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Die Malteser Zeitung 1/2022

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

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<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 1/<strong>2022</strong><br />

„Pfarrer haben keine Ahnung vom echten Leben“<br />

Der Weg zur Berufung<br />

Pflege – Beruf mit Wertschöpfung


INHALT<br />

IMFOKUS<br />

04 Historisches und Organisatorisches:<br />

die Kirchen und Kommenden des Großpriorats<br />

von Österreich<br />

09 Persönliches und Erfahrenes<br />

RUNDSCHAU<br />

16 „Es ist vernünftig, sich impfen zu lassen“<br />

17 Impfen im Dom<br />

PERSÖNLICHKEITEN<br />

18 Der Weg zur Berufung<br />

LEBENSWERT<br />

21 Spüren, was im Augenblick Not tut.<br />

Da sein, zuhören, mitfühlen.<br />

24 Menschen mit Behinderung –<br />

viele Daten und kein Gesamtbild<br />

25 Für eine barrierefreie Digitalisierung<br />

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ABSETZBAR<br />

04<br />

17<br />

RELIGIONAKTUELL<br />

26 Was Kardinal König mit dem<br />

polnischen Kardinal Wyszyński verband<br />

KULTURGUT<br />

27 <strong>Die</strong> vergessene Pietà<br />

27<br />

29<br />

MALTESERÖSTERREICH<br />

29 Berichte aus den Bereichen:<br />

vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />

MALTESERWELTWEIT<br />

62 Sudan – „Ich habe durchaus Hoffnung für<br />

dieses Land“<br />

62 68<br />

MEDIZINAKTUELL<br />

66 „Es geht um Zuwendung – bis zuletzt“<br />

GELESENEMPFOHLEN<br />

68 Interessante Neuerscheinungen<br />

TAGEBUCH<br />

70 Auszeichnungen<br />

71 Wir trauern um<br />

<strong>Die</strong> MALTESER<br />

wünschen ein<br />

gesegnetes Osterfest !<br />

2<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


EDITORIAL<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Leserinnen und Leser,<br />

„Wer glaubt, ist nie allein.“ <strong>Die</strong>ser Satz von Papst Benedikt XVI.<br />

drückt einen besonders wichtigen Aspekt unseres christlichen<br />

Glaubens aus: Gemeinschaft. Am Ende sind es immer Glaube,<br />

Hoffnung, Liebe und Gemeinschaft, die wir tatsächlich<br />

brauchen, um glücklich zu sein. Der Glaube, transformiert in<br />

Gebete, kann Berge versetzen. Er gibt uns Zuversicht, Kraft<br />

und hilft uns, Krankheit und Trauer zu überwinden. Gott voll<br />

Vertrauen, um die Heilung von Kranken zu bitten und es ihm<br />

zu überlassen, ob und wie er heilt – das ist das Spannungsfeld,<br />

das es auszuhalten gilt. Im Gebet kann es überwunden<br />

werden. Erst jüngst haben dies einige erschütternde Nachrichten<br />

im Kreise der <strong>Malteser</strong> bezeugt: hier eine plötzliche<br />

Erkrankung mit der Prognose, nur noch wenige Tage Lebenszeit<br />

zu haben, dort eine Diagnose mit dem Erfordernis einer<br />

sofortigen Organtransplantation. In solchen Fällen kann das<br />

gemeinschaftliche Gebet helfen, stärken und sogar Wunder<br />

wirken.<br />

Ohne Glaube, Hoffnung, Liebe und Gemeinschaft haben<br />

materielle Dinge keinen Wert. Einem anderen Menschen<br />

Nächstenliebe und Hinwendung zuteilwerden zu lassen, ist<br />

das wunderbarste Geschenk, das man anderen und gleichzeitig<br />

sich selbst machen kann. Aneinander zu glauben, an die<br />

Gemeinschaft, die Familie, die Kinder, die Freunde und daran,<br />

dass Gott uns den richtigen Weg weist, wenn wir auf ihn<br />

hören, wenn wir innehalten und in der Gemeinschaft und im<br />

Gebet füreinander da sind – das ist es, was uns wahres Glück<br />

erfahren lässt.<br />

So wird es auch in unserem neuen <strong>Malteser</strong> Ordenshaus sein, das<br />

im Herzen von Wien Glaube, Hoffnung, Liebe und Gemeinschaft<br />

unter einem Dach vereint. Hier haben die fürsorgliche, empathische<br />

und wertschätzende Pflege und die christliche Hinwendung<br />

zum Menschen ihren Platz. Weil es vor allem Menschen im Alter<br />

und in Krankheit verdienen, weiterhin als wertvolle Mitglieder<br />

der Gesellschaft betrachtet zu werden. In ihrer schweren Situation<br />

brauchen sie besonders viel Liebe und Zuwendung. Sie müssen<br />

spüren und erfahren, dass sie nicht weggesperrt werden, sondern<br />

Teil der Gesellschaft sind – bis zuletzt.<br />

Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Freunden aus tiefstem<br />

Herzen ein gesegnetes Osterfest. Beten Sie miteinander und<br />

füreinander und feiern Sie in der Osternacht die Auferstehung<br />

Jesu Christi als Zeichen des Lebens.<br />

Norbert Salburg-Falkenstein<br />

Prokurator<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden),<br />

Großpriorat von Österreich, 1010 Wien, Johannesgasse 2,<br />

T: 01/512 72 44, E: presse@malteser.at<br />

Chefredaktion: Katharina Stögner<br />

Lektorat: Edith Holzer, Franziska Holzheimer<br />

Autoren: Wolfgang J. Bandion, Peter Bauer, Matthias Beck, Marie<br />

Czernin, Elisabeth Eder, Annemarie Fenzl, Ulrich Glaunach, Bartolomäus<br />

Khevenhüller, Katharina Kiecol, Lukas Krupitza, Fra` Gottfried<br />

Kühnelt-Leddihn, Christian Lagger/ <strong>Die</strong> Furche, Christoph Martin,<br />

Clara Mensdorff-Pouilly, Richard Mischak, Traude und Johannes<br />

Mlczoch, Norbert Salburg-Falkenstein, Selma Sprajcer, Richard Steeb,<br />

Peter Stellnberger, Katharina Stögner, Udo Thianich-Schwamberger,<br />

Manuel Weinberger, Anna Weinkamer, Susanne Wick.<br />

Bildrechte: Peter Bauer, BMKÖS/ Sardari, Bwag, CasarsaGuru Stock-<br />

ID 637815906, Yannick Chaumont, Susanne Feischl, <strong>Die</strong> Fotografen,<br />

Gerald Gugerel, Herbst POV, Mahir Jahmal, Fotograf Christian Jobst,<br />

Pornpak Khunatorn ID 1218574217, Gloria Krenn, Land Steiermark/<br />

Binder, Laikwunfai Stock-ID 588617906, Christian Lendl, <strong>Malteser</strong><br />

Austria, <strong>Malteser</strong> Care/Steinberger, <strong>Malteser</strong> International, NPO<br />

Kompetenzzentrum der WU, NPO WU Wien, Parlamentsdirektion,<br />

Radlmair, Sebastian Reich, Stephan Schönlaub, Renata Sedmakova/<br />

Shutterstock.com, Stadt Wien/ PID, Martin Steiger, Hakon Steudeltenn,<br />

Stift Heiligenkreuz, Katharina Stögner, computer – 3190630<br />

Sabeine van Erp Pixabay, Markus Winkler digitization – 5353007<br />

Pixabay, Elionas / Pixabay.<br />

Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />

Druck: Druckerei Robitschek, 1050 Wien, Schloßgasse 10-12<br />

Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über<br />

nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke,<br />

sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich<br />

gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der Redaktion<br />

entsprechen. Redaktionsschluss: März <strong>2022</strong><br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 3


IMFOKUS<br />

HISTORISCHES UND ORGANISATORISCHES:<br />

DIE KIRCHEN UND KOMMENDEN DES<br />

GROSSPRIORATS VON ÖSTERREICH<br />

Entlang der alten Heeres- und Pilgerstraßen gründete der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden ganz im Sinne seines Auftrages<br />

Kommenden als selbstständige Verwaltungseinheiten und errichtete Kirchen und Hospitäler.<br />

Von Richard Steeb<br />

Ein mittelalterliches Hospital hatte dabei weit umfassendere<br />

Aufgaben als eine Heilanstalt. Es nahm alle Schutzund<br />

Hilfsbedürftigen auf und betreute neben Kranken<br />

auch Arme, Waisen, Gebrechliche, Reisende und Pilger.<br />

Das Spital lag dazu meist neben der Kapelle oder Kirche,<br />

sodass die Betreuten aus dem Krankensaal auf den Altar<br />

blicken oder zumindest akustisch die Gottesdienste mitfeiern<br />

konnten. Im Ordensspital von Valletta auf Malta<br />

befanden sich zwei Altäre sogar direkt im großen Krankensaal.<br />

<strong>Die</strong> Kirchen wurden ursprünglich durch eigene<br />

Pfarrer aus dem Priesterkonvent des Ordens in Prag besetzt.<br />

Alle Besitzungen standen unter der Leitung des<br />

Großpriorats von Böhmen und Österreich. <strong>Die</strong>ses hatte<br />

bis 1938 seinen Sitz in Prag. Nach der Trennung in zwei<br />

Großpriorate im Jahre 1938 wurde das Großpriorat von<br />

Österreich mit Sitz in Wien unter kommissarische Leitung<br />

des deutschen Auswärtigen Amtes gestellt, da der<br />

<strong>Malteser</strong>orden das Dritte Reich nicht anerkannte. Der<br />

Orden wurde jedoch nicht aufgelöst.<br />

Nach dem verheerenden zweiten Weltkrieg und der Wiederherstellung<br />

der Republik Österreich erhielt der Orden<br />

seine Besitzungen in Österreich zurück. <strong>Die</strong>se waren<br />

vielfach vollkommen devastiert und geplündert. <strong>Die</strong><br />

Kommenden in Böhmen waren verloren, und da auch<br />

der Priesterkonvent in Prag nicht mehr existierte, wurden<br />

in weiterer Folge mit den jeweiligen Diözesen Übereinkommen<br />

zur seelsorglichen Betreuung der Kirchen<br />

und Pfarren geschlossen.<br />

Mailberg<br />

Im Jahr 1146 vermachte ein niederösterreichischer<br />

Adeliger namens Chadolt seine Besitzungen in Mailberg<br />

dem noch jungen Orden der Johanniter/<strong>Malteser</strong>, bevor<br />

er sich auf den Kreuzzug nach Jerusalem begab. Seit dieser<br />

Zeit ist Mailberg im Besitz des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />

Ritter-Ordens und damit der älteste Besitz des Ordens<br />

weltweit. Durch weitere Schenkungen vergrößerte sich<br />

der Besitz rasch. Ein Urbar von 1529 zählt 45 Orte auf,<br />

in denen die Komture von Mailberg Abgaben einhoben<br />

oder über Untertanen verfügten.<br />

<strong>Die</strong> ältere Kirche in Mailberg ist die auf einem Hügel<br />

nördlich des Schlosses gelegene Friedhofskirche der<br />

Hl. Kunigunde. Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert errichtet<br />

wurde sie in der Hochgotik erweitert.<br />

Im 13. Jahrhundert entstanden die jetzige Kirche sowie<br />

ein Spital in der ursprünglichen Burganlage von<br />

Mailberg. Um 1600 ließ der damalige Komtur Fra` Carl<br />

Tettauer von Tettau (1594 – 1608) die schon sehr heruntergekommene<br />

Burg bis auf die Vorwerke niederreißen<br />

und begann einen großzügigen Neubau der Kommende<br />

und der Kirche. Ursprünglich eine gotische Hallenkirche,<br />

verdankt sie ihre jetzige Gestalt Fra` Anton von<br />

Colloredo-Wallsee (1745 – 1760). Das Hochaltarbild<br />

von Joseph Biedermann von 1752 zeigt den Ordenspatron,<br />

wie er die aus dem Hafen von Malta zur Seeschlacht<br />

von Lepanto (1751) auslaufende Flotte des Ordens dem<br />

Schutz der Hl. Dreifaltigkeit empfiehlt. Das Spital fiel<br />

allerdings schon vorher den zahlreichen Umbauten und<br />

4<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


XXXX<br />

Mailberg Grossharras Wien<br />

Zerstörungen zum Opfer, wie auch der Kirchturm, den<br />

ein Brand 1788 zerstörte und der nicht wiederaufgebaut<br />

wurde. Bis ins 19. und 20. Jahrhundert erfolgten mehrere<br />

kleinere Umbauten.<br />

<strong>Die</strong> inkorporierte Schlosskirche, die wie die meisten Ordenskirchen<br />

dem Ordenspatron Hl. Johannes dem Täufer<br />

geweiht ist, dient heute als Pfarrkirche. Seit 2004<br />

wirkt hier Hw. Geistl. Rat Lic. Dr. Christoph Martin segensreich.<br />

In den Jahren 2006 und 2007 wurde die Kirche unter<br />

Mithilfe der Erzdiözese Wien, des Ordens, des Denkmalamtes,<br />

der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich<br />

und der Marktgemeinde und Pfarre Mailberg generalsaniert.<br />

2008 wurde die barocke Silberbauer-Orgel wiederhergestellt<br />

und 2010 bis ins Jahr 2011 schließlich der<br />

barocke Pfarrhof gerettet.<br />

An der Straße Richtung <strong>Die</strong>polz liegt eine Heilig-Grab-<br />

Kapelle die, wie jene in Unterlaa, auf den Komtur Leopold<br />

Karl Graf Kollonitsch zurückgehen dürfte. Seit 1. Jänner<br />

<strong>2022</strong> ist die Ordenskirche in den Pfarrverband Pulkautal<br />

eingebunden, dem Hw. Pfarrer P. Placidus Leeb OSB vorsteht.<br />

Grossharras<br />

Östlich von Mailberg liegt der Ort Großharras mit der<br />

Pfarrkirche zur Hl. Dreifaltigkeit. Der auf einer kleinen<br />

Anhöhe errichtete Bau steht inmitten eines ummauerten<br />

Friedhofs. <strong>Die</strong> Kirche wurde mit Schenkungsurkunde<br />

von 1255 von Heinrich von Seefeld aus der Familie<br />

der Chadolte dem Johanniterordenskonvent in<br />

Mailberg übertragen. Das Kirchengebäude mit seinem<br />

gotischen Chor wurde 1766 barockisiert. Betreut wird<br />

die nun selbständige Pfarre mit ihren rund 600 Gläubigen<br />

seit 30 Jahren von Hw. Moderator Mag. Edward<br />

Pacyga, der auch für die Pfarren Stronsdorf und Zwingendorf<br />

zuständig ist.<br />

Wien<br />

In Wien entstand in der Kärntnerstraße zwischen 1207<br />

und 1217 eine Priesterkommende, deren Aufgabe die<br />

Seelsorge und die Versorgung der Armen war. Bereits<br />

1258 ist erstmals das „Haus der Prueder des Ordens<br />

von Sand Joannis“ urkundlich erwähnt, gehörte aber<br />

lange zur Kommende Mailberg. <strong>Die</strong> heutige Rektoratskirche<br />

des Hl. Johannes des Täufers ist ein Bau aus der<br />

Mitte des 14./15. Jahrhunderts. Um 1730 wurde die gotische<br />

Kirche unter Komtur Fra` Michael Ferdinand von<br />

Althann barock ausgestaltet. Er stiftete auch das Hoch-<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 5


XXXXX<br />

St. Johann zu Unterlaa Fürstenfeld Altenmarkt b. Fürstenfeld<br />

altarbild von Johann Georg Schmid sowie die schmucke<br />

Orgel von Gottfried Sonnholz. Zuletzt wurden von 1806<br />

bis 1808 die Fassade, der Innenraum und der Altar<br />

durch Komtur Fra` Franz von Colloredo im Empirestil<br />

umgestaltet sowie das Monument für den siegreichen<br />

Großmeister auf Malta, Fra` Jean Parisot de La Valette<br />

(1557-1568), errichtet. 1837-1839 wurde der Johanneshof<br />

(Kommendenhaus des Johanniterordens, Kärntnerstraße<br />

35/Johannesgasse 2) erweitert und das Kirchengebäude<br />

in die Frontlinie der Häuser der Kärntnerstraße<br />

einbezogen.<br />

Nach den kostenintensiven Lazarettzügen des ersten<br />

Weltkrieges sah sich der Orden 1933 gezwungen, den<br />

Johanneshof und die Kirche an die Assicurazioni Generali<br />

zu verkaufen. <strong>Die</strong> Kirche blieb jedoch in prekaristischer<br />

Benützung des Ordens. 1938 wurde die Kommende<br />

St. Johann zu Wien mit ihrer Kirche Sitz des neu errichteten<br />

Großpriorates von Österreich. 1960 gelang Vikar<br />

Dr. Johannes Graf Trapp, dem späteren Fürstgroßprior,<br />

der Rückkauf der Kirche. Unter den jeweiligen Ordensoberen<br />

erfolgten in den weiteren Jahren zahlreiche<br />

Renovierungen und eine Generalsanierung. 2017 konnte<br />

anhand einer dendrochronologischen Untersuchung<br />

– einer Holzalterbestimmung des Kirchendachstuhls<br />

festgestellt werden, dass dieser in das Jahr 1312 zu datieren<br />

ist und somit einer der ältesten Dachstühle Wiens<br />

ist. Umsichtiger Rektor ist seit 2003 Hw. Geistl. Rat Lic.<br />

Dr. Christoph Martin.<br />

Kirche St. Johann zu Unterlaa<br />

Als eine der ältesten Sakralbauten im heutigen Wiener<br />

Stadtgebiet gilt die kleine Kirche St. Johann zu Unterlaa.<br />

Sie steht über den Fundamenten eines ehemaligen<br />

römischen Villenbaus und wurde nach neuesten wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen in der ersten Hälfte des<br />

12. Jahrhunderts errichtet. 1272 kam die Johanneskirche<br />

in den Besitz des <strong>Malteser</strong>ordens. Das damals<br />

errichtete Hospital wurde vermutlich gleichzeitig mit<br />

der Burg von Unterlaa 1465 zerstört. 1683 im Zuge der<br />

zweiten Türkenbelagerung wurde auch die Kirche stark<br />

beschädigt und 1686 wiederaufgebaut. In unmittelbarer<br />

Nähe wurde eine Grabeskapelle nach dem Vorbild<br />

jener in Jerusalem errichtet. Das heutige Aussehen der<br />

Kirche geht weitgehend auf einen Umbau von 1779<br />

und die Renovierung von 2011/12 zurück.<br />

Später eine Filialkirche der <strong>Malteser</strong>kirche zu Wien gehört<br />

sie organisatorisch heute zur Pfarre von Oberlaa und wird<br />

seit 2011 von Pfarrer Hw. Geistl. Rat Mag. Andreas Klein<br />

SAC betreut. Während des Sommers wird hier einmal im<br />

Monat die Hl. Messe gefeiert. <strong>Die</strong> Ausgrabungen aus der<br />

Römerzeit und dem Mittelalter sowie ein archäologischer<br />

Schauraum werden vom Bezirksmuseum Favoriten betreut<br />

und können in den Sommermonaten besichtigt werden.<br />

Fürstenfeld<br />

In der Steiermark lagen die Niederlassungen in der Oststeiermark<br />

und im heutigen Slowenien am Hauptverkehrsweg<br />

zwischen Wien, Marburg, Cilli, Laibach und<br />

weiter nach Triest. Von der wohl ältesten Gründung,<br />

dem zwischen 1130 und 1140 entstanden und bis 1300<br />

aktiven Hospiz in Spital am Hartberg, heute der Ortsteil<br />

Spital der Gemeinde Schäffern am Wechsel, ist mittlerweile<br />

nichts mehr zu erkennen. Im Jahre 1197 übergab<br />

Erzbischof Adalbert von Salzburg die Pfarrkirche Übers-<br />

6<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


IMFOKUS<br />

Ligist Lebmach Pulst<br />

bach in der Nähe von Fürstenfeld an die Johanniter. Im<br />

Zuge des Festungsbaues und der Stadtgründung von<br />

Fürstenfeld gründete der Orden zwischen 1170 und<br />

1190 die Kommende Fürstenfeld, gab Übersbach auf,<br />

verlegte seinen Sitz in den Hauptort und errichtete zwischen<br />

1200 und 1220 dort selbst eine Kirche.<br />

Durch die Grenznähe, die Lage an der Stadtmauer und<br />

in Nachbarschaft zur landesfürstlichen Burg (heute ehemalige<br />

Tabakfabrik) kam der Kommende auch bei der<br />

Verteidigung gegen Magyaren und Türkeneinfälle eine<br />

wichtige Rolle zu. Mehrfach, so etwa 1480 oder auch<br />

durch einen Hajdukenüberfall 1605, wurde die Kirche<br />

durch Kriegshandlungen vollkommen zerstört. Das<br />

heutige Aussehen ist durch einen Umbau im Rokokostil<br />

von 1773-79 geprägt. Der Zwiebelturm, das Kirchengebäude,<br />

der Chor und Teile der Westfassade sind im Baukern<br />

noch spätromanisch bzw. frühgotisch. 1945 wurde<br />

die historische Kommende mit der inkorporierten<br />

Stadtpfarrkirche zum Hl. Johannes dem Täufer durch<br />

den Beschuss deutscher Artillerie schwerst beschädigt.<br />

2018 gelang es Hw. Mag. Alois Schlemmer, dem seit 2010<br />

zuständigen Pfarrer, in einem Jahrhundertprojekt ein<br />

neues Geläut anzuschaffen. Irreparable Schäden hatten<br />

umfassende Sanierungen am Glockenturm dringend erforderlich<br />

gemacht. Dabei wurden auch die Stahlglocken,<br />

die den Turmbrand von 1945 überstanden hatten, durch<br />

Bronzeglocken ersetzt. <strong>Die</strong> südlich der Stadt gelegene<br />

Wieskapelle (Gegeißelten Heiland) wurde 1770 gestiftet<br />

und steht unter dem Patronat des Ordens. Mit Fürstenfeld<br />

standen auch die Kommenden im heutigen Slowenien<br />

Melling (Melje, 1217) bei Marburg und Heilenstein<br />

(Polzela, urkundlich 1323) nordwestlich von Cilli in der<br />

Untersteiermark sowie St. Peter im Krain (Komenda,<br />

urkundlich 1256) in der Nähe von Stein (Kamnik) bzw.<br />

nördlich von Laibach zumindest zeitweise in Verbindung.<br />

Altenmarkt bei Fürstenfeld<br />

Das Dorf Altenmarkt bei Fürstenfeld wurde 1234 den<br />

Johannitern geschenkt. <strong>Die</strong> dem Hl. Donatus geweihte<br />

inkorporierte Pfarrkirche (früher Maria in der Au) ist<br />

ein romanischer Bau des 13. Jahrhunderts. Der Westturm<br />

wurde im 15. Jahrhundert aufgemauert und das<br />

Langhaus später barockisiert. In den 1980er Jahren<br />

wurden bei Renovierungsarbeiten beachtenswerte<br />

Wandmalereien im Chor der Kirche freigelegt, die auf<br />

Grund ihres Stils in das beginnende 14. Jahrhundert<br />

datiert werden konnten. Seit 2018, nach Auflösung der<br />

Dekanate in der Diözese Graz-Seckau, gehört die Pfarre<br />

von Altenmarkt zusammen mit der Pfarre von Fürstenfeld<br />

zur Region Oststeiermark und zum Seelsorgeraum<br />

Thermenland. Beide Pfarren werden von Pfarrer<br />

Hw. Mag. Alois Schlemmer betreut.<br />

Ligist<br />

1928 kaufte das Großpriorat von Böhmen und Österreich<br />

das Gut Ligist und die dazugehörige Kirche. Im<br />

12. Jahrhundert im gotischen Stil errichtet ist sie der<br />

Hl. Katharina von Alexandrien, der Patronin aller arbeitenden<br />

Frauen und der Wissenschaft, geweiht. Bis 1880<br />

waren die Grafen von Saurau die Patronatsherren und<br />

danach bis 1928 die Grafen von Goëss. Der Altarraum<br />

wurde 1972 neugestaltet. 1997 entstanden in der Kirche<br />

drei neue Deckengemälde. Seit 2019 ist der Pfarrprovisor<br />

Hw. Mag. Gerald Krempl mit der Leitung beauftragt.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 7


XXXXX<br />

Kapelle Hebalm St. Nikolaus in Zitz St. Veit in Mechelsetten<br />

Zur Grundherrschaft auf der Hebalm gehört auch die<br />

Hebalmkapelle von 1685 der Pfarre Pack, die dem Fest<br />

Mariae Heimsuchung geweiht wurde. Das Altarbild von<br />

1974 zeigt die Bekehrungslegende des Hl. Hubertus.<br />

Pulst und Lebmach<br />

<strong>Die</strong> Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Pulst war ursprünglich<br />

eine Eigenkirche von Herzog Ulrich III. von<br />

Spanheim, der das Patronatsrecht der Kirche 1263 den<br />

Johannitern schenkte. <strong>Die</strong> Bestätigung der Schenkung<br />

durch König Rudolf I. im Einvernehmen mit dem Bischof<br />

von Gurk machte Pulst zur inkorporierten Ordenspfarre.<br />

<strong>Die</strong> Pfarrkirche ist im Wesentlichen ein spätgotischer<br />

Bau aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert unter Einschluss<br />

älterer Bausubstanz. <strong>Die</strong> umgebende Kirchhofmauer<br />

gehörte zur ehemaligen Wehranlage und weist<br />

noch Schießscharten auf. In der Kirche blieben Wandmalereien<br />

erhalten, darunter die Anbetung der Könige und<br />

Szenen aus den Türkenkriegen.<br />

Der südlich der Kirche liegende annähernd quadratische<br />

Karner dürfte noch aus der Romanik stammen. Nördlich<br />

erhebt sich der Pfarrhof, mit mittelalterlichem Kern, in<br />

dem bis 1822 der Komtur von Pulst residierte.<br />

Seit 1596 ist die Filialkirche des Hl. Bartholomäus in Lebmach<br />

belegt. Sie weist einen barocken Hochaltar auf, der<br />

Johann Pacher zugeschrieben wird. Zu Maria Pulst gehörten<br />

früher auch die Kapellen der Burgruine Liebenfels<br />

des südlich gelegenen Schlosses Hohenstein sowie eine<br />

profanierte Kapelle im Weiler Pupitsch. Betreut wird die Kirche<br />

seit November 2021 von Pfarrmoderator Mag. Robert<br />

Katnik und Dipl. PAss Eva Schwarz-Dellemeschnig.<br />

Ehemalige <strong>Malteser</strong>kirchen<br />

Neben den Kirchen von Hohenau an der March (1266),<br />

der Patronatskirche von Ebenfurth (1268) und jener<br />

der Hl. Margaretha in Marchegg (1268) gehörte auch<br />

die Kirche zum Hl. Veit in Michelstetten (1269) einmal<br />

dem <strong>Malteser</strong>orden. Auch in Stroheim in Oberösterreich<br />

(um 1230/35) bestand bis 1784 eine Priesterkommende<br />

sowie ein Hospiz in Enns (14. Jhdt.) neben dem<br />

sogenannten Frauenturm. In Südtirol gehörte Taufers im<br />

Münstertal (1264) dem Großpriorat Lombardei-Venetien.<br />

Weiters sind die Kirchen St. Peter und Paul in Latsch<br />

(1218) und St. Medardus in Tarsch (1228) zu nennen. In<br />

Vorarlberg waren die Kirche des Hl. Johannes des Täufers<br />

in Feldkirch (um 1218) bis 1610, die Alte Pfarrkirche<br />

zum Hl. Michael in Tisis von 1315 bis 1610, und die zu<br />

Bludenz gehörende Filialkirche St. Nikolaus in Zitz von<br />

1375 bis 1610 im Besitz des Ordens.<br />

Zuletzt musste der Orden 1995 aus wirtschaftlichen<br />

Gründen die Pfarrkirche zum Hl. Johannes dem<br />

Täufer in Spital bei Weitra (1227), die Pfarrkirche der<br />

Hl. Margaretha in Walkenstein bei Sigmundsherberg<br />

(1227) und die nördlich von Hohenau gelegene Pfarrkirche<br />

zur Hl. Helena in Rabensburg (um 1250) exkorporieren.<br />

Quellen: Weidenhoffer, Hansjörg: Zeugnisse der Baukunst des<br />

Ordens in Österreich. In: Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden in<br />

Österreich, Steeb/Strimitzer (Hrsg.), Graz 1999, S. 493ff.<br />

Gregor Gatscher-Riedl und Fra` Ludwig Call: Weißes Kreuz auf rotem<br />

Grund - Der <strong>Malteser</strong>orden zwischen Mittelmeer und Mitteleuropa,<br />

