfr. Dieter Ranke<br />

W<strong>und</strong>er im NT<br />

Pfr. Horst Schulte Samuel, Maleachi,<br />

Jeremia<br />

Fritz Diestelhorst,<br />

Pfr. Dieter Kratzenstein,<br />

Pfr. Karl-Heinz<br />

Kämper,<br />

Pfr. Gerd Rowold,<br />

Pfr. Horst Schulte<br />

Matthäus


Jahr Thema Dozent/in Bibelstelle<br />

Chancen der Pfr. Willibert Matthäus<br />

Freiheit<br />

Gorzewski,<br />

Pfr. Gerd Rowold,<br />

Schreiber, Pfr. Horst<br />

Schulte, Pfr. Hans-<br />

Peter Sprinz<br />

1969<br />

1970<br />

1971<br />

1972<br />

1973<br />

1974<br />

1975<br />

Gottes Zukunft<br />

– eine Welt für<br />

Menschen<br />

Wir fragen nach<br />

dem Menschen<br />

Hanns Biermann,<br />

Fritz Diestelhorst,<br />

Christa Gabler,<br />

Gerhard<br />

Godejohann,<br />

Pfr. Horst Schulte<br />

Pfr. Dr. Friedrich<br />

Hufendiek,<br />

Pfr. Dr. Clark Seha<br />

Miteinander leben Pfr. Gerd Lautner,<br />

Pfr. Dieter Ranke,<br />

Pfr. Gerd Rowold,<br />

Ortwin Steuernagel,<br />

Pfr.Werner Sturm<br />

Gleichnisse Jesu Pfr. Hans-Georg<br />

Ackermeier, Ulrich<br />

Bach, Pfr. Gerd<br />

Lautner, Wolfgang<br />

Moormann,<br />

Pfr. Gerd Rowold<br />

Gemeinde für alle Pfr. Hans-Georg<br />

Ackermeier, Pfr.<br />

Rüdiger Hauth,<br />

Pfr. Herbert Höner,<br />

Pfr. Botho Kurth,<br />

Angebote Pfr. Hans-Georg<br />

Ackermeier, Pfr.<br />

Willibert Gorzewski,<br />

Pfr. Botho Kurth,<br />

Pfr. Gerd Lautner,<br />

Detlef Schlüpen<br />

Jes11;Thess 4; Mt<br />

6+25; Röm 8<br />

1. Mose 1+3; Röm<br />

5; Ps 22; Apg 2<br />

Röm 7; Mt 22; Eph<br />

6; Phil 2;1.Kor.11<br />

Lk 10+14+15+18;<br />

Mt 18<br />

Röm 12<br />

Mk 2+4+8+10+14<br />

Jahr Thema Dozent/in Bibelstelle<br />

Mein Name ist Pfr. Willibert Jona<br />

Jona<br />

Gorzewski,<br />

Pfr. Herbert Höner,<br />

Pfr. Dr. Fritz<br />

Hufendiek,<br />

Pfr. Dr. Clark Seha<br />

1976<br />

1977<br />

1978<br />

1979<br />

1980<br />

1981<br />

1982<br />

Josef <strong>und</strong> seine<br />

Brüder<br />

Leben wird es<br />

geben - Paulinische<br />

Perspektiven<br />

Gott liebt<br />

seine Welt -<br />

Ausgewählte<br />

Psalmen<br />

Pfr. Willibert<br />

Gorzewski,<br />

Pfr. Dr. Fritz<br />

Hufendiek,<br />

Pfr. Botho Kurth,<br />

Pfr. Dr. Clark Seha<br />

1.Mose 35-50<br />

Pfr. Dr. Clark Seha Gal.3; Röm.12; 8;<br />

1.Kor.12<br />

Christa Gabler,<br />

Pfr. Herbert Höner,<br />

Pfr. Dr. Fritz<br />

Hufendiek,<br />

Pfr. Gerd Lautner,<br />

Pfr. Dr. Clark Seha<br />

Friede - ein Traum Prof. Dr. Edward<br />

Noort<br />

