Die Malteser Zeitung 1/2022
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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Die
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 1/2022
„Pfarrer haben keine Ahnung vom echten Leben“
Der Weg zur Berufung
Pflege – Beruf mit Wertschöpfung
INHALT
IMFOKUS
04 Historisches und Organisatorisches:
die Kirchen und Kommenden des Großpriorats
von Österreich
09 Persönliches und Erfahrenes
RUNDSCHAU
16 „Es ist vernünftig, sich impfen zu lassen“
17 Impfen im Dom
PERSÖNLICHKEITEN
18 Der Weg zur Berufung
LEBENSWERT
21 Spüren, was im Augenblick Not tut.
Da sein, zuhören, mitfühlen.
24 Menschen mit Behinderung –
viele Daten und kein Gesamtbild
25 Für eine barrierefreie Digitalisierung
Spenden
Bitte verwenden
Sie den beiliegenden
Zahlschein!
IHRE SPENDE IST
STEUERLICH
ABSETZBAR
04
17
RELIGIONAKTUELL
26 Was Kardinal König mit dem
polnischen Kardinal Wyszyński verband
KULTURGUT
27 Die vergessene Pietà
27
29
MALTESERÖSTERREICH
29 Berichte aus den Bereichen:
vielfältige Initiativen und Dienste
MALTESERWELTWEIT
62 Sudan – „Ich habe durchaus Hoffnung für
dieses Land“
62 68
MEDIZINAKTUELL
66 „Es geht um Zuwendung – bis zuletzt“
GELESENEMPFOHLEN
68 Interessante Neuerscheinungen
TAGEBUCH
70 Auszeichnungen
71 Wir trauern um
Die MALTESER
wünschen ein
gesegnetes Osterfest !
2
DIE MALTESER 1/2022
EDITORIAL
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,
„Wer glaubt, ist nie allein.“ Dieser Satz von Papst Benedikt XVI.
drückt einen besonders wichtigen Aspekt unseres christlichen
Glaubens aus: Gemeinschaft. Am Ende sind es immer Glaube,
Hoffnung, Liebe und Gemeinschaft, die wir tatsächlich
brauchen, um glücklich zu sein. Der Glaube, transformiert in
Gebete, kann Berge versetzen. Er gibt uns Zuversicht, Kraft
und hilft uns, Krankheit und Trauer zu überwinden. Gott voll
Vertrauen, um die Heilung von Kranken zu bitten und es ihm
zu überlassen, ob und wie er heilt – das ist das Spannungsfeld,
das es auszuhalten gilt. Im Gebet kann es überwunden
werden. Erst jüngst haben dies einige erschütternde Nachrichten
im Kreise der Malteser bezeugt: hier eine plötzliche
Erkrankung mit der Prognose, nur noch wenige Tage Lebenszeit
zu haben, dort eine Diagnose mit dem Erfordernis einer
sofortigen Organtransplantation. In solchen Fällen kann das
gemeinschaftliche Gebet helfen, stärken und sogar Wunder
wirken.
Ohne Glaube, Hoffnung, Liebe und Gemeinschaft haben
materielle Dinge keinen Wert. Einem anderen Menschen
Nächstenliebe und Hinwendung zuteilwerden zu lassen, ist
das wunderbarste Geschenk, das man anderen und gleichzeitig
sich selbst machen kann. Aneinander zu glauben, an die
Gemeinschaft, die Familie, die Kinder, die Freunde und daran,
dass Gott uns den richtigen Weg weist, wenn wir auf ihn
hören, wenn wir innehalten und in der Gemeinschaft und im
Gebet füreinander da sind – das ist es, was uns wahres Glück
erfahren lässt.
So wird es auch in unserem neuen Malteser Ordenshaus sein, das
im Herzen von Wien Glaube, Hoffnung, Liebe und Gemeinschaft
unter einem Dach vereint. Hier haben die fürsorgliche, empathische
und wertschätzende Pflege und die christliche Hinwendung
zum Menschen ihren Platz. Weil es vor allem Menschen im Alter
und in Krankheit verdienen, weiterhin als wertvolle Mitglieder
der Gesellschaft betrachtet zu werden. In ihrer schweren Situation
brauchen sie besonders viel Liebe und Zuwendung. Sie müssen
spüren und erfahren, dass sie nicht weggesperrt werden, sondern
Teil der Gesellschaft sind – bis zuletzt.
Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Freunden aus tiefstem
Herzen ein gesegnetes Osterfest. Beten Sie miteinander und
füreinander und feiern Sie in der Osternacht die Auferstehung
Jesu Christi als Zeichen des Lebens.
Norbert Salburg-Falkenstein
Prokurator
IMPRESSUM
Medieninhaber: Souveräner Malteser-Ritter-Orden (Malteserorden),
Großpriorat von Österreich, 1010 Wien, Johannesgasse 2,
T: 01/512 72 44, E: presse@malteser.at
Chefredaktion: Katharina Stögner
Lektorat: Edith Holzer, Franziska Holzheimer
Autoren: Wolfgang J. Bandion, Peter Bauer, Matthias Beck, Marie
Czernin, Elisabeth Eder, Annemarie Fenzl, Ulrich Glaunach, Bartolomäus
Khevenhüller, Katharina Kiecol, Lukas Krupitza, Fra` Gottfried
Kühnelt-Leddihn, Christian Lagger/ Die Furche, Christoph Martin,
Clara Mensdorff-Pouilly, Richard Mischak, Traude und Johannes
Mlczoch, Norbert Salburg-Falkenstein, Selma Sprajcer, Richard Steeb,
Peter Stellnberger, Katharina Stögner, Udo Thianich-Schwamberger,
Manuel Weinberger, Anna Weinkamer, Susanne Wick.
Bildrechte: Peter Bauer, BMKÖS/ Sardari, Bwag, CasarsaGuru Stock-
ID 637815906, Yannick Chaumont, Susanne Feischl, Die Fotografen,
Gerald Gugerel, Herbst POV, Mahir Jahmal, Fotograf Christian Jobst,
Pornpak Khunatorn ID 1218574217, Gloria Krenn, Land Steiermark/
Binder, Laikwunfai Stock-ID 588617906, Christian Lendl, Malteser
Austria, Malteser Care/Steinberger, Malteser International, NPO
Kompetenzzentrum der WU, NPO WU Wien, Parlamentsdirektion,
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Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at
Druck: Druckerei Robitschek, 1050 Wien, Schloßgasse 10-12
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über
nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke,
sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich
gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der Redaktion
entsprechen. Redaktionsschluss: März 2022
DIE MALTESER 1/2022 3
IMFOKUS
HISTORISCHES UND ORGANISATORISCHES:
DIE KIRCHEN UND KOMMENDEN DES
GROSSPRIORATS VON ÖSTERREICH
Entlang der alten Heeres- und Pilgerstraßen gründete der Souveräne Malteser-Ritter-Orden ganz im Sinne seines Auftrages
Kommenden als selbstständige Verwaltungseinheiten und errichtete Kirchen und Hospitäler.
Von Richard Steeb
Ein mittelalterliches Hospital hatte dabei weit umfassendere
Aufgaben als eine Heilanstalt. Es nahm alle Schutzund
Hilfsbedürftigen auf und betreute neben Kranken
auch Arme, Waisen, Gebrechliche, Reisende und Pilger.
Das Spital lag dazu meist neben der Kapelle oder Kirche,
sodass die Betreuten aus dem Krankensaal auf den Altar
blicken oder zumindest akustisch die Gottesdienste mitfeiern
konnten. Im Ordensspital von Valletta auf Malta
befanden sich zwei Altäre sogar direkt im großen Krankensaal.
Die Kirchen wurden ursprünglich durch eigene
Pfarrer aus dem Priesterkonvent des Ordens in Prag besetzt.
Alle Besitzungen standen unter der Leitung des
Großpriorats von Böhmen und Österreich. Dieses hatte
bis 1938 seinen Sitz in Prag. Nach der Trennung in zwei
Großpriorate im Jahre 1938 wurde das Großpriorat von
Österreich mit Sitz in Wien unter kommissarische Leitung
des deutschen Auswärtigen Amtes gestellt, da der
Malteserorden das Dritte Reich nicht anerkannte. Der
Orden wurde jedoch nicht aufgelöst.
Nach dem verheerenden zweiten Weltkrieg und der Wiederherstellung
der Republik Österreich erhielt der Orden
seine Besitzungen in Österreich zurück. Diese waren
vielfach vollkommen devastiert und geplündert. Die
Kommenden in Böhmen waren verloren, und da auch
der Priesterkonvent in Prag nicht mehr existierte, wurden
in weiterer Folge mit den jeweiligen Diözesen Übereinkommen
zur seelsorglichen Betreuung der Kirchen
und Pfarren geschlossen.
Mailberg
Im Jahr 1146 vermachte ein niederösterreichischer
Adeliger namens Chadolt seine Besitzungen in Mailberg
dem noch jungen Orden der Johanniter/Malteser, bevor
er sich auf den Kreuzzug nach Jerusalem begab. Seit dieser
Zeit ist Mailberg im Besitz des Souveränen Malteser-
Ritter-Ordens und damit der älteste Besitz des Ordens
weltweit. Durch weitere Schenkungen vergrößerte sich
der Besitz rasch. Ein Urbar von 1529 zählt 45 Orte auf,
in denen die Komture von Mailberg Abgaben einhoben
oder über Untertanen verfügten.
Die ältere Kirche in Mailberg ist die auf einem Hügel
nördlich des Schlosses gelegene Friedhofskirche der
Hl. Kunigunde. Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert errichtet
wurde sie in der Hochgotik erweitert.
Im 13. Jahrhundert entstanden die jetzige Kirche sowie
ein Spital in der ursprünglichen Burganlage von
Mailberg. Um 1600 ließ der damalige Komtur Fra` Carl
Tettauer von Tettau (1594 – 1608) die schon sehr heruntergekommene
Burg bis auf die Vorwerke niederreißen
und begann einen großzügigen Neubau der Kommende
und der Kirche. Ursprünglich eine gotische Hallenkirche,
verdankt sie ihre jetzige Gestalt Fra` Anton von
Colloredo-Wallsee (1745 – 1760). Das Hochaltarbild
von Joseph Biedermann von 1752 zeigt den Ordenspatron,
wie er die aus dem Hafen von Malta zur Seeschlacht
von Lepanto (1751) auslaufende Flotte des Ordens dem
Schutz der Hl. Dreifaltigkeit empfiehlt. Das Spital fiel
allerdings schon vorher den zahlreichen Umbauten und
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DIE MALTESER 1/2022
XXXX
Mailberg Grossharras Wien
Zerstörungen zum Opfer, wie auch der Kirchturm, den
ein Brand 1788 zerstörte und der nicht wiederaufgebaut
wurde. Bis ins 19. und 20. Jahrhundert erfolgten mehrere
kleinere Umbauten.
Die inkorporierte Schlosskirche, die wie die meisten Ordenskirchen
dem Ordenspatron Hl. Johannes dem Täufer
geweiht ist, dient heute als Pfarrkirche. Seit 2004
wirkt hier Hw. Geistl. Rat Lic. Dr. Christoph Martin segensreich.
In den Jahren 2006 und 2007 wurde die Kirche unter
Mithilfe der Erzdiözese Wien, des Ordens, des Denkmalamtes,
der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich
und der Marktgemeinde und Pfarre Mailberg generalsaniert.
2008 wurde die barocke Silberbauer-Orgel wiederhergestellt
und 2010 bis ins Jahr 2011 schließlich der
barocke Pfarrhof gerettet.
An der Straße Richtung Diepolz liegt eine Heilig-Grab-
Kapelle die, wie jene in Unterlaa, auf den Komtur Leopold
Karl Graf Kollonitsch zurückgehen dürfte. Seit 1. Jänner
2022 ist die Ordenskirche in den Pfarrverband Pulkautal
eingebunden, dem Hw. Pfarrer P. Placidus Leeb OSB vorsteht.
Grossharras
Östlich von Mailberg liegt der Ort Großharras mit der
Pfarrkirche zur Hl. Dreifaltigkeit. Der auf einer kleinen
Anhöhe errichtete Bau steht inmitten eines ummauerten
Friedhofs. Die Kirche wurde mit Schenkungsurkunde
von 1255 von Heinrich von Seefeld aus der Familie
der Chadolte dem Johanniterordenskonvent in
Mailberg übertragen. Das Kirchengebäude mit seinem
gotischen Chor wurde 1766 barockisiert. Betreut wird
die nun selbständige Pfarre mit ihren rund 600 Gläubigen
seit 30 Jahren von Hw. Moderator Mag. Edward
Pacyga, der auch für die Pfarren Stronsdorf und Zwingendorf
zuständig ist.
Wien
In Wien entstand in der Kärntnerstraße zwischen 1207
und 1217 eine Priesterkommende, deren Aufgabe die
Seelsorge und die Versorgung der Armen war. Bereits
1258 ist erstmals das „Haus der Prueder des Ordens
von Sand Joannis“ urkundlich erwähnt, gehörte aber
lange zur Kommende Mailberg. Die heutige Rektoratskirche
des Hl. Johannes des Täufers ist ein Bau aus der
Mitte des 14./15. Jahrhunderts. Um 1730 wurde die gotische
Kirche unter Komtur Fra` Michael Ferdinand von
Althann barock ausgestaltet. Er stiftete auch das Hoch-
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St. Johann zu Unterlaa Fürstenfeld Altenmarkt b. Fürstenfeld
altarbild von Johann Georg Schmid sowie die schmucke
Orgel von Gottfried Sonnholz. Zuletzt wurden von 1806
bis 1808 die Fassade, der Innenraum und der Altar
durch Komtur Fra` Franz von Colloredo im Empirestil
umgestaltet sowie das Monument für den siegreichen
Großmeister auf Malta, Fra` Jean Parisot de La Valette
(1557-1568), errichtet. 1837-1839 wurde der Johanneshof
(Kommendenhaus des Johanniterordens, Kärntnerstraße
35/Johannesgasse 2) erweitert und das Kirchengebäude
in die Frontlinie der Häuser der Kärntnerstraße
einbezogen.
Nach den kostenintensiven Lazarettzügen des ersten
Weltkrieges sah sich der Orden 1933 gezwungen, den
Johanneshof und die Kirche an die Assicurazioni Generali
zu verkaufen. Die Kirche blieb jedoch in prekaristischer
Benützung des Ordens. 1938 wurde die Kommende
St. Johann zu Wien mit ihrer Kirche Sitz des neu errichteten
Großpriorates von Österreich. 1960 gelang Vikar
Dr. Johannes Graf Trapp, dem späteren Fürstgroßprior,
der Rückkauf der Kirche. Unter den jeweiligen Ordensoberen
erfolgten in den weiteren Jahren zahlreiche
Renovierungen und eine Generalsanierung. 2017 konnte
anhand einer dendrochronologischen Untersuchung
– einer Holzalterbestimmung des Kirchendachstuhls
festgestellt werden, dass dieser in das Jahr 1312 zu datieren
ist und somit einer der ältesten Dachstühle Wiens
ist. Umsichtiger Rektor ist seit 2003 Hw. Geistl. Rat Lic.
Dr. Christoph Martin.
Kirche St. Johann zu Unterlaa
Als eine der ältesten Sakralbauten im heutigen Wiener
Stadtgebiet gilt die kleine Kirche St. Johann zu Unterlaa.
Sie steht über den Fundamenten eines ehemaligen
römischen Villenbaus und wurde nach neuesten wissenschaftlichen
Erkenntnissen in der ersten Hälfte des
12. Jahrhunderts errichtet. 1272 kam die Johanneskirche
in den Besitz des Malteserordens. Das damals
errichtete Hospital wurde vermutlich gleichzeitig mit
der Burg von Unterlaa 1465 zerstört. 1683 im Zuge der
zweiten Türkenbelagerung wurde auch die Kirche stark
beschädigt und 1686 wiederaufgebaut. In unmittelbarer
Nähe wurde eine Grabeskapelle nach dem Vorbild
jener in Jerusalem errichtet. Das heutige Aussehen der
Kirche geht weitgehend auf einen Umbau von 1779
und die Renovierung von 2011/12 zurück.
Später eine Filialkirche der Malteserkirche zu Wien gehört
sie organisatorisch heute zur Pfarre von Oberlaa und wird
seit 2011 von Pfarrer Hw. Geistl. Rat Mag. Andreas Klein
SAC betreut. Während des Sommers wird hier einmal im
Monat die Hl. Messe gefeiert. Die Ausgrabungen aus der
Römerzeit und dem Mittelalter sowie ein archäologischer
Schauraum werden vom Bezirksmuseum Favoriten betreut
und können in den Sommermonaten besichtigt werden.
Fürstenfeld
In der Steiermark lagen die Niederlassungen in der Oststeiermark
und im heutigen Slowenien am Hauptverkehrsweg
zwischen Wien, Marburg, Cilli, Laibach und
weiter nach Triest. Von der wohl ältesten Gründung,
dem zwischen 1130 und 1140 entstanden und bis 1300
aktiven Hospiz in Spital am Hartberg, heute der Ortsteil
Spital der Gemeinde Schäffern am Wechsel, ist mittlerweile
nichts mehr zu erkennen. Im Jahre 1197 übergab
Erzbischof Adalbert von Salzburg die Pfarrkirche Übers-
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DIE MALTESER 1/2022
IMFOKUS
Ligist Lebmach Pulst
bach in der Nähe von Fürstenfeld an die Johanniter. Im
Zuge des Festungsbaues und der Stadtgründung von
Fürstenfeld gründete der Orden zwischen 1170 und
1190 die Kommende Fürstenfeld, gab Übersbach auf,
verlegte seinen Sitz in den Hauptort und errichtete zwischen
1200 und 1220 dort selbst eine Kirche.
Durch die Grenznähe, die Lage an der Stadtmauer und
in Nachbarschaft zur landesfürstlichen Burg (heute ehemalige
Tabakfabrik) kam der Kommende auch bei der
Verteidigung gegen Magyaren und Türkeneinfälle eine
wichtige Rolle zu. Mehrfach, so etwa 1480 oder auch
durch einen Hajdukenüberfall 1605, wurde die Kirche
durch Kriegshandlungen vollkommen zerstört. Das
heutige Aussehen ist durch einen Umbau im Rokokostil
von 1773-79 geprägt. Der Zwiebelturm, das Kirchengebäude,
der Chor und Teile der Westfassade sind im Baukern
noch spätromanisch bzw. frühgotisch. 1945 wurde
die historische Kommende mit der inkorporierten
Stadtpfarrkirche zum Hl. Johannes dem Täufer durch
den Beschuss deutscher Artillerie schwerst beschädigt.
2018 gelang es Hw. Mag. Alois Schlemmer, dem seit 2010
zuständigen Pfarrer, in einem Jahrhundertprojekt ein
neues Geläut anzuschaffen. Irreparable Schäden hatten
umfassende Sanierungen am Glockenturm dringend erforderlich
gemacht. Dabei wurden auch die Stahlglocken,
die den Turmbrand von 1945 überstanden hatten, durch
Bronzeglocken ersetzt. Die südlich der Stadt gelegene
Wieskapelle (Gegeißelten Heiland) wurde 1770 gestiftet
und steht unter dem Patronat des Ordens. Mit Fürstenfeld
standen auch die Kommenden im heutigen Slowenien
Melling (Melje, 1217) bei Marburg und Heilenstein
(Polzela, urkundlich 1323) nordwestlich von Cilli in der
Untersteiermark sowie St. Peter im Krain (Komenda,
urkundlich 1256) in der Nähe von Stein (Kamnik) bzw.
nördlich von Laibach zumindest zeitweise in Verbindung.
Altenmarkt bei Fürstenfeld
Das Dorf Altenmarkt bei Fürstenfeld wurde 1234 den
Johannitern geschenkt. Die dem Hl. Donatus geweihte
inkorporierte Pfarrkirche (früher Maria in der Au) ist
ein romanischer Bau des 13. Jahrhunderts. Der Westturm
wurde im 15. Jahrhundert aufgemauert und das
Langhaus später barockisiert. In den 1980er Jahren
wurden bei Renovierungsarbeiten beachtenswerte
Wandmalereien im Chor der Kirche freigelegt, die auf
Grund ihres Stils in das beginnende 14. Jahrhundert
datiert werden konnten. Seit 2018, nach Auflösung der
Dekanate in der Diözese Graz-Seckau, gehört die Pfarre
von Altenmarkt zusammen mit der Pfarre von Fürstenfeld
zur Region Oststeiermark und zum Seelsorgeraum
Thermenland. Beide Pfarren werden von Pfarrer
Hw. Mag. Alois Schlemmer betreut.
Ligist
1928 kaufte das Großpriorat von Böhmen und Österreich
das Gut Ligist und die dazugehörige Kirche. Im
12. Jahrhundert im gotischen Stil errichtet ist sie der
Hl. Katharina von Alexandrien, der Patronin aller arbeitenden
Frauen und der Wissenschaft, geweiht. Bis 1880
waren die Grafen von Saurau die Patronatsherren und
danach bis 1928 die Grafen von Goëss. Der Altarraum
wurde 1972 neugestaltet. 1997 entstanden in der Kirche
drei neue Deckengemälde. Seit 2019 ist der Pfarrprovisor
Hw. Mag. Gerald Krempl mit der Leitung beauftragt.
DIE MALTESER 1/2022 7
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Kapelle Hebalm St. Nikolaus in Zitz St. Veit in Mechelsetten
Zur Grundherrschaft auf der Hebalm gehört auch die
Hebalmkapelle von 1685 der Pfarre Pack, die dem Fest
Mariae Heimsuchung geweiht wurde. Das Altarbild von
1974 zeigt die Bekehrungslegende des Hl. Hubertus.
Pulst und Lebmach
Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Pulst war ursprünglich
eine Eigenkirche von Herzog Ulrich III. von
Spanheim, der das Patronatsrecht der Kirche 1263 den
Johannitern schenkte. Die Bestätigung der Schenkung
durch König Rudolf I. im Einvernehmen mit dem Bischof
von Gurk machte Pulst zur inkorporierten Ordenspfarre.
Die Pfarrkirche ist im Wesentlichen ein spätgotischer
Bau aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert unter Einschluss
älterer Bausubstanz. Die umgebende Kirchhofmauer
gehörte zur ehemaligen Wehranlage und weist
noch Schießscharten auf. In der Kirche blieben Wandmalereien
erhalten, darunter die Anbetung der Könige und
Szenen aus den Türkenkriegen.
Der südlich der Kirche liegende annähernd quadratische
Karner dürfte noch aus der Romanik stammen. Nördlich
erhebt sich der Pfarrhof, mit mittelalterlichem Kern, in
dem bis 1822 der Komtur von Pulst residierte.
Seit 1596 ist die Filialkirche des Hl. Bartholomäus in Lebmach
belegt. Sie weist einen barocken Hochaltar auf, der
Johann Pacher zugeschrieben wird. Zu Maria Pulst gehörten
früher auch die Kapellen der Burgruine Liebenfels
des südlich gelegenen Schlosses Hohenstein sowie eine
profanierte Kapelle im Weiler Pupitsch. Betreut wird die Kirche
seit November 2021 von Pfarrmoderator Mag. Robert
Katnik und Dipl. PAss Eva Schwarz-Dellemeschnig.
Ehemalige Malteserkirchen
Neben den Kirchen von Hohenau an der March (1266),
der Patronatskirche von Ebenfurth (1268) und jener
der Hl. Margaretha in Marchegg (1268) gehörte auch
die Kirche zum Hl. Veit in Michelstetten (1269) einmal
dem Malteserorden. Auch in Stroheim in Oberösterreich
(um 1230/35) bestand bis 1784 eine Priesterkommende
sowie ein Hospiz in Enns (14. Jhdt.) neben dem
sogenannten Frauenturm. In Südtirol gehörte Taufers im
Münstertal (1264) dem Großpriorat Lombardei-Venetien.
Weiters sind die Kirchen St. Peter und Paul in Latsch
(1218) und St. Medardus in Tarsch (1228) zu nennen. In
Vorarlberg waren die Kirche des Hl. Johannes des Täufers
in Feldkirch (um 1218) bis 1610, die Alte Pfarrkirche
zum Hl. Michael in Tisis von 1315 bis 1610, und die zu
Bludenz gehörende Filialkirche St. Nikolaus in Zitz von
1375 bis 1610 im Besitz des Ordens.
Zuletzt musste der Orden 1995 aus wirtschaftlichen
Gründen die Pfarrkirche zum Hl. Johannes dem
Täufer in Spital bei Weitra (1227), die Pfarrkirche der
Hl. Margaretha in Walkenstein bei Sigmundsherberg
(1227) und die nördlich von Hohenau gelegene Pfarrkirche
zur Hl. Helena in Rabensburg (um 1250) exkorporieren.
Quellen: Weidenhoffer, Hansjörg: Zeugnisse der Baukunst des
Ordens in Österreich. In: Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden in
Österreich, Steeb/Strimitzer (Hrsg.), Graz 1999, S. 493ff.
Gregor Gatscher-Riedl und Fra` Ludwig Call: Weißes Kreuz auf rotem
Grund - Der Malteserorden zwischen Mittelmeer und Mitteleuropa,
Innsbruck 2021, S. 77 ff.
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DIE MALTESER 1/2022
IMFOKUS
PERSÖNLICHES UND ERFAHRENES
Pfarrer haben keine Ahnung vom echten Leben? Eine Antwort auf ein gängiges Vorurteil mit Eindrücken und Einblicken
aus einem echten Pfarrerleben.
Von Christoph Martin
Wer beinahe 20 Jahre lang zwei Kirchen betreut – eine
am Land, eine in der Stadt – der weiß sicher nicht alles
vom wahren Leben, aber doch so manches. Er bekommt
mit, wie sich eine Gesellschaft verändert und mit ihr
vielleicht auch der Glaube. Sehr persönliche Gedanken
und Erinnerungen von einem, der in den Malteserkirchen
Mailberg und Wien seinen Dienst tut.
Der Anfang in Mailberg
Gespenstische Stimmung, ein dunkler Winternachmittag,
auf den Straßen des Dorfes ist kein Mensch zu
sehen. Für mich stand zuerst ein Besuch beim mürrischen
Dechanten an. Er konnte die Ritter nicht leiden.
Dann zum Verwalter. Der sagte dem Kanzler: „Wenn der
so ist wie sein Vorgänger, kannst du ihn gleich wieder
mitnehmen!“ Der war ich und stand dabei. Danach zu
genanntem Vorgänger. Der sprach Französisch mit mir.
Durch sein Wohnzimmer war eine Leine gespannt, auf
der trocknete die Wäsche. Er lebte droben im Schloss.
Der Pfarrhof drunten im Dorf war eine kalte Ruine mit
offenen Fensterhöhlen. Die Kirche am Ende des Schlosshofes
war verkrustet mit dunkler Ölfarbe und billigen
Teppichen. So war der Anfang in Mailberg.
Heute ist die Schloss- und Pfarrkirche so hell und elegant,
wie sie es im 18. Jahrhundert war. Ein Ehepaar aus dem
Dorf hält sie spiegelnd sauber und die Mailberger Frauen
bringen Blumenschmuck, der aus London importiert sein
könnte. Der Pfarrhof ist geheizt. Er ist der schönste weit
und breit. Gastfreundlich. Die Leute kommen gerne zu
ihren Versammlungen, Jausen, Weihnachtsfeiern, was immer.
Sogar die roten Pensionisten. Oder sind die Senioren
rot und die Pensionisten schwarz? Ich werde es nie verstehen,
weil es mich nicht interessiert.
