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Juli 2004 - Hanfjournal

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Lettland<br />

Einwohnerzahl: 2,3 Mio.<br />

Geringe Menge: 1g(Gras) / 0,1g(Hasch)<br />

Höchststrafe Drogendelikte: 15 Jahre<br />

Anzahl Cannabisdelikte 2003: 997<br />

Erwachsene mit Cannabiserfahrung: 19,6% (03`)<br />

Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />

Drugchecking möglich? Nein 05<br />

Polen<br />

Einwohnerzahl:<br />

Geringe Menge:<br />

Höchststrafe Drogendeli<br />

Anzahl Cannabisdelikte<br />

Erwachsene mit Cannab<br />

Staatliche Heroinabgabe<br />

Drugchecking möglich?<br />

#33<br />

Wir erklären euch die Welt<br />

Na, ja, zumindest die neuen Mitgliedsländer Europas.<br />

Wollt ihr wissen wie hart die einzelnen Länder mit<br />

Drogenvergehen umgehen? Wo Konsumentenschutz groß<br />

geschrieben wird? Welches Land unser absoluter Liebling<br />

ist? Dann lest auf Seite 5.<br />

Hanf Journal<br />

unabhängig, überparteilich, legal<br />

AUSGABE 07/04 Kostenlos<br />

07 Wir fassen für euch zusammen<br />

Und zwar wie und warum die Cannabis-Liberalisierung in<br />

der Schweiz dieses Mal noch nicht geklappt hat. Viele<br />

haben sich drüber aufgeregt. Aber unser Mann in der<br />

Schweiz, Marco Kuhn, meint, das könnte für unsere<br />

Anliegen sogar gut sein. Wenn ihr das jetzt auf Anhieb<br />

auch nicht verstanden habt, lest einfach auf Seite 7 weiter.<br />

13<br />

news s.02 wirtschaft s.08 guerilla growing s.09 cool-tour s.11 regional* s.15 anderswo s.18 fun+action s.19<br />

Hohlspiegel<br />

oder wie ein Nachrichtenmagazin das Recherchieren vergaß<br />

„Der Spiegel“ brachte in einer seiner letzten Ausgaben die<br />

Titelstory „Die Seuche Cannabis“ und vergaß bei den<br />

dazugehörigen Artikeln das Recherchieren. Anders sind die<br />

vielen Fehler, die wenig logischen Rückschlüsse und die<br />

populistischen Auswüchse nicht zu erklären.<br />

Mit Populismus auf Leserfang<br />

Den ganzen Artikel beherrscht nur ein Tenor: Finger weg von<br />

Cannabis, du wirst damit dein Leben zerstören, du kommst in<br />

die Klapse, du wirst zu anderen Drogen greifen und du wirst<br />

elendig verrecken. Um dies zu untermauern, reitet „Der Spiegel“<br />

auf Einzelschicksalen herum und hält es nicht einmal für nötig<br />

zu erwähnen, wie häufig diese Einzelschicksale sind. Sie<br />

suggerieren durchgehend, dass all die Probleme dieser<br />

Einzelfälle mit Cannabis zu tun hätten und erwähnen nur im<br />

Nebensatz, dass alle anderen Drogen auch konsumiert wurden.<br />

„Irgendwann schnupfte er Kokain“, aber das ist laut dem<br />

„Spiegel“ weniger verantwortlich für den Absturz als Cannabis.<br />

Personen, die sich für eine Legalisierung einsetzen, werden<br />

nur hämisch erwähnt. Was sie wirklich fordern, wird nicht<br />

einmal erzählt. Das Problem des Jugendschutzes und der vielen<br />

jungen Konsumenten erwähnen sie in fast jedem Absatz. Dass<br />

aber, solange ein Verbot herrscht, auch kein Jugendschutz<br />

gewährleistet werden kann, kommt nicht vor. Dass gerade im<br />

Schwarzmarkt am wenigsten nach den Ausweisen der Käufer<br />

gefragt wird, verschweigen sie ebenso. Und das die ganze<br />

Situation gerade während eines Cannabis-Verbotes eskaliert,<br />

schien die Autoren nicht daran zweifeln zu lassen, dass die<br />

Legalisierungs-Befürworter spinnen. Dass man, wenn eine<br />

Politik gegen die Wand gefahren ist und gerade ihre gefährlichen<br />

Potenziale zeigt, Leute, die einen alternativen Weg wollen, als<br />

Spinner und andere, die ein „Weiter wie bisher“ wollen, als<br />

Experten darstellt, ist schon sonderlich.<br />

Wissenschaftlich falsche Behauptungen<br />

Wenn es in dem „Spiegel“-Artikel um wissenschaftliche<br />

Untermauerung der besagten Behauptungen geht, zeigen sich<br />

die größten Lücken. So muss das Blatt immer wieder auf den<br />

umstrittenen Professor Thomasius zurückgreifen. Das dieser<br />

jedoch nie zum Thema Cannabis geforscht, geschweige denn<br />

etwas dazu publiziert hat, verschweigen die Redakteure. Auch<br />

die wissenschaftliche Qualifikation dieses Mannes im Bereich<br />

der Extasy-Forschung ist mehr als nur umstritten. So musste<br />

bei einer wissenschaftlichen Runde, die von der<br />

Drogenbeauftragten der Bundesregierung einberufen wurde,<br />

zugegeben werden, dass Schädigungen durch Extasy, wenn<br />

dann nur bei langem und dauerhaftem Konsum eintreten<br />

können und nicht generell, wie es Thomasius davor behauptete.<br />

Der einzige Wissenschaftler, der in dem ganzen Artikel auftaucht<br />

und tatsächlich schon fundiert und grundlegend zu Cannabis<br />

geforscht hat, Herr Prof. Dr. Kleiber, wurde vom Spiegel eher<br />

als Schwätzer und Verharmloser dargestellt.<br />

Auch die meisten aufgeführten Studien wurden von den<br />

Redakteuren falsch dargestellt. So behauptete „Der Spiegel“<br />

beispielsweise: „Bremer Forscher spritzten jugendlichen und<br />

erwachsenen Ratten täglich den Wirkstoff THC, etwa so viel,<br />

wie ein Joint enthält.“ Tatsächlich distanzierte sich sogar die<br />

Autorin der Bremer Studie, Frau Miriam Schneider, schon<br />

vergangenen Oktober in einer E-Mail an www.cannabislegal.de<br />

davon. „Die Interpretation, unsere Dosis entspräche einem<br />

Joint pro Tag, kommt so definitiv nicht von mir und auch nicht<br />

von Prof. Koch.“, schrieb sie darin. Der gespritzte Stoff war<br />

auch nicht wie geschrieben THC, sondern nur eine dem THC<br />

womöglich ähnliche Substanz (Win 55,212-2). Würde man diese<br />

Substanz umrechnen, müsste ein Joint aus 3,6 Gramm Cannabis<br />

bestehen – und der müsste dann auf einmal und schnell geraucht<br />

werden – denn es wurde ja gespritzt.<br />

Die altbekannte Hetze, dass das Gras viel stärker und damit<br />

gefährlicher würde, taucht natürlich auch im „Spiegel“-Artikel<br />

auf. Das aber die meisten davon ausgehen, dass damit die<br />

gesundheitliche Gefährdung durch Cannabis geringer wird,<br />

da man weniger konsumieren muss um die selbe Wirkung zu<br />

erreichen, verschwiegen die Autoren gekonnt. Des Weiteren<br />

stimmt es zwar, dass immer wieder höhere THC-Werte<br />

gemessen werden, doch alle Studien dazu, wie die der<br />

Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht<br />

(EMCDDA), fanden „keine Hinweise auf einen bedeutenden<br />

Anstieg des Wirkstoffgehalts“ in den meisten europäischen<br />

Cannabismärkten.<br />

Fragwürdige internationale Vergleiche<br />

Auch durch internationale Vergleiche versucht „Der Spiegel“,<br />

die Gefährlichkeit einer Cannabis-Liberalisierung zu<br />

untermauern. So beschreiben sie, dass in dem Hardlinerland<br />

Schweden prozentual weniger Menschen Cannabis<br />

konsumieren als in den liberalen Niederlanden. Im Vergleich<br />

Deutschland–Holland wären es gleich viele Konsumenten.<br />

Dass aber in Schweden mehr Menschen an Drogen sterben als<br />

in den Niederlanden oder es sogar in München (eine Million<br />

Einwohner) genauso viele Drogentote wie in besagtem Holland<br />

(16 Millionen Einwohner) gibt, vergaß das Blatt einfach zu<br />

erwähnen.<br />

Prohibitionisten sind Mörder<br />

Was „Der Spiegel“ mit diesem Artikel macht, ist meiner Ansicht<br />

nach gefährlich. Wenn junge Cannabis-Konsumenten Absätze<br />

lesen wie: „Wenn solche Kiffer dann auch noch Alkohol oder<br />

Extasy einwerfen, stürzen sie schneller ab als mit Heroin“,<br />

muss man sich schon fragen, was sie wirklich wollen. Ist Kiffen<br />

gefährlicher als Heroin? Sollen sich nun alle Konsumenten<br />

lieber die Spritze setzen?<br />

Der „Spiegel“-Artikel hat Recht, wenn er aufzeigt, wie unsere<br />

Drogenpolitik gescheitert ist. Aber mit der Feststellung „kann<br />

krank machen und im schlimmsten Fall Karriere und Leben<br />

zerstören“ ist nichts geholfen. Denn nicht die liberale Politik<br />

hat uns in dieses Verderben gestürzt, sondern die Prohibition.<br />

Seit Jahrzehnten ist es keinem Kiffer möglich zu erfahren, wie<br />

stark und sauber sein Gras ist. Seit Jahrzehnten kann kein Kiffer<br />

einfach um Hilfe bitten, da er Angst vor der Polizei hat. Seit<br />

Jahrzehnten steigt in Deutschland die Menge der konsumierten<br />

Drogen. Und das alles dank der Prohibition. Die einzigen<br />

Studien, die bisher die Auswirkungen der Verbote untersucht<br />

haben (stammen aus Holland und Kanada) verschweigt „Der<br />

Spiegel“. Aber es wäre ja der Panikmacherei nicht gerade<br />

zuträglich gewesen, wenn man feststellen müsste, dass nach<br />

Es geht mir gut<br />

Wenn mich gute Musik geflasht hat. Das meint zumindest<br />

Clueso. Interessant? Auf Seite 13 gibt’s noch mehr<br />

Statements von ihm zu seinem Lebensweg, seinem neuen<br />

Album und die Haifische in der Musikindustrie.<br />

www.hanfjournal.de<br />

Auch das Cover wirkt wie aus dem vorigen Jahrhundert<br />

www.hanfjournal.de<br />

Den Leserbrief von Werner Graf und weitere<br />

Aktionen, bezüglich des Spiegel-Artikels<br />

findet ihr unter www.hanfjournal.de .<br />

der größten Heroin-Beschlagnahmung in Kanada der Preis für<br />

Heroin rapide sank und die verfügbare Menge an Heroin in<br />

Kanada auf den höchsten Stand der besagten Zehn-Jahres-<br />

Studie stieg.<br />

Wer den „Spiegel“-Artikel liest und sich ein wenig mit der<br />

Materie befasst hat, weiß, dass alle Argumente, die darin<br />

aufgeführt wurden schon längst widerlegt sind – nur dass die<br />

Autoren alle Gegenargumente ausblendeten. Sowas nennt man<br />

dann Populismus – Journalismus ist das schon lange nicht<br />

mehr.<br />

Werner Graf


2<br />

news<br />

Immer wieder wird einem erklärt, wie schlimm doch<br />

Cannabis sei. Das man sooo schnell Abhängig werde.<br />

"Der Spiegel" stellte sogar in der Ausgabe 27/<strong>2004</strong> fest,<br />

Cannabis kann krank machen und im schlimmsten Falle<br />

Karriere und Leben zerstören. Das Hanf Journal<br />

recherchierte deshalb, was noch alles abhängig macht<br />

und somit Leben zerstören kann. Also seht euch die<br />

Ecken an und hört endlich auf damit – sonst seid ihr des<br />

Todes.<br />

Herausgeber:<br />

Agentur Sowjet GmbH<br />

Lettestraße 3<br />

10437 Berlin<br />

tel.: 030/44675901<br />

fax.: 030/44793286<br />

email: zentrale@hanfjournal.de<br />

Redaktion:<br />

Werner Graf (V.i.s.d.P.), Martin Schwarzbeck<br />

Das Eckthema Menschen, Drogen, Sensationen<br />

Vorsicht: Zerstört dein Leben!<br />

Mitarbeiter an dieser Ausgabe:<br />

Hans Cousto, Andreas Schult, Jorge Cervantes, Franjo Grothenhermen,<br />

Markus Berger, Claudia Greslehner, Roland Grieshammer, Teo Nanacatl,<br />

Kerstin Koch, Veit Schnetker, Maulhelden, Steffen Geyer, Katrin Schmidberger,<br />

Werner Frach, Oliver Nuss, Dieter Beck, Dirk Rehahn, Marco Kuhn<br />

Hanf Journal Pot: Adam Zawadzki<br />

(redaktion.pot@hanfjournal.de)<br />

Hanf Journal Austria: (redaktion.austria@hanfjournal.de)<br />

Hanf Journal SeedWest: Sokratis Zacharopoulos<br />

(redaktion.seedwest@hanfjournal.de)<br />

Terminredaktion Urs Gebert<br />

(termine@hanfjournal.de)<br />

Layout:<br />

Marc Emmerich<br />

Illustration:<br />

Lukas Tkotz, Marc Emmerich<br />

Fotos:<br />

Privat / Im Auftrag des Hanf Journals / Dirk Rehahn<br />

Korrektur:<br />

Korrekturen-Text (Kerstin Thierschmidt)<br />

Anzeigen:<br />

Dirk Rehahn<br />

030/44793284<br />

vertrieb@hanfjournal.de<br />

Vertrieb:<br />

Das Hanf Journal wird im gesamten deutschsprachigen Raum verteilt. Gegen<br />

einen Betrag von 40 Euro (Inland) oder 80 Euro (Ausland) jährlich kann das<br />

Hanf Journal beim Herausgeber bezogen werden.<br />

(Abonnement unter www.hanfjournal.de)<br />

Druck:<br />

Union Druckerei Weimar GmbH<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers.<br />

Manuskripte, Bilder und Beiträge sind willkommen, es wird aber keine Haftung<br />

übernommen.<br />

Im Sinne des Urteils des LG Hamburg vom 12. Mai 1998 - 312 0 85/98<br />

distanziert sich der Herausgeber ausdrücklich von allen Inhalten der<br />

angegebenen Internetadressen und Links.<br />

Achtung jeder Missbrauch von Drogen ist gefährlich! Wir wollen niemanden<br />

dazu auffordern oder animieren Drogen zu konsumieren.<br />

Besucht auch die Homepage www.hanfjournal.de<br />

Diese Zeitung wird durch den „primeline“-Vertrieb in Berlin, München, Köln<br />

und Hamburg in den Kinos, Clubs und Kneipen verteilt.<br />

IVW geprüft seit 4.Quartal 2003<br />

Achtung!<br />

jeder Missbrauch von<br />

Drogen ist gefährlich!<br />

Wir wollen niemanden<br />

dazu auffordern oder<br />

animieren Drogen zu<br />

konsumieren<br />

Impressum<br />

Das Hanf Journal Team wird ausgestattet von<br />

Staatsfeind Nummer eins:<br />

Timothy Leary<br />

„Turn on, Tune in, Drop out”<br />

Timothy Leary gilt als Pionier der Drogenforschung. Der am<br />

22. Oktober 1920 in Springfield geborene Leary wurde sogar<br />

von dem amerikanischen Präsidenten Richard Nixon als der<br />

„gefährlichste Mann der Welt“ bezeichnet. Besondere<br />

Aufmerksamkeit bekam Leary mit der Feststellung, dass der<br />

Drogenkonsument selbst verantwortlich ist, für das was im<br />

Rausch passiert. Welche Art des Rausches er erleben wird,<br />

hängt eher vom User, weniger von der Droge selbst ab. Für<br />

Leary gab es dafür drei verschiedene Stufen. Die Ästhetik (erste<br />

Stufe), die intensive persönliche Begegnungen (zweite Stufe)<br />

und das spirituell-mystische Erleben (dritte Stufe). In der ersten<br />

Stufe steht das Erleben von Wohlbefinden, Schönheit und<br />

Harmonie, aber auch deren negative Seite an. Die zweite äußert<br />

sich durch die Fokussierung des Rausches auf die Begleiter.<br />

Viele User sprechen immer wieder von „überwältigenden<br />

euphorischen Zuständen“, die meist in diese Kategorie<br />

einzuordnen sind. In der dritten Stufe verändert sich die Liebe<br />

laut Leary zu einer göttlichen All-Liebe, zur kosmischen All-<br />

Verbundenheit. Von Leary stammt auch die heute noch gängige<br />

Einordnung des Rausches in SET, die innere Einstellung des<br />

Users zur Zeit des Rausches und das SETTING, die Umgebung<br />

und das Umfeld während des Rausches.<br />

1965 wurde bei einer Grenzüberquerung von Mexiko in die<br />

USA bei Timothy Learys Tochter Marijuana gefunden, für das<br />

Timothy Leary die Verantwortung übernahm. Seine Tochter<br />

Susan wurde zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt,<br />

während Timothy Leary aufgrund des Marijuana-Tax-Acts<br />

wegen Steuerhinterziehung und illegaler Einfuhr zu 33 Jahren<br />

Gefängnis verurteilt wurde. Dieses Urteil wurde 1969 vom<br />

Obersten Gerichtshof aufgehoben und der Marijuana-Tax-Act<br />

für verfassungswidrig erklärt. Jedoch wird Timothy Leary kurz<br />

darauf wegen eines weiteren Marijuana-Delikts in seinem Auto<br />

wurden bei einer Durchsuchung zwei Joint-Kippen gefunden<br />

zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Die verhältnismäßig harte<br />

Bestrafung könnte einen politischen Hintergrund gehabt haben,<br />

da Timothy Leary aufgrund seiner gesellschaftskritischen<br />

Positionen kurz zuvor von Präsident Richard Nixon zum<br />

„Staatsfeind Nr. 1“ erklärt wurde.<br />

Mit Hilfe der Weathermen gelang ihm 1970 die Flucht aus dem<br />

Gefängnis. Seine Flucht führt ihn anschließend nach Algerien,<br />

wo er bei Exilanten der Black Panther-Bewegung Unterschlupf<br />

fand. Nach Konflikten mit der Führung der Black Panther flieht<br />

er weiter in die Schweiz. Die Schweiz gewährt ihm 1971<br />

politisches Asyl und lehnt einen Auslieferungsantrag der<br />

amerikanischen Regierung ab. 1973 wurde er von<br />

amerikanischen Agenten in Afghanistan entführt und in die<br />

USA zurückgebracht, wo er bis 1976 inhaftiert blieb. Am 31.<br />

Mai 1996 verstarb Timothy Leary in Beverly Hills.<br />

Werner Graf<br />

kommentar<br />

Rauchen ist scheiße<br />

Martin Schwarzbeck<br />

Ab nächstem Schuljahr (Ende der Sommerferien) ist<br />

es soweit: Berlins Schulen werden rauchfrei. Auch<br />

andere Bundesländer diskutieren über die Möglichkeit,<br />

diesen Weg zu gehen. An und für sich ist es ja ein<br />

wünschenswerter Schritt. Aber ist ein Verbot wirklich<br />

der richtige Weg dahin?<br />

Wir Kiffer müssten es doch am besten wissen. Verbote<br />

wirken nicht gerade effektiv. Da gibt es sinnvollere<br />

Wege die Konsumentenzahlen zu senken, zum Beispiel<br />

durch Versorgung mit Informationen. Aber den<br />

Landesregierungen geht das anscheinend nicht schnell<br />

genug. Das Rauchen muss sofort aufhören, das sagen<br />

die jetzt in Kraft gesetzten Verbote.<br />

Doch wer schon einmal versucht hat mit dem Rauchen<br />

aufzuhören, wird wissen: Das geht für gewöhnlich<br />

nicht von heut auf morgen. Und erst recht nicht unter<br />

Druck. Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass durch ein<br />

generelles Verbot eine Schule tatsächlich komplett<br />

rauchfrei wird? Die Tendenz geht gegen null, da sind<br />

wir uns vermutlich einig. Die Folgen werden die<br />

altbekannten sein: Verdrängung der Konsumenten in<br />

den Untergrund (sprich die Schulklos oder das Gelände<br />

vor der Schule), ein Leben in ständiger Angst für<br />

ebenjene und wahrscheinlich sogar ein Anstieg der<br />

Konsumentenzahlen. Letzterer ergibt sich aus dem<br />

Reiz des Verbotenen, der hier ja wohl niemandem<br />

fremd ist.<br />

Was soll das also? Vornehmlichster Grund der<br />

Gesetzgeber wird wohl gewesen sein, dass sie selbst<br />

nicht mehr zur Schule gehen müssen. Denn anderen<br />

etwas zu verbieten ist bekannterweise leichter als sich<br />

selbst dazu zu verpflichten etwas nicht zu tun. Das<br />

wissen auch all die nikotinabhängigen Lehrer, die<br />

derzeit auf die Barrikaden gehen. Mit dem Rauchverbot<br />

für unter Sechzehnjährige ist man ja noch prima<br />

klargekommen. Auch ein generelles Rauchverbot auf<br />

dem Schulhof wäre kein Problem gewesen. Aber jetzt<br />

soll man plötzlich Vorbild spielen? Das geht vielen<br />

dann doch zu weit.<br />

Ich kann nur wiederholen, dass wir ein Verbot für die<br />

völlig falsche Lösung halten. Ineffektiv und vermutlich<br />

weitaus schädlicher als nützlich. Rauchen ist scheiße.<br />

Klar, es ist ungesund und normalerweise noch nicht<br />

mal für einen Rausch gut. Aber das wird wohl niemand<br />

einsehen, bloß weil es jetzt plötzlich verboten sein soll.<br />

Nein nein, sollte jemand seinen Konsum deshalb<br />

eindämmen, dann nur aus Angst und nicht aus<br />

Einsicht. Und das ist doch irgendwie auch scheiße.


Beatles von Drogen inspiriert<br />

In einem Interview mit der Zeitschrift „Uncut“<br />

gestand der Ex-Beatle Sir Paul McCartney ein,<br />

dass viele bekannte Lieder der Band von Drogen<br />

inspiriert waren. Der Einfluss des Drogen-<br />

Konsums solle jedoch nicht übertrieben werden.<br />

„So ziemlich jeder hat sie damals in irgendeiner<br />

Form genommen. Wir waren nicht anders.“ Paul<br />

McCartney selbst habe ein Jahr lang Kokain<br />

genommen, gab es jedoch wegen des auf den<br />

Rausch folgenden „furchtbaren Herunterkommens“<br />

schließlich wieder auf. Seinen<br />

Angaben nach habe er Drogen nie im Übermaß<br />

genommen, weil er von frühen Alter an gelernt<br />

habe, Dinge nur mit Maß zu tun. Auch dem<br />

Konsum von Cannabis sei er schließlich entwachsen.<br />

Sir Paul McCartney hat sich mehrfach<br />

für eine Legalisierung oder Entkriminalisierung<br />

von Cannabis ausgesprochen. „Ich unterstütze<br />

Entkriminalisierung. Die Leute rauchen sowieso<br />

Pot und aus ihnen Kriminelle zu machen ist<br />

verkehrt.“<br />

Hanf Journal singt: Lucy in the sky with diamonds<br />

Hanf legalisieren – Staat sanieren<br />

Nicht nur in Deutschland fragen sich Menschen,<br />

wie viel Geld dem Staat jährlich durch das<br />

Cannabis-Verbot entgeht. Der kanadische<br />

Wirtschaftsprofessor Eastons – nebenbei ein sehr<br />

renommierter Prof – erregt mit seinen Berechnungen<br />

Aufsehen. Würde Marijuana entkriminalisiert<br />

oder gar legalisiert und wie jedes<br />

andere legale Gut behandelt, reguliert und<br />

besteuert, könnte der Staat Steuereinnahmen in<br />

Milliarden-Höhe erzielen. Aufgrund „konservativer<br />

Annahmen“ über Marijuana-Produktion<br />

und -Konsum in Kanada kommt Easton zum<br />

Ergebnis, dass eine Besteuerung Einnahmen von<br />

mehr als zwei Milliarden Kanada-Dollar (1,2<br />

Milliarden Euro) bringen könnte.<br />

In Eastons Bericht heißt es, die Beseitigung des<br />

Verbots der Marijuana-Produktion würde es der<br />

Gesellschaft erlauben, „das heutige Geschenk von<br />

Einnahmen an das organisierte Verbrechen<br />

wenigstens durch eine zusätzliche<br />

Einnahmequelle für die Regierungskassen zu<br />

ersetzen“.<br />

Hanf Journal meint: Geld regiert wohl doch nicht<br />

die Welt!<br />

Unter diesem Motto veranstaltete der Fachverband Drogen<br />

und Rauschmittel e. V. (FDR) eine europäische Fachkonferenz<br />

in Zusammenarbeit mit dem Musikszeneprojekt „Drogerie“<br />

der Suchthilfe Thüringen in Erfurt. Über 50 Referenten aus der<br />

Praxis der Suchtprävention und -hilfe, Politik, Wissenschaft,<br />

Verwaltung und aus Szeneorganisationen informierten über<br />

ihre alltäglichen Erfahrungen und diskutierten die neuesten<br />

Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung. Rund 300<br />

Fachleute nahmen am Kongress teil.<br />

Dr. Klaus Zeh (CDU), Thüringer Minister für Soziales, Familie<br />

und Gesundheit, eröffnete den Kongress mit der Forderung<br />

Cannabis nicht freizugeben. Hätte er abgesehen von seinem<br />

Fernsehauftritt auch noch Interesse am Besuch der zahlreichen<br />

Foren und Vorträge gehabt, dann hätte er vielleicht seine<br />

Meinung geändert. Dem war leider nicht so.<br />

Addicted to Party – Ein Kongress macht Party<br />

Ein weiteres „Lowlight“ war der Auftritt von Prof. Dr. Rainer<br />

Thomasius aus Hamburg, der unter anderem für die Verbreitung<br />

von folgendem Schwachsinn bekannt ist: Jugendliche Cannabis-<br />

Konsumenten blieben in ihrer geistigen Entwicklung auf der<br />

Stufe stehen, auf der sie mit dem Kiffen begonnen haben. In<br />

Erfurt verzapfte er Unsinn über MDMA (XTC) und bezog sich<br />

dabei auf den in Verruf geratenen amerikanischen<br />

Wissenschaftler George Ricaurte, der die Schädlichkeit dieses<br />

Wirkstoffes mit gefälschten Beweisen zu untermauern versuchte.<br />

Bei einem Tierversuch injizierte er acht Affen angeblich MDMA<br />

und zwei der Affen starben an Hitzschlag. Wie sich bei späteren<br />

Untersuchungen herausstellte, handelte es sich allerdings nicht<br />

um MDMA, sondern um eine andere Substanz. Thomasius<br />

löste damit bei den Fachleuten eine Welle der Empörung aus.<br />

Die übrigen 95 Prozent der Veranstaltung wurde von den<br />

tatsächlichen Fachleuten zum Gedankenaustausch genutzt.<br />

Sowohl Hans Cousto (Eve & Rave, Berlin) mit seinem Vortrag<br />

„Am besten testen – Drug-Checking in Deutschland“, als auch<br />

Sophie Lachout (Check it! Wien) und Alexander Bücheli<br />

(Streetwork, Zürich) konnten selbst die kritischsten Zuhörer<br />

vom Sinn und der Notwendigkeit des Drug-Checkings<br />

überzeugen. Höhepunkt der Veranstaltung war Günther<br />

Amendts Lesung aus seinem neuesten Buch „No Drugs – No<br />

Future“. Am Paradebeispiel Doping zeigt er darin auf, dass<br />

Drogen als Mittel zur Steuerung und Selbststeuerung schon<br />

heute nicht mehr aus dem Alltagsbewusstsein wegzudenken<br />

sind. Und er prognostiziert, dass das gerade angefangene<br />

Jahrhundert von leistungssteigernden, modernen<br />

Pharmadrogen dominiert werden wird.<br />

www.eve-rave.net/presse, www.fdr-online.info<br />

Sokratis Zacharopoulos<br />

news<br />

3<br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Kleptomanie


4<br />

news<br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Putzwut<br />

15.000 Drogengebraucher marschierten beim siebten Legalize<br />

Streetrave am Samstag, dem 5.6.<strong>2004</strong>, durch die Straßen<br />

Amsterdams und forderten die Legalisierung aller Drogen.<br />

„Nur“ 27 Trucks mit Sound-Systemen hatten sich im Vorfeld<br />

angemeldet. Als die Parade begann, waren wahnsinnige 31<br />

Sound-Systeme am Start. Von Acid, Elektro und Psytrance bis<br />

hin zu HipHop, Dancehall und Jungle war so ziemlich jede<br />

hörbare Musikrichtung vertreten.<br />

Legalize Streetrave Amsterdam „Everything is allowed, but no alcohol inside!“<br />

