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FINE Das Weinmagazin - 01/2022

BORDEAUX Château Lafleur: Die Sphinx von Pomerol BORDEAUX Château L’Évangile: Fixstern am rechten Ufer BORDEAUX La Conseillante: Hinaus aus dem Schatten der Nachbarn! EDITORIAL Von prickelnden und stillen Größen CHABLIS Die Region im Überblick: Erfrischend zeitlos CHABLIS Vincent Dauvissat: Gänsehaut im Fasskeller CHABLIS Jean-Paul & Benoît Droin: Mit Tradition und Smartphone CHABLIS William Fèvre: Die Essenz des Chablis CHABLIS Domaine Long-Depaquit: Erfolgreich verweltlicht CHABLIS Domaine Raveneau: Das Erbe der Väter DAS GROSSE DUTZEND Rote Wucht von roten Böden: Monteverro WEIN & SPEISEN Jürgen Dollase im »Kronenschlösschen« in Hattenheim KATALONIEN Torres, Teil 4: An den Mauern des Königsklosters DIE PIGOTT-KOLUMNE Zu Gast bei drei Champagnerhäusern TASTING Deutsche Spätburgunder aus dem Jahrgang 2008 INTERVIEW Olivier Krug und Arnaud Lallement CHAMPAGNE Die 100 wichtigsten Champagner, Teil 4 GENIESSEN Steak Tatar: Die pure Fleischeslust MOSEL Hofgut Falkenstein: Weltklasse aus dem Seitental WORTWECHSEL Warum es immer weniger Winzer und Weingüter gibt WEIN & ZEIT Die schwierige Frühzeit des VDP MOSEL Bischöfliche Weingüter Trier: Die großen Unbekannten ABGANG Sonne am Ende des Tunnels

BORDEAUX Château Lafleur: Die Sphinx von Pomerol
BORDEAUX Château L’Évangile: Fixstern am rechten Ufer
BORDEAUX La Conseillante: Hinaus aus dem Schatten der Nachbarn!

EDITORIAL Von prickelnden und stillen Größen
CHABLIS Die Region im Überblick: Erfrischend zeitlos
CHABLIS Vincent Dauvissat: Gänsehaut im Fasskeller
CHABLIS Jean-Paul & Benoît Droin: Mit Tradition und Smartphone
CHABLIS William Fèvre: Die Essenz des Chablis
CHABLIS Domaine Long-Depaquit: Erfolgreich verweltlicht
CHABLIS Domaine Raveneau: Das Erbe der Väter
DAS GROSSE DUTZEND Rote Wucht von roten Böden: Monteverro
WEIN & SPEISEN Jürgen Dollase im »Kronenschlösschen« in Hattenheim
KATALONIEN Torres, Teil 4: An den Mauern des Königsklosters
DIE PIGOTT-KOLUMNE Zu Gast bei drei Champagnerhäusern
TASTING Deutsche Spätburgunder aus dem Jahrgang 2008
INTERVIEW Olivier Krug und Arnaud Lallement
CHAMPAGNE Die 100 wichtigsten Champagner, Teil 4
GENIESSEN Steak Tatar: Die pure Fleischeslust
MOSEL Hofgut Falkenstein: Weltklasse aus dem Seitental
WORTWECHSEL Warum es immer weniger Winzer und Weingüter gibt
WEIN & ZEIT Die schwierige Frühzeit des VDP
MOSEL Bischöfliche Weingüter Trier: Die großen Unbekannten
ABGANG Sonne am Ende des Tunnels

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4 197772 520006 <strong>01</strong><br />

CHÂTEAU LAFLEUR<br />

DAS GROSSE RÄTSEL VON POMEROL<br />

Chablis Champagner Katalonien Toskana Mosel<br />

Fünf Güter, Olivier Krug Grans Muralles und Zwölf Jahrgänge Hofgut Falkenstein und<br />

fünf Stile im Interview Milmanda von Torres Monteverro Bischöfliche Weingüter Trier


<strong>FINE</strong><br />

CHÂTEAU L’ÉVANGILE 24<br />

CHÂTEAU LA CONSEILLANTE 34<br />

VINCENT<br />

DAUVISSAT 44<br />

JEAN-PAUL &<br />

BENOÎT DROIN 50<br />

WILLIAM<br />

FÈVRE 56<br />

LONG-<br />

DEPAQUIT 62<br />

DOMAINE<br />

RAVENEAU 68<br />

GRANS MURALLES 88<br />

HOFGUT FALKENSTEIN 120<br />

BISCHÖFLICHE<br />

WEINGÜTER TRIER 136<br />

8 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> INHALT


DAS WEINMAGAZIN 1|<strong>2022</strong><br />

MONTEVERRO 74<br />

DEUTSCHE SPÄTBURGUNDER 2008 100<br />

OLIVIER KRUG 106<br />

CHÂTEAU LAFLEUR 14<br />

11 <strong>FINE</strong> EDITORIAL _________________ Von prickelnden und stillen Größen<br />

13 <strong>FINE</strong> CHARTA ____________________ Die <strong>FINE</strong>-Weinbewertung<br />

14 <strong>FINE</strong> BORDEAUX _________________ Château Lafleur: Die Sphinx von Pomerol<br />

24 <strong>FINE</strong> BORDEAUX _________________ Château L’Évangile: Fixstern am rechten Ufer<br />

34 <strong>FINE</strong> BORDEAUX _________________ La Conseillante: Hinaus aus dem Schatten der Nachbarn!<br />

42 <strong>FINE</strong> CHABLIS ___________________ Die Region im Überblick: Erfrischend zeitlos<br />

44 <strong>FINE</strong> CHABLIS ___________________ Vincent Dauvissat: Gänsehaut im Fasskeller<br />

50 <strong>FINE</strong> CHABLIS ___________________ Jean-Paul & Benoît Droin: Mit Tradition und Smartphone<br />

56 <strong>FINE</strong> CHABLIS ___________________ William Fèvre: Die Essenz des Chablis<br />

62 <strong>FINE</strong> CHABLIS ___________________ Domaine Long-Depaquit: Erfolgreich verweltlicht<br />

68 <strong>FINE</strong> CHABLIS ___________________ Domaine Raveneau: <strong>Das</strong> Erbe der Väter<br />

74 <strong>FINE</strong> DAS GROSSE DUTZEND ___ Rote Wucht von roten Böden: Monteverro<br />

80 <strong>FINE</strong> WEIN & SPEISEN ___________ Jürgen Dollase im »Kronenschlösschen« in Hattenheim<br />

88 <strong>FINE</strong> KATALONIEN _______________ Torres, Teil 4: An den Mauern des Königsklosters<br />

96 <strong>FINE</strong> DIE PIGOTT-KOLUMNE _____ Zu Gast bei drei Champagnerhäusern<br />

100 <strong>FINE</strong> TASTING ____________________ Deutsche Spätburgunder aus dem Jahrgang 2008<br />

106 <strong>FINE</strong> INTERVIEW _________________ Olivier Krug und Arnaud Lallement<br />

112 <strong>FINE</strong> CHAMPAGNE _______________ Die 100 wichtigsten Champagner, Teil 4<br />

118 <strong>FINE</strong> GENIESSEN ________________ Steak Tatar: Die pure Fleischeslust<br />

120 <strong>FINE</strong> MOSEL _____________________ Hofgut Falkenstein: Weltklasse aus dem Seitental<br />

128 <strong>FINE</strong> WORTWECHSEL ____________ Warum es immer weniger Winzer und Weingüter gibt<br />

130 <strong>FINE</strong> WEIN & ZEIT ________________ Die schwierige Frühzeit des VDP<br />

136 <strong>FINE</strong> MOSEL _____________________ Bischöfliche Weingüter Trier: Die großen Unbekannten<br />

146 <strong>FINE</strong> ABGANG ___________________ Sonne am Ende des Tunnels<br />

INHALT<br />

<strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 9


BESONDERS.<br />

UNIQUE.<br />

EXKLUSIV.<br />

fine-club.de


LIEBE LESERINNEN,<br />

LIEBE LESER,<br />

am Ende der vorigen <strong>FINE</strong>-Ausgabe stand der Aufruf, in diesem Frühjahr nach vorn zu schauen<br />

und dazu einen Champagner zu öffnen. Offenbar tun das bereits mehr Menschen als gedacht.<br />

Olivier Krug jedenfalls erzählt in unserem Interview, die Flaschen aus seinem Haus hätten sich in<br />

der Corona-Pandemie endgültig als alltagstauglich erwiesen: Die Leute hätten begriffen, dass ein<br />

außergewöhnliches Getränk keinen außergewöhnlichen Anlass brauche, sondern nur die Bereitschaft<br />

zum Genuss. Auch dass Champagner für ein Menü mehr sein kann als bloß der Aperitif, hat<br />

sich inzwischen herumgesprochen – mit gutem Grund hatte Krug beim Gespräch den Spitzenkoch<br />

Arnaud Lallement dabei, seinen seit vielen Jahren vertrauten Partner fürs Foodpairing.<br />