Innsbruck 2021, S. 77 ff.<br />

8<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


IMFOKUS<br />

PERSÖNLICHES UND ERFAHRENES<br />

Pfarrer haben keine Ahnung vom echten Leben? Eine Antwort auf ein gängiges Vorurteil mit Eindrücken und Einblicken<br />

aus einem echten Pfarrerleben.<br />

Von Christoph Martin<br />

Wer beinahe 20 Jahre lang zwei Kirchen betreut – eine<br />

am Land, eine in der Stadt – der weiß sicher nicht alles<br />

vom wahren Leben, aber doch so manches. Er bekommt<br />

mit, wie sich eine Gesellschaft verändert und mit ihr<br />

vielleicht auch der Glaube. Sehr persönliche Gedanken<br />

und Erinnerungen von einem, der in den <strong>Malteser</strong>kirchen<br />

Mailberg und Wien seinen <strong>Die</strong>nst tut.<br />

Der Anfang in Mailberg<br />

Gespenstische Stimmung, ein dunkler Winternachmittag,<br />

auf den Straßen des Dorfes ist kein Mensch zu<br />

sehen. Für mich stand zuerst ein Besuch beim mürrischen<br />

Dechanten an. Er konnte die Ritter nicht leiden.<br />

Dann zum Verwalter. Der sagte dem Kanzler: „Wenn der<br />

so ist wie sein Vorgänger, kannst du ihn gleich wieder<br />

mitnehmen!“ Der war ich und stand dabei. Danach zu<br />

genanntem Vorgänger. Der sprach Französisch mit mir.<br />

Durch sein Wohnzimmer war eine Leine gespannt, auf<br />

der trocknete die Wäsche. Er lebte droben im Schloss.<br />

Der Pfarrhof drunten im Dorf war eine kalte Ruine mit<br />

offenen Fensterhöhlen. <strong>Die</strong> Kirche am Ende des Schlosshofes<br />

war verkrustet mit dunkler Ölfarbe und billigen<br />

Teppichen. So war der Anfang in Mailberg.<br />

Heute ist die Schloss- und Pfarrkirche so hell und elegant,<br />

wie sie es im 18. Jahrhundert war. Ein Ehepaar aus dem<br />

Dorf hält sie spiegelnd sauber und die Mailberger Frauen<br />

bringen Blumenschmuck, der aus London importiert sein<br />

könnte. Der Pfarrhof ist geheizt. Er ist der schönste weit<br />

und breit. Gastfreundlich. <strong>Die</strong> Leute kommen gerne zu<br />

ihren Versammlungen, Jausen, Weihnachtsfeiern, was immer.<br />

Sogar die roten Pensionisten. Oder sind die Senioren<br />

rot und die Pensionisten schwarz? Ich werde es nie verstehen,<br />

weil es mich nicht interessiert.<br />

Mir reicht zu wissen: Es sind alte Menschen, die hart gearbeitet<br />

haben. Viele davon noch „im Schloss“. Der Bürgermeister<br />

ist eindeutig ein Roter. Ein Roter, der in der<br />

Schola singt. Ich bin ja beinahe sicher, dass nicht jeder<br />

Grüne ein Kommunist ist und kann mit allem arbeiten,<br />

was kein Nazi ist und kein Bolschewik. Neben dem Pfarrhof,<br />

dort, wo früher der Garten des Pfarrers war, ist heute<br />

ein Kinderspielplatz. Wenn ich aus Wien ankomme, in<br />

dem kleinen Auto, das die Ministranten dermaßen uncool<br />

finden („z’kla!“), kommen die Kinder gelaufen und begrüßen<br />

mich. Dann spielen sie weiter. Manchmal werfen<br />

sie kleine Kieselsteine durchs offene Kanzleifenster. Ich<br />

rede ein paar Worte mit den Müttern. <strong>Die</strong> meisten von<br />

ihnen gehen nicht in die Kirche. Etliche sind Muslimas.<br />

<strong>Die</strong> gibt es jetzt in Mailberg auch. Gott sein Dank regt sich<br />

niemand darüber auf. Ein paar Flüchtlingsfamilien kann<br />

ein kleines Dorf gut integrieren. Wir werden sie zur nächsten<br />

Erstkommunion einladen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 9


IMFOKUS<br />

<strong>Die</strong> Anfänge in Mailberg waren schwierig. Oft wollte<br />

ich aufgeben. Ich fahre nicht gerne Auto und muss doch<br />

zweimal in der Woche von Wien hinaus ins Dorf. Das<br />

macht rund 300 Kilometer. Über Jahre hin hatte ich<br />

nicht einmal ein Zimmer, in dem ich mir einen Kaffee<br />

hätte kochen können. Von den zuständigen Vorgesetzten<br />

half keiner. Der Dechant war misstrauisch. Der Bischofsvikar<br />

war frostig, weil er mich für „einen <strong>Malteser</strong>“<br />

hielt. Der Weihbischof fand, ich solle mich gleich wieder<br />

versetzen lassen. Ich hätte „die Sprache der Leute nicht<br />

gefunden“, schrieb er. Dass ich das Kyrie aus der Missa<br />

de Angelis auf den Liedplan setzte, war für ihn der letzte<br />

Beweis meiner Unfähigkeit. Es gab halt Zeiten und Kreise,<br />

wo der falsche Ritus mehr Empörung auslöste als der<br />

Missbrauch von Kindern. Und der Pfarrgemeinderat? Der<br />

sagte: „Der kann das nicht!“ Ich konnte es aber doch. Es<br />

fuhren damals Abordnungen nach Wien ans Ordinariat,<br />

Damals war der Glaube auch Frauen- und Kindersache.<br />

Wurde ein Bub zum Mann, also gleich am Montag nach<br />

seiner Firmung, kam er nicht mehr zum Ministrieren,<br />

sondern ging zur Feuerwehr. Manchmal hätte ich mich<br />

gefreut, sie hätten sich wenigstens verabschiedet. Heute<br />

organisieren die Väter Kommunionunterricht und wenn<br />

ich sie zum Essen in den Pfarrhof einlade, helfen sie<br />

nachher, die Küche aufzuräumen. Moderne Männer. Ich<br />

mag die. <strong>Die</strong> Mütter lieben ihre Kinder natürlich mehr als<br />

den Herrgott, aber sie sind nicht mehr misstrauisch, seit<br />

sie gemerkt haben, dass die Kinder den Pfarrer mögen.<br />

Feuerwehr, Kameradschaft, Musik: alle hilfsbereit. Und<br />

nicht mehr grundsätzlich und geschlossen draußen vor<br />

der Kirche, sondern auch mal drinnen. Es sind gute Leute.<br />

<strong>Die</strong> Sonntagsmesse dauert heute eine Stunde. Dass<br />

der Pfarrer sich an die liturgischen Regeln hält (zwei<br />

Lesungen!) und nicht labert, sondern predigt, das war<br />

um mich loszuwerden. Hinter meinem Rücken. Gute katholische<br />

Art halt. Sie hatten schlechte Erfahrungen mit<br />

den Priestern gemacht, ganz gleich ob diese aus dem Orden<br />

oder aus der Diözese gekommen waren. Ich selbst<br />

war an der Hand des Ordenskanzlers gekommen. Damit<br />

war ich nicht Dorf und Land, sondern Schloss und Stadt.<br />

Und auch noch Ausländer! Damals war die Pfarre vor<br />

allem damit beschäftigt, die Ritter nicht zu mögen. Ich<br />

fand: Es gibt bessere Themen für Christen.<br />

Heute kommen Dorf und Ritter gut miteinander aus. Eine<br />

tiefe Liebe wird es nie werden, dafür sind die Welten zu<br />

unterschiedlich. Aber sie halten zusammen, die Ordensritter<br />

und die Mailberger. Irgendwie sind sie sogar stolz<br />

aufeinander. Heute, wo alle Bindungen brüchig geworden<br />

sind, ist Zusammenhalt so wichtig!<br />

für sehr viele Mailberger schon ein sehr starkes Stück.<br />

„Beim Dechant dauert sie nur 20 Minuten!“ Ja mei. Man<br />

sagt mir, inzwischen hätten die Mailberger mich gern.<br />

Manche grüßen halt grundsätzlich keine Pfarrer.<br />

Zusammenhalt<br />

Als ich draußen anfing, vor beinahe 20 Jahren, da gab<br />

es in Mailberg eineinhalb Wirtshäuser und zwei Frühstückspensionen,<br />

eine davon im Schloss. Das Dorf schien<br />

müde und traurig. Heute gibt es zwei schöne Hotels, zwei<br />

Restaurants (eines davon bekam 2021 drei Hauben),<br />

mehrere sehr gute, innovative Weingüter, eine aktive<br />

Gemeindeverwaltung und eine lebendige Pfarre. Heute<br />

weiß auch der Mailberger Weinbauer, dass Vorgänge im<br />

fernen China Auswirkungen auf ein Dorf in Österreich<br />

haben können, weil er seinen Wein bis nach China lie-<br />

10<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


IMFOKUS<br />

fert. Globalisierung heißt: Eines wirkt aufs andere. In<br />

einer kleinen Welt wie Mailberg hängt sowieso alles zusammen.<br />

Eine Gemeinde geht heute auseinander, wenn Vereine,<br />

junge Familien, Politik und Kirche nicht dagegenhalten.<br />

<strong>Die</strong> Fremden, die nach Mailberg ziehen und bald<br />

wieder wegziehen, die vielen Pendler, die täglich zur<br />

Arbeit nach Wien fahren, die vielen Alten, die zuhause<br />

sitzen und wegen Corona nicht mehr hinauskönnen – sie<br />

können für den Zusammenhalt nicht viel tun. Deswegen<br />

liegt es dem Seelsorger am Herzen, dass die Vereine<br />

Nachwuchs haben und zusammenhalten. Auch, dass<br />

das Schlosshotel des Ordens floriert. <strong>Die</strong> Gäste bringen<br />

nicht nur Geld, sondern auch Leben in die Gemeinde.<br />

Fremde sind wichtig! Der Pfarrer wäre entzückt, wenn<br />

der Schlossheurige wieder offen wäre. Dann könnten die<br />

Leute nach der Messe auf ein Glas einkehren. Manch einer<br />

käme so leichter zur Kirche, und die Plauderei täte<br />

der Dorfgemeinschaft gut.<br />

Was noch fehlt: ein kleines Museum. Mailberg hütet seit<br />

Jahrhunderten drei oder vier bedeutende spätgotische<br />

Schnitzwerke. Zu sehen sind sie aber nicht. Ein kleines<br />

Häuschen mit zwei Räumen und gutem Licht würde reichen,<br />

und wir hätten noch einen Anziehungspunkt für<br />

die Reisenden und etwas, worauf Dorf und Ritter gemeinsam<br />

stolz sein könnten. Wenn es nach mir ginge,<br />

wäre es ein ganz moderner Bau. Etwas Kühnes, das von<br />

sich reden macht. Im 18. Jahrhundert haben die Ritter,<br />

die Dörfer, die Grafen, die Klöster ja auch nicht gotisch<br />

gebaut, sondern modern. Was ist aus unserer Kultur und<br />

unserer Kirche geworden? Irgendwas zwischen mutlos,<br />

Freizeitjacke und Katalogen für Kirchenbedarf.<br />

Der mutige Orden<br />

Es war der Orden, der die Initiative ergriff zur Restaurierung<br />

der Schloss- und Pfarrkirche, zur Rettung des<br />

historischen Pfarrhofes, zur Wiederinstandsetzung der<br />

berühmten Silberbauer-Orgel. Ein mutiger Kanzler und<br />

ein ängstlicher Pfarrer können zusammen schon ein<br />

paar Berge versetzen und Erzdiözese, Gemeinde, Land<br />

etc. mitziehen. Bei alldem entdeckte ich mein Talent<br />

zum Spendensammeln. Das geht nicht ohne sehr viele<br />

Briefe und Karten. Handschriftliche Post: ein wenig old<br />

fashioned, aber pastoral sehr effizient. Kürzlich bekam<br />

jedes Kind in Mailberg Post vom Hochwürden: Einladung<br />

zum Mal-Wettbewerb. Wir dürften die einzige Kirche des<br />

Landes sein, in der nun ein Star-Schnitt des hl. Johannes<br />

hängt. Leo malte die Heuschrecke des Täufers!<br />

Mit all der Post drücke ich aus, dass ich die Leute mag, an<br />

sie denke und um sie weiß. Ich gehe nicht in die Keller,<br />

weil ich die Gespräche dort nicht mag, aber sehr wohl<br />

in die Häuser. Ich besuche die Alten und Kranken, ich<br />

mache gerne eine Jause bei den jungen Eltern, erkenne,<br />

ob die Jugend zu Recht stolz ist auf die neuen Sneakers<br />

und weiß auch, was ein Wheely ist. Ich kenne die Namen<br />

der Ministranten – was nicht überall selbstverständlich<br />

ist – und vieler, vieler anderer Mailberger und ich hebe<br />

mir, wenn es irgend geht, meine schlechte Laune für die<br />

eigenen vier Wände auf. Das ist eine effizientere Seelsorge<br />

als jedes Pastoralkonzept. Allerdings braucht sie viel<br />

Zeit. Mit vier oder fünf Gemeinden ginge das nicht. Mit<br />

dem Priestermangel und der Strukturreform geht eine<br />

ganze Kultur der Seelsorge zugrunde. Aber die Kirche<br />

hat schon die Westgoten und den Buonaparte überstanden.<br />

Ich bin zuversichtlich.<br />

Was übrigens den Priestermangel angeht: Solange Eltern<br />

oder Kameraden oder ein ganzes Dorf die Idee, einer von<br />

ihnen könne Priester werden oder ins Kloster gehen, für<br />

völlig abstrus hält, wird sich nichts ändern. Ein junger<br />

Mann müsste sich ja gegen alle anderen stellen, anstatt<br />

sich getragen zu fühlen. Wer schafft das schon? Kurz:<br />

Nicht nur der Zölibat schreckt ab, sondern auch die Haltung<br />

der lieben Laien.<br />

Feste<br />

Wie schön, dass kein Priester bei Null beginnen muss!<br />

Wenn ich hinaufgehe in die kleine Kunigundenkirche,<br />

die schon dastand, als in Mailberg an die Ritter noch niemand<br />

dachte, spüre ich eine solche Stärke der Geschichte<br />

und des Glaubens! Ich muss gar nicht mehr viel machen.<br />

<strong>Die</strong> Leute, die an den Wochentagen zur Hl. Messe hinaufkommen,<br />

nachher noch zu einem Gebet aus dem neuen<br />

Gotteslob bleiben und dann auch noch zu einem Glas<br />

Wein, die spüren das auch. Man muss die Vergangenheit<br />

hüten und die eigene Zeit lieben.<br />

Als ich in Mailberg ankam, waren beide Kirchen verwahrlost.<br />

Viel Kostbares war beschädigt oder vergessen und<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 11


IMFOKUS<br />

nichts strahlte Liebe oder Andacht aus. <strong>Die</strong> Fronleichnamsprozession<br />

etwa fand noch statt. Aber was soll ein<br />

Fest, das nicht prächtig, froh, hochherzig und anstrengend<br />

ist? Echte Feste machen erst sehr viel Arbeit, dann<br />

sehr viel Freude. Heute gibt es an Fronleichnam wieder<br />

Blumenteppiche, Kinder mit himmelblauen Schärpen,<br />

Heiligenfiguren, die über den Köpfen schwanken und<br />

neue Prozessionswege wie durch das neue Wohnviertel,<br />

die „<strong>Malteser</strong>siedlung“, wo viele junge Familien leben.<br />

Da sind die Häuser zwar nicht geschmückt, aber das<br />

kann ja noch werden. Nur locker lassen darf man nicht.<br />

Keine Sekunde. Deswegen bin ich oft todmüde. Oder<br />

liegt es daran, dass der ganze Schmuck an Blumen und<br />

Birken nach der Prozession ins Auto gepackt, nach Wien<br />

transportiert und in der <strong>Malteser</strong>kirche neu aufgestellt<br />

wird? Damit zur Vesper des Hochfestes alles überwältigend<br />

schön ist. Dumm nur, dass dann nur drei, vier Leute<br />

kommen. Was zum Teufel mache ich falsch?<br />

schöne Idee für eine Gemeinde, in der viele vom Weinbau<br />

leben: den Segen Gottes für eine gute Ernte erbitten.<br />

Wenn dann aber über die Jahre hin nie mehr als zehn<br />

Leute mitgehen? Manches hat sich einfach überlebt, so<br />

schade das ist.<br />

Dafür entsteht Neues. Das geht folgendermaßen: Bibelgespräch?<br />

Versucht, geht nicht. Eigentlich kein Wunder,<br />

wenn sich sogar die Priester schwertun, über ihren Glauben<br />

zu sprechen. Glaubensgespräch? Versucht, geht auch<br />

nicht. Männerrunde? Wenn dann nur von früher erzählt<br />

wird? Jetzt aber haben wir den „Glaubenskurzkurs für<br />

Kinder und Erwachsene“, gleich nach der Vorabendmesse,<br />

15 Minuten. Geht wunderbar. <strong>Die</strong> Leute müssen<br />

nicht extra zu einem Termin kommen, sondern nur ein<br />

wenig länger bleiben. Der Pfarrer fragt die Kinder, die<br />

Erwachsenen sitzen dabei und lächeln, weil es lustig ist<br />

und weil sie dabei selbst etwas über ihren katholischen<br />

Glauben lernen. Ohne selbst abgefragt zu werden.<br />

Seelsorge<br />

Heute spricht man viel von „Achtsamkeit“. Einfache Aufmerksamkeit<br />

tut es auch. Ich versuche, sehr aufmerksam<br />

zu zelebrieren und den Menschen aufmerksam zu<br />

begegnen. Das hat mich unter anderem auf die Idee gebracht,<br />

dass Frauen sich tatsächlich zurückgesetzt fühlen<br />

könnten, wenn sie die Männer reden hören. Manches<br />

muss man eisern durchhalten, manches sein lassen. Das<br />

gilt für die Seelsorge im Dorf ebenso wie für eine kleine<br />

Kirche in der Stadt. Von den Maiandachten früher<br />

schwärmen alle. Aber wenn man dann eine Maiandacht<br />

hält, kommt niemand. Oder der Bittgang. Eigentlich eine<br />

Überhaupt die Kinder! Ich habe bis heute die Bilder und<br />

Klänge im Kopf, die mir die katholische Kirche in meiner<br />

Kindheit geschenkt hat. Sie machen mich glücklich.<br />

So will ich es weitergeben an die Kinder von heute. Sie<br />

werden den „Clangor“, das „Erdbeben“ am Ende der Ölbergandacht<br />

des Gründonnerstags, nie vergessen, da bin<br />

ich sicher. Das habe ich aus Paris importiert. Sie werden<br />

auch die Zeremonie der Türöffnung am Palmsonntag nie<br />

vergessen, wenn das große Vortragekreuz gegen die verschlossene<br />

Kirchentür schlägt. Das habe ich aus einem<br />

alten Ceremoniale. Hinsehen, studieren und erleben:<br />

So wird Seelsorge gut. Und die härtesten Typen werden<br />

12<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


IMFOKUS<br />

weich, wenn ihre Pfarrkirche in der Christnacht mit hunderten<br />

Kerzen erleuchtet ist. Macht halt Arbeit.<br />

Arbeit<br />

Wir erleben in der Pfarre das, was die selbstständigen<br />

Weinbauern, Maler oder Bierbrauer auch erleben: immer<br />

mehr Vorschriften, immer mehr Verwaltung. <strong>Die</strong><br />

Zahl der kirchlichen Konferenzen und Meetings hat sich<br />

in den letzten Jahren verdoppelt, verdreifacht, Tendenz<br />

steigend. Aber man sagt uns: „PGR-Sitzungen sind ja<br />

auch Seelsorge!“ Tricky, was? Der hl. Pfarrer von Ars hatte<br />

eine andere Idee von Seelsorge. Aber das war ja vorgestern.<br />

Besser als jedes Meeting: eine gut vorbereitete<br />

Predigt. Oder ein Besuch in einem der stillen Häuser. Für<br />

die Predigt muss man studieren, beim Besuch muss man<br />

zuhören.<br />

<strong>Die</strong> Strukturreform der Erzdiözese ist notwendig. Ein<br />

Schuft, wer das nicht kapiert. Aber etliche Jahre nach<br />

Gott stellt keine Bedingungen<br />

Müssen Seelen noch gerettet werden? Offenbarung und<br />

Tradition sagen ja, katholischer Mainstream sagt nein.<br />

Werden ja eh alle gerettet, weil Gott keine Bedingungen<br />

stellt. Das verkünden sogar Bischöfe. Am Evangelium<br />

vorbei. So gesehen ist es nicht weiter schlimm, dass in<br />

Mailberg viel gearbeitet, aber kaum gebetet wird; dass ich<br />

kein Kind kenne, das gerne und von sich aus betet. „Beten<br />

Sie für Ihre Kinder?“, fragte ich neulich einen Vater.<br />

Großes Erstaunen. Was dem Pfarrer alles einfällt! Keiner<br />

kommt, um zu beichten. Wozu beichtet man? Nein, nicht<br />

um sich mal auszusprechen! Um von Gott und der Kirche<br />

Verzeihung zu erlangen und so seine Seele zu retten. Je<br />

mehr sich der Blick auf das Geistliche richtet, desto bedrückender<br />

wird die Bilanz.<br />

Es stimmt schon, der Kirchenbesuch in Mailberg hat<br />

zugenommen. Sogar in Corona-Zeiten. Trotzdem bleibt<br />

es wahr, dass neun Zehntel der Mailberger nicht jeden<br />

ihrem Start sehe ich nur: <strong>Die</strong> Arbeit ist mehr geworden,<br />

viel mehr. Fürs gleiche Geld. Das kennen heute ja viele<br />

Menschen. Kandidaten und Kandidatinnen für den PGR<br />

finden sich kaum, denn auch den reinsten Seelen ist klar:<br />

Wer sich darauf einlässt, der wird viel Zeit hergeben müssen.<br />

Und immer noch mehr, wenn es nach all den Wiener<br />

Büros ginge. Weil aber schon der Job Zeit fordert und die<br />

Familie und die Vereine, sitzen in den Gremien der Pfarre<br />

fast nur noch die, die Zeit in Fülle haben: Pensionisten.<br />

<strong>Die</strong> hören sich dann an, wie die Vertreter der „Jungen<br />

Kirche“, die man uns aus Wien schickt, über Wochenstunden<br />

referieren. Zur Rettung der Seelen kein Wort.<br />

Sonntag die Messe feiern. Wir haben erreicht, dass manche<br />

Jugendliche auch nach der Firmung noch zur Kirche<br />

kommen. Aber das sind Ausnahmen. Wir erleben,<br />

dass in Mailberg viele auswärtige Paare heiraten; wir<br />

wissen aber auch alle, dass das öffentliche Versprechen,<br />

eine christliche Ehe zu führen, leeres Wort ist. Dass in<br />

Mailberg kaum ein junges Paar kirchlich verheiratet ist,<br />

macht es nicht besser.<br />

Soll ich auf Hochzeiten drängen? Soll ich unverheiratet<br />

Zusammenlebenden die Kommunion verweigern, wie<br />

mancher Mitbruder es von mir möchte? Soll ich durch-<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 13


IMFOKUS<br />

greifen, wie mancher Ritter es möchte? Alle, die in der<br />

Geschichte durchgegriffen haben, die alles konsequent<br />

und logisch behandelt haben, alle die waren am Ende allein.<br />

<strong>Die</strong> Aufgabe des Pfarrers ist es nicht, am Ende allein<br />

vor dem Katechismus zu sitzen.<br />

Wenn man all das nicht als statistisches Phänomen,<br />

sondern als Frage von Gnade und Heil betrachtet, wird<br />

es beklemmend. Jüngst hatten wir bischöfliche Visitation.<br />

Anders als früher wollte der Weihbischof eine<br />

Sonntagsmesse erleben, „wie wir sie normalerweise feiern“.<br />

Also kein Empfang des Oberhirten mit Musikkapelle,<br />

Feuerwehr- und Kameraden-Spalier, keine Beflaggung<br />

und keine Gedicht aufsagenden Kinder im Sonntagsstaat.<br />

Auch gut. Viel weniger Arbeit. Das bedeutet aber,<br />

dass die Mehrzahl der Katholiken im Dorf sich um den<br />

Bischof nicht schert. Eine private Geburtstagsfeier ist<br />

wichtiger. Ihr gutes Recht? Ja gewiss. Aber auch ein Nein<br />

zum Nachfolger der Apostel.<br />

Ich frage: Haben wir Gegner? <strong>Die</strong>, die die Kreuze in öffentlichen<br />

Räumen verbieten wollen und die Abtreibung<br />

propagieren, sagt der Bischof. Gegner? Das sind Muster<br />

aus längst vergangenen Zeiten, sagt ein Pfarrgemeinderat.<br />

Und was sage ich? Jesus hatte Gegner. Jesus kam<br />

nicht bei einem Fahrradunfall ums Leben. Jeder, der<br />

sündigt, ist ein Gegner Gottes. Der Priester, der sich an<br />

einem Kind vergreift, ist ein Gegner dieses kleinen Menschen<br />

und ein Gegner Gottes. Der, der die hl. Kommunion<br />

gedankenlos nimmt, ist ein Gegner Christi. Aber was<br />

wissen wir wirklich von den Seelen und vom Gericht? So<br />

gut wie nichts. Eine Bilanz der Gnade zu ziehen, ist unmöglich.<br />

Das heißt nicht, dass es am Ende doch okay ist<br />

zu sagen: „Der war ein guter Pfarrer.“<br />

Das würde ich gerne mal zusammen mit Ihnen überlegen:<br />

Was genau ist ein guter Priester? Der, der immer das<br />

Kollar trägt? Oder warum werden beim Thema Hochaltar<br />

alle ganz wuschig, während sie beim Thema Firmlinge<br />

nur traurig aus der Wäsche schauen? Solche Dinge würde<br />

ich gerne diskutieren!<br />

Lange Reihe<br />

Auf dem Steinboden vor dem Mailberger Hochaltar haben<br />

sich die Fußspuren meiner Vorgänger eingegraben.<br />

So viele Priester, so viele Namen! <strong>Die</strong> Pfarre Mailberg<br />

gab es schon lange, sehr lange, bevor ich kam. Sie lebte<br />

auch ohne mich. <strong>Die</strong> Pfarre wird es noch geben, wenn<br />

ich schon lange weg bin und nur noch Historiker meinen<br />

Namen kennen. Was macht das? Nichts. Was sagt der hl.<br />

Franz von Sales? „Vive Jésus!“ – „Es lebe Jesus!“<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>kirche in Wien<br />

Eine Rektoratskirche in der Stadt funktioniert anders als<br />

eine Pfarrkirche am Land. In der Pfarrkirche muss Platz<br />

sein für alle, der Pfarrer muss sammeln und integrieren.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>kirche im ersten Bezirk Wiens ist eine von<br />

vielen Kirchen der Großstadt. Sie hat ihr ganz eigenes<br />

Gesicht oder muss es finden. Wer eine Kirche in der Stadt<br />

zu einem echten Anziehungspunkt machen will, muss<br />

überlegen: Was ist die Geschichte dieser Kirche? Was<br />

brauchen die Menschen dieser Stadt, dieser Epoche? <strong>Die</strong><br />

Geschichte gibt einen Auftrag, der Zeitgeist tut es auch.<br />

Wer das verkennt, bastelt ein Museum oder organisiert<br />

einen Konzertsaal. Noch eines muss der überlegen, dem<br />

eine Kirche in der Stadt anvertraut wurde: Wer bin ich?<br />

Was kann ich, was kann ich nicht? Auch in den Begabungen<br />

liegt ein Auftrag.<br />

Hütchenspieler, Musikanten, <strong>Die</strong>be und Demonstranten<br />

<strong>Die</strong> Kärntnerstraße brandet an die <strong>Malteser</strong>kirche heran.<br />

Hat die kleine Kirche den Geruch der Schafe angenommen?<br />

Nein. Sie ist still und duftet nach Weihrauch.<br />

<strong>Die</strong> Menschen der Großstadt sehnen sich nach Stille.<br />

Und nach Schönheit.<br />

Um Stille muss man kämpfen, denn die Leute reden.<br />

Warum eigentlich? Ist es die Angst, die sie übertönen<br />

wollen? Sie reden in der Sakristei, sie reden in der Kirche,<br />

wenn die Seelenmesse aus ist und sie reden vor der<br />

Kirche, wenn ich ihnen bei der Türe eine gute Woche<br />

wünsche. Dort rede ich gerne mit ihnen, in der Sakristei<br />

nicht. Denn ich muss mich sammeln. Dabei hilft mir<br />

keiner. <strong>Die</strong> spanischen und italienischen Touristen reden<br />

laut, trotz Gottesdienst; die Deutschen lassen merken,<br />

dass sie alles besser wissen. Besser als die rückständigen<br />

Katholiken. <strong>Die</strong> Chinesen kommen herein und gehen<br />

wieder hinaus. Und so alle zwei Wochen schreit irgendeiner<br />

herum, der die Priester hasst oder die Jungfrau<br />

14<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


Maria liebt. Am Altar bleibt alles gleich. Eine Kirche, die<br />

so mitten im Wirbel steht, weiß irgendwann, wie wichtig<br />

das Schweigen, die Sammlung, die stete Wiederholung<br />

ist. <strong>Die</strong> Konzentration des Priesters trägt die Gemeinde.<br />

Wenn er nachlässt, zerfließt die Stunde.<br />

Durchhalten<br />

Als ich in Wien ankam, gab es in der <strong>Malteser</strong>kirche<br />

morgens eine Hl. Messe wie überall sonst auch. <strong>Die</strong><br />

Kirche war in serbisch-jesuitischem Geschmack geschmückt:<br />

zwei Begonien im Plastiktopf. Am Mittwochmorgen<br />

betraten drei oder vier Profess-Ritter<br />

zusammen die Laudes. Nun gibt es seit bald 20 Jahren<br />

eine Stille Anbetung am späten Samstagnachmittag,<br />

zu der niemand kommt. Ich bin fast immer allein<br />

mit der Monstranz. Am Sonntagnachmittag feierliche<br />

Vesper. Mit Predigt und Segen und Orgel und Cantorin.<br />

Ihr feiner Gesang hilft uns zum Beten. Manchmal<br />

spielt auch ein Saxophon oder ein Cello. Zur Vesper<br />

kommen wenige Menschen. Dass das Konzil gefordert<br />

hatte, das Stundengebet solle auch von den Laien und<br />

in den Pfarren gebetet werden, wollen nicht einmal die<br />

guten Katholiken wissen. Dabei gibt es gegen die trübe<br />

Laune des Sonntagnachmittags kein besseres Mittel<br />

als eine gemeinsam gesungene Vesper! Montags um<br />

zwölf Uhr Mittag eine Hl. Messe mit Musik und Predigt.<br />

Hier hat sich das Durchhalten gelohnt. War ich<br />

am Anfang oft beinahe allein, so kommen jetzt so viele<br />

Menschen, dass die kleine Kirche gut gefüllt ist. <strong>Die</strong><br />

einen kommen wegen der Musik, die anderen wegen<br />

der Predigt, wieder andere, weil die Liturgie still und<br />

gesammelt vorangeht. Ich feiere sie so, wie das II. Vatikanische<br />

Konzil es gewollt hat. Einmal im Monat feiern<br />

die Ordensritter und ihre Familien zusammen den<br />

Sonntag. „Ein Strom des Glaubens“ komme da aus der<br />

<strong>Malteser</strong>kirche, sagte eine Dame. Das war das schönste<br />

Lob. Seit Kurzem gibt es einmal im Monat auch eine<br />

Kindermesse. Ohne rhythmische Lieder. Unglaublich,<br />

aber wahr. <strong>Die</strong> Kinder sind begeistert.<br />

Ich selbst habe neben der Vesper am liebsten die stille<br />

Messe in der Früh. Oft fällt mir das Aufstehen schwer,<br />

ich habe null Lust auf Messe, fühle mich krank. Dann<br />

aber nehme ich mich zusammen, gehorche und will<br />

bereit sein für Gott. <strong>Die</strong>ser echte Gewaltakt wird so<br />

oft belohnt mit Momenten, die die Seele in Bewegung<br />

bringen. In der <strong>Malteser</strong>kirche ist der Gottesdienst<br />

nie hübsche Inszenierung, sondern immer ritterlicher<br />

Kampf.<br />

Erdung<br />

Über Jahre hin habe ich die Kirche selbst aufgewaschen,<br />

die Wäsche besorgt und auch den Blumenschmuck, der<br />

der schönste in ganz Wien ist. Also, auf jeden Fall schöner<br />

als in der Nachbarschaft. Nicht nur der Priester<br />

dieser Kirche zu sein, sondern auch ihr Hauswart, zu<br />

predigen, aber auch den ekelhaftesten Dreck wegzumachen,<br />

mich von Irren beschimpfen und hochmütigen<br />

Herren beleidigen zu lassen („Sie Würschtl!“), das hat<br />

mir nicht geschadet. Im Gegenteil: Es erdet. Sogar die<br />

Schläge, die ich mir ein paar Mal eingefangen habe, tun<br />

das. Und nein, ich habe nicht angefangen, ich schwöre!<br />

Jedes Mal die andächtigste Messe meines Lebens<br />

feiern zu wollen, die beste Predigt halten und jedem<br />

Gottesdienstbesucher mit der größten Aufmerksamkeit<br />

begegnen zu wollen, jedes Fest zum allerschönsten<br />

machen zu wollen – das reißt dann wieder in die Höhe.<br />

Ist das Ehrgeiz? Will ich was werden? Wer Soutane<br />

trägt, macht keine Karriere in der Kirche. Es ist eher<br />

die Überzeugung, dass vom Priester sehr viel abhängt.<br />

Womöglich sogar das Seelenheil anderer Menschen.<br />

Ein Schreck erregender Gedanke. Aber Ritter sind ja<br />

mutig.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 15


RUNDSCHAU<br />

„ES IST VERNÜNFTIG, SICH IMPFEN<br />

ZU LASSEN“<br />

Impfen verringert das Risiko einer schweren oder gar tödlichen Erkrankung und vermindert das Ansteckungsrisiko. Es ist<br />

ein Akt der Solidarität und Nächstenliebe.<br />

Von Matthias Beck<br />

<strong>Die</strong> Corona-Situation in Europa ist unübersichtlich: England,<br />

