Die Malteser Zeitung 1/2022
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 1/<strong>2022</strong><br />
„Pfarrer haben keine Ahnung vom echten Leben“<br />
Der Weg zur Berufung<br />
Pflege – Beruf mit Wertschöpfung
INHALT<br />
IMFOKUS<br />
04 Historisches und Organisatorisches:<br />
die Kirchen und Kommenden des Großpriorats<br />
von Österreich<br />
09 Persönliches und Erfahrenes<br />
RUNDSCHAU<br />
16 „Es ist vernünftig, sich impfen zu lassen“<br />
17 Impfen im Dom<br />
PERSÖNLICHKEITEN<br />
18 Der Weg zur Berufung<br />
LEBENSWERT<br />
21 Spüren, was im Augenblick Not tut.<br />
Da sein, zuhören, mitfühlen.<br />
24 Menschen mit Behinderung –<br />
viele Daten und kein Gesamtbild<br />
25 Für eine barrierefreie Digitalisierung<br />
Spenden<br />
Bitte verwenden<br />
Sie den beiliegenden<br />
Zahlschein!<br />
IHRE SPENDE IST<br />
STEUERLICH<br />
ABSETZBAR<br />
04<br />
17<br />
RELIGIONAKTUELL<br />
26 Was Kardinal König mit dem<br />
polnischen Kardinal Wyszyński verband<br />
KULTURGUT<br />
27 <strong>Die</strong> vergessene Pietà<br />
27<br />
29<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
29 Berichte aus den Bereichen:<br />
vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />
MALTESERWELTWEIT<br />
62 Sudan – „Ich habe durchaus Hoffnung für<br />
dieses Land“<br />
62 68<br />
MEDIZINAKTUELL<br />
66 „Es geht um Zuwendung – bis zuletzt“<br />
GELESENEMPFOHLEN<br />
68 Interessante Neuerscheinungen<br />
TAGEBUCH<br />
70 Auszeichnungen<br />
71 Wir trauern um<br />
<strong>Die</strong> MALTESER<br />
wünschen ein<br />
gesegnetes Osterfest !<br />
2<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
EDITORIAL<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
„Wer glaubt, ist nie allein.“ <strong>Die</strong>ser Satz von Papst Benedikt XVI.<br />
drückt einen besonders wichtigen Aspekt unseres christlichen<br />
Glaubens aus: Gemeinschaft. Am Ende sind es immer Glaube,<br />
Hoffnung, Liebe und Gemeinschaft, die wir tatsächlich<br />
brauchen, um glücklich zu sein. Der Glaube, transformiert in<br />
Gebete, kann Berge versetzen. Er gibt uns Zuversicht, Kraft<br />
und hilft uns, Krankheit und Trauer zu überwinden. Gott voll<br />
Vertrauen, um die Heilung von Kranken zu bitten und es ihm<br />
zu überlassen, ob und wie er heilt – das ist das Spannungsfeld,<br />
das es auszuhalten gilt. Im Gebet kann es überwunden<br />
werden. Erst jüngst haben dies einige erschütternde Nachrichten<br />
im Kreise der <strong>Malteser</strong> bezeugt: hier eine plötzliche<br />
Erkrankung mit der Prognose, nur noch wenige Tage Lebenszeit<br />
zu haben, dort eine Diagnose mit dem Erfordernis einer<br />
sofortigen Organtransplantation. In solchen Fällen kann das<br />
gemeinschaftliche Gebet helfen, stärken und sogar Wunder<br />
wirken.<br />
Ohne Glaube, Hoffnung, Liebe und Gemeinschaft haben<br />
materielle Dinge keinen Wert. Einem anderen Menschen<br />
Nächstenliebe und Hinwendung zuteilwerden zu lassen, ist<br />
das wunderbarste Geschenk, das man anderen und gleichzeitig<br />
sich selbst machen kann. Aneinander zu glauben, an die<br />
Gemeinschaft, die Familie, die Kinder, die Freunde und daran,<br />
dass Gott uns den richtigen Weg weist, wenn wir auf ihn<br />
hören, wenn wir innehalten und in der Gemeinschaft und im<br />
Gebet füreinander da sind – das ist es, was uns wahres Glück<br />
erfahren lässt.<br />
So wird es auch in unserem neuen <strong>Malteser</strong> Ordenshaus sein, das<br />
im Herzen von Wien Glaube, Hoffnung, Liebe und Gemeinschaft<br />
unter einem Dach vereint. Hier haben die fürsorgliche, empathische<br />
und wertschätzende Pflege und die christliche Hinwendung<br />
zum Menschen ihren Platz. Weil es vor allem Menschen im Alter<br />
und in Krankheit verdienen, weiterhin als wertvolle Mitglieder<br />
der Gesellschaft betrachtet zu werden. In ihrer schweren Situation<br />
brauchen sie besonders viel Liebe und Zuwendung. Sie müssen<br />
spüren und erfahren, dass sie nicht weggesperrt werden, sondern<br />
Teil der Gesellschaft sind – bis zuletzt.<br />
Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Freunden aus tiefstem<br />
Herzen ein gesegnetes Osterfest. Beten Sie miteinander und<br />
füreinander und feiern Sie in der Osternacht die Auferstehung<br />
Jesu Christi als Zeichen des Lebens.<br />
Norbert Salburg-Falkenstein<br />
Prokurator<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden),<br />
Großpriorat von Österreich, 1010 Wien, Johannesgasse 2,<br />
T: 01/512 72 44, E: presse@malteser.at<br />
Chefredaktion: Katharina Stögner<br />
Lektorat: Edith Holzer, Franziska Holzheimer<br />
Autoren: Wolfgang J. Bandion, Peter Bauer, Matthias Beck, Marie<br />
Czernin, Elisabeth Eder, Annemarie Fenzl, Ulrich Glaunach, Bartolomäus<br />
Khevenhüller, Katharina Kiecol, Lukas Krupitza, Fra` Gottfried<br />
Kühnelt-Leddihn, Christian Lagger/ <strong>Die</strong> Furche, Christoph Martin,<br />
Clara Mensdorff-Pouilly, Richard Mischak, Traude und Johannes<br />
Mlczoch, Norbert Salburg-Falkenstein, Selma Sprajcer, Richard Steeb,<br />
Peter Stellnberger, Katharina Stögner, Udo Thianich-Schwamberger,<br />
Manuel Weinberger, Anna Weinkamer, Susanne Wick.<br />
Bildrechte: Peter Bauer, BMKÖS/ Sardari, Bwag, CasarsaGuru Stock-<br />
ID 637815906, Yannick Chaumont, Susanne Feischl, <strong>Die</strong> Fotografen,<br />
Gerald Gugerel, Herbst POV, Mahir Jahmal, Fotograf Christian Jobst,<br />
Pornpak Khunatorn ID 1218574217, Gloria Krenn, Land Steiermark/<br />
Binder, Laikwunfai Stock-ID 588617906, Christian Lendl, <strong>Malteser</strong><br />
Austria, <strong>Malteser</strong> Care/Steinberger, <strong>Malteser</strong> International, NPO<br />
Kompetenzzentrum der WU, NPO WU Wien, Parlamentsdirektion,<br />
Radlmair, Sebastian Reich, Stephan Schönlaub, Renata Sedmakova/<br />
Shutterstock.com, Stadt Wien/ PID, Martin Steiger, Hakon Steudeltenn,<br />
Stift Heiligenkreuz, Katharina Stögner, computer – 3190630<br />
Sabeine van Erp Pixabay, Markus Winkler digitization – 5353007<br />
Pixabay, Elionas / Pixabay.<br />
Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />
Druck: Druckerei Robitschek, 1050 Wien, Schloßgasse 10-12<br />
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über<br />
nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke,<br />
sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich<br />
gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der Redaktion<br />
entsprechen. Redaktionsschluss: März <strong>2022</strong><br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 3
IMFOKUS<br />
HISTORISCHES UND ORGANISATORISCHES:<br />
DIE KIRCHEN UND KOMMENDEN DES<br />
GROSSPRIORATS VON ÖSTERREICH<br />
Entlang der alten Heeres- und Pilgerstraßen gründete der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden ganz im Sinne seines Auftrages<br />
Kommenden als selbstständige Verwaltungseinheiten und errichtete Kirchen und Hospitäler.<br />
Von Richard Steeb<br />
Ein mittelalterliches Hospital hatte dabei weit umfassendere<br />
Aufgaben als eine Heilanstalt. Es nahm alle Schutzund<br />
Hilfsbedürftigen auf und betreute neben Kranken<br />
auch Arme, Waisen, Gebrechliche, Reisende und Pilger.<br />
Das Spital lag dazu meist neben der Kapelle oder Kirche,<br />
sodass die Betreuten aus dem Krankensaal auf den Altar<br />
blicken oder zumindest akustisch die Gottesdienste mitfeiern<br />
konnten. Im Ordensspital von Valletta auf Malta<br />
befanden sich zwei Altäre sogar direkt im großen Krankensaal.<br />
<strong>Die</strong> Kirchen wurden ursprünglich durch eigene<br />
Pfarrer aus dem Priesterkonvent des Ordens in Prag besetzt.<br />
Alle Besitzungen standen unter der Leitung des<br />
Großpriorats von Böhmen und Österreich. <strong>Die</strong>ses hatte<br />
bis 1938 seinen Sitz in Prag. Nach der Trennung in zwei<br />
Großpriorate im Jahre 1938 wurde das Großpriorat von<br />
Österreich mit Sitz in Wien unter kommissarische Leitung<br />
des deutschen Auswärtigen Amtes gestellt, da der<br />
<strong>Malteser</strong>orden das Dritte Reich nicht anerkannte. Der<br />
Orden wurde jedoch nicht aufgelöst.<br />
Nach dem verheerenden zweiten Weltkrieg und der Wiederherstellung<br />
der Republik Österreich erhielt der Orden<br />
seine Besitzungen in Österreich zurück. <strong>Die</strong>se waren<br />
vielfach vollkommen devastiert und geplündert. <strong>Die</strong><br />
Kommenden in Böhmen waren verloren, und da auch<br />
der Priesterkonvent in Prag nicht mehr existierte, wurden<br />
in weiterer Folge mit den jeweiligen Diözesen Übereinkommen<br />
zur seelsorglichen Betreuung der Kirchen<br />
und Pfarren geschlossen.<br />
Mailberg<br />
Im Jahr 1146 vermachte ein niederösterreichischer<br />
Adeliger namens Chadolt seine Besitzungen in Mailberg<br />
dem noch jungen Orden der Johanniter/<strong>Malteser</strong>, bevor<br />
er sich auf den Kreuzzug nach Jerusalem begab. Seit dieser<br />
Zeit ist Mailberg im Besitz des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Ordens und damit der älteste Besitz des Ordens<br />
weltweit. Durch weitere Schenkungen vergrößerte sich<br />
der Besitz rasch. Ein Urbar von 1529 zählt 45 Orte auf,<br />
in denen die Komture von Mailberg Abgaben einhoben<br />
oder über Untertanen verfügten.<br />
<strong>Die</strong> ältere Kirche in Mailberg ist die auf einem Hügel<br />
nördlich des Schlosses gelegene Friedhofskirche der<br />
Hl. Kunigunde. Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert errichtet<br />
wurde sie in der Hochgotik erweitert.<br />
Im 13. Jahrhundert entstanden die jetzige Kirche sowie<br />
ein Spital in der ursprünglichen Burganlage von<br />
Mailberg. Um 1600 ließ der damalige Komtur Fra` Carl<br />
Tettauer von Tettau (1594 – 1608) die schon sehr heruntergekommene<br />
Burg bis auf die Vorwerke niederreißen<br />
und begann einen großzügigen Neubau der Kommende<br />
und der Kirche. Ursprünglich eine gotische Hallenkirche,<br />
verdankt sie ihre jetzige Gestalt Fra` Anton von<br />
Colloredo-Wallsee (1745 – 1760). Das Hochaltarbild<br />
von Joseph Biedermann von 1752 zeigt den Ordenspatron,<br />
wie er die aus dem Hafen von Malta zur Seeschlacht<br />
von Lepanto (1751) auslaufende Flotte des Ordens dem<br />
Schutz der Hl. Dreifaltigkeit empfiehlt. Das Spital fiel<br />
allerdings schon vorher den zahlreichen Umbauten und<br />
4<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
XXXX<br />
Mailberg Grossharras Wien<br />
Zerstörungen zum Opfer, wie auch der Kirchturm, den<br />
ein Brand 1788 zerstörte und der nicht wiederaufgebaut<br />
wurde. Bis ins 19. und 20. Jahrhundert erfolgten mehrere<br />
kleinere Umbauten.<br />
<strong>Die</strong> inkorporierte Schlosskirche, die wie die meisten Ordenskirchen<br />
dem Ordenspatron Hl. Johannes dem Täufer<br />
geweiht ist, dient heute als Pfarrkirche. Seit 2004<br />
wirkt hier Hw. Geistl. Rat Lic. Dr. Christoph Martin segensreich.<br />
In den Jahren 2006 und 2007 wurde die Kirche unter<br />
Mithilfe der Erzdiözese Wien, des Ordens, des Denkmalamtes,<br />
der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich<br />
und der Marktgemeinde und Pfarre Mailberg generalsaniert.<br />
2008 wurde die barocke Silberbauer-Orgel wiederhergestellt<br />
und 2010 bis ins Jahr 2011 schließlich der<br />
barocke Pfarrhof gerettet.<br />
An der Straße Richtung <strong>Die</strong>polz liegt eine Heilig-Grab-<br />
Kapelle die, wie jene in Unterlaa, auf den Komtur Leopold<br />
Karl Graf Kollonitsch zurückgehen dürfte. Seit 1. Jänner<br />
<strong>2022</strong> ist die Ordenskirche in den Pfarrverband Pulkautal<br />
eingebunden, dem Hw. Pfarrer P. Placidus Leeb OSB vorsteht.<br />
Grossharras<br />
Östlich von Mailberg liegt der Ort Großharras mit der<br />
Pfarrkirche zur Hl. Dreifaltigkeit. Der auf einer kleinen<br />
Anhöhe errichtete Bau steht inmitten eines ummauerten<br />
Friedhofs. <strong>Die</strong> Kirche wurde mit Schenkungsurkunde<br />
von 1255 von Heinrich von Seefeld aus der Familie<br />
der Chadolte dem Johanniterordenskonvent in<br />
Mailberg übertragen. Das Kirchengebäude mit seinem<br />
gotischen Chor wurde 1766 barockisiert. Betreut wird<br />
die nun selbständige Pfarre mit ihren rund 600 Gläubigen<br />
seit 30 Jahren von Hw. Moderator Mag. Edward<br />
Pacyga, der auch für die Pfarren Stronsdorf und Zwingendorf<br />
zuständig ist.<br />
Wien<br />
In Wien entstand in der Kärntnerstraße zwischen 1207<br />
und 1217 eine Priesterkommende, deren Aufgabe die<br />
Seelsorge und die Versorgung der Armen war. Bereits<br />
1258 ist erstmals das „Haus der Prueder des Ordens<br />
von Sand Joannis“ urkundlich erwähnt, gehörte aber<br />
lange zur Kommende Mailberg. <strong>Die</strong> heutige Rektoratskirche<br />
des Hl. Johannes des Täufers ist ein Bau aus der<br />
Mitte des 14./15. Jahrhunderts. Um 1730 wurde die gotische<br />
Kirche unter Komtur Fra` Michael Ferdinand von<br />
Althann barock ausgestaltet. Er stiftete auch das Hoch-<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 5
XXXXX<br />
St. Johann zu Unterlaa Fürstenfeld Altenmarkt b. Fürstenfeld<br />
altarbild von Johann Georg Schmid sowie die schmucke<br />
Orgel von Gottfried Sonnholz. Zuletzt wurden von 1806<br />
bis 1808 die Fassade, der Innenraum und der Altar<br />
durch Komtur Fra` Franz von Colloredo im Empirestil<br />
umgestaltet sowie das Monument für den siegreichen<br />
Großmeister auf Malta, Fra` Jean Parisot de La Valette<br />
(1557-1568), errichtet. 1837-1839 wurde der Johanneshof<br />
(Kommendenhaus des Johanniterordens, Kärntnerstraße<br />
35/Johannesgasse 2) erweitert und das Kirchengebäude<br />
in die Frontlinie der Häuser der Kärntnerstraße<br />
einbezogen.<br />
Nach den kostenintensiven Lazarettzügen des ersten<br />
Weltkrieges sah sich der Orden 1933 gezwungen, den<br />
Johanneshof und die Kirche an die Assicurazioni Generali<br />
zu verkaufen. <strong>Die</strong> Kirche blieb jedoch in prekaristischer<br />
Benützung des Ordens. 1938 wurde die Kommende<br />
St. Johann zu Wien mit ihrer Kirche Sitz des neu errichteten<br />
Großpriorates von Österreich. 1960 gelang Vikar<br />
Dr. Johannes Graf Trapp, dem späteren Fürstgroßprior,<br />
der Rückkauf der Kirche. Unter den jeweiligen Ordensoberen<br />
erfolgten in den weiteren Jahren zahlreiche<br />
Renovierungen und eine Generalsanierung. 2017 konnte<br />
anhand einer dendrochronologischen Untersuchung<br />
– einer Holzalterbestimmung des Kirchendachstuhls<br />
festgestellt werden, dass dieser in das Jahr 1312 zu datieren<br />
ist und somit einer der ältesten Dachstühle Wiens<br />
ist. Umsichtiger Rektor ist seit 2003 Hw. Geistl. Rat Lic.<br />
Dr. Christoph Martin.<br />
Kirche St. Johann zu Unterlaa<br />
Als eine der ältesten Sakralbauten im heutigen Wiener<br />
Stadtgebiet gilt die kleine Kirche St. Johann zu Unterlaa.<br />
Sie steht über den Fundamenten eines ehemaligen<br />
römischen Villenbaus und wurde nach neuesten wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen in der ersten Hälfte des<br />
12. Jahrhunderts errichtet. 1272 kam die Johanneskirche<br />
in den Besitz des <strong>Malteser</strong>ordens. Das damals<br />
errichtete Hospital wurde vermutlich gleichzeitig mit<br />
der Burg von Unterlaa 1465 zerstört. 1683 im Zuge der<br />
zweiten Türkenbelagerung wurde auch die Kirche stark<br />
beschädigt und 1686 wiederaufgebaut. In unmittelbarer<br />
Nähe wurde eine Grabeskapelle nach dem Vorbild<br />
jener in Jerusalem errichtet. Das heutige Aussehen der<br />
Kirche geht weitgehend auf einen Umbau von 1779<br />
und die Renovierung von 2011/12 zurück.<br />
Später eine Filialkirche der <strong>Malteser</strong>kirche zu Wien gehört<br />
sie organisatorisch heute zur Pfarre von Oberlaa und wird<br />
seit 2011 von Pfarrer Hw. Geistl. Rat Mag. Andreas Klein<br />
SAC betreut. Während des Sommers wird hier einmal im<br />
Monat die Hl. Messe gefeiert. <strong>Die</strong> Ausgrabungen aus der<br />
Römerzeit und dem Mittelalter sowie ein archäologischer<br />
Schauraum werden vom Bezirksmuseum Favoriten betreut<br />
und können in den Sommermonaten besichtigt werden.<br />
Fürstenfeld<br />
In der Steiermark lagen die Niederlassungen in der Oststeiermark<br />
und im heutigen Slowenien am Hauptverkehrsweg<br />
zwischen Wien, Marburg, Cilli, Laibach und<br />
weiter nach Triest. Von der wohl ältesten Gründung,<br />
dem zwischen 1130 und 1140 entstanden und bis 1300<br />
aktiven Hospiz in Spital am Hartberg, heute der Ortsteil<br />
Spital der Gemeinde Schäffern am Wechsel, ist mittlerweile<br />
nichts mehr zu erkennen. Im Jahre 1197 übergab<br />
Erzbischof Adalbert von Salzburg die Pfarrkirche Übers-<br />
6<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
IMFOKUS<br />
Ligist Lebmach Pulst<br />
bach in der Nähe von Fürstenfeld an die Johanniter. Im<br />
Zuge des Festungsbaues und der Stadtgründung von<br />
Fürstenfeld gründete der Orden zwischen 1170 und<br />
1190 die Kommende Fürstenfeld, gab Übersbach auf,<br />
verlegte seinen Sitz in den Hauptort und errichtete zwischen<br />
1200 und 1220 dort selbst eine Kirche.<br />
Durch die Grenznähe, die Lage an der Stadtmauer und<br />
in Nachbarschaft zur landesfürstlichen Burg (heute ehemalige<br />
Tabakfabrik) kam der Kommende auch bei der<br />
Verteidigung gegen Magyaren und Türkeneinfälle eine<br />
wichtige Rolle zu. Mehrfach, so etwa 1480 oder auch<br />
durch einen Hajdukenüberfall 1605, wurde die Kirche<br />
durch Kriegshandlungen vollkommen zerstört. Das<br />
heutige Aussehen ist durch einen Umbau im Rokokostil<br />
von 1773-79 geprägt. Der Zwiebelturm, das Kirchengebäude,<br />
der Chor und Teile der Westfassade sind im Baukern<br />
noch spätromanisch bzw. frühgotisch. 1945 wurde<br />
die historische Kommende mit der inkorporierten<br />
Stadtpfarrkirche zum Hl. Johannes dem Täufer durch<br />
den Beschuss deutscher Artillerie schwerst beschädigt.<br />
2018 gelang es Hw. Mag. Alois Schlemmer, dem seit 2010<br />
zuständigen Pfarrer, in einem Jahrhundertprojekt ein<br />
neues Geläut anzuschaffen. Irreparable Schäden hatten<br />
umfassende Sanierungen am Glockenturm dringend erforderlich<br />
gemacht. Dabei wurden auch die Stahlglocken,<br />
die den Turmbrand von 1945 überstanden hatten, durch<br />
Bronzeglocken ersetzt. <strong>Die</strong> südlich der Stadt gelegene<br />
Wieskapelle (Gegeißelten Heiland) wurde 1770 gestiftet<br />
und steht unter dem Patronat des Ordens. Mit Fürstenfeld<br />
standen auch die Kommenden im heutigen Slowenien<br />
Melling (Melje, 1217) bei Marburg und Heilenstein<br />
(Polzela, urkundlich 1323) nordwestlich von Cilli in der<br />
Untersteiermark sowie St. Peter im Krain (Komenda,<br />
urkundlich 1256) in der Nähe von Stein (Kamnik) bzw.<br />
nördlich von Laibach zumindest zeitweise in Verbindung.<br />
Altenmarkt bei Fürstenfeld<br />
Das Dorf Altenmarkt bei Fürstenfeld wurde 1234 den<br />
Johannitern geschenkt. <strong>Die</strong> dem Hl. Donatus geweihte<br />
inkorporierte Pfarrkirche (früher Maria in der Au) ist<br />
ein romanischer Bau des 13. Jahrhunderts. Der Westturm<br />
wurde im 15. Jahrhundert aufgemauert und das<br />
Langhaus später barockisiert. In den 1980er Jahren<br />
wurden bei Renovierungsarbeiten beachtenswerte<br />
Wandmalereien im Chor der Kirche freigelegt, die auf<br />
Grund ihres Stils in das beginnende 14. Jahrhundert<br />
datiert werden konnten. Seit 2018, nach Auflösung der<br />
Dekanate in der Diözese Graz-Seckau, gehört die Pfarre<br />
von Altenmarkt zusammen mit der Pfarre von Fürstenfeld<br />
zur Region Oststeiermark und zum Seelsorgeraum<br />
Thermenland. Beide Pfarren werden von Pfarrer<br />
Hw. Mag. Alois Schlemmer betreut.<br />
Ligist<br />
1928 kaufte das Großpriorat von Böhmen und Österreich<br />
das Gut Ligist und die dazugehörige Kirche. Im<br />
12. Jahrhundert im gotischen Stil errichtet ist sie der<br />
Hl. Katharina von Alexandrien, der Patronin aller arbeitenden<br />
Frauen und der Wissenschaft, geweiht. Bis 1880<br />
waren die Grafen von Saurau die Patronatsherren und<br />
danach bis 1928 die Grafen von Goëss. Der Altarraum<br />
wurde 1972 neugestaltet. 1997 entstanden in der Kirche<br />
drei neue Deckengemälde. Seit 2019 ist der Pfarrprovisor<br />
Hw. Mag. Gerald Krempl mit der Leitung beauftragt.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 7
XXXXX<br />
Kapelle Hebalm St. Nikolaus in Zitz St. Veit in Mechelsetten<br />
Zur Grundherrschaft auf der Hebalm gehört auch die<br />
Hebalmkapelle von 1685 der Pfarre Pack, die dem Fest<br />
Mariae Heimsuchung geweiht wurde. Das Altarbild von<br />
1974 zeigt die Bekehrungslegende des Hl. Hubertus.<br />
Pulst und Lebmach<br />
<strong>Die</strong> Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Pulst war ursprünglich<br />
eine Eigenkirche von Herzog Ulrich III. von<br />
Spanheim, der das Patronatsrecht der Kirche 1263 den<br />
Johannitern schenkte. <strong>Die</strong> Bestätigung der Schenkung<br />
durch König Rudolf I. im Einvernehmen mit dem Bischof<br />
von Gurk machte Pulst zur inkorporierten Ordenspfarre.<br />
<strong>Die</strong> Pfarrkirche ist im Wesentlichen ein spätgotischer<br />
Bau aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert unter Einschluss<br />
älterer Bausubstanz. <strong>Die</strong> umgebende Kirchhofmauer<br />
gehörte zur ehemaligen Wehranlage und weist<br />
noch Schießscharten auf. In der Kirche blieben Wandmalereien<br />
erhalten, darunter die Anbetung der Könige und<br />
Szenen aus den Türkenkriegen.<br />
Der südlich der Kirche liegende annähernd quadratische<br />
Karner dürfte noch aus der Romanik stammen. Nördlich<br />
erhebt sich der Pfarrhof, mit mittelalterlichem Kern, in<br />
dem bis 1822 der Komtur von Pulst residierte.<br />
Seit 1596 ist die Filialkirche des Hl. Bartholomäus in Lebmach<br />
belegt. Sie weist einen barocken Hochaltar auf, der<br />
Johann Pacher zugeschrieben wird. Zu Maria Pulst gehörten<br />
früher auch die Kapellen der Burgruine Liebenfels<br />
des südlich gelegenen Schlosses Hohenstein sowie eine<br />
profanierte Kapelle im Weiler Pupitsch. Betreut wird die Kirche<br />
seit November 2021 von Pfarrmoderator Mag. Robert<br />
Katnik und Dipl. PAss Eva Schwarz-Dellemeschnig.<br />
Ehemalige <strong>Malteser</strong>kirchen<br />
Neben den Kirchen von Hohenau an der March (1266),<br />
der Patronatskirche von Ebenfurth (1268) und jener<br />
der Hl. Margaretha in Marchegg (1268) gehörte auch<br />
die Kirche zum Hl. Veit in Michelstetten (1269) einmal<br />
dem <strong>Malteser</strong>orden. Auch in Stroheim in Oberösterreich<br />
(um 1230/35) bestand bis 1784 eine Priesterkommende<br />
sowie ein Hospiz in Enns (14. Jhdt.) neben dem<br />
sogenannten Frauenturm. In Südtirol gehörte Taufers im<br />
Münstertal (1264) dem Großpriorat Lombardei-Venetien.<br />
Weiters sind die Kirchen St. Peter und Paul in Latsch<br />
(1218) und St. Medardus in Tarsch (1228) zu nennen. In<br />
Vorarlberg waren die Kirche des Hl. Johannes des Täufers<br />
in Feldkirch (um 1218) bis 1610, die Alte Pfarrkirche<br />
zum Hl. Michael in Tisis von 1315 bis 1610, und die zu<br />
Bludenz gehörende Filialkirche St. Nikolaus in Zitz von<br />
1375 bis 1610 im Besitz des Ordens.<br />
Zuletzt musste der Orden 1995 aus wirtschaftlichen<br />
Gründen die Pfarrkirche zum Hl. Johannes dem<br />
Täufer in Spital bei Weitra (1227), die Pfarrkirche der<br />
Hl. Margaretha in Walkenstein bei Sigmundsherberg<br />
(1227) und die nördlich von Hohenau gelegene Pfarrkirche<br />
zur Hl. Helena in Rabensburg (um 1250) exkorporieren.<br />
Quellen: Weidenhoffer, Hansjörg: Zeugnisse der Baukunst des<br />
Ordens in Österreich. In: Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden in<br />
Österreich, Steeb/Strimitzer (Hrsg.), Graz 1999, S. 493ff.<br />
Gregor Gatscher-Riedl und Fra` Ludwig Call: Weißes Kreuz auf rotem<br />
Grund - Der <strong>Malteser</strong>orden zwischen Mittelmeer und Mitteleuropa,<br />
Innsbruck 2021, S. 77 ff.<br />
8<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
IMFOKUS<br />
PERSÖNLICHES UND ERFAHRENES<br />
Pfarrer haben keine Ahnung vom echten Leben? Eine Antwort auf ein gängiges Vorurteil mit Eindrücken und Einblicken<br />
aus einem echten Pfarrerleben.<br />
Von Christoph Martin<br />
Wer beinahe 20 Jahre lang zwei Kirchen betreut – eine<br />
am Land, eine in der Stadt – der weiß sicher nicht alles<br />
vom wahren Leben, aber doch so manches. Er bekommt<br />
mit, wie sich eine Gesellschaft verändert und mit ihr<br />
vielleicht auch der Glaube. Sehr persönliche Gedanken<br />
und Erinnerungen von einem, der in den <strong>Malteser</strong>kirchen<br />
Mailberg und Wien seinen <strong>Die</strong>nst tut.<br />
Der Anfang in Mailberg<br />
Gespenstische Stimmung, ein dunkler Winternachmittag,<br />
auf den Straßen des Dorfes ist kein Mensch zu<br />
sehen. Für mich stand zuerst ein Besuch beim mürrischen<br />
Dechanten an. Er konnte die Ritter nicht leiden.<br />
Dann zum Verwalter. Der sagte dem Kanzler: „Wenn der<br />
so ist wie sein Vorgänger, kannst du ihn gleich wieder<br />
mitnehmen!“ Der war ich und stand dabei. Danach zu<br />
genanntem Vorgänger. Der sprach Französisch mit mir.<br />
Durch sein Wohnzimmer war eine Leine gespannt, auf<br />
der trocknete die Wäsche. Er lebte droben im Schloss.<br />
Der Pfarrhof drunten im Dorf war eine kalte Ruine mit<br />
offenen Fensterhöhlen. <strong>Die</strong> Kirche am Ende des Schlosshofes<br />
war verkrustet mit dunkler Ölfarbe und billigen<br />
Teppichen. So war der Anfang in Mailberg.<br />
Heute ist die Schloss- und Pfarrkirche so hell und elegant,<br />
wie sie es im 18. Jahrhundert war. Ein Ehepaar aus dem<br />
Dorf hält sie spiegelnd sauber und die Mailberger Frauen<br />
bringen Blumenschmuck, der aus London importiert sein<br />
könnte. Der Pfarrhof ist geheizt. Er ist der schönste weit<br />
und breit. Gastfreundlich. <strong>Die</strong> Leute kommen gerne zu<br />
ihren Versammlungen, Jausen, Weihnachtsfeiern, was immer.<br />
Sogar die roten Pensionisten. Oder sind die Senioren<br />
rot und die Pensionisten schwarz? Ich werde es nie verstehen,<br />
weil es mich nicht interessiert.<br />
Mir reicht zu wissen: Es sind alte Menschen, die hart gearbeitet<br />
haben. Viele davon noch „im Schloss“. Der Bürgermeister<br />
ist eindeutig ein Roter. Ein Roter, der in der<br />
Schola singt. Ich bin ja beinahe sicher, dass nicht jeder<br />
Grüne ein Kommunist ist und kann mit allem arbeiten,<br />
was kein Nazi ist und kein Bolschewik. Neben dem Pfarrhof,<br />
dort, wo früher der Garten des Pfarrers war, ist heute<br />
ein Kinderspielplatz. Wenn ich aus Wien ankomme, in<br />
dem kleinen Auto, das die Ministranten dermaßen uncool<br />
finden („z’kla!“), kommen die Kinder gelaufen und begrüßen<br />
mich. Dann spielen sie weiter. Manchmal werfen<br />
sie kleine Kieselsteine durchs offene Kanzleifenster. Ich<br />
rede ein paar Worte mit den Müttern. <strong>Die</strong> meisten von<br />
ihnen gehen nicht in die Kirche. Etliche sind Muslimas.<br />