Überhaupt ist jetzt Zeit für den Frühjahrsputz, also räumen wir gleich noch mit weiteren Vorurteilen<br />

zum Champagner auf. Stuart Pigott hat zu diesem Zweck bei drei anderen legendären<br />

Häusern die Runde gemacht. Ein Ergebnis: Glauben Sie’s bloß nicht, wenn mal wieder jemand<br />

behauptet, die großen Marken schmeckten doch eh alle gleich. Wie grundlegend sich der Stil bei<br />

Moët & Chandon von dem bei Veuve Clicquot unterscheidet und was den Autor persönlich »mitten<br />

ins Herz« triff, lesen Sie am besten gleich in seiner Kolumne, und wenn Sie dann noch mehr über<br />

Champagner wissen möchten, blättern Sie einfach weiter zu Stefan Pegatzkys Verkostungsserie.<br />

Gerade mal 200 Kilometer südlich von Reims sind die Weine still, aber nicht weniger spannend.<br />

Dort hat sich Birte Jantzen auf fünf Chablis-Gütern umgesehen, hat Winzer vom Altmeister bis zu<br />

dynamischen Erben getroffen, Geschichten gehört über umsattelnde Mönche, jahrhundertealte<br />

Dynastien und immer wieder über den ganz besonderen Boden, der die Weine dort so feingliedrig<br />

macht. Ein Gesprächspartner brachte es auf den Punkt: »Wer einen Chablis trinkt, verkostet keinen<br />

Chardonnay, sondern Kimmeridgium.«<br />

Freunde des Rotweins könnten sich an dieser Stelle allmählich vernachlässigt fühlen. Völlig zu<br />

Unrecht, schon weil die im vorigen Heft begonnene Erkundung des verzweigten Unternehmens Torres<br />

diesmal zum großartigen Grans Muralles führt und unsere beiden Tastings dem noch recht jungen<br />

Toskaner Monteverro und deutschen Spätburgundern gewidmet sind. Vor allem aber porträtieren<br />

Stefan Pegatzky und Rainer Schäfer drei herausragende Adressen in Pomerol, jenem Gebiet des<br />

Bordelais, wo schon wenige Höhenmeter den Unterschied zwischen zwei-, drei- und vierstelligen<br />

Preisen ausmachen.<br />

In Deutschland schließlich lernen Sie zwei Betriebe kennen, die aus der Vogelschau fast Nachbarn<br />

sind, aber unterschiedlicher kaum sein könnten. Da sind zum einen die traditionsreichen<br />

Bischöflichen Weingüter Trier, die endlich zu der ganz großen Nummer werden sollen, die sie dank<br />

ihrer Sammlung von Spitzenlagen eigentlich längst sein müssten, sechs Hektar am Scharzhofberg<br />

inbegriffen. Nur drei Kilometer Luftlinie von dort und doch in einer anderen Welt pflegt Erich<br />

Weber vom Hofgut Falkenstein seine Reben am Euchariusberg: ein kantiger Selfmademan, der vor<br />

vier Jahrzehnten sein Winzerdasein dem Vater abtrotzen musste und dessen Charakter-Rieslinge<br />

jetzt weltweit gefeiert werden.<br />

Mitglieder im Verband Deutscher Prädikatsweingüter sind sie übrigens beide nicht – Weber war<br />

nie drin, und die Bischöflichen Weingüter sind vor Langem ausgetreten, mitten in den Querelen der<br />

1970er- und 80er-Jahre, die Daniel Deckers in »Wein & Zeit« eindringlich beschreibt. Nicht, dass<br />

beim VDP heute nur Friede und Eintracht herrschten. Aber wenn Deckers die damaligen Grabenkämpfe<br />

und das oft vergebliche Ringen um Qualitätsmaßstäbe schildert, dann erinnert er zugleich<br />

an unser Glück, in der Epoche nach dem »deutschen Weinwunder« zu leben. Sich freiwillig durch<br />

26 heimische Spätburgunder zu probieren, wie das unsere Verkostungsrunde mit dem Jahrgang<br />

2008 getan hat, wäre in den 80ern wohl niemandem in den Sinn gekommen.<br />

Ihre Chefredaktion<br />

EDITORIAL<br />

<strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 11


DIE SPHINX<br />

VON POMEROL<br />

EIN CHÂTEAU LAFLEUR WAR DER EINZIGE WEIN, DER DEN<br />

STARKRITIKER ROBERT PARKER JE ZU TRÄNEN BEWEGT HAT,<br />

UND DER ALS SOMMELIER LEGENDÄRE <strong>FINE</strong>-VERLEGER RALF<br />

FRENZEL WÜRDE FÜR DEN JAHRGANG 1961 20 KILOMETER<br />

AUF DEN KNIEN RUTSCHEN. UNTER DEN GROSSEN WEINEN<br />

DER WELT IST DER LAFLEUR VIELLEICHT DER AUFREGENDSTE,<br />

SICHER ABER DER RÄTSELHAFTESTE. EIN BESUCH AUF DEM GUT<br />

SOLL HELFEN, DEM MYSTERIUM AUF DEN GRUND ZU GEHEN<br />

Von STEFAN PEGATZKY<br />

Fotos LEIF CARLSSON<br />

14 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> BORDEAUX


Was macht einen Wein wirklich groß? Der Preis, die<br />

Bewertungen, die Seltenheit? Château Lafleur ist<br />

nach Pétrus und Le Pin der drittteuerste Wein des<br />

Bordelais, in den Annalen des »Wine Advocate« sind nicht weniger<br />

als sieben Jahrgänge mit glatten 100 Punkten verzeichnet, und<br />

die produzierte Menge von 1000 Kisten ist geradezu lächerlich<br />

gering. Seinen Ruf aber hat etwas anderes begründet: seine einzigartige<br />

Persönlichkeit, die Fähigkeit, selbst erfahrene Verkoster zu<br />

berühren und, wie die Bordeaux-Spezialistin Jane Anson schreibt,<br />

»unser Blut in Wallung zu bringen«.<br />

»Lafleur ist nicht Bordeaux – Lafleur ist Lafleur!« Omri<br />

Ram, der Régisseur und Kellermeister des Weinguts, setzt gleich<br />

zu Beginn ein Ausrufezeichen. Aber eines, das verwirrt, denn<br />

selbstverständlich gehört dieses winzige Gut von nur 4,58 Hektar<br />

als Teil der Appellation Pomerol zum Bordelais. Auch die Nachbarn<br />

wie Pétrus, Lafleur-Pétrus, L’Évangile und Vieux Château<br />

Certan zählen sämtlich zum Hochadel des Anbaugebiets, auch<br />

wenn sie niemals offziell klassifiziert wurden. Was also ist auf<br />

Lafleur anders, was macht seine Weine so außerordentlich?<br />

Die Antwort, ist Omri Ram überzeugt, findet sich in der<br />

Geschichte des Guts. Er erzählt sie draußen im Weinberg,<br />

während wir durch dessen Rebzeilen spazieren – nicht wegen<br />

der Corona-Pandemie, sondern weil die Historie von Château<br />

Lafleur so eng mit dem Grund und Boden verwoben ist. Für das<br />

BORDEAUX<br />

<strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 15


FIXSTERN<br />

AM RECHTEN UFER<br />

CHÂTEAU L’ÉVANGILE IN POMEROL ZÄHLT ZU DEN<br />

KRONJUWELEN DER DOMAINES BARONS DE ROTHSCHILD<br />

(LAFITE). EIN FRISCHES TEAM MIT DER TECHNISCHEN<br />

LEITERIN JULIETTE COUDERC ARBEITET HIER AN EINEM<br />

NEUBEGINN, DER DIE EINZIGARTIGEN STÄRKEN DIESES<br />

WEINGUTS FÜR DIE ZUKUNFT BEWAHREN SOLL<br />

Von STEFAN PEGATZKY<br />

Fotos LEIF CARLSSON, JOHANNES GRAU und RUI CAMILO<br />

24 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> BORDEAUX


BORDEAUX<br />

<strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 25


HINAUS<br />

AUS DEM<br />

SCHATTEN<br />

DER NACHBARN!<br />

LA CONSEILLANTE IST TROTZ GRANDIOSEN WEINEN WENIGER<br />

BERÜHMT ALS ANDERE GÜTER IN POMEROL. ABER WENN ES<br />

NACH SEINER LEITERIN MARIELLE CAZAUX GEHT, WIRD SIE ES<br />

NICHT MEHR LANGE ALS »DAS CHÂTEAU ZWISCHEN CHEVAL<br />

BLANC UND PÉTRUS« BESCHREIBEN MÜSSEN<br />

Von RAINER SCHÄFER<br />

Fotos JOHANNES GRAU<br />

34 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> BORDEAUX


BORDEAUX<br />

<strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 35


DAS GROSSE DUTZEND<br />

74 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> DAS GROSSE DUTZEND


MONTEVERRO –<br />

ROTE WUCHT<br />

VON ROTEN BÖDEN<br />

Von SIGI HISS<br />

Fotos GUIDO BITTNER<br />

Was vor bald einer Dekade stimmte, ist immer<br />

noch wahr: »Die besten Reben sehen das Meer«,<br />

diesen Titel trug in der <strong>FINE</strong>-Ausgabe 2|2<strong>01</strong>3<br />