Mir reicht zu wissen: Es sind alte Menschen, die hart gearbeitet
haben. Viele davon noch „im Schloss“. Der Bürgermeister
ist eindeutig ein Roter. Ein Roter, der in der
Schola singt. Ich bin ja beinahe sicher, dass nicht jeder
Grüne ein Kommunist ist und kann mit allem arbeiten,
was kein Nazi ist und kein Bolschewik. Neben dem Pfarrhof,
dort, wo früher der Garten des Pfarrers war, ist heute
ein Kinderspielplatz. Wenn ich aus Wien ankomme, in
dem kleinen Auto, das die Ministranten dermaßen uncool
finden („z’kla!“), kommen die Kinder gelaufen und begrüßen
mich. Dann spielen sie weiter. Manchmal werfen
sie kleine Kieselsteine durchs offene Kanzleifenster. Ich
rede ein paar Worte mit den Müttern. Die meisten von
ihnen gehen nicht in die Kirche. Etliche sind Muslimas.
Die gibt es jetzt in Mailberg auch. Gott sein Dank regt sich
niemand darüber auf. Ein paar Flüchtlingsfamilien kann
ein kleines Dorf gut integrieren. Wir werden sie zur nächsten
Erstkommunion einladen.
DIE MALTESER 1/2022 9
IMFOKUS
Die Anfänge in Mailberg waren schwierig. Oft wollte
ich aufgeben. Ich fahre nicht gerne Auto und muss doch
zweimal in der Woche von Wien hinaus ins Dorf. Das
macht rund 300 Kilometer. Über Jahre hin hatte ich
nicht einmal ein Zimmer, in dem ich mir einen Kaffee
hätte kochen können. Von den zuständigen Vorgesetzten
half keiner. Der Dechant war misstrauisch. Der Bischofsvikar
war frostig, weil er mich für „einen Malteser“
hielt. Der Weihbischof fand, ich solle mich gleich wieder
versetzen lassen. Ich hätte „die Sprache der Leute nicht
gefunden“, schrieb er. Dass ich das Kyrie aus der Missa
de Angelis auf den Liedplan setzte, war für ihn der letzte
Beweis meiner Unfähigkeit. Es gab halt Zeiten und Kreise,
wo der falsche Ritus mehr Empörung auslöste als der
Missbrauch von Kindern. Und der Pfarrgemeinderat? Der
sagte: „Der kann das nicht!“ Ich konnte es aber doch. Es
fuhren damals Abordnungen nach Wien ans Ordinariat,
Damals war der Glaube auch Frauen- und Kindersache.
Wurde ein Bub zum Mann, also gleich am Montag nach
seiner Firmung, kam er nicht mehr zum Ministrieren,
sondern ging zur Feuerwehr. Manchmal hätte ich mich
gefreut, sie hätten sich wenigstens verabschiedet. Heute
organisieren die Väter Kommunionunterricht und wenn
ich sie zum Essen in den Pfarrhof einlade, helfen sie
nachher, die Küche aufzuräumen. Moderne Männer. Ich
mag die. Die Mütter lieben ihre Kinder natürlich mehr als
den Herrgott, aber sie sind nicht mehr misstrauisch, seit
sie gemerkt haben, dass die Kinder den Pfarrer mögen.
Feuerwehr, Kameradschaft, Musik: alle hilfsbereit. Und
nicht mehr grundsätzlich und geschlossen draußen vor
der Kirche, sondern auch mal drinnen. Es sind gute Leute.
Die Sonntagsmesse dauert heute eine Stunde. Dass
der Pfarrer sich an die liturgischen Regeln hält (zwei
Lesungen!) und nicht labert, sondern predigt, das war
um mich loszuwerden. Hinter meinem Rücken. Gute katholische
Art halt. Sie hatten schlechte Erfahrungen mit
den Priestern gemacht, ganz gleich ob diese aus dem Orden
oder aus der Diözese gekommen waren. Ich selbst
war an der Hand des Ordenskanzlers gekommen. Damit
war ich nicht Dorf und Land, sondern Schloss und Stadt.
Und auch noch Ausländer! Damals war die Pfarre vor
allem damit beschäftigt, die Ritter nicht zu mögen. Ich
fand: Es gibt bessere Themen für Christen.
Heute kommen Dorf und Ritter gut miteinander aus. Eine
tiefe Liebe wird es nie werden, dafür sind die Welten zu
unterschiedlich. Aber sie halten zusammen, die Ordensritter
und die Mailberger. Irgendwie sind sie sogar stolz
aufeinander. Heute, wo alle Bindungen brüchig geworden
sind, ist Zusammenhalt so wichtig!
für sehr viele Mailberger schon ein sehr starkes Stück.
„Beim Dechant dauert sie nur 20 Minuten!“ Ja mei. Man
sagt mir, inzwischen hätten die Mailberger mich gern.
Manche grüßen halt grundsätzlich keine Pfarrer.
Zusammenhalt
Als ich draußen anfing, vor beinahe 20 Jahren, da gab
es in Mailberg eineinhalb Wirtshäuser und zwei Frühstückspensionen,
eine davon im Schloss. Das Dorf schien
müde und traurig. Heute gibt es zwei schöne Hotels, zwei
Restaurants (eines davon bekam 2021 drei Hauben),
mehrere sehr gute, innovative Weingüter, eine aktive
Gemeindeverwaltung und eine lebendige Pfarre. Heute
weiß auch der Mailberger Weinbauer, dass Vorgänge im
fernen China Auswirkungen auf ein Dorf in Österreich
haben können, weil er seinen Wein bis nach China lie-
10
DIE MALTESER 1/2022
IMFOKUS
fert. Globalisierung heißt: Eines wirkt aufs andere. In
einer kleinen Welt wie Mailberg hängt sowieso alles zusammen.
Eine Gemeinde geht heute auseinander, wenn Vereine,
junge Familien, Politik und Kirche nicht dagegenhalten.
Die Fremden, die nach Mailberg ziehen und bald
wieder wegziehen, die vielen Pendler, die täglich zur
Arbeit nach Wien fahren, die vielen Alten, die zuhause
sitzen und wegen Corona nicht mehr hinauskönnen – sie
können für den Zusammenhalt nicht viel tun. Deswegen
liegt es dem Seelsorger am Herzen, dass die Vereine
Nachwuchs haben und zusammenhalten. Auch, dass
das Schlosshotel des Ordens floriert. Die Gäste bringen
nicht nur Geld, sondern auch Leben in die Gemeinde.
Fremde sind wichtig! Der Pfarrer wäre entzückt, wenn
der Schlossheurige wieder offen wäre. Dann könnten die
Leute nach der Messe auf ein Glas einkehren. Manch einer
käme so leichter zur Kirche, und die Plauderei täte
der Dorfgemeinschaft gut.
Was noch fehlt: ein kleines Museum. Mailberg hütet seit
Jahrhunderten drei oder vier bedeutende spätgotische
Schnitzwerke. Zu sehen sind sie aber nicht. Ein kleines
Häuschen mit zwei Räumen und gutem Licht würde reichen,
und wir hätten noch einen Anziehungspunkt für
die Reisenden und etwas, worauf Dorf und Ritter gemeinsam
stolz sein könnten. Wenn es nach mir ginge,
wäre es ein ganz moderner Bau. Etwas Kühnes, das von
sich reden macht. Im 18. Jahrhundert haben die Ritter,
die Dörfer, die Grafen, die Klöster ja auch nicht gotisch
gebaut, sondern modern. Was ist aus unserer Kultur und
unserer Kirche geworden? Irgendwas zwischen mutlos,
Freizeitjacke und Katalogen für Kirchenbedarf.
Der mutige Orden
Es war der Orden, der die Initiative ergriff zur Restaurierung
der Schloss- und Pfarrkirche, zur Rettung des
historischen Pfarrhofes, zur Wiederinstandsetzung der
berühmten Silberbauer-Orgel. Ein mutiger Kanzler und
ein ängstlicher Pfarrer können zusammen schon ein
paar Berge versetzen und Erzdiözese, Gemeinde, Land
etc. mitziehen. Bei alldem entdeckte ich mein Talent
zum Spendensammeln. Das geht nicht ohne sehr viele
Briefe und Karten. Handschriftliche Post: ein wenig old
fashioned, aber pastoral sehr effizient. Kürzlich bekam
jedes Kind in Mailberg Post vom Hochwürden: Einladung
zum Mal-Wettbewerb. Wir dürften die einzige Kirche des
Landes sein, in der nun ein Star-Schnitt des hl. Johannes
hängt. Leo malte die Heuschrecke des Täufers!
Mit all der Post drücke ich aus, dass ich die Leute mag, an
sie denke und um sie weiß. Ich gehe nicht in die Keller,
weil ich die Gespräche dort nicht mag, aber sehr wohl
in die Häuser. Ich besuche die Alten und Kranken, ich
mache gerne eine Jause bei den jungen Eltern, erkenne,
ob die Jugend zu Recht stolz ist auf die neuen Sneakers
und weiß auch, was ein Wheely ist. Ich kenne die Namen
der Ministranten – was nicht überall selbstverständlich
ist – und vieler, vieler anderer Mailberger und ich hebe
mir, wenn es irgend geht, meine schlechte Laune für die
eigenen vier Wände auf. Das ist eine effizientere Seelsorge
als jedes Pastoralkonzept. Allerdings braucht sie viel
Zeit. Mit vier oder fünf Gemeinden ginge das nicht. Mit
dem Priestermangel und der Strukturreform geht eine
ganze Kultur der Seelsorge zugrunde. Aber die Kirche
hat schon die Westgoten und den Buonaparte überstanden.
Ich bin zuversichtlich.
Was übrigens den Priestermangel angeht: Solange Eltern
oder Kameraden oder ein ganzes Dorf die Idee, einer von
ihnen könne Priester werden oder ins Kloster gehen, für
völlig abstrus hält, wird sich nichts ändern. Ein junger
Mann müsste sich ja gegen alle anderen stellen, anstatt
sich getragen zu fühlen. Wer schafft das schon? Kurz:
Nicht nur der Zölibat schreckt ab, sondern auch die Haltung
der lieben Laien.
Feste
Wie schön, dass kein Priester bei Null beginnen muss!
Wenn ich hinaufgehe in die kleine Kunigundenkirche,
die schon dastand, als in Mailberg an die Ritter noch niemand
dachte, spüre ich eine solche Stärke der Geschichte
und des Glaubens! Ich muss gar nicht mehr viel machen.
Die Leute, die an den Wochentagen zur Hl. Messe hinaufkommen,
nachher noch zu einem Gebet aus dem neuen
Gotteslob bleiben und dann auch noch zu einem Glas
Wein, die spüren das auch. Man muss die Vergangenheit
hüten und die eigene Zeit lieben.
Als ich in Mailberg ankam, waren beide Kirchen verwahrlost.
Viel Kostbares war beschädigt oder vergessen und
DIE MALTESER 1/2022 11
IMFOKUS
nichts strahlte Liebe oder Andacht aus. Die Fronleichnamsprozession
etwa fand noch statt. Aber was soll ein
Fest, das nicht prächtig, froh, hochherzig und anstrengend
ist? Echte Feste machen erst sehr viel Arbeit, dann
sehr viel Freude. Heute gibt es an Fronleichnam wieder
Blumenteppiche, Kinder mit himmelblauen Schärpen,
Heiligenfiguren, die über den Köpfen schwanken und
neue Prozessionswege wie durch das neue Wohnviertel,
die „Maltesersiedlung“, wo viele junge Familien leben.
Da sind die Häuser zwar nicht geschmückt, aber das
kann ja noch werden. Nur locker lassen darf man nicht.
Keine Sekunde. Deswegen bin ich oft todmüde. Oder
liegt es daran, dass der ganze Schmuck an Blumen und
Birken nach der Prozession ins Auto gepackt, nach Wien
transportiert und in der Malteserkirche neu aufgestellt
wird? Damit zur Vesper des Hochfestes alles überwältigend
schön ist. Dumm nur, dass dann nur drei, vier Leute
kommen. Was zum Teufel mache ich falsch?
schöne Idee für eine Gemeinde, in der viele vom Weinbau
leben: den Segen Gottes für eine gute Ernte erbitten.
Wenn dann aber über die Jahre hin nie mehr als zehn
Leute mitgehen? Manches hat sich einfach überlebt, so
schade das ist.
Dafür entsteht Neues. Das geht folgendermaßen: Bibelgespräch?
Versucht, geht nicht. Eigentlich kein Wunder,
wenn sich sogar die Priester schwertun, über ihren Glauben
zu sprechen. Glaubensgespräch? Versucht, geht auch
nicht. Männerrunde? Wenn dann nur von früher erzählt
wird? Jetzt aber haben wir den „Glaubenskurzkurs für
Kinder und Erwachsene“, gleich nach der Vorabendmesse,
15 Minuten. Geht wunderbar. Die Leute müssen
nicht extra zu einem Termin kommen, sondern nur ein
wenig länger bleiben. Der Pfarrer fragt die Kinder, die
Erwachsenen sitzen dabei und lächeln, weil es lustig ist
und weil sie dabei selbst etwas über ihren katholischen
Glauben lernen. Ohne selbst abgefragt zu werden.
Seelsorge
Heute spricht man viel von „Achtsamkeit“. Einfache Aufmerksamkeit
tut es auch. Ich versuche, sehr aufmerksam
zu zelebrieren und den Menschen aufmerksam zu
begegnen. Das hat mich unter anderem auf die Idee gebracht,
dass Frauen sich tatsächlich zurückgesetzt fühlen
könnten, wenn sie die Männer reden hören. Manches
muss man eisern durchhalten, manches sein lassen. Das
gilt für die Seelsorge im Dorf ebenso wie für eine kleine
Kirche in der Stadt. Von den Maiandachten früher
schwärmen alle. Aber wenn man dann eine Maiandacht
hält, kommt niemand. Oder der Bittgang. Eigentlich eine
Überhaupt die Kinder! Ich habe bis heute die Bilder und
Klänge im Kopf, die mir die katholische Kirche in meiner
Kindheit geschenkt hat. Sie machen mich glücklich.
So will ich es weitergeben an die Kinder von heute. Sie
werden den „Clangor“, das „Erdbeben“ am Ende der Ölbergandacht
des Gründonnerstags, nie vergessen, da bin
ich sicher. Das habe ich aus Paris importiert. Sie werden
auch die Zeremonie der Türöffnung am Palmsonntag nie
vergessen, wenn das große Vortragekreuz gegen die verschlossene
Kirchentür schlägt. Das habe ich aus einem
alten Ceremoniale. Hinsehen, studieren und erleben:
So wird Seelsorge gut. Und die härtesten Typen werden
12
DIE MALTESER 1/2022
IMFOKUS
weich, wenn ihre Pfarrkirche in der Christnacht mit hunderten
Kerzen erleuchtet ist. Macht halt Arbeit.
Arbeit
Wir erleben in der Pfarre das, was die selbstständigen
Weinbauern, Maler oder Bierbrauer auch erleben: immer
mehr Vorschriften, immer mehr Verwaltung. Die
Zahl der kirchlichen Konferenzen und Meetings hat sich
in den letzten Jahren verdoppelt, verdreifacht, Tendenz
steigend. Aber man sagt uns: „PGR-Sitzungen sind ja
auch Seelsorge!“ Tricky, was? Der hl. Pfarrer von Ars hatte
eine andere Idee von Seelsorge. Aber das war ja vorgestern.
Besser als jedes Meeting: eine gut vorbereitete
Predigt. Oder ein Besuch in einem der stillen Häuser. Für
die Predigt muss man studieren, beim Besuch muss man
zuhören.
Die Strukturreform der Erzdiözese ist notwendig. Ein
Schuft, wer das nicht kapiert. Aber etliche Jahre nach
Gott stellt keine Bedingungen
Müssen Seelen noch gerettet werden? Offenbarung und
Tradition sagen ja, katholischer Mainstream sagt nein.
Werden ja eh alle gerettet, weil Gott keine Bedingungen
stellt. Das verkünden sogar Bischöfe. Am Evangelium
vorbei. So gesehen ist es nicht weiter schlimm, dass in
Mailberg viel gearbeitet, aber kaum gebetet wird; dass ich
kein Kind kenne, das gerne und von sich aus betet. „Beten
Sie für Ihre Kinder?“, fragte ich neulich einen Vater.
Großes Erstaunen. Was dem Pfarrer alles einfällt! Keiner
kommt, um zu beichten. Wozu beichtet man? Nein, nicht
um sich mal auszusprechen! Um von Gott und der Kirche
Verzeihung zu erlangen und so seine Seele zu retten. Je
mehr sich der Blick auf das Geistliche richtet, desto bedrückender
wird die Bilanz.
Es stimmt schon, der Kirchenbesuch in Mailberg hat
zugenommen. Sogar in Corona-Zeiten. Trotzdem bleibt
es wahr, dass neun Zehntel der Mailberger nicht jeden
ihrem Start sehe ich nur: Die Arbeit ist mehr geworden,
viel mehr. Fürs gleiche Geld. Das kennen heute ja viele
Menschen. Kandidaten und Kandidatinnen für den PGR
finden sich kaum, denn auch den reinsten Seelen ist klar:
Wer sich darauf einlässt, der wird viel Zeit hergeben müssen.
Und immer noch mehr, wenn es nach all den Wiener
Büros ginge. Weil aber schon der Job Zeit fordert und die
Familie und die Vereine, sitzen in den Gremien der Pfarre
fast nur noch die, die Zeit in Fülle haben: Pensionisten.
Die hören sich dann an, wie die Vertreter der „Jungen
Kirche“, die man uns aus Wien schickt, über Wochenstunden
referieren. Zur Rettung der Seelen kein Wort.
Sonntag die Messe feiern. Wir haben erreicht, dass manche
Jugendliche auch nach der Firmung noch zur Kirche
kommen. Aber das sind Ausnahmen. Wir erleben,
dass in Mailberg viele auswärtige Paare heiraten; wir
wissen aber auch alle, dass das öffentliche Versprechen,
eine christliche Ehe zu führen, leeres Wort ist. Dass in
Mailberg kaum ein junges Paar kirchlich verheiratet ist,
macht es nicht besser.
Soll ich auf Hochzeiten drängen? Soll ich unverheiratet
Zusammenlebenden die Kommunion verweigern, wie
mancher Mitbruder es von mir möchte? Soll ich durch-
DIE MALTESER 1/2022 13
IMFOKUS
greifen, wie mancher Ritter es möchte? Alle, die in der
Geschichte durchgegriffen haben, die alles konsequent
und logisch behandelt haben, alle die waren am Ende allein.
Die Aufgabe des Pfarrers ist es nicht, am Ende allein
vor dem Katechismus zu sitzen.
Wenn man all das nicht als statistisches Phänomen,
sondern als Frage von Gnade und Heil betrachtet, wird
es beklemmend. Jüngst hatten wir bischöfliche Visitation.
Anders als früher wollte der Weihbischof eine
Sonntagsmesse erleben, „wie wir sie normalerweise feiern“.
Also kein Empfang des Oberhirten mit Musikkapelle,
Feuerwehr- und Kameraden-Spalier, keine Beflaggung
und keine Gedicht aufsagenden Kinder im Sonntagsstaat.
Auch gut. Viel weniger Arbeit. Das bedeutet aber,
dass die Mehrzahl der Katholiken im Dorf sich um den
Bischof nicht schert. Eine private Geburtstagsfeier ist
wichtiger. Ihr gutes Recht? Ja gewiss. Aber auch ein Nein
zum Nachfolger der Apostel.
Ich frage: Haben wir Gegner? Die, die die Kreuze in öffentlichen
Räumen verbieten wollen und die Abtreibung
propagieren, sagt der Bischof. Gegner? Das sind Muster
aus längst vergangenen Zeiten, sagt ein Pfarrgemeinderat.
Und was sage ich? Jesus hatte Gegner. Jesus kam
nicht bei einem Fahrradunfall ums Leben. Jeder, der
sündigt, ist ein Gegner Gottes. Der Priester, der sich an
einem Kind vergreift, ist ein Gegner dieses kleinen Menschen
und ein Gegner Gottes. Der, der die hl. Kommunion
gedankenlos nimmt, ist ein Gegner Christi. Aber was
wissen wir wirklich von den Seelen und vom Gericht? So
gut wie nichts. Eine Bilanz der Gnade zu ziehen, ist unmöglich.
Das heißt nicht, dass es am Ende doch okay ist
zu sagen: „Der war ein guter Pfarrer.“
Das würde ich gerne mal zusammen mit Ihnen überlegen:
Was genau ist ein guter Priester? Der, der immer das
Kollar trägt? Oder warum werden beim Thema Hochaltar
alle ganz wuschig, während sie beim Thema Firmlinge
nur traurig aus der Wäsche schauen? Solche Dinge würde
ich gerne diskutieren!
Lange Reihe
Auf dem Steinboden vor dem Mailberger Hochaltar haben
sich die Fußspuren meiner Vorgänger eingegraben.
So viele Priester, so viele Namen! Die Pfarre Mailberg
gab es schon lange, sehr lange, bevor ich kam. Sie lebte
auch ohne mich. Die Pfarre wird es noch geben, wenn
ich schon lange weg bin und nur noch Historiker meinen
Namen kennen. Was macht das? Nichts. Was sagt der hl.
Franz von Sales? „Vive Jésus!“ – „Es lebe Jesus!“
Die Malteserkirche in Wien
Eine Rektoratskirche in der Stadt funktioniert anders als
eine Pfarrkirche am Land. In der Pfarrkirche muss Platz
sein für alle, der Pfarrer muss sammeln und integrieren.
Die Malteserkirche im ersten Bezirk Wiens ist eine von
vielen Kirchen der Großstadt. Sie hat ihr ganz eigenes
Gesicht oder muss es finden. Wer eine Kirche in der Stadt
zu einem echten Anziehungspunkt machen will, muss
überlegen: Was ist die Geschichte dieser Kirche? Was
brauchen die Menschen dieser Stadt, dieser Epoche? Die
Geschichte gibt einen Auftrag, der Zeitgeist tut es auch.
Wer das verkennt, bastelt ein Museum oder organisiert
einen Konzertsaal. Noch eines muss der überlegen, dem
eine Kirche in der Stadt anvertraut wurde: Wer bin ich?
Was kann ich, was kann ich nicht? Auch in den Begabungen
liegt ein Auftrag.
Hütchenspieler, Musikanten, Diebe und Demonstranten
Die Kärntnerstraße brandet an die Malteserkirche heran.
Hat die kleine Kirche den Geruch der Schafe angenommen?
Nein. Sie ist still und duftet nach Weihrauch.
Die Menschen der Großstadt sehnen sich nach Stille.
Und nach Schönheit.
Um Stille muss man kämpfen, denn die Leute reden.
Warum eigentlich? Ist es die Angst, die sie übertönen
wollen? Sie reden in der Sakristei, sie reden in der Kirche,
wenn die Seelenmesse aus ist und sie reden vor der
Kirche, wenn ich ihnen bei der Türe eine gute Woche
wünsche. Dort rede ich gerne mit ihnen, in der Sakristei
nicht. Denn ich muss mich sammeln. Dabei hilft mir
keiner. Die spanischen und italienischen Touristen reden
laut, trotz Gottesdienst; die Deutschen lassen merken,
dass sie alles besser wissen. Besser als die rückständigen
Katholiken. Die Chinesen kommen herein und gehen
wieder hinaus. Und so alle zwei Wochen schreit irgendeiner
herum, der die Priester hasst oder die Jungfrau
14
DIE MALTESER 1/2022
Maria liebt. Am Altar bleibt alles gleich. Eine Kirche, die
so mitten im Wirbel steht, weiß irgendwann, wie wichtig
das Schweigen, die Sammlung, die stete Wiederholung
ist. Die Konzentration des Priesters trägt die Gemeinde.
Wenn er nachlässt, zerfließt die Stunde.
Durchhalten
Als ich in Wien ankam, gab es in der Malteserkirche
morgens eine Hl. Messe wie überall sonst auch. Die
Kirche war in serbisch-jesuitischem Geschmack geschmückt:
zwei Begonien im Plastiktopf. Am Mittwochmorgen
betraten drei oder vier Profess-Ritter
zusammen die Laudes. Nun gibt es seit bald 20 Jahren
eine Stille Anbetung am späten Samstagnachmittag,
zu der niemand kommt. Ich bin fast immer allein
mit der Monstranz. Am Sonntagnachmittag feierliche
Vesper. Mit Predigt und Segen und Orgel und Cantorin.
Ihr feiner Gesang hilft uns zum Beten. Manchmal
spielt auch ein Saxophon oder ein Cello. Zur Vesper
kommen wenige Menschen. Dass das Konzil gefordert
hatte, das Stundengebet solle auch von den Laien und
in den Pfarren gebetet werden, wollen nicht einmal die
guten Katholiken wissen. Dabei gibt es gegen die trübe
Laune des Sonntagnachmittags kein besseres Mittel
als eine gemeinsam gesungene Vesper! Montags um
zwölf Uhr Mittag eine Hl. Messe mit Musik und Predigt.
Hier hat sich das Durchhalten gelohnt. War ich
am Anfang oft beinahe allein, so kommen jetzt so viele
Menschen, dass die kleine Kirche gut gefüllt ist. Die
einen kommen wegen der Musik, die anderen wegen
der Predigt, wieder andere, weil die Liturgie still und
gesammelt vorangeht. Ich feiere sie so, wie das II. Vatikanische
Konzil es gewollt hat. Einmal im Monat feiern
die Ordensritter und ihre Familien zusammen den
Sonntag. „Ein Strom des Glaubens“ komme da aus der
Malteserkirche, sagte eine Dame. Das war das schönste
Lob. Seit Kurzem gibt es einmal im Monat auch eine
Kindermesse. Ohne rhythmische Lieder. Unglaublich,
aber wahr. Die Kinder sind begeistert.
Ich selbst habe neben der Vesper am liebsten die stille
Messe in der Früh. Oft fällt mir das Aufstehen schwer,
ich habe null Lust auf Messe, fühle mich krank. Dann
aber nehme ich mich zusammen, gehorche und will
bereit sein für Gott. Dieser echte Gewaltakt wird so
oft belohnt mit Momenten, die die Seele in Bewegung
bringen. In der Malteserkirche ist der Gottesdienst
nie hübsche Inszenierung, sondern immer ritterlicher
Kampf.
Erdung
Über Jahre hin habe ich die Kirche selbst aufgewaschen,
die Wäsche besorgt und auch den Blumenschmuck, der
der schönste in ganz Wien ist. Also, auf jeden Fall schöner
als in der Nachbarschaft. Nicht nur der Priester
dieser Kirche zu sein, sondern auch ihr Hauswart, zu
predigen, aber auch den ekelhaftesten Dreck wegzumachen,
mich von Irren beschimpfen und hochmütigen
Herren beleidigen zu lassen („Sie Würschtl!“), das hat
mir nicht geschadet. Im Gegenteil: Es erdet. Sogar die
Schläge, die ich mir ein paar Mal eingefangen habe, tun
das. Und nein, ich habe nicht angefangen, ich schwöre!
Jedes Mal die andächtigste Messe meines Lebens
feiern zu wollen, die beste Predigt halten und jedem
Gottesdienstbesucher mit der größten Aufmerksamkeit
begegnen zu wollen, jedes Fest zum allerschönsten
machen zu wollen – das reißt dann wieder in die Höhe.
Ist das Ehrgeiz? Will ich was werden? Wer Soutane
trägt, macht keine Karriere in der Kirche. Es ist eher
die Überzeugung, dass vom Priester sehr viel abhängt.
Womöglich sogar das Seelenheil anderer Menschen.
Ein Schreck erregender Gedanke. Aber Ritter sind ja
mutig.
DIE MALTESER 1/2022 15
RUNDSCHAU
„ES IST VERNÜNFTIG, SICH IMPFEN
ZU LASSEN“
Impfen verringert das Risiko einer schweren oder gar tödlichen Erkrankung und vermindert das Ansteckungsrisiko. Es ist
ein Akt der Solidarität und Nächstenliebe.
Von Matthias Beck
Die Corona-Situation in Europa ist unübersichtlich: England,
Spanien und andere Länder lockern ihre Corona-
Bestimmungen, Österreich beschließt eine umfassende
Impfpflicht, Griechenland die Impfpflicht ab 60, Frankreich
erlässt Zugangsbeschränkungen für Ungeimpfte,
Italien hat längst eine berufsbezogene Impfpflicht und
jetzt eine ab 50. In England und Frankreich sind die
Impfquoten höher als in Österreich, daher wagt man Lockerungen.
