Juli 2004 - Hanfjournal
Juli 2004 - Hanfjournal
Juli 2004 - Hanfjournal
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Lettland<br />
Einwohnerzahl: 2,3 Mio.<br />
Geringe Menge: 1g(Gras) / 0,1g(Hasch)<br />
Höchststrafe Drogendelikte: 15 Jahre<br />
Anzahl Cannabisdelikte 2003: 997<br />
Erwachsene mit Cannabiserfahrung: 19,6% (03`)<br />
Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />
Drugchecking möglich? Nein 05<br />
Polen<br />
Einwohnerzahl:<br />
Geringe Menge:<br />
Höchststrafe Drogendeli<br />
Anzahl Cannabisdelikte<br />
Erwachsene mit Cannab<br />
Staatliche Heroinabgabe<br />
Drugchecking möglich?<br />
#33<br />
Wir erklären euch die Welt<br />
Na, ja, zumindest die neuen Mitgliedsländer Europas.<br />
Wollt ihr wissen wie hart die einzelnen Länder mit<br />
Drogenvergehen umgehen? Wo Konsumentenschutz groß<br />
geschrieben wird? Welches Land unser absoluter Liebling<br />
ist? Dann lest auf Seite 5.<br />
Hanf Journal<br />
unabhängig, überparteilich, legal<br />
AUSGABE 07/04 Kostenlos<br />
07 Wir fassen für euch zusammen<br />
Und zwar wie und warum die Cannabis-Liberalisierung in<br />
der Schweiz dieses Mal noch nicht geklappt hat. Viele<br />
haben sich drüber aufgeregt. Aber unser Mann in der<br />
Schweiz, Marco Kuhn, meint, das könnte für unsere<br />
Anliegen sogar gut sein. Wenn ihr das jetzt auf Anhieb<br />
auch nicht verstanden habt, lest einfach auf Seite 7 weiter.<br />
13<br />
news s.02 wirtschaft s.08 guerilla growing s.09 cool-tour s.11 regional* s.15 anderswo s.18 fun+action s.19<br />
Hohlspiegel<br />
oder wie ein Nachrichtenmagazin das Recherchieren vergaß<br />
„Der Spiegel“ brachte in einer seiner letzten Ausgaben die<br />
Titelstory „Die Seuche Cannabis“ und vergaß bei den<br />
dazugehörigen Artikeln das Recherchieren. Anders sind die<br />
vielen Fehler, die wenig logischen Rückschlüsse und die<br />
populistischen Auswüchse nicht zu erklären.<br />
Mit Populismus auf Leserfang<br />
Den ganzen Artikel beherrscht nur ein Tenor: Finger weg von<br />
Cannabis, du wirst damit dein Leben zerstören, du kommst in<br />
die Klapse, du wirst zu anderen Drogen greifen und du wirst<br />
elendig verrecken. Um dies zu untermauern, reitet „Der Spiegel“<br />
auf Einzelschicksalen herum und hält es nicht einmal für nötig<br />
zu erwähnen, wie häufig diese Einzelschicksale sind. Sie<br />
suggerieren durchgehend, dass all die Probleme dieser<br />
Einzelfälle mit Cannabis zu tun hätten und erwähnen nur im<br />
Nebensatz, dass alle anderen Drogen auch konsumiert wurden.<br />
„Irgendwann schnupfte er Kokain“, aber das ist laut dem<br />
„Spiegel“ weniger verantwortlich für den Absturz als Cannabis.<br />
Personen, die sich für eine Legalisierung einsetzen, werden<br />
nur hämisch erwähnt. Was sie wirklich fordern, wird nicht<br />
einmal erzählt. Das Problem des Jugendschutzes und der vielen<br />
jungen Konsumenten erwähnen sie in fast jedem Absatz. Dass<br />
aber, solange ein Verbot herrscht, auch kein Jugendschutz<br />
gewährleistet werden kann, kommt nicht vor. Dass gerade im<br />
Schwarzmarkt am wenigsten nach den Ausweisen der Käufer<br />
gefragt wird, verschweigen sie ebenso. Und das die ganze<br />
Situation gerade während eines Cannabis-Verbotes eskaliert,<br />
schien die Autoren nicht daran zweifeln zu lassen, dass die<br />
Legalisierungs-Befürworter spinnen. Dass man, wenn eine<br />
Politik gegen die Wand gefahren ist und gerade ihre gefährlichen<br />
Potenziale zeigt, Leute, die einen alternativen Weg wollen, als<br />
Spinner und andere, die ein „Weiter wie bisher“ wollen, als<br />
Experten darstellt, ist schon sonderlich.<br />
Wissenschaftlich falsche Behauptungen<br />
Wenn es in dem „Spiegel“-Artikel um wissenschaftliche<br />
Untermauerung der besagten Behauptungen geht, zeigen sich<br />
die größten Lücken. So muss das Blatt immer wieder auf den<br />
umstrittenen Professor Thomasius zurückgreifen. Das dieser<br />
jedoch nie zum Thema Cannabis geforscht, geschweige denn<br />
etwas dazu publiziert hat, verschweigen die Redakteure. Auch<br />
die wissenschaftliche Qualifikation dieses Mannes im Bereich<br />
der Extasy-Forschung ist mehr als nur umstritten. So musste<br />
bei einer wissenschaftlichen Runde, die von der<br />
Drogenbeauftragten der Bundesregierung einberufen wurde,<br />
zugegeben werden, dass Schädigungen durch Extasy, wenn<br />
dann nur bei langem und dauerhaftem Konsum eintreten<br />
können und nicht generell, wie es Thomasius davor behauptete.<br />
Der einzige Wissenschaftler, der in dem ganzen Artikel auftaucht<br />
und tatsächlich schon fundiert und grundlegend zu Cannabis<br />
geforscht hat, Herr Prof. Dr. Kleiber, wurde vom Spiegel eher<br />
als Schwätzer und Verharmloser dargestellt.<br />
Auch die meisten aufgeführten Studien wurden von den<br />
Redakteuren falsch dargestellt. So behauptete „Der Spiegel“<br />
beispielsweise: „Bremer Forscher spritzten jugendlichen und<br />
erwachsenen Ratten täglich den Wirkstoff THC, etwa so viel,<br />
wie ein Joint enthält.“ Tatsächlich distanzierte sich sogar die<br />
Autorin der Bremer Studie, Frau Miriam Schneider, schon<br />
vergangenen Oktober in einer E-Mail an www.cannabislegal.de<br />
davon. „Die Interpretation, unsere Dosis entspräche einem<br />
Joint pro Tag, kommt so definitiv nicht von mir und auch nicht<br />
von Prof. Koch.“, schrieb sie darin. Der gespritzte Stoff war<br />
auch nicht wie geschrieben THC, sondern nur eine dem THC<br />
womöglich ähnliche Substanz (Win 55,212-2). Würde man diese<br />
Substanz umrechnen, müsste ein Joint aus 3,6 Gramm Cannabis<br />
bestehen – und der müsste dann auf einmal und schnell geraucht<br />
werden – denn es wurde ja gespritzt.<br />
Die altbekannte Hetze, dass das Gras viel stärker und damit<br />
gefährlicher würde, taucht natürlich auch im „Spiegel“-Artikel<br />
auf. Das aber die meisten davon ausgehen, dass damit die<br />
gesundheitliche Gefährdung durch Cannabis geringer wird,<br />
da man weniger konsumieren muss um die selbe Wirkung zu<br />
erreichen, verschwiegen die Autoren gekonnt. Des Weiteren<br />
stimmt es zwar, dass immer wieder höhere THC-Werte<br />
gemessen werden, doch alle Studien dazu, wie die der<br />
Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht<br />
(EMCDDA), fanden „keine Hinweise auf einen bedeutenden<br />
Anstieg des Wirkstoffgehalts“ in den meisten europäischen<br />
Cannabismärkten.<br />
Fragwürdige internationale Vergleiche<br />
Auch durch internationale Vergleiche versucht „Der Spiegel“,<br />
die Gefährlichkeit einer Cannabis-Liberalisierung zu<br />
untermauern. So beschreiben sie, dass in dem Hardlinerland<br />
Schweden prozentual weniger Menschen Cannabis<br />
konsumieren als in den liberalen Niederlanden. Im Vergleich<br />
Deutschland–Holland wären es gleich viele Konsumenten.<br />
Dass aber in Schweden mehr Menschen an Drogen sterben als<br />
in den Niederlanden oder es sogar in München (eine Million<br />
Einwohner) genauso viele Drogentote wie in besagtem Holland<br />
(16 Millionen Einwohner) gibt, vergaß das Blatt einfach zu<br />
erwähnen.<br />
Prohibitionisten sind Mörder<br />
Was „Der Spiegel“ mit diesem Artikel macht, ist meiner Ansicht<br />
nach gefährlich. Wenn junge Cannabis-Konsumenten Absätze<br />
lesen wie: „Wenn solche Kiffer dann auch noch Alkohol oder<br />
Extasy einwerfen, stürzen sie schneller ab als mit Heroin“,<br />
muss man sich schon fragen, was sie wirklich wollen. Ist Kiffen<br />
gefährlicher als Heroin? Sollen sich nun alle Konsumenten<br />
lieber die Spritze setzen?<br />
Der „Spiegel“-Artikel hat Recht, wenn er aufzeigt, wie unsere<br />
Drogenpolitik gescheitert ist. Aber mit der Feststellung „kann<br />
krank machen und im schlimmsten Fall Karriere und Leben<br />
zerstören“ ist nichts geholfen. Denn nicht die liberale Politik<br />
hat uns in dieses Verderben gestürzt, sondern die Prohibition.<br />
Seit Jahrzehnten ist es keinem Kiffer möglich zu erfahren, wie<br />
stark und sauber sein Gras ist. Seit Jahrzehnten kann kein Kiffer<br />
einfach um Hilfe bitten, da er Angst vor der Polizei hat. Seit<br />
Jahrzehnten steigt in Deutschland die Menge der konsumierten<br />
Drogen. Und das alles dank der Prohibition. Die einzigen<br />
Studien, die bisher die Auswirkungen der Verbote untersucht<br />
haben (stammen aus Holland und Kanada) verschweigt „Der<br />
Spiegel“. Aber es wäre ja der Panikmacherei nicht gerade<br />
zuträglich gewesen, wenn man feststellen müsste, dass nach<br />
Es geht mir gut<br />
Wenn mich gute Musik geflasht hat. Das meint zumindest<br />
Clueso. Interessant? Auf Seite 13 gibt’s noch mehr<br />
Statements von ihm zu seinem Lebensweg, seinem neuen<br />
Album und die Haifische in der Musikindustrie.<br />
www.hanfjournal.de<br />
Auch das Cover wirkt wie aus dem vorigen Jahrhundert<br />
www.hanfjournal.de<br />
Den Leserbrief von Werner Graf und weitere<br />
Aktionen, bezüglich des Spiegel-Artikels<br />
findet ihr unter www.hanfjournal.de .<br />
der größten Heroin-Beschlagnahmung in Kanada der Preis für<br />
Heroin rapide sank und die verfügbare Menge an Heroin in<br />
Kanada auf den höchsten Stand der besagten Zehn-Jahres-<br />
Studie stieg.<br />
Wer den „Spiegel“-Artikel liest und sich ein wenig mit der<br />
Materie befasst hat, weiß, dass alle Argumente, die darin<br />
aufgeführt wurden schon längst widerlegt sind – nur dass die<br />
Autoren alle Gegenargumente ausblendeten. Sowas nennt man<br />
dann Populismus – Journalismus ist das schon lange nicht<br />
mehr.<br />
Werner Graf
2<br />
news<br />
Immer wieder wird einem erklärt, wie schlimm doch<br />
Cannabis sei. Das man sooo schnell Abhängig werde.<br />
"Der Spiegel" stellte sogar in der Ausgabe 27/<strong>2004</strong> fest,<br />
Cannabis kann krank machen und im schlimmsten Falle<br />
Karriere und Leben zerstören. Das Hanf Journal<br />
recherchierte deshalb, was noch alles abhängig macht<br />
und somit Leben zerstören kann. Also seht euch die<br />
Ecken an und hört endlich auf damit – sonst seid ihr des<br />
Todes.<br />
Herausgeber:<br />
Agentur Sowjet GmbH<br />
Lettestraße 3<br />
10437 Berlin<br />
tel.: 030/44675901<br />
fax.: 030/44793286<br />
email: zentrale@hanfjournal.de<br />
Redaktion:<br />
Werner Graf (V.i.s.d.P.), Martin Schwarzbeck<br />
Das Eckthema Menschen, Drogen, Sensationen<br />
Vorsicht: Zerstört dein Leben!<br />
Mitarbeiter an dieser Ausgabe:<br />
Hans Cousto, Andreas Schult, Jorge Cervantes, Franjo Grothenhermen,<br />
Markus Berger, Claudia Greslehner, Roland Grieshammer, Teo Nanacatl,<br />
Kerstin Koch, Veit Schnetker, Maulhelden, Steffen Geyer, Katrin Schmidberger,<br />
Werner Frach, Oliver Nuss, Dieter Beck, Dirk Rehahn, Marco Kuhn<br />
Hanf Journal Pot: Adam Zawadzki<br />
(redaktion.pot@hanfjournal.de)<br />
Hanf Journal Austria: (redaktion.austria@hanfjournal.de)<br />
Hanf Journal SeedWest: Sokratis Zacharopoulos<br />
(redaktion.seedwest@hanfjournal.de)<br />
Terminredaktion Urs Gebert<br />
(termine@hanfjournal.de)<br />
Layout:<br />
Marc Emmerich<br />
Illustration:<br />
Lukas Tkotz, Marc Emmerich<br />
Fotos:<br />
Privat / Im Auftrag des Hanf Journals / Dirk Rehahn<br />
Korrektur:<br />
Korrekturen-Text (Kerstin Thierschmidt)<br />
Anzeigen:<br />
Dirk Rehahn<br />
030/44793284<br />
vertrieb@hanfjournal.de<br />
Vertrieb:<br />
Das Hanf Journal wird im gesamten deutschsprachigen Raum verteilt. Gegen<br />
einen Betrag von 40 Euro (Inland) oder 80 Euro (Ausland) jährlich kann das<br />
Hanf Journal beim Herausgeber bezogen werden.<br />
(Abonnement unter www.hanfjournal.de)<br />
Druck:<br />
Union Druckerei Weimar GmbH<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers.<br />
Manuskripte, Bilder und Beiträge sind willkommen, es wird aber keine Haftung<br />
übernommen.<br />
Im Sinne des Urteils des LG Hamburg vom 12. Mai 1998 - 312 0 85/98<br />
distanziert sich der Herausgeber ausdrücklich von allen Inhalten der<br />
angegebenen Internetadressen und Links.<br />
Achtung jeder Missbrauch von Drogen ist gefährlich! Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder animieren Drogen zu konsumieren.<br />
Besucht auch die Homepage www.hanfjournal.de<br />
Diese Zeitung wird durch den „primeline“-Vertrieb in Berlin, München, Köln<br />
und Hamburg in den Kinos, Clubs und Kneipen verteilt.<br />
IVW geprüft seit 4.Quartal 2003<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
Impressum<br />
Das Hanf Journal Team wird ausgestattet von<br />
Staatsfeind Nummer eins:<br />
Timothy Leary<br />
„Turn on, Tune in, Drop out”<br />
Timothy Leary gilt als Pionier der Drogenforschung. Der am<br />
22. Oktober 1920 in Springfield geborene Leary wurde sogar<br />
von dem amerikanischen Präsidenten Richard Nixon als der<br />
„gefährlichste Mann der Welt“ bezeichnet. Besondere<br />
Aufmerksamkeit bekam Leary mit der Feststellung, dass der<br />
Drogenkonsument selbst verantwortlich ist, für das was im<br />
Rausch passiert. Welche Art des Rausches er erleben wird,<br />
hängt eher vom User, weniger von der Droge selbst ab. Für<br />
Leary gab es dafür drei verschiedene Stufen. Die Ästhetik (erste<br />
Stufe), die intensive persönliche Begegnungen (zweite Stufe)<br />
und das spirituell-mystische Erleben (dritte Stufe). In der ersten<br />
Stufe steht das Erleben von Wohlbefinden, Schönheit und<br />
Harmonie, aber auch deren negative Seite an. Die zweite äußert<br />
sich durch die Fokussierung des Rausches auf die Begleiter.<br />
Viele User sprechen immer wieder von „überwältigenden<br />
euphorischen Zuständen“, die meist in diese Kategorie<br />
einzuordnen sind. In der dritten Stufe verändert sich die Liebe<br />
laut Leary zu einer göttlichen All-Liebe, zur kosmischen All-<br />
Verbundenheit. Von Leary stammt auch die heute noch gängige<br />
Einordnung des Rausches in SET, die innere Einstellung des<br />
Users zur Zeit des Rausches und das SETTING, die Umgebung<br />
und das Umfeld während des Rausches.<br />
1965 wurde bei einer Grenzüberquerung von Mexiko in die<br />
USA bei Timothy Learys Tochter Marijuana gefunden, für das<br />
Timothy Leary die Verantwortung übernahm. Seine Tochter<br />
Susan wurde zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt,<br />
während Timothy Leary aufgrund des Marijuana-Tax-Acts<br />
wegen Steuerhinterziehung und illegaler Einfuhr zu 33 Jahren<br />
Gefängnis verurteilt wurde. Dieses Urteil wurde 1969 vom<br />
Obersten Gerichtshof aufgehoben und der Marijuana-Tax-Act<br />
für verfassungswidrig erklärt. Jedoch wird Timothy Leary kurz<br />
darauf wegen eines weiteren Marijuana-Delikts in seinem Auto<br />
wurden bei einer Durchsuchung zwei Joint-Kippen gefunden<br />
zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Die verhältnismäßig harte<br />
Bestrafung könnte einen politischen Hintergrund gehabt haben,<br />
da Timothy Leary aufgrund seiner gesellschaftskritischen<br />
Positionen kurz zuvor von Präsident Richard Nixon zum<br />
„Staatsfeind Nr. 1“ erklärt wurde.<br />
Mit Hilfe der Weathermen gelang ihm 1970 die Flucht aus dem<br />
Gefängnis. Seine Flucht führt ihn anschließend nach Algerien,<br />
wo er bei Exilanten der Black Panther-Bewegung Unterschlupf<br />
fand. Nach Konflikten mit der Führung der Black Panther flieht<br />
er weiter in die Schweiz. Die Schweiz gewährt ihm 1971<br />
politisches Asyl und lehnt einen Auslieferungsantrag der<br />
amerikanischen Regierung ab. 1973 wurde er von<br />
amerikanischen Agenten in Afghanistan entführt und in die<br />
USA zurückgebracht, wo er bis 1976 inhaftiert blieb. Am 31.<br />
Mai 1996 verstarb Timothy Leary in Beverly Hills.<br />
Werner Graf<br />
kommentar<br />
Rauchen ist scheiße<br />
Martin Schwarzbeck<br />
Ab nächstem Schuljahr (Ende der Sommerferien) ist<br />
es soweit: Berlins Schulen werden rauchfrei. Auch<br />
andere Bundesländer diskutieren über die Möglichkeit,<br />
diesen Weg zu gehen. An und für sich ist es ja ein<br />
wünschenswerter Schritt. Aber ist ein Verbot wirklich<br />
der richtige Weg dahin?<br />
Wir Kiffer müssten es doch am besten wissen. Verbote<br />
wirken nicht gerade effektiv. Da gibt es sinnvollere<br />
Wege die Konsumentenzahlen zu senken, zum Beispiel<br />
durch Versorgung mit Informationen. Aber den<br />
Landesregierungen geht das anscheinend nicht schnell<br />
genug. Das Rauchen muss sofort aufhören, das sagen<br />
die jetzt in Kraft gesetzten Verbote.<br />
Doch wer schon einmal versucht hat mit dem Rauchen<br />
aufzuhören, wird wissen: Das geht für gewöhnlich<br />
nicht von heut auf morgen. Und erst recht nicht unter<br />
Druck. Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass durch ein<br />
generelles Verbot eine Schule tatsächlich komplett<br />
rauchfrei wird? Die Tendenz geht gegen null, da sind<br />
wir uns vermutlich einig. Die Folgen werden die<br />
altbekannten sein: Verdrängung der Konsumenten in<br />
den Untergrund (sprich die Schulklos oder das Gelände<br />
vor der Schule), ein Leben in ständiger Angst für<br />
ebenjene und wahrscheinlich sogar ein Anstieg der<br />
Konsumentenzahlen. Letzterer ergibt sich aus dem<br />
Reiz des Verbotenen, der hier ja wohl niemandem<br />
fremd ist.<br />
Was soll das also? Vornehmlichster Grund der<br />
Gesetzgeber wird wohl gewesen sein, dass sie selbst<br />
nicht mehr zur Schule gehen müssen. Denn anderen<br />
etwas zu verbieten ist bekannterweise leichter als sich<br />
selbst dazu zu verpflichten etwas nicht zu tun. Das<br />
wissen auch all die nikotinabhängigen Lehrer, die<br />
derzeit auf die Barrikaden gehen. Mit dem Rauchverbot<br />
für unter Sechzehnjährige ist man ja noch prima<br />
klargekommen. Auch ein generelles Rauchverbot auf<br />
dem Schulhof wäre kein Problem gewesen. Aber jetzt<br />
soll man plötzlich Vorbild spielen? Das geht vielen<br />
dann doch zu weit.<br />
Ich kann nur wiederholen, dass wir ein Verbot für die<br />
völlig falsche Lösung halten. Ineffektiv und vermutlich<br />
weitaus schädlicher als nützlich. Rauchen ist scheiße.<br />
Klar, es ist ungesund und normalerweise noch nicht<br />
mal für einen Rausch gut. Aber das wird wohl niemand<br />
einsehen, bloß weil es jetzt plötzlich verboten sein soll.<br />
Nein nein, sollte jemand seinen Konsum deshalb<br />
eindämmen, dann nur aus Angst und nicht aus<br />
Einsicht. Und das ist doch irgendwie auch scheiße.
Beatles von Drogen inspiriert<br />
In einem Interview mit der Zeitschrift „Uncut“<br />
gestand der Ex-Beatle Sir Paul McCartney ein,<br />
dass viele bekannte Lieder der Band von Drogen<br />
inspiriert waren. Der Einfluss des Drogen-<br />
Konsums solle jedoch nicht übertrieben werden.<br />
„So ziemlich jeder hat sie damals in irgendeiner<br />
Form genommen. Wir waren nicht anders.“ Paul<br />
McCartney selbst habe ein Jahr lang Kokain<br />
genommen, gab es jedoch wegen des auf den<br />
Rausch folgenden „furchtbaren Herunterkommens“<br />
schließlich wieder auf. Seinen<br />
Angaben nach habe er Drogen nie im Übermaß<br />
genommen, weil er von frühen Alter an gelernt<br />
habe, Dinge nur mit Maß zu tun. Auch dem<br />
Konsum von Cannabis sei er schließlich entwachsen.<br />
Sir Paul McCartney hat sich mehrfach<br />
für eine Legalisierung oder Entkriminalisierung<br />
von Cannabis ausgesprochen. „Ich unterstütze<br />
Entkriminalisierung. Die Leute rauchen sowieso<br />
Pot und aus ihnen Kriminelle zu machen ist<br />
verkehrt.“<br />
Hanf Journal singt: Lucy in the sky with diamonds<br />
Hanf legalisieren – Staat sanieren<br />
Nicht nur in Deutschland fragen sich Menschen,<br />
wie viel Geld dem Staat jährlich durch das<br />
Cannabis-Verbot entgeht. Der kanadische<br />
Wirtschaftsprofessor Eastons – nebenbei ein sehr<br />
renommierter Prof – erregt mit seinen Berechnungen<br />
Aufsehen. Würde Marijuana entkriminalisiert<br />
oder gar legalisiert und wie jedes<br />
andere legale Gut behandelt, reguliert und<br />
besteuert, könnte der Staat Steuereinnahmen in<br />
Milliarden-Höhe erzielen. Aufgrund „konservativer<br />
Annahmen“ über Marijuana-Produktion<br />
und -Konsum in Kanada kommt Easton zum<br />
Ergebnis, dass eine Besteuerung Einnahmen von<br />
mehr als zwei Milliarden Kanada-Dollar (1,2<br />
Milliarden Euro) bringen könnte.<br />
In Eastons Bericht heißt es, die Beseitigung des<br />
Verbots der Marijuana-Produktion würde es der<br />
Gesellschaft erlauben, „das heutige Geschenk von<br />
Einnahmen an das organisierte Verbrechen<br />
wenigstens durch eine zusätzliche<br />
Einnahmequelle für die Regierungskassen zu<br />
ersetzen“.<br />
Hanf Journal meint: Geld regiert wohl doch nicht<br />
die Welt!<br />
Unter diesem Motto veranstaltete der Fachverband Drogen<br />
und Rauschmittel e. V. (FDR) eine europäische Fachkonferenz<br />
in Zusammenarbeit mit dem Musikszeneprojekt „Drogerie“<br />
der Suchthilfe Thüringen in Erfurt. Über 50 Referenten aus der<br />
Praxis der Suchtprävention und -hilfe, Politik, Wissenschaft,<br />
Verwaltung und aus Szeneorganisationen informierten über<br />
ihre alltäglichen Erfahrungen und diskutierten die neuesten<br />
Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung. Rund 300<br />
Fachleute nahmen am Kongress teil.<br />
Dr. Klaus Zeh (CDU), Thüringer Minister für Soziales, Familie<br />
und Gesundheit, eröffnete den Kongress mit der Forderung<br />
Cannabis nicht freizugeben. Hätte er abgesehen von seinem<br />
Fernsehauftritt auch noch Interesse am Besuch der zahlreichen<br />
Foren und Vorträge gehabt, dann hätte er vielleicht seine<br />
Meinung geändert. Dem war leider nicht so.<br />
Addicted to Party – Ein Kongress macht Party<br />
Ein weiteres „Lowlight“ war der Auftritt von Prof. Dr. Rainer<br />
Thomasius aus Hamburg, der unter anderem für die Verbreitung<br />
von folgendem Schwachsinn bekannt ist: Jugendliche Cannabis-<br />
Konsumenten blieben in ihrer geistigen Entwicklung auf der<br />
Stufe stehen, auf der sie mit dem Kiffen begonnen haben. In<br />
Erfurt verzapfte er Unsinn über MDMA (XTC) und bezog sich<br />
dabei auf den in Verruf geratenen amerikanischen<br />
Wissenschaftler George Ricaurte, der die Schädlichkeit dieses<br />
Wirkstoffes mit gefälschten Beweisen zu untermauern versuchte.<br />
Bei einem Tierversuch injizierte er acht Affen angeblich MDMA<br />
und zwei der Affen starben an Hitzschlag. Wie sich bei späteren<br />
Untersuchungen herausstellte, handelte es sich allerdings nicht<br />
um MDMA, sondern um eine andere Substanz. Thomasius<br />
löste damit bei den Fachleuten eine Welle der Empörung aus.<br />
Die übrigen 95 Prozent der Veranstaltung wurde von den<br />
tatsächlichen Fachleuten zum Gedankenaustausch genutzt.<br />
Sowohl Hans Cousto (Eve & Rave, Berlin) mit seinem Vortrag<br />
„Am besten testen – Drug-Checking in Deutschland“, als auch<br />
Sophie Lachout (Check it! Wien) und Alexander Bücheli<br />
(Streetwork, Zürich) konnten selbst die kritischsten Zuhörer<br />
vom Sinn und der Notwendigkeit des Drug-Checkings<br />
überzeugen. Höhepunkt der Veranstaltung war Günther<br />
Amendts Lesung aus seinem neuesten Buch „No Drugs – No<br />
Future“. Am Paradebeispiel Doping zeigt er darin auf, dass<br />
Drogen als Mittel zur Steuerung und Selbststeuerung schon<br />
heute nicht mehr aus dem Alltagsbewusstsein wegzudenken<br />
sind. Und er prognostiziert, dass das gerade angefangene<br />
Jahrhundert von leistungssteigernden, modernen<br />
Pharmadrogen dominiert werden wird.<br />
www.eve-rave.net/presse, www.fdr-online.info<br />
Sokratis Zacharopoulos<br />
news<br />
3<br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Kleptomanie
4<br />
news<br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Putzwut<br />
15.000 Drogengebraucher marschierten beim siebten Legalize<br />
Streetrave am Samstag, dem 5.6.<strong>2004</strong>, durch die Straßen<br />
Amsterdams und forderten die Legalisierung aller Drogen.<br />
„Nur“ 27 Trucks mit Sound-Systemen hatten sich im Vorfeld<br />
angemeldet. Als die Parade begann, waren wahnsinnige 31<br />
Sound-Systeme am Start. Von Acid, Elektro und Psytrance bis<br />
hin zu HipHop, Dancehall und Jungle war so ziemlich jede<br />
hörbare Musikrichtung vertreten.<br />
Legalize Streetrave Amsterdam „Everything is allowed, but no alcohol inside!“<br />
Gegen 14 Uhr startete die Parade auf dem Waterlooplein in<br />
Richtung des 1.100 Meter langen IJ-Tunnels. Jeder, der schon<br />
einmal in Amsterdam unterwegs war, dürfte diesen Tunnel<br />
kennen. Denn von außen sieht der Eingang des Tunnels wie<br />
ein riesiges untergehendes Schiff aus. Leider ließ es sich die<br />
niederländische Polizei nicht nehmen, den Organisatoren in<br />
die Suppe zu spucken und verbaten im letzten Augenblick<br />
Musik im Tunnel. Gegen 17 Uhr endete die Parade auf einem<br />
großen Festivalgelände im Papaverweg. Papaver ist übrigens<br />
AUSTRIA-Import<br />
super Bongs, Waagen und Tabakwaren<br />
"krass + geil" zu HalfPrice / nur geklaut ist billiger<br />
eigenes Lager in DE, in Ebay einfach (yean-boa) suchen<br />
der lateinische Ausdruck für Mohn. Hier ging dann die Party<br />
richtig los! Die Wagen wurden über das ganze, riesige Gelände<br />
verteilt und konnten endlich richtig aufdrehen. 31 Open Air<br />
Stages und 15.000 Menschen, ein beeindruckender Anblick,<br />
schade nur, dass keine Luftaufnahmen davon gemacht werden<br />
konnten.<br />
Die Stimmung war auf ihrem Höhepunkt. Tausende Menschen<br />
tanzten, feierten und konsumierten friedlich illegalisierte Drogen<br />
aller Art. Sogar die Sonne ließ sich endlich blicken. Leider war<br />
der Streetrave nicht das einzige Großereignis dieses Tages. In<br />
der Arena Amsterdam stritten sich 22 Profifußballer aus den<br />
Niederlanden und Irland um einen kleinen Ball. Dass so etwas<br />
auch Hooligans und andere Fanatiker anzieht ist bekannt.<br />
Offenbar waren einige dieser aggressiven Fans derart besoffen,<br />
dass sie den Weg in das Stadion nicht fanden und versehentlich<br />
im Papaverweg landeten. So etwas passiert eben, wenn der<br />
neurotoxische Alkohol zu viele Gehirnzellen zerstört hat. Um<br />
19:30 Uhr war es dann soweit: die Besoffenen begannen sich<br />
gegenseitig zu verprügeln und etliche friedliche Kiffer, XTC-<br />
Konsumenten und Pilzgebraucher wurden in Mitleidenschaft<br />
gezogen. Die Polizei nutze die Gelegenheit und beendete die<br />
Party umgehend. Das verflixte siebente Jahr . . .<br />
Auch die deutschen Hanf-Aktivisten organisierten gemeinsam<br />
einen Truck. Letztes Jahr war die Hanf-Parade vor Ort, dieses<br />
mal die Pottdemo-Crew mit der Hanf Initiative. Auf die Ohren<br />
gab es dabei vom Bumper Sound-System und ihrem Frontmann<br />
Ede Whiteman, mit feinsten Dancehall aus Dortmund. Auf<br />
dem Festivalgelände bauten sie direkt neben ihrem Truck einen<br />
Infopavillon auf, der von vielen wegen des frischen Windes<br />
zum Tütchenbau genutzt wurde. Auch hier gab es kleinere<br />
Probleme mit stark alkoholisierten Leuten, was die Aktivisten<br />
veranlasst hat, ein Alkoholverbot für den Pavillon<br />
auszusprechen, da auf biernassen Tischen keine leckeren Joints<br />
gerollt werden können: „Ganja, Mushrooms, XTC and<br />
everything else is allowed, but no alcohol inside!“<br />
Dass Amsterdam immer eine Reise wert ist, weiß jeder der<br />
bereits das Glück hatte diese bunte Metropole besuchen zu<br />
dürfen. Für die deutschen Hanf-Aktivisten gab es neben Fun,<br />
Party und den Coffee Shops auch ernstere Gründe für ihre<br />
Teilnahme, hierzu Marc Ziemann, Pottdemo: „Durch die EU-<br />
Erweiterung und die kommende EU-Verfassung, hat bei uns<br />
ein Umdenken stattgefunden. Legalisierung ist nicht mehr<br />
länger nur Sache der einzelnen Länder. Mit der zunehmenden<br />
Europäisierung der Gesetzgebung gewinnen grenzüberschreitende<br />
gemeinsame Aktionen zunehmend an Bedeutung.<br />
Die Legalize-Organisationen Europas wachsen und kämpfen<br />
zusammen!“<br />
Allgemein bekannt und doch oft verdrängt: In einigen Ländern<br />
dieser Erde droht für Cannabisbesitz die Todesstrafe. Eigentlich<br />