eine Reportage über die neue Weltklasse, herausragende<br />

Weine der Maremma. Ausblick auf das<br />

Tyrrhenische Meer hat man da auch von den Weinbergen<br />

des Guts Monteverro nahe dem Städtchen<br />

Capalbio in der südtoskanischen Provinz<br />

Grosseto. Dort herrscht ein Klima mit warmen,<br />

trockenen Sommern und eher milden, mitunter<br />

auch kühlen und feuchten Wintern. Bedeutsamer<br />

als das traumhafte Panorama sind für die Qualität<br />

des roten Monteverro die permanente Brise<br />

und die damit verbundene optimale Durchlüftung<br />

der Rebzeilen. Ein vor allem in der Nacht spürbar<br />

erfrischender Luftstrom ist Wellness pur für<br />

den Weinstock – dem geht es nicht anders als den<br />

Menschen, die im Kühlen besser schlafen und sich<br />

von der Wärme des Tages erholen.<br />

DAS GROSSE DUTZEND <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 75


<strong>FINE</strong><br />

SUCHT DIE<br />

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WEINHANDLUNG<br />

LIEBLINGS-<br />

WEINHANDLUNG<br />

IN DEUTSCHLAND,<br />

ÖSTERREICH UND<br />

DER SCHWEIZ<br />

UCHT DIE<br />

IEBLINGS-<br />

EINHANDLUNG<br />

N DEUTSCHLAND,<br />

STERREICH UND<br />

DER SCHWEIZ


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<strong>2022</strong><br />

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Einsendeschluss ist der 15. Mai <strong>2022</strong>.<br />

Die Teilnahme- und Datenschutzbestimmungen finden Sie auf der Seite der Umfrage.<br />

Veranstalter der Umfrage und des Gewinnspiels ist die Tre Torri Verlag GmbH, Sonnenberger Straße 43, 65191 Wiesbaden.


JÜRGEN DOLLASE<br />

IM FESTSPIELHAUS<br />

DER WEINKULTUR<br />

JÜRGEN DOLLASE ISST BEI ROLAND GORGOSILICH<br />

IM HATTENHEIMER »KRONENSCHLÖSSCHEN«<br />

Fotos GUIDO BITTNER<br />

<strong>Das</strong> »Kronenschlösschen« in Eltville-Hattenheim<br />

im Rheingau ist mittlerweile eine der<br />

wenigen legendären Adressen Deutschlands,<br />

wenn es um Wein und Speisen geht. Grundlage dafür<br />

ist vor allem die Begeisterung für gute Weine und<br />

Gastronomie, die Hans B. Ullrich nach der Übernahme<br />

des ehemaligen Hotels »Ress« im Jahre 1990 ausgelebt<br />

hat. Nach Renovierung und Eröffnung zwei Jahre<br />

später entwickelte sich der Betrieb in zwei Richtungen.<br />

Auf der einen Seite entstand unter dem Koch Franz<br />

Keller ein Gourmetrestaurant mit einer der besten<br />

Weinsammlungen des Landes. Diese Sammlung wird<br />

bis auf den heutigen Tag intensiv gepflegt und glänzt<br />

sowohl durch eine große Breite (vor allem bei den<br />

Rheingau-Weinen und Bordeaux) als auch durch<br />

eine erhebliche Tiefe mit vielen, oft seltenen Jahrgängen,<br />

die Ullrich durch seine guten Beziehungen<br />

zur Szene und oft auch aus Auktionen bezieht. Auf<br />

der anderen Seite ging es zügig an die Gründung des<br />

»Rheingau Gourmet & Wein Festivals«, das dieses<br />

Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert.<br />

Was dieses Festival auszeichnet, ist nicht nur<br />

das Auftreten von absoluten Spitzenköchen aus aller<br />

Welt, sondern auch ein vinologisches Programm,<br />

über das selbst Spezialisten immer wieder nur<br />

staunen können. Ullrich bringt die besten Güter<br />

der Welt dazu, nicht bloß Weine für die Menüs zu<br />

liefern, sondern sogar häufig einen tiefen Griff in<br />

ihre Schatzkammern zu tun. Es spricht für sich, dass<br />

die Raritätenproben – die wie alle Veranstaltungen<br />

hier immer von Fachleuten und Weinjournalisten<br />

kommentierend begleitet werden – stets sofort ausverkauft<br />

sind.<br />

Am Herd des heute von Ullrichs Tochter Johanna<br />

geführten »Kronenschlösschens« steht seit 2020 als<br />

Nachfolger von Berühmtheiten wie Franz Keller<br />

und dem langjährigen Küchenchef Patrik Kimpel<br />

der hochtalentierte ROLAND GORGOSILICH<br />

(im Foto links). Der 1978 geborene Österreicher<br />

begann seine Laufbahn im Alter von 16 Jahren in der<br />

»Residenz Dolezal« am Neusiedler See und arbeitete<br />

danach zum Beispiel im »Schloss Fuschl« in Salzburg,<br />

bei Sven Elverfeld im Wolfsburger »Aqua«<br />

sowie in der »Villa Hammerschmiede« in Pfinztal,<br />

bevor er insgesamt fast 14 Jahre in Südafrika<br />

kochte, zuletzt als Executive Head Chef in »Bosman’s<br />

Restaurant« im »Grande Roche Hotel« in Paarl – in<br />

dieser Funktion war er auch einmal Teilnehmer des<br />

»Rheingau Gourmet & Wein Festivals«. Gorgosilich<br />

pflegt in der Küche seine österreichischen Wurzeln,<br />

ergänzt sie aber immer wieder mit präzise eingebauten<br />

Einflüssen aus aller Welt. Typisch sind<br />

Elemente einer Art hochfeinen Rustikalität, die<br />

bewirkt, dass Gerichte wie seine schon vielfach<br />

hochgelobte Taube mit Kohlrabi, Semmelstoppelpilz<br />

und Schalotte bei aller Finesse immer sehr süffg<br />

schmecken.<br />

Sommelier dieser Ausgabe von »Wein und<br />

Speisen« ist der aus dem Elsass stammende<br />

LENNART SPEIKAMP ( Jahrgang 1994, rechts<br />

im Bild), der an der Seite von Florian Richter für<br />

die anspruchsvolle Weinbegleitung im »Kronenschlösschen«<br />

und beim Festival zuständig ist.<br />

Speikamp begann mit einer Ausbildung zum Hotelfachmann,<br />

befasste sich aber seit seiner Tätigkeit im<br />

französisch orientierten Restaurant »M Belleville«<br />

in München zunehmend mit dem Wein. Nach einer<br />

Station in der Baiersbronner »Schwarzwaldstube«<br />

wechselte er 2<strong>01</strong>9 ins »Kronenschlösschen«.<br />

80 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> WEIN & SPEISEN


WEIN & SPEISEN<br />

WEIN & SPEISEN <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 81


AN DEN MAUERN DES<br />

KÖNIGSKLOSTERS<br />

DIE FAMILIE TORRES HAT VOM KATALANISCHEN PENEDÈS<br />

AUS SPANIENS WEINBAU UMGEKREMPELT. SIE BESITZT<br />

ABER AUCH REBEN IN DER NACHBARREGION CONCA DE<br />

BARBERÀ AM KLOSTER POBLET, ALS HERRSCHERGRABLEGE<br />

INBEGRIFF DER GESCHICHTE KATALONIENS. VON DEN<br />

DORTIGEN EINZELLAGEN KOMMEN ZWEI WEINE AUS<br />

TORRES’ HOCHKLASSIGER »ANTOLOGIA«-KOLLEKTION:<br />

DER ROTE GRANS MURALLES UND DER WEISSE MILMANDA<br />

Von STEFAN PEGATZKY<br />

Fotos JOHANNES GRAU<br />

88 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> KATALONIEN


KATALONIEN <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 89


13 YEARS AFTER<br />

Als Erstes sticht bei dieser Probe sicher der ungewöhnliche Titel ins Auge. Aber<br />