Gegen 14 Uhr startete die Parade auf dem Waterlooplein in<br />

Richtung des 1.100 Meter langen IJ-Tunnels. Jeder, der schon<br />

einmal in Amsterdam unterwegs war, dürfte diesen Tunnel<br />

kennen. Denn von außen sieht der Eingang des Tunnels wie<br />

ein riesiges untergehendes Schiff aus. Leider ließ es sich die<br />

niederländische Polizei nicht nehmen, den Organisatoren in<br />

die Suppe zu spucken und verbaten im letzten Augenblick<br />

Musik im Tunnel. Gegen 17 Uhr endete die Parade auf einem<br />

großen Festivalgelände im Papaverweg. Papaver ist übrigens<br />

AUSTRIA-Import<br />

super Bongs, Waagen und Tabakwaren<br />

"krass + geil" zu HalfPrice / nur geklaut ist billiger<br />

eigenes Lager in DE, in Ebay einfach (yean-boa) suchen<br />

der lateinische Ausdruck für Mohn. Hier ging dann die Party<br />

richtig los! Die Wagen wurden über das ganze, riesige Gelände<br />

verteilt und konnten endlich richtig aufdrehen. 31 Open Air<br />

Stages und 15.000 Menschen, ein beeindruckender Anblick,<br />

schade nur, dass keine Luftaufnahmen davon gemacht werden<br />

konnten.<br />

Die Stimmung war auf ihrem Höhepunkt. Tausende Menschen<br />

tanzten, feierten und konsumierten friedlich illegalisierte Drogen<br />

aller Art. Sogar die Sonne ließ sich endlich blicken. Leider war<br />

der Streetrave nicht das einzige Großereignis dieses Tages. In<br />

der Arena Amsterdam stritten sich 22 Profifußballer aus den<br />

Niederlanden und Irland um einen kleinen Ball. Dass so etwas<br />

auch Hooligans und andere Fanatiker anzieht ist bekannt.<br />

Offenbar waren einige dieser aggressiven Fans derart besoffen,<br />

dass sie den Weg in das Stadion nicht fanden und versehentlich<br />

im Papaverweg landeten. So etwas passiert eben, wenn der<br />

neurotoxische Alkohol zu viele Gehirnzellen zerstört hat. Um<br />

19:30 Uhr war es dann soweit: die Besoffenen begannen sich<br />

gegenseitig zu verprügeln und etliche friedliche Kiffer, XTC-<br />

Konsumenten und Pilzgebraucher wurden in Mitleidenschaft<br />

gezogen. Die Polizei nutze die Gelegenheit und beendete die<br />

Party umgehend. Das verflixte siebente Jahr . . .<br />

Auch die deutschen Hanf-Aktivisten organisierten gemeinsam<br />

einen Truck. Letztes Jahr war die Hanf-Parade vor Ort, dieses<br />

mal die Pottdemo-Crew mit der Hanf Initiative. Auf die Ohren<br />

gab es dabei vom Bumper Sound-System und ihrem Frontmann<br />

Ede Whiteman, mit feinsten Dancehall aus Dortmund. Auf<br />

dem Festivalgelände bauten sie direkt neben ihrem Truck einen<br />

Infopavillon auf, der von vielen wegen des frischen Windes<br />

zum Tütchenbau genutzt wurde. Auch hier gab es kleinere<br />

Probleme mit stark alkoholisierten Leuten, was die Aktivisten<br />

veranlasst hat, ein Alkoholverbot für den Pavillon<br />

auszusprechen, da auf biernassen Tischen keine leckeren Joints<br />

gerollt werden können: „Ganja, Mushrooms, XTC and<br />

everything else is allowed, but no alcohol inside!“<br />

Dass Amsterdam immer eine Reise wert ist, weiß jeder der<br />

bereits das Glück hatte diese bunte Metropole besuchen zu<br />

dürfen. Für die deutschen Hanf-Aktivisten gab es neben Fun,<br />

Party und den Coffee Shops auch ernstere Gründe für ihre<br />

Teilnahme, hierzu Marc Ziemann, Pottdemo: „Durch die EU-<br />

Erweiterung und die kommende EU-Verfassung, hat bei uns<br />

ein Umdenken stattgefunden. Legalisierung ist nicht mehr<br />

länger nur Sache der einzelnen Länder. Mit der zunehmenden<br />

Europäisierung der Gesetzgebung gewinnen grenzüberschreitende<br />

gemeinsame Aktionen zunehmend an Bedeutung.<br />

Die Legalize-Organisationen Europas wachsen und kämpfen<br />

zusammen!“<br />

Allgemein bekannt und doch oft verdrängt: In einigen Ländern<br />

dieser Erde droht für Cannabisbesitz die Todesstrafe. Eigentlich<br />

hat es sich ja schon international herumgesprochen, dass die<br />

Todesstrafe unmenschlich ist und zudem viel zu oft die Falschen<br />

trifft. Dennoch halten viel zu viele Länder weiterhin daran fest.<br />

Und einige verhängen sie sogar für den Besitz von Cannabis.<br />

So z. B. die Philippinen, wo sie seit zwei Jahren ab einer Menge<br />

von 500 Gramm sogar vorgeschrieben ist.<br />

Dass man auch so keine drogenfreie Gesellschaft schafft, zeigt<br />

sich an der jüngsten Verhaftung. Bangamino Balsote, ein<br />

philippinischer Bauer, hatte 58 ausgewachsene und 178<br />

Jungpflanzen in seinem Garten stehen, als die philippinische<br />

Drogenpolizei mit Unterstützung der Polizei und des Militärs<br />

bei ihm einmarschierte. Und da eine dermaßen groß angelegte<br />

Aktion ohne radikale Folgen etwas übertrieben wirken könnte,<br />

werden jetzt vermutlich Köpfe rollen. Bangamino Balsote droht,<br />

wenn schon nicht die Todesstrafe, so doch zumindest<br />

lebenslange Haft. Das hat man also davon, wenn man versucht<br />

ohne jemandem zu schaden der Armut zu entgehen. –<br />

Zumindest auf den Philippinen.<br />

14. August <strong>2004</strong> >>> Hanf Parade in Berlin<br />

Nicht nur in Amsterdam macht Demonstrieren Spaß,<br />

auch in Deutschland. Die Hanf Parade in Berlin will<br />

auch dieses Jahr wieder die größte Legalisierungsdemo<br />

werden. Und dazu seid auch ihr gefordert.<br />

Alles was euch zur Hanf Parade wissen müsst,<br />

erfahrt ihr in der Extra-Ausgabe des Hanf Journals<br />

(das mit der roten Farbe!)<br />

genauso sehen wir das auch ...<br />

Deshalb waren Aktivisten aus Frankreich, Polen,<br />

Großbritannien, und Deutschland angereist. Auch die Schweizer<br />

als Nicht-EU-Staat waren durch den Cannatrade Organisator<br />

Marco Kuhn und mit fettem Sound und Reisebus vertreten.<br />

Mit einer Stimme forderten sie: „Stop war on drugs!“<br />

www.legalize.net; www.vienna<strong>2004</strong>.org<br />

Sokratis Zacharopoulos<br />

Bananenrepublik Philippinen Cannabisfarmer droht Todesstrafe<br />

Wie gewohnt gibt die Polizei in ihrer Pressemitteilung auch<br />

den (für gewöhnlich übertriebenen) Schwarzmarktwert des<br />

Materials an um zu zeigen in welchem Maße sich dieser<br />

Verbrecher hätte bereichern können, wenn niemand eingeschritten<br />

wäre. In diesem aktuellen Fall sind das 80.000 Pesos,<br />

knapp mehr als 1.000 Euro. Man stelle sich nur vor: Dieser<br />

Mann hätte für ein halbes Jahr Arbeit 1.000 Euro verdienen<br />

können! Das entspräche einem Jahresgehalt von 2.000 Euro!<br />

Doch wir wollen bei all der Hetze nicht vergessen: Cannabis<br />

hat noch keinen umgebracht. Übertriebene Gesetze durchaus.<br />

Wann zieht endlich mal jemand die Konsequenzen daraus?<br />

Kleiner Tipp am Rande an alle potenziellen Urlauber: Auch<br />

bei kleineren Mengen neigt dieser Staat zu massiven<br />

Übertreibungen. Also überlegt euch gut, wo ihr eure<br />

Sommerferien verbringt.<br />

Martin Schwarzbeck


Die EU-Osterweiterung<br />

Die EU ist größer geworden. Das hat ja wohl inzwischen jeder mitgekriegt.<br />

Aber was wissen wir überhaupt über diese neuen Länder? Kann man<br />

da gefahrlos hin-fahren? Oder muss man Angst haben wegen eines<br />

Joints geköpft zu werden? Wie liberal sind denn unsere neuen Nachbarn?<br />

Das Hanf Journal hat sich dahinter-geklemmt und mal recherchiert, wie<br />

es denn so im Osten aussieht.<br />

Deutschland<br />

Einwohnerzahl: 82,5 Mio.<br />

Geringe Menge: zwischen 0g und 30g<br />

Höchststrafe Drogendelikte: 15 Jahre<br />

Anzahl Cannabisdelikte 2003: 148.973<br />

Erwachsene mit Cannabiserfahrung: 24,3% (03`)<br />

Staatliche Heroinabgabe? Ja<br />

Drugchecking möglich? Nein<br />

Legende:<br />

Tschechien<br />

Einwohnerzahl: 10,3 Mio.<br />

Geringe Menge: ~3g<br />

Höchststrafe Drogendelikte: 15 Jahre<br />

Anzahl Cannabisdelikte 2003: 882<br />

Erwachsene mit Cannabiserfahrung: 16-20% (`02)<br />

Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />

Drugchecking möglich? Ja, auf Raves<br />

Kifferfreundlichstes Land<br />

Länder die sich nicht zu ihrer Drogenpolitk äussern wollten.<br />

„Geringe Menge“ ist die Menge Gras, bis zu der die<br />

Staatsanwaltschaft die Anklage ohne weiteres fallen lassen<br />

kann. Die „Höchststrafen“ beziehen sich auf das jeweils<br />

schwerstmögliche Vergehen. Das sind je nach Land<br />

entweder Bereicherung in grösserem Umfang, der Verkauf<br />

von grösseren Mengen an Minderjährige oder Handel im<br />

Rahmen organisierter Kriminalität. Die Zahl der<br />

„Erwachsenen mit Cannabiserfahrung“ ist natürlich nur ein<br />

Schätzwert und wurde der jeweils aktuellsten Studie dazu<br />

entnommen.<br />

www.interhanf.com<br />

Lettland<br />

Einwohnerzahl: 2,3 Mio.<br />

Geringe Menge: 1g(Gras) / 0,1g(Hasch)<br />

Höchststrafe Drogendelikte: 15 Jahre<br />

Anzahl Cannabisdelikte 2003: 997<br />

Erwachsene mit Cannabiserfahrung: 19,6% (03`)<br />

Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />

Drugchecking möglich? Nein<br />

Estland<br />

Einwohnerzahl: 1,4 Mio.<br />

Geringe Menge: bis 50g<br />

Höchststrafe Drogendelikte: 20 Jahre<br />

Anzahl Cannabisdelikte 2003: 1170<br />

Erwachsene mit Cannabiserfahrung: 7% (`98)<br />

Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />

Drugchecking möglich? Nein<br />

Slowenien<br />

Einwohnerzahl: 2 Mio.<br />

Geringe Menge: Keine<br />

Höchststrafe Drogendelikte: 10 Jahre<br />

Anzahl Cannabisdelikte 2003: n.n.<br />

Erwachsene mit Cannabiserfahrung: n.n.<br />

Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />

Drugchecking möglich? Ja<br />

Malta<br />

Einwohnerzahl: 0,4 Mio.<br />

Geringe Menge: Keine<br />

Höchststrafe Drogendelikte: lebenslänglich<br />

Anzahl Cannabisdelikte 2003: 200<br />

Erwachsene mit Cannabiserfahrung: n.n.<br />

Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />

Drugchecking möglich? Nein<br />

Polen<br />

Einwohnerzahl: 38,5 Mio.<br />

Geringe Menge: Keine<br />

Höchststrafe Drogendelikte: 10 Jahre<br />

Anzahl Cannabisdelikte 2003: 47.605<br />

Erwachsene mit Cannabiserfahrung: n.n.<br />

Staatliche Heroinabgabe? Ja<br />

Drugchecking möglich? Nein<br />

Slowakei<br />

Einwohnerzahl: 5,4 Mio.<br />

Geringe Menge: Keine<br />

Höchststrafe Drogendelikte: Lebenslänglich<br />

Anzahl Cannabisdelikte 2003: 968<br />

Erwachsene mit Cannabiserfahrung: n.n.<br />

Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />

Drugchecking möglich? Nein<br />

Zypern<br />

Einwohnerzahl: 0,8 Mio.<br />

Geringe Menge: keine<br />

Höchststrafe Cannabisdelikte: 8 Jahre<br />

Höchststrafe Drogendelikte: 12 Jahre<br />

Anzahl Cannabisdelikte 2003: 272<br />

Erwachsene mit Cannabiserfahrung: 19,8% (03`)<br />

Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />

Drugchecking möglich? Ja<br />

news<br />

5<br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Machtgier


6<br />

news<br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Schnüffeln<br />

Hasch statt Kloppe<br />

Portugals bekiffte Europameisterschaft<br />

Nette Neuigkeiten von der Fußball-Europameisterschaft:<br />

Die portugiesische Polizei beschloss,<br />

den Konsum von Cannabis während der EM zu<br />

tolerieren. Zum Eigenkonsum gedachte Bestände<br />

sollten nicht einmal konfisziert werden. Dies ist<br />

tatsächlich eine Verbesserung der eigentlichen<br />

rechtlichen Lage in Portugal. Außerhalb solcher<br />

Fußball-Großereignisse kann dort nämlich der Besitz<br />

von Cannabis durchaus als Ordnungswidrigkeit<br />

verfolgt werden. Zur EM Zeit wurden jedoch beide<br />

Augen zugedrückt.<br />

Ob dieser Schritt nun daher rührt, dass die Portugiesen<br />

ihren Landsleuten ungestörte Partys ermöglichen oder<br />

einfach nicht zu viele Polizeikräfte an unsinnige<br />

Aufgaben binden wollten, bleibt offen. Fakt ist:<br />

Eingegriffen wurde nur dort, wo Gewalt im Spiel war.<br />

Und dies ist für gewöhnlich eher dort der Fall, wo<br />

dem Alkohol gefrönt wurde.<br />

Man könnte mutmaßen, dass die Toleranz sogar Teil<br />

der deeskalierenden Maßnahmen ist. Stoned kämpft<br />

es sich scheiße. Sollen die Hools also durch diesen<br />

Schritt sogar ermutigt werden sich die Lust am<br />

Kämpfen durch spezielle Rauchwaren zu verderben?<br />

Das Vorbild zu diesem Schritt gab die letzte<br />

Europameisterschaft, die in Holland und Belgien<br />

ausgetragen wurde. Diese war gleichsam als<br />

Experiment zu verstehen, da beide Austragungsnationen<br />

grundverschieden mit Cannabis-Konsumenten<br />

umgingen. Holland stand (wie schon immer)<br />

für die tolerante Fraktion, Belgien für die eher<br />

repressive. Und jetzt ratet mal in welchem Staat die<br />

Hools die Polizisten und die Polizisten die Hools über<br />

die Strassen gejagt haben. Ja richtig, in Belgien. Na,<br />

das war ja auch einfach.<br />

Und die Portugiesen haben offenbar aus dieser<br />

Erfahrung gelernt. Das enorme Aufgebot an<br />

Sicherheitskräften (3.000 bis 4.000 Polizisten sind bei<br />

jedem Spiel anwesend) soll die Cannabis-Konsumenten<br />

grundsätzlich in Ruhe lassen.<br />

Eventuell verabreichten die Portugiesen gar anderen<br />

Mannschaften Grass so schafften sie es ins Finale und<br />

wir wissen wieso die Deutsche Elf so lahm war.<br />

Diese Form der Liberalisierung ist zwar ziemlich<br />

eigennützig, aber besser als nichts.<br />

Martin Schwarzbeck<br />

Ein Beitrag von Hans Cousto<br />

Damit die Öffentlichkeit sowie die Politiker in Deutschland endlich<br />

einmal wahrnehmen können, dass es in Sachen Cannabis und der so<br />

genannten „geringen Menge“ alles andere als gerecht zugeht, führt<br />

der Sozialwissenschaftler Kurt H. G. Groll eine Studie, basierend auf<br />

einer Umfrage, durch. Bei dieser Umfrage handelt es sich um ein<br />

eigenständiges, von Groll geleitetes Online-Forschungsprojekt. Bei der<br />

Online-Umfrage handelt es sich um freie Forschung – also Forschung<br />

ohne einen Auftraggeber. Die Umfrage wird für keine staatliche oder<br />

politische Organisation oder Institution durchgeführt! Engeres Ziel<br />

des Projektes ist es, zu erfassen auf welche Weise in verschiedenen<br />

Teilen Deutschlands mit Cannabiskonsum bzw. Cannabiskonsumenten<br />

umgegangen wird. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse ist man<br />

in diesem Land nicht mehr auf die widersprüchlichen Aussagen der<br />

Drogenbeauftragten angewiesen.<br />

In der Rubrik „Feuer auf Caspers-Merk“ berichtete das Hanf Journal<br />

in der Januar-Ausgabe unter dem Titel „Gedächtnisstörungen der<br />

Bundesdrogenbeauftragten“, dass Marion Caspers-Merk manchmal<br />

behauptet, in allen Bundesländern werde als geringe Menge Cannabis<br />

zehn Gramm angesehen, bei anderen Gelegenheiten jedoch bekundet,<br />

sie werde sich für eine einheitliche Regelung der geringen Menge<br />

einsetzen, weil die Unterschiede zwischen den Bundesländern nicht<br />

akzeptabel seien.<br />

Die Justizministerkonferenz der Bundesländer beschloss im November<br />

2002, mit einer Angleichung der Regelungen zur straffreien<br />

Verfahrenseinstellung bei geringen Mengen von Cannabis auf eine<br />

Studie des Max-Planck-Instituts für internationales Strafrecht in Freiburg<br />

unter der Leitung des Juristen Hans-Jörg Albrecht und der Sozialwissenschaftlerin<br />

Letizia Paoli zu warten. Die Studie soll aktuelle Daten zur<br />

derzeitigen Rechtspraxis bei der straffreien Verfahrenseinstellung<br />

bei Delikten mit geringen Mengen Cannabis in den<br />

verschiedenen Bundesländern ermitteln. Die Ergebnisse der<br />

Studie hätten eigentlich im ersten Halbjahr <strong>2004</strong> veröffentlicht<br />

werden sollen.<br />

Cannabisgebrauch zwischen Normalität und Repression<br />

Eine weitere Studie zum Thema Cannabis-Gebrauch und<br />

Repression wurde vom Sozialwissenschaftler Kurt H. G. Groll<br />

unter der Supervision von Prof. Dr. Karl-Heinz Reuband von<br />

der Universität Düsseldorf, Sozialwissenschaftliches Institut,<br />

Lehrstuhl für Soziologie II, mittels einer Befragung von<br />

Cannabiskonsumenten durchgeführt. In fünf deutschen Städten<br />

wurden hierzu Fragebögen ausgelegt. Für diese Offline-<br />

Befragung (Befragung mittels auf Papier gedruckten<br />

Fragebögen) wurden Kiel und Hamburg als Repräsentanten<br />

einer liberalen Drogenpolitik, Stuttgart und München als<br />

Repräsentanten einer repressiveren Drogenpolitik und Dresden<br />

als ein Ort aus den neuen Bundesländern ausgewählt.<br />

Ziel der Studie war eine vergleichende Analyse der Beziehungen<br />

zwischen formalrechtlichen Vorgaben und strafrechtlicher<br />

Praxis in verschiedenen Bundesländern sowie die Untersuchung<br />

von Daten und Fakten zum drogenpolitischen Diskurs, zur<br />

Verbreitung des Drogenkonsums und zur Einstellungen der<br />

Bevölkerung gegenüber Drogen. Dabei ging es um die Frage,<br />

wie formelle und informelle Normen und die Geschichte des<br />

Umgangs mit dem Drogenproblem Einstellungen prägen und<br />

Verhalten bestimmen. Die Ergebnisse der Studie werden Ende<br />

des Jahres veröffentlicht.<br />

Die Offline-Umfrage wurde von Groll in seiner Funktion als<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter im Offline-Forschungsprojekt<br />

„Determinanten und Wirkungen kommunaler Drogenpolitik<br />

auf Bevölkerung und Konsumenten in Abhängigkeit von der<br />

strafrechtlichen Praxis, polizeilicher Rechtsdurchsetzung und<br />

politischem Diskurs“ durchgeführt. Sie ist Teil eines von Prof.<br />

Dr. Karl-Heinz Reuband geleiteten, von der Volkswagen-<br />

Stiftung finanziell geförderten und am Sozialwissenschaftlichen<br />

Feuer auf Caspers-Merk<br />

Kiffer können der Drogenbeauftragten jetzt gehörig einheizen<br />

Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf beheimateten<br />

Forschungsprojektes.<br />

Online-Befragung zu Cannabisgebrauch und Repression<br />

Die Online-Befragung ist ein von der Offline-Befragung<br />

unabhängiges Forschungsprojekt und greift auf keinerlei<br />

finanzielle Förderung zurück und wird von dem Sozialwissenschaftler<br />

Groll allein über private Mittel umgesetzt. Bei<br />

diesem Projekt handelt es sich nicht um Auftragsforschung für<br />

eine staatliche oder private Institution, sondern um freie<br />

wissenschaftliche Forschung, die Groll in seiner Eigenschaft<br />

als Wissenschaftler eigenverantwortlich durchführt. Die im<br />

Rahmen dieser Umfrage erhobenen Daten werden in<br />

anonymisierter Form von Groll voraussichtlich im Rahmen<br />

seiner Dissertation publiziert. Bei der über das Internetportal<br />

www.cannabisumfrage.de durchgeführten Umfrage handelt<br />

es sich um eine bundesweite Umfrage unter Cannabiskonsumenten<br />

über einen via E-Mail zu verbreitenden Fragebogen.<br />

Der Fragebogen kann aber auch direkt vom Internetportal<br />

heruntergeladen werden, in Ruhe am Rechner ausgefüllt und<br />

dann in ausgefüllter Form anonym auf das Internetportal<br />

www.cannabisumfrage.de hochgeladen (zurückgeschickt)<br />

werden. Bei dem Fragebogen zum Cannabisgebrauch handelt<br />

es sich aus Vergleichsgründen um eine modifizierte Umsetzung<br />

des Offline-Fragebogens.<br />

Die Online-Umfrage läuft zumindest bis zum Ende <strong>Juli</strong> <strong>2004</strong>.<br />

Bisher wurden etwa 1.200 Fragebögen ausgefüllt und<br />

zurückgesendet. Es werden jedoch noch mindestens 300<br />

ausgefüllte Fragebögen für eine signifikante Auswertung<br />

benötigt. Jeder, der selbst jemals Cannabis konsumiert hat,<br />

heute noch Cannabis konsumiert, in der Bundesrepublik<br />

Deutschland lebt und den Fragebogen nicht bereits als<br />

Papierversion ausgefüllt hat, kann helfen, die Datenbasis zu<br />

vergrößern, indem er sich an der Online-Umfrage beteiligt.<br />

www.cannabisumfrage.de


Nachdem am 14. Juni der Schweizer Nationalrat (große Kammer<br />

des Parlaments) mit 102 gegen 92 Stimmen ablehnte, in die<br />

Diskussion über ein neues BtmG (Betäubungsmittelgesetz)<br />

überhaupt einzutreten, ist ein Kapitel der Schweizer Hanf-<br />

Politik zu Ende gegangen. Nachfolgend eine kurze<br />

Zusammenfassung der Abläufe.<br />

Der Bundesrat (Regierung) brachte im Frühjahr 2001 ein neues<br />

BtmG ein. Am 12. Dezember 2001 hat als erstes der Ständerat<br />

(kleine Kammer des Parlaments) darüber diskutiert und es mit<br />

großer Mehrheit (32 zu 8) gutgeheißen.<br />

Im Herbst 2003 hat es dann der Nationalrat ein erstes Mal<br />

abgelehnt, auf die Vorlage einzutreten und das Ganze zurück<br />

an den Ständerat geschickt. Dieser hat in diesem Frühjahr<br />

nochmals klar Ja zu einer Revision des BtmG gesagt. Somit<br />

ging der Ball wieder zum Nationalrat. (Im Jahr der Euro <strong>2004</strong><br />

scheint das Ballhin- und -herschieben groß in Mode zu sein)<br />

Inzwischen haben die Gegner einer Legalisierung von Cannabis<br />

über eine gezielte Medienkampagne mit falschen und<br />

verdrehten Informationen mächtig Druck auf die Parlamentarier<br />

ausgeübt. Dieser Druck führte nun dazu, dass vor allem Politiker<br />

aus dem bürgerlichen Lager den Mut verloren und gar nicht<br />

erst auf die Vorlage eingehen wollten.<br />

Diese Art von Diskussionsverweigerung ist in der Schweiz von<br />

niemandem begrüsst worden, weder von der Justiz und Polizei<br />

noch von den Fachstellen und schon gar nicht von den Cannabis-<br />

Konsumenten.<br />

Leider hat dieser Entscheid auch dazu geführt, dass an manchen<br />

Orten die Repressionsschraube nochmals mächtig zugedreht<br />

wurde. So wurden zum Beispiel gegen Kiffer, welche öffentlich<br />

ihren Cannabis-Konsum zugegeben hatten,<br />

Ermittlungsverfahren eingeleitet. Auch gegen Produzenten<br />

und Hanf-Läden werden wieder vermehrt Razzien<br />

durchgeführt.<br />

Initiativtext<br />

Art. 105a (neu)<br />

1. Der Konsum psychoaktiver Substanzen der Hanf-<br />

Pflanze sowie ihr Besitz und Erwerb für den<br />

Eigenbedarf sind straffrei.<br />

2. Der Anbau von psychoaktivem Hanf für den<br />

Eigenbedarf ist straffrei.<br />

Art. 105b (neu)<br />

1. Der Bund erlässt Vorschriften über Anbau,<br />

Herstellung, Ein- und Ausfuhr sowie Handel mit<br />

psychoaktiven Substanzen der Hanf-Pflanze.<br />

2. Der Bund stellt durch geeignete Maßnahmen<br />

sicher, dass dem Jugendschutz angemessen<br />

Rechnung getragen wird. Werbung für psychoaktive<br />

Substanzen der Hanf-Pflanze sowie<br />

Werbung für den Umgang mit diesen Substanzen<br />

ist verboten.<br />

Mit dem Ergebnis, dass der Handel wieder vermehrt vom im<br />

Schwarzmarkt tätigen Leuten übernommen wurde - mit all<br />

seinen negativen Auswirkungen. (schlechte Qualität zu<br />

überhöhten Preisen und der alt bekannten Vermischung der<br />

Märkte).<br />

Ist die Revision jetzt weg und war die ganze Arbeit<br />

der letzten Jahre für nichts?<br />

Die SHK (Schweizer Hanf Koordination) hat diese negative<br />

Entwicklung in ihren Überlegungen schon seit längerem mit<br />

eingeplant und auch Szenarien vorbereitet, wie man mit einem<br />

solchen Entscheid umgehen wird. Da im Parlament die<br />

Meinungen festgefahren sind, denken wir, es ist nun an der<br />

Achtung!<br />

jeder Missbrauch von<br />

Drogen ist gefährlich!<br />

Wir wollen niemanden<br />

dazu auffordern oder<br />

animieren Drogen zu<br />

konsumieren<br />

Marco Kuhn ist in der<br />

Geschäftsleitung und somit<br />

im Vorstand der Schweizer<br />

Hanf Koordination (SHK)<br />

und Vorstandsvorsitzender<br />

der CannaTrade.ch und der<br />

InterHanf AG.<br />

Schweizer Hanf-Politik Eine unendliche Geschichte?!<br />

Zeit, die Schweizer Bevölkerung direkt zur Sache zu befragen.<br />

Zu diesem Zweck wurde beschlossen, eine Volksinitiative zum<br />

Thema Cannabis-Legalisierung zu lancieren. Diese Initiative<br />

wird auch von einer großen Anzahl von Politikern aus allen<br />

Parteien, Drogenfachleuten und auch aus Kreisen der Justiz<br />

und Polizei unterstützt. Der Text beinhaltet die Hauptforderungen<br />

einer jeder Legalisierungsbewegung. (siehe linken<br />

Kasten)<br />

Um eine Volksabstimmung zu erreichen, braucht es die<br />

Unterschriften von 100.000 Schweizer Bürgern welche innerhalb<br />

von 18 Monaten gesammelt werden müssen. Ist dies erreicht,<br />

so kann die Schweizer Bevölkerung darüber entscheiden, ob<br />

der Text in die Schweizer Verfassung aufgenommen wird.<br />

Die Aktion wird voraussichtlich Anfang August starten und<br />

das Ziel ist es, in möglichst kurzer Zeit so viele Unterschriften<br />

wie möglich zu sammeln. Damit soll auch auf die Behörden<br />

Druck ausgeübt werden, um zu verhindern dass die Repression<br />

so weitergeht.<br />

Damit wir diese ehrgeizigen Ziele auch erreichen, brauchen<br />

wir die Unterstützung von allen Hanf Interessierten. Wir<br />

möchten hiermit ALLE dazu aufrufen uns dabei zu helfen,<br />

zum Beispiel mit aktiver Hilfe beim Sammeln der Unterschriften<br />

und/oder mit Spenden. Auch alle Nicht-Schweizer können<br />

uns helfen! Wenn ihr einen Schweizer Bürger kennt, ruft ihn<br />

an, schreibt ihm oder lasst ihn sonst irgendwie wissen, dass<br />

er unbedingt bei der Gesetzesinitiative unterschreiben muss.<br />

Ein positiver Schritt in der Schweiz hat auch Signalwirkung<br />

und damit Auswirkung im restlichen Europa.<br />

Wenn es gelingt in der Schweiz Cannabis zu legalisieren, so<br />

wird das sicherlich auch Auswirkungen auf die Hanf-Politik<br />

andere Länder haben.<br />

Lasst uns zeigen, dass wir von dieser verfehlten Politik genug<br />

haben und es jetzt an der Zeit ist den Konsum von Cannabis<br />

zu legalisieren und den Hanf-Markt zu regulieren. Nur so kann<br />

auch ein wirkungsvoller Jugendschutz und Prävention betrieben<br />

werden.<br />

Unter www.prohanf.ch und www.projugendschutz.ch finden<br />

sich alle Infos zur Sammelaktion.<br />

news<br />

7<br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Sammelwut<br />

Hanfmove in Hamburg<br />

Endlich ging mal wieder eine Pro Hanf-Demo in Hamburg!<br />

Nachdem sich die Kiffer im letzten Jahr aufgrund des enormen<br />

Repressionsdrucks nur in geschlossenem Gebäude zum Hanffest<br />

versammelten, gingen sie dieses Jahr endlich wieder auf<br />

die Straße. Allzu viele waren es zwar nicht (Schätzungen<br />

sprechen von 150 Teilnehmern), aber man darf nicht vergessen:<br />

Die Hamburger sind ängstlich geworden durch die Erfahrungen<br />

der letzten Jahre, wo auf jedem Hanfmove einige Verhaftungen<br />

angesagt waren.<br />

Auch das Wetter war nicht gerade vom Allerfeinsten. Aber<br />

zumindest zum Demozeitraum ließ es das Regnen sein und<br />

spendete sogar hier und da einen kleinen Sonnenschein. So<br />

konnte man sich dann doch in einem kleinen aber feinen<br />

Grüppchen über die zum Glück auch nicht allzu lange Strecke<br />

bewegen und dabei den einkaufenden Heerscharen unsere<br />

Überzeugung ins Gesicht halten. Die Demo ging nämlich mitten<br />

durch die Konsum-Meile Hamburgs, was an einem<br />

Samstagnachmittag natürlich maximale Aufmerksamkeit<br />

sicherte.<br />

Die Polizei blieb zum Glück brav und so konnte man mit<br />

geschlossener Mannschaft noch der angenehm kurzen<br />

Abschlusskundgebung lauschen, bevor es ans Nobistor zum<br />

Feiern ging. Dort veranstaltete nämlich Sven Mayer wie jedes<br />

Jahr das Hanf-Fest und ließ es zum Abschluss des Hanfmoves<br />

noch mal so richtig krachen.<br />

Danke an alle, die sich soviel Mühe gemacht haben (allen voran<br />

natürlich Stephan) und ich verspreche: Nach der Erfahrung,<br />

dass es nicht immer mit Verhaftungen vor sich gehen muss,<br />

wird’s nächstes Jahr bestimmt wieder voller!<br />

Martin Schwarzbeck


8<br />

wirtschaft<br />

„Hemp HoodLamb“-Jacken<br />

www.hoodlamb.com<br />

Schon die erste Serie der „Hemp<br />

Hood Lamb“-Jacken von Hemp<br />

Works war ein voller Erfolg. Und<br />

das kam auch nicht von ungefähr,<br />

schließlich waren die Jacken<br />

hübsch, trendy aus Hanf und<br />

extrem praktisch – und das nicht<br />

nur wegen der versteckten Innentaschen.<br />

Diese Jacke schaffte es<br />

auch wirklich das erste Mal, meist<br />

nervende Leuchtstreifen optisch<br />

ansprechend zu integrieren.<br />

Nun gibt es ein paar Erneuerungen<br />

an den Jacken. Eine weitere<br />

Tasche wurde hinzugefügt, die<br />

Nähte an den Vordertaschen<br />

wurden verstärkt, die Imprägnierung<br />

wurde noch weiter<br />

verbessert, damit die Jacke noch<br />

wasserabweisender wird, als sie<br />

eh schon war und ein neues, noch<br />

weicheres Kunstfell, das auch<br />

nach Jahren des Gebrauchs keine<br />

Knötchen bildet, wurde verwendet.<br />

Für die Frauen wurde auch<br />

der Schnitt der Jacken noch ein<br />

wenig verändert, damit die Jacke<br />

noch schlankmachender wirkt.<br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Schokolade<br />

Die Vertriebsabteilung des Hanf Journal´s hat die Jacken mit<br />

großem Vergnügen getestet . . . manch einer wollte sie gar nicht<br />

mehr ausziehen . . .<br />

Cosmic Modul1<br />

www.dic420.de<br />

Das Steck-System mit System<br />

Das Steck-System Modul1 von Cosmic ist nicht nur standardmäßig<br />

auf jeder Cosmic-Acryl-bong, sondern kann auch als<br />

Zubehörteil erworben werden. Hierdurch erhält jede Bong ein<br />

Maximum an Flexibilität: In den Innenring des Modul1 passt<br />

jeder handelsübliche Schraubkopf, der bequem entnommen<br />

und befüllt werden kann. Der Innenring ist auch einzeln<br />

erhältlich. Mehrere Köpfe können so vorbereitet werden, damit<br />

der Rauchgenuss nicht unterbrochen wird. Der Außenring des<br />

Modul1 ist nach der DIN für 14,5er-Glasschliffe gefertigt, sodass<br />

das Modul1 auch für entsprechende Glasbongs verwendet<br />

werden kann! Dazu steckt man entweder den Außenring in<br />

ein Glas-Chillum mit 14,5er-Normschliff oder man verwendet<br />

das gesamte Alu-miniumsystem, also inklusive Aluminium-<br />

Chillum direkt in dem Glasschliff der Bong. Das Modul1 ist<br />

nach deutschem Qualitätsstandard in Aluminium hergestellt.<br />

Es ist erhältlich in Aluminium pur oder in neun verschiedenen<br />

Farben. Das Eloxat (die Farbe) ist Bestandteil des Aluminiums,<br />

sodass es sich nicht lösen kann und deshalb mitgeraucht werden<br />

muss.<br />

Das dreiteilige Modul1 beinhaltet ein Gewinde, das für alle<br />

gängigen Aluminium-Chillums passend ist. Erhältlich in jedem<br />

gut sortierten Head Shop.<br />

Limpro putzt die Bong für dich<br />

www.unicomundo.de<br />

Das neue Limpro-<br />

Reinigunssystem für die<br />

Wasserpfeife<br />

Nur eine saubere Bong ist eine<br />

gute Bong. An diesem Spruch ist<br />

wohl wenig zu rütteln. Gut, es<br />

gibt viele Bongs die ohne Ende<br />

versifft sind und die immer noch<br />

geraucht werden, aber ist das gut?<br />

Nein, es ist eklig! Aber so ist das<br />

nun mit den faulen Kiffern, bis<br />

die mal was putzen, braucht das<br />

einfach seine Zeit. Oder auch<br />

einfach nur eine gute Idee, etwa<br />

so eine wie das patentierte<br />

LIMPURO®-Reinigungssystem<br />

für Wasserpfeifen.<br />

Es besteht aus dem LIMPURO®<br />

-Bio-Reiniger, einem Impiar diablo<br />

(ein längerer Edelstahlstab mit<br />

Endhülse aus Edelstahl) und ein<br />

paar Stöpseln zum Verdichten der<br />

Löcher. Nun muss man nur noch<br />

das Chillum auf den Impiar diablo<br />

auffädeln und in die verstöpselte<br />

Wasserpfeife stellen. Die<br />

Wasserpfeife bis Chillumende mit heißem Wasser füllen und<br />

je nach Stärke der Verschmutzung den Bio-Reiniger von<br />

LIMPURO® im Verhältnis 1:3 bis 1:20 dem Wasser hinzugeben.<br />

Nach 15 Minuten Einwirkzeit kräftig schütteln und mit heißem<br />

Wasser mehrfach nachspülen – fertig.<br />

„Bei der Idee dieses System auf den Markt zu platzieren, stand<br />

eines immer im Vordergrund. Wir Konsumenten sind meistens<br />

zu faul zum Reinigen. Da habe ich angesetzt und ein System<br />

musste her, bei welchem man die Möglichkeit hat, Chillum<br />

und Pfeife in einem Arbeitsgang, ohne etwas tun zu müssen,<br />

reinigen zu lassen.“ Schöner als moppel, Christian Hoffmann<br />

vom Team unicomundo® dem Erfinder dieses Reinigungssystems,<br />

hätten wir es nicht sagen können.<br />

Das Schöne daran ist, es funktioniert wirklich, einfach auffädeln,<br />

Wasser rein, warten, fertig . . . selbst bei meiner Bong.


Das Guerilla Growing-Team präsentiert:<br />

Indoor Growing #7<br />

Nach der Ernte ist<br />

vor der Ernte<br />

Hallo liebe Growing-Freunde!<br />

Obwohl es im Moment sehr viel Arbeit in der Redaktion gibt,<br />

habe ich die Zeit gefunden unsere Freundin <strong>Juli</strong>a in Holland<br />

zu besuchen. Die Ernte hat sie ja bereits hinter sich gelassen<br />

und auch die Herstellung von Haschisch oder Öl hat sie mir<br />

schon erklärt. Und trotzdem weiß <strong>Juli</strong>a immer noch etwas zu<br />

berichten. Zum Beispiel, was aus dem stehen gebliebenen<br />

Trieben geworden ist und wie man seine Ernte am besten<br />

langfristig lagert.<br />

Bei ihr angekommen, wird erst mal eine schöne Tüte mit den<br />

ersten getrockneten und fermentierten Blüten der letzten Zucht<br />

gebaut. Nebenbei fängt sie an zu erzählen: „Weil beim<br />

Eigenanbau oft größere Mengen Marijuana oder Haschisch auf<br />

einmal anfallen und für längere Zeit dem Genuss dienen sollen,<br />

ohne an Wirkung oder Aroma zu verlieren, müssen sie richtig<br />

gelagert werden.“<br />

„Der Abbau von Cannabinoiden wird durch Wärme, Licht und<br />

Frischluft beschleunigt und Feuchtigkeit erhöht die Schimmelgefahr“,<br />

erklärt <strong>Juli</strong>a und reicht mir den Joint. Das fruchtige<br />

Aroma der frischen Ernte steigt mir in die Nase und ich atme<br />

genüsslich den Rauch ein, während sie weiterspricht: „Aus<br />

diesem Grund sollte man sein Gras luftdicht verpackt an einem<br />

möglichst dunklen, kühlen und trockenem Ort aufbewahren.<br />

Der Keller ist dafür gut geeignet. Für die Lagerung über lange<br />

Zeit kann man sein Gras auch einfrieren. Dafür muss es vorher<br />

aber richtig trocken sein, weil sich das Wasser sonst beim<br />

Gefrieren ausdehnt und die Zellwände sprengt. Nach dem<br />

Auftauen bleibt dann nur noch grüner Matsch“, warnt sie.<br />

Eine andere gute Methode ist die Vakuum- oder Stickstoffversiegelung,<br />

z. B. in Einmachgläser. Sie ist zwar nicht so heikel,<br />

dafür wird aber ein spezielles Gerät benötigt, das es im<br />

Haushaltswarenhandel gibt. Da <strong>Juli</strong>a ihre Ernte nicht unbedingt<br />

im Haus aufbewahren möchte, vergräbt sie diese im Garten<br />

unter einer umgedrehten Plastikbox.<br />

Ich reiche ihr den Joint zurück, während die angenehm<br />

entspannende Wirkung bereits in mir aufsteigt. „Da hast du<br />

mal wieder was Feines hinbekommen“, lobe ich sie. „Was ist<br />

eigentlich aus den Trieben geworden, die du letztes Mal übrig<br />

gelassen hast?“, frage ich neugierig. „Komm mit, dann zeig<br />

ich’s dir“, antwortet sie und geht zum Schrank um ihn zu<br />

öffnen. <strong>Juli</strong>a hatte sich nach der Ernte die schönste Pflanze<br />

ausgesucht und von ihr die untersten Triebe stehen lassen.<br />

Dann hat sie die Pflanze wieder unter die Wachstumslampe -<br />

bei 23 Stunden Beleuchtung pro Tag - gestellt. In der ersten<br />

Woche passierte nichts, aber dann zeigten sich die ersten grünen<br />

Triebe in den Blüten.<br />

„Hier ist der Ventilator wieder wichtig, damit sich die Pflanze<br />

auch schön verzweigt und viele Triebe bekommt. Um die<br />

Verzweigung noch zusätzlich anzuregen, habe ich die Triebe<br />

jeweils nach der vierten Verzweigung beschnitten.“ erläutert<br />

<strong>Juli</strong>a.<br />

Manche Grower lassen die Pflanzen auch etwas länger wachsen<br />

um die Triebe dann zu Stecklingen zu verarbeiten: Dazu<br />

schneiden sie einen Trieb ab, der mindestens ein Blattpaar<br />

besitzen sollte und stecken ihn in einen kleinen Topf mit<br />

Anzuchterde oder Steinwollewürfeln. Die Blätter werden von<br />

ihnen dabei auf ein Drittel ihrer Größe eingekürzt, weil die<br />

jungen Stecklinge noch keine Wurzeln haben um so viel Wasser<br />

aufzunehmen und sonst verdursten würden. Deswegen achten<br />

die erfahrene Grower wie <strong>Juli</strong>a darauf, dass das Substrat anfangs<br />

ständig feucht ist, bis sich nach einigen Tagen die ersten Wurzeln<br />

gebildet haben.<br />

Sie reicht mir den Joint und fährt fort: „Der große Vorteil dabei<br />

ist, dass alle Stecklinge von einer Mutterpflanze Klone sind,<br />

also genetisch völlig identisch. Daher kann ich mir nicht nur<br />

sicher sein, dass alle Stecklinge weiblich sind, sondern auch<br />

die dieselben Eigenschaften zeigen (Wuchsform, Aroma, Potenz,<br />

Blütezeit). Das ist vor allem beim Anbau im größeren Stil<br />

wichtig, wo man sich nicht um jede Pflanze einzeln sorgen<br />

kann und es auf konstante Qualität ankommt“, fügt sie hinzu.<br />

„Allerdings ist es besser eine Mutterpflanze zu verwenden, die<br />

noch nicht geblüht hat, weil die Stecklinge sonst oft Probleme<br />

mit dem Anwurzeln haben und nicht richtig wachsen“, gibt<br />

<strong>Juli</strong>a zu bedenken. Um herauszufinden, ob die Pflanze weiblich<br />

oder männlich ist, ohne sie blühen zu lassen, verrät <strong>Juli</strong>a mir<br />

einen Trick: Einfach von jeder Pflanze einen Steckling<br />

abschneiden, sie markieren und dann die Stecklinge zum<br />

Blühen bringen. Die Mutterpflanze hat immer das selbe<br />

Geschlecht wie die Stecklinge.<br />

„Die Stecklinge wurden von mir dann erst mal unter Leuchtstoffröhren<br />

(Kaltton) bei 22 Stunden Licht pro Tag gestellt, weil<br />

diese sehr nah an die Stecklinge herangeführt werden können<br />

und so das nötige Licht für ein rasches Anwachsen liefern,<br />

ohne dass Verbrennungsgefahr besteht.“ Natürlich kann man<br />

die Stecklinge auch direkt unter Natriumdampf-Lampen für<br />

die Blüte stellen. Dadurch bleiben sie zwar kleiner, aber man<br />

spart viel Material, Energie und Zeit. Die Anbaumethode, bei<br />

der viele Stecklinge von einer Mutterpflanze gleichzeitig<br />

aufgezogen werden, nennt man Sea-of-Green.<br />

Neben der vegetativen (ungeschlechtlichen) Vermehrung mit<br />

Stecklingen, gibt es auch die reproduktive (geschlechtliche)<br />

Ver-mehrung mit Samen. Der Vorteil liegt darin, dass bestimmte<br />

Merkmale gezielt weitergezüchtet und kombiniert werden<br />

können. Dabei entstehen oft neue Sorten, was im Sinne der<br />

Erhaltung der biologischen Artenvielfalt ist. Dafür benötigt<br />

man allerdings mehr Zeit und ein wenig Kenntnis der Vererbungslehre<br />

(da gibt es bestimmt mal ein Special drüber).<br />

„Normalerweise<br />

sucht man sich die<br />

schönste männliche<br />

und weibliche Pflanze<br />

aus und lässt sie<br />

isoliert von den<br />

anderen aufwachsen,<br />

bis die weibliche<br />

Pflanze bestäubt<br />

wurde. Ich bevorzuge<br />

es eine männliche<br />

Pflanze separat aufzuziehen<br />

und dann<br />

von jeder weiblichen<br />

je einen unteren Trieb<br />

zu bestäuben.“ erläutert<br />

sie „So habe<br />

ich viele verschiedene<br />

Sorten und kann ein<br />

eventuelles Zwittern<br />

der Pflanzen in der<br />

späten Blüte verhindern.<br />

Der Ertrag wird<br />

dadurch nur unwesentlich<br />

beeinflusst.“<br />

Indoor Growing Tipps #7<br />

So sieht eine Mutterpflanze nach drei Wochen in der Blüte aus.<br />

„Nachdem ich zwei oder drei Mal Stecklinge geschnitten habe,<br />

lasse ich die Mutterpflanze noch einmal kräftig wachsen und<br />

schicke sie dann in die Blüte. Das gibt dann einen richtig<br />

schönen Busch mit vielen Blüten“, freut sie sich.<br />

Jetzt habt ihr also die Grundlagen einer erfolgreichen Hanf-<br />

Zucht kennen gelernt und mit <strong>Juli</strong>as schönen Pflanzen<br />

demonstriert bekommen. Beim meinem nächsten Besuch wird<br />

sie noch etwas über verschiedene systematische Anbaumethoden<br />

erklären, damit jeder sein optimales System findet.<br />

1. Der Abbau von Cannabinoiden wird durch Wärme, Licht und Frischluft<br />

beschleunigt und Feuchtigkeit erhöht die Schimmelgefahr.<br />

2. Die Ernte behält am längsten eine gute Qualität, wenn sie gut verpackt<br />

und getrocknet in einem dunklen und kühlen Raum wie dem Keller aufbewahrt<br />

wird.<br />

3. Nach der Ernte können die Pflanzen zum erneuten Wachsen angeregt<br />

werden und so als Mutterpflanze dienen.<br />

4. Alle Stecklinge einer Mutterpflanzen sind Klone und daher in ihren<br />

Merkmalen (Geschlecht, Wuchsform, Wirkung, Aroma und Blütezeit) identisch.<br />

5. Die Erde muss anfangs stets feucht gehalten werden, weil die jungen<br />

Stecklinge noch keine Wurzeln haben um den ganzen Topf zu nutzen.<br />

6. Bei der Vermehrung mit Samen können bestimmte Merkmale gezielt<br />

weitergezüchtet oder kombiniert werden.<br />

7.Die männlichen Pflanzen müssen getrennt aufgezogen werden, weil es<br />

sonst zu ungewollter Bestäubung kommt.<br />

guerilla growing<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Das Guerilla Growing Team Ein regelrechter „Hanfbusch“<br />