Eine Impfung vermindert das Risiko einer schweren oder
gar tödlichen Erkrankung. Außerdem senkt sie das Risiko,
sich überhaupt anzustecken und den Nächsten zu
infizieren. Dadurch werden auch das Gesundheitssystem
und die Krankenhäuser vor Überlastung geschützt.
Abstand und Maske
Jeder Infizierte trägt das Risiko in sich, dass neue Mutationen
entstehen. Das Virus kann sich nur verändern,
wenn es Organismen findet, in denen es weiterexistieren
kann. Wenn man ihm diese Organismen durch Abstand
und Maske entzieht oder durch die Impfung das Immunsystem
so trainiert, dass es das Virus angreift, verliert es
seine Lebensfähigkeit. Je mehr Menschen geimpft sind,
desto eher kann man staatliche Maßnahmen lockern.
konnten die Impfstoffe unter Einhaltung aller Zulassungsbestimmungen
schnell zugelassen werden.
Respekt und Menschenwürde
Es ist vernünftig, sich impfen zu lassen: zum Schutz für
sich selbst sowie zum Schutz der anderen und der Gesellschaft.
Der Papst bezeichnet das Impfen als Akt der
Solidarität und Nächstenliebe. „Die Gnade setzt die Natur
voraus und vollendet sie“, so lautet ein zentraler Satz
der Theologie. „Natur“ meint hier die Vernunftnatur des
Menschen. Wenn jemand – aus welchen Gründen auch
immer – zu der Überzeugung kommt, sich nicht impfen
zu lassen, muss das auch respektiert werden. Im Kontext
der Menschenwürde hat jeder Mensch das Recht auf körperliche
Unversehrtheit. Insofern kann er oder sie eine
Impfung ablehnen, niemand kann dazu gezwungen werden.
Allerdings ist dann auch zu bedenken, dass damit
Konsequenzen für die gesamte Gesellschaft verbunden
sind. Neuerliche Maßnahmen und Beschränkungen –
notwendig auch durch neue Mutationen – könnten wiederum
alle treffen.
Viele Menschen haben Angst, dass die Impfstoffe nicht
lange genug erprobt worden sind. Dazu ist zu bemerken,
dass gerade die mRNA-Impfstoffe bereits seit 20 Jahren
im Zusammenhang mit Krebserkrankungen erforscht
und jetzt schnell auf die Bekämpfung von SARS-CoV-2
umgestellt wurden. Eine sehr große Zahl von Probanden
und die weltweite Erhebung zahlreicher Daten haben
in kurzer Zeit zu einer großen Datenmenge geführt. So
Univ. Prof. Dr. med. Dr. theol.
Mag. pharm. Matthias Beck
ist Systematischer Theologe im Bereich Theologische
Ethik mit Schwerpunkt Medizinethik an der Universität
Wien sowie Mitglied der Bioethikkommission beim
Bundeskanzleramt.
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DIE MALTESER 1/2022
RUNDSCHAU
IMPFEN IM DOM
Gleich zwei prominente Orte stehen für eine ungewöhnliche Maßnahme zur Verfügung: der Stephansdom in Wien und der
Kapitelsaal der Erzdiözese Salzburg. Sie wurden kurzerhand zu Impfstraßen der MALTESER umfunktioniert.
Von Clara Mensdorff-Pouilly und Anna Weinkamer
Seit Mitte August 2021 wird im „Wiener Steffl“ geimpft, je
nach Bedarf in einer oder zwei Impfstraßen. Die sogenannten
Lines (Impfstraßen) sind je mit einem Arzt zur Aufklärung
und einer Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegekraft
für die Impfung sowie mit Sanitätern für die
medizinische Assistenz besetzt. Zusätzlich stehen zwei Administratoren,
ein Ordner und drei Securities bereit. Eine
Line kann bis zu 250 Personen pro Tag impfen. Im Dezember
2021 waren es fast täglich 700 Impfungen. Das Maximum
waren 825 Impfungen innerhalb von 10 Stunden. Bis
Ende Jänner 2022 wurden bereits mehr als 40.000 Impfungen
verabreicht. Die Impfstraßen im Steffl sind sieben Tage
die Woche von 10-21 Uhr durchgehend geöffnet (Änderungen
möglich). Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.
In Salzburg-Stadt stand seit Dezember der Kapitelsaal der
Erzdiözese Salzburg als besondere „Impf-Location“ zur Verfügung.
Die Corona-Schutzimpfung wurde hier ebenfalls
ohne Voranmeldung verabreicht und fand hohen Zuspruch
in der Bevölkerung. Dank gebührt an dieser Stelle auch der
Katholischen Aktion Salzburg für die hervorragende Zusammenarbeit!
DIE MALTESER 1/2022 17
PERSÖNLICHKEITEN
DER WEG ZUR BERUFUNG
Wer Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck zum Gespräch bittet, wird reichlich beschenkt. Man erfährt Inspirierendes
von einer eindrucksvollen Persönlichkeit.
Von Katharina Stögner
Welche Rolle hat der Glaube bzw. die Religion in
Ihrer Familie und Jugend gespielt?
Ich wurde vor allem von meinem Vater sehr geprägt.
Ihm verdanke ich viel im Glauben. Er hat mir und meinem
sieben Jahre älteren Bruder den Glauben auf einem
sehr hohen akademischen Niveau vermittelt, nähergebracht
und gut verständlich gemacht. Also kein simpler
„Kinderglaube“! Eine wichtige Priesterpersönlichkeit in
meiner Jugend war Pater Rudolf Reichlin-Meldegg SJ. Er
leitete in der Zeit, in der ich das Gymnasium in Klagenfurt
besuchte, als Priester die Katholische Mittelschuljugend.
Er war ein Mann der Technik und der Musik und
hat „Platten-Konzerte“ für uns veranstaltet. Darin hat
er uns die künstlerisch-ästhetischen, vor allem aber die
religiös-spirituellen Inhalte der Musik Anton Bruckners
in nüchterner und doch gewinnender Weise aufgezeigt.
Wie haben Sie die Zeit beim Bundesheer in
Erinnerung?
Nach der Matura in Klagenfurt war ich tatsächlich beim
Bundesheer – quasi als Überbrückung bis zu meinem
Studienstart an der Hochschule für Welthandel in Wien.
So hieß damals die heutige WU. Zum Thema Bundesheer
fällt mir eine Anekdote ein: Als es 2013 um die Volksbefragung
„Wehrpflicht oder Berufsheer“ ging, war ich
zunächst für ein Berufsheer. Bei einem Empfang an der
Deutschen Botschaft kam ich mit dem früheren General-Truppeninspektor
Majcen ins Gespräch und er sagte
mir, dass ich als Kirchenmann für die allgemeine Wehrpflicht
stimmen sollte, denn im Rahmen dieser und der
Militärseelsorge habe die Kirche die letzte Gelegenheit,
den Gesamtdurchschnitt der österreichischen Bevölkerung
zu erreichen. Hunderte jährliche Firmungen von
Soldaten und die starke Beteiligung an der Soldaten-
Pilgerfahrt nach Lourdes zeigten den Erfolg. Also habe
auch ich mit der Mehrheit der Österreicher für die
Wehrpflicht gestimmt.
Sie befürworten also den Militärdienst?
Ich vertrete den Grundsatz: „Si vis pacem, para bellum“ –
„Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor.“ Der
Militärdienst ist ein Dienst zur Vorbereitung des Friedens
– so sehe ich das tatsächlich. Nicht um Krieg zu führen,
sondern um Frieden zu erhalten.
Zurück zum Studium und zu Ihrem Berufseinstieg:
Der „Kirchenmann“ war Ihnen nicht in die Wiege
gelegt...
Ich habe mich im Welthandelsstudium durchaus wohl gefühlt.
Es war sehr praxisorientiert, was mir später zu Gute
kommen sollte. Mit 27 habe ich den Entschluss gefasst,
nicht weiter zu studieren, also keinen Doktor zu machen,
sondern in die Berufswelt einzusteigen. Ich habe einfach
eine Zeitung aufgeschlagen, 20 Inserate gefunden, zwölf
Bewerbungen verschickt und acht Angebote erhalten. Damals
hat das wirklich noch so funktioniert! Meine erste
Stelle war 1970 in Frankfurt bei der internationalen Zentralleitung
der Spedition Schenker & Co. Dort bekam ich
auch nach einigen Jahren die Möglichkeit, als Geschäftsführer
von Schenker-Spanien nach Barcelona zu gehen.
Mit 33 habe ich dann beschlossen, ins Kloster zu gehen.
Mein letzter Auftrag war die Verlegung der Geschäftsleitung
zu der großen Filiale nach Madrid.
Was genau war ausschlaggebend für diesen doch
abrupten Richtungswechsel?
Einerseits bemerkte ich bei mir ein Defizit an Religion.
Gerade noch die Sonntagsmesse war mir schlicht zu wenig,
daher der Weg ins Kloster. Andererseits hatte ich beobachtet,
dass ich oft mit verschiedenen Menschen auf
18
DIE MALTESER 1/2022
PERSÖNLICHKEITEN
religiöse Themen kam und so spürte ich die Berufung,
Priester zu werden.
Wie und wann sind Sie nach Heiligenkreuz gekommen?
1976 war mein erster Besuch dort. Ein älterer Mitbruder
wurde mir vom Abt als Begleiter zugeteilt, um sich
um mich zu kümmern. Und das war einfach unglaublich!
Eben dieser Mitbruder – ein Spätberufener, der erst mit
60 Jahren ins Kloster eingetreten war – war niemand
Geringerer als der Erbe und Besitzer der Firma Schenker!
Das Unternehmen war in Konkurs gegangen und
dann an die Deutsche Bahn verkauft worden. Der Mitbruder
wurde allerdings weiterhin als Geschäftsführer
für Österreich im Unternehmen behalten, landete im
Konzentrationslager, wurde von den Amerikanern in einem
Prozess verurteilt, lebte dann lange Zeit in Afrika
und fand mit 60 Jahren in Heiligenkreuz seinen Frieden.
Eine abenteuerliche Geschichte! Gibt es besondere
Learnings und Erfahrungen aus der Wirtschaftswelt,
die Ihnen in Heiligenkreuz während
Ihrer Zeit als Abt geholfen haben?
Als Abt hat man keine Managementfunktion. Dafür hat
der Abt nach Kirchenrecht einen anderen Bruder zu bestimmen
und mit den Aufgaben zu betrauen. Die Aufgabe
des Abtes ist es, vorwiegend Begleiter, Erzieher,
geistlicher Beistand zu sein. Ein Abt soll sich in einer
Vaterrolle der Gemeinschaft widmen. Die Wirtschaftserfahrung
hat mir aber geholfen, als mir zum Beispiel
Verträge zu Grundstücken mit komplexen Klauseln vorgelegt
wurden.
Ist es hilfreich, vor der Entscheidung für den
speziellen Weg des Ordensmannes zuerst anderes
kennenzulernen?
Wenn man beruflich vorher schon Erfahrung gesammelt
hat, kann man die Entscheidung für das Leben im Kloster
besser überblicken. Man weiß, was die persönlichen
Prioritäten sind. Man kann abschätzen, wie man mit
den Themen, die hier auf einen zukommen, zurechtkommt.
Heute sind ein überwiegender Teil derjenigen,
die ins Kloster eintreten wollen, Menschen, die bereits
einen Beruf haben, diesen schon ausgeübt und auch
Lebenserfahrung haben. Die meisten empfangen die
Priesterweihe erst im Alter von um die 30.
Was würden Sie denn einem 35-Jährigen oder
Jüngeren raten?
Er sollte die Benediktsregel lesen, und sein Abt sollte
prüfen, ob der Anwärter wirklich Gott sucht. Ein Mönch
bleibt nämlich sein Leben lang ein Gottsuchender. Er
soll Freude am Gottesdienst haben, die Bereitschaft zu
gehorchen und sich nicht vom Streben nach Selbstverwirklichung
leiten lassen.
DIE MALTESER 1/2022 19
PERSÖNLICHKEITEN
Hochschule Benedikt XVI, Heiligenkreuz
Wie stand es mit Ihrem eigenen Gehorsam als
Ordensmann?
Ich denke, ich habe alle Aufträge im Gehorsam angenommen,
wenngleich ich meist als Troubleshooter eingesetzt
wurde. Doch dieser Gehorsam hat mir sehr viel gebracht.
Ich habe früh Erfahrung gesammelt und mich dadurch
weiterentwickelt. Rückblickend betrachtet haben mich
die Aufträge im Gehorsam auf allen Ebenen weiter gebracht
als die selbstbestimmten Entscheidungen in meinem
vorangegangenen Berufsleben.
Zwischen Ihnen und den Maltesern besteht eine
besondere Beziehung. Inwiefern?
Ich war von 1994 bis 1999 Bundesseelsorger im MHDA
und bin auf zahlreiche Wallfahrten nach Lourdes, Malta,
Rhodos und Rom mitgefahren. Da gibt es auch eine schöne
Anekdote im Zusammenhang mit dem MHDA: Im
Rahmen einer Bundesübung lautete die Anweisung einer
Einsatzleitung, dass bei Auffinden von Verletzten rasch
zu prüfen wäre, wer im Sterben läge und wer mit einer
unmittelbaren medizinischen Versorgung gute Chancen
hätte, zu überleben. Als dann in der Eile gesagt wurde
die Sterbenden seien „Hoffnungslose“, um die man sich
nicht kümmern brauche, schrillten bei mir die Alarmglocken.
Natürlich muss man mit dem Großteil des Teams
Verwundete versorgen, um Leben zu retten, aber zugleich
muss es bei einem Christlichen Orden eine kleine Gruppe
geben, die sich um jene kümmern, die der letzten großen
Hoffnung ihres Lebens durch den Tod hindurch entgegengehen!
Noch kurz ein Blick in Ihre Familiengeschichte:
Hier trifft man bei der Recherche auf mehrere Mitglieder
der Familie Henckel von Donnersmarck...
In der Tat! Es gibt enge Bande zwischen meiner Familie
und den Maltesern. Schon im 18. Jahrhundert gibt es
einen Profeßritter. Mein Onkel Lazy war Präsident der
Schlesischen Malteser, mein Bruder Leo-Ferdinand war
dann Präsident der nach 1989 vereinigten Deutschen
Assoziation und mein Vetter Winfried ist Mitglied des
Souveränen Rates in Rom.
Vielen Dank für das Gespräch!
Gregor Henckel-Donnersmarck wurde 1943 in
Breslau/Schlesien geboren, ging in Klagenfurt zur
Schule und trat nach dem Dienst beim Bundesheer,
einem Wirtschaftsstudium
und seiner Tätigkeit
beim Speditionsunternehmen
Schenker als Ordensmann
in das Zisterzienserkloster
Heiligenkreuz ein.
1982 wurde er zum Priester
geweiht, stand einige Jahre
dem Zisterzienserkloster
Rein bei Graz vor, diente als
Assistent des Generalabts des Zisterzienserordens
in Rom und wurde Nationaldirektor von Missio
Austria. Am 14. März 1999 erfolgte die Weihe zum
Abt des Stiftes Heiligenkreuz. Seit 2011 ist Gregor
Henckel-Donnersmarck zwar im Ruhestand, jedoch
weiterhin mit Vortrags- und priesterlichen Tätigkeiten
aktiv. Der Altabt ist u. a. Autor der Bücher
„Über Gott und die Welt und das Paradies auf
Erden“, „Reich werden auf die gute Art“ und „Der
Spediteur Gottes“.
20
DIE MALTESER 1/2022
© istockphoto.com
LEBENSWERT
SPÜREN, WAS IM AUGENBLICK NOT TUT.
DA SEIN, ZUHÖREN, MITFÜHLEN.
Cecili Corti, die Begründerin der Obdachlosenunterkunft VinziRast in Wien, hat ein bewegtes Leben hinter und wohl auch vor
sich. Seit rund einem Jahr engagiert sie sich in der Palliativ-Trauer-Sterbebegleitung. Ein Gespräch, das Trost spendet und zur
Ruhe kommen lässt.
Von Marie Czernin und Katharina Stögner
Ein prachtvoller Herbsttag, eine Wohnung mit dezentem
Charme und Charisma im Dachgeschoß eines Jugendstilhauses.
Wir sitzen gemütlich bei einer Tasse Tee mit Blick
durch ein Fenster auf die riesigen Bäume vor dem Haus,
deren Laub in der Sonne goldfarben glänzt. Es ist ein
wunderschönes Lichtspiel vor einem wolkenlosen blauen
Himmel, das wir von unserer Couch mit einem fast ebenso
blauen Überzug aus verfolgen.
Cecili Corti ist unsere fürsorgliche Gastgeberin. Sie ist
offenherzig, agil und hat einen dicht gedrängten Terminplan.
Dennoch zeigt sie keine Spur von Müdigkeit.
Unglaublich, was sie zu erzählen hat! Wir genießen das
Interview, das gerne sehr viel länger hätte dauern können.
Als Zuhörerinnen sind wir gebannt von Cecilis Erzählungen,
Erfahrung, ihrer Haltung, ihrem Wissen und
eingenommen von ihrem Wesen.
Schicksalhafte Geschichte
Cecili Corti wurde 1940 als Cäcilia Agnes Herberstein
geboren. In Slowenien aufgewachsen, musste sie 1945
mit ihrer Mutter und vier Geschwistern nach Österreich
zu Verwandten flüchten. Ihr Vater wurde zu Kriegsende
verschleppt. Sein Schicksal konnte im Detail nie geklärt
werden. Cecili ist in einem Internat und später in
Salzburg in die Schule gegangen, war mit dem Regisseur
und Publizisten Axel Corti 30 Jahre verheiratet
und hat aus dieser Ehe drei Söhne. Zahlreiche Preise
und Ehrungen, darunter das Goldene Ehrenzeichen für
Verdienste um die Republik Österreich und der Bruno
Kreisky Menschenrechtspreis, begleiten ihren wechselvollen
Lebenslauf.
Der breiten Öffentlichkeit ist Cecili vor allem durch ihren
Einsatz für Obdachlose in Wien bekannt. Als Gründerin
und Obfrau der VinziRast-Notschlafstelle und sieben weiterer
VinziRast-Einrichtungen in Wien hat sie Menschen
ohne Zuhause viele Jahre Unterkunft ermöglicht. Seit drei
Jahren hat sich die engagierte Therapeutin und Autorin
von der operativen Arbeit zurückgezogen. Im Gespräch
über Leben und Tod mit „Die Malteser“ gibt sie berührende
Einblicke in ihr Wirken als Sterbebegleiterin.
Liebe Cecili, Du hast Dich aus der VinziRast zurückgezogen.
Geht denn das so einfach?
Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Ich dachte
immer, ich würde das bis an das Ende meiner Tage machen
– vor allem den Nachtdienst in der Notschlafstelle.
Es ist dann anders gekommen. Es hat eben alles seine
Zeit. Ich war mein ganzes Leben sehr aktiv. Sowohl die
Jahre in meiner Ehe wie auch mein Engagement für Obdachlose
haben mich oft bis an meine Grenze gefordert.
Ich will in der Zeit, die mir noch bleibt, eine ganz andere
Qualität des Lebens entdecken. Wie ist es, einen Tag zu
beginnen, den ich ohne stringente Verpflichtungen gestalten
kann? Eine Herausforderung ganz anderer Art.
Alle bisherigen Erfahrungen empfinde ich jedenfalls als
großes Geschenk. Sie begleiten mich in allem, was noch
auf mich zukommt.
DIE MALTESER 1/2022 21
LEBENSWERT
Du engagierst Dich in der Palliativ-Trauer-Sterbebegleitung.
Eine neue Perspektive?
Mit Sterben und Tod war ich oft in meinem Leben konfrontiert.
Mein Vater hat mir sehr gefehlt. Vor allem der
Schmerz meiner Mutter hat mich durch viele Jahre begleitet.
Viel später ist dann meine Mutter gestorben und
von meinen vier Geschwistern leben nur mehr zwei. Der
Tod meines Mannes vor fast 30 Jahren hat mein Leben
von Grund auf verändert. Es war die große Zäsur in meinem
Leben. Schließlich habe ich meine langjährige Seelenfreundin
in ihrem Sterbeprozess begleitet. All diese Erfahrungen
waren sehr schmerzhaft, sie haben mich aber
auch immer auf besondere Weise dem Leben, der Kostbarkeit
des Lebens, näher gebracht.
Warum ausgerechnet dieses Betätigungsfeld?
Orientierungslosigkeit, Einsamkeit, auch die Ungeborgenheit
des Menschen beschäftigen mich zunehmend.
Besonders in der letzten Phase des irdischen Daseins
wird das auch vielen Menschen bewusst. Es gibt die klassischen
Familienstrukturen nicht mehr. Früher war es
meist selbstverständlich, kranke und ältere Menschen im
Kreise der Familie zu pflegen, mit ihnen gemeinsam zu
leben. Geburt und Tod gehörten zum Alltag. Heute hat
sich das sehr gewandelt. Menschen, die erkranken oder
im Alter Hilfe benötigen, müssen von mobilen Pflegekräften
oder in Pflegeinrichtungen versorgt werden. Oft gibt
es keine Verwandten oder nur einen sporadischen Kontakt,
meist mangelt es an Zeit oder dem notwendigen
Platz. Somit fehlt die tragende Struktur – dieser Boden
des Glaubens, der Gemeinschaft und vor allem der Liebe.
Waren Sterben und Tod in der VinziRast ein Thema?
Natürlich! Hier haben wir alles erlebt – Freude, Wut, Verzweiflung,
Mutlosigkeit. Aber auch Zuversicht und Dankbarkeit.
Es wurden Feste gefeiert. Es ging um Krankheit,
Abhängigkeit, das ganze Spektrum an Gefühlen und
Lebenszyklen. Und natürlich sind hier auch Menschen
gestorben. Ein unvergessliches Ereignis war die Geburt
eines Babys am frühen Morgen mitten in der Notschlafstelle!
Eine gute Palliativ-Sterbe-Trauerbegleitung
braucht eine gute Ausbildung. Wie war Dein Weg?
Ohne eine entsprechende Ausbildung ist es unmöglich,
in öffentlichen Einrichtungen aktiv zu werden. Es
gibt unterschiedliche Angebote. Ich habe den Lehrgang
Sterbebegleitung der ÖBR besucht und abgeschlossen
(https://www.hospiz-oebr.at/wer-wir-sind/). Viele kostbare
Menschen sind mir in dieser Zeit begegnet, auch das
war eine große Bereicherung!
Wie ist Dein persönlicher Zugang zu Trauerbegleitung?
Ich habe da kein Konzept. Ich bemühe mich, ganz offen
zu sein, keine Vorstellung zu haben, nichts erreichen zu
wollen. Nur spüren, was im Augenblick Not tut. Menschen
sind so unterschiedlich. Das ist in der Verarbeitung von
Verlust und Schmerz nicht anders als im alltäglichen Leben.
Wie kann ich einen Raum schaffen, eine Atmosphäre,
in der alles, jede Empfindung möglich ist? Wut, Verzweiflung,
vielleicht auch Freude ebenso wie ein Gefühl der Leere
oder Sehnsucht, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen?
Da sein, zuhören, mitfühlen – wach sein für jede Regung,
die Hoffnung auf Zuversicht signalisiert und dies dann
nach bestem Wissen unterstützen. Die tiefen Ressourcen
im Menschen entdecken, darum kann es gehen.
Wie schaffst Du diesen Raum bzw. Rahmen für
Dich und Deine Patienten?
Ich denke, der hat sich im Lauf der Jahre entwickelt.
Ich hatte viele Herausforderungen zu meistern, so wie
andere Menschen auch. Die Jahre in der VinziRast mit
obdachlosen Menschen, die ihr unerhört schwieriges Leben
oft bewundernswert mutig bewältigen, haben mich
nachhaltig beeindruckt und geprägt. Meine Kindheit war
trotz Verlust des Vaters und der Heimat, trotz Flucht
und Armut von dem Gefühl der Zusammengehörigkeit
und tiefer Liebe erfüllt. Und da war der sehr authenti-
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DIE MALTESER 1/2022
LEBENSWERT
sche Glaube meiner Mutter. Daraus habe ich über viele
Jahre Kraft geschöpft.
Muss immer erst der tiefste Punkt einer Krise erreicht
sein, bevor es wieder bergauf geht oder gibt
es Abkürzungen?
Ich kann nur für mich sprechen. Aber ähnliche Erfahrungen
habe ich auch von anderen Menschen gehört. An Abkürzungen
glaube ich grundsätzlich nicht. Um die Mitte
meines Lebens habe ich eine mehrjährige existentielle Krise
durchlebt. Da war kein Glaube mehr und keine Kraft.
Weder gute Ratschläge noch Verlockungen zur Ablenkung
haben gefruchtet. Ich wollte wissen, worum geht es in meinem
Leben? Durch Zufall bin ich der Initiatischen Therapie
von Karlfried Graf Dürckheim und der Zen-Praxis begegnet.
Das war dann die Wende in meinem Leben.
Inwieweit hilft Dir Deine Erfahrung mit Zen-Meditation
in der Trauerbegleitung?
Im Sitzen in der Stille, in der Tradition des Zen öffnet
sich eine Dimension, in der es keine Fragen mehr gibt;
eine Dimension ohne Raum und Zeit – wenn es denn gelingt,
wirklich still zu werden. Für mich persönlich hat
sich im Lauf der Zeit durch das kontinuierliche Üben eine
sehr stabile Grundlage und ein tiefes Verständnis meines
Glaubens entwickelt. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch
eine neue Verbundenheit mit den Menschen und dem
Leid und Schmerz in der Welt war die Folge. Das war dann
ausschlaggebend für mich, tätig zu werden im Bereich
meiner Möglichkeiten. Einfach tun, was zu tun ist; dort
handeln, wo Handlung nötig ist. Zuerst hat sich mein Engagement
für Obdachlose ergeben und jetzt seit einem
Jahr begleite ich Menschen in ihrer letzten Lebensphase.
Da geht es weniger um Aktivität, vielmehr um Präsenz
und Anteilnahme. Nichts erreichen wollen, erscheint mir
ganz wichtig, nur zuzuhören, zu fühlen, was ansteht. Da
kann Vertrauen entstehen, eine ganz wichtige Voraussetzung,
um loszulassen, zur Ruhe zu kommen. In solchem
inneren Frieden kann der Mensch auch erkennen, was es
für ihn oder sie noch zu „erledigen“ gilt.
Was sind bisher Deine prägendsten Erfahrungen in
der Palliativ-Sterbe-Trauerbegleitung?
Eine Dame, die ich über mehrere Monate begleitet habe,
war zunächst sehr verschlossen. Sie hatte wohl ein schweres
Leben gehabt. Das war aus den wenigen Gesprächen
deutlich geworden. Immer wieder rannten Tränen über
ihre Wangen ohne äußeren Anlass, wie mir schien. Ich
half ihr bei den Mahlzeiten, ich massierte ihre Füße oder
saß einfach schweigend neben ihrem Bett. Irgendwann
verstand ich, dass sie gerne einen Priester sehen würde.
Er kam dann sogar noch zweimal, bevor sie gehen konnte.
Andere Menschen wollen von der Kirche nichts wissen.
Sehr oft erwähne ich auch den Glauben nicht. Ich warte,
ob ein Gespräch oder eine Frage vermuten lässt, dass ein
Wunsch in diesem Zusammenhang da ist.
Hilft der Glaube Deinen Patienten?
Das wage ich nicht zu beurteilen. Ich habe noch zu wenig
Erfahrung.
Ganz grundsätzlich gehe ich davon aus, vor allem, wenn
der Glaube einem gütigen, verzeihenden, liebenden Gott
vertraut hat. Daraus kann sich dann eine wunderbare Begegnung
ergeben, bereichernd für die Patientin oder den
Patienten und ebenso für mich.
Danke für das Gespräch, Cecili, und alles Gute!