Spanien und andere Länder lockern ihre Corona-<br />

Bestimmungen, Österreich beschließt eine umfassende<br />

Impfpflicht, Griechenland die Impfpflicht ab 60, Frankreich<br />

erlässt Zugangsbeschränkungen für Ungeimpfte,<br />

Italien hat längst eine berufsbezogene Impfpflicht und<br />

jetzt eine ab 50. In England und Frankreich sind die<br />

Impfquoten höher als in Österreich, daher wagt man Lockerungen.<br />

Eine Impfung vermindert das Risiko einer schweren oder<br />

gar tödlichen Erkrankung. Außerdem senkt sie das Risiko,<br />

sich überhaupt anzustecken und den Nächsten zu<br />

infizieren. Dadurch werden auch das Gesundheitssystem<br />

und die Krankenhäuser vor Überlastung geschützt.<br />

Abstand und Maske<br />

Jeder Infizierte trägt das Risiko in sich, dass neue Mutationen<br />

entstehen. Das Virus kann sich nur verändern,<br />

wenn es Organismen findet, in denen es weiterexistieren<br />

kann. Wenn man ihm diese Organismen durch Abstand<br />

und Maske entzieht oder durch die Impfung das Immunsystem<br />

so trainiert, dass es das Virus angreift, verliert es<br />

seine Lebensfähigkeit. Je mehr Menschen geimpft sind,<br />

desto eher kann man staatliche Maßnahmen lockern.<br />

konnten die Impfstoffe unter Einhaltung aller Zulassungsbestimmungen<br />

schnell zugelassen werden.<br />

Respekt und Menschenwürde<br />

Es ist vernünftig, sich impfen zu lassen: zum Schutz für<br />

sich selbst sowie zum Schutz der anderen und der Gesellschaft.<br />

Der Papst bezeichnet das Impfen als Akt der<br />

Solidarität und Nächstenliebe. „<strong>Die</strong> Gnade setzt die Natur<br />

voraus und vollendet sie“, so lautet ein zentraler Satz<br />

der Theologie. „Natur“ meint hier die Vernunftnatur des<br />

Menschen. Wenn jemand – aus welchen Gründen auch<br />

immer – zu der Überzeugung kommt, sich nicht impfen<br />

zu lassen, muss das auch respektiert werden. Im Kontext<br />

der Menschenwürde hat jeder Mensch das Recht auf körperliche<br />

Unversehrtheit. Insofern kann er oder sie eine<br />

Impfung ablehnen, niemand kann dazu gezwungen werden.<br />

Allerdings ist dann auch zu bedenken, dass damit<br />

Konsequenzen für die gesamte Gesellschaft verbunden<br />

sind. Neuerliche Maßnahmen und Beschränkungen –<br />

notwendig auch durch neue Mutationen – könnten wiederum<br />

alle treffen.<br />

Viele Menschen haben Angst, dass die Impfstoffe nicht<br />

lange genug erprobt worden sind. Dazu ist zu bemerken,<br />

dass gerade die mRNA-Impfstoffe bereits seit 20 Jahren<br />

im Zusammenhang mit Krebserkrankungen erforscht<br />

und jetzt schnell auf die Bekämpfung von SARS-CoV-2<br />

umgestellt wurden. Eine sehr große Zahl von Probanden<br />

und die weltweite Erhebung zahlreicher Daten haben<br />

in kurzer Zeit zu einer großen Datenmenge geführt. So<br />

Univ. Prof. Dr. med. Dr. theol.<br />

Mag. pharm. Matthias Beck<br />

ist Systematischer Theologe im Bereich Theologische<br />

Ethik mit Schwerpunkt Medizinethik an der Universität<br />

Wien sowie Mitglied der Bioethikkommission beim<br />

Bundeskanzleramt.<br />

16<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


RUNDSCHAU<br />

IMPFEN IM DOM<br />

Gleich zwei prominente Orte stehen für eine ungewöhnliche Maßnahme zur Verfügung: der Stephansdom in Wien und der<br />

Kapitelsaal der Erzdiözese Salzburg. Sie wurden kurzerhand zu Impfstraßen der MALTESER umfunktioniert.<br />

Von Clara Mensdorff-Pouilly und Anna Weinkamer<br />

Seit Mitte August 2021 wird im „Wiener Steffl“ geimpft, je<br />

nach Bedarf in einer oder zwei Impfstraßen. <strong>Die</strong> sogenannten<br />

Lines (Impfstraßen) sind je mit einem Arzt zur Aufklärung<br />

und einer Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegekraft<br />

für die Impfung sowie mit Sanitätern für die<br />

medizinische Assistenz besetzt. Zusätzlich stehen zwei Administratoren,<br />

ein Ordner und drei Securities bereit. Eine<br />

Line kann bis zu 250 Personen pro Tag impfen. Im Dezember<br />

2021 waren es fast täglich 700 Impfungen. Das Maximum<br />

waren 825 Impfungen innerhalb von 10 Stunden. Bis<br />

Ende Jänner <strong>2022</strong> wurden bereits mehr als 40.000 Impfungen<br />

verabreicht. <strong>Die</strong> Impfstraßen im Steffl sind sieben Tage<br />

die Woche von 10-21 Uhr durchgehend geöffnet (Änderungen<br />

möglich). Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.<br />

In Salzburg-Stadt stand seit Dezember der Kapitelsaal der<br />

Erzdiözese Salzburg als besondere „Impf-Location“ zur Verfügung.<br />

<strong>Die</strong> Corona-Schutzimpfung wurde hier ebenfalls<br />

ohne Voranmeldung verabreicht und fand hohen Zuspruch<br />

in der Bevölkerung. Dank gebührt an dieser Stelle auch der<br />

Katholischen Aktion Salzburg für die hervorragende Zusammenarbeit!<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 17


PERSÖNLICHKEITEN<br />

DER WEG ZUR BERUFUNG<br />

Wer Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck zum Gespräch bittet, wird reichlich beschenkt. Man erfährt Inspirierendes<br />

von einer eindrucksvollen Persönlichkeit.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Welche Rolle hat der Glaube bzw. die Religion in<br />

Ihrer Familie und Jugend gespielt?<br />

Ich wurde vor allem von meinem Vater sehr geprägt.<br />

Ihm verdanke ich viel im Glauben. Er hat mir und meinem<br />

sieben Jahre älteren Bruder den Glauben auf einem<br />

sehr hohen akademischen Niveau vermittelt, nähergebracht<br />

und gut verständlich gemacht. Also kein simpler<br />

„Kinderglaube“! Eine wichtige Priesterpersönlichkeit in<br />

meiner Jugend war Pater Rudolf Reichlin-Meldegg SJ. Er<br />

leitete in der Zeit, in der ich das Gymnasium in Klagenfurt<br />

besuchte, als Priester die Katholische Mittelschuljugend.<br />

Er war ein Mann der Technik und der Musik und<br />

hat „Platten-Konzerte“ für uns veranstaltet. Darin hat<br />

er uns die künstlerisch-ästhetischen, vor allem aber die<br />

religiös-spirituellen Inhalte der Musik Anton Bruckners<br />

in nüchterner und doch gewinnender Weise aufgezeigt.<br />

Wie haben Sie die Zeit beim Bundesheer in<br />

Erinnerung?<br />

Nach der Matura in Klagenfurt war ich tatsächlich beim<br />

Bundesheer – quasi als Überbrückung bis zu meinem<br />

Studienstart an der Hochschule für Welthandel in Wien.<br />

So hieß damals die heutige WU. Zum Thema Bundesheer<br />

fällt mir eine Anekdote ein: Als es 2013 um die Volksbefragung<br />

„Wehrpflicht oder Berufsheer“ ging, war ich<br />

zunächst für ein Berufsheer. Bei einem Empfang an der<br />

Deutschen Botschaft kam ich mit dem früheren General-Truppeninspektor<br />

Majcen ins Gespräch und er sagte<br />

mir, dass ich als Kirchenmann für die allgemeine Wehrpflicht<br />

stimmen sollte, denn im Rahmen dieser und der<br />

Militärseelsorge habe die Kirche die letzte Gelegenheit,<br />

den Gesamtdurchschnitt der österreichischen Bevölkerung<br />

zu erreichen. Hunderte jährliche Firmungen von<br />

Soldaten und die starke Beteiligung an der Soldaten-<br />

Pilgerfahrt nach Lourdes zeigten den Erfolg. Also habe<br />

auch ich mit der Mehrheit der Österreicher für die<br />

Wehrpflicht gestimmt.<br />

Sie befürworten also den Militärdienst?<br />

Ich vertrete den Grundsatz: „Si vis pacem, para bellum“ –<br />

„Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor.“ Der<br />

Militärdienst ist ein <strong>Die</strong>nst zur Vorbereitung des Friedens<br />

– so sehe ich das tatsächlich. Nicht um Krieg zu führen,<br />

sondern um Frieden zu erhalten.<br />

Zurück zum Studium und zu Ihrem Berufseinstieg:<br />

Der „Kirchenmann“ war Ihnen nicht in die Wiege<br />

gelegt...<br />

Ich habe mich im Welthandelsstudium durchaus wohl gefühlt.<br />

Es war sehr praxisorientiert, was mir später zu Gute<br />

kommen sollte. Mit 27 habe ich den Entschluss gefasst,<br />

nicht weiter zu studieren, also keinen Doktor zu machen,<br />

sondern in die Berufswelt einzusteigen. Ich habe einfach<br />

eine <strong>Zeitung</strong> aufgeschlagen, 20 Inserate gefunden, zwölf<br />

Bewerbungen verschickt und acht Angebote erhalten. Damals<br />

hat das wirklich noch so funktioniert! Meine erste<br />

Stelle war 1970 in Frankfurt bei der internationalen Zentralleitung<br />

der Spedition Schenker & Co. Dort bekam ich<br />

auch nach einigen Jahren die Möglichkeit, als Geschäftsführer<br />

von Schenker-Spanien nach Barcelona zu gehen.<br />

Mit 33 habe ich dann beschlossen, ins Kloster zu gehen.<br />

Mein letzter Auftrag war die Verlegung der Geschäftsleitung<br />

zu der großen Filiale nach Madrid.<br />

Was genau war ausschlaggebend für diesen doch<br />

abrupten Richtungswechsel?<br />

Einerseits bemerkte ich bei mir ein Defizit an Religion.<br />

Gerade noch die Sonntagsmesse war mir schlicht zu wenig,<br />

daher der Weg ins Kloster. Andererseits hatte ich beobachtet,<br />

dass ich oft mit verschiedenen Menschen auf<br />

18<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


PERSÖNLICHKEITEN<br />

religiöse Themen kam und so spürte ich die Berufung,<br />

Priester zu werden.<br />

Wie und wann sind Sie nach Heiligenkreuz gekommen?<br />

1976 war mein erster Besuch dort. Ein älterer Mitbruder<br />

wurde mir vom Abt als Begleiter zugeteilt, um sich<br />

um mich zu kümmern. Und das war einfach unglaublich!<br />

Eben dieser Mitbruder – ein Spätberufener, der erst mit<br />

60 Jahren ins Kloster eingetreten war – war niemand<br />

Geringerer als der Erbe und Besitzer der Firma Schenker!<br />

Das Unternehmen war in Konkurs gegangen und<br />

dann an die Deutsche Bahn verkauft worden. Der Mitbruder<br />

wurde allerdings weiterhin als Geschäftsführer<br />

für Österreich im Unternehmen behalten, landete im<br />

Konzentrationslager, wurde von den Amerikanern in einem<br />

Prozess verurteilt, lebte dann lange Zeit in Afrika<br />

und fand mit 60 Jahren in Heiligenkreuz seinen Frieden.<br />

Eine abenteuerliche Geschichte! Gibt es besondere<br />

Learnings und Erfahrungen aus der Wirtschaftswelt,<br />

die Ihnen in Heiligenkreuz während<br />

Ihrer Zeit als Abt geholfen haben?<br />

Als Abt hat man keine Managementfunktion. Dafür hat<br />

der Abt nach Kirchenrecht einen anderen Bruder zu bestimmen<br />

und mit den Aufgaben zu betrauen. <strong>Die</strong> Aufgabe<br />

des Abtes ist es, vorwiegend Begleiter, Erzieher,<br />

geistlicher Beistand zu sein. Ein Abt soll sich in einer<br />

Vaterrolle der Gemeinschaft widmen. <strong>Die</strong> Wirtschaftserfahrung<br />

hat mir aber geholfen, als mir zum Beispiel<br />

Verträge zu Grundstücken mit komplexen Klauseln vorgelegt<br />

wurden.<br />

Ist es hilfreich, vor der Entscheidung für den<br />

speziellen Weg des Ordensmannes zuerst anderes<br />

kennenzulernen?<br />

Wenn man beruflich vorher schon Erfahrung gesammelt<br />

hat, kann man die Entscheidung für das Leben im Kloster<br />

besser überblicken. Man weiß, was die persönlichen<br />

Prioritäten sind. Man kann abschätzen, wie man mit<br />

den Themen, die hier auf einen zukommen, zurechtkommt.<br />

Heute sind ein überwiegender Teil derjenigen,<br />

die ins Kloster eintreten wollen, Menschen, die bereits<br />

einen Beruf haben, diesen schon ausgeübt und auch<br />

Lebenserfahrung haben. <strong>Die</strong> meisten empfangen die<br />

Priesterweihe erst im Alter von um die 30.<br />

Was würden Sie denn einem 35-Jährigen oder<br />

Jüngeren raten?<br />

Er sollte die Benediktsregel lesen, und sein Abt sollte<br />

prüfen, ob der Anwärter wirklich Gott sucht. Ein Mönch<br />

bleibt nämlich sein Leben lang ein Gottsuchender. Er<br />

soll Freude am Gottesdienst haben, die Bereitschaft zu<br />

gehorchen und sich nicht vom Streben nach Selbstverwirklichung<br />

leiten lassen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 19


PERSÖNLICHKEITEN<br />

Hochschule Benedikt XVI, Heiligenkreuz<br />

Wie stand es mit Ihrem eigenen Gehorsam als<br />

Ordensmann?<br />

Ich denke, ich habe alle Aufträge im Gehorsam angenommen,<br />

wenngleich ich meist als Troubleshooter eingesetzt<br />

wurde. Doch dieser Gehorsam hat mir sehr viel gebracht.<br />

Ich habe früh Erfahrung gesammelt und mich dadurch<br />

weiterentwickelt. Rückblickend betrachtet haben mich<br />

die Aufträge im Gehorsam auf allen Ebenen weiter gebracht<br />

als die selbstbestimmten Entscheidungen in meinem<br />

vorangegangenen Berufsleben.<br />

Zwischen Ihnen und den <strong>Malteser</strong>n besteht eine<br />

besondere Beziehung. Inwiefern?<br />

Ich war von 1994 bis 1999 Bundesseelsorger im MHDA<br />

und bin auf zahlreiche Wallfahrten nach Lourdes, Malta,<br />

Rhodos und Rom mitgefahren. Da gibt es auch eine schöne<br />

Anekdote im Zusammenhang mit dem MHDA: Im<br />

Rahmen einer Bundesübung lautete die Anweisung einer<br />

Einsatzleitung, dass bei Auffinden von Verletzten rasch<br />

zu prüfen wäre, wer im Sterben läge und wer mit einer<br />

unmittelbaren medizinischen Versorgung gute Chancen<br />

hätte, zu überleben. Als dann in der Eile gesagt wurde<br />

die Sterbenden seien „Hoffnungslose“, um die man sich<br />

nicht kümmern brauche, schrillten bei mir die Alarmglocken.<br />

Natürlich muss man mit dem Großteil des Teams<br />

Verwundete versorgen, um Leben zu retten, aber zugleich<br />

muss es bei einem Christlichen Orden eine kleine Gruppe<br />

geben, die sich um jene kümmern, die der letzten großen<br />

Hoffnung ihres Lebens durch den Tod hindurch entgegengehen!<br />

Noch kurz ein Blick in Ihre Familiengeschichte:<br />

Hier trifft man bei der Recherche auf mehrere Mitglieder<br />

der Familie Henckel von Donnersmarck...<br />

In der Tat! Es gibt enge Bande zwischen meiner Familie<br />

und den <strong>Malteser</strong>n. Schon im 18. Jahrhundert gibt es<br />

einen Profeßritter. Mein Onkel Lazy war Präsident der<br />

Schlesischen <strong>Malteser</strong>, mein Bruder Leo-Ferdinand war<br />

dann Präsident der nach 1989 vereinigten Deutschen<br />

Assoziation und mein Vetter Winfried ist Mitglied des<br />

Souveränen Rates in Rom.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Gregor Henckel-Donnersmarck wurde 1943 in<br />

Breslau/Schlesien geboren, ging in Klagenfurt zur<br />

Schule und trat nach dem <strong>Die</strong>nst beim Bundesheer,<br />

einem Wirtschaftsstudium<br />

und seiner Tätigkeit<br />

beim Speditionsunternehmen<br />

Schenker als Ordensmann<br />

in das Zisterzienserkloster<br />

Heiligenkreuz ein.<br />

1982 wurde er zum Priester<br />

geweiht, stand einige Jahre<br />

dem Zisterzienserkloster<br />

Rein bei Graz vor, diente als<br />

Assistent des Generalabts des Zisterzienserordens<br />

in Rom und wurde Nationaldirektor von Missio<br />

Austria. Am 14. März 1999 erfolgte die Weihe zum<br />

Abt des Stiftes Heiligenkreuz. Seit 2011 ist Gregor<br />

Henckel-Donnersmarck zwar im Ruhestand, jedoch<br />

weiterhin mit Vortrags- und priesterlichen Tätigkeiten<br />

aktiv. Der Altabt ist u. a. Autor der Bücher<br />

„Über Gott und die Welt und das Paradies auf<br />

Erden“, „Reich werden auf die gute Art“ und „Der<br />

Spediteur Gottes“.<br />

20<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


© istockphoto.com<br />

LEBENSWERT<br />

SPÜREN, WAS IM AUGENBLICK NOT TUT.<br />

DA SEIN, ZUHÖREN, MITFÜHLEN.<br />

Cecili Corti, die Begründerin der Obdachlosenunterkunft VinziRast in Wien, hat ein bewegtes Leben hinter und wohl auch vor<br />

sich. Seit rund einem Jahr engagiert sie sich in der Palliativ-Trauer-Sterbebegleitung. Ein Gespräch, das Trost spendet und zur<br />

Ruhe kommen lässt.<br />

Von Marie Czernin und Katharina Stögner<br />

Ein prachtvoller Herbsttag, eine Wohnung mit dezentem<br />

Charme und Charisma im Dachgeschoß eines Jugendstilhauses.<br />

Wir sitzen gemütlich bei einer Tasse Tee mit Blick<br />

durch ein Fenster auf die riesigen Bäume vor dem Haus,<br />

deren Laub in der Sonne goldfarben glänzt. Es ist ein<br />

wunderschönes Lichtspiel vor einem wolkenlosen blauen<br />

Himmel, das wir von unserer Couch mit einem fast ebenso<br />

blauen Überzug aus verfolgen.<br />

Cecili Corti ist unsere fürsorgliche Gastgeberin. Sie ist<br />

offenherzig, agil und hat einen dicht gedrängten Terminplan.<br />

Dennoch zeigt sie keine Spur von Müdigkeit.<br />

Unglaublich, was sie zu erzählen hat! Wir genießen das<br />

Interview, das gerne sehr viel länger hätte dauern können.<br />

Als Zuhörerinnen sind wir gebannt von Cecilis Erzählungen,<br />

Erfahrung, ihrer Haltung, ihrem Wissen und<br />

eingenommen von ihrem Wesen.<br />

Schicksalhafte Geschichte<br />

Cecili Corti wurde 1940 als Cäcilia Agnes Herberstein<br />

geboren. In Slowenien aufgewachsen, musste sie 1945<br />

mit ihrer Mutter und vier Geschwistern nach Österreich<br />

zu Verwandten flüchten. Ihr Vater wurde zu Kriegsende<br />

verschleppt. Sein Schicksal konnte im Detail nie geklärt<br />

werden. Cecili ist in einem Internat und später in<br />

Salzburg in die Schule gegangen, war mit dem Regisseur<br />

und Publizisten Axel Corti 30 Jahre verheiratet<br />

und hat aus dieser Ehe drei Söhne. Zahlreiche Preise<br />

und Ehrungen, darunter das Goldene Ehrenzeichen für<br />

Verdienste um die Republik Österreich und der Bruno<br />

Kreisky Menschenrechtspreis, begleiten ihren wechselvollen<br />

Lebenslauf.<br />

Der breiten Öffentlichkeit ist Cecili vor allem durch ihren<br />

Einsatz für Obdachlose in Wien bekannt. Als Gründerin<br />

und Obfrau der VinziRast-Notschlafstelle und sieben weiterer<br />

VinziRast-Einrichtungen in Wien hat sie Menschen<br />

ohne Zuhause viele Jahre Unterkunft ermöglicht. Seit drei<br />

Jahren hat sich die engagierte Therapeutin und Autorin<br />

von der operativen Arbeit zurückgezogen. Im Gespräch<br />

über Leben und Tod mit „<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>“ gibt sie berührende<br />

Einblicke in ihr Wirken als Sterbebegleiterin.<br />

Liebe Cecili, Du hast Dich aus der VinziRast zurückgezogen.<br />

Geht denn das so einfach?<br />

<strong>Die</strong> Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Ich dachte<br />

immer, ich würde das bis an das Ende meiner Tage machen<br />

– vor allem den Nachtdienst in der Notschlafstelle.<br />

Es ist dann anders gekommen. Es hat eben alles seine<br />

Zeit. Ich war mein ganzes Leben sehr aktiv. Sowohl die<br />

Jahre in meiner Ehe wie auch mein Engagement für Obdachlose<br />

haben mich oft bis an meine Grenze gefordert.<br />

Ich will in der Zeit, die mir noch bleibt, eine ganz andere<br />

Qualität des Lebens entdecken. Wie ist es, einen Tag zu<br />

beginnen, den ich ohne stringente Verpflichtungen gestalten<br />

kann? Eine Herausforderung ganz anderer Art.<br />

Alle bisherigen Erfahrungen empfinde ich jedenfalls als<br />

großes Geschenk. Sie begleiten mich in allem, was noch<br />

auf mich zukommt.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 21


LEBENSWERT<br />

Du engagierst Dich in der Palliativ-Trauer-Sterbebegleitung.<br />

Eine neue Perspektive?<br />

Mit Sterben und Tod war ich oft in meinem Leben konfrontiert.<br />

Mein Vater hat mir sehr gefehlt. Vor allem der<br />

Schmerz meiner Mutter hat mich durch viele Jahre begleitet.<br />

Viel später ist dann meine Mutter gestorben und<br />

von meinen vier Geschwistern leben nur mehr zwei. Der<br />

Tod meines Mannes vor fast 30 Jahren hat mein Leben<br />

von Grund auf verändert. Es war die große Zäsur in meinem<br />

Leben. Schließlich habe ich meine langjährige Seelenfreundin<br />

in ihrem Sterbeprozess begleitet. All diese Erfahrungen<br />

waren sehr schmerzhaft, sie haben mich aber<br />

auch immer auf besondere Weise dem Leben, der Kostbarkeit<br />

des Lebens, näher gebracht.<br />

Warum ausgerechnet dieses Betätigungsfeld?<br />

Orientierungslosigkeit, Einsamkeit, auch die Ungeborgenheit<br />

des Menschen beschäftigen mich zunehmend.<br />

Besonders in der letzten Phase des irdischen Daseins<br />

wird das auch vielen Menschen bewusst. Es gibt die klassischen<br />

Familienstrukturen nicht mehr. Früher war es<br />

meist selbstverständlich, kranke und ältere Menschen im<br />

Kreise der Familie zu pflegen, mit ihnen gemeinsam zu<br />

leben. Geburt und Tod gehörten zum Alltag. Heute hat<br />

sich das sehr gewandelt. Menschen, die erkranken oder<br />

im Alter Hilfe benötigen, müssen von mobilen Pflegekräften<br />

oder in Pflegeinrichtungen versorgt werden. Oft gibt<br />

es keine Verwandten oder nur einen sporadischen Kontakt,<br />

meist mangelt es an Zeit oder dem notwendigen<br />

Platz. Somit fehlt die tragende Struktur – dieser Boden<br />

des Glaubens, der Gemeinschaft und vor allem der Liebe.<br />

Waren Sterben und Tod in der VinziRast ein Thema?<br />

Natürlich! Hier haben wir alles erlebt – Freude, Wut, Verzweiflung,<br />

Mutlosigkeit. Aber auch Zuversicht und Dankbarkeit.<br />

Es wurden Feste gefeiert. Es ging um Krankheit,<br />

Abhängigkeit, das ganze Spektrum an Gefühlen und<br />

Lebenszyklen. Und natürlich sind hier auch Menschen<br />

gestorben. Ein unvergessliches Ereignis war die Geburt<br />

eines Babys am frühen Morgen mitten in der Notschlafstelle!<br />

Eine gute Palliativ-Sterbe-Trauerbegleitung<br />

braucht eine gute Ausbildung. Wie war Dein Weg?<br />

Ohne eine entsprechende Ausbildung ist es unmöglich,<br />

in öffentlichen Einrichtungen aktiv zu werden. Es<br />

gibt unterschiedliche Angebote. Ich habe den Lehrgang<br />

Sterbebegleitung der ÖBR besucht und abgeschlossen<br />

(https://www.hospiz-oebr.at/wer-wir-sind/). Viele kostbare<br />

Menschen sind mir in dieser Zeit begegnet, auch das<br />

war eine große Bereicherung!<br />

Wie ist Dein persönlicher Zugang zu Trauerbegleitung?<br />

Ich habe da kein Konzept. Ich bemühe mich, ganz offen<br />

zu sein, keine Vorstellung zu haben, nichts erreichen zu<br />

wollen. Nur spüren, was im Augenblick Not tut. Menschen<br />

sind so unterschiedlich. Das ist in der Verarbeitung von<br />

Verlust und Schmerz nicht anders als im alltäglichen Leben.<br />

Wie kann ich einen Raum schaffen, eine Atmosphäre,<br />

in der alles, jede Empfindung möglich ist? Wut, Verzweiflung,<br />

vielleicht auch Freude ebenso wie ein Gefühl der Leere<br />

oder Sehnsucht, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen?<br />

Da sein, zuhören, mitfühlen – wach sein für jede Regung,<br />

die Hoffnung auf Zuversicht signalisiert und dies dann<br />

nach bestem Wissen unterstützen. <strong>Die</strong> tiefen Ressourcen<br />

im Menschen entdecken, darum kann es gehen.<br />

Wie schaffst Du diesen Raum bzw. Rahmen für<br />

Dich und Deine Patienten?<br />

Ich denke, der hat sich im Lauf der Jahre entwickelt.<br />

Ich hatte viele Herausforderungen zu meistern, so wie<br />

andere Menschen auch. <strong>Die</strong> Jahre in der VinziRast mit<br />

obdachlosen Menschen, die ihr unerhört schwieriges Leben<br />

oft bewundernswert mutig bewältigen, haben mich<br />

nachhaltig beeindruckt und geprägt. Meine Kindheit war<br />

trotz Verlust des Vaters und der Heimat, trotz Flucht<br />

und Armut von dem Gefühl der Zusammengehörigkeit<br />

und tiefer Liebe erfüllt. Und da war der sehr authenti-<br />

22<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


LEBENSWERT<br />

sche Glaube meiner Mutter. Daraus habe ich über viele<br />

Jahre Kraft geschöpft.<br />

Muss immer erst der tiefste Punkt einer Krise erreicht<br />

sein, bevor es wieder bergauf geht oder gibt<br />

es Abkürzungen?<br />

Ich kann nur für mich sprechen. Aber ähnliche Erfahrungen<br />

habe ich auch von anderen Menschen gehört. An Abkürzungen<br />

glaube ich grundsätzlich nicht. Um die Mitte<br />

meines Lebens habe ich eine mehrjährige existentielle Krise<br />

durchlebt. Da war kein Glaube mehr und keine Kraft.<br />

Weder gute Ratschläge noch Verlockungen zur Ablenkung<br />

haben gefruchtet. Ich wollte wissen, worum geht es in meinem<br />

Leben? Durch Zufall bin ich der Initiatischen Therapie<br />

von Karlfried Graf Dürckheim und der Zen-Praxis begegnet.<br />

Das war dann die Wende in meinem Leben.<br />

Inwieweit hilft Dir Deine Erfahrung mit Zen-Meditation<br />

in der Trauerbegleitung?<br />

Im Sitzen in der Stille, in der Tradition des Zen öffnet<br />

sich eine Dimension, in der es keine Fragen mehr gibt;<br />

eine Dimension ohne Raum und Zeit – wenn es denn gelingt,<br />

wirklich still zu werden. Für mich persönlich hat<br />

sich im Lauf der Zeit durch das kontinuierliche Üben eine<br />

sehr stabile Grundlage und ein tiefes Verständnis meines<br />

Glaubens entwickelt. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch<br />

eine neue Verbundenheit mit den Menschen und dem<br />

Leid und Schmerz in der Welt war die Folge. Das war dann<br />

ausschlaggebend für mich, tätig zu werden im Bereich<br />

meiner Möglichkeiten. Einfach tun, was zu tun ist; dort<br />

handeln, wo Handlung nötig ist. Zuerst hat sich mein Engagement<br />

für Obdachlose ergeben und jetzt seit einem<br />

Jahr begleite ich Menschen in ihrer letzten Lebensphase.<br />

Da geht es weniger um Aktivität, vielmehr um Präsenz<br />

und Anteilnahme. Nichts erreichen wollen, erscheint mir<br />

ganz wichtig, nur zuzuhören, zu fühlen, was ansteht. Da<br />

kann Vertrauen entstehen, eine ganz wichtige Voraussetzung,<br />

um loszulassen, zur Ruhe zu kommen. In solchem<br />

inneren Frieden kann der Mensch auch erkennen, was es<br />

für ihn oder sie noch zu „erledigen“ gilt.<br />

Was sind bisher Deine prägendsten Erfahrungen in<br />

der Palliativ-Sterbe-Trauerbegleitung?<br />

Eine Dame, die ich über mehrere Monate begleitet habe,<br />

war zunächst sehr verschlossen. Sie hatte wohl ein schweres<br />

Leben gehabt. Das war aus den wenigen Gesprächen<br />

deutlich geworden. Immer wieder rannten Tränen über<br />

ihre Wangen ohne äußeren Anlass, wie mir schien. Ich<br />

half ihr bei den Mahlzeiten, ich massierte ihre Füße oder<br />

saß einfach schweigend neben ihrem Bett. Irgendwann<br />

verstand ich, dass sie gerne einen Priester sehen würde.<br />

Er kam dann sogar noch zweimal, bevor sie gehen konnte.<br />

Andere Menschen wollen von der Kirche nichts wissen.<br />

Sehr oft erwähne ich auch den Glauben nicht. Ich warte,<br />

ob ein Gespräch oder eine Frage vermuten lässt, dass ein<br />

Wunsch in diesem Zusammenhang da ist.<br />

Hilft der Glaube Deinen Patienten?<br />

Das wage ich nicht zu beurteilen. Ich habe noch zu wenig<br />

Erfahrung.<br />

Ganz grundsätzlich gehe ich davon aus, vor allem, wenn<br />

der Glaube einem gütigen, verzeihenden, liebenden Gott<br />

vertraut hat. Daraus kann sich dann eine wunderbare Begegnung<br />

ergeben, bereichernd für die Patientin oder den<br />

Patienten und ebenso für mich.<br />

Danke für das Gespräch, Cecili, und alles Gute!<br />

Starke und stärkende Worte einer Frau, die tief<br />

im christlichen Glauben verwurzelt ist. Mitte der<br />

1980er Jahre hat Cecili Corti mit Zen-Meditation begonnen.<br />

Zum Abschluss unseres Gesprächs hat sie uns noch<br />

ein Zitat aus der Zen-Tradition mitgegeben:<br />

Eines lege ich Euch ans Herz:<br />

Leben und Tod sind eine ernste Sache.<br />

Schnell vergehen alle Dinge.<br />

Seid ganz wach,<br />

Niemals achtlos,<br />

Niemals nachlässig!<br />

Lesetipp: In ihrem Buch „Man muss auf dem Grund gewesen<br />

sein“ schreibt Cecili Corti über ihre wichtigsten<br />

Erfahrungen und Erkenntnisse im Umgang mit schweren<br />

Lebenssituationen. Prädikat: Unbedingt lesen!<br />

Cecili Corti/Jacqueline Kornmüller. Man muss auf dem Grund<br />

gewesen sein. Brandstätter Verlag, 160 Seiten,<br />

ISBN: 978-3-85033-908-7, 19,90 Euro.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 23