<strong>Das</strong> Buch Ruth -<br />

eine Geschichte<br />

der Bibel<br />

Abraham, der<br />

Gerechte<br />

Pfr. Herbert Höner Ruth<br />

Prof. Dr. Christof<br />

Hardmeier<br />

Ps.136, 104, 139,<br />

22, 96<br />

Jesaja 11; Richter 5;<br />

Jesaja 65; Jesaja 2<br />

1. Mose 12ff<br />

43


44<br />

Jahr Thema Dozent/in Bibelstelle<br />

1983<br />

1984<br />

1985<br />

1986<br />

1987<br />

1988<br />

1989<br />

König David Prof. Dr. Frank<br />

Crüsemann<br />

Schöpfung <strong>und</strong><br />

Flut<br />

Jeremia –<br />

Prophet in der<br />

Zerreißprobe<br />

Markus- Ein<br />

ganz anderes<br />

Evangelium<br />

Mit den Augen<br />

einer Frau gesehen<br />

Christen <strong>und</strong><br />

Juden<br />

Der arme Christus<br />

– die reiche<br />

Gemeinde<br />

Prof. Dr. Edward<br />

Noort<br />

Pfr. Herbert Höner,<br />

Pfr. Dr. Fritz<br />

Hufendiek,<br />

Pfr. Dr. Clark Seha,<br />

Pfr. Ulrich Wehmann<br />

Pfr. Herbert Höner,<br />

Pfr. Dr. Fritz<br />

Hufendiek,<br />

Pfr. Dr. Clark Seha,<br />

Pfr. Ulrich Wehmann<br />

Dr. Marlene<br />

Crüsemann,<br />

Ursula Hardmeier<br />

Prof .Dr. Ekkehard<br />

Stegemann<br />

Prof. Dr. Walter<br />

J. Hollenweger<br />

1. Sam 25+17; 2.<br />

Sam 15-19; Jes 11<br />

1. Mose 1-11<br />

Jer 7,11-20; 28-29;<br />

32; 8<br />

Markus<br />

Lk 7+8; Gal 3; 1. Tim<br />

2; 1. Kor 11<br />

Lukas<br />

Jahr Thema Dozent/in Bibelstelle<br />

Hiob: Ein düsteres Prof. Dr. Edward Hiob<br />

Duell<br />

Noort<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

Offene Türen –<br />

Wende – Wir <strong>das</strong><br />

Volk Gottes<br />

<strong>Das</strong> Buch<br />

mit 7 Siegeln<br />

Statt Machtpolitik<br />

Recht <strong>und</strong><br />

Gerechtigkeit<br />

Angepaßte Kirche<br />

- Wir müssen von<br />

vorn beginnen<br />

Den Sprachlosen<br />

ein <strong>Wort</strong>. Psalmen<br />

entdecken<br />

Pfr. Christoph<br />

Magirius<br />

Pfr. Dr. Fritz<br />

Hufendiek, Pfr’in.<br />

Britta Menke-Steffen,<br />

Pfr. Christoph Steffen,<br />

Pfr. Dr.Stieber,<br />

Pfr. Ulrich Wehmann<br />

Prof. Dr. Rainer<br />

Albertz, OKR Herbert<br />

Rösener<br />

Superintendent<br />

Dietrich Mendt<br />

Prof. Dr. Ingo<br />

Baldermann,<br />

Prof’in. Dr. Gisela<br />

Kittel<br />

Neue Heimat Prof Dr. Edward<br />

Noort<br />

Offenbarung<br />

Jesaja<br />

Phil 2; Mt 5; Apg 2;<br />

1. Kor 12<br />

Ps 22, 42, 94, 104,<br />

118<br />

Josua


Jahr Thema Dozent/in Bibelstelle<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