Starke und stärkende Worte einer Frau, die tief
im christlichen Glauben verwurzelt ist. Mitte der
1980er Jahre hat Cecili Corti mit Zen-Meditation begonnen.
Zum Abschluss unseres Gesprächs hat sie uns noch
ein Zitat aus der Zen-Tradition mitgegeben:
Eines lege ich Euch ans Herz:
Leben und Tod sind eine ernste Sache.
Schnell vergehen alle Dinge.
Seid ganz wach,
Niemals achtlos,
Niemals nachlässig!
Lesetipp: In ihrem Buch „Man muss auf dem Grund gewesen
sein“ schreibt Cecili Corti über ihre wichtigsten
Erfahrungen und Erkenntnisse im Umgang mit schweren
Lebenssituationen. Prädikat: Unbedingt lesen!
Cecili Corti/Jacqueline Kornmüller. Man muss auf dem Grund
gewesen sein. Brandstätter Verlag, 160 Seiten,
ISBN: 978-3-85033-908-7, 19,90 Euro.
DIE MALTESER 1/2022 23
LEBENSWERT
MENSCHEN MIT BEHIN-
DERUNG – VIELE DATEN
UND KEIN GESAMTBILD
Wie viele Menschen mit Behinderungen leben in Österreich? Wie viele werden es in zehn Jahren sein? Welche Art und Anzahl an
Betreuungsplätzen benötigen wir zukünftig?
Von Selma Sprajcer
Solche Fragen haben uns am NPO Kompetenzzentrum
der WU Wien in den letzten zehn Jahre in Forschungsprojekten
mit Sozialabteilungen einiger Bundesländer,
die für die Förderung, Entwicklung und Qualitätssicherung
von Leistungen für Menschen mit Behinderungen
zuständig sind, beschäftigt. Mehrfach stellten wir dabei
fest, dass grundlegende Daten zu Menschen mit Behinderungen,
anhand derer systemverändernde Entscheidungen
getroffen werden könnten, fehlen.
Bestehende Daten ohne Aussagekraft
Ein Grund für die auch national schlechte Datenlage ist,
dass es sich um sensible Daten handelt, deren Verarbeitung
strengen datenschutzrechtlichen Bestimmungen
unterliegt. Dies erschwert Primärdatenerhebungen sowie
die Verknüpfung mit bestehenden Datenquellen, die
zudem oft nur indirekt Informationen zu Menschen mit
Behinderungen beinhalten. Daten zu Menschen mit Behinderungen
in Österreich finden sich bei Erhebungen
der Statistik Austria, aber auch in Statistiken zu Inhabern
des Behindertenpasses, zu Beziehern der erhöhten
Familienbeihilfe oder zu den unterschiedlichen Leistungen
der Sozialversicherungsträger wie Pflegegeld oder
Invaliditätspension. Jede dieser Statistiken beleuchtet
allerdings eine spezifische Gruppe mit eigener Definition
von Behinderung bzw. Beeinträchtigung und enthält
nur selektive Informationen zu den Personen selbst.
Neue Strategien zur Datengenerierung
In einem Projekt mit dem Land Niederösterreich haben
wir uns einer Anzahl an Menschen mit Körper- und
Sinnesbehinderung angenähert. Auf Basis vorliegender
Daten und Statistiken sowie einer von uns durchgeführten
Datenerhebung konnten wir rund 18.000 Personen
ermitteln, die aufgrund ihres Unterstützungsbedarfs
Leistungen der Behindertenhilfe wie beispielsweise Prothesen
oder assistierende Technologien in Anspruch
nehmen könnten. Dies entspricht 1,11 Prozent der niederösterreichischen
Bevölkerung. Bis zum Jahr 2030
prognostizieren wir eine Zunahme um zehn Prozent
vorwiegend älterer Personen über 65 Jahre. Diese Entwicklung
zeigt sich ebenso im Rahmen einer Studie zu
institutionell untergebrachten Menschen mit intellektueller
Behinderung. Auf Basis dieser Ergebnisse wurde
seitens der verantwortlichen Stellen eine neue Leistung
entwickelt, die besser an die Bedürfnisse der Altersgruppe
angepasst ist, was ein gutes Beispiel für datenbasiertes
Vorgehen ist.
Zukünftig wird es öfter eine Zusammenführung von
Daten zu Menschen mit Behinderungen benötigen, um
eine valide Datenbasis zu schaffen, die moderne Sozialplanung
zulässt und eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung
der Behindertenhilfe ermöglicht.
Informationen: www.wu.ac.at/npocompetence/
unsere-themen/menschen-mit-behinderungen
Mag. Selma Sprajcer ist Senior Researcher und seit 2011
am Kompetenzzentrum für Nonprofit-Organisationen und
Social Entrepreneurship an der Wirtschaftsuniversität
Wien tätig. Ihre
berufliche Laufbahn im Nonprofit-
Bereich begann sie am Institut für interdisziplinäre
Nonprofit-Forschung.
Der Fokus ihrer Tätigkeit liegt auf
den Bereichen Menschen mit Behinderungen
sowie Freiwilligenarbeit.
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DIE MALTESER 1/2022
LELEBENSWERT
© pixabay/Sabine van Erp
FÜR EINE
BARRIEREFREIE
DIGITALISIERUNG
In den entwickelten Ländern haben bereits 87 Prozent der Bevölkerung Zugang zu digitalen Technologien. Im Rest der Welt
sind es gerade einmal 19 Prozent. Die digitale Partizipation ist also höchst ungleich verteilt.
Von Susanne Wick
Eine ähnliche Schieflage lässt sich im Vergleich zwischen
Generationen und verschiedenen sozialen Gruppen zwischen
digital affinen Menschen und den sogenannten „Off-
Linern“ feststellen. Von der Nutzung digitaler Technologien
abgeschnitten sind bzw. deutlich erschwerten Zugang zur
digitalen Welt haben vor allem ältere Personen, Menschen
mit Beeinträchtigungen, Migranten und Menschen mit geringerer
Bildung. Dieses Ungleichgewicht kann diskriminierend
wirken und negative Folgen für das Leben dieser Personen
haben.
Die COVID-19-Pandemie hat den Bedarf an digitaler Teilhabe
verstärkt und gleichzeitig den Mangel an digitalen
Zugangsmöglichkeiten sichtbar gemacht. So konnten viele
ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen
während der Lockdowns weder Essen noch Lebensmittel
online bestellen und keine Buchungen von Test- und Impfterminen
vornehmen. Auch hatten sie keinen Zugang zu
Arzneimitteln und zu Bankgeschäften. Das zeigt: Es braucht
maßgeschneiderte und benutzerfreundliche Lösungen für
alle Online-Leistungen, die den täglichen Gebrauch betreffen.
Digitale Inklusion für mehr gesellschaftliche
Teilhabe
Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Digitalisierung
und Wirtschaftsstandort sowie dem Österreichischen Seniorenrat
hat die Initiative „fit4internet“ Trainings für digitale
Basiskompetenzen der Generation 60+ gestartet. Das maßgeschneiderte
Angebot stellt darauf ab, den Teilnehmenden
die Möglichkeiten des mobilen Internets näherzubringen,
sodass sie digitale Anwendungen aktiv für sich nutzen und
auch für die Kommunikation verwenden können.
Eine immer älter werdende Gesellschaft stellt darüber hinaus
auch einen wachsenden Markt im digitalen Bereich dar.
Ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen
brauchen Lösungen für ihre Bedürfnisse. Das reicht von
Barrierefreiheit, Assistenzsystemen, Gesundheitsüberwachungssystemen
und adaptierten Wohnverhältnissen über
den Pflegebereich bis hin zur digitalen Kommunikation, um
am sozialen Leben teilhaben zu können.
Sicher, transparent und frei wählbar
Der digitale Fortschritt muss daher so gestaltet werden, dass
sich ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen
in einem sicheren und transparenten digitalen Umfeld
bewegen können und vor Angriffen, die ihre Würde, Integrität,
Privatsphäre und Autonomie betreffen, geschützt sind.
Die Wahl, auf digitale Technologien ganz zu verzichten,
muss für ältere Menschen immer als Möglichkeit bestehen
bleiben, ohne dass sie den menschlichen Kontakt zu anderen
oder zu wesentlichen Dienstleistungen verlieren.
Nähere Informationen:
www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/
nachhaltige-entwicklung-agenda-2030
www.fit4internet.at/view/generation_60plus
DIE MALTESER 1/2022 25
RELIGIONAKTUELL
WAS KARDINAL KÖNIG MIT DEM
POLNISCHEN KARDINAL WYSZYŃSKI
VERBAND
Die kürzlich erfolgte Seligsprechung des polnischen Primas ist ein wunderbarer Anlass, an besondere Begegnungen der
beiden Amtsbrüder zurückzudenken.
Von Annemarie Fenzl
schwierigen Jahren ausstrahlte“, wie König es Jahre
später formulierte.
Kardinal König und Kardinal Wyszyński
In der Mittagszeit des 7. Mai 1957 erreichte Kardinal
König die Nachricht, dass der ihm bis dato persönlich
nicht bekannte polnische Kardinal Stefan Wyszyński soeben
die tschechisch-österreichische Grenze überschritten
hatte. Er befände sich im Schnellzug nach Wien, um
weiter nach Rom zum Papst zu reisen. Die Nachricht verbreitete
sich in Windeseile und es stand zu befürchten,
dass der Primas bei seinem Eintreffen von zahlreichen
Journalisten und Reportern belagert werden würde.
Um dem hohen Gast einen solchen Wirbel zu ersparen,
fuhr Kardinal König kurz entschlossen nach Gänserndorf.
Dort stieg er in den Schnellzug, um den Kardinal
einzuladen, die Weiterreise in seinem Auto fortzusetzen.
Später meinte König in seinen Erinnerungen an das erste
Gespräch mit Wyszyński: „Seine äußere Gelassenheit
und innere Zurückhaltung erweckten in mir den Eindruck,
dass er mit seinen Gedanken noch in Warschau
und bei seiner verfolgten Kirche war.“ Doch schon bei
dieser Begegnung sei deutlich gewesen, dass der Kardinal
trotz aller persönlichen Bescheidenheit ein „Leuchtturm“
war, „der immer Hoffnung und Zuversicht in den
Historisches Konklave
Beim historischen Konklave 1978 kam es zu einer weiteren
denkwürdigen Begegnung zwischen König und
Wyszyński. Kurz vor Konklavebeginn hatte König den
Warschauer Kardinal in Rom gefragt, wer denn in seinen
Augen ein Kandidat für die nächste Papstwahl sei. Darauf
habe ihn Wyszyński erstaunt angesehen und gemeint,
er sehe keinen einzigen Kandidaten, von dem man jetzt
schon sagen könnte, er sei „papabile“. Als König entgegnete,
dass Polen vielleicht einen Kandidaten für das kommende
Konklave hätte, habe Wyszyński das auf sich bezogen
und abgewunken. Wenn er nach Rom ginge, wäre
das der größte Triumph für die Kommunisten, die ihn in
Polen loswerden wollten. Als König dann vom Krakauer
Kardinal Karol Wojtyła sprach, meinte Wyszyńksi, dass
dieser doch keine Chancen habe und auch noch etwas
jung sei.
Es kam anders. In dem Moment, als Wojtyła die Wahl
annahm, habe sich König zu Wyszyńksi umgedreht,
der nicht weit von ihm entfernt saß. Dieser sei zutiefst
betroffen und gerührt gewesen, als er hörte, dass sein
Landsmann die Wahl annehme, berichtete König später.
Wyszyński war dann einer der ersten Kardinäle, der aufstand
und auf den neugewählten Johannes Paul II. zuging,
um seinen Respekt, seine Freude und seine große
Wertschätzung für ihn zum Ausdruck zu bringen.
Über diesen Moment erinnerte sich König später in seiner
Rede im Polnischen Kulturinstitut: „In dem Augen-
26
DIE MALTESER 1/2022
KULTURGUT
DIE
VERGESSENE
PIETÀ
Wien erlebte Anfang des 13. Jahrhunderts einen erstaunlichen
Aufschwung an Mobilität. Damit verbunden war
ein nie dagewesener wirtschaftlicher und kultureller Austausch
mit Ländern des Westens und des Orients.
Von Wolfgang J. Bandion
blick, als der neugewählte Papst Kardinal Wyszyński auf
sich zukommen sah, stand auch er auf, um ihn zu umarmen
und ihn als den großen Mann des Konzils und
der polnischen Nation zu begrüßen. Kardinal Wyszyński
wollte aber seine Reverenzbezeugung für den neuen
Papst in einer sehr sichtbaren Demutsgeste zeigen, was
der neugewählte Papst nicht zuließ. Dadurch ergab sich
fast ein kleines „Ringen“ vor den versammelten Konklave-Vätern.“
Primas des Jahrtausends
Kardinal Wyszynski starb am 28. Mai 1981. Sein Begräbnis
fand in Warschau statt und war eine der größten
religiösen und patriotischen Veranstaltungen im Nachkriegspolen.
Nach kommunistischen Angaben nahmen
etwa 120.000 Menschen an der Trauerfeier teil, während
unabhängige Beobachter die Zahl auf eine halbe Million
schätzten. In Polen wird Wyszyński noch immer als „Primas
des Jahrtausends“ verehrt.
Der vorliegende Artikel wurde mit
freundlicher Genehmigung der Autorin,
Dr. Annemarie Fenzl, gekürzt.
Der Beitrag kann in voller Länge
nachgelesen werden (kostenpflichtig):
www.kathpress.at
Dr. Annemarie Fenzl
Die Kreuzzüge, an denen sich die Babenberger, allen voran
Herzog Leopold V. (1177-1194) und Herzog Leopold
VI. (1198-1230), aktiv beteiligten, brachten nicht nur
eine wirtschaftliche Prosperität, sondern auch eine politische
Anerkennung der Stellung Österreichs. An den
großen Heeresstraßen entstanden die Niederlassungen
der neuen Ritterorden – in Wien an der alten Ausfallsstraße
Richtung Süden, der heutigen Kärntnerstraße.
Sowohl die Malteserkirche wie auch die Deutschordenskirche
in der Singerstraße verweisen darauf. Zugleich
ist diese Ära auch eine Zeit des Wandels. Die Hinwendung
zu einer menschlichen Betrachtung Christi ist für
die nachfolgenden Jahrhunderte von Bedeutung. Recht
allgemein wird diese Epoche mit dem Stil der Gotik verbunden.
Die Geburt im Stall von Bethlehem sowie die
Kindheit Jesu und die Passion rücken in den Mittelpunkt
der Betrachtung. Viele der nun wiederentdeckten
Erzählungen stammen von frommen Texten, die zumeist
in den frühen Jahrhunderten des Christentums
in Ägypten entstanden waren und keine Anerkennung
als authentische Evangelientexte erlangten.
Inniges Mitgefühl
Die Bezeichnung Pietà entspricht dem Begriff des „Inniges
Mitgefühls“, „Sich Hineinversetzen, Mitleid und
Mitleiden“. Dies sind Kernempfindungen. Zwischen
Kreuzverehrung und Grablegung in der Karwoche entstand
ein paraliturgischer Brauch der Betrachtung der
fünf Wundmale Christi, dessen Körper auf dem Schoß
seiner Mutter ruht. Besonders im 15. Jahrhundert wur-
DIE MALTESER 1/2022 27
KULTURGUT
© Shutterstock.com / Renata Sedmakova
de diese Darstellung vor allem in Bayern, Österreich und
Böhmen populär. Vermutlich in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts entstand auch das ursprüngliche Gnadenbild
der Malteserkirche – eine Pietà. Es sollte der
Kontemplation dienen und den Menschen auf das noch
tiefere Leid Mariens hinführen. Das Antlitz Mariens ist
meist jugendlich oder alterslos. Ein Symbol und Hinweis
auf die Passion, die nicht Endpunkt ist, sondern die Auferstehung
ankündigt.
Unsere liebe Frau von Philermos
Die heute in der ganzen Malteserwelt verbreitete Darstellung
der Ikone der Mutter Gottes von Philermos, die
vermutlich um 1200 entstanden ist und Teil einer Deësis-Gruppe
war (Christus in der Mitte umgeben von Maria
und Johannes dem Täufer, die beide für die Menschheit
Fürbitte einlegen), war bis zum Fall von Rhodos
1522 ein zwar im Orden vertrautes Gnadenbild, aber
außerhalb von Rhodos nicht sehr bekannt. In den Niederlassungen
des Ordens wurden lokale und vertraute
Gnadenbilder verehrt sowie die hier vorgestellte Pietà,
die zwar heute nicht mehr die Originalfassung aufweist,
aber ansonsten sehr gut erhalten ist. Vermutlich im
Zuge der Umgestaltung der Kirche an der Kärntnerstraße
Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie abgegeben. In
der neuen Zuwendung an mittelalterliche Gnadenbilder
wurde sie von privater Seite im Jahre 1841 den Piaristen
bei Maria Treu in der Josefstadt geschenkt.
Obgleich die Darstellung der Pietà im Laufe des späten
Mittelalters unterschiedliche Formen aufweist, existieren
zwei exemplarische Darstellungen aus späteren Zeiten,
die fast jeder kennt oder auch schon gesehen hat.
Es ist dies die Pietà von Michelangelo in St. Peter, Rom
(1500) und die Pietà im Dom zu Gurk von Georg Raphael
Donner (1740). Auffallend bei beiden aus so unterschiedlichen
Kunstepochen ist das jeweilige jugendliche
Aussehen Mariens, das auf den schon erwähnten theologischen
Hintergrund von Erlösung und Auferstehung
hinweist.
Vielleicht ergibt sich einmal die Gelegenheit einen Abguss
zu nehmen und diese Kopie wieder in die Malteserkirche
rückzuführen. Die Inschrift am Sockel „St. Maria
de Malta“ sollte für uns ein Auftrag sein.
28
DIE MALTESER 1/2022
MALTESERÖSTERREICH
MALTESERORDEN
DIE MACHT DER FÜRSORGE
Es gibt sie noch immer: die Sklaverei, die Ausbeutung von Menschen. Am 8. Februar, dem internationalen Tag des Gebets und der
Reflexion gegen den Menschenhandel, wurde einmal mehr dessen Abschaffung gefordert.
2015 von Papst Franziskus ins Leben gerufen beging die
katholische Kirche am 8. Februar 2022 bereits zum achten
Mal diesen besonderen Gebets- und Reflexionstag – von
den Maltesern tatkräftig im Rahmen einer Heiligen Messe
unterstützt. Etwa 700 Personen nahmen via Internet-
Livestream an der Messe teil.
Von Udo Thianich-Schwamberger
Mädchen und Frauen überproportional betroffen
Im Fokus der gemeinsamen Gebete stand dieses Jahr das
Thema: „Die Macht der Fürsorge – Frauen, Wirtschaft,
Menschenhandel“. Menschenhandel ist vor allem in armen
Ländern weit verbreitet, wo beispielsweise der Verkauf eines
Kindes bedürftigen Familien aus finanzieller Not helfen
soll. Die COVID-19-Pandemie hat das Geschäft des Menschenhandels
verstärkt und das Leiden verschlimmert. Sie
hat die Möglichkeiten und sozioökonomischen Mechanismen
begünstigt, die dieser Geißel zugrunde liegen, und die
Verwundbarkeit der am stärksten gefährdeten Personen
verschlimmert: vor allem Frauen und Mädchen. Sie werden
durch das vorherrschende Wirtschaftsmodell besonders bestraft.
Die Kluft zwischen Männern und Frauen ist dadurch
gewachsen.
Agenten des Wandels
Laut Statistiken der Vereinten Nationen zum Menschenhandel
(UNODC Global Report on Trafficking in Persons
2020) sind 72 Prozent der identifizierten Opfer von Menschenhandel
Frauen und Mädchen. Zudem steigt der
Anteil von Frauen und Mädchen im Zusammenhang mit
Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung
deutlich an – ein Markt, der bereits zwei Drittel der durch
Ausbeutung erzielten Gewinne ausmacht.
Angesichts des vom Heiligen Vater beanstandeten Scheiterns
mancher Wirtschaftsmodelle sind alle Menschen
aufgerufen, eine führende Rolle als Agentinnen und Agenten
des Wandels zu übernehmen, um ein Wirtschaftssystem
zu schaffen, das auf der Fürsorge für Menschen und
die Sorge für das gemeinsame Haus gründet und alle einbezieht.
Fürsorge ist eine Lebensweise und die Art Jesu zu
lieben, wie er uns im Gleichnis vom barmherzigen Samariter
(Lk 10,25-37) erzählt, das von Papst Franziskus in seiner
Enzyklika Fratelli tutti aufgegriffen wurde.
Hinsehen und verändern statt wegsehen
Die Macht der Fürsorge ist der einzige Weg, Menschenhandel
und alle Formen der Ausbeutung zu bekämpfen.
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden beschäftigt zur Bekämpfung
dieses Leides zwei Sonderbotschafter: Michel
Veuthey, Botschafter zur Beobachtung und Bekämpfung
von Menschenhandel (Genf, Schweiz) und Romain Champierre
de Villeneuve, Generalbotschafter für Afrika (Lagos,
Nigeria), stärken das Engagement des Malteserordens bei
der Prävention von Menschenhandel und schützen die Opfer
mit Projekten auf lokaler und diplomatischer Ebene.
Auch der Botschafter des Ordens in Österreich, Sebastian
Prinz von Schoenaich-Carolath, ist Mitglied des „Runden
Tisches gegen Menschenhandel“, den die Österreichische
Bischofskonferenz ins Leben gerufen hat und der auch den
Gedenktag am 8. Februar mitinitiierte. „Die moderne Sklaverei
ist noch viel menschenunwürdiger als die frühere.
Der einzelne Mensch ist nichts mehr wert, wird vollkom-
DIE MALTESER 1/2022 29
MALTESERÖSTERREICH
men ausgeschlachtet und zuletzt manchmal einfach weggeworfen“,
so Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath.
„Die unwürdige Behandlung findet auch in unserem Umfeld
statt. Wenn wir nicht beginnen, uns mit der würdigen
Behandlung von Menschen in unserem Umfeld zu beschäftigen,
machen auch wir uns mitschuldig. Durch Hinsehen
und Nicht-Wegsehen können wir viel verändern.“
PALLIATIVDIENST
AM WEG VOM LEBENSENDE ZUM STERBEN
Palliative Betreuung konzentriert sich nicht nur auf Sterbende, sondern auch auf chronisch kranke und schwerkranke Menschen
sowie auf Menschen mit Demenz. Hier einige philosophische und ganz praktische Gedanken.
Von Traude und Johannes Mlczoch
Die britische Krankenschwester, Sozialarbeiterin, spätere
Ärztin und Begründerin der Palliativmedizin, Cicely
Saunders hat den Begriff „Total Pain“ neu definiert: Demnach
besteht Schmerz aus vier Dimensionen: der physischen,
der psychischen, der sozialen und der spirituellen.
Schwerkranke Menschen verspüren Schmerzen, die über
das rein Körperliche hinausgehen und daher besondere
Aufmerksamkeit benötigen. In unserer Aufgabe der palliativen
Betreuung versuchen wir, diese Aufmerksamkeit zu
geben. Wir sehen uns als Teil des „Spiritual Care“-Gedanken.
Das heißt, offen zu sein für existenzielle, spirituelle und auch
theologische Fragen. Diesen und anderen Themen wollen
wir uns respektvoll nähern.
„Die vollen Scheunen der Vergangenheit“
Krankheit oder herannahender Tod sind Grenzsituationen
des Lebens, die Trauer bedeuten und den Verlust des bisherigen
Daseins. Für das Bedürfnis, über Vergangenes zu reden
und es neu zu beleuchten, wird in unseren Gesprächen
viel Raum gegeben. Viktor Frankl, der berühmte Neurologe,
Psychiater und Begründer der Logotherapie, sei hier zitiert:
„Manche Menschen sehen die Stoppelfelder der Vergänglichkeit
und nicht die vollen Scheunen der Vergangenheit.“
Ehrenamtliche Tätigkeit mit Ausbildung
Unser Team besteht großteils aus Maltesern, die vor allem
im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, im Malteser
Ordenshaus (ehem. Haus Malta) sowie auf der
Palliativstation in der Klinik Ottakring in Wien tätig sind.
Diese Bereiche werden von Johannes Mlczoch koordiniert.
Alle Mitarbeitenden haben den verpflichtenden Kurs über
„Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung“ besucht. Dieser
findet für die Palliativtätigkeit in Wien im Kardinal König
Haus unter der Leitung von CS Schwester Mag. Karin
Weiler statt (nähere Informationen unter: www.kardinalkoenig-haus.at/bildungsprogramm/hospiz-palliative-caredemenz/programm).
Das im Anschluss erforderliche Praktikum
kann auf der Palliativstation der Klinik Ottakring
absolviert werden.
Die geplanten gesetzlichen Änderungen im Zusammenhang
mit Palliativbetreuung können für die Malteser eine
Chance sein, die Tätigkeiten auszuweiten und – getreu
dem Ordensmotto – „unseren Herren Kranken“ verstärkt
zu dienen.
Kontakt für Ehrenamtliche, die sich in der Palliativbetreuung
einbringen möchten:
Univ. Prof. Dr. med. Johannes Mlczoch
M: +43 664 411 88 69, E: johannes.mlczoch@hotmail.com
30
DIE MALTESER 1/2022
MALTESERÖSTERREICH
STEIERMARK
TUN, WAS
MÖGLICH IST
Für Menschen im Alter, mit dementieller Erkrankung, mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung ist die regelmäßige
Kommunikation und der kontinuierliche Kontakt mit vertrauten Personen besonders wichtig. Dies gibt Sicherheit
und Orientierung.
Von Elisabeth Eder
Mit der Corona-Pandemie wurde der persönliche Kontakt
zu den von uns Betreuten zu einer großen Herausforderung.
Wie viele andere mussten auch wir unser
aktives Dienstleben deutlich reduzieren, gehören doch
viele unserer Betreuten zur besonders gefährdeten Risikogruppe.
Nach einigen Ausflügen und wunderbaren
Kulturdiensten in der wärmeren Jahreszeit sind wir seit
Herbst 2021 wieder vermehrt auf telefonische und postalische
Kontakte angewiesen. So wurde nach den Lockdown-Briefen
erst fleißig Weihnachtspost geschrieben
und dann einige Neujahrsglückwünsche verteilt.
Liebevoll ausgesucht und verziert
Unsere traditionelle Weihnachtsfeier musste ebenso als
verantwortbare COVID-Version neu gedacht werden. In
der Pfarre St. Leonhard konnten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen
mehr als 70 Betreute, Mitglieder
und Gäste am letzten Samstag vor dem Heiligen Abend
nach der Messe und dem Liedersingen erstmals im Freien
eine Riesenportion Weihnachtsstimmung genießen.
Die traditionelle Packerlliste durfte aber trotz Corona
nicht fehlen. Alle Betreuten erhielten neben Keksen und
Blumen ein ganz persönliches Geschenk – liebevoll ausgesucht
und beschriftet, oftmals mit Kinderzeichnun-
gen verziert. Es gab eine ganze Reihe von Mitgliedern,
die quer durch Graz und auch in Teilen der Steiermark
unterwegs waren, um per kontaktloser Übergabe Wünsche
zu erfüllen. Auch auf dem Postweg konnten wir
sichtbare Freude in so manches Gesicht zaubern.
Vorfreude auf häufigere Treffen
Auch wenn die meisten unserer Sonderdienste derzeit
pausieren müssen: Ein monatlicher Messbesuch gemeinsam
mit Betreuten, Mitgliedern und Freunden
unseres Bereichs konnte dank Testung, Masken und
Abstandsregel in der Kirche außerhalb der Lockdown-
Zeiten immer wieder stattfinden. Auch die traditionelle
Lourdes-Messe anlässlich des Weltkrankentages im Februar
wurde in bewährter Zusammenarbeit mit der Pfarre
Mariahilf und in Anwesenheit vieler Delegations- und
MHDA-Mitglieder gefeiert.