»13 Years After« wurde aus der Not geboren – es sollte ursprünglich Ten Years After<br />

heißen, wir waren nur etwas spät dran. Am Anfang standen Enthusiasmus und Zufall,<br />

am Ende Unterstützung und Hilfe von Freunden.<br />

Als ein Spätburgunder-Liebhaber der ersten<br />

Stunde habe ich tolle Weine von dieser Sorte<br />

in Deutschland schon gesucht, als es sie noch<br />

so gut wie gar nicht gab. Meine Begeisterung geweckt<br />

hatten die großen Pinots aus Burgund, die ich Ende<br />

der 70er-Jahre bei meinen Studien für das Diplom<br />

beim Wine & Spirit Education Trust in London verkosten<br />

durfte – so manche von ihnen fanden ihren<br />

Weg auf die Weinkarte unseres familieneigenen<br />

Restaurants in Surrey. Wer jung ist, der ist auch naiv,<br />

und weil mir bekannt war, dass Pinot Noir auch in<br />

Deutschland angebaut wurde, machte ich mich auf<br />

die noch lange vergebliche Suche nach Rotweinen<br />

ähnlicher Qualität in meinem Heimatland.<br />

Genau zu dieser Zeit wollten sich aber auch<br />

einige junge deutsche Winzer nicht mehr mit jener<br />

hellroten Plörre begnügen, die zwar, in großen<br />

Mengen getrunken, bei herbstlichen Weinfesten<br />

ausgelassene Stimmung verbreiten, aber keinen<br />

anspruchsvolleren Geschmack befriedigen konnte.<br />

Von Burgund inspiriert, experimentierten sie mit<br />

Ertragsreduzierung, Selektion, Barriques und<br />

trockenem Ausbau, bekamen dann noch Unterstützung<br />

vom Klimawandel, und 40 Jahre später<br />

100 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> TASTING


DEUTSCHE SPÄTBURGUNDER<br />

AUS DEM JAHRGANG 2008<br />

Von MICHAEL SCHMIDT<br />

Foto GUIDO BITTNER<br />

ist es selbstverständlich geworden, dass die besten<br />

deutschen Pinots mit den roten Spitzen aus Burgund<br />

konkurrieren können. In einer ironischen Verkehrung<br />

des Problems mit der Reife kann es bei<br />

der fortschreitenden globalen Erwärmung schon<br />

manchmal zu heiß und trocken werden, sodass heutzutage<br />

die feinsten Spätburgunder oft aus kühleren<br />

Jahren stammen. Dies war auch das Thema eines entspannten<br />

Gesprächs mit dem Weinwohltäter Hans<br />

Onstein (siehe <strong>FINE</strong> 4|2021), bei dem wir feststellen<br />

konnten, dass wir beide früh die Vorzüge des Jahrgangs<br />

2008 für uns entdeckt hatten und in unseren<br />

Kellern sogar noch etwas davon übrig war. So reifte<br />

bei uns der Entschluss zu einer gemeinsamen Rückblicks<br />

probe, zu der wir jeweils die Hälfte der Weine<br />

beizusteuern vermochten.<br />

Eine solche Verkostung fachgerecht durchzuführen,<br />

bedarf natürlich professioneller Organisation.<br />

Dafür, dass sie gelungen ist, möchte ich mich bei<br />

mehreren Personen bedanken: bei Hans Onstein<br />

für seine Weine, bei Eva Raps und Urban Kaufmann<br />

für die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten<br />

in ihrer Vinothek, ihre Hilfe beim Service<br />

und die Zubereitung des köstlichen Käsefondues<br />

zum Ausklang sowie bei Claudia Stern für die<br />

passenden Gläser. Ein besonderer Dank gebührt<br />

Christine Scharrer – um selber bei der Probe blind<br />

und völlig unvoreingenommen verkosten zu können,<br />

musste ich die sensorische Vorprüfung der Weine<br />

und ihre stilistikgerechte Aufteilung in Flights einem<br />

kompetenten Organisationsgenie anvertrauen<br />

können. Bei der Beschreibung und Einschätzung der<br />

Weine konnte ich mich auf die geballte Kompetenz<br />

meiner erfahrenen Mitverkoster stützen. Die Identität<br />

der Weine wurde erst nach der Verkostung und<br />

Bewertung preisgegeben.<br />

TASTING<br />

<strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 1<strong>01</strong>


CHAMPAGNER<br />

DIE 100 WICHTIGSTEN MAISONS,<br />

WINZER UND KOOPERATIVEN<br />

UNSERE GROSSE VERKOSTUNG TEIL 4<br />

Beim edelsten aller Schaumweine ist viel in Bewegung, die Fülle<br />

der Stilrichtungen und Methoden lässt sich schwer überschauen.<br />

Darum stellen wir in dieser Reihe 100 der interessantesten und<br />

wichtigsten Häuser anhand ihrer markantesten Produkte vor<br />

Von STEFAN PEGATZKY<br />

Fotos GUIDO BITTNER<br />

Champagner steht für Leichtigkeit, Lebensfreude,<br />

Lebensart, also für all das, was die<br />

Franzosen so passend mit »savoir-vivre«<br />

umschreiben. Zugleich bietet die weitläufige<br />

Region Champagne eine Vielfalt wie keine andere<br />

auf der Welt, in der Wein an- und ausgebaut wird –<br />

eine Vielfalt an Böden und Rebsorten, eine Vielfalt<br />

an Herstellern von den großen Häusern, die<br />

einst vor allem durch Adlige oder reiche Bürger<br />

begründet worden sind, über die Genossenschaften<br />

bis hin zu den kleinen Familienbetrieben und nicht<br />

zuletzt eine Vielfalt an Produkten von der großen<br />

Cuvée bis zum sorten- und lagenreinen Jahrgangschampagner.<br />

Viele passionierte Weinmacher der<br />

jüngeren Generationen gehen andere Wege als<br />

die ihrer Eltern, alle eint die Leidenschaft, und bei<br />

den Arbeitsweisen verschwimmen heute längst die<br />

Grenzen: Große Häuser arbeiten mit kleinen Holzfässern<br />

und Spontanhefen, während mancher ehemalige<br />

Revolutionär des Winzerchampagners auf<br />

die neueste Kellertechnik setzt.<br />

Für Genießer ist diese Fülle an Möglichkeiten<br />

Glück und Last zugleich – wer sich da zurechtfinden<br />

und seinen persönlichen Vorlieben gerecht<br />

werden will, braucht einen breiten Überblick oder<br />

einen kenntnisreichen Führer. Für unsere Verkostungsreihe<br />

und das ihr zugrunde liegende Buch<br />

hat Stefan Pegatzky sein umfassendes Wissen über<br />

die Champagne und ihre Erzeugnisse zusammengefasst,<br />

auch mit scharfem Blick auf die Details. Die<br />

insgesamt 100 Güter, die wir darin vorstellen, hat<br />

er nicht allein nach ihrer Bekanntheit ausgewählt.<br />

Es finden sich darunter Maisons, die nur entdeckt,<br />

wer selbst die Champagne bereist, aber wir haben<br />

ebenso die »Grandes Marques« verkostet und festgestellt:<br />

Sie gelten nicht allein wegen der schieren<br />

Menge an Flaschen als große Häuser, sie verdanken<br />

ihren Ruf nach wie vor in erster Linie dem Inhalt.<br />

Was wir bei den Proben im Glas hatten, waren<br />

keineswegs immer die prominentesten oder am<br />

weitesten verbreiteten Champagner der jeweiligen<br />

Produzenten, sondern vielmehr diejenigen, an<br />

denen sich das stilistische Selbstverständnis und<br />

die Methoden der Betriebe besonders gut erkennen<br />

lassen. In ihrer Gesamtheit ergeben sie ein facettenreiches<br />

Bild dieser einzigartigen französischen<br />

Weinappellation.<br />

CHAMPAGNER<br />

Die 100 wichtigsten Maisons, Winzer und Kooperativen<br />

Von Stefan Pegatzky<br />

240 Seiten · zahlr. Farbfotos · 28 × 29 cm · Hardcover<br />

tretorri-shop.de ISBN 978-3-96033-119-3<br />

112 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> CHAMPAGNE


BARONS DE ROTHSCHILD<br />

Blanc de Blancs Brut<br />

2005 gründete ein Konsortium der drei Rothschild-Weinfamilien ein eigenes Champagnerhaus und besitzt nun –<br />

neben dem Firmensitz in Reims – Produktionsanlagen in Vertus im Süden der Côte des Blancs, wo man eng<br />

mit der kleinen Kooperative Goutte d’Or zusammenarbeitet. Chardonnay ist die Leitrebe, geachtet wird auf<br />

parzellenweisen Ausbau in Inox. Hoher Anteil von Reserveweinen.<br />

Grundweine von den Grands Crus Avize, Cramant, Mesnil-sur-Oger und Oger unter Verwendung von etwa<br />

40 Prozent Reserveweinen, die Malo lief vollständig ab. Im Bukett weniger direkte Frucht als florale und<br />

kräutrige Noten, am Gaumen kraftvoll und mit schönem Mundgefühl bei einer präsenten, aber milden<br />

Säure. Die Dosage – obgleich analytisch recht niedrig – ist derzeit noch spürbar.<br />

HENRIOT<br />

Blanc de Blancs Brut<br />

Der Stil des Familienbetriebs aus Reims wird seit 1880 vom Chardonnay bestimmt, als Marie Marguet beste<br />

Lagen von der Côte des Blancs als Mitgift in die Ehe mit Paul Henriot einbrachte. Der klassische Blanc de Blancs<br />

stammt von 70 bis 80 Prozent Grands Crus und Premiers Crus und reift nach dem Ausbau der Grundweine in<br />