LEBENSWERT<br />

MENSCHEN MIT BEHIN-<br />

DERUNG – VIELE DATEN<br />

UND KEIN GESAMTBILD<br />

Wie viele Menschen mit Behinderungen leben in Österreich? Wie viele werden es in zehn Jahren sein? Welche Art und Anzahl an<br />

Betreuungsplätzen benötigen wir zukünftig?<br />

Von Selma Sprajcer<br />

Solche Fragen haben uns am NPO Kompetenzzentrum<br />

der WU Wien in den letzten zehn Jahre in Forschungsprojekten<br />

mit Sozialabteilungen einiger Bundesländer,<br />

die für die Förderung, Entwicklung und Qualitätssicherung<br />

von Leistungen für Menschen mit Behinderungen<br />

zuständig sind, beschäftigt. Mehrfach stellten wir dabei<br />

fest, dass grundlegende Daten zu Menschen mit Behinderungen,<br />

anhand derer systemverändernde Entscheidungen<br />

getroffen werden könnten, fehlen.<br />

Bestehende Daten ohne Aussagekraft<br />

Ein Grund für die auch national schlechte Datenlage ist,<br />

dass es sich um sensible Daten handelt, deren Verarbeitung<br />

strengen datenschutzrechtlichen Bestimmungen<br />

unterliegt. <strong>Die</strong>s erschwert Primärdatenerhebungen sowie<br />

die Verknüpfung mit bestehenden Datenquellen, die<br />

zudem oft nur indirekt Informationen zu Menschen mit<br />

Behinderungen beinhalten. Daten zu Menschen mit Behinderungen<br />

in Österreich finden sich bei Erhebungen<br />

der Statistik Austria, aber auch in Statistiken zu Inhabern<br />

des Behindertenpasses, zu Beziehern der erhöhten<br />

Familienbeihilfe oder zu den unterschiedlichen Leistungen<br />

der Sozialversicherungsträger wie Pflegegeld oder<br />

Invaliditätspension. Jede dieser Statistiken beleuchtet<br />

allerdings eine spezifische Gruppe mit eigener Definition<br />

von Behinderung bzw. Beeinträchtigung und enthält<br />

nur selektive Informationen zu den Personen selbst.<br />

Neue Strategien zur Datengenerierung<br />

In einem Projekt mit dem Land Niederösterreich haben<br />

wir uns einer Anzahl an Menschen mit Körper- und<br />

Sinnesbehinderung angenähert. Auf Basis vorliegender<br />

Daten und Statistiken sowie einer von uns durchgeführten<br />

Datenerhebung konnten wir rund 18.000 Personen<br />

ermitteln, die aufgrund ihres Unterstützungsbedarfs<br />

Leistungen der Behindertenhilfe wie beispielsweise Prothesen<br />

oder assistierende Technologien in Anspruch<br />

nehmen könnten. <strong>Die</strong>s entspricht 1,11 Prozent der niederösterreichischen<br />

Bevölkerung. Bis zum Jahr 2030<br />

prognostizieren wir eine Zunahme um zehn Prozent<br />

vorwiegend älterer Personen über 65 Jahre. <strong>Die</strong>se Entwicklung<br />

zeigt sich ebenso im Rahmen einer Studie zu<br />

institutionell untergebrachten Menschen mit intellektueller<br />

Behinderung. Auf Basis dieser Ergebnisse wurde<br />

seitens der verantwortlichen Stellen eine neue Leistung<br />

entwickelt, die besser an die Bedürfnisse der Altersgruppe<br />

angepasst ist, was ein gutes Beispiel für datenbasiertes<br />

Vorgehen ist.<br />

Zukünftig wird es öfter eine Zusammenführung von<br />

Daten zu Menschen mit Behinderungen benötigen, um<br />

eine valide Datenbasis zu schaffen, die moderne Sozialplanung<br />

zulässt und eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung<br />

der Behindertenhilfe ermöglicht.<br />

Informationen: www.wu.ac.at/npocompetence/<br />

unsere-themen/menschen-mit-behinderungen<br />

Mag. Selma Sprajcer ist Senior Researcher und seit 2011<br />

am Kompetenzzentrum für Nonprofit-Organisationen und<br />

Social Entrepreneurship an der Wirtschaftsuniversität<br />

Wien tätig. Ihre<br />

berufliche Laufbahn im Nonprofit-<br />

Bereich begann sie am Institut für interdisziplinäre<br />

Nonprofit-Forschung.<br />

Der Fokus ihrer Tätigkeit liegt auf<br />

den Bereichen Menschen mit Behinderungen<br />

sowie Freiwilligenarbeit.<br />

24<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


LELEBENSWERT<br />

© pixabay/Sabine van Erp<br />

FÜR EINE<br />

BARRIEREFREIE<br />

DIGITALISIERUNG<br />

In den entwickelten Ländern haben bereits 87 Prozent der Bevölkerung Zugang zu digitalen Technologien. Im Rest der Welt<br />

sind es gerade einmal 19 Prozent. <strong>Die</strong> digitale Partizipation ist also höchst ungleich verteilt.<br />

Von Susanne Wick<br />

Eine ähnliche Schieflage lässt sich im Vergleich zwischen<br />

Generationen und verschiedenen sozialen Gruppen zwischen<br />

digital affinen Menschen und den sogenannten „Off-<br />

Linern“ feststellen. Von der Nutzung digitaler Technologien<br />

abgeschnitten sind bzw. deutlich erschwerten Zugang zur<br />

digitalen Welt haben vor allem ältere Personen, Menschen<br />

mit Beeinträchtigungen, Migranten und Menschen mit geringerer<br />

Bildung. <strong>Die</strong>ses Ungleichgewicht kann diskriminierend<br />

wirken und negative Folgen für das Leben dieser Personen<br />

haben.<br />

<strong>Die</strong> COVID-19-Pandemie hat den Bedarf an digitaler Teilhabe<br />

verstärkt und gleichzeitig den Mangel an digitalen<br />

Zugangsmöglichkeiten sichtbar gemacht. So konnten viele<br />

ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

während der Lockdowns weder Essen noch Lebensmittel<br />

online bestellen und keine Buchungen von Test- und Impfterminen<br />

vornehmen. Auch hatten sie keinen Zugang zu<br />

Arzneimitteln und zu Bankgeschäften. Das zeigt: Es braucht<br />

maßgeschneiderte und benutzerfreundliche Lösungen für<br />

alle Online-Leistungen, die den täglichen Gebrauch betreffen.<br />

Digitale Inklusion für mehr gesellschaftliche<br />

Teilhabe<br />

Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Digitalisierung<br />

und Wirtschaftsstandort sowie dem Österreichischen Seniorenrat<br />

hat die Initiative „fit4internet“ Trainings für digitale<br />

Basiskompetenzen der Generation 60+ gestartet. Das maßgeschneiderte<br />

Angebot stellt darauf ab, den Teilnehmenden<br />

die Möglichkeiten des mobilen Internets näherzubringen,<br />

sodass sie digitale Anwendungen aktiv für sich nutzen und<br />

auch für die Kommunikation verwenden können.<br />

Eine immer älter werdende Gesellschaft stellt darüber hinaus<br />

auch einen wachsenden Markt im digitalen Bereich dar.<br />

Ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

brauchen Lösungen für ihre Bedürfnisse. Das reicht von<br />

Barrierefreiheit, Assistenzsystemen, Gesundheitsüberwachungssystemen<br />

und adaptierten Wohnverhältnissen über<br />

den Pflegebereich bis hin zur digitalen Kommunikation, um<br />

am sozialen Leben teilhaben zu können.<br />

Sicher, transparent und frei wählbar<br />

Der digitale Fortschritt muss daher so gestaltet werden, dass<br />

sich ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

in einem sicheren und transparenten digitalen Umfeld<br />

bewegen können und vor Angriffen, die ihre Würde, Integrität,<br />

Privatsphäre und Autonomie betreffen, geschützt sind.<br />

<strong>Die</strong> Wahl, auf digitale Technologien ganz zu verzichten,<br />

muss für ältere Menschen immer als Möglichkeit bestehen<br />

bleiben, ohne dass sie den menschlichen Kontakt zu anderen<br />

oder zu wesentlichen <strong>Die</strong>nstleistungen verlieren.<br />

Nähere Informationen:<br />

www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/<br />

nachhaltige-entwicklung-agenda-2030<br />

www.fit4internet.at/view/generation_60plus<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 25


RELIGIONAKTUELL<br />

WAS KARDINAL KÖNIG MIT DEM<br />

POLNISCHEN KARDINAL WYSZYŃSKI<br />

VERBAND<br />

<strong>Die</strong> kürzlich erfolgte Seligsprechung des polnischen Primas ist ein wunderbarer Anlass, an besondere Begegnungen der<br />

beiden Amtsbrüder zurückzudenken.<br />

Von Annemarie Fenzl<br />

schwierigen Jahren ausstrahlte“, wie König es Jahre<br />

später formulierte.<br />

Kardinal König und Kardinal Wyszyński<br />

In der Mittagszeit des 7. Mai 1957 erreichte Kardinal<br />

König die Nachricht, dass der ihm bis dato persönlich<br />

nicht bekannte polnische Kardinal Stefan Wyszyński soeben<br />

die tschechisch-österreichische Grenze überschritten<br />

hatte. Er befände sich im Schnellzug nach Wien, um<br />

weiter nach Rom zum Papst zu reisen. <strong>Die</strong> Nachricht verbreitete<br />

sich in Windeseile und es stand zu befürchten,<br />

dass der Primas bei seinem Eintreffen von zahlreichen<br />

Journalisten und Reportern belagert werden würde.<br />

Um dem hohen Gast einen solchen Wirbel zu ersparen,<br />

fuhr Kardinal König kurz entschlossen nach Gänserndorf.<br />

Dort stieg er in den Schnellzug, um den Kardinal<br />

einzuladen, die Weiterreise in seinem Auto fortzusetzen.<br />

Später meinte König in seinen Erinnerungen an das erste<br />

Gespräch mit Wyszyński: „Seine äußere Gelassenheit<br />

und innere Zurückhaltung erweckten in mir den Eindruck,<br />

dass er mit seinen Gedanken noch in Warschau<br />

und bei seiner verfolgten Kirche war.“ Doch schon bei<br />

dieser Begegnung sei deutlich gewesen, dass der Kardinal<br />

trotz aller persönlichen Bescheidenheit ein „Leuchtturm“<br />

war, „der immer Hoffnung und Zuversicht in den<br />

Historisches Konklave<br />

Beim historischen Konklave 1978 kam es zu einer weiteren<br />

denkwürdigen Begegnung zwischen König und<br />

Wyszyński. Kurz vor Konklavebeginn hatte König den<br />

Warschauer Kardinal in Rom gefragt, wer denn in seinen<br />

Augen ein Kandidat für die nächste Papstwahl sei. Darauf<br />

habe ihn Wyszyński erstaunt angesehen und gemeint,<br />

er sehe keinen einzigen Kandidaten, von dem man jetzt<br />

schon sagen könnte, er sei „papabile“. Als König entgegnete,<br />

dass Polen vielleicht einen Kandidaten für das kommende<br />

Konklave hätte, habe Wyszyński das auf sich bezogen<br />

und abgewunken. Wenn er nach Rom ginge, wäre<br />

das der größte Triumph für die Kommunisten, die ihn in<br />

Polen loswerden wollten. Als König dann vom Krakauer<br />

Kardinal Karol Wojtyła sprach, meinte Wyszyńksi, dass<br />

dieser doch keine Chancen habe und auch noch etwas<br />

jung sei.<br />

Es kam anders. In dem Moment, als Wojtyła die Wahl<br />

annahm, habe sich König zu Wyszyńksi umgedreht,<br />

der nicht weit von ihm entfernt saß. <strong>Die</strong>ser sei zutiefst<br />

betroffen und gerührt gewesen, als er hörte, dass sein<br />

Landsmann die Wahl annehme, berichtete König später.<br />

Wyszyński war dann einer der ersten Kardinäle, der aufstand<br />

und auf den neugewählten Johannes Paul II. zuging,<br />

um seinen Respekt, seine Freude und seine große<br />

Wertschätzung für ihn zum Ausdruck zu bringen.<br />

Über diesen Moment erinnerte sich König später in seiner<br />

Rede im Polnischen Kulturinstitut: „In dem Augen-<br />

26<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


KULTURGUT<br />

DIE<br />

VERGESSENE<br />

PIETÀ<br />

Wien erlebte Anfang des 13. Jahrhunderts einen erstaunlichen<br />

Aufschwung an Mobilität. Damit verbunden war<br />

ein nie dagewesener wirtschaftlicher und kultureller Austausch<br />

mit Ländern des Westens und des Orients.<br />

Von Wolfgang J. Bandion<br />

blick, als der neugewählte Papst Kardinal Wyszyński auf<br />

sich zukommen sah, stand auch er auf, um ihn zu umarmen<br />

und ihn als den großen Mann des Konzils und<br />

der polnischen Nation zu begrüßen. Kardinal Wyszyński<br />

wollte aber seine Reverenzbezeugung für den neuen<br />

Papst in einer sehr sichtbaren Demutsgeste zeigen, was<br />

der neugewählte Papst nicht zuließ. Dadurch ergab sich<br />

fast ein kleines „Ringen“ vor den versammelten Konklave-Vätern.“<br />

Primas des Jahrtausends<br />

Kardinal Wyszynski starb am 28. Mai 1981. Sein Begräbnis<br />

fand in Warschau statt und war eine der größten<br />

religiösen und patriotischen Veranstaltungen im Nachkriegspolen.<br />

Nach kommunistischen Angaben nahmen<br />

etwa 120.000 Menschen an der Trauerfeier teil, während<br />

unabhängige Beobachter die Zahl auf eine halbe Million<br />

schätzten. In Polen wird Wyszyński noch immer als „Primas<br />

des Jahrtausends“ verehrt.<br />

Der vorliegende Artikel wurde mit<br />

freundlicher Genehmigung der Autorin,<br />

Dr. Annemarie Fenzl, gekürzt.<br />

Der Beitrag kann in voller Länge<br />

nachgelesen werden (kostenpflichtig):<br />

www.kathpress.at<br />

Dr. Annemarie Fenzl<br />

<strong>Die</strong> Kreuzzüge, an denen sich die Babenberger, allen voran<br />

Herzog Leopold V. (1177-1194) und Herzog Leopold<br />

VI. (1198-1230), aktiv beteiligten, brachten nicht nur<br />

eine wirtschaftliche Prosperität, sondern auch eine politische<br />

Anerkennung der Stellung Österreichs. An den<br />

großen Heeresstraßen entstanden die Niederlassungen<br />

der neuen Ritterorden – in Wien an der alten Ausfallsstraße<br />

Richtung Süden, der heutigen Kärntnerstraße.<br />

Sowohl die <strong>Malteser</strong>kirche wie auch die Deutschordenskirche<br />

in der Singerstraße verweisen darauf. Zugleich<br />

ist diese Ära auch eine Zeit des Wandels. <strong>Die</strong> Hinwendung<br />

zu einer menschlichen Betrachtung Christi ist für<br />

die nachfolgenden Jahrhunderte von Bedeutung. Recht<br />

allgemein wird diese Epoche mit dem Stil der Gotik verbunden.<br />

<strong>Die</strong> Geburt im Stall von Bethlehem sowie die<br />

Kindheit Jesu und die Passion rücken in den Mittelpunkt<br />

der Betrachtung. Viele der nun wiederentdeckten<br />

Erzählungen stammen von frommen Texten, die zumeist<br />

in den frühen Jahrhunderten des Christentums<br />

in Ägypten entstanden waren und keine Anerkennung<br />

als authentische Evangelientexte erlangten.<br />

Inniges Mitgefühl<br />

<strong>Die</strong> Bezeichnung Pietà entspricht dem Begriff des „Inniges<br />

Mitgefühls“, „Sich Hineinversetzen, Mitleid und<br />

Mitleiden“. <strong>Die</strong>s sind Kernempfindungen. Zwischen<br />

Kreuzverehrung und Grablegung in der Karwoche entstand<br />

ein paraliturgischer Brauch der Betrachtung der<br />

fünf Wundmale Christi, dessen Körper auf dem Schoß<br />

seiner Mutter ruht. Besonders im 15. Jahrhundert wur-<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 27


KULTURGUT<br />

© Shutterstock.com / Renata Sedmakova<br />

de diese Darstellung vor allem in Bayern, Österreich und<br />

Böhmen populär. Vermutlich in der ersten Hälfte des<br />

15. Jahrhunderts entstand auch das ursprüngliche Gnadenbild<br />

der <strong>Malteser</strong>kirche – eine Pietà. Es sollte der<br />

Kontemplation dienen und den Menschen auf das noch<br />

tiefere Leid Mariens hinführen. Das Antlitz Mariens ist<br />

meist jugendlich oder alterslos. Ein Symbol und Hinweis<br />

auf die Passion, die nicht Endpunkt ist, sondern die Auferstehung<br />

ankündigt.<br />

Unsere liebe Frau von Philermos<br />

<strong>Die</strong> heute in der ganzen <strong>Malteser</strong>welt verbreitete Darstellung<br />

der Ikone der Mutter Gottes von Philermos, die<br />

vermutlich um 1200 entstanden ist und Teil einer Deësis-Gruppe<br />

war (Christus in der Mitte umgeben von Maria<br />

und Johannes dem Täufer, die beide für die Menschheit<br />

Fürbitte einlegen), war bis zum Fall von Rhodos<br />

1522 ein zwar im Orden vertrautes Gnadenbild, aber<br />

außerhalb von Rhodos nicht sehr bekannt. In den Niederlassungen<br />

des Ordens wurden lokale und vertraute<br />

Gnadenbilder verehrt sowie die hier vorgestellte Pietà,<br />

die zwar heute nicht mehr die Originalfassung aufweist,<br />

aber ansonsten sehr gut erhalten ist. Vermutlich im<br />

Zuge der Umgestaltung der Kirche an der Kärntnerstraße<br />

Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie abgegeben. In<br />

der neuen Zuwendung an mittelalterliche Gnadenbilder<br />

wurde sie von privater Seite im Jahre 1841 den Piaristen<br />

bei Maria Treu in der Josefstadt geschenkt.<br />

Obgleich die Darstellung der Pietà im Laufe des späten<br />

Mittelalters unterschiedliche Formen aufweist, existieren<br />

zwei exemplarische Darstellungen aus späteren Zeiten,<br />

die fast jeder kennt oder auch schon gesehen hat.<br />

Es ist dies die Pietà von Michelangelo in St. Peter, Rom<br />

(1500) und die Pietà im Dom zu Gurk von Georg Raphael<br />

Donner (1740). Auffallend bei beiden aus so unterschiedlichen<br />

Kunstepochen ist das jeweilige jugendliche<br />

Aussehen Mariens, das auf den schon erwähnten theologischen<br />

Hintergrund von Erlösung und Auferstehung<br />

hinweist.<br />

Vielleicht ergibt sich einmal die Gelegenheit einen Abguss<br />

zu nehmen und diese Kopie wieder in die <strong>Malteser</strong>kirche<br />

rückzuführen. <strong>Die</strong> Inschrift am Sockel „St. Maria<br />

de Malta“ sollte für uns ein Auftrag sein.<br />

28<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESERORDEN<br />

DIE MACHT DER FÜRSORGE<br />

Es gibt sie noch immer: die Sklaverei, die Ausbeutung von Menschen. Am 8. Februar, dem internationalen Tag des Gebets und der<br />

Reflexion gegen den Menschenhandel, wurde einmal mehr dessen Abschaffung gefordert.<br />

2015 von Papst Franziskus ins Leben gerufen beging die<br />

katholische Kirche am 8. Februar <strong>2022</strong> bereits zum achten<br />

Mal diesen besonderen Gebets- und Reflexionstag – von<br />

den <strong>Malteser</strong>n tatkräftig im Rahmen einer Heiligen Messe<br />

unterstützt. Etwa 700 Personen nahmen via Internet-<br />

Livestream an der Messe teil.<br />

Von Udo Thianich-Schwamberger<br />

Mädchen und Frauen überproportional betroffen<br />

Im Fokus der gemeinsamen Gebete stand dieses Jahr das<br />

Thema: „<strong>Die</strong> Macht der Fürsorge – Frauen, Wirtschaft,<br />

Menschenhandel“. Menschenhandel ist vor allem in armen<br />

Ländern weit verbreitet, wo beispielsweise der Verkauf eines<br />

Kindes bedürftigen Familien aus finanzieller Not helfen<br />

soll. <strong>Die</strong> COVID-19-Pandemie hat das Geschäft des Menschenhandels<br />

verstärkt und das Leiden verschlimmert. Sie<br />

hat die Möglichkeiten und sozioökonomischen Mechanismen<br />

begünstigt, die dieser Geißel zugrunde liegen, und die<br />

Verwundbarkeit der am stärksten gefährdeten Personen<br />

verschlimmert: vor allem Frauen und Mädchen. Sie werden<br />

durch das vorherrschende Wirtschaftsmodell besonders bestraft.<br />

<strong>Die</strong> Kluft zwischen Männern und Frauen ist dadurch<br />

gewachsen.<br />

Agenten des Wandels<br />

Laut Statistiken der Vereinten Nationen zum Menschenhandel<br />

(UNODC Global Report on Trafficking in Persons<br />

2020) sind 72 Prozent der identifizierten Opfer von Menschenhandel<br />

Frauen und Mädchen. Zudem steigt der<br />

Anteil von Frauen und Mädchen im Zusammenhang mit<br />

Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung<br />

deutlich an – ein Markt, der bereits zwei Drittel der durch<br />

Ausbeutung erzielten Gewinne ausmacht.<br />

Angesichts des vom Heiligen Vater beanstandeten Scheiterns<br />

mancher Wirtschaftsmodelle sind alle Menschen<br />

aufgerufen, eine führende Rolle als Agentinnen und Agenten<br />

des Wandels zu übernehmen, um ein Wirtschaftssystem<br />

zu schaffen, das auf der Fürsorge für Menschen und<br />

die Sorge für das gemeinsame Haus gründet und alle einbezieht.<br />

Fürsorge ist eine Lebensweise und die Art Jesu zu<br />

lieben, wie er uns im Gleichnis vom barmherzigen Samariter<br />

(Lk 10,25-37) erzählt, das von Papst Franziskus in seiner<br />

Enzyklika Fratelli tutti aufgegriffen wurde.<br />

Hinsehen und verändern statt wegsehen<br />

<strong>Die</strong> Macht der Fürsorge ist der einzige Weg, Menschenhandel<br />

und alle Formen der Ausbeutung zu bekämpfen.<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden beschäftigt zur Bekämpfung<br />

dieses Leides zwei Sonderbotschafter: Michel<br />

Veuthey, Botschafter zur Beobachtung und Bekämpfung<br />

von Menschenhandel (Genf, Schweiz) und Romain Champierre<br />

de Villeneuve, Generalbotschafter für Afrika (Lagos,<br />

Nigeria), stärken das Engagement des <strong>Malteser</strong>ordens bei<br />

der Prävention von Menschenhandel und schützen die Opfer<br />

mit Projekten auf lokaler und diplomatischer Ebene.<br />

Auch der Botschafter des Ordens in Österreich, Sebastian<br />

Prinz von Schoenaich-Carolath, ist Mitglied des „Runden<br />

Tisches gegen Menschenhandel“, den die Österreichische<br />

Bischofskonferenz ins Leben gerufen hat und der auch den<br />

Gedenktag am 8. Februar mitinitiierte. „<strong>Die</strong> moderne Sklaverei<br />

ist noch viel menschenunwürdiger als die frühere.<br />

Der einzelne Mensch ist nichts mehr wert, wird vollkom-<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 29


MALTESERÖSTERREICH<br />

men ausgeschlachtet und zuletzt manchmal einfach weggeworfen“,<br />

so Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath.<br />

„<strong>Die</strong> unwürdige Behandlung findet auch in unserem Umfeld<br />

statt. Wenn wir nicht beginnen, uns mit der würdigen<br />

Behandlung von Menschen in unserem Umfeld zu beschäftigen,<br />

machen auch wir uns mitschuldig. Durch Hinsehen<br />

und Nicht-Wegsehen können wir viel verändern.“<br />

PALLIATIVDIENST<br />

AM WEG VOM LEBENSENDE ZUM STERBEN<br />

Palliative Betreuung konzentriert sich nicht nur auf Sterbende, sondern auch auf chronisch kranke und schwerkranke Menschen<br />

sowie auf Menschen mit Demenz. Hier einige philosophische und ganz praktische Gedanken.<br />

Von Traude und Johannes Mlczoch<br />

<strong>Die</strong> britische Krankenschwester, Sozialarbeiterin, spätere<br />

Ärztin und Begründerin der Palliativmedizin, Cicely<br />

Saunders hat den Begriff „Total Pain“ neu definiert: Demnach<br />

besteht Schmerz aus vier Dimensionen: der physischen,<br />

der psychischen, der sozialen und der spirituellen.<br />

Schwerkranke Menschen verspüren Schmerzen, die über<br />

das rein Körperliche hinausgehen und daher besondere<br />

Aufmerksamkeit benötigen. In unserer Aufgabe der palliativen<br />

Betreuung versuchen wir, diese Aufmerksamkeit zu<br />

geben. Wir sehen uns als Teil des „Spiritual Care“-Gedanken.<br />

Das heißt, offen zu sein für existenzielle, spirituelle und auch<br />

theologische Fragen. <strong>Die</strong>sen und anderen Themen wollen<br />

wir uns respektvoll nähern.<br />

„<strong>Die</strong> vollen Scheunen der Vergangenheit“<br />

Krankheit oder herannahender Tod sind Grenzsituationen<br />

des Lebens, die Trauer bedeuten und den Verlust des bisherigen<br />

Daseins. Für das Bedürfnis, über Vergangenes zu reden<br />

und es neu zu beleuchten, wird in unseren Gesprächen<br />

viel Raum gegeben. Viktor Frankl, der berühmte Neurologe,<br />

Psychiater und Begründer der Logotherapie, sei hier zitiert:<br />

„Manche Menschen sehen die Stoppelfelder der Vergänglichkeit<br />

und nicht die vollen Scheunen der Vergangenheit.“<br />

Ehrenamtliche Tätigkeit mit Ausbildung<br />

Unser Team besteht großteils aus <strong>Malteser</strong>n, die vor allem<br />

im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, im <strong>Malteser</strong><br />

Ordenshaus (ehem. Haus Malta) sowie auf der<br />

Palliativstation in der Klinik Ottakring in Wien tätig sind.<br />

<strong>Die</strong>se Bereiche werden von Johannes Mlczoch koordiniert.<br />

Alle Mitarbeitenden haben den verpflichtenden Kurs über<br />

„Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung“ besucht. <strong>Die</strong>ser<br />

findet für die Palliativtätigkeit in Wien im Kardinal König<br />

Haus unter der Leitung von CS Schwester Mag. Karin<br />

Weiler statt (nähere Informationen unter: www.kardinalkoenig-haus.at/bildungsprogramm/hospiz-palliative-caredemenz/programm).<br />

Das im Anschluss erforderliche Praktikum<br />

kann auf der Palliativstation der Klinik Ottakring<br />

absolviert werden.<br />

<strong>Die</strong> geplanten gesetzlichen Änderungen im Zusammenhang<br />

mit Palliativbetreuung können für die <strong>Malteser</strong> eine<br />

Chance sein, die Tätigkeiten auszuweiten und – getreu<br />

dem Ordensmotto – „unseren Herren Kranken“ verstärkt<br />

zu dienen.<br />

Kontakt für Ehrenamtliche, die sich in der Palliativbetreuung<br />

einbringen möchten:<br />

Univ. Prof. Dr. med. Johannes Mlczoch<br />

M: +43 664 411 88 69, E: johannes.mlczoch@hotmail.com<br />

30<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

STEIERMARK<br />

TUN, WAS<br />

MÖGLICH IST<br />

Für Menschen im Alter, mit dementieller Erkrankung, mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung ist die regelmäßige<br />

Kommunikation und der kontinuierliche Kontakt mit vertrauten Personen besonders wichtig. <strong>Die</strong>s gibt Sicherheit<br />

und Orientierung.<br />

Von Elisabeth Eder<br />

Mit der Corona-Pandemie wurde der persönliche Kontakt<br />

zu den von uns Betreuten zu einer großen Herausforderung.<br />

Wie viele andere mussten auch wir unser<br />

aktives <strong>Die</strong>nstleben deutlich reduzieren, gehören doch<br />

viele unserer Betreuten zur besonders gefährdeten Risikogruppe.<br />

Nach einigen Ausflügen und wunderbaren<br />

Kulturdiensten in der wärmeren Jahreszeit sind wir seit<br />

Herbst 2021 wieder vermehrt auf telefonische und postalische<br />

Kontakte angewiesen. So wurde nach den Lockdown-Briefen<br />

erst fleißig Weihnachtspost geschrieben<br />

und dann einige Neujahrsglückwünsche verteilt.<br />

Liebevoll ausgesucht und verziert<br />

Unsere traditionelle Weihnachtsfeier musste ebenso als<br />

verantwortbare COVID-Version neu gedacht werden. In<br />

der Pfarre St. Leonhard konnten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen<br />

mehr als 70 Betreute, Mitglieder<br />

und Gäste am letzten Samstag vor dem Heiligen Abend<br />

nach der Messe und dem Liedersingen erstmals im Freien<br />

eine Riesenportion Weihnachtsstimmung genießen.<br />

<strong>Die</strong> traditionelle Packerlliste durfte aber trotz Corona<br />

nicht fehlen. Alle Betreuten erhielten neben Keksen und<br />

Blumen ein ganz persönliches Geschenk – liebevoll ausgesucht<br />

und beschriftet, oftmals mit Kinderzeichnun-<br />

gen verziert. Es gab eine ganze Reihe von Mitgliedern,<br />

die quer durch Graz und auch in Teilen der Steiermark<br />

unterwegs waren, um per kontaktloser Übergabe Wünsche<br />

zu erfüllen. Auch auf dem Postweg konnten wir<br />

sichtbare Freude in so manches Gesicht zaubern.<br />

Vorfreude auf häufigere Treffen<br />

Auch wenn die meisten unserer Sonderdienste derzeit<br />

pausieren müssen: Ein monatlicher Messbesuch gemeinsam<br />

mit Betreuten, Mitgliedern und Freunden<br />

unseres Bereichs konnte dank Testung, Masken und<br />

Abstandsregel in der Kirche außerhalb der Lockdown-<br />

Zeiten immer wieder stattfinden. Auch die traditionelle<br />

Lourdes-Messe anlässlich des Weltkrankentages im Februar<br />

wurde in bewährter Zusammenarbeit mit der Pfarre<br />

Mariahilf und in Anwesenheit vieler Delegations- und<br />

MHDA-Mitglieder gefeiert.<br />

Mit den länger werdenden Tagen und den wärmeren<br />

Temperaturen steigt die Hoffnung auf die Rückkehr<br />

eines abwechslungsreichen und regelmäßigen sozialen<br />

<strong>Die</strong>nstlebens. Sobald die Maßnahmen es zulassen, freuen<br />

wir uns auf den ersten gemeinsamen Kuchen und einen<br />

netten Kaffeetratsch in unserem „Café Malta“. Bei<br />

köstlichen Süßspeisen wird hier mit unseren Betreuten<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 31