Mit den länger werdenden Tagen und den wärmeren
Temperaturen steigt die Hoffnung auf die Rückkehr
eines abwechslungsreichen und regelmäßigen sozialen
Dienstlebens. Sobald die Maßnahmen es zulassen, freuen
wir uns auf den ersten gemeinsamen Kuchen und einen
netten Kaffeetratsch in unserem „Café Malta“. Bei
köstlichen Süßspeisen wird hier mit unseren Betreuten
DIE MALTESER 1/2022 31
MALTESERÖSTERREICH
Lourdes-Messe in der Steiermark
Lourdes-Messe in der Steiermark
über aktuelle Geschehnisse diskutiert, philosophiert
und über die neuesten Trends, aber auch über den Aufstieg
des Grazer Fußballvereins gefachsimpelt. Unser
Café Malta findet geplanterweise jeden ersten Mittwoch
im Monat in der Grazer Traditionsbäckerei Sorger statt.
EIN BISSCHEN NEU UND
IMMER WIEDER ANDERS
Dürfen wir vorstellen: Niklas Salm-Reifferscheidt, neuer Kommandant des
MALTESER Hospitaldienst Austria. Ihm zur Seite stehen weiterhin Sylvia Tuczka
und Christoph Calice als Vizekommandanten. Ein Gespräch mit dem
Trio über Ziele, Finanzen, PR und Glauben.
Von Manuel Weinberger
Herr Kommandant, ein neuer Besen kehrt gut,
weil …?
Niklas Salm-Reifferscheidt: Ohne sagen zu wollen, dass
nun alles anders oder besser wird: Ich sehe durch den
Wechsel im Kommando Chancen und Möglichkeiten für
den MHDA, den Malteser Hospitaldienst Austria. Neues
weckt zumeist Neugierde, eröffnet einen neuen Blickwinkel
und spornt zu Veränderungen an. Neues bringt Bewegung.
Gleichzeitig vertrauen wir auf die gute Zusammenarbeit
innerhalb des MHDA, die wir bereits in den
vergangenen Monaten seit dem Führungswechsel erleben
durften.
Welche Schwerpunkte setzen Sie für die nächste
Zeit?
Niklas Salm-Reifferscheidt: Wir nehmen uns die Strategiesitzungen
der letzten Zeit zu Herzen und haben aus
ihnen unsere Schlüsse gezogen. Fest steht jedenfalls, dass
es viel zu tun gibt, um den MHDA für die Zukunft gut
gerüstet und auf festen Beinen stehend zu wissen. Die
Dienste, die die Mitglieder des MHDA leisten, sollen wirkungsvoll
sein, Freude machen und aus unserem Glauben
heraus motiviert sein. So richten wir den Fokus auf gute
und gut besetzte Dienste und gelebte Spiritualität. Ein
besonderes Augenmerk legen wir auf die Finanzgebarung
des MHDA und den sorgsamen Umgang mit den uns an-
32
DIE MALTESER 1/2022
MALTESERÖSTERREICH
vertrauten Spenden. Und nicht zuletzt ist uns ein gutes
Einvernehmen mit dem Großpriorat wichtig.
Stichwort Finanzen: Wie können diese weiter
gestärkt werden?
Sylvia Tuczka: Die Ertragslage des MHDA stützt sich im
Wesentlichen auf drei Säulen – verrechenbare Dienste,
Spenden und Förderungen. Unsere Dienste im Sanitätsbereich
wollen wir weiter ausbauen, weil wir hier unsere
vorhandenen Ressourcen – z. B. unseren Kfz-Fuhrpark
und unser Personal wie Sanitäter und Fahrer – optimal
einsetzen können. Im Bereich der Spendenaufbringung
leistet jeder einzelne Malteser durch seine Dienstbereitschaft
einen wertvollen Beitrag dazu, unsere Spender
vom Wert und von der Nachhaltigkeit ihrer Spende zu
überzeugen. Förderungen der öffentlichen Hand sind
ein unverzichtbarer Beitrag, und mein Anliegen wäre es,
neue Dienste durch Förderungen zu finanzieren.
Worauf liegt Ihr Fokus beim MHDA?
Sylvia Tuczka: Wir wollen ein spezielles Augenmerk
auf die Ausbildung unserer Mitglieder legen. Viele Fertigkeiten
müssen regelmäßig aufgefrischt werden. Das
Thema ist jetzt besonders aktuell, da wir in den vergangenen
zwei Jahren pandemiebedingt kaum mehrtägige
Dienste absolvieren konnten. Im Kommando darf ich
mich mit großer Freude dem Bereich der Sozialdienste
widmen und wir alle können es kaum erwarten, wieder
eine Lourdes-Wallfahrt zu machen und unsere bereits
zweimal verschobene Pilgerreise nach Rom nachzuholen.
Weil wir Malteser mit unseren Betreuten vor allem
auf mehrtägigen Reisen „zusammenwachsen“ können,
sollen vermehrt auch kleine Reisen und Sonderdienste
organisiert werden. In diesem Bereich haben wir gutes
Know-how, auf das die jeweiligen Einsatzleiter zurückgreifen
können.
Was plant der MHDA in Sachen Öffentlichkeitsarbeit?
Christoph Calice: Die interessierte Öffentlichkeit hat
bereits ein – meist positiv besetztes – Bild des MHDA.
In dieser Hinsicht kann aber noch ungemein viel mehr
bewirkt werden. Unsere Zielgruppen sind zunächst die
Menschen, die bereit sein könnten, bei den Maltesern
mitzumachen. Ob Jung oder Alt, als Malteser im Sozialoder
Sanitätsdienst und als Pilger oder Betreuter bei unseren
Wallfahrten. Uns liegen klarerweise auch jene am
Herzen, die uns als Spender und Gönner unterstützen.
Letztlich gilt unsere PR aber auch der ganzen Öffentlichkeit,
um unsere Arbeit als Ausfluss christlicher Nächstenliebe
und spiritueller Glaubenstiefe in geeigneter Form
zu präsentieren. Heutzutage steht uns eine Vielzahl von
Medien und Möglichkeiten zur Verfügung. Wir haben
bereits ein tolles, internes Team hauptsächlich junger
Malteser gewonnen, die laufend gute Ideen entwickeln.
In den nächsten Wochen und Monaten wird man die Umsetzung
dieser Ideen bemerken.
Ihre persönlichen Ziele und Wünsche für den
MHDA?
Christoph Calice: Ich persönlich halte das ehrenamtliche
Engagement für das Funktionieren einer Gesellschaft
für unverzichtbar. Jedem, der seine Zeit in den
Dienst anderer Menschen stellt, sei gedankt. Nächstenliebe
ist etwas, das nicht delegiert werden kann, es
wirkt nur aus dem Einzelnen und seinen Taten heraus.
Im Kommando sehe ich meinen Beitrag darin, die Einsatzbereitschaft
unserer Malteser mit allem, was mir
zur Verfügung steht, zu unterstützen und zu begleiten.
Besonders liegt mir unser christliches Erbe und Charisma
am Herzen. Im Ergebnis wünsche ich mir eine Fortführung
dessen, was ohnehin seit gut 1000 Jahren für
die Malteser gilt: Stärkung und Bewahrung des Glaubens
und tatkräftige Nächstenliebe für die Schwächeren
in der Gesellschaft.
DIE MALTESER 1/2022 33
MALTESERÖSTERREICH
DÜRFEN WIR VORSTELLEN: TIROL UND
Vergangenes Jahr konnte der Bereich Tirol und Vorarlberg sein 50-jähriges Bestehen mit einem ausführlichen Rückblick und
einer eigenen Festschrift feiern. Nun wird es Zeit, ins Hier und Jetzt zu schauen.
Von Lukas Krupitza
Der Bereich Tirol ist nur scheinbar sehr klein. Tatsächlich sind wir
eine überaus aktive und eingeschworene Gemeinschaft. Das macht
uns zu dem Bereich mit der höchsten Anzahl von Dienststunden pro
Mitglied innerhalb der Malteser. Vor der Pandemie absolvierten wir
gemeinsam im Durchschnitt rund 18.000 ehrenamtliche Stunden
pro Jahr. Manche unserer Dienste sind historisch gewachsen, manche
Aufgaben haben sich erst in den letzten Jahren dazugesellt.
Bahn frei für Nr. 14-471
Das Jahr 2021 endete trotz Lockdown für
den Bereich Tirol/Vorarlberg sehr erfreulich.
Der neue Rettungstransportwagen
Nr. 14-471 konnte in den Dienst gestellt
werden. Vielen herzlichen Dank an unseren
Bereichsseelsorger Patrick Busskamp,
der das neue Rettungsfahrzeug vor der Inbetriebnahme
noch persönlich segnete. Im
Anschluss wurde das Amt der Leiterin Rettungsdienst,
welches bislang Nikola Schmidinger
neben der Hospitaldienstleitung innehatte,
an Michael Oppitz übergeben. Alles
Gute und viele unfallfreie, schöne Dienste!
Neben dem wöchentlichen Rettungsdienst, in dem die Tiroler
Malteser 20 Stunden pro Woche im Regelrettungsdienst in Tirol
eingesetzt sind, unterstützen wir Kultur- und Sportevents, bei denen
verpflichtende Ambulanzdienste vorgesehen sind. Für kirchliche
Einrichtungen und die Diözese Innsbruck bieten wir diese
Dienste selbstverständlich kostenfrei an.
Spirituelle Betreuung
Zusätzlich zum Rettungs- und Katastrophendienst sind uns der
Sozialdienst sowie die spirituelle Begleitung unserer Betreuten
FEST! SCHRIFT!
Die
MALTESER
TIROL UND VORARLBERG
FESTSCHRIFT 50 JAHRE
Gedruckte Exemplare unserer Festschrift anlässlich des 50-jährigen Bestehens
des Bereichs Tirol sind in unserem Sekretariat auf Anfrage jederzeit erhältlich:
E: tirol@malteser.at, T: +43 512 58 04 58. Lesen Sie die Festschrift online unter:
www.malteserorden.at/presse/downloads/
34
DIE MALTESER 1/2022
50 Jahre Bereich Tirol/Vorarlberg | 1970 - 2020
1
MALTESERÖSTERREICH
VORARLBERG!
ein wesentliches Anliegen. In der Bereichszentrale Innsbruck,
liebevoll „Malta“ genannt, feiern wir – außerhalb
von Pandemiezeiten – jeweils am ersten Freitag im Monat
die Heilige Messe. Messen und Ausflüge bieten wir
auch unseren Betreuten im benachbarten Vorarlberg.
Zur Bewegungsförderung haben jeweils donnerstags zwei
bis drei Betreute die Möglichkeit, mit uns im Hallenbad
schwimmen zu gehen. Da wir über Fahrzeuge verfügen,
in denen Rollstühle angeschnallt werden können, werden
wir auch immer wieder für Transportdienste gebucht.
Neben bundesweiten Reisen veranstalten wir jedes Jahr
eine kulturelle Sommerreise, um unseren Betreuten eine
kleine Auszeit von ihrem nicht immer einfachen Alltag zu
ermöglichen. Im Rahmen unserer ganz persönlichen und
sehr individuell gestalteten „Herzenswunsch“-Ausflüge
begleiten wir Menschen am Ende ihres Lebens zu einem
ihrer Sehnsuchtsorte.
Aus vollem Herzen dabei
Hinter all diesen Aktivitäten stehen ehrenamtlich Tätige,
die ihre Freizeit für den Dienst am Nächsten zur Verfügung
stellen. Organisiert und geleitet wird diese Gruppe
von Freiwilligen von einer ebenso engagierten Führungsriege,
die wir hier vor den Vorhang holen.
Verena Trentini ist die
Frau an der Spitze der Delegation
Tirol/Vorarlberg.
Im Hospitaldienst betreute
sie längere Zeit die
Ausbildungsgruppe, meldete
sich dann aus beruflichen
Gründen von den regelmäßigen
Diensten ab, nahm weiterhin
an den Bereichsgottesdiensten
teil und begleitete unsere Herren Kranken auf
den unterschiedlichsten Wallfahrten wie Lourdes, Rom
und dem Sonnenzug. Verena Trentini ist als Dame in
Obedienz Mitglied des Malteserordens. Vor drei Jahren
wurde sie zum Delegaten für Tirol/Vorarlberg ernannt.
Gemeinsam mit Lukas Krupitza ist sie für Pressearbeit
ernannt.
Nikola Schmidinger leitet den
Hospitaldienst. Bei ihr laufen
sämtliche Fäden zusammen.
Sie wird von den Bereichsleitern
Gregor Holfeld, Bernhard
Enzenberg und Michael Oppitz
sowie den Referatsleitern Pia
Schirmer und Thomas Schumacher
(Finanzen), Barbara
Leopold und Petra Zeillinger
(Soziales), Bereichsseelsorger
Patrick Christof Busskamp
OPraem sowie Sekretärin
Monika Reitmeir unterstützt.
DIE LEISTUNGEN DES BEREICHS
TIROL/VORARLBERG IM ÜBERBLICK
• Rettungsdienst im Rahmen des
Tiroler Rettungsdienstes
• Ausbildung zum Sanitäter, zur Sanitäterin
• Ambulanz- und Sanitätsdienste
(z. B. bei Sportveranstaltungen)
• Unterstützung im Katastrophenfall
• Herzenswunschfahrten für Menschen
am Ende ihres Lebens
• Begleit- und Betreuungsdienste
• Transportdienste mit rollstuhlfähigen
Fahrzeugen
• Therapieschwimmen
• Sozialdienste (z. B. Heilige Messe, Ausflüge)
• Reisen für Menschen mit Behinderung
(Pilger- und Kulturfahrten)
DIE MALTESER 1/2022 35
XXXXX
DAS SAGEN UNSERE MITGLIEDER UND
EHRENAMTLICHEN HELFER
„Motiviert wurde ich
durch Freunde und
Bekannte, die mir von
ihren Tätigkeiten bei
den Maltesern erzählten.
Für mich als
‚Branchenfremder‘ bot
sich nun eine gute Gelegenheit,
den eigenen Horizont zu erweitern
und dabei anderen zu helfen, ihnen beizustehen
und sie zu begleiten. Bei der feierlichen
Aufnahme in Innsbruck im Jahr 2015
wechselte ich aus der Ausbildungsgruppe in
den MHDA als aktives Mitglied.“
Bernhard Enzenberg,
Bereichsleiter-Stellvertreter
„Für die Malteser tätig zu sein,
bedeutet für mich, die Freude
des Evangeliums mitzuteilen und
mitgeteilt zu bekommen – in den
verschiedensten Facetten des
Zusammenseins.“
Patrick Christof Busskamp OPraem,
Bereichsseelsorger seit Sept. 2004
„Vor 50 Jahren waren alle meine Freunde bei
den Maltesern. Keiner von uns dachte daran,
wie sehr die Malteser unser Leben prägen
und beeinflussen würden und wie viele
gute Freundschaften bis heute bestehen
würden. Wir machten Dienste im Krankenhaus,
in Heimen für Schwerstbehinderte,
waren als Team beim Karwendel-Marsch,
fuhren bei Wallfahrten mit. Aus diesen Begegnungen mit Maltesern
und Betreuten entwickelten sich tiefe Freundschaften, verstreut über
weite Teile Europas. Alles ist mit einer großen Selbstverständlichkeit
im Glauben wohl gebettet. Einmal Malteser, immer Malteser!“
Verena Trentini, Delegat
„Ich bin seit 1999 im Malteser Hospitaldienst
tätig, aktuell in der Funktion als Stv. Referatsleiterin
für Soziales. Es gibt für mich
viele Gründe, Malteserin zu sein: die bunte
Gemeinschaft, das gemeinsame Erleben von
Ausflügen, Wallfahrten und Reisen, gemeinsam
zu lachen, einfach Zeit zu schenken.
Besonders freut es mich, dass ich all diese schönen Momente unseren
betreuten Freunden ermöglichen kann und diese mit ihnen teilen darf.“
Petra Zeillinger, Referat Soziales, Stellvertreterin
„Ich bin seit 2013 mit
Begeisterung bei den
Maltesern dabei. Die
vielen mitreißenden Geschichten
meiner Eltern
über die Malteser haben
mich dazu bewogen. Es
ist unglaublich erfüllend,
durch die vielschichtigen Tätigkeiten – sei
es auf Wallfahrten, bei Sommerlagern,
Monatsmessen, Sozialdiensten oder im
Rettungsdienst – im Geiste des Ordens dem
Nächsten, unseren Herren Kranken, zu
dienen.“
Philipp Anwander, Referatsleiter Sanität
„Die Malteser sind eine tolle Gemeinschaft,
die zusammen scheinbar
Unmögliches möglich macht!“
Pia Schirmer, Finanzreferentin, MHDA-
Mitglied seit 1997
„Ich bin seit 2016 Malteserin und viel
als Sanitäterin und Einsatzfahrerin im
Rettungsdienst tätig. Seit Juni 2020
zuerst als Stellvertreterin in der Bereichsleitung
aktiv darf ich seit Februar 2022
den Bereich Tirol/Vorarlberg leiten. Ich
freue mich sehr über diese Aufgabe und
habe sie mit viel Demut und Respekt
übernommen.“
Nikola Schmidinger, Bereichsleiterin
36
DIE MALTESER 1/2022
DAS SAGEN UNSERE MITGLIEDER UND
EHRENAMTLICHEN HELFER
XXXX
„Ganz nach dem (Tiroler)
Motto: ‚Geht nicht, gibt’s
nicht!‘ schaffen wir Malteser
als Gemeinschaft unvergessliche,
manchmal unglaubliche
Augenblicke – nicht nur
für unsere Betreuten, die
mir, als Sozialreferentin,
besonders am Herzen liegen, sondern auch für uns.“
Barbara Leopold, Referatsleitung für Soziales im Bereich
Tirol, aufgenommen im Juni 2012
„Mit dem MHDA und seinen Mitgliedern habe ich schon lange zu
tun. 2018 habe ich mich entschlossen, die Ausbildungsgruppe zu
besuchen und war sofort angetan. Seither wurde ich mit vielen
unterschiedlichen Positionen innerhalb des Bereichs Tirol/Vorarlberg
betraut und durfte bis Februar 2022 auch als Bereichsleiter bei der
Leitung eines Vereins helfen. Die Arbeit mit
den Betreuten und die Herausforderung der
Führung sind für mich erfüllend und eine
Ehre. Die Motivation und Kraft, die man
aus dem Glauben heraus schöpft, beflügeln
genauso wie die dankbaren Reaktionen der
Betreuten.“
Gregor Holfeld, Bereichsleiter-Stellvertreter
„Man nehme eine seit 974 Jahren bewährte Gemeinschaft
und ein paar hochmotivierte Menschen von
heute und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Malteser zu sein, macht Spaß und Freude. Es ist
Freizeitgestaltung und ein wenig Lebensaufgabe. In
unserer Gemeinschaft ist man füreinander da und
niemand muss sich verlassen fühlen.“
Christoph Leopold, Gruppenleiter, aufgenommen 2011
MALTESER Ordenshaus - ERÖFFNUNG Februar 2022
Für das neu errichtete Senioren-, Pflegewohnheim im Zentrum von
Wien, suchen wir Verstärkung:
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DIE MALTESER 1/2022 37
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MALTESERÖSTERREICH
MALTESERÖSTERREICH
Haus Malta
ADVENT
Adventstimmung mit Abstand: Die weihnachtliche Stimmung kam auch heuer trotz coronabedingter
Einschränkungen für die von den Maltesern betreuten Menschen nicht zu kurz. Die Bereiche haben
fleißig gebacken, gebastelt und telefoniert. So konnte der Kontakt zu den Betreuten gehalten werden
und alle hatten eine große Freude – sowohl im Dialog als auch beim Beschenken und Beschenktwerden.
Salzburg
Steiermark
38
Tirol
DIE MALTESER 1/2022
MALTESERÖSTERREICH
Dompfarrer Toni Faber
Kardinal Christoph Schönborn
STRASSENSAMMLUNG WIEN
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig
Danke an alle Spenderinnen und Spender! Vom 16. Dezember bis 19. Dezember 2021 fand die traditionelle
Straßensammlung der Malteser in Wien statt. Zahlreiche ehrenamtliche Mitglieder waren vier Tage
lang in ihren Uniformen und mit ihren Sammelbüchsen in der ganzen Stadt unterwegs. Die Spenden aus der
Straßensammlung – eine unserer wichtigsten Einnahmequellen – kommen vollumfänglich unseren Sozialdiensten,
Hilfsprojekten und Aktivitäten in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen, Alten, Kranken
und Obdachlosen zugute. Diesmal konnten mehr als 56.000 Euro gesammelt werden. Wir sagen ein herzliches
Danke und Vergelt’s Gott!
Bezirksvorsteher Markus Figl
Abg.z.NR. Fiona Fiedler
Vizekanzler Werner Kogler
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka
Bundespräsident Van der Bellen und Doris Schmiedauer
MALTESERÖSTERREICH
Die Malteser im Einsatz: Mit unseren Rettungsautos sind unsere ehrenamtlichen Helfer in den Bundesländern
unterwegs.
NEUES AUS DEM BEREICH
TIROL/VORARLBERG
Vielfältige Aktivitäten: In Tirol und Vorarlberg ist immer was los! Die Malteser und ihre Betreuten feierten nicht
nur die Monatsmessen miteinander, sondern unternahmen auch Ausflüge und Spaziergänge. Ein Highlight war mit
Sicherheit der Ausflug nach Bregenz.
Dienst mit Aussicht: Die Malteser durften ihr
Rettungsauto nach einem Einsatz im malerischen
Innsbruck-Land bei toller Aussicht aufbereiten.
40 DIE MALTESER 1/2022 4/2020
MALTESERÖSTERREICH
Gnadenwald: Bei traumhaftem Wetter erlebten Betreute einen Ausflug zum Minigolfplatz in Gnadenwald
Herzenswunsch: Der Bereich Tirol/Vorarlberg erfüllte auch in diesem Quartal wieder zahlreiche Herzenswünsche.
Unter anderem wurden langersehnte Familienbesuche, Friedhofsbesuche und gemeinschaftliche Aktivitäten ermöglicht.
Für die Malteser ist es immer eine große Freude zu beobachten, wie glücklich die Menschen sind, wenn ihr
großer Wunsch in Erfüllung geht.
Ein gelungener Theaterabend: Dank mitreißender
Musik und einer bewegenden Geschichte erwärmte das
Stück „Blues Brothers – Im Auftrag des Herren“ im Landestheater
Innsbruck die Herzen aller Zuschauer und auch die
unserer Betreuten.
NEUES AUS DEM BEREICH
WIEN
Bettenspende: Das Göttlicher Heiland
Krankenhaus Wien übergab fünf elektrische
Spitals- und 25 Feldbetten sowie
Schutzausrüstung an das Hilfswerk der
ungarischen Malteser.
DIE MALTESER 1/2022 41
MALTESERÖSTERREICH
Musikschule in Perigovo: Für die Eröffnung einer
Musikschule im ukrainischen Perigovo konnten die
Malteser in Salzburg viele Instrumente sammeln und in
Zusammenarbeit mit dem Musikgeschäft KEY-WI in
Itzling restaurieren.
NEUES AUS DEM BEREICH
SALZBURG
Salzburger Monatsmesse: Nach der Messe dürfen Jause und Plausch nicht fehlen.
Salzburger Virgilbus: Der Virgilbus ist an Sonntagen abends mit Ehrenamtlichen unterwegs und kümmert sich um
die medizinische Versorgung von Obdachlosen und Menschen ohne Sozialversicherung.
Eine Belohnung am Himmel: Das
ehrenamtliche Team des Malteser
Bruckfahrdienstes, das drei Kinder
mit Beeinträchtigung von Salzburg in
die Wochenbetreuung im Caritas Dorf
St. Anton in Bruck an der Großglocknerstraße
gebracht hatte, wurde auf dem
Rückweg mit einem überwältigenden
Farbenspiel am Himmel belohnt.
42
DIE MALTESER 1/2022
MALTESERÖSTERREICH
NEUES AUS DEM BEREICH
BURGENLAND
Der Malteser Bereich Burgenland bekommt Nachwuchs:
Unter der Ausbildungsleitung von Verena
Scharka und Bernhard Bachna freut sich eine nette
Gruppe von vier Damen und zwei Herren auf die Ausbildung
im Rahmen des MHDA und auf viele erfüllende
Dienste im Kampf gegen die acht Elende.
Erste ehrenamtliche Dienste im Rahmen der Straßensammlung
in Wien, an Punschständen, bei diversen
Besuchsdiensten sowie die gemeinsame Organisation
individueller Geschenke für die Bewohner des Hauses
Malta führten bereits zu einem starken Gemeinschaftsgefühl
und viel Vorfreude auf künftige Dienste bei den
Maltesern! Herzlich willkommen!
STEIERMARK
LOB VON
HOHER STELLE
Bei ihrem Antrittsbesuch bei Landeshauptmann
Hermann Schützenhöfer
bekamen Richard Wittek-Saltzberg
und Bernhardt Pauger stellvertretend
für alle Malteser Wunderbares zu hören:
„Mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz setzen
die Malteser ein wichtiges Zeichen
der Nächstenliebe und leisten damit einen
unverzichtbaren gesellschaftlichen Beitrag in unserem
Land“, so Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer
bei einem Empfang anlässlich des Führungswechsels bei
den Maltesern in der Steiermark.
„Durch die Aktivitäten im Sanitätsdienst, im Sozialdienst,
in der Ersten Hilfe und der Katastrophenhilfe
sind sie die größte Rettungs- und Behindertenbetreuungsorganisation
Österreichs. Ich wünsche dem neuen
v.l.n.r. Bernhardt Pauger, Heinrich Steeb, KR Martin Auer, Clemens Kanhäuser,
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Richard Wittek-Saltzberg, Clemens
Grill, OSB. © Land Steiermark/Binder
Bereichsleiter des Hospitaldienstes, Bernhardt Pauger,
und Richard Wittek-Saltzberg, dem neuen Delegaten
des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens, sowie dem gesamten
Team alles erdenklich Gute für die neue Aufgabe
und bedanke mich bei allen Mitgliedern für den unverzichtbaren
Einsatz für unsere Mitmenschen!“
Vielen herzlichen Dank für diese Anerkennung, Herr
Landeshauptmann!
DIE MALTESER 1/2022 43
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER ORDENSHAUS (ehem. Haus Malta) / MALTESER CARE
WIR SIND ÜBERSIEDELT
Eingang
MALTESER Care
Ungargasse 3A4
3 Eingang
MALTESER Ordenshaus
Landstr. Hauptstr. 4A
Das Malteser Ordenshaus – Pflege im Zentrum: Im
neuen Ordenshaus, dem ehemaligen Haus Malta, im
Herzen von Wien stehen Pflege, Fürsorge, sowie Nächstenliebe
im Zentrum. Als erste Einheit übersiedelte Anfang
Februar das Haus Malta in das neue Zuhause. Unter dem
neuen Namen Malteser Ordenshaus ist es jetzt in der
Landstraßer Hauptstr. 4A, 1030 Wien zu finden. Hier haben
33 Bewohner ihr neues Zuhause und 35 Mitarbeitende
ihren neuen Arbeitsplatz gefunden. Sechs LKW-Ladungen
mit Kleidung, persönlichen Gegenständen und Möbel-
stücken, Akten, Mappen, Ordnern und Pflegematerial
wurden von der Bürgerspitalgasse in den dritten Bezirk
überführt. Ganz besonders wichtig war neben dem professionellen
Einsatz der Übersiedlungsfirma die unschätzbare
Mithilfe zahlreicher Angehöriger sowie ehrenamtlicher
Helfer von Hospital- und Besuchsdienst. Und natürlich blicken
wir auch ein wenig wehmütig auf den alten Standort
zurück, denn mit ihm ist auch der Abschied von Norbert
Bercal, unserem langjährigen Pflegedienstleiter, verbunden.
Alles Gute und nochmal danke für alles!