Die Buds entwickeln sich rasch, weil die Pflanze<br />

bereits einmal geblüht hat.<br />

9


10<br />

jorges guerilla growing<br />

Jorges Garten Kalender<br />

<strong>Juli</strong> <strong>2004</strong><br />

Gewinnen!<br />

Gewinnspiel:<br />

AQUA SAFE<br />

Jorges Grow-Frage des Monats:<br />

Wie verhinderst du, dass dein Grow<br />

überflutet wird?<br />

Unter allen richtigen Antworten auf Jorges Grow-Frage<br />

verlosen wir einen Aqua Safe von BTT. Mit dem Gerät wird<br />

das Befüllen des Tankes zur idiotensicheren<br />

Angelegenheiten. Ist vor allem was für größere Tanks.<br />

Einfach Lösung bis zum 30. <strong>Juli</strong> <strong>2004</strong> an<br />

gewinnen@hanfjournal.de mailen.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Magersucht<br />

Outdoor:<br />

Man kann immer noch Samen und Steckis setzen. Ziehe<br />

Samen drinnen vor und setzte sie dann raus, um beste<br />

Resultate zu erzielen.<br />

Sämlinge und Setzlinge werden jetzt nach draußen gepflanzt.<br />

Beim Umtopfen von „gespargelten“ Pflanzen wird der Stängel<br />

bis zum ersten richtigen Blattpaar eingetopft. Der unterirdische<br />

Teil des Stammes wird Wurzeln schlagen.<br />

Denkt dran: Abhärten vor dem Aussetzen. Wisst ihr nicht<br />

mehr wie? Dann ab zu www.hanfjournal.de, in der Rubrik<br />

Growing steht es in meinem Kalender vom Mai!<br />

Der Wasserbedarf nimmt bis Anfang September hin<br />

beständig zu!! Das heißt genug gießen, wenn nötig! Manche<br />

mischen wasserabsorbierende Polymer-Kristalle mit in den<br />

Boden, um ihm eine größere Speicherkraft zu geben. Eine<br />

gesunde „Frau“ in einem 30 Liter-Topf verbraucht locker<br />

fünf Liter pro Tag.<br />

Nur wer jede Woche gießen kann, verwendet Flüssigdünger.<br />

Im Moment brauchen die Pflanzen mehr N als P und K,<br />

entsprechende Dünger verwenden! Vorsicht vor Überdüngung!!<br />

Hohe Pflanzen werden heruntergebunden, um die Gefahr<br />

der Entdeckung zu minimieren. Spitzen abschneiden, um<br />

das Wachstum einzudämmen.<br />

Wurzeln müssen vorm Gekochtwerden gerettet werden,<br />

indem man die Töpfe vor direktem Sonnenlicht schützt.<br />

Indoor:<br />

Temperaturen unter 30 Grad Celsius sind essenziell damit<br />

es beständig wächst.<br />

Die Luftfeuchte nimmt indoor oft zu, wenn es draußen<br />

heißer wird. Man lässt die Temperaturen in der Nacht um<br />

zehn Grad kälter werden als am Tag und die Abluft die<br />

Nacht durchlaufen, um Kondenswasserbildung zu<br />

vermeiden.<br />

Die Pflanzen verbrauchen bei Hitze mehr Wasser als sonst,<br />

aber die gleiche Menge an Nährstoffen. Verdünne die<br />

Nährlösung entsprechend! Eine gesunde Pflanze in einem<br />

acht Liter-Topf verbraucht schnell einen Liter pro Tag. Aber<br />

nicht ertränken!<br />

Die Pflanzen werden einmal pro Monat mit einer sehr<br />

leichten Düngerlösung gespült.<br />

Immer wieder die Unterseiten der Blätter auf Schädlinge<br />

untersuchen!<br />

Gerüche entfernen erfahrene Grower mit Ozon-Generatoren<br />

oder Aktivkohlefiltern, bevor sie nach außen geleitet werden.<br />

Viele schneiden schon früh neue Stecklinge, damit bei der<br />

Ernte gleich wieder neu gestartet werden kann. Aber<br />

Achtung: Wenn es über den Sommer zu heiß wird, lieber<br />

eine Pause einlegen.<br />

Bilder und englischen Orginaltext<br />

findet ihr unter www.hanfjournal.de<br />

Jorges Grow Corner<br />

Text: Jorge Cervantes<br />

Übersetzung: Dirk Rehahn<br />

Durch Pythium-Befall kommt es zu Infektionen, geringeren<br />

Ernten und sogar zu ganzen Ernteausfällen. Pythium verbreitet<br />

sich gerade in Hydrokulturen sehr schnell. Vor allem Systeme<br />

mit geschlossenem Wasserkreislauf bieten den Pilzen ideale<br />

Möglichkeiten zur rapiden Verbreitung in der gesamten Zucht.<br />

Pythium gedeihen am besten in anaerobem, also sauerstoffarmem,<br />

24 bis 33 Grad Celsius warmen, stehendem Wasser.<br />

Stark tonhaltige Erde mit schlechter Drainage begünstigt das<br />

Pythium-Wachstum genauso.<br />

Pythium kann man durch nicht sterilisierte Werkzeuge,<br />

verdorbenes Wasser oder von verrottenden Wurzeln bekommen.<br />

Es kann auch durch infizierte Pflanzen verbreitet werden.<br />

Der Schlüssel zur Bekämpfung und Vermeidung von Pythium<br />

heißt Sauerstoff. Erfahrene Grower sorgen immer für genug<br />

Sauerstoff im Wurzelbereich sowie in der Nährlösung. Dabei<br />

ist die Temperatur des Wassers von großer Bedeutung. Je kälter<br />

das Wasser ist, desto mehr Sauerstoff kann es aufnehmen.<br />

Anbei eine Tabelle, die zeigt, wie viel Sauerstoff Wasser bei<br />

den verschiedenen Temperaturen aufnehmen kann:<br />

10 °C–13 ppm (Parts Per Million)<br />

20 °C–10 ppm<br />

30 °C–7 ppm<br />

Sommer und Herbst sind die Jahreszeiten,<br />

in denen „Pythium“ normalerweise<br />

auftritt. „Pythium“ ist ein<br />

Gattungsname für verschiedene<br />

Wurzel- und Stammfäule-Pilzarten,<br />

darunter Verticillium, Phytophtora,<br />

Fusarium oder eben Pythium.<br />

Die Wurzeln verdoppeln pro zehn Grad Ce lsius Temperaturerhöhung<br />

ihren Sauerstoffbedarf. Die Aufnahmekapazität des<br />

Wassers verringert sich gleichzeitig um mehr als 25 Prozent.<br />

Ab 22 Grad Celsius ist also schnell nicht mehr genug Sauerstoff<br />

im Wasser vorhanden. Dies führt zu anhaltender Sauerstoffunterversorgung.<br />

Langsames Wachstum, Mangelerscheinungen,<br />

Wurzelsterben und geringere Erträge sind die Folgen. Dieser<br />

Stress macht die Pflanzen anfällig für weitere Krankheiten und<br />

Schädlinge.<br />

Symptome:<br />

Welke, gelbe, schlaffe Blätter, häufig mit Mangelerscheinungen.<br />

Der pH-Wert wird langsam immer saurer.<br />

Die Wurzelspitzen oder Wurzeln sind braun – könnte aber<br />

auch Zeichen von Überdüngung oder Färbung durch organische<br />

Dünger sein.<br />

Geringer Wasserverbrauch.<br />

Wurzeln werden braun und schleimig, fangen an zu stinken.<br />

Oft auch wenn die Pflanze oben noch gesund wirkt.<br />

Die äußere Haut der Wurzel lässt sich leicht abziehen und fühlt<br />

sich matschig an.<br />

Schon beschädigte Wurzeln werden nicht wieder gesund, bei<br />

nur leicht infizierten besteht Hoffnung, wenn sie sofort<br />

behandelt werden.<br />

Prävention:<br />

Achte auf gesunden, kräftigen, stressfreien Wuchs. Wenn ein<br />

System einmal von Pythium befallen ist, so ist es fast unmöglich,<br />

ihn wieder auszutreiben. Am besten, man schmeißt alles weg,<br />

was nicht zu sterilisieren ist und fängt dann mit neuen Pflanzen<br />

an. Benutze Zusatzmittel, um den Tank sauber und biologisch<br />

gesund zu halten. Wechsele den Tankinhalt regelmäßig und<br />

desinfiziere ihn auch immer wieder. Halte die Temperatur der<br />

Nährlösung zwischen 19 und 22 Grad Celsius. Achte auf<br />

regelmäßige Sauerstoffzufuhr durch Luftpumpen oder H2O2-<br />

Gaben.<br />

pH-Wert unter 6,2.<br />

Erde<br />

Immer gut sterilisierte, gesunde Erde nehmen. Wenn nötig, mit<br />

Zuschlagstoffen zur besseren Drainage und Luftigkeit versehen.<br />

Vermeide Überwässerung. Eine vollgesogene Erde bietet<br />

anaerobe Bedingungen. Achte auf braune Wurzeln. Gestresste<br />

Pflanzen erwischt es immer zuerst. Also nicht zögern und alle<br />

ungesunden Pflanzen rausschmeißen.<br />

pH Wert um 6,5.<br />

Growing leicht gemacht!<br />

Halte die Wurzeltemperatur niedrig, 15 bis 21 Grad Celsius<br />

sind ideal. Auch in Erde kann man Luft pumpen!<br />

Behandlung von Pythium<br />

Entferne betroffene Wurzeln und Erde großflächig. Achte auf<br />

bessere Drainage und auf genug Freiraum zwischen den<br />

Pflanzen.<br />

1. Tauche die übrig gebliebenen Wurzeln eine gute Minute in H2O2.<br />

2. Sterilisiere alles Equipment mit einer fünfprozentigen Bleiche-<br />

Lösung.<br />

3. Füge Anti-Pythium Mittel, Vitamin B1 und frische, leichte<br />

Nährlösung in den sterilisierten Tank. Halte die Temperatur so niedrig<br />

wie möglich. Reduziere am Anfang die Lichtintensität, bis die Wurzeln<br />

wieder neu ausschlagen.<br />

Biologische Zusatzstoffe beinhalten unter anderem Vitamine,<br />

Hormone und Nährstoffe, um die Pflanze zu stärken und um<br />

positive Bakterienkulturen um die Wurzeln herum anzusiedeln.<br />

Solche Zusatzstoffe sollten immer mit beigegeben werden. Es<br />

gibt auch die Bakterienkulturen selbst zu kaufen. Diese lassen<br />

Pythium keinen Raum und verarbeiten auch altes<br />

Wurzelmaterial zu neuen Nährstoffen.


TEIL XII: PSYCHOAKTIVA<br />

Die entheogenen<br />

Piperazine TFMPP und BZP<br />

In diesem Teil geht es um (noch) ziemlich unbekannte<br />

Drogen, die psychoaktiven Piperazine. Diese<br />

aus der tierärztlichen Praxis stammenden Medikamente<br />

provozieren diverse, den Psychonauten<br />

erfreuende Wirkungen, sodass davon ausgegangen<br />

werden kann, derlei Psychoaktiva künftig häufiger<br />

im Party- oder Tripsetting anzutreffen. Sollte sich<br />

die subkulturelle Entwicklung der Pharmaka in<br />

gleichem oder ähnlichem Maße verstärken, wie dies<br />

in den vergangenen Jahren der Fall war, so ist eine<br />

Aufnahme der Stoffe ins BtMG nur eine Frage der<br />

Zeit. Anmerkung: Auch das bekannte Viagra<br />

(Sildenafil-citrat; 1-[[3-(6,7-dihydro-1-methyl-7- oxo-<br />

3-propyl-1H-razolo[4,3-d]pyrimidin-5-yl)-4exoyphenyl]sulfonyl]-4-methylpiperazin-citrat)<br />

ist<br />

ein Piperazin, allerdings kein psychotropes. Daher<br />

wird der Stoff hier nicht weiter behandelt.<br />

Die Substanzen BZP und TFMPP<br />

BZP (N-Benzylpiperazin; 1-benzyl-1,4-Diazacyclohexan<br />

Dihydrochlorid) und TFMPP (1-(3-<br />

Trifluoromethylphenyl)Piperazin; N-(a,a,a-Trifluorom-tolyl)Piperazin;m-Trifluormethylphenylpiperazin)<br />

sind sogenannte Piperazinderivate mit<br />

psychoaktiven, nämlich entaktogen bzw. entheogenen<br />

Eigenschaften. Piperazine (auch Diäthylendiamine)<br />

sind antibiotisch wirksame Verbindungen,<br />

welche hauptsächlich in der Tiermedizin<br />

eingesetzt werden. Hühner und Schweine bekommen<br />

Piperazine gegen parasitären Befall, z. B.<br />

gegen Würmer.<br />

Gängige Straßennamen für BZP sind A2, Legal E<br />

und Legal X und für TFMPP Molly und TMFPP.<br />

BZP wurde 1944 für den Einsatz in der Veterinärmedizin<br />

synthetisiert und erzeugt Speed-ähnliche<br />

Effekte. Mit 3-CPP (1-(3-Chlorophenyl)Piperazin)<br />

kursiert ein naher, aber etwas milder wirksamer<br />

Verwandter des TFMPP auf dem Markt. Weitere,<br />

bisher unbekannte Abkömmlinge sind MDBP (N-<br />

(3,4-methylenedioxybenzyl)Piperazin), MCPP (1-<br />

[3-chlorophenyl]Piperazin) und MEOPP(1-[4methoxyphenyl]Piperazin).<br />

Dosierung, Wirkungen & Nebenwirkungen<br />

Psychoaktive Dosierung liegt bei BZP zwischen 150<br />

und 500, bei TFMPP zwischen 25 und 100 Milligramm.<br />

Eine tödliche Dosierung ist bisher nicht<br />

bekannt.<br />

BZP wirkt Methamphetamin-ähnlich, bei einer<br />

Wirkdauer von sechs bis zehn Stunden. Piperazine<br />

werden über den Gastrointestinaltrakt absorbiert.<br />

Über die psychoaktive Pharmakologie der Piperazine<br />

ist bislang nichts bekannt, da die Wirkungen<br />

aber als empathogen, sogar MDMA-ähnlich bezeichnet<br />

werden müssen und gleichzeitig eine<br />

halluzinogene Komponente mit einspielt, liegt der<br />

Verdacht nahe, dass die psychotropen Effekte unter<br />

Einbeziehung des Serotoninhaushaltes produziert<br />

werden.<br />

Nebenwirkungen können sich in Herzleistungsstörungen,<br />

Bluthochdruck, motorischer Unruhe und<br />

gesteigerter Körpertemperatur manifestieren. Hohe<br />

Dosierungen bewirken zum Teil Halluzinationen,<br />

Konvulsionen und Depressionen.<br />

Es ist ratsam Piperazine nicht mit anderen Pharmaka<br />

zu kombinieren. Auf die gleichzeitige Einnahme<br />

von Piperazinen und MAO-Hemmern und Alkohol<br />

sollte unbedingt verzichtet werden.<br />

Literatur:<br />

Berger, Markus (2002), TFMPP – Ein entheogenes<br />

Entaktogen, Entheogene Blätter 10-02: 26-30; auch<br />

als PDF beim Bremer ARCHIDO unter:<br />

www.archido.de/eldok/publ/berger/tfmpp_entaktogen_0<br />

2.PDF<br />

Berger, Markus (2003), Triflouromethylphenylpiperazine<br />

(TFMPP) – An entheogenic entactogen, The<br />

Entheogen Review XII(2): 49-52; auch online zu<br />

finden unter:<br />

www.erowid.org/chemicals/tfmpp/tfmpp_article1.shtml<br />

Melzer, Walter (1990), Arzneimittellehre, Müchen-<br />

Wien-Baltimore: Urban und Schwarzenberg, Seite<br />

83<br />

www.gpcr.org/7tm/ligand/Organon/Tablig/LIG_C16015<br />

693.html<br />

www.erowid.org/chemicals/piperazines/piperazines.shtml<br />

www.erowid.org/chemicals/tfmpp/tfmpp.shtml<br />

www.erowid.org/chemicals/bzp/bzp.shtml<br />

www.tiaft.org/tiaft2001/lectures/l45_staack.doc<br />

Markus Berger<br />

Psychoaktiva<br />

lsd, psilocybin, dmt, meskalin, dom, 2c-b, mda,tropeine, ibogain, harmanalkaloide, isoxazole, ketamin, salvia divinorum, pcp, Amphetamin und Methamphetamin, Koffein, Cocain, Ephedrin, myristicin,<br />

safrol, mdma, ghb, mdea, bdb, opiate, heroin, methadon, fentanyle, valium, rohypnol, barbiturate<br />

Dr. med. Franjo Grotenhermen<br />

ist Mitarbeiter des nova-Instituts<br />

in Hürth bei Köln und Vorsitzender<br />

der Arbeitsgemeinschaft<br />

Cannabis als Medizin (ACM).<br />

cool tour<br />

Dr. med. Franjo Grotenhermen klärt auf:<br />

Klüger werden mit dem Hanf Journal<br />

Kann man Cannabis oder THC auch spritzen?<br />

Eine Anzahl von Cannabis-Konsumenten hat versucht, sich<br />

Cannabis-Produkte zu spritzen, beispielsweise indem sie<br />

Haschisch aufgelöst oder Cannabis-Blüten gekocht und sich<br />

den abgeseihten Tee injiziert haben – und es oft bereut. Ob<br />

dabei immer gesundheitsschädliche Wirkungen aufgetreten<br />

sind, ist nicht bekannt. Bei den Fällen, die medizinisch bekannt<br />

wurden, traten allerdings zum Teil erhebliche Schäden auf.<br />

Bei meiner Suche habe ich in der wissenschaftlichen Literatur<br />

elf Berichte über Fälle, bei denen Cannabis intravenös (in<br />

die Venen) gespritzt worden war,<br />

gefunden. Der älteste dieser Berichte<br />

stammt aus dem Jahre 1968, der<br />

jüngste aus dem Jahre 2000.<br />

Der Fallbericht von 1968, der in einer<br />

britischen Ärztezeitschrift veröffentlicht<br />

wurde, handelt von einem<br />

Konsumenten, der sich Haschisch<br />

spritzte und einen Kreislaufzusammenbruch<br />

erlitt, von dem er<br />

sich aber wieder erholte. 1975<br />

berichteten Ärzte in einer amerikanischen<br />

Ärztezeitschrift von vier<br />

Fällen, bei denen schwere Magen-<br />

Darm-Störungen, schwere Leberentzündungen,<br />

akutes Nierenversagen<br />

sowie Störungen der<br />

Zusammensetzung des Blutes<br />

aufgetreten waren. In einer Veröffentlichung<br />

aus dem Jahre 1976 wurde<br />

von zwei Fällen berichtet, bei denen<br />

ein Blutdruckabfall, Störungen der<br />

Nierenfunktion, Auflösung von Muskelfasern und eine<br />

Abnahme der Zahl der Blutplättchen beobachtet worden<br />

waren. Diese Wirkungen verschwanden nach einiger Zeit<br />

wieder vollständig. Auch über allergische Reaktionen wurde<br />

nach intravenöser Gabe von Cannabis-Produkten berichtet.<br />

Wegen der Vielzahl der möglichen zum Teil schweren Nebenwirkungen<br />

ist eine intravenöse Gabe von Produkten aus der<br />

Cannabis-Pflanze nicht zu empfehlen.<br />

THC kann dagegen gespritzt werden. Allerdings erfordert<br />

dies spezielle Kenntnisse und Vorbereitungen. THC wurde<br />

bereits in vielen Tierversuchen und auch in einigen klinischen<br />

Studien mit Menschen intravenös verabreicht. THC ist sehr<br />

schlecht wasserlöslich und löst sich daher auch schlecht im<br />

Blut. Die Löslichkeit von THC in lauwarmem Wasser beträgt<br />

nur etwa drei Milligramm pro Liter. THC muss daher vor<br />

der intravenösen Gabe in Substanzen gelöst werden, die<br />

ihrerseits in Wasser löslich sind, wie beispielsweise Äthanol<br />

(Alkohol), Polyäthylenglykol oder Twen 80 (Polyoxyäthylensorbitanmonooleat).<br />

In einer jüngeren klinischen Studie, bei<br />

der die Wirkung von intravenösem THC mit inhaliertem<br />

THC verglichen wurde, wurde THC in Alkohol und Tween<br />

80 gelöst und anschließend mit Ultraschall beschallt. Es ist<br />

also durchaus möglich, THC zu spritzen. Das ist allerdings<br />

keine Angelegenheit für den Hausgebrauch.<br />

In der Medizin ist es oft von Vorteil, Medikamente auch<br />

intravenös geben zu können. Daher wurden bereits in den<br />

70er-Jahren wasserlösliche synthetische Cannabinoide<br />

entwickelt. Zur Zeit wird das synthetische Cannabinoid<br />

Dexanabinol in klinischen Studien an<br />

Personen, die bei einem Unfall eine<br />

schwere Kopfverletzung erlitten,<br />

getestet. Dexanabinol ist ein<br />

nervenschützendes Cannabinoid und<br />

die beteiligten Wissenschaftler und<br />

Ärzte hoffen, mit Dexanabinol die<br />

Folgen der Verletzung auf die<br />

Gehirnfunktion abmildern zu können.<br />

Dazu muss die Substanz möglichst<br />

schnell (innerhalb weniger Stunden)<br />

nach dem Unfall intravenös gegeben<br />

werden.<br />

Der Wirkungsverlauf nach intravenöser<br />

Gabe von THC entspricht<br />

ungefähr dem beim Rauchen. Auch<br />

nach dem Rauchen steigt die THC-<br />

Konzentration im Blut sehr schnell<br />

an, ist nach drei bis acht Minuten am<br />

höchsten und fällt dann wieder ab.<br />

Die maximale Wirkung tritt allerdings<br />

erst nach etwa 20 bis 30 Minuten ein.<br />

Diese Wirkungsverzögerung beruht auf der Zeit, die das<br />

THC benötigt, um an die Bindungsstellen im Gehirn zu<br />

gelangen. Wegen der Fettlöslichkeit benötigt THC eine<br />

gewisse Zeit, um die so genannte Blut-Hirn-Schranke zu<br />

überwinden, die dafür sorgt, dass bestimmte Substanzen<br />

nicht oder nur schlecht aus dem Blut in die Gehirnflüssigkeit<br />

gelangen. Auch beim Spritzen von THC tritt diese<br />

Wirkungsverzögerung auf. Wer sich also THC spritzen will,<br />

um eine schnellere Wirkung zu erzielen, wird enttäuscht<br />

sein, dass die Wirkung nicht wesentlich schneller eintritt als<br />

nach dem Rauchen. Wer eine sehr starke Wirkung wünscht<br />

und sich große Mengen injiziert, muss mit starken Wirkungen<br />

auf den Kreislauf rechnen.<br />

Zusammengefasst möchte ich vom Spritzen von Cannabis-<br />

Produkten abraten. Das Spritzen von Haschisch oder<br />

Cannabis-Tee hat in der Vergangenheit zu starken Nebenwirkungen<br />

und zu unfreiwilligen Aufenthalten im<br />

Krankenhaus geführt. Reines THC kann dagegen mit einigen<br />

Kenntnissen und Vorbereitungen gespritzt werden. Es ergibt<br />

sich hinsichtlich des Wirkungseintritts allerdings vermutlich<br />

kein Vorteil gegenüber dem Rauchen.<br />

11<br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Adrenalinjunkie


12<br />

cool tour<br />

Coppelius - 1803<br />

(coppelius / noiseworks records)<br />

Coppelius aus Berlin lässt den guten Ton in die Konzertsäle<br />

zurückkehren. Fünf elegante Herren geben sich in Gehröcken<br />

die Ehre und spielen Rockmusik auf klassischen<br />

Orchesterinstrumenten. Max Coppella und Comte Caspar<br />

spielen Klarinette und singen gemeinsam mit Graf Lindorf,<br />

der sich auch für das Cello verantwortlich zeichnet. Sissy Voss<br />

zupft am Kontrabass und Nobusama trommelt am Schlagzeug.<br />

Auf ihren Konzerten bieten Coppelius dem Publikum eine<br />

außergewöhnliche Show, wovon man mit der vorliegenden EP<br />

schon einen gewissen Einblick bekommt: „I Get Used To It“<br />

läuft über einen SkaPunk-Beat, während „Be Prepared“ in<br />

unterschiedlichen Tempi einfach nach vorne rockt. Bei<br />

„Abendstimmung“ wird dann die Muttersprache bevorzugt,<br />

bevor mit „Dreaming“ die wohl musikalischste Nummer in<br />

mein Ohr dringt. - Ursprünglich aus dem 19. Jahrhundert<br />

erschienen, ließ die klassischen Musiker am 18.06.1815 ein<br />

dauerhafter Stromschlag ungebührlich laut werden. Mysteriöse<br />

Tonwerkzeuge in den Händen, sorgen sie für mehrstündige<br />

Aufläufe in großen Hallen und verbreiten glückselige Hysterie.<br />

Diese Zustände sind wiederholbar und halten über Wochen<br />

an. Als wohlerzogene Absolventen der Luxemburgischen<br />

Reiterakademie genießen sie gerade beim weiblichen Geschlecht<br />

großes Vertrauen. Aufwandentschädigungen sind, gemessen<br />

an der Freude, die sie verbreiten, in jeder Höhe gerechtfertigt.<br />

Wo sie einmal einkehrten, wartet man täglich auf ihre<br />

Wiederkehr.<br />

Weitere Infos:<br />

www.coppelius-band.de<br />

www.noiseworks.net<br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Fettsucht<br />

Gewinnen, Gewinnen, Gewinnen<br />

Die ersten drei Mails, die uns mit dem Betreff “Antaris”<br />

erreichen, gewinnen je zwei Eintrittskarten. Also hop hop!<br />

Mail an gewinnen@hanfjournal.de<br />

Rechte raus!<br />

Rechtsweg auch!<br />

Text: Roland Grieshammer<br />

laugh and dance Antaris – 16. bis 19. <strong>Juli</strong> in Fehrberlin<br />

Seit nunmehr zehn Jahren organisiert ein „small team of<br />

experts“ die Antaris. Das Motto „Lachen und Tanzen“ passt<br />

genau zu diesem Event, das wieder auf der selben Kuhweide<br />

stattfindet wie die letzten acht Jahre. Gute Musik, gute Laune<br />

und ein offenes Himmelszelt sind auch dieses Jahr auf dem<br />

Antaris-<br />

Project-Festival in der Nähe von Berlin garantiert.<br />

Ananto (Fluorecent Networks, www.infin-ET.de) wird mal<br />

wieder die Deko zaubern. Mit der Erfahrung der letzten Jahre<br />

kann sich jeder ausmalen, mit welch knallig buntem Fadendeko<br />

Ananto dieses Jahr aufwartet. Für die Schallwellenverbreitung<br />

werden über 150.000 Watt zur Verfügung stehen, was wohl<br />

für eine Goa-Party einmalig sein sollte. Dies bietet den<br />

internationalen DJs und Live Acts die Möglichkeit neue<br />

Klangwelten und Räume des friedlichen Abfeierns zu schaffen.<br />

Unterstützt von Tron Laser, Magic Pyramid und Performance-<br />

Künstlern aller Art.<br />

Die passende Musik ist eigentlich eine Geschmacksfrage, doch<br />

auf der Antaris bekommt ihr (sogar wissenschaftlich belegbar)<br />

die tanzbarste Musik. Denn es ist eines der größten Goa-<br />

Festivals der Republik. Goa Trance (auch bekannt als<br />

Psychedelic Trance) ist eine Stilrichtung der elektronischen<br />

Musik, die sich Ende der 80er-Jahre aus Trance entwickelt hat.<br />

Benannt nach einem indischen Bundesstaat, der sich zu einer<br />

Fünf Sterne deluxe - Wir sind im Haus (yo mama / four music)<br />

Die Deutsche Nationalmannschaft des HipHop ist zurück!<br />

Tobi, Bo & Marcnesium trumpfen - mittlerweile nur noch zu<br />

dritt - mit ihrer neuen EP wieder voll auf. Die neuen<br />

Produktionen profitieren von allen Solo-Aktivitäten und<br />

bündeln die neu gewonnenen Skillz des Teams im neuen Fünf<br />

Sterne-Style. Der Opener „Wir sind im Haus“ ist dann auch<br />

gleich eine partytaugliche Hymne, die mir ein Lächeln auf<br />

das Gesicht zaubert. Beim Interlude „Faxe Future“ wird für<br />

41 Sekunden der Vocoder ausgepackt. „Ist das wirklich alles?“<br />

glänzt mit den typisch provokanten Fragen, ob man mit<br />

materialistischem Denken wirklich weiter im Leben kommt.<br />

Auch ich sage dazu: Nein! „Bülsen Panomal“ ist dann wieder<br />

ein alberner Skit à la Hamburger Humor. Die Jungs sind und<br />

bleiben einfach superfertig und das ist gut so! Auf der Suche<br />

nach dem besten Weed und den besten Beats ist die Gag-<br />

Combo im Track „Es tut so gut“, bei dem der Refraingesang<br />

mit schön hochgepitchter Stimme gemütlich vor sich her<br />

trippelt. Die „Rituelle Heilung“ klimpert so lange, bis der<br />

nächste Ofen angezündet wird und damit „Wolken“ gemacht<br />

werden. Auf dem Hidden-Track „Wir sind draußen“ singen<br />

die drei im Chorus schließlich so bescheuert, dass ich mich<br />

echt nur freuen kann, endlich wieder deutschen HipHop<br />

deluxe zu hören. - Mit neuer Energie und zu jeder Tat bereit<br />

wird der Sommer laut, leise, ernst und lustig, denn am 5. <strong>Juli</strong><br />