<strong>Die</strong> gibt es jetzt in Mailberg auch. Gott sein Dank regt sich<br />
niemand darüber auf. Ein paar Flüchtlingsfamilien kann<br />
ein kleines Dorf gut integrieren. Wir werden sie zur nächsten<br />
Erstkommunion einladen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 9
IMFOKUS<br />
<strong>Die</strong> Anfänge in Mailberg waren schwierig. Oft wollte<br />
ich aufgeben. Ich fahre nicht gerne Auto und muss doch<br />
zweimal in der Woche von Wien hinaus ins Dorf. Das<br />
macht rund 300 Kilometer. Über Jahre hin hatte ich<br />
nicht einmal ein Zimmer, in dem ich mir einen Kaffee<br />
hätte kochen können. Von den zuständigen Vorgesetzten<br />
half keiner. Der Dechant war misstrauisch. Der Bischofsvikar<br />
war frostig, weil er mich für „einen <strong>Malteser</strong>“<br />
hielt. Der Weihbischof fand, ich solle mich gleich wieder<br />
versetzen lassen. Ich hätte „die Sprache der Leute nicht<br />
gefunden“, schrieb er. Dass ich das Kyrie aus der Missa<br />
de Angelis auf den Liedplan setzte, war für ihn der letzte<br />
Beweis meiner Unfähigkeit. Es gab halt Zeiten und Kreise,<br />
wo der falsche Ritus mehr Empörung auslöste als der<br />
Missbrauch von Kindern. Und der Pfarrgemeinderat? Der<br />
sagte: „Der kann das nicht!“ Ich konnte es aber doch. Es<br />
fuhren damals Abordnungen nach Wien ans Ordinariat,<br />
Damals war der Glaube auch Frauen- und Kindersache.<br />
Wurde ein Bub zum Mann, also gleich am Montag nach<br />
seiner Firmung, kam er nicht mehr zum Ministrieren,<br />
sondern ging zur Feuerwehr. Manchmal hätte ich mich<br />
gefreut, sie hätten sich wenigstens verabschiedet. Heute<br />
organisieren die Väter Kommunionunterricht und wenn<br />
ich sie zum Essen in den Pfarrhof einlade, helfen sie<br />
nachher, die Küche aufzuräumen. Moderne Männer. Ich<br />
mag die. <strong>Die</strong> Mütter lieben ihre Kinder natürlich mehr als<br />
den Herrgott, aber sie sind nicht mehr misstrauisch, seit<br />
sie gemerkt haben, dass die Kinder den Pfarrer mögen.<br />
Feuerwehr, Kameradschaft, Musik: alle hilfsbereit. Und<br />
nicht mehr grundsätzlich und geschlossen draußen vor<br />
der Kirche, sondern auch mal drinnen. Es sind gute Leute.<br />
<strong>Die</strong> Sonntagsmesse dauert heute eine Stunde. Dass<br />
der Pfarrer sich an die liturgischen Regeln hält (zwei<br />
Lesungen!) und nicht labert, sondern predigt, das war<br />
um mich loszuwerden. Hinter meinem Rücken. Gute katholische<br />
Art halt. Sie hatten schlechte Erfahrungen mit<br />
den Priestern gemacht, ganz gleich ob diese aus dem Orden<br />
oder aus der Diözese gekommen waren. Ich selbst<br />
war an der Hand des Ordenskanzlers gekommen. Damit<br />
war ich nicht Dorf und Land, sondern Schloss und Stadt.<br />
Und auch noch Ausländer! Damals war die Pfarre vor<br />
allem damit beschäftigt, die Ritter nicht zu mögen. Ich<br />
fand: Es gibt bessere Themen für Christen.<br />
Heute kommen Dorf und Ritter gut miteinander aus. Eine<br />
tiefe Liebe wird es nie werden, dafür sind die Welten zu<br />
unterschiedlich. Aber sie halten zusammen, die Ordensritter<br />
und die Mailberger. Irgendwie sind sie sogar stolz<br />
aufeinander. Heute, wo alle Bindungen brüchig geworden<br />
sind, ist Zusammenhalt so wichtig!<br />
für sehr viele Mailberger schon ein sehr starkes Stück.<br />
„Beim Dechant dauert sie nur 20 Minuten!“ Ja mei. Man<br />
sagt mir, inzwischen hätten die Mailberger mich gern.<br />
Manche grüßen halt grundsätzlich keine Pfarrer.<br />
Zusammenhalt<br />
Als ich draußen anfing, vor beinahe 20 Jahren, da gab<br />
es in Mailberg eineinhalb Wirtshäuser und zwei Frühstückspensionen,<br />
eine davon im Schloss. Das Dorf schien<br />
müde und traurig. Heute gibt es zwei schöne Hotels, zwei<br />
Restaurants (eines davon bekam 2021 drei Hauben),<br />
mehrere sehr gute, innovative Weingüter, eine aktive<br />
Gemeindeverwaltung und eine lebendige Pfarre. Heute<br />
weiß auch der Mailberger Weinbauer, dass Vorgänge im<br />
fernen China Auswirkungen auf ein Dorf in Österreich<br />
haben können, weil er seinen Wein bis nach China lie-<br />
10<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
IMFOKUS<br />
fert. Globalisierung heißt: Eines wirkt aufs andere. In<br />
einer kleinen Welt wie Mailberg hängt sowieso alles zusammen.<br />
Eine Gemeinde geht heute auseinander, wenn Vereine,<br />
junge Familien, Politik und Kirche nicht dagegenhalten.<br />
<strong>Die</strong> Fremden, die nach Mailberg ziehen und bald<br />
wieder wegziehen, die vielen Pendler, die täglich zur<br />
Arbeit nach Wien fahren, die vielen Alten, die zuhause<br />
sitzen und wegen Corona nicht mehr hinauskönnen – sie<br />
können für den Zusammenhalt nicht viel tun. Deswegen<br />
liegt es dem Seelsorger am Herzen, dass die Vereine<br />
Nachwuchs haben und zusammenhalten. Auch, dass<br />
das Schlosshotel des Ordens floriert. <strong>Die</strong> Gäste bringen<br />
nicht nur Geld, sondern auch Leben in die Gemeinde.<br />
Fremde sind wichtig! Der Pfarrer wäre entzückt, wenn<br />
der Schlossheurige wieder offen wäre. Dann könnten die<br />
Leute nach der Messe auf ein Glas einkehren. Manch einer<br />
käme so leichter zur Kirche, und die Plauderei täte<br />
der Dorfgemeinschaft gut.<br />
Was noch fehlt: ein kleines Museum. Mailberg hütet seit<br />
Jahrhunderten drei oder vier bedeutende spätgotische<br />
Schnitzwerke. Zu sehen sind sie aber nicht. Ein kleines<br />
Häuschen mit zwei Räumen und gutem Licht würde reichen,<br />
und wir hätten noch einen Anziehungspunkt für<br />
die Reisenden und etwas, worauf Dorf und Ritter gemeinsam<br />
stolz sein könnten. Wenn es nach mir ginge,<br />
wäre es ein ganz moderner Bau. Etwas Kühnes, das von<br />
sich reden macht. Im 18. Jahrhundert haben die Ritter,<br />
die Dörfer, die Grafen, die Klöster ja auch nicht gotisch<br />
gebaut, sondern modern. Was ist aus unserer Kultur und<br />
unserer Kirche geworden? Irgendwas zwischen mutlos,<br />
Freizeitjacke und Katalogen für Kirchenbedarf.<br />
Der mutige Orden<br />
Es war der Orden, der die Initiative ergriff zur Restaurierung<br />
der Schloss- und Pfarrkirche, zur Rettung des<br />
historischen Pfarrhofes, zur Wiederinstandsetzung der<br />
berühmten Silberbauer-Orgel. Ein mutiger Kanzler und<br />
ein ängstlicher Pfarrer können zusammen schon ein<br />
paar Berge versetzen und Erzdiözese, Gemeinde, Land<br />
etc. mitziehen. Bei alldem entdeckte ich mein Talent<br />
zum Spendensammeln. Das geht nicht ohne sehr viele<br />
Briefe und Karten. Handschriftliche Post: ein wenig old<br />
fashioned, aber pastoral sehr effizient. Kürzlich bekam<br />
jedes Kind in Mailberg Post vom Hochwürden: Einladung<br />
zum Mal-Wettbewerb. Wir dürften die einzige Kirche des<br />
Landes sein, in der nun ein Star-Schnitt des hl. Johannes<br />
hängt. Leo malte die Heuschrecke des Täufers!<br />
Mit all der Post drücke ich aus, dass ich die Leute mag, an<br />
sie denke und um sie weiß. Ich gehe nicht in die Keller,<br />
weil ich die Gespräche dort nicht mag, aber sehr wohl<br />
in die Häuser. Ich besuche die Alten und Kranken, ich<br />
mache gerne eine Jause bei den jungen Eltern, erkenne,<br />
ob die Jugend zu Recht stolz ist auf die neuen Sneakers<br />
und weiß auch, was ein Wheely ist. Ich kenne die Namen<br />
der Ministranten – was nicht überall selbstverständlich<br />
ist – und vieler, vieler anderer Mailberger und ich hebe<br />
mir, wenn es irgend geht, meine schlechte Laune für die<br />
eigenen vier Wände auf. Das ist eine effizientere Seelsorge<br />
als jedes Pastoralkonzept. Allerdings braucht sie viel<br />
Zeit. Mit vier oder fünf Gemeinden ginge das nicht. Mit<br />
dem Priestermangel und der Strukturreform geht eine<br />
ganze Kultur der Seelsorge zugrunde. Aber die Kirche<br />
hat schon die Westgoten und den Buonaparte überstanden.<br />
Ich bin zuversichtlich.<br />
Was übrigens den Priestermangel angeht: Solange Eltern<br />
oder Kameraden oder ein ganzes Dorf die Idee, einer von<br />
ihnen könne Priester werden oder ins Kloster gehen, für<br />
völlig abstrus hält, wird sich nichts ändern. Ein junger<br />
Mann müsste sich ja gegen alle anderen stellen, anstatt<br />
sich getragen zu fühlen. Wer schafft das schon? Kurz:<br />
Nicht nur der Zölibat schreckt ab, sondern auch die Haltung<br />
der lieben Laien.<br />
Feste<br />
Wie schön, dass kein Priester bei Null beginnen muss!<br />
Wenn ich hinaufgehe in die kleine Kunigundenkirche,<br />
die schon dastand, als in Mailberg an die Ritter noch niemand<br />
dachte, spüre ich eine solche Stärke der Geschichte<br />
und des Glaubens! Ich muss gar nicht mehr viel machen.<br />
<strong>Die</strong> Leute, die an den Wochentagen zur Hl. Messe hinaufkommen,<br />
nachher noch zu einem Gebet aus dem neuen<br />
Gotteslob bleiben und dann auch noch zu einem Glas<br />
Wein, die spüren das auch. Man muss die Vergangenheit<br />
hüten und die eigene Zeit lieben.<br />
Als ich in Mailberg ankam, waren beide Kirchen verwahrlost.<br />
Viel Kostbares war beschädigt oder vergessen und<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 11
IMFOKUS<br />
nichts strahlte Liebe oder Andacht aus. <strong>Die</strong> Fronleichnamsprozession<br />
etwa fand noch statt. Aber was soll ein<br />
Fest, das nicht prächtig, froh, hochherzig und anstrengend<br />
ist? Echte Feste machen erst sehr viel Arbeit, dann<br />
sehr viel Freude. Heute gibt es an Fronleichnam wieder<br />
Blumenteppiche, Kinder mit himmelblauen Schärpen,<br />
Heiligenfiguren, die über den Köpfen schwanken und<br />
neue Prozessionswege wie durch das neue Wohnviertel,<br />
die „<strong>Malteser</strong>siedlung“, wo viele junge Familien leben.<br />
Da sind die Häuser zwar nicht geschmückt, aber das<br />
kann ja noch werden. Nur locker lassen darf man nicht.<br />
Keine Sekunde. Deswegen bin ich oft todmüde. Oder<br />
liegt es daran, dass der ganze Schmuck an Blumen und<br />
Birken nach der Prozession ins Auto gepackt, nach Wien<br />
transportiert und in der <strong>Malteser</strong>kirche neu aufgestellt<br />
wird? Damit zur Vesper des Hochfestes alles überwältigend<br />
schön ist. Dumm nur, dass dann nur drei, vier Leute<br />
kommen. Was zum Teufel mache ich falsch?<br />
schöne Idee für eine Gemeinde, in der viele vom Weinbau<br />
leben: den Segen Gottes für eine gute Ernte erbitten.<br />
Wenn dann aber über die Jahre hin nie mehr als zehn<br />
Leute mitgehen? Manches hat sich einfach überlebt, so<br />
schade das ist.<br />
Dafür entsteht Neues. Das geht folgendermaßen: Bibelgespräch?<br />
Versucht, geht nicht. Eigentlich kein Wunder,<br />
wenn sich sogar die Priester schwertun, über ihren Glauben<br />
zu sprechen. Glaubensgespräch? Versucht, geht auch<br />
nicht. Männerrunde? Wenn dann nur von früher erzählt<br />
wird? Jetzt aber haben wir den „Glaubenskurzkurs für<br />
Kinder und Erwachsene“, gleich nach der Vorabendmesse,<br />
15 Minuten. Geht wunderbar. <strong>Die</strong> Leute müssen<br />
nicht extra zu einem Termin kommen, sondern nur ein<br />
wenig länger bleiben. Der Pfarrer fragt die Kinder, die<br />
Erwachsenen sitzen dabei und lächeln, weil es lustig ist<br />
und weil sie dabei selbst etwas über ihren katholischen<br />
Glauben lernen. Ohne selbst abgefragt zu werden.<br />
Seelsorge<br />
Heute spricht man viel von „Achtsamkeit“. Einfache Aufmerksamkeit<br />
tut es auch. Ich versuche, sehr aufmerksam<br />
zu zelebrieren und den Menschen aufmerksam zu<br />
begegnen. Das hat mich unter anderem auf die Idee gebracht,<br />
dass Frauen sich tatsächlich zurückgesetzt fühlen<br />
könnten, wenn sie die Männer reden hören. Manches<br />
muss man eisern durchhalten, manches sein lassen. Das<br />
gilt für die Seelsorge im Dorf ebenso wie für eine kleine<br />
Kirche in der Stadt. Von den Maiandachten früher<br />
schwärmen alle. Aber wenn man dann eine Maiandacht<br />
hält, kommt niemand. Oder der Bittgang. Eigentlich eine<br />
Überhaupt die Kinder! Ich habe bis heute die Bilder und<br />
Klänge im Kopf, die mir die katholische Kirche in meiner<br />
Kindheit geschenkt hat. Sie machen mich glücklich.<br />
So will ich es weitergeben an die Kinder von heute. Sie<br />
werden den „Clangor“, das „Erdbeben“ am Ende der Ölbergandacht<br />
des Gründonnerstags, nie vergessen, da bin<br />
ich sicher. Das habe ich aus Paris importiert. Sie werden<br />
auch die Zeremonie der Türöffnung am Palmsonntag nie<br />
vergessen, wenn das große Vortragekreuz gegen die verschlossene<br />
Kirchentür schlägt. Das habe ich aus einem<br />
alten Ceremoniale. Hinsehen, studieren und erleben:<br />
So wird Seelsorge gut. Und die härtesten Typen werden<br />
12<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
IMFOKUS<br />
weich, wenn ihre Pfarrkirche in der Christnacht mit hunderten<br />
Kerzen erleuchtet ist. Macht halt Arbeit.<br />
Arbeit<br />
Wir erleben in der Pfarre das, was die selbstständigen<br />
Weinbauern, Maler oder Bierbrauer auch erleben: immer<br />
mehr Vorschriften, immer mehr Verwaltung. <strong>Die</strong><br />
Zahl der kirchlichen Konferenzen und Meetings hat sich<br />
in den letzten Jahren verdoppelt, verdreifacht, Tendenz<br />
steigend. Aber man sagt uns: „PGR-Sitzungen sind ja<br />
auch Seelsorge!“ Tricky, was? Der hl. Pfarrer von Ars hatte<br />
eine andere Idee von Seelsorge. Aber das war ja vorgestern.<br />
Besser als jedes Meeting: eine gut vorbereitete<br />
Predigt. Oder ein Besuch in einem der stillen Häuser. Für<br />
die Predigt muss man studieren, beim Besuch muss man<br />
zuhören.<br />
<strong>Die</strong> Strukturreform der Erzdiözese ist notwendig. Ein<br />
Schuft, wer das nicht kapiert. Aber etliche Jahre nach<br />
Gott stellt keine Bedingungen<br />
Müssen Seelen noch gerettet werden? Offenbarung und<br />
Tradition sagen ja, katholischer Mainstream sagt nein.<br />
Werden ja eh alle gerettet, weil Gott keine Bedingungen<br />
stellt. Das verkünden sogar Bischöfe. Am Evangelium<br />
vorbei. So gesehen ist es nicht weiter schlimm, dass in<br />
Mailberg viel gearbeitet, aber kaum gebetet wird; dass ich<br />
kein Kind kenne, das gerne und von sich aus betet. „Beten<br />
Sie für Ihre Kinder?“, fragte ich neulich einen Vater.<br />
Großes Erstaunen. Was dem Pfarrer alles einfällt! Keiner<br />
kommt, um zu beichten. Wozu beichtet man? Nein, nicht<br />
um sich mal auszusprechen! Um von Gott und der Kirche<br />
Verzeihung zu erlangen und so seine Seele zu retten. Je<br />
mehr sich der Blick auf das Geistliche richtet, desto bedrückender<br />
wird die Bilanz.<br />
Es stimmt schon, der Kirchenbesuch in Mailberg hat<br />
zugenommen. Sogar in Corona-Zeiten. Trotzdem bleibt<br />
es wahr, dass neun Zehntel der Mailberger nicht jeden<br />
ihrem Start sehe ich nur: <strong>Die</strong> Arbeit ist mehr geworden,<br />
viel mehr. Fürs gleiche Geld. Das kennen heute ja viele<br />
Menschen. Kandidaten und Kandidatinnen für den PGR<br />
finden sich kaum, denn auch den reinsten Seelen ist klar:<br />
Wer sich darauf einlässt, der wird viel Zeit hergeben müssen.<br />
Und immer noch mehr, wenn es nach all den Wiener<br />
Büros ginge. Weil aber schon der Job Zeit fordert und die<br />
Familie und die Vereine, sitzen in den Gremien der Pfarre<br />
fast nur noch die, die Zeit in Fülle haben: Pensionisten.<br />
<strong>Die</strong> hören sich dann an, wie die Vertreter der „Jungen<br />
Kirche“, die man uns aus Wien schickt, über Wochenstunden<br />
referieren. Zur Rettung der Seelen kein Wort.<br />
Sonntag die Messe feiern. Wir haben erreicht, dass manche<br />
Jugendliche auch nach der Firmung noch zur Kirche<br />
kommen. Aber das sind Ausnahmen. Wir erleben,<br />
dass in Mailberg viele auswärtige Paare heiraten; wir<br />
wissen aber auch alle, dass das öffentliche Versprechen,<br />
eine christliche Ehe zu führen, leeres Wort ist. Dass in<br />
Mailberg kaum ein junges Paar kirchlich verheiratet ist,<br />
macht es nicht besser.<br />
Soll ich auf Hochzeiten drängen? Soll ich unverheiratet<br />
Zusammenlebenden die Kommunion verweigern, wie<br />
mancher Mitbruder es von mir möchte? Soll ich durch-<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 13
IMFOKUS<br />
greifen, wie mancher Ritter es möchte? Alle, die in der<br />
Geschichte durchgegriffen haben, die alles konsequent<br />
und logisch behandelt haben, alle die waren am Ende allein.<br />
<strong>Die</strong> Aufgabe des Pfarrers ist es nicht, am Ende allein<br />
vor dem Katechismus zu sitzen.<br />
Wenn man all das nicht als statistisches Phänomen,<br />
sondern als Frage von Gnade und Heil betrachtet, wird<br />
es beklemmend. Jüngst hatten wir bischöfliche Visitation.<br />
Anders als früher wollte der Weihbischof eine<br />
Sonntagsmesse erleben, „wie wir sie normalerweise feiern“.<br />
Also kein Empfang des Oberhirten mit Musikkapelle,<br />
Feuerwehr- und Kameraden-Spalier, keine Beflaggung<br />
und keine Gedicht aufsagenden Kinder im Sonntagsstaat.<br />
Auch gut. Viel weniger Arbeit. Das bedeutet aber,<br />
dass die Mehrzahl der Katholiken im Dorf sich um den<br />
Bischof nicht schert. Eine private Geburtstagsfeier ist<br />
wichtiger. Ihr gutes Recht? Ja gewiss. Aber auch ein Nein<br />
zum Nachfolger der Apostel.<br />
Ich frage: Haben wir Gegner? <strong>Die</strong>, die die Kreuze in öffentlichen<br />
Räumen verbieten wollen und die Abtreibung<br />
propagieren, sagt der Bischof. Gegner? Das sind Muster<br />
aus längst vergangenen Zeiten, sagt ein Pfarrgemeinderat.<br />
Und was sage ich? Jesus hatte Gegner. Jesus kam<br />
nicht bei einem Fahrradunfall ums Leben. Jeder, der<br />
sündigt, ist ein Gegner Gottes. Der Priester, der sich an<br />
einem Kind vergreift, ist ein Gegner dieses kleinen Menschen<br />
und ein Gegner Gottes. Der, der die hl. Kommunion<br />
gedankenlos nimmt, ist ein Gegner Christi. Aber was<br />
wissen wir wirklich von den Seelen und vom Gericht? So<br />
gut wie nichts. Eine Bilanz der Gnade zu ziehen, ist unmöglich.<br />
Das heißt nicht, dass es am Ende doch okay ist<br />
zu sagen: „Der war ein guter Pfarrer.“<br />
Das würde ich gerne mal zusammen mit Ihnen überlegen:<br />
Was genau ist ein guter Priester? Der, der immer das<br />
Kollar trägt? Oder warum werden beim Thema Hochaltar<br />
alle ganz wuschig, während sie beim Thema Firmlinge<br />
nur traurig aus der Wäsche schauen? Solche Dinge würde<br />
ich gerne diskutieren!<br />
Lange Reihe<br />
Auf dem Steinboden vor dem Mailberger Hochaltar haben<br />
sich die Fußspuren meiner Vorgänger eingegraben.<br />
So viele Priester, so viele Namen! <strong>Die</strong> Pfarre Mailberg<br />
gab es schon lange, sehr lange, bevor ich kam. Sie lebte<br />
auch ohne mich. <strong>Die</strong> Pfarre wird es noch geben, wenn<br />
ich schon lange weg bin und nur noch Historiker meinen<br />
Namen kennen. Was macht das? Nichts. Was sagt der hl.<br />
Franz von Sales? „Vive Jésus!“ – „Es lebe Jesus!“<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>kirche in Wien<br />
Eine Rektoratskirche in der Stadt funktioniert anders als<br />
eine Pfarrkirche am Land. In der Pfarrkirche muss Platz<br />
sein für alle, der Pfarrer muss sammeln und integrieren.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>kirche im ersten Bezirk Wiens ist eine von<br />
vielen Kirchen der Großstadt. Sie hat ihr ganz eigenes<br />
Gesicht oder muss es finden. Wer eine Kirche in der Stadt<br />
zu einem echten Anziehungspunkt machen will, muss<br />
überlegen: Was ist die Geschichte dieser Kirche? Was<br />
brauchen die Menschen dieser Stadt, dieser Epoche? <strong>Die</strong><br />
Geschichte gibt einen Auftrag, der Zeitgeist tut es auch.<br />
Wer das verkennt, bastelt ein Museum oder organisiert<br />
einen Konzertsaal. Noch eines muss der überlegen, dem<br />
eine Kirche in der Stadt anvertraut wurde: Wer bin ich?<br />
Was kann ich, was kann ich nicht? Auch in den Begabungen<br />
liegt ein Auftrag.<br />
Hütchenspieler, Musikanten, <strong>Die</strong>be und Demonstranten<br />
<strong>Die</strong> Kärntnerstraße brandet an die <strong>Malteser</strong>kirche heran.<br />
Hat die kleine Kirche den Geruch der Schafe angenommen?<br />
Nein. Sie ist still und duftet nach Weihrauch.<br />
<strong>Die</strong> Menschen der Großstadt sehnen sich nach Stille.<br />
Und nach Schönheit.<br />
Um Stille muss man kämpfen, denn die Leute reden.<br />
Warum eigentlich? Ist es die Angst, die sie übertönen<br />
wollen? Sie reden in der Sakristei, sie reden in der Kirche,<br />
wenn die Seelenmesse aus ist und sie reden vor der<br />
Kirche, wenn ich ihnen bei der Türe eine gute Woche<br />
wünsche. Dort rede ich gerne mit ihnen, in der Sakristei<br />
nicht. Denn ich muss mich sammeln. Dabei hilft mir<br />
keiner. <strong>Die</strong> spanischen und italienischen Touristen reden<br />
laut, trotz Gottesdienst; die Deutschen lassen merken,<br />
dass sie alles besser wissen. Besser als die rückständigen<br />
Katholiken. <strong>Die</strong> Chinesen kommen herein und gehen<br />
wieder hinaus. Und so alle zwei Wochen schreit irgendeiner<br />
herum, der die Priester hasst oder die Jungfrau<br />
14<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
Maria liebt. Am Altar bleibt alles gleich. Eine Kirche, die<br />
so mitten im Wirbel steht, weiß irgendwann, wie wichtig<br />
das Schweigen, die Sammlung, die stete Wiederholung<br />
ist. <strong>Die</strong> Konzentration des Priesters trägt die Gemeinde.<br />
Wenn er nachlässt, zerfließt die Stunde.<br />
Durchhalten<br />
Als ich in Wien ankam, gab es in der <strong>Malteser</strong>kirche<br />
morgens eine Hl. Messe wie überall sonst auch. <strong>Die</strong><br />
Kirche war in serbisch-jesuitischem Geschmack geschmückt:<br />
zwei Begonien im Plastiktopf. Am Mittwochmorgen<br />
betraten drei oder vier Profess-Ritter<br />
zusammen die Laudes. Nun gibt es seit bald 20 Jahren<br />
eine Stille Anbetung am späten Samstagnachmittag,<br />
zu der niemand kommt. Ich bin fast immer allein<br />
mit der Monstranz. Am Sonntagnachmittag feierliche<br />
Vesper. Mit Predigt und Segen und Orgel und Cantorin.<br />
Ihr feiner Gesang hilft uns zum Beten. Manchmal<br />
spielt auch ein Saxophon oder ein Cello. Zur Vesper<br />
kommen wenige Menschen. Dass das Konzil gefordert<br />
hatte, das Stundengebet solle auch von den Laien und<br />
in den Pfarren gebetet werden, wollen nicht einmal die<br />
guten Katholiken wissen. Dabei gibt es gegen die trübe<br />
Laune des Sonntagnachmittags kein besseres Mittel<br />
als eine gemeinsam gesungene Vesper! Montags um<br />
zwölf Uhr Mittag eine Hl. Messe mit Musik und Predigt.<br />
Hier hat sich das Durchhalten gelohnt. War ich<br />
am Anfang oft beinahe allein, so kommen jetzt so viele<br />
Menschen, dass die kleine Kirche gut gefüllt ist. <strong>Die</strong><br />
einen kommen wegen der Musik, die anderen wegen<br />
der Predigt, wieder andere, weil die Liturgie still und<br />
gesammelt vorangeht. Ich feiere sie so, wie das II. Vatikanische<br />
Konzil es gewollt hat. Einmal im Monat feiern<br />
die Ordensritter und ihre Familien zusammen den<br />
Sonntag. „Ein Strom des Glaubens“ komme da aus der<br />
<strong>Malteser</strong>kirche, sagte eine Dame. Das war das schönste<br />
Lob. Seit Kurzem gibt es einmal im Monat auch eine<br />
Kindermesse. Ohne rhythmische Lieder. Unglaublich,<br />
aber wahr. <strong>Die</strong> Kinder sind begeistert.<br />
Ich selbst habe neben der Vesper am liebsten die stille<br />
Messe in der Früh. Oft fällt mir das Aufstehen schwer,<br />
ich habe null Lust auf Messe, fühle mich krank. Dann<br />
aber nehme ich mich zusammen, gehorche und will<br />
bereit sein für Gott. <strong>Die</strong>ser echte Gewaltakt wird so<br />
oft belohnt mit Momenten, die die Seele in Bewegung<br />
bringen. In der <strong>Malteser</strong>kirche ist der Gottesdienst<br />
nie hübsche Inszenierung, sondern immer ritterlicher<br />
Kampf.<br />
Erdung<br />
Über Jahre hin habe ich die Kirche selbst aufgewaschen,<br />
die Wäsche besorgt und auch den Blumenschmuck, der<br />
der schönste in ganz Wien ist. Also, auf jeden Fall schöner<br />
als in der Nachbarschaft. Nicht nur der Priester<br />
dieser Kirche zu sein, sondern auch ihr Hauswart, zu<br />
predigen, aber auch den ekelhaftesten Dreck wegzumachen,<br />
mich von Irren beschimpfen und hochmütigen<br />
Herren beleidigen zu lassen („Sie Würschtl!“), das hat<br />
mir nicht geschadet. Im Gegenteil: Es erdet. Sogar die<br />
Schläge, die ich mir ein paar Mal eingefangen habe, tun<br />
das. Und nein, ich habe nicht angefangen, ich schwöre!<br />
Jedes Mal die andächtigste Messe meines Lebens<br />
feiern zu wollen, die beste Predigt halten und jedem<br />
Gottesdienstbesucher mit der größten Aufmerksamkeit<br />
begegnen zu wollen, jedes Fest zum allerschönsten<br />
machen zu wollen – das reißt dann wieder in die Höhe.<br />
Ist das Ehrgeiz? Will ich was werden? Wer Soutane<br />
trägt, macht keine Karriere in der Kirche. Es ist eher<br />
die Überzeugung, dass vom Priester sehr viel abhängt.<br />
Womöglich sogar das Seelenheil anderer Menschen.<br />
Ein Schreck erregender Gedanke. Aber Ritter sind ja<br />
mutig.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 15
RUNDSCHAU<br />
„ES IST VERNÜNFTIG, SICH IMPFEN<br />
ZU LASSEN“<br />
Impfen verringert das Risiko einer schweren oder gar tödlichen Erkrankung und vermindert das Ansteckungsrisiko. Es ist<br />
ein Akt der Solidarität und Nächstenliebe.<br />
Von Matthias Beck<br />
<strong>Die</strong> Corona-Situation in Europa ist unübersichtlich: England,<br />
Spanien und andere Länder lockern ihre Corona-<br />
Bestimmungen, Österreich beschließt eine umfassende<br />
Impfpflicht, Griechenland die Impfpflicht ab 60, Frankreich<br />
erlässt Zugangsbeschränkungen für Ungeimpfte,<br />
Italien hat längst eine berufsbezogene Impfpflicht und<br />
jetzt eine ab 50. In England und Frankreich sind die<br />
Impfquoten höher als in Österreich, daher wagt man Lockerungen.<br />
Eine Impfung vermindert das Risiko einer schweren oder<br />
gar tödlichen Erkrankung. Außerdem senkt sie das Risiko,<br />
sich überhaupt anzustecken und den Nächsten zu<br />
infizieren. Dadurch werden auch das Gesundheitssystem<br />
und die Krankenhäuser vor Überlastung geschützt.<br />
Abstand und Maske<br />
Jeder Infizierte trägt das Risiko in sich, dass neue Mutationen<br />
entstehen. Das Virus kann sich nur verändern,<br />
wenn es Organismen findet, in denen es weiterexistieren<br />
kann. Wenn man ihm diese Organismen durch Abstand<br />
und Maske entzieht oder durch die Impfung das Immunsystem<br />
so trainiert, dass es das Virus angreift, verliert es<br />
seine Lebensfähigkeit. Je mehr Menschen geimpft sind,<br />
desto eher kann man staatliche Maßnahmen lockern.<br />
konnten die Impfstoffe unter Einhaltung aller Zulassungsbestimmungen<br />
schnell zugelassen werden.<br />
Respekt und Menschenwürde<br />
Es ist vernünftig, sich impfen zu lassen: zum Schutz für<br />
sich selbst sowie zum Schutz der anderen und der Gesellschaft.<br />
Der Papst bezeichnet das Impfen als Akt der<br />