MALTESERÖSTERREICH<br />

Lourdes-Messe in der Steiermark<br />

Lourdes-Messe in der Steiermark<br />

über aktuelle Geschehnisse diskutiert, philosophiert<br />

und über die neuesten Trends, aber auch über den Aufstieg<br />

des Grazer Fußballvereins gefachsimpelt. Unser<br />

Café Malta findet geplanterweise jeden ersten Mittwoch<br />

im Monat in der Grazer Traditionsbäckerei Sorger statt.<br />

EIN BISSCHEN NEU UND<br />

IMMER WIEDER ANDERS<br />

Dürfen wir vorstellen: Niklas Salm-Reifferscheidt, neuer Kommandant des<br />

MALTESER Hospitaldienst Austria. Ihm zur Seite stehen weiterhin Sylvia Tuczka<br />

und Christoph Calice als Vizekommandanten. Ein Gespräch mit dem<br />

Trio über Ziele, Finanzen, PR und Glauben.<br />

Von Manuel Weinberger<br />

Herr Kommandant, ein neuer Besen kehrt gut,<br />

weil …?<br />

Niklas Salm-Reifferscheidt: Ohne sagen zu wollen, dass<br />

nun alles anders oder besser wird: Ich sehe durch den<br />

Wechsel im Kommando Chancen und Möglichkeiten für<br />

den MHDA, den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria. Neues<br />

weckt zumeist Neugierde, eröffnet einen neuen Blickwinkel<br />

und spornt zu Veränderungen an. Neues bringt Bewegung.<br />

Gleichzeitig vertrauen wir auf die gute Zusammenarbeit<br />

innerhalb des MHDA, die wir bereits in den<br />

vergangenen Monaten seit dem Führungswechsel erleben<br />

durften.<br />

Welche Schwerpunkte setzen Sie für die nächste<br />

Zeit?<br />

Niklas Salm-Reifferscheidt: Wir nehmen uns die Strategiesitzungen<br />

der letzten Zeit zu Herzen und haben aus<br />

ihnen unsere Schlüsse gezogen. Fest steht jedenfalls, dass<br />

es viel zu tun gibt, um den MHDA für die Zukunft gut<br />

gerüstet und auf festen Beinen stehend zu wissen. <strong>Die</strong><br />

<strong>Die</strong>nste, die die Mitglieder des MHDA leisten, sollen wirkungsvoll<br />

sein, Freude machen und aus unserem Glauben<br />

heraus motiviert sein. So richten wir den Fokus auf gute<br />

und gut besetzte <strong>Die</strong>nste und gelebte Spiritualität. Ein<br />

besonderes Augenmerk legen wir auf die Finanzgebarung<br />

des MHDA und den sorgsamen Umgang mit den uns an-<br />

32<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

vertrauten Spenden. Und nicht zuletzt ist uns ein gutes<br />

Einvernehmen mit dem Großpriorat wichtig.<br />

Stichwort Finanzen: Wie können diese weiter<br />

gestärkt werden?<br />

Sylvia Tuczka: <strong>Die</strong> Ertragslage des MHDA stützt sich im<br />

Wesentlichen auf drei Säulen – verrechenbare <strong>Die</strong>nste,<br />

Spenden und Förderungen. Unsere <strong>Die</strong>nste im Sanitätsbereich<br />

wollen wir weiter ausbauen, weil wir hier unsere<br />

vorhandenen Ressourcen – z. B. unseren Kfz-Fuhrpark<br />

und unser Personal wie Sanitäter und Fahrer – optimal<br />

einsetzen können. Im Bereich der Spendenaufbringung<br />

leistet jeder einzelne <strong>Malteser</strong> durch seine <strong>Die</strong>nstbereitschaft<br />

einen wertvollen Beitrag dazu, unsere Spender<br />

vom Wert und von der Nachhaltigkeit ihrer Spende zu<br />

überzeugen. Förderungen der öffentlichen Hand sind<br />

ein unverzichtbarer Beitrag, und mein Anliegen wäre es,<br />

neue <strong>Die</strong>nste durch Förderungen zu finanzieren.<br />

Worauf liegt Ihr Fokus beim MHDA?<br />

Sylvia Tuczka: Wir wollen ein spezielles Augenmerk<br />

auf die Ausbildung unserer Mitglieder legen. Viele Fertigkeiten<br />

müssen regelmäßig aufgefrischt werden. Das<br />

Thema ist jetzt besonders aktuell, da wir in den vergangenen<br />

zwei Jahren pandemiebedingt kaum mehrtägige<br />

<strong>Die</strong>nste absolvieren konnten. Im Kommando darf ich<br />

mich mit großer Freude dem Bereich der Sozialdienste<br />

widmen und wir alle können es kaum erwarten, wieder<br />

eine Lourdes-Wallfahrt zu machen und unsere bereits<br />

zweimal verschobene Pilgerreise nach Rom nachzuholen.<br />

Weil wir <strong>Malteser</strong> mit unseren Betreuten vor allem<br />

auf mehrtägigen Reisen „zusammenwachsen“ können,<br />

sollen vermehrt auch kleine Reisen und Sonderdienste<br />

organisiert werden. In diesem Bereich haben wir gutes<br />

Know-how, auf das die jeweiligen Einsatzleiter zurückgreifen<br />

können.<br />

Was plant der MHDA in Sachen Öffentlichkeitsarbeit?<br />

Christoph Calice: <strong>Die</strong> interessierte Öffentlichkeit hat<br />

bereits ein – meist positiv besetztes – Bild des MHDA.<br />

In dieser Hinsicht kann aber noch ungemein viel mehr<br />

bewirkt werden. Unsere Zielgruppen sind zunächst die<br />

Menschen, die bereit sein könnten, bei den <strong>Malteser</strong>n<br />

mitzumachen. Ob Jung oder Alt, als <strong>Malteser</strong> im Sozialoder<br />

Sanitätsdienst und als Pilger oder Betreuter bei unseren<br />

Wallfahrten. Uns liegen klarerweise auch jene am<br />

Herzen, die uns als Spender und Gönner unterstützen.<br />

Letztlich gilt unsere PR aber auch der ganzen Öffentlichkeit,<br />

um unsere Arbeit als Ausfluss christlicher Nächstenliebe<br />

und spiritueller Glaubenstiefe in geeigneter Form<br />

zu präsentieren. Heutzutage steht uns eine Vielzahl von<br />

Medien und Möglichkeiten zur Verfügung. Wir haben<br />

bereits ein tolles, internes Team hauptsächlich junger<br />

<strong>Malteser</strong> gewonnen, die laufend gute Ideen entwickeln.<br />

In den nächsten Wochen und Monaten wird man die Umsetzung<br />

dieser Ideen bemerken.<br />

Ihre persönlichen Ziele und Wünsche für den<br />

MHDA?<br />

Christoph Calice: Ich persönlich halte das ehrenamtliche<br />

Engagement für das Funktionieren einer Gesellschaft<br />

für unverzichtbar. Jedem, der seine Zeit in den<br />

<strong>Die</strong>nst anderer Menschen stellt, sei gedankt. Nächstenliebe<br />

ist etwas, das nicht delegiert werden kann, es<br />

wirkt nur aus dem Einzelnen und seinen Taten heraus.<br />

Im Kommando sehe ich meinen Beitrag darin, die Einsatzbereitschaft<br />

unserer <strong>Malteser</strong> mit allem, was mir<br />

zur Verfügung steht, zu unterstützen und zu begleiten.<br />

Besonders liegt mir unser christliches Erbe und Charisma<br />

am Herzen. Im Ergebnis wünsche ich mir eine Fortführung<br />

dessen, was ohnehin seit gut 1000 Jahren für<br />

die <strong>Malteser</strong> gilt: Stärkung und Bewahrung des Glaubens<br />

und tatkräftige Nächstenliebe für die Schwächeren<br />

in der Gesellschaft.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 33


MALTESERÖSTERREICH<br />

DÜRFEN WIR VORSTELLEN: TIROL UND<br />

Vergangenes Jahr konnte der Bereich Tirol und Vorarlberg sein 50-jähriges Bestehen mit einem ausführlichen Rückblick und<br />

einer eigenen Festschrift feiern. Nun wird es Zeit, ins Hier und Jetzt zu schauen.<br />

Von Lukas Krupitza<br />

Der Bereich Tirol ist nur scheinbar sehr klein. Tatsächlich sind wir<br />

eine überaus aktive und eingeschworene Gemeinschaft. Das macht<br />

uns zu dem Bereich mit der höchsten Anzahl von <strong>Die</strong>nststunden pro<br />

Mitglied innerhalb der <strong>Malteser</strong>. Vor der Pandemie absolvierten wir<br />

gemeinsam im Durchschnitt rund 18.000 ehrenamtliche Stunden<br />

pro Jahr. Manche unserer <strong>Die</strong>nste sind historisch gewachsen, manche<br />

Aufgaben haben sich erst in den letzten Jahren dazugesellt.<br />

Bahn frei für Nr. 14-471<br />

Das Jahr 2021 endete trotz Lockdown für<br />

den Bereich Tirol/Vorarlberg sehr erfreulich.<br />

Der neue Rettungstransportwagen<br />

Nr. 14-471 konnte in den <strong>Die</strong>nst gestellt<br />

werden. Vielen herzlichen Dank an unseren<br />

Bereichsseelsorger Patrick Busskamp,<br />

der das neue Rettungsfahrzeug vor der Inbetriebnahme<br />

noch persönlich segnete. Im<br />

Anschluss wurde das Amt der Leiterin Rettungsdienst,<br />

welches bislang Nikola Schmidinger<br />

neben der Hospitaldienstleitung innehatte,<br />

an Michael Oppitz übergeben. Alles<br />

Gute und viele unfallfreie, schöne <strong>Die</strong>nste!<br />

Neben dem wöchentlichen Rettungsdienst, in dem die Tiroler<br />

<strong>Malteser</strong> 20 Stunden pro Woche im Regelrettungsdienst in Tirol<br />

eingesetzt sind, unterstützen wir Kultur- und Sportevents, bei denen<br />

verpflichtende Ambulanzdienste vorgesehen sind. Für kirchliche<br />

Einrichtungen und die Diözese Innsbruck bieten wir diese<br />

<strong>Die</strong>nste selbstverständlich kostenfrei an.<br />

Spirituelle Betreuung<br />

Zusätzlich zum Rettungs- und Katastrophendienst sind uns der<br />

Sozialdienst sowie die spirituelle Begleitung unserer Betreuten<br />

FEST! SCHRIFT!<br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

TIROL UND VORARLBERG<br />

FESTSCHRIFT 50 JAHRE<br />

Gedruckte Exemplare unserer Festschrift anlässlich des 50-jährigen Bestehens<br />

des Bereichs Tirol sind in unserem Sekretariat auf Anfrage jederzeit erhältlich:<br />

E: tirol@malteser.at, T: +43 512 58 04 58. Lesen Sie die Festschrift online unter:<br />

www.malteserorden.at/presse/downloads/<br />

34<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong><br />

50 Jahre Bereich Tirol/Vorarlberg | 1970 - 2020<br />

1


MALTESERÖSTERREICH<br />

VORARLBERG!<br />

ein wesentliches Anliegen. In der Bereichszentrale Innsbruck,<br />

liebevoll „Malta“ genannt, feiern wir – außerhalb<br />

von Pandemiezeiten – jeweils am ersten Freitag im Monat<br />

die Heilige Messe. Messen und Ausflüge bieten wir<br />

auch unseren Betreuten im benachbarten Vorarlberg.<br />

Zur Bewegungsförderung haben jeweils donnerstags zwei<br />

bis drei Betreute die Möglichkeit, mit uns im Hallenbad<br />

schwimmen zu gehen. Da wir über Fahrzeuge verfügen,<br />

in denen Rollstühle angeschnallt werden können, werden<br />

wir auch immer wieder für Transportdienste gebucht.<br />

Neben bundesweiten Reisen veranstalten wir jedes Jahr<br />

eine kulturelle Sommerreise, um unseren Betreuten eine<br />

kleine Auszeit von ihrem nicht immer einfachen Alltag zu<br />

ermöglichen. Im Rahmen unserer ganz persönlichen und<br />

sehr individuell gestalteten „Herzenswunsch“-Ausflüge<br />

begleiten wir Menschen am Ende ihres Lebens zu einem<br />

ihrer Sehnsuchtsorte.<br />

Aus vollem Herzen dabei<br />

Hinter all diesen Aktivitäten stehen ehrenamtlich Tätige,<br />

die ihre Freizeit für den <strong>Die</strong>nst am Nächsten zur Verfügung<br />

stellen. Organisiert und geleitet wird diese Gruppe<br />

von Freiwilligen von einer ebenso engagierten Führungsriege,<br />

die wir hier vor den Vorhang holen.<br />

Verena Trentini ist die<br />

Frau an der Spitze der Delegation<br />

Tirol/Vorarlberg.<br />

Im Hospitaldienst betreute<br />

sie längere Zeit die<br />

Ausbildungsgruppe, meldete<br />

sich dann aus beruflichen<br />

Gründen von den regelmäßigen<br />

<strong>Die</strong>nsten ab, nahm weiterhin<br />

an den Bereichsgottesdiensten<br />

teil und begleitete unsere Herren Kranken auf<br />

den unterschiedlichsten Wallfahrten wie Lourdes, Rom<br />

und dem Sonnenzug. Verena Trentini ist als Dame in<br />

Obedienz Mitglied des <strong>Malteser</strong>ordens. Vor drei Jahren<br />

wurde sie zum Delegaten für Tirol/Vorarlberg ernannt.<br />

Gemeinsam mit Lukas Krupitza ist sie für Pressearbeit<br />

ernannt.<br />

Nikola Schmidinger leitet den<br />

Hospitaldienst. Bei ihr laufen<br />

sämtliche Fäden zusammen.<br />

Sie wird von den Bereichsleitern<br />

Gregor Holfeld, Bernhard<br />

Enzenberg und Michael Oppitz<br />

sowie den Referatsleitern Pia<br />

Schirmer und Thomas Schumacher<br />

(Finanzen), Barbara<br />

Leopold und Petra Zeillinger<br />

(Soziales), Bereichsseelsorger<br />

Patrick Christof Busskamp<br />

OPraem sowie Sekretärin<br />

Monika Reitmeir unterstützt.<br />

DIE LEISTUNGEN DES BEREICHS<br />

TIROL/VORARLBERG IM ÜBERBLICK<br />

• Rettungsdienst im Rahmen des<br />

Tiroler Rettungsdienstes<br />

• Ausbildung zum Sanitäter, zur Sanitäterin<br />

• Ambulanz- und Sanitätsdienste<br />

(z. B. bei Sportveranstaltungen)<br />

• Unterstützung im Katastrophenfall<br />

• Herzenswunschfahrten für Menschen<br />

am Ende ihres Lebens<br />

• Begleit- und Betreuungsdienste<br />

• Transportdienste mit rollstuhlfähigen<br />

Fahrzeugen<br />

• Therapieschwimmen<br />

• Sozialdienste (z. B. Heilige Messe, Ausflüge)<br />

• Reisen für Menschen mit Behinderung<br />

(Pilger- und Kulturfahrten)<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 35


XXXXX<br />

DAS SAGEN UNSERE MITGLIEDER UND<br />

EHRENAMTLICHEN HELFER<br />

„Motiviert wurde ich<br />

durch Freunde und<br />

Bekannte, die mir von<br />

ihren Tätigkeiten bei<br />

den <strong>Malteser</strong>n erzählten.<br />

Für mich als<br />

‚Branchenfremder‘ bot<br />

sich nun eine gute Gelegenheit,<br />

den eigenen Horizont zu erweitern<br />

und dabei anderen zu helfen, ihnen beizustehen<br />

und sie zu begleiten. Bei der feierlichen<br />

Aufnahme in Innsbruck im Jahr 2015<br />

wechselte ich aus der Ausbildungsgruppe in<br />

den MHDA als aktives Mitglied.“<br />

Bernhard Enzenberg,<br />

Bereichsleiter-Stellvertreter<br />

„Für die <strong>Malteser</strong> tätig zu sein,<br />

bedeutet für mich, die Freude<br />

des Evangeliums mitzuteilen und<br />

mitgeteilt zu bekommen – in den<br />

verschiedensten Facetten des<br />

Zusammenseins.“<br />

Patrick Christof Busskamp OPraem,<br />

Bereichsseelsorger seit Sept. 2004<br />

„Vor 50 Jahren waren alle meine Freunde bei<br />

den <strong>Malteser</strong>n. Keiner von uns dachte daran,<br />

wie sehr die <strong>Malteser</strong> unser Leben prägen<br />

und beeinflussen würden und wie viele<br />

gute Freundschaften bis heute bestehen<br />

würden. Wir machten <strong>Die</strong>nste im Krankenhaus,<br />

in Heimen für Schwerstbehinderte,<br />

waren als Team beim Karwendel-Marsch,<br />

fuhren bei Wallfahrten mit. Aus diesen Begegnungen mit <strong>Malteser</strong>n<br />

und Betreuten entwickelten sich tiefe Freundschaften, verstreut über<br />

weite Teile Europas. Alles ist mit einer großen Selbstverständlichkeit<br />

im Glauben wohl gebettet. Einmal <strong>Malteser</strong>, immer <strong>Malteser</strong>!“<br />

Verena Trentini, Delegat<br />

„Ich bin seit 1999 im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />

tätig, aktuell in der Funktion als Stv. Referatsleiterin<br />

für Soziales. Es gibt für mich<br />

viele Gründe, <strong>Malteser</strong>in zu sein: die bunte<br />

Gemeinschaft, das gemeinsame Erleben von<br />

Ausflügen, Wallfahrten und Reisen, gemeinsam<br />

zu lachen, einfach Zeit zu schenken.<br />

Besonders freut es mich, dass ich all diese schönen Momente unseren<br />

betreuten Freunden ermöglichen kann und diese mit ihnen teilen darf.“<br />

Petra Zeillinger, Referat Soziales, Stellvertreterin<br />

„Ich bin seit 2013 mit<br />

Begeisterung bei den<br />

<strong>Malteser</strong>n dabei. <strong>Die</strong><br />

vielen mitreißenden Geschichten<br />

meiner Eltern<br />

über die <strong>Malteser</strong> haben<br />

mich dazu bewogen. Es<br />

ist unglaublich erfüllend,<br />

durch die vielschichtigen Tätigkeiten – sei<br />

es auf Wallfahrten, bei Sommerlagern,<br />

Monatsmessen, Sozialdiensten oder im<br />

Rettungsdienst – im Geiste des Ordens dem<br />

Nächsten, unseren Herren Kranken, zu<br />

dienen.“<br />

Philipp Anwander, Referatsleiter Sanität<br />

„<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> sind eine tolle Gemeinschaft,<br />

die zusammen scheinbar<br />

Unmögliches möglich macht!“<br />

Pia Schirmer, Finanzreferentin, MHDA-<br />

Mitglied seit 1997<br />

„Ich bin seit 2016 <strong>Malteser</strong>in und viel<br />

als Sanitäterin und Einsatzfahrerin im<br />

Rettungsdienst tätig. Seit Juni 2020<br />

zuerst als Stellvertreterin in der Bereichsleitung<br />

aktiv darf ich seit Februar <strong>2022</strong><br />

den Bereich Tirol/Vorarlberg leiten. Ich<br />

freue mich sehr über diese Aufgabe und<br />

habe sie mit viel Demut und Respekt<br />

übernommen.“<br />

Nikola Schmidinger, Bereichsleiterin<br />

36<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


DAS SAGEN UNSERE MITGLIEDER UND<br />

EHRENAMTLICHEN HELFER<br />

XXXX<br />

„Ganz nach dem (Tiroler)<br />

Motto: ‚Geht nicht, gibt’s<br />

nicht!‘ schaffen wir <strong>Malteser</strong><br />

als Gemeinschaft unvergessliche,<br />

manchmal unglaubliche<br />

Augenblicke – nicht nur<br />

für unsere Betreuten, die<br />

mir, als Sozialreferentin,<br />

besonders am Herzen liegen, sondern auch für uns.“<br />

Barbara Leopold, Referatsleitung für Soziales im Bereich<br />

Tirol, aufgenommen im Juni 2012<br />

„Mit dem MHDA und seinen Mitgliedern habe ich schon lange zu<br />

tun. 2018 habe ich mich entschlossen, die Ausbildungsgruppe zu<br />

besuchen und war sofort angetan. Seither wurde ich mit vielen<br />

unterschiedlichen Positionen innerhalb des Bereichs Tirol/Vorarlberg<br />

betraut und durfte bis Februar <strong>2022</strong> auch als Bereichsleiter bei der<br />

Leitung eines Vereins helfen. <strong>Die</strong> Arbeit mit<br />

den Betreuten und die Herausforderung der<br />

Führung sind für mich erfüllend und eine<br />

Ehre. <strong>Die</strong> Motivation und Kraft, die man<br />

aus dem Glauben heraus schöpft, beflügeln<br />

genauso wie die dankbaren Reaktionen der<br />

Betreuten.“<br />

Gregor Holfeld, Bereichsleiter-Stellvertreter<br />

„Man nehme eine seit 974 Jahren bewährte Gemeinschaft<br />

und ein paar hochmotivierte Menschen von<br />

heute und das Ergebnis kann sich sehen lassen.<br />

<strong>Malteser</strong> zu sein, macht Spaß und Freude. Es ist<br />

Freizeitgestaltung und ein wenig Lebensaufgabe. In<br />

unserer Gemeinschaft ist man füreinander da und<br />

niemand muss sich verlassen fühlen.“<br />

Christoph Leopold, Gruppenleiter, aufgenommen 2011<br />

MALTESER Ordenshaus - ERÖFFNUNG Februar <strong>2022</strong><br />

Für das neu errichtete Senioren-, Pflegewohnheim im Zentrum von<br />

Wien, suchen wir Verstärkung:<br />

Diplomierte Gesundheits- und Krankepflege (DGKP)<br />

Pflegefachassistenz (PFA)<br />

Pflegeassistenz (PA)<br />

Sie wollen im Herzen von Wien, in einem komplett neuen Haus,<br />

in einem sehr harmonischen und kollegialen Umfeld arbeiten?<br />

Dann gleich jetzt bewerben unter:<br />

www.malteserjobs.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 37<br />

#giveasmile


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESERÖSTERREICH<br />

Haus Malta<br />

ADVENT<br />

Adventstimmung mit Abstand: <strong>Die</strong> weihnachtliche Stimmung kam auch heuer trotz coronabedingter<br />

Einschränkungen für die von den <strong>Malteser</strong>n betreuten Menschen nicht zu kurz. <strong>Die</strong> Bereiche haben<br />

fleißig gebacken, gebastelt und telefoniert. So konnte der Kontakt zu den Betreuten gehalten werden<br />

und alle hatten eine große Freude – sowohl im Dialog als auch beim Beschenken und Beschenktwerden.<br />

Salzburg<br />

Steiermark<br />

38<br />

Tirol<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Dompfarrer Toni Faber<br />

Kardinal Christoph Schönborn<br />

STRASSENSAMMLUNG WIEN<br />

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig<br />

Danke an alle Spenderinnen und Spender! Vom 16. Dezember bis 19. Dezember 2021 fand die traditionelle<br />

Straßensammlung der <strong>Malteser</strong> in Wien statt. Zahlreiche ehrenamtliche Mitglieder waren vier Tage<br />

lang in ihren Uniformen und mit ihren Sammelbüchsen in der ganzen Stadt unterwegs. <strong>Die</strong> Spenden aus der<br />

Straßensammlung – eine unserer wichtigsten Einnahmequellen – kommen vollumfänglich unseren Sozialdiensten,<br />

Hilfsprojekten und Aktivitäten in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen, Alten, Kranken<br />

und Obdachlosen zugute. <strong>Die</strong>smal konnten mehr als 56.000 Euro gesammelt werden. Wir sagen ein herzliches<br />

Danke und Vergelt’s Gott!<br />

Bezirksvorsteher Markus Figl<br />

Abg.z.NR. Fiona Fiedler<br />

Vizekanzler Werner Kogler<br />

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka<br />

Bundespräsident Van der Bellen und Doris Schmiedauer


MALTESERÖSTERREICH<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> im Einsatz: Mit unseren Rettungsautos sind unsere ehrenamtlichen Helfer in den Bundesländern<br />

unterwegs.<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

TIROL/VORARLBERG<br />

Vielfältige Aktivitäten: In Tirol und Vorarlberg ist immer was los! <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> und ihre Betreuten feierten nicht<br />

nur die Monatsmessen miteinander, sondern unternahmen auch Ausflüge und Spaziergänge. Ein Highlight war mit<br />

Sicherheit der Ausflug nach Bregenz.<br />

<strong>Die</strong>nst mit Aussicht: <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> durften ihr<br />

Rettungsauto nach einem Einsatz im malerischen<br />

Innsbruck-Land bei toller Aussicht aufbereiten.<br />

40 DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 4/2020


MALTESERÖSTERREICH<br />

Gnadenwald: Bei traumhaftem Wetter erlebten Betreute einen Ausflug zum Minigolfplatz in Gnadenwald<br />

Herzenswunsch: Der Bereich Tirol/Vorarlberg erfüllte auch in diesem Quartal wieder zahlreiche Herzenswünsche.<br />

Unter anderem wurden langersehnte Familienbesuche, Friedhofsbesuche und gemeinschaftliche Aktivitäten ermöglicht.<br />

Für die <strong>Malteser</strong> ist es immer eine große Freude zu beobachten, wie glücklich die Menschen sind, wenn ihr<br />

großer Wunsch in Erfüllung geht.<br />

Ein gelungener Theaterabend: Dank mitreißender<br />

Musik und einer bewegenden Geschichte erwärmte das<br />

Stück „Blues Brothers – Im Auftrag des Herren“ im Landestheater<br />

Innsbruck die Herzen aller Zuschauer und auch die<br />

unserer Betreuten.<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

WIEN<br />

Bettenspende: Das Göttlicher Heiland<br />

Krankenhaus Wien übergab fünf elektrische<br />

Spitals- und 25 Feldbetten sowie<br />

Schutzausrüstung an das Hilfswerk der<br />

ungarischen <strong>Malteser</strong>.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 41


MALTESERÖSTERREICH<br />

Musikschule in Perigovo: Für die Eröffnung einer<br />

Musikschule im ukrainischen Perigovo konnten die<br />

<strong>Malteser</strong> in Salzburg viele Instrumente sammeln und in<br />

Zusammenarbeit mit dem Musikgeschäft KEY-WI in<br />

Itzling restaurieren.<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

SALZBURG<br />

Salzburger Monatsmesse: Nach der Messe dürfen Jause und Plausch nicht fehlen.<br />

Salzburger Virgilbus: Der Virgilbus ist an Sonntagen abends mit Ehrenamtlichen unterwegs und kümmert sich um<br />

die medizinische Versorgung von Obdachlosen und Menschen ohne Sozialversicherung.<br />

Eine Belohnung am Himmel: Das<br />

ehrenamtliche Team des <strong>Malteser</strong><br />

Bruckfahrdienstes, das drei Kinder<br />

mit Beeinträchtigung von Salzburg in<br />

die Wochenbetreuung im Caritas Dorf<br />

St. Anton in Bruck an der Großglocknerstraße<br />

gebracht hatte, wurde auf dem<br />

Rückweg mit einem überwältigenden<br />

Farbenspiel am Himmel belohnt.<br />

42<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

BURGENLAND<br />

Der <strong>Malteser</strong> Bereich Burgenland bekommt Nachwuchs:<br />

Unter der Ausbildungsleitung von Verena<br />

Scharka und Bernhard Bachna freut sich eine nette<br />

Gruppe von vier Damen und zwei Herren auf die Ausbildung<br />

im Rahmen des MHDA und auf viele erfüllende<br />

<strong>Die</strong>nste im Kampf gegen die acht Elende.<br />

Erste ehrenamtliche <strong>Die</strong>nste im Rahmen der Straßensammlung<br />

in Wien, an Punschständen, bei diversen<br />

Besuchsdiensten sowie die gemeinsame Organisation<br />

individueller Geschenke für die Bewohner des Hauses<br />

Malta führten bereits zu einem starken Gemeinschaftsgefühl<br />

und viel Vorfreude auf künftige <strong>Die</strong>nste bei den<br />

<strong>Malteser</strong>n! Herzlich willkommen!<br />

STEIERMARK<br />

LOB VON<br />

HOHER STELLE<br />

Bei ihrem Antrittsbesuch bei Landeshauptmann<br />

Hermann Schützenhöfer<br />

bekamen Richard Wittek-Saltzberg<br />

und Bernhardt Pauger stellvertretend<br />

für alle <strong>Malteser</strong> Wunderbares zu hören:<br />

„Mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz setzen<br />

die <strong>Malteser</strong> ein wichtiges Zeichen<br />

der Nächstenliebe und leisten damit einen<br />

unverzichtbaren gesellschaftlichen Beitrag in unserem<br />

Land“, so Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer<br />

bei einem Empfang anlässlich des Führungswechsels bei<br />

den <strong>Malteser</strong>n in der Steiermark.<br />

„Durch die Aktivitäten im Sanitätsdienst, im Sozialdienst,<br />

in der Ersten Hilfe und der Katastrophenhilfe<br />

sind sie die größte Rettungs- und Behindertenbetreuungsorganisation<br />

Österreichs. Ich wünsche dem neuen<br />

v.l.n.r. Bernhardt Pauger, Heinrich Steeb, KR Martin Auer, Clemens Kanhäuser,<br />

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Richard Wittek-Saltzberg, Clemens<br />

Grill, OSB. © Land Steiermark/Binder<br />

Bereichsleiter des Hospitaldienstes, Bernhardt Pauger,<br />

und Richard Wittek-Saltzberg, dem neuen Delegaten<br />

des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens, sowie dem gesamten<br />

Team alles erdenklich Gute für die neue Aufgabe<br />

und bedanke mich bei allen Mitgliedern für den unverzichtbaren<br />

Einsatz für unsere Mitmenschen!“<br />

Vielen herzlichen Dank für diese Anerkennung, Herr<br />

Landeshauptmann!<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 43


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESER ORDENSHAUS (ehem. Haus Malta) / MALTESER CARE<br />