hat es sich ja schon international herumgesprochen, dass die<br />
Todesstrafe unmenschlich ist und zudem viel zu oft die Falschen<br />
trifft. Dennoch halten viel zu viele Länder weiterhin daran fest.<br />
Und einige verhängen sie sogar für den Besitz von Cannabis.<br />
So z. B. die Philippinen, wo sie seit zwei Jahren ab einer Menge<br />
von 500 Gramm sogar vorgeschrieben ist.<br />
Dass man auch so keine drogenfreie Gesellschaft schafft, zeigt<br />
sich an der jüngsten Verhaftung. Bangamino Balsote, ein<br />
philippinischer Bauer, hatte 58 ausgewachsene und 178<br />
Jungpflanzen in seinem Garten stehen, als die philippinische<br />
Drogenpolizei mit Unterstützung der Polizei und des Militärs<br />
bei ihm einmarschierte. Und da eine dermaßen groß angelegte<br />
Aktion ohne radikale Folgen etwas übertrieben wirken könnte,<br />
werden jetzt vermutlich Köpfe rollen. Bangamino Balsote droht,<br />
wenn schon nicht die Todesstrafe, so doch zumindest<br />
lebenslange Haft. Das hat man also davon, wenn man versucht<br />
ohne jemandem zu schaden der Armut zu entgehen. –<br />
Zumindest auf den Philippinen.<br />
14. August <strong>2004</strong> >>> Hanf Parade in Berlin<br />
Nicht nur in Amsterdam macht Demonstrieren Spaß,<br />
auch in Deutschland. Die Hanf Parade in Berlin will<br />
auch dieses Jahr wieder die größte Legalisierungsdemo<br />
werden. Und dazu seid auch ihr gefordert.<br />
Alles was euch zur Hanf Parade wissen müsst,<br />
erfahrt ihr in der Extra-Ausgabe des Hanf Journals<br />
(das mit der roten Farbe!)<br />
genauso sehen wir das auch ...<br />
Deshalb waren Aktivisten aus Frankreich, Polen,<br />
Großbritannien, und Deutschland angereist. Auch die Schweizer<br />
als Nicht-EU-Staat waren durch den Cannatrade Organisator<br />
Marco Kuhn und mit fettem Sound und Reisebus vertreten.<br />
Mit einer Stimme forderten sie: „Stop war on drugs!“<br />
www.legalize.net; www.vienna<strong>2004</strong>.org<br />
Sokratis Zacharopoulos<br />
Bananenrepublik Philippinen Cannabisfarmer droht Todesstrafe<br />
Wie gewohnt gibt die Polizei in ihrer Pressemitteilung auch<br />
den (für gewöhnlich übertriebenen) Schwarzmarktwert des<br />
Materials an um zu zeigen in welchem Maße sich dieser<br />
Verbrecher hätte bereichern können, wenn niemand eingeschritten<br />
wäre. In diesem aktuellen Fall sind das 80.000 Pesos,<br />
knapp mehr als 1.000 Euro. Man stelle sich nur vor: Dieser<br />
Mann hätte für ein halbes Jahr Arbeit 1.000 Euro verdienen<br />
können! Das entspräche einem Jahresgehalt von 2.000 Euro!<br />
Doch wir wollen bei all der Hetze nicht vergessen: Cannabis<br />
hat noch keinen umgebracht. Übertriebene Gesetze durchaus.<br />
Wann zieht endlich mal jemand die Konsequenzen daraus?<br />
Kleiner Tipp am Rande an alle potenziellen Urlauber: Auch<br />
bei kleineren Mengen neigt dieser Staat zu massiven<br />
Übertreibungen. Also überlegt euch gut, wo ihr eure<br />
Sommerferien verbringt.<br />
Martin Schwarzbeck
Die EU-Osterweiterung<br />
Die EU ist größer geworden. Das hat ja wohl inzwischen jeder mitgekriegt.<br />
Aber was wissen wir überhaupt über diese neuen Länder? Kann man<br />
da gefahrlos hin-fahren? Oder muss man Angst haben wegen eines<br />
Joints geköpft zu werden? Wie liberal sind denn unsere neuen Nachbarn?<br />
Das Hanf Journal hat sich dahinter-geklemmt und mal recherchiert, wie<br />
es denn so im Osten aussieht.<br />
Deutschland<br />
Einwohnerzahl: 82,5 Mio.<br />
Geringe Menge: zwischen 0g und 30g<br />
Höchststrafe Drogendelikte: 15 Jahre<br />
Anzahl Cannabisdelikte 2003: 148.973<br />
Erwachsene mit Cannabiserfahrung: 24,3% (03`)<br />
Staatliche Heroinabgabe? Ja<br />
Drugchecking möglich? Nein<br />
Legende:<br />
Tschechien<br />
Einwohnerzahl: 10,3 Mio.<br />
Geringe Menge: ~3g<br />
Höchststrafe Drogendelikte: 15 Jahre<br />
Anzahl Cannabisdelikte 2003: 882<br />
Erwachsene mit Cannabiserfahrung: 16-20% (`02)<br />
Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />
Drugchecking möglich? Ja, auf Raves<br />
Kifferfreundlichstes Land<br />
Länder die sich nicht zu ihrer Drogenpolitk äussern wollten.<br />
„Geringe Menge“ ist die Menge Gras, bis zu der die<br />
Staatsanwaltschaft die Anklage ohne weiteres fallen lassen<br />
kann. Die „Höchststrafen“ beziehen sich auf das jeweils<br />
schwerstmögliche Vergehen. Das sind je nach Land<br />
entweder Bereicherung in grösserem Umfang, der Verkauf<br />
von grösseren Mengen an Minderjährige oder Handel im<br />
Rahmen organisierter Kriminalität. Die Zahl der<br />
„Erwachsenen mit Cannabiserfahrung“ ist natürlich nur ein<br />
Schätzwert und wurde der jeweils aktuellsten Studie dazu<br />
entnommen.<br />
www.interhanf.com<br />
Lettland<br />
Einwohnerzahl: 2,3 Mio.<br />
Geringe Menge: 1g(Gras) / 0,1g(Hasch)<br />
Höchststrafe Drogendelikte: 15 Jahre<br />
Anzahl Cannabisdelikte 2003: 997<br />
Erwachsene mit Cannabiserfahrung: 19,6% (03`)<br />
Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />
Drugchecking möglich? Nein<br />
Estland<br />
Einwohnerzahl: 1,4 Mio.<br />
Geringe Menge: bis 50g<br />
Höchststrafe Drogendelikte: 20 Jahre<br />
Anzahl Cannabisdelikte 2003: 1170<br />
Erwachsene mit Cannabiserfahrung: 7% (`98)<br />
Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />
Drugchecking möglich? Nein<br />
Slowenien<br />
Einwohnerzahl: 2 Mio.<br />
Geringe Menge: Keine<br />
Höchststrafe Drogendelikte: 10 Jahre<br />
Anzahl Cannabisdelikte 2003: n.n.<br />
Erwachsene mit Cannabiserfahrung: n.n.<br />
Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />
Drugchecking möglich? Ja<br />
Malta<br />
Einwohnerzahl: 0,4 Mio.<br />
Geringe Menge: Keine<br />
Höchststrafe Drogendelikte: lebenslänglich<br />
Anzahl Cannabisdelikte 2003: 200<br />
Erwachsene mit Cannabiserfahrung: n.n.<br />
Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />
Drugchecking möglich? Nein<br />
Polen<br />
Einwohnerzahl: 38,5 Mio.<br />
Geringe Menge: Keine<br />
Höchststrafe Drogendelikte: 10 Jahre<br />
Anzahl Cannabisdelikte 2003: 47.605<br />
Erwachsene mit Cannabiserfahrung: n.n.<br />
Staatliche Heroinabgabe? Ja<br />
Drugchecking möglich? Nein<br />
Slowakei<br />
Einwohnerzahl: 5,4 Mio.<br />
Geringe Menge: Keine<br />
Höchststrafe Drogendelikte: Lebenslänglich<br />
Anzahl Cannabisdelikte 2003: 968<br />
Erwachsene mit Cannabiserfahrung: n.n.<br />
Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />
Drugchecking möglich? Nein<br />
Zypern<br />
Einwohnerzahl: 0,8 Mio.<br />
Geringe Menge: keine<br />
Höchststrafe Cannabisdelikte: 8 Jahre<br />
Höchststrafe Drogendelikte: 12 Jahre<br />
Anzahl Cannabisdelikte 2003: 272<br />
Erwachsene mit Cannabiserfahrung: 19,8% (03`)<br />
Staatliche Heroinabgabe? Nein<br />
Drugchecking möglich? Ja<br />
news<br />
5<br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Machtgier
6<br />
news<br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Schnüffeln<br />
Hasch statt Kloppe<br />
Portugals bekiffte Europameisterschaft<br />
Nette Neuigkeiten von der Fußball-Europameisterschaft:<br />
Die portugiesische Polizei beschloss,<br />
den Konsum von Cannabis während der EM zu<br />
tolerieren. Zum Eigenkonsum gedachte Bestände<br />
sollten nicht einmal konfisziert werden. Dies ist<br />
tatsächlich eine Verbesserung der eigentlichen<br />
rechtlichen Lage in Portugal. Außerhalb solcher<br />
Fußball-Großereignisse kann dort nämlich der Besitz<br />
von Cannabis durchaus als Ordnungswidrigkeit<br />
verfolgt werden. Zur EM Zeit wurden jedoch beide<br />
Augen zugedrückt.<br />
Ob dieser Schritt nun daher rührt, dass die Portugiesen<br />
ihren Landsleuten ungestörte Partys ermöglichen oder<br />
einfach nicht zu viele Polizeikräfte an unsinnige<br />
Aufgaben binden wollten, bleibt offen. Fakt ist:<br />
Eingegriffen wurde nur dort, wo Gewalt im Spiel war.<br />
Und dies ist für gewöhnlich eher dort der Fall, wo<br />
dem Alkohol gefrönt wurde.<br />
Man könnte mutmaßen, dass die Toleranz sogar Teil<br />
der deeskalierenden Maßnahmen ist. Stoned kämpft<br />
es sich scheiße. Sollen die Hools also durch diesen<br />
Schritt sogar ermutigt werden sich die Lust am<br />
Kämpfen durch spezielle Rauchwaren zu verderben?<br />
Das Vorbild zu diesem Schritt gab die letzte<br />
Europameisterschaft, die in Holland und Belgien<br />
ausgetragen wurde. Diese war gleichsam als<br />
Experiment zu verstehen, da beide Austragungsnationen<br />
grundverschieden mit Cannabis-Konsumenten<br />
umgingen. Holland stand (wie schon immer)<br />
für die tolerante Fraktion, Belgien für die eher<br />
repressive. Und jetzt ratet mal in welchem Staat die<br />
Hools die Polizisten und die Polizisten die Hools über<br />
die Strassen gejagt haben. Ja richtig, in Belgien. Na,<br />
das war ja auch einfach.<br />
Und die Portugiesen haben offenbar aus dieser<br />
Erfahrung gelernt. Das enorme Aufgebot an<br />
Sicherheitskräften (3.000 bis 4.000 Polizisten sind bei<br />
jedem Spiel anwesend) soll die Cannabis-Konsumenten<br />
grundsätzlich in Ruhe lassen.<br />
Eventuell verabreichten die Portugiesen gar anderen<br />
Mannschaften Grass so schafften sie es ins Finale und<br />
wir wissen wieso die Deutsche Elf so lahm war.<br />
Diese Form der Liberalisierung ist zwar ziemlich<br />
eigennützig, aber besser als nichts.<br />
Martin Schwarzbeck<br />
Ein Beitrag von Hans Cousto<br />
Damit die Öffentlichkeit sowie die Politiker in Deutschland endlich<br />
einmal wahrnehmen können, dass es in Sachen Cannabis und der so<br />
genannten „geringen Menge“ alles andere als gerecht zugeht, führt<br />
der Sozialwissenschaftler Kurt H. G. Groll eine Studie, basierend auf<br />
einer Umfrage, durch. Bei dieser Umfrage handelt es sich um ein<br />
eigenständiges, von Groll geleitetes Online-Forschungsprojekt. Bei der<br />
Online-Umfrage handelt es sich um freie Forschung – also Forschung<br />
ohne einen Auftraggeber. Die Umfrage wird für keine staatliche oder<br />
politische Organisation oder Institution durchgeführt! Engeres Ziel<br />
des Projektes ist es, zu erfassen auf welche Weise in verschiedenen<br />
Teilen Deutschlands mit Cannabiskonsum bzw. Cannabiskonsumenten<br />
umgegangen wird. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse ist man<br />
in diesem Land nicht mehr auf die widersprüchlichen Aussagen der<br />
Drogenbeauftragten angewiesen.<br />
In der Rubrik „Feuer auf Caspers-Merk“ berichtete das Hanf Journal<br />
in der Januar-Ausgabe unter dem Titel „Gedächtnisstörungen der<br />
Bundesdrogenbeauftragten“, dass Marion Caspers-Merk manchmal<br />
behauptet, in allen Bundesländern werde als geringe Menge Cannabis<br />
zehn Gramm angesehen, bei anderen Gelegenheiten jedoch bekundet,<br />
sie werde sich für eine einheitliche Regelung der geringen Menge<br />
einsetzen, weil die Unterschiede zwischen den Bundesländern nicht<br />
akzeptabel seien.<br />
Die Justizministerkonferenz der Bundesländer beschloss im November<br />
2002, mit einer Angleichung der Regelungen zur straffreien<br />
Verfahrenseinstellung bei geringen Mengen von Cannabis auf eine<br />
Studie des Max-Planck-Instituts für internationales Strafrecht in Freiburg<br />
unter der Leitung des Juristen Hans-Jörg Albrecht und der Sozialwissenschaftlerin<br />
Letizia Paoli zu warten. Die Studie soll aktuelle Daten zur<br />
derzeitigen Rechtspraxis bei der straffreien Verfahrenseinstellung<br />
bei Delikten mit geringen Mengen Cannabis in den<br />
verschiedenen Bundesländern ermitteln. Die Ergebnisse der<br />
Studie hätten eigentlich im ersten Halbjahr <strong>2004</strong> veröffentlicht<br />
werden sollen.<br />
Cannabisgebrauch zwischen Normalität und Repression<br />
Eine weitere Studie zum Thema Cannabis-Gebrauch und<br />
Repression wurde vom Sozialwissenschaftler Kurt H. G. Groll<br />
unter der Supervision von Prof. Dr. Karl-Heinz Reuband von<br />
der Universität Düsseldorf, Sozialwissenschaftliches Institut,<br />
Lehrstuhl für Soziologie II, mittels einer Befragung von<br />
Cannabiskonsumenten durchgeführt. In fünf deutschen Städten<br />
wurden hierzu Fragebögen ausgelegt. Für diese Offline-<br />
Befragung (Befragung mittels auf Papier gedruckten<br />
Fragebögen) wurden Kiel und Hamburg als Repräsentanten<br />
einer liberalen Drogenpolitik, Stuttgart und München als<br />
Repräsentanten einer repressiveren Drogenpolitik und Dresden<br />
als ein Ort aus den neuen Bundesländern ausgewählt.<br />
Ziel der Studie war eine vergleichende Analyse der Beziehungen<br />
zwischen formalrechtlichen Vorgaben und strafrechtlicher<br />
Praxis in verschiedenen Bundesländern sowie die Untersuchung<br />
von Daten und Fakten zum drogenpolitischen Diskurs, zur<br />
Verbreitung des Drogenkonsums und zur Einstellungen der<br />
Bevölkerung gegenüber Drogen. Dabei ging es um die Frage,<br />
wie formelle und informelle Normen und die Geschichte des<br />
Umgangs mit dem Drogenproblem Einstellungen prägen und<br />
Verhalten bestimmen. Die Ergebnisse der Studie werden Ende<br />
des Jahres veröffentlicht.<br />
Die Offline-Umfrage wurde von Groll in seiner Funktion als<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter im Offline-Forschungsprojekt<br />
„Determinanten und Wirkungen kommunaler Drogenpolitik<br />
auf Bevölkerung und Konsumenten in Abhängigkeit von der<br />
strafrechtlichen Praxis, polizeilicher Rechtsdurchsetzung und<br />
politischem Diskurs“ durchgeführt. Sie ist Teil eines von Prof.<br />
Dr. Karl-Heinz Reuband geleiteten, von der Volkswagen-<br />
Stiftung finanziell geförderten und am Sozialwissenschaftlichen<br />
Feuer auf Caspers-Merk<br />
Kiffer können der Drogenbeauftragten jetzt gehörig einheizen<br />
Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf beheimateten<br />
Forschungsprojektes.<br />
Online-Befragung zu Cannabisgebrauch und Repression<br />
Die Online-Befragung ist ein von der Offline-Befragung<br />
unabhängiges Forschungsprojekt und greift auf keinerlei<br />
finanzielle Förderung zurück und wird von dem Sozialwissenschaftler<br />
Groll allein über private Mittel umgesetzt. Bei<br />
diesem Projekt handelt es sich nicht um Auftragsforschung für<br />
eine staatliche oder private Institution, sondern um freie<br />
wissenschaftliche Forschung, die Groll in seiner Eigenschaft<br />
als Wissenschaftler eigenverantwortlich durchführt. Die im<br />
Rahmen dieser Umfrage erhobenen Daten werden in<br />
anonymisierter Form von Groll voraussichtlich im Rahmen<br />
seiner Dissertation publiziert. Bei der über das Internetportal<br />
www.cannabisumfrage.de durchgeführten Umfrage handelt<br />
es sich um eine bundesweite Umfrage unter Cannabiskonsumenten<br />
über einen via E-Mail zu verbreitenden Fragebogen.<br />
Der Fragebogen kann aber auch direkt vom Internetportal<br />
heruntergeladen werden, in Ruhe am Rechner ausgefüllt und<br />
dann in ausgefüllter Form anonym auf das Internetportal<br />
www.cannabisumfrage.de hochgeladen (zurückgeschickt)<br />
werden. Bei dem Fragebogen zum Cannabisgebrauch handelt<br />
es sich aus Vergleichsgründen um eine modifizierte Umsetzung<br />
des Offline-Fragebogens.<br />
Die Online-Umfrage läuft zumindest bis zum Ende <strong>Juli</strong> <strong>2004</strong>.<br />
Bisher wurden etwa 1.200 Fragebögen ausgefüllt und<br />
zurückgesendet. Es werden jedoch noch mindestens 300<br />
ausgefüllte Fragebögen für eine signifikante Auswertung<br />
benötigt. Jeder, der selbst jemals Cannabis konsumiert hat,<br />
heute noch Cannabis konsumiert, in der Bundesrepublik<br />
Deutschland lebt und den Fragebogen nicht bereits als<br />
Papierversion ausgefüllt hat, kann helfen, die Datenbasis zu<br />
vergrößern, indem er sich an der Online-Umfrage beteiligt.<br />
www.cannabisumfrage.de
Nachdem am 14. Juni der Schweizer Nationalrat (große Kammer<br />
des Parlaments) mit 102 gegen 92 Stimmen ablehnte, in die<br />
Diskussion über ein neues BtmG (Betäubungsmittelgesetz)<br />
überhaupt einzutreten, ist ein Kapitel der Schweizer Hanf-<br />
Politik zu Ende gegangen. Nachfolgend eine kurze<br />
Zusammenfassung der Abläufe.<br />
Der Bundesrat (Regierung) brachte im Frühjahr 2001 ein neues<br />
BtmG ein. Am 12. Dezember 2001 hat als erstes der Ständerat<br />
(kleine Kammer des Parlaments) darüber diskutiert und es mit<br />
großer Mehrheit (32 zu 8) gutgeheißen.<br />
Im Herbst 2003 hat es dann der Nationalrat ein erstes Mal<br />
abgelehnt, auf die Vorlage einzutreten und das Ganze zurück<br />
an den Ständerat geschickt. Dieser hat in diesem Frühjahr<br />
nochmals klar Ja zu einer Revision des BtmG gesagt. Somit<br />
ging der Ball wieder zum Nationalrat. (Im Jahr der Euro <strong>2004</strong><br />
scheint das Ballhin- und -herschieben groß in Mode zu sein)<br />
Inzwischen haben die Gegner einer Legalisierung von Cannabis<br />
über eine gezielte Medienkampagne mit falschen und<br />
verdrehten Informationen mächtig Druck auf die Parlamentarier<br />
ausgeübt. Dieser Druck führte nun dazu, dass vor allem Politiker<br />
aus dem bürgerlichen Lager den Mut verloren und gar nicht<br />
erst auf die Vorlage eingehen wollten.<br />
Diese Art von Diskussionsverweigerung ist in der Schweiz von<br />
niemandem begrüsst worden, weder von der Justiz und Polizei<br />
noch von den Fachstellen und schon gar nicht von den Cannabis-<br />
Konsumenten.<br />
Leider hat dieser Entscheid auch dazu geführt, dass an manchen<br />
Orten die Repressionsschraube nochmals mächtig zugedreht<br />
wurde. So wurden zum Beispiel gegen Kiffer, welche öffentlich<br />
ihren Cannabis-Konsum zugegeben hatten,<br />
Ermittlungsverfahren eingeleitet. Auch gegen Produzenten<br />
und Hanf-Läden werden wieder vermehrt Razzien<br />
durchgeführt.<br />
Initiativtext<br />
Art. 105a (neu)<br />
1. Der Konsum psychoaktiver Substanzen der Hanf-<br />
Pflanze sowie ihr Besitz und Erwerb für den<br />
Eigenbedarf sind straffrei.<br />
2. Der Anbau von psychoaktivem Hanf für den<br />
Eigenbedarf ist straffrei.<br />
Art. 105b (neu)<br />
1. Der Bund erlässt Vorschriften über Anbau,<br />
Herstellung, Ein- und Ausfuhr sowie Handel mit<br />
psychoaktiven Substanzen der Hanf-Pflanze.<br />
2. Der Bund stellt durch geeignete Maßnahmen<br />
sicher, dass dem Jugendschutz angemessen<br />
Rechnung getragen wird. Werbung für psychoaktive<br />
Substanzen der Hanf-Pflanze sowie<br />
Werbung für den Umgang mit diesen Substanzen<br />
ist verboten.<br />
Mit dem Ergebnis, dass der Handel wieder vermehrt vom im<br />
Schwarzmarkt tätigen Leuten übernommen wurde - mit all<br />
seinen negativen Auswirkungen. (schlechte Qualität zu<br />
überhöhten Preisen und der alt bekannten Vermischung der<br />
Märkte).<br />
Ist die Revision jetzt weg und war die ganze Arbeit<br />
der letzten Jahre für nichts?<br />
Die SHK (Schweizer Hanf Koordination) hat diese negative<br />
Entwicklung in ihren Überlegungen schon seit längerem mit<br />
eingeplant und auch Szenarien vorbereitet, wie man mit einem<br />
solchen Entscheid umgehen wird. Da im Parlament die<br />
Meinungen festgefahren sind, denken wir, es ist nun an der<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
Marco Kuhn ist in der<br />
Geschäftsleitung und somit<br />
im Vorstand der Schweizer<br />
Hanf Koordination (SHK)<br />
und Vorstandsvorsitzender<br />
der CannaTrade.ch und der<br />
InterHanf AG.<br />
Schweizer Hanf-Politik Eine unendliche Geschichte?!<br />
Zeit, die Schweizer Bevölkerung direkt zur Sache zu befragen.<br />
Zu diesem Zweck wurde beschlossen, eine Volksinitiative zum<br />
Thema Cannabis-Legalisierung zu lancieren. Diese Initiative<br />
wird auch von einer großen Anzahl von Politikern aus allen<br />
Parteien, Drogenfachleuten und auch aus Kreisen der Justiz<br />
und Polizei unterstützt. Der Text beinhaltet die Hauptforderungen<br />
einer jeder Legalisierungsbewegung. (siehe linken<br />
Kasten)<br />
Um eine Volksabstimmung zu erreichen, braucht es die<br />
Unterschriften von 100.000 Schweizer Bürgern welche innerhalb<br />
von 18 Monaten gesammelt werden müssen. Ist dies erreicht,<br />
so kann die Schweizer Bevölkerung darüber entscheiden, ob<br />
der Text in die Schweizer Verfassung aufgenommen wird.<br />
Die Aktion wird voraussichtlich Anfang August starten und<br />
das Ziel ist es, in möglichst kurzer Zeit so viele Unterschriften<br />
wie möglich zu sammeln. Damit soll auch auf die Behörden<br />
Druck ausgeübt werden, um zu verhindern dass die Repression<br />
so weitergeht.<br />
Damit wir diese ehrgeizigen Ziele auch erreichen, brauchen<br />
wir die Unterstützung von allen Hanf Interessierten. Wir<br />
möchten hiermit ALLE dazu aufrufen uns dabei zu helfen,<br />
zum Beispiel mit aktiver Hilfe beim Sammeln der Unterschriften<br />
und/oder mit Spenden. Auch alle Nicht-Schweizer können<br />
uns helfen! Wenn ihr einen Schweizer Bürger kennt, ruft ihn<br />
an, schreibt ihm oder lasst ihn sonst irgendwie wissen, dass<br />
er unbedingt bei der Gesetzesinitiative unterschreiben muss.<br />
Ein positiver Schritt in der Schweiz hat auch Signalwirkung<br />
und damit Auswirkung im restlichen Europa.<br />
Wenn es gelingt in der Schweiz Cannabis zu legalisieren, so<br />
wird das sicherlich auch Auswirkungen auf die Hanf-Politik<br />
andere Länder haben.<br />
Lasst uns zeigen, dass wir von dieser verfehlten Politik genug<br />
haben und es jetzt an der Zeit ist den Konsum von Cannabis<br />
zu legalisieren und den Hanf-Markt zu regulieren. Nur so kann<br />
auch ein wirkungsvoller Jugendschutz und Prävention betrieben<br />
werden.<br />
Unter www.prohanf.ch und www.projugendschutz.ch finden<br />
sich alle Infos zur Sammelaktion.<br />
news<br />
7<br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Sammelwut<br />
Hanfmove in Hamburg<br />
Endlich ging mal wieder eine Pro Hanf-Demo in Hamburg!<br />
Nachdem sich die Kiffer im letzten Jahr aufgrund des enormen<br />
Repressionsdrucks nur in geschlossenem Gebäude zum Hanffest<br />
versammelten, gingen sie dieses Jahr endlich wieder auf<br />
die Straße. Allzu viele waren es zwar nicht (Schätzungen<br />
sprechen von 150 Teilnehmern), aber man darf nicht vergessen:<br />
Die Hamburger sind ängstlich geworden durch die Erfahrungen<br />
der letzten Jahre, wo auf jedem Hanfmove einige Verhaftungen<br />
angesagt waren.<br />
Auch das Wetter war nicht gerade vom Allerfeinsten. Aber<br />
zumindest zum Demozeitraum ließ es das Regnen sein und<br />
spendete sogar hier und da einen kleinen Sonnenschein. So<br />
konnte man sich dann doch in einem kleinen aber feinen<br />
Grüppchen über die zum Glück auch nicht allzu lange Strecke<br />
bewegen und dabei den einkaufenden Heerscharen unsere<br />
Überzeugung ins Gesicht halten. Die Demo ging nämlich mitten<br />
durch die Konsum-Meile Hamburgs, was an einem<br />
Samstagnachmittag natürlich maximale Aufmerksamkeit<br />
sicherte.<br />
Die Polizei blieb zum Glück brav und so konnte man mit<br />
geschlossener Mannschaft noch der angenehm kurzen<br />
Abschlusskundgebung lauschen, bevor es ans Nobistor zum<br />
Feiern ging. Dort veranstaltete nämlich Sven Mayer wie jedes<br />
Jahr das Hanf-Fest und ließ es zum Abschluss des Hanfmoves<br />
noch mal so richtig krachen.<br />
Danke an alle, die sich soviel Mühe gemacht haben (allen voran<br />
natürlich Stephan) und ich verspreche: Nach der Erfahrung,<br />
dass es nicht immer mit Verhaftungen vor sich gehen muss,<br />
wird’s nächstes Jahr bestimmt wieder voller!<br />
Martin Schwarzbeck
8<br />
wirtschaft<br />
„Hemp HoodLamb“-Jacken<br />
www.hoodlamb.com<br />
Schon die erste Serie der „Hemp<br />
Hood Lamb“-Jacken von Hemp<br />
Works war ein voller Erfolg. Und<br />
das kam auch nicht von ungefähr,<br />
schließlich waren die Jacken<br />
hübsch, trendy aus Hanf und<br />
extrem praktisch – und das nicht<br />
nur wegen der versteckten Innentaschen.<br />
Diese Jacke schaffte es<br />
auch wirklich das erste Mal, meist<br />
nervende Leuchtstreifen optisch<br />
ansprechend zu integrieren.<br />
Nun gibt es ein paar Erneuerungen<br />
an den Jacken. Eine weitere<br />
Tasche wurde hinzugefügt, die<br />
Nähte an den Vordertaschen<br />
wurden verstärkt, die Imprägnierung<br />
wurde noch weiter<br />
verbessert, damit die Jacke noch<br />
wasserabweisender wird, als sie<br />
eh schon war und ein neues, noch<br />
weicheres Kunstfell, das auch<br />
nach Jahren des Gebrauchs keine<br />
Knötchen bildet, wurde verwendet.<br />
Für die Frauen wurde auch<br />
der Schnitt der Jacken noch ein<br />
wenig verändert, damit die Jacke<br />
noch schlankmachender wirkt.<br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Schokolade<br />
Die Vertriebsabteilung des Hanf Journal´s hat die Jacken mit<br />
großem Vergnügen getestet . . . manch einer wollte sie gar nicht<br />
mehr ausziehen . . .<br />
Cosmic Modul1<br />
www.dic420.de<br />
Das Steck-System mit System<br />
Das Steck-System Modul1 von Cosmic ist nicht nur standardmäßig<br />
auf jeder Cosmic-Acryl-bong, sondern kann auch als<br />
Zubehörteil erworben werden. Hierdurch erhält jede Bong ein<br />
Maximum an Flexibilität: In den Innenring des Modul1 passt<br />
jeder handelsübliche Schraubkopf, der bequem entnommen<br />
und befüllt werden kann. Der Innenring ist auch einzeln<br />
erhältlich. Mehrere Köpfe können so vorbereitet werden, damit<br />
der Rauchgenuss nicht unterbrochen wird. Der Außenring des<br />
Modul1 ist nach der DIN für 14,5er-Glasschliffe gefertigt, sodass<br />
das Modul1 auch für entsprechende Glasbongs verwendet<br />
werden kann! Dazu steckt man entweder den Außenring in<br />
ein Glas-Chillum mit 14,5er-Normschliff oder man verwendet<br />
das gesamte Alu-miniumsystem, also inklusive Aluminium-<br />
Chillum direkt in dem Glasschliff der Bong. Das Modul1 ist<br />
nach deutschem Qualitätsstandard in Aluminium hergestellt.<br />
Es ist erhältlich in Aluminium pur oder in neun verschiedenen<br />
Farben. Das Eloxat (die Farbe) ist Bestandteil des Aluminiums,<br />
sodass es sich nicht lösen kann und deshalb mitgeraucht werden<br />
muss.<br />
Das dreiteilige Modul1 beinhaltet ein Gewinde, das für alle<br />
gängigen Aluminium-Chillums passend ist. Erhältlich in jedem<br />
gut sortierten Head Shop.<br />
Limpro putzt die Bong für dich<br />
www.unicomundo.de<br />
Das neue Limpro-<br />
Reinigunssystem für die<br />
Wasserpfeife<br />
Nur eine saubere Bong ist eine<br />
gute Bong. An diesem Spruch ist<br />
wohl wenig zu rütteln. Gut, es<br />
gibt viele Bongs die ohne Ende<br />
versifft sind und die immer noch<br />
geraucht werden, aber ist das gut?<br />
Nein, es ist eklig! Aber so ist das<br />
nun mit den faulen Kiffern, bis<br />
die mal was putzen, braucht das<br />
einfach seine Zeit. Oder auch<br />
einfach nur eine gute Idee, etwa<br />
so eine wie das patentierte<br />
LIMPURO®-Reinigungssystem<br />
für Wasserpfeifen.<br />
Es besteht aus dem LIMPURO®<br />
-Bio-Reiniger, einem Impiar diablo<br />
(ein längerer Edelstahlstab mit<br />
Endhülse aus Edelstahl) und ein<br />
paar Stöpseln zum Verdichten der<br />
Löcher. Nun muss man nur noch<br />
das Chillum auf den Impiar diablo<br />
auffädeln und in die verstöpselte<br />
Wasserpfeife stellen. Die<br />
Wasserpfeife bis Chillumende mit heißem Wasser füllen und<br />
je nach Stärke der Verschmutzung den Bio-Reiniger von<br />
LIMPURO® im Verhältnis 1:3 bis 1:20 dem Wasser hinzugeben.<br />
Nach 15 Minuten Einwirkzeit kräftig schütteln und mit heißem<br />
Wasser mehrfach nachspülen – fertig.<br />
„Bei der Idee dieses System auf den Markt zu platzieren, stand<br />
eines immer im Vordergrund. Wir Konsumenten sind meistens<br />
zu faul zum Reinigen. Da habe ich angesetzt und ein System<br />
musste her, bei welchem man die Möglichkeit hat, Chillum<br />
und Pfeife in einem Arbeitsgang, ohne etwas tun zu müssen,<br />
reinigen zu lassen.“ Schöner als moppel, Christian Hoffmann<br />
vom Team unicomundo® dem Erfinder dieses Reinigungssystems,<br />
hätten wir es nicht sagen können.<br />
Das Schöne daran ist, es funktioniert wirklich, einfach auffädeln,<br />
Wasser rein, warten, fertig . . . selbst bei meiner Bong.