44
DIE MALTESER 1/2022
www.malteser-ordenshaus.at
MALTESERÖSTERREICH
Das MALTESER Ordenshaus (ehem. Haus Malta) und MALTESER Care befinden sich ab sofort am gemeinsamen neuen Standort im
dritten Wiener Gemeindebezirk.
Aufregend waren die Vorbereitungen und der
Umzug, doch letztlich hat alles bestens geklappt!
Wunderschön sind die Räumlichkeiten im neuen
Ordenshaus der Malteser – und natürlich auch ein
bisschen gewöhnungsbedürftig. Wege, die man in
den früheren Wohnungen, Zimmern und Büros
ganz intuitiv gegangen ist, brauchen nun doch wieder
ein bisschen Aufmerksamkeit. Man will sich ja
nicht in der Tür irren! Bis zur offiziellen Eröffnung
im Sommer haben wir jedenfalls noch genug Zeit,
uns fertig einzurichten und richtig anzukommen.
Wir freuen uns!
Malteser Care am neuen Standort: Wer uns besuchen
möchte, findet uns nun an der Adresse Ungargasse
3a, 1030 Wien. Wir sind mit „leichtem Gepäck“ übersiedelt,
haben im Vorfeld viel ausgemustert und einen
Digitalisierungsprozess gestartet. Dennoch sind wir am
neuen Standort mit 230 Kartons, 18 Schreibtischen und
ebenso vielen Standcomputern und Telefonanschlüssen
für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angekommen.
Viele Laufmeter Ordner, Akten, Desinfektionsmittel,
Masken, Handschuhe und Dienstkleidung mussten
in den Büroschränken und Spinden neu sortiert und
untergebracht werden. Doch die Arbeit hat sich gelohnt
und wir sind froh und dankbar über diesen tollen neuen
Arbeitsort.
Weitere Informationen finden Interessierte unter:
www.malteser.care
DIE MALTESER 1/2022 45
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER CARE
GEDANKEN ZUR
PFLEGEREFORM
Die Pflegereform ist ein großes, komplexes, seit vielen
Jahren heiß diskutiertes Thema. MALTESER Care diskutiert
mit und bringt wichtige Aspekte zur 24-Stunden-Pflege
und -Betreuung ein – zum Nachdenken und Einfordern.
Von Susanne Wick
„Im Rahmen der österreichischen Pflegereform müssen
auch zur Sicherung der 24-Stunden-Pflege und
-Betreuung wichtige Maßnahmen getroffen werden.“
Die Fakten: Die 24-Stunden-Pflege und -Betreuung ist
mittlerweile ein fixer Bestandteil der österreichischen
Pflegelandschaft und muss unbedingt erhalten bleiben.
Jahr für Jahr werden mehr als 25.000 pflege- und betreuungsbedürftige
Personen in Österreich im Rahmen der
24-Stunden-Pflege und -Betreuung in ihrem eigenen Zuhause
von mehrheitlich ausländischen Betreuerinnen und
Betreuern versorgt und unterstützt. Das sind 5,5 Prozent
aller Pflegegeldbeziehenden in Österreich.
„Alte Menschen, junge Menschen und Kinder sind
froh, dort betreut werden zu können, wo sie selbst
es sich wünschen.“
Die Fakten: Größtenteils handelt es sich um ältere Menschen,
die ihren Lebensabend zu Hause in ihrer gewohnten
Umgebung verbringen möchten. Es gibt aber auch jüngere
Menschen bis hin zu Jugendlichen und Kindern, die
aufgrund einer Behinderung, einer schweren Erkrankung
oder eines chronischen Leidens auf die Hilfe und Unterstützung
einer 24-Stunden-Betreuung angewiesen sind.
Die einzige Alternative wäre für viele nur das Pflegeheim.
„Qualität und Sicherheit in der 24-Stunden-Betreuung
müssen durch eine Reform der Förderrichtlinie
und der Standards gewährleistet werden.“
Die Fakten: Im Rahmen der anstehenden Pflegereform
muss die monatliche staatliche Förderung ab Pflegegeldstufe
3 für die 24-Stunden-Betreuung, die seit ihrer Einführung
im Jahr 2007 maximal 550 Euro beträgt, unbedingt
erhöht werden. Die 550 Euro von damals sind aufgrund der
Inflation heute nur noch 430 Euro wert. Der Kaufkraftverlust
geht zu Lasten der betreuten Menschen und ihrer
Betreuungspersonen, deren Honorare stagnieren bzw. an
Wert verloren haben. Dies führt, neben anderen Aspekten,
zunehmend zu einem Mangel an Betreuungskräften.
„Das österreichische Qualitätszertifikat ÖQZ 24
dient der Sicherstellung und Einhaltung der Betreuungsstandards.“
Die Fakten: Es ist unbedingt erforderlich, transparente,
flächendeckende Qualitätsstandards durch das staatliche
Qualitätszertifikat ÖQZ 24 für Organisationen der Personenbetreuung
zu etablieren. Nur so kann die Sicherheit
aller in der 24-Stunden-Betreuung involvierten Personen
– Betreuter und Betreuender – gewährleistet werden. Regelmäßige
und engmaschige Pflege- und Qualitätsvisiten
tragen zu einer stabilen Betreuungssituation bei.
AUSGEZEICHNET!
MALTESER Care organisiert bereits seit elf Jahren die
Betreuung von Klientinnen und Klienten im Rahmen
der 24-Stunden-Pflege und -Betreuung und ist mit dem
ÖQZ24 ausgezeichnet. „Mit der Verleihung des ÖQZ-24
Qualitätszertifikats sehen wir unsere seit vielen Jahren
qualitätsvolle und bedürfnisorientierte Arbeit für unsere
Klientinnen und Klienten sowie deren Angehörige
und Familien eindrucksvoll bestätigt. Das Zertifikat ist
eine Auszeichnung aller unserer Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter und gleichzeitig ein Auftrag, kontinuierlich
am Erhalt und an der Weiterentwicklung der Qualität
unseres Angebots zu arbeiten“, sagt Helmut Lutz, Geschäftsführer
von MALTESER Care.
46
DIE MALTESER 1/2022
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER CARE
SEHR GUTES GEFÜHL
UND GESPÜR
Bereits in der letzten Ausgabe unseres Magazins hatten
wir über das Thema „Männer in der Pflege“ berichtet.
Daraufhin folgte ein Dreh mit dem ORF Wien, den wir
begleiten durften. Hier die Kernaussagen des Beitrags
zusammengefasst.
Von Susanne Wick
Botschaft Nr. 1: „Männliche Vorbilder nehmen die
Angst vor der Berufswahl.“
Peter (59) ist Pflegefachassistent und Tivo (31) ist diplomierter
Gesundheits- und Krankenpfleger bei Malteser
Care. Beide sind im mobilen Dienst in Wien tätig. Auf die
Frage nach der Berufswahl meinte Peter, der bereits seit 35
Jahren diesen Beruf ausübt, dass Pflege für ihn eine Bereicherung
sei, weil er mit den unterschiedlichsten Menschen
gemeinsame Wege gehen kann und man viel mehr zurückbekommt,
als man geben kann.
„Pflege ist ein cooler Beruf“
Helmut Lutz
Geschäftsführer von Malteser Care
Für Tivo, der seit drei Jahren bei Malteser Care tätig ist,
gibt es neben der Pflege noch andere Herausforderungen,
wie mobil unterwegs zu sein oder mit unterschiedlichen
Handreichungen auch abseits der Pflege den Klientinnen
und Klienten zu helfen. Es brauche Flexibilität. Vielseitiges
Können und rasche Lösungen seien gefragt.
Botschaft Nr. 2: „Männer, die in der Pflege arbeiten,
sind mitfühlend und einfühlsam.“
Die acht Männer, die bei Malteser Care arbeiten, kommen
bei den Klientinnen und den Klienten gut an. So erklärt
uns Frau S., dass aus ihrer Erfahrung Männer ein sehr
gutes Gefühl und Gespür für die Pflege haben. Sie schätzt
„ihre zwei Männer“ sehr und würde es durchaus begrüßen,
wenn es noch mehr Männer in der Organisation gäbe.
Botschaft Nr. 3: „Pflege ist ein cooler Beruf – ähnlich
dem des Feuerwehrmannes.“
So sieht es Helmut Lutz, Geschäftsführer von Malteser
Care, als eine ganz wichtige Aufgabe unserer Gesellschaft,
den Menschen zu helfen und sie dort zu unterstützen, wo
sie Hilfe und Pflege brauchen. Der Bedarf ist da, die Türen
stehen auch Quereinsteigern offen.
DIE MALTESER 1/2022 47
MALTESERÖSTERREICH
Botschaft Nr. 4: „Pflege ist ein Beruf mit Wertschätzung
und Wertschöpfung.“
Die Entlohnung ist kein Hindernis mehr, diesen Beruf
zu ergreifen. Das Einstiegsgehalt für eine Vollzeitstelle
liegt mittlerweile bei rund 2.700 Euro brutto
pro Monat.
Peter, der ja schon 35 Jahre in seinem Job tätig ist,
konnte immer gut von seinem Gehalt leben und das sei
auch jetzt so. Außerdem gehe es nicht nur ums Gehalt,
sondern vor allem darum, dass man sich mit dem Beruf
identifizieren könne.
Peter und Tivo können sich besonders gut mit ihrer Arbeit
als Pfleger identifizieren. Das spüren auch ihre Klientinnen
und Klienten. „Auf Wiedersehen und inzwischen Danke
und alles Gute, Tivo, Sie sind ja dann am Abend wieder bei
mir. Und Peter, Sie sehe ich dann morgen früh, ich freue
mich schon!“, sagt Frau S. zum Abschied.
Übrigens: Nach Erscheinen des Beitrags in „Wien Heute“
hatten wir mehrere Anfragen männlicher Interessenten,
die wir sehr gerne zu einem Gespräch eingeladen haben.
Sollten Sie ebenfalls Interesse haben, kontaktieren Sie
bitte unseren Pflegedienstleiter, Herrn DGKP Esmir
Kavazovic, per E-Mail unter: jobs@malteser.care
Man bekommt so viel zurück
Bei den Maltesern sind Männer in der Pflege fast schon
an der Tagesordnung. Von ihren Beweggründen für diese
Berufsentscheidung erzählen Gregor Zepharovich,
Gruppenleiter Ausbildungsgruppe Bereich Tirol, und
Szabolcs Csonka, Malteser in Ausbildung.
Gregor, Du hast gerade die formelle
Ausbildung zur Intensivpflege
begonnen. Was war Deine
Motivation dafür und hattest Du
Vorbilder in Deinem Umfeld?
Gregor Zepharovich: Erste Erfahrungen
mit der Pflege von Gregor Zepharovich
Kranken habe ich noch in der Schulzeit im Malteser
Hospitaldienst gemacht, ganz konkret auf einer Pilgerfahrt
nach Lourdes und beim Internationalen Malteser
Sommercamp. Dadurch ist mein Berufswunsch entstanden,
Menschen in ihrer Krankheit zu helfen und sie auf
dem Weg zur Genesung zu begleiten. Das selbstständige,
kompetente Arbeiten der leitenden Krankenschwester
bei diesen Diensten hat mich begeistert.
Szabolcs, was hat Dich zu Deiner Berufsentscheidung
bewogen?
Szabolcs Csonka: Bevor ich diese Ausbildung begann,
hatte ich Technische Mathematik, Bauingenieurwesen
und Elektrotechnik zu studieren
begonnen, diese Studien aber abgebrochen.
Als Patient hatte ich
erstmals näheren Kontakt zu Pflegenden.
Dies hat mein Interesse
geweckt. Ich bekam ein neues Bild
von diesem Beruf. Ich sah, dass Szabolcs Csonka
Pfleger weit mehr sind als „Helferlein“ der Ärzte.
Worin seht Ihr Eure Hauptaufgaben und was freut
Euch am meisten an Eurer Tätigkeit?
Gregor Zepharovich: Ich arbeite schon seit einigen
Jahren in der Intensivpflege. Leider wurde der entsprechende
Ausbildungskurs wegen der Pandemie mehrmals
verschoben, jetzt ist es aber soweit. Als Intensivpfleger
bin ich ständig am Patienten, beobachte ihn genau, nehme
alle Veränderungen in seinem Befinden wahr – sei
es mit Hilfe der eingesetzten Technik, sei es mit meinen
eigenen Sinnen. Dazu kommt natürlich auch die
Nahrungszufuhr, die Ausscheidung, die Mobilisation,
soweit diese nicht von den Physiotherapeuten gemacht
wird. Schön und motivierend sind die dankbaren Blicke
und natürlich jede Besserung des Zustandes der Patienten,
besonders wenn wir sie dann auf die Normalstation
weitergeben können. Die gute Teamarbeit auf der Intensivstation
– alle sind gleich gekleidet, es herrscht ein
amikaler, geradezu familiärer Umgang – hilft über die
belastenden Momente hinweg.
48
DIE MALTESER 1/2022
MALTESERÖSTERREICH
Szabolcs Csonka: Es kommt darauf an, die Patienten zu
begleiten, sie physisch und psychisch am Weg zur Wiederherstellung
der Gesundheit zu unterstützen. Die Arbeit
mit den Menschen, an den Menschen, treibt mich
an. Dankbarkeit, ein Lächeln, positive Rückmeldungen,
Erfolgserlebnisse – wenn z. B. ein Patient vom Rollstuhl
oder den Gehbehelfen loskommt – machen Freude und
bestätigen mir die Richtigkeit meiner Berufswahl. Zeit
spenden, Zuhören und Zuwendung geben gehören zu
den wichtigsten Tätigkeiten.
Als Mann im Pflege- und Betreuungsbereich gehört
Ihr – noch – einer Minderheit an. Was würdet
Ihr tun, um andere Männer davon zu überzeugen,
dass Pflege und Betreuung ein schöner und erfüllender
Beruf ist?
Gregor Zepharovich: Es ist die Arbeit mit Menschen,
an Menschen, die mich fasziniert. Im Heilungsprozess
kommt es auf alle daran Beteiligten – egal mit welcher
fachlichen Ausbildung – in gleichem Maße an. Gelebte
Nächstenliebe ist nicht an ein Geschlecht gebunden. Der
Beruf ist psychisch und physisch fordernd und bedarf
einer gründlichen Ausbildung. Man wird aber durch die
menschlichen Begegnungen mehr als entschädigt. Unsere
Aufgabe besteht in der Begleitung in allen Lebenslagen,
also Gesunden- und Krankenpflege, und ist daher
entsprechend vielseitig. Pflege ist ein erfüllender Beruf.
Er ist meine Berufung.
Szabolcs Csonka: In meinem Ausbildungsjahrgang ist
das Verhältnis zwischen Frauen und Männern etwa
10:1. Es ist wohl notwendig, die Pflege schon im Schulalter
den Burschen näherzubringen. Pflegepersonen
arbeiten ganz nahe an den Patienten. Ihnen steht daher
ein wichtiges Urteil über das Befinden zu. Arzt und
Pflege arbeiten zusammen, gehören zusammen. Pflege
ist der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann. Man
bekommt so viel zurück!
Danke Euch beiden und alles Gute weiterhin!
MALTESER Care hat langjährige Erfahrung im Bereich der
mobilen Pflege und Betreuung. Die Nachfrage nach Pflege
zu Hause wächst stetig, darum brauchen wir für unser Team
Verstärkung.
Aktuell suchen wir für die mobile Hauskrankenpflege in Wien
in Voll- und Teilzeit:
Pflegefachassistenten/innen
Pflegeassistenten/innen
Haben Sie Interesse in einem erfahrenen, kompetenten und
motivierten Team zu arbeiten?
Dann bewerben Sie sich bitte jetzt:
www.malteser.care/jobs
DIE MALTESER 3/2021 49
#giveasmile
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER KINDERHILFE
HOFFNUNG UND LEBENSFREUDE
IM HILDE UMDASCH HAUS
Den Kindern und Jugendlichen Hoffnung und Lebensfreude zu vermitteln, steht für die Pädagogen der MALTESER Kinderhilfe an
erster Stelle. Gemeinsame Projekte mit den Clini Clowns oder Brieffreundschaften tragen einen großen Teil zu einem mit Freude
erfüllten Leben bei. Durch unsere Spender können wir den Kindern maßgeschneiderte Therapien ermöglichen und ihnen die
passenden Geräte zur Verfügung stellen. Die Therapiemaßnahmen verbessern die Lebensqualität der Kinder und schenken ihnen
ein Stück mehr Selbstständigkeit. Ein herzliches Dankeschön an alle Helfer, Unterstützer und Sponsoren!
Lachen ist Leben und bedeutet
Hoffnung!
Wer lachen kann, tut seinem
Körper etwas Gutes: Es
werden bestimmte Botenstoffe
im Gehirn aktiviert,
die positive Gefühle in uns
auslösen. Für unsere Kinderund
Jugendlichen im Hilde
Umdasch Haus ist das eine
ganz besondere Form der Therapie. Deshalb kommen die Clini Clowns in regelmäßigen Abständen zu Besuch und
zaubern den Kindern und Jugendlichen nicht nur ein Lachen ins Gesicht, sondern schenken auch Hoffnung und Lebensfreude.
Viel Musik, lustige Tänze und Späße machen diese gemeinsamen Nachmittage zu einem einzigartigen Erlebnis.
Man kann sehen und spüren, wie viel Freude unsere Kinder an diesen Tagen haben. Die Clowns haben kreative
Ideen, zaubern etwa Tiere aus Luftballons und so ein Strahlen in die Augen der Kinder. Das gefällt vor allem unseren
kleinsten Bewohnern besonders gut. Wir freuen uns schon auf den nächsten Besuch der Clini Clowns!
Geschichten und Bilder zum Träumen
Die Stadtbücherei Amstetten veranstaltete im Hilde
Umdasch Haus ein Bücherkino: Dabei werden Illustrationen
aus einem Kinderbuch auf einer Leinwand gezeigt,
während eine Erzählerstimme die dazugehörigen
Texte spricht. Das kam gut an: Alle Kinder lauschten
gebannt der ruhigen Stimme, wie sie kindgerecht über
die Tierwelt und den Winterschlaf sprach. Die liebevoll
gestalteten Illustrationen wurden beim Zuhören von
den Kindern großäugig bestaunt. So leise wie beim Geschichtenvorlesen
ist es selten in unserem Haus.
M. Schuster (li) und K. Rafetzeder (re) Bilderbuchkino
50
DIE MALTESER 1/2022
MALTESERÖSTERREICH
Spenden der ÖVP Amstetten
Die ÖVP hat in den letzten Monaten die Malteser Kinderhilfe in Form von Geld- und Sachspenden unterstützt. Die
Aktion „Bettwäsche vom Christkind“ wurde von den ÖVP Frauen ins Leben gerufen. Um die Weihnachtszeit wurden
viele bunte Decken und Bettwäsche für das Hilde Umdasch Haus gesammelt. Außerdem wurde eine Spende über 250
Euro an unser Haus übergeben. Durch diese großartige Unterstützung wird den Kindern ein Stück Lebensfreude und
Geborgenheit geschenkt. Wir bedanken uns im Namen der Kinder und Jugendlichen für dieses tolle Engagement.
Brieffreundschaften
Im Hinblick auf COVID-19 zählen ausnahmslos alle Kinder und Jugendlichen im
Hilde Umdasch Haus zur Risikogruppe. Die Einhaltung der Corona-Regeln hat
dadurch einen hohen Stellenwert bei uns. Es fällt oft schwer, in Kontakt zu anderen
Kindern oder Schulen von auswärts zu bleiben. Eine Klasse der Volksschule
Preinsbacherstraße in Amstetten wollte alte Kontakte aufrecht erhalten und gerne
neue knüpfen. Gemeinsam haben wir daher das Projekt „Brieffreundschaften“
ins Leben gerufen. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse haben an unsere
Kinder und Jugendlichen fleißig Briefe geschrieben. Am Lesenachmittag haben
unsere Pädagoginnen die Briefe vorgelesen und eine gemeinsame Antwort auf
jeden Brief verfasst. Ein tolles Projekt für mehr Zusammenhalt in dieser schwierigen
Zeit!
Auf Rollen unterwegs – wir sind mobil!
Aufstehen und losgehen – das ist für die meisten Menschen das Normalste auf
der Welt. Für unsere Kinder und Jugendlichen ist es aber ein großes Privileg. Endlich
konnten wir Karin ihren größten Wunsch erfüllen und für sie einen hochmodernen
E-Rollstuhl anschaffen! Mit diesem Rollstuhl kann sie sich selbstständig
fortbewegen und sogar einige Alltagssituationen alleine bewältigen. Einmal in
der Woche erhält Karin ein individuelles Rollstuhltraining. Im Unterricht lernt
sie die optimale Steuerung und die richtige Fahrtechnik.
Auch unsere jüngsten BewohnerInnen werden zunehmend mobil und haben einen
ganz speziellen Laufwagen bekommen. Der Rollwiderstand, kann je nach
Bedarf eingestellt werden. Dadurch ist ein optimales Training für die Beine möglich.
Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Kinder und Jugendlichen in Sachen
Mobilität zu unterstützen und zu fördern. Die Anschaffung solcher Geräte verbessert die Selbstständigkeit und somit
auch die Lebensqualität unserer Kinder enorm.
DIE MALTESER 1/2022 51
MALTESERÖSTERREICH
WEIHNACHTEN: SPENDENAKTIONEN ZUR
UNTERSTÜTZUNG DER MALTESER KINDERHILFE
Heuer wurden tolle vorweihnachtliche Spendenprojekte zur Unterstützung der MALTESER Kinderhilfe ins Leben gerufen.
Unter anderem unterstützten die Bäuerinnen aus Amstetten und die Mittelschule Mauer die Malteser Kinderhilfe mit
Keks- und Mehlspeisen, welche gegen eine freiwillige Spende verteilt werden konnten.
Eine ganz besondere Spendenaktion war die Baumspende von Carina Krenn aus Amstetten. Sie schaltete einen
Aufruf auf Facebook mit dem Titel „Christbaum zu verschenken“. In ihrem Garten war ein einst kleiner Lebendchristbaum
zu einer vier Meter hohen Nordmanntanne herangewachsen – zu groß für den Garten von Frau Krenn.
So wurde die Tanne an die Malteser Kinderhilfe gespendet, die sich sehr über den prächtigen Christbaum freute.
Unterwegs im Amstettener
Weihnachtswald
Landjugend überreicht
Nikolosackerl
Gemeinsames Adventsingen
52
DIE MALTESER 1/2022
MALTESERÖSTERREICH
Charity Golfturnier zur Unterstützung der Malteser Kinderhilfe: Die Startgelder und zusätzliche Spenden des
sechsten Early Morning Golfturniers des Legendario Men’s Club wurden der Kinderhilfe in Form einer Geldspende zur
Verfügung gestellt. Insgesamt wurden 3.000 Euro gesammelt. Diese großzügige Spende ermöglicht unseren Kindern
individuelle Therapien und Förderprogramme. Ein herzliches Dankeschön an den Legendario Men’s Club und den zahlreichen
Spendern für diese großartige Unterstützung!
Spendenübergabe
Antares Netlogix
Ein großes Dankeschön allen Unterstützern
der Malteser Kinderhilfe.
Kinderhilfelauf 2021
Spendenübergabe
Herr Breiteneder von der Autobörse
Breiteneder wanderte als Nikolaus
verkleidet durch Amstetten und sammelte
für die Malteser Kinderhilfe
Spenden im Wert von 500 Euro.
*Die Namen der genannten Kinder wurden von der Redaktion aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert.
VIRTUAL RUN von 29.09. - 2.10.2022
LAUFEVENT im Umdasch Stadion 2.10.2022
DIE MALTESER 1/2022 53
MALTESERÖSTERREICH
JOHANNESGEMEINSCHAFT
DIE KRAFT DES GEBETES
Die MALTESER bringen zum Ausdruck, was der Apostel Paulus mit seinen Charismen anspricht: die Dienste an den acht Elenden.
Ein solcher Dienst – nicht unmittelbar sichtbar, aber sehr wirkungsvoll – ist das Gebet. Diesem hat sich die MALTESER
Johannesgemeinschaft verschrieben.
Von Marie Czernin
DU INTERESSIERST DICH FÜR DIE
JOHANNESGEMEINSCHAFT?
Dann melde Dich gerne per E-Mail: mjg@malteser.at!
Wir freuen uns über neue Mitglieder. Die Voraussetzungen
für eine Aufnahme sind in dem Versprechen,
das bei der Aufnahme abgelegt wird, zusammengefasst.
Hier heißt es: „Im alltäglichen Leben und in der
Begegnung mit meinen Mitmenschen den Glauben
zu verteidigen, den Bedürftigen zu dienen und mit
Gottes Hilfe nach Vervollkommnung meines christlichen
Lebens zu streben.“
Mitglieder werden in erster Linie junge Katholiken,
die sich als Freunde des Malteserordens erweisen,
indem sie sich mit dessen Idealen identifizieren. Sie
führen ein treues Gebetsleben, bemühen sich, durch
den regelmäßigen Besuch der Heiligen Messe, monatliche
Beichte, geistliche Begleitung und die jährliche
Teilnahme an Exerzitien im geistlichen Leben zu
wachsen und sich auch in den karitativen Werken des
Ordens zu engagieren.
Interessierte können durch ihre Teilnahme an den Gebetsabenden
und an den Gemeinschaftsaktivitäten
das Leben der Johannesgemeinschaft kennenlernen.
Sie werden dem Rat der Gemeinschaft schließlich als
Kandidaten vorgeschlagen. Die Aufnahme findet einmal
jährlich im Rahmen einer Heiligen Messe statt.
Der Auftrag des Malteserordens – „die Verteidigung des
Glaubens und der Dienst an den Armen“ – fasst wunderbar
zusammen, worum es im Christsein eigentlich geht:
Gott und den Nächsten zu lieben und für diese Liebe einzutreten.
Im Jahr 2005 wurde die Malteser Johannesgemeinschaft
von Dominik Batthyány und Oktavian Eiselsberg ins
Leben gerufen, mit dem Wunsch, dieses Charisma des
Malteserordens im Alltag zu leben und viele Menschen
daran teilnehmen zu lassen. Dominik war gerade von
einem Einsatz der Malteser im Libanon zurückgekehrt.
Er stand noch unter dem Eindruck des „Libanonprojekts“
der „Gemeinschaft Junger Malteser“, die sich jeden
Sommer in Beirut geistig und körperlich schwerbehindeter
Kinder annehmen.
Seither versammelt sich die Johannesgemeinschaft regelmäßig
zum Gebet, um für die Anliegen der Malteser,
für ihre Werke, die Betreuten, Alten und Kranken wie
auch für eine gute Reform des Malteserordens zu beten.
Gleichzeitig bemühen sich ihre Mitglieder, den Glauben
im Alltag, in der Arbeit, der Familie und der Freundschaften
sichtbar werden zu lassen. Denn gerade dort, bei
unseren Nächsten, können wir dem „achtfachen Elend“
begegnen.
Wegweisende Impulse
Ursprünglich traf sich ein kleiner Gebetskreis jede Woche
in der Malteserkirche in Wien zum Abendgebet und
bald auch ebendort einmal im Monat zur heiligen Messe.
54
DIE MALTESER 1/2022
XXXX
Dass Pater Florian Calice CO von Anfang an die
Johannesgemeinschaft als Seelsorger mit wegweisenden
Impulsen zu einem Leben aus dem
Glauben begleitet hat, ist ein großes Geschenk.
So sind auch die alljährlichen Adventsexerzitien
mit Pater Florian in Maria Sorg zu einer wunderbaren
Tradition geworden, die viele nicht mehr
missen wollen.
Einer der Fixpunkte im Programm der Johannesgemeinschaft
ist das alljährliche „Friedensgebet“
im Wiener Stephansdom mit Kardinal
Christoph Schönborn, das seit 14 Jahren von
der „Oase des Friedens“ und einigen Mitgliedern der
Johannesgemeinschaft mit viel Elan organisiert wird.