sind die Fünf Sterne wieder im Haus - und mit dieser EP in<br />

jedem gut sortierten Musikfachhandel.<br />

Unterstützen Sie deshalb die politische<br />

Arbeit des DHV, privat oder als Firma.<br />

Email: buz@ hanfverband.de<br />

Tel: +49 (0) 30. 44 71 66 53<br />

Lettestraße 3<br />

10437 Berlin<br />

mehr Infos unter www.hanfverband.de<br />

Art Mekka von Hippies, Rucksacktouristen und anderen<br />

Aussteigern der westlichen Industrieländer entwickelte. Goa<br />

ist sehr spacig, treibend, teilweise sehr von Tribal beeinflusst<br />

und gerne auch mal mit Gitarrensounds unterlegt. Doch das<br />

entscheidende sind die Beats pro Minute (BPM), denn die<br />

bewegen sich bei Goa im Rahmen von 135 bis 150 BPM. Mit<br />

dieser Frequenz kommt vereinfacht ausgedrückt das<br />

menschliche Rhythmusgefühl am besten klar und macht die<br />

wenigsten Fehler.<br />

Die Antaris ist neben der VOOV (die im August stattfindet)<br />

das wohl älteste europäische Trance-Festival und ist mittlerweile<br />

eine feste Größe mit Kultstatus. Die erste Party feierten sie im<br />

Jahre 1993 im Berliner Umland . Nach einer zweijährigen Pause<br />

wurde dann im brandenburgischen Tarmow zum Tanz gebeten.<br />

Tarmow zog dann in den folgenden sieben Jahren zahlreiche<br />

Besucher an und wird wohl auch noch in den nächsten Jahren<br />

die Location in Form einer Kuhweide darstellen. Das heißt ein<br />

Stück Natur, wo sich sonst nur Kühe verwirklichen, wurde in<br />

einen brodelnden Kessel aus spacigem Licht, Farben, Psy-<br />

Trance und einem kräftigen Schuss Spaß umgewandelt. Dass<br />

auf Goa-Partys viel Wert auf eine entsprechende (also auf eine<br />

alles andere als von dieser Welt kommende) Dekoration gelegt<br />

wird, steht für sich, doch die Antaris stellen zusammen mit<br />

Ananto wohl eine der bekanntesten Goa-Dekorationen. Na,<br />

wenn das mal nichts verspricht.<br />

Selbstverständlich gibt es nicht nur einen Main-Floor, der zum<br />

Tanzen einlädt, sondern auch einen zweiten, der jedoch eher<br />

zum Abkühlen geeignet ist. Allein auf dem Second-Floor<br />

erwarten euch rund 20 DJs aus aller Welt zum Kraft tanken.<br />

Für das leibliche Wohl wird natürlich auch gesorgt und eine<br />

internationale und bunte Mischung aus Buden lädt ein zum<br />

Shoppen. Um das Angebot absolut zu vervollständigen, gibt<br />

es auch einen Badesee. Der Eintritt liegt mit 32 Euro in einem<br />

absolut fairen Rahmen. Tarmow liegt an der A 24 zwischen<br />

Berlin und Hamburg und ist daher relativ problemlos zu<br />

erreichen. Ein Bus Shuttle macht es möglich das Auto mal<br />

stehen zu lassen und stressfrei anzukommen (mehr Infos auf<br />

www.reiselogistik.de).<br />

www.antaris-project.de<br />

Teo Nanacatl<br />

Weitere Infos: www.yomama.de, www.moonbootique.com,<br />

www.dasbo.de, www.marcnesium.de<br />

Text: Roland Grieshammer


Clueso >> Gute Musik für überall und jeden<br />

An einem sonnigen Mittag treffe ich mich zum Interview mit<br />

Clueso in den heiligen Hallen von Four Music. Gut gelaunt<br />

begrüßt er mich und nach meiner Begrüßungs-Cola von Susanne<br />

nimmt das Gespräch seinen Lauf. - 1980 unter dem Namen<br />

Thomas Hübner geboren, wurde daraus irgendwann „Clueso“.<br />

Diese Namensfindung erklärt sich so, dass seine Freunde ihn<br />

immer „Inspektor Clueso“ nannten, da er meist etwas<br />

tolpatschig war, aber trotzdem zum Ziel kam. Abgesehen davon<br />

wurde sein alter Amiga-Computer immer mit der Ansage „Hier<br />

ist die Wohnung von Chefinspektor Clueso“ gestartet.<br />

Nachdem Clueso HipHop durch Breakdance etwas kennen<br />

gelernt hat, macht er seit 1995 eigene Musik, anfangs mit EFP<br />

96 (Erfurt Projekt 1996), dann mit den legendären Wostok MCs<br />

in der Besetzung, die heute noch Bestandteil der Clueso-Band<br />

ist (Clueso, DJ Malik, Steer M). In dieser Zeit kommt gerade<br />

der legendäre „Klasse von 95“-Sampler heraus, auf dem u. a.<br />

MC Rene und die Stieber Twins mit ihren ersten Sprechgesängen<br />

glänzen. Im Jahre 1998 folgt nach der geschafften Lehre die<br />

erste eigenhergestellte Vinyl-Veröffentlichung „Clüsolo“ (damals<br />

noch mit „ü“), die auch einen Verlagsvertrag bei BMG Ufa nach<br />

sich zieht!<br />

“Es geht mir gut, wenn mich gute Musik geflasht hat”<br />

Ein Jahr darauf zieht er nach Köln, um<br />

im „10vor10-Studio“ mit DJ Chestnut<br />

aka Arj Snoek und seinem Manager<br />

Andie Welskop Gas zu geben. Denn in<br />

Erfurt gibt es nicht wirklich Strukturen,<br />

und Köln ist bekannt für jede Form von<br />

Bewegung und Produktivität. Hier<br />

kommt er auch mit Grand Agent und<br />

Blumentopf in Kontakt und öffnet sich<br />

nach seiner Reise durch die<br />

Soundsystems des Reggae auch dem<br />

HipHop, wobei dieses Liedermacher-<br />

Ding in Form des Schreibens von Songs<br />

schon immer in ihm steckte. Bei der<br />

offiziellen Opening Party des „10vor10-<br />

Studios“ in Köln lernt er auch Jakober<br />

kennen, der in dieser Zeit bei Four<br />

Music arbeitet und heute mit Thomas<br />

D auf der künstlerischen Lebensgemeinschaft<br />

„Mars“ zusammenwohnt.<br />

Dieser findet Cluesos Demo-Material<br />

so gut, dass es schon 2000 zu einem<br />

Plattenvertrag bei Four Music kommt!<br />

Im Jahre 2001 erscheint seine erste LP<br />

„Text und Ton“, und die Kölner Clueso-<br />

Live-Band „Curfew“ begeistert u. a. das<br />

Publikum bei den “MTV HipHop<br />

Open” in Stuttgart und bei der “Beats<br />

for Life” in Köln. Nach seinem Umzug<br />

2002 zurück nach Erfurt ist Clueso der<br />

Frontmann des „Rowdy-Club-Tapes“,<br />

auf dem sich viel Songmaterial von<br />

Clueso in Albumlänge befindet und das<br />

im neugegründeten „Zughafen“ in<br />

Erfurt produziert wird. Durch einen<br />

Aufenthalt in Neuseeland und den<br />

ganzen Eindrücken aus seiner<br />

unmittelbaren Umgebung, mit denen<br />

er ganze Bände mit Songs füllen könnte,<br />

beginnt er 2003 mit der Produktion vom<br />

zweiten, neuen Album! Währenddessen<br />

kommt es auch zu Kooperationen mit<br />

DJ Vadim und Flowin’ Immo.<br />

In Bezug auf das Zittern in der<br />

Musikbranche frage ich Clueso zu seiner<br />

Einstellung gegenüber der Musikindustrie<br />

und ihrer Zukunft. Und er<br />

antwortet mir mit dem Bild eines<br />

Predigers, der das Leid und den Schmerz eines Volkes dazu<br />

benutzt, seinen Zuhörern die Augen zu öffnen und so seine<br />

Gedanken verbreitet. So verschafft er sich Gehör und auch eine<br />

Form der Erfüllung, denn seine Songs sind alles andere als<br />

hoffnungslos! Auch bei dramatischen Themen haben sie eine<br />

musikalische Leichtigkeit. Sein erstes Gebot: Freude am Sein!<br />

Clueso hat sich von einem Rapper- und Back-Track-Produzenten<br />

zu einem Songwriter mit Leib und Seele entwickelt, der quasi<br />

die Ereignisse der Welt direkt in seinen Stift überträgt und mit<br />

ganz genauen Details in den Textzeilen aufblitzt, die jeder<br />

mitfühlen kann. Die Texte weisen den jungen Erfurter als<br />

sicheren Beobachter menschlicher Schwächen und Träume aus,<br />

die er ungeschönt beschreibt, ohne sich dabei in Klischees zu<br />

verlieren. In seinen Songs geht es ihm um Ehrlichkeit und<br />

Offenheit, und auf die Frage, woher er seine Inspiration zum<br />

Texten nimmt, antwortet mir Clueso ganz nüchtern: „Alles,<br />

was ich sehe“. Viele feinfühlige, lebensnahe Songs finden dafür<br />

auf der neuen Scheibe Platz, die ohne große Ausschweifung<br />

und Pathos auskommen, aber dennoch detailliert von<br />

Alltagssituationen, Sehnsüchten und Begegnungen aus Cluesos<br />

Leben erzählen.<br />

cool tour<br />

13<br />

Mit „Gute Musik“ veröffentlicht Four Music ein Album, das<br />

abseits gängiger Deutsch-HipHop-Muster liegt. Mit Einflüssen<br />

aus HipHop und Reggae, Blues und Jazz singt Clueso mehr<br />

als er rappt. Für das Intro, eine Coverversion, zeichnet sich die<br />

Thüringer Blues-Legende Jürgen Kerth samt Band<br />

verantwortlich. Auf dem Album-Titeltrack „Gute Musik“ sagt<br />

Clueso - auch wenn das Wetter schlecht ist und gerade alles<br />

nicht so läuft - es geht ihm gut, wenn ihn „Gute Musik“ geflasht<br />

hat! Und er freut sich „jeden von meinen Jungs zu sehn“ und<br />

spricht über das Glück, dass man eigentlich gar nicht mehr<br />

wahrnimmt vor lauter schlechten Nachrichten. Ist das Album<br />

eher für zu Hause konzipiert? - Clueso korrigiert mich bei<br />

dieser Frage: „Nicht unbedingt. „Love the people“ kann<br />

beispielsweise live rübergebracht werden wie ein Fön!“<br />

Eines der besten Stücke ist auf jeden Fall „Pizzaschachteln“,<br />

denn der Song hat Charakter, weil Clueso mal einfach so erzählt,<br />

wie sein Zimmer aussieht. Und das sind die Gefühle einer<br />

ganzen Generation, ein bisschen Wohlstands-, ein bisschen<br />

Lost-Generation - unklar, wohin der Weg geht und immer auf<br />

der Suche. Und dann bricht Feuer aus im 3. Stock („Vergessen“),<br />

doch die Gründe dafür, wie leicht Vergessen in dieser Situation<br />

sein kann, weiß nach circa drei Minuten jeder, selbst der<br />

Feuerwehrmann, der ihn da rausholt. Manchmal fehlen einfach<br />

die Wahrnehmungsfilter, man hängt der Gegenwart hinterher,<br />

die Objektivität fehlt, und so wird die Suche nach dem Jetzt<br />

sichtlich schwer. - „Kein Bock Zu Gehn“ ist wohl das am<br />

aufwendigsten durchproduzierte Stück des Albums geworden.<br />

Das Outro lebt nicht nur von der Atmosphäre des Textes und<br />

Gesangs, sondern auch von wahnsinnig schönen Streichersätzen<br />

und feinfühligen wie markanten Bläser-Arrangements. Wer<br />

hat da schon Bock zu gehen?<br />

Das sieht einige Wochen nach diesem Interview schon ganz<br />

anders aus, denn da hab ich extrem Bock zu gehen - und zwar<br />

in den Berliner Magnet Club, denn nach den Auftritten von<br />

Franky Kubrick & Sedoussa rockt Clueso mit seiner Band das<br />

Berliner Publikum und beweist, dass sein Albumtitel keineswegs<br />

übertrieben ist.<br />

Die erste Singleauskopplung heißt „Wart mal“, und auch sein<br />

zweites Album „Gute Musik“ wurde kürzlich veröffentlicht<br />

und ist wirklich zu empfehlen.<br />

www.clueso.de<br />

www.zughafen.de<br />

www.fourmusic.com<br />

Interview & Text: Roland Grieshammer


14<br />

cool tour<br />

Begonnen hat alles 1985 mit der Idee, digitale Video-Clips und<br />

eigens dafür gemixte DJ-Sets zu veröffentlichen: die X-Mix-<br />

Serie ist wohl jedem ein Begriff. Nach anfänglichen Videos für<br />

die Indie- und Punk-Szene wurde immer mehr die Liebe zur<br />

elektronischen Musik entdeckt, und der erste Computer, der<br />

Videos animierte, nannte sich „3Lux“. Die brillant gemixten<br />

Sets verhalfen X-Mix zu großer Anerkennung innerhalb der<br />

Club-Szene, während die Video-Clips weltweit mit Awards<br />

ausgezeichnet wurden. Und der nächste Step war folgerichtig<br />

die Compilation zur X-Mix-Serie, die auf Vinyl veröffentlicht<br />

wurde.<br />

Was Mixmag als „the most important DJ-mix series ever“<br />

bezeichnete, war die DJ-Kicks-Serie, mit der zehn Jahre später<br />

eine revolutionäre Idee verwirklicht wurde. Der Unterschied<br />

zu anderen Compilations lag darin, dass man diesen Sound<br />

nicht nur im Club hören konnte, denn bis dahin waren Mix<br />

Alben „für’s Wohnzimmer“ noch vollkommen unbekannt.<br />

Beflügelt von der Idee, DJ-Mixe auch für die heimische<br />

Stereoanlage zu kreieren, wagten Trendsetter wie Kruder und<br />

Dorfmeister, Nightmares on Wax, Thievery Corporation, Tiga<br />

und die Stereo MCs Vorstöße auf ungewohntes Terrain, die die<br />

DJ-Kicks-Serie weltweit berühmt machte.<br />

1996 sollte dann auch eine Basis errichtet werden, um mit<br />

Künstlern langfristige Kooperationen eingehen zu können und<br />

eine Plattform für Artist-Alben zu schaffen. Um der Vielzahl<br />

von international anerkannten Künstlern aus Europa und den<br />

USA zu ihrem verdienten Erfolg zu verhelfen, entstand ein<br />

globales Netzwerk mit !K7 Offices und Vertrieben auf der<br />

ganzen Welt.<br />

LTJ Bukem & MC Conrad >> Progression Sessions 10<br />

Germany @ 2Be Club Berlin 13.05.<strong>2004</strong><br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Kaffee<br />

Drum’n’Bass ist eine Musikform, die noch nie versucht hat,<br />

gefällig oder massentauglich zu sein. Zumindest nicht von der<br />

Basis ausgehend. Kulturell ist die eigene Identität geschaffen.<br />

Und diese besteht in erster Linie aus DJs, MCs und Produzenten.<br />

Am 13. Mai fand als ganz besonderer Anlass der erste offizielle<br />

deutsche Recording Event im Berliner 2Be Club statt. Nach<br />

„Progression Sessions“ in Tokyo, UK und den USA waren LTJ<br />

Bukem & MC Conrad geladen, um in Berlin zu gegebenem<br />

Anlass die offizielle „Progression Sessions 10 Germany“ CD<br />

live (!) aufzunehmen! Dadurch trägt der Clubvisionär wieder<br />

einmal seine Definition von Drum’n’Bass hinaus in die Welt.<br />

Als Fotograf und Texter hatte ich (leider) nur 20 Minuten das<br />

äußerst lustige Vergnügen, den Mann, der bei seinen Freunden<br />

als Danny Wiliamson bekannt ist, vor dieser Session zu<br />

interviewen. Und der gute LTJ Bukem war erstaunlich relaxt,<br />

obwohl sein MC gerade mit dem Soundcheck ein paar Probleme<br />

zu bewältigen hatte, aber bis zur Party war ja noch etwas Zeit.<br />

So wurde nach Oldschool-Manier der Kugelschreiber gezückt,<br />

um die Antworten Bukems niederzukritzeln und dabei ziemlich<br />

rumzualbern.<br />

Anfangs fragte ich ihn, wann er eigentlich zum ersten Mal in<br />

Deutschland aufgelegt hat und wie er die hiesige Szene beurteilt.<br />

„1994“, entgegnete er mir überlegend, und dass das Zentrum<br />

der deutschen Drum’n’Bass-Szene nach wie vor in Mannheim<br />

und Heidelberg liegt, er allerdings auch Berlin für eine Stadt<br />

mit Potenzial hält. Auch deutsche Produktionen wie die von<br />

Bassface Sascha, Kabuki und der Rawhill Cru gefallen ihm sehr<br />

gut, und das hört man doch gerne. „Es ist hart, ein Label zu<br />

führen“, meint der fleißige Unternehmer - und vor allen Leuten,<br />

die das tun und schaffen, hat er daher allergrößten Respekt.<br />

!K7 Labelportrait<br />

!K7<br />

>> respect the music<br />

!K7 ging es nie darum, Trends<br />

innerhalb der Club-Szene<br />

nachzurennen. Auch wenn man sie<br />

nicht ignorieren kann, entsprach es nicht<br />

den Zielen von !K7, den Hype um<br />

beispielsweise Big Beat oder auch 2Step zu<br />

forcieren. Stattdessen wurde die eigene Identität immer<br />

wieder durch einen eigenen Sound geschaffen. Während andere<br />

Labels eine bestimmte Philosophie verfolgen, konnte man bei<br />

!K7 glücklich sein, dass der Trend immer auf der „richtigen“<br />

Seite war. !K7 war nie ein Dance-Label und als solches auch<br />

nie gedacht!<br />

Vor kurzem führte !K7 Records sehr vorbildlich - wie ich finde<br />

- das „NO copy protection“-Logo ein, um zu respektvollem<br />

Umgang mit Musik aufzurufen. Schließlich will man seine<br />

Lieblingsmusik auch mal verschenken, und vielleicht bekommt<br />

man selbst einmal Musik geschenkt, solche, die man noch gar<br />

nicht kennt und auf die man sonst nie gestoßen wäre. Deshalb<br />

erscheint mittlerweile ein neues Logo auf den !K7-<br />

Veröffentlichungen: „NO copy protection - respect the music“.<br />

Damit klar ist, dass man eine der CDs gekauft hat, die man<br />

so nutzen kann, wie man es möchte. Und damit klar ist, dass<br />

gute Musik einen Anspruch hat - den Anspruch, mit Respekt<br />

behandelt zu werden. Denn nur derjenige, dem Respekt<br />

entgegengebracht wird, nimmt selbst Rücksicht. Das ist auch<br />

ein Zeichen dafür, dass es eine wechselseitige Loyalitität<br />

zwischen dem Käufer und dem Label gibt. Musik ist wertvoll.<br />

Wer sie liebt, behandelt sie dementsprechend: mit Respekt.<br />

Vertrauen ist gut. Nichts ist besser.<br />

Die Entwicklung der ganzen Sache sieht LTJ<br />

Bukem mit positiven Augen, da die Tracks von<br />

ihrer Produktion her immer besser werden, wobei<br />

ihm die legendären Oldschool Breakbeats, mit<br />

denen Ende der 80er alles begann, auch bis heute<br />

immer wieder Freude bereiten. - Abschließend<br />

frage ich ihn, was er sich von der heutigen Nacht<br />

erwartet und was sich dafür in seiner<br />

Plattentasche befindet. Lächelnd antwortet: „Eine<br />

gute Zeit, einen guten Sound mit guten Leuten<br />

- und Respekt!“ Er wird einige Dubplates spielen<br />

und hat auch neuen Stuff von Mathematics, 31<br />

Records und C.I.A. dabei.<br />

Die Halle war ab 23 Uhr geöffnet, und als<br />

schließlich gegen kurz vor 2 Uhr LTJ Bukem und<br />

MC Conrad die Bühne betraten, begann ein Event<br />

der absoluten Extraklasse. Mit der Good Looking<br />

Crew wurde die offizielle deutsche Progression<br />

Session 10 gefeiert, die voraussichtlich im Herbst<br />

<strong>2004</strong> weltweit im Handel erhältlich sein wird.<br />

Auch ein TV-Team von VIVA war am Abend vor<br />

Ort, um Aufnahmen zum Zwecke der weltweiten<br />

Ausstrahlung zu machen. MC Conrad galt wie<br />

immer als wichtiger Bestandteil, da er die Crowd<br />

bereits mit seinen Worten „Are you ready for the<br />

LTJ Bukem?“ zum Kochen brachte. Doch seine<br />

Tätigkeit als unterstützende Stimme in den Reihen<br />

der GLO-Künstler und als Markenzeichen der<br />

Progression Sessions-Reihe bewertet MC Conrad<br />

ziemlich bescheiden: „Ich sehe mich als Rapper,<br />

der seine Stimme so benutzt, dass sie mit den<br />

Harmonien der Musik ineinander greift, genau<br />

so wie das ein Jazz-Sänger machen würde, der<br />

viel reimt und in meinen Augen auch die wahre<br />

Form des MCing repräsentiert, den ,Master of<br />

Ceremony‘.“<br />

LTJ Bukem führte all seine Gäste durch die<br />

Musikstile, die ihn in den 90ern am meisten<br />

beeinflussten - ein Resumée des Drum’n’Bass -<br />

in einer Mischung, die all jenen, die nicht an die<br />

Existenz von so etwas glaubten, die Augen öffnete,<br />

und all denen, die diesen Glauben sowieso schon<br />

hatten, das Herz erwärmte. Und selbst meine<br />

Freundin Geli, die anfangs nicht allzu viel mit<br />

dem Good Looking-Sound anzufangen wusste,<br />

war nach dieser Party restlos begeistert. It’s all a<br />

matter of opinion!<br />

www.goodlooking.org<br />

Roland Grieshammer<br />

!K7 Records<br />

gilt als eines der<br />

weltweit vielseitigsten<br />

Labels für elektronische<br />

Musik. Die internationalen<br />

Erfolge mit Künstlern wie Kruder &<br />

Dorfmeister, Herbert, Ursula Rucker und A Guy Called Gerald<br />

positionierten !K7 als eines der einflussreichsten Independent<br />

Labels. Und auch mit Terranova, Smith & Mighty, Funkstörung,<br />

Ghost Cauldron, Tosca (Richard Dorfmeister & Rupert Huber),<br />

Peace Orchestra (Peter Kruder), Swayzak, Rae & Christian,<br />

Recloose, Spacek, Mike Ladd, Earl Zinger, Five Deez und<br />

weiteren „DJ-Kicks“ - wie der von Vikter Duplaix - wird der<br />

Siegeszug wohl weitergehen.<br />

Das Repertoire von !K7 umfasst dabei sämtliche Varianten<br />

aktueller elektronischer Musik. Dadurch lässt sich !K7 nicht<br />

in eine musikalische Schublade drücken, sondern bleibt offen<br />

für neue Einflüsse und verspricht immer die typisch hohe !K7-<br />

Qualität!<br />

www.k7.com<br />

Roland Grieshammer


Auf folgenden Seiten findet ihr Texte und Artikel, die in den jeweiligen Regionalteilen Berlin, Austria, Pot oder Seedwest erschienen sind.<br />