Das Guerilla Growing-Team präsentiert:<br />
Indoor Growing #7<br />
Nach der Ernte ist<br />
vor der Ernte<br />
Hallo liebe Growing-Freunde!<br />
Obwohl es im Moment sehr viel Arbeit in der Redaktion gibt,<br />
habe ich die Zeit gefunden unsere Freundin <strong>Juli</strong>a in Holland<br />
zu besuchen. Die Ernte hat sie ja bereits hinter sich gelassen<br />
und auch die Herstellung von Haschisch oder Öl hat sie mir<br />
schon erklärt. Und trotzdem weiß <strong>Juli</strong>a immer noch etwas zu<br />
berichten. Zum Beispiel, was aus dem stehen gebliebenen<br />
Trieben geworden ist und wie man seine Ernte am besten<br />
langfristig lagert.<br />
Bei ihr angekommen, wird erst mal eine schöne Tüte mit den<br />
ersten getrockneten und fermentierten Blüten der letzten Zucht<br />
gebaut. Nebenbei fängt sie an zu erzählen: „Weil beim<br />
Eigenanbau oft größere Mengen Marijuana oder Haschisch auf<br />
einmal anfallen und für längere Zeit dem Genuss dienen sollen,<br />
ohne an Wirkung oder Aroma zu verlieren, müssen sie richtig<br />
gelagert werden.“<br />
„Der Abbau von Cannabinoiden wird durch Wärme, Licht und<br />
Frischluft beschleunigt und Feuchtigkeit erhöht die Schimmelgefahr“,<br />
erklärt <strong>Juli</strong>a und reicht mir den Joint. Das fruchtige<br />
Aroma der frischen Ernte steigt mir in die Nase und ich atme<br />
genüsslich den Rauch ein, während sie weiterspricht: „Aus<br />
diesem Grund sollte man sein Gras luftdicht verpackt an einem<br />
möglichst dunklen, kühlen und trockenem Ort aufbewahren.<br />
Der Keller ist dafür gut geeignet. Für die Lagerung über lange<br />
Zeit kann man sein Gras auch einfrieren. Dafür muss es vorher<br />
aber richtig trocken sein, weil sich das Wasser sonst beim<br />
Gefrieren ausdehnt und die Zellwände sprengt. Nach dem<br />
Auftauen bleibt dann nur noch grüner Matsch“, warnt sie.<br />
Eine andere gute Methode ist die Vakuum- oder Stickstoffversiegelung,<br />
z. B. in Einmachgläser. Sie ist zwar nicht so heikel,<br />
dafür wird aber ein spezielles Gerät benötigt, das es im<br />
Haushaltswarenhandel gibt. Da <strong>Juli</strong>a ihre Ernte nicht unbedingt<br />
im Haus aufbewahren möchte, vergräbt sie diese im Garten<br />
unter einer umgedrehten Plastikbox.<br />
Ich reiche ihr den Joint zurück, während die angenehm<br />
entspannende Wirkung bereits in mir aufsteigt. „Da hast du<br />
mal wieder was Feines hinbekommen“, lobe ich sie. „Was ist<br />
eigentlich aus den Trieben geworden, die du letztes Mal übrig<br />
gelassen hast?“, frage ich neugierig. „Komm mit, dann zeig<br />
ich’s dir“, antwortet sie und geht zum Schrank um ihn zu<br />
öffnen. <strong>Juli</strong>a hatte sich nach der Ernte die schönste Pflanze<br />
ausgesucht und von ihr die untersten Triebe stehen lassen.<br />
Dann hat sie die Pflanze wieder unter die Wachstumslampe -<br />
bei 23 Stunden Beleuchtung pro Tag - gestellt. In der ersten<br />
Woche passierte nichts, aber dann zeigten sich die ersten grünen<br />
Triebe in den Blüten.<br />
„Hier ist der Ventilator wieder wichtig, damit sich die Pflanze<br />
auch schön verzweigt und viele Triebe bekommt. Um die<br />
Verzweigung noch zusätzlich anzuregen, habe ich die Triebe<br />
jeweils nach der vierten Verzweigung beschnitten.“ erläutert<br />
<strong>Juli</strong>a.<br />
Manche Grower lassen die Pflanzen auch etwas länger wachsen<br />
um die Triebe dann zu Stecklingen zu verarbeiten: Dazu<br />
schneiden sie einen Trieb ab, der mindestens ein Blattpaar<br />
besitzen sollte und stecken ihn in einen kleinen Topf mit<br />
Anzuchterde oder Steinwollewürfeln. Die Blätter werden von<br />
ihnen dabei auf ein Drittel ihrer Größe eingekürzt, weil die<br />
jungen Stecklinge noch keine Wurzeln haben um so viel Wasser<br />
aufzunehmen und sonst verdursten würden. Deswegen achten<br />
die erfahrene Grower wie <strong>Juli</strong>a darauf, dass das Substrat anfangs<br />
ständig feucht ist, bis sich nach einigen Tagen die ersten Wurzeln<br />
gebildet haben.<br />
Sie reicht mir den Joint und fährt fort: „Der große Vorteil dabei<br />
ist, dass alle Stecklinge von einer Mutterpflanze Klone sind,<br />
also genetisch völlig identisch. Daher kann ich mir nicht nur<br />
sicher sein, dass alle Stecklinge weiblich sind, sondern auch<br />
die dieselben Eigenschaften zeigen (Wuchsform, Aroma, Potenz,<br />
Blütezeit). Das ist vor allem beim Anbau im größeren Stil<br />
wichtig, wo man sich nicht um jede Pflanze einzeln sorgen<br />
kann und es auf konstante Qualität ankommt“, fügt sie hinzu.<br />
„Allerdings ist es besser eine Mutterpflanze zu verwenden, die<br />
noch nicht geblüht hat, weil die Stecklinge sonst oft Probleme<br />
mit dem Anwurzeln haben und nicht richtig wachsen“, gibt<br />
<strong>Juli</strong>a zu bedenken. Um herauszufinden, ob die Pflanze weiblich<br />
oder männlich ist, ohne sie blühen zu lassen, verrät <strong>Juli</strong>a mir<br />
einen Trick: Einfach von jeder Pflanze einen Steckling<br />
abschneiden, sie markieren und dann die Stecklinge zum<br />
Blühen bringen. Die Mutterpflanze hat immer das selbe<br />
Geschlecht wie die Stecklinge.<br />
„Die Stecklinge wurden von mir dann erst mal unter Leuchtstoffröhren<br />
(Kaltton) bei 22 Stunden Licht pro Tag gestellt, weil<br />
diese sehr nah an die Stecklinge herangeführt werden können<br />
und so das nötige Licht für ein rasches Anwachsen liefern,<br />
ohne dass Verbrennungsgefahr besteht.“ Natürlich kann man<br />
die Stecklinge auch direkt unter Natriumdampf-Lampen für<br />
die Blüte stellen. Dadurch bleiben sie zwar kleiner, aber man<br />
spart viel Material, Energie und Zeit. Die Anbaumethode, bei<br />
der viele Stecklinge von einer Mutterpflanze gleichzeitig<br />
aufgezogen werden, nennt man Sea-of-Green.<br />
Neben der vegetativen (ungeschlechtlichen) Vermehrung mit<br />
Stecklingen, gibt es auch die reproduktive (geschlechtliche)<br />
Ver-mehrung mit Samen. Der Vorteil liegt darin, dass bestimmte<br />
Merkmale gezielt weitergezüchtet und kombiniert werden<br />
können. Dabei entstehen oft neue Sorten, was im Sinne der<br />
Erhaltung der biologischen Artenvielfalt ist. Dafür benötigt<br />
man allerdings mehr Zeit und ein wenig Kenntnis der Vererbungslehre<br />
(da gibt es bestimmt mal ein Special drüber).<br />
„Normalerweise<br />
sucht man sich die<br />
schönste männliche<br />
und weibliche Pflanze<br />
aus und lässt sie<br />
isoliert von den<br />
anderen aufwachsen,<br />
bis die weibliche<br />
Pflanze bestäubt<br />
wurde. Ich bevorzuge<br />
es eine männliche<br />
Pflanze separat aufzuziehen<br />
und dann<br />
von jeder weiblichen<br />
je einen unteren Trieb<br />
zu bestäuben.“ erläutert<br />
sie „So habe<br />
ich viele verschiedene<br />
Sorten und kann ein<br />
eventuelles Zwittern<br />
der Pflanzen in der<br />
späten Blüte verhindern.<br />
Der Ertrag wird<br />
dadurch nur unwesentlich<br />
beeinflusst.“<br />
Indoor Growing Tipps #7<br />
So sieht eine Mutterpflanze nach drei Wochen in der Blüte aus.<br />
„Nachdem ich zwei oder drei Mal Stecklinge geschnitten habe,<br />
lasse ich die Mutterpflanze noch einmal kräftig wachsen und<br />
schicke sie dann in die Blüte. Das gibt dann einen richtig<br />
schönen Busch mit vielen Blüten“, freut sie sich.<br />
Jetzt habt ihr also die Grundlagen einer erfolgreichen Hanf-<br />
Zucht kennen gelernt und mit <strong>Juli</strong>as schönen Pflanzen<br />
demonstriert bekommen. Beim meinem nächsten Besuch wird<br />
sie noch etwas über verschiedene systematische Anbaumethoden<br />
erklären, damit jeder sein optimales System findet.<br />
1. Der Abbau von Cannabinoiden wird durch Wärme, Licht und Frischluft<br />
beschleunigt und Feuchtigkeit erhöht die Schimmelgefahr.<br />
2. Die Ernte behält am längsten eine gute Qualität, wenn sie gut verpackt<br />
und getrocknet in einem dunklen und kühlen Raum wie dem Keller aufbewahrt<br />
wird.<br />
3. Nach der Ernte können die Pflanzen zum erneuten Wachsen angeregt<br />
werden und so als Mutterpflanze dienen.<br />
4. Alle Stecklinge einer Mutterpflanzen sind Klone und daher in ihren<br />
Merkmalen (Geschlecht, Wuchsform, Wirkung, Aroma und Blütezeit) identisch.<br />
5. Die Erde muss anfangs stets feucht gehalten werden, weil die jungen<br />
Stecklinge noch keine Wurzeln haben um den ganzen Topf zu nutzen.<br />
6. Bei der Vermehrung mit Samen können bestimmte Merkmale gezielt<br />
weitergezüchtet oder kombiniert werden.<br />
7.Die männlichen Pflanzen müssen getrennt aufgezogen werden, weil es<br />
sonst zu ungewollter Bestäubung kommt.<br />
guerilla growing<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Das Guerilla Growing Team Ein regelrechter „Hanfbusch“<br />
Die Buds entwickeln sich rasch, weil die Pflanze<br />
bereits einmal geblüht hat.<br />
9
10<br />
jorges guerilla growing<br />
Jorges Garten Kalender<br />
<strong>Juli</strong> <strong>2004</strong><br />
Gewinnen!<br />
Gewinnspiel:<br />
AQUA SAFE<br />
Jorges Grow-Frage des Monats:<br />
Wie verhinderst du, dass dein Grow<br />
überflutet wird?<br />
Unter allen richtigen Antworten auf Jorges Grow-Frage<br />
verlosen wir einen Aqua Safe von BTT. Mit dem Gerät wird<br />
das Befüllen des Tankes zur idiotensicheren<br />
Angelegenheiten. Ist vor allem was für größere Tanks.<br />
Einfach Lösung bis zum 30. <strong>Juli</strong> <strong>2004</strong> an<br />
gewinnen@hanfjournal.de mailen.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Magersucht<br />
Outdoor:<br />
Man kann immer noch Samen und Steckis setzen. Ziehe<br />
Samen drinnen vor und setzte sie dann raus, um beste<br />
Resultate zu erzielen.<br />
Sämlinge und Setzlinge werden jetzt nach draußen gepflanzt.<br />
Beim Umtopfen von „gespargelten“ Pflanzen wird der Stängel<br />
bis zum ersten richtigen Blattpaar eingetopft. Der unterirdische<br />
Teil des Stammes wird Wurzeln schlagen.<br />
Denkt dran: Abhärten vor dem Aussetzen. Wisst ihr nicht<br />
mehr wie? Dann ab zu www.hanfjournal.de, in der Rubrik<br />
Growing steht es in meinem Kalender vom Mai!<br />
Der Wasserbedarf nimmt bis Anfang September hin<br />
beständig zu!! Das heißt genug gießen, wenn nötig! Manche<br />
mischen wasserabsorbierende Polymer-Kristalle mit in den<br />
Boden, um ihm eine größere Speicherkraft zu geben. Eine<br />
gesunde „Frau“ in einem 30 Liter-Topf verbraucht locker<br />
fünf Liter pro Tag.<br />
Nur wer jede Woche gießen kann, verwendet Flüssigdünger.<br />
Im Moment brauchen die Pflanzen mehr N als P und K,<br />
entsprechende Dünger verwenden! Vorsicht vor Überdüngung!!<br />
Hohe Pflanzen werden heruntergebunden, um die Gefahr<br />
der Entdeckung zu minimieren. Spitzen abschneiden, um<br />
das Wachstum einzudämmen.<br />
Wurzeln müssen vorm Gekochtwerden gerettet werden,<br />
indem man die Töpfe vor direktem Sonnenlicht schützt.<br />
Indoor:<br />
Temperaturen unter 30 Grad Celsius sind essenziell damit<br />
es beständig wächst.<br />
Die Luftfeuchte nimmt indoor oft zu, wenn es draußen<br />
heißer wird. Man lässt die Temperaturen in der Nacht um<br />
zehn Grad kälter werden als am Tag und die Abluft die<br />
Nacht durchlaufen, um Kondenswasserbildung zu<br />
vermeiden.<br />
Die Pflanzen verbrauchen bei Hitze mehr Wasser als sonst,<br />
aber die gleiche Menge an Nährstoffen. Verdünne die<br />
Nährlösung entsprechend! Eine gesunde Pflanze in einem<br />
acht Liter-Topf verbraucht schnell einen Liter pro Tag. Aber<br />
nicht ertränken!<br />
Die Pflanzen werden einmal pro Monat mit einer sehr<br />
leichten Düngerlösung gespült.<br />
Immer wieder die Unterseiten der Blätter auf Schädlinge<br />
untersuchen!<br />
Gerüche entfernen erfahrene Grower mit Ozon-Generatoren<br />
oder Aktivkohlefiltern, bevor sie nach außen geleitet werden.<br />
Viele schneiden schon früh neue Stecklinge, damit bei der<br />
Ernte gleich wieder neu gestartet werden kann. Aber<br />
Achtung: Wenn es über den Sommer zu heiß wird, lieber<br />
eine Pause einlegen.<br />
Bilder und englischen Orginaltext<br />
findet ihr unter www.hanfjournal.de<br />
Jorges Grow Corner<br />
Text: Jorge Cervantes<br />
Übersetzung: Dirk Rehahn<br />
Durch Pythium-Befall kommt es zu Infektionen, geringeren<br />
Ernten und sogar zu ganzen Ernteausfällen. Pythium verbreitet<br />
sich gerade in Hydrokulturen sehr schnell. Vor allem Systeme<br />
mit geschlossenem Wasserkreislauf bieten den Pilzen ideale<br />
Möglichkeiten zur rapiden Verbreitung in der gesamten Zucht.<br />
Pythium gedeihen am besten in anaerobem, also sauerstoffarmem,<br />
24 bis 33 Grad Celsius warmen, stehendem Wasser.<br />
Stark tonhaltige Erde mit schlechter Drainage begünstigt das<br />
Pythium-Wachstum genauso.<br />
Pythium kann man durch nicht sterilisierte Werkzeuge,<br />
verdorbenes Wasser oder von verrottenden Wurzeln bekommen.<br />
Es kann auch durch infizierte Pflanzen verbreitet werden.<br />
Der Schlüssel zur Bekämpfung und Vermeidung von Pythium<br />
heißt Sauerstoff. Erfahrene Grower sorgen immer für genug<br />
Sauerstoff im Wurzelbereich sowie in der Nährlösung. Dabei<br />
ist die Temperatur des Wassers von großer Bedeutung. Je kälter<br />
das Wasser ist, desto mehr Sauerstoff kann es aufnehmen.<br />
Anbei eine Tabelle, die zeigt, wie viel Sauerstoff Wasser bei<br />
den verschiedenen Temperaturen aufnehmen kann:<br />
10 °C–13 ppm (Parts Per Million)<br />
20 °C–10 ppm<br />
30 °C–7 ppm<br />
Sommer und Herbst sind die Jahreszeiten,<br />
in denen „Pythium“ normalerweise<br />
auftritt. „Pythium“ ist ein<br />
Gattungsname für verschiedene<br />
Wurzel- und Stammfäule-Pilzarten,<br />
darunter Verticillium, Phytophtora,<br />
Fusarium oder eben Pythium.<br />
Die Wurzeln verdoppeln pro zehn Grad Ce lsius Temperaturerhöhung<br />
ihren Sauerstoffbedarf. Die Aufnahmekapazität des<br />
Wassers verringert sich gleichzeitig um mehr als 25 Prozent.<br />
Ab 22 Grad Celsius ist also schnell nicht mehr genug Sauerstoff<br />
im Wasser vorhanden. Dies führt zu anhaltender Sauerstoffunterversorgung.<br />
Langsames Wachstum, Mangelerscheinungen,<br />
Wurzelsterben und geringere Erträge sind die Folgen. Dieser<br />
Stress macht die Pflanzen anfällig für weitere Krankheiten und<br />
Schädlinge.<br />
Symptome:<br />
Welke, gelbe, schlaffe Blätter, häufig mit Mangelerscheinungen.<br />
Der pH-Wert wird langsam immer saurer.<br />
Die Wurzelspitzen oder Wurzeln sind braun – könnte aber<br />
auch Zeichen von Überdüngung oder Färbung durch organische<br />
Dünger sein.<br />
Geringer Wasserverbrauch.<br />
Wurzeln werden braun und schleimig, fangen an zu stinken.<br />
Oft auch wenn die Pflanze oben noch gesund wirkt.<br />
Die äußere Haut der Wurzel lässt sich leicht abziehen und fühlt<br />
sich matschig an.<br />
Schon beschädigte Wurzeln werden nicht wieder gesund, bei<br />
nur leicht infizierten besteht Hoffnung, wenn sie sofort<br />
behandelt werden.<br />
Prävention:<br />
Achte auf gesunden, kräftigen, stressfreien Wuchs. Wenn ein<br />
System einmal von Pythium befallen ist, so ist es fast unmöglich,<br />
ihn wieder auszutreiben. Am besten, man schmeißt alles weg,<br />
was nicht zu sterilisieren ist und fängt dann mit neuen Pflanzen<br />
an. Benutze Zusatzmittel, um den Tank sauber und biologisch<br />
gesund zu halten. Wechsele den Tankinhalt regelmäßig und<br />
desinfiziere ihn auch immer wieder. Halte die Temperatur der<br />
Nährlösung zwischen 19 und 22 Grad Celsius. Achte auf<br />
regelmäßige Sauerstoffzufuhr durch Luftpumpen oder H2O2-<br />
Gaben.<br />
pH-Wert unter 6,2.<br />
Erde<br />
Immer gut sterilisierte, gesunde Erde nehmen. Wenn nötig, mit<br />
Zuschlagstoffen zur besseren Drainage und Luftigkeit versehen.<br />
Vermeide Überwässerung. Eine vollgesogene Erde bietet<br />
anaerobe Bedingungen. Achte auf braune Wurzeln. Gestresste<br />
Pflanzen erwischt es immer zuerst. Also nicht zögern und alle<br />
ungesunden Pflanzen rausschmeißen.<br />
pH Wert um 6,5.<br />
Growing leicht gemacht!<br />
Halte die Wurzeltemperatur niedrig, 15 bis 21 Grad Celsius<br />
sind ideal. Auch in Erde kann man Luft pumpen!<br />
Behandlung von Pythium<br />
Entferne betroffene Wurzeln und Erde großflächig. Achte auf<br />
bessere Drainage und auf genug Freiraum zwischen den<br />
Pflanzen.<br />
1. Tauche die übrig gebliebenen Wurzeln eine gute Minute in H2O2.<br />
2. Sterilisiere alles Equipment mit einer fünfprozentigen Bleiche-<br />
Lösung.<br />
3. Füge Anti-Pythium Mittel, Vitamin B1 und frische, leichte<br />
Nährlösung in den sterilisierten Tank. Halte die Temperatur so niedrig<br />
wie möglich. Reduziere am Anfang die Lichtintensität, bis die Wurzeln<br />
wieder neu ausschlagen.<br />
Biologische Zusatzstoffe beinhalten unter anderem Vitamine,<br />
Hormone und Nährstoffe, um die Pflanze zu stärken und um<br />
positive Bakterienkulturen um die Wurzeln herum anzusiedeln.<br />
Solche Zusatzstoffe sollten immer mit beigegeben werden. Es<br />
gibt auch die Bakterienkulturen selbst zu kaufen. Diese lassen<br />
Pythium keinen Raum und verarbeiten auch altes<br />
Wurzelmaterial zu neuen Nährstoffen.
TEIL XII: PSYCHOAKTIVA<br />
Die entheogenen<br />
Piperazine TFMPP und BZP<br />
In diesem Teil geht es um (noch) ziemlich unbekannte<br />
Drogen, die psychoaktiven Piperazine. Diese<br />
aus der tierärztlichen Praxis stammenden Medikamente<br />
provozieren diverse, den Psychonauten<br />
erfreuende Wirkungen, sodass davon ausgegangen<br />
werden kann, derlei Psychoaktiva künftig häufiger<br />
im Party- oder Tripsetting anzutreffen. Sollte sich<br />
die subkulturelle Entwicklung der Pharmaka in<br />
gleichem oder ähnlichem Maße verstärken, wie dies<br />
in den vergangenen Jahren der Fall war, so ist eine<br />
Aufnahme der Stoffe ins BtMG nur eine Frage der<br />
Zeit. Anmerkung: Auch das bekannte Viagra<br />
(Sildenafil-citrat; 1-[[3-(6,7-dihydro-1-methyl-7- oxo-<br />
3-propyl-1H-razolo[4,3-d]pyrimidin-5-yl)-4exoyphenyl]sulfonyl]-4-methylpiperazin-citrat)<br />
ist<br />
ein Piperazin, allerdings kein psychotropes. Daher<br />
wird der Stoff hier nicht weiter behandelt.<br />
Die Substanzen BZP und TFMPP<br />
BZP (N-Benzylpiperazin; 1-benzyl-1,4-Diazacyclohexan<br />
Dihydrochlorid) und TFMPP (1-(3-<br />
Trifluoromethylphenyl)Piperazin; N-(a,a,a-Trifluorom-tolyl)Piperazin;m-Trifluormethylphenylpiperazin)<br />
sind sogenannte Piperazinderivate mit<br />
psychoaktiven, nämlich entaktogen bzw. entheogenen<br />
Eigenschaften. Piperazine (auch Diäthylendiamine)<br />
sind antibiotisch wirksame Verbindungen,<br />
welche hauptsächlich in der Tiermedizin<br />
eingesetzt werden. Hühner und Schweine bekommen<br />
Piperazine gegen parasitären Befall, z. B.<br />
gegen Würmer.<br />
Gängige Straßennamen für BZP sind A2, Legal E<br />
und Legal X und für TFMPP Molly und TMFPP.<br />
BZP wurde 1944 für den Einsatz in der Veterinärmedizin<br />
synthetisiert und erzeugt Speed-ähnliche<br />
Effekte. Mit 3-CPP (1-(3-Chlorophenyl)Piperazin)<br />
kursiert ein naher, aber etwas milder wirksamer<br />
Verwandter des TFMPP auf dem Markt. Weitere,<br />
bisher unbekannte Abkömmlinge sind MDBP (N-<br />
(3,4-methylenedioxybenzyl)Piperazin), MCPP (1-<br />
[3-chlorophenyl]Piperazin) und MEOPP(1-[4methoxyphenyl]Piperazin).<br />
Dosierung, Wirkungen & Nebenwirkungen<br />
Psychoaktive Dosierung liegt bei BZP zwischen 150<br />
und 500, bei TFMPP zwischen 25 und 100 Milligramm.<br />
Eine tödliche Dosierung ist bisher nicht<br />
bekannt.<br />
BZP wirkt Methamphetamin-ähnlich, bei einer<br />
Wirkdauer von sechs bis zehn Stunden. Piperazine<br />
werden über den Gastrointestinaltrakt absorbiert.<br />
Über die psychoaktive Pharmakologie der Piperazine<br />
ist bislang nichts bekannt, da die Wirkungen<br />
aber als empathogen, sogar MDMA-ähnlich bezeichnet<br />
werden müssen und gleichzeitig eine<br />
halluzinogene Komponente mit einspielt, liegt der<br />
Verdacht nahe, dass die psychotropen Effekte unter<br />
Einbeziehung des Serotoninhaushaltes produziert<br />
werden.<br />
Nebenwirkungen können sich in Herzleistungsstörungen,<br />
Bluthochdruck, motorischer Unruhe und<br />
gesteigerter Körpertemperatur manifestieren. Hohe<br />
Dosierungen bewirken zum Teil Halluzinationen,<br />
Konvulsionen und Depressionen.<br />
Es ist ratsam Piperazine nicht mit anderen Pharmaka<br />
zu kombinieren. Auf die gleichzeitige Einnahme<br />
von Piperazinen und MAO-Hemmern und Alkohol<br />
sollte unbedingt verzichtet werden.<br />
Literatur:<br />
Berger, Markus (2002), TFMPP – Ein entheogenes<br />
Entaktogen, Entheogene Blätter 10-02: 26-30; auch<br />
als PDF beim Bremer ARCHIDO unter:<br />
www.archido.de/eldok/publ/berger/tfmpp_entaktogen_0<br />
2.PDF<br />
Berger, Markus (2003), Triflouromethylphenylpiperazine<br />
(TFMPP) – An entheogenic entactogen, The<br />
Entheogen Review XII(2): 49-52; auch online zu<br />
finden unter:<br />
www.erowid.org/chemicals/tfmpp/tfmpp_article1.shtml<br />
Melzer, Walter (1990), Arzneimittellehre, Müchen-<br />
Wien-Baltimore: Urban und Schwarzenberg, Seite<br />
83<br />
www.gpcr.org/7tm/ligand/Organon/Tablig/LIG_C16015<br />
693.html<br />
www.erowid.org/chemicals/piperazines/piperazines.shtml<br />
www.erowid.org/chemicals/tfmpp/tfmpp.shtml<br />
www.erowid.org/chemicals/bzp/bzp.shtml<br />
www.tiaft.org/tiaft2001/lectures/l45_staack.doc<br />
Markus Berger<br />
Psychoaktiva<br />
lsd, psilocybin, dmt, meskalin, dom, 2c-b, mda,tropeine, ibogain, harmanalkaloide, isoxazole, ketamin, salvia divinorum, pcp, Amphetamin und Methamphetamin, Koffein, Cocain, Ephedrin, myristicin,<br />
safrol, mdma, ghb, mdea, bdb, opiate, heroin, methadon, fentanyle, valium, rohypnol, barbiturate<br />
Dr. med. Franjo Grotenhermen<br />
ist Mitarbeiter des nova-Instituts<br />
in Hürth bei Köln und Vorsitzender<br />
der Arbeitsgemeinschaft<br />
Cannabis als Medizin (ACM).<br />
cool tour<br />
Dr. med. Franjo Grotenhermen klärt auf:<br />
Klüger werden mit dem Hanf Journal<br />
Kann man Cannabis oder THC auch spritzen?<br />
Eine Anzahl von Cannabis-Konsumenten hat versucht, sich<br />
Cannabis-Produkte zu spritzen, beispielsweise indem sie<br />
Haschisch aufgelöst oder Cannabis-Blüten gekocht und sich<br />
den abgeseihten Tee injiziert haben – und es oft bereut. Ob<br />
dabei immer gesundheitsschädliche Wirkungen aufgetreten<br />
sind, ist nicht bekannt. Bei den Fällen, die medizinisch bekannt<br />
wurden, traten allerdings zum Teil erhebliche Schäden auf.<br />
Bei meiner Suche habe ich in der wissenschaftlichen Literatur<br />
elf Berichte über Fälle, bei denen Cannabis intravenös (in<br />
die Venen) gespritzt worden war,<br />
gefunden. Der älteste dieser Berichte<br />
stammt aus dem Jahre 1968, der<br />
jüngste aus dem Jahre 2000.<br />
Der Fallbericht von 1968, der in einer<br />
britischen Ärztezeitschrift veröffentlicht<br />
wurde, handelt von einem<br />
Konsumenten, der sich Haschisch<br />
spritzte und einen Kreislaufzusammenbruch<br />
erlitt, von dem er<br />
sich aber wieder erholte. 1975<br />
berichteten Ärzte in einer amerikanischen<br />
Ärztezeitschrift von vier<br />
Fällen, bei denen schwere Magen-<br />
Darm-Störungen, schwere Leberentzündungen,<br />
akutes Nierenversagen<br />
sowie Störungen der<br />
Zusammensetzung des Blutes<br />
aufgetreten waren. In einer Veröffentlichung<br />
aus dem Jahre 1976 wurde<br />
von zwei Fällen berichtet, bei denen<br />
ein Blutdruckabfall, Störungen der<br />
Nierenfunktion, Auflösung von Muskelfasern und eine<br />
Abnahme der Zahl der Blutplättchen beobachtet worden<br />
waren. Diese Wirkungen verschwanden nach einiger Zeit<br />
wieder vollständig. Auch über allergische Reaktionen wurde<br />
nach intravenöser Gabe von Cannabis-Produkten berichtet.<br />
Wegen der Vielzahl der möglichen zum Teil schweren Nebenwirkungen<br />
ist eine intravenöse Gabe von Produkten aus der<br />
Cannabis-Pflanze nicht zu empfehlen.<br />
THC kann dagegen gespritzt werden. Allerdings erfordert<br />
dies spezielle Kenntnisse und Vorbereitungen. THC wurde<br />
bereits in vielen Tierversuchen und auch in einigen klinischen<br />
Studien mit Menschen intravenös verabreicht. THC ist sehr<br />
schlecht wasserlöslich und löst sich daher auch schlecht im<br />
Blut. Die Löslichkeit von THC in lauwarmem Wasser beträgt<br />
nur etwa drei Milligramm pro Liter. THC muss daher vor<br />
der intravenösen Gabe in Substanzen gelöst werden, die<br />
ihrerseits in Wasser löslich sind, wie beispielsweise Äthanol<br />
(Alkohol), Polyäthylenglykol oder Twen 80 (Polyoxyäthylensorbitanmonooleat).<br />
In einer jüngeren klinischen Studie, bei<br />
der die Wirkung von intravenösem THC mit inhaliertem<br />
THC verglichen wurde, wurde THC in Alkohol und Tween<br />
80 gelöst und anschließend mit Ultraschall beschallt. Es ist<br />
also durchaus möglich, THC zu spritzen. Das ist allerdings<br />
keine Angelegenheit für den Hausgebrauch.<br />
In der Medizin ist es oft von Vorteil, Medikamente auch<br />
intravenös geben zu können. Daher wurden bereits in den<br />
70er-Jahren wasserlösliche synthetische Cannabinoide<br />
entwickelt. Zur Zeit wird das synthetische Cannabinoid<br />
Dexanabinol in klinischen Studien an<br />
Personen, die bei einem Unfall eine<br />
schwere Kopfverletzung erlitten,<br />
getestet. Dexanabinol ist ein<br />
nervenschützendes Cannabinoid und<br />
die beteiligten Wissenschaftler und<br />
Ärzte hoffen, mit Dexanabinol die<br />
Folgen der Verletzung auf die<br />
Gehirnfunktion abmildern zu können.<br />
Dazu muss die Substanz möglichst<br />
schnell (innerhalb weniger Stunden)<br />
nach dem Unfall intravenös gegeben<br />
werden.<br />
Der Wirkungsverlauf nach intravenöser<br />
Gabe von THC entspricht<br />
ungefähr dem beim Rauchen. Auch<br />
nach dem Rauchen steigt die THC-<br />
Konzentration im Blut sehr schnell<br />
an, ist nach drei bis acht Minuten am<br />
höchsten und fällt dann wieder ab.<br />
Die maximale Wirkung tritt allerdings<br />
erst nach etwa 20 bis 30 Minuten ein.<br />
Diese Wirkungsverzögerung beruht auf der Zeit, die das<br />
THC benötigt, um an die Bindungsstellen im Gehirn zu<br />
gelangen. Wegen der Fettlöslichkeit benötigt THC eine<br />
gewisse Zeit, um die so genannte Blut-Hirn-Schranke zu<br />
überwinden, die dafür sorgt, dass bestimmte Substanzen<br />
nicht oder nur schlecht aus dem Blut in die Gehirnflüssigkeit<br />
gelangen. Auch beim Spritzen von THC tritt diese<br />
Wirkungsverzögerung auf. Wer sich also THC spritzen will,<br />
um eine schnellere Wirkung zu erzielen, wird enttäuscht<br />
sein, dass die Wirkung nicht wesentlich schneller eintritt als<br />
nach dem Rauchen. Wer eine sehr starke Wirkung wünscht<br />
und sich große Mengen injiziert, muss mit starken Wirkungen<br />
auf den Kreislauf rechnen.<br />
Zusammengefasst möchte ich vom Spritzen von Cannabis-<br />
Produkten abraten. Das Spritzen von Haschisch oder<br />
Cannabis-Tee hat in der Vergangenheit zu starken Nebenwirkungen<br />
und zu unfreiwilligen Aufenthalten im<br />
Krankenhaus geführt. Reines THC kann dagegen mit einigen<br />
Kenntnissen und Vorbereitungen gespritzt werden. Es ergibt<br />
sich hinsichtlich des Wirkungseintritts allerdings vermutlich<br />
kein Vorteil gegenüber dem Rauchen.<br />
11<br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Adrenalinjunkie
12<br />
cool tour<br />
Coppelius - 1803<br />
(coppelius / noiseworks records)<br />
Coppelius aus Berlin lässt den guten Ton in die Konzertsäle<br />
zurückkehren. Fünf elegante Herren geben sich in Gehröcken<br />
die Ehre und spielen Rockmusik auf klassischen<br />
Orchesterinstrumenten. Max Coppella und Comte Caspar<br />
spielen Klarinette und singen gemeinsam mit Graf Lindorf,<br />
der sich auch für das Cello verantwortlich zeichnet. Sissy Voss<br />
zupft am Kontrabass und Nobusama trommelt am Schlagzeug.<br />
Auf ihren Konzerten bieten Coppelius dem Publikum eine<br />
außergewöhnliche Show, wovon man mit der vorliegenden EP<br />
schon einen gewissen Einblick bekommt: „I Get Used To It“<br />
läuft über einen SkaPunk-Beat, während „Be Prepared“ in<br />
unterschiedlichen Tempi einfach nach vorne rockt. Bei<br />
„Abendstimmung“ wird dann die Muttersprache bevorzugt,<br />
bevor mit „Dreaming“ die wohl musikalischste Nummer in<br />
mein Ohr dringt. - Ursprünglich aus dem 19. Jahrhundert<br />
erschienen, ließ die klassischen Musiker am 18.06.1815 ein<br />
dauerhafter Stromschlag ungebührlich laut werden. Mysteriöse<br />
Tonwerkzeuge in den Händen, sorgen sie für mehrstündige<br />
Aufläufe in großen Hallen und verbreiten glückselige Hysterie.<br />
Diese Zustände sind wiederholbar und halten über Wochen<br />
an. Als wohlerzogene Absolventen der Luxemburgischen<br />
Reiterakademie genießen sie gerade beim weiblichen Geschlecht<br />
großes Vertrauen. Aufwandentschädigungen sind, gemessen<br />
an der Freude, die sie verbreiten, in jeder Höhe gerechtfertigt.<br />
Wo sie einmal einkehrten, wartet man täglich auf ihre<br />
Wiederkehr.<br />
Weitere Infos:<br />
www.coppelius-band.de<br />
www.noiseworks.net<br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Fettsucht<br />
Gewinnen, Gewinnen, Gewinnen<br />
Die ersten drei Mails, die uns mit dem Betreff “Antaris”<br />
erreichen, gewinnen je zwei Eintrittskarten. Also hop hop!<br />
Mail an gewinnen@hanfjournal.de<br />
Rechte raus!<br />
Rechtsweg auch!<br />
Text: Roland Grieshammer<br />
laugh and dance Antaris – 16. bis 19. <strong>Juli</strong> in Fehrberlin<br />
Seit nunmehr zehn Jahren organisiert ein „small team of<br />
experts“ die Antaris. Das Motto „Lachen und Tanzen“ passt<br />
genau zu diesem Event, das wieder auf der selben Kuhweide<br />
stattfindet wie die letzten acht Jahre. Gute Musik, gute Laune<br />
und ein offenes Himmelszelt sind auch dieses Jahr auf dem<br />
Antaris-<br />
Project-Festival in der Nähe von Berlin garantiert.<br />
Ananto (Fluorecent Networks, www.infin-ET.de) wird mal<br />
wieder die Deko zaubern. Mit der Erfahrung der letzten Jahre<br />
kann sich jeder ausmalen, mit welch knallig buntem Fadendeko<br />
Ananto dieses Jahr aufwartet. Für die Schallwellenverbreitung<br />
werden über 150.000 Watt zur Verfügung stehen, was wohl<br />
für eine Goa-Party einmalig sein sollte. Dies bietet den<br />
internationalen DJs und Live Acts die Möglichkeit neue<br />
Klangwelten und Räume des friedlichen Abfeierns zu schaffen.<br />
Unterstützt von Tron Laser, Magic Pyramid und Performance-<br />
Künstlern aller Art.<br />
Die passende Musik ist eigentlich eine Geschmacksfrage, doch<br />
auf der Antaris bekommt ihr (sogar wissenschaftlich belegbar)<br />
die tanzbarste Musik. Denn es ist eines der größten Goa-<br />
Festivals der Republik. Goa Trance (auch bekannt als<br />
Psychedelic Trance) ist eine Stilrichtung der elektronischen<br />
Musik, die sich Ende der 80er-Jahre aus Trance entwickelt hat.<br />
Benannt nach einem indischen Bundesstaat, der sich zu einer<br />
Fünf Sterne deluxe - Wir sind im Haus (yo mama / four music)<br />
Die Deutsche Nationalmannschaft des HipHop ist zurück!<br />
Tobi, Bo & Marcnesium trumpfen - mittlerweile nur noch zu<br />
dritt - mit ihrer neuen EP wieder voll auf. Die neuen<br />
Produktionen profitieren von allen Solo-Aktivitäten und<br />
bündeln die neu gewonnenen Skillz des Teams im neuen Fünf<br />
Sterne-Style. Der Opener „Wir sind im Haus“ ist dann auch<br />
gleich eine partytaugliche Hymne, die mir ein Lächeln auf<br />
das Gesicht zaubert. Beim Interlude „Faxe Future“ wird für<br />
41 Sekunden der Vocoder ausgepackt. „Ist das wirklich alles?“<br />
glänzt mit den typisch provokanten Fragen, ob man mit<br />
materialistischem Denken wirklich weiter im Leben kommt.<br />
Auch ich sage dazu: Nein! „Bülsen Panomal“ ist dann wieder<br />
ein alberner Skit à la Hamburger Humor. Die Jungs sind und<br />
bleiben einfach superfertig und das ist gut so! Auf der Suche<br />
nach dem besten Weed und den besten Beats ist die Gag-<br />
Combo im Track „Es tut so gut“, bei dem der Refraingesang<br />
mit schön hochgepitchter Stimme gemütlich vor sich her<br />
trippelt. Die „Rituelle Heilung“ klimpert so lange, bis der<br />
nächste Ofen angezündet wird und damit „Wolken“ gemacht<br />
werden. Auf dem Hidden-Track „Wir sind draußen“ singen<br />
die drei im Chorus schließlich so bescheuert, dass ich mich<br />
echt nur freuen kann, endlich wieder deutschen HipHop<br />
deluxe zu hören. - Mit neuer Energie und zu jeder Tat bereit<br />
wird der Sommer laut, leise, ernst und lustig, denn am 5. <strong>Juli</strong><br />
sind die Fünf Sterne wieder im Haus - und mit dieser EP in<br />
jedem gut sortierten Musikfachhandel.<br />
Unterstützen Sie deshalb die politische<br />
Arbeit des DHV, privat oder als Firma.<br />
Email: buz@ hanfverband.de<br />
Tel: +49 (0) 30. 44 71 66 53<br />
Lettestraße 3<br />