Inox und vollzogener Malo noch einmal vier bis fünf Jahre auf der Hefe. Der Blend enthält mindestens 40 Prozent<br />

Reserven und moderate acht Gramm Dosage.<br />

Sehr klassische reduktive Stilistik, mit prägnanter Hefe und einem Tick von Tropenfrüchten in der Nase,<br />

was vielleicht auf die Herkunft einiger Chardonnay-Grundweine aus Sézanne und Montgueux zurückzuführen<br />

ist. Gute Cremigkeit, lebhafte Perlage und weiche Säure mit etwas phenolischen Bittertönen.<br />

Auch hier wirkt die Dosage recht traditionell, aber die wird der Champagner – dank dem auf Langlebigkeit<br />

angelegten Hausstil – sicher mit der Zeit gut verdauen.<br />

DE SAINT-GALL<br />

Le Blanc de Blancs Grand Cru Extra Brut<br />

Mit der Marke De Saint-Gall hat sich die Genossenschaftsvereinigung Union Champagne früh an die Spitze<br />

der Kooperativen gesetzt. So bewirtschaften ihre Winzer 760 Hektar Grand-Cru-Lagen, was sie insbesondere<br />

in der Côte des Blancs konkurrenzlos macht. Die 2<strong>01</strong>3 eingeweihten futuristischen Produktionsanlagen in<br />

Avize bieten State-of-the-Art-Einrichtungen zur Assemblage, zudem verfügt De Saint-Gall über bemerkenswert<br />

alte Reserveweine.<br />

Chardonnays aus Cramant, Oger und Le Mesnil-sur-Oger, ein Großteil davon aus dem Jahrgang 2<strong>01</strong>3, bilden<br />

das Rückgrat für diesen Blanc de Blancs mit etwa fünf Jahren Flaschengärung. In der sehr fokussierten<br />

Nase zeigen sich weiße Blüten, Zitrusfrüchte, aber auch etwas Nugat, am Gaumen eröffnet er einen großen<br />

Resonanzraum mit Salz, etwas Kalk und einem schönen Säurebogen. Dicht und komplex, die fünf Gramm<br />

Dosage pro Liter verhüllen nichts.<br />

CHAMPAGNE <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 113


WELTKLASSE<br />

AUS DEM SEITENTAL<br />

IM STILLEN KONZER TÄLCHEN AN DER SAAR LEBEN<br />

EIGENSINNIGE MENSCHEN. AUCH ERICH WEBER VOM<br />

HOFGUT FALKENSTEIN WEISS GENAU, WAS ER WILL:<br />

KOMPROMISSLOS HANDGEMACHTE RIESLINGE MIT<br />

KRISTALLKLARER SÄURE, UNBERÜHRT VON ALLEN MODEN<br />

Von RAINER SCHÄFER<br />

Fotos ARNE LANDWEHR<br />

Manchmal steht Erich Weber am Grab seiner Eltern und spricht mit seinem Vater. »Der<br />

hatte immer Angst um meine Zukunft«, sagt Weber, »und wollte, dass ich Eisenbahner<br />

werde wie er, dann wäre ich ein Leben lang auf der sicheren Seite.« Der Sohn aber wollte<br />

unbedingt Winzer werden. Sein Vater sei »vom Glauben abgefallen«, als er merkte, wie<br />

ernst es Weber damit war: <strong>Das</strong> sei ein »Himmelfahrtskommando«, befürchtete der<br />

Senior – nicht ganz ohne Grund, wie Weber einräumt. Gerade am Start seiner holprigen<br />

Winzerkarriere musste er gegen viele Widerstände kämpfen, aber letztendlich sei alles gut<br />

gegangen. »Siehst du, Alter«, sagt Erich Weber dann beschwichtigend am Grabstein, »es<br />

ist doch gelaufen.« Und wie: Lange Jahre als Geheimtipp gehandelt, ist das Hofgut Falkenstein<br />

das derzeit wohl gefragteste Weingut an der Saar und wird von Tokio bis New York<br />

gefeiert. Seine Produktion gilt als Inbegriff der einzigartigen Riesling-Stilistik von der Saar<br />

und Erich Weber aus dem Konzer Tälchen als deren radikalster, konsequentester Winzer.<br />

Weber, Jahrgang 1955, trägt noch immer<br />

längere Haare, auch wenn die schütter<br />

geworden sind. Die Mähne war schon<br />

sein Markenzeichen, als er sich in den rebellischen<br />

Siebzigern gegen den konservativen Geist im engen<br />

Tal auflehnte. Der Winzer ist durchtrainiert, sein<br />

Gesicht vom Wetter gegerbt, man sieht ihm die tägliche<br />

Arbeit in den Weinbergen an. Er hat fast sein<br />

ganzes Leben im Konzer Tälchen verbracht, das in<br />

mancher Hinsicht speziell ist, »ein Seitental des<br />

Seitentals und weitab vom Schuss«. Die Bewohner<br />

gelten als unnahbar und eigensinnig, bleiben am<br />

liebsten unter sich – um ihnen näherzukommen,<br />

muss man angeblich erst einen Sack Salz mit ihnen<br />

schlucken. »Im Tal ist es oft dunkel«, erklärt Weber,<br />

»die Leute sind in der Dunkelheit unterwegs.«<br />

Dellches heißt dieser besondere Menschenschlag im<br />

moselfränkischen Dialekt und bedeutet: die aus dem<br />

abgelegenen Tälchen. »Früher war hier gar nichts«,<br />

sagt Weber, »entweder man wurde Bauer, oder man<br />

ging weg.« Typisch Weber: Er wurde gerade dann<br />

Winzer, als viele den Weinbau hier aufgaben.<br />

Kurz hinter Trier fließt die Saar bei Konz in die<br />

Mosel, südöstlich der Stadt erstreckt sich das Konzer<br />

Tälchen. »Vor 1,3 Millionen Jahren floss hier noch<br />

die Mosel«, weiß Weber, jetzt plätschert hier nur<br />

noch der Konzer Bach. Die Saar, an der sich die<br />

meisten Weingüter der Gegend aufreihen, bahnt sich<br />

ihren Weg im Nebental. Zwischen Rebbergen, Waldhöhen,<br />

Getreidefeldern und Streuobstwiesen liegen<br />

im Tälchen die Dörfer Krettnach, Niedermennig,<br />

Obermennig und Oberemmel, das Urstromtal der<br />

120 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> MOSEL


MOSEL<br />

<strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 121


WORTWECHSEL [11]<br />

Fotos: Arne Landwehr<br />

Dirk Würtz und Uwe Kauss streiten über die Frage …<br />

WARUM ES IN DEUTSCHLAND<br />

IMMER WENIGER WINZER UND<br />

WEINGÜTER GIBT<br />

UWE KAUSS In den vergangenen zehn Jahren haben in Deutschland rund<br />

5000 kleine Weinbaubetriebe mit bis zu zehn Hektar Weinbergen einfach<br />

aufgegeben. Doch die großen werden immer größer – knapp 1000 von<br />

insgesamt rund 15 000 Betrieben verfügen inzwischen über ein Drittel<br />

der deutschen Rebfläche, nämlich 32 289 Hektar! Die Weinberge sind<br />

dabei nicht kleiner geworden: Wer aufgibt, verkauft oder verpachtet an<br />

einen Großen. Ich finde diesen Wandel ziemlich dramatisch, vor allem,<br />

wenn sich der Trend so fortsetzt. Ähnlich sieht’s übrigens in Frankreich<br />

aus. Dort haben in zehn Jahren sogar 11 000 Weinbaubetriebe aufgegeben,<br />

das ist ein Rückgang um 16 Prozent, ebenfalls bei gleichbleibender Rebfläche.<br />

Tja, Dirk, wohin geht’s mit der Weinkultur in diesem harten Verdrängungswettbewerb?<br />

DIRK WÜRTZ Ja, es gibt einen klaren Trend: Die Kleinen werden immer<br />

weniger, und die Großen immer größer. Tatsächlich ist es so, dass sich<br />

die Weinbaubranche professionalisiert. <strong>Das</strong> ist übrigens auch sinnvoll.<br />

In diesem Kontext verändern sich Strukturen, das ist normal<br />

und sogar dringend nötig. Es war überfällig!<br />

UWE KAUSS Die Welt und die Wirtschaft verändern sich in rasendem<br />

Tempo. Da ist es sicher gut, wenn auch der Weinbau wenigstens mal<br />

einen Schritt nach vorne macht. Aber wer werden die Verlierer dieser<br />

Strukturveränderung sein? <strong>Das</strong> kleine Familiengut, das mit seinen<br />

privaten Stammkunden heute noch halbwegs über die Runden kommt?<br />

Die Betriebe, bei denen Weinmachen wichtiger ist als Verkaufen? Wäre<br />

128 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> WORTWECHSEL


schade. Der Trend ist klar: mehr Weinunternehmer, immer weniger<br />

Individualisten. Die verlassenen Steillagen an Rhein und Mosel zeigen<br />

ja, dass Professionalisierung immer auch wirtschaftliche Optimierung<br />

bedeutet – und damit viele Traditionen und die Bedeutung des Einzelnen<br />

entsorgt werden. Der Weinwelt wird etwas fehlen. <strong>Das</strong> merkt jetzt<br />

nur noch keiner.<br />

DIRK WÜRTZ <strong>Das</strong> sehe ich anders. Weder muss etwas fehlen, noch wird<br />