WIR SIND ÜBERSIEDELT<br />

Eingang<br />

MALTESER Care<br />

Ungargasse 3A4<br />

3 Eingang<br />

MALTESER Ordenshaus<br />

Landstr. Hauptstr. 4A<br />

Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus – Pflege im Zentrum: Im<br />

neuen Ordenshaus, dem ehemaligen Haus Malta, im<br />

Herzen von Wien stehen Pflege, Fürsorge, sowie Nächstenliebe<br />

im Zentrum. Als erste Einheit übersiedelte Anfang<br />

Februar das Haus Malta in das neue Zuhause. Unter dem<br />

neuen Namen <strong>Malteser</strong> Ordenshaus ist es jetzt in der<br />

Landstraßer Hauptstr. 4A, 1030 Wien zu finden. Hier haben<br />

33 Bewohner ihr neues Zuhause und 35 Mitarbeitende<br />

ihren neuen Arbeitsplatz gefunden. Sechs LKW-Ladungen<br />

mit Kleidung, persönlichen Gegenständen und Möbel-<br />

stücken, Akten, Mappen, Ordnern und Pflegematerial<br />

wurden von der Bürgerspitalgasse in den dritten Bezirk<br />

überführt. Ganz besonders wichtig war neben dem professionellen<br />

Einsatz der Übersiedlungsfirma die unschätzbare<br />

Mithilfe zahlreicher Angehöriger sowie ehrenamtlicher<br />

Helfer von Hospital- und Besuchsdienst. Und natürlich blicken<br />

wir auch ein wenig wehmütig auf den alten Standort<br />

zurück, denn mit ihm ist auch der Abschied von Norbert<br />

Bercal, unserem langjährigen Pflegedienstleiter, verbunden.<br />

Alles Gute und nochmal danke für alles!<br />

44<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong><br />

www.malteser-ordenshaus.at


MALTESERÖSTERREICH<br />

Das MALTESER Ordenshaus (ehem. Haus Malta) und MALTESER Care befinden sich ab sofort am gemeinsamen neuen Standort im<br />

dritten Wiener Gemeindebezirk.<br />

Aufregend waren die Vorbereitungen und der<br />

Umzug, doch letztlich hat alles bestens geklappt!<br />

Wunderschön sind die Räumlichkeiten im neuen<br />

Ordenshaus der <strong>Malteser</strong> – und natürlich auch ein<br />

bisschen gewöhnungsbedürftig. Wege, die man in<br />

den früheren Wohnungen, Zimmern und Büros<br />

ganz intuitiv gegangen ist, brauchen nun doch wieder<br />

ein bisschen Aufmerksamkeit. Man will sich ja<br />

nicht in der Tür irren! Bis zur offiziellen Eröffnung<br />

im Sommer haben wir jedenfalls noch genug Zeit,<br />

uns fertig einzurichten und richtig anzukommen.<br />

Wir freuen uns!<br />

<strong>Malteser</strong> Care am neuen Standort: Wer uns besuchen<br />

möchte, findet uns nun an der Adresse Ungargasse<br />

3a, 1030 Wien. Wir sind mit „leichtem Gepäck“ übersiedelt,<br />

haben im Vorfeld viel ausgemustert und einen<br />

Digitalisierungsprozess gestartet. Dennoch sind wir am<br />

neuen Standort mit 230 Kartons, 18 Schreibtischen und<br />

ebenso vielen Standcomputern und Telefonanschlüssen<br />

für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angekommen.<br />

Viele Laufmeter Ordner, Akten, Desinfektionsmittel,<br />

Masken, Handschuhe und <strong>Die</strong>nstkleidung mussten<br />

in den Büroschränken und Spinden neu sortiert und<br />

untergebracht werden. Doch die Arbeit hat sich gelohnt<br />

und wir sind froh und dankbar über diesen tollen neuen<br />

Arbeitsort.<br />

Weitere Informationen finden Interessierte unter:<br />

www.malteser.care<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 45


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESER CARE<br />

GEDANKEN ZUR<br />

PFLEGEREFORM<br />

<strong>Die</strong> Pflegereform ist ein großes, komplexes, seit vielen<br />

Jahren heiß diskutiertes Thema. MALTESER Care diskutiert<br />

mit und bringt wichtige Aspekte zur 24-Stunden-Pflege<br />

und -Betreuung ein – zum Nachdenken und Einfordern.<br />

Von Susanne Wick<br />

„Im Rahmen der österreichischen Pflegereform müssen<br />

auch zur Sicherung der 24-Stunden-Pflege und<br />

-Betreuung wichtige Maßnahmen getroffen werden.“<br />

<strong>Die</strong> Fakten: <strong>Die</strong> 24-Stunden-Pflege und -Betreuung ist<br />

mittlerweile ein fixer Bestandteil der österreichischen<br />

Pflegelandschaft und muss unbedingt erhalten bleiben.<br />

Jahr für Jahr werden mehr als 25.000 pflege- und betreuungsbedürftige<br />

Personen in Österreich im Rahmen der<br />

24-Stunden-Pflege und -Betreuung in ihrem eigenen Zuhause<br />

von mehrheitlich ausländischen Betreuerinnen und<br />

Betreuern versorgt und unterstützt. Das sind 5,5 Prozent<br />

aller Pflegegeldbeziehenden in Österreich.<br />

„Alte Menschen, junge Menschen und Kinder sind<br />

froh, dort betreut werden zu können, wo sie selbst<br />

es sich wünschen.“<br />

<strong>Die</strong> Fakten: Größtenteils handelt es sich um ältere Menschen,<br />

die ihren Lebensabend zu Hause in ihrer gewohnten<br />

Umgebung verbringen möchten. Es gibt aber auch jüngere<br />

Menschen bis hin zu Jugendlichen und Kindern, die<br />

aufgrund einer Behinderung, einer schweren Erkrankung<br />

oder eines chronischen Leidens auf die Hilfe und Unterstützung<br />

einer 24-Stunden-Betreuung angewiesen sind.<br />

<strong>Die</strong> einzige Alternative wäre für viele nur das Pflegeheim.<br />

„Qualität und Sicherheit in der 24-Stunden-Betreuung<br />

müssen durch eine Reform der Förderrichtlinie<br />

und der Standards gewährleistet werden.“<br />

<strong>Die</strong> Fakten: Im Rahmen der anstehenden Pflegereform<br />

muss die monatliche staatliche Förderung ab Pflegegeldstufe<br />

3 für die 24-Stunden-Betreuung, die seit ihrer Einführung<br />

im Jahr 2007 maximal 550 Euro beträgt, unbedingt<br />

erhöht werden. <strong>Die</strong> 550 Euro von damals sind aufgrund der<br />

Inflation heute nur noch 430 Euro wert. Der Kaufkraftverlust<br />

geht zu Lasten der betreuten Menschen und ihrer<br />

Betreuungspersonen, deren Honorare stagnieren bzw. an<br />

Wert verloren haben. <strong>Die</strong>s führt, neben anderen Aspekten,<br />

zunehmend zu einem Mangel an Betreuungskräften.<br />

„Das österreichische Qualitätszertifikat ÖQZ 24<br />

dient der Sicherstellung und Einhaltung der Betreuungsstandards.“<br />

<strong>Die</strong> Fakten: Es ist unbedingt erforderlich, transparente,<br />

flächendeckende Qualitätsstandards durch das staatliche<br />

Qualitätszertifikat ÖQZ 24 für Organisationen der Personenbetreuung<br />

zu etablieren. Nur so kann die Sicherheit<br />

aller in der 24-Stunden-Betreuung involvierten Personen<br />

– Betreuter und Betreuender – gewährleistet werden. Regelmäßige<br />

und engmaschige Pflege- und Qualitätsvisiten<br />

tragen zu einer stabilen Betreuungssituation bei.<br />

AUSGEZEICHNET!<br />

MALTESER Care organisiert bereits seit elf Jahren die<br />

Betreuung von Klientinnen und Klienten im Rahmen<br />

der 24-Stunden-Pflege und -Betreuung und ist mit dem<br />

ÖQZ24 ausgezeichnet. „Mit der Verleihung des ÖQZ-24<br />

Qualitätszertifikats sehen wir unsere seit vielen Jahren<br />

qualitätsvolle und bedürfnisorientierte Arbeit für unsere<br />

Klientinnen und Klienten sowie deren Angehörige<br />

und Familien eindrucksvoll bestätigt. Das Zertifikat ist<br />

eine Auszeichnung aller unserer Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter und gleichzeitig ein Auftrag, kontinuierlich<br />

am Erhalt und an der Weiterentwicklung der Qualität<br />

unseres Angebots zu arbeiten“, sagt Helmut Lutz, Geschäftsführer<br />

von MALTESER Care.<br />

46<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESER CARE<br />

SEHR GUTES GEFÜHL<br />

UND GESPÜR<br />

Bereits in der letzten Ausgabe unseres Magazins hatten<br />

wir über das Thema „Männer in der Pflege“ berichtet.<br />

Daraufhin folgte ein Dreh mit dem ORF Wien, den wir<br />

begleiten durften. Hier die Kernaussagen des Beitrags<br />

zusammengefasst.<br />

Von Susanne Wick<br />

Botschaft Nr. 1: „Männliche Vorbilder nehmen die<br />

Angst vor der Berufswahl.“<br />

Peter (59) ist Pflegefachassistent und Tivo (31) ist diplomierter<br />

Gesundheits- und Krankenpfleger bei <strong>Malteser</strong><br />

Care. Beide sind im mobilen <strong>Die</strong>nst in Wien tätig. Auf die<br />

Frage nach der Berufswahl meinte Peter, der bereits seit 35<br />

Jahren diesen Beruf ausübt, dass Pflege für ihn eine Bereicherung<br />

sei, weil er mit den unterschiedlichsten Menschen<br />

gemeinsame Wege gehen kann und man viel mehr zurückbekommt,<br />

als man geben kann.<br />

„Pflege ist ein cooler Beruf“<br />

Helmut Lutz<br />

Geschäftsführer von <strong>Malteser</strong> Care<br />

Für Tivo, der seit drei Jahren bei <strong>Malteser</strong> Care tätig ist,<br />

gibt es neben der Pflege noch andere Herausforderungen,<br />

wie mobil unterwegs zu sein oder mit unterschiedlichen<br />

Handreichungen auch abseits der Pflege den Klientinnen<br />

und Klienten zu helfen. Es brauche Flexibilität. Vielseitiges<br />

Können und rasche Lösungen seien gefragt.<br />

Botschaft Nr. 2: „Männer, die in der Pflege arbeiten,<br />

sind mitfühlend und einfühlsam.“<br />

<strong>Die</strong> acht Männer, die bei <strong>Malteser</strong> Care arbeiten, kommen<br />

bei den Klientinnen und den Klienten gut an. So erklärt<br />

uns Frau S., dass aus ihrer Erfahrung Männer ein sehr<br />

gutes Gefühl und Gespür für die Pflege haben. Sie schätzt<br />

„ihre zwei Männer“ sehr und würde es durchaus begrüßen,<br />

wenn es noch mehr Männer in der Organisation gäbe.<br />

Botschaft Nr. 3: „Pflege ist ein cooler Beruf – ähnlich<br />

dem des Feuerwehrmannes.“<br />

So sieht es Helmut Lutz, Geschäftsführer von <strong>Malteser</strong><br />

Care, als eine ganz wichtige Aufgabe unserer Gesellschaft,<br />

den Menschen zu helfen und sie dort zu unterstützen, wo<br />

sie Hilfe und Pflege brauchen. Der Bedarf ist da, die Türen<br />

stehen auch Quereinsteigern offen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 47


MALTESERÖSTERREICH<br />

Botschaft Nr. 4: „Pflege ist ein Beruf mit Wertschätzung<br />

und Wertschöpfung.“<br />

<strong>Die</strong> Entlohnung ist kein Hindernis mehr, diesen Beruf<br />

zu ergreifen. Das Einstiegsgehalt für eine Vollzeitstelle<br />

liegt mittlerweile bei rund 2.700 Euro brutto<br />

pro Monat.<br />

Peter, der ja schon 35 Jahre in seinem Job tätig ist,<br />

konnte immer gut von seinem Gehalt leben und das sei<br />

auch jetzt so. Außerdem gehe es nicht nur ums Gehalt,<br />

sondern vor allem darum, dass man sich mit dem Beruf<br />

identifizieren könne.<br />

Peter und Tivo können sich besonders gut mit ihrer Arbeit<br />

als Pfleger identifizieren. Das spüren auch ihre Klientinnen<br />

und Klienten. „Auf Wiedersehen und inzwischen Danke<br />

und alles Gute, Tivo, Sie sind ja dann am Abend wieder bei<br />

mir. Und Peter, Sie sehe ich dann morgen früh, ich freue<br />

mich schon!“, sagt Frau S. zum Abschied.<br />

Übrigens: Nach Erscheinen des Beitrags in „Wien Heute“<br />

hatten wir mehrere Anfragen männlicher Interessenten,<br />

die wir sehr gerne zu einem Gespräch eingeladen haben.<br />

Sollten Sie ebenfalls Interesse haben, kontaktieren Sie<br />

bitte unseren Pflegedienstleiter, Herrn DGKP Esmir<br />

Kavazovic, per E-Mail unter: jobs@malteser.care<br />

Man bekommt so viel zurück<br />

Bei den <strong>Malteser</strong>n sind Männer in der Pflege fast schon<br />

an der Tagesordnung. Von ihren Beweggründen für diese<br />

Berufsentscheidung erzählen Gregor Zepharovich,<br />

Gruppenleiter Ausbildungsgruppe Bereich Tirol, und<br />

Szabolcs Csonka, <strong>Malteser</strong> in Ausbildung.<br />

Gregor, Du hast gerade die formelle<br />

Ausbildung zur Intensivpflege<br />

begonnen. Was war Deine<br />

Motivation dafür und hattest Du<br />

Vorbilder in Deinem Umfeld?<br />

Gregor Zepharovich: Erste Erfahrungen<br />

mit der Pflege von Gregor Zepharovich<br />

Kranken habe ich noch in der Schulzeit im <strong>Malteser</strong><br />

Hospitaldienst gemacht, ganz konkret auf einer Pilgerfahrt<br />

nach Lourdes und beim Internationalen <strong>Malteser</strong><br />

Sommercamp. Dadurch ist mein Berufswunsch entstanden,<br />

Menschen in ihrer Krankheit zu helfen und sie auf<br />

dem Weg zur Genesung zu begleiten. Das selbstständige,<br />

kompetente Arbeiten der leitenden Krankenschwester<br />

bei diesen <strong>Die</strong>nsten hat mich begeistert.<br />

Szabolcs, was hat Dich zu Deiner Berufsentscheidung<br />

bewogen?<br />

Szabolcs Csonka: Bevor ich diese Ausbildung begann,<br />

hatte ich Technische Mathematik, Bauingenieurwesen<br />

und Elektrotechnik zu studieren<br />

begonnen, diese Studien aber abgebrochen.<br />

Als Patient hatte ich<br />

erstmals näheren Kontakt zu Pflegenden.<br />

<strong>Die</strong>s hat mein Interesse<br />

geweckt. Ich bekam ein neues Bild<br />

von diesem Beruf. Ich sah, dass Szabolcs Csonka<br />

Pfleger weit mehr sind als „Helferlein“ der Ärzte.<br />

Worin seht Ihr Eure Hauptaufgaben und was freut<br />

Euch am meisten an Eurer Tätigkeit?<br />

Gregor Zepharovich: Ich arbeite schon seit einigen<br />

Jahren in der Intensivpflege. Leider wurde der entsprechende<br />

Ausbildungskurs wegen der Pandemie mehrmals<br />

verschoben, jetzt ist es aber soweit. Als Intensivpfleger<br />

bin ich ständig am Patienten, beobachte ihn genau, nehme<br />

alle Veränderungen in seinem Befinden wahr – sei<br />

es mit Hilfe der eingesetzten Technik, sei es mit meinen<br />

eigenen Sinnen. Dazu kommt natürlich auch die<br />

Nahrungszufuhr, die Ausscheidung, die Mobilisation,<br />

soweit diese nicht von den Physiotherapeuten gemacht<br />

wird. Schön und motivierend sind die dankbaren Blicke<br />

und natürlich jede Besserung des Zustandes der Patienten,<br />

besonders wenn wir sie dann auf die Normalstation<br />

weitergeben können. <strong>Die</strong> gute Teamarbeit auf der Intensivstation<br />

– alle sind gleich gekleidet, es herrscht ein<br />

amikaler, geradezu familiärer Umgang – hilft über die<br />

belastenden Momente hinweg.<br />

48<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Szabolcs Csonka: Es kommt darauf an, die Patienten zu<br />

begleiten, sie physisch und psychisch am Weg zur Wiederherstellung<br />

der Gesundheit zu unterstützen. <strong>Die</strong> Arbeit<br />

mit den Menschen, an den Menschen, treibt mich<br />

an. Dankbarkeit, ein Lächeln, positive Rückmeldungen,<br />

Erfolgserlebnisse – wenn z. B. ein Patient vom Rollstuhl<br />

oder den Gehbehelfen loskommt – machen Freude und<br />

bestätigen mir die Richtigkeit meiner Berufswahl. Zeit<br />

spenden, Zuhören und Zuwendung geben gehören zu<br />

den wichtigsten Tätigkeiten.<br />

Als Mann im Pflege- und Betreuungsbereich gehört<br />

Ihr – noch – einer Minderheit an. Was würdet<br />

Ihr tun, um andere Männer davon zu überzeugen,<br />

dass Pflege und Betreuung ein schöner und erfüllender<br />

Beruf ist?<br />

Gregor Zepharovich: Es ist die Arbeit mit Menschen,<br />

an Menschen, die mich fasziniert. Im Heilungsprozess<br />

kommt es auf alle daran Beteiligten – egal mit welcher<br />

fachlichen Ausbildung – in gleichem Maße an. Gelebte<br />

Nächstenliebe ist nicht an ein Geschlecht gebunden. Der<br />

Beruf ist psychisch und physisch fordernd und bedarf<br />

einer gründlichen Ausbildung. Man wird aber durch die<br />

menschlichen Begegnungen mehr als entschädigt. Unsere<br />

Aufgabe besteht in der Begleitung in allen Lebenslagen,<br />

also Gesunden- und Krankenpflege, und ist daher<br />

entsprechend vielseitig. Pflege ist ein erfüllender Beruf.<br />

Er ist meine Berufung.<br />

Szabolcs Csonka: In meinem Ausbildungsjahrgang ist<br />

das Verhältnis zwischen Frauen und Männern etwa<br />

10:1. Es ist wohl notwendig, die Pflege schon im Schulalter<br />

den Burschen näherzubringen. Pflegepersonen<br />

arbeiten ganz nahe an den Patienten. Ihnen steht daher<br />

ein wichtiges Urteil über das Befinden zu. Arzt und<br />

Pflege arbeiten zusammen, gehören zusammen. Pflege<br />

ist der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann. Man<br />

bekommt so viel zurück!<br />

Danke Euch beiden und alles Gute weiterhin!<br />

MALTESER Care hat langjährige Erfahrung im Bereich der<br />

mobilen Pflege und Betreuung. <strong>Die</strong> Nachfrage nach Pflege<br />

zu Hause wächst stetig, darum brauchen wir für unser Team<br />

Verstärkung.<br />

Aktuell suchen wir für die mobile Hauskrankenpflege in Wien<br />

in Voll- und Teilzeit:<br />

Pflegefachassistenten/innen<br />

Pflegeassistenten/innen<br />

Haben Sie Interesse in einem erfahrenen, kompetenten und<br />

motivierten Team zu arbeiten?<br />

Dann bewerben Sie sich bitte jetzt:<br />

www.malteser.care/jobs<br />

DIE MALTESER 3/2021 49<br />

#giveasmile


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESER KINDERHILFE<br />

HOFFNUNG UND LEBENSFREUDE<br />

IM HILDE UMDASCH HAUS<br />

Den Kindern und Jugendlichen Hoffnung und Lebensfreude zu vermitteln, steht für die Pädagogen der MALTESER Kinderhilfe an<br />

erster Stelle. Gemeinsame Projekte mit den Clini Clowns oder Brieffreundschaften tragen einen großen Teil zu einem mit Freude<br />

erfüllten Leben bei. Durch unsere Spender können wir den Kindern maßgeschneiderte Therapien ermöglichen und ihnen die<br />

passenden Geräte zur Verfügung stellen. <strong>Die</strong> Therapiemaßnahmen verbessern die Lebensqualität der Kinder und schenken ihnen<br />

ein Stück mehr Selbstständigkeit. Ein herzliches Dankeschön an alle Helfer, Unterstützer und Sponsoren!<br />

Lachen ist Leben und bedeutet<br />

Hoffnung!<br />

Wer lachen kann, tut seinem<br />

Körper etwas Gutes: Es<br />

werden bestimmte Botenstoffe<br />

im Gehirn aktiviert,<br />

die positive Gefühle in uns<br />

auslösen. Für unsere Kinderund<br />

Jugendlichen im Hilde<br />

Umdasch Haus ist das eine<br />

ganz besondere Form der Therapie. Deshalb kommen die Clini Clowns in regelmäßigen Abständen zu Besuch und<br />

zaubern den Kindern und Jugendlichen nicht nur ein Lachen ins Gesicht, sondern schenken auch Hoffnung und Lebensfreude.<br />

Viel Musik, lustige Tänze und Späße machen diese gemeinsamen Nachmittage zu einem einzigartigen Erlebnis.<br />

Man kann sehen und spüren, wie viel Freude unsere Kinder an diesen Tagen haben. <strong>Die</strong> Clowns haben kreative<br />

Ideen, zaubern etwa Tiere aus Luftballons und so ein Strahlen in die Augen der Kinder. Das gefällt vor allem unseren<br />

kleinsten Bewohnern besonders gut. Wir freuen uns schon auf den nächsten Besuch der Clini Clowns!<br />

Geschichten und Bilder zum Träumen<br />

<strong>Die</strong> Stadtbücherei Amstetten veranstaltete im Hilde<br />

Umdasch Haus ein Bücherkino: Dabei werden Illustrationen<br />

aus einem Kinderbuch auf einer Leinwand gezeigt,<br />

während eine Erzählerstimme die dazugehörigen<br />

Texte spricht. Das kam gut an: Alle Kinder lauschten<br />

gebannt der ruhigen Stimme, wie sie kindgerecht über<br />

die Tierwelt und den Winterschlaf sprach. <strong>Die</strong> liebevoll<br />

gestalteten Illustrationen wurden beim Zuhören von<br />

den Kindern großäugig bestaunt. So leise wie beim Geschichtenvorlesen<br />

ist es selten in unserem Haus.<br />

M. Schuster (li) und K. Rafetzeder (re) Bilderbuchkino<br />

50<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Spenden der ÖVP Amstetten<br />

<strong>Die</strong> ÖVP hat in den letzten Monaten die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe in Form von Geld- und Sachspenden unterstützt. <strong>Die</strong><br />

Aktion „Bettwäsche vom Christkind“ wurde von den ÖVP Frauen ins Leben gerufen. Um die Weihnachtszeit wurden<br />

viele bunte Decken und Bettwäsche für das Hilde Umdasch Haus gesammelt. Außerdem wurde eine Spende über 250<br />

Euro an unser Haus übergeben. Durch diese großartige Unterstützung wird den Kindern ein Stück Lebensfreude und<br />

Geborgenheit geschenkt. Wir bedanken uns im Namen der Kinder und Jugendlichen für dieses tolle Engagement.<br />

Brieffreundschaften<br />

Im Hinblick auf COVID-19 zählen ausnahmslos alle Kinder und Jugendlichen im<br />

Hilde Umdasch Haus zur Risikogruppe. <strong>Die</strong> Einhaltung der Corona-Regeln hat<br />

dadurch einen hohen Stellenwert bei uns. Es fällt oft schwer, in Kontakt zu anderen<br />

Kindern oder Schulen von auswärts zu bleiben. Eine Klasse der Volksschule<br />

Preinsbacherstraße in Amstetten wollte alte Kontakte aufrecht erhalten und gerne<br />

neue knüpfen. Gemeinsam haben wir daher das Projekt „Brieffreundschaften“<br />

ins Leben gerufen. <strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler der Klasse haben an unsere<br />

Kinder und Jugendlichen fleißig Briefe geschrieben. Am Lesenachmittag haben<br />

unsere Pädagoginnen die Briefe vorgelesen und eine gemeinsame Antwort auf<br />

jeden Brief verfasst. Ein tolles Projekt für mehr Zusammenhalt in dieser schwierigen<br />

Zeit!<br />

Auf Rollen unterwegs – wir sind mobil!<br />

Aufstehen und losgehen – das ist für die meisten Menschen das Normalste auf<br />

der Welt. Für unsere Kinder und Jugendlichen ist es aber ein großes Privileg. Endlich<br />

konnten wir Karin ihren größten Wunsch erfüllen und für sie einen hochmodernen<br />

E-Rollstuhl anschaffen! Mit diesem Rollstuhl kann sie sich selbstständig<br />

fortbewegen und sogar einige Alltagssituationen alleine bewältigen. Einmal in<br />

der Woche erhält Karin ein individuelles Rollstuhltraining. Im Unterricht lernt<br />

sie die optimale Steuerung und die richtige Fahrtechnik.<br />

Auch unsere jüngsten BewohnerInnen werden zunehmend mobil und haben einen<br />

ganz speziellen Laufwagen bekommen. Der Rollwiderstand, kann je nach<br />

Bedarf eingestellt werden. Dadurch ist ein optimales Training für die Beine möglich.<br />

Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Kinder und Jugendlichen in Sachen<br />

Mobilität zu unterstützen und zu fördern. <strong>Die</strong> Anschaffung solcher Geräte verbessert die Selbstständigkeit und somit<br />

auch die Lebensqualität unserer Kinder enorm.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 51


MALTESERÖSTERREICH<br />

WEIHNACHTEN: SPENDENAKTIONEN ZUR<br />

UNTERSTÜTZUNG DER MALTESER KINDERHILFE<br />

Heuer wurden tolle vorweihnachtliche Spendenprojekte zur Unterstützung der MALTESER Kinderhilfe ins Leben gerufen.<br />

Unter anderem unterstützten die Bäuerinnen aus Amstetten und die Mittelschule Mauer die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe mit<br />

Keks- und Mehlspeisen, welche gegen eine freiwillige Spende verteilt werden konnten.<br />

Eine ganz besondere Spendenaktion war die Baumspende von Carina Krenn aus Amstetten. Sie schaltete einen<br />

Aufruf auf Facebook mit dem Titel „Christbaum zu verschenken“. In ihrem Garten war ein einst kleiner Lebendchristbaum<br />

zu einer vier Meter hohen Nordmanntanne herangewachsen – zu groß für den Garten von Frau Krenn.<br />

So wurde die Tanne an die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe gespendet, die sich sehr über den prächtigen Christbaum freute.<br />

Unterwegs im Amstettener<br />

Weihnachtswald<br />

Landjugend überreicht<br />

Nikolosackerl<br />

Gemeinsames Adventsingen<br />

52<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Charity Golfturnier zur Unterstützung der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe: <strong>Die</strong> Startgelder und zusätzliche Spenden des<br />

sechsten Early Morning Golfturniers des Legendario Men’s Club wurden der Kinderhilfe in Form einer Geldspende zur<br />

Verfügung gestellt. Insgesamt wurden 3.000 Euro gesammelt. <strong>Die</strong>se großzügige Spende ermöglicht unseren Kindern<br />

individuelle Therapien und Förderprogramme. Ein herzliches Dankeschön an den Legendario Men’s Club und den zahlreichen<br />

Spendern für diese großartige Unterstützung!<br />

Spendenübergabe<br />

Antares Netlogix<br />

Ein großes Dankeschön allen Unterstützern<br />

der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe.<br />

Kinderhilfelauf 2021<br />

Spendenübergabe<br />

Herr Breiteneder von der Autobörse<br />

Breiteneder wanderte als Nikolaus<br />

verkleidet durch Amstetten und sammelte<br />

für die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe<br />

Spenden im Wert von 500 Euro.<br />

*<strong>Die</strong> Namen der genannten Kinder wurden von der Redaktion aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert.<br />

VIRTUAL RUN von 29.09. - 2.10.<strong>2022</strong><br />

LAUFEVENT im Umdasch Stadion 2.10.<strong>2022</strong><br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 53


MALTESERÖSTERREICH<br />

JOHANNESGEMEINSCHAFT<br />

DIE KRAFT DES GEBETES<br />

<strong>Die</strong> MALTESER bringen zum Ausdruck, was der Apostel Paulus mit seinen Charismen anspricht: die <strong>Die</strong>nste an den acht Elenden.<br />

Ein solcher <strong>Die</strong>nst – nicht unmittelbar sichtbar, aber sehr wirkungsvoll – ist das Gebet. <strong>Die</strong>sem hat sich die MALTESER<br />

Johannesgemeinschaft verschrieben.<br />

Von Marie Czernin<br />

DU INTERESSIERST DICH FÜR DIE<br />

JOHANNESGEMEINSCHAFT?<br />

Dann melde Dich gerne per E-Mail: mjg@malteser.at!<br />

Wir freuen uns über neue Mitglieder. <strong>Die</strong> Voraussetzungen<br />

für eine Aufnahme sind in dem Versprechen,<br />

das bei der Aufnahme abgelegt wird, zusammengefasst.<br />

Hier heißt es: „Im alltäglichen Leben und in der<br />

Begegnung mit meinen Mitmenschen den Glauben<br />

zu verteidigen, den Bedürftigen zu dienen und mit<br />

Gottes Hilfe nach Vervollkommnung meines christlichen<br />

Lebens zu streben.“<br />

Mitglieder werden in erster Linie junge Katholiken,<br />

die sich als Freunde des <strong>Malteser</strong>ordens erweisen,<br />

indem sie sich mit dessen Idealen identifizieren. Sie<br />

führen ein treues Gebetsleben, bemühen sich, durch<br />

den regelmäßigen Besuch der Heiligen Messe, monatliche<br />

Beichte, geistliche Begleitung und die jährliche<br />

Teilnahme an Exerzitien im geistlichen Leben zu<br />

wachsen und sich auch in den karitativen Werken des<br />

Ordens zu engagieren.<br />

Interessierte können durch ihre Teilnahme an den Gebetsabenden<br />

und an den Gemeinschaftsaktivitäten<br />

das Leben der Johannesgemeinschaft kennenlernen.<br />

Sie werden dem Rat der Gemeinschaft schließlich als<br />

Kandidaten vorgeschlagen. <strong>Die</strong> Aufnahme findet einmal<br />

jährlich im Rahmen einer Heiligen Messe statt.<br />

Der Auftrag des <strong>Malteser</strong>ordens – „die Verteidigung des<br />

Glaubens und der <strong>Die</strong>nst an den Armen“ – fasst wunderbar<br />

zusammen, worum es im Christsein eigentlich geht:<br />

Gott und den Nächsten zu lieben und für diese Liebe einzutreten.<br />

Im Jahr 2005 wurde die <strong>Malteser</strong> Johannesgemeinschaft<br />

von Dominik Batthyány und Oktavian Eiselsberg ins<br />

Leben gerufen, mit dem Wunsch, dieses Charisma des<br />

<strong>Malteser</strong>ordens im Alltag zu leben und viele Menschen<br />

daran teilnehmen zu lassen. Dominik war gerade von<br />

einem Einsatz der <strong>Malteser</strong> im Libanon zurückgekehrt.<br />

Er stand noch unter dem Eindruck des „Libanonprojekts“<br />

der „Gemeinschaft Junger <strong>Malteser</strong>“, die sich jeden<br />

Sommer in Beirut geistig und körperlich schwerbehindeter<br />

Kinder annehmen.<br />

Seither versammelt sich die Johannesgemeinschaft regelmäßig<br />

zum Gebet, um für die Anliegen der <strong>Malteser</strong>,<br />

für ihre Werke, die Betreuten, Alten und Kranken wie<br />

auch für eine gute Reform des <strong>Malteser</strong>ordens zu beten.<br />

Gleichzeitig bemühen sich ihre Mitglieder, den Glauben<br />

im Alltag, in der Arbeit, der Familie und der Freundschaften<br />

sichtbar werden zu lassen. Denn gerade dort, bei<br />

unseren Nächsten, können wir dem „achtfachen Elend“<br />

begegnen.<br />

Wegweisende Impulse<br />

Ursprünglich traf sich ein kleiner Gebetskreis jede Woche<br />

in der <strong>Malteser</strong>kirche in Wien zum Abendgebet und<br />

bald auch ebendort einmal im Monat zur heiligen Messe.<br />

54<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


XXXX<br />

Dass Pater Florian Calice CO von Anfang an die<br />

Johannesgemeinschaft als Seelsorger mit wegweisenden<br />

Impulsen zu einem Leben aus dem<br />

Glauben begleitet hat, ist ein großes Geschenk.<br />

So sind auch die alljährlichen Adventsexerzitien<br />

mit Pater Florian in Maria Sorg zu einer wunderbaren<br />

Tradition geworden, die viele nicht mehr<br />

missen wollen.<br />

Einer der Fixpunkte im Programm der Johannesgemeinschaft<br />

ist das alljährliche „Friedensgebet“<br />

im Wiener Stephansdom mit Kardinal<br />

Christoph Schönborn, das seit 14 Jahren von<br />

der „Oase des Friedens“ und einigen Mitgliedern der<br />

Johannesgemeinschaft mit viel Elan organisiert wird.<br />

Auch die Wander- und Ski-Retreats in Heiligenblut,<br />

bei denen sich die Freude am Sport mit inspirierenden<br />

Bergmessen und geistlichen Impulsen am Fuß des Großglockners<br />

wunderbar verbinden lassen, oder die Gemeinschaftsnachmittage,<br />

die bis zu viermal im Jahr stattfinden,<br />

erfreuen sich großer Beliebtheit.<br />

Wenn der Same Wurzeln schlägt und wächst<br />

<strong>Die</strong> Begegnung mit den Bedürftigen, vor allem mit alten<br />

und kranken Menschen, ist ein zentrales Anliegen der<br />

Johannesgemeinschaft, weshalb wir in den vergangenen<br />

Jahren verschiedene ehrenamtliche <strong>Die</strong>nste übernommen<br />

haben, wie unter anderem die Besuche bei den Senioren<br />

im Haus Malta.<br />

Eine Frucht des beharrlichen Gebetes ist ein langsames<br />

Wachsen unserer kleinen Gemeinschaft. Aus dem ursprünglichen<br />

Gebetskreis in der <strong>Malteser</strong>kirche entstanden<br />

neue Gebetskreise in privaten Wohnungen – zuerst<br />

in Wien, danach in Innsbruck, Berlin, Salzburg und Köln.<br />

Mit der Zeit bildeten sich kleine Hausgemeinschaften<br />

und das beliebte Müttergebet. Darüber hinaus trifft sich<br />

der Innsbrucker Bereich zum Beispiel alle zwei Wochen in<br />

der Pfarrkirche Amras zum Rosenkranzgebet und zur Eucharistischen<br />

Anbetung. Eine besondere Ehre und Freude<br />

ist es, dass auch Fra` Ludwig Call immer treu an diesen<br />

Gebetsabenden teilnimmt.<br />

Treffpunkt Internet<br />

Während der Corona-Pandemie wurde das gemeinsame<br />

Beten zum Teil ins Internet verlagert. Durch den<br />

Einsatz von ZOOM ist es möglich geworden, sich über<br />

örtliche Grenzen hinweg jeden Monat zu einem Online-<br />

Gebetsabend zu versammeln. Johannes Holfeld, der<br />

Sprecher der Johannesgemeinschaft, hat dieses Online-<br />

Gebet vor zwei Jahren ins Leben gerufen und dabei viele<br />

<strong>Malteser</strong> und Freunde der Johannesgemeinschaft mobilisiert,<br />

daran teilzunehmen.<br />

Im vergangenen September fand im Stift Sankt Florian ein<br />

Sommerfest für die Mitglieder der Johannesgemeinschaft<br />

unter dem Motto „Kommt und seht…“ statt. Nach Zeiten<br />

des „social distancing“ war die Freude des Wiedersehens<br />

umso größer.<br />

www.malteser-johannesgemeinschaft.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 55