Newsflash:<br />

„Diese Drogenpolitik kannst Du in der<br />

Pfeife rauchen“<br />

Unter diesem Motto veranstaltete die Grüne Jugend<br />

Main-Tauber einen Informationsstand zum Thema<br />

Drogenpolitik, der Passanten auch die Gelegenheit<br />

bot, Wasserpfeife zu rauchen.<br />

Die Drogenpolitik, die man in der Pfeife rauchen<br />

kann, ist die bisher praktizierte, die eher auf teils<br />

unsinnige Verbote und Kriminalisierung der<br />

Konsumenten setzt als die Freiheit der Bürger in<br />

den Vordergrund zu stellen und auf einen<br />

verantwortungsvollen Umgang mit Drogen durch<br />

Aufklärung und Prävention zu setzen. Die Grüne<br />

Jugend Main-Tauber verteilte deshalb Produktinformationen<br />

zu den unterschiedlichen Rauschmitteln<br />

und forderte, endlich das Verbot von<br />

Cannabis aufzuheben. „Ein verantwortungsvoller<br />

Umgang mit Rauschmitteln ist nur möglich, wenn<br />

über die Wirkungen genauestens aufgeklärt wird.<br />

Wir setzen uns dafür ein, dass alle Rauschmittel<br />

gleich kritisch behandelt werden. Dies gilt für den<br />

Umgang mit Nikotin und Koffein genauso wie für<br />

Alkohol und Cannabis, was kein bisschen<br />

gefährlicher ist als Alkohol und deshalb<br />

konsequenterweise nicht illegal sein darf!“, so<br />

Tilman Versch, Vorsitzender der Grünen Jugend<br />

Main-Tauber.<br />

www.gj-main-tauber.de<br />

Busreise zur Hanfparade <strong>2004</strong><br />

Die größte deutsche Demonstration für die<br />

Legalisierung von Hanf als Rohstoff, Medizin und<br />

Genussmittel findet bereits zum achten Mal in der<br />

deutschen Hauptstadt statt. Laut Veranstalter<br />

werden 20.000 Hanf-Freunde erwartet, wenn es am<br />

14. August Get Wise- Legalize! Drogenfahnder zu<br />

Kleingärtnern! heißt. Und du hast die Gelegenheit<br />

dabei zu sein. Die Hanf Initiative in Zusammenarbeit<br />

mit ROOR und der Grünen Jugend Hessen hat wie<br />

im vorigen Jahr einen Reisebus auf die Beine gestellt.<br />

Abfahrt ist am 14.08. um ein Uhr in Frankenthal,<br />

danach geht es über Bad Kreuznach und Frankfurt<br />

nach Berlin. Natürlich könnt ihr auch auf der Strecke<br />

zusteigen. Am besten rechtzeitig reservieren und<br />

abklären wo ihr zusteigen könnt. Kosten: 32 Euro.<br />

Infos und Anmeldung: ROOR-Shop Frankenthal,<br />

Am Rosengarten 3; Easy Going, Bad Kreuznach,<br />

Mannheimer Str. 65 oder mail: adrian@roor.de, tel:<br />

0 62 33 – 60 07 00 oder bei der Grünen Jugend<br />

Hessen, AK Drogen, mail: max.plenert@web.de,<br />

tel:0 62 56 – 85 87 52<br />

www.hanfparade.de<br />

Meskalin für die Milizen<br />

Meskalin ist diesen Sommer in Mode. Man kann es<br />

zwar nicht am Körper tragen, allerdings kann man<br />

es transportieren. Vor einigen Wochen haben<br />

deutsche Milizen, die nach Drogen fahnden, einen<br />

holländischen Transporter durchsucht. Gegen<br />

Abend sei der Wagen, der in Richtung Schweiz<br />

unterwegs war, an einem Rasthof angehalten<br />

worden. Der 34-jährige Fahrer und sein 23-jähriger<br />

Begleiter standen unter Einfluss von Drogen. Ob<br />

allein das als Anfangsverdacht galt oder unter<br />

welcher Substanz die Insassen gestanden haben,<br />

das gaben weder Milizen noch Massenmedien<br />

bekannt.<br />

Die beiden Transporteure gaben an, verschiedene<br />

Waren von Amsterdam nach Bern zu überführen.<br />

Die Fahrzeugdurchsuchung ergab folgendes<br />

Güterangebot: Hanf-Samen im Verkaufswert von<br />

ca. 10.000 Euro und 50 „San Pedro“-Kakteen. (Jene<br />

sind in Fachkreisen als die Erzeuger des Wirkstoffes<br />

Meskalin bekannt.) Daneben wurden zehn Gramm<br />

Haschisch beschlagnahmt. Die Waren waren für<br />

einen Schweizer Coffee Shop bestimmt.<br />

Fahrer und Mitfahrer sind gegen die Zahlung von<br />

mehreren hundert Euro auf freiem Fuß. Gegen beide<br />

wird Strafanzeige erhoben. Vielleicht wird diese<br />

auch Auswirkungen auf das Berufsleben der beiden<br />

haben. Zumindest der Beifahrer ist ausgewiesener<br />

Botaniker.<br />

Das Hanf Journal Pot meint: Gäbe es zwischen den<br />

Niederlanden und der Schweiz ein<br />

transkontinentales schwarzes Wurmloch, wären die<br />

beiden auch nicht Autobahn gefahren.<br />

*Schenkelklopf*<br />

ueberregional<br />

Aller Anfang ist schwer! Pottdemo in Essen!<br />

Zum ersten Mal sollte eine Legalisierungsdemo durch den Pott<br />

ziehen - In Essen erwartete der Verein für Drogenpolitik und<br />

ein Bündnis aus regionalen Legalisierungskämpfern 2.000<br />

Menschen, die „Für Hanf als Rohstoff, Medizin und<br />

Genussmittel“ demonstrieren. Anschließend erwartete die<br />

Teilnehmer eine Abschlussveranstaltung mit mehreren Live-<br />

Bands und Redebeiträgen. Mit etwas Glück sollten noch viel<br />

mehr kommen, immerhin leben im Pott rund zehn Millionen<br />

Menschen im Umkreis von hundert Kilometern. Außerdem<br />

sind Frankreich und die Niederlande nicht weit. Mit einer<br />

besseren Drogenpolitik direkt vor der Haustür lässt sich gut<br />

gegen die Deutsche argumentieren.<br />

Einzig das Wetter machte uns Sorgen, als wir in Berlin<br />

aufbrachen. Nass und kalt strömte der Regen vom Himmel,<br />

als würde es nie wieder aufhören. Und der Wetterbericht<br />

erwartete für den Demo-Samstag keine Besserung. Nach der<br />

verregneten Legalisierungssaison 2003, in der die Hanfparade<br />

in Berlin, die Hanf-Demo in Köln und viele andere Hanf-Events<br />

buchstäblich ins Wasser fielen, erwarteten wir schon das<br />

Schlimmste.<br />

In Essen angekommen die Überraschung: Gott zeigte sich von<br />

seiner kifferfreundlichen Seite und hatte die Wolken kurzerhand<br />

vom Himmel verbannt. 25 Grad Celsius und Sonnenschein,<br />

viel zu lange hatten wir kein so gutes Demowetter mehr erlebt.<br />

So waren denn auch die Betreiber der acht zum Teil sehr<br />

phantasievoll geschmückten Paradewagen bester Stimmung<br />

und hofften auf regen Zuspruch. Besonders der<br />

überdimensionale Arsch der Mafia, in den der Staat die<br />

Drogengelder steckt und der den Führungswagen krönte,<br />

erregte einiges an Aufsehen. Aber auch die Wagen der Grünen<br />

Jugend Baden-Württemberg und des Cheech-Headshops waren<br />

nicht ohne! Die Hanf-Initiative bot auf ihrem Wagen<br />

Ausbildungsplätze als Cannabis-Fachhändler an und die „Zeig<br />

Dich!“-Aktion war mit dem wohl hanfigsten Mercedes der<br />

Welt vor Ort. Von den Radkappen bis zum Stern auf dem<br />

Kühler stand bei ihm alles im Zeichen des Hanf-Blatts. So<br />

vielfältig wie die Paradewagen war auch das Angebot an Musik.<br />

Von Regea, Ragga, Dancehall bis zu ratslosem Goa war für<br />

jeden was geboten. Eine wirklich große Jamaika-Flagge und<br />

einige Sträflinge mit einem „Zeig Dich!“-Transparent rundeten<br />

das Demobild ab.<br />

Leider waren weit weniger gekommen, als man allgemein<br />

erwartet hatte. Nur ungefähr 350 Hanffreunde und -freundinnen<br />

hatten sich zum Zug durch die Essener Einkaufsmeile hin zum<br />

Bahnhofsplatz, der in Essen Willy-Brandt-Platz heißt,<br />

eingefunden. Davon ließen sich die Anwesenden die Stimmung<br />

zwar nicht vermiesen, aber an den hinteren Paradewagen war<br />

es doch sehr leer.<br />

Auf dem Willy-Brandt-Platz strömten die Demo-Besucher<br />

schnell zum aufgebauten Infostand, an dem man bei der „Zeig<br />

Dich!“-Aktion mitmachen konnte, Infomaterial des VfDs und<br />

der ACM erhielt und sich Hanfparade-Poster und Flyer sichern<br />

konnte. Wer sich mit Wissenswertem versorgt hatte, wendete<br />

sich der Bühne zu, auf der es bis in die Abendstunden ein<br />

Bacardi sponsert Junge Union<br />

Die Junge Union (JU), Jugendorganisation der CDU, organisierte<br />

eine Werbeveranstaltung für Alcopops auf dem Hessentag in<br />

Heppenheim. Gesponsert von Bacardi. Dabei wurden die<br />

Alkohol-Dealer von Trinker MdL Frank Gotthardt, dem<br />

parlamentarischen Geschäftsführer unterstützt.<br />

Bereits vor der Veranstaltung kam es zu einem Schlagabtausch<br />

in der Presse. So war im „Südhessen Morgen“ zu lesen, dass<br />

die JU sich im Vorfeld gegen das diskutierte Verbot von<br />

Alcopops bei diesem Fest aussprach. Gregor Simon, Sprecher<br />

der Grünen Jugend Bergstraße: „ Man wird den Gedanken<br />

nicht los, dass die Kritik am Verbot aus eigenem Verkaufsinteresse<br />

geäußert wurde.“<br />

Dies rief Max Plenert, den drogenpolitischen Sprecher der<br />

Grünen Jugend Hessen auf den Plan: „Wer auf der einen Seite<br />

eine drogenfreie Gesellschaft predigt und auf der anderen Seite,<br />

auf dem Hessentag, ausdrücklich für günstige Getränke werbe,<br />

macht sich völlig unglaubwürdig.“<br />

Als bekannt wurde, dass die JU Alcopops für nur 50 Cent teurer<br />

als Wasser verkauft, wobei Wasser in 0,2 l-Bechern und der<br />

Alkohol in 0,33 l-Flaschen auch an Minderjährige ausgeschenkt<br />

wurde, war das „Maß“ voll. Die Jungen Grünen, denen von<br />

Seiten der CDU immer wieder vorgeworfen wird, sie machen<br />

mit ihrer Forderung nach der Freigabe von Cannabis Werbung<br />

15<br />

abwechslungsreiches Programm gab. Tillmann Holzer vom<br />

Verein für Drogenpolitik fasste die Stimmung der Anwesenden<br />

mit einem „Gebt Hanf frei! Schluss mit der Kriminalisierung!<br />

Freier Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel!“ wohl am<br />

besten zusammen.<br />

Bleibt noch zu sagen, dass es den ganzen Tag keine größeren<br />

Probleme mit der Polizei gab. Sie war zwar überall zu sehen,<br />

hatte aber genug mit Alkohol-Problemfällen zu tun. Ein paar<br />

Beamte hatten sich aber wenigstens eine Anzeige vorgenommen.<br />

Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass am Abend ein<br />

Vertreter der Hanfparade wegen eines brennenden Joints im<br />

BackStage der Bühne verhaftet und vor allen Leuten auseinander<br />

genommen wurde. (Nun ratet mal, wer das war, doch wohl<br />

net der Autor, oder? Anm. d. Red.) Sogar das Handy dieses<br />

armen Teufels wurde überprüft, ob es nicht gestohlen sei.<br />

Schließlich sind Drogenkonsumenten zu allem fähig! Zum<br />

Glück standen dem Polizeiduo Theo Pütz (Führerscheinexperte<br />

des VfD) und Vertreter diverser Legalisierungsvereine mit Rat<br />

und Tat zur Seite, sodass die Durchsuchung den erlaubten<br />

Rahmen nicht überschritt. Die Polizisten waren angesichts von<br />

so viel Sachverstand sichtlich irritiert, funktionierte doch keiner<br />

ihrer Tricks . . . Vielleicht haben sie etwas daraus gelernt. Ich<br />

habe jedenfalls mal wieder gemerkt, wie wichtig ehrliche<br />

Informationen im Fall der Fälle sein können.<br />

Den Organisatoren der Pottdemo, an erster Stelle Mark, ein<br />

dickes Los für die gute Arbeit. Das erste Mal tut immer weh!<br />

Und für die Leute kann man nichts. Wer da war hatte seinen<br />

Spaß und manch einer hat bestimmt noch was gelernt. Wenn<br />

ihr jetzt die Lust nicht verliert, kommen nächstes Jahr garantiert<br />

mindestens doppelt so viele!<br />

Steffen Geyer<br />

für ein gefährliches Produkt, reagierten spontan und<br />

organisierten eine Demo und Flugblattaktion vor<br />

diesem Stand. Der Bezirksvorsitzende der JU<br />

Südhessen, Alexander Bode reagierte gelassen und<br />

zeigte zumindest Gesprächsbereitschaft.<br />

Mitten im Spannungsfeld zwischen dem Alcopops-<br />

Stand auf der einen und der flugblattverteilenden<br />

Grünen Jugend auf der anderen Seite wurde über<br />

das Thema diskutiert. Richtig erkannte MdL Frank<br />

Gotthardt: „Ich glaube nicht, dass man das Problem<br />

durch Steuererhöhung lösen kann. Das wird doch<br />

nur getrunken, weil es cool ist. Wenn es teurer wird,<br />

ist es nur noch cooler!“ Dass genau aus diesem<br />

Grund in Deutschland mehr gekifft wird, als in den<br />

Niederlanden, wo Cannabis in Hunderten Coffee<br />

Shops frei erhältlich ist, wie Max Plenert bemerkte,<br />

leuchtete ihm hingegen nicht ein. So war es nicht<br />

weiter verwunderlich, dass er widersprüchlich<br />

forderte: „Ich würde mir wünschen, dass<br />

Ordnungshüter durch die Kneipen der Stadt ziehen,<br />

um den Jugendschutz zu gewährleisten.“ Max<br />

Plenert entrüstet: „Das ist keine Forderung nach<br />

mehr Jugendschutz, sondern nach noch mehr<br />

Repression! Wenn Jugendschutz als Forderung ernst<br />

gemeint ist, muss man sich für ein totales<br />

Werbeverbot für sämtliche Drogen, den legalen wie<br />

illegalen, als präventive Maßnahme einsetzen und<br />

eine kontrollierte und legale Abgabe zulassen.“<br />

Man stelle sich das einmal vor: Trupps von Polizeibeamten,<br />

die nachts durch die Straßen ziehen um Minderjährige zu<br />

verfolgen. Der angeblich christlichen und demokratischen<br />

Partei ist das mit solchen Vertretern durchaus zuzutrauen. Wie<br />

ausgewogen und sozial verträglich deren Politik im Kleinen<br />

wie im Großen sein würde, zeigten auch deren Preise für<br />

Alcopops. Die „normalen“ Standbetreiber, die keiner Partei<br />

angehörten und nicht von Bacardi gesponsert wurden, konnten<br />

bei diesen Preisen nicht mehr mithalten und blieben auf ihren<br />

Vorräten sitzen. Wenn Geiz geil ist, warum einen Euro mehr<br />

ausgeben?<br />

Und war das schon alles? Nein, denn zu jeder Alkohollimo gab<br />

es auch noch einen „Kinopolis“-Kinogutschein dazu. Welcher<br />

Jugendliche könnte dazu schon „Nein“ sagen?<br />

Nach der Diskussion outete der parlamentarische Geschäftführer<br />

der CDU im Hessischen Landtag auch den Umfang<br />

seine Sachkenntnis zum Thema zunächst mit der Frage: „Wie<br />

viel Prozent hat das Zeug eigentlich?“, trank einen Schluck<br />

und meinte achselzuckend: „Mir schmeckt es nicht!“. CDU?<br />

Na dann Prost!<br />

Mangas


16<br />

ueberregional<br />

Und schuld sind nur die Russen!<br />

Hanf Journal-Partytest: Die grossstadtsurvivor auf der Fusion<br />

Es war einmal ein kleines Stück Erde im mecklenburgvorpommerschen<br />

Hinterland. Dort wohnten die Einwohner<br />

mehrerer kleiner Dörfer glücklich und bescheiden, bis eines<br />

Tages die Russen kamen. Diese kommunistischen Gesellen<br />

mochten gerade dieses Gebiet besonders gerne, weshalb sie<br />

runde Hänge bauten und mit Atomraketen dieses besagte Stück<br />

Erde schützten. Doch das wurde den Russen irgendwann zu<br />

blöd. Deshalb sind sie wieder gegangen, haben aber<br />

freundlicherweise die Hangars, das Stückchen Erde und den<br />

Kommunismus dagelassen. Das freute die Post-Hippies sehr,<br />

die einige Jahre später dieses nette Stückchen Land für sich<br />

beanspruchten. Dass es etwas Mystisches in sich hatte, merkten<br />

sie sofort und sie blickten in die Zukunft und sahen staubige<br />

Tanzflächen und johlende Menschen.<br />

Heute gehört ihnen dieses Stückchen Land und keiner der<br />

Anwohner, die beim Anblick der alljährlich anrückenden Freaks<br />

gerne mal etwas erschreckt aussehen, kann mehr etwas gegen<br />

dessen viertägige Besetzung unternehmen. Was dieses Land<br />

nun ist? Nun, hier streiten sich die Geister. Die einen behaupten<br />

inständig, es wäre eine neue Galaxie. Astronauten würden mit<br />

einer überdimensionalen Rakete ins All starten. Doch auch<br />

andere Gerüchte, es wäre ein kleines gallisches Dorf oder es<br />

sei wirklich das Auenland, halten sich inständig. Nach<br />

eingehender Untersuchung konnten wir jedoch feststellen, dass<br />

wir es auch nicht wissen.<br />

Dieses Land ist bevölkert von merkwürdigen Gestalten: Zwerge<br />

und Riesen, Engel und Teufel, Drachen und Ritter und natürlich<br />

Freaks, noch krasseren Freaks und grossstadsurvivorn. Die<br />

Bewohner dieses Landes wohnen in kleinen knubbelförmigen<br />

Gebilden, die sich mit Eisennägeln im Boden festkrallen. Bis<br />

zum Horizont erstrecken sich diese Wohnblasen. Manche<br />

Bewohner schlafen auch in ihren Autos und Bussen und manche<br />

schlafen einfach überhaupt nicht.<br />

Achtung!<br />

jeder Missbrauch von<br />

Drogen ist gefährlich!<br />

Wir wollen niemanden<br />

dazu auffordern oder<br />

animieren Drogen zu<br />

konsumieren<br />

Um dies zu schaffen, trinken sie so viel Kaffee, dass man fast<br />

denken könnte, sie hätten Drogen konsumiert. Doch wieder<br />

zurück zum Schlafen. Die Knubbel, in denen sie wohnen, sind<br />

nicht wirklich groß, die Betten darin nicht so bequem und hin<br />

und wieder kommt auch der Regen durch die Decke. Doch das<br />

nennen diese Wesen, dann einfach nur „naturverbunden“ und<br />

freuen sich tierisch drüber, in einer Plastiktüte zu schlafen.<br />

Spätestens am vierten Tag ihres nur vier Tage langen Lebens<br />

(danach bemächtigt sich wieder ein unheimlich spießiger Geist<br />

ihrer Körper und zwingt sie dazu, fünf Tage die Woche einer<br />

geregelten Beschäftigung nachzugehen) stinken diese Wesen<br />

unheimlich stark nach einer Mischung aus allem, was verwesen<br />

kann. Aber das macht ihnen selbst nichts aus. Ihr Geruchssinn<br />

ist, ebenso wie der Sehsinn und das Gehör, extrem<br />

unempfindlich. Deshalb sind überall auf dem Gelände schwarze<br />

Türme aufgebaut, die unaufhörlich mächtige Basswellen über<br />

das Gelände schicken und den nebelsichtigen Bewohnern damit<br />

eine gewisse Orientierung ermöglichen. Prinzipiell scheinen<br />

diese Wesen eher auf auditive Signale zu reagieren als auf<br />

optische. So kann es oft vorkommen, dass zwei Wesen zwei<br />

Stunden nebeneinander stehen und sich nicht bemerken. Geleitet<br />

von den durchdringenden Bassweisern, wuseln diese<br />

Geschöpfe, die auch von manchen als Vier-Tages-Tanzer (für<br />

alle die den Witz nicht kapiert haben: Ein-Tags-Fliege) bezeichnet<br />

werden, durch das ganze Stück Erde, hopsen dabei, manche<br />

springen sogar – aber wieso?<br />

Na, es müssen wohl die übersphärischen Gutelaune-Wellen<br />

sein, die überall wie feine Nebelfäden über dem Gelände<br />

hängen. Zahlreiche Gutelaune-Wellen-Empfänger sind<br />

unterwegs und offerieren ihre Beute überall, sodass niemand<br />

leer ausgehen muss. Aber es mag auch einfach die Atmosphäre<br />

sein. Denn im Auenland ist alles möglich und alles erlaubt. Es<br />

gibt nur die allernötigsten Regeln. Quasi wie im Paradies<br />

(übrigens: Dass das Paradies auf Dauer nicht funktionieren<br />

würde, merkt man spätestens am dritten Tag an den zugekackten<br />

Gehwegen).<br />

Doch ein Jahr haben nun kleine Elfen Zeit, die Kacke<br />

wegzuräumen und sich wieder viele kleine, filmige und<br />

wunderliche Dinge auszudenken. So mag zwar der eine den<br />

Lichterwald vermisst haben oder auch vom Freakfrachter<br />

enttäuscht gewesen sein, so freute sich der andere über den<br />

neuen Feuerring, den Zauberwald oder die vielen Monde des<br />

Stückchens Erde. Einige freuten sich auch einfach über sich<br />

selbst. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal<br />

erzählt werden.<br />

Verwirrend war dieses Land – wir können gar nicht sagen wie.<br />

Denn als eclipse das E wieder fand, war es tatsächlich nur<br />

noch ein Buchstabe.<br />

Sehr oft kam es auch vor, das einen der Erinnerungssauger,<br />

der hoch auf einem Hangar thronte, mit seinem Laserstrahl<br />

erwischte und sämtliche Erinnerungen der letzten fünf Stunden<br />

auslöschte. Auch Menschen, die eine halbe Stunde lang nur<br />

drei Schritte nach rechts und nach links gingen, machten uns<br />

nicht gerade schlauer.<br />

Und viel zu schnell vorbei war’s natürlich wieder (woran<br />

vermutlich auch der Erinnerungssauger nicht ganz unschuldig<br />

war). Das schmeckt uns natürlich gar nicht. Aber wies ja so<br />

schön heißt: Nach der Fusion ist vor der Fusion.<br />

Ach ja, eines noch: Eigentlich durftet ihr das hier ja gar nicht<br />

lesen. Hochoffiziell wurde das Hanf Journal im Vorfeld des<br />

wahrscheinlich schönsten Festivals der Welt gebeten, von<br />

Berichterstattung abzusehen. Und tatsächlich: Wir waren brav.<br />

Unsere Leserschaft hatte keine Ahnung, dass es so was wie<br />

die Fusion überhaupt gibt. Anders als die der Raveline. Deren<br />

Hype bescherte uns vielleicht auch die ganzen Prolls und<br />

Raver. Aber wahrscheinlich haben das auch nur die Russen<br />

eingefädelt!<br />

Eure grossstadtsurvivor


Woran hängt es, Max Plenert?<br />

Das Hanf Journal Seedwest wird in den kommenden Ausgaben<br />

den drogenpolitischen Kämpfern im Südwesten Deutschlands,<br />

inner- und außerhalb von Parteien, folgende Fragen stellen:<br />

„Woran hängt es, dass der Hanf noch nicht legalisiert wurde?“<br />

und „Wie kämpfst du dafür?“. Unser erster Gesprächspartner<br />

war Max Plenert, Sprecher des Fachforums Drogen der Grünen<br />

Jugend (GJ), Drogenpolitischer Sprecher der Grünen Jugend<br />

Hessen und Mitglied im Bundesnetzwerk Drogenpolitik bei<br />

Bündnis90/Die Grünen.<br />

Hanf Journal: „Was steht zwischen uns und einer vernünftigen<br />

Drogenpolitik? Woran hängt es, dass der Hanf noch nicht<br />

legalisiert wurde?“<br />

Max Plenert: „Diese Frage zu beantworten ist eine schwierige<br />

Aufgabe, denn es spielen viele verschiedene Faktoren eine<br />

Rolle. Wolfgang Neskovic meinte einmal (Anm. d. Red.: Richter<br />

des Lübecker Cannabis-Urteils von 1992): „Die gegenwärtige<br />

Drogengesetzgebung lässt sich nur deshalb praktizieren, weil<br />

in der Bevölkerung ein entsprechendes Informationsdefizit<br />

herrscht!“. Ich denke, das ist ein ganz wesentlicher Knackpunkt<br />

bei vielen Diskussionen.“<br />

Hanf Journal: „Deshalb versuchen wir mit dem Hanf Journal<br />

ja auch die Leute aufzuklären.“<br />

Max Plenert: „Ja, das ist eine wichtige Aufgabe! Abgesehen<br />

davon gibt es noch eine Vielzahl anderer Faktoren. Der<br />

Bevölkerung fehlt eine Vorstellung über die negativen Folgen<br />

dieser verfehlten Politik auf die Gesamtgesellschaft. Auch viele<br />

Kiffer jammern erst über die Prohibition, wenn sie selbst<br />

erwischt worden sind. Vorher heißt es meist: „Mir doch egal,<br />

ich kiffe trotzdem!“. Für konservative Politiker ist die<br />

Drogenpolitik ein Vehikel ihre Vorstellungen von „Law and<br />

Order“ umzusetzen. Vor dem 11. 09. war der „internationale<br />

Rauschgifthandel“ das Thema der Wahl, um Sicherheitspakte<br />

und Lauschangriffe scheinbar zu legitimieren. International<br />

dient die Prohibition auch den Machtinteressen verschiedener<br />

Staaten, allen voran den USA, zur Finanzierung von CIA,<br />

Terroristen und anderen „Freunden“.. Last, but not least kann<br />

ich mir auch vorstellen, dass das Profitinteresse der Pharmazie-<br />

Branche eine bedeutende Rolle spielt. Schlussendlich ist die<br />

Geschichte der Prohibition die Geschichte der weiterhin festen<br />

Verankerung der säkularisierten, calvinistischen Ethik namens<br />

Kapitalismus und anderer Rausch ablehnender Kräfte wie z.<br />

B. der drei abrahamitischen Religionen.“ (Anm. d. Red.<br />

Christentum, Judentum, Islam)<br />

Hanf Journal: „Du bist kürzlich zum Sprecher des Fachforums<br />

Drogenpolitik bei der Grünen Jugend gewählt worden. Was<br />

ist das Fachforum und welche Ziele verfolgt ihr?“<br />

Unterstützen Sie deshalb die politische<br />

Arbeit des DHV, privat oder als Firma.<br />

Email: buz@ hanfverband.de<br />

Tel: +49 (0) 30. 44 71 66 53<br />

Lettestraße 3<br />

10437 Berlin<br />

mehr Infos unter www.hanfverband.de<br />

Max Plenert: „Wir sind eine bundesweit aktive Arbeitsgruppe.<br />

Unsere Aufgaben reichen von praktischen Dingen wie der<br />

Vertretung der GJ bei drogenpolitischen Veranstaltungen wie<br />

der Hanf Parade oder dem Million Marijuana March und der<br />

Erstellung von Info- und Werbematerialien wie Flyern, Tütchen<br />

und Filtertipps bis hin zu programmatischer Arbeit, wie dem<br />

drogenpolitischen Grundsatzprogramm der GJ. Man könnte<br />

uns als drogenpolitischen Thinktank der Grünen bezeichnen.“<br />

Hanf Journal: „Gibt es denn etwas nachzudenken? Der Hanf<br />

muss legalisiert werden!“<br />

Max Plenert: „Nicht nur der Hanf müsste legal sein . . .“<br />

Hanf Journal: „Heroin etwa auch?“<br />

Max Plenert: „ Ja. Wobei dies kein 100-prozentiger Konsens<br />

in der Grünen Jugend ist.“<br />

Hanf Journal: „Soll sich jeder 15-Jährige seinen nächsten<br />

Schuss einfach am Kiosk nebenan kaufen können?“<br />

Max Plenert: „Eher nein, weil mir 15-Jährige doch etwas zu<br />

unreif erscheinen.“<br />

Hanf Journal: „Wann ist man denn alt genug für die Heroin-<br />

Sucht?“<br />

Max Plenert: „Erstens ist Heroin-Konsum nicht gleich Heroin-<br />

Sucht und zweitens würde ich nicht nach dem Alter gehen und<br />

statt dessen einen Drogenführerschein einführen, zumindest<br />

für stärkere Drogen wie Heroin oder Kokain. Und warum denn<br />

ein „Schuss“ ? Heroin kann man wunderbar und weniger<br />

gefährlich rauchen. Der intravenöse Konsum ist zwar der<br />

effektivste, weswegen er in stark prohibitionistischen Ländern<br />

wie der BRD so beliebt ist, aber gleichzeitig auch der<br />

ungesündeste.“<br />

Hanf Journal: „Ja, das kennen wir Kiffer ja auch, bloß nichts<br />

verschwenden . . .“<br />

Max Plenert: „In den Niederlanden ist Sniffen (Anm. d.<br />

Red.: Konsum durch die Nase) und Rauchen um ein Vielfaches<br />

verbreiteter.“<br />

Hanf Journal: „Macht diese Konsumform denn weniger<br />

abhängig?“<br />

Max Plenert: „Nein! Der Vorteil dieser Konsumform liegt<br />

u. a. in der Minimierung der Infektionsgefahr! Safer Use ist<br />

auch beim intravenösen Konsum machbar, aber schwieriger<br />

zu realisieren. Außerdem ist gerade beim Rauchen „nur“ die<br />

Lunge dran, während Verunreinigungen in der Blutbahn<br />

wesentlich problematischer sind und das ist das eigentliche<br />

Hauptproblem: der dreckige Stoff, bei dem man nie weiß wie<br />

viel Wirkstoff er eigentlich beinhaltet. Wenn man das Heroin<br />

im Drogenfachgeschäft bekommen würde, wüsste man<br />

immerhin über den Reinheitsgehalt Bescheid und könnte gezielt<br />

dosieren, derzeit ist das leider unmöglich.“<br />

Hanf Journal: „Ihr seid also für die Legalisierung aller<br />

Drogen?“<br />

Max Plenert: „Bei Cannabis ein klares Ja, aber auch alle<br />

andere Drogen sollten je nach Substanz, kontrolliert, von<br />

Fachleuten oder Fachverkäufern, unter bestimmten<br />

Bedingungen, vergeben werden dürfen! Und parallel dazu die<br />

Entkriminalisierung aller Drogenkonsumenten. Das heißt kein<br />

geduldeter Markt, sondern ein kontrollierter im Sinne von<br />

Jugend- und Verbraucherschutz. Gerade bei Drogen sollte man<br />

genau wissen was man da eigentlich gekauft hat.“<br />

Hanf Journal: „Also Pilze beispielsweise in „Smartshops“<br />

verkaufen, ähnlich wie in den Niederlanden. Aber was ist mit<br />

Datura, dem Stechapfel? Beim Gebrauch dieses starken<br />

Entheogens würden doch viele Unfälle passieren, oder?“<br />

Max Planert: „Ich denke es ist nicht sinnvoll eine Droge zu<br />

verbieten, die trotzdem verfügbar bleibt. Der Stechapfel ist ja<br />

legal, aber eben fast vollkommen unkontrolliert verfügbar. Da<br />

stelle ich den Leuten, die sich berauschen wollen, doch lieber<br />

Psylocibin oder LSD zur Verfügung, welches sich sicherer<br />

dosieren lässt. Und warum wird der Stechapfel oder die<br />

Engelstrompete überhaupt konsumiert? Weil sie am einfachsten<br />

verfügbar sind, z. B. in Nachbars Garten.“<br />

Hanf Journal: „Ja, da wachsen überall wirklich starke<br />

Halluzinogene und wir dürfen nicht mal ein bisschen sanftes<br />

Hanf anbauen!“<br />

Max Plenert: „Leider und das wird sich so schnell auch nicht<br />

ändern lassen, aber ich bin der festen Überzeugung, eine<br />

alternative Drogenpolitik ist möglich!“<br />

Hanf Journal: „Wir danken dir für dieses Interview, deine<br />

progressiven Statements und wünschen dir und uns viel Erfolg<br />

beim Legalisieren!“<br />

www.max-plenert.de; www.gruene-jugend.de<br />

das Interview führte Sokratis Zacharopoulos<br />

ueberregional<br />

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18<br />

anderswo<br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Zocken<br />

Momentaufnahmen aus Iberien<br />

Claudia Grehslehner, Weltenbummlerin, Hanf-Expertin und<br />

treue Journalistin für das Hanf Journal hat in Spanien so einige<br />

Erfahrungen gemacht . . . gerade wenn es um das Thema „Kiffen“<br />

geht. Und so schilderte sie uns einige Moment-aufnahmen ihrer<br />

Reise durch ein wunderbares Land:<br />

Sevilla im Mai. Flucht vor der Nachmittagshitze in ein kleines<br />

Beisl an der Alameda, der Alternativmeile der Stadt. Zwei<br />

Bauarbeiter genießen am Nebentisch ihre Pause bei einem Bier<br />

und einem Joint. Von den insgesamt sechs Tischen im Freien<br />

wird an dreien gebaut, auf dem Tisch, nicht darunter.<br />

Achtung!<br />

jeder Missbrauch von<br />

Drogen ist gefährlich!<br />

Wir wollen niemanden<br />

dazu auffordern oder<br />

animieren Drogen zu<br />

konsumieren<br />

Jacinto führt uns stolz sein neues System vor: minimaler<br />

Platzverbrauch bei maximaler Ausbeute - indoor. Sechzig<br />

Pflanzen in einem Kasten, Erde nur so viel wie nötig. Jose-Luis<br />

dagegen hat seinen rund 30 Pflanzen in seiner Wohnung ein<br />

eigenes Zimmer reserviert. Zum Abschied gibt’s von beiden<br />

einen ausgewählt schönen Bud mit auf den Weg.<br />

In einem Vorort der andalusischen Hauptstadt besuchen wir<br />

Francisco, der noch bei den Eltern wohnt, wie hier üblich bis<br />

zur Hochzeit, die Dachterrasse in voller Länge und Breite<br />

Marien geweiht. Seine über sechzigjährige Mutter hat das Hanf-<br />

Kochbuch in der Küche liegen, die getrockneten Buds am<br />

Küchenkastl und benutzt den vom Sohnemann fabrizierten<br />

Hanf-Alkohol zum Einreiben ihrer schmerzenden Knie. Ich<br />

nutze ihre Küche, um Cyberkese nach original österreichischem<br />

Rezept zu fabrizieren, welche am Stand des Hanf-Vereins auf<br />

der Alternativmesse in Sevilla verkauft werden sollen. Mit den<br />

Worten, sie würde damit so gut einschlafen, zweigt sie sich<br />

gleich ein paar für sich ab. Auch von Francisco gibt’s ein<br />

besonders schönes Stück Mexican Sativa.<br />

Javi, Häuslbauer und Semi-Austeiger, lebt mit Frau,<br />

pubertierendem Sohn, Hühnern und Ziegen in der Sierra de<br />

Aracena am Rande eines Naturparks. Jeden Tag nach getaner<br />

Arbeit gönnt er sich zwischen acht und neun Uhr abends seinen<br />

Joint. Als wir ihn besuchen, ist es schon zehn, als er Feierabend<br />

macht, weshalb er diesmal drauf verzichtet, weil er sonst am<br />

nächsten Morgen nicht aufkommt.<br />

Cuenca, pitorreskes Touri-Dörflein in der Provinz Castilla - La<br />

Mancha, Heimat Don Quijotes. Im Wohnhaus direkt hinter der<br />

von unzähligen Besuchern frequentierten Aussichtsplattform<br />

im ersten Stock am Fenster zwei Plastikkübel mit eindeutigem<br />

grünen Inhalt, umringt von kleinen abgeschnittenen Tetrapacks,<br />

aus denen der Nachwuchs die Blätter der Sonne entgegenstreckt.<br />

Auf unser Fachsimpeln hin erscheint ein vollbärtiges<br />

Studentengesicht am Fenster – ob es hier keine Probleme mit<br />

der Polizei gäbe? Bis jetzt nicht, meint es. Wir wünschen gute<br />

Ernte und ziehen weiter. Gleich ums Eck treffen wir auf einige<br />

Gitanos, die Straßenmusik machen. Das heißt, im Grunde<br />

singen und spielen sie die Bulerías und Flamencos hauptsächlich<br />

für sich, das Geld, das in das Schachterl wandert wird in<br />

unregelmäßigen Abständen fürs Bierkaufen verwendet. Wir<br />

bleiben eine Weile, das Bier macht die Runde und irgendwann<br />

auch der Joint aus feinstem „Hachís“. Auf dem Weg zurück<br />

zum Auto treffen wir an einer Hausecke auf einen jungen<br />

Mann, der in der hier typischen Haltung im Stehen baut: auf<br />

dem Oberschenkel (hier im Süden muss man schon sehr gut<br />

sein, wenn man jemanden mit seinem Können beeindrucken<br />

will).<br />

In Castellón habe ich mich mit Dr. Juan Carlos Usó verabredet,<br />

dessen Dissertation über Hanf in Spanien mir bei meiner<br />

eigenen Arbeit sehr geholfen hat. Bei den landesüblichen<br />

Insignien der Gastfreundschaft, Cola, Bier, Knabbereien und<br />

Bauzeug, erzählt er mir von der ersten Unterredung mit seinem<br />

betreuenden Professor an der Uni in Madrid, Antonio<br />

Escohotado, seines Zeichens Verfasser des nationalen<br />

Standardwerkes „Die Geschichte der Drogen“: die beiden gaben<br />

sich erst mal eine Runde Ketamin, bevor es ans Arbeiten ging.<br />

In Katalonien treffen wir Christina. Als Seemannsbraut ist sie<br />

oft monatelang alleine zu Hause und als Hausfrau hat sie dabei<br />

genügend Zeit, um sich um ihre Pflanzen auf der Dachterrasse<br />

zu kümmern. Dort wachsen sie in den Himmel – denn es sind,<br />

untypisch für Spanien, auch einige Sativa dabei – und den<br />

Nachbarn ist das herzlich egal. Mit dem Verkauf des Grases<br />

verdient sie ihr eigenes Geld. Wobei einem als an<br />

mitteleuropäische Preise gewöhnten Menschen der Preis von<br />

zwei Euro pro Gramm die Tränen in die Augen treibt.<br />

In Barcelona bin ich in der Redaktion der spanischen<br />

Hanfzeitung „El Cáñamo“ mit Xaquín verabredet. Schon beim<br />

Eintreten bemerke ich den eindeutigen Geruch, der über allem<br />

in der Luft zu schweben scheint. Er hat noch etwas zu erledigen,<br />

bittet mich, in seinem Büro zu warten, meint mit einer für<br />

Nicht-Südländer unnachahmlichen Selbstverständlichkeit, ob<br />

ich mir in der Zwischenzeit einen bauen will und schiebt mir<br />

das Schachterl über den Tisch zu.<br />

Nahe der französischen Grenze leben Martí und Rosa. Wir<br />

kennen uns gerade mal ein paar Stunden und schon sind wir<br />

bei ihnen zu Hause zum Essen eingeladen. Auch Martí ist<br />

Hobby-Gärtner, und zum Abschied drückt er uns einen<br />

Gefrierbeutel voller Hirngrün in die Hand.<br />

In praktisch jedem Tabakladen, Wohnladen, Modeshop,<br />

Versandhaus oder Verkaufsstand finden sich Accessoires mit<br />

Hanfblattverzierung, vom Feuerzeug über Taschen bis zu<br />

Tischlampen. Egal wohin man geht, egal mit wem man spricht<br />

– in Spanien ist Hanf allgegenwärtig, quer durch alle<br />

Gesellschaftsschichten und Altersgruppen. So allgegenwärtig<br />

und offensichtlich, dass man manchmal glatt vergessen könnte,<br />

dass es auch hier immer noch illegalisiert ist. Immer wieder ist<br />

hier im Unterschied zum nördlicheren Europa der starke<br />

Einfluss der muslimischen Hanfkultur spürbar, Grund für den<br />

so viel entspannteren Umgang mit der Pflanze, und das<br />

generationenübergreifend. Uns bleibt die Hoffnung, dass es<br />

irgendwann einmal in ganz Europa so sein wird, oder vielleicht<br />

sogar noch besser. Mit den Worten David Bispals, erfolgreicher<br />

Teilnehmer des nationalen TV-Gesangsspektakels „Operación<br />

Triunfo“ und damit in aller Ohren: „Ave Maria, cuando seas<br />

mía“.<br />

Claudia Grehslehner


Für diese Ausgabe haben wir ein paar Kartenspiele getestet. Die sind klein in der<br />

Verpackung und „Wo ist Jack the Ripper” passt in jede Hosentasche. Also genau das<br />

Richtige fürs kleine Reisegepäck. „KISMET“ aus dem Hause „Abacus“ ist was für die<br />

nächste Klassenfahrt, wer auf Farbensammeln steht, sollte einen Blick auf „Coloretto“<br />

werfen und aus dem kleinen Verlag „spiel-O-lution“ stammt „Lecker Darwinismus“. Ein<br />

Spiel, das seinem Namen alle Ehre macht. Und wer gerne „Mensch ärgere dich nicht“<br />

spielt, kann sein Glück mit „In 80 Karten um die Welt“ versuchen.<br />

„KISMET“<br />

Drei Würfel und ein Haufen kleiner Karten mit Zahlen drauf,<br />

das ist das gesamte Spielmaterial von „KISMET“. Drei bis acht<br />

Mitspieler versuchen schnell aus den Augen von zwei der drei<br />

Würfel die Summe zu bilden, diese auf den elf ausgelegten<br />

Karten wiederzufinden und mit der Hand die Karte abzudecken.<br />

Beispiel: Die Würfel zeigen ’ne Zwei, ’ne Vier und ’ne Sechs.<br />

Folglich sind mögliche Summen die Sechs (2+4), die Acht (2+6)<br />

und die Zehn (4+6). Hat man sich nicht verzählt, kriegt man<br />

die Karte. Wer am Ende die meisten Punkte auf seinen Karten<br />

hat, gewinnt. Da das alles gleichzeitig passiert, sollte das bei<br />

acht Leuten ein ganz schönes „Ich hau dir auf die Hände,<br />

Kleines“ werden. Ein sehr einfaches Spiel und wer auf Kontakt<br />

aus ist, wird auf seine Kosten kommen . . .<br />

(Mit Spielvariante, wo es darum geht möglichst wenig Minuspunkte<br />

zu machen)<br />

Aus dem gleichen Hause stammt das Spiel<br />

„Coloretto“<br />

Drei bis fünf Spieler sammeln Karten verschiedener Farben.<br />

Allerdings bringen am Spielende nur drei von sieben möglichen<br />

Farben Pluspunkte, die anderen Minuspunkte. Das Spiel verläuft<br />

in Runden, in denen man vom Kartenstapel eine Karte zieht<br />

und diese auf so genannte Reihenkarten (pro Spieler eine) legt.<br />

An jeder Reihenkarte dürfen bis zu drei Karten liegen. Sobald<br />

eine Karte auf einer Reihenkarte liegt, darf der aktuelle Spieler<br />

diese aufnehmen und damit seine Runde beenden. Man kann<br />

allerdings auch warten, um dadurch mehr und vielleicht bessere<br />

Karten zu bekommen. Der Reiz des Spiels liegt darin, in welche<br />

Reihe Karten gelegt werden und wann man sich für welche<br />

Reihe entscheidet. Bonuskarten machen die Entscheidung noch<br />

schwieriger, dafür das Spiel noch spannender.<br />

„Coloretto“ ist ein schönes Spiel für zuhause wie unterwegs<br />

und mit einer Spielzeit von 30 Minuten auch angenehm schnell<br />

zu spielen. Werdet nicht farbenblind!<br />

„Wo ist Jack the Ripper”<br />

66 Spielkarten und eine Spielanleitung in einer zigarettenschachtelgroßen<br />

Verpackung reichen für das Spiel „Wo ist Jack<br />

the Ripper“ vollkommen aus. Zwei bis fünf Reporter versuchen<br />

im London des Jahres 1888 eine bestimmte Anzahl von<br />

Beweisen, Zeugen und Nachforschungen (Recherchekarten)<br />

zu finden, um als erster eine Story zu drucken. Wer am Schluss<br />

mit seinen Storys die meisten Punkte gemacht hat, darf sich<br />

„Reporter des Jahres 1888“ nennen. Im Detail: Jeder erhält vier<br />

Recherchekarten, und eine Aktionskarte, die die Pläne der<br />

anderen in der Regel über den Haufen werfen. Das Besondere<br />

ist, dass man höchstens sechs Recherchekarten und zwei<br />

Aktionskarten haben darf. Um eine Story drucken zu können,<br />

müssen die dafür notwendigen Recherchekarten offen vor<br />

einem liegen. Pro Zug darf man zwei Recherchen durchführen<br />

und muss eine Aktion machen.. Und alle sind immer hinter<br />

der gleichen Story her. Also ein nettes kleines Spiel<br />

gegeneinander, wo die Aktionskarte „Druckmaschine defekt“<br />

einem die schon sicher gedruckte Story zunichte machen kann.<br />

KISMET<br />

Autor: Wolfgang Panning<br />

Verlag: ABACUSSPIELE<br />

Spieler: 3 bis 8<br />

Alter: ab 8 Jahren<br />

Dauer: etwa 15 Min.<br />

Kosten: ca. 5 Euro<br />

Coloretto<br />

Autor: Michael Schacht<br />

Verlag: ABACUSSPIELE<br />

Spieler: 3 bis 5<br />

Alter: ab 8 Jahren<br />

Dauer: etwa 30 Minuten<br />

Kosten: ca. 5 Euro<br />

Wo ist Jack the Ripper<br />

Autor: Anja und Patrick Menon<br />

Verlag: Krimsus (Krimskrams Kiste)<br />

Spieler: 2 bis 5<br />

Alter: ab 10 Jahren<br />

Dauer: etwa 45 bis 60 Min.<br />

Kosten: ca. 7 Euro<br />

In 80 Karten um die Welt<br />

Autor: Ralf Sandfuchs<br />

Verlag: Krimsus (Krimskrams Kiste)<br />

Spieler: 3 bis 4<br />

Alter: ab 10 Jahren<br />

Dauer: etwa 45 bis 60 Min.<br />

Kosten: ca. 8 Euro<br />

Lecker Darwinismus<br />

Autor: spiel-O-lution (Jörg Gieseler)<br />

Comix: Janos<br />

Verlag: spiel-O-lution<br />

Spieler: 2 bis 5 (am besten aber 3 bis 4)<br />

Alter: ab 12 Jahren<br />

Dauer: etwa 30 Min.<br />

Kosten: ca. 8 Euro<br />

„In 80 Karten um die Welt“<br />

Zu Spielbeginn erhält bei diesem Rennspiel für drei bis vier<br />

Spieler jeder ein dampfgetriebenes Fahrzeug mit Kessel, der<br />

die Spielaktionen anzeigt. Danach werden Landschaftskarten<br />

wie Wüste, Gebirge oder Meer im Kreis ausgelegt, wobei jeder<br />

Spieler eine eigene Start-/Ziel-Karte hat. Auf allen<br />

Landschaftskarten gibt es ein Basislager. Nur dort kann man<br />

Veränderungen an seinem Fahrzeug vornehmen. Dazu gehören<br />

Waffen, verschiedene Antriebe oder Personal.<br />

Dann geht es los. Das Wichtigste im Spiel ist, immer genügend<br />

Druck auf dem Kessel zu haben, denn der bestimmt die Anzahl<br />

der Aktionen. Da heißt es fleißig Kohlen schippen. Zusätzlich<br />

versalzen oder versüßen noch ein Haufen Ereignis- und<br />

Aktionskarten das Rennen. Insgesamt ist „In 80 Karten um die<br />

Welt“ ein schönes Spiel, allerdings sollte man es unbedingt zu<br />

viert spielen, da es zu dritt unausgewogen ist. Als weiterer<br />

kleiner Kritikpunkt fällt die mit bis zu zwei Stunden sehr lange<br />

Spielzeit auf, aber wem das nichts ausmacht, erhält für kleines<br />

Geld ein sehr umfangreiches und auch spannendes Rennspiel.<br />

Und zu guter Letzt noch ein Spiel aus einem sehr kleinen, um<br />

nicht zu sagen winzigen Spieleverlag. Ist doch folgendes Spiel<br />

das bisher einzige von „spiel-O-lution“.<br />

„Lecker Darwinismus“<br />

Zu Beginn des Spiels erhält jeder sechs Karten. Dann heißt es<br />

eine Karte ziehen, versuchen einen Drilling einer Kategorie (z.<br />

B. Terror) vor sich hinzulegen. Dabei müssen die drei Spielkarten<br />

entweder gleich (z. B. IRA – IRA – IRA) oder verschieden (z.<br />

B. IRA – CIA – Der Islam) sein. Sind es drei gleiche, darf man<br />

diese sofort in den eigenen Ablagestapel packen. Besteht der<br />

Drilling aus verschiedenen Karten, können die Mitspieler<br />

versuchen diese zu klauen und selbst abzulegen. Und zwar<br />

mit Aktionskarten. Dabei gilt: Die Staatsmacht bringt das Volk<br />

zum Wahnsinn, die Politik unterdrückt die Staatsmacht. Terror<br />

ist das einzige Mittel gegen Politik. Die USA will den Terror<br />

abschaffen und nur die Außerirdischen oder das Volk können<br />

sich gegen die USA durchsetzen. Am Ende des Zuges wird<br />

dann die Kartenhand wieder auf sechs aufgefüllt und der<br />

nächste ist dran. Sobald der Kartenstapel aufgebraucht ist, ist<br />

das Spiel vorbei und dann heißt es Punkte zählen. Das Volk<br />

bringt gerade mal einen Punkt, die USA hingegen fünf, der<br />

Rest reiht sich dazwischen ein. Bei diesem Spiel kann es schon<br />

mal vorkommen, dass man zu gar nix kommt, aber so ist es<br />

halt, wenn es heißt: „Der Stärkere frisst den Schwächeren.”<br />

fun+action<br />

die Maulhalde<br />

Berlins<br />

optisch<br />

schönste<br />

Wortband<br />

Die Jeschichte vom Aquariumkopp<br />

Die eene Nacht erwachte ick, aus eenem bösen Traum,<br />

der war so blöd, da dachte ick, den gloobta mir wohl kaum.<br />

Meen Kopp war een Aquarium, ihr glotzt in ditt hinein,<br />

ick mach zwar keen Trara darum, doch fand ick ditt jemein.<br />

Der eene kiekt und fragt janz keck, watt isn ditt fürn Teil?<br />

Ick kiek zurück, ditt hatt keen Zweck, dann sag ick: Ick<br />

finds jeil.<br />

Watt hätt ick sonst ooch sagn solln, bei so n Affenkopp,<br />

ick denk nur: der soll sich ma trolln, sonst werd ick kurz<br />

ma grob.<br />

Ick rüttel und schüttel,<br />

mit all meene Mittel,<br />

verkippe vom Wasser n jutet Drittel.<br />

Dann jinget weita, war ja klar, ditt war nich ausjestanden,<br />

zwee Drittel noch im Kopp, wo’s war an Wasser blieb<br />

vorhanden.<br />

Ick fühlte mich n bissel leer, muss ick hier ma jestehn,<br />

doch trotzdem war meen Kopp so schwer als hätt ick<br />

davon zehn.<br />

Ditt Wasser grün und stinkich iss, mit olle Wasserpflanzen<br />

und dann hier vorne, dieser Riss, die Krönung is vom<br />

Janzen.<br />

Dann kloppt et nochma, eener fragt, bevor ick weeß von<br />

wo, ob Wasserwechsel mir behagt, ick sach nur: Sowieso.<br />

Ick rüttel und schüttel,<br />

mit all meene Mittel,<br />

verkipp nu vom Wasser n weiteret Drittel.<br />

Jedankenfische schwimmen bäuchlings anne Oberfläche,<br />

wobei da überall so Zeuch hings, der Grund für Fischis<br />

Schwäche.<br />

Ick weeß nu nich ma mehr jenau wie ick eigentlich heiße,<br />

die andern finden mich voll schau, ick find die andern<br />

Scheiße.<br />

Und eener sacht mir vor de Stirn, da musste wohl no üben,<br />

wie man zurecht kommt ohne Hirn, da fischste wohl im<br />

Trüben.<br />

Da jeht mir glatt die Pumpe aus, nur noch n mattet Zischen,<br />

und eena zieht n Stecka raus, ick jeh nichma dazwischen.<br />

Ick rüttel und schüttel<br />

mit all meene Mittel,<br />

da plempert an Boden ditt letzte Drittel.<br />

Watt soll ick mit n Wasserkopp, der nich ma eena is?<br />

Ditt is doch nur n krasser Flopp, ja fast ne Art Beschiss!<br />

Ne trübe Plärre, fingerbreit, no übern Boden schäumt,<br />

ick wünschte mir nur eens zur Zeit, ick hätte ditt jeträumt.<br />

Ick recke und strecke,<br />

und zieh anne Decke,<br />

und dann werd ick wach als Wasserschnecke.<br />

Und die Moral vonne Jeschicht is ooch nich zu verachten:<br />

Wir sinn n Stück vom Janzen, nicht, so wie wa bisher<br />

dachten.<br />

19<br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Spielsucht


20<br />

fun+action<br />

Hanf Journal im Land der Wohnwagen<br />

Kronkel @ Nijmegen<br />

>> Das große Finale<br />

Kronkel Nijmegen<br />

Vlaamse Gas 26-36<br />

6511 HR Nijmegen<br />

Tel. +31 24-324 09 09<br />

www.kronkel.nl<br />

info@kronkel.nl<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo-Mi: 11:00-0:00<br />