Gestalt der<br />

Freiheit. Die Tora<br />

als Gr<strong>und</strong>lage der<br />

Botschaft Jesu<br />

Begegnung <strong>und</strong><br />

Veränderung –<br />

Jesusgeschichten<br />

Stell dich auf deine<br />

Füße - ich will mit<br />

dir reden<br />

Mein Herr <strong>und</strong><br />

mein Gott. Wer<br />

ist Jesus im<br />

<strong>Wort</strong>e wie<br />

Stacheln.<br />

Gespräche mit<br />

einem ketzerischen<br />

Buch<br />

Spiritualität<br />

verkommt ohne<br />

Gerechtigkeit<br />

Prof. Dr. Frank<br />

Crüsemann, Prof. Dr.<br />

Matthias Millard<br />

Prof. Dr. Herbert<br />

Ulonska<br />

Prof. Dr. Jürgen<br />

Ebach<br />

Prof. Dr. Klaus<br />

Wengst<br />

Prof Dr. Edward<br />

Noort<br />

Prof’in. Dr. Dorothee<br />

Sölle, Prof. Dr.<br />

Fulbert Steffensky<br />

<strong>Das</strong> Buch Esther Prof’in Dr. Marie-<br />

Theres Wacker<br />

3. Mose 19; 2. Mose<br />

21; 5. Mose 15; 2.<br />

Mose 20<br />

Mk 2; Mt 15; Mk 10;<br />

Mk 11<br />

Hesekiel<br />

Johannes<br />

Prediger Salomo<br />

8; Mark.5; Matth.4;<br />

Ps.104; Lk 18<br />

Esther<br />

Jahr Thema Dozent/in Bibelstelle<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