10437 Berlin<br />
mehr Infos unter www.hanfverband.de<br />
Art Mekka von Hippies, Rucksacktouristen und anderen<br />
Aussteigern der westlichen Industrieländer entwickelte. Goa<br />
ist sehr spacig, treibend, teilweise sehr von Tribal beeinflusst<br />
und gerne auch mal mit Gitarrensounds unterlegt. Doch das<br />
entscheidende sind die Beats pro Minute (BPM), denn die<br />
bewegen sich bei Goa im Rahmen von 135 bis 150 BPM. Mit<br />
dieser Frequenz kommt vereinfacht ausgedrückt das<br />
menschliche Rhythmusgefühl am besten klar und macht die<br />
wenigsten Fehler.<br />
Die Antaris ist neben der VOOV (die im August stattfindet)<br />
das wohl älteste europäische Trance-Festival und ist mittlerweile<br />
eine feste Größe mit Kultstatus. Die erste Party feierten sie im<br />
Jahre 1993 im Berliner Umland . Nach einer zweijährigen Pause<br />
wurde dann im brandenburgischen Tarmow zum Tanz gebeten.<br />
Tarmow zog dann in den folgenden sieben Jahren zahlreiche<br />
Besucher an und wird wohl auch noch in den nächsten Jahren<br />
die Location in Form einer Kuhweide darstellen. Das heißt ein<br />
Stück Natur, wo sich sonst nur Kühe verwirklichen, wurde in<br />
einen brodelnden Kessel aus spacigem Licht, Farben, Psy-<br />
Trance und einem kräftigen Schuss Spaß umgewandelt. Dass<br />
auf Goa-Partys viel Wert auf eine entsprechende (also auf eine<br />
alles andere als von dieser Welt kommende) Dekoration gelegt<br />
wird, steht für sich, doch die Antaris stellen zusammen mit<br />
Ananto wohl eine der bekanntesten Goa-Dekorationen. Na,<br />
wenn das mal nichts verspricht.<br />
Selbstverständlich gibt es nicht nur einen Main-Floor, der zum<br />
Tanzen einlädt, sondern auch einen zweiten, der jedoch eher<br />
zum Abkühlen geeignet ist. Allein auf dem Second-Floor<br />
erwarten euch rund 20 DJs aus aller Welt zum Kraft tanken.<br />
Für das leibliche Wohl wird natürlich auch gesorgt und eine<br />
internationale und bunte Mischung aus Buden lädt ein zum<br />
Shoppen. Um das Angebot absolut zu vervollständigen, gibt<br />
es auch einen Badesee. Der Eintritt liegt mit 32 Euro in einem<br />
absolut fairen Rahmen. Tarmow liegt an der A 24 zwischen<br />
Berlin und Hamburg und ist daher relativ problemlos zu<br />
erreichen. Ein Bus Shuttle macht es möglich das Auto mal<br />
stehen zu lassen und stressfrei anzukommen (mehr Infos auf<br />
www.reiselogistik.de).<br />
www.antaris-project.de<br />
Teo Nanacatl<br />
Weitere Infos: www.yomama.de, www.moonbootique.com,<br />
www.dasbo.de, www.marcnesium.de<br />
Text: Roland Grieshammer
Clueso >> Gute Musik für überall und jeden<br />
An einem sonnigen Mittag treffe ich mich zum Interview mit<br />
Clueso in den heiligen Hallen von Four Music. Gut gelaunt<br />
begrüßt er mich und nach meiner Begrüßungs-Cola von Susanne<br />
nimmt das Gespräch seinen Lauf. - 1980 unter dem Namen<br />
Thomas Hübner geboren, wurde daraus irgendwann „Clueso“.<br />
Diese Namensfindung erklärt sich so, dass seine Freunde ihn<br />
immer „Inspektor Clueso“ nannten, da er meist etwas<br />
tolpatschig war, aber trotzdem zum Ziel kam. Abgesehen davon<br />
wurde sein alter Amiga-Computer immer mit der Ansage „Hier<br />
ist die Wohnung von Chefinspektor Clueso“ gestartet.<br />
Nachdem Clueso HipHop durch Breakdance etwas kennen<br />
gelernt hat, macht er seit 1995 eigene Musik, anfangs mit EFP<br />
96 (Erfurt Projekt 1996), dann mit den legendären Wostok MCs<br />
in der Besetzung, die heute noch Bestandteil der Clueso-Band<br />
ist (Clueso, DJ Malik, Steer M). In dieser Zeit kommt gerade<br />
der legendäre „Klasse von 95“-Sampler heraus, auf dem u. a.<br />
MC Rene und die Stieber Twins mit ihren ersten Sprechgesängen<br />
glänzen. Im Jahre 1998 folgt nach der geschafften Lehre die<br />
erste eigenhergestellte Vinyl-Veröffentlichung „Clüsolo“ (damals<br />
noch mit „ü“), die auch einen Verlagsvertrag bei BMG Ufa nach<br />
sich zieht!<br />
“Es geht mir gut, wenn mich gute Musik geflasht hat”<br />
Ein Jahr darauf zieht er nach Köln, um<br />
im „10vor10-Studio“ mit DJ Chestnut<br />
aka Arj Snoek und seinem Manager<br />
Andie Welskop Gas zu geben. Denn in<br />
Erfurt gibt es nicht wirklich Strukturen,<br />
und Köln ist bekannt für jede Form von<br />
Bewegung und Produktivität. Hier<br />
kommt er auch mit Grand Agent und<br />
Blumentopf in Kontakt und öffnet sich<br />
nach seiner Reise durch die<br />
Soundsystems des Reggae auch dem<br />
HipHop, wobei dieses Liedermacher-<br />
Ding in Form des Schreibens von Songs<br />
schon immer in ihm steckte. Bei der<br />
offiziellen Opening Party des „10vor10-<br />
Studios“ in Köln lernt er auch Jakober<br />
kennen, der in dieser Zeit bei Four<br />
Music arbeitet und heute mit Thomas<br />
D auf der künstlerischen Lebensgemeinschaft<br />
„Mars“ zusammenwohnt.<br />
Dieser findet Cluesos Demo-Material<br />
so gut, dass es schon 2000 zu einem<br />
Plattenvertrag bei Four Music kommt!<br />
Im Jahre 2001 erscheint seine erste LP<br />
„Text und Ton“, und die Kölner Clueso-<br />
Live-Band „Curfew“ begeistert u. a. das<br />
Publikum bei den “MTV HipHop<br />
Open” in Stuttgart und bei der “Beats<br />
for Life” in Köln. Nach seinem Umzug<br />
2002 zurück nach Erfurt ist Clueso der<br />
Frontmann des „Rowdy-Club-Tapes“,<br />
auf dem sich viel Songmaterial von<br />
Clueso in Albumlänge befindet und das<br />
im neugegründeten „Zughafen“ in<br />
Erfurt produziert wird. Durch einen<br />
Aufenthalt in Neuseeland und den<br />
ganzen Eindrücken aus seiner<br />
unmittelbaren Umgebung, mit denen<br />
er ganze Bände mit Songs füllen könnte,<br />
beginnt er 2003 mit der Produktion vom<br />
zweiten, neuen Album! Währenddessen<br />
kommt es auch zu Kooperationen mit<br />
DJ Vadim und Flowin’ Immo.<br />
In Bezug auf das Zittern in der<br />
Musikbranche frage ich Clueso zu seiner<br />
Einstellung gegenüber der Musikindustrie<br />
und ihrer Zukunft. Und er<br />
antwortet mir mit dem Bild eines<br />
Predigers, der das Leid und den Schmerz eines Volkes dazu<br />
benutzt, seinen Zuhörern die Augen zu öffnen und so seine<br />
Gedanken verbreitet. So verschafft er sich Gehör und auch eine<br />
Form der Erfüllung, denn seine Songs sind alles andere als<br />
hoffnungslos! Auch bei dramatischen Themen haben sie eine<br />
musikalische Leichtigkeit. Sein erstes Gebot: Freude am Sein!<br />
Clueso hat sich von einem Rapper- und Back-Track-Produzenten<br />
zu einem Songwriter mit Leib und Seele entwickelt, der quasi<br />
die Ereignisse der Welt direkt in seinen Stift überträgt und mit<br />
ganz genauen Details in den Textzeilen aufblitzt, die jeder<br />
mitfühlen kann. Die Texte weisen den jungen Erfurter als<br />
sicheren Beobachter menschlicher Schwächen und Träume aus,<br />
die er ungeschönt beschreibt, ohne sich dabei in Klischees zu<br />
verlieren. In seinen Songs geht es ihm um Ehrlichkeit und<br />
Offenheit, und auf die Frage, woher er seine Inspiration zum<br />
Texten nimmt, antwortet mir Clueso ganz nüchtern: „Alles,<br />
was ich sehe“. Viele feinfühlige, lebensnahe Songs finden dafür<br />
auf der neuen Scheibe Platz, die ohne große Ausschweifung<br />
und Pathos auskommen, aber dennoch detailliert von<br />
Alltagssituationen, Sehnsüchten und Begegnungen aus Cluesos<br />
Leben erzählen.<br />
cool tour<br />
13<br />
Mit „Gute Musik“ veröffentlicht Four Music ein Album, das<br />
abseits gängiger Deutsch-HipHop-Muster liegt. Mit Einflüssen<br />
aus HipHop und Reggae, Blues und Jazz singt Clueso mehr<br />
als er rappt. Für das Intro, eine Coverversion, zeichnet sich die<br />
Thüringer Blues-Legende Jürgen Kerth samt Band<br />
verantwortlich. Auf dem Album-Titeltrack „Gute Musik“ sagt<br />
Clueso - auch wenn das Wetter schlecht ist und gerade alles<br />
nicht so läuft - es geht ihm gut, wenn ihn „Gute Musik“ geflasht<br />
hat! Und er freut sich „jeden von meinen Jungs zu sehn“ und<br />
spricht über das Glück, dass man eigentlich gar nicht mehr<br />
wahrnimmt vor lauter schlechten Nachrichten. Ist das Album<br />
eher für zu Hause konzipiert? - Clueso korrigiert mich bei<br />
dieser Frage: „Nicht unbedingt. „Love the people“ kann<br />
beispielsweise live rübergebracht werden wie ein Fön!“<br />
Eines der besten Stücke ist auf jeden Fall „Pizzaschachteln“,<br />
denn der Song hat Charakter, weil Clueso mal einfach so erzählt,<br />
wie sein Zimmer aussieht. Und das sind die Gefühle einer<br />
ganzen Generation, ein bisschen Wohlstands-, ein bisschen<br />
Lost-Generation - unklar, wohin der Weg geht und immer auf<br />
der Suche. Und dann bricht Feuer aus im 3. Stock („Vergessen“),<br />
doch die Gründe dafür, wie leicht Vergessen in dieser Situation<br />
sein kann, weiß nach circa drei Minuten jeder, selbst der<br />
Feuerwehrmann, der ihn da rausholt. Manchmal fehlen einfach<br />
die Wahrnehmungsfilter, man hängt der Gegenwart hinterher,<br />
die Objektivität fehlt, und so wird die Suche nach dem Jetzt<br />
sichtlich schwer. - „Kein Bock Zu Gehn“ ist wohl das am<br />
aufwendigsten durchproduzierte Stück des Albums geworden.<br />
Das Outro lebt nicht nur von der Atmosphäre des Textes und<br />
Gesangs, sondern auch von wahnsinnig schönen Streichersätzen<br />
und feinfühligen wie markanten Bläser-Arrangements. Wer<br />
hat da schon Bock zu gehen?<br />
Das sieht einige Wochen nach diesem Interview schon ganz<br />
anders aus, denn da hab ich extrem Bock zu gehen - und zwar<br />
in den Berliner Magnet Club, denn nach den Auftritten von<br />
Franky Kubrick & Sedoussa rockt Clueso mit seiner Band das<br />
Berliner Publikum und beweist, dass sein Albumtitel keineswegs<br />
übertrieben ist.<br />
Die erste Singleauskopplung heißt „Wart mal“, und auch sein<br />
zweites Album „Gute Musik“ wurde kürzlich veröffentlicht<br />
und ist wirklich zu empfehlen.<br />
www.clueso.de<br />
www.zughafen.de<br />
www.fourmusic.com<br />
Interview & Text: Roland Grieshammer
14<br />
cool tour<br />
Begonnen hat alles 1985 mit der Idee, digitale Video-Clips und<br />
eigens dafür gemixte DJ-Sets zu veröffentlichen: die X-Mix-<br />
Serie ist wohl jedem ein Begriff. Nach anfänglichen Videos für<br />
die Indie- und Punk-Szene wurde immer mehr die Liebe zur<br />
elektronischen Musik entdeckt, und der erste Computer, der<br />
Videos animierte, nannte sich „3Lux“. Die brillant gemixten<br />
Sets verhalfen X-Mix zu großer Anerkennung innerhalb der<br />
Club-Szene, während die Video-Clips weltweit mit Awards<br />
ausgezeichnet wurden. Und der nächste Step war folgerichtig<br />
die Compilation zur X-Mix-Serie, die auf Vinyl veröffentlicht<br />
wurde.<br />
Was Mixmag als „the most important DJ-mix series ever“<br />
bezeichnete, war die DJ-Kicks-Serie, mit der zehn Jahre später<br />
eine revolutionäre Idee verwirklicht wurde. Der Unterschied<br />
zu anderen Compilations lag darin, dass man diesen Sound<br />
nicht nur im Club hören konnte, denn bis dahin waren Mix<br />
Alben „für’s Wohnzimmer“ noch vollkommen unbekannt.<br />
Beflügelt von der Idee, DJ-Mixe auch für die heimische<br />
Stereoanlage zu kreieren, wagten Trendsetter wie Kruder und<br />
Dorfmeister, Nightmares on Wax, Thievery Corporation, Tiga<br />
und die Stereo MCs Vorstöße auf ungewohntes Terrain, die die<br />
DJ-Kicks-Serie weltweit berühmt machte.<br />
1996 sollte dann auch eine Basis errichtet werden, um mit<br />
Künstlern langfristige Kooperationen eingehen zu können und<br />
eine Plattform für Artist-Alben zu schaffen. Um der Vielzahl<br />
von international anerkannten Künstlern aus Europa und den<br />
USA zu ihrem verdienten Erfolg zu verhelfen, entstand ein<br />
globales Netzwerk mit !K7 Offices und Vertrieben auf der<br />
ganzen Welt.<br />
LTJ Bukem & MC Conrad >> Progression Sessions 10<br />
Germany @ 2Be Club Berlin 13.05.<strong>2004</strong><br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Kaffee<br />
Drum’n’Bass ist eine Musikform, die noch nie versucht hat,<br />
gefällig oder massentauglich zu sein. Zumindest nicht von der<br />
Basis ausgehend. Kulturell ist die eigene Identität geschaffen.<br />
Und diese besteht in erster Linie aus DJs, MCs und Produzenten.<br />
Am 13. Mai fand als ganz besonderer Anlass der erste offizielle<br />
deutsche Recording Event im Berliner 2Be Club statt. Nach<br />
„Progression Sessions“ in Tokyo, UK und den USA waren LTJ<br />
Bukem & MC Conrad geladen, um in Berlin zu gegebenem<br />
Anlass die offizielle „Progression Sessions 10 Germany“ CD<br />
live (!) aufzunehmen! Dadurch trägt der Clubvisionär wieder<br />
einmal seine Definition von Drum’n’Bass hinaus in die Welt.<br />
Als Fotograf und Texter hatte ich (leider) nur 20 Minuten das<br />
äußerst lustige Vergnügen, den Mann, der bei seinen Freunden<br />
als Danny Wiliamson bekannt ist, vor dieser Session zu<br />
interviewen. Und der gute LTJ Bukem war erstaunlich relaxt,<br />
obwohl sein MC gerade mit dem Soundcheck ein paar Probleme<br />
zu bewältigen hatte, aber bis zur Party war ja noch etwas Zeit.<br />
So wurde nach Oldschool-Manier der Kugelschreiber gezückt,<br />
um die Antworten Bukems niederzukritzeln und dabei ziemlich<br />
rumzualbern.<br />
Anfangs fragte ich ihn, wann er eigentlich zum ersten Mal in<br />
Deutschland aufgelegt hat und wie er die hiesige Szene beurteilt.<br />
„1994“, entgegnete er mir überlegend, und dass das Zentrum<br />
der deutschen Drum’n’Bass-Szene nach wie vor in Mannheim<br />
und Heidelberg liegt, er allerdings auch Berlin für eine Stadt<br />
mit Potenzial hält. Auch deutsche Produktionen wie die von<br />
Bassface Sascha, Kabuki und der Rawhill Cru gefallen ihm sehr<br />
gut, und das hört man doch gerne. „Es ist hart, ein Label zu<br />
führen“, meint der fleißige Unternehmer - und vor allen Leuten,<br />
die das tun und schaffen, hat er daher allergrößten Respekt.<br />
!K7 Labelportrait<br />
!K7<br />
>> respect the music<br />
!K7 ging es nie darum, Trends<br />
innerhalb der Club-Szene<br />
nachzurennen. Auch wenn man sie<br />
nicht ignorieren kann, entsprach es nicht<br />
den Zielen von !K7, den Hype um<br />
beispielsweise Big Beat oder auch 2Step zu<br />
forcieren. Stattdessen wurde die eigene Identität immer<br />
wieder durch einen eigenen Sound geschaffen. Während andere<br />
Labels eine bestimmte Philosophie verfolgen, konnte man bei<br />
!K7 glücklich sein, dass der Trend immer auf der „richtigen“<br />
Seite war. !K7 war nie ein Dance-Label und als solches auch<br />
nie gedacht!<br />
Vor kurzem führte !K7 Records sehr vorbildlich - wie ich finde<br />
- das „NO copy protection“-Logo ein, um zu respektvollem<br />
Umgang mit Musik aufzurufen. Schließlich will man seine<br />
Lieblingsmusik auch mal verschenken, und vielleicht bekommt<br />
man selbst einmal Musik geschenkt, solche, die man noch gar<br />
nicht kennt und auf die man sonst nie gestoßen wäre. Deshalb<br />
erscheint mittlerweile ein neues Logo auf den !K7-<br />
Veröffentlichungen: „NO copy protection - respect the music“.<br />
Damit klar ist, dass man eine der CDs gekauft hat, die man<br />
so nutzen kann, wie man es möchte. Und damit klar ist, dass<br />
gute Musik einen Anspruch hat - den Anspruch, mit Respekt<br />
behandelt zu werden. Denn nur derjenige, dem Respekt<br />
entgegengebracht wird, nimmt selbst Rücksicht. Das ist auch<br />
ein Zeichen dafür, dass es eine wechselseitige Loyalitität<br />
zwischen dem Käufer und dem Label gibt. Musik ist wertvoll.<br />
Wer sie liebt, behandelt sie dementsprechend: mit Respekt.<br />
Vertrauen ist gut. Nichts ist besser.<br />
Die Entwicklung der ganzen Sache sieht LTJ<br />
Bukem mit positiven Augen, da die Tracks von<br />
ihrer Produktion her immer besser werden, wobei<br />
ihm die legendären Oldschool Breakbeats, mit<br />
denen Ende der 80er alles begann, auch bis heute<br />
immer wieder Freude bereiten. - Abschließend<br />
frage ich ihn, was er sich von der heutigen Nacht<br />
erwartet und was sich dafür in seiner<br />
Plattentasche befindet. Lächelnd antwortet: „Eine<br />
gute Zeit, einen guten Sound mit guten Leuten<br />
- und Respekt!“ Er wird einige Dubplates spielen<br />
und hat auch neuen Stuff von Mathematics, 31<br />
Records und C.I.A. dabei.<br />
Die Halle war ab 23 Uhr geöffnet, und als<br />
schließlich gegen kurz vor 2 Uhr LTJ Bukem und<br />
MC Conrad die Bühne betraten, begann ein Event<br />
der absoluten Extraklasse. Mit der Good Looking<br />
Crew wurde die offizielle deutsche Progression<br />
Session 10 gefeiert, die voraussichtlich im Herbst<br />
<strong>2004</strong> weltweit im Handel erhältlich sein wird.<br />
Auch ein TV-Team von VIVA war am Abend vor<br />
Ort, um Aufnahmen zum Zwecke der weltweiten<br />
Ausstrahlung zu machen. MC Conrad galt wie<br />
immer als wichtiger Bestandteil, da er die Crowd<br />
bereits mit seinen Worten „Are you ready for the<br />
LTJ Bukem?“ zum Kochen brachte. Doch seine<br />
Tätigkeit als unterstützende Stimme in den Reihen<br />
der GLO-Künstler und als Markenzeichen der<br />
Progression Sessions-Reihe bewertet MC Conrad<br />
ziemlich bescheiden: „Ich sehe mich als Rapper,<br />
der seine Stimme so benutzt, dass sie mit den<br />
Harmonien der Musik ineinander greift, genau<br />
so wie das ein Jazz-Sänger machen würde, der<br />
viel reimt und in meinen Augen auch die wahre<br />
Form des MCing repräsentiert, den ,Master of<br />
Ceremony‘.“<br />
LTJ Bukem führte all seine Gäste durch die<br />
Musikstile, die ihn in den 90ern am meisten<br />
beeinflussten - ein Resumée des Drum’n’Bass -<br />
in einer Mischung, die all jenen, die nicht an die<br />
Existenz von so etwas glaubten, die Augen öffnete,<br />
und all denen, die diesen Glauben sowieso schon<br />
hatten, das Herz erwärmte. Und selbst meine<br />
Freundin Geli, die anfangs nicht allzu viel mit<br />
dem Good Looking-Sound anzufangen wusste,<br />
war nach dieser Party restlos begeistert. It’s all a<br />
matter of opinion!<br />
www.goodlooking.org<br />
Roland Grieshammer<br />
!K7 Records<br />
gilt als eines der<br />
weltweit vielseitigsten<br />
Labels für elektronische<br />
Musik. Die internationalen<br />
Erfolge mit Künstlern wie Kruder &<br />
Dorfmeister, Herbert, Ursula Rucker und A Guy Called Gerald<br />
positionierten !K7 als eines der einflussreichsten Independent<br />
Labels. Und auch mit Terranova, Smith & Mighty, Funkstörung,<br />
Ghost Cauldron, Tosca (Richard Dorfmeister & Rupert Huber),<br />
Peace Orchestra (Peter Kruder), Swayzak, Rae & Christian,<br />
Recloose, Spacek, Mike Ladd, Earl Zinger, Five Deez und<br />
weiteren „DJ-Kicks“ - wie der von Vikter Duplaix - wird der<br />
Siegeszug wohl weitergehen.<br />
Das Repertoire von !K7 umfasst dabei sämtliche Varianten<br />
aktueller elektronischer Musik. Dadurch lässt sich !K7 nicht<br />
in eine musikalische Schublade drücken, sondern bleibt offen<br />
für neue Einflüsse und verspricht immer die typisch hohe !K7-<br />
Qualität!<br />
www.k7.com<br />
Roland Grieshammer
Auf folgenden Seiten findet ihr Texte und Artikel, die in den jeweiligen Regionalteilen Berlin, Austria, Pot oder Seedwest erschienen sind.<br />
Newsflash:<br />
„Diese Drogenpolitik kannst Du in der<br />
Pfeife rauchen“<br />
Unter diesem Motto veranstaltete die Grüne Jugend<br />
Main-Tauber einen Informationsstand zum Thema<br />
Drogenpolitik, der Passanten auch die Gelegenheit<br />
bot, Wasserpfeife zu rauchen.<br />
Die Drogenpolitik, die man in der Pfeife rauchen<br />
kann, ist die bisher praktizierte, die eher auf teils<br />
unsinnige Verbote und Kriminalisierung der<br />
Konsumenten setzt als die Freiheit der Bürger in<br />
den Vordergrund zu stellen und auf einen<br />
verantwortungsvollen Umgang mit Drogen durch<br />
Aufklärung und Prävention zu setzen. Die Grüne<br />
Jugend Main-Tauber verteilte deshalb Produktinformationen<br />
zu den unterschiedlichen Rauschmitteln<br />
und forderte, endlich das Verbot von<br />
Cannabis aufzuheben. „Ein verantwortungsvoller<br />
Umgang mit Rauschmitteln ist nur möglich, wenn<br />
über die Wirkungen genauestens aufgeklärt wird.<br />
Wir setzen uns dafür ein, dass alle Rauschmittel<br />
gleich kritisch behandelt werden. Dies gilt für den<br />
Umgang mit Nikotin und Koffein genauso wie für<br />
Alkohol und Cannabis, was kein bisschen<br />
gefährlicher ist als Alkohol und deshalb<br />
konsequenterweise nicht illegal sein darf!“, so<br />
Tilman Versch, Vorsitzender der Grünen Jugend<br />
Main-Tauber.<br />
www.gj-main-tauber.de<br />
Busreise zur Hanfparade <strong>2004</strong><br />
Die größte deutsche Demonstration für die<br />
Legalisierung von Hanf als Rohstoff, Medizin und<br />
Genussmittel findet bereits zum achten Mal in der<br />
deutschen Hauptstadt statt. Laut Veranstalter<br />
werden 20.000 Hanf-Freunde erwartet, wenn es am<br />
14. August Get Wise- Legalize! Drogenfahnder zu<br />
Kleingärtnern! heißt. Und du hast die Gelegenheit<br />
dabei zu sein. Die Hanf Initiative in Zusammenarbeit<br />
mit ROOR und der Grünen Jugend Hessen hat wie<br />
im vorigen Jahr einen Reisebus auf die Beine gestellt.<br />
Abfahrt ist am 14.08. um ein Uhr in Frankenthal,<br />
danach geht es über Bad Kreuznach und Frankfurt<br />
nach Berlin. Natürlich könnt ihr auch auf der Strecke<br />
zusteigen. Am besten rechtzeitig reservieren und<br />
abklären wo ihr zusteigen könnt. Kosten: 32 Euro.<br />
Infos und Anmeldung: ROOR-Shop Frankenthal,<br />
Am Rosengarten 3; Easy Going, Bad Kreuznach,<br />
Mannheimer Str. 65 oder mail: adrian@roor.de, tel:<br />
0 62 33 – 60 07 00 oder bei der Grünen Jugend<br />
Hessen, AK Drogen, mail: max.plenert@web.de,<br />
tel:0 62 56 – 85 87 52<br />
www.hanfparade.de<br />
Meskalin für die Milizen<br />
Meskalin ist diesen Sommer in Mode. Man kann es<br />
zwar nicht am Körper tragen, allerdings kann man<br />
es transportieren. Vor einigen Wochen haben<br />
deutsche Milizen, die nach Drogen fahnden, einen<br />
holländischen Transporter durchsucht. Gegen<br />
Abend sei der Wagen, der in Richtung Schweiz<br />
unterwegs war, an einem Rasthof angehalten<br />
worden. Der 34-jährige Fahrer und sein 23-jähriger<br />
Begleiter standen unter Einfluss von Drogen. Ob<br />
allein das als Anfangsverdacht galt oder unter<br />
welcher Substanz die Insassen gestanden haben,<br />
das gaben weder Milizen noch Massenmedien<br />
bekannt.<br />
Die beiden Transporteure gaben an, verschiedene<br />
Waren von Amsterdam nach Bern zu überführen.<br />
Die Fahrzeugdurchsuchung ergab folgendes<br />
Güterangebot: Hanf-Samen im Verkaufswert von<br />
ca. 10.000 Euro und 50 „San Pedro“-Kakteen. (Jene<br />
sind in Fachkreisen als die Erzeuger des Wirkstoffes<br />
Meskalin bekannt.) Daneben wurden zehn Gramm<br />
Haschisch beschlagnahmt. Die Waren waren für<br />
einen Schweizer Coffee Shop bestimmt.<br />
Fahrer und Mitfahrer sind gegen die Zahlung von<br />
mehreren hundert Euro auf freiem Fuß. Gegen beide<br />
wird Strafanzeige erhoben. Vielleicht wird diese<br />
auch Auswirkungen auf das Berufsleben der beiden<br />
haben. Zumindest der Beifahrer ist ausgewiesener<br />
Botaniker.<br />
Das Hanf Journal Pot meint: Gäbe es zwischen den<br />
Niederlanden und der Schweiz ein<br />
transkontinentales schwarzes Wurmloch, wären die<br />
beiden auch nicht Autobahn gefahren.<br />
*Schenkelklopf*<br />
ueberregional<br />
Aller Anfang ist schwer! Pottdemo in Essen!<br />
Zum ersten Mal sollte eine Legalisierungsdemo durch den Pott<br />
ziehen - In Essen erwartete der Verein für Drogenpolitik und<br />
ein Bündnis aus regionalen Legalisierungskämpfern 2.000<br />
Menschen, die „Für Hanf als Rohstoff, Medizin und<br />
Genussmittel“ demonstrieren. Anschließend erwartete die<br />
Teilnehmer eine Abschlussveranstaltung mit mehreren Live-<br />
Bands und Redebeiträgen. Mit etwas Glück sollten noch viel<br />
mehr kommen, immerhin leben im Pott rund zehn Millionen<br />
Menschen im Umkreis von hundert Kilometern. Außerdem<br />
sind Frankreich und die Niederlande nicht weit. Mit einer<br />
besseren Drogenpolitik direkt vor der Haustür lässt sich gut<br />
gegen die Deutsche argumentieren.<br />
Einzig das Wetter machte uns Sorgen, als wir in Berlin<br />
aufbrachen. Nass und kalt strömte der Regen vom Himmel,<br />
als würde es nie wieder aufhören. Und der Wetterbericht<br />
erwartete für den Demo-Samstag keine Besserung. Nach der<br />
verregneten Legalisierungssaison 2003, in der die Hanfparade<br />
in Berlin, die Hanf-Demo in Köln und viele andere Hanf-Events<br />
buchstäblich ins Wasser fielen, erwarteten wir schon das<br />
Schlimmste.<br />
In Essen angekommen die Überraschung: Gott zeigte sich von<br />
seiner kifferfreundlichen Seite und hatte die Wolken kurzerhand<br />
vom Himmel verbannt. 25 Grad Celsius und Sonnenschein,<br />
viel zu lange hatten wir kein so gutes Demowetter mehr erlebt.<br />
So waren denn auch die Betreiber der acht zum Teil sehr<br />
phantasievoll geschmückten Paradewagen bester Stimmung<br />
und hofften auf regen Zuspruch. Besonders der<br />
überdimensionale Arsch der Mafia, in den der Staat die<br />
Drogengelder steckt und der den Führungswagen krönte,<br />
erregte einiges an Aufsehen. Aber auch die Wagen der Grünen<br />
Jugend Baden-Württemberg und des Cheech-Headshops waren<br />
nicht ohne! Die Hanf-Initiative bot auf ihrem Wagen<br />
Ausbildungsplätze als Cannabis-Fachhändler an und die „Zeig<br />
Dich!“-Aktion war mit dem wohl hanfigsten Mercedes der<br />
Welt vor Ort. Von den Radkappen bis zum Stern auf dem<br />
Kühler stand bei ihm alles im Zeichen des Hanf-Blatts. So<br />
vielfältig wie die Paradewagen war auch das Angebot an Musik.<br />
Von Regea, Ragga, Dancehall bis zu ratslosem Goa war für<br />
jeden was geboten. Eine wirklich große Jamaika-Flagge und<br />
einige Sträflinge mit einem „Zeig Dich!“-Transparent rundeten<br />
das Demobild ab.<br />
Leider waren weit weniger gekommen, als man allgemein<br />
erwartet hatte. Nur ungefähr 350 Hanffreunde und -freundinnen<br />
hatten sich zum Zug durch die Essener Einkaufsmeile hin zum<br />
Bahnhofsplatz, der in Essen Willy-Brandt-Platz heißt,<br />
eingefunden. Davon ließen sich die Anwesenden die Stimmung<br />
zwar nicht vermiesen, aber an den hinteren Paradewagen war<br />
es doch sehr leer.<br />
Auf dem Willy-Brandt-Platz strömten die Demo-Besucher<br />
schnell zum aufgebauten Infostand, an dem man bei der „Zeig<br />
Dich!“-Aktion mitmachen konnte, Infomaterial des VfDs und<br />
der ACM erhielt und sich Hanfparade-Poster und Flyer sichern<br />
konnte. Wer sich mit Wissenswertem versorgt hatte, wendete<br />
sich der Bühne zu, auf der es bis in die Abendstunden ein<br />
Bacardi sponsert Junge Union<br />
Die Junge Union (JU), Jugendorganisation der CDU, organisierte<br />
eine Werbeveranstaltung für Alcopops auf dem Hessentag in<br />
Heppenheim. Gesponsert von Bacardi. Dabei wurden die<br />
Alkohol-Dealer von Trinker MdL Frank Gotthardt, dem<br />
parlamentarischen Geschäftsführer unterstützt.<br />
Bereits vor der Veranstaltung kam es zu einem Schlagabtausch<br />
in der Presse. So war im „Südhessen Morgen“ zu lesen, dass<br />
die JU sich im Vorfeld gegen das diskutierte Verbot von<br />
Alcopops bei diesem Fest aussprach. Gregor Simon, Sprecher<br />
der Grünen Jugend Bergstraße: „ Man wird den Gedanken<br />
nicht los, dass die Kritik am Verbot aus eigenem Verkaufsinteresse<br />
geäußert wurde.“<br />
Dies rief Max Plenert, den drogenpolitischen Sprecher der<br />
Grünen Jugend Hessen auf den Plan: „Wer auf der einen Seite<br />
eine drogenfreie Gesellschaft predigt und auf der anderen Seite,<br />
auf dem Hessentag, ausdrücklich für günstige Getränke werbe,<br />
macht sich völlig unglaubwürdig.“<br />
Als bekannt wurde, dass die JU Alcopops für nur 50 Cent teurer<br />
als Wasser verkauft, wobei Wasser in 0,2 l-Bechern und der<br />
Alkohol in 0,33 l-Flaschen auch an Minderjährige ausgeschenkt<br />
wurde, war das „Maß“ voll. Die Jungen Grünen, denen von<br />
Seiten der CDU immer wieder vorgeworfen wird, sie machen<br />
mit ihrer Forderung nach der Freigabe von Cannabis Werbung<br />
15<br />
abwechslungsreiches Programm gab. Tillmann Holzer vom<br />
Verein für Drogenpolitik fasste die Stimmung der Anwesenden<br />
mit einem „Gebt Hanf frei! Schluss mit der Kriminalisierung!<br />
Freier Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel!“ wohl am<br />
besten zusammen.<br />
Bleibt noch zu sagen, dass es den ganzen Tag keine größeren<br />
Probleme mit der Polizei gab. Sie war zwar überall zu sehen,<br />
hatte aber genug mit Alkohol-Problemfällen zu tun. Ein paar<br />
Beamte hatten sich aber wenigstens eine Anzeige vorgenommen.<br />
Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass am Abend ein<br />
Vertreter der Hanfparade wegen eines brennenden Joints im<br />
BackStage der Bühne verhaftet und vor allen Leuten auseinander<br />
genommen wurde. (Nun ratet mal, wer das war, doch wohl<br />
net der Autor, oder? Anm. d. Red.) Sogar das Handy dieses<br />
armen Teufels wurde überprüft, ob es nicht gestohlen sei.<br />
Schließlich sind Drogenkonsumenten zu allem fähig! Zum<br />
Glück standen dem Polizeiduo Theo Pütz (Führerscheinexperte<br />
des VfD) und Vertreter diverser Legalisierungsvereine mit Rat<br />
und Tat zur Seite, sodass die Durchsuchung den erlaubten<br />
Rahmen nicht überschritt. Die Polizisten waren angesichts von<br />
so viel Sachverstand sichtlich irritiert, funktionierte doch keiner<br />
ihrer Tricks . . . Vielleicht haben sie etwas daraus gelernt. Ich<br />
habe jedenfalls mal wieder gemerkt, wie wichtig ehrliche<br />
Informationen im Fall der Fälle sein können.<br />
Den Organisatoren der Pottdemo, an erster Stelle Mark, ein<br />
dickes Los für die gute Arbeit. Das erste Mal tut immer weh!<br />
Und für die Leute kann man nichts. Wer da war hatte seinen<br />
Spaß und manch einer hat bestimmt noch was gelernt. Wenn<br />
ihr jetzt die Lust nicht verliert, kommen nächstes Jahr garantiert<br />
mindestens doppelt so viele!<br />
Steffen Geyer<br />
für ein gefährliches Produkt, reagierten spontan und<br />
organisierten eine Demo und Flugblattaktion vor<br />
diesem Stand. Der Bezirksvorsitzende der JU<br />
Südhessen, Alexander Bode reagierte gelassen und<br />
zeigte zumindest Gesprächsbereitschaft.<br />
Mitten im Spannungsfeld zwischen dem Alcopops-<br />
Stand auf der einen und der flugblattverteilenden<br />
Grünen Jugend auf der anderen Seite wurde über<br />
das Thema diskutiert. Richtig erkannte MdL Frank<br />
Gotthardt: „Ich glaube nicht, dass man das Problem<br />
durch Steuererhöhung lösen kann. Das wird doch<br />
nur getrunken, weil es cool ist. Wenn es teurer wird,<br />
ist es nur noch cooler!“ Dass genau aus diesem<br />
Grund in Deutschland mehr gekifft wird, als in den<br />
Niederlanden, wo Cannabis in Hunderten Coffee<br />
Shops frei erhältlich ist, wie Max Plenert bemerkte,<br />
leuchtete ihm hingegen nicht ein. So war es nicht<br />
weiter verwunderlich, dass er widersprüchlich<br />
forderte: „Ich würde mir wünschen, dass<br />
Ordnungshüter durch die Kneipen der Stadt ziehen,<br />
um den Jugendschutz zu gewährleisten.“ Max<br />
Plenert entrüstet: „Das ist keine Forderung nach<br />
mehr Jugendschutz, sondern nach noch mehr<br />
Repression! Wenn Jugendschutz als Forderung ernst<br />
gemeint ist, muss man sich für ein totales<br />
Werbeverbot für sämtliche Drogen, den legalen wie<br />
illegalen, als präventive Maßnahme einsetzen und<br />
eine kontrollierte und legale Abgabe zulassen.“<br />
Man stelle sich das einmal vor: Trupps von Polizeibeamten,<br />
die nachts durch die Straßen ziehen um Minderjährige zu<br />
verfolgen. Der angeblich christlichen und demokratischen<br />
Partei ist das mit solchen Vertretern durchaus zuzutrauen. Wie<br />
ausgewogen und sozial verträglich deren Politik im Kleinen<br />
wie im Großen sein würde, zeigten auch deren Preise für<br />
Alcopops. Die „normalen“ Standbetreiber, die keiner Partei<br />
angehörten und nicht von Bacardi gesponsert wurden, konnten<br />
bei diesen Preisen nicht mehr mithalten und blieben auf ihren<br />
Vorräten sitzen. Wenn Geiz geil ist, warum einen Euro mehr<br />
ausgeben?<br />
Und war das schon alles? Nein, denn zu jeder Alkohollimo gab<br />
es auch noch einen „Kinopolis“-Kinogutschein dazu. Welcher<br />
Jugendliche könnte dazu schon „Nein“ sagen?<br />
Nach der Diskussion outete der parlamentarische Geschäftführer<br />
der CDU im Hessischen Landtag auch den Umfang<br />
seine Sachkenntnis zum Thema zunächst mit der Frage: „Wie<br />
viel Prozent hat das Zeug eigentlich?“, trank einen Schluck<br />
und meinte achselzuckend: „Mir schmeckt es nicht!“. CDU?<br />
Na dann Prost!<br />
Mangas
16<br />
ueberregional<br />
Und schuld sind nur die Russen!<br />
Hanf Journal-Partytest: Die grossstadtsurvivor auf der Fusion<br />