Solidarität und Nächstenliebe. „<strong>Die</strong> Gnade setzt die Natur<br />
voraus und vollendet sie“, so lautet ein zentraler Satz<br />
der Theologie. „Natur“ meint hier die Vernunftnatur des<br />
Menschen. Wenn jemand – aus welchen Gründen auch<br />
immer – zu der Überzeugung kommt, sich nicht impfen<br />
zu lassen, muss das auch respektiert werden. Im Kontext<br />
der Menschenwürde hat jeder Mensch das Recht auf körperliche<br />
Unversehrtheit. Insofern kann er oder sie eine<br />
Impfung ablehnen, niemand kann dazu gezwungen werden.<br />
Allerdings ist dann auch zu bedenken, dass damit<br />
Konsequenzen für die gesamte Gesellschaft verbunden<br />
sind. Neuerliche Maßnahmen und Beschränkungen –<br />
notwendig auch durch neue Mutationen – könnten wiederum<br />
alle treffen.<br />
Viele Menschen haben Angst, dass die Impfstoffe nicht<br />
lange genug erprobt worden sind. Dazu ist zu bemerken,<br />
dass gerade die mRNA-Impfstoffe bereits seit 20 Jahren<br />
im Zusammenhang mit Krebserkrankungen erforscht<br />
und jetzt schnell auf die Bekämpfung von SARS-CoV-2<br />
umgestellt wurden. Eine sehr große Zahl von Probanden<br />
und die weltweite Erhebung zahlreicher Daten haben<br />
in kurzer Zeit zu einer großen Datenmenge geführt. So<br />
Univ. Prof. Dr. med. Dr. theol.<br />
Mag. pharm. Matthias Beck<br />
ist Systematischer Theologe im Bereich Theologische<br />
Ethik mit Schwerpunkt Medizinethik an der Universität<br />
Wien sowie Mitglied der Bioethikkommission beim<br />
Bundeskanzleramt.<br />
16<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
RUNDSCHAU<br />
IMPFEN IM DOM<br />
Gleich zwei prominente Orte stehen für eine ungewöhnliche Maßnahme zur Verfügung: der Stephansdom in Wien und der<br />
Kapitelsaal der Erzdiözese Salzburg. Sie wurden kurzerhand zu Impfstraßen der MALTESER umfunktioniert.<br />
Von Clara Mensdorff-Pouilly und Anna Weinkamer<br />
Seit Mitte August 2021 wird im „Wiener Steffl“ geimpft, je<br />
nach Bedarf in einer oder zwei Impfstraßen. <strong>Die</strong> sogenannten<br />
Lines (Impfstraßen) sind je mit einem Arzt zur Aufklärung<br />
und einer Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegekraft<br />
für die Impfung sowie mit Sanitätern für die<br />
medizinische Assistenz besetzt. Zusätzlich stehen zwei Administratoren,<br />
ein Ordner und drei Securities bereit. Eine<br />
Line kann bis zu 250 Personen pro Tag impfen. Im Dezember<br />
2021 waren es fast täglich 700 Impfungen. Das Maximum<br />
waren 825 Impfungen innerhalb von 10 Stunden. Bis<br />
Ende Jänner <strong>2022</strong> wurden bereits mehr als 40.000 Impfungen<br />
verabreicht. <strong>Die</strong> Impfstraßen im Steffl sind sieben Tage<br />
die Woche von 10-21 Uhr durchgehend geöffnet (Änderungen<br />
möglich). Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.<br />
In Salzburg-Stadt stand seit Dezember der Kapitelsaal der<br />
Erzdiözese Salzburg als besondere „Impf-Location“ zur Verfügung.<br />
<strong>Die</strong> Corona-Schutzimpfung wurde hier ebenfalls<br />
ohne Voranmeldung verabreicht und fand hohen Zuspruch<br />
in der Bevölkerung. Dank gebührt an dieser Stelle auch der<br />
Katholischen Aktion Salzburg für die hervorragende Zusammenarbeit!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 17
PERSÖNLICHKEITEN<br />
DER WEG ZUR BERUFUNG<br />
Wer Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck zum Gespräch bittet, wird reichlich beschenkt. Man erfährt Inspirierendes<br />
von einer eindrucksvollen Persönlichkeit.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Welche Rolle hat der Glaube bzw. die Religion in<br />
Ihrer Familie und Jugend gespielt?<br />
Ich wurde vor allem von meinem Vater sehr geprägt.<br />
Ihm verdanke ich viel im Glauben. Er hat mir und meinem<br />
sieben Jahre älteren Bruder den Glauben auf einem<br />
sehr hohen akademischen Niveau vermittelt, nähergebracht<br />
und gut verständlich gemacht. Also kein simpler<br />
„Kinderglaube“! Eine wichtige Priesterpersönlichkeit in<br />
meiner Jugend war Pater Rudolf Reichlin-Meldegg SJ. Er<br />
leitete in der Zeit, in der ich das Gymnasium in Klagenfurt<br />
besuchte, als Priester die Katholische Mittelschuljugend.<br />
Er war ein Mann der Technik und der Musik und<br />
hat „Platten-Konzerte“ für uns veranstaltet. Darin hat<br />
er uns die künstlerisch-ästhetischen, vor allem aber die<br />
religiös-spirituellen Inhalte der Musik Anton Bruckners<br />
in nüchterner und doch gewinnender Weise aufgezeigt.<br />
Wie haben Sie die Zeit beim Bundesheer in<br />
Erinnerung?<br />
Nach der Matura in Klagenfurt war ich tatsächlich beim<br />
Bundesheer – quasi als Überbrückung bis zu meinem<br />
Studienstart an der Hochschule für Welthandel in Wien.<br />
So hieß damals die heutige WU. Zum Thema Bundesheer<br />
fällt mir eine Anekdote ein: Als es 2013 um die Volksbefragung<br />
„Wehrpflicht oder Berufsheer“ ging, war ich<br />
zunächst für ein Berufsheer. Bei einem Empfang an der<br />
Deutschen Botschaft kam ich mit dem früheren General-Truppeninspektor<br />
Majcen ins Gespräch und er sagte<br />
mir, dass ich als Kirchenmann für die allgemeine Wehrpflicht<br />
stimmen sollte, denn im Rahmen dieser und der<br />
Militärseelsorge habe die Kirche die letzte Gelegenheit,<br />
den Gesamtdurchschnitt der österreichischen Bevölkerung<br />
zu erreichen. Hunderte jährliche Firmungen von<br />
Soldaten und die starke Beteiligung an der Soldaten-<br />
Pilgerfahrt nach Lourdes zeigten den Erfolg. Also habe<br />
auch ich mit der Mehrheit der Österreicher für die<br />
Wehrpflicht gestimmt.<br />
Sie befürworten also den Militärdienst?<br />
Ich vertrete den Grundsatz: „Si vis pacem, para bellum“ –<br />
„Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor.“ Der<br />
Militärdienst ist ein <strong>Die</strong>nst zur Vorbereitung des Friedens<br />
– so sehe ich das tatsächlich. Nicht um Krieg zu führen,<br />
sondern um Frieden zu erhalten.<br />
Zurück zum Studium und zu Ihrem Berufseinstieg:<br />
Der „Kirchenmann“ war Ihnen nicht in die Wiege<br />
gelegt...<br />
Ich habe mich im Welthandelsstudium durchaus wohl gefühlt.<br />
Es war sehr praxisorientiert, was mir später zu Gute<br />
kommen sollte. Mit 27 habe ich den Entschluss gefasst,<br />
nicht weiter zu studieren, also keinen Doktor zu machen,<br />
sondern in die Berufswelt einzusteigen. Ich habe einfach<br />
eine <strong>Zeitung</strong> aufgeschlagen, 20 Inserate gefunden, zwölf<br />
Bewerbungen verschickt und acht Angebote erhalten. Damals<br />
hat das wirklich noch so funktioniert! Meine erste<br />
Stelle war 1970 in Frankfurt bei der internationalen Zentralleitung<br />
der Spedition Schenker & Co. Dort bekam ich<br />
auch nach einigen Jahren die Möglichkeit, als Geschäftsführer<br />
von Schenker-Spanien nach Barcelona zu gehen.<br />
Mit 33 habe ich dann beschlossen, ins Kloster zu gehen.<br />
Mein letzter Auftrag war die Verlegung der Geschäftsleitung<br />
zu der großen Filiale nach Madrid.<br />
Was genau war ausschlaggebend für diesen doch<br />
abrupten Richtungswechsel?<br />
Einerseits bemerkte ich bei mir ein Defizit an Religion.<br />
Gerade noch die Sonntagsmesse war mir schlicht zu wenig,<br />
daher der Weg ins Kloster. Andererseits hatte ich beobachtet,<br />
dass ich oft mit verschiedenen Menschen auf<br />
18<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
PERSÖNLICHKEITEN<br />
religiöse Themen kam und so spürte ich die Berufung,<br />
Priester zu werden.<br />
Wie und wann sind Sie nach Heiligenkreuz gekommen?<br />
1976 war mein erster Besuch dort. Ein älterer Mitbruder<br />
wurde mir vom Abt als Begleiter zugeteilt, um sich<br />
um mich zu kümmern. Und das war einfach unglaublich!<br />
Eben dieser Mitbruder – ein Spätberufener, der erst mit<br />
60 Jahren ins Kloster eingetreten war – war niemand<br />
Geringerer als der Erbe und Besitzer der Firma Schenker!<br />
Das Unternehmen war in Konkurs gegangen und<br />
dann an die Deutsche Bahn verkauft worden. Der Mitbruder<br />
wurde allerdings weiterhin als Geschäftsführer<br />
für Österreich im Unternehmen behalten, landete im<br />
Konzentrationslager, wurde von den Amerikanern in einem<br />
Prozess verurteilt, lebte dann lange Zeit in Afrika<br />
und fand mit 60 Jahren in Heiligenkreuz seinen Frieden.<br />
Eine abenteuerliche Geschichte! Gibt es besondere<br />
Learnings und Erfahrungen aus der Wirtschaftswelt,<br />
die Ihnen in Heiligenkreuz während<br />
Ihrer Zeit als Abt geholfen haben?<br />
Als Abt hat man keine Managementfunktion. Dafür hat<br />
der Abt nach Kirchenrecht einen anderen Bruder zu bestimmen<br />
und mit den Aufgaben zu betrauen. <strong>Die</strong> Aufgabe<br />
des Abtes ist es, vorwiegend Begleiter, Erzieher,<br />
geistlicher Beistand zu sein. Ein Abt soll sich in einer<br />
Vaterrolle der Gemeinschaft widmen. <strong>Die</strong> Wirtschaftserfahrung<br />
hat mir aber geholfen, als mir zum Beispiel<br />
Verträge zu Grundstücken mit komplexen Klauseln vorgelegt<br />
wurden.<br />
Ist es hilfreich, vor der Entscheidung für den<br />
speziellen Weg des Ordensmannes zuerst anderes<br />
kennenzulernen?<br />
Wenn man beruflich vorher schon Erfahrung gesammelt<br />
hat, kann man die Entscheidung für das Leben im Kloster<br />
besser überblicken. Man weiß, was die persönlichen<br />
Prioritäten sind. Man kann abschätzen, wie man mit<br />
den Themen, die hier auf einen zukommen, zurechtkommt.<br />
Heute sind ein überwiegender Teil derjenigen,<br />
die ins Kloster eintreten wollen, Menschen, die bereits<br />
einen Beruf haben, diesen schon ausgeübt und auch<br />
Lebenserfahrung haben. <strong>Die</strong> meisten empfangen die<br />
Priesterweihe erst im Alter von um die 30.<br />
Was würden Sie denn einem 35-Jährigen oder<br />
Jüngeren raten?<br />
Er sollte die Benediktsregel lesen, und sein Abt sollte<br />
prüfen, ob der Anwärter wirklich Gott sucht. Ein Mönch<br />
bleibt nämlich sein Leben lang ein Gottsuchender. Er<br />
soll Freude am Gottesdienst haben, die Bereitschaft zu<br />
gehorchen und sich nicht vom Streben nach Selbstverwirklichung<br />
leiten lassen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 19
PERSÖNLICHKEITEN<br />
Hochschule Benedikt XVI, Heiligenkreuz<br />
Wie stand es mit Ihrem eigenen Gehorsam als<br />
Ordensmann?<br />
Ich denke, ich habe alle Aufträge im Gehorsam angenommen,<br />
wenngleich ich meist als Troubleshooter eingesetzt<br />
wurde. Doch dieser Gehorsam hat mir sehr viel gebracht.<br />
Ich habe früh Erfahrung gesammelt und mich dadurch<br />
weiterentwickelt. Rückblickend betrachtet haben mich<br />
die Aufträge im Gehorsam auf allen Ebenen weiter gebracht<br />
als die selbstbestimmten Entscheidungen in meinem<br />
vorangegangenen Berufsleben.<br />
Zwischen Ihnen und den <strong>Malteser</strong>n besteht eine<br />
besondere Beziehung. Inwiefern?<br />
Ich war von 1994 bis 1999 Bundesseelsorger im MHDA<br />
und bin auf zahlreiche Wallfahrten nach Lourdes, Malta,<br />
Rhodos und Rom mitgefahren. Da gibt es auch eine schöne<br />
Anekdote im Zusammenhang mit dem MHDA: Im<br />
Rahmen einer Bundesübung lautete die Anweisung einer<br />
Einsatzleitung, dass bei Auffinden von Verletzten rasch<br />
zu prüfen wäre, wer im Sterben läge und wer mit einer<br />
unmittelbaren medizinischen Versorgung gute Chancen<br />
hätte, zu überleben. Als dann in der Eile gesagt wurde<br />
die Sterbenden seien „Hoffnungslose“, um die man sich<br />
nicht kümmern brauche, schrillten bei mir die Alarmglocken.<br />
Natürlich muss man mit dem Großteil des Teams<br />
Verwundete versorgen, um Leben zu retten, aber zugleich<br />
muss es bei einem Christlichen Orden eine kleine Gruppe<br />
geben, die sich um jene kümmern, die der letzten großen<br />
Hoffnung ihres Lebens durch den Tod hindurch entgegengehen!<br />
Noch kurz ein Blick in Ihre Familiengeschichte:<br />
Hier trifft man bei der Recherche auf mehrere Mitglieder<br />
der Familie Henckel von Donnersmarck...<br />
In der Tat! Es gibt enge Bande zwischen meiner Familie<br />
und den <strong>Malteser</strong>n. Schon im 18. Jahrhundert gibt es<br />
einen Profeßritter. Mein Onkel Lazy war Präsident der<br />
Schlesischen <strong>Malteser</strong>, mein Bruder Leo-Ferdinand war<br />
dann Präsident der nach 1989 vereinigten Deutschen<br />
Assoziation und mein Vetter Winfried ist Mitglied des<br />
Souveränen Rates in Rom.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Gregor Henckel-Donnersmarck wurde 1943 in<br />
Breslau/Schlesien geboren, ging in Klagenfurt zur<br />
Schule und trat nach dem <strong>Die</strong>nst beim Bundesheer,<br />
einem Wirtschaftsstudium<br />
und seiner Tätigkeit<br />
beim Speditionsunternehmen<br />
Schenker als Ordensmann<br />
in das Zisterzienserkloster<br />
Heiligenkreuz ein.<br />
1982 wurde er zum Priester<br />
geweiht, stand einige Jahre<br />
dem Zisterzienserkloster<br />
Rein bei Graz vor, diente als<br />
Assistent des Generalabts des Zisterzienserordens<br />
in Rom und wurde Nationaldirektor von Missio<br />
Austria. Am 14. März 1999 erfolgte die Weihe zum<br />
Abt des Stiftes Heiligenkreuz. Seit 2011 ist Gregor<br />
Henckel-Donnersmarck zwar im Ruhestand, jedoch<br />
weiterhin mit Vortrags- und priesterlichen Tätigkeiten<br />
aktiv. Der Altabt ist u. a. Autor der Bücher<br />
„Über Gott und die Welt und das Paradies auf<br />
Erden“, „Reich werden auf die gute Art“ und „Der<br />
Spediteur Gottes“.<br />
20<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
© istockphoto.com<br />
LEBENSWERT<br />
SPÜREN, WAS IM AUGENBLICK NOT TUT.<br />
DA SEIN, ZUHÖREN, MITFÜHLEN.<br />
Cecili Corti, die Begründerin der Obdachlosenunterkunft VinziRast in Wien, hat ein bewegtes Leben hinter und wohl auch vor<br />
sich. Seit rund einem Jahr engagiert sie sich in der Palliativ-Trauer-Sterbebegleitung. Ein Gespräch, das Trost spendet und zur<br />
Ruhe kommen lässt.<br />
Von Marie Czernin und Katharina Stögner<br />
Ein prachtvoller Herbsttag, eine Wohnung mit dezentem<br />
Charme und Charisma im Dachgeschoß eines Jugendstilhauses.<br />
Wir sitzen gemütlich bei einer Tasse Tee mit Blick<br />
durch ein Fenster auf die riesigen Bäume vor dem Haus,<br />
deren Laub in der Sonne goldfarben glänzt. Es ist ein<br />
wunderschönes Lichtspiel vor einem wolkenlosen blauen<br />
Himmel, das wir von unserer Couch mit einem fast ebenso<br />
blauen Überzug aus verfolgen.<br />
Cecili Corti ist unsere fürsorgliche Gastgeberin. Sie ist<br />
offenherzig, agil und hat einen dicht gedrängten Terminplan.<br />
Dennoch zeigt sie keine Spur von Müdigkeit.<br />
Unglaublich, was sie zu erzählen hat! Wir genießen das<br />
Interview, das gerne sehr viel länger hätte dauern können.<br />
Als Zuhörerinnen sind wir gebannt von Cecilis Erzählungen,<br />
Erfahrung, ihrer Haltung, ihrem Wissen und<br />
eingenommen von ihrem Wesen.<br />
Schicksalhafte Geschichte<br />
Cecili Corti wurde 1940 als Cäcilia Agnes Herberstein<br />
geboren. In Slowenien aufgewachsen, musste sie 1945<br />
mit ihrer Mutter und vier Geschwistern nach Österreich<br />
zu Verwandten flüchten. Ihr Vater wurde zu Kriegsende<br />
verschleppt. Sein Schicksal konnte im Detail nie geklärt<br />
werden. Cecili ist in einem Internat und später in<br />
Salzburg in die Schule gegangen, war mit dem Regisseur<br />
und Publizisten Axel Corti 30 Jahre verheiratet<br />
und hat aus dieser Ehe drei Söhne. Zahlreiche Preise<br />
und Ehrungen, darunter das Goldene Ehrenzeichen für<br />
Verdienste um die Republik Österreich und der Bruno<br />
Kreisky Menschenrechtspreis, begleiten ihren wechselvollen<br />
Lebenslauf.<br />
Der breiten Öffentlichkeit ist Cecili vor allem durch ihren<br />
Einsatz für Obdachlose in Wien bekannt. Als Gründerin<br />
und Obfrau der VinziRast-Notschlafstelle und sieben weiterer<br />
VinziRast-Einrichtungen in Wien hat sie Menschen<br />
ohne Zuhause viele Jahre Unterkunft ermöglicht. Seit drei<br />
Jahren hat sich die engagierte Therapeutin und Autorin<br />
von der operativen Arbeit zurückgezogen. Im Gespräch<br />
über Leben und Tod mit „<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>“ gibt sie berührende<br />
Einblicke in ihr Wirken als Sterbebegleiterin.<br />
Liebe Cecili, Du hast Dich aus der VinziRast zurückgezogen.<br />
Geht denn das so einfach?<br />
<strong>Die</strong> Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Ich dachte<br />
immer, ich würde das bis an das Ende meiner Tage machen<br />
– vor allem den Nachtdienst in der Notschlafstelle.<br />
Es ist dann anders gekommen. Es hat eben alles seine<br />
Zeit. Ich war mein ganzes Leben sehr aktiv. Sowohl die<br />
Jahre in meiner Ehe wie auch mein Engagement für Obdachlose<br />
haben mich oft bis an meine Grenze gefordert.<br />
Ich will in der Zeit, die mir noch bleibt, eine ganz andere<br />
Qualität des Lebens entdecken. Wie ist es, einen Tag zu<br />
beginnen, den ich ohne stringente Verpflichtungen gestalten<br />
kann? Eine Herausforderung ganz anderer Art.<br />
Alle bisherigen Erfahrungen empfinde ich jedenfalls als<br />
großes Geschenk. Sie begleiten mich in allem, was noch<br />
auf mich zukommt.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 21
LEBENSWERT<br />
Du engagierst Dich in der Palliativ-Trauer-Sterbebegleitung.<br />
Eine neue Perspektive?<br />
Mit Sterben und Tod war ich oft in meinem Leben konfrontiert.<br />
Mein Vater hat mir sehr gefehlt. Vor allem der<br />
Schmerz meiner Mutter hat mich durch viele Jahre begleitet.<br />
Viel später ist dann meine Mutter gestorben und<br />
von meinen vier Geschwistern leben nur mehr zwei. Der<br />
Tod meines Mannes vor fast 30 Jahren hat mein Leben<br />
von Grund auf verändert. Es war die große Zäsur in meinem<br />
Leben. Schließlich habe ich meine langjährige Seelenfreundin<br />
in ihrem Sterbeprozess begleitet. All diese Erfahrungen<br />
waren sehr schmerzhaft, sie haben mich aber<br />
auch immer auf besondere Weise dem Leben, der Kostbarkeit<br />
des Lebens, näher gebracht.<br />
Warum ausgerechnet dieses Betätigungsfeld?<br />
Orientierungslosigkeit, Einsamkeit, auch die Ungeborgenheit<br />
des Menschen beschäftigen mich zunehmend.<br />
Besonders in der letzten Phase des irdischen Daseins<br />
wird das auch vielen Menschen bewusst. Es gibt die klassischen<br />
Familienstrukturen nicht mehr. Früher war es<br />
meist selbstverständlich, kranke und ältere Menschen im<br />
Kreise der Familie zu pflegen, mit ihnen gemeinsam zu<br />
leben. Geburt und Tod gehörten zum Alltag. Heute hat<br />
sich das sehr gewandelt. Menschen, die erkranken oder<br />
im Alter Hilfe benötigen, müssen von mobilen Pflegekräften<br />
oder in Pflegeinrichtungen versorgt werden. Oft gibt<br />
es keine Verwandten oder nur einen sporadischen Kontakt,<br />
meist mangelt es an Zeit oder dem notwendigen<br />
Platz. Somit fehlt die tragende Struktur – dieser Boden<br />
des Glaubens, der Gemeinschaft und vor allem der Liebe.<br />
Waren Sterben und Tod in der VinziRast ein Thema?<br />
Natürlich! Hier haben wir alles erlebt – Freude, Wut, Verzweiflung,<br />
Mutlosigkeit. Aber auch Zuversicht und Dankbarkeit.<br />
Es wurden Feste gefeiert. Es ging um Krankheit,<br />
Abhängigkeit, das ganze Spektrum an Gefühlen und<br />
Lebenszyklen. Und natürlich sind hier auch Menschen<br />
gestorben. Ein unvergessliches Ereignis war die Geburt<br />
eines Babys am frühen Morgen mitten in der Notschlafstelle!<br />
Eine gute Palliativ-Sterbe-Trauerbegleitung<br />
braucht eine gute Ausbildung. Wie war Dein Weg?<br />
Ohne eine entsprechende Ausbildung ist es unmöglich,<br />
in öffentlichen Einrichtungen aktiv zu werden. Es<br />
gibt unterschiedliche Angebote. Ich habe den Lehrgang<br />
Sterbebegleitung der ÖBR besucht und abgeschlossen<br />
(https://www.hospiz-oebr.at/wer-wir-sind/). Viele kostbare<br />
Menschen sind mir in dieser Zeit begegnet, auch das<br />
war eine große Bereicherung!<br />
Wie ist Dein persönlicher Zugang zu Trauerbegleitung?<br />
Ich habe da kein Konzept. Ich bemühe mich, ganz offen<br />
zu sein, keine Vorstellung zu haben, nichts erreichen zu<br />
wollen. Nur spüren, was im Augenblick Not tut. Menschen<br />
sind so unterschiedlich. Das ist in der Verarbeitung von<br />
Verlust und Schmerz nicht anders als im alltäglichen Leben.<br />
Wie kann ich einen Raum schaffen, eine Atmosphäre,<br />
in der alles, jede Empfindung möglich ist? Wut, Verzweiflung,<br />
vielleicht auch Freude ebenso wie ein Gefühl der Leere<br />
oder Sehnsucht, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen?<br />
Da sein, zuhören, mitfühlen – wach sein für jede Regung,<br />
die Hoffnung auf Zuversicht signalisiert und dies dann<br />
nach bestem Wissen unterstützen. <strong>Die</strong> tiefen Ressourcen<br />
im Menschen entdecken, darum kann es gehen.<br />
Wie schaffst Du diesen Raum bzw. Rahmen für<br />
Dich und Deine Patienten?<br />
Ich denke, der hat sich im Lauf der Jahre entwickelt.<br />
Ich hatte viele Herausforderungen zu meistern, so wie<br />
andere Menschen auch. <strong>Die</strong> Jahre in der VinziRast mit<br />
obdachlosen Menschen, die ihr unerhört schwieriges Leben<br />
oft bewundernswert mutig bewältigen, haben mich<br />
nachhaltig beeindruckt und geprägt. Meine Kindheit war<br />
trotz Verlust des Vaters und der Heimat, trotz Flucht<br />
und Armut von dem Gefühl der Zusammengehörigkeit<br />
und tiefer Liebe erfüllt. Und da war der sehr authenti-<br />
22<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
LEBENSWERT<br />
sche Glaube meiner Mutter. Daraus habe ich über viele<br />
Jahre Kraft geschöpft.<br />
Muss immer erst der tiefste Punkt einer Krise erreicht<br />
sein, bevor es wieder bergauf geht oder gibt<br />
es Abkürzungen?<br />
Ich kann nur für mich sprechen. Aber ähnliche Erfahrungen<br />
habe ich auch von anderen Menschen gehört. An Abkürzungen<br />
glaube ich grundsätzlich nicht. Um die Mitte<br />
meines Lebens habe ich eine mehrjährige existentielle Krise<br />
durchlebt. Da war kein Glaube mehr und keine Kraft.<br />
Weder gute Ratschläge noch Verlockungen zur Ablenkung<br />
haben gefruchtet. Ich wollte wissen, worum geht es in meinem<br />
Leben? Durch Zufall bin ich der Initiatischen Therapie<br />
von Karlfried Graf Dürckheim und der Zen-Praxis begegnet.<br />
Das war dann die Wende in meinem Leben.<br />
Inwieweit hilft Dir Deine Erfahrung mit Zen-Meditation<br />
in der Trauerbegleitung?<br />
Im Sitzen in der Stille, in der Tradition des Zen öffnet<br />
sich eine Dimension, in der es keine Fragen mehr gibt;<br />
eine Dimension ohne Raum und Zeit – wenn es denn gelingt,<br />
wirklich still zu werden. Für mich persönlich hat<br />
sich im Lauf der Zeit durch das kontinuierliche Üben eine<br />
sehr stabile Grundlage und ein tiefes Verständnis meines<br />
Glaubens entwickelt. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch<br />
eine neue Verbundenheit mit den Menschen und dem<br />
Leid und Schmerz in der Welt war die Folge. Das war dann<br />
ausschlaggebend für mich, tätig zu werden im Bereich<br />
meiner Möglichkeiten. Einfach tun, was zu tun ist; dort<br />
handeln, wo Handlung nötig ist. Zuerst hat sich mein Engagement<br />
für Obdachlose ergeben und jetzt seit einem<br />
Jahr begleite ich Menschen in ihrer letzten Lebensphase.<br />
Da geht es weniger um Aktivität, vielmehr um Präsenz<br />
und Anteilnahme. Nichts erreichen wollen, erscheint mir<br />
ganz wichtig, nur zuzuhören, zu fühlen, was ansteht. Da<br />
kann Vertrauen entstehen, eine ganz wichtige Voraussetzung,<br />
um loszulassen, zur Ruhe zu kommen. In solchem<br />
inneren Frieden kann der Mensch auch erkennen, was es<br />
für ihn oder sie noch zu „erledigen“ gilt.<br />
Was sind bisher Deine prägendsten Erfahrungen in<br />
der Palliativ-Sterbe-Trauerbegleitung?<br />
Eine Dame, die ich über mehrere Monate begleitet habe,<br />
war zunächst sehr verschlossen. Sie hatte wohl ein schweres<br />
Leben gehabt. Das war aus den wenigen Gesprächen<br />
deutlich geworden. Immer wieder rannten Tränen über<br />
ihre Wangen ohne äußeren Anlass, wie mir schien. Ich<br />
half ihr bei den Mahlzeiten, ich massierte ihre Füße oder<br />
saß einfach schweigend neben ihrem Bett. Irgendwann<br />
verstand ich, dass sie gerne einen Priester sehen würde.<br />
Er kam dann sogar noch zweimal, bevor sie gehen konnte.<br />
Andere Menschen wollen von der Kirche nichts wissen.<br />
Sehr oft erwähne ich auch den Glauben nicht. Ich warte,<br />
ob ein Gespräch oder eine Frage vermuten lässt, dass ein<br />
Wunsch in diesem Zusammenhang da ist.<br />
Hilft der Glaube Deinen Patienten?<br />
Das wage ich nicht zu beurteilen. Ich habe noch zu wenig<br />
Erfahrung.<br />
Ganz grundsätzlich gehe ich davon aus, vor allem, wenn<br />
der Glaube einem gütigen, verzeihenden, liebenden Gott<br />
vertraut hat. Daraus kann sich dann eine wunderbare Begegnung<br />
ergeben, bereichernd für die Patientin oder den<br />
Patienten und ebenso für mich.<br />
Danke für das Gespräch, Cecili, und alles Gute!<br />
Starke und stärkende Worte einer Frau, die tief<br />
im christlichen Glauben verwurzelt ist. Mitte der<br />
1980er Jahre hat Cecili Corti mit Zen-Meditation begonnen.<br />
Zum Abschluss unseres Gesprächs hat sie uns noch<br />
ein Zitat aus der Zen-Tradition mitgegeben:<br />
Eines lege ich Euch ans Herz:<br />
Leben und Tod sind eine ernste Sache.<br />
Schnell vergehen alle Dinge.<br />
Seid ganz wach,<br />
Niemals achtlos,<br />
Niemals nachlässig!<br />
Lesetipp: In ihrem Buch „Man muss auf dem Grund gewesen<br />
sein“ schreibt Cecili Corti über ihre wichtigsten<br />
Erfahrungen und Erkenntnisse im Umgang mit schweren<br />
Lebenssituationen. Prädikat: Unbedingt lesen!<br />
Cecili Corti/Jacqueline Kornmüller. Man muss auf dem Grund<br />
gewesen sein. Brandstätter Verlag, 160 Seiten,<br />
ISBN: 978-3-85033-908-7, 19,90 Euro.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 23
LEBENSWERT<br />
MENSCHEN MIT BEHIN-<br />
DERUNG – VIELE DATEN<br />
UND KEIN GESAMTBILD<br />
Wie viele Menschen mit Behinderungen leben in Österreich? Wie viele werden es in zehn Jahren sein? Welche Art und Anzahl an<br />
Betreuungsplätzen benötigen wir zukünftig?<br />
Von Selma Sprajcer<br />
Solche Fragen haben uns am NPO Kompetenzzentrum<br />
der WU Wien in den letzten zehn Jahre in Forschungsprojekten<br />
mit Sozialabteilungen einiger Bundesländer,<br />
die für die Förderung, Entwicklung und Qualitätssicherung<br />
von Leistungen für Menschen mit Behinderungen<br />
zuständig sind, beschäftigt. Mehrfach stellten wir dabei<br />
fest, dass grundlegende Daten zu Menschen mit Behinderungen,<br />
anhand derer systemverändernde Entscheidungen<br />
getroffen werden könnten, fehlen.<br />
Bestehende Daten ohne Aussagekraft<br />
Ein Grund für die auch national schlechte Datenlage ist,<br />
dass es sich um sensible Daten handelt, deren Verarbeitung<br />
strengen datenschutzrechtlichen Bestimmungen<br />
unterliegt. <strong>Die</strong>s erschwert Primärdatenerhebungen sowie<br />
die Verknüpfung mit bestehenden Datenquellen, die<br />