MALTESERÖSTERREICH<br />

EIN HERZLICHES WILLKOMMEN UNSEREN NEUEN MITGLIEDERN!<br />

Mit einigen sehr persönlichen Worten stellen sich unsere jüngst gewonnenen Mitglieder vor. Sie beantworteten<br />

jeweils die drei folgenden Fragen: „Was hat Dich bewogen, der MALTESER Johannesgemeinschaft (MJG) beizutreten?“,<br />

„Was gefällt Dir besonders an der MJG?“ und „Was würdest Du Deinen Freunden erzählen, um sie für die MJG<br />

zu gewinnen?“<br />

„Ich habe mich der Johannesgemeinschaft angeschlossen, weil das eine für mich sehr wichtige<br />

Möglichkeit des Gebets in Gemeinschaft ist. Mein tägliches Stundengebet verrichte ich ja –<br />

von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen – immer allein. Bei den Gebetsabenden in der Pfarre<br />

Amras darf ich hingegen erfahren, dass das Gebet in Gemeinschaft eine besondere Kraft hat.“<br />

Fra` Ludwig Call,<br />

als Professritter Ehrenmitglied der Johannesgemeinschaft<br />

„<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Johannesgemeinschaft ist für mich die perfekte Ergänzung zu meiner alltäglichen<br />

beruflichen und meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst. Es ist<br />

immer wieder erstaunlich und erbauend, wie viel Kraft man aus dem gemeinsamen Gebet<br />

gewinnen kann. Der Heilige Geist wirkt hier besonders spürbar! Das fasziniert mich, neben<br />

vielem anderem, am meisten an der Johannesgemeinschaft!“<br />

Gregor Holfeld<br />

„Gemeinsam mit anderen jungen Menschen und Familien zu beten und sich gegenseitig Kraft<br />

zu schenken, ist für mich in der heutigen Zeit einfach großartig. In ihrem Tun einzigartige<br />

Priester und geistliche Begleiter, wie Pater Florian Calice, Monsignore Leo Maasburg oder<br />

Pfarrer Patrick Busskamp, um sich zu haben, ist zusätzlich eine Stütze und unglaubliche Gnade.“<br />

Marie-Theres Holfeld<br />

„<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Johannesgemeinschaft zeichnet sich für mich durch eine solide katholische Spiritualität<br />

aus. Ich darf dort interessanten Menschen begegnen, die aus unterschiedlichen Lebensbereichen<br />

stammend eine religiöse Ernsthaftigkeit vereint. <strong>Die</strong> regelmäßigen Gebetsabende<br />

helfen mir dabei, durch die Anbetung, das gemeinsame Gebet und theologisch ansprechende<br />

Inputs immer wieder meinen geistlichen Fokus neu nachzujustieren.“<br />

Clemens Danzl<br />

„<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Johannesgemeinschaft kenne ich nun bereits seit einigen Jahren, andere<br />

<strong>Malteser</strong>-Aktivitäten, wie zum Beispiel das Sommercamp im Libanon, bereits wesentlich<br />

länger. Es fühlt sich an, als hätte ich meinen Weg erst finden müssen. Aber nun habe ich hier<br />

einen neuen Hafen von den Abenteuern dieser Welt gefunden. Ich bin dankbar für die Geborgenheit<br />

und das betende Selbstverständnis in dieser Gemeinschaft und freue mich, dies mit<br />

immer neuen Menschen teilen zu können.“<br />

Cecilia Engels<br />

56<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

„Mir gefällt an der Johannesgemeinschaft das gemeinsame Gebet, das mir immer wieder viel<br />

Kraft gibt. Auch die Betrachtungen zum Sonntagsevangelium von Pfarrer Patrick Busskamp,<br />

dem Bereichsseelsorger des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes Tirol, regen mich zum Nachdenken<br />

an. <strong>Die</strong> alle zwei Wochen stattfindenden Gebetsabende motivieren und stärken mich auch bei<br />

meinen Aufgaben im Hospitaldienst. Der nette Ausklang in einem nahegelegenen Restaurant<br />

bietet immer Raum für gute Gespräche.“<br />

Benedikt Anwander<br />

„Nachdem ich schon ein paar Jahre aktives Mitglied des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes bin, war es mir ein großes<br />

Anliegen, das Motto des <strong>Malteser</strong>ordens „Tuitio Fidei et Obsequium Pauperum – Wahrung des Glaubens und<br />

Hilfe den Bedürftigen“ nicht nur durch mein ehrenamtliches Engagement im Hospitaldienst<br />

zu leben, sondern auch durch das gemeinsame Gebet in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass die Früchte jeglicher Art von Engagement nur durch das sie begleitende<br />

Gebet voll zur Geltung kommen können, wie das auch der Apostel Paulus im Brief an<br />

die Philipper zum Ausdruck bringt: „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt“ (Phil 4, 13).<br />

<strong>Die</strong> Johannesgemeinschaft als Werk des <strong>Malteser</strong>ordens bietet den perfekten Rahmen dazu.“<br />

Philipp Anwander<br />

„Eva und Johannes Holfeld haben uns eingeladen, die Johannesgemeinschaft kennenzulernen.<br />

Für uns war die Suche nach einer Glaubensvertiefung im Sinne der Spiritualität der<br />

<strong>Malteser</strong> ausschlaggebend dafür, dass wir dieser Gemeinschaft beigetreten sind. Sie bietet<br />

uns die Möglichkeit, Glaubensfragen zu besprechen, zu vertiefen und weiterzugeben. Wir<br />

erleben viel Entfaltungspotential in dieser jungen Gemeinschaft. Kommt und seht!“<br />

Dorota und Josef Baittrok<br />

GRATIS, aber leider nicht kostenlos.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und soll es auch bleiben. Denn es<br />

ist uns ein Anliegen, Sie über unsere Arbeit umfassend zu informieren.<br />

Doch die Produktion und der Versand sind leider nicht kostenlos. Bitte<br />

unterstützen Sie uns!<br />

Konto lautend auf MALTESER Austria<br />

Verwendungszweck: <strong>Zeitung</strong>, IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />

Falls Sie, Ihre Freunde oder Ihre Familie über unsere Arbeit informiert<br />

werden wollen, senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong> gerne regelmäßig zu.<br />

Schreiben Sie an: presse@malteser.at.<br />

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie uns, unsere Arbeit, unser<br />

ehrenamtliches Engagement und unser Magazin. Danke!<br />

Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.<br />

Team Pflege: Arbeit mit Sinn<br />

Ent-Fürchten wir uns: Leben im Alter<br />

Wenn zwei gemeinsam Gutes tun<br />

MALTESER<br />

Sie können die <strong>Zeitung</strong> auch online lesen unter: www.malteserorden.at/presse/malteserzeitung/<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 57<br />

<strong>Die</strong><br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 3/2021


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESERORDEN<br />

LEBENDIGE GESCHICHTE AUS STEIN<br />

Auf Entdeckungsreise zur Burgruine Ligist: Was aktuelle wissenschaftliche Bauforschung mit modernen digitalen<br />

Vermessungsmethoden für den Erhalt historischer Zeitzeugen leisten kann.<br />

Von Peter Bauer<br />

Das Landschaftsbild so mancher Region in Österreich ist<br />

von der markanten Silhouette einer Burgruine geprägt.<br />

<strong>Die</strong> stummen, teils recht schroffen Artefakte der Vergangenheit<br />

zeugen von der äußerst wechselhaften Geschichte<br />

dieser Orte. Aufgrund des durchwegs martialischen<br />

Erscheinungsbildes der Ruinen und einer weitgehenden<br />

Verklärung des Burgenbegriffs im 19. und 20. Jahrhundert<br />

steht allzu oft die kriegerische Vergangenheit dieser<br />

Anlagen oder deren Bezug zu Sagen und Märchen im Vordergrund.<br />

Dabei wird vergessen, dass diese Anlagen in erster Linie<br />

Herrschaftssitz, Versammlungsort, Lebensraum, Arbeitsplatz,<br />

Verwaltungs- und Kulturzentrum waren. Erst<br />

in zweiter Linie dienten sie zur Verteidigung. Vor allem<br />

als Verwaltungssitz prägten sie das Umland und spielten<br />

eine zentrale Rolle für die Region und deren Einwohner.<br />

Es lohnt also, sich mit dem kulturellen Erbe zu beschäftigen<br />

und den alten Gemäuern einen zeitgemäßen Platz in<br />

der Gesellschaft einzuräumen – als Naherholungsgebiet,<br />

als Forschungsobjekt, als Veranstaltungszentrum.<br />

<strong>Die</strong> Herren „Lubgast“<br />

Nehmen wir zum Beispiel die Burgruine Ligist. <strong>Malteser</strong>n<br />

nicht unbekannt liegt diese Burgruine in der West-Steiermark<br />

auf einem Ausläufer des 803 Meter hohen Wartensteins<br />

oberhalb der gleichnamigen Marktgemeinde (392<br />

m). Erbaut wurde sie ab Ende des 12. Jahrhunderts bis in<br />

die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts und danach laufend<br />

erweitert. 1222 wurden ein gewisser Ulrich und 1224 ein<br />

Rudolf von Lubgast als Wildoner <strong>Die</strong>nstmannen auf der<br />

Burg urkundlich genannt. Von ihnen stammt wohl der<br />

Name Ligist. 1355 übernahmen die Ritter von Saurau im<br />

Erbwege die Burg und 1442 das Gut Ligist in ihre Herrschaft.<br />

1464 erwirkte Friedrich von Saurau, kaiserlicher<br />

Truchsess, die Markterhebung von Ligist und sorgte damit<br />

für Wachstum im Ort.<br />

Nach mehreren Besitzerwechsel und einem Brand im 17.<br />

Jahrhundert war die Burg bis ins ausgehende 18. Jahrhundert<br />

bewohnt. Noch 1809/10 nutzten französische<br />

Truppen die Burg als Unterkunft. 1820 stürzten Teile der<br />

Burg ein und 50 Jahre später übernahmen schließlich die<br />

Grafen Goëss von der Witwe des letzten Saurau, Anna-<br />

Maria, geb. Goëss, die Ligister Güter mit den Resten der<br />

Burg. 1928 ging die Anlage in den Besitz des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens über.<br />

Großzügige Spenden zur Renovierung<br />

Als der Burgenforscher Otto Piper um 1900 das Areal der<br />

58<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


XXXX<br />

Ruine Ligist zum ersten Mal betrat, um Skizzen<br />

und Grundrisspläne anzufertigen, bot sich ihm<br />

ein verwilderter Anblick. Es sollte bis zum Jahr<br />

1975 dauern, bis Erhaltungsarbeiten an der Burgruine<br />

vorgenommen wurden. Der dazu gegründete<br />

Burgverein überdachte zunächst den mehrstöckigen<br />

Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert.<br />

<strong>Die</strong> Marktgemeinde Ligist, der <strong>Malteser</strong>orden<br />

sowie der Burgverein unter Gründungsobmann<br />

Hans Kürzl stellten beträchtliche finanzielle Mittel<br />

zur Verfügung, um die Ruine zu erhalten.<br />

Zusätzlich brachten viele Einzelpersonen, darunter<br />

Burgvereinsobmann Rudolf Riedel, unzählige freiwillige<br />

Arbeitsstunden als Spende zur Renovierung<br />

der Burgruine ein. Im gemeinschaftlichen Zusammenwirken<br />

von Orden, Marktgemeinde und Bevölkerung<br />

konnte die vormals zugewachsene und<br />

dem Verfall preisgegebene Anlage in den aktuellen<br />

Zustand versetzt werden.<br />

Hoher emotionaler Wert<br />

Besichtigt man heute die Burg, fällt vor allem der<br />

wieder gedeckte Bergfried ins Auge, der das Mauerwerk<br />

vor weiterem Verfall schützt. Zahlreiche<br />

weitere Sicherungsmaßnahmen und die wieder<br />

aufgebaute Rundbogenbrücke ermöglichen einen<br />

Besuch des gepflegten Areals und zeugen<br />

vom noch immer bestehenden emotionalen Wert<br />

der Anlage für Anrainer und Besucher.<br />

Dennoch gehören Veränderungen zum Charakter<br />

einer Ruine dazu. Der natürliche Prozess des<br />

Verfalls lässt sich durch bauliche Maßnahmen<br />

nur verlangsamen, aber nicht gänzlich stoppen.<br />

Einem Besucher in weiteren 100 Jahren wird<br />

sich ein vollkommen neuer Anblick bieten, als<br />

wir ihn heute kennen. Der Besucher kann dann<br />

den künftigen Ist-Zustand mit dem heutigen Ist-<br />

Zustand, der mit Hilfe der Digitalisierung für ein<br />

3D-Objekt vermessen wurde, vergleichen. <strong>Die</strong>ses<br />

3D-Modell ist ein zentimetergetreues Abbild der<br />

heutigen Burgruine Ligist und erlaubt auch späteren<br />

Generationen einen objektiven Blick auf<br />

den aktuellen Bestand.<br />

<strong>Die</strong> Vermessung der Welt von Ligist<br />

Im Spätherbst 2021 formierte sich ein Team ehrenamtlicher<br />

Burgenforscher, um mittels Drohnenvermessung die Burgruine<br />

Ligist zum ersten Mal in 3D zu dokumentieren. Das Verfahren<br />

der Photogrammmetrie ermöglichte hier die virtuelle Rekonstruktion<br />

des Objekts aus der Kombination einer Vielzahl von<br />

Einzelbildern aus unterschiedlichen Blickwinkeln.<br />

Mit hoher Sorgfalt wurden außerdem markante Punkte der<br />

Ruine millimetergenau mit Vermessungsgeräten bestimmt und<br />

in die Berechnungen eingebunden, um ein verlässliches Modell<br />

daraus abzuleiten. Das so generierte 3D-Modell der Burgruine<br />

Ligist dient als modernes Zeitzeugen-Dokument. Es ergänzt die<br />

historischen Aufzeichnungen, bietet neue Ausgangspunkte für<br />

die weitere Beforschung, zieht<br />

die öffentliche Aufmerksamkeit<br />

auf sich und verstärkt so das Bewusstsein<br />

für die Werthaltigkeit<br />

und Bedeutung von Historie.<br />

Das Wappen von Ligist als herrschaftliches Zeugnis<br />

Das Wappen ist ein von Gold und Grün geteilter Schild. Im oberen<br />

Feld ist eine schwarze, goldgekrönte Eule mit ausgebreiteten<br />

Flügeln zu sehen. Das untere Feld zieren zwei schräggekreuzte,<br />

silberne Hämmer. <strong>Die</strong> Eule stammt aus dem Wappen<br />

der Grafen von Saurau. <strong>Die</strong> Hämmer weisen auf die Bedeutung<br />

der einstigen Hammerwerke hin, die in der<br />

Ligister Gegend bis in das 19. Jahrhundert ein<br />

wichtiger Wirtschaftsfaktor waren.<br />

Über den Autor<br />

DI Peter Bauer, Geodäsie, TU Graz ist Experte<br />

für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme.<br />

E: peter.bauer@tugraz.at<br />

Link zum Modell:<br />

http://igms.3dworld.tugraz.at/HomepageLigist.html<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 59


ADVERTORIAL<br />

MEDIEN-<br />

KOMPETENZ IN<br />

KOMPLEXEN ZEITEN<br />

Peter Stellnberger im Interview mit Sophie Ernest.<br />

Pressearbeit ist für Hilfsorganisationen wie die <strong>Malteser</strong><br />

ein wichtiges Instrument, um nach außen positiv aufzutreten<br />

und potenzielle Spender anzusprechen. Der<br />

ehrenamtliche Referatsleiter-PR aus dem Bereich Wien<br />

traf die Medienwissenschafterin und ehrenamtliche<br />

Geschäftsführerin des Friedrich-Funder-Instituts zum<br />

Interview. Das Friedrich-Funder-Institut unterstützt<br />

die <strong>Malteser</strong> in der Ausbildung der ehrenamtlichen<br />

PR-Referenten.<br />

Im Sekundentakt prasseln neue Nachrichten auf<br />

uns ein. Wie kann man in dieser komplexen Welt<br />

und im Zeitalter von Fake-News noch die Übersicht<br />

bewahren?<br />

Gerade in einer immer komplexer werdenden Welt<br />

braucht es Einordnung, Interpretation und Kommentierung<br />

– und somit Qualitätsjournalismus, auf den<br />

wir uns verlassen können. Klassische journalistische<br />

Tugenden und Kompetenzen bieten gerade in Zeiten<br />

von zunehmender Desinformation im Netz, Deep-Fake-<br />

Videos und Manipulationen jeglicher Art eine wichtige<br />

Hilfestellung für unsere demokratische Gesellschaft.<br />

Das bedeutet auch, dass technologische Kenntnisse<br />

in diesem Zusammenhang immer wichtiger werden.<br />

Das berücksichtigen wir auch im neuen Programm des<br />

Friedrich-Funder-Instituts. Denn einerseits wächst die<br />

Verantwortung für Redaktionen, andererseits ist dies<br />

eine gewaltige Chance für Medien, mit Wahrhaftigkeit<br />

und Verlässlichkeit zu punkten.<br />

<strong>Die</strong> gedruckte <strong>Zeitung</strong> ist schon vielfach vom<br />

Frühstückstisch verschwunden. E-Papers und<br />

Online-Beiträge sind vielfach zur Informationsquelle<br />

geworden. Wie hat sich die Digitalisierung<br />

auf die Medienwelt ausgewirkt?<br />

Mag. Sophie Ernest, Geschäftsführerin der<br />

UBIT-Akademie incite und ehrenamtliche Geschäftsführerin<br />

des Friedrich-Funder-Instituts (FFI).<br />

<strong>Die</strong> Corona-Pandemie hat bekanntermaßen wie ein<br />

Brennglas gewirkt und die Digitalisierung vorangetrieben.<br />

Selbstverständlich werden sich daher auch die Anteile<br />

in der Mediennutzung verschieben, denn der Konsument<br />

hat nur ein begrenztes Zeitbudget. <strong>Die</strong> meisten<br />

Medienunternehmen begegnen diesem Umstand mit<br />

einer Multimedia-Multiplattform-Strategie und bereiten<br />

Inhalte für alle Kanäle auf, um möglichst viele<br />

Kontaktpunkte zum Rezipienten zu schaffen. Das muss<br />

auch in der Medienausbildung abgedeckt werden.<br />

Medienkompetenz ist zu einem vielfach geforderten<br />

Schlagwort geworden. Was bedeutet das für<br />

Sie persönlich und wie kann man diese Kompetenzen<br />

erlernen?<br />

Medienkompetenz ist in erster Linie die Fähigkeit,<br />

Medien zu nutzen. Hier geht es auch darum, durch<br />

Barrierefreiheit alle Mediennutzer grundsätzlich zu erreichen.<br />

Ein weiterer Aspekt der Medienkompetenz ist<br />

es, Medieninhalte zu verstehen und kritisch zu bewerten.<br />

Hier sind wir alle gefordert, auch die nächsten Generationen<br />

dafür fit zu machen. Aus- und Weiterbildung<br />

in Journalismus und Medien heißt deshalb für uns, sich<br />

mit dem, was ist, und dem, was kommt, auseinanderzusetzen.<br />

<strong>Die</strong>s betrifft aber keineswegs nur professionelle<br />

Journalisten, sondern jeden, der sich mit Medieninhalten<br />

beschäftigen möchte.<br />

60<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


ADVERTORIAL<br />

Welche Aspekte sollten Hilfsorganisationen wie<br />

die <strong>Malteser</strong> in ihrer eigenen Kommunikation<br />

besonders berücksichtigen?<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> leisten einen großartigen Beitrag zur Inklusion<br />

behinderter Menschen. <strong>Die</strong> ehrenamtlichen<br />

Mitglieder leisten Besuchsdienste bei kranken und einsamen<br />

Menschen, unterstützen HIV-Betroffene und begleiten<br />

sterbenskranke Menschen und deren Angehörige.<br />

Das sind per se Themen, die publiziert werden sollen<br />

– am besten auch barrierefrei, Stichwort: Web Accessibility.<br />

Man merkt ja schon in Gesprächen, Reden und auch<br />

journalistischen Darstellungen, wie tabuisiert gewisse<br />

Themen noch immer sind und wie häufig noch immer<br />

verletzende oder gar falsche Begrifflichkeiten und Redewendungen<br />

verwendet werden.<br />

Sie sind nun seit einem Jahr Geschäftsführerin<br />

des Friedrich-Funder-Instituts. Friedrich Funder<br />

war ein bekennender Katholik und musste für<br />

seine Überzeugungen in KZ-Haft. Welche Rolle<br />

spielen der Glaube und Überzeugungen noch heute<br />

in der Medienlandschaft?<br />

Wir arbeiten aktuell zu unserem 40-jährigen Bestehen<br />

auch die Lebensgeschichte unseres Namensgebers<br />

auf. Ein Vermächtnis Funders ist sicherlich ein hohes<br />

Maß an Integrität und an einem aufrichtigen Journalismus.<br />

Das Berufsfeld des Journalisten ist für mich<br />

aber ein sehr werteorientiertes. Der Ehrenkodex für die<br />

österreichische Presse ist hier eine gute Richtschnur zur<br />

Wahrung der journalistischen Berufsethik.<br />

Das Friedrich-Funder-Institut<br />

Das Friedrich-Funder-Institut (FFI) bietet Aus- und<br />

Fortbildungsangebote für Journalismus an. Basisworkshops<br />

zu Themen wie Recherche, Schreibhandwerk oder<br />

Interviewführung ermöglichen einen Einstieg in den<br />

Journalismus. Vertiefende Seminare u.a. zu Medienrecht,<br />

Medienethik und Content-Producing decken vertiefende<br />

handwerkliche Themen und Theorien ab.<br />

www.ffi.at<br />

„Ihr Neujahrsvorsatz für <strong>2022</strong><br />

lautet: Weiterbilden?“<br />

Hier sind sie richtig! Wir bieten Kurse an, damit Sie Ihre Ziele<br />

erreichen können. Unsere Kurse finden Sie unter ffi.at<br />

WIRF EINEN BLICK IN<br />

UNSER PROGRAMM!<br />

Zu unseren Basisworkshops, Schreibwerkstätten, journalistischer<br />

beruflicher Weiterbildung & Webinaren geht es hier:<br />

www.ffi.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 61


© wikipedia Foto: © <strong>Malteser</strong> International<br />

Der Schulleiter zeigt den Zaun. <strong>Die</strong> Ziegen der Nachbarn laufen frei auf dem Grundstück der Schule herum.<br />

Nachts springen sie über die Zäune der Schulgärten und fressen, was von den Schülern und dem Lehrpersonal<br />

angepflanzt wurde.<br />

SUDAN<br />

ICH HABE DURCHAUS<br />

HOFFNUNG FÜR DIESES LAND<br />

Der Südsudan zählt zu den besonders krisengeschüttelten Regionen des afrikanischen Kontinents.<br />

Der Klimawandel und wiederholte gewaltsame Auseinandersetzungen machen den Menschen zu<br />

schaffen. MALTESER International ist vor Ort und hilft, so gut es geht.<br />

Von Katharina Kiecol<br />

Im Dezember 2021 war ich als Referentin der Kommunikationsabteilung<br />

von <strong>Malteser</strong> International zum ersten<br />

Mal im Südsudan, um über unsere Arbeit zu berichten<br />

– zunächst in der Gegend rund um die Hauptstadt Juba<br />

und dann in der Umgebung der zweitgrößten Stadt Wau.<br />

Das Land hat mich sehr beeindruckt. Für mich gehört der<br />

Südsudan zu den vergessenen Krisen. <strong>Die</strong> Menschen dort<br />

haben mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen,<br />

werden immer wieder von Fluten und Dürren heimgesucht,<br />

und noch immer schwelen gewaltsame Konflikte,<br />

auch wenn es eigentlich einen Friedensvertrag gibt. Unsere<br />

Hilfe ist sehr nachhaltig: Wir helfen den Menschen<br />

beim Anbau von Nahrungsmitteln, haben sehr viele<br />

Brunnen instand gesetzt und unterstützen die Menschen<br />

im Friedensprozess über einen lokalen Partner. Für die<br />

Menschen, die akute Hilfe benötigen, sind wir ebenfalls<br />

da und verteilen Bargeld für besonders bedürftige Menschen<br />

in einem Camp für intern Vertriebene.<br />

Reden statt Kämpfen<br />

Zäune um die Grundstücke, die die Bauern im Südsudan bepflanzen,<br />

gibt es nur selten. Denn häufig sind die Grundstücke<br />

so groß, dass die Kosten für einen Zaun zu hoch wären.<br />

Und nicht alle Ziegen lassen sich von den einfachen Dornensträuchern,<br />

die etwa der Schuldirektor einer Grundschule<br />

im Juba-Distrikt um die Schulgärten aufstellte, zurückhalten.<br />

Das führt immer wieder zu Konflikten zwischen Vieh-<br />

62<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

Katharina Kiecol besucht regelmäßig Projekte<br />

vor Ort.<br />

Bei der Grundschule versorgt MALTESER International die Kinder und das Lehrpersonal<br />

mit sauberem Trinkwasser. Das Abwasser wird direkt zur Bewässerung der<br />

Schulgärten genutzt.<br />

hirten und Landwirten – und seit einigen Jahren auch zu<br />

gewaltsamen Auseinandersetzungen. Deshalb ist die Arbeit,<br />

die wir mit unserer lokalen Partnerorganisation CARDO voranbringen<br />

wollen, so wichtig.<br />

Auf den ersten Blick wirkt an der Tokiman Community<br />

Primary School in Rejaf Payam alles perfekt. <strong>Die</strong> Kinder<br />

laufen lärmend über den Schulhof, der Unterricht wurde<br />

für heute gerade beendet. Doch als unser Kollege Rume<br />

William Kenyi an diesem heißen Tag den dunklen Raum<br />

des Schulleiters betritt, ist dieser aufgebracht: „Wir brauchen<br />

neue Zäune für die Schulgärten! Der Zaun, den<br />

wir gebaut haben, nutzt gar nichts. <strong>Die</strong> Ziegen springen<br />

nachts einfach drüber und fressen alles kahl.“<br />

Mathedio Gubek Sanfino ist außer sich. Hinter der Tokiman<br />

Community Primary School hat er gemeinsam mit<br />

dem Lehrpersonal zwei Grundstücke zu Schulgärten umfunktioniert.<br />

Über eine solarbetriebene Pumpe wird das<br />

Land bewässert. Eigentlich sollte in der kommenden Woche<br />

damit begonnen werden, das Unkraut zu entfernen<br />

und das neue Saatgut, das unser Mitarbeiter mitgebracht<br />

hat, einzusetzen. Aber so ergebe dies keinen Sinn, meint<br />

Herr Sanfino, denn die Ziegen würden alles wieder abfressen,<br />

wenn es keinen neuen Zaun gibt. Derzeit umrandet<br />

ein provisorischer Zaun aus Dornengestrüpp die Gärten.<br />

Zu niedrig, meint Sanfino. Der Zaun sei für die Ziegen<br />

kein Hindernis. Auch jetzt stromern dutzende Ziegen<br />

über den Schulhof, bleiben vor den Klassenzimmern stehen<br />

und stören sich nicht an den lärmenden Kindern.<br />

Konkurrenz um Acker- bzw. Weideland<br />

Viele Menschen verlieren jedes Jahr durch gewaltsame<br />

Auseinandersetzungen ihr Leben. Der Konflikt mit den<br />

Nachbarn der Schule, die ihre Ziegen frei herumlaufen<br />

lassen, steht sinnbildlich dafür, was im gesamten Südsudan<br />

immer wieder zu Streit und gewaltsamen Auseinandersetzungen<br />

führt: <strong>Die</strong> einen brauchen das Land,<br />

um Landwirtschaft zu betreiben, die anderen benötigen<br />

es für ihr Vieh. Oft passiert es, dass Viehzüchter ihre<br />

Herde mit mehreren 100 Tieren auf fremdem Land grasen<br />

lassen und dabei von Bauern bestellte Felder abgefressen<br />

werden. Da es hier um die Lebensgrundlage der<br />

Bauern geht, kann die Situation schnell eskalieren. Im<br />

Südsudan besitzen mittlerweile viele Menschen Waffen<br />

und so kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen.<br />

Jedes Jahr verlieren auf diese Weise<br />

viele Menschen ihr Leben.<br />

Orasio Opiyo ist Direktor der südsudanesischen Organisation<br />

CARDO, mit der <strong>Malteser</strong> International seit Mai<br />

2021 zusammenarbeitet. <strong>Die</strong> Organisation hat sich genau<br />

dieses Problems in ihrem Land angenommen: den<br />

gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Landwirten<br />

und Viehhirten. „Früher haben diese beiden Gruppen<br />

hier friedlich zusammengelebt. Aber seitdem der<br />

Bürgerkrieg im Jahr 2013 ausgebrochen ist, werden die<br />

Konflikte oftmals gewaltsam ausgetragen. Der bewohnbare<br />

Raum, der nicht von Dürre oder Überflutungen<br />

betroffen ist, wird kleiner und viele Menschen werden<br />

auch wegen der Gewalt der rivalisierenden bewaffneten<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 63