Es war einmal ein kleines Stück Erde im mecklenburgvorpommerschen<br />
Hinterland. Dort wohnten die Einwohner<br />
mehrerer kleiner Dörfer glücklich und bescheiden, bis eines<br />
Tages die Russen kamen. Diese kommunistischen Gesellen<br />
mochten gerade dieses Gebiet besonders gerne, weshalb sie<br />
runde Hänge bauten und mit Atomraketen dieses besagte Stück<br />
Erde schützten. Doch das wurde den Russen irgendwann zu<br />
blöd. Deshalb sind sie wieder gegangen, haben aber<br />
freundlicherweise die Hangars, das Stückchen Erde und den<br />
Kommunismus dagelassen. Das freute die Post-Hippies sehr,<br />
die einige Jahre später dieses nette Stückchen Land für sich<br />
beanspruchten. Dass es etwas Mystisches in sich hatte, merkten<br />
sie sofort und sie blickten in die Zukunft und sahen staubige<br />
Tanzflächen und johlende Menschen.<br />
Heute gehört ihnen dieses Stückchen Land und keiner der<br />
Anwohner, die beim Anblick der alljährlich anrückenden Freaks<br />
gerne mal etwas erschreckt aussehen, kann mehr etwas gegen<br />
dessen viertägige Besetzung unternehmen. Was dieses Land<br />
nun ist? Nun, hier streiten sich die Geister. Die einen behaupten<br />
inständig, es wäre eine neue Galaxie. Astronauten würden mit<br />
einer überdimensionalen Rakete ins All starten. Doch auch<br />
andere Gerüchte, es wäre ein kleines gallisches Dorf oder es<br />
sei wirklich das Auenland, halten sich inständig. Nach<br />
eingehender Untersuchung konnten wir jedoch feststellen, dass<br />
wir es auch nicht wissen.<br />
Dieses Land ist bevölkert von merkwürdigen Gestalten: Zwerge<br />
und Riesen, Engel und Teufel, Drachen und Ritter und natürlich<br />
Freaks, noch krasseren Freaks und grossstadsurvivorn. Die<br />
Bewohner dieses Landes wohnen in kleinen knubbelförmigen<br />
Gebilden, die sich mit Eisennägeln im Boden festkrallen. Bis<br />
zum Horizont erstrecken sich diese Wohnblasen. Manche<br />
Bewohner schlafen auch in ihren Autos und Bussen und manche<br />
schlafen einfach überhaupt nicht.<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
Um dies zu schaffen, trinken sie so viel Kaffee, dass man fast<br />
denken könnte, sie hätten Drogen konsumiert. Doch wieder<br />
zurück zum Schlafen. Die Knubbel, in denen sie wohnen, sind<br />
nicht wirklich groß, die Betten darin nicht so bequem und hin<br />
und wieder kommt auch der Regen durch die Decke. Doch das<br />
nennen diese Wesen, dann einfach nur „naturverbunden“ und<br />
freuen sich tierisch drüber, in einer Plastiktüte zu schlafen.<br />
Spätestens am vierten Tag ihres nur vier Tage langen Lebens<br />
(danach bemächtigt sich wieder ein unheimlich spießiger Geist<br />
ihrer Körper und zwingt sie dazu, fünf Tage die Woche einer<br />
geregelten Beschäftigung nachzugehen) stinken diese Wesen<br />
unheimlich stark nach einer Mischung aus allem, was verwesen<br />
kann. Aber das macht ihnen selbst nichts aus. Ihr Geruchssinn<br />
ist, ebenso wie der Sehsinn und das Gehör, extrem<br />
unempfindlich. Deshalb sind überall auf dem Gelände schwarze<br />
Türme aufgebaut, die unaufhörlich mächtige Basswellen über<br />
das Gelände schicken und den nebelsichtigen Bewohnern damit<br />
eine gewisse Orientierung ermöglichen. Prinzipiell scheinen<br />
diese Wesen eher auf auditive Signale zu reagieren als auf<br />
optische. So kann es oft vorkommen, dass zwei Wesen zwei<br />
Stunden nebeneinander stehen und sich nicht bemerken. Geleitet<br />
von den durchdringenden Bassweisern, wuseln diese<br />
Geschöpfe, die auch von manchen als Vier-Tages-Tanzer (für<br />
alle die den Witz nicht kapiert haben: Ein-Tags-Fliege) bezeichnet<br />
werden, durch das ganze Stück Erde, hopsen dabei, manche<br />
springen sogar – aber wieso?<br />
Na, es müssen wohl die übersphärischen Gutelaune-Wellen<br />
sein, die überall wie feine Nebelfäden über dem Gelände<br />
hängen. Zahlreiche Gutelaune-Wellen-Empfänger sind<br />
unterwegs und offerieren ihre Beute überall, sodass niemand<br />
leer ausgehen muss. Aber es mag auch einfach die Atmosphäre<br />
sein. Denn im Auenland ist alles möglich und alles erlaubt. Es<br />
gibt nur die allernötigsten Regeln. Quasi wie im Paradies<br />
(übrigens: Dass das Paradies auf Dauer nicht funktionieren<br />
würde, merkt man spätestens am dritten Tag an den zugekackten<br />
Gehwegen).<br />
Doch ein Jahr haben nun kleine Elfen Zeit, die Kacke<br />
wegzuräumen und sich wieder viele kleine, filmige und<br />
wunderliche Dinge auszudenken. So mag zwar der eine den<br />
Lichterwald vermisst haben oder auch vom Freakfrachter<br />
enttäuscht gewesen sein, so freute sich der andere über den<br />
neuen Feuerring, den Zauberwald oder die vielen Monde des<br />
Stückchens Erde. Einige freuten sich auch einfach über sich<br />
selbst. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal<br />
erzählt werden.<br />
Verwirrend war dieses Land – wir können gar nicht sagen wie.<br />
Denn als eclipse das E wieder fand, war es tatsächlich nur<br />
noch ein Buchstabe.<br />
Sehr oft kam es auch vor, das einen der Erinnerungssauger,<br />
der hoch auf einem Hangar thronte, mit seinem Laserstrahl<br />
erwischte und sämtliche Erinnerungen der letzten fünf Stunden<br />
auslöschte. Auch Menschen, die eine halbe Stunde lang nur<br />
drei Schritte nach rechts und nach links gingen, machten uns<br />
nicht gerade schlauer.<br />
Und viel zu schnell vorbei war’s natürlich wieder (woran<br />
vermutlich auch der Erinnerungssauger nicht ganz unschuldig<br />
war). Das schmeckt uns natürlich gar nicht. Aber wies ja so<br />
schön heißt: Nach der Fusion ist vor der Fusion.<br />
Ach ja, eines noch: Eigentlich durftet ihr das hier ja gar nicht<br />
lesen. Hochoffiziell wurde das Hanf Journal im Vorfeld des<br />
wahrscheinlich schönsten Festivals der Welt gebeten, von<br />
Berichterstattung abzusehen. Und tatsächlich: Wir waren brav.<br />
Unsere Leserschaft hatte keine Ahnung, dass es so was wie<br />
die Fusion überhaupt gibt. Anders als die der Raveline. Deren<br />
Hype bescherte uns vielleicht auch die ganzen Prolls und<br />
Raver. Aber wahrscheinlich haben das auch nur die Russen<br />
eingefädelt!<br />
Eure grossstadtsurvivor
Woran hängt es, Max Plenert?<br />
Das Hanf Journal Seedwest wird in den kommenden Ausgaben<br />
den drogenpolitischen Kämpfern im Südwesten Deutschlands,<br />
inner- und außerhalb von Parteien, folgende Fragen stellen:<br />
„Woran hängt es, dass der Hanf noch nicht legalisiert wurde?“<br />
und „Wie kämpfst du dafür?“. Unser erster Gesprächspartner<br />
war Max Plenert, Sprecher des Fachforums Drogen der Grünen<br />
Jugend (GJ), Drogenpolitischer Sprecher der Grünen Jugend<br />
Hessen und Mitglied im Bundesnetzwerk Drogenpolitik bei<br />
Bündnis90/Die Grünen.<br />
Hanf Journal: „Was steht zwischen uns und einer vernünftigen<br />
Drogenpolitik? Woran hängt es, dass der Hanf noch nicht<br />
legalisiert wurde?“<br />
Max Plenert: „Diese Frage zu beantworten ist eine schwierige<br />
Aufgabe, denn es spielen viele verschiedene Faktoren eine<br />
Rolle. Wolfgang Neskovic meinte einmal (Anm. d. Red.: Richter<br />
des Lübecker Cannabis-Urteils von 1992): „Die gegenwärtige<br />
Drogengesetzgebung lässt sich nur deshalb praktizieren, weil<br />
in der Bevölkerung ein entsprechendes Informationsdefizit<br />
herrscht!“. Ich denke, das ist ein ganz wesentlicher Knackpunkt<br />
bei vielen Diskussionen.“<br />
Hanf Journal: „Deshalb versuchen wir mit dem Hanf Journal<br />
ja auch die Leute aufzuklären.“<br />
Max Plenert: „Ja, das ist eine wichtige Aufgabe! Abgesehen<br />
davon gibt es noch eine Vielzahl anderer Faktoren. Der<br />
Bevölkerung fehlt eine Vorstellung über die negativen Folgen<br />
dieser verfehlten Politik auf die Gesamtgesellschaft. Auch viele<br />
Kiffer jammern erst über die Prohibition, wenn sie selbst<br />
erwischt worden sind. Vorher heißt es meist: „Mir doch egal,<br />
ich kiffe trotzdem!“. Für konservative Politiker ist die<br />
Drogenpolitik ein Vehikel ihre Vorstellungen von „Law and<br />
Order“ umzusetzen. Vor dem 11. 09. war der „internationale<br />
Rauschgifthandel“ das Thema der Wahl, um Sicherheitspakte<br />
und Lauschangriffe scheinbar zu legitimieren. International<br />
dient die Prohibition auch den Machtinteressen verschiedener<br />
Staaten, allen voran den USA, zur Finanzierung von CIA,<br />
Terroristen und anderen „Freunden“.. Last, but not least kann<br />
ich mir auch vorstellen, dass das Profitinteresse der Pharmazie-<br />
Branche eine bedeutende Rolle spielt. Schlussendlich ist die<br />
Geschichte der Prohibition die Geschichte der weiterhin festen<br />
Verankerung der säkularisierten, calvinistischen Ethik namens<br />
Kapitalismus und anderer Rausch ablehnender Kräfte wie z.<br />
B. der drei abrahamitischen Religionen.“ (Anm. d. Red.<br />
Christentum, Judentum, Islam)<br />
Hanf Journal: „Du bist kürzlich zum Sprecher des Fachforums<br />
Drogenpolitik bei der Grünen Jugend gewählt worden. Was<br />
ist das Fachforum und welche Ziele verfolgt ihr?“<br />
Unterstützen Sie deshalb die politische<br />
Arbeit des DHV, privat oder als Firma.<br />
Email: buz@ hanfverband.de<br />
Tel: +49 (0) 30. 44 71 66 53<br />
Lettestraße 3<br />
10437 Berlin<br />
mehr Infos unter www.hanfverband.de<br />
Max Plenert: „Wir sind eine bundesweit aktive Arbeitsgruppe.<br />
Unsere Aufgaben reichen von praktischen Dingen wie der<br />
Vertretung der GJ bei drogenpolitischen Veranstaltungen wie<br />
der Hanf Parade oder dem Million Marijuana March und der<br />
Erstellung von Info- und Werbematerialien wie Flyern, Tütchen<br />
und Filtertipps bis hin zu programmatischer Arbeit, wie dem<br />
drogenpolitischen Grundsatzprogramm der GJ. Man könnte<br />
uns als drogenpolitischen Thinktank der Grünen bezeichnen.“<br />
Hanf Journal: „Gibt es denn etwas nachzudenken? Der Hanf<br />
muss legalisiert werden!“<br />
Max Plenert: „Nicht nur der Hanf müsste legal sein . . .“<br />
Hanf Journal: „Heroin etwa auch?“<br />
Max Plenert: „ Ja. Wobei dies kein 100-prozentiger Konsens<br />
in der Grünen Jugend ist.“<br />
Hanf Journal: „Soll sich jeder 15-Jährige seinen nächsten<br />
Schuss einfach am Kiosk nebenan kaufen können?“<br />
Max Plenert: „Eher nein, weil mir 15-Jährige doch etwas zu<br />
unreif erscheinen.“<br />
Hanf Journal: „Wann ist man denn alt genug für die Heroin-<br />
Sucht?“<br />
Max Plenert: „Erstens ist Heroin-Konsum nicht gleich Heroin-<br />
Sucht und zweitens würde ich nicht nach dem Alter gehen und<br />
statt dessen einen Drogenführerschein einführen, zumindest<br />
für stärkere Drogen wie Heroin oder Kokain. Und warum denn<br />
ein „Schuss“ ? Heroin kann man wunderbar und weniger<br />
gefährlich rauchen. Der intravenöse Konsum ist zwar der<br />
effektivste, weswegen er in stark prohibitionistischen Ländern<br />
wie der BRD so beliebt ist, aber gleichzeitig auch der<br />
ungesündeste.“<br />
Hanf Journal: „Ja, das kennen wir Kiffer ja auch, bloß nichts<br />
verschwenden . . .“<br />
Max Plenert: „In den Niederlanden ist Sniffen (Anm. d.<br />
Red.: Konsum durch die Nase) und Rauchen um ein Vielfaches<br />
verbreiteter.“<br />
Hanf Journal: „Macht diese Konsumform denn weniger<br />
abhängig?“<br />
Max Plenert: „Nein! Der Vorteil dieser Konsumform liegt<br />
u. a. in der Minimierung der Infektionsgefahr! Safer Use ist<br />
auch beim intravenösen Konsum machbar, aber schwieriger<br />
zu realisieren. Außerdem ist gerade beim Rauchen „nur“ die<br />
Lunge dran, während Verunreinigungen in der Blutbahn<br />
wesentlich problematischer sind und das ist das eigentliche<br />
Hauptproblem: der dreckige Stoff, bei dem man nie weiß wie<br />
viel Wirkstoff er eigentlich beinhaltet. Wenn man das Heroin<br />
im Drogenfachgeschäft bekommen würde, wüsste man<br />
immerhin über den Reinheitsgehalt Bescheid und könnte gezielt<br />
dosieren, derzeit ist das leider unmöglich.“<br />
Hanf Journal: „Ihr seid also für die Legalisierung aller<br />
Drogen?“<br />
Max Plenert: „Bei Cannabis ein klares Ja, aber auch alle<br />
andere Drogen sollten je nach Substanz, kontrolliert, von<br />
Fachleuten oder Fachverkäufern, unter bestimmten<br />
Bedingungen, vergeben werden dürfen! Und parallel dazu die<br />
Entkriminalisierung aller Drogenkonsumenten. Das heißt kein<br />
geduldeter Markt, sondern ein kontrollierter im Sinne von<br />
Jugend- und Verbraucherschutz. Gerade bei Drogen sollte man<br />
genau wissen was man da eigentlich gekauft hat.“<br />
Hanf Journal: „Also Pilze beispielsweise in „Smartshops“<br />
verkaufen, ähnlich wie in den Niederlanden. Aber was ist mit<br />
Datura, dem Stechapfel? Beim Gebrauch dieses starken<br />
Entheogens würden doch viele Unfälle passieren, oder?“<br />
Max Planert: „Ich denke es ist nicht sinnvoll eine Droge zu<br />
verbieten, die trotzdem verfügbar bleibt. Der Stechapfel ist ja<br />
legal, aber eben fast vollkommen unkontrolliert verfügbar. Da<br />
stelle ich den Leuten, die sich berauschen wollen, doch lieber<br />
Psylocibin oder LSD zur Verfügung, welches sich sicherer<br />
dosieren lässt. Und warum wird der Stechapfel oder die<br />
Engelstrompete überhaupt konsumiert? Weil sie am einfachsten<br />
verfügbar sind, z. B. in Nachbars Garten.“<br />
Hanf Journal: „Ja, da wachsen überall wirklich starke<br />
Halluzinogene und wir dürfen nicht mal ein bisschen sanftes<br />
Hanf anbauen!“<br />
Max Plenert: „Leider und das wird sich so schnell auch nicht<br />
ändern lassen, aber ich bin der festen Überzeugung, eine<br />
alternative Drogenpolitik ist möglich!“<br />
Hanf Journal: „Wir danken dir für dieses Interview, deine<br />
progressiven Statements und wünschen dir und uns viel Erfolg<br />
beim Legalisieren!“<br />
www.max-plenert.de; www.gruene-jugend.de<br />
das Interview führte Sokratis Zacharopoulos<br />
ueberregional<br />
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18<br />
anderswo<br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Zocken<br />
Momentaufnahmen aus Iberien<br />
Claudia Grehslehner, Weltenbummlerin, Hanf-Expertin und<br />
treue Journalistin für das Hanf Journal hat in Spanien so einige<br />
Erfahrungen gemacht . . . gerade wenn es um das Thema „Kiffen“<br />
geht. Und so schilderte sie uns einige Moment-aufnahmen ihrer<br />
Reise durch ein wunderbares Land:<br />
Sevilla im Mai. Flucht vor der Nachmittagshitze in ein kleines<br />
Beisl an der Alameda, der Alternativmeile der Stadt. Zwei<br />
Bauarbeiter genießen am Nebentisch ihre Pause bei einem Bier<br />
und einem Joint. Von den insgesamt sechs Tischen im Freien<br />
wird an dreien gebaut, auf dem Tisch, nicht darunter.<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
Jacinto führt uns stolz sein neues System vor: minimaler<br />
Platzverbrauch bei maximaler Ausbeute - indoor. Sechzig<br />
Pflanzen in einem Kasten, Erde nur so viel wie nötig. Jose-Luis<br />
dagegen hat seinen rund 30 Pflanzen in seiner Wohnung ein<br />
eigenes Zimmer reserviert. Zum Abschied gibt’s von beiden<br />
einen ausgewählt schönen Bud mit auf den Weg.<br />
In einem Vorort der andalusischen Hauptstadt besuchen wir<br />
Francisco, der noch bei den Eltern wohnt, wie hier üblich bis<br />
zur Hochzeit, die Dachterrasse in voller Länge und Breite<br />
Marien geweiht. Seine über sechzigjährige Mutter hat das Hanf-<br />
Kochbuch in der Küche liegen, die getrockneten Buds am<br />
Küchenkastl und benutzt den vom Sohnemann fabrizierten<br />
Hanf-Alkohol zum Einreiben ihrer schmerzenden Knie. Ich<br />
nutze ihre Küche, um Cyberkese nach original österreichischem<br />
Rezept zu fabrizieren, welche am Stand des Hanf-Vereins auf<br />
der Alternativmesse in Sevilla verkauft werden sollen. Mit den<br />
Worten, sie würde damit so gut einschlafen, zweigt sie sich<br />
gleich ein paar für sich ab. Auch von Francisco gibt’s ein<br />
besonders schönes Stück Mexican Sativa.<br />
Javi, Häuslbauer und Semi-Austeiger, lebt mit Frau,<br />
pubertierendem Sohn, Hühnern und Ziegen in der Sierra de<br />
Aracena am Rande eines Naturparks. Jeden Tag nach getaner<br />
Arbeit gönnt er sich zwischen acht und neun Uhr abends seinen<br />
Joint. Als wir ihn besuchen, ist es schon zehn, als er Feierabend<br />
macht, weshalb er diesmal drauf verzichtet, weil er sonst am<br />
nächsten Morgen nicht aufkommt.<br />
Cuenca, pitorreskes Touri-Dörflein in der Provinz Castilla - La<br />
Mancha, Heimat Don Quijotes. Im Wohnhaus direkt hinter der<br />
von unzähligen Besuchern frequentierten Aussichtsplattform<br />
im ersten Stock am Fenster zwei Plastikkübel mit eindeutigem<br />
grünen Inhalt, umringt von kleinen abgeschnittenen Tetrapacks,<br />
aus denen der Nachwuchs die Blätter der Sonne entgegenstreckt.<br />
Auf unser Fachsimpeln hin erscheint ein vollbärtiges<br />
Studentengesicht am Fenster – ob es hier keine Probleme mit<br />
der Polizei gäbe? Bis jetzt nicht, meint es. Wir wünschen gute<br />
Ernte und ziehen weiter. Gleich ums Eck treffen wir auf einige<br />
Gitanos, die Straßenmusik machen. Das heißt, im Grunde<br />
singen und spielen sie die Bulerías und Flamencos hauptsächlich<br />
für sich, das Geld, das in das Schachterl wandert wird in<br />
unregelmäßigen Abständen fürs Bierkaufen verwendet. Wir<br />
bleiben eine Weile, das Bier macht die Runde und irgendwann<br />
auch der Joint aus feinstem „Hachís“. Auf dem Weg zurück<br />
zum Auto treffen wir an einer Hausecke auf einen jungen<br />
Mann, der in der hier typischen Haltung im Stehen baut: auf<br />
dem Oberschenkel (hier im Süden muss man schon sehr gut<br />
sein, wenn man jemanden mit seinem Können beeindrucken<br />
will).<br />
In Castellón habe ich mich mit Dr. Juan Carlos Usó verabredet,<br />
dessen Dissertation über Hanf in Spanien mir bei meiner<br />
eigenen Arbeit sehr geholfen hat. Bei den landesüblichen<br />
Insignien der Gastfreundschaft, Cola, Bier, Knabbereien und<br />
Bauzeug, erzählt er mir von der ersten Unterredung mit seinem<br />
betreuenden Professor an der Uni in Madrid, Antonio<br />
Escohotado, seines Zeichens Verfasser des nationalen<br />
Standardwerkes „Die Geschichte der Drogen“: die beiden gaben<br />
sich erst mal eine Runde Ketamin, bevor es ans Arbeiten ging.<br />
In Katalonien treffen wir Christina. Als Seemannsbraut ist sie<br />
oft monatelang alleine zu Hause und als Hausfrau hat sie dabei<br />
genügend Zeit, um sich um ihre Pflanzen auf der Dachterrasse<br />
zu kümmern. Dort wachsen sie in den Himmel – denn es sind,<br />
untypisch für Spanien, auch einige Sativa dabei – und den<br />
Nachbarn ist das herzlich egal. Mit dem Verkauf des Grases<br />
verdient sie ihr eigenes Geld. Wobei einem als an<br />
mitteleuropäische Preise gewöhnten Menschen der Preis von<br />
zwei Euro pro Gramm die Tränen in die Augen treibt.<br />
In Barcelona bin ich in der Redaktion der spanischen<br />
Hanfzeitung „El Cáñamo“ mit Xaquín verabredet. Schon beim<br />
Eintreten bemerke ich den eindeutigen Geruch, der über allem<br />
in der Luft zu schweben scheint. Er hat noch etwas zu erledigen,<br />
bittet mich, in seinem Büro zu warten, meint mit einer für<br />
Nicht-Südländer unnachahmlichen Selbstverständlichkeit, ob<br />
ich mir in der Zwischenzeit einen bauen will und schiebt mir<br />
das Schachterl über den Tisch zu.<br />
Nahe der französischen Grenze leben Martí und Rosa. Wir<br />
kennen uns gerade mal ein paar Stunden und schon sind wir<br />
bei ihnen zu Hause zum Essen eingeladen. Auch Martí ist<br />
Hobby-Gärtner, und zum Abschied drückt er uns einen<br />
Gefrierbeutel voller Hirngrün in die Hand.<br />
In praktisch jedem Tabakladen, Wohnladen, Modeshop,<br />
Versandhaus oder Verkaufsstand finden sich Accessoires mit<br />
Hanfblattverzierung, vom Feuerzeug über Taschen bis zu<br />
Tischlampen. Egal wohin man geht, egal mit wem man spricht<br />
– in Spanien ist Hanf allgegenwärtig, quer durch alle<br />
Gesellschaftsschichten und Altersgruppen. So allgegenwärtig<br />
und offensichtlich, dass man manchmal glatt vergessen könnte,<br />
dass es auch hier immer noch illegalisiert ist. Immer wieder ist<br />
hier im Unterschied zum nördlicheren Europa der starke<br />
Einfluss der muslimischen Hanfkultur spürbar, Grund für den<br />
so viel entspannteren Umgang mit der Pflanze, und das<br />
generationenübergreifend. Uns bleibt die Hoffnung, dass es<br />
irgendwann einmal in ganz Europa so sein wird, oder vielleicht<br />
sogar noch besser. Mit den Worten David Bispals, erfolgreicher<br />
Teilnehmer des nationalen TV-Gesangsspektakels „Operación<br />
Triunfo“ und damit in aller Ohren: „Ave Maria, cuando seas<br />
mía“.<br />
Claudia Grehslehner
Für diese Ausgabe haben wir ein paar Kartenspiele getestet. Die sind klein in der<br />
Verpackung und „Wo ist Jack the Ripper” passt in jede Hosentasche. Also genau das<br />
Richtige fürs kleine Reisegepäck. „KISMET“ aus dem Hause „Abacus“ ist was für die<br />
nächste Klassenfahrt, wer auf Farbensammeln steht, sollte einen Blick auf „Coloretto“<br />
werfen und aus dem kleinen Verlag „spiel-O-lution“ stammt „Lecker Darwinismus“. Ein<br />
Spiel, das seinem Namen alle Ehre macht. Und wer gerne „Mensch ärgere dich nicht“<br />
spielt, kann sein Glück mit „In 80 Karten um die Welt“ versuchen.<br />
„KISMET“<br />
Drei Würfel und ein Haufen kleiner Karten mit Zahlen drauf,<br />
das ist das gesamte Spielmaterial von „KISMET“. Drei bis acht<br />
Mitspieler versuchen schnell aus den Augen von zwei der drei<br />
Würfel die Summe zu bilden, diese auf den elf ausgelegten<br />
Karten wiederzufinden und mit der Hand die Karte abzudecken.<br />
Beispiel: Die Würfel zeigen ’ne Zwei, ’ne Vier und ’ne Sechs.<br />
Folglich sind mögliche Summen die Sechs (2+4), die Acht (2+6)<br />
und die Zehn (4+6). Hat man sich nicht verzählt, kriegt man<br />
die Karte. Wer am Ende die meisten Punkte auf seinen Karten<br />
hat, gewinnt. Da das alles gleichzeitig passiert, sollte das bei<br />
acht Leuten ein ganz schönes „Ich hau dir auf die Hände,<br />
Kleines“ werden. Ein sehr einfaches Spiel und wer auf Kontakt<br />
aus ist, wird auf seine Kosten kommen . . .<br />
(Mit Spielvariante, wo es darum geht möglichst wenig Minuspunkte<br />
zu machen)<br />
Aus dem gleichen Hause stammt das Spiel<br />
„Coloretto“<br />
Drei bis fünf Spieler sammeln Karten verschiedener Farben.<br />
Allerdings bringen am Spielende nur drei von sieben möglichen<br />
Farben Pluspunkte, die anderen Minuspunkte. Das Spiel verläuft<br />
in Runden, in denen man vom Kartenstapel eine Karte zieht<br />
und diese auf so genannte Reihenkarten (pro Spieler eine) legt.<br />
An jeder Reihenkarte dürfen bis zu drei Karten liegen. Sobald<br />
eine Karte auf einer Reihenkarte liegt, darf der aktuelle Spieler<br />
diese aufnehmen und damit seine Runde beenden. Man kann<br />
allerdings auch warten, um dadurch mehr und vielleicht bessere<br />
Karten zu bekommen. Der Reiz des Spiels liegt darin, in welche<br />
Reihe Karten gelegt werden und wann man sich für welche<br />
Reihe entscheidet. Bonuskarten machen die Entscheidung noch<br />
schwieriger, dafür das Spiel noch spannender.<br />
„Coloretto“ ist ein schönes Spiel für zuhause wie unterwegs<br />
und mit einer Spielzeit von 30 Minuten auch angenehm schnell<br />
zu spielen. Werdet nicht farbenblind!<br />
„Wo ist Jack the Ripper”<br />
66 Spielkarten und eine Spielanleitung in einer zigarettenschachtelgroßen<br />
Verpackung reichen für das Spiel „Wo ist Jack<br />
the Ripper“ vollkommen aus. Zwei bis fünf Reporter versuchen<br />
im London des Jahres 1888 eine bestimmte Anzahl von<br />
Beweisen, Zeugen und Nachforschungen (Recherchekarten)<br />
zu finden, um als erster eine Story zu drucken. Wer am Schluss<br />
mit seinen Storys die meisten Punkte gemacht hat, darf sich<br />
„Reporter des Jahres 1888“ nennen. Im Detail: Jeder erhält vier<br />
Recherchekarten, und eine Aktionskarte, die die Pläne der<br />
anderen in der Regel über den Haufen werfen. Das Besondere<br />
ist, dass man höchstens sechs Recherchekarten und zwei<br />
Aktionskarten haben darf. Um eine Story drucken zu können,<br />
müssen die dafür notwendigen Recherchekarten offen vor<br />
einem liegen. Pro Zug darf man zwei Recherchen durchführen<br />
und muss eine Aktion machen.. Und alle sind immer hinter<br />
der gleichen Story her. Also ein nettes kleines Spiel<br />
gegeneinander, wo die Aktionskarte „Druckmaschine defekt“<br />
einem die schon sicher gedruckte Story zunichte machen kann.<br />
KISMET<br />
Autor: Wolfgang Panning<br />
Verlag: ABACUSSPIELE<br />
Spieler: 3 bis 8<br />
Alter: ab 8 Jahren<br />
Dauer: etwa 15 Min.<br />
Kosten: ca. 5 Euro<br />
Coloretto<br />
Autor: Michael Schacht<br />
Verlag: ABACUSSPIELE<br />
Spieler: 3 bis 5<br />
Alter: ab 8 Jahren<br />
Dauer: etwa 30 Minuten<br />
Kosten: ca. 5 Euro<br />
Wo ist Jack the Ripper<br />
Autor: Anja und Patrick Menon<br />
Verlag: Krimsus (Krimskrams Kiste)<br />
Spieler: 2 bis 5<br />
Alter: ab 10 Jahren<br />
Dauer: etwa 45 bis 60 Min.<br />
Kosten: ca. 7 Euro<br />
In 80 Karten um die Welt<br />
Autor: Ralf Sandfuchs<br />
Verlag: Krimsus (Krimskrams Kiste)<br />
Spieler: 3 bis 4<br />
Alter: ab 10 Jahren<br />
Dauer: etwa 45 bis 60 Min.<br />
Kosten: ca. 8 Euro<br />
Lecker Darwinismus<br />
Autor: spiel-O-lution (Jörg Gieseler)<br />
Comix: Janos<br />
Verlag: spiel-O-lution<br />
Spieler: 2 bis 5 (am besten aber 3 bis 4)<br />
Alter: ab 12 Jahren<br />
Dauer: etwa 30 Min.<br />
Kosten: ca. 8 Euro<br />
„In 80 Karten um die Welt“<br />
Zu Spielbeginn erhält bei diesem Rennspiel für drei bis vier<br />
Spieler jeder ein dampfgetriebenes Fahrzeug mit Kessel, der<br />
die Spielaktionen anzeigt. Danach werden Landschaftskarten<br />
wie Wüste, Gebirge oder Meer im Kreis ausgelegt, wobei jeder<br />
Spieler eine eigene Start-/Ziel-Karte hat. Auf allen<br />
Landschaftskarten gibt es ein Basislager. Nur dort kann man<br />
Veränderungen an seinem Fahrzeug vornehmen. Dazu gehören<br />
Waffen, verschiedene Antriebe oder Personal.<br />
Dann geht es los. Das Wichtigste im Spiel ist, immer genügend<br />
Druck auf dem Kessel zu haben, denn der bestimmt die Anzahl<br />
der Aktionen. Da heißt es fleißig Kohlen schippen. Zusätzlich<br />
versalzen oder versüßen noch ein Haufen Ereignis- und<br />
Aktionskarten das Rennen. Insgesamt ist „In 80 Karten um die<br />
Welt“ ein schönes Spiel, allerdings sollte man es unbedingt zu<br />
viert spielen, da es zu dritt unausgewogen ist. Als weiterer<br />
kleiner Kritikpunkt fällt die mit bis zu zwei Stunden sehr lange<br />
Spielzeit auf, aber wem das nichts ausmacht, erhält für kleines<br />
Geld ein sehr umfangreiches und auch spannendes Rennspiel.<br />
Und zu guter Letzt noch ein Spiel aus einem sehr kleinen, um<br />
nicht zu sagen winzigen Spieleverlag. Ist doch folgendes Spiel<br />
das bisher einzige von „spiel-O-lution“.<br />
„Lecker Darwinismus“<br />
Zu Beginn des Spiels erhält jeder sechs Karten. Dann heißt es<br />
eine Karte ziehen, versuchen einen Drilling einer Kategorie (z.<br />
B. Terror) vor sich hinzulegen. Dabei müssen die drei Spielkarten<br />
entweder gleich (z. B. IRA – IRA – IRA) oder verschieden (z.<br />
B. IRA – CIA – Der Islam) sein. Sind es drei gleiche, darf man<br />
diese sofort in den eigenen Ablagestapel packen. Besteht der<br />
Drilling aus verschiedenen Karten, können die Mitspieler<br />
versuchen diese zu klauen und selbst abzulegen. Und zwar<br />
mit Aktionskarten. Dabei gilt: Die Staatsmacht bringt das Volk<br />
zum Wahnsinn, die Politik unterdrückt die Staatsmacht. Terror<br />
ist das einzige Mittel gegen Politik. Die USA will den Terror<br />
abschaffen und nur die Außerirdischen oder das Volk können<br />
sich gegen die USA durchsetzen. Am Ende des Zuges wird<br />
dann die Kartenhand wieder auf sechs aufgefüllt und der<br />
nächste ist dran. Sobald der Kartenstapel aufgebraucht ist, ist<br />
das Spiel vorbei und dann heißt es Punkte zählen. Das Volk<br />
bringt gerade mal einen Punkt, die USA hingegen fünf, der<br />
Rest reiht sich dazwischen ein. Bei diesem Spiel kann es schon<br />
mal vorkommen, dass man zu gar nix kommt, aber so ist es<br />
halt, wenn es heißt: „Der Stärkere frisst den Schwächeren.”<br />
fun+action<br />
die Maulhalde<br />
Berlins<br />
optisch<br />
schönste<br />
Wortband<br />
Die Jeschichte vom Aquariumkopp<br />
Die eene Nacht erwachte ick, aus eenem bösen Traum,<br />
der war so blöd, da dachte ick, den gloobta mir wohl kaum.<br />
Meen Kopp war een Aquarium, ihr glotzt in ditt hinein,<br />
ick mach zwar keen Trara darum, doch fand ick ditt jemein.<br />
Der eene kiekt und fragt janz keck, watt isn ditt fürn Teil?<br />
Ick kiek zurück, ditt hatt keen Zweck, dann sag ick: Ick<br />
finds jeil.<br />
Watt hätt ick sonst ooch sagn solln, bei so n Affenkopp,<br />
ick denk nur: der soll sich ma trolln, sonst werd ick kurz<br />
ma grob.<br />
Ick rüttel und schüttel,<br />
mit all meene Mittel,<br />
verkippe vom Wasser n jutet Drittel.<br />
Dann jinget weita, war ja klar, ditt war nich ausjestanden,<br />
zwee Drittel noch im Kopp, wo’s war an Wasser blieb<br />
vorhanden.<br />
Ick fühlte mich n bissel leer, muss ick hier ma jestehn,<br />
doch trotzdem war meen Kopp so schwer als hätt ick<br />
davon zehn.<br />
Ditt Wasser grün und stinkich iss, mit olle Wasserpflanzen<br />
und dann hier vorne, dieser Riss, die Krönung is vom<br />
Janzen.<br />
Dann kloppt et nochma, eener fragt, bevor ick weeß von<br />
wo, ob Wasserwechsel mir behagt, ick sach nur: Sowieso.<br />
Ick rüttel und schüttel,<br />
mit all meene Mittel,<br />
verkipp nu vom Wasser n weiteret Drittel.<br />
Jedankenfische schwimmen bäuchlings anne Oberfläche,<br />
wobei da überall so Zeuch hings, der Grund für Fischis<br />
Schwäche.<br />
Ick weeß nu nich ma mehr jenau wie ick eigentlich heiße,<br />
die andern finden mich voll schau, ick find die andern<br />
Scheiße.<br />
Und eener sacht mir vor de Stirn, da musste wohl no üben,<br />
wie man zurecht kommt ohne Hirn, da fischste wohl im<br />
Trüben.<br />
Da jeht mir glatt die Pumpe aus, nur noch n mattet Zischen,<br />
und eena zieht n Stecka raus, ick jeh nichma dazwischen.<br />
Ick rüttel und schüttel<br />
mit all meene Mittel,<br />
da plempert an Boden ditt letzte Drittel.<br />
Watt soll ick mit n Wasserkopp, der nich ma eena is?<br />
Ditt is doch nur n krasser Flopp, ja fast ne Art Beschiss!<br />
Ne trübe Plärre, fingerbreit, no übern Boden schäumt,<br />
ick wünschte mir nur eens zur Zeit, ick hätte ditt jeträumt.<br />
Ick recke und strecke,<br />
und zieh anne Decke,<br />
und dann werd ick wach als Wasserschnecke.<br />
Und die Moral vonne Jeschicht is ooch nich zu verachten:<br />
Wir sinn n Stück vom Janzen, nicht, so wie wa bisher<br />
dachten.<br />
19<br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Spielsucht
20<br />
fun+action<br />
Hanf Journal im Land der Wohnwagen<br />
Kronkel @ Nijmegen<br />
>> Das große Finale<br />
Kronkel Nijmegen<br />
Vlaamse Gas 26-36<br />
6511 HR Nijmegen<br />
Tel. +31 24-324 09 09<br />
www.kronkel.nl<br />
info@kronkel.nl<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo-Mi: 11:00-0:00<br />
Do-Sa: 11:00-1:00<br />
So: 12:00-0:00<br />
Am Abend landen wir im Osten von Holland - in<br />
Nijmegen, der letzten Station unserer Reise durch die<br />
niederländischen Coffee Shops. Es ist die älteste Stadt<br />
in Holland, mit einer Geschichte von mehr als 5.000<br />
Jahren. Wenn man das Richtige geraucht hat, kann man<br />
immer noch die Römer durch die Strassen marschieren<br />
sehen. Wenn du sie nicht siehst, besuch sie doch im<br />
örtlichen Museum. - Im City Park-Hotel eingecheckt,<br />
machen wir noch einen Spaziergang durch das schöne<br />
Cannabis-freundliche Städtchen und schauen schließlich<br />
beim „Kronkel“ vorbei.<br />
Der „Kronkel“ ist ein geräumiger, gemütlicher und<br />
sauberer Shop, der wie ein Jugendzentrum wirkt, jedes<br />
Jahr umdekoriert wird und in dem man auch essen<br />
kann. Es gibt einen seperaten Spieleraum mit zwei Poolund<br />
zwei Fußballtischen. Hinten steht - von der Mutter<br />
des Besitzers - ein Kamin mit offenem Feuer. Die Gäste<br />
spielen Billard oder surfen kostenlos im Internet,<br />
vergnügen sich vorne auf 75 Sitzplätzen und essen bei<br />
souliger Funkmusik zu Abend. Im Sommer ist auch der<br />
Garten geöffnet.<br />
Im Dezember 1985 wurde der Laden renoviert und im<br />
Mai 1986 eröffnet. Früher gab es hier ein kriminelles<br />
Umfeld, da die Jugend auf einen einzigen Platz<br />
konzentriert war, doch mittlerweile arbeiten Coffee<br />
Shop, Behörden und Polizei besser zusammen. 25<br />
Angestellte - davon 14 feste - arbeiten in dem<br />
buntgemischten Laden, der sich meist ab 12 Uhr füllt.<br />
Alle Einkäufe werden gewogen und mit Hilfe eines<br />