zudem oft nur indirekt Informationen zu Menschen mit<br />
Behinderungen beinhalten. Daten zu Menschen mit Behinderungen<br />
in Österreich finden sich bei Erhebungen<br />
der Statistik Austria, aber auch in Statistiken zu Inhabern<br />
des Behindertenpasses, zu Beziehern der erhöhten<br />
Familienbeihilfe oder zu den unterschiedlichen Leistungen<br />
der Sozialversicherungsträger wie Pflegegeld oder<br />
Invaliditätspension. Jede dieser Statistiken beleuchtet<br />
allerdings eine spezifische Gruppe mit eigener Definition<br />
von Behinderung bzw. Beeinträchtigung und enthält<br />
nur selektive Informationen zu den Personen selbst.<br />
Neue Strategien zur Datengenerierung<br />
In einem Projekt mit dem Land Niederösterreich haben<br />
wir uns einer Anzahl an Menschen mit Körper- und<br />
Sinnesbehinderung angenähert. Auf Basis vorliegender<br />
Daten und Statistiken sowie einer von uns durchgeführten<br />
Datenerhebung konnten wir rund 18.000 Personen<br />
ermitteln, die aufgrund ihres Unterstützungsbedarfs<br />
Leistungen der Behindertenhilfe wie beispielsweise Prothesen<br />
oder assistierende Technologien in Anspruch<br />
nehmen könnten. <strong>Die</strong>s entspricht 1,11 Prozent der niederösterreichischen<br />
Bevölkerung. Bis zum Jahr 2030<br />
prognostizieren wir eine Zunahme um zehn Prozent<br />
vorwiegend älterer Personen über 65 Jahre. <strong>Die</strong>se Entwicklung<br />
zeigt sich ebenso im Rahmen einer Studie zu<br />
institutionell untergebrachten Menschen mit intellektueller<br />
Behinderung. Auf Basis dieser Ergebnisse wurde<br />
seitens der verantwortlichen Stellen eine neue Leistung<br />
entwickelt, die besser an die Bedürfnisse der Altersgruppe<br />
angepasst ist, was ein gutes Beispiel für datenbasiertes<br />
Vorgehen ist.<br />
Zukünftig wird es öfter eine Zusammenführung von<br />
Daten zu Menschen mit Behinderungen benötigen, um<br />
eine valide Datenbasis zu schaffen, die moderne Sozialplanung<br />
zulässt und eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung<br />
der Behindertenhilfe ermöglicht.<br />
Informationen: www.wu.ac.at/npocompetence/<br />
unsere-themen/menschen-mit-behinderungen<br />
Mag. Selma Sprajcer ist Senior Researcher und seit 2011<br />
am Kompetenzzentrum für Nonprofit-Organisationen und<br />
Social Entrepreneurship an der Wirtschaftsuniversität<br />
Wien tätig. Ihre<br />
berufliche Laufbahn im Nonprofit-<br />
Bereich begann sie am Institut für interdisziplinäre<br />
Nonprofit-Forschung.<br />
Der Fokus ihrer Tätigkeit liegt auf<br />
den Bereichen Menschen mit Behinderungen<br />
sowie Freiwilligenarbeit.<br />
24<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
LELEBENSWERT<br />
© pixabay/Sabine van Erp<br />
FÜR EINE<br />
BARRIEREFREIE<br />
DIGITALISIERUNG<br />
In den entwickelten Ländern haben bereits 87 Prozent der Bevölkerung Zugang zu digitalen Technologien. Im Rest der Welt<br />
sind es gerade einmal 19 Prozent. <strong>Die</strong> digitale Partizipation ist also höchst ungleich verteilt.<br />
Von Susanne Wick<br />
Eine ähnliche Schieflage lässt sich im Vergleich zwischen<br />
Generationen und verschiedenen sozialen Gruppen zwischen<br />
digital affinen Menschen und den sogenannten „Off-<br />
Linern“ feststellen. Von der Nutzung digitaler Technologien<br />
abgeschnitten sind bzw. deutlich erschwerten Zugang zur<br />
digitalen Welt haben vor allem ältere Personen, Menschen<br />
mit Beeinträchtigungen, Migranten und Menschen mit geringerer<br />
Bildung. <strong>Die</strong>ses Ungleichgewicht kann diskriminierend<br />
wirken und negative Folgen für das Leben dieser Personen<br />
haben.<br />
<strong>Die</strong> COVID-19-Pandemie hat den Bedarf an digitaler Teilhabe<br />
verstärkt und gleichzeitig den Mangel an digitalen<br />
Zugangsmöglichkeiten sichtbar gemacht. So konnten viele<br />
ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen<br />
während der Lockdowns weder Essen noch Lebensmittel<br />
online bestellen und keine Buchungen von Test- und Impfterminen<br />
vornehmen. Auch hatten sie keinen Zugang zu<br />
Arzneimitteln und zu Bankgeschäften. Das zeigt: Es braucht<br />
maßgeschneiderte und benutzerfreundliche Lösungen für<br />
alle Online-Leistungen, die den täglichen Gebrauch betreffen.<br />
Digitale Inklusion für mehr gesellschaftliche<br />
Teilhabe<br />
Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Digitalisierung<br />
und Wirtschaftsstandort sowie dem Österreichischen Seniorenrat<br />
hat die Initiative „fit4internet“ Trainings für digitale<br />
Basiskompetenzen der Generation 60+ gestartet. Das maßgeschneiderte<br />
Angebot stellt darauf ab, den Teilnehmenden<br />
die Möglichkeiten des mobilen Internets näherzubringen,<br />
sodass sie digitale Anwendungen aktiv für sich nutzen und<br />
auch für die Kommunikation verwenden können.<br />
Eine immer älter werdende Gesellschaft stellt darüber hinaus<br />
auch einen wachsenden Markt im digitalen Bereich dar.<br />
Ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen<br />
brauchen Lösungen für ihre Bedürfnisse. Das reicht von<br />
Barrierefreiheit, Assistenzsystemen, Gesundheitsüberwachungssystemen<br />
und adaptierten Wohnverhältnissen über<br />
den Pflegebereich bis hin zur digitalen Kommunikation, um<br />
am sozialen Leben teilhaben zu können.<br />
Sicher, transparent und frei wählbar<br />
Der digitale Fortschritt muss daher so gestaltet werden, dass<br />
sich ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen<br />
in einem sicheren und transparenten digitalen Umfeld<br />
bewegen können und vor Angriffen, die ihre Würde, Integrität,<br />
Privatsphäre und Autonomie betreffen, geschützt sind.<br />
<strong>Die</strong> Wahl, auf digitale Technologien ganz zu verzichten,<br />
muss für ältere Menschen immer als Möglichkeit bestehen<br />
bleiben, ohne dass sie den menschlichen Kontakt zu anderen<br />
oder zu wesentlichen <strong>Die</strong>nstleistungen verlieren.<br />
Nähere Informationen:<br />
www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/<br />
nachhaltige-entwicklung-agenda-2030<br />
www.fit4internet.at/view/generation_60plus<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 25
RELIGIONAKTUELL<br />
WAS KARDINAL KÖNIG MIT DEM<br />
POLNISCHEN KARDINAL WYSZYŃSKI<br />
VERBAND<br />
<strong>Die</strong> kürzlich erfolgte Seligsprechung des polnischen Primas ist ein wunderbarer Anlass, an besondere Begegnungen der<br />
beiden Amtsbrüder zurückzudenken.<br />
Von Annemarie Fenzl<br />
schwierigen Jahren ausstrahlte“, wie König es Jahre<br />
später formulierte.<br />
Kardinal König und Kardinal Wyszyński<br />
In der Mittagszeit des 7. Mai 1957 erreichte Kardinal<br />
König die Nachricht, dass der ihm bis dato persönlich<br />
nicht bekannte polnische Kardinal Stefan Wyszyński soeben<br />
die tschechisch-österreichische Grenze überschritten<br />
hatte. Er befände sich im Schnellzug nach Wien, um<br />
weiter nach Rom zum Papst zu reisen. <strong>Die</strong> Nachricht verbreitete<br />
sich in Windeseile und es stand zu befürchten,<br />
dass der Primas bei seinem Eintreffen von zahlreichen<br />
Journalisten und Reportern belagert werden würde.<br />
Um dem hohen Gast einen solchen Wirbel zu ersparen,<br />
fuhr Kardinal König kurz entschlossen nach Gänserndorf.<br />
Dort stieg er in den Schnellzug, um den Kardinal<br />
einzuladen, die Weiterreise in seinem Auto fortzusetzen.<br />
Später meinte König in seinen Erinnerungen an das erste<br />
Gespräch mit Wyszyński: „Seine äußere Gelassenheit<br />
und innere Zurückhaltung erweckten in mir den Eindruck,<br />
dass er mit seinen Gedanken noch in Warschau<br />
und bei seiner verfolgten Kirche war.“ Doch schon bei<br />
dieser Begegnung sei deutlich gewesen, dass der Kardinal<br />
trotz aller persönlichen Bescheidenheit ein „Leuchtturm“<br />
war, „der immer Hoffnung und Zuversicht in den<br />
Historisches Konklave<br />
Beim historischen Konklave 1978 kam es zu einer weiteren<br />
denkwürdigen Begegnung zwischen König und<br />
Wyszyński. Kurz vor Konklavebeginn hatte König den<br />
Warschauer Kardinal in Rom gefragt, wer denn in seinen<br />
Augen ein Kandidat für die nächste Papstwahl sei. Darauf<br />
habe ihn Wyszyński erstaunt angesehen und gemeint,<br />
er sehe keinen einzigen Kandidaten, von dem man jetzt<br />
schon sagen könnte, er sei „papabile“. Als König entgegnete,<br />
dass Polen vielleicht einen Kandidaten für das kommende<br />
Konklave hätte, habe Wyszyński das auf sich bezogen<br />
und abgewunken. Wenn er nach Rom ginge, wäre<br />
das der größte Triumph für die Kommunisten, die ihn in<br />
Polen loswerden wollten. Als König dann vom Krakauer<br />
Kardinal Karol Wojtyła sprach, meinte Wyszyńksi, dass<br />
dieser doch keine Chancen habe und auch noch etwas<br />
jung sei.<br />
Es kam anders. In dem Moment, als Wojtyła die Wahl<br />
annahm, habe sich König zu Wyszyńksi umgedreht,<br />
der nicht weit von ihm entfernt saß. <strong>Die</strong>ser sei zutiefst<br />
betroffen und gerührt gewesen, als er hörte, dass sein<br />
Landsmann die Wahl annehme, berichtete König später.<br />
Wyszyński war dann einer der ersten Kardinäle, der aufstand<br />
und auf den neugewählten Johannes Paul II. zuging,<br />
um seinen Respekt, seine Freude und seine große<br />
Wertschätzung für ihn zum Ausdruck zu bringen.<br />
Über diesen Moment erinnerte sich König später in seiner<br />
Rede im Polnischen Kulturinstitut: „In dem Augen-<br />
26<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
KULTURGUT<br />
DIE<br />
VERGESSENE<br />
PIETÀ<br />
Wien erlebte Anfang des 13. Jahrhunderts einen erstaunlichen<br />
Aufschwung an Mobilität. Damit verbunden war<br />
ein nie dagewesener wirtschaftlicher und kultureller Austausch<br />
mit Ländern des Westens und des Orients.<br />
Von Wolfgang J. Bandion<br />
blick, als der neugewählte Papst Kardinal Wyszyński auf<br />
sich zukommen sah, stand auch er auf, um ihn zu umarmen<br />
und ihn als den großen Mann des Konzils und<br />
der polnischen Nation zu begrüßen. Kardinal Wyszyński<br />
wollte aber seine Reverenzbezeugung für den neuen<br />
Papst in einer sehr sichtbaren Demutsgeste zeigen, was<br />
der neugewählte Papst nicht zuließ. Dadurch ergab sich<br />
fast ein kleines „Ringen“ vor den versammelten Konklave-Vätern.“<br />
Primas des Jahrtausends<br />
Kardinal Wyszynski starb am 28. Mai 1981. Sein Begräbnis<br />
fand in Warschau statt und war eine der größten<br />
religiösen und patriotischen Veranstaltungen im Nachkriegspolen.<br />
Nach kommunistischen Angaben nahmen<br />
etwa 120.000 Menschen an der Trauerfeier teil, während<br />
unabhängige Beobachter die Zahl auf eine halbe Million<br />
schätzten. In Polen wird Wyszyński noch immer als „Primas<br />
des Jahrtausends“ verehrt.<br />
Der vorliegende Artikel wurde mit<br />
freundlicher Genehmigung der Autorin,<br />
Dr. Annemarie Fenzl, gekürzt.<br />
Der Beitrag kann in voller Länge<br />
nachgelesen werden (kostenpflichtig):<br />
www.kathpress.at<br />
Dr. Annemarie Fenzl<br />
<strong>Die</strong> Kreuzzüge, an denen sich die Babenberger, allen voran<br />
Herzog Leopold V. (1177-1194) und Herzog Leopold<br />
VI. (1198-1230), aktiv beteiligten, brachten nicht nur<br />
eine wirtschaftliche Prosperität, sondern auch eine politische<br />
Anerkennung der Stellung Österreichs. An den<br />
großen Heeresstraßen entstanden die Niederlassungen<br />
der neuen Ritterorden – in Wien an der alten Ausfallsstraße<br />
Richtung Süden, der heutigen Kärntnerstraße.<br />
Sowohl die <strong>Malteser</strong>kirche wie auch die Deutschordenskirche<br />
in der Singerstraße verweisen darauf. Zugleich<br />
ist diese Ära auch eine Zeit des Wandels. <strong>Die</strong> Hinwendung<br />
zu einer menschlichen Betrachtung Christi ist für<br />
die nachfolgenden Jahrhunderte von Bedeutung. Recht<br />
allgemein wird diese Epoche mit dem Stil der Gotik verbunden.<br />
<strong>Die</strong> Geburt im Stall von Bethlehem sowie die<br />
Kindheit Jesu und die Passion rücken in den Mittelpunkt<br />
der Betrachtung. Viele der nun wiederentdeckten<br />
Erzählungen stammen von frommen Texten, die zumeist<br />
in den frühen Jahrhunderten des Christentums<br />
in Ägypten entstanden waren und keine Anerkennung<br />
als authentische Evangelientexte erlangten.<br />
Inniges Mitgefühl<br />
<strong>Die</strong> Bezeichnung Pietà entspricht dem Begriff des „Inniges<br />
Mitgefühls“, „Sich Hineinversetzen, Mitleid und<br />
Mitleiden“. <strong>Die</strong>s sind Kernempfindungen. Zwischen<br />
Kreuzverehrung und Grablegung in der Karwoche entstand<br />
ein paraliturgischer Brauch der Betrachtung der<br />
fünf Wundmale Christi, dessen Körper auf dem Schoß<br />
seiner Mutter ruht. Besonders im 15. Jahrhundert wur-<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 27
KULTURGUT<br />
© Shutterstock.com / Renata Sedmakova<br />
de diese Darstellung vor allem in Bayern, Österreich und<br />
Böhmen populär. Vermutlich in der ersten Hälfte des<br />
15. Jahrhunderts entstand auch das ursprüngliche Gnadenbild<br />
der <strong>Malteser</strong>kirche – eine Pietà. Es sollte der<br />
Kontemplation dienen und den Menschen auf das noch<br />
tiefere Leid Mariens hinführen. Das Antlitz Mariens ist<br />
meist jugendlich oder alterslos. Ein Symbol und Hinweis<br />
auf die Passion, die nicht Endpunkt ist, sondern die Auferstehung<br />
ankündigt.<br />
Unsere liebe Frau von Philermos<br />
<strong>Die</strong> heute in der ganzen <strong>Malteser</strong>welt verbreitete Darstellung<br />
der Ikone der Mutter Gottes von Philermos, die<br />
vermutlich um 1200 entstanden ist und Teil einer Deësis-Gruppe<br />
war (Christus in der Mitte umgeben von Maria<br />
und Johannes dem Täufer, die beide für die Menschheit<br />
Fürbitte einlegen), war bis zum Fall von Rhodos<br />
1522 ein zwar im Orden vertrautes Gnadenbild, aber<br />
außerhalb von Rhodos nicht sehr bekannt. In den Niederlassungen<br />
des Ordens wurden lokale und vertraute<br />
Gnadenbilder verehrt sowie die hier vorgestellte Pietà,<br />
die zwar heute nicht mehr die Originalfassung aufweist,<br />
aber ansonsten sehr gut erhalten ist. Vermutlich im<br />
Zuge der Umgestaltung der Kirche an der Kärntnerstraße<br />
Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie abgegeben. In<br />
der neuen Zuwendung an mittelalterliche Gnadenbilder<br />
wurde sie von privater Seite im Jahre 1841 den Piaristen<br />
bei Maria Treu in der Josefstadt geschenkt.<br />
Obgleich die Darstellung der Pietà im Laufe des späten<br />
Mittelalters unterschiedliche Formen aufweist, existieren<br />
zwei exemplarische Darstellungen aus späteren Zeiten,<br />
die fast jeder kennt oder auch schon gesehen hat.<br />
Es ist dies die Pietà von Michelangelo in St. Peter, Rom<br />
(1500) und die Pietà im Dom zu Gurk von Georg Raphael<br />
Donner (1740). Auffallend bei beiden aus so unterschiedlichen<br />
Kunstepochen ist das jeweilige jugendliche<br />
Aussehen Mariens, das auf den schon erwähnten theologischen<br />
Hintergrund von Erlösung und Auferstehung<br />
hinweist.<br />
Vielleicht ergibt sich einmal die Gelegenheit einen Abguss<br />
zu nehmen und diese Kopie wieder in die <strong>Malteser</strong>kirche<br />
rückzuführen. <strong>Die</strong> Inschrift am Sockel „St. Maria<br />
de Malta“ sollte für uns ein Auftrag sein.<br />
28<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESERORDEN<br />
DIE MACHT DER FÜRSORGE<br />
Es gibt sie noch immer: die Sklaverei, die Ausbeutung von Menschen. Am 8. Februar, dem internationalen Tag des Gebets und der<br />
Reflexion gegen den Menschenhandel, wurde einmal mehr dessen Abschaffung gefordert.<br />
2015 von Papst Franziskus ins Leben gerufen beging die<br />
katholische Kirche am 8. Februar <strong>2022</strong> bereits zum achten<br />
Mal diesen besonderen Gebets- und Reflexionstag – von<br />
den <strong>Malteser</strong>n tatkräftig im Rahmen einer Heiligen Messe<br />
unterstützt. Etwa 700 Personen nahmen via Internet-<br />
Livestream an der Messe teil.<br />
Von Udo Thianich-Schwamberger<br />
Mädchen und Frauen überproportional betroffen<br />
Im Fokus der gemeinsamen Gebete stand dieses Jahr das<br />
Thema: „<strong>Die</strong> Macht der Fürsorge – Frauen, Wirtschaft,<br />
Menschenhandel“. Menschenhandel ist vor allem in armen<br />
Ländern weit verbreitet, wo beispielsweise der Verkauf eines<br />
Kindes bedürftigen Familien aus finanzieller Not helfen<br />
soll. <strong>Die</strong> COVID-19-Pandemie hat das Geschäft des Menschenhandels<br />
verstärkt und das Leiden verschlimmert. Sie<br />
hat die Möglichkeiten und sozioökonomischen Mechanismen<br />
begünstigt, die dieser Geißel zugrunde liegen, und die<br />
Verwundbarkeit der am stärksten gefährdeten Personen<br />
verschlimmert: vor allem Frauen und Mädchen. Sie werden<br />
durch das vorherrschende Wirtschaftsmodell besonders bestraft.<br />
<strong>Die</strong> Kluft zwischen Männern und Frauen ist dadurch<br />
gewachsen.<br />
Agenten des Wandels<br />
Laut Statistiken der Vereinten Nationen zum Menschenhandel<br />
(UNODC Global Report on Trafficking in Persons<br />
2020) sind 72 Prozent der identifizierten Opfer von Menschenhandel<br />
Frauen und Mädchen. Zudem steigt der<br />
Anteil von Frauen und Mädchen im Zusammenhang mit<br />
Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung<br />
deutlich an – ein Markt, der bereits zwei Drittel der durch<br />
Ausbeutung erzielten Gewinne ausmacht.<br />
Angesichts des vom Heiligen Vater beanstandeten Scheiterns<br />
mancher Wirtschaftsmodelle sind alle Menschen<br />
aufgerufen, eine führende Rolle als Agentinnen und Agenten<br />
des Wandels zu übernehmen, um ein Wirtschaftssystem<br />
zu schaffen, das auf der Fürsorge für Menschen und<br />
die Sorge für das gemeinsame Haus gründet und alle einbezieht.<br />
Fürsorge ist eine Lebensweise und die Art Jesu zu<br />
lieben, wie er uns im Gleichnis vom barmherzigen Samariter<br />
(Lk 10,25-37) erzählt, das von Papst Franziskus in seiner<br />
Enzyklika Fratelli tutti aufgegriffen wurde.<br />
Hinsehen und verändern statt wegsehen<br />
<strong>Die</strong> Macht der Fürsorge ist der einzige Weg, Menschenhandel<br />
und alle Formen der Ausbeutung zu bekämpfen.<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden beschäftigt zur Bekämpfung<br />
dieses Leides zwei Sonderbotschafter: Michel<br />
Veuthey, Botschafter zur Beobachtung und Bekämpfung<br />
von Menschenhandel (Genf, Schweiz) und Romain Champierre<br />
de Villeneuve, Generalbotschafter für Afrika (Lagos,<br />
Nigeria), stärken das Engagement des <strong>Malteser</strong>ordens bei<br />
der Prävention von Menschenhandel und schützen die Opfer<br />
mit Projekten auf lokaler und diplomatischer Ebene.<br />
Auch der Botschafter des Ordens in Österreich, Sebastian<br />
Prinz von Schoenaich-Carolath, ist Mitglied des „Runden<br />
Tisches gegen Menschenhandel“, den die Österreichische<br />
Bischofskonferenz ins Leben gerufen hat und der auch den<br />
Gedenktag am 8. Februar mitinitiierte. „<strong>Die</strong> moderne Sklaverei<br />
ist noch viel menschenunwürdiger als die frühere.<br />
Der einzelne Mensch ist nichts mehr wert, wird vollkom-<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 29
MALTESERÖSTERREICH<br />
men ausgeschlachtet und zuletzt manchmal einfach weggeworfen“,<br />
so Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath.<br />
„<strong>Die</strong> unwürdige Behandlung findet auch in unserem Umfeld<br />
statt. Wenn wir nicht beginnen, uns mit der würdigen<br />
Behandlung von Menschen in unserem Umfeld zu beschäftigen,<br />
machen auch wir uns mitschuldig. Durch Hinsehen<br />
und Nicht-Wegsehen können wir viel verändern.“<br />
PALLIATIVDIENST<br />
AM WEG VOM LEBENSENDE ZUM STERBEN<br />
Palliative Betreuung konzentriert sich nicht nur auf Sterbende, sondern auch auf chronisch kranke und schwerkranke Menschen<br />
sowie auf Menschen mit Demenz. Hier einige philosophische und ganz praktische Gedanken.<br />
Von Traude und Johannes Mlczoch<br />
<strong>Die</strong> britische Krankenschwester, Sozialarbeiterin, spätere<br />
Ärztin und Begründerin der Palliativmedizin, Cicely<br />
Saunders hat den Begriff „Total Pain“ neu definiert: Demnach<br />
besteht Schmerz aus vier Dimensionen: der physischen,<br />
der psychischen, der sozialen und der spirituellen.<br />
Schwerkranke Menschen verspüren Schmerzen, die über<br />
das rein Körperliche hinausgehen und daher besondere<br />
Aufmerksamkeit benötigen. In unserer Aufgabe der palliativen<br />
Betreuung versuchen wir, diese Aufmerksamkeit zu<br />
geben. Wir sehen uns als Teil des „Spiritual Care“-Gedanken.<br />
Das heißt, offen zu sein für existenzielle, spirituelle und auch<br />
theologische Fragen. <strong>Die</strong>sen und anderen Themen wollen<br />
wir uns respektvoll nähern.<br />
„<strong>Die</strong> vollen Scheunen der Vergangenheit“<br />
Krankheit oder herannahender Tod sind Grenzsituationen<br />
des Lebens, die Trauer bedeuten und den Verlust des bisherigen<br />
Daseins. Für das Bedürfnis, über Vergangenes zu reden<br />
und es neu zu beleuchten, wird in unseren Gesprächen<br />
viel Raum gegeben. Viktor Frankl, der berühmte Neurologe,<br />
Psychiater und Begründer der Logotherapie, sei hier zitiert:<br />
„Manche Menschen sehen die Stoppelfelder der Vergänglichkeit<br />
und nicht die vollen Scheunen der Vergangenheit.“<br />
Ehrenamtliche Tätigkeit mit Ausbildung<br />
Unser Team besteht großteils aus <strong>Malteser</strong>n, die vor allem<br />
im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, im <strong>Malteser</strong><br />
Ordenshaus (ehem. Haus Malta) sowie auf der<br />
Palliativstation in der Klinik Ottakring in Wien tätig sind.<br />
<strong>Die</strong>se Bereiche werden von Johannes Mlczoch koordiniert.<br />
Alle Mitarbeitenden haben den verpflichtenden Kurs über<br />
„Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung“ besucht. <strong>Die</strong>ser<br />
findet für die Palliativtätigkeit in Wien im Kardinal König<br />
Haus unter der Leitung von CS Schwester Mag. Karin<br />
Weiler statt (nähere Informationen unter: www.kardinalkoenig-haus.at/bildungsprogramm/hospiz-palliative-caredemenz/programm).<br />
Das im Anschluss erforderliche Praktikum<br />
kann auf der Palliativstation der Klinik Ottakring<br />
absolviert werden.<br />
<strong>Die</strong> geplanten gesetzlichen Änderungen im Zusammenhang<br />
mit Palliativbetreuung können für die <strong>Malteser</strong> eine<br />
Chance sein, die Tätigkeiten auszuweiten und – getreu<br />
dem Ordensmotto – „unseren Herren Kranken“ verstärkt<br />
zu dienen.<br />
Kontakt für Ehrenamtliche, die sich in der Palliativbetreuung<br />
einbringen möchten:<br />
Univ. Prof. Dr. med. Johannes Mlczoch<br />
M: +43 664 411 88 69, E: johannes.mlczoch@hotmail.com<br />
30<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
STEIERMARK<br />
TUN, WAS<br />
MÖGLICH IST<br />
Für Menschen im Alter, mit dementieller Erkrankung, mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung ist die regelmäßige<br />
Kommunikation und der kontinuierliche Kontakt mit vertrauten Personen besonders wichtig. <strong>Die</strong>s gibt Sicherheit<br />
und Orientierung.<br />
Von Elisabeth Eder<br />
Mit der Corona-Pandemie wurde der persönliche Kontakt<br />
zu den von uns Betreuten zu einer großen Herausforderung.<br />
Wie viele andere mussten auch wir unser<br />
aktives <strong>Die</strong>nstleben deutlich reduzieren, gehören doch<br />
viele unserer Betreuten zur besonders gefährdeten Risikogruppe.<br />
Nach einigen Ausflügen und wunderbaren<br />
Kulturdiensten in der wärmeren Jahreszeit sind wir seit<br />
Herbst 2021 wieder vermehrt auf telefonische und postalische<br />
Kontakte angewiesen. So wurde nach den Lockdown-Briefen<br />
erst fleißig Weihnachtspost geschrieben<br />
und dann einige Neujahrsglückwünsche verteilt.<br />
Liebevoll ausgesucht und verziert<br />
Unsere traditionelle Weihnachtsfeier musste ebenso als<br />
verantwortbare COVID-Version neu gedacht werden. In<br />
der Pfarre St. Leonhard konnten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen<br />
mehr als 70 Betreute, Mitglieder<br />
und Gäste am letzten Samstag vor dem Heiligen Abend<br />
nach der Messe und dem Liedersingen erstmals im Freien<br />
eine Riesenportion Weihnachtsstimmung genießen.<br />
<strong>Die</strong> traditionelle Packerlliste durfte aber trotz Corona<br />
nicht fehlen. Alle Betreuten erhielten neben Keksen und<br />
Blumen ein ganz persönliches Geschenk – liebevoll ausgesucht<br />
und beschriftet, oftmals mit Kinderzeichnun-<br />
gen verziert. Es gab eine ganze Reihe von Mitgliedern,<br />
die quer durch Graz und auch in Teilen der Steiermark<br />
unterwegs waren, um per kontaktloser Übergabe Wünsche<br />
zu erfüllen. Auch auf dem Postweg konnten wir<br />
sichtbare Freude in so manches Gesicht zaubern.<br />
Vorfreude auf häufigere Treffen<br />
Auch wenn die meisten unserer Sonderdienste derzeit<br />
pausieren müssen: Ein monatlicher Messbesuch gemeinsam<br />
mit Betreuten, Mitgliedern und Freunden<br />
unseres Bereichs konnte dank Testung, Masken und<br />
Abstandsregel in der Kirche außerhalb der Lockdown-<br />
Zeiten immer wieder stattfinden. Auch die traditionelle<br />
Lourdes-Messe anlässlich des Weltkrankentages im Februar<br />
wurde in bewährter Zusammenarbeit mit der Pfarre<br />
Mariahilf und in Anwesenheit vieler Delegations- und<br />
MHDA-Mitglieder gefeiert.<br />
Mit den länger werdenden Tagen und den wärmeren<br />
Temperaturen steigt die Hoffnung auf die Rückkehr<br />
eines abwechslungsreichen und regelmäßigen sozialen<br />
<strong>Die</strong>nstlebens. Sobald die Maßnahmen es zulassen, freuen<br />
wir uns auf den ersten gemeinsamen Kuchen und einen<br />
netten Kaffeetratsch in unserem „Café Malta“. Bei<br />
köstlichen Süßspeisen wird hier mit unseren Betreuten<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 31
MALTESERÖSTERREICH<br />
Lourdes-Messe in der Steiermark<br />
Lourdes-Messe in der Steiermark<br />
über aktuelle Geschehnisse diskutiert, philosophiert<br />
und über die neuesten Trends, aber auch über den Aufstieg<br />
des Grazer Fußballvereins gefachsimpelt. Unser<br />
Café Malta findet geplanterweise jeden ersten Mittwoch<br />
im Monat in der Grazer Traditionsbäckerei Sorger statt.<br />
EIN BISSCHEN NEU UND<br />
IMMER WIEDER ANDERS<br />
Dürfen wir vorstellen: Niklas Salm-Reifferscheidt, neuer Kommandant des<br />
MALTESER Hospitaldienst Austria. Ihm zur Seite stehen weiterhin Sylvia Tuczka<br />
und Christoph Calice als Vizekommandanten. Ein Gespräch mit dem<br />
Trio über Ziele, Finanzen, PR und Glauben.<br />
Von Manuel Weinberger<br />
Herr Kommandant, ein neuer Besen kehrt gut,<br />
weil …?<br />
Niklas Salm-Reifferscheidt: Ohne sagen zu wollen, dass<br />
nun alles anders oder besser wird: Ich sehe durch den<br />
Wechsel im Kommando Chancen und Möglichkeiten für<br />
den MHDA, den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria. Neues<br />