Christlicher<br />

Glaube zwischen<br />

Aggressivität <strong>und</strong><br />

Liebe - Unterwegs<br />

mit Matthäus<br />

„...wissen, was gut<br />

<strong>und</strong> was böse ist<br />

„ Eine Lektüre der<br />

Urgeschichte 1.<br />

Mose 1-11<br />

Ein Glaube, der die<br />

Welt umfasst<br />

Sehen lernen <strong>Das</strong><br />

Evangelium der<br />

Armen <strong>und</strong> die<br />

Gleichnisse Jesu<br />

Zerrissenheit <strong>und</strong><br />

Identität. Zum<br />

Brief des Paulus an<br />

die Gemeinde in<br />

Rom<br />

„Seht ihn, den<br />

Gott erwählt hat“<br />

(1. Samuel 10,24)<br />

Gott, Götter <strong>und</strong><br />

Göttinnen<br />

Prof. Dr. Ulrich Luz Matth. 5,38-48;<br />

23, 29-36; 25,1-13:<br />

27,45-50, 28,16-20<br />

Prof. Dr. Frank<br />

Crüsemann<br />

Prof. Dr. Dieter<br />

Becker<br />

Prof’in. Dr.<br />

Luise Schottroff,<br />

Prof. Dr. Erhard<br />

Gerstenberger,<br />

Luise Metzler<br />

Prof. Dr. Dierk<br />

Starnitzke<br />

Prof’in. Dr. Klara<br />

Butting<br />

Prof. Dr. Edward<br />

Noort<br />

1. Mose 1-11<br />

Apg 16,11-15;2,1-<br />

18:3,1-16:28,14b-31<br />

Ps 9, 10, 37;<br />

Mt 22,1-14; Lk<br />

15,11-32; Lk<br />

14,7-24; Lk 13,1-9,<br />

Luk 14, 7-15; 1. Kor<br />

11, 17-34<br />

Röm. 7,7-8,2; 12-15<br />

1.Samuel 1-2,11;<br />

8-10, 9; 15;<br />

16,14-23; 18,6-16<br />

Ps 82; 1. Kön<br />

18,20-40; 19,8-13;<br />

2. Mose 22,1-19;<br />

Jes 43,11-14; 45,7;<br />

5.Mose 6,4-6; 2.<br />

Mose 33,17-23<br />

Herbert Höner<br />

45


46<br />

Fragen<br />

an unsere Gäste<br />

Die Bibelwoche ist für mich:<br />

• vor allem auch eine Beschäftigung mit der Bibel in einer sehr<br />

angenehmen Gemeinschaft. Bei wiederholter Teilnahme kenne<br />

ich schon viele von denen, die teilnehmen.<br />

• etwas Besonderes<br />

• wie ein kleiner Kirchentag<br />

• eine Möglichkeit z.B. wie heute (8.1.2010) mit ungeliebten<br />

Texten auseinander zu setzen <strong>und</strong> neue Interpretationen zu<br />

hören. In die Weite zu kommen.<br />

• eine Oase im Alltag <strong>und</strong> ein guter wichtiger Abschluss der<br />

Weihnachts- <strong>und</strong> Epiphanias- Zeit.<br />

• Ausdruck des Selbstverständnisses unserer Gemeinde: Lernen<br />

– Austauschen – Feiern – Singen – uns Ausrichten auf Gott<br />

<strong>und</strong> Menschen.<br />

• der Start ins Jahr <strong>und</strong> die Wegzehrung für die Zwischenzeit.<br />

• der gute Start in ein neues Jahr-theologische Fortbildung –<br />

Wegzehrung.<br />

• Start ins neue Jahr. Ich werde jedes Mal mit neuen Texten<br />

der Bibel konfrontiert.<br />

• exzellente theologische Fortbildung<br />

• ein schöner Einstieg in <strong>das</strong> neue Jahr; immer eine anregende<br />

Bereicherung theologischer Erkenntnisse.<br />

• es gibt nicht nur eine Wahrheit, wie tröstlich.<br />

An der Bibelwoche gefällt mir:<br />

• die theologische Gründlichkeit des Nachdenkens.<br />

• etwas zu erfahren über theologische Wissenschaft, also die<br />

Hintergründe für Predigten, die wir als Gemeinde hören.<br />

• <strong>das</strong>s verschiedener Generationen zusaammentreffen –<br />

theologische Diskussionen – <strong>das</strong>s sich interessanter Menschen<br />

treffen – <strong>das</strong> Lesen der Bibel, ihrer Interpretation <strong>und</strong><br />

Bedeutung für unser heutiges Leben.<br />

• die Vielfältigkeit der Themen. Die vielen verschiedenen<br />

Referentinnen <strong>und</strong> Referenten <strong>und</strong> die Menschen, die meist<br />

nur dann zu treffen sind.<br />

• <strong>das</strong> theologische Wissen, Begegnung, Austausch, <strong>miteinander</strong><br />

verb<strong>und</strong>en werden.<br />

• <strong>das</strong>s wir dann so w<strong>und</strong>erbare <strong>Lied</strong>er singen. Diese <strong>Lied</strong>er<br />

sollten mehr Eingang in die Sonntagsliturgie finden.<br />

• ähnlich einem rotem Faden zieht sich ein Thema durch alle<br />

vier Abende. <strong>Das</strong> bedeutet aber auch: Wir sollten uns nicht<br />

darauf beschränken, nur an einem Abend die Bibelwoche zu<br />

besuchen.


• <strong>das</strong>s ich daran teilnehmen kann, auch wenn ich die<br />

Bibeltexte noch nicht kenne.<br />

• <strong>das</strong>s in den Bibelarbeiten „Schwarzbrot“ dargereicht wird <strong>und</strong><br />

gemeinsam gegessen wird, Orientierung gibt für’s Leben. Es<br />

wird gemeinsam gefeiert.<br />

• <strong>das</strong>s über alle theologische Fragen so offen , so<br />

unvoreingenommen <strong>und</strong> so lernbereit <strong>miteinander</strong> gesprochen<br />

wird.<br />

• <strong>das</strong>s durch die theologische, den Kontext <strong>und</strong> die historischkritische<br />