Do-Sa: 11:00-1:00<br />

So: 12:00-0:00<br />

Am Abend landen wir im Osten von Holland - in<br />

Nijmegen, der letzten Station unserer Reise durch die<br />

niederländischen Coffee Shops. Es ist die älteste Stadt<br />

in Holland, mit einer Geschichte von mehr als 5.000<br />

Jahren. Wenn man das Richtige geraucht hat, kann man<br />

immer noch die Römer durch die Strassen marschieren<br />

sehen. Wenn du sie nicht siehst, besuch sie doch im<br />

örtlichen Museum. - Im City Park-Hotel eingecheckt,<br />

machen wir noch einen Spaziergang durch das schöne<br />

Cannabis-freundliche Städtchen und schauen schließlich<br />

beim „Kronkel“ vorbei.<br />

Der „Kronkel“ ist ein geräumiger, gemütlicher und<br />

sauberer Shop, der wie ein Jugendzentrum wirkt, jedes<br />

Jahr umdekoriert wird und in dem man auch essen<br />

kann. Es gibt einen seperaten Spieleraum mit zwei Poolund<br />

zwei Fußballtischen. Hinten steht - von der Mutter<br />

des Besitzers - ein Kamin mit offenem Feuer. Die Gäste<br />

spielen Billard oder surfen kostenlos im Internet,<br />

vergnügen sich vorne auf 75 Sitzplätzen und essen bei<br />

souliger Funkmusik zu Abend. Im Sommer ist auch der<br />

Garten geöffnet.<br />

Im Dezember 1985 wurde der Laden renoviert und im<br />

Mai 1986 eröffnet. Früher gab es hier ein kriminelles<br />

Umfeld, da die Jugend auf einen einzigen Platz<br />

konzentriert war, doch mittlerweile arbeiten Coffee<br />

Shop, Behörden und Polizei besser zusammen. 25<br />

Angestellte - davon 14 feste - arbeiten in dem<br />

buntgemischten Laden, der sich meist ab 12 Uhr füllt.<br />

Alle Einkäufe werden gewogen und mit Hilfe eines<br />

Computers registriert, wobei auch der Kundenrabatt<br />

ermittelt wird. Da ein Coffee Shop nicht mehr als 500<br />

Gramm an Schmauchwerk vorrätig haben darf, erscheint<br />

bei Überschreitung dieses Limits im Display eine<br />

Warnung. Auch die erlaubten fünf Gramm pro Person<br />

werden durch diese Automatisierung ermittelt. Und<br />

zum Verpacken der süßen Ware gibt es Zip-Bags mit<br />

dem „Kronkel“-Logo, die aber keinen Hinweis auf einen<br />

Coffee Shop geben.<br />

Alle drei oder vier Monate zeigt hier ein anderer Künstler<br />

seine Werke. Außerdem besitzt der Laden eine nette<br />

Kunstsammlung. - Der „Kronkel“ hat 364 Tage im Jahr<br />

offen und am 1. Januar trifft man sich hier zum<br />

Katerfrühstück. Das Essen ist international, wie<br />

beispielsweise aus Tschechien und Marokko. Durch die<br />

Spacemiles-Karte gibt es Ermäßigung auf das Essen<br />

und Getränke sind dadurch teilweise umsonst, was<br />

diesen Coffee Shop natürlich auch sehr beliebt macht.<br />

Nach einem Einkauf für die Rückfahrt steigen wir in<br />

die Kiste und fahren zurück nach Berlin. Zu Hause<br />

angekommen, freue mich über meine süße Katze Taxi,<br />

die mich sehnsüchtig anschnurrt. Und um Mitternacht<br />

falle ich erschöpft in mein Bett und hoffe, ihr hattet mit<br />

meinen Berichten genau so viel Spaß wie ich auf dieser<br />

Reise. Danke, Dirk!<br />

Tour: Dirk Rehahn & Roland Grieshammer<br />

Text: Roland Grieshammer


Die Hanfberatung im Hanf Journal<br />

>>Erste Hilfe für Kiffer<br />

Der Sommer rückt näher, die Urlaubslust steigt und<br />

Fragen zu Holland sprengen unsere Mailboxen. Kascha<br />

wusste wie immer Rat und half so geht es eben ging.<br />

Zwar wurde sie diesen Monat auch mal auf dem kalten<br />

Fuß erwischt . . . aber wir können eben nur dazulernen.<br />

Auch noch was unklar bei dir? Na, Kascha kriegt’s sicher<br />

raus, einfach an hanfberatung@hanfjournal.de mailen<br />

und glücklich werden.<br />

Robert (16) aus Berlin fragt:<br />

„High Kascha,<br />

du weißt doch immer so viel, da kannst du mir sicher<br />

auch helfen. Ich will mit ein paar Freunden im Sommer<br />

in Amsterdam zelten. Dass da immer alles übervoll ist,<br />

ist klar, aber ’ne Unterkunft finden wir schon. Wie sieht’s<br />

denn aber so mit Smoke aus in Amsterdam? Kriegt man<br />

das echt an jeder Straßenecke? Und kann man den<br />

Leuten vertrauen oder rollen die einen auch mal, also<br />

auch so im Shop? Wie ist das eigentlich in Amsterdam<br />

überhaupt so mit Kriminalität? Ich meine, wenn man<br />

da so verplant die Grachten langspaziert, hat man da<br />

was zu befürchten nachts?“<br />

Kascha gibt Antworten:<br />

„Hey Robert,<br />

Amsterdam ist immer eine Reise wert. Zelten ist auch<br />

eine gute Idee, ist glaube ich die preiswerteste Variante.<br />

Ganz billig ist es trotzdem nicht, aber dafür ganz schön<br />

voll. Nehmt auf jeden Fall einen Regenschirm mit, ich<br />

habe noch keine Woche ohne Regen in A’dam erlebt und<br />

man will ja nicht, dass die Blättchen nass werden, wenn<br />

man beim Chillen im Vondelpark von einem Schauer<br />

überrascht wird.<br />

Nun zum Wesentlichen: Coffee Shops gibt es an jeder<br />

Ecke. In den meisten wird nach dem Ausweis gefragt,<br />

man darf erst ab 18 rein. Da hilft auch kein Diskutieren,<br />

wenn der Inhaber erwischt wird, dass Minderjährige<br />

bei ihm kaufen, ist der Laden dicht. Wenn man was<br />

bekommt, ist es korrekte Ware und mit Sicherheit besser<br />

als das, was du gewohnt bist. Dementsprechend<br />

vorsichtig solltest du da rangehen. Aus dem<br />

Ausweisdilemma schlagen zwielichtige Typen Profit,<br />

die behaupten, dir gegen Vorkasse was zu besorgen. Die<br />

verschwinden mit dem Geld durch die Hintertür. Auch die<br />

„Coke? Crack? Ecstasy?“-Typen sind keine entspannten<br />

Freunde, besser Finger weg. Außer solchen Betrugsversuchen,<br />

gepanschten Straßenpillen und Taschen-/Fahrraddiebstahl<br />

gibt es in Amsterdam eigentlich keine Kriminalität, mit der<br />

man als Tourist in Kontakt kommt. Wenn man einigermaßen<br />

aufpasst, wo man lang läuft, kann einem eigentlich nichts<br />

passieren.<br />

Ein empfehlenswerter Reiseführer („Cool Guide to<br />

Amsterdam“) beschreibt außerdem: „Try not to look like a total<br />

space cadet“. Das ist der Hinweis für Amsterdam schlechthin,<br />

auch wenn man mit 50 cm hohem grünem Spitzhut, langem<br />

türkisfarbenem Mantel, roter Sonnenbrille mit Riesengläsern<br />

und High Heels noch nicht mal schief angeguckt werden würde,<br />

wirft es doch ein merkwürdiges Bild auf uns Deutsche, die<br />

manchen (älteren) Holländern noch in schlechter Erinnerung<br />

sind. Außerdem: Wer mit knallroten Augen im Stehen einschläft,<br />

passt weniger auf seine Taschen auf. Taschendiebe wissen das.<br />

fun+action<br />

Viel Spaß jedenfalls und verpasse nicht: Den Vondelpark,<br />

das Hanf-Museum, Fahrräder ausleihen und damit<br />

rumfahren, Pannekoekjes . . .<br />

Ach ja und auf Seite 20 im Hanf Journal findest du<br />

immer eine Vorstellung eines Coffee Shops, diesen<br />

Monat das „Kronkel“ – und unter www.hanfjournal.de<br />

findest du die alten Coffee Shop-Präsentationen . . .<br />

schau doch einfach mal nach.“<br />

Tim (15) aus Remseck hat auch eine Frage:<br />

„Hallo Kascha,<br />

was passiert eigentlich mit den Blutsaugern (z. B.<br />

Stechmücke, Zecke . . .) wenn sie unser Blut trinken?<br />

Werden sie dann auch high?“<br />

Kascha versucht zu antworten:<br />

„Hey Tim,<br />

da hast du mir ja eine krasse Frage gestellt.<br />

Dementsprechend habe ich auch lange geforscht und<br />

recherchiert und kann dir leider trotzdem keine genaue<br />

Antwort geben.<br />

Folgendes erst einmal zur Erklärung: Damit ein<br />

Lebewesen von THC „high“ werden kann, muss es erst<br />

einmal entsprechende Rezeptoren im Gehirn haben.<br />

Diese heißen Anandamidrezeptoren, weil das<br />

körpereigene Hormon Anandamid (ein so genanntes<br />

Endocannabioid) dort normalerweise andockt, z. B.<br />

wenn wir uns gerade besonders glücklich fühlen. Das<br />

zeigt dann auch ähnliche Auswirkungen wie Kiffen.<br />

Wenn diese Rezeptoren nicht da sind, kann das Gehirn<br />

mit dem THC nichts anfangen und dementsprechend<br />

wirkt es nicht, man wird nicht „high“. Wenn Blutsauger<br />

wie Mücken oder Zecken also solche Rezeptoren haben,<br />

können sie theoretisch tatsächlich high werden, auch<br />

von unserem Blut, vorausgesetzt sie trinken genug<br />

davon. Wenn nicht, dann nicht. Ich konnte nirgends<br />

Hinweise auf solche Rezeptoren bei Insekten finden,<br />

allerdings auch nicht das Gegenteil. Also blieb nur der<br />

Selbstversuch. In den Niederlanden, wo es legal ist,<br />

konsumierte ich genügend Cannabis, um von einer<br />

ausreichenden Konzentration in meinem Blut ausgehen<br />

zu können. Mehrere Mücken ließen sich zum Zwecke<br />

des Blutsaugens nieder, um sicher zu gehen, pustete<br />

ich sie zusätzlich mit Rauch an. Allerdings bin ich auch<br />

aus diesem Experiment nicht viel schlauer geworden,<br />

dafür war es lustig. Ich hoffe, ich konnte dir trotzdem<br />

helfen. Ich hab’ die Frage auch mal an Dr. Franjo<br />

Grothenhermen weitergeleitet, vielleicht weiß der noch<br />

mehr und klärt uns dann in seiner Rubrik „Klüger<br />

werden mit dem Hanf Journal“ darüber auf.“<br />

Phil (19) aus Hamburg möchte wissen:<br />

„Hi Kascha,<br />

angenommen man will mal nach Venlo oder so zum<br />

„Einkaufen“ fahren, wie ist da so das Risiko? Zum<br />

Beispiel mit Auto oder mit dem Zug? Holland hat doch<br />

das Schengener Abkommen unterzeichnet, sodass da<br />

keine Grenzkontrollen sind, oder? Was passiert, wenn<br />

man erwischt wird?“<br />

Kascha antwortet:<br />

„Hi Phil,<br />

in der Tat haben die Niederlande das Schengener<br />

Abkommen unterzeichnet. Dementsprechend kommt<br />

man oftmals über die Grenze ohne es zu merken, kein<br />

Zoll, keine Ausweiskontrollen. Da das natürlich den<br />

deutschen Prohibitionismus und alle Verbotsbestrebungen<br />

untergraben würde, arbeiten die<br />

deutschen mit den niederländischen Behörden<br />

zusammen und kontrollieren in den Zügen Passagiere<br />

und auf den Autobahnen stichprobenartig Autos,<br />

besonders solche, die vermutlich mit Kiffen irgendwie<br />

zu tun haben (verbeulter Golf II mit langhaarigen<br />

Hippies usw.). Angeblich teilen grenznahe Coffee Shops<br />

den deutschen Behörden sogar Autonummern von<br />

Käufern mit, damit die Autobahnpolizei gezielt<br />

zugreifen kann. Dies scheint jedoch eher ein Gerücht<br />

deutscher Prohibitionisten als Realität zu sein.<br />

Spannende Reportagen auf deutschen Privatfernsehsendern<br />

dokumentieren ausführlich, wie die Grünen<br />

Engel in Uniform den Rechtsstaat gegen die bösen<br />

Schmuggler verteidigen. Wenn ihr nicht gerade bekifft<br />

am Steuer sitzt und nur eine kleine Menge, also drei<br />

bis vier Gramm, dabei habt, wird auch „Erwischtwerden“<br />

kein wahnsinniges Nachspiel haben. Bei großen<br />

Mengen kann eine Anzeige wegen „Unerlaubter Einfuhr<br />

von Betäubungsmitteln“ eine Menge Ärger mit sich<br />

bringen. Wenn man kein Risiko eingehen will, gilt also<br />

weiterhin: Da rauchen, wo man es darf, und da wo man<br />

es nicht darf eben nicht.“<br />

21<br />

Das Eckthema<br />

Vorsicht:<br />

Zerstört dein Leben!<br />

Workaholic


Und schuld sind nur die Russen!<br />

Hanf Journal-Partytest: Die grossstadtsurvivor auf der Fusion<br />

Es war einmal ein kleines Stück Erde im mecklenburgvorpommerschen<br />

Hinterland. Dort wohnten die Einwohner<br />

mehrerer kleiner Dörfer glücklich und bescheiden, bis eines<br />

Tages die Russen kamen. Diese kommunistischen Gesellen<br />

mochten gerade dieses Gebiet besonders gerne, weshalb sie<br />

runde Hänge bauten und mit Atomraketen dieses besagte Stück<br />

Erde schützten. Doch das wurde den Russen irgendwann zu<br />

blöd. Deshalb sind sie wieder gegangen, haben aber<br />

freundlicherweise die Hangars, das Stückchen Erde und den<br />

Kommunismus dagelassen. Das freute die Post-Hippies sehr,<br />

die einige Jahre später dieses nette Stückchen Land für sich<br />

beanspruchten. Dass es etwas Mystisches in sich hatte, merkten<br />

sie sofort und sie blickten in die Zukunft und sahen staubige<br />

Tanzflächen und johlende Menschen.<br />

Heute gehört ihnen dieses Stückchen Land und keiner der<br />

Anwohner, die beim Anblick der alljährlich anrückenden Freaks<br />

gerne mal etwas erschreckt aussehen, kann mehr etwas gegen<br />

dessen viertägige Besetzung unternehmen. Was dieses Land<br />

nun ist? Nun, hier streiten sich die Geister. Die einen behaupten<br />

inständig, es wäre eine neue Galaxie. Astronauten würden mit<br />

einer überdimensionalen Rakete ins All starten. Doch auch<br />

andere Gerüchte, es wäre ein kleines gallisches Dorf oder es<br />

sei wirklich das Auenland, halten sich inständig. Nach<br />

eingehender Untersuchung konnten wir jedoch feststellen, dass<br />

wir es auch nicht wissen.<br />

Dieses Land ist bevölkert von merkwürdigen Gestalten: Zwerge<br />

und Riesen, Engel und Teufel, Drachen und Ritter und natürlich<br />

Freaks, noch krasseren Freaks und grossstadsurvivorn. Die<br />

Bewohner dieses Landes wohnen in kleinen knubbelförmigen<br />

Gebilden, die sich mit Eisennägeln im Boden festkrallen. Bis<br />

zum Horizont erstrecken sich diese Wohnblasen. Manche<br />

Bewohner schlafen auch in ihren Autos und Bussen und manche<br />

schlafen einfach überhaupt nicht.<br />

Um dies zu schaffen, trinken sie so viel Kaffee, dass man fast<br />

denken könnte, sie hätten Drogen konsumiert. Doch wieder<br />

zurück zum Schlafen. Die Knubbel, in denen sie wohnen, sind<br />

nicht wirklich groß, die Betten darin nicht so bequem und hin<br />

und wieder kommt auch der Regen durch die Decke. Doch das<br />

nennen diese Wesen, dann einfach nur „naturverbunden“ und<br />

freuen sich tierisch drüber, in einer Plastiktüte zu schlafen.<br />

Spätestens am vierten Tag ihres nur vier Tage langen Lebens<br />

(danach bemächtigt sich wieder ein unheimlich spießiger Geist<br />

ihrer Körper und zwingt sie dazu, fünf Tage die Woche einer<br />

geregelten Beschäftigung nachzugehen) stinken diese Wesen<br />

unheimlich stark nach einer Mischung aus allem, was verwesen<br />

kann. Aber das macht ihnen selbst nichts aus. Ihr Geruchssinn<br />

ist, ebenso wie der Sehsinn und das Gehör, extrem<br />

unempfindlich. Deshalb sind überall auf dem Gelände schwarze<br />

Türme aufgebaut, die unaufhörlich mächtige Basswellen über<br />

das Gelände schicken und den nebelsichtigen Bewohnern damit<br />

eine gewisse Orientierung ermöglichen. Prinzipiell scheinen<br />

diese Wesen eher auf auditive Signale zu reagieren als auf<br />

optische. So kann es oft vorkommen, dass zwei Wesen zwei<br />

Stunden nebeneinander stehen und sich nicht bemerken. Geleitet<br />

von den durchdringenden Bassweisern, wuseln diese<br />

Geschöpfe, die auch von manchen als Vier-Tages-Tanzer (für<br />

alle die den Witz nicht kapiert haben: Ein-Tags-Fliege) bezeichnet<br />

werden, durch das ganze Stück Erde, hopsen dabei, manche<br />

springen sogar – aber wieso?<br />

Na, es müssen wohl die übersphärischen Gutelaune-Wellen<br />

sein, die überall wie feine Nebelfäden über dem Gelände<br />

hängen. Zahlreiche Gutelaune-Eell-Empfänger sind unterwegs<br />

und offerieren ihre Beute überall, sodass niemand leer ausgehen<br />

muss. Aber es mag auch einfach die Atmosphäre sein. Denn<br />

im Auenland ist alles möglich und alles erlaubt. Es gibt nur<br />

die allernötigsten Regeln. Quasi wie im Paradies (übrigens:<br />

berlin<br />

Achtung!<br />

jeder Missbrauch von<br />

Drogen ist gefährlich!<br />

Wir wollen niemanden<br />

dazu auffordern oder<br />

animieren Drogen zu<br />

konsumieren<br />

15<br />

Dass das Paradies auf Dauer nicht funktionieren würde, merkt<br />

man spätestens am dritten Tag an den zugekackten Gehwegen).<br />

Doch ein Jahr haben nun kleine Elfen Zeit, die Kacke<br />

wegzuräumen und sich wieder viele kleine, filmige und<br />

wunderliche Dinge auszudenken. So mag zwar der eine den<br />

Lichterwald vermisst haben oder auch vom Freakfrachter<br />

enttäuscht gewesen sein, so freute sich der andere über den<br />

neuen Feuerring, den Zauberwald oder die vielen Monde des<br />

Stückchens Erde. Einige freuten sich auch einfach über sich<br />

selbst. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal<br />

erzählt werden.<br />

Verwirrend war dieses Land – wir können gar nicht sagen wie.<br />

Denn als eclipse das E wieder fand, war es tatsächlich nur<br />

noch ein Buchstabe.<br />

Sehr oft kam es auch vor, das einen der Erinnerungssauger,<br />

der hoch auf einem Hangar thronte, mit seinem Laserstrahl<br />

erwischte und sämtliche Erinnerungen der letzten fünf Stunden<br />

auslöschte. Auch Menschen, die eine halbe Stunde lang nur<br />

drei Schritte nach rechts und nach links gingen, machten uns<br />

nicht gerade schlauer.<br />

Und viel zu schnell vorbei war’s natürlich wieder (woran<br />

vermutlich auch der Erinnerungssauger nicht ganz unschuldig<br />

war). Das schmeckt uns natürlich gar nicht. Aber wies ja so<br />

schön heißt: Nach der Fusion ist vor der Fusion.<br />

Ach ja, eines noch: Eigentlich durftet ihr das hier ja gar nicht<br />

lesen. Hochoffiziell wurde das Hanf Journal im Vorfeld des<br />

wahrscheinlich schönsten Festivals der Welt gebeten, von<br />

Berichterstattung abzusehen. Und tatsächlich: Wir waren brav.<br />

Unsere Leserschaft hatte keine Ahnung, dass es so was wie<br />

die Fusion überhaupt gibt. Anders als die der Raveline. Deren<br />

Hype bescherte uns vielleicht auch die ganzen Prolls und<br />

Raver. Aber wahrscheinlich haben das auch nur die Russen<br />

eingefädelt!<br />

Eure grossstadtsurvivor


16<br />

berlin<br />

Wieder Freispruch wegen<br />

Cannabis als Medizin<br />

Berliner Richter halten derzeitige<br />

Regelung für verfassungswidrig<br />

Kurz vor Redaktionsschluss trudelte folgende Pressemitteilung<br />

in unserer Redaktion ein. Da wir es nicht hätten besser sagen<br />

können, dokumentieren wir hier die Pressemitteilung des<br />

Deutschen HanfVerbandes (DHV):<br />

Das Amtsgericht Tiergarten in Berlin hat im April <strong>2004</strong> erneut<br />

einen Patienten frei gesprochen, der zur Linderung seiner<br />

Beschwerden Cannabis in größeren Mengen angebaut und<br />

besessen hatte. Der Betroffene geht erst jetzt mit dem Urteil an<br />

die Öffentlichkeit, da die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt<br />

hat.<br />

Das ist der dritte derartige Fall, der bundesweit bekannt wird.<br />

Im <strong>Juli</strong> 2003 wurde beim Amtsgericht Mannheim ein Patient<br />

mit Multipler Sklerose freigesprochen. Gegen dieses Urteil legte<br />

die Anklage Revision ein. Der zweite bisher bekannte Fall<br />

stammt ebenfalls vom Amtsgericht Tiergarten. Es erlaubte im<br />

November 2003 einem Morbus-Crohn-Patienten den Anbau<br />

einiger Cannabis-Pflanzen. Dieses Urteil ist rechtskräftig.<br />

Mit dem nun bekannt gewordenen Urteil zeichnet sich ein<br />

Trend in der Rechtsprechung zugunsten von Cannabis als<br />

Medizin ab. Das allein gibt dem Urteil schon erhebliche<br />

Bedeutung. Dazu kommt, dass nun zum ersten Mal ein relativ<br />

diffuses Krankheitsbild mit Cannabis behandelt werden darf.<br />

Der Betroffene nutzt Cannabis gegen Schmerzen,<br />

Erbrechen, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Depressionen.<br />

Es gebe in dem konkreten Fall keine brauchbare Alternative<br />

zu Hanf. Auch das macht das Urteil zu einem Meilenstein.<br />

Das Gericht gestand dem Angeklagten einen rechtfertigenden<br />

Notstand zu, sodass die Tat nicht rechtswidrig sei. Das<br />

Betäubungsmittelgesetz habe den Zweck, die Volksgesundheit<br />

zu schützen. Diese sei im vorliegenden Fall aber nicht gefährdet.<br />

Derzeit gibt es in Deutschland keine legale Möglichkeit, als<br />

Patient natürliches Cannabis zu medizinischen Zwecken zu<br />

nutzen. Dafür notwendige Genehmigungen werden regelmäßig<br />

abgelehnt. Lediglich Medikamente mit dem Hanfwirkstoff<br />

THC sind erhältlich. Sie sind aber sehr teuer und werden von<br />

den Krankenkassen meist nicht übernommen. So bleibt vielen<br />

Betroffenen lediglich die Möglichkeit, vor Gericht zu ziehen.<br />

Das Amtsgericht Tiergarten weist in seinem Urteil eindringlich<br />

darauf hin, dass es diesen derzeitigen Umgang mit Cannabis<br />

als Medizin für verfassungswidrig hält!<br />

Pressemitteilung des Deutschen HanfVerbandes<br />

Betty Stürmer - HanfFlowers<br />

23.7.04 - 22.08.04, im Hanfmuseum, Berlin - Eröffnung der Ausstellung: 23.07.<strong>2004</strong>, 18-20 Uhr<br />

„HanfFlowers“ ist eine Serie von Bildern, die<br />

sich ausschließlich mit dem Hanf-Blatt<br />

beschäftigen. Panorama-Ansichten von Hanf-<br />

Blättern, extreme Vergrößerungen und<br />

Ausschnitte, Flächen, die Hanf-Netze bilden.<br />

Die Hanf-Blätter treffen in allen möglichen<br />

Farben aufeinander und kommunizieren zu<br />

einer Art Hanf-Pop. (Betty Stürmer)<br />

Stilisiert zur Ikone hat das siebenblättrige<br />

Hanf-Blatt dem vierblättrigen Kleeblatt längst<br />

den Rang abgelaufen. Das Hanf-Blatt steht<br />

für love & peace, linke Kultur, ökologisches<br />

Bewusstsein, Traum und Rausch und ist für<br />

viele noch heute ein Reiz-Symbol.<br />

Bob Marley trug es auf bedruckten T-Shirts,<br />

Deutschlands Stachelschwein Wolfgang Neuss<br />

hisste die Hanf-Flagge und das Berliner Hanf-<br />

Museum führt es im Firmenlogo. Mit ihren<br />

neuen Hanf-Bildern hat die Künstlerin Betty<br />

Stürmer der magischen Pflanze einen Platz<br />

in der Kunstwelt geschaffen. Schon 1995<br />

verwendete die Multimedia-Artistin das Hanf-<br />

Motiv in ihren „fashion news“, in den Jahren<br />

1996 bis 2000 hat sie Hanf musikalisch<br />

thematisiert: mit ihrem Performance-Party-<br />

Happening „DJ Everybody“ mixte sie in Berlin<br />

Reggae, Rap und Ragga. Dass Betty Stürmer<br />

das Thema Hanf nun visuell wieder aufgreift,<br />

ist vordergründig der eleganten, gezackten<br />

Blattform jener Pflanze zu verdanken, einer<br />

der höchstentwickelten unserer Erde. Betty<br />

Stürmer arbeitet mit den grafischen Möglichkeiten,<br />

die die siebengezackten Blätter der<br />

Cannabis sativa hergeben. Feinheit und<br />

Eleganz schwingt in den Bildern, fächerartig<br />

greifen die Blätter in den Raum, und bei näherer Betrachtung<br />

fangen die sich überlappenden Blätter an zu flirren wie im<br />

Gegenlicht.<br />

Betty Stürmer nimmt dem Thema Hanf & Drogenpolitik die<br />

Schwere und man wünscht sich angesichts des mühseligen,<br />

schleppenden Prozesses der Legalisierung von Haschisch, dass<br />

Breite Zeiten in Berlin<br />

Berlin ist nicht nur das einzige Bundesland, in dem es politisch<br />

vorangeht, Berlin ist auch der Fleck in Deutschland, der enorm<br />

breite Zeiten vor sich hat. Mit der Hanfparade, der Entheovision<br />

2 und der InterHanf finden drei große Events der Drogenszene<br />

direkt vor unseren Türen statt . . . und das Ganze noch in relativ<br />

kurzen Abständen.<br />

Für jeden interessierten Hanf Journal-Leser kommen bald<br />

glückliche Zeiten. Erst darf man mit erwarteten 20.000 Menschen<br />

am 14. August auf der Hanfparade für die Legalisierung von<br />

Cannabis und allen anderen Drogen demonstrieren. Dann hat<br />

man die einmalige Chance am 21. und 22. August <strong>2004</strong> im<br />

Audimax der Fachhochschule für Technik und Wissenschaft<br />

bekannte Forscher, Wissenschaftler und andere Kenner<br />

psychoativer Stoffe zu hören. Auf der Entheovision 2 wird es<br />

auch <strong>2004</strong> wieder viel Wissenswertes zu erfahren geben. Den<br />

Abschluss macht dann die erste Hanf-Messe in Berlin. Die<br />

InterHanf öffnet vom 10. bis zum 12. September <strong>2004</strong> ihre Tore<br />

im wohlbekannten Messegelände Berlin. Dort werdet ihr dann<br />

internationale Hanf-Firmen und die neusten Produkte rund<br />

um Cannabis bestaunen können.<br />

Unterstützen Sie deshalb die politische<br />

Arbeit des DHV, privat oder als Firma.<br />

Email: buz@ hanfverband.de<br />

Tel: +49 (0) 30. 44 71 66 53<br />

Lettestraße 3<br />

10437 Berlin<br />

mehr Infos unter www.hanfverband.de<br />

Stürmers Hanf-Bilder bald die Büros der Bonner Bundes-<br />

Opiumstelle schmücken. Vielleicht erleichtert die optische<br />

Wirkung der Arbeiten den Gesetzgebern das Fällen der längst<br />

überfälligen Entscheidung, schließlich haben die aus dem alten<br />

Heilkraut hergestellten Arzneimittel etwas Krampflösendes.<br />

Roland Grieshammer<br />

Und da so viel in Berlin geboten wird und das Hanf Journal<br />

dies natürlich alles unterstützen will, gibt es gleichzeitig zu<br />

der <strong>Juli</strong>-Ausgabe wieder einmal eine Sonderausgabe zur<br />

Hanfparade. Darin findet ihr alles, was ihr zu der größten<br />

Legalisierungs-Demo in Europa wissen müsst. Wie die Route<br />

verläuft, welche Bands spielen, wer reden wird, wo man abends<br />

hingehen kann und was man auf keinen Fall in Berlin verpassen<br />

darf. Außerdem findet ihr auch noch einiges mehr zur<br />

Entheovision 2 und zur InterHanf. Also die großen Kiffereignisse<br />

in Berlin komplett in einem Heft.<br />

Also seid mit dabei, mischt euch ein und werdet aktiv! Damit<br />

Berlin immer breiter wird!<br />

www.hanfparade.de<br />

www.entheovision.de<br />

www.interhanf.de<br />

Werner Graf


Die Peepshows sind aus Örebro. Ich glaub’ das liegt<br />

in Schweden und ich kann euch schon alle nörgeln<br />

hören, von wegen Schwedenhype und Hellacopters<br />

und so, und ja, Recht habt ihr, obwohl die<br />

Peepshows um einiges cooler aussehen und auch<br />

den Schweinerock-Faktor nicht so arg überspannen<br />

wie jene berühmten Kollegen! Im Gegenteil, der<br />

Einsatz einer Hammond-Orgel (kann auch ’ne Vox<br />

gewesen sein) gibt der ganzen Sache eher einen<br />

Sechziger-lastigen Sound! Jajaja, so Hives- oder<br />

Strokes-mäßig, aber nicht so garagig. Es ist mehr<br />

so Ramones treffen Prisoners treffen ACDC oder<br />

so. Auf jeden Fall gibt’s die Jungs auch nicht erst<br />

seit gestern, sondern seit 1996 und sie haben auch<br />

schon das ein oder andere Album (auf Sidekick/<br />

Burning Heart) draußen. Ich habe die Herren vor<br />

ein paar Jahren mal im Wild At Heart hier im<br />

schönen Kreuzberg gesehen, und da haben sie<br />

gerockt wie zweiundzwanzig Säue!<br />

www.burningheart.com<br />

Cool oder wie der Hanseate sacht, derbe - die<br />

Beginner touren Deutschland!<br />

Mit „Blast Action Heroes“ meldeten sich die<br />

Beginner (das „Absolute“ wurde gestrichen) 2003<br />

zurück und definierten das Genre neu. Nachdem<br />

sie mit „Fäule“, der ersten Blast Action-Single,<br />

bereits ein begeisterndes Gelübde auf den besser<br />

gelagerten Beginner-Sound abgelegt hatten, ist<br />

„Blast Action Heroes“ das entsprechende Full<br />

Length-Meisterwerk. Immer einen Tick sprachgewandter<br />

als die Konkurrenz, immer jenseits müder<br />

Klischees sind die „Blast Action Heroes“ so fernab,<br />

dass für sie eine neue Spielklasse in Sachen<br />

Deutscher HipHop erfunden werden müsste. Und<br />

während die rappende Restrepublik noch in tumben<br />

Gangsta-Attitüden und schlaffer R’n’B-Romantik<br />

rumdümpelt, wird bei den Beginnern feist & clever<br />

gefeiert. Also rennt mal hin und schaut sie euch an,<br />

die Kollegen!<br />

Erwartet viel, die Beginner halten es!<br />

www.beginner.de<br />

The Peepshows<br />

Date: 05.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Wild At Heart<br />

Admission: 7,- Euro<br />

Beginner<br />

Date: 18.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Columbia Halle<br />

Admission: 18,- Euro<br />

„Ay, caramba carajo olé!“ Groß, großartig,<br />

PANTEÓN ROCOCÓ! Einfach einmalig, wie diese<br />

elfköpfige Mega-Band aus der Hauptstadt Mexikos<br />

ganz und gar lateinamerikanisch, leidenschaftlich,<br />

rhythmisch beseelt punkt, rockt, skankt und<br />

rumspringt, als gelte es, irgendeinen aztekischen<br />

Regengott zu beschwören. Zweimal waren sie jetzt<br />

schon in ganz Europa auf Tour. Haben die Massen<br />

begeistert und in ekstatische Verzückungen versetzt<br />

und doch blieb nach einem von Wadenkrämpfen<br />

und durch Schweißbäder gekennzeichneten Konzert<br />

eine gewisse latente Enttäuschung bei den Fans<br />

zurück. Man konnte die verdammte CD nirgendwo<br />

kaufen! Wo gibt’s denn sowas?! Aber das ist ab<br />

sofort anders: ÜBERSEE RECORDS hat die<br />

flehentlichen Bitten des europäischen Publikums<br />

erhört und bringt endlich das zweite Album mit<br />

dem Titel „Compañeros Musicales“ auf den Markt.<br />

Die ausgiebige Promo-Tour diesen Sommer dürfte<br />

nicht nur die große Fangemeinde der Compañeros<br />

jäh aus dem Sommerloch reißen! Eine Platte, die es<br />

sogar schafft im Mutterland der Raubkopie<br />

vergoldet zu werden, wird auch in hiesige Ohren<br />

gehen . . .<br />

www.uebersee-records.de<br />

Was im Dezember 2003 in der Sterling Lounge<br />

begann, wird nun jeden Donnerstag im „Octopussy“<br />

in die nächste Runde gehen. An der Grenze zu<br />

Lichtenberg wecken trübe Laternen, graue Häuser<br />

und verlassene Straßen Erinnerungen an die Zeit<br />

kurz nach der Wende. Wer die Baracke hinter dem<br />

Bauzaun gefunden hat, wird schon an der angeleuchteten<br />

Poseidon-Statue auf dem Dach erkennen,<br />

dass hier alles andere als der James Bond-Klassiker<br />

präsentiert wird. Hier im Outback von<br />

Friedrichshain geht es ab dem 1. <strong>Juli</strong> jede Woche -<br />

incl. Strandbar & Outside Area – ausschließlich um<br />

spannende d-science-Thriller von Dextro & Roly,<br />

die an den Decks das komplette Spektrum tanzbarer<br />

Breakbeatz abdecken: Happy & Darkside Breakz<br />

der Oldskool-Ära 91-94, Jungle & und Hardsteppin’<br />

Drum&Bass. Und für den ersten Monat hat sich<br />

das d-science-DJ-Team illustre Gäste - wie am 01.<br />

07. Rockateer (Da Kee/Cryptonite), am 08. 07. Emisz<br />

& MC Mace (Recycle, Icon), am 15. 07. Flare 5 &<br />

Stranger (Basstion), am 22. 07. Geli Royal & Tarn<br />

(Nufonia Soundsystem), sowie am 29. 07. Dose D.<br />

& Wuzi Khan (Yum Yum / Klangkrieg) - eingeladen.<br />

www.d-science.net, www.octopussy-club.de<br />

berlin<br />

TERMINE<br />

Panteon Roccoco<br />

Date: 06.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Kesselhaus<br />

Admission: 5,- Euro<br />

Gegründet 1996, ist die dreifache New Yorker<br />

„international rock and roll machine“ in<br />

Deutschland fast schon zu Hause. Mit nunmehr<br />

vier Alben waren die Turbo AC’s nun schon fast<br />

sechsmal in Deutschland und spätestens mit ihrer<br />

„Automatic“-Tour 2003 haben Kevin Cole<br />

(git./vox.), Michael Dolan (bass) und Kevin Prunty<br />

(drums) die 500er-Grenze in den Clubs geknackt.<br />

Mit Sleazy Hot Rod Punk’n’Roll, gepaart mit<br />

intensiven Surf-Sounds und ehrlichen Texten,<br />

brauchten die Turbo AC’s nicht lange, um im<br />

heimischen CBGB’s schnell Respekt zu erringen.<br />

Das geeignete Label zu finden, ging nicht so schnell,<br />

so erschien jedes ihrer Alben bisher auf einem<br />

anderen. Mit Bitzcore nun scheinen sie endlich<br />

gelandet zu sein, doch Turbo gerast wird noch<br />

immer und hoffentlich auch noch oft in<br />

Deutschland!<br />

www.turboacs.com<br />

d-science „jungle/drum&bass“ The Briefs<br />

Date: Donnerstags ab 23 Uhr<br />

Location: Octopussy,<br />

Gürtelstr. 36, Friedrichshain<br />

Admission: 3,-<br />

Eine meiner kontemporären (ha, Superwort!)<br />

Lieblingsbands! Krawattenpunk vom Feinsten,<br />

nicht nur was den Look, sondern vor allem auch<br />

was den Sound angeht. Als wenn’s wieder 1977<br />

wär . . . Die vier Freaks aus Seattle sind live auch<br />

noch viel besser als auf ihren Scheiben „Hit After<br />

Hit“(Dirtnap) und „Off The Charts“(hierzulande<br />

auf Bitzcore erhältlich). Tja, und jetzt hat der gute<br />

Mutti sie uns wieder hergebookt! Ich versteh’s<br />

irgendwie nicht so richtig, aber auf jeden Fall sind<br />

die Herren Lance Romance (Bass), CB Mangler<br />

(singt, sammelt Vespas und Lambrettas und gibt<br />

als musikalischen Werdegang Skateboarding an),<br />

Steve E. Nix (spielt Gitarre und ist neunzehnmal<br />

verheiratet und geschieden –jetzt Single) und Daniel<br />

J. Travanti (auch Gitarre, hasst Pudding und Leute,<br />

die Lazarus heißen) in wechselnden Besetzungen<br />

- im Rahmen der „Mutti’s Little Monsters Tour“ –<br />

mit den Real McKenzies, der One Man Army und<br />

den Turbo AC’s unterwegs.<br />

www.thebriefs.com<br />

The Turbo AC’s<br />

Date: 16.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Wild At Heart<br />

Admission: 8,-Euro<br />

Date: 07.08.<strong>2004</strong><br />

Location: Archiv/Potsdam<br />

Admission: 8,- Euro<br />

Achtung!<br />

jeder Missbrauch von<br />

Drogen ist gefährlich!<br />

Wir wollen niemanden<br />

dazu auffordern oder<br />

animieren Drogen zu<br />

konsumieren<br />

17


Newsflash:<br />

Cannabis gut gegen Insekten!<br />

In Bad Ischl (Oberösterreich) sollen Cannabis-<br />

Pflanzen offiziell als Mittel zur Vertreibung von<br />

Insekten angeboten worden sein. Sie wurden unter<br />

der Bezeichnung „Gelsenschreck“ sogar in einem<br />

Flugblatt beworben.<br />

Gendarmen entdeckten diese Pflanzen zufällig und<br />

beschlagnahmten sie sofort. Nun werden sie auf<br />

ihren genauen THC-Gehalt (Drogenwirkstoff)<br />

untersucht. Dem Landesgericht Wels und der<br />

Bezirkshauptmannschaft Gmunden wurde eine<br />

Sachverhaltsdarstellung übermittelt. Das Geschäft<br />

in Bad Ischl wird von einem Vertreter beliefert, der<br />

_ nach Angaben des Filialleiters _ die Cannabis-<br />

Pflanzen auch an andere Märkte in Österreich<br />

verkauft haben soll. Das Hanf Journal Austria bleibt<br />

für euch am Ball, ob Kiffen wirklich Insekten<br />

vertreibt.<br />

Ein Kilo Marijuana pro Tag verkauft<br />

Laut Polizeiangaben müssen in einem Wiener-Cafe<br />

gigantische Umsätze gemacht worden sein. Rund<br />

ein Kilo Marijuana wurden im Schnitt am Tag<br />

verkauft. Allein die Mai-Einnahmen machten<br />

321.620 Euro aus. Insgesamt soll die neunköpfige<br />

Bande in den vergangenen vier Jahren 1,5 Tonnen<br />

Cannabis im Wert von 15 Millionen Euro verkauft<br />

haben. „Den größten Umsatz, an den sich die<br />

Verdächtigen erinnern können, haben sie heuer am<br />

1. Mai gemacht. Da sind auf einen Schlag rund<br />

15.000 Euro zusammengekommen“, so ein<br />

Drogenfahnder zur Tageszeitung „Kurier“.<br />

Unfall überführte Wiener<br />

Drogen-Pärchen<br />

Ziemlich viel Pech hatte ein Pärchen, welches Gras<br />

durch Österreich transportierte. In Döblin geraten<br />

die beiden in einen Unfall. Beamte des Verkehrsunfallkommandos<br />

(VUK) nahmen dabei die Daten<br />

auf und überprüften sie nachträglich per Computer.<br />

Hierbei stellte sich heraus, dass der Wagen ein zur<br />

Fahndung ausgeschriebenes Mietauto war. Die<br />

Beamten des VUK machten sich daraufhin mit<br />

Funkstreifenunterstützung auf den Weg zur<br />

Meldeadresse des Pärchens in Döbling.<br />

Bei der anstehenden Hausdurchsuchung flogen den<br />

Beamten fünf Kilo Gras buchstäblich um die Ohren.<br />

Die Durchsuchten wollten das Gras auf der Festfront<br />

des Hauses entsorgen, wo jedoch schon Beamten<br />

warteten.<br />

Bei der Hausdurchsuchung wurde noch zusätzlich<br />

ein Kilo Cannabis-Harz sowie rund 5.300 Ecstasy-<br />

Pillen sichergestellt, die angeblich einem Holländer<br />

gehören. Dies wird jedoch noch von einem<br />

Gerichtsverfahren geprüft.<br />

Alkopops sind auf dem Vormarsch. Sie schmecken süß, sehen<br />

witzig aus und die Werbung ist genau auf 14-Jährige<br />

zugeschnitten. Kein Wunder, dass immer mehr Jugendliche nun<br />

zur Droge Alkohol greifen. Für viele Kommunen und Bezirke<br />

in Österreich ist dies ein großes Problem. Das Hanf Journal<br />

hat einmal zwei Bezirke und ihre Probleme mit<br />

Alkopops genauer unter die Lupe genommen.<br />

Der Bezirk Gmünd – Kotzen vor der Clubtür<br />

Von Seiten der Anrainer einer Diskothek im Bezirk Gmünd<br />

gab es in letzter Zeit immer mehr Beschwerden. Die<br />

Lärmbelästigung durch den Club war das Eine, dass die<br />

besoffenen Jugendlichen auch noch vor ihre Türen gekotzt<br />

haben das Andere. Höhepunkt dieser Eskapaden war das<br />

Auffinden eines bewusstlosen Jugendlichen vor der besagten<br />

Diskothek. Diagnose: Alkoholvergiftung. Nicht, dass eine<br />

Alkoholvergiftung nicht schon in unserer Elterngeneration<br />

vorgekommen wäre. Nein, die Tat an sich ist nicht das<br />

Erschreckende, sondern die Tatsache, dass die „Opfer“ immer<br />

jünger und auch immer mehr werden.<br />

Die Politik findet im Bezirk Gmünd nur eine Antwort: stärkere<br />

Kontrollen. Und so setzte die Gendarmerie in Gmünd sogar<br />

Beamte in Zivil ein, um die Abgabe von Alkohol an Jugendliche<br />

zu unterbinden. „Seither ist die Situation unter Kontrolle. Aber<br />

das Lokal steht unter Beobachtung“, teilte der Gendarmeriechef<br />

mit. Wer aber in Gmünd durch die Kneipen zieht merkt schnell,<br />

dass faktisch der Alkohol trotzdem an die Jugendlichen<br />

ausgeschenkt wird. Es ist einfach schwer nachzuweisen, wo<br />

ein besoffener Jugendlicher seine Droge her hat. Nichts desto<br />

trotz will die Gendarmerie in Gmünd nicht aufgeben und<br />

kündigt schon mal Schwerpunktaktionen an.<br />

Stadt Horn – Zuckerbrot und Peitsche<br />

Nachdem in der Stadt Horn zwei Jugendliche wegen Drogen<br />

ums Leben gekommen sind, beschäftigte die Stadt einen<br />

Streetworker, der permanent vor Ort sein sollte. Auch die<br />

Exekutive wurde aktiver. Seit Juni führt diese verstärkt<br />

Kontrollen in Bezug auf Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz<br />

durch. Das alkoholisierte Treiben von Jugendlichen rund um<br />

ein Szenelokal wurde rigoros abgestellt, zumindest an diesem<br />

Ort, wohin die Jugendlichen nun zum Saufen geflüchtet sind,<br />

wusste von der Stadt niemand.<br />

Doch die Stadt Horn setzt nicht nur auf die Repression. Der<br />

Gesundheitsstadtrat appelliert an die Eltern, aufmerksam mit<br />

dem Thema Drogen umzugehen. Außerdem kündigte er eine<br />

austria<br />

Einmal gepopt nie mehr gestoppt Alkopops erobern die Gemeinden<br />

15<br />

Aufklärungskampagne zum Thema Drogen, Alkohol, Rauch<br />

und Sucht an. „Wir wollen die Jugendlichen nicht<br />

kriminalisieren, sondern aufklären, informieren und beraten“,<br />

sagt auch Franz Hölzl, Bürgermeister des Nachbardorfes<br />

Krems.<br />

Welche Chance haben die Bezirke wirklich?<br />

Die eine Gemeinde setzt auf Repression, die andere auf<br />

Aufklärung. Keine Frage, der zweite Weg ist der bessere, aber<br />

kann die lokale Politik wirklich etwas gegen diesen neuen<br />

Alkopop-Trend tun? Mit Verboten wird sie nicht viel erreichen.<br />

Jugendliche können auch in einem dunklen Keller ihren<br />

Schnaps trinken. Mit Aufklärung werden sie kleine Fortschritte<br />

machen. Aber sie müssen immer noch erklären, warum es toll<br />

ist, wenn am letzten Volksfest wieder ein neuer Bierausschankrekord<br />

erreicht wurde und es schlecht ist, wenn die<br />

Kinder einen neuen Bier-Schluck-Rekord erreichen. Ob die<br />

Bezirke wirklich immer eine echte Aufklärung leisten können,<br />

bleibt offen, denn solange Alkohol in der Gesellschaft eine<br />

gute und THC eine böse Droge ist, sind rationale Argumente<br />

zu Betäubungsmitteln nicht möglich. Das Problem mit den<br />

Alkopops liegt jedoch bei zwei Punkten: Erstens ist die<br />

Werbung ein zentrales Ärgernis. Die Produkte sind darauf<br />

getrimmt, 14-Jährigen zu gefallen. Und nicht selten muss man<br />

bei Alkopops ans Kinderfernsehen denken. Hiergegen kann<br />

die Kommune nichts tun. Werbung für Drogen, welche auch<br />

immer, gehört sich per se verboten. Werbung ist nämlich das<br />

Gegenteil von Aufklärung oder lässt einen ein frisches Bier<br />

doch besser segeln?<br />

Zweitens gibt es ein Problem in der Jugendarbeit. Neue<br />

Jugendkulturen werden nicht berücksichtigt, keine Angebote<br />

für Problemkinder und wenig Möglichkeiten, Probleme in der<br />

Schule, in der Familie oder mit der Leistungsgesellschaft zu<br />

verarbeiten, treiben viele junge Erwachsene in kritische<br />

Situationen. Die einen organisieren sich in so genannten<br />

„Gangs“ und die anderen greifen zu berauschenden Stoffen.<br />

Hier jedoch ist die Kommune gefragt. Eine gute Jugendpolitik<br />

kann nur von ihnen umgesetzt werden. Das beginnt mit einem<br />

Kindergartenplatz, führt über viele Angebote und Freiräume<br />

für Jugendliche bis zu Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung.<br />