weckt zumeist Neugierde, eröffnet einen neuen Blickwinkel<br />
und spornt zu Veränderungen an. Neues bringt Bewegung.<br />
Gleichzeitig vertrauen wir auf die gute Zusammenarbeit<br />
innerhalb des MHDA, die wir bereits in den<br />
vergangenen Monaten seit dem Führungswechsel erleben<br />
durften.<br />
Welche Schwerpunkte setzen Sie für die nächste<br />
Zeit?<br />
Niklas Salm-Reifferscheidt: Wir nehmen uns die Strategiesitzungen<br />
der letzten Zeit zu Herzen und haben aus<br />
ihnen unsere Schlüsse gezogen. Fest steht jedenfalls, dass<br />
es viel zu tun gibt, um den MHDA für die Zukunft gut<br />
gerüstet und auf festen Beinen stehend zu wissen. <strong>Die</strong><br />
<strong>Die</strong>nste, die die Mitglieder des MHDA leisten, sollen wirkungsvoll<br />
sein, Freude machen und aus unserem Glauben<br />
heraus motiviert sein. So richten wir den Fokus auf gute<br />
und gut besetzte <strong>Die</strong>nste und gelebte Spiritualität. Ein<br />
besonderes Augenmerk legen wir auf die Finanzgebarung<br />
des MHDA und den sorgsamen Umgang mit den uns an-<br />
32<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
vertrauten Spenden. Und nicht zuletzt ist uns ein gutes<br />
Einvernehmen mit dem Großpriorat wichtig.<br />
Stichwort Finanzen: Wie können diese weiter<br />
gestärkt werden?<br />
Sylvia Tuczka: <strong>Die</strong> Ertragslage des MHDA stützt sich im<br />
Wesentlichen auf drei Säulen – verrechenbare <strong>Die</strong>nste,<br />
Spenden und Förderungen. Unsere <strong>Die</strong>nste im Sanitätsbereich<br />
wollen wir weiter ausbauen, weil wir hier unsere<br />
vorhandenen Ressourcen – z. B. unseren Kfz-Fuhrpark<br />
und unser Personal wie Sanitäter und Fahrer – optimal<br />
einsetzen können. Im Bereich der Spendenaufbringung<br />
leistet jeder einzelne <strong>Malteser</strong> durch seine <strong>Die</strong>nstbereitschaft<br />
einen wertvollen Beitrag dazu, unsere Spender<br />
vom Wert und von der Nachhaltigkeit ihrer Spende zu<br />
überzeugen. Förderungen der öffentlichen Hand sind<br />
ein unverzichtbarer Beitrag, und mein Anliegen wäre es,<br />
neue <strong>Die</strong>nste durch Förderungen zu finanzieren.<br />
Worauf liegt Ihr Fokus beim MHDA?<br />
Sylvia Tuczka: Wir wollen ein spezielles Augenmerk<br />
auf die Ausbildung unserer Mitglieder legen. Viele Fertigkeiten<br />
müssen regelmäßig aufgefrischt werden. Das<br />
Thema ist jetzt besonders aktuell, da wir in den vergangenen<br />
zwei Jahren pandemiebedingt kaum mehrtägige<br />
<strong>Die</strong>nste absolvieren konnten. Im Kommando darf ich<br />
mich mit großer Freude dem Bereich der Sozialdienste<br />
widmen und wir alle können es kaum erwarten, wieder<br />
eine Lourdes-Wallfahrt zu machen und unsere bereits<br />
zweimal verschobene Pilgerreise nach Rom nachzuholen.<br />
Weil wir <strong>Malteser</strong> mit unseren Betreuten vor allem<br />
auf mehrtägigen Reisen „zusammenwachsen“ können,<br />
sollen vermehrt auch kleine Reisen und Sonderdienste<br />
organisiert werden. In diesem Bereich haben wir gutes<br />
Know-how, auf das die jeweiligen Einsatzleiter zurückgreifen<br />
können.<br />
Was plant der MHDA in Sachen Öffentlichkeitsarbeit?<br />
Christoph Calice: <strong>Die</strong> interessierte Öffentlichkeit hat<br />
bereits ein – meist positiv besetztes – Bild des MHDA.<br />
In dieser Hinsicht kann aber noch ungemein viel mehr<br />
bewirkt werden. Unsere Zielgruppen sind zunächst die<br />
Menschen, die bereit sein könnten, bei den <strong>Malteser</strong>n<br />
mitzumachen. Ob Jung oder Alt, als <strong>Malteser</strong> im Sozialoder<br />
Sanitätsdienst und als Pilger oder Betreuter bei unseren<br />
Wallfahrten. Uns liegen klarerweise auch jene am<br />
Herzen, die uns als Spender und Gönner unterstützen.<br />
Letztlich gilt unsere PR aber auch der ganzen Öffentlichkeit,<br />
um unsere Arbeit als Ausfluss christlicher Nächstenliebe<br />
und spiritueller Glaubenstiefe in geeigneter Form<br />
zu präsentieren. Heutzutage steht uns eine Vielzahl von<br />
Medien und Möglichkeiten zur Verfügung. Wir haben<br />
bereits ein tolles, internes Team hauptsächlich junger<br />
<strong>Malteser</strong> gewonnen, die laufend gute Ideen entwickeln.<br />
In den nächsten Wochen und Monaten wird man die Umsetzung<br />
dieser Ideen bemerken.<br />
Ihre persönlichen Ziele und Wünsche für den<br />
MHDA?<br />
Christoph Calice: Ich persönlich halte das ehrenamtliche<br />
Engagement für das Funktionieren einer Gesellschaft<br />
für unverzichtbar. Jedem, der seine Zeit in den<br />
<strong>Die</strong>nst anderer Menschen stellt, sei gedankt. Nächstenliebe<br />
ist etwas, das nicht delegiert werden kann, es<br />
wirkt nur aus dem Einzelnen und seinen Taten heraus.<br />
Im Kommando sehe ich meinen Beitrag darin, die Einsatzbereitschaft<br />
unserer <strong>Malteser</strong> mit allem, was mir<br />
zur Verfügung steht, zu unterstützen und zu begleiten.<br />
Besonders liegt mir unser christliches Erbe und Charisma<br />
am Herzen. Im Ergebnis wünsche ich mir eine Fortführung<br />
dessen, was ohnehin seit gut 1000 Jahren für<br />
die <strong>Malteser</strong> gilt: Stärkung und Bewahrung des Glaubens<br />
und tatkräftige Nächstenliebe für die Schwächeren<br />
in der Gesellschaft.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 33
MALTESERÖSTERREICH<br />
DÜRFEN WIR VORSTELLEN: TIROL UND<br />
Vergangenes Jahr konnte der Bereich Tirol und Vorarlberg sein 50-jähriges Bestehen mit einem ausführlichen Rückblick und<br />
einer eigenen Festschrift feiern. Nun wird es Zeit, ins Hier und Jetzt zu schauen.<br />
Von Lukas Krupitza<br />
Der Bereich Tirol ist nur scheinbar sehr klein. Tatsächlich sind wir<br />
eine überaus aktive und eingeschworene Gemeinschaft. Das macht<br />
uns zu dem Bereich mit der höchsten Anzahl von <strong>Die</strong>nststunden pro<br />
Mitglied innerhalb der <strong>Malteser</strong>. Vor der Pandemie absolvierten wir<br />
gemeinsam im Durchschnitt rund 18.000 ehrenamtliche Stunden<br />
pro Jahr. Manche unserer <strong>Die</strong>nste sind historisch gewachsen, manche<br />
Aufgaben haben sich erst in den letzten Jahren dazugesellt.<br />
Bahn frei für Nr. 14-471<br />
Das Jahr 2021 endete trotz Lockdown für<br />
den Bereich Tirol/Vorarlberg sehr erfreulich.<br />
Der neue Rettungstransportwagen<br />
Nr. 14-471 konnte in den <strong>Die</strong>nst gestellt<br />
werden. Vielen herzlichen Dank an unseren<br />
Bereichsseelsorger Patrick Busskamp,<br />
der das neue Rettungsfahrzeug vor der Inbetriebnahme<br />
noch persönlich segnete. Im<br />
Anschluss wurde das Amt der Leiterin Rettungsdienst,<br />
welches bislang Nikola Schmidinger<br />
neben der Hospitaldienstleitung innehatte,<br />
an Michael Oppitz übergeben. Alles<br />
Gute und viele unfallfreie, schöne <strong>Die</strong>nste!<br />
Neben dem wöchentlichen Rettungsdienst, in dem die Tiroler<br />
<strong>Malteser</strong> 20 Stunden pro Woche im Regelrettungsdienst in Tirol<br />
eingesetzt sind, unterstützen wir Kultur- und Sportevents, bei denen<br />
verpflichtende Ambulanzdienste vorgesehen sind. Für kirchliche<br />
Einrichtungen und die Diözese Innsbruck bieten wir diese<br />
<strong>Die</strong>nste selbstverständlich kostenfrei an.<br />
Spirituelle Betreuung<br />
Zusätzlich zum Rettungs- und Katastrophendienst sind uns der<br />
Sozialdienst sowie die spirituelle Begleitung unserer Betreuten<br />
FEST! SCHRIFT!<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
TIROL UND VORARLBERG<br />
FESTSCHRIFT 50 JAHRE<br />
Gedruckte Exemplare unserer Festschrift anlässlich des 50-jährigen Bestehens<br />
des Bereichs Tirol sind in unserem Sekretariat auf Anfrage jederzeit erhältlich:<br />
E: tirol@malteser.at, T: +43 512 58 04 58. Lesen Sie die Festschrift online unter:<br />
www.malteserorden.at/presse/downloads/<br />
34<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong><br />
50 Jahre Bereich Tirol/Vorarlberg | 1970 - 2020<br />
1
MALTESERÖSTERREICH<br />
VORARLBERG!<br />
ein wesentliches Anliegen. In der Bereichszentrale Innsbruck,<br />
liebevoll „Malta“ genannt, feiern wir – außerhalb<br />
von Pandemiezeiten – jeweils am ersten Freitag im Monat<br />
die Heilige Messe. Messen und Ausflüge bieten wir<br />
auch unseren Betreuten im benachbarten Vorarlberg.<br />
Zur Bewegungsförderung haben jeweils donnerstags zwei<br />
bis drei Betreute die Möglichkeit, mit uns im Hallenbad<br />
schwimmen zu gehen. Da wir über Fahrzeuge verfügen,<br />
in denen Rollstühle angeschnallt werden können, werden<br />
wir auch immer wieder für Transportdienste gebucht.<br />
Neben bundesweiten Reisen veranstalten wir jedes Jahr<br />
eine kulturelle Sommerreise, um unseren Betreuten eine<br />
kleine Auszeit von ihrem nicht immer einfachen Alltag zu<br />
ermöglichen. Im Rahmen unserer ganz persönlichen und<br />
sehr individuell gestalteten „Herzenswunsch“-Ausflüge<br />
begleiten wir Menschen am Ende ihres Lebens zu einem<br />
ihrer Sehnsuchtsorte.<br />
Aus vollem Herzen dabei<br />
Hinter all diesen Aktivitäten stehen ehrenamtlich Tätige,<br />
die ihre Freizeit für den <strong>Die</strong>nst am Nächsten zur Verfügung<br />
stellen. Organisiert und geleitet wird diese Gruppe<br />
von Freiwilligen von einer ebenso engagierten Führungsriege,<br />
die wir hier vor den Vorhang holen.<br />
Verena Trentini ist die<br />
Frau an der Spitze der Delegation<br />
Tirol/Vorarlberg.<br />
Im Hospitaldienst betreute<br />
sie längere Zeit die<br />
Ausbildungsgruppe, meldete<br />
sich dann aus beruflichen<br />
Gründen von den regelmäßigen<br />
<strong>Die</strong>nsten ab, nahm weiterhin<br />
an den Bereichsgottesdiensten<br />
teil und begleitete unsere Herren Kranken auf<br />
den unterschiedlichsten Wallfahrten wie Lourdes, Rom<br />
und dem Sonnenzug. Verena Trentini ist als Dame in<br />
Obedienz Mitglied des <strong>Malteser</strong>ordens. Vor drei Jahren<br />
wurde sie zum Delegaten für Tirol/Vorarlberg ernannt.<br />
Gemeinsam mit Lukas Krupitza ist sie für Pressearbeit<br />
ernannt.<br />
Nikola Schmidinger leitet den<br />
Hospitaldienst. Bei ihr laufen<br />
sämtliche Fäden zusammen.<br />
Sie wird von den Bereichsleitern<br />
Gregor Holfeld, Bernhard<br />
Enzenberg und Michael Oppitz<br />
sowie den Referatsleitern Pia<br />
Schirmer und Thomas Schumacher<br />
(Finanzen), Barbara<br />
Leopold und Petra Zeillinger<br />
(Soziales), Bereichsseelsorger<br />
Patrick Christof Busskamp<br />
OPraem sowie Sekretärin<br />
Monika Reitmeir unterstützt.<br />
DIE LEISTUNGEN DES BEREICHS<br />
TIROL/VORARLBERG IM ÜBERBLICK<br />
• Rettungsdienst im Rahmen des<br />
Tiroler Rettungsdienstes<br />
• Ausbildung zum Sanitäter, zur Sanitäterin<br />
• Ambulanz- und Sanitätsdienste<br />
(z. B. bei Sportveranstaltungen)<br />
• Unterstützung im Katastrophenfall<br />
• Herzenswunschfahrten für Menschen<br />
am Ende ihres Lebens<br />
• Begleit- und Betreuungsdienste<br />
• Transportdienste mit rollstuhlfähigen<br />
Fahrzeugen<br />
• Therapieschwimmen<br />
• Sozialdienste (z. B. Heilige Messe, Ausflüge)<br />
• Reisen für Menschen mit Behinderung<br />
(Pilger- und Kulturfahrten)<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 35
XXXXX<br />
DAS SAGEN UNSERE MITGLIEDER UND<br />
EHRENAMTLICHEN HELFER<br />
„Motiviert wurde ich<br />
durch Freunde und<br />
Bekannte, die mir von<br />
ihren Tätigkeiten bei<br />
den <strong>Malteser</strong>n erzählten.<br />
Für mich als<br />
‚Branchenfremder‘ bot<br />
sich nun eine gute Gelegenheit,<br />
den eigenen Horizont zu erweitern<br />
und dabei anderen zu helfen, ihnen beizustehen<br />
und sie zu begleiten. Bei der feierlichen<br />
Aufnahme in Innsbruck im Jahr 2015<br />
wechselte ich aus der Ausbildungsgruppe in<br />
den MHDA als aktives Mitglied.“<br />
Bernhard Enzenberg,<br />
Bereichsleiter-Stellvertreter<br />
„Für die <strong>Malteser</strong> tätig zu sein,<br />
bedeutet für mich, die Freude<br />
des Evangeliums mitzuteilen und<br />
mitgeteilt zu bekommen – in den<br />
verschiedensten Facetten des<br />
Zusammenseins.“<br />
Patrick Christof Busskamp OPraem,<br />
Bereichsseelsorger seit Sept. 2004<br />
„Vor 50 Jahren waren alle meine Freunde bei<br />
den <strong>Malteser</strong>n. Keiner von uns dachte daran,<br />
wie sehr die <strong>Malteser</strong> unser Leben prägen<br />
und beeinflussen würden und wie viele<br />
gute Freundschaften bis heute bestehen<br />
würden. Wir machten <strong>Die</strong>nste im Krankenhaus,<br />
in Heimen für Schwerstbehinderte,<br />
waren als Team beim Karwendel-Marsch,<br />
fuhren bei Wallfahrten mit. Aus diesen Begegnungen mit <strong>Malteser</strong>n<br />
und Betreuten entwickelten sich tiefe Freundschaften, verstreut über<br />
weite Teile Europas. Alles ist mit einer großen Selbstverständlichkeit<br />
im Glauben wohl gebettet. Einmal <strong>Malteser</strong>, immer <strong>Malteser</strong>!“<br />
Verena Trentini, Delegat<br />
„Ich bin seit 1999 im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />
tätig, aktuell in der Funktion als Stv. Referatsleiterin<br />
für Soziales. Es gibt für mich<br />
viele Gründe, <strong>Malteser</strong>in zu sein: die bunte<br />
Gemeinschaft, das gemeinsame Erleben von<br />
Ausflügen, Wallfahrten und Reisen, gemeinsam<br />
zu lachen, einfach Zeit zu schenken.<br />
Besonders freut es mich, dass ich all diese schönen Momente unseren<br />
betreuten Freunden ermöglichen kann und diese mit ihnen teilen darf.“<br />
Petra Zeillinger, Referat Soziales, Stellvertreterin<br />
„Ich bin seit 2013 mit<br />
Begeisterung bei den<br />
<strong>Malteser</strong>n dabei. <strong>Die</strong><br />
vielen mitreißenden Geschichten<br />
meiner Eltern<br />
über die <strong>Malteser</strong> haben<br />
mich dazu bewogen. Es<br />
ist unglaublich erfüllend,<br />
durch die vielschichtigen Tätigkeiten – sei<br />
es auf Wallfahrten, bei Sommerlagern,<br />
Monatsmessen, Sozialdiensten oder im<br />
Rettungsdienst – im Geiste des Ordens dem<br />
Nächsten, unseren Herren Kranken, zu<br />
dienen.“<br />
Philipp Anwander, Referatsleiter Sanität<br />
„<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> sind eine tolle Gemeinschaft,<br />
die zusammen scheinbar<br />
Unmögliches möglich macht!“<br />
Pia Schirmer, Finanzreferentin, MHDA-<br />
Mitglied seit 1997<br />
„Ich bin seit 2016 <strong>Malteser</strong>in und viel<br />
als Sanitäterin und Einsatzfahrerin im<br />
Rettungsdienst tätig. Seit Juni 2020<br />
zuerst als Stellvertreterin in der Bereichsleitung<br />
aktiv darf ich seit Februar <strong>2022</strong><br />
den Bereich Tirol/Vorarlberg leiten. Ich<br />
freue mich sehr über diese Aufgabe und<br />
habe sie mit viel Demut und Respekt<br />
übernommen.“<br />
Nikola Schmidinger, Bereichsleiterin<br />
36<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
DAS SAGEN UNSERE MITGLIEDER UND<br />
EHRENAMTLICHEN HELFER<br />
XXXX<br />
„Ganz nach dem (Tiroler)<br />
Motto: ‚Geht nicht, gibt’s<br />
nicht!‘ schaffen wir <strong>Malteser</strong><br />
als Gemeinschaft unvergessliche,<br />
manchmal unglaubliche<br />
Augenblicke – nicht nur<br />
für unsere Betreuten, die<br />
mir, als Sozialreferentin,<br />
besonders am Herzen liegen, sondern auch für uns.“<br />
Barbara Leopold, Referatsleitung für Soziales im Bereich<br />
Tirol, aufgenommen im Juni 2012<br />
„Mit dem MHDA und seinen Mitgliedern habe ich schon lange zu<br />
tun. 2018 habe ich mich entschlossen, die Ausbildungsgruppe zu<br />
besuchen und war sofort angetan. Seither wurde ich mit vielen<br />
unterschiedlichen Positionen innerhalb des Bereichs Tirol/Vorarlberg<br />
betraut und durfte bis Februar <strong>2022</strong> auch als Bereichsleiter bei der<br />
Leitung eines Vereins helfen. <strong>Die</strong> Arbeit mit<br />
den Betreuten und die Herausforderung der<br />
Führung sind für mich erfüllend und eine<br />
Ehre. <strong>Die</strong> Motivation und Kraft, die man<br />
aus dem Glauben heraus schöpft, beflügeln<br />
genauso wie die dankbaren Reaktionen der<br />
Betreuten.“<br />
Gregor Holfeld, Bereichsleiter-Stellvertreter<br />
„Man nehme eine seit 974 Jahren bewährte Gemeinschaft<br />
und ein paar hochmotivierte Menschen von<br />
heute und das Ergebnis kann sich sehen lassen.<br />
<strong>Malteser</strong> zu sein, macht Spaß und Freude. Es ist<br />
Freizeitgestaltung und ein wenig Lebensaufgabe. In<br />
unserer Gemeinschaft ist man füreinander da und<br />
niemand muss sich verlassen fühlen.“<br />
Christoph Leopold, Gruppenleiter, aufgenommen 2011<br />
MALTESER Ordenshaus - ERÖFFNUNG Februar <strong>2022</strong><br />
Für das neu errichtete Senioren-, Pflegewohnheim im Zentrum von<br />
Wien, suchen wir Verstärkung:<br />
Diplomierte Gesundheits- und Krankepflege (DGKP)<br />
Pflegefachassistenz (PFA)<br />
Pflegeassistenz (PA)<br />
Sie wollen im Herzen von Wien, in einem komplett neuen Haus,<br />
in einem sehr harmonischen und kollegialen Umfeld arbeiten?<br />
Dann gleich jetzt bewerben unter:<br />
www.malteserjobs.at<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 37<br />
#giveasmile
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
Haus Malta<br />
ADVENT<br />
Adventstimmung mit Abstand: <strong>Die</strong> weihnachtliche Stimmung kam auch heuer trotz coronabedingter<br />
Einschränkungen für die von den <strong>Malteser</strong>n betreuten Menschen nicht zu kurz. <strong>Die</strong> Bereiche haben<br />
fleißig gebacken, gebastelt und telefoniert. So konnte der Kontakt zu den Betreuten gehalten werden<br />
und alle hatten eine große Freude – sowohl im Dialog als auch beim Beschenken und Beschenktwerden.<br />
Salzburg<br />
Steiermark<br />
38<br />
Tirol<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Dompfarrer Toni Faber<br />
Kardinal Christoph Schönborn<br />
STRASSENSAMMLUNG WIEN<br />
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig<br />
Danke an alle Spenderinnen und Spender! Vom 16. Dezember bis 19. Dezember 2021 fand die traditionelle<br />
Straßensammlung der <strong>Malteser</strong> in Wien statt. Zahlreiche ehrenamtliche Mitglieder waren vier Tage<br />
lang in ihren Uniformen und mit ihren Sammelbüchsen in der ganzen Stadt unterwegs. <strong>Die</strong> Spenden aus der<br />
Straßensammlung – eine unserer wichtigsten Einnahmequellen – kommen vollumfänglich unseren Sozialdiensten,<br />
Hilfsprojekten und Aktivitäten in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen, Alten, Kranken<br />
und Obdachlosen zugute. <strong>Die</strong>smal konnten mehr als 56.000 Euro gesammelt werden. Wir sagen ein herzliches<br />
Danke und Vergelt’s Gott!<br />
Bezirksvorsteher Markus Figl<br />
Abg.z.NR. Fiona Fiedler<br />
Vizekanzler Werner Kogler<br />
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka<br />
Bundespräsident Van der Bellen und Doris Schmiedauer
MALTESERÖSTERREICH<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> im Einsatz: Mit unseren Rettungsautos sind unsere ehrenamtlichen Helfer in den Bundesländern<br />
unterwegs.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
TIROL/VORARLBERG<br />
Vielfältige Aktivitäten: In Tirol und Vorarlberg ist immer was los! <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> und ihre Betreuten feierten nicht<br />
nur die Monatsmessen miteinander, sondern unternahmen auch Ausflüge und Spaziergänge. Ein Highlight war mit<br />
Sicherheit der Ausflug nach Bregenz.<br />
<strong>Die</strong>nst mit Aussicht: <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> durften ihr<br />
Rettungsauto nach einem Einsatz im malerischen<br />
Innsbruck-Land bei toller Aussicht aufbereiten.<br />
40 DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 4/2020
MALTESERÖSTERREICH<br />
Gnadenwald: Bei traumhaftem Wetter erlebten Betreute einen Ausflug zum Minigolfplatz in Gnadenwald<br />
Herzenswunsch: Der Bereich Tirol/Vorarlberg erfüllte auch in diesem Quartal wieder zahlreiche Herzenswünsche.<br />
Unter anderem wurden langersehnte Familienbesuche, Friedhofsbesuche und gemeinschaftliche Aktivitäten ermöglicht.<br />
Für die <strong>Malteser</strong> ist es immer eine große Freude zu beobachten, wie glücklich die Menschen sind, wenn ihr<br />
großer Wunsch in Erfüllung geht.<br />
Ein gelungener Theaterabend: Dank mitreißender<br />
Musik und einer bewegenden Geschichte erwärmte das<br />
Stück „Blues Brothers – Im Auftrag des Herren“ im Landestheater<br />
Innsbruck die Herzen aller Zuschauer und auch die<br />
unserer Betreuten.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
WIEN<br />
Bettenspende: Das Göttlicher Heiland<br />
Krankenhaus Wien übergab fünf elektrische<br />
Spitals- und 25 Feldbetten sowie<br />
Schutzausrüstung an das Hilfswerk der<br />
ungarischen <strong>Malteser</strong>.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 41
MALTESERÖSTERREICH<br />
Musikschule in Perigovo: Für die Eröffnung einer<br />
Musikschule im ukrainischen Perigovo konnten die<br />
<strong>Malteser</strong> in Salzburg viele Instrumente sammeln und in<br />
Zusammenarbeit mit dem Musikgeschäft KEY-WI in<br />
Itzling restaurieren.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
SALZBURG<br />
Salzburger Monatsmesse: Nach der Messe dürfen Jause und Plausch nicht fehlen.<br />
Salzburger Virgilbus: Der Virgilbus ist an Sonntagen abends mit Ehrenamtlichen unterwegs und kümmert sich um<br />
die medizinische Versorgung von Obdachlosen und Menschen ohne Sozialversicherung.<br />
Eine Belohnung am Himmel: Das<br />
ehrenamtliche Team des <strong>Malteser</strong><br />
Bruckfahrdienstes, das drei Kinder<br />
mit Beeinträchtigung von Salzburg in<br />
die Wochenbetreuung im Caritas Dorf<br />
St. Anton in Bruck an der Großglocknerstraße<br />
gebracht hatte, wurde auf dem<br />
Rückweg mit einem überwältigenden<br />
Farbenspiel am Himmel belohnt.<br />
42<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
BURGENLAND<br />
Der <strong>Malteser</strong> Bereich Burgenland bekommt Nachwuchs:<br />
Unter der Ausbildungsleitung von Verena<br />
Scharka und Bernhard Bachna freut sich eine nette<br />
Gruppe von vier Damen und zwei Herren auf die Ausbildung<br />
im Rahmen des MHDA und auf viele erfüllende<br />
<strong>Die</strong>nste im Kampf gegen die acht Elende.<br />
Erste ehrenamtliche <strong>Die</strong>nste im Rahmen der Straßensammlung<br />
in Wien, an Punschständen, bei diversen<br />
Besuchsdiensten sowie die gemeinsame Organisation<br />
individueller Geschenke für die Bewohner des Hauses<br />
Malta führten bereits zu einem starken Gemeinschaftsgefühl<br />
und viel Vorfreude auf künftige <strong>Die</strong>nste bei den<br />
<strong>Malteser</strong>n! Herzlich willkommen!<br />
STEIERMARK<br />
LOB VON<br />
HOHER STELLE<br />
Bei ihrem Antrittsbesuch bei Landeshauptmann<br />
Hermann Schützenhöfer<br />
bekamen Richard Wittek-Saltzberg<br />
und Bernhardt Pauger stellvertretend<br />
für alle <strong>Malteser</strong> Wunderbares zu hören:<br />
„Mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz setzen<br />
die <strong>Malteser</strong> ein wichtiges Zeichen<br />
der Nächstenliebe und leisten damit einen<br />
unverzichtbaren gesellschaftlichen Beitrag in unserem<br />
Land“, so Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer<br />
bei einem Empfang anlässlich des Führungswechsels bei<br />
den <strong>Malteser</strong>n in der Steiermark.<br />
„Durch die Aktivitäten im Sanitätsdienst, im Sozialdienst,<br />
in der Ersten Hilfe und der Katastrophenhilfe<br />
sind sie die größte Rettungs- und Behindertenbetreuungsorganisation<br />
Österreichs. Ich wünsche dem neuen<br />
v.l.n.r. Bernhardt Pauger, Heinrich Steeb, KR Martin Auer, Clemens Kanhäuser,<br />
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Richard Wittek-Saltzberg, Clemens<br />
Grill, OSB. © Land Steiermark/Binder<br />
Bereichsleiter des Hospitaldienstes, Bernhardt Pauger,<br />
und Richard Wittek-Saltzberg, dem neuen Delegaten<br />
des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens, sowie dem gesamten<br />
Team alles erdenklich Gute für die neue Aufgabe<br />
und bedanke mich bei allen Mitgliedern für den unverzichtbaren<br />
Einsatz für unsere Mitmenschen!“<br />
Vielen herzlichen Dank für diese Anerkennung, Herr<br />
Landeshauptmann!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 43
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER ORDENSHAUS (ehem. Haus Malta) / MALTESER CARE<br />
WIR SIND ÜBERSIEDELT<br />
Eingang<br />
MALTESER Care<br />
Ungargasse 3A4<br />
3 Eingang<br />
MALTESER Ordenshaus<br />
Landstr. Hauptstr. 4A<br />
Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus – Pflege im Zentrum: Im<br />
neuen Ordenshaus, dem ehemaligen Haus Malta, im<br />
Herzen von Wien stehen Pflege, Fürsorge, sowie Nächstenliebe<br />
im Zentrum. Als erste Einheit übersiedelte Anfang<br />
Februar das Haus Malta in das neue Zuhause. Unter dem<br />
neuen Namen <strong>Malteser</strong> Ordenshaus ist es jetzt in der<br />
Landstraßer Hauptstr. 4A, 1030 Wien zu finden. Hier haben<br />
33 Bewohner ihr neues Zuhause und 35 Mitarbeitende<br />
ihren neuen Arbeitsplatz gefunden. Sechs LKW-Ladungen<br />
mit Kleidung, persönlichen Gegenständen und Möbel-<br />
stücken, Akten, Mappen, Ordnern und Pflegematerial<br />
wurden von der Bürgerspitalgasse in den dritten Bezirk<br />
überführt. Ganz besonders wichtig war neben dem professionellen<br />
Einsatz der Übersiedlungsfirma die unschätzbare<br />
Mithilfe zahlreicher Angehöriger sowie ehrenamtlicher<br />
Helfer von Hospital- und Besuchsdienst. Und natürlich blicken<br />
wir auch ein wenig wehmütig auf den alten Standort<br />
zurück, denn mit ihm ist auch der Abschied von Norbert<br />
Bercal, unserem langjährigen Pflegedienstleiter, verbunden.<br />
Alles Gute und nochmal danke für alles!<br />
44<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong><br />
www.malteser-ordenshaus.at
MALTESERÖSTERREICH<br />
Das MALTESER Ordenshaus (ehem. Haus Malta) und MALTESER Care befinden sich ab sofort am gemeinsamen neuen Standort im<br />
dritten Wiener Gemeindebezirk.<br />
Aufregend waren die Vorbereitungen und der<br />
Umzug, doch letztlich hat alles bestens geklappt!<br />
Wunderschön sind die Räumlichkeiten im neuen<br />
Ordenshaus der <strong>Malteser</strong> – und natürlich auch ein<br />
bisschen gewöhnungsbedürftig. Wege, die man in<br />
den früheren Wohnungen, Zimmern und Büros<br />
ganz intuitiv gegangen ist, brauchen nun doch wieder<br />
ein bisschen Aufmerksamkeit. Man will sich ja<br />
nicht in der Tür irren! Bis zur offiziellen Eröffnung<br />
im Sommer haben wir jedenfalls noch genug Zeit,<br />
uns fertig einzurichten und richtig anzukommen.<br />
Wir freuen uns!<br />
<strong>Malteser</strong> Care am neuen Standort: Wer uns besuchen<br />
möchte, findet uns nun an der Adresse Ungargasse<br />
3a, 1030 Wien. Wir sind mit „leichtem Gepäck“ übersiedelt,<br />
haben im Vorfeld viel ausgemustert und einen<br />
Digitalisierungsprozess gestartet. Dennoch sind wir am<br />
neuen Standort mit 230 Kartons, 18 Schreibtischen und<br />