Computers registriert, wobei auch der Kundenrabatt<br />
ermittelt wird. Da ein Coffee Shop nicht mehr als 500<br />
Gramm an Schmauchwerk vorrätig haben darf, erscheint<br />
bei Überschreitung dieses Limits im Display eine<br />
Warnung. Auch die erlaubten fünf Gramm pro Person<br />
werden durch diese Automatisierung ermittelt. Und<br />
zum Verpacken der süßen Ware gibt es Zip-Bags mit<br />
dem „Kronkel“-Logo, die aber keinen Hinweis auf einen<br />
Coffee Shop geben.<br />
Alle drei oder vier Monate zeigt hier ein anderer Künstler<br />
seine Werke. Außerdem besitzt der Laden eine nette<br />
Kunstsammlung. - Der „Kronkel“ hat 364 Tage im Jahr<br />
offen und am 1. Januar trifft man sich hier zum<br />
Katerfrühstück. Das Essen ist international, wie<br />
beispielsweise aus Tschechien und Marokko. Durch die<br />
Spacemiles-Karte gibt es Ermäßigung auf das Essen<br />
und Getränke sind dadurch teilweise umsonst, was<br />
diesen Coffee Shop natürlich auch sehr beliebt macht.<br />
Nach einem Einkauf für die Rückfahrt steigen wir in<br />
die Kiste und fahren zurück nach Berlin. Zu Hause<br />
angekommen, freue mich über meine süße Katze Taxi,<br />
die mich sehnsüchtig anschnurrt. Und um Mitternacht<br />
falle ich erschöpft in mein Bett und hoffe, ihr hattet mit<br />
meinen Berichten genau so viel Spaß wie ich auf dieser<br />
Reise. Danke, Dirk!<br />
Tour: Dirk Rehahn & Roland Grieshammer<br />
Text: Roland Grieshammer
Die Hanfberatung im Hanf Journal<br />
>>Erste Hilfe für Kiffer<br />
Der Sommer rückt näher, die Urlaubslust steigt und<br />
Fragen zu Holland sprengen unsere Mailboxen. Kascha<br />
wusste wie immer Rat und half so geht es eben ging.<br />
Zwar wurde sie diesen Monat auch mal auf dem kalten<br />
Fuß erwischt . . . aber wir können eben nur dazulernen.<br />
Auch noch was unklar bei dir? Na, Kascha kriegt’s sicher<br />
raus, einfach an hanfberatung@hanfjournal.de mailen<br />
und glücklich werden.<br />
Robert (16) aus Berlin fragt:<br />
„High Kascha,<br />
du weißt doch immer so viel, da kannst du mir sicher<br />
auch helfen. Ich will mit ein paar Freunden im Sommer<br />
in Amsterdam zelten. Dass da immer alles übervoll ist,<br />
ist klar, aber ’ne Unterkunft finden wir schon. Wie sieht’s<br />
denn aber so mit Smoke aus in Amsterdam? Kriegt man<br />
das echt an jeder Straßenecke? Und kann man den<br />
Leuten vertrauen oder rollen die einen auch mal, also<br />
auch so im Shop? Wie ist das eigentlich in Amsterdam<br />
überhaupt so mit Kriminalität? Ich meine, wenn man<br />
da so verplant die Grachten langspaziert, hat man da<br />
was zu befürchten nachts?“<br />
Kascha gibt Antworten:<br />
„Hey Robert,<br />
Amsterdam ist immer eine Reise wert. Zelten ist auch<br />
eine gute Idee, ist glaube ich die preiswerteste Variante.<br />
Ganz billig ist es trotzdem nicht, aber dafür ganz schön<br />
voll. Nehmt auf jeden Fall einen Regenschirm mit, ich<br />
habe noch keine Woche ohne Regen in A’dam erlebt und<br />
man will ja nicht, dass die Blättchen nass werden, wenn<br />
man beim Chillen im Vondelpark von einem Schauer<br />
überrascht wird.<br />
Nun zum Wesentlichen: Coffee Shops gibt es an jeder<br />
Ecke. In den meisten wird nach dem Ausweis gefragt,<br />
man darf erst ab 18 rein. Da hilft auch kein Diskutieren,<br />
wenn der Inhaber erwischt wird, dass Minderjährige<br />
bei ihm kaufen, ist der Laden dicht. Wenn man was<br />
bekommt, ist es korrekte Ware und mit Sicherheit besser<br />
als das, was du gewohnt bist. Dementsprechend<br />
vorsichtig solltest du da rangehen. Aus dem<br />
Ausweisdilemma schlagen zwielichtige Typen Profit,<br />
die behaupten, dir gegen Vorkasse was zu besorgen. Die<br />
verschwinden mit dem Geld durch die Hintertür. Auch die<br />
„Coke? Crack? Ecstasy?“-Typen sind keine entspannten<br />
Freunde, besser Finger weg. Außer solchen Betrugsversuchen,<br />
gepanschten Straßenpillen und Taschen-/Fahrraddiebstahl<br />
gibt es in Amsterdam eigentlich keine Kriminalität, mit der<br />
man als Tourist in Kontakt kommt. Wenn man einigermaßen<br />
aufpasst, wo man lang läuft, kann einem eigentlich nichts<br />
passieren.<br />
Ein empfehlenswerter Reiseführer („Cool Guide to<br />
Amsterdam“) beschreibt außerdem: „Try not to look like a total<br />
space cadet“. Das ist der Hinweis für Amsterdam schlechthin,<br />
auch wenn man mit 50 cm hohem grünem Spitzhut, langem<br />
türkisfarbenem Mantel, roter Sonnenbrille mit Riesengläsern<br />
und High Heels noch nicht mal schief angeguckt werden würde,<br />
wirft es doch ein merkwürdiges Bild auf uns Deutsche, die<br />
manchen (älteren) Holländern noch in schlechter Erinnerung<br />
sind. Außerdem: Wer mit knallroten Augen im Stehen einschläft,<br />
passt weniger auf seine Taschen auf. Taschendiebe wissen das.<br />
fun+action<br />
Viel Spaß jedenfalls und verpasse nicht: Den Vondelpark,<br />
das Hanf-Museum, Fahrräder ausleihen und damit<br />
rumfahren, Pannekoekjes . . .<br />
Ach ja und auf Seite 20 im Hanf Journal findest du<br />
immer eine Vorstellung eines Coffee Shops, diesen<br />
Monat das „Kronkel“ – und unter www.hanfjournal.de<br />
findest du die alten Coffee Shop-Präsentationen . . .<br />
schau doch einfach mal nach.“<br />
Tim (15) aus Remseck hat auch eine Frage:<br />
„Hallo Kascha,<br />
was passiert eigentlich mit den Blutsaugern (z. B.<br />
Stechmücke, Zecke . . .) wenn sie unser Blut trinken?<br />
Werden sie dann auch high?“<br />
Kascha versucht zu antworten:<br />
„Hey Tim,<br />
da hast du mir ja eine krasse Frage gestellt.<br />
Dementsprechend habe ich auch lange geforscht und<br />
recherchiert und kann dir leider trotzdem keine genaue<br />
Antwort geben.<br />
Folgendes erst einmal zur Erklärung: Damit ein<br />
Lebewesen von THC „high“ werden kann, muss es erst<br />
einmal entsprechende Rezeptoren im Gehirn haben.<br />
Diese heißen Anandamidrezeptoren, weil das<br />
körpereigene Hormon Anandamid (ein so genanntes<br />
Endocannabioid) dort normalerweise andockt, z. B.<br />
wenn wir uns gerade besonders glücklich fühlen. Das<br />
zeigt dann auch ähnliche Auswirkungen wie Kiffen.<br />
Wenn diese Rezeptoren nicht da sind, kann das Gehirn<br />
mit dem THC nichts anfangen und dementsprechend<br />
wirkt es nicht, man wird nicht „high“. Wenn Blutsauger<br />
wie Mücken oder Zecken also solche Rezeptoren haben,<br />
können sie theoretisch tatsächlich high werden, auch<br />
von unserem Blut, vorausgesetzt sie trinken genug<br />
davon. Wenn nicht, dann nicht. Ich konnte nirgends<br />
Hinweise auf solche Rezeptoren bei Insekten finden,<br />
allerdings auch nicht das Gegenteil. Also blieb nur der<br />
Selbstversuch. In den Niederlanden, wo es legal ist,<br />
konsumierte ich genügend Cannabis, um von einer<br />
ausreichenden Konzentration in meinem Blut ausgehen<br />
zu können. Mehrere Mücken ließen sich zum Zwecke<br />
des Blutsaugens nieder, um sicher zu gehen, pustete<br />
ich sie zusätzlich mit Rauch an. Allerdings bin ich auch<br />
aus diesem Experiment nicht viel schlauer geworden,<br />
dafür war es lustig. Ich hoffe, ich konnte dir trotzdem<br />
helfen. Ich hab’ die Frage auch mal an Dr. Franjo<br />
Grothenhermen weitergeleitet, vielleicht weiß der noch<br />
mehr und klärt uns dann in seiner Rubrik „Klüger<br />
werden mit dem Hanf Journal“ darüber auf.“<br />
Phil (19) aus Hamburg möchte wissen:<br />
„Hi Kascha,<br />
angenommen man will mal nach Venlo oder so zum<br />
„Einkaufen“ fahren, wie ist da so das Risiko? Zum<br />
Beispiel mit Auto oder mit dem Zug? Holland hat doch<br />
das Schengener Abkommen unterzeichnet, sodass da<br />
keine Grenzkontrollen sind, oder? Was passiert, wenn<br />
man erwischt wird?“<br />
Kascha antwortet:<br />
„Hi Phil,<br />
in der Tat haben die Niederlande das Schengener<br />
Abkommen unterzeichnet. Dementsprechend kommt<br />
man oftmals über die Grenze ohne es zu merken, kein<br />
Zoll, keine Ausweiskontrollen. Da das natürlich den<br />
deutschen Prohibitionismus und alle Verbotsbestrebungen<br />
untergraben würde, arbeiten die<br />
deutschen mit den niederländischen Behörden<br />
zusammen und kontrollieren in den Zügen Passagiere<br />
und auf den Autobahnen stichprobenartig Autos,<br />
besonders solche, die vermutlich mit Kiffen irgendwie<br />
zu tun haben (verbeulter Golf II mit langhaarigen<br />
Hippies usw.). Angeblich teilen grenznahe Coffee Shops<br />
den deutschen Behörden sogar Autonummern von<br />
Käufern mit, damit die Autobahnpolizei gezielt<br />
zugreifen kann. Dies scheint jedoch eher ein Gerücht<br />
deutscher Prohibitionisten als Realität zu sein.<br />
Spannende Reportagen auf deutschen Privatfernsehsendern<br />
dokumentieren ausführlich, wie die Grünen<br />
Engel in Uniform den Rechtsstaat gegen die bösen<br />
Schmuggler verteidigen. Wenn ihr nicht gerade bekifft<br />
am Steuer sitzt und nur eine kleine Menge, also drei<br />
bis vier Gramm, dabei habt, wird auch „Erwischtwerden“<br />
kein wahnsinniges Nachspiel haben. Bei großen<br />
Mengen kann eine Anzeige wegen „Unerlaubter Einfuhr<br />
von Betäubungsmitteln“ eine Menge Ärger mit sich<br />
bringen. Wenn man kein Risiko eingehen will, gilt also<br />
weiterhin: Da rauchen, wo man es darf, und da wo man<br />
es nicht darf eben nicht.“<br />
21<br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Workaholic
Und schuld sind nur die Russen!<br />
Hanf Journal-Partytest: Die grossstadtsurvivor auf der Fusion<br />
Es war einmal ein kleines Stück Erde im mecklenburgvorpommerschen<br />
Hinterland. Dort wohnten die Einwohner<br />
mehrerer kleiner Dörfer glücklich und bescheiden, bis eines<br />
Tages die Russen kamen. Diese kommunistischen Gesellen<br />
mochten gerade dieses Gebiet besonders gerne, weshalb sie<br />
runde Hänge bauten und mit Atomraketen dieses besagte Stück<br />
Erde schützten. Doch das wurde den Russen irgendwann zu<br />
blöd. Deshalb sind sie wieder gegangen, haben aber<br />
freundlicherweise die Hangars, das Stückchen Erde und den<br />
Kommunismus dagelassen. Das freute die Post-Hippies sehr,<br />
die einige Jahre später dieses nette Stückchen Land für sich<br />
beanspruchten. Dass es etwas Mystisches in sich hatte, merkten<br />
sie sofort und sie blickten in die Zukunft und sahen staubige<br />
Tanzflächen und johlende Menschen.<br />
Heute gehört ihnen dieses Stückchen Land und keiner der<br />
Anwohner, die beim Anblick der alljährlich anrückenden Freaks<br />
gerne mal etwas erschreckt aussehen, kann mehr etwas gegen<br />
dessen viertägige Besetzung unternehmen. Was dieses Land<br />
nun ist? Nun, hier streiten sich die Geister. Die einen behaupten<br />
inständig, es wäre eine neue Galaxie. Astronauten würden mit<br />
einer überdimensionalen Rakete ins All starten. Doch auch<br />
andere Gerüchte, es wäre ein kleines gallisches Dorf oder es<br />
sei wirklich das Auenland, halten sich inständig. Nach<br />
eingehender Untersuchung konnten wir jedoch feststellen, dass<br />
wir es auch nicht wissen.<br />
Dieses Land ist bevölkert von merkwürdigen Gestalten: Zwerge<br />
und Riesen, Engel und Teufel, Drachen und Ritter und natürlich<br />
Freaks, noch krasseren Freaks und grossstadsurvivorn. Die<br />
Bewohner dieses Landes wohnen in kleinen knubbelförmigen<br />
Gebilden, die sich mit Eisennägeln im Boden festkrallen. Bis<br />
zum Horizont erstrecken sich diese Wohnblasen. Manche<br />
Bewohner schlafen auch in ihren Autos und Bussen und manche<br />
schlafen einfach überhaupt nicht.<br />
Um dies zu schaffen, trinken sie so viel Kaffee, dass man fast<br />
denken könnte, sie hätten Drogen konsumiert. Doch wieder<br />
zurück zum Schlafen. Die Knubbel, in denen sie wohnen, sind<br />
nicht wirklich groß, die Betten darin nicht so bequem und hin<br />
und wieder kommt auch der Regen durch die Decke. Doch das<br />
nennen diese Wesen, dann einfach nur „naturverbunden“ und<br />
freuen sich tierisch drüber, in einer Plastiktüte zu schlafen.<br />
Spätestens am vierten Tag ihres nur vier Tage langen Lebens<br />
(danach bemächtigt sich wieder ein unheimlich spießiger Geist<br />
ihrer Körper und zwingt sie dazu, fünf Tage die Woche einer<br />
geregelten Beschäftigung nachzugehen) stinken diese Wesen<br />
unheimlich stark nach einer Mischung aus allem, was verwesen<br />
kann. Aber das macht ihnen selbst nichts aus. Ihr Geruchssinn<br />
ist, ebenso wie der Sehsinn und das Gehör, extrem<br />
unempfindlich. Deshalb sind überall auf dem Gelände schwarze<br />
Türme aufgebaut, die unaufhörlich mächtige Basswellen über<br />
das Gelände schicken und den nebelsichtigen Bewohnern damit<br />
eine gewisse Orientierung ermöglichen. Prinzipiell scheinen<br />
diese Wesen eher auf auditive Signale zu reagieren als auf<br />
optische. So kann es oft vorkommen, dass zwei Wesen zwei<br />
Stunden nebeneinander stehen und sich nicht bemerken. Geleitet<br />
von den durchdringenden Bassweisern, wuseln diese<br />
Geschöpfe, die auch von manchen als Vier-Tages-Tanzer (für<br />
alle die den Witz nicht kapiert haben: Ein-Tags-Fliege) bezeichnet<br />
werden, durch das ganze Stück Erde, hopsen dabei, manche<br />
springen sogar – aber wieso?<br />
Na, es müssen wohl die übersphärischen Gutelaune-Wellen<br />
sein, die überall wie feine Nebelfäden über dem Gelände<br />
hängen. Zahlreiche Gutelaune-Eell-Empfänger sind unterwegs<br />
und offerieren ihre Beute überall, sodass niemand leer ausgehen<br />
muss. Aber es mag auch einfach die Atmosphäre sein. Denn<br />
im Auenland ist alles möglich und alles erlaubt. Es gibt nur<br />
die allernötigsten Regeln. Quasi wie im Paradies (übrigens:<br />
berlin<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
15<br />
Dass das Paradies auf Dauer nicht funktionieren würde, merkt<br />
man spätestens am dritten Tag an den zugekackten Gehwegen).<br />
Doch ein Jahr haben nun kleine Elfen Zeit, die Kacke<br />
wegzuräumen und sich wieder viele kleine, filmige und<br />
wunderliche Dinge auszudenken. So mag zwar der eine den<br />
Lichterwald vermisst haben oder auch vom Freakfrachter<br />
enttäuscht gewesen sein, so freute sich der andere über den<br />
neuen Feuerring, den Zauberwald oder die vielen Monde des<br />
Stückchens Erde. Einige freuten sich auch einfach über sich<br />
selbst. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal<br />
erzählt werden.<br />
Verwirrend war dieses Land – wir können gar nicht sagen wie.<br />
Denn als eclipse das E wieder fand, war es tatsächlich nur<br />
noch ein Buchstabe.<br />
Sehr oft kam es auch vor, das einen der Erinnerungssauger,<br />
der hoch auf einem Hangar thronte, mit seinem Laserstrahl<br />
erwischte und sämtliche Erinnerungen der letzten fünf Stunden<br />
auslöschte. Auch Menschen, die eine halbe Stunde lang nur<br />
drei Schritte nach rechts und nach links gingen, machten uns<br />
nicht gerade schlauer.<br />
Und viel zu schnell vorbei war’s natürlich wieder (woran<br />
vermutlich auch der Erinnerungssauger nicht ganz unschuldig<br />
war). Das schmeckt uns natürlich gar nicht. Aber wies ja so<br />
schön heißt: Nach der Fusion ist vor der Fusion.<br />
Ach ja, eines noch: Eigentlich durftet ihr das hier ja gar nicht<br />
lesen. Hochoffiziell wurde das Hanf Journal im Vorfeld des<br />
wahrscheinlich schönsten Festivals der Welt gebeten, von<br />
Berichterstattung abzusehen. Und tatsächlich: Wir waren brav.<br />
Unsere Leserschaft hatte keine Ahnung, dass es so was wie<br />
die Fusion überhaupt gibt. Anders als die der Raveline. Deren<br />
Hype bescherte uns vielleicht auch die ganzen Prolls und<br />
Raver. Aber wahrscheinlich haben das auch nur die Russen<br />
eingefädelt!<br />
Eure grossstadtsurvivor
16<br />
berlin<br />
Wieder Freispruch wegen<br />
Cannabis als Medizin<br />
Berliner Richter halten derzeitige<br />
Regelung für verfassungswidrig<br />
Kurz vor Redaktionsschluss trudelte folgende Pressemitteilung<br />
in unserer Redaktion ein. Da wir es nicht hätten besser sagen<br />
können, dokumentieren wir hier die Pressemitteilung des<br />
Deutschen HanfVerbandes (DHV):<br />
Das Amtsgericht Tiergarten in Berlin hat im April <strong>2004</strong> erneut<br />
einen Patienten frei gesprochen, der zur Linderung seiner<br />
Beschwerden Cannabis in größeren Mengen angebaut und<br />
besessen hatte. Der Betroffene geht erst jetzt mit dem Urteil an<br />
die Öffentlichkeit, da die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt<br />
hat.<br />
Das ist der dritte derartige Fall, der bundesweit bekannt wird.<br />
Im <strong>Juli</strong> 2003 wurde beim Amtsgericht Mannheim ein Patient<br />
mit Multipler Sklerose freigesprochen. Gegen dieses Urteil legte<br />
die Anklage Revision ein. Der zweite bisher bekannte Fall<br />
stammt ebenfalls vom Amtsgericht Tiergarten. Es erlaubte im<br />
November 2003 einem Morbus-Crohn-Patienten den Anbau<br />
einiger Cannabis-Pflanzen. Dieses Urteil ist rechtskräftig.<br />
Mit dem nun bekannt gewordenen Urteil zeichnet sich ein<br />
Trend in der Rechtsprechung zugunsten von Cannabis als<br />
Medizin ab. Das allein gibt dem Urteil schon erhebliche<br />
Bedeutung. Dazu kommt, dass nun zum ersten Mal ein relativ<br />
diffuses Krankheitsbild mit Cannabis behandelt werden darf.<br />
Der Betroffene nutzt Cannabis gegen Schmerzen,<br />
Erbrechen, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Depressionen.<br />
Es gebe in dem konkreten Fall keine brauchbare Alternative<br />
zu Hanf. Auch das macht das Urteil zu einem Meilenstein.<br />
Das Gericht gestand dem Angeklagten einen rechtfertigenden<br />
Notstand zu, sodass die Tat nicht rechtswidrig sei. Das<br />
Betäubungsmittelgesetz habe den Zweck, die Volksgesundheit<br />
zu schützen. Diese sei im vorliegenden Fall aber nicht gefährdet.<br />
Derzeit gibt es in Deutschland keine legale Möglichkeit, als<br />
Patient natürliches Cannabis zu medizinischen Zwecken zu<br />
nutzen. Dafür notwendige Genehmigungen werden regelmäßig<br />
abgelehnt. Lediglich Medikamente mit dem Hanfwirkstoff<br />
THC sind erhältlich. Sie sind aber sehr teuer und werden von<br />
den Krankenkassen meist nicht übernommen. So bleibt vielen<br />
Betroffenen lediglich die Möglichkeit, vor Gericht zu ziehen.<br />
Das Amtsgericht Tiergarten weist in seinem Urteil eindringlich<br />
darauf hin, dass es diesen derzeitigen Umgang mit Cannabis<br />
als Medizin für verfassungswidrig hält!<br />
Pressemitteilung des Deutschen HanfVerbandes<br />
Betty Stürmer - HanfFlowers<br />
23.7.04 - 22.08.04, im Hanfmuseum, Berlin - Eröffnung der Ausstellung: 23.07.<strong>2004</strong>, 18-20 Uhr<br />
„HanfFlowers“ ist eine Serie von Bildern, die<br />
sich ausschließlich mit dem Hanf-Blatt<br />
beschäftigen. Panorama-Ansichten von Hanf-<br />
Blättern, extreme Vergrößerungen und<br />
Ausschnitte, Flächen, die Hanf-Netze bilden.<br />
Die Hanf-Blätter treffen in allen möglichen<br />
Farben aufeinander und kommunizieren zu<br />
einer Art Hanf-Pop. (Betty Stürmer)<br />
Stilisiert zur Ikone hat das siebenblättrige<br />
Hanf-Blatt dem vierblättrigen Kleeblatt längst<br />
den Rang abgelaufen. Das Hanf-Blatt steht<br />
für love & peace, linke Kultur, ökologisches<br />
Bewusstsein, Traum und Rausch und ist für<br />
viele noch heute ein Reiz-Symbol.<br />
Bob Marley trug es auf bedruckten T-Shirts,<br />
Deutschlands Stachelschwein Wolfgang Neuss<br />
hisste die Hanf-Flagge und das Berliner Hanf-<br />
Museum führt es im Firmenlogo. Mit ihren<br />
neuen Hanf-Bildern hat die Künstlerin Betty<br />
Stürmer der magischen Pflanze einen Platz<br />
in der Kunstwelt geschaffen. Schon 1995<br />
verwendete die Multimedia-Artistin das Hanf-<br />
Motiv in ihren „fashion news“, in den Jahren<br />
1996 bis 2000 hat sie Hanf musikalisch<br />
thematisiert: mit ihrem Performance-Party-<br />
Happening „DJ Everybody“ mixte sie in Berlin<br />
Reggae, Rap und Ragga. Dass Betty Stürmer<br />
das Thema Hanf nun visuell wieder aufgreift,<br />
ist vordergründig der eleganten, gezackten<br />
Blattform jener Pflanze zu verdanken, einer<br />
der höchstentwickelten unserer Erde. Betty<br />
Stürmer arbeitet mit den grafischen Möglichkeiten,<br />
die die siebengezackten Blätter der<br />
Cannabis sativa hergeben. Feinheit und<br />
Eleganz schwingt in den Bildern, fächerartig<br />
greifen die Blätter in den Raum, und bei näherer Betrachtung<br />
fangen die sich überlappenden Blätter an zu flirren wie im<br />
Gegenlicht.<br />
Betty Stürmer nimmt dem Thema Hanf & Drogenpolitik die<br />
Schwere und man wünscht sich angesichts des mühseligen,<br />
schleppenden Prozesses der Legalisierung von Haschisch, dass<br />
Breite Zeiten in Berlin<br />
Berlin ist nicht nur das einzige Bundesland, in dem es politisch<br />
vorangeht, Berlin ist auch der Fleck in Deutschland, der enorm<br />
breite Zeiten vor sich hat. Mit der Hanfparade, der Entheovision<br />
2 und der InterHanf finden drei große Events der Drogenszene<br />
direkt vor unseren Türen statt . . . und das Ganze noch in relativ<br />
kurzen Abständen.<br />
Für jeden interessierten Hanf Journal-Leser kommen bald<br />
glückliche Zeiten. Erst darf man mit erwarteten 20.000 Menschen<br />
am 14. August auf der Hanfparade für die Legalisierung von<br />
Cannabis und allen anderen Drogen demonstrieren. Dann hat<br />
man die einmalige Chance am 21. und 22. August <strong>2004</strong> im<br />
Audimax der Fachhochschule für Technik und Wissenschaft<br />
bekannte Forscher, Wissenschaftler und andere Kenner<br />
psychoativer Stoffe zu hören. Auf der Entheovision 2 wird es<br />
auch <strong>2004</strong> wieder viel Wissenswertes zu erfahren geben. Den<br />
Abschluss macht dann die erste Hanf-Messe in Berlin. Die<br />
InterHanf öffnet vom 10. bis zum 12. September <strong>2004</strong> ihre Tore<br />
im wohlbekannten Messegelände Berlin. Dort werdet ihr dann<br />
internationale Hanf-Firmen und die neusten Produkte rund<br />
um Cannabis bestaunen können.<br />
Unterstützen Sie deshalb die politische<br />
Arbeit des DHV, privat oder als Firma.<br />
Email: buz@ hanfverband.de<br />
Tel: +49 (0) 30. 44 71 66 53<br />
Lettestraße 3<br />
10437 Berlin<br />
mehr Infos unter www.hanfverband.de<br />
Stürmers Hanf-Bilder bald die Büros der Bonner Bundes-<br />
Opiumstelle schmücken. Vielleicht erleichtert die optische<br />
Wirkung der Arbeiten den Gesetzgebern das Fällen der längst<br />
überfälligen Entscheidung, schließlich haben die aus dem alten<br />
Heilkraut hergestellten Arzneimittel etwas Krampflösendes.<br />
Roland Grieshammer<br />
Und da so viel in Berlin geboten wird und das Hanf Journal<br />
dies natürlich alles unterstützen will, gibt es gleichzeitig zu<br />
der <strong>Juli</strong>-Ausgabe wieder einmal eine Sonderausgabe zur<br />
Hanfparade. Darin findet ihr alles, was ihr zu der größten<br />
Legalisierungs-Demo in Europa wissen müsst. Wie die Route<br />
verläuft, welche Bands spielen, wer reden wird, wo man abends<br />
hingehen kann und was man auf keinen Fall in Berlin verpassen<br />
darf. Außerdem findet ihr auch noch einiges mehr zur<br />
Entheovision 2 und zur InterHanf. Also die großen Kiffereignisse<br />
in Berlin komplett in einem Heft.<br />
Also seid mit dabei, mischt euch ein und werdet aktiv! Damit<br />
Berlin immer breiter wird!<br />
www.hanfparade.de<br />
www.entheovision.de<br />
www.interhanf.de<br />
Werner Graf
Die Peepshows sind aus Örebro. Ich glaub’ das liegt<br />
in Schweden und ich kann euch schon alle nörgeln<br />
hören, von wegen Schwedenhype und Hellacopters<br />
und so, und ja, Recht habt ihr, obwohl die<br />
Peepshows um einiges cooler aussehen und auch<br />
den Schweinerock-Faktor nicht so arg überspannen<br />
wie jene berühmten Kollegen! Im Gegenteil, der<br />
Einsatz einer Hammond-Orgel (kann auch ’ne Vox<br />
gewesen sein) gibt der ganzen Sache eher einen<br />
Sechziger-lastigen Sound! Jajaja, so Hives- oder<br />
Strokes-mäßig, aber nicht so garagig. Es ist mehr<br />
so Ramones treffen Prisoners treffen ACDC oder<br />
so. Auf jeden Fall gibt’s die Jungs auch nicht erst<br />
seit gestern, sondern seit 1996 und sie haben auch<br />
schon das ein oder andere Album (auf Sidekick/<br />
Burning Heart) draußen. Ich habe die Herren vor<br />
ein paar Jahren mal im Wild At Heart hier im<br />
schönen Kreuzberg gesehen, und da haben sie<br />
gerockt wie zweiundzwanzig Säue!<br />
www.burningheart.com<br />
Cool oder wie der Hanseate sacht, derbe - die<br />
Beginner touren Deutschland!<br />
Mit „Blast Action Heroes“ meldeten sich die<br />
Beginner (das „Absolute“ wurde gestrichen) 2003<br />
zurück und definierten das Genre neu. Nachdem<br />
sie mit „Fäule“, der ersten Blast Action-Single,<br />
bereits ein begeisterndes Gelübde auf den besser<br />
gelagerten Beginner-Sound abgelegt hatten, ist<br />
„Blast Action Heroes“ das entsprechende Full<br />
Length-Meisterwerk. Immer einen Tick sprachgewandter<br />
als die Konkurrenz, immer jenseits müder<br />
Klischees sind die „Blast Action Heroes“ so fernab,<br />
dass für sie eine neue Spielklasse in Sachen<br />
Deutscher HipHop erfunden werden müsste. Und<br />
während die rappende Restrepublik noch in tumben<br />
Gangsta-Attitüden und schlaffer R’n’B-Romantik<br />
rumdümpelt, wird bei den Beginnern feist & clever<br />
gefeiert. Also rennt mal hin und schaut sie euch an,<br />
die Kollegen!<br />
Erwartet viel, die Beginner halten es!<br />
www.beginner.de<br />
The Peepshows<br />
Date: 05.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Wild At Heart<br />
Admission: 7,- Euro<br />
Beginner<br />
Date: 18.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Columbia Halle<br />
Admission: 18,- Euro<br />
„Ay, caramba carajo olé!“ Groß, großartig,<br />
PANTEÓN ROCOCÓ! Einfach einmalig, wie diese<br />
elfköpfige Mega-Band aus der Hauptstadt Mexikos<br />
ganz und gar lateinamerikanisch, leidenschaftlich,<br />
rhythmisch beseelt punkt, rockt, skankt und<br />
rumspringt, als gelte es, irgendeinen aztekischen<br />
Regengott zu beschwören. Zweimal waren sie jetzt<br />
schon in ganz Europa auf Tour. Haben die Massen<br />
begeistert und in ekstatische Verzückungen versetzt<br />
und doch blieb nach einem von Wadenkrämpfen<br />
und durch Schweißbäder gekennzeichneten Konzert<br />
eine gewisse latente Enttäuschung bei den Fans<br />
zurück. Man konnte die verdammte CD nirgendwo<br />
kaufen! Wo gibt’s denn sowas?! Aber das ist ab<br />
sofort anders: ÜBERSEE RECORDS hat die<br />
flehentlichen Bitten des europäischen Publikums<br />
erhört und bringt endlich das zweite Album mit<br />
dem Titel „Compañeros Musicales“ auf den Markt.<br />
Die ausgiebige Promo-Tour diesen Sommer dürfte<br />
nicht nur die große Fangemeinde der Compañeros<br />
jäh aus dem Sommerloch reißen! Eine Platte, die es<br />
sogar schafft im Mutterland der Raubkopie<br />
vergoldet zu werden, wird auch in hiesige Ohren<br />
gehen . . .<br />
www.uebersee-records.de<br />
Was im Dezember 2003 in der Sterling Lounge<br />
begann, wird nun jeden Donnerstag im „Octopussy“<br />
in die nächste Runde gehen. An der Grenze zu<br />
Lichtenberg wecken trübe Laternen, graue Häuser<br />
und verlassene Straßen Erinnerungen an die Zeit<br />
kurz nach der Wende. Wer die Baracke hinter dem<br />
Bauzaun gefunden hat, wird schon an der angeleuchteten<br />
Poseidon-Statue auf dem Dach erkennen,<br />
dass hier alles andere als der James Bond-Klassiker<br />
präsentiert wird. Hier im Outback von<br />
Friedrichshain geht es ab dem 1. <strong>Juli</strong> jede Woche -<br />
incl. Strandbar & Outside Area – ausschließlich um<br />
spannende d-science-Thriller von Dextro & Roly,<br />
die an den Decks das komplette Spektrum tanzbarer<br />
Breakbeatz abdecken: Happy & Darkside Breakz<br />
der Oldskool-Ära 91-94, Jungle & und Hardsteppin’<br />
Drum&Bass. Und für den ersten Monat hat sich<br />
das d-science-DJ-Team illustre Gäste - wie am 01.<br />
07. Rockateer (Da Kee/Cryptonite), am 08. 07. Emisz<br />
& MC Mace (Recycle, Icon), am 15. 07. Flare 5 &<br />
Stranger (Basstion), am 22. 07. Geli Royal & Tarn<br />
(Nufonia Soundsystem), sowie am 29. 07. Dose D.<br />
& Wuzi Khan (Yum Yum / Klangkrieg) - eingeladen.<br />
www.d-science.net, www.octopussy-club.de<br />
berlin<br />
TERMINE<br />
Panteon Roccoco<br />
Date: 06.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Kesselhaus<br />
Admission: 5,- Euro<br />
Gegründet 1996, ist die dreifache New Yorker<br />
„international rock and roll machine“ in<br />
Deutschland fast schon zu Hause. Mit nunmehr<br />
vier Alben waren die Turbo AC’s nun schon fast<br />
sechsmal in Deutschland und spätestens mit ihrer<br />
„Automatic“-Tour 2003 haben Kevin Cole<br />
(git./vox.), Michael Dolan (bass) und Kevin Prunty<br />
(drums) die 500er-Grenze in den Clubs geknackt.<br />
Mit Sleazy Hot Rod Punk’n’Roll, gepaart mit<br />
intensiven Surf-Sounds und ehrlichen Texten,<br />
brauchten die Turbo AC’s nicht lange, um im<br />
heimischen CBGB’s schnell Respekt zu erringen.<br />
Das geeignete Label zu finden, ging nicht so schnell,<br />
so erschien jedes ihrer Alben bisher auf einem<br />
anderen. Mit Bitzcore nun scheinen sie endlich<br />
gelandet zu sein, doch Turbo gerast wird noch<br />
immer und hoffentlich auch noch oft in<br />
Deutschland!<br />
www.turboacs.com<br />
d-science „jungle/drum&bass“ The Briefs<br />
Date: Donnerstags ab 23 Uhr<br />
Location: Octopussy,<br />
Gürtelstr. 36, Friedrichshain<br />
Admission: 3,-<br />
Eine meiner kontemporären (ha, Superwort!)<br />
Lieblingsbands! Krawattenpunk vom Feinsten,<br />
nicht nur was den Look, sondern vor allem auch<br />
was den Sound angeht. Als wenn’s wieder 1977<br />
wär . . . Die vier Freaks aus Seattle sind live auch<br />
noch viel besser als auf ihren Scheiben „Hit After<br />
Hit“(Dirtnap) und „Off The Charts“(hierzulande<br />
auf Bitzcore erhältlich). Tja, und jetzt hat der gute<br />
Mutti sie uns wieder hergebookt! Ich versteh’s<br />
irgendwie nicht so richtig, aber auf jeden Fall sind<br />
die Herren Lance Romance (Bass), CB Mangler<br />
(singt, sammelt Vespas und Lambrettas und gibt<br />
als musikalischen Werdegang Skateboarding an),<br />
Steve E. Nix (spielt Gitarre und ist neunzehnmal<br />
verheiratet und geschieden –jetzt Single) und Daniel<br />
J. Travanti (auch Gitarre, hasst Pudding und Leute,<br />
die Lazarus heißen) in wechselnden Besetzungen<br />
- im Rahmen der „Mutti’s Little Monsters Tour“ –<br />
mit den Real McKenzies, der One Man Army und<br />
den Turbo AC’s unterwegs.<br />
www.thebriefs.com<br />
The Turbo AC’s<br />
Date: 16.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Wild At Heart<br />
Admission: 8,-Euro<br />
Date: 07.08.<strong>2004</strong><br />
Location: Archiv/Potsdam<br />
Admission: 8,- Euro<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
17
Newsflash:<br />
Cannabis gut gegen Insekten!<br />
In Bad Ischl (Oberösterreich) sollen Cannabis-<br />
Pflanzen offiziell als Mittel zur Vertreibung von<br />
Insekten angeboten worden sein. Sie wurden unter<br />
der Bezeichnung „Gelsenschreck“ sogar in einem<br />
Flugblatt beworben.<br />
Gendarmen entdeckten diese Pflanzen zufällig und<br />
beschlagnahmten sie sofort. Nun werden sie auf<br />
ihren genauen THC-Gehalt (Drogenwirkstoff)<br />
untersucht. Dem Landesgericht Wels und der<br />
Bezirkshauptmannschaft Gmunden wurde eine<br />
Sachverhaltsdarstellung übermittelt. Das Geschäft<br />
in Bad Ischl wird von einem Vertreter beliefert, der<br />
_ nach Angaben des Filialleiters _ die Cannabis-<br />
Pflanzen auch an andere Märkte in Österreich<br />
verkauft haben soll. Das Hanf Journal Austria bleibt<br />
für euch am Ball, ob Kiffen wirklich Insekten<br />
vertreibt.<br />
Ein Kilo Marijuana pro Tag verkauft<br />
Laut Polizeiangaben müssen in einem Wiener-Cafe<br />
gigantische Umsätze gemacht worden sein. Rund<br />
ein Kilo Marijuana wurden im Schnitt am Tag<br />
verkauft. Allein die Mai-Einnahmen machten<br />
321.620 Euro aus. Insgesamt soll die neunköpfige<br />
Bande in den vergangenen vier Jahren 1,5 Tonnen<br />
Cannabis im Wert von 15 Millionen Euro verkauft<br />
haben. „Den größten Umsatz, an den sich die<br />
Verdächtigen erinnern können, haben sie heuer am<br />
1. Mai gemacht. Da sind auf einen Schlag rund<br />
15.000 Euro zusammengekommen“, so ein<br />
Drogenfahnder zur Tageszeitung „Kurier“.<br />
Unfall überführte Wiener<br />
Drogen-Pärchen<br />
Ziemlich viel Pech hatte ein Pärchen, welches Gras<br />
durch Österreich transportierte. In Döblin geraten<br />
die beiden in einen Unfall. Beamte des Verkehrsunfallkommandos<br />
(VUK) nahmen dabei die Daten<br />
auf und überprüften sie nachträglich per Computer.<br />
Hierbei stellte sich heraus, dass der Wagen ein zur<br />
Fahndung ausgeschriebenes Mietauto war. Die<br />
Beamten des VUK machten sich daraufhin mit<br />