Die Substanz ist meist nicht ausschlaggebend, diese zu<br />

bekämpfen ist Blödsinn. Es sind die Umstände, die Gesellschaft,<br />

die Clique, die Familie und die eigene Sozialisation, die einen<br />

in Probleme treibt, oder halt auch nicht.<br />

Teo Nanacatl


16<br />

austria<br />

„IT’S A LONG ROAD TO FREEDOM“ . . .<br />

. . . heißt ein Musikstück, ich weiß im Moment nicht, von wem,<br />

im Vergleich dazu sind die 24 Kilometer vom Ortschild „Hanftal<br />

1 km“ in Waldkirchen (Bezirk Waidhofen an der Thaya) zum<br />

Hanfstadel in Reingers im Oberen Waldviertel im Norden<br />

Österreichs an der tschechischen Grenze geradezu ein<br />

Spaziergang . . .<br />

. . . der unter anderem unter folgendem Motto sich bewegt<br />

„Hanflegalisierung in Österreich: Ergebnisse und Perspektiven“<br />

und als Einladung zum Gebrauch des eigenen Denkvermögens<br />

zu verstehen ist. Diese Einladung ergeht an alle, die ihr<br />

Bewusstsein in diese Richtung erweitern wollen, auch an die,<br />

die selber keine „Raucher“ oder „Raucherinnen“ sind – und<br />

natürlich an all die, die sich mit dem Thema „legalize“ schon<br />

länger (und breiter) beschäftigt haben!<br />

Wir treffen uns am FREITAG, den 16.07. um 13 Uhr an dem<br />

Platz, an dem im Waldviertel das Wort Hanf schon lange in<br />

der Geografie verankert ist und hier genauso wenig ausgerottet<br />

wurde wie im Namen von Hanfthal im Weinviertel, einem<br />

„Partnerdorf“ von Reingers: Und da findet um 19.30 Uhr das<br />

Symposium „HANF – Droge und / oder Medizin?“ statt.<br />

(Nicht am Samstag, wie ich in der letzten Nummer<br />

irrtümlicherweise geschrieben habe, ja, und noch ein Irrtum<br />

ist mir unterlaufen: „Symposium“ ist zwar griechisch, heißt<br />

aber nicht „Gastmahl“, sondern – in seiner ursprünglichen<br />

Bedeutung - „Trinkgelage“ . . .)<br />

Ja, wenn’s so einfach wär’ mit der Aufhebung des Hanf-Verbotes<br />

(was die „weiblich potente Form“ betrifft): „’tschuldigung, es<br />

war bloß ein Irrtum“ . . ., doch Timothy Leary schrieb nicht<br />

umsonst „Denn sie wissen, was sie tun“. Aber eben nicht alle.<br />

Und die, die für eine Änderung sind, werden täglich mehr.<br />

Und wir sind es, die etwas tun können und nicht warten<br />

müssen, bis es „passiert“ – weil sonst geschieht es eben nicht!<br />

Es ist mit der Demokratie wie mit dem Körper: Wenn man ihn<br />

nie bewegt, verfällt er aufgrund von Muskelschwund.<br />

Wer nicht so weit gehen will (oder kann), kann ja z. B. in<br />

Kautzen dazukommen: Von dort sind es nur noch 13 Kilometer,<br />

und man kann sich vorher zum Beispiel den berühmten<br />

„Skorpion-Platz“ anschauen. Und in den Tagen danach zum<br />

Beispiel ein phantastisches Seminar über Maya-Wissen in<br />

Heidenreichstein besuchen. Der „philosophisch-künstlerische<br />

Spaziergang“ bietet auch vielfältige touristische Informationen<br />

und ist ebenso gut zum Spinnen von Visionen geeignet, wie<br />

zum Beispiel dem Waldviertler Wurzelstock-Festival in einem<br />

der kommenden Jahre. Ja, und bei einem Spaziergang ist es<br />

leicht, dass man gewisse Standpunkte hinter sich lässt und<br />

neue Horizonte sich eröffnen . . . Und umso leichter ist das,<br />

wenn man sich vorstellt, dass diese Gegend (der Granit der<br />

„böhmischen Masse“) vor Millionen von Jahren als das<br />

„Variszische Gebirge“ höher war als der heutige –<br />

vergleichsweise junge – Himalaja!<br />

In diesem Sinne:<br />

Wer, wenn nicht wir?<br />

Wo, wenn nicht hier?<br />

Wann, wenn nicht dann?<br />

Also dann, bis dann!<br />

Let’s come together and let’s give piece a chance!<br />

(P.S. Im Fall eines Schlechtwettereinbruches – was in diesem<br />

Jahr anscheinend nie ganz auszuschließen ist – treffen sich die,<br />

die daran interessiert sind, einfach schon zwischen 17 und 18<br />

Uhr im „Hanfstadel“ in Reingers.)<br />

Werner Frach


Inga Humpe und Tommi Eckart machen Musik,<br />

seit ich hören kann. Die beiden waren immer klug,<br />

ohne jemals erwachsen zu werden. Ob nun Ideal<br />

(oder waren’s die Neonbabies –ich verwechsel gerne<br />

mal Inga und Anette) bei ihr oder die Mucke für<br />

Andreas Dorau in seinem Fall! Immer auf<br />

intelligente Weise verspielt und doch nicht cheesy!<br />

Obwohl, ist ja eigentlich quatsch, wenn man zum<br />

Beispiel an „Fred vom Jupiter“ denkt . . . Naja, aber<br />

dann cool cheesy!<br />

Tommi quält es, wenn man ihn lobt, sei es für seine<br />

genialen Techno-Tracks oder die Dorau-<br />

Produktionen. Er liebt peinliche Situationen und<br />

erzählt lieber, wie er sich in den Achtzigern mit<br />

seiner Sixties-Band Bärte aus Schuhcreme gemalt<br />

hat, die dann nicht mehr abgingen. Und Inga springt<br />

übermütig in die Luft, obwohl sie die Bürde von<br />

vielen goldenen Schallplatten trägt und weiß, dass<br />

eine weibliche Pop-Ikone hart angreifen muss, wenn<br />

sie über dreißig ist und nicht Hildegard Knef heißt.<br />

www.2Raumwohnung.de<br />

Eine meiner kontemporären (ha, Superwort!)<br />

Lieblingsbands! Krawattenpunk vom Feinsten,<br />

nicht nur was den Look, sondern vor allem auch<br />

was den Sound angeht. Als wenn’s wieder 1977<br />

wär . . . Die vier Freaks aus Seattle sind live auch<br />

noch viel besser als auf ihren Scheiben „Hit After<br />

Hit“(Dirtnap) und „Off The Charts“(hierzulande<br />

auf Bitzcore erhältlich). Tja, und jetzt hat der gute<br />

Mutti sie uns wieder hergebookt! Ich versteh’s<br />

irgendwie nicht so richtig, aber auf jeden Fall sind<br />

die Herren Lance Romance (Bass), CB Mangler<br />

(singt, sammelt Vespas und Lambrettas und gibt<br />

als musikalischen Werdegang Skateboarding an),<br />

Steve E. Nix (spielt Gitarre und ist neunzehnmal<br />

verheiratet und geschieden –jetzt Single) und Daniel<br />

J. Travanti (auch Gitarre, hasst Pudding und Leute,<br />

die Lazarus heißen) in wechselnden Besetzungen<br />

- im Rahmen der „Mutti’s Little Monsters Tour“ –<br />

mit den Real McKenzies, der One Man Army und<br />

den Turbo AC’s unterwegs.<br />

www.thebriefs.com<br />

2Raumwohnung<br />

Date: 04.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Stadion<br />

Merkstein/Herzogenrath<br />

Admission: 15,- Euro<br />

(Festival)<br />

The Briefs<br />

Date: 24.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Essigfabrik/Köln<br />

Admission: 8,- Euro<br />

Die Peepshows sind aus Örebro. Ich glaub’ das liegt<br />

in Schweden und ich kann euch schon alle nörgeln<br />

hören, von wegen Schwedenhype und Hellacopters<br />

und so, und ja, Recht habt ihr, obwohl die<br />

Peepshows um einiges cooler aussehen und auch<br />

den Schweinerock-Faktor nicht so arg überspannen<br />

wie jene berühmten Kollegen! Im Gegenteil, der<br />

Einsatz einer Hammond-Orgel (kann auch ’ne Vox<br />

gewesen sein) gibt der ganzen Sache eher einen<br />

Sechziger-lastigen Sound! Jajaja, so Hives- oder<br />

Strokes-mäßig, aber nicht so garagig. Es ist mehr<br />

so Ramones treffen Prisoners treffen ACDC oder<br />

so. Auf jeden Fall gibt’s die Jungs auch nicht erst<br />

seit gestern, sondern seit 1996 und sie haben auch<br />

schon das ein oder andere Album (auf Sidekick/<br />

Burning Heart) draußen. Ich habe die Herren vor<br />

ein paar Jahren mal im Wild At Heart hier im<br />

schönen Kreuzberg gesehen, und da haben sie<br />

gerockt wie zweiundzwanzig Säue!<br />

www.burningheart.com<br />

Gegründet 1996, ist die dreifache New Yorker<br />

„international rock and roll machine“ in<br />

Deutschland fast schon zu Hause. Mit nunmehr<br />

vier Alben waren die Turbo AC’s nun schon fast<br />

sechsmal in Deutschland und spätestens mit ihrer<br />

„Automatic“-Tour 2003 haben Kevin Cole<br />

(git./vox.), Michael Dolan (bass) und Kevin Prunty<br />

(drums) die 500er-Grenze in den Clubs geknackt.<br />

Mit Sleazy Hot Rod Punk’n’Roll, gepaart mit<br />

intensiven Surf-Sounds und ehrlichen Texten,<br />

brauchten die Turbo AC’s nicht lange, um im<br />

heimischen CBGB’s schnell Respekt zu erringen.<br />

Das geeignete Label zu finden, ging nicht so schnell,<br />

so erschien jedes ihrer Alben bisher auf einem<br />

anderen. Mit Bitzcore nun scheinen sie endlich<br />

gelandet zu sein, doch Turbo gerast wird noch<br />

immer und hoffentlich auch noch oft in<br />

Deutschland!<br />

www.turboacs.com<br />

austria<br />

TERMINE<br />

The Peepshows<br />

Date: 08.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Underground/Köln<br />