Individualität verloren gehen. Im Gegenteil. Was früher mehr schlecht<br />

als recht funktioniert hat, wird nun im Optimalfall professionalisiert.<br />

<strong>Das</strong> beste Beispiel sind die Steillagen: Für ein kleines Weingut sind sie<br />

nur extrem aufwendig zu bewirtschaften, und nur in den seltensten<br />

Fällen steht diesem Arbeitsaufwand ein wirtschaftlich sinnvoller Erlös<br />

gegenüber. Große Betriebe mit schlagkräftigen Strukturen können<br />

dagegen Steil- und Steilstlagen hervorragend bearbeiten – und vor<br />

allem können sie die Weine von dort auch super vermarkten, erzielen<br />

immerhin angemessene Preise. So bleibt am Ende kein Weinberg<br />

brach liegen. Schau dir die Entwicklung an der Mosel an, beispielsweise<br />

die der Betriebe von Ernie Loosen oder Markus Molitor. Sie<br />

wachsen kontinuierlich und leisten genau damit einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft. Ich bin fest überzeugt:<br />

Ein Strukturwandel im deutschen Weinbau ist nichts Schlechtes.<br />

UWE KAUSS Nun ja. In Spanien gibt’s bei knapp einer Million Hektar Rebfläche<br />

– das ist rund zehnmal mehr als in Deutschland – nicht mal 4500<br />

Weinbaubetriebe, die ihren Wein verkaufen. Wenn die Professionalisierung<br />

hierzulande im jetzigen Tempo weitergeht, bleiben in 20 oder 30 Jahren<br />

vielleicht noch 5000 Weingüter in Deutschland übrig. Tja, dann wird aus<br />

dem Weinbauverband eine Vereinigung von Mittelstandsunternehmen.<br />

Wie langweilig! Können da noch genügend Verrückte, Spinner, Sturköpfe<br />

und Verweigerer überleben, die den deutschen Wein so interessant<br />

machen, weil ein paar von ihnen mit grandiosem Spitzenwein außerhalb<br />

des Mainstreams überraschen?<br />

UWE KAUSS Die günstigen Preise für die anspruchsvollen Margen der<br />

Onlinehändler können nur die Großen bieten. Die Kleinen müssen irgendwie<br />

mithalten, die Zähne zusammenbeißen und manchmal drauflegen.<br />

Was sollen sie auch machen? <strong>Das</strong> kann lang fristig nicht gut gehen.<br />

DIRK WÜRTZ Ich verstehe gar nicht, warum man in Deutschland immer<br />

so viel Angst vor Größe hat. Schau dir mal die berühmten Châteaux<br />

im Bordelais an. Mouton Rothschild gehören 82 Hektar Weinberge,<br />

Lafite sogar 103 Hektar. Doch das finden alle toll. 150 000 Flaschen<br />

Bordeaux Premier Grand Cru – wow, klasse! 20 000 Flaschen Riesling<br />

Großes Gewächs? Pfui Teufel, das muss doch Industriewein sein!<br />

Es ist so lächerlich, welche Vorstellungen über Qualität beim Wein<br />

in Deutschland herrschen.<br />

UWE KAUSS Es gibt hier so viel internationalen Wein wie in keinem anderen<br />

EU-Land. Aber andere Weinkulturen und Sichtweisen sind höchstens für<br />

die Profis in der Weinszene relevant, der nächste Kirchturm ist schließlich<br />

schon weit genug weg. Und trotzdem: 2020 gab es hier rund 20 Prozent<br />

weniger Weinbaubetriebe als 2<strong>01</strong>0! Irgendwann sind die professionell<br />

aufgestellten Betriebe unter sich, erzielen schicke Renditen und sind<br />

zufrieden. Haben all die anderen nur deswegen aufgegeben, weil sie zu<br />

alt waren und keine Nachfolger gefunden haben, nicht rechnen konnten<br />

oder untalentiert waren? <strong>Das</strong> ist mir zu einfach.<br />

DIRK WÜRTZ Ob das, was hier getrunken wird, von vielen oder von<br />

wenigen Betrieben kommt, ist mir vollkommen egal. Die Qualität<br />

muss stimmen und dazu der Preis. Den Rest regelt der Markt. Mir ist<br />

es lieber, wenn nur drei Betriebe auf 30 Hektar Steillage produzieren,<br />

bevor 25 Hektar davon brach liegen, weil 25 Betriebe mit ihren Miniflächen<br />

nicht überleben können.<br />

DIRK WÜRTZ Ich halte es für ausgeschlossen, dass wir vergleichbare<br />

Strukturen wie Spanien bekommen werden, und die deutschen Weingüter<br />

entwickeln sich niemals zum Mittelstandsunternehmer-Club!<br />

Es wird in Deutschland auch in Zukunft noch sehr kleine Weingüter<br />

geben, nämlich die gut aufgestellten, wirtschaftlich vernünftig<br />

arbeitenden Familienbetriebe. Es ist ja nicht so, dass Weinbau hierzulande<br />

ruinös wäre, wenn man weniger als 20 Hektar bearbeitet. <strong>Das</strong><br />

Gegenteil ist sogar der Fall. Man kann damit ein gutes Auskommen<br />

erzielen. Dazu muss man aber eine Struktur aufbauen – und wissen,<br />

was man tut. Weinbau ist ein durch und durch professionelles Geschäft.<br />

Einfach Wein machen und darauf hoffen, dass den irgendeiner kauft,<br />

funktioniert nicht. Nicht mehr, muss man sagen.<br />

UWE KAUSS Ich beobachte, dass im Stillen vor allem diese kleinen Familienbetriebe<br />

deutlich weniger werden, und das finde ich schade. In Zeitlupe<br />

verschwindet die Weinkultur. Kräftige Zuwächse verzeichnen seit<br />

Jahren vor allem Betriebe mit mehr als 20 Hektar. Alle bestellen online,<br />

aber Onlinehändler erwarten knackige Margen, um im Preiskampf<br />

was verdienen zu können. Und einer muss zahlen. Ich vermute, viele<br />

traditionell arbeitende Winzer haben noch gar nicht verstanden, was<br />

bald auf sie zukommt.<br />

DIRK WÜRTZ Gute Onlinehändler bieten uns Winzern eine tolle bundesweite<br />

Distribution. Sie erreichen nämlich die Weinfreunde vor allem<br />

dort, wo keiner eben mal schnell zum Weingut fahren kann. Auf den<br />

Hof kommen immer noch genug Kunden, aber halt nur noch die aus<br />

der näheren Umgebung.<br />

UWE KAUSS Die deutsche Weinkultur ist tief geprägt von den letzten<br />

kleinbäuerlichen Strukturen, die es selbst in der Landwirtschaft schon<br />

fast nicht mehr gibt. In den Städten sterben die Fachgeschäfte aus, die<br />

letzten handwerklich arbeitenden Schuhmacher, Schneider, Metzger<br />

und Bäcker werden heute unter Hipstern wie Geheimtipps gehandelt.<br />

Tja, diesen Weg werden bald auch die kleinen Winzer gehen, befürchte<br />

ich. Und tschüs!<br />

DIRK WÜRTZ <strong>Das</strong> alte bäuerliche Selbstverständnis: »Wir ernähren euch,<br />

kauft gefälligst«, hat in Zeiten der Globalisierung mit Amazon & Co<br />

keine Grundlage mehr. Lässt sich nicht ändern.<br />

UWE KAUSS Wenn der Trend in diesem Tempo weitergeht: Was wirst du<br />

am meisten vermissen?<br />

DIRK WÜRTZ Ich vermisse gar nichts. Wieso auch?<br />

WORTWECHSEL <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 129


DANIEL DECKERS<br />

ÜBER DIE QUÄLENDEN ANFÄNGE DES VDP<br />

IN DEN 1970ER- UND 80ER-JAHREN<br />

Im Herbst dieses Jahres möchte der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) mit<br />

großem Aplomb ein kleines Jubiläum begehen. 20 Jahre werden dann vergangen sein, seit<br />

in Berlin jene Weine vorgestellt wurden, die endlich wieder die Aufmerksamkeit der internationalen<br />