Funkstreifenunterstützung auf den Weg zur<br />
Meldeadresse des Pärchens in Döbling.<br />
Bei der anstehenden Hausdurchsuchung flogen den<br />
Beamten fünf Kilo Gras buchstäblich um die Ohren.<br />
Die Durchsuchten wollten das Gras auf der Festfront<br />
des Hauses entsorgen, wo jedoch schon Beamten<br />
warteten.<br />
Bei der Hausdurchsuchung wurde noch zusätzlich<br />
ein Kilo Cannabis-Harz sowie rund 5.300 Ecstasy-<br />
Pillen sichergestellt, die angeblich einem Holländer<br />
gehören. Dies wird jedoch noch von einem<br />
Gerichtsverfahren geprüft.<br />
Alkopops sind auf dem Vormarsch. Sie schmecken süß, sehen<br />
witzig aus und die Werbung ist genau auf 14-Jährige<br />
zugeschnitten. Kein Wunder, dass immer mehr Jugendliche nun<br />
zur Droge Alkohol greifen. Für viele Kommunen und Bezirke<br />
in Österreich ist dies ein großes Problem. Das Hanf Journal<br />
hat einmal zwei Bezirke und ihre Probleme mit<br />
Alkopops genauer unter die Lupe genommen.<br />
Der Bezirk Gmünd – Kotzen vor der Clubtür<br />
Von Seiten der Anrainer einer Diskothek im Bezirk Gmünd<br />
gab es in letzter Zeit immer mehr Beschwerden. Die<br />
Lärmbelästigung durch den Club war das Eine, dass die<br />
besoffenen Jugendlichen auch noch vor ihre Türen gekotzt<br />
haben das Andere. Höhepunkt dieser Eskapaden war das<br />
Auffinden eines bewusstlosen Jugendlichen vor der besagten<br />
Diskothek. Diagnose: Alkoholvergiftung. Nicht, dass eine<br />
Alkoholvergiftung nicht schon in unserer Elterngeneration<br />
vorgekommen wäre. Nein, die Tat an sich ist nicht das<br />
Erschreckende, sondern die Tatsache, dass die „Opfer“ immer<br />
jünger und auch immer mehr werden.<br />
Die Politik findet im Bezirk Gmünd nur eine Antwort: stärkere<br />
Kontrollen. Und so setzte die Gendarmerie in Gmünd sogar<br />
Beamte in Zivil ein, um die Abgabe von Alkohol an Jugendliche<br />
zu unterbinden. „Seither ist die Situation unter Kontrolle. Aber<br />
das Lokal steht unter Beobachtung“, teilte der Gendarmeriechef<br />
mit. Wer aber in Gmünd durch die Kneipen zieht merkt schnell,<br />
dass faktisch der Alkohol trotzdem an die Jugendlichen<br />
ausgeschenkt wird. Es ist einfach schwer nachzuweisen, wo<br />
ein besoffener Jugendlicher seine Droge her hat. Nichts desto<br />
trotz will die Gendarmerie in Gmünd nicht aufgeben und<br />
kündigt schon mal Schwerpunktaktionen an.<br />
Stadt Horn – Zuckerbrot und Peitsche<br />
Nachdem in der Stadt Horn zwei Jugendliche wegen Drogen<br />
ums Leben gekommen sind, beschäftigte die Stadt einen<br />
Streetworker, der permanent vor Ort sein sollte. Auch die<br />
Exekutive wurde aktiver. Seit Juni führt diese verstärkt<br />
Kontrollen in Bezug auf Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz<br />
durch. Das alkoholisierte Treiben von Jugendlichen rund um<br />
ein Szenelokal wurde rigoros abgestellt, zumindest an diesem<br />
Ort, wohin die Jugendlichen nun zum Saufen geflüchtet sind,<br />
wusste von der Stadt niemand.<br />
Doch die Stadt Horn setzt nicht nur auf die Repression. Der<br />
Gesundheitsstadtrat appelliert an die Eltern, aufmerksam mit<br />
dem Thema Drogen umzugehen. Außerdem kündigte er eine<br />
austria<br />
Einmal gepopt nie mehr gestoppt Alkopops erobern die Gemeinden<br />
15<br />
Aufklärungskampagne zum Thema Drogen, Alkohol, Rauch<br />
und Sucht an. „Wir wollen die Jugendlichen nicht<br />
kriminalisieren, sondern aufklären, informieren und beraten“,<br />
sagt auch Franz Hölzl, Bürgermeister des Nachbardorfes<br />
Krems.<br />
Welche Chance haben die Bezirke wirklich?<br />
Die eine Gemeinde setzt auf Repression, die andere auf<br />
Aufklärung. Keine Frage, der zweite Weg ist der bessere, aber<br />
kann die lokale Politik wirklich etwas gegen diesen neuen<br />
Alkopop-Trend tun? Mit Verboten wird sie nicht viel erreichen.<br />
Jugendliche können auch in einem dunklen Keller ihren<br />
Schnaps trinken. Mit Aufklärung werden sie kleine Fortschritte<br />
machen. Aber sie müssen immer noch erklären, warum es toll<br />
ist, wenn am letzten Volksfest wieder ein neuer Bierausschankrekord<br />
erreicht wurde und es schlecht ist, wenn die<br />
Kinder einen neuen Bier-Schluck-Rekord erreichen. Ob die<br />
Bezirke wirklich immer eine echte Aufklärung leisten können,<br />
bleibt offen, denn solange Alkohol in der Gesellschaft eine<br />
gute und THC eine böse Droge ist, sind rationale Argumente<br />
zu Betäubungsmitteln nicht möglich. Das Problem mit den<br />
Alkopops liegt jedoch bei zwei Punkten: Erstens ist die<br />
Werbung ein zentrales Ärgernis. Die Produkte sind darauf<br />
getrimmt, 14-Jährigen zu gefallen. Und nicht selten muss man<br />
bei Alkopops ans Kinderfernsehen denken. Hiergegen kann<br />
die Kommune nichts tun. Werbung für Drogen, welche auch<br />
immer, gehört sich per se verboten. Werbung ist nämlich das<br />
Gegenteil von Aufklärung oder lässt einen ein frisches Bier<br />
doch besser segeln?<br />
Zweitens gibt es ein Problem in der Jugendarbeit. Neue<br />
Jugendkulturen werden nicht berücksichtigt, keine Angebote<br />
für Problemkinder und wenig Möglichkeiten, Probleme in der<br />
Schule, in der Familie oder mit der Leistungsgesellschaft zu<br />
verarbeiten, treiben viele junge Erwachsene in kritische<br />
Situationen. Die einen organisieren sich in so genannten<br />
„Gangs“ und die anderen greifen zu berauschenden Stoffen.<br />
Hier jedoch ist die Kommune gefragt. Eine gute Jugendpolitik<br />
kann nur von ihnen umgesetzt werden. Das beginnt mit einem<br />
Kindergartenplatz, führt über viele Angebote und Freiräume<br />
für Jugendliche bis zu Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung.<br />
Die Substanz ist meist nicht ausschlaggebend, diese zu<br />
bekämpfen ist Blödsinn. Es sind die Umstände, die Gesellschaft,<br />
die Clique, die Familie und die eigene Sozialisation, die einen<br />
in Probleme treibt, oder halt auch nicht.<br />
Teo Nanacatl
16<br />
austria<br />
„IT’S A LONG ROAD TO FREEDOM“ . . .<br />
. . . heißt ein Musikstück, ich weiß im Moment nicht, von wem,<br />
im Vergleich dazu sind die 24 Kilometer vom Ortschild „Hanftal<br />
1 km“ in Waldkirchen (Bezirk Waidhofen an der Thaya) zum<br />
Hanfstadel in Reingers im Oberen Waldviertel im Norden<br />
Österreichs an der tschechischen Grenze geradezu ein<br />
Spaziergang . . .<br />
. . . der unter anderem unter folgendem Motto sich bewegt<br />
„Hanflegalisierung in Österreich: Ergebnisse und Perspektiven“<br />
und als Einladung zum Gebrauch des eigenen Denkvermögens<br />
zu verstehen ist. Diese Einladung ergeht an alle, die ihr<br />
Bewusstsein in diese Richtung erweitern wollen, auch an die,<br />
die selber keine „Raucher“ oder „Raucherinnen“ sind – und<br />
natürlich an all die, die sich mit dem Thema „legalize“ schon<br />
länger (und breiter) beschäftigt haben!<br />
Wir treffen uns am FREITAG, den 16.07. um 13 Uhr an dem<br />
Platz, an dem im Waldviertel das Wort Hanf schon lange in<br />
der Geografie verankert ist und hier genauso wenig ausgerottet<br />
wurde wie im Namen von Hanfthal im Weinviertel, einem<br />
„Partnerdorf“ von Reingers: Und da findet um 19.30 Uhr das<br />
Symposium „HANF – Droge und / oder Medizin?“ statt.<br />
(Nicht am Samstag, wie ich in der letzten Nummer<br />
irrtümlicherweise geschrieben habe, ja, und noch ein Irrtum<br />
ist mir unterlaufen: „Symposium“ ist zwar griechisch, heißt<br />
aber nicht „Gastmahl“, sondern – in seiner ursprünglichen<br />
Bedeutung - „Trinkgelage“ . . .)<br />
Ja, wenn’s so einfach wär’ mit der Aufhebung des Hanf-Verbotes<br />
(was die „weiblich potente Form“ betrifft): „’tschuldigung, es<br />
war bloß ein Irrtum“ . . ., doch Timothy Leary schrieb nicht<br />
umsonst „Denn sie wissen, was sie tun“. Aber eben nicht alle.<br />
Und die, die für eine Änderung sind, werden täglich mehr.<br />
Und wir sind es, die etwas tun können und nicht warten<br />
müssen, bis es „passiert“ – weil sonst geschieht es eben nicht!<br />
Es ist mit der Demokratie wie mit dem Körper: Wenn man ihn<br />
nie bewegt, verfällt er aufgrund von Muskelschwund.<br />
Wer nicht so weit gehen will (oder kann), kann ja z. B. in<br />
Kautzen dazukommen: Von dort sind es nur noch 13 Kilometer,<br />
und man kann sich vorher zum Beispiel den berühmten<br />
„Skorpion-Platz“ anschauen. Und in den Tagen danach zum<br />
Beispiel ein phantastisches Seminar über Maya-Wissen in<br />
Heidenreichstein besuchen. Der „philosophisch-künstlerische<br />
Spaziergang“ bietet auch vielfältige touristische Informationen<br />
und ist ebenso gut zum Spinnen von Visionen geeignet, wie<br />
zum Beispiel dem Waldviertler Wurzelstock-Festival in einem<br />
der kommenden Jahre. Ja, und bei einem Spaziergang ist es<br />
leicht, dass man gewisse Standpunkte hinter sich lässt und<br />
neue Horizonte sich eröffnen . . . Und umso leichter ist das,<br />
wenn man sich vorstellt, dass diese Gegend (der Granit der<br />
„böhmischen Masse“) vor Millionen von Jahren als das<br />
„Variszische Gebirge“ höher war als der heutige –<br />
vergleichsweise junge – Himalaja!<br />
In diesem Sinne:<br />
Wer, wenn nicht wir?<br />
Wo, wenn nicht hier?<br />
Wann, wenn nicht dann?<br />
Also dann, bis dann!<br />
Let’s come together and let’s give piece a chance!<br />
(P.S. Im Fall eines Schlechtwettereinbruches – was in diesem<br />
Jahr anscheinend nie ganz auszuschließen ist – treffen sich die,<br />
die daran interessiert sind, einfach schon zwischen 17 und 18<br />
Uhr im „Hanfstadel“ in Reingers.)<br />
Werner Frach
Inga Humpe und Tommi Eckart machen Musik,<br />
seit ich hören kann. Die beiden waren immer klug,<br />
ohne jemals erwachsen zu werden. Ob nun Ideal<br />
(oder waren’s die Neonbabies –ich verwechsel gerne<br />
mal Inga und Anette) bei ihr oder die Mucke für<br />
Andreas Dorau in seinem Fall! Immer auf<br />
intelligente Weise verspielt und doch nicht cheesy!<br />
Obwohl, ist ja eigentlich quatsch, wenn man zum<br />
Beispiel an „Fred vom Jupiter“ denkt . . . Naja, aber<br />
dann cool cheesy!<br />
Tommi quält es, wenn man ihn lobt, sei es für seine<br />
genialen Techno-Tracks oder die Dorau-<br />
Produktionen. Er liebt peinliche Situationen und<br />
erzählt lieber, wie er sich in den Achtzigern mit<br />
seiner Sixties-Band Bärte aus Schuhcreme gemalt<br />
hat, die dann nicht mehr abgingen. Und Inga springt<br />
übermütig in die Luft, obwohl sie die Bürde von<br />
vielen goldenen Schallplatten trägt und weiß, dass<br />
eine weibliche Pop-Ikone hart angreifen muss, wenn<br />
sie über dreißig ist und nicht Hildegard Knef heißt.<br />
www.2Raumwohnung.de<br />
Eine meiner kontemporären (ha, Superwort!)<br />
Lieblingsbands! Krawattenpunk vom Feinsten,<br />
nicht nur was den Look, sondern vor allem auch<br />
was den Sound angeht. Als wenn’s wieder 1977<br />
wär . . . Die vier Freaks aus Seattle sind live auch<br />
noch viel besser als auf ihren Scheiben „Hit After<br />
Hit“(Dirtnap) und „Off The Charts“(hierzulande<br />
auf Bitzcore erhältlich). Tja, und jetzt hat der gute<br />
Mutti sie uns wieder hergebookt! Ich versteh’s<br />
irgendwie nicht so richtig, aber auf jeden Fall sind<br />
die Herren Lance Romance (Bass), CB Mangler<br />
(singt, sammelt Vespas und Lambrettas und gibt<br />
als musikalischen Werdegang Skateboarding an),<br />
Steve E. Nix (spielt Gitarre und ist neunzehnmal<br />
verheiratet und geschieden –jetzt Single) und Daniel<br />
J. Travanti (auch Gitarre, hasst Pudding und Leute,<br />
die Lazarus heißen) in wechselnden Besetzungen<br />
- im Rahmen der „Mutti’s Little Monsters Tour“ –<br />
mit den Real McKenzies, der One Man Army und<br />
den Turbo AC’s unterwegs.<br />
www.thebriefs.com<br />
2Raumwohnung<br />
Date: 04.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Stadion<br />
Merkstein/Herzogenrath<br />
Admission: 15,- Euro<br />
(Festival)<br />
The Briefs<br />
Date: 24.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Essigfabrik/Köln<br />
Admission: 8,- Euro<br />
Die Peepshows sind aus Örebro. Ich glaub’ das liegt<br />
in Schweden und ich kann euch schon alle nörgeln<br />
hören, von wegen Schwedenhype und Hellacopters<br />
und so, und ja, Recht habt ihr, obwohl die<br />
Peepshows um einiges cooler aussehen und auch<br />
den Schweinerock-Faktor nicht so arg überspannen<br />
wie jene berühmten Kollegen! Im Gegenteil, der<br />
Einsatz einer Hammond-Orgel (kann auch ’ne Vox<br />
gewesen sein) gibt der ganzen Sache eher einen<br />
Sechziger-lastigen Sound! Jajaja, so Hives- oder<br />
Strokes-mäßig, aber nicht so garagig. Es ist mehr<br />
so Ramones treffen Prisoners treffen ACDC oder<br />
so. Auf jeden Fall gibt’s die Jungs auch nicht erst<br />
seit gestern, sondern seit 1996 und sie haben auch<br />
schon das ein oder andere Album (auf Sidekick/<br />
Burning Heart) draußen. Ich habe die Herren vor<br />
ein paar Jahren mal im Wild At Heart hier im<br />
schönen Kreuzberg gesehen, und da haben sie<br />
gerockt wie zweiundzwanzig Säue!<br />
www.burningheart.com<br />
Gegründet 1996, ist die dreifache New Yorker<br />
„international rock and roll machine“ in<br />
Deutschland fast schon zu Hause. Mit nunmehr<br />
vier Alben waren die Turbo AC’s nun schon fast<br />
sechsmal in Deutschland und spätestens mit ihrer<br />
„Automatic“-Tour 2003 haben Kevin Cole<br />
(git./vox.), Michael Dolan (bass) und Kevin Prunty<br />
(drums) die 500er-Grenze in den Clubs geknackt.<br />
Mit Sleazy Hot Rod Punk’n’Roll, gepaart mit<br />
intensiven Surf-Sounds und ehrlichen Texten,<br />
brauchten die Turbo AC’s nicht lange, um im<br />
heimischen CBGB’s schnell Respekt zu erringen.<br />
Das geeignete Label zu finden, ging nicht so schnell,<br />
so erschien jedes ihrer Alben bisher auf einem<br />
anderen. Mit Bitzcore nun scheinen sie endlich<br />
gelandet zu sein, doch Turbo gerast wird noch<br />
immer und hoffentlich auch noch oft in<br />
Deutschland!<br />
www.turboacs.com<br />
austria<br />
TERMINE<br />
The Peepshows<br />
Date: 08.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Underground/Köln<br />
Admission: 6,- Euro<br />
„Ay, caramba carajo olé!“ Groß, großartig,<br />
PANTEÓN ROCOCÓ! Einfach einmalig, wie diese<br />
elfköpfige Mega-Band aus der Hauptstadt Mexikos<br />
ganz und gar lateinamerikanisch, leidenschaftlich,<br />
rhythmisch beseelt punkt, rockt, skankt und<br />
rumspringt, als gelte es, irgendeinen aztekischen<br />
Regengott zu beschwören. Zweimal waren sie jetzt<br />
schon in ganz Europa auf Tour. Haben die Massen<br />
begeistert und in ekstatische Verzückungen versetzt<br />
und doch blieb nach einem von Wadenkrämpfen<br />
und durch Schweißbäder gekennzeichneten Konzert<br />
eine gewisse latente Enttäuschung bei den Fans<br />
zurück. Man konnte die verdammte CD nirgendwo<br />
kaufen! Wo gibt’s denn sowas?! Aber das ist ab<br />
sofort anders: ÜBERSEE RECORDS hat die<br />
flehentlichen Bitten des europäischen Publikums<br />
erhört und bringt endlich das zweite Album mit<br />
dem Titel „Compañeros Musicales“ auf den Markt.<br />
Die ausgiebige Promo-Tour diesen Sommer dürfte<br />
nicht nur die große Fangemeinde der Compañeros<br />
jäh aus dem Sommerloch reißen! Eine Platte, die es<br />
sogar schafft im Mutterland der Raubkopie<br />
vergoldet zu werden, wird auch in hiesige Ohren<br />
gehen . . .<br />
www.uebersee-records.de<br />
The Turbo AC’s Beginner<br />
Date: 25.07.<strong>2004</strong><br />
Location:<br />
Ostbunker/Osnabrück<br />
Admission: 8,- Euro<br />
Cool oder wie der Hanseate sacht, derbe - die<br />
Beginner touren Deutschland!<br />
Mit „Blast Action Heroes“ meldeten sich die<br />
Beginner (das „Absolute“ wurde gestrichen) 2003<br />
zurück und definierten das Genre neu. Nachdem<br />
sie mit „Fäule“, der ersten Blast Action-Single,<br />
bereits ein begeisterndes Gelübde auf den besser<br />
gelagerten Beginner-Sound abgelegt hatten, ist<br />
„Blast Action Heroes“ das entsprechende Full<br />
Length-Meisterwerk. Immer einen Tick sprachgewandter<br />
als die Konkurrenz, immer jenseits müder<br />
Klischees sind die „Blast Action Heroes“ so fernab,<br />
dass für sie eine neue Spielklasse in Sachen<br />
Deutscher HipHop erfunden werden müsste. Und<br />
während die rappende Restrepublik noch in tumben<br />
Gangsta-Attitüden und schlaffer R’n’B-Romantik<br />
rumdümpelt, wird bei den Beginnern feist & clever<br />
gefeiert. Also rennt mal hin und schaut sie euch an,<br />
die Kollegen!<br />
Erwartet viel, die Beginner halten es!<br />
www.beginner.de<br />
Panteon Roccoco<br />
Date: 14.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Bürgerhaus<br />
Stollwerck/Köln<br />
Admission: 5,- Euro<br />
Date: 07.08.<strong>2004</strong><br />
Location: Jugendpark/Köln<br />
Admission: 18,- Euro<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
17
Newsflash:<br />
Meskalin für die Milizen<br />
Meskalin ist diesen Sommer in Mode. Man kann es<br />
zwar nicht am Körper tragen, allerdings kann man<br />
es transportieren. Vor einigen Wochen haben<br />
deutsche Milizen, die nach Drogen fahnden, einen<br />
holländischen Transporter durchsucht. Gegen<br />
Abend sei der Wagen, der in Richtung Schweiz<br />
unterwegs war, an einem Rasthof angehalten<br />
worden. Der 34-jährige Fahrer und sein 23-jähriger<br />
Begleiter standen unter Einfluss von Drogen. Ob<br />
allein das als Anfangsverdacht galt oder unter<br />
welcher Substanz die Insassen gestanden haben,<br />
das gaben weder Milizen noch Massenmedien<br />
bekannt.<br />
Die beiden Transporteure gaben an, verschiedene<br />
Waren von Amsterdam nach Bern zu überführen.<br />
Die Fahrzeugdurchsuchung ergab folgendes<br />
Güterangebot: Hanf-Samen im Verkaufswert von<br />
ca. 10.000 Euro und 50 „San Pedro“-Kakteen. (Jene<br />
sind in Fachkreisen als die Erzeuger des Wirkstoffes<br />
Meskalin bekannt.) Daneben wurden zehn Gramm<br />
Haschisch beschlagnahmt. Die Waren waren für<br />
einen Schweizer Coffee Shop bestimmt.<br />
Fahrer und Mitfahrer sind gegen die Zahlung von<br />
mehreren hundert Euro auf freiem Fuß. Gegen beide<br />
wird Strafanzeige erhoben. Vielleicht wird diese<br />
auch Auswirkungen auf das Berufsleben der beiden<br />
haben. Zumindest der Beifahrer ist ausgewiesener<br />
Botaniker.<br />
Das Hanf Journal Pot meint: Gäbe es zwischen den<br />
Niederlanden und der Schweiz ein<br />
transkontinentales schwarzes Wurmloch, wären die<br />
beiden auch nicht Autobahn gefahren.<br />
*Schenkelklopf*<br />
All das Kath nun für die Katz<br />
Nein, natürlich will hier niemand kleine unschuldige<br />
Kätzchen mit berauschenden Bambusstängeln in<br />
andere Eben boosten. Stattdessen handelt es sich<br />
um eine Fortsetzung der Newsflash-Reihe „exotische<br />
Drogenfunde“.<br />
Diesmal geht es um die Pflanze Kath, welche<br />
natürlich in Jemen und im nördlichen Afrika<br />
vorkommt. Gekaut, geraucht oder als Tee getrunken<br />
sind die Konsumenten meist traditionell und<br />
bewusst mit der Droge verbundene Menschen. Die<br />
Wirkung ähnelt der von Amphetaminen. Am<br />
Anfang des Rausches regt Kath an, Hungergefühle<br />
werden unterdrückt und es tritt leichte Euphorie<br />
auf. Diese hält einige Stunden an, um dann in einen<br />
ruhigen Zustand überzugehen. Die meisten Kath-<br />
Trips enden mit Depressionen und lethargischen<br />
Verstimmungen.<br />
Bei deutschen Konsumenten stößt Kath aufgrund<br />
seiner meist depressiven Wirkung auf Ablehnung.<br />
Dennoch gibt es einige, die damit „zu schaffen<br />
haben“. Bei einer großen Autorazzia im deutschniederländischen<br />
Grenzgebiet vom Emsland bis<br />
zum Niederrhein hat die Polizei fast zwei Tonnen<br />
Drogen sichergestellt. Es handele sich im<br />
Wesentlichen um Kath, so der Bundesgrenzschutz<br />
(BGS) in Bad Bentheim (Süd-Niedersachsen). Wer<br />
der Empfänger der Schmuggelware sein sollte, ist<br />
unklar.<br />
Klar ist nur, dass das BtmG schwerer wiegt, als das<br />
Recht auf persönliche und kulturelle Entfaltung.<br />
Wenn Spaziergänger Kiffer verpetzen . . .<br />
In Zeiten von Arbeitslosigkeit, ungleich verteilenden Reformen<br />
und utopischen Sparplänen muss jeder selber gucken, wo er<br />
bleibt. Selbst bei Familien in finanziellen Tieflagen machen da<br />
die Behörden keine Ausnahmen. Bekanntlich kann der Mangel<br />
an Geld einen Menschen zu kuriosen Taten verleiten. Dass<br />
solch Wagemut irgendwann ein Ende haben kann, durfte ein<br />
38-jähriger Familienvater, nennen wir ihn mal „Vatti“, am<br />
eigenem Leibe erfahren.<br />
Unterstützen Sie deshalb die politische<br />
Arbeit des DHV, privat oder als Firma.<br />
Email: buz@ hanfverband.de<br />
Tel: +49 (0) 30. 44 71 66 53<br />
Lettestraße 3<br />
10437 Berlin<br />
mehr Infos unter www.hanfverband.de<br />
Pot<br />
15<br />
. . . zieht das nur äußerst selten etwas Gutes<br />
nach sich. Zwischen Lüdenscheid und<br />
Gummersbach gelegen ist das kleine<br />
Städtchen Kierspe. Dort werden sich<br />
demnächst vier 16-Jährige und ein 20-<br />
Jähriger wegen unerlaubten Besitzes von<br />
Betäubungsmitteln verantworten müssen,<br />
teilte die Polizei mit. Die vier Delinquenten<br />
sind wohnhaft in Kierspe, Meinerzhagen<br />
und Gummersbach.<br />
Vorausgegangen war ein morgendlicher<br />
Spaziergang eines Kiersperner Bürgers. Der<br />
Mann drehte seine Runden in einem<br />
Wäldchen, um sich an der Herrlichkeit der<br />
Natur zu berauschen. Plötzlich erblickte er<br />
die vier Jugendlichen und wurde Zeuge,<br />
wie jene einen Joint rauchten. Diese<br />
Beobachtung hat den Mann anscheinend so<br />
stark schockiert, dass er sofort die Polizei<br />
zuhilfe rufen musste.<br />
Beim Polizeiverhör gaben die Jugendlichen<br />
an, das Marijuana von einem 20-jährigen<br />
Bewohner einer Asylbewerber-Unterkunft<br />
erhalten zu haben. Nun war auch jener dran<br />
sich vor der Exekutive zu rechtfertigen. In<br />
dessen Bleibe fand die Polizei sieben weitere<br />
Päckchen gefüllt mit Marijuana, sowie<br />
weiteres Verpackungsmaterial (Tütchen).<br />
Insgesamt also ein relativ unspektakulärer<br />
Fund. Der Asylbewerber war zuvor<br />
polizeilich nicht Erscheinung getreten. Das<br />
sieht mittlerweile, der Kierspener<br />
Bürgerwehr sei Dank, anders aus. Der<br />
Spaziergänger hingegen, der auch die<br />
lokalen Medien von dem Fall in Kenntnis<br />
setzte, will den Mann schon länger in<br />
Verdacht gehabt haben. Allerdings sind wir<br />
Menschenwesen im nachhinein ja immer<br />
schlauer . . .<br />
Die vier Jugendlichen und auch der 20jährige<br />
mutmaßliche Dealer sind nach den<br />
Verhören wieder auf freiem Fuß.<br />
Möglicherweise wird das Verfahren wegen<br />
geringfügiger Mengen eingestellt. Das muss<br />
der Staatsanwalt entscheiden. Er sollte sich<br />
die Frage stellen, ob es sich lohnt den<br />
Jugendlichen wegen einer solchen Tat ihre<br />
Zukunft zu verbauen. Denn vergessen wir<br />
nicht: Es handelt sich um das Rauchen eines<br />
Joints und den Erwerb geringer Marijuana-<br />
Mengen.<br />
Adam Zawadski<br />
Kiffer wie du und ich Vertickende Familienväter<br />
Was ist passiert? Vatti, wohnhaft in Bergkamen, bekam knapp<br />
ein halbes Jahr nach seiner Verhaftung vom Landgericht<br />
Dortmund drei Jahre und neun Monate Haft aufgebrummt.<br />
Ihm wurde nachgewiesen, kiloweise Hasch und Marijuana aus<br />
dem niederländischen Arnheim nach Deutschland gebracht<br />
und hier den größten Teil davon verkauft zu haben. Unterm<br />
Strich ging es um rund zehn Kilogramm Cannabis, die Vatti<br />
über die Grenze schmuggelte - alles erworben in einem Coffee<br />
Shop in der Arnheimer Innenstadt. Vor den Blicken der<br />
Gesetzeshüter verbarg er die Ware ganz simpel unter seinem<br />
Autositz. Anscheinend für eine gewisse Zeitspanne erfolgreich.<br />
Dass die Behörden bereits seit längerem sein Telefon angezapft<br />
hatten, ahnte Vatti nicht. Am 3. Januar dieses Jahres wurde er<br />
festgenommen und saß seitdem in Untersuchungshaft. Nach<br />
seiner Verhandlung Mitte Juni verließ er den Gerichtssaal nun<br />
als - vorübergehend - freier Mann. Denn die Richter setzten<br />
den Haftbefehl außer Vollzug. Die Auflage: Einmal wöchentlich<br />
muss Vatti sich künftig bei der Polizei melden. Und die Chancen<br />
stehen nicht schlecht, dass seine - doch recht happige - Haft<br />
im offenen Vollzug vollstreckt werden wird. Vatti könnte dann<br />
einer Arbeit nachgehen - sehr wahrscheinlich im Betrieb seines<br />
eigenen Vaters.<br />
Neben der Haftstrafe verfügte das Gericht den Einzug von<br />
Vattis Führerschein. Die Begründung: Nach eigenem Bekunden<br />
hat Vatti selbst über Jahre Haschisch konsumiert und schien<br />
daher den Richtern zum Führen eines Kraftfahrzeugs eher<br />
ungeeignet zu sein. Vergleichbar sozusagen einem Fußball-<br />
Fan, der sich am Sieg seines Teams berauscht. Die monatelange<br />
Hin- und Herfahrerei zwischen den Niederlanden und<br />
Deutschland scheint bei der Tauglichkeitsprüfung von Vattis<br />
Fahrfähigkeiten nur geringe Relevanz zu haben.<br />
Eine ganze Reihe von Gründen gab es, welche die VI. Kammer<br />
des Landgerichts bei ihrem Urteil beachtete: Vatti war von A<br />
bis Z geständig, er hat keine einschlägigen Vorstrafen, und den<br />
hierzulande illegalisierten Hanf aus Holland wollte er auch<br />
keineswegs verkaufen, um ein Leben in Saus und Braus zu<br />
führen. Vielmehr brauchte er das Geld schlicht, um seine Frau<br />
und seine zwei Kinder über Wasser zu halten und ernähren zu<br />
können. Man könnte sagen, dass es sich um heldenhaftes<br />
Verhalten handelt, da er im Prinzip nur seinen Familienpflichten<br />
nachgekommen ist. Allerdings auf etwas unkonventionelle Art<br />
und Weise.<br />
Aber wer weiß; vielleicht ist Vatti ja nur einer von vielen<br />
Familienvätern, die mit auf diese Weise die Kohle ranschaffen,<br />
die sie und ihre Familien brauchen?<br />
A. Alien
16<br />
Pot<br />
Große Kontrolle<br />
Kleiner Erfolg<br />
Wenn Polizisten zu unnütz kontrollieren<br />
Es gibt Neuigkeiten von der inter-intra-nationalen-europäischen<br />
Exekutive. Wir erinnern uns an den Januar-Newsflash, in dem<br />
was von Justiz- und Innenminister-Treffen stand. Dieses Treffen<br />
diente der Vorbereitung einer länderübergreifenden Kooperation.<br />
Mittlerweile scheinen diese Treffen konkrete Auswüchse<br />
nach sich zu ziehen. Denn beim reinen Gelaber ist es leider in<br />
dieser Hinsicht nicht geblieben.<br />
Seit Januar <strong>2004</strong> haben bereits vier länderübergreifende<br />
Kontrollen stattgefunden, also ungefähr alle zwei Monate eine<br />
Kontrolle. Die letzte Aktion dieser Art ereignete sich Mitte Mai,<br />
mitten während des nächtens. Mehr als 650 Beamte vom<br />
deutschen und vom niederländischen Zoll und der Polizei<br />
haben sich an den nächtlichen Kontrollen beteiligt. Auf deutscher<br />
Seite waren zudem die niedersächsischen und die nordrheinwestfälischen<br />
Ordnungshüter als auch der Bundesgrenzschutz<br />
ebenso an der Forcierung eines totalitären Polizeistaates<br />
involviert. (Nebenbei bemerkt: Warum gibt es eigentlich keine<br />
Chaospädagogen oder ein Unordnungsamt?) Insgesamt haben<br />
die Beamten der transnationalen Exekutive knapp 9.200<br />
Fahrzeuge durchsucht. In Menschenzahlen macht das knapp<br />
12.000 Personen, die dem Eifer der Polizei tapfer standhalten<br />
mussten.<br />
Laut dem BGS wurden ganze 77 Drogenverstöße festgestellt.<br />
Das sind noch nicht einmal ein Prozent aller kontrollierten<br />
Personen. 25 Verstöße hat die Behörde zudem gegen das<br />
Ausländerrecht registriert. Es gab insgesamt 14 Festnahmen<br />
und ein überprüftes Auto erwies sich als gestohlen. 23-Mal<br />
standen die Fahrer unter Drogeneinfluss. Die wären zumindest<br />
mal für diesen Abend von der Straße. Elf Fahrer besaßen keinen<br />
Führerschein.<br />
Die Repression als Mittel zur Säuberung von Deutschlands<br />
Straßen. Wie geschrieben handelte es sich dabei um die vierte<br />
länderübergreifende Kontrollaktion. Zum Schutze der<br />
Volksgesundheit? Von wegen. Damit sollten die Drogenkriminalität<br />
bekämpft und illegale Einreisen verhindert werden,<br />
so der Grenzschutz. Ziel sei es gewesen, durch sichtbare<br />
Kontrollen an grenzüberschreitenden Hauptverkehrsadern<br />
und verstärkte stationäre und mobile Kontrollen im Hinterland<br />
den Fahndungsdruck auf Straftäter zu erhöhen. Ob das schon<br />
jemals geklappt hat wusste leider keiner – aber die derzeitige<br />
Drogenpolitik folgt ja eh eher Dogmen als einer sinnvollen<br />
Politik. Man überlege nur wie viel Geld dieser Großeinsatz<br />
gekostet hat und ob das Geld nicht in Jugendprojekten und<br />
Ausbildungsplätzen für Jugendliche besser angelegt wäre.<br />
Denn meist liegen die Gründe für einen Drogenkonsum eher<br />
in der persönlichen Lage als an zu wenig Polizisten. Aber das<br />
Problem wirklich lösen scheint ja sowieso keiner mehr zu<br />
wollen.<br />
Adam Zawadski<br />
Aller Anfang ist schwer! Pottdemo in Essen!<br />
Zum ersten Mal sollte eine Legalisierungsdemo durch den Pott<br />
ziehen - In Essen erwartete der Verein für Drogenpolitik und<br />
ein Bündnis aus regionalen Legalisierungskämpfern 2.000<br />
Menschen, die „Für Hanf als Rohstoff, Medizin und<br />
Genussmittel“ demonstrieren. Anschließend erwartete die<br />
Teilnehmer eine Abschlussveranstaltung mit mehreren Live-<br />
Bands und Redebeiträgen. Mit etwas Glück sollten noch viel<br />
mehr kommen, immerhin leben im Pott rund zehn Millionen<br />
Menschen im Umkreis von hundert Kilometern. Außerdem<br />
sind Frankreich und die Niederlande nicht weit. Mit einer<br />
besseren Drogenpolitik direkt vor der Haustür lässt sich gut<br />
gegen die Deutsche argumentieren.<br />
Einzig das Wetter machte uns Sorgen, als wir in Berlin<br />
aufbrachen. Nass und kalt strömte der Regen vom Himmel,<br />
als würde es nie wieder aufhören. Und der Wetterbericht<br />
erwartete für den Demo-Samstag keine Besserung. Nach der<br />
verregneten Legalisierungssaison 2003, in der die Hanfparade<br />
in Berlin, die Hanf-Demo in Köln und viele andere Hanf-Events<br />
buchstäblich ins Wasser fielen, erwarteten wir schon das<br />
Schlimmste.<br />
In Essen angekommen die Überraschung: Gott zeigte sich von<br />
seiner kifferfreundlichen Seite und hatte die Wolken kurzerhand<br />
vom Himmel verbannt. 25 Grad Celsius und Sonnenschein,<br />
viel zu lange hatten wir kein so gutes Demowetter mehr erlebt.<br />
So waren den auch die Betreiber der acht zum Teil sehr<br />
phantasievoll geschmückten Paradewagen bester Stimmung<br />
und hofften auf regen Zuspruch. Besonders der<br />
überdimensionale Arsch der Mafia, in den der Staat die<br />
Drogengelder steckt und der den Führungswagen krönte,<br />
erregte einiges an Aufsehen. Aber auch die Wagen der Grünen<br />
Jugend Baden-Württemberg und des Cheech-Headshops waren<br />
nicht ohne! Die Hanf-Initiative bot auf ihrem Wagen<br />
Ausbildungsplätze als Cannabis-Fachhändler an und die „Zeig<br />
Dich!“-Aktion war mit dem wohl hanfigsten Mercedes der<br />
Welt vor Ort. Von den Radkappen bis zum Stern auf dem<br />
Kühler stand bei ihm alles im Zeichen des Hanf-Blatts. So<br />
vielfältig wie die Paradewagen war auch das Angebot an Musik.<br />
Von Regea, Ragga, Dancehall bis ratsloser Goa war für jeden<br />
was geboten. Eine wirklich große Jamaika-Flagge und einige<br />
Sträflinge mit einem „Zeig Dich!“-Transparent rundeten das<br />
Demobild ab.<br />
Leider waren weit weniger gekommen, als man allgemein<br />
erwartet hatte. Nur ungefähr 350 Hanffreunde und -freundinnen<br />
hatten sich zum Zug durch die Essener Einkaufsmeile hin zum<br />
Bahnhofsplatz, der in Essen Willy-Brandt-Platz heißt,<br />
eingefunden. Davon ließen sich die Anwesenden die Stimmung<br />
zwar nicht vermiesen, aber an den hinteren Paradewagen war<br />
es doch sehr leer.<br />
Auf dem Willy-Brandt-Platz strömten die Demo-Besucher<br />
schnell zum aufgebauten Infostand, an dem man bei der „Zeig<br />
Dich!“-Aktion mitmachen konnte, Infomaterial des VfDs und<br />
der ACM erhielt und sich Hanfparade-Poster und Flyer sichern<br />
konnte. Wer sich mit Wissenswertem versorgt hatte, wendete<br />
sich der Bühne zu, auf der es bis in die Abendstunden ein<br />
>><br />
der Branchenführer des Hanf Journals<br />
>>lokal >>direkt >>effektiv<br />
abwechslungsreiches Programm gab. Tillmann Holzer vom<br />
Verein für Drogenpolitik fasste die Stimmung der Anwesenden<br />
mit einem „Gebt Hanf frei! Schluss mit der Kriminalisierung!<br />
Freier Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel!“ wohl am<br />
besten zusammen.<br />
Bleibt noch zu sagen, dass es den ganzen Tag keine größeren<br />
Probleme mit der Polizei gab. Sie war zwar überall zu sehen,<br />