ebenso vielen Standcomputern und Telefonanschlüssen<br />
für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angekommen.<br />
Viele Laufmeter Ordner, Akten, Desinfektionsmittel,<br />
Masken, Handschuhe und <strong>Die</strong>nstkleidung mussten<br />
in den Büroschränken und Spinden neu sortiert und<br />
untergebracht werden. Doch die Arbeit hat sich gelohnt<br />
und wir sind froh und dankbar über diesen tollen neuen<br />
Arbeitsort.<br />
Weitere Informationen finden Interessierte unter:<br />
www.malteser.care<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 45
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER CARE<br />
GEDANKEN ZUR<br />
PFLEGEREFORM<br />
<strong>Die</strong> Pflegereform ist ein großes, komplexes, seit vielen<br />
Jahren heiß diskutiertes Thema. MALTESER Care diskutiert<br />
mit und bringt wichtige Aspekte zur 24-Stunden-Pflege<br />
und -Betreuung ein – zum Nachdenken und Einfordern.<br />
Von Susanne Wick<br />
„Im Rahmen der österreichischen Pflegereform müssen<br />
auch zur Sicherung der 24-Stunden-Pflege und<br />
-Betreuung wichtige Maßnahmen getroffen werden.“<br />
<strong>Die</strong> Fakten: <strong>Die</strong> 24-Stunden-Pflege und -Betreuung ist<br />
mittlerweile ein fixer Bestandteil der österreichischen<br />
Pflegelandschaft und muss unbedingt erhalten bleiben.<br />
Jahr für Jahr werden mehr als 25.000 pflege- und betreuungsbedürftige<br />
Personen in Österreich im Rahmen der<br />
24-Stunden-Pflege und -Betreuung in ihrem eigenen Zuhause<br />
von mehrheitlich ausländischen Betreuerinnen und<br />
Betreuern versorgt und unterstützt. Das sind 5,5 Prozent<br />
aller Pflegegeldbeziehenden in Österreich.<br />
„Alte Menschen, junge Menschen und Kinder sind<br />
froh, dort betreut werden zu können, wo sie selbst<br />
es sich wünschen.“<br />
<strong>Die</strong> Fakten: Größtenteils handelt es sich um ältere Menschen,<br />
die ihren Lebensabend zu Hause in ihrer gewohnten<br />
Umgebung verbringen möchten. Es gibt aber auch jüngere<br />
Menschen bis hin zu Jugendlichen und Kindern, die<br />
aufgrund einer Behinderung, einer schweren Erkrankung<br />
oder eines chronischen Leidens auf die Hilfe und Unterstützung<br />
einer 24-Stunden-Betreuung angewiesen sind.<br />
<strong>Die</strong> einzige Alternative wäre für viele nur das Pflegeheim.<br />
„Qualität und Sicherheit in der 24-Stunden-Betreuung<br />
müssen durch eine Reform der Förderrichtlinie<br />
und der Standards gewährleistet werden.“<br />
<strong>Die</strong> Fakten: Im Rahmen der anstehenden Pflegereform<br />
muss die monatliche staatliche Förderung ab Pflegegeldstufe<br />
3 für die 24-Stunden-Betreuung, die seit ihrer Einführung<br />
im Jahr 2007 maximal 550 Euro beträgt, unbedingt<br />
erhöht werden. <strong>Die</strong> 550 Euro von damals sind aufgrund der<br />
Inflation heute nur noch 430 Euro wert. Der Kaufkraftverlust<br />
geht zu Lasten der betreuten Menschen und ihrer<br />
Betreuungspersonen, deren Honorare stagnieren bzw. an<br />
Wert verloren haben. <strong>Die</strong>s führt, neben anderen Aspekten,<br />
zunehmend zu einem Mangel an Betreuungskräften.<br />
„Das österreichische Qualitätszertifikat ÖQZ 24<br />
dient der Sicherstellung und Einhaltung der Betreuungsstandards.“<br />
<strong>Die</strong> Fakten: Es ist unbedingt erforderlich, transparente,<br />
flächendeckende Qualitätsstandards durch das staatliche<br />
Qualitätszertifikat ÖQZ 24 für Organisationen der Personenbetreuung<br />
zu etablieren. Nur so kann die Sicherheit<br />
aller in der 24-Stunden-Betreuung involvierten Personen<br />
– Betreuter und Betreuender – gewährleistet werden. Regelmäßige<br />
und engmaschige Pflege- und Qualitätsvisiten<br />
tragen zu einer stabilen Betreuungssituation bei.<br />
AUSGEZEICHNET!<br />
MALTESER Care organisiert bereits seit elf Jahren die<br />
Betreuung von Klientinnen und Klienten im Rahmen<br />
der 24-Stunden-Pflege und -Betreuung und ist mit dem<br />
ÖQZ24 ausgezeichnet. „Mit der Verleihung des ÖQZ-24<br />
Qualitätszertifikats sehen wir unsere seit vielen Jahren<br />
qualitätsvolle und bedürfnisorientierte Arbeit für unsere<br />
Klientinnen und Klienten sowie deren Angehörige<br />
und Familien eindrucksvoll bestätigt. Das Zertifikat ist<br />
eine Auszeichnung aller unserer Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter und gleichzeitig ein Auftrag, kontinuierlich<br />
am Erhalt und an der Weiterentwicklung der Qualität<br />
unseres Angebots zu arbeiten“, sagt Helmut Lutz, Geschäftsführer<br />
von MALTESER Care.<br />
46<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER CARE<br />
SEHR GUTES GEFÜHL<br />
UND GESPÜR<br />
Bereits in der letzten Ausgabe unseres Magazins hatten<br />
wir über das Thema „Männer in der Pflege“ berichtet.<br />
Daraufhin folgte ein Dreh mit dem ORF Wien, den wir<br />
begleiten durften. Hier die Kernaussagen des Beitrags<br />
zusammengefasst.<br />
Von Susanne Wick<br />
Botschaft Nr. 1: „Männliche Vorbilder nehmen die<br />
Angst vor der Berufswahl.“<br />
Peter (59) ist Pflegefachassistent und Tivo (31) ist diplomierter<br />
Gesundheits- und Krankenpfleger bei <strong>Malteser</strong><br />
Care. Beide sind im mobilen <strong>Die</strong>nst in Wien tätig. Auf die<br />
Frage nach der Berufswahl meinte Peter, der bereits seit 35<br />
Jahren diesen Beruf ausübt, dass Pflege für ihn eine Bereicherung<br />
sei, weil er mit den unterschiedlichsten Menschen<br />
gemeinsame Wege gehen kann und man viel mehr zurückbekommt,<br />
als man geben kann.<br />
„Pflege ist ein cooler Beruf“<br />
Helmut Lutz<br />
Geschäftsführer von <strong>Malteser</strong> Care<br />
Für Tivo, der seit drei Jahren bei <strong>Malteser</strong> Care tätig ist,<br />
gibt es neben der Pflege noch andere Herausforderungen,<br />
wie mobil unterwegs zu sein oder mit unterschiedlichen<br />
Handreichungen auch abseits der Pflege den Klientinnen<br />
und Klienten zu helfen. Es brauche Flexibilität. Vielseitiges<br />
Können und rasche Lösungen seien gefragt.<br />
Botschaft Nr. 2: „Männer, die in der Pflege arbeiten,<br />
sind mitfühlend und einfühlsam.“<br />
<strong>Die</strong> acht Männer, die bei <strong>Malteser</strong> Care arbeiten, kommen<br />
bei den Klientinnen und den Klienten gut an. So erklärt<br />
uns Frau S., dass aus ihrer Erfahrung Männer ein sehr<br />
gutes Gefühl und Gespür für die Pflege haben. Sie schätzt<br />
„ihre zwei Männer“ sehr und würde es durchaus begrüßen,<br />
wenn es noch mehr Männer in der Organisation gäbe.<br />
Botschaft Nr. 3: „Pflege ist ein cooler Beruf – ähnlich<br />
dem des Feuerwehrmannes.“<br />
So sieht es Helmut Lutz, Geschäftsführer von <strong>Malteser</strong><br />
Care, als eine ganz wichtige Aufgabe unserer Gesellschaft,<br />
den Menschen zu helfen und sie dort zu unterstützen, wo<br />
sie Hilfe und Pflege brauchen. Der Bedarf ist da, die Türen<br />
stehen auch Quereinsteigern offen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 47
MALTESERÖSTERREICH<br />
Botschaft Nr. 4: „Pflege ist ein Beruf mit Wertschätzung<br />
und Wertschöpfung.“<br />
<strong>Die</strong> Entlohnung ist kein Hindernis mehr, diesen Beruf<br />
zu ergreifen. Das Einstiegsgehalt für eine Vollzeitstelle<br />
liegt mittlerweile bei rund 2.700 Euro brutto<br />
pro Monat.<br />
Peter, der ja schon 35 Jahre in seinem Job tätig ist,<br />
konnte immer gut von seinem Gehalt leben und das sei<br />
auch jetzt so. Außerdem gehe es nicht nur ums Gehalt,<br />
sondern vor allem darum, dass man sich mit dem Beruf<br />
identifizieren könne.<br />
Peter und Tivo können sich besonders gut mit ihrer Arbeit<br />
als Pfleger identifizieren. Das spüren auch ihre Klientinnen<br />
und Klienten. „Auf Wiedersehen und inzwischen Danke<br />
und alles Gute, Tivo, Sie sind ja dann am Abend wieder bei<br />
mir. Und Peter, Sie sehe ich dann morgen früh, ich freue<br />
mich schon!“, sagt Frau S. zum Abschied.<br />
Übrigens: Nach Erscheinen des Beitrags in „Wien Heute“<br />
hatten wir mehrere Anfragen männlicher Interessenten,<br />
die wir sehr gerne zu einem Gespräch eingeladen haben.<br />
Sollten Sie ebenfalls Interesse haben, kontaktieren Sie<br />
bitte unseren Pflegedienstleiter, Herrn DGKP Esmir<br />
Kavazovic, per E-Mail unter: jobs@malteser.care<br />
Man bekommt so viel zurück<br />
Bei den <strong>Malteser</strong>n sind Männer in der Pflege fast schon<br />
an der Tagesordnung. Von ihren Beweggründen für diese<br />
Berufsentscheidung erzählen Gregor Zepharovich,<br />
Gruppenleiter Ausbildungsgruppe Bereich Tirol, und<br />
Szabolcs Csonka, <strong>Malteser</strong> in Ausbildung.<br />
Gregor, Du hast gerade die formelle<br />
Ausbildung zur Intensivpflege<br />
begonnen. Was war Deine<br />
Motivation dafür und hattest Du<br />
Vorbilder in Deinem Umfeld?<br />
Gregor Zepharovich: Erste Erfahrungen<br />
mit der Pflege von Gregor Zepharovich<br />
Kranken habe ich noch in der Schulzeit im <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienst gemacht, ganz konkret auf einer Pilgerfahrt<br />
nach Lourdes und beim Internationalen <strong>Malteser</strong><br />
Sommercamp. Dadurch ist mein Berufswunsch entstanden,<br />
Menschen in ihrer Krankheit zu helfen und sie auf<br />
dem Weg zur Genesung zu begleiten. Das selbstständige,<br />
kompetente Arbeiten der leitenden Krankenschwester<br />
bei diesen <strong>Die</strong>nsten hat mich begeistert.<br />
Szabolcs, was hat Dich zu Deiner Berufsentscheidung<br />
bewogen?<br />
Szabolcs Csonka: Bevor ich diese Ausbildung begann,<br />
hatte ich Technische Mathematik, Bauingenieurwesen<br />
und Elektrotechnik zu studieren<br />
begonnen, diese Studien aber abgebrochen.<br />
Als Patient hatte ich<br />
erstmals näheren Kontakt zu Pflegenden.<br />
<strong>Die</strong>s hat mein Interesse<br />
geweckt. Ich bekam ein neues Bild<br />
von diesem Beruf. Ich sah, dass Szabolcs Csonka<br />
Pfleger weit mehr sind als „Helferlein“ der Ärzte.<br />
Worin seht Ihr Eure Hauptaufgaben und was freut<br />
Euch am meisten an Eurer Tätigkeit?<br />
Gregor Zepharovich: Ich arbeite schon seit einigen<br />
Jahren in der Intensivpflege. Leider wurde der entsprechende<br />
Ausbildungskurs wegen der Pandemie mehrmals<br />
verschoben, jetzt ist es aber soweit. Als Intensivpfleger<br />
bin ich ständig am Patienten, beobachte ihn genau, nehme<br />
alle Veränderungen in seinem Befinden wahr – sei<br />
es mit Hilfe der eingesetzten Technik, sei es mit meinen<br />
eigenen Sinnen. Dazu kommt natürlich auch die<br />
Nahrungszufuhr, die Ausscheidung, die Mobilisation,<br />
soweit diese nicht von den Physiotherapeuten gemacht<br />
wird. Schön und motivierend sind die dankbaren Blicke<br />
und natürlich jede Besserung des Zustandes der Patienten,<br />
besonders wenn wir sie dann auf die Normalstation<br />
weitergeben können. <strong>Die</strong> gute Teamarbeit auf der Intensivstation<br />
– alle sind gleich gekleidet, es herrscht ein<br />
amikaler, geradezu familiärer Umgang – hilft über die<br />
belastenden Momente hinweg.<br />
48<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Szabolcs Csonka: Es kommt darauf an, die Patienten zu<br />
begleiten, sie physisch und psychisch am Weg zur Wiederherstellung<br />
der Gesundheit zu unterstützen. <strong>Die</strong> Arbeit<br />
mit den Menschen, an den Menschen, treibt mich<br />
an. Dankbarkeit, ein Lächeln, positive Rückmeldungen,<br />
Erfolgserlebnisse – wenn z. B. ein Patient vom Rollstuhl<br />
oder den Gehbehelfen loskommt – machen Freude und<br />
bestätigen mir die Richtigkeit meiner Berufswahl. Zeit<br />
spenden, Zuhören und Zuwendung geben gehören zu<br />
den wichtigsten Tätigkeiten.<br />
Als Mann im Pflege- und Betreuungsbereich gehört<br />
Ihr – noch – einer Minderheit an. Was würdet<br />
Ihr tun, um andere Männer davon zu überzeugen,<br />
dass Pflege und Betreuung ein schöner und erfüllender<br />
Beruf ist?<br />
Gregor Zepharovich: Es ist die Arbeit mit Menschen,<br />
an Menschen, die mich fasziniert. Im Heilungsprozess<br />
kommt es auf alle daran Beteiligten – egal mit welcher<br />
fachlichen Ausbildung – in gleichem Maße an. Gelebte<br />
Nächstenliebe ist nicht an ein Geschlecht gebunden. Der<br />
Beruf ist psychisch und physisch fordernd und bedarf<br />
einer gründlichen Ausbildung. Man wird aber durch die<br />
menschlichen Begegnungen mehr als entschädigt. Unsere<br />
Aufgabe besteht in der Begleitung in allen Lebenslagen,<br />
also Gesunden- und Krankenpflege, und ist daher<br />
entsprechend vielseitig. Pflege ist ein erfüllender Beruf.<br />
Er ist meine Berufung.<br />
Szabolcs Csonka: In meinem Ausbildungsjahrgang ist<br />
das Verhältnis zwischen Frauen und Männern etwa<br />
10:1. Es ist wohl notwendig, die Pflege schon im Schulalter<br />
den Burschen näherzubringen. Pflegepersonen<br />
arbeiten ganz nahe an den Patienten. Ihnen steht daher<br />
ein wichtiges Urteil über das Befinden zu. Arzt und<br />
Pflege arbeiten zusammen, gehören zusammen. Pflege<br />
ist der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann. Man<br />
bekommt so viel zurück!<br />
Danke Euch beiden und alles Gute weiterhin!<br />
MALTESER Care hat langjährige Erfahrung im Bereich der<br />
mobilen Pflege und Betreuung. <strong>Die</strong> Nachfrage nach Pflege<br />
zu Hause wächst stetig, darum brauchen wir für unser Team<br />
Verstärkung.<br />
Aktuell suchen wir für die mobile Hauskrankenpflege in Wien<br />
in Voll- und Teilzeit:<br />
Pflegefachassistenten/innen<br />
Pflegeassistenten/innen<br />
Haben Sie Interesse in einem erfahrenen, kompetenten und<br />
motivierten Team zu arbeiten?<br />
Dann bewerben Sie sich bitte jetzt:<br />
www.malteser.care/jobs<br />
DIE MALTESER 3/2021 49<br />
#giveasmile
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER KINDERHILFE<br />
HOFFNUNG UND LEBENSFREUDE<br />
IM HILDE UMDASCH HAUS<br />
Den Kindern und Jugendlichen Hoffnung und Lebensfreude zu vermitteln, steht für die Pädagogen der MALTESER Kinderhilfe an<br />
erster Stelle. Gemeinsame Projekte mit den Clini Clowns oder Brieffreundschaften tragen einen großen Teil zu einem mit Freude<br />
erfüllten Leben bei. Durch unsere Spender können wir den Kindern maßgeschneiderte Therapien ermöglichen und ihnen die<br />
passenden Geräte zur Verfügung stellen. <strong>Die</strong> Therapiemaßnahmen verbessern die Lebensqualität der Kinder und schenken ihnen<br />
ein Stück mehr Selbstständigkeit. Ein herzliches Dankeschön an alle Helfer, Unterstützer und Sponsoren!<br />
Lachen ist Leben und bedeutet<br />
Hoffnung!<br />
Wer lachen kann, tut seinem<br />
Körper etwas Gutes: Es<br />
werden bestimmte Botenstoffe<br />
im Gehirn aktiviert,<br />
die positive Gefühle in uns<br />
auslösen. Für unsere Kinderund<br />
Jugendlichen im Hilde<br />
Umdasch Haus ist das eine<br />
ganz besondere Form der Therapie. Deshalb kommen die Clini Clowns in regelmäßigen Abständen zu Besuch und<br />
zaubern den Kindern und Jugendlichen nicht nur ein Lachen ins Gesicht, sondern schenken auch Hoffnung und Lebensfreude.<br />
Viel Musik, lustige Tänze und Späße machen diese gemeinsamen Nachmittage zu einem einzigartigen Erlebnis.<br />
Man kann sehen und spüren, wie viel Freude unsere Kinder an diesen Tagen haben. <strong>Die</strong> Clowns haben kreative<br />
Ideen, zaubern etwa Tiere aus Luftballons und so ein Strahlen in die Augen der Kinder. Das gefällt vor allem unseren<br />
kleinsten Bewohnern besonders gut. Wir freuen uns schon auf den nächsten Besuch der Clini Clowns!<br />
Geschichten und Bilder zum Träumen<br />
<strong>Die</strong> Stadtbücherei Amstetten veranstaltete im Hilde<br />
Umdasch Haus ein Bücherkino: Dabei werden Illustrationen<br />
aus einem Kinderbuch auf einer Leinwand gezeigt,<br />
während eine Erzählerstimme die dazugehörigen<br />
Texte spricht. Das kam gut an: Alle Kinder lauschten<br />
gebannt der ruhigen Stimme, wie sie kindgerecht über<br />
die Tierwelt und den Winterschlaf sprach. <strong>Die</strong> liebevoll<br />
gestalteten Illustrationen wurden beim Zuhören von<br />
den Kindern großäugig bestaunt. So leise wie beim Geschichtenvorlesen<br />
ist es selten in unserem Haus.<br />
M. Schuster (li) und K. Rafetzeder (re) Bilderbuchkino<br />
50<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Spenden der ÖVP Amstetten<br />
<strong>Die</strong> ÖVP hat in den letzten Monaten die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe in Form von Geld- und Sachspenden unterstützt. <strong>Die</strong><br />
Aktion „Bettwäsche vom Christkind“ wurde von den ÖVP Frauen ins Leben gerufen. Um die Weihnachtszeit wurden<br />
viele bunte Decken und Bettwäsche für das Hilde Umdasch Haus gesammelt. Außerdem wurde eine Spende über 250<br />
Euro an unser Haus übergeben. Durch diese großartige Unterstützung wird den Kindern ein Stück Lebensfreude und<br />
Geborgenheit geschenkt. Wir bedanken uns im Namen der Kinder und Jugendlichen für dieses tolle Engagement.<br />
Brieffreundschaften<br />
Im Hinblick auf COVID-19 zählen ausnahmslos alle Kinder und Jugendlichen im<br />
Hilde Umdasch Haus zur Risikogruppe. <strong>Die</strong> Einhaltung der Corona-Regeln hat<br />
dadurch einen hohen Stellenwert bei uns. Es fällt oft schwer, in Kontakt zu anderen<br />
Kindern oder Schulen von auswärts zu bleiben. Eine Klasse der Volksschule<br />
Preinsbacherstraße in Amstetten wollte alte Kontakte aufrecht erhalten und gerne<br />
neue knüpfen. Gemeinsam haben wir daher das Projekt „Brieffreundschaften“<br />
ins Leben gerufen. <strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler der Klasse haben an unsere<br />
Kinder und Jugendlichen fleißig Briefe geschrieben. Am Lesenachmittag haben<br />
unsere Pädagoginnen die Briefe vorgelesen und eine gemeinsame Antwort auf<br />
jeden Brief verfasst. Ein tolles Projekt für mehr Zusammenhalt in dieser schwierigen<br />
Zeit!<br />
Auf Rollen unterwegs – wir sind mobil!<br />
Aufstehen und losgehen – das ist für die meisten Menschen das Normalste auf<br />
der Welt. Für unsere Kinder und Jugendlichen ist es aber ein großes Privileg. Endlich<br />
konnten wir Karin ihren größten Wunsch erfüllen und für sie einen hochmodernen<br />
E-Rollstuhl anschaffen! Mit diesem Rollstuhl kann sie sich selbstständig<br />
fortbewegen und sogar einige Alltagssituationen alleine bewältigen. Einmal in<br />
der Woche erhält Karin ein individuelles Rollstuhltraining. Im Unterricht lernt<br />
sie die optimale Steuerung und die richtige Fahrtechnik.<br />
Auch unsere jüngsten BewohnerInnen werden zunehmend mobil und haben einen<br />
ganz speziellen Laufwagen bekommen. Der Rollwiderstand, kann je nach<br />
Bedarf eingestellt werden. Dadurch ist ein optimales Training für die Beine möglich.<br />
Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Kinder und Jugendlichen in Sachen<br />
Mobilität zu unterstützen und zu fördern. <strong>Die</strong> Anschaffung solcher Geräte verbessert die Selbstständigkeit und somit<br />
auch die Lebensqualität unserer Kinder enorm.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 51
MALTESERÖSTERREICH<br />
WEIHNACHTEN: SPENDENAKTIONEN ZUR<br />
UNTERSTÜTZUNG DER MALTESER KINDERHILFE<br />
Heuer wurden tolle vorweihnachtliche Spendenprojekte zur Unterstützung der MALTESER Kinderhilfe ins Leben gerufen.<br />
Unter anderem unterstützten die Bäuerinnen aus Amstetten und die Mittelschule Mauer die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe mit<br />
Keks- und Mehlspeisen, welche gegen eine freiwillige Spende verteilt werden konnten.<br />
Eine ganz besondere Spendenaktion war die Baumspende von Carina Krenn aus Amstetten. Sie schaltete einen<br />
Aufruf auf Facebook mit dem Titel „Christbaum zu verschenken“. In ihrem Garten war ein einst kleiner Lebendchristbaum<br />
zu einer vier Meter hohen Nordmanntanne herangewachsen – zu groß für den Garten von Frau Krenn.<br />
So wurde die Tanne an die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe gespendet, die sich sehr über den prächtigen Christbaum freute.<br />
Unterwegs im Amstettener<br />
Weihnachtswald<br />
Landjugend überreicht<br />
Nikolosackerl<br />
Gemeinsames Adventsingen<br />
52<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Charity Golfturnier zur Unterstützung der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe: <strong>Die</strong> Startgelder und zusätzliche Spenden des<br />
sechsten Early Morning Golfturniers des Legendario Men’s Club wurden der Kinderhilfe in Form einer Geldspende zur<br />
Verfügung gestellt. Insgesamt wurden 3.000 Euro gesammelt. <strong>Die</strong>se großzügige Spende ermöglicht unseren Kindern<br />
individuelle Therapien und Förderprogramme. Ein herzliches Dankeschön an den Legendario Men’s Club und den zahlreichen<br />
Spendern für diese großartige Unterstützung!<br />
Spendenübergabe<br />
Antares Netlogix<br />
Ein großes Dankeschön allen Unterstützern<br />
der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe.<br />
Kinderhilfelauf 2021<br />
Spendenübergabe<br />
Herr Breiteneder von der Autobörse<br />
Breiteneder wanderte als Nikolaus<br />
verkleidet durch Amstetten und sammelte<br />
für die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe<br />
Spenden im Wert von 500 Euro.<br />
*<strong>Die</strong> Namen der genannten Kinder wurden von der Redaktion aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert.<br />
VIRTUAL RUN von 29.09. - 2.10.<strong>2022</strong><br />
LAUFEVENT im Umdasch Stadion 2.10.<strong>2022</strong><br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 53
MALTESERÖSTERREICH<br />
JOHANNESGEMEINSCHAFT<br />
DIE KRAFT DES GEBETES<br />
<strong>Die</strong> MALTESER bringen zum Ausdruck, was der Apostel Paulus mit seinen Charismen anspricht: die <strong>Die</strong>nste an den acht Elenden.<br />
Ein solcher <strong>Die</strong>nst – nicht unmittelbar sichtbar, aber sehr wirkungsvoll – ist das Gebet. <strong>Die</strong>sem hat sich die MALTESER<br />
Johannesgemeinschaft verschrieben.<br />
Von Marie Czernin<br />
DU INTERESSIERST DICH FÜR DIE<br />
JOHANNESGEMEINSCHAFT?<br />
Dann melde Dich gerne per E-Mail: mjg@malteser.at!<br />
Wir freuen uns über neue Mitglieder. <strong>Die</strong> Voraussetzungen<br />
für eine Aufnahme sind in dem Versprechen,<br />
das bei der Aufnahme abgelegt wird, zusammengefasst.<br />
Hier heißt es: „Im alltäglichen Leben und in der<br />
Begegnung mit meinen Mitmenschen den Glauben<br />
zu verteidigen, den Bedürftigen zu dienen und mit<br />
Gottes Hilfe nach Vervollkommnung meines christlichen<br />
Lebens zu streben.“<br />
Mitglieder werden in erster Linie junge Katholiken,<br />
die sich als Freunde des <strong>Malteser</strong>ordens erweisen,<br />
indem sie sich mit dessen Idealen identifizieren. Sie<br />
führen ein treues Gebetsleben, bemühen sich, durch<br />
den regelmäßigen Besuch der Heiligen Messe, monatliche<br />
Beichte, geistliche Begleitung und die jährliche<br />
Teilnahme an Exerzitien im geistlichen Leben zu<br />
wachsen und sich auch in den karitativen Werken des<br />
Ordens zu engagieren.<br />
Interessierte können durch ihre Teilnahme an den Gebetsabenden<br />
und an den Gemeinschaftsaktivitäten<br />
das Leben der Johannesgemeinschaft kennenlernen.<br />
Sie werden dem Rat der Gemeinschaft schließlich als<br />
Kandidaten vorgeschlagen. <strong>Die</strong> Aufnahme findet einmal<br />
jährlich im Rahmen einer Heiligen Messe statt.<br />
Der Auftrag des <strong>Malteser</strong>ordens – „die Verteidigung des<br />
Glaubens und der <strong>Die</strong>nst an den Armen“ – fasst wunderbar<br />
zusammen, worum es im Christsein eigentlich geht:<br />
Gott und den Nächsten zu lieben und für diese Liebe einzutreten.<br />
Im Jahr 2005 wurde die <strong>Malteser</strong> Johannesgemeinschaft<br />
von Dominik Batthyány und Oktavian Eiselsberg ins<br />
Leben gerufen, mit dem Wunsch, dieses Charisma des<br />
<strong>Malteser</strong>ordens im Alltag zu leben und viele Menschen<br />
daran teilnehmen zu lassen. Dominik war gerade von<br />
einem Einsatz der <strong>Malteser</strong> im Libanon zurückgekehrt.<br />
Er stand noch unter dem Eindruck des „Libanonprojekts“<br />
der „Gemeinschaft Junger <strong>Malteser</strong>“, die sich jeden<br />
Sommer in Beirut geistig und körperlich schwerbehindeter<br />
Kinder annehmen.<br />
Seither versammelt sich die Johannesgemeinschaft regelmäßig<br />
zum Gebet, um für die Anliegen der <strong>Malteser</strong>,<br />
für ihre Werke, die Betreuten, Alten und Kranken wie<br />
auch für eine gute Reform des <strong>Malteser</strong>ordens zu beten.<br />
Gleichzeitig bemühen sich ihre Mitglieder, den Glauben<br />
im Alltag, in der Arbeit, der Familie und der Freundschaften<br />
sichtbar werden zu lassen. Denn gerade dort, bei<br />
unseren Nächsten, können wir dem „achtfachen Elend“<br />
begegnen.<br />
Wegweisende Impulse<br />
Ursprünglich traf sich ein kleiner Gebetskreis jede Woche<br />
in der <strong>Malteser</strong>kirche in Wien zum Abendgebet und<br />
bald auch ebendort einmal im Monat zur heiligen Messe.<br />
54<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
XXXX<br />
Dass Pater Florian Calice CO von Anfang an die<br />
Johannesgemeinschaft als Seelsorger mit wegweisenden<br />
Impulsen zu einem Leben aus dem<br />
Glauben begleitet hat, ist ein großes Geschenk.<br />
So sind auch die alljährlichen Adventsexerzitien<br />
mit Pater Florian in Maria Sorg zu einer wunderbaren<br />
Tradition geworden, die viele nicht mehr<br />
missen wollen.<br />
Einer der Fixpunkte im Programm der Johannesgemeinschaft<br />
ist das alljährliche „Friedensgebet“<br />
im Wiener Stephansdom mit Kardinal<br />
Christoph Schönborn, das seit 14 Jahren von<br />
der „Oase des Friedens“ und einigen Mitgliedern der<br />
Johannesgemeinschaft mit viel Elan organisiert wird.<br />
Auch die Wander- und Ski-Retreats in Heiligenblut,<br />
bei denen sich die Freude am Sport mit inspirierenden<br />
Bergmessen und geistlichen Impulsen am Fuß des Großglockners<br />
wunderbar verbinden lassen, oder die Gemeinschaftsnachmittage,<br />
die bis zu viermal im Jahr stattfinden,<br />
erfreuen sich großer Beliebtheit.<br />
Wenn der Same Wurzeln schlägt und wächst<br />
<strong>Die</strong> Begegnung mit den Bedürftigen, vor allem mit alten<br />
und kranken Menschen, ist ein zentrales Anliegen der<br />
Johannesgemeinschaft, weshalb wir in den vergangenen<br />
Jahren verschiedene ehrenamtliche <strong>Die</strong>nste übernommen<br />
haben, wie unter anderem die Besuche bei den Senioren<br />
im Haus Malta.<br />
Eine Frucht des beharrlichen Gebetes ist ein langsames<br />
Wachsen unserer kleinen Gemeinschaft. Aus dem ursprünglichen<br />
Gebetskreis in der <strong>Malteser</strong>kirche entstanden<br />
neue Gebetskreise in privaten Wohnungen – zuerst<br />
in Wien, danach in Innsbruck, Berlin, Salzburg und Köln.<br />
Mit der Zeit bildeten sich kleine Hausgemeinschaften<br />
und das beliebte Müttergebet. Darüber hinaus trifft sich<br />
der Innsbrucker Bereich zum Beispiel alle zwei Wochen in<br />
der Pfarrkirche Amras zum Rosenkranzgebet und zur Eucharistischen<br />