Weinwelt auf Deutschland richten sollten. Tatsächlich präsentierte der Dachverband<br />

von etwa 200 Gütern aus allen Anbaugebieten im September 2002 eine neue Kategorie<br />

deutscher Spitzenweine: das »Große Gewächs«, kurz »GG«.<br />

Abbildungen: Landeshauptarchiv Koblenz<br />

130 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> WEIN & ZEIT


WEIN & ZEIT XLII<br />

Dabei hatte es schon früher Weine aus Deutschland<br />

gegeben, die es an Ansehen mit den<br />

»grands vins« aus Frankreich hätten aufnehmen<br />

sollen. Aber wenn André Simon noch<br />

1950 (!) feststellen konnte, dass »hocks« die<br />

vielleicht besten Stillweine der Welt seien, dann<br />

bezog sich der Doyen der englischen Weinschriftstellerei<br />

nur auf Weißweine. Außerdem waren diese<br />

»fine wines« im Unterschied zu den Crus aus dem<br />

Bordelais und der Bourgogne zumeist entweder<br />

fruchtsüße, rassige Weine von Mosel und Saar oder<br />

Auslesen, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen<br />

aus der Pfalz, Rheinhessen und dem Rheingau.<br />

Die Weine, die zu Beginn des neuen Jahrhunderts<br />

unter dem Signet »GG« auftraten, stellten<br />

damit das Gegenstück zu all jenem dar, das man seit<br />

Menschengedenken als »deutscher Spitzenwein«<br />

kannte. Geschmacklich und analytisch waren sie<br />

das, was nach dem seit 1971 geltenden Weingesetz<br />

unter »trocken« zu verstehen war. Als Weißweine<br />

sollten sie in dieser Kategorie zu den großen weißen<br />

Weinen aus Frankreich aufschließen, allen voran zu<br />

den burgundischen Chardonnays. Damit aber nicht<br />

genug: Auch trocken ausgebaute Spätburgunder und<br />

Lemberger (Blaufränkisch) aus den nördlichsten<br />

Weinbauregionen der Welt sollten es nun mit der<br />

internationalen Konkurrenz aufnehmen. Alles in<br />

allem, so der Plan, würde mit Einführung der weißen<br />

und roten Großen Gewächse nicht weniger als ein<br />

neues Kapitel in der Geschichte des Weinbaus in<br />

Europa, ja der gesamten Weinwelt aufgeschlagen<br />

werden.<br />

»Trockene Auslesen« waren rar –<br />

und bei Top-Gastronomen begehrt<br />

Doch wäre dieses Vorhaben unvollständig<br />

beschrieben, wollte man nur den Gegensatz zwischen<br />

den neuen GG und den klassischen Spitzenweinen<br />

aus Deutschland herausstellen. Noch stärker war der<br />

Gegensatz zwischen den Großen Gewächsen und den<br />

lieblichen, oft mit Süßreserve frisierten Spät- oder<br />

Auslesen, die noch in den 80er-Jahren den Ton in<br />

Deutschland angegeben hatten – von den lieblichen<br />

Massenweinen aus Rebsorten wie Müller-Thurgau<br />

oder auch Blauem Portugieser gar nicht zu reden.<br />

Am nächsten unter den besseren Weinen der 1960er--<br />

und 70er-Jahre kamen den GG noch die »trockenen<br />

Auslesen«. Die gab es allerdings nur in den seltenen<br />

guten Jahrgängen wie 1964 oder zuletzt 1971 und<br />

1976. In den wenigen Spitzenrestaurants jener Zeit<br />

waren sie umso begehrter.<br />

Daher liegt es nahe, die Geschichte der Großen<br />

Gewächse auch, wenn nicht vor allem als Teil<br />

jener Entwicklung zu schreiben, die in der Mitte<br />

der 70er-Jahre einsetzte und als das »deutsche<br />

Küchenwunder« bezeichnet wird (siehe <strong>FINE</strong><br />

3|2021). Spitzenköche wie Eckart Witzigmann,<br />

Heinz Winkler, Hans-Peter Wodartz oder Herbert<br />

Schönberner, aber auch die ersten Sommeliers in<br />

Deutschland, darunter der Herausgeber dieser Zeitschrift<br />

Ralf Frenzel, mussten damals die Nachfrage<br />

nach trockenen deutschen Weinen erst schaffen. Im<br />

vorigen Heft (<strong>FINE</strong> 4/2021) haben wir zudem den<br />

englischen Visionär Hugh Johnson gewürdigt, der<br />

mit dem Blick von außen die weithin traditionsvergessenen<br />

Spitzengüter langsam, aber sicher lehrte,<br />

dass Wein im Grunde »geography in a bottle« sein<br />

müsse. Diese Maxime hatte man in Deutschland in<br />

den 60er-Jahren bei der Erarbeitung eines neuen<br />

Weingesetzes für entbehrlich gehalten.<br />

An dieser Stelle soll nun eine dritte Facette ausgeleuchtet<br />

werden, ohne die es wohl niemals zu einer<br />

Kategorie namens GG gekommen wäre. Es geht<br />

um die quälend langsame Verwandlung des 1910<br />

gegründeten »Verbands Deutscher Naturweinversteigerer«<br />

(VDNV) in eine Marketingorganisation<br />

namens VDP. Bei diesem Prozess, der um 1970 einsetzte<br />

und dessen im Folgenden beschriebene erste<br />

Phase mit dem Rückzug des Präsidenten Erwein Graf<br />

Matuschka-Greiffenclau im Jahr 1989 endete, wurden<br />

die Grundlagen dafür gelegt, dass trockene Spitzenweine<br />

aus Deutschland in der ersten Dekade des<br />

21. Jahrhunderts die Weltbühne betreten konnten.<br />

Zwangsläufig oder auch nur wahrscheinlich war<br />

diese Entwicklung nicht – im Rückblick kommt<br />

es eher einem Wunder gleich, dass es heute Große<br />

Gewächse gibt. Denn der Fortbestand eines Verbands<br />

von Spitzenweingütern als solchem war 1971<br />

alles andere als gewiss.<br />

Nahezu alles in der Welt des deutschen Weins<br />

hatte schon lange darauf hingedeutet, dass<br />

die Zeit jener Vereinigung von Gütern<br />

abgelaufen war, die seit 1930 mit dem Motto »Unsere<br />

Mitglieder besitzen Lagen von Weltruf« für sich<br />

geworben hatten. Vordergründig war es der Gesetzgeber,<br />

der den Untergang dieses oft als elitär verschriebenen<br />

Klubs herbeigeführt hatte. Der Begriff<br />

»Naturwein«, so hatte es sich seit den frühen 60er-<br />

Jahren abgezeichnet, sollte im längst überfälligen<br />

neuen Weingesetz verboten werden. Freilich sollte<br />

die in der Weinwelt einmalige und sehr deutsche<br />

Idee, dass durch Zusatz von Zucker »verbesserte«<br />

Weine nicht als Spitzenweine durchgehen könnten,<br />

in der Kategorisierung von »Qualitätsweinen mit<br />

Prädikat« fortleben. Der Untergang des VDNV war<br />

daher nicht zwangsläufig. Vielmehr lag schon früh<br />

die Option auf dem Tisch, den Begriff »Naturwein«<br />

durch »Prädikatswein« oder allgemein »Qualitätswein«<br />

zu ersetzen.<br />

Gegen ein Überleben sprach aber, dass der Verband<br />

sich in den ausgehenden 60er-Jahren in einem<br />

Zustand fortgeschrittener Selbstauflösung befand.<br />

Nominell bestand der VDNV aus sieben Regionalvereinen.<br />

Tatsächlich aber war das Vereinsleben in<br />

Südbaden wie an der Nahe längst erloschen, und wer<br />

sich im Rheingau, in der Rheinpfalz, in Rheinhessen,<br />

in Franken sowie an Mosel, Saar und Ruwer dem Verein<br />

zugehörig fühlte, war 1971 nicht zu ermitteln. Der<br />

damalige Vorsitzende des VDNV, Wolfgang Michel<br />

vom Weingut Domdechant Werner in Hochheim<br />

am Main, wusste es jedenfalls nicht.<br />

Warum also überhaupt an einem Zopf namens<br />

Bundesverband festhalten, wenn die meisten<br />

Güter mit dem neuen Weingesetz und seinem<br />

Bezeichnungsrecht gut glaubten leben zu können?<br />

Die weinbaupolitische Lobbyorganisation, als die<br />

der VDNV 1910 entstanden und vor allem vor der<br />

Verabschiedung des Weingesetzes von 1930 in<br />

Erscheinung getreten war, hatte sich offenkundig<br />

überlebt, und das nicht allein, weil schon seit den<br />

späten 50er-Jahren europäisches (Wein-)Recht den<br />

Handlungsspielraum des deutschen Gesetzgebers<br />

zunehmend einschränkte. Der VDNV hatte, wie<br />

man während einer Vorstandssitzung Mitte der 70er-<br />

Jahre rückblickend feststellte, auch aus anderen<br />