hatte aber genug mit Alkohol-Problemfällen zu tun. Ein paar<br />
Beamte hatten sich aber wenigstens eine Anzeige vorgenommen.<br />
Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass am Abend ein<br />
Vertreter der Hanfparade wegen eines brennenden Joints im<br />
BackStage der Bühne verhaftet und vor allen Leuten auseinander<br />
genommen wurde. (Nun ratet mal, wer das war, doch wohl<br />
net der Autor, oder? Anm. d. Red.) Sogar das Handy dieses<br />
armen Teufels wurde überprüft, ob es nicht gestohlen sei.<br />
Schließlich sind Drogenkonsumenten zu allem fähig! Zum<br />
Glück standen dem Polzeiduo Theo Pütz (Führerscheinexperte<br />
des VfD) und Vertreter diverser Legalisierungsvereine mit Rat<br />
und Tat zur Seite, sodass die Durchsuchung den erlaubten<br />
Rahmen nicht überschritt. Die Polizisten waren angesichts von<br />
so viel Sachverstand sichtlich irritiert, funktionierte doch keiner<br />
ihrer Tricks . . . Vielleicht haben sie etwas daraus gelernt. Ich<br />
habe jedenfalls mal wieder gemerkt, wie wichtig ehrliche<br />
Informationen im Fall der Fälle sein können.<br />
Den Organisatoren der Pottdemo, an erster Stelle Mark, ein<br />
dickes Los für die gute Arbeit. Das erste Mal tut immer weh!<br />
Und für die Leute kann man nichts. Wer da war hatte seinen<br />
Spaß und manch einer hat bestimmt noch was gelernt. Wenn<br />
ihr jetzt die Lust nicht verliert, kommen nächstes Jahr garantiert<br />
mindestens doppelt so viele!<br />
Damit die Kiffer deiner Region auch deinen Shop finden<br />
trage dich in den Brachenführer “kauf da!” für<br />
nur 120 Euro im Jahr ein.<br />
Unter www.hanfjournal.de/kaufda.pdf findest du<br />
das Bestellformular<br />
40000 - 42775 42775 - 45138 45138 - 47051 47051 - 50672<br />
50672 - 52062 52062 - 55218 55218 - 59302<br />
Steffen Geyer
Inga Humpe und Tommi Eckart machen Musik,<br />
seit ich hören kann. Die beiden waren immer klug,<br />
ohne jemals erwachsen zu werden. Ob nun Ideal<br />
(oder waren’s die Neonbabies –ich verwechsel gerne<br />
mal Inga und Anette) bei ihr oder die Mucke für<br />
Andreas Dorau in seinem Fall! Immer auf<br />
intelligente Weise verspielt und doch nicht cheesy!<br />
Obwohl, ist ja eigentlich quatsch, wenn man zum<br />
Beispiel an „Fred vom Jupiter“ denkt . . . Naja, aber<br />
dann cool cheesy!<br />
Tommi quält es, wenn man ihn lobt, sei es für seine<br />
genialen Techno-Tracks oder die Dorau-<br />
Produktionen. Er liebt peinliche Situationen und<br />
erzählt lieber, wie er sich in den Achtzigern mit<br />
seiner Sixties-Band Bärte aus Schuhcreme gemalt<br />
hat, die dann nicht mehr abgingen. Und Inga springt<br />
übermütig in die Luft, obwohl sie die Bürde von<br />
vielen goldenen Schallplatten trägt und weiß, dass<br />
eine weibliche Pop-Ikone hart angreifen muss, wenn<br />
sie über dreißig ist und nicht Hildegard Knef heißt.<br />
www.2Raumwohnung.de<br />
Gegründet 1996, ist die dreifache New Yorker<br />
„international rock and roll machine“ in<br />
Deutschland fast schon zu Hause. Mit nunmehr<br />
vier Alben waren die Turbo AC’s nun schon fast<br />
sechsmal in Deutschland und spätestens mit ihrer<br />
„Automatic“-Tour 2003 haben Kevin Cole<br />
(git./vox.), Michael Dolan (bass) und Kevin Prunty<br />
(drums) die 500er-Grenze in den Clubs geknackt.<br />
Mit Sleazy Hot Rod Punk’n’Roll, gepaart mit<br />
intensiven Surf-Sounds und ehrlichen Texten,<br />
brauchten die Turbo AC’s nicht lange, um im<br />
heimischen CBGB’s schnell Respekt zu erringen.<br />
Das geeignete Label zu finden, ging nicht so schnell,<br />
so erschien jedes ihrer Alben bisher auf einem<br />
anderen. Mit Bitzcore nun scheinen sie endlich<br />
gelandet zu sein, doch Turbo gerast wird noch<br />
immer und hoffentlich auch noch oft in<br />
Deutschland!<br />
www.turboacs.com<br />
2Raumwohnung<br />
Date: 04.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Stadion<br />
Merkstein/Herzogenrath<br />
Admission: 15,- Euro<br />
(Festival)<br />
The Turbo AC’s<br />
Date: 25.07.<strong>2004</strong><br />
Location:<br />
Ostbunker/Osnabrück<br />
Admission: 8,- Euro<br />
Die Peepshows sind aus Örebro. Ich glaub’ das liegt<br />
in Schweden und ich kann euch schon alle nörgeln<br />
hören, von wegen Schwedenhype und Hellacopters<br />
und so, und ja, Recht habt ihr, obwohl die<br />
Peepshows um einiges cooler aussehen und auch<br />
den Schweinerock-Faktor nicht so arg überspannen<br />
wie jene berühmten Kollegen! Im Gegenteil, der<br />
Einsatz einer Hammond-Orgel (kann auch ’ne Vox<br />
gewesen sein) gibt der ganzen Sache eher einen<br />
Sechziger-lastigen Sound! Jajaja, so Hives- oder<br />
Strokes-mäßig, aber nicht so garagig. Es ist mehr<br />
so Ramones treffen Prisoners treffen ACDC oder<br />
so. Auf jeden Fall gibt’s die Jungs auch nicht erst<br />
seit gestern, sondern seit 1996 und sie haben auch<br />
schon das ein oder andere Album (auf Sidekick/<br />
Burning Heart) draußen. Ich habe die Herren vor<br />
ein paar Jahren mal im Wild At Heart hier im<br />
schönen Kreuzberg gesehen, und da haben sie<br />
gerockt wie zweiundzwanzig Säue!<br />
www.burningheart.com<br />
Eine meiner kontemporären (ha, Superwort!)<br />
Lieblingsbands! Krawattenpunk vom Feinsten,<br />
nicht nur was den Look, sondern vor allem auch<br />
was den Sound angeht. Als wenn’s wieder 1977<br />
wär . . . Die vier Freaks aus Seattle sind live auch<br />
noch viel besser als auf ihren Scheiben „Hit After<br />
Hit“(Dirtnap) und „Off The Charts“(hierzulande<br />
auf Bitzcore erhältlich). Tja, und jetzt hat der gute<br />
Mutti sie uns wieder hergebookt! Ich versteh’s<br />
irgendwie nicht so richtig, aber auf jeden Fall sind<br />
die Herren Lance Romance (Bass), CB Mangler<br />
(singt, sammelt Vespas und Lambrettas und gibt<br />
als musikalischen Werdegang Skateboarding an),<br />
Steve E. Nix (spielt Gitarre und ist neunzehnmal<br />
verheiratet und geschieden –jetzt Single) und Daniel<br />
J. Travanti (auch Gitarre, hasst Pudding und Leute,<br />
die Lazarus heißen) in wechselnden Besetzungen<br />
- im Rahmen der „Mutti’s Little Monsters Tour“ –<br />
mit den Real McKenzies, der One Man Army und<br />
den Turbo AC’s unterwegs.<br />
www.thebriefs.com<br />
TERMINE<br />
The Peepshows<br />
Date: 08.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Underground/Köln<br />
Admission: 6,- Euro<br />
Pot<br />
„Ay, caramba carajo olé!“ Groß, großartig,<br />
PANTEÓN ROCOCÓ! Einfach einmalig, wie diese<br />
elfköpfige Mega-Band aus der Hauptstadt Mexikos<br />
ganz und gar lateinamerikanisch, leidenschaftlich,<br />
rhythmisch beseelt punkt, rockt, skankt und<br />
rumspringt, als gelte es, irgendeinen aztekischen<br />
Regengott zu beschwören. Zweimal waren sie jetzt<br />
schon in ganz Europa auf Tour. Haben die Massen<br />
begeistert und in ekstatische Verzückungen versetzt<br />
und doch blieb nach einem von Wadenkrämpfen<br />
und durch Schweißbäder gekennzeichneten Konzert<br />
eine gewisse latente Enttäuschung bei den Fans<br />
zurück. Man konnte die verdammte CD nirgendwo<br />
kaufen! Wo gibt’s denn sowas?! Aber das ist ab<br />
sofort anders: ÜBERSEE RECORDS hat die<br />
flehentlichen Bitten des europäischen Publikums<br />
erhört und bringt endlich das zweite Album mit<br />
dem Titel „Compañeros Musicales“ auf den Markt.<br />
Die ausgiebige Promo-Tour diesen Sommer dürfte<br />
nicht nur die große Fangemeinde der Compañeros<br />
jäh aus dem Sommerloch reißen! Eine Platte, die es<br />
sogar schafft im Mutterland der Raubkopie<br />
vergoldet zu werden, wird auch in hiesige Ohren<br />
gehen . . .<br />
www.uebersee-records.de<br />
The Briefs Beginner<br />
Date: 24.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Essigfabrik/Köln<br />
Admission: 8,- Euro<br />
Cool oder wie der Hanseate sacht, derbe - die<br />
Beginner touren Deutschland!<br />
Mit „Blast Action Heroes“ meldeten sich die<br />
Beginner (das „Absolute“ wurde gestrichen) 2003<br />
zurück und definierten das Genre neu. Nachdem<br />
sie mit „Fäule“, der ersten Blast Action-Single,<br />
bereits ein begeisterndes Gelübde auf den besser<br />
gelagerten Beginner-Sound abgelegt hatten, ist<br />
„Blast Action Heroes“ das entsprechende Full<br />
Length-Meisterwerk. Immer einen Tick sprachgewandter<br />
als die Konkurrenz, immer jenseits müder<br />
Klischees sind die „Blast Action Heroes“ so fernab,<br />
dass für sie eine neue Spielklasse in Sachen<br />
Deutscher HipHop erfunden werden müsste. Und<br />
während die rappende Restrepublik noch in tumben<br />
Gangsta-Attitüden und schlaffer R’n’B-Romantik<br />
rumdümpelt, wird bei den Beginnern feist & clever<br />
gefeiert. Also rennt mal hin und schaut sie euch an,<br />
die Kollegen!<br />
Erwartet viel, die Beginner halten es!<br />
www.beginner.de<br />
Panteon Roccoco<br />
Date: 14.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Bürgerhaus<br />
Stollwerck/Köln<br />
Admission: 5,- Euro<br />
Date: 07.08.<strong>2004</strong><br />
Location: Jugendpark/Köln<br />
Admission: 18,- Euro<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
17
Bacardi sponsert Junge Union<br />
Die Junge Union (JU), Jugendorganisation der CDU, organisierte<br />
eine Werbeveranstaltung für Alcopops auf dem Hessentag in<br />
Heppenheim. Gesponsert von Bacardi. Dabei wurden die<br />
Alkohol-Dealer von Trinker MdL Frank Gotthardt, dem<br />
parlamentarischen Geschäftsführer unterstützt.<br />
Bereits vor der Veranstaltung kam es zu einem Schlagabtausch<br />
in der Presse. So war im „Südhessen Morgen“ zu lesen, dass<br />
die JU sich im Vorfeld gegen das diskutierte Verbot von<br />
Alcopops bei diesem Fest aussprach. Gregor Simon, Sprecher<br />
der Grünen Jugend Bergstraße: „ Man wird den Gedanken<br />
nicht los, dass die Kritik am Verbot aus eigenem Verkaufsinteresse<br />
geäußert wurde.“<br />
Dies rief Max Plenert, den drogenpolitischen Sprecher der<br />
Grünen Jugend Hessen auf den Plan: „Wer auf der einen Seite<br />
eine drogenfreie Gesellschaft predigt und auf der anderen Seite,<br />
auf dem Hessentag, ausdrücklich für günstige Getränke werbe,<br />
macht sich völlig unglaubwürdig.“<br />
Als bekannt wurde, dass die JU Alcopops für nur 50 Cent teurer<br />
als Wasser verkauft, wobei Wasser in 0,2 l-Bechern und der<br />
Alkohol in 0,33 l-Flaschen auch an Minderjährige ausgeschenkt<br />
wurde, war das „Maß“ voll. Die Jungen Grünen, denen von<br />
Seiten der CDU immer wieder vorgeworfen wird, sie machen<br />
mit ihrer Forderung nach der Freigabe von Cannabis Werbung<br />
Der Weltraum, unendliche Breiten . . .<br />
Am 08.06.<strong>2004</strong> sichtete Valentin Batlle, Hanf-Aktivist,<br />
im hessischen Burgsolms den größten Space-Cookie,<br />
den nie ein Mensch zuvor gesehen hat. „Dieser Space-<br />
Cookie war dermaßen gigantisch, dass ich ihn mit<br />
bloßem Auge erkennen konnte, als er sich vor die<br />
Sonnenscheibe schob. Mir lief das Wasser im<br />
Mund zusammen!“, erinnert sich Valentin.<br />
Wanted<br />
Gesucht: Plattenläden ohne Hanf Journale<br />
Ziel: zukünftige Auslage des Hanf Journals<br />
Methode: Anzeigen (beim Hanf Journal, auf keinen<br />
Fall bei der Polizei)<br />
Wo: zentrale@hanfjournal.de<br />
Belohnung: kleine Geschenke (z.B.: Drehmaschiene,<br />
Grinder, CDs, ...)<br />
für ein gefährliches Produkt, reagierten spontan und<br />
organisierten eine Demo und Flugblattaktion vor<br />
diesem Stand. Der Bezirksvorsitzende der JU<br />
Südhessen, Alexander Bode reagierte gelassen und<br />
zeigte zumindest Gesprächsbereitschaft.<br />
Mitten im Spannungsfeld zwischen dem Alcopops-<br />
Stand auf der einen und der flugblattverteilenden<br />
Grünen Jugend auf der anderen Seite wurde über<br />
das Thema diskutiert. Richtig erkannte MdL Frank<br />
Gotthardt: „Ich glaube nicht, dass man das Problem<br />
durch Steuererhöhung lösen kann. Das wird doch<br />
nur getrunken, weil es cool ist. Wenn es teurer wird,<br />
ist es nur noch cooler!“ Dass genau aus diesem<br />
Grund in Deutschland mehr gekifft wird, als in den<br />
Niederlanden, wo Cannabis in Hunderten Coffe<br />
Shops frei erhältlich ist, wie Max Plenert bemerkte,<br />
leuchtete ihm hingegen nicht ein. So war es nicht<br />
weiter verwunderlich, dass er widersprüchlich<br />
forderte: „Ich würde mir wünschen, dass<br />
Ordnungshüter durch die Kneipen der Stadt ziehen,<br />
um den Jugendschutz zu gewährleisten.“ Max<br />
Plenert entrüstet: „Das ist keine Forderung nach<br />
mehr Jugendschutz, sondern nach noch mehr<br />
Repression! Wenn Jugendschutz als Forderung ernst<br />
gemeint ist, muss man sich für ein totales<br />
Werbeverbot für sämtliche Drogen, den legalen wie<br />
illegalen, als präventive Maßnahme einsetzen und<br />
eine kontrollierte und legale Abgabe zulassen.“<br />
Man stelle sich das einmal vor: Trupps von Polizeibeamten,<br />
die nachts durch die Straßen ziehen um Minderjährige zu<br />
verfolgen. Der angeblich christlichen und demokratischen<br />
Partei ist das mit solchen Vertretern durchaus zuzutrauen. Wie<br />
ausgewogen und sozial verträglich deren Politik im Kleinen<br />
wie im Großen sein würde, zeigten auch deren Preise für<br />
Alcopops. Die „normalen“ Standbetreiber, die keiner Partei<br />
angehörten und nicht von Bacardi gesponsert wurden, konnten<br />
bei diesen Preisen nicht mehr mithalten und blieben auf ihren<br />
Vorräten sitzen. Wenn Geiz geil ist, warum einen Euro mehr<br />
ausgeben?<br />
Und war das schon alles? Nein, denn zu jeder Alkohollimo gab<br />
es auch noch einen „Kinopolis“-Kinogutschein dazu. Welcher<br />
Jugendliche könnte dazu schon „Nein“ sagen?<br />
Nach der Diskussion outete der parlamentarische Geschäftführer<br />
der CDU im Hessischen Landtag auch den Umfang<br />
seine Sachkenntnis zum Thema zunächst mit der Frage: „Wie<br />
viel Prozent hat das Zeug eigentlich?“, trank einen Schluck<br />
und meinte achselzuckend: „Mir schmeckt es nicht!“. CDU?<br />
Na dann Prost!<br />
Das Hanf Journal sucht Head- und Growshops die noch keine Hanf Journale auslegen. Kennt ihr einen Shop der<br />
das noch nicht tut, dann gibt uns die Adresse und wir kümmern uns darum das ihr auch in diesem Shop Hanf<br />
Journale bekommt. Für fachdienliche Hinweise warten kifferfreundliche Belohnungen.<br />
Mangas<br />
Geistesgegenwärtig baute er<br />
aus diversen optischen Geräten,<br />
ein bisschen Holz und<br />
seiner selbstgebastelten 1,5<br />
Liter-Cola-Flaschen-Plastik-<br />
Bong ein Teleskop und schoss<br />
schnell ein paar Beweisfotos für das<br />
Hanf Journal. Anhand des Keksdurchmessers<br />
in Relation zu Sonne und Erde<br />
errechnete er, dass dieser riesige Hanf-Keks<br />
genügen würde, um die gesamte, aktuelle Weltbevölkerung<br />
der Erde, etwa 6,3 Milliarden Menschen, für 2 *<br />
10^14 Jahre abheben zu lassen . . .<br />
Leider stellte sich kurz nach dieser sensationellen Entdeckung<br />
heraus, dass es sich bei diesem Objekt in Wirklichkeit nur um<br />
die Venus bei ihrem Transit durch die Sonnenscheibe gehandelt<br />
hat, der bereits 1639 gemalt und 1882 fotografiert worden ist.<br />
Wer den Transit dieses Mal verpasst hat, kann ihn sich bereits<br />
am Mittwoch den 06.06.2012 ansehen, wenn es wieder heißt:<br />
Der Weltraum, unendliche Breiten . . .<br />
www.astronomie.de<br />
Seed west<br />
Newsflash:<br />
„Diese Drogenpolitik kannst Du in der<br />
Pfeife rauchen“<br />
Unter diesem Motto veranstaltete die Grüne Jugend<br />
Main-Tauber einen Informationsstand zum Thema<br />
Drogenpolitik, der Passanten auch die Gelegenheit<br />
bot, Wasserpfeife zu rauchen.<br />
Die Drogenpolitik, die man in der Pfeife rauchen<br />
kann, ist die bisher praktizierte, die eher auf teils<br />
unsinnige Verbote und Kriminalisierung der<br />
Konsumenten setzt als die Freiheit der Bürger in<br />
den Vordergrund zu stellen und auf einen<br />
verantwortungsvollen Umgang mit Drogen durch<br />
Aufklärung und Prävention zu setzen. Die Grüne<br />
Jugend Main-Tauber verteilte deshalb Produktinformationen<br />
zu den unterschiedlichen Rauschmitteln<br />
und forderte, endlich das Verbot von<br />
Cannabis aufzuheben. „Ein verantwortungsvoller<br />
Umgang mit Rauschmitteln ist nur möglich, wenn<br />
über die Wirkungen genauestens aufgeklärt wird.<br />
Wir setzen uns dafür ein, dass alle Rauschmittel<br />
gleich kritisch behandelt werden. Dies gilt für den<br />
Umgang mit Nikotin und Koffein genauso wie für<br />
Alkohol und Cannabis, was kein bisschen<br />
gefährlicher ist als Alkohol und deshalb<br />
konsequenterweise nicht illegal sein darf!“, so<br />
Tilman Versch, Vorsitzender der Grünen Jugend<br />
Main-Tauber.<br />
www.gj-main-tauber.de<br />
Busreise zur Hanfparade <strong>2004</strong><br />
Die größte deutsche Demonstration für die<br />
Legalisierung von Hanf als Rohstoff, Medizin und<br />
Genussmittel findet bereits zum achten Mal in der<br />
deutschen Hauptstadt statt. Laut Veranstalter<br />
werden 20.000 Hanf-Freunde erwartet, wenn es am<br />
14. August Get Wise- Legalize! Drogenfahnder zu<br />
Kleingärtnern! heißt. Und du hast die Gelegenheit<br />
dabei zu sein. Die Hanf Initiative in Zusammenarbeit<br />
mit ROOR und der Grünen Jugend Hessen hat wie<br />
im vorigen Jahr einen Reisebus auf die Beine gestellt.<br />
Abfahrt ist am 14.08. um ein Uhr in Frankenthal,<br />
danach geht es über Bad Kreuznach und Frankfurt<br />
nach Berlin. Natürlich könnt ihr auch auf der Strecke<br />
zusteigen. Am besten rechtzeitig reservieren und<br />
abklären wo ihr zusteigen könnt. Kosten: 32 Euro.<br />
Infos und Anmeldung: ROOR-Shop Frankenthal,<br />
Am Rosengarten 3; Easy Going, Bad Kreuznach,<br />
Mannheimer Str. 65 oder mail: adrian@roor.de, tel:<br />
0 62 33 – 60 07 00 oder bei der Grünen Jugend<br />
Hessen, AK Drogen, mail: max.plenert@web.de,<br />
tel:0 62 56 – 85 87 52<br />
www.hanfparade.de<br />
15
16<br />
Seed west<br />
Woran hängt es, Max Plenert?<br />
Das Hanf Journal Seedwest wird in den kommenden Ausgaben<br />
den drogenpolitischen Kämpfern im Südwesten Deutschlands,<br />
inner- und außerhalb von Parteien, folgende Fragen stellen:<br />
„Woran hängt es, dass der Hanf noch nicht legalisiert wurde?“<br />
und „Wie kämpfst du dafür?“. Unser erster Gesprächspartner<br />
war Max Plenert, Sprecher des Fachforums Drogen der Grünen<br />
Jugend (GJ), Drogenpolitischer Sprecher der Grünen Jugend<br />
Hessen und Mitglied im Bundesnetzwerk Drogenpolitik bei<br />
Bündnis90/Die Grünen.<br />
Hanf Journal: „Was steht zwischen uns und einer vernünftigen<br />
Drogenpolitik? Woran hängt es, dass der Hanf noch nicht<br />
legalisiert wurde?“<br />
Max Plenert: „Diese Frage zu beantworten ist eine schwierige<br />
Aufgabe, denn es spielen viele verschiedene Faktoren eine<br />
Rolle. Wolfgang Neskovic meinte einmal (Anm. d. Red.: Richter<br />
des Lübecker Cannabis-Urteils von 1992): „Die gegenwärtige<br />
Drogengesetzgebung lässt sich nur deshalb praktizieren, weil<br />
in der Bevölkerung ein entsprechendes Informationsdefizit<br />
herrscht!“. Ich denke, das ist ein ganz wesentlicher Knackpunkt<br />
bei vielen Diskussionen.“<br />
Hanf Journal: „Deshalb versuchen wir mit dem Hanf Journal<br />
ja auch die Leute aufzuklären.“<br />
Max Plenert: „Ja, das ist eine wichtige Aufgabe! Abgesehen<br />
davon gibt es noch eine Vielzahl anderer Faktoren. Der<br />
Bevölkerung fehlt eine Vorstellung über die negativen Folgen<br />
dieser verfehlten Politik auf die Gesamtgesellschaft. Auch viele<br />
Kiffer jammern erst über die Prohibition, wenn sie selbst<br />
erwischt worden sind. Vorher heißt es meist: „Mir doch egal,<br />
ich kiffe trotzdem!“. Für konservative Politiker ist die<br />
Drogenpolitik ein Vehikel ihre Vorstellungen von „Law and<br />
Order“ umzusetzen. Vor dem 11. 09. war der „internationale<br />
Rauschgifthandel“ das Thema der Wahl, um Sicherheitspakte<br />
und Lauschangriffe scheinbar zu legitimieren. International<br />
dient die Prohibition auch den Machtinteressen verschiedener<br />
Staaten, allen voran den USA, zur Finanzierung von CIA,<br />
Terroristen und anderen „Freunden“.. Last, but not least kann<br />
ich mir auch vorstellen, dass das Profitinteresse der Pharmazie-<br />
Branche eine bedeutende Rolle spielt. Schlussendlich ist die<br />
Geschichte der Prohibition die Geschichte der weiterhin festen<br />
Verankerung der säkularisierten, calvinistischen Ethik namens<br />
Kapitalismus und anderer Rausch ablehnender Kräfte wie z.<br />
B. der drei abrahamitischen Religionen.“ (Anm. d. Red.<br />
Christentum, Judentum, Islam)<br />
Hanf Journal: „Du bist kürzlich zum Sprecher des Fachforums<br />
Drogenpolitik bei der Grünen Jugend gewählt worden. Was<br />
ist das Fachforum und welche Ziele verfolgt ihr?“<br />
Max Plenert: „Wir sind eine bundesweit aktive Arbeitsgruppe.<br />
Unsere Aufgaben reichen von praktischen Dingen wie der<br />
Vertretung der GJ bei drogenpolitischen Veranstaltungen wie<br />
der Hanf Parade oder dem Million Marijuana March und der<br />
Erstellung von Info- und Werbematerialien wie Flyern, Tütchen<br />
und Filtertipps bis hin zu programmatischer Arbeit, wie dem<br />
drogenpolitischen Grundsatzprogramm der GJ. Man könnte<br />
uns als drogenpolitischen Thinktank der Grünen bezeichnen.“<br />
Hanf Journal: „Gibt es denn etwas nachzudenken? Der Hanf<br />
muss legalisiert werden!“<br />
Max Plenert: „Nicht nur der Hanf müsste legal sein . . .“<br />
Hanf Journal: „Heroin etwa auch?“<br />
Max Plenert: „ Ja. Wobei dies kein 100-prozentiger Konsens<br />
in der Grünen Jugend ist.“<br />
Hanf Journal: „Soll sich jeder 15-Jährige seinen nächsten<br />
Schuss einfach am Kiosk nebenan kaufen können?“<br />
Max Plenert: „Eher nein, weil mir 15-Jährige doch etwas zu<br />
unreif erscheinen.“<br />
Hanf Journal: „Wann ist man denn alt genug für die Heroin-<br />
Sucht?“<br />
Max Plenert: „Erstens ist Heroin-Konsum nicht gleich Heroin-<br />
Sucht und zweitens würde ich nicht nach dem Alter gehen und<br />
statt dessen einen Drogenführerschein einführen, zumindest<br />
für stärkere Drogen wie Heroin oder Kokain. Und warum denn<br />
ein „Schuss“ ? Heroin kann man wunderbar und weniger<br />
gefährlich rauchen. Der intravenöse Konsum ist zwar der<br />
effektivste, weswegen er in stark prohibitionistischen Ländern<br />
wie der BRD so beliebt ist, aber gleichzeitig auch der<br />
ungesündeste.“<br />
Hanf Journal: „Ja, das kennen wir Kiffer ja auch, bloß nichts<br />
verschwenden . . .“<br />
Max Plenert: „In den Niederlanden ist Sniffen (Anm. d.<br />
Red.: Konsum durch die Nase) und Rauchen um ein Vielfaches<br />
verbreiteter.“<br />
Hanf Journal: „Macht diese Konsumform denn weniger<br />
abhängig?“<br />
Max Plenert: „Nein! Der Vorteil dieser Konsumform liegt<br />
u. a. in der Minimierung der Infektionsgefahr! Safer Use ist<br />
auch beim intravenösen Konsum machbar, aber schwieriger<br />
zu realisieren. Außerdem ist gerade beim Rauchen „nur“ die<br />
Lunge dran, während Verunreinigungen in der Blutbahn<br />
wesentlich problematischer sind und das ist das eigentliche<br />
Hauptproblem: der dreckige Stoff, bei dem man nie weiß wie<br />
viel Wirkstoff er eigentlich beinhaltet. Wenn man das Heroin<br />
im Drogenfachgeschäft bekommen würde, wüsste man<br />
immerhin über den Reinheitsgehalt Bescheid und könnte gezielt<br />
dosieren, derzeit ist das leider unmöglich.“<br />
Hanf Journal: „Ihr seid also für die Legalisierung aller<br />
Drogen?“<br />
Max Plenert: „Bei Cannabis ein klares Ja, aber auch alle<br />
andere Drogen sollten je nach Substanz, kontrolliert, von<br />
Fachleuten oder Fachverkäufern, unter bestimmten<br />
Bedingungen, vergeben werden dürfen! Und parallel dazu die<br />
Entkriminalisierung aller Drogenkonsumenten. Das heißt kein<br />
geduldeter Markt, sondern ein kontrollierter im Sinne von<br />
Jugend- und Verbraucherschutz. Gerade bei Drogen sollte man<br />
genau wissen was man da eigentlich gekauft hat.“<br />
Hanf Journal: „Also Pilze beispielsweise in „Smartshops“<br />
verkaufen, ähnlich wie in den Niederlanden. Aber was ist mit<br />
Datura, dem Stechapfel? Beim Gebrauch dieses starken<br />
Entheogens würden doch viele Unfälle passieren, oder?“<br />
Max Planert: „Ich denke es ist nicht sinnvoll eine Droge zu<br />
verbieten, die trotzdem verfügbar bleibt. Der Stechapfel ist ja<br />
legal, aber eben fast vollkommen unkontrolliert verfügbar. Da<br />
stelle ich den Leuten, die sich berauschen wollen, doch lieber<br />
Psylocibin oder LSD zur Verfügung, welches sich sicherer<br />
dosieren lässt. Und warum wird der Stechapfel oder die<br />
Engelstrompete überhaupt konsumiert? Weil sie am einfachsten<br />
verfügbar sind, z. B. in Nachbars Garten.“<br />
Hanf Journal: „Ja, da wachsen überall wirklich starke<br />
Halluzinogene und wir dürfen nicht mal ein bisschen sanftes<br />
Hanf anbauen!“<br />
Max Plenert: „Leider und das wird sich so schnell auch nicht<br />
ändern lassen, aber ich bin der festen Überzeugung, eine<br />
alternative Drogenpolitik ist möglich!“<br />
Hanf Journal: „Wir danken dir für dieses Interview, deine<br />
progressiven Statements und wünschen dir und uns viel Erfolg<br />
beim Legalisieren!“<br />
www.max-plenert.de; www.gruene-jugend.de<br />
das Interview führte Sokratis Zacharopoulos<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren
„Ay, caramba carajo olé!“ Groß, großartig,<br />
PANTEÓN ROCOCÓ! Einfach einmalig, wie diese<br />
elfköpfige Mega-Band aus der Hauptstadt Mexikos<br />
ganz und gar lateinamerikanisch, leidenschaftlich,<br />
rhythmisch beseelt punkt, rockt, skankt und<br />
rumspringt, als gelte es, irgendeinen aztekischen<br />
Regengott zu beschwören. Zweimal waren sie jetzt<br />
schon in ganz Europa auf Tour. Haben die Massen<br />
begeistert und in ekstatische Verzückungen versetzt<br />
und doch blieb nach einem von Wadenkrämpfen<br />
und durch Schweißbäder gekennzeichneten Konzert<br />
eine gewisse latente Enttäuschung bei den Fans<br />
zurück. Man konnte die verdammte CD nirgendwo<br />
kaufen! Wo gibt’s denn sowas?! Aber das ist ab<br />
sofort anders: ÜBERSEE RECORDS hat die<br />
flehentlichen Bitten des europäischen Publikums<br />
erhört und bringt endlich das zweite Album mit<br />
dem Titel „Compañeros Musicales“ auf den Markt.<br />
Die ausgiebige Promo-Tour diesen Sommer dürfte<br />
nicht nur die große Fangemeinde der Compañeros<br />
jäh aus dem Sommerloch reißen! Eine Platte, die es<br />
sogar schafft im Mutterland der Raubkopie<br />
vergoldet zu werden, wird auch in hiesige Ohren<br />
gehen . . .<br />
www.uebersee-records.de<br />
Gegründet 1996, ist die dreifache New Yorker<br />
„international rock and roll machine“ in<br />
Deutschland fast schon zu Hause. Mit nunmehr<br />
vier Alben waren die Turbo AC’s nun schon fast<br />
sechsmal in Deutschland und spätestens mit ihrer<br />
„Automatic“-Tour 2003 haben Kevin Cole<br />
(git./vox.), Michael Dolan (bass) und Kevin Prunty<br />
(drums) die 500er-Grenze in den Clubs geknackt.<br />
Mit Sleazy Hot Rod Punk’n’Roll, gepaart mit<br />
intensiven Surf-Sounds und ehrlichen Texten,<br />
brauchten die Turbo AC’s nicht lange, um im<br />
heimischen CBGB’s schnell Respekt zu erringen.<br />
Das geeignete Label zu finden, ging nicht so schnell,<br />
so erschien jedes ihrer Alben bisher auf einem<br />
anderen. Mit Bitzcore nun scheinen sie endlich<br />
gelandet zu sein, doch Turbo gerast wird noch<br />
immer und hoffentlich auch noch oft in<br />
Deutschland!<br />
www.turboacs.com<br />
Panteon Roccoco<br />
Date: 15.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Tollhaus/Karlsruhe<br />
Admission: 5,- Euro<br />
The Turbo AC’s<br />
Date: 22.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Café<br />
Central/Weinheim<br />
Admission: 8,- Euro<br />
Cool oder wie der Hanseate sacht, derbe - die<br />
Beginner touren Deutschland!<br />
Mit „Blast Action Heroes“ meldeten sich die<br />
Beginner (das „Absolute“ wurde gestrichen) 2003<br />
zurück und definierten das Genre neu. Nachdem<br />
sie mit „Fäule“, der ersten Blast Action-Single,<br />
bereits ein begeisterndes Gelübde auf den besser<br />
gelagerten Beginner-Sound abgelegt hatten, ist<br />
„Blast Action Heroes“ das entsprechende Full<br />
Length-Meisterwerk. Immer einen Tick sprachgewandter<br />
als die Konkurrenz, immer jenseits müder<br />
Klischees sind die „Blast Action Heroes“ so fernab,<br />
dass für sie eine neue Spielklasse in Sachen<br />
Deutscher HipHop erfunden werden müsste. Und<br />
während die rappende Restrepublik noch in tumben<br />
Gangsta-Attitüden und schlaffer R’n’B-Romantik<br />
rumdümpelt, wird bei den Beginnern feist & clever<br />
gefeiert. Also rennt mal hin und schaut sie euch an,<br />
die Kollegen!<br />
Erwartet viel, die Beginner halten es!<br />
www.beginner.de<br />
Inga Humpe und Tommi Eckart machen Musik,<br />
seit ich hören kann. Die beiden waren immer klug,<br />
ohne jemals erwachsen zu werden. Ob nun Ideal<br />
(oder waren’s die Neonbabies –ich verwechsel gerne<br />
mal Inga und Anette) bei ihr oder die Mucke für<br />
Andreas Dorau in seinem Fall! Immer auf<br />
intelligente Weise verspielt und doch nicht cheesy!<br />
Obwohl, ist ja eigentlich quatsch, wenn man zum<br />
Beispiel an „Fred vom Jupiter“ denkt . . . Naja, aber<br />
dann cool cheesy!<br />
Tommi quält es, wenn man ihn lobt, sei es für seine<br />
genialen Techno-Tracks oder die Dorau-<br />
Produktionen. Er liebt peinliche Situationen und<br />
erzählt lieber, wie er sich in den Achtzigern mit<br />
seiner Sixties-Band Bärte aus Schuhcreme gemalt<br />
hat, die dann nicht mehr abgingen. Und Inga springt<br />
übermütig in die Luft, obwohl sie die Bürde von<br />
vielen goldenen Schallplatten trägt und weiß, dass<br />
eine weibliche Pop-Ikone hart angreifen muss, wenn<br />
sie über dreißig ist und nicht Hildegard Knef heißt.<br />
www.2Raumwohnung.de<br />
Seed west<br />
TERMINE<br />
Beginner<br />
Date: 17.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Quartier am<br />
Turm/Heidelberg<br />
Admission: 18,- Euro<br />
Die Peepshows sind aus Örebro. Ich glaub’ das liegt<br />
in Schweden und ich kann euch schon alle nörgeln<br />
hören, von wegen Schwedenhype und Hellacopters<br />
und so, und ja, Recht habt ihr, obwohl die<br />
Peepshows um einiges cooler aussehen und auch<br />
den Schweinerock-Faktor nicht so arg überspannen<br />
wie jene berühmten Kollegen! Im Gegenteil, der<br />
Einsatz einer Hammond-Orgel (kann auch ’ne Vox<br />
gewesen sein) gibt der ganzen Sache eher einen<br />
Sechziger-lastigen Sound! Jajaja, so Hives- oder<br />
Strokes-mäßig, aber nicht so garagig. Es ist mehr<br />
so Ramones treffen Prisoners treffen ACDC oder<br />
so. Auf jeden Fall gibt’s die Jungs auch nicht erst<br />
seit gestern, sondern seit 1996 und sie haben auch<br />
schon das ein oder andere Album (auf Sidekick/<br />
Burning Heart) draußen. Ich habe die Herren vor<br />
ein paar Jahren mal im Wild At Heart hier im<br />
schönen Kreuzberg gesehen, und da haben sie<br />
gerockt wie zweiundzwanzig Säue!<br />
www.burningheart.com<br />
2Raumwohnung The Briefs<br />
Date: 24.07.<strong>2004</strong><br />
Location: Günther-Klotz-<br />
Anlage/Karlsruhe<br />
Admission: 15,- Euro<br />
(Festival)<br />
Eine meiner kontemporären (ha, Superwort!)<br />
Lieblingsbands! Krawattenpunk vom Feinsten,<br />
nicht nur was den Look, sondern vor allem auch<br />
was den Sound angeht. Als wenn’s wieder 1977<br />
wär . . . Die vier Freaks aus Seattle sind live auch<br />
noch viel besser als auf ihren Scheiben „Hit After<br />
Hit“(Dirtnap) und „Off The Charts“(hierzulande<br />
auf Bitzcore erhältlich). Tja, und jetzt hat der gute<br />
Mutti sie uns wieder hergebookt! Ich versteh’s<br />
irgendwie nicht so richtig, aber auf jeden Fall sind<br />
die Herren Lance Romance (Bass), CB Mangler<br />
(singt, sammelt Vespas und Lambrettas und gibt<br />
als musikalischen Werdegang Skateboarding an),<br />
Steve E. Nix (spielt Gitarre und ist neunzehnmal<br />
verheiratet und geschieden –jetzt Single) und Daniel<br />
J. Travanti (auch Gitarre, hasst Pudding und Leute,<br />
die Lazarus heißen) in wechselnden Besetzungen<br />
- im Rahmen der „Mutti’s Little Monsters Tour“ –<br />
mit den Real McKenzies, der One Man Army und<br />
den Turbo AC’s unterwegs.<br />
www.thebriefs.com<br />
The Peepshows<br />
Date: 22.07.<strong>2004</strong><br />
Location:<br />
Universum/Stuttgart<br />
Admission: 6,- Euro<br />
Date: 03.08.<strong>2004</strong><br />
Location:<br />
Universum/Stuttgart<br />
8,- Euro<br />
Achtung!<br />
jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffordern oder<br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
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