Anbetung. Eine besondere Ehre und Freude<br />
ist es, dass auch Fra` Ludwig Call immer treu an diesen<br />
Gebetsabenden teilnimmt.<br />
Treffpunkt Internet<br />
Während der Corona-Pandemie wurde das gemeinsame<br />
Beten zum Teil ins Internet verlagert. Durch den<br />
Einsatz von ZOOM ist es möglich geworden, sich über<br />
örtliche Grenzen hinweg jeden Monat zu einem Online-<br />
Gebetsabend zu versammeln. Johannes Holfeld, der<br />
Sprecher der Johannesgemeinschaft, hat dieses Online-<br />
Gebet vor zwei Jahren ins Leben gerufen und dabei viele<br />
<strong>Malteser</strong> und Freunde der Johannesgemeinschaft mobilisiert,<br />
daran teilzunehmen.<br />
Im vergangenen September fand im Stift Sankt Florian ein<br />
Sommerfest für die Mitglieder der Johannesgemeinschaft<br />
unter dem Motto „Kommt und seht…“ statt. Nach Zeiten<br />
des „social distancing“ war die Freude des Wiedersehens<br />
umso größer.<br />
www.malteser-johannesgemeinschaft.at<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 55
MALTESERÖSTERREICH<br />
EIN HERZLICHES WILLKOMMEN UNSEREN NEUEN MITGLIEDERN!<br />
Mit einigen sehr persönlichen Worten stellen sich unsere jüngst gewonnenen Mitglieder vor. Sie beantworteten<br />
jeweils die drei folgenden Fragen: „Was hat Dich bewogen, der MALTESER Johannesgemeinschaft (MJG) beizutreten?“,<br />
„Was gefällt Dir besonders an der MJG?“ und „Was würdest Du Deinen Freunden erzählen, um sie für die MJG<br />
zu gewinnen?“<br />
„Ich habe mich der Johannesgemeinschaft angeschlossen, weil das eine für mich sehr wichtige<br />
Möglichkeit des Gebets in Gemeinschaft ist. Mein tägliches Stundengebet verrichte ich ja –<br />
von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen – immer allein. Bei den Gebetsabenden in der Pfarre<br />
Amras darf ich hingegen erfahren, dass das Gebet in Gemeinschaft eine besondere Kraft hat.“<br />
Fra` Ludwig Call,<br />
als Professritter Ehrenmitglied der Johannesgemeinschaft<br />
„<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Johannesgemeinschaft ist für mich die perfekte Ergänzung zu meiner alltäglichen<br />
beruflichen und meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst. Es ist<br />
immer wieder erstaunlich und erbauend, wie viel Kraft man aus dem gemeinsamen Gebet<br />
gewinnen kann. Der Heilige Geist wirkt hier besonders spürbar! Das fasziniert mich, neben<br />
vielem anderem, am meisten an der Johannesgemeinschaft!“<br />
Gregor Holfeld<br />
„Gemeinsam mit anderen jungen Menschen und Familien zu beten und sich gegenseitig Kraft<br />
zu schenken, ist für mich in der heutigen Zeit einfach großartig. In ihrem Tun einzigartige<br />
Priester und geistliche Begleiter, wie Pater Florian Calice, Monsignore Leo Maasburg oder<br />
Pfarrer Patrick Busskamp, um sich zu haben, ist zusätzlich eine Stütze und unglaubliche Gnade.“<br />
Marie-Theres Holfeld<br />
„<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Johannesgemeinschaft zeichnet sich für mich durch eine solide katholische Spiritualität<br />
aus. Ich darf dort interessanten Menschen begegnen, die aus unterschiedlichen Lebensbereichen<br />
stammend eine religiöse Ernsthaftigkeit vereint. <strong>Die</strong> regelmäßigen Gebetsabende<br />
helfen mir dabei, durch die Anbetung, das gemeinsame Gebet und theologisch ansprechende<br />
Inputs immer wieder meinen geistlichen Fokus neu nachzujustieren.“<br />
Clemens Danzl<br />
„<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Johannesgemeinschaft kenne ich nun bereits seit einigen Jahren, andere<br />
<strong>Malteser</strong>-Aktivitäten, wie zum Beispiel das Sommercamp im Libanon, bereits wesentlich<br />
länger. Es fühlt sich an, als hätte ich meinen Weg erst finden müssen. Aber nun habe ich hier<br />
einen neuen Hafen von den Abenteuern dieser Welt gefunden. Ich bin dankbar für die Geborgenheit<br />
und das betende Selbstverständnis in dieser Gemeinschaft und freue mich, dies mit<br />
immer neuen Menschen teilen zu können.“<br />
Cecilia Engels<br />
56<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
„Mir gefällt an der Johannesgemeinschaft das gemeinsame Gebet, das mir immer wieder viel<br />
Kraft gibt. Auch die Betrachtungen zum Sonntagsevangelium von Pfarrer Patrick Busskamp,<br />
dem Bereichsseelsorger des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes Tirol, regen mich zum Nachdenken<br />
an. <strong>Die</strong> alle zwei Wochen stattfindenden Gebetsabende motivieren und stärken mich auch bei<br />
meinen Aufgaben im Hospitaldienst. Der nette Ausklang in einem nahegelegenen Restaurant<br />
bietet immer Raum für gute Gespräche.“<br />
Benedikt Anwander<br />
„Nachdem ich schon ein paar Jahre aktives Mitglied des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes bin, war es mir ein großes<br />
Anliegen, das Motto des <strong>Malteser</strong>ordens „Tuitio Fidei et Obsequium Pauperum – Wahrung des Glaubens und<br />
Hilfe den Bedürftigen“ nicht nur durch mein ehrenamtliches Engagement im Hospitaldienst<br />
zu leben, sondern auch durch das gemeinsame Gebet in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter.<br />
Ich bin davon überzeugt, dass die Früchte jeglicher Art von Engagement nur durch das sie begleitende<br />
Gebet voll zur Geltung kommen können, wie das auch der Apostel Paulus im Brief an<br />
die Philipper zum Ausdruck bringt: „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt“ (Phil 4, 13).<br />
<strong>Die</strong> Johannesgemeinschaft als Werk des <strong>Malteser</strong>ordens bietet den perfekten Rahmen dazu.“<br />
Philipp Anwander<br />
„Eva und Johannes Holfeld haben uns eingeladen, die Johannesgemeinschaft kennenzulernen.<br />
Für uns war die Suche nach einer Glaubensvertiefung im Sinne der Spiritualität der<br />
<strong>Malteser</strong> ausschlaggebend dafür, dass wir dieser Gemeinschaft beigetreten sind. Sie bietet<br />
uns die Möglichkeit, Glaubensfragen zu besprechen, zu vertiefen und weiterzugeben. Wir<br />
erleben viel Entfaltungspotential in dieser jungen Gemeinschaft. Kommt und seht!“<br />
Dorota und Josef Baittrok<br />
GRATIS, aber leider nicht kostenlos.<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und soll es auch bleiben. Denn es<br />
ist uns ein Anliegen, Sie über unsere Arbeit umfassend zu informieren.<br />
Doch die Produktion und der Versand sind leider nicht kostenlos. Bitte<br />
unterstützen Sie uns!<br />
Konto lautend auf MALTESER Austria<br />
Verwendungszweck: <strong>Zeitung</strong>, IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />
Falls Sie, Ihre Freunde oder Ihre Familie über unsere Arbeit informiert<br />
werden wollen, senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong> gerne regelmäßig zu.<br />
Schreiben Sie an: presse@malteser.at.<br />
Mit Ihrer Spende unterstützen Sie uns, unsere Arbeit, unser<br />
ehrenamtliches Engagement und unser Magazin. Danke!<br />
Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.<br />
Team Pflege: Arbeit mit Sinn<br />
Ent-Fürchten wir uns: Leben im Alter<br />
Wenn zwei gemeinsam Gutes tun<br />
MALTESER<br />
Sie können die <strong>Zeitung</strong> auch online lesen unter: www.malteserorden.at/presse/malteserzeitung/<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 57<br />
<strong>Die</strong><br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 3/2021
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESERORDEN<br />
LEBENDIGE GESCHICHTE AUS STEIN<br />
Auf Entdeckungsreise zur Burgruine Ligist: Was aktuelle wissenschaftliche Bauforschung mit modernen digitalen<br />
Vermessungsmethoden für den Erhalt historischer Zeitzeugen leisten kann.<br />
Von Peter Bauer<br />
Das Landschaftsbild so mancher Region in Österreich ist<br />
von der markanten Silhouette einer Burgruine geprägt.<br />
<strong>Die</strong> stummen, teils recht schroffen Artefakte der Vergangenheit<br />
zeugen von der äußerst wechselhaften Geschichte<br />
dieser Orte. Aufgrund des durchwegs martialischen<br />
Erscheinungsbildes der Ruinen und einer weitgehenden<br />
Verklärung des Burgenbegriffs im 19. und 20. Jahrhundert<br />
steht allzu oft die kriegerische Vergangenheit dieser<br />
Anlagen oder deren Bezug zu Sagen und Märchen im Vordergrund.<br />
Dabei wird vergessen, dass diese Anlagen in erster Linie<br />
Herrschaftssitz, Versammlungsort, Lebensraum, Arbeitsplatz,<br />
Verwaltungs- und Kulturzentrum waren. Erst<br />
in zweiter Linie dienten sie zur Verteidigung. Vor allem<br />
als Verwaltungssitz prägten sie das Umland und spielten<br />
eine zentrale Rolle für die Region und deren Einwohner.<br />
Es lohnt also, sich mit dem kulturellen Erbe zu beschäftigen<br />
und den alten Gemäuern einen zeitgemäßen Platz in<br />
der Gesellschaft einzuräumen – als Naherholungsgebiet,<br />
als Forschungsobjekt, als Veranstaltungszentrum.<br />
<strong>Die</strong> Herren „Lubgast“<br />
Nehmen wir zum Beispiel die Burgruine Ligist. <strong>Malteser</strong>n<br />
nicht unbekannt liegt diese Burgruine in der West-Steiermark<br />
auf einem Ausläufer des 803 Meter hohen Wartensteins<br />
oberhalb der gleichnamigen Marktgemeinde (392<br />
m). Erbaut wurde sie ab Ende des 12. Jahrhunderts bis in<br />
die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts und danach laufend<br />
erweitert. 1222 wurden ein gewisser Ulrich und 1224 ein<br />
Rudolf von Lubgast als Wildoner <strong>Die</strong>nstmannen auf der<br />
Burg urkundlich genannt. Von ihnen stammt wohl der<br />
Name Ligist. 1355 übernahmen die Ritter von Saurau im<br />
Erbwege die Burg und 1442 das Gut Ligist in ihre Herrschaft.<br />
1464 erwirkte Friedrich von Saurau, kaiserlicher<br />
Truchsess, die Markterhebung von Ligist und sorgte damit<br />
für Wachstum im Ort.<br />
Nach mehreren Besitzerwechsel und einem Brand im 17.<br />
Jahrhundert war die Burg bis ins ausgehende 18. Jahrhundert<br />
bewohnt. Noch 1809/10 nutzten französische<br />
Truppen die Burg als Unterkunft. 1820 stürzten Teile der<br />
Burg ein und 50 Jahre später übernahmen schließlich die<br />
Grafen Goëss von der Witwe des letzten Saurau, Anna-<br />
Maria, geb. Goëss, die Ligister Güter mit den Resten der<br />
Burg. 1928 ging die Anlage in den Besitz des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens über.<br />
Großzügige Spenden zur Renovierung<br />
Als der Burgenforscher Otto Piper um 1900 das Areal der<br />
58<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
XXXX<br />
Ruine Ligist zum ersten Mal betrat, um Skizzen<br />
und Grundrisspläne anzufertigen, bot sich ihm<br />
ein verwilderter Anblick. Es sollte bis zum Jahr<br />
1975 dauern, bis Erhaltungsarbeiten an der Burgruine<br />
vorgenommen wurden. Der dazu gegründete<br />
Burgverein überdachte zunächst den mehrstöckigen<br />
Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert.<br />
<strong>Die</strong> Marktgemeinde Ligist, der <strong>Malteser</strong>orden<br />
sowie der Burgverein unter Gründungsobmann<br />
Hans Kürzl stellten beträchtliche finanzielle Mittel<br />
zur Verfügung, um die Ruine zu erhalten.<br />
Zusätzlich brachten viele Einzelpersonen, darunter<br />
Burgvereinsobmann Rudolf Riedel, unzählige freiwillige<br />
Arbeitsstunden als Spende zur Renovierung<br />
der Burgruine ein. Im gemeinschaftlichen Zusammenwirken<br />
von Orden, Marktgemeinde und Bevölkerung<br />
konnte die vormals zugewachsene und<br />
dem Verfall preisgegebene Anlage in den aktuellen<br />
Zustand versetzt werden.<br />
Hoher emotionaler Wert<br />
Besichtigt man heute die Burg, fällt vor allem der<br />
wieder gedeckte Bergfried ins Auge, der das Mauerwerk<br />
vor weiterem Verfall schützt. Zahlreiche<br />
weitere Sicherungsmaßnahmen und die wieder<br />
aufgebaute Rundbogenbrücke ermöglichen einen<br />
Besuch des gepflegten Areals und zeugen<br />
vom noch immer bestehenden emotionalen Wert<br />
der Anlage für Anrainer und Besucher.<br />
Dennoch gehören Veränderungen zum Charakter<br />
einer Ruine dazu. Der natürliche Prozess des<br />
Verfalls lässt sich durch bauliche Maßnahmen<br />
nur verlangsamen, aber nicht gänzlich stoppen.<br />
Einem Besucher in weiteren 100 Jahren wird<br />
sich ein vollkommen neuer Anblick bieten, als<br />
wir ihn heute kennen. Der Besucher kann dann<br />
den künftigen Ist-Zustand mit dem heutigen Ist-<br />
Zustand, der mit Hilfe der Digitalisierung für ein<br />
3D-Objekt vermessen wurde, vergleichen. <strong>Die</strong>ses<br />
3D-Modell ist ein zentimetergetreues Abbild der<br />
heutigen Burgruine Ligist und erlaubt auch späteren<br />
Generationen einen objektiven Blick auf<br />
den aktuellen Bestand.<br />
<strong>Die</strong> Vermessung der Welt von Ligist<br />
Im Spätherbst 2021 formierte sich ein Team ehrenamtlicher<br />
Burgenforscher, um mittels Drohnenvermessung die Burgruine<br />
Ligist zum ersten Mal in 3D zu dokumentieren. Das Verfahren<br />
der Photogrammmetrie ermöglichte hier die virtuelle Rekonstruktion<br />
des Objekts aus der Kombination einer Vielzahl von<br />
Einzelbildern aus unterschiedlichen Blickwinkeln.<br />
Mit hoher Sorgfalt wurden außerdem markante Punkte der<br />
Ruine millimetergenau mit Vermessungsgeräten bestimmt und<br />
in die Berechnungen eingebunden, um ein verlässliches Modell<br />
daraus abzuleiten. Das so generierte 3D-Modell der Burgruine<br />
Ligist dient als modernes Zeitzeugen-Dokument. Es ergänzt die<br />
historischen Aufzeichnungen, bietet neue Ausgangspunkte für<br />
die weitere Beforschung, zieht<br />
die öffentliche Aufmerksamkeit<br />
auf sich und verstärkt so das Bewusstsein<br />
für die Werthaltigkeit<br />
und Bedeutung von Historie.<br />
Das Wappen von Ligist als herrschaftliches Zeugnis<br />
Das Wappen ist ein von Gold und Grün geteilter Schild. Im oberen<br />
Feld ist eine schwarze, goldgekrönte Eule mit ausgebreiteten<br />
Flügeln zu sehen. Das untere Feld zieren zwei schräggekreuzte,<br />
silberne Hämmer. <strong>Die</strong> Eule stammt aus dem Wappen<br />
der Grafen von Saurau. <strong>Die</strong> Hämmer weisen auf die Bedeutung<br />
der einstigen Hammerwerke hin, die in der<br />
Ligister Gegend bis in das 19. Jahrhundert ein<br />
wichtiger Wirtschaftsfaktor waren.<br />
Über den Autor<br />
DI Peter Bauer, Geodäsie, TU Graz ist Experte<br />
für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme.<br />
E: peter.bauer@tugraz.at<br />
Link zum Modell:<br />
http://igms.3dworld.tugraz.at/HomepageLigist.html<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 59
ADVERTORIAL<br />
MEDIEN-<br />
KOMPETENZ IN<br />
KOMPLEXEN ZEITEN<br />
Peter Stellnberger im Interview mit Sophie Ernest.<br />
Pressearbeit ist für Hilfsorganisationen wie die <strong>Malteser</strong><br />
ein wichtiges Instrument, um nach außen positiv aufzutreten<br />
und potenzielle Spender anzusprechen. Der<br />
ehrenamtliche Referatsleiter-PR aus dem Bereich Wien<br />
traf die Medienwissenschafterin und ehrenamtliche<br />
Geschäftsführerin des Friedrich-Funder-Instituts zum<br />
Interview. Das Friedrich-Funder-Institut unterstützt<br />
die <strong>Malteser</strong> in der Ausbildung der ehrenamtlichen<br />
PR-Referenten.<br />
Im Sekundentakt prasseln neue Nachrichten auf<br />
uns ein. Wie kann man in dieser komplexen Welt<br />
und im Zeitalter von Fake-News noch die Übersicht<br />
bewahren?<br />
Gerade in einer immer komplexer werdenden Welt<br />
braucht es Einordnung, Interpretation und Kommentierung<br />
– und somit Qualitätsjournalismus, auf den<br />
wir uns verlassen können. Klassische journalistische<br />
Tugenden und Kompetenzen bieten gerade in Zeiten<br />
von zunehmender Desinformation im Netz, Deep-Fake-<br />
Videos und Manipulationen jeglicher Art eine wichtige<br />
Hilfestellung für unsere demokratische Gesellschaft.<br />
Das bedeutet auch, dass technologische Kenntnisse<br />
in diesem Zusammenhang immer wichtiger werden.<br />
Das berücksichtigen wir auch im neuen Programm des<br />
Friedrich-Funder-Instituts. Denn einerseits wächst die<br />
Verantwortung für Redaktionen, andererseits ist dies<br />
eine gewaltige Chance für Medien, mit Wahrhaftigkeit<br />
und Verlässlichkeit zu punkten.<br />
<strong>Die</strong> gedruckte <strong>Zeitung</strong> ist schon vielfach vom<br />
Frühstückstisch verschwunden. E-Papers und<br />
Online-Beiträge sind vielfach zur Informationsquelle<br />
geworden. Wie hat sich die Digitalisierung<br />
auf die Medienwelt ausgewirkt?<br />
Mag. Sophie Ernest, Geschäftsführerin der<br />
UBIT-Akademie incite und ehrenamtliche Geschäftsführerin<br />
des Friedrich-Funder-Instituts (FFI).<br />
<strong>Die</strong> Corona-Pandemie hat bekanntermaßen wie ein<br />
Brennglas gewirkt und die Digitalisierung vorangetrieben.<br />
Selbstverständlich werden sich daher auch die Anteile<br />
in der Mediennutzung verschieben, denn der Konsument<br />
hat nur ein begrenztes Zeitbudget. <strong>Die</strong> meisten<br />
Medienunternehmen begegnen diesem Umstand mit<br />
einer Multimedia-Multiplattform-Strategie und bereiten<br />
Inhalte für alle Kanäle auf, um möglichst viele<br />
Kontaktpunkte zum Rezipienten zu schaffen. Das muss<br />
auch in der Medienausbildung abgedeckt werden.<br />
Medienkompetenz ist zu einem vielfach geforderten<br />
Schlagwort geworden. Was bedeutet das für<br />
Sie persönlich und wie kann man diese Kompetenzen<br />
erlernen?<br />
Medienkompetenz ist in erster Linie die Fähigkeit,<br />
Medien zu nutzen. Hier geht es auch darum, durch<br />
Barrierefreiheit alle Mediennutzer grundsätzlich zu erreichen.<br />
Ein weiterer Aspekt der Medienkompetenz ist<br />
es, Medieninhalte zu verstehen und kritisch zu bewerten.<br />
Hier sind wir alle gefordert, auch die nächsten Generationen<br />
dafür fit zu machen. Aus- und Weiterbildung<br />
in Journalismus und Medien heißt deshalb für uns, sich<br />
mit dem, was ist, und dem, was kommt, auseinanderzusetzen.<br />
<strong>Die</strong>s betrifft aber keineswegs nur professionelle<br />
Journalisten, sondern jeden, der sich mit Medieninhalten<br />
beschäftigen möchte.<br />
60<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
ADVERTORIAL<br />
Welche Aspekte sollten Hilfsorganisationen wie<br />
die <strong>Malteser</strong> in ihrer eigenen Kommunikation<br />
besonders berücksichtigen?<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> leisten einen großartigen Beitrag zur Inklusion<br />
behinderter Menschen. <strong>Die</strong> ehrenamtlichen<br />
Mitglieder leisten Besuchsdienste bei kranken und einsamen<br />
Menschen, unterstützen HIV-Betroffene und begleiten<br />
sterbenskranke Menschen und deren Angehörige.<br />
Das sind per se Themen, die publiziert werden sollen<br />
– am besten auch barrierefrei, Stichwort: Web Accessibility.<br />
Man merkt ja schon in Gesprächen, Reden und auch<br />
journalistischen Darstellungen, wie tabuisiert gewisse<br />
Themen noch immer sind und wie häufig noch immer<br />
verletzende oder gar falsche Begrifflichkeiten und Redewendungen<br />
verwendet werden.<br />
Sie sind nun seit einem Jahr Geschäftsführerin<br />
des Friedrich-Funder-Instituts. Friedrich Funder<br />
war ein bekennender Katholik und musste für<br />
seine Überzeugungen in KZ-Haft. Welche Rolle<br />
spielen der Glaube und Überzeugungen noch heute<br />
in der Medienlandschaft?<br />
Wir arbeiten aktuell zu unserem 40-jährigen Bestehen<br />
auch die Lebensgeschichte unseres Namensgebers<br />
auf. Ein Vermächtnis Funders ist sicherlich ein hohes<br />
Maß an Integrität und an einem aufrichtigen Journalismus.<br />
Das Berufsfeld des Journalisten ist für mich<br />
aber ein sehr werteorientiertes. Der Ehrenkodex für die<br />
österreichische Presse ist hier eine gute Richtschnur zur<br />
Wahrung der journalistischen Berufsethik.<br />
Das Friedrich-Funder-Institut<br />
Das Friedrich-Funder-Institut (FFI) bietet Aus- und<br />
Fortbildungsangebote für Journalismus an. Basisworkshops<br />
zu Themen wie Recherche, Schreibhandwerk oder<br />
Interviewführung ermöglichen einen Einstieg in den<br />
Journalismus. Vertiefende Seminare u.a. zu Medienrecht,<br />
Medienethik und Content-Producing decken vertiefende<br />
handwerkliche Themen und Theorien ab.<br />
www.ffi.at<br />
„Ihr Neujahrsvorsatz für <strong>2022</strong><br />
lautet: Weiterbilden?“<br />
Hier sind sie richtig! Wir bieten Kurse an, damit Sie Ihre Ziele<br />
erreichen können. Unsere Kurse finden Sie unter ffi.at<br />
WIRF EINEN BLICK IN<br />
UNSER PROGRAMM!<br />
Zu unseren Basisworkshops, Schreibwerkstätten, journalistischer<br />
beruflicher Weiterbildung & Webinaren geht es hier:<br />
www.ffi.at<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 61
© wikipedia Foto: © <strong>Malteser</strong> International<br />
Der Schulleiter zeigt den Zaun. <strong>Die</strong> Ziegen der Nachbarn laufen frei auf dem Grundstück der Schule herum.<br />
Nachts springen sie über die Zäune der Schulgärten und fressen, was von den Schülern und dem Lehrpersonal<br />
angepflanzt wurde.<br />
SUDAN<br />
ICH HABE DURCHAUS<br />
HOFFNUNG FÜR DIESES LAND<br />
Der Südsudan zählt zu den besonders krisengeschüttelten Regionen des afrikanischen Kontinents.<br />
Der Klimawandel und wiederholte gewaltsame Auseinandersetzungen machen den Menschen zu<br />
schaffen. MALTESER International ist vor Ort und hilft, so gut es geht.<br />
Von Katharina Kiecol<br />
Im Dezember 2021 war ich als Referentin der Kommunikationsabteilung<br />
von <strong>Malteser</strong> International zum ersten<br />
Mal im Südsudan, um über unsere Arbeit zu berichten<br />
– zunächst in der Gegend rund um die Hauptstadt Juba<br />
und dann in der Umgebung der zweitgrößten Stadt Wau.<br />
Das Land hat mich sehr beeindruckt. Für mich gehört der<br />
Südsudan zu den vergessenen Krisen. <strong>Die</strong> Menschen dort<br />
haben mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen,<br />
werden immer wieder von Fluten und Dürren heimgesucht,<br />
und noch immer schwelen gewaltsame Konflikte,<br />
auch wenn es eigentlich einen Friedensvertrag gibt. Unsere<br />
Hilfe ist sehr nachhaltig: Wir helfen den Menschen<br />
beim Anbau von Nahrungsmitteln, haben sehr viele<br />
Brunnen instand gesetzt und unterstützen die Menschen<br />
im Friedensprozess über einen lokalen Partner. Für die<br />
Menschen, die akute Hilfe benötigen, sind wir ebenfalls<br />
da und verteilen Bargeld für besonders bedürftige Menschen<br />
in einem Camp für intern Vertriebene.<br />
Reden statt Kämpfen<br />
Zäune um die Grundstücke, die die Bauern im Südsudan bepflanzen,<br />
gibt es nur selten. Denn häufig sind die Grundstücke<br />
so groß, dass die Kosten für einen Zaun zu hoch wären.<br />
Und nicht alle Ziegen lassen sich von den einfachen Dornensträuchern,<br />
die etwa der Schuldirektor einer Grundschule<br />
im Juba-Distrikt um die Schulgärten aufstellte, zurückhalten.<br />
Das führt immer wieder zu Konflikten zwischen Vieh-<br />
62<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
Katharina Kiecol besucht regelmäßig Projekte<br />
vor Ort.<br />
Bei der Grundschule versorgt MALTESER International die Kinder und das Lehrpersonal<br />
mit sauberem Trinkwasser. Das Abwasser wird direkt zur Bewässerung der<br />
Schulgärten genutzt.<br />
hirten und Landwirten – und seit einigen Jahren auch zu<br />
gewaltsamen Auseinandersetzungen. Deshalb ist die Arbeit,<br />
die wir mit unserer lokalen Partnerorganisation CARDO voranbringen<br />
wollen, so wichtig.<br />
Auf den ersten Blick wirkt an der Tokiman Community<br />
Primary School in Rejaf Payam alles perfekt. <strong>Die</strong> Kinder<br />
laufen lärmend über den Schulhof, der Unterricht wurde<br />
für heute gerade beendet. Doch als unser Kollege Rume<br />
William Kenyi an diesem heißen Tag den dunklen Raum<br />
des Schulleiters betritt, ist dieser aufgebracht: „Wir brauchen<br />
neue Zäune für die Schulgärten! Der Zaun, den<br />
wir gebaut haben, nutzt gar nichts. <strong>Die</strong> Ziegen springen<br />
nachts einfach drüber und fressen alles kahl.“<br />
Mathedio Gubek Sanfino ist außer sich. Hinter der Tokiman<br />
Community Primary School hat er gemeinsam mit<br />
dem Lehrpersonal zwei Grundstücke zu Schulgärten umfunktioniert.<br />
Über eine solarbetriebene Pumpe wird das<br />
Land bewässert. Eigentlich sollte in der kommenden Woche<br />
damit begonnen werden, das Unkraut zu entfernen<br />
und das neue Saatgut, das unser Mitarbeiter mitgebracht<br />
hat, einzusetzen. Aber so ergebe dies keinen Sinn, meint<br />
Herr Sanfino, denn die Ziegen würden alles wieder abfressen,<br />
wenn es keinen neuen Zaun gibt. Derzeit umrandet<br />
ein provisorischer Zaun aus Dornengestrüpp die Gärten.<br />
Zu niedrig, meint Sanfino. Der Zaun sei für die Ziegen<br />
kein Hindernis. Auch jetzt stromern dutzende Ziegen<br />
über den Schulhof, bleiben vor den Klassenzimmern stehen<br />
und stören sich nicht an den lärmenden Kindern.<br />
Konkurrenz um Acker- bzw. Weideland<br />
Viele Menschen verlieren jedes Jahr durch gewaltsame<br />
Auseinandersetzungen ihr Leben. Der Konflikt mit den<br />
Nachbarn der Schule, die ihre Ziegen frei herumlaufen<br />
lassen, steht sinnbildlich dafür, was im gesamten Südsudan<br />
immer wieder zu Streit und gewaltsamen Auseinandersetzungen<br />
führt: <strong>Die</strong> einen brauchen das Land,<br />
um Landwirtschaft zu betreiben, die anderen benötigen<br />
es für ihr Vieh. Oft passiert es, dass Viehzüchter ihre<br />
Herde mit mehreren 100 Tieren auf fremdem Land grasen<br />
lassen und dabei von Bauern bestellte Felder abgefressen<br />
werden. Da es hier um die Lebensgrundlage der<br />
Bauern geht, kann die Situation schnell eskalieren. Im<br />
Südsudan besitzen mittlerweile viele Menschen Waffen<br />
und so kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen.<br />
Jedes Jahr verlieren auf diese Weise<br />
viele Menschen ihr Leben.<br />
Orasio Opiyo ist Direktor der südsudanesischen Organisation<br />
CARDO, mit der <strong>Malteser</strong> International seit Mai<br />
2021 zusammenarbeitet. <strong>Die</strong> Organisation hat sich genau<br />
dieses Problems in ihrem Land angenommen: den<br />
gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Landwirten<br />
und Viehhirten. „Früher haben diese beiden Gruppen<br />
hier friedlich zusammengelebt. Aber seitdem der<br />
Bürgerkrieg im Jahr 2013 ausgebrochen ist, werden die<br />
Konflikte oftmals gewaltsam ausgetragen. Der bewohnbare<br />
Raum, der nicht von Dürre oder Überflutungen<br />
betroffen ist, wird kleiner und viele Menschen werden<br />
auch wegen der Gewalt der rivalisierenden bewaffneten<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 63
MALTESERWELTWEIT<br />
Gruppen aus ihrer Heimat vertrieben und müssen sich in<br />
neuen Gegenden niederlassen. Aber dort leben natürlich<br />
auch schon andere Südsudanesen und diese Menschen<br />
konkurrieren dann plötzlich um Land“, erklärt Opiyo.<br />
Menschen zusammenbringen<br />
Reden statt kämpfen, so will CARDO eines der Hauptprobleme<br />
des Südsudan lösen. „Wir bringen die Menschen<br />