Auch die Wander- und Ski-Retreats in Heiligenblut,
bei denen sich die Freude am Sport mit inspirierenden
Bergmessen und geistlichen Impulsen am Fuß des Großglockners
wunderbar verbinden lassen, oder die Gemeinschaftsnachmittage,
die bis zu viermal im Jahr stattfinden,
erfreuen sich großer Beliebtheit.
Wenn der Same Wurzeln schlägt und wächst
Die Begegnung mit den Bedürftigen, vor allem mit alten
und kranken Menschen, ist ein zentrales Anliegen der
Johannesgemeinschaft, weshalb wir in den vergangenen
Jahren verschiedene ehrenamtliche Dienste übernommen
haben, wie unter anderem die Besuche bei den Senioren
im Haus Malta.
Eine Frucht des beharrlichen Gebetes ist ein langsames
Wachsen unserer kleinen Gemeinschaft. Aus dem ursprünglichen
Gebetskreis in der Malteserkirche entstanden
neue Gebetskreise in privaten Wohnungen – zuerst
in Wien, danach in Innsbruck, Berlin, Salzburg und Köln.
Mit der Zeit bildeten sich kleine Hausgemeinschaften
und das beliebte Müttergebet. Darüber hinaus trifft sich
der Innsbrucker Bereich zum Beispiel alle zwei Wochen in
der Pfarrkirche Amras zum Rosenkranzgebet und zur Eucharistischen
Anbetung. Eine besondere Ehre und Freude
ist es, dass auch Fra` Ludwig Call immer treu an diesen
Gebetsabenden teilnimmt.
Treffpunkt Internet
Während der Corona-Pandemie wurde das gemeinsame
Beten zum Teil ins Internet verlagert. Durch den
Einsatz von ZOOM ist es möglich geworden, sich über
örtliche Grenzen hinweg jeden Monat zu einem Online-
Gebetsabend zu versammeln. Johannes Holfeld, der
Sprecher der Johannesgemeinschaft, hat dieses Online-
Gebet vor zwei Jahren ins Leben gerufen und dabei viele
Malteser und Freunde der Johannesgemeinschaft mobilisiert,
daran teilzunehmen.
Im vergangenen September fand im Stift Sankt Florian ein
Sommerfest für die Mitglieder der Johannesgemeinschaft
unter dem Motto „Kommt und seht…“ statt. Nach Zeiten
des „social distancing“ war die Freude des Wiedersehens
umso größer.
www.malteser-johannesgemeinschaft.at
DIE MALTESER 1/2022 55
MALTESERÖSTERREICH
EIN HERZLICHES WILLKOMMEN UNSEREN NEUEN MITGLIEDERN!
Mit einigen sehr persönlichen Worten stellen sich unsere jüngst gewonnenen Mitglieder vor. Sie beantworteten
jeweils die drei folgenden Fragen: „Was hat Dich bewogen, der MALTESER Johannesgemeinschaft (MJG) beizutreten?“,
„Was gefällt Dir besonders an der MJG?“ und „Was würdest Du Deinen Freunden erzählen, um sie für die MJG
zu gewinnen?“
„Ich habe mich der Johannesgemeinschaft angeschlossen, weil das eine für mich sehr wichtige
Möglichkeit des Gebets in Gemeinschaft ist. Mein tägliches Stundengebet verrichte ich ja –
von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen – immer allein. Bei den Gebetsabenden in der Pfarre
Amras darf ich hingegen erfahren, dass das Gebet in Gemeinschaft eine besondere Kraft hat.“
Fra` Ludwig Call,
als Professritter Ehrenmitglied der Johannesgemeinschaft
„Die Malteser Johannesgemeinschaft ist für mich die perfekte Ergänzung zu meiner alltäglichen
beruflichen und meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Malteser Hospitaldienst. Es ist
immer wieder erstaunlich und erbauend, wie viel Kraft man aus dem gemeinsamen Gebet
gewinnen kann. Der Heilige Geist wirkt hier besonders spürbar! Das fasziniert mich, neben
vielem anderem, am meisten an der Johannesgemeinschaft!“
Gregor Holfeld
„Gemeinsam mit anderen jungen Menschen und Familien zu beten und sich gegenseitig Kraft
zu schenken, ist für mich in der heutigen Zeit einfach großartig. In ihrem Tun einzigartige
Priester und geistliche Begleiter, wie Pater Florian Calice, Monsignore Leo Maasburg oder
Pfarrer Patrick Busskamp, um sich zu haben, ist zusätzlich eine Stütze und unglaubliche Gnade.“
Marie-Theres Holfeld
„Die Malteser Johannesgemeinschaft zeichnet sich für mich durch eine solide katholische Spiritualität
aus. Ich darf dort interessanten Menschen begegnen, die aus unterschiedlichen Lebensbereichen
stammend eine religiöse Ernsthaftigkeit vereint. Die regelmäßigen Gebetsabende
helfen mir dabei, durch die Anbetung, das gemeinsame Gebet und theologisch ansprechende
Inputs immer wieder meinen geistlichen Fokus neu nachzujustieren.“
Clemens Danzl
„Die Malteser Johannesgemeinschaft kenne ich nun bereits seit einigen Jahren, andere
Malteser-Aktivitäten, wie zum Beispiel das Sommercamp im Libanon, bereits wesentlich
länger. Es fühlt sich an, als hätte ich meinen Weg erst finden müssen. Aber nun habe ich hier
einen neuen Hafen von den Abenteuern dieser Welt gefunden. Ich bin dankbar für die Geborgenheit
und das betende Selbstverständnis in dieser Gemeinschaft und freue mich, dies mit
immer neuen Menschen teilen zu können.“
Cecilia Engels
56
DIE MALTESER 1/2022
MALTESERÖSTERREICH
„Mir gefällt an der Johannesgemeinschaft das gemeinsame Gebet, das mir immer wieder viel
Kraft gibt. Auch die Betrachtungen zum Sonntagsevangelium von Pfarrer Patrick Busskamp,
dem Bereichsseelsorger des Malteser Hospitaldienstes Tirol, regen mich zum Nachdenken
an. Die alle zwei Wochen stattfindenden Gebetsabende motivieren und stärken mich auch bei
meinen Aufgaben im Hospitaldienst. Der nette Ausklang in einem nahegelegenen Restaurant
bietet immer Raum für gute Gespräche.“
Benedikt Anwander
„Nachdem ich schon ein paar Jahre aktives Mitglied des Malteser Hospitaldienstes bin, war es mir ein großes
Anliegen, das Motto des Malteserordens „Tuitio Fidei et Obsequium Pauperum – Wahrung des Glaubens und
Hilfe den Bedürftigen“ nicht nur durch mein ehrenamtliches Engagement im Hospitaldienst
zu leben, sondern auch durch das gemeinsame Gebet in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter.
Ich bin davon überzeugt, dass die Früchte jeglicher Art von Engagement nur durch das sie begleitende
Gebet voll zur Geltung kommen können, wie das auch der Apostel Paulus im Brief an
die Philipper zum Ausdruck bringt: „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt“ (Phil 4, 13).
Die Johannesgemeinschaft als Werk des Malteserordens bietet den perfekten Rahmen dazu.“
Philipp Anwander
„Eva und Johannes Holfeld haben uns eingeladen, die Johannesgemeinschaft kennenzulernen.
Für uns war die Suche nach einer Glaubensvertiefung im Sinne der Spiritualität der
Malteser ausschlaggebend dafür, dass wir dieser Gemeinschaft beigetreten sind. Sie bietet
uns die Möglichkeit, Glaubensfragen zu besprechen, zu vertiefen und weiterzugeben. Wir
erleben viel Entfaltungspotential in dieser jungen Gemeinschaft. Kommt und seht!“
Dorota und Josef Baittrok
GRATIS, aber leider nicht kostenlos.
Liebe Leserinnen und Leser,
„Die MALTESER“ ist traditionell gratis und soll es auch bleiben. Denn es
ist uns ein Anliegen, Sie über unsere Arbeit umfassend zu informieren.
Doch die Produktion und der Versand sind leider nicht kostenlos. Bitte
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Team Pflege: Arbeit mit Sinn
Ent-Fürchten wir uns: Leben im Alter
Wenn zwei gemeinsam Gutes tun
MALTESER
Sie können die Zeitung auch online lesen unter: www.malteserorden.at/presse/malteserzeitung/
DIE MALTESER 1/2022 57
Die
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 3/2021
MALTESERÖSTERREICH
MALTESERORDEN
LEBENDIGE GESCHICHTE AUS STEIN
Auf Entdeckungsreise zur Burgruine Ligist: Was aktuelle wissenschaftliche Bauforschung mit modernen digitalen
Vermessungsmethoden für den Erhalt historischer Zeitzeugen leisten kann.
Von Peter Bauer
Das Landschaftsbild so mancher Region in Österreich ist
von der markanten Silhouette einer Burgruine geprägt.
Die stummen, teils recht schroffen Artefakte der Vergangenheit
zeugen von der äußerst wechselhaften Geschichte
dieser Orte. Aufgrund des durchwegs martialischen
Erscheinungsbildes der Ruinen und einer weitgehenden
Verklärung des Burgenbegriffs im 19. und 20. Jahrhundert
steht allzu oft die kriegerische Vergangenheit dieser
Anlagen oder deren Bezug zu Sagen und Märchen im Vordergrund.
Dabei wird vergessen, dass diese Anlagen in erster Linie
Herrschaftssitz, Versammlungsort, Lebensraum, Arbeitsplatz,
Verwaltungs- und Kulturzentrum waren. Erst
in zweiter Linie dienten sie zur Verteidigung. Vor allem
als Verwaltungssitz prägten sie das Umland und spielten
eine zentrale Rolle für die Region und deren Einwohner.
Es lohnt also, sich mit dem kulturellen Erbe zu beschäftigen
und den alten Gemäuern einen zeitgemäßen Platz in
der Gesellschaft einzuräumen – als Naherholungsgebiet,
als Forschungsobjekt, als Veranstaltungszentrum.
Die Herren „Lubgast“
Nehmen wir zum Beispiel die Burgruine Ligist. Maltesern
nicht unbekannt liegt diese Burgruine in der West-Steiermark
auf einem Ausläufer des 803 Meter hohen Wartensteins
oberhalb der gleichnamigen Marktgemeinde (392
m). Erbaut wurde sie ab Ende des 12. Jahrhunderts bis in
die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts und danach laufend
erweitert. 1222 wurden ein gewisser Ulrich und 1224 ein
Rudolf von Lubgast als Wildoner Dienstmannen auf der
Burg urkundlich genannt. Von ihnen stammt wohl der
Name Ligist. 1355 übernahmen die Ritter von Saurau im
Erbwege die Burg und 1442 das Gut Ligist in ihre Herrschaft.
1464 erwirkte Friedrich von Saurau, kaiserlicher
Truchsess, die Markterhebung von Ligist und sorgte damit
für Wachstum im Ort.
Nach mehreren Besitzerwechsel und einem Brand im 17.
Jahrhundert war die Burg bis ins ausgehende 18. Jahrhundert
bewohnt. Noch 1809/10 nutzten französische
Truppen die Burg als Unterkunft. 1820 stürzten Teile der
Burg ein und 50 Jahre später übernahmen schließlich die
Grafen Goëss von der Witwe des letzten Saurau, Anna-
Maria, geb. Goëss, die Ligister Güter mit den Resten der
Burg. 1928 ging die Anlage in den Besitz des Souveränen
Malteser-Ritter-Ordens über.
Großzügige Spenden zur Renovierung
Als der Burgenforscher Otto Piper um 1900 das Areal der
58
DIE MALTESER 1/2022
XXXX
Ruine Ligist zum ersten Mal betrat, um Skizzen
und Grundrisspläne anzufertigen, bot sich ihm
ein verwilderter Anblick. Es sollte bis zum Jahr
1975 dauern, bis Erhaltungsarbeiten an der Burgruine
vorgenommen wurden. Der dazu gegründete
Burgverein überdachte zunächst den mehrstöckigen
Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert.
Die Marktgemeinde Ligist, der Malteserorden
sowie der Burgverein unter Gründungsobmann
Hans Kürzl stellten beträchtliche finanzielle Mittel
zur Verfügung, um die Ruine zu erhalten.
Zusätzlich brachten viele Einzelpersonen, darunter
Burgvereinsobmann Rudolf Riedel, unzählige freiwillige
Arbeitsstunden als Spende zur Renovierung
der Burgruine ein. Im gemeinschaftlichen Zusammenwirken
von Orden, Marktgemeinde und Bevölkerung
konnte die vormals zugewachsene und
dem Verfall preisgegebene Anlage in den aktuellen
Zustand versetzt werden.
Hoher emotionaler Wert
Besichtigt man heute die Burg, fällt vor allem der
wieder gedeckte Bergfried ins Auge, der das Mauerwerk
vor weiterem Verfall schützt. Zahlreiche
weitere Sicherungsmaßnahmen und die wieder
aufgebaute Rundbogenbrücke ermöglichen einen
Besuch des gepflegten Areals und zeugen
vom noch immer bestehenden emotionalen Wert
der Anlage für Anrainer und Besucher.
Dennoch gehören Veränderungen zum Charakter
einer Ruine dazu. Der natürliche Prozess des
Verfalls lässt sich durch bauliche Maßnahmen
nur verlangsamen, aber nicht gänzlich stoppen.
Einem Besucher in weiteren 100 Jahren wird
sich ein vollkommen neuer Anblick bieten, als
wir ihn heute kennen. Der Besucher kann dann
den künftigen Ist-Zustand mit dem heutigen Ist-
Zustand, der mit Hilfe der Digitalisierung für ein
3D-Objekt vermessen wurde, vergleichen. Dieses
3D-Modell ist ein zentimetergetreues Abbild der
heutigen Burgruine Ligist und erlaubt auch späteren
Generationen einen objektiven Blick auf
den aktuellen Bestand.
Die Vermessung der Welt von Ligist
Im Spätherbst 2021 formierte sich ein Team ehrenamtlicher
Burgenforscher, um mittels Drohnenvermessung die Burgruine
Ligist zum ersten Mal in 3D zu dokumentieren. Das Verfahren
der Photogrammmetrie ermöglichte hier die virtuelle Rekonstruktion
des Objekts aus der Kombination einer Vielzahl von
Einzelbildern aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Mit hoher Sorgfalt wurden außerdem markante Punkte der
Ruine millimetergenau mit Vermessungsgeräten bestimmt und
in die Berechnungen eingebunden, um ein verlässliches Modell
daraus abzuleiten. Das so generierte 3D-Modell der Burgruine
Ligist dient als modernes Zeitzeugen-Dokument. Es ergänzt die
historischen Aufzeichnungen, bietet neue Ausgangspunkte für
die weitere Beforschung, zieht
die öffentliche Aufmerksamkeit
auf sich und verstärkt so das Bewusstsein
für die Werthaltigkeit
und Bedeutung von Historie.
Das Wappen von Ligist als herrschaftliches Zeugnis
Das Wappen ist ein von Gold und Grün geteilter Schild. Im oberen
Feld ist eine schwarze, goldgekrönte Eule mit ausgebreiteten
Flügeln zu sehen. Das untere Feld zieren zwei schräggekreuzte,
silberne Hämmer. Die Eule stammt aus dem Wappen
der Grafen von Saurau. Die Hämmer weisen auf die Bedeutung
der einstigen Hammerwerke hin, die in der
Ligister Gegend bis in das 19. Jahrhundert ein
wichtiger Wirtschaftsfaktor waren.
Über den Autor
DI Peter Bauer, Geodäsie, TU Graz ist Experte
für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme.
E: peter.bauer@tugraz.at
Link zum Modell:
http://igms.3dworld.tugraz.at/HomepageLigist.html
DIE MALTESER 1/2022 59
ADVERTORIAL
MEDIEN-
KOMPETENZ IN
KOMPLEXEN ZEITEN
Peter Stellnberger im Interview mit Sophie Ernest.
Pressearbeit ist für Hilfsorganisationen wie die Malteser
ein wichtiges Instrument, um nach außen positiv aufzutreten
und potenzielle Spender anzusprechen. Der
ehrenamtliche Referatsleiter-PR aus dem Bereich Wien
traf die Medienwissenschafterin und ehrenamtliche
Geschäftsführerin des Friedrich-Funder-Instituts zum
Interview. Das Friedrich-Funder-Institut unterstützt
die Malteser in der Ausbildung der ehrenamtlichen
PR-Referenten.
Im Sekundentakt prasseln neue Nachrichten auf
uns ein. Wie kann man in dieser komplexen Welt
und im Zeitalter von Fake-News noch die Übersicht
bewahren?
Gerade in einer immer komplexer werdenden Welt
braucht es Einordnung, Interpretation und Kommentierung
– und somit Qualitätsjournalismus, auf den
wir uns verlassen können. Klassische journalistische
Tugenden und Kompetenzen bieten gerade in Zeiten
von zunehmender Desinformation im Netz, Deep-Fake-
Videos und Manipulationen jeglicher Art eine wichtige
Hilfestellung für unsere demokratische Gesellschaft.
Das bedeutet auch, dass technologische Kenntnisse
in diesem Zusammenhang immer wichtiger werden.
Das berücksichtigen wir auch im neuen Programm des
Friedrich-Funder-Instituts. Denn einerseits wächst die
Verantwortung für Redaktionen, andererseits ist dies
eine gewaltige Chance für Medien, mit Wahrhaftigkeit
und Verlässlichkeit zu punkten.
Die gedruckte Zeitung ist schon vielfach vom
Frühstückstisch verschwunden. E-Papers und
Online-Beiträge sind vielfach zur Informationsquelle
geworden. Wie hat sich die Digitalisierung
auf die Medienwelt ausgewirkt?
Mag. Sophie Ernest, Geschäftsführerin der
UBIT-Akademie incite und ehrenamtliche Geschäftsführerin
des Friedrich-Funder-Instituts (FFI).
Die Corona-Pandemie hat bekanntermaßen wie ein
Brennglas gewirkt und die Digitalisierung vorangetrieben.
Selbstverständlich werden sich daher auch die Anteile
in der Mediennutzung verschieben, denn der Konsument
hat nur ein begrenztes Zeitbudget. Die meisten
Medienunternehmen begegnen diesem Umstand mit
einer Multimedia-Multiplattform-Strategie und bereiten
Inhalte für alle Kanäle auf, um möglichst viele
Kontaktpunkte zum Rezipienten zu schaffen. Das muss
auch in der Medienausbildung abgedeckt werden.
Medienkompetenz ist zu einem vielfach geforderten
Schlagwort geworden. Was bedeutet das für
Sie persönlich und wie kann man diese Kompetenzen
erlernen?
Medienkompetenz ist in erster Linie die Fähigkeit,
Medien zu nutzen. Hier geht es auch darum, durch
Barrierefreiheit alle Mediennutzer grundsätzlich zu erreichen.
Ein weiterer Aspekt der Medienkompetenz ist
es, Medieninhalte zu verstehen und kritisch zu bewerten.
Hier sind wir alle gefordert, auch die nächsten Generationen
dafür fit zu machen. Aus- und Weiterbildung
in Journalismus und Medien heißt deshalb für uns, sich
mit dem, was ist, und dem, was kommt, auseinanderzusetzen.
Dies betrifft aber keineswegs nur professionelle
Journalisten, sondern jeden, der sich mit Medieninhalten
beschäftigen möchte.
60
DIE MALTESER 1/2022
ADVERTORIAL
Welche Aspekte sollten Hilfsorganisationen wie
die Malteser in ihrer eigenen Kommunikation
besonders berücksichtigen?
Die Malteser leisten einen großartigen Beitrag zur Inklusion
behinderter Menschen. Die ehrenamtlichen
Mitglieder leisten Besuchsdienste bei kranken und einsamen
Menschen, unterstützen HIV-Betroffene und begleiten
sterbenskranke Menschen und deren Angehörige.
Das sind per se Themen, die publiziert werden sollen
– am besten auch barrierefrei, Stichwort: Web Accessibility.
Man merkt ja schon in Gesprächen, Reden und auch
journalistischen Darstellungen, wie tabuisiert gewisse
Themen noch immer sind und wie häufig noch immer
verletzende oder gar falsche Begrifflichkeiten und Redewendungen
verwendet werden.
Sie sind nun seit einem Jahr Geschäftsführerin
des Friedrich-Funder-Instituts. Friedrich Funder
war ein bekennender Katholik und musste für
seine Überzeugungen in KZ-Haft. Welche Rolle
spielen der Glaube und Überzeugungen noch heute
in der Medienlandschaft?
Wir arbeiten aktuell zu unserem 40-jährigen Bestehen
auch die Lebensgeschichte unseres Namensgebers
auf. Ein Vermächtnis Funders ist sicherlich ein hohes
Maß an Integrität und an einem aufrichtigen Journalismus.
Das Berufsfeld des Journalisten ist für mich
aber ein sehr werteorientiertes. Der Ehrenkodex für die
österreichische Presse ist hier eine gute Richtschnur zur
Wahrung der journalistischen Berufsethik.
Das Friedrich-Funder-Institut
Das Friedrich-Funder-Institut (FFI) bietet Aus- und
Fortbildungsangebote für Journalismus an. Basisworkshops
zu Themen wie Recherche, Schreibhandwerk oder
Interviewführung ermöglichen einen Einstieg in den
Journalismus. Vertiefende Seminare u.a. zu Medienrecht,
Medienethik und Content-Producing decken vertiefende
handwerkliche Themen und Theorien ab.
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lautet: Weiterbilden?“
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beruflicher Weiterbildung & Webinaren geht es hier:
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DIE MALTESER 1/2022 61
© wikipedia Foto: © Malteser International
Der Schulleiter zeigt den Zaun. Die Ziegen der Nachbarn laufen frei auf dem Grundstück der Schule herum.
Nachts springen sie über die Zäune der Schulgärten und fressen, was von den Schülern und dem Lehrpersonal
angepflanzt wurde.
SUDAN
ICH HABE DURCHAUS
HOFFNUNG FÜR DIESES LAND
Der Südsudan zählt zu den besonders krisengeschüttelten Regionen des afrikanischen Kontinents.
Der Klimawandel und wiederholte gewaltsame Auseinandersetzungen machen den Menschen zu
schaffen. MALTESER International ist vor Ort und hilft, so gut es geht.
Von Katharina Kiecol
Im Dezember 2021 war ich als Referentin der Kommunikationsabteilung
von Malteser International zum ersten
Mal im Südsudan, um über unsere Arbeit zu berichten
– zunächst in der Gegend rund um die Hauptstadt Juba
und dann in der Umgebung der zweitgrößten Stadt Wau.
Das Land hat mich sehr beeindruckt. Für mich gehört der
Südsudan zu den vergessenen Krisen. Die Menschen dort
haben mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen,
werden immer wieder von Fluten und Dürren heimgesucht,
und noch immer schwelen gewaltsame Konflikte,
auch wenn es eigentlich einen Friedensvertrag gibt. Unsere
Hilfe ist sehr nachhaltig: Wir helfen den Menschen
beim Anbau von Nahrungsmitteln, haben sehr viele
Brunnen instand gesetzt und unterstützen die Menschen
im Friedensprozess über einen lokalen Partner. Für die
Menschen, die akute Hilfe benötigen, sind wir ebenfalls
da und verteilen Bargeld für besonders bedürftige Menschen
in einem Camp für intern Vertriebene.
Reden statt Kämpfen
Zäune um die Grundstücke, die die Bauern im Südsudan bepflanzen,
gibt es nur selten. Denn häufig sind die Grundstücke
so groß, dass die Kosten für einen Zaun zu hoch wären.
Und nicht alle Ziegen lassen sich von den einfachen Dornensträuchern,
die etwa der Schuldirektor einer Grundschule
im Juba-Distrikt um die Schulgärten aufstellte, zurückhalten.
Das führt immer wieder zu Konflikten zwischen Vieh-
62
DIE MALTESER 1/2022
MALTESERWELTWEIT
Katharina Kiecol besucht regelmäßig Projekte
vor Ort.
Bei der Grundschule versorgt MALTESER International die Kinder und das Lehrpersonal
mit sauberem Trinkwasser. Das Abwasser wird direkt zur Bewässerung der
Schulgärten genutzt.
hirten und Landwirten – und seit einigen Jahren auch zu
gewaltsamen Auseinandersetzungen. Deshalb ist die Arbeit,
die wir mit unserer lokalen Partnerorganisation CARDO voranbringen
wollen, so wichtig.
Auf den ersten Blick wirkt an der Tokiman Community
Primary School in Rejaf Payam alles perfekt. Die Kinder
laufen lärmend über den Schulhof, der Unterricht wurde
für heute gerade beendet. Doch als unser Kollege Rume
William Kenyi an diesem heißen Tag den dunklen Raum
des Schulleiters betritt, ist dieser aufgebracht: „Wir brauchen
neue Zäune für die Schulgärten! Der Zaun, den
wir gebaut haben, nutzt gar nichts. Die Ziegen springen
nachts einfach drüber und fressen alles kahl.“
Mathedio Gubek Sanfino ist außer sich. Hinter der Tokiman
Community Primary School hat er gemeinsam mit
dem Lehrpersonal zwei Grundstücke zu Schulgärten umfunktioniert.
Über eine solarbetriebene Pumpe wird das
Land bewässert. Eigentlich sollte in der kommenden Woche
damit begonnen werden, das Unkraut zu entfernen
und das neue Saatgut, das unser Mitarbeiter mitgebracht
hat, einzusetzen. Aber so ergebe dies keinen Sinn, meint
Herr Sanfino, denn die Ziegen würden alles wieder abfressen,
wenn es keinen neuen Zaun gibt. Derzeit umrandet
ein provisorischer Zaun aus Dornengestrüpp die Gärten.
Zu niedrig, meint Sanfino. Der Zaun sei für die Ziegen
kein Hindernis. Auch jetzt stromern dutzende Ziegen
über den Schulhof, bleiben vor den Klassenzimmern stehen
und stören sich nicht an den lärmenden Kindern.
Konkurrenz um Acker- bzw. Weideland
Viele Menschen verlieren jedes Jahr durch gewaltsame
Auseinandersetzungen ihr Leben. Der Konflikt mit den
Nachbarn der Schule, die ihre Ziegen frei herumlaufen
lassen, steht sinnbildlich dafür, was im gesamten Südsudan
immer wieder zu Streit und gewaltsamen Auseinandersetzungen
führt: Die einen brauchen das Land,
um Landwirtschaft zu betreiben, die anderen benötigen
es für ihr Vieh. Oft passiert es, dass Viehzüchter ihre
Herde mit mehreren 100 Tieren auf fremdem Land grasen
lassen und dabei von Bauern bestellte Felder abgefressen
werden. Da es hier um die Lebensgrundlage der
Bauern geht, kann die Situation schnell eskalieren. Im
Südsudan besitzen mittlerweile viele Menschen Waffen
und so kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen.
Jedes Jahr verlieren auf diese Weise
viele Menschen ihr Leben.
Orasio Opiyo ist Direktor der südsudanesischen Organisation
CARDO, mit der Malteser International seit Mai
2021 zusammenarbeitet. Die Organisation hat sich genau
dieses Problems in ihrem Land angenommen: den
gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Landwirten
und Viehhirten. „Früher haben diese beiden Gruppen
hier friedlich zusammengelebt. Aber seitdem der
Bürgerkrieg im Jahr 2013 ausgebrochen ist, werden die
Konflikte oftmals gewaltsam ausgetragen. Der bewohnbare
Raum, der nicht von Dürre oder Überflutungen
betroffen ist, wird kleiner und viele Menschen werden
auch wegen der Gewalt der rivalisierenden bewaffneten
DIE MALTESER 1/2022 63
MALTESERWELTWEIT
Gruppen aus ihrer Heimat vertrieben und müssen sich in
neuen Gegenden niederlassen. Aber dort leben natürlich
auch schon andere Südsudanesen und diese Menschen
konkurrieren dann plötzlich um Land“, erklärt Opiyo.