Admission: 6,- Euro<br />

„Ay, caramba carajo olé!“ Groß, großartig,<br />

PANTEÓN ROCOCÓ! Einfach einmalig, wie diese<br />

elfköpfige Mega-Band aus der Hauptstadt Mexikos<br />

ganz und gar lateinamerikanisch, leidenschaftlich,<br />

rhythmisch beseelt punkt, rockt, skankt und<br />

rumspringt, als gelte es, irgendeinen aztekischen<br />

Regengott zu beschwören. Zweimal waren sie jetzt<br />

schon in ganz Europa auf Tour. Haben die Massen<br />

begeistert und in ekstatische Verzückungen versetzt<br />

und doch blieb nach einem von Wadenkrämpfen<br />

und durch Schweißbäder gekennzeichneten Konzert<br />

eine gewisse latente Enttäuschung bei den Fans<br />

zurück. Man konnte die verdammte CD nirgendwo<br />

kaufen! Wo gibt’s denn sowas?! Aber das ist ab<br />

sofort anders: ÜBERSEE RECORDS hat die<br />

flehentlichen Bitten des europäischen Publikums<br />

erhört und bringt endlich das zweite Album mit<br />

dem Titel „Compañeros Musicales“ auf den Markt.<br />

Die ausgiebige Promo-Tour diesen Sommer dürfte<br />

nicht nur die große Fangemeinde der Compañeros<br />

jäh aus dem Sommerloch reißen! Eine Platte, die es<br />

sogar schafft im Mutterland der Raubkopie<br />

vergoldet zu werden, wird auch in hiesige Ohren<br />

gehen . . .<br />

www.uebersee-records.de<br />

The Turbo AC’s Beginner<br />

Date: 25.07.<strong>2004</strong><br />

Location:<br />

Ostbunker/Osnabrück<br />

Admission: 8,- Euro<br />

Cool oder wie der Hanseate sacht, derbe - die<br />

Beginner touren Deutschland!<br />

Mit „Blast Action Heroes“ meldeten sich die<br />

Beginner (das „Absolute“ wurde gestrichen) 2003<br />

zurück und definierten das Genre neu. Nachdem<br />

sie mit „Fäule“, der ersten Blast Action-Single,<br />

bereits ein begeisterndes Gelübde auf den besser<br />

gelagerten Beginner-Sound abgelegt hatten, ist<br />

„Blast Action Heroes“ das entsprechende Full<br />

Length-Meisterwerk. Immer einen Tick sprachgewandter<br />

als die Konkurrenz, immer jenseits müder<br />

Klischees sind die „Blast Action Heroes“ so fernab,<br />

dass für sie eine neue Spielklasse in Sachen<br />

Deutscher HipHop erfunden werden müsste. Und<br />

während die rappende Restrepublik noch in tumben<br />

Gangsta-Attitüden und schlaffer R’n’B-Romantik<br />

rumdümpelt, wird bei den Beginnern feist & clever<br />

gefeiert. Also rennt mal hin und schaut sie euch an,<br />

die Kollegen!<br />

Erwartet viel, die Beginner halten es!<br />

www.beginner.de<br />

Panteon Roccoco<br />

Date: 14.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Bürgerhaus<br />

Stollwerck/Köln<br />

Admission: 5,- Euro<br />

Date: 07.08.<strong>2004</strong><br />

Location: Jugendpark/Köln<br />

Admission: 18,- Euro<br />

Achtung!<br />

jeder Missbrauch von<br />

Drogen ist gefährlich!<br />

Wir wollen niemanden<br />

dazu auffordern oder<br />

animieren Drogen zu<br />

konsumieren<br />

17


Newsflash:<br />

Meskalin für die Milizen<br />

Meskalin ist diesen Sommer in Mode. Man kann es<br />

zwar nicht am Körper tragen, allerdings kann man<br />

es transportieren. Vor einigen Wochen haben<br />

deutsche Milizen, die nach Drogen fahnden, einen<br />

holländischen Transporter durchsucht. Gegen<br />

Abend sei der Wagen, der in Richtung Schweiz<br />

unterwegs war, an einem Rasthof angehalten<br />

worden. Der 34-jährige Fahrer und sein 23-jähriger<br />

Begleiter standen unter Einfluss von Drogen. Ob<br />

allein das als Anfangsverdacht galt oder unter<br />

welcher Substanz die Insassen gestanden haben,<br />

das gaben weder Milizen noch Massenmedien<br />

bekannt.<br />

Die beiden Transporteure gaben an, verschiedene<br />

Waren von Amsterdam nach Bern zu überführen.<br />

Die Fahrzeugdurchsuchung ergab folgendes<br />

Güterangebot: Hanf-Samen im Verkaufswert von<br />

ca. 10.000 Euro und 50 „San Pedro“-Kakteen. (Jene<br />

sind in Fachkreisen als die Erzeuger des Wirkstoffes<br />

Meskalin bekannt.) Daneben wurden zehn Gramm<br />

Haschisch beschlagnahmt. Die Waren waren für<br />

einen Schweizer Coffee Shop bestimmt.<br />

Fahrer und Mitfahrer sind gegen die Zahlung von<br />

mehreren hundert Euro auf freiem Fuß. Gegen beide<br />

wird Strafanzeige erhoben. Vielleicht wird diese<br />

auch Auswirkungen auf das Berufsleben der beiden<br />

haben. Zumindest der Beifahrer ist ausgewiesener<br />

Botaniker.<br />

Das Hanf Journal Pot meint: Gäbe es zwischen den<br />

Niederlanden und der Schweiz ein<br />

transkontinentales schwarzes Wurmloch, wären die<br />

beiden auch nicht Autobahn gefahren.<br />

*Schenkelklopf*<br />

All das Kath nun für die Katz<br />

Nein, natürlich will hier niemand kleine unschuldige<br />

Kätzchen mit berauschenden Bambusstängeln in<br />

andere Eben boosten. Stattdessen handelt es sich<br />

um eine Fortsetzung der Newsflash-Reihe „exotische<br />

Drogenfunde“.<br />

Diesmal geht es um die Pflanze Kath, welche<br />

natürlich in Jemen und im nördlichen Afrika<br />

vorkommt. Gekaut, geraucht oder als Tee getrunken<br />

sind die Konsumenten meist traditionell und<br />

bewusst mit der Droge verbundene Menschen. Die<br />

Wirkung ähnelt der von Amphetaminen. Am<br />

Anfang des Rausches regt Kath an, Hungergefühle<br />

werden unterdrückt und es tritt leichte Euphorie<br />

auf. Diese hält einige Stunden an, um dann in einen<br />

ruhigen Zustand überzugehen. Die meisten Kath-<br />

Trips enden mit Depressionen und lethargischen<br />

Verstimmungen.<br />

Bei deutschen Konsumenten stößt Kath aufgrund<br />

seiner meist depressiven Wirkung auf Ablehnung.<br />

Dennoch gibt es einige, die damit „zu schaffen<br />

haben“. Bei einer großen Autorazzia im deutschniederländischen<br />

Grenzgebiet vom Emsland bis<br />

zum Niederrhein hat die Polizei fast zwei Tonnen<br />

Drogen sichergestellt. Es handele sich im<br />

Wesentlichen um Kath, so der Bundesgrenzschutz<br />

(BGS) in Bad Bentheim (Süd-Niedersachsen). Wer<br />

der Empfänger der Schmuggelware sein sollte, ist<br />

unklar.<br />

Klar ist nur, dass das BtmG schwerer wiegt, als das<br />

Recht auf persönliche und kulturelle Entfaltung.<br />

Wenn Spaziergänger Kiffer verpetzen . . .<br />

In Zeiten von Arbeitslosigkeit, ungleich verteilenden Reformen<br />

und utopischen Sparplänen muss jeder selber gucken, wo er<br />

bleibt. Selbst bei Familien in finanziellen Tieflagen machen da<br />

die Behörden keine Ausnahmen. Bekanntlich kann der Mangel<br />

an Geld einen Menschen zu kuriosen Taten verleiten. Dass<br />

solch Wagemut irgendwann ein Ende haben kann, durfte ein<br />

38-jähriger Familienvater, nennen wir ihn mal „Vatti“, am<br />

eigenem Leibe erfahren.<br />

Unterstützen Sie deshalb die politische<br />

Arbeit des DHV, privat oder als Firma.<br />

Email: buz@ hanfverband.de<br />

Tel: +49 (0) 30. 44 71 66 53<br />

Lettestraße 3<br />

10437 Berlin<br />

mehr Infos unter www.hanfverband.de<br />

Pot<br />

15<br />

. . . zieht das nur äußerst selten etwas Gutes<br />

nach sich. Zwischen Lüdenscheid und<br />

Gummersbach gelegen ist das kleine<br />

Städtchen Kierspe. Dort werden sich<br />

demnächst vier 16-Jährige und ein 20-<br />

Jähriger wegen unerlaubten Besitzes von<br />

Betäubungsmitteln verantworten müssen,<br />

teilte die Polizei mit. Die vier Delinquenten<br />

sind wohnhaft in Kierspe, Meinerzhagen<br />

und Gummersbach.<br />

Vorausgegangen war ein morgendlicher<br />

Spaziergang eines Kiersperner Bürgers. Der<br />

Mann drehte seine Runden in einem<br />

Wäldchen, um sich an der Herrlichkeit der<br />

Natur zu berauschen. Plötzlich erblickte er<br />

die vier Jugendlichen und wurde Zeuge,<br />

wie jene einen Joint rauchten. Diese<br />

Beobachtung hat den Mann anscheinend so<br />

stark schockiert, dass er sofort die Polizei<br />

zuhilfe rufen musste.<br />

Beim Polizeiverhör gaben die Jugendlichen<br />

an, das Marijuana von einem 20-jährigen<br />

Bewohner einer Asylbewerber-Unterkunft<br />

erhalten zu haben. Nun war auch jener dran<br />

sich vor der Exekutive zu rechtfertigen. In<br />

dessen Bleibe fand die Polizei sieben weitere<br />

Päckchen gefüllt mit Marijuana, sowie<br />

weiteres Verpackungsmaterial (Tütchen).<br />

Insgesamt also ein relativ unspektakulärer<br />

Fund. Der Asylbewerber war zuvor<br />

polizeilich nicht Erscheinung getreten. Das<br />

sieht mittlerweile, der Kierspener<br />

Bürgerwehr sei Dank, anders aus. Der<br />

Spaziergänger hingegen, der auch die<br />

lokalen Medien von dem Fall in Kenntnis<br />

setzte, will den Mann schon länger in<br />

Verdacht gehabt haben. Allerdings sind wir<br />

Menschenwesen im nachhinein ja immer<br />

schlauer . . .<br />

Die vier Jugendlichen und auch der 20jährige<br />

mutmaßliche Dealer sind nach den<br />

Verhören wieder auf freiem Fuß.<br />

Möglicherweise wird das Verfahren wegen<br />

geringfügiger Mengen eingestellt. Das muss<br />

der Staatsanwalt entscheiden. Er sollte sich<br />

die Frage stellen, ob es sich lohnt den<br />

Jugendlichen wegen einer solchen Tat ihre<br />

Zukunft zu verbauen. Denn vergessen wir<br />

nicht: Es handelt sich um das Rauchen eines<br />

Joints und den Erwerb geringer Marijuana-<br />

Mengen.<br />

Adam Zawadski<br />

Kiffer wie du und ich Vertickende Familienväter<br />

Was ist passiert? Vatti, wohnhaft in Bergkamen, bekam knapp<br />

ein halbes Jahr nach seiner Verhaftung vom Landgericht<br />

Dortmund drei Jahre und neun Monate Haft aufgebrummt.<br />

Ihm wurde nachgewiesen, kiloweise Hasch und Marijuana aus<br />

dem niederländischen Arnheim nach Deutschland gebracht<br />

und hier den größten Teil davon verkauft zu haben. Unterm<br />

Strich ging es um rund zehn Kilogramm Cannabis, die Vatti<br />

über die Grenze schmuggelte - alles erworben in einem Coffee<br />

Shop in der Arnheimer Innenstadt. Vor den Blicken der<br />

Gesetzeshüter verbarg er die Ware ganz simpel unter seinem<br />

Autositz. Anscheinend für eine gewisse Zeitspanne erfolgreich.<br />

Dass die Behörden bereits seit längerem sein Telefon angezapft<br />

hatten, ahnte Vatti nicht. Am 3. Januar dieses Jahres wurde er<br />

festgenommen und saß seitdem in Untersuchungshaft. Nach<br />

seiner Verhandlung Mitte Juni verließ er den Gerichtssaal nun<br />

als - vorübergehend - freier Mann. Denn die Richter setzten<br />

den Haftbefehl außer Vollzug. Die Auflage: Einmal wöchentlich<br />

muss Vatti sich künftig bei der Polizei melden. Und die Chancen<br />

stehen nicht schlecht, dass seine - doch recht happige - Haft<br />

im offenen Vollzug vollstreckt werden wird. Vatti könnte dann<br />

einer Arbeit nachgehen - sehr wahrscheinlich im Betrieb seines<br />

eigenen Vaters.<br />

Neben der Haftstrafe verfügte das Gericht den Einzug von<br />

Vattis Führerschein. Die Begründung: Nach eigenem Bekunden<br />

hat Vatti selbst über Jahre Haschisch konsumiert und schien<br />

daher den Richtern zum Führen eines Kraftfahrzeugs eher<br />

ungeeignet zu sein. Vergleichbar sozusagen einem Fußball-<br />

Fan, der sich am Sieg seines Teams berauscht. Die monatelange<br />

Hin- und Herfahrerei zwischen den Niederlanden und<br />

Deutschland scheint bei der Tauglichkeitsprüfung von Vattis<br />

Fahrfähigkeiten nur geringe Relevanz zu haben.<br />

Eine ganze Reihe von Gründen gab es, welche die VI. Kammer<br />

des Landgerichts bei ihrem Urteil beachtete: Vatti war von A<br />

bis Z geständig, er hat keine einschlägigen Vorstrafen, und den<br />

hierzulande illegalisierten Hanf aus Holland wollte er auch<br />

keineswegs verkaufen, um ein Leben in Saus und Braus zu<br />

führen. Vielmehr brauchte er das Geld schlicht, um seine Frau<br />

und seine zwei Kinder über Wasser zu halten und ernähren zu<br />

können. Man könnte sagen, dass es sich um heldenhaftes<br />

Verhalten handelt, da er im Prinzip nur seinen Familienpflichten<br />

nachgekommen ist. Allerdings auf etwas unkonventionelle Art<br />

und Weise.<br />

Aber wer weiß; vielleicht ist Vatti ja nur einer von vielen<br />

Familienvätern, die mit auf diese Weise die Kohle ranschaffen,<br />

die sie und ihre Familien brauchen?<br />

A. Alien


16<br />

Pot<br />

Große Kontrolle<br />

Kleiner Erfolg<br />

Wenn Polizisten zu unnütz kontrollieren<br />

Es gibt Neuigkeiten von der inter-intra-nationalen-europäischen<br />

Exekutive. Wir erinnern uns an den Januar-Newsflash, in dem<br />

was von Justiz- und Innenminister-Treffen stand. Dieses Treffen<br />

diente der Vorbereitung einer länderübergreifenden Kooperation.<br />

Mittlerweile scheinen diese Treffen konkrete Auswüchse<br />

nach sich zu ziehen. Denn beim reinen Gelaber ist es leider in<br />

dieser Hinsicht nicht geblieben.<br />

Seit Januar <strong>2004</strong> haben bereits vier länderübergreifende<br />

Kontrollen stattgefunden, also ungefähr alle zwei Monate eine<br />

Kontrolle. Die letzte Aktion dieser Art ereignete sich Mitte Mai,<br />

mitten während des nächtens. Mehr als 650 Beamte vom<br />

deutschen und vom niederländischen Zoll und der Polizei<br />

haben sich an den nächtlichen Kontrollen beteiligt. Auf deutscher<br />

Seite waren zudem die niedersächsischen und die nordrheinwestfälischen<br />

Ordnungshüter als auch der Bundesgrenzschutz<br />

ebenso an der Forcierung eines totalitären Polizeistaates<br />

involviert. (Nebenbei bemerkt: Warum gibt es eigentlich keine<br />

Chaospädagogen oder ein Unordnungsamt?) Insgesamt haben<br />

die Beamten der transnationalen Exekutive knapp 9.200<br />

Fahrzeuge durchsucht. In Menschenzahlen macht das knapp<br />

12.000 Personen, die dem Eifer der Polizei tapfer standhalten<br />

mussten.<br />

Laut dem BGS wurden ganze 77 Drogenverstöße festgestellt.<br />

Das sind noch nicht einmal ein Prozent aller kontrollierten<br />

Personen. 25 Verstöße hat die Behörde zudem gegen das<br />

Ausländerrecht registriert. Es gab insgesamt 14 Festnahmen<br />

und ein überprüftes Auto erwies sich als gestohlen. 23-Mal<br />

standen die Fahrer unter Drogeneinfluss. Die wären zumindest<br />

mal für diesen Abend von der Straße. Elf Fahrer besaßen keinen<br />

Führerschein.<br />

Die Repression als Mittel zur Säuberung von Deutschlands<br />

Straßen. Wie geschrieben handelte es sich dabei um die vierte<br />

länderübergreifende Kontrollaktion. Zum Schutze der<br />

Volksgesundheit? Von wegen. Damit sollten die Drogenkriminalität<br />

bekämpft und illegale Einreisen verhindert werden,<br />

so der Grenzschutz. Ziel sei es gewesen, durch sichtbare<br />

Kontrollen an grenzüberschreitenden Hauptverkehrsadern<br />

und verstärkte stationäre und mobile Kontrollen im Hinterland<br />

den Fahndungsdruck auf Straftäter zu erhöhen. Ob das schon<br />

jemals geklappt hat wusste leider keiner – aber die derzeitige<br />

Drogenpolitik folgt ja eh eher Dogmen als einer sinnvollen<br />

Politik. Man überlege nur wie viel Geld dieser Großeinsatz<br />

gekostet hat und ob das Geld nicht in Jugendprojekten und<br />

Ausbildungsplätzen für Jugendliche besser angelegt wäre.<br />

Denn meist liegen die Gründe für einen Drogenkonsum eher<br />

in der persönlichen Lage als an zu wenig Polizisten. Aber das<br />

Problem wirklich lösen scheint ja sowieso keiner mehr zu<br />

wollen.<br />

Adam Zawadski<br />

Aller Anfang ist schwer! Pottdemo in Essen!<br />

Zum ersten Mal sollte eine Legalisierungsdemo durch den Pott<br />

ziehen - In Essen erwartete der Verein für Drogenpolitik und<br />

ein Bündnis aus regionalen Legalisierungskämpfern 2.000<br />

Menschen, die „Für Hanf als Rohstoff, Medizin und<br />

Genussmittel“ demonstrieren. Anschließend erwartete die<br />

Teilnehmer eine Abschlussveranstaltung mit mehreren Live-<br />

Bands und Redebeiträgen. Mit etwas Glück sollten noch viel<br />

mehr kommen, immerhin leben im Pott rund zehn Millionen<br />

Menschen im Umkreis von hundert Kilometern. Außerdem<br />

sind Frankreich und die Niederlande nicht weit. Mit einer<br />

besseren Drogenpolitik direkt vor der Haustür lässt sich gut<br />

gegen die Deutsche argumentieren.<br />

Einzig das Wetter machte uns Sorgen, als wir in Berlin<br />

aufbrachen. Nass und kalt strömte der Regen vom Himmel,<br />

als würde es nie wieder aufhören. Und der Wetterbericht<br />

erwartete für den Demo-Samstag keine Besserung. Nach der<br />

verregneten Legalisierungssaison 2003, in der die Hanfparade<br />

in Berlin, die Hanf-Demo in Köln und viele andere Hanf-Events<br />

buchstäblich ins Wasser fielen, erwarteten wir schon das<br />

Schlimmste.<br />

In Essen angekommen die Überraschung: Gott zeigte sich von<br />

seiner kifferfreundlichen Seite und hatte die Wolken kurzerhand<br />

vom Himmel verbannt. 25 Grad Celsius und Sonnenschein,<br />

viel zu lange hatten wir kein so gutes Demowetter mehr erlebt.<br />

So waren den auch die Betreiber der acht zum Teil sehr<br />

phantasievoll geschmückten Paradewagen bester Stimmung<br />

und hofften auf regen Zuspruch. Besonders der<br />

überdimensionale Arsch der Mafia, in den der Staat die<br />

Drogengelder steckt und der den Führungswagen krönte,<br />

erregte einiges an Aufsehen. Aber auch die Wagen der Grünen<br />

Jugend Baden-Württemberg und des Cheech-Headshops waren<br />

nicht ohne! Die Hanf-Initiative bot auf ihrem Wagen<br />

Ausbildungsplätze als Cannabis-Fachhändler an und die „Zeig<br />

Dich!“-Aktion war mit dem wohl hanfigsten Mercedes der<br />

Welt vor Ort. Von den Radkappen bis zum Stern auf dem<br />

Kühler stand bei ihm alles im Zeichen des Hanf-Blatts. So<br />

vielfältig wie die Paradewagen war auch das Angebot an Musik.<br />

Von Regea, Ragga, Dancehall bis ratsloser Goa war für jeden<br />

was geboten. Eine wirklich große Jamaika-Flagge und einige<br />

Sträflinge mit einem „Zeig Dich!“-Transparent rundeten das<br />

Demobild ab.<br />

Leider waren weit weniger gekommen, als man allgemein<br />

erwartet hatte. Nur ungefähr 350 Hanffreunde und -freundinnen<br />

hatten sich zum Zug durch die Essener Einkaufsmeile hin zum<br />

Bahnhofsplatz, der in Essen Willy-Brandt-Platz heißt,<br />

eingefunden. Davon ließen sich die Anwesenden die Stimmung<br />

zwar nicht vermiesen, aber an den hinteren Paradewagen war<br />

es doch sehr leer.<br />

Auf dem Willy-Brandt-Platz strömten die Demo-Besucher<br />

schnell zum aufgebauten Infostand, an dem man bei der „Zeig<br />

Dich!“-Aktion mitmachen konnte, Infomaterial des VfDs und<br />

der ACM erhielt und sich Hanfparade-Poster und Flyer sichern<br />

konnte. Wer sich mit Wissenswertem versorgt hatte, wendete<br />

sich der Bühne zu, auf der es bis in die Abendstunden ein<br />

>><br />

der Branchenführer des Hanf Journals<br />

>>lokal >>direkt >>effektiv<br />

abwechslungsreiches Programm gab. Tillmann Holzer vom<br />

Verein für Drogenpolitik fasste die Stimmung der Anwesenden<br />

mit einem „Gebt Hanf frei! Schluss mit der Kriminalisierung!<br />

Freier Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel!“ wohl am<br />

besten zusammen.<br />

Bleibt noch zu sagen, dass es den ganzen Tag keine größeren<br />

Probleme mit der Polizei gab. Sie war zwar überall zu sehen,<br />

hatte aber genug mit Alkohol-Problemfällen zu tun. Ein paar<br />

Beamte hatten sich aber wenigstens eine Anzeige vorgenommen.<br />

Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass am Abend ein<br />

Vertreter der Hanfparade wegen eines brennenden Joints im<br />

BackStage der Bühne verhaftet und vor allen Leuten auseinander<br />

genommen wurde. (Nun ratet mal, wer das war, doch wohl<br />

net der Autor, oder? Anm. d. Red.) Sogar das Handy dieses<br />

armen Teufels wurde überprüft, ob es nicht gestohlen sei.<br />

Schließlich sind Drogenkonsumenten zu allem fähig! Zum<br />

Glück standen dem Polzeiduo Theo Pütz (Führerscheinexperte<br />

des VfD) und Vertreter diverser Legalisierungsvereine mit Rat<br />

und Tat zur Seite, sodass die Durchsuchung den erlaubten<br />

Rahmen nicht überschritt. Die Polizisten waren angesichts von<br />

so viel Sachverstand sichtlich irritiert, funktionierte doch keiner<br />

ihrer Tricks . . . Vielleicht haben sie etwas daraus gelernt. Ich<br />

habe jedenfalls mal wieder gemerkt, wie wichtig ehrliche<br />

Informationen im Fall der Fälle sein können.<br />

Den Organisatoren der Pottdemo, an erster Stelle Mark, ein<br />

dickes Los für die gute Arbeit. Das erste Mal tut immer weh!<br />

Und für die Leute kann man nichts. Wer da war hatte seinen<br />

Spaß und manch einer hat bestimmt noch was gelernt. Wenn<br />

ihr jetzt die Lust nicht verliert, kommen nächstes Jahr garantiert<br />

mindestens doppelt so viele!<br />

Damit die Kiffer deiner Region auch deinen Shop finden<br />

trage dich in den Brachenführer “kauf da!” für<br />

nur 120 Euro im Jahr ein.<br />

Unter www.hanfjournal.de/kaufda.pdf findest du<br />

das Bestellformular<br />

40000 - 42775 42775 - 45138 45138 - 47051 47051 - 50672<br />

50672 - 52062 52062 - 55218 55218 - 59302<br />

Steffen Geyer


Inga Humpe und Tommi Eckart machen Musik,<br />

seit ich hören kann. Die beiden waren immer klug,<br />

ohne jemals erwachsen zu werden. Ob nun Ideal<br />

(oder waren’s die Neonbabies –ich verwechsel gerne<br />

mal Inga und Anette) bei ihr oder die Mucke für<br />

Andreas Dorau in seinem Fall! Immer auf<br />

intelligente Weise verspielt und doch nicht cheesy!<br />

Obwohl, ist ja eigentlich quatsch, wenn man zum<br />

Beispiel an „Fred vom Jupiter“ denkt . . . Naja, aber<br />

dann cool cheesy!<br />

Tommi quält es, wenn man ihn lobt, sei es für seine<br />

genialen Techno-Tracks oder die Dorau-<br />

Produktionen. Er liebt peinliche Situationen und<br />

erzählt lieber, wie er sich in den Achtzigern mit<br />

seiner Sixties-Band Bärte aus Schuhcreme gemalt<br />

hat, die dann nicht mehr abgingen. Und Inga springt<br />

übermütig in die Luft, obwohl sie die Bürde von<br />

vielen goldenen Schallplatten trägt und weiß, dass<br />

eine weibliche Pop-Ikone hart angreifen muss, wenn<br />

sie über dreißig ist und nicht Hildegard Knef heißt.<br />

www.2Raumwohnung.de<br />

Gegründet 1996, ist die dreifache New Yorker<br />

„international rock and roll machine“ in<br />

Deutschland fast schon zu Hause. Mit nunmehr<br />

vier Alben waren die Turbo AC’s nun schon fast<br />

sechsmal in Deutschland und spätestens mit ihrer<br />

„Automatic“-Tour 2003 haben Kevin Cole<br />

(git./vox.), Michael Dolan (bass) und Kevin Prunty<br />

(drums) die 500er-Grenze in den Clubs geknackt.<br />

Mit Sleazy Hot Rod Punk’n’Roll, gepaart mit<br />

intensiven Surf-Sounds und ehrlichen Texten,<br />

brauchten die Turbo AC’s nicht lange, um im<br />

heimischen CBGB’s schnell Respekt zu erringen.<br />

Das geeignete Label zu finden, ging nicht so schnell,<br />

so erschien jedes ihrer Alben bisher auf einem<br />

anderen. Mit Bitzcore nun scheinen sie endlich<br />

gelandet zu sein, doch Turbo gerast wird noch<br />

immer und hoffentlich auch noch oft in<br />

Deutschland!<br />

www.turboacs.com<br />

2Raumwohnung<br />

Date: 04.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Stadion<br />

Merkstein/Herzogenrath<br />

Admission: 15,- Euro<br />

(Festival)<br />

The Turbo AC’s<br />

Date: 25.07.<strong>2004</strong><br />

Location:<br />

Ostbunker/Osnabrück<br />

Admission: 8,- Euro<br />

Die Peepshows sind aus Örebro. Ich glaub’ das liegt<br />

in Schweden und ich kann euch schon alle nörgeln<br />

hören, von wegen Schwedenhype und Hellacopters<br />

und so, und ja, Recht habt ihr, obwohl die<br />

Peepshows um einiges cooler aussehen und auch<br />

den Schweinerock-Faktor nicht so arg überspannen<br />

wie jene berühmten Kollegen! Im Gegenteil, der<br />

Einsatz einer Hammond-Orgel (kann auch ’ne Vox<br />

gewesen sein) gibt der ganzen Sache eher einen<br />

Sechziger-lastigen Sound! Jajaja, so Hives- oder<br />

Strokes-mäßig, aber nicht so garagig. Es ist mehr<br />

so Ramones treffen Prisoners treffen ACDC oder<br />

so. Auf jeden Fall gibt’s die Jungs auch nicht erst<br />

seit gestern, sondern seit 1996 und sie haben auch<br />

schon das ein oder andere Album (auf Sidekick/<br />

Burning Heart) draußen. Ich habe die Herren vor<br />

ein paar Jahren mal im Wild At Heart hier im<br />

schönen Kreuzberg gesehen, und da haben sie<br />

gerockt wie zweiundzwanzig Säue!<br />

www.burningheart.com<br />

Eine meiner kontemporären (ha, Superwort!)<br />

Lieblingsbands! Krawattenpunk vom Feinsten,<br />

nicht nur was den Look, sondern vor allem auch<br />

was den Sound angeht. Als wenn’s wieder 1977<br />

wär . . . Die vier Freaks aus Seattle sind live auch<br />

noch viel besser als auf ihren Scheiben „Hit After<br />

Hit“(Dirtnap) und „Off The Charts“(hierzulande<br />

auf Bitzcore erhältlich). Tja, und jetzt hat der gute<br />

Mutti sie uns wieder hergebookt! Ich versteh’s<br />

irgendwie nicht so richtig, aber auf jeden Fall sind<br />

die Herren Lance Romance (Bass), CB Mangler<br />

(singt, sammelt Vespas und Lambrettas und gibt<br />

als musikalischen Werdegang Skateboarding an),<br />

Steve E. Nix (spielt Gitarre und ist neunzehnmal<br />

verheiratet und geschieden –jetzt Single) und Daniel<br />

J. Travanti (auch Gitarre, hasst Pudding und Leute,<br />

die Lazarus heißen) in wechselnden Besetzungen<br />

- im Rahmen der „Mutti’s Little Monsters Tour“ –<br />

mit den Real McKenzies, der One Man Army und<br />

den Turbo AC’s unterwegs.<br />

www.thebriefs.com<br />

TERMINE<br />

The Peepshows<br />

Date: 08.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Underground/Köln<br />

Admission: 6,- Euro<br />

Pot<br />

„Ay, caramba carajo olé!“ Groß, großartig,<br />

PANTEÓN ROCOCÓ! Einfach einmalig, wie diese<br />

elfköpfige Mega-Band aus der Hauptstadt Mexikos<br />

ganz und gar lateinamerikanisch, leidenschaftlich,<br />

rhythmisch beseelt punkt, rockt, skankt und<br />

rumspringt, als gelte es, irgendeinen aztekischen<br />

Regengott zu beschwören. Zweimal waren sie jetzt<br />

schon in ganz Europa auf Tour. Haben die Massen<br />

begeistert und in ekstatische Verzückungen versetzt<br />

und doch blieb nach einem von Wadenkrämpfen<br />

und durch Schweißbäder gekennzeichneten Konzert<br />

eine gewisse latente Enttäuschung bei den Fans<br />

zurück. Man konnte die verdammte CD nirgendwo<br />

kaufen! Wo gibt’s denn sowas?! Aber das ist ab<br />

sofort anders: ÜBERSEE RECORDS hat die<br />

flehentlichen Bitten des europäischen Publikums<br />

erhört und bringt endlich das zweite Album mit<br />

dem Titel „Compañeros Musicales“ auf den Markt.<br />

Die ausgiebige Promo-Tour diesen Sommer dürfte<br />

nicht nur die große Fangemeinde der Compañeros<br />

jäh aus dem Sommerloch reißen! Eine Platte, die es<br />

sogar schafft im Mutterland der Raubkopie<br />

vergoldet zu werden, wird auch in hiesige Ohren<br />

gehen . . .<br />

www.uebersee-records.de<br />

The Briefs Beginner<br />

Date: 24.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Essigfabrik/Köln<br />

Admission: 8,- Euro<br />

Cool oder wie der Hanseate sacht, derbe - die<br />

Beginner touren Deutschland!<br />

Mit „Blast Action Heroes“ meldeten sich die<br />

Beginner (das „Absolute“ wurde gestrichen) 2003<br />

zurück und definierten das Genre neu. Nachdem<br />

sie mit „Fäule“, der ersten Blast Action-Single,<br />

bereits ein begeisterndes Gelübde auf den besser<br />

gelagerten Beginner-Sound abgelegt hatten, ist<br />

„Blast Action Heroes“ das entsprechende Full<br />

Length-Meisterwerk. Immer einen Tick sprachgewandter<br />

als die Konkurrenz, immer jenseits müder<br />

Klischees sind die „Blast Action Heroes“ so fernab,<br />

dass für sie eine neue Spielklasse in Sachen<br />

Deutscher HipHop erfunden werden müsste. Und<br />

während die rappende Restrepublik noch in tumben<br />

Gangsta-Attitüden und schlaffer R’n’B-Romantik<br />

rumdümpelt, wird bei den Beginnern feist & clever<br />

gefeiert. Also rennt mal hin und schaut sie euch an,<br />

die Kollegen!<br />

Erwartet viel, die Beginner halten es!<br />

www.beginner.de<br />

Panteon Roccoco<br />

Date: 14.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Bürgerhaus<br />

Stollwerck/Köln<br />

Admission: 5,- Euro<br />

Date: 07.08.<strong>2004</strong><br />

Location: Jugendpark/Köln<br />

Admission: 18,- Euro<br />

Achtung!<br />

jeder Missbrauch von<br />

Drogen ist gefährlich!<br />

Wir wollen niemanden<br />

dazu auffordern oder<br />

animieren Drogen zu<br />

konsumieren<br />

17


Bacardi sponsert Junge Union<br />

Die Junge Union (JU), Jugendorganisation der CDU, organisierte<br />

eine Werbeveranstaltung für Alcopops auf dem Hessentag in<br />

Heppenheim. Gesponsert von Bacardi. Dabei wurden die<br />

Alkohol-Dealer von Trinker MdL Frank Gotthardt, dem<br />

parlamentarischen Geschäftsführer unterstützt.<br />

Bereits vor der Veranstaltung kam es zu einem Schlagabtausch<br />

in der Presse. So war im „Südhessen Morgen“ zu lesen, dass<br />

die JU sich im Vorfeld gegen das diskutierte Verbot von<br />

Alcopops bei diesem Fest aussprach. Gregor Simon, Sprecher<br />

der Grünen Jugend Bergstraße: „ Man wird den Gedanken<br />

nicht los, dass die Kritik am Verbot aus eigenem Verkaufsinteresse<br />

geäußert wurde.“<br />

Dies rief Max Plenert, den drogenpolitischen Sprecher der<br />

Grünen Jugend Hessen auf den Plan: „Wer auf der einen Seite<br />

eine drogenfreie Gesellschaft predigt und auf der anderen Seite,<br />

auf dem Hessentag, ausdrücklich für günstige Getränke werbe,<br />

macht sich völlig unglaubwürdig.“<br />

Als bekannt wurde, dass die JU Alcopops für nur 50 Cent teurer<br />

als Wasser verkauft, wobei Wasser in 0,2 l-Bechern und der<br />

Alkohol in 0,33 l-Flaschen auch an Minderjährige ausgeschenkt<br />

wurde, war das „Maß“ voll. Die Jungen Grünen, denen von<br />

Seiten der CDU immer wieder vorgeworfen wird, sie machen<br />

mit ihrer Forderung nach der Freigabe von Cannabis Werbung<br />

Der Weltraum, unendliche Breiten . . .<br />

Am 08.06.<strong>2004</strong> sichtete Valentin Batlle, Hanf-Aktivist,<br />

im hessischen Burgsolms den größten Space-Cookie,<br />

den nie ein Mensch zuvor gesehen hat. „Dieser Space-<br />

Cookie war dermaßen gigantisch, dass ich ihn mit<br />

bloßem Auge erkennen konnte, als er sich vor die<br />

Sonnenscheibe schob. Mir lief das Wasser im<br />

Mund zusammen!“, erinnert sich Valentin.<br />

Wanted<br />

Gesucht: Plattenläden ohne Hanf Journale<br />

Ziel: zukünftige Auslage des Hanf Journals<br />

Methode: Anzeigen (beim Hanf Journal, auf keinen<br />

Fall bei der Polizei)<br />

Wo: zentrale@hanfjournal.de<br />

Belohnung: kleine Geschenke (z.B.: Drehmaschiene,<br />

Grinder, CDs, ...)<br />

für ein gefährliches Produkt, reagierten spontan und<br />

organisierten eine Demo und Flugblattaktion vor<br />

diesem Stand. Der Bezirksvorsitzende der JU<br />

Südhessen, Alexander Bode reagierte gelassen und<br />

zeigte zumindest Gesprächsbereitschaft.<br />

Mitten im Spannungsfeld zwischen dem Alcopops-<br />

Stand auf der einen und der flugblattverteilenden<br />

Grünen Jugend auf der anderen Seite wurde über<br />

das Thema diskutiert. Richtig erkannte MdL Frank<br />

Gotthardt: „Ich glaube nicht, dass man das Problem<br />

durch Steuererhöhung lösen kann. Das wird doch<br />

nur getrunken, weil es cool ist. Wenn es teurer wird,<br />

ist es nur noch cooler!“ Dass genau aus diesem<br />

Grund in Deutschland mehr gekifft wird, als in den<br />

Niederlanden, wo Cannabis in Hunderten Coffe<br />

Shops frei erhältlich ist, wie Max Plenert bemerkte,<br />

leuchtete ihm hingegen nicht ein. So war es nicht<br />

weiter verwunderlich, dass er widersprüchlich<br />

forderte: „Ich würde mir wünschen, dass<br />

Ordnungshüter durch die Kneipen der Stadt ziehen,<br />

um den Jugendschutz zu gewährleisten.“ Max<br />

Plenert entrüstet: „Das ist keine Forderung nach<br />

mehr Jugendschutz, sondern nach noch mehr<br />

Repression! Wenn Jugendschutz als Forderung ernst<br />

gemeint ist, muss man sich für ein totales<br />

Werbeverbot für sämtliche Drogen, den legalen wie<br />

illegalen, als präventive Maßnahme einsetzen und<br />

eine kontrollierte und legale Abgabe zulassen.“<br />

Man stelle sich das einmal vor: Trupps von Polizeibeamten,<br />

die nachts durch die Straßen ziehen um Minderjährige zu<br />

verfolgen. Der angeblich christlichen und demokratischen<br />

Partei ist das mit solchen Vertretern durchaus zuzutrauen. Wie<br />

ausgewogen und sozial verträglich deren Politik im Kleinen<br />

wie im Großen sein würde, zeigten auch deren Preise für<br />

Alcopops. Die „normalen“ Standbetreiber, die keiner Partei<br />

angehörten und nicht von Bacardi gesponsert wurden, konnten<br />

bei diesen Preisen nicht mehr mithalten und blieben auf ihren<br />

Vorräten sitzen. Wenn Geiz geil ist, warum einen Euro mehr<br />

ausgeben?<br />

Und war das schon alles? Nein, denn zu jeder Alkohollimo gab<br />

es auch noch einen „Kinopolis“-Kinogutschein dazu. Welcher<br />

Jugendliche könnte dazu schon „Nein“ sagen?<br />

Nach der Diskussion outete der parlamentarische Geschäftführer<br />

der CDU im Hessischen Landtag auch den Umfang<br />

seine Sachkenntnis zum Thema zunächst mit der Frage: „Wie<br />

viel Prozent hat das Zeug eigentlich?“, trank einen Schluck<br />

und meinte achselzuckend: „Mir schmeckt es nicht!“. CDU?<br />

Na dann Prost!<br />

Das Hanf Journal sucht Head- und Growshops die noch keine Hanf Journale auslegen. Kennt ihr einen Shop der<br />

das noch nicht tut, dann gibt uns die Adresse und wir kümmern uns darum das ihr auch in diesem Shop Hanf<br />

Journale bekommt. Für fachdienliche Hinweise warten kifferfreundliche Belohnungen.<br />

Mangas<br />

Geistesgegenwärtig baute er<br />

aus diversen optischen Geräten,<br />

ein bisschen Holz und<br />

seiner selbstgebastelten 1,5<br />

Liter-Cola-Flaschen-Plastik-<br />

Bong ein Teleskop und schoss<br />

schnell ein paar Beweisfotos für das<br />

Hanf Journal. Anhand des Keksdurchmessers<br />

in Relation zu Sonne und Erde<br />

errechnete er, dass dieser riesige Hanf-Keks<br />

genügen würde, um die gesamte, aktuelle Weltbevölkerung<br />

der Erde, etwa 6,3 Milliarden Menschen, für 2 *<br />

10^14 Jahre abheben zu lassen . . .<br />

Leider stellte sich kurz nach dieser sensationellen Entdeckung<br />

heraus, dass es sich bei diesem Objekt in Wirklichkeit nur um<br />

die Venus bei ihrem Transit durch die Sonnenscheibe gehandelt<br />

hat, der bereits 1639 gemalt und 1882 fotografiert worden ist.<br />

Wer den Transit dieses Mal verpasst hat, kann ihn sich bereits<br />

am Mittwoch den 06.06.2012 ansehen, wenn es wieder heißt:<br />

Der Weltraum, unendliche Breiten . . .<br />

www.astronomie.de<br />

Seed west<br />

Newsflash:<br />

„Diese Drogenpolitik kannst Du in der<br />

Pfeife rauchen“<br />

Unter diesem Motto veranstaltete die Grüne Jugend<br />

Main-Tauber einen Informationsstand zum Thema<br />

Drogenpolitik, der Passanten auch die Gelegenheit<br />

bot, Wasserpfeife zu rauchen.<br />

Die Drogenpolitik, die man in der Pfeife rauchen<br />

kann, ist die bisher praktizierte, die eher auf teils<br />

unsinnige Verbote und Kriminalisierung der<br />

Konsumenten setzt als die Freiheit der Bürger in<br />

den Vordergrund zu stellen und auf einen<br />

verantwortungsvollen Umgang mit Drogen durch<br />

Aufklärung und Prävention zu setzen. Die Grüne<br />

Jugend Main-Tauber verteilte deshalb Produktinformationen<br />

zu den unterschiedlichen Rauschmitteln<br />

und forderte, endlich das Verbot von<br />

Cannabis aufzuheben. „Ein verantwortungsvoller<br />

Umgang mit Rauschmitteln ist nur möglich, wenn<br />

über die Wirkungen genauestens aufgeklärt wird.<br />

Wir setzen uns dafür ein, dass alle Rauschmittel<br />

gleich kritisch behandelt werden. Dies gilt für den<br />

Umgang mit Nikotin und Koffein genauso wie für<br />

Alkohol und Cannabis, was kein bisschen<br />

gefährlicher ist als Alkohol und deshalb<br />

konsequenterweise nicht illegal sein darf!“, so<br />

Tilman Versch, Vorsitzender der Grünen Jugend<br />

Main-Tauber.<br />

www.gj-main-tauber.de<br />

Busreise zur Hanfparade <strong>2004</strong><br />

Die größte deutsche Demonstration für die<br />

Legalisierung von Hanf als Rohstoff, Medizin und<br />

Genussmittel findet bereits zum achten Mal in der<br />

deutschen Hauptstadt statt. Laut Veranstalter<br />

werden 20.000 Hanf-Freunde erwartet, wenn es am<br />

14. August Get Wise- Legalize! Drogenfahnder zu<br />

Kleingärtnern! heißt. Und du hast die Gelegenheit<br />

dabei zu sein. Die Hanf Initiative in Zusammenarbeit<br />

mit ROOR und der Grünen Jugend Hessen hat wie<br />

im vorigen Jahr einen Reisebus auf die Beine gestellt.<br />

Abfahrt ist am 14.08. um ein Uhr in Frankenthal,<br />

danach geht es über Bad Kreuznach und Frankfurt<br />

nach Berlin. Natürlich könnt ihr auch auf der Strecke<br />

zusteigen. Am besten rechtzeitig reservieren und<br />

abklären wo ihr zusteigen könnt. Kosten: 32 Euro.<br />

Infos und Anmeldung: ROOR-Shop Frankenthal,<br />

Am Rosengarten 3; Easy Going, Bad Kreuznach,<br />

Mannheimer Str. 65 oder mail: adrian@roor.de, tel:<br />

0 62 33 – 60 07 00 oder bei der Grünen Jugend<br />

Hessen, AK Drogen, mail: max.plenert@web.de,<br />

tel:0 62 56 – 85 87 52<br />

www.hanfparade.de<br />

15


16<br />

Seed west<br />

Woran hängt es, Max Plenert?<br />

Das Hanf Journal Seedwest wird in den kommenden Ausgaben<br />

den drogenpolitischen Kämpfern im Südwesten Deutschlands,<br />

inner- und außerhalb von Parteien, folgende Fragen stellen:<br />

„Woran hängt es, dass der Hanf noch nicht legalisiert wurde?“<br />

und „Wie kämpfst du dafür?“. Unser erster Gesprächspartner<br />

war Max Plenert, Sprecher des Fachforums Drogen der Grünen<br />

Jugend (GJ), Drogenpolitischer Sprecher der Grünen Jugend<br />

Hessen und Mitglied im Bundesnetzwerk Drogenpolitik bei<br />

Bündnis90/Die Grünen.<br />

Hanf Journal: „Was steht zwischen uns und einer vernünftigen<br />

Drogenpolitik? Woran hängt es, dass der Hanf noch nicht<br />

legalisiert wurde?“<br />

Max Plenert: „Diese Frage zu beantworten ist eine schwierige<br />

Aufgabe, denn es spielen viele verschiedene Faktoren eine<br />

Rolle. Wolfgang Neskovic meinte einmal (Anm. d. Red.: Richter<br />

des Lübecker Cannabis-Urteils von 1992): „Die gegenwärtige<br />

Drogengesetzgebung lässt sich nur deshalb praktizieren, weil<br />

in der Bevölkerung ein entsprechendes Informationsdefizit<br />

herrscht!“. Ich denke, das ist ein ganz wesentlicher Knackpunkt<br />

bei vielen Diskussionen.“<br />

Hanf Journal: „Deshalb versuchen wir mit dem Hanf Journal<br />

ja auch die Leute aufzuklären.“<br />

Max Plenert: „Ja, das ist eine wichtige Aufgabe! Abgesehen<br />

davon gibt es noch eine Vielzahl anderer Faktoren. Der<br />

Bevölkerung fehlt eine Vorstellung über die negativen Folgen<br />

dieser verfehlten Politik auf die Gesamtgesellschaft. Auch viele<br />

Kiffer jammern erst über die Prohibition, wenn sie selbst<br />

erwischt worden sind. Vorher heißt es meist: „Mir doch egal,<br />

ich kiffe trotzdem!“. Für konservative Politiker ist die<br />

Drogenpolitik ein Vehikel ihre Vorstellungen von „Law and<br />

Order“ umzusetzen. Vor dem 11. 09. war der „internationale<br />

Rauschgifthandel“ das Thema der Wahl, um Sicherheitspakte<br />

und Lauschangriffe scheinbar zu legitimieren. International<br />

dient die Prohibition auch den Machtinteressen verschiedener<br />

Staaten, allen voran den USA, zur Finanzierung von CIA,<br />

Terroristen und anderen „Freunden“.. Last, but not least kann<br />

ich mir auch vorstellen, dass das Profitinteresse der Pharmazie-<br />

Branche eine bedeutende Rolle spielt. Schlussendlich ist die<br />

Geschichte der Prohibition die Geschichte der weiterhin festen<br />

Verankerung der säkularisierten, calvinistischen Ethik namens<br />

Kapitalismus und anderer Rausch ablehnender Kräfte wie z.<br />

B. der drei abrahamitischen Religionen.“ (Anm. d. Red.<br />

Christentum, Judentum, Islam)<br />

Hanf Journal: „Du bist kürzlich zum Sprecher des Fachforums<br />

Drogenpolitik bei der Grünen Jugend gewählt worden. Was<br />

ist das Fachforum und welche Ziele verfolgt ihr?“<br />

Max Plenert: „Wir sind eine bundesweit aktive Arbeitsgruppe.<br />

Unsere Aufgaben reichen von praktischen Dingen wie der<br />

Vertretung der GJ bei drogenpolitischen Veranstaltungen wie<br />

der Hanf Parade oder dem Million Marijuana March und der<br />

Erstellung von Info- und Werbematerialien wie Flyern, Tütchen<br />

und Filtertipps bis hin zu programmatischer Arbeit, wie dem<br />

drogenpolitischen Grundsatzprogramm der GJ. Man könnte<br />

uns als drogenpolitischen Thinktank der Grünen bezeichnen.“<br />

Hanf Journal: „Gibt es denn etwas nachzudenken? Der Hanf<br />

muss legalisiert werden!“<br />

Max Plenert: „Nicht nur der Hanf müsste legal sein . . .“<br />

Hanf Journal: „Heroin etwa auch?“<br />

Max Plenert: „ Ja. Wobei dies kein 100-prozentiger Konsens<br />

in der Grünen Jugend ist.“<br />

Hanf Journal: „Soll sich jeder 15-Jährige seinen nächsten<br />

Schuss einfach am Kiosk nebenan kaufen können?“<br />

Max Plenert: „Eher nein, weil mir 15-Jährige doch etwas zu<br />

unreif erscheinen.“<br />

Hanf Journal: „Wann ist man denn alt genug für die Heroin-<br />

Sucht?“<br />

Max Plenert: „Erstens ist Heroin-Konsum nicht gleich Heroin-<br />

Sucht und zweitens würde ich nicht nach dem Alter gehen und<br />

statt dessen einen Drogenführerschein einführen, zumindest<br />

für stärkere Drogen wie Heroin oder Kokain. Und warum denn<br />

ein „Schuss“ ? Heroin kann man wunderbar und weniger<br />

gefährlich rauchen. Der intravenöse Konsum ist zwar der<br />

effektivste, weswegen er in stark prohibitionistischen Ländern<br />

wie der BRD so beliebt ist, aber gleichzeitig auch der<br />

ungesündeste.“<br />

Hanf Journal: „Ja, das kennen wir Kiffer ja auch, bloß nichts<br />

verschwenden . . .“<br />

Max Plenert: „In den Niederlanden ist Sniffen (Anm. d.<br />

Red.: Konsum durch die Nase) und Rauchen um ein Vielfaches<br />

verbreiteter.“<br />

Hanf Journal: „Macht diese Konsumform denn weniger<br />

abhängig?“<br />

Max Plenert: „Nein! Der Vorteil dieser Konsumform liegt<br />

u. a. in der Minimierung der Infektionsgefahr! Safer Use ist<br />

auch beim intravenösen Konsum machbar, aber schwieriger<br />

zu realisieren. Außerdem ist gerade beim Rauchen „nur“ die<br />

Lunge dran, während Verunreinigungen in der Blutbahn<br />

wesentlich problematischer sind und das ist das eigentliche<br />

Hauptproblem: der dreckige Stoff, bei dem man nie weiß wie<br />

viel Wirkstoff er eigentlich beinhaltet. Wenn man das Heroin<br />

im Drogenfachgeschäft bekommen würde, wüsste man<br />

immerhin über den Reinheitsgehalt Bescheid und könnte gezielt<br />

dosieren, derzeit ist das leider unmöglich.“<br />

Hanf Journal: „Ihr seid also für die Legalisierung aller<br />

Drogen?“<br />

Max Plenert: „Bei Cannabis ein klares Ja, aber auch alle<br />

andere Drogen sollten je nach Substanz, kontrolliert, von<br />

Fachleuten oder Fachverkäufern, unter bestimmten<br />

Bedingungen, vergeben werden dürfen! Und parallel dazu die<br />

Entkriminalisierung aller Drogenkonsumenten. Das heißt kein<br />

geduldeter Markt, sondern ein kontrollierter im Sinne von<br />

Jugend- und Verbraucherschutz. Gerade bei Drogen sollte man<br />

genau wissen was man da eigentlich gekauft hat.“<br />

Hanf Journal: „Also Pilze beispielsweise in „Smartshops“<br />

verkaufen, ähnlich wie in den Niederlanden. Aber was ist mit<br />

Datura, dem Stechapfel? Beim Gebrauch dieses starken<br />

Entheogens würden doch viele Unfälle passieren, oder?“<br />

Max Planert: „Ich denke es ist nicht sinnvoll eine Droge zu<br />

verbieten, die trotzdem verfügbar bleibt. Der Stechapfel ist ja<br />

legal, aber eben fast vollkommen unkontrolliert verfügbar. Da<br />

stelle ich den Leuten, die sich berauschen wollen, doch lieber<br />

Psylocibin oder LSD zur Verfügung, welches sich sicherer<br />

dosieren lässt. Und warum wird der Stechapfel oder die<br />

Engelstrompete überhaupt konsumiert? Weil sie am einfachsten<br />

verfügbar sind, z. B. in Nachbars Garten.“<br />

Hanf Journal: „Ja, da wachsen überall wirklich starke<br />

Halluzinogene und wir dürfen nicht mal ein bisschen sanftes<br />

Hanf anbauen!“<br />

Max Plenert: „Leider und das wird sich so schnell auch nicht<br />

ändern lassen, aber ich bin der festen Überzeugung, eine<br />

alternative Drogenpolitik ist möglich!“<br />

Hanf Journal: „Wir danken dir für dieses Interview, deine<br />

progressiven Statements und wünschen dir und uns viel Erfolg<br />

beim Legalisieren!“<br />

www.max-plenert.de; www.gruene-jugend.de<br />

das Interview führte Sokratis Zacharopoulos<br />

Achtung!<br />

jeder Missbrauch von<br />

Drogen ist gefährlich!<br />

Wir wollen niemanden<br />

dazu auffordern oder<br />

animieren Drogen zu<br />

konsumieren


„Ay, caramba carajo olé!“ Groß, großartig,<br />

PANTEÓN ROCOCÓ! Einfach einmalig, wie diese<br />

elfköpfige Mega-Band aus der Hauptstadt Mexikos<br />

ganz und gar lateinamerikanisch, leidenschaftlich,<br />

rhythmisch beseelt punkt, rockt, skankt und<br />

rumspringt, als gelte es, irgendeinen aztekischen<br />

Regengott zu beschwören. Zweimal waren sie jetzt<br />

schon in ganz Europa auf Tour. Haben die Massen<br />

begeistert und in ekstatische Verzückungen versetzt<br />

und doch blieb nach einem von Wadenkrämpfen<br />

und durch Schweißbäder gekennzeichneten Konzert<br />

eine gewisse latente Enttäuschung bei den Fans<br />

zurück. Man konnte die verdammte CD nirgendwo<br />

kaufen! Wo gibt’s denn sowas?! Aber das ist ab<br />

sofort anders: ÜBERSEE RECORDS hat die<br />

flehentlichen Bitten des europäischen Publikums<br />

erhört und bringt endlich das zweite Album mit<br />

dem Titel „Compañeros Musicales“ auf den Markt.<br />

Die ausgiebige Promo-Tour diesen Sommer dürfte<br />

nicht nur die große Fangemeinde der Compañeros<br />

jäh aus dem Sommerloch reißen! Eine Platte, die es<br />

sogar schafft im Mutterland der Raubkopie<br />

vergoldet zu werden, wird auch in hiesige Ohren<br />

gehen . . .<br />

www.uebersee-records.de<br />

Gegründet 1996, ist die dreifache New Yorker<br />

„international rock and roll machine“ in<br />

Deutschland fast schon zu Hause. Mit nunmehr<br />

vier Alben waren die Turbo AC’s nun schon fast<br />

sechsmal in Deutschland und spätestens mit ihrer<br />

„Automatic“-Tour 2003 haben Kevin Cole<br />

(git./vox.), Michael Dolan (bass) und Kevin Prunty<br />

(drums) die 500er-Grenze in den Clubs geknackt.<br />

Mit Sleazy Hot Rod Punk’n’Roll, gepaart mit<br />

intensiven Surf-Sounds und ehrlichen Texten,<br />

brauchten die Turbo AC’s nicht lange, um im<br />

heimischen CBGB’s schnell Respekt zu erringen.<br />

Das geeignete Label zu finden, ging nicht so schnell,<br />

so erschien jedes ihrer Alben bisher auf einem<br />

anderen. Mit Bitzcore nun scheinen sie endlich<br />

gelandet zu sein, doch Turbo gerast wird noch<br />

immer und hoffentlich auch noch oft in<br />

Deutschland!<br />

www.turboacs.com<br />

Panteon Roccoco<br />

Date: 15.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Tollhaus/Karlsruhe<br />

Admission: 5,- Euro<br />

The Turbo AC’s<br />

Date: 22.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Café<br />

Central/Weinheim<br />

Admission: 8,- Euro<br />

Cool oder wie der Hanseate sacht, derbe - die<br />

Beginner touren Deutschland!<br />

Mit „Blast Action Heroes“ meldeten sich die<br />

Beginner (das „Absolute“ wurde gestrichen) 2003<br />

zurück und definierten das Genre neu. Nachdem<br />

sie mit „Fäule“, der ersten Blast Action-Single,<br />

bereits ein begeisterndes Gelübde auf den besser<br />

gelagerten Beginner-Sound abgelegt hatten, ist<br />

„Blast Action Heroes“ das entsprechende Full<br />

Length-Meisterwerk. Immer einen Tick sprachgewandter<br />

als die Konkurrenz, immer jenseits müder<br />

Klischees sind die „Blast Action Heroes“ so fernab,<br />

dass für sie eine neue Spielklasse in Sachen<br />

Deutscher HipHop erfunden werden müsste. Und<br />

während die rappende Restrepublik noch in tumben<br />

Gangsta-Attitüden und schlaffer R’n’B-Romantik<br />

rumdümpelt, wird bei den Beginnern feist & clever<br />

gefeiert. Also rennt mal hin und schaut sie euch an,<br />

die Kollegen!<br />

Erwartet viel, die Beginner halten es!<br />

www.beginner.de<br />

Inga Humpe und Tommi Eckart machen Musik,<br />

seit ich hören kann. Die beiden waren immer klug,<br />

ohne jemals erwachsen zu werden. Ob nun Ideal<br />

(oder waren’s die Neonbabies –ich verwechsel gerne<br />

mal Inga und Anette) bei ihr oder die Mucke für<br />

Andreas Dorau in seinem Fall! Immer auf<br />

intelligente Weise verspielt und doch nicht cheesy!<br />

Obwohl, ist ja eigentlich quatsch, wenn man zum<br />

Beispiel an „Fred vom Jupiter“ denkt . . . Naja, aber<br />

dann cool cheesy!<br />

Tommi quält es, wenn man ihn lobt, sei es für seine<br />

genialen Techno-Tracks oder die Dorau-<br />

Produktionen. Er liebt peinliche Situationen und<br />

erzählt lieber, wie er sich in den Achtzigern mit<br />

seiner Sixties-Band Bärte aus Schuhcreme gemalt<br />

hat, die dann nicht mehr abgingen. Und Inga springt<br />

übermütig in die Luft, obwohl sie die Bürde von<br />

vielen goldenen Schallplatten trägt und weiß, dass<br />

eine weibliche Pop-Ikone hart angreifen muss, wenn<br />

sie über dreißig ist und nicht Hildegard Knef heißt.<br />

www.2Raumwohnung.de<br />

Seed west<br />

TERMINE<br />

Beginner<br />

Date: 17.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Quartier am<br />

Turm/Heidelberg<br />

Admission: 18,- Euro<br />

Die Peepshows sind aus Örebro. Ich glaub’ das liegt<br />

in Schweden und ich kann euch schon alle nörgeln<br />

hören, von wegen Schwedenhype und Hellacopters<br />

und so, und ja, Recht habt ihr, obwohl die<br />

Peepshows um einiges cooler aussehen und auch<br />

den Schweinerock-Faktor nicht so arg überspannen<br />

wie jene berühmten Kollegen! Im Gegenteil, der<br />

Einsatz einer Hammond-Orgel (kann auch ’ne Vox<br />

gewesen sein) gibt der ganzen Sache eher einen<br />

Sechziger-lastigen Sound! Jajaja, so Hives- oder<br />

Strokes-mäßig, aber nicht so garagig. Es ist mehr<br />

so Ramones treffen Prisoners treffen ACDC oder<br />

so. Auf jeden Fall gibt’s die Jungs auch nicht erst<br />

seit gestern, sondern seit 1996 und sie haben auch<br />

schon das ein oder andere Album (auf Sidekick/<br />

Burning Heart) draußen. Ich habe die Herren vor<br />

ein paar Jahren mal im Wild At Heart hier im<br />

schönen Kreuzberg gesehen, und da haben sie<br />

gerockt wie zweiundzwanzig Säue!<br />

www.burningheart.com<br />

2Raumwohnung The Briefs<br />

Date: 24.07.<strong>2004</strong><br />

Location: Günther-Klotz-<br />

Anlage/Karlsruhe<br />

Admission: 15,- Euro<br />

(Festival)<br />

Eine meiner kontemporären (ha, Superwort!)<br />

Lieblingsbands! Krawattenpunk vom Feinsten,<br />

nicht nur was den Look, sondern vor allem auch<br />

was den Sound angeht. Als wenn’s wieder 1977<br />

wär . . . Die vier Freaks aus Seattle sind live auch<br />

noch viel besser als auf ihren Scheiben „Hit After<br />

Hit“(Dirtnap) und „Off The Charts“(hierzulande<br />

auf Bitzcore erhältlich). Tja, und jetzt hat der gute<br />

Mutti sie uns wieder hergebookt! Ich versteh’s<br />

irgendwie nicht so richtig, aber auf jeden Fall sind<br />

die Herren Lance Romance (Bass), CB Mangler<br />

(singt, sammelt Vespas und Lambrettas und gibt<br />

als musikalischen Werdegang Skateboarding an),<br />

Steve E. Nix (spielt Gitarre und ist neunzehnmal<br />

verheiratet und geschieden –jetzt Single) und Daniel<br />

J. Travanti (auch Gitarre, hasst Pudding und Leute,<br />

die Lazarus heißen) in wechselnden Besetzungen<br />

- im Rahmen der „Mutti’s Little Monsters Tour“ –<br />

mit den Real McKenzies, der One Man Army und<br />

den Turbo AC’s unterwegs.<br />

www.thebriefs.com<br />

The Peepshows<br />

Date: 22.07.<strong>2004</strong><br />

Location:<br />

Universum/Stuttgart<br />

Admission: 6,- Euro<br />

Date: 03.08.<strong>2004</strong><br />

Location:<br />

Universum/Stuttgart<br />

8,- Euro<br />

Achtung!<br />

jeder Missbrauch von<br />

Drogen ist gefährlich!<br />

Wir wollen niemanden<br />

dazu auffordern oder<br />

animieren Drogen zu<br />

konsumieren<br />

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