Gründen schon lange keine eigene Weinbaupolitik<br />

mehr betrieben. Der Bundesverband bestand nämlich<br />

nur aus dem Vorsitzenden, die Macht lag – wenn<br />

überhaupt – bei den Vorständen der Regionalvereine.<br />

In der Weinbaupolitik wiederum führte kein Weg<br />

an den Gremien des Deutschen Weinbauverbandes<br />

(DWV) vorbei. <strong>Das</strong>s dort die Genossenschaften und<br />

Die Mitgliederversammlung<br />

am 22. März 1971 unter dem<br />

Vorsitz von Wolfgang Michel<br />

war spärlich besucht. Peter<br />

von Weymarn verhinderte<br />

mit einer Rede die Auflösung<br />

des Verbands, dessen Leitung<br />

er im Jahr darauf übernahm<br />

WEIN & ZEIT <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 131


DIE GROSSEN<br />

UNBEKANNTEN<br />

EINE SAMMLUNG VON SPITZENLAGEN, UND TROTZDEM<br />

KEINE BERÜHMTHEIT? DAS KANN EIGENTLICH NICHT<br />

SEIN. UNTER DER LEITUNG VON JULIA LÜBCKE SOLLEN<br />

DIE BISCHÖFLICHEN WEINGÜTER TRIER IHR POTENZIAL<br />

JETZT ENDLICH VOLL AUSSCHÖPFEN<br />

Von MICHAEL SCHMIDT<br />

Fotos ARNE LANDWEHR<br />

136 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> MOSEL


In der <strong>FINE</strong>-Ausgabe 2|2021 veröffentlichten wir eine Würdigung des legendären Scharzhofbergs samt einer<br />

Probe mit Weinen aus dieser Lage von allen Gütern, die dort Besitzungen haben – außer einem. <strong>Das</strong> war<br />

allerdings keiner bösen Absicht, sondern logistischen Problemen geschuldet. Dabei besitzen die bei der Verkostung<br />

nicht vertretenen Bischöflichen Weingüter in Trier mit sechs von 28 Hektar nicht bloß einen ansehnlichen<br />

Anteil am Scharzhofberg, sie sind mit 130 Hektar Rebfläche sogar der größte Weinbergs-Eigner an der<br />

gesamten Mosel. Anlass genug, uns einmal näher mit diesem auch historisch tief in der Region verwurzelten<br />

Unternehmen zu beschäftigen.<br />

Den Betrieb Bischöfliche Weingüter Trier als solchen gibt<br />

es erst seit 1966, als sich die geschichtsträchtigen drei<br />

Vorgänger Bischöfliches Konvikt, Bischöfliches Priesterseminar<br />

und Hohe Domkirche zusammenschlossen. Die Verbindung<br />

von Klerus und Weinbau reicht aber viel weiter in die<br />

Vergangenheit zurück. Eine erste einschlägige Erwähnung findet<br />

sich in Dokumenten aus dem Jahr 1249, in denen Mitglieder<br />

des Erzbistums für die Zeit der Lese von ihren religiösen Verpflichtungen<br />

freigestellt wurden.<br />

<strong>Das</strong> Bischöfliche Priesterseminar wurde 1773 vom Kurfürsten<br />

und Erzbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen, einem<br />

der ranghöchsten Fürsten im Heiligen Römischen Reich, als<br />

Ausbildungsstätte des katholischen Bistums Trier für Priesteramtskandidaten<br />

gegründet. 1787 erließ Wenzeslaus eine Verordnung<br />

zur Qualitätssteigerung des heimischen Weinbaus: Überall an<br />

der Mosel solle man innerhalb von sieben Jahren die »minderwertigen«<br />

Varianten »aushauen« und durch Riesling ersetzen.<br />

Als sich die drei klerikalen Güter 1966 vereinigten, bestand die<br />

Mitgift des Bischöflichen Priesterseminars aus 34 Hektar Rebfläche<br />

mit Anteilen an den Spitzenlagen Ürziger Würzgarten,<br />

Erdener Treppchen, Trittenheimer Apotheke und Trittenheimer<br />

Altärchen an der Mosel, Kaseler Nies’chen und Kaseler Kehrnagel<br />

an der Ruwer sowie Kanzemer Altenberg, Wiltinger Kupp und<br />

Ayler Kupp an der Saar.<br />

MOSEL<br />

<strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 137


<strong>FINE</strong> DAS WEINMAGAZIN 2|<strong>2022</strong> erscheint<br />

im Juni <strong>2022</strong><br />

... voraussichtlich mit diesen Themen: ÖSTERREICH Schloss Gobelsburg im<br />

Kamptal BORDEAUX Château Tertre Roteboeuf in Saint-Émilion SAUTERNES<br />

Château Rieussec TOSKANA Der Loto von Villa Santo Stefano KATALONIEN<br />

Mas de la Rosa: Die Familie Torres im Priorat RHEINHESSEN Weingut Wittmann<br />

VERKOSTUNGEN 90 Jahrgänge Spätburgunder aus drei Jahrhunderten vom<br />

Kloster Eberbach, 49 Jahrgänge L’Église Clinet sowie Bordeaux aus den 70ern<br />

WEIN & SPEISEN Jürgen Dollase bei Thomas Kellermann in den »Egerner Höfen« am<br />

Tegernsee SPIRITUOSEN Die Brennerei Ziegler in Freudenberg CHAMPAGNER<br />

Die fünfte Folge unserer Serie DAS GROSSE DUTZEND Château de Lamarque<br />

im Médoc WEIN & ZEIT <strong>Das</strong> »deutsche Weinwunder« in Rot WEINHAMMER Die<br />

Auktionen von 2021 KOLUMNEN von Ursula Heinzelmann, Stuart Pigott sowie den<br />

Kombattanten Uwe Kauss und Dirk Würtz<br />

144 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong>


DAS MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS<br />

Viermal im Jahr richtet <strong>FINE</strong> <strong>Das</strong> <strong>Weinmagazin</strong> einen faszinierenden Blick auf die<br />

großen Weine der Welt – mit wissenswerten Infor mationen, fesselnden Reportagen,<br />

spannen den Porträts, exklu siven Verkostungen und vielem mehr, geschrieben und<br />

recherchiert von sachkundigen, sprachmächtigen Autoren, bebildert mit ausdrucksstarker,<br />

lebendiger Fotografie, präsentiert in groß zügiger, prächtiger Auf machung:<br />

ein unverzichtbares Lesevergnügen für Weinliebhaber, Sammler und Genießer.<br />

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<strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> 145


<strong>FINE</strong>ABGANG<br />

SONNE AM ENDE<br />

DES TUNNELS<br />

Der Frühling kommt, die Welt erwacht zu neuem Leben, und dieses Mal<br />

gilt das zum Glück auch wieder für die Weinwelt. <strong>Das</strong> Rheingau Gourmet<br />

& Wein Festival zum Beispiel konnte nach einem Jahr Zwangspause sein<br />

Jubiläum begehen: Um den 1. März herum fand es zum 25. Mal statt, mit all den<br />

großartigen Köchen und Winzern, die eigentlich schon 2021 hätten dabei sein<br />

sollen. Die ProWein in Düsseldorf ist zwar nochmals um knapp zwei Monate verschoben<br />

worden, damit der Corona-Winter dann auch sicher vorbei ist. Aber das<br />

bisschen Warten steigert jetzt nur noch die Vorfreude, und Mitte Mai ist ja wahrlich<br />

keine schlechte Zeit zum Genießen.<br />

Zugleich schweift der Blick so weit in die Vergangenheit zurück wie lange<br />

nicht mehr, beim <strong>FINE</strong> CLUB zum Beispiel bis 1955: Eine Vertikalverkostung<br />

wie die mit 49 Jahrgängen aus dem legendären Pomerol-Château L’Eglise Clinet,<br />

die uns im Februar im Hotel »Post« in Lech am Arlberg begeistert hat, kann es in<br />

dieser Tiefe kaum mehr geben – allmählich sind die historischen Meisterwerke<br />

einfach ausgetrunken. Bis 1949 zurück reichte ein Querschnitt mit 60 Weinen<br />

vom Kabinett trocken bis zum Eiswein aus den Bischöflichen Weingütern Trier<br />

im Hattenheimer »Kronenschlösschen«, und später im Jahr wollen wir uns beim<br />

Kloster Eberbach sogar durch Kellergeschichte aus drei Jahrhunderten probieren,<br />

mit 90 Spätburgundern vom Assmannshäuser Höllenberg von 1882 bis 2020. Auch<br />

eine große Pétrus-Probe ist geplant, als ebenbürtige Fortsetzung unserer Tournee<br />

mit Château Smith Haut Lafitte Anfang März, sowie ein exklusiver Besuch von<br />

Gaia Gaja. <strong>Das</strong>s wir alle darüber hinaus im Restaurant oder daheim Spannendes<br />

im Glas haben, wann immer sich die Gelegenheit bietet, versteht sich ohnehin<br />

von selbst. Kurzum: Es geht wieder los – seien Sie bereit!<br />

Ihr Ralf Frenzel<br />

Herausgeber und Verleger<br />

146 <strong>FINE</strong> 1 | <strong>2022</strong> ABGANG

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