Menschen zusammenbringen
Reden statt kämpfen, so will CARDO eines der Hauptprobleme
des Südsudan lösen. „Wir bringen die Menschen
zusammen, sowohl unterschiedliche zivile Gruppen
als auch Politiker. Alle setzen sich an einen Tisch
und besprechen die Probleme. Anschließend werden
unter anderem Kompensationszahlungen für abgefressene
Ernten und getötete Tiere vereinbart. So haben
die Südsudanesen früher die Streitigkeiten gelöst und
wir helfen ihnen dabei, zu diesen Wurzeln zurückzufinden“,
sagt Opiyo. Wichtig hierbei ist auch, dass die
Vereinbarungen in die entlegensten Dörfer übermittelt
werden. Dies ist in einem Land wie dem Südsudan,
mit schlechter Infrastruktur nur schwer möglich. Deshalb
haben wir 500 solarbetriebene Radios an Familien
verteilt.
Noch ist das friedensbildende Projekt, das Malteser International
unterstützt, auf die drei südsudanesischen
Bundesstaaten Western Bahr el Ghazal, Warrap und
Gogrial beschränkt. Aber das soll sich ändern. Wir wollen
die Arbeit mit CARDO weiter ausbauen. „Ich habe
durchaus Hoffnung für dieses Land, denn die Menschen
schaffen es immer wieder, sich etwas Neues aufzubauen.
Aber dies wird auf lange Sicht nur funktionieren, wenn
es Frieden gibt“, sagt Michael Fuchs, Büroleiter von
Malteser International in Wau.
Für den Direktor der Tokiman Community Primary
School in Rajaf Payam in der Nähe der Hauptstadt Juba
ist klar: Das Einzige, was die beiden Schulgärten vor den
Ziegen schützen kann, ist ein höherer Zaun, über den
sie nachts nicht mehr springen können. Darum will sich
unser Mitarbeiter Rume William Kenyi nun kümmern.
Mit der Wasserversorgung und den Latrinen, die Malteser
International installiert hat, ist Schuldirektor Sanfino
aber durchaus zufrieden. Das möchte er unbedingt
noch hinzufügen.
Ein Brunnen für das Dorf Momoi
Es sind fast 40 Grad im Schatten an diesem Samstagnachmittag
im Dezember. Es geht ein leichter Wind, der
nur wenig Abkühlung bringt. Wäre die Straße geteert,
würde sie jetzt flimmern, doch in dieser Gegend, wenige
Kilometer von der südsudanesischen Stadt Wau entfernt,
gibt es nur unbefestigte Straßen. Rote Erde weht über
die Landschaft. Einige wenige Bäume spenden Schatten,
denn Holz ist hier besonders wertvoll. Daraus wird Kohle
hergestellt, die zum Kochen benötigt wird.
Lucia Adu steht dort, wo noch vor einigen Jahren ihr
Haus stand: in ihrer alten Heimat, dem Dorf Momoi. Das
war, bevor die Rebellengruppen kamen und hier alles zerstörten.
Von ihrem Haus steht nur noch ein kleines Stück
Mauer, mehr ist nicht übriggeblieben. „Der Überfall war
2013. Sie kamen, töteten meine Nachbarn, nahmen sich
alles, was sie wollten, und zerstörten unsere Häuser, unsere
Schule – einfach alles“, berichtet Lucia. Die Ruinen
sind stille Zeugen dessen, was hier geschah.
Wo Wasser ist, gibt es eine Zukunft
Das Dorf Momoi war viele Jahre lang verlassen. Inzwischen
hat die Natur vieles überwuchert. Von der Straße ist
kaum noch ersichtlich, dass sich hier einst eine Siedlung
befand. Auch wenn Lucia ihr Dorf vor acht Jahren verlassen
musste, ist Momoi noch immer ihre Heimat. Hier
hat sie ein Stück Land, das sie wieder bebauen kann, auf
dem sie Obst und Gemüse anpflanzen möchte, um sich
selbst zu versorgen. Denn ihr Leben jetzt ist teuer. Sechs
Kilometer von hier hat sie eine einfache Hütte gemietet,
eine weitere für ihre drei Töchter und die Enkelkinder.
Geld verdient sie durch den Verkauf von Feuerholz. „Drei
meiner Kinder sind bei meinem Unfall auf der Flucht gestorben.
Mein Mann verstarb auch“, berichtet sie.
Nach und nach kehren einige Bewohner wieder zurück.
Vor einem halben Jahr haben wir von Malteser International
in diesem Dorf einen Brunnen gebohrt. Eine Woche
hat der Bau gedauert. Die Kosten betrugen 7.000 Dollar.
Für uns war dies einer von vielen Brunnen, die wir in
dieser Gegend rund zwölf Kilometer von der Stadt Wau
entfernt installiert haben. Für Lucia und die restlichen
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DIE MALTESER 1/2022
MALTESERWELTWEIT
MEDIZINAKTUELL
Foto: © Malteser International
Lucia Adu steht vor ihrem zerstörten Haus im Dorf Momoi wenige Kilometer von der südsudanesischen Stadt Wau entfernt.
Der Brunnen im Dorf Momoi ist einer der wichtigsten Gründe dafür, dass die Menschen in ihre alte Heimat zurückkehren.
Dorfbewohner war dies ein Zeichen dafür, dass es hier
eine Zukunft geben kann. Dass nicht nur sie daran glauben,
dass sich die Sicherheitslage so verbessert hat, dass
sie nach Momoi zurückkehren können – denn wo Wasser
ist, dort können sie leben.
Noch gibt es zwar keine Häuser, die bewohnbar sind, aber
Strukturen, die eine Zukunft versprechen. Ein Wasserkommitee
wurde beispielsweise eingerichtet und täglich
kommt jemand hierher und schaut, dass das Wasser fließt
und die Pumpe im Brunnen funktioniert. Es gibt ein Jugend-
und ein Frauenkomitee. In den Komitees werden
die Probleme der gesellschaftlichen Gruppen besprochen
und nach Lösungen gesucht. Das, was auf Landesebene
nur schlecht funktioniert – die verlässliche Struktur politischer
Ebenen – klappt in der Zivilgesellschaft. Lucia ist
Vorsitzende des Frauenkomitees. Sie ist ruhig, besonnen
und trotz allem, was sie erlebt hat, weiter positiv. „Ihr
müsst unsere Schule wieder aufbauen, damit die Kinder
hier eine Zukunft haben. Das Dach ist zerstört und die
Türen der Schultoiletten sind weg. Dort, wo es eine Schule
gibt, gibt es auch eine Zukunft“, erklärt sie.
Mehr über die Arbeit von MALTESER International
erfahren Sie auf unserer Website:
www.malteser-international.org/de
Wollen Sie die internationale Arbeit und die zahlreichen
Hilfsprojekte der MALTESER unterstützen, dann freuen
wir uns sehr über Ihre Spende: www.malteser.at/waswir-tun/malteser-international/
Tätigkeitsbericht des Malteserordens 2021
Der alle zwei Jahre erscheinende „Activity Report“ fasst
die wichtigsten Momente und Ereignisse im Leben des
Ordens zusammen und gibt einen umfassenden Überblick
über seine zahlreichen humanitären, diplomatischen und
spirituellen Initiativen.
Link zum Bericht: https://bit.ly/areport2021
DIE MALTESER 1/2022 65
MEDIZINAKTUELL
„ES GEHT UM ZUWENDUNG – BIS
ZULETZT“
Im dritten Wiener Gemeindebezirk wurde kürzlich das neue Senioren- und Pflegewohnheim am Standort der
Elisabethinen eröffnet. Warum wir das erwähnen? Weil es seit Jahren eine hervorragende, sehr enge Kooperation
zwischen den Elisabethinen und den MALTESERN gibt.
Interview Redaktion - Quelle: Die Furche
Die Elisabethinen bieten hochprofessionelle medizinische
Versorgung, Pflege und Fürsorge in topmodern
ausgestatteten Häusern an und sind gleichzeitig stark
im Glauben, der Nächstenliebe und dem Dienst am
Nächsten verbunden. Wie bei den Maltesern geht es
auch bei den Elisabethinen um Zuwendung – und zwar
bis zuletzt. „Gerade auf ihrem letzten Weg dürfen wir
unsere Mitmenschen nicht alleine lassen. Es wäre nicht
richtig“, wie Cecili Corti sagt (siehe auch Beitrag in diesem
Heft ab Seite 21).
Passend zum Thema „Zuwendung bis zuletzt“ dürfen
wir hier Auszüge aus einem Interview abdrucken, das
Christian Lagger, ehemaliger Büroleiter von Bischof
Egon Kapellari und nun Sprecher der 23 österreichischen
Ordensspitäler, im Dezember 2021 der Wochenzeitung
„Die Furche“ gegeben hat.* Er spricht offen über Triage
im Zusammenhang mit COVID-Infektionen, die Corona-
Impfpflicht, das geplante Sterbeverfügungsgesetz und
die Pflegereform.
Gab es schon die Situation, in der Menschen nicht
mehr so behandelt werden konnten, wie das sonst
üblich ist – Stichwort Triage?
Lagger: Triagiert wird de facto immer – nämlich insofern,
als man sich fragt, ob für einen Patienten oder eine
Patientin das Ausschöpfen des gesamten medizinischen
Behandlungssettings sinnvoll ist, oder ob, wie etwa bei
onkologischen Patienten ab einem gewissen Stadium, die
Lebensqualität im Mittelpunkt steht. Diese Entscheidungen,
in denen es um Dringlichkeiten geht, Operationen
gereiht werden und auch die Patientenautonomie
eine wichtige Rolle spielt, gehören zu unserem täglich
Brot. Aber das ist etwas
anderes als jene „Triage“,
wie sie zuletzt medial
[Anm.: im Zusammenhang
mit COVID]
transportiert worden
ist – dass man entscheiden
muss, wer nicht behandelt
werden kann.
So weit sind wir noch
nicht. Aber die Situation
ist und bleibt ernst,
MMag. Dr. Christian Lagger, MBA
vereinzelt kann es bei
wichtigen Spezialoperationen schon zu Verschiebungen
kommen. Wir haben aber im ersten Lockdown auch
miterlebt, dass viele Menschen aus Angst, sich anzustecken,
nicht ins Spital gekommen sind. Das hat auch zu
fortgeschritteneren Erkrankungsstadien geführt. Daraus
haben wir alle gelernt.
Und was hat man hinsichtlich der Abschottung
von Schwerkranken und Sterbenden im ersten
Lockdown gelernt?
Lagger: Natürlich gibt es in jedem unserer Spitäler
einen Eingangsbereich, der den geltenden Regeln entspricht
und wo man auch einen Test vorweisen muss.
Und in den Einrichtungen selbst müssen Masken getragen
werden. Aber ansonsten bemühen wir uns darum,
dem Prinzip der Ordensspitäler treu zu bleiben – nämlich
dass es um Zuwendung geht, bis zuletzt.
Was heißt das konkret?
Lagger: Das sind immer Abwägungsfragen. Wir haben
etwa während der Pandemie die Option entwickelt, mit
66
DIE MALTESER 1/2022
MEDIZINAKTUELL
istockphoto.com
Tablets über Video mit den Nächsten zu kommunizieren.
Aber das ist natürlich kein Ersatz für eine persönliche
Begegnung. Wenn Menschen schwer erkrankt sind
und um Nähe rufen, versuchen wir das immer zu organisieren.
Und das ist auch unser Anspruch: kreativ in der
Pflege und der Zuwendung zu sein. Was hier bisher von
den Ärztinnen und Ärzten, aber auch von den Pflegekräften
geleistet wurde, ist wirklich großartig.
Mit welchen Gefühlen [sehen] Sie die Impfpflicht?
Lagger: Ich halte sie als pädagogisches Momentum insofern
für gut, als man sich dadurch leichter zur Impfung
durchringt. Als Demokrat, der den Menschenrechten
verbunden ist, sehe ich aber auch, dass man
Menschen nicht gegen ihren Willen impfen lassen kann.
Es geht ja auch tatsächlich nicht um einen Impfzwang,
sondern um eine Verwaltungsstrafe. Aber viele haben
das noch nicht verstanden. Insofern gibt es noch sehr
viel Aufklärungsbedarf – gerade auch in sozial schwächeren
Milieus. Nicht alle, die noch nicht geimpft sind,
sind ja Hardcore-Weltverschwörer.
Aufklärungsbedarf wird es auch beim Sterbeverfügungsgesetz
geben, das ab 1. Jänner in Kraft
tritt. Was sagen Sie zum Argument der evangelischen
Diakonie, dass es einen „Spielraum für das
Gewissen bzw. Barmherzigkeit“ geben müsse?
Lagger: Wir müssen eines klarmachen: Wo katholisch
draufsteht, ist Leben drin. Das gilt sowohl für die Menschen,
die dort arbeiten wie auch für jene, die umsorgt
werden. Dass hochaltrige oder schwerkranke Menschen
den Wunsch äußern, sterben zu wollen, darf uns nicht
wundern. Aber oft ist damit gemeint, dass sie so, unter
diesen Bedingungen und mit diesen Schmerzen, nicht
weiterleben wollen. Und wir bemühen uns, sie in multiprofessionellen
Teams schmerzmedizinisch, psychotherapeutisch,
sozialarbeiterisch und seelsorglich zu unterstützen.
Zugleich wollen wir aber auch allen, die zu uns
kommen, klarmachen, dass wir uns als Orte des Lebens
bis zuletzt verstehen – wo es auch verlässlich Schutz
gibt. Dieses klare Wort erwarten sich übrigens auch die
Pflegenden in unseren Häusern – zu ihrem Schutz.
Verbunden mit dem Sterbeverfügungsgesetz ist
ein Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung
geplant – aber ohne Rechtsanspruch und Regelversorgung.
Sind Sie damit zufrieden?
Lagger: Ja, ich bin sehr zufrieden! Seit 15 Jahren hat
noch jede Regierung davon gesprochen, das auszubauen
– und nun wurde eine Summe hinterlegt, die wirklich
den Vollausbau im Fokus hat.
Und was erwarten Sie von der Pflegereform?
Lagger: Es gibt Ordensspitäler, die eigene Pflegeschulen
betreiben. Hier könnte man sicher noch mehr investieren.
Gesamtgesellschaftlich wünsche ich mir, dass wir endlich
klarmachen, dass Pflege mehr ist als nur Waschen und Essenbringen.
Zur Pflege gehört heute sehr viel Know-how.
Community Nursing kommt ebenso dazu wie hausärztliche
Tätigkeiten. Dieser Beruf wird also zunehmend interessant.
Sinnstiftend ist er ja ohnehin.
* Der Beitrag stammt aus der Wochenzeitung „Die Furche“ Nr. 48 vom
2. Dezember 2021. Er wurde mit freundlicher Genehmigung der Autorin
Doris Helmberger und ihres Gesprächspartners Christian Lagger abrufbar.
DIE MALTESER 1/2022 67
GELESENEMPFOHLEN
LEPRA, AHNENGLAUBE
UND KROKODILE
Wien 1990: Enzo und Elisabeth Caruso gehen nach einem arbeitsreichen Leben als
Krankenpfleger in Pension. Doch es ist nicht der Schritt in das, was man üblicherweise
als „Ruhestand“ bezeichnet.
Von Udo Thianich-Schwamberger
Ganz im Gegenteil. Die beiden folgten ihrem inneren
Ruf aufzubrechen und wagten sich in ein Abenteuer, aus
dem schließlich 15 Jahre Arbeit in Afrika wurden. Enzo
und Elisabeth lebten in Lepradörfern und Missionsstationen
und halfen, wo sie nur konnten. Auf die Frage,
warum sie das taten, antworten sie ohne verzücktes Pathos
nüchtern und klar: „Weil wir in den Kranken Jesus
sehen und weil wir ihm dienen wollen!“
Eindrucksvolle Erinnerungen gaben dem Buch den
Titel, etwa wenn Enzo die faulen Gliedmaßen von Leprakranken
verband und durch Flüsse voller Krokodile
schwimmen musste. Oder Elisabeth, die in Hütten neben
fiebernden Kindern die Nächte durchwachte und
beide das armselige Leben der Madagassen teilten. Enzo
infizierte sich sogar einmal selbst mit Lepra.
Viele Fotos im Buch
zeigen, dass man
mit Gottes Hilfe
Wunder erleben
und Jesus in den
Armen begegnen kann. Wichtig ist Elisabeth und Enzo
Caruso zudem die Überzeugung, dass man „gemeinsam
viel bewirken kann, um die Not dieser Menschen zu lindern,
und dadurch zu mehr Gerechtigkeit auf diesem
Planeten beitragen kann.“
Elisabeth & Enzo Caruso, mit Beiträgen von Marie Czernin &
P. Karl Wallner. Lepra, Ahnenglaube und Krokodile. Unsere
Mission für Jesus in Afrika. Be&Be Verlag, 2020, 217 Seiten,
ISBN: 978-3-903602-16-8, 16,90 Euro.
BARMHERZIGKEIT MIT DEM GEGEBENEN
Von der Suche des richtigen Klangholzes in den Bergwäldern bis zum letzten Feinschliff
und finalen Lackanstrich: Geigenbau ist ein wunderbar sinnlicher Schaffensprozess –
ähnlich dem Gebet.
Von Gloria Krenn
Bei der geduldigen Arbeit mit dem Holz und im Einklang mit sich selbst erschafft der
in Stuttgart geborene Baumeister Martin Schleske Instrumente, die eine eigene Sprache
sprechen. Er folgt seiner Intuition, seiner Kreativität und der Mystik. Die Klänge
seiner Geigen sollen durch seine Hingabe eine Seele bekommen und eine Stimme für
Musikerinnen und Musiker werden.
Schleske widmet sein Leben der Suche nach dem perfekten Klang und dem Geheimnis
Gottes. Immer wieder werden ihm Zusammenhänge zwischen dem Leben und dem
Glauben neu bewusst. Er hebt diese in seinem Buch „Herztöne: Lauschen auf den
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DIE MALTESER 1/2022
GELESENEMPFOHLEN
ORIENTIERUNG UND GEBORGENHEIT
Wozu brauchen wir Rituale? Was unterscheidet sie von Routine? Welche besondere Wirkung können sie bei regelmäßiger Übung
im Alltag entfalten? Viele Fragen und klare Antworten gibt es im neuen Buch des ehemaligen Schweizer Jesuitenpaters und
Philosophen Lukas Niederberger.
Die Begriffsklärung gleich zu Beginn: „Ein Ritual ist
eine Handlung oder Handlungsfolge – aber nicht jede
sich wiederholende Routinehandlung ist ein Ritual.“ Rituale
unterscheiden sich von bloßen Handlungen durch
ihren Symbol- und besonderen Bedeutungsgehalt. Sie
stiften Gemeinschaft. Indem wir gemeinsam in Form eines
Rituals etwas tun, stellen wir Gemeinschaft her. Das
Individuum wird sich im Ritual der Tatsache bewusst,
Teil von etwas zu sein.
oder der Maturaball. Es
sind vor allem die Rituale
im Alltag, wie gemeinsame
Mahlzeiten
oder das Vorlesen vor
dem Einschlafen, die
Orientierung, Struktur,
Sicherheit, Halt und Geborgenheit
geben.
Von Richard Mischak
„Rituale sind wie Leuchttürme.
Sie helfen uns beim Navigieren durch
das Leben.“
Einladung zum inneren Dialog
Rituale sind vor allem für den Erhalt und die Qualität
des menschlichen Zusammenlebens, insbesondere auch
in der Familie, wichtig. Es sind nicht nur die Feste, die
damit gemeint sind – zum Beispiel der erste Schultag
Klang des Lebens“ hervor und erzählt dabei, wie er „Zulassen
und Gestalten“ verbindet. Seine kräftige und poetische
Sprache regt zum Nachdenken an. Mit großem
Einfühlungsvermögen beschreibt er in Metaphern, wie
die mechanischen Arbeitsschritte und die Glaubensfrage
im Einklang stehen: „Als Geigenbauer weiß ich: Jedes
Holz hat seinen Faserverlauf, seine Geschichte, seine Eigenheiten
und Verletzungen. Das muss ich spüren, um
das Holz zum Klingen zu bringen. Doch dazu braucht es
Barmherzigkeit mit dem Gegebenen.“
Martin Schleske. Herztöne: Lauschen auf den Klang des
Lebens. Adeo Verlag in der Gerth Medien GmbH, 2016, 368
Seiten, ISBN: 978-3-863340-76-6, 22,99 Euro.
In jedem Kapitel lädt
Lukas Niederberger
dazu ein, anhand von
Impulsfragen der Bedeutung
von Ritualen
für sich selbst, für das eigene Leben, für die eigene Familie
auf den Grund zu gehen. Die Leserschaft wird zu
einem inneren Dialog angeregt, der dabei hilft, unterschiedliche,
vielleicht sogar zwiespältige Erfahrungen
mit Ritualen bewusst zu machen und für sich zu klären.
Stärkende Symbolkraft
Die Kapitel des Buches sind relativ unabhängig voneinander
und können in beliebiger Reihenfolge gelesen
werden. Den thematischen Reigen eröffnen Alltagsrituale
gefolgt von religiösen Ritualen. Der Autor gibt auch
eindrucksvolle Beispiele für besonders wirkungsstarke
Rituale: Am 24. Dezember 1914, also mitten im Ersten
Weltkrieg, verließen deutsche und britische Soldaten
an einigen Abschnitten an der Westfront in Flandern
ihre Schützengräben, um Weihnachten gemeinsam – als
Friedensfest – zu feiern.
Lukas Niederberger. Rituale – Dem Tag, dem Jahr, dem
Leben Struktur geben. Patmos-Verlag, 2020, 192 Seiten,
ISBN: 978-3-8436-1264-7, 19,54 Euro.
DIE MALTESER 1/2022 69
TAGEBUCH
AUSZEICHNUNGEN
Am 15. Oktober 2021 überreichte der Prokurator
S. Exz. dem Hochmeister und
Generalabt des Deutschen Ordens,
P. Frank Bayard OT, anlässlich des Dankgottesdienstes
zu dessen 50. Geburtstag
in der Patronats-Pfarrkirche von Gumpoldskirchen
das ihm von unserer Ordensregierung
verliehene Großkreuz der Verdienstauszeichnung
„pro Piis Meritis“. Der Deutsche Orden ist mit rund 100 Ordenspriestern, 200 Ordensschwestern und
etwa 700 Familiaren in Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien, Tschechien und der Slowakei tätig und widmet sich
neben der Seelsorge auch der Sorge um Kranke, Behinderte und alte Menschen.
Im Rahmen der Hl. Messe vor der Generalversammlung
des Großpriorates am 16. Oktober 2021 in der Pfarrkirche
von St. Rochus und St. Sebastian in Wien zeichnete
der Prokurator S. Exz. dem ao. u. bev. Botschafter unseres
Ordens bei der Republik Österreich, Sebastian
Prinz von Schoenaich-Carolath, für seine jahrzehntelange
Unterstützung und Mitarbeit in Vorstands- und
Leitungsfunktionen in unserem Orden mit dem durch
die Ordensregierung verliehenen Großkreuz der Verdienstauszeichnung
„pro Merito Melitensi“ aus.
Am 18. Oktober 2021 wurde ein neuer Delegat für die
Delegation Steiermark gewählt. Im Zuge der Heiligen
Messe im Grazer Mausoleum zeichnete der Prokurator
den ehemaligen Kommandanten und neuen Delegaten
für Steiermark Mag. Richard Wittek-Saltzberg mit
dem Kommandeurskreuz der Verdienstauszeichnung
„pro Merito Melitensi“ aus.
Im Zuge der bischöflichen
Visitation in
Mailberg am 6. November
2021 wurde
Leonhard Graf von
Deym das Kommandeurskreuz
der Verdienstauszeichnung
„pro Merito Melitensi“ überreicht. Graf
Deym wurde am 1. Oktober 2004 zum Wirtschaftsführer
bestellt und leitet seit September 2007 die älteste Kommende
unseres Ordens als Kommende- und Gutsverwalter
zur vollsten Zufriedenheit als äußerst korrekter und
verlässlicher Verwalter.
Am 17. Dezember 2021
verabschiedete der Kanzler
in Mailberg Frau Eveline
Brandstötter nach über 18
Jahren im Sekretariat der
Kommende und Gutsverwaltung
in ihren wohlverdienten
Ruhestand und überreichte
ihr die ihr verliehene Silberne
Verdienstmedaille des
Großpriorates.
Am 18. Dezember 2021 konnte der Prokurator auch bei
der Hl. Messe des MHDA Bereiches Wien in der Schottenkirche
die ehemaligen Vizekommandanten Dr. Georg
Male und Mag. (FH) Elisa Stadlinger mit den ihnen
von der Ordensregierung zugedachten Offizierskreuz
bzw. Verdienstkreuz mit Schild der Verdienstauszeichnung
„pro Merito Melitensi“ überraschen.
In diesem feierlichen Rahmen wurden durch das
Kommando des MHDA auch erstmalig die von der
Ordensregierung in Rom gestiftete „Erinnerungsmedaille
für den Einsatz gegen die COVID-19-Pandemie“
an einige besonders engagierte MHDA-Mitglieder
verliehen und Fotograf Christian Lendl mit der
„Goldene Verdienstmedaille des MHDA“ ausgezeichnet.
70
DIE MALTESER 1/2022
TAGEBUCH
+ 11.11.2021
Dipl.-Ing. Dr. techn. Werner von Tursky
Magistralritter des Souveränen Malteser-Ritter-
Ordens
WIR TRAUERN UM
✝
+ 17.11.2021
Llewellyn Freiherr Kast von Ebelsberg
Ehren- und Devotionsritter des Souveränen
Malteser-Ritter-Ordens
+ 02.12.2021
Clotilde Prinzessin von Auersperg
Ehren- und Devotionsdame des Souveränen
Malteser-Ritter-Ordens
+ 13.12.2021
Bailli Fra` Roggero Caccia Dominioni
ehm. Großprior des Großpriorates von Lombardei
und Venetien
+ 28.12.2021
Bailli Fra` Elie de Comminges
ehm. Archivar des Großmagisteriums sowie
Mitglied im Souveränen Rat und Delegat für die
Assoziationen
R.I.P.
+ 10.01.2022
Margherita Erzherzogin von Österreich-
Este, Prinzessin von Savoyen
Ehren- und Devotionsdame des Souveränen
Malteser-Ritter-Ordens
+ 11.01.2022
Fritz Fischer
Langjähriger Betreuter
+ 23.01.2022
Bailli Fra` Silvio Goffredo Martelli
ehm. Prokurator und Großprior des Großpriorates
von Lombardei und Venetien
+ 07.02.2022
Botschafter i.R. Dkfm. Dr. Gustav Ortner
Magistral-Großkreuz-Ritter des Souveränen
Malteser-Ritter-Ordens
R.I.P.
KONTAKT
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T: +43 1 512 72 44
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I: www.malteser.at
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Dipl.-Ing. Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: smom@malteser.at
I: www.malteser-international.org
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T: +43 1 361 97 88 Fax 50
Kostenlose Pflegehotline:
0800 201 800
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)
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I: www.malteser.care
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T: +43 7472 98201
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MALTESER Ordenshaus
Dir. Mag. (FH) Thomas Kissich
T: +43 1 597 59 91
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I: www.malteser-ordenshaus.at
MALTESER Johannesgemeinschaft
Priv.-Doz. Dr. Johannes Holfeld
T: +43 1 512 72 44
E: mjg@malteser.at
I: www.malteser-johannesgemeinschaft.at
DIE MALTESER 1/2022 71
MALTESER BETEN FÜR DEN FRIEDEN
Die Menschen
in der Ukraine
brauchen jetzt
unsere Hilfe.
MALTESER
UKRAINE HILFE
Die MALTESER in Österreich unterstützen vor Ort, mit Ihrer Spende helfen Sie den
Menschen in der Ukraine.
Bitte jetzt spenden mit dem Verwendungszweck: Ukraine Hilfe
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800, BIC: GIBAATWWXXX
Informationen zu den Malteser Hilfsaktivitäten unter:
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DIE MALTESER 1/2022