zusammen, sowohl unterschiedliche zivile Gruppen<br />
als auch Politiker. Alle setzen sich an einen Tisch<br />
und besprechen die Probleme. Anschließend werden<br />
unter anderem Kompensationszahlungen für abgefressene<br />
Ernten und getötete Tiere vereinbart. So haben<br />
die Südsudanesen früher die Streitigkeiten gelöst und<br />
wir helfen ihnen dabei, zu diesen Wurzeln zurückzufinden“,<br />
sagt Opiyo. Wichtig hierbei ist auch, dass die<br />
Vereinbarungen in die entlegensten Dörfer übermittelt<br />
werden. <strong>Die</strong>s ist in einem Land wie dem Südsudan,<br />
mit schlechter Infrastruktur nur schwer möglich. Deshalb<br />
haben wir 500 solarbetriebene Radios an Familien<br />
verteilt.<br />
Noch ist das friedensbildende Projekt, das <strong>Malteser</strong> International<br />
unterstützt, auf die drei südsudanesischen<br />
Bundesstaaten Western Bahr el Ghazal, Warrap und<br />
Gogrial beschränkt. Aber das soll sich ändern. Wir wollen<br />
die Arbeit mit CARDO weiter ausbauen. „Ich habe<br />
durchaus Hoffnung für dieses Land, denn die Menschen<br />
schaffen es immer wieder, sich etwas Neues aufzubauen.<br />
Aber dies wird auf lange Sicht nur funktionieren, wenn<br />
es Frieden gibt“, sagt Michael Fuchs, Büroleiter von<br />
<strong>Malteser</strong> International in Wau.<br />
Für den Direktor der Tokiman Community Primary<br />
School in Rajaf Payam in der Nähe der Hauptstadt Juba<br />
ist klar: Das Einzige, was die beiden Schulgärten vor den<br />
Ziegen schützen kann, ist ein höherer Zaun, über den<br />
sie nachts nicht mehr springen können. Darum will sich<br />
unser Mitarbeiter Rume William Kenyi nun kümmern.<br />
Mit der Wasserversorgung und den Latrinen, die <strong>Malteser</strong><br />
International installiert hat, ist Schuldirektor Sanfino<br />
aber durchaus zufrieden. Das möchte er unbedingt<br />
noch hinzufügen.<br />
Ein Brunnen für das Dorf Momoi<br />
Es sind fast 40 Grad im Schatten an diesem Samstagnachmittag<br />
im Dezember. Es geht ein leichter Wind, der<br />
nur wenig Abkühlung bringt. Wäre die Straße geteert,<br />
würde sie jetzt flimmern, doch in dieser Gegend, wenige<br />
Kilometer von der südsudanesischen Stadt Wau entfernt,<br />
gibt es nur unbefestigte Straßen. Rote Erde weht über<br />
die Landschaft. Einige wenige Bäume spenden Schatten,<br />
denn Holz ist hier besonders wertvoll. Daraus wird Kohle<br />
hergestellt, die zum Kochen benötigt wird.<br />
Lucia Adu steht dort, wo noch vor einigen Jahren ihr<br />
Haus stand: in ihrer alten Heimat, dem Dorf Momoi. Das<br />
war, bevor die Rebellengruppen kamen und hier alles zerstörten.<br />
Von ihrem Haus steht nur noch ein kleines Stück<br />
Mauer, mehr ist nicht übriggeblieben. „Der Überfall war<br />
2013. Sie kamen, töteten meine Nachbarn, nahmen sich<br />
alles, was sie wollten, und zerstörten unsere Häuser, unsere<br />
Schule – einfach alles“, berichtet Lucia. <strong>Die</strong> Ruinen<br />
sind stille Zeugen dessen, was hier geschah.<br />
Wo Wasser ist, gibt es eine Zukunft<br />
Das Dorf Momoi war viele Jahre lang verlassen. Inzwischen<br />
hat die Natur vieles überwuchert. Von der Straße ist<br />
kaum noch ersichtlich, dass sich hier einst eine Siedlung<br />
befand. Auch wenn Lucia ihr Dorf vor acht Jahren verlassen<br />
musste, ist Momoi noch immer ihre Heimat. Hier<br />
hat sie ein Stück Land, das sie wieder bebauen kann, auf<br />
dem sie Obst und Gemüse anpflanzen möchte, um sich<br />
selbst zu versorgen. Denn ihr Leben jetzt ist teuer. Sechs<br />
Kilometer von hier hat sie eine einfache Hütte gemietet,<br />
eine weitere für ihre drei Töchter und die Enkelkinder.<br />
Geld verdient sie durch den Verkauf von Feuerholz. „Drei<br />
meiner Kinder sind bei meinem Unfall auf der Flucht gestorben.<br />
Mein Mann verstarb auch“, berichtet sie.<br />
Nach und nach kehren einige Bewohner wieder zurück.<br />
Vor einem halben Jahr haben wir von <strong>Malteser</strong> International<br />
in diesem Dorf einen Brunnen gebohrt. Eine Woche<br />
hat der Bau gedauert. <strong>Die</strong> Kosten betrugen 7.000 Dollar.<br />
Für uns war dies einer von vielen Brunnen, die wir in<br />
dieser Gegend rund zwölf Kilometer von der Stadt Wau<br />
entfernt installiert haben. Für Lucia und die restlichen<br />
64<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
MEDIZINAKTUELL<br />
Foto: © <strong>Malteser</strong> International<br />
Lucia Adu steht vor ihrem zerstörten Haus im Dorf Momoi wenige Kilometer von der südsudanesischen Stadt Wau entfernt.<br />
Der Brunnen im Dorf Momoi ist einer der wichtigsten Gründe dafür, dass die Menschen in ihre alte Heimat zurückkehren.<br />
Dorfbewohner war dies ein Zeichen dafür, dass es hier<br />
eine Zukunft geben kann. Dass nicht nur sie daran glauben,<br />
dass sich die Sicherheitslage so verbessert hat, dass<br />
sie nach Momoi zurückkehren können – denn wo Wasser<br />
ist, dort können sie leben.<br />
Noch gibt es zwar keine Häuser, die bewohnbar sind, aber<br />
Strukturen, die eine Zukunft versprechen. Ein Wasserkommitee<br />
wurde beispielsweise eingerichtet und täglich<br />
kommt jemand hierher und schaut, dass das Wasser fließt<br />
und die Pumpe im Brunnen funktioniert. Es gibt ein Jugend-<br />
und ein Frauenkomitee. In den Komitees werden<br />
die Probleme der gesellschaftlichen Gruppen besprochen<br />
und nach Lösungen gesucht. Das, was auf Landesebene<br />
nur schlecht funktioniert – die verlässliche Struktur politischer<br />
Ebenen – klappt in der Zivilgesellschaft. Lucia ist<br />
Vorsitzende des Frauenkomitees. Sie ist ruhig, besonnen<br />
und trotz allem, was sie erlebt hat, weiter positiv. „Ihr<br />
müsst unsere Schule wieder aufbauen, damit die Kinder<br />
hier eine Zukunft haben. Das Dach ist zerstört und die<br />
Türen der Schultoiletten sind weg. Dort, wo es eine Schule<br />
gibt, gibt es auch eine Zukunft“, erklärt sie.<br />
Mehr über die Arbeit von MALTESER International<br />
erfahren Sie auf unserer Website:<br />
www.malteser-international.org/de<br />
Wollen Sie die internationale Arbeit und die zahlreichen<br />
Hilfsprojekte der MALTESER unterstützen, dann freuen<br />
wir uns sehr über Ihre Spende: www.malteser.at/waswir-tun/malteser-international/<br />
Tätigkeitsbericht des <strong>Malteser</strong>ordens 2021<br />
Der alle zwei Jahre erscheinende „Activity Report“ fasst<br />
die wichtigsten Momente und Ereignisse im Leben des<br />
Ordens zusammen und gibt einen umfassenden Überblick<br />
über seine zahlreichen humanitären, diplomatischen und<br />
spirituellen Initiativen.<br />
Link zum Bericht: https://bit.ly/areport2021<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 65
MEDIZINAKTUELL<br />
„ES GEHT UM ZUWENDUNG – BIS<br />
ZULETZT“<br />
Im dritten Wiener Gemeindebezirk wurde kürzlich das neue Senioren- und Pflegewohnheim am Standort der<br />
Elisabethinen eröffnet. Warum wir das erwähnen? Weil es seit Jahren eine hervorragende, sehr enge Kooperation<br />
zwischen den Elisabethinen und den MALTESERN gibt.<br />
Interview Redaktion - Quelle: <strong>Die</strong> Furche<br />
<strong>Die</strong> Elisabethinen bieten hochprofessionelle medizinische<br />
Versorgung, Pflege und Fürsorge in topmodern<br />
ausgestatteten Häusern an und sind gleichzeitig stark<br />
im Glauben, der Nächstenliebe und dem <strong>Die</strong>nst am<br />
Nächsten verbunden. Wie bei den <strong>Malteser</strong>n geht es<br />
auch bei den Elisabethinen um Zuwendung – und zwar<br />
bis zuletzt. „Gerade auf ihrem letzten Weg dürfen wir<br />
unsere Mitmenschen nicht alleine lassen. Es wäre nicht<br />
richtig“, wie Cecili Corti sagt (siehe auch Beitrag in diesem<br />
Heft ab Seite 21).<br />
Passend zum Thema „Zuwendung bis zuletzt“ dürfen<br />
wir hier Auszüge aus einem Interview abdrucken, das<br />
Christian Lagger, ehemaliger Büroleiter von Bischof<br />
Egon Kapellari und nun Sprecher der 23 österreichischen<br />
Ordensspitäler, im Dezember 2021 der Wochenzeitung<br />
„<strong>Die</strong> Furche“ gegeben hat.* Er spricht offen über Triage<br />
im Zusammenhang mit COVID-Infektionen, die Corona-<br />
Impfpflicht, das geplante Sterbeverfügungsgesetz und<br />
die Pflegereform.<br />
Gab es schon die Situation, in der Menschen nicht<br />
mehr so behandelt werden konnten, wie das sonst<br />
üblich ist – Stichwort Triage?<br />
Lagger: Triagiert wird de facto immer – nämlich insofern,<br />
als man sich fragt, ob für einen Patienten oder eine<br />
Patientin das Ausschöpfen des gesamten medizinischen<br />
Behandlungssettings sinnvoll ist, oder ob, wie etwa bei<br />
onkologischen Patienten ab einem gewissen Stadium, die<br />
Lebensqualität im Mittelpunkt steht. <strong>Die</strong>se Entscheidungen,<br />
in denen es um Dringlichkeiten geht, Operationen<br />
gereiht werden und auch die Patientenautonomie<br />
eine wichtige Rolle spielt, gehören zu unserem täglich<br />
Brot. Aber das ist etwas<br />
anderes als jene „Triage“,<br />
wie sie zuletzt medial<br />
[Anm.: im Zusammenhang<br />
mit COVID]<br />
transportiert worden<br />
ist – dass man entscheiden<br />
muss, wer nicht behandelt<br />
werden kann.<br />
So weit sind wir noch<br />
nicht. Aber die Situation<br />
ist und bleibt ernst,<br />
MMag. Dr. Christian Lagger, MBA<br />
vereinzelt kann es bei<br />
wichtigen Spezialoperationen schon zu Verschiebungen<br />
kommen. Wir haben aber im ersten Lockdown auch<br />
miterlebt, dass viele Menschen aus Angst, sich anzustecken,<br />
nicht ins Spital gekommen sind. Das hat auch zu<br />
fortgeschritteneren Erkrankungsstadien geführt. Daraus<br />
haben wir alle gelernt.<br />
Und was hat man hinsichtlich der Abschottung<br />
von Schwerkranken und Sterbenden im ersten<br />
Lockdown gelernt?<br />
Lagger: Natürlich gibt es in jedem unserer Spitäler<br />
einen Eingangsbereich, der den geltenden Regeln entspricht<br />
und wo man auch einen Test vorweisen muss.<br />
Und in den Einrichtungen selbst müssen Masken getragen<br />
werden. Aber ansonsten bemühen wir uns darum,<br />
dem Prinzip der Ordensspitäler treu zu bleiben – nämlich<br />
dass es um Zuwendung geht, bis zuletzt.<br />
Was heißt das konkret?<br />
Lagger: Das sind immer Abwägungsfragen. Wir haben<br />
etwa während der Pandemie die Option entwickelt, mit<br />
66<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
MEDIZINAKTUELL<br />
istockphoto.com<br />
Tablets über Video mit den Nächsten zu kommunizieren.<br />
Aber das ist natürlich kein Ersatz für eine persönliche<br />
Begegnung. Wenn Menschen schwer erkrankt sind<br />
und um Nähe rufen, versuchen wir das immer zu organisieren.<br />
Und das ist auch unser Anspruch: kreativ in der<br />
Pflege und der Zuwendung zu sein. Was hier bisher von<br />
den Ärztinnen und Ärzten, aber auch von den Pflegekräften<br />
geleistet wurde, ist wirklich großartig.<br />
Mit welchen Gefühlen [sehen] Sie die Impfpflicht?<br />
Lagger: Ich halte sie als pädagogisches Momentum insofern<br />
für gut, als man sich dadurch leichter zur Impfung<br />
durchringt. Als Demokrat, der den Menschenrechten<br />
verbunden ist, sehe ich aber auch, dass man<br />
Menschen nicht gegen ihren Willen impfen lassen kann.<br />
Es geht ja auch tatsächlich nicht um einen Impfzwang,<br />
sondern um eine Verwaltungsstrafe. Aber viele haben<br />
das noch nicht verstanden. Insofern gibt es noch sehr<br />
viel Aufklärungsbedarf – gerade auch in sozial schwächeren<br />
Milieus. Nicht alle, die noch nicht geimpft sind,<br />
sind ja Hardcore-Weltverschwörer.<br />
Aufklärungsbedarf wird es auch beim Sterbeverfügungsgesetz<br />
geben, das ab 1. Jänner in Kraft<br />
tritt. Was sagen Sie zum Argument der evangelischen<br />
Diakonie, dass es einen „Spielraum für das<br />
Gewissen bzw. Barmherzigkeit“ geben müsse?<br />
Lagger: Wir müssen eines klarmachen: Wo katholisch<br />
draufsteht, ist Leben drin. Das gilt sowohl für die Menschen,<br />
die dort arbeiten wie auch für jene, die umsorgt<br />
werden. Dass hochaltrige oder schwerkranke Menschen<br />
den Wunsch äußern, sterben zu wollen, darf uns nicht<br />
wundern. Aber oft ist damit gemeint, dass sie so, unter<br />
diesen Bedingungen und mit diesen Schmerzen, nicht<br />
weiterleben wollen. Und wir bemühen uns, sie in multiprofessionellen<br />
Teams schmerzmedizinisch, psychotherapeutisch,<br />
sozialarbeiterisch und seelsorglich zu unterstützen.<br />
Zugleich wollen wir aber auch allen, die zu uns<br />
kommen, klarmachen, dass wir uns als Orte des Lebens<br />
bis zuletzt verstehen – wo es auch verlässlich Schutz<br />
gibt. <strong>Die</strong>ses klare Wort erwarten sich übrigens auch die<br />
Pflegenden in unseren Häusern – zu ihrem Schutz.<br />
Verbunden mit dem Sterbeverfügungsgesetz ist<br />
ein Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung<br />
geplant – aber ohne Rechtsanspruch und Regelversorgung.<br />
Sind Sie damit zufrieden?<br />
Lagger: Ja, ich bin sehr zufrieden! Seit 15 Jahren hat<br />
noch jede Regierung davon gesprochen, das auszubauen<br />
– und nun wurde eine Summe hinterlegt, die wirklich<br />
den Vollausbau im Fokus hat.<br />
Und was erwarten Sie von der Pflegereform?<br />
Lagger: Es gibt Ordensspitäler, die eigene Pflegeschulen<br />
betreiben. Hier könnte man sicher noch mehr investieren.<br />
Gesamtgesellschaftlich wünsche ich mir, dass wir endlich<br />
klarmachen, dass Pflege mehr ist als nur Waschen und Essenbringen.<br />
Zur Pflege gehört heute sehr viel Know-how.<br />
Community Nursing kommt ebenso dazu wie hausärztliche<br />
Tätigkeiten. <strong>Die</strong>ser Beruf wird also zunehmend interessant.<br />
Sinnstiftend ist er ja ohnehin.<br />
* Der Beitrag stammt aus der Wochenzeitung „<strong>Die</strong> Furche“ Nr. 48 vom<br />
2. Dezember 2021. Er wurde mit freundlicher Genehmigung der Autorin<br />
Doris Helmberger und ihres Gesprächspartners Christian Lagger abrufbar.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 67
GELESENEMPFOHLEN<br />
LEPRA, AHNENGLAUBE<br />
UND KROKODILE<br />
Wien 1990: Enzo und Elisabeth Caruso gehen nach einem arbeitsreichen Leben als<br />
Krankenpfleger in Pension. Doch es ist nicht der Schritt in das, was man üblicherweise<br />
als „Ruhestand“ bezeichnet.<br />
Von Udo Thianich-Schwamberger<br />
Ganz im Gegenteil. <strong>Die</strong> beiden folgten ihrem inneren<br />
Ruf aufzubrechen und wagten sich in ein Abenteuer, aus<br />
dem schließlich 15 Jahre Arbeit in Afrika wurden. Enzo<br />
und Elisabeth lebten in Lepradörfern und Missionsstationen<br />
und halfen, wo sie nur konnten. Auf die Frage,<br />
warum sie das taten, antworten sie ohne verzücktes Pathos<br />
nüchtern und klar: „Weil wir in den Kranken Jesus<br />
sehen und weil wir ihm dienen wollen!“<br />
Eindrucksvolle Erinnerungen gaben dem Buch den<br />
Titel, etwa wenn Enzo die faulen Gliedmaßen von Leprakranken<br />
verband und durch Flüsse voller Krokodile<br />
schwimmen musste. Oder Elisabeth, die in Hütten neben<br />
fiebernden Kindern die Nächte durchwachte und<br />
beide das armselige Leben der Madagassen teilten. Enzo<br />
infizierte sich sogar einmal selbst mit Lepra.<br />
Viele Fotos im Buch<br />
zeigen, dass man<br />
mit Gottes Hilfe<br />
Wunder erleben<br />
und Jesus in den<br />
Armen begegnen kann. Wichtig ist Elisabeth und Enzo<br />
Caruso zudem die Überzeugung, dass man „gemeinsam<br />
viel bewirken kann, um die Not dieser Menschen zu lindern,<br />
und dadurch zu mehr Gerechtigkeit auf diesem<br />
Planeten beitragen kann.“<br />
Elisabeth & Enzo Caruso, mit Beiträgen von Marie Czernin &<br />
P. Karl Wallner. Lepra, Ahnenglaube und Krokodile. Unsere<br />
Mission für Jesus in Afrika. Be&Be Verlag, 2020, 217 Seiten,<br />
ISBN: 978-3-903602-16-8, 16,90 Euro.<br />
BARMHERZIGKEIT MIT DEM GEGEBENEN<br />
Von der Suche des richtigen Klangholzes in den Bergwäldern bis zum letzten Feinschliff<br />
und finalen Lackanstrich: Geigenbau ist ein wunderbar sinnlicher Schaffensprozess –<br />
ähnlich dem Gebet.<br />
Von Gloria Krenn<br />
Bei der geduldigen Arbeit mit dem Holz und im Einklang mit sich selbst erschafft der<br />
in Stuttgart geborene Baumeister Martin Schleske Instrumente, die eine eigene Sprache<br />
sprechen. Er folgt seiner Intuition, seiner Kreativität und der Mystik. <strong>Die</strong> Klänge<br />
seiner Geigen sollen durch seine Hingabe eine Seele bekommen und eine Stimme für<br />
Musikerinnen und Musiker werden.<br />
Schleske widmet sein Leben der Suche nach dem perfekten Klang und dem Geheimnis<br />
Gottes. Immer wieder werden ihm Zusammenhänge zwischen dem Leben und dem<br />
Glauben neu bewusst. Er hebt diese in seinem Buch „Herztöne: Lauschen auf den<br />
68<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
GELESENEMPFOHLEN<br />
ORIENTIERUNG UND GEBORGENHEIT<br />
Wozu brauchen wir Rituale? Was unterscheidet sie von Routine? Welche besondere Wirkung können sie bei regelmäßiger Übung<br />
im Alltag entfalten? Viele Fragen und klare Antworten gibt es im neuen Buch des ehemaligen Schweizer Jesuitenpaters und<br />
Philosophen Lukas Niederberger.<br />
<strong>Die</strong> Begriffsklärung gleich zu Beginn: „Ein Ritual ist<br />
eine Handlung oder Handlungsfolge – aber nicht jede<br />
sich wiederholende Routinehandlung ist ein Ritual.“ Rituale<br />
unterscheiden sich von bloßen Handlungen durch<br />
ihren Symbol- und besonderen Bedeutungsgehalt. Sie<br />
stiften Gemeinschaft. Indem wir gemeinsam in Form eines<br />
Rituals etwas tun, stellen wir Gemeinschaft her. Das<br />
Individuum wird sich im Ritual der Tatsache bewusst,<br />
Teil von etwas zu sein.<br />
oder der Maturaball. Es<br />
sind vor allem die Rituale<br />
im Alltag, wie gemeinsame<br />
Mahlzeiten<br />
oder das Vorlesen vor<br />
dem Einschlafen, die<br />
Orientierung, Struktur,<br />
Sicherheit, Halt und Geborgenheit<br />
geben.<br />
Von Richard Mischak<br />
„Rituale sind wie Leuchttürme.<br />
Sie helfen uns beim Navigieren durch<br />
das Leben.“<br />
Einladung zum inneren Dialog<br />
Rituale sind vor allem für den Erhalt und die Qualität<br />
des menschlichen Zusammenlebens, insbesondere auch<br />
in der Familie, wichtig. Es sind nicht nur die Feste, die<br />
damit gemeint sind – zum Beispiel der erste Schultag<br />
Klang des Lebens“ hervor und erzählt dabei, wie er „Zulassen<br />
und Gestalten“ verbindet. Seine kräftige und poetische<br />
Sprache regt zum Nachdenken an. Mit großem<br />
Einfühlungsvermögen beschreibt er in Metaphern, wie<br />
die mechanischen Arbeitsschritte und die Glaubensfrage<br />
im Einklang stehen: „Als Geigenbauer weiß ich: Jedes<br />
Holz hat seinen Faserverlauf, seine Geschichte, seine Eigenheiten<br />
und Verletzungen. Das muss ich spüren, um<br />
das Holz zum Klingen zu bringen. Doch dazu braucht es<br />
Barmherzigkeit mit dem Gegebenen.“<br />
Martin Schleske. Herztöne: Lauschen auf den Klang des<br />
Lebens. Adeo Verlag in der Gerth Medien GmbH, 2016, 368<br />
Seiten, ISBN: 978-3-863340-76-6, 22,99 Euro.<br />
In jedem Kapitel lädt<br />
Lukas Niederberger<br />
dazu ein, anhand von<br />
Impulsfragen der Bedeutung<br />
von Ritualen<br />
für sich selbst, für das eigene Leben, für die eigene Familie<br />
auf den Grund zu gehen. <strong>Die</strong> Leserschaft wird zu<br />
einem inneren Dialog angeregt, der dabei hilft, unterschiedliche,<br />
vielleicht sogar zwiespältige Erfahrungen<br />
mit Ritualen bewusst zu machen und für sich zu klären.<br />
Stärkende Symbolkraft<br />
<strong>Die</strong> Kapitel des Buches sind relativ unabhängig voneinander<br />
und können in beliebiger Reihenfolge gelesen<br />
werden. Den thematischen Reigen eröffnen Alltagsrituale<br />
gefolgt von religiösen Ritualen. Der Autor gibt auch<br />
eindrucksvolle Beispiele für besonders wirkungsstarke<br />
Rituale: Am 24. Dezember 1914, also mitten im Ersten<br />
Weltkrieg, verließen deutsche und britische Soldaten<br />
an einigen Abschnitten an der Westfront in Flandern<br />
ihre Schützengräben, um Weihnachten gemeinsam – als<br />
Friedensfest – zu feiern.<br />
Lukas Niederberger. Rituale – Dem Tag, dem Jahr, dem<br />
Leben Struktur geben. Patmos-Verlag, 2020, 192 Seiten,<br />
ISBN: 978-3-8436-1264-7, 19,54 Euro.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 69
TAGEBUCH<br />
AUSZEICHNUNGEN<br />
Am 15. Oktober 2021 überreichte der Prokurator<br />
S. Exz. dem Hochmeister und<br />
Generalabt des Deutschen Ordens,<br />
P. Frank Bayard OT, anlässlich des Dankgottesdienstes<br />
zu dessen 50. Geburtstag<br />
in der Patronats-Pfarrkirche von Gumpoldskirchen<br />
das ihm von unserer Ordensregierung<br />
verliehene Großkreuz der Verdienstauszeichnung<br />
„pro Piis Meritis“. Der Deutsche Orden ist mit rund 100 Ordenspriestern, 200 Ordensschwestern und<br />
etwa 700 Familiaren in Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien, Tschechien und der Slowakei tätig und widmet sich<br />
neben der Seelsorge auch der Sorge um Kranke, Behinderte und alte Menschen.<br />
Im Rahmen der Hl. Messe vor der Generalversammlung<br />
des Großpriorates am 16. Oktober 2021 in der Pfarrkirche<br />
von St. Rochus und St. Sebastian in Wien zeichnete<br />
der Prokurator S. Exz. dem ao. u. bev. Botschafter unseres<br />
Ordens bei der Republik Österreich, Sebastian<br />
Prinz von Schoenaich-Carolath, für seine jahrzehntelange<br />
Unterstützung und Mitarbeit in Vorstands- und<br />
Leitungsfunktionen in unserem Orden mit dem durch<br />
die Ordensregierung verliehenen Großkreuz der Verdienstauszeichnung<br />
„pro Merito Melitensi“ aus.<br />
Am 18. Oktober 2021 wurde ein neuer Delegat für die<br />
Delegation Steiermark gewählt. Im Zuge der Heiligen<br />
Messe im Grazer Mausoleum zeichnete der Prokurator<br />
den ehemaligen Kommandanten und neuen Delegaten<br />
für Steiermark Mag. Richard Wittek-Saltzberg mit<br />
dem Kommandeurskreuz der Verdienstauszeichnung<br />
„pro Merito Melitensi“ aus.<br />
Im Zuge der bischöflichen<br />
Visitation in<br />
Mailberg am 6. November<br />
2021 wurde<br />
Leonhard Graf von<br />
Deym das Kommandeurskreuz<br />
der Verdienstauszeichnung<br />
„pro Merito Melitensi“ überreicht. Graf<br />
Deym wurde am 1. Oktober 2004 zum Wirtschaftsführer<br />
bestellt und leitet seit September 2007 die älteste Kommende<br />
unseres Ordens als Kommende- und Gutsverwalter<br />
zur vollsten Zufriedenheit als äußerst korrekter und<br />
verlässlicher Verwalter.<br />
Am 17. Dezember 2021<br />
verabschiedete der Kanzler<br />
in Mailberg Frau Eveline<br />
Brandstötter nach über 18<br />
Jahren im Sekretariat der<br />
Kommende und Gutsverwaltung<br />
in ihren wohlverdienten<br />
Ruhestand und überreichte<br />
ihr die ihr verliehene Silberne<br />
Verdienstmedaille des<br />
Großpriorates.<br />
Am 18. Dezember 2021 konnte der Prokurator auch bei<br />
der Hl. Messe des MHDA Bereiches Wien in der Schottenkirche<br />
die ehemaligen Vizekommandanten Dr. Georg<br />
Male und Mag. (FH) Elisa Stadlinger mit den ihnen<br />
von der Ordensregierung zugedachten Offizierskreuz<br />
bzw. Verdienstkreuz mit Schild der Verdienstauszeichnung<br />
„pro Merito Melitensi“ überraschen.<br />
In diesem feierlichen Rahmen wurden durch das<br />
Kommando des MHDA auch erstmalig die von der<br />
Ordensregierung in Rom gestiftete „Erinnerungsmedaille<br />
für den Einsatz gegen die COVID-19-Pandemie“<br />
an einige besonders engagierte MHDA-Mitglieder<br />
verliehen und Fotograf Christian Lendl mit der<br />
„Goldene Verdienstmedaille des MHDA“ ausgezeichnet.<br />
70<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>
TAGEBUCH<br />
+ 11.11.2021<br />
Dipl.-Ing. Dr. techn. Werner von Tursky<br />
Magistralritter des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />
Ordens<br />
WIR TRAUERN UM<br />
✝<br />
+ 17.11.2021<br />
Llewellyn Freiherr Kast von Ebelsberg<br />
Ehren- und Devotionsritter des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />
+ 02.12.2021<br />
Clotilde Prinzessin von Auersperg<br />
Ehren- und Devotionsdame des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />
+ 13.12.2021<br />
Bailli Fra` Roggero Caccia Dominioni<br />
ehm. Großprior des Großpriorates von Lombardei<br />
und Venetien<br />
+ 28.12.2021<br />
Bailli Fra` Elie de Comminges<br />
ehm. Archivar des Großmagisteriums sowie<br />
Mitglied im Souveränen Rat und Delegat für die<br />
Assoziationen<br />
R.I.P.<br />
+ 10.01.<strong>2022</strong><br />
Margherita Erzherzogin von Österreich-<br />
Este, Prinzessin von Savoyen<br />
Ehren- und Devotionsdame des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />
+ 11.01.<strong>2022</strong><br />
Fritz Fischer<br />
Langjähriger Betreuter<br />
+ 23.01.<strong>2022</strong><br />
Bailli Fra` Silvio Goffredo Martelli<br />
ehm. Prokurator und Großprior des Großpriorates<br />
von Lombardei und Venetien<br />
+ 07.02.<strong>2022</strong><br />
Botschafter i.R. Dkfm. Dr. Gustav Ortner<br />
Magistral-Großkreuz-Ritter des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />
R.I.P.<br />
KONTAKT<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95<br />
E: zentrale@malteser.at<br />
I: www.malteser.at<br />
MALTESER International<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteser-international.org<br />
MALTESER Care<br />
Helmut Lutz<br />
T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />
Kostenlose Pflegehotline:<br />
0800 201 800<br />
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />
E: office@malteser.care<br />
I: www.malteser.care<br />
MALTESER Kinderhilfe<br />
Olivier Loudon, Mag. Petra Hellmich, MA<br />
T: +43 7472 98201<br />
E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />
I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />
MALTESER Ordenshaus<br />
Dir. Mag. (FH) Thomas Kissich<br />
T: +43 1 597 59 91<br />
E: office@malteser-ordenshaus.at<br />
I: www.malteser-ordenshaus.at<br />
MALTESER Johannesgemeinschaft<br />
Priv.-Doz. Dr. Johannes Holfeld<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: mjg@malteser.at<br />
I: www.malteser-johannesgemeinschaft.at<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 71
MALTESER BETEN FÜR DEN FRIEDEN<br />
<strong>Die</strong> Menschen<br />
in der Ukraine<br />
brauchen jetzt<br />
unsere Hilfe.<br />
MALTESER<br />
UKRAINE HILFE<br />
<strong>Die</strong> MALTESER in Österreich unterstützen vor Ort, mit Ihrer Spende helfen Sie den<br />
Menschen in der Ukraine.<br />
Bitte jetzt spenden mit dem Verwendungszweck: Ukraine Hilfe<br />
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800, BIC: GIBAATWWXXX<br />
Informationen zu den <strong>Malteser</strong> Hilfsaktivitäten unter:<br />
www.malteserorden.at I www.malteser.at<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Katharina Stögner<br />
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />
E: presse@malteser.at<br />
www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />
E: zentrale@malteser.at<br />
www.malteser.at<br />
Österreichische Post AG<br />
MZ 11Z038858M<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
72<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>