MALTESERWELTWEIT<br />

Gruppen aus ihrer Heimat vertrieben und müssen sich in<br />

neuen Gegenden niederlassen. Aber dort leben natürlich<br />

auch schon andere Südsudanesen und diese Menschen<br />

konkurrieren dann plötzlich um Land“, erklärt Opiyo.<br />

Menschen zusammenbringen<br />

Reden statt kämpfen, so will CARDO eines der Hauptprobleme<br />

des Südsudan lösen. „Wir bringen die Menschen<br />

zusammen, sowohl unterschiedliche zivile Gruppen<br />

als auch Politiker. Alle setzen sich an einen Tisch<br />

und besprechen die Probleme. Anschließend werden<br />

unter anderem Kompensationszahlungen für abgefressene<br />

Ernten und getötete Tiere vereinbart. So haben<br />

die Südsudanesen früher die Streitigkeiten gelöst und<br />

wir helfen ihnen dabei, zu diesen Wurzeln zurückzufinden“,<br />

sagt Opiyo. Wichtig hierbei ist auch, dass die<br />

Vereinbarungen in die entlegensten Dörfer übermittelt<br />

werden. <strong>Die</strong>s ist in einem Land wie dem Südsudan,<br />

mit schlechter Infrastruktur nur schwer möglich. Deshalb<br />

haben wir 500 solarbetriebene Radios an Familien<br />

verteilt.<br />

Noch ist das friedensbildende Projekt, das <strong>Malteser</strong> International<br />

unterstützt, auf die drei südsudanesischen<br />

Bundesstaaten Western Bahr el Ghazal, Warrap und<br />

Gogrial beschränkt. Aber das soll sich ändern. Wir wollen<br />

die Arbeit mit CARDO weiter ausbauen. „Ich habe<br />

durchaus Hoffnung für dieses Land, denn die Menschen<br />

schaffen es immer wieder, sich etwas Neues aufzubauen.<br />

Aber dies wird auf lange Sicht nur funktionieren, wenn<br />

es Frieden gibt“, sagt Michael Fuchs, Büroleiter von<br />

<strong>Malteser</strong> International in Wau.<br />

Für den Direktor der Tokiman Community Primary<br />

School in Rajaf Payam in der Nähe der Hauptstadt Juba<br />

ist klar: Das Einzige, was die beiden Schulgärten vor den<br />

Ziegen schützen kann, ist ein höherer Zaun, über den<br />

sie nachts nicht mehr springen können. Darum will sich<br />

unser Mitarbeiter Rume William Kenyi nun kümmern.<br />

Mit der Wasserversorgung und den Latrinen, die <strong>Malteser</strong><br />

International installiert hat, ist Schuldirektor Sanfino<br />

aber durchaus zufrieden. Das möchte er unbedingt<br />

noch hinzufügen.<br />

Ein Brunnen für das Dorf Momoi<br />

Es sind fast 40 Grad im Schatten an diesem Samstagnachmittag<br />

im Dezember. Es geht ein leichter Wind, der<br />

nur wenig Abkühlung bringt. Wäre die Straße geteert,<br />

würde sie jetzt flimmern, doch in dieser Gegend, wenige<br />

Kilometer von der südsudanesischen Stadt Wau entfernt,<br />

gibt es nur unbefestigte Straßen. Rote Erde weht über<br />

die Landschaft. Einige wenige Bäume spenden Schatten,<br />

denn Holz ist hier besonders wertvoll. Daraus wird Kohle<br />

hergestellt, die zum Kochen benötigt wird.<br />

Lucia Adu steht dort, wo noch vor einigen Jahren ihr<br />

Haus stand: in ihrer alten Heimat, dem Dorf Momoi. Das<br />

war, bevor die Rebellengruppen kamen und hier alles zerstörten.<br />

Von ihrem Haus steht nur noch ein kleines Stück<br />

Mauer, mehr ist nicht übriggeblieben. „Der Überfall war<br />

2013. Sie kamen, töteten meine Nachbarn, nahmen sich<br />

alles, was sie wollten, und zerstörten unsere Häuser, unsere<br />

Schule – einfach alles“, berichtet Lucia. <strong>Die</strong> Ruinen<br />

sind stille Zeugen dessen, was hier geschah.<br />

Wo Wasser ist, gibt es eine Zukunft<br />

Das Dorf Momoi war viele Jahre lang verlassen. Inzwischen<br />

hat die Natur vieles überwuchert. Von der Straße ist<br />

kaum noch ersichtlich, dass sich hier einst eine Siedlung<br />

befand. Auch wenn Lucia ihr Dorf vor acht Jahren verlassen<br />

musste, ist Momoi noch immer ihre Heimat. Hier<br />

hat sie ein Stück Land, das sie wieder bebauen kann, auf<br />

dem sie Obst und Gemüse anpflanzen möchte, um sich<br />

selbst zu versorgen. Denn ihr Leben jetzt ist teuer. Sechs<br />

Kilometer von hier hat sie eine einfache Hütte gemietet,<br />

eine weitere für ihre drei Töchter und die Enkelkinder.<br />

Geld verdient sie durch den Verkauf von Feuerholz. „Drei<br />

meiner Kinder sind bei meinem Unfall auf der Flucht gestorben.<br />

Mein Mann verstarb auch“, berichtet sie.<br />

Nach und nach kehren einige Bewohner wieder zurück.<br />

Vor einem halben Jahr haben wir von <strong>Malteser</strong> International<br />

in diesem Dorf einen Brunnen gebohrt. Eine Woche<br />

hat der Bau gedauert. <strong>Die</strong> Kosten betrugen 7.000 Dollar.<br />

Für uns war dies einer von vielen Brunnen, die wir in<br />

dieser Gegend rund zwölf Kilometer von der Stadt Wau<br />

entfernt installiert haben. Für Lucia und die restlichen<br />

64<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

MEDIZINAKTUELL<br />

Foto: © <strong>Malteser</strong> International<br />

Lucia Adu steht vor ihrem zerstörten Haus im Dorf Momoi wenige Kilometer von der südsudanesischen Stadt Wau entfernt.<br />

Der Brunnen im Dorf Momoi ist einer der wichtigsten Gründe dafür, dass die Menschen in ihre alte Heimat zurückkehren.<br />

Dorfbewohner war dies ein Zeichen dafür, dass es hier<br />

eine Zukunft geben kann. Dass nicht nur sie daran glauben,<br />

dass sich die Sicherheitslage so verbessert hat, dass<br />

sie nach Momoi zurückkehren können – denn wo Wasser<br />

ist, dort können sie leben.<br />

Noch gibt es zwar keine Häuser, die bewohnbar sind, aber<br />

Strukturen, die eine Zukunft versprechen. Ein Wasserkommitee<br />

wurde beispielsweise eingerichtet und täglich<br />

kommt jemand hierher und schaut, dass das Wasser fließt<br />

und die Pumpe im Brunnen funktioniert. Es gibt ein Jugend-<br />

und ein Frauenkomitee. In den Komitees werden<br />

die Probleme der gesellschaftlichen Gruppen besprochen<br />

und nach Lösungen gesucht. Das, was auf Landesebene<br />

nur schlecht funktioniert – die verlässliche Struktur politischer<br />

Ebenen – klappt in der Zivilgesellschaft. Lucia ist<br />

Vorsitzende des Frauenkomitees. Sie ist ruhig, besonnen<br />

und trotz allem, was sie erlebt hat, weiter positiv. „Ihr<br />

müsst unsere Schule wieder aufbauen, damit die Kinder<br />

hier eine Zukunft haben. Das Dach ist zerstört und die<br />

Türen der Schultoiletten sind weg. Dort, wo es eine Schule<br />

gibt, gibt es auch eine Zukunft“, erklärt sie.<br />

Mehr über die Arbeit von MALTESER International<br />

erfahren Sie auf unserer Website:<br />

www.malteser-international.org/de<br />

Wollen Sie die internationale Arbeit und die zahlreichen<br />

Hilfsprojekte der MALTESER unterstützen, dann freuen<br />

wir uns sehr über Ihre Spende: www.malteser.at/waswir-tun/malteser-international/<br />

Tätigkeitsbericht des <strong>Malteser</strong>ordens 2021<br />

Der alle zwei Jahre erscheinende „Activity Report“ fasst<br />

die wichtigsten Momente und Ereignisse im Leben des<br />

Ordens zusammen und gibt einen umfassenden Überblick<br />

über seine zahlreichen humanitären, diplomatischen und<br />

spirituellen Initiativen.<br />

Link zum Bericht: https://bit.ly/areport2021<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 65


MEDIZINAKTUELL<br />

„ES GEHT UM ZUWENDUNG – BIS<br />

ZULETZT“<br />

Im dritten Wiener Gemeindebezirk wurde kürzlich das neue Senioren- und Pflegewohnheim am Standort der<br />

Elisabethinen eröffnet. Warum wir das erwähnen? Weil es seit Jahren eine hervorragende, sehr enge Kooperation<br />

zwischen den Elisabethinen und den MALTESERN gibt.<br />

Interview Redaktion - Quelle: <strong>Die</strong> Furche<br />

<strong>Die</strong> Elisabethinen bieten hochprofessionelle medizinische<br />

Versorgung, Pflege und Fürsorge in topmodern<br />

ausgestatteten Häusern an und sind gleichzeitig stark<br />

im Glauben, der Nächstenliebe und dem <strong>Die</strong>nst am<br />

Nächsten verbunden. Wie bei den <strong>Malteser</strong>n geht es<br />

auch bei den Elisabethinen um Zuwendung – und zwar<br />

bis zuletzt. „Gerade auf ihrem letzten Weg dürfen wir<br />

unsere Mitmenschen nicht alleine lassen. Es wäre nicht<br />

richtig“, wie Cecili Corti sagt (siehe auch Beitrag in diesem<br />

Heft ab Seite 21).<br />

Passend zum Thema „Zuwendung bis zuletzt“ dürfen<br />

wir hier Auszüge aus einem Interview abdrucken, das<br />

Christian Lagger, ehemaliger Büroleiter von Bischof<br />

Egon Kapellari und nun Sprecher der 23 österreichischen<br />

Ordensspitäler, im Dezember 2021 der Wochenzeitung<br />

„<strong>Die</strong> Furche“ gegeben hat.* Er spricht offen über Triage<br />

im Zusammenhang mit COVID-Infektionen, die Corona-<br />

Impfpflicht, das geplante Sterbeverfügungsgesetz und<br />

die Pflegereform.<br />

Gab es schon die Situation, in der Menschen nicht<br />

mehr so behandelt werden konnten, wie das sonst<br />

üblich ist – Stichwort Triage?<br />

Lagger: Triagiert wird de facto immer – nämlich insofern,<br />

als man sich fragt, ob für einen Patienten oder eine<br />

Patientin das Ausschöpfen des gesamten medizinischen<br />

Behandlungssettings sinnvoll ist, oder ob, wie etwa bei<br />

onkologischen Patienten ab einem gewissen Stadium, die<br />

Lebensqualität im Mittelpunkt steht. <strong>Die</strong>se Entscheidungen,<br />

in denen es um Dringlichkeiten geht, Operationen<br />

gereiht werden und auch die Patientenautonomie<br />

eine wichtige Rolle spielt, gehören zu unserem täglich<br />

Brot. Aber das ist etwas<br />

anderes als jene „Triage“,<br />

wie sie zuletzt medial<br />

[Anm.: im Zusammenhang<br />

mit COVID]<br />

transportiert worden<br />

ist – dass man entscheiden<br />

muss, wer nicht behandelt<br />

werden kann.<br />

So weit sind wir noch<br />

nicht. Aber die Situation<br />

ist und bleibt ernst,<br />

MMag. Dr. Christian Lagger, MBA<br />

vereinzelt kann es bei<br />

wichtigen Spezialoperationen schon zu Verschiebungen<br />

kommen. Wir haben aber im ersten Lockdown auch<br />

miterlebt, dass viele Menschen aus Angst, sich anzustecken,<br />

nicht ins Spital gekommen sind. Das hat auch zu<br />

fortgeschritteneren Erkrankungsstadien geführt. Daraus<br />

haben wir alle gelernt.<br />

Und was hat man hinsichtlich der Abschottung<br />

von Schwerkranken und Sterbenden im ersten<br />

Lockdown gelernt?<br />

Lagger: Natürlich gibt es in jedem unserer Spitäler<br />

einen Eingangsbereich, der den geltenden Regeln entspricht<br />

und wo man auch einen Test vorweisen muss.<br />

Und in den Einrichtungen selbst müssen Masken getragen<br />

werden. Aber ansonsten bemühen wir uns darum,<br />

dem Prinzip der Ordensspitäler treu zu bleiben – nämlich<br />

dass es um Zuwendung geht, bis zuletzt.<br />

Was heißt das konkret?<br />

Lagger: Das sind immer Abwägungsfragen. Wir haben<br />

etwa während der Pandemie die Option entwickelt, mit<br />

66<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


MEDIZINAKTUELL<br />

istockphoto.com<br />

Tablets über Video mit den Nächsten zu kommunizieren.<br />

Aber das ist natürlich kein Ersatz für eine persönliche<br />

Begegnung. Wenn Menschen schwer erkrankt sind<br />

und um Nähe rufen, versuchen wir das immer zu organisieren.<br />

Und das ist auch unser Anspruch: kreativ in der<br />

Pflege und der Zuwendung zu sein. Was hier bisher von<br />

den Ärztinnen und Ärzten, aber auch von den Pflegekräften<br />

geleistet wurde, ist wirklich großartig.<br />

Mit welchen Gefühlen [sehen] Sie die Impfpflicht?<br />

Lagger: Ich halte sie als pädagogisches Momentum insofern<br />

für gut, als man sich dadurch leichter zur Impfung<br />

durchringt. Als Demokrat, der den Menschenrechten<br />

verbunden ist, sehe ich aber auch, dass man<br />

Menschen nicht gegen ihren Willen impfen lassen kann.<br />

Es geht ja auch tatsächlich nicht um einen Impfzwang,<br />

sondern um eine Verwaltungsstrafe. Aber viele haben<br />

das noch nicht verstanden. Insofern gibt es noch sehr<br />

viel Aufklärungsbedarf – gerade auch in sozial schwächeren<br />

Milieus. Nicht alle, die noch nicht geimpft sind,<br />

sind ja Hardcore-Weltverschwörer.<br />

Aufklärungsbedarf wird es auch beim Sterbeverfügungsgesetz<br />

geben, das ab 1. Jänner in Kraft<br />

tritt. Was sagen Sie zum Argument der evangelischen<br />

Diakonie, dass es einen „Spielraum für das<br />

Gewissen bzw. Barmherzigkeit“ geben müsse?<br />

Lagger: Wir müssen eines klarmachen: Wo katholisch<br />

draufsteht, ist Leben drin. Das gilt sowohl für die Menschen,<br />

die dort arbeiten wie auch für jene, die umsorgt<br />

werden. Dass hochaltrige oder schwerkranke Menschen<br />

den Wunsch äußern, sterben zu wollen, darf uns nicht<br />

wundern. Aber oft ist damit gemeint, dass sie so, unter<br />

diesen Bedingungen und mit diesen Schmerzen, nicht<br />

weiterleben wollen. Und wir bemühen uns, sie in multiprofessionellen<br />

Teams schmerzmedizinisch, psychotherapeutisch,<br />

sozialarbeiterisch und seelsorglich zu unterstützen.<br />

Zugleich wollen wir aber auch allen, die zu uns<br />

kommen, klarmachen, dass wir uns als Orte des Lebens<br />

bis zuletzt verstehen – wo es auch verlässlich Schutz<br />

gibt. <strong>Die</strong>ses klare Wort erwarten sich übrigens auch die<br />

Pflegenden in unseren Häusern – zu ihrem Schutz.<br />

Verbunden mit dem Sterbeverfügungsgesetz ist<br />

ein Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung<br />

geplant – aber ohne Rechtsanspruch und Regelversorgung.<br />

Sind Sie damit zufrieden?<br />

Lagger: Ja, ich bin sehr zufrieden! Seit 15 Jahren hat<br />

noch jede Regierung davon gesprochen, das auszubauen<br />

– und nun wurde eine Summe hinterlegt, die wirklich<br />

den Vollausbau im Fokus hat.<br />

Und was erwarten Sie von der Pflegereform?<br />

Lagger: Es gibt Ordensspitäler, die eigene Pflegeschulen<br />

betreiben. Hier könnte man sicher noch mehr investieren.<br />

Gesamtgesellschaftlich wünsche ich mir, dass wir endlich<br />

klarmachen, dass Pflege mehr ist als nur Waschen und Essenbringen.<br />

Zur Pflege gehört heute sehr viel Know-how.<br />

Community Nursing kommt ebenso dazu wie hausärztliche<br />

Tätigkeiten. <strong>Die</strong>ser Beruf wird also zunehmend interessant.<br />

Sinnstiftend ist er ja ohnehin.<br />

* Der Beitrag stammt aus der Wochenzeitung „<strong>Die</strong> Furche“ Nr. 48 vom<br />

2. Dezember 2021. Er wurde mit freundlicher Genehmigung der Autorin<br />

Doris Helmberger und ihres Gesprächspartners Christian Lagger abrufbar.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 67


GELESENEMPFOHLEN<br />

LEPRA, AHNENGLAUBE<br />

UND KROKODILE<br />

Wien 1990: Enzo und Elisabeth Caruso gehen nach einem arbeitsreichen Leben als<br />

Krankenpfleger in Pension. Doch es ist nicht der Schritt in das, was man üblicherweise<br />

als „Ruhestand“ bezeichnet.<br />

Von Udo Thianich-Schwamberger<br />

Ganz im Gegenteil. <strong>Die</strong> beiden folgten ihrem inneren<br />

Ruf aufzubrechen und wagten sich in ein Abenteuer, aus<br />

dem schließlich 15 Jahre Arbeit in Afrika wurden. Enzo<br />

und Elisabeth lebten in Lepradörfern und Missionsstationen<br />

und halfen, wo sie nur konnten. Auf die Frage,<br />

warum sie das taten, antworten sie ohne verzücktes Pathos<br />

nüchtern und klar: „Weil wir in den Kranken Jesus<br />

sehen und weil wir ihm dienen wollen!“<br />

Eindrucksvolle Erinnerungen gaben dem Buch den<br />

Titel, etwa wenn Enzo die faulen Gliedmaßen von Leprakranken<br />

verband und durch Flüsse voller Krokodile<br />

schwimmen musste. Oder Elisabeth, die in Hütten neben<br />

fiebernden Kindern die Nächte durchwachte und<br />

beide das armselige Leben der Madagassen teilten. Enzo<br />

infizierte sich sogar einmal selbst mit Lepra.<br />

Viele Fotos im Buch<br />

zeigen, dass man<br />

mit Gottes Hilfe<br />

Wunder erleben<br />

und Jesus in den<br />

Armen begegnen kann. Wichtig ist Elisabeth und Enzo<br />

Caruso zudem die Überzeugung, dass man „gemeinsam<br />

viel bewirken kann, um die Not dieser Menschen zu lindern,<br />

und dadurch zu mehr Gerechtigkeit auf diesem<br />

Planeten beitragen kann.“<br />

Elisabeth & Enzo Caruso, mit Beiträgen von Marie Czernin &<br />

P. Karl Wallner. Lepra, Ahnenglaube und Krokodile. Unsere<br />

Mission für Jesus in Afrika. Be&Be Verlag, 2020, 217 Seiten,<br />

ISBN: 978-3-903602-16-8, 16,90 Euro.<br />

BARMHERZIGKEIT MIT DEM GEGEBENEN<br />

Von der Suche des richtigen Klangholzes in den Bergwäldern bis zum letzten Feinschliff<br />

und finalen Lackanstrich: Geigenbau ist ein wunderbar sinnlicher Schaffensprozess –<br />

ähnlich dem Gebet.<br />

Von Gloria Krenn<br />

Bei der geduldigen Arbeit mit dem Holz und im Einklang mit sich selbst erschafft der<br />

in Stuttgart geborene Baumeister Martin Schleske Instrumente, die eine eigene Sprache<br />

sprechen. Er folgt seiner Intuition, seiner Kreativität und der Mystik. <strong>Die</strong> Klänge<br />

seiner Geigen sollen durch seine Hingabe eine Seele bekommen und eine Stimme für<br />

Musikerinnen und Musiker werden.<br />

Schleske widmet sein Leben der Suche nach dem perfekten Klang und dem Geheimnis<br />

Gottes. Immer wieder werden ihm Zusammenhänge zwischen dem Leben und dem<br />

Glauben neu bewusst. Er hebt diese in seinem Buch „Herztöne: Lauschen auf den<br />

68<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


GELESENEMPFOHLEN<br />

ORIENTIERUNG UND GEBORGENHEIT<br />

Wozu brauchen wir Rituale? Was unterscheidet sie von Routine? Welche besondere Wirkung können sie bei regelmäßiger Übung<br />

im Alltag entfalten? Viele Fragen und klare Antworten gibt es im neuen Buch des ehemaligen Schweizer Jesuitenpaters und<br />

Philosophen Lukas Niederberger.<br />

<strong>Die</strong> Begriffsklärung gleich zu Beginn: „Ein Ritual ist<br />

eine Handlung oder Handlungsfolge – aber nicht jede<br />

sich wiederholende Routinehandlung ist ein Ritual.“ Rituale<br />

unterscheiden sich von bloßen Handlungen durch<br />

ihren Symbol- und besonderen Bedeutungsgehalt. Sie<br />

stiften Gemeinschaft. Indem wir gemeinsam in Form eines<br />

Rituals etwas tun, stellen wir Gemeinschaft her. Das<br />

Individuum wird sich im Ritual der Tatsache bewusst,<br />

Teil von etwas zu sein.<br />

oder der Maturaball. Es<br />

sind vor allem die Rituale<br />

im Alltag, wie gemeinsame<br />

Mahlzeiten<br />

oder das Vorlesen vor<br />

dem Einschlafen, die<br />

Orientierung, Struktur,<br />

Sicherheit, Halt und Geborgenheit<br />

geben.<br />

Von Richard Mischak<br />

„Rituale sind wie Leuchttürme.<br />

Sie helfen uns beim Navigieren durch<br />

das Leben.“<br />

Einladung zum inneren Dialog<br />

Rituale sind vor allem für den Erhalt und die Qualität<br />

des menschlichen Zusammenlebens, insbesondere auch<br />

in der Familie, wichtig. Es sind nicht nur die Feste, die<br />

damit gemeint sind – zum Beispiel der erste Schultag<br />

Klang des Lebens“ hervor und erzählt dabei, wie er „Zulassen<br />

und Gestalten“ verbindet. Seine kräftige und poetische<br />

Sprache regt zum Nachdenken an. Mit großem<br />

Einfühlungsvermögen beschreibt er in Metaphern, wie<br />

die mechanischen Arbeitsschritte und die Glaubensfrage<br />

im Einklang stehen: „Als Geigenbauer weiß ich: Jedes<br />

Holz hat seinen Faserverlauf, seine Geschichte, seine Eigenheiten<br />

und Verletzungen. Das muss ich spüren, um<br />

das Holz zum Klingen zu bringen. Doch dazu braucht es<br />

Barmherzigkeit mit dem Gegebenen.“<br />

Martin Schleske. Herztöne: Lauschen auf den Klang des<br />

Lebens. Adeo Verlag in der Gerth Medien GmbH, 2016, 368<br />

Seiten, ISBN: 978-3-863340-76-6, 22,99 Euro.<br />

In jedem Kapitel lädt<br />

Lukas Niederberger<br />

dazu ein, anhand von<br />

Impulsfragen der Bedeutung<br />

von Ritualen<br />

für sich selbst, für das eigene Leben, für die eigene Familie<br />

auf den Grund zu gehen. <strong>Die</strong> Leserschaft wird zu<br />

einem inneren Dialog angeregt, der dabei hilft, unterschiedliche,<br />

vielleicht sogar zwiespältige Erfahrungen<br />

mit Ritualen bewusst zu machen und für sich zu klären.<br />

Stärkende Symbolkraft<br />

<strong>Die</strong> Kapitel des Buches sind relativ unabhängig voneinander<br />

und können in beliebiger Reihenfolge gelesen<br />

werden. Den thematischen Reigen eröffnen Alltagsrituale<br />

gefolgt von religiösen Ritualen. Der Autor gibt auch<br />

eindrucksvolle Beispiele für besonders wirkungsstarke<br />

Rituale: Am 24. Dezember 1914, also mitten im Ersten<br />

Weltkrieg, verließen deutsche und britische Soldaten<br />

an einigen Abschnitten an der Westfront in Flandern<br />

ihre Schützengräben, um Weihnachten gemeinsam – als<br />

Friedensfest – zu feiern.<br />

Lukas Niederberger. Rituale – Dem Tag, dem Jahr, dem<br />

Leben Struktur geben. Patmos-Verlag, 2020, 192 Seiten,<br />

ISBN: 978-3-8436-1264-7, 19,54 Euro.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 69


TAGEBUCH<br />

AUSZEICHNUNGEN<br />

Am 15. Oktober 2021 überreichte der Prokurator<br />

S. Exz. dem Hochmeister und<br />

Generalabt des Deutschen Ordens,<br />

P. Frank Bayard OT, anlässlich des Dankgottesdienstes<br />

zu dessen 50. Geburtstag<br />

in der Patronats-Pfarrkirche von Gumpoldskirchen<br />

das ihm von unserer Ordensregierung<br />

verliehene Großkreuz der Verdienstauszeichnung<br />

„pro Piis Meritis“. Der Deutsche Orden ist mit rund 100 Ordenspriestern, 200 Ordensschwestern und<br />

etwa 700 Familiaren in Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien, Tschechien und der Slowakei tätig und widmet sich<br />

neben der Seelsorge auch der Sorge um Kranke, Behinderte und alte Menschen.<br />

Im Rahmen der Hl. Messe vor der Generalversammlung<br />

des Großpriorates am 16. Oktober 2021 in der Pfarrkirche<br />

von St. Rochus und St. Sebastian in Wien zeichnete<br />

der Prokurator S. Exz. dem ao. u. bev. Botschafter unseres<br />

Ordens bei der Republik Österreich, Sebastian<br />

Prinz von Schoenaich-Carolath, für seine jahrzehntelange<br />

Unterstützung und Mitarbeit in Vorstands- und<br />

Leitungsfunktionen in unserem Orden mit dem durch<br />

die Ordensregierung verliehenen Großkreuz der Verdienstauszeichnung<br />

„pro Merito Melitensi“ aus.<br />

Am 18. Oktober 2021 wurde ein neuer Delegat für die<br />

Delegation Steiermark gewählt. Im Zuge der Heiligen<br />

Messe im Grazer Mausoleum zeichnete der Prokurator<br />

den ehemaligen Kommandanten und neuen Delegaten<br />

für Steiermark Mag. Richard Wittek-Saltzberg mit<br />

dem Kommandeurskreuz der Verdienstauszeichnung<br />

„pro Merito Melitensi“ aus.<br />

Im Zuge der bischöflichen<br />

Visitation in<br />

Mailberg am 6. November<br />

2021 wurde<br />

Leonhard Graf von<br />

Deym das Kommandeurskreuz<br />

der Verdienstauszeichnung<br />

„pro Merito Melitensi“ überreicht. Graf<br />

Deym wurde am 1. Oktober 2004 zum Wirtschaftsführer<br />

bestellt und leitet seit September 2007 die älteste Kommende<br />

unseres Ordens als Kommende- und Gutsverwalter<br />

zur vollsten Zufriedenheit als äußerst korrekter und<br />

verlässlicher Verwalter.<br />

Am 17. Dezember 2021<br />

verabschiedete der Kanzler<br />

in Mailberg Frau Eveline<br />

Brandstötter nach über 18<br />

Jahren im Sekretariat der<br />

Kommende und Gutsverwaltung<br />

in ihren wohlverdienten<br />

Ruhestand und überreichte<br />

ihr die ihr verliehene Silberne<br />

Verdienstmedaille des<br />

Großpriorates.<br />

Am 18. Dezember 2021 konnte der Prokurator auch bei<br />

der Hl. Messe des MHDA Bereiches Wien in der Schottenkirche<br />

die ehemaligen Vizekommandanten Dr. Georg<br />

Male und Mag. (FH) Elisa Stadlinger mit den ihnen<br />

von der Ordensregierung zugedachten Offizierskreuz<br />

bzw. Verdienstkreuz mit Schild der Verdienstauszeichnung<br />

„pro Merito Melitensi“ überraschen.<br />

In diesem feierlichen Rahmen wurden durch das<br />

Kommando des MHDA auch erstmalig die von der<br />

Ordensregierung in Rom gestiftete „Erinnerungsmedaille<br />

für den Einsatz gegen die COVID-19-Pandemie“<br />

an einige besonders engagierte MHDA-Mitglieder<br />

verliehen und Fotograf Christian Lendl mit der<br />

„Goldene Verdienstmedaille des MHDA“ ausgezeichnet.<br />

70<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>


TAGEBUCH<br />

+ 11.11.2021<br />

Dipl.-Ing. Dr. techn. Werner von Tursky<br />

Magistralritter des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />

Ordens<br />

WIR TRAUERN UM<br />

✝<br />

+ 17.11.2021<br />

Llewellyn Freiherr Kast von Ebelsberg<br />

Ehren- und Devotionsritter des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />

+ 02.12.2021<br />

Clotilde Prinzessin von Auersperg<br />

Ehren- und Devotionsdame des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />

+ 13.12.2021<br />

Bailli Fra` Roggero Caccia Dominioni<br />

ehm. Großprior des Großpriorates von Lombardei<br />

und Venetien<br />

+ 28.12.2021<br />

Bailli Fra` Elie de Comminges<br />

ehm. Archivar des Großmagisteriums sowie<br />

Mitglied im Souveränen Rat und Delegat für die<br />

Assoziationen<br />

R.I.P.<br />

+ 10.01.<strong>2022</strong><br />

Margherita Erzherzogin von Österreich-<br />

Este, Prinzessin von Savoyen<br />

Ehren- und Devotionsdame des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />

+ 11.01.<strong>2022</strong><br />

Fritz Fischer<br />

Langjähriger Betreuter<br />

+ 23.01.<strong>2022</strong><br />

Bailli Fra` Silvio Goffredo Martelli<br />

ehm. Prokurator und Großprior des Großpriorates<br />

von Lombardei und Venetien<br />

+ 07.02.<strong>2022</strong><br />

Botschafter i.R. Dkfm. Dr. Gustav Ortner<br />

Magistral-Großkreuz-Ritter des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />

R.I.P.<br />

KONTAKT<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95<br />

E: zentrale@malteser.at<br />

I: www.malteser.at<br />

MALTESER International<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteser-international.org<br />

MALTESER Care<br />

Helmut Lutz<br />

T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />

Kostenlose Pflegehotline:<br />

0800 201 800<br />

(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />

E: office@malteser.care<br />

I: www.malteser.care<br />

MALTESER Kinderhilfe<br />

Olivier Loudon, Mag. Petra Hellmich, MA<br />

T: +43 7472 98201<br />

E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />

I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />

MALTESER Ordenshaus<br />

Dir. Mag. (FH) Thomas Kissich<br />

T: +43 1 597 59 91<br />

E: office@malteser-ordenshaus.at<br />

I: www.malteser-ordenshaus.at<br />

MALTESER Johannesgemeinschaft<br />

Priv.-Doz. Dr. Johannes Holfeld<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: mjg@malteser.at<br />

I: www.malteser-johannesgemeinschaft.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 71


MALTESER BETEN FÜR DEN FRIEDEN<br />

<strong>Die</strong> Menschen<br />

in der Ukraine<br />

brauchen jetzt<br />

unsere Hilfe.<br />

MALTESER<br />

UKRAINE HILFE<br />

<strong>Die</strong> MALTESER in Österreich unterstützen vor Ort, mit Ihrer Spende helfen Sie den<br />

Menschen in der Ukraine.<br />

Bitte jetzt spenden mit dem Verwendungszweck: Ukraine Hilfe<br />

IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800, BIC: GIBAATWWXXX<br />

Informationen zu den <strong>Malteser</strong> Hilfsaktivitäten unter:<br />

www.malteserorden.at I www.malteser.at<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Katharina Stögner<br />

T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />

E: presse@malteser.at<br />

www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />

E: zentrale@malteser.at<br />

www.malteser.at<br />

Österreichische Post AG<br />

MZ 11Z038858M<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

72<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>

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