Forschung einbezogene Auslegung ein neuer Zugang<br />

zu den Texten vermittelt wird.<br />

• die engagierte zeitbezogene Stellungnahme unserer Referenten<br />

<strong>und</strong> Referentinnen, die politische Fragen nicht außen vor<br />

lassen.<br />

Ich erinnere mich besonders an:<br />

• die Erzählungen meines Mannes von der Bibelwoche mit Herrn<br />

Hollenweger. Ich selbst konnte nicht teilnehmen.<br />

• die Heimwege mit Christa Gabler. Sie nahm mich mit ihrem<br />

Auto mit <strong>und</strong> wir hatten oft noch lange Nachgespräche, bevor<br />

ich ausstieg.<br />

• die abwegige Auslegung von Luise Schottroff<br />

• Marie Therese Wacker, Klara Butting !<br />

• sehr eindrückliche Anspiele der Theatergruppe mit Sigrid<br />

Lichtenberger, Benjamin von Legat <strong>und</strong> anderen<br />

• -die Bibelwochen, die von den Frauen gehalten wurden.<br />

Herausragend möchte ich Dorothee Sölle <strong>und</strong> Fulbert<br />

Steffensky nennen.<br />

• die Bibelwoche über den Römerbrief <strong>und</strong> über die Gleichnisse.<br />

• an Dorothee Sölle <strong>und</strong> Fulbert Steffensky auf dem roten<br />

Sofa vor dem Altar.<br />

• <strong>das</strong> regelmäßige Feierabendmahl am Samstag <strong>und</strong> die<br />

Gottesdienste als Bündelung der Woche.<br />

• daran, Dorothee Sölle <strong>das</strong> erste Mal erlebt zu haben. Klara<br />

Butting <strong>und</strong> Marie Theres Wacker kennen zu lernen.<br />

• Prof. Luz aus der Schweiz, <strong>das</strong> Buch Ester, Dorothee Sölle<br />

<strong>und</strong> Fulbert Steffensky.<br />

• schöne St<strong>und</strong>en mit Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Geschwistern, gehaltvolle<br />

Gottesdienste.<br />

• Eine Weltpremiere eines <strong>Lied</strong>es von Prof. Walter Hollenweger,<br />

Referent der Bibelwoche 1989 zum Lukas-Evangelium. Er<br />

hatte ein <strong>Lied</strong> zum Thema der Bibelwoche geschrieben, mit der<br />

Musik von Hans Jürgen Hufeisen. Christa Gabler hat <strong>das</strong> <strong>Lied</strong><br />

mir einem erweiterten Matthäus-Kirchenchor einstudiert für<br />

den Abschlussgottesdienst. Hollenweger <strong>und</strong> die Gemeinde<br />

waren begeistert.<br />

47


48<br />

50 Jahre<br />

50 Einladungen<br />

folgt


folgt<br />

49


50<br />

Impressum<br />

Festschrift zur 50. Bibelwoche in der Evangelischen Matthäusgemeinde<br />

Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde in Bielefeld<br />

Herausgeberin: Evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde Bielefeld<br />

Am Brodhagen 36<br />

33613 Bielefeld<br />

Telefon 0521-885178<br />

Fax 0521-887238<br />

Redaktion: Dietlinde Anger<br />

Luise Metzler<br />

Layout: Markus Diekmann<br />

Auflage: 250 Exemplare<br />

Gegen einen Kostenbeitrag zu erhalten bei der Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-<br />

Kirchengemeinde Bielefeld.<br />

© Evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde Bielefeld, 2010<br />

Für die Festschrift gilt Urheberrechtsschutz. Verwertung außerhalb der Grenzen dieses<br />

Gesetzes ist ohne Zustimmung unzulässig <strong>und</strong> strafbar. <strong>Das</strong> gilt insbesondere für Vervielfältigungen,<br />

Übersetzungen, Mikroverfilmungen <strong>und</strong> Einspeicherung/Verarbeitung<br />

in elektronische Systeme.


Evangelische Dietrich-Bonhoeffer-<br />

Kirchengemeinde Bielefeld<br />

Am Brodhagen 36<br />

33613 Bielefeld<br />

Telefon 0521-885178<br />

Fax 0521-887238

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