Schlesischer Gottesfreund
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69 BEITRÄGE<br />
Grenzen und Gittern“, 12 Erlebnisse eines schlesischen<br />
Pfarrers bei den Einsamen und Gefangenen Ostdeutschlands,<br />
Kassel 1957, hat er über diese Arbeit berichtet. Um<br />
dem Druck der staatlichen Stellen zu entgehen und von verschiedenen<br />
Seiten gewarnt, setzte er sich 1953 aus der DDR<br />
in den Westen ab. Es war zugleich das Jahr, in dem Rudolf<br />
Irmler in zweiter Ehe Margarete Menz heiratete. Die Ehe<br />
blieb kinderlos. Irmler wurde Krankenhauspfarrer in<br />
Frankfurt/Main, 1954 theologischer Mitarbeiter beim<br />
Gustav-Adolf-Werk in Kassel. Diese Tätigkeit war sehr vielseitig,<br />
verbunden mit weiten Reisen in die Diasporagemeinden,<br />
mit der Durchführung von Tagungen und<br />
Vortragsveranstaltungen, der Betreuung der Stipendiaten,<br />
der Organisation der Öffentlichkeitsarbeit einschließlich der<br />
Herausgabe von Schriften und Materialien für die Kirchengemeinden<br />
und Gustav-Adolf-Gruppen. Nach fast zehn<br />
Jahren, 1963, ging Irmler als Pfarrer und Rektor an das<br />
Diakonissenmutterhaus Breslau-Lehmgruben, das in<br />
Marktheidenfeld am Main eine neue Wirkungsstätte gefunden<br />
hatte.<br />
Zum Lehmgrubener Mutterhaus gehörten 185 Schwestern.<br />
So zupackend sie sich den Herausforderungen der<br />
neuen Umgebung auch stellten, die Erinnerung an die alte<br />
Heimat Schlesien blieb ein Wesensmerkmal ihrer persönlichen<br />
Identität und der Identität ihres Mutterhauses.<br />
Insofern bedeutete die Annahme dieser Berufung für Irmler<br />
auch eine Heimkehr, das Wiedereintauchen in ein vertrautes<br />
Milieu, das freilich vom Aussterben bedroht war - einerseits,<br />
weil die Diakonissenhäuser ohnehin und durchweg mit<br />
Nachwuchsmangel zu kämpfen hatten, andererseits, weil<br />
Schlesien keine Zukunftsperspektive mehr darstellte. Irmler<br />
sah seine Aufgabe darin, die Schwestern auf ihrem Weg zu<br />
begleiten und zugleich ihrem Mutterhaus neue Aufgaben zu<br />
erschließen. Das hat dazu geführt, daß unter seiner Leitung<br />
die Umwandlung und der Ausbau des Diakonissenhauses zu<br />
einem geistlichen Zentrum für die Region erfolgt ist.<br />
1964/66 konnten die Johannes-Kapelle und ein Einkehrhaus<br />
für die Betreuung von Diakonissen und Gästen gebaut werden.<br />
1967 kam es zur Gründung des Johannesringes, eines<br />
Freundeskreises berufstätiger christlicher Frauen. Einkehrwochen,<br />
Meditationen, Tage der Stille wurden angeboten<br />
und vielfältig angenommen und genutzt. Weit über die<br />
Pensionierungsgrenze hinaus war Irmler der unbestrittene<br />
Anreger, Leiter, Redner, Organisator, Meditator des Zentrums.<br />
Trotz seiner Behinderung durch ein Augenleiden hat<br />
er daran festgehalten, die Predigt am Sonntag und die<br />
Morgenandachten selbst zu halten, bis auch das nicht mehr<br />
möglich war. Am 8. Januar 1999 ist Rudolf Irmler in Marktheidenfeld<br />
gestorben.<br />
Neben seinen Schriften und Büchern hat Irmler auch<br />
zahlreiche Kanons für den Gesang in Gruppen und<br />
Gemeinden hinterlassen. Die Texte hat er häufig aus der<br />
Bibel oder aus der Literatur übernommen. Zur Erinnerung<br />
an diese Seite seines Schaffens soll hier an einen Kanon zu<br />
vier Stimmen über ein Wort von Angelus Silesius erinnert<br />
werden. Er trägt die Überschrift:<br />
Leuchtende Spur<br />
Freund, so du etwas bist, so bleib doch ja nicht stehn;<br />
man muss aus einem Licht fort in das andre gehn.<br />
Werke in Auswahl: Heimkehr. Alles in uns schweige. Sieben<br />
Meditationen, Berlin 1950 u. ö. � Zwölf schlesische Geschichten<br />
aus den Jahren 1945-1947, Lorch 1960 u. ö. ��Zwischen Kamp<br />
und Urwald, Lorch 1961 � Spuren im Wüstensand,<br />
Gießen/Basel 1966 � Revolution des Herzens. Jakob Böhme -<br />
heute, Lorch, ca. 1975 � Mit dir wollen wir Taten tun (Johann<br />
Heermann), Stuttgart 1984 � Mensch werde wesentlich<br />
(Angelus Silesius), Lorch o. J. � Schläft ein Lied in allen Dingen:<br />
Erinnerungen aus acht Jahrzehnten, Markheidenfeld o. J.,<br />
(1980er/90er Jahre) � Die braune Geige. Geschichten aus<br />
Schlesien und anderswo, Stuttgart 1988 � Leben aus der Stille,<br />
Lorch, o. J. � Erlebt auf vielen Reisen, Marktheidenfeld o. J. �<br />
Erinnerungen, Marktheidenfeld o. J. (1990er Jahre).<br />
(Aus: Ostdeutsche Gedenktage 2007) �<br />
Pfarrer Heinz Prengel zum Gedächtnis<br />
ULRICH HUTTER-WOLANDT<br />
Er war der letzte Vorsteher des schlesischen Mutterhauses<br />
Frankenstein, das nach der Vertreibung in Wertheim am<br />
Main eine neue Heimstatt gefunden hatte. In diesem Amt<br />
hat er keinen Nachfolger mehr gefunden.<br />
Heinz Prengel wurde am 22. Januar 1921 in Breslau als<br />
einziges Kind eines Postbeamtenehepaares geboren und in<br />
der heute zerstörten St. Salvatorkirche getauft. Er wuchs,<br />
bedingt durch den Beruf des Vaters, in Liegnitz auf und verbrachte<br />
dort seine Kindheit. Seine religiöse Prägung erfuhr<br />
er im Kindergottesdienst an der dortigen Liebfrauenkirche.<br />
In Liegnitz besuchte er nach der Volksschulzeit bis 1934 das<br />
Gymnasium Johanneum; im gleichen Jahr wurde sein Vater<br />
nach Breslau versetzt. Hier war Heinz Prengel bis zum Abitur<br />
1939 Schüler des König-Wilhelm-Gymnasiums, einer<br />
Schule, zu der er bis ins Alter durch die von ihm mitgestalteten<br />
Ehemaligentreffen seine Verbundenheit gezeigt hat. Er<br />
hielt sich in den Jahren des Dritten Reichs aktiv zur<br />
Bekennenden Kirche und nahm regelmäßig an den<br />
Bekenntnisgottesdiensten in der Breslauer Reformierten<br />
Kirche teil. Nach dem Abitur studierte er Evangelische<br />
Theologie an der Breslauer Theologischen Fakultät. Wie die<br />
meisten Theologiestudenten wurde Heinz Prengel 1942 zum<br />
Kriegsdienst eingezogen, wo er in Rußland und Frankreich<br />
eingesetzt war. Bald nach der Invasion der Alliierten im Jahre